Der Ruf der Freiheit

Ein dunkler Tempel gebaut am Rand des Drachengebirges zu Ehren Faldors Schwester Manthala. Dunkle Gestalten reisen hierher, um die Gunst der hinterlistigen Göttin zu erhalten.
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Der Ruf der Freiheit

Beitrag von Erzähler » Samstag 31. Oktober 2015, 13:43

Maruka kommt von alter Turm

In Morgeria....
Meresins Hand verkrampfte sich, als er spürte, wie sich sein kleiner Schatz von ihm entfernte … und sein Sohn, offensichtlich nicht in ihrer Nähe, Leben forderte. Für gewöhnlich wäre er ihm gefolgt, um ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Wie kann er es wagen, nicht meinen Befehlen zu folgen? Störrisches Kind! Aber jetzt musste er erst einmal verhindern, dass ihm all die mühsame Arbeit, die er sich gemacht hatte, aus den Händen glitt. Das Glas in seinen Händen bekam Risse und der darin befindliche Wein floss über seine Hand und tropfte auf den Boden. Kleine Bäche aus blutroter Flüssigkeit. Es war Zeit, andere Seiten an zu schlagen … und zum Glück hatte ihm das Schicksal genau das richtige Werkzeug dafür beschert. Schicksal. Er lachte in sich hinein.



Einen Moment hatte sich Maruka erlaubt zu hoffen. Die bitter-süßen Erinnerungen, wenn sie auch noch so vage waren, beflügelten ihre Schritte. Es gab Hoffnung und sie war zum Greifen nah. Zumindest hatte es sich einen Moment so angefühlt. Selbst der Weg an den Abwasserkanälen konnte nichts daran ändern, auch wenn sie, genau wie ihre Gefährten, erleichtert darüber war, ihn zu verlassen. Auf Dauer schadeten die giftigen Dämpfe des Unrats ihnen allen, aber sie hatten lange durch gehalten, um das Entdeckungsrisiko zu minimieren. Der Umweg hatte sie Zeit und Energie gekostet, aber schließlich kam der Tempel Manthalas in Sicht.
Sie war schon einmal an diesem Punkt gewesen. Auch damals hatte sie die Hoffnung auf Freiheit gehabt … und Sademos hatte sie ihr genommen. Würde er es auch diesmal schaffen? Aber jetzt war sie vorbereitet, sie hatte Vorkehrungen getroffen und er konnte nicht wissen das sie hier war. Oder würde er ahnen, dass sie an diesen Punkt zurück kehrte?
Der Sonnenaufgang war nicht fern, vielleicht noch eine Stunde. Eine günstige Zeit, denn der Tempel war wie leer gefegt, kein einziger Anhänger war in Sicht und es schien so, als hätten die drei das Terrain für sich. Die hohen, Rosen umrankten Säulen ragten hoch in den Himmel, gekrönt durch anmutige große Eulen. Manche breiteten ihre Schwingen aus, manche hockten ruhend und lauernd auf ihrem Aussichtspunkt. Der leicht bedeckte Himmel malte Flächen aus Mondlicht und Schatten über den Boden. Manthalas Tempel bot sich in all seiner Schönheit dar.
Sie betraten die weitläufige Tempelanlage vorsichtig, suchten hinter den Relief verzierten Mauern Schutz und huschten durch die Schatten. Sie fanden schließlich eine gutes Versteck, in dem sie vor Entdeckung geschützt waren und hielten an.
„Mein Versteck liegt noch etwas weiter entfernt. Am besten wartet ihr hier und ruht etwas aus. Ich bin gleich zurück.“
Raunte Valas und verließ ihren 'Unterschlupf' bevor Maruka oder Ryld protestieren konnten. Wenn sie es nicht besser gewusste hätte, hätte sie vermutet, dass Valas absichtlich so schnell verschwand. Wollte er etwas nicht, dass sie ihn begleitete?
Ryld ließ sich mit einem leisen seufzten an der Mauer herab gleiten und sah müde in den Sternen bedeckten Himmel. Viel von dem Blut, dass ihn bedeckte, war jetzt verkrustet und bröckelte zum Teil von ihm ab. Es schien ihn allerdings wenig zu stören.
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Re: Der Ruf der Freiheit

Beitrag von Maruka » Dienstag 3. November 2015, 10:18

Auch wenn sie eine andere Route als das erste Mal genommen hatte, sich im Zickzack durch die tote Eben bewegt hatten, so kamen sie doch sicher an ihrem Ziel an.
Manthalas Kleinod bot sich in all seiner Schönheit dar. Sie betraten die weitläufige Tempelanlage vorsichtig, suchten hinter den Relief verzierten Mauern Schutz und huschten durch die Schatten. Sie fanden schließlich eine gutes Versteck, in dem sie vor Entdeckung geschützt waren und hielten an.
„Mein Versteck liegt noch etwas weiter entfernt. Am besten wartet ihr hier und ruht etwas aus. Ich bin gleich zurück.“
Raunte Valas und verließ ihren 'Unterschlupf' bevor Maruka oder Ryld protestieren konnten. Wenn sie es nicht besser gewusste hätte, hätte sie vermutet, dass Valas absichtlich so schnell verschwand. Wollte er etwas nicht, dass sie ihn begleitete? Andererseits vertraute Maruka Valas vollkommen, denn das Leid hatte sie zusammengeschweißt. Also nickte sie ihm nur kurz zu.
Ist vielleicht auch ganz gut wenn er dem „Neuen“ nicht seine geheimen Verstecke zeigt. Ein bisschen Misstrauen kann ja auch angemessen sein … sollte ich mir vielleicht auch ein wenig von zu legen, oder?
Als hätte sie das gedanklich ihren neuen Begleiter gefragt, sah sie Ryld schmunzelnd an und dieser ließ sich mit einem leisen seufzten an der Mauer herab gleiten. Er sah müde in den Sternen bedeckten Himmel und Katze tat es ihm gleich. Nachdem sie noch einmal mit ihren großen Ohren in die Runde gelauscht hatte, legte sie den Bogen griffbereit in ihre Nähe und ließ sich ebenfalls nieder. Im Schneidersitz machte sie es sich gemütlich und lehnte sich auf die nach hinten abgestützten Arme. Ihr Kopf fiel in den Nacken und sie gab sich ganz dem Licht der Sterne hin. In ihren weit geöffneten Iriden spiegelte sich ihr Glanz.
Auch hier gibt es euch, ihr Seelen der Ahnen! Ihr lasst mich nie allein … auch wenn ihr anders ausseht als zu Hause … Eines Tages will ich unter euch weilen, will voller Stolz auf mein Leben zurück sehen und mein Name soll in den Chroniken geschrieben stehen. Bis dahin wacht über mich meine Ahnen und weist mir den Weg.
So hatte oft ihr Vater gesprochen, wenn sie den nächtlichen Himmel über Mantron bewundert hatten. Hier in diesen dunklen Landen fehlte ihr vor allem der bunte Schleier, den Ventha zuweilen über den heimischen Himmel legte. Ein kurzer Anflug von Heimweh ließ ihre Augen glänzen und sie blinzelte schnell. Einen langen Atemzug später wandte sie sich wieder den aktuellen Problemen zu. Instinktiv schnupperte sie ausgiebig an sich selbst um zu prüfen ob noch Fäkalien-Geruch an ihr haftete. Nach der Wanderung an den Abwasserkanälen klebte der Gestank ihr noch so penetrant im Gedächtnis, dass man zwangsläufig ihn überall wahrnahm. Sie musste ihn loswerden, sei er nun da oder auch nicht. Allein die Erinnerung an ihn ließ sie sich anfangen ausgiebig zu putzen. Das Tier in ihr übernahm. Dort wo ihr seidig kurzes Fell frei lag, nahm sie die Zunge. Ihre Kleidung würde sie anderweitig putzen müssen und wenn es ein Sandbad werden würde, denn Wasser gab es so weit sie wusste nicht. Fertig würde sie sicher nicht werden, denn Valas würde auch sicher nicht ewig weg bleiben. Ab und zu schaute sie zu Ryld hinüber. Das getrocknete Blut, die verschorften Wunden müssten wenigstens etwas gereinigt werden, sonst würde er bald Fieber bekommen. Wären sie am Meer würde das das Salzwasser erledigen, doch hier? Maruka grübelte angestrengt nach, aber so recht wollte ihr nichts einfallen.
Tia, da hättest du doch besser deiner Mutter zuhören sollen, was?!
, schalt sie sich selbst. Ihm die Wunden sauber zu lecken, riet das Tier, aber noch ließen sich diese Instinkte unterdrücken. Nur ab und an sah sie ihn kurz an und ließ dabei unbewusst ein kleines Stück ihrer rosa Zunge zwischen den Lippen hervor ragen. Dann machte sie immer bei sich selbst weiter. Als er einmal in ihre Richtung sah, erklärte sie prompt ihr verhalten, als müsste sie sich verteidigen:
„Wir dürfen keine Geruchsspuren hinterlassen, wenn wir diesen Ort verlassen. Ich will nur sicher gehen...“
Dann machte sie zögerlich weiter.
Außerdem beruhigt es mich!
Da der Mann neben ihr kaum mehr als einen Lendenschurz trug, konnte sie ihn gut aus den Augenwinkeln begutachten. Dunkelelfen waren zwar nicht so groß und stark gebaut wie Mantroner, aber auch Marukas Perspektive hatte sich geändert. Sie selbst war jetzt auch viel kleiner und zierlicher, sodass in Relation die Proportionen wieder ausgeglichen waren. Es gab einige kleine Details die ihren Blick anzogen. Da war die schwarze Haut, die ihrem eigenen Fell nicht unähnlich war. Dann war da diese Narbe auf seinem Gesicht, die definitiv älter und bewusster geformt ein Symbol dar stellte. Narben an sich waren in ihrer Kultur etwas, was man mit Stolz trug. Auch sie hatte schon einige vorzuweisen, doch unter ihrem Fell waren sie leider nicht zu sehen. Wenigstens konnte man sie noch spüren, wenn man sie berührte.
Und dann gab es auch noch die Tatsache, dass er fast nackt war und das gab es in Mantron auf Grund der Witterung auch nicht zu oft zu sehen. In den Sommermonaten entledigten sich schon ab und an mal die Männer einen Teil ihrer Kleidung und arbeiteten mit nacktem Oberkörper. Maruka erinnerte sich gerade an einen Tag, als sie Baltos aus der Deckung eines Hügels heraus beobachtet hatte, wie er mit einem Baumstamm trainierte. Das Spiel seiner Muskeln hatte sie verharren lassen und einen Moment hatte sie sich ihren Träumen einer glücklichen Zukunft mit ihm hingegeben, bis die Mädchen aus seiner Nachbarschaft aufgetaucht waren und ihn mit ihrem Gekicher vertrieben hatten. Das alles war noch gar nicht so lange her und doch erschien es ihr wie aus einem fernen Traum. Katze schüttelte den Gedanken ab und widmete sich dem realem Mann neben ihr. Ihre Neugierde hatte schon die ganze Zeit in ihrem Unterbewusstsein einen Fragenkatalog angelegt und wenigstens ein paar musste sie los werden. Katze unterbrach ihre Putzarie und flüsterte:
„Ryld, wer bist du? … und … und warum haben sie dich an die Mauer gehängt?“
Sie sah kurz weg in die Richtung in die Valas verschwunden war um zu sehen, ob er bald wieder kommen würde, dann wandte sie sich ihm wieder zu.
„Wenn du meinst, es wäre zu gefährlich etwas darüber zu erzählen, dann schweig ruhig. Aber wem sollte ich schon etwas verraten. Wenn uns die Flucht gelingt, werden wir uns wahrscheinlich ohnehin bald trennen und nie wieder sehen und wenn sie uns schnappen … dann wird ziemlich sicher mindestens einer von uns sterben.“
Immer mindestens ein Ohr war in die Umgebung gerichtet und lauschte auf verräterische Geräusche. Sie sah ihm gerade in die Augen, keine Spur von Angst, nur reinste Neugierde.
„Ich mag spannende Geschichten.“
Sie grinste leicht, kräuselte dabei die Nase und ihre Schnurrhaare hoben sich ein kleines Stück. Mantroner erzählten gerne Heldengeschichten, darauf beruhte ihre Kultur und gab es etwas schöneres als Geschichten unter dem Glanz der Sterne zu lauschen?
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Re: Der Ruf der Freiheit

Beitrag von Gestalt » Donnerstag 5. November 2015, 22:14

Ryld hatte Maruka aus dem Augenwinkel fasziniert beobachtet. Ganz einer Katze gleich ließ sie ihre Verrenkungen um sich zu putzen mühelos und anmutig aussehen. Wäre die Situation anders gewesen, hätte ihren Bewegungen etwas unschuldig sinnliches angehaftet, aber noch immer lag der Schatten der Verfolger über ihnen. Der Dunkelelf sah es trotz allem als ein kleines Geschenk Manthalas an, der zierlichen Hybriden bei ihrer Sorgfältigen Reinigung zu zu sehen. Er hatte in den letzten Tagen und Wochen wenig schönes gesehen. Als sie den Blick hob, täuschte er Abwesenheit vor, um sie nicht zu verunsichern. Ihr neugieriger blick und die aufmerksam zuckenden Ohren verhießen jedoch, dass sie ihre kleine 'Vorstellung' unterbrechen würde. Ich wette so hätte sie es nicht genannt.
„Ryld, wer bist du? … und … und warum haben sie dich an die Mauer gehängt?“
Sie sah kurz weg in die Richtung in die Valas verschwunden war um zu sehen, ob er bald wieder kommen würde, dann wandte sie sich ihm wieder zu.
„Wenn du meinst, es wäre zu gefährlich etwas darüber zu erzählen, dann schweig ruhig. Aber wem sollte ich schon etwas verraten. Wenn uns die Flucht gelingt, werden wir uns wahrscheinlich ohnehin bald trennen und nie wieder sehen und wenn sie uns schnappen … dann wird ziemlich sicher mindestens einer von uns sterben.“
Immer mindestens ein Ohr war in die Umgebung gerichtet und lauschte auf verräterische Geräusche. Sie sah ihm gerade in die Augen, keine Spur von Angst, nur reinste Neugierde.
„Ich mag spannende Geschichten.“
Sie grinste leicht, kräuselte dabei die Nase und ihre Schnurrhaare hoben sich ein kleines Stück. Mantroner erzählten gerne Heldengeschichten, darauf beruhte ihre Kultur und gab es etwas schöneres als Geschichten unter dem Glanz der Sterne zu lauschen?
Sie ist wirklich niedlich.
Ohne es zu wollen schlich sich ein Lächeln auf sein vernarbtes Gesicht. Dabei verhieß seine Antwort so wenig erfreuliches.
„Ich bin ein Krieger … und sie haben mich an die Mauer gehängt, um mich zu demütigen. Ich rechne seit meiner Kindheit mit dem Tod. Aber einem im Kampf. Mich langsam an der Mauer verrotten zu lassen, war ihre Art, mir ein letztes Mal mein Versagen und ihren Sieg vor Augen zu führen.“
Schon während er sprach, wurde sein Gesichtsausdruck wieder grimmiger und seine Stirn furchte sich. Etwas sagte Maruka, dass er nicht leicht weg und sehr selten Lächelte. Es schien fast, als sei sein fein geschnittenes Gesicht mit der auffälligen Narbe darauf eher zu grimmigen Starren gedacht. Dabei verlieh es ihm einen ganz eigenen Zauber, wenn seine Stirn einmal nicht in Falten lag.
„Sieht so aus, als hätten sie katastrophal versagt! Und das verdanke ich dir und … hrm, Valas, richtig?“
Er blickte in Richtung einer der Mauern, den Blick eher auf andere Dinge als den Stein vor sich gerichtet. Seine Augen verfinsterten sich und Hass zog kurzzeitig grimmige Linien um seinen Mund. Dachte er gerade an seine Peiniger? Dann entspannte er sich wieder etwas und sah Maruka an.
„Ich kann dir nicht viel erzählen, aber ich denke, du verdienst zumindest eine kleine Antwort.“
Er wechselte seine Position etwas, so dass er müheloser die schlanke Frau vor sich betrachten konnte.
„Ich war ein grausames Werkzeug Faldors … bis mir eine gute Seele den rechten Weg wies. Ich habe mich von meinem vorher bestimmten Weg abgewandt und folge jetzt meinen Wünschen. So Manthala will, werde ich weiter Sühne tun und etwas von dem Unheil, das ich angerichtet habe, ausgleichen.“
Abschätzend glitt sein Blick über Marukas Körper, vom Gesicht abwärts bis zur Schwanzspitze und wieder zurück zu ihrem Gesicht.
„Bist du in Morgeria geboren worden? Oder hat man dich gestohlen, wie all die Anderen Sklaven? Und was hat dich bewogen und dazu befähigt zu fliehen? Was ist deine Geschichte, Maruka?“

Valas war noch nicht in Sicht gekommen und Marukas feines Gehör verriet ihr, dass er auch nicht in Hörweite war. Offenbar war das Versteck weiter entfernt. Folgte sie ihrer vormaligen Theorie, so machte es Sinn, dass er sie etwas entfernt von seinem Versteck zurück gelassen hatte.
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Re: Der Ruf der Freiheit

Beitrag von Maruka » Montag 9. November 2015, 22:00

Ein Lächeln entstand auf seinem vernarbten Gesicht. Dabei verhieß seine Antwort so wenig erfreuliches.
„Ich bin ein Krieger … und sie haben mich an die Mauer gehängt, um mich zu demütigen. Ich rechne seit meiner Kindheit mit dem Tod. Aber einem im Kampf. Mich langsam an der Mauer verrotten zu lassen, war ihre Art, mir ein letztes Mal mein Versagen und ihren Sieg vor Augen zu führen.“
Worin hat er denn versagt, dass er eine solche Strafe verdient hätte? Wäre es unhöflich ihn danach zu fragen? Ob er es genauso sieht wie seine Peiniger? Aber mal sehen, was noch so kommt...
Schon während er sprach, wurde sein Gesichtsausdruck wieder grimmiger und seine Stirn furchte sich. Etwas sagte Maruka, dass er nicht leicht und sehr selten lächelte. Es schien fast, als sei sein fein geschnittenes Gesicht mit der auffälligen Narbe darauf eher zu grimmigen Starren gedacht. Dabei verlieh es ihm einen ganz eigenen Zauber, wenn seine Stirn einmal nicht in Falten lag. Ihre goldenen Augen musterten jede kleine Regung mit unterhaltendem Entzücken. Wenn er auch nur ein Lächeln andeutete, begann sie zu strahlen, wenn er missmutig starrte, schaute sie wütend und ging vollkommen mit seiner Geschichte mit.
„Sieht so aus, als hätten sie katastrophal versagt! Und das verdanke ich dir und … hrm, Valas, richtig?“
Katze schaute etwas schüchtern. Das hier kam einem Lob schon sehr nahe und so etwas hatte sie schon sehr lange nicht mehr gehört, geschweige denn einen Dank, oder wenn dann für die falschen Sachen. Eine Peitsche so schwingen zu können, dass sie einem Mann das Fleisch bis zu den Knochen aufreißen konnte, war nichts wirklich gutes in ihrem Verständnis. Ryld blickte in Richtung einer der Mauern, den Blick eher auf andere Dinge als den Stein vor sich gerichtet. Seine Augen verfinsterten sich und Hass zog kurzzeitig grimmige Linien um seinen Mund. Dachte er gerade an seine Peiniger? Dann entspannte er sich wieder etwas und sah Maruka an, die besorgt die Brauen gehoben und weite Augen hatte. Sah er tief genug hinein konnte er ganz genau sein Spiegelbild in diesen großen schwarzen Teichen sehen. Die Dunkelheit hatte ihren Pupillen fast wieder eine menschliche Form gegeben. Nur im Licht waren sie ganz Katze.
„Ich kann dir nicht viel erzählen, aber ich denke, du verdienst zumindest eine kleine Antwort.“
Er wechselte seine Position etwas, so dass er müheloser die schlanke Frau vor sich betrachten konnte und Maruka spiegelte voller Spannung unterbewusst seine Bewegungen.
„Ich war ein grausames Werkzeug Faldors … bis mir eine gute Seele den rechten Weg wies. Ich habe mich von meinem vorher bestimmten Weg abgewandt und folge jetzt meinen Wünschen. So Manthala will, werde ich weiter Sühne tun und etwas von dem Unheil, das ich angerichtet habe, ausgleichen.“
Abschätzend glitt sein Blick über Marukas Körper, vom Gesicht abwärts bis zur Schwanzspitze und wieder zurück zu ihrem Gesicht, dass ihn abermals strahlend empfing. Gleich einem Kind am Lagerfeuer, wenn die Alten ihre Geschichten zum Besten gaben.
„Bist du in Morgeria geboren worden? Oder hat man dich gestohlen, wie all die anderen Sklaven? Und was hat dich bewogen und dazu befähigt zu fliehen? Was ist deine Geschichte, Maruka?“
Oh .. ich darf erzählen?!?
Katze rieb sich die Hände und setzte sich gerader hin. Valas war noch nicht in Sicht gekommen und Marukas feines Gehör verriet ihr, dass er auch nicht in Hörweite war. Offenbar war das Versteck weiter entfernt. Folgte sie ihrer vormaligen Theorie, so machte es Sinn, dass er sie etwas entfernt von seinem Versteck zurück gelassen hatte und sie würden noch ein wenig Zeit für Geschichten haben. Sie überlegte wie sie beginnen sollte. Sie hatte noch nie die Chance gehabt über ihr Leben zu sprechen und es sich vor allem noch nie getraut. Das was sie bewogen hatte Ryld nach seinen Hintergründen zu fragen, ließ sie nun auch ihre Mauern gänzlich fallen lassen. Wer wusste schon, ob sie sich jemals wieder sehen würden und wie lange sie womöglich noch zu leben hatten. Jeder Tag konnte der letzte sein und nur in Geschichten konnte man ewig weiter leben. So war Maruka sehr glücklich eine Chance zu bekommen, ihre Geschichte zu erzählen, auch wenn es nicht ihr eigenes Volk war, dass ihr zuhörte.
„Nun, meine Geschichte ist sicher noch nicht so lang wie die der großen Krieger meines Volkes, aber ich werde mich bemühen sie dir zu erzählen.“
Kurz erklang ein leises Brummen aus ihrem Bauch, da die Katzenartige sich in dieser Situation tatsächlich wohl fühlte. Etwas beschämt räusperte sie das Schnurren weg und begann etwas zögerlich, doch feierlich:
„Ich hatte eine weise Mutter und einen starken Vater die mich liebten. Doch das sind so ferne Gedanken wie man sich Schnee in der Wüste vorstellen kann.“
Sie schluckte einmal und holte dann lang und tief Luft.
„Mein Volk ist stolz, ehrenhaft und ehrlich. Wir kämpfen wie eine Faust, doch ja, man hat mich dieser starken Hand entrissen. Nach meiner Verschleppung aus meiner Heimat, kann ich mich nur an Bruchstücke erinnern, die mich letztendlich hier her führten. Es waren Piraten die mich bei einem Tauchgang überraschten. Sie raubten mich und sperrten mich in den Rumpf ihres Schiffes zu den Tieren. Was mit mir geschah hoffe ich irgendwann zu vergessen, aber dort fand auch die Verwandlung in einen schwarzen Serval statt. Er war mit mir dort gefangen und hat mich angegriffen. …“
Weil ich ihn provoziert hatte, da ich nicht mehr leben wollte...
„Danach kann ich mich an kaum etwas erinnern. Es muss irgendetwas geschehen sein. Ich glaube, ich erwachte nach dem Fieber in einem anderen Schiff und die Reise ging weiter unter einem anderen Volterer, einem des dunklen Volkes, der mich nach Morgeria brachte und mich in Sademos Sklavenunterkünfte verkaufte. Die Ausbildung für die Hatz begann, die Hatz selbst, die Rettung durch Valas und die erneute Gefangennahme durch Sademos folgte. Doch meinem Schicksal entkam ich nicht. Ich bringe Unglück, denjenigen, dessen Weg ich kreuzte und mir selbst dass weiß ich und eines Tages wir es auch mich einholen.“
Sie spielte ein paar Herzschläge lang gedankenverloren mit einer schwarzen Feder in ihren Haaren, dann fuhr sie fort:
„In Sademos Herrschaftsgebiet gefangen, ließ er mich durch seine Diener ausbilden und versuchte mich zu verderben, indem er meinen Freund ...“
… und seinen Bruder Valas, aber das ist ein Teil seiner Geschichte und das müsste er ihm selbst sagen …
„ … von mir quälen ließ. Doch Valas ist auch jemand ganz besonderes und Sademos Plan bekam Risse. Er half mir meine innere Stärke wieder zu finden und mein Schicksal öffnete mir Türen, damit ich die Hoffnung nicht verlor. Durch Valas Wissen, durch einen geheimen Gang aus Sademos Schlafzimmer, gelang mir die Flucht. Ich geriet in ein unterirdisches Labyrinth voller Magie und Zauberei, aber wurde von einer weiteren Partei schnell erneut gefangen genommen. Sein Name war Xerkes, ein Arena-Leiter, der in unterirdischen Gewölben mich gemeinsam mit einem Ratten-hybriden und einem Löwen-hybriden gegen unnatürlich verstärkte Orks kämpfen ließ. Der Löwe wurde besiegt und wir beiden anderen konnten nur siegen, weil wir zusammen gehalten hatten. Ja, eine Ratte und eine Katze kämpfen gemeinsam.“
Sie lächelte versonnen, als erinnerte sie sich sogar gerne daran.
„Danach wurden wir wieder getrennt und zu unterschiedlichen Aufgaben ausgebildet. Bevor dies jedoch wirklich geschehen konnte, kam mir Valas erneut zu Hilfe. Er hatte nun einen hellhäutigen Elfen bei sich. Auch er war ein Freund. Auf der weiteren Flucht wurden wir jedoch von Uriel, dem Zauberer getrennt. Er hat mich verzaubert und deshalb darf Valas mich nicht berühren, da sonst die Magie vergeht, sagte er. Also flohen wir weiter und verstecken uns in dem Turm eines Assassinen. Dort statteten wir uns mit dem Notwendigsten aus. Von dem höchsten Fenster aus überwanden wir die Stadtmauer und fanden dich, ...“
Maruka lächelte Ryld an und erklärte mit heldenhaften Unterton:
„ … einen gefallenen Krieger des dunklen Gottes, der seinen Schicksal selbst bestimmen möchte und auf guten Wegen wandelt.“
Na das war doch schon mal nicht schlecht … auch wenn aus dieser Geschichte noch kein ehrenvoller Name hervorgeht. … Ach! … Als wenn das noch eine Rolle spielen würde, Maruka! Du bist ein Tier, schon vergessen?
Und plötzlich war das Bewusstsein wieder da, dass sie niemals wieder ihr eigenes Volk wieder sehen würde.
Nicht in dieser Gestalt! Niemals!
Scham und Unsicherheit brachen über ihr wieder zusammen wie eine Welle in der Brandung. Sie biss sich mit den kleinen Eckzähnen auf die Unterlippe, zuckte, ließ den Schmerz wirken und streckte dann wieder stolz den Rücken durch.
Lass dich nicht so gehen! Überlebe! Das ist jetzt das wichtigste! Selbstmitleid wird dich nicht retten! Dein Wille, deine Leidenschaft und dein Mut wird dich retten.
, sprach sie sich im Geiste gut zu und nickte sogar als führe sie mentale Selbstgespräche. Wieder ertappt und etwas unsicher lächelnd forschte sie in Rylds Antlitz und hoffte eine kleine Spur zu finden, ob ihre Erzählung ihm gefallen hatte. Im Fährtenlesen war sie schließlich seit ihrer Verwandlung noch besser als vorher, auch wenn Rylds Gesicht ein harter trockener Untergrund war.
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Re: Der Ruf der Freiheit

Beitrag von Erzähler » Sonntag 15. November 2015, 15:13

„Nun, meine Geschichte ist sicher noch nicht so lang wie die der großen Krieger meines Volkes, aber ich werde mich bemühen sie dir zu erzählen.“
Kurz erklang ein leises Brummen aus ihrem Bauch, da die Katzenartige sich in dieser Situation tatsächlich wohl fühlte. Etwas beschämt räusperte sie das Schnurren weg und begann etwas zögerlich, doch feierlich:
„Ich hatte eine weise Mutter und einen starken Vater die mich liebten. Doch das sind so ferne Gedanken wie man sich Schnee in der Wüste vorstellen kann.“
Sie schluckte einmal und holte dann lang und tief Luft.
„Mein Volk ist stolz, ehrenhaft und ehrlich. Wir kämpfen wie eine Faust, doch ja, man hat mich dieser starken Hand entrissen. Nach meiner Verschleppung aus meiner Heimat, kann ich mich nur an Bruchstücke erinnern, die mich letztendlich hier her führten. Es waren Piraten die mich bei einem Tauchgang überraschten. Sie raubten mich und sperrten mich in den Rumpf ihres Schiffes zu den Tieren. Was mit mir geschah hoffe ich irgendwann zu vergessen, aber dort fand auch die Verwandlung in einen schwarzen Serval statt. Er war mit mir dort gefangen und hat mich angegriffen. …“

Ryld folgte Marukas Erzählungen aufmerksam und sogar, im Rahmen des eher ernsten Kriegers, enthusiastisch. Als die Geschichte der Hybriden von den berüchtigten Mantronern hin zu ihrem eigenen dunklen Schicksal wanderte, furchte sich seine Stirn mitfühlend.
„Danach kann ich mich an kaum etwas erinnern. Es muss irgendetwas geschehen sein. Ich glaube, ich erwachte nach dem Fieber in einem anderen Schiff und die Reise ging weiter unter einem anderen Folterer, einem des dunklen Volkes, der mich nach Morgeria brachte und mich in Sademos Sklavenunterkünfte verkaufte. Die Ausbildung für die Hatz begann, die Hatz selbst, die Rettung durch Valas und die erneute Gefangennahme durch Sademos folgte. Doch meinem Schicksal entkam ich nicht. Ich bringe Unglück, denjenigen, dessen Weg ich kreuzte und mir selbst dass weiß ich und eines Tages wir es auch mich einholen.“
Sie spielte ein paar Herzschläge lang gedankenverloren mit einer schwarzen Feder in ihren Haaren.
Neugierig und ganz automatisch folgte sein Blick ihrer Bewegung. Es schien fast als wolle er fast protestieren, als sie so selbstverständlich davon sprach, dass sie Unglück brachte. Maruka fuhr fort:
„In Sademos Herrschaftsgebiet gefangen, ließ er mich durch seine Diener ausbilden und versuchte mich zu verderben, indem er meinen Freund von mir quälen ließ. Doch Valas ist auch jemand ganz besonderes und Sademos Plan bekam Risse. Er half mir meine innere Stärke wieder zu finden und mein Schicksal öffnete mir Türen, damit ich die Hoffnung nicht verlor. Durch Valas Wissen, durch einen geheimen Gang aus Sademos Schlafzimmer, gelang mir die Flucht. Ich geriet in ein unterirdisches Labyrinth voller Magie und Zauberei, aber wurde von einer weiteren Partei schnell erneut gefangen genommen. Sein Name war Xerkes, ein Arena-Leiter, der in unterirdischen Gewölben mich gemeinsam mit einem Ratten-hybriden und einem Löwen-hybriden gegen unnatürlich verstärkte Orks kämpfen ließ. Der Löwe wurde besiegt und wir beiden anderen konnten nur siegen, weil wir zusammen gehalten hatten. Ja, eine Ratte und eine Katze kämpfen gemeinsam.“
Sie lächelte versonnen, als erinnerte sie sich sogar gerne daran.
Auch Ryld entlockte dieser Umstand ein amüsiertes sehr leises Lachen. Es war rau und tief, als wäre es etwas eingerostet.
„Danach wurden wir wieder getrennt und zu unterschiedlichen Aufgaben ausgebildet. Bevor dies jedoch wirklich geschehen konnte, kam mir Valas erneut zu Hilfe. Er hatte nun einen hellhäutigen Elfen bei sich. Auch er war ein Freund. Auf der weiteren Flucht wurden wir jedoch von Uriel, dem Zauberer getrennt. Er hat mich verzaubert und deshalb darf Valas mich nicht berühren, da sonst die Magie vergeht, sagte er. Also flohen wir weiter und verstecken uns in dem Turm eines Assassinen. Dort statteten wir uns mit dem Notwendigsten aus. Von dem höchsten Fenster aus überwanden wir die Stadtmauer und fanden dich, ...“
Maruka lächelte Ryld an und erklärte mit heldenhaften Unterton:
„ … einen gefallenen Krieger des dunklen Gottes, der seinen Schicksal selbst bestimmen möchte und auf guten Wegen wandelt.“

Ein amüsiertes blitzen in den Augen des ehemaligen Faldor Kriegers kommentierte ihren letzten Satz wortlos. Es ist angenehm, sich einfach nur mit einer netten Person zu unterhalten. Ich kann mich nicht erinnern, dass in letzter Zeit irgendwann einmal getan zu haben. Aber jetzt, wo ich mit dieser niedlichen jungen Frau spreche, merke ich, dass es mir gefehlt hat. Seltsam wie das Leben manchmal spielt. Er nickte ihr anerkennend zu:
„Das war definitiv die bessere Geschichte an diesem Abend. Erzählt man sich in deinem Volk oft Geschichten? Du bist wirklich gut darin.“
Er stockte kurz und dachte nach.
Währenddessen nagte der Zweifel an der jungen Frau, als ihre Gedanken der Heimat ein weiteres mal an diesem Tag zu nah kamen. Na das war doch schon mal nicht schlecht … auch wenn aus dieser Geschichte noch kein ehrenvoller Name hervorgeht. … Ach! … Als wenn das noch eine Rolle spielen würde, Maruka! Du bist ein Tier, schon vergessen?
Und plötzlich war das Bewusstsein wieder da, dass sie niemals wieder ihr eigenes Volk wieder sehen würde.
Nicht in dieser Gestalt! Niemals!

„Niemals? Wirklich? Zweifelst du an meinem Versprechen mein Kätzchen? An deinem Schicksal?“
wisperte es leise durch ihre Gedanken.
Scham und Unsicherheit brachen über ihr wieder zusammen wie eine Welle in der Brandung. Sie biss sich mit den kleinen Eckzähnen auf die Unterlippe, zuckte, ließ den Schmerz wirken und streckte dann wieder stolz den Rücken durch. 
Lass dich nicht so gehen! Überlebe! Das ist jetzt das wichtigste! Selbstmitleid wird dich nicht retten! Dein Wille, deine Leidenschaft und dein Mut wird dich retten. Sprach sie sich im Geiste gut zu und nickte sogar als führe sie mentale Selbstgespräche.[/b]
Marukas innerer Kampf war Ryld entweder nicht aufgefallen oder sah höflich darüber hinweg. Ihre 'Fährtenleser' Fähigkeiten ließen sie jedenfalls nicht im Stich. Ryld schien entspannt, Aufmerksam und hatte nicht nur davon gesprochen, dass ihm ihre Geschichte gefiel, er schien es auch ernst zu meinen.
„Interessant, die Art, wie du von deinem Schicksal sprichst, hört sich fast danach an, als wäre es eine Person … aber sicher hast du deine Gründe dafür.“
Er schien etwas besorgt, dass er ihre Grenzen überschritten hatte und fügte dann, vermutlich um etwaigen ärger zu besänftigen, hinzu.
„Die Feder, die du da im Haar trägst, steht dir wirklich gut.“
“Vielleicht ist es an der Zeit, dich daran zu erinnern, dass ich keine leeren Versprechen mache, meine Liebe. Ich will doch nicht, dass du die Hoffnung verlierst … oder hast du etwas vergessen, wie es war, ein Mensch zu sein? Brauchst du eine Auffrischung deiner Erinnerung?“
Wärme stieg an ihrer Seite auf. Würde sie einen kurzen blick darauf werfen, fiele ihr auf, dass die Phiole, die sie in eine der Taschen ihrer neu gefunden Rüstung gesteckt hatte, ein leichtes rötliches leuchten Ausstrahlte.
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Re: Der Ruf der Freiheit

Beitrag von Maruka » Dienstag 17. November 2015, 20:18

Ryld schenkte ihr Aufmerksamkeit, sein leises heiseres Lachen und nickte ihr anerkennend zu:
„Das war definitiv die bessere Geschichte an diesem Abend. Erzählt man sich in deinem Volk oft Geschichten? Du bist wirklich gut darin.“
„Ja sehr viel sogar, bei euch denn nicht?“
Er stockte kurz und dachte nach. Auch Maruka war mit ihren Gedanken noch nicht am Ende. Zweifel nagten an der jungen Frau, als ihre Gedanken der Heimat ein weiteres mal an diesem Tag zu nah kamen. Und plötzlich war das Bewusstsein wieder da, dass sie niemals wieder ihr eigenes Volk wieder sehen würde.
Nicht in dieser Gestalt! Niemals!
„Niemals? Wirklich? Zweifelst du an meinem Versprechen mein Kätzchen? An deinem Schicksal?“
wisperte es leise durch ihre Gedanken und jede Faser ihres Körpers erstarrte. Scham und Unsicherheit brachen über ihr wieder zusammen wie eine Welle in der Brandung.
Ja... Ja ich werde zweifeln … ich werde zweifeln bis zu dem Augenblick, da ich wieder Haut trage, da meine Zähne wieder die eines Menschen und meine Nägel wieder sanft und rund sind.
Sie biss sich mit den kleinen Eckzähnen auf die Unterlippe, zuckte, ließ den Schmerz wirken und streckte dann wieder stolz den Rücken durch. Marukas innerer Kampf war Ryld entweder nicht aufgefallen oder sah höflich darüber hinweg. Ihre 'Fährtenleser' Fähigkeiten ließen sie jedenfalls nicht im Stich. Ryld schien entspannt, aufmerksam und hatte nicht nur davon gesprochen, dass ihm ihre Geschichte gefiel, er schien es auch wirklich ernst zu meinen.
„Interessant, die Art, wie du von deinem Schicksal sprichst, hört sich fast danach an, als wäre es eine Person … aber sicher hast du deine Gründe dafür.“
Maruka nickte unwillkürlich minimal, doch ohne einen weiteren Kommentar dazu. Ryld schien etwas besorgt, dass er ihre Grenzen überschritten hatte und fügte dann, vermutlich um etwaigen Ärger zu besänftigen, hinzu:
„Die Feder, die du da im Haar trägst, steht dir wirklich gut.“
Marukas Augen weiteten sich und sie sah ihn an.
Meine Schicksalsfeder steht mir? Sie steht mir? Es gefällt ihm? Es gefällt ihm was er sieht? Ich kann gefallen? So wie ich jetzt bin? Bin ich verrückt? Rede ich mir das ein? Dreh ich jetzt durch? Er hat das nicht wirklich gesagt! Er hat es auf jeden Fall anders gemeint! Ja so muss es sein. Einem Wesen wie mir macht man keine Komplimente, das wäre doch absurd und völliger Schwachsinn.
Ihre Lider blinzelte ein paar mal schnell. Dann erstarrte sie wieder plötzlich und nicht einmal ein Schnurrhaar zuckte. Ihr Schicksal sprach wieder im Geiste zu ihr. Ein Umstand der sie jedes Mal aus der Bahn warf.
“Vielleicht ist es an der Zeit, dich daran zu erinnern, dass ich keine leeren Versprechen mache, meine Liebe. Ich will doch nicht, dass du die Hoffnung verlierst … oder hast du etwas vergessen, wie es war, ein Mensch zu sein? Brauchst du eine Auffrischung deiner Erinnerung?“
Wärme stieg an ihrer Seite auf. Sie zuckte und warf einen kurzen Blick darauf.
Was ist das? Was willst du mir zeigen?
Die Phiole, die sie in eine der Taschen ihrer neu gefunden Rüstung gesteckt hatte, strahlte ein leichtes rötliches Leuchten aus. Vorsichtig mit zwei Krallenspitzen zog sie sie heraus und hielt sie sich vor die zuckende Nase. Sie versuchte sich einen Moment lang zu erinnern woher sie dieses Ding hatte.
...D...das hatte ich doch ...oder nicht?...als ich meinen Brustharnisch verloren hatte … in diesem komischen Turm, wo alles voller Zauberei war. Genau. Bestimmt … es war bestimmt im Turm gewesen, aber was hat das mit meinem Schicksal zu tun? Was willst du mir sagen?
Sie blinzelte abermals vor dem rötlichen Glühen, das sich in ihren goldenen Iriden spiegelte und überlegte:
Mach ich es auf? Valas meinte ich soll nichts mitnehmen, da wir nicht wissen was ein Assassine so alles für Gifte hortet. Aber warum leuchtet es plötzlich und fühlt sich so warm an? … Vielleicht einmal schnuppern? Nur ganz kurz …
Die Neugierde siegte und sie entfernte vorsichtig den kleinen Stöpsel. Dass der frisch-befreite Dunkelelf sie dabei beobachtete, war ihr kaum noch bewusst. Vorsichtig näherte sich ihre feine, zuckende Nase der Öffnung und versuchte den Inhalt einzuschätzen.
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Re: Der Ruf der Freiheit

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 25. November 2015, 21:24

Der durch die Wärme noch intensiver wirkende Geruch von Blut stieg Maruka in die Nase. Er hatte eine vertraute Note an sich, die sie, würde sie etwas in ihren Erinnerungen danach forschen, sicher erkannte.
„Was hast du da?“
Hörte sie Ryld fragen. Dieser beugte sich vor, um einen besseren Blick auf das Gefäß in ihren Händen zu erhaschen.
Das Blut brodelte förmlich in der Phiole, während ein Leuchten von ihm ausging, dass sich mit dem Öffnen des Behälters noch intensivierte. Ein Summen stieg der Hybridin in die Ohren, zu leise, um die Melodie richtig ausmachen zu können, aber mit einer Eindringlichkeit, die ihre Aufmerksamkeit gefangen hielt. Wie in Zeitlupe begannen sich lange, zähflüssige Fäden aus der Flüssigkeit zu bilden, so, als wäre die Schwerkraft umgekehrt. Der Geruch von Blut umhüllte die Sinne Marukas, bis sie nichts anderes mehr riechen konnte. Die Flüssigkeit hatte sich inzwischen völlig aus dem Glasbehälter gelöst und schwebte vor ihr, während sich lange Fäden bildeten, die in ihre Richtung zu greifen schienen. Den Blick nun etwas gehoben, bemerkte sie, wie sich Ryld ihr wie in Zeitlupe näherte und ein erschreckter Ausdruck in sein Gesicht trat. Seine Lippen bewegten sich langsam, doch alles, was sie wahrnehmen konnte, war das seltsame Summen. Sie drehte den Kopf, um auf den Dunkelelfen zu reagieren, der sich noch immer quälend langsam bewegte. Er streckte eine Hand aus, um nach ihr zu greifen, da schob sich einer der Fäden blitzschnell zwischen ihn und Marukas Arm, den er sonst berührt hätte.
Die seltsame Zeitlupe, die sie beobachtet hatte, brach in dem Moment, da Ryld das Blut berührte, ab. Blau weißes Feuer entzündete sich an der Stelle, an der vorher noch die Finger des Dunkelelfen gelegen hatten. Einer Zündschnur gleich bewegte sich der ‚Funken‘ über das gesamte Blut. Nur dass dieses nicht ausbrannte, sondern zu einer Schlange aus Feuer wurde. Mit immenser Kraft wurde Ryld von Maruka weg geschleudert und durchschlug die Mauer, die sie als Deckung genutzt hatten. Deren Körper war wie gelähmt und weigerte sich, ihr zu gehorchen, während das weiß blaue Feuer sie immer mehr umhüllte. Eigentlich hätte sie das Inferno verbrennen müssen, aber nicht einmal ein einziges Haar ihres Fells kräuselte sich auch nur.
‚Zweifelst du noch immer?!‘ drang es durch ihren Kopf.
Durch das Magische Feuer erhellt sah sie in einiger Entfernung einen Schemen auf sie zu rennen, (Valas?) dann schloss sich eine Wand aus Flammen um sie und raubte ihr die Sicht. Überrascht registrierte sie, dass ihre Füße nicht länger den Boden berührten und sie in einer Kugel aus Feuer schwebte. Es war ein wunderschöner Anblick aus ständig variierenden Formen, die sie in ihren Bann zogen. Die Hybridin verspürte den Wunsch den lebhaften Formen auf ewig zu zu sehen, doch die Flammen wurde immer heller, bis sie in ihren Augen schmerzten und sie nur noch weiß sah. Wo sie vorher nur leichte wärme gespürt hatte, wurde es plötzlich unerträglich heiß. Schmerz, beginnend auf ihrer Haut, versengte sie und zog bis in ihre Knochen hinein. Die Welt versank in Agonie und ein unkontrollierter schriller Schrei entrang sich ihrer Kehle, bis sie spürte, dass ihre Lungen ihr den Dienst verweigerten.


Valas hatte voller Genugtuung sein noch immer unangetastetes Versteck gefunden und kehrte zufrieden mit seinem Gepäck zu den Beiden anderen zurück. Jetzt wirst du endlich wieder frei sein, Maruka! Ging es ihm durch den Kopf und das erste Mal an diesem Tag erlaubte er sich etwas mehr Optimismus. Sie hatten es so weit geschafft, vielleicht würde ihnen die Flucht diesmal gelingen! Ein krachen ließ ihn zusammen zucken. Mit Lautem poltern krachte ein großer schwerer Körper durch eine der Mauern, als wäre diese aus Holz und nicht aus Stein. Bei Manthala, was geht hier vor? Er begann zu sprinten, während unnatürlich bläuliches Licht den Tempel in unheimliches Licht tauchte. Er sah noch die dunkle Siluette Marukas in einem Ball aus Flammen verschwinden, dann warf ihn eine sengend heiße Druckwelle zu Boden und raubte ihm das Bewusstsein.


Maruka war nur ein kurzer Moment des Friedens vergönnt. Schmerzhafte brennende Stiche jagten über ihre Haut und zwangen sie aus ihrer Ohnmacht heraus. Sie öffnete die Augen und anstelle der schwärze umfing sie milchiges Weis. Hellere Punkte aus weiß tanzten ihr vor den Augen und legten sich auf ihre Haut. Die Berührung, erst federleicht, fraß sich brennend in ihre Haut, um dann wieder zu verschwinden. Sie spürte weder Hände noch Füße und wagte kaum, den Kopf zu drehen, aus Angst die schwarzen Stümpfe zu erblicken, die das Inferno zweifelsohne aus ihnen gemacht hatte. Warum liebte sie überhaupt noch?!
Ein unangenehmes Klappern durchdrang die Stille, die Maruka umgab. Es kostete sie einige Sekunde, um aus zu machen, woher das Geräusch stammte. Ihre Ohren waren wie belegt und schienen einen Großteil ihrer Hörfähigkeit eingebüßt zu haben. Schmerz durchzuckte ihre Zunge im selben Moment, in dem ihr klar wurde, dass ihre aufeinander schlagenden Zähne das Geräusch verursachten. Der Metallische Geschmack von Blut füllte ihren Mund. Ihres eigenen Blutes. Und dann wurde ihr klar, dass sie nicht Verbrennungen Spürte! Das, was sie empfand, war Kälte!!! Beißende Kälte, die am Rücken, sowie Händen und Füßen am stärksten war … weil sie auf dem Rücken lag. Im Schnee! Hektisch sah sie sich um. Ihre Gliedmaßen hätten sich deutlich vor dem hellen Hintergrund abzeichnen müssen, aber da war nichts! Hatte sie keinen Körper mehr? Mit mühe und Not schaffte sie es, denn Arm zu heben und starrte ihn ungläubig ab. Weiß auf weiß … ihr Arm war Hell! Da waren keine Krallen und kein Fell, nur die helle Haut einer Mantronerin und ein paar letzte Asche Spuren. Vermutlich die Überreste ihrer Kleidung. Und um sie herum nichts als die vertraut wirkende Landschaft ihrer Heimat. In all ihrer tödlichen Pracht.
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Re: Der Ruf der Freiheit

Beitrag von Maruka » Samstag 28. November 2015, 13:49

Bin ich tot?
Der Scherz ließ erste Zweifel aufkommen.
Wenn ich tot bin, wo sind dann die Gesichter meiner Ahnen? Bin ich noch am Leben?
Schmerzhafte brennende Stiche jagten über ihre Haut und zwangen sie aus ihrer Ohnmacht heraus.
Verdammt! … Warum lebe ich noch? … Da war doch … dieses Feuer … das blaue Feuer … Was ist das für ein Klappern? … Verdammt tut das weh, aber ich lebe noch! Moment, das sind meine Zähne … und Blut … Wo bin ich? Das ist … SCHNEE!
Hektisch sah sie sich um. Ihre Gliedmaßen hätten sich deutlich vor dem hellen Hintergrund abzeichnen müssen, aber da war nichts!
Habe ich keinen Körper mehr? Blödsin! Mit tut doch alles weh!
Mit Mühe und Not schaffte sie es, denn Arm zu heben und starrte ihn ungläubig ab. Weiß auf weiß … ihr Arm war Hell! Da waren keine Krallen und kein Fell, nur die helle Haut einer Mantronerin und ein paar letzte graue Asche Spuren, die sich mit den auf der Haut schmelzenden Eiskristallen zu grauen Streifen vereinten. Und um sie herum war nichts als die vertraut wirkende Landschaft ihrer Heimat, in all ihrer tödlichen Pracht.
Asche! Ich hab also nicht geträumt. Das Feuer … Die Stimme …
In Marukas Kopf überschlugen sich die Erinnerungen. Sie hatte Ryld gesehen, wie er die Hand nach ihr ausgestreckt hatte und sie hatte das kochende Blut gesehen, es gerochen, das Summen gehört und dann die Schlange … Ryld war von ihr weg geschleudert worden, durch eine Wand und Valas … Ja sie hatte ihn noch kurz gesehen, dann hatte sie das Feuer eingeschlossen.
Das Feuer … mein Schicksal!
Fassungslos starrte sie auf ihre Hand und erschauderte unwillkürlich vor dieser Magie, denn das musste es gewesen sein. Magie! Außer ein paar Aschenflocken war sie makellos. War sie schon immer so schön gewesen? Keine Krallen, kein Fell, nur nackte Haut – wunderschön! Auch wenn sie zitterte.
Bin ich wirklich wieder ich? Bin ich wirklich zu Hause? Ich muss …
Langsam drang die Realität zurück in ihr Bewusstsein.
„Au!“
Mit aller Kraft die noch in ihr war zwang sie sich hoch.
„Ich muss mich bewegen!“
Sie führte Selbstgespräche und begriff beim Klang ihrer eigenen Stimme erst wie sich die Worte in ihrem Mund anfühlten, da sie noch immer in Celcianisch gesprochen waren. Unwillkürlich fasste sie sich ins Gesicht und an die Ohren. Saß alles da wo es bei einem Menschen hin gehörte? War da noch die schwarze Feder ihres Schicksals im Haar? Konnte sie sie tasten? Der Griff zu der Stelle an ihrem nackten Hinterteil kam unsicher, ängstlich. Das Ding, ihr Schwanz hatte schon immer ein gewisses Eigenleben gehabt. Zögerlich die Erkenntnis:
„Ich – bin – wieder – da!“
Sie zog die eisige Luft tief in ihr Lungen, egal ob sie brannte. Erst jetzt begann sich die Freude in ihrem Herzen über ihren Zustand ihre Bahnen durch die Erinnerungen an Monate voller Angst zu brechen.
„ICH BIN WIEDER DA!“
, schrie sie in die klirrende Kälte hinaus. Sie atmete heftig. Dann brach die Stille über sie herein und Maruka ließ sich von ihr umarmen. Schnee dämpfte jedes Geräusch, malte die Welt rein und schön, wo in ihrem Innern ein Sturm aus Freude tobte.
„Danke!!!“
Letzteres war in Gedanken und Wort an ihr Schicksal gereichtet. Ihr Schicksal, dass sie wieder zu einem menschlichen Wesen gemacht hatte, das Eltern hatte, das lieben und leben durfte.
Dafür liebe ich dich.
Dieser Gedanke war aus reiner Freude geboren, ohne jeglichen Sinn oder Absicht. Es war „nur“ ein Gefühl, ja fast eine instinktive Reaktion auf das was geschehen war. Maruka genoss den Moment, verlor sich einen Moment in ihren Gefühlen und schöpfte neue Hoffnung. Sie lauschte auf ihren Herzschlag, das Geräusch ihres zitternden Atems. Sie lauschte in sich hinein. Hallte der Widerstreit zwischen Mensch und Tier noch in ihr nach? War da noch der Nachhall Bestie, wie ein Schatten der sie verfolgte? Hatten die Nebelschwaden der alles durchdringenden Instinkte sie verlassen? Sie sah noch einmal auf ihre Hand, an sich hinunter auf den nackten Bauch.
Ich bin ein Mensch! Ein Mensch! - Jetzt kann ich meinen Eltern unter die Augen treten. Mutter … Vater … und …
Dann begannen ihre Gedanken erneut zu kreisen und sie wurde sich schlagartig ihrer misslichen Lage bewusst. Sie war nackt in einer Umgebung in der nur die Härtesten überlebten. Mantroner waren es zwar von Kindheit an gewöhnt und zäh wie Wal-Leder, aber auch sie würde ohne Kleidung nicht all zu lange in dieser Kälte überleben und sie wusste noch nicht einmal wie lange sie hier schon still gelegen hatte. Disziplinen wie das Eistauchen hatten sie abgehärtet, Wind und Eis hatte ihre Körper geformt, doch Maruka fror! Das Klappern ihrer Zähne war nun wirklich kein gutes Zeichen.
Ich muss die Situation realistisch einschätzen, sonst bin ich in weniger als einer Stunde tot.
, und das war noch optimistisch geschätzt. Sie steckte sich die blassen Hände unter die Achseln. Leise meldete sich Frustration:
Warum hast du mich zurück geschickt, wenn ich hier erfrieren soll? Nein, Ich werde überleben! Und ich werde dankbar sein. Ich werde nicht sterben und ich werde das Gesicht meiner Mutter sehen, die starken Arme meines Vaters spüren. Ich werde in die Gemeinschaft der Tapferen zurückkehren!
Mit dem Anblick ihrer zitternden nackten Arme kam auch der alte Wille zurück. Ihr Familie hatte ihr alles über das Überleben im Eis beigebracht. Sie musste sich orientieren. Maruka steckte sich so hoch sie konnte und versuchte irgendetwas in der Umgebung zu finden, dass ihr bekannt vor kam.
Wenn ich nichts bekanntes sehe, das mit eine Richtung weisen kann, keine Landmarke die Rettung verspricht, dann wäre es dumm einfach drauf los zu laufen. Wer sich im Eis verirrt ist tot! Und ich bin nackt und würde noch schneller erfrieren. Ich bin jetzt schon stark unterkühlt, meine Beine würden nur wenige Minuten durchhalten. - Wenn ich nichts sehe, was ich auch erreichen kann, dann muss ich auf Hilfe von außen bauen und so lange überleben wie ich kann. Ich muss mir eine Mulde in den Schnee graben und mich dort hinein hocken. Ich darf dem Wind nicht viel Oberfläche bieten …
Maruka drehte sich und spähte in alle Richtungen.
Ich brauche Hilfe! Wenn ich nichts finde, muss Venthas Atem meinen Ruf zu den Ohren ihrer Kinder tragen. Ich habe vermutlich nicht mehr viel Zeit und meine Kräfte werden mich verlassen. Ich muss es jetzt tun! Nicht zögern! Handeln!
Sie atmete tief ein, sammelte alle Luft in ihren Lungen und stieß den lang gezogenen Hilferuf des Rudels aus. Jeder Mantroner war von Kindheit an mit Wölfen groß geworden und selbst wenn die Ohren der Menschen nicht gut genug waren, so würde jeder Wolf auf dieses Geheul antworten, der ihn hören konnte. Ob es nun ein friedliches Rudelmitglied, ein wilder Wolf oder sogar ein Eisbär sein würde, der ihren Ruf hören würde, darauf hatte Maruka keinen Einfluss. Es war aber auch egal. Wenn sie nicht bald Jemand fand, war sie ohnehin dem Tod geweiht.
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Re: Der Ruf der Freiheit

Beitrag von Gestalt » Sonntag 6. Dezember 2015, 18:38

Ihr erster Versuch, den Ruf des Rudels erklingen zu lassen, gestaltete sich etwas kläglich. Es war lange Zeit her und es schien, als wäre ihre Stimme schwach von der Kälte und der aufkommenden Erschöpfung, aber als sie ein weiteres mal die Luft in ihren Lungen sammelte und aus voller Kehle heulte, trug der Wind ihre Kräftige Stimme meilenweit. Sie heulte, bis das Klappern ihrer Zähne drohte, ihr die Zunge abzutrennen und ihr Körper unkontrolliert zitterte. Ein unangenehmer Wind war aufgezogen, der den losen trockenen Schnee um sie herum aufwirbelte. Sie wollte gerade beginnen, eine Kuhle im Schnee auszuheben, da hörte sie eine Antwort. Es kostete sie all ihre Selbstbeherrschung, aber sie schaffte es, nochmals zu heulen. Die Sekunden begannen, sich zu ziehen wie zähes Wachs, während sie auf einen erneute Antwort hoffte. Für einen Bären oder Wolf wäre sie ein gefundenes Fressen, doch sie hatte sich den Tieren schon immer näher gefühlt als Andere, vielleicht würde es ihr gelingen auch ein wildes Tier zu überleben.
Nichts störte die Stille der Ebene, bis auf … waren das Schritte im Schnee? Eine Silhouette, halb verborgen vom aufgestäubten Schnee, erschien vor ihr. Als der menschliche Umriss sie erkannte, beschleunigten sich seine Schritte.
„Himmel, Mädchen, was tust du nackt in diesem Wetter hier draußen?!“
Grollte eine dunkle Männliche Stimme. Maruka wurde es eng um die Brust, als ihr klar wurde, dass sie sie kannte. Eirik Bärenschädel.
Der große Mann, der in warme, Fell gesäumte Kleider gehüllt war, kam auf sie zu, bis er ihr fast gegenüber stand. Da stoppte er Plötzlich. Seine braunen Augen, die einige Schattierungen dunkler als Marukas bernsteingelbe waren, weiteten sich. Der gespannte Bogen fiel ihm aus den Kraftlosen Händen und er starrte die junge Frau an, als wäre sie ein Geist. Ein krächzen dran ihm aus der Kehle, er hob die Hand in ihre Richtung, ließ sie aber zurück zucken, als ob er sich verbrannt hatte, noch bevor er sie berührt hatte.
„Manthala beschütze uns …“
Hauchte er, seine Unterlippe zitterte leicht.
„Maruka?!“
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Re: Der Ruf der Freiheit

Beitrag von Maruka » Montag 7. Dezember 2015, 19:10

Nichts störte die Stille der Ebene. Überall glitzerte das vertraute Weiß. Maruka starrte angestrengt in die Ferne.
DA! Ich hab es gehört! Ganz sicher! Da war eine Antwort! Ventha, bitte lass mein Ruf nicht vergebens gewesen sein!
Der Wind sang sein Lied und trug leise Geräusche mit sich. Eine Weile war da nichts als das leise Rauschen und das Knistern des Schnees, doch dann waren da Schritte im Schnee! Bald erschien da eine Silhouette, halb verborgen vom auf gestäubten Schnee, vor ihr. Als der menschliche Umriss sie erkannte, beschleunigten sich seine Schritte.
„Himmel, Mädchen, was tust du nackt in diesem Wetter hier draußen?!“
, grollte eine dunkle männliche Stimme. Maruka wurde es eng um die Brust, als ihr klar wurde, dass sie sie kannte. Sein unvergesslicher Bariton hatte sie ihr Leben lang begleitet!
Vater! DANKE! DANKE! DANKE! Ich war noch nie so froh dein Gesicht zu sehen! ...
Der große Mann, der in warme, von Fell gesäumte Kleider gehüllt war, kam auf sie zu, bis er ihr fast gegenüber stand. Sofort stürmten Bilder ihrer gemeinsamen Vergangenheit auf sie ein:
Seine großen warmen Hände, die sie immer beschützt und gehalten hatten, sein Lächeln wenn sie ihm eine neue Fährte gezeigt hatte und ihn mit Fragen löcherte, seine geduldige Stimme, die sie auch jetzt hörte, als er ihr die Spuren der Pferde erklärte oder das tiefe Brummen, das er von sich gab, wenn er mit ihrer Mutter geschäkert hatte...
Auch wenn ihr Körper eiskalt war, trat da eine unglaubliche Wärme in ihr Herz und und ließ es kurz aussetzten. Dieses wunderschöne Gesicht vor ihr war ihr Zuhause und ihr ganzes Glück! Die Bilder im Innern wurden schärfer, wo hingegen das Bild vor ihr immer mehr zu schwimmen begann, was an den heißen Tränen tränen lag, die auf ihren kalten Wangen fast zu gefrieren drohten.
Ihr Götter, danke, dass ich ihn wieder sehen darf!
Da stoppte er plötzlich. Seine braunen Augen, die einige Schattierungen dunkler als Marukas bernsteingelbe waren, weiteten sich. Einst hatte sich Eona in diese wundervoll dunklen Augen verliebt, die ihren Vater ein wenig aus der Masse der Mantroner heraus stechen ließ.
Der gespannte Bogen fiel ihm aus den kraftlosen Händen und er starrte die junge Frau an, als wäre sie ein Geist. Ein Krächzen drang ihm aus der Kehle, er hob die Hand in ihre Richtung, ließ sie aber zurück zucken, als ob er sich verbrannt hatte, noch bevor er sie berührt hatte.
„Manthala beschütze uns …“
, hauchte er, seine Unterlippe zitterte leicht.
Manthala? Wieso...?...
„Maruka?!“

Was ist mir ihm? Hilf mir! Nimm mich in deine Arme!
Maruka hob zitternd den Arm und streckte ihm nach seiner Hand aus. Ihre Stimme war kurz vor dem Versagen, genauso wie der Rest ihres Körpers. Ihre Muskeln zuckten unwillkürlich und sie hatte ihre Bewegungen kaum noch unter Kontrolle, aber ihr Vater war da! Er hatte sie gefunden! Nichts war mehr wichtig, als sein Gesicht. Alles andere blendete sich immer mehr aus, verlor an Bedeutung bis sie nur noch seine Augen sah.
„Dada,... hilf mir ...h erfriere...“
Unwillkürlich hatte sie seinen Kosenamen benutzt aus den Zeiten, da sie noch nicht richtig hatte sprechen können und den er für sie nie wirklich abgelegt hatte, so sehr er es versucht hatte es ihr auszutreiben.
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Re: Der Ruf der Freiheit

Beitrag von Gestalt » Sonntag 13. Dezember 2015, 16:00

Das letzte, was sie spürte, waren die schützenden Arme ihres Vaters. Sie hörte noch, wie aus weiter Ferne, seine Worte.
„Oh Maruka … was ist nur mit dir passiert?! Wir bekommen dich hier schon irgendwie raus!“
Es fühlte sich an, als hätte sie nur einen Moment die Augen geschlossen, aber im nächsten war ihr wieder warm. Sie lag in einem weichen Bett, umhüllt von weicher Wolle und Fellen. Es roch herrlich nach Tierfell, Kaminfeuer und Eintopf ... und ZUHAUSE.
Sie konnte es vor sich sehen, wenn sie die Augen schloss. Ihr kleines Haus, die heimelige Küche, die zugleich das Zentrum der kleinen Familie war. Ihre Mutter, wie sie manchmal einfach so durch den Raum tanzte und Maruka mit ihr. Ihr Vater, der ihr das Holz hacken bei brachte, oder wie sie gemeinsam das Dach ausgebessert hatten. Wie sie gemeinsam zu Tisch saßen, lachten, stritten, weinten. All die Dinge, die eine Familie teilt, all dass, was ein Zuhause ausmachte. Wann hatte sie das das letzte mal gehabt?
Sie lag in ihrem Zimmer, die Tür war einen Spaltbreit geöffnet und warmes Licht drang in das ansonsten dunkle Zimmer. Der Himmel, den sie durch ihr kleines Fenster sehen konnte, war bedeckt und weder Sternen noch Mondlicht erhellten die Nacht.
Das schlagen eines Kochlöffels auf einen Metallenen Topf drangen an ihr Ohr. Tausende von Erinnerungen strömten in diesem Moment auf sie ein. Ihre Moma, wie sie sie das erste mal darum bat, ihr beim Kochen zu helfen. Wie sie gemeinsam Zutaten zerkleinerten und alles in den Topf warfen. Wie aus so vielen kleinen Einzelteilen mit der Zeit etwas so schmackhaftes wie ihre Leibspeise wurde. Die Freude und das Lachen, während sie Scherzten und sie wusste, dass sie geliebt wurde und in Sicherheit war. Die Lobenden Worte ihre Dadas, der hungrig zugriff und sogar noch die Schüssel ausleckte, weil es ihm so gut geschmeckt hatte.
Und dann hörte sie eine weibliche Stimme, die sie seit ihrer ersten Momente im Leben begleitete.
„Ich kann es nicht fassen! Unsere kleine Maruka! Ich dachte, wir hätten sie verloren!!!“
Sie hörte ein leises Schluchzen und dann einen tröstenden Laut aus der Kehle ihres Vaters.
„Schhh … Eona, wie auch immer sie hier her kam, jetzt ist sie wieder bei uns!“
Auch die Stimme ihres Vaters klang aufgewühlt, so als hätte auch er geweint. Marukas Magen begann zu knurren. Als sie den Blick etwas weiter schweifen ließ, sah sie auf einem Stuhl fein säuberlich zusammen gelegt warme mantronische Kleidung.
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Re: Der Ruf der Freiheit

Beitrag von Maruka » Freitag 25. Dezember 2015, 18:10

Das letzte, was sie hörte waren die Worte:
„Oh Maruka … was ist nur mit dir passiert?! Wir bekommen dich hier schon irgendwie raus!“
Dann fühlte es sich an, als hätte sie nur einen Moment die Augen geschlossen. Sie fühlte weiche Wolle und Felle. Es roch herrlich nach Tierfell, Kaminfeuer und Eintopf ... und ZUHAUSE.
Oh liebes liebes Schicksal, wenn das sein Traum ist, lass mich noch nicht aufwachen!
Sie konnte es vor sich sehen, obwohl sie noch nicht mal die Augen geöffnet hatte. Ihr kleines Haus, die heimelige Küche, die zugleich das Zentrum der kleinen Familie war. Ihre Mutter, wie sie manchmal einfach so durch den Raum tanzte und Maruka mit ihr. Ihr Vater, der ihr das Holz hacken bei brachte, oder wie sie gemeinsam das Dach ausgebessert hatten. Jede knarrende Diele, jedes Knacken im Gebälk oder das Geräusch des Windes wenn er an den Wänden aus Fell zerrte. Wie sie gemeinsam zu Tisch saßen, lachten, stritten, weinten. All die Dinge, die eine Familie teilt, all dass, was ein Zuhause ausmachte. Wann hatte sie das das letzte mal gehabt? All das erschien so unendlich lange her zu sein.
Bin ich wirklich zu Hause? … oder … war alles andere ein Traum und ich bin nie fort gewesen?
Die Zweifel, die sie die letzten Monate am Leben gehalten hatten, ließen sich nicht so schnell ablegen. Vorsichtig öffnete sie die Augen. Sie lag in ihrem Zimmer, die Tür war einen Spaltbreit geöffnet und warmes Licht drang in das ansonsten dunkle Zimmer. Der Himmel, den sie durch ihr kleines Fenster sehen konnte, war bedeckt und weder Sternen noch Mondlicht erhellten die Nacht.
Das schlagen eines Kochlöffels auf einen metallenen Topf drangen an ihr Ohr. Tausende von Erinnerungen strömten in diesem Moment auf sie ein. Ihre Mutter, wie sie sie das erste mal darum bat, ihr beim Kochen zu helfen. Wie sie gemeinsam Zutaten zerkleinerten und alles in den Topf warfen. Damals war es ihr wie Magie vorgekommen, wie aus so vielen kleinen Einzelteilen mit der Zeit etwas so schmackhaftes wie ihre Leibspeise wurde. Die Freude und das Lachen, das Wissen, dass sie geliebt wurde und in Sicherheit war. Die lobenden Worte ihre Vaters, der hungrig zugriff und sogar noch die Schüssel ausleckte, weil es ihm so gut geschmeckt hatte.
Bitte lass es kein Traum sein!
Und dann hörte sie eine weibliche Stimme, die sie seit ihrer ersten Momente im Leben begleitete und schnürte ihr sofort die Kehle zu.
„Ich kann es nicht fassen! Unsere kleine Maruka! Ich dachte, wir hätten sie verloren!!!“
Sie hörte ein leises Schluchzen, einen tröstenden Laut aus der Kehle ihres Vaters und schon liefen die Tränen ungehindert ihre nackten Wangen hinunter.
„Schhh … Eona, wie auch immer sie hier her kam, jetzt ist sie wieder bei uns!“
Auch die Stimme ihres Vaters klang aufgewühlt, so als hätte auch er geweint.
Ich war also wirklich weg … Ich sollte sie nicht länger warten lassen. Wie ich sie vermisst habe … wie sehr ich sie liebe! …
Marukas Magen gab ein Knurren von sich, was dem köstlichen Geruch geschuldet war, der zu ihr hinein gezogen kam. Sie setzte sich auf die Bettkante und dass Gefühl ihre nackten Füße, eben jenen kleinen Spalt im Boden ertasteten, der schon seit ihrer Kindheit da war, war unglaublich. Als sie den Blick etwas weiter schweifen ließ, sah sie auf einem Stuhl fein säuberlich zusammen gelegt warme mantronische Kleidung. Eilig zog sie sich an und flocht die langen Haare zu einem groben Zopf zusammen. Am liebsten hätte sie ihr Aussehen überprüft, so nervös war sie, aber Spiegel waren teuer und nur ihre Mutter besaß einen kleinen, den sie in einem kleinen Schränkchen im elterlichen Schlafzimmer hütete. Noch einmal kontrollierte sie ihre Hände, das die Nägel auch sauber waren und ihr Unterbewusstsein war noch immer erstaunt darüber, dass sie keine Krallen mehr sah, mit denen sie bestimmt jetzt gern ihr Zeichen in den dicken Balken der Bettpfosten hinterlassen hätte. Was für merkwürdige Gedanken ...
Ich werde wohl eine Weile brauchen um das alles zu verarbeiten. Aber jetzt …
Maruka straffte die Schultern und atmete noch einmal tief durch. Ihre Hand legte sich an den Türrahmen und sie zögerte noch einen Moment. Ja, sie hatte Angst. Wovor? Sie war einst eine stolze und starke Mantronerin gewesen. Doch dann … Ihre Seele war zerbrochen und wieder zusammengefügt, ihr Körper verwandelt und ihr Geist gefoltert worden. Wer war sie? Was war nun aus ihr geworden? Würde ihre Mutter sie noch lieben, nach allem was geschehen war? Maruka begann zu zittern.
Was soll ich ihnen nur sagen, wenn sie mich fragen was geschehen ist? Soll ich ihnen sagen, dass ich entführt und gefoltert worden bin? Das würde Mama doch nur noch mehr Trauer bereiten. Und viel schlimmer … Wie soll ich ihnen erklären, dass ich einen Mann gefoltert habe, der mir ein Freund geworden ist? Ein Mann der dem dunklen Volk angehört und eigentlich schon irgendwie tot ist. Wie soll ich ihnen die Magie erklären, der ich begegnet bin, wo ich sie noch nicht mal selbst verstehe? Wie soll ich ihnen sagen, dass ich halb Mensch und halb ein schwarzes Raubtier war? Oh ihr Götter … wie soll ich ihnen das alles nur erklären? Das … das … mein Schicksal … mich hier her zu ihnen zurück gebracht …
Unwillkürlich hob sich Marukas Hand an die Stelle in ihrem Haar, dort hin wo die schwarze Feder sein sollte, schwebte kurz darüber ohne sie zu berühren und ließ sie dann aber wieder energisch sinken. Am Ende ballte sie sie sogar zur Faust.
Oh Ventha schenk mir deine Kraft, deinen Mut.
Noch einen tiefen Atemzug, ein schnelles Wischen mit dem Ärmel über ihre tränennasse Augen.
Reiß dich zusammen! Es gibt nichts was eine der Tapferen im Kreis ihrer Ahnen nicht vollbringen kann! … bin ich noch tapfer? SccchhHHT! Ich bin Maruka, ein Kind des Eises und stolze Mantronerin. Wir sind stark und treu! Liebe ist es die unser Volk eint, nicht Angst! Liebe! Nichts ist wichtiger und das ist es worauf es ankommt! Und genau das sollte ich ihnen sagen, oder? … Man sollte niemals die Möglichkeit verstreichen lassen, denjenigen die man liebt zu sagen, dass man sie liebt! Man weis nie wie viel Zeit einem noch bleibt oder wo einen sein Schicksal hin führt. Ich … Ich hab es ihnen viel zu selten gesagt und … anderen gar nicht. Ich werde nie wieder eine Chance verstreichen lassen die … Ich liebe sie und das werde ich ihnen jetzt sagen!
Dann drückte Maruka die Tür auf und trat in das Gemeinschaftszimmer des Langhauses ihrer Eltern. Obwohl ihre Stimmbänder noch angeschlagen waren und sicher zitterten, so war jedes Wort doch von tiefen Gefühl erfüllt.
„Mama? Dada? … ich … ich liebe euch!“
Mit großen geweiteten Augen stand sie vor Aufregung leicht zitternd da.
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Re: Der Ruf der Freiheit

Beitrag von Gestalt » Donnerstag 21. Januar 2016, 22:52

Oh liebes liebes Schicksal, wenn das sein Traum ist, lass mich noch nicht aufwachen!
So viele Gefühle, so viele Erinnerungen. So viele Zweifel, so viel Unsicherheit … und über all dem eine tiefe Sehnsucht nach dem, was sie verloren geglaubt hatte.
Bitte lass es keinen Traum sein!
Sie vieles blieb ungeklärt, so vieles unsicher. Gerade weil sich alles genauso anfühlte, wie sie sich erinnerte, hatte all das hier etwas irreales an sich. Doch wenn das hier ein Traum war, war er dann nicht um einiges besser, als alles Reale? Sie fasste all ihren Mut zusammen und trat aus ihrem Zimmer heraus in das Gedämpfte Licht der Kammer.
„Mama? Dada? … ich … ich liebe euch!“
Mit großen geweiteten Augen stand sie vor Aufregung leicht zitternd da.

Einen Moment lang standen sich Eltern und Kind mit tellergroßen Augen gegenüber. Marukas Augen brannten und trotz ihrer Bemühungen flossen die Tränen ungehindert ihre Wangen herunter. Die Sekunden zogen sich wie zähes Wachs, bis sich der Magen der jungen Frau vor Anspannung schmerzhaft zu verkrampfen drohte.
„Oh mein kleines Mädchen.“
Stieß ihre Mutter mit gepresster Stimme hervor und schlang ihre kräftigen Arme um sie. Ganz nah an ihrem Ohr hörte sie die vertraute Stimme, die heiser flüsterte.
„Ich liebe dich auch.“
Ihr Vater Schluchzte laut und ehe sich Maruka versah, war sie umgeben von der Wärme und Dunkelheit der Umarmung beider Elternteile. Sie wurde zwischen Beiden eingeklemmt, und in jedem anderen Moment, wäre es ihr unangenehm gewesen, aber sie brauchte jetzt das Gefühl, beide so nah bei sich zu spüren. Es machte sie realer.
„Wir haben dich so sehr Vermisst meine Maruka!“
„Endlich bist du wieder bei uns.“
„Ich liebe dich mein kleiner Schatz!“

Und ähnliche, tränen verzerrte Beteuerungen wurden ihr zugeflüstert, während ihrer aller Kleidung vom Wiedersehens-Schmerz durchnässt wurde. Sie schloss einen Moment die Augen und gab sich dem schmerzhaften Glück der Wiedervereinigung hin.

Die Dunkelheit um sie wurde plötzlich zu etwas bedrohlichem Schmerzhaften und als sie die Augen erschreckt wieder öffnete, war es, als würden sich zwei Bilder übereinander Legen. Das eine war die kräftige Schulter ihres Vaters, und der dahinter liegende Raum, dass andere eine Wüstenlandschaft im grellen Licht, nur verdeckt durch Schattenranken, die gegen eine dünne, fast transparente Barriere zu gelangen versuchten. Blitze zuckten über diese hinweg und trafen auf ihre Haut. Sengender Schmerz durchfuhr sie und sie schrie voller Pein laut auf, ihre Stimme klang rau und heiser.
„Hör auf verdammt! Du bringst sie um!“
Ein Dunkelelf rückte kurz in ihr Blickfeld ...

dann waren Schmerz und seltsames Doppelbild plötzlich verschwunden und sie befand sich wieder im Haus ihrer Eltern. Diese entfernten sich wieder etwas von Maruka, die nun wieder völlig Schmerzbefreit war, und gaben ihr wieder etwas Luft zum Atmen. Der Abstand war ihr willkommen, denn noch immer echote der Schmerz über ihre Haut, bis er plötzlich ganz abprubt abbrach und selbst die Erinnerung daran schnell verblasste. Ihr Vater Eirik wandt sich etwas beschämt zur Seite und wischte sich das Tränenasse Gesicht. Eona, ihre Mutter, schien sich ihrer Tränen keineswegs zu schämen. Ihr Gesicht wurde von einem überglücklichen Lächeln erhellt, während sie ihre Tochter musterte. Sie hielt noch immer einen Arm der jungen Frau, so als habe sie Angst, sie wieder zu verlieren. Sanft strich sie ihr über die feuchte Wange.
„Meine Maruka, ich bin so überglücklich dich wieder zu haben. Wir dachten schon, wir hätten dich für immer verloren! Wo warst du nur?“
Diese Frage traf nicht ganz so tief, wie sie es unter anderen Umständen getan hatte. Noch immer klebte das seltsame Erlebnis in ihren Gedanken wie Spinnweben. Doch es verblasste mit jeder Sekunde, in der sie sich nicht darauf konzentrierte. Gab sie ihm Zeit, so würde es wie ein Traum nach dem Aufwachen langsam verschwinden.
Und war dieser Moment nicht viel zu wichtig, um ihn mit Grübeleien zu verschwenden? Endlich hatte sie ihre Mama und ihren Dada wieder, endlich war sie wieder Zuhause! Diese düstere gemeine Vergangenheit hatte ihr Leben schon zu lange Dominiert. Und wer wusste schon … vielleicht hatte sie nur schlecht geträumt! Möglicherweise hatten ihre Eltern sie ja auf der Eisscholle im Meer gefunden und sie hatte all das nur in ihren Fieberträumen erlebt. Möglicherweise war es eine Warnung ihrer Göttin gewesen, nicht so leichtsinnig mit ihrem Leben um zu gehen. Wie hatte sie auch nur, um den Eisbären zu beobachten, so dumm sein können?! Hätte sie es doch nie getan.
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Re: Der Ruf der Freiheit

Beitrag von Maruka » Samstag 23. Januar 2016, 11:32

„Oh mein kleines Mädchen...“
Stieß ihre Mutter mit gepresster Stimme hervor und schlang ihre kräftigen Arme um sie. Maruka konnte kaum atmen, so nah war ihr Herz ihrer Kehle, so eng der Hals.
„... Ich liebe dich auch.“
Ihr Vater Schluchzte laut und ehe sich Maruka versah, war sie umgeben von der Wärme und Dunkelheit der Umarmung beider Elternteile. Sie wurde zwischen Beiden eingeklemmt, aber sie brauchte jetzt das Gefühl, beide so nah bei sich zu spüren. Es machte sie realer. Fast hätten ihre Beine vor lauter zitterndem Glück nachgegeben, aber selbst wenn – Sie würde sie niemals wieder los lassen!
„Wir haben dich so sehr vermisst, meine Maruka!“
„Endlich bist du wieder bei uns.“
„Ich liebe dich mein kleiner Schatz!“

Tränen verzerrte Beteuerungen wurden ihr zugeflüstert, während ihrer aller Kleidung vom Wiedersehens-Schmerz durchnässt wurde. Sie schloss einen Moment die Augen und gab sich dem schmerzhaften Glück der Wiedervereinigung hin. Alles war gut! Endlich war alles wieder gut und so wie es sein sollte!

Die Dunkelheit dieser vor Glück schmerzenden Umarmung, sie wurde plötzlich zu etwas bedrohlichem, noch mehr Schmerzhaften und als sie die Augen erschreckt wieder öffnete, war es, als würden sich zwei Bilder übereinander Legen. Das eine war die kräftige Schulter ihres Vaters, und der dahinter liegende Raum, dass andere eine Wüstenlandschaft im grellen Licht, nur verdeckt durch Schatten-ranken, die gegen eine dünne, fast transparente Barriere zu gelangen versuchten. Blitze zuckten über diese hinweg und trafen auf ihre Haut. Sengender Schmerz durchfuhr sie und sie schrie voller Pein laut auf, ihre Stimme klang rau und heiser.
„Hör auf verdammt! Du bringst sie um!“

Ein Dunkelelf rückte kurz in ihr Blickfeld ...
WAS? NEIN! ICH WILL DAS NICHT!
Dann waren Schmerz und seltsames Doppelbild plötzlich verschwunden und sie befand sich wieder im Haus ihrer Eltern. Diese entfernten sich wieder etwas von Maruka und gaben ihr wieder etwas Luft zum Atmen. Der Abstand war ihr willkommen, denn noch immer echote der Schmerz über ihre Haut, bis er plötzlich ganz abrupt abbrach und selbst die Erinnerung daran schnell verblasste. Ihr Vater Eirik wandte sich etwas beschämt zur Seite und wischte sich das Tränenasse Gesicht.
Ich bin doch zu Hause?
Eona, ihre Mutter, schien sich ihrer Tränen keineswegs zu schämen. Ihr Gesicht wurde von einem überglücklichen Lächeln erhellt, während sie ihre Tochter musterte. Sie hielt noch immer einen Arm der jungen Frau, so als habe sie Angst, sie wieder zu verlieren. Sanft strich sie ihr über die feuchte Wange.
„Meine Maruka, ich bin so überglücklich dich wieder zu haben. Wir dachten schon, wir hätten dich für immer verloren! Wo warst du nur?“
Diese Frage traf nicht ganz so tief, wie sie es unter anderen Umständen getan hatte. Noch immer klebte das seltsame Erlebnis in ihren Gedanken wie Spinnweben. Doch es verblasste mit jeder Sekunde, in der sie sich nicht darauf konzentrierte. Gab sie ihm Zeit, so würde es wie ein Traum nach dem Aufwachen langsam verschwinden und das musste es!
Ich bin zu Hause!
Die düstere gemeine Vergangenheit hatte ihr Leben schon zu lange dominiert.
Vielleicht habe ich das alles nur schlecht geträumt? Ja, das wäre doch möglich! Möglicherweise haben sie mich ja auf der Eisscholle im Meer gefunden und hatte ...Fieber... Ja, ich habe das alles nur in ihren Fieberträumen erlebt. Ich bin Zuhause und niemals eine Katze gewesen! Genau! Möglicherweise war es eine Warnung von Ventha, dass ich nicht so leichtsinnig mit meinem Leben umgehen soll! Vielleicht bin ich durch Träume gewandert, wie manche der Alten. Wie hatte ich auch nur, um den Eisbären zu beobachten, so dumm sein können?! Ich hätte sterben können! Ich … Schluss damit!
„Jetzt bin ich zu Hause, Mama. Nur das ist wichtig! Ich geh auch nie wieder so weit allein, das verspreche ich! Es tut mir leid, dass ich euch Sorgen bereitet habe! Ich … das Eis muss mich überrascht haben und dann … Ich habe geträumt! Ganz viele … furchtbare Sachen. Ich … ich glaub, ich bin noch etwas verwirrt. Ich fühle mich wie ein ...Schatten, ein Traumschatten meiner selbst...Entschuldigt ich spreceh wirres Zeug! Ich würde das später gern mit Elin Meersegen besprechen, ob das ein Zeichen Venthas war und was ich nun tun soll. Aber jetzt bin ich hier! Es fühlt sich an, als wäre ich Monate weg gewesen … Wie lange...? Viel wichtiger ist, wie geht es euch?“
Maruka klang vielleicht wirklich noch etwas verwirrt und streichelte die Hand ihrer Mutter, nur um sich zu überzeugen, dass sie wirklich noch da war.
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Re: Der Ruf der Freiheit

Beitrag von Gestalt » Sonntag 20. März 2016, 22:34

Traumschatten … ein unangenehmes Gefühl machte sich in Marukas Bauch breit. Eine Befürchtung, die nur allzu schnell wachsen würde, wenn sie ihr genug Futter zum Wachsen gäbe.
Eonas Hand war weich und warm, ganz so, wie sich Maruka erinnerte. Die Berührung war Balsam auf ihrer Seele und legte sich wie eine Weiche dämpfende Decke um sie. Ihre Mutter ergriff ihre Hand und drückte sie mit ihren von der Arbeit kräftigen Fingern.
„Jetzt bist du hier! Und dieses Gefühl … Liebes, ein bisschen Sonne und Schnee werden dich schon heilen, ehe du dich versiehst, ist alles wieder gut! Und nun ja, du kennst uns doch, meine Kleine. Deinen alten Eltern geht es gut, siehst du nicht, wir sind fit wie eh und jeh! Nur ein paar Falten mehr.“
Sie lächelte traurig. Marukas Instinkte als Tochter sagten ihr, dass Eona sich zurück hielt, um ihretwillen.
„Auch wenn die sieben ein halb Monate ohne dich hart waren.“
Marukas Vater legte der älteren Frau tröstend die Hand auf die Schulter.
„Aber sonst, sonst ist alles … „
Sie zögerte und warf Eirik einen besorgten Blick zu.
„ … es ist gut. Sicher wird Elin Meeressegen gern mit dir Sprechen. Gleich morgen werde ich dich zu ihr bringen … oder vielleicht ist es besser, wenn ich sie her bitte. Du solltest dir jetzt noch nicht zu viel zu muten!“
Etwas kam der jungen Frau seltsam vor. Ihre Mutter hatte nicht gelogen, aber da war etwas, dass sie ihr nicht sagen wollte.
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Re: Der Ruf der Freiheit

Beitrag von Maruka » Dienstag 22. März 2016, 21:01

„Jetzt bist du hier! Und dieses Gefühl … Liebes, ein bisschen Sonne und Schnee werden dich schon heilen, ehe du dich versiehst, ist alles wieder gut! Und nun ja, du kennst uns doch, meine Kleine. Deinen alten Eltern geht es gut, siehst du nicht, wir sind fit wie eh und jeh! Nur ein paar Falten mehr.“
Sie lächelte traurig. Marukas Instinkte als Tochter sagten ihr, dass Eona sich zurück hielt, um ihretwillen.
„Auch wenn die sieben ein halb Monate ohne dich hart waren.“
So lange war ich weg? Oh Ventha, ich habe euch viel zu lange allein gelassen! Sieben … so lange … Wenn ich sieben Monate weg war, dann … dann kann es doch kein Fieber gewesen sein... oder?
Eine erneute Welle der Unsicherheit machte sich in ihrem Herzen breit. Marukas Vater legte ihrer Mutter tröstend die Hand auf die Schulter.
„Aber sonst, sonst ist alles … „
Sie zögerte und warf Eirik einen besorgten Blick zu. Marukas Augen folgten seinen.
Was ist?
„ … es ist gut. Sicher wird Elin Meeressegen gern mit dir sprechen. Gleich morgen werde ich dich zu ihr bringen … oder vielleicht ist es besser, wenn ich sie her bitte. Du solltest dir jetzt noch nicht zu viel zu muten!“
Seltsam ...
Ihre Mutter hatte nicht gelogen, aber da war etwas, dass sie ihr nicht sagen wollte und das fühlte Maruka überdeutlich. Nach allem was sie erlebt … oder vielleicht auch nicht erlebt hatte, wollte die junge Mantronerin nie wieder auch nur eine Minute vergeuden, wenn es um das ging was ihr am Herzen lag. Sie hatte so viele Chancen verpasst, so viele Abende im Kreis der Familie, so viel Liebe.
„Das kann warten, ihr habt Recht. Elin hat mit ihrem Mann und den Kindern sicher genug um die Ohren. Moment... sagtest du sieben Monate? Dann müsste sie jetzt hoch schwanger sein, oder? Thure hatte doch damit geprahlt, dass er...“
Sie unterbrach sich selbst. Es gab sicher einige Neuigkeiten zu berichten und die Schwangerschaft der hohen Venthapristerin von Mantron gehörten dazu, aber eigentlich wollte sie etwas anderes wissen. Sie straffte die Schultern und stellte sich diesem unguten Gefühl. Schließlich wurden Mantroner nicht umsonst „die Tapferen“ genannt.
„Was verschweigt ihr mir? Ich merke doch, dass ihr mich schonen wollt, aber mir geht es gut. Ich bin Zuhause! Dieses Glück kann doch durch nichts ernsthaft getrübt werden, oder? Bitte sagt mir, was ist geschehen? Ich kann es ertragen.“
War ich schon immer so mutig? Will ich es wirklich wissen? Als ich noch Fell hatte war ich ängstlicher, nein, vorsichtiger!... Quatsch! Schluss! Das ist Unfug und nur ein Traum gewesen! Ich habe mich verlaufen, oder mir den Kopf gestoßen, JA! Deshalb kann ich mich auch an nichts erinnern. Das erklärt auch die sieben Monate... - ...wenigstens ein bisschen. Ich muss mich einfach der Realität stellen.
Nur welche Realität war die richtige? Das ungute Gefühl in der Magengrube hatte sich hartnäckig festgesetzt, wie ein kleines Geschwür, das stetig vor sich hin blutete und einem den Appetit am Leben verdarb.
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Re: Der Ruf der Freiheit

Beitrag von Gestalt » Freitag 1. April 2016, 20:17

„Das kann warten, ihr habt Recht. Elin hat mit ihrem Mann und den Kindern sicher genug um die Ohren. Moment... sagtest du sieben Monate? Dann müsste sie jetzt hoch schwanger sein, oder? Thure hatte doch damit geprahlt, dass er...“
Ihre Mutter Schmunzelte, vermutlich weil sie gerade an besagte Ventha Priesterin dachte. Sie nutzte Marukas inne halten und Antwortete.
„Sie ist Rund wie eine Kugel. Aber ich bin mir sicher, dass …“
Eona stockte als Maruka sich straffte und ihre Ahnung äußerte:
„Was verschweigt ihr mir? Ich merke doch, dass ihr mich schonen wollt, aber mir geht es gut. Ich bin Zuhause! Dieses Glück kann doch durch nichts ernsthaft getrübt werden, oder? Bitte sagt mir, was ist geschehen? Ich kann es ertragen.“
Vater wie auch Mutter sahen einander voller Sorge an und ihr Vater rang mit den Händen.
War ich schon immer so mutig? Will ich es wirklich wissen? Als ich noch Fell hatte war ich ängstlicher, nein, vorsichtiger!... Quatsch! Schluss! Das ist Unfug und nur ein Traum gewesen! Ich habe mich verlaufen, oder mir den Kopf gestoßen, JA! Deshalb kann ich mich auch an nichts erinnern. Das erklärt auch die sieben Monate... - ...wenigstens ein bisschen. Ich muss mich einfach der Realität stellen.
Nur welche Realität war die richtige? Das ungute Gefühl in der Magengrube hatte sich hartnäckig festgesetzt, wie ein kleines Geschwür, das stetig vor sich hin blutete und einem den Appetit am Leben verdarb.

Der Gedanke setzte sich nicht nur fest, er begann sich zu verzweigen und zu wachsen und zerfraß langsam den warmen Mantel aus Liebe und Geborgenheit um Maruka herum. Aber wollte sie wirklich auf die Tote Ebene zurück? Wieder ein Schatten ihrer selbst sein?
Diese Maruka hier war Mutig! Folter und Erniedrigung verblassten hier langsam zu nebligen Schatten. Gab sie sich nur genug Zeit würde sie es vielleicht völlig vergessen. Dann wäre sie wieder heile!
Die Eltern blickten ihrer Tochter forschend ins Gesicht. Entschlossenheit sprach aus ihren Zügen und ihr Vater knickte schließlich unter Marukas Blick ein.
„Es ist … Kind, bitte glaub nicht, dass es deine Schuld ist. Baltos … er…“
Er seufzte tief und Eona ergriff die Schulter ihrer Tochter, als wollte sie sie Schützen.
„Der Junge wollte sich auf machen und dich Suchen. Ich befürchte,“
Eirik stockte.
„Ich befürchte, er hatte sich überschätzt ... einer der Händler fand ihn schließlich.“
Er senkte voller Traurigkeit das Haupt.
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Re: Der Ruf der Freiheit

Beitrag von Maruka » Samstag 2. April 2016, 21:29

Diese Maruka hier war mutig! Folter und Erniedrigung verblassten hier langsam zu nebligen Schatten. Gab sie sich nur genug Zeit würde sie es vielleicht völlig vergessen. Dann wäre sie wieder heil! Die Eltern blickten ihrer Tochter forschend ins Gesicht. Entschlossenheit sprach aus ihren Zügen und ihr Vater knickte schließlich unter Marukas Blick ein.
„Es ist … Kind, bitte glaub nicht, dass es deine Schuld ist. Baltos … er…“
Er seufzte tief und Eona ergriff die Schulter ihrer Tochter, als wollte sie sie schützen.
„Der Junge wollte sich auf machen und dich zu suchen. Ich befürchte,...“
Eirik stockte.
„Ich befürchte, er hatte sich überschätzt ... einer der Händler fand ihn schließlich.“
Er senkte voller Traurigkeit das Haupt.

*Knack*

Riesengroße geweitete Pupillen starrten in die gequälten Augen ihrer Mutter und die Worte ihres Vaters rauschten in ihren Ohren. Was war das für ein seltsames Geräusch gewesen? Es hatte sich angehört, als würde Eis oder Glas brechen. Marukas Mund öffnete sich und schloss sich, ohne auch nur einen Ton von sich zu geben. Ihr Vater hatte das Haupt gesenkt und sie suchte verzweifelt nach dem Sinn. Ihr Kopf zuckte, ihre Augen blinzelten, als könnten sie die schreckliche Sekunde dadurch rückgängig machen, in der etwas in ihr gebrochen war. Was war das für ein gläsernes Ding in ihrer Brust?
Ich befürchte, er hatte sich überschätzt ... einer der Händler fand ihn schließlich.
Blinzeln – atmen – blinzeln.
Ich befürchte, er hatte sich überschätzt ... einer der Händler fand ihn schließlich.
Blinzeln – atmen – blinzeln.
... sich überschätzt ... einer der Händler fand ihn schließlich...
Atmen! Atmen! Atmen! Nicht aufhören!
Nicht der Satz war es, nicht die Worte, die Eirik ausgesprochen hatte, es waren die Worte die niemand sagte, die sich durch Marukas Gehirnwindungen fraßen wie fette Maden durch verdorbenes Fleisch. Etwas hatte sie vergiftet und jetzt geronnen ihre Gedanken wie sterbendes Blut. Sie wagte es nicht zu denken, denn wenn sie Baltos Tod auch nur in Betracht zog würde es wahr werden. Sie musste einfach nur weiter atmen, nichts weiter. Ihre Jugendliebe war nicht...
Atmen!
Ein brennender Schmerz in ihrer Lunge verlangte nach Sauerstoff und zischend übernahm ihr Körper ihren Willen und sog die so notwendig gebrauchte Luft ein. Alles begann sich zu drehen. Maruka kam noch nicht einmal der Gedanke, dass ihr Vater sie belügen könnte, so sehr ein Teil von ihr es auch wünschen würde. Aber konnte ihr Herz es ertragen? Warum tat es so weh? Warum riss der Schmerz bei jedem Schlag über die scharfe Bruch-kannte. Das was da einmal so warm und liebevoll für ihn in ihr gewummert hatte fühlte sich kalt wie Glas an und genauso scharfkantig. Wie sollte sie das aushalten?
...nicht meine Schuld ist … Er wollte sich aufmachen um mich zu suchen … er hat sich überschätzt... einer der Händler fand ihn schließlich … Ist er? … Ist er? …
Ihr Kopf bewegte sich. Sie nahm es nicht war. Sie stand nur still da und schüttelte langsam und nicht ganz gleichmäßig den Kopf. Irgendwie gehorchte ihr ihr Körper nicht so ganz.
Ich muss es wissen …
Sie öffnete noch einmal den Mund und heraus kam ein kleines kratzendes Geräusch. Sie schluckte noch einmal.
Atmen! ...und tapfer sein! Du bist ein Kind des Eises! Du schaffst das!
„Was … was ist mit ihm passiert?“
Es war raus! Was wenn sich ihre schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten? Was wenn Baltos...? Konnte...nein, dufte das wahr sein? Wäre es nicht besser in einem anderen Albtraum aufzuwachen in dem er noch am Leben wäre? War Maruka so selbstsüchtig, dass sie ihren Eltern noch einmal die Tochter nehmen würde nur um den Schmerz des Verlustes nicht ertragen zu müssen? War nicht jedes lebendige, liebende Wesen so selbstsüchtig? Sie liebte ihre Eltern über alles, aber das Band, dass sie an Baltos knüpfte war von einer anderen Art gewesen. Von ihm hatte sie sich … „mehr“ gewünscht.
Ich glaube es erst, wenn ich es sehe!
„Ich will zu ihm!“
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Re: Der Ruf der Freiheit

Beitrag von Gestalt » Sonntag 10. April 2016, 16:37

Eona drückte Maruka an sich und der Trost der Berührung holte sie zurück von dem Alptraum der Wüste … zurück in die nicht mehr ganz so ungetrübte Wärme und Geborgenheit ihrer Heimat.
Ich glaube es erst, wenn ich es sehe!
„Ich will zu ihm!“
Ihre Eltern wechselten einen vielsagenden Blick, wie es nur lang miteinander vertraute Menschen tun konnten. Fast fühlte es sich an, als würde ein Stiller Streit ausbrechen. Tränen stiegen in Eonas Augen auf.
„Sie muss es sehen, Eirik!“
Ihr Vater seufzte tief und schien um einige Jahre zu altern.
„Komm mit, meine Kleine. Ich zeig ihn dir und erzähle dir, was ich weiß.“
Noch immer etwas betäubt von dem Schock ließ sie sich von ihrer Mutter in warme Kleidung hüllen und von ihrem Vater durch das Wolkenbedeckte Zwielicht der Nacht führen. Eine Laterne erleuchtete ihnen den Weg durch das stille Dorf.
Hoffnung keimte in ihr auf … wenn er nun doch nicht tot war?
Eirik schwieg für eine Weile, doch dann begann er, ihre Frage zu beantworten.
„Etwa fünf Tagesreisen von hier ist es passiert. Es müssen Räuber gewesen sein … er hat vier von ihnen mit in den Tod genommen. Er war mit Pfeilen gespickt und tiefe Schwertwunden zeugten von seinem Mut und seine Kraft … aber es waren zu viele … er hätte fliehen sollen … aber du weißt, wie er war. Rückzug und Feigheit sind keine Option für ihn.“
Währenddessen verließen sie die Stadt und steuerten auf einen dunklen Umriss, der sich vor dem mit Wolken verhangenen Himmel deutlich abzeichnete. Es war eine gute Stunde weg vom Haus ihrer Eltern, ein qualvoller Marsch, der es der jungen Mantronerin mit jedem Schritt erschwerte, der Wahrheit ins Gesicht zu Blicken. Zumindest der Wahrheit aus Eiriks Mund.
Sie gingen auf die Ahnentafeln der Tapferen zu.
Der Schock, dass ihr Name im Moment dort keinen Platz finden würde, gesellte sich zu dem Schmerz, den Baltos Verlust in ihr ausgelöst hatte.
Immer wieder blickte Eirik dabei seiner Tochter forschend ins Gesicht. Angst und Sorge furchten seine Stirn und er ging stets nah an ihrer Seite.
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Re: Der Ruf der Freiheit

Beitrag von Maruka » Montag 11. April 2016, 12:42

„Sie muss es sehen, Eirik!“
Ihr Vater seufzte tief und schien um einige Jahre zu altern. Sie bereitete ihren Eltern Schmerzen mit ihren Fragen, doch sie musste es einfach wissen!
„Komm mit, meine Kleine. Ich zeig ihn dir und erzähle dir, was ich weiß.“
Noch immer etwas betäubt von dem Schock ließ Maruka sich von ihrer Mutter in warme Kleidung hüllen und von ihrem Vater durch das wolkenbedeckte Zwielicht der Nacht führen. Eine Laterne erleuchtete ihnen den Weg durch das stille Dorf. Es war gut, dass ihnen niemand begegnete. Maruka hätte jetzt keine Nerven für freundliche Gespräche gehabt. Jeder der sie sehen würde, würde sich sofort Sorgen um sie machen. Ihre Augen waren leer und gleichzeitig voller Angst.
Durfte Hoffnung in ihr aufkeimen … wenn er nun doch nicht tot war?
Eirik schwieg für eine Weile, doch dann begann er, ihre Frage zu beantworten, während sie weiter gingen.
„Etwa fünf Tagesreisen von hier ist es passiert. Es müssen Räuber gewesen sein … er hat vier von ihnen mit in den Tod genommen. Er war mit Pfeilen gespickt und tiefe Schwertwunden zeugten von seinem Mut und seine Kraft … aber es waren zu viele … er hätte fliehen sollen … aber du weißt, wie er war. Rückzug und Feigheit sind keine Option für ihn.“
Ja, das klang nach Baltos.
Währenddessen verließen sie die Stadt und steuerten auf einen dunklen Umriss, der sich vor dem mit Wolken verhangenen Himmel deutlich abzeichnete. Es war eine gute Stunde weg vom Haus ihrer Eltern, ein qualvoller Marsch, der es der jungen Mantronerin mit jedem Schritt erschwerte, der Wahrheit ins Gesicht zu blicken. Zumindest der Wahrheit aus Eiriks Mund.
Sie gingen auf die Ahnentafeln der Tapferen zu.
Der Schock, dass ihr Name im Moment dort keinen Platz finden würde, gesellte sich zu dem Schmerz, den Baltos Verlust in ihr ausgelöst hatte. Sie selbst war noch nicht einmal offiziell in die Gemeinschaft der Tapfere aufgenommen worden. Wenn sie jetzt stürbe, wäre ihre Existenz nichts weiter als eine flüchtige Erinnerung ohne jeden Sinn. Niemand der nur einen Namen hatte, wurde hier verewigt. Mantroner mussten sich ihren Namen verdienen und erst dann würden sie im Tod zu den Ahnen gelangen. Deshalb war es um so schlimmer, wenn Kinder starben. Die Namensgebung war ein wichtiges Ritual unter den Tapferen. Und Maruka war vor ihrer Namensgebung verschleppt...n, nein ...sie war verschwunden. Immer wieder blickte Eirik seiner Tochter forschend ins Gesicht. Angst und Sorge furchten seine Stirn und er ging stets nah an ihrer Seite. Jeder Schritt der sie näher zu den Ahnensteinen brachte, ließ ihre Beine schwerer werden. Sie verließen die Schatten der Baumkronen und traten ins Sternenlicht. Der Hügel unter dem die Ahnen ihre letzte Ruhe fanden, wo gefallene Krieger und Legenden lagen, er hob sich mit sanftem Schwung über die Landschaft vor ihnen. Die Steine hoben sich dunkel vor den in der Nacht bläulich schimmernden Eiseichenwäldern ab. Maruka war schon einige Male hier gewesen, doch dieses Mal, dieses Mal sollte sie einen Gefallenen besuchen, den sie nicht gehen lassen wollte.
Ihre Hände zitterten in den Ärmel. Sie hatte sie ineinander gesteckt um sich selbst ein wenig Halt zu geben. Jetzt da sie den Hang hinauf steigen sollte, drohten ihr ihre Beine den Dienst zu versagen.
Was mach ich hier?! Ich sollte weg laufen! Ja, lauf weg! Solange du seinen Namen hier nicht ließt, solange ist er auch nicht tot! Lauf! ... Lauf ... lauf ...
Allein die Nähe ihres Vaters hielt sie aufrecht. Sie lieh sich seine Stärke um den Hang hinauf zu gehen. Warum litt sie so unter diesem drohenden Verlust? Warum tat es so weh? Es waren die verpassten Chancen, die an ihr nagten, sie aussaugten, ihr die Kraft raubten. Jeder Schritt erinnerte sie an eine kleine Begebenheit ihrer Vergangenheit, die sie jetzt so gerne wiederholt hätte und in der sie so gerne anders gehandelt hätte!
Sie dachte an den Abend, als sie ihn da erste Mal gesehen hatte.
Eine Freundin hatte Geburtstag gefeiert und die Jugend hatte sich ein Stück abseits in den Schneewehen an einem Lagerfeuer getroffen. Sie hatte sich mit ihr unterhalten, als er groß und stattlich neben seinem Freund die Runde betreten hatte. Er war das erste Mal dabei gewesen und viele Mädchen waren von seinem Äußeren begeistert gewesen. Strahlend blaue Augen, ein fast schüchterner Blick ... Er hatte sich mit kaum einem der anderen Mädchen unterhalten, eigentlich nur mit seinem Freund. Er war sehr zurückhaltend gewesen. Manche fanden es doof, Maruka fand es faszinierend. Sie hatte mit ihrer Freundin über ihn getuschelt und versucht Augenkontakt zu kriegen, sie hatte gelacht, getanzt, versucht auf sich aufmerksam zu machen, aber er hatte nicht reagiert. Sie war doch hübsch, sie war freundlich gewesen. Warum reagierte er nicht. Sie traute sich aber auch nicht zu fragen.
Die nächsten Male, wenn sie ihn gesehen hatte, sprachen sie kaum zwei Worte miteinander. Er sprach eigentlich mit niemandem mehr als zwei Worte, aber langsam nahm sie es persönlich. Sie mochte ihn, aber er schien sie nicht zu mögen. Die anderen Mädchen lachten sogar manchmal über ihn und neckten seine manchmal etwas stumpfe Art. Sie nahm ihn in Schutz.
Dann kam der Tag wo sie sie ihren ganzen Mut zusammen fassten wollte. Sie hatte sich hübsch gemacht, die Haare glänzten vom vielen Bürsten, das Kleid, das sie unter ihrem Fellmantel trug war ihr bestes. Sie hatte für ihn gebacken und wollte es ihm vorbei bringen. Er war nicht in seinem Elternhaus, aber trainierte dahinter und einen Moment lang beobachtete sie ihn, wie er ohne Hemd Baumstämme durch die Gegend zog. Das Spiel seiner Muskeln war beeindruckend und das erste Mal in ihrem Leben wünschte sie sich von diesen Armen umschlungen zu werden. Jetzt oder nie!
Sie ging zu ihm. Er sah sie an. Sie streckte ihm lächelnd den Korb mit den Leckereien entgegen und er bedankte sich. Sie fragte ihn, ob sie ihm gefalle...
...kleine, dicke Robbe...
Das hatte er geantwortet. Maruka war weg gelaufen. Sie hatte geweint. Er fand sie dick und hatte sie verletzt. Die nächsten Wochen waren schwierig. Sie ging ihm aus dem Weg wo sie nur konnte, aber immer ging es nicht. Sie bat ihren Vater sie mit auf die Jagd zu nehmen, änderte ihr Leben und aß weniger, trainierte mehr. Was dachte er sich?! Die Schwärmerei wandelte sich ein wenig und sie wollte ihm beweisen, dass sie mindestens genauso gut war wie er! Wenigstens im Jagen könnte sie besser werden und das wollte sie erreichen. Aus dem weichen Mädchen wurde eine junge harte Frau. Dann wurde... dann verschwand sie... ohne ihm je gesagt zu haben, wie sehr sie ihn mochte.
Dicke Tränen kullerten über ihre Wangen, ohne dass sie es bemerkte.
Es waren die verpassten Chancen, die am meisten schmerzten.
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Re: Der Ruf der Freiheit

Beitrag von Gestalt » Montag 25. April 2016, 22:39

Jeder zögernde unsichere Schritt hatte sie näher zur Tafel gebracht, während ihre Gedanken einen Schritt zurück in die Vergangenheit machten. Zu dem Zeitpunkt an dem ihr Herz sich das erste Mal für einen anderen Menschen als ihre Familie geöffnet hatte … und eine erste Kerbe davon getragen hatte.
Oft hatten die Skalden am Lagerfeuer von der Bedeutung der ersten Liebe Gesungen, von Heldentaten und tragischen Liebesgeschichten. (In mantronischer Manier gewürzt mit Epischen Schlachten, toten Bestien und der rauen See) Ein Teil Marukas hatte gewusst, dass sie übertrieben, und dass nicht alles, von dem, was sie sangen, wahr war. Aber Baltos war nicht nur ihre erste Liebe gewesen … oder hätte es werden können … im Moment schien es ihr auch, als wäre er ihre letzte.
Das Licht war diffus und viele der Namen im Stein hoben sich nur als verschwommene Schatten ab, die durch den Schleier der Tränen über ihren Augen verborgen wurden. Ein blitzen erregte ihre Aufmerksamkeit. Die scharfe Kante eines frisch gemeißelten Namens hatte das Licht der Laterne, die ihr Vater trug, reflektiert.
‚Baltos Eisbären-Schlächter‘
Stand dort geschrieben. Taub, sie fühlte sich taub. Ihre Finger fuhren die präzisen eiskalten Formen nach. Da stand er, sein Tod eingemeißelt in Stein. Ein Klagender Laut zerriss die Stille, die von Nacht und Schnee geschaffen wurden.
„Oh meine Kleine es tut mir so leid!“
Hörte sie ihren Vater wie aus weiter Ferne sagen. Seine Arme wollten sich Schützend um sie legen, aber sie entglitt ihm … entglitt der Welt. Oder entglitt die Welt ihr? Ihre Knie sagten ihr, dass sie in den Schnee gesunken sein musste, dass die Kälte langsam ihren Beine hinauf kroch. Und trotzdem war ihr warm. Und da war wieder dieser Schmerz von statischen Aufladungen, die ihr über das Fell krochen. Fell? Aber sie hatte doch gar kein …
„Schh … alles ist gut. Dein Herz wird Heilen, meine Liebste. In Gedanken bin ich immer bei dir, und bald werde ich dir noch näher sein. Was ist schon ein unerfahrener Junge gegen mich?“
Starke Arme umschlossen sie, verbannten die Verwirrung und den Schmerz und hüllten sie ein wie eine Wolldecke, dämpften alles um sie herum auf seltsame Weise. Nur der Atem an ihrem Ohr schien real. Schicksal. Wurde es ihr klar. Ihr Schicksal war ihr so nah, dass sie seinen Atem spürte. Seine Arme waren stark und muskulös, seine breite Brust, die sich an ihren Rücken schmiegte warm und stählern. Sein Griff um sie fest aber nicht unangenehm. Grau umhüllte sie, als schwebte sie in einer Nebelbank. Um sie herum begann sich die Nacht Mantrons langsam wieder zu bilden. Aber noch war er da, realer denn nie. Sein Haar kitzelte ihre Wange, bewegt durch einen unsichtbaren Windstoß.
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Re: Der Ruf der Freiheit

Beitrag von Maruka » Mittwoch 27. April 2016, 19:55

Baltos war nicht nur ihre erste Liebe gewesen, oder hätte es werden können, im Moment schien es ihr auch, als wäre er ihre letzte. Alles war so - endlich! - so hoffnungslos.
‚Baltos Eisbären-Schlächter‘
, stand dort geschrieben. Taub, sie fühlte sich taub. Ihre Finger fuhren die präzisen eiskalten Formen nach. Da stand er, sein Tod eingemeißelt in Stein. Ein klagender Laut zerriss die Stille, die von Nacht und Schnee geschaffen wurden. Maruka merkte gar nicht, dass sie geschrienen hatte. Die Umwelt drohte um sie herum zusammen zu brechen.
„Oh meine Kleine es tut mir so leid!“
, hörte sie ihren Vater wie aus weiter Ferne sagen. Das war nicht richtig! Baltos Tod war nicht richtig, nicht mal der Name auf dem Stein wirkte richtig. Das alles fühlte sich so unsagbar falsch an, dass es ihr körperliche Schmerzen bereitete. Arme wollten sich schützend um sie legen, aber sie entglitt der Welt. Oder entglitt die Welt ihr? Ihre Knie sagten ihr, dass sie in den Schnee gesunken sein musste und trotzdem war ihr warm. Sie fühlte nichts und doch war da dieser Schmerz... Schmerz, der sich fast tröstlich real anfühlte in dieser furchtbar falschen Welt! ... von statischen Aufladungen, die ihr über das Fell krochen. Fell? Aber sie hatte doch gar kein …
„Schh … alles ist gut. …“
Trost, es war Trost, die in diesen leisen Worten lag, die ihr Unterbewusstsein erreichten. Trost war ein Gefühl, in das man sich fallen lassen konnte, in dem man versinken konnte, wie in Selbstmitleid.
„...Dein Herz wird Heilen, meine Liebste. In Gedanken bin ich immer bei dir, …“
Es fühlte sich so gut an. Die Stimme war irgendwie verzerrt, aber es musste ja ihr Vater sein, oder? Er war ja bei ihr gewesen. Sie durfte sich fallen lassen und trauern. Er war ja da und hielt sie.
„... und bald werde ich dir noch näher sein...“
Was war das für ein sehnsuchtsvolles Gefühl das sich da in den Sturm in ihrem Innern mischte? Etwas stimmte nicht mit dieser Welt. Etwas stimmte nicht mit ihr, aber unter dem Schmerz konnte und wollte sie es nicht gleich erkennen, doch es war da.
„...Was ist schon ein unerfahrener Junge gegen mich?“
Es verwirrte sie. Das war nicht die Stimme ihres Vaters und warum sprach sie so von Baltos?!
Baltos ist doch ein erfahrener Jäger, ein gestandener Mann, der eine Familie ernähren könnte... und es jetzt ...nie mehr kann... nie mehr wird...
Selbst jetzt verteidigte sie ihn noch, verteidigte seine Ehre. Ihr Herz hüpfte leicht vor Schmerz, Trauer, Verwirrung und etwas anderem, dass sich in ihrem Unterbewusstsein regte. Starke Arme umschlossen sie tröstend, verbannten die Verwirrung und den Schmerz und an Baltos. Sie hüllten sie ein wie eine Wolldecke, dämpften alles um sie herum auf seltsame Weise. So wurde es leichter, den Schmerz zu ertragen. Maruka fühlte sich an den Tag erinnert, als der Wüstenwind vor der dunklen Stadt zu ihr gesprochen hatte... in einem andern Leben... Alles war so unwirklich...oder? Nur der Atem an ihrem Ohr schien real. Er war warm wie Wüstenwind … er war …
Mein Schicksal.
Es wurde ihr klar. Ihr Schicksal war ihr so nah, dass sie seinen Atem an ihrer Wange spürte. Da war diese unglaublich empfindsame Stelle kurz unter ihrem Ohr... unwillkürlich neigte sie den Hals leicht in seine Richtung, drehte den Kopf und bot so ihre Kehle dar.
Wenn ich jetzt los lassen könnte...
Es war ein verlockender Gedanke. Ihre Seele sehnte sich nach Stille. Sie erzitterte unter dem warmen Hauch. Sie konnte ihn spüren, so nah war er ihr und er war ein Mann... Ihre Nase zuckte, wollte seine Witterung aufnehmen, in seinem Duft ertrinken... Ihr Schicksal, er war ein Mann, der sie suchte, der sie verfolgte und einholen würde, so sicher wie sie ihren rasenden Herzschlag hören konnte. Seine Arme waren fast erschreckend stark und muskulös, zu stark um ihnen zu entkommen. Seine viel zu reale breite Brust, die sich an ihren Rücken schmiegte war warm und stählern. Ihre Schulterblattspitzen schmiegten sich fast automatisch an seinen Leib und ein Schauer lief in Wellen durch ihr Fell. War das Strom? Es fühlte sich fast so an. Da war ein Körper, der ihr Schicksal war und sie gehörte ihm, oder gehörte er ihr? Warum gehörte sie ihm? Sie wusste es nicht. Wer hatte das entschieden, aber sie fühlte mit jeder Faser ihres Seins, dass er sie zu sich heranzog. Maruka hörte ihr Blut in ihren Ohren rauschen. Sein Griff um sie, fest aber nicht unangenehm, er war mehr als sie jemals bei einem Mann gefühlt hatte. Er bot Halt und Trost, Wärme und Geborgenheit, aber er ließ auch ihren Atem schneller gehen und ihre Haut in heißen Schauern prickeln. Durfte sie sich in diese Arme fallen lassen? War das falsch? War das richtig? Grau umhüllte sie, als schwebte sie in einer Nebelbank. Der tröstliche Druck ließ nach und um sie herum begann sich die Nacht Mantrons langsam wieder zu bilden. Aber noch war er da, realer denn nie. Ihr Herz schlug so laut! Er musste es doch hören! Sein Haar kitzelte ihre Wange, bewegt durch einen unsichtbaren Windstoß. Seide... in die sich einwickeln wollte. Sie wollte den Kopf drehen, ihn ansehen, aber sie wagte es nicht, aus Angst, dass er dann verwehen könnte wie der Nebel um sie herum. Er ...ihr Schicksal... er hatte sie durch ihr Martyrium geleitet, sie nicht alleine gelassen... nicht alleine gelassen wie Baltos, sie alleine gelassen hatte... Eine nur zu menschliche Regung zeigte sich in ihr. Wut loderte, genährt vom Schmerz des Verlustes, in ihrem Herzen auf. Wie hatte Baltos es wagen können, einfach zu sterben und sie allein zu lassen. Er hatte sie nicht gerettet! ...aber er hatte es versucht und war gescheitert. Sie war wütend auf sich, da sie der Grund für seine Reise war, auf ihn, weil er sie allein gelassen hatte in dieser Welt, auf die, die ihn umgebracht hatten und auf alles im allgemeinen. Wut war etwas wunderbares, denn es war etwas lebendiges. Wut war wie ein eigenständiges Wesen das Mauern durchbrechen konnte, sie war befreiend. Einen wütenden Mantroner konnte nichts aufhalten. Maruka ballte die Fäuste und ihre Krallen bohrten sich in die Handflächen. Im Gegensatz zu dem Schmerz in ihrem Innern war das ein guter Schmerz! Er zeigte, dass sie noch lebte.
Ein gepresstes Wort kam leise über ihre Lippen und sie schloss die Lider fest über ihre brennenden Augen.
„Nein.“
Sie schüttelte langsam den Kopf. Sie hatte nicht überlebt um sich jetzt kampflos ihrem Selbstmitleid zu übergeben.
„Nein.“
, klang es etwas lauter. Sie warf den Kopf in den Nacken und fühlte die Kühle ihrer Tränen auf ihren Wangen. Baltos war nicht schuld an ihrem Schmerz. Er war nicht schuld, dass sie sich einsam und verlassen fühlte.
Ich werde sein Andenken nicht mit meiner Schwäche besudeln!
„NEIN!“

Es war ihr Leid was ihr die Kraft raubte und sie wollte im Angesicht ihrer Ahnen nicht schwach sein. Sie wollte tapfer sein. Maruka fühlte ihren Körper und ihre zusammengesunkene Gestalt, als wäre sie etwas fremdes. Sie wollte nicht schwach sein! Nicht im Kreis der von Ventha geweihten Ahnensteine, nicht vor ihrem Vater, nicht vor Baltos Andenken und erst recht nicht vor ihrem Schicksal! Sie war eine Kämpferin und hatte … es … überlebt! Was genau, war unwichtig. Es war ein Kampf gewesen. Ob eine Kampf gegen Eis und Kälte oder gegen dunkle Mächte, die sie gefangen und gequält hatten. Erinnerungen schwappten übereinander, aber Maruka war es egal. Sie wehrte sich. Ihre Wut gab ihr Kraft und den Willen zu kämpfen. Sie musste den Schmerz abschütteln. Es war noch nicht soweit, dass sie sich kampflos ergeben würde. Ihre Gelenke schmerzten, als würde etwas von außen auf ihren Körper drücken, aber das konnte ja nicht sein. Sie kniete im Schnee und sie musste aufstehen. Sie musste sich erheben und weiterleben! Ein Bein nach dem anderen.
Steh auf!
, befahl sie sich selbst und streckte den gebeugten Rücken. Ihre Hand tastete nach dem Sinnbild ihrer Kultur, dem Stein der vergangenen Tapferen. Sie musste sich aufrichten. Ihre Beine drückten sich durch. Sie hielt immernoch ihre Augen geschlossen und sprach die alten Worte, die im Angesicht des Todes ihren Wert bewiesen. Es war eine Andacht, ein Gebet und Ehrung der Verstorbenen. Aber die Worte spendeten auch Mut im Kampf, Kraft im Angesicht des Feindes und halfen den Leidgeprüften auf.
„Ich bin Maruka, Kind von Eirik Bärenschädel und Eona Sternentanz. Mantron hat mich geboren und ich bin eine der ewig Tapferen. Ich wurde im Eis getauft und wandle auf Venthas Wegen. Ich stehe hier zwischen euch, meine Ahnen und erbitte eure Führung für einen Freund. Baltos Eisbären-Schlächter ist zu euch gegangen. Nehmt ihn an euer Tafel auf. Der Tod ist Teil des Lebens und bringt mich zu euch, wenn meine Zeit gekommen ist. Dort treffe ich dann jene die ich liebe. Dort treffe ich meinen Vater. Dort treffe ich dann meine Mutter, meine Schwestern und meine Brüder um mich wieder mit ihnen zu vereinen. Dort treffe ich dann all jene meiner Ahnenreihe von Anbeginn an. Sie rufen bereits nach mir. Sie bitten mich meinen Platz zwischen ihnen einzunehmen. Hinter den Toren des Todes, wo die Tapferen für alle Ewigkeit – leben!“
Mit jedem Wort hatte sie sich mehr und mehr aufgerichtet. Jetzt öffnete sie wieder langsam die Augen.
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Re: Der Ruf der Freiheit

Beitrag von Gestalt » Donnerstag 28. April 2016, 14:17

Thumb …. ZZzzz … kchzzz
Marukas Stimme war mit jedem Wort ein Stückchen kräftiger geworden. Die letzten Worte gingen über ihre Lippen in einer Eindringlichkeit und Klarheit, wie sie sie lange nicht mehr hatte aussprechen können. Der Anblick, der sich ihr bot, war verstörend. Ein Bild im Bild. Auf der einen Seite stand da ihr Vater mit Tränen in den Augen und sein Mund bewegte sich, aber das knistern um sie herum verhüllte seine Worte. Schnee schien um sie herum zu wirbeln, bis sie bemerkte, dass es eigentlich funken waren. Und da war noch ein anderes Bild, das drohte, sich vor die nächtliche Szene Mantrons zu schieben. Das Rot eines Sonnenuntergangs und die gelblichen Töne der Wüste. Eine Gestalt stand vor ihr, ein Schwert blank gezogen. Und vor ihm standen Reiter, dunkle Schemen vor dem schwindenden Licht der Sonne.
Sie sah an sich herab und auch dort schien es zwei übereinander liegende Bilder zu geben. Ein weißer Arm, und doch nicht weiß sondern schwarz und Fell bedeckt. Sie schwebte und schwebte doch nicht. Ein Teil von ihr war von einem Netz aus schmerzhaften Stichen umfangen, ein anderer stand im Schnee umgeben von Schneeflocken.
Und ein Bewusstsein um sie herum, dass sich voller bedauern zurück zog. „Oh mein kleiner Engel, warum musstest du dich auch so wehren? Aber ihr Mantroner wart schon immer ein störrisches Volk, nicht wahr?
Hörte sie ein einen Gedanken … oder eine Stimme? Sie war nicht sicher. Wie konnte etwas gleichzeitig in ihrem Kopf und Außerhalb sein?
Etwas wurde ihr mit aller Klarheit gewahr, als hätte Ventha … so fern sie auch war, Wellen reinigenden Wassers durch ihren Geist geschickt:
Es war nicht Real gewesen. Nicht echt. All die Freude, all die lieben Menschen, der Trost und die Geborgenheit … und der Tod. Was sich so unendlich echt angefühlt hatte, war nichts weiter als ein Gespinst aus verwobenen Erinnerungen gewesen … oder etwa nicht? Jemand musste ihre Hoffnungen und Sehnsüchte verwendet haben, um ihr einen Traum von Mantron zu schicken. Die letzten fetzen der Steine der Ahnen verblassten, zusammen mit dem Schnee. Ihr Vater blieb am längsten, die Hand sehnsuchtsvoll nach ihr ausgestreckt bis er verblasste und nur noch Manthalas Tempel blieb.
Es schmerzte so sehr. Es war, als hätte sie ihre Heimat ein weiteres Mal verloren. Wäre ihr ein dunkler rot Strom die Brust herab gelaufen, es hätte sie nicht gewundert. Aber sie war unversehrt bis auf die hellen Funken um sie herum, die sie gefangen hielten. Das angenehm kühle verflog und machte Platz für die Hitze der Wüste. An diesem Ort würde ihr Ventha nicht bei stehen können.
Sie keuchte erschrocken.
„Katze! Manthala hat meine Gebete endlich erhört! Nur zu spät … „
Stieß Valas halb erleichtert, halb verbittert hervor. Er war es, der Schützend vor ihr stand. Ein Verlorener Posten, wenn man bedachte, dass ein voller Trupp berittener Dunkelelfen sie in einem weiten Kreis umzingelte. Dampf stieg von den noch immer schwerer atmenden Rössern auf, sie mussten einen harten Sprint hinter sich haben. Von Ryld war keine Spur.
„Ich habe da ein Déjà-vu mein Bruder. Nicht weit von hier entfernt hatten wir uns doch schon einmal gegenüber gestanden … und schon damals standst du zwischen mir und meiner Beute … man könnte denken, du würdest es endlich lernen.“
Schnarrte eine Maruka wohl bekannte Stimme. Valas schluckte trocken. Nein … nein ich habe versagt. Ich wollte sie doch retten, sie sollte frei sein! Wie konnte das nur passieren?! So wird mir diese Entscheidung also einfach aus den Händen genommen.
„Sie ist mitnichten EUER Sademos. Dass solltet ihr nicht vergessen.“
Schicksal? Ging es Maruka durch den Kopf. Diese Stimme … war das Schicksal?
Die Gestalt neben Sademos , sie hatte ihn im Gegenlicht erst nicht erkannt, hatte gesprochen. Groß und verhüllt durch einen Mantel und eine dunkle Kapuze saß er auf einem pechschwarzen Pferd. Der Dunkelelf wirkte wütend und schien kurz davor, etwas zu erwidern … aber dann schwieg er stattdessen und wand sich wieder Valas und Maruka zu. Für einen kurzen Moment schien es fast, als habe er Angst, doch dann legten sich Zorn und Hohn wie eine Maske darüber. Er öffnete den Mund und setzte gerade dazu an, etwas zu sagen, da legten sich dunkle Schatten um zwei der etwas außenstehenden Reiter. Qualvolle Schreie hallten durch die Abendluft und Bewegung geriet in die Truppen.
„Wir werden Angegriffen!“
„Bei Faldor was ist das?!“

Schrien die Truppen durcheinander. Valas nutzte den Moment, um sich auf Sademos zu stürzen. Von einem Moment auf den Anderen brach heilloses Chaos aus und der Sand, auf dem der Tempel gebaut worden war, färbte sich langsam Rot.
Die Gestalt im Kapuzenumhang saß in aller Seelenruhe ab und Schritt auf die noch immer gefangene Hybridin zu, bis er vor ihr Stand. Ein undefinierbarer Geruch, der Maruka an heiße Steine und glühende Kohlen denken ließ, gemischt mit dem angenehmen Aroma von Amber und Sandelholz, umhüllte ihn. Genauso, wie die Gestalt im Nebel, ging ihr nun auf.
Schloss sich also hier der Kreis?! Würde sie niemals frei sein? War das alles eine Illusion? Oder war Schicksal hier, um sie zu retten? Aber warum ritt er dann mit Sademos?
So viel war in kurzer Zeit passiert und Maruka kämpfte noch immer damit, dass alles zu verarbeiten. Ein Gefühl ließ sie auf blicken und eine silberne Scheibe am Nachthimmel erspähen. Völlig ungerührt von dem Sturm, der durch den Tempel wütete, hing der Mond am Himmel. Es war fast, als würde die helle Scheibe ihr etwas zu flüstern, was wussten nur die Nacht … und Manthala.
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Re: Der Ruf der Freiheit

Beitrag von Maruka » Samstag 30. April 2016, 21:36

Da war ein Bewusstsein um sie herum, dass sich voller Bedauern zurück zog.
„Oh mein kleiner Engel, warum musstest du dich auch so wehren? Aber ihr Mantroner wart schon immer ein störrisches Volk, nicht wahr?“
Hörte sie einen seiner Gedanken … oder eine Stimme? Sie war nicht sicher. Wie konnte etwas gleichzeitig in ihrem Kopf und Außerhalb sein? Etwas wurde ihr mit aller Klarheit gewahr, als hätte Ventha … so fern sie auch war, Wellen reinigenden Wassers durch ihren Geist geschickt: Es war nicht Real gewesen. Nicht echt. All die Freude, all die lieben Menschen, der Trost und die Geborgenheit … und der Tod! Es war eine Täuschung, ein Traum! Fast hätte Maruka erleischtert aufgeatmet, doch die letzten fetzen der Steine der Ahnen verblassten, zusammen mit dem Schnee. Sie verlohr ihre Heimat wieder, auch wenn der Tod von Baltos nun wieder eine Variable in ihrem Leben war. Sie verlor diesen schönen Traum zu gungsten einer harten Realität, aber so war es ihr insgehiem lieber, auch wenn es schmerzte. Ihr Vater blieb am längsten, die Hand sehnsuchtsvoll nach ihr ausgestreckt bis er verblasste und nur noch Manthalas Tempel blieb.
Und ja, es schmerzte so sehr! Wäre ihr ein dunkler rot Strom die Brust herab gelaufen, es hätte sie nicht gewundert.
„Katze! Manthala hat meine Gebete endlich erhört! Nur zu spät … „
, stieß Valas halb erleichtert, halb verbittert hervor.
Hat Manthala diesen Zauber von mir genommen?
Es war nur ein huschender Gedanke. Maruka erkannte, dass Valas es war, der schützend vor ihr stand. Ein verlorener Posten, wenn man bedachte, dass ein voller Trupp berittener Dunkelelfen sie in einem weiten Kreis umzingelte. Dampf stieg von den noch immer schwerer atmenden Rössern auf, sie mussten einen harten Sprint hinter sich haben. Von Ryld war keine Spur zu sehen. Wo war der andere Dunkelelf geblieben? Maruka versuchte sich zu bewegen, da erklang eine ihr schrecklich vertraute Stimme:
„Ich habe da ein Déjà-vu mein Bruder. Nicht weit von hier entfernt hatten wir uns doch schon einmal gegenüber gestanden … und schon damals standst du zwischen mir und meiner Beute … man könnte denken, du würdest es endlich lernen.“
Nein … nein ich habe versagt. Ich wollte sie doch retten, sie sollte frei sein! Wie konnte das nur passieren?! So wird mir diese Entscheidung also einfach aus den Händen genommen.
Maruka war verwirrt. Woher kam dieser Gedanke eben... Hatte sie ihn gehört? Gehörte er ihr oder jemand anders? Sie sah in die umstehenden Gesichter und suchte.
„Sie ist mitnichten EUER Sademos. Dass solltet ihr nicht vergessen.“
Ein Schauer lief ihr über den Körper und zog sich um ihr Herz zusammen.
Schicksal?
Ging es Maruka durch den Kopf. Irgendetwas in ihr wünschte sich sogar, dass er es war! Diese Stimme …Die Gestalt neben Sademos , sie hatte gesprochen. Er musste es sein. Ihr Herz raste. Groß und verhüllt durch einen Mantel und eine dunkle Kapuze saß er auf einem pechschwarzen Pferd. Der Dunkelelf neben ihm wirkte wütend und schien kurz davor, etwas zu erwidern … aber dann schwieg er stattdessen und wand sich wieder Valas und Maruka zu. Für einen kurzen Moment schien es fast, als habe er Angst, doch dann legten sich Zorn und Hohn wie eine Maske darüber. Er öffnete den Mund und setzte gerade dazu an, etwas zu sagen, da legten sich dunkle Schatten um zwei der etwas außenstehenden Reiter. Qualvolle Schreie hallten durch die Abendluft und Bewegung geriet in die Truppen, doch Maruka hatte nur Augen für den Mann mit der dunklen Kapuze.
„Wir werden Angegriffen!“
„Bei Faldor was ist das?!“

Schrien die Truppen durcheinander. Valas nutzte den Moment, um sich auf Sademos zu stürzen. Von einem Moment auf den Anderen brach heilloses Chaos aus und der Sand, auf dem der Tempel gebaut worden war, färbte sich langsam Rot. Die Gestalt im Kapuzenumhang saß in aller Seelenruhe ab und schritt auf die noch immer gefangene Hybridin zu, bis er vor ihr stand. Ein undefinierbarer Geruch, der Maruka an heiße Steine und glühende Kohlen denken ließ, gemischt mit dem angenehmen Aroma von Amber und Sandelholz, umhüllte ihn. Genauso, wie die Gestalt im Nebel, ging ihr nun auf. Sie würde diese Witterung von jetzt an immer wieder erkennen, ob mit offenen Augen oder geschlossenen. Sie atmete tief ein und speicherte jede noch so kleine Nuance.
Schloss sich also hier der Kreis?!
Eine seltsame Ruhe beschlich sie. Er war ihr jetzt so nah. War es unausweichlich gewesen, dass sie hier aufeinander treffen würden? Was bedeutete das überhaupt? War es von Bedeutung? Maruka verstand das alles nicht. Warum wollte er sie? Würde sie niemals frei sein? Oder war das alles eine Illusion? War doch möglich... oder sie wurde langsam verrückt. Nach allem was sie erlebt hatte, wäre selbst das kein Wunder. Oder war Schicksal hier, um sie zu retten? Aber warum ritt er dann mit Sademos? Woher kamen die Schatten? Was ging hier vor? Sie sah ihn an und lauter Fragen standen in ihren Augen. So viel war in kurzer Zeit passiert und Maruka kämpfte noch immer damit, dass alles zu verarbeiten. Sie wollte Valas helfen, sie wollte nicht, dass er starb oder das irgendwer wegen ihr starb. Zu nah war noch das Schuldgefühl gegenüber Baltos, doch auch das konnte eine Lüge sein. Ein Gefühl ließ sie auf blicken und eine silberne Scheibe am Nachthimmel erspähen. Völlig ungerührt von dem Sturm, der durch den Tempel wütete, hing der Mond am Himmel. Es war fast, als würde die helle Scheibe ihr etwas zu flüstern, was wussten nur die Nacht … und Manthala.
Manthala...
Es war ein stilles Stoßgebet, ein einfaches wortloses Flehen an die Göttin der Nacht, der sie sich in diesem Moment so viel näher fühlte als allen anderen Göttern. Irgendwann würde sie sich für dieses Gefühl schämen, da Ventha doch ihre Seele gehörte, doch jetzt gerade war die dunkle Schwester Lysanthors ihr näher. Sie war die Herrin der Schatten. Vielleicht war es ja richtig sie anzubeten. Valas hatte es auch getan und Maruka war nicht mehr ganz Maruka - Sie war auch ein Teil „Katze“ und Katze konnte doch zu den Göttern beten zu den sie wollte. Sie war freier als Maruka. Sie war ein Kind der Nacht, schwarz und wild, geheimnisvoll und mysteriös. Es lag kein Wunsch in ihrem Flehen, es war eine stille Bitte an sich, dass sie sich ihrer annehmen würde um sie zu leiten, so wie sie ihr ihren Mond gezeigt hatte. Das silberne Licht schimmerte wunderschön auf ihrem Fell und Maruka war selbst etwas gefangen davon. Sie sah sich aus ihrem Gefängnis heraus noch einmal um. Es tobte ein Kampf. Ein Kampf gegen einen unsichtbaren Gegner, gegen einen Schatten. Vor ihr stand ihr Schicksal und die Trauer des vergangenen Traums haftete noch an ihr. Sie hatte so sehr geweint, dass sie sich jetzt leer und seltsam ruhig anfühlte. Es war als würde ihre geschundene Seele einmal langsam atmen. Man hatte ihren Willen gebrochen, sie gefoltert. Sademos hatte versucht sie ins Dunkel zu ziehen und Valas hatte sie geheilt. Ihr Schicksal hatte sie befreit und hielt sie gefangen. Aber jetzt gerade, tief in sich ruhend war sie seit langem wieder eins. So zerrissen wie ihr ganzes Wesen war, so einig waren sich gerade Mensch und Tier. Kein Streit tobte in ihrem Innern, kein Instinkt oder Moral die sie in die ein oder andere Richtung zerrte. Sie kannte ihre Wurzeln, sie liebte das wilde Meer und das Eis, aber sie war auch die lauernde Katze mit all ihren geschärften Sinnen. Sich selbst einig zu sein, eins zu sein war gerade alles was sie war und sie wartete, lauerte auf den Moment wo frei sein durfte. Sie verharrte vollkommen reglos und ihre Gedanken waren glasklar. Sie erinnerte sich …
Da war dieser Moment... ich habe die Viole geöffnet. Es war Blut und es hat mich an dich erinnert, mein wunderschönes Schicksal. Aber es hat mich gefangen. Bist du schuld, oder befreist du mich? Wenn dein Blut mich gefangen hält, können deine Schwingen mich vielleicht befreien?
Ihre Hand wanderte zu ihrem gleichmäßigen Herzschlag und fanden dort was sie suchte. Die kleine schwarze Feder lag leicht in ihrer hohlen Hand, während um sie herum der Kampf tobte. Es war nur ein Instinkt, vielleicht passierte gar nichts, oder auch alles. Sie atmete tief ein und blies über ihre Handfläche. Die Schicksalsfeder löste sich drehend und schwebte auf die Aura zu, die sie gefangen hielt.
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"Ich schreibe so lange, wie der Leser davon überzeugt ist, in den Händen eines erstklassigen Wahnsinnigen zu sein."
Stephen King

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Gestalt
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Re: Der Ruf der Freiheit

Beitrag von Gestalt » Montag 16. Mai 2016, 14:13

Um Maruka und die verhüllte Gestalt tobte ein Kampf, doch der kleine Flecken Wüste, auf dem sie Beide standen, blieb davon unberührt. Todesschreie hallten durch die Nacht, während Schatten ihren Tribut forderten. Aber das alles wirkte meilenweit entfernt, was zählte, waren eine junge Frau und ihr Schicksal.
Die zwei Teile der jungen Frau hatten zum ersten Mal eine Balance zueinander gefunden, der ihrem Geist eine Klarheit verschafften, wie sie sie wohl noch nie zuvor besessen hatte. Das junge Mädchen, das so blauäugig und naiv in dieses Abenteuer gestartet war, war nun Vergangenheit … und auch das zerbrochene Geschöpf, das all die Qualen erlitten hatte, begann zu heilen. Noch bildete sich diese neue, erwachsene Person erst, musste sich selbst entdecken und festigen, aber der Anfang war gemacht. Der Anfang zu einer Frau zu werden, die eine Stärke innehaben konnte, wie sie nur wenigen gegeben war.
Die einzelne Feder taumelte durch die Nacht, getragen von Wüstenhitze und Marukas festem Atem. Schwarz traf auf blaue Blitze. Sobald die Feder die Barriere traf, konzentrierten sich die umliegenden Energie Entladungen um sie und wurden immer heller. Das Licht beleuchtete die Feder und konzentrierte sich immer mehr, so dass sie aussah, als würde sie Glühen. Plötzlich zog der Talisman sämtliche Energie auf einmal in sich hinein und ein dumpfes krachen erfüllte die Luft. Die Barriere war zerstört und ein paar Asche Flocken fielen zu Boden. Die Reste der Feder, die Maruka ihre Freiheit zurückgegeben hatten.
Die Gestalt im Kapuzenmantel keuchte überrascht auf und trat einen halben Schritt zurück.
Und ein klares Lachen hallte durch die Nacht, fast Glockengleich.
„Gewitzt, meine Liebe. Gewitzt. Seine eigenen Geschenke gegen ihn zu verwenden! Du gefällst mir, jetzt noch mehr als damals.“
Sprach die zugehörige Stimme zu dem Lachen. Und scheinbar nur in Marukas Gedanken, denn Schicksal reagierte nicht darauf.
Dieser erholte sich von seinem Schrecken und trat wieder einen Schritt auf Maruka zu.
„Liebste, endlich stehen wir uns in Persona gegenüber! Hab keine Angst, ich bin hier, um dich mit mir zu nehmen. Alles wird gut werden, niemand wird dir jemals wieder wehtun.“
Seine Stimme war tief und sanft, voller versprechen und Gewissheit.
„Was er doch für ein unsagbarer Lügner ist … aber hier in meinem Tempel bestimme ich die Regeln. Willst du dein Schicksal wirklich in den Händen eines Mannes lassen, Maruka? Bist du es nicht Leid, von deiner Umgebung herum geschubst zu werden?“
Er trat noch einen weiteren Schritt auf die Hybridin zu und bereitete die Arme aus, das willkommen und die Sicherheit, die sie darin finden würde, waren fast greifbar.
Ein Mondstrahl fiel auf die Fläche neben ihm und begann den Umriss einer schlanken großen Gestalt zu bilden. Ihr Mantel waren Schatten, ihr Körper reines Mondlicht. Es war, als wäre ihre Gestalt nicht mit dem Verstand erfassbar, zu groß und zu mächtig für sterbliche Wesen. Rosenduft und etwas unbekanntes, dass Maruka noch niemals zuvor gerochen hatte, durchtränkten die Luft. Es war animalisch und düster, voller Geheimnisse und Zwielicht.
Nun schien auch Schicksal zu bemerken, was vor sich ging und warf einen erstaunten Blick zu seiner Rechten. Sie konnte sein Gesicht noch immer nicht sehen, doch eine Steifheit in seiner Haltung verriet seine Unruhe … oder war es sogar Angst? Zorn? Aversion? Maruka konnte es nicht sagen, ohne in sein Gesicht zu blicken und ihr Geruchsinn verriet ihr nur, dass sein Geruch noch intensiver geworden war, gerade die Note der Asche darin. Er ignorierte Manthala und sprach stattdessen beschwörend auf die Hybridin ein.
„Komm zu mir und meine Arme Maruka. Hör nicht auf die falschen Versprechen der eifersüchtigen Göttin der Tücke. Lass mich dich wieder heile machen. Lass uns von diesem Ort verschwinden und nie mehr zurück blicken. Wir gehören zusammen.“
Neben der Präsenz der Göttin hatte er gedroht, zu verschwinden, doch mit jedem seiner Worte schien sich eine Aura aus blauen Flammen um ihn zu verfestigen. Ein Schatten bildete sich in seinem Rücken, als würden dunkle Schwingen aus seinem Rücken hervor sprießen. Und noch etwas anderes war da, etwas, dass er zu verbergen versuchte … war das das aufblitzen von Kettengliedern um ihn herum gewesen?
„Du kannst dich natürlich wieder in die Hände eines anderen begeben. Dumme Entscheidungen sind etwas, dass ihr Menschen zum Wachsen braucht … allerdings bezweifle ich stark, dass du noch viele Lehren aus dieser Dummheit wirst ziehen können.
Ich biete dir weder Sicherheit noch will ich dir verbergen, dass meine Hilfe immer einen Haken hat. Aber was ich dir versichern kann, wenn du dir das Geschenk, das du dir mit deinem Opfer an ich verdient hast, einlöst, wirst du die Chance haben, deine eigene Herrin zu sein. Ich biete dir Freiheit mit allen seinen vor und Nachteilen. Ist es nicht dass, was dein Herz sich wünscht? Alles, was du tun musst, ist ein zu schlagen.“

Das Wesen aus Mondlicht hob die rechte zum Handschlag erhoben.
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