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von Ysara » Montag 12. Februar 2024, 11:42
Endlich waren sie in Sicherheit! Das war zumindest Ysaras erster Gedanke an Bord des Schiffes. Dann musterte sie aber Kapitän Salik, dem seine anzüglichen Gedanken so frei heraus ins Gesicht geschrieben standen, dass selbst der unschuldigen Ysara sofort klar wurde, woran er dachte, als er sie ansah. Sie versuchte noch, ihr schlechtes Bauchgefühl zu ignorieren und bedankte sich ehrlich bei Salik für seine Rettung, doch dann verstärkte sich dieses Gefühl, als Salik gurrend auf sie zukam und sie, hilflos wie sie gerade war, herum wirbelte. „Solch schöne Schätze, muss man doch aus der See bergen!“ Salik protzte vor gutem Aussehen und Selbstbewusstsein und schüchterte Ysara dadurch ein. Die volle Ladung Aufmerksamkeit des Kerls verunsicherte sie sichtlich. Sie warf Areus einen kurzen Seitenblick zu, schließlich war er dafür verantwortlich, dass sie jetzt hier waren. Ysara versteifte sich unter dem Johlen von Saliks Männer und sie versuchte noch tapfer, darüber hinweg zu lächeln. Sie waren hier die Gäste, die etwas von dem Kapitän wollten und so wollte die Blonde es mit einer guten Mine versuchen. Dennoch machte sie einen kleinen Schritt nach hinten, sodass sie dichter an Sadia und Elian stand, und die grünen Augen huschten von Mann zu Mann, die der Kapitän ihnen nacheinander vorstellte. Erst als er dann Gavna als ihre gute Fee vorstellte, zeigte sich ein ehrliches und freundliches Lächeln auf Ysaras Lippen. Sie erkannte die Rothaarige wieder, sie hatte ihnen die Leiter hinuntergeworfen. Sie sah gut aus und war für Ysara ein kleiner Lichtblick in dem lauten Männerhaufen. Sie musterte sie einmal, sah von ihr zu Areus, von dem sie ganz offensichtlich gar nicht die Augen lassen konnte, und dann wieder zurück zu Gavna. Wenn sie also ein Problem hatte, konnte sie sich ruhigen Gewissens an sie, die gute Fee eben, wenden. Das dreckige Lachen der Männer auf diese Bezeichnung hin, verunsicherte sie jedoch, weil sie es nicht einordnen konnte. Dann versicherte Salik aber ausgerechnet Areus und Elian mit einem Zwinkern erneut: „Und sie ist wirklich eine gute Fee!“ Da wurde auch ihr mit einem Schlag klar, was Gavnas eigentliche Aufgabe auf diesem Schiff war, und sie lief ebenso rot an wie Elian. Etwas verdutzt beobachtete sie, mit welcher Gelassenheit Gavna es hinnahm, dass sie völlig Fremden angeboten wurde. Im Gegensatz zu Elian wirkte Areus aber weder wirklich überrascht noch angetan von der Rothaarigen.
„Schwester! DU hast das Feuer der Wüste Sar in dir!“ Als Salik sich dann so Sadia zuwandte, hefteten sich Ysaras grüne Augen an den Kapitän. Seine Worte klangen zwar unverfänglich, aber die ganze Atmosphäre an Bord ließ die Krähe wachsam werden. Ihr erster Eindruck vom Kapitän, den sie bereits beim Anblick der Gallionsfigur erhalten hatte, hatte sie scheinbar nicht getäuscht. Er stolzierte hier herum wie ein liebestoller Kater und Ysara fürchtete seine direkten Avancen. Im nächsten Augenblick forderte er Gerron dazu auf, ihnen zu zeigen, wo sie schlafen würden, doch als sie dem Ersten Maat folgen wollte, hielt Salik sie noch einmal auf. „Wie heißt du, Schöne?“ Sie atmete einmal tief ein und aus und straffte die Schultern. "Ysara", antwortete sie dann und es fiel ihr ziemlich schwer, seinen Blick zu erwidern, ohne sich anmerken zu lassen, wie sehr er sie verunsicherte. Sie hatte sich zwar innerlich gewappnet, aber nichts von dem Gehörten oder Gelesenen hatte sie auf diesen Kapitän und seine Crew vorbereiten können. „Du schläfst im Kapitänsquartier!“ Ysaras Augen folgten seinem Fingerzeig zu der großen Tür. Dann schaute sie reichlich überrascht und überfordert zurück zu Salik. "Mit Euch?", fragte sie irritiert. Auf keinen Fall wollte sie sich mit diesen Balzhahn ein Quartier teilen. Er mochte gut aussehen, aber seine forsche Art und die Blicke, mit denen er sie schon jetzt in aller Öffentlichkeit auszog, gefielen ihr gar nicht. Er machte den Anschein, als wolle er am liebsten jetzt sofort über sie herfallen, und Ysara wurde bei diesem Gedanken übel. "Danke, aber.. ich.." Sie sah zu Sadia und dann war es Areus, der sich einbrachte. „Ich bin mir sicher, dass die Freunde zusammenbleiben wollen, Salik“, hörte sie ihn sagen und schaute den Elf überrascht an. Dass er sich bemüßigt fühlte, sich direkt einzumischen, war.. alarmierend. "Genau so ist es", stimmte sie ihm schnell zu. Sie war ja sonst nicht auf den Mund gefallen und per se eine selbstbewusste Persönlichkeit. Doch im Moment war sie noch ziemlich überfahren von den ersten Eindrücken und musste sich selbst daran erinnern, eine Selbstsicherheit zu ihrem Schutz auszustrahlen, die sie gerade gar nicht fühlte.
„So? Nun, das Quartier ist reichlich komfortabel und ausreichend Platz wäre auch darin. Du glaubst dich wohl nicht, dass ich so einer Blume die Mannschaftsquartiere zumute?“ Unsicher huschten Ysaras Augen zu der daraufhin murrenden Mannschaft. Wieso interessieren die sich dafür, wo ich schlafe? Ysara sah reichlich irritiert in die braunen Augen des Kapitäns zurück, der die Frage in den ihren zu lesen schien. „Schöne, sie würden dir schon in der ersten Nacht, die Kleider vom Leib reißen und ich kann es ihnen nicht mal verdenken!“ Ysara schlang die Arme gleich noch ein wenig enger um ihren zitternden Körper. "Aber, ich.. Würden sie nicht. Oder?", versuchte sie kläglich herauszufinden, ob das ein Scherz war. Dabei musste sie im Moment aussehen wie ein Häufchen Elend und wenn Salik das schon in ihrem jetzigen Aufzug von ihr dachte.. Ihr Bauchgefühl wandelte sich in Bauchschmerzen und jetzt schaute sie ängstlich über die männliche Crew. Tatsächlich schmiegte sich ihre nasse Kleidung eng an ihren Körper und betonte ihre schlanke Gestalt nur umso mehr. Die blonden Locken trockneten langsam und umrahmten in einer Art und Weise ihr Gesicht, durch die sie aufregender aussah, als sie wollte. Es waren viele Männer hier und einer sah stärker als der andere aus. Sie hoffte inständig, dass hinter Saliks Worten nichts weiter steckte als die Absicht, sich vor seiner Mannschaft brüsken zu wollen.
„Wehe, ihr rührt sie an!“, hörte sie da Sadia sagen und war froh um ihre Nähe und ihren Beistand. Salik jedoch war völlig unbeeindruckt davon. „Oh, Wildkatze!“ In Ysara erwachte eine schlimme Befürchtung, als Salik einen Arm um ihre Freundin schlang, und diese wurde sofort bestätigt, als er sie einfach so anfasste.Ysara riss die Augen auf. „FINGER weg!“ Sadia schubste den Kapitän von sich weg und Ysara baute sich vor ihrer Freundin auf. Jetzt nahm sie auch die Hände von ihrem schlotternden Körper und ging in Verteidigungsposition. "Lasst sie in Ruhe! Wir sind kein Freiwild!", zischte sie gen Salik und funkelte diesen wütend an. Dass er ihre Freundin bedrohte, weckte ihren Beschützerinstinkt und drängte ihre Unsicherheit in den Hintergrund. Was aber nicht hieß, dass sie einfach verschwand. Nein, sie blitzte in ihren Augen auf, als die Mannschaft plötzlich die Säbel zog, als hätten sie die Befürchtung, dass die Freuen ihrem Kapitän gleich an die Kehle springen würden. Vielleicht erweckte Ysara ja wirklich diesen Eindruck, denn tatsächlich würde sie ihre Freundin mit ihrem Leben verteidigen. Dann war es Areus, der sich zwischen ihnen und Salik aufbaute. „Wir suchen eine Überfahrt. Nicht mehr!“, erklärte er, sein Versuch der Beschwichtigung schien jedoch an den bärigen Sarmaer abzuprallen. „Schon gut, Elf. Ich steh auf diese kratzbürstige Scheiße!“ Ysara wurde ganz anders bei seinem Gebaren und sie trat neben Sadia und warf ihr einen Blick zu. Scheiße! Wo waren sie hier nur gelandet? Da schnurrte Salik erneut in ihre Richtung, dass Ysaras Körper sich anspannte. „Los! Bringt sie hinunter zum Mannschaftsquartier. Ihr werdet am nächsten Abend darum betteln, bei mir zu schlafen… Ich kann sehr lange und sehr oft… du wirst dir nie wieder einen anderen Stecher wünschen!“ Das Versprechen erzeugte einen eisigen Schauer und Ysara wurde übel. Sie starrte Salik mit großen Augen an und der Gedanke, oft und lange mit diesem großen, kräftigen und obszönen Kerl zu tun, was sie noch nie getan hatte.. ängstigte sie. Ysaras Gesicht wurde reichlich blass bei dieser Vorstellung. "Wir wollen einfach nur nach Andunie. Nichts weiter", bekräftigte sie leise Areus' Worte, wusste aber nicht, ob Salik sie unter dem donnernden Lachen seiner Mannschaft hörte - oder ob es ihn überhaupt interessierte, was sie wollte und eben nicht.
Ysara war froh, als sie dem Kapitän endlich aus dem Weg gehen konnte und folgte Gerron schnell unter Deck. „Ich hätte es wissen müssen.“ Ysara warf Areus einen wütenden Blick zu und zerschmetterte seinen entschuldigenden Blick in Einzelteile, bevor er ihr Herz erreichen konnte. Ohja, sie war wütend und es würde mehr als diese lapidaren Worte benötigen, um sie zu besänftigen. Er hatte sie sehenden Auges in diese missliche Lage gebracht. „Aber Salik redet nur, der wird euch nicht gegen euren Willen anfassen. Und auch niemand aus seiner Mannschaft. Sie geben nur gerne an und sie schüchtern gerne ein…“ "Ja? Weißt du das oder glaubst du das nur? Wie oft hat er sich schon an dich rangemacht?", fragte sie leise und messerscharf und sprach ihm damit ab, sich darüber ein Urteil bilden zu können. Er war ein Mann und war damit sicherlich nie Opfer der anzüglichen Blicke, Worte oder gar Taten des Kapitäns geworden. Ysara schüttelte es. Sie sah ihre Unschuld hier in Gefahr und Areus konnte diese Angst allein mit diesen Worten nicht ausräumen. „Areus, du bist und bleibst ein Weltverbesserer!“ Sie schaute Gavna an, die sich wie eine Katze an Areus' Seite schmiegte und deren Worte klar machten, dass die Rothaarige ganz genau wusste, wie der Laden hier lief. Nämlich so, wie auch Ysara es befürchtet hatte, was sich ganz klar von Areus' Wunschvorstellung unterschied. Ysara schnaubte und stapfte hinter Garron her, der sie tiefer in den Bauch des Schiffes führte. Er zeigte ihnen sein Quartier, Gavnas und die Kombüse und dann ging es weiter hinab ins Mannschaftsquartier. Ysara rümpfte die Nase und besah sich den muffigen Raum. Während der ersten Momente hielt sie sich ihren Ärmel vor die Nase, um sich langsam an den Gestank zu gewöhnen. Unzählige Hängematten hingen hier und nahmen einem jegliche Privatsphäre. Etwas, das Ysaras Unbehagen verstärkte. „Und wird man uns gleich vergewaltigen, sobald wir die Augen zumachen?!“ Ysara zuckte innerlich zusammen. Der Gedanke, hier auf diesem Schiff von jemand Wildfremden auf diese Art entehrt zu werden.. „So wie ihr ausseht? Wer kann es jemandem da verübeln, dass er einen steifen Schritt bekommt?“ Sie ballte die Hände zu Fäusten und versuchte, diese Vorstellung nicht zu nah an sich heran zu lassen - was allerdings unmöglich war. Die Blonde war vollkommen unberührt und hatte sich ja schon vor Areus' kleiner Berührung gescheut. Wenn sie da an den kräftigen Salik dachte, der sie um einiges überragte und breit wie ein Stier war.. Nun zitterte sie nicht nur vor Kälte und starrte Garron an. Wie konnten sie alle so unverfroren und frei über diese intimen Dinge plaudern? „Aber niemand wird euch zwingen. Gavna passt auf euch auf.“ Das sorgte für ein klein wenig Erleichterung und Ysaras Blick heftete sich hoffnungsvoll an Gavna und es wurde klar, dass sie dieser ab jetzt wohl kaum mehr von der Seite weichen würde. Garron und Gavna wechselten noch einige eindeutige Worte über ihre Beziehung zueinander und Ysara hätte sich am liebsten abgewandt. Die obszönen Worte überforderten und verschreckten sie offensichtlich, auch wenn sie froh war, dass diesmal nicht sie Ziel dieser wurde. Gavna überraschte sie hingegen mit ihrer ruhigen und schlagfertigen Art, als würden sie nicht gerade über ihren Körper reden und was Garron alles mit ihr anstellen wollte.
Vielleicht konnte sie sich für die Dauer ihrer Reise noch etwas von der resoluten Art der Rothaarigen abschauen, aber das war aufgrund ihrer unterschiedlichen Leben wohl auch sehr unwahrscheinlich. Garron ließ sie alleine und Ysara folgte dem Wortwechsel zwischen Areus und der Rothaarigen. „Gavna… So nennst du dich also jetzt?“ „Sie interessieren sich nicht für Namen, solange ich ihnen die Schwätze lutsche!“ Ysara blieb der Mund offen stehen und sie wich ihrem Blick aus. Das wurde langsam eindeutig zu viel für Ysaras unschuldige Ohren. „Und wen haben wir also hier? Grandessaner?“ Erst da schaute die Blonde wieder zurück zu Gavna und nickte, bevor auch sie einen fragenden Blick gen Areus warf. Offenbar kannten sich die beiden gut. „Alma, wie sie eigentlich heißt, ist Prostituierte aus Rumdett. Sie heuert auf den Schiffen an, macht einen heiden Geld und fährt dann mit dem nächsten wieder zurück. Ihr könnt ihr vertrauen.“ Ysaras Ausdruck blieb regungslos, während sie die Information sacken ließ. Dass sie ihr vertrauen konnten, war gut, aber Ysara hoffte, dass das auch stimmte. Immerhin hatte sie Areus vertraut und er hatte sie auf ein Schiff voller Männer gebracht, die zu allererst nur das Eine im Kopf zu haben schienen, wenn ihnen eine Frau über den Weg lief. Dass sich Alma hier verdingte, um ihnen Abhilfe zu schaffen, tat Ysara einerseits für die Rothaarige leid und weckte andererseits Abscheu gegenüber den Männern. „Ich spiele eine Rolle, solange ich auf einem Schiff bin. Wenn ihr mich verratet, kostet euch das euer Leben!“ Ysara hob abwehrend die Hände vor die Brust und schüttelte den Kopf. "Keine Sorge. Wir sollten zusammen halten", äußerte sie, denn sie befürchtete, dass es am Ende vielleicht wirklich auf Alma ankam, ob sie hier angefasst wurden oder nicht. Sie wollte es sich auf keinen Fall mit ihr verscherzen. „Die Überfahrt dauert nicht lange, aber wenn ihr beiden nicht als Futter herhalten wollt, dann solltet ihr euch dringend im Kapitänsquartier einnisten.“ Ysaras Augen weiteten sich und sie sah Alma mit einer Mischung aus Überraschung und Unverständnis an. "Beim Kapitän? Ist das dein Ernst? So aufdringlich wie er war.. meinst du, er lässt uns wirklich in Ruhe?" Ysara wurde unruhig bei diesem Gedanken. „Ich kann maximal drei zur gleichen Zeit beschäftigen!“, sprach Alma dann weiter und der blonden Krähe war anzusehen, dass sie unweigerlich versuchte, sich das vorzustellen. Wie will sie das machen? Sie hat doch nur zwei Hände und.. Oh. Sie erinnerte sich wieder an die vorherigen Worte der Rothaarigen, wie sie die Männer hier beschäftigte. Da lief Ysara rot an und schaute einen Moment zur Seite. Sie wollte nicht wie das Unschuldslamm wirken, aber genau das war sie und dementsprechend reagierte sie auf die Worte, die hier an der Tagesordnung waren.
Dann wandte sich Alma ungeniert Areus zu und unterbreitete ihm ein klares Angebot. Ysaras Blick huschte zwischen den beiden hin und her. Sie war durchaus neugierig, wie Areus reagierte. Der ließ sich von der hübschen Rothaarigen nicht beirren und lehnte ihr Angebot auf seine charmante Art ab. Es wurde deutlich, dass Alma es nicht das erste Mal bei ihm versuchte und nicht das erste Mal von ihm abgewiesen wurde. Offenbar reihte sich Areus nicht in die Männer ein, die Almas Angebot wohl nur zu gerne und auf der Stelle angenommen hätten, und das beruhigte Ysara.
„Was ist mit dir, Schätzchen?“ Sie folgte dem Blick der Rothaarigen zu Elian, die ihren nächsten potenziellen Kunden ins Auge fasste. Hör' auf zu starren, wollte sie ihm noch gedanklich beschwören, obwohl sie es ihm nicht verdenken konnte. Es war eher verwunderlich, dass die Hübsche Areus so kalt ließ. Doch Elian hörte nicht auf zu starren und eine sichtlich verärgerte Sadia rauschte an ihnen vorbei. „Sadia! Warte!“ Immerhin reagierte er jetzt und eilte seiner Freundin nach. Ysara seufzte. Dann sah sie zu Alma, die entgegen ihrer Vermutung aber nicht noch einen Versuch bei Areus startete, sondern sich ebenfalls entfernte. Ysara war froh darüber und hoffte, dass Alma so ein Auge auf Sadia haben würde. Vermutlich hatte sie auf dem Schiff aber auch noch anderes zu tun. Wo waren sie hier nur gelandet? „Irgendwie habe ich das Gefühl, mich entschuldigen zu müssen“ Die grünen Augen fanden zurück zu Areus und verengten sich. "Oh, du hast das Gefühl?", fragte sie spitzzüngig. Almas Worte und Auftreten hatten sie zwar kurzweilig aus dem Konzept gebracht, sie aber nicht vergessen lassen, wem sie zu verdanken hatten, wo sie jetzt waren. Ysara nahm das Leben gerne mit einer gewissen Leichtigkeit, aber die derzeitigen Umstände wogen schwer und der Aufenthalt hier zerrte schon jetzt an ihren Nerven. Das Schiff fühlte sich schon jetzt an wie ein Minenfeld voller ausgehungerter Männer, dabei waren sie gerade erst hier angekommen. Wenn Areus also dachte, dass diese Andeutung einer Entschuldigung allein reichte, um die Wogen zu glätten, lag er diesmal falsch. Woher sollte sie wissen, ob Salik sich nicht doch einfach nahm, was ihm so gut gefiel, wenn sie sich ihm jetzt auch noch ausliefern und in seiner Kajüte schlafen sollten? "Scheiße, was hast du dir dabei gedacht, Areus?", fuhr sie ihn an und kam einen Schritt auf ihn zu. "Schön, wenn du bei der Überfahrt an Alma denkst und dir vorstellst, wie sie dir jeden Wunsch von den Lippen abliest. Aber hast du vorher mal darüber nachgedacht, wie das hier für Sadia und mich werden wird? Oder warst du deine letzten Besuche so abgelenkt, dass dir gar nicht aufgefallen ist, wie sich die Kerle da oben aufführen?" Sie machte einen weiteren Schritt auf Areus zu und in ihrer Wut kam sie ihm nun näher, als sie es unter normalen Umständen getan hätte. Sie hatte gesehen, wie ruhig Areus Alma abgewiesen hatte und warf ihm trotzdem vor, kopflos gehandelt zu haben, um der rothaarigen Schönheit zu begegnen und in die Vorzüge ihrer Aufmerksamkeit zu gelangen. Dass er sich nicht mit ihr vergnügte, hieß nicht, dass ihm ihre Schmeicheleien nicht gefielen. "Ich schwöre dir, wenn sie Sadia auch nur ein Haar krümmen, werf' ich dich persönlich ins Meer", knurrte sie nun wie eine Löwin, die ihr Junges beschützte und sie war ihm so nah, dass ihr warmer Atem sein Gesicht streifte. Sie funkelte ihn noch ein paar Sekunden lang an, um zu sehen, ob er sie verstanden hatte, dann drehte sie sich abrupt um und nahm Abstand von ihm. Sie atmete hörbar aus und starrte auf die Hängematten, die von der Decke herunter hingen, während sie ihm den Rücken zukehrte. "Wie lange müssen wir jetzt die Zähne zusammenbeißen, bis wir in Andunie sind?", wollte sie dann zerknirscht wissen und verschränkte die Arme vor ihrem zitternden Körper.