Auf dem Weg in die Stille Ebene

Dieser gefährliche Sumpf erstreckt sich vor dem Drachentor. Er ist ein Zeichen für die Verschließung des Drachentores im Großen Krieg. Sumpfechsen hießen dies Willkommen und ließen sich dort nieder. Denn als Einzige können sie dort außer Gefahr leben.
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Das Reisen im Sumpf ist für Feinde der dunklen Völker nun noch gefährlicher, denn die Sumpfechsen stehen mit ihnen im Bündnis.
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Auf dem Weg in die Stille Ebene

Beitrag von Erzähler » Dienstag 17. April 2007, 19:01

[Mogrhul kommt vom Sumpf Mashmoor - dort wo alles begann]

Morghul folgte dem Pfad welcher ihn aus dem Sumpf in die Stille Ebene führen sollte. Dabei hielt er immer die Wagenspuren im Auge doch dies war plötzlich nicht mehr nötig. Morghul erstarrte als er ein ausgebranntes Wagenwrack, halb versunken im Sumpf, erspähte. An dem schwarzen Holz steckten mehrere Pfeile und auf dem Boden waren Kampf und Blutspuren zu sehen.

Für einem Moment blieb ihm das Herz stehen, als er in der nähe des Wracks einen schuppigen Körper liegen sah. Als er vorsichtig näher trat stellte er fest, dass er die Echse vielleicht einmal im Echsendorf gesehen hatte, er war sich nicht sicher das einzige was feststand war, dass die Echse tot war. Einige Meter von dem Körper entfernt lag noch einer, diesmal jener eines Sklaventreibers – deutlich zu erkennen an der Kleidung. Auch er war tot, er wurde von einem Pfeil in der Brust getroffen, der noch immer rausragte.

Es schien so, als wären die Sklaventreiber selbst in eine Falle geraten. Die restlichen Spuren verflüchtigten sich, es waren einige Fussspuren und auch zwei oder drei Schleifspuren zu erkennen doch sie endeten abrupt. Die Angreifer schienen sie verwischt zu haben. Wer auch immer diesen Wagen überfallen hatte, er wusste was er tat, dies stand für Morghul fest.

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Re: Auf dem Weg in die Stille Ebene

Beitrag von Erzähler » Dienstag 17. April 2007, 21:19

Als er die toten durchsuchte konnte er nicht auffälliges finden. Ihre Leichen waren noch lauwarm - der Überfall musste er vor wenigen Stunden geschehen sein.

Überall um den Bauernhof herum lagen einige leere Flaschen. Wer immer für den Brand verantwortlich war, es war kaum ein einzelner. Eher musste es sich um eine ganze Gruppe handeln. Doch selbst diebische Halunken gingen nicht so brutal vor und brannten gleich ganze Häuser nieder!

Irgend etwas stimmte hier ganz und gar nicht. Es war äusserst beunruhigend. Kurz überlegte sich Morghul ob sich die Mörder vielleicht in Richtung des Echsendorfes bewegten. Sollte er hinlaufen und sie warnen? Oder doch lieber seine eigene Reise fortsetzen, zumal nicht sicher war, ob wirklich eine Gefahr für das Dorf bestand... aber was wenn doch?

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Re: Auf dem Weg in die Stille Ebene

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 18. April 2007, 20:56

Morghul folgte den Männern und beobachtete sie wie sie durch ein Tor im Wald schritten. In der Mitte hatten sie ein kleines Lager errichtet, wo sie nun das tote Tier hin zerrten. Einer der Männer begann damit, die Innereien zu entfernen. Der andere setzte sich an ein kleines Lagerfeuer und trank Met, er wirkte aber bereits betrunken denn er lachte und lallte vor sich her.

Der Andere hingegen wirkte aufmerksam und für einen Augenblick hielt er auch Inne und horchte auf. Dabei sah er in Morghuls Richtung, sah ihn aber nicht, weil er sich noch rechtzeitig ducken konnte.

„Hast du das eben auch gehört Fred?“ Sagte er zu seinem Kameraden doch der Rülpste nur und meinte. „Ach halt die Klappe und mach vorwärts, ich hab Hunger!“

Dennoch erhob sich der eine der beiden Männer, zog sein Schwert und kam in Richtung Morghul gelaufen. „Ist da wer?!“ Rief der Mann.

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Re: Auf dem Weg in die Stille Ebene

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 19. April 2007, 18:02

Als Morghul den ersten Mann die Kehle durchschnitt starrte ihn dieser in seinen letzten Lebenssekunden völlig panisch an und packte ihn mit seinen verkrampften Händen - ehe er Leblos zu Boden fiel.

Blut quoll aus seiner Wunde und besudelte den Boden. Es sah nach einem fürchterlichen Massaker aus.

Als sich auch schon der nächste Mann näherte und entsetzt seinen toten Kameraden betrachtete schlug Morghul zu. Der Mann japste nach Luft und brach bewusstlos zusammen.

Es dauerte einige Zeit bis der inzwischen gefesselt und geknebelte Mann wieder aufwachte. Noch immer starrte er völlig entsetzt auf seinen toten Freund, der in seiner Näher lag. Er zitterte vor Angst. Er brachte erst keinen Ton heraus. Dann starrte er Morguhl völlig fassungslos an. "Mörder!" Schrie er. "Was haben wir euch denn nur getan?! Wir sind doch nur Jäger!"

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Re: Auf dem Weg in die Stille Ebene

Beitrag von Erzähler » Freitag 20. April 2007, 23:19

Der Jäger starrte auf den Dolch von Morghul. Doch er selbst war ein Erfahrener Soldat gewesen bevor er aus dem Dienst entlassen wurde. Er kannte sich bestens im Schwertkampf aus. Er trat zwei Schritte zurück um die Distanz zu seinem Gegner zu vergrössern – dem mit dem Schwert war er aus der Distanz klar im Vorteil.
Seine Miene verdüsterte sich. Er ahnte ja nicht, dass Morghul bereits Kameraden von ihm ermordet hatte. Langsam begann er sein Schwert zu schwenken.
„Was seid ihr ein elender Bandit?! Schwert euch weg! Lasst mich in Ruhe! Ich hab euch nichts getan aber ich schwöre euch, wenn ihr mir einen Grund dazu gebt wird es euch teuer zu stehen bekommen!“ In seinen Augen lag eine vernichtende Wahrheit. Der Mann wusste was er tat. Er deutete auf das Reh. „Ich selbst habe es erlegt. Es gehört mir!“

<b> Dieses Echsenvieh sollte lieber verschwinden! Sonst…</b>
Der Jäger wirkte äusserst konzentriert – aber Ruhig. Morghul merkte, dass dieser Kerl im Gegensatz zu den anderen Kampferfahrung haben musste.
„Senkt euren Dolch und verschwindet!“ Sagte er noch einmal. Er hatte nicht vor anzugreifen, würde sich aber zu verteidigen wissen.

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Re: Auf dem Weg in die Stille Ebene

Beitrag von Erzähler » Samstag 21. April 2007, 01:17

Der Jäger starrte ihn fragend an und warf einen Misstrauischen Blick auf seinen Dolch. „An eurem Dolch klebt Blut!“ Rief er wütend aus.

<b> Wo sind meine Leute? Verdammt, irgendwas ist hier mehr als nur faul!</b>

„Ihr seid verrückt!“ Meinte er weiter, er wusste nicht was die Echse wollte und was sie hier tat. Aber es wäre ihm am liebsten wenn sie sich nun endlich verziehen würde.
Da begann das Unding von irgend einer Bestie zu quasseln. „Von was sprecht ihr? Was für eine Bestie?!“ Fragte der Jäger plötzlich. Er wirkte verwirrt. „Ich sehe nur ein Lebewesen, welches einer Bestie nahe kommt und das seid ihr!“ Fügte er angespannt hinzu. Noch immer hielt er sein Schwert kampfbereit.

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Re: Auf dem Weg in die Stille Ebene

Beitrag von Erzähler » Samstag 21. April 2007, 10:49

Das Gefühl verfolgt zu werden beschlich ihn immer noch, doch es war niemand zu sehen. Überall um ihn herum war es ruhig – nur die Sümpfe blubberten vor sich hin.

Der Pfad war gut ausgelegt und Morghul kam zügig vorwärts. Er würde die Stille Ebene wohl in wenigen Stunden erreicht haben. In der Ferne hörte er plötzlich ein auffallendes Geräusch – es klang wie ein aufstöhnen oder ein schrei.
Er folgte ihm und erspähte in der Ferne einen Söldnertrupp von etwa zehn Mann, allesamt auf Pferden und schwer Bewaffnet. Morghul konnte nicht erkennen ob es nun Söldner einer Stadt waren oder eine eigenständige Gruppe.

Sie schienen auf jedenfall gerade zu rasten. Einer von ihnen war vom Pferd abgestiegen und bückte sich über jemanden, welcher am Boden lag. Es schien ein Verletzter zu sein. Der Mann hantierte an dem Verwundeten herum und rief den anderen Anweisungen zu, schnell wühlten sie in ihren Taschen – reichten Verbände und Phiolen.

Keiner von ihnen hatte Morghul entdeckt.

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Re: Auf dem Weg in die Stille Ebene

Beitrag von Erzähler » Samstag 21. April 2007, 11:50

Morghul liess sich durch die Truppe nicht von seinem Weg abbringen und folgte weiterhin dem Pfad zum Fischerdorf. Er durchquerte den gesamten Sumpf und erreichte nach einigen Stunden die Stille Ebene.

[Weiter in der Stillen Ebene - Auf zum Fischerdorf]
Zuletzt geändert von Erzähler am Samstag 21. April 2007, 11:51, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Auf dem Weg in die Stille Ebene

Beitrag von Erzähler » Dienstag 11. Januar 2011, 14:35

Raye flüchtet aus: Ins Ungewisse


Die Götter und das Schicksal schienen ihr auf den ersten Blick einfach nicht hold zu sein. Zuerst schien es, als könne sie dem Rudel mit erstaunlicher Leichtigkeit entkommen. Aber dann waren sie mit einem Mal viel näher gewesen und sie hatte sämtliche Geräuschlosigkeit und Vorsicht aufgeben müssen. Mitten in der Nacht wurde sie durch das Unterholz gejagt und nur mit knapper Not schaffte sie es, ihnen zu entkommen.
Keuchend, am Ende ihrer Kräfte gelangte sie an den Rand des Waldes und wenn sie den Atem anhielt, konnte sie endlich das hören, was sie sich erhofft hatte: Stille. Dieses nächtliche Schweigen kurz vor dem Anheben des Morgengesangs jener Tiere, die auch in dieser Jahreszeit aktiv waren.
Es war noch immer kalt, doch jetzt konnte sie endlich ein Feuer machen. Sie war aus dem Wald selbst scheinbar draußen, hatte allerdings noch ausreichend tote Äste in der Nähe, die sie für ein wärmendes Feuer verwenden konnte.
Kaum züngelten die Flammen in die Höhe, konnte sie sich in relativer Sicherheit zusammen rollen und Schlaf nachholen.
Als sie im letzten Licht des Tages aufwachte, war das Feuer herunter gebrannt, ihr Körper drohte wieder auszukühlen und sie hatte einen Tag verloren. Ihr Magen knurrte und sie brauchte etwas zu essen. Sie hätte vielleicht noch eine halbe Stunde, um etwas zu finden oder zu fangen.
In den Wald zurück sollte sie nicht gehen und in der Ebene auf der anderen Seite könnte sie Glück haben. Bewaffnet mit Pfeil und Bogen machte sie sich auf den Weg und ließ ihre Sachen beim ersterbenden Feuer zurück, um wieder her zu finden und hier noch eine weitere Nacht zu verbringen, da sie an diesem Platz recht sicher zu sein schien.
Das Licht wurde schwächer, jedoch waren ihre Augen daran gewöhnt. Trotzdem... sie hätte besser nicht so lange geschlafen oder noch einen Vorrat gebraucht, denn sie unterschätzte das Gelände.
In dieser Jahreszeit war der Sumpf nicht gut zu erkennen, schon gar nicht um diese Uhrzeit. Er war an der Oberfläche gefroren, sodass sie den Übergang nicht merkte.
Bis es plötzlich knackte und bevor die junge Frau noch begreifen oder etwas dagegen tun konnte, gab die Eisschicht nach und sie sank bis zu den Knien in die kalte, zähe Brühe. Natürlich wollte sie da wieder raus, doch mit den Bewegungen verschlimmerte sie es noch, sodass sie bis zur Hüfte drin steckt.
Großartig, und wer würde ihr diesmal helfen?!
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Re: Auf dem Weg in die Stille Ebene

Beitrag von Raye-Lin Sarlathza » Dienstag 11. Januar 2011, 21:33

Wie angewurzelt stand die junge Elfe da und starrte mit unheilvoller Verbissenheit in die Dunkelheit. Das Heulen kam näher und wurde mit jedem Atemzug ihrerseits lauter und unheimlicher. Sie konnte ihr eigenes Herz klopfen hören und spürte den inneren Druck, ebendieser, der sich breit machte, wenn man die Angst unterdrückte. Dass sie das Feuer gelöscht hatte, bereute sie nach nur wenigen Minuten - es war wirklich eiskalt. Doch sie riss sich mit Entschlossenheit zusammen und erlaubte sich nicht, zu zittern.
Abwartend harrte sie der Dinge, die da kommen mochten. Doch während Raye abwartete und mutig in die Dunkelheit starrte, vernahm sie noch ein weiteres Heulen. Sie war sich jetzt nicht mehr so sicher, ob es sich tatsächlich nur um ein Tier handelte, oder ob sich dort ein Rudel zu sammeln begann. Sie öffnete etwas den Mund, um die eisige Luft in ihre Lungen strömen zu lassen; vor lauter Anspannung hatte sie vergessen zu atmen. Während sie sich gewahr wurde, dass sie unmöglich gegen ein ganzes Rudel von hungrigen Wölfen antreten konnte, lockerte sich der Griff um ihren Bogen und die Sehne entspannte sich. Nein- sie würde sich nicht einfach zerfleischen lassen. Wenn sie schon ein Opfer sein sollte, dann doch eines mit Lebenswillen bis zum Schluss!

So griff die Dunkelelfe ihre Habseligkeiten und stahl sich in das Unterholz. Richtig gelernt, wie man sich im Unterholz versteckt und „unsichtbar“ bleibt für böse Augen, hat sie nicht - das hatte Nexor wohl nicht mehr geschafft, doch sie konnte sich auch so helfen. Es gelang ihr, ihre Verfolger abzuschütteln und sie verließ die schützenden Schatten der Nacht, nur um dann festzustellen, dass die Wölfe näher waren als zuvor. Nun ließ sie die Vorsicht fallen und setzte an Tempo zu. Das weiße Haar flog ihr ins Gesicht, Äste barsten unter ihrem Gewicht und Zweige schnitten ihr in die Haut. In den Jahren des Wachsens, hatte die junge Frau gelernt, sich in Situationen, die es erforderten, nicht von ihrem Makel abhalten zu lassen; ihre Hüfte schrie und ächzte unter der Belastung, doch Raye rannte weiter und wies auch eine beachtliche Schnelligkeit auf, wenn man bedachte, dass sie sich eigentlich nur mit Bedacht fortbewegen konnte.

Sie rannte durch den Wald, versuchte immer wieder die Geschwindigkeit zu erhöhen, was ihr jedoch nur noch mehr Atem raubte. Sie hörte hinter sich das Durchbrechen der Wölfe, dann auf einmal Stille: Sie strauchelte, als sie ihr Tempo zügelte und schließlich stehen blieb. Schwer atmend stützte sich die hübsche Frau auf ihre Knie und warf einen Blick zurück. Sie hatte den Wald Neldoreth verlassen und befand sich auf einer freien Ebene. Einen Moment gönnte sich Raye und lauschte der so willkommenen Stille. Die Wölfe wagten sich offenbar nicht aus dem Wald heraus und ließen - sicherlich missmutig - von ihrem Opfer ab. Noch immer pochte ihr Herz wie wild und auch ihre Hüfte machte sich deutlich bemerkbar. Die Dunkle wusste, sie würde auch in den nächsten Tagen etwas von der Belastung zu spüren bekommen - doch das war ihr ihr Leben allemal wert. Die Erkenntnis, über die Sicherheit, dieses Ortes, entlockte ihr ein kurzes Lächeln - sie hatte es geschafft, es war ihr gelungen zu entkommen.

Um sich gänzlich zu beruhigen, ließ Raye die Luft tief einströmen und stieß sie geräuschvoll wieder aus. Ihr Puls beruhigte sich langsam und sie entschloss sich, hier ein Lager aufzuschlagen.
Nach den geübten Handgriffen zur Errichtung eines Lagerfeuers, loderten die wärmenden Flammen und hüllten sie in eine Hochstimmung ein. Sie konnte nicht umhin, sich noch immer selber auf die Schulter zu klopfen, dass sie es geschafft hatte aus dem Wald zu entkommen. Mit müden, doch nach wie vor leuchtend grünen, Augen, blickte Raye über das Feuer hinweg auf die Landschaft, die sich ihr bot. Sie konnte sich nicht anders helfen, doch dieses neue Bild verhalf ihr zu neuem Tatendrang. Sie würde es sicher schaffen, irgendwann auf Zivilisation zu stoßen - dessen war sie sich sicher. Und nach dieser erfolgreichen Flucht, hatte sie das Gefühl alles schaffen zu können. Sicherlich war das eine gehörige Portion Adrenalin, die dort mitwirkte, doch auch der Umstand, dass sie dieses Mal nicht von unheimlichen Stimmen gequält wurde, trug dazu bei, dass sie sich hervorragend fühlte.
Nichtsdestotrotz, übermannte sie nach wenigen Minuten des Reflektierens die Müdigkeit und so rollte sie sich zusammen und fiel in einen erholsamen und ereignislosen Schlaf.

Als die Dunkle wieder zu sich kam, war es bereits wieder Abend. Sie hatte einen ganzen Tag verschlafen, doch Raye war gestärkt und ausgeruhter als die Tage zuvor. Es hatte ihr wirklich viel gebracht, diesen Tag zu verschlafen und deshalb entschied sie sich, noch eine weitere Nacht hier zu verbringen. Sie musste dringend einiges nachholen und sollte den Umstand der Sicherheit auch nutzen, wenn er denn schon angeboten wurde.
Doch als Raye sich aufsetzte, spürte sie die kleineren Kratzer und Blessuren, die sie sich in der vorangegangenen Nacht zugezogen hatte. Sie prüfte mit einem Blick auf ihre Schulter, ob das Blut bereits geronnen war und erhob sich dann. Sie brauchte dringend etwas zum Essen, sonst nutzte ihr auch nicht der beste Schlaf.
Es mühte sie, sich aufzurappeln und jagen zu gehen, doch der Hunger trieb sie an. Also griff sie sich Pfeile und Bogen und machte sich auf den Weg, den Blick auf den Boden gerichtet, um eventuelle Spuren aufnehmen zu können.
Vertieft in den Gedanken, ein Tier erlegen zu können, bemerkte die Elfe nicht die drohende Gefahr unter sich. Sie ging weiter und achtete auf mögliche Kaninchen-Spuren oder vielleicht anderes Getier, das sich hier aufhalten könnte. Als sie auf einmal ein geräuschvolles Knacken hörte, stutzte sie und hielt inne - dann passierte es: Der Boden unter ihr gab nach und ließ sie fallen, wie eine Last die zu schwer war. Sie tauchte in eiskaltes Nass und ihr blieb der Atem weg. Eilig versuchte sie sich aus der Kühle zu befreien, doch rasch erkannte sie die eigentliche Lage: Sie war nicht einfach im Eis eingebrochen, sie befand sich in einem Sumpf, der unbarmherzig zuschlug und sie bis zur Hüfte verschlang. Erneut pumpte Raye‘s Herz Adrenalin in ihren Köper und sie sah sie hektisch um. Vielleicht fand sie eine Wurzel oder etwas anderes, oder sie könnte… Ihre Gedanken verstummten und sie erkannte, dass hier nichts war. Hier war nichts, was ihr helfen konnte. Das Hoch von der Flucht am Vorabend, verwandelte sie in Wut. Sie richtete ihren Blick gen Himmel und starrte mit grünen, Zorn funkelnden Augen eine unsichtbare Macht an. “Was soll das?! Man verschont mich vor den Wölfen, nur damit ich im Sumpf verrecke?!“ Sie war sich sicher, dass hier niemand in der Gegend sei, also fiel ihre Wut etwas lauter aus. Dass sie in der Sprache der Nachtelfen sprach, nahm sie gar nicht war, doch es hätte sie sicher gefreut, dass sie nach wie vor in der Sprache ihres Mentors dachte.
Den Blick vom Himmel abwendend, betrachtete sie erneut ihre Lage. Es war wirklich kalt und in ihr kam ein böser Zynismus zum Vorschein: “Wenigstens bleibe ich konserviert.“ murmelte sie resigniert vor sich hin und schloss die Augen. Warum um alles in der Welt passierte ihr das jetzt? Sie hatte gerade angefangen neuen Mut zu fassen, nur damit sie diesen jetzt Stück für Stück verlieren konnte. Eine sanfte Stimme drang an ihr Ohr: “Es passiert das, was passieren muss, Raye-Lin.“
Sie öffnete die Augen und starrte in die Dämmerung. Ja - Nexor war weise gewesen, doch das half ihr im Moment gar nicht weiter; sie musste einen Weg finden, aus diesem Sumpf herauszukommen. Doch wie sollte ihr das gelingen?

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Re: Auf dem Weg in die Stille Ebene

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 12. Januar 2011, 14:18

Luzien kommt von: In den Gängen des Ratsgebäudes


Der Nachtelf hatte so einiges hinter sich. Nachdem er es aus dem Ratsgebäude geschafft hatte, hatte er endlich einmal Glück. Obwohl es zuerst nicht danach ausgesehen hatte, hatte der Himmel sich zugezogen und es seinen Augen ein bisschen erträglicher gemacht. Dafür jedoch war böiger Wind aufgekommen und heftiger Schneefall hatte eingesetzt.
Immerhin hatte er Geld und hatte sich in einer kleine Kaschemme aufwärmen können, zumindest ein bisschen. Dort hatte er auch endlich etwas zu essen bekommen.
Daraufhin hatte er sich in ein abgelegenes, verlassenes Gebäude zurück gezogen und bis zum Abend geschlafen.
Danach war seine Zeit gewesen, die Nacht, er hatte sich, mit mehr Glück als Verstand, aus der Stadt tatsächlich schleichen können und durch die Reihen des Lagers hindurch. Mit den Waffen und der blutverschmierten Kleidung hatte er einen glaubwürdigen Anblick in dieser Szenerie geboten, war nicht aufgehalten worden und schließlich hatte er es soweit geschafft, dass er am Rande der ganzen Zelte und Mannschaften angelangt war. Das war in den Morgenstunden gewesen und er hatte sich hinter einem großen, leicht überhängenden Felsbrocken verbergen können, um Schlaf nachzuholen.
Der Nachmittag war schnell gekommen, er hatte voraus gedacht und sich Vorräte ebenfalls besorgt, um seinen weiteren Weg zu meistern, ohne in Not zu geraten. Noch immer war es stark bewölkt, aber Schnee sowie Wind hatten nachgelassen und es wurde Zeit.
Mithilfe des Mantels, der ihm sehr gute Dienste leistete, war er früher als am Vortag losgegangen und wandte sich in Richtung Westen, weg von Pelgar und dem Lager der Dunkelelfen. Zwar musste er einen leichten Bogen schlagen, um nicht in die tückischen Gebiete des Sumpfes zu geraten, jedoch war das nicht wirklich der Rede wert.
Sein Körper hatte wieder Kraft und er konnte mit seinen Schritten groß ausgreifen.
Die Zeit verging, es wurde Abend und dunkel um ihn herum, allerdings dank seiner guten Augen brauchte er einstweilen keine Fackel. Das würde ihn eher im Wald erwarten, wenn er ihn erreicht hätte.
Leichter Wind kam erneut auf, ließ den Stoff seiner Kleidung knattern und vollbrachte noch etwas anderes. Er trug eine Stimme zu ihm herüber, von der er nicht alles und doch ausreichend verstehen konnte, um die Sprache zu erkennen, die hier überhaupt nicht zu vermuten war. “Was... verschont... den Wölfen... im Sumpf... recke?!“
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Re: Auf dem Weg in die Stille Ebene

Beitrag von Luzien » Mittwoch 12. Januar 2011, 17:05

Es war seltsam, wie frei sich Luzien am Ende in dem Ratsgebäude bewegen konnte. Es war fast wie ausgestorben gewesen, nicht einmal mehr der Soldat, der den Hintereingang bewacht hatte, war noch auf seinem Posten gewesen. Ob dieser nun einfach Fahnenflucht begangen hatte, oder die beiden mysteriösen Personen ihn aus dem Weg geschafft hatten, war ihm dabei reichlich egal gewesen. Alles was zählte war, dass er ohne Probleme das imposante Gemäuer verlassen konnte. Zuerst versuchte der Nachtelf, den Weg nach zu verfolgen, den er mit dem Pelgarer gekommen war. Vergebens. Schon nach wenigen Gassen war er sich sicher, auf dem falschen Pfad zu sein. Damit verlor er die Hoffnung das leer stehende Gebäude und sein Hab und Gut wieder zu finden. Um seine Rüstung trauerte er dabei nicht besonders, im Reich der Nachtelfen konnte er sich leicht eine neue anfertigen lassen. Aber sein Kampfstab, der war ein Erbstück gewesen ...
Nachdem er eine weile orientierungslos durch die Seitengassen von Pelgar geschlichen war, fand der Elf eine heruntergekommene Taverne, die trotz des Angriffs noch geöffnet hatte. Schlagartig wurde ihm bewusst, wie erschöpft er tatsächlich war. Auch sein Magen rebellierte inzwischen schmerzhaft gegen die Vernachlässigung. Dem verdutzten und leicht eingeschüchterten Wirt erklärte Luzien, dass er ein Söldner sei. Das schien den Mann wenigstens ein wenig zu beruhigen und gab dem Justiziar eine Gelegenheit etwas warmes in den Magen zu kriegen. Sein bescheidenes Mahl bezahlte er mit dem Geld, das er dem Leibwächter abgenommen hatte und gab dazu noch ein großzügig Trinkgeld, dabei erstand er gleichzeitig eine neue Umhängetasche und ein wenig Proviant, sowie einen mit Wasser gefüllten Weinschlauch. Dann machte er sich auch schon wieder auf den Weg. In einer solchen Kaschemme wollte er sich nicht ausruhen, von den Menschen hatte er ohnehin genug! Darum suchte er sich ein leer wirkendes Fachwerkhaus in der nähe, um sich bis zum Sonnenuntergang auszuruhen. Kaum hatte er sich hin gelegt, als er auch schon eingeschlafen war. Als er wieder erwachte, ging grade die Sonne unter. Noch war ein roter Schimmer am Himmel zu sehen, doch lange würde das nicht mehr anhalten. Den Augenblick jedoch nutzte Luzien noch aus, um seine Ausrüstung ein wenig effektiver zu verstauen. Aus seinem eigenen Waffengurt und den beiden Gürteln des Leibwächters baute er sich ein behelfsmäßiges Waffengehänge, dass er sich über die weiße Lederkleidung und den roten Umhang schnallte. Die Griffe der beiden Schwerter ragten links und recht über seine Schultern, sein verbliebener Dolch hing an seiner Seite.
Mit ein wenig Wasser aus seinem Trinkschlauch wusch er sich das Blut aus dem Gesicht. Bis dahin war die Sonne endlich hinter der Welt verschwunden und Luzien konnte sich einen Weg aus der Stadt suchen. Er warf sich den Proviantbeutel über die Schulter, nahm die Lanze und erklomm das Dach des Lagerhauses. Von hier oben konnte er sich besser Orientieren und so fand er immerhin einen schnellen Weg zur Stadtmauer. Von dem Bollwerk hinunter ins Tal konnte er weder springen noch klettern, darum schlich er auf dem Wehrgang entlang, bis er zu einem der Wachtürme kam. Nachdem er sich versichert hatte, dass die beiden Soldaten darin abgelenkt waren, stahl er sich ein Seil, dass er draußen an einer Zinne fest surrte. Mit einem Satz schwang er sich über die Schanzung und glitt an dem Tau hinab in die Tiefe. Nach etwa dreiviertel des Weges, auf einer ungefährlichen Höhe, Pfiff er so laut wie möglich mit zwei Fingern im Mund, um die Wachmannschaft auf sich aufmerksam zu machen. Als das erste verdutzte Gesicht über der Brüstung erschien, landete der Elf grade auf dem Boden und gab Fersengeld, während die Männer fluchend das Seil einholten! Ja, raus kommen war wesentlich einfacher als rein schleichen ...
Somit lag sein eigentliches Ziel endlich vor ihm: Das Lager der Dunkelelfen! Aber nun schien es so viel größer zu sein als Gestern ... Der Nachtelf musste sich beherrschen um nicht zusammen zu brechen, als er das Rand des feindlichen Lagers erreichte und dessen Ausmaße begriff. Noch schlimmer war, dass er nicht einen Orientierungspunkt fand. Es schien unmöglich in dieser Zeltstadt die Gruppe von Schwarzhäuten zu finden, die seine Dokumente hatten. Eine Weile streifte er unbemerkt durch die Gassen aus festgetretener Erde, aber ohne Erfolg. Zumindest schenkte ihm niemand Beachtung, was wohl größtenteils an der bewussten Art lag, mit der er sich bewegte, so als sei es vollkommen berechtigt, dass er sich hier aufhielt. Nur einmal kam ein Aufseher der Dunkelelfen misstrauisch auf ihn zu, was ein großer Fehler war. Da niemand sich in der nähe befand, brach Luzien ihm kurzerhand das Genick. Auch wenn die Schwarzhaut etwas größer war als er selbst, so stahl der Nachtelf ihm trotzdem den stabilen, ledernen Brustpanzer, der wohl mehr Schutz brachte, als das dünne Lederhemdchen. Auch Stiefel und Waffenrock wechselten den Besitzer, die Leiche versteckte der Krieger in einem Gebüsch. Es ging ja nicht darum den toten Dunkelelfen für immer zu entsorgen, sondern nur solange, bis er selbst über alle Berge war.
Es war wohl gegen Tagesanbruch, als Luzien endlich das andere Ende des Heerlagers erreichte. In einiger Entfernung zu den Soldatentrupps fand er eine Felsformation, in der er sich bis zum Abend ausruhen konnte. In der Nische, die er sich gesucht hatte und die von einem überstehenden Felsen gut verborgen wurde, lief er nur Gefahr gefunden zu werden, wenn ein Feind sich direkt auf ihn stellte. Als sich das Himmelsgestirn wieder zu senken begann, setzte er seinen Weg fort. Er wollte nur noch nach Hause. Er hatte bei seinem Auftrag versagt, schlimmer noch, er hatte seine Dokumente verloren. Die Wahrscheinlichkeit, dass es der dunklen Brut gelang, die Chiffre zu knacken war zwar verschwinden gering, aber dessen ungeachtet würde er sich einer verdienten Bestrafung stellen. Schließlich existierten die Justiziar des Nachtelfenvolks offiziell gar nicht. Da war es mehr als dumm, wenn Schriftrollen, die ihr Bestehen belegten, in Umlauf gebracht wurden. Trotzdem, trotz all den Niederschlägen, er freute sich über den Gedanken zu seiner Familie zurück zu kehren.

Der kürzeste Weg nach Hause war durch die sumpfigen Gefilde des Mashmoors, aber den direkten Weg wollte er nicht einschlagen. Nicht einmal in der Zeit des Erwachens fror der Sumpf komplett zu und war immer eine tödliche Falle, dass wusste jeder. Aber wenn er nun einen leichten Bogen um das Zentrum einschlug, so war es eine etwas tückische, aber beschreitbare Route, die ihm längere Umwege ersparte. Mit der neuen Energie, die er geschöpft hatte, bewältigte Luzien seinen Weg im Laufschritt. Um ihn herum wurde es langsam Dunkel, aber seinen Augen machte das nichts aus. Als waschechter Nachtelf konnte er in der Nacht fast so gut sehen wie am Tag. Nein, dass war eigentlich falsch, denn tatsächlich sah er Nachts wesentlich besser! Er war bereits eine ganze Weile unterwegs, als der Wind sich drehte und merklich auffrischte. Das Rauschen wurde stärker, die Kapuze des Umhangs schlug ihm ums Gesicht. Aber da war noch etwas anderes als das Fauchen des Windes und das Knattern seiner Kleidung. Der Sturm trug ihm etwas zu, dass nach Worten klang. Wie angewurzelt blieb Luzien stehen und versuchte gegen den Wind zu lauschen. Hatte er sich das nur eingebildet, oder waren grade eben Worte in seiner Muttersprache an sein Ohr gedrungen? Neugierig wandte er sich in die Richtung, in der er den Ursprung der Stimme vermutete. Aber dieser Ort lag tiefer im gefährlichen Teil des Moors. Einen Moment lang rang er mit sich selbst. Würde der Elf nun nachsehen, lief er selbst Gefahr im Sumpf zu sterben. Andererseits war es seine Pflicht, Brüdern und Schwestern zu helfen, wenn diese in Not waren.
Mit einem stummen Fluch lief Luzien gegen alle Vernunft tiefer in das Mashmoor. Dabei versuchte er weiterhin Fetzen aufzuschnappen, doch er hörte nichts mehr. Jeden Schritt den er machte, war sorgsam gewählt. Er wollte nicht als Sumpfmumie Enden, nicht jetzt, wo er grade der letzten Bedrohung entkommen war. Dann vernahm er mit einem mal die Stimme einer Frau, die in Herendia etwas sagte. “Wenigstens bleibe ich konserviert.“ Jetzt war sich der Nachtelf sicher, dass eine seines Volkes in Gefahr schwebte und er wusste, dass er ganz in ihrer nähe war. Als es zu seinen Füßen knirschte, wusste Luzien, dass er den sicheren Pfad verlassen hatte und sich nun auf der gefrorenen Oberfläche des Sumpfes bewegte. Gleichzeitig sah er auch die Silhouette einer Person, oder eher die Umrisse des Oberkörpers einer Person, der er sich von hinten näherte.
“Keine Sorge, ich helfe dir hier raus,“ versuchte der Elf die vermeintliche Schwester zu beruhigen und umrundete in gewissen Abstand die eingebrochene Stelle. Doch als er endlich vor der Fremden war, stockten seine Bewegungen. Er sah nicht wie erwartet in ein mondweißes, sondern ein nachtschwarzes Gesicht. Da konnte er nicht anders. Er lies einfach die Schranke brechen und brach in Gelächter aus, das erste tatsächlich amüsierte Lachen seit einer gefühlten Ewigkeit. Beiläufig und immer noch glucksend wischte er sich eine Freudenträne aus den Augen und lies sich im Schneidersitz auf den gefrorenen Boden nieder. Seine Schwertlanze legte er Quer vor sich, aus seinem Gepäck fischte er einen Apfel. ”Arme kleine Schwarzhaut. Ist sie etwa eingebrochen? Eigentlich bin ich ja etwas unter Zeitdruck, aber vielleicht gönne ich mir das Vergnügen, dir beim Untergehen zuzusehen?” Die Kälte in seiner Stimme war beißender als die des Windes. Ja, das war wenigstens eine kleine Gerechtigkeit! Am liebsten hätte er das ganze Feldlager abgeschlachtet, aber den Kampf hätte er nur verlieren können. Wenn er nun einer Soldatin beim qualvollen dahinscheiden zusehen konnte, war das ein verdienter Ausgleich zu der Qual, die er durchleben musste.
Aber etwas machte ihn stutzig. War es die Aufmachung der Frau, die gar nicht zu einer Soldatin passen wollte oder die Tatsache, dass sie statt Lerium Herendia sprach? Aus irgendeinem Grund wollte ihm der Apfel nicht mehr richtig schmecken. Außerdem war diese Frau, nein eher diese Göre, noch so jung ... natürlich konnte man das wahre Alter einer Elfe niemals genau erkennen, aber etwas sagte dem Nachtelfen, dass er da noch ein halbes Kind vor sich hatte. Den angebissenen Apfel im Mund rutschte Luzien flach auf seinen Bauch. Es passte ihm eigentlich gar nicht, einer Dunkelelfe nun das Leben zu retten, aber es passte nicht zu seinem Charakter, eine Unschuldige sterben zu lassen. Immer noch mit sich selbst ringend, umklammerte er mit beiden Händen den Schaft seiner Waffe, knapp unter der Klinge. Das andere Ende des Griffs streckte er der Dunkelelfe entgegen, so dass diese sich hinaus ziehen konnte, ohne ihren Retter in Gefahr zu bringen.
“Dafür schuldest du mir was, Schwarzhaut!“ Sein Gemurmel war kaum zu hören ...

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Re: Auf dem Weg in die Stille Ebene

Beitrag von Raye-Lin Sarlathza » Mittwoch 12. Januar 2011, 18:19

Nach den ersten Momenten der Niederlage, meldete sich der Überlebensinstinkt der Dunklen. Sie fasste wieder mal den Entschluss zu leben und machte sich daran, einen Rettungsplan zu entwerfen. Leider machte ihr das etwas karge Umland deutlich einen Strich durch die Rechnung. Zu dieser Jahreszeit war es wenig tauglich, um sich selber aus einer der Moorgruben zu befreien. Doch noch wollte Raye nicht aufgeben. Sie bemühte sich, sich so wenig wie möglich zu bewegen und nicht auch noch Gefahr zu laufen, ganz zu versinken.
Angestrengt dachte die Elfe nach und prüfte ihre Habe, die sich deutlich dezimiert hat, da sie den Großteil am Feuer ließ. Ob sie mit dem Bogen etwas ausrichten konnte? Naserümpfend betrachtete sie die Waffe und verwarf dann die Idee.
Während sie feststellte, dass sie ihre Beine kaum noch spüren konnte vor Kälte, hatte sie das Gefühl, dass sich ihr Schritte näherten. Aufmerksam horchte sie in das Pfeifen des Windes und bemühte sich, mit Schlamm benetzten Fingern, das weiße Haar im Zaum zu halten. Irgendetwas war da, doch war es nun Freund, oder Feind? Die Dunkelelfe wusste im Grunde gar nichts über diesen Teil des Landes. Wer oder was lebt hier? Was für Gefahren lauerten, abgesehen von diesem Sumpf, noch? Wieder einmal wusste Raye, dass sie sich mit ihrer reichlich überstürzten Abreise aus dem Reich der Nachtelfen keinen Gefallen getan hatte.
Doch bevor sie sich innerlich selber Vorwürfe machen konnte, vernahm sie die Stimme eines Mannes. Stirn runzelnd hörte sie die vertraute Sprache und ihr Herz machte deutlich ein Salto. Wie viel Glück musste sie haben, um ausgerechnet hier und in dieser Situation jemanden zu treffen? Das alleine war schon ein Wunder, doch dass dieser Jemand dann auch noch ihre Sprache sprach, das war schon leicht grotesk. Raye wandte den Kopf, als sie den Schemen des Mannes ausmachen konnte und folgte ihm mit den Augen, bis er sich vor ihr befand. Etwas sprachlos blickte die Dunkle zu ihm hoch, während er offensichtlich seine Begeisterung in Grenzen hielt. Sie wollte gerade ansetzen, um etwas zu sagen, da platzte etwas los, was sie vor Schreck und Selbsterhaltungstrieb zurückzucken lies. - Ein Fehler, dadurch griff der Sumpf erneut nach ihr und verschlang sie bis unterhalb der Brust. Doch sein plötzliches Auflachen, was sie Stille dieses Moores zerbersten ließ, war so gar nicht das, was sie erwartet hatte. Noch immer pumpte ihr Herz schreckhaft das Blut durch ihre Venen, als der Mann sich vor ihr herabließ und begann genüsslich an einem Apfel zu kauen.
Die Elfe wusste nicht, was sie davon halten sollte, als die Sprache ihres Volkes erklang. Sofort war das etwas tollpatschige und vielleicht auch zeitweise unbeholfene Mädchen verschwunden und an ihre Stelle trat eine Frau mit eisigem Blick. Ebenso eisig wie seine Worte, waren die gift-grünen Augen auf ihn gerichtet. "Ja, schön. Wenn du dann fertig bist?" entgegnete sie kühl. Auch wenn die junge Frau nicht gänzlich so gut sehen konnte, wie ein Nachtelf, so konnte sie dennoch erkennen, dass dieser Mann einer war. Umso mehr überraschte sie es, dass er ihr mit Abscheu begegnete. Sie kannte den Ruf ihres Volkes, doch bisher hat sie die Nachtelfen als neutrale Zeitgenossen empfunden. Doch dieser, war der Hohn pur.
Während sie nicht weiter in der Lage war etwas zu erwidern, schien der Elf seine Meinung zu ändern: Er beendete sein schadenfrohes Spiel und reichte ihr eine Lösung. Argwöhnisch beäugte sie den Mann und ließ einige Sekunden verstreichen, bevor sie überhaupt reagierte. Inzwischen war sie auch so durchgefroren, dass sie - selbst wenn sie gewollt hätte - gar nicht schneller reagieren konnte. Ihre Gliedmaßen wollten ihr nur unter Protest gehorchen, doch das war auf ihrer Reise ja nichts Neues.
Einige Windböen strichen ihr durch die Haare, ehe sie dann nach der Waffe griff und sie fest umklammerte. Mit einiger Anstrengung gelang es ihr, sich aus dem tödlichen Sumpf zu befreien und sie lag, schwer atmend, auf dem Eis, zwischen dem Elf und der Einbruchsstelle. Sie rollte sich auf den Rücken und hatte die Augen geschlossen. Ihre Kleidung war durchtränkt vom Moder des Sumpfes und verwandelte den edlen Stoff der Nachtelfen in ein Fleckenmeer.
Langsam richtete sich die junge Elfe auf und saß nun, den Körper vom Elf abgewandt, das Gesicht jedoch über die Schulter zu ihm gedreht, da. “Danke” meinte sie knapp und erhob sich dann gänzlich. Sie verlor etwas das Gleichgewicht, als sie sich versehentlich auf ihr rechtes Bein stellen wollte und tarierte es mit den Armen aus.
Nachdem sie sich etwas von der Situation erholt hatte, blickte sie den Elfen genauer ins Gesicht. Sie erkannte die helle Haut und die ebenso hellen Haare. Ihr Blick wanderte über seinen Körper; er war ungewöhnlich gekleidet, doch vermutlich dachte er über sie das selbe. Immerhin hatte er es mit einer Dunkelelfe zu tun, die sich in den Stoff der Nachtelfen hüllte.

Sie wandte sich von ihm ab und griff dann vorsichtig nach ihrem Bogen. Die Pfeile hatte sie, durch das Einbrechen in den Sumpf, fallen gelassen und verloren. Im Moment hatte sie soviel Glück wie ein Stein, doch diese Situation erforderte mehr ihre Aufmerksamkeit als die verlorenen Pfeile. Nachdem sie also den Bogen aufgehoben, und sich so gut es geht bemüht hatte, etwas Schlamm von der Kleidung zu wischen, wandte sie sich dem Elfen wieder zu und fixierte ihn. Sein Gemurmel nahm sie zwar wahr, aber was er genau sagte, verstand sie nicht. “Also - wie schon erwähnt, danke für die wirklich unerwartete Rettung, aber ich werde jetzt wohl gehen.” Ihrer Stimme konnte man entnehmen, dass der Dank zwar zynisch formuliert, aber ernst gemeint war. Auch ungewöhnlich war wohl, dass sie weiterhin in Herendia sprach, so als hätte sie nie etwas anderes gesprochen. Natürlich war ein leichter Akzent zu vernehmen, der selbst einem blinden Nachtelfen verriet, dass sie keine seines Volkes war.
Der auffrischende Wind erfasste ihr Hemd und ließ sie zittern. Ihre nassen Sachen musste sie unbedingt loswerden, da half auch nicht mehr der Umhang von Nexor. Sie hatte sich schon halb umgewandt zum Gehen, als sie doch noch inne hielt und erneut zum Elfen herüber blickte: “Wie kommt es eigentlich, dass ich ausgerechnet hier auf einen Nachtelfen treffe?” fragte sie und wartete still, doch zitternd, seine Antwort ab.

Sie konnte nicht leugnen, dass sie neugierig war, wer er war und woher er kam, wohin er gehen wollte. Doch auch wenn sie sich das selbst eingestand, würde sie es ihm nicht zeigen.

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Re: Auf dem Weg in die Stille Ebene

Beitrag von Erzähler » Sonntag 16. Januar 2011, 19:19

Es war wahrlich ärgerlich, was ihm alles zugestoßen war und nicht hätte passieren sollen. Zuerst wurde er gefangen genommen und für die Pläne der dunklen Brut missbraucht, dann kam ihm ein Erbstück abhanden und schlussendlich war es unmöglich, seine Papiere zurück zu erlangen.
Das einzige Trostpflaster war wohl, dass er zumindest seinen Handschuh hatte retten können. Und dass er sich nun auf den Heimweg machen konnte. Wenigstens etwas Erfreuliches in dem ganzen Desaster.
Wieso auch hatte man ihn unbedingt dann nach Pelgar schicken müssen, wenn halb Morgeria die Stadt belagerte? Nun ja, zu ändern war es jetzt auch nicht mehr, aber das hieß noch lange nicht, dass man sich gleich damit auch abfand.
Wäre da nicht die Ablenkung aus dem Moor gekommen. War es seine Muttersprache gewesen? Es hatte direkt danach geklungen und so etwas konnte er einfach nicht ignorieren. Solange die Gefahr einkalkulierbar war, konnte er es wagen und zumindest soweit nachsehen, ob da überhaupt noch etwas zu machen war. Gerade jetzt war dieses sumpfige Gelände tückisch, denn man konnte nicht vorhersehen, ob eine Eisschicht noch ausreichen oder bei einer leichten Berührung schon nachgeben würde.
Dennoch traute sich Luzien in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Seine Ohren hatten ihn nicht getrogen und führten ihn richtig, besonders, nachdem er sie noch einmal hören konnte.
Allerdings wurde auch die Gefahr größer, denn das Eis wurde dünner. Wäre das Licht besser gewesen, hätte er erkennen können, dass sich schon leichte Risse unter seinen Füßen abzeichnete. Jedoch war es wahrscheinlich besser, dass er es nicht sah, sonst hätte er womöglich eine der seinen, denn sie hatte eindeutig Herendia gesprochen, fast ohne Akzent, im Stich lassen müssen aus Vorsicht.
Doch als er sie auf einem halbwegs sicheren Pfad umrundet hatte, entdeckte er, dass der Schein ihn betrogen hatte. Da war sie, eine Dunkelelfe, welche die Sprache der Nachtelfen fließend beherrschte und darin mit sich selbst sprach, als wäre es ihre Muttersprache! Unglaublich!
Es war derart unmöglich und unrealistisch, dass Luzien nicht anders konnte. Die ganzen aufgestauten Gefühle brachen sich in einem ehrlichen, erheiterten Lachen Bahn. Bis er sich wieder halbwegs im Griff hatte und sich so verhielt, wie es wohl jeder würde nachvollziehen können, der wusste, was ihm zugestoßen war in den letzten Tagen.
Wäre da nur nicht sein Gewissen gewesen, das sich bei ihrem Anblick, gepaart mit der Logik, regte. Irgendetwas stimmte mit ihr nicht und dem sollte man lieber auf den Grund gehen. Was er allerdings nicht könnte, wenn er sie hier versinken ließ. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als genau das zu tun, was er zuvor schon vorgehabt hatte, ehe er die Wahrheit entdeckt hatte. Er half ihr raus aus der Misere.
Es war alles andere als einfach. Sie steckte schon bis über den Bauch in dem Sumpf und außerdem war ihr Körper sichtlich, selbst um diese Uhrzeit, geschwächt. Obendrein hatte sie noch eigentlich die Hände voll mit ihrem Bogen, den sie lieber über die Flüssigkeit halten sollte, wollte sie ihre Sehne nicht verderben.
Die Pfeile hatte sie hingegen längst aufgegeben und es war ein schwacher Trost, dass sie nicht die gesamte Anzahl mitgenommen hatte. So oder so müsste sie sich bald neue beschaffen.
Wie sie es, mehr oder minder gemeinsam, schafften, würden sie wohl beide im Endeffekt nicht mehr genau nachvollziehen können. Auf jeden Fall lag die junge Frau irgendwann neben Luzien und man konnte deutlich sehen, wie dünn sie war, denn der Stoff lag klamm an ihrem Körper.
Vielleicht hatte sie einmal mehr Rundungen besessen, doch ihre Reise war qualvoll und zehrend gewesen, sodass sie nun einem dürren Gerippe stärker ähnelte, denn einem lebendigen Wesen. Wie lange sie schon nichts mehr gegessen hatte? Auch wenn Luzien mit den Dunkelelfen noch eine hohe Rechnung offen hatte, zeigte sich nun deutlicher als noch zuvor, dass sie keine Soldation war. Nicht nur anhand der Kleidung, sondern allein ihre Statur würde sie nicht einmal die ersten fünf Minuten eines Kampfes überstehen lassen. Natürlich, in so etwas konnte der Schein durchaus trügen, aber als sie auch noch zu zittern begann vor Kälte und Schwäche war es augenfällig, dass sie zu den Unschuldigen gehörte. Sofern sie kein Bote war, doch dann hätte sie schließlich nicht Herendia gesprochen und keinen Stoff von den Nachtelfen am Leib.
Ob es hier in der Nähe ein Feuer gab? Sie musste warm werden, das stand fest, bevor er sie befragen und seine Neugier stillen könnte. Vielleicht wäre es sogar gnädig und würde ihr ein wenig von seinem Proviant zu essen geben, allerdings müssten dafür die Informationen gut sein... oder sein Mitleid sich regen, je nachdem.
Erst einmal müsste er sie auf die Beine bekommen, wenngleich sie von selbst aufstand, jedoch bedrohlich schwankte, und sie beide heil aus diesem Sumpf schaffen, erst dann könnte er weiter sehen.
Sie hingegen schien ihre Neugierde kaum zügeln zu können. Wie sonst wäre es erklärbar, dass sie lieber erst reden wollte, während sie am ganzen Körper schon regelrecht scheppernd da stand, anstatt sich zuerst ein wärmendes Feuer zu machen an einem relativ sicheren Ort?
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Re: Auf dem Weg in die Stille Ebene

Beitrag von Luzien » Mittwoch 19. Januar 2011, 23:04

Noch immer wusste der Nachtelf nicht genau, was er von der Situation halten sollte. Nun gut, die Wahrscheinlichkeit, dass man auf einer nächtlichen Moorwanderung wirklich auf jemanden trifft, der Hilfe brauchte, war bereits sehr gering, aber dass dieser jemand dann auch noch zu ausgerechnet der Rasse gehörte, gegen die Luzien momentan eine Art Weltenhass hatte, konnte letztlich nur ein Scherz der Götter sein. Als dieser Gedanke seinen Verstand durchzuckte, wunderte er sich über sich selbst, war er schließlich sonst dafür bekannt, nicht an das göttliche Pantheon zu glauben. Dass Luzien nichts desto trotz in den letzten zwei Tagen mehr als nur ein paar mal die Namen der meisten Heiligen verunglimpft hatte, war daher recht ungewöhnlich. Wurde aus dem skeptischen Elfen am Ende gar ein Gläubiger, der die Schuld an all seinen Misserfolgen einer Göttin zuschrieb, die spaß daran hatte sein Leben zu verpfuschen?
Es war nicht grade einfach, die bis zur Brust versunkene Dunkelelfe aus dem Morast zu ziehen. Die Muskeln an Luziens Armen schienen bis zum reißen gespannt, die Elfe bewegte sich nur langsam, quälend langsam aus dem todbringenden Schlamm. Solche Kraftakte war der Nachtelf nicht gewohnt, doch am Ende gelang es, die junge Frau aus dem sumpfigen Grab zu befreien. Sie rollte sich selbst auf den Rücken und atmete ein wenig schwerer. Luzien selbst setzte sich wieder in den Schneidersitz. Seine Oberarme zitterten leicht, aber optisch konnte man ihm die Anstrengungen von grade nicht ansehen. Während er tief und gleichmäßig Luft holte, schweifte sein Blick abwesend über die am Boden liegende Dunkelelfe. Auch wenn sie bis zum Bauchnabel mit grauem Schlick beschmutzt war, so blieben die Kleider, die sie trug, doch seltsam vertraut. Ihr Umhang war eindeutig aus Nachtelfenseide und sogar von der selben Qualität wie sein eigener es war. Er war sich zwar nicht ganz sicher, aber Luzien meinte in ihrer Gewandung die Jäger seines Volkes wiederzuerkennen.
Nachdenklich sah er an sich selbst runter. Ob der Schwarzhaut wohl aufgefallen war, was er da für eine Rüstung trug? Ein Nachtelf in der Panzerung eines Dunkelelfen-Kommandanten, rettete einer Dunkelelfe in der Kluft eines Nachtelfenjägers das leben. Für einen Augenblick war ein schmunzeln in dem farblosen Gesicht zu sehen, dass aber schnell wieder der Ausdruckslosigkeit platz machte. Und was war, wenn das Gör ihre Kleidung auf die selbe Art erhalten hatte, wie er selbst? Was wenn nun eine Schwester irgendwo tot und halb entkleidet in einem Gebüsch lag? Die böse Einflüsterung in seinem Kopf zwang ihn, eine Hand an den Griff seines Langdolchs zu legen, der Dunkelelfe schlichtweg die Kehle durchzuschneiden.
Doch noch bevor Luzien seine Waffe aus dem Gürtel gezogen hatte, hörte er auf Herendia ausgesprochenes „Danke“. Aus irgendeinem Grund verebbte sein Wunsch nach Blutvergießen schlagartig und der Elf musste sich an den Kopf fassen. Ein wenig desorientiert sah er wieder zu der Geretteten rüber und bemerkte, dass sie aufgestanden war, aber leicht taumelte. Wieder bemerkte er die Schlammbeschmierte Kleidung und auch ihre mageren Arme fielen ihm auf. Auch wenn die fremde Elfe jetzt etwas großspurig auftrat und meinte, sie wolle gehen, so glaubte er keine Sekunde daran, dass sie alleine weit kommen würde.
Er wusste nicht genau was er tat, als er sich erhob und mit gesenktem Blick an der Schnalle des schweren, dunkelroten Umhangs zuschaffen machte. Er war innerlich mehr als zwiegespalten. Da war zum einen diese dunkle Stimme in seinem Hinterkopf, die selbe Stimme, die dafür gesorgt hatte, dass er Montegomerus Diener gnadenlos abgestochen hatte und weiterhin den Tod der jungen Elfe forderte. Aber da war auch noch diese andere Stimme, die im Moment viel lauter war und an sein Ehrgefühl appellierte. Es wäre nicht rechtens, die Frau alleine losgehen und sie damit einem sehr denkbaren Tod zu überlassen. Da hätte er sie auch gleich im Sumpf untergehen lassen können.
Die Stimme der Elfe riss ihn aus seinen Grübeleien und Luzien bemerkte, dass er seinen Umhang in den Armen zusammen gerollt hatte. "Schicksal …", meinte er gedankenverloren und warf ihr das rote Bündel zu. Dann drehte er sich von ihr weg und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Du solltest deine dreckigen Kleider ausziehen. Der Schlamm kühlt deinen Körper aus und du erfrierst schneller als du ein Feuer entfachen könntest. Hast du Freunde oder ein Lager hier in der nähe? Du bist doch erschöpft, erzähl mir nicht das du noch weit laufen könntest." Er räusperte sich leicht, seine nächsten Worte hatten ein wenig mehr Nachdruck als zuvor. "Ich werde dich besser tragen. Sicher ist sicher!" Stumm und wie zur Salzsäule erstarrt, stand Luzien da und wartete darauf, dass sich die gerettete vorrübergehend ihrer Kleidung entledigte. Für den Moment war der Mantel, den er Robald abgenommen hatte, wohl die bessere Wahl.
Es wäre gelogen gewesen, wenn er gesagt hätte sich großartig für die Dunkelelfe oder ihre Geschichte zu interessieren. im Gegenteil, schließlich hatte er mit dem Gedanken gespielt sich ihrer zu entledigen. Inzwischen schon zwei mal. Aber die Ritterlichkeit, die Luzien wie immer an den Tag legte, zwang ihn beinahe dazu, sich um die Elfe zu kümmern. Sie hatte nachweislich nichts mit seiner Momentanen Lage zu tun, es wäre nicht rechtens, den eigenen Zorn an ihr auszulassen.

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Raye-Lin Sarlathza
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Re: Auf dem Weg in die Stille Ebene

Beitrag von Raye-Lin Sarlathza » Donnerstag 20. Januar 2011, 09:48

Der kalte Wind sog ihr nur so die Wärme aus dem Körper und sie schlang die dürren Arme um selbigen - so gut es eben mit einem Bogen in der Hand ging. Dass der Nachtelf nicht auf ihre Frage geantwortet hatte, störte sie im Moment weniger, denn zurzeit hatte sie anderes im Sinn. Sie musste aus den nassen Klamotten raus, soviel stand fest. Auch sehnte sie sich nach dem Feuer, dass sie leicht glimmend zurück gelassen hatte. Wenn sie auch nur ein Bisschen Glück hatte, würde es vielleicht immer noch glühen und ihr damit das Neuentfachen vereinfachen. Doch zurzeit stand es mit ihrem Glück nicht gerade gut und sie wollte sich nicht zuviel erhoffen. Vermutlich hatte sie es ohnehin aufgebraucht, als der Fremde ihr aus dem Sumpf geholfen hatte. Mehr Glück war wohl kaum zu bekommen.
Ihr wurde bewusst, dass sie sich in ihrer Gedankenwelt verkroch, um der Kälte zu entfliehen. So riss sie sich zusammen und sah zum Nachtelfen herüber, der ihr soeben ein rotes Bündel zuwarf. Reflexartig fing sie es auf, wenn auch etwas unelegant und weniger gekonnt, und durch die ruppige Bewegung, fiel ihr dabei der Bogen aus der Hand. Ihre motorischen Fähigkeiten waren mehr als eingeschränkt, sodass ein Teil des Umhangs im Flug auseinander ging und ihr im Gesicht landete. Schnell zog sie sich den Umhang vom Kopf und räusperte sich etwas peinlich berührt. Sie nickte bei seinen Worten geistesabwesend und faltete den Umhang weiter auseinander. Sicher wäre ihr etwas an seiner Rüstung aufgefallen, wenn sie wüsste, dass sie den Dunkelelfen gehörte, doch dazu war sie zu klein gewesen, um sich daran zu erinnern. Sicherlich tat auch die Verdrängung der ganzen Herkunft ihr Übriges.

Als sich der Unbekannte von ihr wegdrehte, schaute sie sich - unnötigerweise - schnell um und entledigte sich dann ihrer Klamotten. Zwar war dieser kurze Moment der Blöße eine Tortur ohnegleichen, ob der eisigen Hand des Windes, doch als sie an sich herunter blickte, stellte sie mit Entsetzen fest, wie sehr sie doch in den letzten Tagen abgemagert war. Sie erkannte sich kaum wieder und wusste, dass sie ganz dringend essen musste. Bisher hat der Hunger immer einem wichtigeren Ereignis weichen müssen und sie vergaß schlichtweg Nahrung zu sich zu nehmen. Wie lange war es nun her, seit sie das letzte Stück des Fuchses weggeschmissen hatte? Sie konnte es nicht mehr sagen. Sie wurde sich gewahr, dass der Nachtelf mit ihr sprach und richtete ihre Aufmerksamkeit erneut auf den Rücken des Helfenden. “Wer hätte hier schon Freunde?” murmelte sie und sah sich demonstrativ um, als sie auch schon seine eigentliche Frage beantwortete: “Ich habe ein kleines Lager, nicht weit von hier.” Als sie sich endlich in den trockenen und wärmenden Stoff hüllen konnte, legte sich das Bibbern ihres Körpers etwas. Die nassen Klamotten hielt sie über dem Arm und mit den Händen hielt sie den Umhang vor ihrem Körper geschlossen. “Fertig” meinte sie leise und sah dann über ihre Schulter zurück in die Richtung, aus der sie gekommen war. Als der Fremde meinte, er würde sie tragen, lachte sie kurz auf, was die Stille für einen Moment zerschnitt. Es war ein ehrliches, aber kurzes Lachen. “Soweit kommt’s noch, ein bisschen Stolz habe ich auch.” meinte sie und bückte sich umständlich herunter, um den Bogen aufzuheben. Sie war wirklich hartnäckig damit beschäftigt, den Umhang geschlossen zu halten, ihre Sachen festzuklemmen, nach dem Bogen zu greifen und darauf zu achten, nicht zuviel Gewicht auf ihre Hüfte zu geben. Nachdem die junge Elfe es geschafft hatte, wandte sie sich von ihrem Helfer ab und setzte sich in Bewegung, diesmal sehr darauf bedacht, nicht erneut einzubrechen. Als sie nach einer gefühlten Ewigkeit, der Meinung war, dass sie wieder festes Land unter den Füßen hatte, drehte sie sich um und blickte zum Nachtelf herüber. “Was ist? Soll ich dir den Umhang nachher wieder her bringen oder kommst du mit?” Es lag etwas Keckes in ihrer Stimme, doch das verflüchtigte sich schnell. Es ließ nur eine Ahnung zurück, wie sie wohl als Person war. Im Moment glich sie einem Häufchen Elend, das seinen letzten Rest Würde mit dem Bisschen Kraft vermischte, um halbwegs lebendig zu wirken. Doch innerlich wusste sie, dass sie es nicht lange durchstehen würde, wenn sie nicht endlich aß. Ihr kam der Apfel in den Sinn, den der Nachtelf gegessen hatte. Sie würde im Moment einiges tun, für so einen Apfel; doch diese Regungen blieben dem Elfen verborgen, da sie sich weiter auf dem Weg zu ihrem Lager befand. Sie wusste nicht, ob er ihr folgen würde, doch letztendlich erschien es ihr auch als zu anstrengend, sich damit auseinander zu setzen. Sie wollte sich einfach nur an das wärmende Feuer setzen und schlafen, viel schlafen und endlich etwas essen.

Den Weg, den sie zuvor zurück gelegt hatte, erschien ihr nun um Kilometer länger. Sie war gar nicht soweit gekommen, wie sie sich fühlte, doch war in ihrer Lage vermutlich der kleinste Schritt eine große Hürde. Das Feuer hatte natürlich nicht die Wärme gehalten, sondern blies lediglich den Rauch in die Luft. Seufzend ließ sie ihre Kleidung auf ihre zurückgelassenen Sachen fallen und blickte zum Wald, der unweit ihres Lagerplatzes war. Noch immer hielt sie den Umhang fest geschlossen, auch um dem Wind die Möglichkeit zu nehmen, drunter zu fahren.
Es war schon erstaunlich, was Raye in der Lage war, ob ihrer Situation und ihrer Befindlichkeit, zu tun, denn sie zwang sich weiter, um ein paar Äste und Zweige zu sammeln, damit das Feuer wieder brennen konnte. Sich ganz darauf konzentrierend, nicht einfach zusammen zu sinken und zu schlafen, was wohl durchaus der einfachste Weg wäre, vergaß sie beinahe, den fremden Nachtelfen.

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Re: Auf dem Weg in die Stille Ebene

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 20. Januar 2011, 19:37

Hätte Luzien einen Draht zu den Göttern gehabt und hätten diese ihn in der letzten Zeit über sie reden hören, wäre ihm vermutlich weitaus mehr noch zugestoßen, denn auf eine Dunkelelfe zu stoßen. Er wäre wohl eher selbst in diesem tückischen Moor gelandet und auf ihre Hilfe angewiesen gewesen. Wenn nicht noch schlimmeres. Von daher war es höchstwahrscheinlich nur zu seinem Besten, dass die Götter ihn nicht hörten und vor allem, er sich nicht darum scherte, ob sie es taten oder nicht.
Sein Gewissen wäre sonst äußerst stark belastet worden bei seinem lästerlichen Verhalten. Besser also, er fing auch jetzt nicht damit an, da es ihn vielleicht auch noch beeinträchtigen könnte in seinem Handeln. Unterstützt hätten sie ihn wohl ohnehin nicht, wenn sie ihn schon in dieser Lage gebracht hätten und zornig oder beleidigt wären.
Er verlangte seinem Körper so einiges ab und die junge Schwarzhaut schuldete ihm wahrlich viel dafür. Immerhin hätte er auch grausam sein und sie hier versinken lassen können, mit der Begründung, es wäre bereits zu spät. Aber irgendwie hielt er wider Erwarten durch und schließlich war es auch schon geschafft.
Sein Körper war ausgepumpt und brauchte Zeit zur Erholung, wobei es noch um vieles schlimmer gewesen wäre, hätte er in den letzten zwei Tagen sich nicht relativ gut versorgen können mit Nahrung und Schlaf.
Danach zeigte sich, dass er jedoch nicht derjenige war, der seine Fähigkeiten über- und die Witterung unterschätzte. Dabei hätte sie zumindest letzteres bereits besser wissen müssen, nachdem sie erst vor kurzer Zeit beinahe erfroren wäre.
Ob sie allerdings etwas dagegen getan hätte oder es ihr überhaupt rechtzeitig möglich gewesen wäre, hätte sie nicht auf einmal ein Bündel roten Stoffs in die Hände bekommen, war zu bezweifeln. Immerhin schien dieser Nachtelf, trotz seiner teilweise ruppigen, unfreundlichen Art, so etwas wie Ehrgefühl oder ähnliches zu besitzen, denn er half ihr noch immer.
Sogar tragen wollte er sie! Doch dagegen hatte ihr Stolz etwas einzuwenden und solange sie noch einen Fuß vor den anderen setzen konnte, mit der ihr eigenen Geschwindigkeit, würde sie diesen Weg selbst beschreiten, auf ihren eigenen Beinen.
Der Wind frischte eine Spur weit auf und kroch sogar unter den Umhang, den er dabei aufbauschte. Wenn die junge Elfe nicht aufpasste, würde sie wohl bald unfreiwillig mehr Haut zeigen, als sie wollte.
Ihre Worte wurden von der Luft weit getragen, aber das war nicht das einzige.
Kaum hatte sie sich umgedreht und quälte sich den Rückweg entlang, drang ein anderes Geräusch an ihre Ohren, das sie bereits leider zu gut kannte. Irgendwo in Hörweite heulten mehrere Wölfe klagend und irgendwie auch einschüchternd, denn es hatte den Anschein, als wollten sie ihr schon in der letzten Nacht sicher gewähntes Opfer daran erinnern, dass es sie noch gab.
Es war ein schauriger Klang und wäre sie noch im Moor selbst, könnte sie sich aussuchen, welche Art zu sterben ihr lieber wäre: zu ertrinken oder von diesen Biestern zerfetzt und gefressen zu werden. Diese letztere Gefahr war anscheinend noch nicht vollkommen gebannt.
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Re: Auf dem Weg in die Stille Ebene

Beitrag von Luzien » Sonntag 23. Januar 2011, 17:00

Die Augen fest geschlossen und sich selbst zum ruhigen atmen zwingend, wartete Luzien ab. Dabei hatte er sich nicht nur der Höflichkeit und des Anstands halber von der sich entkleidenden Elfe abgewandt. Er hatte schlichtweg einfach kein Interesse daran, den nackten Körper einer Schwarzhaut zu sehen. Den einer ausgemergelten, abgemagerten und noch nicht ganz zur Frau gewordenen Schwarzhaut erst recht nicht. Ein leiser Laut entwich seinen Lippen, der entfernt an „hmpf“ erinnerte. Wie viele andere Männer, die wie er seit Wochen keine Frau mehr berührt hatten, hätte wohl die selbe Disziplin an den Tag legen können, wie er es nun tat?
Der kalte Wind fuhr ihm durch die Haare, der Elf konnte das fehlen seines Mantels schmerzhaft auf der Haut spüren, aber er biss die Zähne zusammen und verharrte. Wenn eine Göre es schaffte der Kälte zu trotzen, dann hatte er geradezu einen Ruf zu verlieren. Immerhin war der mit Wolle gefütterte Panzer der Dunkelelfen um einiges wärmer, als die pelgarische Vollrüstung, mit der er sich vor kurzem noch herum plagen musste. Das enganliegende Gemisch aus schwerem Leder und Stoff isolierte vortrefflich, nur leider eben nur die Brust.
Es dauerte ein wenig, bevor die Dunkelelfe sich entkleidet und in den trockenen Mantel gehüllt hatte. Dass sie fertig war, konnte Luzien natürlich nicht sehen, aber als sie das Wort erhob, nahm er an, sie hätte sich wieder angekleidet. “Wer ist auch so dumm und durchquert diese Gegend alleine?“, gab er auf die Frage, wer hier schon Freunde hätte zurück und drehte sich um. Zu früh, wie er bemerkte, denn just in dem Moment schloss sich der Umhang erst. Nicht das er es darauf angelegt hätte, trotzdem bekam der Angehörige der Nachtelfenarmee unfreiwillig ein nacktes Bein und die dazugehörige Seite zu sehen, an der die Rippen hervor traten. Sie muss seit Tagen hungern. Kaum war der Gedanke durch seinen Kopf geschossen, als er automatisch den Bogen ansah, ebenso wie die schlammigen Jägerkleider. Demnach war sie wohl keine besonders gute Jägerin, ansonsten hätte sie sich doch selber etwas erlegen können. Wer hungerte schon freiwillig? Wie zur Bestätigung der unausgesprochenen Frage, knurrte sein Magen leise. Aber vor der ausgehungerten Fremden etwas zu essen, schien ihm taktlos. Im Rückblick hatte er mit einem mal ein schlechtes Gewissen, nicht weil er der Frau angedroht hatte, sie im Schlamm versinken zu lassen, sondern weil er vor ihr genüsslich einen Apfel verspeist hatte. Irgendwie seltsam das er sich deswegen miserabler fühlte, als bei dem Gedanken sie einfach sterben zu lassen.
Sein Angebot, die ausgezehrte Jägerin zu ihrem Lagerplatz zu tragen, schlug die Elfe aus. Ungläubig ruckte daraufhin die rechte Augenbraue bis zum weißlichen Haarschopf hinauf. Anscheinend war diesem Gör der unterschied zwischen Stolz und Ehre nicht ganz geläufig. Es war absolut nichts schändliches daran, wenn man Hilfe annahm, vor allem, wenn man sich in so einer misslichen Lage befand. Aber nein, wenn sie ihren Körper noch mehr belasten wollte, dann war das ihr Ding. Für gewöhnlich unterbreitete Luzien eine Offerte kein zweites Mal und bei einer Dunkelelfe würde er sich da erst recht hüten.
Aber schon alleine wie sie ihre alte Kleidung und ihren Bogen an sich klammerte und sich mühselig in Bewegung setzte, wirkte ein wenig erbärmlich. Und das ausnahmsweise einmal nicht im gehässigen Sinne. Leicht den Kopf schüttelnd, folgte der Nachtelf ihr. Irgendwie hatte er so ein Gefühl, als würde seine ungewollte Begleiterin es sonst nicht zurück zu ihrem Lager schaffen. Außerdem wollte er ja auch seinen Mantel später zurück haben, denn spätestens bei Sonnenaufgang brauchte er den dicken Stoff und vor allem die Kapuze. Langsam, sich dem Schritttempo der Elfe anpassend, lief Luzien leicht versetzt hinter ihr her. Im Zweifelsfall konnte er sie so auffangen, wenn sie die Kräfte verließen und zu stürzen drohte.
Es dauerte nicht besonders lange und die beiden waren von der gefährlichen Eisoberfläche runter. Zwar hatten sie nun etwas festeren Boden unter den Füßen, doch trotzdem war jeder unvorsichtige Schritt gefährlich. Das Sumpfgebiet erstreckte sich über eine gewaltige Fläche und soweit Luzien wusste, waren unzählige gedankenlose Wanderer in den Morastflächen ums Leben gekommen. Zum Glück war das Gelände während der kalten Jahreszeiten etwas sicherer.
Die Dunkelelfe setzte zielstrebig, wenn auch langsam einen Schritt vor den anderen. Wie sie es schaffte, sich in der kargen Landschaft zu orientieren und den richtigen Weg zu finden, wusste Luzien nicht, nur das er selbst das nicht geschafft hätte, war ihm klar. Die strecke selbst kam ihm nicht besonders lang vor, nicht im vergleich zu dem Weg, den er in den letzten Stunden zurück gelegt hatte, aber in dem schleppenden Tempo der Halberfrorenen dauerte es trotzdem seine Zeit. Das Lager der Elfe bestand aus nicht viel mehr als einer kleinen Feuerstelle und ein paar zurückgelassenen Sachen. Dünne Rauchfaden stiegen von dem verkohlten Holzüberresten auf, Wärme und Licht vermisste man. Holz war sonst keines hier gelagert. Man konnte jedoch in einiger Entfernung eine massive Baumwand erkennen, die Luzien für die östlichen Ausläufer des Arus hielt. Seine Heimat war bereits so nah!
Er lies seinen Proviantbeutel auf den Boden sinken und öffnete den Mund um etwas zu sagen, als er ihn wortlos wieder schloss. Anstatt das die Elfe, deren Namen er noch nicht einmal kannte, sich nieder lies um sich etwas zu erholen, lies sie nur ihre dreckigen Sachen fallen und bewegte sich weiterhin zielstrebig in Richtung des Waldgebietes.
Ohne groß darüber nachzudenken lief er ihr nach, hatte sie bereits nach wenigen Metern eingeholt und packte ihre Schulter. Doch wieder wurde er unterbtrochen, bevor er etwas sagen konnte. Ein wohl vertrauter Laut drang an seine Ohren, dass hungrige Gejammer von Wölfen. Die hatten ihm grade noch gefehlt. Ein einzelner Wolf war keine große Herausforderung, aber ein ganzes Rudel aus mordlustigen Bestien ... dass war eine größere Herausforderung. Zumal da noch immer seine Begleiterin war, die sich wohl schwerlich ihrer eigenen Haut wehren konnte. “Denkst du wirklich, dass es weise ist, wenn du dich in deinem Zustand dem Wald näherst? Du bist entkräftet und dazu unbewaffnet.“ Ihm war sehr wohl aufgefallen, dass sie zwar einen Bogen, aber keinen einzigen Pfeil hatte. “Bleib bei deinen Sachen. Ich kümmere mich schon um neues Holz. Noch hast du die Wahl, ob du deinen falschen Stolz beibehältst und an ihm zugrunde gehst oder ob die Weisheit obsiegen lässt!
Mit sanfter Gewalt drückter er ihre Schulter ein wenig nach hinten, um ich klar zu machen wo ihr Platz war. Dann spurtete er los, die Augen auf den nicht mehr weit entfernten Waldsaum geheftet. Irgendwo war es ihm ein wenig unangenehm, dass er die Elfe zurück lies, aber ihm war auch klar, dass sich die vierbeinigen Bestien mit Feuer etwas leichter im Zaum halten ließen. “Ach ja,“ rief er über seine Schulter zurück, “du kannst dich an meinem Beutel bedienen!“ Sofort beschleunigte er seine Schritte noch ein wenig.
Als er endlich beim wuchernden Gehölz ankam, war von der Gestallt der Elfe nichts zu erkennen. Das bedeutete, dass er gut aufpassen musste, um seinen Weg zurück zu finden. Er hielt sich nicht lange damit auf, ein paar dürre Zweige vom Boden zu klauben, sondern zog sofort eines der beiden Schwerter blank und hackte einen niedrigen Ast in tragbare Stücke. Nach wenigen Augenblicken war er mit dem Resultat zufrieden, verstaute seine Waffe wieder und sammelte das Holz in seinen Armen. Wieder hörte er das Geheul von Wölfen, bedauerlicherweise aus verschiedenen Richtungen. Nun hieß es wohl, rechtzeitig wieder zurück zu kommen.

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