Das neue Heim

Die Gebäude hier zeigen deutlich den Stand eines Bürgers in Morgeria. Niedere leben in heruntergekommen Barracken, Krieger & Söldner in bunkerartigen Unterkünften oder Zelten. Mächtige Familien leben in finsteren Anwesen, die kleinen Schlössern gleichen.
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Kazel Tenebrée
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Donnerstag 29. September 2022, 23:33

Der namenlose Elf mit den Diamantaugen dachte mit. Ein Umstand, der Kazel sogar noch mehr gefiel als die optische Besonderheit. Für ihn würden nur Janays Augen jemals den Wert von Edelsteinen haben ... und die seiner Kinder vielleicht, falls es ihnen gut ging. Der Gevatter hatte es ihm nicht so bestätigt wie bei seiner Liebsten, aber er hatte es auch nicht dementiert. Im Gegenteil, es war doch der Hinweis zwischen seinen Kieferknochen hervorgedrungen, dass zwei Sandkörnchen noch klein waren und man sie auch auf Wunsch an den Strand des Nachlebens bringen könnte. Dass Kazel es könnte. Er dachte nicht darüber nach, dies zu tun. Allein schon um Janays Seelenheil. Ihr bedeutete das Leben unter ihrem Herzen hoffentlich ebenso viel wie ihm. Wenn die Kinder gesund und munter zur Welt kommen könnten, würde Kazel sie nicht verstoßen. Er selbst hatte dies auf gewisse Weise erleben müssen, auch wenn sein Vater als waldelfischer Sklave im Hause Tenebrée nicht die Möglichkeiten besessen hatte, sich für ihn einzusetzen. Er hatte es allerdings auch nie versucht. Ein kleiner Verrat an seinem Sohn, aber dennoch einer. Kazel verzieh ihm allerdings eher als er seiner Mutter je würde verzeihen können ... oder Tante Starle.
Um die Verwandte würde er sich noch kümmern. Sie war noch im Hause, hatte drei Tage lang hier als gefangener Gast ausgeharrt. Langsam wurde die Zeit knapp, denn der Cousin des dunklen Herrschers plante, sie eigenhändig in ihre Freiheit zurückzuholen. Kazel musste das verhindern. Zuvor aber war es wichtiger, Janay zu helfen, indem er Arina fand.
"Der Familienname wäre hilfreich. Dann kann ich in den Archiven der Stadt nachfornschen, wenn Ihr es wünscht. Kopfgeldjäher gibt es natürlich auch, aber bei denen weiß man nie, ob die Zielperson dann auch noch in einem Stück ankommt."
"Maclyn. Arina Maclyn müsste sie heißen, falls sie nicht geheiratet hat." Die Antwort kam schnell, auch wenn Kazel sich erinnerte, wieviel es Janay gekostet hat, ihm ihren Namen anzuvertrauen. Doch jetzt blieb keine Zeit dafür. Würden sie Arina nicht finden... Nein. Kazel schüttelte den Kopf. Der Gevatter hatte ihm bestätigt, dass Janay es schaffte. Sie würde leben. Aber mit Arinas Unterstützung wäre der Genesungsprozess vielleicht ein anderer. Außerdem hatte er es geplant. Kazel wollte seine Liebste lächeln sehen, wenn sie wieder mit der Schwester vereint wäre. Er konnte nur hoffen, dass ihr beider Verhältnis besser war als das, welches er zu seiner eigenen Familie hegte. Wie viele Verwandte er wohl noch besaß, von Starle abgesehen? Hatte sie geheiratet und Nachwuchs bekommen? Gab es Hochzeiten zu Cousinen und Cousins, die Kazel aufgrund der schieren Größe der Tenebrées und seiner eigenen Gefangenschaft im Kerker gar nicht hatte kennenlernen können? Er wusste es nicht und es half nicht, darüber nachzudenken. Nur Starle würde ihm eine Antwort geben können. Später vielleicht. Jetzt ging es zu Janay. Rinal Celeborn, wie sich das Juwelenauge vorstellte, begleitete ihn. Vielmehr führte er ihn, denn Kazel kannte zum einen nur einen kleinen Teil des Anwesens und zum anderen wusste er nicht, wohin man Janay überhaupt verfrachtet hatte. Er hoffte einfach, dass sie die letzten drei Tage nicht auf dem kalten Boden eines Korridorganges verbracht hatte, während man ihn als Sademos' Nachfolger in einem bequemen Bett hatte schlafen lassen. Nein! Zissus hätte das nicht zugelassen und Vranyk ebenso wenig. Beide Männer wussten, wieviel Kazel an Janay lag. Beide wussten, welches Druckmittel sie darstellen könnte...

Dass Zissus bei ihr war, wenn auch auf Abstand, versetzte Kazel in einen tiefen Ruhezustand. Es war unglaublich, wie sehr er Vertrauen zu dem Pfauenmann aufbaute, der ihm im Grunde doch noch immer fremd war. Aber er hatte sich in jeder Hinsicht bisher loyal gezeigt. So sehr, dass er seine eigene große Liebe hatte von Celcias Oberfläche tilgen lassen und das, ohne Rachegefühle gegenüber des Mischlings zu entwickeln. Jetzt stand er nahe an Janays Bettstatt, schaute auf sie herab und ... war da. Wie gut es tat, ihn dort zu sehen! Wie gut es tat, Janay zu sehen, wäre sie nicht am Bett fixiert und rollte ihr nicht in jenem Moment eine Träne über die Wange. Kazel spannte sich sofort an, ließ Rinal stehen und eilte auf das Bett zu. Zissus hielt ihn auf, wo Rinal es nicht geschafft hatte. Und wieder einmal besaß der kokette Elf die Gabe, ihn mit sanften Berührungen und besonnenen Worten zu zähmen, wo andere versagt hätten. Tatsächlich genügte schon der leichte Druck seiner Hand an Kazels Schulter, dass der Mischling stehen blieb und Janay nun ebenfalls aus knapper Distanz betrachtete. Sein Blick wanderte dabei zu der Heilerin - Orima - und auf Zissus' Bitte hin versuchte er zumindest, ihr zu lauschen. Ein Ding der Unmöglichkeit, denn just in diesem Moment wurde sich auch Janay der Anwesenheit ihre Herzblatts bewusst. Dicke Tränen rannen ihr die Wangen herab. Selbst Kazel erkannte, dass sie sich in eine tiefe Verzweiflung hineinsteigerte. Das konnte nicht gut sein, wenn sie doch still liegen sollte. Sein eigener Blick flog zwischen Janay und der Heilerin hin und her.
Orima handelte. Sie fluchte, aber sie handelte. Kazel blieb wie erstarrt bei Zissus stehen, unmöglich auf die Situation zu reagieren. Obwohl er wusste, dass Janay es überstehen würde, herrschte da doch eine Angst in seinem Inneren. Er suchte nach Spuren an seinem Körper. Er suchte nach dem kalten Hauch seines Lehrmeisters, welcher ihn ankündigte. Wenn Tod hier erschien, würde es bedeuten...
Kazel erschauderte. Dann riss es ihn von den Beinen. Zusammen mit Zissus wurde er am Kopfende des Bettes platziert. Etwas benommen starrte er auf die Szenerie, suchte Janays Blick, aber sie schien in ihrer Verzweiflung gefangen.
"Ich bin da. Janay, hörst du mich? Beweg dich nicht, bitte. Mir geht es gut, bleib ruhig." Er interpretierte ihren Zustand natürlich ganz anders, konnte er ihre Angst doch nicht so wahrnehmen wie sie es tat. Schließlich war er im Gegensatz zu ihr bereits vom Gevatter beruhigt worden. Hätte Kazel nur gewusst, was Janay so in Aufruhr versetzte, er hätte sie sicher mit einigen Worten aus ihrer Angst zurückholen können. Er war doch der Geselle des Todes. Wenn seine eigenen Kinder in Lebensgefahr wären, hätte er sicher als erstes erfahren, dass er sie würde übersetzen müssen. Das war seine Aufgabe, selbst bei dem eigenen Fleisch und Blut - oder nicht? Würde Tod versuchen, ihm diese Bürde zu ersparen?
Erneut schüttelte er den Kopf. Nein. Das würde er nicht tun. Er quälte ihn auch mit der noch prall gefüllten Wahrheit in der Sanduhr seiner Tante. Er würde nicht davor zurückschrecken, ihn seine eigenen Kinder oder gar Janay holen zu lassen, wenn es nötig wäre. Nicht aus Bosheit, sondern weil es nötig wäre. Und weil sie beide es tun mussten. Sie waren nicht die Bösen.
Wie durch einen dumpfen Nebel hindurch nahm Kazel die Gesamtsituation wahr. Dass man Zissus inzwischen dazu angehalten hatte, Janays Schenkel zu halten, während der namenlose Assistent sich um einen anderen Part ihres Körpers kümmern und Kazel sie von der Kopfseite des Bettes aus festhalten sollte, drang nur zähflüssig zu ihm durch. Er handelte dennoch, wenngleich eher mechanisch. Seine Instinkte leiteten, was sein eigener Verstand gerade nicht verarbeiten konnte. Er redete schließlich immer noch auf Janay ein, wiederholte seine Worte wie ein Mantra. Er war da. Es ging ihm gut. Sie durfte sich jetzt nicht bewegen. "Ich liebe dich", fügte er an, um ihr zu verdeutlichen, dass sie nicht allein war. Dass alles zwischen ihnen immer noch gut war, wenn sie jetzt nur still hielt.
Ob Janay ihn noch hören konnte, war fraglich. Ihr Körper krampfte mit einer Kraft, dass alle drei Männer sie nur schwer bändigen konnten. Ohne die bereits vorhandenen Fixierungen hätte Janay sich vielleicht sogar befreien können. Als Schaum vor ihren Mund trat, lockerte Kazel seinen Griff reflexartig und wollte ihren Kopf drehen, damit sie atmen konnte, doch die Befehle der Heilerin Orima brandeten wie eine Flutwelle über ihn hinweg und spülten ihn zurück in Position. Um nicht zu ertrinken, klammerte er sich nun stärker an Janay, hielt sie so in Position. Doch seine Sorge wuchs nun ebenfalls. Er horchte in sich hinein. Er suchte den kalten Hauch seines Meisters. Hatte jener sich geirrt?
„Wenn sie nicht immer vom Schlimmsten in allem ausgehen würde, hätte ich ...wir mit ihr deutlich weniger zu tun.“ Er war da, wie er es versprochen hatte. Und er schien nicht gekommen, um sie doch noch zu holen. Kazel drückte sich eng an sie, versuchte dabei, zu ihr durchzudringen.
"Janay! Hör zu! Was immer du glaubst, ist nur in deiner Vorstellung. Hör zu! Es geht allen gut. Wir haben es überstanden. Du wirst es auch schaffen. Wir alle schaffen es, aber bitte, beruhige dich." Nach einer Pause setzte er die möglicherweise entscheidenden Worte nach, ohn sich dessen bewusst zu sein: "Ich möchte nicht den Auftrag erhalten, dich oder die Kinder zu ihm bringen zu müssen. Bitte, halt still."
Janay reagierte auf ihn. Sie spuckte eine Abart aus Schaum und Speichel hervor. Einiges davon verteilte sich über die Laken. Genug tropfte von Kazels Gesicht und Kinn. Sie hatte ihn voll erwischt.
"Das ist schlecht." Oriel meinte natürlich nicht die Plörre auf Kazels Haut. Selbst er hatte den blutigen Fleck an Janays Flanke bemerkt. "Sie schafft es", erwiderte er mit der unverrückbaren Gewissheit eines Fanatikers, der für seinen Gott an vorderster Front auf eine feindliche Armee zu stürmte und dabei noch jauchzte vor Glaubensglück. Aber Kazel besaß auch ein Wissen, auf das niemand sonst Zugriff besaß. Es blieb zu hoffen, ob sich dieses Wissen nun nicht durch Janays Handeln verändert hatte. Orima schien das ganz und gar nicht zu gefallen. Wut schnaubend schmiss sie sowohl Kazel als auch Zissus hinaus. Nun, nicht ganz. Sie vertrieb beide nur und fauchte nach Blut.
Dann stand er wieder mit Speichel und Schaum besudelt und erneut neben Zissus. Kazel wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht, ehe er den anderen Elfen anblickte. "Wir müssen Arina finden", sagte er. Doch wie sollte es vonstatten gehen? Interessanterweise formte sich in all dem Chaos eine stille Erkenntnis tief im Hinterkopf des Mischlings. Ob der Gevatter ihn deshalb nochmals darauf aufmerksam gemacht hatte? Aber er benötigte noch etwas Zeit, um selbst zu begreifen. Zeit, in der man ihn zu dem großen Sessel verfrachtete, ihm Brot und ein Getränk bereit stellte. Man behandelte ihn wie einen König, während aus der Ferne ein Leuchten zu ihnen durchdrang, als Orima magische Mittel einsetzte, um Janay zu retten.
"Zissus", rief Kazel den Pfau zu sich. Der Gedanke in seinem Inneren hatte sich endlich geformt. Seine Hand fuhr zur eigenen Brust, die andere legte sich an Zissus' Unterarm. "Es tut mir leid. Ich weiß, du bist müde - auch seelisch. Aber ich brauche dich jetzt an meiner Seite." Kazel zupfte so lange am Stoff seines Oberteils - trug er immer noch die Tunika? - bis er sich soweit löste, dass er seine eigene Brust berühren konnte, inklusive der leicht fremden Textur des Hautbildes darauf.
"Arina Maclyn", wiederholt er und dachte so fest an Janays Schwester, wie er konnte. Wenn es ihm gelungen war, von einer Seite des Drachengebirges auf die andere und bis nach Morgeria zu gelangen, müsste ein Flug innerhalb der Stadt doch möglich sein, ohne in einer Felswand aufzutauchen. Ehe Zissus sich ihm noch entreißen könnte, kratzte Kazel über die Tätowierung und kniff die Augen fest zusammen. Flog er? Verpuffte er? Tötete er Zissus und sich selbst nun? Er dachte nur an Arina, wer auch immer sie war.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Freitag 30. September 2022, 21:12

Sie fühlte sich, als wäre sie in zwei Welten und könne sich nicht für eine entscheiden oder sich auf eine wirklich konzentrieren. Auf der einen Seite waren da diese Erinnerungen, die sich mit ihren Gefühlen, Sorgen, Ängsten und anderem, vermischt und neue Bilder produziert hatten, die ihr aufs Gemüt drückten. Auf der anderen war diese fremde Frau, auf deren Worte sie sich zwar fokussieren wollte, es aber irgendwie nicht richtig konnte.
Dann tauchte auch noch Zissus auf und die Gedanken in ihrem Kopf, freudig zuerst, wurden ein Opfer ihrer Gefühle, als diese zu einer Idee voller Angst führten. Die Sicht wurde unscharf und sie spürte deutlich, wie ein Schluchzen ihr die Kehle einzuengen drohte, um umso heftiger auszubrechen.
Schließlich brachte ausgerechnet jener Mann, den sie sich so sehnlichst herbei gewünscht hatte, derjenige war, der ihre inneren Dämme endgültig zum Einstürzen. Waren sie zuvor lediglich durchlässig gewesen und hatten dadurch das Unheil warnend angekündigt, so wurde es nun zu viel und alles in ihr fiel wie ein fragiles Kartenhaus in sich zusammen, ohne die Chance zu hören, was ihr Liebster ihr zu sagen versuchte. Es war zu spät...
Hatte sie zuvor das Schluchzen nur gespürt, so schüttelte es sie jetzt regelrecht, die Tränen liefen wie Bäche aus ihren Augen und die Furcht vor dem Verlust war derart groß, dass keine Bandagen der Welt sie länger ruhig halten konnten. Ihr Körper litt mindestens ebenso wie ihre Seele, doch während ersterer dafür sorgte, dass bei ihr bald erneut die Lichter ausgingen und sie auf diese Weise den Schmerzen entkommen konnte, so gab es im Gegensatz dazu keine Fluchtmöglichkeit vor ihrem Innersten.
Während demnach die fremde Heilerin, ihr Gehilfe, Kazel und auch Zissus um ihr Leben rangen, hatte sie gänzlich andere Aufgaben zu bewältigen.

Es war warm um sie herum, wohlig warm und sie spürte, dass sie nicht allein war. Nein, da waren auch noch Atemzüge von anderen, vertraute Gerüche und ab und zu Laute, die sie sowohl aufwecken, als auch beruhigen und wieder in den Schlaf lullen konnte. Trotzdem war es dunkel um sie herum und sie hatte gelernt, dass bei dieser Umgebung geschlafen wurde.
Nicht, dass sie das immer tat, so wie die anderen es wollten, aber in der Theorie war ihr die Bedeutung und der Zusammenhang von Nacht und Schlaf inzwischen klar geworden. Aber sie war noch zu klein, um etwas davon zu begreifen, dass die Nacht mal länger, mal kürzer war. Oder gar, dass sie auch einmal Geduld lernen musste.
Nein, wenn sich ihr kleiner Magen meldete und sie wach wurde, dann wollte sie auch etwas zu essen haben und zwar sofort! Es hatte einige Wochen gedauert, bis sie nicht mehr sofort geweint hatte, aus instinktiver Angst, ansonsten verhungern zu müssen, denn auch hierbei hatte sie gelernt, dass es oftmals reichte, wenn sie nach dem Aufwachen schlichtweg aktiv wurde. Und so war es auch jetzt.
Janay hatte noch keine Ahnung davon, wie spät es war, ob es bald hell werden würde oder sie noch zu kurz geschlafen hatte. Sie fühlte sich ausgeruht und sank nicht zurück ins Traumland, also begann sie leicht zu strampeln.
Als dies nicht zum Erfolg führte, lotete sie den freien Platz um sich herum in dem weichen, warmen, kuscheligen Bett aus. Auf der einen Seite war nicht viel Platz, da lag ganz nah der warme Kinderkörper, der sie oft anlächelte und sich meistens um sie kümmerte. Das beruhigte sie und einige Minuten lang wollte sie doch noch probieren, erneut einzuschlafen, an die gut duftende Wärme geschmiegt.
Aber dann meldete sich erneut der Hunger in ihr ebenso wie der Bewegungsdrang, den sie stets hatte, sobald ihre Energiereserven wieder aufgefüllt waren. Also drehte sie sich auf die andere Seite und blinzelte. Es war ihr nicht klar, warum sie die Schemen besser erkennen konnte und dass draußen der Tag zu dämmern begann. Sie konnte allein erkennen, dass da etwas Raum war, ehe der andere Körper, der sie mit allerlei Blödsinn zum Lachen zu bringen verstand, sie aufhalten würde.
Somit drehte sie sich immer weiter und lag plötzlich auf dem Bauch. Vergnügt quietschte der Säugling und erntete als Antwort ein leises Schnarchen.
Neugierig robbte sie sich etwas näher und begann, an dem Stoff zu ziehen, der den Rücken neben ihr verhüllte. Ein Brummen war die Antwort und ließ sie strampeln, dass das ganze Bett zu wackeln schien.
"Vaclav!", murrte es auf der anderen Seite und zog ihre Aufmerksamkeit auf sich.
"Aaah!", machte Janay vergnügt und zugleich fordernd.
"Vor Sonnenaufgang nicht mein Problem!", kam die knurrige, verschlafene Antwort, die das jüngste Kind im Hause Maclyns erneut quietschen ließ vor Freude.
Sie robbte sich noch höher und patschte mehrmals mit einer Hand zwischen die Schulterblätter ihres Bruders. Der versuchte sich, anstatt aufzustehen, noch tiefer in dem Kissen zu vergraben und weiter zu schlafen. Das allerdings ließ sie nicht gelten, kraulte sich tastend nach oben und blubberte vor sich hin, um eine feuchte Spur auf dem Laken zu hinterlassen.
"Vaclav!", kam es erneut mahnend von ihrer Schwester. Und wie, um ihre Meinung zu unterstützen, erwischte Janay ein Haarbüschel, das sie beherzt ergriff und kräftig daran zog.
"Aua!", fauchte der Besitzer und schlug nach hinten.
Wie gut, dass Arina ihre Geschwister kannte, ganz gleich, wie sehr auch sie noch ein Kind war, und den Säugling rechtzeitig aus dem Gefahrenbereich zog. "Jetzt beweg deinen faulen Popo und geh runter in die Küche und mach' das Feuer wieder heiß!", wies sie den älteren Jungen an und rieb sich schlaftrunken die Augen.
Eigentlich sollten ihre Eltern sich um Janay kümmern, zumindest in diesem ersten Lebensjahr, aber diese waren in dieser Nacht nicht zu Hause. Den Grund hatten sie ihren Kindern nicht mitgeteilt, nur den Auftrag, keine Dummheit anzustellen, die sie sonst bereuen würden. Daran hatten sie sich auch, zum Leidwesen des ältesten und des jüngsten Mitglieds, gehalten.
Vaclav brummte, sah jedoch ein, dass es kein Entrinnen gäbe, wenn Arina diesen Tonfall anschlug. Also stand er notgedrungen auf und schlurfte hinaus aus dem warmen Zimmer.
Das Mädchen indes nahm die kleine Schwester hoch und seufzte tief. "Du hättest ruhig noch länger schlafen können.", maulte sie und schnüffelte. "Iiiieeeh! Du stinkst! Auch das noch...", murrte sie und wechselte die Position, sodass Janay, die freudig lachend gegen ihre Wange patschte, über ihre Schulter zurück sehen konnte.
Zum Fenster hinter, in dessem Ausschnitt gerade ein faszinierender roter Schimmer erschien, der freundliches Licht für einen neuen Tag versprach. Sie quietschte vor Vergnügen bei diesem Anblick!


Was auch immer gerade in der Realität mit ihr geschah, diese längst verschüttete Erinnerung zauberte den Hauch eines Lächelns auf ihr Gesicht, denn damals war sie voller Zuversicht und Vertrauen gewesen, um eine Welt zu entdecken, die mit jedem Tag größer und spannender geworden war.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Montag 3. Oktober 2022, 13:36

Janay:
Sollten sich Eltern nicht um einen Säugling kümmern? Zumindest im ersten Lebensjahr, aber diese waren in dieser Nacht nicht zu Hause. Den Grund hatten sie ihren Kindern nicht mitgeteilt, nur den Auftrag, keine Dummheit anzustellen, die sie sonst bereuen würden und daran hielten sie sich ...meistens.
Vaclav brummte nach der viel zu kurzen Nacht, sah jedoch ein, dass es kein Entrinnen gäbe, wenn Arina diesen Tonfall anschlug. Genervt und wütend rieb er sich den Schlaf aus den Augen. Dafür, dass Arina nur zwei Jahre älter war als dieser 'sabbernde Klumpen nervtötendes Fleisches', konnte sie echt schon richtig herrisch sein! Sie besaß jetzt schon einen starken Willen. Eines Tages würde seine mittlere Schwester mal einem Mann gehörig den Harax heiß machen, dass wusste er jetzt schon. So zierlich wie sie war, so stur war sie auch... aber … das sollte nicht immer so bleiben. Noch ahnten die Kinder nicht wie die Welt um sie herum sie verändern würde. Das Herz des Jungen würde verhärten, die Seele seiner Schwester unter dem Druck der kommenden Ereignisse sich biegen und dann zerbrechen und der kleine Fleischklos würde...
...noch wachsen müssen. Dafür brauchte sie Essen, also stand er notgedrungen auf und schlurfte schlecht gelaunt hinaus aus dem warmen Zimmer um den Brei aufzuwärmen. Das kleine Mädchen indes nahm die noch kleinere Schwester hoch und seufzte tief.
"Du hättest ruhig noch länger schlafen können."
, maulte sie und schnüffelte.
"Iiiieeeh! Du stinkst! Auch das noch..."
, murrte sie und wechselte die Position, sodass Janay, die freudig lachend gegen ihre Wange patschte, über ihre Schulter zurück sehen konnte. Im Moment war sie wohl die einzig glückliche in dieser Welt. Der Blick drehte sich zum Fenster hin, in dessen Ausschnitt gerade ein faszinierender roter Schimmer erschien, der freundliches Licht für einen neuen Tag versprach. Sie quietschte vor Vergnügen bei diesem Anblick! Dann wurde sie auf den Rücken gelegt und das Gesicht der Schwester erschien über ihr. Das lustigste des Tages stand an und Janay probierte gerade ihre erste Kontrolle über diesen Körper aus. Noch konnte sie es nicht lange halten.
Pipi!
Just, als die alte stinkende Windel weg war, ließ sie es laufen.
„Ooooch neieiiiiin!“
Das Gesicht der Schwestern verzog sich so lustig und Janay lachte. Einen kleinen Moment drehte sich die Szenerie und Janay sah auf ein Baby hinab. Sie sah auf sich hinab ...und spürte einen Nachhall von Wut. Wut darüber, dass ihr diese Aufgabe zuwider war, dass sie nicht raus gehen konnte um mit ihren Freundinnen zu spielen, Wut, dass ihre Eltern sie einfach ihr aufgedrückt hatten,Wut, dass Ihr Bruder meinte, Windeln wechseln sei Mädchensache. Sie sah ihre Hand, wie sie zur neuen sauberen Windel wanderte, die letzte die sie noch hatten, denn jetzt musste sie wieder Windeln abkochen, dabei reichte sie kaum an den Herd heran... Wut, dass auch dies sie tun musste und niemand half ihr. Sie ergriff die Windel und Wut ließ das Wolltuch von Wut geführt großflächig auf Janays kleinen Körper fallen. Wie ein Leichentuch breitete es sich über dem kleinen Körper aus. Darunter gluckste und zappelte glücklich ihre kleine Schwester... Würde die Wut vergehen, wenn das Sabbern und pinkeln, das Quäken und Quengeln aufhören würde? Janays Blick ruhte auf dem Stoff. Wenn das Zappeln endlich aufhören würde, dann könnte sie spielen gehen.
„Warum darf ich nicht Kind sein?“
, rannen leise Silben zu Worten sich verbindend über ihre Lippen. Dann zerrann die Wut, denn das Baby hatte aufgehört zu strampeln...


Kazel:
Kazel drückte sich eng an sie, versuchte dabei, zu ihr durchzudringen.
"Janay! Hör zu! Was immer du glaubst, ist nur in deiner Vorstellung. Hör zu! Es geht allen gut. Wir haben es überstanden. Du wirst es auch schaffen. Wir alle schaffen es, aber bitte, beruhige dich. ...Ich möchte nicht den Auftrag erhalten, dich oder die Kinder zu ihm bringen zu müssen. Bitte, halt still."
Janay reagierte auf ihn. Sie spuckte eine Abart aus Schaum und Speichel hervor. Einiges davon verteilte sich über die Laken. Genug tropfte von Kazels Gesicht und Kinn. Sie hatte ihn voll erwischt.
"Das ist schlecht."
Oriel meinte natürlich nicht die Plörre auf Kazels Haut. Selbst er hatte den blutigen Fleck an Janays Flanke bemerkt.
"Sie schafft es!"
, erwiderte er mit der unverrückbaren Gewissheit. Kazel besaß auch ein Wissen, auf das niemand sonst Zugriff besaß und das gab ihm jetzt Kraft. Janay würde leben. Die Heilerin war sich indess nicht ganz so sicher. Orima schien das ganze Blut nicht zu gefallen. Wut schnaubend schmiss sie sowohl Kazel als auch Zissus hinaus. Nun, nicht ganz. Sie vertrieb beide nur und fauchte nach Blut.
Dann stand er wieder mit Speichel und Schaum besudelt und erneut neben Zissus. Kazel wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht, ehe er den anderen Elfen anblickte.
"Wir müssen Arina finden."
, sagte er. Doch wie sollte es vonstatten gehen und wo war eigentlich der Wächter hin mit den Glitzeraugen? Ach ja... Er hatte ihm Janays vollen Namen genannt, dann hatte diese sich im Trubel der Ereignisse zurück gezogen. Man hatte ihn in einem Sessel bugsiert und gab ihm Essen, während aus der Ferne ein Leuchten zu ihnen durchdrang, als Orima magische Mittel einsetzte, um Janay zu retten.
"Zissus"
, rief Kazel den Pfau zu sich und dieser ergriff neben ihm sich nieder kniend seine Hand.
„Was? … Ich bin da.“
Der Gedanke in seinem Inneren hatte sich endlich geformt. Seine Hand fuhr zur eigenen Brust, die andere legte sich an Zissus' Unterarm.
"Es tut mir leid. Ich weiß, du bist müde - auch seelisch. Aber ich brauche dich jetzt an meiner Seite."
„Natürlich...“
Kazel zupfte so lange am Stoff seiner, bzw. Sademos Tunika, bis er sich soweit löste, dass er seine eigene Brust berühren konnte, inklusive der leicht fremden Textur des Hautbildes darauf.
"Arina Maclyn!"
, wiederholt er und dachte so fest an Janays Schwester, wie er konnte. Zissus neben ihm verstand den Sinn nicht und öffnete gerade den Mund um Kazel zu beruhigen.
„Ja, Rinal ist los und...“
Da verzerrten sich seine Lippen, seine Worte erstarrten in der Luft wie gefrorene Eisblumen an einem Fenster. Kazel und Zissus waren fort...

Janay:
Die Wut war fort. ...Sorge um ihr Schwesterchen ließ sie das Windeltuch anheben und in das kleine grienende Gesicht sehen … Janays glückliches Gesicht. Arina flüsterte lächelnd, während sich Wut in Trotz verwandelte:
„Ich pass auf dich auf. Mama und Papa tun es nicht.“
Genau in diesem Moment begriff das nur unwesentlich älter Mädchen etwas und stellte damit die Weichen für ihre Zukunft, für ihr Verhältnis mit Janay. Denn nicht ihre kleine Schwester war daran schuld, dass sie kein Kind sein durfte. Arina redete weiter leise mit dem kleinen Wesen, so wie es viele Leute taten, wenn ihr gegenüber sie nicht verstand. Sie vertraute Janay ihre Gedanken an, in dem Wissen, dass sie sie nicht weiter tragen konnte:
„Ich werd Mama sagen, dass ich Hilfe brauche...! Ich ...schaff das nicht allein. Ich werd ihr das sagen und wenn sie 'Nein' sagt, dann werd ich Papa ihr Geheimnis erzählen...“

Die aufgehende Sonne schien in ihr Gesicht und malte lustige Bilder an die Wände ihres Zimmers. Arina kitzelte Janays Seite... ihre Finger waren warm und die Sonne so schön hell.

Janay war gewachsen, war größer geworden, war an diesem Morgen nicht unter einem Windeltuch erstickt, aber eine Amme oder Hilfe hatten die Mädchen nie bekommen und auch in den folgenden Jahren hatten die Geschwister nur einander gehabt. Nur Arina hatte sich nach diesem Tag verändert und war ...'brav' geworden.
Als Janay dieses Mal die Augen kurz aufriss, an die Decke des umgebauten Flurs starrte, fühlte sie die warmen sonnigen Hände ihrer Schwestern wieder auf sich, aber... es war anders und die Hand war irgendwie tiefer... in ihr. Nein.. das fühlte sich falsch an. Trotz der Wärme fühlte sich etwas falsch an. Und sie war soooo müde! Sie wollte schlafen... für immer schlafen... aber so müde sie war, nahm sie doch war, dass etwas fehlte. Es fehlte eine Empfindung. Die Sonne schien in ihren Körper, streichelte den Schmerz fort und reparierte, das was ihr den Lebenswillen rauben wollte. Doch trotzdem war da etwas verloren gegangen... Janay konnte es in ihrem Misch aus Vision und Traum, Wahn und Gedanke noch nicht fassen.
„Verdammt...ich komm so nicht ran... sie...VERDAMMT! Komm schon! Lebe! Du wirst geliebt und gebraucht! Lebe!“
Beschwor die Heilerin Janay, ohne dass diese die Worte bewusst wahrnahm. Dann zog sich das Licht aus ihr zurück und hinterließ fast angenehme Stille die zum weiterschlafen animierte.
„Sie ist zu schwach. Ich kann jetzt nicht weiter machen Oriel, sonst stirbt sie mir weg. Wir müssen eine Pause machen und ich muss schlafen. Sie ist stabil, auch wenn... sie viel Blut verloren hat. Die Verletzung ist tief und hat ihr Rückenmark verletzt. Sie … ich weis nicht, ob sie je wieder laufen wird. Wir müssen abwarten.“
Eine männliche Stimme erwiderte:
„Geh dich ausruhen! Ich wechsel inzwischen die Laken. Sie hat unter sich gemacht.“
„Mach das. Und danke.“

Kazel:
Er hatte nicht nachgedacht sondern all seine Hoffnung für Janay in diese eine Idee gesetzt. Grob riss er seine Fingernägel über die Feder, die seine Brust zierte und hielt dabei Zissus Hand. Eine Welle an Glück überrollte sein Herz, als er merkte, dass es klappte...
Der Sog setzte ein und …
Mist!
MIST MIST MIST!
Kazel saß auf einem Felsen im Flussbett, stand mit den nackten Füßen im Wasser und Zissus kniete neben ihm. Sein Mitreisender sprang auf und verlor vor Schreck das Gleichgewicht. Zissus fiel nach hinten und landete mit dem Hintern planschend im flachen Nass des Baches, in dem Tage zuvor Janay und Kazel auf ihr Abenteuer aufgebrochen waren.
„WAS??? Was ist …. Wo? Warum?...“
Zissus war verständlicher Weise vollkommen durch den Wind. Dann fiel sein Blick auf eine bekuttete Gestalt und sein Arm hob sich wie ein Hinweis auf den stillen Beobachter:
„Wer? ...“
Zissus erstarrte. Aber nein, der Gevatter fror die Zeit nicht ein. Er saß einfach ein paar Felsen weiter am Flussbett und badete seine knochigen Füße darin. JETZT hatte Kazel einiges zu erklären, bevor er seinen Meister mit Fragen löchern konnte, warum seine Idee nicht geklappt hatte... aber... Moment... der Tod hatte ihm ja gesagt, dass die Feder von den Hochelfen stammt und nicht von ihm. Er hatte ihm auch offeriert, dass die meisterlichen Mächte über Zeit UND RAUM bald Kazel gehören könnten...doch noch taten sie es offensichtlich nicht und Kazel hatte sich und Zissus an einen Meilenweit von Janay entfernten Ort versetzt.
MIST!
Zissus saß noch immer zitternd halb im Flussbett und starrte den Tod an. Seine eine Hand wies in jene Richtung während seine andere Hand nach der von Kazel suchte.
„Bin... bin ich... tot? Ist das hier Kata M...“
Seine Stimme stolperte über ein aufkommendes Schluchzen.
„Kazel, was... was ist hier los?“
Die Kapuze des Gevatters drehte sich ein wenig in Richtung der beiden Männer und Tod...verwandelte sich. Er nahm die Gestalt eines Elfen an, den Kazel hier schon einmal gesehen hatte und der einen nicht sofort das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ellashar – einer der elf Hochelfen, mit denen er hier gefeiert hatte. Im Nachhinein mochte man sich vielleicht fragen, ob Tod schon vorher diese Gestalt während der Feier angenommen hatte? Möglich war es wohl. Ellashar stand auf und kam zu ihnen herüber, während Zissus noch immer halb im Bach badete und jetzt aber langsam die vor Angst zitternde Hand senkte. Ein wandelndes Skelett war nun mal ein vollkommen anderer Anblick als ein überirdisch schöner Elf in Kutte.
„So ist es besser.“
, meinte Tod in Elfengestalt und setzte sich neben Kazel, wobei er ihn lächelnd leicht zur Seite schob.
„Hallo Zissus. Ich muss kurz mit meinem Freund hier reden. Bitte gedulde dich kurz.“
Damit legte er Kazel einen Arm locker um die Schulter und Zissus schwieg. Aus der Nähe betrachtet war der Hochelf noch schöner. Das weiße Haar trug den Glanz der Sterne in sich und die helle Haut war wie Alabaster so klar und rein. Die mandelförmigen Augen waren leicht schräg gestellt und in ihnen wohnte das Wissen der Welt. Keine Farbe konnte diesen Anblick auch nur annähernd beschreiben, denn dem Universum wohnten alle Farben inne und auch keine. Aus der Ferne waren sie einfach nur schwarz gewesen, aber so nah waren es eben doch noch die endlos leeren Höhlen mit denen Tod jede Seele sah.
„Also Kazel... wie gesagt...
Der Gevatter hatte Kazel auf dessen Tätowierung aufmerksam gemacht und legte ihm nun in fast väterlicher Geste die flache Hand auf das Zeichen. Er erläuterte ihm in knappen, knochigen Worten noch einmal die Gabe, die er von den Hochelfen erhalten hatte. Durch ein sanftes Kratzen über die in die Haut gestochene Feder sollte er in der Lage sein, DIESEN Zielort erreichen zu können.
„Ich glaube, ich erwähnte bereits, dass nicht JEDER Ort anfänglich in diese Magie eingebettet wurde. Ich erinnere dich, dass es Ellashar war, der im Suff die Nadel führte und dir diesen Herzenswunsch gewährte. “
Tod grinste aus dem Gesicht des erwähnten Elfen heraus seinen Gesellen an.
„Aber wie mir scheint, hast du nun gewählt und willst den Weg des Meisters beschreiten.“
'Herzenswunsch' nach Morgeria zurück zu kommen, aber ja – sah man es so, hatte Kazel dort noch etwas zu erledigen gehabt.
„Ich glaube, ich war an dem Tag wirklich zu betrunken. Aber die Idee gefällt mir immer besser! Ein kleiner Kratzer und du probierst dich nicht nur an den Mächten der Zeit aus, sondern auch noch an denen des Raumes...“
Tod im Ellashar-Kostüm lehnte sich noch einmal näher und betrachtete die Feder.
„Kannst du dich noch daran erinnern, dass ich sagte: NOCH nicht... aber was nicht ist, könnte ich dir geben und dass es eigentlich die Macht eines Meisters ist? Du willst dich also doch schon jetzt daran versuchen.“
Kazel hatte sich schon damals gefragt, wo der Haken sein musste. Tods Reaktion hatte Kazel gewarnt zu viel zu wollen. Der nächste Fettnapf war nicht weit entfernt, wenn er diesen Weg beschritt und jetzt saß er wohl mitten drin... mit Zissus zusammen, den er mitgenommen hatte, anstatt Janay. Kazel hatte es sich so schön vorgestellt:
Herr über Raum und Zeit... WAHNSINN!
Er könnte durch Celcia springen, hatte er sich vorgestellt und Tod hatte es nicht dementiert, aber... Es musste auf Kosten von etwas gehen! Kosten die der Gevatter nicht erwähnt hatte. Doch jetzt saßen sie hier – zu dritt. Kazel der Überlebenskünstler, Kazel der Geselle des Todes, Kazel der Liebende. Er musste sich zerrissen fühlen.
„Du sagtest, du hast nicht vor, aufzuhören den Lebenden zu helfen, wenn ich dich da richtig verstanden habe. Es sei etwas, dass du tun kannst..."
Ja, er hatte gesehen, was er bewirken konnte. Es war mehr als sich in der Stillen Ebene vor der Welt zu verstecken. Er bewirkte etwas in dieser Welt. Wie allen Lernenden, ging es ihm nur eben nicht schnell genug und so hatte er auch hier gerade versucht eine 'Abkürzung' zu nehmen. Doch wenn Tod etwas hatte, dann war es Zeit. Auch wenn Kazel es als frustrierend empfand, Tod ließ sich nicht hetzen. Er kam wenn es Zeit war. Der Gevatter bremste ihn wieder einmal aus, gerade als es Kazel am aller dringlichsten war zu handeln:
"Willst du mir nun sagen, was du willst? Ich muss es hören.“
Ellashar hob seine fein-kantigen Brauen und wirkte fast androgyn und einem Engel gleich in seiner Schönheit. Auch wenn Kazel wusste, dass da das Gerippe vor ihm saß, war diese Gestalt von ihm das absolute Gegenteil, von allem was Tod sonst darstellte. Vielleicht machte das Knochengerüst aber auch gerade mal wieder einen seiner düsteren Scherze? Der Mann neben Kazel auf dem Stein, sprühte vor Leben und vereinte so Anfang und Ende in sich. Nein, gerade machte Tod keine Scherze, sondern sprach ruhig mit seinem Freund:
„Ich muss wissen, dass du dich der Konsequenzen bewusst bist. Ein Meister zu sein, bringt vor allem Verantwortung mit sich. Unsere Macht über Zeit und Raum verpflichtet uns zu Uneigennützigkeit und ...du mein Freund... bist gerade im Begriff etwas sehr eigennütziges mit diesen Mächten anzufangen, oder? Du wünschst dich zu ihrer Schwester um den Weg deiner Geliebten zu begradigen. Das ist es aber nicht, was ein Gevatter tut. Du willst sie nicht leiden sehen. Ich verstehe das, aber … Ich bin kein Romantiker... war ich nie. Wer behauptet, Liebe überdauert den Tod, der hat keine Ahnung. Ja sie hält an... eine Weile, aber dann verblasst sie, weil sie es muss um neuer Liebe platz zu machen, denn niemand darf ewig leiden. Das Leben muss weiter gehen!“
Er machte eine kurze Atempause, betrachtete das Glitzern des kleinen Baches zu ihren Füßen.
„Janay wird gerettet werden, ob du nun da bist oder nicht und auch deine Kinder werden leben.“
Tod im Ellashar-Kostüm sah etwas traurig aus. Seine Mimik war jetzt deutlich leichter zu lesen, da er Fleisch und Haut im Gesicht hatte.
„Du vertraust mir immernoch nicht. Nicht gänzlich. Ich sagte sie lebt und du zweifelst. Du greifst nach den Mächten, die ich dir anbot, nur um sie zu retten, obwohl ich dir sagte, dass dies nicht nötig ist.“
Die wundervollen Augen senkten sich und silbernes Licht fing sich in seinen langen Wimpern. Tod überlegte eine kleine Weile, sann darüber nach, wie es mit seinem Gesellen weiter gehen sollte.
„Ich bin zwar kein Romantiker, aber ich bin auch nicht herzlos... also im sprichwörtlichen Sinne. Ein Herz habe ich nicht, aber... egal! Was ich meine, ich kann dich verstehen und du hast ein noch immer sterbliches Herz und eine liebende Seele. Demnach kann ich vielleicht auch kein vollkommenes Vertrauen in mich verlangen. Deshalb habe ich eine Idee...“
Das Ellashar-Kostüm strich sich mit einer zum daniederknienden Geste eine lichte Haarsträhne über die Schulter und fuhr fort:
„Wenn das hier vorbei ist, schicke ich dich zurück. Zurück an den Punkt der Entscheidung. Es ist dann eigentlich ganz einfach: ENTWEDER du vertraust und bleibst bei deiner Janay, oder du nimmt den Weg der Meisterschaft, greifst nach den Mächten und bist fortan ein Gevatter... Gevatter Kazel...„
Er gluckste kurz.
„Klingt gar nicht so schlecht, finde ich. Mir ist beides recht, auch wenn ich glaube der zweite Weg ist noch etwas früh für dich. Du solltest noch ein bisschen das 'Leben' genießen, bevor du in meine Fußstapfen trittst. Für dich wird es ein Weg voller Entbehrungen, denn dein Leben ist dann vorbei! Nicht nur sprichwörtlich. Du wirst tot sein. So richtig! Kein Puls, keine Atmung und nach einer Weile...nun ja...ein Skelett. Aber das dauert. Und bevor du fragst... Ja, du wirst verwesen... magisch... nicht so wie Kuralla, diese.... Ach, egal.“
Damit erinnerte er Kazel kurz an jenen Moment, in dem die Goblinoma ihn gefragte hatte, ob er schon verwese. Aber nein, dem konnte Tod den Schrecken nehmen.
„Mit meinen Mächten kannst du natürlich auch jene Gestalten annehmen, die den Lebenden den Übergang leichter machen... so wie diese hier zum Beispiel.“
Dabei strich er sich selbst kurz über die straffe Brust, so dass unter der Kutte elegante durchaus sehr lebendig wirkende Muskelstränge zu erahnen waren.
„Ich will dir nur ein Bild deiner möglichen Zukunft malen, damit du weist, worauf du dich einlässt. Macht über Zeit und Raum mag etwas erstrebenswertes im Moment für dich sein, da du nur eins im Kopf hast und deine Liebe retten willst, aber sie verpflichten dich auch, jene zu besuchen die uns brauchen. Jede sterbende Seele wird dich zu sich rufen und du wirst zu ihr müssen, ob du willst oder nicht. Glaub mir, kein leichter Job. Du wirst all ihr Leid miterleben, all ihre Sehnsüchte und die Verzweiflung vor dem, was sie glauben zu verpassen, wenn sie sterben. Du wirst ihr Leben sehen, ihre Geschichten, die Liebe und das Leid. Du wirst sie beruhigen müssen, ihnen beistehen und sie hinüber geleiten, bis ihre Götter sich ihnen annehmen... oder auch nicht. Wenn das nicht passiert, dann musst du sie in den Fluss gehen lassen. Und manchmal werden sie sich wehren, dann werden sie zu Geistern, unfähig Frieden zu finden. Auch dann musst du sie los lassen. Dein Klammern an Leben wird dann enden. Dann wirst du sein wie ich. Ein Gevatter.“
Er sah Kazel aufmerksam an und hob einen mahnenden Finger. Eine kleine blaue Libelle fühlte sich spontan animiert sich auf dem perfekt geformten Nagel nieder zu lassen und schillerte mit dem Wasser um die Wette.
„Ich verlange keine sofortige Entscheidung. Ich schicke dich wie versprochen 'zurück' zum Punkt der Entscheidung. Sieh das hier als eine Reise in die Welt der Möglichkeiten, die du wählen kannst. Lass dir Zeit. Ich höre deinen Gedanken zu, wenn du sie gezielt an mich richtest. Wenn du dich erneut kratzt, dann landest du das letzte Mal hier. Ich werde dann auch da sein und du wirst dich entscheiden müssen. Entweder wir lassen alles beim alten und du bleibst Geselle des Todes mit eingeschränkten Mächten über die Zeit - keine Raummanipulation - und ...gelegentlichen Aufträgen von mir – oder du wirst dann ein eigenständiger Gevatter mit allem was dazu gehört. Letzteres wird dich aber definitiv töten und... sehr wahrscheinlich sehr einsam machen.“
Tod schmunzelte kurz, was im Ellashar-Kostüm einfach zauberhaft wirkte. Der Charme dieses Wesens war licht, bunt und hell wie ein Regenbogen, wie der Schimmer einer Muschel, wie der Glanz des Morgenstaus auf einer Rose. Sein Lächeln war der Zauber des Lebens und die Erfüllung aller Wünsche. Sogar Tods Stimme wirkte in dieser Hülle weniger hohl und von Kälte war keine Spur zu fühlen. Nur das Wasser des Baches kühlte angenehm Kazels Füße. Dann sah der Gevatter zu Zissus, der nach wie vor im Wasser saß und mit offenem Mund gelauscht hatte. Das Ellashar-Kostüm schenkte dem Pfauenmann ein Lächeln, dass ihn leise aufseufzen ließ. Zissus streckte instinktiv seine Hand nach Tod aus, aber dieser nahm Kazels am Handgelenk und streckte ihm so die des Gesellen entgegen. So kehrten sie in die gleiche Position ihrer Ankunft hier zurück und Zissus kniete an Kazels Seite, der plötzlich alleine auf dem Felsen saß. Die kleine blaue Libelle schwebte noch einen Moment in der Luft und sie hörten noch Ellashars Worte:
„Es wird Zeit.“
Zissus wollte noch etwas sagen, aber wieder zerrannen seine Worte im Sog und im nächsten Moment waren sie wieder im Flur und Kazel und der Pfauenmann hielten Händchen.

Janay:
Endlich war der Schmerz vergangen, aber etwas fehlte...
Panik, drohte sie wider zu erfassen... doch sie konnte sich nicht bewegen. Etwas stimmte nicht!
Janay konnte nichts fühlen... Warum fühlte sie nichts mehr... Halt doch...
...da war ihr Nacken,
ihr Hals,
ihr Gesicht,
ihr trockener Mund,
ihre Ohren,
ihre schweren Augenlider,
ihre Schultern dort wo sie auf einem harten Kissenkeil auflagen,
ihre Oberarme,
die Ellenbogen,
Handgelenke,
die Außenkante ihrer Hand und die kleinen Finger...
Sie wanderte mit ihrer Aufmerksamkeit wieder nach oben zum Hals,
dann den Rücken hinab...
… bis sich das Gefühl in einer unbestimmten Leere verlor.
WAS?!
Da war nichts.
Ihr Rücken hörte auf!
Alles unterhalb eines bestimmten Punktes war... WEG!
Wo waren ihre Hüften, ihre Beine?
NICHTS!
Sie fühlte nichts!

((ooc: Janay ist 'nur' noch:

))

Es bedürfte einiges an Anstrengung um überhaupt die Augen zu öffnen, aber es war schaffbar. So leicht ließ Janay sich nicht unter kriegen! Aber was war mit ihren Beinen los? Sie musste nachsehen, doch da lag ein frisches sauberes Laken über ihr, dass den Bereich bedeckte. Dann könnte sie sich umsehen und bei ihr saß ein Mann mit dem Rücken halb zu ihr gewandt, der gerade etwas auf einem flachen Tisch hantierte, was sie nicht sehen konnte.
Der Schmerz war weg... nur das Gefühl fehlte... Was war passiert?

Zusammen:
„WAS ZUM HARAX WAR DAS?!?!?!“
Zissus hatte aufspringen wollen, aber seine Beine waren ihm wohl eingeschlafen und er kippte einfach nach hinten. Das hatte auch Janay gehört. Der Flur war mit einem dünnen Sichtschutz abgehangen und Kazel saß immernoch --- oder schon wieder --- in dem Sessel dahinter. Zissus leicht gräulichem Gesichtsausdruck nach, konnte er sich an alles erinnern und seine nasse Hose war ein weiterer Beweis, dass das alles wirklich passiert war. Auch Kazels Füße waren nass.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Mittwoch 5. Oktober 2022, 14:31

Kazel erinnerte sich kaum an das erste Mal, als er mit Janay bis nach Morgeria gereist war. Damals war er auch in keinster Weise darauf vorbereitet gewesen, hatte er doch nicht geahnt, welches Geschenk er von den Hochelfen erhalten hatte - von einem Kater aufgrund des scheußlichen Elfenschnapses einmal abgesehen. Doch selbst dann hatte es sich anders angefühlt. Er war geflogen, hatte Celcia unter sich gesehen und dunkle Erinnerungsfetzen an eine Pause auf einem morgerianischen Fenstersims schwebten durch seine Gedanken. Jetzt empfand er seinen Sprung ganz anders. Kazel ging allerdings auch davon aus, nur einen kleinen Raumwechsel zu begehen und sich nicht plötzlich meilenweit entfernt wieder in dem kalten Bachlauf wiederzufinden, in dem er sich gewaschen hatte. Seine Füße standen im Wasser, er saß auf einem Stein. Nur den armen Zissus traf es hart, da er direkt durchnässt wurde. Verständlicherweise zeigte er sich vollkommen orientierungslos, aber Kazel konnte nicht einmal einschreiten, um ihn zu beruhigen. Eine andere Gestalt, die nun einen Anteil des Steins zum Sitzen forderte, verlangte zusätzlich nach Aufmerksamkeit. Kazel wurde sofort von ihm eingenommen. Er schaffte es nur, dem Pfauenmann einen entschuldigenden Blick zuzuwerfen und leicht den Kopf zu schütten. Dann grüßte er den Gevatter mit einem nach unten zuckenden Mundwinkel. Hatte er sich in das nächste Fettnäpfchen gesetzt?
Eigentlich war es mehr Zissus, der in etwas hockte, aber der Mischling gesellte sich fast zu ihm, als das Skelett unter der schwarzen Kutte sein Aussehen veränderte. Kazel erkannte den Hochelfen wieder, wenngleich er sich nicht mehr an dessen Namen erinnern konnte. Nach dem Genuss des Schnapses konnte er im Grunde froh sein, überhaupt noch Erinnerungen an den Abend zu besitzen.
"Äh...", brachte er somit nur wenig hilfreich heraus, als der verwandelte Tod ihm auch schon einen Arm um die Schultern legte. Kazel spürte nicht die Knochen, an die er sich eigentlich bereits gewöhnt hatte. Dennoch schien auch von dem Hochelfen eine gewisse, ihm vertraute Kälte auszugehen. Solang er aber nicht wie die Heilerin der damaligen Gruppe stank, war alles in Ordnung. Kälte drang in den Körper des Mischling, als Tod seine Elfenhand auf das Hautbild mit der Feder legte.
"Ellashar", wiederholte Kazel den Namen, musste aber mit dem Kopf schütteln. "Ich erinnere mich nicht mal mehr, um eine Tätowierung gebeten zu haben. Aber ... ich hab nicht vor ..." Er verstummte und ließ Tod zunächst sprechen. Gelegentlich nickte er. Seine Worte von vor nicht allzu langer Zeit waren ihm noch im Gedächtnis. Natürlich hatte er nicht vergessen, dass es einen Meister erforderte, große Sprünge zu machen. Aber Kazel hatte nie vorgehabt, wieder in den Neldoreth zurückzukehren. Jedenfalls nicht jetzt, da Janay in Morgeria verblutete und seine Hilfe brauchte.
Kreidebleich wurde er, als Tod ihn an etwas Anderes erinnerte: "Janay wird gerettet werden, ob du nun da bist oder nicht und auch deine Kinder werden leben." Der Schreck schoss ihm tiefer in die Glieder als es Tods Kälte je könnte, hinterließ aber denselben Effekt. Er fröstelte und klammerte sich instinktiv in die Kutte des derzeit als Elf neben ihm Sitzenden. "Heißt das, ganz gleich, was ich tue, hilft nicht?" Die Welt dreht sich auch ohne mich weiter. Es macht keinen Unterschied, ob ich existiere... wozu also noch weitermachen? Er hatte endlich einen Sinn in einer ihm gestellten Aufgabe gesehen. Es musste nicht einmal wichtig sein, aber wenn es nur irgendjemandem half, wäre es für Kazel wichtig gewesen. Durch Tods Worte fühlte sich sein ganzes Leben wie eine Nichtigkeit an. Er wollte sich gewiss nicht wichtiger machen als er war! Er wollte aber auch nicht bedeutungslos sein, denn dann brauchte in seinem Stundenglas auch nicht ein einziges Sandkorn zu fallen. Was nützte es dann, dass es ihn gab? Janay würde leben. Seine Kinder würden leben und alles, was er erreichen könnte, wäre, es für sie alle nur wieder einmal schlimmer zu machen. Selbst Zissus befand sich aufgrund seiner Taten jetzt an einem Ort, an dem er nicht sein sollte und in einer Situation, die er nicht verstand. Wie schaffte es der Gevatter nur immer wieder, seinen Mut ins Wanken zu bringen? Vielleicht hatte er Spaß daran. Kazel fühlte sich klein und unbedeutend.
"Du sagtest, du hast nicht vor, aufzuhören den Lebenden zu helfen, wenn ich dich da richtig verstanden habe. Es ist etwas, das du tun kannst. Willst du mir nun sagen, was du willst? Ich muss es hören."
Wie schon so oft wagte Kazel es, an der Kutte des Gevatters herum zu knibbeln. Andere benutzten eine weiche Masse oder einen Schwamm, um Stress abzubauen. Niemand wagte es, die Kleidung des Todes zu zerknittern. Kazel war entweder mutig oder sehr, sehr dumm. Oder arglos. Er vertraute dem Gevatter. Aus dessen Sicht leider noch nicht genug, aber das stimmte nicht. Ich verstehe seine Worte nur jedes Mal falsch... Er war sich gar nicht mehr bewusst, dass Tod auch seine Gedanken würde wahrnehmen können, überlegte er doch noch, was er ihm sagen wollte. Kazel entschied sich für die einfachste Methode: Er würde schlichtweg ehrlich sein. Was half es schon, den Tod anzulügen. Das hatte er ohnehin nicht vorgehabt. "Du hast mich als deinen Lehrling ausgesucht, weil du etwas in mir siehst, das ich einfach nicht sehe. Das hindert mich nicht daran, mich zu bemühen. Ich möchte die Erwartungen an diese Aufgabe - deine Erwartungen - erfüllen. ich weiß nur nicht, was du von mir erwartest. Du beschenkst mich mit so vielen Fähigkeiten und ich taumele zwischen ihnen hindurch wie durch einen Raum voll aufgestellter Mäusefallen."
"Ich muss wissen, dass du dich der Konsequenzen bewusst bist. Ein Meister zu sein, bringt vor allem Verantwortung mit sich. Unsere Macht über Zeit und Raum verpflichtet uns zu Uneigennützigkeit und ... du, mein Freund ... bist gerade im Begriff etwas sehr Eigennütziges mit diesen Mächten anzufangen, oder?"
"Ich will doch gar kein Meister sein!" Kazel zuckte zurück. Seine harschen Worte, die er Ellashar gerade viel zu laut für diesen friedlichen Flecken Celcias an den Kopf geworfen hatte, erschreckten ihn selbst. Er schlug eine Hand vor den Mund und starrte in die leeren Augen des Hochelfen. Dann versuchte er es besonnener. So gut er es in dieser Situation hinbekam. Während sie redeten, verblutete Janay und Tod hatte dieses Mal nicht die Zeit angehalten. Aber er sagte, sie überlebt. Ich muss mir keine Sorgen machen. Ich muss gar nichts tun. Es ändert absolut nichts... Er schluckte leer. Mit dieser Erkenntnis traf man wohl jedes Geschöpf, denn jeder wollte in seiner eigenen, kleinen Welt und der Zeit, die er besaß, irgendwie etwas erreichen. Es musste nichts Großes sein, nichts Weltbewegendes. Es musste nur einfach mehr sein als ... nichts, damit das eigene Leben einen Sinn ergab. Kazel zweifelte gerade an seiner bloßen Existenz. Zum Glück rief er sich die volle Sanduhr seiner Tante Starle gerade nicht in Erinnerung. Es hätte ihn vermutlich noch mehr erschüttert, zu glauben, dass sie so vieles noch tun würde, das irgendetwas auslöste, wohingegen er ... von Tod gesagt bekam, einfach nicht zu handeln und auch nicht dessen Machtgeschenke eigennützig einzusetzen. Das erinnerte ihn allerdings daran, dem Gevatter noch eine Antwort schuldig zu sein. Kazel atmete durch, um sich zu sammeln. "Ich erwarte nicht, jemals ein Meister zu sein. Das möchte ich auch gar nicht." Ich denke nicht in so großen Dimension für mein ... unbedeutendes Leben. "Ich möchte nur, dass es Janay gut geht. Dass sie glücklich sein kann. Ich möchte bei ihr sein und ... jemanden haben, dem etwas an mir liegt. Und wenn ich das erreichen kann, indem ich meine Fähigkeiten und gegebenen Mittel einsetze, dann tu ich das. Genauso wie ich sie dafür einsetzen würde, um zu erledigen, was du von mir erwartest. Oder um anderen zu helfen, die Hilfe brauchen und keine solchen Geschenke zur Verfügung gestellt bekommen haben." Tod wusste bereits, dass Kazel da tatsächlich auch Grenzen überschritt. An sein eigenes Wohl dachte er wenig, wenn er handelte und glaubte, jemanden retten zu können. Selbst Unbekannte, sonst hätte er nicht elf Minuten seines eigenen Lebens eingesetzt, um all die Frauen einen würdigeren Tod sterben zu lassen. "Wenn ich die Werkzeuge nicht einsetzen soll, die du mir gibst, dann nimm sie mir. Ich verlange weder, die Zeit manipulieren zu können, noch durch den Raum zu springen. Ich sah es eben einfach nur als Möglichkeit an, Janay zu helfen. Hätte es funktioniert, hätte ich ihr helfen können. Schneller vielleicht." Und darüber hinaus ihre Schwester zu ihr gebracht. Das hätte sie vielleicht beruhigt. Von Eigennützigkeit konnte man hier wirklich nur bedingt sprechen. Das Einzige, was Kazel für sich anstrebte, war in diesem Fall das Glück einer anderen. Liebe spielte dabei nicht einmal eine gewichtige Rolle, denn er hatte auch Schabe geholfen zu sterben, Nessaja mit einer Schale Wasser ... die eigennützigste Tat, die ihm vorschwebte, war der Mord an seiner Tante. Das würde wirklich etwas bewegen, vermutlich in ganz Morgeria und mit Konsequenzen, über die er tatsächlich nicht nachdachte. Oder die ihm schlichtweg egal waren.
"Das ist es aber nicht, was ein Gevatter tut." Kazel faltete seine Hände im Schoß und starrte darauf herab. Dann bin ich nicht die richtige Wahl. "Entweder du vertraust und bleibst bei deiner Janay oder du nimmst den Weg der Meisterschaft, greifst nach den Mächten und bist fortan ein Gevatter ... Gevatter Kazel. Klingt gar nicht so schlecht, finde ich." Kazel sah auf. Er verstand nicht, dass der Tod an ihm festhielt. "Du solltest noch ein bisschen das Leben genießen, bevor du in meine Fußstapfen trittst. Frü dich wird es ein Weg voller Entbehrungen, denn dein Leben ist dann vorbei! Nicht nur sprichwörtlich."
Der Mischling versteifte sich und schaute wieder hoch in Ellashars schönes Gesicht. Eine düstere Vorahnung beschlich ihn. "Du wirst tot sein. So richtig! Kein Puls, keine Atmung und nach einer Weile ... nun ja ... ein Skelett. Aber das dauert. Jede sterbende Seele wird dich zu sich rufen und du wirst zu ihr müssen, ob du willst oder nicht. Glaub mir, kein leichter Job. Dein Klammern an Leben wird dann enden. Dann wirst du sein wie ich. Ein Gevatter." Er stellte ihn vor die Wahl. Er konnte existieren, durfte aber nur handeln, wenn Tod ihm einen Auftrag gäbe. Alles andere wäre bedeutungslos, aber er wäre bei Janay. Oder er nutzte jetzt alle Mächte, die Tod ihm dargelegt hatte, bis er sie meisterte ... und würde ein direkter Vertreter des Zeitlosen. "Letzteres wird dich aber definitiv töten und ... sehr wahrscheinlich sehr einsam machen."
Kazels Mundwinkel zuckten hoch. Er schüttelte den Kopf und legte ihn in seine Hände. Deshalb hast du einen Lehrling ausgesucht? Er senkte die Hände zurück in den Schoß, um mit der aufrichtigen Unschuld einer Kinderseele zu fragen: "Bist du einsam, Gevatter?"
Auf eine bizarre Weise beruhigte es Kazel. Würde Tod eine bestätigende Antwort geben, bedeutete das, dass nicht einmal er frei von Emotionen wahr. Er war nur zu sehr ... tot. Kazel lehnte sich gegen Ellashars Leib, um Körperkontakt aufzubauen. Gegen die Einsamkeit. "Ich habe nichts dagegen, dein Lehrling zu sein oder in deine Fußstapfen zu treten - eines Tages. Ich brauche auch nicht all die Macht, die du zu besitzen scheinst. Nimm mir alles, was ich kann und statte mich einfach mit dem aus, was ich mindestens benötige, um deine Aufgaben erfüllen zu können. Hänge Bedingungen daran, wenn du nicht willst, dass ich Fähigkeiten auch sonst einsetze. Das macht es auch mir leichter. Aber..." Kazel dehnte das Wort. Er wusste nicht, ob er aus seiner Position heraus überhaupt Bedingungen stellen durfte. Nicht einmal als Geselle des Gevatters. Wer verlangte schon etwas von einem zeitlosen, höheren Wesen? Nun, Kazel lehnte sich auch bei ihm an, umarmte ihn und bot ihm unausgesprochen an, seine Einsamkeit zu reduzieren. "Ich war mal seelenlos. Sicher weißt du davon. Ich erinnere mich kaum an die Zeit. Ich weiß nur noch, dass ... es nicht schön war. Schlimmer noch als ich meine Gefühle vor mir selbst und der Welt einschloss und nicht einmal mehr lächeln konnte. Ohne Seele war da nichts, was im Herzen verschlossen war. Ich ... es macht mir wirklich nichts aus, eines Tages dein Vermächtnis anzunehmen ... ich möchte nur nicht ... so werden. Ich möchte mich nicht verlieren. Was ich bin, was ich fühle. Was ich für andere fühle." Sein Blick huschte dabei sogar zu Zissus. Der pfauenhafte Elf war ihm bereits ans Herz gewachsen und nicht einmal das wollte er missen. "Ich hab nach langer Zeit im Kerker meiner eigenen Familie und allein in der Stillen Ebene endlich wieder gelernt, zu fühlen und damit auch offen zu sein. Das will ich nicht mehr verlieren, unter keinen Umständen." Er griff nach Ellashars Hand und glaubte, die Knochen spüren zu können. Er sah zu ihm auf. "Ich schätze, das geht wohl nicht, hm? Dass ich lerne, als Vertreter des Gevatters die Gefühle auszuschalten, als würde ich eine ...", er musste schmunzeln, wenn auch leidlich, "als würde ich eine Kutte aus Emotionslosigkeit überstreifen, die auf mich wirkt. Die ich aber wieder ablegen könnte, wenn ich zu Janay und ins Leben zurückgehe, nachdem ich eine Aufgabe erledigt habe und bis du mich wieder rufst?" Er schüttelte den Kopf über seine eigenen dümmlichen Vorstellungen. Man konnte nicht alles haben. Aber das will ich auch nicht. "Ich glaube, ich bin nicht dafür geschaffen, mit Macht umzugehen. Weil ich sie nicht will. Bring uns zurück, Meister. Bitte. Ich möchte Zissus sicher heimbringen und zu Janay." Warten. Nichts tun. Vertrauen, dass die Welt auch ohne mich funktioniert. Das würde sie, aber Kazel fühlte sich dadurch ausgegrenzt. Er nahm es mit Galgenhumor. Ein bisschen färbte der Tod wohl schon auf ihn ab. Ich bin doch eigentlich gewohnt, nirgends dazuzugehören. Aber wenigstens würde Janay auf ihn warten. Sie würde leben. Im Grunde reichte ihm das doch schon. Er ahnte ja noch nichts von ihrem Schicksal.
"Es wird Zeit", drang die Stimme des schönen Hochelfen zu ihm. Kazel nickte und umfasste nun auch wieder Zissus' Hand. Wenn es jetzt zurückging, musste der Pfau mitkommen. Dass der Sog erneut so schnell über sie herein brach, damit hatte der Mischling erneut nicht gerechnet. Er fand sich sitzend im Sessel wieder. Nur seine nackten Füße waren noch nass, dass er sofort kleine Pfützen auf dem Boden hinterließ. Bei Zissus war es eine Lache. Der arme Dunkelelf tropfte alles voll, so durchnässt war er von seiner Reise in den Fluss. Die Reaktion fiel entsprechend aus, als er den ganzen Saal zusammenschrie. Kazel schaute in sein vor Grauen erbleichtes Gesicht. Dann suchte er Blickkontakt mit möglichen Umstehenden. "Kann jemand Zissus Ersatzkleidung bringen, bevor er sich erkältet?" Das wäre jetzt noch das Sahnehäubchen auf dem Fettnapf, in den Kazel sich immer wieder setzte: Wenn Janay überlebte und Zissus an einer Lungenentzündung verschied.
Und nun? Warten. Vertrauen... Er lehnte sich im Sessel zurück, ohne zu entspannen. Dazu waren seine Gedanken zu trüb. Seine Idee, die Schwester zu finden, hatte nicht geklappt. Im Gegenteil, es war gehörig nach hinten losgegangen. Hatte Tod ihm schon die Fähigkeiten genommen? Es kümmerte Kazel nicht. Er würde es schon noch herausfinden, spätestens wenn er sie brauchte und sie weg wären. Trotzdem weinte er ihnen keine Träne nach. Zwar mochte er sich daran gewöhnt haben, die Zeit zu manipulieren und wem hätte es nicht gefallen, durch den Raum zu springen, aber am Ende brauchte er nichts davon. Bisher hatte er das Leben auch so durchstanden, mehr oder weniger. Ihm waren andere Dinge wichtiger. Dinge, in die er sich nun besser nicht einmischte. So wartete er, zur Bedeutungslosigkeit verdammt, darauf, dass Janay gerettet würde. Seine Adlerkrallen lugten aus den geballten Fäusten hervor und er zerkratzte damit bereits unbewusst das Polster des Sessels. Vertrauen in andere zu setzen, wenn man sein Leben lang hatte erfahren müssen, dass man gerade darauf nicht bauen konnte, war für ihn die schwerste aller Prüfungen. Selbst dann, wenn er es mit aller Macht versuchte. Noch ehe es ihm bewusst wurde, stand er bereits und verteilte kleine, feuchte Fußabdrücke bei seiner rastlosen Wanderung durch den Flur.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Donnerstag 6. Oktober 2022, 20:36

Die Bilder, die sie in ihren Träumen sah, waren zum Teil Erinnerungen, zum Teil Hirngespinste aufgrund unterdrückter Emotionen und zum Teil... Begebenheiten, die sie erlebt haben mochte, aber naturgemäß längst nicht mehr wusste, weil sie zu klein gewesen war. Oder weil es nicht sie selbst war, in deren Rolle sie schlüpfte.
So auch bei diesem letzten Traum, als sie ein Säugling war, der noch kein Jahr lang außerhalb des Mutterleibs hatte erleben können, und zugleich auch ihre ältere Schwester, der man zu viel aufbürdete. So viel, dass sie beinahe zu einer Tat fähig gewesen wäre, die sie ihr Leben lang bereut hätte. Nein, soweit kam es nicht, es blieb bei der Idee, doch die Ausführung wurde unterbrochen.
Dafür spürte Janay ein Gefühl, das in ihrem Inneren einen bitteren, zerstörerischen Nachhall fand. Auch, als die Szene weiter lief und eigentlich gut für sie als jüngstes Mitglied ausging, da blieb diese Empfindung bestehen. Und wurde allmählich zu so etwas wie Schuld. Schuld, dass sie lebte, obwohl sie nichts dafür konnte, Schuld, dass Arina gezwungen gewesen war, sich um sie zu kümmern, Schuld, dass sie in all den Jahren nie auf die Idee gekommen war, ihre Schwester zu fragen, ob sie eigentlich auch mal etwas anderes tun wollte, als immer für sie da zu sein.
Es war so... selbstverständlich gewesen, vertraut und beständig, so, wie es im Prinzip eine Mutter und, wenn vorhanden, auch ein Vater sein sollten. Der Halt, den ein Kind brauchte, um zu wachsen und den Weg hinaus in die Selbstständigkeit wagen zu können. Bei ihr jedoch waren es nicht ihre Eltern gewesen, auch ihr Bruder nicht, obwohl er lange Zeit ihr Vorbild gewesen war, schließlich waren sie sich charakterlich lange sehr ähnlich gewesen. Nein, für sie war Arina ihr Felsen in der Brandung gewesen, die geliebte Schwester, die zwangsläufig die Mutterrolle hatte übernehmen müssen und so ausgefüllt hatte, dass Janay nie ein Zweifel an ihrer Zuneigung gekommen war.
Im Gegenteil, sie hatte ihre große Schwester stets bedingungslos geliebt und würde es auch weiterhin tun, ganz gleich, wie sehr sie ihre Grenzen immer wieder ausgereizt hatte, der anderen auf die Nerven gegangen war und mit ihr Streitigkeiten aausgetragen hatte. Dabei hatte sie ein einziges Mal eine rote Linie überschritten, sodass selbst sie es gemerkt hatte und zerknirscht gewesen war. Doch sonst... sonst hatte sie dank Arina das gehabt, was in Morgeria noch halbwegs einer unbeschwerten Kindheit nahe kam.
Und wie hatte sie es ihrer großen, geliebten Schwester gedankt? Indem sie diese ihrem Verderben... ihrer Familie überlassen hatte, während sie selbst die Flucht nach vorne angetreten hatte. In diesem Moment der Erkenntnis schlug sie die Augen auf und hatte dennoch das Gefühl, nicht richtig sehen zu können.
Abgesehen davon, dass sich ihre verquollenen Lider kaum anheben ließen, war alles irgendwie unscharf. Es dauerte etwas, bis sie neben der Wärme um sich herum und in ihr begreifen konnte, dass es der Tränenfilm war, der dafür verantwortlich war. Gerne hätte sie sich die salzige Flüssigkeit weggewischt, aber bei einem leichten Zucken ihrer Arme blieb es.
Die Fesselung sorgte dafür und ihr fehlte es ohnehin an Kraft, sodass sie bei dem geringsten Widerstand auch schon wieder aufgab. Ebenso wie ihr Bewusstsein, das sich erneut in Schlaf flüchten wollte. Nur irgendwie gelang es ihrem Geist dieses Mal nicht so leicht, sodass sie nach kurzem erneut die Augen öffnete, soweit es eben ging.
Langsam drehte sie ihren Kopf, soweit sie konnte, und besah sich alles zu ihrer Rechten, um dann langsam nach oben und schlussendlich nach links mit ihrem Blick zu wandern. So wirklich begreifen konnte sie ihre Umgebung nicht, dazu war sie noch zu geschwächt. Allerdings fielen ihr die Augen nicht sofort wieder zu, sodass sich ihr Bewusstsein soweit klären konnte, um mehr als nur die seltsamen hellen Bahnen um sich herum wahrnehmen zu können. Nein, da war noch mehr.
Zuerst waren da erneut all jene Gefühle, die in einem einzigen gipfelten: Schuld. Leise seufzte sie und formulierte lautlos eine von Herzen kommende Entschuldigung für alles, was sie ihrer Schwester angetan hatte, ganz gleich, ob sie tatsächlich etwas hatte dafür können oder nicht.
Erst, nachdem sie das getan hatte, konnte sie diese Gedanken soweit beiseite schieben, dass sie sich auf ihren eigenen Körper konzentrieren konnte. Eine diffuse Empfindung war da nämlich, die die ganze Zeit schon in ihrem Hinterkopf nagte und der sie nun auf den Grund gehen wollte. Nicht, weil sie wirklich ein Bedürfnis danach verspürte, als ahne sie bereits, dass es schrecklich werden würde, sondern weil sie meinte, es tun zu müssen.
Ihr Kopf hämmerte, ihre Augen brannten und die Lider gehoben zu halten kostete Kraft wegen der Schwellung. Doch das war beinahe schon normal, nichts Außergewöhnliches, sodass sie weiter in sich hinein horchen konnte. Da... da war der Schmerz und nach wenigen Sekunden kam auch die Erinnerung daran, warum dem überhaupt so war. Oder bildete sie sich dieses Gefühl lediglich ein, eine Erinnerung daran, was da sein sollte...? So ganz sicher war sie sich in diesem Punkt nicht.
Schwer musste sie schlucken und dennoch... auch das war nicht das eigentliche, das sie innerlich alarmierte. Das Kind...? Nein, das war zu früh, um auch nur irgendetwas zu spüren, das war selbst ihr klar. Zwar war auch noch die Angst vor dem Verlust, aber die Panik von vorhin kehrte nicht sofort zurück.
Also horchte sie weiter in sich hinein, bewegte unbewusst ihre Finger und ihre... Moment! Janay wollte mit ihren Zehen wackeln, nur ganz leicht, in dem Glauben, dass sie ihr womöglich eingeschlafen waren und sich nun mit einem starken, vielleicht sogar schmerzhaften Kribbeln melden würden. Nur... da war... nichts! Absolut gar nichts!
Ihr Herzschlag beschleunigte sich und nun versuchte sie bewusster, sich unterhalb ihres Nabels zu rühren, zu spüren und in sich hinein zu horchen. Das Ergebenis war... angsteinflößend! Der Atem wurde schneller, ihre Hände öffneten und schlossen sich hektisch und sie suchte mit ihrem Blick nach einem Halt, um dieser Furcht Einhalt zu gebieten und keine erneute Attacke zu erleben.
Ihr Kopf bewegte sich von einer Seite zur anderen, bis sie endlich eine Gestalt ausmachte und als solche auch erkannte. Er drehte ihr den Rücken zu und werkelte irgendetwas herum, allerdings konnte sie von ihrem Platz aus sehen, dass es sich nicht um Kazel handelte. Wo war der Mischling? Und Zissus? Wieso war niemand mehr da außer dieser Fremde? Und was war mit ihrem Unterkörper los?!
"Was ist...?", versuchte sie nach einiger Mühe mit ihrem ausgedörrten Mund zu sprechen, als ein Brüllen von der anderen Seite der Stoffbahnen sie zusammenfahren ließ.
Instinktiv wollte sie sich bewegen, zog an den Fesseln mit den Armen und versuchte, sich irgendwie etwas mehr Freiheit zu verschaffen, um ihren Blickwinkel zu ändern, in der Hoffnung, dann etwas erkennen zu können. Denn die Worte waren ein Fluch gewesen und sie in ihrer Position war ein absolut hilfloses Opfer. Kein Wunder, dass sich ihr Fluchtimpuls meldete.
Das Problem war nur... die Person, die sie fixiert hatte, hatte ganze Arbeit geleistet und ihre Kraft war noch kaum vorhanden, sodass sie wenige Momente später keuchend und zitternd zurück sank und mit so weit wie möglich aufgerissenen Augen dem Unheil lediglich entgegen starren konnte.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Freitag 7. Oktober 2022, 13:32

Kazel:
((ooc: Die Gedanken des Gevatters hört Kazel nicht - sie sind normal 'fett' markiert. Wenn er in Kazels Gedanken menthal zu ihm spricht, dann sind sie mit "fett" markiert. Hoffe es ist so deutlich.))
Wie weit entfernt man sich von seinem Ursprungsort befand, war vollkommen unwichtig, wenn man den Raum faltete. Kazel war das erste Mal durch die Magie der elf Elfen nach Morgeria gereist, aber nun hatte Tod seine Magie schon begonnen zu verändern und: **plopp** war er zurück... mit Zissus.
Zurück an jenem Ort, wo diese Reise begonnen hatte: eben ein noch in ihm einprogrammiertes Ziel, das er kannte. Die Erinnerungen an diesen Ort, an diese Zeit waren verschwommen – so sehr! - war natürlich an dem Elfenschnaps lag. Aber Kazel machte sich um ganz andere Dinge Gedanken! Janay! Sie war sein Lebensinhalt, seine Liebe, sein Glück. Und er erinnerte sich der Worte, die der Gevatter gesprochen hatte:
"Janay wird gerettet werden, ob du nun da bist oder nicht und auch deine Kinder werden leben."
Der Schreck schoss ihm tiefer in die Glieder als es Tods Kälte je könnte, hinterließ aber denselben Effekt. Er fröstelte und klammerte sich instinktiv in die Kutte des derzeit als Elf neben ihm Sitzenden.
"Heißt das, ganz gleich, was ich tue, hilft nicht?"
Die Welt dreht sich auch ohne mich weiter. Es macht keinen Unterschied, ob ich existiere... wozu also noch weitermachen?
Tods Brauen, ja jetzt hatte er welche, wanderten in die Höhe, als er den Worten sowie den Gedanken seines Gesellen lauschte. Blinzelnd konnte er nur zusehen, wie Kazel die vollkommen falschen Schlüsse zog. Aber auch Tod machte sich seine Gedanken, die er aber erst einmal für sich behielt.
...so aus dem Kontext gerissen, klangen seine Erinnerungen, meine Worte aber auch wirklich schlimm!!!...
Trotzdem waren sie da und wenn auch keine Worte waren die Kazel in seinem Geist hörte, so war da ein Echo von Gefühlen, denn ihre Bindung war jetzt schon so stark, sie würde auch einen saftigen Streit überstehen. Kazel spürte einfach, dass diese leblose Gestalt neben ihm sich sorgte, doch erst selbst? --- Kazel fühlte sich durch Tods Worte zu einer ...Nichtigkeit.... degradiert.
Warum?... warum fühlt er sich so wertlos?... nicht wertgeschätzt? ...obwohl ich ihm so viel geben... hm... Was mach ich falsch? War es zu viel?
Kazel fühlte sich klein und unbedeutend. Daran konnte auch Tod anscheinend nichts ändern, also sprach er erst einmal weiter. Er musste wissen was sein Geselle von seinem restlichen Leben erwartete, denn wenn er den Weg mit ihm weiter ging, würde er irgendwann ...sterben.
"Du sagtest, du hast nicht vor, aufzuhören den Lebenden zu helfen, wenn ich dich da richtig verstanden habe. Es ist etwas, das du tun kannst. Willst du mir nun sagen, was du willst? Ich muss es hören."
Wie schon so oft wagte Kazel es, an der Kutte des Gevatters herum zu knibbeln. Andere benutzten eine weiche Masse oder einen Schwamm, um Stress abzubauen. Niemand wagte es, die Kleidung des Todes zu zerknittern. Er vertraute dem Gevatter. Aus dessen Sicht leider noch nicht genug, denn er hatte gezweifelt.
Ich verstehe seine Worte nur jedes Mal falsch...
Tod nickte bei diesen Gedanken bedächtig vor sich hin, aber ließ seinem Schüler die Zeit die er brauchte. Kazel war sich auch gar nicht mehr bewusst, dass Tod auch seine Gedanken würde wahrnehmen können, überlegte er doch noch, was er ihm sagen wollte. Kazel entschied sich für die einfachste und beste Methode: Er würde schlichtweg ehrlich sein.
"Du hast mich als deinen Lehrling ausgesucht, weil du etwas in mir siehst, das ich einfach nicht sehe.“
...was schade ist, denn du hast einige herrausragende Fähigkeiten...
„... Das hindert mich nicht daran, mich zu bemühen. Ich möchte die Erwartungen an diese Aufgabe - deine Erwartungen - erfüllen. Ich weiß nur nicht, was du von mir erwartest. Du beschenkst mich mit so vielen Fähigkeiten und ich taumele zwischen ihnen hindurch wie durch einen Raum voll aufgestellter Mausefallen."
Hm... es war wohl wirklich zu viel auf einmal. Leben meinte... „weniger ist mehr“, aber ich dachte, er kommt damit klar und lernt schnell... Bäh, sie wird es lieben mir das unter die Nase zu reiben! Sie wird unausstehlich, wenn sie Recht hat. Aber er hat so viel Talent und griff ganz selbstverständlich nach der Meisterfähigkeit... Er KANN das. Er muss nur lernen...
"Ich muss wissen, dass du dich der Konsequenzen bewusst bist. Ein Meister zu sein, bringt vor allem Verantwortung mit sich. Unsere Macht über Zeit und Raum verpflichtet uns zu Uneigennützigkeit und ... du, mein Freund ... bist gerade im Begriff etwas sehr Eigennütziges mit diesen Mächten anzufangen, oder?"
"Ich will doch gar kein Meister sein!"
Kazel zuckte zurück.
Will er nicht? Aber er hat doch die Feder gekratzt und sich zu der Schwester gewünscht... Wollte ganz instinktiv doch durch den Raum springen um sie zu holen...
Kazels harschen Worte, die er dem Ellashar-Kostüm gerade viel zu laut für diesen friedlichen Flecken Celcias an den Kopf geworfen hatte, erschreckten ihn selbst, jedoch in kleinster Weise das Ziel. Tod sah ihn nur ausdruckslos an und grübelte:
Was hab ich falsch gemacht...?
Kazel fand in dem ruhigen Moment seine Kontrolle wieder und versuchte er es besonnener. Während sie redeten, verblutete Janay was nicht stimmte und Tod hatte dieses Mal nicht die Zeit angehalten.
Aber er sagte, sie überlebt. Ich muss mir keine Sorgen machen. Ich muss gar nichts tun. Es ändert absolut nichts...
Er schluckte leer.
Kontext! WARUM habe ich das gesagt! Doch nur um ihn zu beruhigen, da er in Panik zu fallen drohte. Da will man einfach nur nett sein... hm... das ist wohl das Problem. Ich bin nicht nett! Ich werde nie als nett empfunden... nie... schon sehr lange nicht mehr...
Das er den Verlauf nicht ändern kann, hab ich nie gesagt! Immer diese falschen Annahmen... ganz im Gegenteil... Hm... wie kann ich ihm begreiflich machen, dass nicht ALLES seine Aufgabe ist, ohne dass er gleich denkt: nichts was er tut sei wichtig?!? ALLES ist wichtig was er tut! Gerade deswegen, soll er doch aufpassen, was er sich wünscht. Da will man ihn beschützen, aufbauen und was macht er? Er nimmt's persönlich und bekommt alles in den falschen Hals. ...Was mach ich nur mit ihm???!??? Wenn er nur nicht nur das hören würde was er will?! Wenn es ihm nicht umbringen würde, dann würde ich im nen Fuß abreißen, pusten und ihn mit Egoismus aufblasen wie eine dieser Puppen! Würde ihm nicht schaden...

Kazel zweifelte gerade an seiner bloßen Existenz, weil Tod schlicht kein guter Lehrer war. Kazel hielt Tod den Spiegel vor, wie schlecht er war und das ärgerte den alten Gevatter mächtig. Er würde Kazel nie als Aufblaspuppe verwenden, aber ein alter Tod, der hatte seine gruseligen Momente. Das Leben war ein besserer Lehrmeister und ständig mit ihr in Konkurrenz sein Dasein zu fristen war anstrengend... auch für Tod.
Dann erinnerte Kazel sich allerdings daran, dem Gevatter noch eine Antwort schuldig zu sein.
"Ich erwarte nicht, jemals ein Meister zu sein. Das möchte ich auch gar nicht."
Hm, schade. Hatte auf etwas Urlaub gehofft.
Das Ellashar-Kostüm schmollte leicht.
Ich denke nicht in so großen Dimension für mein ... unbedeutendes Leben.
"Ich möchte nur, dass es Janay gut geht. Dass sie glücklich sein kann. Ich möchte bei ihr sein und ... jemanden haben, dem etwas an mir liegt.“
Jetzt kommen wir der Sache vielleicht näher... Endlich öffnet er sich.
Das Ellashar-Kostüm, das Tod sicher nur wegen Zissus gewählt hatte, musterte Kazel aufmerksam.
„Und wenn ich das erreichen kann, indem ich meine Fähigkeiten und gegebenen Mittel einsetze, dann tu ich das. Genauso wie ich sie dafür einsetzen würde, um zu erledigen, was du von mir erwartest. Oder um anderen zu helfen, die Hilfe brauchen und keine solchen Geschenke zur Verfügung gestellt bekommen haben....Wenn ich die Werkzeuge nicht einsetzen soll, die du mir gibst, dann nimm sie mir. Ich verlange weder, die Zeit manipulieren zu können, noch durch den Raum zu springen. Ich sah es eben einfach nur als Möglichkeit an, Janay zu helfen. Hätte es funktioniert, hätte ich ihr helfen können. Schneller vielleicht."
Weil du sie nicht leiden sehen kannst, ihr Leid ersparen willst. Aber Leid gehört zum Leben.
Und darüber hinaus ihre Schwester zu ihr gebracht. Das hätte sie vielleicht beruhigt.
Sicher. Aber das tut vor allem DEINE Anwesenheit. Weil du meinst, du tust es für sie, lindert es dein Leid sie so zu sehen... Hm... Aber er hat auch Recht. Von Eigennützigkeit konnte man hier wirklich nur bedingt sprechen.
Das Einzige, was Kazel für sich anstrebte, war in diesem Fall das Glück einer anderen Seele.
Die eigennützigste Tat, die ihm vorschwebte, die er plante, war der Mord an seiner Tante. Das wusste auch Tod.
Und wenn er es tut, dann wird er damit leben müssen.
"Das ist es aber nicht, was ein Gevatter tut."
Hm... wird er jemals Arbeit und Privates auseinander halten können? Braucht er einfach noch mehr Zeit ...im Leben?
Tod beobachtete Kazel, wie er seine Hände im Schoß faltete und darauf hinab starrte.
Dann bin ich nicht die richtige Wahl.
Gerade deswegen glaubte ich, er ist der Richtige! Und das werde ich auch noch Leben verklickern! Aber er muss ...vertrauen... Hm.. versuchen wir es mal anders:
"Entweder du vertraust und bleibst bei deiner Janay oder du nimmst den Weg der Meisterschaft, greifst nach den Mächten und bist fortan ein Gevatter ... Gevatter Kazel. Klingt gar nicht so schlecht, finde ich."
Kazel sah auf. Er verstand leider nicht, dass der Tod an ihm festhielt.
"Du solltest noch ein bisschen das Leben genießen, bevor du in meine Fußstapfen trittst. Für dich wird es ein Weg voller Entbehrungen, denn dein Leben ist dann vorbei! Nicht nur sprichwörtlich."
Der Mischling versteifte sich und schaute wieder hoch in Ellashars schönes Gesicht. Eine düstere Vorahnung beschlich ihn und er sollte Recht mit dieser Ahnung behalten:
"Du wirst tot sein. So richtig! Kein Puls, keine Atmung und nach einer Weile ... nun ja ... ein Skelett. Aber das dauert. Jede sterbende Seele wird dich zu sich rufen und du wirst zu ihr müssen, ob du willst oder nicht. Glaub mir, kein leichter Job. Dein Klammern an Leben wird dann enden. Dann wirst du sein wie ich. Ein Gevatter."
Er stellte ihm nicht direkt vor die Wahl, sondern er zeigte ihm seine Möglichkeiten auf, wohin der Weg an seiner Seite ihn führen konnte. Kazel sollte wissen was zu erwarten war. Er hatte es hören wollen, also erklärte es Tod ihm... seine Erwartungen. Eine der Möglichkeiten war: Er könnte weiter existieren, durfte aber nur mit den Mächten des Todes hantieren, wenn Tod ihm einen Auftrag gäbe. Oder er nutzte jetzt alle Mächte, die Tod ihm dargelegt hatte, bis er sie meisterte ... und würde auf Dauer ein direkter Vertreter des Zeitlosen.
"Letzteres wird dich aber definitiv töten und ... sehr wahrscheinlich sehr einsam machen."
Kazels Mundwinkel zuckten hoch. Er schüttelte den Kopf und legte ihn in seine Hände.
Deshalb hast du einen Lehrling ausgesucht?
Er senkte die Hände zurück in den Schoß, um mit der aufrichtigen Unschuld einer Kinderseele zu fragen:
"Bist du einsam, Gevatter?"
Konnte es sein? Tatsächlich. Der Tod wurde rot! - ertappt! Er wandte sogar den Blick ab.
Auf eine bizarre Weise beruhigte es Kazel.
...das ist mir jetzt ein bisschen peinlich...
So ein mächtiges Wesen und doch... so einsam.
Tod brauchte nicht mal eine bestätigende Antwort geben. Es war deutlich genug und bedeutete, dass nicht einmal er frei von Emotionen wahr. Er war nur zu sehr ... tot. Kazel lehnte sich gegen Ellashars Leib, um Körperkontakt aufzubauen. Gegen die Einsamkeit. Ein leiser Seufzer entrang sich dem Ellashar-Kostüm, das nun mal atmete. Eine lebende Hülle zu tragen hatte auch seine Nachteile. Nicht mal Tod konnte darin alle Emotionen verbergen.
"Ich habe nichts dagegen, dein Lehrling zu sein oder in deine Fußstapfen zu treten - eines Tages. Ich brauche auch nicht all die Macht, die du zu besitzen scheinst. Nimm mir alles, was ich kann und statte mich einfach mit dem aus, was ich mindestens benötige, um deine Aufgaben erfüllen zu können. Hänge Bedingungen daran, wenn du nicht willst, dass ich Fähigkeiten auch sonst einsetze. Das macht es auch mir leichter. Aber..."
Kazel dehnte das Wort. Er wusste nicht, ob er aus seiner Position heraus überhaupt Bedingungen stellen durfte. Nicht einmal als Geselle des Gevatters. Wer verlangte schon etwas von einem zeitlosen, höheren Wesen?
...schon wieder macht er sich klein.
Nun, Kazel lehnte sich auch bei ihm an, umarmte ihn und bot ihm unausgesprochen an, seine Einsamkeit zu reduzieren.
...hm... das tut irgendwie gut...
"Ich war mal seelenlos. Sicher weißt du davon. Ich erinnere mich kaum an die Zeit. Ich weiß nur noch, dass ... es nicht schön war. Schlimmer noch als ich meine Gefühle vor mir selbst und der Welt einschloss und nicht einmal mehr lächeln konnte. Ohne Seele war da nichts, was im Herzen verschlossen war. Ich ... es macht mir wirklich nichts aus, eines Tages dein Vermächtnis anzunehmen ... ich möchte nur nicht ... so werden. Ich möchte mich nicht verlieren. Was ich bin, was ich fühle. Was ich für andere fühle."
Davor hat er Angst?
Tod schüttelte einfach nur den Kopf und seidige Haarsträhnen legten sich an Kazels Wange. Sein Blick folgte dem seines Gesellen zu Zissus. Der pfauenhafte Elf war Kazel bereits ans Herz gewachsen und nicht einmal das wollte er missen.
Aber Leben wird ihm ihn nehmen... Verlust gehört zum Leben dazu. Wir können nicht immer eine Ausnahme machen und die Regeln biegen... wie bei Janay.
"Ich hab nach langer Zeit im Kerker meiner eigenen Familie und allein in der Stillen Ebene endlich wieder gelernt, zu fühlen und damit auch offen zu sein. Das will ich nicht mehr verlieren, unter keinen Umständen."
Er griff nach Ellashars Hand und glaubte, die Knochen spüren zu können. Er sah zu ihm auf.
"Ich schätze, das geht wohl nicht, hm? Dass ich lerne, als Vertreter des Gevatters die Gefühle auszuschalten, als würde ich eine …"
, er musste schmunzeln, wenn auch leidlich und sah in Tods dunkle Augen.
"...als würde ich eine Kutte aus Emotionslosigkeit überstreifen, die auf mich wirkt. Die ich aber wieder ablegen könnte, wenn ich zu Janay und ins Leben zurückgehe, nachdem ich eine Aufgabe erledigt habe und bis du mich wieder rufst?"
Hm... eigentlich keine schlechte Idee... damit lässt sich arbeiten. Nur geht er schon wieder von seinen Annahmen aus... Wer souffliert hier eigentlich ständig irgendwelchen Unsinn? Hab ich gesagt, dass er seine Emotionen verliert? Nein! ...es wird nur mit der Zeit leichter... weniger schwer. Das nennt man Gewöhnungseffekt! Am Anfang... Himmel, was hab ich bei Evara geheult, als ich sie hinüber bringen musste!...
Kazel schüttelte den Kopf über seine eigenen dümmlichen Vorstellungen und streichelte damit Ellashars Wange.
"Ich glaube, ich bin nicht dafür geschaffen, mit Macht umzugehen. Weil ich sie nicht will. Bring uns zurück, Meister. Bitte. Ich möchte Zissus sicher heimbringen und zu Janay."
Warten. Nichts tun. Vertrauen, dass die Welt auch ohne mich funktioniert.
Ja, das tut sie. Aber DEINE kleine Welt, die Wesen die dich lieben, die funktionieren nicht ohne dich! Darin besteht der Unterschied.
Kazel fühlte sich ausgegrenzt. Er nahm es mit Galgenhumor.
Eigentlich mag ich Galgenhumor, aber mit dieser Art Sarkasmus gemischt...
Er richtete sich auf und nahm Kazels Hand.
Ich bin doch eigentlich gewohnt, nirgends dazuzugehören.
Aber wenigstens würde Janay auf ihn warten. Sie würde leben. Im Grunde reichte ihm das doch schon.
Das reicht jetzt!
"Es wird Zeit"
, drang die Stimme des schönen Hochelfen zu ihm. Kazel nickte und umfasste nun auch wieder Zissus' Hand. Schon fand er sich sitzend im Sessel wieder. Nur seine nackten Füße waren noch nass, dass er sofort kleine Pfützen auf dem Boden hinterließ. Bei Zissus war es eine Lache. Der arme Dunkelelf tropfte alles voll, so durchnässt war er von seiner Reise in den Fluss. Die Reaktion fiel entsprechend aus, als er den ganzen Saal zusammenschrie...

Janay (zusammen):
Da war... nichts! Absolut gar nichts! Janays Herzschlag beschleunigte sich und nun versuchte sie sich unterhalb ihres Nabels zu spüren und in sich hinein zu horchen. Das Ergebnis war... angsteinflößend!
Der Atem wurde schneller, ihre Hände öffneten und schlossen sich hektisch und sie suchte mit ihrem Blick nach einem Halt, um dieser Furcht Einhalt zu gebieten und keine erneute Attacke zu erleben. Ihr Kopf bewegte sich von einer Seite zur anderen, bis sie endlich eine Gestalt ausmachte und als solche auch erkannte. Er drehte ihr den Rücken zu und werkelte irgendetwas herum, allerdings konnte sie von ihrem Platz aus sehen, dass es sich nicht um Kazel handelte. Wo war der Mischling? Und Zissus? Wieso war niemand mehr da außer dieser Fremde? Und was war mit ihrem Unterkörper los?!
"Was ist...?"
, versuchte sie nach einiger Mühe mit ihrem ausgedörrten Mund zu sprechen. Der Fremde wandte sich sofort zu ihr um, er wollte zu ihr, aber dann unterbrach ein Brüllen von der anderen Seite der Stoffbahnen sein Handeln. Er zuckte zusammen und stieß gegen das kleine Tischchen, wo allerlei Instrumente klirrten. Auch bei ihm meldete sich der Fluchtimpuls. Janay wand sich kurz in ihren Fesseln, aber sackte dann mit weit aufgerissenen Augen erschöpft in ihr Kissen zurück.


Kazel (zusammen):
Kazel schaute in Zissus vor Grauen erbleichtes Gesicht. Kurz vor seinem Schrei hatte er ein heiseres Flüstern hinter dem Vorhang wahrnehmen können. Janay? Oder der Pfleger? War schwer zu hören gewesen. Dann suchte er Blickkontakt mit möglichen Umstehenden. Es dauerte zwei Atemzüge, da kam auch schon ein Wächter angerannt, dessen Gesicht Kazel noch nicht kannte.
„Herr?“
"Kann jemand Zissus Ersatzkleidung bringen, bevor er sich erkältet?"

Warten. Vertrauen...
Er lehnte sich im Sessel zurück, ohne zu entspannen. Dazu waren seine Gedanken zu trüb. Seine Idee, die Schwester zu finden, hatte nicht geklappt. Im Gegenteil, es war gehörig nach hinten losgegangen. Hatte Tod ihm schon die Fähigkeiten genommen? Es kümmerte Kazel nicht. Er würde es schon noch herausfinden, spätestens wenn er sie brauchte und sie weg wären. Trotzdem weinte er ihnen keine Träne nach. Zwar mochte er sich daran gewöhnt haben, die Zeit zu manipulieren und wem hätte es nicht gefallen, durch den Raum zu springen, aber am Ende brauchte er nichts davon. Bisher hatte er das Leben auch so durchstanden, mehr oder weniger. Ihm waren andere Dinge wichtiger. Dinge, in die er sich nun besser nicht einmischte. So wartete er, zur Bedeutungslosigkeit verdammt, darauf, dass Janay gerettet würde.
Und endlich meldete sich wieder der Gevatter hörbar in seinen Gedanken:
„...so dramatisch... Ja ich weis, ich bin nur ein einsamer, emotionsloser Klotz, kein Herzschlag, kein Gefühl... Alles wahr und doch auch Täuschung. Ach ja, den Hang zu tödlichem Humor darf man ja nicht vergessen. ...Aber ich habe einen Vorschlag mein liebster Lieblingsgeselle...“
Trotz seiner gewissen und gewohnten Trockenheit klang ein Lächeln mit den mentalen Worten mit. Tod war zu alt für den Sch... für Drama und tief schürfende Emotionen. Kazels Adlerkrallen hingegen zeigten deutlich seinen Gemütszustand und lugten aus den geballten Fäusten hervor. Er zerkratzte damit bereits unbewusst das Polster des Sessels. Vertrauen in andere zu setzen, wenn man sein Leben lang hatte erfahren müssen, dass man gerade darauf nicht bauen konnte, war für ihn die schwerste aller Prüfungen. Selbst dann, wenn er es mit aller Macht versuchte, da hatte Tod wohl Recht behalten. Noch ehe es ihm bewusst wurde, stand er bereits und verteilte kleine, feuchte Fußabdrücke bei seiner rastlosen Wanderung durch den Flur. Nein, im Vertrauen war Kazel wirklich nicht gut. Fast so schlecht sogar, wie sein Meister im Lehren! Aber die Verhandlungen liefen ja noch:
„Wir versuchen es mal mit einer Art Probezeit, was meinst du? Ich gebe dir eine Woche um meine Fähigkeiten an dir selbst auszuprobieren. Wir sehen einfach, wie du damit klar kommst, wie du dein Leben und deine Umwelt damit beeinflusst und ...was dir davon zu viel wird. Entscheide selbst was du wann wofür brauchst. Das kann ich dir nicht abnehmen, selbst wenn du es dir wünschst. Ihr Sterblichen habt den freien Willen und noch bist du sterblich! Und nach der Woche setzten wir uns zusammen und resümieren... Wenn du das nicht willst, dann belassen wir es jetzt erst einmal nur beim der Manipulieren der Zeit. In jedem Fall, ...bin ich bei dir. Eine Probezeit ist vielleicht ganz gut zum lernen. Wenn du willst, dann könnten wir auch die Arbeit strikt von Privaten trennen und du ziehst die Kutte in Zukunft nur nach Bedarf an... nicht die Kutte der 'Emotionslosigkeit' … die Kutte des Gevatters, wenn du so willst. Mal im Auftrag des Todes unterwegs, dann wider vollkommen unmagisch bei deiner Janay zuhause... Wie klingt das? Dann bist du 'Teilzeit' Gevatter.... wenn ich mal Urlaub brauche. Außerdem hab ich Gefallen an diesem Ellashar-Kostüm gefunden.“
Kazel hatte ihn bisher nicht gesehen, aber da stand er. Gegenüber an die Wand gelehnt, stand Tod und hatte sich seine Sichel locker über die Schulter geschwungen.
„Also... hier...“
Er hielt Kazel eine Kutte hin, die wohl nur er sehen konnte, genauso wie auch nur er den Gevatter hören und sehen konnte. Das Ellashar-Kostüm, das ihm gefiel, hatte Tod allerdings gerade abgelegt. Sein bleicher Schädel schaute unter der Kapuze hervor.
Der angesprochene Wächter war vor wenigen Minuten verschwunden und kam gerade mit einer Decke, sowie noch einigen Tüchern mehr und einer schlichten Stoffhose, die er Zissus reichte um sich zu trocknen und umzuziehen. Sein Blick verriet seine Verwirrung über die Wasserlache, aber er schwieg. Vielleicht würden bald Gerüchte die Runde machen, der ehemalige Gärtner und jetzige Haushofmeister hätte unter sich gemacht. Aber das alles war jetzt nicht wichtig. Jetzt hieß es ...WARTEN! Aber Tod machte selbst das nicht unbedingt leichter, doch er sammelte gerade einen kleinen Rest Gefühl in sich und brachte es sogar über die nicht vorhandenen Lippen:
„Versuchen wir es mal, denn ...ich lasse dich nicht einfach ...gehen! Du bist mir wichtig. Du bist wertvoller als du dich selbst einschätzt und auch wenn du es selbst nicht siehst, so bist du genau das Wesen das ich brauche! Ich hatte noch nie einen so talentierten Schüler! Aber wenn du das alles nicht mehr willst, oder nur in Teilen, dann sag es. Du kannst dich entscheiden... jederzeit... irgendwann... Es ist deine Entscheidung. Wenn ich etwas habe, dann ist es Geduld.“
Auch für Zissus war dies eine Geduldsprobe, denn wenn er Kazel ansah und noch mal fragen wollte, was das da eben für ein merkwürdiger Ausflug gewesen war, dann schnürte es ihm bei seinem Anblick die Kehle zu. Die Kälte die er an diesem Bach gespürt hatte, seine Endlichkeit!!!, die machte ihm Angst und irgendwie fühlte er sie immernoch. Auch wenn der Kerl echt heiß gewesen war, der sich da neben Kazel gesetzt hatte und mit ihm gere... nein! Zissus verstand kein Wort, was die beiden da besprochen hatten. Na ja, hauptsächlich hatte Kazel gesprochen und dieser 'Ellashar' hatte zugehört. Nachdem Zissus sich dann soweit abgetrocknet und schnell umgezogen hatte, setzte er sich auf den frei gewordenen Sessel und beobachtete Kazel beim hin und her wandern.
Tod hatte die Kutte übergeben und es lag an Kazel, ob wann und wozu er sie zur Probe anlegte. Der eisige Schimmer zeigte an, dass Tod dieses unsichtbare Item mit seiner Magie gefüllt hatte, die nur für seinen Schüler bestimmt war. Der Stoff verhielt sich wie die Sanduhr. Er war da, wenn Kazel ihn rief und ausprobieren wollte.

Janay (zusammen):
Nach dem Ausruf war es still geworden und nur die vereinzelt zu ihr hinüber hallenden stetig hin und her gehende Schritte waren zu vernehmen. Die Entfernung war schlecht abzuschätzen, aber sehr weit konnte es nicht sein. Auch die Stimme war ihr irgendwie vertraut gewesen, wenn gleich auch nicht die von Kazel. Ihn würde sie in jeder Tonlage erkennen! Doch dieser Mann hatte verängstigt geklungen! Todesangst, doch jetzt war es still und nur die leisen Schritte begannen sie wieder einzulullen. Ihre Schwäche war noch sehr greifbar und es kostete sie pure Willenskraft nicht wieder einzuschlafen. Schaffte sie vielleicht noch mal etwas zu sagen? Der Heiler hatte nach dem Schrei den Tisch vor Schreck angestoßen, war kurz zum Vorhang geschlichen, hatte hindurch gespäht und den Kopf geschüttelt. Jetzt sortierte er nun wieder sein 'Besteck', tunkte die kleinen Klingen, die herunter gefallen waren, in ein Glas mit Flüssigkeit und legte allerlei andere Utensilien in eine bestimmte nur ihm sinnvoll erscheinende Reihenfolge. Hatte er sie vergessen? Hatte der Schrei ihre leise Stimme überdeckt? Er wirkte sehr in Gedanken versunken und hoch konzentriert. Immer wieder verschwand seine Gestalt bei seiner Tätigkeit hinter einem Wandschirm, wo weitere Dinge auf ihn warteten. Es nervte! Wann immer sie meinte endlich wenigstens Blickkontakt zu ihm aufbauen zu können, drehte er sich weg. Warten war furchtbar!
DANN ENDLICH! Er sah sie an und wieder weg, wieder hin und bemerkte nun richtig dass sie wach war. Na endlich! Sofort kam er zu ihr und kniete sich an die niedrige Matte am Boden.
„Sind sie wach, Fräulein Janay? Können sie mich hören?“
Er schnipste vor ihrem Ohr mit den Fingern, was ihre unwillkürlich Lieder zucken ließ und sie wieder wacher machte. Das war dann auch draußen, wenn auch leiser, auf dem Flur bei Kazel und Zissus zu hören. Gleichermaßen hörte Janay das dort Folgende...

Kazel (zusammen):
Gerade in dem Augenblick in dem seine Ohren eine gedämpfte Stimme Fragen stellte:
„Sind sie wach, Fräulein Janay? Können sie mich hören?“
und ein Schnipsen folgte, da kam am anderen Ende des Flurs ein Kazel bekanntes Gesicht mit funkelnden und aufgeregten Augen um die Ecke. Im Laufschritt näherte er sich Kazel, machte eine knappe Verbeugung und redete los, ob der Herr des Hauses ihm gerade zuhörte oder nicht. Falls nicht ging die Information an Zissus:
„Die Herrn, ich habe Neuigkeiten herausgefunden.“
Rinal entrollte eine Schriftrolle und las vor:
„Zu der gesuchten Arina Maclyn war erst nichts in den Stadtarchiven zu finden. Also suchte ich nur nach dem Nachnamen und fand diesen ein paar Mal. Einige Äste dieser Familie konnte ich ausschließen, da sie schon veraltet oder verzogen waren. Vor ein einiger Zeit, ihr wisst schon... bei der großen Mobilmachung... da verzogen auch viele Händlerfamilien. Einen noch hier lebenden, Vaklav Maclyn, Janays Bruder vermutlich, fand ich dann in der Stadtgarde. Er dient derzeit im fünften Regiment unter Leutnant Turnil, ein Verbündeter unseres Hauses. Dort war glücklicher Weise in der Besoldungsunterlagen eine Randnotiz auf zwei Schwestern vermerkt... eine verstorben, eine verheiratet, die er mit seinem Lohn noch eine Weile unterstützt hatte, zumindest bis zur Hochzeit. Im Eheregister wurde ich dann fündig. Arina, geborene Maclyn, heißt jetzt: Arina van Vithblod.... hat wohl in eine der kleineren Adelsfamilien eingeheiratet. Unbedeutender Name, aber was ich hörte, haben sie gute Kontakte zu einigen der höheren Orksippen....Trüffelirgendwas... Es tut mir leid, mehr konnte ich auf die Schnelle nicht heraus bekommen, aber ich habe einen Boten zu dem Anwesen der van Vithblod's geschickt, mit der unmissverständlichen Bitte, man möge beim Sammler vorsprechen und das die Anwesenheit von Gatte und Gemahlin erforderlich sei. Ich hoffe, das war so in eurem Sinne?“
Rinal hatte die Zeit genutzt und sich als wertvoller erwiesen, als vielleicht zuerst angenommen. Dem 'Ruf' des Sammlers nicht zu folgen … nein. Sie würden kommen! Entweder aus Gier oder aus Furcht. Eines von beidem griff immer. Und Kazel oder Zissus mussten nur das Gespräch übernehmen, sobald sie da waren. Der Pfauenmann wechselte mit Kazel einen kurzen Blick und bedankte sich bei Rinal, der bei diesen noch ungewohnten neuen Umgangston leicht errötete.
„Danke, das hast du gut gemacht!“
„Kann ich sonst noch etwas tun?“
Rinal ging in seiner neuen Rolle auf und strecke den Rücken durch. Seine Augen funkelten voller Stolz.

Janay (zusammen):
Sie lag da, für den Moment still, nur verborgen durch ein Laken vor den Blicken der Andern, während da draußen einiges vor sich ging. So schwach hatte sie sich noch nie gefühlt, aber der Schmerz war dieser merkwürdigen Taubheit gewichen. War das ein Segen? Vielleicht ein wenig. Der Heiler war endlich bei ihr und sprach mit ihr, schnipste und machte irgendetwas an den Laken, die sie fest hielten. Er kontrollierte den Sitz.
„Mein Name ist Oriel. Könnt ihr sprechen? Versucht es bitte noch mal...“
Janay konnte sprechen, wenn gleich ihre Stimme rau und heiser klang. Der Durst war auch wieder da und das Gefühl einer vollen Blase meldete sich langsam. Wengistens DAS konnte sie noch kontrollieren.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Freitag 7. Oktober 2022, 20:40

Dass Kazel die Weisungen seines Lehrmeisters viel zu oft falsch aufschnappte und jener mit den Emotionen seines Schülers nicht umzugehen wusste, würden sie beide mit der Zeit voneinander lernen müssen. Das sollte funktionieren, denn Zeit hatten sie im Überfluss. Doch jetzt war sie nicht dafür gedacht. Gevatter Tod wandelte sie. Da er noch immer an seinem Schützling festhielt, hatte er sich etwas Besonderes für ihn ausgedacht. Kazel war weit gekommen. Nie zuvor hatte es einen Gesellen des Zeitlosen gegeben. Der Elf ahnte nicht im Ansatz, welches Potenzial in ihm gesehen wurde. Er sah es nicht, was mitunter auch an all dem Geschehenen liegen mochte. Es war so viel passiert. Zwar hatte Kazel die gestellten Aufgaben offenbar zur Zufriedenheit des Gevatters erfüllt, war aber mehr oder minder stets irgendwie durch das Zeitgeschehen hindurch gestolpert. Von einem Plan konnte nicht die Rede sein. Vielmehr war Glück im Spiel und die Gnade des Todes, dass er gerade bei Janay ein um's andere Mal eine Ausnahme machte, ihr Leben endgültig als beendet anzusehen. Aber da würde er noch oft die leeren Augenhöhlen verschließen müssen, denn eines hatte Tod eingesehen: Janay ging Kazel über alles. Ohne sie besäße er nicht die mentale Kraft, weiterzumachen. Sie war zu einem Herzstück seines Handelns geworden, also durfte er sie als Konstante nicht entfernen. Dann hatte er Chancen, den Gesellen auch noch weiter fördern zu können. Und das wollte er. Tod sah so viel in ihm ... und eines Tages würde er sich den eigenen Widerspruch auch eingestehen. Gevatter handelten uneigennützig. Was er hier gerade tat, war davon entfernt. Indem er aus dem Mischling einen guten Nachfolger machte, bekämpfte er seine eigene Einsamkeit, denn auch wenn er jedes Mal durch den leeren Schädel stöhnte, so schien er insgeheim auch irgendwo froh zu sein, wenn Kazel wieder einmal einen Weg zu ihm fand und um Rat fragte. Selbst seine Nähe tat dem Skelett irgendwie gut, ohne dass er dadurch zu stark ins Leben zurückkehrte. Das durfte nicht geschehen. Er diente dem Leben, durfte es aber nicht in sich aufnehmen. Leben und Tod gehörten zusammen, aber sie besaßen Grenzen, welche nicht überschritten werden sollten. Ansonsten hätte es weit reichende Konsequenzen für alle Geschöpfe, die von beiden schöpften, um ihre Existenz bedeutsam zu machen.
Kazel sah sein eigenes Dasein im Moment alles andere als auf dieser Stufe. Er glaubte, nichts bewegen zu können. Dabei hatte er Tage zuvor ganz Celcia vor einem möglichen Untergang bewahrt. Er hatte Sademos endlich auf den Pfad geführt, der schon lange für den Sammler bereit gelegen hatte. Das musste ihm doch klar sein! Sterblichkeit wurde viel zu oft mit einer Augenbinde ausgestattet, die zwar den Blick auf die Taten anderer hervor hob, die eigenen Errungenschaften aber verbarg.
Kazel würde es lernen ... mit der Zeit. Bis dahin wollte der Gevatter ihn etwas entlasten. Er hatte eingesehen, dass es niemanden fähiger machte, ihn gleich mit allen Möglichkeiten auszustatten. So ruderte er etwas zurück und schenkte seinem Schüler eine eigene Portion Sand in Form einer Probezeit. Er durfte sich ausprobieren, seine Gaben versuchen und schauen, wie er zurechtkam. Tod schaffte es sogar, sie zeitweise von ihm zu nehmen, indem er Kazel einen magischen Gegenstand zur Verfügung stellte.
Vor seinem geistigen Auge sah Kazel das Skelettwesen, wie es ihm eine Kutte reichte. Sie sah fast so aus wie das Gewand des Zeitlosen. Zugleich erinnerte der Anblick den Mischling an seine Zeit, als er aus Morgeria und über das Drachengebirge bis weit in die Stille Ebene geflohen war. Sein wichtigster Gegenstand damals war sein grauer Umhang gewesen, unter dessen Kapuze er sich nicht nur vor Celcia versteckt, sondern auch sicher gefühlt hat. Diese Geborgenheit strahlte Tods Kutte nun ebenfalls aus. So sehr, dass Kazel ohne großes Nachdenken danach griff.
Es musste für seine wahren Umstehenden in der Realität reichlich seltsam aussehen, wie er da in seiner rastlosen Wanderung plötzlich stehengeblieben war und seine Hand ins Nichts ausstreckte, um etwas zu umfassen, was gar nicht da war. Schließlich konnte niemand außer ihm den Gevatter und sein Geschenk sehen. Sie hörten auch nicht das Zwiegespräch zwischen Lehrer und Schüler, denn es fand in Kazels Kopf statt. Er dachte zum Tod hinüber und vernahm dessen hallende Stimme tief in seinem Inneren.
Vollkommen unmagisch ... zu Hause, wiederholte er die Gedankenworte des Meisters. Heißt das, mir stehen meine bisherigen Fähigkeiten nur dann zur Verfügung, wenn ich diesen Stoff überstreife? Er hörte Tod nicht antworten, glaubte aber ihn Nicken zu sehen. Der Stoff fühlte sich zwischen seinen Fingern angenehm kühl und zugleich weich an. Die Kutte war wie ein Ruhekissen, in das man seine nach dem Tod verbliebene Seele fallen lassen konnte. Der Gevatter fing einen auf und geleitete friedlich in sein Reich. Jede Faser der Kutte zeugte von diesem Moment der Erkenntnis, dass alles vorbei war, man von nun an aber auch in Frieden ruhen konnte. Kazel ließ den Stoff zwischen den Fingern hindurch gleiten. Er war versucht, die Kutte sofort überzustreifen, nur um diese Sicherheit selbst zu spüren.
"Versuchen wir es mal, denn ... ich lasse dich nicht einfach ... gehen!" Kazel sah auf. "Du bist mir wichtig. Du bist wertvoller als du dich selbst einschätzt und auch wenn du es selbst nicht siehst, so bist du genau das Wesen, das ich brauche!" Da stand er nun, inmitten des Flurs, dessen Tücher Janays Operationsecke vom Rest des Saales trennte. Und während Zissus Kleidung erhielt, um sich umzuziehen, starrte Kazel nur einen unsichtbaren Punkt im Raum an, die Hände an seinen Körper gepresst, als hielte er etwas darin und die Augen gerührt zusammengekniffen, während ein dankbares Lächeln über seine Lippen zog. Es breitete sich in seinem gesamten Körper aus und erreichte sein Herz. Ob Tod die Worte ernst meinte oder ihm damit nur Mut zusprechen wollte, damit Kazel als Schüler weiterhin funktionierte, war im Augenblick nicht wichtig. Der Mischling hörte daraus hervor, dass der Gevatter ihn brauchte. Weil er einsam war. Und Kazel brauchte ihn auch. Er konnte nicht alles Janay aufbürden, so sehr er sie liebte oder gerade weil er sie liebte! Es tat gut, wenn auch ein anderer ihm einfach mal sagte, dass er einen Platz in der Welt hatte - und sei es nur einer am Ende allen Lebens.
"Aber wenn du das alles nicht mehr willst, oder nur in Tei-"
Es macht mir nichts aus, unterbrach der Schüler seinen Meister. Es war seine Art zu sagen, dass er sowohl die Aufgabe annehmen wollte, als auch dem Tod auf diese Weise sich selbst an die Seite stellen wollte - sei es, um ihn zu entlasten oder sein Reich für ihn weniger trostlos zu gestalten. Vielleicht sah Kazel sein Wirken in Celcia nicht. Vielleicht konnte er dort auch keinen Einfluss nehmen, was immer er anstellte. Vielleicht war er dafür aber auch nicht vorgesehen und sein Sinn war, einem zeitlosen Wesen diese Unendlichkeit ein wenig zu gestalten, indem er einfach ab und an in seiner Nähe auftauchte. Dass er sich sowohl dieser Pflicht als auch der eines Gevatters stellen wollte, zeigte sich, als er Tod nicht nur in seinem Kopf antwortete. "Es macht mir nichts aus", murmelte Kazel in den Flur hinein, in dem er wie abwesend stand und sich mit ... nichts unterhielt.
Einzig Nar'Zissus de Quis mochte möglicherweise erahnen, was vor sich ging. Er konnte es sich nicht so recht begreiflich machen und schien auch nicht in der Lage, Kazel jemals nach diesem phänomenalen Ereignis zu fragen. Seine Kehle schnürte sich zu, wenn er nur daran dachte und seinen Herrn und Verbündeten ansah. Aber er könnte möglicherweise deuten, dass Kazel nicht gerade vollkommen den Verstand verlor. Langsam kehrte der Mischling auch ins Hier und Jetzt zurück. Er stellte Tod lediglich noch die Frage: Kann ich das mit meinen Verbündeten besprechen oder sollte ich über meine ... Probezeit schweigen? Janay würde es verstehen. Zissus vielleicht ebenfalls, sofern er ihn noch einmal tiefer in seine Karriere einweihte. Allen anderen gegenüber behielt er es besser für sich, um nicht wirklich für wahnsinnig gehalten zu werden. Wer glaubte schon einem Elfen, der behauptete, dem Tod persönlich als Schüler zu dienen, sobald er dessen unsichtbare Zauberkutte überstreifte? Trotzdem wollte Kazel auch hier keinen Fehler machen. Er bemühte sich, weiter durch die Aufgaben des Gevatters zu stolpern und mit etwas Glück, sowie mit der Zeit würde er schon trittsicherer in dem werden, was ihm bevor stünde. Jetzt hatte er erst einmal eine Frist von einer Woche, um sich nochmal genauer mit seinen Möglichkeiten auseinanderzusetzen. Am besten könnte er sie ausprobieren, wenn es nun einen neuen Auftrag gab. Einen Toten!
Kazel wollte es nicht heraufbeschwören, obgleich es wohl jemanden gab, die er persönlich in diesen Zustand versetzen wollte. An Tante Starle dachte er allerdings nicht in dem Augenblick, da er endgültig aus dem Zwiegespräch mit Gevatterchen gerissen wurde. Rinal war zurück und sein Mund sprudelte die Worte mit ähnlicher Intensität hervor wie seine Augen es vermochten, einem Raum mehr Glanz zu verschaffen.
"W-was?", murmelte Kazel zwischen dem Rapport. Er versuchte, die Informationen aufzunehmen, doch es fiel ihm zunächst schwer, sie überhaupt zu verarbeiten. Zähflüssig rannen sie noch immer in seinen Geist, als Rinal bereits geendet hatte und von Zissus mit einem Dankeswort beschenkt wurde. Kazel blickte den loyalen Elfen nur eine ganze Weile teilnahmslos an. Schließlich aber wurde auch ihm klar, was er soeben erfahren hatte.
"Äh ... ja ... Danke, Rinal." Er plapperte es nur dumpf heraus, meinte es dennoch ernst. Sein Blick wanderte zu den improvisierten Vorhängen. Hatte er zwischen all den plätschernden Worten, die die Quelle Rinal darstellten, nicht auch eine Frage vernommen, die sich mit Janay beschäftigte? Sie hatte also auch noch einen Bruder. Vaklav. Kazel wandte den Blick wieder Zissus und dem Elfenwächter zu.
"Kann ich sonst noch etwas tun?", fragte er.
"Äh ... ja. Tatsächlich. Zwei Dinge." Kazel rieb Daumen, Zeige- und Mittelfinger aneinander. Wenn er sich konzentrierte, konnte er den Kuttenstoff fühlen. Was immer er tat, nahm keinen Einfluss auf das Geschehen. Janay würde leben. Seine Kinder würden leben. Das hieß aber auch, dass er einen Freifahrtschein besaß, Dinge zu tun ... oder nicht? Wenn es nichts änderte... "Wenn Vaklav Maclyn Teil der Stadtgarde ist, sollte man ihn doch kontaktieren können, nicht wahr? Lass ihn herbringen, falls es dir möglich ist. Die ... andere Anweisung betrifft meine Ta... unseren Gast. Starle Tenebrée." Kazel schluckte. Oh, wie sehr widerstrebte es seinem inneren Hass auf diese Frau, die folgenden Worte nun auszusprechen. Aber es musste offenbar sein. Konnte er sie überhaupt töten, wenn ihre Sanduhr doch noch so voll und groß war? Wahrscheinlich nicht. Dann musste er anderweitig nutzen, dass sie sich noch in seiner Gefangenschaft befand. "Geh zur ihr. Teil ihr mit, dass ich mich Gedanken darüber mache, sie einfach gehen zu lassen ... konsequenzlos. Ich stelle lediglich die Bedingung, dass die Frauen in ihrem Bordell, die du, Rinal, erwähnt hattest, hierher gebracht werden sollen. Sie werden dem Sammler unterstellt und stehen dem Haus Tenebrée nicht mehr zur Verfügung. Starle wird hierbleiben, bis beide Frauen hier eintreffen. Entweder stimmt sie diesen Bedingungen zu oder ... sie wird mit Konsequenzen gehen müssen." Töten kann ich sie nicht, aber... Kazel erschauderte. Was dachte er da?! Für einen Moment klang es stimmig, seiner Tante ähnliche Dinge nazutun, wie sie in Sademos' Kerkergewölben stattgefunden hatten. All die Frauen dort hatten auch gelebt. Sie waren am Leben gehalten worden. Ihre Sanduhren hätten auch reich gefüllt sein können und dennoch lebten sie kein Schicksal, das man sich wünschte. Für ein einziges Sandkörnchen seiner eigenen Zeit zog Kazel in Erwägung, seine Tante ähnlich zu behandeln. Dann lief es ihm eiskalt über den Rücken. Nein! Er war nicht Sademos. Aber ich kann sie nicht töten ... oder wäre das letztendlich doch besser? Hätte es Auswirkungen? Er musste darüber nachdenken und hoffte einfach, seine Tante würde auf den Tausch eingehen. Ihre Freiheit für die der beiden Frauen, die Rinal so am Herzen lagen. Außerdem des Bordells wären sie sicherer und bestimmt gab es in Sademos' Anwesen etwas für sie zu tun. Oder sie flohen, gemeinsam mit allen, die gehen wollten. Kazel hatte diese Idee noch nicht ausgeschlagen, auch wenn er nicht wusste, ob er selbst noch hierbleiben müsste. Das hing von den kommenden Aufträgen des Gevatters ab.
Wen er in jedem Fall noch würde aufsuchen müssen, wäre Kuralla. Die seltsame Goblinoma hatte darum gebeten. Jetzt war aber noch nicht die Zeit dafür. Vielleicht würde Kazel die Kutte ausprobieren, um einen Sprung in ihr Heim zu wagen. Hatte Tod nicht erwähnt, dass es leichter war, wenn er zu bekannten Orten reiste? In Kurallas siffiger Wohnstube war er schon gewesen. Und er sollte sich ausprobieren. Das Ziel klang etwas, das er erreichen könnte. Doch nicht jetzt.
Er schaute zu Zissus. "Ich glaube, ich hab gehört, dass Janay wieder wach ist ... sollte ich zu ihr? Sie ist panisch geworden, als sie mich vorhin gesehen hat." Nicht nur das. Sie hatte begonnen zu bluten. Sie würde leben, aber sie musste deshalb nicht leiden und wenn Kazel der Auslöser wäre, dass sie sich ihre eigene Genesung nur schwerer machte, dann würde er lernen müssen, hier einfach weiter im Sessel zu sitzen und zu warten. Oder Furchen in den Flur zu laufen.
Eine Sache konnte er aber jetzt und hier erledigen. Er berührte Zissus am Arm, um dessen Aufmerksamkeit zu gewinnen. "Das eben tut mir leid. Es lief nicht wie geplant. Ich hoffe, ich hab dich nicht zu sehr erschreckt. Und falls ich die Erlaubnis erhalte, darüber zu sprechen, erkläre ich es dir." Ja. Ihn würde er einweihen. Neben Janay vertraute er ihm noch am meisten. Und dem Gevatter. Aber allen dreien noch immer nicht genug. Dafür würden sie eine Menge Geduld aufbringen müssen.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Samstag 8. Oktober 2022, 14:14

Es schien den Göttern oder dem Schicksal... oder was auch immer nicht schon zu reichen, dass ihr Geist mit all den innerlich gesehen und durchlebten Bildern zu kämpfen hatte. Bei ihrem Aufwachen musste sie auch noch feststellen, dass neben der Fesselung irgendetwas seltsam geworden war. Irgendetwas stimmte nicht mit ihrem Körper und bislang hatte sie weder die Kraft, noch die Konzentration gefunden, um zu ergründen, was genau das war.
Und als ob das nicht schon genug wäre, brüllte ganz in der Nähe jemand dermaßen plötzlich und laut, dass sie es mit der Angst zu tun bekam. Denn dieses Gefühl war es oftmals, das einen in Morgeria am Leben hielt, wenn man nicht zu den Obersten und Bestgeschütztesten gehörte, und ausgerechnet in jener Stadt befand sie sich.
Auch der Mann neben ihr fuhr zusammen und stieß dabei gegen einige Dinge, dass es einen Heidenlärm verursachte, der ihr in den Ohren schmerzte. Gequält verzog sie das Gesicht, nachdem ihre minimalen Reserven bei ihrem sinnlosen Befreiungsversuch aufgebraucht waren, was beängstigend schnell gewesen war. Somit blieb sie zwangsläufig liegen und musste auf jenes Unheil warten, von dem sie ausgehen musste.
Nur... es kam nicht. Es wurde wieder ruhiger auf der anderen Seite, während der Mann bei ihr damit begann, sein selbst veranstaltetes Chaos zu beseitigen.
Etwas in ihr hatte das Bedürfnis, erneut ihre Kräfte zu sammeln und auf sich aufmerksam zu machen, doch ein anderer Teil scheute sich auch davor. Noch immer wusste sie nicht, was mit ihr nicht stimmte, und eine Ahnung sagte ihr, dass sie das eigentlich auch gar nicht wollte. Hinzu kam der nicht sonderlich schwache Wunsch nach weiterem Schlaf, auch wenn sie allmählich sich vor den Träumen darin zu fürchten begonnen hatte.
Und trotzdem wurden ihr die Lider schwer und hätten ihr vermutlich früher oder später die bewusste Entscheidung abgenommen, wenn nicht im sprichwörtlich letzten Moment eine Stimme an ihr Ohr gedrungen wäre. Leicht zuckte sie zusammen und riss die Augen auf, um zu dem Mann hinauf zu starren, der sich endlich ihrer entsonnen hatte.
Damit nicht genug, schnipste er an ihren Ohren und dieser Laut war ziemlich unangenehm, sodass ihre Ohren nicht nur leicht zuckten, sondern sie auch das Gesicht verzog und sich wegzudrehen versuchte. "Lass das!", verlangte sie mit kaum hörbarer, leiser Stimme und atmete auf, als es endlich vorbei war. Ob aus dem Grund, dass er sie verstanden und beachtet hatte, oder aus einem anderen, war ihr dabei vollkommen gleichgültig.
So allerdings konnte sie sich ihm wieder zuwenden und zu ihm hochsehen. Sie öffnete ihren Mund, wollte etwas sagen, was auch immer das sein sollte, als auf der anderen Seite Bewegung in die Anwesenden kam.
Janay blinzelte ein wenig irritiert und hätte vielleicht gar nicht so sehr darauf geachtet, wenn nicht plötzlich ein Name gefallen wäre, der sie wie elektrisiert zusammen zucken ließ. Ihre Augen weiteten sich und ihr Kopf drehte sich so abrupt zur Seite, als könne sie durch die Stoffbahnen hindurch etwas sehen, wenn sie nur intensiv genug starrte, dass ihr leicht schwindelig wurde dabei. Mit einem leisen Stöhnen wollte sie sich an den Kopf greifen, doch die Fesselung hinderte sie dabei, wodurch es beim Zucken ihres Armes blieb.
Allerdings musste sie sich nun erst einmal auf sich konzentrieren, um den Halt in dieser massiv schwankenden Wirklichkeit nicht zu verlieren, sodass ihr ein paar Sätze des Berichts entgingen. Oder besser gesagt, der Großteil, denn als sie langsam wieder soweit war zu lauschen, vernahm sie Zissus' Stimme und das Lob, das er aussprach.
Gut gemacht? Was denn? Was ging hier vor sich?! Und wieso, bei Manthala, war sie gefesselt und hatte das Gefühl, dass ihr ein Teil ihres Körpers fehlte?!
Eine Stimme, direkt neben ihr, zog ihre Aufmerksamkeit auf sich, sodass sie blinzelnd den Kopf zu dessen Träger drehte. "Wo...?", begann sie und schien sich wenigstens einen Umstand gemerkt zu haben zu ihrem letzten Wachzustand.
Sie atmete tief durch und wechselte die Sprache, auch wenn sie dabei bei weitem nicht besser klang, so heiser und ausgedörrt war sie. "Wo bin ich? Was ist passiert? Wieso... bin ich gefesselt?!", wisperte sie und verpasste dadurch, was weiterhin auf der anderen Seite der Bahnen geschah. Sie war schlichtweg noch zu schwach, um sich auf zwei Dinge gleichzeitig konzentrieren zu können.
Ach ja, und noch etwas Dringendes meldete sich. Ihre Wangen röteten sich leicht und sie verzog ein wenig das Gesicht vor Ungemach, ehe sie ein wenig verlegen nuschelte:"Mach mich los. Ich... ich muss mal... jetzt!"
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Samstag 8. Oktober 2022, 17:35

Kazel (zusammen):
...stellte Tod lediglich noch eine mentale Frage:
Kann ich das mit meinen Verbündeten besprechen oder sollte ich über meine ... Probezeit schweigen?
„Janay und dieser Zissus wissen es eh schon... Allen anderen gegenüber behalte er es besser für dich, sonst halten sie dich noch für wahnsinnig.“
Wer glaubte schon einem Elfen, der behauptete, dem Tod persönlich als Schüler zu dienen. Es war sicher richtig, nicht all zu sehr damit hausieren zu gehen und jetzt hatte er erst einmal eine Frist von einer Woche, um sich nochmal genauer mit seinen Möglichkeiten auseinanderzusetzen.
Aber just in diesem Augenblick wurde er aus dem Zwiegespräch mit Gevatterchen gerissen. Rinal war zurück und sein Mund sprudelte die Worte mit ähnlicher Intensität hervor wie seine Augen es vermochten, einem Raum mehr Glanz zu verschaffen.
"W-was?"
, murmelte Kazel zwischen dem Rapport. Er versuchte, die Informationen aufzunehmen, doch es fiel ihm zunächst schwer, sie überhaupt zu verarbeiten. Schließlich aber wurde auch ihm klar, was er soeben erfahren hatte.
"Äh ... ja ... Danke, Rinal."
Sein Blick wanderte zu den improvisierten Vorhängen. Hatte er zwischen all den plätschernden Worten, die die Quelle Rinal darstellten, nicht auch eine Frage vernommen, die sich mit Janay beschäftigte? Sie hatte also auch noch einen Bruder.
Vaklav.
Kazel wandte den Blick wieder Zissus und dem Elfenwächter zu.
"Kann ich sonst noch etwas tun?"
, fragte er.
"Äh ... ja. Tatsächlich. Zwei Dinge."
Kazel rieb Daumen, Zeige- und Mittelfinger aneinander. Ein kühles Gefühl bildete sich zwischen seinen Fingern, wie wenn man Seide aneinander rieb, aber diese hier erwärmte sich nicht. So richtig hatte Kazel sich mit dem Zeitgefüge noch nicht beschäftigt und Tod hatte ihm gesagt, dass Kazel SEINE Umwelt, sein Leben sehr wohl beeinflussen konnte. Anscheinend hatte Kazel auch schon eine gute Idee dazu:
"Wenn Vaklav Maclyn Teil der Stadtgarde ist, sollte man ihn doch kontaktieren können, nicht wahr? Lass ihn herbringen, falls es dir möglich ist...“
Rinal nickte dienstbeflissen. Das waren klare Anweisungen.
„Ich werde seinen Dienstplan erfragen und euren Wunsch übermitteln. Er wird sicher frei gestellt.“
„...Die ... andere Anweisung betrifft meine Ta... unseren Gast. Starle Tenebrée."
Kazel schluckte. Oh, wie sehr widerstrebte es seinem inneren Hass auf diese Frau, die folgenden Worte nun auszusprechen. Aber es musste offenbar sein. Konnte er sie überhaupt töten, wenn ihre Sanduhr doch noch so voll und groß war? Abermals bildeten sich Zweifel und Unsicherheit in ihm, aber auch hier hatte er einen Plan:
"Geh zur ihr. Teil ihr mit, dass ich mich Gedanken darüber mache, sie einfach gehen zu lassen ... konsequenzlos. Ich stelle lediglich die Bedingung, dass die Frauen in ihrem Bordell, die du, Rinal, erwähnt hattest, hierher gebracht werden sollen. Sie werden dem Sammler unterstellt und stehen dem Haus Tenebrée nicht mehr zur Verfügung. Starle wird hierbleiben, bis beide Frauen hier eintreffen. Entweder stimmt sie diesen Bedingungen zu oder ... sie wird mit Konsequenzen gehen müssen."
Töten kann ich sie nicht, aber...
Kazel erschauderte und seine Gedanken nahmen kurz den Weg in eine sehr dunkle Richtung... aber, Nein! Er war nicht Sademos. Er würde seine Tante nicht foltern. Zissus sah Kazel kurz zweifelnd an und meinte nur leise:
„Bist du sicher?“
Aber ich kann sie nicht töten ... oder wäre das letztendlich doch besser? Hätte es Auswirkungen?
Kazel war sich noch nicht sicher und das war auch offensichtlich. Zissus meinte zu Rinal:
„Kümmer dich erst um den ersten Auftrag und komm dann wieder.“
Das Diamantauge salutierte und eilte schnell davon. Zissus berührte Kazel sanft an der Schulter.
„Lass dir Zeit. Überstürze nichts.“
Kazel musste wirklich noch darüber nachdenken und hoffte einfach, seine Tante würde auf den Tausch eingehen. Ihre Freiheit für die der beiden Frauen, die Rinal so am Herzen lagen. Außerhalb des Bordells wären sie sicherer und bestimmt gab es in Sademos' Anwesen etwas für sie zu tun. Oder sie flohen, gemeinsam mit allen, die gehen wollten.
„Wir wissen noch nicht einmal, wer diese Mädchen sind, oder was Starle anstellen würde, wenn sie auf freiem Fuß wäre. Komm erst einmal zu Ruhe und kümmer dich um Janay. Sie braucht dich. Ich kümmer mich derweil um … alles andere. Das gibt mir eine Aufgabe und ich denke nicht so viel nach. In Ordnung? Ich weis, du willst am liebsten hier weg, aber nicht alle werden fliehen wollen. Lass uns nichts aus dem Bauch heraus entscheiden.“
Kazel hatte diese Idee von ihrer Flucht noch nicht ausgeschlagen, auch wenn er nicht wusste, ob er selbst noch hierbleiben müsste um vielleicht mit Tod hier noch ein paar Aufträge zu erledigen. Das hing von den kommenden Aufträgen des Gevatters ab. Da Kazels Gedanken sich gerade darum drehten...
„Keine Sorge, im Moment hab ich nichts akutes für dich. Und wenn du deine Tante töten willst, dann töte sie. Die Konsequenz ist dann nur, dass du mit dieser Tat auf deiner Seele leben musst. Auf unser Verhältnis hat das keinen Einfluss.... solange du nicht 'meine Fähigkeiten' dafür verwendest. Töte sie wenn du willst in deiner 'Freizeit', aber lass die Kutte dabei aus. ... Bei deinem nächsten Auftrag für mich, werde ich dich begleiten. Vielleicht verstehst du dann, dass der Tod kein Mörder ist, sondern ein Wegbegleiter. Das Sterben haben sich die Sterblichen in den meisten Fällen selbst zuzuschreiben, führen es herbei, oder werden von anderen getötet. Wir bringen sie nur in die nächste Welt. Sademos und sein Handel mit dem Harax waren da eher eine Ausnahme. So läuft es normaler Weise nicht. Also... Kümmer dich erst einmal um deine Angelegenheit und... wie gesagt, probier ruhig mal was aus. Wir sehen uns bald.“
Damit war das Gefühl von Kälte ins einem Geist wieder verschwunden und Kazel ließ seine Gedanken weiter um mögliche 'Raum-Ziele' drehen. Wen er in jedem Fall noch würde aufsuchen müssen, wäre Kuralla. Die seltsame Goblinoma hatte darum gebeten. Vielleicht würde Kazel die Kutte ausprobieren, um einen Sprung in ihr Heim zu wagen. Hatte Tod nicht erwähnt, dass es leichter war, wenn er zu bekannten Orten reiste? In Kurallas siffiger Wohnstube war er schon gewesen. Und er sollte sich ausprobieren. Das Ziel klang etwas, das er erreichen könnte. Doch nicht jetzt. Jetzt war aber noch nicht die Zeit dafür. Er schaute zu Zissus.
"Ich glaube, ich hab gehört, dass Janay wieder wach ist ... sollte ich zu ihr? Sie ist panisch geworden, als sie mich vorhin gesehen hat."
Er berührte Zissus am Arm, um dessen Aufmerksamkeit zu gewinnen, der den Vorhang ansah, als könnte er Löcher hinein starren. Die Berührung bewirkte, dass er Kazel wieder ansah.
"Das eben tut mir leid. Es lief nicht wie geplant. Ich hoffe, ich hab dich nicht zu sehr erschreckt. Und falls ich die Erlaubnis erhalte, darüber zu sprechen, erkläre ich es dir."
„Die hast du. Ich glaube, er würde sonst sehr bald an seiner geistigen Gesundheit zweifeln und seine Seele ist im Moment nicht so stabil. Sein Leid macht ihn anfällig für ...ungesunde Gedanken.“
Ja. Ihn würde er einweihen. Neben Janay vertraute er ihm noch am meisten. Und dem Gevatter. Zissus nickte und starrte dann auf die Pfütze am Boden, die gerade ein Bediensteter weg zu wischen begann. Der junge Mann trug nichts außer einem Lendenschurz, was in das sklavenhafte Verhältnis des Hauses passte. Sollte dieser Ort jemals ein 'neues Heim' werden, so musste man noch einiges ändern und es gab noch viele Seelen hier, die teils aus reiner Gewöhnung, teils aus Angst oder einfach aus Unwissenheit noch blieben. Wenn offiziell heraus kam, dass der Sammler tot war, dann würde sicher so manch eine dunkle Seele dort draußen versuchen sich auf sein Erbe zu stürzen.

Janay (zusammen):
Was war schlimmer? Schlafen und träumen – oder wach sein?
**Schnipp**
"Lass das!"
, verlangte sie mit kaum hörbarer, leiser Stimme und atmete auf, als es endlich vorbei war. Dann schaffte sie es zu ihm hoch zu sehen. Sie öffnete ihren Mund, wollte etwas sagen, was auch immer das sein sollte, als auf der anderen Seite Bewegung in die Anwesenden kam.
Janay blinzelte ein wenig irritiert und hätte vielleicht gar nicht so sehr darauf geachtet, wenn nicht plötzlich ein Name gefallen wäre, der sie wie elektrisiert zusammen zucken ließ. Ihre Augen weiteten sich und ihr Kopf drehte sich so abrupt zur Seite, als könne sie durch die Stoffbahnen hindurch etwas sehen, wenn sie nur intensiv genug starrte, dass ihr leicht schwindelig wurde dabei. Mit einem leisen Stöhnen wollte sie sich an den Kopf greifen, doch die Fesselung hinderte sie dabei, wodurch es beim Zucken ihres Armes blieb. Gleichzeitig versuchte Oriel sie zu beruhigen:
„Bitte... still liegen!“
Janay versuchte sich nun erst einmal auf sich konzentrieren, um den Halt in dieser massiv schwankenden Wirklichkeit nicht zu verlieren, sodass ihr ein paar Sätze des Berichts entgingen, oder besser gesagt, der Großteil. Eine Stimme, direkt neben ihr, zog ihre Aufmerksamkeit auf sich, sodass sie blinzelnd den Kopf zu dessen Träger drehte.
"Wo...?"
, begann sie, atmete tief durch und wechselte die Sprache, auch wenn sie dabei bei weitem nicht besser klang, so heiser und ausgedörrt war sie.
"Wo bin ich? Was ist passiert? Wieso... bin ich gefesselt?!"
, wisperte sie und verpasste dadurch, was weiterhin auf der anderen Seite der Bahnen geschah. Sie war schlichtweg noch zu schwach, um sich auf zwei Dinge gleichzeitig konzentrieren zu können. Weiter schlafen war wirklich eine gute Option! Aber noch etwas Dringendes meldete sich. Ihre Wangen röteten sich leicht und sie verzog ein wenig das Gesicht vor Ungemach, ehe sie ein wenig verlegen nuschelte:
"Mach mich los. Ich... ich muss mal... jetzt!"
Der Mann wirkte mit einem Mal unglücklich und zog die Brauen zusammen.
„Tut mir leid, dass geht nicht. Es ist aber ein gutes Zeichen, dass sie spüren Urin lassen zu müssen! Aber ich werde ein Becken unter sie schieben, dann können sie es laufen lassen. Wenn es ihren unangenehm ist, wenn ich als Mann das tue, dann hole ich meine Schwester. Sie wird euch auch besser erklären können, was geschehen ist. Soll ich euren Gatten herein holen?“
Gatten? War sie in der Zwischenzeit verheiratet worden? Ihr fragendes Gesicht animierte den Mann weiter zu sprechen:
„Euren Mann, den Verwalter... er wartet schon die ganze Zeit draußen. Oh.. ist das falsch? Verzeiht. Ich nahm an... nun ist ja auch egal. Ich sage ihm bescheid, dann kann ich auch meine Schwester holen.“
Damit stand er von ihrer Seite auf und ging hinter sich zum Vorhang., schlug ihn beiseite und verschwand. Aber für den Bruchteil einer Sekunde hatte Janay und Kazel sich sehen können. Nur fanden sie auch wieder zueinander?
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Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L, 0F
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Samstag 8. Oktober 2022, 19:17

Es ging schon wieder los. Das größte Problem an den Aufgaben, die Kazel übertragen wurden, war, dass er sie sich aufbürdete mit dem Gedanken, sie nicht liegen zu lassen. Er wollte eben nichts in Vergessenheit geraten lassen und irgendwo konnte man es verstehen. Im Neldoreth liefen noch der Warg Terror und der namenlose Ork herum, den er von seinem Maulgestell befreit hatte. Die Leoniden würden auf seine Unterstützung ebenso verzichten müssen wie die Bruderschaft des Lichts. Er hatte weder nach dem kränklichen Jungen und dem Hybriden aus den Kerkern schauen, noch ein Wort zu Nessajas Verlust an die übrigen Hybriden richten können. Wie es ihnen wohl ging? Sogar Sademos' Kristall würde noch ungestört an der Decke des Salons hängen, hätte Tod sich nicht seiner angenommen. Zu viele Dinge wurden vergessen, weil in zu kurzer Zeit zu viel geschah und eigentlich musste man doch alles berücksichtigen. Dieser Druck belastete und was Kazel über all dem noch nicht verinnerlicht hatte war, dass er als Lehrling des Todes - als sein Geselle, der ihm am nicht vorhandenen Herzen lag! - doch gerade eine Sache im Überfluss hatte: Zeit.
Wie gut, dass er mit dieser Bürde nicht allein war. Zissus stand ihm bei. Er musste sich nur auch daran erinnern. Seine Berührung an Kazels Arm fühlte sich befremdlich an, aber keineswegs unangenehm. Doch wenn man sonst nur die Kälte des Gevatters spürte, war Körperwärme tatsächlich mit einem Mal ungewohnt. Erst Recht, wenn man so lange keine Chance mehr auf eine Umarmung der Liebsten hatte wie Kazel. Er schaute Zissus an.
"Lass dir Zeit. Überstürze nichts."
Diese wenigen Worte reichten aus, um Spannung aus dem Körper des Mischlings zu nehmen. Er lächelte schwach, aber ehrlich. Dann schob er seine Hand über Zissus' Finger, um diese sanft zu drücken. Es war eine Geste der Dankbarkeit, aber auch ein Moment der Erkenntnis. Er benötigte Zissus an seiner Seite. Der Pfauenelf behielt einen klaren Kopf, wo Kazel vollkommen überfordert war. Er stoppte seine panische Stolperei durch das Gefüge der Welt mit nur einer einzigen Erinnerung, dass er sich doch Zeit nehmen konnte. Normalerweise erwartete man diese Besonnenheit von einem liebenden Partner, aber da Kazel und Janay in dieser Hinsicht beide wirr flatternde Motten vor dem Licht waren, konnten sie sich nicht aufeinander verlassen. Im Gegenteil, sie würden einander nur anstacheln. Zissus war ein Ruhepol, den Kazel mehr denn je brauchte. So war seine Bewegung rein instinktiv, als er nach der Hand des anderen Elfen griff, um dessen Finger mit seinen zu verflechten. Es besaß keinen romantischen Hintergedanken. Kazel suchte Halt und je enger er sich mit Zissus verband, desto mehr beruhigte es ihn. Er durfte sich jetzt keinen Aufgaben widmen, die ihn vom Mischling entfernen würden und das sagte Kazel ihm auch: "Lass Vranyk sich darum kümmern. Wenn ihn etwas überfordert, soll er sich Hilfe bei unseren Verbündeten suchen. Schlange ist fähig, Hopp einfühlsam und ... oh, wie hieß der Bär noch gleich? In jedem Fall ist er stark. Wenn sie helfen wollen, werden sie zurechtkommen und mir eine Menge Arbeit abnehmen können, damit ich ihnen auch wieder schneller helfen kann." Er rückte enger an Zissus heran und senkte die Stimme etwas. Außerdem wechselte er ins Lerium, wenngleich das an einem Ort wie Morgeria kein Garant war, unverstanden zu bleiben. "Ich weiß, du könntest es noch besser und es würde dich ablenken, aber ich brauche dich hier. An meiner Seite. Du wirst mich ablenken müssen und einen vernünftigen Blick über meine Entscheidungen haben müssen."
Dass Zissus dazu in der Lage wäre, ließ allein auf sein Alter schließen. Verglich man seine Lebenserfahrung mit der Kazels, so war die des Mischlings doch erschreckend gering. Berücksichtige man allerdings dessen Alter, konnte man zumindest auch seine Überforderung bei so vielem nachvollziehen. Er mochte in reinen Jahreszahlen aus Sicht eines Menschen bereits das Erwachsenenalter erreicht aber. Unter den Elfen war er mehr oder weniger noch ein Kind. Eines, dem viel zugemutet wurde. "Bitte, lass mich jetzt nicht allein zurück, Zissus. Sobald es geht, hast du mehr als eine Erklärung für alles gut bei mir. Ich würd's dir sogar versprechen, wenn ich wüsste, dass ich die Zeit finde, es zu erfüllen." Er seufzte. Zeit war ein komisches Element der Welt. Tod hatte sie im Überfluss. Kazel konnte sie manipulieren, wenn er sich nur die Kutte überstreifte und dennoch schien er nicht im Ansatz genug davon zu besitzen.
Verliere ich nun eigentlich weiterhin Zeit meines eigenen Lebens, wenn ich auf die Kutte zurückgreife? Nicht, dass es ihn störte. Kazel hatte sich bereits damit arrangiert, aber es könnte seine Experimentierfreudigkeit und einige Taten im Schutz der Kutte beeinflussen. Er würde deutlich bedachter mit dieser Fähigkeit umgehen, wenn sie ihn Zeit mit Janay kosten könnte.
Janay...
Er glaubte, jenseits der Vorhangtücher bereits Stimmen gehört zu haben. Ein Wispern, dessen genauen Wortlaut er nicht ergründen konnte, der ihm aber mehr als vertraut erschien. Da war aber auch noch eine andere Stimme. Dessen Besitzer tauchte nun endlich bei ihnen auf. Er schob für den Bruchteil von Sekunden die Tücher beiseite, so dass Kazel einen flüchtigen Blick auf Janay erhaschen konnte. Sein Herz machte einen Hüpfer und stach zur gleichen Zeit. Sie lag noch immer gefesselt, so viel hatte er gesehen. Aber sie schien wach zu sein. Sehnsucht erfüllte seinen Körper. Kazel wollte zu ihr. So beantwortete er sich selbst die Frage, die er eben noch Zissus gestellt hatte. Der Pfau würde mitkommen müssen. Kazel ließ dessen Hand nicht los. Sollten doch Gerüchte im Haus des Sammlers entstehen!
Der arme Zissus. Was würde man in den nächsten Tagen wohl alles hinter seinem Rücken tuscheln? Er hatte jemanden auf dem Grundstück mit reichlich Sorgfalt begraben. Nur der engste Kreis wusste, dass es Sademos' Überreste waren. Überhaupt ließ der Sammler sich in der Öffentlichkeit bisweilen nicht mehr blicken. Dafür gab es einen neuen Verwalter, der reichlich Hektik in das Anwesen brachte und das mit eigenen Belangen. Wie lange würden die Sklaven und Bediensteten das tolerieren? Nun, vermutlich so lange wie Sademos ihn tolerierte und so lange wie er das neue Liebchen des Gärtners war. Zissus hielt Händchen mit ihm! Dabei führte dieser seltsame Elfenpartner Selbstgespräche. So ganz klar im Kopf konnte er nicht sein. Aber Zissus schien ihm verfallen, nicht wahr? Er vergaß über Kazel hinaus ja sogar die eigenen Bedürfnisse, hatte er sich doch im Flur des Hauses eingenässt! Solche und andere Gerüchte würden wohl schon bald in der Küche der Klatschfreudigen brodeln und immer wieder neu angefacht werden.
Kazel dachte nicht darüber nach. Für ihn zählte jetzt, dass Zissus in seine Nähe blieb, um ihm Halt zu geben und die Stimme der Vernunft zu spielen. Sogar der Gevatter befürwortete es. Ansonsten hätte er Kazel nicht darauf hingewiesen, dass die Seele des Pfauenmannes angeschlagen war und daraus dunkle Gedanken entspringen könnten. Kazel drückte Zissus' Hand nur noch fester. Er hatte ihm nichts versprochen, aber einen weiteren Punkt auf seine imaginäre Prioritätenliste gesetzt. Er würde mit Zissus einmal in Ruhe sprechen müssen. Oh, er müsste mit so vielen reden! Er wollte es tun, sobald er den obersten Punkt der Liste für sich erfüllt hätte.
Janay wartete.
"Ich will zu ihr." Es war keine Bitte an Oriel, den er überhaupt nicht zu Wort kommen ließ. Es war ein Hinweis. Kazel mochte in den letzten Augenblicken reichlich unsicher über sich und seine eigene Einflüsse in der Welt geworden sein, aber nun zeigte er endlich mal etwas Durchsetzungsvermögen. Es ging hierbei aber auch um Janay. Er ließ sich jetzt nicht mehr aufhalten. Seine Sehnsucht war zu groß. Wahrscheinlich wäre nur der Mann an seiner Hand noch dazu in der Lage ... oder Janay selbst. Sollte sie wieder in Panik geraten, würde Kazel sich so eilig zurückziehen wie er konnte. Sie war verletzt, soviel wusste er. Da wäre es besser, sie nicht zu beunruhigen. Trotzdem hoffte er, sie würde ihn ebenso gern sehen wollen wie umgekehrt.
Kazel schob den Vorhangstoff beiseite, um den hinteren Bereich mit seiner gefesselten Liebsten zu betreten. "Janay ... wie fühlst du dich?", grüßte er sie mit dem Wissen, dass sie lebte - sie und die Kinder - aber mit der Sorge, dass der nächste Schrecken im Hinterhalt lauerte. So langsam lernte er dazu.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Sonntag 9. Oktober 2022, 20:23

Wann hatte dieser Alptraum, ganz gleich, ob wach oder schlafend, endlich ein Ende? In ihren Träumen wurde sie aus einer Mischung aus Erinnerungen, Hirngespinsten, schlechtem Gewissen und sicherlich noch einigem anderen heimgesucht, kaum, dass ihr Bewusstsein von der Wirklichkeit losgelöst war. Und wenn sie in diese zurück kehrte, hatte sie Schmerzen, war gefesselt und wurde mit einem Schnipsen direkt bei ihrem empfindlichen Elfenohr gequält. Es war zu ihrer Erleichterung rasch vorbei.
Was jedoch nicht bedeutete, dass ihre Situation wahrlich besser wurde. Nein, im Gegenteil. Auf der anderen Seite der Stoffbahnen fiel ein Name, der sie zu einer viel zu raschen Bewegung reizte, wegen derer ihr schwindelig und auch leicht übel wurde. Damit nicht genug, erinnerte sie eine unbewusste Geste daran, dass sie weiterhin gefesselt war und sich somit nicht gegen all das wehren konnte, was man mit ihr machen wollte.
Zwar hegte sie im Moment keine sonderlich große Furcht davor, da sie Kazel und auch Zissus in der Nähe wähnte. Aber... trotzdem stimmte irgendetwas nicht und das bereitete ihr weiterhin Unbehagen.
Eigentlich wollte sie es ja auch gar nicht zu genau wissen, jedoch... etwas in ihr drängte danach, es heraus zu finden. Und obendrein ein anderes Problem zu beseitigen, für das sie hoffentlich endlich losgebunden werden würde!
Allerdings musste sie dafür auch reden und das bereitete ihr Schwierigkeiten. Ihr Mund fühlte sich wie ausgedörrt an und ihre Stimmbänder schienen noch eingeschlafen zu sein, doch schlussendlich gelang es ihr, sich halbwegs verständlich auszudrücken. Zumindest hoffte sie das! Auf jeden Fall war ihre Forderung, die nach ihren dringlichsten Fragen folgte, drängend und sollte deutlich machen, dass das Ganze nicht wirklich Zeit für Aufschub gewährte.
Die Miene, die der Mann zeigte, bedeutete schon wenig erfreuliches, seine Worte hingegen... Janays Augen wurden groß, ihre Wangen noch roter und sie stieß ein kleines, entsetztes Keuchen aus. "Was?! Das ist ja wohl ein schlechter Scherz!", entkam es ihr auch prompt in ihrer Muttersprache und einem Tonfall, der sehr deutlich zeigte, was sie von dieser Option hielt.
Nie und nimmer! Das würde sie niemals tun! Da hielt sie es lieber zurück, bis Kazel da wäre und endlich durchsetzen könnte, dass man sie losband, ganz egal, wie sehr es ihr Schmerzen vor lauter Druck bereiten würde! Oh, Manthala, allein diese Ankündigung war entwürdigend ohne gleichen!
Während sie noch mit ihrer Empörung kämpfte, drang etwas anderes an ihre Ohren und lenkte sie einen Moment lang tatsächlich davon ab. Blinzelnd sah sie zu dem Mann hoch.
Gatte? Was sollte das nun wieder?! Sie hatte eine kleine, noch brüchige Beziehung mit dem Mischling angefangen, ja, und sie erwartete ein Kind von ihm... theoretisch. Aber verheiratet? Was hatte sie in ihren Träumen noch verpasst?! Oder... war sie womöglich gerade gar nicht wach, sondern erlitt erneut einen Alpdruck? Ja, das musste es sein, nur das konnte es sein! Oder...?
Während sie noch mit ihren Gedanken rang und darum, herauszufinden, was denn nun der Realität entsprach, verschwand der Mann kurzerhand von ihrer Seite. Blinzelnd drehte sie den Kopf, als sie eine neuerliche Bewegung wahrnahm und erst dadurch bemerkte, dass sich ein Wechsel vollzogen hatte. Nicht mehr diese fremde Person mit den unerhörten Vorschlägen war in ihrem Blickfeld, sondern... Kazel!
In ihre Augen traten Tränen, als sie ihn bewusst entdecken konnte, und zugleich schimmerte auch ein Hauch von Freude darin. Noch immer lauerte die Angst im Hintergrund, dass sie erneut versagt hatte. Und dennoch... dieses Mal war sie etwas ruhiger und erlitt keine erneute Panikattacke, nur, weil sie den möglichen Vater sah.
Den Elf, der ihr das Herz gestohlen hatte, obwohl sie sich damals eigentlich nur auf ihn eingelassen hatte, damit er ihre Herkunft nicht verriet. Jedoch... war das noch wichtig? Sie mochte ihn, ja, fühlte noch so einiges mehr, und es war schön, ihn zu sehen. Immerhin, er machte ihr keinen Vorwurf... noch nicht zumindest! Das wollte sie nutzen, in der Hoffnung, endlich befreit zu werden und auch Antworten zu bekommen.
"Kazel...", wisperte sie und hätte ihm so gern die Hand entgegen gestreckt, um ihn schneller zu berühren. Allein, die Fesseln verhinderten es. So musste sie warten, bis er zu ihr trat und von sich aus nach ihr griff, sofern er es tun würde. Sofern sie ihm nicht bald zuwider wäre, sobald er wüsste, dass sie... Sie schloss mit einem leisen, gequälten Laut die Augen und versuchte, diese Gedanken zu verbannen, um sich später damit zu befassen.
Als sie die Lider wieder anhob, sah sie bittend zu ihm hoch. "Kazel... was ist hier los? Warum... warum lieg ich hier so...? Wieso bin ich gefesselt? Irgendetwas stimmt nicht mit mir, oder? Sag es mir, bitte! Hab... hab ich... versagt...?" Bei dem letzten Wort brach ihre Stimme wie ein dünner Ast in einem verschneiten Winterwald, auf den man trat, weil man ihn nicht gesehen hatte, obwohl man eigentlich aufpassen wollte. Sie konnte eben nicht aus ihrer Haut heraus und die Angst in sich sonderlich lange verbergen.
Denn sie hatte in ihrer Position keine andere Möglichkeit, um nachzusehen oder zu spüren, was mit ihr nicht stimmte. Zwar könnte sie auch in vollkommener Freiheit nicht ergreifen, ob die Frucht in ihrem Leib noch lebte, aber... sie könnte wenigstens nachsehen, ob sie blutete.
Schließlich wusste sie noch nicht oder hatte es bereits wieder vergessen, wie lange sie hier schon lag. Also ging sie davon aus, dass es nicht allzu lange her sein konnte, auch wenn sie verschiedene Träume durchlebt hatte. Ihr Zeitgefühl hatte sich generell seit diesem schmerzhaften Zusammenstoß verabschiedet und war noch nicht zurück gekehrt.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Montag 10. Oktober 2022, 01:43

Ohne Zissus ging es nicht. Der Dunkelelf musste Kazel also zwangsläufig hinter die Vorhänge begleiten, ob er nun wollte oder nicht. Aber der Mischling hielt ihn so fest im Griff, dass man befürchten musste, seine Adlerkrallen brachen hervor und könnten in die Haut des anderen pieksen. Er ließ Zissus erst los, als er Janay erreichte. Der Anblick ihrer Fesselung bereitete ihm immer noch Unbehagen, obgleich man Kazel erklärt hatte, warum es nötig war. Sie sollte still liegen.
Sie lebt... Das rief er sich selbst sofort in Erinnerung, klammerte sich an den Strohhalm, den des Gevatters Worte ihm gereicht hatten. Es war die einzige Hoffnung, die ihm blieb, um nicht erneut zu verzweifeln. Aber seine Sorge nahm etwas ab, als diese Hoffnung bestätigt wurde. Janay lebte. Sie war wach und Tränen bildeten sich in ihren Augen, als ihr Blick auf Kazels traf. Er presste sofort die Lippen fest aufeinander. Wenn sie erneut in Panik geriet, würde sie unruhig. Das war nicht gut für die Verletzung.
Sofort war Kazel an ihrer Seite, kniete sich zu ihr hin. "Bleib ruhig, ich bin da. Ganz ruhig, es ist alles gut." Selbst wenn es eine Lüge war, so sorgte er sich im Augenblick nur darum, dass seine Liebste nicht erneut ob ihres Zustandes panisch wurde. Er streckte die Hand nach ihr aus, wollte - musste! - sie berühren. Seine Finger drückten die ihren, welche noch immer in der Fesselung feststeckten. Dann hob er die Hand zu ihrer Wange, um sie zu streicheln. Er schob ihr Haar beiseite, damit er an ihrem Spitzohr entlang streichen konnte. Am liebsten hätte er sie fest in eine Umarmung gezogen, doch er wusste, dass es nicht möglich war. Noch nicht. So versuchte Kazel, ihr so viel Zuneigung zu schenken, wie ihm möglich war, ohne sie zu bewegen.
Dass man ihn bereits für Janays Gatten hielt, war ihm überhaupt nicht bewusst. Er hätte es wohl auch mit einem wehleidigen Seufzen dementiert. Immerhin hatte sie seinen Antrag abgelehnt. Doch jetzt war auch nicht die Zeit dafür und Kazel ahnte ja nicht, dass man Janay bereits an seine Seite dichtete. Für ihn war nur wichtig, dass sie wieder genesen würde. Er ahnte so wenig...
"Kazel... was ist hier los? Warum... warum lieg ich hier so...? Wieso bin ich gefesselt? Irgendetwas stimmt nicht mit mir, oder? Sag es mir, bitte! Hab... hab ich... versagt...?"
Oh, er wollte ihr alle Fragen beantworten. Dabei wusste er doch kaum etwas über ihren Zustand! Doch ihre Frage, an der ihre Stimme beinahe zu brechen drohte, hinderte ihn mehr daran als mangelnde Antworten. Mit beiden Händen umfasste er zärtlich ihr Gesicht und schaute ihr tief in die Augen. Seine waren tiefblaue Wogen eines weiten Ozeans, dessen Wogen nur in Sorge um Janay aufgewühlt hochschwappten. "Versagt?", wiederholte Kazel fragend. "Du hast mir das Leben gerettet und dein eigenes riskiert. Wie könntest du von Versagen spre...?" Er stutzte. Ihm kam ein Gedanke. Er senkte die Lippen zu ihr nieder und küsste ihre Nasenspitze. "Hab keine Angst. Ihr lebt, ihr alle. Mein Meister hat es mir versichert. Ich soll Vertrauen haben. Es wird alles gut. Oh, Janay, ich bin so froh, dass du noch bei mir bist. Ihr alle drei."
Wie Janay diese Worte nun interpretierte, blieb ihr vorbehalten. Hatte sie inzwischen realisiert, dass dort mutmaßlich zwei Seelchen unter ihrem Herzen heranwachsen wollten? Oder würde sie in Zissus den Dritten sehen, von dem Kazel sprach? Er ging nicht weiter darauf ein. Stattdessen streichelte er Janays Gesicht, Haar und Ohren, wo er nur konnte. Es beruhigte auch ihn selbst. "Du sollst dich nicht zu viel bewegen. Du hast viel Blut verloren und wir brauchen Hilfe durch deine Schwester. Sie wird kommen, Janay. Ich hoffe, das verschreckt dich nun nicht. Aber ich lasse sie herbringen. Sie muss dir helfen, gesund zu werden." Kazel bemerkte, wie viele Informationen er gerade auf seine Liebste niedeprasseln ließ und dass es sie nur überfordern konnte. Er schüttelte den Kopf. "Verzeih, ich ... ich muss selbst erst einmal Ruhe finden. Aber ich bleibe bei dir, so lange du mich brauchst. Alles andere ist nicht wichtig." Celcia könnte untergehen und er würde nicht freiwillig von ihrer Seite weichen. Nicht, solange man ihn nicht dazu zwang. Der Gevatter könnte es oder ein neuerlich schreckliches Ereignis. So aber wollte er jetzt für Janay da sein.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Montag 10. Oktober 2022, 09:51

Es tat ihr, trotz allem, gut ihren Liebsten zu sehen. Er lebte und er betrachtete sie nicht mit Abscheu oder Hass oder sonstigen negativen Gefühlen, die ihr sonst womöglich das Herz gebrochen hätten. Und trotzdem schmerzte es sie auch, weil sie weiterhin viel zu große Angst davor hatte, erneut einen Verlust verursacht zu haben, an dem sie in ihren Augen alleinige Schuld trug. Ihr Körper hätte versagt, sonst nichts.
Daran, dass oftmals die Natur selbst aus guten Gründen entschied, ob es Leben geben würde oder nicht, dachte sie nicht. Ebenso wenig kam es ihr in den Sinn, dass sie sich in diese Annahme aufgrund einer schlechten Erfahrung verrannte. Doch zuerst kam Kazel zu ihr, griff nach ihrer Hand und sie versuchte, diese Berührung zu erwidern.
Wenigstens waren ihre Finger nicht einzeln ebenfalls fixiert worden, sodass sie diese mit den seinen verflechten konnte, sobald er den richtigen Winkel dafür gefunden hatte. Oh, wie gut das tat, ihn zu spüren, seine Haut, seine Wärme, seine Festigkeit, seinen wahren Körper!
Einen Moment lang schloss sie mit einem leisen Seufzen die Augen, in dem Versuch, es zu genießen. Aber die Gedanken kreisten zu sehr in ihrem Kopf, weswegen sie nicht in der Lage war, Ruhe zu finden.
Langsam hob sie ihre Lider wieder an und sah traurig zu ihm hin, obwohl sie sich um ein kleines Lächeln bei seinen beruhigenden Worten bemühte. Denn in ihren Ohren klangen sie wie eine Lüge, gut gemeint, jedoch viel zu offensichtlich. Warum auch sonst war sie hier gefesselt und hatte das Gefühl, an einigen Stellen wund gelegen zu sein? Jedenfalls drückte es und zwar nicht nur ihre Blase!
"Ja, du bist da...", wisperte sie und wollte sich allein an diesen Umstand klammern, so wie an seine Hand, solange es ihr noch möglich wäre. Denn lange würde es so nicht mehr sein, davon war sie felsenfest überzeugt. Und dann... dann würde sie erst einmal nicht weiter wissen.
Jetzt allerdings berührte er ihre Wange, strich durch ihr Haar und widmete sich kurz darauf ihrem Ohr. Die junge Frau zuckte leicht zusammen und schlug kurz die Augen nieder, während sie sich auf die Unterlippe biss. "Das kitzelt...", nuschelte sie und hätte dieses sanfte Streicheln dennoch nur zu gerne genossen.
In den letzten Jahren hatte sie ihre Ohren oft unter ihren Haare verborgen, wohlweißlich, um eben nicht als Elfe enttarnt zu werden. Umso intensiver fühlte es sich nun an, als er sie dort berührte und sie noch dazu keine Scheu deswegen haben musste. Er wusste, was sie war, und er war selbst ein Elf. Da brauchte sie wegen ihrem Blut eben keine Scheu zu haben. Nur bezüglich ihrer Herkunft... wenngleich das wiederum ein vollkommen anderes Thema war.
Ob er inzwischen herausgefunden hatte, welch bedeutungsloser Familie sie entstammte im Vergleich zu ihm? Irgendetwas war ja auch wegen ihrer Schwester gewesen! Aber das musste warten, zuerst musste sie ihre Fragen stellen, die so sehr über ihre Lippen drängten.
Seine Reaktion raubte ihr im wahrsten Sinne des Wortes den Atem. Er löste seinen Griff aus ihrer Hand und sie war nicht in der Lage dazu, nach ihm zu haschen, um ihn daran zu hindern. Doch bevor ihr das seelische Pein verursachen konnte, legte er seine beiden Hände auf ihre Wangen und kam ihr ganz nah, sodass sie trotz ihrer tränenverschleierten Sicht seine Augen erkennen konnte, ebenso wie den sorgenvollen Ausdruck darin. Das salzige Nass zog seine Bahnen an ihren Schläfen entlang und hinterließ dort eine kühlende Spur, während sie ihm zu zuhören versuchte.
Das war gar nicht so einfach, schließlich war er ihr mit seinem eigenen Antitz endlich wieder sehr nah und ihre Angst zugleich dermaßen groß, dass es ihre gesamte Konzentration einfordern wollte. Sie war erleichtert darüber, dass er lebte und sie nicht verabscheute, ja, definitiv! Allerdings war da noch etwas und das könnte ihn vertreiben...
Und genau da stutzte er, schien ein wenig zu begreifen und sorgte zugleich bei ihr dafür, dass ihr das Herz stehen zu bleiben drohte. Anstatt sich jedoch von ihr zurück zu ziehen, kam er noch näher und küsste sie auf die Nase, dass sie diese unwillkürlich ein wenig kraus zog. Auch das kitzelte, auf eine angenehme Art und Weise, obwohl es eindeutig der falscheste aller Zeitpunkte für so etwas war!
Und dann... endlich... erlöste er sie, dass ihre Tränen noch stärker zu fließen begannen. "Es... es... lebt...?", hauchte sie kaum hörbar und voller Furcht, ihn falsch verstanden zu haben und umsonst zu hoffen. "I... ich... ich habe nicht... versagt...?", fuhr sie fort und musste blinzeln.
Da war noch etwas in seinen Worten gewesen, etwas, das sie irritierte. "Wir... wir drei...?", hakte sie nach und sah, wohl aus einer kleinen Eingebung heraus, flüchtig auf die Seite und konnte dadurch Zissus entdecken.
Er war bei dem Treffen nicht dabei gewesen und trotzdem... ja, auch er hatte Schlimmes hinter sich und war wohl gefährdet gewesen, dennoch war er jetzt ebenfalls hier. Ja, so musste es sein, das musste Kazel damit meinen.
Ein feines, kleines Lächeln schickte sie in Richtung des Pfauenmannes, ehe sie wieder zu ihrem Liebsten sah. "Ja, wir drei...", bestätigte sie dann in dem Irrglauben, dass er eben auch diesen Mann miteinbezogen hatte.
Erneut begann der Mischling, sie zu streicheln, und da sie nun von ihm gehört hatte, dass sie das winzige Leben wohl nicht verloren hatte, konnte sie sich auch etwas mehr entspannen, um diese Berührungen zu genießen. Obwohl weiterhin die Tränen flossen, senkte sie ihre Lider und wollte sich an die Handfläche schmiegen, wann immer es ihr kurzfristig gelang. Dabei hörte sie ihm mit halben Ohr zu, bis er etwas ansprach, dass sie trotz aller Fesselung zusammenzucken ließ.
Abrupt sah sie ihn wieder an und zurück kehrten die Gefühle des letzten Traumes: Schuld und schlechtes Gewissen. "Nein...", flüsterte sie, schluckte schwer und versuchte, den Kopf zu schütteln, ohne, dass ihr wieder schwindelig werden würde. Es war nur eine kleine Bewegung, mehr wagte sie nicht.
Dafür stand in ihrem Blick umso deutlicher das Leid, das in ihrem Inneren tobte. "Nein, tu das nicht! Ich... ich..." Sie konnte ihn nicht länger ansehen und musste die Lider erneut senken. "Ich hab ihr doch schon so viel angetan...", wisperte sie kaum hörbar und musste mehrmals schlucken bei der Erinnerung an die Bilder, die ihr Geist sie hatte sehen lassen.
Ganz gleich, wie viel davon wahr gewesen war und was sich ihre Seele zusammengesponnen hatte, Janay hatte das unbestimmte Gefühl, dass Arina generell ohne sie viel besser dran wäre. Schließlich hatte sie das die letzten vier Jahre geschafft, sich gewiss ein schönes Leben aufgebaut, soweit das hier möglich wäre, und mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen.
Wie könnte sie es verantworten, jetzt alte Wunden aufzureißen?! Nein, sie wollte ihrer Schwester kein weiteres Unglück bereiten! Und nichts als das war sie ja im Endeffekt für die Ältere ja immer gewesen, weil sie es nicht besser gewusst hatte, es nicht schätzen konnte, was die andere alles für sie getan und geopfert hatte. Inklusive sich selbst, um der Jüngeren die Flucht in die Freiheit zu ermöglichen...
Erneut drang seine Stimme an ihre Ohren und holte sie zurück in die Wirklichkeit. Endlich schaffte sie es wieder, ihn anzusehen und leise Dankbarkeit schlich sich in ihren Blick. "Kannst du mich nicht befreien? Ich will nicht mehr liegen, ich will aufstehen, ich... ich will hier weg.", bat sie ihn und musste auch daran denken, dass der Druck ihrer Blase nicht gerade kleiner wurde.
Und wenn er sie stützen würde, würde sie es sicherlich bis zu einem Abort oder einer versteckten Nische mit einem Eimer schaffen, daran wollte sie fest glauben. Denn alles wäre besser, als sich vor irgendjemandem in eine Schale erleichtern zu müssen!
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Dienstag 11. Oktober 2022, 09:32

Und dann... endlich... erlöste er sie, dass ihre Tränen noch stärker zu fließen begannen.
"Es... es... lebt...?"
, hauchte sie kaum hörbar und voller Furcht, ihn falsch verstanden zu haben und umsonst zu hoffen.
"I... ich... ich habe nicht... versagt...?"
, fuhr sie fort und musste blinzeln. Da war noch etwas in seinen Worten gewesen, etwas, das sie irritierte.
"Wir... wir drei...?"
, hakte sie nach und sah zur Seite und konnte dadurch Zissus entdecken. Er lächelte ihr sanft entgegen. Ja, so musste es sein, das musste Kazel damit meinen. Ein feines, kleines Lächeln schickte sie zurück in Richtung des Pfauenmannes, ehe sie wieder zu ihrem Liebsten sah.
"Ja, wir drei..."
Erneut begann der Mischling, sie zu streicheln, und sie hörte ihm mit halben Ohr zu, bis er etwas ansprach, dass sie trotz aller Fesselung zusammenzucken ließ.
"Nein..."
, flüsterte sie unwissend, dass es schon zu spät war. Ihre Schwestern wurde bereits gerufen.
"Nein, tu das nicht! Ich... ich..."
Sie konnte ihn nicht länger ansehen und musste die Lider erneut senken.
"Ich hab ihr doch schon so viel angetan..."
, wisperte sie kaum hörbar und musste mehrmals schlucken bei der Erinnerung an die Bilder, die ihr Geist sie hatte sehen lassen. Erneut drang seine Stimme an ihre Ohren und holte sie zurück in die Wirklichkeit. Endlich schaffte sie es wieder, ihn anzusehen und leise Dankbarkeit schlich sich in ihren Blick.
"Kannst du mich nicht befreien? Ich will nicht mehr liegen, ich will aufstehen, ich... ich will hier weg."
, bat sie ihn und musste auch daran denken, dass der Druck ihrer Blase nicht gerade kleiner wurde.
Und wenn er sie stützen würde, würde sie es sicherlich bis zu einem Abort oder einer versteckten Nische mit einem Eimer schaffen, daran wollte sie fest glauben. Denn alles wäre besser, als sich vor irgendjemandem in eine Schale erleichtern zu müssen! Vielleicht wollte gerade sogar einer der Männer ihr helfen, aber...
„Sie bleibt liegen!“
, sprach in diesem Moment eine weibliche Stimme und eines der Laken schwang auf. Die Heilerin und ihr Bruder betraten wieder den abgeteilten Bereich des Flurs.
„Sonst war alles umsonst.“
Sie trat an Janays Bettstadt und vergewisserte sich mit einem Blick, dass die Fesseln noch gut saßen.
„Schön, dass ihr wach seid, aber euch los zu machen wäre im Moment eurer Gesundheit äußerst abträglich. Darf ich erklären warum?...“
Sie ließ den Kopf kurz über die Gesichter der Anwesenden wandern, dann sah sie wieder Janay an und fasste kurz und sachlich zusammen:
„Ihr habt eine tiefe Stichverletzung abbekommen. Ein nur leicht anderer Winkel und euer Unterleib wäre durchbohrt worden, aber so wie der Stichkanal verläuft, habt ihr euch gedreht. Leider wurde eure Wirbelsäule dabei verletzt. Deshalb könnt ihr eure Beine nicht bewegen. Ich konnte bei meinem letzten Eingriff euer Leben retten, aber ihr wart...seid zu schwach, als dass ich den Schaden beheben konnte. Eine Blutansammlung drück auf die Nerven eurer Beine. Um dieses zu entfernen, braucht ihr einen Blut, von einem euch Verwandten, sonst kann ich euch nicht noch einmal operieren.“
Orima sah zu Kazel und Zissus.
„Habt ihr jemanden geeigneten gefunden? Ich möchte eure Dame so bald wie möglich operieren. Ihr zustand ist derzeit stabil, aber wenn sie sich zu viel bewegt, kann das frische Gewebe, dass ich geschaffen habe wieder reißen...“
Ihr Blick vollendete den Satz: **...und dann kann ihr niemand mehr helfen.** Orima erinnerte Kazel vielleicht an jemanden. Jemanden, der nicht besonders einfühlsam war und schlechte Nachrichten brachte. Nur strahlte sie nicht diese tröstliche Kälte aus. Die Heilerin war eher wütend... wenn man ihre Arbeit boykottierte.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Mittwoch 12. Oktober 2022, 03:16

Kazel konnte ein Schmunzeln nicht verhindern, als Janay sich über das sanfte Kitzeln an ihrem Ohr beklagte. Wären es andere Umstände, hätte er sich spielerisch dazu verleiten lassen, sie auf diese Weise noch ein wenig zu necken. Aber sie wirkte erschöpft, kraftlos und er wollte ihre Nerven nicht mit solchen Kleinigkeiten malträtieren, wo sie doch ruhen sollte. So blieb es bei einem Wispern: "Ich bin da auch kitzlig." Nicht allzu sehr, aber so ging es vermutlich vielen Elfen. Die Ohren waren empfindlich und je nach Gemütslage musste man ob einer Berührung kichern oder schnurren. Auch Kazel hätte seine Momente, in denen er es genoss, wie ein Kater hinter den Ohren gekrault zu werden - sobald er es jemals erfuhr. Derlei Zärtlichkeiten kannte er gar nicht, aber vielleicht ergab sich eines Tages die Gelegenheit. Er würde es sich gewiss wünschen und aktuell nur mit Janay. Sie war alles, was zählte. Umso wichtiger war es für ihn auch, dass sie ebenso medizinisch geholfen bekam. Drei Tage war es her, dass er die Stimme der Heilerin gehört hatte. Sie hatte nach Blut gerufen. Blut eines Verwandten, dann war Kazel zusammengebrochen. Und jetzt hatte er es versucht, war aber gescheitert. Zum Glück gab es Rinal, der weitaus mehr erreicht hatte. Dass Janay aber mit so viel Ablehnung darauf reagierte, überraschte ihn.
Sofort hielt Kazel ihren Kopf wieder mit beiden Händen, damit sie sich nicht zu sehr rührte. Mit den Daumen strich er über ihre Wangen. "Janay, hier geht es nicht nur darum, mehr über sie herauszufinden." Sie hatte ihm ihren Familiennamen anvertraut, also stand sie der Idee nicht die ganze Zeit über so ablehnend gegenüber. Doch Kazel konnte nachvollziehen, dass sie mehr über ihre Familie wissen wollte, ohne ihr zu begegnen. Mit seiner Tante ging es ihm nicht anders. Zwischen Janay und Arina stand in diesem Fall aber ein ganz anderer Grund im Raum. "Du brauchst ihr Blut. Ich weiß nicht, warum, aber ohne Arinas Blut wirst du nicht gesund." Er war in medizinischen Dingen nicht geschult und hatte bis auf die Forderung auch keine Details von der Heilerin erfahren. Kazel wusste nur, dass es wichtig war. Außerdem lag es hier nicht an ihm, Arinas Blut zu beschaffen. Janay würde es wahrscheinlich sogar ohne schaffen, andernfalls hätte der Gevatter gelogen. Oder er kannte die Zukunft und wusste, dass sie es bekäme. Spekulieren half hier nicht. Kazel wusste nur, dass sie es brauchte, also emfand er es als besser, wenn sie es auch erhielt.
"Noch ist sie nicht hier", versuchte er, Janay zu beruhigen. Seine Streicheleinheiten hielten an, auch wenn er den armen Zissus dadurch erneut ziemlich vernachlässigte. Ihn im Rücken zu wissen, tat jedoch gut. "Vielleicht kann i... vielleicht lässt sich vorab herausfinden, was sie über ein Wiedersehen denkt und wenn sie dir gegenüber kein gutes Haar lassen kann, müsst ihr einander nicht einmal sehen. Wenn du nur ihr Blut brauchst, gibt es sicher auch andere Möglichkeiten. Bitte, mach dir keine Gedanken darum. Jetzt ist doch nur wichtig, dass es dir bald wieder gut geht."
Aus Janays Sicht würde es ihr besser gehen, wenn sie frei wäre. Kazel hätte ihr diesen Wunsch nur zu gern gewährt. Er war sogar versucht, ihr wenigstens die Handfesseln zu lösen. Doch noch ehe er den Gedanken wirklich formen konnte, tauchte die Rettung auf. Die Rettung davor, in ein weitere Fettnäpfchen zu treten. Die Heilerin erschien, gefolgt von ihrem Bruder Oriel. Kazel machte ihr sofort Platz, blieb jedoch in der Nähe, so dass Janay ihn sehen konnte, wenn sie wollte. Er lauschte den kalten Worten, die doch nicht dieselbe Geborgenheit schenken konnten wie die Kälte des Gevatters. Kazel spürte nur den harten Ton in ihrer Stimme, der Verärgerung suggerierte. Schuldbewusst, weil er beinahe wirklich ihre Arbeit zunichte gemacht hätte, senkte er den Kopf.
"Tut mir leid", murmelte er, ohne deutlich zu machen, wem die Worte nun galten. Anschließend blieb Kazel aber beinahe das Herz stehen. Er riss den Kopf hoch, starrte ers die Elfe, dann Janay an. Ihm klappte die Kinnlade herunter. Seine Gedanken griffen hinaus, suchten Kontakt zum Gevatter. Hast du das gewusst? Für einen Herzschlag lang fühlte er sich ... betrogen. Was half es, am Leben zu sein, wenn es kein lebenswertes Leben mehr war? Hatte der Tod geglaubt, Kazel dadurch beruhigen zu können? Er musste doch geahnt haben, dass eine solche Nachricht es nicht besser machte. Kazel verbarg das Gesicht in den Händen. Er rief sich im Geiste zurück. Hab Vertrauen. Es war nur immens schwer mit dieser neuen Schreckensbotschaft. Das ist ... grausam. Bitte, sag mir, dass es gut ausgeht, wenn ich nur Vertrauen habe und mich nicht einmische.
"Sie ... wird wieder gesund, oder? Mit dem Blut ihrer Schweser wird sie ihre Beine wieder..." Seine eigenen versagten. Kazel fühlte sich furchtbar wacklig und ehe er im Straucheln fiel, suchte er Halt bei Zissus. Er klammerte sich fest an dessen Arm. Wie sollte er Janay nur Beistand leisten, wenn er selbst kaum stehen konnte, aber für den Moment musste er die Information erst einmal selbst verarbeiten. Die beiden Mischlinge hatten es auch wirklich nicht leicht.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Mittwoch 12. Oktober 2022, 21:08

Wann hatte sie zuletzt jemandem erlaubt, ihr Ohr zu berühren? Es war lange her, sehr lange, denn seit ihrer Flucht aus Morgeria hatte sie es tunlichst vermieden, ihre elfische Herkunft zu zeigen, um kein Risiko einzugehen. Umso intensiver fühlte es sich nun an, als ausgerechnet Kazel sie dort berührte und ihr damit zeigte, wie angenehm es sein könnte.
An einem anderen Ort... unter anderen Umständen hätte sie es mehr als genießen können, hätte es vielleicht als den Beginn eines Vorspiels empfunden, das nur darauf wartete, gesteigert zu werden. So jedoch...
Seine leise Stimme ließ ihr Ohr leicht zucken und sie sah ihn an, besser gesagt jene Stelle, die bei ihm ebenfalls kitzlig sein sollte. "Hm...", machte sie nur undefinierbar und ließ damit offen, was sie von diesem neuen Wissen hielt. Ob sie es gerne selbst einmal ausprobieren wollte oder bald vergessen würde oder was auch immer ihr deswegen durch den Kopf ging.
Dabei wusste sie es ja gleichfalls nicht wirklich, denn die Konzentration bei ihr war noch immer äußerst sprunghaft und die Kraft, wach zu bleiben, nicht unerheblich, die sie dafür aufwenden musste. Auch setzte ihr der Druck auf ihre Blase zu und der Umstand, dass ihre Kehle sich wie ausgedörrt anfühlte. Da kam es einem ziemlichen Wunder gleich, dass sie sich überhaupt verständlich ausdrücken konnte.
Viel zu rasch kam die Sprache auf ihre Schwester und die Schuldgefühle kehrten schlagartig zu ihr zurück. Er griff bei ihrer Reaktion nach ihren Wangen und zwang sie auf wesentlich angenehmere Art zum Stillhalten als ihre übrige Fesselung. Trotzdem konnte sie ihm nur kurz in die Augen sehen, ehe sie den Blick senkte und leise seufzte. "Du verstehst nicht...", hauchte sie tonlos und musste mehrmals schlucken, um nicht schon wieder in Tränen auszubrechen.
Wobei er weiter sprach und damit ihre Aufmerksamkeit zurück gewann, ebenso wie ihren Blick. "Ihr... Blut...?, wiederholte sie und musste unwillkürlich schaudern.
Auch sie kannte sich mit medizinischen Dingen nicht aus, genau wie mit magischen, aber der kostbare Lebenssaft war immer von größter Bedeutung. So sehr, dass ihr das Herz schwer wurde und sie erneut ein Kopfschütteln andeutete, soweit er sie ließ. "Das... das kann ich nicht... Sie hat doch schon so viel für mich getan... geopfert..."
Sie stockte und konnte nicht weiter reden. Nein, nicht darüber, nicht über ihre Erinnerungen... Träume... oder was auch immer diese Bilder gewesen waren.
Bei seinem Vorschlag nickte sie ganz zaghaft und wirkte auch einen Moment lang erleichtert über diese Idee, ehe ihr Blick trauriger wurde und sie zur Seite sah, gegen eine der Stoffbahnen, um niemanden dabei anschauen zu müssen. "Was, wenn sie nicht will? Wenn... wenn sie... Ach, sie muss mich hassen...", stammelte sie hilflos und wollte nicht länger daran denken.
Es gab dringlicheres und dafür wollte sie auch etwas erreichen, nämlich endlich wieder frei zu sein! Just im falschesten aller Moment tauchte allerdings jemand auf und machte ihre Hoffnungen auf Freiheit zunichte. Tatsächlich verblasste ihre Traurigkeit und ihr schlechtes Gewissen, um einem Ausdruck von hilflosem Zorn Platz zu machen.
"Ich will aber nicht mehr liegen!", murrte sie bockig wie ein Kleinkind. Und auch wenn wohl nicht alle ihre Worte verstehen würden, der Tonfall machte bestimmt deutlich genug, was sie davon hielt. Entspechend ablehnend sah sie hoch, als die Frau zu ihr heran trat, als wäre sie schuld an allem und nicht bemüht, sie zu heilen.
Hätte sie es gekonnt, sie hätte die Arme vor der Brust verschränkt. So musste sie sich auf ein stummes "Ach ja?" und ein Heben der Augenbraue beschränken, als sie zu hören bekam, was geschehen war. Nun gut, sie hatte es nicht mehr so deutlich gewusst, aber die Erinnerung hätte sich sicherlich finden lassen.
Doch all das wurde schlagartig unbedeutend, als ein Umstand erwähnt wurde, der sie wie unter einem körperlichen Schlag zusammen zucken ließ. Die Beine... Instinktiv horchte sie in sich hinein, versuchte, ihre Zehen zu bewegen, mehr wäre ja nicht möglich, und da war... nichts, absolut gar nichts! Keine Taubheit, kein Kribbeln, keine Reaktion, bei der sie sich selbst wieder hätte spüren können!
Sie wurde blass und ihr wurde leicht schwindelig bei dieser Erkenntnis. Also das war es gewesen, was sie gestört und sie dennoch nicht hatte erkennen können!
Ihr Blick suchte unbewusst nach Kazel, ob er das gewusst hatte und was er davon hielt. In diesem Atemzug allerdings verbarg er sein Gesicht in den Händen. Warum? Weil er sich um sie sorgte? Oder weil... weil er es nicht ertragen könnte, wenn er einen Krüppel an seiner Seite hätte? Nicht nur, dass sie von ihrer Hekunft her so weit unter ihm stand, wäre sie auch nicht mehr... herzeigbar oder könnte sich so bewegen, wie ein Mann das im Schlafzimmer wollte. Welch einen Grund hätte er dann, sie noch bei sich haben zu wollen...?
Ihr wurde die Kehle eng und ihr Magen verkrampfte sich bei dem Gedanken, den sie, einmal gesponnen, nicht mehr so leicht los wurde. So war es an dem Mischling jene Fragen zu stellen, die eigentlich sie zuerst hätten beschäftigen müssen. Nur irgendwie... war sie gefühlt noch nicht soweit und hing gerade an einer ganz anderen Befürchtung fest.
Dabei musste sie sehen, wie er nach Zissus' Arm griff und sich dort festhielt. Janay wandte den Blick ab, beschämt, weil sie das auch so gern bei ihrem Liebsten getan hätte. Was sie wohl nie wieder könnte, nicht so, wie sie es kannte, weil... weil...
Sie schloss die Augen und versuchte daran zu denken, warum es soweit gekommen war und wen sie damit hatte retten können. Kazel und sein Kind... das war dieses Opfer wert gewesen... richtig...?
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Samstag 15. Oktober 2022, 11:36

Janay:
"Du verstehst nicht..."
, hauchte sie tonlos und musste mehrmals schlucken, um nicht schon wieder in Tränen auszubrechen.
"Ihr... Blut...?“
, wiederholte sie
"Das... das kann ich nicht... Sie hat doch schon so viel für mich getan... geopfert..."
Sie stockte und konnte nicht weiter reden. Bei Kazels Vorschlag erst einmal abzuwarten, wie ihre Schwester reagieren würde, nickte sie ganz zaghaft und wirkte auch einen Moment lang erleichtert.
"Was, wenn sie nicht will? Wenn... wenn sie... Ach, sie muss mich hassen..."
, stammelte sie hilflos und wollte nicht länger daran denken. Es gab dringlicheres und dafür wollte sie auch etwas erreichen, nämlich endlich wieder frei zu sein! Just im falschesten aller Moment tauchte allerdings jemand auf und machte ihre Hoffnungen auf Freiheit zunichte. Tatsächlich verblasste ihre Traurigkeit und ihr schlechtes Gewissen, um einem Ausdruck von hilflosem Zorn Platz zu machen.
"Ich will aber nicht mehr liegen!"
, murrte sie bockig wie ein Kleinkind und für diese Tonlage brauchte es keine Übersetzung. Wirklich ALLE verstanden wie Janay sich fühlte. Ihr Tonfall machte deutlich genug, was sie von der ganzen Situation hielt. Entsprechend ablehnend sah sie hoch, als die Frau zu ihr heran trat, als wäre sie schuld an allem und nicht bemüht, sie zu heilen. Hätte sie es gekonnt, sie hätte die Arme vor der Brust verschränkt. So musste sie sich ein Heben der Augenbraue beschränken, als sie zu hören bekam, was geschehen war.
Doch all das wurde schlagartig unbedeutend, als ein Umstand erwähnt wurde, der sie wie unter einem körperlichen Schlag zusammen zucken ließ. Die Beine... Instinktiv horchte sie in sich hinein, versuchte, ihre Zehen zu bewegen, mehr wäre ja nicht möglich, und da war... nichts, absolut gar nichts! Keine Taubheit, kein Kribbeln, keine Reaktion, bei der sie sich selbst wieder hätte spüren können!

Kazel:
Hast du das gewusst?
Für einen Herzschlag lang fühlte er sich ... betrogen. Was half es, am Leben zu sein, wenn es kein lebenswertes Leben mehr war?
„...und wer entscheidet, was lebenswert ist und was nicht? Ich gewiss nicht. Leben ist nicht mein Fachgebiet.“
Kazel verbarg das Gesicht in den Händen. Er rief sich im Geiste zurück:
Hab Vertrauen.
Es war nur immens schwer mit dieser neuen Schreckensbotschaft, also griffen seine Gedanken hinaus:
Das ist ... grausam. Bitte, sag mir, dass es gut ausgeht, wenn ich nur Vertrauen habe und mich nicht einmische.
„Gibst du... mir die Schuld? ...“
Eine schrecklich lange Sekunde klang Tod so weit weg, dass der Nachhall in Kazels Gedanken so kalt wie Eis wurde und sich Raureif auf seine Hirnwände legte. Hatte er mal eben irgendwo anders eine Seele zu sich geholt? Kazel hatte kurz das Gefühl etwas in Krzner gehört zu haben, dass der Gevatter einer anderen Seele zugeflüstert hatte... Tod hatte viel zu tun... Doch dann war es wieder als stünde er direkt neben ihm und seine kühle Hand würde sich beruhigend auf Kazels Schulter oder sein Gemüt legen. Tod bemühte sich um Einfühlungsvermögen, seinem Schüler gegenüber... was ihm nicht wirklich gut glelang. Er war schon zu lange in dieser Rolle gefangen.
„Ich musste kurz... ...Ich habe nie gesagt, dass du dich nicht einmischen sollst. Das hast du fälschlich ...interpretiert.“
Tod klang noch immer etwas missmutig. Er mochte einfach nicht, wenn man ihm irgendetwas andichtete. Janay hatte ihren Weg gewählt. Jede Reaktion, jede kleinste Regung konnten das Vorherbestimmte ändern. Das musste auch Kazel akzeptieren, nicht nur für sie, sondern auch sich selbst.
„Es ist DEIN Wille, zu tun und zu lassen was du für nötig hältst. Verändere.. führe dein Leben wie du es willst. Wie gesagt....“
...nur eben ohne die Mächte des Gevatters, ohne seine Kutte. Solange er sie nicht trug konnte Kazel tun und lassen was er wollte. Im LEBEN war Tod nicht zuständig. Bei allem anderen hatte er gesagt, würde er ihn in Zukunft, bzw. bei Kazels nächstem Auftrag 'an die Hand' nehmen und begleiten. Aber das Leben, das musste sein Schüler immernoch alleine meistern.
Tod drückte noch mal leicht seine knochigen Finger in die Schultermuskeln seines Schützlings.
„Ich glaube, ich sollte gehen. Meine Anwesenheit hier raubt sonst der Heilerin noch die Hoffnung.“
In der Tat rieb diese sich gerade fröstelnd die Arme und beobachtete fast grimmig und stur ihre Patientin, als würde sie persönlich gleich mit Tod in den Ring steigen wollen um ihm Janay abzujagen. Kazel fragte in die angespannte Stille hinein:
"Sie ... wird wieder gesund, oder? Mit dem Blut ihrer Schwester wird sie ihre Beine wieder..."
Seine eigenen versagten. Orima bemerkte, dass er taumelte und wies die Umstehenden mit einem Händeweldeln an sich um ihn zu kümmern. Kazel fühlte sich furchtbar wacklig und ehe er im Straucheln fiel, suchte er Halt bei Zissus, der gewiss auch ohne das Einwirken der Heilerin da gewesen wäre. Er klammerte sich fest an dessen Arm. Wie sollte er Janay nur Beistand leisten, wenn er selbst kaum stehen konnte, aber für den Moment musste er die Information erst einmal selbst verarbeiten.

Janay:
Ihr Blick suchte unbewusst nach Kazel, ob er das gewusst hatte und was er davon hielt. In diesem Atemzug allerdings verbarg er sein Gesicht in den Händen und taumelte nach hinten. Ihr wurde die Kehle eng und ihr Magen verkrampfte sich bei den Gedanken, den sie, einmal gesponnen, nicht mehr so leicht los wurde. So war es an dem Mischling jene Fragen zu stellen, die eigentlich sie zuerst hätten beschäftigen müssen. Nur irgendwie... war sie gefühlt noch nicht soweit und hing gerade an einer ganz anderen Befürchtung fest.
Dabei musste sie sehen, wie er nach Zissus' Arm griff und sich dort festhielt. Janay wandte den Blick ab, beschämt, weil sie das auch so gern bei ihrem Liebsten getan hätte. Was sie wohl nie wieder könnte, nicht so, wie sie es kannte, weil... weil...
….würde auch diese Prophezeiung sich erfüllen, wenn sie weiter nur fest daran glaubte? Janay zweifelte inzwischen an allem. An sich, an der Liebe zu Kazel, sie hatte sogar geglaubt, die Frucht in ihrem Leib nicht halten zu können. Um so mehr sie daran glaubte, um so mehr bewegte sich die Schale des Schicksals in eben diese Richtung. Ohne Hoffnung und den Willen ihr Leben selbst zu gestalten würden sich früher oder später all ihre Befürchtungen bewahrheiten... einfach weil sie glaubte, dass es so sein müsse. Sie schloss die Augen und versuchte daran zu denken, warum es soweit gekommen war und wen sie damit hatte retten können. Kazel und sein Kind... das war dieses Opfer wert gewesen... richtig...? Selbst daran begann sie nun zu zweifeln.



Die beiden Mischlinge hatten es auch wirklich nicht leicht. Orima nahm den Faden von Kazels Frage, ob sie gesunden konnte jedoch schnell wieder auf:
„Davon gehe ich aus. Sie ist stabil... wie gesagt! Sie kann eben nicht laufen.“
Orima betrachtete Janays Beine.
„Ich kann sie eben erst operieren, wenn gewissen äußere Umstände gegeben sind. Ein wichtiger Faktor für so einen Eingriff ist, dass der Körper mit genügend Blut versorgt wird, während ich an anderer Stelle den überschüssigen Druck ablasse, der die Nerven in ihrem Rücken lähmt. Ich weis, ... das klingt alles ganz furchtbar und kompliziert, aber ich bin guter Hoffnung, dass es mir gelingen wird. Auf meine Lichtmagie hat sie gut angeschlagen und ...ist ja auch schon wieder ganz munter so wütend wie sie mich gerade ansieht.“
Orima prüfte ungerührt im Ansicht der Feindlichkeit ihrer Patientin die Festigkeit von Janays Haut und ihre Durchblutung in dem sie ihre eine Hautfalte am Handrücken aufstellte und zusah, wie schnell sie sich von selbst wieder glättete.
„Es wäre ebenfalls eine Möglichkeit... eine schlechte, möchte ich betonen ...ein paar Wochen zu warten - also bis sie wieder Kraft gewonnen hat und sich der Blutverlust regeneriert hat, aber unter der Operation würde trotzdem ein Restrisiko bleiben und ich sorge mich, dass um so länger der Druck auf die Nerven besteht... um so mehr Spätfolgen könnte es geben. Wenn ihr also einen Blutsverwandten auftreiben könntet, wäre das für die Genesung wirklich von Vorteil.“
Orima stemmte die Hände in die Hüften.
„Habt ihr noch Fragen?“
Sie ließ ihren Blick kurz über die Anwesenden gleiten, aber wartete nicht wirklich auf eine Antwort.
„Ich würde nun gern meiner Patientin die Möglichkeit geben, sich zu erleichtern und wäre sehr froh, wenn ihr Tee und vielleicht etwas Haferschleim organisieren könntet... etwas leichtes.“
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Samstag 15. Oktober 2022, 21:07

Die Reaktion des Gevatters machte Kazel klar, dass er von Janays Schicksal bereits gewusst hatte, bevor ihn diese Botschaft nun erreichte. Es bescherte ihm eine Gänsehaut, denn erstmals fühlte sich die Nähe zum Zeitlosen auch für den Mischling unangenehm kalt an. Warum hatte er es ihm nur nicht gesagt?!
Aus weiter Ferne schien die Frage des Skeletts in seinen Geist zu wandern. Die Frage, ob Kazel ihm die Schuld für Janays Zustand gäbe. Er schüttelte im Geiste den Kopf. Nein. Es war die Konsequenz für das Handeln des Einzelnen und das Zusammenspiel aller im Geschehen der Zeit. Das hatte auch er bereits begriffen. Allerdings fühlte er sich irgendwie hintergangen, dass der Gevatter ihm das verschwiegen hatte. Die Emotion ließ nach, je länger Kazel sich aber an Zissus festklammerte, um nicht auch physisch in ein Loch tiefen Elends zu fallen. Er konnte noch immer nicht rational denken, wenn es um seine Liebste ging, aber wie so oft sorgte genug Zeit dafür, dass man Abstand von der Flut an Gefühlen erhielt und zu schwimmen lernte.
Nein, dachte Kazel. Dich trifft keine Schuld und du hast es mir nicht gesagt, weil ich bereits genug zu erledigen habe, nicht wahr? Und damit ich nicht einschreite ... in das Geschehen.
"Ich habe nie gesagt, dass du dich nicht einmischen sollst. Das hast du fälschlich ... interpretiert."
Kazel stutzte. Dann seufzte er im Geiste aus. Er machte dem Gevatter keinen Vorwurf, kein guter Lehrmeister zu sein. Nicht mehr, denn er hatte ihn damit bereits konfrontiert und erkannt, dass das Wesen sich zumindest bemühte. Es schien Schwierigkeiten damit zu haben, so wie es seinem Schüler schwer fiel, seine Weisungen richtig zu verstehen. Sie würden mit der Zeit voneinander lernen. Mit der Zeit ... Das Leben aber musste Kazel allein bestreiten und so zog Tod sich zurück. Offenbar hatte er ohnehin viel zu tun. Seltsam, dass er seinen Schüler nun nicht zu Rate zog, denn was konnte Kazel hier schon tun?
Er schaut auf. Seine Finger hatten sich nicht nur in den Stoff von Zissus' Ärmel gekrallt. Der Gefährte würde auch einige sichelmondförmige Abdrücke in der sonst so makellosen Haut behalten, wenigstens für einige Stunden. Und auch jetzt konnte Kazel sich nicht von ihm lösen. Er war der einzige Halt, denn Janay konnte er diese emotionale Last nicht auch noch aufbürden. Sie kämpfte doch ebenso mit der Nachricht. Kazel schaute zu ihr. Sie kämpfte allein ...
Endlich befreite er sich doch von Zissus. Er trat an die Seite der Heilerin Orima, lauschte ihren Worten und brauchte doch Zeit, sie zu begreifen. Langsam nur sickerte die Information durch, dass sie bei richtiger Behandlung und einer Operation noch einmal die Chance haben könnte, wieder zu gehen. Kazels Finger griffen nach Janays. Mit der anderen Hand berührte er ihre Wange. Er hatte sich Halt beim Pfauenelfen geholt und nun musste er einen Teil davon weitergeben. Es war nicht nur seine Pflicht als Janays Liebhaber, sondern ihm auch ein Bedürfnis. Schließlich liebte er sie - auch jetzt noch.
"Auch jetzt noch", wiederholte er gedankenversunken. "Natürlich bin ich für dich da. Du musst das nicht allein durchstehen. Bei Manthala, wer wäre ich, dich nun fallen zu lassen!" Ihm war nicht bewusst, was er mit seiner Antwort auslösen könnte, überhaupt nicht! Für Kazel war es eine Selbstverständlichkeit, allein schon, weil er selbst nie diese Form von Treue erfahren hatte. Gebrannte Kinder scheuten nicht immer das Feuer. Wenn sie sich ihm stellten, rüsteten sie sich mit Topfhandschuhen, einem Eimer Wasser und einer dicken Decke aus, um die Flammen zu ersticken. Manche Gebrannten ließen nicht zu, dass sie selbst zum Feuer wurden. Kazel wollte das nicht sein. Überhaupt stellte sich ihm diese Entscheidungsfrage gar nicht. Er liebte Janay, also blieb er auch an ihrer Seite.
"Mit etwas Glück ist ihre Schwester bald hier. Das ginge doch?", wandte er sich an Orima. "Wenn sie ihr Blut spendet? Es ... muss doch nicht alles Blut sein, oder? Sie wird nicht sterben müssen, damit Janay gerettet wird?" In Morgeria musste man schließlich mit allem rechnen, auch wenn eine Heilerin hier arbeitete. Kazel musste lernen, Vertrauen zu haben, aber nicht bei jedem. Abgesehen von Zissus war ihm ganz Morgeira noch immer suspekt. Nun gut, Kuralla und die Hybriden zählten wohl auch noch zu seinem kleinen Kreis hinzu, denen er vertraute ... und Vranyk. Aber keinen von ihnen würde Kazel dem typischen Bild eines morgerianischen Widerlings zuschreiben.
Eine Weile musterte er Orima und deren Bruder. Beide kannte er nicht, konnte sie auch jetzt noch nicht einschätzen, aber er musste sich wohl auch nicht mit ihnen anfreunden. Sie waren hier, um Janay zu versorgen. Das taten sie. Orima dachte sogar an Bedrüfnisse, die Kazel bisweilen vollkommen verdrängt hatte. "Ich würde nun gern meiner Patientin die Möglichkeit geben, sich zu erleichtern..."
Kazel blinzelte. Er starrte auf Janay herab, zu ihrem Schritt und zurück zu ihr. Ein winziger Gedanke in seinem Hinterkopf beschäftigte sich bereits damit, wie jemand mit einer Lähmung des unteren Körpers sich überhaupt erleichtern konnte. Er musste doch ... drücken! Aber dieser Gedankengang war im Verhältnis zu anderen so winzig, dass er keine Möglichkeit hatte, sich in den Vordergrund zu drängen. Er wurde von eigenem Druck abgelöst. Denn auch Kazel war noch nicht auf dem Abort gewesen. Es war dem Stress und stetigem Adrenlain in seinem Blut geschuldet, dass sein Körper von ganz allein diese wichtigen Bedürfnisse zurückstellte. Nun, da es ruhiger wurde und man ihn darauf aufmerksam machte, spürte er nicht nur den eigenen Druck auf der Blase, sondern auch das flaue Loch in seinem Magen. Auch Janay musste hungrig sein, doch zuerst wollte sie ...
Er schluckte und wurde schlagartig rot. Er spürte geradezu, wie ihm die Hitze in die Wangen und Ohrspitzen stieg. Sofort ließ er von seiner Liebsten ab. "Äh ... ja ... natürlich ... mach nur. Ich meine ... lass laufen oder .. äh ... ja ... Ich dreh mich einfach ... oder wir ... gehen?" Sein Blick suchte nach Zissus. Orima aber half ihm dieses Mal aus der Misere: "Ich wäre sehr froh, wenn Ihr Tee und vielleicht etwas Haferschleim organisieren könntet ... etwas Leichtes."
"Sicher! Und wir lassen uns Zeit. Viel ... Erfolg?", wünschte er Janay. Dann packte er peinlich berührt nach der Hand des anderen Mannes und zog ihn hinter sich her, während er den Saal verließ. Auf dem Weg hinaus rief er noch etwas besonders Wichtiges: "Ich liebe dich! Ich bin bald wieder zurück, versprochen!" Er würde Janay nicht allein lassen - außer es ging darum, dass sie sich erleichtern musste. Da brauchte sie ihn ja nicht ... glaubte er. Wer wusste schon, wie viel Pflege sie noch bedürfen würde. Kazel kannte sich mit solchen Situationen nicht aus, aber er dachte auf dem Weg zum Abort bereits über einige Dinge nach.
"Zissus, wir können sie doch nicht die ganze Zeit auf diesem Tisch liegen lassen. Gefesselt und so ... in der leeren Halle. Hat Sademos auch Handwerker auf seinem Anwesen? Meinst du, sie würden Janay ein ... hm ... fahrbares Bett bauen können? Vielleicht mit irgendwelchen Stützen, damit sie sich nicht zu viel bewegt und man sie nicht fesseln muss?" Er gab Zissus Zeit zum Überlegen, während er seine eigenen Bedürfnisse erfüllte. Erleichtert und mit einem klareren Kopf kehrte er dann zum Pfau zurück. Sie mussten sich auf den Weg in die Küche machen, um ein leichtes Essen zu organisieren, wie Orima sie gebeten hatte. Erst wenn es Janay wirklich etwas besser ging und sie wusste, dass ihr Liebster sich um all ihre Wünsche kümmern würde, wollte er darüber nachdenken, dass auch Kuralle noch auf ihn wartete.
"Wie geht es den anderen eigentlich? Ich war ... drei Tage lang außer Gefecht gesetzt, hat man mir gesagt. Braucht jemand Hilfe oder Unterstützung?" Oh, er suchte sich aber auch ständig neue Aufgaben, als wären seine Schultern nicht bereits genug beladen. Andererseits fühlte Kazel sich nun als Verwalter des Haushaltes auch genau für jenen verantwortlich und im Gegensatz zu Sademos wollte er, dass sich dessen "Sammlung" auch wohl fühlte.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Sonntag 16. Oktober 2022, 10:05

Wie sollte sie diese Situation nur halbwegs unbeschadet überstehen? Seelisch gesehen, körperlich war sie längst versehrt, wie sie hatte hören müssen. Welche schlechte Nachricht würde als nächstes auf sie warten? Gerade noch hätte sie sich freuen können darüber, dass sie nicht versagt hatte, und vielleicht auch, dass ihre Schwester noch zu leben schien, auch wenn sie dafür etwas mehr Zeit gebraucht hätte.
Doch jetzt...? Wäre es da nicht besser gewesen, wenn sie zu ihren Träumen zurück gekehrt wäre? Nein, wohl kaum, dazu waren diese ebenfalls viel zu... aufwühlend gewesen. Also musste sie sich mehr oder weniger der realen Welt stellen, oder? Eine andere Wahl hatte sie gerade nicht... Obwohl sie es sich nur allzu bald wünschen würde!
Ein Zwicken an ihrem Handrücken ließ sie zusammen zucken. "Au!", beschwerte sie sich und warf der anderen einen noch böseren Blick zu. Aber es sollte noch schlimmer kommen...
Zuvor allerdings kam Kazel wieder an ihre Seite. Sie schluckte schwer und sah unsicher zu ihm hoch, für sie war es ungewiss, ob er sie als Krüppel wirklich noch haben wollte. Wozu wäre sie auch nütze, außer das Kind noch auszutragen, das sie gemeinsam geschaffen hatten? Sofern sie es überhaupt bis zum Ende schaffte...
Als könne er ihre Gedanken lesen, passten seine Worte wie die Faust aufs Auge dazu. Erneut schluckte sie und spürte, wie die Tränen in ihre Augen zurück kehrten. "Wirklich...?", wisperte sie, wohl nur für ihrer beider Ohren hörbar. "Obwohl ich nicht... ich meine... vielleicht nie wieder..." Es kam ihr nicht über die Lippen, sodass sie diese einen Moment lang fest aufeinander presste und auch den Blick abwandte.
"Und auch anderes nicht...", murmelte sie nach einem kurzen Zögern. Ob er es verstehen würde, was sie meinte?
Genauer wollte sie es indes nicht formulieren, falls diese Frau trotz allem etwas verstehen könnte. Das war etwas, das nur sie beide anging. Außerdem konnte sie ihm nicht direkt unterstellen, er hätte es allein auf ihren Körper und sein Vergnügen abgesehen. Dass der Mischling so einer nicht war, hatte sie wenigstens teilweise schon verstanden. Und sie beide hatten ja gemeinsam auch mit Zissus Spaß haben können. Sofern der Pfauenmann also nicht gänzlich abgeneigt wäre, könnte Kazel auf diese Weise... Nein, das war auch nicht gerecht und wirklich glücklich wäre sie mit solch einer Lösung ebenfalls nicht.
Oh, es war so kompliziert! Wann hatte ihr Leben eigentlich aufgehört, einfach zu sein, sich nur darum zu drehen, ein bisschen etwas zu verdienen, um sich das Essen und das Zimmer leisten zu können, bis sie den nächsten Freier erfolgreich bedient hätte?
Indes stellte Kazel weitere Fragen an die Frau und sorgte damit dafür, dass auch Janay wieder hinhörte. Und als er etwas ansprach, wurde sie wiederum blass um die Nase. "Was...?", hauchte sie und schluckte mehrmals. "Nein, nein, das will ich nicht! Sie darf nicht leiden wegen mir!", bekräftigte sie entschlossen ihren Standpunkt, Arina keine weiteren Qualen zufügen zu wollen.
Dieses Thema war ihr schon unangenehm, aber lange nicht so wie das, was dem folgen sollte... Denn nach den Erläuterungen der Frau, von denen sie nicht wirklich wusste, ob sie ihr Hoffnung machen oder nehmen sollten, scheuchte sie die anderen hinaus. Das wäre noch in Ordnung für sie gewesen, wenn... ja, wenn dieses Weibsbild nicht ausgerechnet den Grund dafür erwähnt hatte, laut und deutlich!
Janay schoss die Röte so heftig in die Wangen, dass sie das Gefühl hatte, ihr gesamtes Gesicht müsste brennen. Was durch ihre helle Haut natürlich viel auffälliger war, als wenn sie den Teint einer reinrassigen Dunkelelfe besessen hätte. Bei den Göttern, war ihr das peinlich! Sie musste den Blick abwenden, konnte nicht länger ertragen, dass Kazel und Zissus von ihrem... körperlichen Bedürfnis erfahren hatten. So viel Intimitäten sie auch mit den Beiden schon geteilt hatte, so wenig Schamgefühl sie im Bett besitzen mochte, das war auf jeden Fall eine gänzlich andere Kategorie!
Auch der Mischling reagierte, etwas zeitverzögert, peinlich berührt darauf und einem Gestammel, das es nicht gerade besser machte. Sie schloss mit einem gequälten Seufzen die Augen und verkrampfte sich umso mehr, damit eben ja nichts laufen konnte!
Schon mischte sich die andere wieder ein und übernahm es selbst, ihn mit einer Aufgabe wegzuschicken. Die Verletzte war schon drauf und dran aufzuatmen, als er es gleich wieder zunichte machen musste, indem er ihr viel Erfolg wünschte.
Empört und mit weit aufgerissenen Augen entfuhr ihr ein vorwurfsvolles "Kazel!", ehe sie zusehen musste, wie er sich mit Zissus zurück ziehen wollte. Nicht, ohne ihr noch eine Botschaft mitzugeben. "Lass dir Zeit...", nuschelte sie in sich hinein und wollte noch immer lieber sich auf die Beine kämpfen, als hier vor irgendwelchen Augen sich Erleichterung zu verschaffen. Wenigstens waren die Beobachter tatsächlich weniger geworden...
Trotzdem fühlte sie sich hochgradig gedemütigt und sah zu der Heilerin mit einer Mischung aus Scham und Ablehnung. "Ich kann das nicht! Nicht... nicht... so... Mach mich los, irgendwie schaffe ich das schon... allein!", versuchte sie es erneut in Verkennung der Tatsachen. Dabei drückte es in ihrem Unterbauch massiv und immer stärker, dass es allmählich sogar Schmerzen bereitete.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Sonntag 16. Oktober 2022, 15:18

Kazel:
Während Janay ihren hochnotpeinlichen Bedürfnissen ausgesetzt wurde, verließ Kazel den Flur, in dem man den provisorischen OP gebaut hatte. Die Matte auf dem Boden, die gebastelten Ablagen waren alle herbei geschleppt worden. Wandbehänge und Laken bildeten den Sichtschutz, den seine Liebste umgab damit sie ja nicht bewegt wurde. Mit Zissus zusammen verließ der den Gang vor dem noch lange verseuchte Ballsaal und sie liefen in Richtung Küche. Zissus hielt auf dem Weg kurzerhand vor einer Tür an und meinte:
„Du kneifst doch auch schon die Arschbacken zusammen... da...“
Er wies auf die Tür und lehnte sich an die Wand gegenüber.
„Ich warte.“
Kazel bekam hier sicher eine deutlich komfortablere Möglichkeit sich zu erleichtern als Janay. Der Abort in diesem Anwesen war natürlich genauso luxuriös ausgestattet wie der ganze Rest der Sammler-Villa. Kunstvolle Gemälde, eine kupferne Wanne und ein eben solches Waschbecken empfingen ihn, so wie ein neumodisches Klosett mit Wasserspülung, die man mit einer Kette an einem Rohrsystem betätigen konnte. Weiche Tücher zum säubern lagen bereit, Seifen, sowie duftende Öle für die Pflege der Haut...
...
Und wenig später kam Kazel aus der Tür, deutlich entspannter, erleichtert und irgendwie war es, als sei nicht nur der Druck in seinem Bauch weniger geworden. So war es meistens, wenn der Körper auf sein Recht bestand, dann litt der Geist. Man konnte sich nun einmal einfach nicht konzentrieren, wenn die Blase ständig 'ich muss mal' dazwischen schrie.

Janay:
Die Beobachter waren weniger geworden. Trotzdem fühlte sie sich hochgradig gedemütigt und sah zu der Heilerin mit einer Mischung aus Scham und Ablehnung.
"Ich kann das nicht! Nicht... nicht... so... Mach mich los, irgendwie schaffe ich das schon... allein!"
, versuchte sie es erneut in Verkennung der Tatsachen. Dabei drückte es in ihrem Unterbauch massiv und immer stärker, dass es allmählich sogar Schmerzen bereitete.
Orima sah sie ungerührt an und schüttelte den Kopf.
„Ah, wir sind also bei der vertrauten Anrede... aber: ...Nein!“
Sie drehte sich von ihr weg und schickte sogar noch ihren Bruder raus.
„Oriel, hol bitte etwas warm Wasser und Seife und beeil dich. Warte dann aber vor dem Vorhang.“
Der Angesprochene nickte und verschwand. Die Heilerin ging zu einer improvisierten Ablage, die man in Ermangelung von Mobiliar aus zwei Stühlen und einem Brett gebaut hatte. Dort nahm sie etwas, dass wie eine Pfanne aussah, bei der man die Ränder abgerundet hatte.
„Ich schiebe dir das jetzt ganz vorsichtig unter den Hintern. Entweder du kämpfst dagegen an, dann versetze ich dich wieder in Schlaf und wir machen das wie wir es die letzten drei Tage auch getan haben, oder du übernimmst Kontrolle über deinen Körper und lässt es laufen. So einfach ist das. Ich kann dir auch ein Röhrchen in die Harnröhre schieben...? Willst du das? Also ...wie hättest du es denn gern?“
Ach ja... drei Tage lag sie schon hier. In dieser Zeit musste ihr Körper zwangsläufig auch mal was von sich gegeben haben und Janay hatte nicht das Gefühl, dass man sie in ihren eigenen Exkrementen hatte liegen lassen.
„Wenn du vernünftiger wärst, würde ich dir vielleicht etwas Spielraum für deine Hände geben, aber bisher hast du wie ein bockiges Kind geklungen.“
Sollten Heilerinnen nicht eigentlich nett sein? ... nicht in Morgeria!
„Ich hab mich echt verausgabt um dein Leben zu retten. Also wäre es nur gerecht, wenn du das würdigen würdest und einfach mal zuhören würdest, wenn man dir was sagt.“
Da wurde auch schon die Decke angehoben und Orima griff mit einem Arm unter Janays Knie, hob sie sehr langsam an um mit der anderen Hand das Becken unter ihren Hintern zu platzieren. Vorsichtig senkte sie Janays Körper wieder ab. Als das geschehen, deckte sie sie netter Weise wieder zu. Die Fesseln blieben wo sie waren.

Kazel:
„Jetzt besser?“
Zissus hob schmal einen Mundwinkel und stieß sich von der Wand ab. Er wich Kazel nicht von der Seite und verschränkte sogar seine Finger mit seinen, während sie weiter liefen.
„Hilfe und Unterstützung... brauchst vor allem du.“
, antwortete er verspätet auf seine Frage und lehnte sich kurz mit seiner Schulter gegen die des Mischlings.
„Die letzten Tage hat sich hier einiges getan. Ich hoffe ich habe in deinem Sinne gehandelt, als ich das Gerücht verbreiten ließ, der Sammler hätte einen neuen Verwalter und hätte sich für Experimente in den Keller zurück gezogen...“
Zissus sah einen Moment lang traurig zu Boden.
„Das hatte er schon früher manchmal Tage lang gemacht... Es wird also nicht weiter auffallen, wenn man ihn eine Weile nicht persönlich zu sehen bekommt. Er mochte sowieso die Öffentlichkeit nicht so sehr. Er gab nur Feste, wenn es einem Zweck diente...“
Es fiel dem Pfauenmann noch sichtlich schwer über ihn zu reden, aber etwas hatte sich in den drei Tagen geändert. Zissus Blick war nicht mehr ganz so leer. Er trauerte sicher noch immer, aber er hatte eine Aufgabe hier übernommen und das füllte ihn aus.
„Wir... wir müssen nur...also irgendwann...“
Es lag ihm etwas auf der Seele, aber er wollte es Kazel wohl nicht sagen. Kazel hatte gerade genug Sorgen und Nöte.
„Ach das hat Zeit. Kümmern wir uns erst einmal darum, dass Janay-Sternchen was zu Essen bekommt.“
Sie waren fast bei der Küche angelangt, da fiel Zissus noch etwas ein.
„Ich glaube... es gibt unten im Keller auch einen Stuhl...mit Rädern. Den hat dieser GoblinArsch Rasputin für seine halb missglückten Experimente manchmal benutzt, wenn sie nicht laufen konnten und er sie trotzdem präsentieren wollte. Ich... ich hol ihn später.“
Der Keller war immernoch anscheinend eine Tabuzone des Anwesens und Zissus wusste zwar um Teile der Dinge die dort vor sich gegangen waren, aber es war auch das dunkle 'Erbe' des Sammlers dass ihn schreckte. ER hatte nie wissen wollen oder auch nie wissen WOLLEN was genau dort vor sich ging. Jetzt musste sich aber jemand damit befassen, also hatte er es wohl übernommen. Kazels besorgter Blick verriet ihm wohl, dass die Informationen nicht ausreichten, also erzählte er weiter:
„Ich hab alles... was noch lebte...“
Er konnte den Satz nicht beenden. Das brauchte er auch nicht. Kazel wusste, was dieser Blick bedeutete und er hätte ihn Zissus sicher gern erspart, aber was geschehen war, war geschehen. Später würde er vielleicht einmal sich mit diesem die Schönheit anbetenden Wesen zusammen setzten und ihn nach der Finsternis befragen, die er gesehen hatte.
„Es gibt eine Verbrennungsanlage dort unten. Ich … ich ...“
Er hatte sie benutzt. Doch zu mehr war gerade keine Zeit und auch nicht der rechte Ort. Eine intensivere Befragung würde sicherlich helfen, damit Zissus verarbeiten konnte, was er gesehen und... getan hatte in der Zeit in der Kazel geschlafen hatte. In diesem Moment kam Kodiak aus der Tür zur Küche und streckte dann seinen gebeugten Rücken, als er auf dem Flur stand. Dann entdeckte er Kazel. Mit ausgebreiteten Armen kam er auf ihn zu und war fast im Begriff den Mischling zu umarmen...
„KAZEL! Du bist wach...“
, donnerte sein mächtiger Bass durch die Gänge. Und schon kam Hopp hinter ihm auf den Flug geschlüpft um sich dazwischen zu drängeln und den Mischling um den Hals zu fallen. Ein Seitenblick auf Zissus verriet, dass DAS genau das richtige war. Ein Lächeln huschte über seine zuvor so harten Züge und gaben ihm seine unvergleichliche Schönheit zurück.
Hopp wirkte wie ausgewechselt. Sie hüpfte munter und befreit um Kazel herum und fragte:
„Wie geht es dir? Hast du gut geschlafen? Hast du Hunger? Soll Kodi dir was machen? Ist Janay auch wieder wach? Wie geht es ihr? Ich durfte helfen sie zu pflegen, wusstest du das? ...“
, während sie ihn an der Hand in die Küche zog. Im Gegensatz zu früher trug sie lange Kleidung die außer ihrem Gesicht kaum etwas von ihrem Körper frei ließ. Vermutlich hatte sie genug von aufreizenden Spielen, die manch Besucher hier mit ihr getrieben hatte. Aber nicht nur ihr Anblick hatte sich verändert. Der Raum hatte sich auch etwas verändert. Die Essecke war deutlich ausgebaut worden und anscheinend hatten sich die Hybriden hier eine Art Basis... ein Wohnzimmer eingerichtet. Gemütliches Mobiliar war herein geschleppt worden und Schlange saß in einer mit Kissen ausgelegten Ecke mit einem Buch auf den Knien da und las konzentriert, während sie eintraten. Kodiak machte hinter ihnen kehrt und fragte:
„Irgendwelche Wünsche?“
Schlange sah auf und blickte in Kazels stürmische Augen. Er winkte etwas verhaltener und legte ein Lesezeichen in die Seiten, bevor auch er den neuen Verwalter begrüßte.
„Ssschön dich endlich wach zu sssehen.“
Insgesamt wirkte die Stimmung recht entspannt.

Janay:
Janays hochnotpeinlichen Bedürfnisse verlangten ihr Recht, ob sie nun wollte oder nicht, ob peinlich oder nicht, sie musste sich mit der Situation hoffentlich nicht lange arrangieren. Ein kleiner Hoffnungsschimmer stellte sich in dem Moment ein, als der nasse, aber warme Lappen Janays intimsten Bereiche säuberte. Janay konnte dort etwas fühlen und auch das Entleeren der Blase hatte willentlich funktioniert, so peinlich es auch war. Anders war es bei ihren Pobacken und den Beinen. Ab der Leiste war alles taub und wie weg. Aber wenigstens wischte ihr kein Mann den Hintern sauber, sondern eine erfahrene Heilerin, auch wenn 'nett' nicht auf ihrer Berufsbeschreibung zu stehen schien. Streng, harsch, aber auch ehrlich enthielt sie Janay aber auch nichts vor, wenn sie Fragen stellte. Und auch wenn sie ein Mischling in Morgeria war, so hatte sich die Frau anscheinend einen Ruf als erfolgreiche Heilerin erworben, denn die Wächter, ihr Bruder, sogar Kazel hatte instinktiv erkannt, dass sie durchaus in der Lage war Janay zu helfen, wo andere versagen würden. Sie folgten ihren Anweisungen ohne sie zu hinterfragen, denn Orima vereinte nicht nur um chirurgische Fähigkeiten und Wissen um die ein oder andere heilende Substanz in sich, sondern sie wirkte auch Lichtmagie, wie Janay bald noch einmal in einer eher kleinen Behandlung ihrer Wirbelsäule erfahren durfte, nachdem sie ihre Blase entehrt hatte. Sie kommentierte auch was sie tat:
„Ich stabilisiere die Verletzung so gut es geht, damit du wenigstens in der Zwischenzeit deinen Oberkörper bewegen kannst. Aber wenn du es übertreibst und meine Arbeit boykottierst, bin ich weg! Verstanden?! Ich verausgabe mich hier und erwarte ein kleines Maß an Vernunft bei meinen Patienten, wenn sie gesunden wollen.“
Selbst die kleine Behandlung hatte die Heilerin wieder ein wenig blasser werden lassen. Sie bot Janay noch einmal etwas zu trinken an und setzte sich dann auf einen in der Nähe stehenden Hocker um weiter an irgendetwas zu arbeiten, was außerhalb von Janays Blickwinkel lag.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Mittwoch 19. Oktober 2022, 10:11

Je mehr Distanz sich zu Janays Notfall-Lager aufbaute, desto mehr schwand die Röte aus Kazels Ohrspitzen und Wangen. Dafür wuchs auch in ihm der Drang, sich erleichtern zu müssen. Nachdem es von Orima so offen angesprochen worden war und nun, da der erste Schub an Stress sich endlich legte, meldete Kazels Körper sich zu Wort. Er wollte nicht unberücksichtigt bleiben. Es musste nach außen hin schon auffallen, denn Zissus hielt ihn auf ihrem gemeinsamen Weg Richtung Küche schlagartig an. Dass der andere Elf ebenfalls kein Blatt vor den Mund nahm, wirkte etwas befremdlich. Zugleich fühlte es sich aber auch gut an. Zissus' ungezwungene Art, mit ihm - Kazel - umzugehen, beruhigte den Mischling auf eine groteske Weise, ohne dass er dadurch Gefühle entwickelte, die in Konkurrenz mit seiner Liebe zu Janay stehen könnten. Vielmehr schien sich etwas Anderes zwischen beiden Männern aufzubauen. Freundschaft? Nein, der Begriff besaß nicht genug Stärke, obgleich eine innige Freundschaft sogar gegen eine unglückliche Liebe bestehen konnte. Hier aber keimte zwischen den geborgenen Blättern aus Freundschaft eine zarte Blüte bedingungslosen Vertrauens heran. Kazel konnte es nur noch nicht so richtig greifen. Instinktiv spürte er jedoch, wie gut es ihm tat, Zissus an seiner Seite zu wissen. Wie wertvoll der Gärtner aus Sademos' Sammlung im Grunde war, zeigte sich, als er einen Bericht darüber abgab, was er in den letzten drei Tagen geleistet hatte. Nicht nur, dass er das Anwesen selbst organisierte, Zissus ließ auch nach außen dringen, dass Kazel nun Verwalter all dessen wäre, während sich der Sammler in seine Kellerkatakomben zurückgezogen hätte.
Der Mischling betrachtete seinen Begleiter einerseits mit Staunen, andererseits mit Dankbarkeit über dessen Bemühungen, nicht zuletzt aber auch mit Sorge. "Du bist rastlos", kommentierte er, ohne eine Antwort zu erwarten. Er wusste den Grund dafür bereits. Zissus trauerte, was selbst angesichts von des Sammlers Charakter dennoch verständlich war. Er hatte Sademos geliebt. Kazel erinnerte sich nur zu gut an die Gedankenbilder, auf die er kurze Zeit Zugriff gehabt hatte. Selbst auf Sademos' Seite waren die Empfindungen echt gewesen. Sie waren offensichtlich in den letzten Momenten seines Lebens in den Hintergrund gerückt, was nicht zuletzt seiner Dämonenbesessenheit zu verdanken gewesen war, aber er hatte nie aufgehört, seine Gefühle für Nar'Zissus de Quis zu verlieren. Kazel drückte die Hand des anderen, als er sie mit seinen Fingern verflocht. Sie waren beide hier, um einander Halt zu geben und er hoffte, dass er diese Pflicht so gut zurückgeben wie erfahren konnte.
"Wir ... wir müssen nur ... also irgendwann..."
Erneut drückte Kazel die andere Hand. Es war eine stumme Aufforderung, mit der Sprache herauszurücken. Zissus konnte allerdings noch nicht über seinen Schatten springen. Was immer ihn bekümmerte, es war für ihn zu früh. "Ach, das hat Zeit. Kümmern wir uns erst einmal darum, dass Janay-Sternchen was zu Essen bekommt."
"Janay-Sternchen?" Kazel gluckste. So hatte er noch niemanden über seine Liebste reden hören, allerdings hatte sich bisweilen selten Gelegenheit ergeben, dass andere über sie hatten sprechen können. Wenn es um ihre Gefühle füreinander ging, waren Janay und Kazel stets eher unter sich geblieben und wenn, dann hatte er alles nach außen getragen. Die Elfe verhielt sich da etwas zurückhaltender, aber Kazel machte ihr keinen Vorwurf. Auch für ihn war vieles davon neu. Janay mochte nicht seine erste Liebe sein, aber gewiss die erste, welche so lange anhielt ... und auch mehr als einen Tod überstanden hatte. Er biss sich auf die Unterlippe und schickte einen Gedanken zum Gevatter hinaus: Kann ich eigentlich die Verstorbenen in deinem Reich nochmal aufsuchen oder macht ein Gevatter-Lehrling das nicht?
Er dachte an Shantih, die sich vor ihm erschreckt hatte und aus dem Fenster in den Tod gestürzt war. Das war im Hospital von Pelgar gewesen, kurz bevor man Kazel in deren Irrenhaus einwies ... und kurz bevor die Stadt von seinesgleichen angegriffen worden ist. Nur mit Hilfe der Bruderschaft des Lichts hatte er fliehen können, weil diese die Elfe Landria Sinal als Doktorin in der Irrenanstalt eingeschleust hatten. Landria ... noch ein Name einer Frau, die er auf dem Gewissen hatte. Dieses Mal aber bewusster, denn sie war nicht durch einen Unfall umgekommen. Kazel hatte sie umgebracht. Allerdings war er damals seelenlos gewesen und hatte im Auftrag von Raxtian Tausendtod gehandelt. Er erinnerte sich kaum an die Zeit, aber er wusste sehr wohl, wie schrecklich es gewesen war, einfach nur zu existieren, während die eigene Seele mit anderen in einer Kristallkugel auf Raxtians Stecken gefangen war. Es ähnelte stark dem Sand fressenden Kristall von Sademos, den Tod glücklicherweise nun zerstört hatte. Kazel konnte somit nachempfinden, wie es all den Hüllen des Haushalts erging. Sie fühlten sich nicht schlecht, weil sie nichts mehr fühlten, aber das war weitaus schrecklicher als Leid. Er hatte kein schlechtes Gewissen, ihrem Dasein ein Ende bereitet zu haben. Nur bei Landria und Shantih fühlte er sich gewissermaßen schuldig. Wenn es eine Möglichkeit gab, nur einmal nach ihren Seelen im Jenseits zu schauen, würde er diese Option gern in Anspruch nehmen. Er müsste nicht mit ihnen sprechen. Es wäre bei beiden ohnehin unangenehm, wenn er sie direkt aufsuchte. Immerhin war er für ihrer beider Tod verantwortlich. Aber es täte gut zu wissen, dass sie ihren Frieden gefunden hatten. Ob das möglich wäre?
Wenn nicht, war es auch nicht schlimm. Im Reich der Lebenden hatte Kazel noch genug zu tun und Zissus war ein Teil davon. Dass der Pfau sich selbst in den Hintergrund schob, gefiel dem Mischling allerdings nicht. "Wir kümmern uns um Janay", bestätigte er ihm, denn auch für ihn besaß es höchste Priorität. Allerdings...
"Erinnere mich daran, mir danach Zeit für dich zu nehmen. Ich glaube, wir brauchen inzwischen alle Unterstützung. Ich ... du ... keiner sollte damit allein gelassen werden. Dafür seid ihr mir alle bereits zu wichtig." Selbst Kuralla wollte er aufsuchen. Er glaubte zwar nicht wirklich daran, dass die alte Goblin-Oma der Dämpfe aus einer anderen Welt überhaupt irgendjemandes Hilfe brauchte, aber die Neugier nagte an ihm, was sie von Kazel wollen könnte. Doch das stand in seiner Wichtigkeit nicht so weit oben auf der geistigen Liste. Ausnahme wäre, wenn sich der Dämon in ihr nicht so gut hatte verdauen lassen wie sie vorgab. So aber würde Kazel sich zunächst auf Sademos' Haushalt, Zissus und Janay konzentrieren. Für das Lähmungsproblem seiner Liebsten hatte Zissus sogar schon eine Idee.
"Ein Stuhl mit Rädern? Ich glaube, so etwas habe ich schon einmal gesehen." Kazel nickte, als ihm die dunkle Erinnerung ins Gedächtnis zurückkehrte. Das war ebenfalls in der pelgarischen Anstalt gewesen und die namenlose Frau hatte einen wirklich guten, fahrbaren Untersatz besessen. Kein richtiger Stuhl, sondern mehr eine bequeme Sänfte, mit hohe, gebogener Rückenlehne, so dass sie bei Bedarf auch liegen könnte. Er konnte sich kaum vorstellen, dass Sademos oder sein garstiger Diener Rasputin den missglückten Experimenten derart viel Komfort zur Verfügung stellten. Als Zissus den Rollsitz erwähnte, tauchte in seiner Vorstellung nur das Bild eines harten, splittrigen Holzstuhls auf, an den man mit Mühe und Not verschieden große Räder gezimmert hatte.
Er schüttelte den Kopf, auch als ihm endlich klar wurde, woher Zissus die Information hatte.
"Ich hab alles ... was noch lebte ... Es gibt eine Verbrennungsanlage dort unten. Ich ... ich..." Kazel drückte nun nicht mehr die Hand des anderen. Das genügte nicht. Er packte ihn und zog ihn eng an sich heran, um seinen Arm um den Mann zu legen. Für den Moment hielt er Zissus dicht an sich, um zu signalisieren, dass er genau verstand, was in seinem Inneren vorgehen musste. Kazel hatte das Bild der aufgehängten Frauenkörper auch noch nicht aus seinem Geist verbannen können. Auf eine gewisse Weise wollte er es auch nicht, um diesen armen Seelen Respekt zu zollen. Er war der Einzige, der sich an sie erinnern würde. Dennoch blieben die Bilder traumatisch. Was musste Zissus alles gesehen haben?
"Du wirst nicht mehr dort hinabsteigen." Es war keine Bitte und die Härte, mit der der Mischling die Worte an seinen Gegenüber richtete, zeugte davon, wie ernst er es meinte. Er würde nicht dulden, dass Zissus sich noch einmal dieser Seelenpein aussetzte. "Schick andere herunter, die die Katakomben vielleicht bereits gewohnt sind oder mental besser damit zurechtkommen als ... wir." Er bezog sich selbst mit ein. Ihm ging es ja nicht anders. "Und was den Stuhl betrifft..."
"KAZEL! Du bist wach..."
Soviel zu seinen Plänen. Er wurde jäh aus den Gedanken gerissen, als ein wandelnder Hüne aus Pelz, Zähnen und Pranken auf ihn zu steuerte. Kodiak breitete die Arme aus, dass sich jeder wie ein hilfloses Kaninchen vor dem Jäger fühlen musste. Kazel machte sich instinktiv kleiner. Das wirkliche Kaninchen unter ihnen aber hatte keinerlei Angst vor der Größe des Bärenhybriden. Hopp war schneller als Kodiak und erreichte Kazel somit früher. Schon sprang sie ihn an, dass er sich gerade noch rechtzeitig von Zissus lösen konnte, ehe sie beide umgestoßen würden. Er klammerte sich an das Hasenmädchen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Hopp machte ihrem Namen derweil alle Ehre. Sie war so hektisch, dass sie fast schon Haken schlug, als sie um Kazel herum hüpfte. Dieser hatte aber zunächst nur Augen für Zissus. Dass der Pfau sein altes Lächeln wieder aufsetzte, beruhigte jedoch. Für den Moment war es in Ordnung und die düsteren Gespräche würden ein anderes Mal stattfinden.
Ohnehin lenkte Hopps sprudelnder Wasserfall aus Neugier die beiden genug ab: "Wie geht es dir? Hast du gut geschlafen? Hast du Hunger? Soll dir Kodi was machen?" Kazels Blick wanderte zum Bären empor. Jetzt, da er nicht mehr Gefahr lief, von ihm erdrückt zu werden, nickte er ihm zu. "Haferschleim", antwortete Kazel mit einem schiefen Aufgrinsen. Es verschwand schneller als Hopp ihre Fragen stellen konnte.
"Ist Janay auch wieder wach? Wie geht es ihr? Ich durfte helfen sie zu pflegen, wusstet du das?"
Der Ernst hielt erneut Einzug in seine meerblauen Augen. Kazel griff nach Hopp, um sie ein wenig zu bremsen. Dass es Janay nicht blendend ging, wusste die Häsin dann wohl bereits. Wenn nicht, spiegelte es sich nun in den Zügen des Mischlings wider. Ihn belastete ihr Zustand, selbst wenn es Chance auf Heilung gab und ihre Worte hallten in seinem Inneren nach. Ihre Erleichterung, nicht versagt zu haben. Versagt ... was für ein Blödsinn! Als ginge es darum, wenn man sich für ein Kind entschied! Und ihr Kummer über all die Möglichkeiten, die ihr als Gelähmte nun nicht mehr gegeben waren.
Kazel bemerkte gar nicht, wie still er selbst geworden war. Ruhig, ernst und mit seinen Gedanken in sich gekehrt bei Janays bloßer Erwähnung. Er versuchte, stark zu sein - für sie. "Haferschleim. Etwas Leichtes, hat die Heilerin gesagt." Er schaute wieder zu Kodiak empor. Der Bär als Koch des Hauses würde seine Fähigkeiten spielen lassen müssen, denn Kazel hatte keine Ahnung, was man Janay kredenzen könnte. "Bitte."
Hopp und Kodiak führten die beiden Elfen in die Küche. Kazels Stimmung hatte sich so stark verändert wie der Raum selbst. Er konnte nicht halb so ausgelassen sein wie die Hasenhybridin, auch wenn es ihm sicher geholfen hätte, die Seele ein wenig baumeln zu lassen. Doch dafür gab es zu viel zu tun. Wie Zissus stürzte er sich lieber in den Berg aus Problemen und suchte die heraus, die er für andere lösen konnte, um sich nicht mit den eigenen beschäftigen zu müssen. Denn dann wäre er paralysiert und zu überhaupt nichts mehr in der Lage. Dann würde Tod wieder die Seelsorge spielen, eine denkbar schlechte Wahl. Den Hybriden konnte er dies aber auch nicht aufbürden. Die Stimmung war zu gut, er wollte sie nicht zerrütten. Hopp freute sich so sehr und selbst Schlange zeigte auf seine reservierte Art, dass er froh war, Kazel wieder unter den Munteren zu sehen.
"Irgendwelche Wünsche?", fragte Kodiak mit seiner tiefen Bärenstimme von der Tür aus. Kazel stutzte. Das war die Gelegenheit, gleich mehrere Probleme anzugehen und vor allem zu verhindern, dass sich ein unglücklicher Pfau noch tiefer in den Abgrund stürzte. "Ja!", gab er mit mehr Herzblut von sich als es bedurft hätte. Er wirbelte sogar herum. "Kodiak, ich brauche jemanden, der Holz verarbeiten kann und zwar schnell, aber qualitativ! Wir ... also Janay ... sie braucht einen Stuhl mit Rädern dran, damit man sie herumfahren kann. Aber nicht irgendeinen Stuhl! Sie muss darauf auch ruhig liegen können, ohne dass man sie fesseln muss und ... und ..." Er wurde leiser. Auf's Neue schoss ihm Röte bis in die Ohrspitzen hinein. Er blinzelte, aber dann fuhr er entschlossen fort. Hier blieb nun keine Zeit für berührte Peinlichkeit. "Da muss irgendwie ein ... Loch hinein. Aber eins, das man zumachen kann? Ich weiß es selbst nicht. Sie muss ... du weißt schon ... ohne, dass man sie aus dem Stuhl heben muss, damit sie ... ohje ... Egal, beschafft mir jemanden, der so einen Fahrstuhl bauen kann." Er schaute zu Zissus. "Besitzt Sademos Geld? Ansonsten tauschen wir mit irgendwelchem Prunk. Den braucht hier ohnehin niemand." Ihm war es ernst. Wenn Janay schon bis zur hoffentlich heilenden Operation in einem Stuhl durch die Gegend gefahren werden müsste, sollte sie den Luxus erhalten, den man sonst nur den Reichsten der Reichen zuteil werden ließ.
"Und Haferschleim", erinnerte er noch einmal.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Donnerstag 20. Oktober 2022, 20:52

Es war schon demütigend genug, dass sie ihr Bedürfnis überhaupt hatte aussprechen müssen, weil sie noch immer gefesselt da lag und sich absolut nicht rühren konnte. Dass es jedoch von dieser Frau einfach so hinaus posaunt wurde, damit ja jeder innerhalb dieser Lakenwände es hören musste... Oh, das war so absolut peinlich!
Und als wäre es nicht schon ausreichend, waren da noch Kazels unbeholfene Worte, die ihre Gefühlslage tatsächlich verschlimmern konnten. Wie gerne wäre sie jetzt in ein tiefes, tiefes Loch in der Erde versunken! Zumindest in eines ohne brüllendes, fleischfressendes Monster...
Wenigstens verzogen sich der Mischling und der Pfauenmann bald darauf. Dennoch hielt sie das Herausdrängende weiterhin zurück, verkrampfte sich innerlich regelrecht, um sich diesen letzten Rest an Würde zu bewahren. Wie gesund das für ihre Blase wäre, stand da auf einem anderen Blatt geschrieben. Auch versuchte sie sich, gegen den Drang zu wehren und das noch einmal klar zu machen.
Die andere Frau hingegen... war unerbittlich. Zwar erklärte sie ihr, was sie nun vorhatte, jedoch bedeutete das in keinster Weise, dass Janay losgebunden wurde. Nein, im Gegenteil, sie blieb, wo sie war. Stattdessen wurde sie leicht angehoben und bekam diese seltsame Pfanne untergeschoben, sodass ihre Position nicht gerade angenehmer wurde, soweit sie das überhaupt spüren konnte.
Dabei erwähnte sie etwas, das die junge Frau zusammen zucken und erblassen ließ. "Die... die... die letzten... Tage?!", keuchte sie entsetzt und konnte nicht fassen, sie da gehört hatte. Ihr eigenes Zeitgefühl war durch die ganze Träumerei vollkommen durcheinander gewirbelt worden und noch längst nicht soweit, sich wieder einzupendeln. Nun allerdings hören zu müssen, wie viel Zeit vergangen sein sollte... und dass sie in dieser Zeit auch... Ihre Wangen brannten wie Feuer vor Scham.
Damit jedoch nicht genug, folgte eine Drohung, die dafür sorgte, dass sie die Augen weit aufriss. Allein die Vorstellung... "Bloß nicht...", kam es schwach vor Schreck über ihre Lippen. Nein, unter diesen Umständen wäre die Schüssel wahrscheinlich das weitaus geringste Übel...
Auch wenn es ihr weiterhin schwer fiel, sich ausreichend zu entspannen. Dabei hätte sie es bitter nötig! Allein schon, um mögliche Verkrampfungen und weitere Schmerzen im Unterbauch zu vermeiden, auch wenn sie natürlich diesbezüglich kein Wissen besaß. Sie hatte sich mit anderen Aspekten ihres Körpers befasst in den letzten Jahren, wenngleich eher, um ein gewisses Ziel zu erreichen und nicht, weil sie irgendwelche inneren, nicht sichtbaren Vorgänge hatte verstehen und sich vorstellen wollen.
Nun also sollte sie loslassen... Nur wie sollte ihr das bei dieser Person gelingen?! Kaum hatte sie ihren Widerstand gegen die Schüssel notgedrungen aufgegeben, bekam sie weitere Worte an den Kopf geworfen, die alles andere als nett oder gar mitfühlend waren. Im Gegenteil klang es für sie vielmehr nach Vorwürfen, ganz so, als hätte sie sich ihren Zustand ausgesucht!
Sie biss sich auf die Unterlippe, um nichts dazu zu sagen, und senkte sogar ihren Blick. Schon wieder begannen ihre Wangen zu glühen, als die Decke noch einmal gerichtet wurde. So konnte sie sehen, dass ihre untere Hälfte verborgen war. Und dennoch...
"Dreh dich um...", sprach sie leise und setzte nach einem kurzen, inneren Ringen ein noch leiseres, genuscheltes "Bitte!" hinzu. Erst, als das geschehen war, schloss sie die Augen, um sich der Illusion von Abgeschiedenheit hinzugeben. Das war nötig, denn nur so konnte sie schlussendlich nach einigem Zögern soweit loslassen, dass es fließen konnte.
Oh, wie gut das tat! Es war lange her, dass sie sich dermaßen erleichtert gefühlt hatte, noch bevor sie wirklich fertig und vollkommen entspannt war. Tatsächlich dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis auch der letzte Tropfen draußen war und sie mit einem leisen Seufzen auf den Lippen den gesamten Körper locker lassen konnte.
Kurz darauf wurde die Decke gehoben und die Pfanne entfernt, ehe sie mit einem warmen Lappen gereinigt wurde. Erneut schämte sie sich und musste auch den Kopf wegdrehen, soweit sie es konnte. Noch nie hatte sie sich dermaßen gedemütigt gefühlt, obwohl selbst ihr klar war, dass es notwendig war. Wenigstens musste sie nicht ertragen, dass Kazel das sah...
Schwer schluckte sie bei dem Gedanken und wurde wieder schwermütig. Auch wenn er ihr versichert hatte, dass er sie jetzt nicht fallen lassen würde, hatte sie das Gefühl, dass er sie bald im Stich lassen würde, sollte sich ihre Verletzung doch nicht heilen lassen. Und wenn Arina erst...
Mehrmals musste Janay schlucken und fühlte sich unwohl bei dem Gedanken daran, dass ihre Schwester erfahren würde, dass sie wieder hier wäre. Von einer möglichen Begegnung ganz zu schweigen! Auf diese Weise hatte sie in ihrem Kopf keinen Platz für Fragen, die gestellt werden sollten. Später vielleicht... wenn all das Neue ein wenig hatte sacken können. Oder auch nicht...
Indes näherte sich die Heilerin ihr wieder und sie spürte eine wohlige Wärme in ihrem Rücken. Ehe sie dazu kommen konnte, nachzufragen, erklärte diese von selbst schon ihr Tun.
Die junge Frau blinzelte leicht und biss sich erneut auf die Unterlippe, damit ihr nichts drüber rutschen konnte, was die andere zum Anlass genommen hätte, um wirklich zu verschwinden. Wieso fühlte sie sich gerade behandelt wie ein kleines Kind? Nur, weil sie noch recht jung für eine Elfe war, hieß das nicht, dass sie keine Reife besaß! Und wenn man sie nicht einfach so gefesselt hätte, während sie nichts davon mitbekam, hätte sie sich wohl nicht so gewehrt! Oder gleich Panik verspürt, weil... Nein, daran wollte sie lieber gar nicht erst denken!
Etwas berührte ihre Lippen und holte sie aus ihren Gedanken. Da sie das Ding bereits kannte, öffnete sie den Mund und trank langsam. Es schmeckte nicht sonderlich, wie sie im Moment fand, aber es löschte ihren gröbsten Durst und das war schon viel wert. Schließlich entfernte die andere sich und setzte sich hin, um herum zu hantieren.
Wie jetzt...? Janay blinzelte und verstand das nicht. Gerade erst hatte sie ihre Magie wirken lassen und gemeint, sie dürfe sich danach bewegen, aber die Fesseln waren nicht gelockert worden. Wozu also das Ganze?
"Äh...", machte sie und versuchte durch ein wenig Kraft in ihren Armen, ihre Hände zu befreien, obwohl sie inzwischen erkannt hatte, dass dies sinnlos war. "Und jetzt?", vollendete sie und wartete darauf, erneut beachtet zu werden.
Ob Kazel eigentlich bald wieder da wäre? Das Schlimmste war ja nun vorüber und seine Gesellschaft war ihr sowieso weitaus lieber, auch wenn er sie mit viel zu großer Leichtigkeit durcheinander bringen konnte.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Sonntag 30. Oktober 2022, 19:10

Kazel:
Kann ich eigentlich die Verstorbenen in deinem Reich nochmal aufsuchen oder macht ein Gevatter-Lehrling das nicht?
Er dachte an Shanthi, die sich vor ihm erschreckt hatte und aus dem Fenster in den Tod gestürzt war. Das war im Hospital von Pelgar gewesen, kurz bevor man Kazel in deren Irrenhaus einwies ... und kurz bevor die Stadt von seinesgleichen angegriffen worden war. Eine halbe Ewigkeit schien das schon her...
„Wenn sie noch in meinem Reich weilen, dann ginge das. Aber meist wandern sie schnell weiter an die Seite ihrer Götter. Aber Ausnahmen gibt es immer... jene die nicht los lassen können, oder die noch etwas zu erledigen haben. Manchmal intervenieren die Götter und schicken sie zurück...“
Klang Tod gerade irgendwie beschäftigt? Seine Stimmlage hatte einen interessanten Unterton angenommen... 'genervt'..., aber nicht von Kazel, sondern von etwas was er so 'ganz nebenbei' sicher gerade erledigte.
„...und manchmal können auch wir die Regeln des Spiels bestimmen, zum Beispiel, wenn eine Seele noch Zeit hat, aber diese aus eigenem Willen heraus verschwendet. Selbstmörder sind mir die 'Liebsten'. Kaum bei mir angelangt, bereuen sie schon ihre Tat.“
Sarkasmus triefte hörbar von seinen nicht vorhandenen Lippen.
„Aber nun ...ah Springer von B1 nach C3...das wird interessant. Die Kleine kann was...“
Tod klang mit jedem Wort weiter weg und schnell war die Verbindung war schon wieder abgebrochen und Kazel hing noch eine Weile seinen Erinnerungen nach. Auch er hatte schon den Tod gebracht... bevor er sein Lehrling wurde. Bei Landria und Shantih fühlte er sich gewissermaßen schuldig. Wenn es eine Möglichkeit gab, nur einmal nach ihren Seelen im Jenseits zu schauen, würde er diese Option gern in Anspruch nehmen. Ob das möglich wäre? Dazu müsste er seinen Meister später noch einmal befragen. Im Reich der Lebenden hatte Kazel noch genug zu tun und Zissus war ein Teil davon. Dass der Pfau sich selbst in den Hintergrund schob, gefiel dem Mischling allerdings nicht.
"Wir kümmern uns um Janay."
, bestätigte er ihm, denn auch für ihn besaß es höchste Priorität. Allerdings...
"Erinnere mich daran, mir danach Zeit für dich zu nehmen. Ich glaube, wir brauchen inzwischen alle Unterstützung. Ich ... du ... keiner sollte damit allein gelassen werden. Dafür seid ihr mir alle bereits zu wichtig."
Allein das er dies gesagt hatte, bescherte ihm ein dankbares, wenn auch noch etwas schmal geratenes Lächeln auf den Lippen des Pfaus. Er presste eben jene kurz nachdenklich zusammen, aber hatte dann sofort für das Lähmungsproblem seiner Liebsten eine Idee.
"Ein Stuhl mit Rädern? Ich glaube, so etwas habe ich schon einmal gesehen."
Kazel nickte, als ihm die dunkle Erinnerung ins Gedächtnis zurückkehrte.
"Ich hab alles ... was noch lebte ... Es gibt eine Verbrennungsanlage dort unten. Ich ... ich..."
Kazel drückte nun nicht mehr die Hand des anderen. Das genügte nicht. Er packte ihn und zog ihn eng an sich heran, um seinen Arm um den Mann zu legen. Für den Moment hielt er Zissus dicht an sich, um zu signalisieren, dass er genau verstand, was in seinem Inneren vorgehen musste. Kazel hatte das Bild der aufgehängten Frauenkörper auch noch nicht aus seinem Geist verbannen können. Auf eine gewisse Weise wollte er es auch nicht, um diesen armen Seelen Respekt zu zollen. Er war der Einzige, der sich an sie erinnern würde. Dennoch blieben die Bilder traumatisch. Was musste Zissus alles gesehen haben? Den großen schlanken Mann im Arm spürte er ein kurzes Zittern was Zissus erbeben ließ, dann schlang auch dieser Seine Arme um den Mischling und drückte ihn fest an sich.
"Du wirst nicht mehr dort hinabsteigen."
Ein kaum verständliches leises 'Danke' erklang im Kragen von Kazels Robe, dort wo Zissus sein Gesicht vergrub. Kazel würde nicht dulden, dass Zissus sich noch einmal dieser Seelenpein aussetzte.
"Schick andere herunter, die die Katakomben vielleicht bereits gewohnt sind oder mental besser damit zurechtkommen als ... wir."
Er bezog sich selbst mit ein. Ihm ging es ja nicht anders. Zissus hob seinen Blick und Kazel konnte Feuchtigkeit in den Winkeln seiner Augen schimmern sehen. Aber nach einem Blinzeln war sie fort und der Mann konzentrierte sich wieder auf seine Aufgaben. Er nickte ein paar mal und schien eine Idee zu haben. Kazel selbst redete weiter:
"Und was den Stuhl betrifft..."
"KAZEL! Du bist wach..."

Soviel zu seinen Plänen. Er wurde jäh aus den Gedanken gerissen, als ein wandelnder Hüne aus Pelz, Zähnen und Pranken auf ihn zu steuerte. Kodiak breitete die Arme aus, dass sich jeder wie ein hilfloses Kaninchen vor dem Jäger fühlen musste. Kazel machte sich instinktiv kleiner. Das wirkliche Kaninchen unter ihnen aber hatte keinerlei Angst vor der Größe des Bärenhybriden. Hopp war schneller als Kodiak und erreichte Kazel somit früher. Schon sprang sie ihn an, dass er sich gerade noch rechtzeitig von Zissus lösen konnte, ehe sie beide umgestoßen würden. Er klammerte sich an das Hasenmädchen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, so dass es zu einer kurzen aber innigen Umarmung kam. Hopp machte ihrem Namen alle Ehre. Sie war so hektisch, dass sie fast schon Haken schlug, als sie um Kazel herum hüpfte. Dieser hatte aber zunächst nur Augen für Zissus. Dass der Pfau sein altes Lächeln wieder aufsetzte, beruhigte jedoch. Für den Moment war es in Ordnung und die düsteren Gespräche würden ein anderes Mal stattfinden.
Ohnehin lenkte Hopps sprudelnder Wasserfall aus Neugier die beiden genug ab:
"Wie geht es dir? Hast du gut geschlafen? Hast du Hunger? Soll dir Kodi was machen?"
Kazels Blick wanderte zum Bären empor. Jetzt, da er nicht mehr Gefahr lief, von ihm erdrückt zu werden, nickte er ihm zu.
"Haferschleim"
, antwortete Kazel mit einem schiefen Aufgrinsen.
"Ist Janay auch wieder wach? Wie geht es ihr? Ich durfte helfen sie zu pflegen, wusstet du das?"
Der Ernst hielt erneut Einzug in seine meerblauen Augen. Kazel griff nach Hopp, um sie ein wenig zu bremsen, was ihm auch gelang, denn sie war ein folgsames 'Bunny'. Dass es Janay nicht blendend ging, wusste die Häsin dann wohl bereits. Wenn nicht, spiegelte es sich nun in den Zügen des Mischlings wider. Kazel bemerkte gar nicht, wie still er selbst geworden war. Ruhig, ernst und mit seinen Gedanken in sich gekehrt bei Janays bloßer Erwähnung.
"Haferschleim. Etwas Leichtes, hat die Heilerin gesagt."
Er schaute wieder zu Kodiak empor, der mit seinem gewaltigen Schädel nickte.
"Bitte."
Ein Lächeln mit viel zu langen Reißzähnen folgte. Hopp und Kodiak führten die beiden Elfen in die Küche. Kazels Stimmung hatte sich so stark verändert wie der Raum selbst. Er konnte nicht halb so ausgelassen sein wie die Hasenhybridin, auch wenn es ihm sicher geholfen hätte, die Seele ein wenig baumeln zu lassen. Doch dafür gab es zu viel zu tun. Wie Zissus stürzte er sich lieber in den Berg aus Problemen und suchte die heraus, die er für andere lösen konnte, um sich nicht mit den eigenen beschäftigen zu müssen. Denn dann wäre er paralysiert und zu überhaupt nichts mehr in der Lage. Dann würde Tod wieder die Seelsorge spielen, was eine denkbar schlechte Wahl wäre. Den Hybriden konnte er dies aber auch nicht aufbürden. Die Stimmung war zu gut, er wollte sie nicht zerrütten. Hopp freute sich so sehr und selbst Schlange zeigte auf seine reservierte Art, dass er froh war, Kazel wieder unter den Munteren zu sehen.
"Irgendwelche Wünsche?"
, fragte Kodiak mit seiner tiefen Bärenstimme von der Tür aus. Kazel stutzte. Das war die Gelegenheit, gleich mehrere Probleme anzugehen und vor allem zu verhindern, dass sich ein unglücklicher Pfau noch tiefer in den Abgrund stürzte.
"Ja!"
, gab er mit mehr Herzblut von sich als es bedurft hätte. Er wirbelte sogar herum, was Hopp sogleich animierte es ihm nachzumachen.
"Kodiak, ich brauche jemanden, der Holz verarbeiten kann und zwar schnell, aber qualitativ! Wir ... also Janay ... sie braucht einen Stuhl mit Rädern dran, damit man sie herumfahren kann. Aber nicht irgendeinen Stuhl! Sie muss darauf auch ruhig liegen können, ohne dass man sie fesseln muss und ... und ..."
Er wurde leiser. Auf's Neue schoss ihm Röte bis in die Ohrspitzen hinein. Er blinzelte, aber dann fuhr er entschlossen fort. Hier blieb nun keine Zeit für berührte Peinlichkeit.
"Da muss irgendwie ein ... Loch hinein. Aber eins, das man zumachen kann? Ich weiß es selbst nicht. Sie muss ... du weißt schon ... ohne, dass man sie aus dem Stuhl heben muss, damit sie ... ohje ... Egal, beschafft mir jemanden, der so einen Fahrstuhl bauen kann."
Er schaute zu Zissus.
"Besitzt Sademos Geld? Ansonsten tauschen wir mit irgendwelchem Prunk. Den braucht hier ohnehin niemand."
Einen kleinen Moment wanderte sein Blick unter den Hybriden umher, dann sprachen Kodiak, Hopp und Schlange gleichzeitig:
„Firlefitz.“
„Firlefitz.“
„Firlefitz.“
War ja klar, dass der Goblinbastler die erste Wahl für so einen Auftrag war. Zissus fügte an:
„Übergangsweise hätten wir einen einfachen Stuhl, aber für die Sonderanfertigung kümmer ich mich um das Finanzielle.“
Er nickte und sein Gesicht zeigte ein gewisses Maß an Entspannung, denn mit einer Aufgabe fühlte er sich wohler. Und wenn Janay schon bis zur hoffentlich heilenden Operation in einem Stuhl durch die Gegend gefahren werden müsste, sollte sie den Luxus erhalten, den man sonst nur den Reichsten der Reichen zuteil werden ließ.
"Und Haferschleim"
, erinnerte Kazel noch einmal. Kodiak winkte sogleich mit einem riesigen Holzlöffel und verschwand im hinteren Teil der Küche. Dann rückte Hopp näher an Kazel heran. Sie sprach leise, wie bei einem Geheimnis:
„Ist es dir recht, wenn ich als Mädchen mich weiter um Janay kümmer. Ich frag sie natürlich auch noch selbst... Die Heilerin ist zwar kompetent, aber ...nicht sooo nett. Ich glaub Janay hätte lieber ein halbwegs bekanntes Gesicht bei gewissen Dingen um sich. Wenn du nichts mehr mit mir zu besprechen hast, dann lauf ich mal zu ihr... in Ordnung?“
Kazel hatte sicher nichts dagegen und Hopps Argument hatte ja auch einen gewissen Sinn. Sie winkte mit ihrer kleinen Hand und verabschiedete sich lächelnd:
„Bis später.“
Dann hoppelte sie davon und Zissus sah ihr hinterher.
„...so viel Lebenswille...“

Janay:
Nach der ersten körperlichen Erleichterung - unter hochnotpeinlichen Bedingungen – stellte sich auch gleich die zweite ein, als die Heilerin mit ihrer Magie den unteren Teil von Janays Wirbelsäule erst einmal provisorisch verstärkte. Die wohlige Wärme nahm ihr Körper dankbar an, doch Janay fragte sich sogleich, wieso sie sich gerade behandelt fühlte wie ein kleines Kind? Nur, weil sie noch recht jung für eine Elfe war, hieß das nicht, dass sie keine Reife besaß! Na ja... bisher hatte sie sich eher wie ein bockiges Kind verhalten, wenn man es genau nahm. Aber das erste 'Bitte' das sie gerade ausgesprochen hatte, als sie das Abwenden von ihrer Peinlichkeit verlangt hatte, schien ebenso erste Früchte zu tragen. Die Heilerin wirkte etwas entspannter, aber leider auch sehr müde nach der letzten Behandlung und so kam es, dass sie Janay einfach für einen Moment nicht genug Beachtung schenkte. Schließlich entfernte die andere sich und setzte sich hin, um herum zu hantieren.
Wie jetzt...? Janay blinzelte und verstand das nicht. Gerade erst hatte sie ihre Magie wirken lassen und gemeint, sie dürfe sich danach bewegen, aber die Fesseln waren nicht gelockert worden. Wozu also das Ganze?
"Äh..."
, machte sie und versuchte durch ein wenig Kraft in ihren Armen, ihre Hände zu befreien, obwohl sie inzwischen erkannt hatte, dass dies sinnlos war.
"Und jetzt?"
, vollendete sie und wartete darauf, erneut beachtet zu werden, was auch funktionierte, denn Orima sah müde über ihre Schulter zu ihr...
Die Heilerin blinzelte...

**HALLO!?! Jemand anwesend?**
Leer und ausdruckslos ging ihr Blick glatt durch sie hindurch. Noch ein Blinzeln...
...
„Oh... ach ja.“
Dann stand sie auf und löste tatsächlich die Fesseln. Janay war frei... frei... frei dort hin zu robben wohin sie wollte... JEY! Aber auch das wurde ihr gleich wieder untersagt.
„Aber bitte nicht gleich so doll... Denk dran, du hattest eine Klinge im Rückenmark. Geh es langsam an.“
Damit ging sie dann erst einmal einfach zu ihrem Hocker zurück und ließ sich erschöpft darauf plumpsen. In DIESEM Zustand sollte die Frau wirklich lieber nicht mehr an Janay herum doktern.
Irgenwo klappte eine Tür und dann kamen merkwürdig anmutende Schrittgeräusche näher... kurz – kurz – lang - kurz – kurz – lang. Dann eine bekannte weibliche Stimme:
„Klopf, klopf, ich bin es Hopp. Darf ich rein kommen?“
Die Heilerin nickte und winkte mit der Hand...
WOW! Echt sinnfrei wenn ein Laken einem die Sicht auf sie verwehrte. Da musste wohl Janay antworten. Wo blieb eigentlich dieser Bruder, der die übermüdete Heilerin ablösen sollte?

((ooc: Kazel, Janay, ich hab nix dagegen, wenn ihr innerhalb des Anwesens eine kleine Zeit zusammen fasst und z.B. Aufträge nach außen erteilt, wie einen Rollstuhl für Janay bei Firlefitz (@Kazel: kannst auch hin porten und zurück, aber das würde ich dann lieber spielen), oder den Umzug in ein anderes Zimmer, Gespräche unter euch, ectr... Gönnt euch ein bisschen Erholung, bis es dann mit der Ankunft gewisser Gäste weiter geht. Kazels Tante läuft auch nicht weg ;) Janay darf sich mal auf 'Händen tragen lassen' ;) ))
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Montag 31. Oktober 2022, 16:33

Es wirkte absurd. Es war bizarr, gerade in Morgeria auf so viel Unterstützung zu treffen wie Kazel sie in seinem ganzen Leben noch nicht erhalten hatte. Ausgerechnet in der Stadt der Dunkelelfen, Orks und Goblins. Andererseits war er im Kreise wohl auch der Einzige, der so eng mit diesem Ort verknüpft war. Nein, er musste sich korrigieren, als sein Blick zu Zissus herüber fuhr. Aber wie aus ihm selbst, war auch im Pfauenmann eine gute Entwicklung herangewachsen, weil man die eigenen Erfahrungen und Behandlungen keinem anderen wünschte. Es tat gut zu wissen, nicht allein zu sein. Schwer wog lediglich die Erkenntnis, dass es in diesem Haus auch weitere Seelen gab, denne übel mitgespielt worden war. Jeder einzelnen Seele wohl, vielleicht sogar Sademos. Ob er ein umgänglicherer Dunkelelf gewesen wäre, ohne dämonische Einflüsse? Vielleicht, aber gewiss keiner der gänzlich guten Sorte. Dann hätte er nicht angefangen, Lebewese zu sammeln wie Kuralla Furunkel an ihrem Hintern. Der alten Goblinfrau würde Kazel auch noch einen Besuch abstatten müssen. Vorerst aber gab es hier im Hause genug zu tun. Allem voran standen Dinge, um Janay das Leben zu erleichtern. Eine gute Mahlzeit, der Bau eines fahrbaren Stuhles, damit sie sich in ihrem vorerst neuen Heim bewegen könnte. Es kristallisierte sich immer mehr heraus, dass sie beide Morgeria nicht allzu bald würden verlassen können. Erst musste seine Liebste operiert werden und wann das überhaupt möglich wäre, wusste nur Orima. Aber selbst die Heilerin konnte ohne eine Blutspende eines Verwandten nichts unternehmen. Folglich hieß es abzuwarten.
Kazel nutzte die Zeit, um Informationen zu erhalten und das Treiben im Hause des Sammlers zu organisieren. Vordergründig aber wollte er sich wie Zissus beschäftigen, um nicht düsteren Gedanken nachhängen zu müssen. Den Elfen begleitete er sogar recht früh zum Grab, das er für Sademos hatte ausheben wollen. Hoffentlich war es schon geschehen und der Leib des Mannes unter der Erde. Wenn nicht, würde Kazel sogar anbieten, selbst Hand anzulegen, damit für ihn Platz im Boden wäre. Gleichermaßen interessierte er sich aber auch, ob man die übrigen Toten auf ähnliche Weise bestattet hatte. Er war gegen ein Massengrab gewesen, aber ohne die Verbrennung ihrer Körper wäre nicht einmal in Sademos Gärten genug Platz. Vielleicht würde es sogar noch dauern, denn Körper in Asche zu wandeln dauerte ebenfalls seine Zeit. So konnte er sich aber von Zissus führen lassen, um eine geeignete Stelle für die Opfer dieses Hauses auszusuchen.
"Bekommen wir einen Steinmetz organisiert, der eine Art Gedenktafel schaffen kann?", fragte er Zissus, während sie beide an der frischen Luft versuchten, die Köpfe frei zu bekommen. "Mir schwebt ein große, steinernes Buch vor. Aufgeschlagen, so dass wir die Namen der Verstorbenen auf die Seiten meißeln lassen können. Dabei werdet ihr mir alle helfen müssen. Ich habe bis auf Schabe und Nessaja doch niemanden kennenlernen können." Aber selbst für diese beiden sollte Platz gefunden werden. Mittlerweile war klar, dass die alte Schildkröte nicht mehr unter ihnen weilte. Kazel empfand echte Trauer für ihnen Verlust. Er glaubte, sie hätte mit ihrer Weisheit noch einiges bewirken können. Nun mussten sie ohne ihre Hilfe zurechtkommen, aber jeder schien motiviert, Veränderung zu bringen.
Im Laufe des Tages ließ Kazel als neuer Verwalter des Sammlers sämtliche Dienerschaft des Hauses, die Gefangen und überhaupt alle unter diesem Dach versammeln. Er wollte sich nicht nur einen Überblick verschaffen, sondern ließ auch verkünden, dass der Sammler eine Vision gehabt habe, die Veränderung bringen sollte. Darunter zählte, dass er jeden ziehen ließ, der das Anwesen verlassen wollte. Wer freiwillig blieb, würde weiterhin seine Arbeit tun, könnte aber bei einem der neuen Vertrauten des Verwalters Kazel vorsprechen, um Missstände zu besprechen oder Wünsche zu äußern, sofern an irgendeiner Stelle Verbesserungsbedarf bestand. Er legte diese Aufgabe in die Hände eines seiner hybridischen Gefährten - wer auch immer sich dazu berufen fühlte. Nur Zissus bürdete er nicht noch mehr auf. Den Elfen behielt Kazel im Auge, bis sich Gelegenheit für ein Gespräch unter vier Augen ergeben würde.
Auch schickte er die abgebrühtesten Leibwachen Sademos' hinunter in dessen Katakomben. Sie sollten bergen, was zu retten war und alles andere vernichten. Der Herr Verwalter würde sich im Auftrag des Sammlers einen neuen Nutzen für die Räumlichkeiten überlegen. Vorschläge wären Willkommen. Kazel strebten Unterkünfte vor, in denen sich jemand verstecken könnte. Vielleicht ließ sich sogar ein Fluchttunnel aus der Stadt hinaus graben. Generell war er aber für alles offen und versuchte, jeden zu berücksichtigen. Dass er ein zu gutes Herz für Morgeria aufwies und offenbar einen Einfluss als Verwalter auf den Sammler haben musste, fiel garantiert auf. Es kümmerte ihn nicht. Er rechtfertigte jede Entscheidung damit, dass er in der Lage wäre, mit Sademos ruhige Diskussionen zu führen und ein Händchen dafür hätte, ihn von Dingen zu überzeugen, die Sinn ergaben.
Seine hybridischen Berater erhielten Gelegenheit, sich Rückzugsorte zu suchen. Es gab genug Zimmer in dem Haus, dass jeder sich eines aussuchen konnte. Kazel erlaubte ihnen, diese nach ihren Wünschen zu gestalten. Er selbst gab in Auftrag, aus jenen Räumlichkeiten den Tand zu entfernen, damit er für finanzielle Mittel verkauft würde. Nur Sademos' private Gemächer blieben unzugänglich. Ausschließlich Zissus und ihn wollte er darin sehen. Der Pfau musste ihm Auskunft über die Artefakte geben, die dort lauerten. Seit seinem eigenen Missgeschick mit dem haraxischen Wesen aus dem Buch fürchtete er diese Gegenstände und begegnete ihnen mit Skepsis.
Kazel schaffte viel in den nächsten Tagen und fand doch dazwischen immer wieder Zeit, nach Janay zu sehen. Selbst wenn sie nicht groß zum Plaudern kämen, so war er doch an ihrer Seite. Mit Erleichterung stellte er fest, dass eine Fesselung nicht mehr nötig war und konnte es kaum erwarten, sie - vorsichtig! - in die Arme zu schließen und zu küssen. Wahrscheinlich schliefen sie aus eben Gründen der Vorsicht noch getrennt, aber wann immer es ging, saß er bei ihr, hielt ihre Hand und erzählte ihr, wie das Organisatorische im Hause voranging.
Sofern Janay keinen anderen Raum wünschte, teilte er ihr das Schlafzimmer nahe des Wintergartens zu, denn das war der Ort, an dem Kazel sich selbst am wohlsten fühlte. Wann immer ihm eine Nacht den Schlaf raubte, stand er vor den hohen Fenstern und spähte nach draußen. Der Mischling gab sich wirklich Mühe, vieles zu berücksichtigen. Er begrüßte sogar Firlefitz persönlich, bedankte sich bei ihm und hoffte, er könne umsetzen, was seinen Vorstellungen von Mobilität für seine Liebste betraf. Außerdem gab er ihm die Nachricht mit auf den Weg, dass er bal Kuralla aufsuchen wollte, sobald sich die Situation im Haus etwas beruhigt hätte. Denn nach wie vor besaß er auch noch einen unliebsamen Gast.
"Was soll ich mit meiner Tante anstellen?", fragte er in einer ruhigeren Minute Janay, Zissus und alle Hybriden, die sich mit ihnen versammelt hatten. "Ihr wisst, wie ihr Schicksal aussähe, wenn es nur nach mit allein ginge." Dass er sie nicht einfach töten konnte, wusste er. Es gefiel ihm überhaupt nicht, aber er sah ein, dass es zu viele Konsequenzen mit sich brächte, einfach weil Starle Tenebrée inzwischen zu großen Einfluss in den tieferen Reihen Morgerias besaß. "Ich kann sie unmöglich einfach ziehen und ihr Spiel weitertreiben lassen. Dann wird sie sich rächen wollen. Sie ist für Janays Zustand verantwortlich und ich werde sie dafür nicht ungeschont davonkommen lassen." Mord musste nicht immer die endgültige Strafe sein. Wenigstens besann Kazel sich darauf, eine Entscheidung mit seinen Vertrauten zu besprechen. Er hoffte, sie hätten einen besseren Vorschlag als seine eigenen Pläne. Diese zielten nämlich darauf ab, Starle Tenebrée zwar am Leben zu lassen, ihr aber Einfluss zu nehmen. Sei es, indem er ihr die Zunge herausschnitt, sie erblinden ließ und dafür sorgte, dass sie nichts mehr hören könnte. Dann lebte sie, wäre aber auf Hilfe angewiesen und Kommunikation mit ihr dürfte sich schwerer gestalten. Außerdem litt sie dann. Es war erschreckend, aber diese Frau wollte er leiden sehen. Nicht einmal mehr für das, was sie zugelassen hatte, als er selbst in den Kerkern seiner Mutter an Ketten hing, sondern für das, was sie durch ihre meuchlerische Hausdame Janay angetan hatte. Starle Tenebrée sollte keine glückliche Minute ihres langen Lebens mehr auf Celcia verbringen. Es war hier an Janay, Zissus und den übrigen Verbündeten, Kazel ein wenig zu bremsen, denn in dieser Hinsicht strahlte er genau die Form von Hass und Rachedurst aus, die man einem typischen Dunkelelfen aus Morgeria zuschrieb. Er durfte nicht zu tief in diese Loch abrutschen.
Was indessen über all diese Aufgaben hinweg vergessen wurde, waren seine Fähigkeiten als Geselle des Todes. Einmal hatte er den Umhang herbeigerufen. Nachts, als er für sich war und Zeit fand, ihn auszuprobieren. Schon das Umlegen des Stoffes hatte ihn die Nähe zum Gevatter spüren lassen - diese angenehme Kühle, die sein Gemüt beruhigte, zusammen mit einem seichten Duft nach Tod. Kazel hatte es nur noch nicht wieder gewagt, durch den Raum zu springen. Dafür war er noch nicht bereit, nahm sich aber vor, es zu versuchen, wenn er Kuralla besuchte. Er würde in ihr Heim springen. Diesen Ort kannte er und er befände sich nicht zu weit weg. Ansonsten probierte er lediglich aus, ob die übrigen Fähigkeiten noch funktionierten. Er rief sein Stundenglas herbei, betrachtete es sehr lange und prägte sich den Stand des Sandes ein. Dann verlangsamte er die Zeit und schaute, ob es immer noch auf Kosten seines Lebens ging.
Wenn ich eines Tages dein Nachfolger sein und selbst zum zeitlosen Skelett werde, ist es dann überhaupt noch wichtig, dass ich Lebenszeit berücksichtige? Ich werde vermutlich nicht so einfach sterben wie andere, dachte er zu seinem Meister hin und stellte ihm immer mal wieder solche Fragen. Unter anderem auch: Besitzt du ein Stundenglas für dich?
Tod schien im Moment allerdings beshcäftiger zu sein. Er gab sich Mühe, die Fragen seines Lehrlings zu beantworten, schien aber noch über seine übliche Tätigkeit hinaus an anderer Stelle gebraucht. Immer wieder murmelte er seltsame Kombinationen aus Buchstaben und Zahlen vor sich her, gluckste hohl oder erwähnte irgendeine Seele, die offenbar sehr geschickt vorging. Kazel wusste nicht, was er meinte, hakte aber auch nicht nach. Wenn Tod mit dieser Sache beschäftigt war, wirkte er weiter weg und sein Schüler wollte ihn dann nicht unnötig stören. Er war ihm schon dankbar genug, dass er jederzeit zu ihm hinaus reichen und seine Fragen gedanklich formulieren konnte.
Mit der Zeit aber wuchs auch die Ungeduld. Nicht auf den Tod bezogen, sondern auf Janays Schwester. Und hatte Rinal inzwischen den Bruder heranschaffen können? Die meisten Dinge, die Kazel beschäftigten, endeten damit, dass er auf andere warten musste. Auch jetzt, da er in die Runde schaute und hoffte, jemand hätte einen Vorschlag zum Schicksal seiner Tante zu machen.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Donnerstag 3. November 2022, 10:30

Es war alles andere als leicht für die junge Frau, mit ihrer Situation umzugehen. Der Gedanke daran, dass ihr Kind noch in ihrem Bauch war und Kazel sie nicht sofort verstoßen hatte, half ihr, sich nicht wieder in einem Meer aus Tränen zu verlieren. Hinzu kam das Gefühl der Erleichterung einer leeren Blase und der Umstand, dass sie tatsächlich losgebunden wurde. Viel würde sie so zwar nicht ausrichten können, aber es war definitiv besser als nichts!
So nickte sie auch zu der Mahnung der Heilerin, es nicht zu übertreiben. Als ob sie das nicht sowieso sofort zu spüren bekäme! Wobei... was verstand die andere darunter eigentlich? Diese Definition müsste eigentlich geklärt werden, nur irgendwie wirkte die Frau im Moment nicht so, als wenn sie noch zu viel imstande wäre.
Janay war es recht, sie wollte sich, nun, da sie nicht mehr ausschließlich liegen musste, ohnehin noch etwas in der Horizontalen ausruhen und ihre Gedanken sortieren. Da tat ihr Schweigen ganz gut. Wozu es jedoch nicht kommen sollte.
Das Geräusch einer zufallenden Tür ließ sie leicht zusammen zucken. Wer war das gewesen? Wo war das gewesen? Wäre es vielleicht der Mischling, der wieder zu ihr zurück käme?
Ihre empfindlichen Ohren zuckten und sie vernahm seltsam klingende Schritte. Nein, das war er nicht. Aber wer dann? Lange sollte ihre Geduld nicht auf die Probe gestellt werden, als auch schon eine Stimme erklang, die ihr bekannt vorkam. Zwar hatte sie den Namen des Mädchens nicht sofort parat, jedoch wusste sie, dass dieses ihr freundlich gesinnt war.
Und da die Heilerin sich nicht genötigt sah, etwas verbal zu erwidern, musste sie das wohl oder übel übernehmen. "Ja." Eine deutliche, wenngleich schlichte Antwort, denn trotz allem wollte die junge Frau sich nicht gleich vollkommen verausgaben. Mochte das Reden bislang nicht mühsam und kraftaufwendig gewesen sein, wer war sie, um zu ahnen, wie rasch sich das ändern könnte?
Kurz darauf war das Hasenmädchen bei ihr und Janay schenkte ihr ein kleines, vorsichtiges Lächeln. "Du siehst gut aus.", begann sie das Gespräch so unverfänglich wie möglich. Auch, weil sie sonst gerade nichts anderes zu sagen wusste.
Dabei fiel ihr durchaus auf, wie bedeckt sich die andere präsentierte, Kleidung trug, die Janay selbst niemals in den Sinn gekommen wäre. Allerdings hatte sie kaum eine Ahnung von dem, was in diesem Haus vor ihrem Auftauchen alles vonstatten gegangen war, sodass sie vermutete, dass dieser Aufzug seinen Grund hatte. Womöglich hatte die Kleine den ein oder anderen Übergriff erlebt und reagierte entsprechend darauf, jetzt, da es ihren Herren nicht mehr gab und sie selbst entscheiden konnte. Das hatte sie schon ein paar Mal gesehen, bei anderen Frauen, denen Gewalt angetan worden war.
Doch das Entscheidendere war ohnehin ihr Gesicht, das ihr freundlich entgegen blickte, sodass sie dieses Kompliment einfach hatte machen wollen.

Einige Zeit später tauchte auch Kazel bei ihr wieder auf und sie hatte nichts dagegen, an einen anderen Ort gebracht zu werden. Wäre es nicht so, dass sie keine andere Wahl hätte, sie hätte es vermutlich genossen, von ihm getragen zu werden, während sie die Arme um seinen Hals geschlungen hatte und ihre Wange an seine Stirn lehnen konnte. Der Weg war dennoch nicht einfach, jeder noch so winzige zusätzliche Bewegung ließ sie sich unwillkürlich anspannen, aus Sorge darum, dass es ihre Verletzung wieder verschlimmern würde.
So atmete sie trotz allem auch auf, als er sie in dem viel zu großen Bett ablegte und sich danach noch ein wenig zu ihr setzte. Jedoch war sie müde und obwohl sie sich dagegen sträubte, schlief sie immer wieder ein. Irgendwann, in einer Wachphase, kam ihr die Vermutung, dass ihr ein Schlafmittel in dem Tee, den sie stets trinken sollte, untergemischt wurde. Nicht nur, weil sie jedes Mal große Sorge hatte einzuschlafen und es trotzdem nicht verhindern konnte, sondern auch, weil sie vorerst von keinen weiteren Alpträumen heimgesucht wurde. Sie schlief einfach nur tief und traumlos, als wäre sie stets zu Tode erschöpft. Und das, obwohl sie sich ja nicht einmal allein bewegen konnte!
Auch hatte sie manchmal das Gefühl, als würde sie erfrischt aufwachen, meistens nach ihrem Schlaf nach dem Mittagessen. So, als würde sie dann, wenn sie nichts davon mitbekäme und sich folglich auch nicht dagegen sträuben könnte, gesäubert werden. Da sie es selbst nicht konnte, musste sie es akzeptieren und konnte mit dieser Lösung leben.
Lediglich das Erleichtern war ihr noch immer viel zu peinlich, auch wenn es sich bald wenigstens so einpendelte, dass während dem Loslassen selbst niemand bei ihr im Raum war, nur davor und danach.

So vergingen die Stunden und Tage für sie, ohne, dass sie wirklich ein Zeitgefühl hatte durch den vielen Schlaf, der sie so oft heimsuchte. Dafür fiel ihr ein anderer Umstand auf, der sie beschäftigte. Es kränkte sie und machte sie unsicher zugleich. Es aber anzusprechen, davor hatte sie irgendwie auch Angst, denn was würde sie tun, wenn die Antwort so ausfiele, wie sie befürchtete?
Stattdessen versammelte der Mischling des Öfteren einige der Bewohner des Anwesens bei ihrem Bett, darunter Zissus und das Hasenmädchen, aber auch den Schlangen- und den Bärenmann, wenn es Dinge gab, die sie alle gemeinsam besprechen konnten... und wohl auch sollten. Janay selbst empfand sich dabei nicht gerade als sonderlich große Hilfe, denn durch ihren Zustand konnte sie kaum teilnehmen an den Dingen, die außerhalb des Raumes vorgingen und ihr fehlten dadurch eben auch Informationen. Trotzdem versuchte sie, für ihn da zu sein, soweit sie es eben konnte.
Als es wieder einmal soweit war, sprach er seine Tante an. Unwillkürlich zuckte die junge Frau bei diesem Thema zusammen und musste schlucken. Erst, als er fertig gesprochen hatte und sie ein bisschen erahnen konnte, wie mühsam es ihm fiel, sich zu beherrschen, tastete sie nach seiner Hand, um sie leicht zu drücken. Dabei sah sie ihn an.
"Hast du schon nach ihrem Schwachpunkt gesucht?", fragte sie so ruhig wie möglich. Auch ihr ging dieses Thema nahe und sie hatte viel durchstehen müssen deswegen. Doch würde es ihnen nichts bringen, wenn sie sich aufregte. Diese Lektion hatte sie wahrlich gelernt! "Wie ich bei ihr war, hatte ich den Eindruck, an den Mädchen in ihrem Bordell liegt ihr etwas. Vielleicht erfährst du so etwas über sie?"
Im nächsten Moment allerdings wurde ihr klar, wie töricht das klingen musste, sodass sie die Augen niederschlug. Seine Tante hatte so oft die Laune gewechselt und ihr gegenüber sowohl die positive, als auch die negative Seite gezeigt, dass sie gar nicht mehr gewusst hatte, was wahr gewesen war und was nicht. Kleinlaut und vermutlich nur für empfindliche Elfenohren bestimmt, nuschelte sie:"Ich kann mich aber auch irren..."
Oh ja, und das hatte sie schließlich nicht nur einmal getan! Außerdem waren sie in Morgeria, da wurden Eigenschaften wie Ehrlichkeit und Fürsorge alles andere als groß geschrieben. Nein, wahrscheinlich war ihr Einfall einfach nur dumm und es wäre besser, wenn er wieder vergessen werden würde.
Was wusste sie schon von der Welt der Höhergestellten, um da produktiv etwas beitragen zu können? Janay fing an, auf ihrer Unterlippe herum zu kauen.
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