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von Uriel Schwarzschwinge » Montag 2. Februar 2015, 21:28
Endlich verließen sie die Küche. Uriel war nicht unglücklich die Goblinfrau hinter sich zu lassen, sein pochender Schädel und sein finsterer Blick machten das deutlich. Außerdem hatten sie wirklich keine Zeit. Wenn er Glück hatte, dann hatte sein kleiner Trick mit dem Pferd Meresin und Sademos für ein Weile abgelenkt, aber angesichts der Tendenzen die sein Schicksal in letzter Zeit hatte, Richtung Abgrund zu führen, wollte er sich darauf lieber nicht verlassen. Immerhin konnte Meresin ihn nicht spüren, nicht solange Valas bei ihm war und seine Magie unterdrückte. Oder absorbierte, so genau verstand er das nicht. Dennoch war der Mann ein gewaltiger Vorteil und vermutlich das Einzige, dass sie alle momentan am Leben erhielt. Uriel konnte nicht verstehen, warum man jemanden wie ihn als Peitschenopfer missbrauchte. Na ja, er war kein Sadist, dementsprechend sollte er froh sein. Aber die Fähigkeit magische Energien auszulöschen war äußerst nützlich. War sich der Dunkelelf bewusst wie mächtig er war? Jeder Magier wäre seinen Berührungen schutzlos ausgeliefert, machtlos oder sehr geschwächt. Es verriet einiges über Sademos Mangel an Weitsicht oder seinen persönlichen Hass auf Valas, dass er dies nicht begriffen hatte. Umso erstaunlicher, dass Valas dies nicht ausgenutzt hatte. Aber er schien auch eher durch sein Talent beschämt.
Geistesabwesend strich sich Uriel über die Schultern. Jedenfalls werde ich diesen Fehler nicht machen..., dachte er. Es tat ihm Grunde schon ein wenig Leid, aber letzten Endes hatte er nicht viele Möglichkeiten. Außerdem war er nicht wegen ihm gekommen.
Die glühenden Augen des Hybriden glitten rüber zur Katze, die vor ihm lief. Die Hybriden drehte immer wieder neugierig ihren Kopf in seine Richtung, aber Uriel tat ihr den Gefallen nicht, drauf einzugehen. Sie war letzten Endes auch nicht sein Ziel. Er würde sie aus Morgeria schaffen, keine Frage. Aber er würde es nicht aus Nächstenliebe tun, sondern um Meresin eins auszuwischen. Nein, die einzige Person, weshalb Uriel sich den ganzen Mist hier antat, war Cass. Sie war die einzige Überlebende der Ereignisse, die er ausgelöst hatte. Und auch wenn er es nicht mochte, er schuldete es ihr zumindest sie aus diesem Drecksloch zu holen. Sie war ein Kind. Sie hatte diesen ganzen Horror nicht verdient, den Uriel und ihre Schwester losgelassen hatten.
Für einen kurzen Moment schmunzelte Uriel verwundert. Normalerweise war er sonst nicht so rücksichtsvoll. Er hatte schon früher leidende Kinder gesehen und keinen Finger gerührt. Warum hatte sich das bei Cass geändert? Eine gute Frage, auf die er momentan keine zufriedenstellende Antwort hatte. Vielleicht wenn sie all das hinter sich gelassen hatten. Falls sie das schafften. Im Moment konnte noch eine ganze Menge schief gehen. Zumindest das war sicher.
Valas hielt an einer Kreuzzung an. Vorher war die noch nicht da gewesen, fiel Uriel auf. Wann hatte Valas den Kurs geändert? Doch Zeit zum wundern hatte er nicht, der Dunkelelf verlangte einen Plan. Das Mädchen machten einen Versuch, doch Uriel schüttelte den Kopf. "Abgesehen davon, dass deine beiden Herren keine Unbekannten sind, bin ich mir ziemlich sicher, dass zumindest Sademos seine Schergen inzwischen schon über die Stadt verteilt hat um nach dir, mir oder Valas zu suchen. Kleidertausch bringt nicht viel, mit dir im Schlepptau. Ich käme vielleicht durch für einen Tag, dann würde mich aber ein anderer kriegen.", sagte er.
Kurz hielt er inne und wandte sich dann um. Nach einer kurzen Weile nickte. Führte nichts daran vorbei. Der Plan war vornerein nicht risikofrei gewesen und er war sowieso besser im improvisieren. Er drehte sich zum Dunekelfen. "Wir gehen folgendermaßen vor. Valas, du nimmst unser Mietzekätzchen und begibst dich an einen sicheren Ort, wo sie euch vorerst nicht finden können. Muss nicht für lange sein, nur lange genug. Ich sorg dafür, dass uns Meresin nicht zu dicht auf den Fersen ist. Wenn ich wieder zu euch stoße, müsst ihr euch in der Nähe der Stadtmauern befinden. Am besten in östlicher Richtung. Wenn ich innerhalb eines Tages nicht schaffe, versucht mit diesem Siegel euch durchzuschmuggeln." Er reichte Valas die immer noch versieglte Nachricht, die ihn in die Stadt gebracht hatte und die Sademos nie entgegenommen hatte. Dann atmete er tief durch und trat ein dutzend Schritte beiseite. Erst als er sich sicher war, dass aus dem Radius von Valas Absorption war, hob er die Hand zum Kopf und rupfte sich mit einem Rucken ein Haar aus. Dann schloss er es in beide Hände und flüsterte: "Gebunden an mich, getragen von dir. Glut die nicht erlischt." Für einen kurzen Moment glühte das Haar zwischen seinen Händen auf, dann war es wieder normal. Er reichte es dem Mädchen. "Das müsste reichen euch zu finden. Stell sicher, Valas nicht zu berühren, sonst erlischt der Zauber. Bleib aber immer nah bei ihm. Nun beeilt ihr euch besser! Ich hab versucht so vorsichtig wie möglich zu sein, aber für ihn war das wahrscheinlich ein Leuchtfeuer! Lauft so schnell ihr könnt, sie werden mir folgen!" Mit diesen Worten ging er in den rechten der abzweigenden Gänge.
Er drehte sich nicht um und blieb auch nicht stehen. Jetzt musste alles schnell gehen. Sobald er genügend Abstand hatte, hob er die rechte Hand und beschwor eine kleine Leuchtflamme, die neben ihm herschwebte. Er war sicher, dass Meresin ihn nur spüren würde. Vielleicht würde er Verdacht schöpfen, weshalb Uriel sich ausgerechnet jetzt offenbarte, aber er würde ihm trotzdem folgen. Da war sich der Hybrid sicher. Der Dämon wurde ungeduldig und auch wenn er eine Falle witterte, hätte er keine andere Wahl als ihn zu verfolgen. Schließlich würde Valas dafür sorgen, dass er und die Katze nicht aufzufinden wären.
Allerdings wäre er nicht der Einzige, der von Uriels Magie angezogen werden würde. Und sobald die Libelle wieder bei ihm war, würde der Bote seinen nächsten Schritt einleiten...