Notlazarett

Ein kleiner Tempel, recht unscheinbar, steht in der Hauptstadt Pelgar. Die Dunkelelfen haben ihn geschändet und verbarrikadiert. Hier soll keiner Gottheit mehr gehuldigt werden und für Faldor gibt es seine Halle finsteren Ruhmes.
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Notlazarett

Beitrag von Erzähler » Samstag 19. September 2009, 01:57

„Komm rein Bruder! Beeilt euch!“

Es war ein alter, schmaler Mönch in weisser Kutte der ihm da geöffnet hatte und ihn hastig hereinbat.

Er packte sogar nach Kazels Arm und zog ihn mit erstaunlicher Kraft wie man es sich für solch einen knochigen alten Mann wohl nicht mehr vorstellen konnte in den Tempel. Sofort wurde hinter ihnen ein massiver Holzriegel vor die Tür geschoben um die Untoten am Eindringen in die heiligen Hallen zu hindern. Der Tempel war nicht etwa leer, sondern bildete eher ein Lazarett wo Soldaten, Bürger, Bettler, Besucher und Brüder notdürftig von anwesenden Nonnen und Glaubensschwestern der verschiedensten Göttern gepflegt wurden. Es stank im Tempel. Es stank nach Blut, Wunden und Tod, doch dieser Geruch vermischte sich auf eine besonders abstossende Weise mit den Räucherstäbchen und dem Weihrauch der die Tempeldiener immer verwendeten.

Es entstand eine unheilige Geruchsmischung, welche sehr gut das „Falsche“ an dieser Schlacht, dieser unbegreiflichen Ereignisse auch olfaktorisch empfindbar machte. Vorbei die Zeiten in dem dieser Tempel ein Ort des Friedens war… höchstens vielleicht noch ein Ort der Hoffnung. Denn hier wurde nicht gekämpft, hier wurde geheilt… und es waren viele da welche Heilung bedurften. Es war nicht so dass Pelgar keine Hospitals hatte, doch die überraschende und völlig unerwartete Wucht mit der dieser heimtückischer Angriff erfolgt war, hatte schnelles Handeln erfordert. Zumal sicherlich über die Hälfte der hier liegenden Verwundeten den Weg bis in die Reichsklinik niemals überlebt hätten.

Man hörte sie stöhnen, schreien und sterben. Den Stimmen der Verwundeten kontrastierten jene der Heiler und Schwestern. Sie Beruhigten, trösteten und standen bei – und Handelten.

„Seid ihr verletzt?“ Fragte der Alte hastig während er Kazel vor sich her schob.

„Nein!“ Antwortete Ruthz hastig der endlich seine Stimme wieder gewonnen hatte – auch wenn sie nur noch einem hauchen glich. Ruthz war definitiv nicht verletzt… nur erleichtert… im physiologischem Sinne.
Kazel und Ruthz wurden in ein notdürftiges Quartier eingewiesen, notdürftig deshalb weil es eigentlich nur aus einer Decke und einer Wasserschale bestand. „Wascht euch rein!“ Wies ihn der Mönch an.

Endlich löste sich Rutzh von Kazel und krabbelte auf die Decke. Nun machte er diese auch noch nass.. indem er sich mit seinen Kleidern drauf hockte. Kazel sah wohl der erste Goblin in seinem Leben der totenbleich war. Sein Grün hatte jegliche Farbe verloren. „W..wo ist Ornist…“ Hauchte er verstört und starrte sich unruhig in der Menge um. „Wo ist ORNIST!“ Brüllte er so laut und verzweifelt dass sich eine Schwester ihm zuwandte. Ein junges Mädchen, mit roten gewellten Haar und feinen Sommersprossen im Gesicht. Sie gehörte Lysanthors Glaubensgemeinschaft – dies verriet glaubenskundigen ihre weisse Robe. Sie war Lichtmagierin. Sie nahm Rutzh in ihre Arme und beruhigte den Goblin geduldig. „Shhh… wie sieht dein Freund denn aus mhm? Vielleicht ist er hier… beschreib ihn mir und ich werde es dir sagen…“ Sie hatte heute schon vielen Sagen müssen dass die meisten ihre Angehörigen nicht da waren… und wenn doch… dann war das nicht immer ein gutes Zeichen, denn viele trafen sich nicht weil ein Teil bereits die Decke über den Kopf gelegt hatten.
Sie blickte zu Kazel hinüber. Auch sie fragte ob er verletzt sei. Ihre Stimme war wundervoll, heilend, beruhigend – warm.

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Kazel Tenebrée
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Re: Notlazarett

Beitrag von Kazel Tenebrée » Sonntag 20. September 2009, 09:43

Der Weg zum Tempel war ihm nicht vollkommen versperrt, aber Kazel gelang es nur durch einige gewagte Manöver, vorwärts zu kommen. Er musste sich vor allem mithilfe von Ellbogenstößen, ausweichenden Sprüngen und hier und da mit einem Knaufschlag den Weg frei machen.
Schweiß rann ihm von der Stirn und lag wie ein schmieriger Film auf seinem Körper. Er durchnässte seine Kleidung, aber da war er nicht die einzige Flüssigkeit. Zwischen Kazels Rücken und Ruthz hatte sich eine beunruhigende Wärme ausgebreitet, über die sich der Elfenmischling jetzt allerdings besser keine Gedanken machen sollte. Soeben wich er einem Skelett aus, das mit einer blutigen Axt zum Schlag ansetzte. Kazel gelang die Flucht. Vor sich entdeckte er den Kirchturm des Tempels und dann bekam er nur noch mit, wie seine Füße ihn die vielen Stufen bis zur Pforte hinauf trugen. Dass sein beschützender Begleiter im Verborgenen ein Hornsignal abgab, fiel ihm nicht auf. Er wunderte sich nicht einmal, als die Tempelpforte einen Spalt weit aufgeschoben wurde, obwohl er noch nicht einmal geklopft hatte.

Einen Moment lang blickte er erschöpft in das Gesicht des Gottesdieners, ohne ein Wort zu sagen. Dessen bedurfte letztendlich aber auch nicht. Der Mönch zog Kazel in den Tempel hinein und verbarrikadierte die Tür sogleich wieder. Im Tempel war es warm, die Luft stickig. Beides Merkmale, die durch zusammengepferchte Menschenmassen entstehen konnten. Hier herrschten zwar nicht die Verhältnisse wie in einem überfüllten Hühnerstall, aber die Tatsache, dass die meisten Anwesenden verwundet waren oder im Sterben lagen, sorgte für einen solchen Eindruck. Kazel packte sofort sein Schwert weg, was eine Weile dauerte. Niemand sollte den Eindruck von ihm bekommen, er wäre feindselig und Teil dieses schrecklichen Angriffs. Hoffentlich haben Pelgars Wachen dein Ablenkungsmanöver vorhin nicht missverstanden, sonst hast du dir selbst dein Grab geschaufelt, kleiner Idiot! Der Gedanke traf Kazel wie ein Messerstich und er zuckte kurz zusammen.

"Seid ihr verletzt?" "W-was?" Die Frage holte Kazel aus seinen Gedanken. Er war einfach dem Druck der Hand gefolgt, die ihn durch die Halle schob. Jetzt aber sah er auf, erkannte den schlanken Mönch und blickte über das Leid und das Sterben hinweg. Er konnte hier nichts tun, trotzdem schmerzte ihn der Anblick. Er fragte sich, wie viele der hier Untergebrachten unschuldige Bürger waren, die absolut nichts mit dem Geschehen draußen vereinte, außer dass sie zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort gewesen waren.
So verfiel er erneut in Gedanken, hatte dem Mönch nicht einmal geantwortet. Jetzt, da es etwas ruhiger geworden war und Kazel sich nicht mehr der direkten Gefahr ausgesetzt sah, verarbeitete er die Schrecken - und stand offensichtlich leicht unter Schock. Aber wer tat dies nicht? Pelgar wurde angegriffen - von innen heraus! Dieser Gedanke war absurd und doch Realität. Und natürlich stecken wohl die Dunkelelfen dahinter. Kazel keuchte. Er durfte sich davon nicht beeinflussen lassen. Blut mochte zwar dicker sein als Wasser, aber er war mehr ein Mitglied der Bruderschaft als ein Dunkelelf. Er kämpfte für die richtige Seite.

Sie erreichten ein kleines Lager. Notdürftig bestand es nur aus einer Decke, die man vermutlich in anderen Situationen den Hunden auf die kalten Fliesen legte, und einer mit Wasser gefüllten Schale. Endlich glitt der Goblin von Kazels Rücken. Dieser streckte ihn sofort durch und ächzte auf, als die Narben sich schmerzend meldeten. Er lehnte sich sofort mit dem rechten Arm gegen die nächstbeste Wand, damit die Pein nicht Überhand nahm und er sein Bewusstsein verlor. Der harte, feste Stein des Tempels gab ihm Halt. Kazel schloss die Augen. Was passierte hier nur?
Im Hintergrund hörte er Ruthz nach seinem Kameraden fragen, dann rufen und brüllen. Schon wollte der Mischling ihm eine zuversichtliche Antwort geben, nur um ihn zu beruhigen - er glaubte nicht daran, dass Ornist die Untoten überlebt hatte -, als eine andere Stimme dies für ihn übernahm. Sie war weich und warm. Kazel fühlte sich allein bei ihrem Klang sicher und geborgen. Er schaute auf und entdeckte eine rothaarige Frau. Ihre Sommersprossen lächelten ihn an, selbst wenn ihr Blick eher fürsorglich besorgt schien. Auch sie fragte, ob er verletzt sei. Kazel schüttelte nur langsam den Kopf, doch die Geste strafte ihrer Lügen. Die Untoten hatten ihm zwar keinen Schaden zugefügt, trotzdem ging es ihm nicht unbedingt gut. Ruthz war schwer gewesen, seine Narben ziepten, sein Rücken brannte.
"Ich ... gebt mir etwas, um meinen Rücken zu versorgen. Ich mach das dann schon", meinte er. Niemand sollte das Blitzgewitter sehen. Die letzte, die es getan hatte, war durch seine eigene Hand umgekommen.
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Re: Notlazarett

Beitrag von fremde Frau » Dienstag 22. September 2009, 13:41

Ruthz keuchte und fand ein neues Opfer an welches er sich klammern konnte. Die junge Heilerin nahm ihn behutsam in den Arm und versuchte ihn zu trösten. Im Tempel waren alle Rassen willkommen und deren Geistliche waren sich gar bewusst dass nicht alle Angehörigen des dunklen Volkes auch deren Pläne und Streitkräfte angeschlossen hatten. Diese Ansicht teilten die Hardliner unter ihnen – die Bruderschaft natürlich nicht – im Gegenteil, doch sie respektierten die Heiligkeit dieses Tempels und hüteten sich davor auch nur einem einzigen Wesen darin ein Leid zuzufügen welches selbst keine Waffe trug und nicht zum Kampf aufrief.

„Ist gut kleiner Freund… komm, du siehst erschöpft aus.“ Sie blickte verstohlen auf den dunklen Fleck seiner Hose. „Komm, du solltest dich waschen und dich dann etwas ausruhen.“ „Er ist klein… und Grün und ganz allein!“ Sie löste sich sorgfältig von Ruthz der gerade heulte wie ein Schlosshund über den Verlust seines besten Freundes. Offenbar glaubte auch er nicht an eine Rückkehr. Er hockte da wie ein häufchen Elend und sah wahrlich bemitleidenswert aus. Doch da war er in diesen Hallen bei weitem nicht der einzige. Überall hörte man Menschen, Elfen und alle möglichen anderen Rassen klagen. Niemand konnte das Geschehene wirklich begreifen. Niemand war sich bewusst dass eine weitere grosse Schlacht entbrannt war. Dass Krieg herrschte. Die junge Schwester wandte sich kurz von Ruthz ab. Er war tiefverzweifelt ja, aber nicht lebensgefährlich verletzt. In Zeiten wie diesen war solch ein armer Tropf nicht Priorität. Schliesslich mussten hier Leben erhalten und gerettet, oder in einigen Fällen auch der Gnadenstoss gemacht werden.
Sie drehte sich zu Kazel hin. Prüfte dessen Zustand. Sie musterte ihn eindringlich. „Seid ihr Krank?“ Sie sah ihm an dass es ihm nicht gut ging. Physisch. „Ihr müsst es mir sagen, bitte. Leute mit Ansteckenden Krankheiten können wir nicht in dieser Halle halten. Das gefährdet alle anderen.“

"Ich ... gebt mir etwas, um meinen Rücken zu versorgen. Ich mach das dann schon" „Ihr seid also doch verletzt… lasst mich sehen. Ich kann es heilen. Mit Lichtmagie… ich bin übrigens Anna… wie heisst ihr?“ „Ruthz.“ Heulte er von nebenan, dann machte sich aber der Goblin tatsächlich daran sich zu waschen. Anna lächelte müde und blickte wieder zu Kazel hin. „Nun?“ Hauchte sie leise. Hinter ihr streunten einige pelgarische Soldaten mit gezogenen Schwertern herum, die zu Schwer verletzt waren um erneut zu Kämpfen aber doch nicht so schlecht drann waren dass sie nicht mehr Arbeiten konnten. Sie musterten die Verletzten und filterten jene des dunklen Volkes aus. Einige von ihnen hatten auch an den festlichkeiten Teilgenommen doch nun wurden sie gepackt und sofern dessen Zustand es erlaubte, in eine Nebenhalle geschleift. Anna seufzte als sie wieder einen Goblin aus der Menge zerrten. Es war nicht Ornist. „Sie Verhören alle des dunklen Volkes. Sie werden auch zu euch kommen. Bitte seid ihnen deswegen nicht böse, sie sind selbst geschockt und verängstigt wegen der Schlacht. Sie haben ihre Kameraden sterben sehen und sie verstehen nicht, wie wir alle nicht. Wenn ihr nichts wisst, lassen sie euch auch in Ruhe…“ So glaubte zumindest Anna. Sie musterte ihn. „Ihr seht aus wie ein Krieger…“ Bemerkte sie schliesslich.

“RHAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAARHRHRHRHRHRH Die Schwestern duckten sich allesamt als das Monstrum von Knochendrache laut brüllend über das Tempeldach flog. Man konnte diese Bestie nicht sehen, doch man hörte gar das Flügelschlagen. „Irgendwann reisst dieses Viech uns noch das Dach ein.“ Klagte Anna besorgt. Doch dann blickte sie wieder zu Kazel hin. „Bitte… macht euren Rücken frei… ich braucht euch nicht zu sorgen.“

Anna konnte ja nicht wissen dass sie gerade an Kazels heikelsten Punkt vorstossen wollte. Das grösste Tabu neben dem Mord an Shantih vermutlich.

Aber... konnte es sich Kazel überhaupt leisten hier herumzuliegen? Hätte er sich nicht mit der Bruderschaft treffen sollen... aber wie sollte er hier in diesem Getümmel besagten Mönch finden der ihm sein Bruder zu suchen aufgetragen hatte? Die Zeiten änderten sich heute immer schneller und damit wohl auch die Aufgaben, die Befehle. Es waren eindeutig Anhänger der Bruderschaft in den Hallen. Ihre weissen Gewänder und ihr Löwenwappen waren nun offensichtlicher zu sehen als wohl sonst jemals in Pelgar. Hatten sie sich etwa geoutet? Aber nein... die Löweneinheit galt under den pelgarischen Söldner als offiziell eingetragene Elitegruppe welche im Kriegsfall die Stadtverteidigung verstärkte. Niemand ahnte dass sie auch bestandteil eines Geheimbundes waren.

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Re: Notlazarett

Beitrag von Kazel Tenebrée » Donnerstag 24. September 2009, 12:16

Die Heilerin mit den roten Haaren und den Sommersprossen versuchte, Ruthz so gut es ging zu beruhigen. Sie kümmerte sich wahrlich fürsorglich um den Goblin, doch der heulte nur herum. Er vermisste Ornist und stellte sich bereits auf dessen Tod ein. Es war aus seinen Worten heraus zu hören.
Kazel beobachtete die beiden mit gemischten Gefühlen. Er kannte weder Ornist noch Ruthz lange genug, um sich eine wirkliche Meinung zu bilden. Sie waren Goblins, gehörten dem dunklen Volk an und hatten offenbar vorgehabt, ihren Untergrundzugang dem dunklen Volk zu verra... Natürlich! Der unterirdische Zugang! Von irgendwoher müssen die beiden ja Pelgar betreten haben! Vielleicht, ja genau, möglicherweise lassen sich Unschuldige über diesen Weg hinausschaffen oder ... Kazel klammerte sich an einem vorstehenden Steinsims fest. Seine Finger zitterten vor Aufregung. Die pelgarischen Streiter, die Bruderschaft, könnte den Weg nutzen, sollte Pelgar nicht von den Untoten befreibar sein. So würden sie wenigstens fliehen und Andunie unterstützen kommen können. Ein Nachrichtenverkehr zwischen der Stadt und der Außenwelt wäre auch möglich! Kazel warf einen Blick zu Ruthz. Er durfte den Goblin nicht verlieren, dieser kannte den Zugang. Wenn die Bruderschaft ihn immer noch bei Andunie dringender brauchte als hier in Pelgar, so würde er den geheimen Weg nutzen, um die Stadt zu verlassen. Ruthz durfte nicht mehr von ihm getrennt werden!

Plötzlich wurde er in seinen Gedankengängen unterbrochen. Er hatte sich so intensiv in sich zurückgezogen und geplant, dass ihm gar nicht aufgefallen war, dass sich die Heilerin genähert hatte. Sie fragte, ob Kazel krank sei, doch der Mischling dementierte dies: "Ich habe keine Krankheit, wirklich nicht." Er erklärte, dass er nur etwas für seinen Rücken bräuchte.
"Ihr seid also doch verletzt ... lasst mich sehen." Kazel wich dicht an die Wand zurück und keuchte auf. Seine brennenden Narben hatte den Stein berührt. Schmerz breitete sich aus, seine Knie wurden weich. Vermutlich nahm seine Haut eine Blässe an, die man sonst nicht an ihm sah. "Nein!", ächzte er rebellisch. Niemand Weiteres sollte seinen Rücken sehen. Shantih hatte die Narben zu Gesicht bekommen ... sie war tot. Niemand sollte die Narben jemals mehr sehen!
"Ich kann es heilen. Mit Lichtmagie ... ich bin übrigens Anna ... wie heißt ihr?" "Kazel Tenebrée", murmelte der Mischling und bereute sofort, seinen richtigen Namen genannt zu haben. Vielleicht gab es doch noch einige, die ihn auf dem Richtberg sehen wollten und nun verwirrt waren, weil er in Pelgar doch als tot galt. Er schluckte. Ich tappe aber auch von einem Fettnäpfchen ins nächste! Er konnte nur hoffen, dass Anna seinen Namen nicht irgendwo aufgeschnappt hatte. Im Moment wäre er vermutlich noch sicher, die Stadt war viel zu beschäftigt mit dem Angriff, als dass sie sich um Kriminelle kümmern konnte.
Andererseits ... Kazel schaute an Anna vorbei. Er sah Soldaten, die einen Mann zwischen sich in eine Nebenhalle schleiften. Suchten sie doch nach Verbrechern, sogar in den Tempeln? Anna erklärte ihm die Sachlage. Die Anwesenden wurden verhört.
"Bitte seid ihnen deswegen nicht böse, sie sind selbst geschockt und verängstigt wegen der Schlacht." "Es kann ihnen niemand zum Vorwurf machen. Schließlich ... ist es das dunkle Volk, das angreift. Es ... sind immer ... wir." Kazel senkte den Kopf. Seine Wut auf die eigenen Verwandten übermannte ihn fast. Kein Wunder, dass man ihn in Pelgar mehrmals zum Verbrecher erklärt und ihm kein Wort geglaubt hatte. Die Menschen konnten sich ja nur dieses eine Urteil vom bösen Dunkelelf bilden - es bestätigte sich ja immer wieder! Der Große Krieg, diese Angelegenheit mit den schwarzen Wolken und den Kristallen ... und jetzt das. Einen Moment lang fragte sich Kazel, ob die Bruderschaft naiv war. Sie vertrauten ihm. Vielleicht würde er sie verraten. Er war - wenn auch nur zum Teil - dunkel. Bösartig. Er fühlte sich hilflos und mit der Situation überfordert.
Seine Finger krallten sich so sehr um den Steinsims, dass die Knöchel weiß hervor traten. Ein dicker Kloß saß ihm im Hals, sein Mund war ganz trocken und er wusste nicht, wie lange seine Beine ihn noch tragen würden.

"Ihr seht aus wie ein Krieger ..." Jetzt hob Kazel wieder den Kopf. Seine meerblauen Augen ruhten einen Moment lang auf Annas Gesicht. Unbewusst begann er die Sommersprossen zu zählen, brach die Aktion jedoch sofort ab, als er es bemerkte. Über ihnen hallte das Brüllen des Knochendrachen wie tausend Donnerschläge. Es rüttelte an Gebäuden und Hausfassaden, drohte damit, sie zum Einsturz zu bringen. Kazel überhörte es. "Ich bin kein Krieger, ich kann nicht einmal mit dem Schwert an meiner Seite umgehen. Aber ... aber ich werde Pelgar helfen, gegen meinesgleichen vorzugehen! Sie haben es nicht anders verdient. Ich helfe euch, das schwöre ich! Bei Lys ... ähm ... wie auch immer euer Menschengott hieß."
Anna anzusehen gab ihm neuen Mut. Sie war eine Heilerin, die mit Lichtmagie umgehen konnte. Sie konnte vermutlich genauso wenig in einer Schlacht kämpfen wie er selbst, aber das zog sie nicht herunter. Sie kämpfte hier und gab ihr Bestes. Wieder zählte Kazel Sommersprossen.

"Bitte ... macht euren Rücken frei ... Ihr braucht Euch nicht zu sorgen." Die Miene des Elfenmischlings verfinsterte sich. Er drehte das Gesicht ab, um Anna diese Düsternis in seinem Blick nicht zu zeigen. "Ich kann nicht", entgegnete er nur. "Ich ... habe dafür keine Zeit." Er musste sich irgendwie herausreden, selbst wenn seine Aussage gar nicht einmal so gelogen war. Immerhin hatte er eine Aufgabe zu erfüllen, er musste einen Mönch der Bruderschaft finden. Sein Blick wanderte erneut zu den verhörenden Soldaten. Einige von ihnen trugen das Löwensymbol. Hoffnung flammte in Kazel auf und er wandte sich wieder an die Lichtmagierin. "Ich muss mit den Soldaten sprechen. Sie sollen mich meinetwegen verhören, aber es muss jetzt geschehen! Es ist wichtig und könnte ein entscheidender Wendepunkt für diesen Angriff bedeuten! Verschiebt die Untersuchung und lasst mich mit den Soldaten sprechen ... achja und Ruthz darf nichts passieren. Unter keinen Umständen. Ich bitte Euch, achtet auf ihn. Er darf nicht lange von mir getrennt sein."
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Re: Notlazarett

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 24. September 2009, 14:33

"Ich habe keine Krankheit, wirklich nicht." Anna lächelte sichtlich beruhigt und nickte. „Ich glaube euch.“ Bestärkte sie ihn zärtlich. Die junge Heilerin schien auf den ersten Blick so zart und zerbrechlich dass man ihr wohl kaum zutraute dass sie die Schrecken eines Krieger überstehen würde, doch sie musste eine starke Frau sein, denn sonst hätte sie niemals die Ruhe angesichts dem ganzen Leid welches sie umgab wie sie es jetzt in jenem Moment ausstrahlte.

Sie legte verdutzt den Kopf schief als Kazel sich weigerte ihr seinen Rücken zu zeigen. „Ihr braucht euch nicht zu fürchten ich hab schon einiges gesehen…“ Kazel war nicht ihr erster Patient der versuchte sie vor einem schrecklichen Anblick zu schützen. Offenbar war sie sich ihres zärtlichen und zerbrechlichen Wirkens wohl bewusst. Sie konnte ja nicht ahnen was den Mischling wirklich zu seiner Reaktion bewegte. „Wenn ihr da verletzt seid und ihr Schmerzen habt kann ich euch helfen!“ Meinte sie nachdrücklich. „Das letzte was ihr brauchen könnt sind Schmerzen, glaubt mir.“ Sie hatte Recht, wer da draussen auf den Strassen überleben wollte musste Fit sein.

"Kazel Tenebrée" „Freut mich euch kennen zu lernen… auch wenn die Umstände natürlich lieber anders hätten sein sollen.“ Sie seufzte. Ihre weisse Robe war am Saum mit dem Blut anderer Verwunderter benetzt und kontrastierte das weiss auf eine unheimliche Art und Weise. Offenbar wusste Anna nichts von einem zum Tode Verurteilten Kazel Tenebrée. Die ganze Geschichte war ja jetzt auch schon eine Weile her und vermutlich waren auf seinem Platz auf dem Richtberg schon dutzende andere Verbrecher gefolgt. Pelgar war ja was die Verbrecherentsorgung betraf eine der fleissigsten Städte Celcias. Wehe dem Dunklen Volk wenn der Angriff niedergeschlagen werden würde…

Unterdessen erklärte Anna, noch immer auf Kazels Rücken schielend das Verhalten der Söldner. Sie wollte ihn heilen! Sie hasste es wenn sie nicht an Wunden von Patienten herankamen weil die sich genierten oder sonst irgendwie bockten. Sie konnte helfen und sie wollte es auch. Aber zwingen konnte sie keinen.
"Es kann ihnen niemand zum Vorwurf machen. Schließlich ... ist es das dunkle Volk, das angreift. Es ... sind immer ... wir." Anna seufzte. „Dabei hätte das Turnier die Völker Celcias doch verbinden sollen… Vermutlich wird es dies nie wieder geben.“ Meinte sie bedauernd. „Soo viel Neid und Hass, das ist Faldors Werk auf Erden!“ Der Glaube schien Anna sehr wichtig zu sein. Vielleicht war es auch das einzige was eine Heilerin in Zeiten des Krieges noch hatte. „Nicht alle sind so wie die…“ Meinte Anna tröstend und blickte Kazel direkt an. „Nicht alle… das vergessen wir auch nicht allzu selten… aber ich verstehe den Krieg ohnehin nicht… habe ich nie...“

Sie wusste dass solch ein massiver Überfall nichts anderes sein konnte als Krieg. Es bedurfte schon einer Armee um Pelgar anzugreifen, eine Halunkentruppe reichte da bei weitem nicht aus… Während Anna über den Krieg und die nahe Zukunft nachdachte war Kazel damit beschäftigt sich der Brisants von Ruthz und Ornists Labyrinthwissen im Klaren zu werden.
Der Drache riss sie beide aus ihren Gedanken. Anna blinzelte und machte ihre beläufige Bemerkung zu Kazels Kleidung. Zum Glück für den Mischling stank es in diesem Raum dermassen dass sein Kloakengeruch nicht mehr auffiel.

"Ich bin kein Krieger, ich kann nicht einmal mit dem Schwert an meiner Seite umgehen.¨“ Anna musterte Stirnrunzelnd die Waffe. „Oh sie sieht aus als hättet ihr sie rege benutzt…“ Tatsächlich klebte Fritz altes, starres Blut daran. Dass es nicht von einem Mensch stammte sah man sofort. Zombieblut war nicht grün, wie viele munkelten, sondern schwarz, bis braun. Frisches, altes Blut sozusagen. Manchmal verklumpt.
“ Aber ... aber ich werde Pelgar helfen, gegen meinesgleichen vorzugehen! Sie haben es nicht anders verdient. Ich helfe euch, das schwöre ich! Bei Lys ... ähm ... wie auch immer euer Menschengott hieß." Die Heilerin musste kichern. „Er heisst Lysanthor. Der Gott der Gerechtigkeit und des Lichtes… ja… möge er uns in dieser Dunklen Stunde beistehen und uns jede Hilfe senden die wir kriegen können.“ Sie legte in einem Moment der Rührung ihre Hand auf Kazels.

Doch dann wurde die junge Frau wieder sachlich und hakte nochmals nach um an Kazels Rücken zu kommen. Wieder ohne den gewünschten Erfolg zu verbuchen.
"Ich kann nicht…Ich ... habe dafür keine Zeit." Sie seufzte laut und schüttelte verständnislos den Kopf. „Na gut Kazel, aber überlegt es euch…“
"Ich muss mit den Soldaten sprechen. Sie sollen mich meinetwegen verhören, aber es muss jetzt geschehen! Es ist wichtig und könnte ein entscheidender Wendepunkt für diesen Angriff bedeuten! „ Anna runzelte fragend die Stirn. Damit hatte sie nun doch nicht gerechnet.
Wieder schob der alte Priester die Türe auf und noch mehr Verwundete wurden hineingetragen. Anna war für einen Moment abgelenkt. Sie musste gehen, musste helfen. Sie blickte zu Kazel hin. Sein Rücken musste nun definitiv warten.

“Verschiebt die Untersuchung und lasst mich mit den Soldaten sprechen ... achja und Ruthz darf nichts passieren.“ „Hier drin ist er Sicher wenn ernicht wegläuft. Ich mache regelmässig meine Runde.“ Sie erhob sich. “ Unter keinen Umständen. Ich bitte Euch, achtet auf ihn. Er darf nicht lange von mir getrennt sein." Sie blickte zu ihm. Sah Kazel lange an. „Ich gebe auf ihn acht, versprochen… wartet hier.“ Schon eilte Anna davon und passte zwei der Söldner ab die kurz darauf in Kazels Richtung blickten. Dummerweisen trugen sie kein Löwensymbol auf ihrer Kleidung. Dann wandte sich die Heilerin den neuen Verwundeten zu während die beiden Söldner auf Kazel zugestapft kamen. Sie blieben vor ihm stehen. Der eine trug statt seines Helmes einen Kopfverband, sowie eine Bandage welche sein linkes Auge abdeckte. Blut sickerte langsam durch den Stoff. Der andere hatte seinen Arm in einer Schlinge. Sie musterten Kazel misstrauisch. „Ihr habt Informationen und um ein Gespräch gebeten?“ Brummte der Einäugige. „Könnt ihr laufen? Dann folgt uns…“ Sie musterten kurz Ruthz der sich soeben frisch ankleidete und sich dann auf der trockenen Seite der Decke zusammenrollte um weiter zu flennen. Als ihre Blicke so zwischen Kazel und Ruthz hin und her schwenkten merkte der Mischling wohl dass dies kein einfaches Gespräch werden würde…
Sie führten ihn in eine Nebenhalle. Heute Morgen wurde darin wohl noch gebetet, doch nun war es ein umfunktionierter Verhörraum. Ein Tisch und paar Stühle waren hineingestellt worden. Der Einäugige schloss die Flügeltüre während der Einarmige Kazel anwies sich hinzusetzen. Auch er setzte sich während der Einäugige bei der Türe blieb. Beide Söldner waren mit Schwertern bewaffnet. „Nun…“ Begann der Einäugige. „Wer seid ihr und was habt ihr in dieser Stadt zu schaffen… besonders in Begleitung eines Grünlings!“ Meinte er verächtlich.

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Kazel Tenebrée
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Re: Notlazarett

Beitrag von Kazel Tenebrée » Montag 28. September 2009, 12:24

Ihre Worte standen im starken Gegensatz zu ihrem Äußeren und doch glaubte Kazel der Heilmagierin. Sie hatte bestimmt schon viel gesehen, auch wenn sie selbst so aussah, als wäre sie eine reine unschuldige Blume, die inmitten eines blutbefleckten Schlachtfelds wuchs und schließlich ihre weißen Blüten gen Himmel und zur Sonne streckte. Wobei doch sie selbst heller strahlte als diese. Kazel war geneigt, sich in ihren Worten zu verlieren. Sie besaß eine Fähigkeit, dass man sich geborgen fühlte, wenn sie sprach. Aber jahrelanges Misstrauen alles und jedem - sogar sich selbst - gegenüber ließ sich nicht durch eine einzige Bitte beiseite schieben. Also schüttelte Kazel den Kopf wie ein trotziges Kind.
"Wenn Ihr da verletzt seid und Ihr Schmerzen habt, kann ich Euch helfen!" Kazel keuchte, wandte den Blick ab und petzte die Augen zusammen. Narben waren das Symbol der Ewigkeit. Sie erinnerten an Vergangenes und an Fehler, die man begangen hatte. Sie schwanden nicht und ihr Schmerz war dazu da, dass man sich ihrer erinnerte. Es gab keine Hilfe, die eigene Vergangenheit auszulöschen. Kazel versuchte zwar im Hier und Jetzt zu leben, vor allem seit die Bruderschaft ihm dazu gewissermaßen eine Erlaubnis gab - es gab Wesen auf Celcia, die ihn brauchten und denen er nicht gefährlich werden würde oder Schande und Schmach brächte. Aber trotz allem war und blieb er ein Mischling, der Schläge erhalten hatte, weil er war wie er war.
"Das letzte, was Ihr brauchen könnt, sind Schmerzen, glaubt mir." Kazels Schultern bebten. Anna wusste es nicht, aber sie bohrte da in einer tiefen Wunde. Schließlich stand das weiße Sterngewitter auf seinem Rücken dafür, dass man ihm eine Zeit lang beinahe eine Existenz in der Welt verweigert hätte, ihn zugleich aber nicht mit dem Tod hatte entkommen lassen wollen. Tränen brannten ihm heiß in den Augen, dass er blinzeln musste. Mit Mühe brachte er ein halb gekeuchtes "Es geht schon" heraus. Dann versuchte er, wieder stark zu sein. Er konnte sich jetzt nicht mit seinem Elend beschäftigen. Es gab Wichtigeres. Da draußen starben Menschen, er hatte eine Aufgabe zu erfüllen und seine verhassten Blutsverwandten aufzuhalten!

"Nicht alle sind so wie die ..." "Ich bin nicht so", anwortete er reflexartig sein Dasein zu rechtfertigen, "ich versuch's zumindest." Wenn man bedachte, wie viele Probleme er Pelgar und vor allem seinen Freunden bereitet hatte, dann war er doch schon richtig dunkelelfisch. Er hatte schließlich ein weiteres Menschenleben auf dem Gewissen und was mit Luziver geschehen war, wusste er nicht. Ob sie Pelgar verlassen hatte oder ... trottete sie vielleicht als kleiner rotäugiger Zombie durch die Straßen? Kazel schauderte. Luziver, sei bitte so klug gewesen und weit weg von hier! Halte dich fern von Pelgar ... die Stadt hat uns allen nicht gut getan. Und jetzt würde er dazu beitragen, sie zu retten. Wenn das überhaupt noch möglich war. Er tat es nicht um der Menschen Willen und auch nicht wegen seiner Freunde, von denen er eh glaubte, dass sie sich abgewandt hatten. Er tat es für ein kleines bisschen Akzeptanz. Es klang egoistisch und möglicherweise war es das auch, aber er konnte seine Motivation nicht leugnen. Er tat es für sich, weil es sonst keinen Grund mehr für ihn gegeben hätte, weiterzumachen.

Eine Hand legte sich auf seine. Zuerst zuckte Kazel zusammen, doch dann sah er auf und erblickte einen so tiefen Glauben in dem leuchtenden Augenpaar vor sich, dass er vor Ehrfurcht nicht einmal wagte, zu atmen. Anna sprach den Namen des Menschengottes erneut und richtig aus, ganz im Gegensatz zu ihm. Lysanthor stand für Gerechtigkeit und Licht. Er schien das Gegenstück zu Faldor zu sein, der Blut und Finsternis sein eigen nannte.
"Lysanthor", wiederholte er und lernte. Er schloss die Augen. Annas Hand war angenehm warm. Vielleicht ... die Frage war heraus, ehe er genauer darüber nachdenken konnte. "Und sein Licht nutzt Ihr, um zu heilen ... wirklich alles?" Möglicherweise würde sich Kazel doch noch überreden lassen, sich einer Untersuchung zu unterziehen, doch nicht jetzt. Anna würde ihm etwas Zeit geben müssen. Er stellte sein eigenes Wohl in den Hintergrund, um Pelgar zu dienen. Genauer gesagt hatte er mit einem der Bruderschaft sprechen wollen und gehofft, es befände sich ein Bruder unter den Soldaten, die Anna dann zu ihm schickte. Es war nicht der Fall, doch jetzt musste er trotzdem reden, um seine Brüder nicht zu verraten. Es konnte nicht schaden, wenn auch das allgemeine Pelgar von den Geheimgängen erfuhr. Er kämpfte schließlich auch für sie.

Zwei Söldner kamen auf ihn zu, einer mit Kopfverband, der andere mit einem Arm in der Schlinge. Kazel begleitete sie und ja, er konnte laufen. Ihm ging es physiologisch sicher deutlich besser als den beiden anderen. Im Grunde war das Schlimmste, das dem Mischling zugestoßen war, goblinischer Urin und erneuter Kontakt mit pelgarischen Abwässern in all ihrem Ausmaß.
Man gelangte in eine andere Halle des Tempels. Hier befanden sich keine wimmernden und sterbenden Patienten. Dieser Raum war bis auf Tisch und Stühle und das übliche Gebetssammelsurium wie Kerzen und kleine Götterstatuen vollkommen leer. Kazel ließ sich auf einen der Stühle nieder. Er achtete darauf, dass sein Rücken die Lehne nicht berührte.
"Nun ... Wer seid Ihr und was habt Ihr in dieser Stadt zu schaffen ... besonders in Begleitung eines Grünlings!" "Es ist mehr Zufall, dass Ruthz mich begleitet. Ich kenne ihn nicht wirklich, aber Ihr solltet ihn nicht einsperren." Kazel atmete durch. So würde das nichts. Er musste von vorn anfangen, ohne sich wieder als Verbrecher darzustellen oder die Bruderschaft als solche zu verraten. Er zeigte sein Löwenemblem. "Nennt mich Kazel. Ich mag wie ein Dunkelelf aussehen, aber ich geöhre zu euch. Ich will helfen, bei ... bei Lysanthor." Dass Anna ihm noch einmal den Götternamen genannt hatte, zahlte sich jetzt vielleicht aus. "Ich traf den Goblin und seinen Kameraden in den Kanälen unterhalb der Stadt an. Beide plauderten etwas von einem geheimen Untergrundweg, den sie nach Pelgar genutzt hätten. Ich wollte mit euch sprechen, weil ich aus Ruthz ohne Androhungen vielleicht die Informationen herausbekommen könnte, die euch helfen würden, Unschuldige durch dieses unterirdische System aus der Stadt zu bringen. Oder Soldaten, um den Dunkelelfen in den Rücken zu fallen." Er konnte nur hoffen, glaubwürdig zu klingen. Wenn die Soldaten weiterhin zu misstrauisch blieben, saß er tiefer in der Sch...ande als er es sich vermutlich je wünschen würde.
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Re: Notlazarett

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 1. Oktober 2009, 00:53

Der Einäugige lehnte sich düster guckend auf dem Stuhl zurück während sein Kamerad an der Tür Aufstellung bezog und ihren „Gast“ von der Seite her musterte. Er dachte gerade darüber nach was für einer Rasse der Fremde wohl angehören mochte, zu hell für einen Dunkelelfen… aber auch zu dunkel für einen Waldelfen. Zu elfisch für einen Mensch. Der Söldner wusste nur eines ganz sicher. Kazel war kein Goblin, kein Ork und kein Skelett. Das war schon mal gut.
"Es ist mehr Zufall, dass Ruthz mich begleitet. Ich kenne ihn nicht wirklich, aber Ihr solltet ihn nicht einsperren." „So.“ Brummte der Einäugige wenig begeistert. Er verschränkte seine Arme und blickte düster. „Wir sperren keine Grünlinge mehr ein. Tot richten sie wesentlich weniger Schaden an! Tot töten sie keine Kinder, Frauen, Greise, Mütter, Väter und Kameraden!“ Der Einäugige musste schlimmes gesehen haben. Er klang zornig, so zornig wie man nur klingen konnte wenn man eigentlich nur das Gefühl der Ohnmacht verspürte. Kazel merkte schnell dass dies nicht der zielbringende Weg sein würde um das Vertrauen der beiden zu gewinnen, also entschied er seine Taktik zu ändern und anders vorzugehen. Die beiden Söldner zeigten sich zumindest überrascht als Kazel sein Löwenemblem entblösste. Sie musterten ihn misstrauisch. ER soll ein Mitglied der Bruderschaft sein? Ein Mischling in der Reihen dieser gottesfürchtigen Mannen? Beide schienen an dieser Vorstellung ihr Zweifel zu haben. Doch sie schienen auch erst einmal hören zu wollen was er ihnen überhaupt zu berichten hatte – ganz dämlich waren die Pelgarer also doch nicht.

Nennt mich Kazel. Ich mag wie ein Dunkelelf aussehen, aber ich geöhre zu euch. Ich will helfen, bei ... bei Lysanthor." Der Einäugige runzelte die Stirn. „Nun… Kazel.. ich bin Jonathan und das ist mein Kamerad Bertmann. Wir gehören beide der ersten Verteidigungsbrigade von Pelgar an.“ Stellte er sich militärisch – nicht gänzlich korrekt- aber zumindest ausführlich vor. Dies war sicherlich kein schlechtes Zeichen.
"Ich traf den Goblin und seinen Kameraden in den Kanälen unterhalb der Stadt an.“ „Was auch immer ihr da unten zu schaffen hattet…“ Murrte der Einäugige misstrauisch. Dieses Gespräch gestaltete sich komplizierter als Kazel vermutlich gedacht hatte.

“ Beide plauderten etwas von einem geheimen Untergrundweg, den sie nach Pelgar genutzt hätten. Ich wollte mit euch sprechen, weil ich aus Ruthz ohne Androhungen vielleicht die Informationen herausbekommen könnte, die euch helfen würden, Unschuldige durch dieses unterirdische System aus der Stadt zu bringen. Oder Soldaten, um den Dunkelelfen in den Rücken zu fallen." „Hört zu… das Tunnelkommando von Pelgar hat dieses System selbst angelegt. Das ist ein Labyrinth dessen zweck darin besteht dass man Söldnernischen schaffen kann, sich verstecken kann und den Feind sich todlaufen lässt. Es gibt nur einen einzigen bekannten Weg und der führt nach…“ Er hielt einen Moment inne. Musterte Kazel genauer und entschied dann auf: „Niergendwo.“ Das war nicht die Wahrheit, dies konnte selbst der Mischling erahnen, doch es war ein Indiz dafür dass die beiden ihm doch nicht trauten. Löwenemblem hin oder her.

Plötzlich ertönte einige Meter hinter Kazel ein ruckartiges jedoch kaum zu definierendes Geräusch und schon wenige Sekunden später schoss etwas direkt an Kazels Ohr vorbei auf den Einäuigen. „W..as?!“ Dieser riss sein verbliebenes Auge auf doch da wurde er auch schon von dem Geschoss an der Stirn getroffen und kippte nach hinten vom Stuhl. „ARHGHGHGH!“ Ächzte dieser auf und sein Kamerad zog das Schwert. „WER IST DA?!“ Knurrte er verwirrt und starrte an Kazel vorbei. „O..h…..“ Er wurde blass und verstummte. Das Geschoss kullerte zu Boden und entpuppte sich als angebissener Apfel.

Eine Stimme erklang, samten und doch hart, lieblich und doch mörderisch und vor allem eisklar. „Niergendwo? Hah… so ein Quatsch.“ Sie gehörte einer Frau, einer zweifelslos mächtigen Frau. Als Kazel sich drehte konnte er gerade sehen wie sie sich erhob. Die Fremde war eine Kriegerin, unglaublich gross gewachsen für eine Frau, vermutlich um 1.96m. Sie war von äusserst kräftiger Statur und sie war gerüstet. Braune Lederstiefel die ihr bis zu ihren Knie ragten darauf war ein Löwenkopf zu erkennen, in stabilem Stoff verpackte Schenkel die sinnlich wirkten aber zugleich auch abschreckend man wollte die nicht ungefragt berühren weil man gut und gerne den Kragen dafür riskieren würde. Da war man sich sicher wenn man weiter nach oben Blickte. Die Kriegerin trug einen roten Waffenrock der ihr bis zu den Schienbeinen ragte und auf der Seite einen Schlitz hatte damit sie sich freier bewegen konnte. Der Oberkörper wurde von einem Brustharnisch geschützt der auf der rechten Seite bis an den Unterarm reichte. Im eisernen Schulterteil steckten zwei abgebrochene Armbrustbolzen wie eine Trophäe.

Den linken Arm schützte ein abnehmbarer Schild – ebenfalls mit einem Löwenemblem darauf. Darunter waren einzelne Abschnitte eines durchgehenden Kettenhemdes zu sehen welche dann in einem Lederhandschuh endete. An der Hüfte der Kriegerin hing ein massiver brauner Ledergürtel an dem zur linken ein Dolch seinen festen Platz fand und auf der rechten ein Langschwert welches sie in der Scheide trug dessen Griff sie mit der rechten Hand stets hielt. Die Kriegerin hielt in ihrer Linken lässig eine lange Axt über ihre Schulter gestützt.

Doch das Markanteste an ihrer Erscheinung war ihr Gesicht. Umrahmt von einer roten Kuttenkapuze die vermutlich zum Waffenrock gehörte, zeigte sich ein überraschend feminines Gesicht. Sie hatte hochstehende Wangenknochen die ihre Wange selbst in dunkle Schatten warf, ihre Lippen waren Schmal aber an den richtigen Stellen ausreichend geschwungen. Ihre Augen hatten ein geheimnisvolles und doch so unheimlich klares Grün dass sie einem in einen sonderbaren Bann zogen. An ihrer Stirn zeigte sich die Spitze eines Spangenhelmes der sie unter der Kapuze trug. Daneben reichten ihr zwei blonde, geflochtene Zöpfe bis zur Brust, was ungewohnt Mädchenhaft – im Vergleich zur eher männlichen Rüstung wirkte.

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Wie im Namen Lysanthors war es geschehen dass niemand diese Frau aufgefallen war die ja offensichtlich alles vom Gespräch mitbekommen hatte! Die Antwort war so simpel wie auch schon fast wieder unglaublich. Die Kriegerin hatte einfach zwischen den Statuen und Reliquien von Ventha, Florencia und Manthala gesessen und dies SO auffällig dass man sie schon gar nicht mehr registrierte. Das Hirn war einfach nicht für solche eindrücke Geschaffen und es hielt solche Situationen schlicht für unwahrscheinlich, so dass es in der Lage war einen Menschen einfach aus der Umgebung wegzudichten. Stattdessen hatten alle drei die Kriegerin wohl Schemenhaft als Statue wahrgenommen.

Doch nun definitiv nicht mehr. Sie erhob sich und schritt lässig zu Kazel und die beiden Söldner hin die verdutzt starrten.
„Kazel…mr.hm…“ Meinte sie nur und trat neben ihn. Ein Tier von einer Frau. Ihr Blick war unerschrocken und klar. Ihrer Rüstung war anzusehen dass sie heute schon im Kampf gestanden hatte. Sie streckte ihm ihre Hand entgegen. Ihr Handschlag war zu vergleichen wie wenn ein Kutschenrad einem über die Hand fuhr. Kräftig…

Sie nickte ihm zu. „Man nennt mich Xenia die Soldatenkönigin.“ Meinte sie beinahe schon ungeahnt freundlich. Doch ehe sie sich weiter um Kazel kümmerte wandte sie sich den Söldnern zu. „Ich übernehme das.“ Meinte sie knapp und die beiden Söldner verstanden offenbar sofort. Dass sie zur Bruderschaft gehörten schien anhand der vielen Löwensymbole die sie öffentlich trug klar. Die beiden Salutierten nervös und verkrümelten sich zurück in die Halle. Xenia seufzte und ihr seufzen klang schon beinahe mütterlich besorgt. Es war schier unglaublich nach WAS ihre Stimme so alles klingen konnte. Nun war sie es die sich auf den Stuhl hockte. Ihre Axt stellte sie daneben ab und lehnte sie gegen den Tisch. Sie rückte den Stuhl nach hinten, hob ihren Apfel auf, putzte ihn mit ihrem Ärmel, legte ihre Füsse auf den Tisch und sah Kazel kauend entgegen.

„Wenn du die Bruderschaft nicht findest… findet sie dich.“ Meinte sie beiläufig und grinste. „Du bist mein neues Gefolge…“ Sie lachte kurz hell auf und stierte Kazel dann wieder entgegen. „Bist wohl einer fürs Grobe mhmm?“ Offenbar war vor allem SIE eine fürs Grobe. „Leandres hat dich geschickt nicht wahr? Wir wissen bereits über alles bescheid… diese Geheimnistuerei so meinen viele von uns gehört einfach dazu.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Warum auch immer.“ Brummte sie und biss nachdenklich in den Apfel. Sie liess sich in ihren Ausführungen Zeit – denn sie wussten dass besonders Männer erst ihre visuellen Eindrücke ihr betreffend verarbeiten mussten.

„Der Söldner hat gelogen. Es gibt einen Weg. Einen einzigen. Doch der führt zu den Zwergen…“ Sie lächelte zynisch. „Tja… sollte er zumindest bald. Der ist noch im Bau…. Es ist also durchaus interessant wenn es noch einen zweiten gibt… denn dies würde bedeuten dass wir unkontrollierte Maulwürfe in unserem System haben. Soweit alles verstanden?“ Fragte sie und hielt kurz mit kauen inne. „Wir haben Befehl uns noch eine Weile hier durch die Menge zu schnetzeln weil die Söldner das allein nicht in den Griff kriegen, wir sollen die Kaserne und den Tempel hier sichern. Leandres sammelt seine Männer um den Tempel, wir zwei Hübschen werden uns um die Kaserne kümmern… danach… erwarten uns Echzechiel und Landria mit dem definitiven Auftrag.“ Sie machte wieder eine Kaupause. „Für Ruthz müssen wir uns ebenfalls ein Plätzchen ausdenken. Dieser Tempel ist als Notlazarett gedacht und nicht als Kinderbetreuungsstätte.“ Sie überlegte einen Moment. „Ich werde veranlassen dass er nach unten in die Katakomben kommt wo die Heiligen ihre letzte Unruhestätte haben. Zum Glück für sie liegen sie unter massiven Grabsteinplatten so dass selbst der nekromantische Ruf ihre Seelen nicht noch mit sinnlosen Zombiemorden und so beschmutzen…“
Xenia schien vom Glauben offenbar nicht viel zu halten, genau so wenig wie von einer etwas passenderer Sprache. Sie plauderte mehr als dass sie sonst was tat.

„Sag mir bereit wann dein Kopf wieder Funktioniert ja?“ Meinte sie wohlwissend dass Kazel wohl gerade eine gewaltige Reizüberflutung erlebte. Nicht nur optisch sondern allein schon mit der Welle an Informationen die sie ihm weitergegeben hatte. Und… ja das optische war durchaus nicht zu unterschätzen. Xenia wirkte wie eine von Lysanthor selbst gesandte Gotteskriegerin. Ausgestattet mit dem Mundwerk Faldors.

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Re: Notlazarett

Beitrag von Kazel Tenebrée » Samstag 3. Oktober 2009, 10:36

Kazel hatte ihnen alles gesagt. Inzwischen fürchtete er aber, dass seine Entscheidung, Pelgar entgegenzukommen, nicht die Beste gewesen war. Die Soldaten machten nicht den Eindruck, als glaubten sie ihm. Er schluckte. Wieder hatte er sich tiefer hineingeritten als beabsichtigt. Das Schlimme daran war, dass er es den beiden Männern nicht einmal verübeln konnte. Sie hatten Schrecken gesehen, draußen tobte ein beginnender Krieg. Vertrauen war zur Rarität geworden, warum also einem wie Kazel einfach glauben, nur weil er ihnen hilfreiche Dinge erzählte. Zumal es sich anscheinend um Informationen handelte, um die die pelgarischen Soldaten bereits informiert waren. Das Tunnelsystem war ihnen nicht unbekannt. "Was auch immer ihr da unten zu schaffen hattet ..." Der Mischling senkte den Kopf, eine nicht gerade unverdächtige Geste. Kazel hatte wohl aus Sich von Jonathan und Bertmann etwas auf dem Kerbholz, warum sonst trieb er sich in Pelgars Abwässern herum? Er konnte es ihnen nicht sagen, sie gehörten nicht zur Bruderschaft. Kazel hatte kein Löwenabzeichen bei ihnen gesehen. So schwieg er.

Kazel fürchtete schon, jetzt sei es aus um ihn. Die Soldaten schienen sich ja in keinster Weise mit seinen Worten anfreunden zu wollen. Sie waren für jegliche nützliche Information taub. Ein wenig ärgerte sich der Mischling darüber. Warum können sie diese rassenbezogenen Anfeindungen nicht fallen lassen und das Wesentliche sehen? Nämlich, dass ich ihnen helfen will! Vermutlich, weil es draußen Dunkelelfen und Orks sind, die die Stadt angreifen, Idiot! Kazels Mut schwand immer mehr. Doch er sollte wachgerüttelt werden. Genauer gesagt, wachgeläutet. Etwas prallte gegen die Stirn des einäugigen Soldaten Jonathan. Es machte ein nur allzu einschlägiges Geräusch, gefolgt vom Poltern desselben Mannes, als dieser rücklings vom Stuhl fiel. Kazel, vollkommen perpelx, starrte nur auf Jonatah und das Geschoss, das ihn getroffen hatte. Es handelte sich um einen angebissenen Apfel. Was?!
Bertmann zeigte sich da aufmerksamer und zückte sofort seine Waffe. Dann aber, nach einmaligem Rufen, verstummte er. Eine Frauenstimme unterbrach ihn und Kazel wandte sich verwirrt um. Er erstarrte - nicht, weil die Dame einen überaus attraktiven Körperbau besaß, sondern weil sie so plötzlich aufgetaucht war und einfach nur beeindruckend wie gleichermaßen einschüchternd wirkte. Lediglich die mädchenhaften Zöpfe verliehen ihr weibliche Niedlichkeit, die gegensätzlicher nicht hätte sein können, was ihr übriges Äußeres betraf.
Kazel hockte vollkommen still da und konnte nicht aufhören sie anzustarren. Die Fremde war der Inbegriff der Bruderschaft. Sie trug dermaßen viele Löwensymbole, dass man sprichwörtlich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sah. Der Mischling wagte nicht, sich zu rühren.
"Kazel ... mr.hm..." Sie musste nach erstem Hinstrecken seine Hand ergreifen, um sie zu schütteln, denn Kazel war nicht in der Lage für einen freundlichen Gruß. Er schaute zu der Frau auf und schluckte nur. Xenia, wiederholte er in Gedanken, aber das war auch schon alles. Im Gegensatz zu ihm verließen Jonathan und Bertmann die Halle zügigst.

Xenia setzte sich Kazel gegenüber, mit einer Lässigkeit, die wiederum nur für den Respekt sprach, den man dieser Frau entgegenzubringen hatte. "Wenn du die Bruderschaft nicht findest ... findet sie dich." Xenia gehörte also tatsächlich der Bruderschaft an, obgleich sie eine Frau war. Aber, bei Manthala, was für ein Vollweib. Kazel hatte ihr nichts, aber auch absolut nichts, entgegenzubringen. Unter ihrem Stiefel würde er sich wiederfinden, wenn er es auch nur wagte. Er brachte kein Wort heraus.
"Du bist mein neues Gefolge ... Bist wohl einer fürs Grobe mhmm?" "Ich ... äh ... nein." Warum hielten ihn alle für einen Krieger oder einen harten Kerl? Kazel konnte das "Grobe" nicht an sich erkennen. Gut, er trug eine wirklich fantastisch aussehende Rüstung und war bis an die Zähne bewaffnet, aber jeder Prahlhans konnte sich so ankleiden. Er hatte ja bereits Anna gebeichtet, dass das Schwert nicht seine Stärke war. An die Armbrustschienen und deren Gebrauch musste er sich ebenfalls erst gewöhnen und die Dolche hatten nur wenig gegen einen Zombie ausrichten können.

Unterdessen gab Xenia ihm bekannt, dass sie über ihn bereits Bescheid wüsste, auch wenn sie selbst kein Freund von diesen Geheimnistuereien sei. Leandres schien es zu mögen, seine Schützlinge im Dunkeln tappen und dann von Xenias Erscheinung plätten zu lassen. Und mal ganz ehrlich: wer würde sich in ihrer Gegenwart nicht winzig und bedeutungslos vorkommen?

Kazel hörte ihr aufmerksam zu. Das Tunnelsystem führte also tatsächlich an einen anderen Ort ... zu den Zwergen. Was, bei Faldor, sind Zwerge? Kazel kannte die kleinwüchsigen Männer und Frauen nicht, hatte nie welche gesehen. Er konnte mit dem Begriff ebenso wenig anfangen wie mit dem Namen ihrer Heimat, Nogrot.
"Wir haben Befehl uns noch eine Weile hier durch die Menge zu schnetzeln, weil die Söldner das allein nicht in den Griff kriegen, wir sollen die Kaserne und den Tempel hier sichern." Sie erklärte, dass sie die Kaserne verteidigen sollten und anschließend auf Echzechiel und Landria treffen würden. An Ruthz dachte Xenia ebenfalls. Er sollte in ein Grabmal kommen, wo er keinen Schaden würde anrichten können.
"Er ... wird dort nicht ... lebendig begraben?", hakte Kazel nach. Der Goblin hatte das wirklich nicht verdient. Er fürchtete sich genug. Kazel hatte irgendwie Mitleid mit dem Grünling, der ja schon seinen Kameraden verloren hatte. Um ehrlich zu sein, wäre er sogar viel lieber bei ihm. Die Vorstellung, die Menschenkaserne gegen Untote zu verteidigen behagte ihm ganz und gar nicht. Er war doch kein Kämpfer. Kazel vergaß dabei, dass er wohl als einer der wenigen, den Tempel unverletzt erreicht hatte.

"Sag mir Bescheid, wann dein Kopf wieder funktioniert, ja?" Kazel nickte, antwortete aber nicht. Sie hatte ihn wahrlich mit Informationen, Aufgaben und Plänen überschüttet. Dann noch ihre imposante Erscheinung. Sie war eine befehlerische, herrische Bruderschaftsschwester ... und er ihr Gefolge. Sie sollten kämpfen, verteidigen.
Er stützte den Kopf in die Hände. "Ich bin kein Streiter", sagte Kazel und fügte nach einer kurzen Pause an, "aber ich bin soweit." Hatte er denn überhaupt eine andere Wahl?
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Re: Notlazarett

Beitrag von Erzähler » Freitag 9. Oktober 2009, 22:23

Xenia die Soldatenkönigin hatte unglaublich lange Beine, dies fiel jedem Mann früher oder Später ins Auge. Sie schienen beinahe endlos und waren so unglaublich sinnlich auch wenn sie grösstenteils in Leder und Metall gepackt waren. Selbst bei ihrer nun doch eher unüblichen Körperhaltung war eine gehörige Portion Grazie dabei, sie wirkte wahrlich wie eine Königin und strahlte eine unheimliche Macht aus.

"Ich ... äh ... nein." Xenia runzelte die Stirn, hielt sogar in ihrer Kaubewegung inne. „Du… äh… nein… was, Kleiner?“ Wollte sie wissen und blickte ihm scharf entgegen. „Nun spätestens jetzt BIST du ein Kerl fürs Grobe, schliesslich gehörst du nun in meine Einheit. Wir sind eine zwei Soldatenarmee.“ Sie grinste und biss genüsslich ein weiteres Stück ihres Apfels ab. Dann zuckte sie mit den Schultern und begann zu erzählen was ihre gemeinsame Mission sein würde. Es war einiges was Kazel wohl nicht unbedingt gerade erfreuen würde. Doch selbst er hatte wohl nie auch nur einmal geglaubt dass es einfach sein würde für die Bruderschaft zu arbeiten. Sie waren ein wichtiger Orden und wichtige Aufgaben waren selten leicht zu bewältigen.
"Er ... wird dort nicht ... lebendig begraben?" Xenia blickte ihn an. Ihre Mundwinkel zuckten. Sie mochte es nicht wenn man ihr nicht genau zuhörte. „Nein Kleiner, ich sagte er wird in einen Raum gebracht werden WO einer der Untoten sozusagen lebendig Begraben ist. Dem Goblin wird kein Haar gekrümmt… beruhigt?“

"Ich bin kein Streiter" „Hahaha… die Bruderschaft sucht auch keine Streiter… sondern Helden Kleiner und neben mir wirst du automatisch zu einem.“ Sie lachte und lehnte sich nach vorn, richtete sich auf ihrem Stuhl auf. „Hör zu Kleiner, wir sind ab nun ein Team ja? Wir passen gegenseitig auf unsere Ärsche auf. Ich werde dafür sorgen dass dir niemand die Eier abhackt und du passt im Gegenzug auf dass mich niemand mit einem Schwert „betatscht“, klar soweit?“ Ihre Augen waren so klar und hart dass sie einem das fürchten lehrten, doch ganz tief verborgen lag auch eine gewisse Treue die beruhigend wirkte. „Keiner verlässt die Schlacht ohne den anderen und keiner von uns beiden wird bei einer Mission sterben…“

Es war doch schon beruhigend dass man auf der Selben Seite war wie eine Xenia. Sie als Gegnerin zu haben würde wohl nicht gerade angenehm sein. Die Kriegerin erhob sich, überprüfte den Halt ihrer Waffen und reichte Kazel kurz die Hand. „Partner.“ Hauchte sie und marschierte zurück zum Lazarett. „Bring mich zu deinem kleinen Freund.“ Meinte sie und passte unterwegs einer der Söldner ab der ihr schliesslich folgte.

Zu dritt suchten sie Ruthz auf der bleich und zusammengerollt auf seiner „Hundedecke“ lag. Er hatte geweint dass sah man an seinen dunkelgrünen, feuchten Augenringen an. Er blickte auf als er die Drei an sich herantreten sah. Sein Blick streifte Kazel und blieb daran hangen. „S..sie…haben… Ornist…gefunden…“ Hauchte er stockend. Dann brach er in Tränen aus und weinte bitterlich und zeigte an eine kleine Behandlungsstätte in ihrer Nähe. Dort waren gerade Ärzte und Krankenschwestern bei der Arbeit. Auf dem Untersuchungstisch war ein kleiner, blutbeschmutzter grüner Körper zu erkennen.
„Herr Doktor unsere Lichtmagier sind zu erschöpft um alles zu heilen.“ Hörte man eine der Schwestern sagen. „Dann machen wir es eben auf die Konventionelle Art.“ Der Arzt zückte eine Säge und trennte Ornist von seinem durchstochenen Bein. Ihn hatte es wohl ziemlich wüst erwischt da draussen. Der kleine Goblin selbst war Bewusstlos und somit nicht ansprechbar. „Niemand darf zu ihm.“ Heulte Ruthz verzweifelt, er wollte seinem Freund doch beistehen doch man liess ihn nicht heran. Er würde nur die Ärzte und Helfer bei ihrer Arbeit stören.
Xenia knirschte mit den Zähnen. „Dann bleibst du wohl bei deinem Freund nicht war kleiner Goblin?“ Murmelte sie und guckte zum Soldaten. „Du junger Schnösel bist dafür zuständig dass diesen beiden Grünlingen da kein Haar mehr gekrümmt wird klar?“ Der Söldner nickte nervös. „Und DU bist zuständig dass sie auch in diesem Tempel bleiben… auch klar?“ „J..ja“ Hauchte er noch unruhiger. Er hielt ihrem durchdringenden Blick nicht stand. „Und wenn es hier zu brenzlig wirst DU mit ihnen beiden in die Katakomben des Tempels fliehen… ebenfalls klar?“ „Glasklar.“ Stammelte er und salutierte unruhig.

„Gut.“ Lächelte Xenia und klopfte dem Söldner so kräftig auf die Schultern dass dieser trotz seiner Rüstung aufächzte.
Sie blickte zu Kazel hin. „Ich warte beim Ausgang, Kleiner.“ Mit diesen Worten wandte sie sich ab und marschierte zum Tempelausgang. Dem Mischling blieb so die knappe Zeit sich von Ruthz vorerst zu verabschieden, oder würde er die beiden Grünlinge gar nicht mehr sehen? Möglich wäre es. Ruthz blickte zu Kazel auf und schluchzte. „Wir hätten dir nicht hier hoch folgen sollen.“ Hauchte er ohne vorwurfsvoll zu klingen. Er schien eher sich selbst schuldig für die Verletzungen seines Freundes zu fühlen. „Warum haben wir ihn nur verloren.“ Hauchte er kleinlaut und brach erneut in Tränen aus.
Der Abschied musste kurz ausfallen denn schon bald winkte Xenia ungeduldig. „DER KRIEG WARTET NICHT KLEINER!“ Sie trat wuchtig die Tür auf und stürzte sich mit einem tosenden Kriegsgebrüll in die kämpfenden Massen hinein. Es schien beinahe so als pflügte sie sich wild mit der Kampfaxt schwingend ihren trotzigen Weg mitten durch die Meute. Dabei verschonte sie gezielt Pelgarer und Zivilisten und zerhackte ebenso präzis die Glieder ihrer Feinde.

Weiter vorne bei der Front kämpfte ein bereits sehr angeschlagener Leandres gegen die Dunklen Horden. Die Gefechte waren verbissen und die Menschen noch immer im Nachteil auch wenn der Überraschungsmoment langsam vorüberzog.

Xenias Kampfweise war atemberaubend. Sie wusste meisterlich mit ihrer Kampfaxt umzugehen. Mal spaltete sie einem Skelett den Schädel und noch im gleichen Rückstoss schlug sie mit dem Griffholz einem anderen Skelett den Schädel von der Halswirbelsäule, schliesslich wirbelte sie herum und zerschnitt in einer einzelnen kreisenden Bewegung die Torsos einiger heranstürmender Zombies deren Eingeweide wie Mehlsäcke aus ihren offenen Wunden fielen.
„AUF ZUR KASERNE KLEINER!!“ Brüllte sie während sie sich ihren blutigen Weg bahnte. Einige verwirrte pelgarische Pfeile gruben sich in ihren Oberarmschild. „VERDAMMT NOCHMAL LERNT ZIELEN!“ Brüllte Xenia verärgert.

Kazel konnte durch die Lücke welche Xenia schlug ihr sehr gut folgen doch auch er wurde bald darauf angegriffen. Ein halb verwester Hund hetzte lechzend auf ihn zu und versuchte ihn zu Beissen. Nur knapp konnte er dem ersten Angriff des Tieres ausweichen doch dieses dachte nicht daran aufzugeben sondern drehte um und blickte Kazel mit seinen toten Augen an. Ein geisterhaftes Knurren war zu hören und die Haltung des Tieres deutete an dass es sich zum Sprung bereit machte.

[du kannst den nächsten Thread bei der Kaserne eröffnen wenn du möchtest.]

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Re: Notlazarett

Beitrag von Kazel Tenebrée » Sonntag 11. Oktober 2009, 01:26

weiter bei Die Kaserne Pelgars -> Zwei-Soldaten-Armee
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