Ein Unleben

Ein dunkler Tempel gebaut am Rand des Drachengebirges zu Ehren Faldors Schwester Manthala. Dunkle Gestalten reisen hierher, um die Gunst der hinterlistigen Göttin zu erhalten.
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Ein Unleben

Beitrag von Gestalt » Mittwoch 29. Juli 2009, 23:01

Vana kommt von Wenn Legenden sterben

Vanas Lebensenergie beträgt immer noch 0%


Nichts.
Schwärze umgab sie.
Dann ein Ruck. Es erinnerte an einen harten Aufprall, aber irgendwie fehlte der Schmerz. Trotzdem schien der Körper in Bewegung gekommen zu sein. Nur kurz. Jetzt lag er. Vana lag auf hartem Grund. Wind umschmeichelte ihre Haut. Es war leicht kühl, aber es konnte auch sein, dass sie sich selbst frostig anfühlte. Alle Glieder schienen so schwer, als seien sie eine Weile nicht benutzt worden. Irgendwie war ihr gesamter Leib versteift und erwachte nun erst aus dieser Starre. Etwas zog an ihrem Hals wie ein stetiger Sog. Weiche Lippen lagen darum und massierten ihre Haut. Dann hörte es auf und eine Stimme, säuselnd und lau wie warmer Sommerregen, zugleich durchzogen von einem nachtklaren Samthauch sprach: "Es ist getan, Schöne."

Etwas war seltsam. Langsam kam wohl die Erinnerung an den Handel mit Manthala und genau an ihrem Tempel befand sich Vana nun. Sie war zurück. Sie war wieder auf Celcia und sie lag auf den steinernen Stufen, die zum Tempel der Göttin hinauf führten. Sie befand sich mitten in der Toten Ebene.
Aber Vana war nicht allein. Manthala schenkte ihr bereits einen Verbündeten? Und ihr Kopf? War er nicht vom Rumpf getrennt worden? Sie schien vollkommen zu sein ...
Wieder ertönte diese tiefe, aber samtene Stimme: "Schade, dass dein Herzschlag schweigt. Er hat mich angelockt, aber das ist der Preis, den wir zahlen. Schöne, so öffne doch die Augen und sag mir deinen Namen. Ich bin Vandarte Rámon." Etwas berührte Vanas Wange. Es waren Lippen, aber es fehlte Wärme. Sie waren kalt, der Kuss dennoch sinnlich und sanft. "Schau mich an."
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Zu Vanas Körper kniete ein in schwarz und grau gekleideter Mann. Über der ledernen Hose, die man seitlich schnürte, und dem nachtfarbenen Seidenhemd trug der Mann einen Kapuzenumhang, ebenfalls aus schwarzer Seide. Er schien mehr der Tarnung zu dienen, als zum Schutz vor schlechten Wetterbedingungen. Darunter schimmerte perlmuttfarbene Haut. Sie wirkte grau und zugleich bleich, fast glänzend. Stahlgraue Augen musterten Vana und schwarze Strähnen fielen dem Mann namens Vandarte Rámon ins fahle Gesicht. Er wirkte fast ein wenig feminin, wie es bei Elfen zumal vorkommen konnte, aber er stammte eindeutig nicht aus diesem Volk. Seine Augen waren nicht schräg stehend und die Wangenknochen traten nicht übermäßig hervor. Die Kapuze verbarg Haare und Ohren, so dass man nicht erkennen konnte, ob Letzere spitz waren.
Schmale Lippen formten sich zu einem schiefen Lächeln. Am Mundwinkel klebte ein wenig Blut, aber eine Wunde war nicht zu erkennen. Es lief bis zum Kinn herunter. "Wie schön du bist. Ich habe eine gute Wahl getroffen", sagte Vandarte.
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Vana Erendis Morgaine
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Re: Ein Unleben

Beitrag von Vana Erendis Morgaine » Samstag 1. August 2009, 00:46

Manthala hatte es klar erkannt, Vana hatte sich mit den gestellten Bedingungen einverstanden erklärt. Der Grund war ebenso einfach wie durchschaubar, sie wollte wieder leben, wollte fort aus diesem Zwischenreich. So war es nicht weiter verwunderlich, dass Vana mit ihren Gedanken bei der ihr bevorstehenden Aufgabe weilte, als Manthala ihre Gründe darlegte. Erst viel später, nachdem sie ihren Handel per Handschlag besiegelt hatten, hatte sie das untrügliche Gefühl ereilt, dass sie etwas, dass für sie von Bedeutung war, überhört hatte. Etwas war in Manthalas Worten gewesen, was sie hatte stutzig werden lassen und das verschlagene Grinsen ihrer Göttin trug nicht unbedingt zu ihrer Beruhigung bei. Das Gefühl, übers Ohr gehauen worden zu sein, machte sich immer mehr in ihr breit, doch hatte sie keine Gelegenheit mehr, tiefer darüber nachzudenken. Finsternis breitete sich plötzlich aus, Dunkelheit und Vergessen. "Halte deinen Teil des Handels ein und viel Spaß in deinem Unleben.", war das Letzte, was sie noch hörte, ehe sie zum wiederholten Male in Finsternis versank.

Zeit verging. Wieviel? Wer wusste das schon, wahrscheinlich nur die Götter, dann ein Ruck und das Gefühl auf hartem Stein zu liegen. Schwerfällig, ganz so als würden sie sich durch zähflüssigen Sirup bewegen, kamen Vanas Gedanken in Bewegung. Die erste Wahrnehmung war ein kalter Windhauch auf ihrer Haut, der sie frösteln ließ. Nicht so, wie es vor ihrem Tod immer gewesen war, nein, es fühlte sich diesmal vollkommen anders an, eher so als würde sie von innen heraus frösteln. Vanas Gedanken liefen jedoch noch immer viel zu langsam, als dass sie den Unterschied bemerkt hätte. Für sie war es so, als würde kühle Luft ihren Körper umschmeicheln.

Ihr erster bewusster Gedanke befasste sich daher mit der Frage: Wo bin ich? Was für ein Ort ist das? Es ist kalt, nein, ich bin kalt. Endlich erkannte Vana, dass es nicht die Luft war, die sich kalt anfühlte, sondern dass die Kälte aus ihr selbst kam. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie auf kaltem Stein lag.
Stein? Ihre tastenden Hände fuhren über die Oberfläche des Steins bis zu dessen Kanten. Der Stein war rechteckig und leicht erhöht und ihr wurde langsam klar worauf sie lag. Ein Altar. Nein, kein Altar, es waren Stufen, steinerne Treppenstufen. Über den Standort der Stufen war sie sich rasch im Klaren, zumindest konnte sie sich nur einen Standort vorstellen, Manthalas Tempel in der toten Ebene. Wo sonst, wenn nicht in ihrem Tempel sollte Manthala sie auch wieder ins Leben rufen.

Langsam kamen ihre Gedanken und Sinne wieder in Schwung und mit einem Mal spürte sie es, sie war nicht allein. Und noch etwas fiel ihr nun wieder ein, da war etwas an ihrem Hals gewesen. Es hatte sich wie ein leichter Sog angefühlt, so als wurde sich etwas oder jemand an ihrem Hals festsaugen, jetzt jedoch spürte sie nichts mehr davon.
Nun endlich hörte sie auch die Stimme. Sie war seidig und verführerisch, doch die Worte ergaben für sie keinen Sinn, noch nicht.
Wenn derjenige, dem die Stimme gehörte, ein bereits von Manthala gesandter Verbündeter war, so sprach er für sie in Rätseln.

"Es ist getan, Schöne." und "Schade, dass dein Herzschlag schweigt. Er hat mich angelockt, aber das ist der Preis, den wir zahlen.“

Was sollte das denn? Was ist getan? Und wieso soll mein Herzschlag schweigen? Ich bin doch nicht tot! Das bin ich doch nicht, oder hat mich Manthala etwa betrogen? Nein, ich bin wieder auf Celcia, soviel steht fest, also muss ich auch wieder leben. Was soll dann das Geschwafel von wegen kein Herzschlag? Wenn dieser ihn ..., den Namen Vandarte Rámon assoziierte sie unwillkürlich mit einem Mann, ... erst angelockt hat, so ist er doch ... oder nicht? Und was meint er nur mit dem Preis, den wir zahlen?
Derlei Gedanken gingen ihr durch den Kopf bis sie schließlich zu dem Schluss kam, dass es wohl an der Zeit wäre, der Aufforderung dieser schmeichlerischen Stimme Folge zu leisten.
Stöhnend erhob sie sich in sitzende Haltung und schlug ihre Augen auf. Das Erste worauf der Blick ihrer dunklen Augen fiel war ein ebenmäßiges Gesicht, hervorstechende stahlgraue Augen, schwarze Haarsträhnen, die locker über die Stirn fielen, perlmuttfarbene, fahle Haut. Doch das wohl auffalledste Merkmal war ein sinnlicher Mund mit blassrosa Lippen, der das Gesicht Vandartes ein wenig weiblich und gerade deswegen unheimlich anziehend erscheinen ließ. Einen kleinen Schönheitsfleck hatte das Gesicht allerdings, aus einem Mundwinkel lief dem Mann ein dünner Blutfaden zum Kinn hinunter, der Vana augenblicklich auffiel und ihr zu denken gab.
Reflexartig ging ihr Griff an ihren Hals, wo sie vorhin noch weiche Lippen und dieses saugende Gefühl gespürt hatte und wo ihre Finger nun zwei kleine Wunden ertasteten. An ihren Fingern klebte Blut, als sie sie wieder von ihrem Hals nahm und sie erbleichte, sofern man dies bei ihr überhaupt wahrnehmen konnte, als sie Eins und Eins zusammen zählte. Plötzlich waren die Worte Vandartes nicht mehr nur leeres Gerede sondern ergaben einen, wenn auch sehr makabren Sinn.

Furcht und nicht Kälte ließ sie nun erschauern, als sie sich zögernd an die Brust griff wo sie ... nein, das durfte einfach nicht sein!
Kein Herzschlag! Bei Manthala, dieser Vandarte hatte die Wahrheit gesagt, sie spürte keinen Herzschlag in ihrer Brust und doch hatte die göttliche Spielerin ihren Teil der Abmachung eingehalten. Erst jetzt kam Vana zu Bewusstsein, dass Manthala nie gesagt hatte, dass sie ihre Priesterin als Mensch nach Celcia zurückschicken würde. Vana hatte dies die ganze Zeit als selbstverständlich angenommen, was offensichtlich ein Trugschluss war. Wie Hohn klangen ihr auf einmal Manthalas letzte Worte in den Ohren: "Halte deinen Teil des Handels ein und viel Spaß in deinem Unleben." Unleben! Was war sie doch töricht gewesen anzunehmen, dass ein Handel mit Manthala mit rechten Dingen zugehen würde. Sie hätte es wissen müssen, dass da am Ende ein dicker Haken lauerte. Wahrscheinlich schaute ihre Göttin gerade zu ihr herunter und amüsierte sich königlich über ihren gelungenen Handel. Egal von welcher Seite Vana es betrachtete, Vandarte war kein Mensch und sie nun keine Mischlingselfe mehr. Auf makabre Weise hatte Manthala dafür gesorgt, dass sie endlich eine Heimat gefunden hatte, eine Heimat, die sie so sicher nicht gewollt hatte.

Aufseufzend vergrub sie das Gesicht in ihren Händen: „Warum? Warum habt ihr mir das angetan? Was habe ich getan, dass ihr mich mit diesem Leben straft? Warum? Warum?“, war alles, was sie immer wieder in ihre Hände schniefte, wobei nicht ganz klar war, ob sie nun Vandarte oder Manthala meinte. Die Erkenntnis, dass man sie zu einer Untoten, zu einem Vampir gemacht hatte, hatte ihr Selbstbewusstsein schwer erschüttert und sie tief getroffen. Es würde an Vandarte liegen, sie aus diesem seelischen Loch zu holen, sollte sie nicht schon jetzt an der Erfüllung ihres Auftrags scheitern.

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Re: Ein Unleben

Beitrag von Gestalt » Sonntag 2. August 2009, 00:42

Vandarte, der Vampir, musterte die Frau, die er vor kurzem gebissen hatte. Endlich rührte sie sich, tastete über den kalten Stein der Treppenstufen. Sie war schön und das sollte schon etwas heißen, wenn ein Vampir diese Meinung entwickelte. Immerhin wandelte Vandarte schon recht lange als Untoter über Celcia und hatte schon viele Frauen gesehen - und ausgesaugt. Die wenigsten hatten sein nahezu unsterbliches Dasein mit ihm teilen können. Dafür sorgte Vandarte Rámon selbst, denn nach einigen Jahrzehnten des Zusammenseins kam er mit den Damen nicht mehr sonderlich gut aus. Einige duldeten keine anderen Partnerinnen neben sich, andere wiederum verlangten regelrecht nach Luxusgütern, für die Vandarte sein Unleben nicht riskieren wollte.
Er hatte sie allesamt vernichtet. Alle, durch seine eigene Hand. Aber keine an seiner Seite hatte bisher so ausgesehen wie diese hier. Und keine hatte er vor dem Tempel einer Göttin gefunden. Manthala, Herrin von Nebel und Nacht. Neben Faldor wohl diejenige, die dem Vampir am nächsten stand. Blut und Nacht waren nun einmal sein Reich.

Die Fremde erhob sich, setzte sich auf. Vandarte betrachtete sie. Er konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Er bemerkte ihr Starren und erkannte schließlich von selbst, woran es lag. Eine feingliedrige Hand wanderte nach oben und ein Finger wischte das Blut aus seinem Mundwinkel. Vandarte leckte es ab. Dabei blitzten kurz spitze Eckzähne auf - eben solche, wie Vana sie nun auch besaß! Die Augen des Vampirs funkelten im Mondlicht. Es war Nacht. Natürlich. Legenden nach zu urteilen vertrugen Vampire kein Tageslicht. Damit hatten sie etwas mit den Nachtelfen gemeinsam.

Die frisch gebackene Vampirin fuhr sich an den Hals. Spätestens jetzt musste sie wohl feststellen, zu was sie geworden war. Vandarte legte freundlich den Kopf schief und lächelte. Sein Gesicht war weich und wirkte so sanft. Man erkannte kaum noch Spuren seines pelgarischen Ursprungs darin. Wie alt dieser Mann wohl war?
Vanas Finger wanderten zu ihrer Brust. Darunter regte sich nichts. Sie besaß keinen Herzschlag, keinen Puls. Es gab kein Blut, das durch ihre Adern floss. Sie war noch immer tot - nein, untot! Das war nicht mit dem Tod zu vergleichen. Manthala hatte ihren Teils des Vertrages somit eingehalten, diese biestige Göttin! Niemand übertraf sie in ihrer Hinterhältigkeit. Eine verschlagene Schlange, diese Frau!

"Warum? Warum habt ihr mir das angetan? Was habe ich getan, dass ihr mich mit diesem Leben straft? Warum? Warum?" Der Vampir musterte die Fremde einen Moment lang, wie sie so da saß, das Gesicht in den Händen vergraben. Ihr kamen nicht einmal die Tränen. (Un)Tote weinten nicht. Dazu waren sie garnicht mehr fähig, denn ihnen fehlte Körperflüssigkeit.
Vandarte hockte sich neben sie auf die Treppenstufe und legte fürsorglich einen Arm um die Frau. "Du wärest ohnehin gestorben in dieser Nacht. Ich habe dich vor dem Ende bewahrt. Du wurdest neu geboren, also genieße dieses unsterbliche Dasein - mit mir. Sei meine Gefährtin und streife mit mir durch die Nacht. Dunkelelfisches Blut wartet auf uns, Schöne." Er streichelte ihre Schulter und fuhr ihr dann durchs Haar. Seine Berührungen waren ungeheuer sanft, als liebkoste er eine Porzellanpuppe, die er nicht zerbrechen wollte. "Sagst du mir deinen Namen, Schöne?" Schon landete ein Kuss auf ihrer Schläfe.
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Vana Erendis Morgaine
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Re: Ein Unleben

Beitrag von Vana Erendis Morgaine » Sonntag 2. August 2009, 23:09

Vana rührte sich nicht als Vansarte seinen Arm zärtlich um sie legte. Nicht einmal ein Schauer durchlief ihren Körper, sie saß einfach nur weiter da, das Gesicht in den Händen geborgen. Selbst seine seidige, sie sanft umschmeichelnde Stimme hatte ihren anfänglichen Reiz verloren, als er erneut zu sprechen begann: "Du wärest ohnehin gestorben in dieser Nacht. Ich habe dich vor dem Ende bewahrt. Du wurdest neu geboren, also genieße dieses unsterbliche Dasein - mit mir. Sei meine Gefährtin und streife mit mir durch die Nacht. Dunkelelfisches Blut wartet auf uns, Schöne."

Ach, ich wäre also gestorben. Was ihn wohl so sicher machte? Und das gibt ihm also das Recht, mich zu seinesgleichen zu machen?, dachte sie verbittert. Ah, das ist es also, daher weht in Wahrheit der Wind, er fühlte sich einsam und da kam ich als Gespielin wohl gerade recht. Nichts von dem was gerade in ihr vorging war äußerlich zu sehen, stocksteif saß sie da, das Gesicht in ihren Händen, innerlich begann sich jedoch langsam ihre anfängliche Angst und Bitterkeit in Wut zu wandeln.
Was bildete der Kerl sich eigentlich ein? Zugegeben, er war äußerst gutaussehend und in einem anderen Leben wäre die ehemalige Priesterin vielleicht auch gern seine Gespielin geworden, doch jetzt und hier war es anders. Dieser Kerl hatte sich einfach das Recht genommen, sie aus einer Laune heraus zu einem Vampir zu machen und dachte auch noch, dass er ihr damit einen Gefallen getan hätte.
Sie war auf keinen Fall seine Schöne und würde es auch nie werden, wenigstens dachte sie in diesem Augenblick so, aber noch war sie zu geschockt, um ihm eine passende Antwort zu geben, lange jedoch würde sie sich damit nicht mehr zurückhalten können. Ein erstes, leichtes Zucken ihrer Schultern kündete davon, dass der Vulkan Vana Erendis Morgaine kurz vor dem Ausbruch stand.

Vandarte Ramón schien von alledem nichts mitbekommen zu haben, woher auch, war er doch viel zu sehr damit beschäftigt „seine Schöne“ für sich einzunehmen. Sanft begann er damit, Vana zu streicheln, ihr mit den Fingern durch das blonde Haar zu fahren und sie zärtlich zu liebkosen. Mit seiner seidigen Stimme säuselte er ihr auch bald schon ins Ohr:
"Sagst du mir deinen Namen, Schöne?", und schon spürte sie seine Lippen an ihrer Schläfe, wie sie ihr zärtlich einen Kuss aufdrückten.
Dies war der Augenblick in dem Vana mit einem Ruck auffuhr, Vandarte mit beiden Händen von sich stieß und wie ein unter Überdruck stehender Teekessel explodierte:

„ICH BIN NICHT EURE SCHÖNE!“,Zornfunkelnden Augen bohrten sich in die seinen während sie ihn wie eine wütende Wildkatze anfauchte. „Was glaubt ihr eigentlich wer ihr seid? Ihr macht mich einfach so, ohne mich auch nur zu fragen ob ich das möchte, zu Euresgleichen, nehmt mir mein von Manthala neu geschenktes Leben, zwingt mich von nun an, so wie ihr auch, Menschen zu töten, nur damit ich weiter leben kann und glaubt allen Ernstes, dass ich euch auch noch dankbar bin?
Wie vermessen seid ihr eigentlich? Glaubt ja nicht, dass ihr mich so einfach zu eurer Gespielin macht, da habt ihr euch die Falsche ausgesucht. Und nennt mich noch einmal eure Schöne und bei Manthala, es wird mir eine Freude sein euch einen Kopf kürzer zu machen. Mein Name ist Vana, merkt ihn euch gut. In einem früheren Leben nannte man mich auch Morticia, doch dies ist Vergangenheit. Bei euch mache ich jedoch eine Ausnahme und lasse sie nur zu gerne wieder auferstehen, solltet ihr mich noch einmal eure Schöne nennen! Ich hoffe wir verstehen uns.“
Wie um ihre Worte zu bekräftigen legte der frühere Todesengel eine Hand an den Griff des Katanas auf ihrem Rücken. Als Mensch, welch Ironie dies Wort doch beinhaltete, war sie schon eine Meisterin im Umgang mit dem Katana gewesen, um wieviel besser musste sie sein, da sie nun die Schnelligkeit und Reflexe eines Vampirs besaß. Vandarte Ramón tat sicher gut daran, seine neue Auserwählte nicht zu unterschätzen.

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Re: Ein Unleben

Beitrag von Gestalt » Dienstag 4. August 2009, 13:37

Die Fremde - von Vadarte bislang nur als "Schöne" betitelt - reagierte zunächst nicht auf seine Gesten, noch auf seine Worte. Er bemühte sich wahrlich um ihr Wohlergehen, wusste er doch, was nun ihre Aufgabe war. Der Vampir erinnerte sich zwar nur noch dunkel an seine eigene Verwandlung, aber kein solches Wesen würde vollkommen vergessen, woauf es in den ersten Tagen - respektive Nächten - eines Untotendaseins in solcher Gestalt ankam.
Er musste die Schöne davon überzeugen, dass sie mit ihm auf die Jagd ging. Ob sie Morgeria noch rechtzeitig erreichten, war mehr als fraglich, also musste Vandarte dafür sorgen, dass seine Gefährtin an anderes Blut herankam. Am besten so schnell wie möglich! Doch zunächst einmal wollte er ihren Namen wissen.

Ihre Schultern bebten leicht. Weinte sie? Nein, das war unmöglich. Vampire konnten nicht weinen, niemals! Vielleicht versuchte sie es, in der Hoffnung, ihre Menschlichkeit noch nicht ganz verloren zu haben. "Es vergeht." Die Worte klangen weder beruhigend noch warnend. Es war nicht herauszuhören, ob der Vampir sie zu Vanas Beruhigung aussprach oder ob er sie mit dieser Aussage darauf vorbereiten wollte, dass sie nach und nach immer untoter werden würde. Die wenigstens Vampire kannten Gefühle, wenngleich sich dieser hier sehr deutlich um Vana kümmern wollte. Irgendwie waren Vampire skurrile Wesen.

Als es zum Kuss kam, explodierte Vana und schrie ihn an. Ihre Wut ließ sie an Vandarte aus, der einfach sitzen blieb und die Frau anstarrte. Nur einen Moment, dann lächelte er und erhob sich. Wie konnte er ihren Ausbruch so gelassen nehmen. Vandarte lehnte sich an eine der Tempelsäulen und blickte nach oben. Der Himmel zog sich über sie wie ein nachtschwarzes Tuch, auf das man einige glitzernde Sternensteinchen gestickt hatte. Der Mond war im Augenblick nicht zu sehen. Manthala hatte sich abgewandt.
"Vana und Morticia also", begann der Vampir zu sprechen. Er schien ihre Drohung nicht ernst zu nehmen oder er fürchtete die Folgen nicht. Er beobachtete, wie Vana ihr Katana zog und die Klinge auf ihn richtete. Ungerührt blieb er stehen. "Glaubst du, ich fürchte mich nach all den Jahrzehnten, die ich nun schon auf Celcia wandle, noch vor dem Tod?"
Er lächelte. "Du wirst diese Angst auch verlieren, ebenso wie die Wut auf mich. Und eines Tages wirst du mir dankbar sein für das, was ich dir angetan habe. Für den Biss. Glaube mir, ich war genauso aufgewühlt, als ich als Vampir erwachte und ich sage nicht, dass dieses Dasein ein Zuckerschlecken sein wird. Ganz und gar nicht.
Ans Töten wirst du dich auch gewöhnen und du kannst dir ja selbst einen Kodex auferlegen. Ich, beispielsweise, habe mich auf Dunkelelfen spezialisiert. Ohne sie wäre ich nicht das, was ich bin. Sie verpassten mir die tödliche Wunde, so dass nur noch ein Vampirbiss mich hier auf Celcia halten konnte. Es war wie bei dir." Er drückte sich von der Säule ab und näherte sich Vana ohne Zögern. Nur kurz fiel sein Blick auf die Waffe, aber dann ignorierte er diese. Was sollte sie ihm schon anhaben? Er kannte Klingen und viele hatten seinen Leib bereits durchbohrt. Solange Vana ihm nicht wirklich den Kopf abschlug, war er sicher. Würde sie dies riskieren? Er wollte keine Verunsicherung zeigen, die sie zu einer solchen Entscheidung hätte verlocken können.

Vandarte streckte die Hand aus. Seine Finger kamen dem Hals der Frau näher. "Die Bissabdrücke werden schwinden. Vampire heilen recht schnell, wenn sie erst einmal Blut getrunken haben. Vermutlich kannst du den Kehlenschnitt noch leicht erfühlen. Haut bildete sich darüber, nachdem ich dein Blut ausgesaugt hatte." Die Augen des Vampirs funkelten. Seine Stimme klang ernster als üblich, als er fortfuhr: "Ich habe dich vor dem Ende bewahrt und ich weiß wer Manthala ist. Das hier ist ihr Tempel. Ich fand dich auf diesen Stufen und bei meinen Eckzähnen, du wärest an deiner Verwundung erneut gestorben! Welch seltsames neues Leben dir Manthala doch geben wollte. Eines, das sofort mit dem Tod endet."
Er breitete seine Arme nun aus, verneigte sich vor der jungen Vampirin. Demütig senkte Vandarte den Kopf. Wenn Vana vor hatte, ihm die Klinge in den Leib zu rammen, wäre dies der passende Moment. "Vielleicht war ich der Einstieg in dein neues Leben ... schöne Vana. Und vielleicht zeige ich dir jetzt besser, wie du in deinem Unleben überlebst. Drei Nächte hast du noch, sonst wird es wohl aus sein."
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Vana Erendis Morgaine
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Re: Ein Unleben

Beitrag von Vana Erendis Morgaine » Dienstag 4. August 2009, 23:07

Vandarte blieb von Vanas Ausbruch vollkommen unbeeindruckt. Gelassen ließ er ihre Schimpfkanonade über sich ergehen, selbst das Katana ignorierte er, demonstrierte ihr so, dass er sich ihr nicht unterlegen fühlte. Locker lehnte er sich an eine der Tempelsäulen und blickte in den nachtschwarzen Himmel.
"Vana und Morticia also"
„Nur Vana wenn es euch beliebt, Morticia ist in Pelgar gestorben.“ Das Katana in ihrer Hand zitterte, als er nahe an sie heran kam, sie umrundete und sie fragte, ob sie denn wirklich glaubte, dass er nach all der Zeit noch Angst vor dem Tod hätte.
Nein, so wie es aussah und wie er sich bewegte, glaubte sie nicht daran. Ihre Haltung war auch mehr Ausdruck ihrer eigenen Unsicherheit, die sich hinter der ersten Wut verbarg. Reglos stand sie da, das Katana zum Schlag bereit und folgte mit ihren Augen seinen Bewegungen.

Wie alt mag er sein? Und er sieht noch immer so jung aus. Ist dies nun Fluch oder Segen? Sie wusste es nicht, war innerlich bereits zerrissen, hin- und hergerissen zwischen Abscheu und Akzeptanz, auch dies war ein Grund, warum sie zögerte ihr Katana zu benutzen. Sie war bereits auf dem besten Weg, das Geschehene als gegeben hinzunehmen, doch noch fehlte der letzte Anstoß, und Vandarte war bestrebt diesen so schnell wie möglich zu geben.
"Du wirst diese Angst auch verlieren, ebenso wie die Wut auf mich. Und eines Tages wirst du mir dankbar sein für das, was ich dir angetan habe. Für den Biss. Glaube mir, ich war genauso aufgewühlt, als ich als Vampir erwachte und ich sage nicht, dass dieses Dasein ein Zuckerschlecken sein wird. Ganz und gar nicht.
Ans Töten wirst du dich auch gewöhnen und du kannst dir ja selbst einen Kodex auferlegen. Ich, beispielsweise, habe mich auf Dunkelelfen spezialisiert. Ohne sie wäre ich nicht das, was ich bin. Sie verpassten mir die tödliche Wunde, so dass nur noch ein Vampirbiss mich hier auf Celcia halten konnte. Es war wie bei dir."


Ihm dankbar sein? Nun, dies sah sie denn doch ein wenig anders und das sagte sie ihm dann auch: „Ich, euch dankbar sein? Wofür bitte sollte ich euch dankbar sein? Vielleicht dafür, dass ich ewig auf dieser Welt wandeln muss? Ist dies wirklich so erstrebenswert? Schaut euch doch an! Irgendwann hat man alles gesehen, ist man einsam und langweilt sich zu Tode.“ Zu Tode langweilen, ha ha ha, welch Ironie steckte in diesen Worten. Kurz musste sie auflachen, als sie dies erkannte. Zu Tode langweilen, und das bei einer Untoten.
„Und was das Töten angeht, ich habe bereits genug getötet und wenn mir eins in den letzten Tagen klar geworden ist, dann das, dass das Leben zu kostbar ist, um es mit Gewalt vorzeitig zu beenden. Worauf soll ich mich also spezialisieren he? Vielleicht auf Tierblut?“
Es war eine verdammte Zwickmühle, da hatte ihr Vater Vana endlich die Augen geöffnet, was Krieg und Töten anbelangte und jetzt dies. Was, wenn es mit Tierblut nicht ging? Was dann?
Langsam sank ihr Katana nach unten, was wollte sie auch noch damit? Sie war endlich soweit, ihr neues Leben, wenn auch sehr widerwillig, zu akzeptieren. Sie konnte ja doch nichts mehr daran ändern.

Vandarte Ramón schien zu spüren, dass Vana mit ihren Worten nur noch ein Rückzugsgefecht führte, denn die seinen wurden eindringlicher und man konnte förmlich spüren, dass er seiner Sache sicher war. Zum Ende hin ging er sogar soweit, sich vor Vana zu beugen, so dass es für sie nur noch eines Streichs bedurfte, um ihren Schöpfer zu töten. "Vielleicht war ich der Einstieg in dein neues Leben ... schöne Vana. Und vielleicht zeige ich dir jetzt besser, wie du in deinem Unleben überlebst. Drei Nächte hast du noch, sonst wird es wohl aus sein."
Ein Augenblick des beiderseitigen Schweigens, dann das schleifende Geräusch einer Klinge, die in ihre Scheide geschoben wurde. Vana hatte entschieden, vor allem weil sie bereits das Brennen, das Verlangen, die aufkeimende Gier nach Blut in sich zu spüren begann. Sie brauchte Vandarte, zumindest für die erste Zeit ihres neuen Lebens, wollte sie nicht sofort wieder vergehen.
„Ihr mögt recht haben Vandarte Ramón, vielleicht ist es tatsächlich der Beginn eines neuen Lebens für mich, ob es mir gefällt kann ich jedoch nicht sagen. Doch sollt ihr wissen, dass ich niemals eure „Schöne“, niemals eure Gefährtin werde. Vielleicht zu einer Begleiterin für den Augenblick, aber niemals zu eurer Gefährtin. Ihr mögt mich zu einem Geschöpf der Nacht gemacht haben, aber ich bin nicht wie ihr und werde es auch niemals werden. Doch sagt, was geschieht nun? Ich habe zwar viele Geschichten über Vampire gehört, aber vieles davon war sicher nur erfunden, also was muss ich wissen“

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Re: Ein Unleben

Beitrag von Gestalt » Donnerstag 6. August 2009, 23:34

Vielleicht war die Tatsache, dass sich Vampire kaum noch vor den realen Dingen fürchteten, ihre gefährlichste Waffe. Sie scheuten nicht einmal den Tod. Sie blieben gelassen und wussten auch, dass ihnen irdische "Kleinigkeiten" wie Seuchen oder Gifte nichts anhaben konnten. Warum also hätte Vandarte vor einem simplen Katana Halt machen sollen? Außerdem schien er wahrzunehmen, dass die Spitze der Klinge zitterte, denn er lächelte, je näher er Vana kam.
Sein Lächeln verlor sich, als er sie musterte. Er sah, dass es für sie weitaus schwieriger war, ihr Vampirleben zu akzeptieren. Oder traute sie ihm nicht? Dann kam es heraus.

"Ich Euch dankbar sein? Wofür bitte sollte ich Euch dankbar sein? Vielleicht dafür, dass ich ewig auf dieser Welt wandeln muss? Ist dies wirklich so erstrebenswert? Schaut Euch doch an! Irgendwann hat man alles gesehen, ist man einsam und langweilt sich zu Tode."
Vandarte wollte etwas auf ihren Ausbruch hin erwidern, doch ihr ironischer Scherz zwang selbst ihn dazu, es lockerer zu sehen. Er grinste und stimmte dann sogar in Vanas kurzes Lachen ein. "Wenigstens hast du deinen Humor nicht verloren. Es gibt viele, die verzweifelter sind." Dann seufzte der Vampir. "Was du sagst, entspricht durchaus der Wahrheit. Das Unleben wird nach mehreren Jahrzehnten oder Jahrhunderten wirklich langweilig. Man ... fürchtet nichts mehr, denn kaum etwas kann einem Schaden zufügen. Es gibt so wenige Gefahren für uns, aber unsere untoten Seelen werden verletzt. Du scheinst keine Verwandten zu haben oder warum lagst du hier allein? Hast du Nichtvampir-Freunde, die vor deinen Augen alt werden und sterben? Ja, es ist richtig, es ist nicht unbedingt ein schönes Leben. Aber es ist eines ... wenn du lieber tot sein willst, dann bring es am besten so schnell wie möglich zu Ende."

Vana dachte aber nicht daran. Sie teilte Vandarte Ramón mit, dass sie niemanden um ihres eigenen Überlebens Willen umbringen würde. Der Vampir nickte. "Du musst niemanden töten. Es ist nur wichtig, dass du in der Woche etwa fünf Liter Blut saugst. Sonst erlahmt dein untoter Organismus. Wenn man einem Lebewesen einen Liter fort trinkt, wird es nicht sterben. Du kannst also entweder einige wenige Opfer töten oder viele Dutzende ansaugen - wenn du genug findest. Tierblut geht auch, aber es schmeckt anders und du fühlst dich danach ... tierischer."
Vandartes Worte schienen sie zu beruhigen. Das Katana sank. Der Vampir blinzelte kurz und sein Lächeln kehrte zurück. "Gut", sagte er. Schließlich steckte Vana die Klinge vollkommen weg.

Bevor es allerdings auf Blutjagd gehen sollte, wies die Jungvampirin noch darauf hin, niemals Vandartes Gefährtin zu werden. Jedenfalls nicht in der Hinsicht, seine Geliebte darzustellen. "Dann sei meine Jagdgefährtin. Es ist aufregender zu zweit", schnurrte er wie ein zufriedengestellter Kater.

"Doch sagt, was geschieht nun? Ich habe zwar viele Geschichten über Vampire gehört, aber vieles davon war sicher nur erfunden, als was muss ich wissen?" Nun hatte sie offensichtlich die Lebensgeister des Vampires geweckt, wenngleich auch in jeder Aussage ein Haufen Ironie steckte. Vandartes Augen funkelten. Er griff nach Vanas Hand. "Du musst trinken, binnen drei Tagen, sonst bist du vernichtet. Wir müssen also jemanden für dich suchen." Er schaute zum Manthala-Tempel und schüttelte dann den Kopf. "Die nicht." Zollte der Vampir den Priestern dieses Gotteshauses etwa Respekt? Er blickte in die Ferne. "Wenn wir Glück haben, finden wir in der Toten Ebene Streifen der Dunkelelfen oder orkische Nomaden. An Tieren gibt es einige Riesenspinnen in der Nähe, falls du diese Alternative vorziehst. Ihr Blut ist allerdings giftig. Es schadet dir nicht, schöne Vana, aber es schmeckt grauenhaft."
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Vana Erendis Morgaine
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Re: Ein Unleben

Beitrag von Vana Erendis Morgaine » Sonntag 9. August 2009, 22:36

Auch Vandarte musste über die Ironie in Vanas Worten lachen, auch wenn es ein eher unfreiwilliger Scherz war. Jedenfalls meinte er lachend, dass sie es wenigstens mit Humor nehmen würde, andere wären da viel verzweifelter gewesen.
Humor? Ha, wenn du wüßtest. Wohl eher Galgenhumor. Was bleibt mir denn auch anderes übrig? Ich kann ja nun schlecht noch etwas dagegen machen, auch wenn ich es gerne würde. Richtig, was blieb ihr denn übrig? Vana war kein Mensch, der ewig in Selbstmitleid versank. Hatte sie einmal erkannt, dass das Schicksal unabwendbar war, so konnte sie sich, auch wenn sie anfänglich verzweifelt war, schnell auf die neue Lage einstellen. Und was die Unsterblichkeit anging, nun ja, da gab es sicher Möglichkeiten, sollte sie irgendwann einmal derer Überdrüssig werden.
Und Freunde oder Verwandte? Hm, hatte sie wirklich jemanden, der alt werden könnte während sie weiter so jung wie sie jetzt war blieb?

„Nein, ich habe niemanden, zumindest niemanden der mir Nahe stehen würde. Meine Eltern sind vor etwa einem Jahr verstorben und sonst ist da keiner. Ich bin sozusagen frei und ungebunden.“

Im weitesten Sinne stimmte das auch, denn die einzigen Menschen, denen sie sich zuletzt wirklich nahe gefühlt hatte, waren entweder verschwunden oder hatten sie hintergangen.
Kurz verdüsterte sich ihr Blick, als sie an Kazel dachte, für den sie ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatte und der sie am Ende schmählich hinterging und an die Schergen Pelgars verriet. Doch dann gingen ihre Gedanken zu Niniane zurück und ein Anflug von Zärtlichkeit war in ihrem Gesicht zu sehen. Dieses kleine Mädchen hatte ihr ohne zu fragen vertraut, ja ihr sogar geholfen, obwohl sie wahrscheinlich wusste wer Vana war.

„Nein,...“, meinte sie dann noch einmal seufzend. „... da ist niemand um den ich mir Sorgen machen müsste. In dieser Hinsicht steht nichts zwischen mir und dem was ich nun bin.“
Die Auskunft schien Vandarte anscheinend zufrieden zu stellen, denn er ging nun schnell auf Vanas Einwand in Bezug auf das Morden ein als er meinte:
"Du musst niemanden töten. Es ist nur wichtig, dass du in der Woche etwa fünf Liter Blut saugst. Sonst erlahmt dein untoter Organismus. Wenn man einem Lebewesen einen Liter fort trinkt, wird es nicht sterben. Du kannst also entweder einige wenige Opfer töten oder viele Dutzende ansaugen - wenn du genug findest. Tierblut geht auch, aber es schmeckt anders und du fühlst dich danach ... tierischer."
Die Aussicht, nicht töten zu müssen, um selbst am Leben zu bleiben, schon wieder musste sie über diese Ironie schmunzeln, denn Leben konnte man ihren Zustand nun wirklich nicht nennen, aber wie gesagt, diese Aussicht stimmte sie noch versöhnlicher, so dass die Manthalapriesterin ihre neue Existenz endgültig annahm. Was es mit dem „sich tierischer fühlen“ auf sich hatte, wenn man Blut von Tieren trank, würde sie wohl noch früh genug erfahren.
Da jedoch die Zeit drängte, denn wie sie Vandartes Worten entnahm, musste sie innerhalb von drei Tagen unabdingbar Blut zu sich nehmen, ansonsten würde sie gleich wieder verenden, wollte sie auf diesen Aspekt der Blutversorgung nicht näher eingehen. Auch sein Ansinnen, sie als Jagdgefährtin zu betrachten, überging sie für den Moment, wichtig war allein, dass sie erst einmal schnell einen Spender, Opfer wollte sie nicht sagen, fanden.

Interessiert schaute sie zu ihm hin, als er kurz zum Tempel blickte, dann jedoch den Kopf schüttelte und kategorisch sagte: “Die nicht.“ Hatte er als Geschöpf der Nacht tatsächlich Respekt vor den Dienern ihrer Göttin? Immerhin wären sie als mögliche Beute leicht und schnell zu erreichen. Stattdessen dachte er aber ernsthaft darüber nach, eine Streife in der toten Ebene zu überfallen oder gar eine der Riesenspinnen zu erlegen.
Bei dem Gedanken an die Riesenspinne schüttelte sich Vana dann doch innerlich und ihr fiel spontan der Kampf gegen eine Horde Riesenspinnen in den Ruinen Kosrals ein, den sie damals gemeinsam mit einem jungen Mann bestritten hatte. Allein die Vorstellung, das Blut eines dieser abscheulichen Viecher zu trinken, bereitete ihr bereits einen solchen Ekel, dass sie angewidert den Kopf schüttelte:
„Brrrr, keine Spinnen. Dann doch lieber diese dunkle Brut Morgerias. Bei denen mache ich sogar eine Ausnahme“. Hasserfüllt klang ihre Stimme und ihr Blick verhärtete sich:
„Also gut, lasst uns aufbrechen und diese Prozedur schnell hinter uns bringen. Ich habe schließlich eine Aufgabe zu erfüllen.“

Obwohl, so wie mich Manthala hereingelegt hat sollte ich mich eigentlich nicht mehr an den Handel gebunden fühlen. Andererseits, ich habe ihr immer gedient und es geht ja auch gegen Faldors dunkle Brut ...
Nur kurz spielte sie mit dem Gedanken, den Auftrag sausen zu lassen, doch dann verschloss sie dieses Ansinnen tief in ihrem Innern. Ein Verrat an ihrer Göttin kam für sie, trotzdem man sie, was ihr neues Leben anging, betrogen hatte, nicht infrage.
„Lasst uns die letzten Stunden der Nacht nutzen und die Suche, oder auch Jagd wie ihr es nennen würdet Vandarte, beginnen.“

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Re: Ein Unleben

Beitrag von Gestalt » Dienstag 11. August 2009, 11:33

Vandarte nickte. Vana besaß also niemanden mehr, den sie Freund oder mehr nannte. "Das ist gut", meinte er ohne jeglichen Skrupel. "Freunde behindern dich nur. Such dir Verbündete unter den Vampiren, alles andere wird zu schnell dahingerafft." Damit schien dieses Thema für ihn beendet zu sein. Die beiden hatten ohnehin lang genug geredet. Sich unterhalten konnten sie, wenn Vanas junger Blutdurst gestillt war.
Vandarte erinnerte sich zurück an seine Erweckung zum Vampir. Oh, das war so lange her! Er erinnerte sich, dass nach und nach ein immer stärker werdender Hunger in ihm aufgekeimt war. Aus Verzweiflung hatte er einen Händler überfallen und sich an seiner Ware vergriffen. Obst, Gemüse ... nicht einmal Fleisch hatte seinen Hunger stillen können. Nach zwei Tagen war er so schwach gewesen, dass der Vampir, der ihn erweckt hatte, für ihn auf die Jagd ging und ihm Tiere brachte, von denen er - anfangs mit voller Abscheu - schließlich doch trank. Und dann hatte er es akzeptiert.
Vermutlich erging es jedem neuen Vampir so. Blut zu trinken klang anfangs eben auch nicht gerade wie ein großer Hauptgewinn. Vandarte versuchte, seiner neuen Jagdgefährtin dies schmackhafter zu machen. Sie würde schon noch zubeißen ... oder sich selbst vernichten.

Im ersten Moment glaubte der Vampir, sie wolle immer noch nicht auf Blutjagd gehen, denn Vana schüttelte sich mehrmals und auch ihre Miene verriet einen gewissen Ekel. Doch es lag nur an der Möglichkeit, Spinnen auszusaugen. Vandarte schmunzelte. "Man darf in den ersten Tagen nicht wählerisch sein." Er kicherte leise in sich hinein.
"Brrrr, keine Spinnen. Dann doch lieber diese dunkle Brut Morgerias. Bei denen mach ich sogar eine Ausnahme. Also gut, lasst und aufbrechen und diese Prozedur schnell hinter uns bringen. Ich habe schließlich eine Aufgabe zu erfüllen."
Vandarte Ramón nickte. Dann hielt er Vana einladend seine Hand hin. Sie machten sich auf den Weg. Vana durfte erkennen, dass sie deutlich schneller zu Fuß war, ohne zu erschöpfen als vor ihrem Tod und der Vampirerweckung. Ja, Vampire waren doch als ziemlich schnelle Biester bekannt. Vandarte zeigte sogar noch höheres Schritt-Tempo an. Vielleicht hing es mit ihrer Erfahrung zusammen.

Eine ganze Weile waren die beiden in der Toten Ebene unterwegs, entfernten sich immer weiter vom Tempel. Tatsächlich war Manthalas Bethaus schon gar nicht mehr zu sehen. Ringsum gab es nur Einöde: trockene, staubige Weiten, Felsgestein, einen dunklen Nachthimmel und hin und wieder einen knorrigen Baum, der finstere Schatten warf.
"Welche Aufgabe ist es, die du zu erfüllen hast?" Vandarte versuchte sich nicht an einer Plauderei, es schien ihn wirklich zu interessieren. Er wartete geduldig und erklomm einige Felsen in der Umgebung. Er wollte sich die Landschaft ansehen und nach potenziellen Blutgebern Ausschau halten. Nachts waren selten Wesen in der Toten Ebene unterwegs. Die nomadischen Orks wanderten hauptsächlich tagsüber und die Dunkelelfen lebten sowieso alle in Morgeria. Sofern sie nicht gerade kleinere Einheitentrupps ausgesandt hatten, würden sie hier jetzt niemanden antreffen.

Aber da winkte er seine Gefährtin zu sich und deutete mit dem Finger auf den Lippen an, sich leise zu verhalten. Er zeigte auf einige spitze Erhebungen. Bei nährerer Betrachtung erkannte man sie als graue Zelte, die in einem windgeschützten Bereich aufgeschlagen worden waren. An einem Pflock im Boden waren mehrere Pferde angeleint. Ihr schwarzes Fell glänzte wie fließendes Wasser im Mondlicht.
"Dunkelelfen, wir haben Glück." Der Vampir grinste. Seine stahlgrauen Augen funkelten verheißungsvoll und er rieb sich die Hände. "Eine weitere Gelegenheit, diese eiskalte Brut auszulöschen, ehehehe."
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Re: Ein Unleben

Beitrag von Vana Erendis Morgaine » Mittwoch 12. August 2009, 16:31

Nun, nachdem sich Vana endlich mit der neuen Situation arrangiert hatte, verlor Vandarte keine Zeit und hielt seiner jungen Jagdgefährtin, wobei sich Vana sicher war, dass er auch weiterhin versuchen würde, sie für sich zu gewinnen, einladend die Hand hin. Seine Befriedigung, als sie ihm sagte, dass da niemand sei an den sie gebunden wäre, war unübersehbar gewesen, doch für den Augenblick wollte sie lieber vollkommen ungebunden sein. Schön, die erste Zeit würde sie ihn als eine Art Mentor benötigen, aber später … nun, das lag noch weit in der Zukunft. Und so ganz unrecht hatte er nicht, würde sie weitere Vampire, und es musste derer nach seiner Aussage noch mehr geben, um sich scharen, würde das die Erfüllung ihrer Aufgabe wesentlich erleichtern. Ein kleiner Vampirtrupp wog bestimmt ein Vielfaches an Dunkelelfen oder deren Helfer auf.
Vielleicht sollte sie bei Gelegenheit doch ernsthafter über Vandartes Ansinnen nachdenken, vorerst hatte sie jedoch ein dringlicheres Problem, wie sie immer brennender spüren konnte.

So ergriff sie galant Vandartes Hand und ging mit ihm in die Tote Ebene hinaus, wobei gehen dem Vorgang der Fortbewegung der beiden Vampire nur unzureichend gerecht wurde. Es war vielmehr ein dahinbrausen, denn die Geschwindigkeit mit der sie sich bewegten entsprach in etwa der eines trabenden Pferdes und war somit wenigstens dreimal schneller als ein normaler Mensch ging.
Es war faszinierend und im ersten Moment hatte Vana sich so erschreckt, da sie bisher ja nur den Gang eines normalen Menschen kannte, dass sie leise aufschrie. Aber schnell hatte sie sich daran gewöhnt, dass Vampire weitaus schneller reisen konnten als Normalsterbliche, und nach einiger Zeit genoss sie es regelrecht so dahinzustürmen.
Sie war so damit beschäftigt, die neuen Eindrücke zu verarbeiten, dass sie gar nicht mitbekam, wie der Tempel immer weiter zurückfiel. Erst Vandartes Stimme riss sie aus ihrer Trance, als er sich nach ihrer Aufgabe erkundigte.

„Wie? Ach so, meine Aufgabe. Hm, das ist nicht so einfach zu erklären, da sie mir selbst noch recht schleierhaft ist. Es ist nämlich so, dass ich als Preis für meine Rückkehr ins Reich der „Lebenden“ von Manthala eine Aufgabe gestellt bekam. Wartet, was sagte sie gleich wieder?
Ah ja, "Mein Bruder, nicht der Lichterfüllte, sondern der Dunkle, hat Pläne so finster wie sein schwarzes Herz. Pläne, die bei Ausführung schrecklich viele Leben kosten würden. Ich möchte, dass du sein Gefolge, die Dunklen, aufhältst. Suche deinesgleichen, suche Gleichgesinnte, und tu dich mit ihnen zusammen. Bewahre Celcia vor einem ganzweltlichen Blutbad." Leider verriet sie mir nicht viel mehr, so dass ich erst einmal herausfinden muss was denn Faldor wieder für dunkle Pläne schmiedet und welche Rolle das Dunkle Volk darin spielt.
Bis zu dem Zeitpunkt als man mir den Kopf vom Rumpf trennte war mir noch nichts dergleichen zu Ohren gekommen. Ich weiß jedoch nicht wie lange ich im Reich der Schatten war und was inzwischen alles geschehen ist. Vielleicht kannst du mir ja ein wenig weiter helfen?“

Statt einer Antwort winkte der ältere Vampir - wie alt war er eigentlich, Vana erinnerte sich nicht, dass er sein wahres Alter bislang erwähnt hätte – seine junge Gefährtin zu sich auf eine Felsgruppe, welche er erklommen hatte und deutete auf einige spitze Erhebungen in der Ferne. Im ersten Moment glaubte Vana an spitze Felsen, aber dann erkannte sie die wahre Natur der Erhebungen. Es waren Zelte, ein Nachtlager patrouillierender Orks oder Dunkelelfen. Auch waren nun einige Pferde zu erkennen, was den Kreis der Zeltbewohner auf Dunkelelfen einengte. Vandarte hatte die gleichen Schlüsse gezogen, sein gehässiges Lachen, als er von einer weiteren Gelegenheit, die eiskalte Brut auszulöschen sprach, ließ die einstige Priesterin erschauern. Aus seiner Stimme sprach der pure Hass auf alles und jeden was auch nur annähernd dunkelelfisch war. Dass es auch Dunkelelfen gab, die anders, menschlicher waren, kam im wohl nicht in den Sinn und Vana verspürte ein klein wenig Angst vor dem was nun folgen würde. Für sie sah es nicht so aus als wollte Vandarte auch nur einen Dunkelelfen verschonen. Wie lange mochte der Hass in ihm gewachsen sein, wenn er so kalt und freudig vom Tod dieser Leute sprach. Es war ein Augenblick in welchem Vana inbrünstig hoffte und sich selbst schwor niemals so kalt und gefühllos zu werden wie dieser alte Vampir neben ihr.
Nach außen hin jedoch meinte sie gelassen: „Was denkt ihr?“ Dass sie ihn vorhin schon einmal vertraulicher angeredet hatte, war bereits vergessen und die alte Distanziertheit wieder hergestellt. „Sie werden Wachen aufgestellt haben, ein unbemerktes Eindringen ist somit kaum möglich, es sei denn es gibt nicht mehr als zwei Wachen. Wir müssen näher heran und das Lager auskundschaften.“

Sie wusste, dass sie ebensogut auch schnell und kompromisslos zuschlagen konnten, doch Vandartes Hass ließ sie zögern. Doch sollte dies nicht der einzige Grund sein, hinzu kam, dass sie einfach Angst vor dem ersten Biss hatte. Es war eines, sich einem Gegner Aug in Aug zu stellen und ihn mit dem Schwert in der Hand zu bekämpfen, ihn zu beißen und sein Blut auszusaugen, dabei vielleicht in seine schreckgeweiteten Augen sehen zu müssen jedoch etwas völlig anderes und Vana war sich nicht sicher, ob sie dies konnte.

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Re: Ein Unleben

Beitrag von Gestalt » Samstag 15. August 2009, 00:56

Vana erzählte von ihrer Mission, die die Göttin Manthala ihr selbst übertragen haben sollte. Nur aus diesem Grunde "lebte" sie angeblich noch. Wie war das? Eigentlich müsste ihr der Kopf von den Schultern getrennt sein?! Selbst als Vampirin hätte sie dann keine Chance. Vandarte zuckte mit den Schultern. Wie auch immer, sie war hier und sie war nun ebenfalls untot. Mehr brauchte er nicht zu wissen, wobei ihm die Worte Manthalas, die Vana nun zitierte, doch interessierten.
"Ein ... Blutbad ..." Er leckte sich über die Lippen. "Wenn du versagst, müssten wir Vampire also nicht mehr jagen?" Vandarte lachte. "War nur ein Scherz! Schon gut, schon gut. Allerdings ... wenn Faldor dahinter steckt, werden die Dunkelelfen involviert sein. Ich will keine weiteren Menschenseelen durch ihre Klinge sterben sehen. Verlasse dich also auf meine Hilfe, Gefährtin." Aus dem Lachen war ein bitterernster Ton geworden. Vermutlich hätte Vandarte es sogar geschworen, wenn Vana ihn darum gebeten hätte.

"Ich weiß jedoch nicht, wie lange ich im Reich der Schatten war und was inzwischen alles geschehen ist. Vielleicht kannst du mir ja ein wenig weiter helfen?" "Ich weiß nicht viel. Die Belange von Sterblichen interessieren mich kaum noch. Aber ich sah morgerianische Armeen zum Drachengebirge ziehen. Sie durchwanderten es mit kleinen Fußtruppen und suchten sich sichere Pfade. Und vom Orkdorf aus sind Schiffe mit schwarzen Segeln an Celcias Küste entlang davon gefahren. Als würde Morgeria eine erneute Invasion vorbereiten ... ich hoffe, das übrige Celcia ist auf sie vorbereitet."

Dann aber konnten sich beide nicht länger ihrem Gespräch widmen. Vandarte entdeckte soeben ein Lager und es gehörte Dunkelelfen. Zumindest ließen die angepflockten Pferde darauf schließen. Sie waren wendig und schmal, ein Ork ritt üblicherweise auf einem Warg oder nutzte die Kraft der eigenen Beine.
Vandarte zeigte sich freudig erregt. Sein Lachen klang unheimlich und Unheil verkündend. Er würde wohl am liebsten jeden Dunkelelfen einzeln beißen. Warum hasste er dieses Volk dermaßen? Nun, eigentlich nicht verwunderlich. Vandarte selbst war eindeutig kein Elf. Seine Züge erinnerten Vana sicherlich an die typischen Merkmale eines Pelgarers. Und Pelgarer mochten Dunkelelfen bekanntlich nicht, wie Vana ja bereits selbst hatte herausfinden dürfen. Aber ein solcher Hass stellte schon ein Extrem dar.

"Was denkt Ihr? Sie werden Wachen aufgestellt haben, ein unbemerktes Eindringen ist somit kaum möglich, es sei denn es gibt nicht mehr als zwei Wachen. Wir müssen näher heran und das Lager auskundschaften."
Vandarte Ramón warf ihr ein Schmunzeln zu. "Du denkst noch in sterblichen Bahnen. Vergiss nicht, wir sind Vampire. Meide Lichtmagie und lass dir nicht den Kopf abschlagen." Er stieg von seinem Felsen herunter und achtete nicht weiter auf Vana - ebenso wenig wie er auf alles andere zu achten schien. Vandarte spazierte einfach auf das Lager der Dunkelelfen zu. Sein Umhang wallte und jeder Schritt wirbelte Staub auf. Er hatte ein breites, aber düstetes Grinsen aufgelegt und der Mond ließ sein Antlitz totenbleich scheinen.

Tatsächlich besaßen die Lagernden mindestens eine Wache. Aus den Schatten löste sich ein dunkler Krieger. Seine Rüstung war geschwärzt, ebenso sein doppelt gehörnter Helm. Er trug Schild und Schwert und näherte sich knurrend. "Ihr gehört nicht zu uns! Verschwindet von hier oder sterbt."
"Ich entscheide mich für den Tod - den Euren", antwortete ihm Vandarte. Blitzschnell schoss er nach vorne. Aber wie sollte er denn durch die Rüstung hindurch beißen? "VANA! Zu zweit!" Und schon schnellte Vandarte um den Krieger herum, eher dieser zuschlagen konnte. Er hing an seinem Rücken und riss ihm den Kopf hoch. Er zerrte und riss daran. Der Vampir wollte diesem Dunkelelfen das Genick brechen, aber er konnte durchaus Hilfe gebrauchen. "Vana ... seine Waffen", knurrte er und lockerte seinen Griff nicht.
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Vana Erendis Morgaine
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Re: Ein Unleben

Beitrag von Vana Erendis Morgaine » Donnerstag 20. August 2009, 16:38

Das Lager der Dunkelelfen weiter beobachtend berichtete Vandarte kurz was er in der letzten Zeit beobachtet oder erfahren hatte. Dass die Dunkelelfen schon wieder irgendetwas ausheckten, hatte Vana bereits aus Manthalas Worten entnommen, was ihr Vandarte nun berichtete war allerdings alles andere als erfreulich. So wie es aussah war diese Faldor huldigende Brut erneut dabei, Celcia zu überschwemmen. Diesmal jedoch bestand die Möglichkeit, dass sie erfolgreicher sein könnten, denn aus ihren letzten Erinnerungen wusste die Priesterin, dass man in Pelgar nicht mit einem Überfall Morgerias rechnete.
Der Zeitpunkt ist wahrlich günstig., sinnierte Vana. Das ganze Land schaut nach Pelgar, wo dieses Turnier stattfindet, so dass viele Städte in ihrer Stärke geschwächt sind und bis sie merken was gespielt wird dürfte es zu spät sein. Wie weit mögen die Trupen Morgerias schon sein?, fragte sie sich, fand aber keine Antwort darauf, weil ihr die nötigen Informationen fehlten. Auf jeden Fall war die Invasion mit Sicherheit schon im Gange, der Überfall auf die Elfe und deren Kind in Pelgar, weswegen sie am Ende ja auch geschnappt worden war, war ein deutliches Indiz, welches ganz offensichtlich auf Kosral wies.

„Kosral!“, entfuhr es ihr, gleichzeitig winkte sie auf Vandartes fragenden Blick ab. „Später, lass uns erst das hier erledigen.“ Ihren Einwand hinsichtlich möglicher Wachen im Lager tat er mit einem fast schon überheblichen Schmunzeln ab. "Du denkst noch in sterblichen Bahnen. Vergiss nicht, wir sind Vampire. Meide Lichtmagie und lass dir nicht den Kopf abschlagen."
So! Sie dachte also noch zu sehr in sterblichen, also in menschlichen Bahnen! Fast hätte Vana aufgelacht, hielt sich dann doch zurück, zumal ihr selbsternannter Mentor soeben vom Felsen glitt und mit geradezu aufreizender Gelassenheit auf das Lager zuschritt. Er achtete noch nicht einmal darauf, ob sie ihm folgte, es schien ihm völlig egal zu sein. So blieb Vana auch noch etwas auf dem Felsen hocken und blickte dem Vampir hinterher.
Was für ein impertinenter Kerl er doch ist. Tut so als ob er das ganze Lager im Alleingang stürmen könnte. Imponiergehabe! Reines Imponiergehabe! Kopfschüttelnd folgte ihr Blick der Staubwolke, die durch seinen Umhang aufgewirbelt wurde. Am liebsten hätte sie einfach auf dem Felsen gewartet und zugesehen was geschieht, der Wind ließ sie schließlich ihre Meinung ändern. Er wehte vom Lager herüber und brachte den Geruch des Blutes der Dunkelelfen mit sich, welcher wie elektrisierend auf die neugeborene Vampirin wirkte. Anfangs versuchte sie noch zu widerstehen, aber die Gier in ihr wurde schier übermächtig, so dass sie am Ende ebenfalls vom Felsen rutschte und Vandarte in einigem Abstand folgte. Ihr blauer Umhang wirbelte nicht minder den Staub auf, so dass man sie im fahlen Mondlicht für die Zwillingsschwester des vorauseilenden Vampirs halten konnte.

Die Lagerwache, es existierte tatsächlich eine, so wie es Vana erwartet hatte, achtete allerdings nur auf den näher stehenden Vandarte, dachte wohl, dass von der noch weiter entfernten Frau vorerst keine Gefahr ausging. Der Mann erschien der Wache zumindest ernstzunehmender, und so wurde Vandarte auch böse angeknurrt, gefälligst zu verschwinden oder zu sterben. Im nächsten Augenblick stürzte sich Vandarte auf die Wache, musste aber schnell feststellen, dass er nicht so ohne weiteres durch den Panzer des Mannes beißen konnte. Gleichzeitig holte der als Wache eingeteilte Dunkelelf mit seinem Schwert aus, um den Vampir damit zu attackieren. Vandarte änderte blitzschnell seine Taktik und sprang hinter den Mann, umfasste ihn am Hals und zerrte den Kopf nach hinten, um ihm das Genick zu brechen. Dabei rief er Vana zu, sie sollte sich um seine Waffe kümmern, denn noch immer versuchte der Dunkelelf Vandarte damit zu verletzen, und nicht nur einmal sauste der Stahl knapp am Kopf des Vampirs vorbei.

Jetzt war es an Vana zu grinsen und nur zu gerne hätte sie ihren Mentor wegen seiner vorherigen überheblichen Worte etwas zappeln lassen, der immer stärker werdende Blutgeruch entfachte jedoch ihre Gier und so war sie nur einen Augenblick später bei den ringenden Männern. Verzweifelt versuchte die Wache sich aus Vandartes Griff zu befreien oder Alarm zu schlagen, allein der Griff des Vampirs war so fest, dass der Dunkelelf nur ein dumpfes Röcheln von sich gab.
Mit elegantem Schwung zog Vana ihr Katana und trennte mit einem Schlag die schwertführende Hand vom Körper der Wache. Das sofort hervorschießende Blut ließ sie endgültig die Kontrolle über sich verlieren. Wie von Sinnen packte sie den Arm, biss zu und begann gierig den Lebenssaft des Dunkelelfen zu trinken. Sie ließ erst von dem Mann ab, als sie ihn bis auf den letzten Tropfen ausgekostet hatte. Jetzt, da der Körper schlaff in Vandartes Armen hing und ihr Durts gestillt war, verflog auch die Gier und ihr kühler Kopf kehrte zurück. Verdammt! Ich wollte doch … Das hätte einfach nicht geschehen dürfen! Ich muss lernen, diese Gier zu beherrschen., dachte sie aufgewühlt während sie nach außen hin gefasst sich das Blut vom Mund wischte und ein wenig süffisant zu Vandarte meinte:

„Und du denkst einfach zu sehr in vampirischen Bahnen. Vielleicht wäre es gut, wenn du dich auch etwas mit menschlichen Kampftechniken befasst. Es könnte sicher nicht schaden, wenn du etwas Schwertkampf lernen würdest, dann könntest du solche Situationen effektiver meistern. Wie wäre es? Ich bringe dir ein wenig Schwertkampf bei und du lehrst mich wie ich diese unkontrollierte Blutgier beherrschen kann.“

Dass sie bedenkenlos über einen Menschen, auch wenn es sich um einen stinkenden Dunkelelf handelte, hergefallen war und gleich beim ersten Mal skrupellos getötet hatte, erschreckte Vana doch sehr. Hatte sie vorher noch gedacht, dass sie ihr erster Biss erhebliche Überwindung kosten würde, so war die Unbeherrschtheit ihres vampirischen Wesens plötzlich etwas, mit dem sie erst einmal zurecht kommen musste und dass ihr erhebliche Kopfschmerzen bereitete. Wenn sie nicht schnell lernte ihren Durst zu kontrollieren, war sie auf lange Sicht dazu verdammt Ansiedlungen zu meiden und dass war bestimmt nicht das was sie wollte.

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Re: Ein Unleben

Beitrag von Gestalt » Samstag 22. August 2009, 13:30

"Kosral!"
Vandarte Rámon runzelte die Stirn. "Die Ruinen Kosrals?" Sein Blick zeigte sichtliche Verwirrung. Es hatte den Anschein, dass er selten in den Neldoreth kam und nicht wusste, was sich dort abspielte. Auch hatte er offenbar keinerlei Ahnung davon, dass die einstige Stadt bereits wieder aufrecht stand mit hohen Mauern und einer stark verteidigten Festung. Leider wurde sie von den Falschen geführt, von Dunkelelfen, die Celcia erobern wollten. Für Vana ergab dies alles Sinn und in Kosral lag die Antwort. Niemand würde in Ruinen - die ja inzwischen keine mehr waren - einen Stützpunkt des dunklen Volkes vermuten! Aber sie winkte ab, jetzt musste sie erst einmal ihren Blutdurst stillen und Vandarte sollte ihr dabei helfen. Er schien sich dazu auch berufen zu fühlen und spielte den Mentor und Lehrmeister - natürlich, ohne gefragt worden zu sein.

Er betrat ohne weitere Umschweife das Lager und griff die Wache an. Schnell jedoch musste Vandarte einsehen, dass er gegen einen schwer gerüsteten Dunkelelfen kaum eine Chance allein hatte. Er brauchte die Hilfe der jungen Vampirin, daher rief er sie sofort zu sich. Der Dunkelelf konzentrierte sich auf Vandarte, da dieser versuchte, ihm das Genick zu brechen. Die Halsschlagader dehnte sich bereits und darüber spannte die Haut. Vana hätte vorschnellen und zubeißen können, doch sie griff lieber zu altbewährten Mitteln und hieb dem Elfen die Hand ab. Aus dem Stumpf ergoss sich der rote Lebenssaft in für Vana verlockenden Sturzbächen. Die Gier nach Blut wurde größer, wuchs und stieg weiter an - so stark, dass sie die Kontrolle über sich verlor und tiergleichen Instinkten folgte.
Vandarte hielt den Wächter fest, während Vana trank. Sie trank und trank, Liter um Liter, bis nichts mehr übrig war. Der Körper erschlaffte in den Armen des Vampires und dieser legte ihn alsbald flach auf den Boden. "Hat's geschmeckt?", fragte er mit einem verschmitzten Grinsen auf den Lippen. Dass er eben noch in höchster Bedrängnis gesteckt hatte, schien Vandarte von sich zu schütteln wie ein Baum braun gefärbte Blätter in der Zeit des Wandels.

Vana erwiderte sein grinsen. Sie hatte Recht behalten, er hatte es auf diese Weise nicht mit dem Wächter aufnehmen können. Vandarte bemerkte das an Vanas Miene, ging aber gar nicht darauf ein. Er nahm nur vor dem Leichnam des Wächters Aufstellung und streckte seine Hand nach der Jagdgefährtin aus. "Reich mir dein Schwert", sagte er kühl und fügte fast schon zischend an, "schnell!" Kaum war er in Besitz der Waffe, trennte er dem toten Elfen den Kopf ab. Er wischte die Klinge nicht ab, sondern leckte das Blut davon und reichte sie dann an Vana zurück. "Wir können nicht zulassen, dass ein Dunkelelf zum Vampir wird", gab er erklärend ab. "Du hast ihn vollkommen blutleer getrunken. Nur dann besteht die Möglichkeit, dass sich sein Leib als Untoter erhebt. Lasse auch nur einen Tropfen im Körper zurück und es wird nicht geschehen." Vandarte grinste.

"Vielleicht wäre es gut, wenn du dich auch etwas mit menschlichen Kampftechniken befasst. Es könnte sicher nicht schaden, wenn du etwas Schwertkampf lernen würdest, dann könntest du solche Situationen effektiver meistern. Wie wäres es? Ich bringe dir ein wenig Schwertkampf bei und du lehrst mich wie ich diese unkontrollierte Blutgier beherrschen kann."

Vandartes Miene verdunkelte sich. Er sah jetzt noch finsterer und unheimlicher aus. Unterhalb seiner Augen hatten sich Schatten gebildet, die stahlgrauen Seelenspiegel aber funkelten wie tote Sterne. "Als einstiger pelgarischer Soldat beherrsche den Schwertkampf bereits, aber wie du sehen kannst, trage ich keines bei mir." Er warf einen verachtenden Blick auf den Leichnam des Dunkelelfen. "Und mit den schwarzen Klingen dieser mörderischen Brut werde ich nicht kämpfen." Er trat an Vana heran, hob seine Hand und wischte ihr Blut aus dem Mundwinkel. "Die Gier vergeht mit der Zeit, wenn sich dein Körper an Blut gewöhnt hat. Jetzt aber ist er hungrig und wir müssen ihn noch weiter füttern. Lass uns die Zelte von innen betrachten und hier alles beißen, was dunkelelfisch und noch am Leben ist. Vergiss nicht, ihnen die Köpfe abzutrennen, wenn du leer trinkst."
Der Vampir betrachtete Vana noch einen Moment und wandte sich dann von ihr ab.
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Vana Erendis Morgaine
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Re: Ein Unleben

Beitrag von Vana Erendis Morgaine » Dienstag 8. September 2009, 16:37

Was hatte sie eigentlich erwartet, als sie ihm ein wenig spöttisch riet, sich doch etwas mit menschlichen Kampftechniken zu befassen? Sein ganzes bisheriges Auftreten hätte ihr doch Indiz genug sein müssen und trotzdem hatte sie sich die Spitze nicht verkneifen können. Es lag wohl daran, dass dies einfach ihre Art war, mit Dingen umzugehen, die sie noch nicht begriff oder die sie nicht beherrschen konnte.
Denn sonst hätte sie vorhersehen müssen, dass Vandarte ihre Bemerkung erneut mit der für ihn typischen Überheblichkeit abtun würde. In dem Bewusstsein seiner Überlegenheit verließ er sich eben voll und ganz auf seine Kräfte.
Nun, sollte er doch, Vana dagegen hatte nicht vor, in eben diese, ihr ach so vertrauten Verhaltensmuster zurück zu fallen. Gerade ihre aus dem Bewusstsein der Überlegenheit entsprungene Überheblichkeit hatte sie letztendlich auf das Schafott gebracht. Dieser Fehler würde ihr nicht noch einmal unterlaufen.

Vandarte kümmerten solcherart Überlegungen dagegen überhaupt nicht. Fordernd streckte er seiner Schülerin die Hand entgegen: "Reich mir dein Schwert. Schnell!“"
Dieser Befehlston ließ Vana innerlich rebellieren. Was bildete sich der Kerl eigentlich ein, ihr Befehle zu erteilen? Doch etwas in seinem Blick sagte ihr, dass es besser wäre, seiner „Bitte“ Folge zu leisten, und so reichte sie ihm, wenn auch innerlich mit den Zähnen knirschend, das Katana.
Ein wenig befremdlich sah sie zu, wie der ältere Vampir dem toten Dunkelelfen den Kopf abtrennte. Was zum Geier sollte das jetzt werden, fragte sich Vana kopfschüttelnd, immerhin war der Dunkelelf ja schon tot. Vandartes Verhalten ergab für sie einfach keinen Sinn. Vielleicht, so dachte sie, vielleicht hat er ja irgendwelche sadistischen oder nekrophilen Anwandlungen und das Zerstückeln von Leichen gibt ihm eine gewisse Befriedigung. Was wusste sie denn schon, wozu uralte und relativ unsterbliche Wesen im Laufe der Zeit neigten. Als er dann auch noch genießerisch, ja fast schon wollüstig das Blut vom Blatt ihres Katanas leckte, ehe er es ihr wieder zurück gab, ahnte sie, warum den meisten Menschen eiskalte Schauer über den Rücken liefen, wenn sie Geschichten über Vampire lauschten. Der Anblick, den Vandarte gerade geboten hatte, war durchaus dazu angetan, zartbesaitete Gemüter schreiend davonlaufen zu lassen.

Die auf seine Handlung hin folgende Erklärung wirkte auf Vana daher entsprechend ernüchternd und ließ seine Handlungsweise in einem vollkommen neuen Licht erscheinen.
Aha, die erste Lehrstunde. Lektion 1: Sauge niemals ein Opfer vollkommen aus, es sei denn du willst es willentlich in einen Vampir verwandeln. Zügele und kontrolliere deine Gier.
Lektion 2: Sollte es doch einmal geschehen, trenne dem Toten unbedingt sofort den Kopf ab, damit er nicht verwandelt wird.

Mit ebenso kühlem wie reserviertem Blick nickte die ehemalige Priesterin, zum Zeichen dass sie verstanden hatte. So überheblich wie Vandarte konnte sie schon lange sein, wenn sie wollte. Wenn er der Meinung war, dass er ihr in dieser Art gegenübertreten müsse, so konnte sie dies ihm gegenüber erst recht. Die kalte und berechnende Morticia war anscheinend noch nicht vollständig verschwunden. Ein kleiner Rest ihrer Persönlichkeit klang in dem Vampir Vana noch nach.
Dann jedoch, als er, ungeachtet ihrer abweisenden Haltung, auf sie zu kam und ihr zart das Blut von den Lippen strich, wich diese zur Schau gestellte Überheblichkeit schlagartig. Es lag nicht allein an seiner vampirischen Ausstrahlung, welche bei ihr sowieso keine Wirkung zeigte, es war vielmehr die Gewissheit, dass sie von nun an, egal an wen sie sich binden würde, irgendwann, wenn die Menschen dahingeschieden waren, allein sein würde. Nur bei ihm würde es anders sein, denn auch er wurde körperlich keinen tag älter, sondern blieb der zugegeben wirklich gutaussehende junge Mann der er war.
Ein kurzes niederschlagen der Lider, ein leises Seufzen, mit dem sie die Gedanken vertrieb. So sehr sie es vielleicht auch wollte, sie konnte sich einfach noch kein Leben mit diesem Mann vorstellen, er war ihr zu berechnend, zu gefühllos. Konnte er überhaupt lieben? War er überhaupt solcher Gefühle fähig, und war sie es selbst noch?
Wieso stellte sie sich diese Fragen gerade jetzt? Eine Antwort darauf fand sie nicht, und so schob sie erst einmal all diese Dinge beiseite und konzentrierte sich auf das Hier und Jetzt.
Erneut nickte sie nur, als Vandarte vorschlug, sich die Zelte vorzunehmen und alles was darin entfernt dunkelelfisch war zu beißen.

„Gut, du die Zelte zur Linken und ich die zur Rechten.“ Auf beiden Seiten ihres derzeitigen Standorts standen jeweils zwei Zelte, es konnte sich somit nur um einen kleinen Patrouillentrupp handeln. Der Größe der Zelte nach zu urteilen, lagen dort wohl nicht mehr als zwei Mann, so dass im Höchstfall auf jeden der beiden Vampire vier Dunkelelfen kamen.
Leise trennten sich die beiden Jäger der Nacht, jeder sich den Zelten auf seiner Seite zuwendend.
Das erste der beiden Zelte auf ihrer Seite vorsichtig betretend, gewahrte Vana im Innern wie erwartet zwei Dunkelelfen. Beide lagen bis zum Hals in eine Decke eingewickelt und schliefen. Trotz der herrschenden Dunkelheit konnte Vana alles unwahrscheinlich klar erkennen, ein weiterer Vorteil ihres jetzigen Daseins. Nun, da sie bereits Blut getrunken hatte, waren der Drang und die Gier nach Blut, wenn auch noch spürbar vorhanden, nicht mehr ganz so brennend, so dass sie sich leise über ihr erstes Opfer beugte. Ganz automatisch, als sie die pulsierende Halsschlagader sah, bildeten sich ihre Fangzähne heraus und mit einem begierigen Seufzer biss sie in den Hals des Dunkelelfen, dessen hervorschießendes Blut sie begierig in sich aufnahm.

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Re: Ein Unleben

Beitrag von Erzähler » Freitag 18. September 2009, 00:35

Vandarte nickte ebenfalls. Die beiden waren sich einig. Der ältere Vampir hatte dem Jüngeren - in diesem Fall Vana - etwas beigebracht und sie lernte artig. Vandarte gab sich damit zufrieden. Vana machte auf ihn nicht den Eindruck, als würde sie ihre Opfer zukünftig enthaupten. Wahrscheinlich versuchte sie zu Anfang, ihren Blutdurst zu unterdrücken oder die Lebenden nur ein wenig anzusaugen, so dass sie weder sterben noch sich selbst in Vampire verwandelten. Der Vampir erinnerte sich sehr dunkel daran, dass auch er einmal so gedacht hatte. Doch diese Moral schwand mit den Monaten, den Jahren, den Jahrzehnten ... sie würde es lernen oder beim Versuch untergehen. Vandarte entschied sich, Vana auf ihrem Weg als Vampirin beizustehen. Es war angenehmer zu zweit zu jagen, vor allem, wenn der Jagdpartner einen derart anziehenden Blick bot. Er schmunzelte.

Er fragte sich, wie lange es dauern würde, bis ein Vertrauensband zwischen ihnen aufgebaut war? Er selbst hatte zu seinem "Schöpfer" damals Jahre gebraucht und dann war dieser durch einen unglücklichen Zufall einfach aus seinem Unleben gerissen worden. Seitdem war er hauptsächlich nur noch Zweckgemeinschaften eingegangen, wenn er überhaupt einmal auf einen anderen Vampir traf. Ab und zu hatte er einen erschaffen, aber schnell fand sich dieser dann mit dem Kopf fernab seines Körpers wieder - leblos und von Vandarte vernichtet. Er kam mit ihnen einfach selten zurecht.
Vana war ein neuer Versuch, von dem er sich ausnahmsweise einmal wieder mehr erhoffte. Schließlich war sie keine Frau, die er ausgesaugt und so zum Vampir gemacht hatte. Nein, er hatte sie vor dem Tempel gefunden und vor dem Tod gerettet, indem er ihr untotes Leben schenkte. Ob sie sich irgendwann einmal dankbar erweisen würde? Vandarte zweifelte daran, erwartete es aber auch nicht wirklich.

Dann trennten sie sich vorläufig. Jeder von ihnen wollte ein Zelt auskundschaften. Vana entschied sich für das rechte. Sie musste jenes erwischt haben, in dem man die Abwesenheit der Nachtwache nicht so schnell bemerken würde, denn die Feldbetten waren belegt. Die Dunkelelfen schliefen, sie hörte ihr gleichmäßiges Atmen. Niemand konnte seinen eigenen Schlaf vortäuschen, wenn man nur aufmerksam genug war. Denn niemand wusste, wie er sich schlafend anstellte.
Doch in Vana erweckten die Ruhenden sicherlich nicht den Eindruck, dass sie erwacht waren und sich nun in ein Tarngewand aus Schlaf hüllten. Sie hatten von dem Vorfall von Vandartes furchtlosen Angriff auf das Lager nichts mitbekommen. Manthala schenkte ihnen tiefe Träume.

Vanas Sinne hatten sich geschärft. Sie sah die grauen Konturen nicht nur ziemlich gut und hörte die Schlafenden, nein, die in ihr gewachsene Blutgier erzeugte auch eine Art Pulsieren. Sie konnte den Lebenssaft irgendwie spüren, sie bemerkte, dass sich Wesen hier aufhielten. Das Blut rief nach ihr. Die Gier war noch nicht vollends gestillt, aber jetzt, nach den ersten Schlucken, konnte sie sie kontrollieren.
So war es kein Wunder, dass sich Vana noch einmal über ein Opfer beugte. Ihre Zähne stachen in den Hals des Elfen wie ein heißes Messer in Butter. Sie fühlte, wie die Haut riss und Blut ihre Lippen benetzte. Es schmeckte fantastisch und schien ihr neue Energie zu geben. Der Dunkelelf selbst wachte von ihrem Biss nicht auf, aber er wand sich langsam, als Vana von ihm trank. Schließlich öffnete er noch ein wenig schlaftrunken, vielleicht auch benommen vom Blutverlust die Augen. Er gab ein Brummen von sich, wollte nach der Fremden schlagen. Seine Hand patschte aber nur wirkungslos gegen das Gestell seines Bettrahmens. Das Leben strömte nach und nach aus ihm heraus.

Schließlich aber kamen Geräusche vom anderen Bett. Der zweite Dunkelelf richtete sich in der nächtlichen Stille auf. "Wer seid Ihr?", fragte er verwirrt. Dann aber kehrte seine Geistesgegenwärtigkeit zurück und auf Lerium schlug er laut Alarm. "Eindringlinge! Zu den Waffen!"
So schnell er konnte, rappelte er sich auf und schlug die Decke zurück, um nach seinem Schwert zu greifen.
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Re: Ein Unleben

Beitrag von Vana Erendis Morgaine » Donnerstag 1. Oktober 2009, 14:22

Der Dunkelelf wälzte sich zwar kurz in seiner Decke, als Vana zubiss, wachte aber nicht auf, so dass die junge Vampirin keine Mühe hatte, den Lebenssaft aus ihm zu saugen. Als er dann doch die Augen aufschlug, war es für ihn längst zu spät. Vom Blutverlust geschwächt war seine Abwehr kaum mehr als ein schwerfälliges, kraftloses Patschen, mit dem er Vana allerdings nicht beeindrucken konnte. Wahrscheinlich hätte sie ihren Blutdurst erneut nicht zügeln können, doch eine Bewegung im Nachbarbett, welche sie aus den Augenwinkeln wahrnahm, brachte sie dazu, geraden noch rechtzeitig von ihrem Opfer abzulassen.
Diese Zeit genügte dem andern, um sich von seiner Schlafstatt aufzurichten und, noch etwas benommen zu seinem Kollegen, der inzwischen ohne Bewusstsein da lag, hinüber zu schauen. Die Situation noch nicht vollständig überblickend fragte er Vana, die, noch vom Blute seines Kameraden triefend zu ihm blickte, wer sie denn wäre. Doch schon im gleichen Augenblick erfasste er, dass sich ein Eindringling im Zelt befand und er schlug sofort lautstark auf Lerium Alarm. Gleichzeitig rappelte sich auf und langte nach seinem Schwert.

Trotz ihrer geschärften Sinne brauchte Vana ein paar Sekunden, um sich von ihrem Rausch zu lösen. Dies genügte dem Dunkelelfen, sein Schwert zu ziehen und sich mit blanker Klinge und einem Schrei auf sie zu stürzen. Es war ihren vampirischen Reflexen zu verdanken, dass ihr dieser blitzartig vorgetragene Angriff nichts anhaben konnte. Sie hatte vollkommen vergessen, wie gut dunkelefische Kämpfer trainiert waren. Mit einer für das normale Auge kaum wahrnehmbaren Bewegung brachte sie sich blitzschnell aus der Schusslinie und in den Rücken des Dunkelelfen, so dass dessen Angriff ins Leere lief. Dieser warf sich noch in der Bewegung herum und seine Augen suchten den Gegner, dabei gleichzeitig die Situation im Zelt überblickend. Auch Vana hatte inzwischen ihr Katana gezogen, so dass sich beide taxierend gegenüber standen. Mit finsterem Blick musterte der Dunkelelf erst seinen leblosen Kameraden und anschließend die ihm gegenüber stehende Frau. Vana wiederum wischte sich mit einer aufreizenden Geste das Blut des zum Tode verdammten von den Lippen und lächelte dessen Kameraden herausfordernd an.
In das Schweigen hinein konnte man auf einmal angstvolle und panische Schreie aus der Richtung, in die sich Vandarte gewandt hatte, hören. Anscheinend hatten die dortigen Dunkelelfen bereits erkannt, mit welch tödlicher Kreatur sie es zu tun hatten.

Anders der Dunkelelf in Vanas Zelt. Es war ihm zwar ein Rätsel, wie es die ihm unbekannte Frau geschafft hatte, ohne sichtbare Waffe seinen Kameraden zu töten, dass es sich bei ihr um eine dunkle Kreatur handeln könnte, kam ihm dabei jedoch nicht in den Sinn. Kurz überlegte Vana, ob sie sich ihm zu erkennen geben sollte, entschied sich aber dagegen. Sich gegenseitig lauernd umkreisend warteten beide auf einen Fehler oder eine Attacke des Anderen. Schließlich wurde Vana des Wartens müde und meinte herablassend:
„Was ist mir euch? Hat euch beim Anblick eures toten Kameraden der Mut verlassen oder warum zögert ihr? Ich dachte immer, dass euch Dunkelelfen keine Gefahr zu groß ist, aber anscheinend sind die Geschichten, die man über euch Dunkelelfen erzählt wohl nur Ammenmärchen. Also was ist? Wollt ihr kämpfen oder Maulaffen feilhalten.“ Dabei ließ sie ihr Katana herausfordernd in der Hand kreisen, doch ihre Augen beobachteten jede noch so kleine Regung ihres Kontrahenten. Solange er allein war, würde sie den Kampf mit dem Schwert als willkommenes Training betrachten. Sollte der Kerl ruhig glauben, es mit einer normalen Menschenfrau zu tun zu haben, er würde seinen Irrtum noch früh genug erkennen.

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Re: Ein Unleben

Beitrag von Gestalt » Samstag 3. Oktober 2009, 11:17

Wer war diese Fremde? Der Dunkelelf hatte es nie zuvor mit Vampiren zu tun bekommen, weshalb er Vana auch nur ungläubig, aber verbissen anstarren konnte. Er sah das Katana frei von Blut. Sie hatte nicht mit der Klinge getötet, trotzdem lag sein Kumpane regungslos und mit aufgerissenen Augen im Bett. Das Leben lief aus ihm heraus wie Wasser, das aus einer Quelle sprudelte. Der Dunkelelf schluckte, entdeckte während des gegenseitigen Umkreisens nur Blut an Vanas Lippen. Hatte sie dem Todgeweihten die Wunden geküsst?
Der Soldat wollte sich nicht ablenken lassen, schaute nur einmal lauernd zum Zelteingang, auf die Verstärkung hoffend. Doch nur Schreie drangen an seine spitzen Ohren. Er trug weder Rüstung noch Helm. Das war schlecht, man hatte sie vollkommen im Schlaf überrumpelt. Was war mit der Wache geschehen und warum hatte niemand Alarm geschlagen?

Der Soldat versuchte es mit einem Angriff, kaum das Vana ihn provoziert hatte. Sie hatte Recht. Er würde sich von ihrer Attacke nicht beeindrucken lassen, sondern mit Stolz zeigen, welchen Vorteil es mit sich brachte, faldorisches Blut durch seine Adern laufen zu lassen. Die Dunkelelfen waren die Rasse des Meisters der Finsternis. Er hatte Faldor nicht zu enttäuschen und gegen ein widerwärtiges Weibsbild zu verlieren.
So schwang der Elf sein Schwert und stürmte nach vorn. Vana gelang es erneut, auszuweichen, aber sie hatte nicht mit der Finte des Gegners gerechnet. Der riss das Schwert hoch, anstatt den Hieb zu Ende zu führen. Dabei verlor er zwar Schwung, doch gelang es ihm so, Vana wenigstens mit der Breitseite in die Rippen zu treffen. Er holte bereits zum nächsten Schlag aus, als etwas ihn dumpf krachend am Schädel traf. Den Dunkelelf riss es nach hinten, er taumelte und stolperte über den geworfenen Gegenstand - einen Eimer.

Ein Schatten erschien im Zelteingang. Graue Augen blitzten zusammen mit einem boshaft arrogantem Lächeln. "Es wird keine Verstärkung mehr eintreffen, elender Dunkelelf." Mit einer einzigen Bewegung trat Vandarte in das Zelt hinein und ließ den schweren Stoff der Plane hinter sich zufallen. "Gib ihm dem Rest, niemand dieser Bastarde soll überleben." Der Vampir trat auf den Soldaten zu und stellt sich auf seine Schwerthand, um ihn an einem weiteren Angriff zu hindern.
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Re: Ein Unleben

Beitrag von Vana Erendis Morgaine » Montag 16. November 2009, 16:35

Erneut umkreisten sich die Kontrahenten, lauernd, auf eine Unaufmerksamkeit des Gegners hoffend, während von draußen die Schreie der anderen Dunkelelfen, die Schreie derer, welche gerade Vandarte zum Opfer fielen, in das Zelt drangen.
Vana konnte fast körperlich spüren, wie der Dunkelelf immer angespannter wurde, und als dann ein kurzes Aufblitzen in seinen Augen den neuerlichen Angriff verriet, tänzelte die Vampirin elegant aus der Laufrichtung des heranstürmenden Gegners.
Ihre Bewegungen wirkten spielerisch, doch hatte sie die Listigkeit des dunklen Kriegers weit unterschätzt, denn dieser riss urplötzlich sein Schwert mitten in der Bewegung herum und versetzte Vana mit der Breitseite einen gewaltigen Hieb vor die Brust.
Natürlich konnte er sie damit nicht verletzen, doch reichte es, um sie für einen kurzen Moment unaufmerksam zu machen. Schon holte der Dunkelelf zu einem weiteren Schlag aus und Vana riss nur noch geistesgegenwärtig ihr Katana hoch, um den Schlag abzufangen.

Doch der Dunkelelf kam nicht mehr dazu seinen Schlag auszuführen, denn wie ein Blitz flog etwas durch das Zelt, traf den Soldaten mit Wucht am Kopf, so dass er taumelnd zu Boden krachte und rollte anschließend scheppernd über den Zeltboden. Bei genauerem Hinsehen entpuppte sich das Wurfgeschoss als ein Blecheimer, wie er auch unter dem Bettgestell der Dunkelelfen dieses Zeltes stand und wohl für gewisse körperliche Erleichterungen vorgesehen war.
Vom Nachtgeschirr erschlagen!, dachte Vana grinsend, als Vandarte das Zelt betrat und boshaft lächelnd zu dem am Boden liegenden Dunkelelfen meinte, dass er vergebens auf Verstärkung warten würde.
Nur schade, dass er mir mit seinem Wurf den ganzen Spaß verdorben hat. Der Dunkelelf war gut und es wäre sicher noch sehr lustig mit ihm geworden.
Doch nun lag er am Boden und Vandarte hinderte ihn daran, sich auch nur im Geringsten zu wehren, indem er seinen Fuß auf seinen Schwertarm stellte und Vana herausfordernd ansah.
"Gib ihm dem Rest, niemand dieser Bastarde soll überleben." Natürlich, er war genauso emotionslos wie sie ihn bei ihrem Erwachen kennen gelernt hatte. Wie lange musste man untot sein, um so gleichgültig und gefühllos zu werden. Es war ja schon schlimm genug, dass sie nun ebenfalls zu einem solchen Wesen geworden war, aber die Gleichgültigkeit Vandartes erschreckte sie immer wieder aufs Neue. Nein, so wollte sie auf gar keinen Fall werden. Allein schon deswegen meinte sie mit leichter Ironie:

„Sag mal, musst du einem wirklich jeden Spaß verderben? Mann, was bist du nur für ein alter Spielverderber? Nicht jeder ist bar jeglicher Emotionen so wie du! Auch wenn du mich zu deinesgleichen gemacht hast, so heißt das noch lange nicht, dass ich mich auch meiner menschlichen Gefühle entledigen muss. Ich hätte ja noch gern ein wenig mit dem Kerl da gespielt, aber nein, der Herr muss sich ja unbedingt einmischen!
Ja, ich weiß, dass man nicht mit seinem Essen spielen soll, das hat mir meine Mutter auch immer gesagt, aber ein wenig Spaß ist ja wohl noch erlaubt.“

Anscheinend verstand der Dunkelelf nicht was um ihn herum vorging, oder er dachte noch immer, er hätte es mit normalen Menschen zu tun. Jedenfalls deuteten sein verständnisloser Blick und seine vergeblichen Versuche, sich von Vandarte zu befreien, darauf hin. Bei Vanas Andeutung bezüglich des Spielens mit dem Essen weiteten sich jedoch plötzlich seine Augen in jäher Erkenntnis und etwas wie Angst mischte sich in seinen bisher eher von Nichtverstehen gekennzeichneten Blick, als sich die Vampirin neben ihn kniete und ihm leise ins Ohr hauchte:
„Tut mir furchtbar leid, aber ich hatte zu gerne noch ein wenig mit dir gekämpft, das hätte den Appetit nur noch mehr angeregt, aber mein Gefährte versteht in dieser Hinsicht nun mal keinen Spaß. Und mit einem leisen Fauchen, welches dem Dunkelelfen das Blut stocken ließ, vergrub sie ihre Fangzähne in seinen Hals. Erst als der Kopf des Dunkelelfen kraftlos zur Seite fiel ließ sie von ihm ab, erhob sich und ließ ihr Katana wieder in die Scheide gleiten. Diesmal hatte es Vana kaum noch Überwindung gekostet, dem Drang nach Blut zu widerstehen und rechtzeitig von ihrem Opfer abzulassen. Nun, da alle tot waren, und auch Vanas Blutdurst gestillt war, stellte sich die Frage, was sie in der nahen Zukunft tun sollten, weswegen sie sich auch zu Vandarte drehte und ihm genau diese Frage stellte:
„Was denkst du? War das jetzt genug? Ist die Verwandlung nun endgültig vollzogen? Wenn ja, was hast du jetzt vor? Du weißt ja, dass mir eine Aufgabe gestellt wurde und ich noch immer nicht recht weiß wie ich diese erfüllen soll. Vielleicht kannst du mir ja weiter helfen und mir einen Rat geben, was ich am besten tun kann.“

Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, so hoffte sie, dass Vandarte sie begleiten würde. Er war der einzige ihrer Art den sie kannte, und zugegeben, er sah auch noch verdammt gut aus. Vielleicht war es ja sogar für beide von Vorteil, wenn sie zusammen blieben.

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Re: Ein Unleben

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 19. November 2009, 08:20

Der Dunkelelf hatte keine Chance. Er würde hier und jetzt sein Ende finden wie seine Kumpane, um die sich Vandarte bereits gekümmert hatte. Das Innere des anderen Zeltes erinnerte an ein Blutbad. Dort hatte eine Schlacht stattgefunden, die nur wenige Tote hinterließ, aber nicht minder schrecklich aussah wie damals jene auf der Stillen Ebene, die alles Gras in Blut getaucht hatte.
Jetzt stand der Vampir mit kühlem Blick über dem dunkelelfischen Krieger, hinderte ihn am Aufstehen und befahl Vana, ihr Spielchen zu beenden. Er zuckte nicht einmal mit der Wimper, als sie ihm eine schnippige Antwort gab. Wie ein Kätzchen war sie, das die Maus noch ein wenig zappeln lassen wollte, ehe sie sie verschlang.
Vandarte zeigte keine Emotion. "Wer redet hier davon, dass du eine Wahl hättest?", antwortete er ihr. "Du wirst die Gefühle verlieren. Sie gehören den Lebenden. Wir sind Verdammte." Er trat wuchtig auf die Hand des Dunkelelfen. Es knackte und der Krieger brüllte schmerzerfüllt auf. Vandarte hatte ihm mindestens zwei Finger gebrochen. "Tob dich aus, aber lass es nicht mehr zu lange dauern", meinte er nur und trat an den Zelteingang, um hinaus zu sehen. Sie hatten mit ihrem Angriff wirklich nicht lang gebraucht und die Nacht war noch jung. Es blieb noch Zeit, ehe die Sonne zurückkehren würde. Es blieb noch Zeit, ein Versteck vor ihren Strahlen zu suchen, nach denen sich der Vampir Jahrzehnte lang sehnte.

Vana beendete unterdessen ihr Mahl. Der Dunkelelf hatte vergeblich versucht, sich ein letztes Mal zu wehren. Die Fangzähne der Vampirin trafen seine Halsschlagader zielgenau und saugten ihm das Leben aus. Bald erschlaffte er, rührte sich nicht mehr.
Vanas Blutdurst war gestillt. Sie hätte nicht fragen brauchen, um es nun selbst zu wissen. Sie spürte die Kraft in ihrem Körper und die Stärke, die fremdes Blut ihr schenkte. "Vergiss nicht, ihm den Kopf abzuschlagen. Ich will keinen Dunkelelfen zum Vampir machen."
Vandarte trat kurz darauf vom Zelteingang zurück und auf seine neue Gefährtin zu. Er musterte sie. In ihr steckten noch eine Menge Gefühle, viel Erinnerung an Leben. Sie würde sie verlieren, wie jeder Vampir seine Emotionen irgendwann hinter sich lassen musste. Bei ihr war es fast bedauerlich. Vandarte hob die Hand, setzte einen Finger an und wischte Vana ein dünnes Blutrinnsal vom Mundwinkel. Er lächelte. Es war seltsam. In ihrer Gegenwart und in direkter Interaktion mit ihr konnte man den Eindruck gewinnen, dass es nichts Wichtigeres als Gefühle zwischen ihnen gab. Aber vielleicht war dies nur eine Fassade, eine Illusion.

"Ich erinnere mich an deinen Auftrag. Wir werden versuchen, ihn zu erfüllen. Ich habe den Eindruck, Teil deiner von einer Göttin gegebenen Mission zu sein und deshalb würde ich dich gern begleiten. Ehe wir jedoch weitere Pläne schmieden können, sollten wir uns ein Versteck für den Tag suchen. Es wäre besser, du machst keine Bekanntschaft mehr mit der Sonne des Lichtgottes." Vandarte grinste.
"Ich kenne einige Höhlen ganz in der Nähe. Drei Stunden Fußmarsch von hier. Wir können sie mit Leichtigkeit erreichen. Dort angekommen besprechen wir unser weiteres Vorgehen." Ein letzter, untoter Blick flog über das Zeltinnere. "Nimm mit, was du deiner Meinung nach gebrauchen kannst. Ich habe mich schon aus dem anderen Zelt bedient." Er zeigte auf einen schwarzen Gürtel morgerianischer Machart, an dem ein scheidenloser Dolch hing. Auf der Klinge klebte kein einziger Tropfen Blut. Entweder war er unbenutzt geblieben oder Vandarte liebte es, Waffen abzuschlecken wie kleine Kinder ihre Brotmesser.
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Re: Ein Unleben

Beitrag von Vana Erendis Morgaine » Montag 1. Februar 2010, 22:52

Warum sie Vandarte überhaupt gefragt hatte war ihr in dem Augenblick, als sie die Frage stellte schon nicht mehr recht klar. Und Vandartes Antwort fiel auch dementsprechend aus. Sie strotzte nur so vor Kraft und Energie, was darauf schließen ließ, dass ihr Blutdurst für die nächste Zeit gestillt war.
Im Gegenzug hätte es ebenso nicht seiner Aufforderung bedurft, denn sie hatte natürlich nicht vergessen, dass sie ihren Opfern zur Sicherheit den Kopf abschlagen musste. Einen hübschen Schmollmund ziehend zückte sie das Katana und trennte dem zweiten Dunkelelfen den Kopf vom Rumpf. Den anderen, an dem sie sich zuerst gelabt hatte, ließ sie unversehrt, da sie ihn ja nicht vollständig ausgesaugt hatte, und somit keine Gefahr bestand, dass er zu einem Untoten wurde.
Inzwischen war Vandarte wieder in das Zelt zurück und zu ihr hin getreten, stand nun wieder direkt vor ihr und schaute sie an. Ihr Katana in die Scheide auf ihrem Rücken schiebend blickte sie ihm auffordernd ins Gesicht, das ihr in diesem Augenblick irgendwie verändert schien. Im ersten Moment konnte Vana nicht sagen was es war, erst als er ihr über die Wange strich und mit dem Daumen das Blut aus ihrem Mundwinkel wischte, wusste sie was anders an ihm war. Die Bewegung war fast schon zärtlich anmutend und sein Gesicht war, entgegen seiner sonstigen Gewohnheit, nicht vollständig ausdruckslos. Nein, wenn sie genau hinsah, spiegelte sich ein winziger Hauch von Gefühl in seinem Antlitz wider. Ein flüchtiger Augenblick, der viel zu schnell vorbei war, denn kaum hatte er seine Hand von ihrer Wange genommen, erlosch das Gefühl und wich seinem sonst so ausdruckslosen Blick.

Es war dieser kurze Moment, der sie ihn sprachlos anstarren ließ, und der ihr doch gleichsam Mut machte. Es war keine unabänderliche Tatsache mehr, dass sie im Laufe der Zeit wie er werden würde, und wer weiß, vielleicht fand er sogar durch sie seine eigenen Gefühle wieder. Während sie ihn wortlos anstarrte meinte er zu ihr:
“Ich erinnere mich an deinen Auftrag. Wir werden versuchen, ihn zu erfüllen. Ich habe den Eindruck, Teil deiner von einer Göttin gegebenen Mission zu sein und deshalb würde ich dich gern begleiten. Ehe wir jedoch weitere Pläne schmieden können, sollten wir uns ein Versteck für den Tag suchen. Es wäre besser, du machst keine Bekanntschaft mehr mit der Sonne des Lichtgottes. Ich kenne einige Höhlen ganz in der Nähe. Drei Stunden Fußmarsch von hier. Wir können sie mit Leichtigkeit erreichen. Dort angekommen besprechen wir unser weiteres Vorgehen."

Höhlen? Ruhen? Verstecken? Es war so garnicht das, was Vana wollte. Sie wollte nicht ruhen, sie fühlte sich voller Tatendrang. Sie wollte etwas tun, stattdessen sollten sie, ginge es nach ihm, rasten und sich verstecken. Schon holte sie zischend Luft, um ihm entsprechend darauf zu antworten, doch dann überlegte sie es sich anders und nickte zustimmend:
„Nun gut, vielleicht hast du recht. Es widerstrebt mir zwar, wertvolle Zeit zu verlieren, andererseits bringt es auch nichts überstürzt zu handeln. Also lass uns schnellstens aufbrechen, damit wir noch vor Sonnenaufgang zu den Höhlen kommen. Je früher wir ankommen, desto früher können wir auch wieder von dort aufbrechen.“

Seiner Aufforderung, sich von den Toten zu nehmen was sie brauchte, kam sie nicht nach. Was sollte sie denn schon benötigen? Sie brauchte weder Wasser noch Nahrung, eine gute Waffe hatte sie mit ihrem Katana bereits und sonst benötigte sie nichts weiter. Schließlich fiel ihr Blick aber auf einen Dolch, der am Gürtel des kopflosen Dunkelelfen hing. Es konnte sicher nichts schaden, wenn sie ihn an sich nahm. So ein Dolch war besser zu verstecken als ein Schwert und konnte somit zu einer wertvollen Hilfe werden. So bückte sie sich schließlich doch noch, befreite den Toten von Gürtel und Dolch und schnallte sich beides unter ihrem Kleid um die Hüfte.
„So Vandarte, jetzt können wir gehen.“, wandte sie sich daraufhin an ihren Begleiter, fasste ihn bei der Hand und zog ihn aus dem Zelt. Sie hätte auch allein das Zelt verlassen können, dass sie seine Hand ergriff hatte lediglich den Zweck, ihm körperlich nah zu sein. Vielleicht war es vergebene Liebesmüh, es konnte aber auch gut sein, dass sie ihm damit Stück für Stück seine verloren gegangenen Gefühle wieder zurück brachte. Sie würde zuminest nichts unversucht lassen.

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Re: Ein Unleben

Beitrag von Gestalt » Mittwoch 3. Februar 2010, 16:56

Beinahe hätte Vandarte gelacht, aber die vampirische Gefühlslosigkeit, die ihn seit Jahrzehnten in einem Zustand der Gleichgültigkeit gefangen ließ, hinderte ihn daran. Doch seine Antwort strotzte nur so voller Heiterkeit. Amüsiert meinte er: "Keine Zeit verlieren? Wir haben genug davon. Was ist Zeit, wenn man unsterblich ist?" Er warf beiläufig einen Blick zum Zelteingang. Unsterblich ja, unverwundbar nein. Irgendwann würde die Sonne aufgehen und ihn daran erinnern. Sie war in der Lage, etwas von ihrer wenn auch nicht mehr so kostbaren Zeit zu rauben. Sonnenlicht unterdrückte die Vampire, zwang sie dazu in Höhlen und Grüften Zeit totzuschlagen. Vandarte verbrachte solche Moment inzwischen wartend. Er saß dann herum und ruhte, dachte nach. Früher einmal hatte er wütend reagiert, doch mit der Zeit bemerkte er, dass es gut war, sich ab und zu seinen Gedanken hinzugeben und diese neu zu ordnen. Er hatte ja Zeit, wie er eben schon erwähnt hatte.

So wartete der Vampir auch geduldig, dass seine Gefährtin mit der Durchsuchung der Leichname fertig würde. Auch sie nahm sich einen Dolch mit, mehr allerdings nicht. Was brauchten sie auch schon von dunkelelfischem Pack?
"So, Vandarte, jetzt können wir gehen." Überrascht hob er die Augenbrauen, als Vana nach seiner Hand griff und ihn mit sich zog. Er drückte die ihre, um zu spüren, dass sie ihn auch hielt. Ungewohnt, aber bei weitem nichts Schlechtes. Zu zweit würden sie erfolgreicher auf seinem persönlichen Streitzug sein und er konnte Vana sicherlich bei der Erfüllung ihrer Aufgabe helfen.
"Du lässt dir nicht mal bei der Partnersuche Zeit, schein mir", musste er trotzdem über ihre Aktion spötteln. Natürlich war es als Scherz gemeint. Die junge Vampirin hatte bereits deutlich gemacht wie sie dazu stand, dass er ihr Avancen machte. Er hatte es teilweise eingestellt. Jedenfalls gab Vandarte ihr keine Kosenamen mehr.

Sie verließen das Lager der Dunkelelfen und wie der Vampir es vorhergesagt hatte, erreichten sie einige in Felsen gelegene Höhlen, etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang. Im Osten dämmerte es bereits, aber das Licht war nicht stark genug, ihnen schaden zu können.
Vor der Höhle wuchsen knorrige Wurzeln aus dem Fels. Kleine Spinnen krochen umher. "Keine Sorge, die großen Vertreter ihrer Art haben diesen Unterschlupf schon vor mehreren Monaten verlassen. Wir werden hier sicher sein." Vandarte betrat zielstrebig eine der Höhlen. Gleich links vom Eingang gab es eine Decke. Er griff danach und hängte sie vor den Zugang. Offensichtlich hauste der Vampir schon eine Weile hier, auf jeden Fall nutzte er den Unterschlupf häufiger und hatte ein paar Sache hier versteckt - nicht, was ein Vampir dringend benötigte, aber er hatte sie mit großer Sorgfalt hier untergebracht.
Es gab eine Holztür eines Kastenwagens, die wuer auf einem Fels lag und so als Tisch diente. Die Sitzfelsen waren mit Kissen und Fellen gepolstert. Töpfe standen der Größe nach sortiert an einer Wand und auf dem improvisierten Tisch warteten Würfel und Karten auf ihre Spieler.

"Willkommen in der Villa Vandarte! Mach es dir bequem, wo du möchtest." Er selbst zog einen mit Fell gepolsterten Stein vor und lehnte sich mit dem Rücken zur Wand. Seine Konturen wären schwer zu erkennen gewesen, denn es hing ja nun eine Decke vor dem Eingang, aber Vana und er konnten als Vampire etwas besser im Dunkeln sehen als andere Wesen.
"Und nun erzähl mir noch einmal genau, was wir tun müssen. Aber vor allem, wie gehen wir vor? Wo fangen wir an. Ich werde lauschen und aufmerksam sein." So wie er da saß strafte er seinen Worten Lügen.
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Re: Ein Unleben

Beitrag von Vana Erendis Morgaine » Donnerstag 4. Februar 2010, 01:22

Kurz bevor die Sonne über der Steinwüste der toten Ebene aufging erreichten sie die von Vandarte bezeichnete Felsgruppe. Das Licht des Tages streckte zwar schon seine tastenden Finger über die Ebene bis zu ihnen hin, hatte aber noch nicht die Kraft, ihnen gefährlich zu werden. Den ganzen Weg über hatte Vana mehr oder weniger in sich hinein geschmunzelt, denn Vandartes kleine Anspielungen, nachdem sie ihn aus dem Zelt gezogen hatte, klangen ihr noch gut un den Ohren. Von wegen, sie würde ihre menschlichen Gefühle mit der Zeit auch verlieren.
Er mochte es sich vielleicht nicht selbst eingestehen, aber in ihm steckten mehr Gefühle als er wahrhaben wollte. Es fehlte ihm bisher wohl nur an der Gesellschaft und Gelegenheit sie zu zeigen.

Allein die Höhle, die sie gerade betraten, und die von einer Decke am Eingang vor dem Tageslicht geschützt wurde zeigte ihr, dass Vandarte wesentlich mehr war als eine gefühllose Kreatur. Alles, angefangen bei dem Tisch und den darauf verstreuten Spielkarten bis hin zu den Töpfen an der Wand zeugte von seinem Wunsch nach Gesellschaft. Die Spinnen, welche hier ebenfalls Zuflucht vor der Sonne suchten, störten sie nicht, weswegen sie auf seine Beteuerung hin, dass sie hier sicher wären, da es keine der großen Exemplare gäbe, lachend meinte:

„Ach, keine Sorge, mit den großen Spinnen habe ich schon Bekanntschaft gemacht. Mit denen werde ich schon fertig.“
Vandarte hatte inzwischen den Höhleneingang wieder mit der Decke verhangen und meinte grinsend und mit der Hand ins Höhleninnere weisend:
“Willkommen in der Villa Vandarte! Mach es dir bequem, wo du möchtest.“
Er selbst setzte sich auf einen fellbezogenen Stein und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand.
“Und nun erzähl mir noch einmal genau, was wir tun müssen. Aber vor allem, wie gehen wir vor? Wo fangen wir an. Ich werde lauschen und aufmerksam sein.“

„Nette Hütte die du hier hast.“, meinte Vana schmunzelnd. „Wundert mich, dass man dich hier noch nicht entdeckt hat. Immerhin scheinst du schon eine Weile versprengte Dunkelelfen zur Strecke zu bringen. Na ja, die haben anscheinend andere Probleme als sich um ihre Patrouillen in der Ebene zu kümmern.“
Anstatt sich zu setzen, so wie er es ihr angeboten hatte, begann sie damit, mehr oder weniger ruhelos in der Höhle herumzuwandern.
„Warum fragst du eigentlich, ich hab dir doch schon gesagt was ich ... was wir tun sollen. Wir sollen die Dunkelelfen aufhalten oder sie wenigstens so sehr behindern und gegen sie arbeiten, dass ihr Eroberungsfeldzug so schnell wie möglich gestoppt und ihre Herrschaft beendet wird. Keine Ahnung wie wir das bewerkstelligen sollen, wo wir beginnen sollen. Wir sind nur zwei, die ein ganzes Volk aufhalten sollen.“

Abrupt unterbrach sie ihre ruhelose Wanderung und blieb direkt vor Vandarte stehen.
„Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?“
Im gleichen Atemzug winkte sie jedoch ab und nahm ihre Wanderung wieder auf.
„Ich weiß nicht, da wir schonmal in der toten Ebene sind könnten wir möglicherweise gleich nach Morgeria in die Höhle des Löwen gehen. Am besten bekämpft man einen Gegner von innen heraus. Wir könnten uns ja in den Dienst des dunklen Herrschers stellen und diese Stellung nutzen, um die Dunkelelfen aus den eigenen Reihen heraus zu bekämpfen. So wären wir eventuell auch in der Lage, Unschuldige zu retten. Wenn wir nämlich die Pläne der Dunkelelfen kennen, dann können wir diese besser vereiteln.
Was meinst du? Es wäre zumindest ein Ansatz und im Laufe der Zeit könnten wir so auch neue Verbündete finden.“

Noch immer saß Vandarte da und rührte sich nicht. Er machte sie noch wahnsinnig mit seiner stoischen Haltung. Am liebsten wäre sie aus der Höhle gerannt, nur um etwas zu tun, doch das ging nunmal nicht mehr. Auch wenn sie ihm dafür noch immer gram war, so verstand sie doch, dass er auch der Einzige war, der Einzige sein würde, mit dem sie auf Dauer zusammen leben konnte. Es war diese Einsicht, die ihr Vandarte langsam aber sicher näher brachte, doch das würde viel Zeit brauchen, im Moment sah sie in ihm nur einen Kampfgefährten. Zugegeben, einen wirklich gut aussehenden Kampfgefährten, auf dessen Meinung zu ihrem Ansatzpunkt sie nun wartete.

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Re: Ein Unleben

Beitrag von Gestalt » Dienstag 9. Februar 2010, 11:15

"Das Versteck ist schon oft entdeckt und mindestens genauso häufig durchsucht worden. Glücklicherweise eher von herumziehenden Orksippen als von Dunkelelfen. Ich gewähre beiden Zugang und ziehe mich dann zurück, beobachte aus dem Hintergrund wie sie meine Sachen durchwühlen und sich breit machen." Vandarte lehnte gelassen an der Wand. Er hielt die Augen geschlossen und sprach im Plauderton, als würde ihn eine Störung durch andere in seinem Heim nichts kümmern. Dann grinste er hämisch. "Sobald sie verschwunden sind und die Nacht hereinbricht, hole ich mir zurück, was mir gestohlen wurde. Manchmal auch mehr. Den Dunkelelfen nehme ich auf jeden Fall ihre Leben."
Er streckte sich. Offenbar hatte er schon vor Vanas Begegnung eine lange Nacht hinter sich gehabt. Sie hatte ihn mit Blut an den Lippen erstmalig getroffen. Wie oft ging dieser Vampir auf Jagd?
"Ich frage nochmals nach deinem Plan, weil ich wissen möchte, ob du einen hast ... meine Schö... Vana. Aufhalten, stoppen, vielleicht sogar töten sind alles wundervolle Optionen, aber wie stellen wir es an? Wir sind zwei Vampire und müssen gegen eine ganze Stadt vorgehen wie du bereits sagtest. Wir brauchen eine Idee." Der Vampir gähnte. Wahrscheinlich war es nicht einmal nötig, dass er das tat. Er war untot. Aber manche Gewohnheiten ließen sich vermutlich nicht einmal durch diese Tatsache abschütteln.

"Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?" "Hm? Was sagst du?" Er öffnete die Augen und grinste Vana entgegen. Dann zwinkerte er. "Ich höre jedes Wort." Und das stimmte. Vandarte lauschte Vanas Vorschlag, die Dunkelelfen von innen heraus zu schädigen. Eine List, die sie in den Dienst des dunklen Herrschers stellen würde.
Vana hatte ihren Vorschlag gemacht und sie hatte nach Vandartes Meinung gefragt. Der Vampir rührte sich nicht. Er lehnte wieder entspannt gegen den Fels, in sich gekehrt, vielleicht aber auch schlafend. Es war an seiner Mimik schwer zu erkennen und er war so still. Menschen konnte man gut atmen hören, wenn es ruhig war. Vandarte gab keinen Laut von sich. Erst nach einer geraumen Weile des Schweigens glitten seine Lider nach oben. Augen, so grau wie der Himmel vor einem hereinbrechenden Unwetter, fixierten Vana. Er verschränkte die Arme nun vor der Brust, blickte seine Missionsgefährtin ernst an. "Verbündete werden wir in der dunklen Stadt nicht finden. Aber dein Vorschlag klingt gut. So sollten wir es machen und dann abwarten, ob sich eine Gelegenheit bietet. Wer weiß", er grinste wieder, aber ohne jegliche Freude darin, "vielleicht können wir dem dunklen Herrscher höchstselbst die Kehle aufschlitzen und uns an seinem Blut laben."

Vorher hieß es aber erst einmal warten. Die Sonne ging auf. Ein Lichtstreif fand seinen Weg durch ein kleines Loch im Höhlenvorhang und strahlte auf einen einzigen Fleck im Raum. Vandarte kümmerte sich nicht darum, aber er mied die Stelle. Er sprach nicht viel mit Vana. Anfangs blieb er einfach nur auf seinem Felsen sitzen und döste offenbar. Irgendwann ging er zu seinen gesammelten Töpfen und Kesseln. Er strich schweigend mit den Fingern darüber, über jeden einzelnen. Dann suchte er sich einen neuen Platz aus, wo er ruhen konnte.
Für den Vampir verging der Tag wie jeder andere, selbst unter Gesellschaft. Die einzige Ausnahme bildeten die flüchtigen, aber gezielten Blicke, die er Vana ab und an zu warf. Er musterte sie aus den Augenwinkeln von Kopf bis Fuß. Einmal lächelte Vandarte sogar, doch mehr gab er nicht preis.
Als die Sonne dann erneut im Westen hinter dem Drachengebirge verschwunden und somit die Gefahr gebannt war, streckte der Vampir Vana einladend eine Hand entgegen. "Komm, lass uns in Morgeria einziehen, als seien wir König nd Königin der Finsternis!"


(wenn du willst, kannst du bereits in Morgeria am Stadttor ein neues Thema eröffnen. Dann bitte hier verlinken :) )
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Re: Ein Unleben

Beitrag von Vana Erendis Morgaine » Dienstag 9. Februar 2010, 22:38

Vandarte fand ihre Idee, sich sozusagen als Spione in die Reihen des dunklen Herrschers einzuschleichen gar nicht so schlecht, und so war es beschlossene Sache, mit Einbruch der Dunkelheit nach Morgeria zu gehen.
Der Gedanke, dem dunklen Herrscher selbst gar die Kehle aufzuschlitzen ließ sie schmunzeln. Er war allzu verlockend, leider würden sie das Problem damit nicht lösen, es käme dann nur ein neuer Herrscher, der das Werk fortsetzen würde. Spontan musste sie dabei an Myra Zhai denken. Diese skrupellose und zu allem fähige Dunkelelfe, die sie in Kosral bei ihrer Suche nach dem Kristall der Dunkelheit getroffen hatte und die nun den Geist oder die Seele Sarks in sich trug. Sie würde mit Sicherheit sofort die Stelle des dunklen Herrschers einnehmen und seine Pläne weiter vorantreiben.
Nein, den dunklen Herrscher zu töten würde den Krieg nicht beenden und die Zahl der Opfer verringern.

Gern hätte sie noch weiter mit Vandarte darüber gesprochen, aber der hatte bereits wieder die Augen geschlossen und döste vor sich hin.
Wie konnte er nur so ruhig dasitzen und so tun als würde er schlafen? Sie selbst hatte es ebenfalls versucht, konnte jedoch kein Auge zu machen. Wie denn auch, wenn man keinen Schlaf mehr benötigte. Es war ihr ein Rätsel, wie Vandarte das schaffte. Sie selbst tigerte ruhelos durch den Raum und versuchte irgendwie die Zeit bis zum Anbruch der Nacht totzuschlagen. Sie war es einfach nicht gewohnt, den ganzen Tag nur herumzusitzen und nichts zu machen. Mehrmals blieb sie vor Vandarte stehen, wollte ihn ansprechen und ließ es dann doch sein. Irgendwann setzte sie sich an den Tisch, nahm die Karten und begann damit Patiencen zu legen. Sie ahnte nicht, dass Vandarte sie zwischen Augenschlitzen heraus beobachtete.
Sie musste es einfach noch lernen, dass sie von nun an dazu verdammt war, am Tage tatenlos zu verharren und auf die Nacht zu warten. Während de Herumtigerns in der Höhle hatte sie nicht Acht gegeben und war mehrmals durch den einfallenden Lichtstrahl gelaufen. Dabei hatte sie jedes Mal ein höllisches Brennen auf ihrer Haut verspürt, jedoch nur an den Stellen, die nicht durch Kleidung geschützt waren.

Nun ja, irgendwann hatte sie über das Kartenspiel die Zeit vergessen und schrak regelrecht hoch als Vandarte unvermittelt aufsprang, ihr die Hand reichte und zum Höhlenausgang deutend leise sprach:
"Komm, lass uns in Morgeria einziehen, als seien wir König und Königin der Finsternis!"
Ein wenig kokett und doch anmutig fasste sie nach seiner Hand, sah ihm lächelnd in die Augen und meinte: „Ein schöner Vergleich, der vielleicht eines Tages auch wahr wird. Im Moment sollten wir besser zusehen, dass wir nicht als Kopflose der Nacht enden. Was wir vorhaben ist auch für Wesen wie uns nicht ungefährlich.“
Noch immer die Hand haltend traten sie vor die Höhle in die im Moment noch sternklare Nacht. Wäre Vana noch ein Mensch, wäre sie wegen der frostigen Temperaturen, die auch hier wie in jeder Wüstenlandschaft nächtens vorherrschten erschauert. So genoss sie nur den Sternenhimmel und die klare Luft. Für wenige Augenblicke standen sie Hand in Hand, bewegungslos inmitten der Geröllwüste der toten Ebene bis Vana schließlich Vandartes Hand losließ und zur Stadt der Dunkelelfen aufbrach.

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