Der Schankraum

[Kazel Tenebrée]

Kazel öffnete die Tür zur Schenke, huschte geschwind und lautlos hinein und schloss die Tür darauf wieder. Überall saßen Menschen, an Tischen und am Tresen. Sie spielten Karten, frühstückten und lachten miteinander.

<b>Viel zu viel Leben hier ... und viel zu viele neugierige Augen. Ich hätte mich der Stadt fernhalten und in der Stillen Ebene bleiben sollen, verdammt! Seht mich bloß nicht an!</b>

Kazel schaute flüchtig unter seiner Kapuze hervor. Noch hatte ihn niemand wahrgenommen, jedenfalls schaute keiner in seine Richtung. Mit langsamen Schritten und immer im Schatten bleibend verzog er sich an einen der Tische. Geschmeidig wie eine Katze ließ er sich auf einem Stuhl nieder, faltete die Hände vor sich mit den Ellenbogen auf dem Tisch und beobachtete, denn das konnte er gut.
Schnell entdeckte Kazel den breitschultrigen Ork, der sich in eine Ecke zurückgezogen hatte und geistesabwesend vor sich hinstarrte.

<b>Er mag diese Ansammlung von Menschen hier drin wohl genauso wenig wie ich. Da haben wir ja etwas gemeinsam.</b>

Kazel löste seine Hände voneinander, ließ die linke auf dem Tisch ruhen und schob die rechte unter seinen Mantel. Seine Finger umschlossen den Langdolch an seinem Gürtel. Jetzt fühlte er sich sicherer und konnte sich im Geiste schon wieder darauf vorbereiten, mit einem Menschen sprechen zu müssen, denn der Wirt würde sicherlich bald an seinem Platz auftauchen.

[Wirt]

Der Wirt hatte einiges zu tun, die Schenke war ziemlich voll, denn es war Frühstückszeit. Die meisten kommen noch vor der Arbeit hierher um ihren Magen zu füllen. Der Wirt spazierte gerade mit einem voll beladenen Tablett um die Tische herum und stieß unabsichtlich genau den Tisch an, an dem die Gestalt in dem umhang saß. Einige Tropfen Bier, welches auf dem Tablett stand tropfte auf den Tisch.

„Entschuldigt“ huschte dem Wirt aus dem Mund und lief gleich weiter. Er brachte die Bestellungen an die Tische und ging dann wieder zurück zu der verhüllten Gestalt.

„Morgen, was kann ich euch bringen? Etwas um euren Magen füllen oder doch lieber etwas um eure Kehle zu befeuchten?“

Der Wirt sah etwas gestresst aus, jedoch bediente er mit freundlichem Grinsen. Den Ork hatte er noch gar nicht gemerkt.

<b>Heute Früh ist wieder viel los. Ich hoffe meine Kasse wird gut gefüllt</b>

[Kazel Tenebrée]

Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis der Wirt an Kazels Tisch vorbeikam. Dort passierte ihm ein Missgeschick: Er stieß an den Tisch und verschüttete Bier, das sich plätschernd über das Holz ergoss.
Glücklicherweise ging der Wirt gleich weiter, so dass sein Blick nicht auf Kazels gezogenen Dolch fiel, den der junge Mischling schnell wieder wegsteckte.

<b>Das war knapp. Ich muss mich entspannen, niemand wird mich einfach grundlos angreifen ... hoffe ich.</b>

Der Wirt kehrte zurück, um schließlich auch von Kazel eine Bestellung anzunehmen. Kazel hatte wirklich Hunger, in den letzten Tagen waren Nüsse und ein Kaninchen seine einzigen Mahlzeiten gewesen.

"Ein herben Met und ein Stück von Eurem Braten sollen mir genügen", antwortete Kazel, ohne aufzuschauen.

[Wirt]

„ Ein Met und einen Braten, kommt gleich“ Nach dem er die Bestellung aufgenommen hatte, wollte er in die Küche, doch bevor er dies konnte erblickte er den Ork in einer Ecke.

<b>Ein Ork! Was verschlägt dieses Gesindel hier her? Egal Hauptsache er zahlt gut </b>

In einem schnellen Tempo ging er zu dem Ork. Trotz der Abneigung gegen ihn, versuchte er freundlich zu bleiben.

„Morgen, was kann ich euch bringen?“ Er hielt sich kurz den er wollte diesen Kerl so schnell wie möglich wieder loswerden.

<b>Ich hoffe er macht mir nicht all zu große Probleme. Das würde meinen Ruf schaden!</b>

[Wirt]

Der Wirt staunte, nicht wegen den zwei bestellten Braten, nein, der Ork hat doch tatsächlich Danke gesagt.

<b>Das ich das noch erlebe</b>

„Kommt gleich!“ sprach er und verschwand Richtung Küche. Seine Frau bereitete die Mahlzeiten zu, während dessen bediente er die anderen Gäste.

Trotz der freundlicheren Art des Orks, behielt er ihn immer im Augenwinkel, denn er traut dieser Rasse nicht. Sie sorgten immer für Ärger und Unruhe.

Da rief auch schon seine Frau, die bestellten Gerichte waren fertig. Er platzierte alles auf seinem Tablett. Zapfte noch schnell ein Bier und füllte ein Krug mit Met. Mit dem gefüllten Tablett ging er zu erst zu Kazel und stellte einen Braten und den Met auf den Tisch.

„Für den Braten 4 Goldmünzen und das Met 3 Goldmünzen, macht zusammen 7 Goldmünzen!“ In der rechten Hand das Tablett haltend wartete er auf die Bezahlung. Er kassierte immer vor dem Essen, denn man wusste nie wohin die Gäste dann verschwanden. Zu oft war es schon passiert, dass Gäste einfach ohne Bezahlung verschwanden.

[Kazel Tenebrée]

<b>7 Goldmünzen? Das ist billiger als in Morgeria, naja, hier sind gewisse Dinge sicher leichter zu beschaffen als in der Toten Ebene.</b>

Kazel griff an seinen Gürtel und holte seinen kleinen Geldbeutel hervor. Alles Gold, was er besaß, befand sich in diesem winzigen Säcklein ... er musste sich bald eine Arbeit suchen, wenn er weiterhin in der Stadt bleiben wollte, denn innerhalb der Mauern würde Jagen schwierig werden.
Kazel zählte das Geld ab und überreichte es dem Wirt. Dann begann er, die erste zivilisierte Mahlzeit zu essen, seit er vor knapp 2 Jahren aus Morgeria geflohen war. Dabei schaute er immer wieder flüchtig auf und beobachtete das Geschehen in der Schenke. Er wollte sich keine einzige Blöße geben, jeder noch so kleine Fehler konnte so schnell das Leben kosten.
Angespannt lauerte er und nahm dabei kaum wahr, wie köstlich der Braten und der Met schmeckten.

[Wirt]

Der Wirt nahm die Goldstücke entgegen und steckte sie sofort ein.

<b>Nicht einmal Trinkgeld. Wo ist nur die Spendierfreudigkeit der Leute hier hin. Ich schufte und renne herum wie ein Irrer und dann nicht einmal eine Goldmünze mehr.</b>

„Danke, lasst es auch schmecken“ Mit diesen Worten war auch schon unterwegs zu dem hungrigen Ork.

Bei ihm angekommen stellte er die Braten und das kühle Bier auf den Tisch.

„Nun zwei Braten machen 8 Goldmünzen und ein Krug Malzbier eine Goldmünze, macht zusammen 9 Goldmünzen, wenn ich bitten darf!“

<b>Ich hoffe er hat auch genügend Geld bei sich. Ich kann mit keine Einbusen leisten.</b>

Mit dem Tablett unter dem Arm wartete er auf die Bezahlung und hofft auf Trinkgeld

[Wirt]

Der Wirt nahm die Goldstücke und bedankte sich für das Trinkgeld.

<b>Ich glaub es nicht, gerade von einen Ork muss ich Trinkgeld bekommen</b>

"Guten Apetit" sprach er und drehte sich bereits weg, als er hörte das der Ork ein Zimmer wollte. Er blickte kurz zum Tresen, wo die Schlüssel hangen und drehte sich dann wieder zu dem Gast.

"Nun, ich habe noch ein Einzelzimmer mit einfach Einrichtung frei. Es kostet 6 Goldmünzen. Waschen könnt ihr euch dort natürlich auch!"

Der Wirt war froh, dass das Geschäft gut lief und hoffte auf ein weiteres Trinkgeld des Orks, er war bis jetz der spendabelste.

[Kazel Tenebrée]

Kazel schaute von seinem Essen auf, hinüber zum Tisch, an dem der Ork saß.

<b>Hm. Der Wirt steht schon ziemlich lange bei dem Kerl rum. Ist das normal? Ob ich mir hier ein Zimmer nehmen soll? Wenn es so billig wie das Essen ist, dann vielleicht. Auch sollte ich einmal nachfragen, ob der Wirt jemanden kennt, der mir Arbeit anbieten könnte.</b>

Kazel griff nach seinem Krug und nahm einen tiefen Zug – zu tief für ihn, denn er hatte vergessen, dass es nicht Wasser war, was er da trank, sondern herber Met. Prompt verschluckte er sich und musste lautstark husten, dass einige der Gäste verwundert zu seinem Tisch schauten.

<b>Mist! Jetzt bin ich Mittelpunkt der ganzen Schenke. </b>

Krächzend brachte er hervor: "Es ist alles <i>hust</i> ... in Ordnung ... Hab mich <i>hust</i> verschlu–<i>hust</i>!"

Jetzt beugte sich Kazel nach vorne und klopfte sich auf die Brust. Sein Hustenanfall ließ nach, doch er ärgerte sich, dass er den Gästen zum einen eine Möglichkeit gegeben hatte, ihn nun zu verspotten, zum anderen, weil er sich nicht hatte beherrschen können. Wütend setzte er sich wieder und umklammerte mit festem Griff sein Ess-Besteck.

[Wirt]

Der Ork wollte das Zimmer, jedoch für unbestimmte Zeit und das Zimmer immer erst abends bezahlen. Der Wirt überlegte kurz, doch plötzlich fing einer an stark zu husten.

Der Wirt blickte in die Richtung, da sah er wie der Verhüllte hustete, er hatte sich an dem Met verschluckt. Der Wirt schüttelte den Kopf und wandte sich wieder dem Ork zu.

"Nun gut, dann kommt am Abend zu meinem Tresen dort könnt ihr bezahlen und den Schlüssel abholen. Nun lasst euch das Essen schmecken!!

Der dicke Wirt verschwand wieder hinter dem Tresen und spülte ein paar Gläser ab.

[Kazel Tenebrée]

Kazel legte das Besteck weg. Ihm war der Appetit vergangen. Mürrisch schaute er zu zwei Männern hinüber, die seit einiger Zeit grinsend miteinander tuschelten und immer wieder in seine Richtung guckten.

<b>Na wunderbar. Morgen weiß die ganze Stadt von meinem Missgeschick! Dann kommen sie alle her und wollen den Mann sehen, dem der Met zu stark ist ... toll gemacht, Kazel, du Idiot! So bleibst du wirklich schön im Verborgenen ... argh!</b>

Seine zu Fäusten geballten Hände zitterten, so wütend war er über seine eigene Dummheit. Doch plötzlich saß er ganz still da. Jemand beobachtete ihn, er spürte es – und es waren nicht die beiden Trottel am Tresen. Nein, es kam von ... dem Ork! Kazels blaue Augen huschten zu seinem Tisch. Da saß der Große und stopfte sich seinen Braten in den Schlund.

<b>Das ist kein Mund und auch kein Maul, das ist eine bodenlose Grube!</b>

Kazel schluckte unter seiner Kapuze. Nein, mit diesem Ungeheuer wollte er keineswegs Streit anfangen. Der würde ihn verschlingen, noch bevor er seinen Dolch ziehen konnte – den das Monster dann wahrscheinlich als Zahnstocher verwenden würde.
Warum nur schaute es immer wieder zu ihm hinüber? Sein Hustenanfall konnte bei einem Wesen wie ihm doch nicht so viel Freude und Interesse wecken. Kazel starrte weiterhin auf den Ork und plötzlich hob dieser den Kopf und starrte zurück, dass sich ihre Blicke trafen.
Kazel lief ein Schauer über den Rücken. Er kannte Orks aus seiner Heimat, aber dieser war anders ... einschüchternd, wild und ... unheimlich.

[Kazel Tenebrée]

Plötzlich erhob sich der Ork, oder besser gesagt: die Masse, die zu ihm gehörte. Kazel fand ihn wirklich enorm und wuchtig. Der Ork stiefelte direkt auf ihn zu, blieb vor ihm stehen und sagte ...

<b>Tag auch?! Was will der nur von mir?! Verdammt, so ein Kerl wie der sucht doch immer nur Streit. In Morgeria waren Orks oft genug die Grundlage für die schlimmsten Tode innerhalb der Tavernen. So ein Mist!</b>

Kazel hob den Kopf, auch wenn ihm bewusst war, dass der Ork dann einen Blick unter seine Kapuze werfen konnte. Seine blauen Augen musterten den Fremden einen Moment. Bei dieser Masse war er vielleicht stark, aber schnell sicher nicht, hoffte Kazel.

"Tag", antwortete er knapp.

[Kazel Tenebrée]

Kazel blickte verwirrt unter seiner Kapuze hervor.

<b>Was soll der Mist?! Will der Ork mich veräppeln? ... Leon, was? Soll ich ihm meinen Namen nennen?</b>

Kazels Miene verlor den verwirrten Ausdruck, er schaute wieder wie immer: kalt und völlig unnahbar.

"Leon, aha. Nun, ich hab dich nicht am Tor gesehen." Und mit einem leichten Zischen in der Stimme: "Was willst du?"

[Kazel Tenebrée]

Spaß, das war alles, was Leon zu Kazel sagte – aber Kazel kannte die große Bedeutung hinter diesem kleinen Wort. In seiner Jugend hatte er einmal "Spaß" mit Orks gehabt und danach einen gebrochenen Arm und eine ausgekugelte Schulter. Auch Leon schien ganz die Sorte Ork zu sein, die so etwas als Spaß bezeichnete.
Kazel musterte ihn noch einmal.

<b>Ich bin definitv schneller als er ... entkommen würde ich ihm. Aber ich will mich nicht vor all den fremden Menschen hier gegen einen Ork stellen. Dann muss ich sowohl auf ihn als auch die Zuschauer achten.</b>

Kazel dachte nach, es musste eine Möglichkeit geben, aus dieser Situation heil herauszukommen. Er fasste einen Entschluss.

"Meinen Namen willst du wissen – warum? Beantworte mir diese Frage und ich sage ihn dir ..."

<b>Vielleicht</b>, dachte Kazel im Stillen und erwiderte herausfordernd Leons finsteren Blick.

[Kazel Tenebrée]

<b>Er weiß es! Allein mittels eines kurzen Blickes in mein Gesicht?</b>

Kazel war schockiert, aufgewühlt – aber wieder verbarg er seine Gefühle vor der Außenwelt. Innerlich tobte jedoch ein Chaos und Dutzende Fragen schossen ihm durch den Kopf wie blitzschnelle Pfeile. Er musste es wissen! Er musste erfahren, wie der Ork diese Tatsache entdeckt hatte, wo intelligentere Personen unwissend geblieben waren. Kazel dachte an den Wachmann am Stadttor zurück. Dieser hatte sein Gesicht wesentlich länger in Augenschein genommen als Leon und ihn doch nicht als Elfen erkannt, schon garnicht als Mischling!
Kazel musste es erfahren, ihm lag so viel daran.
Er beugte sich zu Leon herüber, schaute ihn aus seiner Kapuze heraus an und dieses Mal leuchteten seine Augen tintenblau.
Leise flüsterte er:

"Wir müssen reden – allein. Es ist mir ernst. Und damit Ihr dies wisst, werde ich Euch meinen Namen verraten. Ich bin Kazel Tenebrée."