Egge Sheggede

Spieler kommen und gehen, Charaktere verchwinden spurlos oder sterben ruhmreich. Hier findet ihr alle Bürger, die Celcia verlassen haben, aber nicht vergessen sind.
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Egge-Sheggede
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Egge Sheggede

Beitrag von Egge-Sheggede » Mittwoch 14. September 2011, 13:03

Egge-Sheggedes Steckbrief
Name: Egge-Sheggede - Anzumerken ist, dass Egge-Sheggede auch mit "Egge-Sheggede" angesprochen wird, nicht als "Egge". "Sheggede" ist nicht sein Nachname.

Rasse: Mensch - Grandessaner

Alter: 21 Jahre

Geschlecht: männlich

Beruf: Egge-Sheggede schlägt sich als eine Mischung aus den Berufen Barde, Musiker und Falschspieler durchs Leben. Keinen der drei Berufe hat er ordnungsgemäß mit einer Ausbildung oder dergleichen erlernt, weshalb er offiziell als arbeitslos gelten müsste.

Heimat: Die Heimat Egge-Sheggedes sind die Straßen, die Gasthäußer und Marktplätze dieser Welt. Ein eigenes Haus oder dergleichen besitzt er nicht.

Gesinnung: Sieht man davon ab, dass Egge-Sheggede manchmal - vor allem im Glücksspiel - zum Schummeln neigt, um dem einen oder anderen Geldsack eine handvoll Münzen aus der Tasche zu ziehen, ist Egge-Sheggedes Gesinnung gut. Die genannte Außnahme rechtfertigt Egge-Sheggede so, dass er wie eine Art Robin Hood von den Reichen (und zwar wirklich nur den Reichen) nimmt und den Armen (sich selbst, und zwar nur sich selbst) gibt.

Magie: keine

Sprache: Celcianisch (sehr gut)

Religion/Glaube: Egge-Sheggede glaubt an und betet zu Feylin.

Aussehen:
Mit einer Größe von 1,81m und einem Gewicht von knappen 60 kg, kann man Egge-Sheggede durchaus als schmächtig und an der Grenze zum Untergewicht bezeichnen - wie so ziemlich alle Grandessaner aus dem Außenring. Sein dunkelbraunes Haar, welches ihm knapp bis über die Schulter reicht, hat er von Zeit zu Zeit zu einem Pferdeschwanz gebunden Die beinahe schon smaragdgrünen Augen strahlen eine Art Heimlichkeit aus. Sie erinnern an Wiesen und Wälder und sind, nach seiner eigenen Aussage, eine von Egge-Sheggedes "stärksten Waffen", denn schon so manche Dame hat sich in ihnen verloren. Meist trägt Egge-Sheggede einen gut bis mittelmäßig gepflegten Drei-Tage-Bart, der seinem sonst eher weichen Gesicht eine gewisse Männlichkeit verleiht.

Egge-Sheggedes Kleidung ist recht einfach, da er sich teure Gewandung nicht leisten kann. Der Oberkörper wird von einem einfachen, weiten, weißen Leinenhemd bedeckt, das sich am Ausschnitt mit einem Lederbändel zuschnüren lässt. Darüber trägt Egge-Sheggede eine braune, ärmellose Weste aus stabilem Stoff. Die Beine stecken in einer weiten, gemütlichen, braunen Leinenhose, die - ebenso wie Hemd und Weste - recht zerschlissen ist. Um das Reisen ein wenig angenehmer zu gestalten, trägt er braune, durchgelaufene Lederstiefel, die dringendst einmal wieder zum Schuhmacher gebracht werden müssten. Egge-Sheggede besitzt auch einen grünen Umhang, den er auf Reisen trägt. Dieser ist wie der bisher beschriebene Rest seiner Kleidung schon ein wenig älter, man kann zahlreiche kleine Schnitte, Risse und ausgefranzte Ränder erkennen die an sich schon eine eigene Geschichte über den Träger und seinen Lebensstil erzählen. Egge-Sheggedes ganzer Stolz ist ein brauner, hochwertiger Reisemantel, den er kürzlich einem Adligen in einem Wettspiel abgenommen hat. Diesen Mantel trägt der Reisende meist nicht selbst, da er ihm "viel zu teuer" ist und man mit solcher Kleidung keine Spenden mehr bekommt. Daher hat er ihn in seinem Rucksack verstaut. Wird Egge-Sheggedes Kleidung beschrieben, so darf man natürlich seinen besten Freund und treuesten Begleiter nicht vergessen: Seinen Hut. Dieser besteht aus dunkelbraunem Leder - ein wenig heller als die Haare Egge-Sheggedes ist er dennoch - hat eine breite Krempe und eine braune Lederschnur in einem Zickzack-Muster darin eingearbeitet. Ein schon erwähnter großer Rucksack, der ebenfalls aus festem braunen Leder besteht, beinhaltet Egge-Sheggedes bescheidenes Hab und Gut und kann vor allem auf Reisen auf dem Rücken des Mannes gesehen werden.

An besonderen Merkmalen lässt sich eine hässliche Narbe auf dem linken Oberarm vermerken, die normalerweise vom Ärmel bedeckt wird und Egge-Sheggede daran erinnert, sich beim Falschspielen besser nicht erwischen zu lassen. Jedoch ist diese Narbe mit der Zeit verheilt und schmerzt ihn nicht mehr oder dergleichen.


Persönlichkeit:

Nach außen hin ist Egge-Sheggede ein Kerl, den man einfach gern haben muss. Durch seine - scheinbar - ehrliche Art und Weise und eine Wärme, die er mit seinem Verhalten ausstrahlt, fällt es anderen Menschen meist nicht schwer, sich mit Egge-Sheggede anzufreunden oder Vertrauen zu ihm aufzubauen.Er hat eine durchaus angenehme Stimme, weshalb es für die meisten Menschen ein Vergnügen ist, ihm bei seinen Liedern und Geschichten zuzuhören. Der Reisende ist meist in einer scheinbar guten Laune mit einem Grinsen im Gesicht oder einem Lied auf den Lippen anzutreffen, jedoch schafft es Egge-Sheggede, nicht überdreht oder nervig-enthusiastisch zu wirken. Er hat eine hohe Achtung vor dem Leben und allen Lebewesen, ist strikt gegen das Töten und hält auch nicht sonderlich viel von scharfen oder spitzen Waffen. Eine kleine Kneipenschlägerei ist noch schön und gut und von Zeit zu Zeit auch sehr erheiternd, doch alles was darüber hinaus geht kann und will Egge-Sheggede nicht gutheißen. Es fällt dem Musiker leicht, andere Menschen zu motivieren oder wieder aufzubauen, geht es ihnen einmal nicht gut. Sein scheinbar unerschütterlicher Optimismus gepaart mit Hilfsbereitschaft und altruistischen Zügen lassen Egge-Sheggede nach außen hin noch sympathischer wirken.

Innerlich jedoch hat Egge-Sheggede noch eine andere Seite, die er hinter einer Fassade aus Späßen, Leichtsinn, gespieltem Optimismus und Frohmut versteckt - auch vor sich selbst. Nur wahren Menschenkennern mag vielleicht auffallen, dass Egge-Sheggede gar nicht der zuversichtliche Spaßvogel ist, der er zu sein scheint. In Egge-Sheggedes Gewerbe vergrault man mit einem mürrischen Gesichtsausdruck oder dergleichen Kundschaft und somit Einkommen, daher hat der Musiker es lange trainiert, glücklich zu wirken. Dadurch schafft er es auch, wenigstens zeitweise, seine Schwierigkeiten zu verdrängen und ein wenig ehrlichen, wirklichen Spaß zu haben. Den Reisenden plagen nämlich existenzielle Ängste: Woher bekomme ich meine nächste Mahlzeit? Wo kann ich heute schlafen? Der Reisende ist keinesfalls ein Mann von großem Geld und das macht ihm zu schaffen. Gerne hätte er ein eigenes Haus, könnte sich gutes Essen leisten und Klamotten, die nicht schon von alleine auseinander fallen. Dazu kommt noch das schlechte Gewissen, seine Familie verlassen und damit im Stich gelassen zu haben. Auch stellt sich Egge-Sheggede immer wieder die Frage, warum er das Ganze eigentlich tut; warum er sich die Mühe macht durch die Welt zu reisen, Almosen zu verdienen und sich damit ein Leben am Rand des Existenzminimums zu ermöglichen. Ist es nicht einfacher, ein letztes Lied zu singen und dann im Applaus von der Bühne des Lebens zu treten?

Stärken:

Zu Egge-Sheggedes Stärken gehört definitiv seine Art, mit anderen Menschen umzugehen. Er weiß, sein Handeln und dessen Konsequenzen einzuschätzen und so immer die gewollte Wirkung zu erzielen. Für seinen "Beruf" unabdinglich, ist die Fähigkeit, ein Instrument zu spielen. Egge-Sheggedes Instrument ist die Laute. Er hat das Spielen teilweise von seinem Vater oder anderen Musikern erlernt und sich auch teilweise selbst beigebracht. In einem Sinfonie-Orchester wird Egge-Sheggede sicherlich nicht spielen können, für einen Abend am Lagerfeuer oder einem Auftritt in einem Gasthaus reichen seine Kenntnisse allerdings bei Weitem aus. Auch seine Singstimme ist nicht zu verachten. Egge-Sheggede kennt des Weiteren noch viele Geschichten, Sagen und Legenden, die er zum Besten geben kann. Ein letzter, eigenartiger Vorteil Egge-Sheggedes ist, dass er auf Feenwesen anscheinend recht anziehend wirkt. Schon mehr als einmal ist ihm eines dieser Wesen begegnet und war ihm dann wohlwollend gesonnen. Dies liegt sowohl an seinem Respekt der Natur und dem Leben gegenüber als auch an seiner grundsätzlichen Fröhlichkeit, mit der er durch die Welt zieht und die das Interesse von Feenwesen scheinbar weckt. Und ein herzensguter Mensch wie Egge-Sheggede einer ist hat von Wesen wie Feen normalerweise nur Gutes zu erwarten.

Zusammenfassung:
  • Umgang mit Menschen - überdurchschnittlich
  • Musizieren (Laute und Singen) - sehr gut
  • Geschichten erzählen - gut
  • Feenfreund - ohne Stufe

Schwächen:

Egge-Sheggedes größte Schwäche ist das Fehlen von weltlichen Gütern und Geld. Er ist ein armer Schlucker der sich von der Wohltätigkeit anderer ernähren muss. Die Nachteile die dadurch kommen sind ein schwächlicher Körperbau, Mangel an Nahrung, kein festes Heim und dergleichen. Eine Art Kampfausbildung hat Egge-Sheggede ebenso wenig wie eine Waffe oder eine Ahnung, wie man damit umgeht. Neben der aus einigen Kneipenschlägereien gewonnenen Kenntnis, dass Barhocker und Bierkrüge sich gut auf den Schädeln von aufmüpfigen Kontrahenten und Betrunkenen machen, hat er in einem Zweikampf oder dergleichen eher keine Chance. Auch Magie beherrscht Egge-Sheggede keine, sodass er sich im Falle eines gewaltsamen Konfliktes auf die traditionellste aller Kampfarten, das Wegrennen, verlassen muss. Seine scheinbar chronische Neugierde bringt den Landstreicher immer mal wieder in brenzlige Situationen. Die letzte zu nennende Schwäche ist Egge-Sheggedes fehlende Bildung. Der Reisende war nie auf einer Schule, kann nicht lesen oder schreiben und auch das Rechnen fällt ihm schwer, wenn es um mehr geht als zwei Bier und einen Eintopf beim Wirt zu bezahlen.

Zusammenfassung
  • arm
  • kein Kämpfer
  • neugierig
  • ungebildet
Lebensgeschichte:

Egge-Sheggede wurde als Sohn eines Bauern im Außenring Grandeas geboren. Wie für diese Gegend typisch, war auch Egge-Sheggedes Familie, bestehend aus Gorn, seinem Vater, Marthe, seiner Mutter und Thomas, Christoph, Anne und Lara, seinen vier, allesamt älteren Geschwistern, nicht sonderlich wohlhabend. Gorn hatte ein kleines Feld, auf dem er Weizen anbaute, Mutter und Kinder halfen dabei und übernahmen sonst kleine Tagelöhner- und Gelegenheitsarbeiten. Es war kein Leben in Saus und Braus, doch die Familie brachte sich halbwegs über die Runden. Als ein Brand jedoch eines Jahres, der von einem Nachbargebäude auf Gorns Schuppen, in dem er die Ernte gelagert hatte, übergriff und somit ein gesamtes Jahreseinkommen verschlang, sah es nicht mehr so gut aus. Gorn konnte Schulden nicht bezahlen, die Familie konnte sich kein Essen leisten und so kam es, dass die beiden Töchter Lara und Anne, damals fünfzehn und sechzehn Jahre alt, verkauft wurden. Doch ging es mit Haus und Hof nun wieder einigermaßen bergauf, so näherte sich das familieninterne Klima rasch dem Gefrierpunkt. Marthe verübelte es Gorn, die Töchter verkauft zu haben und unter den drei verbleibenden Brüdern kam es immer wieder zu größeren Streitereien und Auseinandersetzungen. Die Armut, die die Familie sonst zusammengehalten und ein gemeinschaftliches "Zusammen schaffen wir das schon irgendwie"-Gefühl verursacht hatte, trieb vor allem die drei Söhne dazu, die anderen zu bestehlen, verdientes Geld nicht zu teilen und sich immer mehr für sich selbst abzukapseln. Mutter Marthe war viel zu beschäftigt mit einer mittelschweren Krankheit, die sie ein Jahr lang plagte, um sich um den Zusammenhalt der Familie zu kümmern und so kam es als Egge-Sheggede 13 Jahre alt war, zum Zerfall der Familie. Thomas hatte die Schuhe Christophs gestohlen und verkauft und als dieser dies mitbekommen hatte, nahm er ein Messer aus der Küche und schnitt Thomas damit einen Finger ab.
  • "Ich hab doch gar nichts gemacht, Vater." Egge-Sheggedes Versuch, seinem tobenden Vater zu entkommen, war von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen, der Junge hatte es dennoch versucht. Gelandet war er dabei irgendwie dennoch in einer Ecke des Hauses, aus der es nun kein Entrinnen mehr gab. Verzweifelt hob der Bauerssohn die beiden Arme, hielt sie zwischen sein Gesicht und den rasenden Vater. Im Vergleich zu Gorns von langen Jahren der harten körperlichen Arbeit muskelbepackten Armen sahen die Glieder Egge-Sheggedes eher aus wie Streichhölzer. Ähnlich fiel dementsprechend ihre Schutzwirkung aus. Gorn ging nicht auf das Flehen und Betteln seines jüngsten Sohnes ein. Er reagierte nicht auf die "Nein, au!"s und die "Hilfe!!“´s. Auch nicht das "DAS WAREN DOCH DIE ANDEREN BEIDEN!!!" Egge-Sheggedes trug irgendwie dazu bei, dass die Schläge, die auf Kopf und Magen des Jungen einprasselten, an Intensität verloren. Irgendwann gab er dann auf. Sich seinem Vater entgegenzustellen würde er wahrscheinlich nicht überleben, daher waren Kapitulation und Resignation die einzigen Auswege. In der Hoffnung, sich so wenigstens vor größeren Schäden zu schützen, barg der Letztgeborene sein Gesicht in den Oberarmen, die er zum Schutz seines Konterfeis verschränkte. Die Nase würde ihm so sicher nicht gebrochen werden und auch um Augen und Zähne musste der Bauerssohn sich so keine Gedanken mehr machen. Als der Hagelschauer an Fausthieben dann endlich erstarb und Gorn sich wieder Egge-Sheggedes Brüdern, Christoph und Thomas, widmete, fühlte er selbst sich gerädert und gesteinigt. Kaum ein Knochen schmerzte ihn nicht, eine größere Platzwunde oberhalb der rechten Schläfe ließ warmes Blut die Wange des Jungen herabrinnen und dann von seinem Kinn auf den Boden tropfen. Und dabei hatte es gestimmt: Egge-Sheggede hatte nichts, rein gar nichts gemacht, womit er diese Misshandlung verdient haben könnte. Christoph und Thomas hatten sich gestritten, heftiger als sonst. Doch das hatte den dritten Bruder nur wenig interessiert, er war an Gorns Laute gesessen und hatte ein wenig geübt. Kurze Zeit hatte er sogar versucht, die Melodie seines Spiels an den Streit der Brüder anzupassen, ihr Temprament und den Konflikt in Musik zu verwandeln. Doch irgendwie hatte es sich blöd und unpassend angehört und ehe der kleine Musikus noch weiter hätte probieren können kam auch schon sein alter Herr ins Haus, schrie und prügelte. Nun raffte Egge-Sheggede sich langsam wieder auf während er aus dem Nebenzimmer die dumpfen Schläge seines Vaters vernahm. Er versuchte, sich nicht vorzustellen, wie Gorn seine Fäuste in die Leiber der Brüder rammte, ihre Knochen zerbarst, ihre Eingeweide zermatschte, ihre Zähne ausschlug und ihre Gelenke zersplitterte, dennoch hatte er irgendwie das Bild im Kopf wie sein verehrter Vater blind vor Wut, mit Schaum vor dem Mund auf schleimige Fleischmasse - rohem Hackfleisch gar nicht so unähnlich - einprügelte und Knochensplitter in den Boden drosch. Ein gelegentliches Stöhnen oder Schreien der Brüder vertrieb dieses Bild jedes Mal aufs Neue und gaben dem Nesthäkchen Gewissheit darüber, dass die Geschwister noch am Leben waren und wahrscheinlich auch keine Ähnlichkeit mit Hackfleisch aufwiesen, dennoch könnte es ja theoretisch so weit kommen. Und wenn Gorn Christoph und Thomas zerstampft und zermatscht hatte, dann würde er mit Egge-Sheggede weitermachen. Nein, so Weit würde er es nicht kommen lassen. Entschlossen biss er die Zähne zusammen und stemmte sich auf die Beine, die anfangs zwar noch den Dienst versagten, nach einem selbst-ermutigenden "Komm schon!" dann gehorchten und Egge-Sheggede mit leisen Schritten im Takt der Schläge - nur nicht auffallen! - zu einem Schrank trugen. In eine Tasche stopfte er im Grunde alles, was er gerade fand: Essen, Kleidung, eine Decke, ein wenig Geld, ein Küchenmesser und seine Spielkarten, die er mal zum Geburtstag bekommen hatte. Dann schlich der Jüngste sich in Mutters Zimmer. Sie schlief, sah allerdings irgendwie komisch aus. Marthe war schon lange krank und immer wieder hatte sie Schwächephasen, vor allem wenn es großen Streit gab, daher kam dem Sohn nichts weiter seltsam vor. Er drückte seiner Mutter einen Kuss auf die seltsam kalte Stirn und flüsterte dann: "Ich geh eine Weile weg, Mama. Ich komm wieder, mach dir keine Sorgen um mich. Werd schnell wieder gesund, ja?" Dann musste es schnell gehen, denn die Schläge von nebenan nahmen an Tempo, an Frequenz ab und Egge-Sheggede wusste, dass Gorn sich nun bald wieder ihm widmen würde. Daher huschte er aus Mutters Zimmer heraus in den Flur und nahm im Vorbeigehen noch Vaters Laute mit. Er liebte dieses Instrument und er liebte es, darauf zu spielen. Es zu klauen wäre nach all dem, was er Egge-Sheggede angetan hat, Rache genug. Hastig, aber dennoch so respektvoll wie möglich, griff der das Instrument am Halse und trat aus dem Haus. Nun würde es nur noch Augenblicke dauern, bis Gorn sein Fehlen bemerken würde. Wenn er dann auf die Straße ginge, durfte er Egge-Sheggede nicht sehen, daher entschied der Ausreißer sich dafür, gleich die nächste Kreuzung links zu gehen, dann rechts und dann wieder links, durch enge, schmale Straßen und Gassen mit wenig Menschen. Im Wettrennen hätte der Sohn gegen seinen Vater keine Chance, daher musste er sich vor ihm verstecken, es gar nicht erst zum Rennen kommen lassen. Eine Postkutsche fuhr vorbei und der Junge sprang darauf auf. Dem Kutscher drückte er mit den Worten "Nur aus der Stadt raus, bitte." alle Münzen, die er dabei hatte, in die Hand, woraufhin dieser wiederwillig nickte und weiterfuhr. Damit hatte Egge-Sheggede es geschafft, er war jetzt frei, konnte tun und lassen was er wollte, musste keine Züchtigung vom Vater und keine Hänseleien von den Brüdern mehr fürchten. Mit einem dicken Grinsen im Gesicht machte er sich auf der Kutsche so klein wie möglich, denn wenn Gorn nach ihm suchen würde, dann sollte er ihn auf keinen Fall finden.
Die folgenden Wochen und Monate sollten hart für ihn werden. Als Landstreicher wanderte er von Ort zu Ort, von Stadt zu Stadt und versuchte, sich mit einem mitleidigen Blick und traurigen Liedern die eine oder andere Münze zu erspielen. Doch es waren harte Zeiten und obdachlose Kinder waren nichts derart Ungewöhnliches, als dass sie in jedem Menschen sofort den Beschützerinstinkt wecken. Egge-Sheggede sah ein, dass sein Leben, so wie es damals verlief, keine Zukunft hatte und wahrscheinlich auch nicht mehr wirklich lang dauern würde.

Dann traf er Lydia.

Lydia war eine Reisende, wie er selbst. Sie sammelte den landstreichenden Jugendlichen auf, als dieser am Ende seiner Kräfte in einer Seitengasse eines größeren Dorfes lag und schon beinahe mit dem Leben abgeschlossen hatte. Mit ihren verbleibenden Münzen kaufte sie Egge-Sheggede etwas zu Essen und zu Trinken, ein warmes Bett in einem Gasthaus und päppelte ihn wieder auf. Egge-Sheggede war damals 14 Jahre alt und Lydia 17. Sie erzählte ihm nur wenig über ihre Vergangenheit und Herkunft, doch wollte sie, ihrer Worte nach, einfach nur frei sein und die Welt kennen lernen. Einen Beruf oder ein Ziel hatte sie ebenso wenig wie Egge-Sheggede. Ehrliches Mitleid bewegte sie dazu, sich dem Jungen anzunehmen und sich um ihn so lange zu kümmern, bis er sich um sich selbst kümmern konnte. Also bot sie ihm an, sie auf ihren Reisen durch die Lande zu begleiten. Er willigte ein. Lydia brachte Egge-Sheggede einige nützliche Dinge bei: Vom Kochen übers Singen bis hin zum - wie sie es nannte - erfolgreichen Glücksspiel. Am Abend, wenn die beiden im Freien übernachteten, erzählten sie sich Geschichten, die sie irgendwo gehört hatten oder selbst erfanden. Zusammen machten die beiden die Gasthäuser und Marktplätze der Dörfer und Städte unsicher, zogen anderen Leuten das Geld aus den Taschen oder verdienten sich Speiß und Trank mit Musik und Gesang.
  • "Nein, das ist nicht Eure Karte. Scheinen sie wohl nicht ganz aufgepasst zu haben." Auf dem Tisch vor Egge-Sheggede lagen drei Spielkarten, zwei davon verdeckt und die letzte war der Narr, der in bunten Klamotten dem Betrachter eine Nase drehte. Dieses Spiel war eines von den Lieblingsspielen des Reisenden. Der Gegenüber suchte sich eine Karte aus, diese wurde zusammen mit zwei Narren verdeckt auf den Tisch gelegt und dann wurden die drei Karten gemischt. Der "Kunde" musste dann nur noch auf die Karte zeigen, die er die ganze Zeit mit den Augen verfolgt hatte und verlor dann, denn mit einem kleinen Trick wurde gar nicht die vom Mitspieler gewählte Karte auf dem Tisch platziert sondern ein dritter Narr. Man hatte gar keine Chance, richtig zu tippen, daher konnte Egge-Sheggede bei diesem Spiel auch nicht verlieren. "Wir hatten fünf Füchse als Preis ausgemacht, dürfte ich diese bitte nun haben?", sprach er zu seinem Gegenüber, einem grimmig dreinblickenden Mann, der von Kleidung und Statur wohl Holzfäller oder dergleichen war. Fünf Füchse waren nicht wirklich viel Geld und das war auch gut so. Ging es um mehr Geld, wurden die Menschen misstrauischer, zahlungsunwilliger und letztlich auch gewalttätiger. Eine Narbe, die sich über den linken Oberarm erstreckte, erinnerte den Falschspieler daran, am besten nicht mehr mit bewaffneten Leuten zu spielen. Schmunzelnd überlegte er, ob es nicht angemessen wäre, in seinem Gewerbe einen Gefahrenzuschlag zu verlangen. "Das gibt´s doch nicht, der hat mich beschissen!" Das hörte sich nicht gut an. Der Trickbetrüger riss sich aus seinen abschweifenden Gedanken und blickte auf den Mann gegenüber, der Egge-Sheggedes kurze mentale Abwesenheit ausgenutzt hatte um die verbleibenden beiden Karten ebenfalls umzudrehen und so das falsche Spiel aufzudecken. "Pferdeapfel...", murmelte der Landstreicher noch ehe sein betrogener Mitspieler sich aufrichtete und die Faust hob. Egge-Sheggedes Gedanken überschlugen sich, er würde dem Schlag nicht ausweichen können und parieren wäre ebenfalls für jemanden wie ihn ein Ding der Unmöglichkeit, er würde einstecken müssen. Doch das konnte er ja ausnutzen, für etwas was er schon lange tun wollte. Ja, das war die Gelegenheit. Während die Hand des Gegenübers sich unheilbringend näherte vollführte der linke Daumen des Kartenzinkers eine geübte Geste, die ihm eine einzige Karte, die oberste Karte des Kartendecks, das er in der Linken hielt, in die rechte Hand schippte. Dann trafen Knöchel auf Kiefer und Egge-Sheggede wurde von der Wucht des Schlages ein wenig nach rechts geschleudert wo Lydia saß, die dem Ganzen bisher stumm zugesehen hatte. Zusammen fielen die beiden von der Bank und landeten auf dem sicher nicht sonderlich sauberen Gasthausboden. "Lass dir das eine Lehre sein!", grummelte der Holzfäller, stand auf und ging an den Tresen. Da Egge-Sheggede nun in dieser Lokalität als Falschspieler abgestempelt war, würde es keinen Sinn machen, hier weiter zu bleiben. Des Weiteren würde in wenigen Augenblicken etwas höchst Ärgerliches geschehen, dem der Spieler gerne aus dem Weg gehen würde. "Weg hier, Lydia, schnell.", murmelte er ihr zu, stand dann auf und reichte seiner Begleiterin die Hand um auch ihr auf die Beine zu helfen. "HEY, DU DA DRÜBEN, ICH WILL MEIN GELD ZURÜCK!" "JA, BESCHEI*EN LASS ICH MICH NICHT!!" "SCHNAPPT IHN EUCH!!!!!" Drei Männer, die zu Recht nun Egge-Sheggede auf die Hörner nehmen wollten, rappelten sich von ihren Tischen auf und schritten in die Richtung des Falschspielers. Dieser schnappte sich schnell die Karten auf dem Tisch und die Laute, die an selbigem lehnte, und nahm die Beine in die Hand. Raus aus dem Gasthaus, raus aus dem Dorf. Lydia hatte ihn nach ein paar Schritten ein- und überholt, der Landstreicher wunderte sich immer wieder von Neuem, wie diese Frau so schnell laufen konnte. Ein Bierkrug flog hinterher, verfehlte Egge-Sheggede knapp und zersprang auf dem Pflastersteinboden. "Das arme Bier.", schoss es dem Fliehenden durch den Kopf, doch um verschütteten Alkohol zu betrauern war nun keine Zeit. Schnelle Schritte hinter ihm verrieten dem Landstreicher, dass mindestens einer der Betrogenen ihm folgte, demnach war Eile geboten. Wenigstens das Wegrennen beherrschte Egge-Sheggede mittlerweile ganz passabel doch das Gepäck - vor allem die Laute - wirkte sich negativ auf seine Fluchtgeschwindigkeit aus. Dennoch schaffte er es rechtzeitig an den Dorfrand und dann in den Wald hinein, der das Dorf umgab. "UND LASST EUCH HIER NIE MEHR BLICKEN, ZIGEUNERPACK!!", schrie man Egge-Sheggede hinterher, doch dieser war darauf konzentriertert, Lydia nicht aus den Augen zu verlieren, denn diese hatte mittlerweile einen beachtlichen Vorsprung. Ein paar Minuten nachdem die beiden Reisenden das Dorf verlassen hatten machte Lydia halt, denn sie war auf einer kleineren Lichtung angekommen, auf der man sein Nachtlager errichten konnte. Doch bevor es an so Dinge wie Decken auspacken, Feuerholz suchen und Essen machen ging, hatte Lydia noch eine Frage: "Der Trick war neu, den kenn ich noch nicht. Wo hast du seine Karte hin verschwinden lassen?" Der Falschspieler grinste und antwortete darauf: An den sichersten Ort der Welt. Eine Schatzkammer, bewacht von einem grässlichen Monster, einer grausamen Furie die jeden Drachen alt aussehen lässt, an einem Ort wo kein lebendiger Mann jemals hingelangen mag." Einen kurzen Moment dachte Lydia nach, dann schob sie sich die Hand in den Ausschnitt und zog die Spielkarte daraus vor. "A*sch...", grummelte sie eingeschnappt, verzog die Lippen zu einem Schmollmund und schleuderte die Karte dem Falschspieler entgegen. Dieser hatte die Papierkarte beim Zusammenprall mit Lydia im Gasthaus auf die Schnelle dort verschwinden lassen. Einige Augenblicke lang schmollte Lydia und dann, als hätte man ihren Charakter ausgetauscht, fing sie aus heiterem Himmel an, ihr engelsglockengleiches Lachen in den nächtlichen Wald zu malen. Egge-Sheggede stimmte mit ein und zusammen lachten sie einfach ein paar Momente lang. "Pass nur auf dass du dir da die Finger nicht verbrennst.", meinte sie, als sie sich schließlich wieder einigermaßen artikulieren konnte. "Apropos Finger verbrennen, du könntest was kochen, Weib.", verkündete Egge-Sheggede in gespielt überheblichem Stimmfall. "Wenn der edle Herr sich dazu herablassen würde, für Feuer zu sorgen, dann würde ich ihm sicherlich auch ein Mahl bereiten.", antwortete sie in einem Ton, der Egge-Sheggede irgendwie an ein Hausmädchen denken ließ. Wie Lydia wohl in Hausmädchen-Uniform aussehen würde? "Bin schon weg", erwiderte der Landstreicher und schlug sich in die Büsche. Vor wenigen Tagen hatte ein Sturm die Gegend heimgesucht und im Wald viele Bäume umgerissen, daher fiel es Egge-Sheggede nicht schwer, genügend, ohnehin schon totes Holz zu finden, um damit ein Feuer zu machen. Ein schwaches Rascheln erweckte seine Aufmerksamkeit und von der unersättlichen Neugier getrieben, pirschte der Spieler sich an die Quelle des Geräusches heran. Ein Fuchs war unter einem umgestürzten Baum eingeklemmt worden und versuchte verzweifelt, sich von seiner Last zu befreien. Als er Egge-Sheggede bemerkte fauchte er ihn böse an. "Ganz ruhig, Kleiner, ich helf dir da raus, ja?" Der Fuchs verstand nicht und fauchte weiter. Auf sicherem Abstand zum eingeklemmten Raubtier, machte der Retter in der Not sich daran, den Baumstamm anzuheben. Es gelang ihm zwar nur, das eine Ende des Stammes um ein paar Zentimeter anzuheben, doch das reichte dem Fuchse aus, um sich darunter hervorquetschen zu können. Schnell machte er sich von dannen und verschwand im Wald. "Mach´s gut, Kleiner.", rief Egge-Sheggede ihm hinterher und machte sich dann wieder ans Holz-Sammeln. Zurück auf der Lichtung angekommen, hatte Lydia schon die beiden Lager aufgebaut und einen Kreis aus Steinen errichtet, in dem Egge-Sheggede alsbald ein Feuer entfachte. Wie abgemacht kümmerte Lydia sich um das Essen, die beiden hatten noch ein wenig Räucherfleisch welches nun über dem Feuer brutzelte und dessen verlockender Geruch immer wieder kleinere Tiere an den Rand der Lichtung trieb, wo sie einige Augenblicke verweilten und sich dann wieder verzogen. Ein Eichhörnchen traute sich sogar weiter in die Lichtung hinein, zum Feuer hin und wurde daraufhin von Egge-Sheggede mit einem Stückchen Brot für seine Tapferkeit belohnt. "Wir haben kaum zu Essen aber du wirfst es vor die Tiere.", tadelte Lydia, wurde jedoch mit einem "Sagt ja wohl viel über deine Kochkünste" gekontert. Die Rothaarige musste kichern, derart kleine Sticheleien waren zwischen den beiden Reisenden ganz normal und vor allem nicht böse oder ernst gemeint. Sie taten das, um ihre Wortgewandtheit zu verbessern. "Gut erwidert.", gestand sie Egge-Sheggede zu und schnappte sich dann eines der Fleischstücke von der Seite ihres Gefährten. "Hey!", protestierte der Spieler, bekam aber nur als Antwort, er müsse es ja nicht essen wenn es nicht schmecke. Als das Essen gegessen war und die beiden Reisenden sich über ihr nächstes Ziel unterhielten wurde Egge-Sheggede von Lydia plötzlich auf etwas Seltsames, ein Flimmern im nahen Wald, aufmerksam gemacht. Es schien sogar näher zu kommen. Gespannt betrachteten die Beiden die Stelle zwischen zwei Bäumen und staunten nicht schlecht, als ein Wesen, kaum größer als eine Hand, mit regenbogenfarbenen Schmetterlingsflügeln und in einem Kleid aus Blütenblättern angeflogen kam. "Hallo Fee, Hüterin des Waldes und dessen Bewohner. Ich hoffe, wir haben keine Tiere von der Lichtung verjagt um uns so deinen Zorn zu verdienen.", grüßte Egge-Sheggede, "Willst du ein wenig zu uns und eine Geschichte anhören?" Das Feenwesen flatterte aufgeregt und dennoch ein wenig vorsichtig in sicherem Abstand um die beiden Besucher in ihrem Wald. "Wir tun dir nichts, keine Angst.", sprach der Spieler während Lydia neben ihm aus dem Staunen kaum herauskam. "Na komm, das hier ist Lydia und ich bin Egge-Sheggede. Vor uns brauchst du dich nicht zu fürchten.“ Von diesen Worten scheinbar überzeugt, ließ die Fee sich zwischen den beiden Menschen nieder. “Ich habe schon von dir gehört, Egge-Sheggede. Einer meiner Freunde hat mir erzählt, du hättest ihn aus einer Falle befreit. Der Wald dankt dir." Behutsam streckte der Angesprochene einen Finger nach der Fee aus und fuhr ihr damit vorsichtig durch das Haar, der Fee schien das zu gefallen. "Und du bist vorbeigekommen um mir das zu sagen? Das nett von dir. Hast du auch einen Namen, Fee?" "Lilly heiße ich." Der selbsternannte Barde nahm den Finger von der Fee und schnipste direkt vor Lydias Gesicht. Diese erwachte wie aus einer Trance und blickte sich um. "Hä? Was? Ich pass ja auf. Bin nur beeindruckt. Hallo Lilly.", brachte sie in gebrochenen Sätzen heraus. Egge-Sheggede hatte Lydia nur selten so sprachlos gesehen. "So wortgewandt wie du heute Abend bist erzähl ich dieses Mal eine Geschichte, okay?" Lydia und Egge-Sheggede hatten den Brauch eingeführt, sich jeden Abend wenn sie im Freien übernachteten und am Lagerfeuer saßen, eine Geschichte zu erzählen. Mittlerweile kannte keiner von beiden eine Geschichte, die der andere nicht kannte, daher erfanden sie welche. Und so erzählte der junge Mann eine Geschichte aus einer Zeit, die es nie gegeben hatte, über einen großen Krieg, der nie stattgefunden hatte und wie ein einzelner Mann, der nie geboren ward, die Prinzessin der feindlichen Reihen entführte, die beiden sich ineinander verliebten und eine Ehe geschlossen wurde. Als Hochzeitsgeschenke sozusagen unterzeichneten die beiden Könige einen Friedensvertrag. Eine Geschichte von Heldenmut und Liebe aus einer Welt, in der eine Hochzeit ganze Kriege verhinderte. Die beiden Zuhörerinnen verloren sich in den Worten des Barden, wurden durch dessen Stimme mit in diese Welt gezogen, wurden Teil der Geschichte, wurden zur Geschichte selbst. Und als Egge-Sheggede dann endete sprach keine der Beiden ein Wort. Die Geschichte hallte in ihren Seelen nach, brachte sie zum Nachdenken und Träumen, zum Hoffen - wie es sich für eine gute Geschichte eben gehörte. Und in diese Stille, die nur von den Geräuschen des nächtlichen Waldes und dem Knacken und Prasseln des Lagerfeuers getrübt wurde, spielte der Barde ein Lied auf der Laute. Keines der Lieder, zu denen man singt, sondern eines, bei dem die Melodie schon ausreichte. Ein langsames, aber dennoch warmes, fröhliches Lied. Lydia gähnte und zerriss so den seidenen Vorhang aus Stille, Naturgeräuschen und Musik. Es war schon spät und die beiden Wanderer mussten morgen eine beachtliche Strecke zurücklegen, daher entschieden sie sich, den Abend zu beenden. "Wer macht die erste Wache?", ließ Lydia in ein Gähnen mit eingeflochten vermerken. Im Freien zu übernachten war nicht ganz ungefährlich, daher mussten Lydia und Egge-Sheggede abwechselnd Wache schieben. "Lassen wir den Mond und die Sterne über uns wachen, ich hab keine Lust." Der Falschspieler und seine Gefährtin hatten einen anstrengenden Tag hinter sich, dementsprechend war es nur verständlich, dass sie beide müde waren. Doch noch ehe es zu einem kleineren Streit kam meldete Lilly sich zu Wort: "Über euch beide wacht heute Nacht der Wald, ihr habt meinen Segen." Beide bedankten sich bei der Fee und legten sich dann auf die ihrigen Lager. Und Egge-Sheggede bekam sogar noch mit, dass die Fee Lilly sich auf seine Decke oben drauf legte. Ihr kleiner Körper schien überhaupt nichts zu wiegen, dennoch strahlte er eine angenehme Wärme aus. Beruhigt und behütet nickte er ein.
Lydia schaffte es, den innerlich zerschlissenen Egge-Sheggede auf andere Gedanken zu bringen, ihm die Freuden des Lebens zu zeigen und ihm den Mut zu schenken, sein Leben zu leben, selbst wenn es nur aus reisen, singen und spielen bestand. Ihrer Meinung nach gab es "immer etwas, für das es sich zu leben und zu danken lohnt". Doch als die beiden im Auftrag eines Gastwirtes für einen recht großzügigen Lohn eine Kleinigkeit unter der Hand einkaufen sollten wurden sie von den Stadtwachen Santros´ entdeckt und Lydia verschaffte Egge-Sheggede die Möglichkeit zur Flucht, indem sie sich selbst stellte. Sie wurde wegen Hehlerei verhaftet und saß noch einige Zeit lang im Kerker der Stadt. Erst, wenn man ihre Kaution bezahle, so würde sie freigelassen werden. Von diesem Ereigniss schwer getroffen machte Egge-Sheggede sich auf den Weg, nach Lydias Tradition in die Welt zu ziehen und zu versuchen, möglichst viel Geld zu verdienen um die Freundin freizukaufen. Etwa ein Jahr später, kehrte er mit einem vollen Geldbeutel zurück nach Santros, nur um dort festzustellen, dass jemand anderes mit dem Namen "Andrey Lomosh" die Kaution bezahlt und Lydia mit sich genommen hatte. Erfreut darüber, dass Lydia freigekommen war und enttäuscht darüber, dass er ihr nicht helfen konnte und sie dazu noch wie vom Erdboden verschwunden war, machte der Landstreicher sich einige Zeit lang mit dem verdienten Geld ein schönes Leben und nahm sogar einige Stunden Musikunterricht. Als sein Geldpolster aufgebraucht war, zog er weiter in die Welt hinaus. Es gab noch viele Orte zu erkunden, viele Geschichten zu erzählen und viele Lieder zu singen. Bis heute hat er nichts mehr von Lydia oder Andrey Lomosh gehört, auch wenn er in jeder Stadt und jedem größeren Dorf, in dem er vorbeikommt, nach den beiden fragt.

Inventar:
  • Geldbeutel mit 100 Fuchsmünzen
  • Laute (vom Vater geklaut)
  • Spielkarten - Papier
  • 6 Würfel - Bein
  • 3 Würfel - gezinkt (einer fällt immer auf die 1, zwei fallen immer auf die 6)
  • kleines Messer
  • Lederrucksack
  • Wasserschlauch
  • Dörrfleisch und Brot
  • Wolldecke
  • Kleidung
  • Hochwertiger Reisemantel (gewonnen)
Tierische Begleiter: keiner

Einstiegspost: kommt noch
Zuletzt geändert von Egge-Sheggede am Dienstag 27. September 2011, 22:45, insgesamt 9-mal geändert.

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