Lithilia Iantuva

Spieler kommen und gehen, Charaktere verchwinden spurlos oder sterben ruhmreich. Hier findet ihr alle Bürger, die Celcia verlassen haben, aber nicht vergessen sind.
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Lithilia Iantuva

Beitrag von Lithilia Iantuva » Dienstag 24. Februar 2009, 21:43

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Name: Lithilia Iantuva

Rasse: Mischling (Waldelfe/Mensch)

Alter: 20

Geschlecht: weiblich

Sprachen: Garmisch, Lyrintha

Beruf: Kundschafterin in Ausbildung

Heimat: Pelgar (Kaserne)

Gesinnung: neutral/gut

Magie: Lichtmagie (rudimentär)

Religion/Glaube: Florencia und Phaun

Aussehen: Obwohl sie halb Mensch, halb Elfe ist, erinnern nur ihre spitzen Ohren an das edle Geschlecht ihrer Mutter. Lithilia ist 1,65 Meter klein und schmächtig. Auch die zweijährige, militärische Ausbildung vermochte an ihrer Statur wenig zu ändern. Ihr hüftlanges, blondes Haar würde wahrscheinlich in der Sonne glänzen, wenn es nicht ständig voller Staub und Schmutz wäre. So wirkt es etwas schäbig, was sich aber perfekt ins Gesamtbild einfügt. Grau sind ihre Gewänder, zerschlissen an den Säumen und an manchen Stellen recht fadenscheinig. Bei kaltem Wetter trägt die junge Halbelfe stets alles was sie besitzt, um sich zumindest ein wenig warm zu halten. Ihr dunkler Umhang verdeckt das leichte Lederwams, welches ihr von einem mitleidigen Offizier der Kaserne geschenkt wurde. Ihre Füße stecken in abgenutzten Lederstiefeln, die sie mit weiteren Stofflappen umwickelt hat, da die alten Schuhe nicht mehr wirklich wasserdicht sind. Dieser jämmerliche Anblick bleibt den Meisten jedoch verborgen ,weil Lithilias hellgraues Kleid bis auf den Boden reicht. Mit schwarzen Lederschnüren werden diese Kleidungsstücke an ihrem schlanken Körper festgezurrt, denn ohne diese Befestigung drohen sie herab zu gleiten und die grobe Unterkleidung zu enthüllen. Die junge Frau schert sich reichlich wenig um ihr Äußeres, ohnehin fehlen ihr die Mittel etwas daran zu ändern. Viel eher ist es ihr Begehren möglichst unauffällig zu sein und von den meisten Mitmenschen einfach übersehen zu werden. Der einzige Farbklecks in ihrer Garderobe ist ihr smaragdgrüner Tuchbeutel, welchen sie vor einigen Jahren von ihrem Vater geschenkt bekam. In ihm wird alles aufbewahrt was ihr lieb und teuer ist, mit Ausnahme eines Talismans, den sie von ihrer Mutter bekommen hat. Der azurblaue Stein mit dem Abbild der Göttin Florencia ruht stets über ihrem Herzen, verhüllt von ihren Kleidern. Ihre mit Tinte verschmierten Finger bandagiert sie sich zurzeit mit gräulichen Stoffstreifen, was ein weiterer Schutz gegen die Kälte ist. Ein Kurzbogen und der dazugehörige Köcher gehören nur außerhalb der Stadtmauern zu ihren Begleitern. Diese Fernkampfwaffe ist Lithilias einzige Möglichkeit sich wirksam zu verteidigen, da ein Feuer in einer Scheune des Vaters, ihren Rücken für immer entstellt und die Bewegungsfreiheit ihres linken Arms stark eingeschränkt hat. Wird sie zu plötzlichen Bewegungen gezwungen oder ihr Arm nach hinten gezogen, huscht ein schmerzerfüllter Ausdruck über ihr Gesicht. Dieser Makel wird ihr wohl ein leben lang anhaften.
Die Kleidung eines Soldaten der Kaserne wird die junge Frau wohl nie tragen dürfen, für den militärischen Dienst ist Lithilia auf Grund ihrer Einschränkung einfach nicht zu gebrauchen, lediglich ein Wappen auf dem Wams kennzeichnet das unscheinbare Geschöpf, als Angehörige dieser elitären Einrichtung.
Ihr wirres Haar verweigert dem flüchtigen Betrachter einen Blick auf ein Paar spitze Ohren und auch auf ihr Gesicht. Nur wer länger als einige Augenblicke hinschaut vermag zu erkennen, was unter all dem Schmutz verborgen liegt. Diese Zeit nehmen sich jedoch nur wenige Menschen, da der erste Eindruck nichts Außergewöhnliches vermuten lässt; welch ein Verlust.
Ihre azurblauen Augen blicken aufmerksam in die Welt, strahlen Wissbegierde und Intelligenz aus. Die blasse Haut wirkt gräulich durch den Staub der Kaserne und ist stellenweise von Tinte bedeckt, doch gereinigt vom Schmutz des Alltags ist sie schwanenweiß und makellos. Ihre kleine Nase kräuselt sich leicht, wenn sie nachdenkt und gleichzeitig hebt sie die hellen Brauen. Da Lithilia die irrige Angewohntheit hat an ihren Federkielen zu nuckeln, während sie arbeitete, findet sich meist ein kleiner Klecks Tinte in ihrem rechten Mundwinkel, was aber der Schönheit ihrer rosafarbenen, geschwungenen Lippen keinen Abbruch tut. Die Spiegel ihrer Seele lassen Fremde nicht allzu tief blicken und wirken älter, als der Rest ihres jugendlichen Gesichtes. Auch lassen sie einen gewissen Grad an Skepsis, Angst und Verletzlichkeit erkennen.
Alles in Allem wird wohl kaum jemand die Schönheit der jungen Halbelfe erkennen, solange sich der Mantel der Unscheinbarkeit und Armut darüber ausgebreitet hat. Doch sollte der Tag kommen, an dem der Schmutz abgewaschen wird, ihr schüchterner Blick den Boden verlässt und der jetzt noch all zu ungeschulte Geist seine Fesseln sprengt, wird eine strahlende Erscheinung Celcias Welt bereichern.

Persönlichkeit: Die junge Halbelfe ist schüchtern und verschlossen. Auch hat sie ein nur geringes Selbstbewusstsein, weshalb ihr Blick, wenn sie auf den Straßen Pelgar unterwegs ist, meist nach unten gerichtet ist. Ihre einzigen beiden Vertrauten sind ihr Erretter aus der Gefangenschaft Gerhald und ihr Lehrmeister an der Akademie, was sie oft einsam macht. Da fremde Menschen sie unruhig machen, hält sie sich am liebsten in der Kaserne oder aber in der großen Bibliothek auf. Die Ruhe dieses Ortes und seine mit Wissen gefüllten Regale haben eine äußerst positive Wirkung auf Lithilia. Hier wandelt sie mit offenen, wissbegierigen Augen durch die Gänge. In der Öffentlichkeit versucht sie möglichst unauffällig zu sein, nur in der Gegenwart ihres Lehrmeisters blüht das junge Wesen richtig auf. Dort ist sie fleißig und gelehrsam.
Obwohl sie auf ihrer bisher einzigen Reise in Gefangenschaft geriet und ihr Martyrium nur überlebte in dem sie ihre Seele von ihrem Körper trennte, kann sie es nicht erwarten, nach dem Abschluss ihrer Ausbildung wieder auf Reisen zu gehen. Das Entdecken für sie fremder Welten begeistert sie ebenso, wie das Erlernen neuer Sprachen.
Trotz ihrer Angehörigkeit der Kaserne, liebt Lithilia alle lebenden Geschöpfe. Ihre Mutter hat ihr pazifistisches Herz an sie weitergegeben und ihr früh Respekt vor dem Leben eingeflößt.
Die traumatischen Erfahrungen ihrer Gefangenschaft haben ihre Gefühlswelt abstumpfen lassen. Nur langsam erholt sie sich wieder davon und noch immer verschließt sie sich vor all zu starken Emotionen. Der Bruch mit ihrer Familie hat es ihr unglaublich schwer gemacht anderen zu vertrauen oder gar einen Menschen zu lieben.

Stärken: Lithilia ist äußert intelligent und wissbegierig. Ihre schnelle Auffassungsgabe machte es ihr möglich schneller als gewöhnlich komplizierte Texte zu erfassen und neue Sprachen zu erlernen. Auch ermöglicht es ihr in wissenschaftlichen Disputen schnell und präzise Argumente zu finden und ihre Gegner so zu übervorteilen. Während ihrer Ausbildung werden ihre diplomatischen Fähigkeiten (gut) geschult und ihr wird die Kunst des genauen Karten Lesens (durchschnittlich) näher gebracht. Um sich wenigstens auf Entfernung gegen Angreifer verteidigen zu können erlernte sie ebenfalls den Umgang mit Pfeil und Bogen (gut).

Schwächen: Ihre schmächtige Statur und ihre schüchterne Art, sind für sich genommen schon hinderlich, wenn es um Selbstverteidigung geht. Durch das harte Narbengewebe auf dem Rücken, wird das führen eines Schwertes oder große körperliche Belastung fast unmöglich.
Lithilias Erfahrungen auf ihrem Weg nach Pelgar haben sie gegen über fast allen Menschen verschlossen werden lassen. Große Menschenmengen machen ihr Angst, weswegen man sie nur selten in der Stadt antrifft. Ihre Zurückgezogenheit wird oft als verschroben und merkwürdig aufgefasst, weshalb nur Wenige Interesse daran zeigen, sich näher mit ihr zu beschäftigen.

Lebensgeschichte:

Kindheit:
Lithilia wurde in Ganda geboren. Einem kleinen Dorf, welches sich auf die Aufzucht von Pferden spezialisiert hatte. Zu diesen Pferdezüchtern gehörte auch ihr Vater, Falcus. Er war ein aufgeschlossener Mann, der einen Teil seiner Jugend damit verbracht hatte Celcia zu bereisen. Auf einem dieser Abenteuer lernte er Lithilias Mutter kennen, die Elfe Isiliya. Die beiden verbrachten einige schöne Wochen im Wald Neldoreth zusammen und als die Zeit für Falcus gekommen war, nach Hause zurück zukehren, entschloss sich die junge Elfe, ihn zu beleiten. Kurz nach seiner Rückkehr musste er den Betrieb seines Vaters übernehmen und die Zeit des Herumreisens war beendet. Isiliya schenkte ihrem Gatten innerhalb kurzer Zeit zwei gesunde Söhne, Benthor und Lorreto, der ganze stolz ihres Vaters. Drei Jahre später gesellte sich ein kleines Mädchen zu der Familie und komplettierte diese. Wie allgemein üblich kümmerte sich der Vater um die Erziehung der Söhne, das Schicksal der Tochter lag in den Händen der Mutter. Sie lehrte ihr die Sprache ihres Volkes und den Glauben an das Götterpaar. Auch unterrichtete Isiliya ihren kleinen „Augenstern“ in den Grundlagen der Lichtmagie, in welcher die Elfe ebenfalls unterwiesen worden war. Doch das kleine Mädchen wollte mehr als das. Sie hatte die Abenteuerlust ihres Vaters geerbt, ebenso seine Wissbegierde.
Eines Tages, Lithilia hatte mittlerweile sechs Zeiten des Erwachens erlebt, kam ein Reisender, um sich ein neues Pferd aus der Zucht ihrer Familie auszusuchen. Er war groß, trug ein riesiges Schwert auf den Rücken und wirkte auf das kleine Mädchen, als sei er der stärkste Mann der Welt. So hatte sie sich die Drachenreiter aus den Geschichten ihrer Mutter vorgestellt. Der Fremde blieb einige Tage, damit sich sein neues Reittier an ihn gewöhnen konnte, bevor sie sich zu zweit auf den Weg in seine Heimat machen würden. So hatte die kleine Halbelfe alle Zeit der Welt möglichst viele Geschichten über weit entfernte Gegenden, wundersame Wesen und politische Ränke zu hören. Bernando, so hieß der Gast, war verzaubert von dem kleinen Wesen mit den azurblauen Augen, die immer so wundersam zu leuchten begannen, wenn sie eine neue Geschichte erfuhr. Die Zeit verging für die beiden wie im Flug und schon allzu bald, war der Tag seiner Abreise gekommen. Lithilia war untröstlich über den Verlust ihres Freundes, was Bernardo ungemein rührte. Um ihren Abschiedsschmerz ein wenig zu lindern, schenkte der Recke ihr zwei Dinge, die sie ab diesem Moment hütete, wie ihren Augapfel; sein Reisetagebuch der letzten Jahre und ein dickes Buch voller Sagen über fabelhafte Wesen und längst vergangene Zeiten. Freilich konnte das kleine Mädchen zu dieser Zeit nicht viel damit anfangen, schließlich war sie der Kunst des Lesens nicht mächtig, aber diese beiden Bücher sollten ihr Denken und Handeln auf Jahre bestimmen. Welch fantastische Welten sich auf diesen Seiten voller Buchstaben wohl verbergen mochten? Jeden Abend bevor sie zu Bett ging zog sie eins aus ihrer Strohmatratze und starrte minutenlang auf die Seiten, als wollte Lithilia diese alleine dadurch dazu bringen, ihr Geheimnis zu offenbaren.
Benthor, Erstgeborener und damit Erbe des Familienbesitzes, wurde ab seinem zehnten Lebensjahr auf seine zukünftigen Aufgaben, als Geschäftsmann vorbereitet. Die Familie war nicht übermäßig reich, aber es reichte, um einen Hauslehrer zu beschäftigen, der dem Jungen alles Wissenswerte beibringen sollte. Damit rückte die Enthüllung der Geschichten ihrer Bücher für Lithilia plötzlich in greifbare Nähe. Ihr ältester Bruder liebte seine kleine Schwester und diese war clever genug es für ihren Vorteil zu nutzen. Sobald Benthor lesen konnte, flehte sie ihn, an ihr aus den beiden Büchern vorzulesen. Anfangs war er davon nicht zu überzeugen, doch nach einiger Zeit, konnte er die jammervollen Bitten nicht mehr überhören. So wurde es zu einem Ritual der beiden Geschwister, wann immer es ging, zusammen in einer Ecke zu sitzen und gemeinsam zu lesen.
Bereits nach wenigen Monaten war dies Lithilia jedoch nicht mehr genug. Sie wollte die Welten alleine bereisen, auch andere Dinge lesen und für sie noch wichtiger: schreiben! Diesmal war ihr geliebter großer Bruder jedoch nicht so schnell zu überzeugen. Es bedeutete eine Menge Arbeit und Ausdauer einem so ungeduldigen Geist etwas derart kompliziertes beizubringen. Und Arbeit hatte er bei weitem genug damit seinen Vater zufrieden zu stellen. Doch Lithilia ließ nicht locker und irgendwann schien es weniger Aufwand zu bedeuten, sie zu unterrichten, als ihr ständiges Flehen zu ertragen. Wenige Wochen nachdem ihr Unterricht begonnen hatte, wurde sie von dem Hauslehrer mit einem Buch auf dem Schoß in der Ecke des Wohnraumes gefunden. Zunächst dachte er, dass das kleine Mädchen nur die bunt verzierten Seiten bewunderte. Doch ihr Gesichtsausdruck sprach mehr von höchster Konzentration und Begeisterung. Die kleine Nase in ihrem Gesicht war gekräuselt und ihre Stirn lag in Falten, während sie versuchte die kunstvoll geschwungene Handschrift ihrer Lektüre zu entziffern. Er bat sie zu einer Unterredung kurz vor die Tür. Die Hingabe mit welcher sie über ihre Geschichten sprach und der verzweifelte Wunsch auch schreiben zu können, beeindruckten ihn stark und so bat er den Vater auch sie, kostenlos, unterrichten zu dürfen. Aus dem Lehrer-Schüler-Verhältnis entstand über zwei Jahre eine tiefe Verbundenheit. Beide liebten das geschriebene Wort, selten hatte er einen so wissbegierigen und folgsamen Schüler gehabt. Sie übertraf ihren Bruder bei weitem, was diesen aber nicht im Geringsten störte. Eher sprach er immer leicht belustigt darüber, dass er wohl die klügste kleine Schwester in ganz Jorsar habe, was sie erzürnte.
Lithilia lernte lesen, schreiben und Mathematik. Der Lehrer verschaffte ihr Zugang zur Geschichte Celcias und nachdem er entdeckt hatte, wie gerne sie über Reisen sprach, schenkte er ihr zum zehnten Geburtstag eine hübsche Karte. Auch ihre rhetorischen Fähigkeiten wurden geschult und schon bald war sie eine ernst zunehmende Gegnerin bei Argumentationen. Der Rest der Familie stand ihrem Wissensdurst eher skeptisch gegenüber. Ihr Vater war der Meinung, dass es reine Zeitverschwendung war, immerhin würde sie später eh heiraten und eine Familie versorgen müssen. Wofür also das ganze unnütze Wissen? Auch auf die Unterstützung ihrer Mutter konnte sie kaum hoffen, welche befürchtete, dass der häufige Unterricht sie von ihr entfernte. Sie war doch ihre Tochter, das einzige Kind, was sie eigentlich nach ihren Vorstellungen erziehen sollte. Am kritischsten war aber das Verhältnis zu ihrem anderen Bruder Lorreto. Als zweiter Sohn vom Vater nie besonders beachtet, aber dennoch mit harter Hand erzogen, liebte ihn seine Mutter anscheinend nicht so sehr, wie seine kleine Schwester. Und sein älterer Bruder war ebenfalls in dieses kleine blonde Wesen zu sehr vernarrt, um augenscheinlich von ihm groß Notiz zu nehmen. Neid begann seinen Körper zu überfluten, bis er Lithilia, obwohl sie ihm nie etwas getan hatte, regelrecht hasste.
Weitere zwei Male wechselten die Jahreszeiten, bis ein schreckliches Unglück ihre Familie erschüttern und ihre Kindheit abrupt enden lassen sollte.
An einem der heißesten Tage des Jahres zog sich das nun langsam zur Frau werdende Mädchen an ihren liebsten Ort zurück, um ein weiters Mal in Ruhe das Reisetagebuch zu lesen, welches sie vor so langer Zeit geschenkt bekommen hatte. Mit einer Kerze zog sie sich in die kleinste Scheune zurück und setzte sich in eine der hintersten Ecken. Der Tag war anstrengend und lang gewesen, aber im Haus herrschte ihr einfach zu viel Aufregung, Benthor sollte in den nächsten Tagen zum Mann werden, was eine Menge Verwandte und Gäste angelockte. Erfüllt von den Bildern ihrer Phantasie merkte Lithilia nicht, wie sie einschlief. Träume von blühenden Landschaften, Echsenwesen und Eiswüsten überfluteten ihren Verstand, führten sie durch grüne Haine oder sengende Wüstenhitze. Sie konnte die ungeheure Wärme auf ihrem Gesicht spüren, die Glut der Sonne leckte nach ihrem Haar. Es dauerte einige Zeit bis der Nebel der Träume sich lichtete, im Nachhinein wünschte sie sich er hätte es nie getan. Flammen schlugen vor ihr in die Höhe und versperrten den Ausgang. Ihr seidenes Gewand hatte bereits am Saum Feuer gefangen, welches sie austrat und hektisch nach hinten wich. Doch dort war nicht mehr viel Raum. Näher und näher kam das blutrote Ungeheuer, verzerrte dabei alles, was ihm in den Weg kam. Starr vor Angst griff sie nach ihrem Buch, drehte dem nahenden Unheil den Rücken zu und kauerte sich in die Ecke. Als die Hitze begann ihren Rücken zu versengen, schrie sie markerschütternd, was wohl die Menschen im Haus auf ihre aussichtslose Lage aufmerksam machte. Vom Eingang her hörte sie die Stimme ihres Bruder, welche verzweifelt nach ihr rief. Eine Antwort wollte nicht mehr über ihre Lippen, zu beißend war der Rauch und zu qualvoll die Schmerzen. Ein letzter entsetzlicher Laut entwich ihr, bevor sich endlich erlösende Dunkelheit um sie herum auftat.
Drei Wochen schwebte sie zwischen Leben und Sterben, häufiger streckte der Tod seine langen, dünnen Finger nach ihr aus, doch stets riss sie das Leben zurück an die Brust. So sollte es nicht enden. Ob es Fieberträume waren vermochte Lithilia nachher nicht mehr zu sagen, doch die Stimme ihrer Mutter und Benthors drang durch ihre Bewusstlosigkeit, auch wenn die Worte keinen Sinn ergaben. Florencia in ihrer Einhorn-Gestalt erhellte ihre düsteren Phantasien von brodelnden Vulkanschlunden, unendlicher Schwärze und gleißendem Rot. Immer wieder stand sie in Flammen, schrie aus Leibeskräften oder klammerte sich an ihr Buch. Doch die Qualen, welche sie in ihrer Ohnmacht durchlitt, sollten nichts gegen jene sein, die sie noch zu erleiden hatte.
Die Tage an denen sie langsam ihr Bewusstsein wieder erlangte, blieben Lithilia nur wage in Erinnerung. Sie hörte einzig die Stimme ihrer Mutter und nahm von Zeit zu Zeit ihr verweintes Gesicht vor sich wahr. Sie sah erschöpft und unendlich traurig aus. Auch kehrten die Schmerzen schubweise zurück. Zuerst war nur ein leichtes Brennen zu spüren, welches langsam aber sicher immer unerträglicher wurde. Ganz aus der Dämmerung riss sie dann ein Verbandswechsel. Zu schwach, um sich zu wehren, schrie das junge Mädchen auf, als die in Essig und Kräutersud getränkten Verbände von ihrem Rücken gelöst wurden. Sofort war ihre Mutter parat: „Ohh, mein kleiner Augenstern, du bist zu uns zurück gekehrt!“, flüsterte sie und strich behutsam über die kleine Stirn, „ Ich habe schon befürchtet wir hätten dich auch noch verloren. Trink das, es wird deine Schmerzen lindern.“ Der Aufguss schmeckte scharf, ließ sie husten. Aber wenige Minuten später wurde Lithilia erneut von traumloser Dunkelheit verschluckt.
Während der nächsten Tage versuchte ihre Mutter den Rest der Familie von ihr fernzuhalten. Immer wieder fragte das kleine Mädchen nach ihrem großen Bruder, doch es bekam keine befriedigende Antwort. Erst als Isiliya der Meinung war, dass sie sich außer Lebensgefahr befand, kamen die alles verändernden Worte über ihre Lippen. „Dein Bruder ist tot. Er starb bei dem Versuch dich aus der Scheune zu retten, kleiner Spatz.“
Lithilia konnte und wollte das nicht glauben, wie von Sinnen schrie sie nach ihrem über alles geliebten Benthor. Doch es kam keine Antwort, lediglich ihr Vater platze in den Raum und schrie sie an: „Wie kannst du es wagen auch nur seinen Namen auszusprechen, kleines widernatürliches Balg. Nur deinetwegen ist er tot. Du hast ihn getötet!“ Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um. Dies sollte so ziemlich das Letzte sein, was ihr Vater jemals wieder zu ihre sagen würde.
Die nächsten Jahre verbrachte Lithilia von Schuldgefühlen zerfressen an der Seite ihrer Mutter, welche das außerordentlich freute. Immerhin hatte sie ihr Kind und ihre Gefährtin wieder. Lorreto genoss nun die Stellung des Erbens und wurde weiterhin unterricht, doch das Mädchen durfte daran nicht weiter teilnehmen. Zunächst hatte sie auch gar kein Interesse daran, immerhin waren ihre Begeisterung für den Unterricht und das Lesen ihrem Bruder zum Verhängnis geworden. Erst mit vierzehn kehrte die Wissbegier zurück. Der Alltag als Hausfrau langweilte Lithilia immer mehr und der Drang Neues zu sehen wuchs von Tag zu Tag. Heimlich nahm sie des Nachts wieder ihre alten Schulsachen und Bücher zur Hand, studierte die Karten und träumte sich an fremde Orte.

Erwachsenwerden:
Dieses Doppelleben dauerte ungefähr zwei Jahre an. Tagsüber half sie ihrer Mutter und nachts, wenn alle anderen im Haus ruhten, las und lernte sie. Eines Abends verkündete ihr Vater beim Abendessen, dass sich endlich ein Mann gefunden hatte, der sie, trotz ihres entstellten Rückens heiraten wollte. Bis zu diesem Moment war der jungen Frau nicht bewusst, dass er überhaupt nach einem Ehemann für sie gesucht hatte. Bei dem „Auserwählten“ handelte es sich um den gerade verwitweten Schmied der Gemeinde, doppelt so alt wie sie selbst und für seine Brutalität bekannt. Lithilia konnte nicht fassen, wie sehr ihr Vater sie tatsächlich hassen musste, wenn er sie in die Hände eines solchen Mannes geben würde. Sie flehte ihre Mutter an, sie solle es nicht zulassen, doch Isiliya wagte es nicht sich offen gegen ihren Mann zu erheben, der in dieser Frage nicht mit sich reden lassen wollte. Ohne die Hoffnung diesem Ereignis zu entkommen und in ihrem Heimatdorf zu bleiben, wuchs in der Halbelfe der Plan zur Flucht. Doch wohin sollte sie gehen? Es gab keine Verwandte oder Bekannte außerhalb, bei denen sie um Unterschlupf hätte bitten können und Freunde existierten auch nicht. Die Zeit rannte davon, erst waren es noch Monate bis zur Hochzeit und plötzlich stand sie unmittelbar bevor. In ihrer Verzweiflung fiel ihr nur ein Mensch ein, an den sie sich wenden konnte, ohne fürchten zu müssen verraten zu werden: den Lehrer ihres Bruders. Des Nachts schlich sie sich mit gepackter Tasche aus dem Haus, verabschiedete sich in Gedanken von ihrer Mutter und ihrem einst so geliebten Zuhause, in der Gewissheit nie hierher zurückkehren zu können. Doch ihre Entscheidung war gefallen, lieber ein Leben in Einsamkeit, als eins in ewiger Knechtschaft und Abhängigkeit.
Nachdem Lithilia das Grab Benthors ein letztes Mal besucht und dort ein Versprechen abgelegt hatte, machte sie sich auf die Reise.
Der Lehrer lebte zwei Tagesmärsche entfernt, in einem benachbarten Dorf und war mehr als überrascht seine Schülerin schlafend auf seiner Schwelle zu finden. Nach einem wohlschmeckenden Frühstück erläuterte die Halbelfe ihre missliche Lage und fragte verzweifelt um Rat. Der alte Mann überlegte lange wie er dem bedauernswerten Geschöpf helfen konnte und kam letztendlich zu dem Schluss, dass es einen Ort gab an dem sie vielleicht mit etwas Fortüne glücklich werden konnte; Pelgar. Er erzählte Lithilia von der großen Bibliothek, der Militärschule und dem fast unendlich wirkendem Wissen, welches sie in der Stadt finden konnte. Doch der Weg dorthin war weit und gefährlich. Mangels Alternativen entschied sie sich recht schnell den Vorschlag anzunehmen, ihr Schicksal selbst in die Hand und die Wanderung in Angriff zu nehmen. Fast einen Monat lang lebte sie bei dem netten Mann. Die beiden erarbeiteten eine Wegstrecke, wogen Risiken ab und rüsteten sie für die Reise aus. Je näher der Tag ihrer Abreise kam, desto unruhiger wurde sie. Zum einen, weil nun die Erfüllung all ihrer Träume zum Greifen nahe waren, zum anderen war Lithilia sich nicht sicher, ob sie das wirklich alles schaffen würde. Immerhin war sie noch nie alleine unterwegs gewesen, hatte sich nie alleine ernähren oder verteidigen müssen. Am Tag des Aufbruchs verabschiedete sie sich mit dem Versprechen sich regelmäßig zu melden und auf sich acht zu geben von ihrem neuen Freund. Die kleine Frau fühlte sich, als lag die gesamte Welt vor ihr, drauf wartend entdeckt zu werden.
Mühsam und langwierig sollte ihre Reise werde. Zunächst begab sie sich nach Jersa und dort über die Grenze nach Grandessa. In Grandea hielt sie sich einige Tage auf, verdiente sich etwas Geld mit dem Übersetzen von Dokumenten hinzu und stockte ihre Vorräte auf. Über Berna ging es weiter an die Küste. Ihr Lehrer meinte, es sei zwar nicht der kürzeste Weg nach Andunie, aber die Gefahr sich in der „Stillen Ebene“ zu verirren, würde den Umweg rechtfertigen. Lithilia sah zum ersten Mal in ihrem Leben das Meer und war tief beeindruckt von dessen Kraft und schier unendlichen Größe. Hin und wieder konnte sie winzige Segelschiffe am Horizont erblicken und auch noch Jahre später, war ihr dieser Abschnitt der langen Reise, als der Schönste und Beeindruckendste in Erinnerung. Allerdings war es auch die längste Etappe zwischen zwei größeren Städten. Einsamkeit und Anstrengung begannen nach einigen Tagen an ihr zu zehren. Ihre Vorräte wurden immer knapper und hätte sie nicht zwei Tagesmärsche von Andunie entfernt eine Gruppe freundlicher Reisender getroffen, wäre es reichlich knapp geworden. Entkräftet erreichte Lithilia mehrere Monate nach ihrem Aufbruch aus der Heimat schließlich die schöne Handelsstadt. In einer gemütlichen Herberge erholte sie sich und half der Wirtin bei den täglichen Aufgaben. Die Gastfreundlichkeit und Mischung der verschiedensten Kulturen, faszinierten die junge Frau so sehr, dass sie sich einige Wochen länger dort aufhielt als eigentlich vorgesehen. Regelmäßig verfasste sie genaue Beschreibungen ihrer Erlebnisse und Bekanntschaften und schickte diese an ihren Freund in der weit entfernten Heimat. Erst einen Monat nach ihrer Ankunft brach Lithilia wieder auf. Die Zeit des Wandels ging ihrem Ende entgegen und sie wollte es vermeiden während der kältesten Jahreszeit noch unterwegs zu sein. Eine kleine Reisegruppe brach gleichzeitig mit ihr auf und so schloss sie sich ihnen an. Es waren nur noch wenige Tagesreisen bis nach Pelgar. Ihrem Ziel so nah, wuchs wieder die Aufregung in ihr. Würde man sie überhaupt an der Militärakademie aufnehmen? Immerhin war sie eine Frau und noch dazu eigentlich nicht zum Dienst in der Armee geeignet. Was sollte mit ihr geschehen, falls ihr Plan scheiterte? Welche anderen Berufe könnte sie ergreifen? Diese Fragen kreisten unablässig in ihrem Kopf. Der Jahreszeitenwechsel kündigte sich mit einem frostigen Wind an, welcher einsetzte nachdem die kleine Gruppe den Ilfar überquert hatte. Bis dahin hatten sie die Strecke ohne Vorkommnisse hinter sich gebracht. Doch eines Nachts, wenige Tage von er Stadt entfernt, wurde ihr provisorisches Nachtlager von Dieben überfallen. Die Bande tötete ihre drei männlichen Begleiter augenblicklich und nahm die vier Frauen gefangen. Man brachte sie nicht weit entfernt in einen Unterschlupf der Räuber, wo man die verängstigten Wesen vorerst in einen winzigen Raum pferchte. Eine nach der anderen wurde über die nächsten Tage verteilt aus ihrem Gefängnis hinausgezerrt und kehrte nicht zurück, bis Lithilia ganz alleine mit sich und ihrer Angst war. Man gab ihr nur wenig zu trinken und fast kein Essen. Der eiskalte Wind pfiff durch die Ritzen des Brettverschlags und des Nachts wagte die junge Halbelfe kaum die Augen zu schließen, vor Angst man könnte sie als nächstes holen. Dass es so kommen würde war ihr klar, am Tag zu vor waren die Schreie ihrer letzten Mitgefangenen verstummt, was meist das Verschwinden einer weiteren nach sich zog. Und nun war sie die Letzte.
Als sich die kleine Tür das nächste Mal öffnete, wurden ihre Befürchtungen war. Der heruntergekommene Mann, welcher über ihr stand, grinste diabolisch und spuckte ihr auf den Kopf. „Du bist dran, Prinzessin!“, zischte er ihr in das elfische Ohr, während er sie an den Haaren aus der Dunkelheit zerrte. Lithilia machte sich keine falschen Vorstellungen, was ihr jetzt bevorstehen würde. Sie hatte ihre Vorgängerinnen schreien und verstummen gehört. Sie konzentrierte sich auf jene Geschichten, die ihr die Kindheit versüßt hatten. Elfen und Drachenreiter, Wüstenprinzessinnen und Kobolde tanzten durch ihren Geist, während die widerlichen Hände der Banditen ihren Körper besudelten. Immer wenn sie kurz von ihr abließen, löste sie ihre Seele von ihrem irdischen Leben und schickte sie auf Reisen, während ihre fleischliche Hülle misshandelt und geschunden auf dem kalten Boden lag. Mit dieser Taktik überlebte sie länger als die drei Anderen. Lithilia wehrte sich nicht, ließ es mit seelenlosen Augen über sich ergehen.
Etwa drei Wochen nach ihrer Gefangennahme erfüllte Kampflärm diesen trostlosen Ort, der für die junge Frau zur Hölle auf Erden geworden war. Er schien den gesamten Unterschlupf zu erschüttern und war fast so schnell wieder vorbei, wie er begonnen hatte. Als die Tür aufgerissen wurde und Licht den kleinen Verschlag durchflutete, reagierte das apathische Mädchen kaum. Zusammengekauert fanden die Soldaten sie in einer Ecke. Erst als sie sanft vom Boden aufgehoben und in eine Decke gewickelt wurde, merkte Lithilia das etwas anders war und blickte überrascht in das Gesicht ihres Retters. Ein blonder Mann mit sanften Gesichtszügen hielt sie in den Armen und trug sie behutsam zu seinem Pferd. Auf dem Weg dorthin lagen die Leichen ihrer Peiniger verstreut auf dem Boden. Dieser Anblick verschaffte der jungen Frau ein unglaubliches und fast beängstigendes Gefühl der Befriedigung. Mit dem Soldatentrupp zusammen endete endlich ihre Reise quer durch Celcia, auch wenn sie sich ihre Ankunft in Pelgar anders gewünscht hatte. Der junge Offizier brachte Lithilia ins Reichkrankenhaus, wo sie einige Wochen bleiben musste, um sich von den Strapazen zu erholen. Er besuchte sie regelmäßig, sein Name war Gerhald. Als es ihr endlich besser ging, nahm er sie auf Ausflüge in die Stadt mit, besuchte mit ihr die Kaserne und die große Bibliothek. Der Anblick von so vielen Büchern, verschlug ihr die Sprache und zum ersten Mal seit langem verschwand der stumpfe Ausdruck aus ihren Augen und wich glänzender Begeisterung. Gerhald hatte sie seit ihrer Rettung als seine kleine Schwester angenommen und war entschlossen ihr zu helfen. So sprach er bei seinem Vorgesetzten vor und erreichte, dass man die Halbelfe anhören und vielleicht sogar in die Kaserne aufnehmen wollte. Ihrem Ziel erneut so nah, nahm Lithilia all ihren Mut zusammen und stellte sich der Herausforderung. Sie wurde den Ausbildern der Militärakademie vorgestellt und konnte überzeugen. Ihre Ausbildung zur Kundschafterin begann.

Gegenwart:
Seit nun mehr zwei Jahren lebt Lithilia in der pelgarischen Kaserne und widmet sich ganz ihrer Ausbildung. Ihre Wissbegierde und Folgsamkeit hat sie bei den Lehrern schnell beliebt gemacht, was ihre Unfähigkeit auf dem Übungslatz jedoch nicht ganz ausgleichen kann. Die meist männlichen Kadetten beachten sie kaum, sodass es ihr auch hier nicht möglich war Freundschaften mit gleichaltrigen zu knüpfen. Noch immer wacht Gerhald über sie, so manches Mal hat sie schon an seiner Schulter Trost und Zuspruch gefunden.

Inventar:
Kurzbogen, einfach
Lederwams
graue Wollgewänder
smaragdgrüner Tuchbeutel
azurblauer Glücksbringer
Tintenfass
10 Gänsekiele
20 Bögen billiges Papier
4 Kerzen

Einstiegspost
Zuletzt geändert von Lithilia Iantuva am Montag 2. März 2009, 16:46, insgesamt 2-mal geändert.

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