Ersa Dragneel

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Ersa Dragneel
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Ersa Dragneel

Beitrag von Ersa Dragneel » Donnerstag 6. Dezember 2012, 13:58

Ersa's Steckbrief
Name: Ersa Dragneel

Alter: 18

Geschlecht: weiblich

Heimat: überall und nirgendwo. Wenn man mit einem Ork unterwegs ist, ist man selten willkommen.

Rasse: Mensch

Beruf: Plünderin

Gesinnung: neutral - Ihr ist in erster Reihe wichtig, dass es ihrem Gefährten und besten Freund Mugets gut geht.

Magie: Keine bekannt

Glaube: Hat noch Erinnerungen an Ventha und spricht ihr von Zeit zu Zeit ein Gebet.

Aussehen:
Mit ihrer geringen Größe von 1.60 Metern ist Ersa nicht gerade groß. Ihre schlanke Gestalt unterstreicht nur noch ihre geringe Körperhöhe. Ihre Haut ist leicht gebräunt, was daran liegt das sie sich fast ausschließlich im Freien aufhält. Gekleidet ist sie in eine Gewandung, die ihr meistens zu groß ist, da sie diese nicht schneidern lässt, sondern von Leuten abnimmt, die ihre Sachen beim Anblick von Ersas Freund Mugets ''aus versehen vergessen''. Da ihr das aber nicht viel ausmacht, sehen die Stoffhemden und -hosen meistens wie unförmige Kartoffelsäcke an ihr aus. Gerade ein schmaler Ledergürtel, an dem ihr Langdolch befestigt ist, hindert ihre Hose daran sich selbstständig zu machen. Wenn man sie allein auf einer Straße sehen würde, könnte man sie für ein Bettlerkind halten. Deshalb wird sie eher ignoriert.
Ihre unordentliche rot-braune Haarmähne fällt ihr bis zur Mitte ihres Rückens und ist leicht gewellt. Ersa hat ein liebliches Gesicht mit leichten rosa Wangen und feinen Zügen, die allerdings nur noch entfernt auf elfische Verwandtschaft schließen lässt. Da es jedoch zumeist verdreckt ist, kommt dieses kaum zu Geltung. Einzig allein die großen hellgrauen Augen wären einen zweiten Blick wert, doch da sie in Begleitung von Mugets ist, fallen die Blicke der Leute eh kaum auf Ersa. Ihre Arme besitzen leichte Narben, die allerdings von der Lebensweise und nicht von Kämpfen stammen.
Auf dem Rücken trägt sie einen kleinen Lederbeutel, der mit verschiedenen Dingen gefüllt ist. Innen findet man Münzen, Lebensmittel, Tücher oder kleinen Schmuck. Je nachdem was sie und Mugets geplündert haben.


Persönlichkeit :
Falls sie auf Leute treffen sollte, die sie wegen dem Ork nicht verjagen oder töten wollen, könnte man durchaus sagen das Ersa eine sehr freundliche und ruhige Gesellschaft bietet, auch wenn sie Anfangs schüchtern wirkt. Vor Leuten, die Mugets verjagen oder schaden wollen, hat sie jedoch Angst. Ersa fürchtet sich davor, noch einmal jemanden zu verlieren, der ihm ans Herz gewachsen ist.
Sie hat durchaus ein paar Eigenschaften von Mugets angenommen. Körperhygiene steht so also nicht gerade an erster Stelle. Genauso wenig könnte sie Schwächere angreifen oder verletzen. Sie geht mit dem Ork sehr herzlich um, man kann vermuten das sie so auch andere behandeln würde, wenn sie ihr ans Herz gewachsen sind. Ersa ist sehr neugierig, sie liebt es neue Dinge zu entdecken und dann mit diesen zu spielen, wobei man dann auch ihre ausgeprägte kindliche Seite bemerkt, da sie ja sonst eher ruhig ist. Sie mag Geld, aber mehr wegen dem glitzernden Metall, den Wert kann sie bis jetzt schlecht einschätzen. Eigentlich mag sie alle glitzernden Dinge, angefangen von hübschen Kieselsteinchen bis zu kostbarem Schmuck. In ihren Augen haben sie den gleichen Wert.
Den Verlust ihrer Eltern hat die Zeit geheilt. Es macht sie zwar immer noch traurig, wenn Ersa an sie erinnert wird, aber sie ist darüber hinweg.
Vorurteile hat sie keine, allerdings hat etwas gegen die der Menschen.



Stärken:
Ersa ist unglaublich ausdauernd. Sie kann große Strecken ohne Pause laufen. Sie muss ja schließlich mit Mugets mithalten können.
Außerdem kann sie gut jagen und dadurch auch schleichen. Sie ist im Umgang mit ihrem Dolch zwar nicht gerade gut, doch um Tiere zu erlegen hat es ihr bis jetzt immer gereicht.
Und einen Vorteil hat sie natürlich durch ihren Gefährten, auf den sie im Notfall immer zählen kann.
Jagen: überdurchschnittlich
Ausdauer: sehr gut
Dolchkampf: durchschnittlich

Schwächen:
Eine ihrer Schwächen ist natürlich ihre Kraft. Oder besser gesagt, ihre nicht vorhandene.
Falls sie einmal selbst kämpfen müsste, würde sie schnell den kürzeren ziehen. Außerdem kann man auch ihre Angst vor Menschen, die eine Abneigung gegen Mugets haben, als psychische Schwäche betrachten.


Lebensgeschichte:

Ersas Eltern wussten, dass ihre Beziehung schwierig werden würde. Arisha hatte als Halbelfin eine Art Botschafterstatus, oder viel mehr war sie Nachrichtenüberbringerin für ihre Mutter, die in dem Elfendorf Neryan lebte. Arisha war auch diejenige, die einige hoch geschätzte Elfengüter nach Andunie brachte, wie die kostbaren Stoffe oder die berühmten Elfenstiefel der neldorethischen Wälder.
Und so lernten sich Ersas Eltern kennen. Als Exporthändler hatte Pramen ein reges Interesse an den Waren von Arisha und bald wurden beide Handelspartner. Pramen jedoch interessierte sich nicht nur an den teuren Luxuswaren, sondern auch an der schönen Halbelfin. Auch Arisha fühlte sich von Pramen angezogen und konnte nach einiger Zeit seinem Werben nicht mehr widerstehen. Sie vermählten sich und Arisha wurde Teil der Familie Dragneel.
Doch so sehr sie es sich wünschen würde, sie konnte sich nicht von dem Elfendorf und ihrer Mutter, die dort lebte, trennen. Als sie dann schwanger wurde, überredete Pramen sie in Andunie zu bleiben, bis das Kind geboren sein würde.
Arisha überstand problemlos die Schwangerschaft und gebar ein gesundes Mädchen.
"Wie wollen wir die Hübsche nennen, meine Liebste?" Arisha schaute eine Weile auf das Neugeborene. Es öffnete langsam die kleinen Augen und eisgraue Pupillen kamen zum Vorschein. Dann antwortete sie ihrem Mann mit einem erschöpften Lächeln auf den Lippen *Ersa... Unsere kleine Ersa"

Nachdem Arisha Ersa entwöhnt hatte ging sie wieder auf Reisen. Wenn sich Ersa an ihre Kindheit zurückerinnert, kommen ihr weniger Bilder in den Sinn, sondern eher Gefühle. Entweder das schmerzhafte Vermissen der Mutter, oder das unglaubliche Glück, das sie spürte, wenn sie wieder bei Ersa war. Pramen tat zwar alles, um seine geliebte Tochter bei Laune zu halten, wenn Arisha auf Reisen war, doch die Freude über die vielen kleinen Geschenke hielt bei dem kleinem Mädchen oft nicht lange an.
Aber auch Pramen vermisste seine Frau schrecklich in dieser Zeit. Doch da es geschäftlich notwendig war, konnte die Familie nichts dagegen tun. Die Nachfrage nach den Elfenwaren war groß, und der Verkauf sicherte ihren Wohlstand.
Pramen stellte ein Kindermädchen ein, das sich um Ersa kümmerte, wenn er geschäftliche Verpflichtungen hatte. Ihr Name war Irse und sie hatte einen Sohn, Finn. Er war sogar ein Jahr jünger als Ersa, doch sie verstand sich prächtig mit ihm und seiner Mutter. Er war ihr einziger Kindheitsfreund gewesen.
Jedes Mal, wenn Arisha nach Hause kam, war die Freude riesig. Ersa rannte ihr dann schon vor dem Haus entgegen und lies sich von ihrer Mutter auffangen. "Mama, Mama, diesmal bleibst du für immer da oder?" Auf diese immer wiederkehrende Frage antwortete sie mit einem Lächeln und einer Umarmung, allerdings auch mit Ausflüchten "Wir sollten erst einmal ins Haus gehen, ich bin etwas Müde von der Reise." oder Ähnlichem.
So verbrachte Ersa ihre Kindheit unter den Augen ihres Vaters, der ihr schon mit 5 Jahren das Lesen und Schreiben beibrachte. Auch dass ihre Mutter oft lange Zeit nicht da war, störte Ersa mit der Zeit immer weniger.
Mit 7 Jahren hörte sie ihre Eltern aus einem Nebenzimmer über das Thema reden, während sie an Ihrer Schrift arbeitete:
"... ich weiß du bist noch nicht lange wieder da, aber wir haben schon alles verkauft und ich habe dem Händler die Stoffe versprochen."
-"Ich kann nicht wieder nach Neryan, was ist mit unserer Tochter? Ich habe kaum Zeit mit ihr verbracht, was soll sie denn später von ihrer Mutter halten?" Pramen seufzte. Lange hörte Ersa nichts mehr aus dem Nebenraum und sie war schon versucht näher an die Tür zu schleichen, als Ihre Mutter wieder anfing zu Reden: "Was hältst du davon wenn wir mal gemeinsam zu meiner Mutter reisen? Ich habe ihr schon so viel von Ersa erzählt und sie würde sich sicherlich auch Freuen dich kennenzulernen." - "Du möchtest ein 7 jähriges Mädchen auf eine so gefährliche Reise mitnehmen? Wie -" Doch bevor Pramen weiter reden konnte, unterbrach Arisha ihn "Ich habe diese Reise schon dutzende Male hinter mir, und bin immer Heil angekommen. Wenn du dir solche Sorgen machst, bezahle doch ein paar Leibwächter, die uns begleiten. Aber Ich kann Ersa nicht immer allein lassen" Die letzten Worte waren voller Verzweiflung. Dadurch schien Pramen ein wenig erweicht "Na gut. ich werde das mit meinem Geschäft klären. Lass uns zusammen zu den Elfen gehen." Ersa konnte auf diese Antwort ihres Vaters nicht mehr die heimliche Zuhörerin spielen. Mit einem herzerfrischenden Lachen, wie es nur Kinder können, stürmte sie in das Zimmer, in dem die verdutzt schauenden Eltern standen, und sang eine sich immer wiederholende Latei " Wir fahren zu den Elfen, wir fahren zu den Elfen!" Endlich würde sie ihre Mutter mitnehmen, sie würde Ersa nicht verlassen. Sie war einfach nur glücklich.


Aufgeregt lief Ersa um ihre Mutter herum, die gerade den Söldnern zuschaute, welche eine kleine Kutsche mit Proviant ausstatteten. Es waren zwei große Männer, der eine hatte schon etwas lichtes ergrautes Haar und auch der andere schien, trotz vollen Schopfes, in die Jahre gekommen zu sein. Skeptisch hob Arisha eine Augenbraue und schaute zu ihrem Mann "Und die sollen uns beschützen?" Pramen lachte und nahm Arishas Hand. "Naja, ich dachte mir, so hätte Ersa keine Angst vor ihnen. Außerdem meintest du doch selbst, die Reise sei nicht gefährlich." Einer der beiden Söldner, der mit dem volleren Haar, winkte Pramen zu sich, sie hatten die Kutsche fertig beladen. Arisha nahm ihre Ersa an die Hand und ging Richtung Kutsche, um sich hinein zu setzen. Ersa nahm auf der anderen Bank platz und schaute erwartungsvoll aus dem Fenster "Mama, wie lang ist der Weg zu den Elfen?" - "Nicht sehr lang, Ersa. Ein paar Tage vielleicht. Ehe du dich versiehst, werden wir schon angekommen sein." Pramen setzte sich nun auch in die Kutsche, er hatte sich einen verzierten Langdolch an den Gürtel geschnallt. Und schon liefen die Pferde los, gelenkt von den Söldnern.

Die Kutsche holperte so dahin und Ersa wurde langsam Müde. Laut gähnend streckte sie sich auf der Bank aus und hörte ihren Eltern zu, die den Warenplan besprachen. Sie schloss die Augen und ließ sich von dem Schaukeln der Kutsche in den Schlaf tragen...
Es kam Ersa so vor als wäre sie gerade erst eingeschlafen, als sie von dem lauten Geschrei der Söldner geweckt wurde
"Orks!! Orks auf der anderen Seite des Ilfar? Wie kann das..." - " Ahhhhrh!" "Werdor!! Werdor, oh nein!!"
Pramen wechselte einen panischen Blick mit Arisha, küsste sie kurz auf den Mund rief ihr noch während er seinen Langdolch zog und aus der Kutsche sprang zu "Flieht! Nimm Ersa und flieh!"
Noch nie hatte Ersa eine solche Angst empfunden. "Mama, Mama..." schluchzte sie, als ihre Mutter sie an der Hand aus der Kutsche ziehen wollte. Doch so weit kamen sie nicht, denn mit einem Ruck fiel die Kutsche laut krachend auf die Seite. Ersa landete im Arm ihrer Mutter, die stöhnend versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Lautes Pferdegeschrei überdeckte fast alle Geräusche von draußen.
Arisha stand hektisch auf und sah, dass der einzige Fluchtweg aus der Kutsche das Fenster war und drehte sich zu Ersa " Pass auf, ich klettere raus und zieh dich dann von außen hoch, in Ordnung, Ersa?" Das kleine Mädchen kämpfte sichtbar mit ihren Tränen, die Unterlippe zuckte unkontrolliert und ihre Augen waren weit aufgerissen. Doch sie nickte und sah ihrer Mutter nach, die schon halb aus der Kutsche gestiegen war. "Oh bei Ventha, nein! Pramen! PRAMEN!" Ersa sah, wie ihre Mutter geschockt auf das Geschehen außerhalb starrte. Dann schluchzte sie laut auf und beugte ihren Oberkörper zu Ersa hinunter. In dem kurzen Augenblick, in dem sie das Gesicht ihrer Mutter sah, konnte Ersa Tränen erkennen, die über das schöne Gesicht Arishas liefen. Eilig stiegen sie aus der Kutsche. Alles was Ersa dann sah, waren zwei große, grünlich graue Monster, die auf sie zukamen. Arisha hob Ersa auf den Arm und versuchte so schnell sie konnte zu laufen. Doch das zusätzliche Gewicht ihrer Tochter machte sie langsam und Verwundbar. Arisha lief auf den Waldrand zu, den man schon gut in der ferne ausmachen konnte, doch plötzlich keuchte sie auf, schrie dann auf und fiel mit ihrer Tochter im Arm zu Boden. Beide schlugen hart auf diesem auf, wobei Arisha so gut es ging versuchte, Ersa zu schützen.
Mit einem Wimmern befreite sich Ersa aus der festen Umarmung ihrer Mutter. Arisha bewegte sich nicht mehr und ein Pfeil ragte aus ihrem Rücken. Ersa zog verzweifelt an der Bluse Ihrer Mutter und schrie nach ihr. Schrie, dass sie doch aufstehen soll, warum sie ihr nicht antwortete. Doch Arisha blieb still.
Durch den Schock merkte Ersa nicht, wie einer der zwei Orks auf sie zukam. Er grunzte gehässig, als er das kleine Mädchen und ihre tote Mutter sah. Er legte seinen Bogen beiseite und zog eine mächtige Machete. Reiner Blutdurst spiegelte sich in seinen Augen.
Ersa zupfte nun wie in Trance an dem inzwischen blutgetränkten Oberteil ihrer Mutter. Arisha war im Moment alles worauf sie sich fixierte. Und so erschrak sie umso heftiger, als der Ork hinter ihr siegessicher brüllte.
Ersa schrie auf, rief nach ihren Eltern, die ihr nicht antworteten und versucht von diesem Monster weg zukriechen. Doch ihre vor Angst gelähmten Glieder wollten sich nicht bewegen.
Langsam drehte sie sich zu der Schreckenskreatur um, und sah gerade noch, wie ein zweiter Ork dem ersten hinterher rannte.
Noch während der erste Ork zum Schlag ansetzte, sprang der zweite in einem mächtigem Satz nach vorne und spaltete dem ersten den Kopf mit einer riesigen Axt.
Ersa presste fest die Augen zusammen, schlang ihre Arme um die Beine und zog den Kopf ein. Sie spürte die Erschütterung, als der leblose Körper des Orks auf dem Boden aufschlug. Ersa quiekte leicht auf, biss sich dann sogleich auf die Lippe, um weitere Geräusche zu Unterdrücken. Vielleicht würde das andere Monster ja verschwinden wenn sie ganz ruhig war.
So saß sie in der Stillen Ebene, kurz vor dem neldorethischen Wald und bewegte sich kein Stück. Nach einer Weile spürte sie ein leichtes Beben vor ihr, doch ihre Angst war größer als das Verlangen, die Augen zu öffnen und nachzusehen. Als jedoch etwas metallisches vor ihr auf den Boden fiel, öffnete sie aus Reflex die Augen. Vor ihr lag Pramens Zierdolch, voller Blut und hinter der Waffe sah sie die zwei großen, nackten, haarigen Füße des zweiten Orks. Mit gequollenen Augen sah sie zu ihm auf. Er war sogar noch größer als der andere, mit vielen dicken Fellen, die um seinem Körper lagen. Ersas innerer Schmerz löste ihre Angst ab und brennende Tränen liefen über ihr kleines Gesicht. Das Monster grunzte leise, beugte sich zu dem kleinen Mädchen hinunter und versuchte es auf die Beine zu stellen. Doch sobald er sie los lies brach sie zusammen. Er grunzte nun etwas lauter. Dann sah er zu seinen zwei toten orkischen Gefährten zurück, von denen er einen selbst auf dem Gewissen hatte und schaute dann wieder das bewusstlose Menschenmädchen an. Anscheinend hatte er einen Entschluss gefasst, denn er hob Ersa und Pramens Dolch auf und marschierte Richtung Waldrand.


Ersa wachte langsam auf und das erste was sie wahrnahm, war ein widerlicher Gestank und die wärme eines Feuers. Der Gestank kam von dem Fell auf dem sie lag.
Sie setzte sich auf und war noch immer völlig benommen und gefangen in den durchlebten Schreckmomenten. Erschüttert starrte das zerbrechlich wirkende Mädchen in das Licht des Lagerfeuers. Zögerlich, mit der nur Kindern möglichen illusorischen Hoffnung, rief die kleine Gestalt leise: „ Papa? Mama?" Sie wartete einen Moment und rief dann lauter, verzweifelter "PAPA! MAMA! MA-" die helle Kinderstimme brach und Ersa begann am ganzen Körper zu zittern. Sie kauerte sich wieder auf die Decke und während sie sich leicht vor und zurück wiegte, schaute sie mit einem trostlosen, gebrochenen Blick weiter in die lodernden Flammen des Feuers.
Nach kurzer Zeit hörte sie es im Unterholz knacken und der große Ork kam zwischen den Bäumen hervor. Erst jetzt bemerkte Ersa, dass sie sich im Wald befand. Sie sah dem Ork zu, wie er am Feuer Platz nahm. Sein Oberkörper war nun nicht mehr bedeckt und dicke, schlecht verheilte Narben waren zu sehen. Er nahm ein kleines Tier von der Schulter, das Ersa nicht kannte, und begann es zu häuten. Der Ork schaute zu Ersa, ohne seine Arbeit zu unterbrechen. "Nicht so laut schreien, kleine Wanze." Seine Stimme hörte sich tief und kratzig an, eine Stimme die eher fürs Brüllen als fürs Flüstern geeignet schien.
"Wo ist mein Papa und meine Mama?" Ersas Stimme hörte sich schwach an. Der Ork schien sie zu ignorieren und spießte das inzwischen gehäutete Tier auf einen Ast, um es dann über das Feuer zu halten. Langsam verfärbte sich dessen blutige Haut braun. Ersas Magen knurrte laut, als sich der Duft von gebratenem Fleisch verbreitete. Langsam rutschte sie näher zu dem Ork ran und auch näher an die Mahlzeit. Beide warteten stumm darauf, dass das Essen fertig wurde. Als es soweit war, riss der Ork ein kleines Stück davon ab und warf es Ersa zu. Gierig stopfte sich das Mädchen den Mund voll und sah dann erwartungsvoll zu der Ration des Orks, nur um frustriert festzustellen, das auch er nichts mehr hatte. Er Rülpste lautstark und klopfte sich auf die Brust.
"Ähm, Herr Monster? Weißt du wo meine Mama ist? Oder mein Papa?" Hoffnungsvoll schaute sie ihn an.
"Ich weiß wo ihre toten Körper liegen, kleine Wanze. Aber warum willst du dahin? Willst du sie etwa Essen?" Verwundert schaute er hinab zu Ersa. Diese verstand kein Wort von dem was der Ork gerade gesagt hatte. "Essen? Ich hab gerade gegessen. Aber ich will Heim mit meinen Eltern" Daraufhin lachte der Ork schallend und Ersa zuckte aufgrund der Lautstärke zusammen. "Die werden wohl von selbst nicht mehr aufstehen. Kratshr hat den einen geköpft und die andere erschossen. War'n guter Kämpfer und Schläger der Kratshr. Wenn auch nicht so gut wie Mugretsh. Das bin ich. Der andere, Tummbn, hatte Pech mit den verdammt'n Männern auf dem Wagen. Hätte er bloß...." Der Ork redete noch weiter, doch Ersa hörte nicht mehr zu. Ihre Eltern stehen nicht mehr auf? Tote Körper? Geköpft? Erschossen? Auch wenn sie das Maß an Verstand noch nicht Aufbringen konnte, um den Tod zu verstehen, war ihr doch klar, dass ihre Eltern nicht mehr mit ihr nach Hause fahren konnten. Bitterlich fing sie an zu weinen und unterbrach den Ork in seinen Erzählungen. "Warum heulst du, du lebst doch schließlich noch. Das ist gut, nicht schlecht" Ratlos kratzte er sich am Kopf. Ersa rollte sich auf dem Fell zusammen und weinte noch still, bis sie vor Erschöpfung einschlief.

Als Ersa im Morgengrauen aufwachte, brachte sie kaum ihre verklebten Augen auf. Ihr war kalt, es stank immer noch bestialisch und sie bekam langsam wieder Hunger. Als sie sich umschaute erkannte sie, dass sie immer noch im Wald war. Mit einem Ork. Ohne Mama und Papa. Die ja nicht mehr da waren.
Auf einmal kam die Angst wieder und schlug wie eine Welle über Ersa zusammen. Was machte sie hier mit einem Monster? War er nicht Schuld daran, dass sie jetzt allein war? Sie presste sich die Hände auf den Mund, als sie fast vor Panik aufgeschrien hätte. Ihre Augen hefteten sich starr an den riesigen grünen Fleischberg, der auf der anderen Seite der Feuerstelle zu schlafen schien und laut schnarchte. Ohne den Blick abzuwenden stand das kleine Mädchen auf und wollte weglaufen.
Doch dann erblickte sie etwas, das ihr sehr bekannt vorkam. Pramens Dolch lag direkt neben dem großen Ork und schillerte in der Morgenröte. Ersas Blick huschte zu dem Ork und wieder zurück zu dem Dolch. Ihre Beine zitterten leicht als sie einen kleinen Schritt darauf zu machte. Der Ork schlief davon unberührt weiter und Ersa schlich auf Zehnspitzen um die ausgebrannt Feuerstelle. Nun war die Waffe ihres Vaters nur noch ein paar Schritte entfernt. Allerdings auch der Kopf des Monsters. Ängstlich verharrte Ersa kurz und konnte nur das Gesicht des Orks anschauen. Es war so hässlich und furchterregend, mit den Stoßzähnen und den Narben. Das Mädchen holte noch einmal tief Luft und überbrückte auch das letzte kleine Stück zwischen ihr und dem Dolch. Eillig hob sie ihn auf und war daran wegzulaufen, doch nach zwei Schritten kam sie nicht mehr weiter. Der Dolch fiel ein wenig entfernt zu Boden und auch sie schlug der Länge nach darauf auf. Schmerzerfüllt und erschrocken blickte sie zurück und erkannte den Grund für ihren Sturz. Der Ork hatte ihren Knöchel umfasst und schaute Ersa verschlafen an. "was machst'n du da, Wanze?"
Panisch versuchte Ersa sich zu befreien, trat mit aller Kraft, die ein 7 jähriges Mädchen aufbringen konnte, auf die Hand ein, die ihren Fuß gefangen hielt "Lass mich los!! Du sollst mich loslassen!" Ihre Stimme war hysterisch, panisch. Langsam lockerte sich der Griff des verwirrt dreinschauenden Orks und Ersa robbte einige Schritt weit weg, bevor sie sich aufrappelte und mit weichen Knien und schwerem Atem tiefer in den Wald stolperte. Der Ork grunzte ihr noch irgendwas nach, blieb aber wo er war.
Mir Tränen verschwommenen Blick rannte Ersa einfach darauf los, immer in eine Richtung. Weg von dem Ork. Doch nach kurzer Strecke wurde sie langsamer, ihr Atem ging keuchend. Sie wollte gerne eine Pause machen aber die Angst, verfolgt zu werden war zu groß und so schleppte sie sich weiter. Inzwischen war die Sonne vollständig aufgegangen und ein paar Lichtstrahlen fielen durch das dichte Laub der Bäume. Da, wo es auf dem Boden ankam, glitzerte der Tau. Von der schönen Umgebung abgelenkt, achtete Ersa nicht mehr auf ihre Schritte. Fast schon mechanisch lief sie weiter, als sie plötzlich auf einer feuchten Wurzel umknickte und sich dann auf dem Waldboden wiederfand. "Au!" Ein Schmerz schoss in ihren Knöchel, als sie wieder aufstehen wollte und ihre Muskeln in den Beinen zuckten unkontrolliert vom langen Laufen. Vorsichtig versuchte Ersa ihren Fuß zu bewegen doch der Schmerz wurde nicht leichter. Schmerzen, so viele Schmerzen und ein kleines Mädchen, das nie gelernt hatte mit diesen umzugehen. Langsam zog sich Ersa an einen Baum und lehte sich an ihn. Immer wieder kullerten Tränen aus ihren Augen. Die Mischung aus Angst, Schmerz und Einsamkeit wurde in der Stille des Waldes nur noch schlimmer. Sie wusste nicht mehr ob sie Hunger hatte oder Müde war, ob sie frierte oder durstig war. Sie starrte einfach durch die Bäume ins Leere.

Irgendwo im Wald heulte ein Wolf und Ersa schreckte auf, um in die Richtung zu schauen aus de sie dar Geräusch vernahm. Doch sehen konnte sie nicht viel. In ihrer Starre hatte sie nicht bemerkt wie der Tag zu schwinden begann und die Nacht anbrach. Zitternd wollte sie aufstehen, doch ihr verstauchter Knöchel verweigerte immer noch seinen Dienst. In der Nähe raschelte etwas Laub und Ersa hörte eine Eule schreien. „Hilfe" flüsterte sie verzweifelt vor Angst in die Finsternis. „Hilfe..."
Wieder ein Rascheln, diesmal näher. Ersa machte sich so klein wie es nur ging und versuchte sogar ihren Atem anzuhalten, um keinen Laut von sich zu geben. Warum bekam sie keine Hilfe? War denn niemand in der Nähe, der sie retten konnte? Der sie beschützen konnte? Die Eule entschied sich wohl weiterzuziehen und flatterte geräuschvoll davon. Ein Ast knackte und Schritte waren zu hören, schwere Schritte, die auf Ersa zukamen. Panisch gab sie den Versuch auf, leise zu sein und kroch davon.
War niemand in der Nähe? Ihr kam ein hässliches Gesicht in den Sinn. Ein Gesicht, dass ihr eigentlich zuwider war, vor dem sie Angst hatte. Aber warum hatte sie Angst vor ihm? Wie war nochmal der Name des Monsters... Muga? Magu? Mugets? Ja das kam ihr bekannt vor. Mugets hatte ihr nicht wehgetan. Er hatte auch nicht ihre Eltern verletzt. Er war irgendwie ein gutes Monster. Ersa versuchte immer noch hektisch vor den Schritten zu Fliehen, als sie plötzlich eine Stimme hörte „ Bleib stehen, Wanze. Du krabbelst auf'n Erdloch zu. Könnt' wehtun da reinzufallen.“ Das Mädchen drehte sich überrascht zu der Stimme um und schrie vor Erleichterung auf „ Mugets!“ Sie schniefte und kroch in die Richtung des Orks, bis sie seine großen Füße ertastete.
Der Ork schien leicht verwirrt über ihre Reaktion auf ihn. „ Mugets? Es heißt Mugretsh! Und hör auf zu heulen.“ Das Mädchen verstand selbst nicht warum sie wieder weinte, war sie doch so Erleichtert nicht mehr allein zu sein.
Ihr Tränen versiegten allerdings schlagartig, als Mugets seine stinkenden Felle über sie warf und dann anfing, ein Feuer zu machen. Stumm versuchte sie den Geruch zu ignorieren und genoss die Wärme der langsam wachsenden Flammen. Mugets setzte sich neben sie und blickte zu ihr hinab. „Wie heißt du, Menschenkind?“ Sie drehte sich zu dem Ork und flüsterte schüchtern „Ersa.“
Dicke Hände, die man gut und gerne auch als Pranken bezeichnen könnte, tätschelten ihr den Rücken, wobei die gutgemeinte Geste das Kind unsanft schüttelte. „Ersa. Aha.“ Er schien nachzudenken bevor er weitersprach und schaute in die Feuerstelle „Wanze, du kannst bei mir bleib'n. Allein endest du als Fressen für Wölfe. Aber Verstecken spiel ich nich mehr mit dir!“ Mugets nahm Pramens Langdolch und legte ihn vor Ersas Füße. „Da, der ist mir zu klein“
Erfreut sah sie auf die Waffe ihres Vaters. „Danke Mugets!“ Der Ork grunzte genervt aufgrund seines Spitznamens, lies es aber damit gut sein. Ersa schob den Dolch ein wenig weg, aus Angst sich zu verletzen und legte sich hin. Sie war hundemüde und es dauerte nicht lange bis einschlief, Seite an Seite mit ihrem neuen Gefährten.

Die nächsten Tage waren eine Geduldsprobe für den Ork. Ersa konnte noch nicht laufen mit ihrem verletzten Knöchel und so trug Mugets das Mädchen auf seiner Schulter. Der Ork hatte vor, zu dem Lager zu gelangen, das er und seine nun tote Truppe genutzt hatten. Der Punkt befand sich noch ein gutes Stück nördlicher, am Flussufer des Ilfar. Dort hatten sie ein paar gestohlene Sachen versteckt, die sie unvorsichtigen Reisenden nach dessen gewollten Ableben abgenommen hatten. Das Leben eines Banditen hatte Mugets zwar immer ein wenig gelangweilt, doch da die vier Orks aus Orkdorf verbannt worden waren, konnten sie sich so gut durchschlagen. Die anderen drei wurden aufgrund ihrer Schwäche verbannt, Mugets jedoch wegen einem anderen Grund. Er war alles andere als schwach, wenn man von seiner Kraft ausging. Doch seine Sippe schimpfte ihn schon seit dem er ein Junges war eine Missgeburt, da er anscheinend nicht in der Lage war schwache, kleine oder gar Junge Gegner abzuschlachten. Dem Ork war es zuwider, derart schwächere Gegner zu töten, auch wenn es für sein Volk üblich war, so grausam zu sein.
Er schob es auf seinen Stolz, redete sich ein, dass er es einfach nicht nötig hatte diese Lebewesen zu töten, wenn es nicht nötig war. Doch ab seinem 12. Lebensjahr und nach seiner Reifeprüfung entwickelte sich bei Mugets sogar eine Art Beschützerinstinkt gegenüber Schwächeren der Sippe. Er versuchte die kleineren bei der Fütterungszeit vor den Stärkeren zu schützen, oder diesen dann sein eigenes Futter zu geben, damit sie nicht verendeten.
Bis dem Clanführer der Kragen platzte.
Mugets war ein starker Kämpfer, doch sein Verhalten ging dem Sippenoberhaupt mächtig gegen den Strich. Und so nahm er ein paar seiner Leute, um sich dieser Wiedernatürlichkeit vom Halse zu schaffen. Sie jagten Mugets bis an die Grenzen des Drachengebierges, doch sie hatten nicht mit seiner Ausdauer gerechnet. Nach ein paar Tagen konnten sie den verbannten Ork nicht mehr einholen.
Mugets lief am Drachengebirge entlang Richtung Süden. Er war erschöpft und wütend auf seine Sippe. Er war ohne sein kaltherziges Volk und Ihrem grausamen Gott besser dran.
Er wanderte über das riesige Gebirge, lief durch das Moor und jeder seiner Schritte trennte ihn nicht nur körperlich von dem Dorf. Er machte einen Abschnitt in seinem Leben. Nie wieder würde er zu seinem Clan zurückkehren.
Er schlug sich eine Weile selbst durch, bis er die kleine Truppe der ebenfalls verstoßenen Orks traf, die aufgrund ihrer Schwäche verjagt wurden. Zusammen überfielen sie immer wieder kleinere Handelswägen oder Wanderer. Mugets tötete diejenigen, die ihm gefährlich werden konnten, verschonte allerdings Menschen, die sich nicht wehren konnten. Bis sie auf eine Kutsche stießen, die zwei alte Söldner lenkten. Die Kutsche schien wertvoll zu sein und versprach gute Beute. Und so griffen die Orks an. Das in der Kutsche ein kleines Mädchen saß wusste Mugets nicht. Er sah erst nur die Söldner, die zwei seiner kleinen Orktruppe töteten. Er kümmerte sich um die Söldner, während sich der letzte verbliebene Gefährte anscheinend um noch mehr Gegner kümmerte. Doch als sich Mugets zu dem Ork umdrehte, der es anscheinend auf ein kleines Menschenmädchen abgesehen hatte, wuchs in ihm der altbekannte Beschützerinstinkt. Neben diesem empfand Mugets nur noch Wut und Abscheu. Ehe er über sein Handeln nachdenken konnte, rannte er auf seinen Rassenbruder zu, um das Mädchen zu retten. Und genau dieses Mädchen saß jetzt auf seiner Schulter und jammerte über ein paar Schmerzen.

Nach ein paar Tagen konnte Ersa wieder laufen. Der Fuß tat ihr zwar nicht mehr weh, doch sie hatte nachts unglaubliche Albträume. Jede Nacht hörte sie ihre Eltern schreien und weinen, hörte das Röcheln sterbender Söldner. Doch das Schlimmste waren die toten Augen ihrer Mutter. Leer und Ausdruckslos. Wie von Sinnen schreiend wachte sie jedes mal auf. Mugets versuchte sie zu trösten, doch sein Anblick machte es meist nicht wirklich besser.
Aus Angst, wieder allein zu sein und diese unerträgliche Einsamkeit zu spüren, folgte sie ihm allerdings überall hin. Die ersten paar Jahre verbrachten sie in einer kleinen Höhle, die Mugets anscheinend schon einmal als Heim benutzt hatte mit den anderen Orks. Ein paar verbeulte Rüstungen lagen dort in den Ecken und auf dem Boden lagen Felle.
Drei Jahre verbrachten sie in der bescheidenen Behausung ihr Leben. Mugets brachte ihr in dieser Zeit die Sprache der Orks, Kr'zner, bei. Durch ihr junges Alter lernte sie die Sprache recht schnell. Das Leben mit Mugets war auf eigenartige Weise sehr leicht. Der Ork beschützte sie und sorgte für sie. So verwischten ihre Erinnerungen an das Leben mit ihren Eltern immer mehr. Sie vergaß sogar, dass sie genau in diesen Wäldern, in den sie und Mugets nun lebten, noch das Volk ihrer Großmutter beheimatet war. Sie hätte sich vielleicht daran erinnert, wenn sie einen Elfen getroffen hätte. Doch Elfen bekam sie nicht zu Gesicht. In diesen drei Jahren wurden auch ihre Albträume immer seltener. Sie bekam diese dann meistens nach Jagdausflügen, wobei sie Mugets töten sah. Doch auch sie musste irgendwann lernen zu Jagen... und auch, Lebewesen das Leben zu nehmen.

Ich hab Hunger!“ jammerte Ersa, wobei sie schon aus Gewohnheit die Orksprache benutzte. Mugets saß faul an der Höhlenwand gelehnt und pulte sich etwas Dreck aus den Zwischenräumen seiner Zehen. Ohne sie anzuschauen grummelte er sie an „ Dann fang' dir was und ess es!“ Ersa zog eine Schnute „ Ich weiß gar nicht wie man jagt! Was, wenn ich auf ein Tier stoße das MICH essen will?“ Mugets verdrehte die Augen „ Du hast deinen Zahnstocher. Los, geh dir dein Essen selbst jagen, ich hab was zutun.“ Ungläubig starrte Ersa den Ork an. Der saß einfach da und betrieb seine ''Körperhygiene''. Eingeschnappt nahm sie ihren Langdolch und verließ die Höhle. Ersa hasste es, wenn der Ork schlecht gelaunt war. Dann hatte er zu nichts Lust, wollte nicht Jagen und schon gar nicht mit ihr spielen. Was für ein Langweiler! Geschickt kletterte das Mädchen einen kleinen Abhang hinunter und setzte sich an einen schmalen Bach, um ihre blanken Füße darin Baumeln zu lassen. Wasser war schon immer eines ihrer Lieblingselemente gewesen, es lies sie irgendwie zur Ruhe kommen. Während sie mit ihren Zehen im Wasser spielte überlegte sie sich, wie sie an etwas Essbares kommen sollte. Sie könnte nach ein paar Waldbeeren suchen. Ersa gefiel die Idee und sie stand auf, um über den Bach zu springen. Inzwischen war sie schon so oft mit dem Ork im Wald gewesen, dass sie sich sehr gut zurecht fand. Sie lief eine Weile herum und fand einen großen Busch mit dicken violetten Beeren daran. Freudig fing sie an, sich die süßen Früchte in den Mund zu stopfen. Doch sie hielt inne, als ein Eichhörnchen ganz in der nähe zu Boden sprang und begann, dort ein paar Nüsse zu vergraben. Hibbelig wartete sie darauf, dass es wieder verschwand, um sich auch noch die Beute des Nagers zu holen. Das kleine Tier war sich der nähe des Mädchens anscheinend gar nicht bewusst. Plötzlich kam Ersa eine Idee. Wie dumm würde Mugets schauen wenn sie tatsächlich mit einem selbst erlegten Tier wiederkommen würde? Leise, mit vor sich gehaltener Waffe, schlich sie näher an das Tier heran. Das Eichhörnchen war schon wieder dabei sein Lager zu vergraben und bemerkte das Kind immer noch nicht. Mit einem Schlachtschrei, den Mugets stolz gemacht hätte, stürzte sich Ersa auf das Tier und spießte es auf. Genau so hatte sie es an dem Ork beobachtet. Das Tier gab noch ein letztes fiepen von sich und verendete dann zuckend. Erstarrt saß Ersa auf dem Boden und hielt den Dolch ausgestreckt von sich. Sie erbleichte und lies die Klinge samt Kleintier daran fallen. „ Oh nein... was hab ich getan?“ Sie biss sich auf die Unterlippe um nicht zu weinen, konnte allerdings ein paar Tränen nicht stoppen. Angewidert nahm sie die Waffe mit dem ausblutendem Tier daran und machte sich auf den Weg zurück in die Höhle. Mugets war tatsächlich erstaunt über Ersas erlegte Beute, doch das Mädchen zog sich in eine Ecke zurück und schwieg, nachdem sie ihm Dolch und Tier vor die Füße geworfen hatte. Verwundert über Ersas Stimmung begann Mugets das Eichhörnchen auszunehmen und auf einen Stock gespießt über das Feuer zu halten.
Jagen macht keinen Spaß...“ Leise und traurig hörte sich die helle Stimme an. Mugets sah zu ihr hinüber „ Aber es macht satt. Und wer satt ist hat bessere Laune, also solltest du was essen.“ Ersas Magen grummelte als sich der Duft des Fleisches verbreitete. Sie seufzte niedergeschlagen und nahm neben dem Ork platz. „Töten macht mir auch keinen Spaß, Wanze... aber manchmal musst du es tun.“ Verwundert sah Ersa zu ihrem großen Gefährten hinauf. Es fiel ihm doch immer so leicht zu jagen... deshalb hatte sie bis jetzt immer angenommen, dass es ihm auch Spaß machte. Das er ihre Gefühle verstand munterte sie etwas auf. Morgen wollte sie es noch einmal versuchen. Sie wollte dem Ork, den sie nun wie einen großen Bruder sah, keine Last sein.
Auserdem zeig' ich dir wie du mit deiner Nähnadel kämpfen und jagen kannst. Hast' das arme Ding ja halb zerfetzt...
Die nächsten Wochen lernte sie im Zweikampf mit Mugets ihren Dolch auch zum Kämpfen zu benutzen. Auch wenn beide dabei mit Stöcken übten, sammelte Ersa einige blaue Flecken. Gegen die Kraft des Orks konnte das 10 jährige Mädchen natürlich nichts ausrichten. Dabei hielt Ersa die Waffe eigenartigerweise mehr wie ein Schwert als wie einen Dolch. Ihre kleinen Hände passten Beide um den Schaft und so hatte sie mehr Kraft, als mit einer Hand.

Auch unvorsichtige Wanderer plünderten die beiden aus. Dabei hatte das Menschenkind sogar Spaß, da sie es immer wieder witzig fand, wie diese angsterfüllt vor ihrem großen Freund die Flucht ergriffen. Außerdem fand sie es sehr spannend, was sie in den Rucksäcken der Fremden fand. Mal waren nur ein paar Kleider darin, dann wieder ein Säckchen Münzen. Gerade von dem Geld war Ersa begeistert. Sie konnte zwar nicht viel damit anfangen, doch der Glanz und das Geräusch wenn sie aufeinander klimperten faszinierte sie. Ersa erinnerte sich zwar nur noch schwach daran, doch auch ihr Vater hatte als Händler immer mit diesen funkelnden, runden Metallstücken gespielt.

Weitere 7 Jahre verbrachten Ersa und Mugets dabei, herumzuziehen. Sie kamen dabei auch an kleineren Dörfern vorbei, doch die Menschen vertrieben beide immer in dem Moment in dem sie Mugets sahen. So gewöhnten sie sich daran, stark besiedelte Gebiete zu vermeiden. Wenn sie dann doch einmal Märkte aufsuchen wollte, ging Ersa allein, während sich der Ork im Verborgenen außerhalb versteckte. Somit musste sie nicht auf Schuhe, Decken oder andere wichtige Ding verzichten, doch es war ihr immer ein Graus von Mugets getrennt zu sein. Besonders an ihre erste Tour ohne Mugets erinnerte sie sich. Damals war Ersa 13.
Es war eine nicht sehr große Stadt gewesen, mehr ein Dorf, doch Mugets sah sie, als beide entlang des Ilfar Richtung Osten liefen. Sie rasteten in einem kleinem Hain nahe des Dorfes und nach kurzem Überlegen beschloss Ersa, ohne den Ork hineinzugehen. Ihre Decken waren zerschlissen und starr vor Dreck. Mugets kümmerte es wenig, ihm reichten seine stinkenden Felle. Doch die Zeit des Übergangs war nah und Ersa fror schon jetzt in der Nacht. Mit einem unbehaglichen Gefühl näherte sie sich dem Dorf. Ihr gestohlener Mantel schliff auf dem Boden und Ihre nackten Füße stiegen bei jedem Schritt auf ihre Hose. Das sie jeden in dem Dorf einen komischer Anblick bot, war ihr nicht bewusst. Ein älterer Mann kam auf sie zu und sprach sie an „Kind, woher kommst du denn? Wo ist denn deine Mutter?“ Ersa zuckte bei der Erwähnung Arishas zusammen, ignorierte allerdings den Schmerz, den sie bei der Erinnerung ihrer Mutter bekam. Ängstlich schaute sie dem Mann ins Gesicht „ Die ist nicht mehr da. Aber ich muss ein paar Decken besorgen. Und vielleicht ein paar Schuhe. Wo bekomme ich das?“ Der Mann schaute sie verwirrt und voller Mitleid an „ Was für eine Sprache ist das? Wie soll ich dir helfen, wenn ich dich nicht verstehe Kleines?“ Ersa blinzelte ein paar mal. Andere Spra... Ops! Peinlich berührt schaute sie zu Boden und wiederholte die Frage, so dass der Alte sie nun Verstand. Sein Gesichtsausdruck wechselte und sah jetzt überrascht aus. „Keine Mutter? Mit wem bist du dann Unterwegs?“ Langsam wurde Ersa ungeduldig. Warum konnte er ihr nicht einfach die benötigten Sachen geben und dann abhauen? „Mein großer Bruder wartet nicht weit entfernt vom Dorf. Könnt ihr mir nun sagen wo ich Decken und Schuhe bekomme?“ Sichtlich verärgert über ihren Tonfall schickte er sie mit ein paar harschen Worten in die Dorfschenke. Sie ging zu dem ihr zugewiesenen Gebäude und betrat die Schenke vorsichtig.
Der Raum darin war fast leer, nur eine Magd stand zwischen den Tischen und fegte den gröbsten Dreck zusammen. Sie unterbrach ihre Arbeit als sie Ersa eintreten sah und schaute sie verwundert an. „Huch? Wer bist du denn? Dich kenn ich ja gar nicht.“ Wieder so nervige Fragen. „Hättet ihr ein paar Decken und Schuhe?“ Mitten in der Tür stand das Mädchen, das in ihrer Kleidung zu ertrinken schien. Die Frau stellte den Besen zur Seite und ging auf Ersa zu. „Zwei Decken habe ich noch übrig, denke ich. Und ein paar leichte Stiefel, aber ich bin nicht sicher ob sie dir passen.“ - „Das ist schon in Ordnung. Ich habe auch ein wenig Geld.“ Mit den Worten zog sie den kleinen Lederbeutel auseinander und legte eine Hand voll der silbernen Münzen auf einen Tisch. Silberne fand Ersa seltener. Meist waren nur die kupfernen in den Taschen der Wanderer und Händler. Einmal hatte sie sogar eine goldene Münze gefunden, doch diese war ihr irgendwie verloren gegangen. Die Frau hob ihre Augenbrauen, fragte aber dann nicht mehr weiter nach und brachte dem Mädchen die gewünschten Sachen. Ersa bedankte sich und ging aus der Tür, um das Dorf zu verlassen.
Eilig lief Ersa zu dem Hain und Mugets zurück und präsentierte Ihn das Erworbene. Der allerdings gerade viel zu sehr mit dem Rupfen eines Vogels beschäftigt war, um auf sie zu achten. Beleidigt lies sie sich an der kleinen Feuerstelle nieder und zog ihre neuen Stiefel an. Ersas Füße schwammen zwar in den Schuhen, doch wenn sie noch ein wenig Stoff hinein stopfte, konnten die kalten Tage kommen. Zufrieden, das alles glatt gelaufen war wickelte sie sich in eine ihrer neuen Decken. Sie Sonne verschwand hinterm Horizont und es wurde merklich kühler.
Nachdem sie gegessen hatten, legten sie sich schlafen.
Das Feuer war schon herunter gebrannt und nur noch die Scheite glimmten. Ersa wachte auf, von Fremden Stimmen geweckt. Leise richtete sie sich auf und lauschte. „Doch sicher! Die Wirtsfrau meinte, dass das Mädchen einen vollen Beutel Lysanthemer bei sich hatte. Und der alte Morri sagte, das ein solches Mädchen hier in den Hain verschwunden ist!“ - „Erzähl mir ja keine Märchengeschichten, du Säufer! Wenn sich das hier als Jux herausstellt, putzt du meine Fischkarren bis deine Hände bluten!“
Ersa schnappte nach Luft und kroch zu Mugets hinüber, um ihn zu wecken. Sie mussten verschwinden! Zwischen den Bäumen war nun Fackelschein zu sehen, der sich langsam näherte. „Mugets, los wach auf!“ Ersa versuchte zu flüstern, doch ihre Stimme überschlug sich. Grob zog sie an den Haaren des Orks, der daraufhin aufwachte. „Lass mich schlafen..“ - „Mugets! Da sind Leute die nach uns suchen! Schnell, wir müssen weg von hier!“ Grimmig setzte er sich auf und bemerkte dann selbst die zwei Männer, die nur noch wenige Schritte von ihren Lager entfernt waren. Panisch nahm Ersa ihren Lederbeutel und ihre Decken zusammen und lief dann hinter Mugets her, der schon geflohen war. Mit dem ganzen Gepäck und den viel zu großen Schuhen fiel es dem Mädchen schwerer Schritt zu halten als üblich. Mugets schien das zu bemerken, denn er blieb stehen und ging in die Knie „Schnell, auf meinen Rücken! Du bist zu langsam!
Hinter ihnen wurden Rufe laut, irgendwas mit 'Monster' und 'Dämon' war zu hören. Diese wurden mit der Entfernung leiser, bis sie verstummten. Der Ork lief noch einige Stunden mit Ersa auf dem Rücken weiter, ohne langsamer zu werden. Als sich der Tag durch die Morgenröte ankündigte, machten sie an einem kleinen Hügel Rast. Mugets hatte lange nicht mehr so lange in dieser Geschwindigkeit laufen müssen, deshalb war es nicht überraschend, dass er völlig aus der Puste war. Er legte sich an die Neigung des Hügels und schlief dort ein. Auf ein Feuer verzichteten sie. Ersa war zwar auch erschöpft, doch schlafen konnte sie nicht. Stattdessen schnitt sie sich mit ihrem Dolch ihre alte Decke in Stücke und stopfte damit ihre Stiefel aus. Danach hielt sie Wache. Viele Dinge gingen ihr durch den Kopf. Warum hatten die Dorfbewohner nach ihr gesucht? Was haben sie gewollt? Und warum konnte niemand Mugets ausstehen? Gut, ein wenig furchterregend sah er schon aus, aber das taten auch genug Menschen. Ersa versuchte die Tränen weg zublinzeln, die ihr wegen dieser Ungerechtigkeit in die Augen stiegen. Sie hoffte, dass es irgendwo noch Menschen gab, die nicht so voreingenommen und oberflächlich waren. Vielleicht würde sie diese Leute mal treffen. Das wünschte sie sich jedenfalls.

Die nächsten Jahre suchten sie keine Dörfer oder Städte mehr auf. Sie zogen durch die Stille Ebene und gaben sich damit zufrieden, Reisende auszuplündern. Ansonsten hielten sie sich verborgen. Doch irgendwann kamen sie einer Stadt nahe, die in Ersa Erinnerungen weckte. Schon allein der leichte Geruch von Salzwasser war ihr vertraut. Doch auch wenn ihr alles so bekannt vorkam, hatte sie das Gefühl diese Stadt nicht wieder zuerkennen.
Vor ihr und Mugets lag Andunie. Und irgendwie hatte Ersa ein schlechtes Gefühl beim Anblick ihrer Heimatstadt. Wo war die Fröhlichkeit? Warum kam es ihr dort so kalt vor? Neugierig und ängstlich zugleich, beschloss sie, dem auf den Grund zu gehen.
Zuletzt geändert von Ersa Dragneel am Freitag 17. Mai 2013, 09:39, insgesamt 6-mal geändert.

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