Dastan Zalim

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Dastan Zalim

Beitrag von Dastan » Freitag 21. Dezember 2018, 00:23

Dastans Steckbrief
Name:
Dastan Zalim

Rasse:
Mensch, Zyranischer Vater, Samaer Mutter

Alter:
28 Jahre

Geschlecht:
Männlich

Beruf:
Wenn man andere fragt, so wird er Dieb, Scharlatan, oder professioneller Gefolgsmann ohne feste Anstellung genannt, aber er selbst sieht sich als Wandermagier.

Heimat:
Sarma

Gesinnung:
Neutral Böse

Magie:
Auch wenn die Magie Dastan im Blut liegt, so beherrscht er diese nicht. Er sucht allerdings nach Wegen um die arkanen Künste zu meistern.

Sprache:
Neben der Gemeinsprache kann Dastan natürlich Sendli, die Sprache der Wüste sprechen. Außerdem beherrscht er einige Wörter Garmisch, allerdings nicht besonders gut.

Religion/Glaube:
Dastan betet gelegentlich an Manthala. Sein Glaube ist zwar nicht besonders stark, aber vor wichtigen Ereignissen schenkt er ihr trotzdem ein Gebet.

Aussehen:
Im ersten Moment könnte man meinen, dass Dastan ein durchaus attraktiver junger Mann ist. Er ist hoch gewachsen und überragt viele Samaer mit seinen 1.92 Metern. Auch sein Gesicht ist nicht unansehnlich, was er wohl in erster Linie den Anlagen seiner Mutter verdankt. Seine hohen Wangenknochen und das schmale, lange Kinn lassen sein Gesicht dünn wirken. Dadurch scheint die lange Nase viel breiter, als sie tatsächlich ist, ein Punkt mit dem sich Dastan bis heute nicht arrangieren konnte. Dafür hat er für einen Mann sehr schöne Lippen, die ihm ein einnehmendes Lächeln verleihen. Der einzige Grund, weshalb er nicht sofort alle Menschen für sich gewinnt, sind die kalten, blaugrauen Augen, die ihm einen überheblichen bis feindseligen Blick verleihen. Unter den Augen hat er dunkle Ringe, die von zu wenig Schlaf und zu vielen Problemen herrühren und seine Augenlider sind von Natur aus dunkler, was ihn im falschen Licht sehr düster wirken lässt. Auf dem Kopf hat er einen Schopf langer, schwarzer Haare, die für gewöhnlich unter einem Turban oder Kopftuch verschwinden. Auch die dicken, kantigen Augenbrauen sind schwarz, ebenso wie es sein Bart wäre, wenn er sich nicht regelmäßig glatt rasieren würde. Dastans Körper ist sehr hager und sehnig, es fällt ihm sehr schwer Muskeln oder Fett anzusetzen. Hier kommt eindeutig die zyranische Seite des Vaters durch. Das merkt man vor allem auch an der Haut, die von Natur aus sehr blass ist und nur aufgrund des Lebens in der Wüste einen braunen Teint hat. Die schmalen Arme sind lang, genau wie seine Finger und er hat sehr große Füße. An mehreren Stellen an beiden Unterarmen, auf der Brust an der rechten Hand trägt der Samaer Narben, die Zeugnis dafür sind, wann er mal nicht schnell oder klug genug gewesen war. Zum Glück kann er diese Makel unter seiner Kleidung verstecken.
Am liebsten trägt Dastan blaue oder schwarze Kleidung, nur wenn er weiß das er zu lange in der Hitze sein muss, wählt er helle Grau- und Beigetöne. Bei der Wahl seiner Kleidung bleibt er seiner Herkunft treu und so trägt er gerne weite Pumphosen, Wickelgürtel und Hemden mit weiten Ärmeln. Neben Lederstiefeln, in denen er schnell und sicher laufen können muss, trägt er oft Handschuhe, um die Narbe in der rechten Hand verbergen zu können. Wie bereits erwähnt träg er fast immer eine Kopfbedeckung, entweder ein einfaches Kopftuch gegen die Hitze oder seinen Turban, wobei der eine, den er besitzt auch sein ganzer Stolz ist. Wenn er Eindruck schaffen will, legt er sich außerdem einen Umhang über die Schultern.

Persönlichkeit:
Wenn du auf der Straße aufwächst und nichts hast, dann gibt es im Grunde nur zwei Möglichkeiten, wie sich dein Leben entwickelt. Entweder du fügst dich und ergibst dich deinem Leben im Dreck oder du setzt alles daran, um aus der Gosse heraus zu kommen. Auf Dastan trifft letzteres zu. Vor allem anderen ist er ein ambitionierter Mensch und will für sich selbst ein besseres Leben. Der Kontakt mit einem mysteriösen Schriftwerk, hatte diesen Wunsch noch verstärkt. Das Manifest der Inspiration hatte in ihm ein fast zwanghaftes Bedürfnis geweckt, zu etwas höherem aufzusteigen. Dabei macht er sich allerdings keine Illusionen darüber, dass dies weder leicht noch schnell erreichbar ist, sondern geht sehr analytisch vor. Er ist ausgezeichnet darin, lange vorraus zu planen. Dabei versucht Dastan so gut wie möglich, schwierige Ziele in leichtere Zwischenschritte aufzuteilen. Man kann nicht abstreiten, dass Dastan ein berechnender und auch intelligenter Mann ist, der sich, wenn möglich lieber ein wenig Zeit für seine Entscheidungen lässt. Das ist wahrscheinlich der Grund, weswegen er sehr schlecht darin ist, sich spontan für etwas zu entscheiden. Improvisation versucht er allgemein zu vermeiden wenn es geht, und lieber alternative Lösungswege anzuwenden, die ihm bereits Erfolg beschert haben.
Im großen ganzen ist Dastan kein angenehmer Mensch. Sein Kern ist äußerst skrupellos und egozentrisch. Er denkt normalerweise immer erst an sich und würde alles tun, um seine Ziele zu erreichen. Vor Verbrechen oder Gewalttaten schreckt er nur zurück, wenn er sich eines Erfolges nicht sicher genug ist. Anderen Leuten zu helfen fällt ihm schwer, wenn er nicht selbst auch einen Vorteil daraus zieht. Das ist darin verwurzelt, dass er zu Eifersucht neigt und Anderen schlicht nichts gönnt, was deren Leben besser, vielleicht sogar besser als sein eigenes, machen würde. Auch Jemandem zu vertrauen fällt ihm eher schwer, vor allem wenn er die Person nicht kennt. Trotz all dem ist er aber nicht unbedingt ein Einzelgänger, wenn er denkt dass er sich auf andere verlassen kann, dann arbeitet er gerne im Team. Bereits als Kind hat ihn diese Vorgehensweise nicht nur am Leben sondern auch über Wasser gehalten. Daher hält er sich auch an eine Art Ehrenkodex und würde niemanden Verraten, den er als Verbündeten ansieht und hält seine Versprechen. Das bedeutet jedoch nicht, dass er sein Leben riskieren würde, um einen Partner zu retten oder zu helfen.
Auch wenn er versucht immer gelassen zu wirken, so hat er doch ein sehr aufbrausendes Temperament und kann leicht provoziert werden, was er nur selten gut aufnimmt. Unsicherheit versucht er für gewöhnlich zu überspielen um keine Schwäche zu zeigen. So witzelt er gerne, macht sich auch über andere Lustig. Es passiert auch öfter als gut für ihn wäre, dass er seine Zunge nicht im Zaum halten kann und er Dinge sagt, die er später bereut. Was er absolut nicht kann, ist mit Frauen zu arbeiten. Es ist nicht so, dass er dem schönen Geschlecht abgeneigt wäre und auch wenn er in Sarma aufgewachsen ist, hat er nicht die misogynische Ader der Gesellschaft übernommen. Nein er versucht weibliche Geschäftspartner zu vermeiden, weil er schnell dazu neigt, sich vor Frauen zum Narren zu machen. Wenn er sich etwas länger mit Frauen, vor allem gutaussehenden Exemplaren, abgibt, fängt sehr oft an zu flirten und zu schmeicheln, was vielleicht ganz süß wirken mag, aber außenstehende oft zum Lachen bringt.


Stärken:
Wenn es eine Sache gibt, auf die Dastan sehr stolz ist, dann ist das sein Verstand. Der Wüstenbewohner ist ein äußerst intelligenter Mensch, der immer auf der Suche nach neuem Wissen ist. Dabei hilft es, dass er ein sehr schneller Lerner ist, der sich neue Informationen schnell einprägen kann und kaum etwas vergisst. Sein Wissensdrang ist so unersättlich, dass er bei Dingen, die ihn interessieren, selbst dann weiter nachforscht, wenn er bereits die nötigen Fähigkeiten erlangt hat. Ursprünglich sollte er zum Beispiel nur einige Wörter lernen, die er für seine Arbeit im Kontor brauchte, doch er übte weiter, bis er richtig lesen und schreiben konnte. Im Augenblick konzentriert sich dieser Durst nach neuem Wissen vor allem auf Schattenmagie.
Während er intellektuell vielen Leuten überlegen ist, so ist seine physische Erscheinung nicht besonders berauschend. Eine Ausnahme bilden dabei seine Hände, denn er ist sehr geschickt. Seine Fingerfertigkeit erlaubt ihm nicht nur Taschenspielertricks [Sehr Gut] auszuführen, egal ob mit Spielkarten, Münzen oder anderen Hilfsmitteln. Diese setzt er auch sehr gerne auch sein Talent für Taschendiebstahl [Gut] ist. Darüber hinaus ist er jemand, der sich sehr leise bewegen und unentdeckt bleiben kann. Vielleicht ist es seine Affinität zur Schattenmagie, aber im dunklen ist er fast wie ein Geist, der sich unbemerkt bewegen kann. Man kann durchaus behaupten, dass aus Dastan ein vortrefflicher Dieb hätte werden können.
Auf der sozialen Ebene ist Dastan ein seltsamer Mensch. Was man nicht abstreiten kann, ist, dass er eine silberne Zunge besitzt und seine Redegewandtheit [Gut] hat ihn schon aus so mancher misslichen Lage befreit. Zum einen hat er keine Skrupel, andere zu belügen, aber gleichzeitig ist er auch unglaublich überzeugend. Er hat einfach ein unglaublich überzeugendes Naturell und kann selbst Schwachsinn wie einen Fakt klingen lassen.

Schwächen:
Auch wenn er es nicht gerne zu gibt, so ist sich Dastan mehr als bewusst, dass er über sehr viele Schwächen verfügt. An einigen davon hat er versucht zu arbeiten, häufig blieb ihm ein Erfolg dabei jedoch verwehrt. Seine größte Schwäche ist definitiv sein Körper, beziehungsweise seine physische Verfassung. Bereits als Kind war er eher schwächlich und auch wenn er lange versucht hat dies zu ändern, so ist er noch heute den meisten Männern und so einigen Frauen körperlich unterlegen. Auch um seine Ausdauer ist es nicht gut bestellt und obwohl er nicht der langsamste Sprinter ist, so kann er ein hohes Tempo oder eine weite Strecke nicht lange durchhalten.
Allgemein ist Dastan kein Kämpfer und geht den meisten Herausforderungen lieber aus dem Weg, solange er sich nicht irgendeine Art von Vorteil verschaffen kann. Schon als Kind ist er lieber weggerannt, als sich von den größeren Jungs verprügeln zu lassen. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert und dies lässt auch erkennen, dass er kein mutiger Mensch ist, egal wie großspurig und überheblich er sich gibt. Was dieses Thema angeht, so hat Dastan auch so einige emotionale Probleme, die er durch seine Art überspielen will.
Er fühlt sich selbst oft nutzlos oder minderwertig, was durch jeden Fehlschlag neues Futter erhält. Diese Gefühle treiben ihn dazu, über sich hinaus zu wachsen, schaffen es aber auch immer wieder, ihn durch Selbstzweifel nieder zu ringen. Da er für sich selbst immer das beste will, neigt er zur Gier und lässt sich schnell durch einen möglichen Gewinn ablenken.
Andere Personen sind für ihn häufig problematisch. Zum einen fällt es ihm schwer anderen zu Vertrauen, aber darüber hinaus gibt es noch andere Mankos. Mit Autoritäten kommt er nicht gut klar, besonders mit dem Gesetzt oder besser gesagt mit Gesetzeshütern. Vor Frauen hat er in gewisser Weise angst, beziehungsweise davor, dass er kein gutes Ansehen bei diesen haben könnte, weswegen er einer schönen Frau gegenüber häufig übereilt und unbedacht handelt.
Letztlich ist Dastan ein Stadtkind. Er ist in einer großen Stadt aufgewachsen und hat diese niemals verlassen, weshalb er in der freien Natur nur sehr schlecht zurecht kommt.


Lebensgeschichte:
Es war einmal ein zyranischer Magier, der sich in eine wunderschöne Frau verliebte … nein das ist nicht der Beginn eines Kindergeschichte, sondern von Dastans Leben. Und es ist auch kein Märchen mit einem fröhlichen Ende, sondern eine Aufzählung von unangenehmen Ereignissen, bei denen man sich glücklich schätzt, dass sie nicht einem selbst passiert sind.

Aber ja, Dastans Geschichte beginnt mit einem Magier. Der Zyraner Gregor Bluhm hatte sich auf eine Forschungsreise begeben, auf ein Abenteuer in die Wüste um uralte, vergessene Geheimnisse zu entdecken. Das erzählte er zumindest der hübschen, jungen Magd in dem Gasthof, in dem er in Sarma wohnte. Ja, Gregor war ein Mann mit einer silbernen Zunge, der es schaffte, jede Frau um den Verstand zu reden. Die einfältige Dienstmagd Nala Zalim verfiel seinen Worten und seinen wunderschönen Versprechen einer blumigen Zukunft schnell und ließ sich von ihm verführen. Immer wieder beteuerte der Magier, dass er sie liebte und immer lieben würde. Dass er sie bei seiner Abreise mitnehmen würde, zurück nach Zyranus, wo sie im Anwesen seiner Familie leben konnte und selber Diener haben dürfte.
Wie glücklich sie war, als sie ihm einige Monate später offenbarte, dass die beiden ein Kind bekommen würde. Wie schnell ein Zyraner packen kann, wenn er schnell die Stadt verlassen muss. Noch in derselben Nacht verließ Gregor Bluhm die Wüstenstadt und kehrte nie wieder dorthin zurück. Kein Wort des Abschieds hatte er für die Frau, die er geschwängert hatte, nicht einmal eine Nachricht hinterließ er. Anfangs glaubte - hoffte – sie noch, dass er zurück kommen und seine Versprechungen einhalten würde, aber als die Wochen vergingen wurde ihr allmählich die Wahrheit bewusst, nämlich dass sie benutzt und verraten worden war.
Das Leben als Frau war in der Wüstenstadt bereits schwer genug, aber als Schwangere, ohne den Vater des Kindes, wurde es für sie die Hölle. Ihre Eltern verstießen sie, da sie Schande über die Familie gebracht hatte. Und mit der Zeit wurde die Arbeit im Gasthof zu schwer und schließlich entließ der Besitzer Nala, da sie ihren Pflichten nicht mehr voll nachkommen konnte und er kein weinendes Balg unter seinem Dach haben wollte. Zumindest ein bisschen Geld gab er ihr als Entschädigung. Zusammen mit ihren mageren Ersparnissen konnte Dastans Mutter sich ein kleines Zimmer im Armenviertel kaufen. Dort gebar sie ihren Sohn, ganz alleine. Und wie sich herausstellte, hatte der Gasthausbesitzer in einem Punkt recht gehabt. Dastan weinte und schrie sehr viel.

Nach der Geburt verdingte Nala sich als Tagelöhnerin, die alles machte, wofür sie Geld bekam. An guten Tagen arbeitete sie als Wäscherin oder putzte. An schlechten Tagen nicht. Sie nahm den Jungen selten mit, sondern ließ ihn häufig bei der zahnlosen Greisin, in deren Haus sie wohnte. Auch wenn sie ihrem Kind alles gab, was er zum Leben brauchte, so war das doch eher aus einem Gefühl der Verpflichtung heraus und nicht aus wahrer Mutterliebe. Sie sagte es ihm zwar nie, aber in Wahrheit machte Nala ihren Sohn für ihre missliche Lage verantwortlich. Ohne ihn hätte sie noch so vieles, was sie verloren hatte, ihre Familie, ihre Anstellung, ihren Geliebten. Die einzigen Momente, in denen sie wirklich wie eine Mutter handelte, waren wenn sie ihn Respekt lehrte, sowohl vor Manthala, als auch vor der Vermieterin, aber vor allem vor ihr selbst. So kam es, dass Dastan trotz der frauenfeindlichen Umgebung mit Achtung vor dem anderen Geschlecht aufwuchs.
Mit etwa fünf Jahren warf Nala ihren Sohn tagsüber einfach raus auf die Straße, damit er sich mit sich selbst beschäftigen konnte. In der Hinsicht war er jedoch nicht das einzige Kind, vielen Jungs und einigen Mädchen des Armenviertels ging es ähnlich. Anfangs war das hart für ihn, denn aufgrund seiner schmächtigen Statur und blassen Haut wurde er viel gehänselt. Er bekam so manchen abwertenden Spitznamen, weswegen er es bis heute hasst, wenn andere Leute ihn nicht bei seinem richtigen Namen nennen. Ein ganz klein wenig anders zu sein als die anderen führte zu manchem Hohn und einigen Prügeln. Dastan lernte schnell, dass es einfacher war, sich einer der vielen kleinen Gruppen anzuschließen, anstatt alleine durch die Gassen zu schleichen. Es dauerte jedoch einige Zeit, bis er eine kleine Gruppe von Versagern fand, die in ihm kein Opfer sondern einen potentiellen Verbündeten sahen.
Dadurch wurde sein Leben leichter. Abgesehen von einem gewissen Grad an Schutz hatten seine neuen Freunde noch andere Vorteile. So konnte Dastan Dinge tun, die er sonst nicht geschafft hätte. Eine der beliebtesten Beschäftigungen war dabei Essen klauen. Es war so viel einfacher einem Händler etwas zu stehlen, wenn zwei andere Kinder ihn ablenkten. Dabei lernte er sehr schnell, dass man nicht jedem Vertrauen durfte. Immer wieder passierte es, dass ein Kind mit der ganzen Beute einfach abhaute, doch wer das einmal tat, der wurde selten wieder in die Gruppe aufgenommen. Es war wichtig, nicht jedem Blind zu vertrauen, aber das war keine Einladung, seine Verbündeten zu verraten. Diese Erkenntnis wurde zu seinem persönlichen Kredo.
In Sarma waren die Kinderbanden ein alltäglicher Anblick und sie trieben sich nicht nur in der Unterstadt und dem Armenviertel herum, sondern auch im Rest der Stadt. Sie stellten dabei so manchen Unfug an, aber sie sahen auch viele Dinge. Das machte sie für einige Personen besonders interessant. Die erste Münze seines Lebens erhielt Dastan mit etwa acht Jahren von einem Fremden, dem er ein paar Fragen über einen Schmuckhändler beantwortete. Wie sich später herausstellte, wurde besagter Händler wenige Tage später ausgeraubt. Und wieder einige Wochen später kam der Fremde erneut zu Dastan und seinen Freunden. Dieses Mal gab er ihnen direkt den Auftrag, einen der reichen Bürger zu beschatten und seine Gewohnheiten herauszufinden. Die Kinder stimmten zu und so entstand eine Art Zweckgemeinschaft zwischen ihnen und den Dieben. Für gute Infos und Tipps erhielten sie ein paar Münzen, wenn sie einen Schlüssel stibitzten oder als Ablenkung dienten sogar mehr. Es war für beide Seiten ein lukratives Geschäft. Einer der Diebe zeigte ihnen sogar den einen oder anderen Kniff, zum Beispiel wie man etwas am besten von einer Person entwendete, wenn man mit dieser zusammen rempelt.Wenn seine Mutter etwas von diesem Verhalten mitbekam, dann zeigte sie es nicht. Zumindest stellte sie nie fragen, wenn Dastan ein oder zwei Kupfermünzen mit nachhause brachte.

Da er nicht für immer ein kleiner Spitzel bleiben konnte und nicht das Leben eines unwichtigen Diebs führen wollte, suchte sich Dastan mit 14 Jahren Arbeit. Es war nicht leicht für ihn, etwas zu finden, denn die meisten Jugendlichen aus dem Armenviertel wollte man nicht in seinem Geschäft sehen. Nach langer Suche fand er schließlich eine Anstellung in einem kleinen Hafenkontor. Die Einrichtung und ihr Besitzer Kafka hatten einen eher zweifelhaften Ruf und lagerten und verwalteten nicht nur legale Artikel sondern auch einiges an Schmuggelware. Dafür war Kafka ein guter, wenn auch strenger Meister. Am Anfang machte Dastan hauptsächlich Botengänge, räumte auf, oder half beim umlagern der Waren. Als Kafka bemerkte, dass der Junge etwas im Kopf hat, begann der alte Wüstenmensch dann den Versuch, ihn zu seinem Assistenten zu machen. Der erste Schritt dafür war, dass er Dastan die Grundsteine des Lesens und Rechnens beibrachte, damit er Listen erstellen und prüfen konnte.
Was er dabei in Dastan entfesselte, hatte keiner vorhersehen können. Das erste Mal in seinem Leben mental gefordert genoss er die Herausforderung, welche die Buchstaben und Zahlen anfangs noch stellten. Auch wenn er nur einige Wörter wirklich brauchte, beschloss er auch in seiner Freizeit weiter zu üben und er kaufte sich sogar ein Buch, etwas für dass ihn seine Freunde auslachten und seine Mutter tadelte („Warum wirfst du gutes Geld für Papier raus?“). Wie sich heraus stellte, war Dastan ein extrem schneller Lerner, wenn er sich wirklich auf etwas einließ. Da er nicht nur Spaß am schreiben hatte, sondern auch eine sehr schöne Handschrift besaß, machte er mit 16 gut die Hälfte des Papierkrams für Kafka. Der alte Händler seinerseits nahm Dastan immer wieder mit zu Verhandlungen mit Kunden. Er brachte ihm auch rhetorische Tricks bei, die Laien „Lügen“ nennen würden und zeigte ihm, worauf man bei der eigenen Körpersprache und Ausdrucksweise achten musste. Auch die Gemeinsprache brachte man Dastan bei, ebenso wie ein wenig garmisch, denn das war die Sprache ihrer besten Geschäftspartner.
Einige Jahre ging das ganze gut. Dastan verdiente genug für ein eigenes Zimmer im Hafenviertel und auch wenn es kein luxuriöses Leben war, so hatte er immerhin von allem genug. Doch wie immer, wenn etwas zu gut zu sein scheint, war das Unglück nicht fern. Kafkas dunkle Machenschaften holten ihn irgendwann ein und als er sich plötzlich vom Gesetz und den Wachen konfrontiert sah, brauchte er nicht lange um Dastan ans Messer zu liefern. Viele Dokumente waren von dem jungen Mann aufgesetzt worden und Kafka bog das Ganze nicht nur zu einer Mitschuld um, sondern schaffte es seinem einstigen Lehrling die Hauptschuld zu geben. Binnen eines Herzschlags hatte Dastan alles verloren, schlimmer noch, er musste sogar für zwei Jahre in den Kerker. Er würde wahrscheinlich noch immer dort sein, wenn Kafka nicht gierig geworden wäre und einen gewaltigen, illegalen Warenaustausch vermasselt hätte. Da er dieses Mal keine Ausreden hatte, durfte er Dastans Zelle übernehmen, während er selbst wieder frei war – allerdings ohne Geld und Unterkunft.

Der Versuch eine Anstellung bei einem anderen Händler zu finden, misslang gründlich. Ohne es zu wollen hatte sich Dastan einen gewissen Ruf im Hafenviertel verschafft und keiner wollte ihm eine Chance geben, nachdem er für Kafka die Drecksarbeit übernommen hatte. Niedergeschlagen kehrte er in die Unterstadt zurück und kam erst mal bei einem seiner alten Freunde unter, seine Mutter war während seiner Gefangenschaft gestorben. Sein Freund machte ihn mit einem Mann namens Duras bekannt, der eine aufstrebende Diebesbande leitete, unter deren Mitgliedern auch zwei seiner alten Mitstreiter aus Kindertagen waren. Obwohl er nie ein Dieb hatte werden wollen, schloss er sich letztlich doch der Gruppe an. Er hatte sich einige Talente angeeignet, die der Gruppe ganz gelegen kamen. Dazu gehörte zum Beispiel das Fälschen von Dokumenten und die geschickte Art, wie er Informationen aus Leuten heraus bekam. Einige Taschenspieler- und Langfingertricks beherrschte er ja bereits aus Kindertagen. Trotzdem war er nur selten bei den eigentlichen Diebstählen dabei.
Das Ganze bereitete ihm keine große Freude, aber wenigstens kam er wieder zu Geld. Hin und wieder wurde die kleine Gruppe um Duras für einen Auftrag angeheuert, bei dem sie bestimmten Leuten gewisse Dinge entwendeten. Nicht nur waren dies die mit Abstand lukrativsten Jobs, sie verschafften der Gruppe auch ein gewisses Ansehen. Dastan selbst machte dabei meistens Hintergrundarbeit. Er war selten dabei, wenn die Gruppe in ein Haus einstieg, sondern holte vorher Informationen ein. Die Truppe arbeitete gut zusammen und in ihrem Überschwung dachten sie, dass das für immer so bleiben würde. In der Hinsicht täuschten sie sich.

Ihr letzter Auftraggeber, auch wenn sie nicht wussten, dass er dies sein würde, war ein Dunkelelf, dessen Namen sie nie erfuhren. Der Elf bot ihnen eine vorzügliche Summe dafür, dass sie einem anderen schwarzhäutigen Spitzohr einige Kisten stahlen. Das Angebot war zu gut, um es auszuschlagen und auch wenn es sicher gefährlicher war, als ihre üblichen Einbrüche, so dachten sie doch, dass sie mit genug Vorbereitung Erfolg haben würden. Ihr Ziel war der Elf Gelari, ein unangenehmer Zeitgenosse, aber auch eine Art Unikat in der Wüstenstadt. Er war wohlhabend, gab sich als Sammler von Relikten und Kunstwerken aus und lebte schon länger in Sarma als die meisten sich erinnern konnten. Er war auch bekannt dafür, dass er keine Fremden auf seinem Anwesen duldete und er seine Wachen und Diener sehr gut bezahlte, damit dies so blieb. Die Gruppe um Duras nahm sich mehr Zeit als sonst für das Auskundschaften, sie studierten die Bewohner und Wachen, organisierten sich Schlüssel und einen Plan des entsprechenden Gebäudekomplexes. Aufgrund der großen Menge an Gütern die verlangt worden waren, musste dieses Mal auch Dastan bei der Nachtaktion mitkommen, aber es lief alles reibungslos ab. Mancher würde sagen, es lief zu gut.
Mit den Kisten im Gepäck, trafen die Diebe am vereinbarten Treffpunkt ein, einem alten, unbenutzten Lagerhaus. Ihr Auftraggeber ließ auf sich warten und aus Neugierde oder vielleicht auch einfach nur Langeweile griff Dastan sich die kleinste der Kisten, schlich damit in eine dunkle Ecke und begann darin herum zu stöbern. In dem Stroh waren einige Gegenstände gewesen, die er nicht hatte identifizieren können, aber einen silbernen Kelch mit blutroten Edelsteinen schätzte er als sehr wertvoll ein. Als der Elf endlich ankam, verstaute Dastan alles schnell wieder und verschloss die Kiste. Duras begann gerade damit, dass als Lohn versprochene Gold nachzuzählen, als plötzlich mehrere bewaffnete das Lagerhaus stürmten. Den Rüstungen nach handelte es sich bei den Fremden um die Söldner die in Gelaris Dienst standen. Ihr Auftraggeber vollführte noch einige seltsame Handbewegungen, bevor ein Pfeil ihn direkt ins Herz traf. Die mutigeren Mitglieder der Bande versuchten tatsächlich gegen die Übermacht zu kämpfen, doch mit Dolchen und Stoff kam man nicht gegen Schwerter und Rüstungen an. Dastan war nicht dumm oder mutig genug, um sich den Söldnern zu stellen. Vielleicht war es die Tatsache, dass er sich abseits der anderen im Schatten aufgehalten hatte, vielleicht war es auch nur Glück gewesen, aber Dastan schaffte es unbemerkt durch den Hinterausgang zu entkommen. Er war der Einzige dem das gelang, der Rest der Truppe krepierte jämmerlich. Dass er immer noch die kleine Kiste unter seinem Arm trug, bemerkte Dastan erst, als er nach einer gefühlten Ewigkeit in einer dunklen Gasse weitab seiner Unterkunft stehen blieb. In seinem ganzen Leben hatte er nie soviel Angst gehabt.

Die nächsten Tage versuchte Dastan sich bedeckt zu halten. Er wusste ganz genau, was passiert war. Gelari musste Wind von dem geplanten Überfall bekommen haben und hatten ihnen einen Hinterhalt gestellt. Oder eher nicht seiner Truppe, sondern dem mysteriösen Auftraggeber. Dastan und die anderen waren nur unwichtige Statisten gewesen. Trotzdem fürchtete der Wüstenbewohner um sein Leben. Schon alleine dass er in der besagten Nacht anwesend gewesen war, konnte reichen, dass man ihn tot sehen wollte, aber er hatte auch noch die Dreistigkeit besessen, einen Teil des Diebesgut einfach mitzunehmen. Was der Dunkelelf mit ihm anstellen würden, sollten seine Männer ihn erwischen, wollte er sich gar nicht vorstellen. Er vermied es, in seine alte Gegend oder den Hafen zurückzukehren. Vielleicht hatte man die Gruppe beschattet, während sie den Coup geplant hatten. Es dauerte einige Tage, bis Dastan für die Nacht in ein verlassenes Haus einbrach und beschloss, seinen „Schatz“ genauer unter die Lupe zu nehmen.
Die Ausbeute war ernüchternd. Der Kelch sah wertvoll aus und konnte vielleicht verkauft werden. Ein altes Messer war dabei, zu verrostet um als solches noch benutzt werden zu können. Einige Instrumente, die Dastan nicht zuordnen konnte. Und ein Buch. Das Schriftstück hatte keinen Titel und einen sehr seltsamen Einband. Die Vorderseite war sehr schön verarbeitet, mit gutem, violetten Leder und silbernen Intarsien. Die Rückseite hingegen war Krude und wirkte wie aus Stein, mit scharfen Kanten und Spitzen. Der Rücken schien eine Verschmelzung beider Hälften zu sein. Das Ding hatte etwas unnatürlich anziehendes an sich, fast schon etwas magisches. Aus blanker Neugier beschloss Dastan die ersten Seiten zu lesen, nur um zu wissen, worum es ging. Er konnte es für eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr aus den Händen legen. Erst als er vor Erschöpfung die Augen nicht mehr offen halten konnte, legte er es weg und stellte erschrocken fest, dass es bereits Tag geworden war. Auch wenn es keinen Titel hatte, so nannte das Werk selbst sich das Manifest der Inspiration. Ein viel zu positiver Name für das düstere Wissen, dass es enthielt. Dastan verstand nur einen geringen Bruchteil des Textes. Beschwörungen, Rituale, Anweisungen für Magier. Für Magier, nicht für Diebe aus der Gosse. Und trotzdem sprach das Buch etwas in ihm an, etwas ganz tief in ihm.
Nachdem er den Tag über geschlafen hatte, versuchte er in der nächsten Nacht, einige der Dinge aus dem Buch auszuprobieren. Dabei hatte er sich nie vorgestellt, einmal ein Zauberer zu sein, nicht mal als Kind. Vielleicht war es auch das Buch, dass ihn dazu inspirierte die Magie zu erforschen. Jedenfalls vollführte er die Bewegungen und sprach die Silben, die auf den ersten Seiten beschrieben waren. Selbstverständlich geschah nichts, keine lebendig werdenden Schatten, keine mystischen Symbole, die in der Luft schwebten. Nicht einmal die kleine Kerze, die vor ihm stand, wollte erlöschen. Mit einem Schnauben warf Dastan das Buch von sich weg. Es war eben nur das, ein Buch und er hatte noch nie zuvor etwas mit Zauberei zu tun gehabt. Was hatte er sich gedacht? Einen Moment lang überkam ihn der Gedanke, dass Buch einfach zurück zubringen. Vielleicht würde man ihn dann in Ruhe lassen? Der Gedanke verschwand so schnell wie er gekommen war und stattdessen wurde sein Blick fast magisch wieder zu dem seltsamen Buch gezogen. Er wusste nicht wieso, aber irgendetwas an dem Schriftwerk lies ihn nicht in ruhe. Langsam beugte Dastan sich nach vorne, mit der Absicht es wieder aufzuheben. Doch kaum das seine Fingerspitzen den Einband berührten, überkam ihn ein seltsames Gefühl. Etwas in seinem Inneren veränderte sich, auch wenn er nicht sagen konnte was sich änderte, nicht einmal wieso er wusste dass etwas anders war. Er sah Bilder in seinem Kopf, sah sich selbst in edlen Gewändern in einem Palast, sah wie er Menschen mit Magie bekämpfte und sie mit spielerischer Leichtigkeit vernichtete. Die Bilder kamen und verschwanden so schnell, dass er sich manchmal nicht wirklich sicher war, was er gesehen hatte. Mal waren es Schätze, mal Frauen, aber immer wieder benutzte er Magie. Zuletzt war fast jedes Bild nur ein Inmpuls, ein Schimmer wie er Zauber wirkte.
Mit einem Keuchen kam er wieder zu sich und zog die Hand zurück, als hätte er sich verbrannt. Das Buch lag noch immer dort, wo es gelandet war, ganz harmlos. Sein Herz raste, noch schneller sogar, als bei der Flucht vor den Söldnern. Unglaube überkam ihn. Das er wirklich magisch begabt sein könnte, ging über seinen Horizont hinaus. Aber dieses winzige Kunststück hatte etwas in ihm geweckt, einen Hunger nach mehr und einen Ansporn nach höherem. Würde er es schaffen die Magie zu beherrschen, dann erschlossen sich ihm ganz neue Möglichkeiten! Er könnte vielleicht sogar das Leben führen, dass er sich immer gewünscht hatte, nicht nur von einem Tag zum nächsten!

Dastan hatte einen Entschluss gefasst. Er wollte die Wüste verlassen und zu einem echten Magier werden. Das Buch war fantastisch, aber er konnte nur so viel davon verstehen. Auch wenn er täglich Stunden mit den Seiten verbrachte, er kam einfach nicht weiter. Er brauchte Jemanden, der ihm half, aber das war nicht der einzige Grund, die Stadt in der er aufgewachsen war zu verlassen. Und was hielt ihn hier schon? Nach wie vor fürchtete er den Zorn des Dunkelelfen. Und selbst wenn dieser sich legen sollte, so konnte er trotzdem nicht weiter machen wie zuvor. Seine Kameraden lebten nicht mehr und alleine würde er nur schwer zurecht kommen. Es war immer Duras gewesen, der die Kontakte hatte, der Aufträge an Land zog und alles organisierte. Er selbst? Er war ein Niemand in der Unterwelt und wüsste nicht einmal wo er damit anfangen sollte, nach einer neuen Bande zu suchen. Nicht einmal die Hehler, bei denen Duras 'getauscht' hatte, kannte er persönlich. Sollte er einfach durch die Gassen laufen und Passanten die Geldbörsen abscheiden? Nein, sein Leben als Dieb war so oder so zu ende. Nicht dass ihn dies mit Trauer erfüllte. Wenn er ganz ehrlich mit sich selbst war, hatte er dieses Dasein ohnehin nie gemocht.
Der Kelch diente Dastan als Startkapital für seine Abreise, auch wenn er ihn nicht komplett verkaufte. Die Edelsteine brach er heraus und hämmerte das Silber dann in eine andere Form, um seine Spuren zu verwischen. Einen der Rubine wollte er behalten, den Rest machte er zu Geld. Auch wenn es verschwenderisch war, so nutzte er einiges davon für eine neue Garderobe die einem Magier eher stand, als die einfache Kleidung die er sonst immer getragen hatte. Er kaufte sich sogar einen Turban, denn er hatte die reichen Männer, die so einen trugen, immer beneidet. Den letzten Edelstein ließ er sich vorne in den Turban einsetzten und als Dastan sich in seiner neuen Montur im Spiegel betrachtete, erkannte er sich selbst nicht wieder. Das war wohl auch besser so. Der Dieb namens Dastan war mit seinen Freunden gestorben.
Sein Herz pumpte wie selten zuvor, als er sich schließlich am Tag seiner Abreise im Hafen einfand. Ein Teil davon ging sicher auf Angst zurück, aber vor allem war er aufgeregt. Er hatte sich eine Überfahrt nach Andunie organisiert, fürchtete aber, jeden Moment erkannt zu werden. Selbst an Bord des Schiffes konnte er sich nicht beruhigen. Er hatte sich unter Deck einen Platz gesucht, fast komplett im dunkeln, wo er ohne es zu bemerken das Manifest an sich drückte. Er war fast schon besessen von dem Buch, auch wenn er das nicht zugeben würde. Erst als er am Ende der Reise in Andunie wieder von Bord ging, fühlte er sich zum ersten Mal seit langem wieder sicher. Er war heimatlos, hatte kein festes Ziel vor Augen und nicht viel Geld. Aber er fühlte sich sicher.

Es stellte sich schnell heraus, dass das Leben in Andunie in keinster Weise einfacher war, als in Sarma. Vor allem anderen empfand er die Temperaturen auf dem Festland als kalt, da er nur die glühende Hitze der Wüstenstadt gewohnt war. Zum Glück war seine neue Garnitur dicker, als das was er sonst getragen hatte. Fürs erste hatte er sich in einem Gasthaus ein Zimmer genommen. Es war in keiner Hinsicht luxuriös, aber genügte seinen Ansprüchen. Das Dach war dicht, die Küchen gut und der Wirt schien ganz aus dem Häuschen, Dastan als Gast zu haben. Erst am dritten Tag verstand der Wüstenbewohner wieso, als der Wirt abends zu ihm kam. Nach einigem Gedruckse bat der Mann ihn schließlich darum einen Zauber auf sein bescheidenes Haus zu wirken, der böse Menschen fernhalten sollte. „Einen Schutzzauber Herr,“ hatte der dicke Wirt gesagt und da war Dastan erst klar geworden, was los war. Auch wenn er nichts dergleichen behauptet hatte, so schien der Wirt ihn wohl für einen Zauberer zu halten. Was seine Kleidung anging erfüllte Dastan die Kriterien wohl und die letzten Tage hatte er abends immer mit dem Buch vor dem Kamin verbracht. Anscheinend war es für den Gasthausbesitzer deutlich genug gewesen, wer oder was Dastan war. Zuerst wollte dieser das Missverständnis auch auflösen, doch dann entschied er sich anders. Sein Kapital würde nicht ewig halten. Also traf er eine Abmachung. Für eine weitere Woche freie Kost und Logis würde er sein Bestes tun. Der Wirt schlug sofort ein und bemerkte nicht einmal, dass Dastan seine Worte so wählte, dass er gar nicht deutlich sagte, was er tun würde. Was folgte war ein wenig Schauspielerei, gepaart mit vielen Gesten und erfundenen Worten. Am Ende lies er sich ein wenig Farbe geben und malte ein Symbol an einen der Deckenbalken, welches vage so aussah wie etwas aus dem Buch.
Es war der Zufall, der ihm in der folgenden Nacht zur Hilfe kam. Tatsächlich versuchte ein Dieb in den Keller einzubrechen, wahrscheinlich um dort einige von den guten Weinflaschen zu stehlen. Der arme Tropf musste jedoch abgerutscht und ungünstig gestürzt sein, wodurch eines der größeren Weinfässer gekippt war und ihm ein Bein zertrümmert hatte. Das Geschrei weckte die halbe Nachbarschaft und der Wirt war entzückt, wie großartig der Schutzzauber doch wirkte. Dastan nahm die dankenden Worte gerne an, bat jedoch um Diskretion, da 'seine Zeit kostbar und das Ritual sehr anstrengend war'. In Wahrheit wollte er nicht, dass sich Gerüchte über einen unbekannten Magier zu sehr ausbreiteten.
Das ganze Spektakel hatte Dastan vor allem gezeigt, wie abergläubisch die meisten Menschen doch waren. Das richtige Auftreten, ein bisschen Schauspielerei und etwas Glück reichten um als Zauberkundiger angesehen zu werden. Da er nicht wirklich über Magie verfügte, beschloss Dastan, dass er sich mit einigen Requisiten behelfen musste, zumindest für den Anfang. So erwarb der Wüstenmensch einige Schriftrollen, auf die er später mystische Symbole zeichnete. Er war sich sicher, dass sie sich noch als nützlich erweisen mochten, entweder um einen Zauber „zu verkaufen“ oder vielleicht auch nur als Ablenkungsmanöver. Seine Fingerfertigkeiten würden auch hilfreich sein. Einige Taschenspielertricks waren für die Menschen, die daran glauben wollten, auch schon Magie. Etwa zwei Wochen verwendete er dafür, sich mit Hilfsmitteln auszurüsten und einige simple Illusionen zu trainieren. Während alldem verlor er sein eigentliches Ziel jedoch nicht aus den Augen. Immer wieder hörte er sich um, suchte nach Informationen - oder auch nur Gerüchten - über Magier in der Nähe. Mit der Wasserakademie wollte er nichts zu tun haben, er wollte lieber einen persönlichen Tutoren haben. Leider waren die Ergebnisse seiner Suche ernüchternd. Stattdessen wurde ihm immer wieder der Weg nach Zyranus gewiesen, einer Stadt voller Zauberer. Schließlich entschied er sich dazu, noch zwei Tage in Andunie zu suchen. Würde er dann nicht fündig, so wollte er sich zu dieser Stadt der Magier begeben.

Inventar:
  • Das Manifest der Inspiration *
  • Sein Turbahn
  • Alltagskleidung
  • Seesack mit Wechselkleidung
  • Geld (20 Fuchsmünzen)
  • Zwei gezinkte Münzen (Mit zwei mal Kopf und zwei mal Zahl)
  • Spielkarten (Gezinkt und Normal)
  • Vier Schriftrollen mit obskuren Zeichen und Symbolen ohne tiefere Bedeutung
  • Notizbuch mit Kohlestift


Einstiegspost:
Gestrandet in Andunie
Zuletzt geändert von Dastan am Mittwoch 27. März 2019, 21:34, insgesamt 11-mal geändert.

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