Ein Blick auf das Meer konnte so beruhigend sein. Das sanfte Schaukeln der Wellen im ewigen Hin und Her der Gezeiten wiegte die eigene Seele in den Schlaf. Die winzigen Schaumkronen auf ihren Spitzen erinnerten an prachtvolle Juwelen oder feinstes Geschmeide, wenn Sonnenlicht sie traf und zum glitzern brachte. Der Ruf der Seemöwen, die selbst zu kleinen, weißen Wipfeln wurden, wenn sie auf der Wasseroberfläche landeten und sich dort treiben ließen, Schiffen gleich. Und nicht zuletzt das von Menschenhand geschaffene Gefährt aus Holz und Segel, welches es wagte dieser Naturgewalt zu trotzen und so manches Mal Ventha in Aufruhr versetzte, dass sie die Wellen nur noch höher schaukeln ließ, bis aus dem traumhaften Anblick ein Sturm auf Leben und Tod wurde.
So weit war es mit Azura noch nicht, aber auch sie befand sich in Aufruhr. Das kleine Schiff ihrer selbst war aus dem seichten Wellengang geraten und in unstete Gewässer getaucht, just als sie die Augen aufschlug und in Kapitän Edley Gilles' Gesicht hatte sehen müssen. Nichts davon erinnerte sie nun an die Stattlichkeit, die beinahe väterliche Präsenz oder den unerwartet galanten Umgang mit ihr, als er da so dicht vor ihr hockte, dass sie seine verhärtete Hosenregion an ihrem Leib und seine Lippen auf ihrer Haut spüren konnte.
Wenig später drohte dieser Aufruhr ihrer inneren See die Wellen noch weiter aufzuwühlen, als die schwielige Hand des Kapitäns unter ihre Tunika rutschte. Sein Griff war fest. Er klemmte ihre feinste Stelle zwischen den Fingern ein und zwiebelte sie, ehe seine Pranke erneut ihre gesamte Brust umfasste und walkte. Azura musste feststellen, wie machtlos sie ihm gegenüber war. Mit dieser Hand könnte er auch problemlos ihren schlanken Hals erdrücken oder einfach ihr Genick brechen. Auf diesem Schlachtfeld mochte sie nur auf eine einzige Weise Erfolg haben: mit ihrer Stimme, ihrem gebildeten Geist und Worten, die diese unflätige Bestie zurück an ihren Platz befördern mochten. Es war ihre einzige Chance, also nutzte sie sie aus.
Azura versuchte, an seine Rechtschaffenheit zu appellieren, aber das brachte Kapitän Gilles nur zum Lachen. Ein widerliches Lachen, das ihr mehr Entsetzen - vielleicht sogar Furcht - bescherte als es das boshafte Grinsen ihres widerlichen Schuftes jemals geschafft hatte. Wo steckte Corax überhaupt? Ging es ihm gut?
Edley Gilles packte erneut zu. Dieses Mal zwickte er Azuras Knospe bewusst, um über den Schmerz ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Und dann wanderte die Hand unter der Tunika tiefer. Zu tief. Er packte nach ihrem Hosenbund und zerrte daran, so dass sie nachgeben müsste, wollte sie das Kleidungsstück nicht zerreißen lassen. Schon lag ihr Schoß frei da. Es fühlte sich viel zu kalt an.
"Wie unglaublich freundlich von dir, Ariane, mich weiterhin als den rechtschaffenen Kapitän zu sehen. Das erfüllt mein Herz mit Freude, aber ich bin sicher, dass du mir noch andere Freuden bereiten wirst." Der Mann, welcher sich nun halb über sie beugte, leckte sich die Lippen. Sein Blick huschte zu ihrem Schoß und in seinem eigenen zuckte das hinter dem Stoff verborgene Fleisch. "Du gefällst mir so stürmisch ... und naiv. Haha! Beinahe wäre ich wirklich geneigt gewesen, dich an dein Ziel zu bringen. Beinahe! Hättest du dich jetzt freiwillig und offen mir hingegeben. Aber so gefällt es mir auch, haben wir doch nun eine kleine Hure für den Kapitän und seine Mannschaft an Bord. Ein unschuldiges Ding, dessen Unschuld sie nun an meinen Mast verlieren wird." Seine Pranke legte sich auf ihren Vernushügel. Sein Finger glitt ungefragt tiefer, um sich mit Druck einen Weg in ihr Innerstes zu suchen. Er unterdrückte ein lüsternes Stöhnen. "Viele Schiffe werden in diesen Hafen einfahren, oh ja. Aber mir gebührt das erste Anlegen ... das Plündern ... und Brandschatzen."
Seine wahre Natur zeigte sich. Sie blitzte in seinen Augen auf, so dass für Azura kein Zweifel mehr bestehen konnte. Vielleicht war die Apfelblüte der Aquaden wirklich ein andunisches Handelsschiff, ihr Kapitän aber war es nicht. Er mochte Andunier sein und sogar die Manieren eines ordentlich geschulten Kapitäns beistzen - bislang! - aber das hieß nicht, dass ihn sein Werdegang nicht auch an finsterere Häfen geführt hätte. Jetzt, wo sein Verlangen zusammen mit seinem wahren Gesicht in den kalten Augen aufblitzte, musste Azura erkennen, dass er zu den Ausgestoßenen gehörte. Er war Teil der Gefahr der celcianischen See. Er war Teil des Problems, mit dem nicht nur andunische Handelsschiffe zu kämpfen hatten. Er musste zu einem Piraten aus Rumdett geworden sein!
Azura durfte nicht zulassen, dass er ihr Leid antat. Sie wusste, was er vor hatte. Mehr noch! Er wollte sie nicht nur für sich selbst, sondern auch zu einer Hure auf seinem Schiff machen. Eine Hure für all die Männer, die derzeit an Bord waren und sich aktuell auf einen kräftigeren Seegang einstellten, als erste Wellen zur Reling empor schwappten. Dumpf konnte Azura jemanden an Deck Befehle rufen hören. Nichts davon klang panisch. Die Mannschaft war erfahren und eingespielt. Jeder wusste, was zu tun war. Jeder außer sie. Ihre leztte Möglichkeit blieben ihre Worte, die sie dem Kapitän mit Eiseskälte entgegen schleuderte. Nein. So würde es nicht enden. Sie verlangte, dass er von ihr stieg, aber Gilles rührte sich nicht. Er lachte nur erneut. Es war der widerlichste Klang, den Azura ihren Ohren jemals hatte aussetzen müssen.
"Runter? Willst du oben sitzen, Wellendirne?" Plötzlich wandelte sich sein Blick, zusammen mit der Tonlage. Jetzt sprach ein skrupelloser Mann zu ihr. Jemand, der anderen ohne Nachzudenken Gewalt antat, um seinen Willen durchzusetzen. Und zusammen mit seinen kalten Worten drängte er seinen Schritt gegen ihren. Einzig der Stoff seiner Hose hielt ihn noch davon ab, ein Eindringen zu forcieren. "Niemand sitzt über dem Kapitän. Dein Platz ist hier. Auf dem Rücken. Die Beine gespreizt, damit ich deine Fo....o~" Ein Ruck erfasste Kapitän Edley. Dann erstarrte er, blickte langsam an sich herab. Nichts war zu erkennen, abgesehen von seiner nackten Brust, welche sich plötzlich wie panisch hob und senkte. Dann krümmte er sich etwas, hustete und auf einmal ergoss sich ein Schwall Blut aus seinem Mund. Er röchelte, spuckte es auf Azura und das Laken unter ihr. Aus den Schatten hinter seinem Körper erschien Corax' Gesicht auf der Bildfläche. Nur Azura konnte sein Grinsen und die Verzückung in seinen Rubinaugen sehen, als er dem Kapitän zuflüsterte: "Na, hast du Angst? Sie ist ein düsterer, kalter Begleiter in den letzten Sekunden deines Lebens."
Anschließend drehte Corax etwas in Gilles' Rücken, dass man hören konnte, wie unter scharfer Klinge das Fleisch mit matschigem Klang nachgab. Unterhalb ihres Schoßes spürte die Adlige warme, aber zähflüssigere Feuchtigkeit, als dass es sich um Wasser hätte handeln können. Zugleich sah sie das Entsetzen als letzte Emotion im Blick des widerlichen Kapitäns. Er verdrehte die Augen. Seine Haut verlor an Farbe. Er verlor an Leben. Noch ehe er jedoch tot zusammensacken und Azura unter sich begraben konnte, riss Corax an dem Sterbenden und schleuderte ihn aus der Koje zu Boden. So konnte Azuras Blick auf dem Griff eines Dolches enden, der aus einer sternförmigen Wunde in Gilles' Rücken ragte. Sternförmig. Corax hatte die Klinge mehrfach gedreht, um das Ende des Kapitäns möglichst schmerzvoll zu bereiten. Jetzt stand er über ihm, verpasste ihm einen Tritt und grinste zufrieden, als sich nichts mehr rührte. Nur noch totes Fleisch, das den eigenen Rücken mit Blut besudelte.
Blut befand sich auch auf der Bettdecke, da es schon bis zu Azuras Beinen herab getropft war. Hastig und ohne ein Wort zu sagen packte Corax nach den Sachen und knäuelte sie zusammen, ehe er sie achtlos auf den Leichnam warf. Im nächsten Moment war er es, der vor Azura auf dem Bett saß. Vor ihr, nicht auf ihr. Und seine Finger streckten sich nach ihrem Gesicht aus, nicht nach ihren weibliche Vorzügen. Mordlust und pervertierte Zufriedenheit waren aus seinem Blick gewichen. In den Rubinen fand sich ... Fürsorge. Es war der Blick eines Dieners, der um das Wohl seiner Herrin besorgt war. Sacht wischte er ihr mit einem Fetzen der Decke das Blut vom Gesicht.