Das Versteck der Anderen

Jeder weiß, dass sich das geheime Versteck in der Stadt selbst befindet, aber nur Mitglieder der Wüstendiebe kennen den Weg dorthin. Niemand weiß, wo man suchen muss und bisher blieb diese Gemeinschaft unentdeckt.
Benutzeravatar
Erzähler
Nicht-Spieler-Charakter
Nicht-Spieler-Charakter
Beiträge: 7531
Registriert: Montag 4. Januar 2010, 20:11
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L, 0F
Ausrüstung: [br][/br]
Zum Vorzeigen: [br][/br]

Re: Das Versteck der Anderen

Beitrag von Erzähler » Samstag 4. Januar 2025, 04:11

Dunias Worte brachten Madiha zum Nachdenken. Bei ihrem tumultartigen Abschied damals hatte sie die heilkundige Wüstendiebin in einem seltenen Moment der Schwäche erlebt. Denn obwohl Dunia sich nie wieder von einem Mann abhängig machen wollte und so ihre Chance ablehnte, Caleb näherzukommen, hatte sie nach der kurzen Auseinandersetzung mit ihm und seinem anschließenden Verschwinden geweint. Sie besaß Gefühle für ihn, das ließ sich nicht abstreiten. Sie würde ihnen nur nicht nachgeben. Wie sähe es jedoch aus, wenn plötzlich Konkurrenz herrschte, vor allem wenn es Madiha war? Zweifel suchten sich einen Platz, um sich bei Madiha einzunisten. Sie fanden keinen. Sie wusste, wie Caleb zu ihr stand und dass es für ihn keine andere mehr geben würde. Außerdem hatte Corax-als-Dunia ihr damals auf der Blauen Möwe versichert, dass die echte Dunia es ihr nicht übel nähme. Hatte er Recht? Beim Gedanken an ihren dunkelelfischen Freund spürte Madiha erneut ein seichtes Stechen in der Brust. Es machte nun einmal einen Unterschied aus, ihn irgendwo in Andunie zu wissen oder eben ... vermuten zu müssen, dass er nicht mehr lebte.
Bevor ihr das Herz zu schwer werden konnte, ließ sie sich vom Gespräch zwischen Dunia und Kjetell'o ablenken. Der Elf war so unglaublich stolz auf sie! Es fühlte sich fast unangenehm an, denn was hatte Madiha schon getan? Sie hatte ihr Feuer geopfert, um Sarma zu retten. Nein, um auch jene der dunklen Völker zu retten, die gar nicht Krieg führen wollten.
"Es ist nicht mein Verdienst, dass er das Feuer auf diese Weise nutzt."
"Oh doch, ist es", hielt der Elf dagegen. Dunia unterbrach beide nicht, sondern beobachtete das Gespräch nun ihrerseits aufmerksam.
"Er hätte genauso gut alles verbrennen können..."
"Hätte er nicht", entgegnete Kjetell'o. Er lächelte nicht nur sanft, sondern grinste geradezu. Er war so stolz!
"Ich habe recht unüberlegt gehandelt und es ist einfach nur ... gut gegangen ... reines Glück eben."
Der Shyáner wusste, wie ungern Madiha sich berühren ließ, aber dieses Mal konnte er es nicht zurückhalten. Er setzte die Tasse ab und seine Hand fuhr zu ihrer Brust, dass selbst Dunia sich für einen Wimpernschlag versteifte. Die Geste lag jedweder Obszönität fern. Kjetell'o legte seine Hand flach über Madihas Herz. "Möglicherweise hat dir jemand das Glück vererbt, dem ich versuchte beinzubringen, es aus seinem Leid zu schöpfen. Ein schöner Gedanke und ein kostbares Erbe, meinst du nicht? Aber es war dein Umgang mit deinen Kräften, die dazu führten, dass dem Drachen keine Wahl blieb. Das Feuer hätte sich von ihm abgewendet. Wir sind alle nur Gefäße für die celcianischen Mächte und können sie nur bitten, sich von uns führen zu lassen. Nur die besten Magier begreifen das." Sein Blick ruhte auf ihr. Er hatte schon eine Weile zuvor Madiha hohe Potenzial zugesprochen. Dass sie darüber hinaus auch verantwortungsvoll mit ihrer Gabe umging, schien für Kjetell'o ein zusätzlicher Sieg. Jemanden wie Azura würde er wohl niemals auf diese Weise anschauen, obwohl sie sein eigen Fleisch und Blut war. Aber die Andunierin verstand nicht, was Madiha längst aktiv umgesetzt hatte. Mit ihrer Magie wäre Sarma unter dem Flug des Drachen nicht verschont geblieben. Dass der Geschuppte nun aber nach seiner Tat noch immer in der Nähe der Wüstenstadt blieb, wunderte nicht nur Dunia. Auch Madiha fragte sich, warum er sich noch nicht auf die selbst angekündigte Brautschau begeben hatte. Erwartete er noch etwas? Vielleicht wollte er sich bedanken oder ihr nur mitteilen, dass ihr Feuer nun bie ihm bleiben würde, auch wenn sie damit schon abgeschlossen hatte. Vielleicht lag der Grund auch ganz anders. Neugier durchfuhr den Leib der Sarmaerin. Sie hatte nun drei Nächte und zwei Tage durchgeschlafen. Sie war ausgeruht und erholt wie lange nicht mehr. Körper und Geist verlangten nach Aktivität!
Auch Kjetell'o schien das zu bemerken, denn er fragte kurzerhand, wonach ihr der Sinn stand. Madiha überlegte. Dabei schaute sie sich suchend nach Caleb um, den sie in den Verhandlungen vermutete. Er befand sich nicht im Raum. Wenn er sich mit anderen Wüstendieben unterhielt, dann musste es jenseits des Türbogens mit dem Vorhang befinden. "Ich würde gerne nach oben gehen und ... es selbst sehen. Ich muss sehen, was aus Sarma geworden ist ... wohin es jetzt geht ... vielleicht muss ich mich verabschieden, ich weiß es nicht."
Dunia deutete zum Vorhang, den Madiha eben noch flüchtig ins Auge genommen hatte. "Dir stehen alle Wege offen, aber erwarte nicht zu viel. Die meisten sind mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Nur die Plünderungen sind endlich vollkommen unter Kontrolle. Ist das nicht seltsam?" Dunia schnaubte. "Da gibt es jede Menge Zivilisten zu versorgen, aber die Sarmaer Wache hat nichts Besseres zu tun, als durch die Straßen zu patrouillieren und darauf zu achten, dass die ... Neuzugänge Sarmas nichts stehlen."
"Sie suchen etwas Vertrautes im Alltäglichen. Auch ihre Seelen müssen verarbeiten", legte Kjetell'o ein Wort für die Wächter ein. Das schien Dunia zu überzeugen. Sie nickte und sprach es nicht erneut an.
"Redet der Drache denn mit euch? Mit mir hat er kurz geredet ..."
Dunia und Kjetell'o tauschten kurze Blicke. Dann wandte die Diebin sich wieder an Madiha. "Mit uns beiden im Speziellen nicht, aber wir hatten auch keine Gelegenheit." Sie straffte ihre Haltung etwas. "Von den Sarmaer Bürgern forderte er jedoch Nahrung und Wasser. Beides hat er bereits am Ende des ersten Tages nach dem Krieg erhalten. Trotzdem ist er noch hier. Er befindet sich vor der Stadt an einer kleinen Oase, an der man sonst die Kamele tränkt."
"Vielleicht kann ich ihn fragen, was er noch in Sarma braucht?"
Dunia nickte: "Du hast ihm deine Feuermagie überlassen. Er dürfte dir somit zugänglicher sein. Versuche es ruhig, wenn du dich bereit fühlst."
"Ich möchte mitkommen. Ich habe nicht viel von dem Drachen erlebt und wenn er uns nicht frisst, würde ich ihn gern aus der Nähe sehen", mischte Kjetell'o sich ein. Er drückte seinen schlanken Körper bereits in den Stand. "Selbst wir langlebigen Elfen bekommen nur selten einen Drachen zu Gesicht." Er wollte sich die Chance nicht entgehen lassen. Dunia willigte stumm ein. Sie hob allerdings einen Finger an: "Nehmt Caleb auch mit", riet sie. "Falls etwas passiert." Dann deutete sie erneut zum Vorhang. Es war klar, dass sie nicht selbst mitkommen würde. Das konnte sie in ihrem Zustand möglicherweise auch nicht mehr so gut wie früher. Wichtiger aber war es, dass sie ihre Patienten nicht im Stich lassen konnte. Für Dunia waren die Zeiten einer Wüstendiebin vorbei, die auf Missionen wie Einbrüche ausging. Sie würde sich um jene kümmern, die nicht ganz so erfolgreich davon zurückkehrten.

Madiha und Kjetell'o hingegen würden niemals Wüstendiebe sein, obwohl sie sich mitten unter ihnen befanden. Das verdankten sie Caleb als Mitglied und jenen suchten die beiden nun auf. Kjetell'o lüftete den Vorhang, so dass sie beide hindurch huschen konnten. Bereits dahinter tat sich ein unterirdischer Raum mit zahlreichen Abzweigungen auf. Er war wie ein Sammelknoten und es existierten diverse Sitzmöglichkeiten wie Teppiche und runde Sitzpolster mit fransigen Quasten an den Seiten. Für jene, die sich hier ausruhten, boten die Wüstendiebe neben Wasserpfeifen auch Tee und Schalen mit diversen Sarmaer Speisen an. Auch Kaffee musste gereicht werden, denn das angenehme Aroma gerösteter Bohnen lag in der Luft.
Auf den meisten Sitzgelegenheiten sammelten sich kleine Grüppchen, die nach Geflüchteten aussahen. Unter ihnen befanden sich sogar Goblins und Dunkelelfen. In einer Nische genoss ein Ork seinen ersten Zug von einer Wasserpfeife. Er verschluckte sich und brachte so einige alte Veteranen unter den Sarmaer Rauchern zum Lachen. Durch die zahlreichen Gänge huschten vor allem aber Mitglieder des Bundes. Teilweise trugen sie Pyjamas wie Madiha, teilweise simple Gewandung wie Kjetell'o. Nur wenige von ihnen waren offen so gekleidet, dass man ihnen die Profession eines Einbrechers, Schmugglers oder gar Assassinen zuweisen würde.
Und in einer anderen Nische, halb verdeckt von einigen braunen Seidenvorhängen, stand Caleb umringt von einer Gruppe aus Wüstendieben in eben jener Meuchler-Montur und diskutierte mit ihnen. Sie alle hatten die Arme vor der Brust verschränkt oder zumindest in die Hüften gestämmt. Caleb hingegen gestikulierte recht großzügig. "Er kommt zurecht", kommentierte Kjetell'o. "Seine Hand fährt kaum durch das Haar und gar nicht in den Nacken." Auch der Elf hatte beide Gesten bereits erfolgreich als Zeichen von Nervosität bei Madihas Liebsten erkennen können. "Holen wir ihn dennoch aus der brenzligen Lage heraus. Er kann immer noch verhandeln. Jetzt muss er uns vor einem Drachen ... beschützen." Der Shyáner gluckste.
Als er und Madiha sich der Nische näherten, konnte zumindest sie einige Wortfetzen erhaschen. Kjetell'o würde sie erneut nicht verstehen.
"... mein Wort als Dieb darauf. Und wenn nicht, dann kann ich immer noch mit meiner Heimat Kontakt aufnehmen."
"Deine Heimat? Andunie, eh?"
Caleb nickte. Die Diebe tauschten skeptische Blicke aus. "Ich weiß nicht, Caleb. Du bist eigentlich 'n anständiger Kerl, von deinen Schulden abgesehen. Aber 'n adliger Spross aus Andunie? Wirklich? Deine Geschichten waren schon einmal besser."
"Mir ist's gleich, was'de bist, solange wir endlich ausgezahlt werden. Der verdammte Krieg hat all meine Rücklagen gefressen, ansonsten würde ich dir ja mehr Zeit einräumen."
"Keine Sorge, Ahmed. Ich zahle euch aus, jeden von euch. Ich laufe nicht mehr davon."

Wieder tauschten die anderen Diebe zweifelnde Blicke aus. Caleb aber fuhr sich nicht durch die Haare. Er stand da, fest entschlossen. Madiha kannte ihren Dieb. Etwas an ihm hatte sich verändert. Sie durfte ihm ruhig glauben, dass er sich dieses Mal nicht aus dem Staub machen würde. Andunie, der Tod seines Vaters, das Schicksal seiner Mutter und wohl auch nicht zuletzt sein Erbe als van Tjenn entwickelten in Caleb eine neue Form von Verantwortungsbewusstsein. Der Dieb, der Sarma Hals über Kopf verlassen hatte, war nicht mehr. Hier stand ein Kapitän, ein Andunier, ein Tjenninger ... und jemand, der Madiha nicht in Gefahr bringen wollte, indem er erst handelte und anschließend in Reue nachdachte.
Bild

Benutzeravatar
Madiha Al'Sarma
Celcia-Team
Celcia-Team
Beiträge: 674
Registriert: Sonntag 14. Februar 2021, 12:04
Moderator des Spielers: Kazel
Aufenthaltsort: Hafen Sarma, Insel Belfa
Steckbrief: Zum Steckbrief
Rasse: Mensch
Sprachen: Sendli
Beruf: Sklavin (ehem.)
Fähigkeiten: Durchhaltevermögen (sehr gut)
Feuermagie (meisterlich)
Schwimmen (rudimentär)
Lesen & Schreiben (rudimentär)
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L, 0F
Ausrüstung: Eine kleine Muschel mit Loch an einer Kette um den Hals
Tierische Begleiter: Keinen

Re: Das Versteck der Anderen

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Montag 6. Januar 2025, 08:15

Es würde ihr vermutlich nie leichtfallen, ihren Wert zu erkennen. Man hatte Madiha im Glauben aufwachsen lassen, dass sie ganz am Ende käme. Dass sie nichts zu einem guten Leben berechtigte, sie nichts in dieser Welt beizusteuern hätte. Niemand scherte sich um das, was ein Sklavenmädchen dachte, sagte oder wollte. Gleichwohl war Madiha bescheiden von Natur aus und stellte sich nicht gern in den Vordergrund. So war es wohl auch nicht verwunderlich, dass sie das Lob ihres einstigen Lehrers nicht annehmen konnte. Kjetell’o gab sich alle Mühe, dem Mädchen begreiflich zu machen, dass es ihr Verdienst war, wie Sarma nun unter einem Drachen da stand, aber sie lächelte nur milde. Sie sah es einfach nicht so. Und dass sie mit ihrer Magie so umgegangen war, war auch nur einem Impuls geschuldet. Sie hatte niemanden verletzen wollen… und jetzt? Jetzt war jemand tot, durch ihre Hand. Das Mädchen schaute einen Moment in den Tee und versank in andere Gedanken. Sie verdrängte ihre Tat noch immer. Kjetell’o riss sie plötzlich aus diesem ungesunden Gedankengut, als er sie berührte. Ihre Tasse zitterte kurz, weil sie sich erschrak. Aus großen, blaugrauen Augen sah sie ihn an, während er sprach: "Möglicherweise hat dir jemand das Glück vererbt, dem ich versuchte beinzubringen, es aus seinem Leid zu schöpfen. Ein schöner Gedanke und ein kostbares Erbe, meinst du nicht? Aber es war dein Umgang mit deinen Kräften, die dazu führten, dass dem Drachen keine Wahl blieb. Das Feuer hätte sich von ihm abgewendet. Wir sind alle nur Gefäße für die celcianischen Mächte und können sie nur bitten, sich von uns führen zu lassen. Nur die besten Magier begreifen das." Ihre Mundwinkel zuckten etwas. „Manche können sie auch unterwerfen, nicht wahr?“, murmelte sie und kaufen kurz auf ihrer Unterlippe. Sie dachte über seine Worte nach. Wie sie es immer tat. Für einen Moment wurde es ruhig, bis Kjetell’o sie nach ihren Bedürfnissen fragte. Madiha war sich nicht ganz sicher, aber sie wollte in die Stadt. Vielleicht konnte sie nun herausfinden, was sie anfangen sollte. Ohne Magie. Ohne Aufgabe. Sie wusste nichts über Stadtverwaltungen und käme auch nicht auf den Gedanken, einen Posten bekleiden zu wollen. Aber vielleicht fand sie in Sarma’s Gassen eine neue Bestimmung. Caleb brachte die Völker zusammen, mobilisiert die Massen. Sie ? Sie wollte schauen, ob sie noch etwas tun könnte und womöglich war sie für Dunia nützlich, wenn sie Verletzte aufspüren und zu der fähigen Heilerin brachte. Hier herumsitzen war jedenfalls nicht das, was sie nun gebrauchen konnte. Immerhin würden ihre Gedanken sie sonst gewiss einholen. Die Sarmaerin erklärte, wonach ihr der Sinn stand und Dunia nickte bestätigend. Auch die Kdee mit dem Drachen zu sprechen, stieß auf Gegenliebe, was Madiha innerlich aufatmen ließ. Nicht, weil nur sie mit diesem göttlichen Tier sprechen konnte… aber weil sie es versuchen konnte. Das war der einzige Grund. "Du hast ihm deine Feuermagie überlassen. Er dürfte dir somit zugänglicher sein. Versuche es ruhig, wenn du dich bereit fühlst."
"Ich möchte mitkommen. Ich habe nicht viel von dem Drachen erlebt und wenn er uns nicht frisst, würde ich ihn gern aus der Nähe sehen. Selbst wir langlebigen Elfen bekommen nur selten einen Drachen zu Gesicht."
Madiha stellte ihre Tasse zur Seite und erhob such ebenfalls. “Nehmt Caleb auch mit. Falls etwas passiert.“ Madiha dachte unweigerlich an die erste Begegnung mit dem Drachen und Unsicherheit flutete ihre Glieder. Vielleicht sollte sie doch lieber nicht…

Nun aber folgte sie Kjetell’o, als sie beide losging, um Caleb vor sich selbst zu retten. Madiha schlüpfte nach dem Elfen durch den Vorhabg und erinnerte sich schlagartig an ihr erstes Mal in diesen Tunneln. Als Caleb fast veraltet wäre. Als sie helfen wollte und alles darangesetzt hatte, dass er nicht starb. Als die Männer sie und den Halbtoten fanden… als sie… und als sie in den Unterschlupf kamen und Caleb wieder in Schwierigkeit geriet. Sie sah ihn in seiner dunklen Kluft, die ihm viel zu gut stand und umringt von Dieben, die sein Geld oder seinen Kopf wollten. Doch als sie nähertraten, da hörte sie die Worte, die auf Sendli gesprochen wurden. Madiha blieb stehen und lauschte. Sie war überrascht davon, wie souverän und ruhig er wirkte. Auch dem Elfen fiel es auf. Er war gar nicht nervös und das ließ Madiha einen Moment zuhören, anstatt gleich zu handeln. Als die Zweifel auf Seiten der Diebe nicht weniger wurden, trat Madiha allerdings vor. „Caleb“, rief sie ihn und machte auf sich aufmerksam. „Du kannst später dein Vermögen an den Mann bringen, wir haben etwas anderes zu tun“, forderte sie ihn auf und lächelte ihn mit Liebe im Blick an. „Er hält, was er verspricht aber jetzt brauchen wir ihn“, wandte sie such kurz an die Diebe und hatte sich derweil an Caleb herangewagt, um seine Hand zu greifen. „Ihr entschuldigt uns?“, fragte sie und zog leicht an Caleb’s Hand, damit er mitkam.
Bild

Benutzeravatar
Erzähler
Nicht-Spieler-Charakter
Nicht-Spieler-Charakter
Beiträge: 7531
Registriert: Montag 4. Januar 2010, 20:11
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L, 0F
Ausrüstung: [br][/br]
Zum Vorzeigen: [br][/br]

Re: Das Versteck der Anderen

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 8. Januar 2025, 18:25

Was über Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte täglich vorgehalten und eingetrichtert wurde, verschwand nicht gleich von heute auf morgen. Es brauchte mehr als nur Wochen. Den Besten gelang es wohl schon nach Monaten, alte Muster abzustreifen, aber um das eigene, antrainierte Denken von Falschlast zu befreien, konnte es Jahre in Anspruch nehmen. Manche schafften es nie. Damit Madiha mit diesem Problem und ihrem mangelnden Selbstwertgefühl nicht alleingelassen wurde, standen ihr ihre Freunde zur Seite. Sie selbst mochte oft nicht daran glauben oder ihre Bedürfnisse in den Hintergrund stellen, aber Elfen wie Kjetell'o oder Menschen wie Jakub und Caleb erinnerten sie regelmäßig daran, wieviel Wert sie besaß. Es waren auch nicht ihre Fähigkeiten oder Taten, die diesen Wert festlegten. Gewiss, mit Feuermagie könnte sie mehr erreichen und dass sie diese geopfert hatte, um Sarma zu retten, durfte nicht unerwähnt bleiben. Letztendlich aber war es ihr Charakter, ihre aufopferungs- und liebevolle Persönlichkeit, die Madiha ihren wahren Wert gaben. Vor allem, wenn man bedachte, wie stark sich diese entwickelt hatte in Anbetracht ihres Lebens. Anderen, denen man den Silberlöffel in die Wiege legte, zeigten oftmals einen mehr als schwachen Charakter. Sie brauchte nur an Azura zurückdenken, um einen Vergleich treffen zu können. Ob die Andunierin ihre Wassermagie, ihre Schönheit oder ihren Reichtum aufgeben würde, damit Andunie vor Krieg und einem Drachen verschont würde? Es war anzuzweifeln. Wahrscheinlicher konnte man behaupten, sie opferte all das nur, wenn sie und ihre Familie unmittelbar in Gefahr schwebten, den Status zu verlieren. Wieviele Azuras wohl eine Madiha aufwogen? Nein, so durfte man nicht denken. Jedes lebende Wesen besaß einen Wert. Madiha musste das nur zunächst erkennen oder sich in die Gruppe der Lebenden einreihen. Bisher stand sie aus ihrer Sicht nach wie vor am Rande.
Kjetell'os stolzer Blick lockte sie, einen Schritt über die eigens gesetzte Grenze zu machen. Der Elf erinnerte sie an ihren starken Charakter, an ihre Taten und was sie aufgegeben hatte, um Gutes zu tun. Er war so stolz, dass das Gold in seinen Augen wie im Wald veborgene Schätze funkelte. Und er ließ in seiner Geduld auch nicht nach, Madiha ständig aufmunternde oder motivierende Worte zu geben. So sah er allein in ihrem Umgang mit den nunmehr verlorenen Kräften, dass nur sie hätte Sarma auf diese Weise retten können. Denn sie besaß das Potenzial, mit dem sie eine wahrhaft glänzende Feuermagierin hätte werden können. Eine, die wusste, dass man die Kräfte in seinem Inneren respektierte und niemals ausnutzen sollte.
"Manche können sie auch unterwerfen, nicht wahr?"
"Gewiss", stimmte Kjetell'o zu. "Und jene können mächtig sein, Schaden anrichten, keine Frage! Aber sie werden niemals den Stand eines Magiers erreichen, der in Harmonie mit seiner Gabe lebt. Das lässt sie verbittern und nur mehr böse Taten anstellen. Die Lehre jeglicher Magierichtung ist es auch, das zu verhindern." Er tippte sich an die Stirn. "Magie beginnt im Kopf und endet hier." Seine Hand legte sich auf das eigene Herz. Er lächelte Madiha dabei an. Das waren die Lehren, die Shyáner Elfen vermittelten. Kjetell'o sah sie jedoch nicht als allgemein gegeben. Andere Kulturen besaßen andere Methoden. Möglicherweise nutzten Drachen die Magie-Arten sogar auf eine vollkommen andere Weise. Es weckte seine Neugier und deshalb wollte er Madiha begleiten, als sie verkündete, an die Oberfläche zu gehen und gegebenenfalls mit dem Feuerdrachen zu sprechen.
Zuvor sollten beide auf Dunias Bitte hin jedoch noch Caleb abholen. Jener verhandelte gerade mit einigen anderen Wüstendieben, die überlebt hatten und sich noch an Schulden seinerseits erinnerten. Sowohl Kjetell'o als auch Madiha fielen auf, dass Caleb ganz anders mit ihnen umging als üblich. Er wirkte nicht nervös, sondern zeigte sich verantwortungsvoll und souverän. Er dachte daran, welchen Schaden Madihas Herz nehmen könnte, wenn er nun wieder floh.
Das musste belohnt werden. Madiha entschied, ihren Dieb aus der Bredouille zu helfen, wenigstens für den Moment. Überraschend gewitzt trat sie an seine Seite und sprach ihn direkt an: "Caleb, du kannst später dein Vermögen an den Mann bringen, wir haben etwas Anderes zu tun."
Der Angesprochene wandte den Kopf und ein strahlen trat in seine Augen, dass über den blaugrünen Fjorden die Sonne aufging. Er lächelte breit und offen erleichtert. "Du bist wach!" Caleb ließ es sich nicht nehmen, Madiha sofort zu umarmen und ihr wenigstens einen flüchtigen Kuss zu schenken. Die Gläubiger verstummten und ... starrten. Das erregte erneut Madihas Aufmerksamkeit. Sie setzte das Spiel fort: "Er hält, was er verspricht, aber jetzt brauchen wir ihn. Ihr entschuldigt uns?"
"Ich bin bald zurück. Mit Glück begleiche ich die Schulden in wenigen Tagen. Ansonsten gebt mir Zeit, eine Nachricht an meine Mama zu schicken." Grinsend und Madiha im Arm haltend, denn die Hand zu halten reichte ihm nicht, spazierte er von dannen. Zurück blieben einige Männer, die in ihrem leeren Glotzen eher einer Gruppe Kamele glich.
"Na, da schau einer an!", sagte einer von ihnen und sein Nebenmann kratzte sich die Nasenspitze.
"Ich dachte, er ist Sarmas ewige Jungfer .. und jetzt hat er 'n Mädel an seiner Seite! Und küsst sie!"
"Tja, die Legende von Caleb, dem Dieb, der alles in die Hände kriegt außer einer Frau, ist wohl vorbei."
"Und was'n hübsches Mädel."
"Mhm, die Narben machen sie ... interessant."
"Ich weiß nicht"
, meldete sich der schmalste Mann in der Gruppe. Er trug lange Wüstengewänder wie Kjetell'o, wohingegen die übrigen eher nach Calebs diebischem Modestil gekleidet waren. Seine Kumpane schauten ihn fragend an und der Schlanke hob die Schultern. "Irgendwas stimmt mit der Kleinen nicht. Habt ihr nicht diese ... Aura bemerkt? Irgendwas an ihr ist unheimlich."

Von dem Gespräch bekamen Madiha und Caleb nichts mehr mit. Lediglich Kjetell'o schaute zurück, aber da er kein Sendli verstand, konnte er nicht auf den Inhalt des Gesagten eingehen. Ansonsten hätte es möglicherweise dazu geführt, anderweitig seine Neugier zu wecken. Nun jedoch kehrte er zur Ausgangslage zurück und schlenderte gemächlich hinter dem Paar her. Caleb drückte Madiha im Gehen leicht an sich. "Ich bin so froh, dass du endlich aufgewacht bist. Geht es dir gut?" Er musterte sie eine Weile und entschied, dass es wohl der Fall war. Dann lächelte er verliebt. "Du siehst gut aus."
Hinter den beiden schmunzelte Kjetell'o. Er freute sich darüber, dass für Caleb die Feuermagie nie ein Kriterium war, um Madiha zu lieben. Es gab andere, die eine Beziehung allein dafür eingingen oder nicht. Auch Caleb besaß einen wertvollen Charakter. Allerdings auch nach wie vor einen diebischen. "Wo wollt ihr hin?", fragte er die beiden und Kjet antwortete sofort: "An die Oberfläche. Madiha möchte die Stadt sehen und mit dem Drachen sprechen."
Caleb schaute sie an. "Sarma kommt überraschend gut damit zurecht, dass der Krieg plötzlich zu Ende ist. Es wird wenig über die Verluste geklagt. Vielmehr versucht man, die Trümmer zu beseitigen. Die dunklen Völker sehen sich in einer Art Bringschuld und packen an, wo sie können. Die Sarmaer beäugen es teils skeptisch. Manche behaupten, die Verlierer des Krieges würden sich nun anbiedern, um den Kopf nicht zu verlieren. Andere aber heißen die neuen Kulturen in ihren Reihen Willkommen. Wir Diebe beobachten ... und sehen über das Blut hinweg." Ein Grund mehr wohl, warum Caleb sich dem Bund damals angeschlossen hatte. Er legte keinerlei Wert auf Herkunft, Aussehen oder das Blut. Für ihn zählten Taten und eine davon heckte er gerade selbst aus.
"Ich wollte auch nach oben", begann er und erstmals fuhr Calebs freie Hand nun wieder gewohnt in den Nacken. Er spähte seitlich zu Madiha herüber. "Es sind zwei Tage und drei Nächte vergangen, seit ... naja ... seit du dich befreit hast." Caleb pausierte, musterte Madiha weiterhin. Schließlich blieb er stehen, dass Kjetell'o ungeschickt in seinen Rücken rempelte. Caleb erkundigte sich nur knapp nach der Unversehrtheit des Elfen, dann kam er unter einem Seufzen endlich zum Punkt. "Madi, ich weiß, dass dir das Haus nicht gefällt ... jetzt vermutlich noch weniger, nachdem wir im Garten dort ... naja, du weißt schon. Aber ich hab's beobachtet die beiden Tage lang. Niemand sonst geht dort ein uns aus. Die Wachen haben ihren Herrn im Garten entdeckt und die meisten von ihnen sind Hals über Kopf geflohen. Einige wenige haben sich noch an den offensichtlichen Schätzen bedient. Aber du kanntest ... ihn." Er nutzte bewusst nicht Khasibs Namen. "Er stellte nur offen aus, was entbehrlich war. Der Mann besitzt weitaus größere Schätze im Verborgenen und niemand hat sich dort bisher bedient. Du bist die letzte seines Hausstandes, die übrig ist." Caleb zuckte mit den Schultern. "Es gehört quasi dir, oder nicht? Also, wir müssten das Haus ja nicht zu unserem eigen machen, aber..."
"Du willst es plündern?", fragte Kjetell'o unverblümt und Caleb zuckte zusammen. Er grinste entwaffnend über die Schulter, konnte aber nicht verbergen, dass seine Augen dabei aufblitzten. "Wir könnten richtig viel abstauben ... und einen Teil davon, den wir nicht brauchen, weitergeben. Ich meine ja nur. Falls ihr beiden den Drachen lieber sehen wollt, dann gehe ich allein." Caleb wägte nochmal ab, brummte und schüttelte den Kopf. "Ich gehe so oder so. Aber falls ihr erst zum Drachen wollt ... meinetwegen. Bleibt zu hoffen, dass kein anderer meine Idee hat, sonst ist nichts mehr übrig."
Er schaute Madiha fragend an. Kjetell'o verschrankte die Arme und schaute zu Boden. "Einbrechen und plündern..."
"Lässt du jetzt etwa den Moralapostel raushängen, Elf? Nach all der Zeit?! Außerdem bist du auch kein unbeschriebenes Blatt. Du warst nicht in der Akademie zu Andunie, um dort nach deiner Tochter zu suchen!"
"Das ist richtig", gab Kjetell'o sich geschlagen. "Und diese Reichtümer vermisst niemand, wie ich das so sehe. Ihr würdet sie gut einsetzen. Ich füge mich Madihas Wunsch. Wenn ihr zuerst in das Sultanshaus wollt, folge ich euch."
Bild

Benutzeravatar
Madiha Al'Sarma
Celcia-Team
Celcia-Team
Beiträge: 674
Registriert: Sonntag 14. Februar 2021, 12:04
Moderator des Spielers: Kazel
Aufenthaltsort: Hafen Sarma, Insel Belfa
Steckbrief: Zum Steckbrief
Rasse: Mensch
Sprachen: Sendli
Beruf: Sklavin (ehem.)
Fähigkeiten: Durchhaltevermögen (sehr gut)
Feuermagie (meisterlich)
Schwimmen (rudimentär)
Lesen & Schreiben (rudimentär)
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L, 0F
Ausrüstung: Eine kleine Muschel mit Loch an einer Kette um den Hals
Tierische Begleiter: Keinen

Re: Das Versteck der Anderen

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Samstag 11. Januar 2025, 07:50

Vielleicht würde es ihr irgendwann leichter fallen, sich nicht mehr als den Schatten zu sehen, den sie derzeit wahrnahm. Madiha zog sich lieber zurück, damit sie bloß nicht in einen negativen Fokus geriet. Sie hatte gelernt sich ganz still zu verhalten, denn dann bestand früher wenigstens die Chance, dass man einen Abend glimpflich davonkam. Jetzt aber war dieses Verhalten deplatziert und trotzdem stellte sie es nicht einfach wieder ab. Die Sarmaerin hatte in den letzten Wochen unwahrscheinlich viel erlebt, war weit gereist und musste sich mit vielem auseinandersetzen. Es war nur natürlich, dass sie der Verlust ihrer Kräfte wieder zurückwarf, da sie sich mit ihnen erheblich identifiziert hatte. Und gerade begonnen hatte, sich als etwas anderes zu sehen als die Sklavin. Madiha’s Opfer war auch ein Opfer ihres Selbstbewusstseins. Denn jetzt konnte sie nicht erkennen, was ihre Aufgabe sein würde. Ihr Zweck in der Welt. Sie sah nicht, wohin ihr Weg sie führen sollte, und versuchte dennoch tapfer weiterzumachen. Kjetell’o baute sie auf, aber er strahlte ohnehin immer eine Zuversicht aus. Das war offenbar seine Aufgabe. Dass er sie nun nicht enttäuscht verließ, rechnete Madiha ihm sehr hoch an und es half, den Verlust zu schmälern. Caleb hingegen hatte seine Aufgaben, die Madiha ihm auch nicht neidete. Er war dabei nicht nur Andunie zum Besseren zu führen, sondern vor allem jetzt auch Sarma und den Bund der Wüstendiebe zu verbinden. Madiha war sich sicher, als sie ihn mit den anderen Dieben reden sah, dass er bereits dabei war ganz andere Netze zu spinnen, die allen am Ende nützen und der Bevölkerung helfen würde. Caleb war jemand, der alle Seiten erreichte. Sie liebte ihn einfach dafür. Nur er schaffte eine Brücke zwischen Armen, wie ihr und reichen, wie Azura. Nur er konnte beiden Seiten vollkommen angstfrei entgegentreten und dabei auch noch charmant lächeln. Es war eine Gabe und Madiha spürte, wie die Erkenntnis darüber ihr Herz wärmte. Wo andere eine Kluft sahen, war Caleb derjenige, der Holzbretter besorgte.
Jetzt aber musste sie ihn vor sich selbst retten. Wie immer steckte er in finanziellen Verhandlungen und war drauf und dran Geld anzupreisen, das er gar nicht zur Verfügung hatte. Madiha trat mutig vor und blieb dieses eine Mal nicht im Hintergrund. Sie griff nach Caleb’s Hand und sprach ihn offen an. Wenn sie sich einer Sache sicher war, dann seiner Liebe zu ihr. Er hatte es so häufig beteuert, ihr viel öfter gezeigt und jedes Mal bewiesen. Sie konnte nicht mehr anders als ihm auch wahrhaftig zu glauben. Und deshalb traute sie sich auch, ihn einfach so mit ein paar Worten aus diesem Gespräch zu locken. Und es gelang. Seinen Kuss erwiderte sie mit einem Lächeln, ehe sie in seinem Arm die Runde verließ. Das nachfolgende Gespräch aber hörte sie nicht mehr, was vermutlich auch besser so war. Sie hätte sich sonst doch noch gefragt, ob sie nicht vielleicht am falschen Platz und Ort wäre aber Madiha ging die paar Schritte mit Kjetell’o und Caleb und merkte selbst, wie sie aufatmen konnte, je weiter sie von den Dieben wegkamen.

"Ich bin so froh, dass du endlich aufgewacht bist. Geht es dir gut?“ Sie nickte beschwichtigend. „So gut, habe ich schon recht lange nicht mehr geschlafen…“, räumte sie ein und hob die schmalen Schultern. “Du siehst gut aus.“ Madiha wurde augenblicklich rot und schaute schüchtern zur Seite. Es war einfach noch immer nicht selbstverständlich und jedes Mal, wenn er seine Gefühle für sie offenbarte, fühlte Madiha eine besondere Wärme in sich. Sie tauschten sich über die jeweiligen Vorhaben aus und schließlich offenbarte Caleb, dass auch er daran gedacht hatte, zur Oberfläche zu gehen. "Ich wollte auch nach oben. Es sind zwei Tage und drei Nächte vergangen, seit ... naja ... seit du dich befreit hast." Madiha’s Mimik gefror für einen Moment. Sie starrte zu Caleb hoch, der so abrupt stehen blieb, dass Kjet in ihn hineinlief. Madiha’s Ohren rauschten, sie hielt seinem Blick nicht stand, sondern musste ihn beschämt senken. Caleb sprach an, was sie so gut verdrängte. Caleb sprach weiter, er wollte offenbar auf etwas hinaus. "Madi, ich weiß, dass dir das Haus nicht gefällt ... jetzt vermutlich noch weniger, nachdem wir im Garten dort ... naja, du weißt schon. Aber ich hab's beobachtet die beiden Tage lang. Niemand sonst geht dort ein uns aus. Die Wachen haben ihren Herrn im Garten entdeckt und die meisten von ihnen sind Hals über Kopf geflohen. Einige wenige haben sich noch an den offensichtlichen Schätzen bedient. Aber du kanntest ... ihn."
Ihr wurde kalt und kein Feuer war da, um sie zu wärmen. Sie nickte, sie hörte zu, aber sie konnte nichts sagen. Der Kloß in ihrem Hals war zu groß. Sie hatte getötet… sie… ausgerechnet sie hatte vorsätzlich getötet. Madiha wurde übel, aber Caleb lenkte sie weiter ab. "Er stellte nur offen aus, was entbehrlich war. Der Mann besitzt weitaus größere Schätze im Verborgenen und niemand hat sich dort bisher bedient. Du bist die letzte seines Hausstandes, die übrig ist." Sie hob den Blick. „Was willst du damit…“ “Es gehört quasi dir, oder nicht? Also, wir müssten das Haus ja nicht zu unserem eigen machen, aber…“
„Du willst es plündern?“,
Madiha’s Blick engte sich. „Es gehört mir?!“, fragte sie entsetzt und schüttelte dann heftig den Kopf. „Als wollte ich irgendetwas davon… als würde ich überhaupt daran denken…!“, sie war sprachlos und aufgewühlt und ihr war so verdammt schlecht! “Wir könnten richtig viel abstauben … und einen Teil davon, den wir nicht brauchen, weitergeben. Ich meine ja nur. Falls ihr beiden den Drachen lieber sehen wollt, dann gehe ich allein.“ Sie runzelte die Stirn. Das war ihm wichtig… wichtiger als…? Madiha umfasste ihre Arme und blickte nachdenklich zur Seite.

Er ging plündern, ausgerechnet im Haus von Khasib und… ihr Blick fiel auf seine Montur. Er war ein Dieb! Was erwartete sie… "Ich gehe so oder so. Aber falls ihr erst zum Drachen wollt ... meinetwegen. Bleibt zu hoffen, dass kein anderer meine Idee hat, sonst ist nichts mehr übrig." Es fühlte sich seltsam an, dass er so erpicht darauf war. War Geld so viel wert? Dass es sich lohnte, den Schrecken noch mal zu erleben? In den selben Räumen, Gängen zu gehen? Madiha schauderte. Nein… das war es nicht wert. Nicht für sie. "Einbrechen und plündern..."
"Lässt du jetzt etwa den Moralapostel raushängen, Elf? Nach all der Zeit?! Außerdem bist du auch kein unbeschriebenes Blatt. Du warst nicht in der Akademie zu Andunie, um dort nach deiner Tochter zu suchen!"
"Das ist richtig. Und diese Reichtümer vermisst niemand, wie ich das so sehe. Ihr würdet sie gut einsetzen. Ich füge mich Madihas Wunsch. Wenn ihr zuerst in das Sultanshaus wollt, folge ich euch."
Sie schüttelte den Kopf. „Jetzt soll ich das entscheiden?“ Sie sah von einem zum anderen und wirkte hin und hergerissen. „Wofür brauchen wir das denn? Ich meine… haben wir nicht genug? Reichen wir nicht?“, fragte sie die beiden Männer und knetete ihre Hände nervös. Doch Madiha hatte auch gelernt, nicht in Panik zu verfallen, oder wenn sie merkte, dass sie panisch wurde, sich zu regulieren. Khasib war… nicht mehr. Das Leben, das sie hatte führen müssen, gab es nicht mehr. Sie konnte das. Sie verstand nur nicht den Sinn, weil ihr Reichtum nichts gab. Die reichsten Menschen hatten die Schlimmsten Dinge getan… Madiha atmete und schloss die Augen. „Ich finde nicht, dass du allein gehen solltest.“, entschied sie dann, sah Caleb aber nicht an. Es kostete sie Überwindung und im Grunde wollte sie nicht mehr dorthin zurück. Aber sie wollte nicht, dass sich Caleb wieder in Schwierigkeiten brachte. Sie hatte es Jivvin und auch Estelle versprochen dass sie auf ihn aufpasste. Er machte es ihr nur nicht so leicht, weil sie nun in dieses schreckliche Haus zurückgehen sollte. Caleb hatte keine Ahnung, was sie jahrelang hatte aushalten müssen. Aber wie sollte er auch? Madiha atmete erneut durch und blickte dann jedem noch mal in die Augen. „Nun gut. Wenn es denn so wichtig ist… holen wir, was du holen willst. Und dann blicken wir nie mehr zurück, in Ordnung?“, rang sie Caleb dieses Versprechen ab. Sie war nicht glücklich damit, das konnte sie auch nicht verbergen. Aber es ging auch nicht immer darum, was sie glücklich machte. Caleb war ein Dieb und er brauchte das… Wer wäre sie, ihm das abzusprechen?
Bild

Benutzeravatar
Erzähler
Nicht-Spieler-Charakter
Nicht-Spieler-Charakter
Beiträge: 7531
Registriert: Montag 4. Januar 2010, 20:11
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L, 0F
Ausrüstung: [br][/br]
Zum Vorzeigen: [br][/br]

Re: Das Versteck der Anderen

Beitrag von Erzähler » Montag 13. Januar 2025, 16:18

"So gut habe ich schon recht lange nicht mehr geschlafen..."
"Soso, du schläft also besser allein, ganz ohne mich!" Caleb neckte sie nur. Sie konnte es auch im Leuchten seiner Augen sehen, dazu brauchte er nicht einmal spitzbübisch grinsen. Dennoch tat er es und vermittelte für den Moment eine heile Welt, die anscheinend noch nicht überall angekommen war. Aber der kurze Blick zu ihm hinauf genügte, um Madiha noch einmal das Herz zu wärmen. Hätte er ihr kein Kompliment gemacht, so dass sie verlegen mit den Augen eine andere Seite einschlug, wäre ihr die Aussicht auf ihren diebischen Caleb noch eine Weile erhalten geblieben. Aber nicht alles war so romantisch an der Vorstellung des Freigeistes, der an ihrer Seite ging und den sie liebte. Denn in Caleb brannte wahrlich auch das Herz eines Diebes. Mehr als das eines Kapitäns wie sich herausstellte. Mit deutlich mehr Eifer als an Bord der Blauen Möwe oder der Schattenmuräne war er bereit, in das nächste Haus einzusteigen, um ganz seinem Bund getreu zu plündern. Dass es unbedingt Khasibs Palast sein musste, bereitete Madiha allerdings gehörig Unbehagen. Nicht nur das, er wollte sie auch mitnehmen. Überdies hielt Kjetell'o sich wie so oft eher diplomatisch zurück und würde sich ihren Wünschen fügen. Dass es ausgerechnet jetzt, bei der Aussicht, ihr altes Heim noch einmal betreten zu müssen, die schlechteste Wahl des Elfen war, konnte er nicht wissen. Er sah es jedoch schnell anhand von Madihas Reaktion. Auch Caleb sah, dass etwas nicht stimmte.
Madiha wirkte blass. Ihr Augen hatten sich geweitet, wohingegen die Pupillen in Entsetzen viel kleiner geworden waren. Er kannte diesen Blick, aber nicht von ihr. Er kannte auch die Starre, die sie befiel. Die Nervosität. Er hatte sie schon einmal gesehen, vor langer Zeit und ebenfalls bei einer Frau, der man eine derartige Reaktion heutzutage gewiss nicht zutraute. Dunia hatte ihn so angeschaut, als er eines Tages wahrlich mit genug Münzen auf der Schwelle stand, um sie für eine Nacht zu kaufen. Geschehen war nichts, aber die einstige Hure Dunia hatte das nicht geahnt und offenbar waren in ihrem Bild über diesen scheuen und dennoch interessierten jungen Diebesburschen Caleb Risse entstanden. Er hatte es damals gar nicht verstanden, war er doch nur mit besten Absichten zu ihr gekommen. Die Nacht hatten sie schließlich auch ganz anders verbracht als es jeder anderen Hure vergönnt gewesen wäre. Kaum ein Freier kaufte eine Sarmaerin, um mit ihr zu sprechen. Caleb hatte es getan und fortan waren er und Dunia Freunde gewesen. Doch der Schrecken in ihrem Blick, das Entsetzen und die Furcht, sich in ihm getäuscht zu haben, stiegen jetzt in Form von Madihas Bild in seinen Erinnerungen hoch, vermischten sich und schenktem den etwas in die Jahre gekommenen Wüstendieb eine bittere Erkenntnis darüber, wie sehr Madiha unter Khasibs Einfluss gelitten hatte. Männern fiel es oftmals schwer, den Missbrauch eines Körpers überhaupt nachzuvollziehen. Die wenigsten von ihnen wurden schließlich in diese Rolle gezwungen, obgleich es Orte auf Celcia gab, bei denen man bei Lustsklaven und Huren keinerlei Rücksicht auf das Geschlecht nahm. Alles ließ sich als Ventil nutzen, wenn derjenige mit Macht selbige ausleben wollte. Vielmehr als das sah Caleb in Madihas Blick allerdings die Furcht, sich in seiner Moral getäuscht zu haben. Er erkannte es. Dunia hatte befürchtet, in dem schüchternen Burschen doch nicht jene Unschuld vor sich stehen zu haben wie angenommen. Und Madiha musste nun erkennen, dass Caleb mehr Dieb war als gedacht. Denn er hatte ihr und Kjetell'o soeben das Angebot gemacht, allein das Haus zu plündern, wenn beide lieber den Drachen sehen wollten.
"Madi... so meinte ich das nicht...", begann er und hob beschwichtigend die Hände. "Ich will dich doch nicht zwingen, bei Khasib einzusteigen. Ich wollte nur ..." Zeit mit ihr verbringen. Dinge gemeinsam tun, die er liebte, weil er auch Madiha liebte. Dass Khasibs Palast für sie ene so heftige Horrorvorstellung war, hatte er nicht geahnt. Jetzt sah er es und hatte sie nicht zwingen wollen. Es geriet in den falschen Hals. Caleb rieb sich nervös den Nacken. Wie sollte er ihr das nur erklären?
Aber weder er noch Kjetell'o erhielten überhaupt eine Gelegenheit für Worte. Es brach aus Madiha heraus und dass sie auch ohne ihre Magie eine feurige Aura umhüllte, dessen durften beide Männer nun Zeuge werden. Angeschürt von innerer Panik, mit einer Prise bitterer Erkenntnis über den Dieb, den sie liebte, stieß Madiha all ihre unterdrückten Emotionen hinaus. Sie trat nicht aus den Schatten, sie stürzte wie eine Urgewalt hinaus - laut und unaufhaltsam.
"Wofür brauchen wir das denn? Ich meine ... haben wir nicht genug? Reichen wir nicht?" Caleb seufzte. "Das ist es nicht...", begann er wieder. "Ich finde nicht, dass du allein gehen solltest."
"Dann komme ich mit", bot Kjetell'o an. Man konnte durchaus bezweifeln, dass ihm viel an einer Plünderung gelegen war, auch wenn er - wie Caleb schon erkannt hatte - nicht ganz den Eindruck machte, sich nicht mit Aktionen im Zwielicht auszukennen. Vielleicht lag es aber auch nur an seinen elfischen Genen, die ihn zu Schleichaktionen und fließenden Bewegungen befähigten. Vielmehr schien er es jedoch darauf abgesehen zu haben, die Situation zu beruhigen. Madiha erkannte das, möglicherweise auch nur im Unterbewusstsein. Kjetell'os geduldige Ruhe aber schien auch in ihr die Wogen ein wenig zu glätten, einfach nur, weil er anwesend war. Sie schaffte es, durchzuatmen und sich soweit zu fassen, dass sie beiden ruhig antworten konnte. Allerdings schien sie im gleichen Moment auch mit den Schatten ihrer Vergangenheit verschwimmen zu wollen. Sie hatte Rebellion gewagt und kurz die möglichen Strafen aufblitzen sehen, die sie nun doch wieder zurückweichen ließen. Ihr Sklavenschicksal, ihre Vergangenheit, waren schwerer zu vergessen, wenn man seinen einzigen Schutz - die Magie, die immer Teil von ihr gewesen war - aufgegeben hatte.
"Nun gut. Wenn es denn so wichtig ist ... holen wir, was du holen willst", sagte sie, den Blick auf Caleb gerichtet. Er eriwderte ihn mit Kummer. "Und dann blicken wir nie mehr zurück, in Ordnung?"
"Nein", entgegnete er, schüttelte den Kopf. Dann griff er nach Madihas Händen, legte seine wie eine Schutzhülle darum. "Ich wollte mit dir ein kleines, diebisches Abenteuer erleben - nach deinem Erwachen und deinem Erfolg, den Krieg in Samra beendet zu haben." Er sah es auch so. Sie alle sahen Madiha als den Kern, nicht etwa das Läuterfeuer des Drachen. "Aber ich will dich nicht zwingen, ein Haus zu betreten, das dir ... in dem su dermaßen ..."
"Er will dich nicht leiden lassen", gab Kjetell'o eine Vorlage und Caleb nickte dankbar. "Genau das", bestätigte er. "Und ... mir war nicht klar, wie sehr du unter diesem Mann ... und ... Abbas ..." Er musterte sie prüfend. Abbas auch? "Es tut mir leid, Madi. Ich hab wieder einmal nicht so intensiv im Vorfeld nachgedacht wie ich sollte. Ich werde allein gehen, aber später. Es ... hat auch noch Zeit. Kein Problem!" Er rang sich ein Lächeln ab. "Du willst den Drachen sehen, weil es dir viel bedeutet. Und du bedeutest mir viel, also komme ich mit. Mir ist Zeit mit dir wichtiger."
Kjetell'o lächelte und nickte zufrieden. Er wirkte allerdings auch erleichtert, dass sich die Wogen nun offenbar glätteten, denn wenig später waren sie allesamt auf dem Weg zur Oberfläche.

Weiter bei Der Marktplatz Sarmas -> Am Marktplatz
Bild

Benutzeravatar
Erzähler
Nicht-Spieler-Charakter
Nicht-Spieler-Charakter
Beiträge: 7531
Registriert: Montag 4. Januar 2010, 20:11
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L, 0F
Ausrüstung: [br][/br]
Zum Vorzeigen: [br][/br]

Re: Das Versteck der Anderen

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 8. Mai 2025, 15:19

Madiha kommt von Das Wohnviertel Sarmas -> Im Sultansviertel

Caleb ließ sich nicht mehr dazu bewegen, nach weiterer Beute Ausschau zu halten. Gemeinsam mit Madiha packte er das bereits Gesammelte in die Säcke und verließ wenig später Khasibs Anwesen. Sie kehrten ohne Komplikationen zum Bund der Wüstendiebe zurück ... und blieben auch dort eine Weile. Dunia nahm sich Madiha an, denn Caleb hatte noch einige Treffen zu erledigen. Dass er die Beute sofort in Münzen umsetzte und trotzdem erst ganze zwei Tage später mit einer viel zu geringen Summe in den Taschen zurückkehrte, deutete daraufhin, dass er seine Schulden hatte begleichen können. Davon erzählte er Madiha allerdings nichts. Ob sie hingegen über den Zeitraum im Untergrund blieb, war ihr überlassen. Schließlich gab es noch die Schattenmuräne, auf der der wiedergekehrte Corax auf sie wartete ... und Jakub, der auf Sarmas Marktplatz zumindest offen eine noch anhalte3nde Zuneigung für den rabenhaften Dunkelelfen präsentiert hatte. Doch selbst, wenn Madiha nach ihnen suchte, so bekäme sie beide nicht zu Gesicht. Jakub hatte sich in seiner Kajüte eingeschlossen und reagierte weder auf Klopfen, noch Rufe. Einige Matrosen erklärten, er wäre irgendwie krank und wollte sich erholen. Sie respektierten das, so wie sie ihn als Ersten Maat und Caleb als ihren Käpt'n respektierten.
Corax hingegen hatte nicht untätig herumsitzen wollen. Unter Kjetell'os Führung sei er in Sarma unterwegs, um Hilfe zu leisten, wo sie benötigt würde. Alle drei traf Madiha erst nach Ablauf der zwei Tage, als sie jenen unterirdischen Raum beim Bund der Wüstendiebe aufsuchten, in dem Dunia und Madiha gemeinsam Mahlzeiten einnahmen. Ein vermummter Wüstendieb führte das Trio herein. Kjetell'o war bereits im Untergrund gewesen, für Jakub und Corax schien der Ort jedoch neu. Wo der Erste Maat sich jedoch stoisch gab, schaute der Elf sich aufmerksam und mit großen Augen um. Er lächelte Madiha strahlend an, als er sie entdeckte und eilte auf sie zu.
"Jetzt bin ich endlich zu dir zurückgekehrt und wir haben uns trotzdem Tage lang nicht gesehen." Ohne Scheu umarmte er sie; innig. Kjetell'o trat heran und ließ sich am großen, runden Steintisch im Zentrum des Raumes nieder, an dem auch Dunia saß. Sie trank frisch gerösteten Kaffee, der mit so vielen exotischen Gewürzen verfeinert war, dass sie mit einer zimtigen Schärfe in der Luft hingen. Zu dem Angebot gab es noch erfrischenden Kaktusfeigensaft, sowie in Honig mariniertes Ziegenfleisch und den passenden Käse. Jeder konnte zugreifen. Jakub setzte sich neben die Wüstendiebin und hielt sich wenig später an einer eigenen Tasse Kaffee fest. Er hatte Madiha lediglich zugenickt, gab sich wortkarger als sonst. Trotzdem war er es, der ihre Anwesenheit erklärte: "Caleb hat uns schicken lassen. Wo ist er?"
"Bin hier, schon da!", verkündete der Dieb wie auf's Stichwort und betrat den Raum. Auch er wurde von einer vermummten Gestalt begleitet, allerdings hielt diese sich hinter ihm, kam auch nicht zum Tisch, sondern verweilte nahe der Tür ... und sie war erheblich größer als der Dieb selbst. Die Kapuze, sowie ein Schal gegen Wüstensand verdeckten jedoch vollkommen das Gesicht, so dass man nicht einmal auf das Geschlecht schließen konnte. Die lange Robe gab keine männlichen oder weiblichen Merkmale preis.
Caleb kam ähnlich Corax auf Madiha zu. Der Dunkelelf überließ ihm auch sofort seinen Platz und suchte stattdessen einen bei Kjetell'o auf. Caleb umarmte Madiha. "Entschuldige, dass ich dich so lange hab allein lassen müssen", raunte er ihr zu. Dann schob er ihr ein Beutelchen hin. Madiha würde einige Lysanthemer und Fuchsmünzen darin finden - offensichtlich ihr Anteil an der Beute. Es war weitaus weniger als erwartet.
Caleb schaute in die Runde. "Ich halte mit Neuigkeiten nicht lange hinter dem Berg. Wir werden Sarma verlassen. Heute noch, wenn es sich einrichten lässt. Es geht in die Wüste, daher muss ich Kamele mieten. Sagt mir, wer mitkommt, damit jeder ein Reittiert hat."
Alle am Tisch schauten Caleb verdutzt an. Er aber zwinkerte nur in Madihas Richtung. "Wir finden raus, ob es Echsenmenschen wirklich gibt - genauer gesagt, ob es eine bestimmte Gruppe von ihnenn noch gibt, an denen Madi und ich interessiert sind."
"Es wäre auch seltsam für dich, extra in die Wüste zu reisen, um nach ihnen zu suchen, wenn du uns einen mitgebracht hast", erwiderte Dunia mit wachsamen Blick auf die vermummte Gestalt am Eingang nur. Caleb streckte ihr die Zungenspitze heraus. Sie hatte ihn nicht nur ertappt, sondern zugleich auch sehr aufmerksam hingeschaut. So winkte der Dieb die fremde Person an den Tisch zu kommen. Und nun, nach Dunias Offenbarung, bemerkte wohl jeder der Anwesenden die grazilen, fast schlängelnden Bewegungen, die die Gestalt heranführte. Am Steintisch angekommen blickte sie in die Runde und zog den Schal herunter. Statt eines Gesichts kam eine längliche, geschuppte Schnauze zum Vorschein, von deren Kinn sanfte Hautlappen wie bräunliche Algen herabhingen. Die Schuppen aber besaßen einen intensiven Orangeton mit winzigen Bronzesprenkeln. Eine schwarze, gespaltente Zunge schnellte hervor und ließ das Wesen zischen. Glücklicherweise klang es nicht bedrohlich, sondern eher ... nervös? Geschlitzte Augen, giftgrün, spähten unter der Kapuze heraus und als das Wesen seine Handschuhe von den Fingern zog, präsentierten sich auch dort geschuppte Gliedmaße mit sandfarbenen Krallen.
Bild

Antworten

Zurück zu „Der Bund der Wüstendiebe“