Agnes' Arzneien und Allerlei

Nogrot hat sein eigenes Viertel nur für den Handel. Reihenweise Markstände mit allerlei Waren sind hier ausgestellt und zentral gelegen. Eine Treppe im Stein führt hinunter zum schwimmenden Hafen, von wo aus auch Waren nach ganz Celcia verschifft werden können.
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Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Erzähler » Montag 14. September 2020, 12:14

Azura kommt von Kata Mayan - die Todesinsel -> "Tanz der Toten"

Licht drang durch ihre Lider. Es brannte unangenehm, nachdem sie so viel Zeit in der Schwärze zugebracht hatte. Es trieb ihr die Tränen in die Augenwinkel und sorgte dafür, dass sie ihre Lider nur noch mehr zusammenkniff. Auch ihr übriger Körper reagierte, obgleich ihre Glieder sich allesamt schwer wie Blei anfühlten. Aber sie schienen noch vorhanden, machten sich durch steife, holzige Bewegungen bemerkbar. Leise klimperte etwas, aber sie hörte auf das sanfte Rascheln von Stoff. Außerdem spürte sie, dass irgendetwas sie gegen den weichen Komfort eines Kissens drückte, auf den ihr Kopf gebettet war. Langsam arbeiteten Azura Sinne wieder. Sie spürte auch eine halbwegs bequeme Matratze unter sich, vermutlich gefüllt mit Stroh. In Andunie schlief sie auf feinsten Daunen und doch dankte ihr Körper dem Untergrund irgendwie. Kuschlig warm war es, nur die Helligkeit störte sie.
Dann gesellte sich eine Stimme als zusätzliches Ärgernis hinzu. "Ah, da regt sich jemand!"
Konnte sie nicht einfach weiter schlafen? Wollte sie? Der Traum hing noch nach und vielleicht ließ er sie endlich aufwachen, als die Erinnerung an seine letzten Bilder sich in Azuras Bewusstsein breit machten.
So erkannte sie die Trägerin der Stimme als erstes. Eine große Knollennase mit schon mehr als klischeehafter dicker Warze streckte sich ihr entgegen. Sie - die Nase, nicht die Warze! - war so groß, dass man das rundliche Gesicht daran beinahe ausblendete. Schaute man aber an den bogenartigen Nasenflügeln vorbei, blickte man in das runzlige Gesicht einer älteren Zwergenfrau. Krähenfüße tanzten bei jedem Blinzeln um ihre Augen, als seien sie lebendig. Doch die Alte besaß warme, herzliche Augen, die an ein Paar gerösteter Haselnüsse erinnerten. Sie verbargen sich hinter einem Drahtgestellt, welches runde Gläser wie einen Schutz vor den Augen hielt. Azura kannte ein solches Konstrukt. Einige andunische Gelehrte mussten im Laufe ihres Lebens auf diese Form von Augengläsern zurückgreifen, damit sie nach Sonnenuntergang und bei Kerzenschein weiterhin die Buchstaben in all ihren lehrreichen Schmökern erkennen konnten. Auch der Vater einer adligen Freundin war auf eine Brille angewiesen, aber sein Gestell hatte schön ausgesehen. Golden und die Griffe der Brille hatten in verschlungenen Apfelblüten aus reinem Blattgold geendet. Das Gestell der alten Zwergin war schmucklos und teils etwas angelaufen. Es schimmerte fast so bronzefarben wie Azuras Haar, welches ihr in der Stirn klebte. Eine Hand so runzlig wie das Gesicht wischte ihr die Strähne beiseite.
"Verstehst du Nogret? Na, ich bleib mal bei Celcianisch. Endlich ist wenigstens einer von euch wach. Ich hab schon das Schlimmste befürchtet. Wie fühlst du dich? Kannst du sprechen? Kannst du mir deinen Namen sagen?" Sie durchbohrte Azura nicht mit den Fragen, sondern stellte sie langsam und ruhig. Ihre behutsame, warme Stimme trug dazu bei, dass man sich nicht gleich vollkommen überfahren fühlte. Die Alte lehnte sich etwas zurück, so dass Azura nun neben ihrer großen Warzennase und den freundlichen Augen auch die etwas zerzauste Frisur der Zwergin erkennen konnte. Aus den gflochtenen, dicken Zöpfen aus ergrautem Haar standen viele kleine Strähnchen ab, was ihr gleichermaßen wie die weiße Haube auf dem Kopf etwas Mütterliches verlieh. Sie trug eine weiße Schürze über ihrer ansonsten schlichten, braunen Tunika. Oder war es Kleid aus dickem Stoff? Von ihrer Position aus konnte Azura nicht mehr erkennen. Sie wusste nun lediglich, dass sie in einem Bett lag. Ihre Füße hinten etwas über den Rand hinaus, aber die Alte hatte offenbar versucht, das mit aufgestapelten Kissen am Bett-Ende auszugleichen. Das Bett war unnatürlich breit, doch so bot es wenigstens auch Corax genug Platz. Er lag dicht neben Azura. Sein Körper strahlte Hitze aus. Auf seiner Stirn lag ein feuchter Lappen. Er hatte die Augen geschlossen und nur seine flache Atmung verriet, dass er lebte. Schweiß perlte auf seinem Gesicht. Er wirkte fiebrig, das Rabenhaar klebte an seiner Haut. Bis zum Kinn lag er eingepackt unter der Decke, unter der auch Azura sich befand. Jemand hatte ihr ein Hemd angezogen, das aber nur bis zum Bauch reichte.
"Bitte, versuch zu antworten", sagte die Zwergin und lenkte wieder Aufmerksamkeit auf sich. "Sobald die alte Agnes nämlich weiß, dass du bei Sinnen bist, kann sie dir auch eine warme Suppe bringen. Das wird dir gut tun. Oh! Ich bin die alte Agnes. Agnes Moospelz. Aber ich will dich nicht mit zu vielen Informationen überfordern. Komm erst einmal richtig zu dir, ja?"
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Azura » Montag 14. September 2020, 19:27

Alles um sie herum war so verwirrend und beängstigend, dass sie gar nicht mehr recht wusste, was sie fühlen sollte. Da war Furcht vor diesem Nest und vor diesem seltsamen Wesen mit dem muskulösen, attraktiven männlichen Körper, der sie andererseits auch unwiderstehlich anzuziehen schien. Zugleich empfand sie auch Wut bei seinem Anblick und seinem Verhalten ebenso wie Irritation, warum das um sie herum alles überhaupt geschah.
In was war sie da hinein geraten, dass sie derart konfuse Dinge erleben musste?! Ihr Geist kam mit all diesen Veränderungen nicht mehr zurecht, die in viel zu rascher Abfolge passierten und sie gar nicht erst richtig ankommen ließen, um sich orientieren zu können.
So auch jetzt, als sie endlich eine Frage stellen konnte. Doch anstatt eine Antwort zu erhalten, noch dazu eine, die ihr möglicherweise auch hätte einleuchten können, war dieses seltsame, halbmenschliche Wesen plötzlich verschwunden, um sie allein in diesem grausigen Nest zurück zu lassen. Nein, nicht ganz, da war noch immer dieses merkwürdige, goldene Band in ihrer Hand, das anscheinend noch wo befestigt war.
Mit klopfendem Herzen und weichen Knien folgte sie der Spur und gelangte... zu einem Kleinkind? Azuras Stirn runzelte sich wie von selbst, als sie auf den Knirps hinunter sah und nicht wusste, ob sie sich bei seinem Anblick ekeln oder vor Mitgefühl zerfließen sollte. Auf jeden Fall gehörte es in einen Zuber und darin kräftig geschrubbt!
Dennoch war die Szenerie viel zu bizarr, als dass sie auch nur irgendetwas hätte tun können, außer wortlos dazustehen und zu zusehen wie die Gaffer vorhin in dem Ballsaal, als das Küken Todesängste gehabt haben musste. Und mit einem Mal veränderte sich alles erneut, fand sie sich tatsächlich in den kräftigen Armen des Wesens von vorhin wieder. Seine Nähe und seine Stärke taten ihr gut, spendeten Trost und Geborgenheit, in der sie sich gerne hätte verlieren mögen... an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit, unter... unter anderen Umständen.
Trotzdem wollte sie ihr Gesicht an seine Brust schmiegen, wenn er nicht seinen Schnabel unter ihr Kinn geschoben und sie zum Aufsehen gezwungen hätte. Aber nein, dieses Mal blickte sie nicht in dieses unheimliche Raubvogelantlitz, sondern in ein anderes, das ihr bekannt und vertraut geworden war.
"Was...?", konnte sie noch hauchen, während er sie anflehte, dann jedoch wurde sie ihm regelrecht entrissen. Sie stieß einen Schrei der Angst aus und klammerte sich widersinnigerweise an das goldene Band, obwohl sie dadurch an sich keinen Halt finden konnte. Stattdessen kam sie dem Licht immer näher und musste ihn dabei zurück lassen...

Während sie langsam in die Wirklichkeit zurückkehrte, hinterließ das Erlebte einen mehr als schalen Geschmack in ihrem Mund. Ihr war kalt und heiß zugleich, die Augen brannten ihr verdächtig und sie zitterte am ganzen Leib. Dieser letzte Anblick war eine Qual für sie, ganz gleich, wie sehr er sie selbst immer und immer wieder verletzt und gedemütigt hatte. Ihn allerdings so zurück lassen zu müssen...
"Nein...", wisperte sie tonlos und mit einem erstickten Schluchzen, das ihr die Kehle zu zuschnüren drohte. Doch alle Bilder waren verblasst und ließen sich nicht mehr herbei rufen, als eine Stimme an ihr Ohr drang.
So schwer es ihr auch fiel, der Überlebenswille der jungen Frau war geweckt und sorgte dafür, dass sie es nach weiteren gefühlten Ewigkeiten schaffte, ihre verquollenen Lider anzuheben. Was sie zu sehen bekam, ließ sie eine Winzigkeit zurück zucken. Der Schrei, eine Mischung aus Schrecken und Ekel, kam ihr nicht über die leicht geöffneten Lippen, sondern schien sich mit dem Schluchzen zu vermischen und in ihrer Kehle noch mehr anzuschwellen, das ihr die Luft wegzubleiben drohte.
Es dauerte, bis sie das Entsetzen ihres Traumes soweit verarbeiten konnte, dass sie sich nicht länger vor dieser... Nase fürchtete und ihren Blick allmählich daran vorbei wandern lassen konnte. Einen Moment lang verharrte sie irritiert auf dem Gestell vor den Augen, bis ihr umnebeltes Gehirn begriff, dass es sich dabei um einen Sehbehelf handeln musste, wie sie es schon manches Mal zu Gesicht bekommen und zu ihrem Glück noch nie sebst gebraucht hatte.
Langsam klarte ihr Verstand wieder auf, obwohl er weiterhin recht träge zu bleiben schien. "Was...? Wo...?", murmelte sie kaum hörbar und versuchte nun, sich ein wenig aufzurichten. Ihr war, als hätte sie schon viel zu lange gelegen und die Steifheit ihrer Glieder schien ihr in dieser Hinsicht recht zu geben.
So aber kam sie auch nicht sonderlich weit und sank erschöpft wieder zurück in ihre vorherige Position. Was war nur mit ihr passiert? Und wo befand sie sich überhaupt?!
Ihr Kopf begann zu schmerzen und mit einem gequälten Laut schloss sie erneut ihre Augen. Bis die Stimme ein weiteres Mal an ihre Ohren drang und ihr nicht die Gnade von weiterem, dieses Mal hoffentlich traumlosen, Schlaf gewährte. Ein leises Stöhnen entrang sich ihr nun, jedoch öffnete sie wenigstens wieder ihre Augen.
"Wa... was...", begann sie und befeuchtete sich ihre leicht rissigen Lippen, in der Hoffnung, sich so besser verständlich machen zu können. Die Fragen dieser seltsamen Person waren ihr gerade zu viel, als dass sie sich in der Lage gefühlt hätte, diese auch zu beantworten. Stattdessen war da ihre eigene Frage viel drängender, um deren Aussprache sie gerade rang. "Was... ist... pa... pass...iert?", stammelte sie und fühlte sich danach schon wieder dermaßen erschöpft, dass sie am liebsten eingeschlafen wäre.
Warum sie allerdings nicht erneut versuchte, zur Ruhe zu kommen, um Kraft sammeln zu können, sondern ihren Kopf ein wenig drehte, wusste sie nicht zu sagen. Es reichte dennoch, um zu erkennen, dass sie nicht allein da lag in diesem merkwürdigen, fremden Bett. Nun bemerkte sie auch die Hitze, die von ihm auszugehen schien und alles andere als angenehm war. Wenngleich noch nicht so sehr, dass sie bereit dazu wäre, sich aus der Decke zu schälen.
Viel eher versuchte sie etwas anderes und wollte gleichzeitig gar nicht genauer darüber nachdenken. Verborgen vor fremden Blicken tastete sich ihre Hand zu der seinen heran und umfasste die glühenden Finger, obwohl es sich anfühlte, als wolle er sie dabei verbrennen.
Vielleicht hätte sie auch noch etwas zu ihm gesagt, es ihm direkt ins Ohr geflüstert, wenn da nicht wieder diese Stimme auf der anderen Seite gewesen wäre, die ihre Aufmerksamkeit verlangte. Langsam drehte sie ihren Kopf zurück und sah zu dieser seltsamen Person hoch.
Das Wort "Suppe" erzeugte ein lautes, forderndes Knurren unter der Decke und es dauerte einige Sekunden, bis Azura begriff, dass das wohl ihr Magen gewesen war. Erstaunlich bescheiden und zurückhaltend senkte sie ihre Lider. Oder war das eher deren Schwellung und der damit verbundenen Anstrengung beim Offenhalten geschuldet?
"Su... Suppe... klingt... gut...", nuschelte sie und merkte, wie ihr schon jetzt das Wasser im Mund zusammenlaufen wollte. Wenn sie sich nur nicht so ausgedörrt angefühlt hätte...
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Erzähler » Freitag 18. September 2020, 00:36

"Nanana, ganz ruhig. Ruhig. Du hast es überstanden." Die Zwergenfrau mit der kolossalen Nase redete beruhigend auf Azura ein und nach einer Weile gelang es ihr zumindest, dass ihr Bettgast das Schluchzen einstellte. Vielleicht war Azura auch einfach noch zu erschöpft. Der Albtraum hatte sie ausgelaugt und so wachte sie wenig erholt aus ihrem Schlaf auf. Es dauerte, bis auch Erinnerungsfetzen an das Vorher zurück in ihr Gedächtnis strömten. Sie war nicht auf normalem Wege eingeschlafen, schon gar nicht in einem Bett, aber genau dort lag sie nun. Es mochte für menschliche Verhältnisse zu klein sein, aber unbequem hatte sie es nicht. Unter den Decken war es nur recht warm, was auf ihren Bettnachbarn zurückzuführen war. Corax rührte sich nicht. Er hatte die Augen geschlossen, aber seinem Anblick und der Körperwärme nach zu urteilen, die von ihm ausging, kämpfte er gerade gegen das Fieber an. Er reagierte nicht einmal, als Azura im Schutz der Decken seine Hand umschloss. Die Kettenglieder ihrer verfluchten Verbindung aber fühlte sie sofort. Sie waren noch immer da.
"Ich werde dir alles erklären, keine Sorge." Die Zwergin, welche sich ihr als Agnes Moospelz nannte, lächelte ihr wiederholt freundlich zu. Dann folgte gar ein Tätscheln der Laken. Schon im nächsten Moment aber kletterte sie von einer hölzernen Trittleiter herab. Die Zwergin war selbst für die Verhältnisse ihres Volkes etwas zu kurz geraten. Wäre sie nicht so runzlig und ihr Haar nicht ergraut, man hätte sie für ein Zwergenkind halten können. Das lag aber daran, dass sie gebückt ging und der Buckel, den sie dabei machte, verlieh ihr das Bild einer watschelnden Schildkröte mit Riesenzinken. Wohin war Azura nur geraten? Hatten die Zwerge sie an eine Hexe der ihren verhökert? Vielleicht lag Corax schon im Sterben und gleich wäre sie dran! Aber nein, das passte nicht zur angebotenen Suppe, deren Duft sich nun Bahn brach, kaum dass Agnes einen kleinen Rollwagen heranzog. Es handelte sich um einen fahrbaren Essenwagen mit Halterung für einen mittelgroßen Kessel. Und darunter gab es sogar eine Art löchriges Metallfach, in dem ein Feuerchen flackerte. Es hielt das Innere des Topfes warm. Hierbei musste es sich um die angekündigte Suppe handeln, denn ihr Aroma erfüllte sofort die nahe Umgebung, dass einem das Wasser im Munde zusammenlaufen konnte. Nur Corax rührte sich auch auf diese Verlockung nicht.
Die Alte griff nach einer Suppenkelle und befüllte eine handgeschnitzte Holzschale mit der duftenden Suppe. Cremig war sie, in einem hellen Braunton und kleine, zu Scheiben geschnittene Pilze schwammen zusammen mit ockerfarbenen Würfeln und allerlei Kräutern an der Oberfläche. Aber es duftete auch nach Fleisch.
"Das ist eine Pilzcremesuppe mit extra Fleischbeilage. Sehr nahrhaft." Agnes erklomm von Neuem die Trittleiter, so dass sie auf einer Höhe mit Azuras Gesicht stand. "Du musst nicht die ganze Suppe essen, wenn dir das noch zu viel ist. Aber je mehr du verputzen kannst, desto schneller bist du wieder auf den Beinen. Oh, warte! Ich mische noch etwas Baldrian bei, das wird deine Nerven beruhigen. Du siehst mir ein wenig zu aufgewühlt aus. Magst du mir jetzt deinen Namen verraten?"
Sie gab Azura Gelegenheit zu antworten, falls diese inzwischen dazu in der Lage wäre. Dann befüllte sie einen Holzlöffel mit einer kleinen Portion der Suppe und blies darüber. Hoffentlich hatte die Zwergin keinen Schnupfen, sonst würde etwas Anderes mit Sicherheit den gesamten Löffel ausfüllen können. Nein, sie schien kerngesund, von ihrem Alter und ihrer geringen Größe abgesehen. Sie hielt Azura den Löffel vor die Lippen.
"Bist du aufnahmefähig? Ach, ich fange einfach an. Die Geschichte kann ich ja nochmal erzählen - oh, das muss ich wohl, sobald dein Begleiter wach ist. Das heißt, falls ..." Sie warf einen knappen Blick zu Corax und zurück. "Von Anfang an. Nein, halt! Nicht ganz, denn ich war ja gar nicht dabei. Ich kann den Beginn der Geschichte also nur so wiedergeben, wie die Beobachter ihn an mich herangetragen haben. Also ... dein Freund hier ist durch Nogrots Straßen getrottet, mit dir im Gepräck. Obwohl es ihm selbst nicht gut ging, hat er dich mit sich geschleppt und immer wieder nach einem Heilkundigen gerufen. Einige Zwerge behaupten, er habe auch in seiner Muttersprache geflucht und zwar ordentlich. Das äh ... gebe ich nicht wieder. Sowas kommt mir nicht über die Lippen und ich hoffe, er wird das Fluchen in meinem Hause auch einstellen. Na, jedenfalls hat er offenbar einen Heilkundigen gesucht, bis ihn die Kräfte verließen. Er hat auch reichlich Blut gespuckt. Wenigstens waren einige Zwerge besonnen genug, ihn und dich dann zu mir zu bringen. Nogrot hat zwar auch ein gutes Sanitätshaus für unsere Soldaten und Bergarbeiter, aber das ist zu weit weg und ich kenne mich ja auch ganz gut aus." Die Alte unterbrach mit einem Mal ihre Fütterung von Azura und schwellte etwas die Brust. Diese war im Gegensatz zu ihrer Nase verhältnismäßig klein. "Ich darf sogar behaupten, dass ich in der Chirurgie kundig bin. Gut genug jedenfalls, um deinen Freund direkt zu operieren. Sieh bitte in den nächsten zwei bis drei Wochen davon ab, dich ihm an den Hals zu werfen oder auf seiner Brust geschlafen. Hätte der dumme Junge sich noch weiter verausgabt, wäre die gebrochene Rippe wohl wirklich in seine Lunge gedrungen. Ersticken ist kein schönes Ende, aber es ist ja nochmal gut gegangen ... das heißt, falls das Fieber endlich nachlässt. Aber ich bin zuversichtlich." Sie stutzte. "Oh, das müssen reichlich viele Informationen für dich sein. Also die Kurzfassung! Dein Freund hat eine gebrochene Rippe und ihr beiden seid in meiner kleinen Patientenstube. Ihr könnt bleiben, bis ihr euch erholt habt ... naja oder bis Ambossbart zurück ist. Der war beim Entfernen eurer Kette nicht sehr erfolgreich und sucht gerade ... oh, ich weiß gar nicht, wen er sucht. Aber er hat Nogrot vorhin verlassen. Sicher dauert es seine Zeit, bis er zurückkehrt. Du kannst dich also erholen."
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Azura » Samstag 19. September 2020, 18:44

Es war gar nicht so einfach, ihre fünf Sinne beisammen zu haben und richtig zu koordinieren. Dieser... Traum oder was immer das genau gewesen war, war verwirrend und letzten Endes auch richtiggehend erschreckend gewesen. Da war ihre körperliche Erschöpfung vermutlich ausnahmsweise von Vorteil, denn dadurch hatte sie nicht recht um sich schlagen und somit sich oder sonst jemanden in ihrer unmittelbaren Umgebung verletzen können.
Trotzdem war sie unruhig geworden, vor allem kurz vor ihrem Erwachen, und hatte mit den Folgen davon nun zu kämpfen. Einerseits fühlte sie sich weiterhin ausgelaugt und kaum einer richtigen Regung fähig und andererseits war sie verschwitzt. Dennoch blieb sie unter der Decke liegen, weil ihr schlichtweg die Kraft fehlte, um diese von sich zu schieben. Was wiederum wahrscheinlich auch gut für sie war, wer wusste schließlich, welche Krankheiten sie sich sonst noch zugezogen hätte, da es hier definitiv an Umziehmöglichkeiten fehlte.
Es gelang ihr in ihrem Zustand lediglich, ihren Kopf und auch ihre Hand zu bewegen. Ersterer rollte sogar mehrmals ein wenig, während letztere die Finger um jene trocken glühenden des Mannes neben ihr umfassten und sanft hielten. Sogar ihr Daumen hatte ausreichend Kraft, um langsam, aber stetig seinen Handrücken zu streicheln, während sie sich auf die Nase mit der daran angewachsenen Person zu konzentrieren begann.
Das Reden indes hatte sie angestrengt, obwohl sie sich, im Gegensatz zu ihm, nicht fiebrig anfühlte. Doch der Traum hatte ihr nicht dabei geholfen, sich von der gewirkten Magie erholen zu können, sodass sie schlapp blieb und wäre da nicht die Aussicht auf Suppe gewesen, hätte sie vermutlich nicht so vehement gegen die Müdigkeit angekämpft. Auch die Erinnerung an einige Traumbilder sorgten dafür, dass sie lieber erst einmal wach bleiben wollte.
Ohne sich sonderlich viel zu rühren, versuchte sie, über das Bett hinaus zu linsen und die wandelnde Nase zu beobachten, nachdem diese hinunter geklettert war. Ihre Stirn runzelte sich dabei wie von allein bei der geringen Größe, die ihr noch kleiner vorkam als die übrigen Winzlinge, denen sie bislang begegnet war. Und da war sie gestanden und nicht gelegen, so wie jetzt...
Während es in ihrem Kopf, wenngleich äußerst langsam, arbeitete, waberte ihr feiner Dampf entgegen und brachte damit auch einen Duft mit sich, der ihren Bauch hörbar grummeln ließ, trotz der dicken Decke darüber. Azura seufzte leise und begriff das nicht.
Allmählich erinnerte sie sich an die Dinge, die sie vor ihrem Traum getan hatte, und dazu hatte auch ein gutes Essen gehört. Warum also hatte sie jetzt schon wieder Hunger? So rasch ging das sonst ja auch nicht! Ein ungutes Gefühl stieg in ihr hoch mitsamt der Frage, wie lange sie wohl weggetreten gewesen war.
Nur... nach der Sache auf dem Schiff war sie sich nicht ganz sicher, ob sie das wirklich wissen wollte. Schließlich war für sie noch immer unbeantwortet, was sie tatsächlich diese halbe Woche getan haben sollte, während es für sie nicht mehr als eine Nacht gewesen war!
Sie blinzelte und bemühte sich, ihre Gedanken zu vertreiben, um sich auf das Kommende konzentrieren zu können. Dazu allerdings müsste sie sich aufsetzen, denn obwohl diese Zwergin sich um das Essen selbst kümmerte, hatte sie ihr noch nicht bei diesem Positionswechsel geholfen. Außerdem wollte sie das selbst in Angriff nehmen, das gebot ihr der Rest ihres Stolzes.
Ein wenig widerstrebend löste sie ihre Finger von ihrem Begleiter, zog die Arme an, legte die Hände unter der Decke gegen das Laken und versuchte, sich mit sämtlicher verbliebender Kraft in eine halb sitzende Position zu befördern. Es war alles andere als einfach und als sie es schließlich geschafft hatte, fühlte sie sich ein paar Sekunden lang völlig erschöpft.
Ihre Lider senkten sich wie von allein und sie musste erst einmal zu Atem kommen. Erneut stand ihr der Schweiß auf der Stirn und ließ in ihr den Wunsch nach einem weiteren Bad aufkeimen. Was war nur mit ihr geschehen?! Das war ja schlimmer als auf dem Schiff!
Erst die Stimme und das wiederholte Knurren ihres Magens sorgten dafür, dass sie langsam ihre Augen öffnete und ihren Kopf zur Seite drehte. "Was... was hast... du... du mir... ge... ge... gegeben...?", stammelte sie geschwächt und überlegte, ob sie wirklich die Gegenfrage beantworten sollte.
Ihr Name hatte hier anscheinend kaum Wert und auch in ihrer Heimat wäre es fraglich, ob er überhaupt noch etwas bedeutete. Trotzdem zögerte sie noch und konnte nicht widerstehen, den gefüllten Löffel in ihren Mund einzulassen. Auch wenn sie skeptisch war, ob ihr Zustand wirklich nur von ihren Wasserspielchen herrührte, war der Duft viel zu köstlich, als dass sie sonderlich viel Gegenwehr hätte aufbringen können.
Langsam ließ sie sich die Portion auf der Zunge zergehen, während die wandelnde Nase zu erzählen begann. Nicht alle Worte erreichten ihre Ohren und ergaben auch Sinn, dazu war sie noch zu mitgenommen. Jedoch der Großteil schaffte es und half ihr, sich den Rest zusammen reimen zu können.
Kauend lauschte sie also dem Beginn und hielt lediglich bei den Zweifeln ob des Zustandes ihres Begleiters kurz inne. Ihre ohnehin schon blasse Gesichtsfarbe schien noch weißer zu werden und da sie nicht selbst essen musste, tastete sie erneut unter der Decke nach seiner Hand.
Da sie nun aber etwas höher im Bett lag, erreichte sie nur noch seinen Unterarm, auf den sie ihre Finger legte. Etwas pochte darunter, zu schnell, doch kräftig genug, um sie im Moment zu beruhigen, schlichtweg, weil es vorhanden war.
Unwillkürlich atmete sie auf, als der Monolog der Alten eine Pause einlegte und ihr Zeit gab, all diese Informationen zu verdauen, soweit sie diese überhaupt begriffen hatte. Sie verstand nicht recht, warum, er sie herum geschleppt hatte, schon gar nicht in seinem Zustand. Das Fluchen hingegen konnte sie sich gut vorstellen. Obwohl...
"Du... du verstehst... sein... Gebrabbel...?", hakte sie nach und war sich nicht klar darüber, dass sie gerade nach einem der unwichtigsten Details fragte.
Langsam drehte sich ihr Kopf in seine Richtung und ein Hauch von Sorge schimmerte in ihrem Blick, als sie ihn so da liegen sah. "Wa... warum... glüht er... so?", fuhr sie langsam fort und hielt inne, um nach dem Pochen zu fühlen.
War es noch da? War es schneller oder langsamer, stärker oder schwächer geworden? Und... wie lange war sie schon hier...?! Unwillkürlich horchte sie in sich hinein, um den Druck ihrer Blase heraus zu finden. Sie wollte nicht schon wieder so eine stinkende Nische aufsuchen müssen, kurz vor dem Platzen!
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 23. September 2020, 08:38

Die ständigen Wechsel der Ereignisse beanspruchten Azura. Sowohl im Traum als auch in der Wirklichkeit schien sie umher geschleudert zu werden wie ein kleines Blatt zwischen den Fluten eines reißerischen Flusses. Sie hatte keine Chance, auf den Wellen zu tanzen, sondern konnte nur geschehen lassen, dass sie immer wieder unter Wasser geriet und dass ihre zarten Enden nachhaltig angerissen wurden. Ein zerfetztes, kleines Blatt - zu leicht zum Untergehen, aber auch zu leicht, um sich gegen die Naturkräfte zu wehren. Da brachte es Sicherheit, etwas Vertrautes in seiner Nähe zu wissen, auch wenn es nur die Anwesenheit einer Person war, aus der sie mindestens genauso wenig schlau wurde. Eine Person, mit der sie körperliche Zärtlichkeiten geteilt und von der sie Schreckliches erfahren hatte. Eine Person, die ihr verheißungsvolle Worte ins Ohr raunen konnte, nur um sie anschließend mit einem derben Spruch wieder zu denunzieren. Wer war dieser Mann neben ihr?
Seine Hand blieb dieselbe: kräftig, ein bisschen schwielig und deutlich größer als ihre eigene. Leider glühte sie wie der Rest von ihm. Er lag reglos da, einem Sterbenden im Fieberwahn gleich, dessen Kampf sich tief in seinem Inneren abspielte. Azura war nicht Teil davon und sie konnte nicht zu ihm durchdringen, aber ihre sanften Streicheleien seines Handrückens gaben vordergründig ihr Sicherheit. Die ganze Situation war nach wie vor seltsam.
Wenigstens ließ sich schnell klarstellen, dass es besser war, wach zu sein. Der Albtraum hing ihr noch schwer nach, verursachte eine seltsame Stimmung wie der bittere Nachgeschmack einer unliebsamen Medizin. Da tat jeder kleine Löffel Suppe gut, den Agnes ihr mit Behutsamkeit zuführte. Die Zwergenfrau fütterte Azura, bis diese nicht mehr konnte. Die Suppe schmeckte köstlich und die Pilze darin sättigten. Allzu großen Hunger besaß die Andunierin allerdings nicht. Das ließ darauf schließen, dass sie nicht sehr lang bewusstlos gewesen sein konnte. Jedenfalls nicht Tage und Nächte lang wie im Bauch des Zwergenschiffes. Es war im Moment auch mehr die Flüssigkeit selbst und ein anderes Gefühl von Wärme, die ihr gut taten. Und natürlich ...
"Baldrian", wiederholte Agnes. Ihr Lächeln war so warm wie die cremige Suppe. "Es wird deine Nerven beruhigen. Stunden zuvor musste ich dich zwangsweise mit einem Betäubungsmittel ruhig stellen. Ich konnte es mir nicht leisten, dass du aufwachst, während ich im Brustkorb deines Freundes wühlte." Sie kicherte sanft, was ihr sofort einen großmütterlichen Charme verlieh. Dann stellte sie die Suppenschale zurück auf den Rollwagen, da Azura offenbar genug gegessen hatte. Sie tupfte ihre Stirn mit einem kühlen Lappen und fühlte anschließend an selbige, sowie am Hals ihre Temperatur.
"Hm, kein Fieber. Dir geht es im Grunde gut. Du hast dich nur verausgabt, wie es scheint. Am besten wird es sein, wenn du dich so lange ausruhst, wie du es brauchst. Leider kannst du ja ohnehin nicht sehr weit weg." Die Zwergenfrau dreutete auf die Wölbungen der Decke, wo die Kette von Azuras Handgelenk aus verschwand und sie nach wie vor mit Corax verband. Allerdings ... wo war das Gold hin? Die Kette wirkte eisern und nur ein matter Schimmer auf ihren Gliedern erinnerte an den schmucksamen Glanz.
Agnes ging von sich aus nicht darauf ein. Sie fragte nicht einmal, warum beide Patienten aneinander gekettet waren. Sie ging ihrer üblichen Routine nach, die nun beinhaltete, dass sie das nasskalte Tuch auf Corax' Stirn austauschte und auch bei ihm die Temperatur prüfte. Es dauerte, weil sie ihre Trittleiter immer wieder herunter und wieder hinauf klettern musste und selbige zwischendurch natürlich einmal um das breite Bette herum transportierte.
Dabei erzählte sie: "Während meiner Wanderjahre als Heilkundige kam ich viel herum. Ich war nie in Morgeria, aber ich habe auch einige Dunkelelfen getroffen. Auf der Flucht vor dieser Stadt und der Suche nach einem besseren Leben. Ich war sogar mal in einem goblinischen Dorf im westlichen Drachengebirge. Da habe ich Terkin gelernt. Ich bin ein großer Troll und habe den dicksten Daumen, muhaha! Das klingt sehr befremdlich, nicht wahr?" Sie tätschelte Corax' Wange. Der Elf reagierte nicht. "Lerium konnte ich ebenfalls lernen, obwohl ich das angesichts seiner Flüche aktuell etwas bereue. Nur ein Wort habe ich nicht ganz begriffen, vielleicht habe ich es missverstanden. Er sagte immer wieder Azura, Azura und ich begreife nicht, was das heißen soll."
"Wa... warum ... glüht er ... so?"
Wiederholtes Tätschteln der dunklen Wange. Agnes zog die Decke noch ein wenig dichter an Corax' Kinn. Er atmet einmal schwer aus. "Ich sagte bereits, dass er nur knapp einer Durchbohrung der eigenen Lunge entgangen ist. Aber auch sonst hat es ihn schlimm erwischt. So liefert man nur Zwerge bei mir ein, die sich die halbe Nacht in der Kneipe geprügelt haben. Sein Körper kämpft mit vielen Blessuren. Ich habe sie behandelt, aber natürlich können sich einige davon bereits entzündet haben. Ach! Viel zu wenig Zwerge legen Wert auf Hygiene. Sie laufen mit Kohle und Erzstaub an den Fingern herum und wundern sich, dass sie eine Metallvergiftung bekommen, wenn sie die gleichen Finger nach einem leckeren Mahl einfach abschlecken. Bei Brocknar, manche von uns sind wahrlich dumm!" Agnes' warmherzige Augen ruhten auf Azura. "Mach dir keine Sorgen, er wird schon wieder. Gib ihm etwas Zeit. Ich habe gute Arbeit geleistet." Dann kicherte sie. "Seid ihr ein Paar? Ihr Großlinge habt eine seltsame Art, eure Verbundenheit auszudrücken. Nicht mal an den stattlichen Bärngram hab ich mich meiner Zeit ketten lassen!"
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Azura » Mittwoch 23. September 2020, 10:53

Wieso hatte ihr Leben dermaßen kompliziert werden müssen? Sie verstand es einfach nicht und trotz allem wünschte ein Großteil in ihr sich in ihr altes Dasein zurück, in dem sie gewusst hatte, wie sie damit zurecht kommen konnte. Nur ein kleiner Bereich ihrer Gefühlswelt wollte hingegen die neuen Erfahrungen nicht missen, ganz egal, wie sehr diese sie durcheinander brachten.
Dennoch wurde er nicht gehört, weil die junge Frau es schlichtweg nicht wollte. Sie wollte sich nach dem Alten sehnen und nicht einfach in die Zukunft sehen. Ihr Ziel wäre es durchaus, wieder in den Adel zurück zu kehren. Wohl kaum in ihrer Heimatstadt, aber diese war nicht die einzige mit dieser Struktur.
Vorläufig hatte sie aus diesem merkwürdigen Traum nichts gelernt… es nicht lernen wollen. Schließlich war sie schon jetzt damit überfordert, in welches Dasein sie gestoßen worden war, da konnte sie ihre alten Begehrlichkeiten nicht einfach noch mit über Bord werfen, um vollkommen neu anzufangen. So sehr es ihr vermutlich auch gut täte und obendrein notwendig wäre…
Aber im Moment konnte sie ohnehin nur äußerst wenig tun, als wieder zu Kräften zu kommen. Wenngleich sie nicht völlig allein war und schon gar nicht frei von Sorge, wie ihre verstohlene Geste bewies. Dennoch weigerte sie sich, zu genau darüber nachzudenken, was mit ihm los war. Oberflächlich, ja, das interessierte sie, jedoch wollte sie zugleich gar nicht hören, dass womöglich Lebensgefahr bestehen könnte.
Da war es definitiv besser und angenehmer für sie, sich füttern zu lassen mit dieser Suppe, die gar nicht so übel schmeckte. Nun ja, für ihren verwöhnten Gaumen wäre sie trotzdem viel zu fad und bei weitem ihrer nicht würdig. Aber nach all dem Hunger der letzten Zeit konnte sie dem Geschmack so einiges abgewinnen, wenngleich sich rasch zeigte, dass ihr Magen gesättigt war.
Obwohl sie es kurz darauf wieder bereute, denn die schonungslos ehrlichen Worte sorgten dafür, dass Übelkeit in ihr hochzusteigen drohte. Allein die Vorstellung von all dem Blut wegen des offenen Körpers… Es schüttelte sie leicht und sie hielt sich die zur Faust geballte freie Hand vor den Mund, als könne sie nur so verhindern, dass die Suppe sich ihren soeben erst genommenen Weg gleich wieder zurück bahnte.
Damit kämpfte sie noch, als ihre Stirn abgetupft und sie kurzerhand dort sowie am Hals berührt wurde. Bei letzterer Stelle zuckte sie unwillkürlich zurück, jedoch schlossen sich keine Finger darum, um zu zudrücken. Nicht, dass diese lang genug dafür gewesen wären, aber die letzte Zeit hatte sie nun mal geprägt.
Leicht schüttelte sie den Kopf und hatte auch sonst kaum Schmerzen, bis auf das feine, stetige Pochen in ihrer Schulter, das sie in Ruhelage kaum noch wahrnahm. „Ich… ich wurde auch nicht so… zugerichtet.“, murmelte sie und spürte wieder Zorn in sich aufsteigen auf diese Rüpel von Winzlingen, die für ihre jetzige Lage mitverantwortlich waren. Auch wenn ihr Ruhe und Versorgung sicherlich gut taten…
Im Augenwinkel nahm sie die Geste der wandelnden Nase wahr und sah selbst an jene Stelle. Unwillkürlich musste sie schaudern und sich an das goldene Band aus ihrem Traum erinnern. Nein, es war besser, nicht zu viel darüber nachzudenken, dass sie noch immer aneinander gekettet waren! So wollte sie auch gar nicht nachsehen und entdeckte nicht die Veränderungen, die sie sich noch weniger erklären konnte als die Seltsamkeiten bisher.
Stattdessen konzentrierte sie sich wieder auf die Heilkundige, die sich nun um ihren Begleiter kümmerte. Das meiste von ihrer Erzählung interessierte sie nicht wirklich, sodass sie sich gar nicht erst die Mühe machte, es sich zu merken. Erst gegen Ende des Wortschwalls wurde wieder aufmerksam.
Es mochte eine andere Sprache sein und für gewöhnlich verstand sie absolut nichts von seinem Gebrabbel. Hier allerdings… Ein wenig war die Aussprache verzerrt, klang härter, ruppiger und trotzdem…
Ihr Blick richtete sich auf das verschwitzte, fiebrige Gesicht des Dunkelelfen. Hatte er wirklich ihren Namen ausgesprochen? Ihre Züge wurden ein wenig weicher und wäre sie allein mit ihm gewesen, hätte sie sich womöglich ihm zugewandt und seine Wange gestreichelt. Ihm vielleicht sogar zugeraunt, in Erinnerung an ihren Alptraum, dass sie ihn nicht allein lassen würde. So hingegen verbiss sie sich jede zutrauliche Geste und konzentrierte sich mehr auf anderes.
Langsam schüttelte sie den Kopf und seufzte leise. „Er hat dafür keine halbe Nacht gebraucht.“, flüsterte sie und ballte die freie Hand erneut zur Faust. Ihre Mimik verdüsterte sich wieder. „Es… es gab ein… Missverständnis, bei dem sich Fremde in Angelegenheiten eingemischt haben, die sie nichts angingen. Gegen die Übermacht hatte er keine Chance, nicht einmal mit seiner Größe.“, erklärte sie etwas zögerlich.
Warum klagte sie all die Zwerge, die daran beteiligt gewesen waren, nicht direkt an? Nun ja, ihr fehlte das Wissen um die Namen, denn natürlich hatte sie sich nicht darum bemüht, sich auch nur einen davon zu merken. Auf der anderen Seite schien sie sich noch immer in deren Stadt zu befinden und da war es vermutlich ratsam, erst bei vollständig zurück gefundener Kraft Vergeltung zu üben. Dass diese kommen würde, stand für sie fest. Wobei sie von ihrer eigenen ausging und nicht daran dachte, dass auch ihr Begleiter auf seine Art würde Rache üben wollen können.
Flüchtig drohte Azura in ihre eigenen Gedanken und Vorstellungen zu versinken, als die Frage sie beinahe brutal wachrüttelte. Ihre Augen weiteten sich und sie schüttelte heftig den Kopf. „Was?! Nein! Nein, das sind wir nicht! Ich…“ Sie stockte und blickte wieder zu ihm hin.
Ein bitterer Zug legte sich um ihren Mund und noch einmal schüttelte sie den Kopf, wie, um ihre Geste von vorhin zu bekräftigen. Nein, aus ihnen würde niemals ein Paar werden, dafür hatte er gesorgt. Ganz gleich, wie es in ihrem Inneren dazu aussehen mochte.
Tief atmete sie durch und zwang sich, die wandelnde Nase anzusehen. „Ich weiß nicht, wie diese Kette an mein Handgelenk gekommen ist. Und er… er will oder kann es mir nicht sagen, keine Ahnung. Wir wollen sie aber auf jeden Fall los werden!“ Um dann jeder seines eigenen Weges zu gehen… frei… und allein…
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Erzähler » Montag 28. September 2020, 12:30

Allein durch ihre Verbindung durch das unliebsame goldene Kettchen - welches im Moment eher einer Eisenkette glich - konnte Azura aktuell wenig tun. Ausruhen und wieder zu Kräften kommen waren die spärlichen Möglichkeiten. Für alles andere hätte sie Corax mit sich aus dem Bett zerren müssen, aber der Elf war zum einen viel zu schwer und zum anderen brauchte zumindest er die Ruhe nun mehr als alles andere. Sein Körper kämpfte nach wie vor im Fieber, während er ansonsten reglos wie ein Toter neben ihr lag. Azuras Handgriff wurde ebenso wenig erwidert wie ein besorgter Blick oder alles darüber hinaus. Sehnsüchte, denen sie vielleicht nachgegangen wäre, wäre sie allein mit ihm. Aber Agnes' Anwesenheit zerstörte jegliche Wünsche, die Azura sich vermutlich auch so nicht zugestehen wollte. Die gewaltige Nase der Zwergin neigte sich, als sie das Tuch zurück auf Corax Stirn legte. Die frische Feuchtigkeit würde seine Temperatur senken.
Auch wenn Azura sich weigerte, sich Gedanken über seinen Zustand zu machen, drängte er sich zwangsweise auf. Sie konnte nicht vor ihm und seinem Anblick fliehen. Das Auge war zugeschwollen, ebenso wie Teile seiner ansonsten so schlanken Kieferpartie. Sie wirkten dick und die Haut spannte sich mit fiebrigem Glanz. Aber Agnes hatte ihn vom Blut gereinigt, Platzwunden vernäht und verbunden. Er war versorgt, ebenso wie Azura selbst. Die Zwergin wusste, was sie tat und schien die erste in Nogrot zu sein, die es wirklich gut mit beiden meinte. Oder lag es an ihrem mütterlichen Charme, der die dicke Warze auf dem überdimensionalen Zinken vergessen ließ und der Frau dafür natürliche Freundlichkeit zusprach? Nein, sie war freundlich. Sie verurteilte weder Azura als Großling noch Corax, der aufgrund der aktuellen Ereignisse in ganz Celcia von anderen Völkern als Dunkelelf sicher stigmatisiert wurde. Doch Agnes kümmerte sich um sie beide und sie sprach ruhig mit Azura.
"Was mir zugetragen wurde, klingt sehr widersprüchlich. Einige der Zwerge behaupten, dieser hier", sie zeigte auf Corax, "habe dich angegriffen. Deshalb seien unsere Ordnungshüter pflichtbewusst auf ihn los. Andere aber erzählen, dass er es war, der dich hat retten wollen. Immerhin hat er dich durch halb Nogrot geschleppt. Hm." Sie zuckte mit den Schultern. Es kümmerte sie nicht. Viel wichtiger war nun, dass ihre beiden Patienten auch wieder genesen würden.
Außerdem stellte Azura die Situation richtig, indem sie Corax' Verhalten und den Angriff der Zwerge auf ein Missverständnis zurückführte. Die große Nase der Zwergin ließ bei jedem Nicken die Warze etwas wippen. Wenn sich der runzlige, dunkelbraune Knubbel so bewegte, konnte man ihm beinahe ein Eigenleben zugestehen. Der Anblick war abstoßend, zugleich aber ließ man sich davon anziehen. Es war wie bei einem Kutschenunfall und allein der Anblick rückte alles in den Hintergrund, dass man fast schon vergaß, zu atmen. Doch Agnes' Frage riss Azura am Ende trotzdem aus ihren Gedanken. Sie und Corax ein Paar? Auch diese Mutmaßung stellte sie sofort richtig, was die Zwergin sanft lächeln ließ.
"Und ich habe schon befürchtet, die Ehekulturen der größer gewachsenen Völker verpasst zu haben. Wobei es schon etwas romantisch ist, sich vielleicht bis zum Fest hin eine Weile aneinander zu ketten. Erst in schweren Zeiten erkennt man doch, ob man einander Stütze oder Klotz am Bein ist." Agnes lachte auf und legte sofort eine Hand vor den Mund. "Das erinnert mich an so manche Romanze meiner Jugend. Oh, nicht jede Entscheidung war richtig, aber ich würde doch jede davon missen. Jede einzelne Erfahrung macht uns doch zu dem, was wir heute sind." Ihre warmen Augen suchten für einen Moment Azuras Blick. Dann stopfte sie die Seiten der Decke unter Corax' Körper und strich noch einmal flüchtig über ihn. Er atmet tiefer auf.
"Ihr solltet schlafen, beide. Sammelt Kräfte. Um die Kette könnt ihr euch beide noch genug Sorgen machen oder auch nicht. Hast du mitbekommen, dass ich Xaon Ambossbart Bescheid gab? Er hat Nogrot nach einem kurzen Blick auf die Kette verlassen." Sie räusperte sich. "Nagut, nachdem er versuchte, sie zu sprengen. Da warst du und dein Nicht-Partner aber noch bewusstlos. Xaon hatte zuerst ziemlich schlechte Laune. Dann aber wurde er nachdenklich und schließlich meinte er, dass er den eldorischen Spitzohren einen Besuch abstatten müsste. Also ja ... ruh dich aus, bis er zurück ist. Vorher gibt es für dich ohnehin nichts Anderes zu tun. Es sei denn, du hast noch Fragen an mich? Ansonsten..." Agnes kletterte von ihrer Trittleiter herunter und griff an die Seite. Erst jetzt fiel Azura vermutlich die Metallleiste auf, die an der Zimmerdecke angebracht war und einmal oval um das Bett führte. Man konnte auch hier einen Vorhang zuziehen wie bei den heißen Quellen. Agnes würde ihnen etwas Privatsphäre gönnen, sollte sie nicht noch Fragen von Azuras Seite beantworten müssen.
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Azura » Dienstag 29. September 2020, 09:41

Auf der einen Seite graute ihr davor, erneut einzuschlafen, weil sie dann das Risiko weiterer verwirrender und unheimlicher Träume eingehen müsste. Auf der anderen indes fühlte sie sich ebenfalls noch erschöpft, sodass sie die Ruhe bevorzugen würde, selbst, wenn sie nicht dazu gezwungen wäre.
Somit wäre sie gar nicht auf die Idee gekommen, auch nur zu versuchen, ihr Anhängsel mit sich schleppen zu wollen. Dazu war er ihr zu schwer und sie sah es auch nicht ein, sich mehr als nötig mit ihm abmühen zu müssen, solange es nicht absolut notwendig wäre. Was im Moment schließlich nicht der Fall war!
Trotzdem würde sie es ihm später, sobald es ihm wieder besser gehen würde, bestimmt unter die Nase reiben. Denn natürlich würde er wieder aufwachen und gesund werden, sodass sie ihm den Hals für seine Dummheiten umdrehen könnte, auch für diejenigen, die er noch nicht begangen hatte. Nur Nadel und Faden, die wollte sie lieber nicht in seiner Nähe wissen, erst recht nicht, wenn sie selbst in seiner Reichweite schlafen würde…
Im Moment allerdings reagierte er überhaupt nicht, sodass sie ihm nicht ihre Meinung geigen konnte. Stattdessen unterhielt sie sich mehr schlecht als recht mit der wandelnden Nase, die sich um ihrer beider Wohlergehen bemühte. Dass das Thema früher oder später auf seinen Zustand kommen musste, hatte auf der Hand gelegen.
Und obwohl sie ebenfalls widersprüchliche Ansichten über sein Verhalten besaß, wollte sie ihn instinktiv ein wenig in Schutz nehmen. Ja, er hatte ihr eine gehörige Portion Angst eingejagt und sein Schrei hatte ihr Qualen bereitet, aber er hatte sich nicht an ihr vergriffen. Nun ja… zumindest nicht so, dass es gegen ihren Willen geschehen war.
Demnach hatte es jenen angeblichen Grund für die Prügelattacke gar nicht gegeben. Und noch etwas stieß ihr allein bei der Erinnerung sauer auf, obwohl sie es durchaus ähnlich gemacht hätte, wenngleich in einer anderen Situation und mit anderen Mitteln. Aber da wäre sie eher die Anführerin ihrer Gruppe gewesen und nicht das Opfer, das sich der Übermacht erwehren musste, ohne eine reale Chance dabei zu haben.
Leicht schüttelte sie den Kopf. „Selbst, wenn ich Hilfe benötigt hätte… Was fällt denen ein, im Rudel auf ihn einzuprügeln? Es waren so viele, ich habe sie nicht einmal zählen können!“, beschwerte sie sich mit ehrlicher Empörung und ganz so, als hätte sie eine Konfrontation stets ausgeglichen bestritten.
Außerdem hatte sie sich nicht wirklich die Mühe gemacht, die Masse zu zählen. Wie denn auch? Durch die vermaledeite Kette hatte sie nicht einmal ausweichen können, sondern war mitgerissen worden!
„Sehr heldenhaft, in der Gruppe auf einen Einzelnen einzuprügeln.“, schob sie noch mit einem leisen, verächtlichen Schnauben hinterher. Doch erst jetzt ging ihr langsam auf, dass sie ihren Begleiter zu verteidigen begonnen hatte. Etwas, das er nicht verdiente, so, wie er sie behandelt hatte, nach all den Schmerzen und Demütigungen. Trotzdem war es ihr ein Bedürfnis, für das sie sich im Stillen eine Närrin schalt.
Also wollte sie das Thema beenden und zuckte nichtssagend mit den Schultern. Was ihr sofort einen heißen Schmerz durch den gesamten Arm jagte. Sie sog scharf die Luft ein und verzog gequält das Gesicht, während sie sich instinktiv eine Hand auf den malträtierten Körperteil legte, als könne sie so die Pein ein wenig mildern.
Die sie ohnehin beinahe vergaß bei der Vermutung, die ihren Protest erst recht schürte. Als die wandelnde Nase vor sich hin plapperte, wurden Azuras Augen nur groß und rund, während sie heftig den Kopf schüttelte, ganz gleich, wie sehr ihre Schulter dagegen aufbegehren wollte.
Schon öffnete sie ihren Mund, um sich zu verteidigen gegen diesen Eindruck der Verbundenheit, als dieser Winzling fortfuhr und der direkte Blick ihr eine feine Röte in die Wangen steigen ließ. Unwillkürlich musste sie an ihre Entscheidung in dem heißen Wasserbecken denken, die sie nur noch tiefer in ihr Gefühlschaos gestürzt hatte, sodass auch eine gehörige Portion Verlegenheit in ihr aufstieg. Wie gut, dass die andere sich im nächsten Moment mit der Decke beschäftigte. Das gab ihr die Chance zu schweigen und sich tiefer unter die wärmende Hülle schieben zu können.
Ihre Wangen brannten nun stärker, sodass sie diese instinktiv verbergen wollte. Es war schon schlimm genug, was durch die Kette als Verhältnis zwischen ihnen vermutet wurde. Da musste sie nicht auch noch Öl ins Feuer gießen und offenbaren, was sie tatsächlich getan hatte.
Mit einem einfachen Soldaten… nein, Schneider… oder was auch immer er war, weit unter ihrem Stand und ohne vorheriger Hochzeit! So wenig sie die Gefühle auch bereute, die er ihr dabei beschert hatte…
Die Stimme erklang wieder und ließ sie insofern aufhorchen, weil es um die verfluchte Kette ging. Ihre Stirn runzelte sich kurz, ehe sie aufseufzte. Also wieder eine Hoffnung auf Befreiung weniger…
Dann allerdings ging ihr etwas ganz anderes auf und sie hörte nicht mehr zu. „Moment mal, sprengen?!“, entfuhr es ihr heftig und sie hob die Decke an, um nachzusehen. Es war eigentlich dumm, schließlich würde sie es spüren, doch einen Atemzug lang hatte sie Angst gehabt, ihre Hand oder mindestens ein paar Finger bei solch einem Versuch verloren zu haben.
Aber zu ihrer unendlichen Erleichterung konnte sie sämtliche Glieder erkennen und als sie diese leicht bewegte, fühlte sie keinen anderen Schmerz als jenen, der von ihrer Schulter ausging. Nur… trog sie das Licht oder hatte die Kette ihre Farbe verloren?
Mehr zu sich selbst als zu der wandelnden Nase murmelte sie, während sie die Decke wieder sinken ließ:„Wieso ist die nicht mehr golden?“ Was hatte er jetzt wieder angestellt? War er nicht einmal in seinem derzeitigen Zustand harmlos?!
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Erzähler » Sonntag 4. Oktober 2020, 09:28

"Es waren also viele", murmelte Agnes vor sich her, während sie die Laken unter Corax fiebrigem Körper festdrückte. "Deshalb hast auch du etwas abbekommen, nicht wahr?" Sie lächelte, allerdings nur mit den Augen. Eine Heilkundige ihrer Art konnte man mit dem Herunterspielen von Schmerz offensichtlich nicht betrügen, ebenso wenig wie man Blessuren vor ihr verbergen konnte. Sie zeigte auf Azuras Schulter. Jene, in der es noch immer leicht pochte. "Ich habe sie wieder eingerenkt. Sie war ausgekugelt. Falls du noch Schmerzen hast, dann belastest du sie immer noch. Verlagere dein Gewicht und lass sie ruhen." Sie ließ von dem Dunkelelfen ab, um den Vorhang zuzuziehen, der sich oval um das Bett schob. Nur einen kleinen Spalt ließ sie offen. Klein war relativ, denn ihr gewaltiger Zinken passte immer noch hindurch. "Einen Moment, bitte!"
Dann verschwand die Nase aus Azuras Blickfeld. Für den Augenblick war sie allein, so dass auch ihre Aufmerksamkeit einen anderen Fokus einnehmen konnte. Endlich fiel die Schicksalsfessel in ihren Blick und ihr fiel auf, dass sie längst nicht mehr so schön golden glänzte wie sie es gewohnt war. Nein, vielmehr glich sie einer Eisenfessel und nun, da Azura das dunkle Metall entdeckt hatte, fühlte sie mit einem Mal auch das Gewicht von Kette und Gelenkband. Sie wirkte deutlich schwerer, die Kettenglieder waren dicker und klirrten auch nicht leise bei einer Bewegung. Nein, sie rasselten wie die Ketten untoter Gruselfiguren aus einem Schreckensmärchen um Mitternacht.
Doch halt! Wenn Azura genau hinschaute, konnte sie einen seichten, goldenen Schimmer ausmachen. Er war schwach, doch vorhanden und er pulsierte im Rhythmus von Corax' flacher Atmung. Sofort vermutete sie ihn hinter dem Trick und beäugte ihren Begleiter skeptisch. Da kehrte Agnes zurück. Sie schob den Vorhang beiseite und positionierte ihre Trittleiter neu, so dass sie bei Azuras Betthälfte auf ihre Höhe klettern konnte. In beiden Händen hielt die Zwergin einen kleinen Topf, aus dem der Stiel eines Löffels heraus ragte. Nein, es war ein Pinsel! Da der Inhalt des Topfes einer gelblichen Salbe glich, war nicht zu vermuten, sie wollte Azura nun bemalen.
"Jetzt kann ich dich ja fragen: Verträgst du Arnika? Sie ist eine wirklich nützliche Pflanze und fördert die Heilung jeglicher stumpfen Verletzungen. Trage sie niemals auf offene Wunden auf, du wirst es bereuen! Aber für eine ausgekugelte Schulter wird sie Wunder wirken. Lass mich nur den Ärmel deines Leibchen etwas empor rollen... ohr, ich vergaß!" Agnes stutzte. "Es ist etwas kurz geraten, dein Leibchen, nicht wahr? Nun, als Patientin, die viel Zeit im Bett verbringt, geht das in Ordnung, aber wenn du mein Haus verlassen willst, wäre passende Kleidung praktischer. Ich bin keine Meisterin im Nähen, doch wenn du möchtest, stelle ich dir zumindest ein einfaches Hemd und einen Rock zusammen. Oder du nähst dir selbst etwas, das könnte dir auch die Zeit vertreiben, bis Xaon Ambossbart zurück ist." Sie streckte die Zungenspitze zwischen den Lippen hervor, als würde sie über etwas nachdenken. Dann nickte sie. "Sprengen ... ohja. Ja, das wollte er. Aber nur, indem er mit seinem gewaltigen Schmiedehammer auf die Kette schlug. Hat er gemacht und er war sehr enttäuscht, als es absolut nichts bewirkte. Dann hat er sich seinen Lehrling hinzugeholt, einen Schmiedemagus ersten Grades. Er arbeitet mit Runen, konnte aber nichts auf der Kette finden. Jedoch sprach er von magischen Schwingungen, die wild um das Eisen herum schwirrten. Daraufhin hat Xaon sicher eine Stunde mit gerunzelter Stirn in meinem Sessel verbracht und sich anschließend auf den Weg aus der Stadt gemacht. Ich bin sicher, er wird in ein oder zwei Tagen zurück sein. Dann wissen wir alle hoffentlich mehr. Und nun bitte ich dich, still zu halten."
Agnes schob behutsam den Ärmel von Azuras Hemdchen zurück. Sehen konnte man nichts, aber sie würde das Pochen in ihrer Schulter lokalisieren können. Die Zwergenfrau zückte den Pinsel. Die Borsten waren von der gelblichen Paste der Arnikasalbe umgeben und es fühlte sich angenehm kühl an, als sie diese großzügig auf die Schulter auftrug.
"Na, also, das sieht shcon besser aus. Ich lasse den Topf gleich mal hier neben dem Bett stehen." Sie kletterte die Trittleiter wieder herab. "Möchtest du das Nähzeug haben, Fräulein? Oh, deinen Namen habe ich noch gar nicht. Wie heißt du denn?"
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Azura » Montag 5. Oktober 2020, 09:50

Warum verteidigte sie ihn eigentlich? Nach allem, was er ihr angetan und womit er sie in Angst und Schrecken versetzt hatte? Azura wusste es nicht zu sagen und wenn sie ehrlich zu sich selbst war, wollte sie es im Prinzip auch nicht wissen. Es hätte alles nur noch komplizierter gemacht, als es ohnehin schon für sie war. Trotzdem konnte sie es nicht so einfach stehen lassen, denn ihr Begleiter mochte vieles sein, jedoch kein Schwächling.
So schnaubte sie auch leise und versuchte, ihre pochende Schulter wieder ruhig zu halten. „Nein, sondern weil er sich gewehrt hat. Niemand lässt sich gerne von einer Übermacht verprügeln.“, murrte sie und wollte lieber nicht genauer darüber nachdenken. Am liebsten wäre es ihr sowieso, wenn sie gleich in ihrem eigenen, breiten und weichen Bett aufwachen und feststellen würde, dass das alles nichts weiter als ein lang andauernder Alptraum gewesen war.
Im nächsten Moment allerdings weiteten sich ihre Augen ein wenig. „Aus… ausgekugelt?!“, hauchte sie entsetzt und sah unwillkürlich hin, doch zu ihrer großen Erleichterung stand kein Knochen heraus oder gab es sonst eine sichtbare Wunde.
Natürlich hatte auch sie sich schon des Öfteren verletzt, allein beim Reitunterricht war sie oft genug abgeworfen worden und auch mal unglücklich gelandet. Aber etwas so Gravierendes wie eine ausgekugelte Schulter war ihr bislang erspart geblieben. Dazu hatte es erst einer Schlägerei bedurft…
Leise seufzte sie und vergaß die wandelnde Nase kurzfristig. Was sich noch verstärkte, als sie endgültig die Kette und deren Veränderung entdeckte. Je länger sie jedoch darauf starrte, desto deutlicher nahm sie den schwachen, pulsierenden Schimmer wahr.
Dennoch dauerte es einige Sekunden, bis sie einen Zusammenhang mit seiner Atmung feststellen konnte. Was wiederum ihren Verdacht, dass er an dem ganzen Schlamassel schuld war, bekräftigte.
Nachdenklich blickte sie wieder in das fiebrig-gerötete Gesicht. „Was hast du jetzt wieder angestellt, du widerlicher Schuft?“ , murmelte sie für sich und trotzdem der Vorsicht halber in ihrer eigentlichen Muttersprache. Wenngleich das Schimpfwort beinahe schon wie ein Kosename über ihre Lippen kam.
In diesem Moment hörte sie auf der anderen Seite etwas und drehte automatisch den Kopf in die Richtung, sodass sie erkennen konnte, dass sie wieder Besuch von der Heilerin bekam. Diese hatte etwas Neues mitgebracht, das die junge Frau mit gerunzelter Stirn misstrauisch beäugte.
Da plapperte die wandelnde Nase schon los und überhäufte sie mit Informationen regelrecht. Langsam schüttelte sie den Kopf. „I… ich glaub, schon…“, meinte sie vorsichtig und musste sich eingestehen, dass sie in Wahrheit keinerlei Ahnung davon hatte.
Sie hatte sich nie für Heilkunde und Kräuter interessiert. Und eine ähnliche Verletzung hatte sie noch nicht gehabt. Woher also sollte sie wissen, ob sie diese Salbe mit dem seltsamen Wort darin vertragen würde?
Dann indes wurde ihr Runzeln tiefer und sie schnaufte leise, mit einem eindeutig beleidigten Ton darin. Gerne hätte sie darauf hingewiesen, dass sie aus adeligem Hause stammte, zumindest darin aufgewachsen war, und es niemals nötig gehabt hatte, sich ihre Kleidung selbst zurecht zu schneidern. Für ihre Garderobe waren andere zuständig gewesen, während sie sich ihre Zeit besser zu vertreiben gewusst hatte!
Doch die letzte Zeit hatte sie etwas nachdenklicher werden lassen und somit brauste sie nicht sofort auf, wie sie es früher wohl getan hätte. Stattdessen schüttelte sie den Kopf. „Ich kann nicht nähen und eine Stickerei wird mir nicht helfen.“ So völlig konnte sie ihren pikierten Tonfall nicht unterdrücken, der diese hinweisenden Worte auf ihre Herkunft untermalte.
Ein Buch oder eine Schriftrolle hätten es durchaus auch getan, um ihr die Zeit zu vertreiben, aber sie bezweifelte, dass es diese an jenem Ort geben würde. Noch dazu in einer Sprache und Schriftform, die sie verstehen würde.
Außerdem behagte ihr der Gedanke nicht an Nadel und Faden. Er mochte neben ihr zwar schlafen und fiebrig sein, jedoch hatte sie seine Schilderung nicht vergessen.
Ohnehin kamen sie auf ein anderes, weitaus wichtigeres Thema zu sprechen und die junge Frau atmete merklich auf, als nicht von einem Sprengsatz per se die Rede war, der ihr sonst gewiss mindestens die Hand weggesprengt hätte. Stattdessen ging es nur um einen Hammer, der genauso wenig hatte ausrichten können wie die Axt.
Einen flüchtigen Atemzug lang huschte der Gedanke durch ihren Kopf, ob die Verletzungen der Kette, auch wenn sie nicht sichtbar waren, etwas mit dem Gesundheitszustand ihres Begleiters zu tun haben könnten. Allerdings war diese Idee dermaßen flüchtig, dass sie diese nicht einmal im Ansatz greifen konnte. Erst recht nicht, während neben ihr weiter geplappert wurde.
Als der Wortstrom endlich versiegte, fühlte sie sich tatsächlich etwas erschöpft. Somit fiel es ihr nicht sonderlich schwer, liegen zu bleiben und sich bepinseln zu lassen, obwohl sie sich durchaus unwohl dabei fühlte.
Ein leises, unbestimmtes Brummen brachte ihre Stimmbänder zum Schwingen, ehe sie den Kopf leicht schüttelte. „Nein…“, wehrte sie ab und unterdrückte ein Gähnen. Sie wollte nicht nähen und sie wollte erst recht nicht, dass er etwas davon in die Finger bekommen könnte.
Während ihr die Lider allmählich schwer wurden, hatte sie nicht mehr die Konzentration, um der erneuten Frage nach ihrem Namen ausweichen zu können. Stattdessen murmelte sie die Wahrheit:„Azura.“ Dann gähnte sie erneut und konnte es nicht mehr verbergen.
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Erzähler » Samstag 10. Oktober 2020, 22:39

Agnes ließ sich durch nichts erschüttern, aber vor allem bezog sie weder Partei zu Azura noch zu jenen Zwergen, die für Corax' Zustand verantwortlich waren. Sie blieb neutral. Als Heilkundige war diese Haltung wohl auch die beste, welche sie einnehmen könnte. So lächelten ihre sanften Augen nur über der gigantischen Nase, während Azura sich nach wie vor etwas Luft machte. Sie zeigte Verständnis dafür, dass ihre Patientin ein Ventil brauchte, aber sie ging nicht mehr als notwendig auf ihre Aussagen ein. Immerhin wollte sie Azuras Ärger nicht erneut schüren, indem sie eine Diskussion vom Zaun brach. Stattdessen erwiderte Agnes lediglich: "Er wird schon wieder. Gib ihm Zeit ... und dir auch."
Das Pochen ihrer Schulter sollte mit der Zeit nachlassen und die Salbe würde die Genesung zusätzlich untersützen. Also trug Azura etwas davon auf. Agnes nahm ihr die Salbe auch nicht wieder ab, sondern platzierte sie nach getaner Arbeit auf dem Rolltischchen, welches sie in Reichweite neben das Bett schob. Sie brachte auch noch eine Karaffe mit Wasser, sowie zwei Becher. Nur für den Fall, dass Corax wohl erwachen sollte, wenn die Heilerin nicht zugegen war. Denn sie wollte den beiden Patienten etwas Ruhe gönnen.
Azura konnte das nur Recht sein. Ihr Körper zeigte erste Anzeichen, als sie gähnte. So lächelte die Zwergin erneut und zog den Vorhang zu. Es wurde dunkler, aber auch ruhiger, denn der dicke Stoff dämpfte die Geräusche von außen. Ob Azura noch auffiel, dass es dem Klang andunischer Markttage glich? Zwar nicht, was das Meeresrauschen oder die Fischhändler betraf, welche mit lautem Geschrei ihre Waren feilboten, aber sollte sie genauer hinhören, würde sie definitiv Geschäftigkeit erkennen. Auch im Reich der Zwerge arbeitete man eifrig. Aber vielleicht war es auch gut, wenn sie sich nicht zu sehr auf die Geräuschkulisse konzentrierte, zumindest nicht jetzt. Ihr Körper verlangte nach Ruhe, vor allem die Schulter wollte sich nicht mehr als nötig bewegen! Und der Rest folgte. Schläfrigkeit holte sie ein und Azura sollte in die Schwärze des Schlafs versinken. Viel zu schnell ging es. Sie hatte kaum mehr Zeit, sich näher mit der Veränderung des einstigen Goldkettchens zu beschäftigen. Das würde warten müssen wie alles andere. Wenigstens war Manthala mit ihr, denn sie wagte es nicht, ihr erneut einen so gruseligen Traum zu senden wie den letzten. Möglicherweise hatte auch Ventha - Azuras präferenzierte Gottheit - ihre Finger im Spiel, so dass ein einziger Atemzug von ihren launischen Lippen die Albträume hinfort getrieben hatte. Sie konnte es nicht sagen. Fakt blieb, dass der Schlaf ihr dieses Mal endlich Erholung brachte. Traumlos, schwarz und Balsam für Seele, sowie den Körper. Agnes wagte es auch nicht, sie zu stören, wenn sie schlief. Und das sollte auch die nächsten zwei Tage der Fall sein.
In dieser Zeit konnte Azura sich wirklich mal erholen und die Zwergin kümmerte sich mit einer Mütterlichkeit um ihre beiden Patienten, dass es die andunische Adelstochter fast an bessere Zeiten erinnern sollte. Mahlzeiten mochten simpel sein und kleine Tratschereien mit ihren Freundinnen bei Gebäck blieben aus, aber wenigstens scheuchte sie auch kein unflätiger Dunkelelf durch die Wildnis, nur um sie mit seinen forschen Sprüchen zu denunzieren. Aber es fehlte auch seine verführerische Ader. Corax fand in den nächsten beiden Tagen nicht zu seinem vollen Bewusstsein zurück. Azura bemerkte es sicherlich das eine oder andere Mal, dass er ihren Namen sprach. Meistens in seiner Muttersprache, aber auch im Celcianischen kamen die vertrauten Silben über seine vom Fieber trocken rissigen Lippen. Manchmal hob er die Lider etwas, schien jedoch weder Azura zu erkennen, noch bewusst wahrzunehmen, wo er sich befand. Es reichte glücklicherweise aus, dass Agnes ihm Nahrung und Flüssigkeit zuführen konnte. Nicht viel, aber immerhin! Danach versank der Elf erneut in einen tiefen Schlaf.
Das Fieber sank erst am Ende des ersten Tages, kehrte am Folgemorgen aber nochmals kurz zurück, nur um zum Nachmittag hin wieder zu verschwinden. In dieser Zeit erhielt Azura die Möglichkeit, sich ein wenig zu beschäftigen. Sofern sie Interesse zeigte, bot Agnes ihr ein kleines Buch an, in dem sich religiöse Geschichten und Gebete zu Ehren Brocknars mit Fabeln über Gebirgsdrachen und nogroter Märchen mischten. Ansonsten blieb ihr nicht viel. Agnes war eine viel beschäftigte Zwergin. Als Heilkundige machte sie auch Hausbesuche, so dass Azura mit Corax immer mal wieder für einige Zeit allein blieb. So auch, als sich endlich etwas tat.
Es war Nachmittag des bereits zweiten Tages. Azura konnte es nicht am Stand der Sonne ablesen, denn ihr Licht fand keinen Weg hinunter nach Nogrot. Aber Agnes besaß eine wundervolle Konstruktion. Sie behauptete, sie habe das Erbstück von ihrem verstorbenen Gatten erhalten, der es wiederum von einem waschechten, goblinischen Uhrmacher hatte anfertigen lassen. Die goldene Taschenuhr lag jederzeit bereit auf dem Rolltischchen neben dem Bett. Agnes hatte Azura gezeigt, wie man das Ziffernblass zu lesen hatte und ihr erklärt, wie das kostbare Stück funktionierte. Das stetige Ticken brachte über dies hinweg eine gewisse Ruhe in die Kammer.
Ruhe, welche unterbrochen werden sollte. Denn endlich, nach so langer Zeit seiner schweigsamen Fieberträume öffnete Corax die Augen gänzlich. Dieses Mal lag kein fiebriger Schimmer über seinem Rot. Er spähte orientierungslos, aber wach durch den Raum. Azura bemerkte es vermutlich aber eher daran, dass er sich regte und langsam versuchte, aufzurichten. Die anderthalb Tage zusammen mit Agnes' Tinkturen, Salben und sonstigen Mittelchen hatten wahre Wunder bewirkt. Das Gesicht war nahezu vollständig abgeschwollen und nur einige Kratzer, sowie violettblaue Blutergüsse erinnerten an die fatalen Folgen der "Zwergenrettung".
Was jedoch definitiv mehr Zeit brauchte, war Corax gebrochene Rippe. Er spürte sie, als der Schmerz schon bei kleineren Bewegungen durch seinen gesamten Brustkorb zog und ihn knurrig aufstöhnen ließ. Er riss die Hand zu seinem Oberkörper und legte sie auf. Dabei bemerkte er nicht nur den professionell angelegten Verband, sondern zog auch an der Kette, welche Azura und ihn nach wie vor verbanden. Die ganze Zeit über war sie schwarz wie Eisen geblieben, hatte nur gelegentlich in einem schwachen Gold geschimmert. Und nun? Es kehrte Farbe in sie zurück, wie auch in den Dunkelelfen. Das Eisen schwand. Pures Gold kehrte zurück.
"Was? Wo ... sind wir? Azura? Oh ..." Er sagte kein Wort zu seiner Verletzung, auch wenn Haltung und Mimik verrieten, dass er Schmerzen haben musste. Langsam schaute Corax sich um. Er und Azura waren allein in der Kammer. Agnes hatte den Vorhang aufgezogen, damit es ihren Patienten nicht zu stickig dahinter wurde, aber sie befand sich nicht im Raum. Wieder ein Hausbesuch, doch sie wollte bald zurück sein. Das angenehme Aroma eines Wurzeltees lag in der Luft. Er entstieg einer mit Zwergenmotiven bemalten Kanne und sofern Azura schon davon getrunken hatte, auch ihrer Tasse. Corax hatte keinen Sinn dafür. Er schaute sich lediglich um und war dann drauf und dran, sich doch vollends aufzurichten, um dem Bett zu entkommen. Das Laken bekam er noch halbwegs von seinem Körper geschlagen, schwankte aber schon, als er nur das Bein über die Kante warf. "Scheiße...", knurrte er auf. Es folgte jedoch weder ein genervter Kommentar, noch eine forsche Aufforderung an Azura, dass sie ihm helfen sollte. Corax ruckte lediglich und vermutlich eher unbewusst an der Kette.
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Azura » Montag 12. Oktober 2020, 10:18

Natürlich hätte sie unter anderen Umständen darauf bestanden, dass die wandelnde Nase ihre Sicht der Dinge teilte und dafür auch einstehen würde. Denn sie hatte Recht und weder übertrieben, noch etwas beschönigt. Allerdings war sie zu erschöpft, um dafür Kraft zu sammeln.
Obendrein wollte sie es im Moment gar nicht, weswegen sie nicht einmal daran dachte, ihre Meinung zu bekräftigen. Trotzdem schwelte der Zorn auf alles und jeden in ihr, sodass sie nur leise schnaubte bei dem gut gemeinten Ratschlag. Zeit… etwas, das sie sowieso nicht beeinflussen konnte und da sie noch immer aneinander gekettet waren, war es ihr nicht einmal möglich, dann aufzustehen, wenn sie es gewollt hätte.
Stattdessen musste sie warten und sich ihren Gedanken stellen, die unweigerlich in ihrem Kopf zu kreisen begannen und sich mit Dingen beschäftigten, an denen sie eigentlich nicht rühren wollte. Zuerst allerdings verlangte ihr Körper nach weiterer Erholung und sie konnte dessen Anzeichen nicht unterdrücken.
Ein wenig wehrte sie sich anfangs dagegen, aus Angst, erneut zu träumen und wieder viel zu viele unsinnige Bilder durchleben zu müssen. Doch im Endeffekt holte sich ihr Körper, was er brauchte, und die Ruhe, Dunkelheit sowie erzwungene Bewegungseinschränkung sorgten schlussendlich dafür, dass sie dem Schlaf nicht entkommen konnte. Wenigstens war er dieses Mal tief und erholsam, ohne jegliche Alpträume von Raben und Halbmenschen… Halbelfen… oder so.
Wie lange oder gar wie oft sie schlief, wusste sie nicht zu sagen. Auf jeden Fall erholte sie sich allmählich und lag immer öfter wach, während es in ihren Gedanken arbeitete. Dabei wurde sie zeitweilig umsorgt und hätte sich beinahe schon so etwas wie wohlfühlen können. Lediglich die Momente, in denen sich ihre körperlichen Bedürfnisse meldeten, war es ihr etwas unangenehm.
Nicht so sehr, weil sie diese in einem Nachtscherben verrichten musste, das hatte sie nachts meistens gemacht, um nicht im gesamten Anwesen herum schleichen zu müssen. Da die wandelnde Nase aber relativ oft und lange unterwegs war, dauerte es, bis die Schüssel geleert werden konnte.
Entsprechend stieg der Geruch oft in ihre Nase und breitete sich in dem Raum innerhalb des Vorhangs aus. Umso mehr atmete sie auf, wenn die Zwergin kam, lüftete und reinigte. Auch das Bedürfnis nach einem Bad oder wenigstens einer ordentlichen Körperwäsche wuchs in ihr, eben, weil sie es im Moment nicht konnte.
Allerdings hegte sie die Hoffnung, dass sich daran bald etwas ändern würde, als sich der Zustand ihres Begleiters tatsächlich zu bessern begann. Wenn sie allein und munter war, beobachtete sie ihn von der Seite her und strich ihm hie und da eine Strähne aus dem Gesicht… selbst, wenn sie nur imaginär war, da er sich ohnehin kaum rührte.
Vielleicht hätte sie ihm früher oder später auch einen zärtlichen Kuss auf die Wange gehaucht, vor allem, wenn er mal wieder ihren Namen gehaucht hatte, hätte sie als Beschäftigung nicht ein Buch erhalten. Zwar interessierte sie sich kaum für die Kultur, in die es sie derzeit verschlagen hatte, doch bevor sie sich endgültig lächerlich machte in ihrem Verhalten, auch vor ihren eigenen Augen, wollte sie lieber lesen.
Diese religiösen Geschichten und Märchen interessierten sie überhaupt nicht, aber die Erzählungen über Drachen vermochten es, sie zu fesseln. Wie es wohl wäre, mal leibhaftig einen zu Gesicht zu bekommen, ohne bei dieser Gelegenheit von ihm auch umgebracht zu werden? Gab es die nur in groß oder auch in Kleinformat, die man sich als Haustier halten und sich daran erfreuen konnte? Sie vielleicht zur Jagd nutzen könnte wie Falken und andere dressierte Raubvögel?
Nach einigen Stunden… oder vielleicht schon nach einem Tag, das wusste sie nicht genau zu sagen, bereitete ihr das Liegen allmählich Ungemach. So versuchte sie, in eine sitzende Position zu gelangen, während sie las. Schließlich wurde sie wieder müde und legte sich etwas hin, um erneut zu schlafen.
Mit dem Ergebnis, dass es dieses Mal bei weitem nicht so tief und ungestört war, sondern erfüllt von Träumen. Wenngleich es sich dabei nicht um Alpträume handelte, sondern um eine Mischung aus Erinnerung und Vorstellung, in der sie sich nicht dauerhaft in dem Becken mit dem heißen Wasser mit ihrem Begleiter befand.
Das Ergebnis dieser Bilder war, dass sie mit großem Verlangen und pochendem Herzen sowie Schoß erwachte. Ihre Wangen waren gerötet und sie fühlte sich erhitzt, sodass es ihr in den Fingern juckte, ihn neben sich zu berühren, ganz gleich, ob er wach werden würde dadurch. Schließlich hatte sich das Fieber ein wenig gelegt und wehren könnte er sich kaum. Aber eben auch nicht mitmachen, was ihr Vergnügen geschmälert hätte.
Außerdem wusste sie nicht, wann die wandelnde Nase das nächste Mal auftauchen würde oder was sie alles hören könnte auf der anderen Seite des Vorhangs. Trotzdem konnte sie nicht völlig widerstehen ihn zu berühren.
Vorsichtig, um ihre Schulter nicht zu sehr zu quälen, drehte sie sich zu ihm hin und tastete unter der Decke verborgen nach seinem Körper. Den Bereich seiner Rippen ließ sie aus, um mit ihren Fingerspitzen seinen Bauch entlang und tiefer zu streicheln.
Gerade, als sie ihr Ziel erreichte und unter dem Stoff zu umfassen versuchte, regte er sich neben ihr. Sofort erstarrte sie, um im nächsten Moment ihre Hand wegzuziehen und eine Spur weit von ihm abzurücken. Dass sich ihre Wangen noch stärker röteten, konnte sie nicht verhindern, hoffte allerdings darauf, dass sie sich geirrt hatte und er keineswegs erwachen würde. Und wenn doch… dass er in dem dämmrigen Licht es nicht würde erkennen können.
Ihre Lust verrauchte sowieso, als sie zu ihm hochsah und entdeckte, dass er die Augen geöffnet hatte. Sie leuchtete regelrecht und obwohl Azura es sich verboten hatte, freute sie sich ehrlich darüber, dass er noch lebte und das Schlimmste überstanden zu haben schien.
Während er darum kämpfte, sich etwas aufzurichten, tat sie es ihm mehr oder weniger vor und setzte sich kurzerhand auf. Dabei schlug sie die Beine unter, sodass sie auf ihren Fersen sitzen und sich ihm dadurch leichter zuwenden konnte. Dass dabei die Decke verrutschte und offenbarte, dass die Kleidung ihr definitiv zu klein war, bemerkte sie kaum, denn es war warm genug um sie herum, um sie nicht frösteln zu lassen.
Außerdem konzentrierte sie sich ohnehin völlig auf ihn und beobachtete ihn, wie er seine Hand auf den Verband legte. Dadurch sowie durch ihre beider Nähe spannte die Kette nicht so stark, als dass es sie mitgezogen und ihre Schulter wieder beleidigt hätte.
Es reichte jedoch aus, um sie erkennen zu lassen, dass sie sich wieder veränderte. Was wiederum ihre Meinung, dass er Schuld daran trug und sie beeinflusste, bestätigte. Da würde sie ihm nachher noch gehörig die Leviten lesen, das stand fest!
Im Moment jedoch sollte er mal langsam zu sich kommen und klar genug werden, sonst hätte es wenig Sinn, ihn zurecht zu stutzen. Während sie ihn beobachtete, half sie ihm nicht, sondern versuchte eher herauszufinden, wie es ihm ging. Weil es schlichtweg aufschlussreicher wäre, als er es bei einer Frage wohl je hätte sein können.
Immerhin, er erinnerte sich an ihren Namen und schien sie zu erkennen. Das war ein gutes Zeichen.
Allmählich konnte sich auch ihr Körper wieder beruhigen und verblassten jegliche verräterische Anzeichen von vorhin. Auch ihr Kopf war klarer geworden. Sie sah seinen Bemühungen weiter zu und bemerkte sein Schwanken, das deutlich machte, dass sein Vorhaben keine gute Idee war.
Prompt versagten ihm seine Glieder den Dienst und er stieß ein Wort in seinem Kauderwelsch hervor, höchstwahrscheinlich ein Fluch. Nun kam mehr Leben in die junge Frau und sie bemerkte leise und trocken:„Sofern du dich nicht gleich einnässt, solltest du lieber liegen bleiben. Das Fieber war nicht ohne.“
Damit griff sie nach seinen Schultern und stemmte sich gegen ihn, um zu zeigen, dass sie ihn mit aller Kraft notfalls zurück drücken würde. Wenngleich sie nicht ernsthaft daran glaubte, dass er ihr sonderlich viel Widerstand würde bieten können.
Dennoch rechnete sie mit ein wenig davon, sodass sie, falls er mehr oder weniger von allein zurück fallen würde, ein Problem mit ihrer Balance bekommen würde. Und nicht unbedingt verhindern könnte, auch seine Rippe dabei zu erwischen.
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Erzähler » Dienstag 27. Oktober 2020, 12:59

Warum hielt man die Unschuld, gerade bei adligen Mädchen, so heilig? Azura mochte den Grund erahnen. Sie konnte zwar nur Vermutungen anstellen, doch ob ihres eigenen, erwachten Begehrens ergaben einige Schlussfolgerungen sicherlich Sinn. Schließlich spürte sie nun gehäuft diese Hitze in ihrem Körper, vor allem im Schoß. Sie sehnte sich innerlich nach einer Wiederholung des erlebten Hochgefühls - ob mit Corax oder einem anderen, blieb dabei erst einmal außer Acht. Der Elf konnte ihr ja im Moment keine Freuden bereiten. Zudem zählte er als entmannt. Wie mochten sich die Freuden entfalten, wenn ein richtiger Mann sie unter seinem Körper begrub?
Das war es, was verlorene Unschuld ausmachte. Sie war verdorben worden und in eine ähnliche Richtung bewegten sich nun ihre Gedanken, sowie Gelüste. Sie wuchsen so stark heran, dass Azura ihnen nachgab und sich sogar mit der Hand in Corax' Hose wiederfand. Ohne sein Zutun aber blieb das einst so stramme Wunderorgan schlaff wie eine großzügig gestopfte Socke. Da regte sich nichts. Trotzdem fühlte es sich warm und weich an und eine Reaktion blieb auch nicht vollends aus. Leider erwachte nicht sein bestes Stück, sondern der Rest von ihm, was Azura sofort die Hand zurückziehen ließ. Ihr Herz hämmerte und Blut schoss ihr in die Wangen, während sich in der Bauchgegend dieses flaue Gefühl ausbreitete, das jeder spürte, der bei einer kleinen Schandtat ertappt worden war.
Corax erwachte. Er verspürte hingegen keinerlei Drang, seinen Trieben nachzukommen, es sei denn, sie bestanden derzeit aus Harn- und Bewegungsdrang. Letzteres sollte er besser nicht tun, denn seine Rippe war noch lang nicht verheilt und entsprechend zollte sein gesamter Brustkorb ihm Tribut. Schmerz durchflutete den Körper, ließ ihn fluchen und halb zurück in die Kissen sinken. Den Rest übernahm Azura. Nachdem sie ihn einen Moment beobachtet hatte und erkennen können, dass er nicht nur wieder bei Sinnen, sondern auch sehr entschlossen war, das Bett zu verlassen, schritt sie ein. Wie sagte man doch? Der Wille war stark, aber das Fleisch schwach. Das ließ sich im Moment sehr gut auf den Dunkelelfen projizieren. Sein Körper hatte an Kraft eingebüßt und auch ohne seine Verletzung hatte er zu lange schon im Bett gelegen, um plötzlich von einer Minute auf die andere aufzuspringen. Er musste es langsam angehen und das missfiel dem störrischen Kerl sichtlich.
Azura riet ihm dazu, sich wieder hinzulegen - sofern er sich nicht würde erleichtern müssen. Abwägig wäre es nicht, allerdings hatte Corax in seinem Fieber ohnehin kaum etwas zu sich genommen. Was sollte er da loswerden müssen. Träge schüttelte er den Kopf, blieb liegen. Dieser Drang konnte noch nicht allzu groß sein oder er erinnerte sich an die stinkende Nische und das Desaster zurück, als Azura und er sich hatten erleichtern müssen.
Eine ganze Weile lag er nur da und brauchte seine Konzentration dafür, eine Atemmethode zu finden, bei der er genug Luft bekam, ohne dass es zu sehr schmerzte. Schließlich richtete er den Blick zurück auf Azura. Da waren sie wieder, diese beiden funkelnde Rubine von Augen, in denen sie sich wie in einem blutroten Spiegel sehen konnte. "Fieber?", fragte er mit trockenen Lippen und kratziger Stimme. "Unsinn ... ich bin immer so heiß." Er versuchte es erneut, aufzustehen. Jetzt griff Azura nach seinen Schultern, um ihn daran zu hindern. Selbst wenn sie keine heilkundige war, erkannte auch sie, dass es besser wäre, wenn er zumindest nicht gleich alles von sich abverlangte. Dass er nach wie vor geschwächt war, stellte sie kurz darauf fest. Viel Widerstand zeigte Corax nämlich nicht und so sanken sie dieses Mal gemeinsam in die Laken zurück. Er stöhnte auf vor Schmerz, als Azura gegen seine Rippen drückte. Ein kurzer Laut, welchen er sofort mit zusammengepressten Lippen und zugekniffenen Augen zu verhindern suchte. Zwischen den Zahnreihen drang ein rabengleiches Krächzen hervor: "Ich weiß ja, dass ich gut bin ... und wir treiben es sicher nochmal, aber ... erstmal ... argh, runter ... Scheiße, tut das weh!"
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Azura » Dienstag 27. Oktober 2020, 13:32

Es war furchtbar, einfach nur furchtbar! Denn sie wusste nun nicht nur, wie das zwischen Mann und Frau ablief, wenn sie intim miteinander wurden. Nein, das hätte sie womöglich noch verkraften und verdrängen können, mit dem Wissen, dass es unter normalen Umständen für die Zeugung des Nachwuchses notwendig war.
Das Schlimme daran war vielmehr, dass es ihr, trotz des Umstands, dass er eben nicht für Kindersegen verantwortlich werden konnte, viel zu gut gefallen hatte. So sehr, dass allein die Erinnerung daran für Traumbilder gesorgt hatte, die sie sich selbst vergessen ließen.
Umso mehr fühlte sie sich ertappt, als sie ihre Hand nicht bei sich behalten konnte und er prompt daraufhin aufwachte. Bedauerlicherweise nicht dort, wo es sie interessiert hätte, sondern anderweitig. So rasch sie konnte, hatte sie sich zurück gezogen und gegen die roten Wangen angekämpft, die er hoffentlich nicht bemerken würde.
Immerhin half sein deutlich angeschlagener Zustand dabei, schmutzige Gedanken mit ihm rasch wieder vergessen zu können. Entsprechend abwartend, was er nun vorhatte, beobachtete sie ihn und konnte ob seiner neuerlichen Dummheit nur den Kopf schütteln.
Anstatt lediglich aufzuwachen und Kräfte für Fragen zu sammeln, wollte er gleich aufstehen… oder so etwas in der Art. Wozu auch immer! Nein, das konnte nicht gehen und tat es auch nicht.
Schließlich konnte sie sich ihre Worte nicht mehr verkneifen und wies ihn darauf hin, dass er das besser unterließ. Nicht, dass sie ernstlich daran glaubte, er würde auf sie hören. Doch wenigstens könnte sie ihm im Nachhinein dann unter die Nase reiben, dass er lieber auf sie gehört hätte. Na, immerhin schien er ihr im Moment tatsächlich zu folgen, was ihrer Miene einen zufriedenen Zug bescherte.
Doch er schien sich bei dieser Kleinigkeit schon verausgabt zu haben, denn es dauerte gefühlte Ewigkeiten, in denen er sich nicht mehr rührte nach seinem kleinen Kopfschütteln. Die junge Frau ließ ihn dabei nicht aus den Augen, saß neben ihm und wartete erstaunlich geduldig.
Dabei hätte sie ihn auch durchaus mit Worten bombardieren und mit Freuden quälen können. Aber ihr war ausnahmsweise nicht danach. Es würde wahrscheinlich auch nur wenig Spaß machen, so geschwächt und hilflos wie er gerade war.
Bis sie es schließlich trotz jeden Vorsatzes nicht mehr aushielt. „Wie fühlst du dich?“, fragte sie leise, um seine Aufmerksamkeit wieder auf sich ziehen zu können.
Tatsächlich schien es zu funktionieren, denn er drehte langsam den Kopf in ihre Richtung und sah sie aus Augen an, an denen sie keinen Fieberglanz mehr zu erkennen glaubte. Jedoch gab er ihr keine richtige Antwort, sondern schien nichts aus seinem Zustand und den Umständen bis dahin gelernt zu haben.
Leise schnaubte sie abfällig und verdrehte betont die Augen. „Natürlich, und das Wasser beim Bad hat nicht deswegen so gedampft, weil es eine heiße Quelle war.“, erwiderte sie sarkastisch und zuckte leicht zusammen, als ihr klar wurde, woran sie schon wieder zu denken begann.
Verdammt noch mal, was sollte das?! Wieso konnte sie die Erinnerung nicht abschütteln oder wenigstens gut genug verdrängen, um sich beherrschen zu können? Was hatte er mit ihr gemacht, ihr eingepflanzt oder sonst was, dass sie diese Gefühle unbedingt so rasch wie möglich in mindestens der gleichen Intensität erleben wollte?!
Unzufrieden mit sich selbst verdüsterte sich ihre Miene ein wenig, obwohl das auch darauf zurück zu führen wäre, dass er sich ein weiteres Mal aufzusetzen versuchte. Da ihre Worte scheinbar nicht ausgereicht hatten, ihn in der Horizontalen zu halten, wurde sie nun etwas handgreiflicher.
Wobei sie durchaus mit Widerstand rechnete, weswegen sie einen leisen Laut der Überraschung von sich gab, als er kurzerhand unter ihrem Druck zurück sackte. Und sie konnte die Bewegung nicht ausgleichen, somit folgte sie ihm und landete mit ein wenig Schwung direkt auf seinem Körper. Durch die Nähe zu ihm hörte sie das leise Stöhnen und hatte sofort ein schlechtes Gewissen.
Hastig rappelte sie sich auf, bemühte sich, dabei ihre Hände nur gegen seine Oberarme zu drücken und nicht gegen die verletzte Stelle, um auf seiner Hüfte sitzen zu können wie auf einem Pferderücken. Danach wollte sie von ihm so rasch wie möglich runter, um ihn tatsächlich nicht mehr als nötig zu belasten.
Wenn seine Worte sie nicht davon abgehalten hätten. Im ersten Moment erstarrte sie regelrecht vor Empörung und Peinlichkeit darüber, was er von ihr zu halten und zu erwarten schien. Dann allerdings trat in ihre Augen ein gefährliches Funkeln.
Anstatt sich also herunter zu rollen, legte sie die Hände beidseits seiner Schultern auf die Unterlage und beugte sich zu ihm herab, bis ihr Gesicht dicht über dem seinen schwebte. Ganz so, als wolle sie ihn gleich küssen oder ihm auch in der unterlegenen Position diese Möglichkeit zugestehen. Ihr Haar hätte sie normalerweise nun beide eingehüllt, wenn sie keinen Zopf geflochten hätte, um die Pflege zu einem späteren Zeitpunkt zu erleichtern.
„Sei lieber vorsichtig, was du dir wünscht. Du bist nicht gerade leicht verletzt und geschwächt, das könnte ich ausnützen. Und ich hatte während deinem Fieber genug Zeit, um mir möglichst viel auszudenken, das dir nicht gefallen wird!“, drohte sie ihm raunend. Nicht, dass sie es tatsächlich getan oder ernsthaft ein Interesse daran hätte. Aber sie hoffte darauf, dass er zu sehr mit seinen Schmerzen beschäftigt wäre, um hinter ihre Fassade blicken zu wollen. Er sollte sich unwohl und unsicher fühlen, so, wie er es mit ihr oftmals getan hatte, denn das hatte er verdient!
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Erzähler » Samstag 31. Oktober 2020, 13:13

Obwohl Azura es nur leise von sich gab, gewann sie durch ihre Frage Corax' volle Aufmerksamkeit. Sein Blick ruhte lange auf ihr, beinahe schon unangenehm lang. Er starrte sie förmlich an, ohne auch nur einmal die Lider niderzuschlagen oder zu atmen. Wie eine Statue, in deren Augenhöhlen die reinsten Rubine eingefasst worden waren.
"Du fragst, wie ich mich fühle?", raunte er leise zurück, wobei Corax die Frage eher sich selbst stellte. Er musste es sich bewusst machen, indem er es erneut aussprach. Und sie sollte es nicht erfahren, deshalb griff er auf seine Muttersprache zurück. Azura interessierte sich, wie er sich fühlte. Die Frage erweckte den Eindruck, sie hätte den Elfen damit geistig zerschlissen, weil er zunächst überhaupt nicht mehr reagierte. Jetzt wäre die Chance gewesen, ihn mit einem Stecken zu pieken oder ihm bunte und obszöne Bilder auf die Stirn und Wangen zu malen. Aber irgendwann taute selbst ein Dunkelelf wie Corax erneut auf. Mehr noch, er verfiel in alte Muster. So grinste er schief auf. "Wie ich mich fühle? Lass mich nachdenken ... ungefähr so, als hätte ein halbes Dutzend Zwerge auf mich eingeprügelt." Trotz der Spitze lag ihm die Frage nach ihrem Wohlbefinden schon auf der Zunge. Er schluckte sie herunter, überspielte es, indem er sacht nickte. Ja, es ging wohl wieder. Er spielte den starken Mann. Die gebrochene Rippe, das bisschen Schmerz! Nur ein Kratzer, wie man so schön sagte und dann an einer Blutvergiftung krepierte.
Das Schicksal erteilte ihm eine Lektion, als es Azura den Halt nahm und sie etwas unsanft auf ihm landete. Schmerz durchflutete ihn und sie eilte sich damit, hastig von seiner Brust zu gelangen. Als sie sich aber auch von seiner Hüfte herunterschieben wollte, streckte Corax die Hände aus, um nach ihrem freien Handgelenk und jenem zu greifen, das vom einen Ende der Goldkette noch umschlossen war.
"Bleib", verlangte er. Es klang vielmehr nach einer sehnsüchtigen Bitte. Dann lockerte sich sein Griff und er schloss kurz die Augen, um durchzuatmen. Es gab Azura die Möglichkeit, sich nun auch noch über ihn zu beugen und ihn vor seinen Wünschen zu warnen. Corax' Augen blieben geschlossen, doch in seinen Mundwinkeln formte sich ein Lächeln. Er spürte die Wärme ihres Körpers, ihre Nähe.
"Benutz mich..." Er bemerkte nicht einmal, dass er direkt vom Lerium ins Celcianische wechselte. Seine Wangen nahmen Farbe an, sein Lächeln wurde etwas breiter. Begehren erfüllte seine Mimik oder war es etwas anderes. Corax hob die Hände erneut, schob sie an Azuras Schenkeln entlang zu ihrem Hintern. Wäre er nicht so entkräftet, hätte er nun wohl ordentlich zugepackt und das Fleisch geknetet. So aber verweilten seine Finger nur auf der wohlgeformten Rundung, als wolle er lediglich verhindern, dass sie sich von ihm löste. Hingegen regte sich unter ihr wenig.
Schließlich öffnete er doch noch die Augen und schenkte Azura Einblick in diese in allen Facetten von Rot funkelnden Edelsteine. In deren Mitte warteten schwarze Spiegel seiner Pupille mit ihrer Reflektion. Ein solches Portrait sollte sie über den eigenen Kamin hängen. Fern von jeglicher Etikette, gepuderter Nase und hochgestecktem Haar. Einfach sie - natürlich und doch schöner als der Portraitrahmen aus purem Rubin.
"Was hast du dir ausgedacht?", hakte Corax nach.
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Azura » Montag 2. November 2020, 09:20

Auch wenn er es nicht wirklich verdiente, er hatte so einiges an sich, an dem ihr lag. Und er war nicht gerade leicht verletzt gewesen, hatte hoch gefiebert, soweit sie es mitbekommen hatte, und irgendwie war da noch immer diese Erinnerung an ihren seltsamen Traum mit dem Rabenküken, die in ihr schwelte. Alles in allem machte sie sich tatsächlich ein wenig Sorgen um ihn und obwohl sie ahnte, dass sie es früher oder später bereuen würde, konnte sie diese eine Frage nicht verkneifen.
Seine Reaktion verursachte ihr leises Unbehagen, denn stumm starrte er sie an. Unwillkürlich zog sie leicht die Schultern hoch und schauderte, während sie dieses Duell der Blicke verlor. Sie konnte dem seinen einfach nicht standhalten, weil sie das Gefühl beschlich, als hätte sie viel zu nett ihm gegenüber reagiert. Was er früher oder später wieder ausnutzen würde, davon war sie überzeugt.
Als sie schließlich sein unverständliches Raunen vernahm, seufzte sie leicht genervt und konnte sich wieder fangen. Schief von der Seite sah sie ihn an. "Kannst du dein Gebrabbel auch mal sein lassen?", murrte sie und deutete ein Kopfschütteln an, da sie nicht mit einer ernsthaften Antwort rechnete.
Schweigen breitete sich erneut zwischen ihnen aus, während dem sie sich erstaunlich ausgiebig für ihre Fingernägel interessierte. Diese waren wenigstens mal wieder seit langem sauber, allerdings alles andere als gepflegt. Alle waren abgebrochen, ein Gutteil noch dazu rissig und es würde einige Zeit in Anspruch nehmen, um sie erneut so glänzen zu lassen wie früher. Sofern sie jemals wieder die Gelegenheit dazu hätte...
Ein weiteres Mal war es seine Stimme, die sie aus ihrer Haltung heraus lockte und zu ihm sehen ließ. Sein Grinsen entlockte ihr ein weiteres Seufzen und vertrieb erfolgreich die positiven Gefühle für ihn mitsamt der Sorge in den Hintergrund. "Gut, wenn es sich nur noch einem halben Dutzend anfühlt, wirst du es überleben.", erwiderte sie trocken und arbeitete eigentlich gegen ihre Worte, indem sie ihn nicht aufstehen lassen wollte.
Warum auch? Er war sichtlich zu schwach dafür und sie hatte keine Lust, ihn wieders auf diese Lagerstatt hieven zu müssen, sobald seine Beine nachgeben würden. Also drückte sie gegen ihn... und fiel mit ihm in die Horizontale, weil sie beide seine wiederkehrende Kraft überschätzt hatten.
Dass sie ihm dabei weh tat, tat ihr zwar leid, doch die Entschuldigung verbiss sie sich. Nicht jedoch ihr Streben danach, ihm nicht unnötig lang zu quälen.
Dennoch überraschte sie sein Griff ebenso wie das eine Wort, während sie sich aufrichtete. Zwar hatte sie von sich selbst aus vorgehabt, noch ein wenig auf ihm zu verweilen, vordergründig natürlich, um ihn von weiteren Aufstehversuchen abhalten zu können. Allerdings hatte sie nicht erwartet, dass er das auch wollen könnte. Dass er schon dazu in der Lage wäre!
Doch seine Worte und sein Handeln belehrten sie eines Besseren und sorgten dafür, dass sich ihr Bestreben nach Rücksichtnahme ziemlich rasch wieder in sich zurückzog. Stattdessen wollte sie versuchen, ihm so einiges heimzuzahlen, solange er derart geschwächt war, dass er womöglich auch im Denken langsamer wäre.
Bevor sie aber das tun konnte, nachdem sie sich mehr über ihn gebeugt hatte, veränderte sich seine Mimik. Das Lächeln entlockte ihr ein skeptisches Stirnrunzeln und die beiden folgenden Worte ließen sie leise schnauben. Da halfen auch seine tastenden, streichelnden Hände nichts, auch wenn sie ihr durchaus einen wohligen Schauer bescherten.
"Und wie stellst du dir das vor, wenn du dazu nicht mal in der Lage bist?", hielt sie provozierend dagegen und ruckte einmal kurz mit ihrer Hüfte, um ihnen beiden deutlich zu machen, was sie damit meinte. Denn auch ihr war klar, dass sich da nichts regte, selbst, ohne ihrem Tasten vorhin hätte sie das feststellen können.
"Außerdem..." Sie verlagerte ihr Gewicht auf eine Seite, um ihre andere Hand frei zu bekommen. Zart wie ein Hauch und trotzdem hoffentlich spürbar strich sie mit ihren Fingerspitzen über seinen Oberkörper, dort, wo die gebrochene Rippe am Heilen war. "... denke ich nicht, dass du mir gewachsen bist. Sonst schon nicht und jetzt erst recht nicht.", vollendete sie den Satz und hatte wieder ausreichend innere Stärke, um ihm direkt in die Augen sehen zu können, sobald er diese erneut öffnen würde. Selbst bei dieser Nähe, bei der er vermutlich ihren Atem im Gesicht würde spüren können.
Sie stützte sich erneut mit beiden Händen auf der Unterlage ab und verweilte noch ein wenig in ihrer vorgebeugten Haltung, um ihre Drohung auszusprechen und ihn hoffentlich ein wenig verunsichern zu können. Was ihr nicht so recht zu gelingen schien, zumindest nicht, wenn sie nach der Ruhe in seiner Stimme bei seiner Frage ging.
Fast schon beleidigt näherte sie sich ihm noch etwas mehr, als wolle sie ihn küssen. Sogar ihre Lider senkte sie leicht und öffnete den Mund, bis sie dicht über dem seinen schwebte. Einen Moment lang verharrte sie so, um die Spannung zwischen aufbauen zu können, ehe sie ihn wieder direkt ansah. Ein feines, hinterhältiges Grinsen schlich sich in ihren Mundwinkel.
"Und du meinst, ich warne dich vor, indem ich dir was verrate?", raunte sie ihm zu und wollte sich wieder hochdrücken, um aufrecht auf ihm sitzen und von oben auf ihn herabsehen zu können.
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 5. November 2020, 13:45

Ihre Nähe war mehr als spürbar. So präsent! Corax konnte sogar den sanften Duft ihrer Haut wahrnehmen. Kein Rosenwässerchen überdeckte, was die Natur Azura mit auf den Weg gegeben hatte, aber auch nicht das penetrant unangenehme Aroma übermäßigen Schwitzens mischte sich darunter. Corax roch nur sie. Zugleich fühlte er die Wärme, die ihr Körper ausstrahlte und die sich langsam mit der seinen vereinte. Ein bisschen näher noch ... er festigte den Griff um ihr Gesäß, schaffte es aber nicht, sie dadurch auf seinem Schritt herumrutschen zu lassen. Da regte sich ohnehin nichts und da bemerkte auch Azura. Sie war sich keines Kommentares zu schade und bezweifelte doch stark, ihr unliebsames Anhängsel derzeit so benutzen zu können, wie er es von ihr wohl erhoffte. Doch sie irrte sich, wenn sie glaubte, dass Corax' Wunsch nur untriebigem Begehren entsprungen schien.
Er lächelte wieder. Dieses Mal so sanft, dass ein warmes Schillern über seine Iriden huschte. Ein befremdlicher Anblick. Sacht schüttelte er den Kopf. "Sobald ich wieder munter bin, natürlich", murmelte er entgegen ihrer Forderung, nicht mehr so zu brabbeln. Wenigstens unterließ er es, zurück in seine Muttersprache zu rutschen. Hingegen rutschte Azura mit ihrem Becken bewusster auf ihm herum, um zu verdeutlichen, wozu er im Moment nicht in der Lage war. Sie versuchte gar, ihn etwas zu provozieren, woraufhin Corax nur mit einem Brummen reagierte. Schlief er schon wieder? Er lag ruhig unter ihr, die Augen geschlossen. Nein, er musste noch wach sein, denn seine Nasenflügel bebten leicht, als er erneut nach ihr schnupperte.
Sie war ihm so nahe! Er fühlte nun nicht nur die Wärme ihres Körpers, sondern auch den sanften Atem, der gegen seine Lippen strömte. Er schmeckte sie beinahe und diese Nähe sorgte dafür, dass sich bei ihm eine Gänsehaut an den Unterarmen bildete. Flüchtig presste Corax seine Fingernägel in Azuras Sitzfleisch. Dann spitzte er die Lippen und ... küsste sie. Flüchtig. Es war kaum mehr als eine knappe Berührung, denn dass er tatsächlich auf Widerstand stieß, ließ ihn seine Augen wieder öffnen. Er starrte zunächst überrascht. Dann strich seine Zungenspitze über die eigenen Lippen und er reckte den Kopf empor. Doch Azura wich schon wieder zurück, um einem richtigen Versuch zu entgehen.
In allen anderen Fällen hätte Corax das nicht zugelassen. Er hätte seine Arme neu positioniert, um sie mit deren Kraft wieder dicht an sich heran zu pressen. Oder aber er hätte sich gänzlich bis zu ihren Lippen aufgerichtet, um sich zu holen, womit sie gelockt hatte. Vielleicht wäre er sogar so aktiv geworden, Azura zu überwältigen, so dass sie die Positionen tauschten und er wieder die Oberhand besäße. Leider trat der wohl einzige Ausnahmefall unter allen Möglichkeiten ein. Die Chance stand wohl eins zu einer Million und Azura zog das große Los. Corax blieb liegen. Lediglich seine Hände glitten an ihren Hüften entlang wieder nach vorn, um sich auf ihre Oberschenkel zu betten. Der Elf zeigte ob seiner physischen Versehrtheit jedoch keine Verärgerung. Er genoss die Aussicht auf jene Frau, die noch immer auf seinem Schoß saß. Ja, er schaute gar irgendwie ... erleichtert? Zufrieden? Sein Lächeln nahm nicht ab.
"Das Letzte, was du tun würdest, ist mich vorzuwarnen. Nächstes Mal lasse ich es zu. Dann kannst du mich küssen. Ich werde mich nicht rühren." Noch einmal spitzte er die Lippen, dieses Mal zu einem richtigen Kussmund und schmatzte dann in die Luft. Jetzt war er es, der lockte.
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Azura » Freitag 6. November 2020, 08:18

Natürlich nahm sie auch seine Nähe wahr. Allerdings hatte sie das im Gegensatz zu ihm auch schon zuvor und sich mehr oder weniger daran gewöhnen können. Hinzu kam die Sorge um seinen Zustand, die sie widersinnigerweise trotz allem empfand. Er hatte ihr ordentlich Angst eingejagt, hatte ihr weh getan, hatte sie gedemütigt, hatte sie obendrein auch noch entjungfert!
Und dennoch konnte sie ihn nicht einfach ignorieren oder Distanz zu ihm suchen. Im Gegenteil, er zog sie noch immer an wie die Motte das Licht.
Warum? Was war an ihm, dass sie nicht von ihm lassen konnte? Dass sie zuvor sogar versucht hatte, trotz seiner Bewusstlosigkeit… Rasch schob sie diese Gedanken beiseite und atmete innerlich auf, weil er die Augen weiterhin geschlossen hielt und somit nichts in ihrem Antlitz würde ablesen können.
Was auch definitiv besser war, denn er begann bereits wieder ganz der Alte zu werden mit seinen Äußerungen. Wobei… gerade das war es ja eigentlich, was ihn so anziehend machte, obwohl sie sich das nicht eingestehen wollte.
Viel lieber gab sie ihm Konter, den er sich redlich verdient hatte. Und zugleich sich selbst auch, denn sie war es vorhin genauso gewesen, die sich bereitwillig mit ihm der Lust hingegeben hätte, wenn sein Körper dazu in der Lage wäre. Wobei er das scheinbar nicht mitbekommen hatte, was sie naturgemäß erleichterte. Umso mehr musste sie sich selbst beweisen, dass sie nicht nur an das Eine dachte und es allein ihm vorwerfen.
Sein Lächeln ließ sie irritiert blinzelnd. Was sollte dieser Ausdruck? Amüsierte sie ihn? Oder… oder war er doch zu so etwas wie positiven Gefühlen imstande? Die womöglich sogar ihr galten?!
Sein Murmeln entlockte ihr ein leises, beleidigtes Schnauben. „Wenn du dem Tod nicht so nahe gewesen wärst, würd ich glatt sagen, dass du ein Faulpelz bist!“, schalt sie ihn schon wieder und ruckte demonstrativ mit ihrer Hüfte. Auch, um ihm zu zeigen, dass er lieber nicht so große Töne spucken sollte, wenn nichts dahinter war. Erst recht nicht, weil sie ihm von sich aus viel zu nahe kam, viel mehr, als er es überhaupt verdiente.
Dieses Mal allerdings reagierte er, wenngleich anders, als sie es erwartet hatte. Eigentlich hatte sie sich vorgenommen, ihn haargenau zu beobachten und sich ihm zu entziehen, sobald er die kurze Distanz überbrücken wollen könnte. Jedoch waren da noch seine Hände an ihrer Kehrseite, deren Finger plötzlich Druck ausübten und in ihr Erinnerungen weckten, die sie aufkeuchen ließen. In diesem Moment reckte er sich ihr entgegen und streifte ihre Lippen hauchzart und zugleich dermaßen voller unausgesprochener Versprechungen, dass sie wohlig erschauerte.
Als sie sich dessen bewusst wurde, richtete sie sich umso entschlossener auf, um ihm keine Gelegenheit zu geben, sie schon wieder schwach werden zu lassen. Es reichte ihr, sie wollte wenigstens jetzt die Oberhand behalten und nicht unterliegen, wenn er nicht einmal richtig bei Kräften war!
Ihr Herz hämmerte dabei wie wild in ihrer Brust und alles in ihr rief danach, sich sofort erneut zu ihm herunter zu beugen und ihn zumindest zu küssen, bis sie beide keine Luft mehr bekämen. Aber sie rang diesen Drang in ihr nieder, während sie aufrecht auf seiner Hüfte saß und auf ihn herab sah.
Dass es ihm nicht gefiel und er so einiges dagegen getan hätte, wenn er dazu in der Lage gewesen wäre, wusste sie nicht und wollte es sich auch gar nicht vorstellen. Das würde ihr Wunschdenken nur nähren und ihr unnötige Gefühle bescheren. Das konnte er auch ohne ihren Vorstellungen ausreichend bewirken.
Dazu zählten auch seine Hände, die an ihr entlang strichen und sich erstaunlich zurückhaltend lediglich auf ihre Oberschenkel legten. Wie ein unausgesprochenes Versprechen oder eine Vorwarnung, je nachdem, wie man es deuten wollte. Aber da war noch sein Lächeln, das sie immer misstrauischer stimmte, weil es so zufrieden wirkte. Viel zu sehr, als für ihn angebracht war, und in ihr Zweifel weckte ob ihrer gedachten Überlegenheit. Schon wieder machte er sich über sie lustig!
Azura schnalzte tadelnd mit der Zunge und verschränkte kurz die Arme vor der Brust. Doch dann entschied sie sich gegen passende Widerworte, reckte sich zur Seite, wo die Schale mit der kalten Suppe stand, welche die wandelnde Nase für den Fall der Fälle hatte stehen lassen, und griff nach dem gefüllten Löffel. „Mund auf.“, befahl sie kurzerhand und würde ihm das Gebräu eher unsanft zu trinken geben, sollte er nicht dafür sorgen, dass sie alles verschüttete.
Dass es in diesem kalten Zustand noch wirklich gut schmecken würde, bezweifelte sie. Auch wusste sie nicht, ob da drin noch zusätzliche Kräuter zur Stärkung waren. Dennoch würde sie es ihm gönnen, wenn es für ihn alles andere als eine Freude wäre, das schlucken zu müssen.
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Erzähler » Samstag 7. November 2020, 01:56

Auf den ersten Blick wirkte Corax, als sei ihm absolut nichts geschehen. Er war ganz der Alte. Er reagierte mit diesen Kontern, die Azura zum einen insgeheim anziehend fand, die sie zum anderen hin aber eher beleidigten oder neckten, anstatt ihr wirklich eine Antwort zu liefern. Hinzu kam sein Grinsen, welches sie stets zusätzlich verspottete.
Auf den zweiten Blick jedoch hatte sich so einiges geändert. Corax begegnete ihr zwar erneut mit einer nichts sagenden Antwort, doch irgendwie wirkte sie, als wolle er ausweichen und sich die Wahrheit nicht eingestehen. Oder sie nicht ganz glauben? Und er neckte Azura nicht. Seit er erwacht war, hatte er sie tatsächlich nicht einmal beleidigt - jedenfalls nicht so, wie sie es eigentlich gewohnt war. Überhaupt gab er sich fast schon erschreckend zahm, geradezu devot. Dieses Verhalten kannte Azura höchstens und auch nur ansatzweise von ihrer einstigen Dienerschaft. Die Mägde und Hausdiener waren immer erpicht darauf, ihr jeden Wunsch von den Lippen abzulesen und erfreuten sich daran, wenn sie ihre Mühen wenigstens ein einziges Mal mit einem flüchtigen Blick würdigte. Auf dem Schiff hatte Corax sich auch für einen Moment lang ähnlich benommen. Er hatte vor ihr gekniet, ihre Hose und die Schuhe angezogen und dann dankbar zu ihr aufgesehen. Und er hatte gelächelt. Es war nicht dieses spöttische Grinsen gewesen, aus dem Verachtung tropfte wie der Geifer aus dem Maul eines Hundes. Nein, dieses Lächeln war erfüllt gewesen von Wärme. Genauso wie jetzt. Er lächelte und es erreichte seine Augen, dass sie erneut tiefrot schimmerten. Der Anblick war befremdlich. Corax war nicht mehr der Alte. Irgendetwas ... veränderte sich.
Sie versuchte zwar, ihn aus der Reserve zu locken und ihn zu einem seiner Konter zu bewegen, indem sie ihn provozierte, aber Corax nahm ihre Worte nur mit einem Schweigen hin. Er reagierte erst, als sie ihm nahe war. Furchtbar nahe. So sehr, dass ihre Lippen für einen halben Herzschlag von den seinen berührt wurden. Das Kribbeln mochte noch als flüchtige Erinnerung darauf liegen, auch als sie sich von ihm zurückgezogen hatte. Und in seinen Augen stand Sehnsucht, wich aber erneut der Wärme seines Lächelns.
Was ging nun in Azura vor? Wollte sie es wahr haben oder wich auch sie einer Möglichkeit aus, die sich als Wahrheit entpuppen könnte? Griff sie deshalb so rasch nach der Suppe? Längst drang kein Dampf mehr aus dem tiefen Teller. Die Mahlzeit duftete auch kaum mehr. Sie war abgekühlt und träge schwammen die kleinen Bröckchen verschiedener Pilze und Kräuter in der trüben Flüssigkeit. Ein Stückchen irgendeiner Wurzel trieb wie ein unansehnlicher, brauner Klumpen an der Oberfläche. Diese Suppe mochte nahrhaft sein, schmeckte aber nur einem Zwerg oder wenn man sehr hungrig war. Und wenn sie noch heiß war. Azuras Gaumen hatte zumindest nichts Vergleichbares je essen müssen. Sie war hohe Küche gewöhnt. Eine einfache Pilzsuppe nach nogroter Art war für eine junge Frau ihres Schlages viel zu exotisch. Aber vielleicht schmeckte sie ja dem Dunkelelfen und sie würde sie an Corax loswerden!
Sogleich gab sie ihm Befehl, den Mund zu öffnen und er ... gehorchte. Kommentarlos, ohne jeglichen Widerstand, weder verbal noch physisch. Er wartete nur darauf, dass sie ihm die Suppe zuführte und schien ihr zu vertrauen. Etwas hatte sich definitiv verändert!
"Langsam", war das einzige, das er dabei von sich gab und seine Stimme besaß einen bittenden Unterton. Er verlangte es nicht einmal. Doch Azura flößte ihm die Mahlzeit zu schnell ein. Er war zwar zum Herunterschlucken imstande, jedoch nicht in so großer Portion. Flüssigkeit lief ihm zu beiden Mundwinkeln herab, den Hals herunter und sowohl auf das Laken als auch seinen Brustverband, während er ob des Überschusses an Suppe in seiner Speise- wie Luftröhre zu husten begann. Er krümmte sich dabei und dann riss es Corax nach vorn, beide Hände sofort an die Rippen gepresst, die unter der Erschütterung nur noch mehr schmerzten. Dass er dabei Azuras Arm von neuem an sich zerren würde, weil das goldene Kettchen nichts Anderes zuließ, könnte für einen erneuten Schwall Suppe auf die Bettdecke sorgen. Doch der Elf hatte gerade mit weitaus anderem zu kämpfen. Schmerz jagte durch seinen Körper und ließ ihn unter seinem Hustenanfall blass werden, dass ihm der Schweiß auf die Stirn trat.
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Azura » Sonntag 8. November 2020, 19:10

Es hatte sich definitiv etwas zwischen ihnen verändert. Die junge Frau konnte und wollte es nicht benennen, denn ihre eigenen Gefühle waren ein einziges Wirrwarr, was ihren Begleiter betraf. Von dem sie sich noch immer weigerte, ihn gedanklich überhaupt bei seinem Namen zu nennen! Was hingegen alles bei ihm anders sein könnte und warum, wollte sie indes lieber gar nicht erst wissen.
Es hätte ihre eigene Verwirrung lediglich noch gesteigert, als dass es hätte Klarheit hinein bringen können, davon war sie überzeugt. Zugleich war es ihr auch noch peinlich, weil sie die Erinnerung an ihr Beisammensein im heißen Wasser-Becken einfach nicht aus ihren Gedanken bekam. Oder gar den Wunsch, dass es noch einmal so sein könnte...
Umso mehr wollte sie ebenfalls in ihr altes Muster zurück fallen und ihm Paroli bieten, so gut sie konnte. Was er ihr gar nicht so leicht machte, wobei sie das auf seinen geschwächten Zustand schob und nicht auf die Möglichkeit, dass er sie... mögen könnte. Nein, ausgeschlossen! Er sollte bloß niemals Nadel und Faden in ihrer Gegenwart in die Finger bekommen!
Doch ebenso sollte er nicht herausfinden, dass sie nur zu gerne erneut in seinen Armen dahin geschmolzen wäre, um ihn mit ihr zu tun, was immer er wollte und konnte. Einfach, weil er ihr gezeigt hatte, dass sie ihm in dieser Hinsicht vertrauen konnte und er dazu fähig war zu erahnen, was ihr gut tat und wie ihr Körper seine Berührungen haben wollte.
Dafür war ihre Provokation für sie selbst umso gefährlicher, bei der sie ihm so unglaublich nahe war, fast schon verboten nah. Und was er ausnutzte für diesen Hauch von Kuss, den sie nicht erwartet hatte und der in ihr sogleich wieder die Sehnsucht nach Mehr hervorrief. Oh nein, das durfte sie nicht zulassen!
Also richtete sie sich auf und fühlte sich schlussendlich derart in die Enge getrieben, dass sie nach der Suppe griff, um ihn zu füttern. Eigentlich eine niedere Handlung, die er gar nicht verdiente. Dennoch übte sie diese aus, ungeschickt wie sie war, und wollte ihm damit den Mund im wahrsten Sinne des Wortes stopfen.
Da es allerdings alles andere als einfach war, von dem kleinen Abstelltischchen neben der Lagerstatt bis zu ihm hin nichts von der Suppe zu verschütten, beließ sie kurz den Löffel in seinem Mund und reckte sich erneut zur Seite. Dass sie noch immer auf seiner Hüfte saß, beachtete sie dabei nicht mehr, denn trotz allem gefiel ihr dieser Platz und sie wollte ihn nicht so rasch verlassen. Vielleicht auch, weil sie ihm dadurch wider aller Vernunft näher war, als gut für sie war.
Also angelte sie nach der Schüssel und rutschte auf ihm ein wenig besser zurecht, ehe sie erneut den Löffel nahm, um ihn weiter zu füttern. Wenngleich sie weder auf die Idee kam, dass es in einer sitzenden Position leichter für ihn gewesen wäre, noch, dass er nach dem langen Schlaf nicht in einem Tempo kauen und schlucken konnte wie im Normalfall. Sonst hatte er schließlich, wenn sie ihn hatte essen sehen, stets geschlungen! Und sie war definitiv ungeübt in der Krankenpflege, selbst, wenn sich ihre Gefühlswelt nicht in Aufruhr befunden hätte.
Es kam somit, wie es kommen musste. Trotz seiner kleinen Bitte achtete sie nicht darauf und schob ihm Löffel um Löffel in den Mund, weil sie es hinter sich haben wollte. Bis er sich verschluckte und zu husten begann.
Damit nicht genug, schüttelte es ihn regelrecht durch und auch seine Hand bewegte sich ruckartig. Der Löffel mitsamt der Portion darauf flog in hohem Bogen zur Seite, während sie vor Schreck die halbvolle Schüssel ebenfalls ungeachtet wegwarf. Dabei hörte sie kein Klirren von Scherben oder bemerkte das gute Essen, dass nun vergeudet versickerte und den festen Rest ungustiös herumkullern ließ.
Vor Schreck hatte Azura nur Augen für ihn, krabbelte rasch runter und zog ihn von der Seite aus in eine sitzende Position hoch, um ihn den Rücken zu klopfen. Wenig zartfühlend oder gar rücksichtsvoll, sondern mit Kraft, damit der Übeltäter aus dem Hals rutschen konnte. So zumindest hatte es ihre Mutter bei ihr stets getan. Selbst, als es besser wurde, holte sie noch zwei oder dreimal aus, um wirklich sicher gehen zu können.
Dann erst ließ sie ihn los und rutschte etwas von ihm weg, um ihm Raum und Zeit zum Durchatmen zu geben. Schuldgefühle stiegen in ihr hoch, mischten sich zu all der bisherigen Verwirrung und setzten ihr nun ebenfalls zu, sodass sie gar nicht in Stimmung zum Reden war. Vorläufig zumindest...
Stattdessen saß sie da, zog die Beine an und umschlang sie mit ihren Armen, ungeachtet der Tatsache, dass er sich dadurch nicht frei bewegen konnte. Ihr Blick war stumm auf das Schimmern zwischen ihnen gerichtet, ohne die Kette selbst bewusst zu sehen.
Bis sie irgendwann in die Stille zwischen ihnen hinein murmelte:"Jetzt ist sie wieder golden..."
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 12. November 2020, 03:12

Auch wenn sie ihn nur mit dem Löffel gefüttert hatte und Corax insgeheim zugeben musste, dass selbst die wurzelige Pilzsuppe seinem Magen gut tun würde, so kamen die regelmäßigen Zuführungen seitens Azura unvorbereitet. Viel zu schnell flößte sie ihm die Mahlzeit ein. Und auch wenn er es niemals zugeben würde, so musste Corax sich doch eingestehen, körperlich noch schwächer zu sein als angenommen. Auch wäre es hilfreich gewesen, ihn in eine sitzende Position zu verfrachten, um ihm das Herunterschlucken zu erleichtern. Nichts von alledem war getan worden und er selbst hatte nicht lauthals genug darauf hingewiesen. So musste es zwangsläufig passieren, dass eine Portion der Suppe irgendwann in die falsche Röhre geriet.
Corax hustete, was das kleinere Übel darstellte. Der Schmerz in seinem Brustkorb war es, der ihn an seine Grenzen brachte. Zunächst fühlte er ihn nur in der angeknacksten Rippe, doch mit jedem weiteren Husten streute er die Pein bis in den kleinsten Winkel seines Leibes aus. Fast wie elektrisiert zuckte Corax zusammen, was ihm ob der Bewegung allein nur noch mehr Schmerzen bereitete. Er geriet in einen Teufelskreis aus pulsierender Pein und Atemnot, der erst Momente nach seinem letzten Husten enden wollten.
Azura konnte das Debakel natürlich nicht mit ansehen. Weniger vielleicht, weil sie sich aufrichtig um den Elfen sorgte - na, vielleicht doch! - aber vordergründig meldete sich hier wohl erst einmal das schlechte Gewissen. Ihr war es zu verdanken, dass er nun litt und ausnahmsweise hatte er es nicht verdient. Sie hatte ihm helfen und ihn füttern wollen. Und sie hatte von ihren wahren Gefühlen ablenken wollen, die für Sekundenbruchteile ihre Lippen zum prickeln brachten und ihren Schoß erhitzten. Nun war beides vergessen. Hinfor gehustet.
Wenigstens erholte Corax sich alsbald. Entkräftet, einem nassen Sack gleich, kauerte er nun im Bett. Er hatte es geschafft, sich zu setzen, lehnte aber schon wieder leicht an den aufgewühlten Kissen, um seine Rippen zu entlasten. Die Hand lag dabei auf der am meisten schmerzenden Stelle und er konzentrierte sich zunächst vollends darauf, atmen zu können. Was Azura in dieser Zeit tat, bemerkte er überhaupt nicht und auch dass sie die ganze Zeit schwieg, fiel ihm nicht auf.
Wenn sie nun dachte, er würde ihr das gleich und vermutlich für den Rest ihrer gemeinsamen Zeit vorhalten, so irrte sie sich. Corax atmete ein letztes Mal tief durch. Dann schaute er zu ihr hinüber, betrachtete sie lang und noch immer mit leidlicher Miene. Das Husten hatte aufgehört, die Pein in seiner Brust blieb noch bestehen. Aber er sagte nichts in diese Richtung. Stattdessen...
"Danke."
Anschließend verfiel er erneut in Schweigen. Und so saßen sie eine ganze Weile lang da, sprachen nicht und schauten einannder nicht mehr an. Corax schien sich endlich von den Strapazen zu erholen. Er atmete wieder ruhiger und irgendwann schob er die Hand vom Brustverband herab. Dabei fiel sein Blick auf die Kette, welche ihn nach wie vor mit Azura verband. Das Metall schimmerte golden wie eh und je. Auch Azura wies darauf hin, wenn auch leise und vielleicht mehr zu sich selbst. Corax brummte daraufhin.
"Wieder?", fragte er und lenkte den Fokus von der Kette ab, hinauf zu Azuras Gesicht. Er blieb einen Moment an ihrem von den langen Haaren umrahmenten Antlitz hängen, bevor er die Ruhe erneut durchbrach. "War sie es etwa nicht mehr? Was habt ihr unternommen, während ich bewusstlos war?" Er schnaufte, wirkte zunächst ein wenig verärgert, weil er Azura wirklich zutraute, seine Unpässlichkeit ausgenutzt zu haben, um von ihm loszukommen. Dann aber besann er sich. Keine Vorwürfe, kein sarkastischer Kommentar. Noch schien er nicht wieder vollends auf der Höhe zu sein, wenn er zumindest versuchte, sich normal mit ihr zu unterhalten. "Ich sollte mich vielleicht glücklich schätzen, dass du meine Hand nicht hast abhacken lassen. Du ... könntest frei sein." Er musterte sie eindringlicher, auf ihre Reaktion sehr bedacht. Immerhin war das Letzte, was er von ihr in Erinnerung hatte, ihr offen gezeigtes Entsetzen über seine Tat mit Nadel und Faden und ihr Flehen, als er sie packte, festhielt und rabengleiche Schreie ausgestoßen hatte.
Corax strich sich mit der Zungenspitze über die Lippen, um sie zu befeuchten. Jetzt hätte er irgendwie gern noch einen Schluck von der Suppe gehabt. Irgendetwas, um seine trockene Kehle zu schmieren. "Fürchtest du mich?" Das musste er wissen. Jetzt.
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Azura » Freitag 13. November 2020, 15:51

Die junge Frau hatte sich bislang noch niemals um einen Kranken oder Verletzten kümmern müssen. Nun ja... zumindest um keinen Zweibeiner, denn um ihre Stute oder ihren Falken hatte sie sich durchaus bemüht. Aber das war etwas vollkommen anderes gewesen.
Umso mehr rächte es sich nun, dass sie nie wirklich Interesse an der Fürsorge ihrer Mutter für Arme und Schwache gezeigt oder sie gar einmal begleitet hatte. Stattdessen hatte sie immer Ausflüchte gesucht und gefunden, allen voran jene, dass sie als verheiratete Frau noch genügend Zeit dafür haben würde.
So kam es genau so, wie es eigentlich nicht sein sollte, sie überforderte ihren Begleiter und sorgte dafür, dass er womöglich nicht an seinen Verletzungen oder dem Fieber verstarb, sondern weil er wegen ihrem Ungeschick erstickte. Irgendwie rollte sie sich von ihm runter, klopfte ihm hinten auf den Rücken und schickte ein stilles Flehen zu Ventha, dass sie es nicht endgültig vermasselt hatte. Das hatte sie schließlich nicht gewollt, ganz gleich, wie oft und inbrünstig sie ihm Pest und Cholera an den Hals gewünscht hatte.
Erst, als es so wirkte, als wäre das Übel beseitigt und sein verzweifeltes Husten abzuebben begann, atmete sie innerlich auf. Trotzdem klopfte sie noch ein paar Mal mit Schwung, um auch ja sicher gehen zu können, ehe sie ihn in Ruhe ließ. Das war wahrscheinlich besser als jegliche Hilfe, die ihr in den Sinn kommen könnte.
Erfüllt von schlechtem Gewissen und Frustration ob ihrer Unfähigkeit zog sie sich von ihm zurück, saß mit ein wenig Abstand auf der Lagerstatt, die Beine angezogen und mit den Armen umschlungen, den Blick von ihm abgewandt. In dieser Haltung lauschte sie seinem Ringen nach Atemluft und kaute an ihrer Unterlippe herum, während es in ihrem Kopf arbeitete.
Wie hatte sie nur glauben können, sie täte ihm etwas Gutes mit der Suppe? Waren es zu große Brocken gewesen? Oder war sie schlichtweg unfähig und nicht dazu geeignet, sich um jemand anderes zu kümmern? Nun ja, woher sollte sie das auch wissen? Schließlich hatte sie sich nicht einmal um all ihre eigenen körperlichen Bedürfnisse sorgen müssen, das hatte ihre Dienerschaft für sie getan! Und von der Krankenpflege hatte sie sich eben bewusst ferngehalten.
Das konnte sie nun nicht mehr ändern, aber dennoch war sie ehrlich erleichtert, als er sich von dem Anfall zu erholen begann. Nicht, dass sie zu ihm hinsah dafür, jedoch konnte sie es hören, denn zwischen ihnen herrschte absolutes Schweigen.
Bis ein einzelnes Wort diese Stille durchbrach und sie aufhorchen ließ. Ungläubig und auch verwirrt warf sie ihm einen Blick von der Seite her zu und schüttelte langsam den Kopf. Nein, sie hatte keinen Dank verdient, schließlich war sie der Auslöser gewesen! Und erst recht passte es nicht zu ihm, dass ihm so etwas über die Lippen kam.
Unbehagen stieg wieder in ihr hoch, rang mit all den anderen Gefühlen in ihr und sorgte dafür, dass sie einen weiteren Weg suchte, um wenigstens sich selbst davon ablenken zu können. Bei dieser Gelegenheit kam ihr die Kette in den Sinn, auf die sie starrte, und deren Zustand.
Dass sie ihre Gedanken laut aussprach, bemerkte sie erst, als er nachhakte. "Hm...?", machte sie fragend und sichtlich abgelenkt, während sie noch einen Moment lang das Gold fixierte, ehe sie es schaffte, ihn wieder anzusehen.
"Nein, sie war ganz dunkel. Solange, bis..." Sie stockte kurz und atmete tief durch, um sich nicht von der Erinnerung an die Sorge um ihn überwältigen lassen zu müssen. "... bis es dir wieder besser gegangen ist. Ich sag ja, dass die auf deinen Mist gewachsen ist." Eigentlich sollten diese Worte vorwurfsvoll klingen, nur irgendwie... war ihr Tonfall überhaupt nicht glaubhaft und so hörten sie sich eher leer, wie eine reine Gewohnheit an, anstatt eine Attacke gegen ihn zu sein.
Seine zweite Frage ignorierte sie anfangs, weil sie schon wieder mit ihren eigenen Gefühlen rang, was ihm andererseits selbst Zeit gab. Schließlich zuckte sie mit den Schultern und gab ein leises, beleidigtes Schnauben von sich. "Die Klinge war einfach nicht scharf genug. Selbst dein Handgelenk ist widerspenstig. Sogar das Sprengen hat sie überstanden und ist noch dran.", erwiderte sie lahm. Auch ihr leichtes Grinsen, das der Bemerkung die Schärfe nehmen sollte, wirkte fahrig und nicht so herausfordernd, wie sie es eigentlich vorgehabt hatte.
Warum nur brachte er sie andauernd aus dem Konzept? Und das scheinbar mit immer mehr Leichtigkeit, vielmehr als noch vor der Sache in dem Wasserbecken.
Leise seufzend fuhr sie sich mit allen zehn Fingern durch ihre zurück gezauberte Haarpracht. Dabei blieb sie leicht hängen und verzog leidend das Gesicht, weil Sehnsucht nach ordentlicher Pflege in ihr hochstieg. So, wie sie es noch bis vor kurzem in ihrem Zuhause täglich hatte erleben können... Oder wenigstens wieder baden, um sich danach bürsten zu können, das wäre schon eine Wohltat!
Stattdessen hockte sie hier in zu knapper Bekleidung, weiterhin an diesen seltsamen Dunkelelfen gekettet, der sie ständig verwirrte und dafür sorgte, dass sie Dinge tat, die sie früher oder später bereuen würde. Wobei im Moment eher später...
Seine Frage drang durch all ihre konfuser werdenden Gedanken. Ruckartig sah sie ihn wieder an, ihre Augen weiteten sich leicht und sie wurde blasser um die Nase. 'Ja, und wie!', lag ihr ebenso auf der Zunge wie eine beleidigende Bemerkung. 'Nein, natürlich nicht. Ich wollte nur nicht von deinem Blut besudelt werden, deswegen häng ich noch immer an dir.' Oder etwas wie:'Pfff, vor dir Invaliden braucht nicht einmal die wandelnde Nase Angst haben!'
Doch nichts davon kam ihr über die Lippen. Stattdessen biss sie sich auf die Unterlippe und wandte den Blick ab. "Ich... ich...", stammelte sie und beschloss unbewusst, die Flucht zu ergreifen.
Während sie sich von ihm mit einem lauten Seufzen abwandte, begann sie zu schimpfen:"Ach, wo ist diese Heilerin eigentlich, wenn man sie mal braucht?" Azura streckte die Beine aus und stellte sie außerhalb der Lagerstatt ab, als wolle sie aufstehen. Doch das wäre wegen der Kette und seinem Zustand nicht möglich, das merkte sie schon jetzt bei ihrer eingeschränkten Haltung. So konnte sie sich nur leicht vorbeugen und versuchen, durch den Vorhang zu spähen.
"Ich kann nicht mal aufstehen und sie holen gehen!", maulte sie weiter, ungeachtet dessen, dass dies eigentlich unter ihrer Würde wäre. Nur... sie machte sich tatsächlich Sorgen um ihn und hatte eingesehen, dass sie sich besser nicht um sein leibliches Wohl kümmern sollte.
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Erzähler » Montag 16. November 2020, 00:12

Vielleicht war es an der Zeit, sich eine Sache einzugestehen: Azura war ein Klotz am Bein. Vollkommen unnütz und wirklich eher im Weg als hilfreich hatte sich der Dunkelelf nun schon von geschändeten Tempel ihrer heiligen Göttin Ventha durch die Straßen Andunies, unterirdisch bis zur Buch von Kad Harat und schließlich auf einem Zwergenschiff in deren wieder unterirdisch gelegene Stadt Nogrot mit ihr herumschlagen müssen. Und oft genug hatte Corax ihr gesagt, dass ihm die gemeinsame Zwangsfesselung nicht gefiel. Vielleicht war es an der Zeit, dass Azura einsah, dass sie der Grund für sein Missfallen sein könnte. Möglicherweise störte es ihn nicht einmal sehr, an jemanden gebunden zu sein. Das Problem war sie! Verwöhnt und verhätschelt mit gepudertem Näschen und von Milchbädern aufgeweichter Haut konnte sie sich doch in keinster Weise nützlich machen! Sie war höchstens unübertrefflich, wenn es darum ging, schön auszusehen. Doch selbst dieses Attribut konnte Azura sich nicht länger auf die Fahne schreiben. Wie gern hätte sie ihr Haar gepflegt, ohne auch nur ein einziges Mal daran zu denken, dass sie allein über die Wiederkehr der etwas zerzausten Locken dankbar und glücklich hätte sein können. Sie nützte wirklich niemandem, brachte nur Ärgernis und schien der Anstrengung nicht wert zu sein! Gefangen in diesem Loch aus Frustration, gepaart mit dem schlechten Gewissen über ihre pflegerische Unfähigkeit saß sie nun da, die Arme um die angezogenen Beine geschlungen. Eine Weile gab sie sich dem Selbstmitleid hin. Das musste auch sein und jeder, der nun lauthals forderte, sie sollte sich zusammenreißen, hatte noch nie vor einem derartigen Problem gestanden. Manchmal tat es gut, auch Mitleid für sich selbst zu haben. Einmal schwach und klein und unglücklich darüber sein. Das half, die winzigen guten Eigenschaften zu sammeln und im Innern zu dem Großen zusammenzusetzen, aus dem man bald wieder Stärke beziehen würde. Es half nichts, sich noch mehr Strenge durch andere anhören zu müssen. Verständnis, Mitgefühl und Anteilnahme konnten in solchen Situationen mehr bewirken. Von Corax aber konnte sie das unmöglich erwarten! Diesem Schuft kam ja auch kein Wort des Dankes über die Lippen!
Sie irrte und auch dafür war nun Zeit da. Er bedankte sich. Seine Stimme klang in ihren Ohren nach. Jene Stimme, die sie zusammen mit seinem lustvollen Spiel in den heißen Quellen verzaubert hatte. Und wie war es jetzt, da er sich zwar leise, dennoch aufrichtig bedankte? Da trat sogar die Tatsache in den Hintergrund, dass er nur mit einem Brummen auf die Information zur verfärbten Goldkette reagierte. Viel gewichtiger war dieses eine Wort. Es löste unsichtbare Fesseln, die Azura in Abgründe hatten ziehen wollen, weil sie so schwer wogen. Nun reichte dieses eine schlichte Wort der Dankbarkeit aus, um sie aufschauen zu lassen. Sie begegnete dem Blick des Dunkelelfen. Klare Rubine. Ihr Funkeln drohte, Azura zu überwältigen, denn schlagartig huschten Erinnerungen an ihren erhitzten Körper, das gemeinsame Stöhnen, die Begierde und den Gipfel ihrer Ekstase durch ihren Geist. Um dies zu kaschieren begegnete sie Corax' Worten mit den üblichen schnippigen Kontern. Jetzt jedoch fehlte das Feuer, so wie er nicht mehr gewillt schien, sie zu necken und zu beleidigen. Erstmals sprachen sie fast schon normal miteinander. Und Corax nutzte das mit seiner Fragerei schamlos aus, wenn auch unbewusst! Aber er fragte, als wäre es ihm ein inneres Bedürfnis, eine Antwort zu erhalten. Er wurde enttäuscht. Azura bekam keinen geraden Satz heraus. Die Frage, ob sie ihn fürchtete, konfrontierte sie damit, sich überhaupt mit dem ganzen Thema auseinandersetzen zu müssen und da ergriff sie lieber die Flucht. Sie entstieg dem Bett, was von einem gezischten Stöhnen Seitens ihres Begleiters kommentiert wurde. Am liebsten hätte er sich wieder die Rippen gehalten, aber Azura straffte durch die wachsende Distanz die Goldkettenglieder. Er musste seinen Arm ausstrecken, damit sie genug Bewegungsfreiraum besaß. Er kniff ein Auge zusammen, das andere beobachtete sie. Schließlich fasste er einen Entschluss.
Langsam, um seinen Körper nicht zu stark zu beanspruchen, rutschte Corax einmal quer über die Matratze. Ebenso behutsam schlug er dabei die Decke zurück, die seinen Körper gewärmt hatte. Dabei musste er feststellen, dass seine Hose aufgeschnürt und locker um seine Hüften lag. Dies sorgte bei ihm für einen Augenblick der Verwirrung. Wer sollte ihm die Hose öffnen und warum? Er ließ es schnell außer Acht, denn Azura forderte einen Großteil seiner Aufmerksamkeit. Der Rest wurde von Schmerzimpulsen durchdrungen, die er durch jede seiner Bewegungen selbst verursachte.
Endlich erreichte auch Corax die Bettkante. Er knirschte mit den Zähnen und sein versteinertes Gesicht hielt jeden Muskel unter Spannung, damit der Schmerz seine Mimik nicht entgleisen ließ. Er brauchte Sekunden, in den er nicht einmal zu atmen wagte, ehe er die Kraft aufbrachte, Azura anzusprechen - abgehackt und irgendwie atemlos.
"Wozu eine Heilerin? Dir scheint es wieder gut zu gehen. Verschwinden wir von hier. Diese verdammten Zwerge bekommen die Kette doch auch nicht zerschlagen."
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Azura » Dienstag 17. November 2020, 10:40

Seit dem Überfall auf ihre Heimatstadt war derart viel um sie herum und mit ihr geschehen, dass ihr bislang so erfolgreich aufgebautes und vor allem zur Schau getragenes Selbstbewusstsein zu bröckeln begonnen hatte. Sie hatte angefangen, über sich, ihre Einstellung und ihr Können nachzudenken.
Mehr, als ihr gut tat und als sie wirklich haben wollte. Doch die Zeit neben ihm war lang gewesen und nur mäßig mit Ablenkung gefüllt. Hinzu kamen die letzten Ereignisse, was sie alles getan und dabei gefühlt hatte, was sie sogar jetzt noch empfand, was sie zusätzlich aus der Bahn geworfen hatte.
Den letzten Ausschlag gab allerdings dieser unsägliche Versuch, ihn zu füttern und damit ein wenig aufzupäppeln, um ihn rasch wieder auf die Beine zu bekommen. Nicht einmal dafür war sie geeignet oder besaß ausreichend Selbstbeherrschung, um ihr Handeln zu einem erfolgreichen Ende führen zu können.
Stattdessen erstickte er beinahe daran, alles in ihrem näheren Umfeld, inklusive ihnen beiden, war besudelt und die Schale bestand nur noch aus Scherben. Viel fehlte nicht mehr und sie würde nicht nur in Selbstzweifel zu versinken drohen, sondern auch noch zu weinen beginnen.
Warum nur hatten die Götter es zugelassen, dass ihr bequemes, angenehmes Leben derart aus den Fugen geraten musste?! Sie hatte nichts verbrochen oder sonstwie falsch gemacht, zumindest hatte sie niemals diese Möglichkeit in Betracht gezogen. Wieso also?
Azura haderte mit ihrem Schicksal, während er diese Zeit zur Regeneration benötigte, sofern man in seinem Zustand davon überhaupt sprechen konnte. Erst ein ungewöhnliches Ereignis, sein ausgesprochener Dank, schaffte es, sie wenigstens aus ihrer Lethargie holen zu können.
Nicht, dass sie ihn annehmen wollte und konnte, ja, sogar der Glaube an seine Ehrlichkeit fehlte ihr etwas. Aber immerhin hatte er was gesagt und sie aus ihren Gedanken befreit. Noch nicht vollständig, doch diese bewegten sich allmählich in eine andere Richtung.
Auf die Kette ging er schlussendlich nicht näher ein, obwohl sie ihm nur zu gerne wieder die Schuld an allem zugeschoben hätte. Ebenso wie der Tatsache, dass selbst die Sprengung nichts geholfen hatte, wenngleich sie diese ebenfalls lediglich vom Hörensagen kannte.
Dann indes kam etwas, das sie heillos überforderte, weil es mit viel zu vielen Gefühlen verbunden war, die sie noch längst nicht einmal für sich selbst geordnet hatte. Und wegen denen es so viele verschiedene Antworten gab, dass sie sich für keine davon entscheiden konnte, denn es wäre nur die halbe Wahrheit gewesen.
Nein, die junge Frau ergriff buchstäblich die Flucht, soweit ihr das mit der Kette an ihrem Handgelenk eben möglich war. Dass sie auch hier wieder zu viel des Guten tat, bemerkte sie dieses Mal hingegen nicht. Viel zu aufgewühlt war sie und zu sehr bemüht, davon abzulenken, dass sie den Laut hinter sich nicht wahrnahm und auch gar nicht auf den Gedanken kam, dass er sich wegen ihr bewegen müsste.
Während sie versuchte, einen Blick durch den Vorhang erhaschen zu können, ohne ihn dabei zu öffnen, kam hinter ihr Bewegung in ihren Begleiter. Sie bemerkte es lediglich unbewusst, weil sie nach einiger Zeit noch den ein oder anderen halben Schritt nach vorn machen konnte.
Aber sie griff nicht nach dem Stoff, denn trotz allem gab es einen Teil in ihrem Inneren, der keine Störung ihrer Zweisamkeit wollte. Der widersinnigerweise noch auf anderes hoffte, was auch immer das beinhalten sollte, und da würde die wandelnde Nase definitiv stören. So verharrte sie vor ihm stehend, ihm den Rücken zuwendend und zugleich zögernd, was sie als nächstes tun sollte.
Bis seine Stimme hinter ihr erklang und sie blinzelnd in die Wirklichkeit zurück kehren ließ. Nein, jetzt war keine Zeit, er brauchte Versorgung, wenn sie nicht ernsthaft noch an eine Leiche gekettet sein wollte! Außerdem wäre das die Gelegenheit nachzuhaken, wann nun endlich dieser Schmied wieder da wäre.
Obwohl sie seine Umarmungen zu genießen wusste, wollte sie sich langsam wirklich frei bewegen können. Vor allem, da sich leise wieder körperliche Bedürfnisse zu melden begannen, bei denen sie dieses Mal gerne ungestört wäre. War ihr Leib immer schon derart empfindlich gewesen, so wenig fähig dazu, etwas länger als nötig aushalten zu können?!
Nach einem kurzen, letzten Zögern drehte sie sich zu ihm herum und trat dicht an ihn heran. Viel fehlte nicht mehr, bis sie sich würden berühren können. Die Hände stemmte sie in die Seite und sah fast schon böse auf ihn herab, als wolle sie ihn gleich tadeln, dass er nicht brav liegen geblieben war. Und als ob er die Wahl dazu gehabt hätte…
„Warum eine Heilerin? Weil du fast verreckt wärst und sie dich bislang am Leben erhalten hat. Außerdem soll dieser andere kleine Wicht, wie auch immer der heißt, bald wieder da sein, um sich um die Kette zu kümmern. Also sei gefälligst vernünftig und bleib, wo du bist, bis sie dich untersucht hat!“, schimpfte sie mit ihm, als wäre er nichts weiter als ein unartiger Bengel, der zurecht gewiesen werden musste von der großen Schwester. Oder eher Stiefschwester, um nicht zu nahe verwandt zu sein bei ihren verbotenen Gedanken…
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Erzähler » Sonntag 22. November 2020, 16:16

Fluchttiere wie Kaninchen oder Pferde schauten nicht zurück, ob der Jäger noch hinter ihnen her war. Sie liefen einfach, den Blick stoisch nach vorn gerichtet. Was man nicht sah, konnte einen weder verunsichern noch emotional überrumpeln. Ähnlich ging Azura vor, als sie die "Gefahr" hinter sich einfach konsequent ignorierte und versuchte, ihre Emotionen bezüglich des Elfen auszublenden. Stattdessen konzentrierte auch sie sich und zwar darauf, einen Blick durch den schmalen Spalt zwischen beiden Vorhanghälften zu nehmen.
Sie sah das Krankenzimmer im warmen Licht einiger Kerzen, die in metallenen Laternen entweder in behauenen Nischen der natürlichen Felswände standen, die den Raum ausmachten, oder aber von ebenso metallenen Ketten von der gewölbeartigen Decke herab hingen. Diese Kettenglieder schimmerten trotz des Lichtscheins nicht golden, im Gegenteil. Das Eisen verschluckte Licht offenbar und zauberte stattdessen Schatten auf Wände und Mobiliar. Azura hatte sich an dem Anblick des Zimmers bereits schon am Vortag satt gesehen. Seither hatte sich nichts verändert. Noch immer wirkte das Holzregal mit all den zwergischen Shcnitzereien in den Balken mehr als vollgestopft. Unaufgeräumt war es jedoch nicht. Die Heilkundige musste ein System besitzen, das sich Azura immer noch nicht erschlossen hatte. Ob es im Inneren der kleinen Schränke auch so aussah? Sie erhielt darauf keine Antwort, denn die Türen jener Beistellschränkchen waren wie üblich geschlossen. Neben dem Vorhang fand sich der einzige Schrank, der fahrbar war, weil man ihm Räder statt Füßen verpasst hatte. Es erinnerte die junge Adlige an Zuhause. In der Zeit der Abendsonne machte Azura sich stets einen Spaß daraus, in den Konkurrenzkampf mit ihren Freundinnen zu gehen und zwar in der hohen Kunst sommerlicher Teegesellschaften. Nebst dem Heißgetränk wurde stets Gebäck oder ausgefallen geschnitztes Obst gereicht. Azura hatte im letzten Jahr viel Lob erhalten, weil sie einen Turm aus Fruchtstücken, serviert auf einem Silbertablett und mit zu Schwänen gefalteten Servietten nicht nur präsentiert hatte, sondern weil ihre zuverlässigste Hausdienerin das mannshohe Meisterwerk mittels eines silbernen Rollwagens auf die Terrasse des Answesens gekarrt hatte. Oh, wie hatten all die Mädchen gestaunt! Wie hatte Azura sich in ihren Lobpreisungen gebadet! Das alles war vergessen. Ihre Freundinnen waren unerreichbar. Fort, ähnlich wie die großnasige Zwergin. Agnes war nicht im Krankenzimmer auszumachen, obgleich Azura meinte, jenseits der angelehnten Tür Stimmen vernehmen zu können. Ein Gespräch fand statt und vielleicht könnte sie auf sich aufmerksam machen, wenn sie mal lauter nach Agnes Moospelz rief. Aber dazu sollte es vorerst nicht kommen.
Azura konnte ihren männlichen Anhang nicht länger ignorieren. Nicht, dass sie wegen jedem Aufstöhnen von Corax sofort gesprungen wäre! Ha, sie doch nicht! Erst recht nicht mehr nach dem unseligen Unfall mit der Suppe, der ihr noch immer auf der Seele lag. Aber auch hier suchte Fluchttierchen Azura, es einfach auszublenden und nur nach vorn zu sehen. Oder im Moment wieder nach hinten, denn wie bereits erwähnt, wurde sie nun doch auf den Dunkelelfen aufmerksam. Sie ließ den Spalt des Vorhangs, sowie die Geheimnisse jenseits davon außer Acht und wandte sich ihrem Begleiter zu. Sie musste ihn aufhalten, denn er war drauf und dran, sein Krankenlager zu verlassen.
Er war von einem halben Dutzend Zwergen niedergeprügelt worden. Nebst anderen Blessuren hatte er sich die Rippe gebrochen, die bei jeder unbedachten Bewegung deutlich mehr schmerzen musste als Azuras längst wieder eingekugelte Schulter. Er hatte Tage lang im Fieber gelegen, nichts gegessen und nur wenig getrunken. Er musste doch vollkommen hungrig sein, restlos erschöpft. Aber hier saß er nun, versuchte gar, aufzustehen ... um zu gehen! Was für ein störrischer Geselle!
Azura musste es verhindern, dass er seinen eigenen Heilungsprozess durch seine Sturheit gefährdete. So trat sie vor ihn und befahl schlichtweg, dass er im Bett zu bleiben hatte. Natürlich ließ sie sich die Gelegenheit nicht entgehen, ihn vorher für seine Dummheit zu tadeln. Und Corax? Der reagierte. Er ... ließ sich zurück auf die Bettkante sinken und neigte in einer erschreckend demütigen Haltung den Kopf, die Azura sonst nur von ihren Dienern, Knechten und Mägden kannte. Corax aber war kein Diener. Denn keiner ihrer Untergebenen hätte es auch nur im Ansatz gewagt, nach ihr zu greifen, geschweige denn, sie unaufgefordert zu berühren! Corax hingegen zuckte an seinem Ende der Metallkette, um ihre Hand in seine Nähe zu bekommen. Dann nahm er sie, fast zärtlich wie ein nobler Galan, der Azura auf eine Tanzfläche geleiten führen wollte, wo alle Gäste ihre Glorie und Schönheit bewundern könnten. Corax führte sie nicht dorthin. Er lenkte nur ihre Hand und zwar dichter an seinen gesenkten Kopf. Hauchzart streiften seine Lippen ihre Fingerknöchel. Beinahe ebenso sanft antwortete er ihr: "Ja, Herrin." Dann drückte er ihre Finger leicht und schaute zu ihr empor. Da war er, der vertraute Blick eines ergebenen Dieners, für den es nichts erquickenderes gab als ein dankbares Nicken oder gar ein Lächeln der Herrschaften, denen er sich verschrieben hatte. Azura kannte diesen Blick. Einzig ungewohnt war, dass er von Corax kam, aus den Tiefen dieser verheißungsvoll blutenden Juwelen, die er seine Augen nannte.
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