Kali, das gezeichnete Dschungelkind

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Kali
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Kali, das gezeichnete Dschungelkind

Beitrag von Kali » Donnerstag 19. Mai 2022, 00:47

Kalis Steckbrief
Name: Kali
Rasse: Mensch (Tabiki)
Alter: 22
Geschlecht: männlich
Beruf: Sammler, übt sich in Tätowierung und Kriegsbemalung
Heimat: Dorf Hajikya im Urwald Kapayu
Gesinnung: neutral mit Hang zum Guten
Magie: keine
Sprache: Tabija, gebrochen Celcianisch
Glaube: Iaszar und Ilani

Aussehen:
Kali besitzt einen typisch kupferroten Hautton für Tabiki, aber aufgrund der Weißfleckenkrankheit breiten sich um Augen- und Mundpartie, Ellenbogen sowie von Händen und Füßen her perlweiße Hautflecken aus. Besonders prominent sind diese allerdings um die wulstigen Narben ehemaliger Kratz- und Bisswunden in seinem Nacken und auf beiden Schulterblättern, welche ihm in langen Streifen den Rücken hinunterlaufen. Auch seine schulterlangen, dunkelbraunen Haare - verfilzt, krisselig und ungekämmt, wie sie sind - haben an vielen Stellen weiße Flecken, wo die Kopfhaut sämtliche Farbe verloren hat.
Hautbild
Auch wenn Tabiki selten Kleidung tragen, versucht Kali seine Krankheitsmale durch einen Hut und Umhang aus Bananenbaumblättern zu verstecken. Unter der Krempe starren aus bleichen Augenhöhlen tiefschwarze Iriden hervor. Die Blätter seines Umhangs reichen ihm bei seinen knapp fünf Fuß Körpergröße bis zum Lendenschurz. Nur an seinen nackten Beinen kann man die recht dürre, sehnige Statur erkennen, die ihn mit seiner Größe zu einem recht unterdurchschnittlichen Tabiki macht.

Persönlichkeit:
Wenn eines Kali besonders gut beschreibt, dann ist es starrköpfige Naivität. Egal was in seinem bisherigen Leben vorgefallen war, so bewahrt er sich dennoch ein Stück weit kindliche Gutgläubigkeit. Das ist vor allem seinem festen Glauben an Iaszar und Ilani geschuldet, wodurch er die Schicksalsschläge seines Lebens als gerechte Strafe der Götter für sein unbedachtes Handeln annehmen kann. Gleichzeitig vertraut er darauf, dass, wenn er versucht mit vollem Eifer den Mitgliedern seines Stammes von Nutzen zu sein, sein Leben wieder in rechte Bahnen gerückt werden kann. Daran hält Kali fest und trotzt ohne Gräuel den für ihn durchaus nachvollziehbaren Schmähungen und Animositäten seiner Stammesbrüder und –schwestern.
Seine Arbeiten erledigt er daher mit äußerster Gewissenhaftigkeit. Dabei arbeitet er sich schnell in eine Routine hinein, was es ihm einfach macht, sich zu optimieren. Dafür kommt er auch schlecht wieder aus einer solcher heraus. Zwar kann er erkennen, wenn ein anderer Weg vielleicht der bessere wäre, schlägt aber dann oft doch wieder den Bekannten ein. Allgemein ist er ein ziemliches Gewohnheitstier und hat Probleme damit, Veränderungen zu akzeptieren und kommt mit Überraschungen nicht sonderlich gut zurecht.
Da es in seinem Leben einen großen Umbruch gegeben hat, war er lange nicht in der Lage, diesen zu akzeptieren. Immer wieder träumte er sich in die gute alte Zeit zurück und verlor sich in „was wäre nur, wenn“-Fantasien, bevor es ihm gelang, einen neuen Traum zu finden. Aber auch noch heute ertappt er sich dabei, wie ihn die Gedanken an seine unbeschwerte Kindheit einholen.

Stärken:
hochkonzentriert
Sofern ihn nicht die Nebenerscheinungen seiner Krankheit plagen, so besitzt Kali eine erstaunliche Konzentrationsgabe, durch die er in der Lage ist, sich stundenlang auf eine Aufgabe zu konzentrieren. Dies hatte sich eigentlich schon früh in seiner Unermüdlichkeit gezeigt, Befehle zu befolgen, allerdings war ihm dieses Talent erst mit dem Tätowieren wirklich bewusst geworden.

erfinderisch
Nicht nur für Muster und Farben hat Kali ein gewisses Gespür, sondern auch für das Mischen von Pigmenten mit Fetten, Reispulver und Wasser sowie anderen Möglichkeiten, eine Paste anzurühren, die gut auf der Haut hält und die Farben zur Geltung bringt. Er experimentiert dabei gerne und versucht neue, nie gesehene Schattierungen und Töne zu kreieren, wobei er sich besonders von den farbenfrohen Vögeln und Insekten des Dschungels inspirieren lässt.

loyal
Auch wenn Kali viel hatte ertragen müssen, so hat er doch nie einen Gedanken daran verschwendet, sein Dorf zu verlassen oder nicht mehr für die Kinder und Alten seines Stammes auf Nahrungssuche zu gehen. Auch die Götter, denen er so einfach den Rücken hätte zukehren können, nachdem sie ihn ein solchen Schicksal beschert hatten, blieb er treu und opfert ihnen weiterhin Gaben.

Fähigkeiten
- Jagdspeer (rudimentär)
Von den vielen Fertigkeiten, die ein Jäger im Urwald Kapayus zum Überleben braucht, hat Kali kaum eine je außerhalb vom kindlichen Spiel eingesetzt. Doch auch als Sammler besitzt er einige grundlegende Fähigkeiten der Überlebenskunst wie Orientierungssinn, ausgedehntes Wissen über die Flora und Fauna seiner Heimat und ist in der Lage, Spuren zu lesen und sich die natürlichen Ressourcen seiner Umwelt zu Nutze zu machen.
Zudem hat er während seiner Zeit bei einem geübten Tätowierer im Dorf ausgeprägte Kenntnisse und Fertigkeiten im Bereich der Tätowierung und Kriegsbemalung erlangt, wobei er sich besonders auf sorgfältig konstruierte und filigrane Ensemble von Tieren und Blumen konzentriert.

Schwächen:
körperlich geschwächt
Nach dem Angriff und Ausbruch seiner Krankheit war Kali einige Zeit bewegungsunfähig und brauchte lange, um seine Muskeln wiederaufzubauen und simple Bewegungsabläufe neu zu erlernen. Sein Körper erholte sich nie ganz von den Strapazen. Erhöhte Müdigkeit, gelegentliche Kopfschmerzen bis hin zu Rauschen in den Ohren zusammen mit Herzrasen oder gar Schwindel bei zu großer körperlicher Belastung erschweren ihm den Alltag.

weltfremd und abergläubig
Wie so viele seines Volkes ist Kali unerfahren, was die Welt außerhalb des Dorfes angeht. Moderne Erfindungen, andere Rassen, Kriegsmaschinen sowie ihm unbekannte Magie können ihn sowohl leicht beeindrucken als auch einschüchtern. Zudem wäre er außerhalb des Dschungels völlig verloren.

ängstlich
Da Kali nie zum Jäger ausgebildet wurde und auch in seiner Jugend immer nur eine untergeordnete Rolle bei der Jagd gespielt hatte, zusammen mit seiner Nahtoderfahrung und seinem schwachen Körper, hat Kali fast schon panische Angst vor körperlichen Auseinandersetzungen.

einsam
Für viele sind die Zeichen auf seiner Haut spuren dafür, dass Kali dem Tod nur knapp entkommen war, nachdem er die Gefahren des Dschungels unterschätzt und die Götter verärgert hatte. Einige halten es für eine ansteckende Krankheit oder gar ein Zeichen dafür, dass die Geisterwelt noch immer an ihm hing und die wachsenden Flecken ihn irgendwann verschlingen würden. Kali besitzt kaum Möglichkeiten, sein Äußeres zu verbergen und die meisten Dorfbewohner meiden seine Gegenwart.
Glücklicherweise wurde Kali von einer liebevollen Familie in ihr Heim aufgenommen. Dennoch fehlt es ihm an sozialen Kontakten und besonders mit Fremden, Verhandlungen oder romantischen Situation hätte er große Schwierigkeiten umzugehen. Selbst mit anderen Tabiki vergisst Kali manchmal zu antworten, da er Befehle oder Beschimpfungen gewöhnt ist, die keine mündliche Reaktion seinerseits erfordern.

Lebensgeschichte:
1. Spiel
"Hier ist der Plan:", zwischen den Wurzeln eines riesigen Mammutbaumes mitten im Urwald hockten drei halbwüchsige Tabiki-Jungen und steckten die Köpfe zusammen. "Ich bin der Jäger. Sarr, du bist unser Aufspürer! Kali übernimmt die Rolle des Treibers." Der größte von ihnen, ein schlaksiger Bursche mit rötlich-brauner Haut, sah direkt in die Gesichter seiner Freunde, während er ihnen ihre Aufgaben zuteilte. Das selten helle Blau seiner Augen wirkte magnetisierend. Kali nickte eifrig mit dem Kopf, Sarr dagegen zog eine lange Miene. "Warum muss immer ich der Kundschafter sein?", schmollte er, wich allerdings dem durchdringenden Blick seines Freundes aus und starrte in die Baumwipfel, die fast sämtliches Licht verschluckten. Er konnte sich die Antwort bereits denken.
"Weil ich besser zielen kann als ihr beide. Und keiner von euch kann mit meiner Schleuder umgehen!", verkündete Teka, Sohn des Anführers der Jäger, stolz und klopfte sich dabei mit der rechten Faust auf die Brust. Sarr sah hinunter auf seine und Kalis Hände, in denen sich jeweils nur ein Stock befand, an dessen Spitze ein Lederknäul befestigt war. Ein Wurfspeer für die spielerische Jagd.
"Du lässt uns auch niemals damit üben!", setzte Sarr erneut an und versuchte mit seinen dunkelbraunen Augen den Leuchtenden von Teka standzuhalten. Kali sah fragend zwischen beiden hin und her. Sie sahen sich recht ähnlich, nur war Sarr um einen halben Kopf kleiner, was lediglich durch einen wuchernden Busch von schwarzem Kraushaar ausgeglichen wurde. Auch war er schmächtiger und von weniger imposanter Statur als Teka, aber seine Zunge war schon immer so schnell wie die eines Leguans und sein Mund so giftig wie der einer Baumschlange gewesen.
Teka antwortete unbeeindruckt: "Wer hat beim letzten Speerwerfen im Dorf den ersten Platz belegt?" Sarr verdrehte die Augen. "Du." "Und wer wurde dafür mit seiner eigenen Schleuder belohnt?" "Du.", brach es aus Kali heraus und sofort kassierte er dafür von Sarr einen giftigen Blick. "Genau. Wer also mit der Schleuder üben will, muss sie sich erst verdienen, und jetzt auf eure Posten!"
"Seid ihr bald soweit?", kam ein genervter Ruf aus dem Dschungel. Die Gruppe Tabiki-Jungen, die ihre Beute spielen würde, wurde des Wartens in ihren Verstecken langsam überdrüssig. Statt einer Antwort stieß Teka das Jagdgeheul der Jäger aus und bahnte sich einen Weg durch dichten Farn. Er würde einen Kreis schlagen und die andere Gruppe flankieren, sobald Sarr sie ausgemacht und Kali sie in seine Arme getrieben hatte.
"Es kann nun mal nicht jeder der Sohn des ersten Jägers sein.", seufzte der Zurückgelassene und umklammerte seinen Wurfspeer grimmig. Kali sah mit funkelnden Augen auf die Stelle, wo Teka soeben verschwunden war. "Stimmt, keiner ist so großartig wie er!"

2. Ernst
Die Sonne begann unterzugehen und das Dorf lag noch in weiter Ferne. "Ich wusste, wir hätten das verdammte Huhn nicht verfolgen sollen!", sprudelte es aus Sarr heraus, dem die Füße begannen weh zu tun.
"Wir haben es doch bekommen, oder etwa nicht?", raunte Teka genervt über die Schulter. "Ich kenne eine Abkürzung. Wir sind vor der Dunkelheit wieder im Dorf. Dann kannst du dich in deine weiche Hängematte legen und dort weiterheulen, wo ich es nicht hören muss."
Anspannung lag wie das Knistern kurz vor einem Unwetter in der Luft. Kali sprang zwischen die beiden, einen Speer über der Schulter, an dessen Ende ein braun gesprenkeltes Federvieh baumelte. "Es ist sowieso meine Schuld! Ich hätte es nicht zu früh aufschrecken sollen."
Sarr starrte kurz in die tiefschwarzen, beinahe flehenden Augen seines Freundes und kam der stillen Bitte mit einem tiefen Seufzen nach. Für den Rest des Weges würde sein Mund geschlossen bleiben.
Trotz der versprochenen Abkürzung merkten alle, dass ihnen die Zeit davoneilte. Teka erhöhte wortlos das Lauftempo. Die letzten Lichtstrahlen verschwanden unerwartet früh hinter dem hohen Blätterdach und ein schummriges Halbdunkel brach über sie herein.
Kalis Atem begann in unregelmäßigen Abständen zu stocken. Er konnte sein Herz in der Brust pumpen spüren. Der geschnitzte Ast brannte unter dem Gewicht des Huhns eine Kerbe in kupferrote Haut seiner Schulter. Ihm war nicht aufgefallen, wann Sarr ihn überholt hatte, bevor Teka an seiner Seite auftauchte.
"Gib her.", befahl er und nahm ihm den Speer mit ihrer Beute ab, ohne anzuhalten. "Wir haben es bald geschafft."
Doch selbst die aufmunternden Worte von Teka konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie in der Klemme steckten. Das fehlende Licht machte ihnen zu schaffen. Der Waldboden mit seinen Wurzeln, dichten Farnen, heruntergefallenen Ästen und Unebenheiten wurde zu einer unvorhersehbaren Gefahr. Es war nur eine Frage der Zeit, bis-
"Argh."
Kali hatte nicht gesehen, worüber er gestolpert war, aber seine Hand bekam den niedrig hängenden Ast eines nahen Baumes zu fassen und er konnte sich noch gerade so auf den Beinen halten.
"Nichts passiert!"
Sarr, der einige Schritte weiter schlittern zum Stehen gekommen war und sich mit erschrockener Miene zu ihm umgedreht hatte, begann leise zu fauchen. "Jag mir doch nicht so einen Schreck ein!"
"Bei Iaszar!", zischte Teka hinter ihm und dann sah auch Sarr zwei leuchtende Kugeln über Kalis Schulter aufflackern.
Der Schrei ihres Freundes erreichte sie, bevor ihre Augen verarbeiten konnten, was geschehen war.
Fingerlange Zähne gruben sich von hinten in den Nacken des jungen Tabiki, seine Schultern wurden gepackt von riesigen Pranken und im nächsten Moment schlug sein Körper vornüber mit einem dumpfen Schlag auf dem Boden auf. Auf seinem Rücken thronte der gefährlichste Jäger des Dschungels. Getränkt in schwarzen Streifen und dem Blut ihres Freundes hob die Bestie ihr Haupt.
Sarrs Kopf schnellte herum. Teka hatte seine geladene Schleuder gezückt, aber sein Gesicht hatte die Farbe des Mondlichts angenommen und sein Körper schien zu Borke erstarrt. Seine hellblauen Augen starrten direkt in jene des Tigers. Kein Muskel zuckte mehr. Die Schleuder hing schlaff und wirkungslos von seiner Hand herunter.
"Teka!"
Der gestreifte Jäger setzte sich in Bewegung. Geballte Muskeln strafften sich unter Fell. Sarr schrie, Tränen der Wut in den Augen und sprang dem Ungetüm mit gezücktem Speer in den Weg. Das dünne Holz bracht unten den Pranken, Sarr fiel zu Boden. Für den Bruchteil einer Sekunde sah er den leblosen Körper von Kali ausbluten, dann rückte das Maul des Tigers vor sein Gesicht und er konnte nichts anderes tun, also seine Hände schützend vor sich zu halten.
Grünes Licht durchflutete plötzlich die Dunkelheit. Die Bestie zuckte zurück, versuchte zu Brüllen, aber ihr Maul wurde von sprießenden Lianen verschlossen. Verwirrt fuhr der Tiger mit den eigenen Krallen über die Schnauze, aber das Grün brach immer wieder erneut hervor. Taumelnd warf er den Kopf hin und her, ein ersticktes Jaulen nach dem anderen von sich stoßend.
Sarr packte die Überreste seines Speers und rammte ihm die Splitter in die Seite. Mehr als ein leichtes Stechen konnte die Bestie nicht gespürt haben, aber es reichte in ihrer Verwirrung aus, um sie die Flucht ergreifen zu lassen.
Immer noch zitternd kroch Sarr auf allen Vieren zu Kali. "Nein, nein, nein, nein!", weinte er, während seine Hände ungläubig über die zahlreichen, tiefen Risse und Kratzer fuhren. Grünes Licht drang aus seinen Fingerspitzen und Ranken begannen statt Blut aus den Wunden zu sprießen. Vollkommen entgeistert starrte Sarr auf seine Hände. Er bemerkte nicht einmal, wie Teka plötzlich neben ihm auftauchte und Kali über seine Schulter warf.

3. Traum
Das letzte, woran Kali sich erinnern konnte, war ein heißer Schmerz wie von glühenden Nadeln, dann war die Welt schwarz geworden. Weiße Lichtblitze durchfuhren seine Sinne mit jeder neuen Hitzewelle, als würde in seinem Kopf ein Gewitter toben. Das Donnergrollen schallte in ihm wieder wie das Gebrüll eines Tigers. Sein Nacken, seine Schultern, sein ganzer Rücken schien in Flammen zu stehen.
Und doch spürte Kali etwas Weiches auf sich. Das Gewicht, dass auf ihm lastete, war erdrückend und dennoch fühlte er sich geborgen. Es bewegte sich, malte entlang der heißen Orte, die glühende Linien durch seinen Verstand zogen.
"Du hast schon lange niemanden mehr gezeichnet, alter Freund."
Kali verstand die sanfte, piepsige Stimme nicht. Etwas Kleines, flauschiges berührte behutsam seine Hand. Seine Finger begannen zu brennen.
"Es war an der Zeit.", knurrte eine tiefe Stimme direkt über ihm, "Aber vielleicht ist es auch schon zu spät."
Das Feuer verging und das Licht kehrte zurück.

4. Wirklichkeit
Kali erwachte in einer kleinen Kammer, umgeben von Stein. Ihm war sofort klar, dass er sich im Tempel seines Dorfes befinden musste. Der Versuch, seine Arme zu bewegen, um sich aufzustützen, endete erfolglos. Seine Stimme versagte ihm. Dennoch war er sich sicher, wach zu sein, denn seine Sinne kamen zu ihm zurück.
Es stank. Die Luft war schwer mit dem abgestandenen Geruch von Schweiß gemischt mit schlimmeren menschlichen Ausdünstungen. Nichts wäre ihm lieber gewesen, als aufzustehen und diesen Ort zu verlassen, aber es gelang ihm kaum, einen Finger zu rühren.
Wie lange er so dalag, vermochte Kali nicht einzuschätzen. Immer wieder driftete er in einem Halbschlaf, versuchte aber wach zu bleiben aus Angst, wieder in das sengende Feuer seines Traums zurückzukehren.
Nach Stunden, die auch Tage gewesen sein könnten, betrat eine Priesterin mit einer Holzschale den Raum und ließ diese prompt bei seinem Anblick fallen. Dünne Suppe versickerte zwischen den Steinen. "Dank der Gütigen! Er ist wach! Sarr! Sarr!"

"Du hast Monde geschlafen.", flüsterte sein Freund und ließ warme Brühe seinen Hals hinunterlaufen, wobei Kali vorsichtig sein musste, sich nicht zu verschlucken.
"Offensichtlich. Ich scheine einiges verpasst zu haben.", antwortete er und sah hinauf in das vor Ernst erstarrte Gesicht. Der Busch von Haaren war verschwunden, stattdessen trug Sarr den Schmuck der Priester um seinen Hals. Seine Handbewegungen schienen routiniert, als hätte er diese Tätigkeit schon hunderte Male ausgeführt.
"Was ist passiert?", fragte Kali zwischen zwei Löffeln. Seine Stimme war immer noch schwach. Sarrs Augen starrten ins Leere, als wären die Ereignisse schon Jahre her. Kali konnte sich nicht ausmalen, was in der Zwischenzeit alles passiert war. "Die Götter haben uns für unseren Übermut bestraft. Dir sprang ein Tiger in den Rücken, mich fesselt die Gabe der Natur an diesen steinernen Ort. Ich wollte niemals…"
"Und Teka?", wollte Kali wissen und beim Verlauten des Namens zuckten Sarrs Mundwinkel nach unten. "Im Haus des Tigers. So wie es sich für einen Feigling gehört. Du tust besser daran, dir, um dein eigenes Wohl Sorgen zu machen, Kali."
"Aber-", Kali verschluckte sich, hustete. Sein ganzer Körper bebte allein von der Anstrengung. Ernüchtert sank er in sich zusammen und sah mit glasigen Augen zu Sarr hinauf. "Ich verstehe." "Nein, tust du nicht."
Sarr packte seine Hand und führte sie hinauf in Kalis Blickfeld. Seine Pupillen weiteten sich. Seine Fingerspitzen, sie waren weiß wie blanker Knochen. Ein Schrei wurde von seiner müden Kehle erstickt und er versuchte kraftlos, sein Handgelenk Sarr zu entreißen. Aber dieser umklammerte es nur noch fester, bis es wehtat. "Sieh, wofür Teka verantwortlich ist!"
Aber Kali konnte nur weinen.

5. Gezeichnet
Mit ungezügelter Wucht wurde ihm die Schale mit den Beeren und Nüssen aus der Hand geschlagen.
"Komm ihr nicht zu nahe, Schandfleck! Soll sie so enden wie du!?", schrie ihn ein Mann namens Goto an, der das kleine Mädchen am Arm gepackt hatte, bevor sie in die Schüssel hatte greifen können. In seiner Hand hielt er eine Lianenpeitsche und Kali konnte von Glück reden, dass sie seine Finger verfehlt hatte. Hastig fiel er auf den Boden und sammelte seine Dschungelfrüchte wieder ein, in der Hoffnung, ignoriert zu werden, wenn er sich klein genug machte.
Goto schnaufte verächtlich und zog das Kind mit sich. Kali hörte ihn energisch auf sie einreden. Wahrscheinlich erzählt er auch ihr von seiner, angeblich Unglück bringenden, Krankheit. Kauernd pickte Kali die letzte Beere vom Boden und der Kontrast seiner geisterhaften Fingerspitzen war nur zu offensichtlich gegenüber dem satten Rot der Frucht.
Wenn er doch nur nicht das Huhn aufgescheucht hätte. Sie wären noch vor Sonnenuntergang zu Hause gewesen. Nichts Schlimmes wäre geschehen. Teka würde ihn noch eines Blickes würdigen. Sarr würde sich nicht in hilfloses Schweigen hüllen. Kali hätte wieder einen Sinn im Leben. Es war so einfach gewesen zu tun, was ihm gesagt wurde.
Tränen blitzten erneut in seinen Augen.
"…meine eigene Schuld!", knirschte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und ballte die Hände zu Fäusten. Die Beere zerbarst und dunkler Saft sickerte ihm durch die Finger. Sein Blick blieb daran kleben. Rot wie Blut. Zu dunkel für seine kupferne Haut, zu flüssig und durchscheinend, aber Kali hatte dennoch nicht mehr das Gefühl direkt auf nackten Knochen zu starren, als er seine Hand so erblickte.
"Könnte das klappen?", flüsterte der verzweifelte Junge aufgeregt zu sich selbst und rappelte sich auf. Der Weg zurück zum Tempel fiel ihm jetzt ein Stück leichter. Sein Gesammeltes würde heute wieder als Opfergabe dienen. Diesmal nicht, weil keiner es annehmen wollte, sondern zum Dank an die Götter, dass sie ihm ein Zeichen gesandt hatten.

"Unmöglich!"
Das war nun schon die dritte Hütte eines im Dorf bekannten Tätowierers, wo ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen wurde. Kali senkte langsam die flehend erhobenen Hände. Den halben Tag hatte er damit verbracht, überhaupt herauszufinden, wer in Hajikya für seine Künste der Hautbemalung bekannt war. Die Wenigsten hatten ihm überhaupt geantwortet, die Meisten davon waren das Gegenteil von hilfreich gewesen.
Niedergeschlagen wandte er sich von seinem letzten Fehlschlag ab und trottete einen abgelegenen Pfad hinunter Richtung Dorfzentrum. Vielleicht würde er noch einen der Jäger ausfragen können, welche meist die imposantesten Tattoos besaßen. Über ihm zwitscherten die buntesten Vögel in den Baumkronen und Kali sah verträumt zu ihnen auf. Bis ihm eine Gestalt auffiel, die definitiv nicht zum Federfolk gehört.
"Geh zu Peran", forderte ihn der Schatten auf, "bei der Statue des Jaguars."
"Teka?", fragte Kali leise in die Wipfel hinein, bevor ein Rascheln der Blätter über ihm darauf hindeutete, dass sein unsichtbarer Helfer wieder verschwunden war. Die Stimme war nicht so tief gewesen, als er sie das letzte Mal gehört hatte, aber Kali war sich ziemlich sicher.
Für eine Sekunde widerstrebte es Kali, einem weiteren Befehl seines alten Freundes Folge zu leisten, aber was hatte er zu verlieren. Die großen Statuen befanden sich an der Grenze des Dorfes und wenn er ehrlich war, hielt er sich dort ebenfalls lieber auf. Hütten wurden in diesen Teilen ebenfalls seltener und Kali hatte wenig Probleme, am Wegesrand zur besagten Statue einen kleinen, düsteren Hain aus Gummibäumen auszumachen, in dessen Kronen jemand mit Seilen eine wenig stabil wirkende Holzkonstrukt gehangen hatte.
"Peran?", rief er kurz angebunden, und wurde tatsächlich gehört. In einem Fenster tauchte ein von unten schwer erkennbares Gesicht auf. "Wer da?"
"Kali. Ein Schatten schickt mich."
Innerlich grinste er darüber. Gelogen war es nicht, und wenn er schon das Gespenst des Dorfes war, konnte er auch ruhig etwas damit spielen. Vielleicht konnte er so etwas Interesse für sich gewinnen. Eine Hängeleiter wurde hinabgeworfen und ein bronzefarbener Mann begann den Abstieg. Schon auf seinem Rücken konnte Kali zahlreiche Verzierungen ausmachen, die ihn als Jäger kennzeichneten. Viele davon schienen aus seiner Jugend zu sein und von großen Erfolgen zu berichten.
Der Schock traf ihn erst, als Peran sich umdrehte. Nicht nur seine Brust, seine Arme, nein auch sein Gesicht war mit Tinte gezeichnet und diese erzählten eine andere Geschichte. Verkündeten Taten, die dazu führten, dass Kali einen Schritt zurückwich. Diese Markierungen trug niemand freiwillig.
"Du bist also der Geisterjunge, von dem alle zurzeit reden?", murmelte der Verbrecher und musterte ihn nachdenklich. "Ich kann mir denken, was du suchst, aber ich werde dich enttäuschen müssen. Dein Schatten hat falsch gesprochen."
Kali aber dachte gar nicht daran, jetzt schon aufzugeben und ging stattdessen einen Schritt auf den ihn weit überragenden Mann zu. "Was macht dich so sicher? Hast du es je probiert? Hast du so etwas", er streckte den Arm aus, an dessen Fingerspitzen und Ellbogen die kupferne Haut von weißen Flecken durchbrochen war, "jemals tätowiert?"
In der Perans Miene zeigte sich tatsächlich so etwas wie Interesse. Er nahm Kalis Hand in die seine, eine Berührung, die den Jungen überraschte und beinahe erneut zurückschrecken ließ. Vielleicht hätte er nicht zögern sollen, denn im nächsten Moment fuhr eine Nadel auf seinen Unterarm nieder.
"Au! Warum hast du das getan!?", fauchte Kali.
"Du wirst sehen. Komm in zwei Tagen wieder, dann hast du deine Antwort."

"Hast du es jetzt verstanden?", fragte Peran.
Kali sah auf seinen Arm nieder. Um die Einstichstelle hatte sich ein neuer, weißer Fleck gebildet. Selbst diese leichte Irritation seiner Haut hatte dasselbe bewirkt wie die Krallen eines Tigers. Er sah wieder zu dem Mann auf. Hoffnungslosigkeit machte sich in ihm breit. Tränen kämpften sich nach oben und seine Kehle schnürte sich zu.
Peran legte ihm eine Hand auf die Schulter. Seine Stimme war weich, als er sprach: "Komm, vielleicht gibt es noch einen anderen Weg."

6. Farben
Heute war ein schlechter Tag.
Kali spürte ein Pochen hinter seinem rechten Auge, als würde jemand versuchen aus seiner Schädeldecke hervorzubrechen. Die Geräusche des Dschungels, sonst so vielfältig und schrill, schienen von einem unsichtbaren, dichten Blätterdach verschluckt zu werden. Inzwischen hatte Kali aufgehört zu versuchen, den anderen Sammlern oder den Zurufen der Anführerin zu folgen.
Er suchte dieses Mal sowieso nicht nach Früchten oder Kokos, die aus seiner Hand kaum jemand akzeptierte, sondern nach Blumen, Schnecken, Pilzen und Dingen, die viele Sammler ignorierten. Dafür musste er selten auf Bäume klettern, oder sich durch Schnelligkeit und reiche Ausbeute beweisen.
Die restliche Gruppe hatte er längst aus den Augen verloren, da machte Kali unter einem Tabakbaum eine freudige Entdeckung. So unscheinbar einige der Gewächse am Boden sein mochten, so überraschend war der unterirdische Fund, den sie markierten. Denn die Wurzel bildeten kleine Knollen aus, die einen kräftigen Saft aus violetter Farbe produzierten. Kali begann mit seinem Spaten zu graben und nach einem guten halben Dutzend musste er sich zwischen den Farnen und Wurzeln niederlassen.
Er hasste diesen Zustand. Das sonst so angenehme Rauschen der Blätter spülte wie reißende Wasser durch seinen Verstand und je mehr er sich anstrengte umso schlimmer wurde es. Die Stirn an die kühle, leicht feuchte und moosige Rinde des Baumes gelehnt, versuchte er sich und seinem Kopf eine Pause zu gönnen.
Zeitgefühl hatte Kali an solchen Tagen nicht. Selbst dem Pochen konnte er keinen Takt oder Rhythmus abgewinnen, aber er versuchte sich nicht zu hetzen. Nach einer Weile drehte er sich um, den Rücken an den Stamm gelehnt und nahm eine seiner Kürbisflaschen, um einen Schluck Wasser zu trinken.
Noch zwei, drei Knollen, dann würde er sich auf den Rückweg machen. Vielleicht fand er noch einen der schwarz blutenden Pilze an einem verwesenden Baumstumpf oder eine der Blüten, die klebrigen rosa Nektar absonderte.
Nachdem Kali zuerst nur mit rotbrauner Tonerde experimentiert hatte, um seinen Hautton zu treffen, waren ihm erst nach und nach all die anderen Möglichkeiten aufgefallen, die der reiche Dschungel zu bieten hatte. So viele Töne und Schattierungen, die dem Volk der Tabiki nur in Vögeln aufzufallen schienen, waren überall um sie herum verborgen.
Es war eine Freude, sie zu entdecken. Kali träume von tanzenden Menschen, deren ekstatische Bewegungen die Linien und Formen ihrer bemalten Haut zu Schlieren aus tausend Farben verwischten, aber er hatte Schwierigkeiten, die Gedanken lange genug festzuhalten. Als er wieder in der Lage war, sich zu erheben, war die Sonne unerwartet weit vorangeschritten.
"Was soll’s.", gähnte Kali und machte sich auf den Heimweg. Peran kümmerte sich kaum darum, wie er ein- und ausging, und oft war es nicht einmal wirklich seine Entscheidung. Nicht jeder Tag war gleich.

Heute aber war ein guter Tag.
Kali hatte sich seit mehreren Stunden nicht vom Fleck gerührt. Nicht einmal Piyo, Perans aufmüpfige Tochter, konnte ihn ablenken und hatte vor einiger Zeit aufgegeben, ihm über die Schulter zu starren. Vor ihm lag die kahl geschorene Haut eines Kletteraffen, die Peran von einem Jäger für ein Bildnis auf dessen Wade erhalten hatte. Kali übte mit einer Mischung aus dunkler Zedernholzasche und Wasser das Schlagen von Pigmenten unter die Haut. Dabei waren ein stetiger Rhythmus, gleichmäßige Krafteinwirkung und Präzision von Nöten.
Fehler konnte er nicht rückgängig machen und außerdem würde sein Lehrmeister ihn wahrscheinlich draußen schlafen lassen, wenn er die Haut ruinierte.
"Was wird es diesmal?", fragte Ashin, Perans Frau und blickte interessiert vom Korb auf, den zu flechten sie gestern begonnen hatte. Ihr Mann war über einen Tabiki-Priester gebeugt, der mit dem Bauch auf einer Pritsche lag und sich den Rücken mit einem verschlungenen Muster verschönern ließ. Diese waren oft ein Symbol für die wundersamen Wege, in denen die Götter zu handeln pflegten und ihr Schicksal bestimmten. Er antwortete schlicht: "Egal, solange er sich nicht wieder übernimmt. Der Junge hat einen Hang dazu, zu übertreiben."
Weitere Stunden flossen dahin und langsam ging Kali das Licht aus. Ashin legte ihm die Hand auf die Schulter. "Lass es für heute gut sein. Du solltest etwas essen."
Kali hielt inne und musste stark blinzeln, als er zu ihr aufsah und nickte. Beim Aufstehen wurde ihm leicht schwindelig, aber er fing sich schnell wieder.
"Sieht gut aus!", lobte Ashin. Auf der Affenhaut war klar die Form eines Vogels zu erkennen. Kali hatte den ganzen Tag daran gearbeitet, mit zahlreichen Linien dem Körper den Eindruck eines Federkleides zu verleihen.
"Es ist noch lange nicht fertig.", seufzte Kali und sie sah ihn fragend an. "Das sind lediglich die Umrisse. Morgen mache ich mich an die Farben."
Sie lachte. "Du gibt nicht auf, oder? Sie werden nur wieder nach einigen Monaten verschwinden."
"Nicht dieses Mal!", verkündete Kali und Ashin schüttelte nur lächelnd den Kopf und fuhr ihm durch die zweifarbigen Haare. Seit über einem Jahr schon versuchte er, neben den altbekannten, vor allem dunklen Farbtönen, hellere, grellere und buntere Farben zu präparieren, die nicht wieder von der Haut absorbiert wurden und verblassten. Es reichte nicht, das Pulver aus den gemahlenen Samen der Paradiesblume mit etwas Wasser zu vermischen.
Kali war innerlich noch am Grübeln, als Peran plötzlich beim Essen verlauten ließ: "Morgen kommt übrigens einer der Jäger aus Okelaus Truppe. Er hat sich ein Motiv für seinen Oberarm ausgesucht, nachdem er vor kurzem einem Silberrücken den entscheidenden Pfeil in die Seite getrieben hat."
Piyo ließ ein beeindruckendes Ohhh verlauten, Kali musste grinsen. "Zwei Besucher hintereinander? Du bist dieser Tage ganz schön gefragt."
Peran und einige andere im Dorf beliebte Tätowierer stellten manchmal gespannte Häute vor ihren Hütten auf, um ihre Kunst zu präsentieren. So weit außerhalb vom Zentrum war es dennoch ungewöhnlich, viele Besucher zu gewinnen.
"Er hat sich nicht mein Motiv ausgesucht."
Kali blieb eine Nuss beinahe im Halse stecken und Peran beobachtete ihn sichtlich amüsiert bei seinem plötzlichen Überlebenskampf. Ashin musste ihm einige Male kräftig auf den Rücken klopfen, um ihn von seinem Leid zu erlösen.
"Du hast was von mir rausgestellt?"
"Jap."
"Und jetzt muss ich-"
"Jap."
"Morgen?!"
Sein Lehrmeister lachte in seiner schallenden Art und Weise, die immer wieder von tiefem Luftholen unterbrochen war. Ashin beglückwünschte den fassungslosen Kali zu seinem ersten Besucher und der kleinen Piyo war nicht klar, was passierte, aber wenn ihr Vater lachte, dann tat sie es ebenso.

7. Fest
Es war die Nacht der Vogelsänger und Tigertänzers und das ganze Dorf hatte sich um den heiligen Baum versammelt. Es wurde ausgelassen getanzt und gesungen. Fast alle Tabiki waren entweder in Trachten aus Federn gehüllt oder mit gestreiften Mustern bemalt. Besonders die Jäger hatten sich in der Mitte zu einem Kreis versammelt und einen aggressiven Tanz begonnen, dass sicher den Frauen gefallen sollte.
Kali konnte unter ihnen Tekas Vater an einer Tigerschädelkrone ausmachen, nicht aber seinen Sohn. Inzwischen dürfte dieser zu einem Mann gereift sein und Kali war sich nicht sicher, ob er ihn überhaupt erkennen würde.
Die Zeichnungen des Jägeranführers waren so intensiv ausgeprägt, dass Kali von weitem deutlich die Streifenmuster eines weißen Tigers erkennen konnte. Das Fell von Iaszar. Der Tabiki, der für diese Bemalung verantwortlich war, musste hoch im Rang unter den Jägern stehen.
Er selbst saß auf einem niedrigen Ast weit vom Zentrum entfernt und sah dem Treiben belustig und wehmütig zu. Ashin hatte angeboten, mit ihm zu tanzen, aber er wusste ganz genau, dass weder er selbst noch alle in seiner Nähe in der Lage sein würden, sich gehen zu lassen.
"Kaaali!", die kleine Piyo kam auf ihn zu gerannt. Sie war noch nicht alt genug für eine richtige Tracht, aber Peran hatte ihr Federn an ein langes Band geknüpft, dass sie in beiden Händen hinter sich her wehen ließ. Es erweckte den Eindruck von ausgebreiteten Flügeln. Kali hatte ihr in den gleichen Farben ein Gefieder auf den Rücken gezeichnet und ihr Gesicht, in das eines Aras verwandelt.
"Hast du Spaß, Piyo?"
"Ganz viel! Alle sind neidisch und fragen, wer mich bemalt hat.", erzählte sie stolz. Kali musste lächeln und damit schien Piyo erreicht zu haben, wofür sie herübergekommen war. Sie drehte sich einmal im Kreis und lief dann laut rufend zurück zu ihren Altersgenossen. "Nächstes Jahr musst du mit mir tanzen!"
Es hörte sich mehr an wie eine Drohung an als ein Wunsch. Kali war sich nicht sicher, ob er so weit sein würde. Ob das Dorf vergessen könnte. Ob er es verdient hatte. Ob die Götter es erlauben würden.
"Wir werden sehen."


Inventar:
  • Lendenschurz
  • Umhang und Hut aus Bananenbaumblättern
  • Messer, Spaten, Hammer und weitere kleine Werkzeuge
  • geflochtener Korb mit Lederriemen zum Tragen
  • Gürtel mit Kürbisflaschen
Tierische Begleiter: keinen

Einstiegspost
Zuletzt geändert von Kali am Dienstag 24. Mai 2022, 16:56, insgesamt 2-mal geändert.

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