Die neun Keller des Sademos

Die Gebäude hier zeigen deutlich den Stand eines Bürgers in Morgeria. Niedere leben in heruntergekommen Barracken, Krieger & Söldner in bunkerartigen Unterkünften oder Zelten. Mächtige Familien leben in finsteren Anwesen, die kleinen Schlössern gleichen.
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Die neun Keller des Sademos

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 14. April 2022, 12:08

(Kazel kommt von: Das neue Heim)

1. Vorhölle – Was bedeutete dieses Wort?
Es musste schon irgendwie passen, denn Sademos Anwesen war eben genau das! Ein Vorraum zum Harax. Er hatte mit eben jenem Wesen paktiert und einen Vertrag für Selen abgeschlossen. Und als Kazel mit Janay und Zissus den Keller des Anwesens betreten hatte, hatte er sich in den nächsten Kreis begeben: Dem Kreis der...
2. Lust
Wohlige Wonnen hatten sie geteilt und sich dem Taumel der Sinne hingeben. Doch nun zerrte ein Hunger an Kazels Seele, der dem Wurm entsprang und genährt werden musste, also gab er sich weiter hinab in der Spirale hin zur...
3. Völlerei
Kazel musste nicht denken. Der Wurm kannte den Weg gut genug und dieses Mal hatten sie ein gemeinsames Ziel. Die Entscheidung zu Fressen war gefallen und der Dämon nährte diesen Gedanken nur noch weiter. Es war als würde ein Ausgehungerter und Verdurstender die Treppen hinab zur Speisekammer gehen. Mit jeder Stufe wurde Sademos hungriger. Die unterschiedlichen Aromen die von dort unten herauf drangen, waren wie süße Verlockungen, würziger Bratenduft oder wie das Knirschen von frisch gebackenem Brot am Morgen. In Wahrheit waren es ganz andere Sinneseindrücke oder 'Botenstoffe' die die Luft hier unten erfüllten. Es war Angst, Resignation und Hoffungslosigkeit. Sademos Leib hatte Kazel zur Futterquelle seiner Macht geführt. Finger ergriffen den Riegel einer Tür und sie schwang auf. Dahinter lag ein langer Gang und am Ende öffnete sich dieser in eine erleuchtete Halle voller Reagenzien. Sademos konnte schon von weitem Rasputins Rücken sehen. Auf diesem hatte er eine Schürze mit einer Schleife geschlossen und stand auf einem Stufenschemel. Er arbeitete vornüber gebeugt an einem Tisch. Sademos Beine trugen Kazel an den vergitterten Türen links und rechts vorbei und bei jeder leckte er sich die Lippen.
Sieh nur... oh wie lecker der aussieht! Wollen wir ...?
Ein Junge, Dunkelelf, kaum 13 Sommer kauerte nackt an der hintersten Wand. Seine Haut wirkte fiebrig feucht und seine Augen glasig. Er kämpfte anscheinend mit einem frisch verabreichten Virus. Noch war nicht abzusehen, was er werden würde, oder was ihm Rasputin gegeben hatte. Aber sein Schicksal war schon jetzt unumkehrbar und sein Leben verwirkt. Er zuckte wie Wackelpudding.
Hm ...wie ein kleiner Kuchen...ein Häppchen zum Appetit machen?
Sedemos gierige Nase bildete sich ein süße Glasur zu richen, Angst die zäh und klebrig auf seiner Haut klebte. Er zwang sich weiter zu gehen, denn Rasputin war doch sein Ziel oder?
Als er an der nächsten Tür vorbei schritt warf sich ein riesiger von Zorn erfüllter würziger Braten an die Gitterstäbe und versuchte ihn zu greifen. In Wahrheit war es ein stattlicher großer Mann, doch sein halber Körper glich eher dem eines Dachses. Schwarzes Fell mit weißen Streifen und Krallen an den Händen, aber sein Körper war nicht mehr funktionell. Sein eines Bein war zu kurz für das andere und so konnte er nicht mehr schnell genug gehen. Er wankte zurück, nach dem Aufprall und fauchte zornig. Hass erfüllte seine Augen und Mordlust....nichts anderes mehr! Auch wenn er noch entfernt wie ein Elf wirkte, wo war er es nicht mehr. Doch der Lärm, den sein Angriff gemacht hatte, hatte auch Aufmerksamkeit auf sich gezogen und Rasputin war von seinem Schemel gestigen und kam breit grinsend den Gang hinunter. Seine Hände hatte er wie zum Gebet vor seiner Brust gefaltet und wirkte hoch erfreut:
"Herr! Ich hatte euch nicht so bald erwartet! Ich freue mich natürlich sehr, dass ihr gekommen seid! Wollt ihr meinem neuesten Experiement beiwohnen? Es wird euch bestimmt erstaunen!"
Ja, gehen wir. Er ist immer für eine Überraschung gut.
...nur waren manche Überraschungen eben nicht 'gut'.
Dochmäuserisch senkte Rasputin immer wieder den Blick, hob ihn wieder und wedelte lockend mit der Hand Sademos in sein Reich zu locken. Sechs Schritte trennte Sademos noch von ihm.
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Re: Die neun Keller des Sademos

Beitrag von Kazel Tenebrée » Sonntag 24. April 2022, 16:44

In der Gewissheit, dass er sich auf Zissus würde verlassen können - die goldene Wahrheitsfeder hatte es ihm schließlich offenbart - schob Kazel sich in Sademos' Körper an der Wand entlang, um dem Goblin in die Kellergewölbe zu folgen. Dabei versuchte er, wieder Haltung anzunehmen. Zunächst misslang es, aber einzige Zeugen davon wurden die Wachen, welche statuengleich immer wieder in den Nischen der langen Korridore auftauchten. Sie waren längst tot. Nein, schlimmer! Sie waren leere Hüllen mit verdorbener Lebenszeit, die sie am Funktionieren hielt. Kazel musste dem endlich Einhalt gebieten, aber die Bedürfnisse seines unliebsamen Mitbewohners drängten sich ihm auf. Er konnte sie nicht länger ignorieren. Er musste ein Opfer finden. Da er Zissus' Worten immer noch mehr Vertrauen schenkte als denen des Wurmes, glaubte er daran, dass der Goblin Rasputin ein finsterer und vor allem böser Geselle war. Wenn es schon jemanden treffen musste, dann sollte es jemand sein, um den Celcia nicht trauern würde.
Rasputin ist alt und zäh ... immer schlecht gelaunt und dir doch sowieso ergeben wie ein Hund. Wollen wir nicht lieber ein paar junge, frische Hybriden von ihm fressen? Die sind saftig und schmackhaft. Sehr LECKER!
Kazels Magen krampfte sich bei dem Gedanken zusammen. Der dämonische Hunger griff nun auch auf die Organe zurück, wenngleich es doch Zeit war, die Nebhasmhorachd so gern vertilgen wollte. Irgendwie nutzte er die körperlichen Grundbedürfnisse, griff auf die zu oder manipulierte sie, um seinen Willen zu erhalten. Kazel schob sich mit einer Hand auf dem Bauch und der anderen am Gestein der Wände entlang. Nach wie vor hielt er sich gekrümmt und wäre er blass um die Nase gewesen, hätte man sofort eine verdorbene Mahlzeit oder einen Giftanschlag auf den Sammler vermuten können. Bis zu den Kellergewölben würde er wieder mit mehr Erhabenheit auftreten müssen, ansonsten nutzte dieser Rasputin die Situation sicherlich zu seinen Gunsten aus. Und sein Wurm käme nicht zum Fressen.
Du solltest dich glücklich schätzen, dass ich dir überhaupt eine Mahlzeit gefunden habe. Ich könnte uns beide auch verhungern lassen. Langsam richtete Kazel den Wirtskörper in eine gerade Position auf. Seine Gedärme zogen sich zusammen. Jede Bewegung spürte er nachhaltig als Stechen im Unterleib. Was geschieht, wenn wir nicht fressen? Wenn ich uns einsperren ließe, dass du selbst mit der Kontrolle über den Körper nicht an dein Ziel kämst. Und wenn ich dennoch nicht sterbe? Er zögerte nur kurz, ehe er anfügte: Das ist nur eine Überlegung! Ich hab es nicht vor. Ich bin einfach nur neugierig. Es ist hilfreicher, seine Schwächen zu kennen. Vor allem wollte er den Feind besser kennen lernen, der ihm so schrecklich nahe war. Immerhin musste er sich wohl noch eine Weile mit Nebhasmhorachd arrangieren. Im schlimmsten Fall würde er ihn nicht los werden, bis die eigene Familie mit seiner Tante als Oberhaupt zum aktiven Problem würde. Wieviel Zeit war überhaupt vergangen? Wie viele Stunden hatten sie noch, ehe Starle Tenebrée seine Janay würde abholen wollen? Und welchen Plan verfolgten sich nun? Er hätte das mit Zissus und seiner Liebsten noch klären sollen, aber Kazel wusste, dass es selbst ohne den Angriff des Wurmdämonen misslungen wäre. Sein Hunger wuchs ins Unermessliche und hinderte den Mischling daran, sich zu konzentrieren.
Er musste Sademos' ganze verbliebene Selbstbeherrschung aufbringen, um sich nun als gefürchtete Respektsperson zu präsentieren, für die Rasputin ihn hielt. Endlich in gerader Haltung, nur mit der dunklen Robe bekleidet und nach wie vor barfuß, schob Kazel die Hand langsam von seinem Magen herunter.
Hilf mir, dir zu helfen, appellierte er an seinen Dämon, und halte den Hunger noch etwas im Zaum. Dass das drängende Gefühl des Wurmes ihn vor unüberlegten Aktionen bewahrte, konnte Kazel nicht ahnen. Denn als er den Keller endlich betrat und sein Blick auf den fiebrigen Elfenjungen in einer der Zellen fiel, ging ein Ruck durch seinen Leib. Dieser Anblick erinnerte ihn sofort an seine eigene Zeit in feuchten, kalten Kerkergewölben. Eine Zeit, die er in Lumpen aus eigener Haut und in schweren Ketten verbracht hatte, bis der schmerzhafte Biss der Peitsche seinen Rücken wieder malträtierte. Auch er hatte in all den Monaten gefiebert, mehr als einmal. Man verlor das Gefühl für Zeit und überhaupt für einen Gedanken an etwas Anderes als sein leidiges Schicksal. Die Hoffnung starb. Man wünschte sich nicht einmal mehr, Rettung zu erhalten, auch nicht durch den Tod. In seinen schlimmsten Momenten hatte Kazel einfach nur mit lethargischer Geduld darauf gewartet, dass es zu Ende ging. Und dann waren seine Mutter oder Tante zurück in die oberen Stockwerke des Anwesens gegangen. Sie hatten die Feuer im Kerker gelöscht, ihn einfach auf dem kalten Stein liegen lassen. Ein gefesseltes Tier, dazu verdammt, in einer Pfütze aus Blut, Schweiß und dem eigenen Urin zu vegetieren. Aber diese Zeit war der Balsam zwischen ewigen Intervallen aus Folter und Schmerz. Wenn es finster und still war, hatte Kazel Frieden finden können. Damals.
Er riss sich vom Anblick des fremden Dunkelelfen los, der die traumatischen Erinnerungen in ihm wieder hatte an die Oberfläche kriechen lassen. Sie schmeckten säuerlich und es fiel Kazel schwer, sie herunterzuschlucken. Aber er musste es tun. Er durfte nun nicht die Zelle öffnen, um diese bemitleidenswerte Seele aus seinem Schicksal zu befreien. Er war Sademos. Der Sammler hatte ihn hierher beordern lassen. Er würde kein Mitleid zeigen. Außerdem drängte ihn der Hunger weiter voran.
Die nächste Zelle enthielt einen nach wie vor wehrhaften Hybriden. Kazel kannte das Tier nicht. Dachse waren ihm in der Stillen Ebene nie begegnet, wenngleich er deren Spuren oder gegrabene Unterschlupfe durchaus entdeckt hatte. Aber Dachse waren gerissen und wussten, sich zurückzuziehen, wenn ein Fressfeind in der Nähe war. Nun betrachtete Kazel dieses Hybridenwesen also mit Unkenntnis seiner Tiergestalt aus Sademos' violetten Augen und konnte förmlich den Rachedurst riechen. Diese Bestie würde den Sammler töten, wenn sie Gelegenheit dazu erhielt. Und eigentlich sollte er selbst es doch auch tun. Es war der Auftrag seines zeitlosen Lehrmeisters. Leider ahnte Kazel nicht, dass seine Tat noch nicht vollbracht war. Er ging davon aus, dass Sademos endgültig vernichtet war. Er nutzte nur noch dessen Hülle, weil er nicht wusste, wie er in seine eigene Haut zurückgelangen konnte, ohne den Dämon mitzunehmen. Ihn musste er zuvor loswerden. Nein! Ihn musste er jetzt füttern.
Die Augen schweiften umher, bis ans Ende der Kellerräume. Sie nahmen die Gestalt des Goblins in den Fokus. Er schritt an Rasputin heran. Seine nackten Füße erzeugten kaum einen Laut auf dem Gestein. Lediglich der schwere Saum der Robe schleifte hörbar darüber, schabte Staub und winzige Knochenreste mit sich. Es knackte leise, als irgend ein winziger Knochen unter dem Gewicht seiner Füße zerbrach. In Kazels Ohren klang es wie das verlockende Brutzeln von Wildfleisch über einem Lagerfeuer. Er nahm den Duft wahr. Der Angstschweiß der zu Hybriden Verwandelten ... das köstliche Aroma von deftiger Bratensoße mit Pilzen ... die Süße wilder Beeren, welche voll und schwer an ihren Zweigen hingen und schon so dunkel gefärbt waren wie die Lachen an Blut, die man hier vereinzelt entdecken konnte. Köstliche Beeren. Köstliches Blut. Es strömte durch Rasputins Adern. Mochte der Goblin auch alt sein und seine Haut ledrig, Kazel würde sich schon bis zu diesem leckeren Lebenssaft hindurchbeißen. Und dann würden er und Nebhasmhorachd endlich satt werden.
Der vom Dachshybriden erzeugte Lärm zwang Rasputin dazu, sich umzudrehen. Selbst auf seinem Schemel stehend war er doch kleiner als die hochgewachsene Gestalt seines Herrn. Kazel hob das Kinn eine Nuance an, um auf die zähle Mahlzeit herabzuschauen. Seine Augen engten sich. Es würde nicht leicht werden, an den Zeitensand zu gelangen. Hunger... Seine Hand mit dem seltsamen Ring zuckte, wollte den Magen beruhigen. Kazel schob sie daran vorbei, damit sich die gepreizten Finger mit den Spitzen ihres Bruders vor dem Bauch vereinen konnten. Er versuchte, den Worten seiner künftigen Mahlzeit zu lauschen. Wie hieß es noch gleich? Seine Gedanken überraschten ihn kaum noch. Der Hunger war bereits zu groß. Alles, worauf er sich jetzt noch konzentrierte, war, nicht sofort zuzuschlagen. Der erfolgreiche Jäger lauerte geduldig auf den richtigen Moment. Der Voreilige ging leer aus.
"Herr! Ich hatte euch nicht so bald erwartet! Ich freue mich natürlich sehr, dass ihr gekommen seid! Wollt ihr meinem neuesten Experiement beiwohnen? Es wird euch bestimmt erstaunen!"
"Ich hoffe, dein Experiment dauert nicht zu lange, Rasputin", erwiderte Kazel aus zusammengepressten Zähnen. "Es ist gleich Zeit zum Essen." Das war das Signal an seinen Dämon. Denn Kazel wusste nicht, was genau er tun musste, um die Bestie fressen zu lassen. Aber er bereitete sich nun gezielt darauf vor, ihm für den Augenblick die Kontrolle zu überlassen, wann immer er sich nun dazu bereit sah. Oder er erwartete dessen Anweisungen, wie er diesen kleinen, ledrigen Happen zuzubereiten hatte. Nebhasmhorachd behielt Recht. Der Goblin war alt. Viel Zeit blieb da nicht mehr. Vielleicht sollte er herausfinden, wo es bösartige Säuglinge in Morgeria gab ... deren Zeit war doch gerade erst angebrochen.
"Zeig uns deine Arbeit. Deine Zeit ... wird knapp." Kazel leckte sich die Lippen und kam bis auf drei Schritte an Rasputin heran.
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Re: Die neun Keller des Sademos

Beitrag von Erzähler » Dienstag 26. April 2022, 08:10

Kazels Gedankengut kreiste nicht um Fragen, wie viel Zeit vergangen war... viel? Zu wenig? Zu viel vielleicht? Es war noch nicht mal eine Nacht vergangen, seit dem Besuch seiner Tante hier, aber es fühlte sich sicher nach einer Ewigkeit an. Das alles war sowieso relativ und wenig greifbar, wenn man für den Tod arbeitete. Im Moment beschäftigte ihn vor allem der sich immer mehr in den Vordergrund drängende Hunger seines dämonischen Parasiten. Oder war er der Parasit? Nein, noch hatte er das Sagen, aber langsam wurde es eng. Die Abscheulichkeiten der einzelnen Zellen hatten seinen Appetit angeregt. Zum Glück kam der Gnom ihm dienstbeflissen entgegen:
"Herr! Ich hatte euch nicht so bald erwartet! Ich freue mich natürlich sehr, dass ihr gekommen seid! Wollt ihr meinem neuesten Experiment beiwohnen? Es wird euch bestimmt erstaunen!"
"Ich hoffe, dein Experiment dauert nicht zu lange, Rasputin"

, erwiderte Kazel aus zusammengepressten Zähnen.
"Es ist gleich Zeit zum Essen."
Das war das Signal an seinen Dämon. Denn Kazel wusste nicht, was genau er tun musste, um die Bestie fressen zu lassen. Aber er bereitete sich nun gezielt darauf vor, ihm für den Augenblick die Kontrolle zu überlassen, wann immer er sich nun dazu bereit sah. Oder er erwartete dessen Anweisungen, wie er diesen kleinen, ledrigen Happen zuzubereiten hatte.
Lecker, lecker, schmecker …aber nur Goblingeklecker... nicht lieber den Jungen ...ganz schnell hinunter geschlungen?
, sang der Dämon halb verstimmt in ihm und reizte damit seine Geschmack/Gehör-nerven.
Dreh den Ring in deine Handfläche und überlass den Rest mir... lecker schmecker... lecker schmecker... Ein Händeschütteln und er gehört mir!
Es lag etwas freiwilliges in dem Akt des Händeschüttelns und das machte das Schmausen noch besser. Es ging auch mit Gewalt, aber so war es 'netter'. Wer gab einem auch nicht die dargebotene Hand, wenn sie einem entgegen gestreckt wurde?!
Doch die Aussicht Rasputin zu verspeisen war ungefähr so verlockend, wie einen duftenden Kuchen gegen einen altbackenen harten Keks vom Vorjahr auszutauschen.
"Zeig uns deine Arbeit. Deine Zeit ... wird knapp."
Kazel leckte sich die fremden Lippen und kam bis auf drei Schritte an Rasputin heran, aber dieser hielt diesen Abstand und wedelte seinem Herrn ihm tiefer in die Kreise dieser Hölle zu folgen. Der Harax bot wohl genauso viele Ebenen denn mit jedem Schritt tiefer in dieses Labor offenbarten sich neue Abgründe. Der Goblin ereiferte sich seinem Herrn alles zu zeigen und öffnete dabei eine Tür. Das was sich hinter dieser verbarg, würde sicher einen Platz in Kazels Seele ätzen. Wo sonst gab es solche Grausamkeit?
Versteckt:Versteckten Text anzeigen
„Herr, ich nahm eure Korrespondenz von vor einem Jahr mit eurer Verbündeten in Andunie als Grundlage um nun den neuen Ansatz mit mehr Ertrag zu bereichern. Die Hormonbehandlung sollte in 70% zu Zwillingen oder mehr führen und somit die Anzahl der Neugeborenen um mindestens das Doppelte steigern, abzüglich der Sterberate bei der Geburt natürlich.“
, berichtete Rasputin stolz dem dunklen Elfen voraus gehend. Er streckte sich an einer Wand empor zu einer Öllampe, die er kippte und somit einen schmalen in die Wand gehauenen Fluss entzündete. Mit jedem Meter, die sich die kleinen Flammen voran fraßen, erhellte sich auch mehr das Grauen. Doch was Kazel in sich spürte war GIER! Was der Dämon zuvor als leckeren Kuchen ihn hatte wahrnehmen lassen, dass hallte hier in Kazel als eine kulinarische Produktionsstätte, ein köstliches Fließband, ein Fluss reinstem Ambrosias wieder! Sademos Mund füllte sich mich Speichel und seine Augen enthüllten eines von vielen merkwürdigen Gestellen, die von der Decke hingen. Schläuche kamen ebenfalls von oben und führten ins Zentrum einer jeden Konstruktion, wo...
„Seht! Eure neue Zuchtreihe ist schon voll im Gange.“
Der Goblin hatte die Arme ausgebreitet und war stehen geblieben, so dass Kazel sich nun von hinten nähern konnte. Trotzdem nahm leider auch sein Blick die vielen merkwürdig verformten Leiber war die in ledernen Schlingen und Schlaufen hingen... aber nein, sie waren nicht verformt! Der Geist begriff erst nicht was er da sah, aber dann wurde es deutlich. Es waren Frauen... ohne Arme und Beine. Die Stümpfe waren gut vernarbt und die Schläuche ...Er verschwand in den Mündern, aus denen man die Schneidezähne oben wie unten im Kiefer entfernt hatte, damit sie das weiche Material nicht durchbeißen konnten. Sie wurden darüber ernährt. Auch die Augen hatte man ihnen entfernt. Wie lange...?
„Die vordere Reihe sind alle frisch befruchtet. Ab Reihe 40 erwarten wir bald die Niederkunft. Ihr seht also mein Herr, der Kreislauf ist geschlossen. Wir können am laufenden Band mit Nachschub rechnen.“
Um so weiter man nach hinten blickte um so dicker wurden die Bäuche der Frauen von unterschiedlichster Herkunft. Das hier durfte Janay auf keinen Fall sehen! Niemals auch nur davon wissen. Selbst Kazels Seele wollte vielleicht einem Instinkt folgend aus dem geliehenen Körper springen, aber er hatte hier noch etwas zu tun.
Da hinten krampft eine... Lass uns essen gehen...
Der Dämon witterte die nahende Geburt wie ein Bluthund. Dort wo er Sademos Aufmerksamkeit hin lenkte zuckte ein Körper und schaukelte damit in den Ketten hin und her. Das entfernte Klirren kam einer Essensglocke gleich, die zum schmackhaften Speisen einlud.
So viel Lebenszeit. Lass uns...
Rasputin zupfte Sademos sanft am Arm. Der Gnom stand nun direkt neben ihm.
„Herr, wünscht ihr die Zusammensetzung des neuen Präparats zu wissen? Es sind Frauenmantel, Beifuß und Rosmarin-Bestandteile enthalten...“
Wie ein braver Hund sah er stolz zu Sademos auf, als erwartete er für seine Leistung hier gelobt zu werden. Die Erwähnung der Kräuter kam einem Rezept gleich, mit dem man Gänse zubereitete, stopfte und zu Feiertagen servierte.
Hatte sich Kazel noch eben unbewusst gefragt, ob es in Morgeria irgendwo böse Säuglinge zu finden gab, so hatte er eben eine Brutstätte eben jener gefunden... doch ob jene Kreaturen, die hier entstanden von Geburt an böse waren? Da blieb Zweifel. Ein letztes inneres Aufbäumen im Angesicht dieser Gräueltat gestattete es Kazel zu handeln.



Und Nebhasmhorachd behielt Recht. Der Goblin war alt! Zäh! Wie Leder, dass Jahrzehnte Wind und Wetter oder der selzigen See ausgesetzt gewesen war. Viel Zeit blieb da nicht mehr, die er sich einverleiben konnte...
Bääääähhhhhhhhhhhhhh....
, monierte sofort der Dämon, kaum da der letzte Funken Lebensenergie, das letzte Sandkorn aufgesaugt worden war. Trotzdem war der Prozess BERAUSCHEND! Gewesen! Besser als Sex! Leben zu trinken war unvergleichlich! Nicht mal der Tod selbst genoss je diesen Rausch, denn er verwaltete ihn nur. Dies hier war das Vorrecht der Dämonen, des Haraxischen Lebenswandels. Und ein Lebenswandel war es wirklich! Leben in seiner reinsten Form flutete durch den Ring in Sademos Körper, nährte jede Zelle, floss durch seine Seele, oder besser den Ort an dem nun ein anderer weilte. Fast wäre Kazel in der Flut aufgegangen und mitgerissen worden, aber der Pakt schützte auch ihn...und er lernte: Er war an den Körper gebunden, den er erhalten sollte – nicht an die Seele! Sademos Leib lebte, also konnte er immer noch als Fokus für den Seelenfluss in den Harax dienen. Der Sand, so wie es Kazel verstand, floss in den großen Kristall, in den Harax und Sademos bekam von dort aus den Ausgleich zeitgleich zurück erstattet. Seid dem Schluss des Paktes war somit kein einziger Tag für den Dunkelelfen vergangen und hatte doch Jahrhunderte gewonnen. Doch um den Pakt zu erfüllen musste Sademos durch Nebhasmhorachd die Zinsen zahlen. Ein Teil des Lebenssandes jedes einzelnen Opfers, das er je getrunken hatte, landete wie in einem Überlaufbecken immer in dem großen Kristall und wartete dort noch auf seine Bestimmung. Zeitgleich wusste Kazel auch, dass dieser nun fast voll war. Die Zeit der Ankunft war nah. Doch kaum dass der Rauch der Gier wieder nachgelassen hatte, da flutete etwas anderes Kazels Innenwelt und das durchaus gerecht: ZORN!



Was auch immer Kazels Zorn bewirkte, es ließ ihn atemlos zurück.
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Re: Die neun Keller des Sademos

Beitrag von Kazel Tenebrée » Montag 2. Mai 2022, 16:27

Zissus hatte ihn vorgewarnt. Dennoch hätte Kazel nie mit solchen Schrecken gerechnet, die ihm nun in den Tiefen der Kellergewölbe des Sademos begegneten. Wo wackere Abenteurer und tapfere Recken sich den schaurigsten Ungeheuern zu stellen hatten, wurde der Mischling auf ganz andere Weise mit den dunkelsten Abgründen Celcias konfrontiert. Bereits der Anblick des fiebernden Dunkelelfenjungen in seiner Zelle hatte ihn erschüttert. Was er nun beim Betreten des hallenartigen Kellerraumes entdecken musste, verschlug ihm die Sprache. Abrupt blieb er stehen und schuf so ungewollt Distanz zu seinem Vordermann Rasputin. Der Goblin bemerkte es zunächst nicht, zeigte er doch voller Stolz, was er im Auftrag seines Herrn und Meisters geschaffen hatte.
Was zunächst an eine seltsame Apparatur erinnerte, entpuppte sich als ein Pfuhl der Verdorbenheit einer Seele. Seiner Seele! Nein, das stimmte nicht. Es war Sademos, der all das hier geschaffen hatte, nicht Kazel. Doch jener steckte im Körper des Verblichenen und musste sich nun immens zusammenreißen, nicht aus der Rolle zu fallen. Das war ihm vorab schon schwer gefallen, da der Hunger seines Parasiten ihn drängte, die Zeit eines anderen zu stehlen. Sein Magen knurrte zwar nicht, doch er verspürte tief in seinem Inneren dieses flaue Gefühl, als wenn sich die eigenen Eingeweide zusammenzogen. Aktuell konnte er jedoch nicht mehr differenzieren, ob der Ursprung tatsächlich bei Nebhasmhorachds Hunger lag oder bei dem Entsetzen, das ihn gepackt hatte.
Mit den violetten Augen des Sammlers betrachtete Kazel dessen Werk. Schon ohne Rücksicht auf die Tatsache zu nehmen, dass hier Dutzende Frauen zu reinen Geburtenmaschinen missbraucht wurden, konnte man allein die Art und Weise, die zu erreichen, als überaus perfide bezeichnen. Man hielt die Frauen nicht nur in Gefangenschaft, man ließ sie nicht nur leiden. Nein, all das genügte Sademos offensichtlich nicht. Diese armen Seelen teilten ein Schicksal, bei dem sich Kazel sogar in einem Gedankenspiel ertappte, ob nicht das Dasein als leblose Hülle nicht angenehmer wäre. All die Leiber in ihren ledernen Halterungen lebten nicht. Sie eixstierten nur und zwar zum Zweck eines einzelnen, dessen Geist nicht schwärzer hätte sein können. Kazel hielt die Luft an, um den Brechreiz zu unterdrücken. Aber selbst wenn er diesem Gefühl nachgegeben hätte, es war nur auf mentaler Ebene vorhanden. Seine Seele litt unter dem Anblick all der in Halterungen verankerten Frauenkörper ohne Extremitäten. Nur geistig kam ihm die Galle hoch, als er erkannte, dass sie nicht nur über ein bizarres Schlauchsystem gefüttert wurden, sondern dass man ihnen auch die Zähne entfernt hatte, um ihren künstlichen Nahrungszugang zu legen. Fast war er dankbar dafür, dass man ihnen auch die Augen entfernt hatte. All die von Schmerz und Leid erfüllten oder gar längst tief gebrochenen Blicke hätte er noch weniger ertragen können. Wie musste es erst diesen unzähligen Reihen von Geschöpfen gehen, die hier nichts weiter waren als ...
Produktionsketten. Der Sammler lässt sie am Leben, damit sie ihm Nachwuchs produzieren, an dem er entweder weitere Hybridenexperimente vornehmen oder bei einem Fehlschlag ihre Zeit rauben kann. Er brauchte keine Bestätigung durch Nebhasmhorachd, um das zu wissen. Dem Wurm musste beim Anblick all der Körper doch das Wasser im Munde zusammenlaufen. Jedes neue Leben, das ein einziger Leib produzierte, bedeutete für ihn ein junges und volles Stundenglas. Natürlich wurde Rasputin da vollkommen uninteressant! Seine Zeit war nahezu abgelaufen. Aber diese Vorstellung teilte plötzlich auch Kazel.
Er konnte sich glücklich schätzen, dass die dämonischen Emotionen den Körper erfüllten, den er sich mit Nebhasmhorachd teilte. Andernfalls hätte er nämlich auf seine eigenen Gefühle zurückgreifen müssen und wäre von ihnen verzehrt worden. So ließen sich Entsetzen, Hilflosigkeit, Verzweiflung und Unglaube über eine solche Gräueltat von einem Rammbock aus sündiger Gier zurückdrängen, dass sie selbst klein und unbedeutend wurden. Allein der säuerliche Geschmack von Galle lag ihm noch auf der Zunge. Oder schmeckte so der Hunger, mit dem Nebhasmhorachd sich seine Speiseröhre empor zu schlängeln schien, um den mehrere Dutzend Reihen aus Zeit produzierenden Existenzen näher zu sein? Kazel bemerkte, wie ihm Speichel aus dem Mundwinkel rann. Er hob die Hand des Sammlers und wischte ihn beiseite, doch der Fluss schien nicht enden zu wollen. Wenn er Nebhasmhorachd jetzt nicht fressen ließ, würde er erneut die Kontrolle verlieren und dieses Mal vielleicht auf Dauer.
Du bekommst mehr als den Goblin, aber...
Der Dämon würde ihn machen lassen müssen. Kazel hatte Pläne und sie wurden in der nächsten haraxischen Sünde geboren. Er griff sie mit einer Zange, weil sie brennend heiß waren, dass sie seine gesamte Seele zum Glühen brachten. Einem Schmied gleich legte er das sündige Vorhaben auf einen Amboss aus Selbstqual und begann mit dem Hammer der Verzweiflung darauf zu schlagen. Er durfte es nicht auskühlen, aber sich selbst auch nicht durch es verbrennen lassen. Er musste es zu seinen Gunsten formen. So schuf Kazel aus dämonischer Sünde eine Waffe, die er führen und mit der er sich dem großen Übel stellen könnte. Und er nannte sie Zorn.
Heiß flutete die Emotion durch seinen Geist, erfüllte auch Sademos Leib und versuchte die Vorherrschaft zu erlangen. Aber die Gier des Dämons rang mit ihr, wollte sich nicht auf die hinteren Plätze vertreiben lassen. So lange hatte der Hunger gewartet. Er würde sich nun nicht zurückschlagen lassen. Kazel musste seine Klinge umlenken, wenn er nicht entwaffnet werden wollte. So führte er den ersten Anflug von Zorn gegen...
"RASPUTIN! LASS MICH FRESSEN!"
Er wusste nicht mehr, ob es seine oder die Worte seines Parasiten waren, die die geifernden Lippen verließen. Wer besaß die Kontrolle über den dunkelelfischen Leib? Wer führte dessen nackte Füße, als sie die Distanz zum Goblin mit schnellen Schritten verringerten? Wer formte die Hände zu Krallen, die sich um das ledrige Fleisch des alten Gesellen legten? Wer ließ ihn den Hals zudrücken, dass der Stein des Rings wie vom Dämon gefordert zwischen der eigenen Handfläche und der Goblinhaut lag, damit er sich schmerzhaft in dessen Fleisch pressen konnte? Es stand fest, dass Nebhasmhorachd den Rest übernahm, sobald das verdorbene Schmuckstück Gewebe einschnitt und Kazel das warme Goblinblut wahrnahm, das zwischen den Fingern des Sammlers hindurch rann. Er bildete sich ein, die winzigen Körnchen aus Lebenssand zu fühlen, wie sie mit dem Blut einen Weg aus Rasputin hinaus und in den Schlund seines Dämonen fanden. Er ließ Nebhasmhorachd gewähren.
Er hat es verdient, rechtfertigte er seine Tat, während seine Seele feststellte, dass er sich an der Klinge des dämonischen Zorns auch selbst schneiden konnte. Er durfte sich dieser Waffe nicht vollkommen hingeben. Er durfte sie nicht gedankenlos schwingen und auch nicht übermütig werden.
Er. War. Nicht. Die. Waffe.
Er war kein Werkzeug, wie Raxtian Tausendtod ihn gern gesehen hätte. Er war keine seelenlose Hülle, die auf ewig einem anderen dienen sollte. Wenn, dann war das Gegenteil der Fall. Seine Seele steckte in der falschen Hülle, musste dort aber verweilen, um andere Seelen zu retten. Oder zu beenden, was nicht mehr zu retten war.
Kazel hielt weder Gier noch Zorn auf, aber er ließ beides auch nicht wahllos durchbrechen. Die nötige Willenskraft, die dämonischen Sünden im Zaum zu halten, verdankte er Sademos. Seine Taten, sein Werk, sorgten dafür, dass Kazels Geist sich nicht aufgab. Er musste weiterkämpfen. Wer sonst sollte all den Hybriden helfen, all den seelenlosen Hüllen und all den zu Leben produzierenden Frauenleibern? Es blieb kein anderer übrig. Er musste es tun. Jetzt.
Kazel fühlte sich wie energetisch aufgeladen. Er selbst bemerkte, wie die Lebenszeit eines anderen auch ihn beflügelte, nur weil sie den Körper vital hielt, den er ebenso bewohnte wie Nebhasmhorachd. Jeder Schritt schien plötzlich leichter zu sein. Der Geist wirkte wacher, nur weil der Körper es war. Alles erschien lebendiger und seine Möglichkeiten lagen offen vor ihm. Er könnte hinaus gehen und den Weg für den gesamten Harax bereiten! Er könnte Celcia erobern! Er könnte...
Nein, das war die Euphorie des Dämons. Er durfte sich davon nicht fesseln lassen. Zorn lag wie eine heiße Klinge in der Hand seiner Seele. Sie hatte keine Wunde in die Gier geschlagen, sondern mit ihr an deren Seite gekämpft. Beide hatten sie Rasputin überwunden, damit der Dämon sich an ihm hatte laben können. Der Leib des Goblins rührte sich nicht mehr. Kazel starrte, ebenfalls ohne jegliche Rührung, auf ihn herab. Er war nicht tot. Er war leer. Eine weitere Hülle.
Bääääähhhhhhhhhhhhhh...., hallte es durch Sademos' Körper. Der Dämon hatte gefressen, aber er beklagte sich immer noch. Rasputin war eine Notwendigkeit für ihn gewesen. Eine widerliche Vorspeise, die man dennoch nicht stehenließ. Doch jetzt blickte er durch die violetten Augen auf das Festmahl aus 40 Körperreihen, das sich vor ihm auftat. Ganz hinten, wo die Hochschwangeren in ihren Ketten hingen, sorgte jedes Zucken dafür, dass Nebhasmhorachd jauchzte. Er wollte zum Hauptgang übergehen und sich dann an dem süßen Nachtisch laben.
Was übrig bleibt, sind Hüllen, die dem Sammler dienen, weil sie von deiner verdorbenen Zeit angetrieben werden, rief Kazel sich den Vorgang des Haraxischen noch einmal ins Gedächtnis. Er wartete keine Antwort ab. Wenn du also gefressen und die Lebenszeit umgewandelt hast, brauchst du sie nicht mehr. Sademos war es, der die Überreste deines Schaffens für sich genutzt hat. So musste es sein. Der Dämon hatte keine Verwendung mehr für die leblosen Hüllen. Sie waren seelenlose Diener des Sammlers geworden.
Was geschieht, wenn ich die Hüllen töte?
Kazel erhoffte sich, dass es dann ihr wirkliches Ende bedeutete. Wenn sie starben, müsste auch der dämonisch verdorbene Sand aus ihnen heraus rinnen. Er wurde nur von niemandem mehr genutzt. Aber die Hülle wäre frei. Tot? Auf jeden Fall unbrauchbar für jeden, der sie ausnutzen wollte. Es wäre nicht das beste Ende, aber es wäre ein Ende. Und für all die Leidenden, die hier hingen ... Kazel schickte den violetten Blick über die vierzig Reihen aus jeweils zehn nebeneinander aufgehängten Frauenkörpern. Er betrachtete sie ganz bewusst, auch wenn er sich im Klaren war, dass dieses Bild ihn bis zu seinem eigenen Ende verfolgen würde. Vielleicht sogar darüber hinaus. Aber er musste es tun. Er musste sie ansehen, sich den Anblick einprägen. Es war der Wetzstein für seine Klinge.
Zorn flammte erneut auf. Dieses Mal fühlte sich die Waffe schwerer, aber auch stärker denn je an. Ihr Gleißen durchflutete seine Seele, brannte aus seinen Augen heraus und verbrannte die Gier. Sie hatte nachgelassen, war nach dem ersten Mahl schwach geworden und hatte damit gerechnet, durch die nächste Mahlzeit gleich erneut befriedigt zu werden. Dann hatte Zorn sie zerschmettert. Er nahm nun den gesamten Platz ein. Er lenkte den Leib und Kazel lenkte den Zorn. Sein Geist blieb wach, wenngleich er spürte, dass er schnell handeln musste. Eine so schwere Waffe zu führen, kostete Kraft und vielleicht würde er Nebhasmhorachd wirklich noch einmal fressen lassen müssen, bis er sein eigenes Vorhaben vollendet hätte. Aber auch er brauchte Zeit. Er musste mit allem fertig sein, bevor irgendein anderer hierher kommen und es sehen könnte. Bevor auch dessen Seele bleibende Schäden davontrug.
Zorn lag in seiner Rechten wie ein schweres Schwert. Seine Flammen loderten in Ungeduld. Es wollte geschwungen werden. Es würde sich selbst schwingen, wenn Kazel nun noch länger zögerte. Er konzentrierte sich auf die Schwere in seiner Linken. War da nicht auch...? Jeder besaß ein Stundenglas, so hatte er es von seinem Lehrmeister vermittelt bekommen. Kazel suchte das Zeitengefäß des Sammlers und fand es rasch. Natürlich war es mit verdorbenem Sand angereichert, mehr noch als beim letzten Mal. Rasputin hatte nicht viel gegeben, aber immerhin! Doch es gab auch noch eigenen, unverdorbenen Sand. Besaß der Mischling auch im Körper eines anderen noch die Macht, diesen zu nutzen? Er musste es versuchen. Er musste die Zeit verlangsamen. Ob es gelang, wusste er nicht. Er besaß in Sademos' Hülle kein so großes Gespür dafür wie einst in seinem eigenen Körper. Vielleicht waren es aber auch der Nachhall des gierigen Fressrausches oder der Schwall an Zorn, der stetig an das Ufer seiner Seele preschte. Er konnte es nicht sagen, also ging er einfach nur vor, wie er es tun würde, als hätte sein Versuch geklappt. Kazel nahm einfach an, dass die Zeit nun für ihn langsamer lief. Dann trat er an den ersten Leib in der ersten Halterung heran. Es kostete ihn etwas Mühe, den Schlauch aus dem fast schon in Fetzen hängenden Loch zu befreien, das den Mund dieser armen Kreatur darstellte. Sie schrie. Elendig. Es jagte wie Peitschenhiebe über seinen Körper. Er zuckte unter ihrem Röcheln und den halb vernehmbaren Worten. Ein Flehen nach dem Tod.
Kazel nahm sich die Zeit, ihren Kopf an seinen zu drücken und ihr in eines der Ohren zu raunen: "Ja. Er wartet schon auf dich. Es ist gleich vorbei." Dann griff er nach dem erstbesten Gegenstand, der ihm zur Verfügung stand, um ihrem Flehen Folge zu leisten. Er ging nicht brutal vor, sondern lieber schlicht und schnell. Ob er dabei Blut vergoss, ignorierte Kazel. Darum ging es nicht. Er machte ein Ende. Und auch wenn er schon bei seinem ersten Mord hier unten spürte, wie es dem Dämon missfiel, so konzentrierte der Mischling sich darauf, seine Arbeit zu tun. Immer wieder schürte er dabei seinen Zorn an. Immer wieder stachelte er sich selbst auf, damit er im Feuer der Wut das Durchhaltevermögen besaß, den getöteten Leib dennoch aus den Fesseln zu lösen und sogar zu einer Wand des Saales zu tragen, um ihn dort abzulegen.
Es blieb nicht bei der ersten Frau. Kazel ging zu jeder einzelnen. Er hatte nur gelernt, vorab mit ihnen zu sprechen, ehe er den Schlauch entfernte. Bei jeder einzelnen stellte er sich als des Gevatters Lehrling vor, der gekommen sei, um ihnen das Ende zu schenken. Jede einzelne fragte er, ob sie sterben oder leben wolle, ganz gleich, mit welcher Antwort er selbst rechnete. Denn Kazel bezweifelte, dass es auch nur eine von ihnen gab, die ihr Leben fortführen wollte. Trotzdem war es nicht an ihm, die Entscheidung zu treffen. Er nahm sich die Zeit. Er fragte. Und dann beendete er das Leben jeder einzelnen mit der Bekundung auf seinen Lippen, wie sehr es ihm Leid tat. Er umarmte sie kurz, schmiegte sich an die blinden Köpfe. Wahrscheinlich war es die einzige Form von echter Zärtlichkeit, die diese Frauen jemals erhalten hatten. Aber genau darum ging es ihm. Wenigstens einmal sollten sie es spüren. Dieses eine Mal, bevor es dann zu Ende ging. Er hoffte, dass sie es als Gnade aufnahmen und ihm verziehen, dass er nicht früher erschienen war.
Auf seinem Weg durch die Reihen musste Kazel Pausen einlegen. Fresspausen. Es ging unmöglich ohne. Er spürte bei jedem verlangsamten Atemzug Nebhasmhorachds Missfallen und den aufkeimenden Hunger, denn die Zeit, die Kazel nutzte, nahm er von Sademos. Der Dunkelelfenleib brauchte rasch Ersatz, wenn der Mischling so viel davon ausgab, um allen Frauen auf gleiche Weise gerecht zu werden. Also ging er den Kompromiss ein, sogar mit dem Wissen, dass er dadurch den riesigen Paktkristall weiter mit Sand von anderen anreichern würde. Es ging nicht anders. Jedenfalls sah Kazel keine andere Lösung, denn die Frauen würde er nicht diesem Schicksal überlassen. So arbeitete er sich Sandkorn um Sandkorn und Reihe um Reihe durch die Opfer, ohne dabei auch nur in seinem Tun müde zu werden. Der Zorn über Sademos' Werk trieb ihn an und wenn die Klinge tatsächlich drohte, stumpf zu werden, so erhitzte er sie und formte sie am Amboss seiner Seele erneut mit nur einem weiteren Blick auf die verbleibenden Leidenden.
In den hinteren Reihen dann stellte er zusätzlich die Frage, ob er versuchen sollte, das Ungeborene zu retten. Ob es ihm überhaupt gelang, ein vor der Geburt stehendes Kind aus einem Körper zu schneiden, war eine andere Sache. Aber er würde es versuchen und zwar bei jeder Frau, die ihn darum bat. Es war die größte Prüfung, wenn er bedachte, dass Janay eine dieser Frauen und die Säuglinge sein eigenes Kind sein könnten. Glücklicherweise kam ihm dieser Gedanke gerade nicht. Er sperrte Janay und was jenseits der Keller vorgehen könnte, vollkommen aus seinem Geist aus. Hier zählte nur das verlangsamte Jetzt und dass er seine Aufgabe vollendete.
Erst als der letzte Körper auf einen von beiden Haufen - tote Frauen und jene, die leben wollten, wenngleich dieser Haufen durchaus auch leer sein konnte - gebracht worden war, löste Kazel sich gedanklich von Sademos' Stundenglas. Aller Voraussetzung nach, dass ihm das Verlangsamen der Zeit überhaupt gelungen war! Atemlos und mit zitternden Knien lehnte er an einer der Wände und betrachtete den Saal. Die Halterungen existierten noch, die Schläuche aber hingen nun nutzlos herab. Und überall Blut.
Kazel starrte auf seine - auf Sademos' - Hände. Blut. Es war wie eine Reinwaschung, denn diese Finger hatten so viel Schlimmeres getan als im Blut anderer getaucht zu sein. Trotzdem ließ der Anblick ihn erzittern. Sademos' Hände. Sademos, der so viel Schreckliches getan hatte. Kazel, der sich seines Körpers bemächtigt hatte und ihn nutzte. Kazel, der mit diesen Händen ebenfalls Dinge tat.
Die Übelkeit fühlte sich nun echt an. Er taumelte. Nein, so schaute der Sammler nicht einmal in seinen schlimmsten Zeiten aus, aber es ging jetzt nicht mehr darum, den Schein zu wahren. Die Frauen waren tot. Rasputin war tot. Kazel hatte auch seine Hülle nachhaltig von einem verdorbenen Leben gelöst, indem er auch ihm die Kehle durchgeschnitten hatte. Hüllen konnten also ... sterben? Es gab so viele von ihnen hier im Anwesen. Er musste nach oben. Er musste sie suchen, jede einzelne. Und er musste hier heraus.
Ja ... Raus. Hinaus aus diesem Leib. Weg von dem Pakt und fort von den Händen, mit denen er ... Dinge tat. Mit denen er andere berührte. Der Zorn schien gewichen. Jetzt gab es etwas Anderes, das Kazel zum Handel antrieb. Er musste hier heraus. Er ertrug diesen Körper nicht länger. Sademos musste sterben.
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Re: Die neun Keller des Sademos

Beitrag von Erzähler » Dienstag 3. Mai 2022, 11:04

Kazel im Keller:
Gier wurde zu Gunsten von Zorn verschoben und der Weg führte stetig weiter die Spirale hinab.
Sand zu verbrauchen, ihm zuzusehen, wie er Korn für Korn, statt im rieselnden Fluss der Zeit verging, DAS war des Lehrlings wahre Macht. Keiner sonst hätte dies vollbringen können. Doch wie lange brauchte es für einen Mord?
...zwei Schritt zum ersten Körper...
...den Schlauch ziehen...
...das Husten abwarten und den Schrei ertragen...
...die Frage, ob er ihre Existenz beenden sollte...
...eine Reaktion abwarten...
...das Ende bringen...
...einmal atmen...
...die Schlaufen an den Stümpfen lösen...
...den Gurt um den Rumpf...
...die Hülle vom Boden aufheben...
...den Körper zur Wand tragen...
...zwei Schritt zum zweiten Körper...
Ein Mord dieser Art brauchte also gut eine Minute und so ging es 10 mal 40 Reihen lang weiter. 400 Minuten waren 6,66... Stunden die er für sein dämonisches Werk des Zorns benötigte. Doch die Magie des Lehrlings war mächtig und formte den Fluss der Zeit. 6,66... Stunden ließen sich auf 666 Sekunden zusammen schrumpfen. Die Arbeit einer Stunde, in einer Sekunde, das war wahrlich effektiv und so brauchte Kazel für seine Tat 11,1 Minuten.
Was es ihn kostete...
...das stand auf einem anderen Blatt geschrieben. Sademos war nicht der Leib, der diese Tat zu vollbringen hatte sollen... Kazel hatte sein eigenes Stundenglas zerbrochen und war in das des Sammlers geflüchtet. Er hatte seinen vom Tod gesegneten Leib verlassen und spürte nun die Folgen! Sich der Zeit zu widersetzten, kam einem Akt der...
HÄRESIE
...gleich. Er stellte die Ordnung der Natur in Frage! Alles musste enden und alles befand sich im Fluss... außer Kazel oder der Tod selbst! Doch Sademos war ein Ketzer der Zeit, der die Seele des Lehrlings in sich trug = ein Widerspruch in sich! Es war kaum noch nachzuvollziehen, wie das alles hatte geschehen können, aber eines stand unweigerlich am Ende:
Er musste hier raus! Raus aus dieser verfluchten Geschichte! Raus aus diesem Körper! Raus aus diesem Leben!Er musste sie suchen, jede einzelne verdorbene Seele und ihr ein Ende bereiten!
Ja ... Raus.
Hinaus aus diesem Leib. Weg von dem Pakt und fort von den Händen, mit denen er ... Dinge tat. Mit denen er andere berührte. Der Zorn war gewichen. Jetzt gab es etwas Anderes, das Kazel zum Handel antrieb. Er ertrug diesen Körper nicht länger mit dem er gefressen hatte. Sademos musste sterben! Die Gier war gestillt und Nebhasmhorachd hatte 'hier und da' genascht, damit Kazel genug 'Zeit' gehabt hatte für sein Handeln. Wohlig und zufrieden lag er still wie eine gut gesättigte dicke Made in Kazels Eingeweiden. Er lag schwer im Magen, weniger wie ein Stein, eher wie eine Gebirgskette. Jedes metaphorische Glied seines Parasiten war gefüttert worden, lag schwer und träge da und genoss die Ruhe vor dem...
Kazel fühlte die Sättigung, ein ungleich wohliges Gefühl, betrachtete man die vergangene Tat. Er wusste es: Er hatte nicht nur seinen nun angenehm stillen Wurm gefüttert, er hatte auch den Pakt erfüllt und das war ein Gefühl, welches nicht minder schwer in seinem Magen ruhte.
Als Lehrling des Todes hatte Kazel stets ein gutes Gefühl für Zeit besessen und nun war es also soweit:
**ES IST ZEIT!**
, meldete sich eine Stimme in Sademos Blut.

Der Hall kam einem Ruf gleich, der einem König glich. Machtvoll – befehlend - Gab es ein Gefühl für Hierarchien, so waren die verdorbenen Sandkörner der Besessenheit in den Hybriden wie Bauern, oder niederste Söldner, die Befehlen folgten – winzige Körner-Dämonen. Darüber stand Nebhasmhorachd, der als Truppführer-Wurm die Befehle weiter leitete, die von weiter oben kamen. Die Kommandozentrale saß im Seelen-Sammler selbst und von dort wurde alles delegiert, doch der Auftraggeber für diesen 'dämonischen' Krieg, dieser gewaltsamen Übernahme des Harax, die Intension hinter allem, die sprach nun in Kazels Gedanken.
...Es ist Zeit...
Ein einfacher Satz.
Sademos hätte gewusst was dies nun bedeutete, aber Kazel fühlte nur das übermächtige Drängen des Wurms, sich nun schnellstmöglich zum Kristall zu begeben, den Spiegel zu enthüllten und den Namen auszusprechen, damit 'seine Herrlichkeit' hier auf Celcia leibhaftig wandeln würde! Kein Wort der Antwort war für ihn seitens des Wurmdämonen mehr nötig, kein 'zu Befehl', doch... Sademos – nein – Kazel war derjenige der diesen Körper steuerte! Kazel war die Kommandozentrale!
Unwillen regte sich in dem Parasiten, dass er nicht sofort los ging, aber die Made in Sademos war zu dick, zu satt, zu träge um sich zu wehren. Er verstand nur nicht, warum Kazel und er anscheinend nicht das gleiche Ziel hatten. Doch Fragen stellen? Wozu? Ihn interessierten nicht die Gründe. Nebhasmhorachd war ein Befehlsempfänger, ein Werkzeug, kein Wesen was nachdachte, hinterfragte oder Entscheidungen traf. Er konnte gerade nicht übernehmen, also drängte er einfach seinen Träger zum Handeln... drängeldrängeldrängel...
Mehr war es jedoch nicht.
Ein stetiges Gefühl der Unruhe, das es Zeit war. Kazel war da ganz seiner Meinung. Es wurde Zeit, dass das hier ein Ende nahm!
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Re: Die neun Keller des Sademos

Beitrag von Kazel Tenebrée » Donnerstag 12. Mai 2022, 09:22

Kazel achtete nicht auf die Herzschläge, die er von seiner eigenen Lebenszeit opferte, um die bis aufs Äußerste missbrauchten Frauen zu befreien. Es interessierte ihn nicht, dass er seine eigene Zeit auf Celcia dafür gab, diesen armen Seelen nicht gleichermaßen mehr zurückzuschenken. Denn Kazel schickte sie alle in den lang ersehnten Tod. Nur hin und wieder musste er Nebhasmhorachd fressen lassen. Er hatte keine Wahl, wenn er sie alle retten wollte. Er brauchte die Zeit, also ließ er seinen Parasiten fressen. Es war für ihn die Entscheidung, das kleinere Übel hinzunehmen, um das weitaus größere zu beenden. Wahrscheinlich hätte er genauso wieder entschieden, wenn ihm bewusster gewesen wäre, dass selbst das kleinere Übel ein immenses Ausmaß besaß. Doch auch hierüber dachte er nicht nach, als er durch die in Zeitlupe zappelnden Leiber schritt, jedem einzelnen letzte Worte und die Bitte um Vergebung zuflüsterte, ehe er sie abnahm und tötete. Dann brachte er den Leichnam zu seinen Schwestern an eine der Kellerwände. Erst als es getan war und die Zeit sich auf seinen Willen hin wieder beschleunigte, ließ das von Zorn aufgestachelte Bedürfnis von Kazel los, seiner Aufgabe als Henker der Gevatters nachzugehen. Der Zorn wich aus seinen Gliedern, die Klinge dieser Waffe war nun blutig und stumpf. Der Wurm in seinem Inneren hatte sich zu einem fetten Geschwülst angereichert, eine dämonische Made, deren Schwere er auf seiner Seele lasten fühlte, wenn Nebhasmhorachd sich von einer auf die andere Seite wälzte. Wenigstens war das Biest nun gesättigt, dadurch träge. Es würde unachtsamer sein. So hatte Kazel die Möglichkeit, sich ganz auf das neue Drängen in seinem Geist zu konzentrieren. Eigentlich waren da zwei Dinge, die sich meldeten. Beide ließen sich ebenso wenig aufschieben wie das Gefühl einer randvollen Blase. Er musste ihnen nachgeben. Die eine Empfindung entsprang seinen eigenen Sehnsüchten oder vielmehr einem aufrichtigen Ekel gegenüber der Hülle, die er trug. Sademos hatte vielleicht nicht selbst Hand an die Frauen gelegt, aber er hatte seine Halunken beauftragt, diese Qualen anderen anzutun. Dass diese Halunken bewusst nach den Aspekten minderen Eigendenkens, dafür aber maximaler Loyalität ausgesucht worden waren, machte sie mehr zu Werkzeugen denn zu wahren Tätern. Natürlich besaßen sie eine Mitschuld. Auch Kazel fühlte sich schuldig. Er hatte vor Jahren Morgeria verlassen, um sich selbst vor der Finsternis der Stadt zu retten. Er hatte jede einzelne Seele in Sademos' Anwesen im Stich gelassen. Das würde nun nicht mehr geschehen, auch wenn es bedeutete, diesen Körper noch eine Weile länger tragen zu müssen. Lang genug, um Sademos' Sammlung auszulöschen. Danach würde er dem Ekel nicht länger widerstehen können. Bereits jetzt trieb es ihn fast in den Wahnsinn, sich im Leib des Elfen aufhalten zu müssen. In diesem durchaus ansehnlichen Körper, dessen Seele aber selbst das Fleisch hatte dunkler werden lassen als die obsidianschwarze Haut. Es schauderte ihn beim Gedanken und jedes Mal, wenn Kazel einen flüchtigen Blick auf Sademos' Hände warf, bildete er sich ein, das Blut all jener daran kleben zu sehen, die der Mann auf dem Gewissen hatte. Es gab für ihn nur noch ein Bedürfnis und es erfüllte den Mischling bis in die kleinste Faser seines Geistes: Er musste raus. Er musste Sademos endlich hinter sich lassen und dann wollte er das letzte Fünkchen Erinnerung an ihn aus seiner Hülle kratzen.
Zissus behielt Recht. Was hier unten vor sich gegangen war, war nichts für Seelen mit einem Moralempfinden. Es hatte Kazel bereits verändert. Vielleicht wäre er allein aufgrund des Ekels vor seinem derzeitigen Körper sogar schon dem Wahn verfallen, mindestens aber der Verzweiflung, wenn es da nicht ein weiteres Drängen gegeben hätte. Es entsprang nicht seinem Denken und doch durchflutete es seinen Geist wie das heiße Wasser eines wohltuenden Kräuterbades nach einem langen Tag auf winterkalten Straßen. Er klammerte sich daran, legte sich hinein und atmete durch, weil es ihn von dem eigenen Ekel ablenkte.
ES IST ZEIT!
Wofür genau Zeit war, wusste Kazel nicht unbedingt. Er ahnte, dass es mit dem Lebenssand zu tun hatte, den er an Nebhasmhorachd verkauft hatte. Er glaubte, einen weiteren Schritt im Pakt vorangegangen zu sein, den Sademos mit wem auch immer geschlossen hatte. Der dämonische Wurm hatte von einem Herrn gesprochen und einmal, ganz zu Beginn des Unglücks, beinahe dessen Namen ausgesprochen.
M... So viel hing noch in Kazels eigener Erinnerung, doch er war vorsichtig genug, den Parasiten nicht nach dem vollen Namen zu fragen. Nicht nachdem er Nebhasmhorachd aus dem seltsamen Buch gelesen und überhaupt erst in sein jetziges Schicksal hinein geschleudert worden war. Zum Glück befand sich das Buch hoffentlich sicher in Hopps pelzigen Hasenhänden. Kazel konnte nur hoffen, dass sie es Zissus oder Nessaja inzwischen übergeben hatte, damit diese vielleicht eine Lösung in den Seiten fanden, ohne selbst Opfer eines Paktes zu werden. Auch Schlange traute er zu, wachsamer dabei vorzugehen als er selbst es getan hatte. Nur fehlte dem schuppigen Hybriden möglicherweise der nötige Hintergrund, um aus den Seiten schlau zu werden. Was sie nun bräuchten, wäre ein Ritualmagier. Vielleicht könnte Firlefitzens Großmutter, die stinkende Kuralla, etwas bewirken, doch wollte man sich vertrauensvoll in ihre Hände begeben, wenn es darum ging, einen Dämonenpakt zu lösen?
Der Pakt.
Kazel kehrte aus seinen Gedankenspielen zurück, als das Drängen eine wiederholte Welle über seinen Geist hinweg schwappen ließ. Dieses Mal fühlte sie sich kalt an. Eine Warnung, dass sie ihn ertrinken oder sogar erfrieren ließe, wenn er dem Bedürfnis des Paktes nun nicht nachkäme. Es war Zeit.
Vor seinem geistigen Auge erblickte er den an die Decke seines Salons geketteten Kristall, eine riesige Version des Schmuckstücks an seinem Ring. Dort musste er hin, um ... was zu tun? Ein Spiegel tauchte in seiner Gallerie aus Gedankenbildern auf. Es galt, ihn zu enthüllen und dann den Namen auszusprechen, dessen ersten Buchstaben der Mischling bisher nur kannte. Ihm schwante, dass es keine gute Idee war, dem Drängen Folge zu leisten, doch wirklich widersetzen konnte er sich auch nicht. Es bereitete ihm fast schon Schmerzen, Widerstand zu leisten. Des Weiteren wollte er dem haraxischen Ruf nachgeben. Er wollte hinaus aus den Kellern. Er musste ... und zwar schnell.
Janay!
Ihr Name, ein Rettungsanker im kalten Wasser des Haraxbefehls. Wie immer langte Kazel danach und klammerte sich daran fest. Er ließ ihn nicht untergehen. Dennoch begleitete ihn auch eine aufkeimende Furcht. Sie würde den Anblick nicht ertragen. Sie durfte nicht sehen, was hier unten geschehen war und sie durfte nicht wissen, dass Kazel all die Frauen und ihre ungeborenen Kinder getötet hatte. Sie war schon so erschreckt gewesen, als er in des Gevatters Domäne bereits einmal erwähnte, in seinem Namen Leben beendet zu haben.
Kazel würgte. Langsam kam ihm die Erkenntnis seines eigenen Handelns und wenngleich es ein Akt der Gnade gewesen sein sollte, so hatte er zahllose Frauen und deren heranwachsendes Leben ausgelöscht. All diese blinden, verstümmelten Frauen... Rasch presste er eine Hand vor den Mund, um den Brechreiz zurückzudrängen. Nicht einmal Sademos' ausgebildeter Körper kam nun mit seiner Selbstbeherrschung gegen dieses widerliche Gefühl an, im Körper des Peinigers zu stecken.
"Ahhhhhrrr!" Kazel brüllte auf, als ihm Sademos' Hand auf dessen Mund bewusst wurde. Die in unsichtbares Blut so vieler Seelen getauchten Finger. Er stürmte ungelenk und gar nicht erhaben oder majestätisch durch die Gewölbekorridore, bis er wieder in Rasputins Experimentierkeller ankam. Dort, wo noch immer der Dachs und der fiebrige Elfenjunge in ihren Zellen steckten.
Es ist Zeit.
Das Gefühl blieb ein ständiges Zwicken in seinem Nacken. Es piekte ihn und drängelte, ihm Folge zu leisten. Kazel war auf dem Weg. Schritt um Schritt kam er dem Kristall näher. Der Pakt würde sein Finale erreichen, sobald er den Stein und den Spiegel erreichte. Doch zuvor...
Mit all seinem Gewicht - weitaus weniger als es der Dachs besaß - warf Kazel sich gegen die Zelle des Hybriden. Er klammmerte sich am Gitter fest und stieß sich schwungvoll zurück, ehe die Bestie darin nach dem Sammler packen konnte. "Du willst ihn zerfleischen? Er ist längst tot. Ich beende es. Ich befreie alle, dann ist es vorbei! Dann komme ich hier raus!" Klauenartig hielt Kazel die widerlichen Hände von sich fort gestreckt. Er wollte nicht mit dem Blut an den Fingern in Berührung kommen. Blut, das nur er sah.
"Willst du weiterleben? Dann müssen der Junge und du warten, bis ich ... bis es endet. Oder ich setze euch jetzt ein Ende. Der Tod ist gnädiger als der Sammler. Ich töte euch, wenn du es jetzt verlangst." Kazel musste dem Hybriden reichlich wahnsinnig vorkommen. Er gebärdete sich wirr und sicherlich nicht ansatzweise wie er rationale, reservierte und bis in die kleinste Faser seines Körpers perfektionierte Sademos. Nein, er hing auf seinen Beinen wie eine ausgefranste Vogelscheuche. Und was immer der Hybrid in seinem Käfig nun verkündete, Kazel folgte seinem Begehren nicht. Es fehlte nur noch, dass er geisteskrank auflachte, doch dazu kam es nicht. Er nahm alle Kräfte zusammen und schleppte diesen ranzigen Körper mit all den schweren Ketten der missbrauchten Seelen und deren Blut am Leib voran. Jeder einzelne Tropfen wog schwer wie Tausend Weltmeere. Doch das Drängen des Paktes war nun stärker. Es ließ sich kaum noch aufhalten.
"Ich komme wieder! Ich befreie euch!", rief er dem Dachs zu, als er sich bereits zum Ausgang bewegte. Dass beide unterschiedliche Vorstellungen von Befreiung besaßen, konnte der Hybrid vielleicht ahnen, doch Kazel blieb ihm eine aufklärende Antwort schuldig. Er stakte durch die Gänge. Kaum etwas hielt ihn auf. Immer wieder schrie oder brüllte er, wenn er sich mit einer von Sademos' Händen irgendwo abstützte und sein Blick auf die Finger fiel. Er konnte das Bild der in Blut getauchten Glieder nicht mehr abschütteln. Ebenso wenig konnte er an den leblosen Hüllen der Wachen einfach vorbei ziehen. Hier war es nun nicht nötig, das Stundenglas zu rufen und die Zeit zu verlangsamen. Die Hüllen leisteten keinen Widerstand. Sie existierten und warteten auf Befehle. Kazel musste es nicht einmal selbst tun.
"Töte dich", sagte er bei jenen, an denen er nur vorbei schlurfen konnte. Ihre Waffen den Fingern entreißen und sie ins Fleisch der Hüllen zu stoßen tat er bei allen anderen. Eben bei jenen, wo das Drängen des Paktrufs ihm die Möglichkeit ließ. Kazel hinterließ eine Spur aus Leichen und Blut. Seine nackten Füße traten hindurch. Jeder, der diese Spur fand, konnte ihr folgen. Er selbst schwankte nicht zurück in die Hallen mit den Bädern, sondern Richtugn Salon. Der Kristall wartete. Der Spiegel wartete. Seine Herrlichkeit wartete.
Es musste enden. Es war Zeit.
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Re: Die neun Keller des Sademos

Beitrag von Erzähler » Montag 16. Mai 2022, 19:00

Zissus behielt Recht. Was tief unten in den Gedärmen des Anwesens vor sich gegangen war, war nichts für Seelen mit einem Moralempfinden. Er war einen weiteren Schritt im Pakt vorangegangen, den Sademos mit wem auch immer geschlossen hatte. Der dämonische Wurm hatte von einem Herrn gesprochen und einmal, ganz zu Beginn des Unglücks, beinahe dessen Namen ausgesprochen.
M...
So viel hing noch in Kazels eigener Erinnerung, doch er war vorsichtig genug, den Parasiten nicht nach dem vollen Namen zu fragen, wo dieser sich doch gerade so schön satt den Bauch streichelte und döste.
Der Pakt.
Kazel kehrte aus seinen Gedankenspielen zurück, als das Drängen eine wiederholte Welle über seinen Geist hinweg schwappen ließ. Dieses Mal fühlte sie sich kalt an. Eine Warnung, dass sie ihn ertrinken oder sogar erfrieren ließe, wenn er dem Bedürfnis des Paktes nun nicht nachkäme. Es war Zeit.
Vor seinem geistigen Auge erblickte er den an die Decke seines Salons geketteten Kristall, eine riesige Version des Schmuckstücks an seinem Ring. Dort musste er hin, um ... was zu tun? Ein Spiegel tauchte in seiner Gallerie aus Gedankenbildern auf. Es galt, ihn zu enthüllen und dann den Namen auszusprechen, dessen ersten Buchstaben der Mischling bisher nur kannte. Ihm schwante, dass es keine gute Idee war, dem Drängen Folge zu leisten, doch wirklich widersetzen konnte er sich auch nicht. Es bereitete ihm fast schon Schmerzen, Widerstand zu leisten. Des Weiteren wollte er dem haraxischen Ruf nachgeben. Die harten Worte hatte sich in seine Seele gebrannt. Auch die Dämonen hatteen eine Sprache. Anscheinend hat jede Dämonenart ihre eigene, doch normalerweise beherrschen sie dazu auch noch Haraxisch, genauso wie jedes Wesen Celcias auch Celcianisch in die Wiege gelegt bekommen hatte. Haraxisch hörte sich wie eine Mischung aus Melongiar und Lerium an. Sie war wie Melongiar sehr kompliziert und strukturiert, doch schwang immer ein Hauch Dunkelheit und Düsternis mit. Doch hier, als der Ruf erklungen war, hatte es sich angefühlt, wie in die bendend weiße Sonne zu sehen. Ein helles rotes Glühen war zurück geblieben und jede Silbe glomm wie verbranntes Fleisch in Kazels Gedanken nach. Manchmal, wenn man sich an etwas sehr heißem oder sehr kaltem verletzte, dann blieben weiße Rückstände auf der Haut zurück. Ebenso war es, als Kazel den Ruf vernommen hatte. Etwas hatte ihn verbrannt. Und nun floh er vor sich selbst und den Qualen die er durchlitten hatte. Er wollte hinaus aus den Kellern. Er musste ... und zwar schnell.
Janay!
Ihr Name, ein Rettungsanker im brennend kalten Wasser des Haraxbefehls. Wie immer langte Kazel danach und klammerte sich daran fest. Er ließ ihn nicht untergehen. Dennoch begleitete ihn auch eine aufkeimende Furcht. Sie würde den Anblick nicht ertragen. Sie durfte nicht sehen, was hier unten geschehen war und sie durfte nicht wissen, dass Kazel all die Frauen und ihre ungeborenen Kinder getötet hatte. Sie war schon so erschreckt gewesen, als er in des Gevatters Domäne bereits einmal erwähnte, in seinem Namen Leben beendet zu haben. Das hier ... was geschehen, was er getan hatte... es könnte alles zerstören.
Kazel würgte. Galle schwappte über seinen Kehlkopf in seinen Mund, die seine Zunge brennen ließ. Langsam kam ihm die Erkenntnis seines eigenen Handelns und wenngleich es ein Akt der Gnade gewesen war, so hatte er zahllose Frauen und deren heranwachsendes Leben ausgelöscht. All diese blinden, verstümmelten Frauen... Rasch presste er eine Hand vor den Mund, um den Brechreiz zurückzudrängen. Nicht einmal Sademos' ausgebildeter Körper kam nun mit seiner Selbstbeherrschung gegen dieses widerliche Gefühl an, im Körper des Peinigers zu stecken.
"Ahhhhhrrr!"
Kazel brüllte auf, als ihm Sademos' Hand auf dessen Mund bewusst wurde. Speichel und Galle floss ihm unbemerkt über die Lippen und rann sein Kinn herab. Er stürmte ungelenk und gar nicht erhaben oder majestätisch durch die Gewölbekorridore, bis er wieder in Rasputins Experimentierkeller ankam. Immer wieder stieß er gegen Wände und Ecken, blieb an Vorsprüngen hängen in seiner Flucht vor sich selbst und spürte doch nichts davon. Sein Körper war wie taub. Erst dort, wo noch immer der Dachs und der fiebrige Elfenjunge in ihren Zellen steckten, blieb er schwer atmend stehen. Mit all seinem Gewicht - weitaus weniger als es der Dachs besaß - warf Kazel sich gegen die Zelle des Hybriden. Ein Geräusch von klirrendem Metall hallte durch die Gewölbe. Er klammerte sich am Gitter fest und stieß sich schwungvoll zurück, ehe die Bestie darin nach dem Sammler packen konnte und das tat sie! Der Dachsmann schleuderte sich aus seiner Ecke und prallte gegen die Gitter. Es knirschte und knackte in den Verankerungen. Sogar etwas Stein sprang irgendwo ab und Staub rieselte auf Sademos einst glänzendes Haar. Das Kacken war scheußlich gewesen, vielschichtig und unnatürlich. Vielleicht hatte der Dachs sich bei seinem Ansturm sogar etwas gebrochen, aber er schien es nicht mal zu bemerken. Kazel sah dicht vor sich in vor Hass glühende Augen und ein Maul, dass ihm Geifer entgegen sprühte. Der Ausblick auf diese langen Zähne waren der Inbegriff von Mordlust. Sie bissen in die Gitterstäbe und einer brach unter der Gewalt des Angriffs. Blut mischte sich mit Speichel, aber nichts hielt dieses Wesen ab, weiter sich weiter voran zu kämpfen und sich die Lefzen aufzureißen. Eine seltsame Ruhe erfasste Kazel für einen Moment, so dass er sprechen konnte:
"Du willst ihn zerfleischen? Er ist längst tot. Ich beende es. Ich befreie alle, dann ist es vorbei! Dann komme ich hier raus!"
Klauenartig hielt Kazel seine widerlichen Hände von sich fort gestreckt. Er wollte nicht mit dem Blut an den Fingern in Berührung kommen. Blut, das nur er sah, dass so vielen Opfern dieses Mannes gehörte, dessen Leib er wie einen Mantel trug. Er sah wieder den Mann vor sich an.
"Willst du weiterleben? Dann müssen der Junge und du warten, bis ich ... bis es endet. Oder ich setze euch jetzt ein Ende. Der Tod ist gnädiger als der Sammler. Ich töte euch, wenn du es jetzt verlangst."
Kazel gab hier einen reichlich wahnsinnigen Anblick ab. Er gebärdete sich wirr und sicherlich nicht ansatzweise wie der rationale, reservierte und bis in die kleinste Faser seines Körpers perfektionierte Sademos. Nein, er hing auf seinen Beinen wie eine ausgefranste Vogelscheuche, vor einem Käfig mit einem Monster und sprach mit sich selbst, denn sein Gegenüber... nun ja...
„TÖÖÖÖTTEEEEN!“
, fauchte es ihm aus dem Käfig entgegen und Kazel verstand nichts. Das Wesen vor ihm war nur noch zu einer einzigen menschlichen Emotion fähig und die strahlte aus seinen Augen. Nackte GEWALT lauerte hinter diesen Gitterstäben und der verwandelte Mann riss sich fast die Arme auf um dieser Gewalt nach zu kommen. Seine Hände waren Klauen, die nach Sademos Leben gierten und ihn zerreißen wollten, mehr noch als der insektoide Hybrid, den Kazel jüngst erlöst hatte. Die Verwandlung hier war schon soweit fort geschritten, dass er nur noch der tierischen Sprache mächtig war und so verstand Kazel sein Begehren nach Gewalt nicht in Worten, wohl aber in seinen Taten. Finger schlugen nach ihm und wenn er nur Zentimeter vorangegangen wäre... nur einen kleinen Schritt, wäre es vorbei. Es wäre so einfach sich der GEWALT hinzugeben – ein schnelles Ende, unendliche Stille, immerwährende Ruhe, aber Kazel folgte seinem Begehren nicht. Der Drang etwas anderes zu tun war stärker. Es zerriss ihn innerlich. Es fehlte nur noch, dass er geisteskrank auflachte, doch dazu kam es nicht. Er nahm alle Kräfte zusammen und schleppte diesen ranzigen Körper mit all den schweren Ketten der missbrauchten Seelen und deren Blut am Leib voran. Jeder einzelne Tropfen wog schwer wie Tausend Weltmeere. Doch das Drängen des Paktes war nun stärker. Es ließ sich kaum noch aufhalten. Es schleppte ihn die Treppen hinauf.
"Ich komme wieder! Ich befreie euch!"
, rief er dem Dachs zu, als er sich bereits zum oberen Ausgang bewegte. Würde er sein Wort halten können? Er stakste durch die Gänge. Kaum etwas hielt ihn auf. Nicht mal das Gefühl, dass etwas warmes seine Beine hinab gelaufen war und nun langsam kalt wurde. Irgendwann, vermutlich beim Angriff des Dachses, hatte sich instinktiv seine ohnehin schon volle Blase entehrt. Es war egal. Immer wieder schrie oder brüllte er, wenn er sich mit einer von Sademos' Händen irgendwo abstützte und sein Blick auf die Finger fiel. Er konnte das Bild der in Blut getauchten Glieder nicht mehr abschütteln. Ebenso wenig konnte er an den leblosen Hüllen der Wachen einfach vorbei ziehen. Hier war es nun nicht nötig, das Stundenglas zu rufen und die Zeit zu verlangsamen. Die Hüllen leisteten keinen Widerstand. Sie existierten und warteten auf Befehle. Kazel musste es nicht einmal selbst tun.
"Töte dich!"
, sagte er bei jenen, an denen er nur vorbei schlurfen konnte.
„Natürlich Sire!“
„Wie ihr wünscht, Meister.“
„Aye, mein Gebieter.“
, waren die kurz gehaltenen Antworten, bevor sich die selbst gezogenen Klingen in Hals oder Herz versenkten. Kazel hinterließ eine Spur aus Leichen und Blut. Seine nackten Füße traten hindurch. Jeder, der diese Spur fand, konnte ihr folgen. Er selbst schwankte nicht zurück in die Hallen mit den Bädern, sondern Richtung Salon. Der Kristall wartete. Der Spiegel wartete. Seine Herrlichkeit wartete...

(Kazel weiter bei: Das neue Heim)
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