Das neue Heim

Die Gebäude hier zeigen deutlich den Stand eines Bürgers in Morgeria. Niedere leben in heruntergekommen Barracken, Krieger & Söldner in bunkerartigen Unterkünften oder Zelten. Mächtige Familien leben in finsteren Anwesen, die kleinen Schlössern gleichen.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 17. Februar 2021, 15:37

"Testen"
, wiederholte der Mischling laut. Unwohlsein breitete sich in seiner Magengegend aus, aber er kam wohl nicht um einige Experimente herum. Sademos sah ihn bereits an wie ein Laborkaninchen.
"Es ist nicht unverwundbar. Seine Narben beweisen es."
„Es hat Narben?“
, fragte der Sammler. Sein Gesichtsausdruck schien teils erstaunt, teils Missfallen auszudrücken, aber auch eine große Spur Neugierde zu enthalten. Sademos hakte nach und Kazel, befreite seinen Oberkörper von Kleidung und präsentierte ihm die Peitschennarben auf seinem Rücken. Der Sammler sah geduldig zu.
„Es ist nicht unverwundbar... schade...“
Wiederholte er Kazels eigene Worte, als er das Gewitter aus verzogener Haut auf dem Rücken des Mischling betrachtete. Er hob sogar die Hand wie um sie zu berühren, tat es aber nicht.
„Heilung ist also kein Teil des Wunders... aber es hat keine neue Stichnarbe...Es ist noch sehr rätselhaft.“
, stellte er nur sachlich fest und Kazel kam um das Gefühl nicht herum, dass er gerade deutlich Schlimmerem in den angekündigten Tests davon gekommen war und das es gut war sich rätselhaft zu geben. Zu sehr widersprechen wollte er seinem Herrn aber auch nicht. Das schürte nur dessen Zorn und Kazel versuchte, sich ein großes Stück vom Kuchen der Gunst abzuschneiden. Tatsächlich kam Sademos ihm sogar plötzlich sehr entgegen. Zwar betitelte er Kazel immer noch als Objekt, erkundigte sich aber nach offenen Wünschen. Er schien seinem Sammlerstück Komfort bieten zu wollen.
Jetzt heißt es nachdenken.
Um Zeit zu überbrücken richtete der falsche Hybrid den Blick auf Vranyk. Dann wanderten die Augen weiter. Erneut durch den Raum und zurück zu Sademos selbst. Dieser war inzwischen aufgestanden, um sich einem Wälzer auf einem Podest zu widmen.
Wenn es nach ihm geht, werde ich heute Nacht erneut zu ihm kommen können. Aber er will mich vorstellen. Das klingt nach einer noch schlechteren Lage als jetzt.
Kazel musterte Vranyk ein zweites Mal. Obgleich ihm dieser Handlanger nicht geheuer war, sah er keinen Grund und auch nicht den Willen, ihn zu töten. Nicht, um an Sademos heran zu kommen. Kazel hatte vielleicht den Auftrag ein Leben auszuhauchen, aber nicht dieses ... und ihm fehlte die nötige Mordlust, um für die Erfüllung seiner Aufgabe über andere Leichen zu gehen.
"Es hat nur einen einzigen Wunsch, der ihm wirklich wichtig ist"
, begann Kazel daher. Er musste die Grenzen seiner Möglichkeiten austesten und sehen, wie weit er bei Sademos gehen konnte. Darüber hinaus würde er durch dessen Antwort auch herausfinden, wie wichtig ihm ein Sammlerstück mit Gaben wie Kazel sie ihm präsentiert hatte, wirklich war.
"Es möchte für seinen Herrn glänzen ... und sich im Licht seiner Begeisterung baden. Es möchte in seiner Nähe sein, um oft bemerkt, gesehen und bewundert zu werden. Es möchte nicht lange von den löblichen Blicken seines Herrn getrennt sein. Es ..."
Kazel atmete durch, um die Worte auf eine fanatische Weise glaubhafter zu gestalten.
"... es giert danach."
Das musste reichen. Kazel wanderte auf einem wahrlich schmalen Grat entlang und dieser wurde gerade noch schmaler, so dass man sich umgangssprachlich fragen konnte, wie lange er noch auf der Klingenschneide tanzen könnte. Sademos hatte bei seinen Worten kaum aufgesehen, aber als er von „Gier“ sprach, da hob er knapp den Kopf und sah ihn unter seinen langen Wimpern an. Ein merkwürdiges fast schon ?erotisches? Prickeln lag im Raum und die Spannung war fast greifbar. Dann senkte Sademos wieder seinen Blick in das Buch und raunte:
„Da er nach meiner Aufmerksamkeit giert...“
Er benutzte sogar die gleichen Worte.
„“... so füttere ihn, wasch ihn und kleide ihn ein. Dann bring ihn gleich wieder zu mir. Es darf bei mir sein, aber nicht sprechen, wenn ich es ihm nicht erlaube! Es ist amüsant, dass es so ...anhänglich ist... Es will gefallen. Also soll es gefallen. Jetzt geht!“
Kazel hatte durch seinen Mut einen Mittelweg erschaffen. Er musste nun erst einmal Vranyk folgen, aber würde weit VOR der angekündigten Vorstellung zurück zu Sademos gebracht werden.

Die Tür hatte sich hinter ihnen geschlossen und der Sturmadler wurde vom Tierwärter, der auch Sademos Jagdmeister war, durch das Anwesen geführt. Der Prunk war allgegenwärtig und teils schon fast ein wenig überladen, doch dafür hatte Kazel ohnehin keine Augen. Er musste sich die Wege und Umgebung einprägen um hier wieder heraus zu kommen, Informationen sammeln um einen Plan zu schmieden, denn wenn er den Sammler getötet hatte, dann musste er hier so schnell wie möglich heraus. Der Harax würde über ihn herein brechen, wenn er nicht schnell war und das wollte er sicher nicht erleben. Zwar hatte er die Macht über die Zeit auf seiner Seite um schneller als alle anderen zu sein, aber damit musste er gut haushalten. Besonders wenn er bedachte, dass er jederzeit einfach wie tot umfallen könnte, wenn er zu lange „weg war“. Seine letzten beiden Tode lagen nur kurz zurück und er Gevatter hatte ihn auch beide male schnell wieder zurück geschickt, aber in der Abrechnung der Zeit stand Kazel gerade auf der Soll-Seite. Irgendwann würden ihm diese Sekunden wieder genommen werden, dass wusste er. Die Magie des Knochenmannes war da gnadenlos und sorgte immer für ein Gleichgewicht. Was man bekam wurde auch wieder genommen.

Auf ihrem Weg zählte er bestimmt 20 Wachen und sie waren von der Art „wachsam“, dass sie ihn musterten und sich sogar sein Gesicht einprägten. Und Vranyk ließ ihn keine Sekunde aus den Augen, auch wenn er sich tatsächlich freundlich und hilfsbereit gab.
„Was würdest du denn gern essen?“
, fragte er, als sie in der geräumigen Küche angekommen waren wo ein Ork das Zepter führte und die kleineren Dunkelelfen-Diener herum scheuchte.
„Ich kann das Reh sehr empfehlen. Die Soße ist ein Gedicht und er serviert es mit Birnenspalten und diesen kleinen roten etwas bitteren Beeren...“
Der Ork brüllte quer durch die Küche:
„DAS SIND PREISSELBEEEHREN, DU VOLLIDIOT!!!“
Vranyk zuckte sogar leicht zusammen und hob beschwichtigend die Hände.
„Ist ja gut, ich lobe nur deine Kochkunst!“
Der Ork funkelte ihn noch einmal wütend an und drosch auf einen seiner Gehilfen ein, da dieser es versäumt hatte weiter zu rühren und nun schaumige Milch zum überkochen gebracht hatte.

Nachdem Kazels kulinarischen Wünsche erfüllt worden waren und Vranyk bestand darauf, dass er etwas aß, ging es weiter hinab in eine unterirdische Anlage.
Schon sehr bald hörte Kazel das Rauschen von Wasser und roch den Duft von Kräutern und kostbaren Ölen. Wenn er sich nicht dagegen entschied, wuschen ihn zwei gar köstlich anmutende junge Mädchen und ein Jüngling der nicht minder reizvoll war. Alle drei waren nur mit winzigen Läppchen vor ihren Genitalien bekleidet, die von dünnen goldenen Ketten gehalten wurden. Eines der Mädchen war eine halbe Füchsin, eine ähnelte einem Otter und der Jüngling war fast gänzlich ein Mensch bis auf einen schmalen blonden Streifen Fell auf dem Rücken. Nach Kazel das Angebot an? Ansonsten standen sie nur dabei und reichten im weiche Bürsten oder Seifen. Er wurde in weiche Tücher gehüllt getrocknet und seine Haut geölt, massiert und gepflegt, wenn er es zu ließ, doch bei all dieser luxuriösen Fürsorge bemerkte er er etwas, dass ihn störte. Fast wäre es ihm nicht aufgefallen, aber...
Vranyk stand gerade etwas abseits und wusch sich selbst die Hände als eines der Mädchen, die Füchsin, Kazel näher kam und ihm die Seife reichte. Ihre Hände berührten sich nur kurz... Kazel konnte es spüren... Etwas stimmte nicht mit ihr. Sie war da und doch nicht. Als...
Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen und ihm wurde kalt. Er kannte diesen Zustand in dem sie sich befand. Wie sie sich bewegte, tat was man ihr befohlen hatte, sie wie ferngesteuert...
- - -
Sie besaß keinen Lebenssand.
- - -
Sie – besaß – keine – SEELE!
- - -
Jemand hatte sie ihr geraubt. Eigentlich war sie gar nicht hier, für sein Verständnis. Er sah sie, konnte sie anfassen und doch... Im Hintergrund drehte sich Vranyk wieder zu ihnen und musterte Kazel bei seinem Bad.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Sonntag 21. Februar 2021, 06:05

Sein Sammlerstück war nicht perfekt und auch wenn Kazel ihn nun vielleicht enttäuschte, bewahrte es ihn vermutlich davor, Schmerz und Folter ertragen zu müssen. Immerhin experimentierte man nicht mit einem Leben herum, das zwar nicht sterben konnte, aber auch nicht unverwundbar war. Und so sehr es dem Mischling missfiel, er musste seine Narben erwähnen.
Wie habe ich mich immer wieder geziert, überhaupt mein Gesicht, geschweige denn meinen Körper zu zeigen ... und nun spreche ich es offen an. Auf all seinen Reisen hatte es immer so lange gedauert, bis er genug Vertrauen zu jemandem gefasst hatte, sich ihm zu zeigen. Vor allem bei jenen, denen er Zuneigung gegenüber empfunden hatte. Und nun bot er bereitwillig an, seine Makel zu demonstieren. Etwas hatte sich in ihm verändert. Etwas gab ihm die innere Ruhe, damit umzugehen. So schob er den Mantel von den Schultern, zog einen Ärmel aus und drehte seinem neuen Herrn den Rücken zu. Jener durfte einen Blick auf das weiß-rosige Blitzgewitter vernarbter Haut werfen, das Kazels Rücken zierte. Es sah nicht mehr so schlimm aus wie Monate zuvor. Der Mischling erinnerte sich gar nicht mehr, wer es geheilt hatte. Nicht alles konnte entfernt werden. Das Stigma besaß er nach wie vor, aber es belastete ihn nicht mehr so entsetzlich wie früher, als er kaum Fremdgewicht auf seinem eigenen Körper ausgehalten hatte, weil es ihm im Rücken Schmerzen bereitete. Jetzt hatten die Narben endlich einen Nutzen und Kazel konnte nur hoffen, dass ihr Anblick Sademos von einer anderen Tatsache ablenkte. Die Rabenfedern! Oh, ich habe nicht daran gedacht! Sie befinden sich ja nur am Mantel. Nicht eine wächst aus meinem Körper! Ich hoffe, ihm fällt es eben so wenig auf... Aber vielleicht ahnte der Sammler bereits, dass er sich keinen neuen Hybriden ins Haus geholt hatte. Minderte es den Wert seines neuesten Stückes? Kazel konnte dafür schließlich mit anderen Eigenschaften glänzen. Sein Herr sprach es zumindest nicht an, sondern kam ihm sogar entgegen, denn des Mischlings Verhalten bescherte ihm einen Kompromiss. Er sollte sich reinigen und sofern er schwieg, durfte er vorzeitig wieder zu Sademos zurück.
Kazel streifte den Mantel wieder über. Was er ebenfalls wieder anlegte, war die gespielte Arroganz eines Wesens, das zum einen nicht einmal als solches galt und es sich zum anderen eigentlich nicht erlauben durfte, so zu sprechen. Aber vielleicht machte auch dieses demütige und dennoch selbstgefällige Verhalten ihn für Sademos interessant. So sagte er: "Es ist zufrieden mit der Entscheidung seines Herrn. Es muss nicht sprechen, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen." Er trat an Vranyks Seite, damit dieser ihn vorerst wegbringen konnte. Ein letztes Mal unterstrich er: "Es ist glücklich." Das musste reichen. Sollte Sademos nur glauben, dass Kazels einzige Lebensfreude darin bestand, den faszinierten Blick seines Herrn auf sich ruhen zu haben. Demnach durfte er den üriben Entscheidungen auch nicht länger widersprechen, musste sie Willkommen heißen. Schließlich bekam er seinen falschen Wunsch erfüllt.
Mit einem letzten Blick zu der seltsam pulsierenden Kugel über ihren Köpfen folgte er Vranyk hinaus aus den Gemächern des Sammlers. Rasch bemerkte er, dass das Anwesen mindestens so groß war wie das seiner Familie. Sademos musste Ansehen in der dunkelelfischen Gesellschaft genießen, wenn er sich ein solches Heim erlauben konnte. Kazel achtete nicht auf den Prunk, während sie durch Gänge und an Zimmertüren vorbei spazierten. Er zählte im Stillen die Wachen und versuchte, sich den Weg anhand auffälliger Objekte auf ihm einzuprägen. So behielt er für sich, dass es an einer wirklich hässlichen Wandbeleuchtung nach links ging, während er bei einer Kreuzung der Korridore jenen würde wählen müssen, der von zwei Statuen gesäumt war. Er fürchtete, allein nicht so leicht wieder hinaus zu finden. Es waren zu viele Gänge, zu viele Details. Zu viele Wachen, denen ich nicht begegnen will. Wieder hatte er keine Möglichkeit gehabt, den Gevatter zu fragen, ob es ihm gestattet war, auch andere Leben als das des Sammlers zu nehmen. Nicht, dass er es darauf anlegte, aber bei Sademos' Aufgebot an Leibwächtern könnte es schwierig werden. Am besten war es, auch Vranyk zu nutzen, so lange er konnte. Ohne aus seiner Rolle zu fallen, fragte er daher: "Ist es ebenfalls glücklich, unter ihm zu dienen? Ist es ein guter Jagdmeister?" Bewusst betitelte Kazel den anderen nun auch als Objekt. Er setzte sie gleich. Beide waren sie nur Objekte, die dem Herrn gefallen sollten. Vielleicht zog er sich damit Vranyks Ärger zu, aber zeigte zugleich, dass er seinen Platz kannte.
Eines konnte Kazel jedoch nicht verhindern. Sein Magen knurrte, als Vranyk ihn nach seinen Essenswünschen fragte. Noch ehe er antworten konnte, geriet sein Begleiter mit dem orkischen Koch in eine kleine- gebrüllte - Diskussion. Sie entlockte ihm ein Schmunzeln und er hoffte, Vranyk übersah es. Dann allerdings reckte Kazel das Kinn und verbreiterte das Schmunzeln zu einem selbstgefälligen Grinsen. Zumindest versuchte er, so arrogant wie möglich aufzutreten, dass Zweifel bestanden, ob er wirklich eines der Sammlerstücke war oder nicht doch ein hoch geschätzter Gast im Hause des Herrn, dem man mit ähnlicher Achtung begegnen sollte.
"Es versucht die Mahlzeit mit den Preiselbeeren, da sie in ihrer Wichtigkeit anscheinend die Kompetenz des Kochs ausmachen." So rede ich sonst nicht. Das ist ziemlich anstrengend.
Der Sturmadler erhielt seine Mahlzeit und musste zugeben, dass es einfach nur köstlich war. Bei einer so leckeren Speise konnte selbst er sich nicht mehr beherrschen und aß nur so drauf los, um die Leere in seinem Magen zu füllen. Er erinnerte sich nicht einmal, wann er zuletzt etwas wirklich Essbares zu sich genommen hatte. Ja, bei Firlefitz und seiner Großmutter war gekocht worden, aber im Vergleich zu der leckeren Preiselbeersoße konnte man das nicht einmal als Nahrung bezeichnen. Das Herz ging ihm bei jedem weiteren Happen auf, bis er sich mit einem zufriedenen Seufzen zurücklehnte. Satt könnte er noch besser seiner eigentlich Aufgabe nachgehen.
Doch bevor es zurück zu Sademos ging, sollte er sich noch reinigen. Vranyk brachte ihn in ein großes Bad des Anwesens. Spätestens jetzt waren alle Zweifel darüber beseitigt, dass der Sammler nicht Teil der gehobenen Gesellschaft war. Er besaß sogar Diener, die Kazel beim Waschen helfen sollten. Schon sich vor ihnen zu entkleiden, trieb dem Mischling die Schamesröte auf die Wangen und sie nahm zu, als die Sklaven sich ihm näherten, weil sie ihn einseifen wollten.
Verlegen senkte Kazel den Blick, um ihn von den knappen Leibchen auf das Badewasser zu richten. "Ich ... schaffe das allein", nuschelte er, griff blind nach den Waschutensilien. Er mied viel zu lang den Augenkontakt mit den hybridischen Sklaven. Irgendwann kreuzte er aber doch den Blick des Ottermädchens ... und er riss den Kopf empor. Die Schamesröte schwand nicht sofort und nicht gänzlich, aber Kazel schüttelte die Scheu ab. Er betrachtete nacheinander die drei hybridischen Diener. Ihre Augen... ihr Verhalten ... es erinnert mich an mich selbst, als meine Seele ... in Raxtians Stab steckte und nur ein kleines Licht darin war. Eines von vielen. Eines, das pulsierte. Kazel erstarrte. Für den Moment achtete er nicht einmal darauf, ob Vranyk ihn beobachtete. Die Erkenntnis durchfuhr ihn, dass nicht einmal das Badewasser die kalten Schauer verhindern konnte, die ihm über Rücken und Arme liefen. Auf letzteren bescherten sie ihm eine unangenehme Gänsehaut. Die seltsame Kugel im Raum des Sammlers. Er ... sammelt nicht nur Hybriden. Er sammelt Seelen. Deshalb sollte Kazel ihn für den Gevatter töten. Sademos beraubte den Tod um die Seelen jener, die Einzug in sein Reich halten sollten. Er hielt sie wie schon Raxtian Taudendtod gefangen. Er sammelte sie.
Kazel wurde ganz mulmig zumute. Mitleid für die Sklaven ringsum regte sich bei ihm und er entschied, dass er nicht nur Sademos töten, sondern diese Kugel auch zerstören würde. Er konnte nur hoffen, dass auf diese Weise die geraubten Seelen ebenso befreit wurden wie damals, als die kleine Kugel auf Raxtians Stab zerstört worden war. Er durfte diese hilflosen Wesen nicht einfach so zurücklassen. Notfalls musste er auf seine eigene Lebenszeit zurückgreifen und in Kauf nehmen, auf seiner Flucht tot umzufallen. Alles andere wäre für Kazel unverzeihlich. Er wünschte niemandem das Schicksal, das er selbst einst auferlegt bekommen hatte. Ein Leben als seelenlose Hülle war kein Leben.
Langsam beruhigte er sich, wurde seiner Umgebung wieder gewahr und wusch sich weiter. Dabei schickte er immer wieder flüchtige Blicke zu Vranyk herüber. Diesem war sein Erstarren mit Sicherheit aufgefallen. Wie nur könnte er es kaschieren, um sich nicht verdächtig zu machen? Kazel biss sich auf die Unterlippe. Das ist notwendig. Und sie selbst hat sich auch mit anderen amüsiert. Ich ... will es nicht um der Lust Willen! Er dachte an Janay, doch konnte sie aktuell nicht berücksichtigen. Ihm fiel ansonsten kein anderer Plan ein. So wusch er seinen Körper und schaute immer wieder gezielt zu der Otterdame herüber. Sie war die erste, bei dem er den seelenlosen Blick entdeckt hatte. Also suchte er sich sie aus. Ob Füchsin, Otter oder sogar Mann war lertztendlich nicht von Belang. Er hatte nicht vor, was er Vranyk nach seinem Bad mitteilte: "Es hat etwas Seltsames beim Baden festgestellt. Es hat nie zuvor so ... gefühlt. Es hat das Ottermädchen gesehen und es ... es ..." Kauft er mir den unschuldigen Jüngling ab, der zum ersten Mal das andere Geschlecht für sich entdeckt? Aber ich darf dadurch keine Schwäche erzeugen und sie glauben lassen, ich würde Sademos nicht mehr als einziges Gut schätzen, dem ich gefallen will. Vielleicht kann ich es so einrichten, dass ich meine sexuellen Gelüste als unangenehm empfinde. Daher sprach er zum Jagdmeister des Sammlers, sobald er wieder aus dem Badewasser heraus war: "Es möchte fort von hier. Die Umgebung ... verwirrt es. Es sehnt sich nach dem Blick seines Herrn."
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Sonntag 21. Februar 2021, 11:47

Kazels Gleichstellung mit Vranyk, als er ihn ebenfalls als ein „Es“ bezeichnete, schien den Jagdmeister nicht zu berühren. Er hob nur kurz den Mundwinkel und ging weiter. Er brachte ihn in die Küche, wo Kazel einen Ork sprachlos und glücklich machte in dem er sagte:
"Es versucht die Mahlzeit mit den Preiselbeeren, da sie in ihrer Wichtigkeit anscheinend die Kompetenz des Kochs ausmachen."
Der Koch strahlte stolz und unterstrich seine Kompetenz, in dem er Kazel ein perfektes Mahl höchst persönlich servierte. Der Sturmadler musste zugeben, dass es einfach nur köstlich war. Bei einer so leckeren Speise konnte selbst er sich nicht mehr beherrschen und aß nur so drauf los, um die Leere in seinem Magen zu füllen. Das Herz ging ihm bei jedem weiteren Happen auf, bis er sich mit einem zufriedenen Seufzen zurücklehnte. Der Ork musterte zufrieden sein Gesichtsausdruck und nickte mehrmals, bevor der „Neue“ und Vranyk wieder sein Reich verließen. Der Jagdmeister brachte ihn ins unterirdische Badehaus, wo es dann warm und feucht wurde...
"Ich ... schaffe das allein"
, nuschelte Kazel und griff blind nach den Waschutensilien, als ihm die Hilfe für seine Reinigung angeboten wurde. Er mied viel zu lang den Augenkontakt mit den hybridischen Sklaven. Irgendwann kreuzte er aber doch den Blick des Ottermädchens ... und er riss den Kopf empor. Die Erkenntnis drang mit solcher Macht in ihn ein, dass es ihm die Schamesröte ins Gesicht trieb. Er betrachtete nacheinander die drei hybridischen Diener.
Ihre Augen... ihr Verhalten ... es erinnert mich an mich selbst, als meine Seele ... in Raxtians Stab steckte und nur ein kleines Licht darin war.
Kazel erstarrte. Er zog auch schnell den Vergleich zu dem „pulsierenden“ Licht in dem Kristall, der an der Decke in Sademos Arbeitszimmer hing. Für den Moment achtete er nicht einmal darauf, ob Vranyk ihn beobachtete. Er starrte nur das Ottermädchen an. Vielleicht war sein Blick sogar so entrückt, dass er sich leicht senkte und es so aussah, als starre er auf ihre festen kleinen Brüste. Die Erinnerung bescherten sie ihm eine unangenehme Gänsehaut, die zum Glück auch ganz anders ausgelegt werden konnte.
Die seltsame Kugel im Raum des Sammlers. Er ... sammelt nicht nur Hybriden. Er sammelt Seelen!
Deshalb sollte Kazel ihn für den Gevatter töten! Die Zahnrädchen rasteten ineinander und ergaben endlich ein sinnhaftes Bild. Sademos beraubte den Tod um die Seelen jener, die Einzug in sein Reich halten sollten. Er hielt sie wie schon Raxtian Tausendtod gefangen. Er sammelte sie.
Kazel wurde ganz mulmig zumute. Sogar als sich das Mitleid für die Sklaven ringsum in ihm regte, passte es ins Bild des äußeren Anscheins. Sein Gesichtsausdruck wurde etwas weicher. Dann wurde sein Innerstes jedoch wieder hart und ein Entschluss formte sich:
Er entschied, dass er nicht nur Sademos töten, sondern diese Kugel auch zerstören würde!
Er konnte nur hoffen, dass auf diese Weise die geraubten Seelen ebenso befreit wurden wie damals, als die kleine Kugel auf Raxtians Stab zerstört worden war. Eine kleine Kugel auf einem Stab – und nun handelte es sich um einen riesigen Kristall, der an Ketten gehalten von der Decke baumelte. Er brauchte einen Plan um dieses Ding zu zerstören. Allein um da ran zu kommen...! Aber eines war ihm sofort klar: Er durfte diese hilflosen Wesen nicht einfach so zurücklassen. Notfalls musste er auf seine eigene Lebenszeit zurückgreifen und in Kauf nehmen, auf seiner Flucht tot umzufallen. Alles andere wäre für Kazel unverzeihlich. Ein kleiner kühler Schauer legte sich fast beruhigend bei diesem Gedanken auf seine Seele, als wenn der Tod ihm die Hand auf die Schulter legen würde. Der Gevatter war zufrieden mit seinem Lehrling. Kazel hatte die richtigen Schlüsse gezogen und betrat hier den Weg, den sich sein Lehrmeister für ihn gewünscht hatte. Er selbst wünschte niemandem das Schicksal, das er selbst einst auferlegt bekommen hatte. Ein Leben als seelenlose Hülle war kein Leben. Diese Art von Folter verdiente keine Seele! Hatte ihn deshalb der Tod ausgesucht? Hatte er ihn wegen seiner Erfahrung gewählt, weil er wusste, dass Kazel diese Seelen nicht im Stich lassen würde?!? Die tödliche Kühle wirkte beruhigend, aber sie löste sich auch schnell wieder auf. Kazel brauchte seine Konzentration bei sich. Langsam beruhigte er sich, wurde seiner Umgebung wieder gewahr und wusch sich weiter. Dabei schickte er immer wieder flüchtige Blicke zu Vranyk herüber, der leicht schmunzelte. Diesem war sein Erstarren aufgefallen und er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und musterte interessiert die Szenerie vom Beckenrand aus. Kazel biss sich auf die Unterlippe, denn er hatte sich verdächtig gemacht, allerdings war die Situation noch zu retten. Er brauchte nur eine andere Erklärung für seine Reaktion als die Wahrheit. Ein Plan reifte. Er dachte an Janay, doch konnte sie aktuell nicht berücksichtigen.
Das ist notwendig. Und sie selbst hat sich auch mit anderen amüsiert. Ich ... will es nicht um der Lust Willen!
Ihm fiel ansonsten kein anderer Plan ein. So wusch er seinen Körper und schaute immer wieder gezielt zu der Otterdame herüber. Sie war die erste, bei dem er den seelenlosen Blick entdeckt hatte. Also suchte er sich sie aus. Sie erwiderte zwar einen Blick, aber unternahm nichts auf sein schüchternes Werben hin. Ob Füchsin, Otter oder sogar Mann war letztendlich nicht von Belang. Er hatte nicht vor, was er Vranyk nach seinem Bad mitteilte:
"Es hat etwas Seltsames beim Baden festgestellt. Es hat nie zuvor so ... gefühlt. Es hat das Ottermädchen gesehen und es ... es ..."
Vranyks Blick glitt über die nackten Brüste des Mädchens hinab zu dem viel zu kleinen Läppchen, dass ihren Schoß gerade so bedeckte.
„Sie gefällt dir.“
Das war mehr eine Feststellung als eine Frage. Er legte den Kopf leicht schräg und sah zwischen den beiden hin und her, bevor er sagte:
„Sie ist ja auch ne Hübsche.“
Ganz unrecht hatte er damit nicht, auch wenn Kazel nicht wirklich das empfand, was er hier vor täuschte. Das Mädchen hatte etwas sanftes an sich, wie ein See oder das Meer, wenn es ruhig da lag. Die Farbe ihres Haars erinnerte an sanft wogendes Schilf und die kleinen runden pelzigen braunen Ohren waren einfach nur niedlich. Hinzu kamen die riesigen dunklen Kulleraugen und die kleine Nase, die ihrem Gesicht etwas unschuldiges gaben. Der Rest ihres Körpers war eine einzige Versuchung. Sogar die kleinen Fellbüschel um Hand- und Fußgelenke wirkten passend. Kazel musste nur dem Blick des Dunkelelfen folgen um in seiner Rolle zu bleiben.
Kauft er mir den unschuldigen Jüngling ab, der zum ersten Mal das andere Geschlecht für sich entdeckt? ...
Vranyk winkte das Mädchen näher und dirigierte sie mit einer Hand so leicht, dass ihre Willenlosigkeit noch auffälliger wurde. Am Rand des Beckens ließ er sie sich festhalten und beugte ihren Oberkörper weit nach unten. Was dann geschah, ließ so manch fühlende Seele erschaudern. Der Dunkelelf hob den Lendenschurz, bewegte ihre Beine mit seinem Fuß weiter auseinander stellen und präsentierte die unbedeckte Mitte des seelenlosen Wesens, klopfte zweimal leicht darauf und fragte:
„Hast du schon mal ein Weibchen so gesehen?“
Kazels vorgetäuschte Unschuld hatte gefruchtet. Vranyk zeigte der neusten Anschaffung seines Herren, was wo hin gehörte und schob zur Anschauung zwei Finger in das Ottermädchen.
„Willst du auch mal?“
Hier passte dann auch Kazels irritierter Blick.
Ich darf keine Schwäche erzeugen und sie glauben lassen, ich würde Sademos nicht mehr als einziges Gut schätzen, dem ich gefallen will. Vielleicht kann ich es so einrichten, dass ich meine sexuellen Gelüste als unangenehm empfinde.
"Es möchte fort von hier. Die Umgebung ... verwirrt es. Es sehnt sich nach dem Blick seines Herrn."
, sprach er zum Jagdmeister des Sammlers und stieg eilig wieder aus dem Badewasser heraus. Vranyk schmunzelte leicht amüsiert und ließ von dem Mädchen ab. Er sah Kazel hinterher und entließ die anderen Diener mit den Worten:
„Ihr könnt gehen.“
Das Mädchen richtete sich wieder auf und lief den Anderen hinterher, ohne auch nur ihr Leibchen zu richten. Das Schicksal dieses Wesens schrie und kratze an den Schieferwänden ihrer leeren Hülle. Es war schrecklich das mit anzusehen. Zum Glück hatte es nicht lange gedauert und Vranyk führte Kazel vom unterirdischen Badehaus in ein Ankleidezimmer, wo er sich etwas zum Anziehen aussuchen sollte.
„Brauchst du einen Rat? Der Herr bevorzugt schlichte Roben, aber du kannst selbst wählen.“
Die Auswahl an Kleidungsstücken war stilvoll und abwechslungsreich. Rüstungen gab es nicht, nur vereinzelt Lederbekleidung wie z.B. eine glatte glänzende Hose mit seitlicher Schnürung, oder einem weichen weiten Veloursleder-Hemd. Sonst gab es eine kleine Anzahl an unterschiedlicher Roben, oder auch diverse andere Herrenbekleidungsstücke aus den unterschiedlichsten Stoffen. Kazel würde sicher etwas finden.

Als Kazel dann also satt, sauber und stilvoll gekleidet war, da brachte ihn Vranyk zurück zum Arbeitszimmer des Hausherren. Sie stoppten vor der Tür und der Jagdmeister sah ihn noch einmal eindringlich an:
„Nicht sprechen!“
Dann öffnete er leise die Tür, schob Kazel hinein und schloss sie hinter ihm, ohne selbst mit einzutreten. Der Sturmadler sah sich sofort um. Sademos saß im Schneidersitz unter dem pulsierenden Kristall und hatte den Kopf in den Nacken gelegt. Seine Kehle präsentierte sich schon fast anzüglich und sein Gesicht war dem Objekt an der Decke zugewandt. Seine Lippen formten eine Lautlose Sprache, aber es war kein Ton zu hören. Das schwache Pulsieren hatte wieder etwas an Schnelligkeit und Intensität zugenommen und spiegelte sich auf seiner von einem leichten Schweißfilm bedeckten Haut wieder. Etwas strengte ihn an. Etwas war hier im Gange und Sademos war der Schlüssel. Kazel sah sich weiter um und fand sonst niemanden im Raum. War das der Moment mit ihm allein, auf den er gewartet hatte?
Um den Mann unter dem Kristall war ein kompliziertes Muster gezeichnet worden, dessen Linien aus weißem Sand bestanden, das sich deutlich von dem dunklen Holzboden abhob. Der Sand erinnerte Kazel tatsächlich ein wenig an den Strand des Todes, aber konnte unmöglich von dort sein, oder? Das Buch in dem Sademos zuletzt gelegen hatte lag außerhalb noch immer auf seinem Podest. Nur ein leises ätherales Summen war zu hören, das im Gleichtakt des Lichtes mal lauter mal leiser pulsierte. Kazel wurde kalt... nur dieses Mal war es nicht die Todeskälte die ihn inzwischen fast schützend begleitete, es war mehr wie eine dunkle Vorahnung, die von ihm Besitz ergriff.
Die Spannung in der Luft ließ seine Haare nicht nur sprichwörtlich zu Berge stehen. Jedes Haar an seinem Körper richtete sich auf als er näher trat.
Sollte er nun den Kreis aus Sand betreten oder sich noch ein wenig genauer im Raum umsehen?
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Mittwoch 24. Februar 2021, 07:03

Seine List hatte funktioniert, aber noch immer fühlte Kazel sich unwohl bei dem Gedanken, was es für das Ottermädchen bedeutet hatte. Wo Vranyks Finger gewesen waren und mit welcher Leichtigkeit er ihn eingeladen hatte, selbst einmal in den Genuss ihres Körpers zu kommen. Der Mischling schlussfolgerte daraus, dass diese seelenlosen Hüllen nach Lust und Laune - vor allem aber nach Lust! - benutzt wurden und das wahrscheinlich nicht nur von Sademos' Jagdmeister allein. Es schauderte ihn bei der Vorstellung ein so gefühlvolles und intimes Erlebnis mit einem Körper zu vollziehen, der einfach nur noch leer war. Und es schmerzte ihn. Er erinnerte sich nur zu gut, wie sein Leben ohne Seele stattgefunden hatte. Es war einfach gewesen: Befehle folgen, nichts fühlen, nichts denken und sich keine Sorgen machen. Aber das, was übrig blieb, konnte man nicht als Leben bezeichnen. Jeder, der anders argumentierte, gestand jeglichem Objekt ein aktives Leben zu. Kazel bezweifelte, dass ein einfacher Hammer oder ein Stein lebten. Sie waren nur Werkzeuge. Er wollte nicht, dass dieses Schicksal irgendjemandem zuteil wurde.
Langsam dämmerte es ihm auch, warum der Gevatter ihm die Aufgabe zuteil werden ließ, Sademos' Leben ein Ende zu bereiten. Kazel würde mit Passion an seine Pflicht herangehen, die es benötigte, zum Mörder zu werden. Nein, das stimmte nicht. Er hatte bereits getötet und das nicht nur einmal. Ich habe Landria Sinal umgebracht, als ich seelenlos war... Und es war so einfach gewesen!
Er wusste, dass er etwas unternehmen musste. Am besten so schnell wie möglich, trotzdem nicht unbedacht. Er lernte und attackierte nicht mehr blindlings und von Hass getrieben jegliches Feindbild wie es früher geschehen war. Eine Spur Reife hatte sich über sein Denken gelegt. Nun musste er beweisen, dass er auch reif und besonnen handeln konnte. Sademos zu töten war die perfekte Gelegenheit, auch wenn sein Wunsch sich zu beweisen keineswegs im Vordergrund stand. Er wollte diesem Ungeheuer von Sammler ein Ende setzen, ebenso wie seinen Seelenexperimenten. Dazu müsste er diesen pulsierenden Kristall zerstören, der unter der Decke seines Zimmers hing. Kazel war sich sicher, dass dies der SChlüssel zum Erfolg wäre. Ob er es allein schaffte? Vermutlich nicht. Vielleicht halfen ihm die Hybriden, sollte es ihm ebenfalls gelingen, sie zu befreien. Vielleicht konnte er gar Unterstützung von Firlefitz, den Hau-Irgendwas-Orks und der gruseligen Goblin-Großmutter erhalten. Noch immer berücksichtigte er jedoch dabei, dass Personen wie Vranyk oder Dry'ol ihm ein Hindernis darstellen könnten. Töten wollte er sie nach wie vor nicht, aber es stellte ein neues Problem dar, wie er dann seine Ziele erreichen sollte. Doch darüber konnte er sich Gedanken machen, sobald der erste Teil seiner Aufgabe - der Mord - erledigt wäre.
Mit dem seltsamen Gefühl, dass er die Gunst des Todes auf seiner Seite hatte, weil er eine kühle Schwere auf seiner Schulter zu spüren vermeinte, ließ er sich von Vranyk in ein Ankleidezimmer führen. Dort fand er alles, um sich stilvoll zu kleiden, selbst wenn er sich nur für ein Paar Roben entschied. Doch trotz des Hinweises des Jagdmeisters wählte Kazel andere Kleidung aus. Eine Robe würde ihn mit ihrem langen Saum nur behindern, sowohl beim Rennen als auch beim Klettern, sollte es nötig sein. Er konnte hier zwar keine schützende Rüstung vorfinden, aber auch einigen Hosen und Oberteilen wählen, die ihn zieren würden, ohne seine Beweglichkeit einzuschränken. Und da er sich selbst als Rabenhybrid präsentierte, suchte er sich natürlich schwarze Gewänder aus. Eine einfache Hose würde es tun. Hinzu kam eine Tunika, die ihm knapp bis über die Oberschenkel hing und an Kragen und Saum einen fein gemusterten Rand aus silbernem Garn aufwies. So konnte er auch das Tenebrée-Hautbild am Handgelenk verdecken, von dem er hoffte, dass Sademos es nicht bereits ausgemacht hatte. Um allerdings sein Spiel des nicht wirklich mit Federn ausgestatteten Hybriden weiterhin zu kaschieren löste er wie selbstverständlich die Federn von seinem alten Mantel und steckte sie an Schultern und Ärmeln der Tunika neu fest. Vielleicht interpretierte jemand hier seinen ganz speziellen modischen Geschmack hinein oder einen Irrglauben des Sturmadlers, er könne sich so zu einem ansehnlicheren Vogel machen. Kazel ging sogar so weit, sich ein silbernes Band aus dem Sortiment zu suchen, um seine Haare in einem Zopf zusammenzuknoten, wo er eine weitere Feder unterbringen konnte. Der perfekte Vogelhybrid. So kann Sademos mich doch ausstellen, dachte er zynisch.
Dann folgte er Vranyk erneut und bemerkte schnell, wie gleichermaßen mit Erleichterung, dass es tatsächlich zurück zum Zimmer des Sammlers ging. Er nickte nur auf den Hinweis, nicht zu sprechen und betrat den Raum. Sobald die Tür hinter ihm leise ins Schloss fiel, löste sich ein Teil seiner inneren Anspannung. Grundlos, mochte man meinen, immerhin wurde es jetzt doch erst richtig interessant. Aber er war erleichtert, nun endlich mit Sademos allein zu sein. Nun könnte er sich ihm nähern und...
Hm, was ist das?
Kazel näherte sich dem aus Sand am Boden ausgestreuten Muster. Er kannte sich nicht mit magischen Ritualen aus, doch ihn befiel das Gefühl, dass es besser wäre, hier nichts zu verwischen. Wahrscheinlich könnte er auf diese Weise Sadmeos' Tun - was auch immer er hier tat! - unterbrechen, würde unweigerlich aber auch dessen Zorn auf sich ziehen. Außerdem wusste man nicht, was noch geschah, wenn man in eine magische Sache eingriff. Dem Mischling war es nicht geheuer und er hatte zu viel Respekt vor diesem Zauberhaften allein, um nun aktiv zu werden. Er entschied sich, zu warten und die Gelegenheit anderweitig zu nutzen. So schlenderte er in langsamen Schritten und einem Halbkreis um Sademos herum, wie eine Katze, die stumm um Aufmerksamkeit buhlte. Dann aber wandte er sich ab, täuschte wiederholt Neugier für die nicht hybridische Sammlung des Mannes vor und näherte sich immer mehr dem Podest, auf dem vorhin das große Buch gelegen hatte. War es noch immer dort? Lag es aufgeschlagen da und wenn nicht, könnte Kazel es einfach öffnen und darin blättern, ohne seinen Herrn zu verärgern? Er würde es wagen, keinen Zweifel.
Letztendlich käme er aber zu ihm zurück, denn nach wie vor musste er den Sklaven mimen, dem nichts wichtiger erschien als ein wohlwollender Blick seines Besitzers. So ließ er sich in gleicher Pose wie Sademos selbst im Schneidersitz nieder. Er achtete darauf, genug Abstand zu den Sandzeichnungen zu haben, um diese nicht versehentlich zu zerstören. Und er musterte den Mann. Man hatte ihn gewarnt, nicht zu sprechen. Niemand hatte ihm befohlen, nicht zu starren. Das konnte ebenso penetrant sein. Also starrte Kazel. Er betrachtete Sademos intensiv und sprach gedanklich immer wieder den Wunsch aus, beachtet zu werden. Sieh mich an. Schau dein schönstes Sammlerstück an. Irgendwann wurde es in seinem Kopf zu einer begleitenden Melodie, während er ganz ruhig da saß und wartete. Mit der Zunge leckte er sich über die spitzen Eckzähne, bewegte nur ein bisschen die Finger, um die Adlerkrallen vorblitzen zu lassen. Und er überlegte, mit welcher Methode er am erfolgreichsten wäre, Sadmeos zur Strecke zu bringen.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 25. Februar 2021, 09:49

Hm, was ist das?
Kazel näherte sich dem aus Sand am Boden ausgestreuten Muster, doch ihn befiel das Gefühl, dass es besser wäre, hier nichts zu verwischen. Wahrscheinlich würde dies unweigerlich Sademos Zorn auf sich ziehen. Außerdem wusste man nicht, was noch geschah, wenn man in eine magische Sache eingriff. Er entschied sich, zu warten und die Gelegenheit anderweitig zu nutzen. So schlenderte er in langsamen Schritten und einem Halbkreis um Sademos herum, wie eine Katze, die stumm um Aufmerksamkeit buhlte. Dann aber wandte er sich ab, täuschte wiederholt Neugier für die nicht hybridische Sammlung des Mannes vor und näherte sich immer mehr dem Podest, auf dem vorhin das große Buch gelegen hatte.
Aufgeschlagen lag es da.
Die dicken ledrigen Seiten erzählten eine grausige Geschichte. Jede einzelne Seite war einmal die Haut eines lebendigen Wesens gewesen, dass man benutzt hatte um die Schriften darauf zu verewigen. Dabei waren die Häute teils sehr unterschiedlich in Grundfarbe und Beschaffenheit. Aufgeschlagen lag es da und die linke Hälfte war deutlich heller als die rechte. Links fand man am Rand kleine silbrige Schuppen und rechts, in der Nähe der Falz waren abrasierte Reste von Fell zu erkennen. Hybridenhaut...
Nachdem Kazels Blick die Beschaffenheit erfasst hatte, fiel seine Aufmerksamkeit auf die Schrift. Seine Augen versuchten die Buchstaben zu erfassen, doch sie verschwammen immer wieder im gleichen Rhythmus wie der Kristall an der Decke sein Licht darauf warf. Das Pulsieren enthüllte sie und verbarg sie gleichermaßen, aber wenn sie kurz zu sehen waren, dass koch Kazel instinktiv allein bei ihrem Anblick ein ungutes Gefühl die Kehle hinauf. Er versuchte sich einen Moment darauf zu konzentrieren, im gleichen Rhythmus zu blinzeln, wie der Kristall pulsierte, sich eines der Symbolhaften Schriftzeichen zu merken:
**...Nebhasmhorachd...**
Ein Wort formte sich in seinem Gehirn und wand sich darin wie ein Wurm, der das Gewebe in seiner Nachbarschaft auffraß. Allein es zu lesen bewirkte etwas in ihm.
Er hatte vorgehabt, zu Sademos zurück zu kehren, sich vor ihn zu setzen, doch er tat es nicht. Man hatte ihn auch gewarnt, nicht zu sprechen und doch kitzelte das Wort in seinem Kopf. Es wollte heraus!!
Kazel starrte das Wort an. Er betrachtete es intensiv und sprach es gedanklich immer wieder aus, als wollte es beachtet werden.
Sieh mich an. Sprich mich aus......Nebhasmhorachd...
Irgendwann wurde es in seinem Kopf zu einer begleitenden Melodie, während er ganz ruhig da stand und wartete. Mit der Zunge leckte er sich über die spitzen Eckzähne, bewegte nur ein bisschen die Finger, um die Adlerkrallen hervorblitzen zu lassen. Immer wieder drehte er unbewusst die Handfläche nach oben und die Sanduhr erschien, verschwand, erschien, verschwand mit jeder Bewegung. Und er überlegte, mit welcher Methode er am erfolgreichsten wäre, Sademos zur Strecke zu bringen. Wie eine Idee, ein Virus, ein Parasit kroch derweil das Wort durch seine Gehirnwindungen, als wäre es doch auf der Jagd nach leckeren Gedanken. Es nährte sich und wuchs mit jedem Pulsieren. Es fraß und sah Kazel auf seine Sanduhr, so wurde ihm auch klar, wovon es sich ernährte!!!
Gleich einem Sandwurm ringelte sich der Sand seiner Zeit in dem Glas, als wenn es ein Spiegelbild seiner Gedanken war. Kazel war infiziert worden, das wurde ihm klar. Was dies für Auswirkungen haben würde...? Erst einmal fraß das Wort in seinem Kopf, in seinem Stundenglas „nur“ seine Zeit. Ein kleiner Nebeneffekt war, dass er sich gut fühlte... sehr gut um genau zu sein. Ließ er sich Zeit und verglich dieses Gefühl mit dem Bild von Sademos vor sich? Auch hier verschwanden langsam der Sandzeichnungen, wurden dünner, weniger...lösten sich auf und jetzt da er das Wort im Kopf hatte, jetzt konnte er auch sehen, wohin der Sand verschwand.
Nebhasmhorachd... sprich mich aus...!!!
Wie Sand der in Hitze sich verflüssigte stieg er auf, nebulös wie das Flirren an heißen Tagen und strebte dem Kristall entgegen. Von dort aus ging auch ein dünnes Rinnsal wieder hinab, wenn gleich wie weniger, aber es nährte Sademos. Die Sehnsucht in Kazel wuchs. Es war nur ein Wort und es wollte lieber zu ihm als zu dem wertlosen Mann unter ihm. Es wusste, dass Kazel viel mächtiger war, mehr zu geben hatte...viel besser...viel leckerer...
Nebhasmhorachd...
Das Wort war wie ein eigenes Bewusstsein und würde Kazel seine Bedeutung schenken, wenn er es aussprach, so wie es Sademos seine Bedeutung schenkte. Was auch immer es war, es wohnte in dem Kristall und lechzte nach Kazels Zeitensand.
Nebhasmhorachd...
Er war so viel besser, als alles, was es bisher gekostet hatte!
Nebhasmhorachd...
Seine Lippen begannen unwillkürlich zu zucken, wie bei einem nervösen Krampf. Kazels freier Wille presste aber seine Kiefer zusammen.
Nebhasmhorachd...
SPRICH MICH AUS!!!
NEBHASMHORACHD!
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Donnerstag 25. Februar 2021, 23:53

Mit Schrecken stellte Kazel fest, aus welchem Material das Buch gefertigt worden war. Er erkannte, wenn es sich um gegerbte Haut handelte, ahnte sogar, dass nicht alle Seiten ordentlich geglättet und behandelt worden waren. Denn er selbst hatte schon so manchem Kaninchen oder anderem Kleintier der Stillen Ebene nach erfolgreicher Jagd das Fell abgezogen und Hautlappen aus dem Körper geschnitten, um seine eigene Kleidung zu flicken oder Werkzeug handlicher zu machen. Gerbstoff hatte ihm oft gefehlt. Er lernte jedoch, dass Urin sich auch dafür eignete. Es stank nur bitterlich. Kazel schnupperte nicht in Richtung des Buches. Er besah sich lediglich die Seiten. Schnell stellte er nicht nur fest, dass es sich um Haut handelte, auf der geschrieben worden war, sondern auch, dass jene von Hybriden stammen musste. Er riss den Blick hoch und schwenkte ihn zu Sademos herüber. Und er spürte ein inneres Feuer empor lodern, das sich von Hass ernährte. Auch dieses Gefühl kannte er von früher, wann immer er Dunkelelfen begegnet war. Er dachte für lange Zeit, diesen blinden Hass besiegt zu haben, doch gerade in diesem Moment kochte er wieder hoch. Seine Pflicht, diesen Mann zu töten, wurde zu einem persönlichen Wunsch.
Ich darf dennoch nicht unbedacht handeln. Ruhig ... bleib ruhig! Rasch wandte er den Blick wieder ab, da Sademos weiterhin in seiner meditativen Haltung hockte und sich nicht rührte. Er konzentrierte sich noch einmal auf die Buchseiten und würde später sicherlich genau diese Tat bereuen. Denn plötzlich veränderte sich etwas. Er las über eine Zeile. Das Wort war ihm so fremd, dass er es mehrmals im Kopf wiederholen musste, ehe es Gestalt annahm. Einen Sinn ergab es dadurch nicht, aber es prägte sich langsam in sein Denken ein. Er hörte seine eigene Stimme - oder war es eine Fremde - das Wort Silbe für Silbe wiedergeben. So lange, bis er sich zutraute, es aussprechen zu können und mit einem Mal wuchs in ihm der Wunsch, es auch zu tun. Dem stand nur noch seine Vernunft gegenüber, gespeist von Vranyks Warnung, in den Räumlichkeiten seines mutmaßlichen Herrn nicht zu sprechen. Instinktiv spürte Kazel, dass dies die bessere Entscheidung wäre. Gleichzeitig wuchs in ihm das Verlangen, einfach den Mund aufzureißen und das neu erlernte Wort heraus zu posaunen.
Was denke ich da? Warum sollte ich es aussprechen wo-... Nebhasmhorachd ... was denke ich da?
Verwirrt und auch ein wenig unwohl trat er von dem Buch zurück. Etwas stimmte nicht. Das Wort hallte in seinem Körper wider, schien lauter zu werden und wiederholte sich mit jedem weiteren Schlag seines eigenen Herzens. Dann legte es sich über seinen Puls, der aufgrund seines wachsenden Unbehagens schneller schlug. So erklang auch dieses seltsam befremdliche Wort immer schneller in seinem Geist. Dafür wurde es auch lauter und immer lauter, bis es ihm fast in den Ohren dröhnte, obwohl Kazel doch überhaupt nichts Neues hörte, was sich in die Geräuschkulisse des Raumes schlich.
Trotz allem wurde es unerträglich. Er strauchelte einige Schritte durch den Raum und wieder in Richtung des Sandmusters, in dessen Zentrum Sademos nach wie vor saß. Was geht hier vor? Warum ... Nebhasmhorachd ... ich kann kaum einen klaren Geda-Nebhasmhorachd-nken mehr fassen. Was ist d...Nebhasmhorachd?!
Kazel hielt sich den Kopf. Er bereute, in das Buch geschaut zu haben. Er kämpfte mit aller Willenskraft dagegen an, das Wort auszusprechen und zugleich sehnte er sich danach. Einen rationalen Gedanken zu fassen und vor allem, ihn zu halten, wurde zum Kunststück. Zwischen zwei Atemzügen kam ihm die Idee, sein Leben erneut aufzuhauchen, um ins Reich des Gevatters zu gelangen. Jener wüsste bestimmt, etwas zu unternehmen. Er war ein zeitloses, mächtiges Wesen, das ... Er würde ...Nebhasmhorachd... nur wieder ... verärgert... Nebhasmhorachd ...muss es allein ....
Dieses Wort in seinem Geist würde alles zunichte machen. Soviel war Kazel noch klar und so weit konnte er noch begreifen, wenngleich der befremdliche Wunsch in seinem Innern immer mehr zum Befehl heran wuchs und ihn dazu trieb, all sein übriges Denken aufzugeben. Und genau das war die Gefahr daran. Wie sollte er Sademos töten, wenn er nur noch an ... Nebhasmhorachd ... sprich es aus ... ja, sprich es aus ... denkten konnte?
Sademos! Er war der Schlüssel.
Kazel hob den Kopf an. Wie eine steife Holzpuppe bewegte er sich auf seinen Herrn zu. Auf diese Weise würde er den Sandkreis mit einem einzigen Schritt hindurch zerstören. Er bewegte seine Gelenke und focht nun nicht länger nur einen Kampf im Geiste aus. Er spürte, wie die Adlerkrallen bei jedem weiteren Schritt vorzuckten. Er fühlte, wie seine Mauern aus Willenskraft unter dem Ansturm des Wortes bröckelten. Aber er fühlte auch, dass er wieder mehr Kontrolle über seinen Körper zu haben schien. Jedenfalls kam es ihm so vor. Er musste diesen Moment nutzen, dieses kleine Stückchen Zeit.
Zeit! Sein Blick fiel auf die Innenfläche seiner linken Hand. Er konnte die Sanduhr seines Lebens sehen. Nur einige Körnchen und er könnte seinen Auftrag erfüllen, danach zum Gevatter reisen, um Hilfe zu erbitten. Da erkannte er den seltsamen Wurm im Inneren der Uhr, welcher sich von den winzigen Körnchen ernährte. Er labte sich an jedem einzelnen Happen des kostbaren Sandes. Vergiftet ... sterbe ... muss schnell noch ... Nebhasmhorachd aussprechen ... sprich es aus .... Nein! Muss ... Sammler ... muss ... ihm sagen. Ja, sagen! Es aussprechen! Sprich es aus! Nebhasmhorachd!
Kazel riss den Mund auf. Er keuchte, aber seine Stimmbänder verengten sich noch nicht weit genug, um überhaupt einen Laut zu formen. Noch nicht. Er kämpfte weiter. Und er stürzte sich vor. Mit einem Fuß verwischte er den am Boden ausgestreuten Sand, mit dem anderen drückte er sich vom Boden ab, um genug Schwung zu haben, die geringe Distanz zu Sademos zu überwinden. Würde er ihn erreichen, ehe jener handeln könnte? Kazel sah nicht einmal mehr, ob der Sammler gewahr wurde, dass sein kostbarstes Sammlerstück von einem Hybriden sich auf ihn stürzte. Kazel sah nur noch auf die Kehle, die ihm eben noch so offen präsentiert wurde und er schwang bereits im Fall die Faust, um Haut und Kehlkopf - wenn möglich - mit den scharfen Adlerkrallen aufzuschlitzen. Diese Bewegung, dieses Vorhaben kostete ihn alle Konzentration. Er brauchte jede Faser seines Selbst, um die nötige Körperbeherrschung für seinen Sprung und die Attentat-Attacke auszuführen. Und das, obwohl er nicht einmal wusste, ob es von Erfolg gekrönt wäre. Alles, was er noch wusste, war, dass er dadurch seine geistige Barriere aufgab.
"Nebhasmhorachd", zischte er mit funkelnden Augen, in denen der dunkle Sturm eines Mörders sich Bahn brach, als er auch schon auf Sademos' Kehle zuhielt.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Dienstag 2. März 2021, 19:28

Ohne einen einzigen Laut, ohne das ein geübtes Auge den Unterschied erkennen würde, vollzog sich still der Wandel. Einmal in das falsche Buch gesehen,einmal seine Neugierde in die falsche Richtung gelenkt und schon nahm das Schicksal einen gänzlich anderen Weg.
...
In Kazels Fall war dies der Weg, den er zu Enge gehen musste. Er hatte einen Auftrag, den er nicht nur erfüllen musste, sondern nun auch herzlich wollte! Doch nun wisperte, buhlte, nein schrie etwas in ihm um seine Aufmerksamkeit. Wie eine steife Holzpuppe bewegte er sich auf seinen Herrn zu. Mit einem einzigen Schritt zerstörte er den Sandkreis, der sich daraufhin wie Wasser auf einem heißen Stein auflöste. Der Sand verdampfte, bildete einen dichten Nebel um die zwei Gestalten im Innren und Sademos Gesicht bekam sofort einen schmerzhaft verzogenen Ausdruck. Kazel bewegte seine Gelenke und focht nun nicht länger nur einen Kampf im Geiste aus. Er spürte, wie die Adlerkrallen bei jedem weiteren Schritt hervor zuckten. Er fühlte, wie seine Mauern aus Willenskraft unter dem Ansturm des Wortes bröckelten. Er musste schnell sein. Er brauchte...
Zeit!
Sein Blick fiel im Sturm nach vorn auf die Innenfläche seiner linken Hand. Er konnte die Sanduhr seines Lebens sehen. Er sah den seltsamen Wurm im Inneren der Uhr, welcher sich von den winzigen Körnchen ernährte. Er labte sich an jedem einzelnen Happen des kostbaren Sandes.
Vergiftet ... sterbe ... muss schnell noch ... Nebhasmhorachd aussprechen ... sprich es aus .... Nein! Muss ... Sammler ... muss ... ihm sagen. Ja, sagen! Es aussprechen! Sprich es aus! Nebhasmhorachd!
Kazel riss den Mund auf. Er keuchte. Er kämpfte weiter. Und er stürzte sich vor. Er sich vom Boden ab, um genug Schwung zu haben, die geringe Distanz zu Sademos zu überwinden. Kazel sah nur noch auf die Kehle, die ihm eben noch so offen präsentiert wurde und er schwang bereits im Fall die Faust, um Haut und Kehlkopf mit den scharfen Adlerkrallen aufzuschlitzen. Diese Bewegung, dieses Vorhaben kostete ihn alle Konzentration. Er brauchte jede Faser seines Selbst, um die nötige Körperbeherrschung für seinen Sprung und die Attentat-Attacke auszuführen. Alles, was er noch wusste, war, dass er dadurch seine geistige Barriere aufgab.
"Nebhasmhorachd"
, zischte er mit funkelnden Augen, in denen der dunkle Sturm eines Mörders sich Bahn brach, als er auch schon auf Sademos' Kehle zuhielt. Alles geschah gleichzeitig und trotzdem hatte Kazel das Gefühl, als stünde die Zeit still. Seine Sinne dehnten sich aus, weiteten sich und erfassten das ganze Ausmaß der Tragödie...
**...Nebhasmhorachd... - Unsterblichkeit - **
Plötzlich war ihm die Bedeutung klar. Mit jeder Silbe die über seine Lippen gekommen war, hatten sie an Bedeutung gewonnen. Erkenntnis tauchte in Kazel ein, schlug nach ihm, wie eine Welle im Sturm und brach über ihm zusammen. Es war als öffnete sich eine Tür für ihn und eine andere schloss sich. Sademos riss die Augen auf, wollte schreien, wollte handeln, verhindern was geschah, aber dafür war es schon zu spät. Kazel hatte das Ritual nicht nur gestört... er hatte es auf sich übertragen. Seine Adlerkrallen drangen in weiches Fleisch, zerschnitten Knorpel und unterbrachen den Luftstrom, den sein Gegner noch zu seinen Stimmbändern hatte schicken wollen.
„Nebhasmmmgrllllllgrglllgrlgrld...“
Dann war nur noch leises Blubbern zu hören, als der letzte Atemzug des Sammlers aus seiner sich mit Blut füllenden Lunge wich. Blut rann aus seiner aufgerissene Kehl über seinen Leib, spritzte Kazel ins Gesicht. Jemanden die Kehle aufzureißen war wahrlich nichts sauberes, aber es war effektiv. Sademos letzte Herzschläge verstummten und zerrannen im Fluss der Zeit, der nebelförmig um sie herum waberte. Kazel hatte Sademos seinem eigenen Ritual geopfert und auch diese Erkenntnis traf ihn hart, wie ein Schlag mit einem Knüppel. Das Wort hatte eine eigene Identität, einen eigenen Willen und hatte auf einen würdigeren Wirtskörper gewartet, als den den Sammlers. Und nun hatte es in Kazel „Das neue Heim“ gefunden.
Dann fühlte Kazel etwas, dass ihn vielleicht ein bisschen überraschte. Nebhasmhorachd war dankbar und in seiner Dankbarkeit gab er etwas zurück, ob Kazel es nun wollte oder nicht. Der Wurm in seiner Sanduhr ...nun sagen, wir einfach, was vorne rein geht, kommt auch hinten wieder raus. Die Zeit stand still. Vieleicht hatte Kazel sie instinktiv angehalten, aber der Wurm, das Wort war wach wie er und obwohl es sich von Lebenszeit ernährte, konnte es auch welche zurück geben und Kazel beobachtete fasziniert, wie sein Stundenglas sich mit leicht bläulich schimmernden Sand füllte, den der Wurm ausschied.
Füttere mich und ich kann dich ewiglich nähren! Werde ein Teil von mir! Werde Nebhasmhorachd!
Das hatte Sademos also hier getan. Kazel verstand es nun. Der Sammler hatte Hybriden, die meist verhasste und am wenigsten geschätzte Lebensform auf Celcia kultiviert, gesammelt, gestohlen, entführt und ...verfüttert. Niemand vermisste Hybriden. Niemand suchte nach ihnen. Er hatte ihre Seelen extrahiert und einem Dämon zum Fressen vorgeworfen. Dieser hatte ihm dafür einen Teil der köstlichen süßen Lebenszeit dafür zurück gegeben und ihm damit „Unsterblichkeit“ verliehen.
...
Und nun?
...
Kazel stand im Zeitstopp unter dem Kristall. Sademos Seele, seine Lebenszeit und die der geopferten Seelen schwebte nebelförmig im Raum. Der Zeitsand des Rituals hatte sich aufgelöst, als er ihn durchschritten hatte. Diese Lebenszeit war greifbar nah und lockte Kazel:
Nimm sie dir. Sie gehört dir. Du kannst alles haben.
Kazel wusste genug über Zeitmanipulation, dass er dieses Angebot tatsächlich zu schätzen wusste. Zeit war so kostbar. Mit einer Sekunde konnte man seine Feinde niederringen, sich einen Vorteil verschaffen, einem ungeborenen Kind eine Chance geben, einer getöteten Liebe ein neues Leben... Die Möglichkeiten waren UNENDLICH!
Nebhasmhorachd... Gib mir diese Zeit und ich gebe dir sie wieder.
Kazel verstand sogar den Prozess, den der Wurm in seinem Stundenglas vollzog. Er fraß den weißen Lebenssand und produzierte eine Art Kopie, die sich nur leicht in der Farbe unterschied. Es war eine Situation in der beide Seiten gewannen. Er war ein Parasit, aber er zehrte Kazel nicht auf...zumindest noch nicht. Nebhasmhorachd musste nur ab und zu gefüttert werden und hier gab es „freie“ Zeit im Überfluss! Der verdampfte Zeitsand war da. Kazel musste nur die Zeit weiter laufen lassen, einen Atemzug tun und alles würde ihm gehören.
Und wenn er es nicht tat? Wenn er seine eigene Zeit verbrauchte, sich nicht die „freie Zeit“ nahm um hier heil raus zu kommen? Dann würde der Wurm weiter an IHM zehren, soviel war sicher.
Vielleicht kam ihm noch ein Gedanke, wenn auch immer wieder gestört durch das leise Flüstern in seinem Kopf. Diese „freie Zeit“ hatte mal irgendwem gehört. Es waren verdaute Seelen. Ein Ottermädchen, ein Fuchsmädchen ein junger Hybrid... und so viele mehr! Wie war noch mal sein ursprünglicher Plan gewesen?
Nebhasmhorachd...du kannst alles haben. Du kannst Herr über sie alle sein.
Was wollte er hier?
Nebhasmhorachd... Füttere mich!!!
Ja, sein neuer Mitbewohner gewann an Macht, aber er war auch unfähig Kazel zu lenken... noch. Er war hungrig nach dem weißen Zeitsand. Nur wollte Kazel diesem Hunger nachgeben? Bzw...nein, wollte er Nebhasmhorachd geben, wonach er hungerte?

((Zwischensequenz: derweil woanders ))
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Mittwoch 3. März 2021, 12:51

Als wollte der Sand selbst seine Tat verbergen, stob er unter seinen Schritten auf, wirbelte empor und wandelte sich zu einem dusigen Nebel, der Kazel mitsamt seiner Tat verschluckte. Es ging schneller als der Mischling erwartet hatte und im Grunde war es einfach. Oh ja, es war so einfach, das Leben eines anderen zu nehmen, wenn man sich die nötige Zeit dafür nahm. Zeit, an der nicht nur Kazel interessiert war. Er spürte die Schwere seiner eigenen Sanduhr in der Handfläche mehr denn je und es fühlte sich deutlich anders an als sonst. Fast so, als könne er auch das Treiben dieses Wurmes darin fühlen. Hitze- und Kälteschauer überkamen ihn gleichermaßen stark, so dass Kazel nicht sagen konnte, ob der kalte Schweiß ihn unruhig werden ließ oder aber trockene Hitzewallungen, die wie gerissene Haut brannten. Gleichzeitig verspürte er eine immense Energie in sich, die sich nur mit einem einzigen Wort beschreiben ließ: Macht.
Er hatte sich niemals zuvor so mächtig gefühlt, so gut, dass er jedes noch so große Problem spielend leicht anpacken und aus der Welt schaffen könnte. Ebenso wie er gerade Sademos den Sammler einfach der Welt entrissen hatte. Welche Monstrosität auch immer seinen Leib befallen hatte, sie steckte nun in Kazel und mit dem Ende des Sammlers leitete das Wesen die Erkenntnis ein. Es machte keinen Hehl daraus, dass es den Sturmadler als neuen Wirt auserkoren hatte. Es verbarg nicht seine Absichten, sich von dessen Lebenszeit ernähren zu wollen, aber es präsentierte sich auch nicht als reiner Parasit. Stattdessen beschloss Nebhasmhorachd - Unsterblichkeit! - Kazel einen Handel anzubieten. Er wollte an dessen Zeit, spendete ihm aber auch eine andere Version davon. Eine, die ihn unsterblich machen würde.
Wäre das Wesen nur mal genügsamer gewesen und bei Sademos geblieben! Jener schien sich nach Unsterblichkeit zu sehen, die Macht auszukosten und war bereit gewesen, dafür sogar über die Leichen unschuldiger Hybriden zu gehen. Jener hatte die Macht erlangt und auskosten können. Kazel aber war niemals in einer solchen Position gewesen. Er kannte das Streben nach Macht überhaupt nicht, sondern war zufriedener gewesen, im Verborgenen zu handeln. In den Schatten versteckt, vor der Welt und nicht zuletzt auch vor sich selbst. Erst andere hatten ihm überhaupt das Gefühl gegeben, dass er kein Schattendasein führen musste. Er war akzeptiert worden und zwar nicht, indem man ihn auf sein Erscheinungsbild reduzierte, sondern für das, was er war. Mehr noch! Personen wie Janay empfanden Liebe für ihn und das, obwohl sie ihn genauso wenig kannte wie umgekehrt. Kazel strebte nicht nach Macht. Das einzige, wonach sein Herz sich sehnte, war diesen Frieden von Liebe und vielleicht gar einer Familie halten zu können. Akzeptanz, geboren durch aufrichtigen Respekt gegenüber seinen Taten und seiner Person - nicht in Form machtgieriger Gräueltaten, wie der Sammler sie vollführt hatte. Aus Angst mochten Machtverhältnisse entstehen, aber ihr Kern war nichts, das in Kazels Weltbild als gut bezeichnet werden könnte.
Jeder andere seiner Familie hätte ein besseres Fressen für den Wurm dargestellt. Aber vielleicht könnte er mithilfe des parasitären Wesens dafür sorgen, dass ... Bring es zu Ende! Denk daran, was du erreichen könntest. Willst du, dass deine Familie anderen antut, was dir widerfahren ist? Du magst keine Macht benötigen, wie du glaubst, aber du könntest mit ihrer Hilfe einige Ziele erreichen, von denen du bislang nur träumst. Er hörte die Stimme in seinem Kopf. Es war die des Wurmes und doch auch seine eigene. Sie lockte und verführte, schien dabei aber stets Macht als Anreiz zu nehmen. Kazel hörte bisher nicht, dass er mithilfe des Wurmes anderen auch helfen könnte. Diese Gedanken - vorhanden, aber irgendwie im Hintergrund - waren seine eigenen, wirklichen Sehnsüchte. Oder nicht? Je länger diese Ding - Nebhasmhorachd, Unsterblichkeit - in ihm ruhte und je länger es auf ihn einredete, deste schwerer fiel es ihm, sein eigenes Selbst von dem Wesen zu unterscheiden. Dieses Gefühl war anders als seine damalige Existenz ohne Seele, dennoch bereitete es ihm nicht minder Unbehagen. Zugleich wollte er der Verführung auch nachgeben. Es wäre so viel einfacher, den Auftrag seines ... Lehrmeisters? ... zu vollenden, wenn er Macht besäße. Es wäre so viel leichter, aus diesem Anwesen und aus Morgeria herauszukommen, wenn ...
Willst du denn überhaupt gehen? Wozu eine Stadt verlassen, die dir nicht behagt, wenn du genug Macht erlangen könntest, sie nach deinen Wünschen zu formen? Der Titel des dunklen Herrschers ist nichts im Vergleich zu dem, den du dir selbst geben könntest! Erst dieses Anwesen, dann Morgeria, dann Celcia .... klingt verlockend, nicht wahr? .... Ja ...
Kazel sank auf die Knie. Er betrachtete seine Hände und die bis eben noch so schöne Tunika. Beides war mit Blut besudelt, wenngleich man die dunklen Flecken auf dem schwarzen Stoff nicht sofort erkannte. Dann sah er auf den Leichnam des Sammlers nieder. Sein Herz hatte das Pumpen längst eingestellt und so spritzte das Blut nicht länger wie eine Fontäne aus dem zerfetzten Riss an seinem Hals heraus. Es strömte wie ein etwas zäher Fluss dahin, bedeckte den Boden und erreichte Kazels Schuhe. Nein, tat es nicht. Die nächste Erkenntnis befiel den Mischling. Die Zeit stand still und es war sein Verdienst. Sein eigener und die Hilfe des Wurmes. Nebhasmhorachd - Unsterblichkeit. Er spähte empor, durch den Nebel des Lebenssandes hindurch zu dem Kristall. In ihm waren noch so viele Seelen gefangen. Ihre Zeit waberte um Kazel herum. Er musste den Stillstand nur kurz unterbrechen und alles einatmen. Die eigene, vom Wurm gefressene Zeit wäre sofort wieder hereingeholt, wenn er diesem Anreiz nachgab. Vielleicht besäße er dann noch mehr Zeit als zuvor. So viel mehr Zeit, um Dinge zu tun! Mehr Zeit, um sie mit Janay zu verbringen ... mit ihrem gemeinsamen Kind ... mit ... Nebhasmhorachd - Unsterblichkeit! Willst du nicht unsterblich sein?
Kazel erhob sich. Tat er es wirklich? Seine Beine waren ebenso wenig greifbar wie der Wurm selbst. Er hatte das Gefühl zu schweben und gleichzeitig fühlte sich alles unendlich schwer an. Eine schwere Entscheidung. Nein, sie ist leicht. Ich kann Herr über alle sein. Nebhasmhorachd ... Füttere mich!!!
Die fordernde Stimme in seinem Kopf - die Stimme des Wurmes - meine Stimme - verlangte nicht viel von ihm. Einfach nachgeben, sich fallenlassen. Es war so einfach. So einfach, wie Sademos' Leben auszuhauchen und jetzt könnte er sich dessen verbliebene Zeit schlicht einverleiben. Er könnte tun, was der Sammler getan hatte. Er musste nur herausfinden, wie er den Kristall für sich nutzen müsste. Er könnte unsterblich werden. Nebhasmhorachd - unsterblich - zeitlos.
Kazel stutzte. Ja ... zeitlos ... wie ... wer?
Er berührte seine Stirn, dass die blutigen Fingerspitzen Abdrücke hinterließen. Er versuchte, sich an etwas oder jemanden zu erinnern. Ein Vorbild, das bereits zeitlos war. Jemand, von dem er lernen könnte .... wer nur? Neben dem plötzlich sehr intensiven Wunsch, sich selbst satt zu fressen und gleichzeitig fallen zu lassen, um mächtiger zu werden, drängte sich eine neues Bedürfnis auf. Es wurde aus Unentschlossenheit geboren, denn nach wie vor war es nicht Kazels Streben, Macht zu erlangen. Er tränzelte zwischen seinen eigenen Prinzipien und den Forderungen des Wurmes hin und her, ohne die Grenzen noch genau zu kennen. Aber dass sie existierten, war ihm auf bizarre Art und Weise weiterhin klar. Dieses Wissen reichte aus, unentschlossen zu bleiben und folglich eine entschlossene Entscheidung zu treffen. Ja ... Nebhasmhorachd ... Unsterblichkeit. Vielleicht. Für den Fall, dass ich es will, sollte ich vorbereitet sein ... nichts verschwenden ... falls ich ... füttern will ... ohja ... Er riss den Blick vom Kristall, ließ ihn schweifen und sah nur den Sandnebel freier Zeit. War sie wirklich frei? Sie gehörte all den Seelen im Dienste Sademos, eines Mannes, der nicht mehr war. Kazel ignorierte beide Fakten. Schwerfälliger als er gedacht hatte, bewegte er sich durch den Stillstand. Nein, so schwer war es nicht. Es war nur anders als sonst. Vielleicht, weil sein Körper den Wurm beherbergte? Ansonsten bewegte er sich doch durch die Zeitlosigkeit Dank ... wessen Hilfe? Ihm wollte kein Name einfallen. Keiner, der nicht Unsterblichkeit bedeutete und gefüttert werden wollte. Ja, ja ... noch nicht ... aber ich verschwende nichts... Kazel schwankte an den Regalen des Sammlers entlang auf der Suche nach einem simplen Behälter. Ein Glas mit Korken oder eine Dose. Irgendetwas würde er schon finden. Darin wollte er den Nebelsand aus Lebenszeit aufbewahren, bis er sich entschieden hatte, ob er ihn sich einverleiben wollte. Ich verliere nichts, wenn ich ihn so mitnehme ... ich kann ihn jederzeit verfüttern, falls ich das will. Aber ich gewinne ... Zeit ... mich zu entscheiden ... ja, das ist gut... oder nicht? Nebhasmhorachd ist hungrig. Die Unsterblichkeit will fressen .... füttere mich! ... Ich will fressen...
Obwohl er sich im Stillstand befand spürte Kazel instinktiv, dass ihm die Zeit zwischen den Fingern davon rann und zwar mit jedem Sandkorn, das der Wurm fraß. Selbst wenn dieser ihm diesen blauen Schimmersand zur Verfügung stellte ... etwas fühlte sich nicht richtig an. Etwas Zeitloses ... meine Zeit gehört nicht mir ... Das war der letzte Gedanke des Mischlings, bevor ihn der Hunger drängte. Fremder oder eigener Hunger? Was auch immer, er wollte ihn stillen. Oder wenigstens die Nahrung mitnehmen, um sie für später aufzuheben ... Mitnehmen ... ja... Ein Behälter für den nebligen, freien Zeitensand musste her!
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 3. März 2021, 16:19

Kazel wurde beobachtet! Und das von mehr als nur einer Entität des Schicksals. Leere Augenhöhlen richteten ihren Blick auf ihn, wie auch so manch andere mehr oder weniger stoffliche Gestalt. Hier ging Großes vor sich und das erzeugte Aufmerksamkeit. Selbst Manthala hatte ihren Blick einmal mehr auf ihn geworfen und sogar seinem Kind einen Traum geschickt. Die Mutter des Kindes hatte das Flüstern vernommen, da sie es im Blut hatte, und das Band, was beide aneinander knüpfte hatte viel verraten. Noch im Mutterleib miteinander verbunden waren sie eins. Ein Wahrtraum war durch den Äther gesickert, verwirrend, verzerrt, durcheinander gepurzelt wie es Träume nun mal waren, aber doch von Wahrheit angefüllt bis zum Rande des Erträglichen.

Und der ewige Kuttenträger? Ja auch er betrachtete aus der Ferne seinen Lehrling. Zufrieden verschränkte er die knochigen Arme vor den leeren Rippen, lehnte seine Sichel an einen Felsen im endlosen Sand seines Strandes und blicke blind hinaus auf den Seelenstrom und doch sah er alles! Er sah in die Seele seines Lehrlings.
Kazel kannte das Streben nach Macht überhaupt nicht, sondern war zufriedener gewesen, im Verborgenen zu handeln. In den Schatten versteckt, vor der Welt und nicht zuletzt auch vor sich selbst. Erst andere hatten ihm überhaupt das Gefühl gegeben, dass er kein Schattendasein führen musste. Er war akzeptiert worden und zwar nicht, indem man ihn auf sein Erscheinungsbild reduzierte, sondern für das, was er war. Mehr noch! Personen wie Janay empfanden Liebe für ihn und das, obwohl sie ihn genauso wenig kannte wie umgekehrt. Kazel strebte nicht nach Macht. Das einzige, wonach sein Herz sich sehnte, war diesen Frieden von Liebe und vielleicht gar einer Familie halten zu können. Akzeptanz, geboren durch aufrichtigen Respekt gegenüber seinen Taten und seiner Person - nicht in Form machtgieriger Gräueltaten, wie der Sammler sie vollführt hatte. Aus Angst mochten Machtverhältnisse entstehen, aber ihr Kern war nichts, das in Kazels Weltbild als gut bezeichnet werden könnte.
Und deshalb hatte der Gevatter ihn erwählt. Er war stolz auf seinen Lehrling. Aber er war auch neugierig, wie Kazel sich in den nächsten Sekunden verhalten würde, jetzt da seine Lebenszeit dahin rauschte, wie ein Fluss im Frühjahr nach der Schneeschmelze. Der Gevatter hatte nicht vor einzugreifen, das war nicht seine Art. Sein Lehrling musste selbst entscheiden. ER hatte ihm alles an die Hand gegeben, was er zur Lösung des Problem benötigte.
...
...Bring es zu Ende! Denk daran, was du erreichen könntest. Willst du, dass deine Familie anderen antut, was dir widerfahren ist? Du magst keine Macht benötigen, wie du glaubst, aber du könntest mit ihrer Hilfe einige Ziele erreichen, von denen du bislang nur träumst.
Er hörte die Stimme in seinem Kopf. Es war die des Wurmes und doch auch seine eigene. Sie lockte und verführte, griff auf seine tiefsten Wünsche dabei zurück und schien dabei aber stets Macht als Anreiz zu nehmen. Seine eigenen, wirklichen Sehnsüchte wurden in ihm erforscht und als Argumente umformuliert ihn zu locken und zu verführen. Je länger diese Ding - Nebhasmhorachd, Unsterblichkeit - in ihm ruhte und je länger es auf ihn einredete, desto schwerer fiel es ihm, sein eigenes Selbst von dem Wesen zu unterscheiden. Dieses Gefühl war anders als seine damalige Existenz ohne Seele, dennoch bereitete es ihm nicht minder Unbehagen. Kazel wusste um seinen derzeitigen Zustand. Er war besessen, aber konnte er etwas dagegen tun? Konnte er es beenden? Darüber hatte er noch nicht einmal nachgedacht. Es wäre so viel leichter einfach der Verführung nachzugeben. Es wäre so viel einfacher, den Auftrag seines ... Lehrmeisters? ... zu vollenden, wenn er Macht besäße. Es wäre so viel leichter, aus diesem Anwesen und aus Morgeria herauszukommen, wenn … Dann übertrieb das Wort in ihm ein wenig, auch wenn es nur die Wahrheit sprach:
Willst du denn überhaupt gehen? Wozu eine Stadt verlassen, die dir nicht behagt, wenn du genug Macht erlangen könntest, sie nach deinen Wünschen zu formen? Der Titel des dunklen Herrschers ist nichts im Vergleich zu dem, den du dir selbst geben könntest! Erst dieses Anwesen, dann Morgeria, dann Celcia .... klingt verlockend, nicht wahr? .... Ja ...
Kazel sank auf die Knie. Er betrachtete seine Hände und die bis eben noch so schöne Tunika. Beides war mit Blut besudelt, wenngleich man die dunklen Flecken auf dem schwarzen Stoff nicht sofort erkannte. Dann sah er auf den Leichnam des Sammlers nieder. Sein Herz hatte das Pumpen längst eingestellt und so spritzte das Blut nicht länger wie eine Fontäne aus dem zerfetzten Riss an seinem Hals heraus. Kleine Tropfen Blut hingen wie Perlen in der Luft. Die nächste Erkenntnis befiel den Mischling. Die Zeit stand still und es war sein Verdienst. Sein eigener und die Hilfe des Wurmes.
Nebhasmhorachd - Unsterblichkeit.
Er spähte empor, durch den Nebel des Lebenssandes hindurch zu dem Kristall. In ihm waren noch so viele Seelen gefangen. Ihre Zeit waberte um Kazel herum. Er musste den Stillstand nur kurz unterbrechen und alles einatmen. Die eigene, vom Wurm gefressene Zeit wäre sofort wieder hereingeholt, wenn er diesem Anreiz nachgab. Dann besäße er noch mehr Zeit als zuvor. So viel mehr Zeit, um Dinge zu tun! Mehr Zeit, um sie mit Janay zu verbringen ... mit ihrem gemeinsamen Kind … Zeit um seine Lieben im Leben zu schützen, das Schicksal auszutricksen, wie er es schon einmal bei Janay getan hatte... Er würde ihnen helfen können, ihre Tod verhindern können, ihnen Zeit geben!!!
Nebhasmhorachd - Unsterblichkeit! Willst du nicht unsterblich sein?
Kazel erhob sich. Tat er es wirklich? Seine Beine waren ebenso wenig greifbar wie der Wurm selbst. Er hatte das Gefühl zu schweben und gleichzeitig fühlte sich alles unendlich schwer an. Eine schwere Entscheidung.
Nein, sie ist leicht. Ich kann Herr über alle sein. Nebhasmhorachd ... Füttere mich!!!
Die fordernde Stimme in seinem Kopf - die Stimme des Wurmes - meine Stimme - verlangte nicht viel von ihm. Einfach nachgeben, sich fallenlassen. Es war so einfach. So einfach, wie Sademos' Leben auszuhauchen und jetzt könnte er sich dessen verbliebene Zeit schlicht einverleiben. Er könnte tun, was der Sammler getan hatte. Er musste nur herausfinden, wie er den Kristall für sich nutzen müsste. Er könnte unsterblich werden.
Nebhasmhorachd - unsterblich - zeitlos.
Kazel stutzte.
Ja ... zeitlos ... wie ... wer?
Etwas verbarg sich ganz bewusst vor seinem Zugriff. Er müsste sich erinnern, doch er tat es nicht. Er berührte seine Stirn, dass die blutigen Fingerspitzen Abdrücke hinterließen. An dieser Stelle war er schon einmal berührt worden... mehrfach..., war irgendwie nicht gut war... und doch... Er versuchte, sich an etwas oder jemanden zu erinnern. Ein Vorbild, das bereits zeitlos war. Jemand, von dem er lernen könnte ....
...wer nur?
Neben dem plötzlich sehr intensiven Wunsch, sich selbst satt zu fressen und gleichzeitig fallen zu lassen, um mächtiger zu werden, drängte sich eine neues Bedürfnis auf. Es wurde aus Unentschlossenheit geboren, denn nach wie vor war es nicht Kazels Streben, Macht zu erlangen. Er tänzelte zwischen seinen eigenen Prinzipien und den Forderungen des Wurmes hin und her, ohne die Grenzen noch genau zu kennen. Aber dass sie existierten, war ihm auf bizarre Art und Weise weiterhin klar. Dieses Wissen reichte aus, unentschlossen zu bleiben und folglich eine entschlossene Entscheidung zu treffen.
Ja ... Nebhasmhorachd ... Unsterblichkeit. …
Fast hätte schon das erste kleine „Ja“ in seinem Geist den Prozess in Gang gesetzt! Es war wie die Sekunde bevor sich Lippen zum Kusse trafen, ein Lauern dass so viel verhieß und versprach.
...Vielleicht. Für den Fall, dass ich es will, sollte ich vorbereitet sein ... nichts verschwenden ... falls ich ... füttern will ... ohja ...
Er riss den Blick vom Kristall, ließ ihn schweifen und sah nur den Sandnebel freier Zeit. War sie wirklich frei? Sie gehörte all den Seelen im Dienste Sademos, eines Mannes, der nicht mehr war. Kazel ignorierte beide Fakten. Schwerfälliger als er gedacht hatte, bewegte er sich durch den Stillstand. Einmal erzitterte wie von weiter Ferne die Tür zum Flur, aber Kazel nahm es kaum war. Selbst wenn dort draußen gerade jemand hatte Klopfen wollen, so war er hier drinnen in seinem eigenen kleinen Universum.
Kazel hatte aber eine Idee und schwankte an den Regalen des Sammlers entlang auf der Suche nach einem simplen Behälter. Ein Glas mit Korken oder eine Dose. Irgendetwas würde er schon finden. Darin wollte er den Nebelsand aus Lebenszeit aufbewahren, bis er sich entschieden hatte, ob er ihn sich einverleiben wollte.
Ich verliere nichts, wenn ich ihn so mitnehme ... ich kann ihn jederzeit verfüttern, falls ich das will. Aber ich gewinne ... Zeit ... mich zu entscheiden ... ja, das ist gut... oder nicht? Nebhasmhorachd ist hungrig. Die Unsterblichkeit will fressen .... füttere mich! ... Ich will fressen...
Obwohl er sich im Stillstand befand spürte Kazel instinktiv, dass ihm die Zeit zwischen den Fingern davon rann und zwar mit jedem Sandkorn, das der Wurm fraß. Selbst wenn dieser ihm diesen blauen Schimmersand zur Verfügung stellte ... etwas fühlte sich nicht richtig an. Etwas Zeitloses …
meine Zeit gehört nicht mir ...
Das war der letzte Gedanke des Mischlings, bevor ihn der Hunger drängte. Fremder oder eigener Hunger? Was auch immer, er wollte ihn stillen. Oder wenigstens die Nahrung mitnehmen, um sie für später aufzuheben ...
Mitnehmen ... ja...
Ein Behälter für den nebligen, freien Zeitsand musste her! Doch das Einzige was Zeitensand beherbergen konnte war der Kristall und irgendwie wusste Kazel, dass diese Lösung seine Fähigkeiten überstieg... ODER eben eine Sanduhr. Mit den kannte er sich aus. Und eine Sanduhr war gerade leer geworden.

Kazels Blick fiel auf die leere Hülle, die einst der Sammler gewesen war. Er sah auch die leere Sanduhr.
Hm... nicht perfekt, aber ein Gefäß ist ein Gefäß.
Und nun da er der Wächter über das Wort war, hatte er die Kontrolle. Er könnte Sademos all die leckere Zeit geben, sie in ihm versiegeln und ihn so „leben“ lassen... nach seinem Willen. So willenlos, wie er seine Hybriden gesammelt und geleert hatte, so konnte Kazel ihn mit neuem Leben „füttern“, ihn erstehen lassen und ihn befehligen.
...
Die Ironie, die in diesem Handeln liegen würde, ließ sogar den Gevatter hohl und leise kichern.
...
So würde Sademos kriegen was er sich gewünscht hatte. Eine Unsterblichkeit, die jedoch dem Willen eines Anderen unterlag. Wie eine Puppe... gleich dem Ottermädchen...
Ein Gefäß ist ein Gefäß.
Und wenn es Kazel beliebte, dann könnte er der Hülle die Lebenszeit wieder entnehmen...
Ja, selber fressen! Sie ist sooo köstlich. Du könntest einen Happen naschen...
Aber ein Gefäß war gefunden und Kazel musste sich noch nicht entscheiden. Er konnte warten, abwägen, mehr seines eigenen Sandes an den Wurm verfüttern um nicht die Macht zu kosten, die ihm hier kredenzt wurde.
..so herrlich süß und frisch...
Der lockende Singsang wiederholte sich ein paar Mal in seinem Kopf und irgendwie lief Kazel tatsächlich als körperliche Reaktion auf die Vorstellung der Speichel im Munde zusammen. Konnte Zeit gut schmecken? Würde die Unsterblichkeit süß sein wie Honig? Auf jeden Fall würde es Kazels tiefsten Gelüste erfüllen!
Ein weiteres dumpfes Beben ging durch das Holz der Tür. Diesmal nahm es Kazel etwas mehr war. Auch nur am Rande seines Bewusstsein, da es nicht wichtig war, aber doch ein bisschen als störend. Da klopfte jemand sehr sehr langsam an die Tür. Für ihn fühlte es sich an, als lägen Minuten dazwischen, doch die Wahrheit lag wohl eher in Bruchteilen von Sekunden. Er konnte noch auf das dritte Beben warten und sicher noch eine Stunde, in der lang gedehnte Worte nach ihrem Herren fragen würden und bevor die Tür sich öffnen würde. Ja...etwas war anders. Der Zeitstopp war nicht so vollständig, wie Kazel es gewohnt war. Die Qualität ließ zu wünschen übrig, als wenn die Magie eben nicht aus reinem weißen Zeitsand entstanden war, sondern aus dem zart blau schimmernden.
.. aber gewohnt? Woher...?
Kazel wollte einfach nicht einfallen, woher dieses komische Gefühl stammte, aber...
Vielleicht war das auch gut so.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Samstag 6. März 2021, 11:02

Kazel hatte sich bereits an die seichte Kühle gewöhnt, die gelegentlich seinen Nacken strich oder sich einer schweren Knochenhand gleich auf seine Schulter legte. Dass der Gevatter ihn beobachten mochte, fiel dem Elfen somit gar nicht mehr auf. Aktuell hatte er auch deutlich andere Probleme, als sich mit dem Tod in Person zu befassen, obwohl dieser ihm vielleicht hätte helfen können. Ein schnelles, erneut forciertes Ableben, ein Besuch in seiner Domäne und die Bitte, den Wortwurm loszuwerden. Dem Gevatter wäre es sicherlich ein Leichtes gewesen. Er war mächtiger als dieser Wurm! Aber dazu hätte Kazel es erneut wagen müssen, ihn zu stören. Er hätte sich seiner überhaupt erinnern müssen! Etwas drängte ihn zurück. Die Gedanken waren nicht verloren, aber verwischt. Kazel konnte sie nicht greifen. Jedes Mal, wenn er versuchte, sich an etwas oder jemand Zeitlosen zu erinnern, drängte sich ein anderes Bedürfnis in den Vordergrund: Hunger. Einer von der Sorte, die nicht mit materieller Nahrung gestillt werden konnte. Es war der Hunger nach Zeit. Jemand wollte von seiner Zeit zehren und sofort fiel die Aufmerksamkeit wieder auf den Wurm in seinem Stundenglas.
Er konnte ihn zwischen all den eigenen Sandkörnchen und den neuen in schimmerndem Blau nur noch schwerlich ausmachen, aber dass dieses fremde Wesen nach wie vor hinter dem gewölbten Glas lauerte, war ihm bewusst. Die Forderung, ihn zu füttern, ging von dort aus. Und auch das Wissen, dass er nichts zu verlieren hätte, würde er den Parasiten gewähren lassen. Immerhin schenkte dieser auch Zeit. Die andere Form mochte ihn von dem Wurm abhängig machen, aber sie verlieh ihm auch deutlich mehr Macht. Ein Vorteil, den der Mischling nicht zu nutzen wusste, da Machtbestreben fern seiner persönlichen Sehnsüchte lag. Trotzdem klang es verlockend und er musste mit wachsender Intensität gegen den Hunger ankämpfen, der nach und nach auch sein eigenes Denken in Besitz nahm. Die Grenze zwischen dem Fremdwesen und seiner Selbst verschwamm. Er musste etwas unternehmen, bevor er sich selbst verlor.
Jede Bewegung schien ihm schwerer zu fallen. Es lag nicht daran, dass der Wurm Kontrolle über seinen Körper übernahm. Im Gegenteil, er schenkt Kazel gerade doch dieses Übermaß an Kraft oder zumindest den Glauben daran, unaufhaltsam zu sein. Die Schwierigkeit bestand darin, seinem eigenen Willen zu folgen und die Stimme in seinem Kopf, die doch seine eigene war, in den Hintergrund zu rücken. Nur kurz ... dann ... ich muss ... muss fressen! Füttern! Ja! Er schüttelte den Kopf. Es half nichts, es war nur ein Reflex. Er musste es geistig tun. Er musste die Stimme von seiner eigenen Willenskraft abschütteln und das lange genug, um ... zu fressen! Du brauchst nur einmal tief einzuatmen. Danach hast du genug Kraft. Danach fressen wir weiter. Du frisst weiter. Füttere mich! Füttere uns! Füttere ... dich! Er schluckte und spürte, wie der Speichel nicht nur über die Grenzen seiner Mundwinkel trat, sondern auch bis zum Kinn lief, um von dort zähflüsig herab zu tropfen. Er geiferte wie ein verhungerndes Tier, das Fleisch erblickt hatte. Sein Magen knurrte nicht, fühlte sich nicht leer an und doch spürte er diese tiefe Leere in sich. Er war hungrig. Seelennhungrig. Fressen ... gleich ... will fressen ... Ich bin so hungrig ... ich darf nichts verschwenden. Ich muss alles aufsammeln und dann ... fressen. FRESSEN! In einer unüberlegten Bewegung schleuderte Kazel sich selbst gegen eines der Regale. Bücher und irgendein undeutbares Schmuckstück fielen heraus. Letzteres schepperte leicht und schaffte es so möglicherweise, durch den Gedankenstrom seiner vom Parasiten befallenen Stimme bis zu ihm durchzudringen. Es klingelte ihn wach. Für Sekunden konnte Kazel einen klaren Gedanken fassen, der nichts mit Fressen zu tun hatte. Es reichte aus, um sich knapp umzublicken und den Gedanken in einen Plan umzuwandeln. Er musste nur schnell sein. Er musste seine Umgebung erfassen. Was sah er? Seine Augen trafen auf die Bücher zu seinen Füßen. Nein, die waren nicht nützlich. Fremde Werke eines Mannes zu lesen, der Hybriden für seine eigene Lebenszeit opferte war keine gute Idee. Das hatte er gelernt und dennoch ... es ist doch gut, so gut! So viel Macht zu haben! Du musst nur meinen - unseren - deinen! - Hunger stillen. Friss. Friss alles, was da ist. Hol dir deine Kraft und friss dich satt ... Nur was konnte er fressen? Kazels Blick wanderte zu dem Kristall empor, wobei er wiederholt den Nebel der Lebenszeit anderer streifte. Oh wie verlockend süß er im Stillstand schwebte. Ein Atemzug nur ... friss! Kazel bewegte sich nun darauf zu, ohne sich ein Behältnis genommen zu haben. Wozu auch? Er könnte den Sand einfach sich selbst einverleiben. Dann wäre er eben gefressen. So lecker... aber ... nicht überfressen ... will alles ... wenn ich hungrig bin ... für später .... länger daran fressen... Ganz gab er sich dem Wunsch des Wurmwesens - seines Wunsches! - noch nicht hin. Er blieb vernünftig, geboren aus der Erfahrung, die er in den Jahren in der Stillen Ebene erlangt hatte. Wenn er dort gejagt oder einen Reisenden erfolgreich überfallen hatte, musste er sich die Beute auch einteilen. Es half nichts, alles auf einmal zu verbrauchen. Das überfütterte ihn nur, machte ihn träge. Er hatte dann nicht mehr jagen können und musste hungern, bis er wieder munter genug war, auch erfolgreich zu sein. Diese Erfahrung konnte der Wurm nicht gänzlich von ihm nehmen, denn sie hatte Kazels Lebensstil über Jahre geprägt. Auch mit Parasit war er irgendwo immer noch er selbst und griff auf eigene Erfahrungen zurück, die ihm halfen, zu überleben. Er wollte fressen, dieses Bedürfnis machte sich in ihm breit wie kein anderes. Fressen, aber nicht überfressen. Er musste ein Behältnis finden.
Als er sich wieder dem Lebenssand näherte und einfach in ihn eintauchte wie in einen Nebel, erkannte er die Form am Boden. Menschlich, aber leblos. Es war nur noch eine Hülle. Nichts mehr zu fressen ... aber ... ich könne ihn anreichern. Ein Behältnis ... oh. Ohja ... Fressen für später... Kazel sank auf die Knie. Er blickte durch die Nebelwand aus Zeitensand empor zum Kristall. Er spürte, was es dort zu holen gab. Er leckte sich über die Lippen, wischte sich den Geifer vom Kinn. Er streckte seine Hand nach dem Kristall aus und da fiel sein Blick erneut auf das Stundenglas in seiner Handfläche. Es lugte einfach aus seiner Haut heraus, ohne hinab zu fallen. Und ganz gleich wie er es drehte, der Sand würde nicht in die ursprüngliche Seite zurückfallen. Was er bereits gelebt hatte, kehrte nicht zurück. Was er noch zu leben hatte, fraß der Wurm und schied dafür blauen Schimmersand aus. Kazel betrachtete den Prozess wie in Trance. Mithilfe des parasitären Lebenssandes blieb er zeitlos. Zeitlos ... fressen ... ein Behältnis für später ... für zeitloses Fressen .... Er schenkte seine Hand, ohne den Blick vom Stundenglas zu lösen. So drehte er sich Sademos' toter Hülle zu. Das Blut war inzwischen aus ihm herausgesickert, zumindest bis alles zum Stillstand gekommen war. Er hatte noch nicht alles verloren. Nur sein Leben. Seine Seele, sofern diese überhaupt noch vorhanden gewesen war und sich nicht mithilfe des Sandes anderer geformt hatte. Mithilfe des Kristalls. Kazel musste sich beherrschen, nicht erneut zu dem Seelenleckerbissen über sich zu spähen. Später ... späteres, zeitloses Fressen. Es ist das perfekte Behältnis... ich muss nur ... lass mich machen. Nur kurz. Wir haben Zeit. Haha, Zeit! Seine Gedanken wirbelten umher und er konnte sie kaum noch von jenen des Wurms unterscheiden. Wo fing Nebhasmhorachd an und wo endete er selbst? Die Antwort lag vor ihm.
Kazel ballte ide Faust. Mit seinen Adlerkrallen schlitzte er einen Teil des Gewands ab, das zu Sademos' Robe gehörte, bis er ein längliches Stoffband besaß. Dieses knotete er ihm um den Hals. Sobald die Zeit weiterlief, wollte er nicht, dass Blut alles besudelte. Wenn das überhaupt möglich war. Schließlich sollte dieser Körper nur als Behältnis dienen. Oder genauer gesagt die Sanduhr, welche er bei ihm vorfand. Sie war leer. Er hörte sich selbst in seinem Kopf Kritik äußern, doch es war nichts Besseres vorhanden, mit dem er nun arbeiten könnte.
Ein Gefäß ist ein Gefäß.
Kazel nickte. Und dann spürte er endlich wieder die volle Kontrolle über sein selbst. Er konnte handeln und entscheiden. Er konnte Sademos Zeit geben, über die er zu entscheiden hatte. Ein köstliches Vergnügen! Füttern ... ich füttere ihn ein wenig ... oh ja... Langsam, als wolle er den Hunger in sich damit noch ein wenig necken, griff er nach Sademos' leerer Sanduhr. Schnell erkannte Kazel, dass er auf einer Seite den Boden abnehmen konnte wie einen Deckel. Genau das tat er und vergewisserte sich durch ein wenig Schütteln, dass das Stundenglas vollkommen leer war. Er konnte nicht verhindern zu seufzen. Von Sademos selbst bekäme er wohl keinen Sand mehr, aber er hatte auch nicht vorgehabt, sich dessen Zeit einzuverleiben. Ich habe mehr Zeit als genug. Bin zeitlos ... denn ... meine Zeit ist nur geliehen. Er stutzte. Der Gedanke war so simpel. Ich verliere nichts ... oh doch ... deshalb ist es Zeit ... zu fressen? Ja ... ein wenig wirst du nun fressen. Nur ein bisschen.
Kazel stellte Sademos Stundenglas auf. Würde er den Stillstand nun lösen, könnte er den Nebel vielleicht dort hineintreiben. Aber das hatte er gar nicht vor. Stattdessen griff er nach seinem eigenen Stundenglas. Besaß auch dieses die Möglichkeit, es zu öffnen? Er hatte nun zwei Möglichkeiten und je nach Situation würde er sich für eine entscheiden. Dabei galt sein Blick ein letztes Mal dem Wurm. Wir teilen unsere Gedanken. Wir sind schon eins ... in meinem Kopf. Ich spüre deinen - unseren! - MEINEN! .... Hunger .... ich hab so Hunger ... ich teile nicht mit dir ... meins. Es ist meine Zeit! .... Nein, sie ist nur geliehen ... meine geliehene Zeit ... so hungrig....
Er spürte ein Sträuben. Der Wurm schien sein Vorhaben zu ahnen. Kazel war nicht zeitlos, weder mit noch ohne ihn. Daher musste er sich nun beeilen. Konnte er sein Stundenglas öffnen? Wenn ja, wäre es leichter, den Wurm mit seinem blauen Schimmersand und nur ein wenig seiner eigenen Lebenszeit in Sademos' Glas zu schütten und loszuwerden. Wenn nicht, würde Kazel drastischer vorgehen müssen und sein Stundenglas zerschlagen ... um so viel seiner Lebenszeit in Sademos' Sanduhr zu retten. Dann ohne den Wurm, ohne den Schimmersand, aber mit der Hoffnung, den fremden Körper nutzen zu können. Nichts, was er gern tat, aber er wusste sich nicht anders zu helfen. Der letzte Rest Willenskraft, der noch nicht mit dem parasitäten Denken durchzogen war, musste ausreichen, diese Tat zu vollbringen. Ansonsten wäre er verloren. Wie auch seine Zeit. Geliehene Zeit ... Du ... Wir ... Ich ... kann sie nicht haben. Nur geliehen ... ich bin bereits tot ... Mit aller eigenen Willenskraft, die er aufbringen konnte, versuchte Kazel nun seinen Plan in die Tat umzusetzen, um sich von dem Wurm zu befreien. Mochte er etwas von seiner Lebenszeit mitnehmen, aber nicht alles. Den Rest brauchte er ... für ... Aufgaben. Für Personen. Für alles, an das er sich nur angedeutet erinnern konnte in diesem Moment.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Samstag 6. März 2021, 19:52

Ein Gefäß ist ein Gefäß.
Kazel nickte sich selbst zu. Er könnte Sademos Zeit geben, über die er zu entscheiden hatte. Er könnte ihn lenken wie er seine Puppen zuvor gelenkt hatte. Welch ein köstliches Vergnügen! Dafür müsste er ihm nur ein wenig Zeit geben.
Füttern ... ich füttere ihn ein wenig ... oh ja...
Langsam, als wolle er den Hunger in sich damit noch ein wenig necken, griff er nach Sademos' leerer Sanduhr. Schnell erkannte Kazel, dass er auf einer Seite den Boden abnehmen konnte wie einen Deckel. Das war das Bild was in ihm für das „Füttern“ sich bildetet, wenn gleich der Prozess viel mehr mit Magie zu tun hatte. Er musste etwas von sich übergeben und „umschütten“ war eine gute phantasievolle Vorstellung dafür, zumal er das noch nie gemacht hatte. Aber genau das tat er also und vergewisserte sich zuvor durch ein wenig Schütteln, dass das Stundenglas von Sademos vollkommen leer war, da es wohl sonst nicht funktionieren würde.
Kazel stellte das leere Stundenglas aufrecht hin. Würde er den Stillstand nun lösen, könnte er den Nebel vielleicht dort hineintreiben. Aber das hatte er gar nicht vor. Stattdessen griff er nach seinem eigenen Stundenglas. Besaß auch dieses die Möglichkeit, es zu öffnen? Das mentale Bild dafür entstand und funktionierte. Er konnte seine Zeit verwenden wie er wollte, das hatte er geübt, das kannte er, das war seine Magie, wenn gleich er es bisher eher wie einen Salzstreuer verwendet hatte und nur einzelne Körner verwendet hatte. Er hatte nun zwei Möglichkeiten und je nach Situation wollte er sich für eine entscheiden. Dabei galt sein Blick ein letztes Mal dem Wurm. Kazel war nicht zeitlos, weder mit noch ohne ihn. Daher musste er sich nun beeilen. Konnte er sein Stundenglas öffnen? Ja, konnte er. Unter der Oberfläche bewegte sich, schlängelte sich das Wort und hinterließ seine Wellen im Sand.
Er versuchte den Wurm mit seinem blauen Schimmersand und nur ein wenig seiner eigenen Lebenszeit in Sademos' Glas zu schütten, was schwer war, da er sich zu stark schon vermischt hatte. Viel ging verloren, das merkte er beim ersten Versuch. Er wollte ihn loszuwerden, aber das Mistding klebte an den gläsernen Innenflächen wie festgesaugt. Kazel hatte das Wort ausgesprochen und in sich aufgenommen. Sademos hatte es noch versucht mit seinem letzten Atemzug zurück zu holen, aber war vorher verblutet. Kazel musste drastischer vorgehen und da kam ihm die Idee sein Stundenglas zu zerschlagen, um so viel seiner Lebenszeit in Sademos' Sanduhr zu retten, um dann ohne den Wurm, ohne den Schimmersand, aber mit der Hoffnung, den fremden Körper nutzen zu können weiter zu machen. - drastisch - Nichts, was er gern tat, aber er wusste sich nicht anders zu helfen. Der letzte Rest Willenskraft, der noch nicht mit dem parasitären Denken durchzogen war, musste ausreichen, diese Tat zu vollbringen. Ansonsten wäre er verloren. Wie auch seine Zeit. Geliehene Zeit ...
Du ... Wir ... Ich ... kann sie nicht haben. Nur geliehen ... ich bin bereits tot ...
Mit aller eigenen Willenskraft, die er aufbringen konnte, versuchte Kazel nun seinen Plan in die Tat umzusetzen, um sich von dem Wurm zu befreien. Mochte er etwas von seiner Lebenszeit mitnehmen, aber nicht alles. Den Rest brauchte er ... für ... Aufgaben. Für Personen. Für alles, an das er sich nur angedeutet erinnern konnte in diesem Moment.
...
Kazels Plan funktionierte,....... ABER.........
...
Leider nicht ganz so, wie er erhoffte... oder funktionierte er zu gut???...
Er hörte das Brechen des Glases, als er das Glas zerschlug, sah wie der Wurm hinüber rutschte von einer Scherbe getragen und in das leere Stundenglas fiel, wie sich alles miteinander verband... Aber...
Seine/seine Gedanken tropften hinüber... und das alles geschah außerhalb der Zeitlinie, also immer gleichzeitig, nicht chronologisch.
...ABER... du.... kommst... doch mit... oder!?
Wie war das mit den rosa Elefanten? Mitkommen?
Da war es schon passiert.
Du hast Recht, wir teilen unsere Gedanken. Wir sind schon eins ... in meinem Kopf. Ich spüre deinen - unseren! - MEINEN! .... Hunger .... ich hab so Hunger ... ich teile nicht mit dir ... meins. Es ist meine Zeit! .... Nein, sie ist nur geliehen ... meine geliehene Zeit ... so hungrig....
Es waren seine Gedanken, wie auch die des Wurmes.
Nebhasmhorachd.Kazel.wir.sind.eins.
Kazels Perspektive rotierte und er sah plötzlich auf zur Decke und hatte etwas Halsschmerzen. Nichts was ihn groß gestört hätte, dafür gingen gleich noch ein paar Krümel Sand drauf. Aber wer war der Kerl der da über ihm kniete?
Huch? Hihi, das bin ja ich... also du... Machen wir das noch mal? Das war lustig!
Verdammt, wie hatte er das gemacht? Er hatte den Körper gewechselt, seine Sanduhr zerschlagen, seine Zeit in ein anderes Gefäß gegeben und ohne eben solch ein Gefäß war sein Körper eben kein Gefäß mehr. Mist! Hatte er gerade einen gewaltigen Fehler begangen? Kazel hob die Hand, die nicht seine war. Schwarze perfekt manikürte Fingernägel an schlanken fast schon eleganten Fingern schoben sich in sein Sichtfeld. Er war Kazel...aber im falschen Gefäß. Obwohl sich Sademos Körper eigentlich gar nicht so schlecht anfühlte. Er war gut trainiert, stark, prickelte vor Magie und Möglichkeiten.
So viele Möglichkeiten... hier... schau mal, wenn du das hier aktivierst...
Verlockungen einfach mal eine unbekannte Magie zu wirken woben durch seinen Geist. Aber...
Aber was?... Was ist aus dem Kazel-Körper geworden? Schauen wir mal nach...
Sein Blick wanderte zu dem Mischlings-Elfen-Körper und Kazel griff nach seinem eigenen Kragen, zog sich daran hoch in den Sitz. Der Halsausschnitt öffnete sich und zeigte eine noch recht frisch tätowierte schwarze Feder mit einem winzigen Kratzer.
Oh, schicke Feder... sehr magisch... aha... so ...sooo geht das also! Wollen wir in zurück schicken zu... Ooh.. alte Elfen! Hohe Elfen. Interessant... Die haben auch viel Lebenszeit, sind sicher auch sehr lecker, wie reifer Käse oder alter Wein!
Die Stimme in ihm lenkte ihn ständig von dem ab, was da gerade geschehen war und doch verstand er es. Er hatte selbst die Idee gehabt, sein Stundenglas zu zerschlagen... nicht die beste, wenn man bedachte, dass er jetzt als „Nebenwirkung“ den Körper gewechselt hatte, aber doch war es irgendwie logisch. Und der „freie Zeitsand“ schwebte immer noch um ihn herum. Der Plan war vielleicht ein wenig anders gewesen... Eigentlich hätte er nur ein wenig Zeit in die Sanduhr von Sademos geben müssen, hätte ihn gesteuert und wäre mit ihm hier wahrscheinlich mühelos raus spaziert. Besessen, aber dafür hätte er auch noch eine Lösung gefunden früher oder später. Er hatte ja sooo viel Zeit! Doch nun war er Sademos und der Körper neben ihm, war... nicht nur leer, er war... nicht existent. Obwohl Kazel ihn sehen konnte, so war es als hätte er sich gerade selbst aus der Zeit gestrichen. Seine Geburt, ausgelöscht. Seine Erinnerungen an sein Leben... sie würden bald verblassen und er begann sich jetzt schon langsam Sademos Erinnerungen bewusst zu werden... Da war eine Gestalt, an die er sich erinnerte, die enorm wichtig für den Sammler war! Eine Gestalt mit großen schwarz gefiederten Flügeln, die ihm... diesen Kristall gegeben hatte im Handel für ewiges Leben!
Nebhasmhorachd, hat er bekommen, jetzt hast du mich.
Ihm würde auch gleich der Name einfallen! Gleich...
Moment, ich ...ich hab's gleich, dann können wir ihn her rufen! Den Meister!
Der Wurm wühlte in Sademos Erinnerungen. Das ...das fühlte sich aber alles so falsch an. Nur wie konnte Kazel wieder zurück?
Zurück?
, echoten seine Gedanken.
Hier ist doch schön. ..zurück?... jetzt schon?... aber... du hast dich doch aus der Zeit genommen... Schau!
Sademos... nein, Kazel schaute zu seinem Körper. Er sah ihn, aber er war nicht existent, nicht in dieser Zeit! Genauer gesagt, war er nur noch in dieser Zeit vorhanden. Diese eine Sekunde gab es ihn. Keine Vergangenheit, keine Zukunft, nur eine Sekunde der Gegenwart hielt ihn genau unter dem Kristall fest. So erstarrt wie das Material über ihm... und genauso wenig wirklich in dieser Welt existent. Mist! Sademos Wissen breitete sich langsam in ihm aus. Der Kristall war ein Fokus in den...in den....
...in den Harax.
Natürlich und …
… und …
Das Bild von dem Mann mit den schwarzen Flügeln tauchte wieder auf.
..und Mers....
Nicht aussprechen!!! Am besten nicht mal denken!
...Er könnte aber uns helfen!... MERSE...
NEIN! Nein, das war nicht gut! Kazels Willenskraft war schon etwas angeschlagen, aber er hielt sich tapfer und irgendwie war er in diesem Körper sogar noch etwas stärker als der Wurm. Sademos Körper war geschulter als sein eigener es gewesen war, mit Besessenheit umzugehen und stärkte sogar noch seinen Willen. Kazel fühlte und erinnerte sich an hunderte Stunden in tiefer Meditation in der Sademos seinen Geist gestählt hatte und seine Selbstkontrolle perfektioniert hatte. Das war mal eine Erinnerung die jetzt halft und sehr nützlich war.
Ach schade...
Kazel hatte wieder die Oberhand. Sademos Körper war wie eine Luxusvariante seiner selbst, eine Kutsche mit einem Achtspanner davor, anstatt nur zwei Zugpferden. Er erhob sich geschmeidig und betrachtete seine alte Gestalt am Boden kniend. Langsam begann er zu ahnen, dass er Hilfe brauchte und irgendjemand, der ihm wichtig war konnte das! Wichtig... Ein weibliches Gesicht tauchte auf.
Janay... schöner Name... sie trägt dein Kind, unser Kind, mein Kind... so schön! So ein süßes Würmchen...
Kazel dachte an Berührungen von ihr und die Erinnerungen hielten ihn zusammen, woben ein Sicherheitsnetz für seine Gedanken. Sademos Erinnerungen verblassten wieder und er vergaß nach dem Namen aus dem Harax zu suchen... Lieber nach …
...Janay suchen.
Auch er konnte Einflüsterungen weben. Kazel lernte gerade seine Gedanken zu lenken. Einen fremden...nein...neuen...nein alten...eher erfahrenen Körper zu lenken und ein Wort der Macht zu lenken, zu überlisten. Und Janay würde ihm sicher helfen... Er würde sich bei ihr besser erinnern können. Vielleicht wusste sie wo er Hilfe bekommen könnte....? Vielleicht half sie ihm sich zu erinnern. Und sein Körper?
Der kann hier warten. Er vergeht nicht, weil er nicht existiert.
So war es. Er hatte seine Sanduhr zerbrochen. Er hatte ja jetzt eine neue.
Brauchen wir die alte denn wirklich noch?
Irgendwie waren die Scherben in seinem Innern fast störend, denn der Sand musste drum herum fließen.



T.:
„Was für eine Wendung!“
Eine weibliche Stimme antwortete, so süß und samtig wie die Sünde selbst:
M.:
„Ich hätte auf Sademos wetten sollen.“
T.:
„Dann hättest du aber auch verloren. Hhihihi. Der ist tot. Schau, da kommt er...“
Manthala und der Gevatter drehten sich zum Ufer und sahen dort die Gestalt des Sammlers auftauchen. Der Tod stand auf und ging langsam auf ihn zu.
T.:
„Ich habe lange auf dich gewartet.“
Sademos Augen weiteten sich, als er begriff, dann wurde er auch schon sanft in den Seelenstrom geschoben.
T.:
„Wird auch höchste ...Zeit!“
Das hohle Lachen des Gevatters hallte über den Strand. Seine Wortwitze waren nicht die besten, aber er amüsierte sich köstlich. Ein wenig später trat die dunkle Schönheit an seine Seite und sie sahen noch eine Weile gemeinsam auf die Wellen hinaus.
M.:
„Was wird nun aus deinem Lehrling?“
T.:
„Hm... Ich hoffe, er wird den Weg zu mir zurück finden. Er wandert auf Messersschneide.“
M.:
„Ich wünsche ihm Glück.“
T.:
„Das kann er brauchen.“



**Kazel der Sammler**
, so könnte man ihn nun nennen, wanderte auf einem schmalen Grad zwischen Besessenheit und dem vollständigen Vergessen. Das dritte Beben an der Tür ließ ihn aufschauen.
Ach ja, Vranyk.... so eine treue Seele.
Sademos erinnerte sich... Kazel erinnerte sich an den Jagdmeister. Er war schon so lange Tierwärter von Sademos, schenkte ...eine merkwürdige Erinnerung stieg aus der Tiefe: ...einer Katzenhybridin ein magisches Wollknäuel, dass nicht endet. Eigentlich findet war er viel zu nett zu ihr, da er ihre tierische Seite verstandt und gut mit ihr umging, was Sademos missfiel. Er brachte ihr viel über das Leben unter Dunkelelfen bei, ihre Strukturen, ihren Hass, Neid, ihre Missgunst. Dann entwich sie ihm und Dry’ol musste ihn 20 Peitschenhiebe geben. Er würde nie wieder eines seiner Lieblingsstücke entkommen lassen, zumal dieses eine, dem Meister versprochen gewesen war...
...dem Meister Mers...
Nein! Kazel hatte die Kontrolle. Dieser Körper funktionierte nach seinem Willen. Er testete ihn ein wenig und kam dabei an einem hohen Spiegelbild von sich vorbei... Es war eine Fensterscheibe, glatt, teuer, poliert und draußen war es dunkel, drinnen erhellten Feuerstellen den Raum. Es musste ein wahrlich merkwürdiges Gefühl sein, sich in einem anderen Körper zu sehen. Violette Augen trafen auf die des Sturmadlers. Sein Gesicht war markant und rein-schwarz wie bei vielen des hohen Adels in Morgeria. Ein Teil seines langen Haares war an den Seiten nach hinten gekämmt und mit einem eher schlichten Seidenband im Nacken zusammen gefasst. Sonst hing es ihm lang und ebenfalls tief schwarz wie eine Schleppe den Rücken hinunter. Die ebenfalls lange schwarze Robe vollendete das Bild zur Perfektion eines dunklen Magiers, schön, düster, mysteriös und auf dunkele Art sehr verführerisch. Fast automatisch nahm der Körper die perfekt einstudierte Haltung mit im Rücken, unter den langen Haaren verborgenen, verschränkten Händen ein. Gleich einem Gelehrten stand er da und betrachtete sich. Hinter ihm, im Spiegelbild, der Kristall an der Decke und darunter sein Körper. Sein Blich durchdrang aber auch die Scheibe vor ihm und offenbarte den Hof und das Eingangstor zu seinem Anwesen. Ein Wächter auf der Mauer wies gerade mit einer Hand einem anderen eine bestimmte Richtung, machte ihn auf etwas aufmerksam, dass noch hinter der Mauer im Verborgenen lag. Was da wohl war? Kam da jemand der Einlass begehrte? Bittsteller des Palastes? Seid dem der Dunkle Herrscher Morgeria verlassen hatte, hatte sich einiges verändert in Morgeria und Sademos hatte gewisse Lücken im Machtgefüge schon füllen können. Zufriedenheit breitete sich in ihm aus.
Na? Wollen wir nicht mal langsam die Zeit wieder beschleunigen? Ist etwas langweilig, wenn nichts passiert.
Was passierte eigentlich mit der „Freizeit“ wenn die Zeit wieder anlief? Kazel wusste es, und Sademos nun auch. Sie würde aufsteigen und zurück in den Kristall sickern, bis sie wieder verendet werden würde. Dafür musste man dann nur das Ritual neu beginnen, das dieser Körper so rüde unterbrochen hatte.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Sonntag 7. März 2021, 10:37

Kazel behauptete zwar von sich selbst, seine Zeit nur geliehen zu haben und eigentlich schon tot zu sein, aber so ganz konnte das nicht stimmen. Tote bereuten nicht. Er befand sich jedoch in einem Zustand tiefster Reue, denn er erkannte seinen Fehler, als es für eine Umkehr bereits zu spät war. Sein Plan, das Wurmwesen in Sademos' Körper zu verbannen - auf Kosten eines kleinen Teils seiner Lebenszeit - entpuppte sich als Fehlschlag. Nun war er in dem Leib des Ermordeten gefangen, zusammen mit dem Wurm und sein eigener Körper hatte sich aufgrund des zerstörten Stundenglases in eine fast gänzlich nicht existente Form gebracht. Der Mischling - nein, der Dunkelelf - starrte sich selbst an. Eine Sekunde. Es war diese eine Sekunde innerhalb des Stillstand, in der er als Kazel noch existierte. Seelenlos, zeitlos, würde er in diesem Sekundenmoment verharren. Der Anblick war erschütternd, denn auch die Erkenntnis dessen, was er sah, beunruhigte Kazel zutiefst.
Alles, was ihn fernab seiner fleischlichen Hülle ausmachte, war dieser entrissen worden. All das fand sich nun in Sademos' Körper wieder, der dadurch von neuem Leben strotzte. Kazel spürte, wie weitere Lebenszeit für die Heilung der eigentlich tödlichen Wunde draufging. Und er spürte das Frohlocken des Wurmes, der sich mit hinüber hatte retten können.
Natürlich konnte ich das. Wir sind jetzt eins. Und tatsächlich bist du eigentlich nicht mehr da. Schau doch. Eine Sekunde nur ist noch von dir übrig. Lassen wir diese Gestalt hinter uns. Lass uns fressen. Dieser neue Wirtskörper benötigt mehr Kraft. Mehr Macht. Ohhhh, wir sind hungrig, nicht wahr?
... ja....

Er bereute. Tust du das wirklich? Kazel betrachtete sich selbst. Er sah das schwarze Haar, welches seine Spitzohren umrahmte, ebenso sein Gesicht. Glatt, fast eben wirkte der Ausdruck, wenn man leblos war. Die Lippen hatten an Farbe verloren, aber seine Haut hatte sich nicht verändert. Nicht mehr, seit sie damals heller geworden war und ihm das Schicksal seines Lebens aufgezwungen hatte.
Nun bist du frei davon ... nie wieder ein Mischwesen ... du bist vollendet.
Kazel schenkte seinem einstigen Körper einen letzten Blick. Er verabschiedete sich in sein neues Schicksal. Und er wandte sich der Stimme des Wurms - seiner Stimme - zu. Lügner, dachte er nur. Vor Vollendung stand er nämlich nicht. Der Parasit in ihm schien das abzuwägen und schließlich zuzustimmen. Es fehlt noch so viel ... vor allem Zeit. Zeit für die Macht, die wir anstreben. Wir sollten fressen.
...
Kazel erwiderte sich gegenüber nichts. Er spürte den Hunger. Es fühlte sich nicht mehr so stark an, denn sein neuer Körper war erfahren im Umgang mit Besessenheit. Er wusste ganz autonom, wie er den fremden Drang unterdrücken konnte, der doch schon längst zum eigenen geworden war. Es fühlte sich wie eine Sucht an, der man im Augenblick noch widerstehen konnte. Je länger der Entzug anhielt, umso schwerer würde es. Doch momentan gelang es Kazel besser als zuvor in seinem eigenen Leib, den Wurm in den Hintergrund zu schieben.
Nein! Das kannst du nicht tun, kicherte dieser - kicherte er selbst. Wir sind eins. Du kannst dich selbst nicht ignorieren. Lass uns fressen.
Aber Kazel zeigte dem Wesen, dass es ihm doch gelang. Er reicherte seinen Willen mit der Erfahrung seines neuen Körpers an, ohne sich ganz sicher zu sein, ob dieser Weg bewusst eingeschlagen worden war oder ob er sich einfach nur versehentlich in diesen Zustand flüchtete. Es tat jedenfalls gut, das Gefühl von Selbstkontrolle zu spüren. Er hielt sich daran fest und konnte so den Wurm - konnte sich! - zu einem gewissen Grad ausblenden. Dabei halfen auch die Erinnerung Sademos', welche auf ihn einströmten. Er lernte sie kennen, musste sie aber auch verarbeiten. Es blieb wenig Zeit, sich um seinen Parasiten zu kümmern. Zeit! Ja, davon hatte er so viel eingebüßt. Er würde neue sammeln müssen, aber das tat er doch schon seit langem. Er war ...
Wir sind der Sammler.
... ja doch. Gib mir Zeit, mich damit abzufinden ...
Oh, Kazel! Oh, Sademos! Ich werde dir so viel Zeit geben, hehehe. Wir haben mehr Zeit als Celcia selbst!

Sein Körper fröstelte im erfolglosen Versuch, den Wurm abzuschütteln. Gleichzeitig spürte er die Halbherzigkeit dieses Versuchs. Er wollte ihn gar nicht loswerden, aber wer wollte das schon? Einen Teil seiner Selbst verlieren! Er nicht. Nein. Der Wurm war kein eigenständiges Etwas mehr.
Es gibt kein Du oder ich mehr.
... ja ... wir ... aber wir haben das Sagen. Also sind wir still.

Sie konnten noch nicht vollkommen ein Wesen geworden sein, wenngleich es Kazel immer schwerer gelang, sie gedanklich zu trennen. Aber noch wusste er, dass es etwas von ihm gab, das dem Wurm nicht anheim geworden war. Und dieser letzte Teil von ihm besaß die Fähigkeit, das Andere wenigstens für gewisse Zeit in die Schranken zu weisen. Es konnte noch trennen. Es gab noch Hoffnung. Er brauchte nur mehr Zeit.
Mehr Zeit ... beschaffen wir sie uns!
... ja...

Kazel unternahm erste Bewegungen in seinem neuen Körper. Er zog sich in eine sitzende Position, indem er sich am Kragen seines vorherigen Leibes festhielt. Erneut betrachtete er ... diesen Elfen. Ein Mischling, das erkannte man eindeutig. Wertlos in Morgeria, wo nur die Reinheit des Dunklen zählte. So rein wie er selbst mit klar sichtbarer, dunkelelfischer Herkunft. Er betrachtete die Augen der leblosen Gestalt. Der Sturm darin hatte sich gelegt und obgleich das Meer, in das er blickte, ein schönes tiefes Blau besaß, fehlte das Leben. Totes Blau, weit und leer.
Er ließ den Kragen dieser bedauernswerten Verschwendung von Leben im Raum hängen und erhob sich. Eigentlich hätte er den unreinen Leib nicht länger beachtet. Es gab nichts, das ihn daran noch interessierte.
Sind wir uns da sicher? Das Federhautbild verspricht einen magischen Zugang ... einen zu Elfen ... zu alten Elfen. Hohen Elfen.
Er spürte die Verzückung und glaubte fast, den lieblichen Geschmack eines gereiften Weines auf den Lippen zu spüren, als er mit der Zungenspitze darüber strich. Die Versuchung, den missratenen Mischling für seine Zwecke zu nutzen, um an gereifte Zeit hoher Elfen zu kommen, war immens groß.
...Hunger...
Ja. Ja, Kazel! Lass uns fressen.

Auch der Wurm beging Fehler. Vielleicht lag es daran, dass er sich mit seinem Wirt so sehr vereinte, dass er dessen Unfehlbarkeit mit übernahm? Kazel kannte sich garantiert nicht mit Wesenheiten wie diesem Wortwurm aus. Er würde keine Antwort darauf finden, aber er konnte sich glücklich schätzen, dass das Ding trotz ihres Einswerdens ihn immer noch bei seinem Namen ansprach. Sein Name war ein Anker in diesem neuen Schicksal. Ebenso wie andere Namen, die zwischen Sademos' und seinen eigenen Erinnerungen umher schwirrten.
... Janay... Kazel streckte seinen Geist danach aus. Er griff nach dem Namen. Er umfasste ihn und wärmte sich an der Erinnerung, wenngleich er sie so auch dem Wurm offenlegte. Schöne Erinnerungen an eine schöne Elfe, die ihn nicht nur mit ihrem Äußeren, sondern auch mit reichlich Verführungskunst in den Bann gezogen hatte. So sehr, dass daraus neues Leben entstehen würde. Sehnsucht nach diesem Leben wuchs. Er wollte es sehen. Er wollte es halten, ebenso wie die Frau, die es trug. Die ihn liebte.
Süße Sehnsucht ... süßer Hunger!
... nein ... sie fressen wir nicht ...
Warum nicht? Sie ist gut für uns! Ihre Zeit wird uns viel Kraft geben.
... sie trägt neue Zeit...
Oh, ohjaaa! Lassen wir sie wachsen. Neue, unschuldig frische Zeit ...

Kazel krümmte sich nach vorn, als er den Hunger spürte. Dieses Mal konnte er verhindern, dass ihm Speichel aus den Mundwinkeln tropfte. Er wischte sich dennoch mit dem Handrücken über den Mund. Und erneut klammerte er sich an Sademos' Erfahrung mit Besessenheit. Oh, dieser Mann hatte lange meditiert, um dem Hunger zu widerstehen. Er war sehr geübt. Er hatte den Umgang mit Unsterblichkeit, Hunger und dem Lebenssand anderer perfektioniert. Aber er besaß auch ...
Kazels neuer, violetter Blick wanderte empor zu dem Kristall über seinem Kopf. Er spürte die pulsierende Kraft vieler Seelen darin, die ihm über das meditative Ritual Unsterblichkeit schenken würden. Er leckte sich die Lippen und wischte sich anschließend erneut mit dem Handrücken über den Mund. Der Körper wusste es zu kontrollieren. Kazel musste sich noch daran gewöhnen, dieses Wissen einzusetzen, um ebenfalls die Kontrolle zu behalten. Es war allerdings leichter als ...
... als...?
Oh, vergessen wir schon? Es gibt nichts mehr, an das wir uns erinnern müssten. Nichts von Bedeutung!
.... ja...

Was aber Bedeutung hatte, war der Kristall selbst. Der Wurm in ihm wühlte nun auch in Erinnerungen. Er versuchte, den Namen des großzügigen Schenkers in Kazels Geist zu schleusen, doch jener spielte mit der Kontrolle über sich und seinen Parasiten. Noch gelang es ihm, das Wesen zurückzudrängen. Schließlich hatte er sich auf andere Dinge konzentrieren wollen. Er suchte den Fokus und starrte länger als nötig den Kristall an. Das Pulsieren erinnerte ihn an einen Herzschlag und mit jedem weiteren in seiner eigenen Brust griff er auf neue und alte Erinnerungen zurück. Er schmiedete Pläne, ohne lange über sie nachzudenken. Wieviel davon wusste der Wurm? Alles, was auch er wusste? Natürlich, sie waren eins! Oder nicht? Noch nicht?
Bald ... so wie wir mit Janay wieder eins sein werden. Mit ihr und dem kleinen Würmchen ... süßes Würmchen, köstliches neues Leben ... lieblich unschuldige Zeit... Wir sollten...
... ja ... Janay suchen.

Endlich war er sich einig. Das war doch ein Plan! Janay suchen und um das zu erreichen, musste Kazel Sademos' Körper nutzen. Er musste weitere Pläne umsetzen. Es gab viel zu tun. Er spürte, dass der Wurm ihm freie Hand ließ. Oder drängte er ihn zurück, solange die Pläne nicht die Suche nach Janay verhinderten? Es war so verwirrend, sich ständig zu trennen und gedanklich doch eins zu sein. Gleichzeitig musste er mit seinem Körper zurecht kommen, dessen Bildnis Kazel nun erstmals in einer Fensterspiegelung erblickte. Er stutzte zunächst, war seine Erinnerung an sich doch eine andere. Aber sie verschwamm langsam und er musste zugeben, dass ihm diese dunkle Haut gefiel. So rein, frei von Makeln. So vollendet dunkelelfisch. So wollte er ewig sein.
Unsterblich. Er strich mit einem Finger an dem Fensterglas entlang und bekam nur im Augenwinkel mit, was jenseits der Scheibe vor sich ging. Viel Beachtung schenkte er dem Ganzen nicht. Warum auch? Er hatte selbst genug zu tun.
Wir sollten fressen ... und Janay suchen.
... ja ... lass mich vorbereiten.
Stellte das den Wurm in ihm zufrieden? Wenn jener ihn zu sehr ablenkte, würden sie beide gar nichts tun. Das musste dem Wesen - ihm selbst! - doch klar sein. Ran an die Arbeit, schalt er sich selbst und ließ endlich den Stillstand enden. Er achtete dabei nicht darauf, was aus dieser toten Hülle wurde. Existierte sie fernab seines sekündlichen Stillstandes? Lag sie noch herum, diese Mischlingsgestalt? Jemand würde sie wegräumen müssen ... oder eben nicht. Er hatte Wichtigeres zu erledigen.
Kazel klopfte seine Robe ab und stellte mit Verärgerung fest, dass er sich mit dunklen Blutsprenkeln besudelt hatte. Vranyk würde ihm eine neue Robe bringen müssen. Die Erinnerung an den treuen Jagdmeister beflügelte seinen Geist. Schlagartig wusste er alles über den Mann, was auch Sademos wusste. Es brachte Kazel glatt zum Lächeln, welch treue Seele er in seinen Diensten hatte. Das würde ihm einiges erleichtern. So folgte er dem dritten Klopfen und schritt barfuß über die kalten Bodenplatten gen Tür.
Er öffnete sie.
"Würde ich dich nicht gerade brauchen, bekämst du für deine Störung erneut einen Satz Peitschenhiebe wie damals bei deiner Katzenfreundin", grüßte Kazel den getreuen Diener. Seine Stimme war ruhig und überhaupt nicht streng. Die Gefahr lag im Inhalt. Und es klang nur befremdlich, weil er den Klang seiner eigenen Stimme irgendwie ... anders in Erinnerung hatte.
Aber Lerium klingt wirklich perfekt.
Er wollte es mehr nutzen. Es war die einzig wahre, reine Sprache. So rein und dunkel wie seine Haut selbst. Und sie war nur dem besten Volk vorbehalten, nicht so wie das allgegenwärtige Celcianisch. Eine Sprache für jeden, so einfach gebräuchlich und so widerlich vermischt in Dialekten und Akzenten wie ... wie ...
... wie...?
Wie niemand. Vergessen wir ihn. Er existiert ohnehin nicht.
... wer?...
Wir, Kazel. Wir. Du und ich. Wir sind eins.

Er blinzelte knapp. Hatte Vranyk schon gesprochen? Sein eigener Wortwurm - er selbst! - lenkte sich zu sehr ab. Das musste aufhören, wenigstens solange sie nicht unter sich waren. Im Geiste bot Kazel sich selbst diesen Kompromiss an, damit sie gemeinsam ungestört ihre Ziele erreichen könnten. Auf jene wollte er nun hin arbeiten.
"Vranyk. Ich habe Großes vor und benötige helfende ... Hände. Bringe mir die jüngsten Hybriden meiner Sammlung. Schlange, das Hasenmädchen, die Schabe. Du weißt schon, welche Exemplare ich meine. Aber löse nicht ihre Fesseln. Ich kann mir das nicht leisten. Oh und schau in Schlanges Zelle zwischen den Steinen nach. Er ... unterschlägt gern Dinge. Weise ihn darauf hin, dass ich Ausbruchsversuche nicht dulde. Bis du alle hergebracht hast, überlege ich mir eine entsprechende Strafe. Ich habe schon etwas im Sinn. Oh und hole auch den blonden Burschen, die Füchsin und das Ottermädchen aus den Bädern. Ich bin nicht ganz sicher, warum gerade sie, aber mir liegt daran, sie hier zu haben. Sie werden perfekt sein." Kazel neigte den Kopf. "Eil dich. Du hast im Gegensatz zu .... uns ... keine Zeit." Er schmunzelte süffisant.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Sonntag 7. März 2021, 12:58

Kazel ließ die Zeit weiter laufen. Er spürte das Anziehen der Geschwindigkeit, den Druck den die Zeit ausübte und wie er wieder in dessen Fluss zurück glitt. Was für ein Gefühl! Es kündete von Macht und Möglichkeiten und hier war so viel Zeit!
Sein Innerer Kampf kämpfte, doch dann begriff er, dass das Machtbestreben nicht unbedingt eines Kampfes nötig war. Ihre Ziele näherten sich an und so trat das Wort langsam immer mehr in den Hintergrund, was auch ein Werk des Vorbesitzers dieses ausgezeichnet geschulten Körpers war. Sademos hatte sein Muskelgedächtnis perfektioniert. Meditation, Konzentration und Bewegungsabläufe waren automatisiert. Sogar das Echo seiner Selbstkontrolle, seines Selbstbewusst spiegelten sich in seiner Haltung und seiner Eleganz. Das alles ging auf Kazels Seele über, half dem Sturmadler sich zurecht zu finden und die Kontrolle zu erlangen. Nebhasmhorachd gab Ruhe und sprach deutlich weniger zu ihm, es flüsterte mehr und mehr und schwieg dann sogar, als sie ein gemeinsames Ziel fanden. Man konnte mit ihm gut verhandeln, stellte Kazel fest.
Wir sollten fressen ... und Janay suchen.
... ja ... lass mich vorbereiten.

Die Stimme schwieg vorerst, also ran an die Arbeit, schalt er sich selbst und ließ endlich den Stillstand enden. Kurz viel sein Blick auf das Tor, wo die Wächter mit einer winzigen Gestalt redeten. Aber er achtete nicht mehr darauf. Er achtete auch nicht darauf, was aus dieser toten Hülle hinter ihm wurde. Sie existierte in diesem sekündlichen Stillstand unter dem Kristall, wie eine Erinnerung die man gleich einer Statur erstarren lassen hatte. Er sah sich im Vorbeigehen an, betrachtete ein letztes Mal den Körper, aber er hatte Wichtigeres zu erledigen.
Kazel klopfte seine Robe ab und stellte mit Verärgerung fest, dass er sich mit dunklen Blutsprenkeln besudelt hatte. Vranyk würde ihm eine neue Robe bringen müssen. Die Erinnerung an den treuen Jagdmeister beflügelte seinen Geist. Schlagartig wusste er alles über den Mann, was auch Sademos wusste. Es brachte Kazel glatt zum Lächeln, welch treue Seele er in seinen Diensten hatte. Das Heben seiner Mundwinkel fühlte sich in dem neuen Gesicht ein wenig merkwürdig an, so als ob dieser das nicht al zu oft tat. Aber dieses enorme Wissen... Das würde ihm einiges erleichtern. So folgte er dem dritten Klopfen und schritt barfuß über die kalten Bodenplatten gen Tür.
Er öffnete sie.
"Würde ich dich nicht gerade brauchen, bekämst du für deine Störung erneut einen Satz Peitschenhiebe wie damals bei deiner Katzenfreundin"
, grüßte Kazel den getreuen Diener. Da fiel ihm auch der Name wieder ein. Sie hatten sie einfach:
„... Katze“
genannt. Seine Stimme war ruhig und überhaupt nicht streng. Sademos Timbre war erstaunlich warm. Es war seine charakteristische Klangfarbe jedes Tones, die sich aus Grundton, Obertönen, Geräuschen, Lautstärke und dem zeitlichen Verlauf der Gesamtheit der Frequenzen eine besondere Klangfarbe und Schwingung der Stimme beim Sprechen ergab. Man fühlte sich sofort gebannt, hörte aufmerksam zu und allein schon mit seiner Stimme vermochte er es, dem Gegenüber zu suggeriren, seinen Wünschen zu Folge zu leisten. Die Gefahr lag im Inhalt, nicht in den samtig geraunten Worten. Und es klang nur befremdlich, weil er den Klang seiner eigenen Stimme irgendwie ... anders in Erinnerung hatte.
Vranyks Augen weiteten sich kurz und er senkte ergeben den Blick. Demut, Treue, Ergebenheit, Schuld und auch ein wenig Furcht lag in seiner Haltung. Er würde nie wieder seinen Herrn enttäuschen!
Aber Lerium klingt wirklich perfekt.
Besonders aus diesem Mund! Er wollte es mehr nutzen. Es war die einzig wahre, reine Sprache. So rein und dunkel wie seine Haut selbst. Und sie war nur dem besten Volk vorbehalten, nicht so wie das allgegenwärtige Celcianisch. Eine Sprache für jeden, so einfach gebräuchlich und so widerlich vermischt in Dialekten und Akzenten wie ... wie ...
... wie...?
Wie niemand. Vergessen wir ihn. Er existiert ohnehin nicht.
... wer?...
Wir, Kazel. Wir. Du und ich. Wir sind eins.

Er blinzelte knapp. Hatte Vranyk schon gesprochen? Nein..., aber sein eigener Wortwurm - er selbst! - lenkte sich zu sehr ab. Das musste aufhören, wenigstens solange sie nicht unter sich waren. Im Geiste bot Kazel sich selbst diesen Kompromiss an, damit sie gemeinsam ungestört ihre Ziele erreichen könnten. Es wurde vorerst still in ihm und Kazel konnte freier denken und so dann auch klar sprechen:
"Vranyk. Ich habe Großes vor und benötige helfende ... Hände. Bringe mir die jüngsten Hybriden meiner Sammlung. Schlange, das Hasenmädchen, die Schabe. Du weißt schon, welche Exemplare ich meine. Aber löse nicht ihre Fesseln. Ich kann mir das nicht leisten. Oh und schau in Schlanges Zelle zwischen den Steinen nach. Er ... unterschlägt gern Dinge.“
Vranyk zog die Brauen zusammen und nickte. Er hatte verstanden.
„... Weise ihn darauf hin, dass ich Ausbruchsversuche nicht dulde. Bis du alle hergebracht hast, überlege ich mir eine entsprechende Strafe. Ich habe schon etwas im Sinn. Oh und hole auch den blonden Burschen, die Füchsin und das Ottermädchen aus den Bädern. Ich bin nicht ganz sicher, warum gerade sie, aber mir liegt daran, sie hier zu haben. Sie werden perfekt sein."
Kazel neigte den Kopf.
"Eil dich. Du hast im Gegensatz zu .... uns ... keine Zeit."
Er schmunzelte süffisant. Vielleicht hätte ein anderer Diener das „uns“ in der Situation als auffällig oder eben als aristokratische Dritte Form der Anrede gewertet. Der Jagdmeister stand jedoch schon sehr lange in seinen Diensten und wusste viel. Vranyk war ein Vertrauter. Das Sademos von sich in der Mehrzahl sprach, war nichts ungewöhnliches, genauso wie das Thema Zeit. Der Diner verneigte sich tief, griff dann etwas zögerlich nach der Hand seines Herrn, da er diese nicht wie sonst selbstverständlich gereicht bekam und hob sie leicht an. Dann küsste er den Ring. Kazels Blick fiel auf den Ring. Ein schwarzer Splitter des Kristalls an der Decke, einfasst von Brillanten umschlungenen wie von einer Schlange. Es war ein Ring, doch auch mehr... ihm wohnte Magie inne.
Wollen wir ihn mal ausprobieren?

(Sademos Ring)

Vranyk sprach leise:
„Mein Leben für dich!“
Dann senkte sich noch einmal sein Haupt und Vranyk verschwand eilig den Gang hinunter, lenkte damit von der Betrachtung des magischen Schmuckstücks ab. Sademos Erinnerungen suhlten sich lieber in diesem Satz:
Mein Leben für dich... wie köstlich! Hihi!
, denn er offerierte immer wieder, wenn er ausgesprochen wurde, dass er sich es jederzeit nehmen durfte. Gerade das machte Vranyk aber so wertvoll. Er war eine Seele, die freiwillig bei ihm war, keine gebrochene Persönlichkeit, doch trotzdem so schön devot. Und die Strafe mit der Peitsche war damals tatsächlich nicht leicht gewesen. Vranyk hatte sie aus freien Stücken verlangt, da er als gutes Beispiel voran gehen wollte. Kein Diner war treuer als er. Ganz im Gegensatz zu dieser kleinen Katze. Sademos Gedanken flossen in eine andere wütende Richtung.
Oh, wie sie ihn hintergangen hatte! Sademos hatte seinen eigenen Bruder wegen ihr töten müssen!
Valas!
Sein älterer Bruder, er hatte die Hatz manipuliert und am Tempel Manthalas die Katze getroffen. Er hätte sie töten sollen, doch letztendlich war sie von ihm zweimal gerettet worden. Sie hatte ihn ihr „Rudelmitglied“ genannt, jemand dem sie bedingungslos vertraute. Sademos Kehle kroch scharfe Säure bei der Erinnerung hinauf. Sein Bruder war vergiftet worden von ihrer Unschuld! Sie hatten ihn verraten. Die Hybridin war noch unberührt gewesen, als er sie von einem Piraten gekauft hatte. Jungfräulichkeit war bei seinem Geschäftspartner, dem Meister sehr geschätzt. Doch dann hatte sie behauptet, dass Valas sie berührt hätte... was nicht stimmen konnte, denn sein Bruder bevorzuge Männer. Aber... er hatte nachgesehen. Sie war noch blutig gewesen... aber es hatte ihn abgelenkt und er musste seinen Bruder zur Rede stellen. Sie war verbotenes Gut gewesen! Sie hätte unberührt geopfert werden müssen! ER verlangte Jungfrauen! Eine REINE Seele!
Er hatte das nicht gedurft! Sie gehörte Mers...
NEIN!
Willst du ihn denn gar nicht kennen lernen?

Die Erinnerung brach scharf ab. Langsam bekam Kazel eine gewisse Übung darin den Gedankenstrom zu lenken. Er musste nur jedes Mal sich Janays Gesicht ins Gedächtnis rufen. Ihren verführerischen Blick und welche Gefühle sie in ihm wecken konnte. Kazel musste sich nur an SEINE Gefühle für sie erinnern, dann war es leichter.

Dann hieß es eine kleine Weile warten.

Bald darauf kamen die ersten Hybriden. Der Einfachhalt halber hatte Vranyk wohl als erstes im Bad Bescheid gegeben und so waren es die drei „Badehelfer“, der blonde Jüngling, das Ottermädchen und die Füchsin, die als erstes eintrafen. Derweil holte der Jagdmeister bestimmt die Hybriden aus dem Gefangenentrakt. Das Fuchsmädchen hatte geklopft und verneigte sich etwas mechanisch:
„Herr, ihr habt uns rufen lassen. Wie können wir dienen?“
Sie starrte Sademos mit diesem leeren Blick an, den sie alle hatten. In Sademos Erinnerung tauchte ein Bild auf, dass Kazel versuchte schnell zu unterdrücken, aber es war schon zu spät. Er hatte gesehen, wie Sademos seinen Geschäftspartnern das Mädchen „vorgeworfen“ hatte und sie sich an ihr vergingen. Die Füchsin war beliebt und ihr beim Akt am Schwanz zu ziehen war ein sadistisches Spiel, was ihre Schreie in besonders leidende Frequenzen trieb. Sie konnte Schmerz empfinden, aber sie hatte dabei nicht eine Träne vergossen. Nur leider war nicht Tapferkeit dafür den Grund, wie Kazel wusste. Sie war einfach leer und es berührte sie nicht mehr. Ihre Lebenszeit war nicht mehr ihre eigene sondern sie bestand nur noch aus diesem blau schimmerndem Sand. Kazel betrachtete die Stundengläser der drei und bei allen war es gleich. Sie waren mit dem blauen Sand gefüllt.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Mittwoch 10. März 2021, 07:36

Er wagte es nicht, durchzuatmen. Das könnte einen Teil von ihm - Nebhasmhorachd - auf sich aufmerksam machen und genau das wollte Kazel verhindern. Er war froh, dass dieses Wurmwesen, dieses Flüstern in ihm, endlich Ruhe gab und sich zurückgezogen hatte. Er musste die Zeit nutzen und jeglichen Plan mit einem Ziel verschleiern, der im Sinne des Wesens - in seinem Sinn - war. Es wurde schwieriger, sich und den Wurm getrennt zu sehen. Nur wenn er schwieg, hatte Kazel das Gefühl, klar denken zu können. Dafür bemerkte er, dass sein Geist mit den Erinnerungen des Vorbesitzers seines neuen Körpers gespeist wurde. Er konnte darauf zugreifen wie auf eigene Erinnerungen und war sich nur bewusst, dass sie Sademos gehört haben mussten, weil sie sich befremdlich anfühlten. Jede einzelne Erinnerungen, wie er sich bewegte, die Atmung kontrollierte oder auch den Kopf neigte, um Dinge aus einem anderen Licht zu betrachten. Es unterschied sich in vielem von Kazels Art. Er durfte diese Verhaltensweisen nicht ändern, um nach außen noch immer wie Sademos zu wirken. Gleichzeitig durfte er nicht zulassen, dass diese Maske sein eigenes Selbst so sehr in den Hintergrund schob, dass er sich verlor. Er musste plötzlich auf so vieles achten und es zeitgleich schaffen, zum einen Janay zu finden - seinen Anker - und zum anderen einen Plan durchzusetzen, von dem er nicht wagte, intensiver darüber nachzudenken. Der Flüsterwurm sollte nichts davon bemerken und allein dieser Gedanke durfte auch nicht zu viel Aufmerksamkeit erhalten. So handelte Kazel mehr, als Vorhaben zu planen. Er ließ Vranyk antanzen und durfte erkennen, welch treue Seele hinter dem Jagdmeister steckte. Er war so loyal, dass er keine seiner Forderungen auch nur eine Sekunde in Frage stellte. Das durfte Kazel nicht von jedem der Schergen Sademos' erwarten. Er würde Vranyk demnach mit mehr Aufgaben betrauen und es ihm notfalls als eine Art Beförderung unterjubeln, sollten doch irgendwann Zweifel aufkommen. Vorausgesetzt, die Umsetzung seiner ungedachten Pläne benötigte so viel Zeit.
Zeit...
Sein Blick glitt erneut zu dem Kristall empor. Kaum, dass Kazel sich selbst zurück in den Zeifluss geworfen hatte, war der freie Lebenssand in den von Ketten getragenen Stein zurückgekehrt, welcher nun wieder im Rhythmus seines eigenen Herzschlags zu pulsieren schien. Der Anblick hypnotisierte. Überhaupt schien vieles Kazel länger in seinen Bann zu schlagen als er es gewohnt war. Nicht nur der Kristall, auch Vranyks Kuss seiens Ringes beobachtete er sehr intensiv. Und nicht zuletzt auch den Ring selbst. Er hob die Hand, drehte sie und musterte das kostbare Schmuckstück. Kostbar, fürwahr... Der Stein, welcher von all dem Silber umfasst wurde, sah wie eine Miniatur des Kristalls über ihm aus. Kazel zog Schlüsse, ob Sademos diesen Ring brauchte, um den Lebenssand anderer Wesen auf sich übertragen zu können. So suchte der Mischling in den tiefen der dunkelelfischen Erinnerungen nach Antworten. Er wollte wissen, was es mit dem Ring auf sich hatte und ob er ihn einsetzen musste, wenn er Sandkörnchen in Form von Lebenszeit auf sich übertragen musste.
Könnte ich immer wieder die Körper tauschen und den Sand in den Körper fließen lassen, der den Ring trägt?, fragte er nicht nur sich, sondern auch den Wurm, der mit dem gesamten Ritual mehr vertraut schien. Das gäbe schließlich deutlich mehr Möglichkeiten. Wer wohl aktuell Morgeria regiert?, kam es Kazel in den Sinn und er konnte nicht sagen, ob der Gedanke ihm selbst, Sademos oder dem Flüsterwesen in sich entsprungen war.
Fest stand nur, dass der Ring - sofern er wie angenommen funktionierte - ein Schlüssel der Macht wäre, auf den sogar der Mischling zugreifen wollte. Wollte er wirklich oder sprach da wieder Nebhasmhorachd aus ihm? Nein, dieser Wunsch entstieg seiner eigenen Seele. Er hatte Pläne. Sein Blick fiel über die Sklaven der Baderäumlichkeiten, welche Vranyk hierher gebracht hatte. Der Diener eilte sofort davon, um auch noch die anderen Hybriden zu holen. Kazel umrundete derweil die drei Sklaven. Er sah ihnen in die Augen, hielt bei dem fuchsmädchen an und etwas lief ihm kalt den Rücken herunter, sie so leblos, aber doch lebendig zu sehen. Der Anblick weckte seine eigenen Erinnerungen an die Seelenlosigkeit. Diese Füchsin, wie auch der blonde Bursche mit dem Fellkamm auf dem Rücken oder das Ottermädchen ... sie alle würden töten, sich sogar gegenseitig zerfleischen, wenn Kazel es nur von ihnen verlangte. Und sie würden nicht bereuen, so wie Kazel keine tiefe Reue für seinen Mord an Landria Sinal empfand. Er hatte damals lediglich den ...
... wen?...
Er hatte jemanden gebeten, ihre Seele in eine gute Nachwelt zu führen. Warum konnte er diese Person nicht greifen? Ihm fehlte ein Bild und die einzige vage Erinnerung an die Gestalt war ein knochenbleiches Aufblitzen, über das sich Schwärze legte, als wäre es von einem Mantel oder Umhang verborgen. Er runzelte die Stirn und streifte die nicht abrufbare Erinnerung ab. Sie nützte ihm nun nichts, denn jene Gestalt besaß nicht die Seele der Füchsin. Diese war ...
Seine inzwischen violetten Augen wanderten den Weg zurück zum Kristall. Die hybridische Lebenszeit befand sich dort, aber auch ihre Seelen wurden in dem Stein gefangen. So wie seine Seele damals in der Kugel des Raxtian eingesperrt gewesen war. Er erinnerte sich, dass die Kugel zerstört worden war, um die Seelen freizusetzen, aber würde ihm das bei einem Kristall dieser Größe gelingen.
Gibt es andere Wege, an die Seelen zu gelangen? Antworte mir! Wir sind eins, also lass mich an diesem Wissen teilhaben, Wu... Kaz... Sad... wir! Er schüttelte den Kopf. Warum trennte er sich, Sademos und den Wurm überhaupt noch? Sie waren doch längst ein Wesen! Oder sollte es so sein? Du wolltest die Magie ausprobieren. Den Ring. Ohne Wissen über alles, werde ich - werden wir! - nichts davon tun. Das wäre dumm. Ich weiß, dass du bereits jemanden kennst, der mir helfen könnte. Dein Meister...
Mer...
NEIN!

Untersagte er es dem Wurm, den Namen zu nennen? Es fühlte sich wie ein natürlicher Reflex an und Kazel war nicht geneigt, diesem nachzugeben. Etwas stimmte nicht mit diesem Meister, wenn Sademos Körper schon das Echo von Ablehnung so vehement im Geiste aussprach, dass er selbst nicht einmal daran denken musste. Der Mischling entschied, es als Warnung zu verbuchen und vorerst nichts daran zu ändern. Wer immer Mer-Irgendwas war, es schien besser, den Namen nicht vollständig zu kennen.
Ich erwarte Wissen, ohne deinen Meister. Oder bist du nicht so nützlich wie ich gehofft hatte, weil du nichts weißt?
... Moment! ... Denke ich das? Es klingt nicht nach mir...
... Vergiss, wer er war. Du hast ihn umgebracht und wir leben nun in seinem Körper. Es gibt keinen Grund mehr, seinem Echo zu lauschen!
... hmm...

Er beschloss, nicht weiter darauf einzugehen. Wenn der Wurm ihm das Wissen nicht schenkte, welches er wünschte, würde er es von allein herausfinden müssen. Oder aber Nebhasmhorachd zeigte sich kooperativ, weil er noch immer an die gleichen Ziele glaubte und Kazel würde erfahren, wie er den Ring und den Kristall nutzen konnte und ob vor allem eines möglich war: Mithilfe des Ringes den Lebenssand der Hybriden und deren Seele aus dem Kristall zurück in einen Körper zu übertragen. Bevorzugt natürlich in den des Ringträgers. Er spielte an dem Schmuckstück herum und prüfte, ob er ihn überhaupt vom Finger lösen könnte. Denn das war auch ein wichtiger Faktor, um seine Pläne umzusetzen, die er erneut nach nur einem kurzen Aufblitzen in seinem Geist sofort in die hinterste Ecke verbannte und mit gedanklichen Schatten zu umhüllen versuchte.
Stattdessen konzentrierte er sich nun auf die drei seelenlosen Sklaven.
"Habt ihr Namen, meine Diener? Erinnert ihr euch daran?" Er selbst hatte immer gewusst, dass er Kazel hieß, doch es hatte keine Bedeutung mehr für ihn gehabt. Nicht, solange er keine Seele mit dem Namen verband. Aber sein Name war eine Bindung zum Leben selbst gewesen und hatte dazu geführt, dass er Janay und anderen hatte trauen können, um überhaupt den Weg zurück zu sich selbst zu finden. Es wäre ihm also wichtig, auch die Seelenlosen mit Namen ansprechen zu können. Das wäre der erste Anker zurück in ihr Selbst. So wie Janay nach wie vor seinen Anker darstellte.
Janay ... wenn ich hier fertig bin, suche ich dich.
Wir suchen sie! Sie und das Körnchen Leben in ihr.
... ja...

Kazel ließ seine - Sademos' - Finger am Arm der Füchsin entlang gleiten. Er streichelte sie und jede seiner Bewegungen besaß etwas Erotisches, obgleich nichts davon in der Erinnerung des Mannes zu finden war. Nichts, das mit körperlichem Begehren zu tun hatte. Diese Hülle einer Hybridin besaß keine Lebenszeit mehr. Sie wurde vom Zeitensand des Wurmes gespeist. Das verriet ihr Stundenglas, welches Kazel wie durch Zauberhand erkennen konnte. Er betrachtete sein eigenes, respektive das von Sademos. Er konnte nun alle Stundengläser sehen, wenn er sich darauf konzentrierte? Oder funktionierte die Gabe nur bei jenen, die mit dem blauen Schimmersand angereichert waren?
Es ist Zeit für ein Experiment. Ich will wissen, ob wir die Stundengläser auch sehen können, wenn kein Sand von di... von uns ... darin ist. Wie entfernen wir den blauen Sand? Der ohnehin mein sein sollte.
Kazel hatte viele Fragen an seinen Parasiten. Aber er musste sie stellen und er musste so viele Informationen wie möglich erhalten. Das hoffentlich, bevor Vranyk zurück war. Dieser schien keinen blauen Sand in seiner Lebensuhr zu besitzen und Kazel wollte sein Scheinexperiment begonnen haben, bevor der Wurm auf die Idee käme, sich einfach Vranyks Uhr anzuschauen. Dann müsste der Mischling sich einen anderen Plan ausdenken, Seele und Zeit zurück in die Hybriden zu transportieren.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Freitag 12. März 2021, 12:05

Manche Dinge waren einfach, manche kompliziert.

Was aber einfach war, war auf Sademos Erinnerungen zuzugreifen. Kazel musste nur in eine bestimmte Richtung denken, eine Frage stellen und schon tauchten die passenden Bilder auf. Sademos hatte sein Leben und seine Seele verloren und dem nichts mehr entgegen zu setzen.
Kazel betrachtete den Ring.
Ja, das war auch eines der einfachen Dinge. Er war ein Teil des großen Kristalls und „befehligte“ den blauen Sand. Er verschaffte ihm die Verbindung zum Wurm und dessen Fähigkeiten, solange man seinen Namen kannte.
Nebhasmhorachd
Ebenfalls konnte Kazel ihn vom Finger lösen und somit ggf. weiter geben. Aber... Hatte er nicht einen anderen Auftrag erhalten, von... er erinnerte sich nicht mehr.

Was hingegen kompliziert war und auch den Wurm etwas irritierte, als Kazel darüber nachdachte, war seine Fähigkeit Sanduhren zu sehen...
...das ist ... Interessant. Konntest du das schon immer?
Die Neugierde des Wurms war geweckt.
Ich kann da keine „Sanduhren“ sehen.... nur den Strom der Magie. All die leckeren Seelenleckerbissen, süß und saftig, jung und frisch, alt und vollmundig... Ich fresse sie, lass sie uns fressen und verdauen, dann kannst du über sie herrschen!
Anscheinend hatte Nebhasmhorachd eine etwas andere Sicht auf die Dinge, eine andere Wahrnehmung was die Magie der Seelen anging. Das Kazel Sanduhren sah, war seinem eigenen Geist entsprungen, aus einer vergessenen Erinnerung, aber die Fähigkeit sie zu sehen... bevor er nicht seinen Körper gewechselt hatte, hatte er doch nur seine eigene gesehen. Auch hier verbanden sich schon die Kräfte. Der Wurm ließ ihn den Sand, also die Energie der Seelen sehen und Kazels Geist gab dem ganzen eine Form. Der Ring war ein Schlüssel zu dieser Macht ein Geschenk vom Meister, dessen Name nicht genannt werden sollte.
Mers...
Was wohl geschehen würde, wenn er den Gedanken zu Ende dachte?
Merse...
Vielleicht ein anderen mal. Jetzt konzentrierte sich Kazel lieber auf seine Experimente.
"Habt ihr Namen, meine Diener? Erinnert ihr euch daran?"
Die drei Diener nickten und nannen die Namen, die Sademos ihnen gegeben hatte:
„Fuchsa.“
„Otta.“
„Dachs.“
Da war er wohl wenig kreativ gewesen, aber musste er ja auch nicht. Er hatte ihre Lebenszeit, ihre Seelenenergie gefressen, sie verdaut und ihnen wieder gegeben. Eigentlich waren sie schon lange tot und lebten nur durch seinen Willen. Er hatte ihnen ihr Leben genommen und ein anderes gegeben. Eigentlich sollten sie nicht hier sein. Ein Leben endete, wenn man ihnen die Zeit nahm...die Seele... das hier war...
...falsch? Wieso? Sie sind doch so köstlich!
Ab und an mischte der Wurm sich schon in Kazels Gedanken, wenn gleich er insgesamt ruhiger geworden war.

Derweil wurden die weiteren Hybriden geliefert. Vranyk klopfte kurz und dann trat er mit den Anderen ein. Ängstliche Blicke trafen auf Sademos und sie knieten nieder.
Brav!
Schlange kniete, das Hasenmädchen Hopp kniete, die Schabe...es war merkwürdig ihn teils das erste Mal, teils schon einige Male gesehen zu haben. Er konnte rein anatomisch nicht knien. Der Insekten-hybrid sah wirklich zum gruseln aus und Vranyk hielt ihn an einem Stab mit Schlinge am Ende auf Abstand. Alles an diesem Körper war darauf ausgelegt zu verletzen. Der verdickte Hinterleib und die Chitin-farbenen langen Beine erinnerten an den einer Ameise oder den eines Käfers, sowie auch die Arme, die an scharfkantige mit Dornen besetzte Greifwerkzeuge erinnerten. Der Oberkörper hatte gerade noch so entfernt menschliche Strukturen, war aber mit schwarzen Platten überzogen und ragte fast 2,50m in die Höhe. Der Kopf war menschlich, bis auf den Unterkiefer, der sich am Kinn geteilt hatte und zwei schaffte Beißwerkzeuge gebildet hatte. Die Haut war schwarz, was vermuten ließ, dass er entweder ein Dunkelelf gewesen war oder die Verwandlung ihn gefärbt hatte. Sademos hatte ihn aus der Arena gekauft, wo er für Blut und Sand gekämpft hatte. Das was dieses Wesen besonders machte, war sein Leid. Wurde er entfesselt mit einem Trigger auf seine Gegner geschickt, so tötete er alles und litt danach fürchterlich, da er eine sanfte Seele hatte. Er hatte ihn zur Freude einiger Geschäftspartner schon öfter kämpfen lassen... einmal sogar gegen die Kinder einer Bauernfamilie, die sie aus Andunie als Sklaven hier her geschickt hatten. Er hatte die Kinder mit einem Honigglas in den Hof geschickt und den Dingen seinen lauf gelassen, während er und seine „Freunde“ zugesehen hatten. Schabe hatte ihnen das Fleisch von den verlebten Fingern gefressen und dann den Rest. Kazel sah ihn an und wusste, dass sich dieser Mann nichts mehr herbei sehnte als den...
Hm...
Weg war der Gedanke.
War nicht wichtig.
Da standen sie nun. Drei Hybriden mit blauem Körnchen in ihren Uhren und drei mit weißem Sand. Sademos fühlte die Macht über den blauen Sand in sich. Es war wie ein Teil von ihm...vom Wurm, von Nebhasmhorachd und ein Gedanke von ihm, von ihnen genügte um sie tun zu lassen, was er wollte.
Gerade in diesem Moment näherte sich einer der Wachen vom Haupttor und verbeugte sich tief. Er stand in der offenen Tür.
„Verzeiht, Herr!“
Sademos Blick wanderte kalt auf den Störenfried, der sicher lieber jetzt wo anders wäre.
„Ich will euch nur mitteilen, da ist eine alte Vettel am Tor, eine Goblinfrau mit Namen Kuralla. Sie fragt nach ihrer Kanalratte, die sie an euren Diener Vranyk verkauft hat. Sie meint, er sei verseucht und würde euch nur Scherereien machen. Sie will ihn zurück kaufen.“
Erneut verneigte sich der Wächter tief. Auch Vranyk schaute den Wächter missbilligend an, dann sah er sich suchend um. Er schaute wo der Mischling namens Sturmadler steckte, da er ihn ja hier her gebracht hatte, fand ihn aber anscheinend nirgends. Kazel sah kurz hinter sich unter den Kristall, wo sein Körper zwischen den Zeiten fest hing und stellte fest, dass ihn wohl sonst niemand sehen konnte.
„Was soll ich ihr mitteilen, Herr?“
, fragte der Wächter.

((ooc falls ich irgendetwas vergessen habe anzusprechen, dann bitte bescheid sagen oder noch mal im nächsten post erwähnen. Steh ein bisschen neben mit ;) ))
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Samstag 13. März 2021, 14:42

Kazel gewann neue Erkenntnisse und das nur dadurch, dass er in bestimmten Bahnen dachte oder sich Sademos' Besitz anschaute. So erfuhr er über einen einzigen Blick auf den Ring an seinem Finger dessen Verwendung. Dieser Ring war das Band zwischen dem Kristall, dem blauen Lebenssand und Nebhasmhorachd. Mit ihm konnte er alle kontrollieren, deren echte Zeit abgelaufen war. Deren Zeit wir gefressen haben ... oh, süße, köstliche Zeit! Er nickte und diese Gedanken brachten ihm neue Perspektiven ein. Sein Blick, kalt und finster, wanderte über Fuchs, Otter und den Dachsjungen. Er verweilte an dessen Stundengläsern, die seinem Wurm offenbar verborgen blieben. Jener konnte nur seine eigenen Ausscheidungen sehen, nicht aber deren Behältnis.
Wo genau steckst du? Wo ist mein Sand?, fragte er bewusst sein Selbst, denn jetzt erkannte Kazel einen Unterschied zu allen anderen Gegebenheiten. Der Wurm mochte ihm immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass sie nun eins waren, gemeinsam seine Macht nutzen und gemeinsam fressen würden. Doch es bestand eine Grenze zwischen ihnen. Kazel war es nicht möglich in die Gedanken des Wurmes einzutauchen. Er konnte sich lediglich mit ihm unterhalten, ohne sprechen zu müssen. Weißt du, was ich denke, wenn ich dich nicht direkt anspreche? Das klingt komisch - wir sind doch eins. Ich rede mit mir selbst. Er berührte seine Stirn. Es war nach wie vor gewöhnungsbedürftig und zwischen all der Kommunikation glaubte er, das tiefe Bedürfnis in sich zu spüren, einen Namen auszusprechen. Es brandete mit stetigem Wellenschlag gegen das Ufer seines Bewusstseins. Kazel konnte den Namen nur nicht greifen. Wie hieß dieses Wesen?
Mers...
Nein, das ist er nicht. Ich stand mit ihm schon einmal am Strand... Er ist ...
Unwichtig! Konzentrieren wir uns auf das Wesentliche.
... ja...

Es gab so viel zu tun und auch wenn sich Kazel dafür nötige Lebenszeit anderer einverleiben könnte, so erreichte er dadurch nicht schneller seine Ziele. Nebhasmhorachd hatte Recht. Er musste seinen Fokus finden und die wichtigen Dinge zuerst angehen. So trat er an die Füchsin heran, fragte nach den Namen der drei Sklaven. Einfallsreichtum hatte Sademos nicht besessen. Doch das Mitleid im Innern seines Körpers, das jedoch von Kazel ausging, war nicht dem Wunsch entsprungen, diesen Wesen neue und bessere Namen zu schenken. Instinktiv wusste er, dass sie bereits tot waren. Was vor ihm stand, waren leere Hüllen, einzig und allein an einer Art Unleben erhalten durch den pervertierten Sand seines Zeitenwurmes. Könnte er für diese drei überhaupt noch etwas tun? Versuchen würde er es, aber dazu brauchte er Hilfe.
Vranyk brachte sie in Form der weiteren Hybriden. Kazel nickte ihm dankbar zu, deutete damit aber auch an, dass er sich noch in der Nähe aufhalten sollte. Er stolzierte mit Sademos' üblicher Gangart auf die Herbeigeführten zu. Er musterte sie der Reihe nach. Waren alle anwesend? Kazel vermisste den Bären und die bedauernswerte Nessaja. Wahrscheinlich war Letztere gar nicht mehr in der Lage, ihre Zelle zu verlassen und der Bär? Mochte er noch zu gefährlich sein, zu ungezähmt?
"Vranyk ... da fehlen einige. Wo sind Bär und Schildkröte?" Er winkte ab. "Nein, nein! Hol sie nicht ... noch nicht." Dann widmete er sich seinen ... Besitztümern. Erkannten sie ihn? Rochen sie ihn vielleicht? Kazel machte sich vor allem bei Schlange Hoffnungen, weshalb er besonders lang vor dem Hybriden stehenblieb. Trotzdem sprach er ihn nicht an. Dazu würde er Vranyk erst aus dem Raum schaffen müssen, aber der Zeitpunkt war noch nicht gekommen. Vor allem nicht, weil Kazel nun zum ersten Mal Schabe zu Gesicht bekam. Was immer er vorher gewesen war, man erkannte es kaum noch an ihm. Dafür spürte der Mischling im Körper des Dunkelelfen eine tiefe Sehnsucht, die von Schabe ausging. Nein, sie war Teil von Sademos' Erinnerungen! Er erinnerte sich an die Tortur, die er diesem Hybriden angetan hatte und das nur zum Vergnügen und der Unterhaltung ... und um Bündnisse zu schließen, die auf dem Leid anderer aufgebaut worden waren.
Sademos' Körper krümmte sich vor. Eine hand fuhr an seinen Magen, die andere vor seinen Mund. Für den Augenblick sah es so aus, als müsste er sich übergeben. Kazel war auch ganz übel. Er besaß eigene Erinnerungen an Pein und Folter, konnte Schabe also nachempfinden, welche Schrecken diese Kreatur durchlitten hatte und noch immer auf seinen chitinartigen Schultern trug. Um seine beinahe verlorene Beherrschung zu kaschieren, murmelte er auf Lerium, verständlich genug für Vranyk: "Ich hatte vergessen, wie Ekel erregend Teile meiner Sammlung sind." Danach richtete Kazel seine Roben. "Ich habe vor, ein Experiment zu..." Weiter kam er nicht. Da besaß Kazel die Unsterblichkeit - Nebhasmhorachd - in sich und hatte dennoch keine Zeit, seine Vorhaben in die Tat umzusetzen.
"Ich mag es nicht, unterbrochen zu werden", schnarrte er mit düsterer Stimme. Seinen Ärger ließ er zum Glück der Hybriden nicht an ihnen aus, sondern funkelte den Wächter an, der den Türrahmen ausfüllte. Kazel reckte das Kinn ein wenig an. Sollte der Wächter seine Tat nur bereuen!
Bestrafen wir ihn doch ... er stört deine kostbare Zeit .... nehmen wir ihm seine.
... hm ... vielleicht tun wir das...
Kazel schmunzelte, aber es erweckte sicherlich bei Außenstehenden keinen erfreuten Eindruck. Dazu betrachtete er den Wächter viel zu stark mit einem gierigen Blick. So wie man die fetteste Gans im Stall betrachtete, kurz vor den Feierlichkeiten, bei denen Braten auf der Speisekarte stand. Sein Ausdruck änderte sich auch nur bedingt, als der Wächter die Goblinfrau erwähnte. Ein Name huschte durch Kazels Geist, aber auch er war nicht jener, an den er versuchte, sich zu erinnern.
Kuralla.
Trotzdem pochte sein Herz einmal kräftig auf. Eine Verbündete! Sie hatte selbst gesagt, eine Freundin zu sein. Die Frage war nun nur, inwieweit sie einem Mann traute, den sie lieber mied. Ein Mann, den sie vielleicht sogar fürchtete? Würde sie ihm glauben, wenn er mit Sademos' Abbild behauptete, Kazel zu sein? Sollte er sie in dieses Chaos weiter hineinziehen? Er besaß die Möglichkeit, sie nun durch den Wächter abzuwimmeln und einfach aus seinem Leben zu streichen. Sie und Firlefitz hätten dadurch nicht viel verloren. Vor allem blieben sie künftig wohl unbehelligt und müssten sich keine Sorgen machen, Konsequenzen von Seiten des Sammlers erfahren zu müssen. Andererseits ... Kazel fühlte sich verpflichtet, ihnen auf irgendeine Art und Weise zu danken. Und sei es nur, ihnen klar zu machen, dass er den Sammler wirklich vernichtet hatte. In gewisser Weise. Er stand schließlich nun an dessen Stelle.
Und du könntest so viel Macht von seiner Position aus ausüben ... wir könnten und ordentlich satt fressen...
Kazel strebte nicht nach Macht. Trotzdem wurde ihm langsam klar, dass er sie als Werkzeug nutzen könnte, um seine Ziele zu erreichen. Wer Macht sinnvoll und gerecht einsetzte, war kein Tyrann. Er wäre kein Tenebrée wie Morgeria den Namen seiner Familie kannte. Das wäre er ohnehin nicht im Körper des Sammlers. Aber was könnte er alles ausrichten mit seinen Mitteln? Kazel warf einen ersten Blick auf die Verführungskünste von Macht, der viele schon erlegen waren. Sie lockte, doch mit einem Schaudern.
"Die Kanalratte ist mir nützlich, aber ich bin für Verhandlungsgespräche bereit." Kazel ließ den Blick über die Hybriden schweifen. Nein. Das hier war nun zu wichtig, um sie warten zu lassen oder - schlimmer noch - zurückzuschicken. "Bring sie her, Wächter, und ich verzeihe dir deine Störung - heute." Dann wandte er sich an Vranyk. "Mein Bild soll gewahrt bleiben. Präsentieren wir der Alten meine Sammlung in ihrer schönsten Pracht. Beschaffe Getränke und Häppchen für ... ja, für alle." Sein Blick wanderte die Hybriden ab. Selbst die leeren Hüllen der drei Sklaven ließ er nicht aus. Lediglich bei Schabe blieb er länger haften, nachdenklich. "Beeindrucken, aber nicht unbedingt vorzeigbar. Vranyk, eil dich! Ich überlege derweil, was ich mit dem da anstelle."
Jetzt musste er schnell sein. Bevor Kuralla ankam, bevor Vranyk zurück wäre. Kazel könnte die Zeit nicht anhalten, denn dann wäre er nicht in der Lage, mit den Hybriden zu sprechen. Es blieb nur zu hoffen, dass sie ihm alle zuhörten ... und glaubten. Er wartete auf seine Gelegenheit.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Dienstag 16. März 2021, 17:25

Vranyks Treue war über alle Maßen hilfreich. Er verbeugte sich, klickte die Stange, die „Schabe“ auf Abstand hielt an einer Öse an einer der tragenden Säulen ein, so dass dieser nur wenig Bewegungsspielraum hatte. Er konnte sich in einem Halbkreis von etwa 2m bewegen, aber erreichte auch nicht die Säule dabei. Ließe man ihm hier aber zu viel Zeit, so gab es Wege sich zu befreien, wie Kazels wacher Geist schnell feststellte. Mit etwas Geduld könnte Schabe die Öse im Mauerwerk durchaus heraus hebeln.
„Wenn es euch genehm ist, mache ich den blauen Salon nebenan für den Empfang fertig.“
und verschwand um Sademos Anweisungen auszuführen. Er stellte auch keine Fragen mehr, auch wenn sein Blick noch nach dem Sturmadler gesucht hatte.
Der Wächter hingegen, der sich als saftigen Gänsebraten schon gesehen hatte, eilte so schnell hinaus, dass man meinten könnte er sei auf der Flucht.
So blieb dem Hausherren mit der neuen Seele nur wenig Zeit seinen Plan auszuführen. Während bald darauf leises Klirren und eilige Füße hinter einer angrenzenden Tür zu hören war, wo Sademos Wissen eben jenen blauen Salon ahnte, da konnte Kazel nun näher zu den Hybriden treten. Wohl wissend, dass Schabe jede Möglichkeit nutzen würde ihn, oder sich selbst zu töten, hielt er Abstand. Hopp lächelte süß und wippte auf den Fußballen, da dies Sademos gefiel, aber das Lächeln war nur aufgesetzt und das Handeln erlernt, um zu überleben. Schlange stand nur still da und starrte auf den Boden. Er züngelte zwar ein paar mal, aber zeigte keine Reaktion auf den neuen „Wirt“ seines Herrn, also musste Kazel das Wort an „seine Diener“ richten. Sie waren allein... eine Weile. Sein Geruch war der des Hausherren, dass ahnte er schon. Hier kam er nicht weiter. Eine Seele roch nicht. Aber jetzt war wenigstens die Gelegenheit da, sich mit ein paar von Sademos Sammlungsstücken zu unterhalten. Die drei bereits „verdauten“ sahen ihn zwar aufmerksam, aber auch irgendwie teilnahmslos an. Sie würden einfach tun, was er wollte. Die drei anderen, besonders Hopp und Schlange wären vielleicht eher bereit ihm Glauben zu schenken... nur... Was sollte er ihnen sagen, damit sie ihm glaubten, dass er Sturmadler und nicht ihr Herr war, der sich einen üblen Scherz mit ihnen erlaubte.
Da er noch nahe des Fensters stand, sah er auch aus dem Augenwinkel, wie der eilige Wächter schon das Tor erreicht hatte und nun einen kleinen Müllhaufen mit der stumpfen Schwertscheide vor sich her dirigierte, schubste, ohne ihn anfassen zu wollen.
Kazel musste sich beeilen.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Mittwoch 17. März 2021, 13:42

Kazel wartete ab, bis Vranyk und der Soldat verschwunden waren. Letzteren ließ er mit einem finsteren Blick im Nacken entkommen, wohl wissend, dass jener sein Glück kaum würde fassen können. Mit Bitterkeit stellte der Mischling im neuen Körper fest, dass Sademos nur nach außen hin ruhig und sympathisch wirkte mit seinen nackten Füßen, der langen Robe, dem ebenso langen Seidenhaar und seiner gänzlich besonnenen Art. Hinter dieser Fassade standen erbarmungslose Entscheidungen, denen Befehle folgten, welche nicht nur einmal ein Leben ausgehaucht hatten. Nein, gewiss nicht. Sademos hatte Schlimmeres verübt. Er hatte sich an den Seelen anderer gelabt, die nicht einmal zu früh zum ...
... zu wem? ...
Nicht wichtig!

... die nicht einmal zu früh zu irgendjemandem gehen konnten, sondern ihm gänzlich verwehrt blieben. So sehr Kazel sich aber auch versuchte, auf ein Bild oder einen Namen dessen zu konzentrieren, es entglitt ihm wie der eigene Zeitensand in seinem Stundenglas.
Zeit ist ein gutes Stichwort. Wir haben davon nicht viel. Also, was tun wir jetzt mit den Hybriden? Einige von ihnen sehen noch sehr ... lebendig aus. Geradezu köstlich lebendig. Wir könnten uns mehr Zeit verschaffen.
Kazel schwieg. Er betrachtete die Stange, welche Schabe gefangen hielt. Das würde sie nicht auf Dauer schaffen. Diese Bestie wäre früher oder später in der Lage, sich lsozureißen. Sie besaß so viel Kraft, es beflügelte Kazels Innerstes. Er leckte sich die Lippen. Genau, was er brauchte. Dann glitt sein Blick weiter zu Hopps und Schlange. Mit ihnen würde er sprechen müssen. Er musste sie auf seine Seite ziehen, um an Schabe heranzukommen. Kazel hatte nicht vor, die Hybriden zu benutzen. Ansonsten könnte er auf die Hüllen von Sklaven zurückgreifen. Nein, er wollte sie für sich gewinnen und zu einem Teil seines Plans machen. Einem, von dem sie alle profitieren würden.
Also werden wir sie fressen? Ihre leckere Zeit?
... das wird sich zeigen. Zunächst muss ich - müssen wir - etwas Wichtigeres tun...
Dann beeil dich!
... ja ...

Sein Flüsterwurm behielt Recht. Sie mussten sich tatsächlich sputen und das, obwohl er die Zeit doch in einen Stillstand versetzen könnte. Nur so käme er nicht an sein Ziel. Also wandte Kazel sich den Hybriden zu. Jenen, die noch eine Seele besaßen. Er stellte sich vor ihnen auf, mit genügend Abstand zu jedem einzelnen. Dann legte er seine Hände im Steiß zusammen, nahm kurz Hopps' Fußwippen mit einem Nicken zur Kenntnis und sprach dann sehr offen, aber gedämpft: "Den Sammler, den ihr hier vor euch vermutet, gibt es nicht mehr. Wir ... ich ... bin jetzt er. Ihr kennt mich als Sturmadler. Es gibt keinen Grund, eure Fluchtpläne noch in die Tat umzusetzen. Nicht, wenn ich euch bald freilasse." Er musste schmunzeln, weil er wusste, dass Sademos es unter diesen Umständen nicht tun würde. Vielleicht erweckte es die Aufmerksamkeit der Hybriden. "Im Grunde seid ihr das bereits und ja - Schabe - ich werde deine Fesseln gleich lösen. Vorher muss ich sicher sein, dass du mich nicht angreifen wirst. Und dich selbst auch nicht töten. Noch nicht. Ich brauche deine Hilfe - euer aller Hilfe." Er wandte sich halb von ihnen ab, um auf die leblosen Sklaven zu deuten.
"Sie sind nur noch leere Hüllen ihrer selbst und dieses Schicksal würde euch alle ereilen, hätte ich Sademos - den Sammler - nicht ausglöscht und seinen Leib übernommen. Ich versuche, ihnen ihre Seelen zurückzugeben."
Innerlich zuckte Kazel auf. Erwartete er Widerstand vom Wurm? Von sich selbst? Nein, dieser Plan musste durchgeführt werden. Er hielt fest daran. Es musste sein, damit er seine Liebste wieder in die Arme schließen könnte. Janay. Er klammerte sich an ihren Namen wie ein Ertrinkender an ein zugeworfenes Seil.
"Um das zu bewerkstelligen, glaube ich, dass es nötig ist, die Ketten des Kristalls über uns zu sprengen und ihn zu zerstören." Sein Blick glitt nicht nach oben. Kazel wartete aber, dass Schlange und Hopps geschaut hatte, falls der Kristall nun ihre Aufmerksamkeit erregte. Erst dann fuhr er mit seinem Monolog fort: "Schabe, du siehst stark genug aus, das zu schaffen. Kriegst du die Ketten mit deinen ... Kiefern zerbissen? Oder anderweitig durchtrennt? Ich verspreche dir, danach deine Sehnsucht nach dem T..."
Seltsam. Warum kann ich es nicht aussprechen? Wonach sehnte er sich noch gleich?
Nach Unsterblichkeit? Wie wir alle...
Vielleicht...

Kazel räusperte sich. "Ich will dir deinen Wunsch erfüllen und wenn es das Ende von Sademos bedeutet - nun, dann habe ich das bereits erledigt." Wieder drehte er sich Schlange und Hasenhybridin zu. "Ich kann nur hoffen, ihr glaubt mir. Sobald wir den Kristall zerstört und die Seelen der anderen gerettet haben, müssen wir euren Bärenfreund und Nessaja auch noch befreien. Vielleicht kann uns jemand dabei helfen. Eine alte Goblinfrau. Ich will alles tun, euch aus dieser Gefangenschaft herauszuholen, doch dafür brauche ich euer Vertrauen."
Er wagte sich auf sehr dünnes Eis. Die Hybriden hatten keinen Grund, Sademos blind zu glauben. Ebenso wenig gab es Gründe, ihm zu trauen, dass der Sturmadler seinen Körper übernommen hätte. Kazel hoffte auf Schlanges Gerissenheit, zwischen den Zeilen zu lesen. Der Hybrid musste den wahren Sammler und dessen Verhalten doch kennen. Es entsprach nicht dem jetzigen. Und er kannte auch nicht den Namen der Schildkröte oder etwa doch? Kurz stöberte Kazel in der geistigen Bibliothek von Sademos' Erinnerungen. Etwas musste es doch geben, mit dem er seine Worte weiter untermauern konnte. Viel Zeit hatten sie nicht mehr und es blieb fraglich, ob Schabe wirklich so stark war, wie Kazel sich erhoffte. Außerdem ... wir würde sein Wurm reagieren?
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Samstag 20. März 2021, 14:37

"Den Sammler, den ihr hier vor euch vermutet, gibt es nicht mehr. Wir ... ich ... bin jetzt er. Ihr kennt mich als Sturmadler. Es gibt keinen Grund, eure Fluchtpläne noch in die Tat umzusetzen. Nicht, wenn ich euch bald freilasse."
Er musste schmunzeln, weil er wusste, dass Sademos es unter diesen Umständen nicht tun würde. Die Aufmerksamkeit aller Anwesenden hatte er, aber noch nicht ihr Vertrauen. Hopps Näschen zuckte nervös, Schlange schaute ihn mit gesenktem Kopf an und Schabe starrte einfach nur weiter.
"Im Grunde seid ihr das bereits und ja - Schabe - ich werde deine Fesseln gleich lösen. Vorher muss ich sicher sein, dass du mich nicht angreifen wirst. Und dich selbst auch nicht töten. Noch nicht. Ich brauche deine Hilfe - euer aller Hilfe."
Der Angesprochene neigte den Kopf und gab ein paar seltsame Klicklaute von sich. Hopps Ohren zuckten, aber sie sagte nichts. Sademos wandte sich halb von ihnen ab, um auf die leblosen Sklaven zu deuten, die es nun mal irgendwie waren, auch wenn sie aufrecht standen.
"Sie sind nur noch leere Hüllen ihrer selbst und dieses Schicksal würde euch alle ereilen, hätte ich Sademos - den Sammler - nicht auslöscht und seinen Leib übernommen. Ich versuche, ihnen ihre Seelen zurückzugeben."
Innerlich zuckte Kazel auf.
ZURÜCKGEBEN???
Er hatte den Widerstand vom Wurm erwartet, von sich selbst.
Warum? Das ist ..unlogisch!
Nein, dieser Plan musste durchgeführt werden.
...sie sind doch schon tot.
Er hielt fest daran, auch wenn die Argumente durchaus Gewicht hatten. Es musste sein, damit er seine Liebste wieder in die Arme schließen könnte auch wenn in seinem Innern sich etwas regte und wand, an seinen Mauern fraß und nagte...
Warum...? Schließen wir sie (Janay) in unserer Arme.... Aber SIE (die Hybriden) Sie sind verdaut, waren lecker. Zwecklos sie zurück... Jetzt so viel besser! Schau, sie sind besser jetzt, fügsam und willig... Wir haben Macht über sie! ....Janay.
Er klammerte sich an ihren Namen wie ein Ertrinkender an ein zugeworfenes Seil und es half. Das Gefühl der Einflüsterungen des Wurms wurde wieder schwächer. Die Konzentration auf diese zwei kleinen Silben half Kazel sich nicht zu verlieren.
"Um das zu bewerkstelligen, glaube ich, dass es nötig ist, die Ketten des Kristalls über uns zu sprengen und ihn zu zerstören."
Was???!!! Nein! Nicht … JANAY!!
Sein Blick glitt nicht nach oben. Kazel wartete aber, dass Schlange und Hopps geschaut hatte, falls der Kristall nun ihre Aufmerksamkeit erregte. Erst dann fuhr er mit seinem Monolog fort:
"Schabe, du siehst stark genug aus, das zu schaffen. Kriegst du die Ketten mit deinen ... Kiefern zerbissen? Oder anderweitig durchtrennt? Ich verspreche dir, danach deine Sehnsucht nach dem T..."
Seltsam. Warum kann ich es nicht aussprechen? Wonach sehnte er sich noch gleich?
Nach Unsterblichkeit? Wie wir alle...Wir können ihn fressen und verdauen, dann ist er besser!

Vielleicht...
Kazel räusperte sich.
"Ich will dir deinen Wunsch erfüllen und wenn es das Ende von Sademos bedeutet - nun, dann habe ich das bereits erledigt."
Wieder drehte er sich Schlange und Hasenhybridin zu, die ihn fragend ansahen.
"Ich kann nur hoffen, ihr glaubt mir. Sobald wir den Kristall zerstört und die Seelen der anderen gerettet haben, müssen wir euren Bärenfreund und Nessaja auch noch befreien. Vielleicht kann uns jemand dabei helfen. Eine alte Goblinfrau. Ich will alles tun, euch aus dieser Gefangenschaft herauszuholen, doch dafür brauche ich euer Vertrauen."
Er wagte sich auf sehr dünnes Eis. Die Hybriden hatten keinen Grund, Sademos blind zu glauben. Ebenso wenig gab es Gründe, ihm zu trauen, dass der Sturmadler seinen Körper übernommen hatte. Kazel hoffte auf Schlanges Gerissenheit, zwischen den Zeilen zu lesen. Der Hybrid musste den wahren Sammler und dessen Verhalten doch kennen. Es entsprach nicht dem jetzigen. Und er kannte auch nicht den Namen der Schildkröte oder etwa doch? Kurz stöberte Kazel in der geistigen Bibliothek von Sademos' Erinnerungen. Nein, da war kein Wissen über „Nessaja“. Ja, er nutzte die Schildkröte für prophetische Séancen, aber ihren Namen hatte er nie erfahren. Er sah seine ehemaligen Zellennachbarn an und merkte, wie es in ihnen arbeitete. Hopp wippte tatsächlich nun nervös und nicht gespielt mit den Füßen, als ob sie am liebsten herum gesprungen oder weg gelaufen wäre, Schlange fixierte Sademos wie eine Ratte und Schabe? Der klickte.
Schlange schüttelte langsam den Kopf, aber Hopp hibbelte noch mehr herum.
„Wenn er die Wahrheit sagt, dann ...“
Schlanges Zischen ließ sie schweigen und der Insekten-hybrid klickte erneut. Diesmal war es Schlange der sprach:
„Sademos...“
Er schien regelrecht auf ein finsteres Auflachen zu warten, dass das ganze hier als üblen Scherz enttarnte.
„Du sagst du bist nicht er. Du seist der Sturmadler und kennst Namen, von denen du nicht wissen solltest, aber du könntest uns auch belauscht haben. Sag mir...“
Er sah einen Moment nachdenklich zu Boden.
„Wie ist der Sturmadler aus seiner Zelle entkommen?“
Weder Hopp, noch sonst einer der Anderen hatten „gesehen“ wie Kazel entkommen war. Nur die beiden wussten, was genau geschehen war. Hopp wollte wieder etwas sagen, doch Schlange hob die Hand und sie blieb stumm. Bevor er sich nicht sicher war, dass Sademos nicht mehr Sademos war, würde er auch die anderen davon abhalten ihm zu vertrauen.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Dienstag 23. März 2021, 06:23

Er hatte beinahe einen Schritt zu weit gewagt. Er musste es klüger anstellen, denn der Wurm - nein, ein Teil von ihm oder doch gar er selbst? - irgendjemand war strikt dagegen, den leblosen Hüllen ihre Seelen zurückzugeben. Kazel spürte das Sträuben als unangenehmen Schauer durch seinen Körper fluten, dass es ihm eine Gänsehaut bescherte. Er hatte damit gerechnet, nicht aber in dieser Form. Doch weil er sich gewappnet hatte, war es ihm möglich, weiter die Kontrolle über diesen Körper zu behalten. Ein wunderbarer Körper, so erfahren im Umgang mit ... Flüsterwurmstimmen, die Unsterblichkeit versprachen.
Doch auch Nebhasmhorachd beging einen entscheidenden Fehler. Fatal für ihn, aber vielleicht würde es Kazel retten. Denn es sorgte dafür, dass der Mischling im Dunkelelfenkörper sich einer gewissen Trennung wieder mehr bewusst wurde. Nebhasmhorachd sprach davon, dass es nicht nötig sei, die Seelen zurückzugeben. Ihre Träger seien längst ... sie waren ...
... tot.
Kazel wiederholte dieses eine Wort so leise gedanklich, dass er nochmal bewusst auf dessen Nachhall achten musste. Nur so konnte er sich sicher sein, es wirklich gedacht zu haben. Tot. Es erinnerte ihn an dessen Bedeutung. Tot zu sein war ein Zustand. Genauer gesagt, handelte es sich um den letzten Zustand, den ein Lebewesen erreichen konnte - abgesehen von ihm.
Und das nicht, weil ich unsterblich bin. Ich bin nicht Nebhasmhorachd...
Er ignorierte jeglichen Kommentar des Wurmes in sich, denn jetzt wusste er plötzlich, dass es nicht seine Gedanken waren. Wie lange würde er dieses Wissen behalten können? Holte sich das fremde Wesen seinen Geist zurück? Vereinten sie sich gleich wieder? Konnte er ihm noch entkommen, so wie er hoffte, dass die versammelten Seelen und Seelenlosen ihrem Schicksal würden entkommen können? Er blickte über die drei Hybriden hinweg. Noch immer zeigten sie sich skeptisch, wenngleich sie eine kleine Absprache hielten. Schabe verstand er dabei nicht. Der Hybrid klickte nur, es wirkte auf Kazel allerdings nicht sehr aggressiv. Da zeigte sich Schlange deutlich misstrauisch. Er mimte auch den Redner der Gruppe. Kazel akzeptierte das. Tatsächlich hielt er persönlich deutlich mehr von Schlange als Sademos es getan hatte. Der Reptilhybrid wandte sich an ihn, sprach jedoch den Namen des Dunkelelfen aus. Kazel stellte das sofort richtig, allein schon um zu zeigen, dass er eben nicht länger Sademos war.
"Nenn mich Sturmadler, denn ich bin nicht Sademos. Abgsehen von seinem Körper existiert nichts mehr von ihm." Er blickte gen Tür. Vranyk war noch nicht zurück, könnte aber jeden Moment auftauchen und mitteilen, dass Kuralla im Salon wartete. Er räusperte sich wiederholt. "Nennt mich nur Sademos, wenn andere uns hören könnten. Halten wir die Fassade aufrecht, bis wir alle frei sind." Er trat dichter an Schlange heran. Dicht genug nun, dass jener ihn überwältigen könnte. Von Schabe hielt er sich jedoch weiterhin fern. Das würde ihn noch genug Mut kosten, denn auch wenn der Hybrid nicht bösartig wirkte, er sah einschüchternd aus.
Mit Sademos' violetten Augen blickte Kazel seinem Gegenüber offen entgegen. Seine Haltung war ruhig, aber Schlange kannte diese Selbstbeherrschung wohl schon von seinem Herrn und Meister. Das brachte nichts. Er musste ihn überzeugen. So beantwortete er ohne jeglichen Widerstand dessen Frage. "Ich habe ..." Er stockte, denn als Kazel aus Reflex an seinen Rücken griff, fand er dort nicht jenen Dolch vor, mit dem er die Zellentür geknackt hatte. Richtig!
Nicht mein Körper ...
Wo steckte er?
Oh. Ja. Beinahe hätte ich mich vergessen.
Du kannst ihn auch vergessen. Schlechte Hülle ... und nur noch ein Moment in der Zeit. Dieser Körper ist besser für uns.
Aber ich brauche ihn jetzt, Nebhasmhorachd.
Warum sprichst du den Namen aus, als seien wir nicht eins?

Kazel antwortete nicht. Er spähte umher. Er erinnerte sich, dass sein alter Körper noch hier war. Da schwebte er, nur ein winziges Sandkorn in einer Wüste aus Zeit, die Celcia allein gehörte. Aber sein Körper war nicht...
...tot...
Er befand sich lediglich in einem seltsamen Zutand. Vergessen war er durch seine Existenz nur in diesem Moment aber glücklicherweise nicht. Schlange erinnerte sich an den Sturmadler. Kazel existierte noch. Er war nicht Sademos. Er war nicht ...
...Nebhasmhorachd...
Unsterblichkeit. Das sind wir.

Er signalisierte Schlange mit einem Fingerzeig zu warten und wandte sich ab. Schnelle Schritte seiner nackten Füße führten ihn an die Stelle, in der Kazels Leib in der Schwebe ruhte. Unsichtbar für andere konnte er sich immer noch sehen. Würden die Klingen wieder sichtbar, wenn er sie diesem Leib abnahm? Kazel griff nach dem Dolch und obgleich er ihn erhielt oder nicht, gab er Schlange endlich antwort. Sofern er ihn allerdings greifen konnte, zeigte er ihn auch vor.
"Ich habe das Schloss der Zelle mit meinem Dolch geknackt. Du hast dich überrascht gezeigt, dass ich die Waffe noch besaß. Danach habe ich Nessaja mein Wasser gebracht." All diese Dinge könnte der Sammler auch aus ihm herausgequetscht haben. Die Hybriden konnten sich nach wie vor nicht sicher sein. Kazel versuchte, es noch einmal deutlich zu machen: "Ich bin es wirklich. Sturmadler. Und ich hole uns alle hier heraus. Zunächst aus der Gefangenschaft dieses Hauses, dann aus Morgeria - falls es euer Ziel ist, die Stadt zu verlassen." Und dann neigte er den Kopf, denn ihm kam eine weitere Idee. "Oder ... wir bleiben alle hier unter dem Deckmantel, den der Sammler sich geschaffen hat, bis wir einen guten Plan haben, gemeinsam zu entkommen." Das wäre eine weitere Option, bei der er die ganzen Hybriden nicht in Kurallas Hütte würde unterbringen müssen. Im Gegenteil. Kazel könnte ide Goblin-Oma und ihren Enkel sogar hierher ins Anwesen des Sammlers holen. Sie könnten auf alle Annehmlichkeiten, Vorräte und eine falsche Identität zurückgreifen, unter der sogar Wachen dienten, um ihn und seine Sammlung zu schützen. Einzig das Risiko blieb, dass plötzlich jeder Morgerianer auf der Türschwelle stehen und zum Problem werden könnte.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Dienstag 23. März 2021, 22:14

"Nenn mich Sturmadler, denn ich bin nicht Sademos. Abgesehen von seinem Körper existiert nichts mehr von ihm."
Er blickte gen Tür. Vranyk war noch nicht zurück.
"Nennt mich nur Sademos, wenn andere uns hören könnten. Halten wir die Fassade aufrecht, bis wir alle frei sind."
Er trat dichter an Schlange heran. Dicht genug nun, dass jener ihn überwältigen könnte, doch dieser wagte es nicht...noch nicht. Von Schabe hielt er sich jedoch weiterhin fern, denn ihm zu nahe zu kommen versprach ein sicheres schnelles Ende. Der Blick aus Schabes Augen war zwar neugierig, aber es lauerte darin immer noch diese Sehnsucht... nach dem...
"Ich habe ..."
Er stockte. Er spähte umher. Er erinnerte sich, dass sein alter Körper noch hier war. Da schwebte er, nur ein winziges Sandkorn in einer Wüste aus Zeit, die Celcia allein gehörte. Aber sein Körper war nicht...
...tot...
Kazel begann sich zu erinnern, es wütete in ihm und hielt sich doch im Hintergrund. Es war beides: Neugierde auf das was er vergessen hatte und die lauernde Zurückhaltung dessen was sich verstecken wollte. Bisher hatte er seine Konzentration gestärkt in dem er Janays Namen wiederholte. Aber dieses mal...
Vielleicht brauchst du Janay nicht um dich zu erinnern... kein Würmchen...niemand ist wichtiger als wir.
Etwas änderte sich. Und schon verschwammen die Gedanken wieder. Vielleicht war es gut so. Wer wusste schon, wofür es gut war, dass sich dieser Teil in ihm verborgen hielt. Warum versteckte sich dieses Wissen von ..
Nebhasmhorachd!
Es brachte nichts darüber nachzusinnen. Er musste sich jetzt konzentrieren. Er signalisierte Schlange mit einem Fingerzeig zu warten und wandte sich ab. Schnelle Schritte seiner nackten Füße führten ihn an die Stelle, in der Kazels Leib in der Schwebe ruhte. Unsichtbar für andere konnte er sich immer noch sehen. Kazel griff nach dem Dolch, aber der Griff durch die Zeit entzog sich ihm. Er bekam diese eine Sekunde nicht gleich zu fassen, denn da war kein Stundenglas mehr auf das er zugreifen hätte können. Er hatte er zerschlagen, sich getrennt von...
Was machst du da?
In ihm horchte der Wurm auf.
Da ist nichts mehr. Warum wollen wir uns erinnern? Da ist etwas, dass wir wollen, wir spüren das. Was ist da, was vergessen ist? Hat es Zeit? Nein, es hat keine Zeit mehr.. hm.. nur noch ...zu wenig... dieser eine Krümel... Warum ist ein einziger Krümel so wichtig?
Der Wurm wand sich in ihm, als würde auch er zwischen Neugierde und seinem Hunger nach immer mehr hin und her taumeln. So langsam wurde auch sein Interesse geweckt an dem was Kazel vergessen hatte. War nicht er der Ursprung des Vergessens, wer denn dann? Und warum?
Wir vergessen nicht. Wir haben alle Zeit uns zu erinnern.
Kazel wurde kalt. Ihm fröstelte bei dem Gedanken, dass der Wurm sich an etwas erinnern könnte, dass er sich erinnern könnte und dann Macht über dieses letzte Sandkörnchen bekommen könnte. Er ließ seine Hand sinken, die er nach dem Körper zwischen der Zeit ausgestreckt hatte. Dieses eine Sandkorn sollte lieber weiß bleiben und nicht verdaut werden, oder? Er wandte sich wieder ab, auch wenn die Neugierde des Wurms weiter hinter ihn spähen lassen wollte.
Was ist das, was wir vergessen haben? Das alte da? Nein... das vergangene... die Vergänglichk...
Kazel riss sich aus seinen verwirrenden Gedanken. Er hatte einen Plan...eine Aufgabe zu erfüllen. Selbst DAS hallte in ihm wieder wie eine Erinnerung. ER hatte einen Auftrag... Oder? Nein... er musste den Plan verfolgen, damit er Janay fand. Dann würde alles gut werden.
"Ich habe das Schloss der Zelle mit meinem Dolch geknackt. Du hast dich überrascht gezeigt, dass ich die Waffe noch besaß. Danach habe ich Nessaja mein Wasser gebracht... Ich bin es wirklich. Sturmadler. Und ich hole uns alle hier heraus. Zunächst aus der Gefangenschaft dieses Hauses, dann aus Morgeria - falls es euer Ziel ist, die Stadt zu verlassen... Oder ... wir bleiben alle hier unter dem Deckmantel, den der Sammler sich geschaffen hat, bis wir einen guten Plan haben, gemeinsam zu entkommen."
Das wäre eine weitere Option, bei der er die ganzen Hybriden nicht in Kurallas Hütte würde unterbringen müssen. Im Gegenteil. Kazel könnte die Goblin-Oma und ihren Enkel sogar hierher ins Anwesen des Sammlers holen. Ach ja, sie war ja schon hier. Sie könnten auf alle Annehmlichkeiten, Vorräte und eine falsche Identität zurückgreifen, unter der sogar Wachen dienten, um ihn und seine Sammlung zu schützen. Einzig das Risiko blieb, dass plötzlich jeder Morgerianer auf der Türschwelle stehen und zum Problem werden könnte.
Als hätte er das Schicksal herauf beschworen, klopfte es an eine Tür. Zeitgleich trat auch Vranyk wieder durch die andere ein. Sademos fühlte sich gestört.
Wir könnten sie alle fressen...
Ein weiterer Wächter steckte den Kopf herein, sah ihn an und verbeugte sich sofort demütig.
„Herr, verzeiht die Störung...“
Fressen!
„Eine Kutsche ist vorgefahren und hoher Besuch wartet darauf, dass ihr ihn einladet. Es ist die Mätresse, des Blauen und ihr Mündel.“
Sademos Erinnerungen vervollständigten das Bild zu den Worten und Kazels Seele zuckte in seinem Innern zusammen. Er sah ganz deutlich das Bild seiner Tante vor sich. STARLE.
Natürlich wusste Sademos wer sie war. Sie leitete eines der begehrtesten Freudenhäuser, seid dem das Familienoberhaupt der Tenebrées auf „tragische“ weise verunglückt war, kurz nach dem die Gattin eben jenen verstorben war. Es sollte auch ein Bastard verschwunden sein und eben jene Frau, wollte nun zu ihm? Schon wieder stand jemand auf seiner Türschwelle und störte. Erst eine Goblin und jetzt ...das Gegenteil. Starle war eine mächtige Frau. Sie handelte mit Informationen und diese waren oft viel wert. Und sie genoss die ungeteilte Zuneigung des Blauen.
Mandavar Amraén der Blaue – Cousin des dunklen Herrschers...
Eigentlich eine Witzfigur in Sademos Augen, aber durchaus mit starken Verbündeten an den richtigen Stellen. Bald würde der Hohe Rat ihn auf Morgerias Thron heben. Er war leicht zu lenken und gut für diese Position. Sademos und seine Geschäftspartner unterstützten ihn und somit war auch Starle für ihn eine nicht unwichtige Person im politischen Gefüge. Trotzdem störte sie.
Fressen... dann können wir über sie gebieten!
Ja, das wäre eine Möglichkeit, aber einem Wesen seinen eigenen Willen zu nehmen machte sie zu Marionetten, veränderte ihr Verhalten. Das wäre zu auffällig. Starle könnte so wie sie war eine wichtige Verbündete sein. Aber sie war... STARLE! Die Schwester seiner Mutter... Was wollte sie hier? Kazel hatte Janay bei ihr zurücklassen müssen... unfreiwillig. Janay war in die Falle gelaufen, mit offenen Armen. Starle war hier... „mit ihrem Mündel“, hatte der Wächter gesagt.
Fressen?
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Freitag 26. März 2021, 11:22

Kazel betrachtete sich selbst. Er sah auf seinen alten Körper hinab, der leblos in der Zeit schwebte. In einem einzigen Intervall, das von einem einzigen Sandkorn gespeist werden konnte. Er betrachtete sich mit dem Wissen, was Sademos über ihn gedacht und was er für ihn empfunden hatte. Neugier, Faszination für seine Fähigkeit und ein wachsender Hunger, weil er sich dessen hatte einverleiben wollen.
... Fressen ...
Ja, genau. Ja! Fressen!

Und dann war da etwas, das mindestens genauso stark an ihm zehrte wie der Klang nach Essbarem ihm in den Ohren nachhallte. Er spürte eine Sehnsucht, ein Vermissen. Sademos besaß Macht, eine hohe Körperbeherrschung und hatte durch das Verspeisen von fremder Lebenszeiten schon viel zu lange auf Celcia verweilen können. Mit der Macht von Nebhasmhorachd würde es Kazel gelingen, dies alles fortzuführen. Er könnte ewig leben. Unsterblich sein. Und doch... er vermisste sich. Er vermisste auch seine Hülle, obgleich sie all das nicht war, was Sademos ausmachte. Jung, eigentlich noch ein unerfahrenes Kind in den Augen der eigenen Kultur und durch seine Hautfarbe stigmatisiert bei beiden Teilen. Zudem auch körperlich nicht so ausgewogen und kräftig wie Sademos' Hülle. Stattdessen besaß er Narben, sichtbare Erinnerungen an schwere Zeiten, die er überstanden hatte. Kazel sehnte sich, diesen Körper wiederzuhaben. Er wollte diese Arme dort vor ihm um Janay legen, wollte sie mit seinen alten Lippen küssen und den wilden Rhythmus seines eigenen Herzens in der Brust spüren. Er nutzte Sademos' Körper, als wäre es seiner und doch fühlte es sich an, als sei er darin nur ein Gast. Außerdem würde das Würmchen zu einem Teil aussehen und sein wie derjenige, der gefangen im Zeitkörnchen vor ihm schwebte.
Tiefe Reue durchflutete ihn, dass er diesen zwar geschundenen, letztendlich aber doch seinen Leib zurückgelassen hatte. Er streckte die Hand nach ihm aus und musste feststellen, dass er weder sich noch seine Waffen greifen konnte. Er zuckte sogar zusammen.
Ich ... der dort ... ist nur noch eine Erinnerung in mir. Was, wenn ich ihn vergesse wie ... wie ...
Wir vergessen nicht. Wir haben alle Zeit uns zu erinnern.

Kazel ballte die Faust und sah mit einer Spur aus Verzückung und Schmerz darauf herab. Nichts kam mehr aus den Fingerknöcheln vorgeschnellt. Er war frei von den unnatürlichen Waffen, die Raxtian Tausendtod ihm gegeben hatte. Er würde ohne sie weiterleben. Sademos' Körper besaß keine Narben. Er war glatt, als hätte er in all seiner Zeit nichts erlebt. Kazel fühlte sich leer.
Wir sind nur hungrig. Lass uns diese Leere mit Nahrung füllen. Hier gibt es genug zu fressen, dreh dich nur um. Wir nehmen uns einen dieser Leckerbissen ... oder die, welche auf dich wartet.
Er erinnerte sich an seine eigentlichen Pläne. An den Dolch kam er nicht mehr heran, um ihn Schlange wie zum Beweis vorzuzeigen. Nagut, dann mussten Worte genügen. Es schien ohnehin besser, den ... wen? ... von seinem Leib abzulenken. Ein einziges Sandkorn war ihm wohl nicht wichtig genug, um Kazels Leib zu verschlingen. So bestand er fort. Der Mischling durfte sich nur nicht vergessen. Gleichzeitig durfte er nicht mit zu großer Intensität an sich denken. Er durfte nicht vermissen. Wie schwer wurde doch sein Herz, denn das bedeutete loszulassen ... und er hing an diesem geschundenen Leib, mehr als er je gedacht hätte.
Bevor Sehnsucht ein Band knüpfen konnte, das ihn an Ort und Stelle hielt, wandte Kazel sich ab. Er kehrte zu den Hybriden zurück und versuchte, deren Vertrauen zu gewinnen. Noch ehe er ihre Reaktionen studieren konnte, wurde er gestört. Sademos' Erinnerung an Ärger überflutete sein Denken. Er wirbelte herum und Vranyk wusste schon, wie sehr er störte. Kazel wusste, dass Sademos in Haltung und vor allem in Blick und seinem Schweigen seinen Zorn mehr andeutete, als wenn er geschrien hätte. Er wusste, dass er bei jedem anderen in seinen Diensten Panik hervorrief. Vranyk aber galt als so loyal, dass er trotz einer solchen Panik selbst eine endgültige Strafe, geboren aus Sademos' Zorn, mit Freuden empfangen würde. Was für ein treuer Diener. Der Ärger umspülte ihn noch, schlug aber nicht mehr so hohe Wellen, ganz zum Glück des Wächters, der nun ebenfalls seinen Kopf durch die Tür streckte und sich dann verbeugte.
Den fressen wir aber!
... ja...

Kazel spürte den Hunger und sah den Wächter auch nur noch als Behältnis einer kostbaren Leckerei, von der er naschen wollte. Es zog ihn zu dem Mann hin. Wenige nackte Schritte über seinen Marmorboden. Die Kühle unter seinen Zehen beflügelte ihn. Sie schenkte ihm Klarheit, während der Hunger in ihm zu brennen begann. Er leckte sich über die Lippen, streckte schon im Gehen die Hand aus. Er wollte den Wächter packen, in den Raum zerren und zu einer Hülle machen. Die würde ihn nie wieder stören. Stattdessen wäre er stärker, mächtiger.
Und dann schoss Wissen durch seinen Körper, als sei er mit einer spitzen Nadel gestochen worden. Er zuckte unter der Informationen zusammen, verharrte in seinen Schritten. Er starrte den Wächter nieder. Kein Zorn fand sich in diesem aalglatten Blick, was noch unheimlich sein konnte. Doch Kazel kümmerte es im Moment nicht. Ein Name zerrüttete seine gesamte Beherrschung. Die Mauern seines Selbstschutzes bröckelten und Furcht war der neue Kitt.
Tante Starle ... ist ... die Geliebte des Blauen...
Das verunsicherte ihn nicht einmal stark. Kazel selbst kannte die Familienmitglieder und Verwandten des dunklen Herrschers nicht mal ansatzweise so gut, als dass er eine Meinung zu dessen Cousin hätte haben können. Da griff er auf Sademos' Erinnerungen zurück und diese waren frei von Respekt. Er hielt nichts von Mandavar Amraén dem Blauen. Dessen unwürdige Persönlichkeit existierte einzig und allein nur deshalb, damit eine Machtgestalt sie manipulieren und sich in das Gefüge der Amraéns einschleichen konnte. Eine Machtgestalt wie seine eigene Tante. Die Frau, die neben seiner Mutter den heiß vermissten Körper so zugerichtet hatte, dass Kazel sich einbildete, das Ziehen jeder einzelnen Narbe für den Augenblick gar in Sademos' Leib spüren zu können.
Kalte Schauer liefen ihm den Rücken herab oder bildete er sich das auch nur ein? Brach ihm Schweiß aus? Nein. Sademos hatte sich unter Kontrolle. Es war sein eigener Geist - seine Seele - die mit Erinnerungen an Unbehagen und blanke Furcht zu kämpfen hatte. Er blickte auf Sademos' ausgestreckte Hand. Er spürte, dass sie vor Angst zitterte, aber der Körper hielt sie vollkommen ruhig. Es war mentales Zittern.
Fressen wir, das wird uns gut tun...
Du meinst, meine Tante fressen?
Jaaaaa! Sie ist mächtig. Du könntest ihre Macht nutzen! Klingt das nicht sogar für dich verlockend?

Kazel ballte die Faust nun schon zum zweiten Mal. Dann richtete er sich zu voller Größe auf. Er schaute auf den Wächter und Vranyk herab. Der Körper war vollkommen ruhig. Seine Seele war es, die tobte. Hin und hergerissen zwischen der Furcht vor dieser Frau und dem verführerischen Gedanken seines Wurms - seiner selbst! - sie zu einer Sklavin zu machen. Dann müsste er sie nie wieder fürchten. Aber könnte er sie im Anschluss weiterhin so handeln lassen, wie sie war? Könnte er so skrupellos sein, dass niemand Verdacht schöpfte.
Der Wurm brauchte nicht dagegen zu argumentieren, denn er als Teil von Kazel wusste die Antwort bereits, bevor der Elf sie in Gedanken aussprach: Nein. Sie nützt uns besser, wenn sie unberührt bleibt. Vorerst.
Ja ... vorerst ... wir fressen sie, sobald es passt. Hehehe, sie ist wie eine Dose Kekse auf dem obersten Regalbrett.
Und wir halten uns fern von der Leiter!
Vorderst, Kazel. Vorerst...

Der Mischling atmete durch. Er sah Vranyk an. Dann deutete er hinter sich, zu den Hybriden. "Bring sie in den Salon zu der alten Goblinfrau oder jene hierher. Es ist mir gleich. Sie soll nur Abstand zu Schabe halten. Aber sie wird warten müssen und in der Zeit kann sie ja meine wunderbare Sammlung betrachten."
Kazel schaute über die Schulter zurück zu Schlange. Sein Blick haftete lange und sehr eindringlich auf dem Hybriden. Er konnte nur hoffen, dass dieser verstand und die Zeit nutzen würde, um sich mit Kuralla auszutauschen. Er brauchte all diese Verbündeten jetzt mehr denn je. Nun, da er gleich seinem persönlich schlimmsten Albtraum nach seiner Mutter gegenübertreten würde. Aber sie hatte ein Mündel dabei...
Janay? Oh, bitte, lass es nicht sie sein!
Warum nicht? Du könntest sie sehen ... oder fressen ... sie und dein Würmchen. Unser Würmchen!

So sehr Janay ihm allein schon als Gedanke ein Anker war und so sehr er sich ebenfalls danach sehnte, sie zu sehen, in die Arme zu schließen und nie wieder loszulassen, so sehr fürchtete sich Kazel auch davor, dass genau sie jenes Mündel sein könnte. Er erinnerte sich, wie sehr Janay sich gesträubt hatte, seinen Rat anzunehmen. Sie hatte nicht glauben können, dass eine Person so furchtbar sein könnte wie Starle. Sie hatte an ihn appelliert, dass sie in seinem Heim würde genug Geld verdienen können, damit ihre gemeinsame kleine Familie sicher leben könnte. Und er hatte sie doch schon einmal irgendwo gesehen ... in einem Spiegel ... wie sie sich mit Dienerinnen der Tenebrées vergnügt hatte.
Wo war das?
Er konnte und wollte nicht daran denken. Es schnürte ihm die Kehle zu, sich eingestehen zu müssen, dass Starle vermutlich mit ihr hier sein könnte. Ging es ihr gut als Mündel? Wäre sie nur zum Schein in dieser Position? Wurde sie gezwungen? Hatte man sie trotz des Titels misshandel? Wuchs das Kind noch in ihr heran? Und die Frage, die ihm am schlimmsten unter den Nägeln brannte: Gefiel ihr dieser Status so sehr, dass sie bereit war, ihre Liebe zu ihm zu vergessen? Ihn zu vergessen?
"Ja. Ich will sie sehen. Sofort!" Es führte kein Weg daran vorbei. Und jetzt konnte er Sademos' Körper als Schutzmantel verwenden, um von Starle persönlich zu erfahren, was aus Janay geworden war. Als er sich von Vranyk zu einem der Empfangssalons für solche Zwecke führen ließ, nur um per Befehl anschließend auch Starle und ihr Mündel dorthin bringen zu lassen, wo es Sitzgelegenheiten und Erfrischungen gäbe, da wusste Kazel nicht mehr, wovor er sich mehr fürchtete: vor seiner eigenen schrecklichen Tante oder der Antwort auf seine ungestellten Fragen.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Samstag 27. März 2021, 10:06

Der Mischling in der Hülle des hochadeligen Dunkelelfen atmete durch. Er sah Vranyk an. Dann deutete er hinter sich, zu den Hybriden.
"Bring sie in den Salon zu der alten Goblinfrau oder jene hierher. Es ist mir gleich. Sie soll nur Abstand zu Schabe halten. Aber sie wird warten müssen und in der Zeit kann sie ja meine wunderbare Sammlung betrachten."
Vranyk nickte ergeben und antwortete angepasst zu seinem Herrn in Celcianisch:
„Sehr wohl.“
Kazel klang wirklich schon sehr nach Sademos und schaute über die Schulter zurück zu Schlange. Sein Blick haftete lange und sehr eindringlich auf dem Hybriden und dieser nickte ganz leicht. Blieb zu hoffen, dass Schlange sich mit Kuralla austauschte. Kazel brauchte all diese Verbündeten jetzt mehr denn je. Nun, da er gleich seinem persönlich schlimmsten Albtraum nach seiner Mutter gegenübertreten würde und dessen Mündel.
Janay? Oh, bitte, lass es nicht sie sein!
Warum nicht? Du könntest sie sehen ... oder fressen ... sie und dein Würmchen. Unser Würmchen!

So sehr Janay ihm allein schon als Gedanke ein Anker war und so sehr er sich ebenfalls danach sehnte, sie zu sehen, in die Arme zu schließen und nie wieder loszulassen, so sehr fürchtete sich Kazel auch davor, dass genau sie jenes Mündel sein könnte. Er erinnerte sich, wie sehr Janay sich gesträubt hatte, seinen Rat anzunehmen. Sie hatte nicht glauben können, dass eine Person so furchtbar sein könnte wie Starle. Sie hatte an ihn appelliert, dass sie in seinem Heim würde genug Geld verdienen können, damit ihre gemeinsame kleine Familie sicher leben könnte. Und er hatte sie doch schon einmal irgendwo gesehen ... in einem Spiegel ... wie sie sich mit Dienerinnen der Tenebrées vergnügt hatte.
Wo war das?
Er konnte und wollte nicht daran denken. Es schnürte ihm die Kehle zu, sich eingestehen zu müssen, dass Starle vermutlich mit ihr hier sein könnte. Ging es ihr gut als Mündel? Wäre sie nur zum Schein in dieser Position? Wurde sie gezwungen? Hatte man sie trotz des Titels misshandel? Wuchs das Kind noch in ihr heran? Und die Frage, die ihm am schlimmsten unter den Nägeln brannte: Gefiel ihr dieser Status so sehr, dass sie bereit war, ihre Liebe zu ihm zu vergessen? Ihn zu vergessen?
"Ja. Ich will sie sehen. Sofort!"
Es führte kein Weg daran vorbei. Und jetzt konnte er Sademos' Körper als Schutzmantel verwenden, um von Starle persönlich zu erfahren, was aus Janay geworden war. Als er sich von Vranyk zu einem der Empfangssalons für solche Zwecke führen ließ, nur um per Befehl anschließend auch Starle und ihr Mündel dorthin bringen zu lassen, wo es Sitzgelegenheiten und Erfrischungen gäbe, da wusste Kazel nicht mehr, wovor er sich mehr fürchtete: vor seiner eigenen schrecklichen Tante oder der Antwort auf seine ungestellten Fragen. Nur am Rande bekam er mit wie dienstbeflissen Vranyk alles organisierte, huschende dienende Schatten umher scheuchte und alles in Sademos Sinne regelte. Es war ein „Bäumchen wechsel dich“ Spiel. Kuralla wurde zu den Hybriden gebracht und Sademos wechselte in den Salon, ohne dass sie einander begegneten. Nur die feinen Elfenohren seiner Hülle vernahmen kurz Vranyks Worte, als dieser die alte Goblin-Frau über den Flur hinüber dirigierte, während sein Herr die Zwischentür benutzte:
„... genehm... warten und derweil ein paar andere Stücke bewundern...“
Dann schloss sich auch schon die Zwischentür und Sademos betrachtete die für ihn gewohnte Umgebung. Ein Salon wie viele und doch war dieser etwas besonderes, da er an sein Arbeitszimmer grenzte und somit schon oft für die eine oder größere Opferung benutzt worden war. Sademos setzte sich in einen hohen Lehnstuhl und schlug die langen Beine elegant übereinander. Seine Erinnerungen waren zahlreich, doch nur einige fanden wirklich in Kazels Bewusstsein. Es war eben jene, die ihm verriet, dass es unter seinem Sitzpolster eine lange dünne Klinge gab, dessen Gift schneller lähmte als ein Stich ins Herz. Sie war nicht sehr groß aber Sademos Körper erinnerte sich, dass er damit auch gut umgehen konnte. Viele Jahrzehnte hatte er diesen Körper trainiert, viele Fähigkeiten so sehr gemeistert, dass er nicht einmal darüber nachdenken musste um sie einzusetzen. Er konnte im vorbeigehen töten, aber überließ es im allgemeinen lieber anderen. Er sah einfach gerne zu. Eine andere Erinnerung zeigte ihm, dass es hinter einem Wandteppich einen geheimen Fluchttunnel gab, der in seine Privatgemächer führte. Die offiziellen Wege des Anwesens waren zahlreich, aber die inoffiziellen noch viel zahlreicher. Einige hatte er sogar mit eigenen Händen angelegt um ihr Dasein vor der Welt zu verbergen. Auf andere war er per Zufall vor vielen Jahrzehnten gestoßen und hatte Hohlräume versiegelt und für sich nutzbar gemacht. Es gab unter diesen Mauern Orte, die nie ein Licht gesehen hatten und wenn sie doch eines Tages beleuchtet werden sollten, würde sie den Betrachter in tiefsten Wahnsinn stürzen. Sademos Wissen lag in diesen Teilbereichen offen für Kazel da, doch vielleicht war es gut, nicht zu tief zu graben. Nicht alles was man einmal erfahren hatte, konnte man auch zurück nehmen oder... ertragen. Es gab Winkel in Sademos Wesen die so finster waren, dass Kazels Instinkte sich scheuten dort hin vorzudringen. Aber zum Glück brauchte er nicht lange warten... Sein nächster Horror-Moment stand schon vor der Türschwelle...


(Janay kommt von: Das Tenebrée-Anwesen)

Wenn dies eine Familienzusammenführung sein sollte, so war sie die seltsamste, die Celcia je gesehen hatte.

Die Tür schwang lautlos auf und der Wächter trat beiseite. Als erste trat Starle in den nobel eingerichteten Salon, der trotz gewissen abnormaler Details eine gewisse Gemütlichkeit ausstrahlte. So fand man weiche Teppiche aus Hybridenhaar... oder Haut neben ausgestopften Trophäen der Hatz. Weiche Sessel und eine längliche Domöse in einem Erker machten das Ambiente fast wohnlich. Dunkles Blau dominierte auch hier die Farbwahl, so dass man vielleicht sogar Vergleiche zu Starles Heim ziehen konnte, über denen die Bannern der Familie des dunklen Herrschers wehten. Es war als würden sich Verbündete treffen und doch konnte man nicht weiter davon entfernt sein. Sademos thronte in seinem Lehnstuhl und sah seinem Stand entsprechend nur langsam auf, ließ einige Sekunden verstreichen, die seinen höheren Rang sogar noch unterstrichen und erhob sich dann gnädig um seine Gäste zu begrüßen. Zumindest bis das Mündel des Hauses Tenebrée eintrat. Kazel hatte es schon geahnt, aber trotzdem traf es ihn wie ein Schlag in die Magengrube. Sie sah aus... wie... eine Dunkelelfe, elegant, kühl, perfekt...und doch war es...
Janay...
Aber sie setzte noch mal nach, denn das was da um ihren Hals baumelte, das Juwel seiner Mutter setzte einige Erinnerungen in ihm frei. Zu Kazels Glück war es nicht sein Körper, nicht seine Narben, nicht sein Schmerz der ihm sonst in seinem Muskelgedächtnis eingeholt hätte. Er war Sademos, der Meister und meisterlich verstand er es seine Emotionen zu verbergen. Als eben jener nicke er automatisiert seiner „Tante Starle“ zu, die ihn mit einem sinnlichen Lächeln begrüßte. Ihr Antlitz hatte sich in den Jahren kaum verändert und hätte Kazel in diesem Moment nicht sicher ganz andere Gedanken gehabt, er hätte sie gewiss als eine Schönheit empfunden. Starle trug heute ein blutiges dunkles Rot, dass Sademos gut gefiel und auch der Schnitt ihres Kleides ließ angenehm den Blick auf nackter Haut verweilen. Sie präsentierte sich respektvoll in der Wahl ihrer Garderobe, Haltung und Blick, dass war eine gute Ausgangslage für Gespräche. Und ja, Sademos hatte schon wegen weniger trivialen Gründen wie zum Beispiel unpassender Kleidung Verhandlungen verlassen.
„Die Dame Starle besucht mich. Seid willkommen in meinem Haus. Setzt euch.“
, kam es Sademos automatisiert über die Lippen. Der Tonfall des Hausherren war geübt höflich, aber etwas gelangweilt im Unterton. Starle machte einen ausgesprochen tiefen Knicks, bei dem sie gewollt ihren Körper ansehnlich verbog und gleich einem Kunstwerk, das er war präsentierte.
„Vielen Dank, dass ihr uns etwas Zeit erübrigt. Dies ist mein Mündel Janay.“
, stellte sie eben jene vor und nahm Platz.

Mochten die Spiele beginnen.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Freitag 2. April 2021, 05:12

Nachdem Vranyk sein Organisationstalent unter Beweis gestellt hatte, indem er die Firlefitz' Großmutter zunächst aus dem Salon und Kazel dann dort hineinbeförderte, besaß dieser noch ein wenig Zeit, sich auf seine Gäste vorzubereiten. Er nahm nicht nur die Gelegenheit wahr, sich an die Geheimgänge oder auch die Klinge unter dem Kissen seines Lehnstuhls zu erinnern. Er nutzt die wenigen Momente ebenso, um sich geschwind seiner Robe zu entledigen. Niemals würde Sademos sich mit Blutflecken am Kragen präsentieren, erst Recht nicht, wenn in Morgeria auch Gestalten existierten, die es als sein eigenes Blut hätten identifizieren können. Erneut profitierte der Träger der Körperhülle vom eingespeisten Wissen und konnte es sich zu nutze machen. Rasch war nämlich eine Ersatzrobe aus einem Fach geholt, das speziell und nur für derlei Notfälle existierte. Bei manchen Ritualen machte man sich nun einmal schmutzig. Schlicht und schwarz war die Robe. Lediglich am unteren Saum fand sich eine Borte aus sehr dunkelvioletten Fäden. Sie harmonierte mit Sademos' Iriden, ohne zu auffällig zu sein. Nur das aufmerksame Auge würde die Stickerei überhaup als ein morgerianisches Muster und den Faden als jenen einer Spinne erkennen. Kurz entstand in Kazels Kopf das Bild einer viel zu kleinen Spinnenhybridin, die länger hatte existieren dürfen als andere im Hause des Dunkelelfen. Das aber nur, weil man sie dazu nötigte, Sademos die feinsten Zwirne zu schneidern. Irgendwann war ein ungeschickter Orkwächter mit seinem Fuß ausgerutscht und hatte das Spinnenmädchen platt getreten. Dry'ol war es ein Fest gewesen, den Unglücksork zu Tode zu foltern. Immerhin hatte er nicht nur eine Arbeitskraft auf dem Gewissen gehabt, sondern auch kostbare Lebenszeit.
Oh, wie ärgerlich. Das wird uns nicht mehr passieren, nicht wahr? Wir beide werden keine Leckerei mehr auslassen und uns ordentlich satt fressen. Unsterblichkeit zu erlangen kostet eine Menge Sandkörnchen.
... das stimmt und ich werde nichts davon erlangen, wenn ich mich selbst ablenke.
Ohne darauf zu warten, wie sein wurmiger Parasit auf den verbalen Rüffel reagierte, ließ Kazel sich nun in neuer Robe in seinen Lehnstuhl sinken. Er schlug die Beine übereinander. Nicht seine Art, aber Sademos pflegte so zu sitzen. Nach wie vor war er barfuß unterwegs, es störte ihn aber keineswegs. Schließlich war alles bereit für den Empfang. Kazel richtete den Blick auf die Tür, als ihre Bewegung auf sich aufmerksam machte. Den Wächter ignorierte er und das war das beste, was einem der ihren im Dienst dieses Herrn passieren konnte. Es war klug, bei Sademos nicht aufzufallen. Seine Gäste mussten das in den meisten Fällen erst lernen. Doch jetzt trat Starle in den Blauen Salon. Sie war ein ganz besonderer Gast, ohne es zu wissen. Und das war gut so. Sademos beherrschte seinen Körper. Kein falsches Zucken trat auf seine Züge, keine Geste verriet der Tante möglicherweise eine Erinnerung an Kazel. Lediglich hinter der Fassade schwitzte die Seele des Mischlings. Angespannt wie ein Flitzebogen, dass dessen Sehne kurz vor dem Zerreißen stand, starrte er durch Sademos' trügerisch sympathischen Blick auf die Elfe. Er hob das Kinn nur um eine Nuance an, um Starle symbolisch zu verkünden, dass er sich ihr nun widmete. Für den Bruchteil von Sekunden - Oh, kostbare Zeit! - hielt der Dunkelelf diese Position aufrecht. Erst dann folgte er der Etikette, erhob sich und machte einige nackte Schritte auf seinen Gast zu, um sie zu begrüßen. Er breitete die Arme aus, so dass die weit ausladenden Ärmel seiner Robe an die Flügel von Morgerias Wappentier, der Fledermaus, erinnerten. Überlegen blitzte es in seinen Augen, doch auf einmal wurde das Bild des Sammlers Sademos von Grund auf erschüttert. Starle war nicht allein gekommen. Natürlich! Es war von einem Mündel die Rede. Kazel hatte schon befürchtet, dass es sich um Janay handeln könnte. Nun bestätigte es sich. Janay trat tatsächlich im Windschatten seiner eigenen Tante in den Salon.
Dem Mischling im Innern stockte der Atem. All seine Sinne richteten sich auf Janay und er schmolz fast dahin ob ihres Anblicks. Sie sah gut aus. Sie sah viel zu gut aus! Nicht nur gesund und unverletzt, nein, sie zeigte sich so morgerianisch düster und zugleich elegant, dass es Kazel wässrig im Mund und eng im Schritt geworden wäre, befände er sich noch in seinem eigenen Leib. Sademos' Muskeln hatten sich eindeutig besser unter Kontrolle und so konnte man dem hochgewachsenen Elfen das Interesse für Starles Mündel nur an seinem Starren entdecken. Für Starle musste es wirken, als hätte sie mit der Wahl ihrer Begleitung und deren optischer Ausstattung genau ins Schwarze getroffen. In gewisser Weise stimmte das, wenngleich der ausgesuchte Schmuck keineswegs für Verzückung sorgte.
Jetzt konnte auch Sademos antrainierte Selbstbeherrschung nicht verhindern, dass ein Ruck durch seinen Körper ging. Er zuckte zusammen, während das Entsetzen Kazel wie mit Tausend Nadeln stach. Er erkannte sie wieder. Um den schlanken Hals seiner Liebsten gelegt, auf hauchdünnen Silberfäden gebettet und vom Nachtblau ihres Kleides umrahmt ruhte ein ihm nur allzu vertrautes Schmuckstück. Der Anblick allein rief Erinnerungen hervor, die selbst Nebhasmhorachd verstören mussten. Vielleicht auch nicht, aber Kazel schickten sie mit dem nächsten Herzschlag in die tiefsten Tiefen einer düsteren Vergangenheit zurück. Nicht einmal der Anblick seiner Tante in Fleisch und Blut hatte auslösen können, was er nun spürte. Wo der Körper des Sammlers wie zu einer Salzsäule erstarrt war, den Blick auf Janays Dekolletée gerichtet, da wich Kazels Geist hinter der Fassade vor Schrecken zurück. Er spürte, wie Panik an ihm heraufkroch und ein unliebsames Kribbeln auf seinem Rücken hinterließ, als besäße er dort immer noch die Narben seines alten Leibes. Jene Narben, die Zeignis der Folter waren, welche sowohl seine Tante als auch seine eigene Mutter an ihm vollstreckt hatten. Seine Mutter, Preia Tenebrée, pflegte die Kette als Erkennungszeichen zu tragen. So wussten selbst einfachste und wertlose Sklaven sofort, mit wem sie es zu tun hatten, aber nicht einmal sie wussten, welches Entsetzen das Schmuckstück auslösen konnte. Kazel wusste es. Innerlich zitterte er und seine Seele rang darum, nicht zusammenzubrechen. Bilder des Kerkers tanzten vor seinem geistigen Auge. Er hörte das Echo nicht enden wollender Schmerzensschreie in seinen Ohren. Seine eigenen Schreie, wann immer die Peitsche unter einem Knall seine Haut traf. Wann immer die Pein größer wurde, als es ihm die Haut spaltete, um die von der eigenen Mutter verhasste Farbe von seinem Fleisch zu schälen. Er erinnerte sich daran, wenn er nach der Tortur zu schwach war, um den Kopf so weit zu heben, dass er ihr Gesicht ausmachen konnte. Stattdessen hatte er immer nur ihren leicht bebenden Busen gesehen und die darauf wippende Kette, wann immer sie über seine Schwäche lachte oder verächtlich schnaubte. Er erinnerte sich an das warme Blut, das seinen Rücken hinab geströmt war, ihne eingehüllt hatte in eine schummrige Decke, bevor er jedes Mal das Bewusstsein verloren hatte. Und das erste, was er mit dem wiederholten Knall der Peitsche hatte sehen müssen, war diese Kette gewesen. Das Schmuckstück seiner Mutter, ihr Symbol eines Tenebrée-Oberhauptes.
Unter einem erneuten Zucken erwachte Kazel endlich aus seinem Tagesalbtraum. Er blinzelte einmal, sah etwas orientierungslos über Janays Gestalt und richtete dann den Blick auf seine Tante. Was bedeutet das?, dachte er, wagte es aber nicht, ihr die Frage entgegen zu schreien. Was hast du ihr angetan?! Kazel verbarg die Hände in den langen Ärmeln seiner Robe, als er sie vor sich faltete. Er tastete seine Fingerknöchel ab. Keine Adlerkrallen mehr. Er konnte Starle nicht angreifen und ihr einfach die Kehel aufschlitzen für diese ... Schreckenstat.
Und wenn sie es freiwillig trägt? Wenn sie freiwillig eine Tenebrée sein will? Ihr Mündel ... das neue Oberhaupt? Strebt sie so sehr nach Macht?
Du solltest auch danach streben. Wir könnten so viel Macht erlangen, wenn wir nur endlich zum Fressen übergingen.
Schweig!

Kazel schrie, allerdings nur geistig. Sademos war nach wie vor ein Fels in der Brandung. Er beherrschte sich sogar so gut, dass er auch ohne Kazels aufbrausenden Zorn, gepaart mit Furcht, ruhig zu Starle sprechen konnte. So entsetzlich gelassen lud er sie und ihr Mündel dazu ein, sich zu setzen.
"Vielen Dank, dass Ihr uns etwas Zeit erübrigt." Beim Klang ihrer Stimme kam Kazel schon die Galle hoch. Sademos Körper schluckte sie herunter, ehe sie einen widerlichen Geschmack im Mundraum einnehmen konnte. Stattdessen sprach er choral mit Starle den Namen des Mündels aus, weil er es immer noch nicht fassen konnte, dass sie vor ihm stand. Mit der Kette seiner Mutter um den Hals!
"Dies ist mein Mündel Ja~"
"~nay." Er nickte und kehrte mit eleganten Schritten, die Kazel wie holzig klobige Klumpfüße vorkamen, zu seinem Lehnstuhl zurück. Er setzte sich. Kazel spürte das Gewicht all seiner dunklen Erinnerungen auf das Polster sacken. "Ich kenne ihren Namen", erwiderte er, Nicht, um sich zu verraten. Er demonstrierte Macht. Der Sammler besaß zuverlässige Informationsquellen, wie es schien. Starle konnte ja nicht ahnen, woher er Janays Namen wirklich kannte. Vermutlich ahnte nicht einmal Janay, dass der gesuchte Geliebte direkt vor ihr saß. "Sie wird das neue Oberhaupt der Tenebrées?", erkundigte er sich mit einem Unterton in der Stimme, der in Höflichkeit begründet lag, nicht in Interesse. Aber Starle musste sein Starren bemerkt haben, das könnte er nicht abstreiten. Er war interessiert.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Freitag 2. April 2021, 10:18

Obwohl es eigentlich fehl am Platze war und sie das ganz genau wusste, konnte auch sie ein feines, kleines Schmunzeln nicht unterdrücken, als die Herrin an ihrer Kunst zu schweigen zweifelte. "Zählt wenigstens der Versuch?", nuschelte sie deswegen auch in sich hinein, ehe sie in Hörweite der Wachen gelangten und dort Einlass gefordert wurde.
Dieser Ort war ihr äußerst unheimlich und sie spürte deutlich, wie sie mehrmals schauderte. Wenn er von außen schon derart ungastlich wirkte... wie wäre es dann erst im Inneren?! Und wenn schon die andere Angst vor diesem Sammler hatte, wie sollte sie dann bei der Begegnung mit ihm damit umgehen?
Ihr Herz schlug schneller und ihre Knie wurden weich, während sich ein flaues Gefühl in ihrem Magen ausbreitete. Doch sie dachte nicht einmal im Ansatz an Flucht, ganz egal, wie sehr alles in ihr danach schreien mochte, denn dort war Kazel und ihm musste sie helfen... nein, wollte sie helfen! Wenn es in ihrer Macht stand, würde sie ihn da raus holen! Oder es zumindest ordentlich versuchen...
Wobei ihr Vorsatz stark ins Wanken geriet, als plötzlich ein Brüllen von drinnen erklang und sie heftig zusammen fahren ließ. Die junge Frau wurde weiß wie eine Wand und sie musste mehrmals schlucken, um den Drang, ebenfalls einen Laut von sich zu geben, der ihrer Angst Ausdruck verliehen hatte. Die Herrin indes hatte sich besser im Griff und deren Reaktion war es zu verdanken, dass sie stumm blieb.
Trotzdem blieb die Furcht und wollte sich in ihr regelrecht festsetzen, während sie weiter warten mussten. Was sie auf der einen Seite begrüßte, weil sie eigentlich nicht da hinein gehen wollte! Auf der anderen Seite allerdings wollte sie es endlich hinter sich haben und fliehen können, sodass diese Zeitspanne ebenfalls an ihrer Haltung zerrte.
Notgedrungen versuchte sie, sich durch ein weiteres Umsehen die gefühlten Stunden zu vertreiben. Dabei traf ihr Blick auch auf einen Wachmann auf der Mauer, der sie unverhohlen ins Auge gefasst hatte. Früher... noch vor gar nicht so langer Zeit hätte sie das noch weiter genährt mit entsprechenden Posen, Blicken oder gar Worten.
Jetzt hingegen hatte sie absolut kein Interesse. Weil sie mit diesem Ort so wenig Verbindung eingehen wollte wie möglich. Und... weil sie sich nun mit höherer Beute beschäftigt hatte?
Janay biss sich auf die Unterlippe und sah lieber wo anders hin, als sich mit diesem aufgeblitzten Gedanken näher beschäftigen zu wollen. Schon einmal hatte sie den Fehler gemacht, gierig zu werden und es mit ihrem Streben nach Sicherheit zu entschuldigen. Das wollte sie so schnell nicht wiederholen.
Und dann trat jemand in ihr Sichtfeld, den sie auf Anhieb mochte, trotzdem sie ihm hier begegnete. Ein eitler Pfau auf den ersten Blick und dermaßen fehl am Platze, dass er stets Aufmerksamkeit auf sich ziehen musste, davon war sie überzeugt. Doch auch er entdeckte sie und ihm quollen beinahe die Augen aus den Höhlen bei ihrem Anblick.
Wobei er das derart übertrieben tat, unterstrichen von der Hand auf seinem Herz, dass sie nicht anders konnte, als leise und hinter hastig vorgehaltener Hand zu kichern. Sie konnte nicht sagen, warum, aber sie bezweifelte, dass diese Bewunderung ihr als Frau galt, als vielmehr ihrer Aufmachung.
Dennoch amüsierte er sie und als er ihr mit einer spontan abgeschnittenen Rose eine Reverenz erwies, griff sie mit spitzen Fingern elegant nach dem Rock ihres Kleides und deutete einen Knicks an, während sie zugleich die Lippen schürzte, als wolle sie ihm einen Kuss zuwerfen. Sollte sie die bevorstehende Begegnung überleben, wollte sie ein bisschen mehr über diese Erscheinung in Erfahrung bringen, wenn es ihr möglich wäre.
Wobei sie nicht einmal sagen konnte, warum. Schließlich wäre es sinnlos, in einer Stadt wie Morgeria und erst recht an einem Ort wie diesem nach einem Freund Ausschau zu halten. Und dennoch... gäbe es nicht auch manchmal das Unmögliche? Es wäre vielleicht einen Versuch wert...
Doch dann trat noch jemand in den Hof, den sie entdeckte und der ihr nicht nur Übelkeit verursachte. Nein, in ihr herrschte bei seinem Anblick auch schlagartig das Wissen, dass sie ihm am liebsten nie wieder und schon gar nicht allein begegnen wollte! Eine Winzigkeit wich sie sogar zurück, ein Impuls, den sie nicht unterdrücken konnte.
Und dann trat ein, weswegen sie hier waren und wovor sie sich trotzdem gefürchtet hatte. Ein weiterer Dunkelelf trat zu ihnen und überbrachte die Erlaubnis, einzutreten. Janay schluckte schwer und musste sich dazu zwingen, nicht an Ort und Stelle zu verharren, sondern der Herrin zu folgen.
Doch als sie es tat, bereute sie es sofort. Ein Gefühl kroch ihr wie eisig kalte Finger das Rückgrat hinauf und schien sie fest im Griff zu haben, sodass es ihr schwer fiel, nicht darauf zu reagieren, weder verbal, noch mit ihrem Körper. Stattdessen hielt sie sich dicht hinter der anderen und warf einen letzten, fast schon nach Zuspruch flehenden Blick in Richtung des Pfaus.
Danach betrat sie das große, düstere Gebäude und hatte keine Möglichkeit mehr zum Rückzug. Denn nach diesem verlangte es sie bei dem Anblick, der sich ihr bot und dafür sorgte, dass sie instinktiv sich nur auf Zehenspitzen bewegte. Nicht, weil sie keinen Laut verursachen wollte, sondern weil sie das Gefühl hatte, sie würde auf menschenähnlichen Fellen stehen und wollte diese nicht unnötig treten.
Innerlich atmete sie auf, als sie die Treppe betrat und zumindest die einzelnen Trittflächen hier aus Stein gemeißelt worden zu sein schienen. Lediglich das Geländer wirkte... knochig, sodass sie sich davon tunlichst fern hielt. Der Weg war das reinste Grauen für sie und sie wollte hier nur noch weg.
Einzig die Ausweglosigkeit dieses Bestrebens und der Gedanke an den Mischlings sorgten dafür, dass sie sich noch zusammenreißen konnte. Wenngleich es mit jedem weiteren Moment schwieriger wurde...
Erst, als vor ihnen eine Tür, deren Machart sie sich lieber nicht ansah, geöffnet wurde, schaffte sie es wieder, sich ein wenig zu straffen und zur Konzentration zu mahnen. Nur wie lange das anhalten würde... darauf wollte nicht einmal sie selbst wetten. Vielmehr bemühte sie sich darum, ihre Gedanken zu verdrängen und sich nur auf das zu besinnen, was direkt vor ihren Augen geschah.
So konnte sie aufrecht hinter der Herrin eintreten und auch stehen bleiben, ohne sofort vor Schwäche in die Knie zu sacken. Ob sie wohl eingeladen werden könnten, sich zu setzen? Nun ja... sie bezweifelte es... Und wenn, dann wäre für sie wohl eher sofort eine liegende Position vorgesehen. Nur... an diesem Ort blieb sie definitiv lieber stehen!
Da sie nicht sofort begrüßt wurden, sondern erst einmal schweigen herrschte, und sie sich obendrein nicht recht traute, den Dunkelelf, der sie empfing, anzusehen, schaute sie sich lieber ein wenig um, um sich beschäftigt zu halten, bis sich etwas tun würde. Ob das eine gute Idee war, ließ sie für sich selbst besser dahin gestellt, denn jeder weitere Anblick ließ sie schaudern.
Und dann war es soweit... Ihr Blick fand den Herrn des Hauses, wie er bequem, elegant und sich seiner Überlegenheit überaus bewusst da saß und sie spüren ließ, dass er am längeren Ast saß, was auch immer sie von ihm wollen könnten. Die junge Frau schluckte schwer und sah rasch wieder in Richtung Boden, noch ehe ihre Augen einen Anblick seines Gesichts erhascht hatten.
Sie hatte sich von unten hochtasten wollen, sich über die bloßen Füße gewundert und bei seinen Händen jedoch einen Rückzieher gemacht, weil seine Ausstrahlung allein schon ihr Unbehagen bereitete. Besser, seine Aufmerksamkeit nicht noch mehr auf sich zu lenken! Dass sie diese längst und aus weit anderen Gründen hatte, konnte sie ja nicht ahnen.
Ihre Finger verschränkte sie rasch ineinander, um sich nervöse Zuckungen selbst zu verbieten, und ließ die Arme so wie zu einem V zulaufend vor sich hängen. Auf ihren Händen ruhte auch ihr Blick, um den Teppich, auf dem sie sich befand, und dessen mögliche Herkunft allein als deren Hintergrund wahrzunehmen und nicht genauer darüber nachdenken zu müssen. Stattdessen beobachtete sie die Ader, die von ihrem Ballen hin zu ihrem Daumen führte und unter ihrer blassen Haut leicht sichtbar pulsierte. Ein rascher und dennoch steter Beweis dessen, dass Blut in ihrem Körper noch floss...
Und dann erklang seine Stimme, samtig weich, tief und volltönend, wie es einer Frau nur gefallen konnte. Allerdings schwang darin auch etwas mit, das sie nicht greifen konnte, sie dafür umso heftiger erschaudern ließ.
Es kostete sie unsagbar viel Mühe, sich zu beherrschen und nicht herum zu wirbeln, um endlich davon zu rennen. Wie gut, dass die Herrin sich vor ihr bewegte und die Aufmerksamkeit dadurch darauf lenkte, dass sie rasch einen betont tiefen Knicks vollführte, ohne aufzusehen. Als Mündel war ihre Position zwar noch besser als vor einigen Stunden, allerdings nicht in diesem Umfeld. Hier war sie an der unteren Hierarchie angesetzt, wodurch sie gut daran tat, äußerst demütig und unscheinbar aufzutreten, trotz ihres Aussehens.
Obwohl es ihr schwer fiel, still zu bleiben, als sie vorgestellt wurde. Gerade wollte sie der anderen folgen, um in deren Schatten zu bleiben, in trügerischer Sicherheit, als seine Stimme ihren Namen ebenfalls erwähnte und dafür sorgte, dass sie vor Schreck regelrecht zur Salzsäule erstarrte. So bekannt war sie also schon... Und sobald sie den Schutz der Herrin als auch den seinen, sollte sie ihn erhalten müssen, vorbei wäre, wäre sie geliefert.
Damit nicht genug, spürte sie viel zu deutlich seinen Blick auf sich ruhen und ihr wurde es eng in der Kehle. Es kostete sie immens viel Kraft, der anderen nicht hinterher zu laufen, um sich hinter deren Sitzgelegenheit zu verstecken, sondern noch einmal zu knicksen und zu... schweigen. Ob es die Herrin wohl amüsierte, wie lange sie einstweilen noch stumm bleiben konnte? Auch wenn sie in deren Rücken gestanden war und sich versucht hatte, unsichtbar zu machen, würde es dieser nicht entgehen, davon war sie überzeugt.
Mit äußerst weichen Knien und kurz davor, um Halt zu tasten, um den kurzen Weg zu einem Sitzplatz in ihrer Nähe zu gelangen, bewegte sie sich, als der unfreiwillige Gastgeber erneut die Stimme hob. Augenblicklich erstarrte sie ein weiteres Mal mitten in der Bewegung und sah, entgegen all ihrer Vernunft, auf, direkt in sein Gesicht. Selbst, wenn sie ihre ausgesprochen hätte, hätte ihre Mimik diese nicht deutlicher aussprechen können. Sogar ihr Mund öffnete sich leicht und damit beantwortete sie sicherlich seine Frage.
Nein, niemals würde sie danach streben, das Oberhaupt einer der reichsten und mächtigsten Familien dieser Stadt zu werden! Das war nicht nur vermessen, das wäre irrwitzig! Natürlich würde es ihr restliches Dasein absichern, zumindest in finanzieler Hinsicht. Allerdings würde sie um nichts in der Welt den Platz der Herrin einnehmen wollen. Dafür war sie nicht geschaffen und wollte es auch gar nicht.
Wie es mit ihrem ungeborenen Kind aussah... Da war das letzte Wort sowieso noch nicht gesprochen, zumindest für sie nicht.
Wie viele Sekunden sie so direkt in das Gesicht des Sammlers starrte, wusste sie nicht zu sagen, bis es ihr selbst auffiel und sie sich soweit zusammen reißen konnte, um rasch den Blick wieder zu senken und sich endlich zu setzen. Ihre Finger zitterten sichtlich, als sie diese kurz lösen und sich festhalten musste, um nicht auf die letzten Millimeter hin einfach auf die Sitzfläche zu plumpsen.
Danach verschränkte sie ihre Hände so fest ineinander, dass ihre helle Haut um die Knöchel noch blasser wurde, und starrte verbissen darauf, während sie ihrem hektisch pochenden Herzschlag lauschte, der das Blut in ihren Ohren rauschen ließ. Dabei bemühte sie sich, sich wieder zu beruhigen nach dem Schrecken, der diese Frage in ihr ausgelöst hatte. Auch wenn ihre Gedanken nicht unbedingt eine für sie angenehmere Richtung einschlugen...
Er schien also Interesse an ihr zu haben. Ob die andere sie, wie es ihre eigene ursprüngliche Idee gewesen war, opfern und ihm überlassen würde? Allein bei dem Gedanken wurde ihr eiskalt zumute. So attraktiv er auch sein mochte, dieser hochgewachsene, dunkle, aristokratische Dunkelelf mit diesen direkten, violetten Augen, ihr war er alles andere als geheuer. Irgendetwas ging von ihm aus, das ihr ehrliche, tiefe Angst einjagte.
Andererseits war ihr auch bewusst, wie austauschbar sie war. Sie mochte im Moment den Erben der Herrin in ihrem Bauch tragen, aber diese wollte Kazel selbst haben. Warum auch nicht? Das Gefäß konnte ersetzt werden, solange derjenige, der es füllte, vorhanden und dazu imstande war, seine Aufgabe immer wieder zu erfüllen. Somit war ihr Wert im Vergleich zu ihm viel geringer, da machte sie sich nichts vor. Wieso nur hatte der Mischling sich an diesen Ort verschleppen lassen?!
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