Azlars Zimmer

Diese Schenke verdankt ihrem Namen der Hitze im Innern. Die Wüste Sar ist nichts dagegen. Manch einer fragt sich, wie es die Gäste überhaupt aushalten. Mit viel Wein und Wasser lautet die Antwort.
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Re: Azlars Zimmer

Beitrag von Erzähler » Samstag 7. April 2007, 20:55

Alea durchbrach die Stille schließlich und stellte die beiden, sich noch immer anfunkelnden Männer einander vor. Das Ergebnis war nicht gerade das zufriedenstellendste.

"Ihr begleitet uns auf diese Reise?"
"Sieht ganz so aus."

Danach erneutes Schweigen. Das konnet ja heiter werden. Azlar schien sein Misstrauen zu verlieren, denn er nickte langsam, als Alea ihm zwischen den Zeilen vermittelte, dass sie Rejan schon eine ziemlich lange Zeit kannte.
Der Wüstendieb zeigte allerdings keinerlei Anzeichen von Freundlichkeit. Wie ein stummer Leibwächter stand er weiterhin neben Alea, ließ die Hand locker auf dem Griff seines Säbels und die Augen nicht von Azlar.

Der Halbechs wirkte immer unsicherer angesichts des weiteren Begleiters mit dem finsteren Blick. Er räusperte sich und verbarg sein bleiches und schuppiges Gesicht wieder unter der Kapuze. "Nun, brechen wir auf? Der Weg ist weit."
Alea hörte ein leichtes Vibrieren in der Stimme, das in vorherigen Gesprächen mit Azlar nicht vorhanden gewesen war. Rejan schien ihn wirklich nervös zu machen.

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Alea
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Re: Azlars Zimmer

Beitrag von Alea » Samstag 7. April 2007, 21:11

Alea unterdrückte mit aller Mühe ein Seufzen. Das konnte wirklich noch was werden. Schließlich war Azlar es, der die erneute Stille mit vibrierender Stimme durchbrach. Alea musterte ihn genauer und warf ihm einen aufmunternden Blick zu, auch wenn sie sich nicht sicher war, ob er unter der Kapuze ankam.

Da der Halbechs voran ging, hielt Alea Rejan kurz am Arm zurück, als er ebenfalls durch die Tür nach draußen treten wollte. "Bitte versuch nett zu ihm zu sein. Du hast doch keinen Grund, ihm gegenüber so misstrauisch zu sein... oder?" Die Diebin warf ihm nach den zugeraunten Worten einen fragenden und gleichzeitig bittenden Blick zu. Dieses Verhalten der beiden könnte sie nicht sehr lange ertragen, das wusste sie jetzt schon.

Rejan hatte keine Gelegenheit dazu, ihr zu antworten, denn Azlar warf schon einen Blick zurück zu ihnen, wo die beiden blieben, also huschte auch Alea durch die Tür und folgte dem Halbechsen.

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Re: Azlars Zimmer

Beitrag von Erzähler » Sonntag 8. April 2007, 11:41

Das Trio verließ rasch das "glühende Gasthaus". Azlar gab noch den Schlüssel ab und zahlte für das Zimmer nach, dann verabschiedete er sich vom Wirt.

Die drei verließen die Taverne und folgten den staubigen Gassen und dem Sand, der sie eigentlich zum Stadttor hätte bringen müssen. Rejan hielt sich immer an Aleas Seite. Wie ein Schatten folgte er ihr.
Azlar lief vorneweg. Er legte ein schnelles Tempo voran, doch Diebe wie Alea und Rejan waren es gewohnt. Es gab oft genug Situationen, in denen sie schnell flüchten mussten. Sie kannten sich mit Rennen aus.

Seltsam war nur, dass sie immer weiter vom Stadttor weg kamen. Kannte Azlar den Weg nicht?
"Er führt uns in die Irre", zischte Rejan Alea zu. Noch immer blickte er Azlar grimmig in den Nacken. Warum nur traute er ihm nicht? Wenigstens herrschte zur Zeit eine abgeschwächte Art von Waffenstillstand, wofür Alea sich nur bedanken konnte. Ihr zuliebe würde Rejan sich zurückhalten, sie kannte ihn.

Aber der Wüstendieb hatte Recht. Azlar verhielt sich seltsam. Er lief immer weiter vom eigentlichen Ausgang der Stadt fort. Nach einer Weile hielt er in der Nähe einer Gasse und ging langsam hinein. Die Gasse endete vor einer Mauer, die ganz Sarma von dr Wüste trennte. Ein Riss hatte die Mauer brüchig werden lassen, so dass hier ein Loch entstanden war, durch das man sich ins Freie zwängen konnte. "Kommt, hier durch!", rief Azlar und war schon nach draußen geschlupft.

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Re: Azlars Zimmer

Beitrag von Alea » Dienstag 10. April 2007, 22:15

Langsam spürte auch Alea das aufkeimende Misstrauen in ihrem Inneren. Sie kannte alle Ausgänge von Sarma, die in die Wüste führten. Sie war sich sicher, dass sie sie sogar mit verbundenen Augen finden könnte. Gerade deshalb war sie sich mehr als sicher, dass der Halbechs sie nur durch die Stadt und nicht aus sie heraus führte, denn er machte keinerlei Anstalten, sich einen der Stadttore zu nähern.

Bei Rejans Worten nickte sie zustimmend und sah ihren Begleiter an, dessen Schritte sie stets hinter sich vernahm. Als Azlar sie in eine Gasse führte, wurde Alea langsamer und blickte sogar kurz zu ihrem Dolch hinunter, um zu sehen, ob er noch da war und in schneller Griffweite. Gassen waren ihr nicht geheuer, denn es gab keine Fluchtwege.

Dennoch folgte sie ihm, auch wenn sich ihre Nackenhärchen ganz leicht sträubten. Doch die unangenehmen Gefühle verdrängte sie großteils, denn sie wollte dem Halbechsen einfach trauen, auch wenn es ihr selbst gar nicht mal so bewusst war.

Hinter Azlar blieb sie stehen und als sie an ihm vorbei sah, erkannten ihre Augen den Riss in der Mauer. Überrascht zog sie die Augenbrauen hoch. Aber wieso hier entlang? Wieso so klammheimlig verschwinden? Oder lagen die Stadttore einfach ungünstig? Die Augenbrauen senkten sich und machten einem Stirnnrunzeln Platz. Damit sah sie Rejan an, zuckte dann mit den Schultern und folgte dem Halbechsen durch die Mauer hindurch in die Wüste.

Doch das nicht, ohne ihn darauf anzusprechen. "Wieso hast du uns hierher geführt und bist nicht, wie jedes andere normale Wesen durch eines der Stadttore gegangen?" Aleas Stimme klang freundlich und ihre Lippen zeigten ein leichtes Schmunzeln. Sie war deshalb nicht böse auf ihn, aber überrascht, was ihr gut anzusehen war.

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Re: Azlars Zimmer

Beitrag von fremder Mann » Mittwoch 11. April 2007, 10:04

Kaum dass Alea und Rejan durch den Riss in der Mauer und somit außerhalb Sarmas waren, wollte sich Azlar schon weiter auf den Weg machen. Die Wüst wartete.

Aber Alea erhob das Wort, gerade, als sich Rejan durch den Spalt zwängte. Azlar blieb stehen, seine Haltung war leicht gebeugt. Alea kannte diese Körperhaltung gut. So stand sie selbst immer da, wenn sie sich durch die Reihen von Menschen auf dem Marktplatz schlich. So stand sie da, wenn Stadtwachen auf sie aufmerksam werden könnten. So stand sie da, kurz bevor sie die Flucht ergriff.

Azlar wandte sich um. Das erste, was er sah, war der Wüstendieb, welcher sofort gewissenhaft neben Alea Stellung bezog. Rejan aber schwieg und so kümmerte sich Azlar nicht um ihn. Er hob ein wenig das Gesicht an, damit Alea ihm erneut in die goldenen Augen schauen konnte.

"Glaubst du, ich wäre damals auch durch die Stadttore hinein gelangt? Nein, ich nahm denselben Weg. Sie hätten von mir verlangt, die Kapuze abzunehmen ... und dann hätten sie mich getötet. Ich bin nun einmal in ihren Augen kein normales Wesen und somit bleiben mir normale Zugänge nach Sarma verwehrt."
Azlars Stimme war immer durchdrungener geworden, der Ton verbitterter und verärgerter. Aber Alea wusste, dass ihr persönlich dieser Ärger nicht galt. Azlars Wut richtete sich an sämtliche Bewohner Sarmas ... eben alle, die keinen Halbechsen in ihrer Mitte akzeptieren würden.

Mit wallendem Umhang drehte er sich um, richtete den Blick kurz zum Himmel. Wo war Sarmas brennende Sonne nur geblieben? Pechschwarze Wolken, Donner, Blitze ... ein böses Omen.
"Kommt, der Weg ist weit", sagte der Halbechs erneut und stapfte los, immer in Richtung des Nichts aus Sand.


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