Isildur kehrte er Stunden später mit den lachenden und lärmenden Mantronern zurück. Kaum, dass er das Dorf wieder erreichte und man auf Thures Langhaus zuhielt, stand Bryoja vor ihm. Sie fasste nach seinem pelzigen Arm. Ihre Augen leuchteten in dem eisigen Blau, das ihr eine kühle, aber auch erfrischend starke Note verlieh. "Isildur!" Voller Überschwänglichkeit zupfte sie an seinem Arm, um ihn mit sich zu ziehen. "Komm, das musst du sehen!" Sofort eilte sie mit ihm aus dem Haupthaus bis zum Rande Mantrons. Dort warteten weitere der Tapferen, unter ihnen befand sich aber auch Otis. Man hatte den Piraten in einen dicken Pelz, sowie eine Fellmütze aus dem gepunkteten Weiß eines Schneeluchses gestopft. Er sah nun selbst fast aus wie ein Wolf auf zwei Beinen, wäre er etwas größer. Die Mantroner überragten ihn allesamt und es handelte sich um ein halbes Dutzend Männer und Frauen.
Atka tollte um die Bande herum. Er bellte welpenhaft, als er Bryoja und Isildur witterte. Sofort schoss er durch den Schnee auf beide zu. Seine Stimme überschlug sich beinahe. "Sippenreise, Sippenreise!", bellte er immer wieder kräftig. Kaum dass er den Wolfselfen erreichte, drückte er seine Seite fest an dessen Beine und rieb die Schnauze an ihm. Ein deutliches Zeichen, um auch allen klarzumachen, zu wem Isildur gehörte. Er war Teil seines persönlichen Rudels.
Bryoja zog ihren Gefährten aber weiter mit sich, bis sie vor dem Wall aus Mantronern standen. "Isildur, das ist ein Teil meiner Sippe. Wir werden mit meinen Brüdern, Schwestern, Nichten, Onkeln und Tanten nach Santros segeln. Noch etwa genauso viele von Thalurs Familie werden mitkommen. Sie sind schon zur Küste, um sich um die geflügelte Seeschlange zu kümmern."
Bei Nennung dieses Wesens hob Otis ratlos die Schultern und suchte Isildurs Blick. Er wusste auch nicht, was es damit auf sich hatte, machte aber keinen allzu glücklichen Eindruck. Offenbar hatte er keine Lust auf einer Schlange zu fliegen. Doch noch ehe die Frage geklärt werden konnte, schob Bryoja den Elfen in Wolfsgestalt an den sechs Mantronern entlang, um jeden einzelnen vorzustellen.
"Das ist Onkel Bjarnek Salzwasser. Er hat mir den Umgang mit der Breitaxt beigebracht. Er ist ein richtiger Bär, wie du siehst." Bjarnek war mehr als das. Man konnte kaum sagen, wo bei diesem Koloss der Pelz begann und der Haarwuchs endete. Seine weiße Mähne ging einfach in das ihn wärmende Fell über. Er war ein Berg von einem Mann und mit zwei Handäxten ausgerüstet, sowie eine schwer aussehenden Streitaxt, die er sich quer über den Rücken geschnallt hatte. Er besaß dieselben Augen wie seine Nichte.
Der Mann neben ihm mochte etwas kleiner sein, ähnelte Bjarnek aber sehr. Vermutlich waren beide Brüder. Auch sein Haar hatte bereits die Farbe von Schnee angenommen, nur trug er es nicht so offen und wallend, sondern hatte sich viele Zöpfe gebunden, die von roten Bändern zusammengehalten wurden. "Mein anderer Onkel Borston Süßwasser." Nun, das konnte man sich wenigstens leicht merken. Bei den beiden Frauen, die folgten, war es etwas schwieriger. Die eine war eine angeheiratete Schwägerin und hörte auf den Namen Warnhild Venthari. Sie erinnerte an eine Walküre und Isildur hätte eine ihrer Brustplatten sicherlich als Helm nutzen können, so gut war sie gebaut. Das Weib besaß wirre, blonde Haare und ein Lachen, dass es einem eiskalt den Rücken herunterlief. Schließlich zog Bryoja die schlankere Frau an ihre Seite, umarmte sie kurz aber herzlich und lächelte Isildur vielsagend an. "Meine jüngere Schwester Delfina die Schneeeule. Ist sie nicht niedlich?" Das war sie in der Tat. Man konnte sie wohl mit Fug und Recht als das Nesthäkchen der Gruppe bezeichnen. Sie war definitiv die kleinste, ihr Haar besaß neben dem blonden Grundton einen rötlichen Schimmer und ihre großen Kulleraugen verdeutlichten, woher sie ihren Namen hate.
Isildur wurden dann noch Onkel Fjaske Robbenschreck und sein Sohn Walfried Schneetreiber vorgestellt. Beide Männer waren eher schlank geraten, besaßen aber sehnige Muskeln und feuerrot, lockige Mähnen. Fjaske hatte seine zu einem wallenden Pferdeschwanz gebunden, der bei jedem Schritt wippte. "Dann woll'n wir mal, wohl?"
Bryoja nickte ihrem Onkel zu. Schon setzte sich der Tross in Bewegung. Atka wuselte aufgeregt um sie herum, behielt aber auch Otis im Auge, der sich während des Marsches mit einer Flasche mantronischem Starkbieres warm hielt. Bryoja indes hakte sich ungeniert bei Isildur ein. "Sie beherrschen leider alle nicht das Celcianische. Wenn du dich mit ihnen verständigen willst, wirst du es über mich tun müssen. Aber sie sind einmalig im Segeln und wenn du siehst, wie wir nach Santros kommen, wirst du Augen machen. Die geflügelte Seeschlange ist ein wahrer Fortschritt der mantronischen Drachenschiffe!"