Ein wenig Hoffnung

Obwohl Sarma eine Wüstenstadt ist, besitzt sie einen florierenden Hafen. Reisende und Händler aus Andunie laufen hier mit ihren Schiffen ein und aus. Selten ist im Hafen nichts los.
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Ein wenig Hoffnung

Beitrag von Nadesha » Sonntag 14. Oktober 2012, 13:01

Nadesha reckte ihre verspannten Glieder. Die Sonne brannte heiß auf sie herab und Asche maunzte vor sich hin. Nur knapp war Nadesha Atarins Maßnahmen entgangen, doch sie musste sich eingestehen, dass sie ihn vermisste. Der Hafen sah friedlich aus... noch. Bald würden die Kriegsschiffe eintreffen und Nadesha würde beweisen müssen, dass sie kämpfen konnte. "Vielleicht hat Atarin Recht...", murmelte Nadesha,"Vielleicht bin ich noch nicht bereit." Asche sah verdutzt zu ihr auf und vergaß sogar ihr stetiges Maunzen. "Ja, ja, ich weiß! Wer an sich selbst zweifelt, ist schon verloren." "Mau!" Asche sah Nadesha anklagend an. Sie wird Hunger haben, dachte Nadesha und hob die Katze hoch. Sie lenkte ihre Schritte zu einem kleinen Fischkutter. Die ramponierten Segel und die abgeblätterte Farbe verliehen ihm ein recht trostloses Aussehen. "Na los!" Nadesha setzte Asche ab, die mit einigen Sätzen auf dem Boot war. Nadesha ließ sich auf einer Kiste nieder und holte ein Stück Brot aus ihrer Gürteltasche. Die Sonne brannte immer noch erbarmungslos auf ihr dichtes, schwarzes Haar und Nadesha wünschte sich eine kleine Abkühlung. Ihr Blick fiel auf das schmutzige Hafenwasser. Angeekelt drehte sie sich weg. Mit einem Mal schmeckte ihr das Brot nicht mehr und sie steckte es zurück. So hungrig bin ich ja garnicht, dachte sie und wischtesich den Schweiß von der Stirn. Der Himmel war blau, keine Wolke in Sicht, die etwas Schatten gespendet hätte. Es dauerte nicht lange bis sie den Fischer sah, der mit wutverzerrtem Gesicht hinter Asche her rannte.[ color=#8B0A50]"Du dummes Mistvieh!"[/color] Seine Hände machten eine schnelle Bewegung. Nadesha verstand ihn. Und sie verstand auch, dass dieser Fischer kein Fischer war, sondern ein sehr wütender Wüstendieb. Kannte sie ihn? Nein, eher nicht. Ihr Instinkt riet ihr, zu fliehen, doch ihr Verstand sagte ihr, dass sie ja alles erklären konnte. Nadesha hörte auf nichts von beidem und blieb sitzen. Asche sprang auf ihren Schoß und fauchte in Richtung des Diebes. "Weg du, du...!" Nadesha scheuchte Asche weg, das Tier sah sie ungläubig an. "Dann ist das nicht deine Katze?", fragte der Mann, der kurz vor ihr stehen geblieben war, und fuhr sich durch das schwarze Haar. "Nein, ist sie nicht!" Nadesha musterte ihn durchdringend und er wandte sich ab. Der war dumm, dachte Nadesha zufrieden. Kaum war der Mann verschwunden, schnalzte Nadesha mit der Zunge und ging mit Asche auf ein größeres Schiff zu. "Vielleicht finden wir da etwas Brauchbares..." Sie dachte an etwas zu essen oder eine Waffe. Eine kleine Hoffnung.

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Re: Ein wenig Hoffnung

Beitrag von Erzähler » Montag 15. Oktober 2012, 09:47

Es war ein herrlich sonniger Tag, der schon früh nicht nur sehr schön zu werden versprach, sondern auch selbstverständlich heiß. Von den Wüstenstürmen der vergangenen Nacht war vor allem in der Stadt nichts mehr zu spüren.
Sah man zumindest von den Folgen ab, die sich auch mit den besten Schutzmaßnahmen nicht verhindern ließen. Der Sand war durch die Luft gewirbelt worden und lag nun nicht nur wie auch sonst auf den Straßen, sondern war auch in die Häuser hinein geweht worden. An den Ecken türmte er sich und war noch nicht weg vor die Tore gebracht worden, damit die Stadt nicht früher oder später darunter versank.
Das galt auch für den Hafen, der noch recht verschlafen wirkte, obwohl man hie und da einen Arbeiter sehen konnte, der Sand wegschaufelte oder eine Last trug… oder sich einfach nur im Licht des Tages streckte, bevor er seine Aufgabe für die nächsten Stunden antreten würde.
Umso auffälliger war das Treiben der jungen Frau mit ihrer Katze und es fand auch rasch einen heimlichen Beobachter. Dieser wurde erst recht auf das Brot aufmerksam, das Nadesha kaum angebissen wieder verstaute.
Ein kleiner Magen knurrte leise und Hände wurden darauf gelegt, als könnte das Geräusch so gedämpft oder gar besänftigt werden. Und dann kam eine Gelegenheit für ihn.
Flink wie ein Schatten huschte er zwischen all den Kisten heran und tauchte plötzlich vor Nadesha auf. Ein kleiner Junge, verschmutzt, verfilztes Haar, dessen Farbe man nicht einmal definieren konnte, so verdreckt war es, und zerschlissene Kleidung, die ihm ohnehin noch viel zu groß war, wie sich besonders deutlich daran zeigte, dass er die Hose hochziehen musste nach der vielen, raschen Bewegung.
„Hallo!“, meinte er frech grinsend und zog lautstark die Nase hoch. „Süße Katze… mag gerne Fisch, wie?“, fuhr fort und warf einen bezeichnenden Blick zu dem Kutter hinüber, wo vorhin Nahrung geklaut worden war.
Und danach sah er dem Mann hinterher, der so geschimpft hatte darüber. Es war offensichtlich, dass er alles gesehen und auch verstanden hatte.
War nur die Frage… warum tauchte er jetzt auf?
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Re: Ein wenig Hoffnung

Beitrag von Nadesha » Montag 15. Oktober 2012, 11:21

"Was willst du?",blaffte Nadesha. Ihre Hand wanderte instinktiv zu dem Dolch an ihrem Gürtel. Sie befürchtete, das der Mann zurück kommen würde. Er war zwar selbst ein Dieb, aber ein bestohlener Dieb. Er würde sehr wütend sein. Sie musterte den Jungen abschätzend. Er war so dreckig, dass er sogar das Hafenwasser übertraf. Wer ist er?, dachte sie, Und warum muss er ausgerechnet jetzt auftauchen? Bald würden immer mehr Leute am Hafen auftauchen. Irgendeiner würde bemerken, das sie stahl. Dieser Junge hielt sie nur auf. Sie wandte sich von ihm ab und wollte weiter gehen. Inzwischen war es so heiß, dass sie glaubte, ihr Haar würde brennen. Dieser Junge... Er erinnerte Nadesha an sich selbst, damals, vor sechs Jahren. Komm schon Nadesha!, ermahnte sie sich selbst, Es ist ein einfacher Straßenjunge. Vielleicht sogar ein Dieb. Ein Dieb... Aber keiner, den sie kannte oder schätzte. Dreck, Nadesha. Und jetzt geh weiter! "Mau!" Asche sah fragend zu ihr hoch. Der Fisch in ihrem Maul hing schlaff herab. Es war ein schöner Tag. Wäre da nicht der anstehende Krieg gewesen und die Angst, das Atarin sie fand. Und jetzt das... Nadesha blieb stehen und runzelte die Stirn. Etwas in ihr wollte wieder zurück zu dem Jungen gehen. Was war das für ein Gefühl? Mitgefühl? Sie beschloss, es vorerst Neugier zu nennen. "Also...", begann Nadesha und drehte sich langsam wieder um. "Wer bist du und was willst du?"

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Re: Ein wenig Hoffnung

Beitrag von Erzähler » Dienstag 16. Oktober 2012, 08:16

Der Junge war in der Tat auch ein Dieb, ein Herumstreuner, ein Tagelöhner, je nachdem, was man gerade brauchte und wie er an etwas Essbares heran kommen konnte. Eine Familie hatte er nie besessen und es interessierte ihn auch nicht, geschweige denn eine fixe Bleibe. Irgendwie hatte er bisher immer überlebt.
Umso mehr, indem er gelernt hatte, alle Möglichkeiten sofort zu erkennen, die sich für ihn ergeben konnten. So ergriff er auch diese Chance und stellte sich der jungen Frau, die er bei ihrem Treiben mit der Katze beobachtet hatte.
Er ließ sich auch nicht einfach so verscheuchen oder sogar einschüchtern. Im Gegenteil, je mehr sich ein Opfer sträubte, desto hartnäckiger wurde er überhaupt. Der Bengel grinste und zeigte, dass er noch erstaunlich gute Zähne hatte, vermutlich das einzig Saubere an seiner gesamten Gestalt, sah man von seinen Augen ab, die in ihrem typischen Dunkelbraunen einen seltenen, im Licht gut erkennbaren Grünstich hatten.
Unaufgefordert wäre er ihr auch gefolgt, hätte sie mehr getan, als sich nur abzuwenden. Anscheinend hatte sie ein zu gutes Herz… oder war neugierig oder hatte sonst ein dunkles Geheimnis. Auf jeden Fall war es eine günstige Gelegenheit für ihn zu Nahrung zu kommen, die er sich nicht entgehen lassen würde.
Er grinste weiterhin wie ein Lausbub und wartete darauf, dass sie sich ihm wieder zudrehte. Da sie das nicht tat, sondern wirklich ein paar Schritte von ihm wegmachte, setzte er sich ebenfalls in Bewegung. So kam es, dass beinahe derselbe Abstand zwischen ihnen herrschte, als sie sich doch ihm erneut zuwandte.
Bei ihren Fragen machte er gespielt ein angestrengtes Gesicht, als müsste er ernsthaft darüber nachdenken, wie die Antwort lauten sollte, und legte den Kopf sogar leicht schief, der Katze im Arm nicht unähnlich, welche die Bewegung nachmachte.
Bei dem Anblick musste er leise lachen. „Die ist putzig!“, lenkte er ab und trat grinsend näher.
„Und hungrig… Schmeckt der Fisch denn? Ich mag so was nicht, ich hab lieber Brot.“ Ein erster, dezenter Hinweis, worauf es im Endeffekt hinaus laufen würde.
Wäre nur die Frage, ob die Frau generell hilfsbereit wäre oder ob er erst etwas Druck machen müsste.
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Re: Ein wenig Hoffnung

Beitrag von Nadesha » Dienstag 16. Oktober 2012, 16:54

Einer der Arbeiter sah kurz zu den beiden herüber, trug dann allerdings rasch seine Kiste weiter zu einem Schiff, das bald auslaufen würde. Sonst schien jedoch niemand zu bemerken, was sich dort abspielte. Die Arbeiter waren verschwitzt und die, die noch zu Hause waren, kehrten den Sand aus ihren Häusern. Es war ein ganz normaler Tag.
Nadesha gab sich alle Mühe gelassen auszusehen. Dieser Junge wollte also Brot. Sie wollte ihn ignorieren, sich wieder abwenden, aber sie wusste genau, das er ihr nachlaufen würde. Er war mutig, das stand fest, doch Nadesha musste ihn loswerden. "Asche kann auch kratzen! Dann findest du sie nicht mehr so niedlich." Asche. Die Katze sträubte das Fell als sie Nadeshas wütende Stimme hörte. Wieso hatte sie gesagt, wie Asche hieß? Als Nächstes würde sie sich warscheinlich auch noch vorstellen. Hallo, ich bin Nadesha! Ich bin Wüstendiebin und gerade auf einem Streifzug. Willst du nicht etwas von meiner Beute abhaben? Nein, sie würde sich nicht erweichen lassen. Sie war all die Jahre hart geblieben, hatte nie jemanden an sich heran gelassen. Niemanden, außer Atarin. Sie vermisste ihn so sehr, das es weh tat. Nadesha!, ermahnte sie sich einmal mehr, Du musst dich auf diesen Moment konzentrieren. Auf diesen Bengel, der nur darauf wartet, dich bestehlen zu können. Sie versuchte, sich zu beruhigen. Aber dieses Gefühl... dieses Mitgefühl brachte sie durcheinander. Sie zog ihren Dolch. Keiner der Hafenarbeiter bemerkte es, doch Asche, die jetzt nur noch halb in ihrem Arm hing, bemerkte es sehr wohl. Sie machte sich los und landete leise vor den dreckigen Füßen des Jungen. Nadesha funkelte ihn wütend an. Er hatte eine ungewöhnliche Augenfarbe. Außer sich selbst und ihrer Mutter, kannte Nadesha keine Samaer, die solche Augen hatten. Ihr Vater hatte braune Augen gehabt. Ihr Vater... Ob er noch lebte? Eigentlich war es ihr egal. Nadesha! Sie warf den Dolch von einer Hand in die andere und wartete darauf, dass der Junge etwas sagte. Er würde bestimmt etwas sagen, so frech wie er war.

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Re: Ein wenig Hoffnung

Beitrag von Erzähler » Freitag 19. Oktober 2012, 09:12

Es war tatsächlich ein vollkommen normaler Tag, sofern man nach all diesen Ereignissen noch davon sprechen konnte. Doch hier am Hafen merkte man kaum, dass sich viel geändert hatte in den letzten Wochen und Monaten, wie Nerven aufreibend das für die Bevölkerung auch gewesen sein mochte.
Hier, an diesem Ort allerdings, liefen die Uhren nach ihrer ganz eigenen Zeit. Noch war es relativ ruhig, außer jenem einen Schiff, das gerade beladen wurde, würde in dieser Stunde kein weiteres auslaufen. Vielleicht würde eines ankommen, jedoch würde sich das erst zeigen müssen.
Entsprechend wenig war los und umso leichter wäre es, die junge Frau mit ihrer Katze und den dreckigen Jungen zu beobachten oder gar zu belauschen. Sofern man kein Händler war, der das örtliche Sendli nicht verstand.
Der Bengel hätte sein „Opfer“ auf jeden Fall verfolgt, da wurde er schon richtig eingeschätzt. Außerdem konnte er mit Leichtigkeit für Ärger sorgen, denn er hatte gesehen, dass die Katze Fisch gestohlen hatte und der Frau auch gehörte. Er wusste noch, wohin der wütende Kerl gestapft war und würde nicht zögern, genau das auszunutzen, um sie anzuschwärzen. So war nun einmal das Gesetz der Straße, anders konnte man hier nicht überleben.
Doch noch zwang sie ihn nicht dazu, sodass er sein lausbubenhaftes Grinsen nicht einbüßen musste. „Sie bleibt niedlich. Verteidigen muss sich schließlich jeder.“, hielt er seelenruhig dagegen und zwinkerte demonstrativ der Katze zu. „Nicht wahr,… Asche?“ Den Namen betonte er besonders, um zu zeigen, dass er sich darüber amüsierte, was die andere ihm gerade verraten hatte.
Also hatte er schon mal bessere Chancen auf etwas Brot, hatte er das Gefühl. Dass er sie dazu bestehlen müsste, war zwar eine Option, allerdings keine, die er derzeit ausschließlich in Erwägung ziehen musste. Stattdessen versuchte er es einstweilen noch auf die freundliche Art, indem er darauf hinwies, dass er etwas wusste, und auch gleich aussprach, was er für sein Schweigen haben wollte.
Davon hielt ihn auch nicht der Dolch ab, den sie zog und mit dem sie vermutlich klar machen wollte, was sie von seinem Angebot hielt. Nun ja, blöd, dass ihn das nicht juckte. Er hatte schon oft genug mit Waffen zu tun gehabt und wusste obendrein, dass er flink und wendig war. Ihn zu erwischen oder gar ernsthaft zu verletzen, war bislang nur einem gelungen und seitdem niemandem mehr.
Was er auch deutlich zeigte, indem er grinsend in die Hocke sank und der Katze seine dreckigen Finger hinhielt. Diese, neugierig wie alle ihre Artgenossen, reckte ihren Hals und schnüffelte an den Spitzen.
„Süß, wirklich süß!“ beharrte er und wartete, bis sie sich mit ihrer Wange an seine Hand schmiegte, bevor er sie zu kraulen begann.
Grinsend sah er wieder hoch zu der Frau. „Kannst du mit dem Spielzeug auch umgehen? Oder steck es doch lieber weg, bevor du dir noch weh tust.“, spöttelte er frech, aber gutmütig, denn er war vieles, jedoch nicht bösartig. Trotzdem wirkte er in diesem Moment wie ein gewisser Atarin, ohne es zu wissen oder gar zu beabsichtigen.
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Re: Ein wenig Hoffnung

Beitrag von Nadesha » Freitag 19. Oktober 2012, 18:35

„Kannst du mit dem Spielzeug auch umgehen? Oder steck es doch lieber weg, bevor du dir noch weh tust.“ Nadesha war wütend. Er erinnerte sie an Atarin, nur das Atarin nicht bettelte. Er nahm sich einfach so, was er wollte, ohne langes Geschwätz. Dieser Junge... Sie wollte ihm den Dolch in seinen kleinen, dreckigen Hals rammen. Ganz gleich, was die Leute dachten. Und dann? All deine Pläne wären umsonst, du müsstest fliehen. Schon wieder. Nadesha beschloss, vorerst nachzugeben. Sie steckte den Dolch zurück. Am meisten grämte sie jedoch, dass Asche den Bengel wie einen Freund behandelte. Selbst Atarin gegenüber "Asche! Komm her und benimm dich!" Wiederstrebend wandte sich die Katze von dem Jungen ab und ließ sich zu Nadeshas Füßen nieder. Verräterin! Es machte ihr nichts aus, vor dem Jungen Rendinea gesprochen zu haben, er wusste ohnehin schon, dass sie eine Diebin war. Sie würde nicht nachgeben, Mitgefühl hin oder her. Nadesha sah ihn durchdringend an und hoffte, das er nachgeben würde. Sie wusste es eigentlich besser, die Zeit als Diebin hatte sie mit dieser Art Menschen vertraut gemacht, doch sonst hatte ihr Dolch ihr immer geholfen. Jetzt war sie sich nicht mehr sicher, ob er ihr helfen würde. Nadesha, sagte eine Stimme in ihrem Kopf, er will nur Brot. Du hast davon genug und kannst dir jederzeit neues beschaffen. Aber wenn sie nachgab, war ihr Stolz für lange Zeit verletzt. Ein Kampf entbrannte in ihr und schließlich gewann weder Mitgefühl, noch Stolz. "Besorg dir doch selbst Brot! Das ist es doch was du willst, oder? Die meisten Menschen sind beschäftigt, du hast freie Bahn. Du kannst doch wohl stehlen, oder? Aber lass mich endlich in Ruhe! Und Asche lässt du auch, sonst kriegt sie noch Flöhe." Nadesha wollte sich abwenden, doch dann würde der Junge zugreifen und sie stände dumm da. Und riskieren, das er sie bei dem anderen Dieb verpfiff. Bitte, flehte sie, Manthala, hilf mir und schick´ diesen Bengel so schnell wie möglich auf die Todesinsel oder an einen schlimmeren Ort, wenn es den gibt! Es würde auch reichen, mich von diesem Mitgefühl zu befreien. Aber bitte, bitte tu etwas!
Es war einer der Momente, in denen Nadesha bereit war an Götter und ihre Macht zu glauben. Kurz: Sie war verzweifelt.

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Re: Ein wenig Hoffnung

Beitrag von Erzähler » Montag 22. Oktober 2012, 10:41

Der Bursche war frech und hatte schon immer eine zu große Klappe gehabt. Allerdings hieß das nicht, dass das wirklich schlecht war. Natürlich hatte es ihm schon einige negative Erfahrungen eingebracht, doch im Großen und Ganzen war es nur von Vorteil. Denn so überlebte man auf der Straße und dadurch war er auch öfters zu einer kleinen „Spende“ gekommen als andere Kinder, die weitaus scheuer reagiert hatten.
Obwohl er immerhin so nett war, mit manchen davon zu teilen, sobald er wusste, dass er für sich zu viel besorgt hatte. Einen Vorrat anzulegen hatte in dieser Stadt sowieso keinen Sinn, also tat er wenigstens etwas Nützliches, indem er den Schwächeren half.
Während er also auf die Reaktion wartete, kraulte er das Kätzchen, das ihn trotz der Krallen wohl doch irgendwie mochte.
Sein Grinsen wurde breiter, nur kurz verblasste es eine Spur weit vor Überraschung, als er eine Sprache zu hören bekam, mit der er nicht gerechnet hatte. Er selbst sprach sie auch nicht, aber in den letzten Jahren auf der Straße hatte er sie oft genug gehört, um sie zumindest verstehen zu können.
Das Grinsen kehrte zurück und wurde sogar noch eine merkliche Winzigkeit breiter. „Sie benimmt sich doch hervorragend!“, frotzelte er und senkte dann seine Stimme lieber. „Nur solltest du nicht so laut sein. Es gibt hier ein paar Wachen noch, auch wenn du sie nicht siehst.“ Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu und tat keinen Atemzug später bereits so, als hätte er gar nichts gesagt.
Stattdessen beugte er sich wieder vor und strich der Katze noch einmal über das Köpfchen. Dafür wurde er mit einem Schnurrlaut belohnt.
Als er wieder hoch sah, bemerkte er den durchdringenden Blick, der ihn vermutlich verscheuchen wollte. Blöd nur, dass das bei ihm nicht mehr wirkte, sodass er lediglich breit zurück grinste und den Kopf schief legte. „Hm… also an deinem freundlichen Geschau musst du noch üben.“, frotzelte er sie weiter.
Und bekam prompt eine patzige Aufforderung, die weitere Kinder an seiner Stelle wohl vertrieben hätte. Wenn Nadesha nur nicht solches Pech gehabt und ausgerechnet von einem hartnäckigen Exemplar seiner Art erwischt worden wäre!
Denn so wurde sie ihn erst recht nicht los, sondern gab ihm lediglich Anlass zu weiteren, frechen Kommentaren. „Ich hab keine Flöhe, das haben nur Köter!“, berichtigte er sie mit einem bewusst altklugen Tonfall, ehe er seine erstaunlich weißen und gesunden Zähne wieder zeigte.
„Oh, ich kann vieles. Unter anderem einen Kerl rufen, der was gegen dich haben könnte, weil du gelogen hast. Oder ich könnte auch eine kleine Gabe von dir annehmen und den Mund halten. Ganz, wie du magst.“, wurde er deutlicher. Schließlich wollte er auch nicht ewig mit knurrendem Magen an diesem Ort herum stehen.
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Re: Ein wenig Hoffnung

Beitrag von Nadesha » Donnerstag 25. Oktober 2012, 14:59

Die Sonne stand inzwischen schon recht hoch und der Hafen füllte sich mit Leuten. Manthala! Hallo, ich brauche Hilfe!
Da merkte Nadesha, wie ihre selbstbewusste Seite wieder hervorkam. Dieser Junge nervte und sie würde ihn so schnell nicht loswerden. Doch alles hatte seine Vorteile, selbst eine hoffnungslose Lage. Zumindest hoffte Nadesha das. "Wenn du so viel kannst, wasch´ dich, lerne, dich zu benehmen, hör auf Leute anzubetteln und such´ dir eine anständige Arbeit! Wenn dir Letzteres nicht gelingt, kriegst du veilleicht etwas, vielleicht aber auch nicht! Und jetzt mach das du wegkommst." Sie verschränkte auffordend die Arme. Jetzt war er dran. Jetzt musste er eine freche Antwort geben. So würde es noch eine ganze Weile weitergehen, bis einer aufgab. Und dieser eine wollte Nadesha nicht sein, sie musste einen Weg finden, ihn abzuwimmeln. Doch das was sie da gesagt hatte, war keine gute Lösung. Darauf würde er bestimmet nicht eingehen. Sie zermaterte sich das Hirn und runzelte kurz die Stirn. Dann fiel ihr etwas ein. "Du magst Katzen, oder? Wäre dir eine Katze lieber als ein Stück Brot? Ach, ich habe vergessen, dass du ja kein Kleinkind mehr bist! Du lässt dich nicht so leicht abwimmeln, nicht wahr? Wer sind deine Eltern? Sie können dich doch nicht einfach so herumlaufen und betteln lassen! Oder hast du garkeine? Würde mich nicht wundern, aber egal. Vielleicht hast du ja doch welche. Warum bist du hier am Hafen? Was tust du im Krieg? Denkst du, dass du überlebst? Und nur zu deiner Information, ich kenne auch jemanden, der sehr wütend ist. Und zwar auf dich! Nein, ich meine nicht mich selbst!", sagte sie leise. Es war fast nur ein Flüstern, sogar ihre Hände bewegten sich nur leicht. Das würde nicht so leicht für ihn werden. Zufrieden nahm Nadesha Asche wieder auf den Arm und musterte den Burschen. "Na los! Wenn du mir alle Fragen beantwortest, denke ich nochmal darüber nach, dir etwas zu geben!" Sie war sich sicher, das er sich nicht alles gemerkt hatte, zumal ihr Rendinea sehr leise gewesen war. Sie musterte ihn weiter und blieb an seinen Augen hängen. Zum zweiten Mal fragte sie sich, von wem er diese Augen hatte. Kam er überhaupt aus Sarma? Wenn sie Glück hatte, würde sie es bald erfahren.

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Re: Ein wenig Hoffnung

Beitrag von Erzähler » Dienstag 13. November 2012, 11:36

Die Göttin ignorierte die junge Frau scheinbar, denn sie schickte keinen Sandsturm oder sonstiges, um den Jungen wegzuschleudern und zu vertreiben. Nein, Nadesha musste sich weiterhin mit ihm beschäftigen und ihn sowie sein Benehmen ertragen.
Was er ihr nicht gerade leicht machte, denn er kannte sein Ziel und würde es nicht aufgeben, solange sein Leben deswegen nicht am seidenen Faden hängen würde.
Die Worte, die der Bengel nun zu hören bekam, ließen ihn laut auflachen. „Hey, genial, du bist ja richtig witzig!“, kicherte er und grinste sie danach breit an. „Klar, ich spring mal eben in diese Brühe da, borg mir deine Sachen aus und spreche ein bisschen Rendinea, das ich jetzt von dir gelernt habe. Damit krieg ich dann mein Brot, wie? Einfach so? Wie mit Hexerei?“
Es war ihm deutlich anzuhören, dass er sich über diese Aussage lustig machte. Denn sie war irrsinnig und das müsste sein Gegenüber auch wissen. Schließlich würde er kaum hier sein und sich so an sie hängen, mit der Bereitschaft zur Erpressung, wenn er eine andere Möglichkeit hätte, an seine Nahrung zu gelangen. Nicht jeder hatte das Privileg eines festen Wohnsitzes, Geld und einer Familie oder eines Gönners, der auch dafür sorgte, dass aus dem Kind etwas wurde. Also hatte er schon früh gelernt, auf eigenen Beinen zu stehen und sich selbst zu versorgen.
Und ja, sie hatte es richtig erkannt, so würde es vermutlich noch ewig weiter gehen können, denn er war ein sehr zähes Bürschchen. Doch sie änderte ihre Taktik, verwendete wieder jene Geheimsprache, die er zwar verstehen, aber nicht selbst verwenden konnte, und bombardierte ihn dabei mit lauter Fragen.
Er grinste weiterhin unbeeindruckt und legte den Kopf schief. „Ich soll dir darauf also Antworten geben? Das glaubst du, mach ich, bevor ich meine Belohnung hab?“ Sein Grinsen wie sein Tonfall wurden richtig unverschämt und kurzzeitig schob sich eine bedauernde Miene darüber, als er mit den Schultern zuckte. „Gut, dann muss ich wohl wirklich zur Tat schreiten.“, meinte er bewusst gesteltzt und holte Luft, um nach dem Kerl zu rufen, der vorhin Nadesha schon Ärger bereiten wollte.
Wenn er tatsächlich nicht anders zu seinem Brot kam… Auch wenn es ihm sehr schade um das süße Kätzchen wäre, das er richtig schon jetzt ins Herz geschlossen hatte. Wollte sie das denn riskieren? Nein, gewiss nicht, aber wer nicht hören wollte, der musste eben fühlen. Ob sie ihn noch rechtzeitig stoppen würde? Er war ja gespannt darauf und erwartete ihre Reaktion, da er sie trotz allem natürlich nicht aus den Augen lassen würde.
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Re: Ein wenig Hoffnung

Beitrag von Nadesha » Sonntag 25. November 2012, 12:04

Es erwies sich als sehr schwer den Bengel loszuwerden. Und jetzt wollte er auch noch diesen Typen rufen... Nadesha konnte vor Wut kaum noch still stehen. Dieser kleine, streunende Rotzbengel meinte also wirklich sie verpfeifen zu können ohne dabei selbst einen Finger oder vielleicht auch eine ganze Hand zu verlieren? Sie würde ihm zeigen, dass er da falsch lag.
Nur ein paar Kratzer... Er ist ja noch ein Kind!
Mit einer fließenden Bewegung zog sie ihren Dolch und wollte gerade zur Tat schreiten, als ein tiefes, dröhnendes Grollen ertönte. Es klang wie ein Brüllen. Aber nicht wie das eines gewöhnlichen Tieres, eher wie das eines Löwen gemischt mit den tiefen Kriegsschreien wütender Männer und dem lauten Ton von Jagdhörnern. Nur viel lauter und durchdringender. Nadesha erschauderte und krallte sich erschrocken mit der einen Hand in ihr dünnes Kleid, mit der anderen umschloss sie den Dolch fester und fester.
Was ist das? Wo kommt das her?
Um sie herum zuckten Arbeiter und Fischer zusammen, die einfachen Leute begannen teilweise zu schreien. Irgendwo rief ein Kind nach seiner Mutter; die, die nicht vor Sarmas Toren versammelt waren flüchteten in ihre Häuser.
Nadesha strengte ihre Ohren an und ortete das Grollen schließlich. Das war nicht leicht, es war lauter als alles was die junge Frau je gehört hatte.
Es kommt aus der Wüste! Wenn ich beim Stadttor wäre, müsste ich dieses... dieses... Geschöpf sehen können. Oder vielleicht auch nicht. Einen Versuch ist es wert.
Nadesha hatte keine große Lust direkt in die versammelte Armee zu platzen, doch mit etwas Glück könnte sie sich unbemerkt... Nein! Sie würde gesehen werden, doch was immer das war, das gebrüllt hatte, würde eindeutig mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Das hoffte Nadesha zumindest. Doch konnte sie einfach so weglaufen? Mit einem wütenden Wüstendieb auf den Fersen würde ihre Aktion nicht leichter werden. Das Gebrüll legte sich und Nadesha zog die Finger aus ihrem Kleid. Es hatte ein kleines Loch an der Stelle, an der ihr Zeigefinger den Stoff durchbohrt hatte.
Asche stand zu Tode verängstigt mit gesträubtem Fell und senkrecht aufgerichtetem Schwanz neben ihr. Die Diebin spielte kurz mit dem Gedanken die Katze auf den Arm zu nehmen, doch dieser Junge bereitete ihr gerade mehr Sorgen. Mit klingelnden Ohren griff sie in ihre Gürteltasche. Das Brot wegzugeben war nicht gerade verlockend, doch sie konnte sich ja neues stehlen... oder kaufen. Schnell gab sie dem Jungen das Brot, damit sie es sich nicht doch noch anders überlegen konnte.
Nadesha, was tust du da?
Schnell zog sie sich zurück. „Da hast du es. Ich habe Wichtigeres zu tun als mich mit einem nervenden, vor Dreck starrenden Bengel herumzuschlagen! Wie gesagt, etwas Körperpflege würde dir nicht schaden.“ Mit diesen Worten machte Nadesha auf dem Absatz kehrt und rannte in Richtung Stadttor. Sie flog geradezu, getrieben von ihrer Neugier und... Der Angst davor, sich einzugestehen, das sie gerade diesem kleinen Jungen einen Gefallen getan hatte. Das sie nachgegeben hatte. Zwar hatte sie es nur getan, um nicht von diesem Dieb belästigt zu werden, doch trotzdem hatte sie getan was er wollte. Diese Erkenntnis schmerzte sie, doch ihr Stolz war noch nicht ganz verschwunden. Wenn sie noch ein paar Stunden leben würde, hätte sie vielleicht ja auch noch die Zeit, diesem Bengel ordentlich zu zeigen, das sie sich nichts befehlen ließ.
Eine solche Niederlage ist noch schlimmer als von Atarin eingesperrt zu werden!
Nadesha beschleunigte ihre Schritte noch ein wenig. Asche kam kaum mit ihr mit, doch sie machte sich keine Sorgen um sie. Die Katze kam schon alleine zurecht. Sie schien immer noch geschockt, aber das würde sich bessern. Das tat es immer.
Warum wollte sie unbedingt wissen was dieses Brüllen ausgestoßen hatte? Vielleicht weil sie sich, trotz der drohenden Gefahr und dem nervenden Jungen, langweilte. Sie brauchte wieder etwas Abwechslung. Nadesha hielt immer noch ihren Dolch fest.
Wieso sollte ich ihn verstecken? In ein paar Stunden bin ich wahrscheinlich sowieso tot! Und die Leute haben Besseres zu tun als sich um eine Diebin zu kümmern.
Sie nahm an, das die Soldaten Sarmas stark genug waren um dieses Ungetüm, oder was auch immer war, aufhalten könnten, bis sie wieder verschwunden war. Zumindest dachte sie das bis laut und deutlich der Gong ertönte und ihr das letzte bisschen Hoffnung raubte. Mit einem Mal wurde Nadesha bewusst, dass es ihr nicht egal war, wie und wann sie starb. Ob sie allein war oder bei jemandem, den sie gern hatte. Ob sie als alte Frau starb, oder als junge... Getötet durch ihren Stolz.
Hätte ich Atarin doch noch einmal gesehen!


Weiter: Sarma- das Stadttor Sarmas- Thema folgt

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Re: Ein wenig Hoffnung

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 6. Dezember 2012, 13:35

Bei seinem Verhalten, das mitunter frech und verschlagen sein konnte, wenn er es wollte, konnte man schon rasch vergessen, dass der Kleine wohl noch nicht mehr als zehn Jahre erlebt hatte. Er war ein Kind und hätte eigentlich einen Alltag aus Spielen und Lernen haben sollen in einer warmherzigen Familie. Doch stattdessen war er auf der Straße groß geworden und so etwas prägte nun einmal. Dort musste man rasch erwachsen werden, um überleben zu können. Nadesha kannte das bestimmt.
Trotzdem sträubte sie sich dagegen zu erkennen, dass er womöglich eine Hilfe für sie sein könnte dank seiner Erfahrung und seines Äußeren. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass er sie an Atarin erinnerte.
Und er war verdammt flink und schnell der Kleine, obendrein ein guter Beobachter. Also duckte er sich bereits und war bereit zum Ausweichen, als sie ihren Dolch lediglich zog, noch ohne ihn direkt anzugreifen.
Dazu kam sie auch nicht mehr, denn der große Gong, der aus dem Palast ertönte, ließ alles Leben einen Moment lang still stehen, mit Ausnahme der Soldaten, deren wütendes Gebrüll, mit dem sie den Gegner ängstigen und sich selbst Mut machen wollten, bis zu ihnen dringen konnte.
Er sah, wie die Frau vor ihm zusammenfuhr und sich in ihr eigenes Gewand krallte. Der Junge zuckte ebenfalls leicht zusammen, fluchte jedoch auch sofort und wandte den Blick zum Meer, um den Horizont abzusuchen. Ja... es war zu erkennen...
"Scheiße, nicht schon wieder die!", schimpfte er, da er als Straßenkind natürlich auch viele Informationen aufschnappen konnte. Somit wusste er auch, wessen Schiffe am Horizont gesichtet worden waren. Das Dunkle Volk... es hatte Sarma noch nicht verloren gegeben!
Höchste Zeit, dass er verschwand, denn er wollte diese Herrschaft nicht noch einmal erleben müssen. Es war in den letzten Monaten oft brenzlig genug für ihn gewesen.
Allerdings war es nicht nur der Gong, mit dem klar wurde, was sich der Stadt vom Meer aus näherte. Im Gegenteil, auch aus der Wüste drohte Gefahr. Ein Grollen, das wie eine Ankündigung eines Gewitters klang, drang immer deutlicher an seine Kinderohren.
Sein Kopf drehte sich, doch diesmal konnte er nichts am Himmel erkennen. "Wie kann man Donner hören, wenn alles blau und wolkenlos ist?", murmelte er, mehr zu sich selbst als zu seiner unfreiwilligen Gesprächspartnerin.
Er war noch zu sehr mit seinen Gedanken beschäftigt, als ihm von ihr auf einmal das Gewünschte in die Hand gedrückt wurde. Einen Moment lang wirkte er offensichtlich verdutzt, auch wenn er das Brot sofort wie beschützend an sich presste.
Die Worte danach hingegen ließen ihn bereits wieder grinsen und als sie sich abwandte, um wegzulaufen, nahm er einen großzügigen Bissen und rannte ihr sowie der Katze kauend hinterher. Diese konnte kaum Schritt mit den viel größeren Zweibeinern halten, sodass er sie zuerst einholte und sich kurzerhand schnappte.
Dankbar krallte sich das keuchende, kleine Tier an ihm fest. So schnell würde sie ihn nicht loswerden. Im Gegenteil, auch wenn sie schnell war, er kannte Abkürzungen und war viel flinker.
Erneut ertönte der Gong, ein Zeichen dafür, dass nun mehr Schiffe sichtbar waren und vermutlich auch schon deutlich zeigten, zu wem sie gehörten. Der Junge achtete nicht darauf, er lief, so schnell ihn seine Beine trugen.


Nadesha läuft zu: Neuer Ärger
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