Ardéris adé

Das große Meer ist launisch wie das Wetter. Einmal ist es friedlich und dann wieder die reinste Gefahr. Erfahrene Seemänner befahren es mit ihren großen Schiffen. Alle Reisen sind hier verzeichnet.
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Piraten kapern alle Schiffe, die nicht dunkelelfisch oder verbündete mit sichtbarem Zeichen (Flagge) sind.
Die Mantroner versuchen, gegen die Piraten vorzugehen.
Ein Teil der Amazonen, sowie das dunkle Volk sind Verbündete der Piraten.
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Mira
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Ardéris adé

Beitrag von Mira » Samstag 23. Juni 2018, 12:25

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Xytras wurde immer kleiner. Mira stand immer noch an der Reling und beobachtete wie der Horizont langsam mit der Stadt zu verschmelzen begann. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihr breit. Noch nie hatte sie die Stadt verlassen, außer vielleicht ein paar Mal in die umliegende Urwälder der Insel Ardéris. Ihr gesamtes Leben hatte sie hier verbracht. Es fühlte sich seltsam an, wenn sie daran dachte wie lange sie ihre Heimat wohl nicht wiedersehen würde. Die vielen Fachwerkhäuser, das Frauenhaus, die stattliche Amazonenburg, aber vor allem ihre Mutter Jora und Gwynn würden ihr fehlen.
Ich werde die Insel vermissen. Ich hoffe, dass Gwynn ein Auge auf sich und meine Mutter hat. Wenn es eine geeignete Beschützerin gibt, dann sie. Ich bin gespannt wie ihr Stand in der Stadt ist, wenn ich wieder komme. Vielleicht ist sie gar Kommandantin der Stadt. Ich wette das würde ihr gut stehen, das Potential dazu hat sie allemal. Befehle geben, Truppen kommandieren und trotzdem noch selbst anpacken. Dann hätte sie eine prunkvolle Plattenrüstung und ein weißes Ross auf dem sie in die Schlacht reitet.
Mira lächelte als sie sich ihre beste Freundin als Kommandantin von Xytras vorstellte, wie sich kleine Mädchen einen Prinzen in schillernder Rüstung vorstellen, der zu ihrer Rettung eilt. Dann würde Gwynn auf sie warten, in voller Montur am Hafen, vielleicht sogar mit einer Leibwache oder einer Ehrengarde. Ihr langes, blondes Haar im Wind wehend, mit ihrem typischen verschmitzten Lächeln. Gut würde sie aussehen, sicherlich noch besser als jetzt.
Doch das Lächeln schwand aus Miras Gesicht.
Wenn es denn soweit kommt. Wer weiß was alles geschieht, während ich weg bin. Lavresh, der Berg der wie ein König über der Insel thront, ist immer wieder ausgebrochen. Das ist zuvor schon lange nicht passiert. Auch wenn bisher nur Ascheregen auf die Stadt selbst herab fiel und nur die anderen Inselregionen von seiner zerstörerischen Macht betroffen waren, kann sich das ja auch jederzeit ändern. Der Vulkan spendet zwar Leben, durch ihn ist das Land fruchtbar, doch er nimmt es sich ebenso leicht wieder.
Ganz zu schweigen vom Krieg. Ich hoffe, dass nicht noch mehr Amazonen auf die Idee kommen, sich dem dunklen Volk oder den Piraten Rumdetts anzuschließen. Und was, wenn Xytras eingenommen wird? Die Stadt hat zwar Mauern und Türme und sicherlich einige der besten Kriegerinnen des Landes, doch sind schon weitaus prunkvollere, besser befestigte Städte in diesem Krieg gefallen. Mit weitaus glorreicheren Kriegern, Rittern und Paladinen. Nicht auszumalen wenn Mutter, Gwynn oder sonst eine Amazone versklavt werden würde. Alles wofür die Amazonen gekämpft haben, wäre verloren. Wieder unter der Herrschaft von Männern...
Nein, Mira, soweit darfst du gar nicht denken. Die Stadt ist sicher, der Vulkan hat uns immer verschont, ganz im Gegensatz zu den Oblinox, die stets unter seiner Knechtschaft leben mussten. Und das dunkle Volk? Das ist schon wahrscheinlicher. Aber ich glaube, dass unser Städtchen nicht deren Priorität sein wird. Da gibt es wesentlich bedeutendere Ziele auf dem Festland selbst. Und sonst werden Gwynn und die anderen Amazonen sicherlich erbittert kämpfen, damit die Stadt das freie Paradies bleibt, zu dem wir es uns gemacht haben.

Mira beruhigte sich etwas. Die Stadt war am Horizont schon nicht mehr wahrzunehmen und verschwamm mit dem Grau der Wolken, die seit den Vulkanausbrüchen immer häufiger über der Stadt lagen. Mira drehte sich von der Reling weg und bemerkte, dass es hier schon etwas kälter war als an Land. Vermutlich lag das am Wind, der Miras rote Haarpracht flattern ließ und die Segel des Schiffes aufblies. Erst jetzt achtete sie auf das Wanken des Schiffes durch den Seegang und bekam ein flaues Gefühl im Magen. Daran musste sie sich wohl noch gewöhnen, bisher war sie nie auf einem Schiff gewesen.
Wie lang würde diese Schifffahrt wohl gehen? Und was war das Ziel der Reise? Darüber stand nichts in dem Brief der amazonischen Offiziellen, der sie mit dieser Reise beauftragt hatte. „...Celcia zu bereisen...“ war alles an Information gewesen. Mira hatte sich auch nicht weiter erkundigt, schließlich hatte man ihr nur eine Woche Zeit gegeben sich auf die Reise vorzubereiten. Dann war sie zu genau dem Schiff gegangen, das man ihr beschrieben hatte. Mira ärgerte sich selbst, mal wieder so blauäugig gehandelt zu haben. Sich über das Ziel einer Reise zu informieren war jawohl das Mindeste was man von einer Botschafterin erwarten konnte. Sie beschloss sich auf die Suche nach der Kapitänin zu machen, um mehr Informationen über die Reise zu erhalten. Oder vielleicht sogar den Kapitän?

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Re: Ardéris adé

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 27. Juni 2018, 21:33

Das Schiff, auf dem Mira reisen würde, die "Wellenhopser", würde ihrem Namen hoffentlich nicht zu viel Ehre machen. Aber passen tat es schon, denn der Kraier war nicht ein mal ganz zwanzig Schritt lang, mit zwei Masten, von denen der vordere so hoch war, dass der Laie sich wundern mochte, warum das Schiff damit nicht umkippte.
Bild
(Beispielbild)
Vierzehn Mitglieder sollte die Besatzung zählen, und so weit Mira die Vorgänge am Hafen mitbekommen hatte, führte eine drahtige Frau mit strubbelig kurz geschnittenen schwarzen Haaren und einer dunkelblauen abgewetzten Schirmmütze das Kommando. Beruhigenderweise schien Jora sie zu kennen, denn in einem kurzen Moment, als vier Fässer an Bord gerollt wurden, hatten die beiden sich merklich ein mal direkt angesehen und die Schwarzhaarige hatte ihrer Mutter (zuversichtlich? beruhigend?) zugenickt. Auch am Steuerruder stand eine Frau, die das Schiff wortlos auf die See gelenkt hatte. Fünf Männer hatte Mira bisher gezählt und noch vier weitere Frauen, aber in dem betriebsamen Gewusel über und unter Deck war ein genaueres Zählen schwer gefallen. Manchmal fiel es sogar schwer, sie zu unterscheiden.

Ihre Instinkte rieten Mira, eine Weile still zu bleiben und vor allem nicht im Weg herum zu stehen! Sie hatten trotz der grauen Wolken trockenes Wetter, schon seit Wochen, und den Matrosen war es fast zu wenig Wind. Alle Segel wurden gesetzt, und als das Schiff halbwegs Fahrt Richtung Osten aufnahm und etwas mehr Ruhe einkehrte, entschloss Mira sich, die Kapitänin aufzusuchen.
Diese war eine ganze Weile in einem gewissen Bereich des Decks hin und her gelaufen, hatte mit angepackt und viele Befehle gebrüllt, die Mira längst nicht alle verstand:
"Wenn du Fine nochmal an die Rahnocken schickst, häng ich dich kopfüber in die Wanten! Schneller brassen, los!"
Immerhin fiel bei den Kommandos und Rückmeldungen öfters der Name der Schwarzhaarigen: Walka. Mira näherte sich ihr gerade, als sich ein älterer Kerl, der die Vierzig schon deutlich überschritten hatte, recht unsanft an ihr vorbei schob. Seine braunen Haare waren schon gut mit grau durchzogen, die Wangen bedeckte ein ebenso durchsetzter Dreitagebart und er trug ein graues löchriges Kopftuch. Auch sein Ziel schienen das Steuerruder und Walka zu sein.
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Re: Ardéris adé

Beitrag von Mira » Sonntag 8. Juli 2018, 18:07

Mira geriet etwas ins Wanken als sie den ersten Schritt von der Reling weg machte. Zu lange hatte sie dort gestanden und wehmütig beobachtet wie ihre Heimat immer kleiner wurde. Das Geschrei und Treiben an Bord, genau wie den Wellengang, hatte sie bisher nicht einmal wahrgenommen. Umso mehr irritierte sie das Auf und Ab des Schiffes nun. Sie blickte die Segel hinauf. Der Wind war zwar nicht übermäßig stark, doch standen alle Segel auf Spannung. Sie beobachtete das Treiben an Deck eine Weile, wie die Mannschaft die übrigen Segel hisste, wie laute Befehle gebrüllt wurden und wie Leinen gezogen wurden, deren Bedeutung Mira ein Rätsel war.
Die Kapitänin schien ihr Handwerk zu verstehen, ihre Befehle waren klar und zielgerichtet. Sie erinnerte Mira etwas an ihre Zeit in der Kaserne von Xytras. Die Kapitänin hätte dort ebenso gut Ausbilderin sein können.
Ob sie wohl auch eine Amazone ist? Sie macht etwas den Eindruck, mit ihrer selbstwussten und sicheren Art. Aber wenn sie eine Amazone ist... warum hat sie dann Männer in ihrer Mannschaft? Ich habe oft Schiffe im Hafen beobachtet, auf denen nur Frauen zugange waren. Sie scheint wohl vom Festland sein.

Mira hatte sich entschlossen die Kapitänin, deren Name Walka zu sein schien, über die Reise auszufragen. Sie machte einen weiteren Schritt. Sie war sich sicher, dass man ihr ansah, dass es ihre erste Schifffahrt war. Auch wenn ihr nicht übel war, dafür war die See auch noch zu milde, war es doch gewöhnungsbedürftig ohne festen Boden unter den Füßen. Um sich vor der Mannschaft nicht zu blamieren, versuchte sie sich so sicher wie es ihr möglich war auf dem Schiff zu bewegen.
Sie hatte Wanka schon fast erreicht, als sie unsanft zur Seite geschoben wurde. Sie wollte noch protestieren, doch ihr „Hey“ war so leise, dass es niemand gehört haben konnte. Mit zornigem Blick begutachtete sie den Mann. Er war älter, sicherlich bereits doppelt so alt wie Mira und hatte bereits graue Haare.
Männer... Das ist doch typisch, rüpelhaft wie immer. Ich verstehe nicht warum so viele Frauen diesen... Geschöpfen verfallen. Allein der Bart lässt ihn ungepflegt wirken. Und kratzen muss das. Sein letztes Bad scheint auch schon eine Weile her zu sein.
Er will wohl auch zur Kapitänin. Er scheint auch nicht zur Mannschaft zu gehören. Ein weiterer Mitreisender? Moment, ich war zuerst da, ich lasse mich nicht einfach zur Seite schieben wie ein kleines Kind.

Mit trotziger Miene eilte Mira neben den Mann, der die Kapitänin inzwischen erreicht hatte. Sie stellte sich gerade auf und verschränkte die Arme hinter dem Rücken und wirkte dadurch geradezu militärisch. Der Mann hatte seinen Mund bereits geöffnet um mit Wanka zu sprechen, doch Mira fiel ihm ins Wort.
„Guten Tag Kapitänin. Mein Name ist Mira, Tochter von Jora und Botschafterin von Xytras. Habt Dank, dass ihr mir die Reise auf eurem Schiff ermöglicht. Wenn ich mich an Bord nützlich machen kann, werde ich das tun, allerdings mangelt es mir an jeglicher Erfahrung zu See.
Ich muss gestehen nicht angemessen über das Ziel der Reise aufgeklärt worden zu sein, habt ihr vielleicht mehr Informationen über Reisedauer und –ziel für mich?“

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Re: Ardéris adé

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 18. Juli 2018, 21:46

Mit trotziger Miene eilte Mira neben den Mann, der die Kapitänin inzwischen erreicht hatte. Sie stellte sich gerade auf und verschränkte die Arme hinter dem Rücken und wirkte dadurch geradezu militärisch. Der Mann hatte seinen Mund bereits geöffnet um mit Wanka zu sprechen, doch Mira fiel ihm ins Wort.
„Guten Tag Kapitänin. Mein Name ist Mira, Tochter von Jora und Botschafterin von Xytras. Habt Dank, dass ihr mir die Reise auf eurem Schiff ermöglicht. Wenn ich mich an Bord nützlich machen kann, werde ich das tun, allerdings mangelt es mir an jeglicher Erfahrung zu See.
Ich muss gestehen nicht angemessen über das Ziel der Reise aufgeklärt worden zu sein, habt ihr vielleicht mehr Informationen über Reisedauer und –ziel für mich?“


Die beiden, Walka und der Mann, wendeten Mira für einen Moment den Blick zu und musterten sie still, ehe sich bei der Frau ein schiefes, aber freundlich wirkendes, etwas verschmitztes Lächeln zeigte und antwortete: "Hallo, Mira. Du kannst die Förmlichkeiten ruhig lassen, für Vorstellungen war nur keine Zeit gewesen. Ich kenne deine Mutter noch aus Mantron. Natürlich musste ich ihr versprechen, auf dich acht zu geben, auch wenn du das sicher selber kannst." Die vom Leben auf See oder vom Herumbrüllen - oder von beidem - angerauhte Stimme klang gelassen, vielleicht sogar zu kumpelhaft und etwas belustigt, was womöglich der mütterlichen Fürsorge galt.
Sie kannte ihre Mutter noch aus Mantron?? Die Frau vor ihr hatte sich gut gehalten dafür, dass sie wohl also auch schon in den Vierzigern war! Wobei, wenn man genauer hinschaute, konnte man es an einigen Falten in den Augenwinkeln und ähnlichen Anzeichen erahnen... aber die Frau wirkte definitiv jünger, als sie vermutlich war.
"Wie du sicher gehört hast: ich bin Walka", stellte sie sich noch mal vor und nahm die abgewetzte Schirmmütze ab, um sie in salopper Geste dem Mann neben ihr zu geben, der sich an Mira vorbei gedrückt hatte. "Der erste Maat. Und das ist unser Kapitän, Garulf."
Der Benannte hatte währenddessen genauso unspektakulär das Kopftuch abgenommen und setzte sich die Mütze auf, die wie angegossen passte. Mit fast nichtssagender Miene behielt der Mann die Amazonin im Blick und schien abzuwarten, wie die Fremde auf den Vorgang reagierte. Lediglich ein knappes Nicken mit einem noch knapperen Brummen erfolgte, was als Begrüßung durchgehen mochte oder bloß als Bestätigung des Gesagten. Vielleicht auch als beides.
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