Velten

Spieler kommen und gehen, Charaktere verchwinden spurlos oder sterben ruhmreich. Hier findet ihr alle Bürger, die Celcia verlassen haben, aber nicht vergessen sind.
Gesperrt
Benutzeravatar
Velten
Gast
Gast

Velten

Beitrag von Velten » Donnerstag 7. Juli 2011, 03:09

Veltens Steckbrief
Zweitcharakter von: Kazel Tenebrée
Name:
Velten – sein Name bedeutet Kraft und Gesundheit. Wie alle Zentauren verzichtet er auf einen Nachnamen. Das ist eine Erfindung zweibeiniger Völker!

Rasse:
Zentaur (Hybrid)

Alter:
56 Jahre

Geschlecht:
männlich

Beruf:
Einen richtigen Beruf hat Velten nicht. In seiner Herde übernimmt er aber die Aufgaben eines Jägers und Kundschafters.

Heimat:
Velten nennt den Wald Arus seine Heimat. Dort zieht er allerdings mit seiner Sippe umher wie Nomaden und hat somit keinen festen Wohnsitz.

Gesinnung:
Neutral – lediglich seiner Zentaurensippe gegenüber zeigt er ein deutlich zuvorkommendes Verhalten.

Magie:
Velten beherrscht keine Magie.

Sprache:
Ausschließlich Celcianisch

Religion/Glaube:
Veltens Glaube an Florencia und Phaun ist fest verankert, wobei er den Hirschgott als Jäger inniger verehrt.

Aussehen:
Der menschlich ähnelnde Teil seines Körpers reicht ihm bis knapp zur Leiste, wo seine Muskulatur sich langsam mit dem typischen, kurzen Fell eines Pferdes überzieht und auch von der Statur her in jene übergeht.
Bis zu jener Stelle, an die sein Pferderücken reicht, dem so genannten Widerrist, misst der Zentaur eine Höhe von etwa 1,60m. Zählt man seinen Oberkörper hinzu, erreicht er sogar eine Größe von 2,03m, was ihn unter seinesgleichen zu einem großen Vertreter seiner Art macht.
Velten ist aber nicht nur groß, sondern auch kräftig. Der Pferdeanteil seines Körpers erinnert an einen der wilden und vor Kraft strotzenden Kaltbluthengste. Er ist breit, hat wohlgeformte Beine und Muskeln, die sich sichtbar unter seinem Fell abzeichnen. Jeder Huf ist von zotteligem Fell umgeben, das beim Rennen wie dunkle Flammen um seine Fesseln züngelt. Allein mit diesen gewaltigen Hufen könnte Velten problemlos einen Kinderkopf zertrümmern und auf seinem Rücken hätten zwei Erwachsene hintereinander sitzend ausreichend Platz. Dementsprechend bringt er auch ein stolzes Gesamtgewicht von guten 800kg zusammen.
Sein Schweif ist wie sein Haupthaar von schwarzer Farbe, lang und seidig schimmernd, wenn das Sonnenlicht es berührt. Lediglich die eingeflochtenen Zöpfe, die sich sowohl am Kopf als auch am Schweif wieder finden, weisen leichte Verfilzungen auf. Velten öffnet sie selten, um sie neu flechten zu lassen, so lässt sich dieser Teil Haare nicht ganz so leicht kämmen wie der Rest. Das macht ihm aber wenig aus, da er sehr stolz auf seine Zöpfe ist.
Gleiches gilt für sein Fell, das eine für seine Sippe typische Fleckenzeichnung aufweist. Er selbst ist ein stattlicher kastanienbrauner Hengst – zumindest der untere Teil von ihm – dessen hinterer Rücken und Gesäß mit einem weißbraun gescheckten Muster überzogen ist. Einfache Pferderassen mit einer solchen Maserung bezeichnet der Mensch als Tigerschecke. Bei Velten sieht es manchmal so aus, als hätte ihm jemand einen Sack Mehl über den hinteren Teil seines Körpers ausgeschüttet.

Bild

Seine Beine werden farblich nach unten hin gehend dunkler, nur um in den Hufen in schwarzen, pelzbetonten „Socken“ zu enden. Es erweckt den Eindruck, als würde der Zentaur Stiefel tragen. Dabei ziert er sich nicht einmal mit Hufeisen – nicht weil sie nicht nützlich wären, immerhin würde er sich so die Hufe nicht zu stark ablaufen. Aber in den Wäldern und als nomadisches Volk lebend ist es schwierig, sich solche schmucken Ross-Schuhe zu schmieden.
Wer also den unteren Teil von Velten sieht, erkennt einen stattlichen, sehr kräftigen Hengst, dem man nicht nur Stärke und Belastbarkeit, sondern auch ein gewisses Maß an Ausdauer zutraut. Gleiches gilt allerdings auch für seinen Oberkörper. Bis auf das Haupthaar und gekräuselte dunkle Büschel in den Achseln wächst hier kein Pelz. Manchmal lässt sich Velten einen Stoppelbart stehen, aber dies liegt eher an mangelnder Pflege, wenn es keine Möglichkeit gibt, sich zu rasieren. Auf seinen gestählten Muskeln jedoch bildet sich kein Haarwuchs aus. Dazu sind sie zu ausgeprägt und verhärtet. Besonders auf Bauch und Brust zeichnen sich die durchtrainierten Stellen ab. Über Letzteren zieht sich eine lange Narbe, Rückstand eines Kampfes mit einem wilden Puma, dessen Klauen sich in den Leib Veltens eingegraben hatten. Der Zentaur hat seine Verletzungen überlebt und sich seinerseits von der Raubkatze etwas genommen: Ihre Krallen sind mit Werkzeug durchbohrt und an einem Lederband aufgefädelt worden. Diese Halskette ziert nun Veltens Brust, erinnert an seinen Sieg über die Bestie, von dem er gern und oft mit Stolz erzählt.
Dies und eine ärmellose, nussbraune Weste aus gegerbten Leder kann man als einzige Kleidungsstücke bezeichnen. An Schmuck trägt Velten außer seinen Zöpfen im Haar noch eine kleines Lederband um den linken Hinterlauf, an dem sich rot bemalte Holzperlen aufreihen. Es ist ein Geschenk seines Sohnes, das er wie seinen Augapfel hütet.

Wenn Velten nur für wenige Stunden in der Umgebung jagen geht, reichen ihm Bogen, Pfeilköcher und Speer vollkommen aus. Begibt er sich jedoch bewusst länger auf die Pirsch, so führt er eine aufgerollte Decke, sowie einen mit Proviant und Ausrüstung gepackten Lederranzen mit sich, die er sich auf den breiten Pferderücken schnallt. Die Decke soll vor allem seinen haarlosen Oberkörper vor der Kälte schützen, der Pferdeanteil friert nicht so schnell.
Alles in allem macht Velten einen Ehrfurcht gebietenden Eindruck, der auf so manchen schon allein durch seine imposante und kräftige Erscheinung einschüchternd wirken kann. Der grimmige Blick aus stahlgrauen Augen unterstreicht das Ganze nur noch.

Persönlichkeit:
Velten ist das, was man von einem guten Jäger der Zentauren erwarten kann. Er zeichnet sich nicht durch Plapperei oder Gebrüll aus, obwohl er durchaus auch einmal laut werden kann. Seine Stimme klingt ohnehin oft etwas zu streng, dabei meint er es selten so. Er ist eben durch das Überleben in der Wildnis geprägt, etwas ruppiger und kantiger als andere und somit aber auch kein verweichlichtes Fohlen.
Die Wälder haben ihn zu einem wildniserfahrenen Zeitgenossen geformt, der bei der Jagd ein ebenso hohes Maß an Geduld wie an Schweigsamkeit mitbringt. Häufig sind es nur Laute wie ein Brummen oder leises Murmeln, die dem Zentauren über die Lippen kommen, wenn er sich auf die Erfüllung seiner Aufgaben konzentriert. Er geht sehr verantwortungsbewusst mit seinen Pflichten um, führt er sie doch zum Wohl der gesamten Herde aus. Allerdings will er sich dann auch nicht stören, geschweige denn in seine Art, die Aufgabe zu erledigen, hinein reden lassen. Dann wird Velten schon einmal grimmig, schnauzt den Kommentator harsch zusammen oder beschließt, ihn den Rest des Tages mit Schweigen und einem finsteren Blick zu strafen. Das ist seine Art zu streiten. Laut zu werden nutzt meist recht wenig, das weiß er selbst. Außerdem verschreckt er so die Beute, der er hatte auflauern wollen.
Man sollte sich jedoch davor hüten, ihn als finsteren Gesellen abzuschreiben, denn das ist er bei weitem nicht. Gegenüber seiner Sippe, vor allem aber seiner kleinen Familie und den engsten Freunden, ist er mehr als zuvorkommend. Er gilt als liebevoller Partner und fürsorglicher Vater, will er seinem Sohn doch alles beibringen, was ihn auf ein hartes, aber aufregendes Leben vorbereiten kann. Er bereut es, wenn die Situation ihn zu einer strengen Handlung zwingt. Dann wird er anschließend noch schweigsamer als sonst und vor allem sehr nachdenklich. Er grübelt über seine Entscheidungen, ist sich aber nicht zu schade, Irrtümer einzugestehen oder sich bei jemandem zu entschuldigen, wenn es angebracht ist. Jedoch macht Velten dies auf seine Weise, nämlich eher in einem ruhigen Moment und unter vier Augen. Er gibt sich ungern vor versammelter Menge eine Blöße, aber das dürfte vielen Zentauren zu eigen sein.
Doch wo er ein gnadenloser, ja fast eifernder Jäger und Kundschafter, ein familiärer Vater, treuer Gatte und loyaler Freund innerhalb seiner Herde ist, da schlägt es in alle anderen Richtungen ziemlich stark um.
Da der Zentaur niemals zuvor eine Stadt gesehen, geschweige denn betreten hat und ihm somit viele celcianische Völker unbekannt sind, gilt er als höchst weltfremd. Er kennt weder zivilisierte Gesetze, noch Adelstitel und er hat noch nie gewusst, wozu Menschenpack diese kleinen, funkelnden Dinger verwendet, die sie Geld nennen.

Wodurch man auch schon beim nächsten Punkt angelangt wäre, der den Zentauren sehr prägt: Vorurteile. Er mag nicht viele fremde Völker kennen, aber jene, denen er schon begegnet ist, mag Velten ganz und gar nicht. Dazu zählen bisher Menschen und Dunkelelfen. Obwohl im Arus lebend, ist er nie zuvor einem Nachtelfen begegnet – jedenfalls nicht bewusst. Wahrscheinlich würde er sie einfach auch nur zum spitzohrigen Pack zählen und sie damit den Dunkelelfen zuordnen, die ihm aber auch irgendwie fremd sind.
Im Grunde kann er einzig und allein nur behaupten, Menschen nicht zu mögen. Sie missachten die Natur, zerstören alles auf ihren Wegen und jagen zum Spaß, anstatt aus überlebensnotwendigen Gründen. Sie haben in ihren Steinstädten jeglichen Bezug zum harten Überleben der Wälder verloren und verdienen keinen Respekt. Verweichlicht nennt er sie, aber vor allem gefällt ihm nicht, dass sie in ihm oftmals ein Pferd sehen und glauben, doch tatsächlich auf ihm reiten zu können!
Das dürfte wohl der einzige Punkt sein, bei dem Velten wirklich fuchsteufelswild werden kann. Er ist noch lange kein Pferd, nur weil er zur Hälfte so ausschaut! Er selbst würde schließlich durchaus auch Pferdefleisch essen. Macht ihn das gleich zum Kannibalen? Bestimmt nicht, denn als Zentaur sieht er sich nicht als Ross. Pferde sind seiner Ansicht nach eine primitive Form seiner entwickelten Rasse, so wie es Forscher bei Menschen und Affen sehen würden. Er spottet gar ihrer Dummheit, sich von den Zweibeinern ausnutzen und vor einen Pflug oder eine Kutsche spannen zu lassen. Naive Langgesichter, diese Pferde!
Aber letztendlich hält Velten von ihnen sogar mehr als vom Menschen. Diesem Schlag traut er bisweilen wie allen anderen humanoiden Völkern wenig bis gar nichts zu. Sie können nichts und reagieren auf ihre Umgebung mit Ignoranz. Unaufmerksam sehen und interessieren sie sich nur für das, was sie auch sehen wollen. Dementsprechend begegnet Velten ihnen auch mit einer vorurteilsbehafteten Einstellung. Oh, er würde sie nicht anfallen oder blind angreifen, aber er belächelt im Stillen ihre Dummheit, ist unfreundlich und zeigt sich durch seine grimmige Schweigsamkeit manchmal so, dass man ihn für arrogant halten kann – was durchaus stimmen mag.

Neben einem derart arroganten Verhalten ist der Zentaur des Weiteren auch noch sehr stolz. Eigene Schwächen gesteht er sich nur ungern ein und den Zweibeinern beugen will er sich unter keinen Umständen. Da gibt er sich dermaßen stur, dass man meinen könnte, der tierische Anteil stamme von einem Esel ab.
Das gilt jedoch nur in Bezug auf Menschen, Elfen und andere Nicht-Zentauren-Völker, da er sich vor ihnen keinerlei Blöße geben, sondern autoritär und mächtig geben will. Bei seinesgleichen weiß er, dass das nicht nötig ist. Da schwindet die Sturheit einem zuvorkommenden Verhalten und schnell ist ausgesprochen, dass man nicht unbedingt der beste Koch ist oder einen Fehler bei der Wahl des Lagerplatzes gemacht hat. Dort ist in diesem Fall auch niemandem sonderlich lange nachtragend. Ach, Zentauren scheinen sich eben von allen anderen celcianischen Wesen doch etwas zu unterscheiden!

Stärken:
Als Jäger und Kundschafter innerhalb seiner Herde, gelegentlich auch als Krieger, ist es nicht verwunderlich, dass sich Velten vor allem im Umgang mit Pfeil und Bogen, dem Speer und jenen Talenten geschult hat, die ein Überleben in der Wildnis sicherstellen.
So kann er mit einem Bogen gut, mit dem Speer immerhin noch durchschnittlich umgehen. Er ist geübt im Fährtenlesen und dem Aufstellen kleiner Tierfallen. Er weiß, wie ein guter Lagerplatz oder eine Quelle in den Wäldern gefunden werden kann und hat ein gewisses Gespür für das Wetter.
Mit den Pflanzen hat er sich weniger stark beschäftigt als mit dem Jagen, Erlegen und Ausweiden von Tieren oder der Gerbung ihrer Häute. Aber immerhin kennt er die gängigsten Kräuter zum Stillen von Blutungen oder der Fiebersenkung.
Schlussendlich kann man ihm noch natürliche Kraft und Ausdauer zusprechen, die ihn zu einem beachtlichen Gegner sowie einem guten Sprinter haben werden lassen.

Die Stärken noch einmal aufgelistet:
  • Bogen (gut)
  • Speer (durchschnittlich)
  • Fährtenlesen, Fallenstellen, Jagen
  • gute Wildnis-, Tier- und gemäßigte Pflanzenkenntnisse
  • hohe Geduld, Ausdauer, Stärke
Schwächen:
So wie sich bei den Zentauren Körper und Geist im Einklang befinden, halten sich auch Stärken und Schwächen im Gleichgewicht. Das ist bei Velten nicht anders. Allem voran ist da die Tatsache zu nennen, dass er als überaus weltfremd gilt. Was außerhalb der Zentaurensippe und seines geliebten Waldes in Celcia vor sich geht, hat ihn nie interessiert. Demnach kennt er auch weder Gesetze noch Gepflogenheiten. Er kann ja nicht einmal etwas mit Geld anfangen!
Dabei könnte er das in Städten durchaus gebrauchen, wenn er dort nicht hungern will. Als Zentaur muss Velten nicht nur oft und viel essen, es zählt auch zu einer hoch geschätzten Beschäftigung bei ihm. Er liebt es zu essen und kann eine ganze Menge davon in sich hinein stopfen. Dabei dient die Nahrung nicht als Fettpolster, sondern, um seine Energiereserven neu aufzutanken. Muss er fasten, wird er schlaff und gereizt. Das Denken fällt ihm dann bisweilen auch schwerer. Kurzum, er ist in seinem Können plötzlich ziemlich eingeschränkt.
Neben dieser Schwäche sei noch seine Furcht vor tiefen Gewässern zu nennen. Hierzu zählt alles, was über seinen Widerrist hinaus geht, denn als halber Hengst kann er nur sehr schlecht schwimmen. Er meidet Situationen, in denen er sich dem Wasser aussetzen müsste und reagiert grimmig, wenn man ihn auf diesen Makel anspricht.
Auch wenn Velten selbst sich niemals der bei Zentauren beliebten und hoch angesehenen Kunst des Sterndeutens hingegeben hat, so hat er über Freunde doch einiges von den Sternen erfahren dürfen. Inzwischen glaubt er, dass sie das Schicksal aller bestimmen. So kann man ihm einen gewissen Aberglauben zusprechen. Vor allem in bewölkten Nächten, wenn die schutzheiligen Himmelslichter nicht über ihre Kinder wachen wie das Götterpaar über Flora und Fauna, ist der Zentaur abgeneigt, waghalsige Pläne durchzuführen oder schwerwiegende Entscheidungen zu treffen. Oft befragt er auch die Sterne, obgleich er sie in keiner Weise wirklich deuten kann.
Nicht vergessen sollte man schlussendlich auch noch die Vorurteile gegenüber anderen Völkern, vor allem den Menschen, denen er mit Arroganz und einem spöttischen Schmunzeln begegnet. Immerhin halten sie ihn in den meisten Fällen für ein Pferd. Sie glauben doch tatsächlich, ihn wie ein Nutz- oder Reittier behandeln zu können. Doch da wird der Zentaur mehr als bockig, denn das gefällt ihm gar nicht.

Die Schwächen noch einmal aufgelistet:
  • weltfremd
  • Vielfraß
  • Angst vor tiefen Gewässern
  • Abergläubisch (Sterne und Schicksal)
  • Vorurteile, verbunden mit arrogantem Verhalten
  • hasst es, als Pferd angesehen zu werden
Lebensgeschichte:

Der Jäger
„Schon wieder auf der Pirsch, Freund?“
„Shhhh!“
Es war zwar nur ein kleiner Hase, dem Velten da aufgelauert hatte, aber er wollte sich die Beute trotz allem nicht entgehen lassen. An dem Tier hing überraschend viel Fett, das sah er bereits aus seinem fern gelegenen Versteck heraus. Es würde die Sippe gut nähren – wenn er es denn erwischte. Die Pfeilspitze zielte auf den Rammler, ohne zu zittern. Aber zu spät. Noah hatte das Tier aufgescheucht. Haken schlagend hoppelte es mit schnellem Sprung davon. Velten ließ ein verärgertes Knurren ertönen.
„Bedauerlich, aber du wirst ihn schon noch kriegen.“
„Nicht, wenn du mein Jagdgefährte bleiben wirst.“ Beide Zentauren grinsten sich zu. Sie waren nun schon seit über dreißig Jahren befreundet. Einzig ihre unterschiedlichen Interessen konnten sie zeitweise voneinander trennen. Da war Noah, der schon in jungen Jahren die Nase lieber zum Himmel als auf das Wild gerichtet hatte. Doch Sterndeuter konnte jede Zentaurensippe gut gebrauchen. Sie sagten das Schicksal voraus oder suchten Rat in den funkelnden Himmelsjuwelen. Obgleich Velten sich nie mit der Sterndeutung befasst hatte, begeisterte ihn, was sein Freund alles aus den kleinen Lichtpunkten heraus sehen konnte – und er vertraute seinem Urteil. Selbst in der letzten Nacht hatte er sich zu ihm aufgemacht, um sich in den Sternen seinen Jagderfolg deuten zu lassen. Seufzend gab er sich nun geschlagen. „Du hattest wieder einmal Recht. Welcher Stern war es, der meinen Misserfolg vorausgesagt hatte? Ich werde einen Pfeil nach ihm abschießen.“
Noah schmunzelte: „Am Tage ist er nicht zu sehen, Velten.“
„Es dämmert erst.“
„Zeit, zum Lager zurück zu kehren. Deine Gefährtin kann nicht mehr ewig in den Wehen liegen. Es wundert mich sowieso, dass du dich dann zur Jagd entschließt. Freust du dich nicht auf den Nachwuchs?“
Velten gab seinem Freund einen leichten Rippenstoß. Sein Schweif schwang aufgeregt hin und her, als er den Bogen quer über dem Rücken befestigte. „Natürlich freue ich mich, aber Shalla hat sich nun schon vor über zwanzig Stunden zur Niederkunft gebettet. Ich wollte ihr einen Hasen erlegen, damit sie neue Kräfte von seinem Fleisch gewinnen kann.“
Beide machten sich nun auf den Rückweg. Natürlich freute sich Velten, sein Freund hatte Nerven! Schon damals, als die schöne Shalla mit dem fuchsroten Fell zu ihm gekommen war und ihm die Botschaft verkündet hatte, er würde Vater, hatte sich Velten wie kein anderer gefreut. Er war so ausgelassen gewesen, dass er jauchzend durch das Dickicht des Arus galoppiert war. Und endlich hatte ihre Trächtigkeit ein Ende. Sie würde ihm ein Fohlen gebären. Er sehnte sich nach einem Sohn, dem er das Jagen beibringen konnte. Schon sein Vater und dessen Vater hatten ihre Nachkommen in die hohe Kunst des Beutefangs durch den Bogen oder Speer eingeführt. Veltens Vater war damals sogar Anführer der Herde gewesen. Er selbst hatte sich dazu niemals berufen gefühlt. Er diente der Sippe lieber, indem er die Gegend nach guten Lagerplätzen auskundschaftete oder Beute für jene erlegte, die selbst aus irgendeinem Grund gerade nicht auf die Jagd konnten.
Er war zufrieden mit der Entscheidung, dass Tova, ein Rappe mit leichter weißer Scheckung, die Position des Herdenführers inne hatte. Hoffentlich schenkten ihm die Sterne bald eine gute Frau. Die Liebe hatte den Zentauren nämlich noch nicht ereilt und es wurde auch für ihn langsam Zeit, Nachwuchs zu zeugen.
Da hatte Velten deutlich mehr Glück gehabt. Er kannte Shalla schon aus den Tagen, in denen er selbst noch ein junger Zentaur gewesen war. Grün hinter den Ohren, hatte sein Vater immer gemeint. Noch viel zu ungestüm für die Jagd, nahezu ein Temperamentbündel unter den seinen. Das hatte sich mit den Jahrzehnten gelegt. Er war gut ausgebildet worden, sowohl von seinem Vater als auch anderen Jägern der Herde. Mit Eifer war er an alle Aufgaben heran gegangen, die ihn in kleinen Gruppen oder gar allein in die Wälder geschickt hatten. Er liebte es, auf die Pirsch zu gehen, Fährten zu entdecken und anhand von Sonnenstand und Wolken das Wetter vorauszusagen. Es erfüllte sein Leben, denn Velten galt schon immer als sehr naturverbunden. Trotzdem hatte er sich niemals zu tief mit der Pflanzenkunde beschäftigt. Es gab andere Zentauren, die der Kräuter- und Heilkunst besser dienten als er. Seine geliebte Shalla zum Beispiel.
Sie war ihm erstmals aufgefallen, als er erfolgreich und allein von der Jagd zurückkehrte. Er war an einem Fluss gewesen und hatte dort mit dem Speer einen Fisch gefangen. Stolz trug er ihn auf dem Rücken an ihr vorbei und Shalla hatte nichts Besseres zu tun gehabt, als ihm keck zuzurufen, er solle aufpassen, dass die Schuppen des Fisches nicht auf sein Fell übergingen und er zum Halbfisch würde. Velten hatte ihr eine bissige Antwort gegeben und sie hatte ihm die Zunge gezeigt. Von da an waren die beiden nahezu unzertrennlich gewesen. Anfangs nur Freunde, so wie der junge Jäger und sein Sterndeuterkamerad Noah, hatte sich zwischen ihnen nach und nach Liebe entwickelt. Irgendwann waren Velten und Shalla aus dem Schutz des Arus bis hinein in den Neldoreth getrabt, denn dort hatte die schöne Fuchszentaurin einen kleinen Teich entdeckt, der von wilden Seerosen überwuchert war. Beide hatten das Ritual der Mondnacht durchgeführt, obwohl sie nicht einmal die Ehe vollzogen hatten. Dafür waren sie noch zu jung, unschuldige Fohlen, die die Welt erst noch entdecken sollten. Doch für die ganze Herde stand bereits seit Monaten fest, dass dieses Paar sich nie wieder trennen würde. So kam es schließlich auch und nun war für sie ein neuer Lebensabschnitt eingetreten. Die glückliche Ehe wurde um den Aspekt Eltern erweitert. Velten würde bald eine kleine Familie haben, um die er sich sorgen durfte.
Er würde Frau und Kind behüten, vielleicht noch ein zweites zeugen, um das Glück noch zu vergrößern. Aber er wusste auch, dass er sie besonders zu schützen hatte. Es gab nicht nur Freuden oder harmlose, schöne Dinge im Arus zu entdecken. Da waren beispielsweise die Elfenvölker. Velten hatte noch nicht viele von ihnen gesehen, war ihnen im Grunde nur einmal im Leben bisher begegnet. Und selbst da hatte er nicht gewusst, dass es sich um Dunkelelfen handelte. Er hatte sie für Nachtelfen gehalten. Man erzählte sich dieses Gerücht von Wesen mit spitzen Ohren, die im Mondenschein durch den Arus streiften. Auch sie schienen Jäger zu sein, doch was Velten als junges Fohlen gesehen und erlebt hatte, ließ ihn von diesem Glauben abkommen. Jäger waren das nicht, denn sie machten keine Beute, um ihren Hunger zu stillen. Sie jagten um des Vergnügens Willen. Sie nahmen unnötig Leben, vor allem das intelligenter Wesen. So waren zwei Zentauren einer kleinen Erkundungsgruppe, die ebenfalls aus Velten und seinem Vater bestand, von diesen Elfen eingekreist worden. Die Bestien hatten den Zentauren mit ihren Waffen auf die Hinterläufe geschlagen, bis sie vor Schmerzen nicht mehr gehen konnten. Velten war vor Schreck sein erster eigener Bogen aus der Hand gefallen und er hatte geschrien wie am Spieß, als die Elfen den Freund seines Vaters mit langen Klingen zerteilten.
Die Zentauren hatten Rache genommen. Keiner der Elfen war lebendig davon gekommen, aber Velten konnte diese Bilder nicht mehr aus seinem Gedächtnis löschen. Noah war es, der ihn damals hatte beruhigen können. „Die Sterne haben dich das sehen lassen, damit du dich nicht von den Spitzohren täuschen lässt. Du weißt, wie sie sein können und bist ihnen fortan einen Schritt voraus, wenn du ihnen mit Misstrauern begegnest.“
Inzwischen wusste der zum Mann gereifte Zentaur, dass es noch schlimmere Wesen als Elfen gab. Sie nannten sich Menschen und sie achteten nicht auf die Natur, in der sie lebten. Sie zertrampelten diese, hielten Zentauren für Nutztiere und wollten sie einfangen. Menschen war er in all den Jahren häufiger begegnet. Immer wieder hatte er sie mit Kriegern und Kundschaftern seiner Herde aus dem Hinterhalt heraus angegriffen und vertrieben. Sie sollten gar nicht erst auf die Idee kommen, sich im Arus anzusiedeln. Sie würden nur den Wald roden, Steinhäuser bauen und alles zerstören, was Florencia und Phaun geschaffen hatten. Nein, das ließ Velten gar nicht erst zu.
Menschen waren gefährlicher als alles, was ihm im Arus begegnen konnte. Ja, sie boten selbst eine größere Gefahr als ein Gebirgspuma.

Der Puma
Die Geschichte von seinem Kampf mit dem Puma erzählte Velten noch heute sehr gern und voller Stolz. Nicht zuletzt, weil er ein junger Zentaur gewesen war, noch nicht einmal aus seinem Fohlenfell heraus. Sein Vater bereitete ihn auf das Ritual der Reife vor, auch wenn er es erst zur nächsten Zeit des Erwachens abhalten sollte. Es war noch zu früh für ihn, meinte der erfahrene Zentaur.
Doch Velten behauptete, bereit zu sein. Er war übereifrig und bestrebt, seinem Erzeuger zu imponieren. Das Vorhaben ging nach hinten los. Anstatt auf den Vater zu hören und in den Wäldern zu bleiben, um sich ein Beutetier zu suchen, machte sich der junge Velten zu den Ausläufern des westlichen Drachengebirges auf. Er wollte unbedingt ein großes Tier der Felsen erlegen und sich feiern lassen, wenn er mit dessen Kopf und Fell zurück ins Lager einkehrte. Ein Bär oder ähnliches, das sollte es sein.
Dass schon ein Puma genügte, um dem Jungen gehörig das Herz in die nicht vorhandene Hose rutschen zu lassen, hatte er nicht ahnen können. Aber plötzlich stand die Raubkatze vor ihm. Kleiner als er, aber bei weitem besser ausgestattet. Velten trug damals nur einen einfachen Bogen und ein halbes Dutzend Pfeile im Köcher mit sich herum. Der Puma besaß Krallen und scharfe Reißzähne. Da war klar, dass er sich nicht von dem Fohlen jagen lassen wollte. Fauchend ging das Tier zum Gegenangriff über und ehe es Velten sich versehen konnte, hatte ihm der Puma einen langen Schnitt quer über die Brust verpasst. Der Junge schrie, wehrte sich. Er versuchte alles, um die Raubkatze von sich zu stoßen.
Da tauchte sein Vater aus dem Dickicht auf. Um den Sohn zu schelten, dass er sich bis ans Gebirge gewagt hatte, blieb vorerst keine Zeit. So rief er ihm zu, dass er sich erinnern sollte, ein halber Hengst zu sein. Velten verstand, stieg brüllend und konnte so den Puma von sich schütteln. Dann sausten die Hufe auf das Tier herab. Velten schlug aus, trat immer wieder nach der Raubkatze. Eine Flucht wurde für sie unmöglich. Es gelang dem Jungen, die Bestie nieder zu trampeln. Er kam mit einigen blauen Flecken und leichten Blessuren davon, abgesehen von der Brustwunde. Diese musste genäht werden und Veltens Ausbildung zum Jäger setzte für mehrere Wochen aus, bis es ihm wieder besser ging.
Doch er hatte aus diesem Erlebnis seine Lektionen gezogen. Fortan gehorchte er dem Vater, achtete auf dessen Tipps und nahm sich jeden Ratschlag zu Herzen. Auch traf er sich immer häufiger mit Noah, bevor er in den tieferen Wald hinaus ging. Der andere Zentaur sollte ihm die Sterne deuten, auf dass sie ihm nur Gutes bescherten.
Den Puma aber vergaß Velten ebenso wenig wie den Kampf mit dem Tier. Sein Vater hatte ihm Krallen und Zähne entfernt, so dass sich der junge Zentaur eine Halskette daraus fertigen konnte. Noch heute zierte sie seine Brust, gleichfalls wie die Narbe, die die Bestie dort hinterlassen hatte.

„Ich werde meinem Sohn das vermitteln, was mein Vater mich lehrte. Er wird in dem Alter dann weiser und besonnener sein als ich.“
„Wenn es denn ein Junge wird, Velten“, entgegnete Noah. Doch der kräftige Jäger war sich dessen sehr sicher. Er spürte es instinktiv. Zur Geburt seines Kindes hatte er sich nicht die Sterne deuten lassen, das brauchte er gar nicht. Es würde ein Junge werden, bei Florencia und Phaun!

Taimi
„Ein Sohn, was habe ich euch gesagt? Es ist ein Junge!“ Freudig galoppierte der frisch gebackene Vater um die Versammelten seiner Herde herum. Die Freude war so groß, dass er einfach nicht still halten konnte. So ausgelassen sah man ihn nur sehr selten.
„Beruhige dich“, lachte seine Frau Shalla matt. „Komm lieber her und sieh zu, wie er die ersten Schritte macht.“ Velten gehorchte, war sofort bei seiner kleinen Familie. Er betrachtete das neu geborene Fohlen. Rotweiß gescheckt, aber die grauen Augen besaß er von ihm. Ebenso die kräftigen Fesseln, um die sich etwas dichterer Pelz bereits jetzt deutlich abzeichnete. „Steh auf, mein Junge. Zeig der Welt deine Stärke!“
Und das Kind erhob sich. Zunächst ein wenig wacklig, stand es überraschend schnell, bewegte sich agil und geschickt. Andere Zentaurenfohlen hopsten herum, weil sie ihre Beine noch nicht unter Kontrolle bekamen und nicht stürzen wollten. Veltens Sohn aber hielt schnell die Balance.
„Er biegt sich wie ein junger Baum.“ Shalla strahlte über das ganze Gesicht. Bereits jetzt erfüllte ihr Erstgeborenes ihr Herz mit Stolz. Velten nickte. „Dann soll er auch so heißen. Junger Baum – Taimi.“
„Willkommen in der Herde, Taimi“, grüßte Noah das kleine Wunder. Die anderen stimmten mit ein. Noch am selben Tag wurde die Geburt groß gefeiert, wenngleich der Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit sich bald zur noch immer erschöpften Mutter an den Leib schmiegte, von ihrer Milch trank und schlief, noch ehe die Sterne sein junges Leben in ihrer Mitte begrüßten.

Die Jahre vergingen und Taimi wuchs zu einem stattlichen, jungen Zentauren heran. Er hatte jetzt bereits zum fünfzehnten Mal den Jahreszyklus erlebt und geriet in ein Alter, in dem er es seinem stolzen Vater nicht gerade leicht machte. Zwar ließ er sich darauf ein, mit ihm auf die Jagd zu gehen, begeisterte sich aber mehr für die Pflanzen- und Heilkunde, die seine Mutter ihn lehrte. Er würde wohl die Aufgaben eines solchen Heilers übernehmen, wenn er das Erwachsenenalter erreicht hatte. Trotzdem wollte Velten ihm möglichst viel beibringen, denn jedes Wissen konnte er nutzen. Taimi war einverstanden und mit dem Bogen stellte er sich bereits recht geschickt an.
Doch vielleicht hätte man die Sterne vor dem jüngsten Jagdausflug in den südlichen Arus zu Rate ziehen sollen. Dass Velten dies verpasst hatte, weil er seinen Freund Noah aufgrund des wachsenden Temperaments des Sohnes immer mehr vernachlässigte, würde er sich niemals verzeihen. Ein Blick in die Sterne hätte möglicherweise das Schicksal aufhalten und verändern können, das ihm und Taimi bevorstand.

Menschen
Sie waren auf der Jagd, Vater und Sohn. Velten bewegte sich leise. Sein Hufschlag hinterließ kaum einen Laut auf dem Waldboden. „Achte stets darauf, die moosbewachsenen Stellen zu nutzen. Sie schlucken die Geräusche, die du verursachst.“
Taimi nickte und folgte den Hufspuren seines Vaters. Er hielt den Bogen vor sich, einen Pfeil bereits angelegt, die Waffe aber noch nicht gespannt. Die Sehne sollte nicht reißen, außerdem kostete es nur unsagbare Kraft. Kraft, die er noch brauchen würde, wenn sie erst einmal Beute erspäht hätten. Doch was ihnen vor den Pfeil treten sollte, damit rechnete jetzt nicht einmal Velten.
„Bleib stehen! Siehst du das?“
„Wer sind die, Vater? Zweibeinige Zentauren?“
„Nein, das sind Menschen. Sie sind … gefährlich. Wir sollten...“
Plötzlich schoss ein Pfeil an Veltens Kopf vorbei. Einer der Zweibeiner ging getroffen zu Boden. Sofort zückten die übrigen silbern funkelnde Waffen. Da bemerkte auch Taimi seinen Fehltritt. Er hätte nicht schießen sollen. Velten knurrte, aber es war zu spät für eine Flucht. Auch wenn beide Zentauren schneller gewesen wären, die Menschen hatten rasch reagiert und sie nun eingekesselt. Wie viele es waren! Sie kamen von überall.
Velten schob seinen massigen Körper vor den schmalen Leib des Sohnes. Er setzte eine grimmige Miene auf. Einer der Menschen sprach: „Ihr habt uns grundlos angegriffen und meinen Späher verletzt. Was seid ihr? Pferde?!“
„Schert euch aus unserem Wald heraus oder der nächste Pfeil wird tödlich treffen.“
„Das sind Pferde. Halbpferde und sie können sprechen.“ Ein anderer Mensch näherte sich von hinten, so dass er in unmittelbarer Nähe zu Taimi stand. Velten schlug warnend mit dem Huf auf. „Lass ihn zufrieden, Mensch!“, knurrte er und zückte den Bogen. Doch der Kerl ließ sich nicht belehren.
„Der würde ein hübsches Pony für meine Tochter abgeben! Komm her, Pferdchen, komm!“ Er langte nach Taimi, doch dieser keilte aus. Sofort griffen die anderen Menschen an. Ein wilder Kampf entstand, bei dem Velten irgendwann den Überblick verlor. Warum? Weil ihm eine Klinge direkt in den Leib traf. Vom Blutverlust geschwächt ging der Zentaur zu Boden. Das Letzte, was er sah, waren die grauen, vor Schreck geweiteten Augen seines Jungen, als die Männer ihn mit Seilen außer Gefecht setzten und fesselten. Er hörte ihn noch seinen Namen rufen, dann schwanden Velten die Sinne.

Aufbruch
„Ich hole ihn zurück“, sagte er nur, als er das Lager seiner kleinen Familie erreichte, welches um ein Mitglied ärmer geworden war. Nun würde nur noch sein Weib zurückbleiben. Sie nickte. „Ich weiß, dass du das tun wirst.“
„Ich muss.“
„Ich werde auf deine – auf eure – Rückkehr warten.“
Er schüttelte den Kopf, dass seine schwarze Mähne hin und her flog. „Geh mit der Herde, allein solltest du nicht hier bleiben. Wir werden zurückkehren und wir werden euch finden.“
„Ich liebe dich, Velten.“
„Und ich liebe dich.“ Er wandte sich ab, um seine Ausrüstung zusammen zu packen. Abschiede lagen ihm nicht. Aber das wusste Shalla. Sie hatte ihn als Vater ihres Sohnes und ihren Liebsten auserkoren. Sie kannte ihn. Er würde sich nicht aufhalten lassen.

„Du besitzt einen starken Willen, mein Freund.“
„Er war nicht stark genug, Noah. Ich habe zu lange auf dem Krankenlager verbracht. Diese Menschen haben einen großen Vorsprung. Ich darf nicht länger zögern. Sie sind mir gute zwei Wochen voraus.“
„Sie dachten wohl, deine Verletzungen würden dich keine Stunde überleben lassen. Deshalb haben sie dich zurückgelassen und nur Taimi entführt. Die Sterne verraten mir nicht, was sie ihm antun, aber vielleicht will ich es auch gar nicht wissen.“
Velten trat an den Sterndeuter heran und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er schaute verbissen. „Deute sie mir ein letztes Mal, ehe wir uns wieder sehen. Ich weiß, ich werde meinen Sohn zurückholen, aber ich kann ein gutes Omen jederzeit gebrauchen.“
Noah nickte. Er blickte zum Himmel auf. Die Nacht brach gerade erst herein, die Sterne waren nur blasse Punkte auf dem dunklen Zelt über ihnen. Was der Zentaur zu sagen hatte, blieb verschwommen. Das Schicksal wollte Velten offenbar nicht den Weg weisen. Gerade bei einer solch wichtigen Angelegenheit. Aber er würde sich nicht unterkriegen lassen. Er war ein Kundschafter und Jäger. Er würde seine Beute finden, sie zur Rechenschaft ziehen und seinen Sohn wieder nach Hause holen. Kurz blickte er zu seinem Hinterlauf herunter. Die Kette aus rot bemalten Holzperlen baumelte um die pelzige Fessel. Es war ein Geschenk des Jungen und würde wichtigstes Ausrüstungsstück des Vaters sein. „Ich mache mich auf den Weg.“ Noah und er umarmten sich kurz. „Sag Tova, unserem Anführer, er soll weiter ziehen. Grüße die anderen von mir. Sie werden verstehen, dass ich nicht jedem einzelnen Lebewohl sage.“
„Abschiede sind nicht deine Stärke.“ Ein Lächeln wurde ausgetauscht. Man reichte sich noch einmal die Hand. Dann wandte sich der kastanienbraun und weiß gescheckte Hengst vom Sterndeuter ab und trottete in das Dunkel des Waldes hinein. Er ließ die Lichtung, seine Frau, seine Herde hinter sich. Um den Sohn zu suchen. Ihn zu finden. Und um Rache an den Menschen zu nehmen, die ihm all das angetan hatten.

Inventar:
  • Hirschhornbogen (Langbogen)
  • Lederköcher mit 20 Pfeilen
  • Kurzspeer (die Speerspitze ist ein scharf geschliffener Stein)
  • ein Ledersäckchen für Wundkräuter, das er in einer Innentasche seiner Weste trägt
  • Lederweste
  • Halskette mit Pumakrallen
  • Fußkette aus roten Holzperlen
  • Lederranzen mit Proviant
  • wärmende Felldecke
Tierische Begleiter:
keiner

Einstiegspost:
Der Wald Arus -> Eine Beute namens Mensch

Gesperrt

Zurück zu „Ehemalige Bürger“