Neuanfang

Etwa eine halbe Stunde Fußmarsch von der Magierstadt Zyranus entfernt liegt eine bislang noch immer namenlose Siedlung, erbaut aus vereinten Kräften der wenigen zuvor scon ansässigen Bauern, eifriger Zyraner und den Überbleibseln der dunklen Armee, die ursprünglich die Magierstadt unter ihrem dämonischen Heerführer hatte den Garaus machen wollen. Wer hier noch siedelt und sich ein Eigenheim erbaut hat, will Frieden.
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Kazel Tenebrée
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Re: Neuanfang

Beitrag von Kazel Tenebrée » Mittwoch 7. August 2024, 16:15

Es krachte. Die letzten einstürzenden Trümmer waren laut genug, um auch Kazels Ohren zu erreichen. Als Elf war er hierbei ohnehin von Vorteil. Er konnte fast schon das Knirschen aus all dem Tumult, den Schreien und Rufen der Siedlungsbewohner herausfiltern, als die Holzbalken endgültig nachgaben und von Massen an Gestein und weiterem Gebälk nachgaben. Hatte er es geschafft? Kazel tastete halb blind nach Tarek. Er schmeckte den Schmutz des Bodens, aber auch Blut. Seine Lippe war aufgeplatzt, als er den Sprung durch Raum und Zeit mit einem unsanften Aufprall nahe des Dorfbrunnens beendete. Der Schmerz ließ bereits nach, dafür machte sich die altbekannte Übelkeit breit. Kazel war jetzt erst zum vierten Mal überhaupt gesprungen - zumindest laut seiner eigenen Erinnerung - und noch immer hatte er sich nicht an die Nachwirkungen gewöhnt. Sein Meister hatte es ihm prophezeit. Ein lebender Körper kam eben nicht so gut mit der Tatsache zurecht, einfach so sprunghaft durch den Raum bewegt zu werden. Weite Strecken dürften ihm noch mehr zusetzen. Aber Kazel konnte frohen Mutes bleiben. Wäre er selbst erst einmal tot und würde sich als Geselle des Gevatters nach und nach selbst in ein Skelett verwandeln, wäre auch die Übelkeit kein Problem mehr. Ohne Magen müsste er sich da keine Sorgen mehr machen!
Aktuell dachte er aber weder an diese organfreie Zukunft, noch an den fragwürdigen Humor, den der Gevatter manchmal an den Tag legte. Er versuchte, dessen Gabe auf Tarek anzuwenden und die Sanduhr mit seiner Lebenszeit aus dessen Handgelenk zu ziehen. Er brauchte Gewissheit, ob die Strapazen sich gelohnt hatten und er nun kurz durchatmen könnte oder ob er nach wie vor nun schnell sein musste, damit sie den tapferen Soldaten nicht verloren. Seine Finger drehten bereits das Handgelenk herum, da trat ihm ein paar Schuhe in den Weg. Sofort kniete sich deren Trägerin zu Tarek, um ihn zu untersuchen. Edlodi. Ihre Worte richtete sie allerdings direkt an Kazel und wirkte ... aufgebracht.
"Du hast ihn durch einen Sprung da rausgeholt?"
Statt einer Antwort konnte Kazel sich nur halb unterdrücktes Würgen abringen. Schon presste er seine Hände auf den eigenen Bauch und krümmte sich in die Haltung eines Fötus zusammen, nur dass er sich nicht im schützenden Mutterleib befand. Andere Stimmen wurden laut. Sie kamen von überall, aber er ging nicht auf jene ein. Für den Augenblick konzentrierte er sich nur darauf, das halb verdaute Frühstück bei sich zu behalten.
Elodi handelte inzwischen. Sie ließ Tarek von helfenden Händen auf eine improvisierte Bare packen und fortbringen. Anschließend kümmerte sie sich auch um ihren Partner. Erneut tauchte das Paar Schuhe in Kazels Sichtfeld auf. Er schaute empor, doch Elodi war schneller. Schon kniete sie bei ihm, tupfte das Blut mit einem Tuch von seiner Lippe. "Du bist ganz schön hart aufgekommen! Und du siehst ... etwas blass aus. Ist dir schwindlig?" Ihre mutmaßlich auf Sorge geborene Wut schien verraucht. Sie klang sogar fast schon beruhigt. Ein Lächeln kräuselte ihren Mundwinkel, als sie Kazels Kinn etwas anhob, damit ihre Blicke einander kreuzten.
"Übel...", brachte er nur hervor, winkte mit einer Hand aber ab, als wollte er dadurch ein Kopfschütteln andeuten. Es würde vergehen. Er brauchte nur noch einige Moment. "Tarek?", fragte er, denn ihm galt größere Sorge als seiner eigenen Unversehrtheit.
"Wie es aussieht, hat er einige Knochenbrüche und sicher eine Gehirnerschütterung. Aber ... dank dir wird er leben!"
"Du ... hast beide gerettet!"
Kazels Blick wanderte weiter. Dunkle Hände streckten sie ihm entgegen. Er brauchte nur zugreifen, um beim Aufstehen Hilfe zu erhalten. Sie gehörten zu den beiden Dunkelelfen, die Miro mit ihm zusammen hatten retten können. Er zögerte nicht, sondern umfasste eine der dargebotenen Hände. Seine Kraft hatte ihn noch nicht verlassen und so kam Kazel rasch wieder auf die Beine. Sofort brandete der Applaus der Umstehenden über ihn hinweg. Zahlreiche Dorfbewohner hatten sich inzwischen auf dem kleinen Platz beim Brunnen versammelt. Sie klatschten Beifall und einige pfiffen sogar ausgelassen.
Kazel blinzelte. Verlegene Röte schoss ihm in die Wangen, als seine Augen über die vielen Leute hinweg schwebten, die ihm applaudierten. Er versuchte reflexartig, diesen Blick auszuweichen, obwohl sich ein sachtes Lächeln auf seine Züge stahl. Dann entdeckte er Miro in der Menge. Er konzentrierte sich auf den Jungen. Sein Lächeln wurde etwas breiter. Natürlich hatte das Kind einige Blessuren davongetragen, aber wie Elodi schon über Tarek kommentiert hatte: Er würde leben. Es hätte alles viel schlimmer kommen können!
Der alte Mann, hinter dem Miro sich halb versteckt hielt, nahm jenen nun an die Hand und trat an Kazel heran. Er dankte Kazel nicht nur, sondern stellte sich auch als Hendrig Wiesenstiel vor, der Gründer der kleinen Graslandsiedlung. Unter ihm scharten sich die ansässigen Landwirte, die Teil der Gemeinschaft geworden waren. Man konnte ihn somit quasi als Dorfvorsteher ansehen.
"Du musst Elodis Gefährte sein! Sie erzählte uns von deinem Vorhaben, herzukommen, doch ich scheine deine Ankunft versäumt zu haben. Verzeih dem alten Narren vor deinen Augen, doch mir ist dein Name entfallen."
Der Mischling schüttelte rasch den Kopf. Das Gespräch lenkte ihn von seiner Übelkeit ab, außerdem fühlte er sich verpflichtet, einige Antworten zu liefern. Deshalb hatten Elodi und er sich schließlich gemeinsam eine Geschichte ausgedacht. Bevor ich sie gekü- Kazels Wangen nahmen erneut eine seichte Röte an. Er versuchte, sich auf die Beantwortung der Fragen zu konzentrieren und das kleine, unbeabsichtigte Missgeschick mit Elodi zu vergessen. Dass sie sich bereits zurückgezogen hatte, bekam er nicht einmal mit. Zu sehr wurde er inzwischen von Hendrig, Miro und den anderen Versammelten vereinnahmt.
"Ihr seid kein Narr", begann Kazel viel zu förmlich und ohne sich dessen bewusst zu sein. Seine Erinnerung stammte aus einer Zeit in Morgeria, bei der jede zu vertraute Anrede ein schnelles Ende hätte bedeuten können. Eigentlich war er doch nur Tod gegenüber per Du gewesen oder hatte es mehr Kontakte gegeben? "Ich hatte noch keine Gelegenheit, mich vorzustellen." Er schaute nun auch in die Runde, denn es wäre einfacher, je mehr seinen Namen nun aufschnappten. Dann blieb es bei dieser einen Vorstellung und er musste nicht nochmal unnötig Aufmerksamkeit auf sich ziehen. "Ich heiße Kazel. Ich bin ... ein Freund von Elodi aus Kindertagen. Die Siedlung hab ich selbst noch nicht richtig begutachten können, weil ... ich meine eigene Ankunft verpasst habe. Ich glaube, Elodi hat mich irgendwo aufgesammelt. Ich bin als ihr Patient hier aufgewacht. Es war nur das Mindeste, dass ich nun ebenfalls aushalf." Er zuckte einmal mit den Schultern, um zu signalisieren, dass es für ihn im Grunde selbstverständlich gewesen war. Nun fühlte wohl Hendrig sich in der Schuld und schob den Jungen mit ein wenig Druck nach vorn.
"Los, Miro! Bedanke dich bei ihm."
"Danke ... Onkel...! Danke, dass du Tarek gerettet hast! U-und dass du mich gerettet hast!"

"Ich bin nur froh, dass es euch gut geht", erwiderte Kazel. Er schenkte Miro ein scheues, aber aufrichtiges Lächeln. Plötzlich wurde seine Hand ergriffen. Auch Hendrig dankte ihm noch einmal. Zugleich hieß er ihn nun offiziell in der Graslandsiedlung Willkommen und als er seine Freude darüber ausdrückte, konnte der Mischling Zustimmung in den Blicken der Umstehenden sehen. Sogar die beiden Dunkelelfen nickten. Kazel kam aus der Verlegenheit überhaupt nicht mehr heraus. Seine Wangen glühten, aber er versuchte auch nicht, es zu verbergen. Vielmehr wirkte er etwas unbeholfen, so im Mittelpunkt zu stehen. Wenigstens hatte sich sein flauer Magen dadurch inzwischen beruhigen können. "Danke", murmelte er, Miro nicht unähnlich. "Ich würde gern Teil der Gemeinschaft werden und möchte mir hier auch eine Bleibe bauen. Bis dahin lässt Elodi mich bei sich wohnen, ich werde also niemandem eine Last sein, außer ihr." Er stutzte im Geist und fügte rasch an: "Aber das kennt sie schon." Dann gluckste er gespielt. So klang es besser. Das würde sein Verhältnis einer jahrelangen Freundschaft zu ihr untermalen und glaubwürdiger machen.
"Sind denn alle in Sicherheit? Was ist mit Barrett? Ich ... ich helfe auch gern beim Wiederaufbau des eingestürzten Hauses. Ihr müsst nur etwas sagen. Handwerklich bin ich zwar nicht allzu begabt, aber ... ich möchte meinen Beitrag leisten, wenn ich mich schon hier einniste. Wenigstens, bis ich etwas gefunden habe, um dem Dorf nützlich sein zu können."
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Re: Neuanfang

Beitrag von Erzähler » Sonntag 25. August 2024, 13:09

Weder war die Landung angenehm, noch das Gefühl, das ihn immer nach einem solchen Sprung ereilte. Sein Magen krampfte sich unangenehm zusammen und das Gefühl, das kürzlich zugenommene Frühstück wieder hochzuwürgen plagte ihn erheblich. Ob er sich wohl je daran gewöhnen würde?
Nur kurz ließ sich Kazel zu dieser Vorstellung hinreißen, ehe er nach Tareks Hand griff, sein Handgelenk so drehte, dass es gen Himmel zeigte und die Lebenssanduhr erscheinen ließ. Da war er: der Beweis, dass er durchatmen durfte! Die Lebenszeit des Mannes war noch lange nicht erschöpft, doch trotzdem fiel ihm auf, dass etwas anders war! Als der Mischling genauer hinsah entdeckte er eindeutige Risse im Uhrenglas, die alles andere als gut aussahen. Und doch, obwohl sein Herz für einen Moment aussetzte, da es aussah, als würde das Glas jede Sekunde bersten, bemerkte er ein feines magisches Schimmern, das die Risse entlangglomm. Würde er ein wenig mehr seiner Kräfte investieren, könnte er spüren, dass eben dieses Schimmern das Glas beisammenhielt – zumindest solange Tareks Herz noch schlug. Die blauen Augen huschten über die Risse und erneut schien es, als würde er aufatmen können. Denn die feinen Linien im Glas breiteten sich nicht weiter aus, was wiederum den Schluss nahelegte, dass der Mensch vorerst außer Lebensgefahr war!
Doch erst, nachdem Elodi ihm diese Tatsache bestätigte, konnte er wirklich abschalten. Leider belohnte ihn sein Körper mit dem ungefilterten Gefühl der Übelkeit. Kazel konnte spüren, dass er sich ziemlich strapaziert hatte. Auch die ungefilterten Seelenqualen des Geistes hallten noch in seinem Körper nach und er konnte sich vermutlich denken, dass er sich das nicht allzu häufig antun sollte, wenn er nicht wollte, dass sein Körper und seine Seele dauerhaften Schaden nahmen.
Elodis besorgter Blick richtete sich auf ihren Partner, als dieser ein würgendes Geräusch von sich gab. Doch bevor sie sich um ihn kümmern konnte, musste sie sicherstellen, dass Tarek die erste Hilfe erhielt, die er nun benötigte. Erst als dies geschehen war und ein paar Dorfbewohner den Verletzten in sein Haus zum verarzten brachten, wandte sie sich um und hockte sich vor den geplagten Gesellen von Tod. Auf ihr Nachfragen, wie es ihm ging, antwortete er nur knapp und tapfer: „Übel...“
Die rothaarige Frau wirkte erleichtert und pustete sich eine störende Strähne aus der Sicht. Auch von ihr schien fiel Sorge anzufallen. Dann lächelte sie und betrachtete ihn mit halben Mitleid, während sie das Blut von seiner Lippe tupfte.
„Ich seh‘ schon… mit dir werde ich starke Nerven brauchen!“, scherzte sie, doch ihrem Ausdruck konnte man entnehmen, dass sie durchaus meinte, was sie sagte. Doch war das verwunderlich? Kazel hatte vollkommen unerwartet und risikoreich gehandelt! Er hatte nicht das getan, was man von ihm erwartet hätte, sondern hatte hartnäckig nach einer Möglichkeit gesucht, das unheilvolle Schicksal des Mannes zu verändern, das er nicht verdient hatte!
„Halt still!“, murmelte sie, als der Schwarzhaarige etwas zurückwich, als sie das Blut abtupfte. Ihr grüner Blick funkelte leicht amüsiert über diesen körperlichen Reflex. Doch es lag noch etwas Anderes in ihm, was er vermutlich nicht wirklich deuten könnte. Doch es war… kein negativer Ausdruck…!

Als sie soweit fertig war, traten nun auch die anderen Dorfbewohner näher an sie heran, die ebenfalls den ersten Schreck verdauten und die verwirrende Rettung Tareks versuchten einzuordnen. Doch schlussendlich zählte nur das Ergebnis und dieses hatte Kazel bewirkt!
Als die Dorfbewohner um ihn herum begannen zu applaudierend, erlebte der Mischling etwas völlig Unerwartetes! Die Dankbarkeit und den Respekt, den man ihm gegenüber damit zum Ausdruck brachte, kam von allen Dorfbewohnern, unabhängig ihrer völkischen Abstammung. Dunkelelfen, Okrs, Menschen… egal ob Frauen, Männer oder Kinder. Jeder hier schien in einer befremdlichen Art in dieser Gemeinschaft miteinander verbunden zu sein und sich umeinander zu kümmern. Für Kazel, der in Morgeria unter völlig anderen Umständen aufgewachsen war, musste diese Anerkennung und der Zusammenhalt sonderbar vorkommen, auch wenn er sich an manches nicht mehr erinnern konnte. Doch war es nicht auch schön zu sehen, dass es hier, in diesem neu entstehenden Dorf, anders zu sein schien? Ein Zusammenleben offenbar funktionierte?

Elodi beobachtete von der Seite kurz das Bild, das sich ihr bot und lächelte stolz. Bevor sie sich eilig zu Tarek begab, flüsterte sie ihm noch etwas ins Ohr:
„Wir sehen uns später bei uns. Ruh dich ruhig etwas aus.“ Da sie gegen den Applaus anflüstern musste, waren ihre Lippen seinem Ohr sehr nah, so dass sie beim Sprechen kurz seine spitze Ohrmuschel streiften.

Als sie fort war, wandte sich Hendrig Wiesenstiel an Kazel, der ihn dankbar und freundlich im Dorf willkommen hieß. Der Mischling nutzte die Gelegenheit, um sich ebenfalls noch einmal richtig vorzustellen und dabei gleichzeitig auch die erdachte Geschichte einzubauen:
„Ich hatte noch keine Gelegenheit, mich vorzustellen. Ich heiße Kazel. Ich bin ... ein Freund von Elodi aus Kindertagen. Die Siedlung hab ich selbst noch nicht richtig begutachten können, weil ... ich meine eigene Ankunft verpasst habe. Ich glaube, Elodi hat mich irgendwo aufgesammelt. Ich bin als ihr Patient hier aufgewacht. Es war nur das Mindeste, dass ich nun ebenfalls aushalf.“ Nach dieser Erklärung schienen nun einige Dorfbewohner endlich den Zusammenhang zu begreifen und nickten verstehend. Elodi hatte immerhin erwähnt, dass sie bereits von ihm erzählt hatte und so schloss sich offenbar der Kreis der Identität des unbekannten Retters von Tarek. Auch Hendrik nickte mit dem Kopf und angelte bereits mit einer Hand nach Miro, der sich hinter seiner größeren Gestalt verbarg.
„Du hast mehr, als nur ausgeholfen! Dank dir gab es keine Verluste nach diesem Unglück!“, erklärte Wiesenstiel mit einem Lächeln, ehe er den Waisenknaben mit der Hand in seinem Rücken leicht vorschob. „Los, Miro! Bedanke dich bei ihm.“
Der Junge kam der Aufforderung brav nach. Er schien etwas schüchtern zu sein, doch sein Blick betrachtete Kazel mit erwachender Neugierde und Bewunderung. Vielleicht hatte Tarek heute in diesem Fall Konkurrenz bekommen.
„Ich bin nur froh, dass es euch gut geht“, erwiderte Kazel mit einem scheuen Lächeln. Es war kein Wunder, dass der Mischling noch etwas zögerlich war. Immerhin hatte er bislang keine solche Offenheit und Gastfreundschaft erfahren dürfen – zumindest keine an die er sich erinnern konnte. Doch nun wurde er offensichtlich ganz offiziell zu einem anerkannten Bewohner der Graslandsiedlung! In den Blicken der Umherstehenden konnte man bei keinem Misstrauen oder Ablehnung erkennen. Dieser Ort war in Celcia vielleicht einzigartig. Klein, jung und doch… vielleicht ein Anfang für mehr Frieden in dieser durch Kriege und Konflikte bedrohten Welt.
Kazel war es nicht gewohnt im Mittelpunkt zu stehen, was ihm ein wenig unangenehm war. Doch war es zumindest eine positive Aufmerksamkeit, die er erhielt und sie würde ihm den Start hier erheblich vereinfachen. Immerhin schienen hier alle versammelt zu sein und so erübrigte es sich wohl, dass er sich immer wieder, jedem Bewohner, dem er neu über den Weg lief, sich vorzustellen.
„Danke. Ich würde gern Teil der Gemeinschaft werden und möchte mir hier auch eine Bleibe bauen. Bis dahin lässt Elodi mich bei sich wohnen, ich werde also niemandem eine Last sein, außer ihr.“, erklärte er höflich, ehe er noch mit einem verspielten Glucksen, das für das Erinnern einer Kindheitserinnerung sprach, hinzufügte: „Aber das kennt sie schon.“ Diese Bemerkung sorgte dafür, dass sich in vielen Gesichtern ein Lächeln zeigte. Auch in dem faltenreichen von Hendrik Wiesenstiel.
„Du bist uns hier von Herzen willkommen und ich bin mir sicher, dass du eine große Bereicherung für unsere Gemeinschaft werden wirst! Schon als Elodi von dir erzählte war ich mir sicher, doch nun bin ich wahrlich überzeugt.“ Der alte Mann ließ kurz seinen Blick in die Richtung schweifen, in der Elodi verschwunden war.
„Ihr beide müsst wirklich gute Freunde sein. Ich bin froh, dass sie einen so anständigen und treuen Gefährten an ihrer Seite hat. Mein altes Herz war doch ein wenig beunruhigt, da sie so ein offenes und liebes Wesen besitzt …und mir meine Lebenserfahrung leider gezeigt hat, dass auch reisende Feldschwestern nicht überall Sicherheit erfahren. Doch, wenn du normal immer bei ihr bist, bin ich beruhigt!“ Die Bemerkung deutete darauf hin, dass auch Elodi bereits als Teil der Gemeinschaft angesehen wurde. Doch offenbar schienen viele davon auszugehen, dass sie eines Tages wieder aufbrechen könnte.
Langsam begannen sich die ersten Bewohner wieder zu zerstreuen. Die Arbeit verrichtete sich eben nicht von alleine und nun mussten sie den Schaden des eingestürzten Hauses wieder ausgleichen. Kazel interessierte aber noch etwas Anderes und so wandte er sich wieder an den Dorfgründer.
„Sind denn alle in Sicherheit? Was ist mit Barrett? Ich ... ich helfe auch gern beim Wiederaufbau des eingestürzten Hauses. Ihr müsst nur etwas sagen. Handwerklich bin ich zwar nicht allzu begabt, aber ... ich möchte meinen Beitrag leisten, wenn ich mich schon hier einniste. Wenigstens, bis ich etwas gefunden habe, um dem Dorf nützlich sein zu können.“
Miro lugte noch einmal zu Kazel auf, ehe auch er sich mit einem nicken verabschiedete und zu einer älteren Frau lief, die ihn herzlich in Empfang nahm und so etwas murmelte wie: „So, nun ab nach Hause! Der Zuber wartet schon auf dich!“, woraufhin der Junge einen nicht gerade zustimmenden oder gar erfreuten Laut von sich gab.
Hendrik wandte sich an Kazel und ging ein paar Schritte, seine Miene lud ein, ihm zu folgen.
„Barrett ist bereits wieder zu sich gekommen. Auch er hatte großes Glück. Leider fällt er für die nächsten Wochen aus, da er sich den Arm gebrochen hat. Aber besser ein kaputter Armknochen, als ein kaputter Schädel!“, bemerkte der ältere Mann und schielte zu Kazel hinauf, der ein paar Zentimeter größer war.
„Ich wäre dir natürlich sehr dankbar, wenn du bei den Bauten helfen würdest, doch ruh dich heute bitte erst einmal aus. Die nächsten Stunden, vielleicht auch morgen werden wir den Schutt erst einmal forttragen müssen. Das schaffen wir alleine! Kümmere dich erst einmal um deine Gesundheit. Du sollst vor kurzem noch ein hohes Fieber gehabt haben und die Rettung der anderen hat Spuren an dir hinterlassen. Vielleicht kannst du Elodi ja helfen. Sie hat sich wirklich gefreut, als sie mir erzählte, dass du kommen würdest.“, erzählte er selbst mit einem Schmunzeln auf den Lippen.
„Aber ich würde mich freuen, wenn du morgen Abend in unserer kleinen Schenke auftauchen würdest! Dann feiern wir deinen Einzug ins Dorf mit einem kleinen Umtrunk!“
Sollte Kazel nicht noch Fragen haben, würde sich Wiesenstiel langsam, aber sicher von ihm verabschieden. Kazel konnte nun selbst entscheiden, was er tun wollte. Er konnte das Dorf erkunden, aber natürlich auch zu seinem und Elodis Häuschen zurückkehren. Sicher würde er auch den ein oder anderen Dorfbewohner anfinden, der sich mit ihm auf ein Pläuschchen von der Arbeit aufhalten lassen würde.
Sollte er zur Hütte zurückkehren, würde er dort Elodi nach etwa einer Stunde antreffen können. Sie würde ein wenig erschöpft aussehen, doch für Kazel fand sie dennoch ein liebevolles Lächeln.
„Tarek ist vorhin kurz zu sich gekommen! Er hat einige Brüche und wird die nächsten Wochen vermutlich das Bett hüten müssen, worüber er sich direkt leise beschwert hat.“, erzählte sie und ging zu einer Waschschüssel, in der sie sich die Hände ausgiebig wusch. Das Wasser färbte sich schnell in einem leichten rot, was darauf hinwies, dass sie auch blutende Wunden versorgt hatte.
„Seine Lunge ist gequetscht, aber ich… bin mir sicher, dass er überleben wird, sollte es zu keinen unerwarteten Komplikationen kommen. Valéri und Iskar bleiben heute Nacht bei ihm und passen auf. Schon wegen seiner Gehirnerschütterung!“ Die nun sauberen Hände griffen nach einem Tuch, an dem sie sich trockneten. Dann wandte sie sich zu ihm um.
„Wie geht es dir?“, fragte sie mit einem sorgenvollen Lächeln und legte sich die Schürze ab, die ebenfalls blutverschmiert war. Die junge Frau wirkte ein wenig müde. Offenbar hatte der Schreck nun nachgelassen und sie erlaubte sich nun den Funken der Erschöpfung zuzulassen.
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Re: Neuanfang

Beitrag von Kazel Tenebrée » Samstag 31. August 2024, 16:07

Sicherlich hätte es weitaus weniger riskante Möglichkeiten gegeben, um sich als Neuankömmling in einem Dorf beliebt zu machen. Hilfsbereitschaft und ein freundliches Auftreten hätten genügt. Doch wenn schon einmal eine kleine Katastrophe geschah wie ein eingestürztes Haus, bei dem Menschen verschüttet wurden, konnte man wahrlich als Retter in der Not glänzen. Kazel hatte es von Anfang an nicht darauf abgesehen. Er hatte nur helfen wollen und wie so üblich ging er dieses Vorhaben stets an, ohne Rücksicht auf sich selbst zu nehmen. Endlich einmal aber erkannte man es an. Man hatte ihn und seine Taten, seinen Eifer gesehen. Er war von den versammelten Siedlungsbewohnern regelrecht überwältigt. Sie umringten ihn, wenn auch mit etwas Abstand, jubelten und ihr Vorsteher - der alte Hendrig Wiesenstiel - sorgte dafür, dass der kleine Miro sich anständig bei seinem Retter bedankte. Kazel schenkte ihm ein scheues Lächeln. Überhaupt wirkte er angesichts all der Aufmerksamkeit eher verlegen. Er stand ungern im Mittelpunkt, weil er es nie getan hatte. Sein Leben lang war er eher Randerscheinung am Geschehen der Welt gewesen und sollte einmal ein Licht auf ihn fallen, hatte es eher Probleme bedeutet. Zumindest, wenn er nur auf das Wissen zurückgriff, an das er sich erinnern konnte. Alles andere blieb ihm verwehrt. Gleichermaßen wie sich nun mit Elodi davon zu schleichen. Sie hatte die Gunst der Stunde genutzt und sich etwas zurückgezogen. Kazel musste sich nun also bejubeln lassen. Es war ihm unangenehm, aber er versuchte, es tapfer durchzustehen.
Irgendwann löste sich die Menschentraube auch auf. Lediglich der alte Hendrig blieb übrig. Er dankte dem Mischling noch einmal für dessen Hilfe, hieß ihn dann auch offiziell im Dorf Willkommen und deutete anschließend an, dass jener ein Stück mit ihm mitgehen sollte. Kazel folgte der stummen Aufforderung. Gemeinsam schlenderten beide Männer die Trampelpfade zwischen dem Dorf entlang. Sie sprachen dabei über den Unfall und dass Kazels Einschreiten das Schlimmste verhindert hatte. Zwar würde Tarek wohl einige Zeit das Bett hüten müssen und Barrett konnte mit seinem gebrochenen Arm vorerst keine Arbeiten mehr tätigen, aber alles war besser als nun Gräber ausheben zu müssen. Kazel stimmte dem mit einem Kopfnicken zu, beteuerte auch sofort, dass er sich gern nützlich machen und an den Arbeiten beteiligen wollte. Auf diese Weise könnte er Tarek und Barrett zwar nicht vollends ersetzen, wohl aber die Verhältnisse etwas ausgleichen. Nur nicht mehr heute! Darauf bestand Hendrig.
"Kümmere dich erst einmal um deine Gesundheit. Du sollst vor kurzem noch ein hohes Fieber gehabt haben und die Rettung der anderen hat Spuren an dir hinterlassen."
"Mir geht es eigentlich wieder recht gut. Ich könnte durchaus noch beim Aufräumen helfen", erwiderte Kazel sofort. Nachwirkungen vom Fieber verspürte er jedenfalls überhaupt nicht mehr und der Unfall hatte ihn bis auf die aufgeplatzte Lippe nicht verletzt. Zwar herrschte noch immer ein flaues Gefühl in seiner Magengegend von dem Sprung, aber solange er jetzt nichts aß, sondern stattdessen eher etwas trank, würde es schnell vergehen. Was das Echo seines Kontaktes zum Plagegeist noch für ihn bereithielt, konnte er nicht abschätzen. Er spürte die Qual der fremden Erinnerungen und wie sie am Rand seiner Wahrnehmung umher streiften, doch solange er sich ablenken ließ - beispielsweise durch das Gespräch nun oder auch Arbeiten - nahmen sie seinen Fokus nicht ein. Möglicherweise war das der Grund, warum Kazel nun so viel Eifer zeigte, auch weiterhin helfen zu wollen. Das und ein nach wie vor vorhandenes Pflichtgefühl, sich einzubringen. Immerhin hatte er vor, hier eine Weile zu leben ... bisher einzig und allein auf Elodis Kosten.
"Vielleicht kannst du Elodi ja helfen", kam Hendrig nun ebenfalls auf die Feldschwester zu sprechen. "Sie hat sich wirklich gefreut, als sie mir erzählte, dass du kommen würdest." Das ließ Kazel stutzen ... und erneut rosige Wangen bekommen. Er lächelte zaghaft und nickte. "Also gut. Dann bin ich es ihr wohl am ehesten schuldig."
"Aber ich würde mich freue, wenn du morgen Abend in unserer kleinen Schenke auftauchen würdest! Dann feiern wir deinen Einzug ins Dorf mit einem kleinen Umtrunk!" Erneut blieb Kazel nichts Anderes übrig als zu nicken. Er war nicht unbedingt gesellig und sicher keine Stimmungskanone auf Feierlichkeiten. Er konnte nun aber unmöglich ablehnen. Das Dorf sollte ihn als umgänglichen Neuzugang anerkennen und wenn sie einen Grund zu feiern hätten, wäre es leichter. Vielleicht würde es sogar lustig.
Hendrig verabschiedete sich daraufhin und Kazel machte sich auf den Weg zurück zu Elodis Haus. Nun, nicht ganz. Er unternahm einen kleinen Umweg zwischen einigen Häusern hindurch. Bereits da grummelte es schon hörbar in seinen Gedärmen und er schwankte plötzlich. Er schaffte es gerade noch so in eine muffig riechende Ecke mit einem so genannten Donnerbalken. Er war direkt über einer stinkenden Jauchegrube aufgestellt worden, die den Hausbewohnern definitiv als Abort diente. Kazel konnte nur hoffen, dass man ihm die unangekündigte Nutzung erlaubte, denn weiter kam er schon nicht mehr. Das gute Frühstück vom Morgen suchte sich nun endlich den Weg aus seinem Körper. Er hatte keine andere Wahl als dem nachzugeben.
So erreichte er wenig später mit fahler Blässe um die Nase Elodis Heim. Die Heilkundige war noch nicht anwesend, aber sie hatte ihrem neuen Mitbewohner ja schon einiges im Haushalt gezeigt. Kazel scheute sich zunächst, einfach ihr Heim zu betreten und darin zu werkeln, aber sein Bauchgrimmen verhalf ihm hierbei dazu, sich zu überwinden. Schon bald duftete es im Haus nach dem Kräutertree, den er aufgesetzt hatte. Während das Getränk zog, machte der Elfenmischling sich nützlich. Er fegte das Haus aus. Er räumte Kleinigkeiten zusammen und stellte sie an die Wand neben die Haustür, da er nicht wusste, wohin Elodi sie üblicherweise räumte. Er hing seine Kleidung ab, sobald sie in der Sonne getrocknet war, legte sie zusammen und positionierte sie auf einem Hocker beim Bett.
Als Elodi erschöpft nach Hause zurückkehrte, saß ihr falscher Kindheitsfreund auf einer Bank vor dem Haus. Er hielt die Teetasse locker in Händen, deren Inhalt bereits zu einem Großteil geleert worden war. Die sanfte Brise des Graslands strich ihm um die Nase und er hielt die Augen geschlossen, um der Natur zu lauschen. Erst als Elodi ihn ansprach, hob er den Blick.
"Tarek ist vorhin kurz zu sich gekommen! Er hat einige Brüche und wird die nächsten Wochen vermutlich das Bett hüten müssen, worüber er sich direkt leise beschwet hat."
"Es geht ihm also gut", schlussfolgerte Kazel und entschied, dass er Tarek sicherlich noch einen Besuch abstatten würde.Während Elodi sich die Spuren der Versorgung ihres Patienten von den Händen wusch, erhob sich Kazel nun ebenfalls. Er ging ins Haus, um Elodi auch eine Tasse Tee zuzubereiten. Dabei lauschte er ihrne Ausführungen über Tareks Zustand. "Valéri und Iskar bleiben heute Nacht bei ihm und passen auf. Schon wegen seiner Gehirnerschütterung!"
"Du sprichst von den beiden Dunkelelfen, nicht wahr?" Er kam mit der heißen Tasse zu Elodi, die gerade ihre blutverschmierte Schürze ablegte. Hinter ihr blieb er stehen. Als sie sich zu ihm umdrehte und mit einem besorgten Lächeln nach ihm erkundigte, erwiderte Kazel dieses nur. Er reichte Elodi den Tee und lud sie mit einem Fingerzeig dazu ein, sich gemeinsam vor dem Haus wieder auf die Bank zu setzen. Sein eigener Tee wartete dort schließlich noch. Als sie nebeneinander auf dem Holz hockten, den Blick auf das Dorf vor sich, meinte Kazel: "Du hattest Recht. Hier in dieser Siedlung ist die Herkunft vollkommen egal. Und nicht einmal die Dunkelelfen verhaltend sich hochtrabend gegenüber anderen. Es ... könnte mir gefallen, hierzubleiben. Tatsächlich hab ich mich nicht einmal in meiner Heimat je so ... aufgenommen gefühlt." Er lächelte seicht. "Mir geht es ... wirklich gut." Dann aber musste er sogar glucksen, auch wenn es leidlich klang. "Aber morgen findet ein Willkommensumtrunk in der Taverne statt. Hendrig hat mich eingeladen. Die Feier ist ... zu meinen Ehren und ich ... du kommst doch mit?" Irgendetwas schwebte unausgesprochen in der Luft, so wie Kazel die Frage stellte. Außerdem schmulte er immer mal wieder zu Elodi herüber, bis zwischen ihnen eine unangenehme Stille entstand. Schließlich rückte er mit der Sprache heraus, weil er es anders nicht aushielt: "Falls du deine Meinung nun geändert hast, auch wegen dem Unterkommen in deinem Haus ... ich meine ... weil ... am See ..." Er starrte in seine nunmehr leere Tasse, drehte sie in Händen. "Der Kuss...", brachte er es nun erneut auf den Punkt und benannte den Ork im Raum. "Das war ein Unfall."
Schon hob Kazel den Kopf an. Jetzt musste er Elodis Reaktion auf seine Worte sehen. Er musste sie einfach sehen. Aber schon schlug sie ihn in seinen Bann, da er sich nun nach dem Ansprechen jener Situation erneut an besagten Kuss erinnerte, an den Geschmack ihrer Lippen, wenngleich er sie eher nur gestreift und nicht liebkost hatte. An die Weichheit selbiger, die Wärme ... und ihren verlegenen Blick, der dem seinen ob seiner Schandtat ausgewichen war.
"Ein ... schöner, zuckersüßer ... Un...fall...", murmelte Kazel, der sich ihrem Gesicht bereits erneut etwas näherte. Dann aber zog er sich gänzlich zurück und um mehr zu verhindern war er es nun, der den Kopf beiseite drehte. "Es ist nicht so, dass es mir nicht gefallen hätte. Ich ... möchte nur sagen ... ich war zu vorschnell. Unbedacht und wie gesagt, ich hatte es nicht geplant! Ich ... kenne dich nun einen Tag, Elodi. Es ... ganz gleich, wie gut es mir gefallen hat ... es ist zu früh. Du musst also nichts befürchten, ich ... hab nicht vor ... ich meine ..." Er setzte die Tasse neben sich auf der Bank ab und rieb sich über die Augen, sowie die knallroten Wangen. Kazel atmete tief durch. "Entschuldigen möchte ich mich dafür nicht, dazu hat es mir zu gut gefallen, aber ... ich würde mir selbst gern mehr Zeit einräumen und dich erstmal kennen lernen. Und außerdem hat Schicksal mir ohnehin geraten, emotionale Distanz zu wahren." Nun war es heraus. Sein nächstes Seufzen wirkte eher erleichtert, dass er es über die Lippen gebracht hatte. Allerdings schwang auch eine gewisse Traurigkeit mit. Endlich schaute er Elodi wieder an. "Erwartet sie das wirklich von uns? Ich glaube, es würde mir schwerer fallen als einer ganzen Horde Plagegeister entgegenzutreten." Vor allem, wenn er seine neue Partnerin in Sachen Lerhlinge der Ewigen auch auf ewig so nahe bei sich haben würde.
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Re: Neuanfang

Beitrag von Erzähler » Sonntag 15. September 2024, 15:22

Der Schreck verließ langsam, aber sicher die Herzen der Dorfbewohner und so kehrten alle zu ihrer liegengebliebenen Arbeit zurück. Auch Hendrik Wiesenstiel verabschiedete sich von Kazel, nachdem er ihn zu einem kleinen Umtrunk einlud, den er für den Neuankömmling und Lebensretter plante.
Kazel nahm die Einladung an, doch konnte man gut und gerne behaupten, dass er nun erst einmal froh darüber war, die größere Menge an Aufmerksamkeit wieder verloren zu haben. Ein wenig Ruhe für sich war genau das, was er brauchte. Sein Magen ließ ihm keine Ruhe - sein Körper beschwerte sich bereits die ganze Zeit unterschwellig und plagte sein Befinden. Nun konnte er endlich etwas durchatmen. Doch je mehr er sich wieder auf sich selbst konzentrieren konnte, je klarer wurde ihm, dass er es nicht schaffen würde sein Frühstück bei sich zu behalten. Dem Mischling wurde immer übler und während er einen Fuß vor den anderen setzte, brach bereits leichter Schweiß im Nacken und über der Oberlippe aus. Den auf seiner Stirn nahm er bereits kaum mehr wahr. Der Kampf mit dem Rachegeist hatte ihn dahingehend schon genug geplagt.
Zu seinem Glück - mehr oder weniger - fand er einen Donnerbalken, den er für die Wiederkehr seines Mahls zweckentfremdete. Der strenge Geruch des stillen Örtchens hätte vermutlich jeden bereits etwas würgen oder die Luft anhalten lassen. Daher verweilte Kazel auch nicht länger als wirklich nötig und suchte sich schnell den Weg zurück an die frische Luft.
Erschöpfung machte sich in Tods Gesellen breit. Erst jetzt, wo mal alles einigermaßen still um ihn herum war und er sich nur auf sich konzentrieren musste, bemerkte er erst, wie viel Kraft der Rachegeist ihn gekostet hatte. Das Durchleben des Leids setzte ihm im Nachhall mehr zu, als er es vermutlich zugeben oder registrieren wollte.
Ein leichtes Zittern nahm Besitz von ihm und eine unangenehme Kälte, die nicht mit dem Tod zu vergleichen war, stülpte sich über seine Haut.
Er ging weiter und zurück zu dem Ort, der ihm in diesem Dorf am ehesten eine Heimat bot: Elodis Hütte.
Die Heilerin war zwar noch nicht wieder da, doch half ihm vielleicht schon der Anblick des Heims, um sich ein wenig besser zu fühlen. Obwohl sich Elodi und Kazel noch nicht lange kannten, besaßen sie eine Verbindung zueinander, die nichts mit dem Faktor Zeit zu tun hatte. Und genau dieser Punkt drängte die vom Geist empfundene Einsamkeit, die sich auf den Mischling abgefärbt hatte, zurück.
Für einen Moment scheute sich Kazel die Hütte ohne die Besitzerin zu betreten, doch würde ihm vermutlich klar sein, dass sie absolut nichts dagegen hätte. Die junge Frau hatte kein Blatt vor den Mund genommen und ihm im Grunde verständlich gemacht, dass ihr Heim auch das seine war - soweit er denn wollte!
So betrat er das Innere, das nun viel stärker nach verschiedenen Kräutern roch, als noch am Morgen. Dort hatte der Geruch des frisch gebackenen Brotes überwogen, doch nun, wo er das neu Haus betrat, registrierte er noch einige mehr. Vermutlich roch Elodi selbst stets ein wenig nach Kräutern, wenn man denn darauf achten würde.
Kazel sah sich kurz um und ging zum Küchenbereich, um sich einen Tee zuzubereiten. Dafür fand er alles vorrätig und ordentlich beschriftet in kleinen Vorratsbehältern. Ja, der Mischling konnte entdecken, dass die junge Frau ziemlich gut mit verschiedenen Heilkräutern und anderen Substanzen eingedeckt war. Doch das war für eine Feldkrankenschwester vermutlich nichts ungewöhnliches - vor allem, wenn sie sich an einem Ort niedergelassen hatte.
Während das Wasser aufkochte ließ Kazel seinen Blick durch den Raum schweifen. Man konnte erkennen, dass die Hütte noch nicht fertig eingerichtet war, doch für den Alltag fand man bereits alles, was man benötigte.
Nachdem das Wasser zu brodeln begonnen hatte, nahm er den Kessel von der Flamme und bereitete sich den Kräutertee zu. Und während dieser zog, beschloss der junge Mann sich ein wenig nützlich zu machen und dadurch weiter abzulenken. So fegte er das Haus und räumte Kleinigkeiten fort. Erst danach nahm er seine Tasse und setzte sich auf die Bank vor dem Haus, um auf Elodi zu warten.
Mittlerweile hatte sich sein Körper beruhigt und auch seine Seele begann sich wieder ein wenig zu entspannen. Der Tee half seinem gereizten Magen und die frische Luft, gepaart mit den Geräuschen der Natur übten milde Entspannung auf ihn aus.

Als Elodi zurückkehrte fand sie ihren erlogenen Kindheitsfreund vor ihrem Haus wieder. Für einen Moment blieb sie stehen und betrachtete sein Gesicht, das sich ein wenig der Sonne entgegen reckte. Was sie dabei dachte, oder Empfand konnte man ihrer Miene nicht wirklich ansehen, doch wurde ihr etwas angespannter und erschöpfter Ausdruck etwas sanfter.
Sie trat näher und machte so auf sich aufmerksam, wodurch sich das blaue Augenpaar nun ihr zuwandte.
Die junge Frau erzählte Kazel von Tarek und dessen Zustand, während sie zusammen das Haus betraten. Sie wusch sich direkt die Rückstände der Behandlung fort - offenbar hatte sie zuvor dafür keine Gelegenheit oder Möglichkeiten gehabt.
„Es geht ihm also gut“, schlussfolgerte Kazel, woraufhin sie ihm einen zuversichtlichen Blick schenkte und nickte, während sie gleichzeitig erzählte, dass Valéri und Iskar bei ihm bleiben und seinen Zustand überwachen würden.
„Du sprichst von den beiden Dunkelelfen, nicht wahr?“, fragte er nach, während er auch Elodi eine Tasse Tee zubereitete und ihr diese im Anschluss überreichte. Als sich das dampfende Getränk in ihr Sichtfeld schob, drehte sie sich um und ließ die blutverschmierte Schürze in einen Korb fallen, ehe sie die Tasse dankend annahm.
„Wie lieb, ich danke dir!“, erwiderte die Rothaarige und nippte direkt vorsichtig an dem dampfenden Getränk. Da es allerdings noch zu heiß war, pustete sie ein paar Mal über die kleine Oberfläche, bevor sie es erneut versuchte. Erst danach machte sie sich daran die Frage zu beantworten. Dabei tastete ihr Blick über sein Gesicht, ganz so, als wolle sie herausfinden, wie es ihm ging.
„Genau. Valéri und Iskar sind zwei der Dunkelelfen, die sich nach der Schlacht vor Zyranus dazu entschlossen ein Teil dieser Gemeinschaft zu werden.“[/i], erzählte sie und folgte dem Gesellen hinaus vor die Türe zu der kleinen Bank. Einige Vögel begrüßten ihr Erscheinen mit feinem Gesang. Etwas entfernt konnte man allerdings auch die Klänge der Bauarbeiten hören.

Tief die frische Luft einatmend ließ sich Elodi neben Kazel nieder und schloss für einen Moment die Augen. Erst, als ihr Sitznachbar das Wort ergriff sah sie ihn wieder an.
„Du hattest Recht. Hier in dieser Siedlung ist die Herkunft vollkommen egal. Und nicht einmal die Dunkelelfen verhalten sich hochtrabend gegenüber anderen. Es … könnte mir gefallen, hierzubleiben. Tatsächlich hab ich mich nicht einmal in meiner Heimat je so … aufgenommen gefühlt. Mir geht es … wirklich gut.“ Sein Bekenntnis ließ sie lächeln und langsam nickte sie. Es schien sie zu freuen, dass er so empfand.
„Die Dunkelelfen hier verhalten sich teils recht unterschiedlich. Anfangs hielten sich zum Beispiel Iskar und Valéri noch recht abseits und isoliert, schienen Schwierigkeiten zu haben sich in dieses neu entstehende Gemeinschaftsbild einzufinden. Doch mittlerweile scheinen auch sie angekommen zu sein. Sie sind fleißig und, wenn auch nicht immer gesprächig, sehr aufmerksam. Ich warne dich aber schon einmal vor. Iskar ist ein Dunkelschelm und scheint mit zunehmender Sicherheit hier anderen gerne Streiche zu spielen. Glücklicherweise… keine Grausamen, obwohl er es vermutlich, ohne mit der Wimper zu zucken, tun könnte. Die beiden haben sich schnell mit Tarek angefreundet und auch die Kinder im Dorf suchen gerne ihre Gesellschaft. Valéri hält die Chaoten zum Glück in Schach. Ich glaube er und Iskar teilen von klein auf den selben Lebensweg. Man sieht sie nicht häufig getrennt voneinander.“
Die Tasse zu ihrem Mund führend nahm sie ein paar kleine Schlucke. Langsam, aber sicher schien auch von ihr die Anspannung abzufallen.
Als Kazel zu Glucksen begann, wanderte ihr Blick zu ihm zurück und sie setzte lächelnd die Tasse ab, hielt sie fingerwärmend auf ihrem Schoß umschlossen.
„Was ist?“, fragte sie lächelnd und neugierig geworden.
„Morgen findet ein Willkommensumtrunk in der Taverne statt. Hendrig hat mich eingeladen. Die Feier ist … zu meinen Ehren und ich … du kommst doch mit?“ Die Art und Weise, wie Kazel diese Frage stellte, veränderte den Blick der jungen Frau. Etwas forschend und abwartend betrachtete sie sein hübsches Gesicht, ehe sie sachte nickte, aber mit den Augen die Frage stellte, ob noch etwas anderen ihn beschäftigte, oder geschehen war, worüber er mit ihr sprechen wollte.
„Falls du deine Meinung nun geändert hast, auch wegen dem Unterkommen in deinem Haus … ich meine … weil … am See … der Kuss … das war ein Unfall!
Mit jedem Wort mehr schien Elodi verstanden zu haben, worauf der junge Mischlingself hinaus wollte. Sie drehte sich etwas seitlicher, um sich ihm besser zuwenden zu können, doch auf ihre Wangen kehrte eine sanfte und verlegene Röte zurück. Für einen Moment schien sie noch nachzudenken, ehe sie dann begann zu sprechen:
„Du musst dir keine Sorgen machen! Ich weiß, dass es ein Unfall war und nicht …“, begann sie, fast zeitgleich, als auch Kazel weiter seinen Gedanken Luft machte. Elodi hatte ihm nicht direkt ins Gesicht gesehen, so dass sie nicht mitbekam, wie er sich in der Erinnerung an den Kuss mit dem Hier und Jetzt verstrickte:
„Ein … schöner, zuckersüßer … Un…fall…“, murmelte er in ihre Worte. Und genau diese Umschreibung, die eindeutig positiv besetzt war, schien die junge Frau dann doch etwas mehr aus dem Konzept zu bringen. Unsicher hob sie den Blick und sah etwas unsicher in das Gesicht ihres Gegenübers, das sich ihr eindeutig wieder näherte? Elodi registrierte dies, was man an den Bewegungen ihrer Augen sehen konnte, doch bevor sie noch anderweitig reagieren konnte, war es Kazel der das Ganze wieder abbrach und zur Seite blickte.
„Es ist nicht so, dass es mir nicht gefallen hätte. Ich … möchte nur sagen … ich war zu vorschnell. Unbedacht und wie gesagt, ich hatte es nicht geplant! Ich … kenne dich nun einen Tag, Elodi. Es … ganz gleich, wie gut es mir gefallen hat … es ist zu früh. Du musst also nichts befürchten, ich … hab nicht vor … ich meine …“ Aufmerksam lauschte die junge Frau seinen Worten, doch langsam breitete sich ein nachsichtiges Lächeln auf ihrem Gesicht aus. In ihren Blick trat Verständnis und als Kazel die Tasse abstellte und sich über das Gesicht rieb,Stellte auch sie ihre Tasse beiseite.
„Entschuldigen möchte ich mich dafür nicht, dazu hat es mir zu gut gefallen, aber … ich würde mir selbst gern mehr Zeit einräumen und dich erstmal kennenlernen. Und außerdem hat Schicksal mir ohnehin geraten, emotionale Distanz zu wahren.“ Diese Aussage schien Elodi wenig zu überraschen, denn sie seufzte nur ganz leise, ehe sie sacht nickte.
„Das…“, begann sie, doch bevor sie weitersprechen konnte, schob Kazel eine letzte Frage dazwischen, die ihn zu belasten schien.
„Erwartet sie das wirklich von uns? Ich glaube, es würde mir schwerer fallen als einer ganzen Horde Plagegeister entgegenzutreten.“
Sie sahen einander wieder an und für einen Moment schien auch sie ihre Gedanken zu ordnen. Doch dann hob sie die Hand und strich Kazel mit den Fingern die Strähnen aus der Stirn.
„Nein. Da hast du vermutlich etwas missverstanden!“, begann sie und ihr Ausdruck hellte sich etwas auf.
„Schicksal und Tod fordern von uns nicht, dass wir emotionalen Abstand zueinander halten. Sie wollen, dass wir zusammenarbeiten und uns kennenlernen. Privat, wie auch beruflich. Das ist sogar unumgänglich, würde ich sagen.“, begann sie zu erklären und bemerkte dabei nicht einmal, dass sie dabei noch etwas weiter durch sein Haar strich. Sie zog erst ihre Hand zurück, als sie nach einer kurzen Pause erneut ansetzte zu sprechen.
„Die Herausforderung, der wir uns stellen müssen ist den emotionalen Abstand zu allen anderen zu wahren. Wir sind Gesellen von Tod und Schicksal und eben diese Rollen bringen Verantwortungen mit sich, die Grenzen beinhalten, die wir nicht, wie es uns gefällt, überschreiten dürfen. Heute zum Beispiel… ich bin mir nicht sicher, ob wir uns hätten einmischen dürfen. Wir haben dafür gekämpft, dass Tarek und Miro überleben, nein, …weiter Leben können und haben uns in das Schicksal eingemischt. Doch das konnten wir nur durch unsere Fähigkeiten als Weltenspringer.“ Elodi ließ sich auf der Bank etwas tiefer rutschen und sah nachdenklich zu ihren Füßen. Die Erschöpfung kehrte auf ihr Gesicht zurück und nach einem Moment lehnte sie sich zur Seite, gegen seinen Arm und bettete ihr Profil an seine Schulter.
„Ich gerate auch häufig in Zwiespalt. Es ist nicht einfach beide Leben… beide Rollen miteinander zu vereinbaren“, meinte sie etwas leiserer und schloss die Augen.
„Was Schicksal und Tod von uns fordern ist, dass wir den Wandel der Schicksale und gegebenenfalls auch unnatürliche Tode anderer akzeptieren lernen. Das gehört auch mit zum Leben, erklärte mir Schicksal, als ich damals ihre Gesellin wurde. Und nur, weil wir mit der Zeit immer mehr Kräfte erlangen, die uns befähigen, wie die Götter und Entitäten die Leben und Tode anderer zu beeinflussen, heißt das nicht, dass wir dies tun dürfen.“ Elodi lehnte sich noch etwas näher an Kazel. Sie schien in seiner Nähe etwas mehr Ruhe zu finden. Diese Geste wirkte nicht im entferntesten verkrampft oder war durch Verlegenheit geladen. Sie schien seine Nähe einfach anzunehmen, wie es wirklich eine Kindheitsfreundin tun würde.
„Zu deiner und meiner Einmischung bei Tarek hat sich Schicksal noch nicht geäußert. Das ist ungewöhnlich … und ich vermute, dass sie es kritisieren wird. Hat sich Tod dir gegenüber schon gezeigt?“, fragte sie und hob langsam den Blick, ohne den Kopf wieder von seiner Schulter zu heben. Ihre roten Haare kitzelten dabei leicht die Haut am Hals des Mischlings.
Ihre Frage machte deutlich, dass sie dieses Mal weniger wusste, als Kazel, der für die Einmischung quasi eine halbe Genehmigung erhalten hatte.
Abwartend tastete der blaugrüne Blick der jungen Frau über Kazels Gesichtshälfte, die für sie in ihrer Position gerade sichtbar war. Dabei merkte sie, dass er noch immer ein wenig blass wirkte.
„Hast du hunger? Ich könnte uns eine Kleinigkeit zubereiten“, bot sie an, ohne zu ahnen, dass der Dunkelhaarige im Grunde wieder nüchtern war. Doch bei ihren Worten fiel ihr noch etwas anderes ein und ein kleines Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen.
„Ach ja - bei dem Umtrunk… natürlich bin ich dabei, wenn du willst!“, meinte sie und fügte mit einem frechen Schmunzeln hinzu: „Und wenn du am nächsten Morgen einen Kater hast, mixe ich dir dagegen etwas zusammen!“ Der Ausdruck ihres Gesichts ließ Kazel erahnen, dass sie wusste, wie eine solche Willkommensfeier ablief - und in welchen Zustand man in der Regel endete!
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Re: Neuanfang

Beitrag von Kazel Tenebrée » Donnerstag 19. September 2024, 14:29

Elodis Heim bot Kazel eine ideale Kulisse, um sich von dem abzulenken, was er noch nicht so ganz wahrhaben wollte. Er leugnete, wie schwer ihm das Echo seines direkten Kontakts mit dem Plagegeist noch immer zusetzte. Er versuchte es zu ignorieren, weil er nach wie vor überzeugt davon war, dass es das einzig Richtige für den Verstorbenen gewesen war. Außerdem sollte niemand dermaßen leiden, auch nach dem eigenen Leben nicht. Kazel fühlte sich als Geselle des Gevatters nahezu verpflichtet, den verlorenen Seelen einen Weg zu weisen, auch wenn es bedeutete, den Schmerz mit ihnen zu teilen. So ertrug er, was in ihm rumorte und suchte einen persönlichen Ausweg im Aktivismus. Er arbeitete. Er fegte das Haus aus, hing die Wäsche ab und setzte Tee auf. Es half, aber wie würde die Nacht aussehen? Ob Albträume ihn heimsuchen würden oder er überhaupt Schlaf fände? Ihm fiel das Gespräch mit Elodi wieder ein und dass sie ihm vorgeschlagen hatte, das Bett zu teilen. Nach der Sache mit dem zufälligen Kuss seinerseits wäre ihm diese Lösung nur noch unangenehmer. Er musste unbedingt mit Elodi noch einmal darüber sprechen. Da die Heilkundige im Moment aber Tarek versorgte, blieb Kazel nur das Warten. Mit einer Tasse Tee und Sonnenschein warm auf der eigenen Haut ließ es sich allerdings sehr gut aushalten.
Er saß auf der Bank vor dem Haus, als Elodi endlich eintraf. Und nachdem sie sich das Blut von den Händen gewaschen, sowie ebenfalls eine Tasse Tee erhalten hatte, fanden sie und Kazel sich auch erneut dort ein. Zunächst unterhielten sie sich über die Offenheit der neu entstehenden Siedlung, gerade in Bezug auf nicht menschliche Völker. Auf diese Weise erfuhr Kazel auch, dass die beiden Dunkelelfen Iskar und Valéri stets zusammen anzutreffen war und Ersterer ein so genannte Grauschelm sein sollte.
"Mit Magie kenne ich mich nicht aus", kommentierte der Mischling und hob die Schultern dabei kurz an. "Von den Fähigkeiten abgesehen, die mein Meister mir zuteil werden ließ, aber ... ich weiß nicht, ob man das als Magie bezeichnen kann." Er schmunzelte und blickte aus dem Augenwinkel heraus zu Elodi herüber. "Weil man Sprünge durch Zeit und Raum wohl kaum an einer Magierakademie lehrt." Dann gluckste er.
Wenig später teilte er Elodi von der Einladung durch Hendrik Wiesenstiel mit. Außerdem erkundigte er sich dabei sofort, ob sie ihn begleiten würde. Elodi musterte Kazel daraufhin forschend. Seine Frage besaß keinen Hintergedanken und so schaute er auch größtenteils neutral drein, als er ihren Blick erwiderte. Je nachdem, wie gut Elodi sich selbst als Menschenkennerin - oder in Kazels Fall Mischlingskennerin - schimpfte, könnte sie aus seinem Ausdruck lediglich herauslesen, dass ihre Anwesenheit ihm Sicherheit gäbe. Sie hatte bereits feststellen dürfen, dass er unbedacht Dinge tat, die ihn automatisch in den Vordergrund rückten, aber dass er dort ungern stand. Er blieb lieber eine Randerscheinung, der nicht viel Aufmerksamkeit galt. Dass Hendrik nun einen Umtrunk zu seinen Ehren abhalten wollte, war für Kazel schon zu viel des Guten. Er hatte es natürlich nicht ausgeschlagen, würde sich aber mehr durchbeißen als es wirklich zu genießen. Hätte er Elodi hingegen an seiner Seite, könnte es ihm leichter fallen. Ganz gleich, ob sie es erkannte oder nicht, am Ende nickte sie zu seiner Frage.
"Wirklich? Oh, das freu mich sehr!" Die Reaktion kam aufrichtig, dennoch lag noch etwas in der Luft. Kazel hatte nicht alles angesprochen, was ihm auf der Seele lag. Glücklicherweise versuchte er erst gar nicht, es lange für sich zu behalten. Schließlich hatte er die Entscheidung längst getroffen, mit Elodi noch einmal darüber zu reden. So kam es, dass er den misslichen Kuss am See ansprach und auch, dass er ihn als Unfall ansah - nur um wenige Momente später einzuräumen, wie sehr ihm dieses Missgeschick gefallen hatte. Allerdings ging er über dieses Bekenntnis nicht hinaus. Es ging ihm selbst etwas zu schnell und er wollte sich Zeit geben. Nicht nur, um seine Gedanken zu ordnen oder doch? Kazel erinnerte sich an Tods Frage in seinem Geist, ob er lediglich das Gefühl mochte oder ob Elodi der ausschlaggebende Faktor war. Darüber wollte er länger nachdenken können und das war des Pudels Kern. Er und Elodi würden eine lange Zeit miteinander verbringen - ha, die Ewigkeit lang! Sie wären fortan also regelmäßig zusammen, widmeten sich gemeinsamen Aufgaben wie beispielsweise weiteren Plagegeistern oder anderen Dingen, die Kazel wohl noch gar nicht erfassen konnte. Wenn er also nur mit ihr spielte - ob bewusst oder nicht - würde es langfristig zu Problemen führen. So besonnen war er, dass er zumindest für sich selbst abwägen wollte, ob er einfach seinen Emotionen freien Lauf lassen oder sie deutlicher ergründen sollte. Er entschied sich für Letzteres, denn es war ihm wichtig. Er wollte sicher sein, auch damit Elodi es in Bezug auf ihn ebenfalls sein könnte. Er wollte weder mit ihren noch mit seinen eigenen Gefühlen spielen. Und auch Schicksal schien es wie eine Anstandsdame darauf abzusehen, niemanden mit böswilligen Hintergedanken zu nah an ihre Gesellin herankommen zu lassen.
Elodis Aufseufzen sorgte dafür, dass der Mischling die Hände langsam vom Gesicht sinken ließ. Mit fragender Miene schaute er zu ihr herüber, als sie bereits ansetzte zu erklären: "Das hast du vermutlich missverstanden!"
"Das passiert mir häu...fi..." Er verstummte, ohne seinen Kommentar zu Ende auszuführen. Elodis Finger strichen ihm einige Strähnen zurück. Kazel hielt still. Er wagte nicht einmal zu atmen, doch irgendwann musste er es tun. Langsam, zwischen kaum geöffneten Lippen entließ er die Luft und sog sie ebenso vorsichtig wieder durch die Nase ein, um Elodis Spielerie an seinen Haaren nicht zu unterbrechen. Mittlerweile fuhren ihre Finger nämlich tiefer durch die Schwärze. Er ließ sie vollauf gewähren, während seine Lider sich halb über das Meerblau seiner Augen senkten.
"Schicksal und Tod fordern von uns nicht, dass wir emotionalen Abstand zueinander halten. Sie wollen, dass wir zusammenarbeiten und uns kennenlernen. Privat, wie auch beruflich." Er schwieg, wirkte jedoch erleichtert. Gleichermaßen stand ihm erneut leichte Verwirrung ins Gesicht geschrieben, dessen Wangen wieder eine kräfitgere Rotfärbung annahmen. Der emotionale Abstand galt nicht für Elodi, aber war war mit den Lebenden, den Verstorbenen?
"Die Herausforderung, der wir uns stellen müssen, ist, den emotionalen Abstand zu allen anderen zu wahren. Wir sind Gesellen von Tod und Schicksal und eben diese Rollen bringen Verantwortungen mit sich, die Grenzen beinhalten, die wir nicht, wie es uns gefällt, überschreiten dürfen. Heute zum Beispiel..."
Kazel seufzte. Nun ahnte er, worauf es hinauslief. Auch wenn er dem Plagegeist Frieden bringen und ihn ins Jenseits hatte überführen können, schien es nicht den Vorgaben zu entsprechen. Folglich war es falsch gewesen. Er biss sich auf die Unterlippe, denn er war stolz und auch erleichtert gewesen, dass seine Methoden funktioniert hatten. Aber Elodi meinte etwas ganz Anderes und das überraschte ihn.
"Ich bin mir nicht sicher, ob wir uns hätten einmischen dürfen. Wir haben dafür gekämpft, dass Tarek und Miro überleben, nein ... weiter leben können und haben uns in das Schicksal eingemischt. Doch das konnten wir nur durch unsere Fähigkeiten als Weltenspringer. Ich gerate auch häufig in Zwiespalt. Es ist nicht einfach, beide Leben ... beide Rollen miteinander zu vereinbaren.""
"Dann..." Wieder geriet Kazel ins Stocken, denn ein Gewicht legte sich auf ihn, drückte gegen seine Schulter. Es war kein unangenehmes Geüfhl, überhaupt nicht! Denn es strahlte eine Wärme aus wie sie nur Körper untereinander schenken konnten. Sein Blick wanderte zur Seite und er erkannte, dass Elodi sich nun vollkommen arglos gegen seine Schulter lehnte. Kazel hielt still. Er zögerte, sich zu rühren, betrachtete das Bild. Schließlich schob er langsam und vorsichtig seinen Arm um Elodis Körper. Bei der kleinsten Reaktion, die Überraschung oder Ablehnung von ihrer Seite auslöste, würde er sich sofort wieder zurückziehen. Solange sie es jedoch zuließ, würde er sie halten.
Derweil erhielt die Rothaarige Gelegenheit, die Regelungen der Ewigkeit weiter auszuführen. Als Gesellen von Tod und Schicksal durfte man sich eben nicht in den Lauf der Dinge einmischen, schon gar nicht mittels der Gaben, die man durch diese Lehre erhielt. Auch wenn es schwer fiel und den Tod Unschuldiger zur Folge hätte. Es wäre ein Missbrauch der Macht, die man sowohl ihr als auch Kazel anvertraute. Er nickte langsam. Er verstand das. Gänzlich akzeptieren wollte er es jedoch nicht.
"Das heißt, wenn wir es ohne den Einsatz unserer Fähigkeiten schaffen, wäre es in Ordnung? Wenn wir Tarek nur aus unserem Willen und sterblichen Kräften geschafft hätten, ihn zu retten, meine ich. Dann greifen wir nicht in das Schicksal ein, oder? Denn dann sind wir Teil davon. Noch leben wir, also haben wir noch Teil an Celcia, oder irre ich mich?" Er seufzte mit dem Wissen, dass er sich dafür mehr als eine Predigt von Tod oder sogar Schicksal einhandeln könnte. Schließlich aber murmelte Kazel: "Solang eine Möglichkeit besteht, werde ich nicht aufhören zu versuchen, andere zu retten. Wenn unsere Meister den Einsatz unserer Fähigkeiten verbieten, akzeptiere ich das, aber mich gänzlich raushalten werde ich mich nicht. Ich ... kann das nicht tun."
"Zu deiner und meiner Einmischung bei Tarek hat sich Schicksal noch nicht geäußert. Das ist ungewöhnlich ... und ich vermute, dass sie es kritisieren wird." Ganz unbewusst drückte Kazel Elodi enger an sich, als wollte er auch sie vor Schaden bewahren, selbst wenn er sich dadurch Schicksal selbst konfrontiert sähe. "Hat sich Tod dir gegenüber schon gezeigt?"
Kazel schüttelte den Kopf leicht. "Seine letzte Reaktion war nicht gerade fröhlich, hatte aber den Grund, dass ich nicht in der Lage war, einen Plagegeist zu erkennen. Jetzt will er seinen gepufften Mais nicht mehr teilen." Kazel ließ die Worte wirken. Sie klangen albern, aber er wusste, wie sehr der Gevatter an dieser Knabberei hing und was eine solche Drohung bedeuten mochte. Er schien wahrlich verärgert über den Vorwurf seines Schülers gewesen zu sein. Doch dann erinnerte jener sich an etwas Anderes. "Tod meinte, ich wäre für dieses Gebiet - unser Zuhause - zuständig und sollte es regeln. Das ... hab ich getan. Mit meinen Methoden. Vielleicht schweigt Schicksal deshalb. Mein Meister hat jegliche Kritik von ihr im Vorfeld ausgehebelt, indem er mit diesen Freischein gab. Im Grunde hab ich von ihm die Erlaubnis erhalten, hier zu tun und zu lassen, was ich will. Denn ich soll es regeln."
Das entlastete ihn, ganz gleich ob seine Überführung des Plagegeistes nun generell gut gewesen war oder nicht. Kazel war fein aus der Nummer heraus. Elodi hingegen ... sein Blick wanderte erneut zur ihr. Unwillkürlich folgten seine Finger, die sich nun in ihrer roten Mähne verfingen wie sie es zuvor bei seinen schwarzen, im Vergleich deutlich kürzeren Strähnen getan hatte. Er durchkämmte das rote Wirrwarr, strich es glatte und streichelte dabei auch die Schulter, die sich unter dem Haarschopf verbarg. "Falls du Ärger mit Schicksal bekommen solltest, kannst du ihr mitteilen, dass ich nun nicht mehr auf meine Fähigkeiten zurückgreifen werde, wenn es darum geht, sich ... in das Schicksal einzumischen. Ich versuche es aus eigener Kraft, jetzt da ich weiß, dass alles darüber hinaus nicht erwünscht ist. Tod erwähnte es auch, aber ich habe es bis eben noch nicht ganz verstanden. Wenn wir eingreifen, kippen wir die Waagschale des Gleichgewichts. Ich hoffe, dieses Mal hat es nichts Schlimmes zur Folge, dass Tarek und Miro nun überleben konnten." Ein wenig Sorge trug Kazel nun schon mit sich. Letztendlich bereute er es dennoch nicht. Beide waren in seinen Augen vollkommen unschuldig und Opfer unglücklicher Ereignisse. Dass das jedoch oftmals auf die meisten Tode zutraf, würde er noch lernen müssen. Vorerst konnte er nur hoffen, dass das nächste Unglück nicht bereits in den Startlöchern stand. Denn gerade genoss er den kleinen Frieden, den er hier auf der Bank hatte. Er genoss Elodis Nähe, ihre Wärme ... sowie den Umstand, dass sie gerade zusagte, ihn zum Umtrunk zu begleiten.
Kazel lächelte. "Ich hätte dich nicht gefragt, ob du mitkommen willst, wenn ich dich nicht dabei haben wollte. Du bist mein Anker hier, bis ich mich eingelebt habe. Außerdem ..." Er schaute zur Seite, senkte verlegen den Blick. Seine Wangen mussten bis zur anderen Seite des Dorfes sichtbar sein, so sehr glaubte er, das Glühen darin zu spüren. Kazel holte Luft, um sich für die Wahrheit zu wappnen. "Außerdem mag ich, was ich bisher von dir kennenlernen durfte. Es ... ist beinahe schade, dass wir ... dass wir nur Kindheitsfreunde waren." Er räusperte sich. "Äh ... ich freue mich sehr, dass du mitkommen wirst."
"Und wenn du am nächsten Morgen einen Kater hast, mixe ich dir dagegen etwas zusammen!"
Das lenkte ihn nun endgültig ab. Kazel fuhr ein wenig hoch, so dass er kerzengerade auf der Bank saß. Er starrte Elodi an. "Ich ... ich trinke nicht! Also keinen Alkohol, ich ... oh ... mh ..." Er berührte seine Stirn. Die Erinnerungen dahinter waren verschwommen, neblig und kaum mehr zusammenzubringen. Er konnte weder sagen, wann, wo, noch mit wem er ordentlich einmal einen gebechert hatte, aber sein Wissen darum, dass es in seinem Leben mal passiert sein musste, war noch dunkel vorhanden. Er wusste zumindest, dass er das starke Zeug kein bisschen vertrug und nie wieder zur Flasche greifen würde. Nicht einmal für nur einen Schluck! Manche Erlebnisse prägten nun einmal so sehr, dass sie anscheinend auch eine Amnesie in gewisser Weise überstehen konnten.
"Es wird beim Umtrunk doch sicher auch Wasser geben. Oder Tee! Milch? Einen Saft?" Leidlich schaute er Elodi entgegen. Hendrik würde erwarten, dass er sich richtig betrank. Das ganze Dorf erwartete es nun offenbar von ihm. "Muss es Alkohol sein?", bettelte er, da ihm der Rettungssprung mit Tarek doch erst wieder den Magen geleert hatte.
Vielleicht war es Schicksal Art, ihre Kritik anderweitig zu äußern ... indem sie Kazel für den Rest seines Lebens ins Situationen manövrierte, bei denen er sich würde erbrechen müssen.
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Re: Neuanfang

Beitrag von Erzähler » Sonntag 29. September 2024, 14:00

Bei den beiden kehrte Gemütlichkeit ein. Zusammen saßen sie auf der Bank und ließen die Erlebnisse des bisherigen Tages Revue passieren. Dabei nutzten sowohl Elodi, als auch Kazel die Chance auf ein paar Themen oder Unsicherheiten einzugehen und diese gemeinsam zu besprechen.
Elodi hatte es sich zwar schon gedacht, aber Kazel bestätigte ihr noch einmal, dass er sich nicht mit Magie auskannte. Ihr ging es dahingehend ähnlich. Vermutlich hätte die Lichtmagie zu ihr gepasst, doch war sie mit dieser bisher nie aktiv in Berührung gekommen, so dass sie von jemandem hätte lernen können. Sie hatte sich Mittel und Wege erschlossen, andere auch ohne magischen Einfluss zu helfen, zu heilen und sie zu verarzten. Und das war etwas, worauf sie durchaus stolz war und was ihr genügte.
„Weil man Sprünge durch Zeit und Raum wohl kaum an einer Magierakademie lehrt.“ gluckste Kazel und steckte dabei die Rothaarige leicht an, die mit in das Lachen einstimmte.
„Da hast du recht. Ich glaube das würde unsere Welt ganz schön ins Chaos stürzen, wenn mehr noch mehr Personen die Zeit beeinflussen könnten, als die drei Entitäten und die Gesellen! Die Götter mischen sich ja schon häufiger ein. Schicksal klagte manchmal darüber, aber wirklich miterlebt habe ich es noch nicht.“, erzählte Elodi, ehe sie das Thema wechselten und die etwas verschwommene Grenze ihrer Arbeit besprachen. Zum Glück schien Kazel missverstanden zu haben, gegenüber wem er eine emotionale Grenze halten sollte, denn er merkte selbst, dass es ihm gegenüber der anderen Gesellin nicht einfach gewesen wäre. Dafür mochte er sie schon zu sehr, auch nach der kurzen Zeit.
So ganz konnte er seine Gefühle noch nicht einordnen. Sie brachte ihn aus dem Konzept, als sie ihm begann durch die Haare zu streichen. Es fühlte sich angenehm an und brachte sein Herz schneller zu schlagen, doch unterband er den Drang sich einfach von der Stimmung mitreißen zu lassen. Erst wollte und musste er herausfinden, was das zwischen ihnen war und werden würde. Und das bedeutete, dass er sich Zeit nehmen musste – was vielleicht ein klein wenig ironisch war, weil er die Zeit beeinflussen konnte.
Für den Augenblick genoss er stumm die liebevolle Behandlung und lauschte Elodis Erklärung, gegenüber wem sie die Grenze wahren mussten.
„Schicksal und Tod fordern von uns nicht, dass wir emotionalen Abstand zueinander halten. Sie wollen, dass wir zusammenarbeiten und uns kennenlernen. Privat, wie auch beruflich. Die Herausforderung, der wir uns stellen müssen, ist, den emotionalen Abstand zu allen anderen zu wahren. Wir sind Gesellen von Tod und Schicksal und eben diese Rollen bringen Verantwortungen mit sich, die Grenzen beinhalten, die wir nicht, wie es uns gefällt, überschreiten dürfen. Heute zum Beispiel… ich bin mir nicht sicher, ob wir uns hätten einmischen dürfen. Wir haben dafür gekämpft, dass Tarek und Miro überleben, nein ... weiterleben können und haben uns in das Schicksal eingemischt. Doch das konnten wir nur durch unsere Fähigkeiten als Weltenspringer. Ich gerate auch häufig in Zwiespalt. Es ist nicht einfach, beide Leben ... beide Rollen miteinander zu vereinbaren."
Elodis Worte überraschten ihn, denn er hatte anfangs befürchtet, dass nun erklärt wurde, dass er etwas falsch getan hatte. Doch entgegen dieser Vermutung vertraute die Rothaarige ihm an, dass es ihr auch nicht immer leicht fiel zu erkennen und Erwartungen zu erfüllen, die von ihr verlangt wurden. In diesem Fall ähnelten sie sich offenbar, was Kazel vielleicht das Herz ein wenig leichter machte. Er war eben nicht alleine, auch wenn er der einzige Geselle von Tod war und sein würde.
Als sich Elodi an ihn lehnte geriet er erneut in ein kleines Gefühlswirrwahr. Ihre Nähe gefiel ihm, beeinflusste ihn, doch gleichzeitig war sie sehr natürlich und schien keine Absichten oder Erwartungen an ihn zu richten. Sie hatte keine Hintergedanken, sondern suchte in der Nähe einfach nur Wärme und Geborgenheit, wo ihr Kopf sich ebenfalls mit den etwas unschöneren Komplikationen ihrer Berufung beschäftigte.
Als Kazel den Arm um sie legte, reagierte sie gar nicht besonders. Sie nahm die Berührung als Beistand an und blieb einfach in der angelehnten Position, in der sie war. Ganz so, als wären sie wirklich zusammen aufgewachsen und Kindheitsfreunde, für die solch ein emotionaler Beistand nichts Neues wäre.
„Das heißt, wenn wir es ohne den Einsatz unserer Fähigkeiten schaffen, wäre es in Ordnung? Wenn wir Tarek nur aus unserem Willen und sterblichen Kräften geschafft hätten, ihn zu retten, meine ich. Dann greifen wir nicht in das Schicksal ein, oder? Denn dann sind wir Teil davon. Noch leben wir, also haben wir noch Teil an Celcia, oder irre ich mich?" Bei diesen Worten schob Elodi den Kopf etwas in den Nacken, um Kazel von ihrer Position besser ansehen zu können. Für einen Moment sah sie nachdenklich drein, ehe sie zögerlich mit dem Kopf schüttelte.
„Ich bin mir nicht ganz sicher. Wir gehören grob gesagt noch zu den Sterblichen und dürfen als diese natürlich auch in den Wandel der Situationen eingreifen. Aber nicht… als Weltenspringer und mit unseren Fähigkeiten. Zumindest nicht ohne Erlaubnis!“, erklärte sie und schien danach ihre eigenen Worte gedanklich noch einmal zu überdenken.
„Das Schicksal ändert sich immer, mit jeder Einmischung eines anderen. Schicksal zeigte mir einmal eine Situation. Eine dessarische Mutter suchte mit ihrem jüngsten Kind nach dem etwas älteren Sohn, da dieser nicht rechtzeitig heimgekommen war. Sie fand ihn mit einem anderen Jungen aus der Stadt in der näheren Umgebung des Schattengebirges, wo die beiden offenbar eine leichtsinnige Kletterwette über eine Klippe bestritten. Die Mutter griff natürlich sofort ein und versuchte ihren älteren Sohn sicher wieder auf den festen Grund zu bekommen. Doch dafür ließ sie ihr jüngstes Kind los und setzte es auf den Boden ab. Und während sie abgelenkt war, torkelte das Kleine, das gerade erst Laufen gelernt hatte und Gefahren nicht einschätzen konnte zum Abhang und stürzte unwissentlich in den Tod.“ Elodi schloss kurz die Augen, denn auch für sie war dies keine schöne Geschichte, die sie auch noch durch einen der Spiegel von Schicksal hatte mitansehen müssen.
„Die Lektion war deutlich: Unsere Handlungen und das Eingreifen kann immer etwas Anderes auslösen. Manchmal gibt es kein Richtig oder Falsch – so ist das Leben einfach und das müssen wir akzeptieren. Etwas zum Besseren verändern zu wollen, muss nicht zwangsläufig in etwas Gutem enden. Schicksal wollte mir damit vor Augen führen, dass ein Eingreifen sehr genau überlegt sein sollte.“
Wie Kazel diese Geschichte aufnehmen würde, blieb nun abzuwarten. Aber vermutlich änderte dies nichts an seiner Einstellung.
„Solang eine Möglichkeit besteht, werde ich nicht aufhören zu versuchen, andere zu retten. Wenn unsere Meister den Einsatz unserer Fähigkeiten verbieten, akzeptiere ich das, aber mich gänzlich raushalten werde ich mich nicht. Ich ... kann das nicht tun.“ Die gemurmelten Worte sorgten dafür, dass sie den Blick hob und ihn betrachtete. Dann lächelte sie leicht und nickte.
„Das… kann ich verstehen. Obwohl ich… gelernt habe den Tod anders zu betrachten. Die Lebenden fürchten den Tod, plagen sich mit der Unwissenheit, ob es ein Nachleben gibt und was mit ihnen geschieht. Diese Sorge… haben wir beide nicht mehr. Nicht, weil wir vermutlich sehr, sehr lange existieren werden, sondern weil wir wissen, was mit den Verstorbenen geschieht. Mich… hat es erleichtert zu wissen, was mit den Seelen geschieht. Sollte ich doch sterben… würde ich friedlich mitgehen können. Ob nun mit Tod oder… mit dir. Und auch wenn ich irgendwie verschwinde, ein Teil von mir wird wieder neu entstehen!“ Elodi lächelte leicht, als sie dies sagte.
„Der Schmerz eines Verlustes wird dadurch nicht gelindert. Aber … zumindest ich kann den Tod besser akzeptieren. Auf unserer Welt ist nichts wirklich endlich. Es entsteht nur neu und auf andere Weise, wie man es sich vielleicht vorstellt.“
Dennoch mussten die beiden feststellen, dass ihre Einmischung bei Tarek und Miro sich ein wenig von den bisher beschriebenen Szenarien unterschied. Denn in diesem Fall war der Unfall durch einen Plagegeist aufgelöst worden und dieser war ein Wesen, das ebenfalls nicht im normalem Lebensgefüge und den natürlichen Schicksalsschlägen berechnet war.
„Seine (Tods) letzte Reaktion war nicht gerade fröhlich, hatte aber den Grund, dass ich nicht in der Lage war, einen Plagegeist zu erkennen. Jetzt will er seinen gepufften Mais nicht mehr teilen." Kazel ließ die Worte wirken und Elodi zog etwas verwundert die Augenbrauen hoch. „Seinen gepufften Mais?“, fragte sie nach, da sie von der geliebten Knabberei des Gevatters nicht wusste. Doch offenbar schien sie zu verstehen, dass das zwischen ihm und Kazel etwas bedeutete und stupste ihn aufmunternd an.
„Glaubst du wirklich, er trägt es dir ernsthaft nach und würde diesen… gepufften Mais nicht mehr mit dir teilen?“ Zwar kannte Elodi Tod lange nicht so gut, wie Kazel, doch was sie über den Sensenträger erfahren hatte war, dass er weitaus freundlicher war, als man ihn im irdischen Leben beschrieb.
So oder so, versuchte Kazel sich einen Reim daraus zu machen, wieso ihre Meister sich nicht mehr aktiv mit ihnen in Verbindung gesetzt hatten. Offenbar war etwas anders, doch was war es?
„Tod meinte, ich wäre für dieses Gebiet - unser Zuhause - zuständig und sollte es regeln. Das ... hab ich getan. Mit meinen Methoden. Vielleicht schweigt Schicksal deshalb. Mein Meister hat jegliche Kritik von ihr im Vorfeld ausgehebelt, indem er mit diesen Freischein gab. Im Grunde hab ich von ihm die Erlaubnis erhalten, hier zu tun und zu lassen, was ich will. Denn ich soll es regeln.“, rätselte der Mischling, woraufhin Elodi nachdenklich dreinsah.
„Könnte sein…!“, stimmte sie zu, ehe sie etwas spürte und in die Richtung sah, aus der die Berührung zu kommen schien. Nun war es Kazel, der ihr durch und über das rote Haar strich. Und ähnlich wie er, schien auch Elodi für einen Moment die Luft anzuhalten, während sie ihn gewähren ließ. Offenbar war es ihr angenehm, denn sie lehnte ihren Kopf sachte der Berührung entgegen.
„Falls du Ärger mit Schicksal bekommen solltest, kannst du ihr mitteilen, dass ich nun nicht mehr auf meine Fähigkeiten zurückgreifen werde, wenn es darum geht, sich ... in das Schicksal einzumischen. Ich versuche es aus eigener Kraft, jetzt da ich weiß, dass alles darüber hinaus nicht erwünscht ist. Tod erwähnte es auch, aber ich habe es bis eben noch nicht ganz verstanden. Wenn wir eingreifen, kippen wir die Waagschale des Gleichgewichts. Ich hoffe, dieses Mal hat es nichts Schlimmes zur Folge, dass Tarek und Miro nun überleben konnten." Die Lippen der Santronerin spannten sich zu einem Lächeln, als er das sagte und ihr dadurch quasi Beistand zusprach.
„Wir bekommen das hin. Die beiden wissen, dass wir noch lernen und… ich glaube, dass wir es nun schneller besser machen können, wo wir nicht mehr alleine sind.“ Diese Aussicht schien zumindest sie glücklich zu machen. Zwar ließ sie sich nichts anmerken, aber sie schien sich oftmals doch einsam gefühlt zu haben, seit sie die Position der Gesellin übernommen hatte. Vermutlich würden die beiden auch noch über sich sehr viel lernen.

Elodi griff nach ihrer Tasse und nippte ein paar Schlucke lang an der warmen Flüssigkeit im Innern. Der Kräutertee wärmte von Innen und hatte eine entspannende Wirkung. Kazel plagte allerdings noch ein Thema, das ihn nicht gänzlich abschalten ließ: Der bevorstehende Umtrunk mit den Dorfbewohnern. So nett die Einladung gemeint war, so unwohl fühlte er sich bei dem Wissen, dass er der Mittelpunkt dieser Veranstaltung sein würde. Doch da Elodi ihm versprach mitzukommen, war er zumindest ein bisschen beruhigt.
„Ich hätte dich nicht gefragt, ob du mitkommen willst, wenn ich dich nicht dabei haben wollte. Du bist mein Anker hier, bis ich mich eingelebt habe. Außerdem ...“ Ihr blaugrüner Blick wanderte zu ihm und sie wartete geduldig, was noch folgen würde.
„Außerdem mag ich, was ich bisher von dir kennenlernen durfte. Es ... ist beinahe schade, dass wir ... dass wir nur Kindheitsfreunde waren. Äh ... ich freue mich sehr, dass du mitkommen wirst.“ Das durchaus enthaltene Kompliment nahm sie leicht errötend entgegen, ehe sie Kazel etwas intensiver zu mustern begann. Doch was sie sich dabei dachte, blieb verborgen. Offenbar hatte sie das leichte Bedauern über ihren Beziehungsstatus herausgehört, konnte sich aber noch keinen rechten Reim daraus machen, was dies für sie bedeuten könnte.
„Das…“, begann sie und wandte sich ihm etwas mehr zu. Dann hielt sie noch mal kurz inne und schien darüber nachzudenken, was sie sagen wollte. So wie Elodi allerdings war, schien sie schnell die Antwort zu finden.
„Ich mag dich bisher auch sehr und bin froh, dass wir uns begegnet sind!“, meinte sie lächelnd, während sie sich vorbeugte und ihm einen Kuss auf die Wange gab.
„Es fühlt sich wirklich so an, als wären wir als Kindheitsfreunde aufgewachsen und nun…“, den Rest des Satzes ließ sie offenstehen. Sie erhob sich von der Bank und streckte sich kurz.
„So ein Umtrunk im Dorf ist eigentlich immer nett! Und wenn du am nächsten Morgen einen Kater hast, mixe ich dir dagegen etwas zusammen!“
Diese Worte schienen Kazel aufhorchen zu lassen. Auch er erhob sich, stand kerzengerade vor ihr und sah sie mit großen Augen an. Denn auch wenn er nicht mehr viele Erinnerungen besaß – das wusste er:
„Ich ... ich trinke nicht! Also keinen Alkohol, ich ... oh ... mh ...Es wird beim Umtrunk doch sicher auch Wasser geben. Oder Tee! Milch? Einen Saft?“ Elodi schmunzelte amüsiert, als sie sah, wie er sich bei dem Gedanken wand.
„Eher… weniger?“, meinte sie, durchaus aber mit einem leicht mitleidigen Blick. Gleichzeitig schien die Rothaarige die Vorstellung doch etwas lustig zu finden.
„An solchen Abenden fließt ganz schön viel Alkohol!“, berichtete sie wahrheitsgemäß, was Kazels Leid natürlich nicht schmälerte. Er sah sie fast bettelnd an und fragte dann:
„Muss es Alkohol sein?“, woraufhin sie mitleidig grinsend die Schultern zuckte und nickte.
„Ich befürchte… schon?!“ Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter und suchte den Kopf schief legend den Blick etwas seitlich.
„Am besten du isst etwas Fettiges davor! Verträgst du wirklich so wenig?“, fragte Elodi und führte ihn dann zur Haustüre, die sie öffnete und dann die Hütte betrat.
„Die meisten bechern einen Krug nach dem Nächsten leer! Aber mach dir keinen Kopf. Sie werden dich nicht zwingen. Bleib einfach souverän und nipp langsam an deinem Krug, so dass er nicht ständig aufgefüllt wird!“
Elodi ging in den Küchenbereich und stellte ihre Tasse in die Waschschüssel und wandte sich dann um, um den Mischling anzusehen.
„Hast du auch etwas Hunger? Ich könnte etwas vertragen und muss… auch zugeben ziemlich erschöpft zu sein. Ich benutzte nicht häufig … meine Fähigkeiten, abgesehen vom Lesen der Fäden und der Seelenwaage.“ Elodi rieb sich etwas über den Nacken, was den Anschein hatte, dass sie sich doch etwas verspannt hatte. Gedanklich schien sie bereits die restlichen Stunden des Tages durchzugehen und sah unweigerlich zum Bett.
„Am besten gehe ich noch mal los und besorge uns eine weitere Decke und ein Kissen. Ich habe nur noch Felle da, die zwar ausreichen, aber nicht ganz so gemütlich sind.“
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Re: Neuanfang

Beitrag von Kazel Tenebrée » Donnerstag 3. Oktober 2024, 12:19

Nach all den chaotischen Ereignissen, tat es nicht nur gut, sich einen Moment zurückzulehnen, um durchzuatmen. Es war auch hilfreich, das mit jemandem zu teilen, der das gleiche erlebt hatte und nachvollziehen konnte. Vor allem fühlte man sich auf diese Weise nicht vollkommen allein. Dass gerade Elodi dies gut tat, konnte Kazel nur zwischen den Zeilen herauslesen. Offen sprach sie es nicht an, aber ihre kleinen Andeutungen, vor allem aber ihre Gesten bestätigten es ihm. Sie fühlte sich in seiner Nähe geborgen und konnte wohl nach einer viel längeren Zeit als er selbst sie erfahren hatte, wirklich durchatmen. So ließ Kazel es nicht nur zu, dass sie sich bei ihm anlehnte, so dass ihre Haare ihn am Hals leicht kitzelten. Nein, er legte auch noch seinen Arm um sie. Dass Elodi nicht zurückzuckte oder einen überraschten Blick zu ihm empor warf, ließ ihn etwas sicherer in seiner Handlung werden. Möglicherweise lockerte es ihm auch etwas die Zunge, so dass er seinerseits Andeutungen machte, dass ihm auch eine Vergangenheitsgeschichte Recht gewesen wäre, bei der sie einander als mehr als nur Kindheitsfreunde dargestellt hätten. Doch wie auch dies zunächst nicht sein konnte und Kazel das akzeptieren musste - auch, damit er sich über seine eigenen Gefühle klar werden könnte - so hatte er anzuerkennen, dass es gerade als Weltenspringer Konsequenzen hatte, in das Geschehen einzugreifen. Elodi erzählte ihm die Geschichte einer Mutter und wie durch ihre Entscheidung, das eine Kind zu retten, das andere dafür sein Ende fand. Er brummte: "Wir machen für den Verlust immer sofort Tod verantwortlich, dabei ist das gar nicht so. Das Leben war es, das in deiner Geschichte grausamer handelte als Gevatter. Er hat sich nur um das Kind gekümmert, nachdem es längst zu spät war. Er hat es abgeholt und sicher nach Kata Mayan gebracht, das garantiere ich dir." Der Geselle kannte seinen Meister schließlich und diese Erinnerung war wohl eine der wenigen, die sich bei ihm ohne große Verluste hatte verfestigen können. Der Tod war gerecht, denn er war zu allen gleich. Das machte ihn weitaus weniger grausam als Schicksal oder Leben, die beispielsweise die Mutter der Geschichte vor die Wahl gestellt hatten, welches Überleben ihrer Kinder ihr mehr am Herzen lag. Am besten war es, gar nicht erst darüber nachzudenken ... als Lehrlinge der Ewigkeit blieb diese Option allerdings oftmals nicht übrig.
Elodi hatte einen Weg für sich gefunden, es leichter zu akzeptieren. Kazel würde noch lange daran zu knabbern haben. Es fiel ihm aber gewiss leichter, wenn sein Meister ihm weiterhin die Handlungsfreiheit spendierte, eingreifen zu dürfen - ungeachtet der Konsequenzen oder ob er dadurch wirklich etwas bewirken könnte. Die Illusion von Handlungsspielraum war es, die man dem Mischling vorwerfen musste. Ansonsten würden Herz und Gewissen ihn plagen und er sollte nach seinem sterblichen Ende sicher kein Plagegeist werden.
"Sollte ich doch sterben ... würde ich friedlich mitgehen können. Ob nun mit Tod oder ... mit dir."
Kazel schaute auf ihren Haarschopf herab. Seine Umarmung festigte sich kurz, so dass er Elodi ein wenig an sich drückte. "Naja, nach deinem Ende wirst du weiter mit meinem Meister und mir arbeiten. Bis in alle Ewigkeit. Wir verlieren uns also nicht aus den Augen." Er schmunzelte. "Aber ... wenn es soweit ist, werde ich Tod bitten, mir diese Aufgabe zu überlassen. Ich weiß, er will es bei Nahestehenden nicht tun, aber ... ich würde dich gern abholen, glaube ich. Dann hast du einen Grund, lächelnd mitzukommen." Und wenn Kazel irgendwann starb? Es wäre nicht das erste Mal. Er hatte bereits seine Grenzen ausgetestet, sich teilweise bewusst umgebracht, weil er wusste, dass der Gevatter ihn zurückschickte, solange seine Aufgabe noch nicht vollendet war. Das Sterben war nicht angenehm, aber keineswegs so Kräfte zehrend wie das Zurückkehren. Tote Lungen wieder mit Luft zu füllen, ein ermattetes Herz erneut zum Schlagen zu bringen und Muskeln zu bewegen, die eigentlich versteifen und für immer in Ruhe liegen bleiben wollten, war wirklich nicht schön. Es schmerzte und erinnere jeden Sterblichen daran, was das Leben einem im Grunde täglich abverlangte. Der Tod war nicht zum Fürchten. Er war seelige Ruhe, bis die Energie, die die Seele zusammen- und vorher auf Celcia hielt, sich am endlosen, schwarzen Sandstrand des Gevatters wieder zu einer neuen Kombination formen würde. Elodi hatte Recht mit ihren Worten. So ganz ging man nie verloren, auch nicht nach dem Tod. Man entstand neu, irgendwo und immer mit einem winzigen Teil dessen, der man gewesen war. Doch man erhielt eine Chance, die Welt gänzlich anders zu entdecken - neue Perspektiven, neue Moral, neue Fähigkeiten. Es war wundervoll, was die Zeitlosen mit all jenen schufen, die dieses Privileg nicht tragen durften. Und dass die Götter sich hin und wieder offenbar wirklich einmischten, störte Kazel nicht. Die Ewigkeit war lang. Götter existierten ebenfalls ewig, oder nicht? Dann wurde ihnen die Zeit sicher auch langweilig und er sagte ja schon von sich selbst, dass er nicht stillsitzen könnte, wenn die Möglichkeit zum Handeln bestünde.
Die aktuelle Konsequenz seiner letzten Handlung schien zu sein, dass sein Meister ihm den eigens hergestellten Puffmais verweigern würde. Es klang albern und ohne die Beziehung zwischen Kazel und Tod zu kennen, wirkte es doch etwas seltsam. Nicht einmal Elodi konnte ganz nachvollziehen, warum diese Aussage für den Gesellen als Strafe gedacht war.
"Glaubst du wirklich, er trägt es dir ernsthaft nach und würde diesen ... gepufften Mais nicht mehr mit dir teilen?", fragte sie mit erhobenen Brauen. "Ach, der Puffmais ist mir doch vollkommen gleichgültig. Es ist seine Lieblingsknabberei, nicht meine!", erwiderte Kazel hastig. Nein, das traf ihn wirklich nur bedingt. Er hatte sich ja nicht einmal groß bedient, wann immer er auf Tod getroffen und mit ihm einen Blick durch den Wasserspiegel auf die Welt geworfen hatte. "Dass er von meinem mangelnden Wissen enttäuscht ist, ist viel schlimmer", murmelte er, denn das traf Kazel deutlich tiefer ins Mark. Er hatte den Gevatter in Gedanken angefahren und dieser zu Recht reichlich verärgert reagiert. Im Nachhinein tat ihm sein Vorwurf leid, aber wie hätte er es wissen sollen? Es war der erste Plagegeist, dem er begegnet war und Tod hatte nicht im Ansatz erwähnt, dass solche Wesen existierten. Ebensowenig, wie Kazel sich über sie hätte bilden können, um vorbereitet zu sein. Dennoch bedrückte es ihn, seine Rolle als Gevatters Geselle mit diesem mangelnden Wissensstand ausgefüllt zu haben. Vielleicht war nicht genug? Er würde hart an sich arbeiten müssen. Er gab sich zumindest alle Mühe, sowohl bei seinem Meister als auch bei Elodi.
"Wir bekommen das hin. Die beiden wissen, dass wir noch lernen und ... ich glaube, dass wir es nun schneller besser machen können, wo wir nicht mehr alleine sind."
Erneut erwähnte sie es nur beiläufig, aber Kazel bemerkte es immer deutlicher. Elodis größte Herausforderung als Schicksals Lehrling musste es sein, niemanden zu haben. Der Verlust ihres Bruders hatte ihr die Konstante aus ihrem Leben gerissen, die jemand wie Schicksal nicht ersetzen konnte. Denn die Zeitlose gab sich professionell, dadurch aber auch distanziert - mehr gar als dem knochigen Sensenmann, der durchaus zu Emotionen in der Lage war, auch wenn er versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. Seinem Lehrling gegenüber aber hatte er die Grenzen schon ein um's andere Mal überschritten, damit er sich mit seinen Herausforderungen nicht verlassen fühlte. Elodi fehlte das.
Während sie an ihrem heißen Tee nippte, neigte er sich ihrem Ohr entgegen. Mit zwei Fingern strich er eine Strähne beiseite. Dann raunte Kazel leise hinein, als wollte er einen geheimen Schwur leisten: "Ich lasse dich nicht allein, wenn du mich nicht allein lässt." Das bezog auch den morgigen Umtrunk mit ein, denn dorthin wagte der Neuzugang der Siedlung sich ungern allein. Er scheute dabei nicht den Kontakt zu anderen, sondern den Alkohol, der offensichtlich dort fließen würde. Und um diesen käme er auch nicht herum. Elodi konnte ihm da keinen anderen Ausweg anbieten als vorzuschlagen, vorher fettig zu essen und ihm anzubieten, den erahnten Kater am Folgetag zu behandeln. Kazel beruhigte das nur bedingt.
"Verträgst du wirklich so wenig?"
"Ich ... weiß es nicht ... es gab da wohl etwas in meiner Vergangenheit. Ich muss stark betrunekn gewesen sein. Ich erinnere mich sehr dunkel an eine Elfe, aber sie trug einen Bart und ... Gestank. Jemand hat schrecklich gestunken. Vielleicht war ich das. Ich glaube, ich hab mich auch übergeben und ..." Seine Hand fuhr zur eigenen Brust. Er griff dabei in das Hemd, kratzte sich gedankenverloren über die Haut, aber da war nichts. Die Tätowierung, die ihm die elf Hochelfen bei ihrem Saufgelage mit Elfenschnaps verpasst hatten, existierte ebenso wenig mehr wie die Erinnerung, dass er diesen Abend volltrunken, heiter und mit Janay verbracht hatte. So schüttelte er den Kopf. Es war nicht einfach, wenn man keinen Zugriff auf einen Großteil seiner eigenen Vergangenheit hatte. "Ich weiß es nicht. Ich verbinde einfach kein gutes Gefühl mit Alkohol."
"Die meisten bechern einen Krug nach dem nächsten leer! Aber mach dir keinen Kopf. Sie werden dich nicht zwingen. Bleib einfach souverän und nipp langsam an deinem Krug, so dass er nicht ständig aufgefüllt wird!"
"Den Rat nehme ich mir zu Herzen. Das könnte wirklich funktionieren." Endlich schaffte Elodi es, seine Sorgen etwas zu vertreiben und wer wusste schon jetzt, ob Kazel sich morgen nicht sogar aus leidenschaft in einen Zustand trinken würde, den er erst Stunden später ebenso leidenschaftlich wieder bereute? Es blieb abzuwarten und für heute erst einmal den Rest dieses Tages hinter sich zu bringen.
"Hast du auch etwas Hunger?", fragte Elodi themenwechselnd und ahnte gar nicht, was sie da ansprach. Kazel legte eine Hand an seinen Magen, spähte jedoch zwischen den Häusern hindurch. Gedanklich verfolgte er den Weg dorthin zurück, wo er Elodis Frühstück unfreiwillig gelassen hatte. Er seufzte aus, nickte ihr dann aber zu. "Mir ist, als hätte ich einen vollkommen leeren Magen", meinte er nur.
"Ich könnte etwaqs vertragen und muss ... auch zugeben, ziemlich erschöpft zu sein. Ich benutze nicht häfuig ... meine Fähigkeiten, abgesehen vom Lesen der Fäden und der Seelenwaage."
"Was kannst du denn noch alles?", erkundigte Kazel sich, winkte aber sofort ab. "Nein, erzähl mir das beim gemeinsamen Essen später. Da wir uns geeinigt hatten, dass ich selbst mit schlichten Kenntnissen wohl der bessere Koch sein könnte, übernehme ich das."
Elodi hingegen schaute Richtung Bett. Sie war gedanklich schon weiter als nur bei der nächsten Mahlzeit und sie erinnerte sich an Kazels Zögern, sowie sein Beharren, ihr den Schlafplatz im Bett nicht streitig machen zu wollen. "Am besten gehe ich nochmal los und besorge uns eine weitere Decke und ein Kissen. Ich habe nur noch Felle da, die zwar ausreichen, aber nicht ganz so gemütlich sind."
"Nein", schnitt Kazel ihr das Wort ab und umfasste sanft ihr Handgelenk. Er zog sie ins Haus, schloss mit dem Fuß die Tür hinter sich und ließ erst von Elodi ab, nachdem er sie auf einen Stuhl bugsiert hatte. "Ruh dich aus. Lass mich alles andere übernehmen", bot er nicht wirklich an. Es war mehr der Hinweis auf einen bereits festgelegten Plan, von dem Kazel sich nicht abbringen lassen wollte. So ließ er sich von Elodi berichten, welche Vorräte sie im Haus hatte und wo er sie finden könnte. Wenig später, nachdem die Zutaten geschnitten und Kräuter gehackt waren, köchelte bereits eine Pfanne auf dem Herd. Kazel hatte mehrere Kartoffeln, sowie einen Kohlrabi zu schmalen Scheiben geschnitten, beides mit Lauchzwiebeln abgeschmeckt und eine würzige Soße angerührt, die er nun über das Essen gab, damit es darin gar ziehen könnte. Es war keine ausgefallene Mahlzeit, doch würde schmecken und den Bauch füllen. Außerdem roch es köstlich im Raum.
Der Mischling stand mit dem Rücken zu Elodi, schob die Zutaten in der Pfanne umher, damit nichts anbrannte. So entgingen ihr vermutlich seine hochroten Wangen, als er sie erneut auf das Schlafthema ansprach: "Nach der Kräfte zehrenden Rettungsaktion muss ich zugeben, dass mir ein Platz im Bett auch lieber wäre als auf ein paar Fellen auf dem Boden. Du ... hättest nichts dagegen, einen alten Kindheitsfreund mit unter ...", er schluckte, "unter deine Decke zu holen? Ich werde mich benehmen! Ein Missgeschick wie am See wird es nicht geben, ich reiß mich zusammen." Plötzlich drehte er sich doch um. Schweiß stand ihm auf der Stirn, wobei unklar blieb, ob er durch den Kochdampf entstanden war oder weil Kazel erneut vollkommen verlegen war, seine eigenen Triebe anzusprechen. Er versuchte, Elodi ins Gesicht zu schauen, schaffte es aber nicht und wich ihrem Blick rasch aus. "A-auch wenn ich mir selbst Zeit einräumen will, kann ich nicht verhindern, dass ... mein ... Körper auf die Nähe reagiert. Ich könnte dir den Rücken zudrehen, dann ist es ... für uns beide ... v-vielleicht leichter. Oder ich schlafe einfach auf dem Boden", seufzte er aus und bedeckte sein Gesicht mit einer Hand. Es war ihm sichtlich unangenehm, überhaupt diesen Vorschlag unterbreitet zu haben. "Ja. Der Boden wird's tun. Eine Nacht. Morgen sagst du mir dann, wo ich Decken und Kissen herbekomme. Ich ... hol das schon." Er räusperte sich und war dankbar für das Brutzeln in seinem Rücken. Schon hatte er eine Ausrede, sich wieder umzudrehen, um die Kartoffelscheiben in der Soße zu wenden. "Sind gleich fertig!", lachte er gekünstelt und stellte es ebenso rasch wieder ein, als er merkte, dass es die Situation nur noch unangenehmer machte. Er verstand selbst nicht, warum er so nervös war.
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Re: Neuanfang

Beitrag von Erzähler » Sonntag 27. Oktober 2024, 17:35

Es war noch nicht lange her, das Kazel in seinem neuen Leben, nach dem Gedächtnisverlust aufgewacht war und doch konnte man behaupten, dass bereits viel geschehen war. Seine Beziehung zu Elodi wuchs auf sonderbare Weise, so unbemerkt und doch schnell, wie ein Pflänzchen, das genügend Licht und Wasser erhielt. Auf den ersten Blick sah man vielleicht nicht den Wachstum, doch war er da und würde irgendwann sicher in irgendeiner Form erkennbar werden.
Ihre erdachte Vergangenheit bildete eine unerwartete Basis und Kazel fiel es sonderbarerweise nicht schwer sich in die Rolle des Kindheitsfreundes einzufinden. Nein, gar nicht. Er konnte sich sogar deutlich mehr vorstellen, doch spürte und wusste er selbst, dass es besser war, wenn sie nichts übereilten und ihr frisches Kennenlernen nicht mit den erdachten Rollen oder beruflichen Erwartungen vermischten. Sie hatten Zeit – Zeit im Überfluss, denn ihr Leben würde nach dem Tod anders enden und weitergehen, als bei gewöhnlichen Bewohnern Celcias. Und doch war die Geborgenheit, die Kazel bei Eldoi empfand – und offenbar auch Elodi bei ihm – nicht von der Hand zu weisen und schien auf natürliche Weise bereits sehr stark zu sein.
Kazel vertraute der jungen Frau an, dass er sie gerne abholen würde, sollte ihr Leben einmal enden, woraufhin sich auf ihren Lippen ein Lächeln ausbreitete. Der Gedanke schien ihr zu gefallen. Natürlich waren sie beide privilegiert, denn sie wussten, was sie nach dem Tod erwarten würde. Und doch wäre der endgültige Tod auch für sie ein neues Kapitel und der Gedanke schien beruhigend, dass Kazel am Ende auf sie warten würde. Doch bis dahin, würde in ihrem Leben noch viel geschehen…
Kazels Sorge, dass Tod von ihm enttäuscht sein könnte, belastete ihn still. Im Eifer des Gefechts war es zwischen Meister und Geselle zu einer kleinen Unstimmigkeit gekommen und nun bereute der junge Mischling seine Worte. Elodi versuchte zwar ihn aufzumuntern, indem sie erwähnte, dass ihre Meister wussten, dass sie nicht perfekt waren und noch lernten, doch das schien ihm nicht wirklich zu helfen. Vermutlich würde er dahingehend erst beruhigt sein, wenn er sich mit dem Gevatter ausgesprochen hatte.
„Mach dir nicht zu viele Gedanken!“, meinte Elodi noch, im weiteren Versuch ihn aufzumuntern. Ihr Lächeln zeigte Optimismus – Zuversicht, dass sie recht behielt und sich alles mit etwas Zeit klären würde.
Kazel ließ sich ihre Gedanken durch den Kopf gehen und erkannte, dass er durch sie jemanden an seiner Seite hatte, der ihn nicht alleine oder gar im Stich lassen würde. Die rothaarige junge Frau war auf der einen Seite wie ein offenes Buch und doch ließ sich erahnen, dass es noch viel an ihr zu entdecken und kennenlernen gab. Etwas an ihr zog ihn an – ließ ihn zu einer Ruhe finden.
Ohne es wirklich bewusst wahrzunehmen, baute er Nähe zu ihr auf und beugte sich zu ihrem Ohr, strich auf liebevolle Weise mit zwei Fingern eine rote Locke beiseite und raunte ihr leise aber bedeutende Worte ins Ohr:
„Ich lasse dich nicht allein, wenn du mich nicht allein lässt.“ Dass er auch von dem morgigen Umtrunk sprach schien Elodi zu verstehen. Sie wandte ihm das Gesicht zu, musterte für einen Moment seine blauen Augen, ehe sie mit einem Lächeln nickte und seinen Schwur bestätigte.
„Wir sind füreinander da!“, fasste sie die Bedeutung noch einmal zusammen und strich sich dann in einer Geste aus einer Mischung aus Verlegenheit und Glück über die Strähne, die Kazel zuvor berührt hatte.
Würde man die beiden auf der Bank beobachten, würde man ein Bild von Geborgenheit und Harmonie vorfinden. Sie unterhielten sich ein wenig über den geplanten Umtrunk und Elodi schaffte es ihm ein wenig sie Sorgen zu nehmen, indem sie ihm ein paar Ratschläge gab. Gleichzeitig merkte und entdeckte sie erneut, dass der Geselle des Todes ein sehr gewissenhafter junger Mann war, der sich zu allem sehr viele Gedanken machte. Vielleicht sogar häufiger zu viele. Spontan eine Situation zu erleben und sie ohne eine gewisse Kontrolle entwickeln zu lassen lag ihm scheinbar nicht, doch das konnte die junge Frau verstehen.

Als Elodi ihr Hungergefühl erwähnte verließen die beide ihr Plätzchen auf der Bank und wechselten den Ort in die Hütte. Anders als sie empfand Kazel keinen großen Appetit und doch ließ er sich nichts anmerken, oder erwähnte gar seinen kleinen Leidensmoment, wo sich sein Magen entschlossen hatte, sich zu entleeren. Er schenkte Elodi nur ein Lächeln und betrat den Küchenbereich, um sich an die Arbeit zu machen. Ihren Vorschlag, dass sie sich um eine weitere Decke und ein Kopfkissen für ihn bemühen wollte, lehnte er hastig ab, um ihr keine weiteren Umstände zu bereiten. Noch immer schien es ihm ein wenig unangenehm zu sein, doch am wichtigsten war ihm nun, dass sie sich ein wenig ausruhte. Er wusste noch nicht viel über ihre Fähigkeiten und was die Anwendung sie für Kräfte kostete, doch er sah ihr die Müdigkeit an und wollte sie nun ein wenig verwöhnen.
„Ruh dich aus. Lass mich alles andere übernehmen", setzte er sie quasi vor vollendete Tatsachen, woraufhin sie für einen Moment etwas verloren im Raum stand und sich umsah, als würde sie es nicht gewohnt sein, nichts zu tun. Ihr blaugrüner Blick beobachtete sein Tun in der Küche, bis sie ein leises resignierendes Seufzen von sich gab und sich auf einen der Stühle am Esstisch niederließ. Die Ellbogen auf der Tischplatte abstützend, bettete sie ihre Wangen auf die Handflächen und beobachtete seine Kochkünste.
„Wenn ich helfen kann, sag aber Bescheid!“, erwähnte sie dann aber noch, einfach weil es ihr Gewissen etwas beruhigte. „Du hast vorhin bei dem Konflikt mit dem Geist mehr abbekommen, als ich…!“
Schnell erfüllte den Raum der leckere Geruch des Gerichts, das Kazel zubereitete. Kazel stand mit dem Rücken zu ihr gewand am Herz und konzentrierte sich auf das Anbraten, ehe er das Wort ergriff und ein Thema ansprach, das ihm noch immer Herzklopfen bescherte und ein wenig unangenehm war: das Bettproblem!
In dem Häuschen befand sich nur ein Bett, in dem zwar zwei Personen Platz finden würden, doch schien dem Mischling die dabei entstehende Nähe Sorge zu bereiten. Nicht, dass er etwas Unlauteres plante – doch er war jung und sein Körper reagierte einfach auf die Nähe einer Frau, ohne dass er dies kontrollieren könnte. Und dieser Gedanke machte ihm die Aussicht auf eine ruhige Nacht nicht ganz einfach. Dennoch begann er zaghaft das Thema anzusprechen:
„Nach der Kräfte zehrenden Rettungsaktion muss ich zugeben, dass mir ein Platz im Bett auch lieber wäre als auf ein paar Fellen auf dem Boden. Du ... hättest nichts dagegen, einen alten Kindheitsfreund mit unter …unter deine Decke zu holen? Ich werde mich benehmen! Ein Missgeschick wie am See wird es nicht geben, ich reiß mich zusammen.“ Besagtes Missgeschick – den Kuss zu erwähnen, trieb ihm die Erinnerung bild- und spürhaft wieder in Erinnerung. Brannten seine Wangen? Oh ja, das taten sie. Ob nun davon oder vom Kochen blieb jedoch unbeantwortet.
Als sich Kazel umdrehte traf er auf Elodis direkten Blick. Sie saß noch immer am Tisch, hatte jedoch ihre gestützte Position aufgegeben und saß etwas aufrechter da. Was sie dachte blieb ihm leider verborgen. Ihr Blick lag einfach ruhig auf ihm und er konnte nur erkennen, dass sie ihm aufmerksam lauschte. Schnell erkannte er, dass er diesem nicht begegnen konnte und wandte den Kopf leicht, um ihm auszuweichen.
„A-auch wenn ich mir selbst Zeit einräumen will, kann ich nicht verhindern, dass ... mein ... Körper auf die Nähe reagiert. Ich könnte dir den Rücken zudrehen, dann ist es ... für uns beide ... v-vielleicht leichter. Oder ich schlafe einfach auf dem Boden…Ja. Der Boden wird's tun. Eine Nacht. Morgen sagst du mir dann, wo ich Decken und Kissen herbekomme. Ich ... hol das schon.“, meinte er hastig und sich räuspernd. Die Nervosität machte ihm sichtbar zu schaffen und er konnte es nicht besonders gut verbergen.
Leise und dank der Kochgeräusche unbemerkt schob sich Elodi von ihrem Platz und ging zu ihm. Vielleicht war er zu sehr in Gedanken versunken und mit seiner Verlegenheit beschäftigt, um es zu bemerken, doch sollte er sich umwandte, stand sie bereits hinter ihm.
„Sind gleich fertig!", lachte er kurz gekünstelt, als ihn eine warme Hand am Oberarm berührte. Elodi drückte leicht gegen seinen Arm, um ihn zum Umdrehen zu bewegen, beugte sich aber gleichzeitig etwas seitlich, um seinen Blick so früh wie möglich zu erhaschen.
„Ich sag dir, du machst dir wirklich zu viele Gedanken!“, meinte sie klar und völlig von ihrem Worten überzeugt. Ihre Hände stützte sie leicht in die Seiten und ihr Blick nahm einen leicht kritisierenden Ausdruck an.
„Wenn du glaubst, dass ich dich auf dem Boden schlafen lasse, kennst du mich wirklich schlecht! Ich weiß gar nicht worüber du dich so sorgst?! An dem Kuss war ich doch genauso Schuld, wie du und … ich fand ihn nun … nicht … unangenehm. Ich war nur überrascht, genau, wie du, oder täusche ich mich?“ Auch ihre Wangen wurden eine Nuance rosiger, als sie davon sprach und doch sah man ihr ihre Entschlossenheit an, ihm diese Flausen auszutreiben.
„Ich weiß, dass du nichts tun wirst, was ich nicht möchte! Ich vertraue dir. Also mach dir wirklich nicht zu viele Gedanken. Wir sind vielleicht nicht wirklich Kindheitsfreunde aber… also für mich fühlt es sich so an, als würde ich dich schon viel, viel länger kennen!“ Ihr Blick tastete über sein Gesicht und sprach deutlich davon, dass es ihr nichts ausmachen würde, mit ihm ein Bett zum Schlafen zu teilen.
Elodi schien ihren Fokus gerade nicht auf dem köchelnden Essen zu haben, sondern streckte ihre Hand aus und berührte seine Hand.
„Ich … fände es schön, wenn wir uns einfach so ungezwungen, wie Kindheitsfreunde verhalten könnten.“ Diese Aussage, die gleichzeitig ein Geständnis war, schien ihr nun selbst ein wenig unangenehm zu sein, denn sie richtete ihren Blick etwas verlegen zu Boden.
Genau in dem Moment, in dem Kazel bemerkte, dass er vielleicht den Atem leicht angehalten hatte:
Du solltest dein Geblubber vom Feuer nehmen! Die Stimme des Gevatters klang beiläufig, als wäre er nur im Hintergrund anwesend, als wolle er weder stören, noch eine kulinarische Katastrophe geschehen lassen. Einen Moment später wirkte es so, als wäre er bereits wieder verschwunden, doch dann konnte er noch einmal die vertraute Stimme hören.
Nun, falls du eine dritte Meinung benötigst: Nimm ihr Angebot doch einfach an!? Es ist ja nicht so, als würdest du das erste Mal mit einer Frau das Bett teilen. Es muss ja nichts geschehen, aber wenn doch, dann wäre es in Elodis Fall… nicht problematisch. So schwer es mir gerade auch fällt das in der aktuellen Situation zu sagen. Aber ich störe euch nicht weiter, du machst das schon! Die Worte klangen zweideutiger, als sie es vielleicht gedacht waren und doch würde Kazel in sich die Wahrheit finden und wissen, dass er wohl wirklich Erfahrungen gesammelt hatte. Nur konnte er diese nicht abrufen. Gleichzeitig war es ein gutes Zeichen, dass sich Tod gemeldet hatte und ziemlich unbefangen gewirkt hatte. Auch wenn der Zeitpunkt der Einmischung mehr als unglücklich gewesen war.
Wieder verstrich ein kurzer Moment und Kazel kam in Bredouille gleichzeitig auf den Herd zu achten, auf Elodi zu reagieren und sich nicht von Tods Worten aus dem Konzept bringen zu lassen. Vielleicht wollte er seinen Meister ja auch nicht direkt wieder gehen lassen – oder er würde die Zuversicht gewinnen, sich später bei ihm melden zu können.
„… ich mag es, wie ... natürlich es sich zwischen uns anfühlt!“, hörte er Elodi noch etwas leider hinzufügen, ehe er wieder einen Blick auf ihren werfen konnte, da sie den Kopf wieder leicht hob.
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Re: Neuanfang

Beitrag von Kazel Tenebrée » Montag 28. Oktober 2024, 13:55

Es war gut, dass Kazel sich selbst auferlegte, sein neues Leben langsam anzugehen. Auch wenn er keinen Zugriff mehr auf seine Erfahrungen besaß, so schienen seine Erfahrungen sich im Unterbewussten irgendwo widerzuspiegeln und sei es nur, dass er dadurch instinktiv handelte. Denn damals, mit Janay, war er viel zu stürmisch etwas eingegangen, das jetzt noch Konsequenzen nach sich zog. Er hatte sich von der Mischlingselfe verführen lassen und war in seiner pubertäten Jugend natürlich sofort auf jegliche Reize hereingefallen. Jetzt würden seine Kinder ohne einen Vater aufwachsen. Hätte Kazel sich daran noch erinnert, hätte er den Neuanfang eines anderen Lebens garantiert abgebrochen, nur um zu Janay zurückzukehren und sich an seine Familie zu binden. Dabei blieb unberücksichtigt, inwieweit seine Liebe für diese Frau überhaupt gefestigt war oder nur eine Mischung aus der Schwärmerei der ersten "großen Liebe", dem Schuldgefühl, sie mit Nachwuchs allein zu lassen und dem Pflichtbewusstsein, seinen Kindern ein besserer Vater zu sein als er es selbst hatte erleben müssen. Sein Vater war bis zum Zeitpunkt, in dem er ihn hatte umbringen müssen, vollkommen inexistent für Kazel gewesen - nur ein waldelfischer Sklave unter vielen im Haus Tenebrée.
Man konnte also durchaus anzweifeln, dass der junge Elf überhaupt wusste, wie sich wahre Liebe darstellte und ob sie nicht viel zu einseitig gewesen war. Da er jene Liebe zusammen mit seinem alten Leben aber gänzlich zurückgelassen hatte und nur die Erfahrungen mitnahm, würde es hierauf keine Antworten mehr geben. Kazel schaute nach vorn ... und da waren Elodi, ihre Erschöpfung und ihr angekündigter Hunger. Verändert hatte der Mischling sich durch den Gedächtnisverlust nicht. Noch immer zeigte er sich gewissenhaft und pflichtbewusst, übernahm sofort das Kochen und orderte Elodi an, auf einem der Stühle Platz zu nehmen.
"Wenn ich helfen kann, sag aber Bescheid!"
"Mach ich", erwiderte Kazel mit einem Ton, der deutlich machte, dass er keinen Ton von sich geben würde, damit Elodi sich erholen konnte. Er übernahm das Zubereiten der Kochzutaten gänzlich allein, schob sie vom Schneidbrett in die Pfanne, erhitzte die Herdplatte, legte sogar noch etwas Holz nach und gab wenig später etwas Flüssigkeit, Kräuter und Stärke der Kartoffeln hinzu, um die Soße anzudicken. Es würde keine Gourmet-Mahlzeit werden, aber simple Hausmannskost konnte man von Kazel durchaus erwarten. In der Wildnis hatte er seine Fähigkeiten nicht groß ausbauen oder neue Rezepte lernen können. In seiner Kindheit hatte er aber oft genug Zeit in der Küche verbracht und sich manchmal auch selbst Dinge zubereitet - einfach weil es keine gemeinsamen Essenzeiten mit der Mutter gab und er sich unwohl fühlte, dass Sklaven für ihn kochten. Jetzt aber konnte er seine Kenntnisse endlich wieder anwenden und wenn es nach ihm ging, würde es nicht das letzte Mal sein, dass er für Elodi die Mahlzeit zubereitete - ganz gleich, wie erschöpft sie wäre.
"Du hast vorhin bei dem Konflikt mit dem Geist mehr abbekommen als ich..."
Er unterbrach sein Rühren in der Pfanne und spähte über die Schulter zum Tisch herüber. Er schenkte Elodi ein beruhigendes Lächeln. "Mir geht es gut ... glaube ich. Die Übelkeit von vorhin kam nur durch den Zeit- und Raumsprung. Ich weiß nicht, ob ich mich je daran gewöhnen werde. Vielleicht, wenn ich tot bin." Er gluckste und schaute wieder nach vorn. Noch immer wollte er nicht erzählen, dass er seinen gesamten Mageninhalt verloren hatte. Es war erledigt, es ging ihm nun besser. Für Kazel gab es keinen Grund, diese Angelegenheit noch einmal anzusprechen. Worüber er hingegen reden wollte - reden musste! - war das weiterhin vorherrschende Schlafproblem. Seit dem Kuss am See spürte der junge Elf die Anzeichen seines Körpers, wenn Elodi ihm nahe war. Ihm wurde angenehm warm, dann heiß und kalt zugleich, wenn sie ihn scheinbar zufällig und ohne jeglichen Hintergedanken berührte. Ihm war mehr als wonnig geworden, als sie ihn auf die Wange geküsst und sich auf der Bank an ihn gelehnt hatte. Er sehnte sich nach dieser Nähe und sein Körper begehrte mehr. Das bereitete ihm natürlich Sorgen. Elodi und er kannten sich aktiv nun einen Tag. Den Großteil der Zeit hatten sie nicht unbedingt damit verbracht, einander kennen zu lernen. Vor allem aber wusste Elodi vermutlich genauso viel über Kazel wie er selbst. Sie würden sich auf einer Ebene kennen und mögen lernen müssen, die Zeit voraussetzte. Er wollte wahrlich nichts mit ihr überstürzen, nur weil sein Körper sofort auf ihre Vorzüge ansprang. Und die gefielen ihm tatsächlich. Kazel mochte die Farbe ihres Haars, wenn das Sonnenlicht darauf fiel. Das sanfte Rot ließ sich schwer beschreiben. Es wirkte manchmal wie gesponnenes Kupfer, dann wiederum glaubte er, schimmernden Honig zu betrachten. Im Schatten umrahmte es Elodis Züge wie Holz ein Gemälde. Ihm gefielen auch ihre Sommersprossen, die wie winzige dunkle Sterne aus dem Himmel ihrer Haut heraus aufblitzten. Darüber die beiden klaren Bergseen, die so hell und aufmerksam auch seine Züge beobachteten und ihn zu lesen versuchten.
Kazel lief ein heißkalter Schauer die Wirbelsäule entlang. Er schüttelte sich leicht. Was hatte er soeben gesagt? Ohja, er würde auf dem Boden schlafen! Es musste sein. Vor allem, wenn in ihm beim bloßen Gedanken an Elodis Schönheit ein Sturm der Gefühle tobte.
Plötzlich kitzelte ihn etwas an seinem Oberarm. Kazel hob den Blick, wandte sich halb um und ... Sie steht so nah! Er hielt den Atem an, während seine Augen von ihrer Hand an seinem Arm über ihre Gestalt wanderten, bis sich ihrer beide Blicke kreuzten. Kazel schluckte leer.
"Ich sag dir, du machst dir wirklich zu viele Gedanken!" Er schwieg, schaute sie nur an, zählte im Geiste die Sommersprossen. "Wenn du glaubst, dass ich dich auf dem Boden schlafen lasse, kennst du mich wirklich schlecht!"
"D-das stimmt. Ich kenne dich einen Tag", murmelte er, ohne ihren kritisierenden Redefluss zu unterbrechen.
"Ich weiß gar nicht, worüber du dich so sorgst?!" Weil du schön bist ... und sehr nahe ... und der Kuss schön war... Als hätte sie seine Gedanken gelesen, fügte Elodi hinzu, während Kazel vor Schreck kurz zuckte: "An dem Kuss war ich doch genauso Schuld wie du und ... ich fand ihn nun ... nicht ... unangenehm." Sein Herz blieb stehen. Seine Atmung setzte aus. Kazel war für den Bruchteil einer Sekunde dem Tod näher als jemals zuvor. Und dann holte eine Wärme ihn zurück, ehe Gevatter die Sense über seiner Seele hätte schwingen können - mal davon abgesehen, dass Kazels Seele ihm ohnehin und auf ganz andere Art und Weise gehörte. Sie mochte den Kuss? Die Illusion einer lauschigen Umarmung legte sich um ihn. Er fülte sich geborgen und behütet. Zugleich war es gut, dass dieses Gefühl ihn festhielt, denn Kazel glaubte, mit einem Mal zu schweben. Er kam sich federleicht vor, sorgenfrei und einfach nur glücklich. Die Hormone sprudelten über.
"Ich weiß, dass du nichts tun wirst, was ich nicht möchte!" Aber möchtest du denn, was ich möchte? Was sein Körper mochte, müsste es eigentlich heißen. Obwohl Kazel nicht abstreiten konnte, dass ihm Elodi durchaus sympathisch war. Er fand sie niedlich, herzensgut, freundlich und kein bisschen so verlegen wie er in der aktuellen Situation. Trotz all der Tugenden, die er ihr bereits zuschrieb, besaß sie auch eine ungemeine Stärke, für die er sie im Stillschweigen bereits bewunderte. Er maß sich diese Stärke nicht zu. Er war nervös, bis...
"Ich vertraue dir. Also mach dir wirklich nicht zu viele Gedanken." Zum zweiten Mal setzten Herz und Atmung aus. Zum zweiten Mal hielt eine wohlige Wärme ihn davon ab, sich einfach in das Schicksal eines plötzlichen Todes zu begeben und loszulassen. Er wusste nicht, ob er lächelte. Er wusste nicht, ob seine Wangen röter glühten als die Signallaternen in Celcias sündigsten Bordellen. Er wusste nicht einmal, wie es Elodi ständig gelang, ihn mit simplen Worten derart intensive Glücksgefühle zu schenken, aber es kümmerte ihn auch nicht. Er machte sich zu viele Gedanken? Gerade nicht und doch ... schon. In seinem Inneren herrschte Chaos. Alles wirbelte durcheinander und um ein Zentrum, in dem ihre Aussage stand. Sie vertraute ihm. Ihr hatte der Kuss gefallen. Sie wusste, er würde nichts tun, das sie nicht auch wollte. Wenn er nur nicht so verkopft wäre!
Ein Blitz aus Wonne schoss durch seinen Leib, fuhr sämtliche Nervenbahnen ab, richtete alle Härchen an seinem Körper und am Ende noch weiteres auf, als Elodi seine Hand berührte. Nun war es um ihn geschehen. Er starb, oder? Atmete er noch?
"Ich ... fände es schön, wenn wir uns einfach so ungezwungen wie Kindsheitsfreunde verhalten könnten."
Ja. Den Kopf ausschalten.
"Du solltest dein Geblubber vom Feuer nehmen!"
Tods Stimme in seinem Geist ließ Kazel gar nicht mehr hochschrecken. Zumindest im Moment nicht. Mechanisch griff er nach hinten, zuckte zurück, als er den Griff knapp verfehlte und kurzen Schmerz in seiner Fingerspitze verspürte. Dann erhaschte er die Pfanne richtig und zog sie ohne hinzuschauen von der heißen auf eine der kalten Ofenplatten. Sein Blick lag auf Elodi. Seine ganze Aufmerksamkeit lag auf ihr. Er registrierte Tods Ratschlag nur am Rande und dennoch genügte es, dass er darauf reagieren konnte.
"Es muss ja nichts geschehen, aber wenn doch, dann wäre es in Elodis Fall ... nicht problematisch. So schwer es mir gerade auch fällt, das in der aktuellen Situation zu sagen."
Moment, was meinst du damit?
Tods Präsenz schwand. Kazel spürte es in seinem Inneren, weil es um ihn herum wieder wärmer wurde. Es war warm, weil Elodi bei ihm stand und ihn anschaute. Kazel wischte das einseitige Gespräch mit Tod beiseite. Der Gevatter hatte ihm einfach so einen Ratschlag erteilt und verhindert, dass das Essen anbrennen würde. Er hatte nicht geschmollt oder wütend gewirkt. Das beruhigte den Gesellen. Trotzdem wollte er sich nun nicht auf ihn konzentrieren, sondern auf Elodi. Ihre Worte hallten in seinem Geist nach. So sehr, dass Kazel endlich eine Entscheidung traf. Den Kopf ausschalten.
"Du vertraust mir", wiederholte er ihre Worte, die ihn so sehr berührt hatten. Sie kannte ihn doch auch kaum länger und dann auch nur in einem wahrlich desolaten Zustand, als er mit Fieber in ihrem Bett gelegen hatte. Wie konnte sie ihm so blind vertrauen?! Vielleicht aus dem Grund, den sie bereits angesprochen hatte und den er ähnlich empfand. Sie fühlten einander nahe, ganz so, als hätten sie eine gemeinsame Kindheit erlebt. Kazel empfand sogar etwas mehr, aber man konnte es ihm kaum zum Vorwurf machen. Er war jung, er war ein Mann und Elodi ihm nicht nur nahe, sondern auch wunderschön. Und sie vertraute ihm.
"Ich werde deinen Rat beherzigen und mir jetzt ... keine Gedanken machen. Weil du mir traust. Ich werde ... einfach..." Seine Hand fuhr empor, um erneut eine Strähne hinter eines ihrer Ohren zu schieben. Es war eine Übergangsgeste, um Zeit zu gewinnen und einzuleiten, was er nun tun wollte. Ohne Planung, ohne langes Nachdenken. Er gab seinen Verstand auf und überließ Emotionen und Körper die Kontrolle. Er ging es vermutlich erneut zu schnell an, aber es war ihm gerade gleichgültig. Und er musste ja nicht den letzten Schritt wählen. Es musste nichts geschehen, trotzdem wollte er gewisse Dinge zwischen ihnen klären. Ungezwungen sein. Nicht nervös sein. Den Kopf frei haben. Deshalb schaltete er ihn nun aus.
Seine Hand legte sich an Elodis Wange. Er strich sanft mit dem Daumen über ihre Haut. Er tippte zwei Sommersprossen ab und lächelte. Er mochte die vielen fröhlichen Tupfen wirklich. Dann kam er ihnen sacht nächer. Noch näher. Ganz nahe. Seine Stirn berührte die der Heilkundigen. Kazel schaute in ihre hellklaren Bergseen, präsentierte seinerseits das ruhige Blau seiner Meere. Behutsam, um sie dieses Mal weder zu überraschen noch zu verschrecken, neigte er den Kopf und überbrückte zeitlupenartig die letzte Distanz zwischen ihren Lippen. Er hoffte, dass Elodi sich dieses Mal genug vorbereiten konnte und falls sie wahrlich nicht mochte, was er sich wünschte, würde sie ihn aufhalten können. Sie hatte Recht. Sie konnte ihm vertrauen. Kazel würde nichts erzwingen, was ihr zuwider wäre. Sollte sie sich hingegen nicht an diesem zärtlichen Kuss stören oder ihn gar zu erwidern beginnen, wäre sein Mut weit genug angeregt, um ihn ohne Denken handeln zu lassen. Dann müsste Elodi sich später wohl Zwiebel- und Kartoffelschalen, sowie einige Reste von Petersilie und Schnittlauch vom Hintern klopfen. Denn Kazel würde sie einfach auf die Anrichte heben, an der er die Zutaten kleingeschnitten hatte, ohne das Küssen zu beenden. Im Gegenteil. Aus Zärtlichkeit würde wachsende Leidenschaft, alles unter der Annahme, dass es ihr gefiel. Aber ob Kindheitsfreunde so miteinander umgingen?
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Re: Neuanfang

Beitrag von Erzähler » Samstag 30. November 2024, 14:09

In das kleine Häuschen kehrte Ruhe und Gemütlichkeit ein. Nichts von der Aufregung der letzten Stunden schien in Wände zu durchdringen, anstatt dessen breitete sich eine angenehme Wärme und der Geruch nach einem leckeren Essen aus.
Elodi beobachtete ihren neuen Partner beim Zubereiten der Mahlzeit. Seine Handgriffe sprachen davon, dass Kazel wusste, was er tat und das brachte sie zum Lächeln. Es war ein wenig ungewohnt, dass sich jemand um sie kümmerte – normalerweise war sie es, die es für andere tat, wenn auch nicht unbedingt jemanden zu bekochen. Dafür war ihr Können in diesem Bereich doch recht eingeschränkt und mehr auf Nahrungen ausgerichtet, die auch Kranke zu sich nehmen konnten. Doch es ein angenehmes Gefühl, das nun in ihr aufkam – begleitet von einer Vertrautheit, die die junge Frau dem Mischling gegenüber eigentlich noch gar nicht empfinden sollte. Normalerweise ließ sie es nicht zu, dass jemand anderes ihre Erschöpfung mitbekam. Doch ihm gegenüber… woher auch immer das Gefühl kam, es kam ihr so vor, als wäre es in Ordnung, wenn sie sich ein wenig fallen lassen würde.

Auch Kazel, dessen Welt ziemlich auf den Kopf gestellt worden war, schien nicht recht zu wissen, wie er seine neuen Gefühle einsortieren sollte. Im Grunde hatte er sich nicht verändert, auch wenn er seine Erinnerungen verloren hatte. Er machte sich noch immer mehr Gedanken um andere, als um sich selbst, war stets bemüht sein Bestes zu geben! Und in Elodis Fall, die in seinem neuen Leben eine Partnerin und erfundene Kindheitsfreundin sein sollte, spürte er den immer stärker wachsenden Drang, für sie da sein zu wollen!
Die rothaarige junge Frau hatte sich in der kurzen Zeit, in der sie sich nun kannten, als jemand herausgestellt, der sehr natürlich und aufrichtig zu sein schien. Natürlich konnte er es mit Sicherheit noch nicht sagen, aber in ihrer Gegenwart fühlte er sich wohl, ja mehr noch – ihr Erscheinungsbild zog ihn unwahrscheinlich stark an. Lag es daran, dass sie optisch sein Typ war? Hatte er überhaupt einen und sich je Gedanken darüber gemacht?
Vermutlich war das nicht wichtig. Wenn er sie ansah, fand er vieles, was ihm sympathisch war und gefiel und ein junger Mann, wie der Mischlingself, dessen Hormonhaushalt sowieso noch nicht recht stabil war, konnte sich darüber durchaus schon mal verlieren. Erst recht, wenn Elodi ihm auch noch wortwörtlich sagte, dass sie sich bei ihm wohl und sicher fühlte, ihm vertraute und den zuvor versehentlich geschehenen Kuss… nicht unangenehm fand!
Kazel spürte, wie ihm das Herz bis in die empfindlichen Ohren pochte. Sein Kopf schien nicht mehr ganz so klar und subjektiv arbeiten zu wollen, wie zuvor. Elodi hatte ihn mit ihren Worten ganz klar beruhigen und von der Idee abbringen wollen, auf den Boden oder sonst wo unbequemes schlafen zu wollen. Sie war dahingehend durch und durch Pragmatikerin. Doch sorgten ihre Worte auch dafür, dass die sehr plötzlich entstandenen und chaotischen Gefühle, die er ihr gegenüber begonnen hatte zu empfinden, ihn nur noch stärker verwirrten und … eine ungestüme Hoffnung verstärkte, dass es in Ordnung wäre, wenn er sich diesem Drang, den er gerade spürte, einfach hingab. Kazel hatte sich umgedreht und sah Elodi an, entdeckte all die kleinen, liebenswerten Details in ihrer Optik, die ihn ihm den Wunsch weckten ihr nahe sein zu wollen – sie zu berühren und… zu küssen…
Selbst Tods gedanklichen Worte konnten ihn nicht aus seinem Zustand wecken. Wie selbstverständlich ging er auf die Warnung ein, zog den Topf auf die kalte Herdplatte, ohne den Fokus zu verlieren, der auf der rothaarigen Gesellin lag. Kazel gestattete sich etwas, was er seines Wissens zuvor noch nie getan hatte: er schaltete den Kopf aus und ließ sich einfach von seinen Empfindungen leiten.
„Du vertraust mir“, wiederholte er ihre Worte, die ihn so sehr berührt hatten. Elodi sah auf und nickte noch einmal bestätigend. Sie schien noch nicht mitzubekommen, was für ein kleines Gefühlschaos in ihm tobte und dass sie darin die Hauptrolle spielte.
„Ich werde deinen Rat beherzigen und mir jetzt ... keine Gedanken machen. Weil du mir traust. Ich werde ... einfach...“, sprach er weiter und hob die Hand, um ihr eine Strähne hinter das Ohr zu streichen. Elodi sah ihn im ersten Moment nur abwartend an, ehe die Bewegung ihre Aufmerksamkeit erregte und sie den Bewegungen seiner Finger mit den Augen folgte. Die zärtliche Berührung schien sie nun doch ein wenig zu überraschen und ihr wurde die Nähe langsam, aber sicher bewusst, die der Mischling zu ihr aufgebaut hatte.
Seine Hand legte sich auf Elodis Wange und ihr Blick weitete sich eine winzige Spur, im Erkennen seines offensichtlichen Vorhabens. Kazel konnte nicht hören, dass ihr Herz einen Satz machte, doch ihre Wangen, die von Natur aus eine schmeichelnde Rötung besaßen, wurde eine Spur wärmer.
„Ka-…!“, war sie im Begriff seinen Namen auszusprechen, als das Streicheln seines Daumens über ihre Haut sie unterbrach. Elodis klares Blau suchte in den dunkleren Augen des Gesellen ein wenig unsicher nach einer Antwort – einer Bestätigung ihres Verdachts, was gerade hier zwischen ihnen geschah, als er plötzlich lächelte. Und eben dieses Lächeln tat etwas mit ihr!
Elodis unruhiger Blick stoppte und wurde in der Erkenntnis ruhiger, dass er sich zu ihr vorbeugte. Noch immer lag in ihrem Blick eine leichte Überraschung, vielleicht auch Überrumpelung, doch während Kazel sich ihren Lippen immer weiter näherte, merkte sie nur, wie sie sich ein wenig nach hinten lehnte, die Hände an der Arbeitsplatte abstützend, während sich langsam und mit pochendem Herzen auch ihre Lider senkten.
Doch es kam nicht sofort zu einem Kuss. Kazel überließ seinem Begehren nicht soweit die Kontrolle, dass er ihr keine Gelegenheit geben würde, den Kuss zu unterbinden.
Die erste Berührung, die Elodi spürte war, als sich seine Stirn gegen ihre lehnte. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie die Augen bereits geschlossen und öffnete sie nun wieder, ein wenig fragend, einen Spalt breit. In dieser Zeit überbrückte Kazel hingegen die letzten Zentimeter, die ihre Lippen voneinander trennten. Elodi spürte ein ungewohntes und doch wohliges Schaudern, als die sensiblen Lippen von den Seinen umfangen wurden. Was gerade in ihrem Kopf vor sich ging konnte Kazel unmöglich wissen. Doch sie stieß ihn nicht von sich und so wurde er sachte mutiger. Konnte er doch werden?

Ein Seufzen entschlüpfte einem völlig anderen Lippenpaar. Das Abbild des jungen, sich küssenden Paares schimmerte in einem fließenden Wasserspiegel, dessen Rahmen von tausenden silberglänzenden Fäden umwoben wurde.
Hinter der aufrechten und edlen Gestalt trat aus dem Schatten eine Kuttengestalt, woraufhin Schicksal den Kopf wandte und die Lippen mit einer kleinen Missbilligung verzog.
„Dein Geselle ist wirklich ungestüm! Er kennt sie kaum einen Tag und schon fängt er an ihr den Kopf zu verdrehen?!“
In der Stimme lag eine kritisierende Strenge und sie schüttelte leicht mit den Kopf, als sie ihren Blick wieder auf das Bild im Spiegel richtete, wo ihre Gesellin Elodi gerade ihre Hand in das dunkle Nackenhaar des Mischlings wandern ließ, um den Kuss aufrechtzuhalten. Genau in diesem Moment wurde ihr kleinerer Körper von Kazels Armen auf die Arbeitsplatte gehoben.
„Er ist eben jung! Aber tu doch nicht so, als würde dich diese rasche Entwicklung nicht zufrieden stimmen!“ Neben die erhabene Gestalt der aufrechten und doch alten Dame trat die verhüllte Gestalt des Gevatters, der nun auch einen Blick auf die Abbildung der beiden Gesellen richtete.
Ein Schnalzen wurde neben ihm laut und ein amüsierter Laut entwich seinem knöchernen Körper.
„Also mit so einer schnellen Entwicklung habe ich mit Sicherheit nicht gerechnet!“, protestierte Schicksal und schien dabei ihre aufrechte Haltung nur noch mehr zu strammen.
„Ich hoffe nur, dass er sich seiner Taten sicher ist! Es kann gut sein, dass sie momentan nur blinde Versuche sind, den Schatten von Erinnerungen zu füllen, an die er sich nicht erinnern kann.“
Tods Blick blieb regungslos auf dem Bild der beiden liegen.
„Das mag schon sein, aber die beiden werden das schon machen. Du solltest am besten wissen, dass sich das Schicksal nicht aufhalten lässt, auch wenn es erst nach ein paar Umwege eintrifft.“
Diese Worte brachten Schicksal leicht zum Schmunzeln und ihr strenger Blick wurde weicher.
„Da hast du recht. Ich mache mir einfach Sorgen um sie...“, sprach sie doch ein wenig nachsichtiger und zugleich in Gedanken, ehe sie sich wieder fing und strenger hinzufügte: „Aber du solltest ihm wirklich die Flausen austreiben, die ihn dazu bewegen in der Regel immer den Fluss des Schicksals zu verändern! Das Eigene, wie auch das Anderer!“
Das Lachen des Todes, das als Antwort kam, hätte für seine Verhältnisse nicht erheiterter oder gar stolzer klingen können, ehe ein kalter Luftzug die beiden Entitäten ablenkte und sich rasch umdrehen ließ…


Kazel konnte spüren, wie sich Elodis Hand in seinen Nacken verirrte, wo diese sachte und zugleich entschlossen in sein dunkles, etwas lang gewordenes Haar griff. Ein Seufzen rutschte über die geküssten Lippen der jungen Frau, deren Atmung sich eindeutig erhöht hatte. Dass man ihren Herzschlag nicht hören konnte, war in diesem Fall schon beinahe ungewöhnlich.
Erst unsicher und sachte waren ihre Lippen den Bewegungen des Mannes nachgekommen, doch je länger der Kuss aufrecht erhalten wurde, je sicherer schien Elodi zu werden. Was machte diese Reaktion – diese stumme Antwort mit dem Elfen? Gerade war er drauf und dran die erdachte Beziehung zwischen ihnen zu verändern. Wusste er das? Wollte er das? Oder machte er sich soweit noch gar keine Gedanken?
Elodi schien kurzzeitig etwas abgelenkt, als sie spürte, wie der Mischling sie auf den Tisch hob und sie dadurch in eine doch kompromittierende Position brachte, da er sich nun zwischen ihre Beine schob, um den Kuss aufrechtzuerhalten – gar noch zu vertiefen.
Ihre Wangen wurden etwas röter und er konnte vermutlich spüren, dass sie dem Kuss nicht mit derselben Sicherheit und Geübtheit folgen konnte, wie er ihn mit ihr teilte. Das verriet ihm vermutlich, dass Elodi nicht dieselbe Erfahrung besaß, wie er, auch wenn er sich an die Seine nicht erinnern konnte. Dennoch schien sie ihr Bestes zu geben all dem zu folgen.
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Re: Neuanfang

Beitrag von Kazel Tenebrée » Donnerstag 5. Dezember 2024, 13:08

Es passierte tatsächlich häufig, dass andere sich in Kazels Gegenwart fallenließen oder sich ihm einfach anvertrauten. Vielleicht lag es an seiner allgemeinen Aura, aber auch dann war es überraschend. Immerhin galt er als der Lehrling von Gevatter Tod und seit er diese Rolle übernommen hatte, wirkte sein Teint immer ein wenig blässlicher als andere, seine Körpertemperatur war etwas kühler. Noch strahlte er nicht diese richtige Kälte aus, die nur dem Tod anheim zu sein schien und ihn ankündigte, lange bevor er erschien. Jene Kühle, die ihn beruhigte, was außer Kazel kaum jemand nachvollziehen konnte. Man sollte wohl eher sagen, dass trotz all dieser Faktoren es passierte, dass man sich ihm auf ganz natürliche Weise öffnete. Die Geschöpfe in seiner Umgebung ließen sich fallen. Sie schalteten den Kopf aus.
Jetzt aber war Kazel dran! Er hatte es bewusst eingeleitet, aber auch hier spielte Vertrauen keine unwichtige Rolle. Elodi hatte es ihm offen mitgeteilt, dass auch er sich fallen lassen dürfte. Dass sie ihm vertraute. Gerührt von jenen Worten hatte er entschieden, auch ihrem Ratschlag zu folgen und einfach mal nicht jede Kleinigkeit zu überdenken. Nein, er dachte gar nicht nach und kehrte zu seinen Wurzeln zurück. Er ließ sich nun von seinen Instinkten und Emotionen treiben. Beides führte ihn zurück zu der Rothaarigen, führte sie dicht an sie heran.
Erst berührten sich ihre Gestirne, dann tanzen ihre Augen miteinander, tasteten einander ab und suchten mit dem letzten Funken Zweifel beim jeweils anderen nach der Bestätigung, diesen Funken erlöschen lassen zu können. Schließlich überbrückte Kazel die letzte Distanz, bis auch ihre Lippen zueinander fanden. Er küsste sanft, fast schon vorsichtig. Als aber weder ein erschreckter Schrei, noch ein Zurückweichen oder gar eine Ohrfeige folgten, wurde er mutiger. Schon umschmeichelte er Elodis Lippen mit seinen, streichelte und liebkoste sie.
Dann geschah die Erwiderung, aber sie betrat in Gestalt einer Hand die Bühne, welche sich zerbrechlich wie Kristallglas in Kazels Nacken verirrte. Dort schob sie die schwarzen Strähnen beiseite und legte sich an seine Haut, die die Fingerspitzen mit seichter Kühle empfing. Dafür bot er keinerlei Widerstand. Kazel ließ sich führen und weiter auf den Pfad schieben, den seine Lippen bereits begonnen hatten zu beschreiten. Ihrem Aufseufzen folgte ein Kichern seinerseits und schon hob er sie auf die Anrichte, schob sich zwischen ihre auf diese Weise bereitwilliger offenen Beine und setzte den Kuss fort.
Kazel war kein Frauenheld, der jedem Rock hinterher jagte. Unerfahren konnte man ihn allerdings auch nicht schimpfen. Er mochte sich nicht an seine verflossenen Liebschaften erinnern - weder an Shantih, mit der er alle körperlichen ersten Momente erlebt hatte, noch an Janay, der er sogar eine Erinnerung in Form von Nachkommenschaft hinterlassen hatte. Kazels Seele erinnerte sich jedoch sehr wohl an all die Gefühle, die ein einziger Kuss in ihm wachrufen konnte. Sein Körper reagierte auch ohne die Erinnerungen darauf, ließ ihn warme und Kalte Schauer spüren, richtete jegliche Härchen auf und bereitete ihm impulsartige Wonnen vom Scheitel bis zur Sohle. Elodi hatte hier ein Exemplar der verschmusten Sorte Elf erhaschen können, was man dem dunklen Anteil seines Blutes eigentlich nicht nachsagte. Es musste das waldelfische Erbe sein, das ihn Nähe und Wärme suchen ließ, nur um sie seinerseits zu geben. Darin war er erfahren genug, um aktuell zu führen. Kazel spürte, dass Elodi bemüht war, ihr Küssen jedoch zögerlich kam. Nicht ängstlich und auch nicht scheu! So fühlte es sich nicht an. Sie brauchte nur Zeit und vor allem seine Geduld, experimentieren zu dürfen. Er ließ es zu, lud sie sogar sanft ein, sich von ihm Dinge zeigen zu lassen, die ihnen hoffentlich beiden gefielen. Das musste so sein, denn der Kuss dauerte an. Außerdem brachte Kazel nun auch seine Zunge ins Spiel. Vorsichtig, um Elodi weder zu erschrecken noch zu überfordern suchte er Einlass, um sich seinerseits ihrer Zunge vorzustellen. Dabei gluckste er gelegentlich in den Kuss hinein oder seufzte, wenn er die Berührungen besonders genoss. Er mochte gewiss nicht der beste Küsser Celcias sein, der sämtliche Damenherzen der Welt zum Schmelzen brachte, aber auch er bemühte sich darum, es ein angenehmes Erlebnis werden zu lassen.
Seinem Körper genügte das jedoch nicht. Langsam wurde es eng in der doch eher locker sitzenden Hose, vor allem, weil Elodis Schoß verführerisch nahe war. Vollkommen unbewusst strich der Mischling mit einer Hand bereits an Elodis Körper entlang, streichelte ihre Taille und glitt über ihren Schenkel, nur um ihr Bein sacht um seine Hüfte zu schieben. Schon presste er sein Becken vor, über die Kante der Anrichte hinweg und gegen ihre Mitte. Er seufzte auf, als seine eigenes, verhärtetes Zentrum ihren weichen Körper traf. Und dann meldete sich sein Denken zurück...
Mit einem über seine eigenen Triebe amüsiertes Schnaufen löste Kazel den Kuss auf und lehnte sich ein wenig zurück. Nicht nur Elodis Wangen glühten in einem warmen Rotton. Darüber aber leuchteten seine Augen wie das von Mondlicht beschienene Meer. Sie lagen so still da und doch strotzten sie von Leben, in denen zwei seelentief schwarze Pupillen nach ihrem Blick suchten.
"So viel zu meinem Vorhaben, es langsam anzugehen...", schmunzelte er und senkte kurz verlegen den Blick. Aber Elodi zog ihn auf magische Weise an. Er konnte ihr nicht entkommen. Er musste sie wieder ansehen, als benötigte er ihren Anblick, um überhaupt atmen zu können. Noch einmal haschte er nach ihren Lippen. Einen Kuss noch, einen kurzen. Dann suchte er nach seiner Selbstbeherrschung. Sie gefiel ihm, das ließ sich nicht abstreiten. Jede Regung, jeder Blick seinerseits, verriet es. "Unser ... Essen wird kalt", murmelte er. Sein Körper reagierte nicht nur auf Elodi, sondern auch auf die Tatsache, dass die Küche bereits köstlich nach der Kartoffel-Gemüse-Pfanne duftete und er eigentlich schon wieder auf nüchternem Magen unterwegs war. Das Frühstück hatte er ja nicht lange bei sich behalten können. Der Bauch aber knurrte nicht. Er zügelte sich angesichts der Romantik im Raum und würde auch noch länger ausharren können, wenn es nun Elodis Kopf wäre, der sich ausschaltete. Er würde sogar ganz artig und still sein, sollte sie andere Möbelstücke der Anrichte vorziehen, Küsse als nicht ausreichend deklarieren oder einfach neugierig auf mehr sein. Aber er wäre froh darum, gefüllt zu werden, denn wie Kazels Pläne es ursprünglich vorsahen, wollte zumindest sein Verstand es langsam angehen. Die Küsse aber bereute er sicher nicht.
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Re: Neuanfang

Beitrag von Erzähler » Sonntag 8. Dezember 2024, 22:00

Sich von seinen Empfindungen treiben lassend, wagte Kazel einen Schritt, mit dem er sicher am Morgen noch nicht gerechnet hatte. Sanft und liebevoll begann er einen Kuss, jedoch nicht ohne dabei auf Elodis Reaktionen zu achten. Sein Herz schlug sicher ein paar Takte schneller, als er bemerkte, dass sie ihn nicht wegstieß, sondern den Kuss sachte zu erwidern begann.
Was auch immer hier geschah – ob es nun zu schnell war, oder nicht – es schien in Ordnung zu sein. Zumindest hielt keine höhere Macht sie auf. Und so vergaß Kazel alles um sich herum und konzentrierte sich nur auf seine hübsche Partnerin, mit der er in Zukunft offenbar nicht mehr nur zusammenarbeiten, oder Kindheitsfreunde darstellen würde.
Auch Elodi verlor sich in dem Kuss. Sie war offenbar keineswegs so erfahren, wie es Kazel war, doch schien ihr das nicht unangenehm zu sein, oder sie gar zu hemmen. In diesem Punkt war sie ein wenig anders. Die junge Frau war neugierig, ließ sich führen und gleichzeitig ermutigen selbst aktiver zu werden.
Ihre Finger vergruben sich in das dunkle Haar des Mischlings, als er sie auf der Tischplatte absetzte und sich zwischen ihre Beine schon. Mittlerweile war der Kuss hitziger geworden. Kazel tastete sich mit seiner Zunge hervor, neckte erst ihre Lippen leicht, bis sie sich zögerlich spalteten und ihm Einlass gewährte. Auch hier reagierte die Rothaarige wenig verunsichert, was zeigte, dass sie vielleicht selbst keine praktische Erfahrung gesammelt hatte, aber durchaus wusste wie es in einer solchen Situation ablief. Gleichzeitig konnte Kazel spüren, dass auch sie sich Mühe gab, es für ihn angenehm und schön zu machen.
Zärtlich umschmeichelten sich ihre Zungen, entlockte beiden kleine Seufzer. Auf Elodis Wangen war eine zarte Röte erkennbar, durch die ihre Sommersprossen dennoch gut zur Geltung kamen, sollte darauf überhaupt geachtet werden.
Kazel konnte spüren, wie Elodi eine Hand auf seine Wange legte und mit den Fingern zärtlich über seine leicht kühle Haut strich. Von der Körpertemperatur war sie wärmer als er – das schien sich nicht geändert zu haben, als sie Schicksals Gesellin geworden war. Zog ihn das an? Vielleicht, denn nun spürte die junge Frau, wie seine Hände ihren Körper entlang zu streichen begannen.
Nur kurz öffnete sie die Augen sachte, schien von den unbekannten und zugleich eindeutigen Berührungen für einen Moment abgelenkt. Kazel indessen schien gerade wie in einem kleinen Rausch, denn er begann ihre Beine über seine Hüfte zu schieben, ehe er sie mit einem kleinen Ruck spüren ließ, welche Auswirkung sie auf seinen Körper hatte. Und genau das war der Moment, indem Elodi nun doch ein wenig verlegen wurde. Vermutlich hatte sie noch nie gespürt – schon gar nicht an einer so privaten Stelle, dass ein Mann sie begehrte – körperlich!
Sie errötete noch mehr und verlor ein wenig den Faden, wodurch sich ihr Griff in sein Haar lockerte. So recht wusste sie auch nicht, was sie mit ihren Beinen nun machen sollte und so legte sie diese nur sachte um ihn.
Ihre blauen Augen, in denen die feine, kleine Grünnuance begann durchzuschimmern, sahen ihn an, als sie den Kuss abbrach. Es folgten zwei kleinere, kurze Küsse, die wieder sanfter, als leidenschaftlich waren – vielleicht, weil sie nicht wollte, dass Kazel glaubte, dass er etwas falsch gemacht hatte? Dennoch schien ihr das nun doch ein wenig rasch zu gehen. Und auch der Mischling schien es zu bemerken und langsam seine Selbstbeherrschung und sein Denken wieder zusammenzuschaben.
Kazel lehnte sich ein wenig zurück und sie sahen einander schweigend an, musterten einander, bis sich auf den eben noch geküssten Lippen der jungen Frau ein kleines Lächeln zeigte. In ihrem Blick lag keine Abscheu, oder Ablehnung. Ihr hatte der Kuss gefallen und sie schien ihn nicht zu bereuen!
„So viel zu meinem Vorhaben, es langsam anzugehen...“, schmunzelte Kazel, der sachte den Blick senkte. Nun bahnte sich doch Verlegenheit in ihm durch, weil er erkannte, welche Wirkung sie auf ihn besaß.
Ein leises, melodisches Lachen war zu hören. „Bereust du es? … ich nicht!“, gab sie mit einem liebevollen Ton in der Stimme zu, ehe sie sich ebenfalls, fast zeitgleich mit ihm vorbeugte und ihm noch mal einen Kuss stahl, so wie er von ihr.
Elodi war vielleicht ein wenig schneller darin sich wieder zu fangen. Vielleicht war sie auch einfach keine Frau, die sich Gefühle auch verdenken konnte. Sie wirkte zufrieden – regelrecht fröhlich und schien mit dieser plötzlichen Änderung ihrer eigentlich ausgedachten Beziehung, gut klarzukommen.
„Unser ... Essen wird kalt“, hörte sie Kazel murmeln, woraufhin sie einen Blick an ihm vorbei auf den Topf warf, den der Mischling vorhin erst von der heißen Platte gezogen hatte. Noch immer dampfte es sichtbar von der Oberfläche und vertrieb so zumindest ihre Sorgen.
Sachte schob sie sich nach vorne und rutschte langsam vom Tisch. Ihre Hände hatte sie dabei auf seinen Schultern abgestützt und sah nun zu ihm auf, da er doch ein paar Zentimeter größer war, als sie.
Kurz betrachtete sie sein hübsches Blau, lächelte noch einmal, ehe sie sich dann an ihm vorbei schob.
„Dann lass uns essen, komm!“ Auf dem Boden lagen einige Kartoffel- und Zwiebelschalen, doch das schien sie nicht zu stören, sollte sie diese gerade überhaupt bemerken. Die junge Frau holte zwei Teller, Besteck und winkte dann den Elfen zu sich, als sie beim Topf stand. Ihr Magen war nicht so galant, wie der seine und begann bei dem leckeren Geruch ein leises Geräusch von sich zu geben.
„Das riecht wirklich lecker!“ Ihr Blick wanderte zur Seite auf sein Profil. „… danke, dass du extra gekocht hast, obwohl du müde sein musst!“ Für einen Moment verweilte ihr Blick auf ihm, fuhr seine Gesichtszüge entlang.
„Du… siehst wirklich gut aus...!“, meine sie ein wenig in Gedanken, ehe sie wohl bemerkte, dass sie das laut ausgesprochen hatte. Hastig griff sie nach dem großen Holzlöffel und schöpfte ihnen eine Portion auf die Teller.
„Nun, das hast du sicher schon häufiger gehört! Ich sehs auch schon kommen, dass mich morgen sicher einige nach meinem hübschen Kindheitsfreund befragen werden!“ Eine sachte Verlegenheit zeichnete sich auf ihrem Gesicht, ehe sie ihren Teller nahm und sich auf ihren Platz setzte – derselbe, wie am Morgen.
„Hast du dich vorhin eigentlich verletzt? Soll ich nach den Wunden sehen?“, fragte sie ein wenig versetzt, als die junge Heilerin sich offenbar wieder gefangen hatte. Der Rachegeist hatte ihnen doch ganz schön zu schaffen gemacht und auch, wenn sie erkannte, dass Kazel etwas einstecken konnte, brach nun die ärztliche Sorgfaltspflicht in ihr hervor.
„Hast du etwas von Tod gehört? Schicksal hat sich bisher nicht gemeldet. Was ein wenig ungewöhnlich ist. Vielleicht melde ich mich bei ihr nach dem Essen!?“ Elodis Stimme klang unschlüssig und ein wenig nachdenkend.
Langsam schienen sich ihre Gemüter abgekühlt zu haben, auch wenn Kazel vermutlich ein paar unangenehme Augenblicke ausharren musste, bevor es in seiner Hose wieder erträglicher wurde – außer er hatte sich vielleicht zwischendrin kurz verabschiedet!?
Da es langsam, aber sicher immer dunkler wurde, zündete Elodi mehrere Kerzen an, wodurch der Raum nur noch mehr an Gemütlichkeit gewonn. Dann nahm sie einen vorsichtigen ersten Bissen
„Schmeckt sehr gut!“, lächelte sie und konnte ihren Appetit nicht weiter verbergen. Blieb nur zu hoffen, dass es nun auch Kazel gelang, endlich eine warme Mahlzeit zu verspeisen und diese auch bei sich zu behalten. Verdient hatte er es allemal!
Nun, da langsam etwas mehr Ruhe einkehrte hatten sie Zeit sich zu unterhalten. Würde Kazel ansprechen, was zwischen ihnen vorgefallen war? Oder würde es vorerst unbesprochen zwischen ihnen bleiben?
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Re: Neuanfang

Beitrag von Kazel Tenebrée » Montag 9. Dezember 2024, 18:51

Kazel wusste, wie es funktionierte. Seine Erinnerungen mochten fort sein, aber die gemachten Erfahrungen steckten in jeder Faser seines Körpers. Wie waren abrufbar und er konnte sich auch dann noch auf seine Fähigkeiten als Freund, Liebhaber und Küsser stützen, wenn der bereits auf so zärtliche Weise liebkoste Gegenpart nicht einmal mehr ein Schatten in seinem Verstand war. Das wurde ihm allerdings leicht zum Verhängnis. Man musste dazu sagen, dass Kazel keineswegs einer dieser triebgesteuerten Grobiane war, der sich mit wachsendem Begehren einfach nahm, was er wollte. Im Gegenteil, er versuchte so behutsam wie möglich zu sein, vor allem als er erkannte, dass Elodis Erfahrungen mit seinen nicht vergleichbar waren. Er zeigte ihr ide Grundlagen und ließ sie experimentieren, was nicht nur ihm, sondern auch ihr gefiel. Dabei zeigte er sich lange geduldig. Letztendlich aber war er auch nur ein Mann, vor allem ein junger, der noch weit weg von der Routine des Erlebten fort war. Mit wachsender Selbsticherheit auf Elodis Seite, lockte sie ihn in einen Rausch hinein, dem er sich kaum noch entziehen konnte. Seine Lust spielte verrückt, sein Körper wollte dabei im Grunde nur einleiten, was er schon kannte. Seine Bewegungen waren nicht perfekt, aber wohl gesetzt. Er wusste, was er tat und wohin es geführt hätte, wenn Elodi sich einfach hätte fallen lassen. Aber auch ihr ging es zu schnell. Sie bemerkte es lediglich früher als Kazel, so dass sie - ein wenig erschreckt oder überrascht von seiner wachsenden ... Begierde - den Kuss sachte auflöste. Jetzt schaltete sich glücklicherweise auch der Verstand des Mischlings wieder ein. So weit hatte er nicht gehen wollen. Im Grunde hatte er sie nicht einmal küssen wollen und doch blickte er Elodi nun entgegen, sah das Leuchten in ihren Augen, zählte stumm die vielen Sommersprossen in dem roten Meer ihrer Verlegenheit und Hitze und blieb mit dem Blick schließlich erneut an ihren süßen Lippen hängen.
Kazel atmete gepresst durch. Es fiel ihm dennoch schwer, sich jetzt zu beruhigen. Sie hatte ihn angetrieben und an einen Punkt gebracht, an dem er am liebsten die nächste Grenze überschritten hätte. Dann wäre ihm egal gewesen, wo er die Nacht verbracht hätte: im Bett, hier auf der Anrichte oder vollkommen erschöpft vor Aktivität am Boden. Nein, das geht viel zu schnell. Ich kenne sie einen Tag! Indem er sich weiter auf seine Atmung konzentrierte, versuchte er, die innere Ruhe seines Körpers wiederherzustellen. Kein leichtes Unterfangen, wenn die bloße Versuchung in Person vor ihm saß und ihn ... anlächelte?
Er blickte ihr etwas perplex entgegen. Sie lachte auf. Kazel stutzte. "Bereust du es? ... Ich nicht!" Schon neigte sie sich wieder vor und ehe er ihr überhaupt antworten konnte, stahl sie sich einen weiteren Kuss. Er schmolz darin. So flüchtig ihre Lippen im Vergleich zu vorher die seinen nun auch berührten, er ließ die Lider dennoch wieder sinken, um alles mit der möglichst höchsten Intensität wahrzunehmen. War er denn so simpel gestrickt? Ließ jedes hübsche Gesicht Celcias ihn sofort vollkommen blind vor Schwärmerei werden? Wie viele Beziehungen mochte Kazel vorher eingegangen sein? Wie viele Liebschaften hatte es gebraucht, um seinen Erfahrungsstand zu erreichen? Bin ich denn ein Frauenheld? Ich ... nein, ich fühl mich nicht so! Aber was er fühlte, was sein Herz, das wild hinter seiner Brust hämmerte. Er fühlte das Echo von Elodis weichen Lippen und schmeckte jene auch noch an den seinen. Er spürte, dass ihm warm wurde, wenn er sie nur ansah.
Außerdem fühlte er das Loch in seinem Magen. Wenngleich jener sich mit Knurren höflich zurückhielt, würde er bald intensiver auf sich aufmerksam machen. Vor allem, weil Kazel das Gekochte riechen konnte und die Aromen ihm den Mund nun wässrig machten. Er schlug vor zu essen, während er noch immer über Elodis Frage nachdachte. Nur jetzt war kein guter Zeitpunkt es direkt anzusprechen. Gemeinsam deckten sie rasch den Tisch und Kazel setzte die Pfanne mit den gebratenen Kartoffeln, Gemüsescheiben und Gewürzen auf. Dazu schnitt er jedem noch eine Scheibe Brot ab, so dass man die Mahlzeit wie einen viel zu herzhaften Aufstrich darauf verteilen konnte.
"Das riecht wirklich lecker! Danke, dass du extra gekocht hast, obwohl du müde sein musst!"
"Ich bin vor allem hungrig", scherzte Kazel. Dann verteilte er unter einem weichen Lächeln zwei Portionen auf ihre Teller. Alles, was ihn noch davon ablenkte, Elodi mit einer körperlichen Sehnsucht anzuschauen, war nun gut. Deshalb schlug er vor: "Da du meinst, du bist nicht die beste Köchin, kann ich das doch für uns übernehmen. So mache ich mich nützlich und du kannst häufiger sagen, wie lecker es riecht." Er war selbst nun auch kein Meisterkoch, aber für eine klassische und einfache Hausmannskost würde es immer ausreichen. Bereits jetzt ging Kazel im Kopf durch, ob er Elodi und sich Eierpfannkuchen zum Frühstück machen sollte. Er hoffte, sie hätte irgendwo Muß dazu, ansonsten könnte er mit passenden Früchten auch versuchen, einen Kompott einzukochen. Das hatte er zwar seines Wissens nach noch nicht versucht, aber so schwer konnte es nicht sein. Er fühlte sich auf seltsame Weise beflügelt. Aber alles an und in ihm erstarrte, als seine Spitzohren Elodis Worte auffingen.
"Du ... siehst wirklich gut aus...!"
Er stand da und starrte ins Leere. Seine Wangen röteten sich und wie in Zeitlupe verfolgte er, dass Elodi ihm den Holzlöffel entnahm, um eine Portion des Abendessens auf ihren Teller zu schaufeln, dabei lag dort bereits eine. Auch Kazels Kartoffel-Bratgemüse-Berg erhöhte sich noch etwas. Er sagte nichts dazu und auch nicht zu Elodis Kompliment. Er schaute sie einfach nur an. Sein Gesicht sprach für sich, denn er war hochrot und senkte verlegen den Blick, sollte er sich mit dem ihren kreuzen. "Nun, das hast du sicher schon häufiger gehört! Ich seh's auch schon kommen, dass mich morgen sicher einige nach meinem hübschen Kindheitsfreund befragen werden!"
Kazel schaute auf die Pfanne herab. Das Eisen spiegelte ihn nicht wider und das Besteck war aus Holz. Er konnte sich nun nicht betrachten, um Elodis Worte zu bestätigen oder zu dementieren. Er selbst hatte sich nie als gutaussehend bezeichnet ... und andere? "Ich glaube nicht, dass mir das jemals jemand gesagt hat." Aber er erinnerte sich schließlich auch nicht an sein altes Leben. Nicht so. Sein Blick fiel auf seine Hände, den sanften Tin, der sich zwischem dem waldelfisch helleren Teint und dem Dunkel der gleichnamigen Elfen bewegte. "Mischblut wird nicht unbedingt als ... schön anzusehen definiert. Nicht in Morgeria. Da wirst du eher bestraft, wenn du so aussiehst wie ich", murmelte er, stutzte plötzlich wieder und wischte die Worte mit einer raschen Handbewegung fort. Er wollte die Stimmung nicht trüben, denn eigentlich war er bis eben noch bester Laune gewesen. Da war diese Wärme in seinem Inneren und der nach wie vor leichte Geschmack Elodis an seinen Lippen.
"Hast du dich vorhin eigentlich verletzt? Soll ich nach den Wunden sehen?"
"Du möchtest mich doch nur nochmal nackt betrachten", plapperte Kazel neckisch und setzte sich endlich. So scherzhaft seine Reaktion eben gewesen war, so ernst schaute er Elodi nun an. Dann streckte er seine Hand aus, um sie auf ihre zu legen. Er drückte diese sanft. "Es geht mir gut. Du musst dir wirklich keine Sorgen machen. Ja, ich bin müde, aber das bist du sicher auch. Vielleicht noch mehr als ich, du hast ... den ganzen Tag lang viel mehr geleistet." Er nickte auf ihren Teller. "Aber es würde mir besser gehen, wenn du etwas isst." Er schmunzelte wieder, begann dann selbst zu essen. Elodis Hand ließ er jedoch nicht los, solange sie diese nicht fortzog.
"Hast du etwas von Tod gehört?", erkundigte sie sich zwischen den Bissen. Kazel überlegte, was er ihr sagen sollte. Er entschied sich dafür, ganz ehrlich mit ihr umzugehen. Er hatte keinen Grund, etwas vor ihr zu verbergen. Er ... wollte es nicht. Denn sie vertraut mir. "Ich glaube, auch mit meinem Meister ist alles in Ordnung. Ihm hast du's zu verdanken, dass das Essen nicht angebrannt ist. Er hat jedoch nichts zum Plagegeist oder den geretteten Leben gesagt. Ich schätze, wir haben unsere Sache zumindest nicht schlecht gemacht." Eine Pause trat ein, in der Kazel nur auf seinen Teller schaute, während Elodi aß und die Mahlzeit schließlich auch noch für ihren Geschmack lobte. Als noch mehr Zeit verging, in der er sich kaum rührte, weder aß noch etwas sagte, durchbrach Kazel irgendwann doch noch die Stille, ehe sie unangenehm werden könnte.
Dabei griff er noch einmal nach Elodis Hand, drückte sie dieses Mal nicht, sondern hielt sie zunächst. Und während er sprach, begann er damit, seine Finger mit den ihren verflechten zu wollen. "Ich bereue es nicht!", teilte er ihr mit. Es war unklar, ob er seine Rettungsaktion entgegen den Bahnen des Schicksals meinte, weil er sich nun einmal über seine Position als Tods Geselle hinaus eingemischt hatte oder ... Anderes. Kazel stellte es allerdings schon wenige Herzschläge später klar. Jetzt, da es geschehen war, hatte sich etwas bei ihm verändert. Natürlich konnte Elodi ihn immer noch spielend leicht in Verlegenheit bringen, aber nicht mehr auf allen Ebenen. Er war nun frohen Mutes, dass das Chaos in seinem Herzen angenommen und sogar erwidert wurde. "Ich möchte dich wieder küssen!", sagte er, als seine meerblauen Augen nach ihren ruhigen Bergseen suchten. "Vielleicht auch mehr - aber noch nicht jetzt. Ich ... will dich zu nichts drängen, das für dich zu schnell ginge. Ich will's ja selbst langsam angehen." Er schnaufte amüsiert, denn bisher hatte er sich kein bisschen an diesen Plan gehalten. "Ich möchte, dass du weißt, dass du mir immer vertrauen kannst. Mir sagen kannst, falls etwas problematisch ist. Und ich hab wirklich Freude daran, für dich zu kochen. Das möchte ich weiterhin tun." Sollte er noch mehr wagen? Einen Versuch? Er schmulte vorsichtig zu Elodi herüber. Schließlich ging Kazel auch diesen Schritt, auch wenn er eine leichte Spur Unsicherheit kaschierte, indem er es wie einen Scherz aussehen ließ: "Du kannst den Fragenden morgen dann erzählen, dass dein Freund dich gut versorgt und sich keine Gedanken um Rollenbilder in einer Beziehung macht."
Jetzt wartete Kazel ab, beobachtete Elodi genau und könnte kaum gespannter auf ihre Reaktion sein.
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Re: Neuanfang

Beitrag von Erzähler » Montag 16. Dezember 2024, 23:03

Kazel gehörte zu den wenigen Wesen Celcias, die die Zeit beeinflussen konnten. Und doch wusste er nicht, wie ihm geschah, seit er Elodi kannte. Zeit hatte plötzlich keine Bedeutung – keine Länge, was sie betraf. Er kannte sie gerade mal einen Tag und doch zog ihn etwas an dieser junge Frau magisch an, was er nicht beschreiben, oder wirklich verstehen konnte. Sie war hübsch – keine Frage, doch war es das alleine? Vielleicht war es auch seinem Gedächtnisverlust geschuldet und er glaubte einfach nur, dass es etwas Besonderes war. Vielleicht hatte er sich auch schon vorher in seinem Leben von einer anderen Frau so angezogen gefühlt, konnte sich daran nur nicht erinnern!?
Eine Antwort würde er vermutlich nicht erhalten. Nicht hier und nicht jetzt – vielleicht in Zukunft, oder nie. Fakt war einfach, dass er das Gefühl hatte sie zu kennen – viel länger, als es dieser eine Tag möglich gemacht hätte. Sein Körper begehrte sie, doch darüber hinaus war es mehr… oder bildete er sich das nur ein?
Elodi schien es jedoch ähnlich, wenn nicht sogar gleich zu gehen. Allerdings schien sie sich darüber nicht den Kopf zu zerbrechen und wenn doch, nur unter sich und im Stillen. Sie war ein offener und herzlicher Mensch. Kazel konnte ihr ihre Verlegenheit ansehen, doch anstatt verschämt zu reagieren und nicht zu wissen, was sie sagen, oder nun tun sollte, lachte sie und sprach simpel aus, was sie empfand: keine Reue! Sie hatte den Kuss genossen und darüber hinaus schien der Mischling auch auf sie eine besondere Wirkung zu haben. Zumindest ließ das ihre Bemerkung vermuten, dass sie fand, dass Kazel gut aussah!

Während jeder für sich und in Gedanken den Kuss sortierte, saßen sie nun zusammen am Tisch und begannen das Mahl zu verzehren, das Kazel für sie zubereitet hatte. Beide waren hungrig und erschöpft und es war nur gut und recht, dass sie sich nun entspannten.
„Da du meinst, du bist nicht die beste Köchin, kann ich das doch für uns übernehmen. So mache ich mich nützlich und du kannst häufiger sagen, wie lecker es riecht.“ Lächelnd und dankbar nickte sie, während sie sachte gegen ihren Esslöffel pustete, um den Eintopf darauf etwas abzukühlen.
Als Elodi anmerkte, dass sie vermutete, dass sie am nächsten Tag von einigen Frauen aus dem Dorf auf ihren gutaussehenden Kindheitsfreund angesprochen werden würde, überlegte der Mischling, ob er denn je ein solches Kompliment erhalten hatte. Doch da ihm ein großer Teil seiner Erinnerungen fehlte, konnte er keine rechte Antwort finden. Dennoch klärte er Elodi darüber auf, dass sein Aussehen nicht überall so gut anzukommen schien.
„Ich glaube nicht, dass mir das jemals jemand gesagt hat. Mischblut wird nicht unbedingt als ... schön anzusehen definiert. Nicht in Morgeria. Da wirst du eher bestraft, wenn du so aussiehst wie ich" Obwohl Kazel seine Bemerkung mit einer wegwischenden Geste auflockerte, bedachte Elodi ihn mit einem ernsten Blick. Ihr Blau tastete musternd über sein Gesicht, ehe sie den Löffel ablegte und mit dem Kopf schüttelte. In ihrem Blick war abzulesen, dass sie etwas verärgerte.
„So ein Quatsch! Unfug – Irrsinn!“, kommentierte sie fluchend und stützte ihre Hände sachte an der Tischkante ab, während sie sich kurz aus ihrem Stuhl erhob. „Ich habe schon davon gehört, dass besonders Dunkelelfen so denken sollen. Aber reines Blut… das ist vollkommener Blödsinn!“, begann sie, ohne den Blick von ihm zu nehmen.
„Im Grunde sind wir alle Mischlinge - jeder Einzelne von uns auf Celcia. Denn auch, wenn sich gewisse Rassen mit speziellen Merkmalen gebildet haben, mussten auch diese erst entstehen! Es mag lange her sein, aber Dunkelelfen haben sich auch erst entwickelt, wie die anderen Elfen- oder Menschenrassen auch. Und wer behauptet, dass gemischtes Rassenblut schlecht wäre, oder schwächer, der kennt sich nicht mit der Natur aus und verleugnet den Segen und die Wunder, die dank dieser entstehen.“ Die junge Frau machte ihre Ansicht deutlich klar und es war nicht schwer sich vorzustellen, dass sie ihn jederzeit vor anderen verteidigen würde.
„Was die Morgerianer behaupten sollte dir egal sein. Dort… musste du nicht hin! Du bist gut, so wie du bist! Und dass du gut aussiehst mag vielleicht Ansichtssache sein, aber das ist es doch nicht alleine. Du … hast ein gutes Herz und das…“ Langsam schien sie zu bemerken, dass sie sich in eine kleine Rage geredet hatte, was ihr ein wenig unangenehm zu werden schien, denn sie begann wieder langsamer zu sprechen und ließ sich wieder nieder, wobei sie ihren Blick auf ihren Teller richtete.
„Ich meine…“, begann Elodi wieder etwas sachter und lugte leicht zu ihm, ehe sie wieder nach ihrem Löffel griff. „… ich hoffe du… belastest dich nicht mit diesen dummen Aussagen von den sogenannten Reinrassigen! Spätestens am Ende des Lebens werden sie erkennen, wie belanglos und dumm solch eine irdische Denkweise war, denn am Schluss zählt nicht die Abstammung, sondern die Taten.“
Zögernd schöpfte sie einen Löffel Eintopf und führte ihn zu ihrem Mund, während sie einen kurzen Blick auf Kazel richtete um offenbar einzuschätzen, wie er ihre Worte aufgenommen hatte.
Für einen Moment konzentrierte sie sich auf ihr Essen und schien über ihre eigenen Worte nachzudenken. Oder war da noch mehr, was sie beschäftigte? Die Spuren auf dem Körper des Gesellen, die von der Grausamkeit seiner Vergangenheit erzählten, hatte Elodi vermutlich alle gesehen! Vielleicht fragte sie deshalb auch nach seinem Wohlbefinden und ob er sich verletzt hatte.
Hatte dieser kleine Ausbruch etwas in Kazel ausgelöst? Elodi schien es wichtig gewesen zu sein, ihrem Partner von belastenden Worten anderer zu befreien, doch ob ihr das gelungen war, würde sich vermutlich erst zeigen müssen. Narben blieben stets, ob nun von Taten oder Worten und es brauchte Zeit, um zu sehen, ob sie gut oder schlecht, schmerzfrei oder schmerzhaft verheilten.
Kazel antwortete ihr dennoch – neckisch, vielleicht auch, um sie Stimmung wieder ein wenig aufzulockern.
„Du möchtest mich doch nur nochmal nackt betrachten“
Mit dieser Anschuldigung gelang es ihm ihr wieder ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern – oder konnte man nicht viel eher sagen, dass auch sie neckisch zu schmunzeln begann? Die trübe Stimmung schien zumindest verjagt!
„So? Wieso glaubst du, dass ich dich nackt gesehen habe?“, fragte sie und stützte ihr Kinn auf eine Hand ab, was gepaart mit ihrem Blick fast schon einen verspielt umgarnenden Ausdruck machte. Dennoch – hatte sie nun, oder hatte sie ihn nicht nackt gesehen? Wollte sie Kazel vielleicht ein wenig verwirren necken? Er würde es vermutlich gerne wissen und Gewissheit bekommen. Auch wenn Elodi als Feldschwester sicher … wie viele Männer hatte sie während ihrer Arbeit schon entblößt gesehen? Wollte er darüber nachdenken?
Ein kleines Lachen leitete die Auflösung ein.
„Das scheint dich wirklich zu beschäftigen!? Aber keine Sorge. Als ich dich umziehen musste hatte ich Unterstützung von Tarek! Da du nicht körperlich verletzt warst hatte ich gar keinen Grund deine Intimsphäre zu missachten“, klärte sie ihn schmunzelnd auf, ehe noch einmal ein neckischer Ausdruck in ihren Augen zu funkeln begann.
„Aber alles oberhalb deiner Hüfte habe ich gesehen! Was denkst du denn wieso Tarek dich Prinzessin nennt? Er ist neidisch, weil du gut gebaut bist und gleichzeitig dank deiner elfischen Abstammung eine schöne Haut besitzt, die für menschliche Männer weniger typisch ist – die Frauen aber attraktiv finden!“ Hatte es sich Elodi zur Aufgabe gemacht Kazel in Verlegenheit zu stürzen? Vielleicht, doch obwohl klar wurde, dass sie ihn neckte, wirkte es gleichzeitig nicht so, als würde sie nicht meinen, was sie sagte, was bedeutete, dass sie ihn wirklich attraktiv fand. Man könnte dennoch behaupten, dass sie sich bereits wie Kindheitsfreunde verhielten, die zwar miteinander aufgewachsen waren aber nun die Veränderung und den Wandel ihrer Beziehung aufgrund ihrer Geschlechter erfuhren.
Plötzlich wurde das Lächeln auf ihren Lippen sanfter. „Genug geneckt! Und ganz ehrlich: Alles in Ordnung? Tut dir irgendwo etwas weh?“, fragte Elodi mit ehrlicher Sorge.

Würde Kazel noch auf ihr kleines Neck-Spiel eingehen? Auf jeden Fall griff er etwas später ihre Hand, um ihre ehrliche Sorge um ihn zu beruhigen und ihr zu versichern, dass es ihm gut ginge. Dabei genügte diese kleine Geste aus, um die Stimmung wieder in eine bestimmte Richtung zu stupsen. Elodi sah einen Moment auf ihre Hände und bewegte sachte die Finger unter seiner Handfläche, ehe sie ihre Hand umdrehte, dass sich nun ihre Handflächen berühren konnten. Dann jedoch schien die Verlegenheit sich einen Weg in das Bewusstsein der Beiden durchzuarbeiten. Vielleicht verwirrte es sie auch, wie sie sich plötzlich einander gegenüber so offen und teils ungezwungen zeigten.
Nachdem sie die Berührung wieder auflösten, aßen eine Weile still, um endlich ihre Mägen anständig zu füllen. Zumindest der Magen des Mischlings bedankte sich bei diesem dafür, indem er aufhörte zu grummeln und verstummte.
Kurz entstand ein kleines Gespräch über ihre Lehrmeister, doch viel war nicht zu sagen. Schicksal hatte sich noch nicht gemeldet und Tod schien zumindest nicht unzufrieden zu sein. Es war auch anzunehmen, dass sich der Gevatter mit Kazel später noch einmal in Verbindung setzen würde. Doch zuvor … es gab da noch etwas, was er klären wollte:
Erneut griff er nach Elodis Hand und hielt diese sanft, ohne großen Druck auszuüben, eher er begann seine Finger mit ihren zu verflechten. Seine kühle Berührung liebkoste ihre warme und weiche Haut – kitzelte sie sanft und ließ sie sachte erröten. Ihr Blick lag dennoch eher gebannt auf dem Spiel ihrer Finger, das sie langsam aber sicher zu erwidern begann, bis ihre Hände verschränkt zur Ruhe fanden.
„Ich bereue es nicht!“
Anfangs war nicht ganz offensichtlich was er genau meinte. Elodi war ganz ruhig geworden und hob nun wieder den Blick, um in sein tiefes Blau zu sehen. Nun schien Kazel Oberwasser zu gewinnen und auch zu bemerken, dass er sie genauso in Verlegenheit bringen konnte, wie sie ihn! Zumindest startete er nun den Versuch:
„Ich möchte dich wieder küssen!“ Diese Worte genügten, um ihr Herz einen Takt schneller schlagen zu lassen. Ihre Finger zuckten kurz leicht verräterisch, ehe ihr Blick sich eindeutig verlegen zu senken begann. Dennoch ließ sie ihn nicht los.
„Vielleicht auch mehr - aber noch nicht jetzt. Ich ... will dich zu nichts drängen, das für dich zu schnell ginge. Ich will's ja selbst langsam angehen. Ich möchte, dass du weißt, dass du mir immer vertrauen kannst. Mir sagen kannst, falls etwas problematisch ist. Und ich hab wirklich Freude daran, für dich zu kochen. Das möchte ich weiterhin tun." Ihre natürliche sanfte Röte auf den Wangen hatte eine Nuance an Stärke gewonnen. In ihren Augen konnte Kazel ablesen, dass sie über seine Worte nachdachte. Vermutlich musste die junge Frau auch erst einmal herausfinden, was sich da gerade zwischen ihnen entwickelte. Doch vermutlich war das der Grund, warum er sich dazu entschied, noch einen Schritt weiter zu gehen und eine weitere Andeutung zu machen, über deren Bedeutung sie nachgrübeln konnte.
„Du kannst den Fragenden morgen dann erzählen, dass dein Freund dich gut versorgt und sich keine Gedanken um Rollenbilder in einer Beziehung macht."
Einen Moment geschah nichts. Doch dann konnte er sachte spüren, wie sie den Druck ihrer Finger verstärkte. Gleichzeitig hob sie das Kinn, was dazu führte, dass sich ihre Blicke wieder trafen.
„Wenn… ich das sage…“, begann sie, ehe sie wieder verstummte und offenbar ihre Worte sorgfältig zusammensuchte. Doch dann schüttelte sie leicht resignierend mit dem Kopf und lächelte.
„Ehrlich gesagt… bringst du mein Herz gerade ganz schön zum Schlagen!“ Elodi gab ihre Nervosität unumwunden zu – ihr Blick verriet aber, dass sie nicht so recht wusste, was sie nun als Nächstes sagen, oder tun sollte.
„Ich… weiß nicht –…!“ Mitten im Satz brach die junge Frau ab und hielt inne, als würde sie etwas hören. Und keine Sekunde später erging es Kazel nicht anders!
Ihr müsst zu uns kommen! Sofort! Und kaum, dass Tods Stimme diese Worte in den Gedanken seines Gesellen geäußert hatte, erfasste die beiden ein Ruck und das Bild des Zimmers verzerrte sich in einer enormen Geschwindigkeit spiralförmig, als würde es sich mit Dunkelheit und Licht gleichermaßen vermischen, bevor ein Sog sie in dessen Zentrum zog und verschluckte.

Kazel (& Elodi) werden nach -> Kata Mayan Palast der Stille gerissen
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