Aurelia Eichenherz

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Aurelia Eichenherz
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Aurelia Eichenherz

Beitrag von Aurelia Eichenherz » Dienstag 27. August 2013, 12:11

Aurelias Steckbrief
Name: Aurelia Eichenherz

Rasse: Mischling (halb Neldoreth-Elfe und halb Andunier)

Alter: 88 Jahre

Geschlecht: weiblich

Beruf: Kriegerin

Heimat: Xytras

Gesinnung: Neutral

Magie: Veranlagung für Lichtmagie vorhanden, doch gar nicht ausgebildet

Sprache: Celcianisch und Lyrintha (Grundkenntnisse)

Religion/Glauben: Aurelia ist durch ihre beiden Eltern und ihre unterschiedlichen Götter in dem Wissen ausgebildet worden, dass es viele verschiedene Götter gibt, aber hauptsächlich Phaun, Florencia und Feylin standen bei ihrer religiösen Erziehung im Vordergrund. Nachdem jedoch Aurelias Familie durch einen tragischen Dunkelelf-Überfall ums Leben kommt, schwor sie jeglichem Glauben ab, da niemand der Götter den schlimmen Vorfall verhindert hat. Seitdem hat sie keinen festen Glauben mehr.

Aussehen:

Bild

Aurelia wirkt auf den ersten Blick wie eine Elfe, jedoch bemerkt man auf den zweiten, etwas eingehenderen Blick, dass sie doch auch menschliches Blut in sich hat. Sie hat keine Spitzohren und ihr hübsches Gesicht ist etwas markanter als das der Neldoreth-Elfen. Es wird von langen, glatten roten Haaren umrahmt, die ihr bis zur Mitte des Rückens hinab fallen. Aurelia besitzt die Anmut und Schönheit ihrer Elfenmutter und hat ihre tiefroten Mähne und die grünen Augen von ihrem Vater. Jedoch sind die goldenen Punkte auf ihrer Iris ebenfalls von ihrer Mutter. Sie ist sehr schlank und mit ihren 1,80 m sehr groß gewachsen. Aufgrund des Letzteren und ihrem Gewicht von 63 kg wirkt sie zwar dünn, jedoch nicht schlaksig oder dürr, denn sie hat eine eher sportliche Figur. Ihr leicht grünlicher Teint und ihre rötlichen Haare sorgen dafür, dass sie sich gut in Büschen und Sträuchern verstecken kann und so in der Natur recht gut getarnt ist. Allgemein wirkt sie auf alle um sie herum sehr elfenhaft und attraktiv. Im Gesicht und am ganzen Körper trägt sie verschiedene Tätowierungen, die ihr etwas Exotisches geben. Diese sind verschiedenfarbig, so besitzt sie an den Oberarmen, den Beinen und im Gesicht (rechts) - von den Gesichtskonturen aufsteigend - braune Zacken, die ihr in abstrakter Weise eine Art Raubkatzenmaserung geben. Ihre Lippe wird durch einen breiten, senkrechten, braunen Strich geteilt. Diese Tätowierungen wurden ihr nach der Beendigung ihrer Ausbildung zur Kriegerin gestochen und stehen somit als Zeichen dafür, dass sie ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft ist. Aurelia durfte sich aber - wie alle Amazonen - Anzahl, Farbe und Körperstellen des Körperschmucks aussuchen. Ansonsten hat sie noch Tätowierungen, die an ihre Familie erinnern. Sie trägt davon eine, die den Nachnamen ihres Vaters symbolisiert: Ihr ganzer Rücken wird von einem gigantischen, schwarz-grünen Baum - einer Eiche - eingenommen, deren Äste ihre Schulterblätter schmücken. Die Wurzeln des riesigen Eichenbaumes bilden in ihrem Abschluss ein Herz, dessen Spitze direkt dort endet, wo ihr Gesäß beginnt. Sie ließ sich dieses nach dem Motiv auf dem Briefsiegel ihres Vaters an ihrem 32. Geburtstag stechen. Außerdem trägt sie im Nacken eine silberne Mondsichel, die sie an ihre Mutter erinnert und die nur bei Kontakt mit Mondlicht sichtbar wird. Diese hat sie an ihrem 22. Geburtstag, 10 Jahre nach dem Tod ihrer Familie, machen lassen. Aurelias Mutter trug um ihren Hals stets eine Kette, deren Anhänger eine Mondsichel aus weißem Mondstein war und die Tätowierung soll diesen Anhänger nachahmen und symbolisch für ihre Mutter stehen. Der sehr ungewöhnliche Effekt wurde durch den gemahlenen Perlmuttstaub einer Mondmuschel erzielt, welcher beim Stechen als Tinte benutzt wurde. Mondmuscheln sind tagsüber kaum zu finden, da sie außen sandfarbend sind und wie Steine wirken. Nur nachts öffnen diese sich. Man kann sie dann dadurch finden, dass das Perlmutt im Mondlicht leicht fluoreszierend schimmert, weswegen diese bevorzugt bei Vollmond gesucht werden. Diese Körperbemalung - wobei die auf ihrem Rücken meist bedeckt ist - sieht für manche auf den ersten Blick ein wenig bedrohlich aus. Dennoch ist die Reaktion der Menschen ganz verschieden. Einige treten abgeschreckt einen Schritt zurück und andere scheint es gar nicht zu stören oder gar aufzufallen. Manchen gefallen die Tätowierungen so gut, dass die Halb-Elfin für diese interessant wird und so kommt es oft vor, dass sich einige neugierig nach ihr umdrehen. In Xytras stört sich niemand an Tätowierungen, da sie hier viele - besonders Kriegerinnen - tragen und es gibt neben Aurelia noch andere Frauen, die sich so auch ihr Gesicht verzieren. Sicher ist aber, dass Aurelia durch diese Art des Körperschmucks - besonders natürlich durch die Motive im Gesicht - einen hohen Wiedererkennungswert besitzt.
Ihr Kleidungsstil: Aurelia bevorzugt in den meisten Fällen Stoffe sowie Schnitte ihrem Berufsstand angemessen und hat in ihrem schmalen Kleiderschrank in ihrer Kammer nicht gerade viel vorzuweisen. In diesem finden sich ein paar weiße, ärmellose Hemdchen, die sie unter einem ihrer zwei braunen, ledernden Brustharnischen trägt, welche beide schon deutliche Gebrauchsspuren aufweisen. Dazu trägt sie - je nach Aufenthaltsort - entweder eine Art Schurz, der kurz über dem Knie endet, oder lange Hosen aus festem Stoff oder Leder. Auch ihre Schuhe weisen deutliche Gebrauchsspuren auf. Wenn festes Schuhwerk angebracht ist - z.B. beim Reiten und in kälteren sowie noch wärmeren Gefilden - trägt sie ihre braunen Reiterstiefel aus Leder. Auf Xytras hat sie es gerne, wenn es geht, gar keine Schuhe verwenden zu müssen und ist lieber barfuß unterwegs oder mit geschnürten Ledersandalen. Sehr selten, also z. B. zu Feierlichkeiten, trägt sie eines ihrer beiden "feinen" Gewänder. Diese sehen gleich aus, sind aber verschiedenfarbig. Sie bestehen aus einer knielangen Tunika und einer enganliegenden, langen Hose. Beides ist aus einem leichten Leinenstoff und sie besitzt jeweils ein dunkelgrünes und mitternachtsblaues Ensemble, wobei die Tuniken Borten haben, die mit feinen, silbernen Stickereien verziert sind, die florale Ranken abbilden. Die etwas feineren Kleidungsstücke wirken wie neu, da sie kaum getragen werden. Aurelias Erscheinung ist eigentlich immer von ihrer eher militärischen Kleidung geprägt und zusammen mit den Körperbemalungen ist damit für jeden klar, dass es sich bei der Mischlings-Frau um eine Kriegerin handeln muss. Hierzu trägt auch der kleine Dolch bei, den sie an ihrem Gürtel stets befestigt hat und dessen schwarzer Ledergriff in einem silbernen Eichenblatt endet. Auf Reisen, bei Wacheinsätzen und bei den Übungen hat sie außerdem einen großen schwarzen Bogen und einen dunkelgrünen Lederköcher mit Pfeilen dabei.

Persönlichkeit:
Aurelia ist eine sehr zurückgezogene, introvertierte Person, die niemanden an sich ran lässt und schon gar nichts über sich und ihre Vergangenheit erzählt. Stets grenzt sie sich ab und sucht die Einsamkeit, sodass es schwer für andere ist, eine Beziehung zu ihr aufzubauen oder gar Freundschaft mit ihr zu schließen. Dennoch gelingt es einigen manchmal, sie für sich zu gewinnen und damit ihre Wertschätzung und Unterstützung zu erhalten. Dies passiert aber nur, wenn die andere Person Gelegenheit hat, Aurelia ihre Vertrauenswürdigkeit zu beweisen und dann auch nicht zu aufdringlich wird oder Fragen stellt. So muss man ihr seinen Mut beweisen und zeigen, dass man loyal und mit vollem Einsatz hinter der Gruppe sowie seinen Prinzipien steht und vor allem nicht zu viel Wert auf Oberflächlichkeiten legt. Als Aurelias Freund muss man sie akzeptieren und ihr vertrauen, ohne zu erwarten, dass sie auf Fragen zu ihrer Vergangenheit reagiert. Da sie Fragen zu ihrer Person weitestgehend ignoriert oder diesen ausweicht, wird sie oft als unhöflich oder seltsam erachtet. Wenn man Glück hat und sie sich einem nach langer Zeit öffnet, dann erzählt sie vielleicht etwas von sich aus. So hat sie ihrer Freundin Cleo nach einigen Jahren Freundschaft erzählt, dass sie es nicht mag, wenn jemand pfeift, weil es sie zu stark an den Tod ihrer Familie erinnert. So geschieht es nur selten, dass Aurelia Freunde gewinnt. Meistens ist sie daher für sich und hat auch kein Bedürfnis nach Gesellschaft, obwohl sie die Nähe eines Freundes trotzdem genießen kann.
Sie ist seit 76 Jahren nicht in der Lage gewesen, ordentlich zu schlafen und verspürt deswegen stets eine gewisse Müdigkeit. Diese Schlafstörungen sind Auswirkungen des Traumas, an welchem sie leidet, seit ihre Familie - und beinahe sie selbst - ermordet wurde. Dieser Schlafmangel über so einen langen Zeitraum hat natürlich auch Auswirkungen auf ihre Psyche und ihr Verhalten. So sind ihre ausgeprägte Aggressivität und die damit verbundene Reizbarkeit und auch ihre schnell wechselnde Laune nicht direkt Teil ihres Charakters, sondern viel mehr Eigenschaften, die durch die langen Jahre Müdigkeit mit verursacht wurden. Dennoch tragen auch ihre unüberwundene Trauer über den Verlust der Familie und der damit verbundene Hass zu ihrer cholerischen Haltung bei. Manchmal wirkt Aurelia ein wenig geistig abwesend und vielleicht sogar unkonzentriert, was ebenfalls am Schlafmangel liegt. In ihrer Jugendzeit - besonders während der Ausbildung - saß Aurelia oft unter Einzelarrest für Tage oder Wochen in einer Zelle, weil sie in Streitereien mit anderen verwickelt war und diese oft in Handgreiflichkeiten endeten. Mit der Zeit hat sie gelernt, nicht bei jeder Kleinigkeit gewalttätig zu werden, obwohl es natürlich trotzdem Gelegenheiten gab und gibt, in denen sie sich nicht zurückhielt/zurückhält.
Sie hat etwas gegen Männer, welche sie mehr oder weniger verachtet, weil sie sie für minderwertig hält und glaubt, dass sie ihr nicht das „Wasser reichen können“. Sie ist noch nie mit einem Mann zusammen gewesen und glaubt auch nicht daran, dass es jemals vorkommen wird. Männer finden sie in den meisten Fällen attraktiv, dennoch trauen sie sich meistens nicht sie anzusprechen, da sie stets eine kühle und distanzierte Ausstrahlung hat. Wenn doch ein Vertreter des männlichen Geschlechts es sich traut, sich ihr zu nähern, gefriert ihm sogleich das Blut in den Adern, wenn er Aurelias abschätzigen Blick auf sich spürt. Sollte der Mann daraufhin auch noch einen anzüglichen Spruch getätigt oder sie etwa begrapscht haben, so wird er ohne zu zögern sofort von Aurelias Kampfkünsten erfahren, denn die Halbelfe hat keine Hemmungen, ihre Verachtung auch deutlich mit vollem Körpereinsatz zu zeigen.
Das, was sie am meisten auf der Welt hasst, sind Dunkel-Elfen, weil diese den Tod ihrer geliebten Eltern und des Bruders verursachten.
Die Mischlingsfrau ist eine Person, die nur schwer Mitgefühl und Mitleid für andere empfinden kann. Trotzdem weiß sie, wann sie eingreifen muss und wann nicht, so kann sie z. B. jemanden aus einer schlimmen Situation heraus helfen, bei einem Überfall oder Ähnlichem. Dann jedoch den Schmerz und die Angst des Geretteten nachzuvollziehen, ist ihr hingegen nicht möglich. Sie ist auch sehr wohl in der Lage, Recht und Unrecht zu unterscheiden.Ihr starker Gerechtigkeitssinn und ihr Einsatz für die Schwächeren sind Überreste ihres einst so guten Charakters und stehen in starkem Kontrast zu ihrem oft leicht soziopathischen Verhalten. So ist sie emotional leicht abgestumpft über die Jahre, was damit zusammenhängt, dass sie das Trauma aus ihrer Kindheit nie verarbeitet oder überwunden hat, weswegen sich Aurelia in ihrer einst guten Persönlichkeit verändert hat. Dies ist manchmal schwierig für die Personen um sie herum, weswegen sie sich auch schlecht mit anderen anfreunden kann. Trotzdem kümmert sie sich um ihre Umwelt, auch wenn sie stets versucht, sich zurückzuhalten und auch den Kontakt mit anderen meidet. Dies hängt alles mit ihrer schlimmen Vergangenheit zusammen und in ihr hat sich ein Hass angestaut, der sich anfangs nur gegen die Mörder ihrer Familie richtete, aber nachdem sie den Vorfall und den Verlust nicht verarbeiten konnte (da sie mit niemanden darüber spricht), wurden diese und andere negative Gefühle in ihr immer größer und fingen langsam an sich, gegen die Welt im Allgemeinen zu richten. Natürlich geschieht das alles unterbewusst und sorgt dafür, dass Aurelia zu einer Person wurde, die an nichts und niemanden glaubt, die das Gute, Schöne und Positive in der Welt unterbewusst verdrängt und nicht wahrnimmt. Sicherlich hasst sie sich, ohne es tatsächlich zu wissen, auch ein wenig selbst und leidet an Schuldgefühlen, weil sie die Einzige ihrer Familie ist, die den Dunkelelfenüberfall überlebt hat.
Aurelia hat jedoch eine besondere Beziehung zu ihrem Pferd, dem sie als einziges Lebewesen zu 100 % vertraut und bei dem sie sich wohler fühlt als bei Menschen, da sie glaubt, dass ihr Hengst sie versteht, ohne dass sie mit ihm reden muss. Sie scheut bei ihm auch keine Nähe, sondern lässt diese bewusst und freudig zu.


Stärken:
Aurelia ist eine ziemlich gute Kämpferin, wobei sie am besten im Nahkampf ist. (sehr gut) Sie ist auch eine ziemlich gute Bogenschützin und Reiterin.
(gut) Sie hat ein recht gutes Gespür für Tiere und besonders für Pferde, was sie von ihrer Mutter gelernt hat. Sie mag es, dass Tiere ganz anders ticken als Menschen und andere humanoide Rassen und auch, dass die Kommunikation anders funktioniert als bei diesen, sodass sie für gewöhnlich mit Tieren nicht reden muss. So fühlt sich Aurelia in Gegenwart animalischer Lebewesen wohl und diese auch in ihrer. Sie ist sehr mutig und weiß, was sie kann, was sie zu einem harten Gegner und einem sehr gutem Mitstreiter macht. Für ihre Begleiter und ihre Überzeugungen bzw. Prinzipien kämpft sie verlässlich und unnachgiebig. Sie ist eine sehr stille Person, was dazu führt, dass sie mehr von ihrer Umwelt mitbekommt als andere, wenn sie möchte und sich konzentriert. Besonders beobachtet sie hierbei oft ihr Umfeld, wenn es von Nöten ist. Sie ist durch ihren halben Elfenanteil mit Langlebigkeit gesegnet.

Schwächen:
Ihr Hass und ihre Wut nehmen ihr die Fähigkeit, dass Leben zu schätzen und vor allem weiter zu leben, ohne andauernd in die Vergangenheit zu schauen. Sie hat deswegen auch eine Art Verbissenheit und Bitterkeit entwickelt, die ihre gute Seele ein wenig schlechter machen. Außerdem ist sie, verstärkt durch ihre Müdigkeit aufgrund des jahrelangen Schlafmangels, sehr leicht reizbar und dann auch stets gewaltbereit und aggressiv.Dies hat in der Vergangenheit oft zu Schlägereien und Streitereien geführt. Durch diese recht cholerische Art steckt sie also recht häufig in Schwierigkeiten. Auch ihre mangelnden Fähigkeiten, Beziehungen zu Menschen ausreichend aufzubauen, sorgen dafür, dass sie nur wenige Freunde hat und deswegen mehr oder minder allein durchs Leben schreiten. Dadurch kann sie noch dazu den schlimmen Vorfall mit ihrer Familie nicht überwinden und verarbeiten, sodass ihre negativen Emotionen entstanden sind und sich auch weiterhin entwickeln.

Lebensgeschichte:
Aurelia lag mit offenen Augen in ihrem Bett in der Kaserne von Xytras. Sie lebte nun schon seit 76 Jahren in dieser Stadt der Frauen und konnte in dieser Zeit nur sehr schlecht Schlaf finden. Denn der ihre war leicht und sie wurde durch jegliches Geräusch geweckt. Eine Freundin hatte einst gesagt, dass Aurelia selbst vom Trippeln der Ameisen wach werden würde. Andererseits war Aurelia eine perfekte Wachfrau, sie würde niemals so fest schlafen, dass sie etwas verpassen konnte. Alle machten sich entweder darüber lustig – auf eine liebenswerte Art – oder sagten ihr jedes Mal, wie toll diese Eigenschaft doch war. Sie selbst konnte das Positive an ihrem leichten Schlaf jedoch nicht ganz nachvollziehen. Sie wusste, warum sie nie wieder ruhig und fest schlafen konnte und dieses Trauma würde sie ihr Leben lang haben – sie hätte lieber darauf verzichtet. Die Wahrheit war, dass sie diese hochgelobte Eigenschaft hasste, wie sie vieles hasste. Im Laufe ihres Lebens hatten sich viele negative Emotionen in ihr angesammelt. Ihr Vater hätte ihr gesagt, dass sei ungesund und würde zu Bauchschmerzen führen. Sie wusste auch, dass sie nicht so einen Hass in sich tragen durfte, aber sie konnte nichts dagegen machen. Er wuchs Tag für Tag und es waren nun schon 76 Jahre, in denen ihr Hass von ihrem Zorn, ihrer Trauer und ihren Rachegefühlen genährt wurde wie ein Parasit, ein Tumor, der sich immer mehr verbreitete und sie vollkommen infizierte. Doch sie konnte nichts dagegen tun und die Sache mit dem Schlaf war ein Symptom dieses Traumas, welches dafür sorgte, dass ihre Seele immer mehr von ihren negativen Gefühlen vergiftet wurde – denn einst war sie so gut und rein gewesen, wie es die Seele von Kindern ist, die in Liebe und Geborgenheit aufwachsen. Dann allerdings, an dem Tag, an dem sie zwölf Jahre alt wurde, sollte sich dies ändern. Sie wurde zu der Person, die sie nun war: jemand, der niemandem richtig vertrauen konnte, der in sich gekehrt, fast apathisch wirkte, jemand, der nicht mehr so mitfühlend und verständnisvoll war. Immer, wenn sie nachts wach lag und nicht schlafen konnte, musste sie an die Vergangenheit und ihre Familie denken:

Sie hatte eine sehr glückliche Kindheit gehabt. Sie war eine Halbelfin und hatte mit ihrem Vater, ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder zusammengelebt. Ihr Vater selbst hatte eine eher unschöne Kindheit gehabt, war aber trotzdem zu einem gütigen und herzensguten Mann herangewachsen. Seine Mutter kam auch aus Xytras, sie war die Tochter einer Amazone von dort, die eigentlich aus Zyran stammte und von dort wegging um nicht weiter wegen ihrer Magielosigkeit wie eine Aussätzige behandelt zu werden. Seine Großmutter hatte auf einer ihrer Reisen für neue Anwärterinnen eine kurze Nacht mit einem Mantroner verlebt, weswegen sie schwanger nach Xytras zurückkehrte und eine Tochter gebar, welche ebenfalls an diesem Ort erzogen wurde. So war Aurelias Vater - wie ihre Großmutter - das Ergebnis einer Reise in die Welt, in der es Männer im Überfluss gab. Als er im Frauenhaus von Xytras geboren wurde und es sich herausstellte, dass es sich um kein Mädchen handelte, schickte man ihn – noch als Kleinkind - zu seinem Vater. Dieser war ein reicher Patrizier aus Andunie, der eine Amazone geschwängert hatte, als er geschäftlich in Grandea gewesen war. Die Frau dieses Patriziers war nicht sonderlich begeistert und so wurde der „Bastard“ - also Aurelias Vater - auch von ihr behandelt. Als er sechs Jahre alt war, fragte sein Vater ihn: „Sohn, du wirst niemals meinen Namen tragen, deswegen kannst du dir einen aussuchen!“ Womit Aurelias Vater in dessen tiefgrünen Augen sah und sagte: „Ich möchte Baldur Eichenherz sein, und nicht mehr Baldur der Bastard“, Darüber freute sich sein Vater mit ihm und rief: „ So sei es!“
Auch wenn Baldur Eichenherz nicht von der Stiefmutter akzeptiert wurde, so erhielt er dennoch alles zum Leben – nicht nur Nahrung und Kleidung, sondern wurde auch in die Geschäfte des Vaters integriert. Mit 20 Jahren jedoch musste er sein Elternhaus verlassen und da er kein Schiff und nur wenig Geld besaß, entschied er sich dazu auf dem Landweg zu handeln. Er reiste durch das Land und es bewies sich, dass sich die Ausbildung beim Vater bezahlt machte, weswegen er nach kurzer Zeit schon mit Stoffen und Schmuck genügend Geld verdiente, dass er sich gut versorgen konnte. Als er für einige Zeit in Grandea weilte, hörte er, dass man sich über die hervorragende Arbeit der Neldoreth-Elfen unterhielt, und er sah darin eine neue Geldquelle, weswegen er aufbrach, um diese Elfen zu besuchen. In Neryan angekommen, verliebte er sich sofort in die Kultur und Schönheit der Elfen und natürlich auch in eine ihrer Frauen. Ihr Name war Ireth Elendil und ihre Familie war bekannt für ihre schönen und edlen Pferde. Sie selbst konnte nicht nur sehr gut mit Pferden und auch anderen Tieren umgehen, sondern war auch sehr geschickt in verschiedenen Handarbeiten und genoss gerade eine Ausbildung in der Kunde der Kräuter. Sie war wunderschön, beinahe so groß wie er und grazil. Wenn sie sich bewegte, hörte man keinen Laut, und wenn sie wollte, konnte sie eins mit der Natur werden, denn ihre braunen Haare und ihre grünliche Haut ließen sie so perfekt in die Umgebung passen, dass Baldur manchmal nicht wusste, ob sie nicht vielleicht doch eine zarte Pflanze war, der Leben eingehaucht worden war. Sie hatte so schöne Augen, dass er ihr das bei jeder Gelegenheit sagen musste - sie waren bernsteinfarben und von goldenen Punkten durchwirkt. Sie lachte ihn immer aus und sagte, sie sei genau hundert Jahre älter als er und könnte seine Urgroßmutter sein – doch das störte ihn nicht. Das Ende der Tändelei bestand darin, dass sie heirateten und sie mit ihm weg ging. Weg aus ihrem geliebten Wald und weg von ihrem geliebten Volk, doch ihre Liebe war stärker als der Kummer. Sie zogen zusammen durch die verschiedenen Gebiete und trieben Handel. Sie lebten nie lange an einem Ort. Aus ihrer Verbindung ging zuerst Aurelia hervor, die jedoch außer den goldenen Sprenkeln in den Augen äußerlich nicht viel von ihrer Mutter geerbt zu haben schien. Sie ähnelte eher ihrem Vater mit ihren roten Haaren, den grünlichen Augen und ihrer menschlichen Erscheinung. Bei direkter Sonneneinstrahlung hätte man manchmal meinen können, ihre Haut würde grünlich schimmern, jedoch war es nicht sehr deutlich ausgeprägt. Dies sollte sich aber mit Aurelias Heranwachsen zur Frau ändern, denn zwar besaß sie immer noch Haar- und Augenfarbe ihres Vaters und hatte auch nicht die spitzen Ohren ihrer Mutter geerbt, dennoch war das Erbe ihrer Mutter dann deutlich an ihrer Schlankheit und Größe zu erkennen und auch ihre Haut nahm einen etwas deutlicheren Grünton an, als er es in ihrer Kindheit tat. Sie bekam einen kleinen Bruder, der jedoch beinahe das männliche Abbild ihrer Mutter war. Er hieß Balduin und war ein sehr kluger und heiterer Junge, weswegen er von allen sehr geliebt wurde. Aurelia wusste noch, dass er gerade sechs Jahre alt war als dieses schreckliche Ereignis geschah. Sie hatten einen sehr schönen Tag verbracht, weil Aurelia an diesem zwölf Jahre alt geworden war und waren zu Bett gegangen. Die Sonne war schon eine Weile untergegangen und Aurelia lag in ihrem Bett und kuschelte sich festschlafend in ihr Kissen. Plötzlich wurde sie von dem Schrei ihrer Mutter geweckt – dieser war so angsterfüllt, dass es dem Mädchen beinahe das Herz zerbrach. Sie sprang auf. Die Familie wohnte derzeit in einem kleinen Haus neben einem Bauernhof, den sie nur als Raststätte für ein paar Tage nutzen wollten auf ihrem Weg nach Grandea, wo ihr Vater oft seine Ware darbot. Es war ein sehr kleines Nebengebäude des Haupthauses und bestand aus Holz. Die Tür zu Aurelias Zimmer wurde aufgerissen und ihr Vater stand vor ihr, kam herein, verrammelte die Holztür und sah sie ernst an. „Du musst jetzt tapfer sein, Aurelia! Du musst mir versprechen, dass du auf mich hörst und genau das tust, was ich dir sage…“ , Vor der Tür hörte sie laute Geräusche, die grünen Augen ihres Vaters füllten sich mit Panik. „Aurelia, du musst aus dem Fenster klettern und wegrennen!“ Rums – jemand versuchte die Tür einzurennen. Aurelia schaute aus dem Fenster, nur Dunkelheit war zu sehen. Aber sie hörte Schreie vom Bauernhaus und etwas roch wie verkohltes Fleisch - auf einmal wirkte die Dunkelheit nicht mehr so dunkel, sie sah Rauchschwaden über das Haus ziehen und flackernde Lichter. Ihr Vater packte sie beim nächsten Rums grob am Arm und warf sie sozusagen aus dem Fenster in die Nacht. Sie sah nicht weit von ihr, ein paar Meter vom Haus entfernt, verschiedene, dichte Sträucher und wollte gerade losrennen, als sie grob am Bein gepackt wurde und sich nicht weiter fortbewegen konnte. Sie wurde mehr oder weniger herumgeschleudert und blickte in das hässlichste Antlitz, das sie bis dahin gesehen hatte. Ein schwarzes, stark vernarbtes Gesicht und zwei ebenso schwarze, sehr fies blickende Augen. Das einzig Helle an dieser Kreatur waren seine silbernen Haare. Es zog sie an sich ran. „Ei, ei, ei, was haben wir denn da? Da wär mir doch fast ein Vögelchen entflogen.“ Aurelia mochte sein Lächeln nicht, denn es sah mehr so aus, als wollte er eine Grimasse schneiden. Sie blickte zum Fenster zurück und sah ihren Vater mit solch blasser Miene, wie noch nie zuvor. Sie schaute zurück in das finstere Gesicht und merkte, dass seine zweite Hand sich um ihren Hals legte und zudrückte. Er grinste wieder so komisch und fing an ein Lied zu pfeifen. Der Griff wurde immer stärker und sie fing an sich zu wehren. Sie schlug um sich, sie versuchte zu treten, zu kratzen – doch nichts half! Er drückte ihr weiterhin die Luft ab und während ihr langsam schwindlig wurde, dröhnte das nervige Pfeifen umso heftiger in ihren Ohren. Sie war zwar groß und wendig für eine Zwölfjährige, doch konnte sie unbewaffnet nichts gegen einen ausgewachsenen Dunkelelfen anrichten. Gerade im letzten Augenblick ließ der Druck an ihrem Hals nach und der Elf ließ sie fallen. Erschöpft blickte sie kauernd zu ihm auf und konnte gerade im letzten Moment ausweichen, als er umfiel. Sie sah, dass er heftig am Kopf blutete und blickte zurück zu ihrem Vater, der war nun draußen, wahrscheinlich war er kurz vorher voller Panik aus dem Fenster geklettert und hatte den Elf mit einem schweren Feldstein erschlagen, der im Gras gelegen hatte. Er sah sie an und machte Gesten, sie solle flüchten. Sie kroch in die Büsche und verhielt sich so ruhig sie konnte. Voller Schock und Panik konnte sie sich kaum bewegen, ihr Hals war trocken und schmerzte und sie hatte das Gefühl, sie würde ohnmächtig werden, als sie plötzlich das kleine Haus, in dem sie seit zwei Tagen als Gäste gewohnt hatten, in Flammen aufgehen sah. Sie hörte, dass die Schreie beinahe verstummt waren, und sah nun, dass der gesamte Hof in Flammen stand. Sie sah außerdem, dass dunkle Gestalten ihren Vater auf den Boden drückten und der eine sagte mit einer rauchigen Stimme: „Man soll doch keinem das antun, was einem selbst nicht getan werden soll. Ist ja nicht so, dass wir uns drum scheren, das sind ja eher eure Regeln… Aber wir respektieren fremde Kulturen…“ Und mit einem Schlag wurde ihr Vater genauso erschlagen, wie er zuerst den Dunkelelfen getötet hatte. Aurelia hatte das Gefühl, in dem Moment nichts mehr zu hören, zu riechen oder zu schmecken, sie konnte nicht mal mehr schreien oder weinen. Sie fühlte nichts weiter – nur einen dumpfen Schmerz in der Magengrube. Sie schwitzte vor Angst und konnte sich nicht mehr rühren. Sie verlor das Bewusstsein. Aurelia wusste noch, wie sie am nächsten Morgen aufwachte und sich im grünen Dickicht der Sträucher wiederfand, in die sie geflüchtet war. Sie hatte gehofft, sie hätte nur geträumt, doch ihre schmerzende Kehle und der tote Körper ihres Vaters, der nicht weit von ihr lag, zeigten die grausame Wahrheit. Das Gut, das tagelang ihr kurzes Zuhause gewesen war, lag in Schutt und Asche. Sie ging auf ihren Vater zu und die Sonne brannte in ihren Augen. Als sie nahe genug war, um ihn zu sehen, schrie sie kurz auf. Das Gesicht war nicht mehr das seine, Blut und irgendeine Masse waren um ihn herum verteilt. Sie taumelte rückwärts und wollte nur noch schreien, doch nichts kam aus ihrem Mund. Sie blickte über die Reste des Hofes und sah, dass das einzige, was noch erhalten war, die große Eiche war, die einst vor dem Haupthaus stand. An ihr hingen – leblos im Wind hin und her schwingende – Körper. Sie konnte auch sehen, dass ihre Mutter und ebenso ihr geliebter, kleiner Bruder zu den Opfern gehörten. Jetzt konnte sie schreien. Sie schrie so laut, dass die Aasfresser, die sich niedergelassen hatten, mit lautem Krähen aufflogen….
Aurelia war, wie ihr Vater es ihr aufgetragen hatte, aufgebrochen und wollte fürs Erste nur so weit weg wie möglich von dem Ort, an dem das Schrecklichste geschehen war. Sie hatte beträchtliches Glück gehabt, denn nach einer dreitägigen Reise durch ihr unbekanntes Gelände war sie auf eine Gruppe Frauen gestoßen, die zufällig Amazonen aus Xytrasund gerade mit zwei jungen Neuanwärterinnen auf dem Heimweg waren. Aurelia erzählte nichts von ihrer Geschichte - nicht, wo sie herkam, noch wer ihre Eltern waren. Da sie erst zwölf Jahre alt war und das traumatische Erlebte sie emotional überforderte, wusste sie nicht, was sie tun sollte und schwieg aus Furcht, den schlimmen Vorfall so noch einmal durchleben zu müssen. Außerdem hatte sie unterbewusst ein schlechtes Gewissen, dass sie überlebt hatte und ihre Familie nicht. Dass genau diese Reaktion, zwar natürlich für ein Kind, aber dennoch falsch war, konnte sie nicht ahnen. Dadurch hatte sie die Saat gelegt, die zu immer negativeren Gefühlen und zu ihrem Hass aufkeimen sollte und sie zu dem verschlossenen Wesen machte, das sie mit 88 Jahren ist. Sie konnte so nicht verarbeiten, überwinden und mit der Vergangenheit abschließen. Sie sagte den Amazonen nur ihren Namen. Unter den Frauen, auf die sie traf, war auch eine besonders beeindruckende Erscheinung, die Agnes hieß und Aurelia vom ersten Augenblick an unter ihre Fittiche nahm. Zu ihr fühlte sich die Waise in irgend einer Art hingezogen. Das Mädchen wurde mitgenommen und lebte fortan in Xytras wie alle anderen Frauen. Nur dass sie verschlossener und meist schlechtgelaunter als andere war. Sie wurde hier ausgebildet, wie es der Brauch war, und entschloss sich dann im Anschluss daran in der Kaserne zu leben, wo sie bisher immer noch ihr Dasein verbrachte. Sie hatte in der ganzen Zeit nur wenige feste Freundschaften geschlossen und da sie älter war und auch wurde als die meisten, waren diese Freundschaften nicht selten durch den altersbedingten Tod der Anderen beendet worden. Sie hatte manchmal das Gefühl, ein Fluch würde auf ihr liegen.

Aurelia hörte die Glocke, die bedeutete, sie müsse aufstehen und war froh sich aus der grausamen Erinnerung reißen zu können. Sie war zu einer jungen, sehr attraktiven Frau herangereift. Sie war etwa 1,80 m groß und sehr schlank. Sie wurde meist als wunderschön angesehen mit ihren grünlich-goldenen Augen und ihren dunkelroten Haaren, sie selbst empfand sich aber nicht so. Sie hatte mit zwölf Jahren aufgehört irgendetwas schön zu finden. Trotzdem galt sie als etwas Besonderes, denn sie hatte etwas Elfenhaftes an sich, was sie von ihrer Mutter geerbt hatte und was erst, nachdem sie zur Frau herangereift war, vollkommen sichtbar wurde. Sie konnte sich genauso lautlos bewegen wie sie und hatte nun mit ihren 88 Jahren auch schon ein beträchtliches Alter erreicht. Dennoch sah sie keinen Tag älter aus als 20. Keine Frage, ihr halber Elfenanteil machte sie älter als andere und das sah Aurelia nicht als Glück an. Sie wäre gerne zu hundert Prozent ein Mensch gewesen – schließlich wäre sie dann schon längst nicht mehr existent und hätte ihrem stetig wachsenden Hass entkommen können.
Nun begann ihr Alltag in der Kaserne, den sie gern mochte, weil sie dann etwas zu tun hatte und nicht die ganze Zeit an den Schrei ihrer Mutter denken musste, welcher sie damals geweckt und seit dem nie wieder richtig hatte einschlafen lassen. Sie stand auf und ging zu dem Tischchen,auf dem sich immer eine Schüssel mit frischem Wasser befand. Sie klatschte sich das kühle Nass ins Gesicht und zog sich so weit an, wie es nötig war, um ihre weiblichen Körperteile zu bedecken. Irgendwie mochte sie es nicht, dass andere zu viel von ihr sehen konnten. Nicht, dass sie ihren Körper nicht mochte, sie war nur ein wenig enttäuscht gewesen, als sie zur Frau heranreifte und er sich langsam verändert hatte. Ihre lange, dünne Gestalt hatte ein paar kleine Rundungen bekommen, ihre Hüften wurden breiter und auch der Busen wuchs, aber sie hatte eigentlich gehofft, wie ihre Großmutter zu werden.
Sie hatte diese kurzzeitig nach ihrem Zustoß zu den Amazonen kennengelernt. Agnes hatte schon den Verdacht gehabt, dass Aurelia ihre Enkelin sein musste, nachdem das schweigsame Mädchen sich ihrer Gruppe angeschlossen hatte, als sie auf einer Festlandmission waren, auf der Suche nach neuen Amazonen. Aurelias Großmutter hatte damals etwa 45 oder 50 Jahre auf dem Buckel gehabt. Sie hatte immer Kontakte gehabt, die ihr mitteilten, was ihr Sohn tat und so hatte Agnes, nachdem sie Aurelia endlich dazu bekommen hatte, dass sie ihr erzählte, wer ihr Vater war, gewusst, dass es sich bei Aurelia um ihre Enkelin handelte. Agnes hatte aufgrund Aurelias Aussehen, das dem ihres Sohnes so ähnlich war und nach Aurelias Informationen sofort gewusst, dass ihr erster Verdacht bestätigt war, und hatte sich des Mädchens angenommen und war froh gewesen. Das war etwas, das Aurelia ein wenig Trost spendete. Wenigstens für einen kurzen Augenblick, denn ihre Großmutter verstarb nur etwa ein Jahr später an einer Wundinfektion, die nicht ausreichend behandelt worden war und zu einer Blutvergiftung wurde. Das war ein großer Schlag für Aurelia gewesen. Sie hatte die Frau sehr lieb gewonnen und sie war ihr auch ein großes Vorbild gewesen. Sie hatte damit angefangen Aurelia im Nahkampf auszubilden und sie war eine hervorragende Lehrerin gewesen. Ihre Großmutter war wahrscheinlich nicht gewesen, wie man sich Großmütter vorstellte. Sie war zwar schon eine reifere Frau gewesen, aber hatte trotzdem noch viel von ihrer einstigen Schönheit behalten, welche atemberaubend gewesen sein musste, als sie eine junge Frau gewesen war. Dank ihrer halben mantronischen Gene war sie in äußerer Erscheinung ganz so, wie sich alle Welt eine Amazone vorstellte. Sie war groß gewachsen und hatte helles Haar gehabt, außerdem Augen von solch einem klaren und hellen Blau, dass man manchmal glaubte, direkt in den Winterhimmel zu schauen. Um diese schönen und klugen Augen hatten sich zart Krähenfüße gebildet, doch die Fältchen ließen sie nicht alt erscheinen, sondern weise. Außer einer schneeweißen Strähne an der Schläfe, welche in ihrem hellblonden Haar nicht so sehr auffiel, hatte sie kaum Anzeichen des Alters aufgewiesen. Sicher, ihre Hände waren nicht mehr so jugendlich und frisch wie Aurelias, aber ansonsten hatte nichts auf ihr Alter hingedeutet. Aurelia sah an sich herunter und musste beinahe lachen. Sie sah ganz und gar nicht wie sie aus. Aurelia machte sich auf den Weg zum Strand, um ein paar Runden zu rennen, wie es allmorgendlich Tradition für die Kriegerinnen ihrer Stadt war. Sie musste innerlich weiter lachen. Ihre Großmutter war alles gewesen, was auch nur an eine Frau erinnerte. Sie hatte einen üppigen Busen gehabt, breite Hüften und ein prächtiges Gesäß, auch wenn dieses in ihrer Jugend noch eindrucksvoller gewesen sein musste. Und Aurelia? Sie hatte einen kleinen runden Busen und ein ebenso kleines Hinterteil und auch wenn ihre Hüften breiter geworden waren, so wirkten diese nicht sehr gebärfreudig. Das war dann wieder ihre Mutter gewesen, die die Erbanteile ihrer Großmutter blockiert hatte. Aber Aurelia störte das wenig. Durch den kleinen Busen konnte sie sich in vielen Situationen – besonders in Kampfsituationen und beim Bogenschießen – besser bewegen. Aber sie fand es manchmal komisch, dass sich ihre Mutter so stark bei ihr durchgesetzt hatte, da doch ihr Vater so viele verschiedene Völker Celcias in seinen Adern hatte. Aurelia rannte am Strand entlang und der Schweiß rann ihr über die Stirn. Das Laufen brauchte sie jeden Tag, damit konnte sie sich die lange in den Knochen gespeicherte Müdigkeit vertreiben. Sie sah sich um und überall liefen Frauen in Gruppen. Aurelia war stets diejenige, die morgens allein rannte. In ihrer Anfangszeit in der Kaserne hatte sie noch mit den anderen Grünschnäbeln morgens zum Appell antreten müssen und dann in zwölfer Formation laufen müssen. Das hatte sie immer genervt, weil sie die Nähe nicht ertragen konnte. Aurelia konnte Nähe jeglicher Art nicht zulassen und gerade die Physische ließ sie sich unwohl fühlen, weil es sie zu sehr an ihre Familie erinnerte und an die Geborgenheit, was sie schmerzte. Sie konnte sich niemandem öffnen und keinem vertrauen. Dies war eine Art unbewusste Schutzfunktion ihrerseits, weil sie sich dadurch nicht verletzlich machte. Denn wer niemanden hatte, dem konnte auch keiner wieder genommen werden. Sie wollte einfach nie wieder einen großen Verlust erleiden.
Nach dem Lauf ging sie in den Waschraum, in dem sich viele Mädchen und Frauen aufhielten. Diese waren entweder nackt oder hatten weiße Tücher um ihren Körper geschlungen. Alle hatten nasse Haare. Es waren so viele verschiedene Völker in den Frauen zu erkennen. Es gab Frauen jeder Abstammung, beinahe jeden Alters und jeder Größe, Haut-, Haar- und Augenfarbe. Es gab Mischlinge und auch Frauen, die nur einem Volk angehörten, aber alle unterhielten sich wie Schwestern. Das mochte Aurelia an diesem Ort. Man wurde akzeptiert, ohne auf unwichtige Details wie Aussehen und Herkunft zu achten. Die Frauen sahen sie und grüßten, sie grüßte nickend zurück und fing an ihren Körper zu reinigen. Neben ihr war ein junges Mädchen, welches wahrscheinlich gerade erst in die Kaserne gekommen war und mit ihrer Ausbildung angefangen hatte. Sie war nicht sehr hübsch, eher unscheinbar und Aurelia hatte beinahe das Gefühl allein zu sein.

Beim Frühstück setzte sie sich an den einzigen freien Tisch und wollte gerade anfangen ihre Milchgrütze zu essen, als ihr gegenüber lautstark eine Schale abgestellt wurde. Aurelia blickte genervt auf. Ihr gegenüber hatte sich eine Frau mit Augenklappe niedergelassen und sah sie schelmenhaft aus ihrem verbliebendem schwarzen Auge an. Sie hatte ein ziemlich freches, bronzefarbenes Gesicht und volle Lippen. Ihr schwarzes Haar hatte sie stets zu einem Zopf geflochten und sie trug – wie Aurelia - Tätowierungen im Gesicht und am Körper. Die meisten Amazonen- Kriegerinnen trugen nur ein kleines Tattoo am Körper, welches sie am Ende der Ausbildung erhielten und was sie zur vollkommenen Frau machte, doch Aurelia und auch Cleo, wie die Frau ihr gegenüber hieß, hatten sich dazu entschieden, ihre hübschen Gesichter auch zu kennzeichnen. Sie kannten sich schon eine Weile und Aurelia hatte angefangen sie zu mögen. Sie war im Prinzip ihre beste Freundin. „Morgen, du Miststück!“, sagte Cleo lächelnd. „Ich habe gedacht, du wartest mit dem Essen auf mich.“ Aurelia zuckte die Schultern: „Du kennst mich, ich komme auch ohne Gesellschaft klar.“ Cleo nickte und aß schweigend ihr Mahl.
Aurelia sah sie an. Sie mochte diese kleine Frau. Sie kannte sie jetzt schon fünf Jahre. Cleo war als Baby auf die Insel gekommen und zählte nun gerade 25 Sommer. Aurelia kam diese Zeitspanne so kurz vor, denn sie hatte schon beinahe vierfach so lange gelebt. Aber dennoch kam ihr Cleo manchmal unglaublich reif und weise vor. Sie war stets gelassen und nahm alles so wie es kam. Das mochte Aurelia an ihr. Sie akzeptierte sie so, wie sie war und stellte keine blöden Fragen. Hinter Cleo lief gerade eine aufgebrachte Horde Grünschnäbel vorbei. Die eine fing an ein Lied zu pfeifen. Aurelia versteifte sich und starrte wütend in die Grütze. Cleo drehte sich um zu den Mädels und sah sie mit ihrem einen Auge an: „Lasst das oder es setzt was!“ Die jungen Dinger sahen sie verständnislos an und trauten sich jedoch nicht etwas zu entgegnen. Cleo war zwar klein, konnte aber eine Art Aura aufbauen, die sie riesig und allgegenwärtig erschienen ließ. Aurelia, die sie beinahe um zwei Köpfe überragte, hatte nie das Gefühl wirklich größer zu sein. Aurelia entspannte sich wieder. „Danke!“ Cleo zuckte die Schultern. „Schon in Ordnung, ist ja nicht so, dass ich mich gerne in die Angelegenheiten anderer einmische, aber ich wollte nicht, dass du dem hübschen Ding die Nase brichst…“ Sie lachte herausfordernd und Aurelia musste ebenfalls lachen. Sie wusste schon lange, dass Cleo eine Schwäche für schöne Frauen entwickelt hatte. Wenn sie mal außerhalb Xytras‘ waren, bissen sich die Männer immer die Zähne an ihr aus und Cleo stahl den Kerlen dafür die hübschen Dirnen. Es hatte Aurelia nie gestört, dass Cleo lieber im eigenen Beet naschte. Cleo hatte sie nie angemacht und Aurelia hatte sie einmal gefragt, warum. Da hatte Cleo gesagt: „Schätzchen, ich mag dich sehr und gut aussehen tust du auch… Aber ich glaube, ich verzichte lieber auf den Spaß. Ich überlasse es liebend gern jemand anderem – und ich glaube, echt es wird eher einer sein, der mehr zwischen den Beinen hat als ich – dich ins Bett zu schaffen, an dir hebt man sich eh nur nen Bruch – und das nicht, weil du dick bist…“ Aurelia hatte wieder einmal gelacht. Sie hatte nur mit ihrer Freundin Momente, in denen sie lachen konnte. Sie sah ihre Freundin an, diese sah heute sehr froh aus. „Was ist los, Cleo? Hat dich ne Fee geküsst?“ Cleo lächelte amüsiert: „Nee, ich hab nur super Laune. Ich weiß auch nicht. Heute könnt ich nen Troll töten. Super Tag.“ Und Aurelia sah, dass sie an den Tisch hinter ihr sah und als sie sich umdrehte, sah sie eine junge Frau mit langem blondem Haar, die so rein und unberührt aussah, wie der erste Frühlingsmorgen. Sie schüttelte den Kopf. „Der Schein trügt!“, sagte Cleo, „Sie ist so verdorben, wie man es sich nur vorstellen kann… Eine fleischfressende Pflanze und ich bin die kleine Fliege.“ Aurelia musste mal wieder grinsen: „Was tust du nicht alles für süßen Nektar, du arme Fliege.“ Cleo brach in ihr kehliges Lachen aus, welches ihre tiefe, raue Stimme laut erklingen ließ.

Aurelia und Cleo gingen nach dem Essen zu ihren Pferden in die Ställe, um ihre Tiere zu versorgen. Aurelia kümmerte sich liebevoll um ihren Fuchshengst Styx, den sie über alles liebte. Es war Brauch, dass die Kriegerinnen ihre eigenen Pferde hatten und Aurelia hatte immer das Gefühl, dass sie ihre negativen Gefühle nur vollkommen vergaß, wenn sie bei Styx war. Sie striegelte ihn und musste daran denken, dass sie in all den Jahren ihres Lebens nicht einmal eine Liebesbeziehung gehabt hatte. Cleo hatte beinahe jede Nacht eine andere und auch die anderen Frauen hatten ihre Erfahrungen gemacht, besonders wenn sie in dem Teil der Welt waren, in dem auch Männer lebten, weil sie dann ihre Triebe und körperlichen Sehnsüchte stillen und ausleben konnten, und manche ließen sich auch bewusst mit Männern ein, um schwanger zu werden, was ja bekanntlich unter Gleichgeschlechtlichen nicht so gut funktioniert. Einige der Frauen verliebten sich, etwas, das die Mischlingsfrau nicht nachvollziehen konnte. Sie selbst ließ ja nie oder nur sehr selten jemanden nah genug an sich ran, um Gefühle oder gar eine Beziehung aufzubauen. Auch damit versuchte sie unbewusst, sich nicht verletzlich zu machen oder irgendwelche Schwachpunkte zu schaffen. Sie wollte so sehr emotional unangreifbar sein, dass sie auf zwischenmenschliche Beziehungen versuchte zu verzichten.
Aurelia hatte so einiges Mal mitbekommen, was geschah, wenn man ihre Mitstreiterinnen auf Männer losließ. Dann hasste sie es noch mehr, dass sie nicht fest schlafen konnte. Manches Mal war sie einfach aufgestanden und hatte die Unterkunft verlassen, denn Frauen, die zusammen auf Auswärtsmission waren, teilten sich auf ihren Reisen die Unterkunft meist. Wenn Aurelia dann die Räumlichkeit verlassen hatte, hörte sie nur, wie kurz peinlich berührt gekichert und dann aber weitergemacht wurde wie zuvor. Sie hatte die Männer stets genau angesehen. Sie konnte nie jemanden finden, den sie haben wollte, auch wenn es nur für eine Nacht gewesen wäre.
Sie hatte noch niemanden gesehen, für den sie ihr innerliches Schutzschild niedergelegt und bei dem sie Nähe zugelassen hätte. Sie wollte sich einfach auf eine seltsame Art und Weise selber schützen, um nicht unter Verlustangst leiden zu müssen. Deswegen ließ sie keine körperliche und auch keine emotionale Nähe zu. Kein Mann konnte ihr das Wasser reichen, zumindest war das ihre Meinung. Männer waren simpel und beinahe die ganze Zeit daran interessiert mit einer Frau zu schlafen. Sie sah immer, wie sie die Frauen von oben bis unten betrachteten, als seien sie Früchte auf dem Markt, die man sofort gierig verschlingen wollte. Das stieß sie immer ab, sie empfand es als widerlich mit solch triebgesteuerten Schwächlingen das Bett zu teilen. Sie hatte schon viel erlebt, einmal, als sie in irgendeiner größeren Stadt waren, wie es öfter vorkam, hatte sie eine Vergewaltigung unterbrochen. Sie war aus der Schänke gerade raus und zu ihrer Unterkunft unterwegs, als sie in irgendeiner dunklen Gasse das Geschehen sah. Sie konnte nicht vorbeigehen, sie musste es unterbrechen und tat dies, indem sie den Mann von seinem Opfer gezogen hatte. Er hatte nach zu viel Bier gerochen und hatte ganz glasige Augen gehabt. Die Frau, die sich unter ihm befunden hatte, lag nur starr da und machte keine Anstalten sich zu bewegen oder sich zu wehren. Aurelia hatte aber die Angst in ihrem Gesicht gesehen und ihre Wehrlosigkeit und das hatte sie noch wütender gemacht, denn Männer nutzten stets ihre körperliche Überlegenheit aus und mussten ihre Macht demonstrieren. Der Mann hatte versucht sie zu schlagen, doch Aurelia war nicht schwach und auch kein Opfer. Sie schlug ihm mehrmals ins Gesicht und auf den Oberkörper, sodass er auf den Boden fiel. Er krümmte sich vor Schmerzen, Blut tropfte von seinem Gesicht. Sie kniete sich hin und packte ihn so, dass sein Gesicht genau vor ihrem war. Von seinem Gestank wurde ihr übel. Sie sah in seine dunklen, glasigen Augen und sagte leise, aber dennoch bedrohlich: „ Wenn du noch einmal einer Frau etwas tust, dann werde ich höchstpersönlich vorbei kommen, dein kleines Würstchen abschneiden und es dir dorthin stecken, wo sicher keine Sonne scheint…“ Er fing an zu zittern und zu wimmern, was Aurelia noch zorniger werden ließ, weil sie begriff, dass er ein Nichts war. Sie spuckte ihm ins Gesicht. Dann half sie der jungen Frau, die sich Alana nannte und Aurelias erste, wahre Freundin in ihrem Leben auf Xytras wurde, auf und versorgte sie, soweit ihre wenigen Heilkenntnisse es vermochten. Die junge Frau hatte sich danach Aurelia verpflichtet gefühlt und war mit ihr und den anderen nach Xytras zurückgekehrt. Sie waren lange Zeit befreundet gewesen, aber natürlich war ihre Freundin – ganz menschlich - schon verstorben.
Aurelia wusste, dass nicht alle Männer Abschaum waren und dass es durchaus auch Frauen gab, die schlecht waren, aber trotzdem hegte sie immer eine gewisse Abneigung gegen Männer. Vielleicht lag es auch daran, dass die Mörder ihrer Familie männlich gewesen waren. Aber sie hatte auch schon grausame Frauen getroffen. Eigentlich hatte sie viele schlimme Dinge gesehen, die dafür sorgten, dass sie die Welt immer noch mehr hasste. Der Hass hüllte alles Gute in einen grau-roten Schleier.


Tierischer Begleiter:

Styx ist Aurelias rotbrauner Hengst, der sie auf ihren Reisen stets begleitet. Er ist der einzige, dem sie vollkommen vertraut, sozusagen ihr bester Freund. Styx ist Aurelias viertes eigenes Pferd.


Inventar:

Geld: 0D, 0L, 100F

*Lederrüstung
*Köcher mit 15 Pfeilen
*Bogen
*kleiner Dolch
Zuletzt geändert von Aurelia Eichenherz am Donnerstag 13. März 2014, 16:30, insgesamt 20-mal geändert.

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