Seebär Gin und seine Bande / eine Seefahrt, die ist lustig

Das große Meer ist launisch wie das Wetter. Einmal ist es friedlich und dann wieder die reinste Gefahr. Erfahrene Seemänner befahren es mit ihren großen Schiffen. Alle Reisen sind hier verzeichnet.
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Die Mantroner versuchen, gegen die Piraten vorzugehen.
Ein Teil der Amazonen, sowie das dunkle Volk sind Verbündete der Piraten.
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Seebär Gin und seine Bande / eine Seefahrt, die ist lustig

Beitrag von Gin » Dienstag 7. Juni 2016, 18:08

Viele Tage, Wochen, gar Monate waren ins Land gezogen, seit Gin Fuß auf festem Boden gefasst hatte. Ein Gedanke, der manch einen erschreckt hätte. Nicht so aber den unerschütterlichen, erfahrenen Seefahrer. Mit einem breiten Grinsen stand er wie ein Fels am Steuer und starrte mit dem wiesengrünen Auge auf die endlose, weite See. Ein Anblick für die Götter, wahrlich! Und schlicht nichts anderes. Die Sonne strahlte auf die blaue See hinab und das Licht brach sich wie Scherben in den tänzelnden, niemals endenden Wellen.
Ventha bietet uns mit dem Meer die reinste und kühnste Schönheit, die es auf Erden überhaupt gibt.
Seine rauen Pranken umgriffen fest das Steuer, hielten es so sicher wie eine Mutter ihr Kind. Ein seichter, salziger Windzug wuschelte dem Kind des Meeres beinahe liebevoll durch das Haar, so, als wollte er sagen, dass es gut behütet wäre. Doch eine solche Beruhigung hätte der abenteuerliche Seebär ohnehin nicht gebraucht. Er fühlte sich behütet und heimisch auf der See, ob sie nun rau oder zahm wie sein Kater Stinki war, der ihn gerade um die Beine streifte. So senkte der große, breitgebaute Mann seinen Blick und sein schier nicht zu brechendes Seemannsgrinsen lenkte sich zu dem Schwarzweißen Kater.
"Na du alte, stinkende Ratte? Hab gehört, dass du Merianna den Fisch aus der Kombüse geklaut hast. Dreck noch eins, du lernst es wohl nie, eh? Gins "Bestrafung" war wie eh und je ein liebevoller, fester Griff um das Tier und eine feste Umarmung. Dass der Kater geschimpft wurde, konnte er so natürlich nicht verstehen und so schmiegte er sich an das Herrchen sachte, bevor jener den Kater zu Boden sinken ließ und die Hände wieder sicher ans Steuer setzte.

An Bord tummelte sich die Mannschaft. Der Schiffsjunge Aril schrubbte ordentlich das Deck, so, wie ihn Merianna angewiesen hatte. Glücklicherweise lag sie nun dem Jungen und nicht mehr ihn auf den Ohren. Mit einem amüsanten Grinsen sah Gin zu, wie der Junge über seine eigenen Füße stolperte. Mit ihm war es definitiv lustiger. Im Krähennest saß sein alter Kumpel Boril mit einer Flasche Wein. Seiner Flasche Wein, um genau zu sein, die er gestern beim Kartenspielen verzockt hatte. Aber die würde er sich wieder holen, jawohl. Der Magen des einäugigen Seemanns knurrte auch. Hoffentlich brachte das Busenwunder bald wieder was Anständiges auf den Tisch. Aber mehr als Fisch konnte sie kaum verarbeiten. Außer, sie verarbeitete als die Fässer Wein und Bier, die unter Deck aufzufinden waren. Eher trennte sich Gin von seinem zweiten Augen, als von seinem geliebten Wein!

Das Ziel jedenfalls lag klar vor Gins Auge. Nun. Noch nicht, sie wären gewiss noch eine Weile unterwegs. Doch Gin kannte das Meer wohl besser als seine eigenen Brüder. Er konnte immer sagen, wo er sich gerade aufhielt, wohin er segelte und welche Inseln am nächsten waren. Unsicherheiten waren mit den Jahren der Erfahrung gewichen. Und wie so oft stand er nun an Deck, hatte eine Seemannsmelodie im Kopf und summte diese rau. Ach, wenn er doch erst nach hause käme, wie würden sich seine Brüder und Vater freuen? Und wenn er erst ihre unverbesserlichen Visagen sah!... und die gute alte Taverne nicht zu vergessen. Und wenn er sich statt immer den selben Fisch wieder einen richtigen Braten gönnte! Und ein hübsches Paar Brüste neben sich in der Nacht... achja. Das Meer liebte er mit einer Leidenschaft, zugegebenermaßen, aber die Freude auf Land mochte Gin hier und da dennoch nicht missen. Sein gesundes Auge, zu einem schmalen Schlitz ob des Sonnenscheins gekniffen, überflog den Himmel. Kein Wölkchen am Himmel, jap. Wie lange das so blieb, das wusste nur Ventha selbst. Niemand sonst, auch er nicht. Wolken waren oft schneller als die Kopfschmerzen, die nach einer langen, alkoholreichen Nacht folgten!
Apropos Alkohol... zügig zückte er seinen Trinkbeutel und goss sich den Inhalt einfach über den Mund, sodass die Hälfte davon sein Gesicht und seinem Hals übergossen. Schnelle, mehrmalige Schlücke folgten, ehe der brennende Wein die trockene Kehle benetzte und hinabfloss. Wundervoll! Drei, vier Schlücke später rieb sich Gin mit dem Handrücken über den Mund und den Bart, bevor er den Rest wieder an den Gürtel hing. Was dann folgte, war ein langer, tiefer Rülpser aus dem Inneren seines Magens.
Jawoll! So muss das sein - lieber rein als raus. Gut, dass Merianna gerade nicht an Deck war, sie würde sich fürchterlich aufregen, das wusste Gin.
Weibergewäsch halt.
Von seinen Seemännern jedenfalls erntete er dafür amüsiertes Gelächter und Achtung. Schließlich hatte er hier das sagen und so mussten auch seine Rülpser die Legendärsten sein, ganz klar.

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Re: Seebär Gin und seine Bande / eine Seefahrt, die ist lust

Beitrag von Erzähler » Sonntag 19. Juni 2016, 17:18

Gelächter antwortete aus dem Krähennest. Boril klatsche Beifall. Sein Lachen hatte immer etwas ansteckendes und als Gins engster Vertrauter durfte er sich einiges herausnehmen.
"DER war nicht sschlecht! Das klang, als musss Aril jetzt ein paar Sstückchen vom Frühsstück mit aufwisschen! HAHAHahaha!"
, trug der Wind seine Stimmer zu Gin herab. Der eben erwähnte Schiffsjunge sah mit rollenden Augen zum Krähennest hinauf und widmete sich wieder der Planke unter seinen fleißigen Händen. Aril hatte heute anscheinend weniger Sinn für "Zahnlückes" Späße als sonst, was auch kein Wunder war, hatte er doch gestern Abend ebenso gegen ihn verloren wie Gin. Nur war eben Aril kein reicher Schiffsjunge und jeder Verlust traf ihn härter, aber er hatte den Mund zu weit aufgerissen und zu hoch gepokert. Strafe musste sein. Mit zusammen gepressten Kiefern schrubbte er weiter den Boden. Boril lachte noch ein Weilchen weiter, aber bald legte sich wieder die friedliche Stille und das leise Rauschen des Windes in die Segel. Es war ein friedlicher Tag und Ventha schien zu ruhen. Gin blickte stolz über sein Schiff und genoss den scharfen Geschmack des Bandweines auf seinen Lippen, genauso wie die salzige Seeluft. Er hatte einiges erreicht worauf er mit Recht stolz sein konnte. Sein Schiff war stark, nicht das Größte seiner Klasse, aber es hatte Herz. Ein Herz das aus einer eingefleischten Mannschaft bestand, der er blind vertraute... Na ja, fast blind. Einige waren in letzter Zeit gegangen und Andere neu dazugekommen, aber seinem Inneren Kern konnte er jederzeit sein Leben anvertrauen. Sein Blick ging zu seinem Freund hinauf ins Krähennest, der gerade mit der jüngst erspielten Flasche winkte und ihm die fleischig rote Zunge heraus streckte. Sein feuerrotes Haar passte gut zu diesem Lappen, den man ihm dafür auf einem anderen Schiff vielleicht herausgerissen hätte. Doch unter Gins Befehl ging es etwas lockerer zu, als auf anderen Schiffen. Was wäre er auch für ein Kapitän, wenn er selbst trank und es seinen Leuten verbieten würde. Zumindest tranken sie nicht so viel, dass sie ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen konnten... meistens. Man musste immer mit gutem Beispiel vorangehen, besonders al Kapitän. Und deshalb waren seine Männer auch allesamt herzensgute Seelen mit kleinen Macken. Er war nicht perfekt und so waren es seine Männer auch nicht... ausgenommen natürlich Merianna, das überaus perfekte Busenwunder, mit ihrer perfekten Kochkunst, denn etwas anderes durfte man in ihrer Gegenwart niemals behaupten, sonst handelte man sich eine Tracht Prügel mit den Schöpfkellen ein, die ihre perfekten, weiblichen Hüften stets zierten und wirklich schmerzhaft und durchaus in ihren Händen effektive Waffen waren! Just diese perfekte Dame ...sollte er sie je so bezeichnen, würde er den nächsten Morgen wohl nicht erleben, just diese kam gerade die Treppe von der Kombüse im Vorderdeck herauf und rief nach Aril. Merianna nickt kurz ihrem Kapitän am Steuerrad zu und stellte sich unter den Hauptmast neben den Schiffsjungen. Zu Aril war sie im Vergleich zu den anderen Männern immer sehr milde, schon direkt nett.
„Junge, du hast die Rüben nicht richtig geschält. Es sind die letzten und sie sind hart wie Zwergenbrot! Willst du, dass der Kapitän seine Zähne verliert? Herje, ich sagte doch, du sollst sie dick schälen! ...“
Der Junge schaute etwas verängstigt.
„Entschuldigt, ich dachte ihr schimpft mich, wenn ich was vergeude.“
„Schon gut, geh rein und mach es nochmal. Aus den Resten mach ich noch eine Suppe.“
Sie sah zu Gin hinauf und grinste breit.
„Außer der Kapitän möchte sein Mahl heute lieber schön holzig?“
Von oben gluckste Boril und versuchte schon die ganze Zeit, da die Smutje erschienen war, Gins Aufmerksamkeit zu erregen. Anscheinend hatte sein Freund doch schon etwas von dem Inhalt seines Gewinns intus und machte oben in seinem Krähennest frivole Gesten, die den Vorbau der Köchin betrafen. Die Aussicht von da oben musste aber auch herrlich sein, betrachtete man das locker geschleifte Band am Ausschnitt ihrer leichten Leinenbluse. Selbst aus Gins nur leicht erhöhten Perspektive waren ihre Rundungen ein magischer Anziehungspunkt für männliche Begierden. Zum Glück wusste Merianna sich stets zu wehren, sonst hätte es bald Ärger auf seinem Schiff gegeben. Aber die Frau war mehr ein Kumpel, als ein Lustobjekt, das hatte sie schnell bewiesen und Gin erinnerte sich vielleicht noch ein sein schmerzendes Veilchen, als er selbst einmal sein Glück bei ihr versucht hatte. Einzig Boril hatte noch immer nicht verstanden, dass sie mit niemanden an Bord etwas anfangen würde und versuchte es immer wieder. Vielleicht war es auch sein Ehrgeiz, in etwas besser zu sein als Gin? Schon häufig hatten die beiden in irgendeiner Weise im freundschaftlichen Wettstreit gelegen. Blieb zu hoffen, dass Boril nichts unüberle... - Gin sah zum Krähennest und sein Freund hatte sich weit über den Rand hinaus gelehnt um direkt über Mariannes Dekolletee einen langen Speichelfaden abseilen zu lassen. Das Unglück ballte sich schon drohend nahe über ihrem Haupt zusammen. Boril trieb es heute anscheinend besonders dicke und fast unwillkürlich stieg in Gin der Wusch auf, Ventha möge einen Windhauch schicken, damit er sein Ziel verfehlen würde, doch „Zahnlücke“ hatte ein Talent zum Spucken wie kein zweiter.
Leider schlief Ventha tief und fest... zu fest. Kein Lüftchen ging und mit einem leisen Klatschen landete der feuchte Fleck auf Meriannas prallem Busen.
„Was...? IIIHHHHHRRrrrr...“
Sie riss den Blick nach oben und hatte schon die Kelle in der Hand.
„DUUU EEEKEL! KOMM DA RUNTER! ICH ZIEH DIR DIE VERLAUSTE HAUT AB UND MACH FEDAL NEN NEUEN GÜRTEL AUS DIR!“
Boril zog sich sicherheitshalber hinter seine Brüstung zurück und man hörte ihn leise lachen, während Merianna den Hauptmast mit ihren Kellen bearbeitete dass es nur so über das Schiff schallte. Borils Stimme klang gepresst:
„Ach mei liebsste Ssmut, sei nicht ssso. Ich wollt dir nur ein Kusss sshenken, aber du lässst mich ja nicht an dich ran.“
„DIR WERD ICH...!“
Meriannas Wut steigerte sich noch mehr und das Rot ihrer Wangen leuchtete nun auch schon auf ihren wundervollen prallen Hügeln. Ihre wütenden Rufe erklangen laut … irgendwie ein bisschen zu laut, denn nun begannen auch die anderen Seeleute auf Deck zu erscheinen um dem Spektakel zuzusehen. Gin wunderte sich nicht, dass Fedal Leruk, sein erfahrenster Mann nicht erschien, denn er hatte einen so tiefen Schlaf, dass ihn nicht der stärkste Sturm wecken konnte. Einzig, wenn man seinen Namen direkt neben seinem Kopf rief, dann erwachte er und war dann voll da. Fedal würde sich von dieser Kabelei nicht stören lassen, hatte er doch die Nachtwache gehalten. Jetzt drohte Merianna gerade mit Kielholen, Vierteilen, langsamen Köcheln und anderen schönen Foltermethoden, als Jan seinen Kopf aus der Tür steckte. Er hatte mit Fedal gewacht und sah dem entsprechend müde aus. Jan Aaronsson, ein gebürtiger Jorsaner, den Gin noch von seinem letzten Besuch vor Jahren in Andunie kannte hatte blondes langes gewelltes Haar, war blauäugig wie der Sommerhimmel, hatte wetterbraune, makellose Haut, war jung und hübsch, 1,90m, 85kg, mit ausgeprägten Wangenknochen, schmal und kantig, einfach ein schöner Mann, dem die Frauen reihenweise verfielen. Trotz der Müdigkeit war er die Art von Mann, die nur mit den Augen klimpern und verwegenes Lächeln aufsetzen mussten und die hübschen Fräulein bekamen weiche Knie. Ihn auf Landgang dabei zu haben war immer ein Spaß! Er näherte sich langsam der aufgebrachten Furie und räusperte sich leise. Wann immer Merianna und er aufeinander trafen, flirteten sie miteinander, aber nie geschah mehr. Er stellte sich breitbeinig neben sie und bot an:
„Was immer er auch getan hat, Teuerste, ich könnte dir helfen... Vielleicht ein Messer um ihn auszuweiden, ein Seil um ihn von der Rah hängen zu lassen? Ich hol's dir.“
Merianna sah ihn kurz verdattert an und fing dann an zu lachen. Jan grinste und stimmte eine Sekunde später mit ein. Dann erklang auch wieder von oben das Lachen und zwei weitere synchron hallende Gelächter traten aus dem Schatten des Aufbaus unterm Steuerrad. Harvey Skott, Zwilling von Harley und Harley Skott, Zwilling von Harvey zeigten ihre frisch geschorenen Glatzen mit den lustigen Mustern auf der sonst kahlen Haut. Beide Matrosen waren in Pelgar geboren, aber schon lange auf See beheimatet, 1,70m groß, breit und stämmig gebaut, hatten dunkle, graubraune Haut, schwarze kurze Haare, oder eben die erwähnten Glatzen, gern mit rasierten filigranen Mustern verziert, was ihrer leichten Eitelkeit entsprach, graue Augen und breite Kiefer. Selbst Gin konnte kaum einen vom Anderen unterscheiden. Er wusste, dass sie aus der Gesindeschicht Pelgars stammten und früh von zu Hause weg gelaufen waren. Manchmal waren sie etwas albern, aber gutherzige Kumpel, die Gin aus einer Nussschale mitten im Meer halb verdurstet aufgesammelt hatte, mit der sie zu den Amazonen segeln wollten. Gelegentlich stieg den beiden ihr Übermut zu Ohren und dann schaukelten sie sich gerne gegenseitig hoch, wenn man nicht eingriff. Aber sie waren hervorragende Seemänner und niemand arbeitete effizienter in der Takelage, als die beiden, die sich immer ohne Worte zu verstehen schienen. Ihnen folgte ein hoch gewachsener schwarz tragender Mann. Abbas al Bassam, dessen Name „der düster Lächelnde“ bedeutete, wie Gin tatsächlich mal in betrunkenen Zustand von dem ewig nüchternen Kämpfer erfahren hatte, als dieser mal mehr als zwei Worte von sich gegeben hatte. Er war ein Samaer; 1,90m groß, bronzen-braune Haut, schwarzes, langes Haar, das er in einem komplizierten Knoten auf dem Kopf trug, genauso wie den Bart, der unter seinem Kinn eben den gleichen Knoten zierte, erstaunlich hellbraune Augen, eine Adlernase und scharf geschnittene Gesichtszüge. Er war von schmaler, fast eleganter Statur, ein Krieger der Morgotto-Kaste, aber mehr hat er darüber nie erzählt. Er kam in Santron zur gleichen Zeit wie Aril an Bord und war damit mit dem Schiffsjunge zusammen das zweit jüngste Mitglied der Mannschaft, wenn auch nicht an Lebensjahren, denn das war Aril. Danach kam gleich Jan, der so Anfang 20 sein musste, aber manchmal älter daher redete. Aber Alter war auf See nicht von Bedeutung. Hier zählte nur was man leistete. Der zehnte im Bunde dieser Mannschaft, war erst vor kurzem dazu gestoßen und hielt sich meistens im Hintergrund. Meistens sah man ihn an irgendeinem kleinen Holzstück herum schnitzen, oder eben die notwendigen Reparaturen des Schiffs durchführen. XXX war Zimmermann und Schiffsbauer und hatte im letzten Hafen angeheuert, als er erfahren hatte, das Gin in Richtung Andunie segeln wollte. Ellashar, vermutlich ein Mischling, hatte sich als Zimmermann vorgestellt und kannte sich auch ein wenig im Schiffsbau aus. Er hatte im letzten Hafen angeheuert, als er erfahren hatte, das Gin in Richtung Norden und Andunie segeln wollte. Sein Äußeres passte nicht so wirklich zu dem eines Handwerkers, denn mehr zu einem Künstler. Er verhielt sich meist schüchtern und zurückhaltend. Obwohl er menschlich war, vermutete man schnell, dass auch Elfenblut durch diese Adern floss. Mit seinen 1,95m überragte er sogar Gin um 5cm, dabei war er aber auch in der Breite nur knapp die Hälfte. Seine Ohren waren fast rund und sowieso meistens unter den weißblonden, langen, glatten Haaren verborgen. Seine Haut war sonnengebräunt und die gelben Irriden seiner Augen wirkten im Sonnenschein manchmal golden. Wo Jan ein hübscher Kerl war, war Ellashar ein mysteriöses fast ätherisches Wesen, dass man besser nicht zu laut ansprach. Seltsamer Weise verhielten sich die meisten aus Gins Mannschaft auch dementsprechend. Ellashar wurde auch nie zu den abendlichen Spielen eingeladen, aber alle begegneten ihm trotzdem immer freundlich. Er war der Sonderling der Truppe. Er war auch der einzige der jetzt nicht lachte.
Der Zimmermann stand etwas abseits wie immer und sah nur kurz bei dem lauten Spektakel zu, stieg die kleine Treppe zum Vorderdeck hinauf, dann wandte er sich dem offenen Meer zu und runzelte die Stirn. Merianna schüttelte derweil den Mast, als könnte sie Boril so aus seinem Nest werfen, was natürlich nicht gelang. Erst als Jan ihr eine Axt vor schlug war wohl der Zeitpunkt für Gin gekommen einzugreifen.
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Re: Seebär Gin und seine Bande / eine Seefahrt, die ist lust

Beitrag von Gin » Dienstag 21. Juni 2016, 18:08

"Na, dann lernt der Junge zumindest richtig zu wischen, eh?" brüllte Gin nach oben zurück, als er Boril vernahm. Man, was war das nur für ein verrückter Kerl! Sicher... trotz seiner Fähigkeiten hätte er wohl kaum auf einem anderen Schiff Chancen gehabt. Nicht jeder tolerierte einen so offenherzigen, frechen und auch anstandslosen Kerl. Aber glücklicherweise waren sie fast alle kaum anderes. Ja, sie waren ein Haufen dreckiger Schmutzfinke, versaute Seebären mit einem Humor, der mit keiner Seife dieser Welt reinzuwaschen war und einer Moral, die sich mit dem Niveau unter dem Tisch versteckte. Aber der Andunier liebte seine Mannschaft vom ganzen Seebärenherzen. Denn sie waren eben wie sie waren, jeder echt, jeder tüchtig. Ja, vielleicht waren sie ein Bund voller bunter Vögel, Ausgestoßener und Ungeliebter. Aber das verband sie alle - und einigte sie. Nicht viele Kapitäne hatten so wenig Vorurteile und Vorbehalte anderen gegenüber wie es Gin tat. Hier zählten für ihn nur die Fähigkeiten - und davon abgesehen war er unverschämt blauäugig. Er vertraute hier jedem Einzelnen an Deck. Fedal, der schon mit seinem geliebten Vater zur See gefahren war und ihn sein ganzes Leben kannte, genauso wie Boril, mit dem er sich in der Seemannschule prügelte, aber auch die Mahlzeiten teilte oder dem tollpatschigen Schiffsjungen Aril, genauso wie die beiden Kopien Harley und Harvey Skott, dem fremden Samaer Abbas und auch den immer abseits stehenden Ellashar. Gin vertraute hier jedem Einzelnen, ganz egal, wie verschroben ein jeder auf seine Art war. Jeder hier ging seinem Tagewerk tüchtig nach und auf jedem war im Notfall Verlass. Und so grinste der Schwarzhaarige gelassen, ehe er die einmal mehr aufgebrauste Merianna erlebte.
Was ein Weib, mehr Mann als Weib, wenn's ums fluchen und um den Zorn geht. Der Kapitän, der nebenbei auch immer auf das Wetter und den Kurs achtete, verfolgte die Konversation, wenn man es so nennen mochte, grinsend.
"Ach komm, Boril. Du hast doch nur Angst, dass unser Busenwunder dich beim lebendigen Leib frisst!" lachte der Kapitän fröhlich. Ach, er liebte es, wie es hier zuging. Und außerdem kannte er Merianna schon so viele Jahre. Sie zeigte sich gerne hart und unbändig, ja, so musste sie sich als das einzige Weib hier auf See ja auch behaupten. Und das konnte sie gut. Aber Gin wusste auch, dass sie eine weichere, beinahe mütterliche Seite für den bunten Haufen hier übrig hatte. Das zeigte sie nicht offen. Aber Gin wusste, dass es diese Seite gab. Und auch diese Seite war extrem wichtig und dafür verantwortlich, dass hier auf Schiff alles funktionierte. Früher hatte er sich nie vorstellen können ein Weib an Bord zu lassen. Aber an Merianna hatte er wohl definitiv mehr gehabt als an so manchen Seemann, den er hatte zurücklassen müssen. Sie wurde er nicht hergeben. Aber das... wusste das blonde Busenwunder sicher auch, ohne dass es je gesagt werden musste.
Dennoch sah Merianna Gironimo nun ungläubig und genervt an.
"Na jede Wette, Kapitän. Aber zuerst fange ich bei dir an, denn da wird man zumindest satt!" schimpfte sie und mit zum Himmel gehobener Nase warf sie den Kopf beiseite.

Bald shcon tummelte sich fast die gesamte Mannschaft an Bord, um den lustigen treiben beizuwohnen. Immer wieder schüttelte es den starken Kapitän vor lachen. Eine ähnliche Situation von vielen und doch wurde es hier wirklich nie langweilig. Aber irgendwann wurde der Spaß doch zu groß. Schließlich konnten sie nicht nur den ganzen Tag versaufen und verlachen! Ja, jeder musste hier seine Arbeit erledigen und als das Magenknurren des halbblinden Anduniers erklang, drohend wie das Knurren eines ausgemergelten, vor Hunger sterbenden Hundes, wurde es leise an Deck. Dennoch wurde Gin nicht sauer. Mit einem warmen, breiten Grinsen legte er seine im Vergleich zu Merianna riesige Pranke sacht auf ihre Schulter.
"Na komm, Merianna. Gretchens Mast lassen wir natürlich ganz. Ich schlag vor, dass du anstatt dessen Boril mit der Axt kürzer machst." Das leichte Klopfen auf ihre Schulter signalisierte Vertrauen. Und nun beruhigte sich das widerspenstige Busenwunder mit der blonden Mähne auch allmählich wieder und lächelte knapp.
"Das ist eine gute Idee. Aril? Wenn du die Kartoffeln richtig geschält hast, bring mit die rothaarige Dreckssau in die Küche, damit wir aus ihm Boril-Eintopf machen können!" lachte sie nun. Der Junge huschte schnell der Blonden hinterher wie ein Hündchen seinem Herren. Gin lächelte zufrieden und nickte.

"HEEEY! WAS GLOTZT IHR SÄUFER UND IDIOTEN NOCH SO? AN DIE ARBEIT!" brüllte der Schwarzhaarige nun, um zu signalisieren, dass der Spaß vorbei war - vorerst. Manch einer mochte glauben, dass an Schiff raue Sitten und Töne herrschten. Doch hier konnte eine Beleidigung, die so manche Landratte abgeschreckt hätten, herzlich und offen wirken. Ja, man konnte offen und ehrlich miteinander sprechen, ohne, dass sich einer gleich beleidigt fühlte.
Dann wandte sich Gin kurz an Jan.
"Borils Schicht im Krähennest endet bald. Der Saufbold schläft sich seine Dummheit wohl besser mal richtig aus. Vertritt ihn dann. So wie du deine Augen auf Merianna hälst, kannst du sie ja auch auf zur See halten, nicht?" Heiser wie eine Krähe lachte Gin und schlug dem hübschen Mann leicht auf die Schulter. Es konnte aufgrund Gins Stärke etwas grob wirken. Aber jeder wusste, dass seine grobe Art nichts weiter als Zuneigung und Vertrauen bedeutete. Zwar war der Umgang des Kapitäns auch immer locker. Dennoch war er hier der Kapitän, der die Abläufe genau im Auge behielt und auch durchgriff, wenn nötig. Seine Befehle waren niemals eine Bitte. Das war immer klar herauszuhören - aber so locker und vertrauensvoll wie Gin mit jedem Einzelnen hier umsprang, war keinesfalls selbstverständlich. Und der Andunier war sich auch ganz sicher, dass das hier jeder schätzte.
"Aber natürlich, Kapitän. Es wird erledigt. Aber bringe mir bitte eine Portion von dem Boril-Eintopf, ja?" - "Klar, Kleiner." Irgendwie sprach Jan ein wenig geschwollen, wenn es nach Gin ging. Aber stören tat er sich daran gewiss nicht. Jeder redete hier eben, wie ihm die Nase stand. Solange die Befehle erledigt wurden, war es dem Seebären egal.

Die Skottzwillinge konnte Gin nie unterscheiden, weshalb er sie nie mit Namen ansprach. Es war im Grunde auch egal, denn sie waren ohnehin fast wie eine Person. Doch Spaß machte es mit ihnen immer. So nah sie sich hatten, so prügelten sie sich in manch betrunkenen Nächten in den Tavernen der Länder auch. Oft über banale Dinge, aber manchmal ging es auch darum, wer wem das Mädel ausgespannt hatte.
"Sieht gut aus, Jungs. Und jetzt macht weiter!" Die beiden sahen einander an. "Mir steht es aber viel besser!" sprachen beide eitel und im Chor. Fast so wie das Echo in einer Gletscherhöhle. Gin konnte nicht anders als zu lachen. "Wenn ihr es genau wissen wollt, fragt doch Merianna! Sie hat doch n' Auge für schöne Dinge..." sprach er noch grinsend ehe er an den beiden vorbeiging.

Auch dem Samaer nickte Gin zu. "Na, Abbas? Nicht mehr lange, dann sollten wir wieder festen Boden unter den Füßen haben." Der Dunkelhäutige nickte. "Ja, Kapitän." Kein Mann vieler Worte. Aber irgendwie war auch das oft eine willkommene Abwechslung und Gin nickte nur. Niemand musste hier irgendetwas erzählen. Zwar wusste nicht, wie lange er und der Fremde sich das deck teilen würden oder was das Ziel des Anderen war. Es spielte aber auch keine Rolle. Niemand war verpflichtet sein Leben lang auf dem Schiff zu arbeiten und mitzureisen. Manches Gesicht kam und ging... und wurde von Gin auch vermisst - viele Gesichter hier kannte er aber auch schon länger. Wahrhaftig - der bärtige Andunier mochte keines von ihnen missen. Doch manchmal musste man im Leben Abschied nehmen. Das hatte Gin schon früh gelernt.

Sein Weg die paar Stufen hinauf führte zu dem schweigsamen Sonderling. "Ellashar. Alles gut?t?" fragte Gin. Der einzige Mann, der ihn an Bord noch überragte. Nichts, wodurch sich Gin aber bedroht fühlte. Wie alle anderen hier war Ellashar tüchtig. Humorlos, aber tüchtig. Die beiden sahen kurz zum Himmel. Der Zimmermann nickte nur. Das gesunde Auge des Kapitäns zog sich etwas enger zusammen, als er gen Himmel sah.
Wortlos drehte sich Gin wieder ab. Er musste Fedal wecken. Das war eine sehr undankbare Aufgabe, aber Gin steuerte das Schiff nun zu lange und er spürte, dass seine Kehle sich nach mehr Wein verzerrte und dann eine gesunde Mütze voll Schlaf. natürlich nicht, ohne vorher Mariannes Essen zu verzehren.
Lass es bloß kein Fischgericht sein, dass kann das Weib überhaupt nicht! dachte er dabei missmutig. Fleischgerichte, die konnte sie gut. Aber Fisch schmeckte wie eingelegte Schuhsohlen bei ihr! Nicht, dass man sich beschweren durfte. Wer das wagte, der flog über die Planke. Buchstäblich.

Das ungekämmte Haar durchwuschelnd trat Gin festen Schrittes nach unten. Gretchen, so nannte er das Schiff Annegret gern liebevoll, hatte schon so manche Stellen, unter denen es quietschte. Glücklicherweise hatten sie mit Ellashar hier einen guten Zimmermann an Bord, der schon viel hatte reparieren können. Für die Arbeit war Gin wirklich dankbar.
Der Kapitän ging an der Küche mit dem großen, längst durch die Säufereien und Essensschlachten geschundenen Tisch, vorbei und bog dann rechts ab. Merianna, die glücklich, hatte als Frau einer der kleinen Schlafkabinen für sich. Die Männer, nun... wer Glück hatte, ergatterte einer der Hängematten. Wer zu viel gesoffen hatte oder als letzter kam, der konnte auch mal mit der Decke auf dem Boden schlafen. Gin trat ein und das laute Sägewerkschnarchen ließ keine Fragen über Fedals Verbleib offen.
"HEEE! FEDAL DU SCHNARCHNASE! STEH AUF!" schrie Gin kräftig. Nicht, weil er unbedingt hatte schreien wollen - aber weil es nötig war. Fedal war nicht anders zu meckern. Und sogar nach dem Löwengebrüll richtete sich der ältere, pummelige Mann nur langsam auf.
"Was is', Kind?" brummte der Griesgram genervt. Auch Stinki war hier und genehmigte sich etwas Schlaf auf einer der Hängematten. Den Kater schien das Gebrüll nicht zu stören, denn er vertraute der Stimme des Herrchens.
"Bald gibt's wieder was zwischen die Zähne. Lass uns zu Ventha beten, dass Merianna keinen Fisch macht. Sonst kotz' ich wieder über die Rehling - aber sag' ihr das nicht!" Er gestikulierte den Zeigefinger am Mund, in der Hoffnung, dass sein ältester Freund Stillschweigen bewahrte.
"Ist gut, Kleiner. Und danach soll ich dich Faulpelz wieder ablösen, he?" Gin nickte. "Wenn du noch mehr pennst, fürchte ich, wachste gar nicht mehr auf. Glaub nicht, dass dich jemand hier wach küsst...", Der Kapitän grinste schief, während Fedal ob der Bemerkung nur brummgte.
Der brummige Alte kam langsam in die Fugen, da war Gin schon wieder an Deck. Niemals das Steuer zu lange unbesichtigt lassen, das war hier die wichtigste Regel!
Wieder setzte Gin den Mund an die Flasche und trank einen genüsslichen Schluck.
"He, Zahnlücke. Heut Abend knöpf' ich dir aber das letzte Hemd ab, das sage ich dir. Alter Zocker. Jaja... sauf nur den besten Tropfen weg, heute Abend kommt es dicke!" lachte Gin, "aber lass mal deine dreckigen Pfoten von Merianna. Immerhin gibt es bald auf dem Festland wieder Frischfleisch. Kann's kaum erwarten wieder ein Paar pralle Brüste zu kuscheln!" Laut und kräftig wie eine Krähe lachte der Kapitän.
"Wasss, du Hund? Bevor du eine kennenlernssst, da hab ich sssschon fünf abgesssschleppt!"

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*edit* whoops, hab Meriannes Namen vertauscht, schon ausgewechselt XD

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Re: Seebär Gin und seine Bande / eine Seefahrt, die ist lust

Beitrag von Erzähler » Dienstag 28. Juni 2016, 21:01

(Gedanken werden fett markiert und ich habe es mir angewöhnt vergangene gesprochene Worte kursiv zu hervor zu heben.)

Jeder einzelne der Mannschaft hatte seine Stärken und Schwächen und eine Schwäche des Kapitäns hatte Ellashar gerade entdeckt, als Gin neben ihn trat. Der Geruch seines Atems zeigte an, dass er vielleicht schon ein oder zwei Schlücke zu viel intus hatte, aber niemals hätte sich der Zimmermann erlaubt ihn darauf anzusprechen. Doch was ihn mehr als die rauen Sitten und das lockere Leben auf diesem Schiff erstaunte war, dass der Kapitän zwar gerade seine Mannschaft gut im Auge hatte, jeden Streit zu schlichten wusste, aber das sich verändernde Wetter vielleicht gar nicht bemerkt hatte? Oder doch? Er hatte nur einmal kurz aufgesehen, doch nichts gesagt. Gin war wieder unter Deck verschwunden und Ellashar starrte die letzte kleine Schäfchenwolke noch einmal an, bevor sich auch diese vollständig auflöste. Zurück blieb ein strahlend blauer Himmel und eine heiß brennende Sonne ohne Gnade. Im stillen hoffte er, dass seine Befürchtungen sich nicht erfüllen sollten. Doch wie es häufig eben so war, er irrte selten … eigentlich nie und dafür hasste er sich manchmal.

Der Großteil der Mannschaft war an Deck, nur Merianna, der Schiffsjunge, der Capitän und Fedal waren noch unten, aber nachdem der Streit verklungen war und die willkommene Ablenkung vorbei zog, verstreuten sich die Matrosen wieder schnell. Manche, wie Harvey und Harley, saßen auf der Ladeluke mittschiffs und ließen sich die Sonne auf den Pelz brennen. Jan hatte sich das Netz geschnappt und war damit beschäftigt die Löcher zu flicken, während Abbas sein Krummsäbel zum bestimmt 2000 Mal schärfte. Das von der Klinge überhaupt noch etwas übrig war, glänzte an ein Wunder. Es war warm, aber das schien dem Mann aus Sarma nichts auszumachen.

"HEEE! FEDAL DU SCHNARCHNASE! STEH AUF!"
schrie Gin kräftig. Nicht, weil er unbedingt hatte schreien wollen - aber weil es nötig war. Fedal war nicht anders zu meckern. Und sogar nach dem Löwengebrüll richtete sich der ältere, pummelige Mann nur langsam auf.
"Was is', Kind?"
brummte der Griesgram genervt. Kind, konnte auch nur Fedal seinen Kapitän nennen.
"Bald gibt's wieder was zwischen die Zähne. Lass uns zu Ventha beten, dass Merianna keinen Fisch macht. Sonst kotz' ich wieder über die Rehling - aber sag' ihr das nicht!"
Er gestikulierte den Zeigefinger am Mund und sein ältester Freund grinste.
"Ist gut, Kleiner. Und danach soll ich dich Faulpelz wieder ablösen, he?"
Gin nickte.
"Wenn du noch mehr pennst, fürchte ich, wachste gar nicht mehr auf. Glaub nicht, dass dich jemand hier wach küsst..."
Der Kapitän grinste schief, während Fedal ob der Bemerkung nur brummte und langsam aufstand. Stiki der Kater maunzte einmal leise, stand kurz auf, stapfte auf der Stelle und drehte sich in die entgegen gesetzte Richtung wieder zusammen um weiter zu schlafen. Gin war schon wieder an Deck. Niemals das Steuer zu lange unbeaufsichtigt lassen, das war hier die wichtigste Regel!
Wieder setzte Gin den Mund an die Flasche und trank einen genüsslichen Schluck. So langsam zeigte der Alkohol Wirkung und die Welt wurde noch einen Tick fröhlicher.
"He, Zahnlücke. Heut Abend knöpf' ich dir aber das letzte Hemd ab, das sage ich dir. Alter Zocker. Jaja... sauf nur den besten Tropfen weg, heute Abend kommt es dicke!... aber lass mal deine dreckigen Pfoten von Merianna. Immerhin gibt es bald auf dem Festland wieder Frischfleisch. Kann's kaum erwarten wieder ein Paar pralle Brüste zu kuscheln!"
Laut und kräftig wie eine Krähe lachte der Kapitän.
"Wasss, du Hund? Bevor du eine kennenlernssst, da hab ich sssschon fünf abgesssschleppt!"
Vielleicht wurde es mal wieder Zeit für eine gepflegte Wette? Der Wettstreit zwischen ihnen hatte schon die merkwürdigsten Blüten getrieben. Wer konnte am meisten trinken? Das war ein alter Schuh. Wer landete bei dem hübschesten Mädchen? Auch schon da gewesen. Wer schleppte mehr Mädchen an einem Abend ab... DAS wäre mal was neues, was tatsächlich auch etwas „Standfestigkeit“ erfordern würde, aber gerade just in diesem Augenblick kam dann der alte Fedal doch an Deck und Boril seilte sich aus seinem Krähennest ab um schlafen zu gehen. Jan übernahm den Ausguck und der Alte übernahm die Netze. Nach einigen Minuten fiel Gin auf, dass Fedal die ganze Zeit mürrisch wirkte. Sobald er Augenkontakt zu ihm aufbaute, platzte es aus ihm heraus:
„Heut Abend gibbet es Fisch! Fisch mit Rüben. Als Eintopf. Und Merianna meint, es wird auch nix mehr anders geben, bevor wir keinen Hafen anlaufen.“
Dabei verzog er unglücklich sein Gesicht zu einem schiefen Lächeln, das noch viel gruseliger wirkte als sein echtes. Fedal grinste ohnehin eher selten und war halt ein Brummbär, aber er meinte es selten böse. Heute jedoch schien er entweder noch nicht ganz wach zu sein, oder etwas anderes drückte auf sein Gemüt, seid dem er das Deck erreicht hatte. Auch sonst war die Stimmung irgendwie im Wandel begriffen. Gut, Ellashar war schon immer sehr zurückhaltend und Abbas war nie ein Mann vieler Worte, aber sonst konnte sich Gin darauf verlassen, das wenigstens Jan ein Lied auf den Lippen hatte oder wenigstens eines pfiff. Die Zwillinge hielten auf der Ladeluke ein Nickerchen und der Rest der Mannschaft war unter Deck. Vor kurzem noch hatte er sie alle an die Arbeit geschickt, aber … was war schon zu tun, wenn Flaute herrschte?!?
Erst jetzt wo es der Streit vergangen und es leiser wurde, wurde es Gin so richtig bewusst. Die Sonne brannte und kein Lüftchen ging. Das Hauptsegel hing in schlaffen Falten vom Mast und ähnelte so sehr dem Hals einer alten Frau, dass einem bange werden konnte. Die Bohlen unter seinen Füßen standen so still, dass er meinen könnte an Land zu sein und die See … ein Silberspiegel hätte vor Neid einen Sprung bekommen! Das Sonnenmeer machte seinem Namen alle Ehre und dort wo sonst das Steuer in Gins Händen wenigstens von kleinen Strömungen geschüttelt wurde, da stand alles still. Unwillkürlich ließ der Kapitän seinen Blick über den Horizont streifen. Bei Flaute hoffte man schließlich auf jedes noch so kleine Zeichen, aber da wirklich NICHTS! Vielleicht sollte er sein Fernglas holen und genauer suchen, aber mit bloßem Auge war wirklich nichts zu erkennen. Jan, der im Ausguck saß und dem keine flachen Segel die Sicht verdeckten, der schaute gerade zu ihm hinunter, als er hinauf sah und hob etwas besorgt die Brauen. Wenn es etwas gab, dass jeder Seemann hasste, dann war es ein Wetter, das keines war. Lieber stritten sie mit den heftigsten Stürmen, kämpften mit Wellen und Gischt, aber an Tagen wie diesen verbrannte man sich das Hirn und die Stimmung würde weiter schwinden, wie auch die letzte Wolke verschwunden war. Es war viel zu still und es wurde immer schlimmer. Selbst das leise Knarzen des Rumpf, wie er fast unbewegt so da hing war fast verschwunden. Nur wenn einer der Männer die Seite wechselte, hörte man es am Schiffsbauch leise plätschern. Sogar das gleichmäßige Hacken eines Messers in der Kombüse war im Moment lauter als das Meer. Wo war Ventha? Hatte Lysanthor nun doch die Leidenschaft seiner Geliebten gezähmt mit der er sich jeden Abend und jeden Morgen vergnügte? Hatten die göttliche Schönheit sie verlassen? Sie saßen fest, so viel war sicher und Gin hatte schon etwas länger nicht mehr ihre Position bestimmt, was wenig daran ändern würde, das sie wohl für unbestimmte Zeit nicht weiter kommen würden. Eine Flaute brachte Probleme mit sich, die nicht ohne waren. Als Kapitän hatte er dabei viel zu bedenken.
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Re: Seebär Gin und seine Bande / eine Seefahrt, die ist lust

Beitrag von Gin » Dienstag 5. Juli 2016, 16:56

Zugegebenermaßen... es sah nicht gut aus. Ganz und gar nicht. Und das lag nicht einmal so sehr daran, dass es Fisch gab. Sicher, das machte die Lage nicht besser, aber... hier und jetzt gab es andere Probleme. Schwerwiegende Probleme. Oder... waren es nicht einmal mehr Prüfungen von Ventha? Ja die Göttin der See testete sie, indem sie ihren Atem anhielt und kein noch so kleines, laues Lüftchen über den Ozean blasen ließ.
Wie lange wirst du deinen Atem anhalten, gefährliche Schönheit?
Sowohl das blinde, als auch das gesunde Auge formten sich zu Schlitzen, als Gin über den Himmel sah. Sein wachsamer Blick wanderte zu den unbewegten Segeln. Die Sonne strahlte mit aller Kraft auf sie hinab. Kein Windhauch, der zart die Haut mit verheißender Kühlung streifte, kein noch so kleines, verlassenes Wölkchen am Himmel... und diese Stille. Gins Gesicht wurde hart wie Stein. Die Stille. An Tagen wie diesen, wenn die Flaute sie fest in griff hatte, konnte diese Stille verheerend sein, einen in den Wahnsinn treiben. Ein Seemann liebte eben das Lied der See, der weiten Meere, des Sturm und der Wellen. Die Musik, die all die Leben hier bestimmte, war fort. Es war eine Stille, die einen mit dem Nichts förmlich anschrie - kaum zu ertragen war sie. Nur wenige Sekunden lauschte er dem Nichts und es machte den kräftigen, abenteuerlichen Mann fast wahnsinnig! Stille war etwas für die Toten, nicht für die Lebenden! Warum nur stellte ihnen Ventha diese schwierige Aufgabe erneut, mit einer Stille, die er so verabscheute? Gins Mund zog sich zu einem knausrigen Lächeln.
Du musst uns wahrlich gern haben, um uns derart zu prüfen, aber bisher haben wir es immer überstanden.

Jeder Mann war auf seinem Posten und das Weib unter Deck, ja, jeder an seinem Platz und bereit seine Arbeit zu tun, wenn nötig. Das war auch richtig so, nur... wenn es nichts zu tun gab, außer, dass man die müden Augen auf einen starren, sich nicht bewegenden Punkt, hielt, dann war das alles andere als gut. Die Geschichten... Gin wusste, dass sie wahr waren. Die Geschichten jener, die auf See verrückt wurden, weil sich ihr Schiff zu lange nicht bewegte. Geschichten von jenen, die in Verwirrung und Wahn einander verletzten und gar töteten. Seelenlose Schiffe, die man irgendwann fand... sein Adamsapfel hüpfte nervös auf und ab, ehe der Seebär schluckte. Nein, das würde ihnen hier sicher nicht passieren. Er würde seine Truppe bei Laune halten müssen. Irgendwie. Und sollte die Flaute länger anhalten, dann müssten sie auch rationieren und einsparen.
Wenn wir uns zusammenreißen, dann wird uns nichts geschehen - wie immer. Wir sind ein Team, eine Bande. Und wenn ich ein paar Ohrfeigen verteilen muss, damit das so bleibt! Aber das wird es...
Auf Fedals mürrischen Kommentar hin nickte der Kapitän und zeigte seine Enttäuschung ob des Fisches nicht.
"Na gut. Schätze, da kann man nichts machen, was?" Gin zeigte nichts von seiner Fischabneigung. Das würde Fedal nur mürrischer stimmen und das war jetzt gewiss nicht das Ziel. "Was meinst du, alter Freund, wie lange es dieses Mal dauern könnte?" fragte der Einäugige deutlich leiser, denn diese Worte waren nur für seinen engsten Vertrauten bestimmt und dem einzigen Mann, bei dem Gin wusste, dass er es an Wissen und Erfahrung in Punkto Seefahrt und Seemeere nicht mit ihm aufnehmen konnte.
"Später sollten wir mal den Anker auswerfen, ob dann wieder eine Strömung geht, jetzt erscheint es mir aber zu früh. Wir wollen die anderen nicht in unnötige Panik versetzen." Leise seufzte Gin und fuhr sich mit dem Handrücken, der vor Behaarung sprießte, über die klatschnasse Stirn. Verdammt noch eins, die Hitze!
"... zu Ventha beten wird wohl auch nicht schaden. Vielleicht belebt sie dann die See wieder mit ihrem Atem." Man konnte es nur hoffen. Der gutherzige Seebär nickte Fedal noch zu, ehe er sich abdrehte.

Sich den Kopf kratzend und das schwarze Haar durcheinander bringend, stampfte der Seebär unter Deck. Zuerst prüfte er den Proviant und wie viel Trinkwasser sie noch hatte. Genügend Zeit und Ruhe nahm er sich dafür, einen genauen Blick, um festzustellen, wie lange es reichen würde. Und auch hoffte der Seemann, dass genug Schnaps und Wein da war. Alkohol könnte die launischen Männer bei Laune halten. Schlecht gelaunte Männer ohne ihren Trunk kamen auf dumme Gedanken, die in Alkohol getunkt nicht existierten - aber dümmer sein konnte. Dümmer, aber weniger gefährlich und von Zorn gefärbt. So ging der Kapitän mit prüfendem Blick durch das Unterdeck und wagte auch einen Blick in die Küche. Der Fisch wurde zwar von niemanden hier gemocht, aber wenn die Portion stimmte, war man zumindest froh, dass es satt machte.
"Merianna, pass auf, dass so wenig wie möglichst verschwendest. Haben mal wieder Flaute und nur Ventha alleine weiß, wie lange die anhalten soll. Also lass die Hälfte der Lebensmittel nicht wieder in deinen Ausschnitt verschwinden - da findet niemand mehr etwas!" scherzte der raue, unhöfliche Kapitän und lachte laut. Ja, das Lachen durchschnitt die Stille auf dem Schiff und hallte auf die müde See hinaus. Ach, wenn das Lachen doch nur ansteckend für sie wäre und das kühle Nass im Form von Wellen in das Gelächter einstimmen würde...! Doch war dies nur Wunschdenken. Und auch wusste der Andunier, dass ein solches Wunschdenken gefährlich sein konnte - er musste die Gedanken wegschieben. Wunschdenken verführte zu nutzlosen Träumereien, die einen vom praktischen Denken abhielten und dann gab man sich nur nutzlosen Illusionen hin, die die Laune und die kraft eines gestandenen Seemannes trübten! Dafür war keine Zeit nun...
aber Gin nahm ein großes, leeres Fass mit nach oben. Ja, Fässer waren nicht immer nur wegen ihres süffigen Inhaltes gut. Nein, er wusste, was er damit anstellen würde, ehe er es mit Kraft auf Deck trug und mit einem lauten Knall mitten auf jenem abstellte. Ein Knall, der so manch fast trüb gewordene Seele aufschrecken ließ. Kaum krachte das Fass zu Boden, mit der Seite des Deckels nach oben, erklang die raue, laute Stimme des Kapitäns.
"HE! Pennt gefälligst nicht ein, verstanden!?" brüllte der Kapitän nun. Es würde nicht lange dauern, bis er wohl die ersten genervten oder überraschten Gesichter erblicken würde. "Bis es was für eure stinkenden Fischmäuler gibt, dauert es noch ein wenig! Ich wette, dass mich keiner von euch im Armdrücken besiegen wird. Na, traut sich einer von euch Feiglingen her? ... sollte doch einer von euch Schlappschwänzen mich besiegen, dann verdamm' mich, soll er meine Schnapsflasche im Mantel kriegen!"
Sein Plan galt nicht nur der Freude und dem Spaß am Wetten und am Saufen alleine. Nein. Ein Spiel wie dieses war gut, um seine Mannschaft auf andere, weniger trübe Gedanken zu bringen. Und außerdem würde das Wettschreien, Gelächter und die Bewegungen dafür sorgen, diese fürchterliche Stille von Deck zu verbannen und die Zeit bis zum Abendbrot hoffentlich gut zu überbrücken. Beinahe provokant knackste der kräftige, bärtige Mann nun mit seinen Fingern. Mit jedem einzelnen, vom kleinen Finger bis zum Daumen. Sein Grinsen zog sich gefühlt über das ganze, braun gebräunte Gesicht, das vor Schweiß glänzte. Auch Gin konzentrierte sich darauf, ob es jemand hier mit ihm aufnehmen würde. Und dass der Kapitän gewann, das stand für ihn selbst natürlich ganz außer Frage!

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Re: Seebär Gin und seine Bande / eine Seefahrt, die ist lust

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 6. Juli 2016, 20:44

Auf Fedals mürrischen Kommentar hin nickte der Kapitän und zeigte seine Enttäuschung ob des Fisches nicht.
"Na gut. Schätze, da kann man nichts machen, was?"
Gin zeigte nichts von seiner Fischabneigung. Das würde Fedal nur mürrischer stimmen und das war jetzt gewiss nicht das Ziel.
"Was meinst du, alter Freund, wie lange es dieses Mal dauern könnte?"
, fragte der Einäugige deutlich leiser, denn diese Worte waren nur für seinen engsten Vertrauten bestimmt und dem einzigen Mann, bei dem Gin wusste, dass er es an Wissen und Erfahrung in Punkt Seefahrt und Seemeere nicht mit ihm aufnehmen konnte. Fedal hob belustigt eine Augenbraue und sah ihn von unten her grinsend an. Sein Grinsen war nicht wirklich fröhlich, aber besser als sein mürrisches Gesicht.
„Es is dir also aufgefallen, jut... Dacht schon, Meriannas Euter hätten dir das Hirn vernebelt.“
Seine Schultern zuckten, als unterdrücke er ein kleines Lachen und dann wurde er leider viel zu schnell wieder ernst und mürrisch. Sein erfahrener Blick schweifte hinaus aufs Meer und er säuftzte leise, was schlimmer war als jede weitere Antwort. Gin kannte seinen alten Seebären und ihn so resigniert zu sehen, tat in der Seele weh.
"Später sollten wir mal den Anker auswerfen, ob dann wieder eine Strömung geht, jetzt erscheint es mir aber zu früh. Wir wollen die anderen nicht in unnötige Panik versetzen."
Leise seufzte Gin und fuhr sich mit dem Handrücken, der vor Behaarung sprießte, über die klatschnasse Stirn. Verdammt noch eins, die Hitze!
"... zu Ventha beten wird wohl auch nicht schaden. Vielleicht belebt sie dann die See wieder mit ihrem Atem."
Der gutherzige Seebär nickte Fedal noch zu, ehe er sich abdrehte. Im weggehen hörte er noch seine eigenen Worte sich im Munde seines Freundes wiederholen:
„...könnte nicht schaden... könnte nicht schaden...“
Sich den Kopf kratzend und das schwarze Haar durcheinander bringend, stampfte der Seebär unter Deck. Zuerst prüfte er den Proviant und wie viel Trinkwasser sie noch hatte. Ohne Rationierung würde es für alle noch sieben Tage reichen, eben so lange wie sie geplant hatten, um nach Andunie zu kommen. Essen war eigentlich nur für fünf Tage da, aber da konnte man sicher was nach fangen. Die Wasserfässer waren das wichtigste und von jetzt an mussten sich eben wieder alle mit Meerwasser die Zähne putzen. Wein gab es nur noch ein kleines Fässchen und drei Flaschen Rum. Sie waren alle gerne fröhlich und die Aussicht auf den Heimathafen hatte sie alle in den letzten Tagen ordentlich zugreifen lassen. Alkohol hielt die launischen Männer bei Laune. Schlecht gelaunte Männer ohne ihren Trunk kamen auf dumme Gedanken, die in Alkohol getunkt nicht existierten - aber dümmer sein konnten. Dümmer, aber weniger gefährlich und von Zorn gefärbt. Dann wagte Gin einen Blick in die Küche. Der Fisch wurde zwar von niemanden hier gemocht, aber wenn die Portion stimmte, war man zumindest froh, dass es satt machte.
"Merianna, pass auf, dass so wenig wie möglichst verschwendest. Haben mal wieder Flaute und nur Ventha alleine weiß, wie lange die anhalten soll. Also lass die Hälfte der Lebensmittel nicht wieder in deinen Ausschnitt verschwinden - da findet niemand mehr etwas!"
, scherzte der raue, unhöfliche Kapitän und lachte laut. Ja, das Lachen durchschnitt die Stille auf dem Schiff und hallte auf die müde See hinaus. Ach, wenn das Lachen doch nur ansteckend für sie wäre und das kühle Nass im Form von Wellen in das Gelächter einstimmen würde...! Für Träumereien war hier aber kein Platz und Merianna grinste war über sein Gehabe, aber so recht wollte sie die Anweisung nicht erfreuen.
„Die unendlichen Tiefen meines Ausschnitts haben schon mehr als einen Seemann verschlungen, aber noch nie!!! NOCH NIE! einen einzigen Fisch! Aber, Aye Kapitän. Ich werd sparsam sein... sagt nur, wenn ich rationieren soll. Das würde den Männern nicht gefallen, aber... an meiner Kelle kommt keiner vorbei, selbst wenn es ein Kapitän ist.“
Ja, Marianne würde gerecht sein und selbst Gin nicht übervorteilen. Die dralle Smutje würde schon die Männer bei Laune halten, wenn sie nicht immer den Fisch so sehr versalzen würde! Vielleicht... vielleicht war die ein günstiger Moment um ihn höflich zu sagen, dass sie auch die Gewürze rationieren sollte? Gin hatte noch Zeit darüber nachzudenken und nahm vorerst ein großes, leeres Fass mit nach oben. Ja, Fässer waren nicht immer nur wegen ihres süffigen Inhaltes gut. Nein, er wusste, was er damit anstellen würde, ehe er es auf Deck trug und mit einem lauten Knall mitten auf jenem abstellte. Ein Knall, der die Zwillinge aufschrecken ließ. Kaum krachte das Fass zu Boden, mit der Seite des Deckels nach oben, erklang die raue, laute Stimme des Kapitäns:
"HE! Pennt gefälligst nicht ein, verstanden!?"
Es dauerte nicht lange, bis er die ersten genervten, neugierigen und überraschten Gesichter erblickte.
"Bis es was für eure stinkenden Fischmäuler gibt, dauert es noch ein wenig! Ich wette, dass mich keiner von euch im Armdrücken besiegen wird. Na, traut sich einer von euch Feiglingen her? ... sollte doch einer von euch Schlappschwänzen mich besiegen, dann verdamm' mich, soll er meine Schnapsflasche im Mantel kriegen!"
Sein Plan galt nicht nur der Freude und dem Spaß am Wetten und am Saufen alleine. Nein. Ein Spiel wie dieses war gut, um seine Mannschaft auf andere, weniger trübe Gedanken zu bringen. Beinahe provokant knackste der kräftige, bärtige Mann nun mit seinen Fingern. Mit jedem einzelnen, vom kleinen Finger bis zum Daumen. Sein Grinsen zog sich gefühlt über das ganze, gebräunte Gesicht, das vor Schweiß glänzte. Gin konzentrierte sich darauf, ob es jemand hier mit ihm aufnehmen würde. Und dass der Kapitän gewann, das stand für ihn selbst natürlich ganz außer Frage! Die Skott-Zwillinge wollten beide sofort gegen ihn antreten, aber wärmend sie noch stritten wer zuerst dann sein sollte, setzte sich Jan dem Kapitän gegenüber. Mit seinen 85kg brachte er schon ein gutes Kampfgewicht auf die Wage, aber wirkte doch merklich schmaler als sein Gegner. Die Kontrahenten machten sich warm und ließen die Muskeln spielen. Rund herum wurden Wetten abgeschlossen. Ellashar setzte auf den Kapitän, während Abbas auf Jan setzte. Das erste Mal zeigte der Samaer echtes Interesse und Freude an einer Sache. Er tat immer was man ihm sagte, aber ob es ihm Spaß machte ein Seemann zu sein, dass war nie ganz klar geworden. Doch plötzlich schien eine andere Leidenschaft ihn aufgeweckt zu haben. Die Liebe zum Spiel, das Wetten schien sein Feuer zu entfachen. Fedal setzte natürlich auf Jan, allein schon um den Kapitän anzuspornen, wie er laut verkündete. Harley setzte auf Jan und Harvey auf Gin. Bald sorgte das Wettschreien, Gelächter und die Bewegungen dafür, dass diese fürchterliche Stille von Deck verbannt wurde. Dann griffen die Kontrahenten ineinander und der Wettstreit begann. Gin musste voller Verwunderung feststellen, dass Jan eben doch nicht nur aus Zuckerwatte und hübschen Taft bestand. Er hielt dagegen und ließ seinen Kapitän zappeln. Er hatte eine gute Technik und Gins Muskeln zitterten. Irgendetwas an der Haltung seines Handgelenks ließ ihn nicht die volle Kraft übertragen und Jan verhinderte vorerst, dass er sie korrigieren konnte. Sie machten es spannend und die Schweißperlen verwandelten sich bei beiden in Rinnsale, die ihnen die Schläfen hinab liefen. Sie kämpften beide verbittert um den Sieg und Gin fühlte leichte Wut in sich aufsteigen, dass der Schönling seiner Mannschaft ihn so alt aussehen ließ. Ja, er war jünger und im vollem Saft, aber er hatte mehr Masse und Erfahrung. Aber ein Ziel hatte er zumindest jetzt schon erreicht! Die Männer waren glücklich und vergaßen den Ärger über die Flaute. Einen solchen ausgeglichenen Kampf hatten sie nicht erwartet.
Die Zeit bis zum Abendbrot verstrich so schnell und es geschah das unglaublich. Die Glocke rettete beide vor einer Entscheidung und Fedal legte die Hände über die Fäuste der Gegner.
„Schluss! Essenfassen! Jetzt! Nachher geht’s weiter.“
Jan lockerte seinen Griff und sie zogen ihren verhakten Finger auseinander. Der junge Mann schmunzelte, aber Gin konnte sehen, dass er fast am Ende seiner Kräfte gewesen war. Der Blonde Jüngling rieb sich seine Muskeln, während sie hinunter gingen um sich der alltäglichen Mutprobe von Meriannas Essen zu stellen.
Fisch!
Doch die Männer waren gut gelaunt und schlangen ohne viel zu atmen eilig den überwürzten klumpigen Rübeneintopf mit Seebarsch herunter. Es wurde gelacht und mit der Köchin geflirtet, die kleine lieb gemeinte Fausthiebe verteilte. So war die Stimmung perfekt.
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Re: Seebär Gin und seine Bande / eine Seefahrt, die ist lust

Beitrag von Gin » Dienstag 12. Juli 2016, 17:03

Das Kräftemessen gegen Jan stellte sich doch als schwieriger heraus, als der erfahrene Seebär zunächst angenommen hatte. Der Schönling war zwar ähnlich groß wie er, aber schmächtig im Vergleich. Wie konnte es also sein, dass so ein Jüngling ihm nun eine schwere Zeit bereitete...? Gin hielt tapfer dagegen, seine Hand zitterte bereits ob der Anstrengung und der Schweiß tropfte ihn aus allen Poren. Der Blick des gesunden Auges galt alleine den beiden schwitzenden, fest verankerten Händen. Die Handknochen des Kapitäns stachen weiß hervor und er knirschte zunehmend mit den Zähnen. Verflucht, das Kindchen würde ihn nur noch vor seiner eigenen Mannschaft zum Gespött machen! Der Schwarzhaarige schätzte, dass es etwas mit Jans Griff zu tun haben musste. Später wohl würde er ihn nach dieser Technik fragen. Irgendwie zwang der Jüngere ihn dazu, durch den Griff nicht Gebrauch von seiner vollen Kraft machen zu können und den Griff an sich zu erschweren. Das war clever. Jan würde es ihm sicherlich verraten. Und wenn nicht, dann hatte Gin seine Methoden, damit die Untergebenen auch mal brav machten und sagten, was er wollte.
Der Zweikampf per Armdrücken würde je von der Köchin an Bord unterbrochen. Wie lange sie wohl noch ausgehalten hätten...? Gin war davon schwer überzeugt, dass er natürlich viel mehr Ausdauer hatte als der Bord-Schönling. Der sah fast aus, als würde er aus den Latschen kippen!
Nur ein wenig noch... und dann hätte ich das Frischfleisch in die Knie gezwungen, jawohl! Aber das werden wir dann ja sehen..., dachte sich der Kapitän, während er Jan angrinste.
"Gut gemacht, Prinzessin. Da hast du echt ne ordentliche Technik, huh?... aber nach dem Essen verweise ich dich dennoch deines Platzes. MICH hat bisher noch keiner geschlagen!" sprach der großgewachsene Andunier gewohnt kräftig und rau, ehe es seinen Körper ob des lauten Lachens schüttelte.

Wie ein gewaltiges Geröll rasselten die Männer ins Unterdeck, um Essen zu fassen. Jeder schmiss sich auf die Stühle, die immer mehr und mehr unter dem Gewicht so von so manchem Genossen zu leiden schienen. Der Fisch war gewiss von keinem hier die Leibspeise - aber sie hatten eine warme, den Bauch füllende Mahlzeit. Sie hatten immerhin eine Köchin, die ihnen keine Ledersohlen vorsetzte. Auf anderen Schiffen, wo die weibliche Intuition oder ein Koch fehlte, da hatte Gin schon viel schlimmere Geschichten erlebt. Und so manche Seele trieb es in den Wahnsinn, wenn der Hunger qualvoll an ihnen zerrte. Aber im Moment mussten sie keinen Hunger leiden, niemand von ihnen. Und Gin war auch froh, dass niemand bevorzugt wurde - auch er selbst nicht. Erfahrung und die Geschichten seines Vaters hatten ihn bereits gelehrt, dass sowas sich rächte. Nicht selten wurden Männer und Kapitäne, die mehr aßen als der Rest, einfach Kiel geholt, über Schiff geschmissen oder fanden anderweitig ihr Ende. Hungerneid konnte böses Blut spritzen. Und Eifersucht und Neid an sich waren gefährliche Widersacher, die er hier auf seinen Schiff nicht dulden oder leiden wollte. So lag es auch an ihm selbst dafür zu sorgen, das niemand zu kurz kam - oder zu lange. Denn bekanntlich konnte das, was man nicht hatte, von niemanden beneidet werden. Wer sich in Zurückhaltung und Bescheidenheit wog, der war auf See definitiv auf der sichereren Seite. Aber eine wirklich sichere Seite gab es nicht. Sicher war doch im Leben nur eines: der Tod. Und das veranlasste den Einäugigen wieder daran zu denken, dass Flaute herrschte. Es war nur zu hoffen, dass jene sie nicht zu lange im festen Griff hatte...
Die Mannschaft schlug ordentlich zu. Für die meisten - aber nicht alle - waren Höflichkeit, Etikette oder der seltsam anmutende Begriff "Tischmanieren" Fremdwörter. So auch für Gin. Der schaufelte seinen Fisch einfach mit den großen Pranken, die er Hände schimpfte, in sein großes, freches Maul und kam kaum zum beißen, weil er es hinabschluckte. Viele Essensreste verirrten sich dabei gerne in den drahtigen Bart, oder eben auf den Boden. Für Stinki war das im wahrsten Sinne des Wortes gefundenes Fressen. Der Kater kam auch schon immer, wenn Merianna ihren wohl geformten Hintern aus der Küche schwang und nach den rauen Seemännern rief. Das war genau das Stichwort des Katers, wertvolle Essensreste vom Tisch, vom Boden und sonst wo aufzusammeln. Ja, Manieren gab es hier nicht. Beim Essen herrschte Chaos und Krieg. Ein Krach, von dem man meinte, dass er die ganzen Meere unterhalten könne! Lautes, raues Gelächter übertönte das nächste, Geschirr krachte, Fäuste flogen auf den kerbigen Holztisch und es wurde gerülpst und gefurzt, was der menschliche Körper nur so hergab. Das war an Gins Deck ohnehin schon ein Wettstreit für sich. Nicht jeder vertrug die Gerüche, die von den Männern kamen gut. Aber Stinki war das ohnehin sowieso egal. Er leckte fröhlich ein paar Fischfetzen vom Tisch ab, während Gin ihn mit fettigen Händen über das Fell strich. Aber keine Zeit zum reden. Essen. Essen war Krieg. Es gab da eine Regel, die besagte, dass wenn das Essen eines Kameraden zu lange unangerührt auf dem Teller lag, es nicht mehr vom Besitzer gegessen werden wollte. Das war natürlich nur eine Farce, um an mehr zu kommen. Dennoch... wer seine Mahlzeit nicht im Auge behielt und die Hände nahe am Teller, der durfte sich nicht wundern, wenn eben jene plötzlich einfach futsch war und jeder unbeteiligt und unschuldig in andere Richtungen sah.
"He Jan, jetzt mal ehrlich!", sprach Gin kräftig und laut mit vollem Munde, während ihm einige Krähten im Bart hingen und Unzerkautes aus der Mundhöhle entkam, "wie hast'n das gemacht? Also, dein Griff, meine ich. Wie hast du das angestellt, dass ich einen Teil meiner Kraft nicht einsetzen konnte?" formulierte der Kapitän seine Frage schließlich und schluckte hinab, ehe seinem Tun ein lauter Rülpser folgte. Und mit jenem folgte das fröhliche Gejohle und Gelächter der Mannschaft. Aber... nicht jedem hier gefiel das auch. Aber es war, wie es eben war und war schlicht zu akzeptieren. Als Mannschaft speiste man zusammen. Und wer das nicht tat, der konnte sich schnell unbeliebt machen.

Schließlich, wie so oft shcon zuvor, aber meist nicht sehr gefährlich, verschluckte sich Gin an einer langen krähte, die ihm im Halse stecken blieb. Der Kapitän beugte sich nach vorne, hustete ohrenbetäubend laut und holte tief Luft, während er krächzte und versuchte, dieses vermaledeite Stück von einer Krähte auszuspucken! Fest schlug er sich dabei auf die gebräunte, stolze Brust. Das gefährliche war ja nicht einmal die Krähte. Ach, was kümmerte ihn schon das kleine Ding in seinem männlichen, tollen Hals!? Das Schlimme waren die beinahe raubtierartigen Blicke der Mannen! Wenn Gin jetzt nicht guuuut aufpasste, er sich abdrehte oder die Hände zu weit vom Teller entfernte... dann war das, was noch drauf lag, einfach weg. Das Verschlucken war hier kaum mehr als eine Prüfung. Wer sie nicht bestand, nun, der verlor einen Teil seiner Mahlzeit. Denn was man nicht sah... konnte man niemanden nachweisen. Und erst dann wurde vielleicht geguckt, ob die Person nicht zufällig doch ersticken würde. Aber zuerst das Essen, natürlich.
Glücklicherweise schien sich die Krähte doch dafür zu entscheiden, Gins Rachen mit dem direkten Weg zurück nach oben zu verlassen. Mit einem besonders ekelhaften Husten sprang die Krähte im hohen Bogen aus seinem Hals und der Kapitän atmete erleichtert aus und sackte im Stuhl ein. Die Krähte? Die klebte nun mit ordentlich Spucke an der Decke.

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Re: Seebär Gin und seine Bande / eine Seefahrt, die ist lust

Beitrag von Erzähler » Freitag 15. Juli 2016, 20:21

"He Jan, jetzt mal ehrlich!"
, sprach Gin kräftig und laut mit vollem Munde, während ihm einige Krähten im Bart hingen und Unzerkautes aus der Mundhöhle entkam,
"Wie hast'n das gemacht? Also, dein Griff, meine ich. Wie hast du das angestellt, dass ich einen Teil meiner Kraft nicht einsetzen konnte?"
, formulierte der Kapitän seine Frage schließlich und schluckte hinab, ehe seinem Tun ein lauter Rülpser folgte. Und mit jenem folgte das fröhliche Gejohle und Gelächter der Mannschaft. Aber irgendwie klang es gedämpfter als sonst... Schließlich, wie so oft schon zuvor, aber meist nicht sehr gefährlich, verschluckte sich Gin an einer langen Gräte, die ihm im Halse stecken blieb. Der Kapitän beugte sich nach vorne, hustete ohrenbetäubend laut und holte tief Luft, während er krächzte und versuchte, dieses vermaledeite Stück auszuspucken! Fest schlug er sich dabei auf die gebräunte, stolze Brust und auch ein Schlag seines Sitznachbarn traf seinen Rücken. Das gefährliche war ja nicht einmal die Krähte. Ach, was kümmerte ihn schon das kleine Ding in seinem männlichen, tollen Hals!? Das Schlimme waren die beinahe raubtierartigen Blicke der Mannen! Wenn Gin jetzt nicht gut aufpasste, er sich abdrehte oder die Hände zu weit vom Teller entfernte... dann war das, was noch drauf lag, einfach weg. Das Verschlucken war hier kaum mehr als eine Prüfung. Wer sie nicht bestand, nun, der verlor einen Teil seiner Mahlzeit. Denn was man nicht sah... konnte man niemanden nachweisen. Und erst dann wurde vielleicht geguckt, ob die Person nicht zufällig doch ersticken würde. Aber zuerst das Essen, natürlich.
Glücklicherweise schien sich die Krähte doch dafür zu entscheiden, Gins Rachen mit dem direkten Weg zurück nach oben zu verlassen. Mit einem besonders ekelhaften Husten sprang die Krähte im hohen Bogen aus seinem Hals und der Kapitän atmete erleichtert aus und sackte im Stuhl zusammen. Die Krähte? Die klebte nun mit ordentlich Spucke an der Decke und einen Moment war es still. Dann brach wieder Gelächter los und der Abend folgte dem üblichen Rhythmus. Die Frage des Kapitäns war nach seinem Hustenanfall fast vergessen und als er wieder auf seinen Teller schaute, konnte er genau erkennen, dass ein Stück seines Fisches fehlte und gerade noch ein Schatten unter dem Tisch fluchtartig verschwand. Stinki hatte seinen Teil erfolgreich gejagt und verschwand mit seiner Beute. Der kleine Kater war viel zu schnell um ihn zu fangen und flitzte zwischen den Füßen der Köchin hindurch, als diese jedem einen halben Apfel als Nachtisch auf den Tellerrand legte. Das Obst hatte schon erste kleine schrumpelige Stellen, aber war süß und vor allem hielt es sie gesund.
„Hey Merianna, heute nur nen Halben? Haben wir dich irgendwie verärgert?“
, fragte Harvey oder Harley. Die Smutje hatte die Anweisung des Kapitäns richtig verstanden, rationierte also schon ein wenig und sah nun kurz zu ihm. Es war sein Job die Leute auf Kurs zu halten, aber sie konnte auch kontern:
„Ihr ärgert mich schon mit eurem bloßen Anblick, aber eigentlich find ich, dass du fett genug bist um ....“
Der Rest der kleinen Kabelei ging im allgemeinen Gemurmel unter, das sich schnell wieder ausbreitete. Ein paar Blicke trafen auch den Kapitän und die Frage der Rationierung war wohl jetzt sprichwörtlich auf den Tisch geworfen worden. Noch war sie nicht so dringend, dass jemand es offen ansprach, aber wenn die Flaute anhielt, würde früher oder später die Mannschaft darüber anfangen zu reden. Jetzt war es Jan, der die Stimmung lockerte und Gin aufforderte seinen Worten Taten folgen zu lassen und hier und jetzt ihren Kampf beenden wollte. Geräuschvoll wurde Geschirr und Tisch zurecht gerückt und beide Kontrahenten nahmen wieder ihre Positionen ein. Die Mannschaft versammelte sich um das Schauspiel und feuerten jeweils ihren Favoriten an. Jan grinste verwegen und meinte leise:
„Kapitän, wenn ihr mich schlagt, verrate ich euch mein Geheimnis, aber nicht vorher, da wär ich doch dumm!“
Er zwinkerte und griff wieder fest nach der Hand des Anduniers. Technik und Jugend gegen Kraft und Ausdauer. Abermals hatte Gin seine Schwierigkeiten den Jüngling einfach in die Tischplatte zu rammen. Die Pause hatte Jan wohl gut getan und er hatte sich etwas schneller erholt, wo sein Kapitän jetzt noch etwas in den Seilen hing. Langsam musste sich Gin vielleicht etwas einfallen lassen um zu gewinnen. Schließlich hatte er nicht nur Kraft und Ausdauer, sondern auch Erfahrung. Ein Schatz aus dem er schöpfen könnte um seinen Gegner zu verwirren oder gar einzuschüchtern? Schlug man den Geist eines Mannes, so schlug man ihn auch im Kampf.
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Gin
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Re: Seebär Gin und seine Bande / eine Seefahrt, die ist lust

Beitrag von Gin » Mittwoch 20. Juli 2016, 17:43

Die Frage nach der Rationalisierung war glücklicherweise erst einmal abgewendet worden. Doch... sollte die Flaute anhalten, dann würde die Frage danach sicher offener und lauter werden. Und angenehm war das nie. Mit solchen Fragen kamen stets Vorwürfe und mit Vorwürfen kamen Missverständnisse und Streit und diese Streitereien konnten auch übel enden. Die Art von Streiterei aber, die er nun mit Jan weiterführte, war eher auf freundschaftlicher Basis. Trotzdem. Ein Wettstreit war ein Wettstreit und zwar einer, der von Gin gewinnen werden wollte. Er wollte sich sicher nicht von der Schmalzlocke besiegen lassen! Wo kamen sie denn da hin...? Am Ende würde man noch seine Männlichkeit anzweifeln!
"Also gut, Jan. Ich bin ja ein gerechter Kapitän, nicht? Aber hälst du nicht Wort, soll Boril deine Haare zum Deckenschruppen verwenden können! BUAHAHAH!" Der Schwarzhaarige lachte laut ob seines eigenen Kommentars. Aber wer den Kapitän auch nur ein wenig kannte, der wusste, dass seine Bemerkungen nie böse gemeint waren, wenn sie auch mal beleidigend klangen. Es fehlte Gin schlicht oft einfach an Feingefühl. Glücklicherweise bewies er jenes aber immer, wenn es ums Navigieren zur See ging oder Wetteränderungen richtig zu deuten.
Der Ältere und Erfahrene fletschte seine Zähne und zog ein angriffslustiges, weites Lächeln. Ein Lächeln, wie es oft von jüngeren Männern als Gin getragen wurde. Doch ein junges Lächeln gehörte eben zu jenen Menschen, die ein junges Herz besaßen und ebenso jung war der groß gewachsene Mann im Herzen geblieben. Das Geschirr wurde schnell zur Seite geschoben, wohl zu Meriannas Verärgerung, die es ohnehin wieder sauber machen musste. Aber hier und jetzt in der Küche bekam auch sie etwas spannendes geboten, ehe sich die beiden Männer vorbeugten und nach der Hand des Anderen griffen.
Zugegebenermaßen. Gin musste sich darauf entsinnen, dass sein Kontrahent junger und vitaler war. Er erholte sich schneller als der Kapitän. Nicht zuletzt, war die verfluchte Krähte im Hals ihn auch angestrengt hatte. Und dann war der Kater auch noch mit einem Teil seiner Mahlzeit abgehauen! Mahlzeit, die ihn zusätzlich gestärkt hätte. Tja. Es musste auch so gehen.

Aber das Wesen eines jungen Mannes ließ sich auch leichter erschüttern als das Wesen eines älteren, gefestigten Mannes, der sich in den Jahren viel Selbstvertrauen und Schlagfertigkeit angeeignet hatte. Jan mochte ihm mit seiner Jugend und mit dem Griff vielleicht im Vorteil sein. Dafür aber war Gin erfahrener, gefestigter und standhafter. Grinsend fixierten seine grünen Augen das jugendliche Gegenüber. Nein, unterschätzen durfte er den Schönling nun wirklich nicht. Wenn er dumm und talentlos wäre, so hätte er ihn sicher nicht auf Gretchen lassen. Dennoch. Er würde sich von einem Jüngling nicht besiegen lassen. Ihre Hände hatten sich erneut verhackt und die beiden Kräfte prallten wie Schallwellen aufeinander. Das Gebrüll und Gegrölle der Mannschaft im Hintergrund konnte Gin allerdings weitgehend ignorieren.
"Na Jan?" fragte der Kapitän angestrengt durch gefletschte Zähne, "scheinst ja langsam schon richtig in Bedrängnis zu geraten, eh? Pass auf, dass dir diene Fingernägel nicht abbrechen... Mensch, aber shcon blöd, wenn man gegen den Kapitän verlieren würde, oder? Sich hier vor den anderen Jungs blamieren und so... hmmm...". Gin musste aber aufpassen. Einerseits wollte er mit Worten seine Kraft nicht unnötig dämpfen, die er hier durchaus benötigte. Andererseits wollte er den Jüngeren nicht zu sehr reizen und zornig machen. Durch Zorn konnte bekanntlich große Kraft wachsen, die einen wie eine Welle erwischen konnte! Eiskalt und stark... nein, kein Risiko, dass es hier einzugehen galt. Gin wollte Jan natürlich einschüchtern, aber es gab keinen Grund ihn wütend zu machen und daraus einen Nachteil zu ziehen. Auch versuchte der gestandene Seebär einen fitten, unbezwingbaren Eindruck zu machen, ganz so, als ob ihn die körperliche Anstrengung nicht einmal jucken würde. Aber das erwies sich natürlich als äußerst schwer. Der Schweiß wurde aus jeder Pore seines Körpers getragen und lief ihm seinen Gesicht hinab, traf sich ziemlich genau auf der Spitze des Kinns und tropfte rhythmisch auf den alten Holztisch. Die Stirn glänzte rötlich und sämtliche Venen und Adern traten stark auf dem braun gebräunten Körper hervor. Immer wieder fletschte Gin angestrengt die Zähne.
Mit jeder Sekunde, die verstrich, wurde es schwerer und schwerer und das Verlangen nach Erholung und Ruhe kreischte wie ein nerviges Hausweib immer lauter in seinem Hirn. Ihre Hände zitterten nicht nur, nein, sie bebten förmlich. Wie die Welt, wenn sie von einem Erdbeben erwischt wurde. Und so prallten eben auch zwei Kräfte aufeinander. Gins Arm schmerzte. Zwar war der fröhliche Seemann sehr schmerzresistent, dennoch würde diese aber irgendwann auch ausgeschöpft sein. Wie lange dauerte es wohl noch, bis einer von ihnen vernünftig wurde und das Handtuch schmiss? Sicher musste es Jan auch spüren. Es war eine Frage des Willens, nicht nur eine Frage der rohen Kraft. Wer war eisener? Wer war standhafter, wer hielt mehr aus? So viele Fragen, die auf dem Schiff immer wieder gerne zwischen allen Männern hier geklärt werden wollte. Aber Gin wollte das Alphamännchen sein, der Stärkste, der Widerstandfähigste, schlicht, der Beste. Er konnte sich von dem jungen Mann auf keinem Fall vorführen lassen. Und jetzt gab Gin auch nicht auf. Jan würde seine Lektion noch lernen, da war sich der Andunier sicher! Und so biss Gin weiterhin fest die Zähne zusammen.

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Re: Seebär Gin und seine Bande / eine Seefahrt, die ist lust

Beitrag von Erzähler » Samstag 23. Juli 2016, 22:20

"Na Jan?"
fragte der Kapitän angestrengt durch gefletschte Zähne,
"scheinst ja langsam schon richtig in Bedrängnis zu geraten, eh? Pass auf, dass dir deine Fingernägel nicht abbrechen... Mensch, aber schon blöd, wenn man gegen den Kapitän verlieren würde, oder? Sich hier vor den anderen Jungs blamieren und so... hmmm..."
Gin musste aber aufpassen. Einerseits wollte er mit Worten seine Kraft nicht unnötig dämpfen, die er hier durchaus benötigte. Andererseits wollte er den Jüngeren nicht zu sehr reizen und zornig machen. Durch Zorn konnte bekanntlich große Kraft wachsen, aber sie verleitete auch manchmal zu unbedachten Handlungen. Der gestandene Seebär versuchte einen fitten, unbezwingbaren Eindruck zu machen, ganz so, als ob ihn die körperliche Anstrengung nicht einmal jucken würde. Gins Körper jedoch, zeigte deutliche Zeichen der Anstrengung, aber Jans genauso und die Worte des Kapitäns waren nicht spurlos an ihm vorüber gegangen. Das ganze hier war eine Mischung aus roher Kraft, einem großer Teil Schauspielkunst und ein Willens-Contest. Der Schönling wusste um sein Aussehen, nutzte es gekonnt bei den Weibern, aber es waren nicht seine einzigen Fähigkeiten und es missfiel ihm, dass Gin ihn gerade auf sein Äußeres reduziert hatte. Für einen Moment zögerte er und Jans Willen schwankte und Gin wollte um jeden Preis das Alphamännchen sein, der Stärkste, der Widerstandsfähigste, schlicht, der Beste. Er konnte sich von dem jungen Mann auf keinem Fall vorführen lassen. Und jetzt gab er auch nicht auf. Jan musste seine Lektion noch lernen! Und so biss Gin weiterhin fest die Zähne zusammen und nutzte den schwachen Moment, den Jan gerade hatte. Die Tischplatte knirschte unter der geballten Kraft der beiden Männer. Gin fühlte in seinen Muskeln, dass das Zittern ihrer Muskeln zunahm, nein... es war vor allem Jans Muskulatur, die geschwächt durch sein Zögern nicht mehr richtig den Winkel hielt in dem Gin es unmöglich war seine Kraft richtig zu übertragen. Der jüngere Seemann verzog angestrengt das Gesicht und stöhnte und Gin nutzte die Gelegenheit. Irgendetwas knackte in Jans Handgelenk und dann ging es deutlich leichter. Es war wie, als springe ein Seil aus der Führung. Jan hielt noch einen Atemzug lang den Druck aufrecht, aber sein Arm senkte sich schon seiner Niederlage entgegen.
„Ihr irrt... *schnauf*... Es ist keine Schande gegen seinen Kapitän zu verlieren.“
Dann ließ er locker und gab auf. Sein Handgelenk krachte auf das harte Holz. Jubelrufe umspülten die beiden, während sie ihre verkrampften Finger von einander lösten. Beide hielten sich die tauben Arme und Gin musste sich eingestehen, dass dies seit langem einer seiner knappsten Wettkämpfe gewesen war. Und das beste war, dass sich die Mannschaft bestimmt noch ein paar Tage lang darüber unterhalten würde. Also hatte er seine Aufgabe gut gemacht und seinen Leuten eine spannende Ablenkung von ihren Alltagsproblemen geliefert, was auch zu den Aufgaben eines Kapitäns gehörte. Jetzt mussten sie nur noch diese verdammte Flaute heil überstehen. Für diesen Abend jedoch war die Stimmung jedoch gerettet. Seine Männer lachten, die Wetten wurden mehr oder wenige mürrisch ausbezahlt und man lobte den jungen Matrosen, der sich so wacker geschlagen hatte, genauso wie man den Kapitän als Sieger feierte. Mit einem Kribbeln kehrte auch bald das Gefühl in Gins Arm zurück und Jan schüttelte ihm die Hand zum Sieg. Es war wieder etwas leiser um sie herum geworden und er senkte auch seine Stimme ein wenig:
„Gratulation, Kapitän. Sobald ich wieder etwas in meinem Arm fühle, also vielleicht morgen, werde ich euch gern den Dreh mit der Haltung beibringen, wenn ihr drauf besteht. Dann werdet ihr sicher unschlagbar werden, aber andererseits braucht ihr solche kleinen Finten vielleicht gar nicht. Ihr seid wahrlich eine Naturgewalt.“
Er lachte heiser und rieb sich derweil die Schulter.
„Wenn ihr erlaubt, würde ich mich jetzt gern zurück ziehen.“
Er senkte leicht den Kopf, doch aus seinem strategischen Rückzug wurde nichts, da die Zwillinge sich ihn schnappten und auf sein Wohl anstoßen wollten. Harley sah zum Gin und fragte:
„Und mein Kapitän? Eine kleine Runde auf euren Sieg? Wie wäre es mit einem Fässchen Rum? Oder auch zwei?“
Er grinste breit und die Hoffnung, dass dieser Abend noch feucht fröhlich enden würde spiegelte sich in seinen Augen.
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