Gunther Brockhardt

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Gunther Brockhardt
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Gunther Brockhardt

Beitrag von Gunther Brockhardt » Freitag 20. Juni 2014, 23:56

Gunthers Steckbrief
Name
Gunther Brockhardt

Rasse
Mensch - Pelgarer

Alter
62 Jahre

Geschlecht
männlich

Beruf
Inquisitor der pelgarischen Inquisition

Heimat
Gunther ist in Pelgar geboren und aufgewachsen.

Gesinnung
Er selbst würde sich als "gut" bezeichnen, doch seine Empfindungen gegenüber Andersgläubigen treiben ihn immer in eine neutrale Gesinnung mit einem Hang zum Guten.

Magie
Gunther hat von Kindesbeinen an die Lehren Lysanthors indoktriniert bekommen. Seit jeher lernte er die Lichtmagie seines Gottes zu nutzen, um seinen Brüdern und Schwestern beizustehen und Feinde des Glaubens zu bestrafen.

Sprache
Celcianisch - Sprache und Schrift (beides fließend)
Garmisch - Sprache und Schrift (beides fließend)

Religion/Glaube
Gunther ist fanatischer Anhänger der Lehren Lysanthors. Mit den Anhängern Manthalas und Faldors steht er somit sozusagen in religiösem Krieg, wodurch er sich nie mit diesen einlassen würde. Den Anhängern anderer Gottheiten kann er meist nicht mehr als ehrbare Distanz entgegenbringen.

Aussehen
Gunther ist ein gepflegter Mann, der zwar trotz seines höheren Alters und seiner nicht gerade imposanten Körpergröße von 1,72m dennoch eine durchaus reskpekteinflößende Erscheinung abgibt. Sein wettergegerbtes, leicht faltiges Gesicht wird geziert von zwei stahlgrauen Augen, deren Blick sowohl Willensstärke als auch Disziplin verraten. Das Antlitz des Inquisitors wirkt wie aus Stein gemeißelt. Meist liegt ein leicht melancholischer und dennoch harter und trotziger Ausdruck auf ihm.
Die traditionelle Gewandung eines Inquisitors trägt er nur zu zeremoniellen Anlässen. Aufgrund der Tatsache, dass er aus den Rängen der Templer zum Inquisitor ernannt wurde, ist ihm erlaubt worden, auf Einsätzen seine Rüstung und sein Schwert weiterhin zu tragen. Meist trägt er darüber einen weißen Waffenrock mit goldenem Sonnensymbol und einen roten Umhang als Anlehnung an die Gewänder eines Inquisitors. Auch der goldene Gürtel mit Lysanthorstickereien und das goldene Abzeichen, welches er um den Hals trägt und seinen Stand markiert, dürfen nicht fehlen.
Sein Gesicht wirkt eisern und erfahren, auf dem Kopf wachsen schon seit einigen Jahren keine Haare mehr, und seinen grauweißen Bart hält er stets ordentlich gestutzt.

Seine Rüstung besteht aus etwas weniger ineinandergreifenden Stahlplatten, als die gewöhnliche Templerrüstung. Zum einen, um mehr Bewegungsfreiheit zu bieten, zum anderen um das Gewicht zu verringern. In seinem Alter war er leider nicht mehr so ausdauernd wie in seiner Jugend. Nichtsdestotrotz bietet sie hervorragenden Schutz im Gefecht. Helm und Schild behindern ihn mittlerweile ebenfalls mehr, als das sie ihm Nutzen bringen. Ebenso ist er nicht mehr kräftig genug, um einen der großen Zweihänder zu führen, wie er es früher gern getan hatte. Daher lies er sich nach seiner Ernennung zum Inquisitor ein edles Bastardschwert schmieden. Diese schwere Waffe hat eine verlängerte Parierstange und einen vergrößerten, runden Knauf, auf dem das Sonnensymbol Lysanthors geprägt ist. Darum herum stehen in Celcianisch die Worte: "Allmächtig und Unbesiegt sei der Streiter Lysanthors"

Unter seiner Rüstung und Kleidung verborgen, liegen die Spuren der Zeit. Die Jahrzehnte im aktiven Templerdienst sind nicht spurlos an ihm vorbeigegangen. So schmerzt sein linkes Knie noch heute und er humpelt leicht, wenn er lange laufen muss, oder nasskaltes Wetter herrscht. Das wurde ihm vor Jahrzehnten von einer orkischen Keule zermalmt, und seine Kameraden trugen ihn zwei Tage in die nächste Ortschaft, wo es mithilfe von Lichtmagie geheilt wurde. Außerdem hat er eine gewaltige Narbe von der rechten Hüfte aufwärts über die Rippen. Dort schlitzte ihm ein dunkelelfischer Speer die Flanke auf. Kleinere Kampfspuren trägt er zwar am ganzen Körper, doch diese behindern ihn wenig, und er kann sich bei vielen kaum noch erinnern, wie sie entstanden sind.


Persönlichkeit
Gunthers Persönlichkeit ist vielschichtig und für viele Personen oft widersprüchlich. Zuallererst ist er loyaler und unbeirrbarer Anhänger Lysanthors. Weder stundenlange religiöse Diskussionen noch brutalste Gewalt würden ihn je von seinem Glauben abbringen. Seine Religion ist so tief in ihm verankert, dass manche ihn gar als Fanatiker bezeichnen würden. Es gibt keine Glaubensregel, kein Gebet und keine Satzung des Lysanthorglaubens, die er nicht kennen und unabdingbar ehren würde. Über die Umsetzung bestimmter Regeln und Paradigmen ist er jedoch oft widersprüchlich eingestellt. Seine Brüder in der Inquisition betrachteten ihn schon des Öfteren argwöhnisch, wenn er, ihrer Meinung nach, zu wenig Härte gegenüber Ketzern und Häretikern zeigte. Oftmals zieht es Gunther vor, zwar zu bestrafen, doch Mildtätigkeit auch hierbei nie zu vergessen. Das heißt jedoch nicht, dass er einzig und allein ein frommes und unbescholtenes Lamm sei. Hinter dem faltigen Gesicht und dem grauen Bart steckt ein unbeugsamer und starker Wille, der jedes Unrecht an seinem Glauben und jede schreckliche Ketzerei mit unbarmherziger Härte zur Strecke bringen kann. Gnade wird definitiv nicht jedem gewährt.
Des Weiteren fühlt sich Gunther in seiner Position als Inquisitor für alle Lysanthorgläubigen verantwortlich, und versucht mit penibler Disziplin ein leuchtendes Vorbild in Aufrichtigkeit und Glaubenstreue zu sein. Er würde für jeden Lysanthorgläubigen sein Leben opfern, um das Leben und die Religion seiner Schützlinge zu bewahren.

Im Laufe der Jahre ist Gunther ruhiger und auch etwas weiser geworden. Hitzige Gefühlsausbrüche erfassen ihn nur noch äußerst selten. Meist spricht er ruhig und mit Bedacht, doch er ist es auch gewohnt, Befehle zu geben. Er fordert Disziplin von anderen, doch mehr noch von sich selbst.

Im Inneren wird Gunther mehr und mehr von seinen Selbstzweifeln und eigenen Vorwürfen zerfressen. Er gibt sich noch immer die Schuld am Tod seines Kappen, und stellt sich sehr oft die Frage, ob er überhaupt dem Amt eines Inquisitors gerecht werden kann. Ob er mit diesem scheinbaren Makel überhaupt der Richtige sei, um anderen ein Vorbild und ein Sinnbild von Hoffnung sein kann.
Auch seine allgegenwärtigen, altersbedingten Unzulänglichkeiten frustrieren ihn zunehmend. In vielen Dingen sieht er sich als nutzlos an. Doch anstatt sich selbst zu bemitleiden, versucht er durch eiserne Selbstbeherrschung seine Frustration und die daraus resultierende Verbitterung zu verdrängen.

Auch nach seiner Ernennung befolgt Gunther penibel alle Regeln der Templer ausnahmslos.

Stärken

Kampf

Früher ist Gunther ein begnadeter Kämpfer gewesen. Ob mit Schwert und Schild oder mit dem Zweihänder. Doch das Alter fordert seinen Tribut. Noch immer beherrscht er die theoretischen Grundlagen jedes Manövers auswendig, doch die Umsetzung fällt ihm zunehmend schwerer. Heutzutage kämpft er mit einem Bastardschwert, wenn er denn kämpfen muss. Aber auch im Alter ist der Inquisitor im Nahkampf nicht zu unterschätzen, und so mancher, der ihn für leichte Beute hält, bereut es kurze Zeit später.

Kampf Bastardschwert - überdurchschnittlich

Magie
In dem Maße, in dem seine Kampfkraft nachließ, stieg seine Befähigung zur Lichtmagie an. Wie oft hatte er als Templer seinen Brüdern beigestanden, indem er ihre Wunden heilte, ihre Erschöpfung linderte und ihnen die Dunkelheit erleuchtete. Doch auch als Angriff gegen die Anhänger der dunklen Götter selbst, weiß er seine Magie einzusetzen. Ob als grellen Lichtblitz, der die Feinde Lysanthors blendet oder als direkte Waffe gegen lichtscheue Häretiker wie Nachtelfen.

Lichtmagie - gut

Sonstiges
Gunther ist ein guter Stratege und Taktiker. Er handelt so gut wie nie unbedacht, und kann seine eigenen Emotionen gut in Zaum halten. Außerdem kann er auf einiges mehr an Erfahrung zurückgreifen, als jüngere Männer. Er kennt jedes Gebet und jedes Ritual des lysanthorischen Glaubens, ist ein recht passabler Reiter und aufgrund seiner enorm hohen Selbstdisziplin hart im Nehmen.

Schwächen
Die auffälligste Schwäche an Gunther ist und bleibt sein Alter. Er ist weder so wendig, schnell und ausdauernd wie ein jüngerer Mann, noch ist er so stark wie früher. Zwar ist er mit Nichten als schwach zu bezeichnen, doch Armdrücken gegen jüngere Männer würde er wohl deutlich verlieren. Seine Sehkraft lässt immer stärker nach. Seit einigen Jahren schon kann er geschriebene Worte ohne Vergrößerungslinse nur unglaublich schwer entziffern. Weiterhin ist sein Gehör schlechter als früher. Geflüsterte Worte kann er nur schwer verstehen, und die leisen Schritte eines schleichenden Attentäters würde er vermutlich auch überhören.
Durch seine alte Knieverletzung und sein Alter kann er nicht sehr schnell rennen, und seine Wetterfühligkeit nimmt auch immer weiter zu, sodass er bei nasskaltem Wetter leicht humpelt. Hinzu kommt, dass er seit ein paar Jahren unter Rückenschmerzen leidet. Doch sein Stolz und seine Selbstdisziplin verbieten ihm, seine Rüstung im Einsatz abzulegen.
Gunther tut sich schwer damit, Anhänger anderer Religionen als "Freunde" zu bezeichnen. Daher fällt ihm die soziale Interaktion mit eben diesen nicht leicht.
Auch seine Selbstzweifel und Vorwürfe stehen ihm oft im Weg und blockieren manchmal sogar seinen Blick auf das Wesentliche.


Lebensgeschichte

In einer kalten und verschneiten Winternacht vor mehr als 62 Jahren klopfte eine junge, verdreckte Frau an die Tore des pelgarischen Lysanthortempels. Ihre Finger fast erfroren, am ganzen Leib zitternd, trug sie ein kleines, schreiendes Bündel eng an den Leib gepresst. Als einer der Priester das Tor öffnete, flehte sie ihn auf Knien an, ihr Kind aufzunehmen. Sie bettelte mit Tränen im Gesicht. Der junge Priester hatte Mitleid, und so willigte er ein. Er nahm das Bündel und trug es ins warme Innere des Tempels. Er gab dem Kind einen Namen: Gunther. Später würde der Knabe den Familiennamen des Priesters annehmen: Brockhardt.
Der Junge wurde von den Priestern und Novizen aufgezogen. Er erhielt Unterricht, lernte Lesen und Schreiben, ihm wurde die garmische Sprache beigebracht und die Gebete und Paradigmen des Glaubens an den Herrn des Lichts und der Wahrheit: Lysanthor. Der Junge wuchs und die Priester beschlossen, aus ihm einen der Ihren zu machen. Mit sieben Jahren begann seine Ausbildung. Die gläubigen Priester lehrten ihn die Schriften zu rezitieren, die Abläufe der Rituale und die vielen Gebete und Psalmen, die er zu lernen hatte. Er war ein fleißiger und unglaublich gelehriger Junge. Schon zu dieser frühen Zeit seines Lebens erkannten einige der älteren Priester seine magische Begabung. Sie bemerkten, wie die Kerzen scheinbar heller wurden, wenn der Knabe in ihrer Nähe Gebete rezitierte. Sie spürten eine erholsame und lindernde Macht um ihn herum, sobald er auswendig gelernte Psalmen predigte. Seine Schutzbefohlenen entschieden daher, ihm ebenso Unterricht in den lichtmagischen Künsten zu gewähren. Auch hierin erwies sich der Knabe als ungeheuer strebsam und geschickt.
Die Zeit verging, und der Knabe wuchs heran. Kurz vor seinem vierzehnten Lebensjahr entschied er sich allerdings für einen anderen Weg:
"Sag mir Gunther, wieso vernachlässigst du deinen Unterricht in der letzten Zeit? Hast du etwas auf dem Herzen?" Die Stimme des Priesters war liebevoll und warm. Der Bursche blickte währenddessen verträumt aus den Fenstern des kleinen Gebäudes, in dem er studierte, hinüber zu einigen Knappen, die sich mit Holzschwertern duellierten. Er riss sich von seiner Betrachtung des dargebotenen Kampfes los, und antwortete: "Nein, das ist es nicht, ehrwürdiger Vater. Ich würde nur so liebend gern auch ein Ritter werden. Ein richtiger Ritter, mit einem Schwert! Und dann kann ich zusammen mit meinen Ritterfreunden losreiten und Abenteuer erleben und viel Gutes für die Menschen tun! Das ist es, was ich gern machen würde." Beschämt sah der Junge zu Boden. Bestimmt würde er Ärger bekommen, weil er kein Priester mehr werden wollte. Doch der Kleriker legte eine Hand auf die Schulter des Jungen und sah ihn liebevoll an. "Mein Kind, die Wege dem Herrn zu dienen, sind mannigfaltig und sehr unterschiedlich. Der eine Mann dient Lysanthor mit Gebeten und Predigten, der andere verteidigt dessen Haus und Glauben mit dem Schwert der Rechtschaffenheit. Wenn es wirklich dein Wunsch ist, ein Ritter zu werden, dann sollte dir das nicht verwehrt werden. Doch überdenke vorher alles genau. Nicht alle Wege dem Glauben zu dienen, sind einfach und gefahrlos!"
Wer weiß, wie sich der Junge entschieden hätte, hätte er gewusst, was seine Entscheidung wirklich bedeutete. Doch damals war er jung, unerfahren und die Aussicht auf Abenteuer war zu verlockend.
Einige Monate später wurde er zum Knappendienst einberufen. Einer der Templer nahm ihn unter seine Fittiche und lehrte ihn vieles. Als erstes musste Gunther lernen, zu dienen. Er half dem Templer beim An- und Ablegen der Rüstung, pflegte dessen Pferd und Ausrüstung und versorgte seinen neuen Herrn in allen Dingen, die dieser benötigte. Nach und Nach lernte er zu reiten, zu kämpfen und vor allem: zu folgen. Seine Lichtmagie war unglaublich hilfreich. Er benutzte sie so oft wie möglich, um seinen Herrn zu schützen oder in Einsätzen zu helfen.
Doch das Leben eines Templerknappen war nicht so einfach, wie das eines gelehrigen Tempelschülers in der Priesterausbildung. Gunther musste lernen, dass man nicht immer mit Gebeten und milden Predigten gewinnen konnte. Der erste Ketzerprozess, dem er beiwohnte, war schlimm für ihn. Er verstand nicht, wieso es Menschen gab, die sich nicht der Gnade und dem Licht hingeben wollten. Nach der Hinrichtung der Häretiker durch die Hand der Templer und auf Befehl eines der Inquisitoren, flüchtete er zu den Ställen und weinte bitterlich.
Der Templer, dem er diente fand ihn. Er sah auf den gebrochenen jungen Mann herab und schien unendlich traurig.
"Ich weiß, wie du dich fühlst, Gunther. Du fragst dich, wieso ich diesen Mann enthauptet habe. Du fragst dich, was das mit der Ehre und den großen Abenteuern zu tun hat, die du dir ausgemalt hast. Und du hast Recht. Es ist unbarmherzig und grauenvoll, soetwas zu tun. Doch weißt du was..." Der Templer hockte sich zu ihm in das verdreckte Stroh und sah zum Himmel auf.
"... wenn wir nichts tun, um unseren Glauben zu schützen, verlieren wir ihn. Aber der Glaube ist das einzige, was wichtig ist. Ohne den Glauben sind wir nichts! Und ohne Männer, die den Glauben notfalls mit Gewalt verteidigen, verlieren wir all das, was uns zu dem macht, was wir sind. Und DAS darf niemals geschehen. Verstehst du? Wir dürfen niemals zulassen, das irgendetwas uns davon abhält, unseren Glauben mit allen Mitteln zu schützen. Nicht einmal unsere eigenen Zweifel dürfen uns im Weg stehen."
Der Junge lauschte gebannt den Worten des Templers. Damals verstand er sie nicht gänzlich, doch er spürte tief im Inneren, dass der Mann mit Einem recht hatte: Er durfte seinen Glauben durch Nichts und Niemanden jemals in Frage stellen lassen.
Seine Zeit als Knappe dauerte zehn Jahre an. Nach dieser Zeit wurde der junge Mann von nunmehr 24 Jahren selbst in den Orden der Templer erhoben. Es war der stolzeste und ruhmreichste Tag seines bisherigen Lebens. Ihm wurden Rüstung, Schwert und Schild gegeben, er erhielt ein eigenes Pferd und die Abzeichen für seinen Beitritt zur Bruderschaft des Lichts und das kupferne Inquisitionsabzeichen. Voller Stolz erfüllt, fühlte er sich, als ob ihm von nun an nie wieder etwas Schreckliches passieren könnte.
Es dauerte nicht lange, und er wurde fester Bestandteil einer Templergruppe, die dem Inquisitor Andalmar Barthan zugeteilt war. Da Gunther einer der aufrichtigsten und tiefsten Gläubigen war, war dieser Mann für ihn förmlich Lysanthors Stimme persönlich. Er hätte mit Freuden sein Leben für ihn gegeben, wenn der Inquisitor ihn nur darum gebeten hätte... zumindest glaubte er das. Er wusste nicht, was wirkliche Opfer bedeuteten. Es vergingen einige Jahre, in denen Gunther zu einem begnadeten Schwertkämpfer wurde. Sein strategisches Geschick und seine scheinbar instinktive, angeborene Lysanthortreue machten ihn schon bald zu einem der fähigsten Templer. Doch auch in dieser Zeit, musste er harte Prüfungen seines Glaubens überstehen. Seine Truppe zog auf Befehl des Inquisitor hinaus zu den Ausläufern des Schattengebirges. Dort sollten sie eine Gruppe flüchtiger Faldoranhänger stellen und wenn möglich gleich vor Ort ihrer gerechten Strafe zukommen lassen. So zogen sie aus, zwei Dutzend Templer samt einigen Knappen, drei Priester des Lysanthortempels und sein Inquisitor. Doch sie gerieten in einen Hinterhalt. Der Kampf war hart und lang. Der damals noch junge Ritter wütete wie ein wilder Löwe unter seinen Feinden. Er stach, hackte und schlug um sich in wildem und gerechtem Zorn. Doch während des gesamten Gemetzels betete Gunther im Geiste. Er betete nicht für die Vernichtung seiner Feinde, sondern er betete für die Gnade der Errettung seiner Kameraden und seines Inquisitors. Sein Innerstes schrie förmlich nach der Gnade seines Gottes. All seine Gedanken galten nicht dem Vernichten seiner Feinde, sondern dem Überleben seiner Mitstreiter. Nachdem das Schlachten vorüber war, sah sich Gunther schwer atmend um. Überall lagen Leichen, überall waren seine toten und verstümmelten Kameraden zwischen den Körpern dutzender erschlagener Häretiker. Er sackte auf die Knie. Heiße Tränen der Trauer und der Wut flossen ihm über die Wangen.
"Sag mir was du siehst, Gunther!" Die Stimme des Inquisitors war hart und lies keine Widerrede zu.
Der junge Templer schluckte schwer.
"Sie sind... Tot... alle sind tot..." Seine Stimme war brüchig und von Schluchzen durchzogen.
"Denkst du, sie wollten sterben?"

Vollkommen perplex drehte er sich zu dem Inquisitor um. Dieser stand inmitten der erschlagenen Menschen und starrte unbarmherzig auf den desillusionierten Ritter herab.

"Was? Nein! NEIN! Keiner von ihnen wollte sterben! Keiner! Wie könnt ihr soetwas nur fragen?"

"Ganz einfach. Ich will dir erklären, warum sie starben. Sie sind nicht gestorben, weil sie es wollten, und sie sind auch nicht gestorben, weil sie schlechte Krieger waren. Sie starben, weil sie bereit waren, alles für ihren Glauben zu opfern! Sie waren bereit ihr Leben im Namen Lysanthors zu geben! Und allein das macht sie zu wahren Gläubigen! Du darfst nicht zulassen, dass das Andenken derer, die im Namen unseres Gottes gefallen sind, beschmutzt wird, indem wir der Häresie und Ketzerei freien Lauf lassen! Bleib standhaft, aufrichtig und glaubenstreu, Templer! Steh auf, und sieh dich um! Erkenne, was es kostet, den einzig wahren Glauben zu schützen! Und dann verneige dich in Demut und Ehrfurcht vor jenen, die ihr Leben gaben, anstatt zu weinen wie ein kleines Kind!"

Ohne ein weiteres Wort wandte sich der Inquisitor ab, und lies den verzweifelten und trauernden Mann allein auf dem Feld zurück. Die Sonne ging hinter den Gipfeln unter und Gunther wurde von der Dunkelheit der Nacht umfangen, während er betend die Leichen seiner Kameraden begrub und über die Worte des Inquisitors nachdachte.
Sie waren tot. Sie erkalteten und würden verrotten. Wer würde sich an sie erinnern? Wer würde ihre Namen und Geschichten kennen, während ihre Leichen im Boden vermoderten? Für Gunther war die Vorstellung, dass das gewaltige Opfer, das seine Kameraden für ihren Glauben erbracht hatten, vergessen werden würde, die schlimmste aller Vorstellungen. Während er die Körper seiner gefallenen Mitstreiter beinahe liebevoll in weiße Leinentücher wickelte, rannen ihm heiße Tränen über die Wangen. Er wurde überwältigt von der Tatsache, dass so gut wie nie jemand von ihren gewaltigen Opfern erfahren würde, und sie vergessen und unbeachtet in ihre dunklen, kalten Gräber sanken. Doch er fasste einen Entschluss. Er würde niemals zulassen, dass sie vollends in Vergessenheit gerieten. Er würde ihr Andenken in Ehren halten, ihre Namen und ihre Geschichte in Erinnerung behalten, und damit ihre glorreichen Taten würdigen.
Die Jahre vergingen und mit ihnen verging Gunthers jugendliche Naivität. Er wurde härter, sowohl körperlich als auch im Geiste. Sein Glaube jedoch wurde mit jeder neuerlichen Prüfung fester. So wurde auch ihm nach einigen Jahren ein eigener Knappe zugeteilt. Der Knabe hies Harald. Harald von Stichwacht. Gunther lehrte ihn kämpfen, reiten und den rechten Weg des Glaubens, genau so, wie es einst ihm selbst beigebracht wurde. Doch im Gegensatz zu ihm, war Harald kein gelehriger Schüler. Der Knabe hatte zwar das Herz am rechten Fleck, doch er verstand mit seinen achtzehn Sommern nicht, was es bedeutete, den Glauben mit allen Mitteln zu verteidigen. Und es mangelte dem Burschen an Demut.

"Herr! Herr, habt ihr das gesehen? Ich habe fünf von diesen Ketzern erschlagen! Fünf! Das ist fast ein halbes Dutzend. Wieviel habt ihr erschlagen?" Harald kam vollkommen aufgeregt, aber dennoch glücklich auf Gunther zugelaufen. Dieser schaufelte bereits Gräber für die Gefallenen. Sein strenger Blick ruhte auf dem Knappen.

"So... fünf also. Und hast du auch gezählt, wieviele unserer Kameraden gefallen sind? Na? Hast du in der Schlacht versucht, auch nur einen einzigen von ihnen zu retten, einem einzigen zu helfen? Na hast du?"

Der Knappe schien wie vor den Kopf gestoßen, bevor er beschämt den Blick senkte. Das Ausbleiben einer Antwort genügte Gunther.

"Nein hast du nicht! Du hast lieber versucht persönlichen Ruhm zu erlangen! Nimm dir eine Schaufel und flehe um Verzeihung bei jedem, den du unter die Erde bringst!"

Der Knappe verehrte Gunthers unerschütterlichen Glauben, bewunderte seine begnadeten Künste im Kampf und seine großartige Magie. Doch Gunther sah in dem Jungen etwas, wovor er versuchte, ihn durch härteste Disziplin zu bewahren. Er hatte Angst, dass Harald den rechten Weg verlassen und den Sinn und Zweck des Templertums aus den Augen verlieren könnte. Er wirkte meist schroff, fordernd und hart zu dem Burschen. Doch er tat dies einzig und allein aus dem Glauben heraus, ihm damit etwas Gutes zu tun. Er fühlte sich für den Knaben verantwortlich und in gewisser Weise hatte er väterliche Gefühle für ihn entwickelt. Hätte er früher gewusst, was passieren würde, wäre er herzlich und liebevoll gewesen.
Sie waren aufgebrochen, um eine Söldnergruppe des dunklen Volkes zur Strecke zu bringen. Mittlerweile war Gunther 35 Jahre alt und erfahren genug, die Templer seines Inquisitors strategisch anzuführen. Sie rasteten in einer geschützten Talsenke. Doch sie wurden überrascht. Die Orks und Dunkelelfen fielen wie lautlose Schatten über sie her. Die Templer kämpften erbittert darum, die Oberhand zu gewinnen. Sie verteidigten den Inquisitor mit allen Mitteln. Gunther stieß einem der Orks gerade sein Schwert in den Rachen, als er etwas sah, dass ihn sein lebenlang verfolgen würde. Harald kämpfte gegen einen Dunkelelfen. Er stieß ihn beiseite, um einem der anderen Knappen das Leben zu retten. Der Knabe hatte tatsächlich verstanden, was ihm gepredigt wurde. Für einen winzigen Moment trafen sich die Blicke der beiden. Harald schien vor Stolz zu platzen, als Gunther ihm bewundernd zunickte. Diese Geste schien dem Burschen die Welt zu bedeuten. Dann passierte es: Zwei Bolzen bohrten sich in den Leib des Knappen. Sein Blick schien überrascht, während er auf die Knie sank.
"NEEEIIIIINNN!" Gunthers Schrei glich dem eines wilden, verletzten Tieres. Er wollte ausbrechen aus der Schlachtreihe, Harald retten, ihm sagen, wie stolz er in diesem Moment auf ihn war. Doch dazu kam es nie. Zwei seiner Kameraden hielten ihn mit aller Gewalt zurück. Der Kampf war verloren und es galt, den Inquisitor heil nach Pelgar zu bringen. Halbtot und blutüberströmt sah Harald ein letztes Mal in das von Tränen und Wut entstellte Gesicht seines Herren. Sein Blick sagte mehr als Worte. Er war enttäuscht...
Als sie wieder in der Hauptstadt waren, schien Gunther ein gebrochener Mann zu sein. Er wünschte sich er wäre tot und Harald am Leben. Er weinte und suchte Trost im Gebet. Verzweifelt versuchte er zu verstehen, wieso das alles passiert war. In seiner Verzweiflung und Trauer ging er zu Andalmar Barthan. Er stand aufrecht vor dem Inquisitor und verlangte das Ritual der Buße. Laut den Gesetzen der Kirche, konnte dieser es ihm nicht verweigern, doch er nahm Gunther mit in seine Gemächer und schloss hinter sich die Tür.

"Du weißt, dass ich dir das Ritual der Buße nicht verwehren darf. Doch Gunther..." Der Inquisitor seufzte und setzte sich schwerfällig auf einen Stuhl, "... es gibt in meinen Augen und denen der Kirche nichts, wofür du Buße tun müsstest. Verstehst du? Du bist nicht Schuld, am Tod deines Knappen."

"Herr, ich bitte euch! Ich war für diesen Jungen verantwortlich! Ich hätte ihn beschützen müssen, ihn retten müssen! Ich hätte..."

"Du hast mich gerettet!"
unterbrach ihn der Würdenträger sanft. "Du hast mit deinem Können dafür gesorgt, dass ich und die überlebenden Templer heil nach Pelgar zurückgekehrt sind. Hör zu: Ich weiß, dass der Tod von Harald schwer auf dir lastet, doch ich werde niemandem das Ritual der Buße auferlegen, der nichts zu büßen hat. Ich bin dein Inquisitor. Schwöre mir, im Glauben an unseren Herrn der Wahrheit und Aufrichtigkeit, dass du mich oder einen anderen meines Standes nie wieder um das Ritual der Buße ersuchst, um den Tod von Harald von deinem Gewissen zu tilgen. Denn glaube mir: Sowohl die Kirche als auch Lysanthor selbst, sieht darin nicht dich als den Schuldigen und es wird die keine Erleichterung deiner Qual bringen, so sehr du sie dir auch wünschst."
Der Templer sah zu Boden. Er hatte dem Mann vor ihm zu gehorchen und so schwor er es. Er würde nie das Ritual der Buße ablegen, um Haralds tot zu vergessen. So lernte Gunther, dass es manchmal noch härter war, nicht zu büßen. Er würde sein lebenlang daran denken und sich immer und immer wieder Vorwürfe machen.
Die folgenden Jahre waren für Gunther die härtesten. In jedem Knappen der anderen Templer sah er Harald, in jeder Schlacht erkannte er seinen sterbenden Schützling. Sein Geist stand kurz davor, zu zerbrechen. Einzig und allein die Gebete und das Vertrauen in seinen Gott gaben ihm die Kraft zu überleben. Doch er nahm nie wieder einen der Jungen unter seine Obhut.
Als Gunther sein 55. Lebensjahr erreicht und somit über drei Jahrzehnte im aktiven Templerdienst absolviert hatte, starb Andalmar. Doch vor seinem Tod bestimmte er Gunther Brockhardt aus den Reihen seiner eigenen Templer zu seinem Nachfolger.
Gewiss war dies ein Bruch mit den gewöhnlichen Regeln der Kirche. Eines Tages, vier Monate vor dem Tod des Inquisitors, musste Gunther in sprechen, und betrat den Tempel. Am Altar lehrte Andalmar gerade seinen einzigen Novizen.
"Salomut, nenne mir ein Glaubensbekenntnis an Lysanthor, so wie ich es dir beigebracht habe!"
Der Novize blickte kurz erschrocken, doch begann dann schnell und hastig zu stammeln: "Ich aber... o Herr, .... Ich... Ich vertraue?"
Gunther war einige Meter abseits stehengeblieben. Er konnte sich das ungefestigte Gestammel dieses jungen Burschen nicht antun und mit tiefem Inbrunst erklang seine Stimme im Inneren des sonst so ruhigen Tempels:
"Ich aber, o Herr, ich vertraue dir. Ich sage: "Du bist mein Gott." In deiner Hand liegt mein Geschick. Entreiße mich der Hand meiner Feinde und Verfolger! Lass dein Antlitz leuchten über deinem Knecht! Hilf mir in deiner Güte! Herr, lass mich nicht scheitern, denn ich rufe zu dir! Scheitern sollen die Frevler und verstummen im Angesicht deiner strahlenden Aufrichtigkeit!"
Der Novize erschrak erneut, während Andalmar in sofort schalt: "Mein ältester Templer kennt unsere Satzungen besser, als mein bestimmter Nachfolger! Schäm dich Salomut!"
Was Anfangs als Lehrstunde eines Novizen begann, formte sich im Geist des Inquisitors zu einem Plan. Er erkundigte sich über die Geschichte Gunthers, suchte nach Sünden und Vergehen und sprach mit den Priestern über ihn. Da der Templer früher zumindest einige Jahre die Priesterlehre absolviert und sein Leben dem Glauben an Lysanthor verschrieben hatte, bat Andalmar den Hohepriester des Ordens um die Erlaubnis, ihn zum Nachfolger ernennen zu dürfen. Nach wochenlangen Diskussionen und Debatten war es dann soweit: Gunther Brockhardt wurde nach dem Ableben Andalmar Barthans zum Inquisitor der Heiligen pelgarischen Inquisition ernannt.
Gunther wusste, dass dies eine viel zu große Ehrung war, als das er sie hätte ablehnen können. Er war einer der ersten Inquisitoren, die aus den Reihen der Templer rekrutiert wurden. Daher wurde er auch sehr oft von seinen neuen Kollegen belächelt. Doch sein unerschütterlicher Glaube und seine Erfahrung brachten ihm dennoch die Anerkennung der Kirche ein. Es kostete ihn einige Zeit, um zu verstehen, dass er nun noch mehr Verantwortung übernahm. Er behielt auch bei den schwersten Prüfungen den Weg bei, dem er sich selbst unterworfen hatte: Eiserne Disziplin, unerschütterlicher Glaube! Koste es, was es wolle. Doch je länger er Inquisitor war, desto zahlreicher wurden seine Zweifel. Nicht an seinem Glauben, nicht an dem was er tat, sondern wie er es tun musste und Zweifel an sich selbst. Konnte er den Ansprüchen eines Inquisitors gerecht werden? Konnte er hart genug gegen die Feinde der Kirche vorgehen, um den wahren Glauben zu schützen? Wären andere nicht besser geeignet? Wäre ein anderer Weg nicht sinnvoller oder gerechter? Warum musste ausgerechnet er, ein alter, ausgedienter Templer, der zu viel gesehen hatte, um es zu vergessen, Inquisitor werden? Jüngere Männer waren bessere Kämpfer als er. War das Lysanthors Wille? Und wenn ja, wieso? All diese Fragen beschäftigten ihn tagein tagaus, doch er bemühte sich, aus seinen Zweifeln Stärke zu ziehen. Er gab sein bestes, um allen Gläubigen ein strahlendes Vorbild in Glaubenstreue und Aufrichtigkeit zu sein. Er eiferte den Prinzipien seines Gottes nach und versuchte ein Leuchtfeuer der Hoffnung für all jene zu werden, die gegen die Dunkelheit ankämpften.
Doch auch Eifer und glühende Selbstaufgabe bewahrten ihn nicht vor den Aufgaben seines neuen Amtes. Er wurde in Pelgar von einem Mann aufgesucht. Der Kerl war dreckig und zerlumpt, stank nach Alkohol und Tabak und verlangte doch tatsächlich das Ritual der Buße! Gunther fand sehr schnell heraus, dass der Mann von der Stadtwache gesucht wurde. Er hatte mehrere Frauen vergewaltigt und erdrosselt. Ihn erwartete ohnehin der Strick und man sah ihm schon an, dass er nur büßen wollte, weil dies seine letzte Möglichkeit war, der Justiz zu entkommen. Nach den Gesetzen der Kirche durfte Gunther ihm das Ritual nicht verwehren und so akzeptierte er. Es machte ihn wütend, zu sehen, dass jemand die Heiligkeit dessen, was er sein lebenlang verteidigt hatte, nun mit Füßen trat und es nur nutzte, um sein Leben zu retten. So entschied er, dass er selbst den Hauptteil des Rituals vollführte. Theoretisch wäre er, bis auf das tätowieren, komplett allein im Stande gewesen es zu vollziehen, doch als Zeuge stand ihm immer entweder einer seiner Templer oder ein Priester zur Seite. Aufgrund der Grausamkeit seiner Verbrechen und der nur vorgespielten Reue, lies Gunther ihn leiden. Er vollführte das Ritual mit aller Härte. Nicht eine Faser seines Gesichtes zuckte, während sich der Mann mit einer Widerhakenpeitsche die Haut vom Rücken riss. Er lies den Mann immer und immer wieder zuschlagen, verlangte härtere Schläge, schnellere Schläge...
Nicht ein einziges mal zeigten die unbarmherzigen grauen Augen Gnade, während er dem Mann immer und immer wieder seine Verbrechen vor Augen führten. Er beschrieb jedes grässliche Detail und malte mit seinen Worten unvorstellbare Schreckensbilder im Geiste des Mannes.
Am elften Tag des Rituals übernahm er es persönlich, dem Verbrecher das Licht der Läuterung zu zeigen. Doch die Magie Gunthers war zu viel für den Mann. Er verstarb nach wenigen Augenblicken. Geschwächt und geschunden wie er war, überstand er die schmerzhafte Prozedur nicht, die Gunther ebenfalls mit aller Macht an ihm ausübte.
Aufgrund der Tatsache, dass Gunther als einer der mildtätigeren Inquisitoren Pelgars galt, stand er während des gesamten Prozesses unter strenger Beobachtung des Großmeisters Lucentius Templici.
Der Großmeister schien sich ein Urteil über die Härte und das Durchsetzungsvermögen Gunthers bilden zu wollen. Und eben jene Härte, die ihm durch die gnadenlose Umbarherzigkeit Gunthers demonstriert wurde, bewog ihn dazu, ihn einige Tage später zu sich zu beordern.
Ehrfürchtig trat Gunther in die Gemächer des Großmeisters ein. Er verneigte sich demütig vor dem obersten Führer der Inquisition.
"Großmeister, ihr habt nach mir geschickt?"
Lucentius wies Gunther an, Platz zu nehmen. Er selbst trohnte hinter einem massiven Eichenholztisch.
"Ich habe euch beobachtet, Brockhardt. Ihr wisst sicherlich, dass einige eurer Glaubensbrüder die Ansicht vertreten, ihr wäret zu gutmütig und zu gnädig zu jenen, die sich gegen unsere Kirche und Lysanthor versündigt haben. Ich habe eurem letzten Ritual der Buße beigewohnt, und ich muss sagen, dass ich euch derartige Strenge beinahe nicht zugetraut hätte. Ich bin erleichtert, dass ihr dennoch in der Lage zu sein scheint, denen die in Ungnade gefallen sind, ihre gerechte Strafe zukommen zu lassen."
Gunther nickte dankend, doch unterbrach den Großmeister nicht.
"Nun zu dem Grund eures Besuches. Ich habe einen Auftrag für euch, und eure dargebotene Härte hat mir gezeigt, dass ich ihn euch bedenkenlos anvertrauen kann. Ich will, dass ihr mit euren Templern und einem Priester unseres Ordens auszieht und eine Gruppe Ketzer ausfindig macht. Das Oberhaupt dieser Sünder ist ein gefährlicher Nekromant, der seinen Samen der Dunkelheit überall in Celcia zu sähen versucht. Dieses Übel muss gestoppt werden! Ich verlange, dass ihr ihn aufspürt und seiner gerechten Strafe zukommen lasst. Ihr habt jegliche Berechtigung, diese Ausgeburt der Finsternis aufzuspüren, zu verurteilen und zu richten!"
Gunther erhob sich.
"Jawohl Herr! Wünscht ihr, dass ich noch heute aufbreche?"
Der Großmeister nickte und sah Gunther streng an.
"Informiert eure Templer! Der Priester, der euch begleiten wird, wartet bereits. Ihr reitet Richtung Süden. Eine Tagesreise von Pelgar entfernt ist die Söldnergruppe, die dieser Sünder angeheuert hat, zuletzt gesehen worden."
Gunther nickte erneut, als Zeichen, dass er verstanden hatte. Er verbeugte sich zum Abschied und wandte sich zum Gehen. Er stoppte jedoch in der Bewegung, als er erneut die Stimme des Großmeisters vernahm.
"Inquisitor? Gebt euch nicht der Illusion hin, dass dieser Auftrag einfach werden wird. Diese Ketzer werden es euch nicht leicht machen und ich warne euch davor, die Mission durch unnötige Emotionen zu gefährden. Ich hoffe ihr habt verstanden... Möge Lysanthor über euch wachen."

Wenige Stunden später hatte Gunther ein Dutzend Templer samt Knappen versammelt und zog mit ihnen und dem Priester des Lysanthortempels gen Süden. Sie verfolgten die Söldnergruppe viele Tage lang. Es schien, als ob sie immer genau wüssten, wann sie wo sein mussten, um den Templern zu entkommen. Die Verfolgung zog sich immer weiter Richtung Süden.
Nachdem sie den Ilfar überschritten hatten und am Rand des Neldoreth weiter Richtung Süden vordrangen, fanden sie einen vollkommen zerstörten Wagen. Scheinbar hatte er einem reisenden Händler gehört, denn die Waren, die die Söldner nicht gebrauchen konnten, lagen überall verstreut am Waldrand. Die Leichen des Besitzers und seiner Frau hingen in den Bäumen. Gunther wies seine Männer an, sie herunter zu holen und zu verbrennen. Immerhin jagten sie einen Nekromanten und er musste sicher gehen, dass dies keine Darstellung seiner grausamen Magie war. Jedoch konnte er aus dem Unterholz ein Schluchzen vernehmen. Mit gezogener Waffe und kampfbereit schritt er auf das Geräusch zu. Er fand ein Mädchen, vielleicht sechzehn Sommer alt. Es war total verstört, ängstlich und scheu. Der Inquisitor befahl, es mitzunehmen und ihr zu helfen.
Sie nahmen die junge Frau unter ihre Obhut. Sie sprach wenig, meist saß sie nur stumm und eingeschüchtert auf dem ihr zugewiesenen Packpferd. Alles was sie aus ihr herausbekamen, war ihr Name und das sie die Tochter des Händlerpaares war. Das Mädchen hieß Kadia. Sie hatte strahlende, blaue Augen und schulterlanges, schwarzes Haar. Sie verweigerte sich, die Gruppe zu verlassen, nachdem sie herausgefunden hatte, dass diese Männer geschickt worden waren, um die Mörder ihrer Familie zu richten.
So kam es, dass sie trotz ihrer neuen Begleitung weiterhin ihr Ziel verfolgten, sogar durch den Kapayu. Doch als sie an dessen Ende ankamen, und die Grenze zum Reich der Dunsthügel erreichten, wandte sich ihr Schicksal gegen sie. Sie waren nun schon wochenlang unterwegs. Sie waren müde, entkräftet und wurden nachlässig.
Gunther machte gerade seinen Kontrollgang durch das Lager. Die Sonne war bereits untergegangen und es prasselten zwei große Feuer auf der Lichtung, auf der sie gehalten hatten.
"Hardek, Thorvald! Wo sind eure Knappen?" Die beiden Templer sahen sich um.
"Vermutlich Feuerholz sammeln Herr? Sollen wir sie suchen gehen?"
"Nein, schon gut. Ich denke..."

Plötzlich bohrte sich ein Bolzen in den Schädel eines der Templer und der Mann sackte tot zu Boden.
"Zu den Waffen! Los, verteidigt euch!" Gunthers schnelle Reaktion kam lediglich durch seine jahrzehntelange Erfahrung. Die Templer und Knappen ergriffen ihrer Schwerter und kämpften gegen die aus dem Dunkel strömende Flut von Feinden.
"Arina, Friedrich, Hasgal! Verteidigt den Priester! Der Rest zu den Pferden! Los!" Gunther hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, dass er nun eigentlich das Objekt des Schutzes der Templer war, doch die Ritter befolgten seinen Befehl umgehend. Mit gezogenem Schwert bahnte er sich seinen Weg in die Mitte der Lichtung. Das Mädchen! Ich muss das Mädchen beschützen! hallte es in seinem Kopf. Einen der Söldner streckte er mit einem gewaltigen Hieb nieder, während er auf die junge Frau zurannte. Er schnappte sie am Kragen und zerrte sie zu den Pferden. Seine Männer kämpften tapfer, doch der Kampf war verloren. Der Inquisitor konnte gerade noch rechtzeitig sich selbst und das Mädchen retten. Sie ritten auf ihren Pferden flüchtend davon und entkamen knapp mit dem Leben. Jedoch ritten sie in die falsche Richtung, gehetzt und ohne Orientierung. Sie verirrten sich immer weiter im Reich der Dunsthügel, die Satteltaschen wurden immer leichter, denn der Proviant wurde knapp und sie wussten weder, wo genau sie waren, noch ob sie noch verfolgt wurden.

Da waren sie nun. Der Inquisitor und das Mädchen, verloren im Nebel...



Inventar:
  • angefertigte Plattenrüstung
  • weißer Waffenrock mit Sonnensymbol
  • roter Umhang
  • goldenes Inquisitionsabzeichen
  • goldener Inquisitorgürtel mit Stickereien
  • edles Bastardschwert mit Gravur im Knauf
  • etwas Proviant und eine Decke in den Satteltaschen der beiden Pferde samt einem Feuerstein und Stahl
Kadia trägt einfache Leinenkleidung und eine Schürze, wie es für eine Händlerstochter üblich ist.

Tierische Begleiter:
Das weiße Streitross Ganbu. Es ist für den Kampf trainiert und gehört Gunther seit zwei Jahren.
Das braune Pferd Rohda. Es ist das Reittier von Kadia, eines der Packpferde, dass ihr zugewiesen wurde.
Beide Tiere sind allerdings eher Mittel zum Zweck und temporäre Kameraden, als wirkliche Begleiter fürs Leben.

Einstiegspost: Das Reich der Dunsthügel -> Verloren im Nebel
Zuletzt geändert von Gunther Brockhardt am Sonntag 10. August 2014, 22:45, insgesamt 9-mal geändert.

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