Der Weg der Bluthündin - Kap. 2 Zu Gast auf der "Niemand"

Das große Meer ist launisch wie das Wetter. Einmal ist es friedlich und dann wieder die reinste Gefahr. Erfahrene Seemänner befahren es mit ihren großen Schiffen. Alle Reisen sind hier verzeichnet.
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Re: Der Weg der Bluthündin - Kap. 2 Zu Gast auf der "Niemand

Beitrag von Gestalt » Samstag 18. April 2015, 01:37

Man konnte Wolle ansehen, dass er nichts dagegen hatte, bald eine stabile Holztür zwischen sich und der Knappin zu wissen. Man mochte es ihm kaum verübeln, schliesslich taxierte sie ihn gerade mit einem Blick, der kleine Kinder wohl unmittelbar zum Weinen gebracht hätte. Immerhin passte ihr Tarnname sehr gut zu ihr. Stein. Vermutlich Granit. Wie Wolle wohl zu seinem Namen gekommen war?

"Ich komme gleich mit." War ein bisschen optimistisch geschätzt, denn Wolle musste doch lange genug vor der Tür warten, dass er sich nochmals leise an die Tür klopfend danach erkundigte, ob auch wirklich alles in Ordnung sei. Er trat zur Seite als Darna endlich heraustrat. Wolle runzelte die Stirn und sah sie skeptisch an, als sie sich sofort nach den Anzahl Tagen erkundigte, die seit ihrer Niederstreckung vergangen waren. Diese Frau war sonderbar… pflichtbewusst. Dies sah man nur schon daran, dass ihre Kleidung aussah als hätte sie diese vom Schneider persönlich angelegt bekommen. Sie sass perfekt. Kein Rumpf, kein Falt, wo keiner sein sollte.

Letztendlich bekam sie jedoch ernüchternder Weise die übliche Antwort: Er durfte es ihr nicht sagen. Allerdings fuhr er kaum merklich zusammen, als sie ihn fragte, ob der Tarnname denn keine Gültigkeit mehr habe. „Äh…“ Wolle kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Doch…Stein. Sagte er und fügte ein leises: Bitte sag Eisenfaust nicht, dass ich dich beim richtigen Namen genannt habe. hinzu. Wolle schien Eisenfaust durchaus zu fürchten und offensichtlich war er aus seiner Rolle gefallen als er sie vorhin aufgesucht hatte. Warum bloss? Er bedeutete ihr zu folgen und ging voraus, doch blickte er immer wieder nach hinten. Offenbar traute er ihrem Zustand noch nicht wirklich über den Weg.
Wolle zog skeptisch eine Augenbraue hoch, als er sah, wie sie ihm durch den schmalen Gang des unteren Mitteldecks folgte. Das Gleichgewicht war sicherlich etwas beeinträchtigt durch das Schwanken, doch ihm erschien ihre aktuelle Trittunsicherheit doch noch sehr verdächtig vom Hieb – oder den Arzneien kommend. Das untere Mitteldeck war für die Mannschaft gedacht und in unterschiedlich grosse Kompartimente unterteilt, worin sich die Kojen, der Essensraum und andere Räumlichkeiten befanden. Ein kurzer Blick vor und zurück verriet eine Länge von etwa 20 Metern von Bug zu Achtern.Vielleicht sollten wir doch erst kurz ganz nach oben gehen und etwas frische Luft schnappen…. Er blieb kurz stehen und sah sie eingehend an. Sein Tonfall nahm etwas Neckischen an. Dann kannst du dir auch einen ersten Überblick verschaffen.“ Meinte er ermutigend, beinahe so, als wollte er ihr etwas verkaufen. Wolle hatte inzwischen gemerkt, dass sie mit letzterem Argument vermutlich eher zu Locken war, als mit der Aussicht auf eine bessere Klimatisierung ihres Riechorgans. Gesagt getan. Sie stiegen die Treppen hoch und liessen noch ein Deck hinter sich, ehe sie ins Freie traten.

Kaum Oben angekommen, wurde sie erstmals von dem grellen Sonnenlicht geblendet, welches ihr förmlich in die Augen stach und in ihr einen horrenden Kopfschmerz entfachte. Der viele Mohnblumensaft der letzten Tage hatte sie etwas Lichtscheu gemacht. Dennoch reichte die Zeit um zu registrieren, dass sich die Küste auf der rechten Seite in Fahrtrichtung befand und noch sichtbar war. Heute herrschte leichter Wellengang und eiskalte, böige Winde, welcher das Rahsegel der Kogge blähte. Sie kamen gerade die Treppe hoch, welche direkt zum mittleren Teil des Schiffes führte, als Darna von einer heftigen Übelkeit überrannt wurde. Leider befand sich die nächste Reling auf beiden Seiten exakt 4 Meter von Darna entfernt. Zu weit, als dass der gesamte Schwall an Gerstensuppe es noch darüber geschafft hätte. Ein Teil der Bescherung spritzte geradewegs an die Wand der hölzernen Reling. Dennoch fühlte sich Darna sofort ungemein wohler.

Auf dem Deck herrschte emsiges Treiben. Die Besatzung war damit beschäftigt nach den Segeln zu sehen, Ausschau zu halten und die Schiffsplanken zu Säubern. Es waren etwa zehn Mann an Deck, die alle mit irgendwas beschäftigt waren. Von den Männern des Waldlagers war hingegen nichts zu sehen. Einer der Crewmitglieder, dem diese Aufgabe offensichtlich zugefallen war, näherte sich sofort und sah sich das Desaster an. Er warf die Hände über den Kopf und schnaubte Darna mahnend entgegen. Er war ein stämmiger Kerl mit langen, ungepflegten Haaren und einem buschigen schwarzen Bart. Ein richtiger Seebär. Er trug einfache Seemannskleidung und einen zusätzlichen Überwurf gegen die aktuell herrschende Kälte. Wuchtig gestikulierend zeigte er auf die Kotze. Na toll, noch so ein kotzendes Balg! Bald können wir die Planken neu Streichen! Knurrte er, tauschte kurz einen Blick mit Wolle. Erst sah es so aus, als wollte er einen weiteren Kommentar von sich geben, doch dann liess er es bleiben und winkte murrend ab. “Ach was solls, der alte Grimbert ist sich doch ohnehin für nichts zu schade, wie?! Demnächst werden wir ohnehin von Piraten versenkt, ich sags euch! Dise Gewässer sind nicht mehr, was sie mal waren.“ Brummte er. Er musterte sie abschätzig und brummte etwas von "verdammt grosses Balg" vor sich hin. Grimbert stapfte davon, holte einen Eimer mit Meerwasser und kippte ihn über Darnas Hinterlassenschaft, ehe er sich fluchend daran machte das Zeug wegzuschrubben. Wolle sah sich das Ganze an und zog es im Moment vor durch den Mund zu atmen.

Ein Blick auf das Segel und die Beflaggung, verriet Darna, dass sie es mit einem Schiff einer jorsanischen Handelsgesellschaft zu tun hatte. Darna konnte Wolles Hand auf ihrer Schulter spüren. Dann klopfte er ihr paarmal drauf. Er fing an zu lachen, als der Seemann einen besonders derben Fluch von sich gab. Es war kein böses Lachen, eher aufmunternd amüsiert. “Na, das erste Mal auf einem Schiff, Stein? Nun wirkte er wieder so souverän wie bisher, es war so, als hätte er sich auf dem Weg nach oben eine Maske angezogen.
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Re: Der Weg der Bluthündin - Kap. 2 Zu Gast auf der "Niemand

Beitrag von Darna von Eibenau » Samstag 18. April 2015, 16:16

Wie erwartet und befürchtet erwies sich schon das Anziehen als echte Schwierigkeit, und je länger es dauerte, desto weniger hatte sie Lust, dass andere ihr diese Peinlichkeit ansehen könnten und so zupfte und ordnete sie herum, bis alles exakt da saß, wo sie es haben wollte. Zwei mal verbrachte sie dabei mehrere Sekunden an eine Wand abgestützt, bloß um ihre Übelkeit unter Kontrolle zu behalten. Oh, dieses fürchterliche, unberechenbare Schwanken! Sie versuchte fast jedes Mal, ihre Füße dagegen anzustemmen, als könne sie einzig durch ihr Gewicht das Schiff dazu bringen, wieder gerade im Wasser zu liegen.
Wohin sie wohl unterwegs waren? Wieviel der Strecke könnten sie schon zurück gelegt haben? Die Frage danach, wie lange sie bewusstlos gewesen war, wurde immer drängender.

Und der Wunsch, Wolle so lange und oft kopfüber in einen Bottich Wasser zu halten, bis er ihr endlich irgendwas von dem verriet, was sie wissen wollte, auch! Er kann nichts dafür!, rief sie sich wieder zur Ordnung und stellte die Frage nach den Namen.
„Äh…“ Wolle kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "Doch…Stein", Sagte er und fügte ein leises: Bitte sag Eisenfaust nicht, dass ich dich beim richtigen Namen genannt habe. hinzu.
Mrmpf. Ihre Mimik ernüchterte. Fast ein Wunder, dass das überhaupt noch möglich war. Aber so leicht solche Bitten anderen Menschen über die Lippen kamen, so bittere Erfahrungen hatte sie selber schon mit dem erfüllen derselben gemacht. Er bedeutete ihr, zu folgen, doch sie blieb einen Augenblick noch stehen, bis er sie fragend noch einmal ansah.
Ob er es verstehen würde? "Nicht von mir aus", erwiderte sie ruhig, ihr Blick war gerade etwas weicher geworden, unsicherer, fast entschuldigend, "Nicht, solange ich nicht gefragt werde oder lügen müsste."
War ihr diese Kleinigkeit wirklich so ernst? Es schien so.

Sie versuchte, auf dem Weg nach oben so viel Aufmerksamkeit wie möglich für das Schiff übrig zu haben, doch sie war schwer damit beschäftigt, nicht pendelnd von einer Wand gegen die nächste zu laufen. Ihr Gesicht wurde immer blasser und die Stirn begann, feucht zu glänzen. Das Gefühl von Übelkeit wuchs ständig. Zum Glück nahm Wolle wenigstens so viel Rücksicht, kein so forsches Tempo vorzulegen, wie Eisenfaust. Als der Junge ihr anbot, "doch erst ganz nach oben" zu gehen, hob sie den Blick und nickte etwas; nur mit seinem Tonfall konnte sie gerade wenig anfangen. Erwartete sie gleich eine böse Überraschung?

Aua, JA! Sie hielt sich mit einer Hand verkrampfend am Rahmen des Durchgangs fest und fasste sich mit der anderen die Augen mit abschirmend und aufstöhnend an den Kopf. Götter, was war los?! So schlimm hatte sie sich das letzte Mal gefühlt, als eine Grippe sie erwischt hatte! Und plötzlich hatte sie dann doch einen galligen Geschmack in Kehle und Mund - verflucht!
Ein Laut der Bestürzung kam ihr kläglich über die Lippen, als ihr klar wurde, dass sie gerade auch noch das Schiff besudelt hatte. Und es wurde auch noch gleich von einem der Seeleute bemerkt! Er warf die Hände über den Kopf und schnaubte Darna mahnend entgegen. Unglücklich und entschuldigend schaute sie zurück. "Verzeihung..!"
"Na toll, noch so ein kotzendes Balg! Bald können wir die Planken neu Streichen!"
Darna wurde noch blasser. Ohje, das würde sicher finanziellen Schaden für irgendwen bedeuten, für den sie dann sicher verantwortlich gemacht würde! "Wer denn noch? Ich mach es auch gleich wieder sauber!", erkundigte sie sich kleinlaut erschrocken nach dem Leidenskameraden, dem Gleiches drohte. Kam sowas häufiger vor?
Wolle schien aus irgend einem Grund dafür zu sorgen, dass sie sich dazu nicht noch mehr anhören musste. Hatte er etwa...?

"Ach was solls, der alte Grimbert ist sich doch ohnehin für nichts zu schade, wie?! Demnächst werden wir ohnehin von Piraten versenkt, ich sags euch! Dise Gewässer sind nicht mehr, was sie mal waren." Die Knappin kämpfte mit ihrem Zustand - auch wenn ihr Magen es ihr gerade dankte, dass sie die blöde Gerstensuppe und wahrscheinlich etwas Mohnblumensaft los geworden war, so schien ihr das elende Geschwanke hier oben noch schlimmer und vor ihren Augen waren noch immer vom Sonnenlicht störende helle Flecken. Irgendwo tiiieeef unten drohte sich schon jetzt die nächste Übelkeitswelle zusammenzubrauen. So versäumte sie es, sich zu erkundigen, was er mit den Piraten meinte, als er auch schon kurz verschwand. Die Luft war schön... das hatte man also gemeint, wenn man vom "salzigen Geruch" des Meerwassers berichtet hatte. Sie hatte deswegen einmal aus Neugier extra an Salz gerochen, aber nichts großartiges daran gefunden. Das hier war anders. Während sie diese Eindrücke noch aufnahm und begann, sich nach einem Putzlappen umzusehen, kam Grimbert schon mit einem Eimer voll Wasser an.
Er wollte doch jetzt nicht wirklich ihre...? "Das mach ich weg, Ihr müsst das nicht!", bot sie hastig an, stand dann aber etwas hilflos neben ihm, ohne die Bürste ausgehändigt zu bekommen. Stattdessen begann er, unanständig zu fluchen, was ihr schlechtes Gewissen noch immens verstärkte.
Über den Rand des Eimers hing ein völlig löchriger alter Lappen, und kurzerhand schnappte sie sich diesen und fing dann wenigstens an, dort mit zu wischen, wo Grimbert gerade nicht tätig war. Es wirkte neben der großflächigen und deutlich effektiveren Arbeit der Schrubberbürste etwas lächerlich, aber wenigstens wollte sie ihren guten Willen beweisen.

Dabei sah sie sich zunehmend, wenn auch noch etwas zaghaft, genauer um. Da hinten schien Land zu sein. Sie versuchte, den Sonnenstand einzuschätzen, was ohne Anhaltspunkt natürlich nicht so einfach war. "Wie spät haben wir es?", fragte sie und stellte sich missmutig schon Wolles "Das darf ich dir nicht sagen" vor, so dass sie zu hoffen anfing, von dem Seemann eine Antwort zu bekommen.
Oh, die Handelsgesellschaft kannte sie aber. Seit ihr Vater sie in Kindertagen über solche wichtigen Details unterrichtet hatte, hatte sie ein Auge dafür behalten, welche größeren Verbände wo, mit was und wem Handel trieben - oftmals erfuhr man auf diese Weise nebenher, wie die Mächte in diesem Land verteilt waren und welche Wege sie nahmen. Wenigstens schlich sich damit ein gewisses Gefühl von Vertrautheit ein; völlig abgeschnitten von Jorsa waren sie also noch nicht.

Sie sah etwas aus den Gedanken gerissen auf ihre Schulter, als Wolle darauf klopfte... eine Geste, die sie sonst höchstens von erwachsenen Vorgesetzten gewohnt war - von Kameraden jedenfalls nicht. Direkt darauf erklang vom Seebären ein besonders derber Fluch, und ihr Blick ruckte leicht entgeistert und entrüstet zu ihm herum. Von seiner Gnaden Talarion hätte es für sowas einen Tadel gegeben!
"Na, das erste Mal auf einem Schiff, Stein?", fragte Wolle amüsiert. "Ja", antwortete sie schlicht und etwas erschöpft. Wolles scheinbare Souveränität war ihr vertrauter als seine vorige Unsicherheit, so dass sie sich wenig Gedanken darüber machte, ob das jetzt eine Maske war oder nicht. Im Gegenteil, eher hatte sie sein Verhalten unter Deck irritiert und war ihr wie eine Lüge vorgekommen, eben wie ein Versuch, sich anzubiedern - warum auch immer. Jungs waren nicht unsicher, baten sie um Entschuldigung oder suchten ihr Vertrauen.
Jedenfalls nicht die Jungs, die sie seit mehr als fünf Jahren täglich um sich herum gehabt hatte und damit kannte.
Hm, wie es ihnen wohl ging?
"Warum gibt es keinen Alarm, wenn wir bald von Piraten angegriffen werden?", fragte sie erst scheinbar völlig beiläufig, furchte dann aber doch ernster werdend und besorgt die Stirn und sah zu dem Seemann - wenn Grimbert das wusste, warum wirkten dann alle so gelassen?

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Re: Der Weg der Bluthündin - Kap. 2 Zu Gast auf der "Niemand

Beitrag von Gestalt » Mittwoch 22. April 2015, 23:18

"Nicht, solange ich nicht gefragt werde oder lügen müsste." Wolle hob eine Augenbraue. “Nun...da wirst du wohl kaum drum herum kommen. Schliesslich wirst du gleich mit Zunge sprechen. Meinte er skeptisch und sah sie nachdenklich an, als würde er abwägen, ob sie ihn wirklich bei Eisenfaust verpetzen würde.

„Wer denn noch? Ich mach es auch gleich wieder sauber!" Grimbert brummte nur ein “Lass es lieber bleiben, sonst kotzt du gleich wieder drauf, wenn du fertig mit Schrubben bist!“ vor sich her, liess sie aber letztlich machen. Wolle stand etwas verdutzt daneben und beobachtete die Knappin aus gutem Hause dabei, wie sie neben dem bärtigen Seemann die Kotze wegschrubbte. Ein wahrlich seltenes Bild. Obwohl Darna eigentlich dem Seemann eher im Weg war, als wirklich sonderlich viel zur Sauberkeit beizutragen, war es doch eine nette Geste. Nur wurden Schiffsplanken durch nette Gesten auch nicht unbedingt sauberer. “Stein, du solltest lieber Abstand nehmen und frische Luft schnappen… Riet er ihr schliesslich. Tatsächlich bereitete ihm der beissende Geruch ebenfalls Schwierigkeiten und so stellte er sich so hin, dass der Wind den Geruch von ihm wegblies. "Wie spät haben wir es?" Wollte Darna wissen. Wie immer imponierte sie durch ihr unstillbares Verlangen, sich einen Überblick zu verschaffen. Wolle zuckte nur mit den Schultern. “Keine Ahnung, ich war die ganze Zeit unter Deck, ich wusste nicht einmal, dass wir Tag haben.“ Ob die Aussage stimmte, oder er ihr nur mit anderen Worten sagte, dass er es ihr nicht sagen durfte, blieb vorerst Wolles Geheimnis.
“Warum gibt es keinen Alarm, wenn wir bald von Piraten angegriffen werden?" Wolle runzelte verwirrt die Stirn und winkte schliesslich ab. “Bist wohl nicht im Bilde, was die Politik auf hoher See betrifft…wie?“ Nun vermutlich hatten Knappen im heimischen Unterricht auch andere Prioritäten. Wappenkunde und solch einen Kram. Wolle war da eher ein Kind des Krieges. An der Grenze aufgewachsen und unter der Fuchtel von Eisenfaust hatte er eine sehr…pragmatische…Ausbildung genossen.

“Morgeria hat die Piraten mit Kapernbriefen ausgestattet. Alles was nicht die Flagge der dunklen Horde gehisst hat, gilt als Vogelfrei. Von Rumdett aus stören die Piraten immer wieder unseren Santroshandel. Sie werden mit jedem Tag dreister und selbstbewusster. Offenbar gibt es schon ganze Flotten von ihnen. Ausserdem sympathisieren einige Amazonen mit dieser Piratin namens Cattie, so dass sie uns auch schon von Xytras aus in die Mangel nehmen. Unsere Admirale vermeiden die offene Konfrontation. Jedes versenkte Schiff schwächt uns gegenüber der Flotte Grandessas…und durch den reduzierten Handel nach Santros fehlt es uns jetzt schon an hochwertigen Tüchern für die Segel. Einzig die Mantrorer stellen sich den Piraten tapfer entgegen. Wolle seufzte und kratzte sich am Hinterkopf. “Es herrschen wahrlich schwierige Zeiten. Wer weiss, wie lange wir überhaupt noch mit Santros handeln können. Ein Ruck ging durch den jungen Mann. “Darum sollten wir auch keine Zeit verlieren. Komm.“ Wolle machte kehrt und führte Darna wieder unter Deck. Leider tanzten noch immer bunte Sonnenflecken vor Darnas Augen herum, als sie ins Dunkel des Schiffbauches traten.

Kurz schauten sie bei der Kombüse vorbei. Auch hier herrschte reges Treiben und es wurde für weit mehr Männer gekocht, als man an Deck gesehen hatte. Tatsächlich sah es so aus, als wollten sie hier 40 oder mehr Leute verköstigen. Wolle unterhielt sich kurz mit einem der Köche und ergatterte von diesem einen kleinen Teller mit rohen, kleingeschnittenen Tintenfischtentakeln. Damit wandte er sich Darna zu und streckte ihr den Teller entgegen. “Hier…nimm das mit zu Zunge und iss immer wieder mal davon… das ist ein kleiner Seemannstrick, gegen die Seekrankheit. [color] Er drückte ihr die Schale in die Hand und schob sie quasi durch den Gang. Wolle schien es nach seinen eigenen Worte plötzlich eilig zu haben. Für die versprochene Mahlzeit war offenbar keine Zeit mehr, obwohl er sich gar nicht sicher war, ob Darna überhaupt noch der Sinn nach Essen stand. Sie kamen vor einer Tür zu stehen, die aussah wie jede andere auch. “Zunge wartet sicher schon.“ Wolle trat vor und klopfte an. „Lass sie rein.“ Antwortete es von innen. Wolle gehorchte und öffnete die Tür. “Viel Glück“ Sagte Wolle nur noch und schloss hinter ihr die Tür. Zunge teilte offensichtlich sein kleines Refugium mit Wolle und Eisenfaust. Darauf deutete zumindest das herumliegende Gepäck, welches Darna inzwischen vertraut war. Der Raum bot Platz für etwa sechs Mann und bestand hauptsächlich aus Kojen und drei Kisten. In der Mitte des Raumes stand ein Stuhl. Zunge selbst seitlich in einer der Kojen und stützte sich den Kopf ab, um Darna besser sehen zu können. Die ganze Angelegenheit sah mehr als nur improvisiert aus.

Zunge war ein schmächtiger Mann mit einem erstaunlich alltäglichen Gesicht. Tatsächlich war sein Profil jenes, welches sich Darna wohl bisher am schlechtesten hatte einprägen können. Da gab es nämlich nicht wirklich was zu sehen. Zunge hatte keine Auffälligkeiten. Sein Gesicht war einfach nur durchschnittlich. Einmal gesehen, hatte man es sofort wieder vergessen. Er wirkte weder sonderlich fies, noch gutmütig, weder sympathisch, noch abstossend. Er hatte kurzgeschnittenes schwarzes Haar, welches an den Schläfen schon graue Ansätze zeigte. Seine braunen Augen ruhten auf Darna. „Setz dich. Eisenfaust möchte, dass ich mit dir übers Lügen spreche… doch um das zu tun… müssen wir uns vermutlich erst über gewisse Tugenden unterhalten, nicht wahr? Dein Streben nach Antworten ist auch völlig legitim… doch was ist wahr? Was ist falsch? Sind jene Antworten, die am wahrscheinlichsten erscheinen, auch immer die Richtigen? Kann der, welcher stets die Wahrheit spricht, den Lügner erkennen? Wer weiss…wer weiss…“

Zunge schmunzelte. Er schien ganz selbstzufrieden mit seiner kryptischen Art zu sein.
„Was für ritterliche Tugenden lehrte dich dein Meister? Was für Pflichten und was steht über allem? Was ist die oberste Maxime, nach der du lebst?“
Im selben Moment erhob Wolle im Gang die Stimme. „Rekruten, an Deck antreten, sofort!“
„Keine Sorge, dies gilt nicht für dich.“ Meinte Zunge ruhig.

Im Gang konnte man die Schritte vieler Personen hören. Zunge beobachtete Darna genau, obwohl er sich dies nicht anmerken liess. Tatsächlich schaukelte er nämlich relativ gemütlich wirkend in seiner Koje herum und betrachtete abwechselnd sie und seine Fingernägel. „Ich weiss, du bist sicherlich neugierig wie sonst was auf das, was da Draussen vor sich geht…aber für die nächsten paar Minuten gehörst du ganz mir. Alles andere würde Eisenfaust als Befehlsverweigerung auslegen…und das wollen wir doch nicht, oder?“
Zunge schien einer jener Menschen zu sein, der selten im Rampenlicht stand und selten Macht erhielt, doch wenn sich dann widererwarten eine Gelegenheit bot, genoss er sie in vollen Zügen.
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Re: Der Weg der Bluthündin - Kap. 2 Zu Gast auf der "Niemand

Beitrag von Darna von Eibenau » Donnerstag 23. April 2015, 22:45

Zunge wird mich fragen, ob du mich beim richtigen Namen genannt hast? Darna furchte etwas irritiert die Stirn, schwieg aber. Diskussionen darüber, was theoretisch passieren konnte, gingen in Situationen wie der hier selten gut für sie aus, das kannte sie zur Genüge schon von Basil. Sie würde Wolles kleinen Schnitzer einfach nicht von sich aus ansprechen - das war nicht schwer und musste reichen.

Oben legte Darna nach dem Malheur den Lappen erst weg, als der Seebär ihr Ansinnen registriert zu haben schien und eine Spur versöhnlicher wirkte. "Stein, du solltest lieber Abstand nehmen und frische Luft schnappen…" Vorsichtig nickend zog sie sich zurück. "Tut mir wirklich leid", raunte sie dem Schrubbenden noch zu, dann lenkte ihre Frage nach dem Sonnenstand sie selber ab. Nicht mal eine Antwort von Grimbert. Durchatmend gab sie es auf.
Aber als aus Wolle wenigstens zu der Frage mit den Piraten mehr heraus kam als "Das darf ich dir nicht sagen", hatte er ihre volle Aufmerksamkeit ganz für sich.
"Morgeria hat die Piraten mit Kapernbriefen ausgestattet. Alles was nicht die Flagge der dunklen Horde gehisst hat, gilt als Vogelfrei."
Sie hob die Brauen. Wie absurd ist das denn?, ging ihr dazu durch den Kopf, Das ist ja, als wenn Mörder Dieben eine Erlaubnis geben, ihre Opfer auszurauben, bevor sie sie töten. Diese "Kaperbriefe" waren von der ersten Sekunde an in ihren Augen das Papier nicht wert, auf dem sie standen. Ob es solche Briefe tatsächlich gab? Welch Irrwitz.
"Von Rumdett aus stören die Piraten immer wieder unseren Santroshandel. Sie werden mit jedem Tag dreister und selbstbewusster. Offenbar gibt es schon ganze Flotten von ihnen. Ausserdem sympathisieren einige Amazonen mit dieser Piratin namens Cattie, so dass sie uns auch schon von Xytras aus in die Mangel nehmen."
Das war ernüchternd. Die junge Knappin hatte von Amazonen schon mal gelesen und eine gewisse Sympathie für sie gehegt, von deren - sicher oft nachvollziehbarem - Männerhass mal abgesehen. Aber dass sie mit Piraten gemeinsame Sache machten, entehrte sie. Ihre Mundwinkel wanderten nach unten. Darnas Hände wanderten, während sie Wolle still zuhörte, automatisch auf den Rücken, aber sie zog sie nach zwei Schwankungen des Schiffes wieder nach vorne, um das Gleichgewicht besser zu halten. Verflixtes Schwanken! Durchatmen.
"Unsere Admirale vermeiden die offene Konfrontation. Jedes versenkte Schiff schwächt uns gegenüber der Flotte Grandessas…und durch den reduzierten Handel nach Santros fehlt es uns jetzt schon an hochwertigen Tüchern für die Segel. Einzig die Mantrorer stellen sich den Piraten tapfer entgegen."
Wer sich immer nur verteidigt, verliert, schoss ihr prompt eine von Roderichs Lehren durch den Kopf, doch es stand ihr sicher in keinster Weise zu, über die Admiräle von Jorsan zu urteilen - aus ihrem Rang heraus nicht, und schon erst recht nicht angesichts der Tatsache, dass sie im Prinzip keinen Deut mehr über die ganze Sache wusste als das, was Wolle ihr gerade erzählte.
Sie sog die Informationen auf wie ein leerer Schwamm.

Ritter gehörten zwar genau so wenig an Bord eines Schiffes wie ihre Pferde, aber dieser Umstand, dass man sie im Prinzip blindäugig durch die Gegend schubste, weckte eine ungeheure Gier nach Informationen. Irgendwas, um endlich nicht ganz so dumm herumzustehen!
Sie folgte Wolle, als dieser es plötzlich eilig hatte. Was hatte sie auch für eine Wahl? Dass "Zunge" sie sehen wollte, hatte der Bursche ja schon vorher erwähnt.
Die Küche... urmpfh... die Knappin konnte kaum an sich halten und machte einen Schritt rückwärts, sobald ihr die ersten Gerüche entgegen schlugen. Erst jetzt begriff sie in vollem Ausmaß, warum es Wolle so wichtig erschienen war, "frische Luft zu schnappen". Angewidert sah sie auf den Teller. Das lag nicht an den Tintenfischtentakeln - die sie dem Lichtherrnseidank nicht mal als solche identifizieren konnte... da hätte gerade auch ein Stück Wildschweinkeule in Preiselbeersoße liegen können, sie wäre wieder zur nächsten Reeling gerannt.
"... das ist ein kleiner Seemannstrick, gegen die Seekrankheit." Seekrankheit? Sie war krank?? Warum sagte ihr das kei...?! - oh. Moment, doch, davon hatte sie irgendwann mal gehört. Das schien irgendwas halbwegs normales zu sein, nichts Schlimmes jedenfalls. Dass diese weißen... Brocken aus Fisch?... ihr dagegen helfen sollten, war der einzige Grund, warum sie die Schüssel sehr zögerlich an sich nahm. Es war aber unhöflich, selber etwas zu essen, während ein Vorgesetzter mit einem sprechen wollte.

Nun, irgendwie würde sie das vielleicht klären können. Langsam war sie doch neugierig, was dieser fürchterliche "Zunge" nun tatsächlich für ein Mensch war.
"Viel Glück", sagte Wolle noch. Na toll. Glück?
Sie ließ den Blick nur kurz, aber aufmerksam durch die Kabine huschen und konzentrierte sich so zügig wie möglich auf ihr Gegenüber. Die Schüssel mit Essen wanderte zusammen mit der anderen Hand auf den Rücken - das Schwanken war hier oder gerade im Moment nicht ganz so stark, und für die paar Augenblicke musste es reichen. Natürlich schwankt es hier nicht so stark..., rief ihr Verstand sie tadelnd zur Ordnung - sie war schließlich tiefer unten im Schiff.
"Guten Tag, Herr Zunge. Ihr wünschtet mich zu sprechen", grüßte sie höflich und vielleicht zu leise oder es war dem Mann in der Koje nicht wichtig.
"Setz dich. Eisenfaust möchte, dass ich mit dir übers Lügen spreche…" Die Knappin nickte leicht, während sie wieder einmal die fehlenden Manieren dieser Truppe im Geiste bemängelte und näherte sich nicht gerade schnell dem Stuhl. Auch Zunge würde ihre Unsicherheiten im Gang bemerken können. Sie betrachtete das Möbelstück, das mitten im Raum stand. Ein Verhör, war ihr einziger Kommentar dazu. Aber sie nahm Platz, wie gewünscht, vorne auf der Stuhlkante und stellte die Schüssel mit dem Tintenfisch zunächst unter den Stuhl und legte die Hände vorne locker auf den Knien ab, machte den Rücken gerade. Ihre Füße standen allerdings nicht entspannt, sondern in scheinbarer Fluchtbereitschaft - sie hatte Sorge, bei einem doch wieder stärkeren Schwanken mit dem Stuhl umzukippen und wollte ihr Gleichgewicht leichter wiederherstellen können.

Zunge sprach währenddessen gemächlich weiter: "doch um das zu tun… müssen wir uns vermutlich erst über gewisse Tugenden unterhalten, nicht wahr?" Sie furchte leicht die Stirn und begann, ihm konzentriert zuzuhören. Schon Formulierungen wie "gewisse Tugenden" gefielen ihr nicht - es bedeutete wohl, dass er sie für sich nicht als solche definierte.
Ein Verhör? Vielleicht. Oder eine Anklage? Jedenfalls befand Darna sich geistig schon nach wenigen Worten des Mannes vollständig in der Defensive.
"Dein Streben nach Antworten ist auch völlig legitim… doch was ist wahr? Was ist falsch?"
Streben nach Antworten? Hat er mich und Wolle belauscht? Die Brauen zogen sich noch ein Stückchen weiter zusammen. Bisher - vor dem Kampf mit Grinsi - meinte sie, gar nicht so viele unnötige Fragen gestellt zu haben. Vielleicht meinte er es aber auch gar nicht zwingend auf sie persönlich bezogen, sondern allgemein... so wie Eisenfaust, der von den Skrupeln geredet hatte, Gegner von hinten niederzustechen.
"Sind jene Antworten, die am wahrscheinlichsten erscheinen, auch immer die Richtigen?"
Natürlich nicht, entgegnete sie gedanklich ruhig und ihr Blick stumpfte sich eine Spur ab. Hielt er sie für dumm?
"Kann der, welcher stets die Wahrheit spricht, den Lügner erkennen?"
Nein. Natürlich nicht, jedenfalls nicht, bloß weil er...
"Wer weiss…wer weiss…" Zunge schmunzelte. Er schien ganz selbstzufrieden mit seiner kryptischen Art zu sein.
Darna stöhnte innerlich und ließ sein Philosophieren über sich ergehen. Sie mochte dergleichen nicht. Sie mochte Fragen nicht, die keine waren. Sie mochte keine Leute, die redeten, nur um sich selber zuzuhören. Gernot hatte ihr oft vorgeworfen, selber "Phrasen zu dreschen" und viel zu lange und viel zu viel zu reden, aber sie tat es empfundenermaßen stets, um anderen auch etwas mitzuteilen. Weiteres hatte sie sich ziemlich strikt abgewöhnt - laut ihrer eigenen Einschätzung. Sie musterte weiter die personifizierte Unauffälligkeit.

"Was für ritterliche Tugenden lehrte dich dein Meister? Was für Pflichten und was steht über allem? Was ist die oberste Maxime, nach der du lebst?"
Sie wollte gerade antworten, als Wolles Stimme durch den Gang schallte. Wieder ruckten die Brauen aufeinander zu. Rekruten?
"Keine Sorge, dies gilt nicht für dich." Meinte Zunge ruhig.
Sichtbar lauschte sie noch dem, was draußen scheinbar passierte, nickte aber ruhig. Und stutzte innerlich. Wieso hatte er plötzlich doch Garmisch benutzt? Sie fühlte sich von dem Befehl draußen auch nicht wirklich angesprochen - schließlich war sie kein Rekrut. Aber was für Rekruten überhaupt und vor allem: wieso hatte Wolle die Zuständigkeit, solche an Deck zu beordern? Wieder eines dieser verwirrenden Details und flüchtig pressten sich ihre Lippen zusammen.

"Ich weiss, du bist sicherlich neugierig wie sonst was auf das, was da Draussen vor sich geht… aber für die nächsten paar Minuten gehörst du ganz mir. Alles andere würde Eisenfaust als Befehlsverweigerung auslegen…und das wollen wir doch nicht, oder?"
Irgend etwas an dieser Formulierung gefiel ihr überhaupt nicht. Ah... es hörte sich wie eine dieser verbalen Herausforderungen von Gernot an, mit denen er es einleitete, sie mal wieder vorführen oder beleidigen zu wollen.
"Nein, Herr", antwortete sie schlicht, doch etwas in ihrem Blick wurde härter. Ihr Kinn hob sich eine Spur und sie schien wieder ganz auf Zunge konzentriert.
"Ich nehme an, dass Ihr eine Antwort auf Eure vorigen Fragen wünscht?" Sie wartete einen Augenblick zumindest eine flüchtige Bestätigung ab und setzte dann zu eben jener an - in dieser "entsetzlichen Art, zu dozieren", wie ihr Erzfeind es oft nannte: der Ton sachlich und nüchtern, die Sätze ausformuliert, als stünden sie in einem Buch und als würde sie flüssig und wohlbetont mit voller Überzeugung aus einem solchen auch vorlesen:
"Mein Meister lehrte mich die ritterlichen Tugenden der Wahrhaftigkeit, Tapferkeit, Treue, Frömmigkeit, Mildtätigkeit, Bescheidenheit und Würde." Man konnte den Abschluß hören und dass sie den nächsten Absatz "vorzulesen" begann. Ihre Haltung war noch etwas gerader geworden, noch etwas schulbuchhafter korrekt und im Moment schienen sogar das Schwanken des Schiffes und ihre Übelkeit vergessen.

"Meine bisherigen Pflichten liegen darin, meinem Herrn, de..", sie stockte, als sie offensichtlich eine Person hätte nennen wollen und korrigierte prompt: "Verzeihung. Meine Pflichten liegen darin, meinem Herrn zu dienen und in allen ehrbaren Belangen für sein Wohlergehen und sein Ansehen zu sorgen. Sie liegen darin, nach bestem Wissen und Gewissen das Handwerk eines Ritters zu lernen. Dabei steht über allem die Treue zum König." Mit der Andeutung eines bedächtigen Nickens beendete sie ihre Antwort auf Zunges zweite Frage, die sie sich offensichtlich akribisch alle gemerkte hatte.
Schon fuhr sie auch mit der dritten Antwort fort, allerdings wirkte diese... eine Spur langsamer, schließlich ging es hier nun auf persönlicheres Terrain.
"Die oberste Maxime, nach der ich lebe, ist tatsächlich die 'Wahrhaftigkeit', Herr. Es liegt nicht in meinem Ansinnen, Euch damit herauszufordern oder gar zu ärgern. Mir wurde beigebracht, dass ohne Wahrheit alles andere Nichts ist, und dies ist auch meine eigene Überzeugung."
Sie schwieg einen Moment, in dem sie sich nicht sicher war, ob sie noch mehr dazu sagen sollte; entschied sich dann aber dagegen. Vermutlich würde dies hier eine verbale Konfrontation werden, die es ähnlich in sich hätte wie der Kampf gegen Grinsi, und warum sollte sie Zunge mehr Vorlagen zum Angriff liefern als nötig?
Hoffentlich endet dies hier dann nicht auch darin, dass ich bewusstlos geschlagen werde, dachte sie missmutig und nachtragend.

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Re: Der Weg der Bluthündin - Kap. 2 Zu Gast auf der "Niemand

Beitrag von Erzähler » Sonntag 24. Mai 2015, 23:09

"Nein, Herr."
Zunge schmunzelte und strich sich über sein Kinn. "Mhmm." Er lauschte ihren Ausführungen. Sein Gesicht verriet höchstens eine Spur von Belustigung, aber nicht mehr, nicht weniger. Es war nicht einmal deutlich ersichtlich, ob er dieses Gesicht nur aufsetzte um sie zu ärgern, oder ob sein Ausdruck echt war.
"Einen wahrlich wackeren Meister hast du gehabt. Wohlwahr. Sehr fleissig." Doch was hat er dir über das wahre Leben beigebracht?
Er hörte ihr weiterhin zu, legte seinen Kopf in den Nacken und sah sich die Decke des Raumes an, als würde ihn das Gespräch gar nicht weiter Interssieren. Bis sie den König und die Warheit erwähnte.
"Welchem König?", fragte er schlicht.

Darna furchte die Stirn. Aber auch hier klang nach einem kurzen Moment des Bedenkens die Antwort bedächtig und wie aus dem Lehrbuch: "Dem König von Jorsan, zur Zeit seine Majestät Richard III." Zunge konnte hören, wie sie einmal deutlich tiefer einatmete und den Atem leiser entließ. Ihr Kopf legte sich eine Spur schief, als wartete sie wie in einer Abfrage in einer Lehrstunde die nächste Frage ab. Fehlte nur noch, dass sie für ihre Antworten jedes Mal aufstünde.
Zunge schwieg eine ganze Weile. Zur Zeit seine Majestät Richard III? Und wenn er stürbe? Wenn er einen unfähigen Nachfolger erhält? Oh ihr Ritter und Knappen, ich versehe euer Werk nicht. Ihr bindet das Wort an einen Hut mit Zacken, ungeachet des Hauptes, welchen ihn trägt!
"Ja, er ist aber auch ein guter König, wie?" Der Mann drehte sich auf seiner Hängematte um und sah zu ihr runter. "Charismatisch, gütig, gnädig, loyal, aufrecht. Ein Leuchtfeuer unseres Reiches. Ein würdiger Anführer." Er sah sie wieder spitzbübisch an. Sterblich und vergänglich, wie jeder Mensch.
"Würdest du für ihn lügen?"

Ihre Augen waren offen und aufmerksam, während Zunge sprach. Als er des Königs Qualitäten hervorhob, hellte sich ihre Miene eine Spur auf, kurz darauf zuckten jedoch feine Muskeln an ihrem linken Auge, die ihren Blick kritischer werden ließen. Ob er gerade nur ironisch war?
Auf die Frage nach dem Lügen folgte sofort ein Zusammenpressen der Lippen. Die innerliche Kampfbereitschaft war wieder da, denn da sah sie die erste ernsthafte Attacke.
"Das käme sicherlich auf die Situation an, Herr", antwortete sie für eine solche vage Antwort erstaunlich bestimmten Tons und setzte nach: "Was für eine Antwort wünscht Ihr darauf? Eine pauschale?" Es folgte eine kurze Kunstpause, in der sie nachdenklich wirkend den Blick senkte, dann wollte die Knappin ihre eigenen Worte jedoch nicht so provokant im Raum hängen lassen und fügte an:
"Das Gebot der Wahrhaftigkeit ermahnt uns, dass wir uns ehrlich um die Wahrheit bemühen und nicht leichtfertig lügen sollen. Die Lehren des Rittertums besagen, dass man sich auf das Wort eines Ritters verlassen können muss."
Sie hob ihr Kinn und sah zu ihm hoch. "Ich will es nicht ausschließen, Herr, aber es wäre mir zuwider."
Zunge legte seinen Kopf schief. Dann drehte er sich wieder um und sah abermals zur Decke. "Mhmm". Brummte er nur und schwieg. Da hat aber jemand reichlich Werte abgekriegt.
Darna schluckte einmal. Es war allerdings diesmal nicht der Unterredung geschuldet, sondern dem Umstand, dass ihr langsam wieder mehr und mehr das Schwanken des Schiffes auf den Magen schlug.

"Herr...", setzte sie leiser an, "ich bitte um Verzeihung, doch ich scheine Probleme mit .. sogenannter 'Seekrankheit' zu haben. Man gab mir etwas mit, was dagegen helfen soll." Eine leichte Kopfneigung deutete zu der Schüssel unter ihrem Stuhl.
"Ich möchte aber nicht unhöflich wirken, wenn ich hier einfach etwas esse."
Zunge presste die Augen zusammen und studierte die Decke. Es sah so aus, als hätte er irgend eine Unregelmässigkeit darin entdeckt, zumindest konzentrierte er sich gerade ausgesprochen darauf. Sogenannter Seekrankheit? WAHAHAHAHA! Himmel ist die verklemmt! Sogenannte Seekrankheit. Was würde sie sagen, wenn man jemandem den Kopf abschlägt? Mein Kamerad kann nicht, er leidet gerade an sogenannter Kopflosigkeit? Er atmete ein paar mal ruhig durch. "Nur zu." Meinte er dann wieder gewohnt ruhig. Ein guter Menschenkenner mochte vermutlich bemerken, dass er gerade ein Lachen unterdrückt hatte, doch in seinem Tonfall war nichts derartiges zu hören. Er klang genau so, wie vorhin.Konzentrier dich.
"Wer ist "man"?", fragte er beiläufig und liess sie machen.
Mit leichtem Nicken und einem sehr leisen "Danke" griff sie unter den Stuhl, zog die Schüssel in Reichweite und fischte sich einen der weißen Brocken heraus. Mit dem Gedanken Denk nicht drüber nach verbot sie sich ein Nachforschen, was das für Fisch sein mochte und kaute einfach darauf herum. Es schmeckte komisch, aber nicht unerträglich.
Zunges Frage brachte sie dann jedoch ins Stocken und sie war kurz davor, zu fragen, was er damit meinte. Sichtlich grübelte sie, was sie davor zuletzt gesagt hatte, schloß kurz sogar die Augen.
"Man.. muss sich auf das Wort eines Ritters verlassen können..." Der Unterton klang deutlich fragend und sie schaute zu Zunge.
Zunge nickte nur. "Wer ist "man"?

Wieder dieses tiefere Einatmen. Jetzt wurde der Blick tatsächlich grüblerisch. "Jeder, wenn es geht", antwortete sie nach einigem Überlegen und spürbar weiter nachdenkend. Das Lehrbuch schien sich über solche Details bisher nicht ausgelassen zu haben. "Nun gibt es natürlich auch noch unterschiedliche Abstufungen von einem 'Wort' - ein Versprechen darf auf keinen Fall leichtfertig gegeben werden. Mein Wort gilt, wenn ich es gebe, selbst einem Feind gegenüber."
Sie hob wieder den Blick zu Zunge, doch ihre Mimik hatte nun eine andere Qualität: aufmerksam, forschend - ob ihr diese Art von Gespräch etwa gerade... gefiel?
"Hilfesuchende müssen sich auf mich verlassen können. Der einfache Bürger sollte meine Worte nicht für belangloses, womöglich gar falsches Geschwätz halten."
Sie wirkte nun eine Spur unsicher, als sie offenbar innehielt; sie wartete ab, in welche Richtung Zunge nun ihre Aussagen lenken mochte. Sie argwöhnte, in eine Falle gelotst zu werden, noch ohne sie zu sehen - gleichzeitig wurde dieses Gespräch wirklich interessant.
Zunge schwieg eine ganze Weile. Beginnt ihr diese Unterredung etwa Spass zu machen? Sehnt sie sich nach mehr, als nur eingefurchte Strukturen? Sehnt sie sich nach Widersprüchen? Wenn ja, dann könnte ich daran ansetzen.

Der Mann atmete ein paar Mal ruhig durch. Er liess sich Zeit. Draussen hörte man noch immer ein Geläuf, welches aber langsam abebbte. Schliesslich drehte er sich wieder zu ihr hin. "Reichst du mir auch ein Stück?", fragte er und linste zu den Tintenfischbrocken. "Was weisst du über mich?"
Die Knappin nickte zu seiner Frage ohne Zögern und hielt ihm die Schüssel anbietend entgegen. Bei seiner Frage furchte sich spontan tief ihre Stirn.
"Nichts.. Herr", antwortete sie zunächst recht spontan und nüchtern, fügte dann höflich aber doch gewisse Fakten an: "Ihr gehört zur Truppe, die Eisenfaust folgt und werdet 'Zunge' genannt. Ihr sollt dafür zuständig sein, mit mir über das 'Lügen' zu reden - und mir wohl etwas in der Richtung beibringen, wenn ich es recht verstanden habe."
Letzter Umstand gefiel ihr deutlich nicht, aber sie wahrte eine gewisse höfliche Maske.
Du weisst nicht einmal, ob ich ein Jorsaner bin, Mädchen. So viele Worte...an einen völlig fremden Mann in einer völlig fremden Situation. Das ist nicht gut. "Mhmm", machte er und schwieg. Eine Angewohnheit, die er offenbar durchzog. Langsam streckte er die Hand aus und griff in ihre Schüssel. Zog eines dieser weissen Stücke heraus und drückte es leicht zusammen.
"Hast du sowas schon mal gegessen?"

"Nein, Herr."
Er schob sich das Stück in den Mund und kaute. "Was ist schlecht an Lügen?", fragte er beläufig. Er hatte tatsächlich das Talent, alles so klingen zu lassen, als wären es Belanglosigkeiten, um die es hier die ganze Zeit ging. Die Situation in der sie sich jedoch befand, liess eher daran zweifeln.
Er kaute fest auf dem Tintenfisch herum, da diese Dinger wirklich zäh waren.. "Wenn ich dir nun sage, dass dieses Tier, welches du gerade im Mund hast... von violetter bis schwarzer Farbe ist, über mehrere schlangenartige Arme verfügt und bei Gefahr eine schwarze Flüssigkeit ausstösst, um den Gegner zu blenden...."

Er zuckte mit den Schultern. "...was habe ich dir dann erzählt? Eine Lüge? Die Wahrheit? Nichts von beiden?"
Er lächelte schliesslich still vor sich hin.
"Wenn nun Wolle kommt und dich fragt, was für ein Tier du gerade im Mund hast... was würdest du sagen?" Er schluckte das Stück runter. "Dass du es nicht weisst? Wäre dies noch die Wahrheit?" Alles was wir nicht durch eigene Erfahrung lernen basiert doch letztlich auf einer unsicheren und ungeprüften Quelle..
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Re: Der Weg der Bluthündin - Kap. 2 Zu Gast auf der "Niemand

Beitrag von Darna von Eibenau » Sonntag 24. Mai 2015, 23:49

Wieder nahm sie Zunges Frage, was schlecht an Lügen sei, mit einem Blinzeln zur Kenntnis und lauschte ihm danach zunächst weiter aufmerksam. Ihre Stirn furchte sich während seiner Erklärung - ob zweifelnd oder aus Unbehagen über die Vorstellung des Geschilderten, war nicht zu erkennen. Vielleicht war es auch eine Mischung aus beidem.
Allerdings bildete seine letzte Frage eine Brücke, die sie dankbar auch sogleich weiter aufrichtig wie bisher klingend nutzte:
"Ich würde ihm sagen, dass Ihr mir mitgeteilt habt, dass das ein seltsames Tier mit schlangenartigen Armen sein soll, was schwarze Flüssigkeit ausstoßen könne. Dass ich das aber nicht bestätigen könne, sondern nur wisse, dass es ziemlich zäh ist und ... gewöhnungsbedürftig schmeckt." Diszipliniert und stringent ist sie ja in dem was sie tut. Dachte Zunge.
Sie legte den Kopf schief und sah zu Zunge hoch, ihre Brauen hoben sich fast gutmütig-mütterlich wirkend, als sie weiter erklärte: Oh nein. Zunge ahnte bereits, dass nun ein Monolog folgen würde.

"Und genau das ist es, was das Schlechte an Lügen ist, Herr: sie unterhöhlen das Vertrauen. Ich würde aufgrund der seltsamen Zusammenstellung der Details sogar vermuten, dass das die Wahrheit sein könnte, aber ich weiß es nicht, und vor allem kann ich mich nicht darauf verlassen.
Ihr gehört zur Truppe von Eisenfaust, und anhand der Befehle, auf die hin alle zu handeln scheinen, sollte ich davon ausgehen, dass Ihr... gewissermaßen mein Kamerad seid und deswegen wenig Grund hättet, mich anzulügen, zumal ich Euch nichts getan habe - aber man sollte meinen, dass dies auch bedingt hätte, mich nicht nach einem verlorenen Kampf einfach bewusstlos zu schlagen."

Da lag ein schwerer Vorwurf in den letzten Worten, auch wenn sie immernoch höflich blieb. Aber ihre Mimik hatte während der letzten Ausführungen erstaunlich schnell wieder die Konsistenz ihres "Tarnnamens" gewonnen und sie lehnte sich etwas zurück. Kurz schien in ihrem Blick Bedauern aufzuflackern, verschwand jedoch wieder hinter der Härte.
"Mhmm", brummte Zunge und schwieg. Leider meinen es deine Kameraden und Vorgesetzten nicht immer so gut mit dir, wie Eisenfaust. Dachte Zunge besorgt.

"Dein Meister hat dich also gelehrt, was die Tugenden eines Ritters sind..."
Er sah sie direkt an. "Und er ist dein Freund... näher noch, als ich es bin. Aber... sagt er die Wahrheit? Oder hat er dir etwas über ein Stück Fisch erzählt... von dem du bis dahin nichts gewusst hattest. Nun vielleicht hattest du ein paar Vorstellungen davon, was es heisst ein Ritter zu sein.
Woher weisst du, dass es wahr ist? Und woher weisst du, ob er nicht etwas vergessen hat?
Ein Tier, wie du es gerade isst, kannst du fischen, aufschneiden und essen und schauen ob es gleich schmeckt." Er lächelte. "Die Innereien eines Ritters hingegen... werden dir wohl wenig über seine Tugenden verraten." Die Welt ist vieles, aber vor allem Grau. Nicht schwarz. Nicht weiss. Wenn es ihm gelänge dies eindringlich zu vermitteln, wäre schon viel für die Sache gewonnen.

Darnas Stirn furchte sich schon, als Zunge unterstellte, dass Meister Roderich ihr Freund war. Sie hätte ihn nicht so bezeichnet und grübelte kurz darüber, ob man etwas ähnliches hätte behaupten können, kam aber so schnell zu keiner zufriedenstellenden Antwort.
Sie blinzelte und drohte gerade glatt, den Faden zu verlieren: Roderich, ihr etwas von Fisch erzählen? Was? Er hatte ihr von Pferden was erzählt. Achso - es ging immernoch um dieses verflixte Gleichnis.
Kurz darauf entgleisten ihre Züge. Innereien eines Ritters?! Nein, wenn sie schon durch hässliche Worte verstört wird, was wird sie dann zu echten Innereien sagen? Manchmal wirkt sie älter als sie ist...und dann doch wieder Blutjung. Wie alt mag sie sein? 16? 19? 21? Er rieb sich über sein Kinn.
Ich werde im Leben nicht einen Ritter aufschneiden!, durchfuhr es sie entsetzt. Darna brauchte eine Weile, sich zu fassen.

Diesmal hörte Zunge nicht, wie sie ein-, sondern wie sie ausatmete. Die Knappin war ziemlich blass geworden, warum auch immer. "Meister Ro..", setzte sie an und riss sich deutlich im allerletzten Moment zusammen, nicht einfach drauflos zu reden und sich an die Regeln zu besinnen. Danach klang ihre Stimme über-beherrscht, leicht hölzern:
"Mein Meister hat nicht nur mich, sondern mehrere Knappen unterrichtet. Unter den Augen eines angesehenen Herren, dessen Wort ebenso viel wert ist. Was er mich und die anderen lehrte, wurde vom Priester, der uns ebenso unterrichtete, vertieft und bestätigt. Ein Priester Lysanthors", wie sie betonend hinzu setzte und nochmal sich fangend durchatmete.
Phrasen...Phrasen... bei allen anderen würde ich es für Phrasen halten, aber sie glaubt es. Bei allem was mir lieb ist, sie glaubt es wirklich. Dachte Zunge. So jemandem war er noch nie begegnet. Es war nicht Naivität was sie ausmachte, sondern aufrechter Glaube. Ein ungeheuerliches Potenzial, das jedoch noch effizient kanalisiert werden musste.
"Seine Lehren sind schlüssig, sie machen Sinn und werden von dem Umfeld, in dem ich mich bewegte, widergespiegelt. Teils sind es auch Lehren meines Herrn Vaters." Dieses Detail nun schien über jeden Zweifel erhaben. "Selbst, wenn sie alle etwas vergessen hätten, oder jemand in einer Einzelheit geirrt hätte, so hätten sie ihr Möglichstes getan, mir alles Nötige beizubringen, und der Rest läge an mir. Sollte ich dabei doch noch auf eine wahrlich erwähnenswerte Lücke stoßen... so würde ich ihnen dies sogar in aller Freundlichkeit zukommen lassen, mit ihnen darüber reden - und wahrscheinlich erkennen, dass es ihnen nicht unbekannt war. Aber sie sind ja auch nur Menschen und können mich nicht mein ganzes Leben lang alles lehren, was sie wissen. Das geht nicht."
Sie hatte ihre Haltung wiedergefunden und schloß:
"Aber ich vertraue ihnen."

"Mhmm", machte Zunge wieder und schwieg.Harte Nuss. Das entwickelt sich hier langsam zu einer Partie Schach...wie... abwechslungsreich. Dieser Basil war eingeknickt wie ein Kartenhaus, wie es sich für einen Jungen gehört. Er hat den gleichen Meister wie sie und doch...sind die Unterschiede gewaltig.
An die Eigenart des Brummens schien sich die Knappin inzwischen gewöhnt zu haben und schwieg recht gelassen - auch wenn ihre Sitzhaltung noch immer irgendwie "korrekt" und zu gerade für Menschen einfacher Herkunft wirkte. Zunge betrachtete sein Nagelbett und schob es mit seinem Fingernagel etwas zurück.
"Wird etwas also wahr, wenn nur genügend Leute daran glauben?"
Er drehte sich wieder zu Darna hin und stützte seinen Kopf auf seiner Faust ab. "In Grandessa gibt es auch ganz viele Knappen, mit ebenso belesenen wie klugen Meistern. Die lernen auch ganz viele Wahrheiten über unsere Lande."
Diesmal schwieg die Knappin selber überlegend eine Weile, der Blick nach innen gekehrt und auf einen unbestimmten Punkt am Boden gerichtet.
"Das ist ein interessanter Gedanke, Herr", begann die junge Frau schließlich bedächtig zu formulieren und fuhr nach einer kleinen Kunstpause fort: "Es gibt, wenn man es so betrachtet, offenbar durchaus Begebenheiten, bei denen man von einer 'allgemeinen Übereinkunft' oder etwas ähnlichem sprechen muss und Dingen, die man in irgend einer Art und Weise als 'Fakten' festlegt." Sie hob den Blick, die Stirn nachdenklich gekraust und fügte an: "Schließlich könnte man in anderer Richtung sonst ja auch anzweifeln, ob eins und eins zwei ergibt? Das führt doch irgendwann nicht weiter." Sie blinzelte, es wirkte etwas irritiert.

Wo wir letztlich bei der Frage sind, ob die Wahrheit nur eine Illusion ist. Aber eines nach dem Anderen. "Das ist der springende Punkt", meinte Zunge amüsiert.
"Nehmen wir an, du gerätst in Gefangenschaft... und wirst von Grandessarern peinlich befragt. Welche Wahrheit wollen sie dann hören?"
Er schmunzelte und rieb sich sein Kinn. "Und welche solltest du ihnen dann geben? Ihre... oder unsere. Jeder Soldat hat eine gewisse Vorstellung von seinem Feind und dessen Taktik... warum ihn nicht in dem bestätigen, was er gemeinhin erwartet. Er würde dies für wahrer halten... als die Realität."
Ihre Stirn furchte sich zunehmend, während sie Zunge zuhörte. "Verzeihung, aber sollte es überhaupt darum gehen, was sie 'hören.. wollen'?", fragte sie, die letzten Worte jeweils einzeln betonend. "Es geht in einem solchen Fall doch eher darum, ob ich meinen König und mein Land verrate. Was sie hören wollen, mit Verlaub, das interessiert mich eigentlich nicht."
In ihre Stimme kam etwas energisches, was sie unter Disziplin und Höflichkeit gedeckelt unter Kontrolle hielt.
"Nun gut, was würdest du tun?
Schweigen?"
Sie nickte ernst. Das kann nicht dein ernst sein Mädchen! Die Miene steinern entschlossen, verschlossen, im Blick mochte der gute Menschenkenner Unsicherheit mit ihrer Überzeugung ringen sehen - oder gar Angst?
Er zog eine Augenbraue hoch. "Hat dir dein Meister je etwas über die Foltermethoden der Grandessarer erzählt?
Oder hatte dies zwischen Heraldik und der richtigen Tischordnung bisher noch keinen Platz?"

Sie presste die Lippen bei der letzten provokanten Frage zusammen. "Ich bin mir sehr wohl bewusst darüber, dass es heißt, dass 'jeder irgendwann redet', Herr", gab sie so stocknüchtern zurück, dass es schon ziemlich bissig klang. "Aber wenn dieser Punkt erreicht ist, bekommt wohl jeder zu hören, was er hören will, und kann dann eigentlich immer noch nicht sagen, ob dies die Wahrheit ist oder nicht."
Sie atmete sehr knapp einmal tiefer ein. "Ich weiß aber, dass sie es garantiert bemerken würden, wenn ich Lüge - an meinem Unbehagen dabei oder was auch immer. Dann haben sie erst recht Grund, nachzuhaken." Sie schluckte, als sich die Vorstellung eines Hakens auch prompt in ihre Gedanken schlich.
"Und ich will nicht erst so gut lügen lernen, dass es authentisch wirken würde. Das hieße, zuallererst mich selbst zu verraten."

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Re: Der Weg der Bluthündin - Kap. 2 Zu Gast auf der "Niemand

Beitrag von Erzähler » Sonntag 24. Mai 2015, 23:54

Naarrr...nun wird es aber pathetisch hier. Zeit etwas weniger schonend vorzugehen, sonst gleitet sie wieder gänzlich in ihr vertrautes Muster ab. "Nein." Zunge sprang nun endlich von seiner Hängematte und stellte sich direkt hinter Darna hin. "Wenn du schweigst. Werden sie dich töten. Und den nächsten armen Kerl einsammeln, den sie das gleiche befragen. Schweigen... tötet. Eine gut platzierte Lüge hingegen... beschäftigt deinen Feind. Macht ihm Hoffnungen, lässt ihn Ressourcen binden, für eine Sache die nicht existiert. Rettet möglicherweise ein paar armen Socken an der Front das Leben. Die Loyalität gegenüber deiner selbst... gegen das Leben deiner Kameraden." Er umkreiste sie und stellte sich nun mit verschränkten Armen vor ihr hin, während er sie mit einem durchdringenden Blick taxierte. Zeit für etwas Druck. Mal sehen wie reichhaltig ihre Reserven sind. "Was willst du deinem Freund Basil sagen, wenn sie ihn holen, weil du deinem Feind keine falsche Position angegeben hast? Es war dir wichtig, dir treu zu sein?"
Ihre Wangen glühten inzwischen - warum, ließ sich schwer sagen, doch sie war spürbar innerlich aufgewühlt. Ihre Augen waren schmaler geworden, der Blick stechend. Sie mied jedoch die Provokation, ihn mit diesem Ausdruck direkt anzusehen, sondern blickte mit soldatischer Korrektheit auf einen Punkt knapp unterhalb des Kinns. Sie blinzelte kurz.
"Sollte...", setzte sie zu einer hölzern-protestartigen Antwort an, als sie abermals stockte und den Kopf schief legte, Zunge nun selber verhörartig mit verengtem linken Auge fixierte.

"Basil?", fragte sie bohrend hörbar danach, woher er diesen Namen wusste.
Erwischt. Dachte Zunge amüsiert und lächelte süffisant.
"Genau. Basil. Netter Junge. Mag Turnierkämpfe." Er sah sie prüfend an. Zunge war höchst konzentriert, denn ihm entging die wachsende Spannung im Raum nicht. "Was würdest du ihm also sagen?"Würdest du mich angreifen, wenn ich dir sage, dass ich ihn gefoltert hätte? Was würdest du tun? Wie wirst du dich deinen Leuten gegenüber verhalten, wenn du erst auf dem Schlachtfeld stehst? Was nützen dir ritterliche Tugenden, wenn du deinen Schildbruder nicht schützen kannst? Fragen über Fragen. Zweifel ist ein äusserst fruchtbares Saatgut.
Sie schwieg eine Weile, ein sehr eisiges Schweigen, während sie innerlich zu kochen schien. Jegliches Anzeichen von Entspannung, was sie zwischenzeitlich gezeigt haben mochte, war längst wieder verschwunden. Ihre Nasenflügel blähten sich beim nächsten beherrschten Durchatmen. Der Blick blieb so charmant wie der einer gereizten Würgeschlange.
"Dass ich nichts verraten habe. Und er dürfte es mir sogar glauben - weil er weiß, dass ich immer die Wahrheit sage." Armer Basil, das würde ihm wenig Erleichterung verschaffen. Dache Zunge schweigend. Jetzt klang der hintere Zusatz eindeutig und bewusst provokativ. "Die Grandessaner werden mich nicht töten, wenn ich schweige. Sondern sie werden mich in jedem Fall töten, sie werden mich töten, wenn ich lüge, und sie werden mich töten, wenn ich die Wahrheit sage. Wenn sie für fünf Füchse Verstand besitzen, werden sie, egal was ich sagen würde, ohnehin jemand weiteres befragen. Also müsste es eine Lüge sein, die unter vielen Leuten abgesprochen ist und keine Lücken aufweist..." Ihr Gesicht verzog sich angewidert.
Ihr schien noch einiges auf der Zunge zu liegen, aber sie haderte einen längeren Moment damit, weiter zu sprechen. Sie atmete nochmal tief durch. "Meine Kameraden wird nicht mein Schweigen töten, sondern ein Grandessaner, wenn sie nicht aufpassen." Guter Punkt, Mädchen, aber nur die halbe Miete..

Ihre Stimme wurde während dieses Satzes sehr rauh, als drohte sie, zu versagen.
Das Kinn der jungen Frau zog sich ablehnend nach hinten, während sie den Kopf leicht schräg hielt.
"Ich weiß nicht, was Ihr hören wollt, Herr, aber Ihr werdet aus mir keinen Lügner machen und sie mir nicht schöner reden, als sie ist. Es wäre Irrwitz, sollte es einen guten Ritter ausmachen, gut lügen zu können." Sie schnaufte, leise, aber verächtlich. Es schien gerade nur ein dünner Rest an Souveränität zu sein.
"Mhmm...", brummte Zunge nur. Damit hat sie wohl Recht. Ich werde sie nicht zum Lügen kriegen. Bedauerlich. Bedauerlich, dass der Krieg mehr Lügner erfordert, als Idealisten. Bedauerlich dass Richard nach jenen Qualitäten sucht, die er für seine Sache als Sinnvoll erachtet und nicht jene, die aufrecht und tugendhaft sind. Krieg und Tugenden vertragen sich nicht. Er sah sie ernst an.
Ihre Lippen öffneten sich eine Spur und für einen kurzen Moment wirkte der Blick doch entnervt, aber dann biss sie die Zähne zusammen und der Blick wurde mit einem Ausatmen wieder starr und stur.]

Noch kann ich nicht aufgeben.
"Nein", beharrte er. Drehte sich um und verschränkte seine Arme hinter seinem Rücken. Er schritt den kleinen Raum hinab und verharrte dort, offenbar die Wand anstarrend. Er dachte eine Weile nach, ehe er sich wieder umdrehte. Er sah sie lange an und beruhigte seine eigene Atmung. Fand wieder zu seiner Ruhe zurück. "Wenn du ihnen das gibst, was sie für wahr halten...", begann er wieder, "gehen sie dieser Spur nach. Du hast Recht. Sie foltern vermutlich weiter. Natürlich tun sie das. Aber wenn nur ein feindlicher Soldat, damit beschäftigt wird, einem Phantom nachzujagen... und einer der unsrigen Soldaten dafür am Leben bleibt. Nur ein einziger, nennen wir ihn...mhm... Basil? Dann hat dein Sterben mehr bewirkt, als die Aufrichtigkeit, die du mit in dein Grab nimmst." Worte sind Waffen und ich richte sie mit voller Wucht gegen dich. Nichts was fair ist, aber notwendig. Er fand sie durchaus sympathisch.
Während Zunge durch den Raum schritt, folgte Darnas Blick ihm nicht. Dieser blieb starr auf den Fleck gerichtet, wo der Mann eben noch gestanden hatte und wo sie ohnehin fast die ganze Zeit hin sah, wenn sie "geradeaus" schaute. Auch sie nutzte die Atempause, um die Augen für einige Herzschläge zu schließen und einmal tiefer durchzuatmen.

Was sollte das alles hier? Ihr war inzwischen zum Heulen zumute oder danach, Zunge zu packen und ihn über irgend eine Reeling zu schmeißen.
Wie würde das erst werden, wenn sie auch noch Folterwerkzeuge einsetzen?, dachte sie in erschöpfter Ernüchterung und mit vagem Entsetzen. Sie befahl sich selber, durchzuhalten und öffnete die Augen wieder. Prompt wurde der Blick gequält, als er ein weiteres Mal Basil als Anhalt für ein "was wäre, wenn?" bemühte.
Ich hab ihn schon so oft verpfiffen..., dachte sie resigniert, Er wäre es wohl gewohnt.
Aber was sollte sie Zunge antworten?
Er wird mich für naiv halten. Verbohrt und naiv, dachte sie innerlich aufgebend. Das wiederum war sie gewohnt.
Sie atmete durch. Ihre Worte klangen tonlos: "Herr, Ihr fragtet mich nach den Tugenden, die man mir beibrachte. Eine weitere ist 'Frömmigkeit'. Ich weiß nicht, was in dieser Welt passieren wird, wenn ich sterbe, aber ich weiß es ja womöglich nicht einmal, wenn ich lebe." Sie schluckte.

"Es ist mir egal, ob Ihr mich für naiv oder grausam haltet... Ich müsste darauf hoffen, dass...", sie blinzelte, "schon 'alles gut werden' wird oder müsste vor Lysanthor verantworten, dass ich seine höchste Tugend für wichtiger hielt, als ein anderes Menschenleben."
Sie war blass geworden, während die Wangen glühten.
"Oder hundert." Die Worte waren immernoch klar artikuliert, aber sie war kaum mehr zu verstehen. "Vielleicht vergibt er mir.""Mhmm...", machte Zunge nur und schwieg.Dein Glaube wird ebenso im Krieg geprüft werden wie deine Aufrichtigkeit. Wenn du Glück hast, wirst du erst Letzteres verlieren. Egal was in der Schlacht kommen wird, man verliert letztlich immer. Darna von Eibenau. Ich hätte mich in friedlicheren Zeiten gerne länger mit dir unterhalten, doch ich fürchte du hast Recht. Ich kann dir nicht beibringen, was mir aufgetragen wurde.
"Dann sind wir fertig", schloss er schliesslich und wandte ihr seinen Rücken zu.
"Du kannst jetzt an Deck gehen. Man wird dich dort erwarten." Sein Gesichtsausdruck glich einer Maske, man konnte nicht sagen, ob ihn ihre Worte verärgert, oder beeindruckt hatten, ob er sie seltsam fand oder sie respektierte. Während sie ihr Herz auf der Zunge trug, wusste man von ihm gar nichts. Eisenfaust wird nicht erfreut sein, er hat grosse Hoffnungen in sie gesetzt. Ich habe getan was ich konnte. Sie wir ihren Weg finden dem Reich zu dienen.
Das Gefühl, gerne losheulen oder sich einem schön sinnlosen Tobsuchtsanfall hingeben zu wollen, blieb, aber sie war für das eine zu gedrillt und für das andere... auch.
Als Zunge plötzlich das Gespräch beendete, als sie sich verbal in die nächste Nische flüchtete, zuckte ihr Auge nervös und sie musterte ihn einen Lidschlag lang argwöhnisch.
Fertig? Sie drückte sich vom Stuhl hoch und registrierte, dass ihre Hände zitterten. "Dann sind wir fertig", was war das für eine Formulierung? Sie klang in ihren Ohren abwertend, gefühlt hatte sie gerade versagt - in was auch immer. Vielleicht hatte er keine Lust, auch noch auf sie als religiöse Fanatikerin einzureden. Was auch immer... sie taugte für diese Mission nicht, das war wohl eine Tatsache. Aber das war eine, die sie Eisenfaust selber darlegen wollte - wenn es nicht schon Zunge tun würde. Da war wohl der Haken. Sie senkte den Kopf. "Jawohl, Herr." Sie musste sich räuspern und ein zweites Mal ansetzen, damit man es verstand.
Dann zog sie sich protokollgemäß zurück - diese Routinen funktionierten wenigstens, ohne dass sie sich darauf noch konzentrieren musste. Als sie die Tür vor ihrem Gesicht schloss, fühlte sie sich völlig ausgelaugt und drehte sich mit bleichem Gesicht zum Gang um, der sie nach oben führen würde.
Ich hab die Fi.. Tenta.. irgendwelche Brocken vergessen.
Egal.

Ich hab nicht gelogen. Wolle sagte, ich würde lügen müssen.
Was weiß er schon? Vielleicht dachte er sonstwas.
Ich hab nicht gelogen, oder?

Sie kam sich vor, als wäre sie durch die Mangel gedreht worden und wisse gar nichts mehr. Ihr Kopf schien ein einziges, langsames, dumpfes Pulsieren.
Sie war nicht mehr alleine im Gang. Zunge war ihr gefolgt und sah sie wieder mit diesem durchdringenden Blick an. Dann schritt er langsam an ihr vorbei.
"Mhm...", machte er nur und ging diesmal pfeifend - statt schweigend. Voran nach oben.
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Re: Der Weg der Bluthündin - Kap. 2 Zu Gast auf der "Niemand

Beitrag von Darna von Eibenau » Montag 25. Mai 2015, 00:16

Sie sah Zunge nach und musste ein weiteres Mal dagegen ankämpfen, dass sich Tränen in ihren Augen sammeln wollten. WAS SOLL DAS?!, brüllte wütend etwas in ihr. Sie fühlte sich wie in den Momenten, in denen Gernot sie als irgend etwas "entlarvt" hatte, obwohl sie nur nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt hatte. Zunge triumphierte? Aber wieso?
Er hatte ihr den praktischen Nutzen von Lügen nahelegen wollen und sie hatte sich verweigert - und jetzt pfiff er vor sich hin, als käme ihm das ganz gelegen? Hatte er von Anfang an Bedenken gegen sie gehabt und sah sich jetzt bestätigt?

Sie atmete aus, während sie den Gang entlang schlich. Das könnte eine plausible Erklärung sein. Sie würde die anderen gefährden. Die Sorge hatte sie eigentlich schon ziemlich früh gehabt. Aber es hatte ja offensichtlich Befehle gegeben... hatte sie versagt? Wahrscheinlich.
Sie hätte sich vor dem Ganzen kaum vorstellen können, dass sie das weniger schockieren würde, als die Frage, die gerade immer heftiger wühlend an ihrem Selbstbewusstsein nagte:

Bin ich SO ein Kameradenschwein...?

Würde sie Menschenleben opfern, um an ihren "Prinzipien" kleben bleiben zu können?! Hier ging es um keine Dumme-Jungen-Streiche mehr, die sie offenbarte, um ihre Lehrer nicht anzulügen und bei denen sie insgeheim sogar Genugtuung empfand, wenn die "Übeltäter" damit nicht durchkamen.
"Es ist mir egal, ob Ihr mich für naiv oder grausam haltet...", hatte sie gesagt und musste sich gerade eingestehen, dass das eine Lüge gewesen war. Sie schämte sich unglaublich für das, was Zunge nun von ihr denken mochte. Es war ihr selten, sehr selten, wirklich egal, was andere Leute von ihr dachten.

Dabei ging es nicht einmal um Basil. Dass er schlecht von ihr denken und sie verfluchen mochte, war sie irgendwie gewohnt. Sie hatte das Bild irgend eines unbekannten Soldaten vor Augen, der auf sie fluchte, weil ihr Schweigen sein Schicksal besiegeln mochte. Der die Wahrheit verfluchte, weil sie nicht log. Die Knappin presste die Augen zu und machte den nächsten Schritt wie in Zeitlupe.
Hundert? Ist das dein Ernst?!, klagten ihre Gedanken sie selber an.
Ich bin es doch nicht, der sie tötet... - ein lahmer Verteidigungsversuch.
Sie versuchte, Trost zu finden, indem sie daran dachte, dass ein General auch Menschen in den Tod schickte - im Prinzip nur für seine Prinzipien. Aber das Bild passte nicht. Ein General hatte seine Befehle und versuchte, so viele Menschenleben wie möglich zu schonen.
Sie fühlte sich hingegen, als würde sie just über Leichen gehen und dabei nicht einmal mit der Wimper zucken.
Seine Gnaden Talarion hatte ihr einmal etwas über "Schuld" und "Sündenböcke" erzählt, ihr aufgezeigt, wie Menschen darauf kamen, ihren Zorn gegen die falschen vermeintlichen Ursachen zu richten - aber sie war zu konfus, um sich klar daran zu erinnern und ihre Zweifel passend dazu sortieren zu können.
Egal, wie langsam sie gegangen war: ihre Hand umschloss ein Tau, das als Geländer diente und sie sah oben an der Stiege das Licht, das von Deck kam.
Warum ging sie da nochmal hin? Sie hätte sich gerne in ihre Hängematte verkrochen.
"Man wird dich dort erwarten." Sie hatte keine Zeit mehr, nachzudenken, dabei verlangte alles in ihr gerade sehr danach. Aber sie musste sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren.
"Du weißt, dass man auf gerader Strecke auch rennen kann?" - warum musste sie jetzt auch noch an diesen Tadel von Eisenfaust denken?!
Halt doch die ...!

Ausatmen.
Kopf heben.
Mit immernoch etwas glasigem Blick zog sie sich nach oben.

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Re: Der Weg der Bluthündin - Kap. 2 Zu Gast auf der "Niemand

Beitrag von Erzähler » Sonntag 14. Juni 2015, 23:29

Die wenigen Stufen nach oben kamen ihr plötzlich vor als hätte sie einen Berg zu erklimmen. Heftig tob die Schlacht in ihrem Innern. Zweifel nagten an ihr, Eindrücke beschäftigten sie und Ideale sowie Tugenden, die ein fester Bestandteil ihrer Persönlichkeit waren... und wenn immer sie nach einer Antwort suchte, taten sich dutzende neuer Fragen auf. Das Oberdeck war zu ihrer eigenen Überraschung reich bevölkert. Knappen standen dort in Reih und Glied, darunter auch Basil und Gernot. Sie erkannte die drei sofort an ihrer Statur. Die ganze Kompanie aus Knappen hatte den Blick nach vorne gerichtet, dort standen Eisenfaust, ein Herold des Königs, deutlich zu erkennen an seiner Tracht mit dem königlichen Wappen auf der Brust... sowie der Inquisitor der Stadt: Gregorius Faust. Eine ziemlich hochdekorierte Versammlung also... Darna schien während ihrer Bewusstlosigkeit so einiges verpasst zu haben.

Wolle stand in der letzten Reihe der „Knappenkompanie“ und registrierte Darnas Erscheinen, er winkte ihr sofort zu und gab ihr zu verstehen sich möglichst schnell einzugliedern. Zunge gesellte sich gemütlich an die Seite des Schiffes, wo seine Kameraden und ein guter Teil der Crew sich versammelt hatten und dem Treiben zusahen. Das Ganze nahm hier einen sehr offiziellen Charakter an. Wo kamen überhaupt all diese Menschen plötzlich her?

Die meisten von ihnen hatte Darna noch nie gesehen. An ihren Schläfen pochte es und sie bekam energische Kopfschmerzen. In diesem Moment kamen ihr wieder diese Erinnerungen hoch:
Ihr Kopf an die stählerne Schulter eines Mannes in Schwarz gelehnt, sie hörte schlecht, denn man hatte ihr dicke Bandage um den Kopf gewickelt, dort wo sie getroffen worden war. Dennoch konnte sie spüren wie ihr Haar vom Blut verklebt war. Eine starke Hand um ihren Körper geschlungen. Ein Pferdekopf vor sich. Flüche: „Ihr verdammten nutzlosen Burschen! Ich dachte ihr seid Knappen, stattdessen habt ich hier eine Horde von Hühnern um mich herum! Viele Flüche. „Jemand der dem König dienen will, der sollte doch immerhin in der Lage sein zu Marschieren!“
Der Mann auf dem Pferd hatte ständig geflucht, oh ja das war ihr selbst im halbwachen Zustand aufgefallen. „Wie mache ich aus euch nur gute Ritter...bei Lysanthor.“ Dieser Fluch war leise gewesen und nicht für die Gruppe bestimmt. Doch Darna hatte ihn gehört. Eisenfausts Sorge.

Dennoch, ein Ritter sollte nicht Fluchen…. Und Eisenfaust war doch ein Ritter? Oder? Schritte, Stimmen, „Es sind fünfunzwanzig. Ihre Herren geben ihre Ehre für diese Knappen. Dies sind die Besten. Nu so wenige?“ Dann wieder Schwärze. Nur Schwärze. Das Weinen eines Jungen. Basils Tränen. „Ich...mag... Turniere, natürlich mag ich die! Ich will auch einmal Lanzenstechen, aber sag mir, warum die ganzen Fragen? Wer seid ihr wirklich? Warum soll ich Lügen? Wohin bringt ihr uns?“ Ein Lager? Fackeln, Feuer, Pferde. Ein Stimmengewirr „Ihr seid ausserwählt für eine wichtige Mission des Königs. Wir erwarten absoluten Gehorsam. Vom ganzen Land haben wir euch zusammengetrieben, in der Hoffnung dass ihr was taugt.“. Fragen, so viele Fragen. Wohin bringt ihr uns? Was ist das hier? „kein verdammter Kindergeburtstag, soviel steht fest, doch da ihr so viel Energie übrig habt um Fragen zu stellen, werden wir diese nun aufwenden um schneller zu Marschieren. Los! LOS!“ Zweifel an den Männern.Wut… einer war wütend. Gernots Wut. „WAS IST DAS HIER FÜR EINE SCHEISSE?! Eisenfaust, antworte mir oder spüre meinen Stahl!“ Kampfgeräusche. Der dumpfe Aufprall eines Körpers und Gernots Ächzen als man ihn überwältigte. Dann der Geruch des Meeres.


“... und fern der Heimat, haben wir euch Prüfungen unterzogen. Wir haben euch unbekannten Situationen ausgesetzt und eure Kampffertigkeiten geprüft. Wir haben euch an unseren Absichten und unserer Integrität zweifeln lassen und eure Seetauglichkeit getestet. Bei all diesen Prüfungen haben wir euch stets im Auge behalten und euer Verhalten genau beobachtet... nun haben wir genug gesehen und ihr sollt erfahren, wofür wir euch rekrutiert haben.“

Eisenfaust wandte seinen Blick dem Herold zu und gab ihm das Wort. Vermutlich waren die Personen offiziell vorgestellt worden, doch da Darna mitten in die Unterredung gestossen war, hatte sie diesen Teil der Ansprache wohl bereits verpasst, so dass sie sich nur auf Äusserlichkeiten achten konnte. Der Herold war ein rundlicher Mann mit einem freundlichen Gesicht. Er schwitzte leicht war aber hoch konzentriert. „Ihre Majestät Richard der Dritte hat diese Mission persönlich in Auftrag gegeben. Im Ganzen Königreich wurden die Ritter und Lehnsherren nach tüchtigen und vielversprechenden Knappen befragt und darum gebeten, sie für den direkten Dienst beim König freizugeben. Er liess seine Worte für einen Moment wirken und nicht nur Basil verlor vor lauter Stolz und Aufregung für einen Moment die Haltung. Kurz ging ein Raunen durch die Kompanie, für welches sie einen bitterbösen Blick von Eisenfaust ernteten. Dem Herold hingegen schien seine Aufgabe mit jedem Wort, welches er sprach mehr Freude zu bereiten und seine Aufregung legte sich auch einwenig.

„Das Königreich braucht starke und entschlossene Männer. Das Königreich braucht die Besten von euch und es braucht eine neue Generation von Knappen und Rittern, um in der Zukunft bestehen zu können. Deshalb möchte der König die vielversprechendsten Talente versammeln und sie gezielt ausbilden. “ Das Vorgehen war zumindest ziemlich unkonventionell... doch der herrschende König war jung und die Gefahr mit der er konfrontiert war so gross wie noch nie. Richard schien neue Wege beschreiten zu wollen und neue Taktiken gegen den Feind aufzufahren. Man konnte nur hoffen, dass seine Kühnheit belohnt werden würde.

Sei es im Dienste der heiligen Inquisition...“ Dabei wandte Eisenfaust seinen Blick kurz an den Inuqisitor. Gegorius Faust war ein grossgewachsener Mann mit einem kahlrasierten Schädel, der mit einer auffallenden dreibahnigen Narbe durchzogen war. Seine braunen Augen ruhten auf der Kompanie. Die Ernsthaftigkeit der Angelegenheit stand ihm ins Gesicht geschrieben. Der Inquisitor war in Jorsan bekannt und galt als äusserst streng und diszipliniert. Der Inquisitor nickte nur.

...oder im direkten Dienst der königlichen Familie.“ Man konnte hören wie einigen Jungen der Atem stockte. Hier ging es um absolute Elitepositionen. Der Herold schwieg und übergab wieder Eisenfaust das Wort. „Wir haben euch nach euren Fähigkeiten und Talenten zugewiesen.“ Eisenfaust liess gar keine überschwängliche Freude und Aufregung aufkommen, denn sofort fügte er hinzu: „Die meisten von euch werden zurück zu den eigenen Herren geschickt und dürfen weiterhin unter ihnen einen ehrenvollen Dienst tun. Allein schon, dass ihr in diese Auswahl gekommen seid, stellt eine hohe Qualifikation für euch aus.“ Sofort wurde die Kompanie wieder ernst und nahm Haltung an. Jeder fragte sich natürlich, ob er selbst zu den Auserwählten gehörte. [color=#01019]“Wir werden euch Reihenweise nach vorne kommandieren und euch den Brief mit dem Entscheid aushändigen, ihr werdet ihn entgegennehmen und wieder zurück in die Gruppe treten. Erst auf mein Kommando wird der Brief geöffnet. Wer ein Aufgebot von der Inquisition erhalten hat, sammelt sich entsprechend beim Inquisitor, jene für den königlichen Dienst beim ehrenwerten Herold, der Rest kommt zu mir.“ Gesagt getan. Darnas Reihe war als Letztes dran. Eisenfaust verteilte die Briefe, unter den scharf beobachtenden Augen der beiden anderen Männer. Die Zukunft der hier Anwesenden jungen Menschen, niedergeschrieben auf einem kleinen Stück Pergament. Sogar Wolle bekam einen. Beim Zurücklaufen nahm der sichtlich aufgeregte Basil regen Blickkontakt mit Darna auf und versuchte alles, um auf sich Aufmerksam zu machen, ohne dass es die Männer vorne merken sollten. Er deutete Stolz auf seinen Brief...was irgendwie witzlos war, da alle hier einen bekommen hatten, doch das war eben Basil. Gernot musterte sie eher kühl und misstrauisch, wie immer. Neu war hingegen, dass er ziemlich lädiert war. Sein linkes Auge war zugeschwollen und auch sonst sah er übel verprügelt aus. Der Rest sah eher verdutzt aus, weil man sie wohl von allem am wenigstens kannte, da sie den grössten Teil des gemeinsamen Trainings ja offensichtlich verpasst hatte, doch auch unter ihnen gab es den Einen oer Anderen, der nicht mehr ganz taufrisch aussah. Man hatte die Jungs offensichtlich tatsächlich hart drann genommen. Erst als alle mit ihren Briefen ausgestattet waren, erteilte Eisenfaust den entsprechenden. Befehl und in diesem Moment verlor die Umgebung für viele ihre Bedeutung. Es zählten nur noch sie selbst und der Brief in ihrer Hand. Darna konnte im Augenwinkel spüren, wie sie permanent von Zunge beobachtet wurde.
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Re: Der Weg der Bluthündin - Kap. 2 Zu Gast auf der "Niemand

Beitrag von Darna von Eibenau » Montag 15. Juni 2015, 23:31

Was zum Kuckuck...? - sie hatte anhand von Wolles Ruf zuvor im Flur erwartet, hier mehrere junge Soldaten oder Matrosen anzutreffen, aber Knappen? Und so viele? "Fünfundzwanzig. ... Nur so wenige?...", hallte eine seltsame Erinnerung an einen Fetzen Information. Basil und Gernot auch... Irgendwie war sie kurz erleichtert, wenigstens zwei ihrer Kameraden wieder zu sehen, andererseits überraschte es sie weniger, als sie nun selber erwartet hätte. Diffuse Erinnerungen schwappten wieder hoch.
Hier fand gerade irgend eine Form von Appell statt, so viel registrierte sie, ohne einen Plan zu haben, was hier vor sich ging, und so kam ihr Wolles Wink nur gelegen, schnell und unauffällig einen angemessenen Platz zu finden.

Eisenfaust. Ein Königsherold. Und nochmal Faust - Gregorius Faust. Für einen Moment wollte etwas wie ein Gedankenblitz die beiden Kämpfer gleichsetzen. Sie schienen sich auch irgendwie "ähnlich" mit den kahlrasierten, vernarbten Schädeln und dem harten Auftreten.
Ist Eisenfaust TEMPLER?!
Nein.
Nein, niemals.
NIEMALS wäre ein Templer einem Lysanthorpriester so über den Mund gefahren wie er seiner Gnaden Talarion.

Nein, dieser Gedankenansatz war wohl nicht richtig. Trotzdem huschte ihr Blick immer wieder zwischen diesen beiden Männern hin und her. Sie waren wie zwei Puzzlestücke, die knapp nicht passten.

Wenn nur ihr verflixter Schädel nicht so dröhnen würde. "Wie mache ich aus euch nur gute Ritter...", drängten sich erinnerte Wortfetzen zurück in ihr Bewusstsein und prallten auf eine Wand aus wattigem nicht-klar-denken-können und der durchwühlenden Irritation, in die Zunge sie gestoßen hatte. Gute Ritter? ... Was SOLLEN 'gute Ritter' denn eurer Meinung nach sein?, dachte sie innerlich seufzend, während sie sich bemühte, auf dem vermaledeiten schwankenden Schiffsdeck sowas wie Haltung anzunehmen.
Gernot.
Irgendwo da vor ihr war Gernot, und ihr Kopfschmerz schien schlimmer zu werden. Er hat nicht tatsächlich Eisenfaust angegriffen, oder? Doch, hat er... "Eisenfaust, antworte mir oder spüre meinen Stahl!" Oh Himmel, geht es noch überheblicher? Als hätte er diesem Mann drohen können.
"Vorsicht, Darna"
, schaltete sich tadelnd eine Erinnerung an Ritter Hagen von Weilenscheidt, "ihren" Ritter ein, als sie einmal drohte, zu sehr auf seine Waffenkunst gegen unterlegene Gegner zu vertrauen: "Der rostige Säbel eines Goblins kann mich töten. Es braucht nur den richtigen Augenblick. Ich behaupte mal frech, "Überheblichkeit" ist die eigentliche Todesursache bei vier von zehn Rittern. Hrm. Nein, vermutlich mehr."
Aber Eisenfaust angreifen? Mit Ansage?! Er war überwältigt worden, und ein bißchen war sie erleichtert darüber - erleichtert, dass man ihn vermutlich ohne größere Schwierigkeiten hatte überwältigen können. Gleichzeitig schämte sie sich unglaublich für ihn, auch wenn ihr nicht in den Kopf wollte, warum überhaupt. Ein Teil von ihr wollte ihm von Herzen gönnen, dass er eine Lektion erteilt bekommen und sich lächerlich gemacht hatte, aber es gesellte sich keine passende Emotion zu diesem Gedankenansatz, nur ein dumpfes Nichts... - es war wohl auch nicht wichtig. Und unter ihrer Würde. Sie hob ihr Kinn und bemühte sich, den Erklärungen vorne zu folgen.

"... Wir haben euch an unseren Absichten und unserer Integrität zweifeln lassen ..." Diese Worte wirkten auf sie wie ein Eimer kaltes Wasser. Himmel, gezweifelt hatte sie ja auch genug, aber hatte Gernot etwa... "richtig"... gehandelt?! Nein! Ihr hattet ein gesiegeltes Schreiben! Sie haben euch mit uns gehen lassen! ... Und der Königsritter... mh, nein, von dem konnten die anderen nichts wissen. Sie ächzte innerlich leise.
Selbst wenn sich gerade einiges aufzuklären schien, wollte sich keine Erleichterung einstellen. Unsere Seetauglichkeit getestet... Dabei hatte sie wohl versagt.
Sie blinzelte und ließ die Geschehnisse einen Lidschlag lang Revue passieren, während dem Herold das Wort übergeben wurde. Deshalb der halsbrecherische Ritt. Meine Güte.
Langsam wurde ihr klar, dass sie in nichts geschont worden waren. Damit konnte sie leben. Es machte sie sogar ein kleines bißchen stolz in den Punkten, wo sie ahnte, dass sie nicht schlecht abgeschnitten haben konnte. Aber es gab eine Menge Dinge, wo ihr nicht einmal jetzt klar war, was eigentlich wirklich von ihnen gefordert worden war. Ein flüchtiger Blick ging zu Zunge.

"Im Ganzen Königreich wurden die Ritter und Lehnsherren nach tüchtigen und vielversprechenden Knappen befragt und darum gebeten, sie für den direkten Dienst beim König freizugeben." Die Worte zeigten Wirkung. Sie blinzelte. Aber sie verlor die Haltung nicht, und als der eine oder andere Knappe fast herumzuhampeln anfing, presste sie missbilligend die Lippen zusammen.
Widumar von Aarenhorst hatte sich für sie ausgesprochen? Vieleicht auch Hagen? Das war tatsächlich eine Ehre, und sie registrierte es mit einer gewissen Genugtuung.
"Deshalb möchte der König die vielversprechendsten Talente versammeln und sie gezielt ausbilden. Sei es im Dienste der heiligen Inquisition... oder im direkten Dienst der königlichen Familie."
Sie hatte während der Worte verhaltener geatmet und etwas in ihr zwang sie, sich an den verkündeten Worten nicht zu sehr aufzuhängen. Im Dienst des Königs. Direkt im Dienst des Königs. Etwas in ihr wollte das nicht glauben. Ich hatte doch gar keine Gelegenheit, mich zu beweisen. Hagen würde mich gehen lassen? Ja, natürlich würde er das. Ihr elender Schädel dröhnte.
Seit wann rekrutiert eigentlich die Inquisition auf diese Weise...?
Da war ja nicht nur der Herold.
Stell dich nicht dumm, Darna. Auf welche Weise sollen sie es denn sonst tun? Immer nur vielversprechende Bauernburschen suchen wie ein vierblättriges Kleeblatt auf der Wiese? Wenn seine Majestät auf diese Weise mit ihnen zusammenarbeitet, ist das...
hm...
wohl eine gute Sache.

„Wir haben euch nach euren Fähigkeiten und Talenten zugewiesen. Die meisten von euch werden zurück zu den eigenen Herren geschickt und dürfen weiterhin unter ihnen einen ehrenvollen Dienst tun. Allein schon, dass ihr in diese Auswahl gekommen seid, stellt eine hohe Qualifikation für euch aus."
Und ich hab mit Gerstensuppe in einer Hängematte gelegen. Kurz wollte sie wütend werden und ihr Blick suchte nach ... Grinsi... aber tief einatmend zügelte sie sich. Das bringt doch nichts.

Sie senkte den Blick, während sie den weiteren Anweisungen lauschte und ihr ein Schauer über den Rücken ging, in dem gedanklichen Ringen darum, ob sie etwa tatsächlich hoffen durfte. Die Reitprüfung? Bestanden, ganz klar. Loyalität? Sie hatte die Befehle befolgt und sich nicht aufgelehnt, hatte dem Siegel auf dem Brief vertraut. Tja. War das gut? Oder hätte sie doch ein wenig mißtrauischer sein sollen? Sie schüttelte innerlich den Kopf. Nein, sie hatte eine klare Ausgangslage gehabt, und diese war wohl auch beabsichtigt gewesen. Alles andere gespielt. Ich hasse diesen Mummenschanz. Wie auch immer das hier ausgehen mochte, ein Teil von ihr war schon jetzt unendlich dankbar, wenn sie wieder nach Hause käme und all das hier einfach bloß aufhörte.
Der Test im Waffengang? Wieder durchatmen. Ich habe mich wacker geschlagen. Und verloren. Etwas in ihr scheute sich, den konkreten Grund zu benennen, warum sie den Kampf zuletzt emotional nicht mehr ertragen hatte, gleichzeitig stellte der rationale Teil in ihr sehr nüchtern fest, dass sich seine Majestät einen Kämpfer mit einer solchen Schwäche gewiss nicht leisten konnte. In Grandessa haben sie alle Äxte.
Und dann war da ihre Bewusstlosigkeit.
Wie viele Prüfungen mochte sie verpasst haben? Wie viel machte das aus?
Basil fuchtelte auffällig unauffällig herum, um ihre Aufmerksamkeit zu erhaschen und zeigte auf seinen Brief. Sie verstand nicht und sah mit nüchterner Miene zurück. Ja. Und? Du weißt doch nicht schon, was drin steht, oder? Irritiert blinzelte sie, ehe ihr Blick an Gernot hängen blieb.
Aua. Das sieht gemein aus. Die haben ihn doch nicht SO sehr verprügelt?? Wobei... WANN WAR DAS, ZUM KUCKUCK?! Diese fehlende zeitliche Orientierung brachte sie langsam dazu, irgendwas oder irgendwen beißen zu wollen.

Dann hatte sie selber ihren Brief. Und war irgendwie erleichtert, in der hintersten Reihe zu stehen. Mit einem wilden Strudel an unterschiedlichsten Gefühlen, der sich trotzdem auf seltsame Art stark betäubt anfühlte, öffnete sie den Brief.

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Re: Der Weg der Bluthündin - Kap. 2 Zu Gast auf der "Niemand

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 24. Juni 2015, 22:48

(Modwechsel)

Der Befehl:
"ÖFFNEN!"
knallte wie eine Peitsche über das Deck der "Niemand". Einige der 25 Knappen zuckten zusammen, zögerten und andere rissen sofort eilig das Papier in Stücke um an den Inhalt zu gelangen. Darna stand in der hintersten Reihe und war froh darüber. In einem wilden Strudel an unterschiedlichsten Gefühlen, der sich trotzdem auf seltsame Art stark betäubt anfühlte, öffnete sie den Brief. Warum zitterten ihre Hände? Sie hatte eben darüber nachgedacht, was alles gegen ihre Aufnahme in das Königliche Regiment sprechen würde. Warum war sie nun doch so unsicher? Sie hatte viel verpasst. Allein die Zeit ihrer Bewusstlosigkeit hatte sie sicher viel gekostet. Überall um sie herum fielen Blätter auf das Deck. Unterschiedlichste Geräusche waren zu hören. Irgendwo brach jemand in Jubeln aus und etwas in ihr schnürte ihre Kehle zu. Sie hatte noch nicht in den Umschlag gegriffen, da wanderte ihr Blick zu Gernot. Er stand still da. Seine Schultern wirkten noch breiter als sonst und er sah langsam nickend auf das Pergament in seinen Händen. Dann drehte er sich langsam zu Basil um und sein überhebliches Grinsen flackerte durch sein Gesicht. Darnas Augen wanderten zu Basil, der vollkommen verwirrt schien und das Blatt in seinen Händen ständig wendete. Fast sah es so aus, als ob er sich gleich melden wollte. Darna fühlte sich in ihre frühste Ausbildung zurückversetzt, in der er ständig im Unterricht nachgefragt hatte und so vieles nicht verstanden hatte. Ihre Aufmerksamkeit wollte sich gerade auf ihr eigenes Schicksal heften, als sie kurz dem Blick von Gregorius Faust begegnete. Plötzlich war sie sich bewusst, dass sie die einzige Frau unter den Knappen war und von ihm wohl niemals gewählt werden würde. Trotzdem kniffen sich seine Augen zusammen, als sie sich begegneten. Es war ein seltsamer und schwer zu deutender Moment und auch schnell vorbei, als die ersten Knappen durch das Sichtfeld zu laufen begannen um sich ihrer Auswahl entsprechend zuzuordnen.
Es wurde Zeit für die Wahrheit.
Darna zog das Blatt heraus und senkte ihren Blick.
Nichts.
Das Blatt war leer.
Sie drehte es um.
Auch nichts.
Was Basil anscheinend verwirrt hatte, machte ihr sofort klar, dass weder der Inquisitor, noch der Herold sie für fähig genug gehalten hatte. Sie spürte Zunges Blick immernoch auf sich ruhen. Vielleicht war auch er mit ihren Antworten nicht zufrieden gewesen. Es war also beschlossene Sache. Sie würde wieder nach Hause kommen. War sie erleichtert? War sie enttäuscht?
Allein das sie hier stand, zwischen all den auserwählten Knappen, den Besten, die es derzeit im ganzen Königreich gab, dass ihr Herr für sie gesprochen hatte, ja das war eine Ehre. Trotzdem blieb ein kleiner Stich zurück der von Gernots großspurigem Gehabe noch tiefer in ihr Herz drang.
Die drei Gruppen bildeten sich schnell und Jene, die es nicht geschafft hatten brauchten nur stehen zu bleiben. Die anderen holten sich ihre ersten Anweisungen von ihren jeweiligen Anführern ab. Nach einem kurzen Moment des allgemeinen Stimmengewirrs, klopfte der Herold lautstark mit seinem Gehstock gegen den Mast. Es kehrte sehr schnell Ruhe ein, nur vereinzelte Worte, die eilig verschluckt wurden hallten nach.
„Ruhe bitte! … Ich gratuliere allen! Auch jene die nun zu ihren Herren zurück kehren, erhalten von uns ein Zeugnis über ihre Leistungen. - Jene, die sich dem ehrenwerten Inquisitor Gregorius Faust anschließen, werden alle beim nächsten Anlegen von Bord gehen. Alle Anderen reisen nach Jorsa zurück.“
Gregorius Faust fügte mit harter Stimme hinzu:
„Sammelt eure Habseligkeiten zusammen und macht euch bereit!“
Damit setzten sich seine neuen Knappen sofort in Bewegung und Darna viel auf, dass fast alle aus dieser Auswahl übel zugerichtet worden waren. Aber was sie am meisten verband, war ihr eiserner Gesichtsausdruck. Von denen hatte sicher keiner gezweifelt. Im allgemeinen Durcheinander suchten die meisten sich irgendwo ein Plätzchen um nicht im Weg zu stehen. Basil trat neben sie und ließ den Kopf hängen. Sie standen an der Reling und Darna kämpfte noch immer mit leichter Übelkeit und ihren Kopfschmerzen. Die ganze Rekrutierung war schwer nachzuvollziehen und sicher hatte man ihnen auch nicht alles erzählt. Basil sah aus wie ein geschlagener Hund und konnte einem fast leid tun.
„Der Ausgang war doch klar gewesen!“
Gernots Stimme kroch Darna unter die Haut wie kalter Regen. Er stand plötzlich hinter ihnen und als sich Basil zu im umdrehte setzte er sogar noch einen drauf:
„Kann ja nicht jeder - immer - der Beste – sein.“
So wie er die Worte einzeln betonte, war er felsenfest davon überzeugt, dass er auf jeden Fall „immer der Beste“ war! Zu Darnas großer Überraschung bemerkte sie aus dem Augenwinkel, in einer Stellung die Gernot nicht sehen konnte, dass Basil seine Faust ballte.
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Re: Der Weg der Bluthündin - Kap. 2 Zu Gast auf der "Niemand

Beitrag von Darna von Eibenau » Montag 29. Juni 2015, 21:13

Sie sah zu Gernot, wie er langsam nickend auf das Papier in seinen Händen sah. Er ist nicht genommen worden. Ihr lief es kalt den Rücken runter.
Er konnte nicht ausgewählt worden sein.
Er registrierte gerade nur eine Tatsache. ... oder? Wie sie dieses Grinsen hasste, und ihr eigener Blick verzog sich mitleidig. Gleichzeitig schob sich unbewusst ihr Unterkiefer ein Stück nach vorne. Wollte er jetzt etwa über Basil herziehen, oder würde jemand anderes leiden müssen? Wenn ja, bin ich es, war sie sich ziemlich sicher. Oder hatte er sich in der Zeit, in der sie weg war, etwa ein anderes Opfer gesucht? Dann würde er sich sicher nur freuen, bei mir einiges nachzuholen.
Gernots Freund drehte immernoch sein Papier, und sie runzelte leicht die Stirn. Da steht nichts drauf?, vermutete sie, gleich danach erschien ihr das ernüchternd durchaus plausibel: Die Mühe haben sie sich gar nicht erst gemacht?
Ja, das mochte sein. Es schien ihr unhöflich, aber bei diesem Trupp überraschte sie irgendwie gar nichts mehr.

Als sie den Blick des Inquisitors plötzlich bewusst auf sich fühlte, deutete sie in Routine respektvoll eine Kopfneigung an, begegnete seinem Blick aber ruhig und offen. Einem Inquisitor sollte man besser nicht ausweichen. "Wer sie meidet, hat nur etwas vor ihnen zu verbergen." Sie hatte nichts vor ihnen zu verbergen.
"Ein Ritter hat nichts zu verbergen!"
Ob er überrascht war, sie - "das Mädchen" - nun doch hier zu entdecken? Sie meinte, wieder diese seltsame Form von Ablehnung zu verspüren, weil sie kein Junge war und straffte instinktiv die Schultern noch etwas.
Er kniff die Augen zusammen... hatte sie zu provokativ geguckt? In dem Moment, wo sie sich darüber Sorgen hätte machen und doch irgendwie unruhig hätte werden können, wurde der Blickkontakt auch schon unterbrochen. Bewegung geriet in die Truppe.
Und sie hatte noch immer nicht nachgeschaut.
Nichts.
Das Blatt war leer.
Sie drehte es um.
Auch nichts.

Es sackte wie ein Klumpen in ihren Magen. Fast fühlte sie sich schon wie ein Depp, das Papier überhaupt umgedreht zu haben. Ihr Blick stumpfte noch etwas mehr ab, ihre Lippen arbeiteten kurz, wölbten sich mal wie in einer Schmollschnute oder bildeten flüchtig einen dünnen Strich, doch sie wollte sich die Enttäuschung nicht zu sehr anmerken lassen - nicht von Zunge und auch von sonst niemandem - zwei Lidschläge später blickte wieder nur "Stein" durch die Gegend und wollte sich in Bewegung setzen, um sich wie angeordnet bei Eisenfaust einzufinden.

Doch das schien nicht nötig zu sein? Eine Spur irritiert schaute sie durch die Menge und versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen.
Wo war eigentlich Wolle? Hatte er es geschafft? Wie viele waren eigentlich jeweils von Faust oder dem Herold ausgewählt worden? Sie stand zu niedrig und ungünstig, um genau zählen zu können, auch noch während sie ihre Position weiter Richtung Eisenfaust veränderte.
„Ruhe bitte! … Ich gratuliere allen! Auch jene die nun zu ihren Herren zurück kehren, erhalten von uns ein Zeugnis über ihre Leistungen." Warum hatte sie jetzt kurz das Bild eines leeren Blattes Papier vor ihren Augen? Ihre Lippen wurden verbittert doch schmal.
"Jene, die sich dem ehrenwerten Inquisitor Gregorius Faust anschließen, werden alle beim nächsten Anlegen von Bord gehen. Alle Anderen reisen nach Jorsa zurück.“
Beim nächsten Anlegen? Eine Zwischenstation? Wo sind wir denn? Wo würde Faust die Jungs denn hin bringen, wenn nicht nach Jorsa?
Sie sah zu den Ausgewählten und zählte sie automatisch. Wie sie aussahen, Himmel... Da hätte Gernot gut zwischen gepasst. Aber Gernot, Templer? Absolut absurd. Warum wurden sie so übel zugerichtet? Haben sie die tatsächlich zu foltern versucht? Wieder einmal huschte die Frage durch ihren Kopf, was sie alles verpasst haben mochte.

Jedenfalls hätte sie gerne in allen Einzelheiten jede Gelegenheit beobachtet, bei der Gernot einen blauen Fleck einkassierte. Ein flüchtiger Blick zur Seite ließ sie Basil registrieren. Sie selber stand deutlich aufrechter, auch wenn sie immer wieder mal aufgrund ihrer eigenen Beeinträchtigungen blinzeln oder schlucken musste.
„Der Ausgang war doch klar gewesen!“
Mrrrrgrm. Sie schloß für einen winzigen Moment die Augen, atmete durch, machte sich innerlich für den Kampf bereit. Mal wieder. Es war so schön gewesen, solange er weg war.
„Kann ja nicht jeder - immer - der Beste – sein.“
Eisenfaust, antworte mir oder spüre meinen Stahl! Diese Überheblichkeit!
Sowas KANN nicht ernsthaft zum Königsdienst ausgewählt worden sein! Ihr müsste ja der König leid tun!

Sie registrierte Basils Geste, wie er die Faust ballte, nahm sie aber nicht weiter ernst. Er würde nicht seinen besten Freund schlagen. Höchstens war er wütend, und durfte gerne selber einmal erleben, was für ein Aas Gernot war. Sie zwang sich in jahrelanger Übung, einen halbwegs kühlen Kopf zu bewahren, auch wenn sie spürte, wie ihr das Blut wieder durch die Adern zu rauschen anfing - was enorm ungünstig war, denn es ließ ihr aufgrund der Kopfschmerzen flüchtig dunkle Sterne vor den Augen tanzen.
Diese weiteten sich aber: der Kampf begann.
Sie ignorierte bewusst, dass sein Tonfall implizierte, dass er sich immer für den Besten hielt und nahm seine Formulierung wörtlich, indem sie kühl und analytisch nüchtern erwiderte: "Diese Prüfungen haben nichts mit einer Tagesform zu tun, von Kelterburg. Ansonsten hättet Ihr ja bloß einen schlechten Tag gehabt, als Ihr wie in einem billigen Theaterstück Eisenfaust angegriffen habt."
Sie ließ die Worte einen Herzschlag lang wirken.
"Ihr solltet uns zudem nicht aufhalten und zu dem Euch zugewiesenen Platz. Es wäre mir absolut unverständlich, weshalb man jemanden nehmen sollte, der nicht mal einfachste Befehle ausführen kann."
GEH! WEG!

Sie hätte ihm gern noch mehr um die Ohren gehauen, aber das reichte fürs Erste. Damit kam in sie selber Bewegung, dass sie nun wirklich zu Eisenfaust gehen wollte. Dieses wirre Gewusel an Deck vertrug sie nicht, das hier war doch kein Marktplatz, und sie wollte sich einen Überblick verschaffen sowie endlich ein paar Antworten. Sie wollte Wolle finden - oder herausfinden, wo Grinsi steckte...
Allerdings wurde ihr, während sie den ersten Schritt machte und hoffte, Gernot genug gereizt zu haben, unangenehm bewusst, dass sie so nahe der Reeling ungünstig stand. Sollte dieser elende Dreckskerl tatsächlich auf die Idee kommen, sie über Bord gehen zu lassen, musste sie schnell genug sein, dem auszuweichen. Komm Gernot, greif mich an! Mach dich noch lächerlicher! Zeig, wie du bist! - ein Teil von ihr lechzte übelst missgelaunt regelrecht danach, sich mit jemandem anzulegen, eigentlich hätte sie jetzt lieber Grinsi vor sich gehabt, aber Gernot bot sich gerade regelrecht auf dem Präsentierteller an und bettelte darum. In Gedanken krempelte sie sich die Ärmel hoch und auch ihre Rechte ballte sich einmal reflexartig.

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Re: Der Weg der Bluthündin - Kap. 2 Zu Gast auf der "Niemand

Beitrag von Erzähler » Freitag 3. Juli 2015, 10:04

"Diese Prüfungen haben nichts mit einer Tagesform zu tun, von Kelterburg. Ansonsten hättet Ihr ja bloß einen schlechten Tag gehabt, als Ihr wie in einem billigen Theaterstück Eisenfaust angegriffen habt."
Darna ließ die Worte einen Herzschlag lang wirken und Gernot zog überrascht die Brauen hoch.
"Ihr solltet uns zudem nicht aufhalten und zu dem Euch zugewiesenen Platz. Es wäre mir absolut unverständlich, weshalb man jemanden nehmen sollte, der nicht mal einfachste Befehle ausführen kann."
Etwas in Gernots Augen funkelte. Ihre Wiederworte hatten gesessen, aber dann grinste er, schob sich zwischen die beiden an der Reling stehenden Rekruten und beugte sich nahe an ihr Ohr, so nah, dass seine Lippen fast ihre Haut berührten und sein grässlich warmer Atem sie am Hals streifte.
„Ihr seid wirklich beide dumm wie Brot! ...und das ohne Schimmel! Der wäre schlauer, weil er wenigstens ein Schmarotzer ist.“
Basil schluckte neben ihnen hörbar, da er ebenfalls, trotz der gesenkten Stimmlage seines „Freundes“, jedes Wort verstand.
„Zum Glück ist es jetzt nicht mehr meine Aufgabe euch Nachhilfe zu geben.“
Er wandte sich zu Basil, der seinem Gesicht nach zu urteilen, gerade darüber nachzudenken schien, ob Gernot nicht dringend eine Schwimmstunde brauchte. Er trat wohl genau im richtigen Moment zurück, als Basil die Hand leicht erhoben hatte, sie aber durch die Bewegung wieder sinken ließ.
„Sie ist ab jetzt euer Problem, alter Freund. Klärt sie auf, oder lasst es. Ich habe in der Tat besseres zu tun und werde meine Befehle – wie immer – ernst nehmen.“
Gernot von Kelterburg machte eine formvollendete Verbeugung und zog seine verabschiedenden Worte übertrieben in die Länge, während seine Augen hämisch glitzerten.
„Leeebt wooohhl, „edle“ Freunde!“
Dann machte er schwungvoll kehrt und folgte leise lachend, mit festem Schritt den anderen Auserwählten, die sich dem Herold anschlossen. Basil zischte leise:
„Manchmal könnte ich ihm...“
Der Rest ging in seinem leisem Knurren unter. Darnas Blick folgte Gernot, löste sich dann von ihm und glitt zurück in Basils Richtung um kurz von etwas aufgefangen zu werden. Unter der Brücke zwischen den beiden Treppenaufgängen, direkt unter dem Steuerrad des Schiffes, ging ein Gang weg vom Deck. Darna wusste, dass es dort, wie auf fast jedem anderen Schiff dieser Art, zu den Offizierskajüten, zur Waffenkammer und zum Raum des Kapitäns gehen musste. Der Gang lag im Schatten und doch hatte sie kurz etwas dort funkeln gesehen. Ihr Augen fokussierten das Dunkel und glaubten dort die Umrisse einer Gestalt stehen zu sehen, als Basil sie seitlich anrempelte.
„Lass dich nicht von ihm ärgern. Er ist ein ...“
Er meinte es gut und wollte Darna sicher nur aufmuntern. Basil war zwar durchs Gernots Einfluss manchmal auch nicht immer nett gewesen, aber er hatte sie nie von sich aus beleidigt. Allein war er ganz in Ordnung, wenn auch manchmal etwas langsam im Kopf. Er war der klassische Mitläufer. Darnas Blick wanderte noch einmal unwillkürlich zu dem Schatten, aber dort war nichts mehr zu erkennen. Vielleicht hatte sie sich auch getäuscht.
„... Darna...“
Basil hatte den Mund offen stehen und schloss ihn abrupt, als sich schwere Schritte näherten. Darna schaute automatisch in die gleiche Richtung. Eisenfaust näherte sich schnell, blieb dann aber doch zwei Schritt vor ihnen stehen und donnerte mit der Faust gegen den nahen Mast um alle Aufmerksamkeit auf sie zu ziehen. Die meisten der Rekruten hatten schon das Deck verlassen und nur diejenigen mit den leeren Blättern waren noch übrig. Der kleine Haufen von sieben Mann, inklusive Darna, gesellte sich eilig um Eisenfaust. Auch Wolle sah sie nun von den Anderen.
„So! … Da das endlich erledigte wäre, zu euch. Damit die Rückreise für euch nicht zu langweilig wird, hat der Kapitän sich dafür entschieden, euch als Hilfsarbeiter einzusetzen. Diejenigen die sich mit Rüstzeug und Waffen auskennen und sich zutrauen sie zu reinigen ohne sich die Hände dabei abzuhacken, kommen mit mir. Der Rest hilft nach eigenem Ermessen wo er kann und macht sich nützlich. Ich will keinen sehen wie er die schöne Aussicht genießt, VERSTANDEN?“
„Verstanden!“
Klang es aus einigen Mündern. Eisenfaust's lauter und herrischer Kasernenton hatte einige zusammen fahren lassen. Basil hatte ebenfalls gezuckt und machte Anstalten ihm zu folgen, doch sah er sich nach Darna um. Jetzt da Gernot als Leitbild aus seinem Leben verschwunden war, suchte er anscheinend ein neues. Wolle stand reglos an einer der Luken und starrte vor sich hin. Einige der Matrosen beobachteten das Treiben aus den Augenwinkeln, während sie weiter ihrer Arbeit nachgingen, aber schienen sichtlich erleichtert das Deck wieder für sich zu haben. Die Sieben, die keine neue Aufgabe zugewiesen bekommen hatten, hatten somit auch ein gewisses Maß an Entscheidungsfreiheit gewonnen. Ja, sie fuhren nach Hause, aber auch sie wurden genaustens beobachtet, wie Darna deutlich an ihren aufgestellten Nackenhaaren feststellte. Einige der Blicke waren durchaus als wohlwollen zu deuten, andere eher als gelangweilt aber manche auch definitiv missmutig und sogar finster. Die Mannschaft dieses Schiffes war anscheinend die „vierte“ Partei, die die Knappen mit Argusaugen begutachtete und wer wusste schon, wer noch so an Bord war...
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Re: Der Weg der Bluthündin - Kap. 2 Zu Gast auf der "Niemand

Beitrag von Darna von Eibenau » Freitag 3. Juli 2015, 22:35

Ihre Übelkeit erreichte wieder einen gefährlich hohen Grad, als Gernot ihr so dicht auf die Pelle rückte, und ihre Rechte wünschte sich, ihm einfach ins Gesicht zu greifen und es herunterzureißen wie eine Maske. Aber sie blieb erstarrt stehen und rührte keinen Muskel außer jenen im Gesicht, die ihre Angewidertheit verrieten. So wie sie Gernot zuvor gewünscht hatte, er möge sich durch einen Wutausbruch verraten, so musste sie sich nun selber zurücknehmen, um nicht wie eine Furie auf ihn loszugehen.
Es überraschte sie, dass Gernot seinen Freund Basil mit ihr so unverhohlen in einen Topf warf und auch für ihn nichts als Verachtung äußerte. Es entsetzte sie sogar. Was war das für ein verlogenes, .... .... - es fiel ihr schwer, passende Begriffe zu finden - wendehalsiges? Aas?!

Als er kehrt machte und tatsächlich zum Herold ging, sah sie ihm mit einer Mischung aus Ekel und Entsetzen hinterher. Er war tatsächlich genommen worden!?! Götter! In ihren Augen drängten Tränen darauf, an die Oberfläche kommen zu dürfen, aber sie wollte nicht.
Jemand muss seine Majestät vor ihm warnen!, dachte sie entsetzt. Jemand, auf den er hört, muss ihn warnen!

Sie ließ den angehaltenen Atem los. Ihre Schultern sackten ein Stückchen herunter. Basils "Manchmal könnte ich ihm..." registrierte sie überhaupt nicht richtig, während sie betäubt einen klaren Gedanken zu fassen versuchte. Vielleicht kommt er nicht zu seiner Majestät, angelte sie nach irgend einem Strohhalm. Es hatte "für die königliche Familie" geheißen... Vielleicht kommst du zur Trutzingen. 'VON Trutzingen - bitte!' Bah. Da würdest du rein passen.
Sie atmete einmal tiefer durch, während verschiedene Gedankenansätze sich zu überschlagen begannen; zum einen war da die Wut, die wieder hoch kochte und Gernot am liebsten die Pest an den Hals gewünscht hätte: Hoffentlich musst du auf diesen Andrias aufpassen! Beim Herrn der Gerechtigkeit, ich WÜNSCHE dir, dass du für dieses Balg den Beschützer spielen musst und selber mal am eigenen Leib erlebst, was es heißt, von oben herab behandelt zu werden!
...
Wieso hat er sich aufgeführt, als hätten wir beide irgendwas übersehen? 'Klärt sie auf oder lasst es.' - über was aufklären? Er hat sich über den Vorwurf der Schauspielerei nicht mal aufgeregt... Hat er...
Was ist da?

Ihre Brauen zogen sich kurz zusammen, als ein Glänzen in den Schatten unter der Brücke sie ablenkte. Eine Person? Ein Offizier? Der Kapitän? Flüchtig huschte ihr Blick übers Deck, um diesen vielleicht ausfinding zu machen, doch letztlich hielt sie das Beobachtete nicht für ungewöhnlich. Es konnten gut die Verzierungen an der Uniform eines Offiziers oder ähnliches gewesen sein, dem das Gewusel hier genauso zuwider war wie ihr oder der schlichtweg anderes zu tun hatte.
„Lass dich nicht von ihm ärgern. Er ist ein ...“ Basil rempelte sie seitlich leicht an, was von ihm wohl nur aufmunternd gemeint war, sie für einen Moment aber ernsthaft aus dem Gleichgewicht zu bringen drohte - sie war völlig in Gedanken gewesen und hatte auf den Schiffsplanken längst nicht die Standfestigkeit, die sie sich gewünscht hätte, so dass sie ihren Kameraden danach einen Lidschlag lang gar ungehalten anfunkelte.
Über was sollst du mich 'aufklären', hm?!

In ihr schwappte von einem Moment auf den anderen ein kurz zuvor schon gekeimter Verdacht hoch, der nun wie aus heiterem Himmel und ohne rationale Begründung durch ihre Gehirnwindungen hüpfte: Hat Gernot etwa gewusst, was hier los ist? Hat sein Vater es ihm gesagt? Hat er gewusst, worauf es hier ankommt, und nach was sie hier suchen? Hab ich etwa recht gehabt, dass er das tatsächlich schlecht gespielt hat?
Ihr Blick starrte ziellos in den Schatten. Da war nichts. In ihren Gedanken gerade irgendwie auch nicht. Sobald sie diesen Verdacht auf handfeste Hinweise untersuchen würde, würde sie nichts finden, außer dass es bei Gernots Vater, Fürst Hektor von Kelterburg nicht völlig ausgeschlossen sein mochte, dass er Wind von diesem Unternehmen hätte bekommen können.
Aber es schmeckte alles gerade irgendwie nur elend bitter, und entsprechend suchte sie nach Erklärungen.
"...Darna..." Sie sah ihm leer entgegen, bevor die Anwesenheit von Eisenfaust ihren Körper in tadellose Hab-acht-Haltung brachte, noch während seine Faust gegen den Mast krachte.
Ihr Blick hingegen blieb stumpf. Immernoch konnte sie sich mit dem Benehmen dieses Mannes nicht anfreunden. Wolles Worte in der Kabine "Für den Moment sind wir alle nur froh, dass es dir gut geht…" schienen ihr nach wie vor so eine haltlose Lüge zu sein, dass es fast schon beleidigend war.

„So! … Da das endlich erledigte wäre, zu euch. Damit die Rückreise für euch nicht zu langweilig wird, hat der Kapitän sich dafür entschieden, euch als Hilfsarbeiter einzusetzen. Diejenigen die sich mit Rüstzeug und Waffen auskennen und sich zutrauen sie zu reinigen ohne sich die Hände dabei abzuhacken, kommen mit mir. ..."
Er spricht wieder Garmisch, stellte etwas in ihr überflüssigerweise und verspätet fest. Das Theater, war es wirklich vorüber? Zumindest zum Teil? Bei seiner 'Aufgabenzuteilung' hätte sie erwartet, dass jeder der Knappen nun ein Stück vorträte, schließlich wäre alles andere für jeden anständigen Knappen eine Beleidigung, aber Basil und sie schienen tatsächlich mit als erste darauf zu reagieren. Was ist hier los?!
"...Ich will keinen sehen wie er die schöne Aussicht genießt, VERSTANDEN?“
"VERSTANDEN, HERR!" Sie schreckte selber innerlich zurück, als sie sich in dem Chor der wenigen Stimmen lächerlich laut anhörte. Es war kein Enthusiasmus - sie funktionierte nur. Verschämt blinzelte sie einmal und zog ihre 'Präsenz' zurück, wie wenn sie sich hinter höheren Herrschaften 'unsichtbar' machte. Sie brauchte hier nicht schon wieder die negative Form von Aufmerksamkeit, die ein Streber auf sich zog; nicht gleich den nächsten Gernot.
Sollte sie wirklich zu hoffen wagen, dass es jetzt ohne ihn bei seiner Hochgeboren von Aarenhorst ruhiger werden würde?

Unauffällig sah sie sich um und ihre Nackenhaare stellten sich auf, als sie schon wieder das Gefühl bekam, immernoch beobachtet zu werden. Sieben. Sieben Knappen waren hier. Moment!
Fünfundzwanzig waren sie gewesen, minus sieben waren achtzehn... wenn zum Herold und zum Inquisitor gleich viele gegangen waren, was anhand der Gruppe, die sie bei Gregorius Faust gesehen hatte, in etwa hinkommen mochte, dann waren jeweils neun ausgewählt worden.
Neun.

Sie schloss kurz die Augen und ihre Lippen bildeten einen schmalen Strich.
Nur sieben über.
DAS war bitter!
„Die meisten von euch werden zurück zu den eigenen Herren geschickt und dürfen weiterhin unter ihnen einen ehrenvollen Dienst tun. Allein schon, dass ihr in diese Auswahl gekommen seid, stellt eine hohe Qualifikation für euch aus.“
Eisenfausts Worte! Wie bitte?! "Die meisten"?! Schon wieder so eine dämliche Lüge! Ein lausiger Rest war übrig geblieben! Wolle... Basil... und sie... ... fast die Hälfte eines kleinen Haufens von Versagern.
Die Dimension dieses Scheiterns wurde irgendwie immer größer und sie bekam sogar Mühe, den äußeren Anstrich einer funktionierenden Hülle noch immer aufrecht zu erhalten.

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Re: Der Weg der Bluthündin - Kap. 2 Zu Gast auf der "Niemand

Beitrag von Erzähler » Montag 6. Juli 2015, 22:52

"...Ich will keinen sehen wie er die schöne Aussicht genießt, VERSTANDEN?“
"VERSTANDEN, HERR!"

Sie funktionierte. Ihr Körper funktionierte und ging in Hab-Acht-Stellung. Doch da war noch etwas anderes. Darnas Widerstand regte sich, seit dem sie den „inszenierten“ Kampf Gernots gegen Eisenfaust mit angehört hatte, doch sie hatte die edlen Ideale des Rittertum hoch gehalten. Doch was nutzen ihr ihre Ideale, wenn nicht fair gespielt wurde? Wann war das Leben schon einmal fair? Das Schicksal war ein fieses Miststück, hatte sie mal einen Landstreicher fluchen gehört, als sie ihn vom Land ihres Herrn scheuchten.
Wenn Gernot von der ganzen Geschichte vorher gewusst hatte, sein Vater ihm die nötigen Informationen verschafft hatte um weiter zu kommen, dann würde er bald in der Nähe der Königsfamilie seinen Dienst tun. Dazu viel Darna sicher nur ein einziges Wort ein: Intrige! Jeder, der auch nur ein bisschen Macht besaß, versuchte seinen Einfluss zu mehren und manche verstanden sich darauf, dies mit heroischen Taten zu vollbringen und Andere … eben nicht.
Jemand, auf den er hört, muss ihn warnen!
, war ihr Gedankengang gewesen und es blieb zu hoffen, dass es irgendjemand am Hof des Königs gab, der dieses fiese Wendehals-Manöver durchschauen konnte. Gernots Familie mochte nicht der Feind sein, aber sicher auch kein ehrlicher und treuer Diener der Krone, mit dem festen Willen Gutes zu tun. - nicht so wie sie!

Ihre Wut, ihre Enttäuschung ließ ihre Hände zittern und fast hätte sie sich wirklich in den Daumenballen geschnitten. Den Wetzstein in den Händen saß sie zusammengekauert in der Waffenkammer der „Niemand“. Basil saß neben ihr und hielt den Blick auf einen Säbel gerichtet, der definitiv schon bessere Tage gesehen hatte. Seine Klinge war schon ganz dünn vom vielen Nachschleifen und die Scharten waren so tief, dass man sie unmöglich weg bekommen konnte. Er seufzte resigniert und ließ den Stein rhythmisch über das Metall gleiten.
Als Darna sich weiter im Raum umsah, waren sie nur noch zu fünft. Wolle fehlte, genauso wie der große Kerl aus der zweiten Reihe mit den pechschwarzen Haaren. Die andern drei Anwesenden wirkten genauso niedergeschlagen wie sie und Basil. Eine Weile schwiegen sie einfach nur. Jeder war in seine Arbeit vertieft und das Schiff schaukelte langsam seinem Ziel entgegen. Manchmal hörte man schwere Schritte über ihren Köpfen, manchmal das Knarren der Seegel oder gebellte Befehle. Kurz bevor das Schiff irgendwo anlegte, kam Eisenfaust vorbei und stellte noch einen Eimer voller stumpfer Waffen in den Raum. Wortlos verschwand er wieder und hatte so sehr einfach dafür gesorgt, dass die hier anwesenden genug zu tun hatten. Langeweile würde es nicht geben, aber dafür jede Menge Frustration. Ja! Das Schicksal war ein fieses Miststück!
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Re: Der Weg der Bluthündin - Kap. 2 Zu Gast auf der "Niemand

Beitrag von Darna von Eibenau » Dienstag 7. Juli 2015, 14:43

Mit gefurchter Stirn schaute sie auf das Entermesser, das stumpfgehauen war und klammerte sich an der Waffe und dem Wetzstein fest. Wenigstens hatte sie nun ein paar Augenblicke für sich, um nachzudenken, aber in die aufgewühlten wütenden Gedanken ließ sich nicht ganz einfach kühle Logik bringen. Kurz ließ sie den Blick schweifen, merkte sich beiläufig die Gesichter, stellte die Anzahl der Personen fest - und das teils wilde Durcheinander, das hier in der "Waffenkammer" bestand.
"Saustall!", konnte sie fast Roderichs Stimme hören und die Aussicht, wohl absehbar bald wieder in den wesentlich geordneteren, geräumigeren - UND NICHT SCHWANKENDEN! - Anlagen seiner Hochgeboren von Aarenhorst zu sein, hatte einen ersten tröstlichen Charakter.
War es so schlimm, wie sie sich verhalten hatte? So falsch? In ihren Augen nicht - natürlich nicht. Sie hätte gern gewusst, was eigentlich von ihnen erwartet worden war, andererseits... hätte sie mit dem, was sie wusste und gesehen hatte, dann wirklich anders gehandelt?
Geschauspielert wie Gernot - wenn das der Fall war? Sicher nicht.
Machte es etwa einen guten Ritter des Königs aus, gut lügen zu können? Zunge hatte ihr darauf keine Antwort gegeben. Sie konnte es sich einfach nicht vorstellen. Und wenn doch... sie zog nachdenklich die Unterlippe zwischen die Zähne und lauschte auf ihr Bauchgefühl, das ihr sagte, dass sie sich damit nicht anfreunden konnte.
"Sei du selbst, Darna. Was bringt es dir, dich zu verstellen? Du müsstest es immer tun, und es kostet dich unnötig Kraft und Aufmerksamkeit. Wer sich in Lügen verstrickt, der strauchelt zu oft auch darin." Talarions Worte. Sie schloss die Augen. Schon wieder die Wahrhaftigkeit.
Gernot aber war weiter gekommen. Grml.
Und? ... Wollte sie das?
Wollte sie das... so?
Nein.
Irgendwo da unten war diese Antwort fest in ihr verankert. Sie wusste nicht einmal genau, warum, aber...
Kein "Mittel zum Zweck".
Das Ziel nicht wichtiger als der Weg.
Nein.
Ich will Ritter werden, weil ich ritterlich bin. Sonst kann ich auch nach Grandessa und mir den Titel kaufen. Pfh.

Und wenn sie nicht nur beim König scheiterte, sondern insgesamt?
Wenn es keinen Herren gäbe, der etwas wie sie haben wollen würde? Ein bitterer Gedanke.
Sie konnte es sich nicht vorstellen... aber was, wenn doch?

"Sieh nicht was andere tun,
der andern sind so viel.
Du kommst nur in ein Spiel,
das nimmermehr wird ruhn.

Geh nur der Tugend' Pfad,
lass nichts sonst Führer sein,
so gehst du recht und grad
und gingst du ganz allein."
*

Das waren schöne Worte, die mal leicht hergesagt geklungen hatten, so wie sie nett zwischen anderen Versen in einem Buch gestanden hatten. Das waren Worte gewesen, bei denen sie argwöhnte, dass man ganz schön eingebildet und unbelehrbar werden konnte, wenn man sich nur danach orientierte. Und trotzdem glaubte sie den Sinn dieser Zeilen gerade ein bißchen besser zu verstehen. Sie kannte noch mehr solcher Gedichte und Lehrsprüche, und sie gingen alle in die gleiche Richtung.
Es war nur... sie fühlte sich wieder so einsam. Sie spähte zu den anderen. Ob sie ähnlich dächten?

Insgesamt waren es kostbare Momente, in denen sie ihre Gedanken ein wenig sortieren konnte. Aber mit vier weiteren Personen in dieser mittelprächtigen Kammer wurde die Luft schnell stickig, und die überwiegende Laune der Anwesenden sorgte dafür, dass man sie auch hätte schneiden können, sobald die ersten Klingen wieder scharf wären.
Die Situation machte Darna noch nachdenklicher. Ob es eine gute Idee war, sie hier zusammenzupferchen, in der Reichweite von Waffen, selbst wenn sie "zu tun" hatten? Nein, es kam ihr nicht wie eine solche vor. Sie musste unweigerlich an ihr Duell mit Gernot denken und sie kam sich nicht zum ersten Mal reichlich dämlich vor, damals zu scharfen Waffen gegriffen zu haben, um ihrer Wut Luft zu verschaffen. Hier können sie jetzt testen, ob wir undiszipliniert genug sind, uns gegenseitig an die Gurgel zu gehen... Oder gar..., dachte sie und die Furchen auf ihrer Stirn vertieften sich. War es "vorbei"? Oder war das hier tatsächlich eine geplante weitere Prüfung? Aber für was, was galt es noch zu erreichen? Sie wollen uns Zeugnisse ausstellen... Ihre Lippen schürzten sich leicht. Das Geräusch des Wetzsteins auf der Klinge wurde immer gleichmäßiger, bekam für ihr Empfinden fast etwas Beruhigendes. Das wäre natürlich plausibel. Wie gehen wir mit Enttäuschung um? Mhm... Sie atmete einmal tiefer durch und achtete einen Moment auf die Geräusche und Bewegungen der anderen. Tobte bei dem einen oder anderen noch die innere aufgestaute Wut? Verschlimmerte sich gar?

Sie hätte es gern vermeiden wollen, als erste zu sprechen, weil das mal wieder ins "Mädchen"-Klischee passte, aber sie bemühte sich, dabei wenigstens so gelassen und beiläufig wie möglich zu klingen: "Basil, wie viele Tage sind eigentlich vergangen, seit sie uns abgeholt haben?"
Sie musste endlich wissen, wie lange sie außer Gefecht gewesen war, wie viel sie verpasst hatte. Und womöglich musste sie mit dafür sorgen, dass die Stimmung hier drin nicht ins Gefährliche kippte - auf einmal war ihr Verantwortungsgefühl wieder da. Sie hätte ihn gerne auch gefragt, über was er sie laut Gernot "aufklären" sollte, aber das schien ihr gerade ein zu heißes Eisen.

Ein wenig später öffnete sich unvermittelt die Tür und Eisenfaust stellte ohne Kommentar noch einen Eimer mit pflegebedürftigen Waffen herein. Etwas überrascht sah sie ihm hinterher. Immer noch so... unsympathisch. Sie wusste ihn weiterhin nicht einzuschätzen, weil sie ihn anders noch immer nicht kannte, gleichzeitig vertiefte es trotzdem ihren Verdacht, dass es mit diesem seltsamen Test noch immer nicht vorbei war. Ich glaube, ich werde mich erst wieder wohler fühlen, wenn ich bei Ritter Hagen bin, dachte sie innerlich seufzend.
Die nächste Waffe, die so gut instand gesetzt und gepflegt worden war, wie es mit ihren Mitteln ging; sie stand auf, räumte diese Waffe weg und sortierte dabei auch wieder ein paar mehr Waffen, die in erreichbarer Nähe und durcheinander lagen - Säbel kamen zu Säbeln, Entermesser in das gleiche kleine Fass, und ein paar nicht sauber eingehängte Haken an Stielen hatte sie entwirrt. Wenn dieses Schiff angegriffen wurde, konnten solche Kleinigkeiten, kostbare Sekunden, über Leben und Tod entscheiden. Sie wunderte sich, warum es hier überhaupt so unordentlich war.
...Absicht?...
Die Knappin drehte sich um und musste mal wieder ein Schwanken des Schiffes ausgleichen, als sie merkte, dass es ein weiteres Mal zuviel des Guten war: das eine Stück Tentakelvieh drohte wieder hochzukommen, und mit geweiteten Augen war ihr erneut klar, dass der Geruch von Erbrochenem in dieser mit Leuten gefüllten sowieso stickigen Kammer eine Katastrophe wäre!
Mit zwei weiten, schwankenden Schritten war sie bei dem just hinein gebrachten Eimer, kippte die Waffen scheppernd zur Seite aus und nutzte schnell den Übel-Kübel, bevor ihr ohne Kübel übel geworden wäre.
Kurz schloss sie die Augen. "Verzeihung. Ich bring das weg...", versuchte sie die anderen zügig zu beschwichtigen, bevor Vorwürfe kämen und ging zur Kammertür, um den Eimer rasch nach draußen und seinen Inhalt ins Meer zu entsorgen.


*Gedicht leicht abgeändert von Christian Morgenstern: "Sieh nicht was andere tun"

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Re: Der Weg der Bluthündin - Kap. 2 Zu Gast auf der "Niemand

Beitrag von Erzähler » Dienstag 7. Juli 2015, 22:03

"Sieh nicht was andere tun,
der andern sind so viel.
Du kommst nur in ein Spiel,
das nimmermehr wird ruhn.

Geh nur der Tugend' Pfad,
lass nichts sonst Führer sein,
so gehst du recht und grad
und gingst du ganz allein."

und gingst du ganz allein.“


Der Pfad der Tugend war oft einsam und Gernot hatte gerade bewiesen, dass viele weniger wahrhaftige Seelen den rechten Weg scheuten um schneller an ihr Ziel zu gelangen. Zumindest machte es den Anschein und Darnas Gedanken kreisten weiter um ihre Frustration. Ihre fleißigen Hände brachten durch ihre gleichmäßige Tätigkeit langsam wieder Ruhe in ihr Herz und die junge Knappin sah sich unter den jungen Männern um, die sie umringten. Allein mit vier Männern, denen ihr Hormonspiegel in diesem Alter, unter normalen Umständen, bis zu den Augenlidern quellen müsste, aber auch allein mit vier Jungen, denen gerade ihre eigene Unzulänglichkeit vorgehalten worden war. Die Frustration aus ihrem eigenen Herzen spiegelte sich nur zu offensichtlich in den Gesichtern ihrer „Mitgehangenen“. Wenn das alles noch ein weiterer Test war, war er grausam effektiv. Darna kam der Gedanke, dass die geballte Ladung Männlichkeit im Raum, die Frustration und die Enteuschung auch schnell umschlagen konnte. Sie hatte derlei Verhalten schon oft unter den Jungs beobachtet. Viele suchten nicht die Schuld in ihrem eigenen Handeln um sich dann zu verbessern, sondern gaben lieber den Anderen die Schuld. Schuld! Schuld … War es ihre Schuld gewesen, dass sie viel verpasst hatte? War sie nicht gut genug? Sicher fragten sich die anderen im Raum das auch. Tobte bei dem einen oder anderen noch die innere aufgestaute Wut? Verschlimmerte sich gar? Die Stimmung war geladen und sie war die einzige weibliche Person in diesem Kessel. Sie hätte es gern vermeiden wollen, als erste zu sprechen, weil das mal wieder ins "Mädchen"-Klischee passte, aber sie bemühte sich, dabei wenigstens so gelassen und beiläufig wie möglich zu klingen:
"Basil, wie viele Tage sind eigentlich vergangen, seit sie uns abgeholt haben?"
Basil tauchte aus seinen eigenen Gedankengang auf wie ein Ertrinkender und holte erst einmal tief und seufzend Luft. Dann sah er sie an und nuschelte:
„Als wir zur Gruppe dazu stießen warst du schon bewusstlos. Danach sind wir drei Tage geritten, aber hatten auch immer wieder Aufgaben zu erledigen. Sie haben uns allen möglichen M... alle mögliche Sachen machen lassen. Hab kaum die Hälfte verstanden. Hab einfach Gernot alles nachgemacht. Hab gedacht, das er mich … na ja, das er mich mitziehen würde, wie üblich.“
Er stockte und wirkte wirklich betroffen.
„Da hab ich mich wohl geirrt.“
Seine Stimmung war schon nicht mehr am Boden zerstört, sie war zu Asche zerfallen und sickerte durch die Bodenritzen in die Achterpiek, wo sie im Brackwasser zwischen den Ballasttanks verrottete. Darna begriff schnell, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war um weiter nachzuhaken und widmete sich stattdessen weiter ihrer Aufgabe. Die Unordnung schrie fast zum Himmel und ein weiterer Eimer mit scheinbar uralten Waffen besserte die Laune nicht wirklich.
Fast im gleichen Moment in dem Eisenfaust gegangen war, erklang zwar gedämpft, doch gute vernehmlich eine donnernde Stimme an Deck:
„30 Grad West und setzt das Vorsegel!“
und schon begann das Schiff zu schlingern und brachte somit Darnas Innerstes an die Oberfläche.
Kurz schloss sie die Augen.
Konnte es noch schlimmer werden?
"Verzeihung. Ich bring das weg..."
, versuchte sie die Anderen zügig zu beschwichtigen, bevor Vorwürfe kämen und ging zur Kammertür, um den Eimer rasch nach draußen und seinen Inhalt ins Meer zu entsorgen. Sie hatte die Gesichter der anderen nicht sehen müssen, die angewiderten Laute hatten alles verraten, also flüchtete sie fast den Gang entlang.

Plötzlich ging neben ihr eine Tür auf und jemand trat unvermittelt in den Weg. Darna konnte nicht mehr bremsen, zumindest versuchte sie es, verhinderte so zumindest einen direkten Zusammenprall, allerdings schien das Erbrochene in ihrem Eimer anderes im Sinn zu haben und nutzte die Fliehkraft um über den Rand des Eimers zu schwappen.
...und es kam schlimmer!
Eine Frau stand vor ihr.
Tatsächlich – und was für ein Weib! Alle Wetter, die schwarze Rüstung unter ihrem an den Rändern mit Pelz besetzten Überwurf lag dermaßen hauteng an, wäre Darna ein Mann, hätte es ihr beinahe einen Pfiff entlockt. Sie selbst bevorzugte ja auch eng anliegende Sachen, allein schon wegen der Beweglichkeit im Falle eines Kampfes, aber das! Hosen waren auch Darna nicht fremd, doch bei ihr sahen sie niemals so … aus! Und dann noch dieses Dekolletee! Es war ein Wunder, dass nicht alle Männer geifernd um sie herum standen. Vielleicht lag es an ihrer Ausstrahlung? Ihre Aura war gerade zu Eis gefroren. Jede ihrer Bewegungen schrie förmlich nach Kampf und Tod. Trotzdem löste sie langsam den Blick von ihrem besudelten Bauch und sah ihr in die Augen. Ein etwas gequältes Lächeln, das wirklich entwaffnend war, weil man am liebsten alles fallen gelassen hätte um weg zu rennen, zeigte sich auf ihren zuckenden Lippen.
„Darna von Eibenau wie ich annehme? Mein Name ist Maria Santana Fredericka Alveratschow, oder kurz genannt: Die Nadel! Ich bin die persönliche Leibwächterin des Kapitäns und IHR habt mir grade meine letzten sauberen Kleider versaut, bevor wir wieder in Serna anlegen.“
Ihr Blick durchbohrte die Knappin, die noch überlegte, was sie gerade getan hatte. Dann ging plötzlich ein Wandel durch die Leibwächterin und sie legte Darna die Hand auf die Schulter.
„Nu nicht so verkrampft. Ich fress euch schon nicht! Wir Frauen müssen hier zusammenhalten, sonst fressen sie uns.“
Sie lachte kurz und trocken und etwas von der angespannten Situation verflüchtigte sich, so dass Darna ihr Gesicht entspannter betrachten konnte. Nadel war keine Schönheit im eigentlichen Sinne. Sie hatte ihre ganz eigene Wirkung auf Männer, aber betrachtete man sie genauer, sah man auch die Intelligenz in ihren dunkelbraunen Augen blitzen. Sie war mit ihren 1, 78m etwas kleiner als Darna, aber immernoch eine beachtenswert große Frau. Die schwarzen Haare waren in vielen kleinen Zöpfen eng an den Kopf geflochten, so dass sie im Kampf sie nicht behindern würden. Aber das Auffälligste war die breite Narbe auf ihrer zwar hellen, aber vom Wetter gegerbten Haut, die sich über ihre Kehle zog, wie ein zweites Lächeln. Sie hielt sie nicht auch ganz offensichtlich nicht verborgen. Sie hatte bestimmt schon mehr als 20 Sommer gesehen, eher 25.
„Vorschlag! Da ich nichts sauberes mehr Anzuziehen habe und sonst hier nackt rum rennen müsste, begleitet ihr mich in meine Kabine, helft mit meine Sachen zu reinigen und wir vergessen das ganze.“
Es klang nicht so, als ob sie gewohnt war ein „Nein“ zu akzeptieren. Andererseits hatte Darna auch noch ihre Aufgabe in der Waffenkammer.
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Re: Der Weg der Bluthündin - Kap. 2 Zu Gast auf der "Niemand

Beitrag von Darna von Eibenau » Mittwoch 8. Juli 2015, 13:34

"Als wir zur Gruppe dazu stießen warst du schon bewusstlos. Danach sind wir drei Tage geritten, aber hatten auch immer wieder Aufgaben zu erledigen. Sie haben uns allen möglichen M... alle mögliche Sachen machen lassen. Hab kaum die Hälfte verstanden. Hab einfach Gernot alles nachgemacht. Hab gedacht, das er mich … na ja, das er mich mitziehen würde, wie üblich."
Darna seufzte innerlich. Basil, ich hab dir doch eine einfache Frage gestellt. 'seit sie uns abgeholt haben'! Nicht, wann ihr wie lange geritten seid, außerdem weiß ich dann nicht, wie lange wir schon auf dem Schiff sind... jetzt weiß ich nur, dass es definitiv mehr als drei Tage waren! Hrmpf.
Sie hakte aber nicht nach. Dass Basil selber so niedergeschlagen war, dass er vielleicht hätte heulen können, begriff selbst sie und ihre Mimik wurde ein klein wenig weicher, während sich ihre Lippen mitfühlend zusammen pressten. Wie würdest du dich denn fühlen, wenn dein bester Freund dich sitzen lässt und plötzlich einen Versager nennt?
Keine Ahnung. Sie hatte keinen besten Freund.
Sie wusste nicht einmal, wie viel Mitleid sie wirklich mit Basil haben sollte. Er mochte sie fast nie selber aktiv getriezt haben, und wenn, hatte sie es vielleicht sogar verdient gehabt, aber es war nicht so, dass er ihr nichts getan hatte. Hatte Gernot einen Plan ausgeheckt, hatte Basil geholfen, ihn umzusetzen. Darna hätte aus dem Stehgreif mindestens zwanzig Situationen aufzählen können, in denen Basil sie genauso laut ausgelacht hatte wie alle anderen.
Geschah es ihm nicht ein bißchen recht, wenn ihm dieses Mitläufertum nun um die Ohren geflogen war?

Aber sie ließ ihn in Ruhe. Ihr fiel dazu gerade nichts ein, was sie vor sechs weiteren fremden Ohren mit ihm besprochen hätte, wollte sich nicht als Moralinstanz oder gar Lehrmeister aufspielen - und war ohnehin plötzlich mit sich selbst beschäftigt.
„30 Grad West und setzt das Vorsegel!“ - West? Plötzlich schlich sich erwartungsvolle Aufregung in ihre Bauchgegend. Das Schiff steuerte also auf die Küste zu? Aber verfluchtes Schwanken!

Kurz darauf sah sie zu, den Eimer mit gefährlichem Inhalt möglichst schnell auszuleeren.
ABER DOCH NICHT DA! Harax noch eins, wieso war sie so schnell gegangen, dass das passieren konnte?! Im ersten Moment, als sie die Frau sah, hinterließ die gut geschneiderte teils pelzverbrämte Kleidung den Eindruck, dass sie hier irgend eine adelige Person besudelt hatte, oder eine reiche Händlerin? Zweiter Blick: nein. Zu anzüglich. Vor ihr stand ein Raubtier, keine Dame. Eine Söldnerin?
Eine, die ihr vielleicht gleich selber die Kehle durchschnitt... die Knappin sah sie mit schreckgeweiteten Augen an. "Das tut mir so entsetzlich leid! Verzeihung!", platzte es aus ihr heraus und innerlich jaulte sie auf: Da hab ich diesmal schon den Eimer getroffen, statt die Planken, und jetzt besudele ich auch noch die Kleidung anderer Leute!? Das muss aufhören!
"Darna von Eibenau wie ich annehme?" Und sie kennt auch noch meinen Namen... In ihrem Magen zog sich alles zusammen. Kennt den irgend jemand an Bord eigentlich nicht, verflixt noch eins?
"Mein Name ist Maria Santana Fredericka Alveratschow, oder kurz genannt: Die Nadel! Ich bin die persönliche Leibwächterin des Kapitäns und IHR habt mir grade meine letzten sauberen Kleider versaut, bevor wir wieder in Serna anlegen."
Wer war diese Frau? Jemand, der mehr als zwei Vornamen hatte und sie alle nannte, war meist tendenziell wichtig und einflussreich - das schien irgendwie ungeschriebenes Gesetz. Aber "Leibwächterin des Kapitäns"?? Welcher Handelskapitän brauchte schon einen eigenen Leibwächter? Angesichts ihrer weiblich betonten Aufmachung drohte eine unsittliche Vermutung in Darna zu keimen, was aber ein zartes Pflänzchen war, das unter dem Blick der Nadel auf der Stelle wieder verdorrte.

"IHR habt mir grade meine letzten sauberen Kleider versaut, bevor wir wieder in Serna anlegen." DAS waren doch mal Worte, die Darna hören wollte! Nicht das mit den versauten Sachen... aber dass sie nur noch einen Kleidungswechsel von Serna entfernt waren. Wie oft die Dame wohl die Kleidung wechselte? Mehrmals täglich?
Plötzlich spürte sie die Hand der Frau auf ihrer Schulter - der Beginn eines ungleichen Kampfes? Einen Dolch im Bauch, während sie noch den Eimer mit ihren inneren Ergüssen in Händen hielt? Welch unwürdiger Tod... aber ganz so schlimm war es dann doch nicht:
"Nu nicht so verkrampft. Ich fress euch schon nicht! Wir Frauen müssen hier zusammenhalten, sonst fressen sie uns."
Die linke Braue der Knappin zuckte leicht nach oben, während sie ein bißchen auszuatmen wagte. Fressen? Wieso fressen? Würden sie uns umbringen? Maria lachte kurz und trocken und Darna versicherte aufrichtig: "Ich bringe das wieder in Ordnung, Frau... Nadel. Es tut mir wirklich leid." Verflixt. Maria Santana Frederika... Alve-hatschu? Der Nachname war ihr auf die Schnelle zu kompliziert gewesen, was selten vorkam. Wo die Frau wohl herstammte? Die jüngere Frau erlaubte sich einen genaueren Blick, der aber nicht allzu viel ergab - außer dass jemand offensichtlich schon mal ernsthaft versucht hatte, sie umzubringen. Schwarze Haare... Pelgar?

"Vorschlag! Da ich nichts sauberes mehr Anzuziehen habe und sonst hier nackt rum rennen müsste..." Bitte WAS?! "...begleitet ihr mich in meine Kabine, helft mit meine Sachen zu reinigen und wir vergessen das ganze."
"Selbstverständlich", erwiderte sie augenblicklich. Diese Frau würde nicht wirklich nackt übers Schiff rennen?! Eher behielte Darna ja vollgegöbelte Sachen an, und wären sie von oben bis unten dreckig! Ihre Einschränkung erklang aber so prompt wie höflich, sie hob den Eimer verdeutlichend eine Spur dabei an: "Ich sollte den hier allerdings sicher vorher entsorgen und muss mich bei meinen Kameraden kurz abmelden, bevor sich mein Vorgesetzter fragt, wo ich bin. Soll ich mich anderswo einfinden oder ist hier Euer Quartier?" Sie sah kurz fragend zu der Tür, die hinter der Leibwächterin lag, die Mimik ernst und pflichtbewusst.

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Re: Der Weg der Bluthündin - Kap. 2 Zu Gast auf der "Niemand

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 9. Juli 2015, 17:52

"Selbstverständlich"
, erwiderte sie augenblicklich. Ihre Einschränkung erklang aber so prompt wie höflich, sie hob den Eimer verdeutlichend eine Spur dabei an:
"Ich sollte den hier allerdings sicher vorher entsorgen und muss mich bei meinen Kameraden kurz abmelden, bevor sich mein Vorgesetzter fragt, wo ich bin. Soll ich mich anderswo einfinden oder ist hier Euer Quartier?"
Die Frau musterte sie nachdenklich, dann sah sie ebenfalls zur Tür und nickte.
„Macht das, aber beeilt euch bitte, damit es nicht eintrocknet.“
Die „Leibwächterin“ blieb aber vorerst in der Allgemeinsprache, wenngleich sie wohl Darnas Garmisch gut verstand. Darna eilte nun schnell, aber vorsichtiger durch den engen Gang. Man wusste ja nie, wo das nächste Hindernis auftauchen konnte.

Die junge von Eibenau kam an Deck, wo nun emsiges Treiben herrschte. Sie konnte einen kurzen Blick nach vorne über den Bug des Schiffs werfen, als sie den Inhalt des Eimers über die Reling kippte. Land! Und sie hielten genau drauf zu, was hieß, dass sie nicht viel Zeit hatte. Über ihr knarrte das Segel laut und ein junger, hellhäutiger Straßenköter-blonder Matrose rief etwas aus den Wanten das sie nicht verstand:
„Weg da! Sonst knüpfst du dich noch auf!“
Die Sprache klang irgendwie seltsam und trocken. Für sie hörte es sich wohl eher an, als würden sinnlose Wörter aneinander gereiht werden. Trotzdem klang eine Warnung mit in seiner Stimme und Darna schaute instinktiv nach unten, wo sein muskulöser, tätowierter Arm hin gedeutet hatte und ein leises Surren ihre Aufmerksamkeit erregte. Ein Seil rollte sich etwas seitlich von ihrer Position gerade aus seiner ordentlichen Tauwerk-rolle ab und Darnas guten Reflexe verhinderten, dass sie im Weg stand, als das Seil sich plötzlich knallend spannte und sie in Schulterhöhe knapp verfehlte. Hätte er nichts gesagt, wäre sie vielleicht über Bord gegangen. Die Verankerung in der Reling summte noch nach und ein andere Matrose schimpfte:
„Trottel! Immer wenn du aufgeregt bist, verfällst du in deine Heimatsprache! Wenn sie dich nun nicht verstanden hätte!?!“
Der andere Matrose sah auf Darna hinunter, während er kopfüber von einem Quermast hing und das Segel sich spannte. Er war braungebrannt von Kopf bis Fuß und das ganze Gegenteil seines Mitstreiters. Schlaksig, groß und sein Hemd rutschte ihm nach oben, so dass sein Bauch zu sehen war. Jede Faser war gestählt von harter Arbeit.
„Mädel, kommst du etwa auch aus Santros? Unser kleiner Vince hier, der kommt daher...“
„RUHE JETZT UND AN DIE ARBEIT!“
Donnerte es vom Heck her und sofort war die kleine Plauderei beendet, denn der Steuermann war ein Hüne! Er hatte die Breite des Santroners „Vince“ und die wettergegerbte Bräune des Anderen. Sein Schädel war kahlgeschoren und narbige Muster verzierten seinen Halben Kopf. Der Ton war hier scharf und sehr persönlich, vielleicht ein bisschen zu persönlich! Darna machte, dass sie weg kam. Hier stand sie nur im Weg. Vielleicht war die Schifffahrt nichts für sie, oder sie war nichts für die Schifffahrt? Überall lauerten Gefahren, alles schaukelte unentwegt und der Horizont stand nie still.

Kaum im Zwischengang wieder verschwunden kam ihr ein Mann entgegen, an dessen dickem Bauch sie sich vorbei drücken musste. Er roch so sehr nach Fisch, dass sie unwillkürlich die Luft anhalten musste. Wo kamen auf einmal die ganzen Kerle her? Der Mann musterte sie grinsend, als er an ihr vorüber ging.
„Brauchst du den Pütz?“
Meinte er den Eimer? Er nickte und griff nach dem Henkel, dann grinste er noch einmal schief und zeigte dabei eine Reihe fast nicht mehr nennenswerter Zahnstumpen. Sein schütteres Haupthaar war ihm anscheinend vom Kopf auf die Schultern gefallen und dort festgewachsen. Trotzdem hatte er einen fast Väterlichen Ausdruck in den Augen. Er meinte es gut, als er ihr den Eimer ab nahm und weiter ging. Als Darna wieder an der Waffenkammer ankam, hörte sie leises Stimmengewirr. Die Jungs stritten sich.
„Wenn ihr nichts gescheites zu sagen habt, dann sagt doch lieber nichts!“
„Ich lass mir doch nicht den Mund von einem verbieten, der genauso durchgefallen ist wie ich!“
„Ich hab wenigstens das Seil nicht los gelassen!“
„Ach! Aber geflennt wie ein Mädchen, als Zunge mit euch fertig war!“
„Es reicht! Haltet doch alle den Mund. Ihr bringt uns noch in Schw...“

, schaltete sich Basils Stimme ein.
„KLAPPE Ihr habt doch gar nichts getan!“
Etwas scharrte übers Holz und die Stimmung drohte zu kippen, als Darna um die Ecke kam und drei der Vier aufrecht voreinander stehen sah. Ihr plötzliches Erscheinen ließ sie herum fahren und erstarren. Hatte sie etwas im Gesicht? Plötzlich schienen sie sich daran zu erinnern, wo sie waren und wie viel Schande sie mit ihrem Verhalten über sich brachten. Die ausgeschütteten Waffen lagen noch immer auf dem Boden und keiner hatte sie angerührt. Nur einer saß ruhig ganz hinten in der Ecke und schärfte eine Klinge, ohne aufzublicken. Basil setzte sich, bei Darnas Anblick, der vermutlich recht mürrisch wirkte, wortlos wieder auf seinen Platz und vollendete seine Arbeit. Nummer zwei folgte kurz darauf und nur der letzte schien noch nicht richtig begriffen zu haben, dass er hier gerade kurz davor gewesen war, riesen Mist zu bauen! Er verschränkte die Arme vor der Brust und starrte Darna an.
„WAS?“
Der, der hinten in der Ecke saß, schaute nun langsam durch seine langen Wimpern hoch, aber hielt den Kopf dabei gesenkt. In seinem Blick funkelte etwas lauerndes. Der Typ, der sich vor Darna aufgebaut hatte, reckte das spitze Kinn nach oben. Er war eindeutig dem Aussehen nach aus Jorsa und hatte noch etwas zu viel „Junge“ als „Mann“ im Blut.
„WAS IST?!?“
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Re: Der Weg der Bluthündin - Kap. 2 Zu Gast auf der "Niemand

Beitrag von Darna von Eibenau » Donnerstag 9. Juli 2015, 23:35

„Weg da! Sonst knüpfst du dich noch auf!“
Wie bitte? Den Göttern sei dank sah sie nach unten, bevor sie dumm gefragt hätte und machte einen Satz zur Seite. Das Seil knallte und ihre Haltung versteifte sich. Sie begann, die Tragweite des Geschehens gerade erst zu realisieren und ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, als ein Kamerad des Blonden auch schon schimpfte:
„Trottel! Immer wenn du aufgeregt bist, verfällst du in deine Heimatsprache! Wenn sie dich nun nicht verstanden hätte!?!“
"Hab ich nicht...", sagte sie, war aber zu leise - das Segel über ihr spannte sich knatternd und sie sah noch etwas neben sich stehend auf den braungebrannten Matrosen, der kopfüber vom Mast hing. Wie kann er sich da halten, während das auch noch alles schaukelt?! Götter... Aber sie verstand jetzt endlich zur Gänze, warum sich hier alle in der Allgemeinsprache unterhielten. Es konnte überlebensnotwendig sein. Sie schaute nochmal auf die metallene Verankerung, wo eben noch das Tau gewesen war, dann sah sie zum blonden Santroner zurück.
„Mädel, kommst du etwa auch aus Santros? Unser kleiner Vince hier, der kommt daher...“ Die Knappin schüttelte den Kopf. "Nein", sagte sie etwas lauter, diesmal den Schiffslärm übertönend, "Aber danke für die Warnung!"
"RUHE JETZT UND AN DIE ARBEIT!" Ihr Kopf ruckte herum, diesmal allerdings, ohne dass ihr Körper schreckhaft zusammenzuckte - eher ging er mal wieder in Hab-acht-Stellung.
Was für ein wilder Haufen! Darna machte, dass sie weg kam.

Sie hatte gehört, dass Matrosen rauhe Gesellen waren und die Schiffe Menschen aus aller Herren Länder trugen, aber kein Buch hätte ihr das so eindrucksvoll klar machen können wie diese wenigen Minuten. Abermals fühlte sie sich hier an Bord so fehl am Platz wie ein Pferd.
Sie machte sich noch schlanker, als ein massiger Kerl ihr entgegen kam und hielt die Luft an - wer war das, ein Koch?
"Brauchst du den Pütz?" Den was? Bei allen guten Mächten, sie kam sich langsam vor, wie Basil sich wohl manchmal fühlen musste - sie schien von nichts hier eine Ahnung zu haben. Ein Zustand, der ihr überhaupt nicht behagte. Aber wenigstens war sie den Eimer los. In der Waffenkammer würden sie ihn wohl nicht mehr brauchen. Wobei, vielleicht hätte sie ihn sicherheitshalber doch behalten sollen...?

Sie kam zügig und für ihre Verhältnisse huschend an der Waffenkammer an und schloss nach einigen Worten, die sie mitbekam, kurz die Augen. Gute Güte, sie stritten sich tatsächlich!
"Es reicht! Haltet doch alle den Mund. Ihr bringt uns noch in Schw..." - huch? Basil? Mit einer vernünftigen Einstellung?? Leider schien er sich nicht durchsetzen zu können:
"KLAPPE Ihr habt doch gar nichts getan!" Wer war der Rädelsführer?
Sie trat um die Ecke und sah drei der vier Jungs stehen. Ihre Lippen pressten sich missmutig zusammen. Sie sah auf die ausgeschütteten Waffen auf dem Boden und auch ihre Augen wurden schmaler. Ihr hättet mir ruhig helfen können, dass Eisenfaust dieses Chaos nicht sieht, statt euch zu streiten, dachte sie eigentlich weniger wütend als mehr enttäuscht und vorwurfsvoll, aber ihre vernarbte Mimik ließ ihren Ausdruck mal wieder eine viel düstere Sprache sprechen. Sie sah zu dem einen, der offenbar von Anfang an ruhig geblieben war und merkte sich sein Gesicht. Basil begriff selber, dass das hier keinen guten Eindruck machte. Der nächste sah sich wohl langsam in der Unterzahl. Nur einer musste mal wieder die Rolle des Merkbefreiten einnehmen und verschränkte die Arme vor der Brust.
"WAS?"
Wenn du dich jetzt sehen könntest, wüsstest du selber, 'was'... Sie holte tiefer Luft und überlegte noch, was sie sagen sollte. Wenn sie ihn einfach als Idioten hinstellte, würde das nur mehr Ärger machen. Aber sie kannte den Burschen überhaupt nicht und wusste nicht, mit welchen Argumenten man ihn kriegen konnte... Viel Zeit hatte sie auch nicht...
"WAS IST?!?"

"Dies sind die fünfundzwanzig besten, ihre Ritter haben sich für sie verbürgt..."
Er muss schon wenigstens die Grundlagen von Pflicht und allem intus haben, sonst wär er nicht hier?
Sie atmete nochmal durch und zwang sich, die Ruhe zu bewahren. Auch als Authoritätsperson konnte sie sich hier nicht aufspielen, also versuchte sie ihm zunächst eine Art "Vorschlag zur Güte" zu machen, auch wenn sie selber sich nicht vorstellen konnte, dass das eine gute Idee wäre. Sie sprach zügig, aber eindringlich und voller Ernst, wie bei ihr üblich sehr klar artikuliert und die Stimme nur ein wenig gedämpft, mit angedeuteten begleitenden Gesten:
"Wenn du jemanden brauchst, an dem du deine Wut ablassen kannst, findet Eisenfaust sicher eine Lösung für dich. Hier aber sollen wir sicher nur die Waffen putzen und sonst nichts."
Links, rechts zeigte sie in rascher Folge grob in die Richtung der Nebenräume und fuhr ohne nennenswerte Pause fort:
"Da die Kapitänskajüte, da Offiziersquartier. Wir kriegen noch Zeugnisse... und nicht nur in einem Schloss haben Wände Ohren."
Sie sprach den letzten Satz noch leiser als zuvor und hoffte, dass das reichte, um ihn begreifen zu lassen. Wachsam und trotz allem auf einen Angriff gefasst - oder auf eine Gemeinheit wie einen Knuff oder gestellten Fuß, wie Gernot sie gelehrt hatte - zog sie sich einen Schritt zur Seite weg, um sich eher an die anderen zu richten, schließlich hatte sie wenig Zeit.


"Sollte er vor meiner Rückkehr vorbei kommen, erklärt ihm bitte, dass ich bei der Leibwächterin des Kapitäns etwas in Ordnung zu bringen habe.
...
Wir legen übrigens bald an."

Damit wollte sie den Jungs wenigstens ein bißchen Hoffnung machen, dass sie hier nicht mehr ewig versauerten und sich zurückziehen - soweit der Plan...

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Re: Der Weg der Bluthündin - Kap. 2 Zu Gast auf der "Niemand

Beitrag von Erzähler » Freitag 10. Juli 2015, 12:42

"WAS IST?!?"
Darna von Eibenau atmete nochmal durch und zwang sich, die Ruhe zu bewahren.
"Wenn du jemanden brauchst, an dem du deine Wut ablassen kannst, findet Eisenfaust sicher eine Lösung für dich. Hier aber sollen wir sicher nur die Waffen putzen und sonst nichts."
Links, rechts zeigte sie in rascher Folge grob in die Richtung der Nebenräume und fuhr ohne nennenswerte Pause fort:
"Da die Kapitänskajüte, da Offiziersquartier. Wir kriegen noch Zeugnisse... und nicht nur in einem Schloss haben Wände Ohren."
Sie sprach den letzten Satz noch leiser als zuvor und hoffte, dass das reichte, um ihn begreifen zu lassen. Wachsam zog sie sich einen Schritt zur Seite weg, um sich eher an die Anderen zu richten, schließlich hatte sie wenig Zeit.
"Sollte er vor meiner Rückkehr vorbei kommen, erklärt ihm bitte, dass ich bei der Leibwächterin des Kapitäns etwas in Ordnung zu bringen habe.
...
Wir legen übrigens bald an."

Damit wollte sie den Jungs wenigstens ein bisschen Hoffnung machen, dass sie hier nicht mehr ewig versauerten und sich zurückziehen - soweit der Plan... und er schien aufzugehen.
Vielleicht war diesmal sogar ihre Narbe, die ihrem Gesichtsausdruck etwas wie Erfahrung verliehen hatte. Basil war schließlich der einzige im Raum, der die Geschichte dazu kannte. Eine so offensichtliche Verletzung konnte jedoch bei einem Fremden Anlass für die wildesten Spekulationen geben. Auf jeden Fall starrte der „Merkbefreite“ sie ein paar Sekunden lang an und dann schien sich etwas in seinem Hirn zu bewegen. Es geschah langsam, aber doch stetig, wie ein tauender Eiszapfen im Winter. Erst wurde er länger, weil das von oben herab rinnende Wasser an der Spitze wieder gefror, aber dann begann es zu tropfen und verschwand letztendlich in Lysanthors Sonne. Genauso verhielt es sich mit dem Gesicht des jungen Mannes. Erst wurde es länger, dann schluckte er das „Schmelzwasser“ herunter und ließ dann Darna vorbei. Während sie sich an die Anderen wandte, setzte er sich hin und schnappte sich eine Waffe vom Boden. Darna bemerkte am Rande, dass der Schweigsame den Blick wieder gesenkt hielt aber zufrieden vor sich hin schmunzelte. Wenn der „Merkbefreite“ auf sie los gegangen wäre, da war sie sich sicher, wäre er einschritten. Woher sie das wusste? Er versteckte gerade wieder einen kleinen Knüppel hinter seinem Rücken, den er sich anscheinend gegriffen hatte. Kurz viel ihr Blick auf sein Haar, das ihm wirr bis auf die Schultern fiel und im Nacken zusammen gehalten wurde und vielleicht noch länger war. Es war an den Ansätzen eher braun und in den Spitzen deutlich heller, fast goldblond. Sein Gesicht lag im Schatten, aber er verbrachte ganz offensichtlich sehr viel Zeit an der Sonne. Seine Hand strichen mit einem Schleifstein ein Entermesser entlang und wirkte fast elegant. Keine Schwielen, auch wenn er sonst fast so gebräunt war, wie einer der Piraten - Na ja, nur fast. Darna hatte gerade vom baldigen Anlegen gesprochen, als Basil dankbar zu ihr aufsah und ihr zunickte. Er würde ihr dieses Mal nicht in den Rücken fallen und der „Stille“ wohl auch nicht. Bei den andern beiden war sie sich nicht so sicher, ob sie sie entschuldigen würden, aber mit zwei zu zwei standen die Chancen gut, dass ihr Fehlen keinen weiteren negativen Eindruck hinterlassen würde, also ging sie.

Die Tür zu Nadels Quartier war nicht weit entfernt und die Knappin klopfte natürlich an. Von drinnen wurde ein
„Immer rein.“
gerufen und Darna trat ein. Nadel stand mit dem Rücken zu ihr und hatte nur noch ihren Brustwickel an. Eine lange Narbe zog sich von ihrer Wirbelsäule zu der kurzen Rippe auf der linken Seite. Die Form erinnerte eher an den Schwertstreich einer größeren Klinge, als an den Hieb eines Entermessers. Ein Teil der verschmutzten Kleidungsstücke lagen auf einem schmalen Tisch an der rechten Raumseite. Hinten stand das Bett, wo sich die Frau über ihren Mantel gebeugt hatte und mit einer Bürste bearbeitete. Sie wandte sich kurz um, zeigte mit der Bürste zum Tisch und meinte dann zu Darna.
„In der Schublade sind Sand und Lederfett. Versucht so viel raus zu bekommen wie ihr könnt.“
Der Sand war gut zum Aufsaugen der Feuchtigkeit, den zum Waschen und Trocknen der Kleidungsstücke war zu wenig Zeit. An der linken Seite der kleinen, aber funktionell eingerichteten Kabine stand halb schon unterm Bett ein Holzbottich mit zwei kleinen Henkeln, den man gut nutzen konnte, damit der Sand sich nicht überall verteilte. An den Wänden hingen alle möglichen Sachen, deren Funktion Daran völlig fremd waren. Sie gehörten allesamt zur Seefahrt oder vielleicht noch einer anderen Nebenbeschäftigung, der Nadel vielleicht nachging. Das einzige, was Darna sofort erkannte, war der Kompass und dessen kleine Nadel, die sanft schaukelnd immer in die gleiche Richtung zeigte. Er lag auf dem Tisch auf mehreren Papieren. Darunter befand sich die Schublade. Als Darna auf den Tisch zu trat, konnte sie auch sehen worum es sich bei den Papieren handelte. Es waren die Zeugnisse ihrer Mitstreiter. Zu oberst lag ein Schreiben, dass an einen gewissen Graf von Weißenfels gerichtet war und kurz die hervorragenden Fähigkeiten seines Sohnes Leon lobten. Darnas Augen versuchten automatisch so viel wie möglich zu erfassen, ohne das sie darüber nachdachte, was sie da gerade las. Ihre Hände zogen derweil die Schublade auf. Es ging vor allem um sein herausragendes Talent in der Navigation, taktischen Kriegsführung und seine überraschend ruhigen aber effektiven Führungsqualitäten im Zusammenspiel mit der nur teilweise eingeweihten Mannschaft des Ausbildungsschiffes. Der nächste Absatz bezog sich auf die Interaktion in der Gruppe und seinen Fähigkeiten als Geheimnisträger, doch mehr konnte Darna nicht lesen, denn Nadel forderte ihre Aufmerksamkeit ein:
„Wäre nett, wenn ihr euch davon loseisen könntet und mir helft ...“
Nadel hatte also ihren Blick auf die Unterlagen mitbekommen.
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Darna von Eibenau
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Re: Der Weg der Bluthündin - Kap. 2 Zu Gast auf der "Niemand

Beitrag von Darna von Eibenau » Freitag 10. Juli 2015, 14:19

Wie unterschiedlich hier alle sind..., grübelte sie, während sie die Waffenkammer verließ und sich zu Nadels Quartier begab. Irgendwie war das ein lächerlicher Gedanke, weil ja selbst am Hof des Stadtgrafen jeder seinen eigenen Charakter hatte, aber nach den Eindrücken von den Matrosen fiel es ihr nun auch bei den Knappen nochmal genauer ins Auge. Irgendwie hatte sich bei ihr der Eindruck eingeschlichen, dass eine Knappenausbildung nun mal eine Knappenausbildung war - aber es war teils enorm unterschiedlich, wie die Leute hier reagierten.
Dass der Stille ihr vermutlich geholfen hätte, verursachte ein seltsam warmes Gefühl in ihr, gleichzeitig war ihr etwas mulmig geworden, als sie den Knüppel bei ihm entdeckte. Nun ja, immerhin ein Knüppel und keine scharfe Waffe, aber... und sie waren in einer Waffenkammer, in der sich der Merkbefreite jederzeit etwas Schlimmeres hätte greifen können, aber...
Dass das alles über ein eher harmloses Gerangel hätte hinaus gehen können, gefiel ihr nicht.

"Immer rein" - die Knappin trat ein und blieb in der Tür gleich wie angewurzelt stehen, schloss dann aber rasch und leise die Tür. Sie hat doch gesagt, dass sie sonst nichts zum anziehen hat!, rief sie sich selber zur Ordnung, gleichzeitig schüttelte sie innerlich den Kopf. Meine Güte, es hätte doch auch irgend jemand anderes sein können! Ob der Frau, die sich Nadel nannte, das egal war?
Die weitere Narbe, die sie kurz erblickt hatte, vertiefte die Vermutung, dass es sich in irgend einer Art um eine Söldnerin handelte. "In der Schublade sind Sand und Lederfett. Versucht so viel raus zu bekommen wie ihr könnt." Die Knappin nickte still und sah sich kurz um, um auszuloten, wo weitere Hilfsmittel sein mochten und verschaffte sich damit einen flüchtigen Überblick über die Einrichtung des Zimmers.
Den Holzbottich ignorierte sie - seine Position und Größe sahen zu sehr nach "Nachtgeschirr" aus... und ging zu dem Tisch, wo die anderen Sachen sein sollten. Ein kleiner Lappen für Ritzen und Nähte wäre sicher auch nicht schlecht, aber sowas hatte sie notfalls selber in einer ihrer Gürteltaschen dabei. Sie würde sicher auch etwas anderes finden, um den Sand aufzufangen, und wenn es ein weiteres Tuch wäre. Oder war hier irgendwo eine Schüssel, die sonst zum Gesichtwaschen diente?

Als Darna auf den Tisch zu trat, konnte sie auch sehen worum es sich bei den Papieren handelte. Es waren die Zeugnisse ihrer Mitstreiter. Zu oberst lag ein Schreiben, dass an einen gewissen Graf von Weißenfels gerichtet war und kurz die hervorragenden Fähigkeiten seines Sohnes Leon lobten. Darnas Augen versuchten automatisch so viel wie möglich zu erfassen, ohne das sie darüber nachdachte, was sie da gerade las. Ihre Hände zogen derweil die Schublade auf.
Es war interessant, was von den Knappen alles für eine Beurteilung relevant gewesen zu sein schien, fügte sich aber in ein schlüssiges Bild einer Beurteilung. Keine absurden Dinge, und einen kurzen Moment ruhten ihre Augen auch bloß auf dem Papier, ohne den Inhalt weiter zu erfassen. Und dafür dieses ganze Theater? War das wirklich notwendig?
"Wäre nett, wenn ihr euch davon loseisen könntet und mir helft ..."
Und sie hätte sich im nächsten Moment ernsthaft selber ohrfeigen können für das, was sie gerade getan hatte!

Sag mal, bin ich von allen guten Geistern verlassen?! Es war ja nun nicht so, dass sie im Umfeld des Adelshofes mitsamt Verwaltung nicht längst gelernt hätte, wann Unterlagen nicht für ihre Augen bestimmt waren! Zumal die ziemlich obrigkeitshörige und gehorsame Knappin dann auch noch der Schlag Mensch war, der sich tatsächlich an sowas hielt - normalerweise. Was war hier gerade passiert? Sie verstand sich selber nicht.
Eben erzählst du den anderen noch, dass hier die Wände Ohren haben könnten, und dann lässt du dich selber vor den Augen einer Höherrangigen beim unerlaubten Lesen von Interna erwischen?! Vor einer Frau, die dir nicht wohlgesonnen ist, sondern deren Kleidung du erst gerade eben versaut hast? Du musst doch von dem Schlag gegen den Kopf irgendwas über behalten haben! WAS IST MIT DIR LOS, DARNA?!
Die eigene Schelte raste durch ihre Gedanken, während sie blass wurde. Sie drehte sich um, während ihre Rechte noch immerhin das Lederfett aus der Schublade nahm, aber dass sie sich bewusst war, gerade - schon wieder - Mist gebaut zu haben, war ihrer Mimik deutlich zu entnehmen. Und sie hätte vor Wut heulen können deswegen; wegen ihrer eigenen Unzulänglichkeit, die sie allmählich an sich selber zu hassen begann. Sie stolperte wie eine blöde Sechsjährige von einem Fettnapf in den nächsten.

Mit einem Blinzeln durchbrach sie die eigene Starre und versuchte sich zu fangen. "Verzeihung. Natürlich geht mich das nichts an." Die Stimme der Knappin klang etwas hölzern und kehlig. "Wenn es von Bedeutung ist: ich wüsste nicht einmal, um wen es sich handelt und werde natürlich kein Wort darüber verlieren." Zumindest kehrte mit den letzten Worten eine gewisse sachliche Routine zurück, trotzdem erwartete sie als nächstes ein Donnerwetter oder irgendwelche - für ihr Empfinden - überflüssigen Drohungen. Ihre größte Angst war aber, dass sowas sogar noch in ihr Zeugnis einfließen mochte und wieder verpasste sie sich in Gedanken selber eine kräftige Ohrfeige.
Warum liegen diese Papiere überhaupt hier?, huschte es ihr flüchtig durch die Gedanken. Moment... war das vielleicht nicht ihre Kabine, sondern die des Kapitäns? Die ganze Einrichtung, sogar ein richtiges Bett... aber für eine Person? Die kein Offizier war? Teilten sie sich das Zimmer?
Fragen, über die sie jetzt jedoch nicht näher nachdachte. Wie immer Nadel die Situation gerade bewerten und quittieren würde, Darna würde sich danach um die Rüstung kümmern. Gründlich!

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Re: Der Weg der Bluthündin - Kap. 2 Zu Gast auf der "Niemand

Beitrag von Erzähler » Sonntag 12. Juli 2015, 16:16

Die eigene Schelte raste durch ihre Gedanken, während sie blass wurde. Die junge Knappin drehte sich um, während ihre Rechte noch immerhin das Lederfett aus der Schublade nahm, aber dass sie sich bewusst war, gerade - schon wieder - Mist gebaut zu haben, war ihrer Mimik deutlich zu entnehmen. Die einzige Entschuldigung, die ihr Unterbewusstsein anzubieten hatte, war eben jene, dass es sich hier nicht um einen Adelshof handelte, dessen Parkett sie kannte und wo sie sich sicher bewegen konnte. Hier war nichts so wie es schien. Männer hingen von Quermasten, Ritter pöbelten herum wie dreckige Piraten und Frauen schämten sich nicht ihrer Blöße, noch ihrer Narben.
"Verzeihung. Natürlich geht mich das nichts an."
Die Stimme der Knappin klang etwas hölzern und kehlig.
"Wenn es von Bedeutung ist: ich wüsste nicht einmal, um wen es sich handelt und werde natürlich kein Wort darüber verlieren."
Warum liegen diese Papiere überhaupt hier?
, huschte es ihr flüchtig durch die Gedanken. Moment... war das vielleicht nicht ihre Kabine, sondern die des Kapitäns? Die ganze Einrichtung, sogar ein richtiges Bett... aber für eine Person? Die kein Offizier war? Teilten sie sich das Zimmer? Oder war sie doch ein Offizier? Oder eine hochgestellte Passagierin? Als Frau allein auf einem Schiff?
Nichts schien hier so wie es war.
Fragen über Fragen, über die sie jetzt jedoch nicht näher nachdenken konnte. Wie immer Nadel die Situation gerade bewerten und quittieren würde, Darna wollte sich um die Rüstung kümmern. Gründlich!
Nadel nickte nur still auf Darnas Versicherung, dass sie schweigen würde, betrachtete die jüngere Frau nachdenklich und machte sich ihrerseits wieder an die Arbeit. Eine Weile herrschte Stille und nur das rumpelnde Klatschen der Wellen war zu hören. Darna hatte gerade eine Waschschüssel aufrecht stehend hinter einem Seesack mit dreckigen Kleidungstücken gefunden, der hinter der Tür hing. Nadel hatte ihr Handeln nur mit einem leisen:
„Bedient euch.“
kommentiert und sich weiter auf ihren Mantel konzentriert. Dort fand Darna auch genügend Material zum reinigen der von ihr verschmutzten Kleidung. Sie machte sich sofort an ihre Arbeit und trug abwechselnd Sand auf um ihn dann zusammen mit dem Erbrochenen auszubürsten. Zum Glück war ihr „Malheur“ noch nicht all zu tief ins Gewebe eingezogen, so dass es sich gut entfernen ließ. Nur bei den Lederstücken brauchte sie sehr viel Fett um die säurehaltigen Flecken verschwinden zu lassen.
Nach einer Weile hörte Darna aus der Waffenkammer gedämpfte, aber gut vernehmbare Stimmen. Die hölzernen Wände waren wirklich nicht für Geheimnisse gemacht.
„Hier versucht es mal damit.“
Das war Basil.
„Lasst! Ich weiß schon wie man ein Schwert schleift.“
Das war der „WAS“-Typ. Kurzes Schweigen folgte, dann eine andere Stimme, dunkler und warm, viel gelassener. Er sprach beruhigend und langsam, mit gut gewählten kleinen Pausen:
„Er hat Recht. - Wenn ihr kein Wasser nehmt, tragt ihr zu viel von der Klinge ab.“
Wieder Stille. Es war nur eine Tatsache, die erwähnt wurde, keine Anklage und der Erste schwieg.
„Danke.“
Es war Basil der sich leise, kaum hörbar bedankte, dass der Dritte Sprecher ihm zugestimmt hatte. Man konnte von hier alles haarklein mitanhören. Insgesamt hatte auch Nadel die ganze Zeit über wenig und wenn dann sehr leise gesprochen, viel Darna vielleicht nachträglich auf. Nadel schien Darnas Reaktion bemerkt zu haben und sah sie an. Ein kurzes Lächeln huschte über ihre Züge und sie sprach leise:
„Keine Sorge, sie werden sich nicht trauen Unfug anzustellen, nicht nach eurem Auftritt.“
Darna musste entweder etwas in ihrem Gesicht zu kleben haben, oder etwas in ihrem Ausdruck ließ Nadel weiter reden:
„Ihr schaut so überrascht?! Ihr seid euch eurer eigenen Talente nicht bewusst, nicht war? Ihr habt vorhin ausgezeichnet reagiert! - Das war gut!“
War das ein Lob?
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Re: Der Weg der Bluthündin - Kap. 2 Zu Gast auf der "Niemand

Beitrag von Darna von Eibenau » Sonntag 12. Juli 2015, 23:16

Die einzige Entschuldigung, die ihr Unterbewusstsein anzubieten hatte, war eben jene, dass es sich hier nicht um einen Adelshof handelte, dessen Parkett sie kannte und wo sie sich sicher bewegen konnte. Diese aber wischte sie als ungenügend sofort beiseite. Es mochte nicht der Adelshof sein, und so lief sie durchaus Gefahr, sich ihrem Umfeld nicht angemessen, angepasst, zu verhalten, doch dass sie selber aus ihren eigenen Gewohnheiten fiel und sich wie ein neugieriger Backfisch verhielt, war neu - sie benahm sich so ritterlich, wie es ging. Immer. Überall. So jedenfalls ihr Anspruch an sich selbst.
Dass das nicht immer optimal war, hatte man bei Zunge vielleicht gesehen, doch es war eine der wenigen Sicherheiten, die sie hatte. Eher hielt sie es für eine Erklärung, dass sie doch reichlich unsanft endlich aus ihrem gutteils bewusstlosen Zustand erwacht war, immernoch in einer fremden Umgebung und bisher mit wenig Gelegenheiten, sich selber zu sortieren.
Ich hab heute noch nicht einmal gebetet. Verflixt, ging es ihr plötzlich durch den Sinn. Vielleicht hätte sie ganz zu Anfang Wolles Angebot doch annehmen sollen, sich noch etwas auszuruhen? Aber dererlei war ihr zuwider. Also muss ich da wohl durch. ... Ich hätte das Gebet erledigen sollen, als ich mich angezogen habe. Mrmpf. ... Vielleicht kann ich es später noch irgendwie nachholen.

Dass die ältere Frau ihren Patzer so gelassen hinzunehmen schien, überraschte sie wiederum. Nicht, dass sie unglücklich darüber gewesen wäre, aber sie hätte ernste Schelte erwartet. Nun, sie würde nicht von sich aus auf dem Thema herumreiten, und so konzentrierte sie sich auf die verschmutzte Rüstung, die sie reinigen sollte.
Eine schöne Arbeit, und es wäre eine Schande, wenn sie durch solch unwürdige Zwischenfälle Schaden nehmen sollte. Darna reinigte zügig, aber mit besonderer Sorgfalt Nähte, in denen sich Magensäure hätte "verstecken" können und gab ein, zwei Tropfen Öl auf Schnallen, in die Flüssigkeit gesickert sein mochte und fing das Öl mit ihrem Putztuch dann wieder auf. Rost an den Verschlüssen konnte sich eine ordentliche Wächterin nicht erlauben und war unter ihrer Würde. Bei den Lederstücken brauchte sie verhältnismäßig viel Fett, doch sie rieb in Kreisen, um eventuelle Konturen zu verwischen und entfernte danach gründlich das überschüssige Fett - Frau Alverhatschu konnte es sicher nicht gebrauchen, nach der Galle ihre Kleidung gleich danach mit über gebliebenem Lederfett einzusauen. Ein Anfängerfehler, der ihr schon in Kindertagen noch am Gut ihres Herrn Vaters bei der Pflege des eigenen Sattels aberzogen worden war. Handlungen, über die sie nicht mehr nachzudenken brauchte, und so lauschte sie dem Wortwechsel ihrer Knappenkameraden, ohne sich ein weiteres Mal vorwerfen lassen zu müssen, zu abgelenkt zu sein.
„Er hat Recht. - Wenn ihr kein Wasser nehmt, tragt ihr zu viel von der Klinge ab.“
Wasser? Vermutlich irgendwelcher Schmutz, und sie sollten am besten Öl nehmen? Nun ja, wenn da keins ist, zur Not Wasser, ja. Mach es aber gleich wieder trocken, dachte sie schlicht kommentierend und registrierte ein weiteres Mal, wie Basil eigentlich vernünftige Ansichten hatte, aber sie leider nicht durchsetzen konnte.
Bei Gernot brauchte er das ja auch nie...
Nachdenklich furchte sie die Stirn. Dass die Verbrüderung mit Gernot auch solche Nachteile offenbaren konnte, hätte sie vorher nicht vermutet, und sie ließ diesen Gedanken einen Moment sacken, versuchte ihn einzusortieren. Wieder die Frage, ob sie mit Basil Mitleid haben sollte...

Man kann wirklich alles mithören. Ob sie...? Sie spähte verhalten zu Maria, die ihren Blick sofort auffing. "Keine Sorge, sie werden sich nicht trauen Unfug anzustellen, nicht nach eurem Auftritt."
Auftritt? Auch wenn die Knappin wusste, dass das so wohl nicht gemeint gewesen war, musste sie doch an Gernots Theater vor Eisenfaust denken und ihre Lippen öffneten sich leicht, ohne dass sie gewusst hätte, was sie sagen sollte - eine seltene Geste.
"Ihr schaut so überrascht?! Ihr seid euch eurer eigenen Talente nicht bewusst, nicht war? Ihr habt vorhin ausgezeichnet reagiert! - Das war gut!"
In Darna flackerte kurz wachsamer Argwohn auf, ob es Marias Absicht sein mochte, ihre Kameraden diese Worte hören zu lassen und damit Unfrieden zu provizieren; aber dafür sprach die Leibwächterin - wenn sie tatsächlich eine war - zu leise. Ob sie zu jenen gehörte, die hier irgend etwas offiziell zu bewerten hatten? Vermutlich eher nicht. Also eine rein persönliche Meinung.
Eine kurze Analyse, während der die Knappin schwieg und unbestimmt den Blick leicht gesenkt hielt. "Danke", sagte sie dann leise und schlicht, als könne sie mit den Worten irgendwie nicht viel anfangen. Mit dem Daumen übte sie noch einmal Druck auf das Leder aus und entfernte damit das letzte Fett, das sich noch unerlaubt irgendwo anders hätte niederlassen können.

Die Worte verursachten, wie so oft bei Lob, keinen rechten Widerhall in ihr, sondern versickerten einfach. Mir meiner Talente nicht bewusst?, begann sie zu grübeln und war geneigt, dem zu widersprechen. Sie wusste ja durchaus, was sie konnte? Eisenfausts Frage im Wald, was sie wirklich beherrschte, kam wieder in ihrer Erinnerung hoch. Der Gedanke begann, einen plötzlichen, unerwarteten bitteren Beigeschmack zu bekommen und etwas in der nachdenklichen verschlossenen Mimik der jungen Frau verhärtete sich.
"Ich hätte gerne die Gelegenheit erhalten, meine Talente unter Beweis zu stellen, aber dazu kam es ja nicht", gab sie leise ein wenig von ihrer schlechten Laune zu und fragte sich auch prompt, ob das klug gewesen war, einer fremden Person Einblick in ihre Verfassung zu gewähren. Andererseits war an dieser Feststellung nun nichts schändliches.
Trotzdem. Was sollte sie daran schon ändern können?
...
Nichts.
...
Außerdem hätte ich meine mir selbst bescheinigte Kletterkunst sicher nicht auf diesem verflixten schwankenden Schiff unter Beweis stellen mögen!

Damit hakte die Knappin das Thema für sich auch eigentlich schon wieder ab. Sie wischte noch einmal über eine größere Lederfläche und begann, die Arbeitsutensilien ordentlich wieder zusammen zu räumen. Sie hatte die Rüstung so gut behandelt, wie es ihr möglich gewesen war.

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Re: Der Weg der Bluthündin - Kap. 2 Zu Gast auf der "Niemand

Beitrag von Erzähler » Montag 13. Juli 2015, 22:35

Ich hab heute noch nicht einmal gebetet. Verflixt,...
Ob die Götter ihr vielleicht deswegen zürnten und sie von einem Fettnäpfchen zum nächsten schickten? Obwohl das hier schon keinem Näpfchen mehr ähnelte, sondern eher einem ausgewachsenen Fass mit öligem Tran in dessen Mitte „Klein-Darna“ herum paddelte, wie eine ertrinkende Fliege in der Suppe!

Im späteren Verlauf der Putzarie lauschten die beiden Frauen dem Gespräch nebenan und kamen so auch auf verpasste Chancen zu sprechen:
"Ich hätte gerne die Gelegenheit erhalten, meine Talente unter Beweis zu stellen, aber dazu kam es ja nicht"
, gab sie leise ein wenig von ihrer schlechten Laune zu und fragte sich auch prompt, ob das klug gewesen war, einer fremden Person Einblick in ihre Verfassung zu gewähren. Andererseits war an dieser Feststellung nun nichts schändliches. Damit hakte die Knappin das Thema für sich auch eigentlich schon wieder ab. Sie wischte noch einmal über eine größere Lederfläche und begann, die Arbeitsutensilien ordentlich wieder zusammen zu räumen. Sie hatte die Rüstung so gut behandelt, wie es ihr möglich gewesen war. Darna betrachtete zufrieden ihr Werk, während Nadel zufrieden Darna betrachtete.

Immer und überall knarrten die Dielen des Schiffs, so dass es nicht verwunderlich war, dass sie die Schritte nicht hatte hören können. Das Donnern an der verschlossenen Tür ließ tatsächlich beide Frauen leicht zusammen zucken.
„NADEL! DER KAPITÄN VERLANGT DIE NEUE PEILUNG UND ZWAR GESTERN!“
Besagte Nadel rollte mit den Augen und brüllte zurück:
„AYE, wird erledigt! … Troll!“
Dann sah sie seufzend aus einer winzigen Luke kurz nach draußen und flüsterte wohl mehr zu sich selbst, als zu Darna gemeint:
„Kacke, wird wohl wieder nichts aus dem Landgang! Verfl...“
Sie besann sich anscheinend wieder darauf, dass sie nicht alleine war und nahm Darna ihre Kleidung ab. Ihre Brauen wanderten ein Stück nach oben.
„Gute Arbeit! Ich glaub, jetzt könnte ich sie als neu verkaufen … Habt Dank für die Hilfe!“
Sie drehte sich um, warf die Rüstung missmutig auf ihr Bett und wandte zum Schreibtisch. Dort schob sie die Zeugnisse zusammen und legte sie ebenfalls auf das nahe Bett. Auf der Schreibfläche war eine Seekarte zum Vorschein gekommen und auch einige andere Gegenstände begannen vielleicht einen Sinn zu ergeben. Sie nahm den Kompass in die Hand und sah zu Darna.
„Ihr könnt jetzt gehen.“
Nadel war gewiss nicht nur eine „Leibwächterin“! Das war die „Rolle“ die man ihr in diesem seltsamen Spiel wohl zugedacht hatte. Mit einem Kopfnicken wies sie nun Darna an zu gehen, was diese auch sicher tat. „Nadel“ … Kompass … da lag wohl eine andere Funktion näher.

Als die Knappin wieder die Waffenkammer betrat, waren die „Jungs“ fast fertig. Sie hatten sich anscheinend doch noch mal kräftig ins Zeug gelegt um ihre Aufgabe zu beenden. Von oben wurden Befehle gebrüllt und das Schiff verlangsamte merklich seine Fahrt, was es leider noch mal deutlich schlingern ließ. Das letzte Entermesser fand seinen Weg in fleißige Hände und man beeilte sich die Klingen zu reinigen und zu schärfen. Tatsächlich klebte sogar eine dunkelbraune Substanz an jener Klinge, was kurz beachtet wurde. Roch man jedoch daran und hatte eine gute Nase, war es kein Blut sondern Teer, ähnliche Farbe und Konsistenz, aber doch unterschiedlich. Der Beweis, dass es kein Blut war, würde der Geschmack erbringen. Hatte man die Klinge vielleicht mit Absicht so präpariert, dass sie wie ein benutztes Piratenschwert aussah, aber eben doch nicht war? War das noch wichtig? Eisenfausts harte Schritten donnerten den Gang entlang und dann stand er auch schon breitbeinig in der Tür. Alle Knappen präsentierten ihre Werke. Bei einer Klinge verzog er kurz den Mund und musterte den jungen Mann, als könnte sein Blick ihn allein in Luft auflösen. Der arme „Was?“-Kerl hielt tapfer Stand und wurde auch gleich erlöst:
„Vergesst eure Sachen nicht. Sobald wir angelegt haben geht ihr von Bord. ALLE AN DECK!“
Dieses Rumgeschreie kannte man ja von der Ausbildung, nur war hier der Ton viel gröber. Sofort setzten sich alle in Bewegung und kaum waren sie aus dem Gang getreten, sah man links und rechts davon Beutel mit ihren Habseligkeiten liegen. Alle griffen schnell zu und sortierten sich neu zu ihren Freunden oder zumindest zu bekannten Gesichtern. Darna sah den Herold auf der Brücke stehen und unter ihm hatten sich die neuen Rekruten für den König gesammelt. Auch Gernot stand dort und grinste als Darnas Blick ihn traf. Seine Haltung war perfekt. Er stand so aufrecht, dass das schaukelnde Schiff in den Wellen hätte Saltos schlagen können und er hätte vermutlich immernoch so da gestanden. Warum hatte diese verfluchte Prüfung auch auf einem Schiff stattfinden müssen?! Es machte keinen Spaß ihn anzusehen! Seine Gehässigkeit tropfte ihm aus jeder Pore, also schaute Darna sich um und sah lenkseits vom Schiff den Hafen von Serna auftauchen.

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