Das neue Heim

Die Gebäude hier zeigen deutlich den Stand eines Bürgers in Morgeria. Niedere leben in heruntergekommen Barracken, Krieger & Söldner in bunkerartigen Unterkünften oder Zelten. Mächtige Familien leben in finsteren Anwesen, die kleinen Schlössern gleichen.
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Janay
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Montag 3. Mai 2021, 11:21

Was zu viel war, war einfach und ergreifend zu viel gewesen! Janay hatte nicht länger den Mund halten können, ja, sie hatte sogar einige Momente lang vergessen, wem sie gegenüber stand. Nun ja, teilweise, denn ihr Ausbruch hatte genau dieser Person gegolten. Trotzdem fiel es ihr schwer, sich wieder zu beruhigen, um sich auch selbst vor der Panik zu schützen, die unweigerlich ausbrechen würde, sobald ihr bewusst werden würde, was sie soeben getan hatte.
Da wüsste sie nicht einmal zu sagen, in wessen Gegenwart sie ihre Strafe, die bestimmt aus unendlichen Qualen bestehen würde, ertragen wollen würde. Am liebsten gar nicht, schließlich hatte sie sich nur gewehrt! Und dennoch schien ihr Schicksal unausweichlich...
Angst kroch wie mit kalten Spinnenbeinen ihr Rückgrat hinauf, als der Hausherr ihr einen verbalen Vorgeschmack auf das gab, was sie zu erwarten hätte. Ihre Augen huschten unsicherer werdend herum und konnten trotzdem keinen Ausweg finden. Was hatte sie nur getan? Wie könnte und wie sollte sie die nächsten Stunden überleben?!
Auf der anderen Seite gab es da noch so einige Bemerkungen, die ihr über die Lippen zu kommen drohten. Schließlich hatte sie sowieso schon alles ruiniert. Warum also sollte sie noch weitere Zurückhaltung üben? Es war ihr Kopf, den sie damit noch irgendwie aus der Schlinge zu ziehen hoffte, nachdem auch die Herrin im Stich gelassen hatte. So viel dazu, sie wolle dafür sorgen, dass Kazels Kind gesund zur Welt käme und ihr Erbe antreten könnte...
Die Wachen in ihrem Rücken machten ihr bei weitem nicht so viel Angst wir ihr Gegenüber, obwohl auch sie sicherlich jeden Fluchtversuch verhindern würde. Aber das Sagen hatte dieser Sammler und er war auch das Ziel ihrer nächsten Worte, mit denen sie versuchte, ihr Leben zumindest ein bisschen noch retten zu können, um einen Ausweg aus dieser Folterkammer zu finden.
Bis er sie zurecht wies. Ihre Augen verengten sich leicht und als die Männer hinter ihr anrückten, um sie zum Folgen zu zwingen, zischte sie ihnen einen unflätigen Fluch zu. Dennoch setzte sie einen Fuß vor den anderen, um eine Berührung soweit wie möglich zu vermeiden. Dabei griff sie nach dem Rock ihres Kleides und hob ihn leicht an, reckte ihr Kinn in die Höhe und stolzierte regelrecht hinterher, wie um zu demonstrieren, dass sie sich so leicht nicht einschüchtern lassen würde. Dabei schrie in ihr alles verzweifelt nach Hilfe und die Angst drohte, ihren letzten Rest Selbstbeherrschung zu überdecken, um aus ihr ein wimmerndes Bündel zu machen, das zu gar nichts mehr fähig wäre.
Sie wurde in einen Raum gebracht, der wahrscheinlich dazu bestimmt wäre, um sie endlich zu strafen für das, was sie sich erlaubt hatte. Nur... sie waren dort nicht allein! Neben den beiden Dienern und dem kleinen, runzeligen Weib gab es dort noch andere... Personen.
Die junge Frau blieb an der Schwelle stehen, schlichtweg, weil sie überrascht war über diese Versammlung, als sie eine Hand mit einem regelrechten Eisengriff an ihrem Oberarm spürte, die sie sofort weiter schob. "Fass mich nicht an, du seelenloser..." Die Beleidigung ging in ihrem Unmutslaut unter, als sie sich zu befreien versuchte und dabei beinahe umgeknickt wäre.
Bitterböse Blicke sandte sie den Wachen, als diese von ihr endlich abließen und sich verzogen, ehe ein noch finsterer, töten wollender Ausdruck sich auf den Hausherrn richtete. Der auch wieder das Wort erhob, wenngleich in... der allgemeinen Sprache?!
Ihre Augenbraue hob sich skeptisch an und als er sich dann obendrein ihr zuwandte, gab er eine Erklärung von sich, die ihre Wut erneut anzufachen wusste. "Jetzt denkt er auch noch, ich bin so ein Intelligenzverweigerer wie er!", nuschelte sie in sich hinein und gab ihre hochmütigste Miene zum Besten.
Sie glaubte dem Sammler keine einzige Silbe, verweigerte jedem Körnchen darin die Wahrheit. Schließlich hatte er zuvor selbst gesagt, sie würde lediglich physisch heil bleiben bei seiner Strafe. Und war Hoffnung vermitteln, um sie dann zu zerstören nicht die beste Methode dafür?! Aus reinem Selbstschutz weigerte sie sich, ihm auch nur ein Fünkchen weit zu glauben, ganz egal, was er noch sagte. Nein, sie wollte ihm eigentlich nicht einmal mehr zuhören!
Ihr Blick wurde wieder unruhig und sie sah sich um, auf der Suche nach einem Ausweg aus diesem Raum. Sie musste weg, weg von ihm, weg von diesem Ort, weg von Morgeria! Ja, es war töricht gewesen, auch nur einen Moment lang Hoffnung zu hegen, sie könnte hier gutes Geld verdienen, um ihrem Würmchen ein angemessenes Auskommen bieten zu können, bis es sich selbst versorgen könnte. Niemals hätte sie daran auch nur denken sollen!
Blinzelnd kehrte sie aus ihren Gedanken zurück, als die kleine Alte zu reden begann. Irritiert und mit erhobener Augenbraue sah sie zu ihr hin. Glaubte sie etwa diese Geschichte?! Ja, es schien ganz danach. Und die anderen? Ein Blick in die Runde zeigte ihr, dass scheinbar sonst niemand viele Zweifel an dem Wahrheitsgehalt dieser Worte hegte. Wie war das möglich? Mochte es vielleicht... nein, niemals! Das war gewiss ein abgekartertes Spiel, um sie zu foltern, sobald sie sich darauf einlassen würde.
Aber wenn es doch möglich wäre... Janay verbot sich jeglichen Hoffnungsschimmer und schüttelte leicht den Kopf.
Es interessierte sie wenig, was die Alte tat und wollte, sie fixierte allein den Hausherrn, um ihn allein mit ihren Blicken zu erdolchen. "Wo... ist... Kazel...?!", fragte sie langsam und gedehnt, jedes einzelne Wort betonend.
Obwohl... so wirklich glaubte sie nicht daran, dass sie eine ehrliche Antwort erhalten würde. Nein, allerdings gäbe es vielleicht eine Möglichkeit, das Ganze zu erpressen. Unwillkürlich sah sie zu dem Dolch hin, den der Sammler so geschickt in seinen Besitz erzwungen hatte. Ja, eventuell könnte sie... in einem geeigneten Moment...
In diesem Augenblick ließ ein Brüllen den gesamten Raum, wahrscheinlich sogar das ganze Gebäude erzittern. Janay fuhr zusammen und der Rest an Wut ließ sie recht rasch erkennen, dass dies die Gelegenheit für sie war!
Ohne sich darum zu kümmern, dafür hatte sie keine Zeit, ob auch der Hausherr abgelenkt war von dem Laut, stürmte sie mit einem Zornesschrei auf den Lippen los. Direkt auf ihn zu, sich nicht der Gefahr einer Verletzung bewusst, und wollte alles in ihrer Macht Liegende tun, um diesen Dolch an sich zu reißen und ihn ihm vorzuenthalten, bis der Mischling endlich in echter, realer Sicherheit wäre.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Montag 3. Mai 2021, 17:21

(Kazel, da muss ich leider dazwischen kreuzen ;), aber dann bist du erst mal dran!)

Das Brüllen war noch nicht ganz verklungen, da fand es sein Echo in Janays Kehle.
An sich war ihre Idee gut gewesen, aber wäre sie eine geübte Kämpferin, eine Assassine, eine Kriegerin gewesen, so hätte sie gewusst, dass man bei einem Überraschungsangriff nie und wirklich niemals schreien durfte!
Ihre nun also laut und deutlich angekündigte Attacke, ging ins leere, noch bevor Sademos oder sonst kaum wer im Raum begriff was los gewesen war. Nur der Grund war für die meisten wohl die Überraschung des Tages. Ganz getreu nach dem Ausschlussprinzip, waren die drei entfernt stehenden Hybriden an den Regalen nicht handlungsfähig gewesen, auch Schlange, der am Kamin stand war zu weit weg gewesen. Von diesen sahen nur alle nun erschrocken in Janays Richtung. Hopp hatte sich als Fluchttier und vermutlich die zweitschnellste Person in diesem Raum, sogar hinter ihrem Herrn versteckt. Vranyk sah zwar auch erschrocken aus, aber hatte ihre Bewegung nur durch den Schleier seiner Tränen gesehen.
Der einzige, der Sademos so nah und so schnell war um etwas gegen diesen Angriff zu tun, denn nur so war er zu deuten, der war Schabe. Wahrscheinlich hatte er noch nicht einmal nachgedacht und nur auf die schnelle Bewegung kombiniert mit dem Schrei instinktiv reagiert. Vielleicht war er auch schlicht der Meinung, dass nur ein Wesen hatte, das Recht Sademos zu töten, nämlich er!

Das Ergebnis seiner Reaktion war jedoch...
FATAL!

Janay spürte den Schmerz kaum, denn er hatte ihr sauber das Rückgrat durchtrennt. Von einer Sekunde auf die andere hing sie mit den Füßen frei baumelnd in der Luft. Alles unterhalb ihres Halses war wie tot, aber sie lebte. Kazels seitlicher Blick auf seine Liebste zeigte einen dünnen roten Strich am ihrem Hals, dort wo Schabes scharfer veränderter Daumen eingetreten war. Der große Insektuid hielt sie kaum eine Armeslänge von ihm entfernt in der Luft und sah seinen Herren reglos an. Es war einen Moment so, als wäre die Zeit stehen geblieben, aber Kazel spürte schmerzhaft, das sie weiter lief, wenn er nichts dagegen tat. Alle waren schlicht zu überrascht. Nur Sademos Geist erinnerte sich in dieser Sekunde, dass er Schabe nicht umsonst stets in Ketten gehalten hatte und auch in dieser gesonderten Zelle aufbewahrte. Es waren schon früher „Unfälle“ wie dieser passiert. Nichts was ihn gestört hätte, aber doch war es eine Verschwendung von Lebensenergie gewesen. Deshalb hatte in Vranyk auch immer an dieser langen Stange gehalten oder irgendwo fest gekettet. Kuralla hatte wohl ein Händchen gehabt für den Großen, aber die war gegangen um ihre Schildkröte zu suchen.

Schabe zischte und gab eines seiner klackenden Geräusche von sich. Sademos hatte sich nie die Mühe gemacht seine Sprache zu lernen, so wie Nessaja und auch Schlange getan hatten, aber er wusste auch so, was er wollte! Es stand in seinen Augen!
**töte mich**
...und noch etwas stand dort. Ungeduld. Schabe wollte nicht mehr leben und wenn Kazel ihm nicht gab, was er verlangt hatte und das schnell, dann würde er so lange weiter machen, bis er es tat. Sein Wurm flüsterte natürlich auch noch ihm rein:
Friss ihn!
Aber dann würde Schabe eine Marionette von vielen und nicht sterben... nicht dort hin gehen... wo... man ihn erwartete! Schabe wurde erwartet. Das wurde Kazel plötzlich klar. Genauso wie viele andere hier gefangenen Seelen. Sie mussten weiter gehen! Sie gehörten nicht hier her. Janays Anblick, das Leid, die Überraschung in ihrem Gesicht eines kurz bevorstehenden Endes... ihres TODES!
GEVATTER TOD!
Zahnräder rasteten in einander. Es war als würde sich eine schmerzhafte Blockade in seinem Nacken lösen und ihn daran erinnern, warum er hier war. Vielleicht wäre es sogar Janay irgendwann gelungen ihm schlicht zu sagen, für wen er eigentlich arbeitete, aber das Bild ihres zerstörten Körpers, flutete seine Gedanken und ja! Schabe verdiente den Tod! Er wünschte es sich sogar! Nicht nur Sademos hatte hier sterben müssen! Es gab so viele weitere Seelen, die schon tot waren und noch immer hier verweilten! Schabe war nur einer davon, dem Sademos jedoch, grausam wie er war, einen kleinen Teil seiner selbst gelassen hatte. Er hatte noch weißen Sand in sich, mehr als den blauen. Sademos hatte es interessant gefunden ihn zu quälen und durch seine Instinkte morden zu lassen, seine menschliche Seite zusehen lassen, wie das Insekt tötete und fraß.
Sademos enthielt dem Tod seine zustehenden Seelen vor! Es ging hier nicht nur um Zeit oder Lebensenergie, so wie es der Wurm darstellte. Die Seelen konnten nicht ruhen, nicht in den Kreislauf eingehen, oder zu ihren Göttern auffahren. Sie waren tot und konnten nicht gehen. Das hier war schlimmste Nekromantie und noch viel grausamer, denn sie lebten mit einem fremdgesteuerten Geist weiter ohne Kontrolle. Kazel erinnerte sich.
KAZEL ERINNERTE SICH!
Gleichzeitig flutete auch sein Wissen um den Tod und seine Magie, die Magie der Stundengläser seine Gedanken, wie man die Zeit benutzen konnte, wie er sie anhalten konnte...
Es gab nur einen Nachteil.
**...Nebhasmhorachd...** seine Unsterblichkeit, wusste nun auch für wen er arbeitete! Und was noch viel schlimmer war, der Wurm griff auf Kazels Erinnerungen zu!
Tod... ...ein Strand... OH...OHHHHH...sooo viel Sand! Zeit! Lebensenergie! Merserin wird glücklich sein dich/uns zu treffen!
Allein dass er den Namen in Kazels Gedanken aussprach, bewirkte ein Knacken im Ohr, wie wenn man im Gebirge zu hoch gestiegen, oder im Meer zu tief getaucht war. Der magische Druck der Umgebung veränderte sich, als wenn sich etwas von der anderen Seite gegen die hauch dünne Membran lehnte.

Kazel hatte nun gleich mehrere Probleme auf einmal, aber nun auch mehrere Lösungswege.
1. Er könnte die Zeit anhalten, was praktisch wäre um Janays Leben zu bewahren, allerdings musste er dafür etwas von Sademos blauem Sand opfern, der dann unwiederbringlich den Hybriden fehlten. ...andererseits... betrachtete man es realistisch, war ihre Lebenszeit schon lange abgelaufen. Blauer Sand war gestohlener Sand und verdorben, wie blauer Schimmel auf einem Stück altem Käse, oder wie der zwischen Kurallas Zehen. Einzig Sademos und der Dämon hinter der Wand hatten noch Nutzen davon. Setzte er seine vom Tod gegebene Magie ein, dann beschritt er den Weg, der ihm vorgegeben worden war, erfüllte seinen Auftrag. Dann würde auch ALLE Zeit die Sademos je gestohlen hatte enden. Alle „falschen“ Leben würden enden, wenn Kazel den harten Schnitt wählte.
2. Er könnte aber auch die Zeit weiter laufen lassen und sich in Ruhe um all die losen Enden dieses Rätsels kümmern, das Buch studieren, Lebensenergie zurück führen, Janay noch einmal sterben lassen und sie damit zum Gevatter schicken, wo ihre Seele sicherer war als sonst irgendwo. Es war ihm schon einmal gelungen sie vom Tod wieder zurück zu holen. Er war sein Gehilfe, sein Lehrling und kannte schon einige Kniffe. Allerdings würde er erst dann das „Dämonenproblem“ hier lösen müssen, denn den Wurm durfte er auf keinen Fall mit ins Reich der Toten mitnehmen! Sein Hunger auf Lebenszeit an diesem Strand stillen zu können, ...die Folgen wären... apokalyptisch!
3. Er brachte sich selbst um. Vorzugsweise mit dem Einhorndolch in seinen Händen. So merkwürdig es klang, das wäre auch eine Lösung. Der Pakt wäre sofort gebrochen. Allein dieser Gedanke ließ den Wurm aufbegehren und seine Hände zittern, denn dann würde auch er sterben und Nebhasmhorachd...darf nicht... Nein, kann nicht sterben!!!
Und natürlich blieb noch 4tens:
Eine aus dem Chaos der Situation geborene Idee, die alles über den Haufen warf und manchmal auch eine gute Lösung bereit hielt. Was hatte Kuralla gesagt? Fangt nicht ohne mich an? Manchmal gab es auch ein stinkendes kleines Hintertürchen.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Mittwoch 5. Mai 2021, 01:35

Kazels Aufmerksamkeit galt Janay. Bei den Hybriden war er überzeugt davon, dass sie ihm glaubten. Er hatte alles dafür getan, dass sie den Sammler nicht mehr zu befürchten hatten, denn er war fort. Übrig geblieben war nur die Hülle, die Kazel nun als Seelenkostüm diente, damit auch er noch über Celcia wandeln konnte. Sein eigener Körper war auf lange Sicht gesehen nicht mehr dazu in der Lage und "lange Sicht" bedeutete hier alles, was zeitlich über die Dauer eines einzigen Sandkorns hinaus ging. Aber sie glaubten ihm, dass er es war. Er, Kazel, der Sturmadler. Wichtig wäre jetzt, dass auch Janay ihm glaubte. Sie aber tat es nicht und das wäre dem Mischling sicherlich rechtzeitig aufgefallen, hätten nicht zwei Vergessene für Ablenkung gesorgt. Denn er hatte hier nun nicht nur die ohnehin bereits informierten Hybriden und Janay in sein Geheimnis eingeweiht, sondern auch noch die dunkeelfischen Brüder Dry'ol und Vranyk.
Überhaupt wurde er nur auf sie aufmerksam, weil der Foltermeister so intensiv zu seinem Bruder starrte und als Kazels Blick kurz zu jenem huschen wollte, blieb er daran haften. Denn Vranyk weinte. Dem Mischling war das schon oft genug passiert, nachdem er den Schleier eines emotionslosen Daseins abgelegt und sich endlich seinen Gefühlen hingegeben hatte. Doch diese Offenbarung galt in den Augen eines Morgerianers als schändlich. Offen Schwäche zeigen, indem man weinte, setzte die eigene Existenz auf eine Ebene herab, die noch unter der Anerkennung eines Goblins stand. Aber hier befand Vranyk sich nun und Tränen rannen ihm in Strömen die Wangen herab. Kazel konnte den Blick nicht von ihm abwenden.
Er weint. Das musste er sich selbst erst einmal begreiflich machen. Vranyk weint. Doch schneller als erwartet schlich sich eine Erklärung in den Geist des Mischlings. Er ist loyal und bereit, sich selbst zu opfern, um seinen Herrn, den Sammler, zu beschützen. Jetzt hat er erfahren, dass es dafür zu spät ist. Er starb, ohne dass er es überhaupt realisierte.
Er wollte sich mit einigen trösentend Worten an den Diener wenden. Auch, um ihn weiterhin als Verbündeten gewinnen zu können und nicht etwa außer Gefecht setzen zu müssen, weil er sich gegen ihn und die Hybriden richten könnte. Doch so weit sollte es vorerst nicht kommen. Kuralla riss das Ruder an sich und wendete das Boot, in dem sie nun saßen, um es mit voller Euphorie auf einen rauschenden Wasserfall zu lenken. Für einen Gast beim Sammler nahm sie sich nicht minder viel heraus wie Janay es getan hatte. Sie überging den Hausherrn, aber wahrscheinlich nur, weil sie wusste, wer in dieser dunkelelfischen Hülle steckte. Dennoch setzte sie sich über Kazel hinweg und das hätte ihn durchaus geärgert, wenn er nur Gelegenheit bekommen hätte, rechtzeitig zu reagieren. Schließlich hatte Kuralla ihn nun schon zum zweiten Mal nach seinem Plan gefragt. Warum tat sie das, wenn sie sowieso eigene hatte und diese auch noch ohne Rücksicht auf alle anderen in die tat umsetzte? So entzog sie sich nicht nur der Gruppe, sondern nahm auch Dry'ol mit, der ihr folgte wie ein massiver und ansonsten brandgefährlicher Hund. Das missgiel Kazel. Er hatte Dry'ol zunächst in der Nähe der Hybriden lassen wollen - vorausgesetzt, er zeigte sich berechenbar und griff keinen seiner Gefährten an. Aber er wäre ihnen sicherlich auch ein guter Leibwächter gewesen. Ihnen und Janay, weil er ihr genau diesen Foltermeister hatte unterstellen wollen. Morgen Mittag wollte Tante Starle seine Liebste wieder abholen. Bis dahin mussten nicht nicht Pläne geschmiedet und für ihren Schutz gesorgt werden, sondern bis dahin musste Janay ihm auch glauben, dass nicht Sademos zu ihr sprach.
Wiederholt und jede einzelne Silbe zu einem gequälten Dehnen lang gezogen fragte sie nach Kazels Aufenthalt. Sie glaubte es nicht. Und jetzt setzte sie in die Tat um, was ihr nur aufgrund von all der Ablenkung gelang, die alle durch das plötzliche Aufbrüllen aus der Ferne einnahm. Kazel wusste, dass es sich dabei um den gefangenen Bärenhybriden handeln musste, aber auch er erschreckte sich bei dem Lärm. Sademos' Körper zuckte nicht zusammen, doch sein Träger tat es innerlich. Außerdem lenkte es ihn ab. Kazel erhielt nicht einmal mehr Gelegenheit, nach dem Buch zu greifen, das Hopp ihm brachte. Das Kaninchen schaffte es auch nur noch rechtzeitig in den Windschatten ihres Herrn, um sich selbst zu schützen, da stürzte Janay schon auf ihn zu, bereit, den entwendeten Einhorndolch in sein Herz zu rammen. Dass sie dabei vor Zorn aufschrie, verhinderte das ungeahnte Ende des Sammlers. Denn nun war er es, der aufschrie.
"NEIN, SCHABE! NICHT! JANAAAAAY!"
Zu spät. Wieder einmal kam er zu spät. Die Angst um die Unversehrtheit seiner Liebsten durchzuckte Sademos' Körper, dass sich Kazel sich sogar über die instinktive Selbstbeherrschung des alten Trägers hinweg setzte. Er hörte das Knacken des Rückgrats. Er spürte jedes Knochenknirschen als Stich in seinem Herzen. Er erinnerte sich an den Anblick einer von Pfeilen durchbohrten Janay und es führte dazu, dass er Vranyk in Sachen Tränen in nichts nachstand - wäre Sademos dazu in der Lage. Kazel wusste es nicht, ob der Körper wirklich weinte. Er selbst tat es. Seine Seele hüllte sich in den Schmerz, den das Zerbersten von Knochen und das Reißen von Gewebe auslöste. Er ertrank in Furcht. Und Reue.
Zu spät. Wieder hatte er sie nicht retten können.
Da half auch die zurückgewonnene Erinnerung nicht, dass er der Lehrling des Gevatters persönlich war. Dass er selbst sterben konnte, ohne sein Ende zu fürchten, denn der Tod würde ihn zurückschicken, solange Kazel noch eine Pflicht zu erfüllen hatte. Es half nicht, dass Janay in sein Reich gelangen würde, wo er sie sehen und sprechen könnte. Wo sie sicher wäre und wo er vielleicht wiederholt die Chance erhielt, sie für ein Leben zusammenzusetzen. Nichts davon drang dieses Mal zu ihm durch und das war gefährlich. Denn sein Dämonenwurm - Nebhasmhorachd - erhielt ebenfalls Zugriff auf die Erinnerungen. Er sah Bilder der Todesinsel mit ihrem weitreichenden Strand aus reinster Lebenszeit. Er sah es und gegen Kazels Seele schwappte das Gefühl von unstillbarer Gier. Von Hunger. Wieder hörte er den Namen des Herrn als Echo in sich selbst. Merserin. Doch es war weg, weit weg. Die Chance, seinen Namen zu nennen, blieb ungenutzt, ganz zu Nebhasmhorachds Bedauern. Kazels Fokus lag auf jemand anderem.
"Janay ... nein, nein ... JANAY! JANAY!"
Er hielt die Zeit nicht an. Er fühlte das Gewicht der Sanduhr gar nicht, sondern nur die Schwere seines Herzens, denn es tauchte sich in das klebrige Pech seiner eigenen Niederlage. Er war nicht schnell genug gewesen. Er hatte versagt. Er verlor sie, ein zweites Mal.
Bleischwer fühlten sich die fremden Glieder an, als er die wenigen Zentimeter zwischen sich und der entzwei Geteilten zurücksetzte. Dabei berührte er Schabes Chitinkörper. Er sah ihn an. Er sah dessen Todeswunsch durch die eigenen verklärten Augen. Ließen Tränen seine Sicht verschwimmen oder hatte die Welt selbst einen gräulichen Schleier auf seine Wahrnehmung gelegt und alles in Watte gepackt? Er wusste es nicht. Es war ihm auch egal. Mochte Sademos mit seiner Seele schreien und weinen, es kümmerte ihn nicht. Janay war ... tot. Schon wieder.
Unter einem Klageschrei der Trauer sank Kazel auf die dunkelelfischen Knie herab. Er schlang seine Arme umd das, was von seiner Liebsten übrig war. Er hielt sie, presste die Teile ihres Seins an sich und wiegte sie beide vor und zurück. Er dachte nicht daran, welche Probleme sich nun auf die Mauer seiner Aufgaben legten, würde Starle Janay nicht gesund und munter morgen vorfinden. Er vergaß für den Moment, dass auch Vranyk im Raum war und um einen ähnlichen Verlust trauerte. Er gedachte nicht der Hybriden, die nun wohl wirklich sahen, dass hier nicht Sademos kniete. Dieser hätte doch niemals ein solches Verhalten an den Tag gelegt. Er ignorierte den todgefährlichen Schabe und dessen Wunsch. Sollte er ihn doch mit ins Jenseits reißen. Aus und vorbei. Dann musste er sich um nichts mehr kümmern. Nie mehr. Er könnte in der Ewigkeit seinen Kummer als bleischweren Umhang tragen und dicke Eisenketten der Reue um seine Fesseln tragen, mit denen er bis in alle Ewigkeit Berge all der Dinge erklimmen musste, die er zu Lebzeiten nicht erreicht hatte. Das alles unter dem enttäuschten Gesicht Janays, die als Sonne so schön und doch so sengend heiß auf ihn niederbrennen würde. Damit er auf ewig spüren sollte, was es hieß, sie wie so oft schon verraten und ihr Leben verkauft zu haben.
Kazel hatte die Wahl. Es gab viele Optionen. Keine davon nahm er an, denn er sah sich nicht in der Lage dazu. Sie war tot. Er kam zu spät. Und so traf er wohl doch eine Wahl, indem er nichts unternahm. Eines war dadurch nämlich gewiss: Er würde nicht ohne Kuralla anfangen, womit auch immer. Nein, er würde überhaupt nicht anfangen. Was blieb denn jetzt noch?
"Janay..."
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 5. Mai 2021, 14:33

Durch sein „Nicht-Handeln“ hatte Kazel unbewusst „Tor Nr. 2“ gewählt. Die Zeit lief weiter und Janay durfte einmal mehr erfahren wie schön es war zu sterben. Ab ihrem Hals abwärts konnte sie nichts mehr fühlen, was glücklicher Weise auch den Schmerz gering hielt. Nur das Leben verrann in dem Augenblick, da sie von Schabes Klauenhand gepflückt wurde und damit ihr kostbarstes freigesetzt wurde. Purpurne Flüsse ergossen sich über ihren Rücken, gleich einer Trauer-schleppe. Gleichzeitig veränderte sich auch ihr Blickwinkel und ein Gesicht tauchte über ihr auf. Sademos? NEIN!!! Da war es dieses Gesicht ohne Konturen, das Antlitz, dass sie in ihrem Traum gesehen hatte. Sie sah die Hülle, die Sademos war, etwas unnatürliches. Ihr Traum hatte sich bewahrheitet. Aber warum weinte diese Hülle? Aus seinen Augen sah sie Kazel an und trat damit in den Vordergund. Sie sah ihn in ihm. Ganz deutlich sah sie den Sturmblick seines Leides. Es war als hätte Kazel sich einen Kokon über gestülpt, aber sie erkannte ihn mit dem Blick eines Sterbenden.
Sie sah die Wahrheit!
Sie sah sogar einen Schemenhaften „Abdruck“ seiner Gestalt hinter ihm...hinter sich in der Luft schweben, der sein Körper sein musste. Halb noch im Diesseits, halb schon im Jenseits fühlte sie einen kalten Schauer näher kommen.

Für SIE blieb die Zeit stehen, denn das fahle Knochengerippe stand plötzlich hinter Kazel und sah sie an. Er war für SIE hier her gekommen, aber hielt Abstand. Konnte de Tod noch düsterer wirken, als er seinen Lehrling aus der Entfernung betrachtete? Sein Knochenfinger hob sich an sein kahles Kinn zu einer nachdenklichen Geste, als er wieder zu Janay schaute und die dunklen Höhlen sie erfassten.
„So oft wie du schon bei mir warst, hätte ich DICH vielleicht statt seiner in meine Dienste nehmen sollten...“
Er lachte hohl und wenig ernsthaft.
„... aber Frauen sind für diesen Job nicht so gut gemacht. Sie tragen den Lebensfunken in sich und du in deinem Zustand solltest sowieso nicht so schwer am Schicksal heben.“
Wieder erklang sein hohles Glucksen, aber diesmal kürzer. Dann wandelte sich seine Laune schlagartig. Tod war wie immer der einzige der über seinen Humor lachen konnte.
„Kleiner Vorschlag. Eigentlich wollte ich dich mitnehmen... Dann hättest dich eine Weile am Strand mit mir entspannen können und wir hätten mal die Möglichkeit gehabt uns zu unterhalten ..so richtig in Ruhe, bis Kazel einen Weg findet sein Chaos aufzuräumen , ...aber...Ich denke, du bleibst hier... und du überbringst ihm eine Nachricht.“
Sah Janay interessiert aus? Zumindest ihre Neugierde sollte er geweckt haben.
„...und wenn du das getan hast, dann werde ich deine Verwundung von dir nehmen. Kriegst du das hin?“
Aber er wartete nicht auf ihre Antwort.
„Sag ihm:
ER DARF NICHT STERBEN!“

Dann lief auch für sie die Zeit wieder weiter und ihre letzten Sekunden brachen an. Tod war wieder unsichtbar, ihr Herz schlug stockend in ihrer Brust und jeder Atemzug kostete enorme Anstrengung.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Mittwoch 5. Mai 2021, 15:19

Wieder zeigte sich, wie wenig Erfahrung sie in Sachen Kampf hatte. Nicht nur, dass sie viel zu langsam für jemanden war, der schnellere und bessere Reflexe aufwies als sie. Nein, sie machte auch den tödlichen Fehler, dabei laut zu sein, als sie sich auf den Hausherrn stürzte.
So schnell konnte sie gar nicht begreifen, hing sie in einem fremden, verheerenden Griff, der ihr alles Gefühl nahm. Nun ja, fast alles, zumindest aber komplett ihre körperlichen Empfindungen. Was auch immer gerade mit ihr geschah, sie verstand es nicht.
Sie sah nichts weiter als den Sammler vor sich und konnte nicht damit in Verbindung bringen, dass sie nicht mehr auf eigenen Füßen stand... stehen konnte, sondern gefühllos in der Luft hing, gehalten von einem Wesen, das ihr Angst einjagen sollte. Dennoch waren ihre Augen weit aufgerissen, ihr Mund geöffnet, da sie nach Atem japste, den ihre Lunge nicht mehr holen konnte.
Doch sie konnte hören, auch wenn sie nicht ganz begriff, was der Hausherr so plötzlich zu schreien hatte. Wieso er ihren Namen brüllte! Ja, sie hatte sich auf ihn stürzen und ihm den Dolch entwenden wollen, um... keine Ahnung, was sie damit hätte tun wollen. Vielleicht ihn verletzen, vielleicht auch nur ein Druckmittel haben, um endlich Kazel sehen zu können. Es war nicht länger wichtig, denn sie war bar jeden Gefühls.
Es war misslungen... und nun? Nun schrie er und kam zu ihr. War das jetzt ihr wirkliches Ende? Würde er sie jetzt direkt in seinen Folterkeller sperren und persönlich quälen? Wie, wenn sie empfand, als besäße sie eigentlich keinen Körper mehr? Wie war das möglich? Was war mit ihr passiert?
Wieso änderte sich ihre Sicht auf einmal, obwohl sie nicht glaubte, sich zu bewegen? Warum hielt der Sammler sie plötzlich in seinen Armen? Das tat er doch, oder? Ihr Blickwinkel war es, der ihr diesen Hinweis gab, fühlen konnte sie den Griff nicht. Und eine wirkliche Körperwärme nahm sie ebenfalls nicht wahr.
Stattdessen wurde ihr schwindelig, denn sie hatte ebenfalls das Empfinden, als bekäme sie immer weniger Luft, obwohl sie schon danach zu japsen begann. Mehrmals leckte sie sich die Lippen, wollte sie befeuchten und etwas sagen. Allein, es kam nicht mehr als ein Röcheln aus ihrer Kehle.
Der Raum um sie herum begann am Rand ihres Sichtfeldes zu zerfasern, zu verblassen und sich dadurch immer mehr einzuengen. Das Gesicht über ihr blieb allerdings noch eine Weile deutlich... und zugleich auch nicht. Mit Schrecken wurde ihr bewusst, dass sie dieses Antlitz schon einmal gesehen hatte, in ihrem Traum, wegen dem sie in lauter Panik sich hierher aufgemacht hatte. Wie war das möglich? Was hatte das zu bedeuten?
Und dann, als würde es Ewigkeiten und zugleich nicht länger als einen Lidschlag dauern, schälte sich hinter dieser Maske jener Blick hervor, nach dem sie gesucht hatte, wegen dem sie überhaupt diese selbstmörderischen Aktionen der letzten Stunde auf sich genommen hatte.
Wäre sie dazu in der Lage gewesen, sie hätte ihre Hand gehoben und auf die Wange hinter dem Schein gelegt. Doch so sehr sie sich auch bemühte, sie fühlte einfach keine Bewegung ihrer Muskeln. Es war auch nicht länger wichtig, denn die Kraft verließ sie regelrecht in Strömen, als würde sie mit dem Blut aus ihr herauslaufen.
Janay versuchte dennoch zu sprechen, wenigstens seinen Namen zu nennen, als ihr eigener Blick immer unschärfer wurde. "Ka... K...", röchelte sie. Mehr wollte ihr nicht mehr gelingen.
Es wurde kalt um sie herum und ein Kicksen in ihrer Kehle war der letzte Versuch ihres Körpers, ein Schluchzen hervor zu bringen. Und dann gab es mit einem Mal einen scharfen Punkt in ihrem Gesichtsfeld, eine Gestalt, die aufgetaucht war, sie das Fürchten zu lehren. Jemand, den sie schon einmal gesehen und der sie entsetzt hatte. An einem Strand, in einer Welt ohne Zeit, ohne Bedeutung aller Umstände, in der sie das letzte Mal wirklich mit ihrem Liebsten hatte reden können.
Er sprach auch mit ihr, mit jener hohlen, angsteinflößenden Stimme, die sie schaudern machte, ganz gleich, ob sie es fühlen konnte oder nicht. Seine Worte drangen nicht an ihr Ohr, sondern direkt in ihr Bewusstsein und sorgten dafür, dass ihr das Herz vor Schreck stehen geblieben wäre, wenn es das nicht schon getan hätte. Sie wollte den Kopf schütteln, ihm sagen, dass sie nicht verstand, was er von ihr wollte und warum.
Allerdings bekam sie dafür keine Gelegenheit. Vielmehr blieb das Wissen um seine Worte, als die Welt plötzlich wieder ihren Lauf nahm. Verschwommen ob der Tränen, die ihr in die Augen gestiegen waren, erkannte sie wieder die Maske mit dem Gesicht des Mischlings dahinter über sich.
Eigentlich fühlte sie sich nicht dazu in der Lage, den Auftrag, den sie soeben erhalten hatte, auszuführen. Wenn... wenn da nicht ihre Emotionen Kazel gegenüber gewesen wären, die mit dem Wunsch des Todes übereinstimmten. Was auch immer das für sie bedeuten mochte, es wäre ihr genauso wichtig, wenngleich aus anderen Gründen als dieser Knochengestalt.
Erneut leckte sie sich ihre blasser werdenden Lippen und rang um Atem. Leise nur, wie ein Lufthauch, erklang ihre Stimme, doch sie schaffte es, eine Handvoll verständlicher Worte zu bilden. "Ni... nicht... ster... ster... sterben... Lebe... Ka... Ka... Kazel..." Mit seinem Namen war ihr, als würde sie ihr letztes Bisschen an Kraft endgültig aushauchen. Hatte sie es geschafft? Hatte er sie gehört? Und was würde jetzt passieren...?
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Donnerstag 6. Mai 2021, 15:39

Weder von Monaten der Tortur durch die eigene Mutter, noch von der schrecklichen Prüfung, bei der der Tod seines Vaters verlangt worden war, hatte Kazel sich brechen lassen. Natürlich ließ beides für sich schon genug Stoff zu, um eine Seele traumatisch zu belasten und auch davon war er nicht verschont geblieben. Aber er hatte sich damit arrangieren und seinen eigenen Weg weitergehen können. Doch jetzt...
Es war nicht das erste Mal, dass er einer Frau sein Herz schenkte und sie wenige Zeit später ihr Leben verlor. Schon vor Janay war das passiert, damals mit seiner ersten großen Liebe Shantih. Aber bei Janay hatte er von Gevatter Tod sogar noch eine Möglichkeit erhalten, sie zu retten. Zuletzt war der zeitlose Kuttenträger nicht allzu gut auf Kazel zu sprechen gewesen. Diese Springerei seiner selbst vom Tod zurück ins Leben hatte dem Gevatter nicht sehr gefallen. Wenn sein Lehrling ihm nun beichten würde, dass seine Geliebte gestorben wäre ... schön wieder und erneut durch sein Versagen...
Kazel verzweifelte. Er brach. Seine Kraft verließ ihn und hätte sein Dämonenwurm nun die Macht über seine Lippen, er könnte ihn jeden Meister rufen lassen. Es kümmerte den Mischling im Körper eines anderen nicht. Das kam auch noch dazu. Seine Liebste starb in seinen Armen, unfähig ihn ein letztes Mal als sich selbst zu sehen. Obgleich sie ihm anscheinend ohnehin nicht geglaubt hatte. Ihr Ende war von Bitterkeit und Verrat geprägt, dass jede einzelne Erkenntnis davon sich in einen Dolch verwandelte, der sich tief in Kazels Herz bohrte. Sein Leben folgte seit je her furchtbaren Bahnen und bisher hatte nur sein Wille ihn daran gehindert, abtreten zu wollen. Denn was nützte ein Leben, wenn es so verflucht war, dass er andere mit in dieses Chaos zog? Was war lebenswert daran zu wissen, wie viele er durch seine bloße Existenz auf dem Gewissen hatte? Sein Vater. Shantih. Janay ... zum zweiten Mal. Was würde noch kommen?
Er brauchte nicht aufzusehen, um sich der Hybriden umher bewusst zu sein. Schabe stand sowieso noch ganz dich bei ihm. Kazel gab ihm keine Schuld an dieser tragischen Situation, tatsächlich nicht. Er war nicht einmal wütend auf den Insektenhaften. Das konnte er nicht. Ebenso wenig wie er die Versammelten nun anschauen konnte. Seine Augen hafteten an Janay, so wie seine Hände, die ihren Körper hielten. Nein, nicht einmal das. Es waren nicht seine Hände. Sie gehörtn Sademos. Sogar er hatte sein Leben verwirkt, weil Kazel zu seinem Todesboten geworden war. Instinktiv ahnte er, dass er keinen der Hybriden würde retten können. So sehr er sich auch bemühte, am Ende umgab ihn doch nur eines: Tod.
Aber nicht einmal der wollte sich länger als nötig mit ihm abgeben. Sein Herz verkrampfte sich. Sogar der Gevatter hatte ihn mit spitzem Knochenfinger zurück ins Leben geschubst - unter einem entnervten Laut - und ihm die Fähigkeit gegeben, sich selbst mit seinem Lebenssand zu heilen. Nur damit er nicht noch länger...
Kazel erstarrte. Er blickte auf Janay herab, deren Lippen sich zu Worten formten. Er konnte sie sehen, aber nicht hören. Sein Griff festigte sich um ihre Schultern. Er zog sie dichter heran. Er musste ihre letzten Worte hören. Er musste einfach. Wenigstens das!
Was sagt sie? Ist das ... mein Name? Hat sie mich doch noch erkannt?
"Ja. Ich bin hier ... es tut mir leid, Janay. Es tut mir so leid. Geh nicht!" Er drückte sie ganz eng an sich, schmiegte das fremde Gesicht gegen ihre Wange und benetzte sie mit den Tränen eines anderen. Sie würde gehen, im Wissen, dass er hier war. Aber auch im Wissen, dass nicht er es war, der sie ein letztes Mal hielt. Niemals war Kazel diesem Körper so weit entfernt. Niemals wünschte er sich seinen eigenen gepeinigten und geschundenen, kaputten Leib zurück. Er wollte nicht mehr. Es war genug. Er konnte nichts erreichen, was er auch anpackte. Alles, was er brachte, war Tod und Verderben. Er wollte dieses Schicksal teilen. Er wollte, dass es endete. Er wollte...
"Ni... nicht... ster... ster... sterben... Lebe... Ka... Ka... Kazel..."
Die fremden Finger verkrampften sich. Die Schultern zogen sich zusammen, genauso wie das Herz. Hilflose Verzweiflung stieg in ihm hoch. Sie schmeckte nach Gift und Galle. Sie entkam als ein Schluchzen, das sich einen Weg hinaus suchte und Sademos' Körper erbebeb ließ. Nicht sterben. Nicht einmal Janay ertrug seine Nähe länger, so dass sie ihn auch im Totenreich nicht mehr an ihrer Seite wünschte. Die Welt versank in einer schwarzen Schlacke aus Selbsthass und Verzweiflung. Sie tropfte von den Wänden und der Decke, hinab auf seine Schultern, um diese noch schwerer zu machen.
Wenn ich dich nur heilen könne, so wie ich ... Aus den tieren der teerartigen Suppe von Verlust, Trauer und Selbstmitleid durchstieß ein Gedanke die Barriere und brach an die Oberfläche hindurch. Er hatte ihn eben schon geformt, aber nicht zu ende denken können, weil Janay mit ihm ein letztes Mal hatte sprechen wollen. Jetzt war er wieder da. Er wuchs, aus der Schlacke heraus. Er wurde größer, riss Arme hoch und hob die Beine bis zur Brust, um dem Pfuhl der Verzweiflung zu entsteigen. Er erreichte das Ufer, wo die zähflüssigen Wellen über das Land hinweg schwappten. Sie zehrten daran, aber noch immer waren Teile vorhanden und sie bestanden aus...
Hast du bereits allen Sand gefressen, der diesen Körper noch antreibt? Ist alles zu blau pervertierter Lebenszeit geworden? Wurm - antworte mir! Kazel wartete, horchte in sich hinein und gleichzeitig suchte er nach dem Stundenglas mit seiner Lebenszeit. Es konnte noch nicht alles fort sein. Nicht alles war zu dämonischem Sand geworden, ansonsten hätte er sich selbst doch längst verloren. Dann wäre Nebhasmhorachd an der Macht und Herr über diesen Körper. Es musste noch etwas da sein und wenn es nur ein einziges Krümelchen wäre. Er würde es finden und nutzen. Es versprach neben Lebenszeit vor allem das, was Janay jetzt mehr denn alles andere brauchte: Heilung. Würde ein Sandkorn seiner eigenen Zeit reichen? Vermutlich nicht, also musste er mehr zusammenhorten.
Nebhasmhorachd! Er rief ihn. Hör auf zu fressen! Ich brauche den Sand. Wage es nicht, mehr davon in dich hinein zu stopfen, sonst... Sonst was? Sonst töte ich mich. Nein, das ist nicht, was du willst. Denn wir sind eins und mit meinem Tod verlierst du deine Unsterblichkeit, noch ehe wir den Zeitenstrand erreichen. Hörst du mich? Ich töte mich! Uns! Wir werden sterben. Nieder mit der Unsterblichkeit. Es wird vorbei sein ... also gib mir jetzt meinen verdammten Sand, wenn du mit mir unsterblich bleiben willst! Dass auch hier eine Logiklücke herrschte, dachte Kazel bewusst nicht. Denn würde er an seinen Sand herankommen - an den unverdorbenen Teil - und ihn Janay auf die Zunge legen, um sie mit seiner eigenen Zeit zu heilen, verlöre er dadurch ja auch wieder einen Teil von sich selbst. Aber dieses Desaster mit dem Wurm, dem Pakt zu seinem Meister und dem Fortbestehen über die Zeit anderer könnte er immer noch lösen. Zeit. Zeit war ein schrecklicher Faktor, der überall auftauchte und von dem sie alle zu wenig hatten. Kazel sandte seinen Willen und seinen Geist aus. Er versuchte, das Stundenglas in Sademos' Hand zu projizieren. Dieser Bastard musste doch auch eines besessen haben oder wo war der verbliebene Sand? Nur wenige Körnchen, nur wenige davon mussten auf Janays Zunge. Würde es Kazel gelingen, bevor sie verschwand?
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Freitag 7. Mai 2021, 17:35

"Ni... nicht... ster... ster... sterben... Lebe... Ka... Ka... Kazel..."
Mit seinem Namen war Janay, als würde sie ihr letztes Bisschen an Kraft endgültig aushauchen.
Hatte sie es geschafft?
Hatte er sie gehört?
Janay hatte einen Deal mit dem Tod... und hatte sich, na ja „FAST“ an den Wortlaut gehalten. Der Inhalt war der gleiche, oder? Was machten schon ein paar umgestellte Silben. Gewiss würde sich der Gevatter „fast“ genauso an die Abmachung halten...

"Ni... nicht... ster... ster... sterben... Lebe... Ka... Ka... Kazel..."

Hilflose Verzweiflung stieg in Kazel hoch. Sie schmeckte nach Gift und Galle. Sie entkam als ein Schluchzen, das sich einen Weg hinaus suchte und Sademos' Körper erbeben ließ.
Nicht sterben.
Nicht einmal Janay ertrug seine Nähe länger, so dass sie ihn auch im Totenreich nicht mehr an ihrer Seite wünschte. Die Welt versank in einer schwarzen Schlacke aus Selbsthass und Verzweiflung. Sie tropfte von den Wänden und der Decke, hinab auf seine Schultern, um diese noch schwerer zu machen.
Wenn ich dich nur heilen könne, so wie ich ...
Aus den Tiefen der teerartigen Suppe von Verlust, Trauer und Selbstmitleid durchstieß ein Gedanke die Barriere und brach an die Oberfläche hindurch. Gevatter Tod stand hinter Kazel und verschränkte grinsend die Arme. Wenn sein Lehrling einen Weg fand, Janay zu heilen, wäre der Deal ebenfalls „fast“ erfüllt, also wartete er geduldig, als hätte er alle Zeit der Welt.
Kazel baute seinen Gedanken aus:
Hast du bereits allen Sand gefressen, der diesen Körper noch antreibt? Ist alles zu blau pervertierter Lebenszeit geworden? Wurm - antworte mir!
Kazel wartete, horchte in sich hinein und gleichzeitig suchte er nach dem Stundenglas mit Sademos Lebenszeit. Es konnte noch nicht alles fort sein, ansonsten wäre Nebhasmhorachd an der Macht und Herr über diesen Körper.
Nebhasmhorachd!...Hör auf zu fressen! Ich brauche den Sand. Wage es nicht, mehr davon in dich hinein zu stopfen, sonst... Sonst töte ich mich.
...sonst tötest du dich...und dann gehen wir an den schönen Strand...
Nein, das ist nicht, was du willst. Denn wir sind eins und mit meinem Tod verlierst du deine Unsterblichkeit, noch ehe wir den Zeitenstrand erreichen. Hörst du mich? Ich töte mich! Uns! Wir werden sterben. Nieder mit der Unsterblichkeit. Es wird vorbei sein ... also gib mir jetzt meinen verdammten Sand, wenn du mit mir unsterblich bleiben willst!
Dass auch hier eine Logiklücke herrschte, dachte Kazel bewusst nicht, aber im Moment war er zumindest so überzeugend, dass der Wurm in Sademos Stundenglas zögerte.
Wir gehen nicht an den Strand, wenn du stirbst?
Er klang, als würde er das nicht glauben und im hintersten Ecken seiner Seele, wusste Kazel, dass er Recht hatte. Wenn er starb, dann würde er am Strand erwachen...mit dem Wurm... Er durfte nicht sterben. Trotzdem drohte er dem Wurm mit seinem Tod, denn „Unsterblichkeit“ lag es nun mal nicht zu sterben. Kazel schaffte es ihn in sich selbst zu verunsichern. Was für ein schizophrenes Gefühl! Aber er musste an Sademos Sand herankommen - an den unverdorbenen Teil - und ihn Janay auf die Zunge legen, um sie mit dieser Zeit zu heilen. Dieses Desaster mit dem Wurm, dem Pakt zu seinem Meister und dem Fortbestehen über die Zeit anderer könnte er immer noch lösen. Zeit. Zeit war ein schrecklicher Faktor, der überall auftauchte und von dem sie alle zu wenig hatten. Kazel sandte seinen Willen und seinen Geist aus.
Er versuchte, das Stundenglas in Sademos' Hand zu projizieren. Dieser Bastard hatte doch auch eines besessen und Kazel hatte es übernommen! Es war sein Glas, seine Hülle, seine MACHT! Er musste nur ein kleines bisschen so werden wie Sademos um darauf zugreifen zu können. Da passierte es auch schon... Er sah den verbliebene Sand. Das Bild wob sich aus seiner eigenen Vorstellung über das Verständnis seiner Zeit. ER Kazel war Herr über Sademos Lebensenergie, niemand anders! Er beherrschte seinen Körper, auch wenn der dämonische Parasit darin umher schwamm wie ein Wurm im Wüstensand. Es war SEIN Glas geworden, als er sein eigenes zerschlagen hatte. ER hatte sich selbst getötet und nur der Umstand, dass er der Lehrling des Todes war, erlaubte seinem Körper in dieser einen Sekunde weiter zu existieren. Doch diese Sekunde war es nicht, auf die er es abgesehen hatte! ER war SADEMOS! ER war HERR über diesen Leib und seine Mächte! Also griff er darauf zu!
Kazels Blick wandelte sich.
Erst sah er das Stundenglas, in dem oben auf eine winzige Schicht weißer Sand lag, der noch Sademos selbst gehörte. Darunter speiste der Sand der Hybriden aus dem Kristall stetig den Hunger des Wurmes, der dafür den Blauen ausschied, der dann wiederum durch die Enge des Glases fiel und verrann... Dies war Kazels Verständnis für die Magie, die hier wirkte. Doch dann wandelte sich sein Blickwinkel.
Das Stundenglas in seiner Hand verschwand und der Ring an seiner Hand darunter wurde sichtbar. Der schwarze Stein schimmerte und gab ein ätherisches Glühen von sich, aber was viel interessanter war, war der helle Kern im Innern. Ein winziges Glühen, das wohl Sademos Energie darstellte und eingeschlossen war von so dunkelblauem Gestein, dass er schwarz wirkte. An eben jenem Material hingen Magie-ströme, die vom dem Kristall unter der Decke gespeist wurden. Genau genommen hatte Sademos seinen letzten Rest Lebensenergie in den Ring gebannt und ihn mit der fremden Macht umschlossen. Im Innern des Ringes war sein „Lebenssand“ noch unverfälscht und rein...so rein, wie eben Sademos Sand sein konnte. Kazel wusste, es wäre ein Wagnis den Ring zu benutzen. Aber ER konnte es!
Kazel konnte es!
Nur wenige Körnchen, nur wenige davon mussten auf Janays Zunge. Mit einer schnellen fast instinktiven Handbewegung drehte er den Ring nach innen, so dass der Stein in seiner Handfläche ruhte, öffnete Janays Mund und drückte ihn dazwischen.
-
Zeit.
-
Ein mächtiges Werkzeug,
so beständig wie der Tod.
-
Zeit.
-
heilt alle Wunden,
denn sie setzte den Moment zurück
in dem sie verursacht wurde.
-
Zeit
-
Nun war Kazel der Parasit im blauen Sand. Sademos Zeit war fast gänzlich aufgebraucht. Seine Erinnerungen begannen zu verblassen. Er würde nun nicht mehr so selbstverständlich auf sie zurück greifen können. Einige würden fehlen... Aber dafür hatte er Janay gerettet.

Janay riss die Augen auf. Luft drang in ihre Lungen und ihr wilder Herzschlag wärmte ihren Körper. Das Gesicht über ihr gehörte dem Mann der hier wohnte, aber diese Augen... diese von Tränen verhangenen Augen gehörten jemand anders! Sie fühlte eine Welle reinster Energie durch ihren Körper branden, die sie aus ihrer Todes-Lethargie riss. Es war wie ein Adrenalinschub, wie das Gefühl zu fallen, einen Orgasmus zu haben und aus der Quelle purer Energie zu trinken - eben nur alles gleichzeitig. Ihr Körper war gesund, mehr als das. Sie fühlte jede Zelle kribbeln, als wenn ein Blitz in sie gefahren wäre. Schlafen wäre eine ganze Weile unmöglich, aber warum auch. So erschöpft ihr Geist auch sein mochte, ihr Körper war hellwach.

((ooc: Janay ist unverletzt))

Um die beiden Akteure inmitten dieses Chaos standen ein paar sehr verdutzte Hybriden herum und sahen zu was nun passierte. Derweil stapfte eine kleine Goblinfrau über den Hof, begleitet von zwei weiteren Hybriden. Der eine davon bewegte sich auf allen Vieren und trug eine kleine alte Schildkröte auf dem Rücken. Hinterdrein schritt ein etwas unzufrieden drein schauender Dunkelelf.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Dienstag 11. Mai 2021, 13:44

Es war wohl ihr Vorteil, dass sie nicht begreifen konnte, was gerade mit ihr geschah, und noch weniger, warum. Die Schmerzen hielten sich im Zaum und selbst wenn sie gekommen wären, griff inzwischen die Kälte viel zu dominant nach ihr, als dass sie noch etwas hätte spüren können.
Nur dieser merkwürdige Auftrag... der erschien ihr wichtig, ohne es recht zu verstehen. Dazu trug nicht allein bei, wer ihn ausgesprochen hatte. Vielmehr waren es ihre eigenen Emotionen dem Mischling gegenüber, die sie ihre letzte verbliebene Kraft sammeln und ein paar Silben krächzen ließ.
Danach allerdings verblasste alles scheinbar umso schneller, ihr Blickfeld wurde immer kleiner und farbloser, während ihr brechender Blick an seinen Augen hängen blieb, an jenen des Sturmadlers, als müsse sie diese dadurch nicht bald ebenso vergessen wie alles andere.
Kälte ließ sie ein letztes Mal schauern, dann wurde alles dunkel... um im nächsten Moment wieder Licht und Farbe zu gewinnen. Mit einem Keuchen, geboren aus Unglauben und dem Versuch, so viel Luft wie möglich in die eigene Lunge zu saugen, riss sie ihre Augen auf und drückte ihr Rückgrat etwas durch. Unter anderen Umständen, an einem anderen Ort, hätte diese Haltung durchaus gewisse Säfte wecken können. Jetzt hingegen zeugte es lediglich davon, dass das Leben in ihren Leib zurückkehrte. Alles an ihr fühlte sich an, als würde es pulsieren und vor neuer Energie nur zu strotzen.
"Was...?", war das erste, nicht sonderlich intelligent wirkende Wort, das ihr über die Lippen kam. Ihr Blick irrlichterte noch ein wenig herum, bis er allmählich zu seinem Gesicht fand.
Es waren weiterhin diese fremden Züge, diese dunkle Haut und dennoch jagte dieser Anblick ihr nun keine Angst mehr ein. Vor allem, weil sie hinter dieser falschen Farbe seine Augen ausmachen konnte und in ihr dieses Bewusstsein zurückgeblieben war, dass es tatsächlich Kazel war, der hinter dieser Hülle steckte. Ihre eigene Mimik wurde weich und ein feines, seliges Lächeln kräuselte ihre Lippen.
Dann schloss sie die Augen und schmiegte sich etwas mehr in seine Umarmung. Nicht, weil sie sich erschöpft fühlte, sondern schlichtweg, um nicht sehen zu müssen, dass es nicht der rechte Körper war, der sie hielt, in dem die richtige Seele steckte. "Du lebst.", nuschelte sie an seine Robe und stieß dabei ihren warmen Atem aus, der erst recht davon zeugte, dass sie ebenfalls nicht mehr an der Schwelle des Todes stand. "Das nächste Mal sag das doch gleich.", konnte sie sich nicht verkneifen, auf sein Schauspiel, das äußerst überzeugend gewesen war, hinzuweisen.
Einige Momente noch wollte sie so in seinen Armen verharren, wenn er es denn zuließ. Erst danach löste sie sich seufzend wieder ein wenig und sah zu ihm hoch. Das selige Lächeln verschwand und sie blinzelte ein paar Mal. "Wieso lieg ich hier eigentlich und wieso siehst du aus, als hättest du geheult?", kam es schließlich von ihr, als auch ihr Gehirn allmählich seine Arbeit erneut aufzunehmen begann.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Samstag 15. Mai 2021, 22:07

Wäre es nicht um Janay gegangen, hätte Kazel sichelrich rationaler gedacht. Derzeit aber wurde er von allen Emotionen getrieben wie eine goblinische Sklavenherde von ihrem orkischen Halter. Verzweiflung und Verlustängste schwappten über ihn hinweg, dass er glaubte, mit jedem Atemzug ertrinken zu müssen. Einzig sein Unwille, das Ende seiner Liebsten zu akzeptieren, sorgte dafür, dass er überhaupt nach einem Ausweg suchte. Hätte er noch rationaler gedacht, wäre ihm die Eiseskälte im Nacken vielleicht aufgefallen und somit auch der Gevatter, der ihn heimlich beobachtete. Dass jener mit Janay einen Handel einging, bekam der Mischling im Dunkelelfenkörper nicht mit. Er suchte händeringend nach einer Möglichkeit, Janay mehr Zeit zu geben.
Zeit!
Da hatte er die Lösung. So präsent, so simpel. Trotzdem gab es keine Möglichkeit, einen Teil seiner Zeit an sie abzutreten. Er hatte seine Sanduhr verloren. Sie war zerbrochen und nur ein einziges Krümelchen Restzeit war seinem alten Körper geblieben. Im neuen Leib besaß er nur, was er hatte herüberretten können und dieser Restsand hatte sich mit Sademos' Zeit und dem pervertierten blauen Schimmersand seines Wurmdämonen gemischt. Das war nichts, womit er Janays Schicksal prägen wollte. Es genügte, dass er sich damit noch würde auseinandersetzen müssen. Später! Dafür war Zeit, entschied er. Er hatte das Buch und Zugriff auf einige Ritual-Erinnerungen des Sammlers. Ihm würde das schon noch gelingen, schob er den Gedanken beiseite. Nun war Janay wichtiger. Er musste sie retten. Es musste doch möglich sein!
Leider half ein Gespräch mit seinem Wurm auch nicht weiter. Er konnte lediglich ein wenig Unsicherheit in Nebhasmhorachd bringen, indem er ihm drohte, sich selbst zu töten. Doch das half nicht. Anstatt seine Fragen zu beantworten, erkundigte sich das Wesen nur noch einmal genau, ob sie denn zum Strand mit all der Lebenszeit gelangen würde, stürbe Kazel.
Ich bin ... Nein, das durfte er nicht verraten. Jetzt, wo er langsam ein Gespür dafür bekam, dass er und dieser Wurm nicht vollkommen eins waren und er sich an den Gevatter wieder erinnerte, durfte er nicht zu viele Informationen über ihn preisgeben! Dazu gehörte auch, geheim zu halten, dass er dessen Lehrling war. Er musste es anders anstellen.
Ich bin von ihm beauftragt worden, die Lebenszeit der Hybriden hier zu retten. Wenn mir das nicht gelingt, werde ich niemals zu diesem Strand gelangen, sollte ich sterben. Und das gilt auch für dich! Du solltest mir also besser helfen. Er machte dem Wurm keine Versprechen, beließ es aber mit dem halb geforderten Rat dabei. Was kümmerte ihn Nebhasmhorachd im Augenblick? Er hatte Wichtigeres zu tun. Leider rann ihm die Zeit zwischen den Händen davon, so wie Janay Leben. Erneut kroch Verzweiflung ihm den Hals hoch, schnürte die Kehle so eng wie sein Herz und hinterließ überall ein unliebsames Kribbeln. Was sollte er nur tun? Mit wachsender Hilflosigkeit starrte er auf Janay herab. Sie lag in seinen Armen, das Leben schwand aus ihr. Lange hatte sie nicht mehr und alles, was Kazel von ihr noch sah, war durch einen Tränenvorhang verblendet. Dass Sademos überhaupt zum Weinen in der Lage war! Kazel hatte den Sammler als einen skrupellosen, egoistischen Gesellen kennengelernt. Der besaß nicht einmal im kleinen Finger etwas wie Mitgefühl. Wie von selbst huschte der Blick flüchtig zu jenem Fingerglied ... und zu dessen Nachbarn, an dem dieser ominöse Ring prangte. Jener Ring, in den ein Teil des Kristalls wie ein Schmuckstein eingefasst war und in diesem befand sich - so wusste Kazel aufgrund des Zugriffs auf die fremden Erinnerungen - auch noch ein Teil von Sademos' Zeit. Reine, unverfälschte Lebenszeit.
Aus Wellen der Verzweiflung brach sich ein Rettungsring der Hoffnung Bahn an die Oberfläche. Er schwappte aus dem Wasser, so dass Kazel nur noch danach greifen und das tat er. Ohne das kleinste, weitere Zögern legte er Janay auf seinen Oberschenkel ab, so dass sie halb in seinem Arm hing, er aber beide Hände frei hatte. So drehte er den Ring nach innen, dass der schwarze Stein mit dem leichten Glühen an Lebenszeit darin auf seine Handfläche zeigte. Er hielt die Hand an Janays Lippen, spaltete sie mit dem Stein und schob ihn so dazwischen. Nur ein paar Krümel des Sandes mussten auf sie übergehen. Diese wenigen Körnchen von Sademos würden sie retten. Das mussten sie einfach. Ihm blieb keine andere Option mehr. Kazel griff hier nach dem letzten Strohhalm.
Gebannt schaute er zu, wie Körnchen um Körnchen aus dem Ring selbst auf Janays Zunge fiel. Der Prozess geschah so quälend langsam! Kazel konnte den Sand kaum erkennen, weil sein Tränenfluss gar nicht versiegen wollte. Aber er erkannte, dass etwas geschah und inzwischen hate er das Gefühl, um Jahrhunderte zu altern dabei.
Man sagte, wo sich einige Türen schlossen, da öffneten sich andernorts Fenster. Er schenkte Janay Zeit und opferte damit Zugang zu Sademos' Erinnerungen. Er spürte innerlich, wie sich Pforten verriegelten. Vor einige schufen sich dicke Schlösser wie aus dem Nichts. Vor anderen zerfiel die Decke, so dass er wusste, er würde niemals wieder diese Trümmer beiseite schaffen können. Aber er ging diese Konsequenz nur zu gern ein, selbst wenn es bedeutete, Wissen über das Ritual zu verlieren, sich selbst von Nebhasmhorachd befreien zu können. Das war nicht wichtig. Nichts war wichtiger als Janay.
Kazel wurde mit Erfolg belohnt und sie mit neuem Leben. Sofort zog er die Hand mit dem Ring zurück, um sie zu stützen, als sich ihr Körper aufbäumte und sie den Rücken etwas durchstreckte. Er hielt sie und lauschte der schönsten aller Symphonien, als Luft erneut ihre Lungen füllte und wieder entließ. Erneut flossen Tränen beim Sammler. Seine Schultern bebten und er festigte den Griff um die Frau in seinen Armen.
Und als ihr das erste fragende "was" entfleuchte, schluchzte Kazel auf, zog sie an sich heran und umarmte sie so eng, dass all die Tränen sich in ihrem Haar verfingen. "...d...u..." Mehr brachte er nicht heraus, dabei wollte er genau dasselbe hervorbringen wie Janay: Du lebst.
Alle seine Gliedern wurden butterweich, zitterten zugleich vor Anspannung. Er wollte schreien, wimmern, Janay küssen, sie enger halten, nie wieder loslassen, ihr so viel sagen und konnte doch kein Wort herausbringen. Stattdessen japste er mehrmals, als ging ihm gleich die Luft aus. Doch ehe Schabe erneut einen "Rettungsversuch" einleiten konnte, gelang es Kazel, sich etwas zu fassen. Das verdankte er nicht zuletzt Sademos' enormer Selbstbeherrschung. Vorsichtig lehnte er sich zurück, um Janay nun wieder richtig anschauen zu können. Sein Gesicht war feucht von all den Tränen, die noch immer Spuren auf der dunklen Haut des Sammlers hinterließen. Die violetten Augen waren etwas gerötet, starrten Janay aus einer Mischung aus Sorge und Erleichterung an. Aber es war sein Blick, der ihr begegnete. Kazels Blick aus Sademos' Augen und er strahlte Janay förmlich durch fremde Pupillen heraus an, als sie ein Lächeln aufsetzte.
"Ja...nay..." Noch immer kämpfte Kazel damit, hörbare Worte zu formen. Er schluckte den Kloß im Hals endlich herunter, befeuchtete seine Oberlippe und versuchte es ein weiteres Mal. "Verzeih mir. Alles, was ich gesagt und getan habe. Das ... wegen Tante Starle ... ich meine..."
"Wieso lieg ich hier eigentlich und wieso siehst du aus, als hättest du geheult?"
"Ich liebe dich."

Für die Umstehenden musste die ganze Situation bisher vollkommen seltsam gewirkt haben. Jeder, der den Sammler in irgendeiner Form kannte, hätte ihm ein solches Maß an Emotionalität wohl nicht zugetraut. Erst Recht nicht für eine vollkommen ersetzbare Frau. Dass er über ihr Ende Tränen vergoss und vollkommen verzweifelt auf die Knie gesunken war, damit mussten die Hybriden als auch Vranyk erst einmal fertig werden. Dass er nun aber noch einen Liebesschwur losließ, so aufrichtig und innig ausgesprochen, würde vielleicht sogar Janay verdauen müssen. Zwar sagte es Kazel und sie erkannte ihn auch im Blick, aber letztendlich hielt sie hier dieser unheimliche Dunkelelf, der kurze Zeit zuvor noch mit Starle über ihren Kopf hinweg verhandelt hatte und bereits gewesen war, sie für ihre spitze Zunge zu strafen.
Das erkannte auch Kazel, als er sich im Überschwang seiner eigenen Worte zu Janay beugte, um sie zu küssen. Im letzten Moment hielt er sich zurück. Seine Lippen berührten ihre nur hauchdünn, dass es eher der Erwartung einer Berührung glich. Er zog sich zurück und schaute beiseite. Doch nicht lang. Sein Blick fand erneut den ihren. Seine Hand - nein, Sademos' Hand! - berührte ihr Haar und strich es hinter das Spitzohr.
Langsam schüttelte er den Kopf und lächelte dann sanft. Sanft! Sademos! "Es ist nichts. Hauptsache, du lebst und es geht dir gut", sagte er nun wieder auf Celcianisch. Er hatte sich daran gewöhnt, auf Lerium zu verzichten, wenn Janay es nicht nutzte. Dann antwortete er ihr meist nur in der Muttersprache, weil es ebenfalls in ihm verankert war. Nun jedoch sollten alle ihn wieder hören.
Kazel hob den Kopf an, blickte in die Runde, denn langsam wurde er sich der anderen wieder gewahr. "Schlange, Hopp, Schabe ... Vranyk und ihr anderen, die ihr nur noch Hüllen seid: Das ist Janay. Meine..." Er stockte. Meine was? Sein Blick glitt erneut über ihre Gestalt. War sie nicht nur am Leben, sondern auch wieder geheilt? Es gab nur einen Weg, das herauszufinden.
Behutsam stand Kazel auf und zog Janay mit sich in den Stand. Er würde sie mit einem Arm stützen, sollte es nötig sein. Überhaupt wollte er sie dicht in seiner Nähe wissen. Denn das spendete ihm Kraft und Zuversicht. Ihre Nähe. Sie.
Seine Entschlossenheit wuchs. Alle Zweifel schwanden. Tatsächlich fühlte es sich leicht an, es auszusprechen: "Das ist Janay", wiederholte Kazel. "Meine Frau. Sie ist es, wofür ich kämpfe." Das und weil er Lehrling des Todes war, aber diesen Umstand hatte er nun kurzfristig einfach vergessen.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Dienstag 18. Mai 2021, 06:58

Ich bin von ihm beauftragt worden, die Lebenszeit der Hybriden hier zu retten...
Dies war so nicht korrekt, aber es war so real, dass Kazel sie selbst glaubte. Sein Auftrag hatte anders gelautet. Er hatte Sademos töten sollen, aber er hatte dabei seine eigene Sanduhr zerschlagen und den Sammler übernommen. Also genau genommen, lebte Sademos noch immer. Der Packt mit dem Wesen des Harax bestand weiter. Die Lebenszeit der Hybriden WOLLTE Kazel retten und das so sehr, dass es seine Wahrheit geworden war. Deshalb erkannte der Wurm auch nicht den Fehler dahinter.
Wenn mir das nicht gelingt, werde ich niemals zu diesem Strand gelangen, sollte ich sterben.
Auch das war so nicht richtig, aber das wusste der Wurm nicht. Kazel spürte nur seinen Unwillen bei dieser Vorstellung und gleichermaßen den Wunsch zu diesem Quell endlosen Futters zu gelangen.
Und das gilt auch für dich! Du solltest mir also besser helfen.
Er machte dem Wurm keine Versprechen, beließ es aber mit dem halb geforderten Rat dabei. Der Wurm verfiel in dumpfes Schweigen und zog seine Bahnen im Stundenglas des Wirtes, den er mit Kazel bewohnte. Aber was kümmerte ihn Nebhasmhorachd im Augenblick? Janay lebte wieder!
...
Gab es einen selteneren Anblick als einen weinenden Dunkelelfen? Wohl nicht. Aber gleich zwei davon in einem Raum? Vranyks Tränen waren auch noch nicht ganz versiegt. Das war wirklich höchst verwunderlich und so kam es, dass wirklich alle Anwesenden über diesem Anblick erstarrt waren und nicht handelten. Das gab Janay und Sademos Zeit zu einander zu finden, denn selbst Schabe, der sie ermordet hatte, um endlich gerichtet zu werden und es wohl bald wieder versuchen würde, der zögerte und legte den Kopf nachdenklich schief. Sein leises fragendes Klicken war an Schlange gerichtet, der als Antwort nur langsam den Kopf schüttelte und selbst ungläubig drein schaute. Von alle dem bekamen die beiden Liebenden im Leid verbundenen Wesen im Zentrum des Raums jedoch nichts mit. Was sie ebenfalls nicht bemerkten, waren die leichten Vibrationen im Boden, die langsam näher kamen. Sie waren beide so aufeinander fixiert, so von Trauer und Verwirrung gebeutelt, dass sie allein im Moment lebten.
"Ja...nay..."
Noch immer kämpfte Kazel damit, hörbare Worte zu formen. Er schluckte den Kloß im Hals endlich herunter, befeuchtete seine Oberlippe und versuchte es ein weiteres Mal.
"Verzeih mir. Alles, was ich gesagt und getan habe. Das ... wegen Tante Starle ... ich meine..."
"Wieso lieg ich hier eigentlich und wieso siehst du aus, als hättest du geheult?"
"Ich liebe dich."

Noch nie hatten diese Worte, diese Lippen verlassen! Jeder, der den Sammler in irgendeiner Form kannte, hätte ihm ein solches Maß an Emotionalität niemals zugetraut. Dass er nun aber noch einen Liebesschwur losließ, so aufrichtig und innig ausgesprochen, wenn auch mit der rauchig tiefen Stimme des Dunkelelfen, das hielt den Bann der Untätigkeit noch eine Weile aufrecht. Doch der Mischling erwachte langsam aus seinem Leid, dass sich in Glück gewandelt hatte. Kazel beugte sich zu Janay, um sie zu küssen. Im letzten Moment hielt er sich zurück. Seine Lippen berührten ihre nur hauchdünn, dass es eher der Erwartung einer Berührung glich. Er zog sich zurück und schaute beiseite. Doch nicht lang. Sein Blick fand erneut den ihren. Seine Hand - nein, Sademos' Hand! - berührte ihr Haar und strich es hinter das Spitzohr.
Langsam schüttelte er den Kopf und lächelte dann sanft. Sanft! Sademos!
"Es ist nichts. Hauptsache, du lebst und es geht dir gut"
, sagte er nun wieder auf Celcianisch, was einige der umstehenden Wesen wieder in Bewegung brachte. Nun jedoch sollten alle ihn wieder hören. Kazel hob den Kopf an, blickte in die Runde, denn langsam wurde er sich der anderen wieder gewahr.
"Schlange, Hopp, Schabe ... Vranyk und ihr anderen, die ihr nur noch Hüllen seid: Das ist Janay. Meine..."
Er stockte. Sein Blick glitt erneut über ihre Gestalt. War sie nicht nur am Leben, sondern auch wieder geheilt! Behutsam stand Kazel auf und zog Janay mit sich in den Stand. Er würde sie mit einem Arm stützen, sollte es nötig sein, aber es war eher anders herum. Janay war diejenige die mit einem Mal einen Energieschub erhalten hatte und er selbst war ausgelaugt und fühlte sich um Jahrhunderte gealtert. Einzig das Glück sorgte in ihm dafür, dass er erfüllt war von Adrenalin und Freude. Überhaupt wollte er sie dicht in seiner Nähe wissen. Denn das spendete ihm Kraft und Zuversicht. Ihre Nähe. Sie. Seine Entschlossenheit wuchs. Alle Zweifel schwanden. Tatsächlich fühlte es sich leicht an, es auszusprechen:
"Das ist Janay"
, wiederholte Kazel.
"Meine Frau. Sie ist es, wofür ich kämpfe."
Das und weil er Lehrling des Todes war, aber diesen Umstand hatte er nun kurzfristig einfach vergessen....verdrängt... was vielleicht auch gut gewesen war, denn nun zog lauernd der Wurm seine Kreise und wartete auf den richtigen Moment. Doch etwas an Janays Nähe, etwas ließ Nebhasmhorachd gerade schweigen.
„Aha, das ist also dein Herzblatt, Janay!“
Wer nicht schwieg, war die schrullige Alte, die just durch die Tür gestapft kam, gefolgt von einem BÄREN! Kazel hatte ihn noch nicht gesehen, nur gehört, aber als sich jetzt der riesige pelzige Mann durch den Türrahmen zwängte, war klar, woher er seinen Namen hatte.
„Kodiak, das ist Kazel im Körper des Sammlers.“
, fasste Kuralla schlicht und sehr einfach zusammen, stellte ihn somit noch mal der Gruppe vor und die riesige schwarze Nase blähte, als der Bären-hybrid die Witterung aufnahm.
„Hmmmmmm....“
, brummte es so tief aus seiner Kehle, dass die Kristallgläser auf der Anrichte in der Ecke des Raumes zu klirren begannen.
„Er... riecht anders! ...“
Kodiak überlegte, was es war was er da roch und neu an Sademos war.
„...glücklich.“
...
Das war der Moment in dem Vranyk sich langsam die Augen wischte und sich ebenso langsam erhob. Er sah zu Sademos, musterte ihn merkwürdig fremd und schüttelte leicht den Kopf, als könne er immer noch nicht glauben, dass sein Herr tot war. Der Anblick musste für ihn mehr als irritierend sein.
„Herr... Nein... Ich...“
Er konnte nicht aussprechen was er dachte, also drehte er sich zu seinem Bruder, der gerade als letzter den Raum betreten hatte, ging zu ihm und legte ihm eine Hand auf den Unterarm. Auch Dry’ol war mehr als nur verwirrt und so beobachteten sie erst einmal weiter die Situation. Sademos war nicht mehr Sademos, so viel war klar geworden.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Dienstag 18. Mai 2021, 10:54

Was er tat, um ihr verrinnendes Leben zu retten, wusste sie nicht. Ja, sie war sich nicht einmal vollkommen im Klaren darüber, was überhaupt in der letzten Minute geschehen war. Sie erinnerte sich lediglich an dieses unheimliche Gerippe, an dessen Forderung... und dass sie danach in den Armen des weinenden Sammlers aufwachte, in dem der Geist eines anderen steckte. Ausgerechnet jenes Mannes, weswegen sie überhaupt hier war und den sie unter allen Umständen hatte befreien wollen.
Und jetzt...? Jetzt wusste sie mehr und dennoch... so recht schlau daraus, was das für sie bedeutete, wurde sie auch nicht. Im Gegenteil, ihr war, als wäre sie noch unwissender als zuvor, denn auch ihr Denken war noch nicht vollkommen wieder zurück gekehrt. Alles lief etwas träger ab in ihrem Kopf, als müsste es erst seinen Betrieb wieder gänzlich aufnehmen und hätte davor die Anlaufschwierigkeiten zu bewältigen.
So konnte sie auch nicht recht begreifen, was sie zu sehen und auch zu hören bekam. Seine Entschuldigung rauschte an ihr vorbei, weil sie noch mit dem Offensichtlichen beschäftigt war, sodass ihre Frage ihn auch unterbrach. Kazels Antwort darauf war... nun ja, nicht ganz das, was sie hatte bezwecken wollen.
Trotzdem reagierte sie instinktiv, ihr Gesicht wurde weicher und ihr Lächeln wärmer. Für einen Moment, ehe sie leise seufzte und den Kopf schüttelte. "Das ist lieb, aber es beantwortet meine Fragen nicht.", murmelte sie, machte allerdings auch keine Anstalten, sich aus seinem Griff zu befreien.
Der Körper war der Falsche, das war ihr klar, und dennoch, wenn sie die Augen schloss, konnte sie sich darauf konzentrieren, welcher Geist in dieser Hülle steckte. Dadurch zuckte sie auch erst leicht zusammen, als ein Hauch ihre Lippen berührte.
Überrascht und auch ein klein wenig erschrocken öffnete sie ihre Augen wieder und schluckte schwer, als dieses fremde, vor wenigen Minuten noch angsteinflößende Gesicht dicht über dem ihren schwebte. Während er seine Hand hob und ihr das Haar zurück strich, schauderte sie leicht.
Ja, dieser Körper mochte gut aussehen, aber der Eindruck, den er zuvor hinterlassen hatte, war ein gänzlich anderer gewesen. Da half ihr auch nicht sonderlich der mit einem Mal sanfte Ausdruck in seinem Gesicht.
Sie nickte leicht bei seinen Worten und hob zugleich etwas unbehaglich die Schultern, während sie den Blick niederschlug. "Mir wäre es lieber, du siehst wieder wie du aus.", murmelte sie und seufzte leise. Was auch immer geschehen war, sie brauchte mehr als nur eine kurze Erklärung dafür, um sich allmählich fassen zu können.
Umso mehr zuckte sie zusammen, als er sich an die Umstehenden wandte, die sie vollkommen ausgeblendet hatte. Nun, sie hatte schon öfters vor Publikum agiert und konnte sich mitunter auch wohlfühlen dabei, wie sie bei ihrer Einführung erst bewiesen hatte. Jetzt hingegen war es ihr unangenehm, weil das hier für sie kein leichtfertiges Spiel war, sondern sogar weit intimer, als wenn sie einer anderen Person körperlich hingab.
Doch noch bevor sie sich von ihm ihrerseits lösen konnte, griff er nach ihr und zog sie mit sich auf die Beine. Ihr war durch die plötzliche Bewegung zwar etwas schwindelig, aber alles in allem fand sie rasch einen sicheren Stand, trotz der Absätze der Stiefel, die sie weiterhin trug. Sie fühlte sich gut, ausgeruht und recht kräftig, so, als hätte sie in den letzten Stunden eine ordentliche Portion Schlaf bekommen.
Noch mit diesem, für sie rätselhaften Umstand beschäftigt, weil sie wusste, dass dem nicht so gewesen war, fuhr er fort, sie mehr oder weniger vorzustellen. Auf eine Art, die sie dann doch erstaunt blinzelnd aufsehen ließ. Ihre Augenbraue hob sich leicht an ob der Bezeichnung. Es schmeichelte ihr, dass er meinte, er würde für sie kämpfen. Nur... seine Frau? Wann war das denn passiert?
Sie öffnete ihren Mund, um etwas zu sagen, um ihm zu widersprechen oder zumindest darauf hinzuweisen, dass sie da auch ein Wörtchen mitzureden hätte, als sich eine andere Stimme einmischte. Eine, die sie bereits kannte, und zu der sie irgendwie zwiegespaltene Gefühle besaß.
Ihr Kopf drehte sich und sie verschränkte die Arme vor der Brust. "Probleme damit, Alte?", kam es beleidigt von ihr, ehe sie verstummte und mit leicht geöffnetem Mund das Wesen anstarrte, dass der Vettel folgte. Das war ein Mann-Bär! Riesig, behaart und eindeutig jemand, der so laut brüllen konnte, dass ganze Räume erzitterten. Oh nein, mit so jemanden wollte sie sich nicht anlegen!
Unwillkürlich machte sie einen halben Schritt zurück, denn dieses Wesen jagte ihr derart viel Unbehagen ein, dass sie eine Nähe lieber nicht riskieren wollte. Erst recht nicht, solange sie nicht sicher sein konnte, ob dies Freund oder Feind wäre.
Das Brummen ließ sie ungut erschauern und instinktiv griff sie nach der Hand des Sammlers, um sich erst recht halb hinter dessen Arm zu verstecken. Dabei entging ihr, was die anderen beiden Dunkelelfen in dem Raum taten. Ihr Blick haftete nur mit einem furchterfüllten Glitzern auf dem neuangekommenen Hybriden, in dessen Gegenwart sie sich winzig und verletzlich vorkam.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Donnerstag 20. Mai 2021, 09:38

Gab es einen selteneren Anblick als einen weinenden Dunkelelfen? Wenn man mit Kazel zusammen unterwegs war, konnte man nicht mehr unbedingt von selten sprechen. Er hatte schon so viele Tränen vergossen. Da sprach bei ihm wohl der eldorische Anteil seines Vaters heraus. Sademos hingegen weinen zu sehen, war für alle neu, selbst für Vranyk, der ebenfalls mit eingestimmt hatte.
Kazel schämte sich seiner Tränen nicht. Er wischte sie nicht einmal fort, als er sich erhob und Janay dabei mit aufhalf. Der Lebenssand hatte geholfen. Sie stand selbstständig. Sie war geheilt. Das ewig alte Herz im Körper des Sammlers machte dennoch keinen Hüpfer. Nur der Gedanke darin sprang wild herum und freute sich. Beflügelt von diesem Gefühl erwachte in Kazel auch die Erkenntnis, dass er Janay bei sich halten wollte. Er wollte sie beschützen - sie und ihr gemeinsames Kind, dem es hoffentlich gut ging. So stellte er sie über ihren Kopf hinweg als seine Frau vor. Aber nicht nur sein Wunsch, sich für sie entschieden zu haben, steckte dahinter, sondern auch eine erste Idee, wie er sie möglicherweise aus Tante Starles Fängen und in seiner Obhut unterbringen konnte. Dass sie beide nicht in Morgeria bleiben würden, war für ihn die eigentlich fest beschlossene Sache. Andererseits ... es kam drauf an, wie lange er im Körper des Sammlers würde bleiben müssen. In seiner Gestalt könnte er vielleicht einiges im eigenen Familienhaus bewegen. Es gäbe jedoch auch Dinge, die er nicht würde tun können. Sein Blick huschte noch einmal über Janays Gesicht.
"Mir wäre es lieber, du siehst wieder wie du aus."
"Es war ein nötiger Unfall. Nur deshalb lebe ich noch, aber ... ich versuche, es rückgängig zu machen." Später. Das waren Gedanken, um die er sich später würde kümmern müssen. Er hatte genug offene Aufgaben zu bewältigen. Einige standen jetzt vor ihm, nach wie vor etwas perplex.
Kazel sah Schabe an. Er kam von den Hybriden nun zuerst dran. Danach würde er nach Vranyk schauen müssen. Die Tränen waren ihm nicht entgangen, doch hatte er bisher einfach keine Zeit gefunden, sich ihnen zu widmen. Vergessen war Sademos' loyalster Diener jedoch nicht.
Schon wollte er sich an die insektenhafte Bestie ihrer kleinen Runde wenden, da untebrach das Schicksal erneut seine Pläne. Dieses Mal in der wohl übel riechendsten und hässlichsten Form, die man sich vorstellen konnte. Kuralla betrat erneut die Bühne. Normalerweise nahm ihr Gestank nach vergorenen Äpfel, steinaltem Essig und anderen Aromen, die niemand beschreiben konnte, sofort alles und jeden so sehr in Beschlag, dass nichts Anderes davon ablenken konnte. Heute war der Tag der Ausnahmen. Erst weinende Dunkelelfen und nun die Gestalt eines riesigen Bärenmannes, die ihr mit der Ruhe eines Felsens folgte. Auf seinem Rücken trug er die Schildkrötenhybridin Nessaja, aber nicht einmal das musste Kazel sehen, um sich innerlich ebenfalls ruhig zu fühlen. Der Bär musste eindeutig ein Hybrid sein. Schlange hatte ihn vorgestellt, als er und der Sturmadler sich in den Kerkerzellen befunden hatten. Kazel war nicht dazu gekommen, ihn sich genauer anzuschauen. Gehört hatte er ihn aber auf jeden Fall. Er war nur ein Hybrid, wie alle anderen armen Seelen hier. Er war wie ... Schabe und obwohl das Insektenwesen seine Liebste beinahe aus dem Leben gerissen hätte, fürchtete Kazel ihn nach wie vor nicht. Er verurteilte weder ihn noch diesen Bären hier nach ihrem Äußeren und so sprach er ihnen auch nicht grundsätzlich Bösartigkeit zu. Diese nicht dunkelelfische Weltsicht brauchte es, um sich vor Bestien jener Art nicht sofort zu fürchten.
Trotzdem schob er sich ein wenig vor Janay, welche sich halb hinter seinem Arm versteckte. Die Geste galt ihr, nicht den anderen. Sie sollte wissen, dass er - Kazel - sie schützen würde. Seine Frau... sein...
"Aha, das ist also dein Herzblatt, Janay!"
"Äh ... ja, das ist sie. Krümmt ihr ein Haar und ich werde Schlimmeres mit euch anstellen als Sademos." Das aus dem Munde des Namensträgers zu hören, wirkte seltsam. Kazel drohte bewusst nicht mit Tod. Er befürchtete, Schabe könnte es als erneute Einladung sehen. Schabe. Er wollte den Tod. Kazel musste sich darum kümmern. Wenn die Zeit ihn nur ließe!
Zunächst aber wurde der Bär vorgestellt. Er hieß Kodiak. Kazel nickte ihm neutral zu. Nein, er fürchtete sich wirklich nicht vor ihm. Er musste nur Klarheiten schaffen, auch für den Bären. "Ich trage das Gewand des Sammlers. Sademos ist nicht mehr", sagte er. "Schlange wird dir sicher in einer ruhigen Minute alles ausführlicher erklären." Sein Blick flog zu dem Geschuppten. Es war eine stille Bitte. Er musste jetzt einige Dinge auf andere abwälzen, ansonsten stünden sie morgen noch hier. Und dann käm Tante Starle, um die unversehrte Janay wieder mitzunehmen. Bis dahin wollte der Mischling im Dunkelelfenleib deutlich weiter sein.
Er hielt Körperkontakt zu Janay. Ihre Nähe zu spüren war ihm wichtig. Noch einmal suchte Kazel ihren Blick. "Niemand hier ist dein Feind. Selbst dann nicht, wenn...", seine Augen richteten sich auf Schabe und er erhob die Stimme, "sie versuchen, dich zu töten. Ich danke dir dafür, dass du mich hast beschützen wollen, Schabe. Ich ... sehe es nicht als Tat einer herzlosen Bestie. Das bist du nicht." Und das meinte er ernst. Dieses Wesen hatte so viel Leid erlebt. Kazel erinnerte sich mithilfe von Sademos noch immer daran. Das hieß aber nicht, dass er nur existierte, um Leid zu bringen. Der Sammler schritt auf Schabe zu. Falls Janay ihm folgte, fühlte er sich selbstsicherer. Ansonsten löste sich der Kontakt zu ihr. Das hier musste er nun tun. Es konnte nicht länger aufgeschoben werden, sonst würde Schabe zur nächsten Verzweiflungstat greifen.
Der Sammler hob eine Hand an. Sofern der Hybrid vor ihm nicht zurückwich oder sie beiseite schlug, legte er sie ihm an seinen Arm. Oder das, was bei Schabe einen Arm darstellen könnte. Kazel sah ihn an. "Deine Bedingungen sind nicht gut. In Städten würdest du vermutlich als Monster gesehen. Das heißt aber nicht, dass du kein gutes Leben mehr führen könntest. Ich kann mich an Dinge erinnern, zu denen Sademos dich zwang. Ich würde dich dessen nicht aussetzen, bitte glaube mir. Dunkelelfen sehen in allem gleich ein Monstrum, das nur ein bisschen anders ist als sie. Ich ... seh dich nicht so und ich glaube, deine Freunde tun das ebenso wenig. Vielleicht ist das Grund genug für dich, es weiter zu versuchen?" Er wartete ab, falls Schabe darauf reagieren wollte, allerdings nicht zu lang. Denn Kazel musste ihm eines noch versichern. Etwas, das ihm nicht sehr leicht fiel, nun, da er glaubte, das Wesen vor sich etwas besser kennen gelernt zu haben. "Wenn es für dich gar nicht mehr geht, dann werde ich dein Leid beenden. Hier und jetzt."
Er wandte den Kopf in Schlanges Richtung. Der Hybrid verstand das Klackern der Schabe. Und so bat er ihn: "Kannst du mir seine Antwort übersetzen?" Anschließend richtete er das Wort an alle: "Falls Schabe sterben möchte, könnt ihr in einen anderen Raum gehen. Niemand muss das mit ansehen, der es nicht will. Und Vranyk! Danach möchte ich mit dir und deinem Bruder sprechen. Ich habe euch nicht vergessen."
Wenn das alles geregelt wäre, würde er sich um die Hybridenbefreiung kümmern müssen ... irgendwann. Janay war hier. Er wollte bei ihr sein, mit ihr Zeit verbringen und auch sie erwartete sicherlich noch Antworten. So viel zu tun, aber alles der Reihe nach. Kazel versuchte, das Chaos zu ordnen und bei einer sehr wichtigen, bereits mehrfach aufgeschobenen Sache anzufangen. Nun ging es um Schabe. Er würde dessen Entscheidung akzeptieren, aber dennoch hoffte er, den Hybriden erreicht zu haben. Nicht nur, weil er für seine Pläne nach wie vor nützlich wäre mit diesen riesigen Beißwerkzeugen, sondern weil er wirklich daran glaubte, dass Schabe es verdiente, auch gute Zeiten im Leben zu verbringen. So wie Kazel es hatte erfahren dürfen. Sie waren beide weder Werkzeug noch Monster.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Freitag 21. Mai 2021, 12:36

Kaum das Janays Leben nicht mehr gefährdet war, geschah etwas seltsames und entwickelte sich vielleicht nicht ganz so wie erhofft, doch es geschah langsam... aber vielleicht war das Blatt noch zu wenden?
...
Kazels Blick war noch einmal über Janays Gesicht gehuscht.
"Mir wäre es lieber, du siehst wieder wie du aus."
"Es war ein nötiger Unfall. Nur deshalb lebe ich noch, aber ... ich versuche, es rückgängig zu machen."

Später. Er hatte genug offene Aufgaben zu bewältigen. Einige standen jetzt vor ihm, nach wie vor etwas perplex und betrachteten die Situation. Sie waren alle Faktoren in einem Puzzle, das Kazel mühevoll zusammen gesetzt hatte, aber die Teile lagen noch nicht alle an den richtigen Stellen.
Kazel sah sie alle: Schabe, Hopp, die die Seelenlosen, wie er sie nannte. Aber da waren auch Vranyk und Dry'ol, sein Bruder und dann trafen auch Kodiak mit Kuralla und der Schildkröte auf dem Rücken ein. Der riesigen Bärenmann trug Nessaja und setzte sie langsam ab, als er den Raum kontrolliert hatte und erst mal davon aus ging, dass ihr keine Gefahr drohte. Er positionierte sich aber offensichtlich vor ihr, so wie Kazel es bei Janay tat. Kazel war nicht dazu gekommen, ihn sich genauer anzuschauen. Sein Schädel war der eines Bären und nur der Brustkorb und Arme ähnelten mehr dem eines Menschen, wenn auch diese vollkommen mit dickem schützenden Pelz überzogen waren. Das eindrucksvollste waren jedoch die vielen – viel zu vielen Narben, die seinen Pelz durchzogen und ihn wie von Motten zerfressen wirken ließen. Gehört hatte Kazel ihn aber auf jeden Fall und auch jetzt brummte er tief, aber nickte dem einstigen Wandler zu. Kurallas Wort musste mehr Gewicht haben, als sein eigenes, denn Kodiak schien ihm vom ersten Moment an zu glauben, dass er nicht Sademos war. Vielleicht hatte er es auch gerochen? Bären waren die besten Schnüffler in der Natur. Er war ein Hybrid, wie alle anderen armen Seelen hier. Er war wie ... Schabe und obwohl das Insektenwesen seine Liebste beinahe aus dem Leben gerissen hätte, fürchtete Kazel ihn nach wie vor nicht. Er verurteilte weder Schabe noch diesen Bären hier nach ihrem Äußeren und so sprach er ihnen auch nicht grundsätzlich Bösartigkeit zu. Dann sprach die Goblinoma grinsend und es geschah:
...
"Aha, das ist also dein Herzblatt, Janay!"
"Äh ... ja, das ist sie. Krümmt ihr ein Haar und ich werde Schlimmeres mit euch anstellen als Sademos."
"Probleme damit, Alte?"


Es war wie das fast lautlose Knirschen von angespannten Zähnen, oder das Klirren, wenn ein Glas einen Sprung bekam. Die Stimmung änderte sich und das lag nicht an Kuralla, die weder die Drohung, noch die kleine Frotzelei nicht mal berührte. Es war Nessaja die im Schutz des Bären vielleicht sogar von allen anderen unbemerkt die Augen zusammen kniff und eine weitere Falte unter ihrem verhornten Gesicht in Sorge wuchs. Ihr Blick war auf Kazel gerichtet und das erste was er sagte war eine Drohung?
Ihr Blick wanderte zu Janay, die ebenfalls sofort einen aggressiven Ton angeschlagen hatte.
Nessaja verbarg sich tiefer im Schatten des Bären und schüttelte leicht den Kopf. Enttäuschung lag in ihren Augen, aber auch noch etwas anderes.
...
"Aha, das ist also dein Herzblatt, Janay!"
"Äh ... ja, das ist sie. Krümmt ihr ein Haar und ich werde Schlimmeres mit euch anstellen als Sademos."

"Probleme damit, Alte?"
Das aus dem Munde des Namensträgers zu hören, wirkte mehr als seltsam. Es war nicht gerade ein diplomatischer Auftakt für Gespräche unter jenen, die er als Freund gewinnen wollte und teils schon hatte. Kazel drohte bewusst nicht mit Tod, denn er wusste, Schabe würde es als erneute Einladung sehen. Er wollte den Tod. Kazel musste sich darum kümmern.
Zunächst aber wurde der Bär vorgestellt. Er hieß Kodiak. Kazel nickte ihm neutral zu. Nein, er fürchtete sich wirklich nicht vor ihm.
"Ich trage das Gewand des Sammlers. Sademos ist nicht mehr... Schlange wird dir sicher in einer ruhigen Minute alles ausführlicher erklären."
Sein Blick flog zu dem Geschuppten, doch Kodiak nickte schon und wies mit dem gewaltigen Schädel zu der Goblinoma. Seine Stimme versetzte die Fenster in Schwingungen als er sprach:
„Das ist nicht nötig. Sie hat schon alles Nessaja, erklärt und sie glaubt ihr, also glaube ich auch.“

Nessaja schaute dabei nur halb hinter seinem Bein hervor und nickte zustimmend, wenn auch ließ sie das Pärchen nicht aus den Augen. Derweil hielt Kazel/Sademos Körperkontakt zu Janay und suchte ihren Blick.
"Niemand hier ist dein Feind.“
Die Schildkröte neigte leicht den Kopf, denn nach der Drohung waren dies gewichtige Worte, die das Schicksal mal zur einen mal zur anderen Seite der Waagschale ausschlagen lassen könnte. Sie hörte genau zu!
„Selbst dann nicht, wenn..."
, seine Augen richteten sich auf Schabe und er erhob die Stimme,
"...sie versuchen, dich zu töten. Ich danke dir dafür, dass du mich hast beschützen wollen, Schabe. Ich ... sehe es nicht als Tat einer herzlosen Bestie. Das bist du nicht."
Und das meinte er ernst. Dieses Wesen hatte so viel Leid erlebt. Kazel erinnerte sich mithilfe von Sademos noch immer daran. Das hieß aber nicht, dass er nur existierte, um Leid zu bringen. Der Sammler schritt auf Schabe zu und jeder im Raum folgte den Bewegungen. Es war, als näherte er sich etwas unausweichlich Endgültigem. Ein Zucken dieses Hybriden und er wäre Geschichte. Aber Kazel wusste noch etwas anderes. Das hier musste er nun tun und am besten allein, denn Janay in seine Reichweite zu bringen war einerseits zu gefährlich, andererseits zu unberechenbar! Sie brauchte nur zu zucken. Er selbst war beherrscht genug um dies hier zu wagen. Das war Janay nun mal nicht. Es konnte nicht länger aufgeschoben werden, sonst würde Schabe zur nächsten Verzweiflungstat greifen um seinem Leben zu entkommen. Der Sammler hob eine Hand an und legte er sie ihm an seinen Arm, der in diesen scharfen mit Dornen versehenen Scheren endete. Kazel sah ihn an und der Unterkiefer des „Monsters“ öffnete sich leicht, als er seinen Kopf ein gutes Stück zu ihm hinab senkte. Es sah gruselig aus! Als wenn er ihn gleich verschlingen würde, ...oder als ob er ihm aufmerksam zuhörte?
"Deine Bedingungen sind nicht gut. In Städten würdest du vermutlich als Monster gesehen. Das heißt aber nicht, dass du kein gutes Leben mehr führen könntest.“
So wie Schabe den Kopf schief legte, sprach die Haltung schon, dass er das stark bezweifelte.
„Ich kann mich an Dinge erinnern, zu denen Sademos dich zwang.“
Oh, oh – die Stimmung drohte von aufmerksamen Zuhören zu etwas anderem zu kippen, aber Kazel sprach weiter:
„Ich würde dich dessen nicht aussetzen, bitte glaube mir. Dunkelelfen sehen in allem gleich ein Monstrum, das nur ein bisschen anders ist als sie. Ich ... seh dich nicht so und ich glaube, deine Freunde tun das ebenso wenig.“
Seine Freunde zu erwähnen brachte die Wende. Schabe hob den Kopf und sah zu Nessaja.
„Vielleicht ist das Grund genug für dich, es weiter zu versuchen?"
Schabes Kopf drehte sich fast um 320 Grad und sah zu Hopp, die zaghaft lächelte, aber in ihrem Blick lag auch Trauer und das Verständnis einer ebenfalls Leid geprüften Seele. Doch niemand hatte mehr erlitten als der Insektenhafte.
"Wenn es für dich gar nicht mehr geht, dann werde ich dein Leid beenden. Hier und jetzt."
Er wandte den Kopf in Schlanges Richtung. Der Hybrid verstand das Klackern der Schabe. Und so bat er ihn:
"Kannst du mir seine Antwort übersetzen?"
Schlange nickte und Schabe hob seinen Oberkörper und Kopf wieder in eine aufrechte Haltung, die ihn fast bis an die Decke reichen ließ.
"Falls Schabe sterben möchte, könnt ihr in einen anderen Raum gehen. Niemand muss das mit ansehen, der es nicht will. Und Vranyk! Danach möchte ich mit dir und deinem Bruder sprechen. Ich habe euch nicht vergessen."
Es gab so viel zu tun. Kazel brachte Ordnung in das Chaos. Nun ging es um Schabe, der nicht mehr warten würde, jetzt da er entscheiden dufte. Er war breites befreit von der Unterdrückung des Sammlers, doch reichte das? Seine klickenden Laute erreichten die Ohren jener die den Raum verließen und bald waren Kazel und er allein, denn auf Schlanges Zeichen hin, hatte der Bärenmann dafür gesorgt, das alle außer Schlange den Raum verließen und in den Salon nebenan gingen. Nur eines änderte sich kurz bevor sich die Türen schlossen. Nessaja hielt Schlange kurz am Arm, sah zu ihm auf und nahm seinen Platz ein.
„Ich begleite ihn zu seinem letzten Gang. Geh du mit den Anderen.“
...
Sobald sich die Türen hinter Kodiak geschlossen hatten, wandte sich Kuralla gleich gestenreich an Janay:
„Na Schnuckel, gefällt dich seine neue Hülle? ...hat ja nen Hintern zum anbeißen, so schön stramm und rund! Wenn du ihn nicht mehr haben willst, dann nehm ich ihn! HEHEHE... Aber unter mein Röckchen darf er nicht. Das hat noch keiner überlebt! HAHAHA! Und einen so endgültigen Tod wünschen wir ihm doch nicht...HIHIiihihii.“
Die Alte war einfach irre!
...
Kazel musste Schabes Entscheidung akzeptieren, aber dennoch hoffte er, den Hybriden erreicht zu haben. Er glaubte, dass Schabe es verdiente, auch gute Zeiten im Leben zu verbringen. So wie Kazel es hatte erfahren dürfen, trotzt seiner Verwandlung durch Tausendtod. Sie waren beide weder Werkzeug noch Monster. Doch das Entscheidende war hier nicht was wer verdiente, sondern, was Schabe wollte. Der insektoide Hybrid näherte sich Kazel und senkte sein Haupt. Schabe wollte den Tod und Nessaja, die Schlanges Platz eingenommen hatte, übersetzte eins zu eins sein Kicken:
„Wenn du in seinen Erinnerungen gesehen hast, was ich getan habe, dann weist du was ich will.“
Da hatte er er wohl Recht. Kazel hatte genug gesehen um zu wissen, dass wenn er an seiner Stelle wäre, er auch sterben wollen würde, ja sogar vor wenigen Minuten selbst noch wollte. Wenn Janay im Reich der Toten weilte, dann wollte er auch dort hin und Schabe wollte nichts anderes. Er wollte zu seinen Liebsten, seiner Frau, seinen Kindern, die er umgebracht hatte. Sein Leid musste heute enden und es war Sademos Macht und Kazels Herz, das dies vollbringen konnte. Nessaja war vor Schabe getreten und dieser klappte umständlich seine vielen Beine unter seinen Körper, wie eine sterbende Spinne, nur um ihr näher zu kommen. Die kleine Frau nahm seinen Kopf zwischen ihre Hände und lehnte ihre Stirn gegen seine.
„Er ist soweit.“
Als sie sich sich umdrehte, sah Kazel in ihre Augen und was er dort sah, war etwas, dass er gut kannte. Es war das Spiegelbild einer ablaufenden Sanduhr. Nessajas Augen zeigten ihm, dass es Zeit war, dieses Leben zu beenden. Er war hier um dieses Leben hinüber zu bringen.

(Nessajas Wahrheit)
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Dienstag 25. Mai 2021, 14:53

Was auch immer genau mit ihr geschehen war, sie hatte es aufgrund der Schnelligkeit nicht begriffen und einen Teil davon nicht einmal mehr bewusst wahrnehmen können. Trotzdem war sie instinktiv froh darüber, wieder auf eigenen Beinen stehen zu können und dabei keine Anzeichen von Schwäche zu verspüren.
Lediglich flau war ihr ein bisschen im Magen, aber das war auch schon alles und rührte von dem Umstand her, dass ihre letzte Mahlzeit schon lange zurücklag und ihr nicht erlaubt hatte, sich überhaupt satt zu essen. Dazu war sie zu rasch unterbrochen worden. An diesem Ort allerdings an Essen zu denken behagte ihr auch nicht sonderlich, weswegen sie ihre Gedanken lieber wieder in andere Richtungen lenkte.
In eine, die ihr sogar eine Bemerkung entlockte und dafür einen Blick einbrachte, der sie trotz ihres Wissens leicht schaudern ließ. Es war das eine zu wissen, dass in dieser Hülle das Wesen ihres Liebsten steckte, jedoch war es etwas vollkommen anderes, dieses andere Antlitz dabei ansehen zu müssen.
Bei seiner Erklärung nickte sie leicht und konnte sich ein leises Schnauben nicht verkneifen. "Tu es bald, sonst such ich persönlich nach dem Stock, den der Kerl verschluckt hat.", murmelte in sich hinein, da diese Worte maximal für Kazels Ohren bestimmt waren. Was sie wiederum daran erinnerte, wie sie sich vorhin verbal an ihm ausgetobt hatte.
Rasch senkte sie ihre Lider, um das amüsierte, herausfordernde Blitzen dahinter zu verbergen. Sie hatte ja nicht direkt ihn, sondern den Sammler damit gemeint und dennoch... was er wohl in Wahrheit über ihren Ausbruch dachte? Ein Hauch von Neugier stieg in ihr hoch und sie nahm sich fest vor, ihn später danach zu fragen, sobald sie allein wären. Allein... mit ihm... in einem fremden Körper...
Lautlos seufzte sie und der heitere Moment für sie verschwand so schnell, wie er gekommen war. Noch dazu, weil die winzige Alte zurück kehrte und sie prompt herausforderte, ehe der Schrecken über den Anblick des Mann-Bären sie wiederum in den Schatten des Sammlers zurückweichen ließ.
Normalerweise war sie keine derart ängstliche Person, wusste oft genug mit ihrem Mundwerk andere in die Schranken zu weisen oder Gefahren so abzuwenden, dass diese keine mehr für ihr Wohl darstellten. Hier hingegen... Nun ja, sie war als halbes Kind allein durch Celcia gezogen, hatte Nächte im Wald verbracht und genug gerissene Tiere oder Zweibeiner gesehen, um einen gesunden Fluchtinstinkt gegenüber Wölfen und Bären entwickelt zu haben.
Immerhin stand sie diesem Wesen, das vorgestellt wurde, als handele es sich um einen guten Bekannten oder erwarteten Gast, nicht allein gegenüber. Der Körper mit Kazels Wesen darin befand sich vor ihr und sie lugte lediglich an seinem Arm vorbei, um sich jederzeit gänzlich hinter seinem Rücken verstecken zu können.
Solange, bis er sich ihr noch einmal widmete und ihren Blick suchte. Fragend sah sie zu ihm hoch, der nun noch weiter über ihr aufragte als in seinem richtigen Körper. Warum war sie eigentlich so eine Zwergin unter ihresgleichen geblieben?! Es war einfach nur ungerecht!
Seine Worte ließen sie allerdings schlagartig blass werden. Mit einem leichten Keuchen wich sie vor ihm, obwohl er lediglich der Überbringer dieser Nachricht war, zurück. "Wie... wie... wie meinst du das?", hauchte sie und hatte das Gefühl, als würden sich kalte Finger um ihren Hals legen. Unwillkürlich huschte ihr Blick zurück zu dem Bären, den sie gerade aufgrund der Größe und Kraft als das gefährlichste Geschöpf in diesem Raum einstufte.
Und wieso kam diese Bemerkung von dem Mischling, der sie gerade noch hatte beschützen wollen? Ihr Herz schlug schneller und ihrer Kehle entrang sich ein leiser Schreckenslaut, als er sich von ihr löste. Doch sie war nicht fähig, ihm zu folgen, obwohl sie sich durchaus gerne an ihm festgeklammert hätte.
So ähnlich wie in der unterirdischen Höhle, als sie um ihr Leben gerannt waren... Der Schrecken jener Begegnung mischte sich mit einem diffusen Gefühl von Erinnern an die Zeit, ehe sie in seinen Armen wieder aufgewacht war, sodass ihr eisigkalt zumute wurde. Instinktiv schlang sie die Arme um ihren Oberkörper und fand trotzdem keine Wärme darin.
Sie war so mit sich selbst beschäftigt, dass sie dem Gespräch nicht wirklich folgte, sobald sich der Insektenhybrid jedoch aufrichtete, bemerkte sie es im Augenwinkel und sah instinktiv hin. Es schauderte sie unwillkürlich bei diesem Anblick und sie konnte nicht anders, als einen kleinen Schritt nach hinten zurück zu weichen. Er sah furchterregend aus, doch da war noch etwas anderes, das sie davor warnte, ihm zu nahe zu kommen. Sie konnte dieses Gefühl nicht fassen, geschweige denn als Erinnerung an ihre Nahtoderfahrung ausmachen, aber es war stark genug, um ihr gehörig Angst einzujagen.
Wären sie lediglich zu dritt in einem Raum gewesen, womöglich hätte sie den Fehler begangen, nach dem Sammler zu greifen und ihn außer Reichweite ziehen zu wollen. So hingegen vergrößerte sie lieber den Abstand etwas und musste notgedrungen darauf vertrauen, dass im Falle der Fälle jemand anderes Kazel retten würde. Das würden sie doch, oder...? Immerhin schienen sie ebenfalls zu glauben, dass er in diesem Dunkelelfenkörper steckte. Nur... konnte sie sich wirklich darauf verlassen?
Hin- und hergerissen zwischen Furcht und Sorge um ihren Liebsten rang sie mit sich, was sie tun sollte, als der Mischling erneut das Wort ergriff. Janay zuckte leicht zusammen und ihre Augen weiteten sich. Bislang hatte sie verdrängt, dass er immer wieder vom Töten gesprochen hatte, davon, selbst Morde zu begehen, ja, diesen sogar ausgeführt hatte und nun die leblose Hülle eines Opfers trug. Jetzt allerdings wies er genau darauf hin...
Erneut schnürte sich ihre Kehle zu und sie konnte nur ein kraftloses, krächzendes "Was...?!" hervorquetschen. Zu mehr kam sie nicht mehr, denn der Mann-Bär setzte sich in Bewegung und sie wich instinktiv vor ihm ebenfalls zurück. So ließ sie sich in den Raum nebenan drängen, obwohl sie eigentlich vorgehabt hatte, Kazel nicht mehr aus den Augen zu lassen.
Sie war gedanklich noch mit dieser Situation beschäftigt, als die Tür bereits geschlossen wurde und die Vettel sich an sie wandte. Es dauerte seine Zeit, bis die Stimme zu ihr durchdrang und die Laute auch allmählich Sinn zu ergeben begannen. Ihre Augenbraue hob sich wie von allein und mit deutlicher Skepsis musterte sie die Alte.
Und dann, obwohl es absolut unpassend war, schlich sich ein feines, herausforderndes Grinsen in ihren Mundwinkel. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. Wenigstens diese Vettel konnte sie mit Leichtigkeit überragen! "Ich bezweifle, dass er da drunter will. Er mag es... hm... wie sag ich es am besten? Nun ja... faltenfreier.", konterte sie und fragte sich im selben Atemzug, wie sie in solch einem Moment derartige Bemerkungen machen konnte.
Es war so widersinnig und dennoch irgendwie auch... erleichternd. Zumindest flüchtig konnte sie einmal an etwas anderes denken als an das, was sie soeben alles gehört und gefühlt hatte. Um einen Mann zu buhlen, das war etwas, womit sie sich auskannte. Auch wenn sie die Alte nicht als ernsthafte Konkurrenz wahrnehmen konnte, dazu war sie sich Kazels Gefühle einfach viel zu sicher.
Und sie bezweifelte stark, dass er die Zwergin auch nur mit der Kneifzange freiwillig anfassen würde! Auch nicht in dieser Hülle, in der er jetzt steckte!
Obwohl... wie stand es eigentlich mit ihr? Würde sie in seine Arme und in sein Bett sinken wollen, jetzt, wo sie wusste, dass in diesem fremden Körper ihr Liebster steckte? Natürlich wäre es ihr prinzipiell möglich, nicht umsonst hatte sie in diesem Gewerbe gearbeitet, nur... es wäre trotzdem nicht dasselbe, definitiv nicht!
Und er...? Würde er überhaupt daran denken und sie noch anziehend finden, nachdem er nun wusste, als was sie gearbeitet hatte und dass seine Tante ein Freudenhaus führte? Schließlich konnte er sich denken, dass auch sie in diese Richtung in den letzten Stunden aktiv gewesen war... oder? Unsicherheit der anderen Art begann in ihr hochzusteigen und ließ sie kurzfristig vergessen, wo und in welcher Gesellschaft sie sich befand.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 26. Mai 2021, 15:59

Bei Janay:
Sie war gedanklich noch mit dieser Situation beschäftigt, als die Tür bereits geschlossen wurde und die Vettel sich an sie wandte. Hatte sie vorher vielleicht noch an so etwas wie Essen gedacht, so konnte das einem gründlich vergehen, sobald die Goblinoma einem zu nahe kam. So geschah es auch bei Janay, der sich grinsend Kuralla näherte. Ein Geruch, irgendwas zwischen saurer Milch, ranzigem Fett, einer Edelschimmelkäseart und zwei mal Erbrochenem stieg ihr in die Nase. Wieso zweimal erbrochen? Weil einmal nicht ausreichte um diesen Geruch zu verstehen. Kurz die Alte stank nicht nur, sie schimmelte leise vor sich und und ihr Duft bohrte sich so nachhaltig in die Nasengänge, dass es ein sanftes Brennen hinterließ. Heute hatte sie noch eine Spur „alte Frau unterm Arm“ aufgelegt und stemmte eben jene breit abgespreizt in die Hüften, als sie Janay ansprach. Es dauerte seine Zeit, bis die Stimme zu ihr durchdrang und die Laute auch allmählich Sinn zu ergeben begannen. Ihre Augenbraue hob sich wie von allein und mit deutlicher Skepsis musterte sie die Alte. Und dann, obwohl es absolut unpassend war, schlich sich ein feines, herausforderndes Grinsen in ihren Mundwinkel. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. Wenigstens diese Vettel konnte sie mit Leichtigkeit überragen!
"Ich bezweifle, dass er da drunter will. Er mag es... hm... wie sag ich es am besten? Nun ja... faltenfreier."
, konterte sie und fragte sich im selben Atemzug, wie sie in solch einem Moment derartige Bemerkungen machen konnte. Die die Alte grinste nur und entblößte damit das Ruinenfeld ihrer Zähne. Knoddernd lachte sie:
„Hehehe, weist du, Falten haben so ihre Vorteile, vor allem wenn sie schön tief und runzlig sind. Wenn man richtig viele hat, weis man nie was sich darin verbirgt. Sind tief wie Taschen... so is man immer für 'ne Überraschung gut. Wer weiß, vielleicht trag ich ja noch Fitzes Bruder noch da unten mit mir rum.“
Kuralla machte Anstalten sich unter den Rock zu gucken, aber allein der Anblick ihrer dürren Köchel ließ irgendjemand hörbar nach Luft schnappen und das nicht nur des gut sichtbaren Schimmels wegen, sondern viel mehr wegen dem Effekt, dass alle im Raum plötzlich nur noch schwarz-weiß sehen konnten. Kodiak eilte zum Fenster und versuchte verzweifelt es zu öffnen, bis er es aufgab und mit roher Gewalt einfach aus den Scharnieren drückte. Der Effekt verschwand langsam wieder, aber die Erinnerung an diesen Moment und an diesen Geruch würde bleiben!
EWIG!
Kuralla's:
„Ups!“
, kam passend und sie senkte ihren Rocksaum wieder. Leise gackernd positionierte sie sich zwischen den Hybriden und ihren ehemaligen Wächtern.
Auch die anderen Hybriden im Raum machten es sich nun langsam gemütlich. Kodiak entdeckte einen Schrank mit einer Schiebetür, eine Art Sekretär, den er aufdrückte, das Schloss schlicht ignorierte und eine Schachtel mit Pralinen hervor holte. Seine riesigen Pranken versuchten die kleinen in Goldpapier gewickelten Kugeln von ihrer Umhüllung zu befreien, da kam Hopp ihm zu Hilfe. Sie fütterte den Bären und ihr winzig wirkender Arm verschwand zur Hälfte dabei in seinem Maul. Schlange lehnte am Fenster. Auch er war sehr geruchsempfindlich und genoss die frische herein strömende Luft, sah in den Hof hinunter und grüßte jemanden dort unten. Wen konnte Jaany von ihrer Position nicht sehen, außer sie ging zu ihm. Vranyk und sein Bruder beobachteten die Hybriden mit einem gewissen Maß an Verwirrung und Vorsicht von der anderen Seite des Raumes aus. Sie unterhielten sich leise.
„...meinst, er ist wirklich tot?“
„Ich denke, ja... vielleicht ist es passiert, als er...“

Das nuscheln wurde zu leise, oder Janay musste sich unauffällig näher an sie heran positionieren.
„Und was wird jetzt aus uns?“
Gute Frage, die Dry'ol da seinem Bruder stellte. Das alles war so widersinnig und dennoch irgendwie auch... erleichternd. Zumindest flüchtig konnte Janay einmal an etwas anderes denken als an das, was sie soeben alles noch im Nebenraum gehört und gefühlt hatte. Und sie bezweifelte stark, dass er die Goblinfrau auch nur mit der Kneifzange freiwillig anfassen würde! Auch nicht in dieser Hülle, in der er jetzt steckte! Niemand würde das, der nicht lebensmüde war. Deshalb war es ja schon fast witzig.
Janay grübelte und dachte über sich und Kazel nach. Unsicherheit der anderen Art begann in ihr hochzusteigen und ließ sie kurzfristig vergessen, wo und in welcher Gesellschaft sie sich befand, bis plötzlich eine kleine Hand an ihrem Ärmel zupfte und ein menschliches Gesicht mit süß zuckernder Hasennase und großen flauschigen Ohren zu ihr aufsah. Ja es gab hier zwei Wesen, die alle kleiner waren als sie. Hopp reichte ihr die Pralinenschachtel und meinte leise:
„Gut um den Gestank zu vertreiben.“
Die Pralinen, so sie sie annahm waren köstlich und sehr intensiv, was die Erinnerung an das Grauen unter dem Rock der Goblinfrau etwas dimmte. Hopp blieb bei Janay stehen und musterte sie unverhohlen.
„Du bist wunderschön!“
, meinte sie ehrlich staunend.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Freitag 28. Mai 2021, 22:01

Konnte man es ihnen verübeln? Vermutlich nicht, denn sowohl Kazel als auch Janay hatten viel durchgemacht. Das meiste davon hatte damit zu tun, anderen nicht trauen zu können. Enttäuschungen, Hinterhalte, falsches Vertrauen... wenigstens Kuralle sollte ahnen, dass der Mischiling im Körper Sademos' sich schwer damit tat, sein Misstrauen abzulegen. Selbst dann, wenn er sich bereit zeigte, anderen zu helfen. Und dass Schabe seine von ihm als Frau vorgestellte Liebste beinahe erneut in den Tod geschickt hatte, wog mehr als er sich selbst eingestehen wollte. Er verurteilte das Schabenwesen nach wie vor nicht. Es war Selbstkritik, die an ihm nagte und sein Gewissen zerfraß wie der Wurm seine Lebenszeit. Zwei Mal schon. Es war bereits zwei Mal passiert, dass Janay von dieser Welt hätte scheiden sollen. Zwei Mal, in denen ihr selbsternannter Beschützer sie nicht hatte retten können. Ja, nicht einmal im Ansatz. Er war auf die Gnade des Gevatters und auch auf eine Spur Glück angewiesen. Dass Janay noch lebte hatte nichts mit seinen Fähigkeiten zu tun. Seine Gefühle zu ihr waren nicht in der Lage, ihn handeln zu lassen, wo es nötig wäre. Und die unausgesprochene Wahrheit, dass Janay alsbald wieder zurück in die Arme seiner sadistischen Tante müsste, wo er wieder nichts für sie tun könnte, ließen Kazel frösteln. Er war nicht umsonst aus Morgeria geflohen, vor so langer Zeit. Er hatte nicht umsonst ein Leben in Einsamkeit gewählt, das er auch nicht lange ausgehalten hatte. Doch damals schon, prompt an dem Tag, als er sich der Welt wieder öffnen wollte, war er für ein Verbrechen eingesperrt worden, das er nicht begangen hatte und wäre dafür beinahe am Galgen gelandet. Gebrannte Kinder scheuten das Feuer. Wer sollte es ihm Übel nehmen, dass er wie ein in die Ecke gedrängtes Tier zunächst einmal drohte zuzubeißen, bevor er die hingehaltene Hand mit dem Futter beschnupperte?
Nun, die Hybriden vielleicht. Denn auch sie besaßen ihre eigenen Geschichten. Auch sie hatten wohl lernen müssen, dass man nicht jedem trauen konnte, aber so manchem vertrauen musste. Kazel war noch nicht so weit wie sie, aber mit ihrer Hilfe vielleicht auf einem guten Weg dorthin. Vorausgesetzt, sie würden auch ihm vertrauen und sie alle kämen heil hier heraus. Nunja, fast alle. Einer wollte nicht und es wurde Zeit, ihm diesen Wunsch zu erfüllen.
Ohne Furcht näherte Kazel sich dem Hybriden, der noch unheimlicher ausschaute als der Mannbär. Er berührte Schabes Panzerung sogar, wo sie nicht mit tödlichen Klingen bewährt war. Dass Kuralla derweil alle anderen, inklusive Janay aus dem Raum führte, bemerkte er nur am Rande. Natürlich wollte er seine Liebste nicht schon wieder von sich getrennt sehen, aber er wusste, dass es so besser wäre. Sie hatte bereits bei seiner Offenbarung, im Namen des Todes selbst zu töten, etwas unsicher reagiert. Kazel wollte ihr unter keinen Umständen zumuten, einen von ihm verursachten Mord zusehen zu müssen. Denn das blieb es trotz allem. Er würde Schabe ermorden. Der einzige Vorteil für ihn daran wäre, dass man den Hybriden als Sademos' Eigentum ansah, mit dem er machen konnte, was er wollte. Niemand würde einer Bestie wie der Schabe eine Träne nachweinen. Niemand von Außenstehenden.
Kazel konnte auch nicht um ihn weinen, aber er würde sich seiner erinnern. Das beschloss er für sich. Es war hier kein Mord, der in Blutdurst begangen wurde. Es war ein Akt der Erlösung eines Wesens, welches mehr gelitten hatte als andere. Der Tod war nicht immer etwas ... Schlechtes.
Seine Spitzohren zuckten aufmerksam, als er die letzten Schritte in den nächsten Raum und Nessajas Worte an Schlange vernahm. Sie würde seinen Platz einnehmen, das hieß, dass auch sie die Schabe verstand und übersetzen könnte. Die Tür wurde geschlossen und statt Schlange, Kazel und dem Insektenhybriden war nun eine andere Reptilienhybridin noch im Raum.
"Schaffst du das?", fragte Kazel mit Blick über die Schulter auf die Schildkrötenfrau. Er hatte ihren Hustenanfall nicht vergessen und sah sich sogar nach Wasser um, das er ihr zur Not würde reichen können. Dabei stellte er fest, wie gut Sademos im Grunde ausgestattet war. Neben all den Vitrinen mit Sammelsurien konnte man hier auch auf einem kleinen Tisch etwas Essbares finden, auf einem anderen eine Karaffe und Gläser, wieder andernorts Bücher. Von denen würde Kazel sich lieber fernhalten. Sein letzter Blick in die Seiten des Sammlers hatte ihm einen dämonischen Wurm beschert. Wenigstens hielt dieser sich aktuell zurück. So konnte er seine erste Aufgabe von vielen auf einer gedanklich angelegten Liste abarbeiten. Eine schwere Aufgabe für ihn, eine endgültige für Schabe. Nessaja übersetzte. Er war bereit zu gehen.
Kazel ahnte es. Er hatte ihm mitegeteilt, Zugriff auf Sademos' Erinnerung zu haben - was inzwischen auch nicht mehr vollends der Fall war - und er hatte gesehen, was dem Schabenhybriden genommen worden war. Unter welchen Umständen. Kazel konnte es nachvollziehen. Doch wo er in Trauer und Sehnsucht seinen eigenen Tod wünschte, hatte der Mischling damals nach dem Mord an seinem Vater nur Rache empfunden und auch noch Preia, seine Mutter, aus dem Leben gerissen. Ganz bewusst. Es hatte ihm keine Erlösung gebracht, nur die Gelegenheit, Morgeria und seinen finsteren Einwohnern zu entkommen.
Selbst wenn Schabe nun versuchte, ein normales Leben zu führen, das vielleicht von einigen seiner Begleiter akzeptiert würde, ließ es ihn nicht vergessen. Er würde sich nicht nur seiner auferzwungenen Taten erinnern sondern auch seiner Gefühle von Einsamkeit und Verlust. Er vermisste seine Familie. Es war Zeit, ihn zu ihnen zu schicken.
"Wenn du in seinen Erinnerungen gesehen hast, was ich getan habe, dann weißt du, was ich will", übersetzte die Schildkröte seine klackernden Worte. Kazel nickte. "Ja, ich weiß, was du willst. Schieben wir es nicht länger auf."
"Er ist soweit."
Ein erneutes Nicken mit dem Kopf des Sammlers. Dann streckte sich der übrige Körper etwas. Kazel neigte ihn zu beiden Seiten, musterte Schabe ausgiebig. Was wie ein letzter, ritueller Gang vollzogen werden sollte, begann etwas holprig und gespickt mit Unsicherheit, die dem Sammler überhaupt nicht stand. "Äh ... wo soll ich ...? Ich meine, dein Panzer hält das meiste wohl ab ... also ..."
Schnell ließ er sich mit Hilfe von Schabes Klackern und Nessajas Übersetzungen zeigen, wo der Hybrid eine weiche Körperstelle besaß, deren Verletzung zu einem gnädigen Tod führen würde. Dazu beugte Schabe sogar seinen Kopf sehr weit vor und präsentierte zwischen einigen Panzerlappen den eigenen Nacken. Dort lag geschütztes, weiches Fleisch. Würde Kazel eine scharfe Klinge oder dergleichen genau und tief hinein rammen, wäre es wohl die gnädigste Form, ihm ein Ende zu setzen. Schnell und so schmerzlos wie möglich.
Er betrachtete sich die Stelle noch einmal genau, hob seine Hand. "Ich zähle herunter", sagte er. Dann beugte er Schabes Körper sanft noch etwas tiefer, um den Nacken leichter erreichen zu können.
"Drei..." Er ballte die Faust.
"Zwei..." Er holte aus, als wollte er Schabes Nacken gleich einen kräftigen Hieb verpassen.
"Eins..." Er fuhr mit der Faust nach vorn und ... nichts. Der Hybrid lebte noch, die Faust schwebte ungenutzt in der Luft, aber auf Kazels Sichthöhe. Er blinzelte und starrte die dunklen Fingerknöchel an. Wo waren seine Adlerkrallen? Kaum dass ihm bewusst wurde, dass sie fehlten, leckte er mit fremder Zunge über fremde Eckzähne. Er wusste sofort, dass diese nicht angespitzt waren. Von dem darin befindlichen Schlangengift ahnte Kazel ja nicht einmal durch einen Körperwechsel etwas. Diese Fähigkeit an seinem eigenen, seinem alten Leib hatte er nie herausgefunden. Doch jetzt bemerkte er auch, dass er nicht mit voller Schärfe sah. Er war keineswegs blind! Sademos besaß ausgezeichnete Augen und sein Blick auf alles war klar. Aber würde Kazel in die offene Weite sehen, bemerkte er sicherlich den Mangel einer jägerischen Adlersicht. Er stutzte über die Feststellung, dass er diese verhassten Gaben plötzlich vermisste.
Dann senkte er die Hand. "Entschuldige, Schabe ... ich bin diesen Körper noch nicht gewöhnt." Er schaute sich um. "Ich brauche ein Messer oder ein Schwert." Gemeinsam mit Nessaja wurde er binnen kürzester Zeit fündig. Wie schon erwähnt besaß Sademos eine Reihe besonderer Einzelstücke in seinen Vitrinen. Dort ein simples Schwert zu finden, war unwahrscheinlich, aber auch skurrile Gegenstände würden ihren Zweck erfüllen. Kazel hatte es zunächst auf eine zu einem Stock verarbeitete Raubtierkralle abgesehen, wechselte dann zu etwas, das wie ein in sich verdrilltes, langes Einhorn aussah, aber Nessaja bat ihn, doch etwas Anderes zu nehmen. Das Horn eines von ihr bezeichneten Narrwals bereitete ihr als Meerwesenhybridin Unbehagen. Also blieb Kazel am Ende bei einem gewaltigen Raubtierzahn hängen. Er konnte nicht sagen, von welcher Bestie der Zahn stammte, doch er maß fast so viel wie sein Unterarm und das sollte reichen. Damit kehrte er zu Schabe zurück, nahm die alte Position ein.
"Entschuldige noch einmal, dass es so lange gedauert hat. Dafür mache ich es jetzt schnell." Er strich mit zwei Fingern über jene Stelle am Nacken, wo er den spitzen Zahn nun gleich hindurch rammen wollte. Dann setzte er diesen an. Bereits leichter Druck genügte, um das Fleisch anzuritzen und Kazel wurde Zeuge von einem ersten Blutstropfen, der an der weichen Haut entlang rann.
"Ich hätte gern Gelegenheit gehabt, dich näher kennen zu lernen. Oder deinen richtigen Namen zu erfahren." Vielleicht geschah dies noch. Kazel setzte eine letzte Pause an, falls der Hybrid dieses Geheimnis teilen wollte. Er akzeptierte aber auch, wenn es mit ihm ins Grab wandern sollte. "Der Gevatter geleitet dich. Hab keine Angst." Das war es. Seine Abschiedsworte, voller Ruhe und Zuversicht, dass sie der Wahrheit entsprachen. Kazel hatte den Gevatter nicht nur kennenlernen, sondern auch schätzen dürfen. Der Sensenmann war niemand, vor dem es sich zu fürchten galt. Er blieb gerecht zu allen, die gingen und war manchmal vielleicht ein bisschen zu parteiisch, um sich selbst noch neutral nennen zu können. Er hatte Janay zwei Mal verschont. Und auch Kazel lebte nur noch, weil er als Lehrling in seiner Gunst stand.
Der Tod würde Schabe geben, wonach er sich sehnte und so lange hatte warten müssen. Er wäre auch zu ihm gerecht wie er es bei den beiden Mischlingselfen gewesen war.
Mit aller Kraft stützte Kazel sich auf das stumpfe Ende des Zahnes. Er spürte den Widerstand des Fleisches nur kurz. Dann gab es nach und mit einem Ruck drang der scharfe Zahn tief in das Gewebe des Hybriden ein. Das Geräusch würde Kazel nicht vergessen. Er spürte, wie der Zahn an Knochen vorbei schabte und schließlich nicht mehr tiefer zu rammen war. Blut floss nur bedingt. Kazel riss hier keine weiten Wunden und der Zahn wurde in seiner Länge breiter, so dass er sich wie ein dorniger Pfropfen in den Nacken bohrte. Das Blut würde in Schabes Körper umher laufen ... wenn er überhaupt welches besaß! Kazel kannte sich mit der Anatomie von Insekten nicht gut genug aus, um zu wissen, dass all ihre Organe in Flüssigkeit schwammen und das, was er für Blut hielt, nur jene Sauerstoff verteilende Flüssigkeit war. Letztendlich wusste er aber, dass Schabe sterben würde. Und ihm wurde mit dem Ende des Hybriden noch etwas klar, als er sich langsam zurück zog, ohne den Zahn wieder aus dem Körper zu ziehen. Stattdessen versuchte er, den Insektenleib so respektvoll wie möglich auf dem Boden abzulegen. Nun fehlte nur noch einer, um das Ganz zu beenden. Kazel schaute sich um. Er konnte den Gevatter sehen, falls er denn erschien. Ob er auch Gelegenheit erhielt, mit ihm zu sprechen? Ob dieser wusste, was er sich eingefangen hatte? War es die Neugier des Wurmes oder seine eigene Nervosität, die in ihm empor kroch?
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Sonntag 30. Mai 2021, 20:40

Bei Kazel:
Er wusste, er konnte den Gevatter sehen, falls er denn erschien. Kazel fragte sich, ob er auch Gelegenheit erhielt, mit ihm zu sprechen? Ob dieser wusste, was er sich eingefangen hatte? War es die Neugier des Wurmes oder seine eigene Nervosität, die in ihm empor kroch, kaum dass das Herz des Hybriden zu stocken begann. Lag es daran, dass es Sademos Augen waren, durch die sein Lehrling blickte, dass er die Kälte spürte, bevor die Kuttengestalt eher nur schemenhaft erschien. Nur weil Kazel tief in sich WUSSTE, dass er da war sah er ihn auch. Er sah wie der Gevatter einem durchscheinenden Gespenste gleich, sich zu Schabe nieder kniete, als dieser in sich zusammen sackte, zuckte und wie eine sterbende Spinne die Beine unter sich zog.
Wo schaust du hin?
, flüsterte der Wurm, der den Gevatter wohl nicht sah, aber Kazels Aufmerksamkeit spürte.
Der Tod legte seine Knochenhand auf die Stirn des Sterbenden und streichelte ihn sanft. Ein Moment der Erleichterung trat in Schabes Augen und Nessaja seufzte neben Kazel leise auf, so dass der Lehrlinge durch den Laut angezogen kurz zu ihr hinüber blickte. In ihren Augen spiegelte sich die ablaufende Sanduhr und sie atmete tief durch, als der Moment kam...
...und Schabe ging.

Wie bei allem was lebte und sterblich war, glitt der Sand und damit auch Schabes Seele aus ihm hinaus. Der Schnitter hielt sie in seiner Hand, als winzigen Lichtpunkt, der zwischen seinen Knochenfingern wie eine Motte in einem Käfig umher flatterte. Und doch war es kein Gefängnis, sondern nur der Transport von einem Ort zum anderen. Endlich durfte Schabe zu seinen Liebsten Heimkehren. ENDLICH!
„Endlich...“
, hörte auch Kazel leise Nessajas Flüstern.
Endlich ...Fressen!
Dann wandte sie sich ab und wischte sich trotz aller Erleichterung eine Träne aus dem verhornten Gesicht.

Dann stand die Zeit still... außer für Kazel.

Der Tod wandte sich nun von der leeren Hülle ab und machte kam auf Kazel zu, ohne sich dabei wirklich zu bewegen. ER war einfach da.
„Deine Süße hätte es dir mit meinen Worten ausrichten sollen... Aber da ich schon mal da bin, kann ich es dir mit direkteren Worten noch einmal sagen...“
Er sah Sademos in die Augen und blickte tief in sein Stundenglas hinein, wo Kazel und der Wurmdämon im Sande festsaßen.
„SO!!!...kommst du mir nicht nach Hause!!!“
Sein lipploses Grinsen zuckte klackernd mit den Zähnen und er hatte seine Hand wie ein mahnender Vater erhoben, lachte kurz und schlug dann die Kapuze der Kutte zurück um Kazel die ganze kahle Knochigkeit seines Schädels sehen zu lassen. Er ließ sich in Sademos Lehnstuhl beim Fenster fallen und grinste zu ihm auf.
„Da hast du dir ja was eingefangen... Aber... Oh... Moment... Bin gleich wieder da. Was für ein Stress dieser Tage. Ständig stirbt wer...“
Und damit wurde er noch durchscheinender. Als Gevatter musste man zu jeder Zeit an jedem Ort gleichermaßen sein können. Das war seine Magie. Aber nahm man seinen Lehrling aus der Zeit heraus, so musste dieser warten, bis der Gevatter eben sein Werk getan hatte und sich wieder zu ihm gesellte. Das merkwürdige war, dass die Gestalt, die gleich einem Schattenabdruck zurück blieb ein gewisses Eigenleben hatte. Kazel konnte in dem Schemen sehen, was Tod wo anders gerade tat...
...
Der Tod beobachtete eine Szene. Noch war es nicht soweit, aber seine Pflicht beinhaltete nun einmal auch, einen Blick auf jene Seelen zu werfen, die an der Schwelle zu seinem Reich standen. Es spielte in einem Tunnel und war viel zu schlecht beleuchtet, als das Kazel viel erkennen konnte. Graphisch war die Übertragung wirklich schlecht. Aber der Gevatter sprach ganz nebenbei mit Kazel, also war zumindest die Tonübertragung gut:
„Echt zu dumm, dass ich nun hier sein muss. Es gibt gerade so viele andere Orte auf Celcia, deren Geschehen ich als gut gelaunter Zuschauer lieber beigewohnt hätte. Diese Welt hat so viel spannenderes zu erzählen als wieder einen Toten, den ich holen müsste. Also warum habe ich mir noch gleich einen Lehrling gesucht? Sicher nicht, damit jener bei seinen Lehrpflichten so sehr trödelt, nur um die eigene Liebschaft oder plötzlich entdeckte Freunde zu retten. Aber mein Schüler ist jung - vor allem im Vergleich zu mir als Wesen der Ewigkeit! … Aber... Du wirst lernen. Hoffentlich schneller, damit du mich etwas entlasten kannst. Hm... noch ist nicht endgültig klar, ob es ... mit Caleb enden wird...
Schau...“
Er wedelte mit dem knochigen Finger Kazel näher zu treten und zeigte auf das Mädchen, dass da verzweifelt versuchten den Mann zu retten. Der Gevatter beugte sich ganz weit über die weibliche Gestalt und ihren Versuch, die Nadel unter die Haut zu bekommen. Der Widerstand diesen Stich zu tun, war ihr deutlich anzusehen. Er wusste, er sollte nicht eingreifen. Als höheres Wesen musste er neutral bleiben, aber er grinste wie nur er es konnte, als hätte er Kazels Gedanken gelauscht und irgendwo tief in ihm einen Hall Mitleid gehört.
„Lassen wir ihn noch eine Runde drehen...“
Mit der Spitze seines Knochenfingers drückte er auf das Endstück der Nadel, dass sie endlich den Widerstand der Haut durchbrach. Ein Zucken glitt als silbernes Blitzen vom Finger des Gevatters über die Nadel und in den Mann hinein. Der Schrei drückte Kazel zurück in seine eigene Wahrnehmung und er verließ den Tunnel, bevor er mehr sehen konnte.
"Die schönste Ablösung, die ich mir vorstellen kann."
, hörte er noch Tod sagen und dann war der Gevatter wieder ganz da...na ja, wenigstens mehr als vorher.
„So...wo waren wir? Ach ja...“
Er erhob sich, stand beim nächsten Blinzeln direkt vor Sademos Nasenspitze und sah ihn todernst an:
„So wie du jetzt bist, wo werde ich dich nicht aufnehmen. Werd dieses Ding los! Und sei dir bewusst, wenn du jetzt stirbst, wird es NICHTS für dich geben, zu dem du gehen kannst! Also pass gut auf dich auf, mein Schüler. LEBE!“
Dann wandte er sich ab, schwebte eine Runde durch den Raum und hielt unter dem Kristall an, wo auch Kazels Körper ruhte. Als hätte er noch etwas vergessen kam er noch mal zurück:
„Ach... noch etwas...BRING DEINEN AUFTRAG ZU ENDE!“

Kazel fiel zurück in die Zeit wie in einen Bottich mit Eiswasser. Tods Stimme hallte ihn ihm nach. Er war nicht wirklich lauter geworden, aber dafür sehr sehr eindringlich. Er fröstelte. Aber hatte er nicht schon seinen Auftrag erfüllt??? Kazels Blick glitt zu Nessaja, die sich just wieder in Bewegung setzte und an diesem Spiegel vorbei ging. Kurz sah er sich darin... bzw, Sademos.
Genaugenommen lebte Sademos noch. Der Packt war noch nicht aufgehoben. Die veruntreuten Seelen waren noch hier und konnten nicht weiter ziehen ins Reich der Toten, zu ihren Liebsten oder zu ihren Göttern, denen sie sich versprochen hatten. Nein, Kazel hatte seinen Auftrag noch nicht beendet. Er hatte ihn ...verändert. Er wollte sie retten. Aber ...worin lag genau die Rettung? Hätte er Sademos einfach getötet und nicht seinen Körper übernommen, dann wären die Seelen jetzt frei und alle veränderten Hybriden oder Diener tot. Kazel musste in seinen Körper zurück, doch nun gab es das Problem, dass dieser keine Sanduhr mehr hatte. Diese stand für seine Lebenszeit, aber auch für seine „Hülle“ an sich, das Gefäß dass seine Seele hielt. Wenn er jetzt einfach in seinen Körper zurück schlüpfte, dann wäre er innerhalb einer Sekunde tot und würde nicht mal in Reich der Toten übergehen.
Das Buch mit dem Ritual wurde immer wichtiger ...und da war noch dieser Dolch... Schade, dass er nicht mehr auf Sademos Erinnerungen zugreifen konnte um heraus zu finden, was es mit ihm auf sich hatte. Vielleicht wusste seine Tante etwas darüber? Ihr hatte er schließlich gehört. Aber sie fragen? Die Probleme waren immer noch da.
Aber er war nicht allein. Er hatte hier Freunde, seine Liebste, und so viel Zeit, dass er Jahrhunderte darüber brüten könnte, wie er das alles rückgängig machen konnte... vorausgesetzt er starb nicht eines unnatürlichen Todes.
Tatsächlich bemerkte er noch eine andere Kleinigkeit. Tod hatte die Zeit angehalten...nicht er. Und der Wurm hatte das alles nicht mitbekommen, hatte in ihm erstarrt gelegen wie ein fetter gährender Klos im Magen, der ihn aufstoßen lassen wollte, aber nun wandte dieser sich wieder mit seiner quengelnden Stimme an Kazel:
Nebhasmhorachd hat Hunger, wir haben Hunger... Wo ist Schabes Energie?! Wo ist sie?! ER ist leer! WO IST SIE?!
Da war jemand wütend.
Was hast du mit ihr gemacht?
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Dienstag 1. Juni 2021, 13:19

Es war für sie fast unbegreiflich, dass ihr das vorhin in Kazels Gegenwart noch nicht aufgefallen war, aber diese alte Vettel stank in einem absolut unaussprechlichen Ausmaß. Kaum näherte sie sich ihr, wehte eine Wolke zu ihr heran und drehte ihr den Magen um. Oder lag es an ihrem Zustand? Nein, das glaubte sie nicht, sonst hätte sie es nicht jetzt erst bemerkt.
Jeglicher Appetit verging ihr gründlich und sie musste sich zusammen reißen, um sich davon ablenken zu lassen. Das war, trotz allem, immer noch besser, als sich hier vor allen übergeben zu müssen. Denn darauf würde es ansonsten hinauslaufen.
Tatsächlich gelang ihr eine passende Erwiderung. Im nächsten Moment musste sie allerdings erneut gegen ihren Würgereflex ankämpfen, den dieses Mal der Anblick des ruinösen Gebisses auslöste.
Bei den Worten konnte sie hingegen nicht anders als eine Augenbraue anzuheben. Das Bild, das vor ihrem geistigen Auge erschien, ließ sie schaudern und nur noch mühsam konnte sie die Galle hinunter zwingen.
Solange, bis die Alte Anstalten machte, ihren Rock zu heben. Keuchend und würgend wich Janay zurück, während auch in die anderen im Raum Bewegung kam. Wie sie es mitbekam, dass mit einem Mal etwas frischere Luft bis zu ihr dringen konnte, wusste sie nicht zu sagen. Doch sie stürzte jedenfalls zu dem Fenster, drängte sich mit dem Schwung der Verzweiflung neben dem Mann-Bär zu der Öffnung und... spuckte.
Ungeachtet der Wirkung und wohin es ging, bahnte sich die bittere Galle ihren Weg die Speiseröhre hinauf und ergoss sich, ähnlich unappetitlich miefend wie der Gestank hinter ihr, in die Tiefe. Es dauerte wahre Ewigkeiten für sie, bis nichts mehr kam und ihr Magen lediglich noch ein paar Mal krampfte vor lauter Leere, bis sie keuchend und zitternd auf der Fensterbank hing.
Allmählich klärte sich auch wieder ihr Blick und sie konnte ausmachen, was sie angerichtet hatte. Nicht, dass sie es hätte verhindern oder steuern können, aber... Ein feines, schuldbewusstes und verlegenes Grinsen schlich sich auf ihre Lippen und sie deutete eine entschuldigende Geste in Richtung des Pfaus an, den sie dort zu erkennen glaubte. Ob sie ihn getroffen hatte? Nun, wenn ja, dann täte es ihr leid, denn diese Person war niemand, den sie hätte erwischen wollen.
Etwas peinlich berührt wegen ihrer körperlichen Schwäche, zog sie sich vom Fenster zurück und lehnte sich mit geschlossenen Augen gegen die Wand. Dabei bemühte sie sich, sich mehr auf die Frische der hereinströmenden Luft zu konzentrieren und nicht auf das, was in dem Raum wahrnehmbar war.
Erst Getuschel ließ ihre Ohren leicht zucken und sie etwas aufmerksamer werden. Langsam hob sie ihre Lider an und mit einer Mischung aus Frage und Neugier sah sie zu den beiden dunkelelfischen Dienern hinüber. Doch sie sprachen inzwischen zu leise miteinander, als dass selbst sie, mit ihrem feinen Gehör, noch etwas hätte verstehen können. Ob sie zu ihnen hingehen und mit ihnen reden sollte? Nur... worüber?
Außerdem fühlte sie sich gerade etwas schwach auf den Beinen, sodass sie ganz dankbar für die Stütze in ihrem Rücken war. Also blieb sie, wo sie war, und ließ ihre Gedanken treiben, die eine Richtung annehmen, die sie nicht ganz nachvollziehen konnte. Aber sie wollte auch nicht näher darüber nachdenken, warum dem so war.
Leicht zuckte sie indes zusammen, als eine leichte Berührung an ihrem Ärmel zupfte. Blinzelnd sah sie neben sich und richtete den Blick schließlich etwas tiefer zu dem Mädchen, das ihre Aufmerksamkeit zu suchen schien.
Ein geisterhaftes Lächeln huschte über ihre Lippen und sie deutete ein Kopfschütteln an. "Mir... ist gerade nicht danach...", murmelte sie und merkte, wie ihr leerer Magen schon wieder zu rebellieren drohte.
Konnte man die Vettel eigentlich in einen Waschzuber stecken oder würde sich das Wasser mit der Seife darin dann in giftige Dämpfe auflösen? Einen Moment lang hing sie dieser Vorstellung nach, bis die staunenden Worte ihre Ohren erreichten.
Ungewöhnlich sanft und freundlich lächelte sie. "Danke.", erwiderte sie schlicht und stockte dann, weil sie nicht recht weiter wusste. Mit Männern konnte sie tändeln oder auch andere, deftigere Gespräche führen.
Mit Frauen dagegen... oder gar mit unschuldig wirkenden Mädchen tat sie sich da um einiges schwerer. Erst recht, da sie sich körperlich noch immer äußerst mitgenommen fühlte.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Mittwoch 2. Juni 2021, 11:18

Die leise Stimme in seinem Innern, die doch nicht ihm gehörte, sondern dem Dämon, drang nur schwer zu ihm durch. Sie musste durch Schichten aus kaltem Frösteln und diesem Gefühl der Endlichkeit gelangen, welche der Gevatter ausstrahlte, immer dann, sobald er auf der Bildfläche erschien. Kazel beobachtete ihn, wie er den Insektenhybrid auf seine letzte Reise führte. Er konnte ihn sehen, Nebhasmhorachd hingegen nicht. Ansonsten hätte er nicht gefragt, was der Mischling durch die violetten Augen seiner Hülle hindurch betrachtete.
Kazel stutzte. Das war neu. Aber er erinnerte sich, dass sein Wurm auch schon nicht verstanden hatte, als er ihn nach dem Stundenglas fragte. Er konnte nur die Zeit eines Lebewesens sehen und wieviel diesem noch blieb, nicht aber dessen Gefäß.
Hat er sich deshalb nicht festhalten können, als ich es zerstörte? Kazels Gedanken in Kombination mit den für Nebhasmhorachd nicht sichtbaren Gevatter Tod im Fokus mussten den Dämon verwirren. Auf eine hilfreiche Antwort konnte er nicht hoffen. Sein Wirt ignorierte ihn. Er verfolgte Schabes Ende und erwies ihm den Respekt, sich zum Zeitpunkt seines Abschieds nicht in Gedanken mit einem Dämon zu unterhalten. Außerdem interessierte ihn das Vorgehen seines ... Lehrmeisters? Hoffentlich färbte dessen Erscheinung nicht irgendwann auf Kazel ab - vorausgesetzt, er galt noch immer als sein Lehrling. Sollte Tod Zeit haben - haha! - mit ihm zu sprechen, musste Kazel ihn auf den Wurm aufmerksam machen. Vielleicht wusste ein höheres Wesen ja wie man ihn wieder loswerden könnte. Kazels einziges Hilfsmittel, von dem er nach wie vor nicht ahnte, ob es ihm wirklich eine Lösung einbrächte, war das Buch. Dieses verfluchte Buch, in das er niemals einen Blick hätte hinein werfen sollen! Wer trug es zuletzt?
Hopp, huschte der Name der Hasenhybridin durch seinen Geist, bis seine Ohren das leise Flüstern Nessajas an seiner Seite auffingen. Nicht nur für Schabe schien es ein langer Leidenskampf gewesen zu sein. Die Schildkröte verabschiedete ihn in Verlusttrauer, aber auch mit einer Spur Erleichterung, dass ihr Freund nun nicht länger würde leiden müssen. Kazel sah auf sie hinab. Ein Leben zu nehmen schien nicht in allen Fällen schlecht zu sein. Da stimmte auch Nebhasmhorachd ihm zu: Endlich ... Fressen!
Gerade, als Kazel ihm antworten wollte, fiel ihm die Träne der Schildkröte auf. Nessaja weinte um ihren verlorenen Freund und dessen erlösendes Ende. Aber die Träne war wie erstarrt. Sie rann nicht in die repilienhaften Runzeln hinein, sondern hing am Auge der Schildkröte, als hätte ein wassermagischer Künstler sie dort für die Ewigkeit gebannt. Das konnte nur eines bedeuten.
Kazel schaute umher. Auch Schabe rührte sich nicht mehr. Nun gut, er wa soeben verstorben. Dennoch fühlte es sich anders an. Müsste der Körper dann nicht bar jeglicher Lebenskraft erschlaffen? Sademos schüttelte ganz sacht den Kopf. Die Zeit stand still, aber er hatte das nicht herbeigeführt. Es musste der Gevatter gewesen sein, denn er wandte sich ihm nun auch zu. Sofort sprach er von Janay, was Kazel blinzeln ließ.
Süße?! Er achtete nicht darauf, was er dachte und wie sehr er Nebhasmhorachd damit verwirren könnte. Er war es ja selbst. Es klang seltsam, diesen Kosenamen aus dem ... Schädel eines Skelettwesens zu hören. So sehr, dass er zunächst überhaupt nicht auf die Rüge des Gevatters reagierte, bis der Nachhall von Janays neuem Kosenamen seine Ohren verlassen hatte.
"SO ... kommst du mir nicht nach Hause!!!"
"Ich weiß", pflichtete Sademos ihm bei. "Das hatte ich auch nicht vor, aber wie kann ich ihn loswerden? Und gibt es eine Möglichkeit, in meinen Körper zurückzugelangen? Auf Dauer, meine ich? Dieser hier ist besser ausgebildet, aber..." Er vermisste sich. Gab es das überhaupt? Dass man sich nach seinem Leib sehnte, obwohl er bei weitem nicht perfekt war? Nicht so perfektioniert wie Sademos es mit seinem Körper getan hatte? Und doch fühlte Kazel sich fremd darin. So fremd wie früher, als seine Hautfarbe diese Wandlung durchgemacht hatte und er aus Morgeria geflohen war. Als er vollkommen allein gelebt hatte, wie ein Beobachter am Rande der Welt. Zuschauen, wie alles sich ohne einen drehte im Wissen, nicht Teil davon sein zu dürfen ... nicht sein zu können! So fühlte es sich nun auch auf einer physischen Ebene an und das weckte Sehnsucht. Er vermisste seinen geschundenen Leib so sehr. Diesen durch Raxtian Tausendtods missgestalteten Leib mit den Narben der Vergangenheit auf seinem Rücken, aber auch mit allem, was ihn ausmachte. Sademos besaß nichts davon. Er war eine Hülle, die Kazel trug, um existieren zu können. Er war wie ein Mantel, der an vielen Stellen zu groß für ihn war. Er würde niemals hinein passen.
"Bitte. Ich habe dich schon um so viel gebeten, das weiß ich. Aber..."
Der Tod unterbrach ihn und ... verschwand. Kazel blinzelte zum zweiten Mal. Er brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass der Zeitlose beteuert hatte, zurückzukehren. Und erst dann konnte er sich auf den Schatten konzentrieren, welcher das Wesen hinterlassen hatte. Kazel sah darin den Ausschnitt einer Welt, in die er noch nie zuvor geblickt hatte. Viel erkannte er ohnehin nicht, außerdem musste er sich auf das weitere Gespräch mit dem Tod konzentrieren. Trotzdem war es auch faszinierend, mal auf einen anderen Teil Celcias zu blicken. Faszinierend und erschreckend, denn das Bild gefiel ihm nicht sehr. Jemand starb und offenbar aus unnatürlichem Grund. Es war wohl wirklich besser, die Unterhaltung in den Vordergrund zu rücken.
"Warum hast du dir eigentlich mich ausgesucht?", murmelte Kazel in die Worte des Gevatters hinein. Er dachte stets, es wäre als Schuldbegleichung, damit er weiterhin ein Dasein auf Celcia fristen durfte. Schließlich hatte auch ihn das Schicksal von so vielen Hybriden hier in Sademos' Haus ereilt. Er war seiner Seele beraubt worden und hatte sie mit Janays Hilfe zurückerlangt. Wahrscheinlich hoffte und glaubte er deshalb daran, dass er den Hüllen hier eine ähnliche Rettung würde zukommen lassen können, wenn er nur diesen Kristall zerstörte. Sein Blick löste sich vom Bild in Tods schattenhafter Kontur und flog zu dem Ring am Finger des Sammlers hinab. Schabe war nun nicht mehr hier. Wie sollte er den Kristall zerstören? Wenn das überhaupt die Lösung des Problems darstellte...
"Lassen wir ihn noch eine Runde drehen..."
Schon hatte Tod wieder die Aufmerksamkeit seines Schülers. Kazel schaute auf. Er stellte fest, dass der Gevatter zum Ende verurteilten Seelen oftmals weitere Chancen gewährte. Was erhoffte sich dieses Wesen dadurch? Welchen Vorteil brachte es für ihn? Den Umstand, dadurch weniger Arbeit zu haben, wohl nicht. Er schien bei einem möglichen Ende allein schon anwesend sein zu müssen. Aber befand er sich dann nicht ständig an Dutzenden Plätzen Celcias? Kazel wollte sich nicht den Kopf darüber zerbrechen, weil er ansonsten genau das befürchtete. So tief philosphische Fragen bereiteten Kopfschmerzen! Jene konnte er nun nicht gebrauchen. Es galt immer noch, sich vom Tod eine Standpauke für den eingefangenen Dämon abzuholen. Hoffentlich erhielt er dann wenigstens auch in diesen Dingen Hilfe. Kazel erkannte, wie wenig er allein ausrichten konnte. Aber er musste auch nicht viel tun. Nur leben. Die schwerste Prüfung, die man sich auferlegen konnte. Nichts barg mehr Gefahren, wog so schwer und brachte die eigene Seele an den Rand der Verzweiflung wie zu leben. Zugleich schenkte diese Herausforderung aber auch so viel.
"Ich habe verstanden, aber wie kann ich ihn denn loswe...?"
Erneut unterbrach ihn der Gevatter. Er wünschte, dass Kazel seinen Auftrag endlich zu Ende brachte. Dann verschwand er, ohne seinen Lehrling zur Wort kommen zu lassen. Mürrisch schob dieser die Unterlippe vor und seufzte dann. "Das ist wohl das größte Problem. Wo er doch so viel Zeit hat, nimmt er sich keine, wirklich mit mir zu reden..." Es war nicht das erste Mal. Eines stand fest: an der Kommunikation musste der Gevatter noch arbeiten, aber vermutlich wäre es verschwendete Liebesmüh, ihn darauf aufmerksam zu machen. Er wollte Kazel nicht wirklich zuhören und Antworten gab er ihm erst Recht nicht. Nun, der Mischling hatte sich Nebhasmhorachd allein eingeheimst, nun musste er ihn auch allein wieder loswerden.
Sein Dämon hatte aber nur eines im Sinn: Fressen! Oh und wie erbost er plötzlich wurde, als er erkannte, dass Schabe zwar tot war, aber sein Lebenssand nicht mehr zur Verfügung stand. Er erinnerte mit scharfen Worten in seinem Geist daran, wie hungrig er - sie beide! - waren. Wut schäumte durch Sademos Leib und erreichte jeden noch so kleinen Winkel. Kazel krümmte sich etwas. Für Nessaja musste es aussehen, als ertrüge er Schabes Ableben kaum, ohne sich gleich übergeben zu müssen. Vor allem, weil Kazel eine Hand an seinen Magen und die andere wirklich vor seinen Mund legte. Ihm war jedoch nicht übel. Er spürte den von Zorn durchzogenen Hunger, den Nebhasmhorachd in den gesamten Körper strahlte und das jagte ihm fast die Galle die Speiseröhre empor ... oder war es etwas Anderes? Kazel meinte, eine Nuance an Gestank vom Nebenraum her aufziehen zu riechen, an die er sich lieber nicht erinnern wollte.
Hör auf!, riet er daher seinem Dämon. Hast du es denn nicht mitbekommen? Das passiert, wenn du gegen mich aufbegehrst. Dann verschwindet der Sand ... wir zum Teil des Strandes, den du gesehen hast. Aber er ist für uns unerreichbar, vor allem, wenn du mich nicht machen lässt. Ich muss ... Ihm kam ein Geisteblitz. Das Buch! Ich muss einen Weg finden, uns zu dem Sandstrand zu befördern. Nicht nur mich allein, sondern auch dich. Uns. In dem Buch, aus dem ich deinen Namen gelesen habe, muss doch etwas stehen. Oder nicht? Was finde ich dort in den Seiten alles, wenn ich suche? Und es wäre besser, du hilfst mir wirklich. Nicht, dass ich plötzlich noch einen wie dich in mir aufnehme, der ... uns den Sand dann noch streitig machen will.
Das musste genügen. Kazel konnte nur hoffen, dass der Wurm sich seiner Optik entsprechend benahm und sich an dem Haken aufspießte, den der Mischlingsangler auswerfen wollte. Wenn das Buch auch nur eine hilfreiche Information enthielt, Nebhasmhorachd wieder loszuwerden, dann musste er die Möglichkeit erhalten, darin zu forschen. Oder aber er gab diese Aufgabe an jemanden ab, dem er vertraute. Damit er sich so lange anderen Dingen widmen konnte. Beispielsweise seinen Auftrag zu Ende zu führen. Da Kazel nach wie vor eigene Bedürfnisse mischte, ging er davon aus, dass die Rettung der Hybriden einen Großteil des Auftrags ausmachte. Er würde sich darum kümmern müssen und irgendwo noch mit unterbringen, wie er Janay helfen konnte. Schließlich würde sie morgen um diese Zeit wieder bei seiner Tante im Anwesen seiner Familie sein. Auch hier würde Kazel vorsorgen müssen. Und erneut kam ihm der Gedanke, den er vorhin bereits in den hinteren Ecken seines Bewusstseins gefunden hatte.
Sademos erhob die Stimme, dass sie garantiert bis in den Nebenraum hallen würde: "VRANYK! DR'YOL!"
Zeit, sich um die Brüder zu kümmern, deren Vergangenheit die letzten Erinnerungen Sademos' waren, auf die sein neuer Träger Zugriff gehabt hatte.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Samstag 5. Juni 2021, 10:47

Bei Janay:
Sie erbrach sich im Schwall aus dem Fenster, unter dem ein Wächter Wache hielt.
Beobachtet wurde das ganze von besagtem Pfau, den sie aus dem Augenwinkel zu sehen glaubte. Er schlug erschrocken die Fingerspitzen vor den Mund und seine deliziös geschwungenen Brauen wanderten fast bis zum Haaransatz hinauf. Seine Mantelartige Schleppe erbebte und er wich ein paar Schritte zurück, bevor er beschwichtigt von Janays peinlich berührten Lächeln hinauf rief:
„Keine Sorge, Principessa! Ich kümmer mich darum.“
Damit meinte er wohl ihr Malheur und eilte sofort dienstbeflissen zu dem Wächter, um ihm bei der Reinigung zu helfen. Janay zog sich derweil in den Raum zurück und bemerkte dabei Kodiaks Blick auf ihr ruhend. In dem tierischen Gesicht war aber schwer eine Emotionalität abzulesen. Sie hatte sich an ihm vorbei geschoben und er war an ihrer Seite stehen geblieben. Jetzt kam auch noch Hopp dazu und versuchte ihr etwas gutes zu tun, doch dafür war es wohl zu früh, oder zu spät, je nach dem aus welcher Perspektive man es betrachtete. Die Pralinenschachtel wanderte also an den Bären weiter und war kurz darauf leer. Das Mädchen mit den Flauschohren griff vorsichtig nach ihrer Hand. Wenn Janay ihre ihre nicht entzog, so standen sie eine Weile einfach nur Händchenhaltend da.


Bei Kazel:
Hör auf! Hast du es denn nicht mitbekommen? Das passiert, wenn du gegen mich aufbegehrst. Dann verschwindet der Sand ... wir zum Teil des Strandes, den du gesehen hast. Aber er ist für uns unerreichbar, vor allem, wenn du mich nicht machen lässt. Ich muss ...
Kazel spürte wie der wurm erschrocken reagierte.
Ihm kam ein Geisteblitz. Das Buch!
Ich muss einen Weg finden, uns zu dem Sandstrand zu befördern. Nicht nur mich allein, sondern auch dich.
Ja ja, bring uns dort hin!!!
...Uns. In dem Buch, aus dem ich deinen Namen gelesen habe, muss doch etwas stehen. Oder nicht?
Ja ja. Wir wissen einen Weg.
Was finde ich dort in den Seiten alles, wenn ich suche?
Rituale, jede Menge schöne Rituale!
Und es wäre besser, du hilfst mir wirklich. Nicht, dass ich plötzlich noch einen wie dich in mir aufnehme, der ... uns den Sand dann noch streitig machen will.
Hm...ja das stimmt..., dann anderen Weg...
Das musste genügen. Kazel taktierte gut und spürte, dass der Wurm sich seiner Optik entsprechend benahm und sich an dem Haken aufspießte, den der Mischlingsangler ausgeworfen hatte. Es gab noch so viel zu tun, am besten er lernte zu delegieren. Sademos erhob die Stimme, dass sie garantiert bis in den Nebenraum hallen würde:
"VRANYK! DR'YOL!"



"VRANYK! DR'YOL!"
, erklang es scharf von Nebenan und die beiden gerufenen setzten sich augenblicklich in Bewegung. Warum? Warum sie das taten, obwohl ihr Meister doch eigentlich tot war und sie frei? Vermutlich war es wie mit jedem Wesen, dass von klein auf gelernt hatte zu gehorchen. Sie folgten ihm aus Prinzip. Die Zwischentür schwang auf und verband die beiden Schauplätze wieder miteinander. Die beiden Dunkelelfen stellten sich in Pose und erwarteten Sademos Befehle.

Hinter ihnen reckten sich einige neugierige Köpfe.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Montag 7. Juni 2021, 11:55

Zufrieden stellte Kazel fest, dass er den Wurm verunsichert hatte. Außerdem erfuhr er, dass die Antwort zu diesem Problem wohl wirklich im Buch lag, das Hopp mitgenommen hatte. Rituale und diese drehten sich um Dämonen. Jener, der sich in Sademos' Körper - zusammen mit ihm! - eingenistet hatte, dementierte ebenfalls nicht, dass weitere ihm folgen könnten. Das hieß, in dem Buch steckten mehr Möglichkeiten. Was für ein gefährlicher Wälzer, zugleich barg er aber das Potenzial, Kazel zu helfen. Und der Gevatter wünschte es ebenfalls. Er sollte seinen Auftrag beenden.
Ein Seufzen drang zwischen Sademos' dunklen Lippen hindurch. Wie sollte er das nur bewerkstelligen? Bei ihm hatten sich niemals zuvor magische fähigkeiten gezeigt und seine Gabe, die Zeit anzuhalten, sah er nicht als solche. Er kannte keine Zeitenmagier. Wahrscheinlich deshalb, weil diese Magie - sofern man sie so nennen konnte - dem Tod allein gebührte. Er führte sie, beherrschte sie und war so sehr Herr über sie, dass er sich selbst ihrer entziehen konnte. Er brachte Verfall, aber er wurde nicht Opfer davon. Er holte nur das Endergebnis seiner Magie ab, um es in eine Ewigkeit zu führen, in der es keine Zeit mehr benötigte. Die genutzte Zeit kehrte als Sand an seinen Strand zurück, bis sich dafür ein neues Stundenglas fände. So interpretierte Kazel jedenfalls den Zusammenhang.
Er besaß also eine ganz besondere Form der Magie, obgleich er auch das aktuell nicht wissen konnte. Seit er sich in Sademos' Körper aufhielt, hatte er die Zeit nicht mehr angehalten. Dass sie eben noch stillstand, war seinem Lehrmeister geschuldet gewesen. Jener, der ihn daran erinnerte, nicht zu sterben. Nicht, solange ein Zeit fressender Dämon in ihm hauste. Dieser durfte unter keinen Umständen an den Strand in Tods Reich gelangen! Das war auch Kazel klar. Er musste nun sehr gut auf sich aufpassen. Allein aus diesem Grund konnte er sich nicht persönlich mit den Ritualen im Buch auseinandersetzen. Nicht einmal dann, wenn sein Wurm sie ihm durch die Möglichkeiten schmackhaft machen wollte.
Es war zu riskant. Er musste einen anderen finden. Entweder jemanden, der die Magie um Rituale und Dämonen beherrschte oder jemanden, dem er vertraute. Ersteres fiel heraus, weil Kazel keinen Ritualmagier kannte. Es blieb also nur eine einzige Person übrig, der er das Buch und somit sein eigenes Schicksal überlassen könnte. Das Vertrauen war da, allerdings schlich sich ebenso eine Sorge mit ein. Wenn dieser Person etwas geschah... er brauchte jemanden, der aufpasste.
So rief er nach Vranyk und Dry'ol. Er musste ohnehin mit beiden sprechen. Sie waren vernachlässigt worden.
Und nach dem Gespräch widme ich mich dem Buch... Er spürte das Frohlocken des Dämons und musste Sademos' Selbstbeherrschung aufwenden, ihm nicht zu erliegen. Während er noch darauf wartete, dass die beiden Brüder seinem Ruf folgten, wandte er sich an Nessaja. Er hatte das Stundenglas in ihren Augen gesehen.
"Wie geht es dir?", fragte er zunächst. "Lass es mich wissen, wenn du mehr Wasser oder andere Dinge brauchst, die dein Leben erleichtern." Das meinte er ernst, nicht nur, weil er vermutete, auf ihr Wissen angewiesen zu sein. Er hatte sie leiden sehen und wollte nicht, dass es sich wiederholte. Nicht, wenn er die Möglichkeiten besaß, es zu ändern. Und die besaß er, solange er sich als der Sammler ausgab. "Kennst du dich mit dämonischen Ritualen aus, Nessaja? Oder jemanden, der aushelfen könnte und vertrauenswürdig genug ist, uns nicht zu verraten?"
Auf ihre Antwort würde Kazel warten müssen, denn Vranyk und Dry'ol erschienen auf der Bildfläche. Hinter ihnen lugten neugierige Augen in den Raum. Kazel nickte deren Besitzern zu. Sie könnten ruhig zuhören oder ebenfalls in den Raum kommen. Es störte ihn nicht, im Gegenteil. Er vermisste Janay.
Ein kurzer Blick auf Schabe zeigte ebenso, dass es für den Geist aller wohl in Ordnung wäre. Kazel hatte kein Blutbad angerichtet, zumal der Hybrid ohnehin nicht wirklich welches besessen zu haben schien. Sein Leichnam lag reglos am Boden, weder zerstückelt noch brutal durchlöchert. Er hatte die Beine gekrümmt wie man es von verstorbenen Spinnentieren kannte.
Nur noch eine Hülle.
Es war vorbei. Kazel musste sich den Lebenden widmen. Er schaute den beiden Brüdern entgegen, trat an sie heran. "Entschuldigt, dass ich mich nicht vorher um euch kümmern konnte. Ihr ... habt es ja auch schon erfahren. Der Sammler ist nicht mehr. Ich - Kazel, der Sturmadler - lebe in seinem Körper fort." Kazel faltete die Hände vor seinem Bauch. "Das bedeutet im Grunde, dass ihr beiden nun genauso frei seid, wie die Hybriden. Ich maße mir nicht an, über euch zu befehlen." Obwohl er es gerade getan hatte, als er sie hierher rief. Und eigentlich wünschte er sich, dass es voerst so blieb. Er hatte sie in sein Geheimnis einbezogen und Verräter würden alles komplizierter machen. Dennoch ... er sah die Tränenspuren auf Vranyks Wangen.
"Du hast nichts falsch gemacht. Gib dir bitte nicht die Schuld, weil du dein Leben nicht hast geben können, um seines zu retten. Es war der Wille des Todes selbst. Du hättest es nicht verhindern können. Und wenn er mich nicht mit dieser Aufgabe betraut hätte, wäre ein anderer in seinem Namen gekommen." Das wusste Kazel nicht mit Sicherheit. Er hatte aber das Gefühl, es Vranyk so sagen zu müssen. Die Tränen waren nicht aus Kummer geweint worden, sondern aus einer Hilflosigkeit heraus, welche Kazel wie kein anderer nachempfinden konnte. Er wusste, wie Vranyk sich fühlen musste. Er hatte es mit Janays erneutem Dahinscheiden erlebt. Im Gegensatz zu Vranyk aber war er der Lehrling des Gevatters und durfte auf einen Gefallen hoffen. So sah Kazel es schon als Pflicht an, wenigstens zu versuchen, Vranyks Gewissen zu erleichtern.
"Falls ihr beiden fürchtet, wieder in euer altes Leben zurück zu müssen und die Sicherheit des Anwesens hier zu verlieren, kann ich euch beruhigen. Ich sagte bereits, dass ihr frei seid - wie alle anderen." Sein Blick wanderte noch einmal gen der neugierigen Lauscher. "Das kann auch heißen, dass ihr erst einmal hier bleibt, bis Janay und ich einen Weg gefunden haben, unsen eigenen wieder zu gehen und der führt nicht durch Morgerias Straßen. Wenn wir dabei alle als Verbündete agieren, wäre das auch für uns alle von Vorteil. Und ich habe sogar einen Vorschlag - nein, mehr eine Bitte - an dich, Dry'ol, wie du ... die Hausdame von Starle Tenebrée nochmal wiedersehen kannst."
Er wartete die Reaktion des nun ehemaligen Foltermeisters ab. Kazel würde ihn nicht weiter mit dieser Profession betrauen. In diesem Haus würde kein Hybrid mehr gequält und auch nicht jener, der diese Aufgabe ausführen sollte! "Janay muss zwangsläufig zu meiner T... zu Starle Tenebrée zurückkehren. Am liebsten würde ich sie gar nicht gehen lassen und versuche auch, das zu erreichen. Wenn jedoch kein Weg daran vorbei führt, will ich vorbereitet sein und ihr einen Leibwächter an die Seite stellen. Einen, bei dessen bloßem Anblick niemand es wagen würde, ihr ein Haar zu krümmen. Du würdest aber auf sie hören und ihren Wünschen Folge leisten müssen. Unter allen Umständen, Dry'ol. Keine Wutausbrüche, die in Brutalität enden - wenn sie es nicht erlaubt. Wenn du das kannst und falls du es willst, würde ich dich zu ihrem Leibwächter machen. Vranyk!" Er wandte sich an den Angesprochenen. "Du könntest deinen Bruder natürlich begleiten. Ich bin sicher, dass er auf keinen besser hört als auf dich. Trotzdem und wenn du glaubst, auch mir ein Verbündeter sein zu können, glaube ich, dass du sogar in meiner Nähe besser aufgehoben bist. Du weißt sicher viel über die Geheimnisse des Sammlers und den Alltag hier im Haus. Du könntest mir eine große Hilfe sein. Denn ich muss ehrlich mit euch allen sein: Ich habe keine Ahnung, wie lange wir hier werden verbringen müssen, bis wirklich jeder einzelne Hybrid des Anwesens einen sicheren Weg in die Freiheit findet. Das ist es, was ich noch tun möchte. Ich kann Morgeria nicht mit Janay zusammen verlassen, ohne euch geholfen zu haben. Deshalb helft bitte auch mir. Ich bin nicht euer Feind."
Das betonte Kazel noch einmal, vor allem aber für Vranyk und Dry'ol. Diese beiden hatte er zu tief in seine Planungen eingeweiht. Sollten sie sich offen verräterisch zeigen, würde er sie überwältigen und wohl einsperren müssen. Das täte er nicht gern, aber ihm blieb dann wohl nichts Anderes übrig. Er hoffte einfach, sie wären auf seiner Seite und im Herzen nicht so finster wie ihr einstiger Herr und Meister. Aber ihre Entscheidung musste er nun abwarten und dann könnte er sich dem Ritualbuch widmen. Und der Person, welcher er es anvertrauen wollte.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Montag 7. Juni 2021, 13:43

Ihr war mehr als elend zumute, als ihr Magen auch den absolut letzten Rest an bitterer Galle von sich gab und danach in seiner Leere nur noch schmerzhaft krampfte. Es schmerzte, vor allem, weil es ihr auch bewusst machte, dass sie noch viel mehr auf diesen Wege wieder hinaus befördert hätte, wäre es nur vorhanden gewesen.
Doch das war noch nicht genug, denn sie vermeinte, ausgerechnet jene Person in der Nähe zu entdecken, die ihr eigentlich sympathisch gewesen war an diesem unheimlichen Ort und in deren Gegenwart sie bevorzugt nicht so aufgetreten wäre wie gerade eben. Entsprechend verlegen war der Zug um ihre Lippen, der allein ihm galt und nicht dem Soldaten, den sie getroffen und noch nicht einmal bemerkt hatte.
Trotzdem schaffte es der Pfau mit seinem Ruf, ein vergnügtes Blitzen in ihre Augen zu zaubern. Sie hob grüßend die Hand, zu mehr war sie im Moment nicht fähig, ehe sie sich zurück zog und erschöpft neben dem Fenster darauf wartete, dass ihr Körper sich wieder beruhigte.
Sie musste definitiv Kazel nach diesem Mann fragen und versuchen, mit ihm in näheren Kontakt zu kommen, weil er ihre Neugier geweckt hatte. Obwohl... nein, vielleicht wäre es ganz gut, jemand anderes danach auszuhorchen und nicht unbedingt ihren Liebsten, der das falsch verstehen könnte. Schließlich stünde ihr sicherlich noch eine Strafpredigt oder sonstige Szene bevor, sobald sie unter sich wären, nachdem er nun wusste, in welchem Etablissement sie bei seiner Tante untergekommen war und welchen Beruf sie früher ausgeübt hatte... und eigentlich noch weiterhin ausüben wollte, um sich und ihr Kind ernähren zu können. Außer er schaffte es, genug Vermögen an sich zu raffen und mit auf ihre Reise zu nehmen...
Denn auch für sie stand fest, dass sie nicht unbedingt auf Dauer hier in Morgeria verweilen wollte. Auch wenn sie sehr neugierig auf die Gesichter ihrer Eltern wäre, käme sie als Verlobte des Sammlers und mit dem Titel der Erbin der Tenebrées zu ihnen...
Rasch verbannte sie diese Gedanken wieder, denn sie wollte unter allen Umständen einen Kontakt vermeiden. Nur nach ihrer Schwester könnte sie vielleicht Ausschau halten, jetzt, wo sich ihr noch mehr Kontaktmöglichkeiten auftun könnten...
Die Hasen-Hybridin indes lenkte sie ab und da sie vorerst kein weiteres Gesprächsthema hatte, schwieg sie. Dabei spürte sie die warme Hand, die sich um ihre schloss, und auch wenn sie den Beweggrund nicht ganz verstand, es war... ein angenehmes Gefühl. Deswegen auch beließ sie es so, schloss die Augen und wartete darauf, dass ihr Magen sich beruhigte.
Was sie gedanklich wiederum zurück zu ihrer vorherigen Frage brachte. "Wer ist eigentlich dieser...", murmelte sie leise und deutete in Richtung Fenster. "... Pfau, der sich um den Garten kümmert?" Sie wollte nicht abwertend klingen, denn ihr Interesse war echt, weswegen sie der anderen Frau einen bemüht freundlichen Blick und ein leicht schiefes Lächeln zeigte, in der Hoffnung, dadurch weniger missverstanden werden zu können.
Kurz darauf wurde nach den beiden anderen Dunkelelfen gerufen und ihr ging es soweit besser, dass auch sie zu den neugierigen Augenpaaren gehörte, die versuchten, einen Blick in den Nebenraum zu erhaschen. Wobei ihr die Kehle dabei eng wurde, weil sie befürchtete, einen verunstalteten Leichnam dabei zu entdecken. Die junge Frau versuchte dabei zugleich aber auch, der alten Vettel so weit wie möglich auszuweichen, um keinen erneuten Brechreiz zu bekommen. Einer hatte ihr vollkommen gereicht!
Rasch blinzelnd versuchte sie die Erinnerung daran zu vertreiben und sich darauf zu konzentrieren, was nebenan gesprochen wurde. Zuerst war es wenig interessant, mehr eine Wiederholung und nichts, was sie selbst betraf. Dann allerdings...
Ihre Augenbraue ruckte skeptisch in die Höhe und mit wenigen Schritten war sie an der Türöffnung, um direkt in Kazels Richtung sehen zu können. Doch seine Ankündigung war noch nicht alles, sodass ihre Braue scheinbar ihren Haaransatz zu erreichen wollen schien, als er seinen Plan erläuterte. Dabei verschränkte sie abwehrend die Arme vor der Brust und schnaubte leise.
"Und wer sagt, dass ich einen Leibwächter brauche und nicht auf mich selbst aufpassen kann?", mischte sie sich in ihrer Muttersprache ein, in der sie den beleidigten Tonfall, wie sie fand, viel besser hinbekam als im allgemeinen Celcianisch.
Außerdem konnte sie sich weitaus bessere Gesellschaft vorstellen als einen Dunkelelfen, der gerne Schmerzen zufügte und ihr nicht sonderlich geheuer war. Verstohlen versuchte sie ihn zu mustern und einzuschätzen, was er dazu zu sagen hätte. Sie hingegen war beleidigt und auch etwas verärgert. Mochte ja sein, dass ihr Liebster in seiner Rolle als der Sammler über die Köpfe anderer hinweg bestimmt und dagegen auch keinen Widerspruch dulden braucht. Aber hier agierte nicht Sademos, sondern Kazel!
Und diesem gegenüber war sie gleichgestellt, auch wenn er in Wahrheit einer mächtigen, reichen Familie entsprungen war und sie nicht einmal den Dreck unter seinen Fingernägel wert war und... und... Janay verbot sich, in diese Richtung weiter zu denken, um sich nicht selbst ihrer Haltung zu berauben.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Montag 7. Juni 2021, 17:48

Kazel ahnte nicht, wie richtig er mit seiner Interpretation, bezüglich der Magie des Todes lag. Zeit war etwas relatives, etwas dass linear erdacht worden war, aber in seinen Händen sich wie Maschen in einem gehäkelten Schal aufdröseln lassen ließ. Machte er einen Knoten in den geraden Faden hinein, blieb man hängen und sie stoppte. Was würde wohl passieren, sollte er lernen eine Schleife zu binden?! Oder gar einen ganzen Schal zu häkeln? Der Gevatter betrachtete nun wieder ganz entspannt seinen Lehrling vom Sandstrand aus in der Spiegelung der aufgetürmten Wellenwand und griff in die Tüte mit Trockenfisch, die er sich noch schnell von einem Stand in Morgeria gemopst hatte, als darunter der Säugling sein Ende fand, den seine halb verhungerte Mutter dort im stehen geworfen hatte. Das Schicksal des Kindes war vorherbestimmt gewesen. Es hatte kaum zwei Körnchen in seiner Sanduhr besessen. Wonach entschied der Gevatter also ob er hier mal eine Hand zum nähen brachte und dort ein Leben beendete. Vielleicht war es auch nicht seine Entscheidung, sonder nur eine Variable im Spiel des Schicksals, die er an schubsen konnte ...oder auch nicht.

Kaum das Kazel seine Ansprache gehalten hatte und Janay ihr Missfallen in Form einer Frage zum Leibwächter geäußert hatte, hüpfte auf einmal Kuralla auf und ab wie ein junges Mädchen und hatte die Hand gehoben.
„Ich weis es! Ich weis es!“
Sie senkte die Hand und grinste übers ganze Gesicht, was WIRKLICH gruselig wirkte, denn ein Zahn hing nur noch an einem dünnen Fleischfaden. Dann beantwortete sie Janays Frage, die eigentlich keiner Antwort bedürft hätte und machte es damit noch schlimmer. Das war ihr Talent!
„Sie kann nicht auf sich selbst aufpassen, weil sie sich selbst in diese Lage gebracht hat, weil sie in der Schlangengrube des Hochadels sich nicht auskennt UND weil sie schwanger ist.“
, ließ sie die Bombe platzen und prompt sahen Janay einige Augenpaare auf den Bauch.
„Hab ich Recht?“
Die Wahrheit war manchmal schwer zu ertragen und aus dem Mund der Goblinoma, klang sie sogar kratzend wie ein Wollpulli, den man zu heiß gewaschen hatte. Der riesenhafte Bär-Mann Kodiak schnupperte nur und nickte bestätigend, was Kuralla in die Hände klatschen ließ. Vielleicht hatte sie nur geraten oder auch etwas mitbekommen. So oder so, jetzt war es raus. Hopp an Janays Hand fing ultra- süß an zu lächeln und freute sich anscheinend ehrlich für Janay. Schlange sah zwischen Kuralla und Janay hin und her, ganz als maß er ab, ob er gleich schlichtend zwischen zwei Furien gehen musste. Die Brüder starrten Janay erst ausdruckslos an, aber dann zuckte Vranyk Mundwinkel.
„Mein Herr bekommt ein Kind...“
Vielleicht brachte er da noch was durcheinander? Dry'ol sah zu seinem Bruder und dann zu Janay und bekam große Augen.
„Äh... wie... wann... Aber... Das geht doch gar nicht. Sie haben sich doch grad erst...“
Ja, diese Geschichte war verwirrend. Die drei „fremdgesteuerten“ Hybriden reagierten wie vermutet: gar nicht - und Nessaja … lächelte selig wissend. Die winzige Schildkrötenfrau ging auf Janay zu und hob ihre Hand in Bauchhöhe.
„...darf ich?“
Anscheinend wollte sie den Nachwuchs begrüßen.

Kazel sah durch Sademos Augen die Szenerie. Die Schildkröte hatte etwas an sich, dass ihm auf merkwürdige Art vertraut war. Vielleicht war es auch ihr Alter? So viel Lebenszeit war schon durch ihr Stundenglas geronnen, so viel Wissen... Außerdem hatte die Alte im Moment des Todes der Schabe diese Sanduhr in den Augen gehabt. Was hatte sie gesehen? Als sie noch allein im Zimmer gewesen waren, da hatte er sich sehr fürsorglich nach ihrem Befinden erkundigt:
"Lass es mich wissen, wenn du mehr Wasser oder andere Dinge brauchst, die dein Leben erleichtern."
Er hatte sie leiden sehen und wollte nicht, dass es sich wiederholte. Dafür erntete er ein liebes runzliges Lächeln und die winzige Hand legte sich seltsam beruhigend auf seinen Unterarm.
„Ein kühles Bad wäre schön... vielleicht im Springbrunnen unter Vranyks Aufsicht, damit niemand merkt, was vor sich geht...“
, antwortete sie bescheiden. Die Sanduhren waren wieder verschwunden und an ihre Stelle war wieder der Glanz des Universums getreten, wie er ihn schon einmal gesehen hatte. Nein, nicht so ganz... da war ein Vogel...einer mit überdimensionalen langen Schwanzfedern...
"Kennst du dich mit dämonischen Ritualen aus, Nessaja?“
Sie schüttelte den Kopf, aber lächelte süß zerknautscht und das Bild in ihren Augen wurde deutlicher.
„Oder jemanden, der aushelfen könnte und vertrauenswürdig genug ist, uns nicht zu verraten?"
Jetzt bekamen die Schwanzfedern sogar Farbe und hinterließen einen grün-gold-blauen Schimmer in ihren Pupillen, als sie sich einem Fächer gleich aufstellten.
„Ich weiß, wen du suchst. Dein Weg hat seinen schon gekreuzt. Er wird ihr gerne helfen...gegen ein kleines Geschenk.“
, sprach sie kryptisch, unterdrückte sie vielleicht sogar ein Kichern?...dann wandte sie sich ab und ging die Tür öffnen, so dass sie bei Kazels Ruf nach den Brüdern, sie einlassen konnte, just als sie nach der Klinke griffen. Was war sie?...
Dann erklärte Kazel den Brüdern seinen Plan und Dry'ols Pupillen weiteten sich bei der Erwähnung der Hausdame der Tenebrées.
Da hatte er wohl abermals ins Schwarze getroffen. Auch wenn Sademos den Foltermeister persönlich ausgebildet hatte, so war er doch noch ein noch recht unerfahrener Mann, der die Liebe nie erlebt hatte. Die Chance eine starke Frau für ihn zu finden, die mit seinem Temperament zurecht kam...und seinen Vorlieben...nun ja, die war gering gewesen, aber es war geschehen. Kazel hatte es gesehen. Dry'ol war von der Haushofmeisterin vollkommen fasziniert. Sie als Anreiz zu wählen ließ den Folterer nicken und seinen Vorschlägen/Anweisungen aufmerksam zuhören. Zumindest bis Janay sich dagegen auflehnte. Da blinzelte er und sah etwas besorgt drein. Dann folgte die Offenbarung der Goblinoma über den Zustand der neuen Herrin... und eine Herrin war sie, denn Sademos hatte sie seine Frau genannt. Sie war die Herrin des Sammlers, des Königsmachers, des Meisters und vieles mehr...und kein Deut weniger. Wenn Vranyk ihn akzeptierte, dann tat Dry'ol das auch. Während Nessaja die Hand zum Bauch der Elfe hob und vorsichtig fragte, ob sie ihn berühren durfte, da sagte Vranyk zu Sademos:
„Ich werde bei euch bleiben. Dry'ol wird keine Schwierigkeiten machen!“
Der größere Bruder nickte eifrig und dienstbeflissen.
„Wir haben kein Leben, in das wir zurück können. Wir ...“
Kuralla lachte auf und unterbrach ihn:
„Wir werden für euch einen Platz finden. Keine Sorge. Wir basteln euch ein neues Leben, darin sind mein Enkel und ich hervorragend! Wie genau, oder was ihr euch dabei so wünscht, das klären wir noch. Jetzt hab ich erst mal Dampf... NEIN, ich muss nicht furzen! Guckt nicht so. Ich hab Hunger. Können wir uns was aus der Küche bringen lassen? Ich hab gehört, Sademos hat ALLES was man sich nur wünschen kann.“
Kazel erinnerte sich an die Kontakte, die Kuralla hatte. Sogar zur Untergrund-Arena hatte sie Verbindungen. Firlefitz bastelte viel, aber seine Oma auch – nur anders – mit Gefallen, die sie einforderte.

Hopp streichelte derweil immer noch Janays Handrücken mit ihren freien Fingern, während die andere Hand sie angenehm umschlossen hielt.
„Ach, da war noch was... der Pfau... ja...“
Sie lächelte so süß und strahlend, dass man sie einfach nur 'flauschen' wollte... oder umarmen. Sie war so unendlich süß, dass man bei einem Kuss von ihr sicher sofort Zuckerkrank wurde. Ihre dunklen Augen mit den langen Wimpern hatten etwas Knopf-artiges in ihrem Gesicht, als sie zu der Elfe aufsah und fort fuhr:
„Du meinst sicher Zissus, unsereren Gärtner! Er ist sooo hübsch!“
Ihr Blick bekam etwas verträumtes und begannen zu glänzen. Himmelte sie ihn in Gedanken gerade an? Nessaja schmunzelte derweil vor sich hin, als würde sie irgendetwas glücklich machen. Ihr verhorntes Gesicht runzelte sich noch mehr.
„Vielleicht ist jetzt ein guter Zeitpunkt für mich um ein Bad im Springbrunnen zu nehmen? Kazel? Darf Vranyk mich begleiten? Wir beeilen uns.“
, sagte die Schildkröte.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Mittwoch 9. Juni 2021, 12:31

"Und wer sagt, dass ich einen Leibwächter brauche und nicht auf mich selbst aufpassen kann?"
Ich sage das. Wäre nicht ich im Körper des Sammlers, wer weiß, was er dir aufgrund deiner Äußerungen alles angetan hätte! Dass du überhaupt unter Starle so wenig gelitten hast, wundert mich. Aber vielleicht kannst du in ihren Kreisen gut auf dich achten. Hier aber nicht. Du ... du bist beinahe gestorben - schon wieder! Und ich habe nichts tun können. Glaubst du, da lasse ich dich einfach so wieder gehen, ohne dir jemanden an die Seite zu stellen?!
Ja, ich sage, du brauchst einen Leibwächter! Ich sage...

Gar nichts. Gar nichts sagte Kazel, denn er kam nicht dazu. Außerdem war Sademos' Körper glücklicherweise mit genug Selbstbeherrschung gesegnet, dass er seinen Ausbruch im Innern verborgen hielt. Hinter den dunklen Wänden seiner Haut und den purpurnen Augen tobte der Sturm. Aber nach außen hin drang er lediglich als ein knappes Blinzeln. Noch ehe Kazel/Sademos den Mund öffnen konnte, mischte sich Kuralla an. Sie kam ihm zuvor, formulierte alles aber wesentlich besser als er es je gekonnt hätte. Dennoch blieb sie bei der Wahrheit und nur Kazel war es, der nicht überrascht zu Janays Bauch schaute. Er wusste, was dort heran wuchs. Umso mehr musste er doch darauf achten, dass sie sicher wäre. Ihr Sträuben, sowie ihre ablehnende Haltung versetzten dem Mischling einen tiefen Stich. Hatte sie denn immer noch nicht begriffen, wie gefährlich es im Hause Tenebrée war? Oder bewahrheiteten sich hier seine Befürchtungen, sie würde ihn fallen lassen und es genießen, das Oberhaupt und somit an zweiter Stelle hinter Starle zu stehen? Ihre Reaktion verunsicherte ihn, was ihre Beziehung betraf. Angst schlich sich hinein, baute auch die ersten Mauersteinchen auf, die eine Distanz zwischen ihnen schaffen könnten. Etwas, das ihn nur noch mehr ängstigte, aber Kazel konnte nichts dagegen tun. Es wäre an Janay, die Sache aufzuklären. Er gab bereits, immer und immer wieder, sein Bestes für sie da zu sein.
Und dennoch habe ich sie fast ein zweites Mal sterben lassen... Und dennoch scheint sie meine Hilfe trotz dieser Tatsache nicht zu wünschen. Sie kommt allein zurecht, weil ... sie allein sein will? Und das, nachdem er sie seine Frau genannt hatte, als deutliches Zeichen, nicht mehr von ihrer Seite weichen zu wollen. Oh, es stach bitter in dem fremden Herzen, das den Körper am Leben hielt, den er nur geliehen hatte.
Um sich nicht von dieser Unsicherheit überwältigen zu lassen - wobei erneut Sademos Eigenperfektion seiner Fähigkeiten ihm zugute kame - widmete Kazel sich Kazel einem anderen Thema. Er wollte Janay nicht ignorieren, doch er konnte nun nicht anders. Ihre Reaktion musste er erst einmal verdauen udn wagte es schon nicht mehr, sich ihr in dieser Richtung öffnen zu wollen. Aber ihr wollte er das Buch geben. Ihr, seiner Vertrauensperson ... welch Ironie!
"Vranyk? Würdest du Nessaja die Möglichkeit geben, sich zu waschen oder zu baden? Nicht in einem Springbrunngen. Bring sie dorthin, wo ich mich auch habe reinigen können." Wo Vranyk das Ottermädchen unsittlich angefasst hatte, um zu demonstrieren, was der Sturmadler ihr problemlos hätte antun können. Sein Blick huschte zu den seelenlosen Hybridenhüllen. Eine gute Ablenkung von seinen eigenen Problemen. Oh, es gab genug Dinge, denen er sich widmen konnte. Er musste nicht darüber nachdenken, ob und wie sehr er Janay wichtig wäre.
"Und kann irgendjemand einen Vogelhybriden ausfindig machen? Blaugrün mit einem radförmigen Federkamm am ... Rücken? Hintern? Es sah paradiesisch aus." Sein Blick suchte noch einmal den von Nessaja. Vielleicht erhielt er noch einmal Zugriff auf das Bild desjenigen, der beim Ritual helfen könnte. Was immer er ihm würde geben müssen, entschied er mit seiner Forderung. Vorausgesetzt, sie fanden denjenigen. Kazel erinnerte sich gerade nicht an den Pfau. Wie konnte er nur?! Janays Aufmerksamkeit galt dem Vogelmann mehr als ihrem Sturmadler, aber er ... damals hatte er keinen Blick für die Schönheit des Hybriden besessen und aktuell plagten ihn andere Gedanken. Aber die Hybriden würden sich schon auskennen. Sie oder seine nach wie vor als Diener verpflichteten Brüder Vranyk und Dry'ol. Oder Janay. Er ahnte ja nicht, dass sie schon mit dem Pfau anbändelte.
"Oh und nimm Kuralla mit und jeden, der hungrig ist. Vranyk, du musst mir jetzt eine größere Hilfe sein als du es für Sademos je warst. Du kennst dich besser in seinem Alltag aus als ich. Versorge ... unsere Gefährten." Nicht Gefangene. Nicht Gäste. Er stellte sie auf eine Ebene und er bezog Vranyk mit ein. Jetzt waren sie alle gleich, eine Gruppe aus Verbündeten, die gemeinsam einen Weg suchen würden. Er selbst warf einen Blick zum Kristall. Wieviel Zeit blieb ihm noch, so viel wie möglich zu erreichen? Er sah zu Janay herüber.
Ich komme nicht drumherum. "Janay... was unternehmen wir wegen meiner T... wegen Starle?" Ihm krampfte sich im Inneren alles zusammen, weil er die Antwort auf seine folgende Frage fürchtete: "Willst du morgen zu ihr zurück ins Anwesen, um von dort zu agieren oder versuchen wir, dass du hierbleiben kannst?"
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Mittwoch 9. Juni 2021, 13:14

Die junge Frau fühlte sich gekränkt und zurück gesetzt, behandelt, als wäre sie ein kleines Mädchen... oder schlimmer noch, ein kleines Rädchen im Laufwerk, das sich generell den größeren zu fügen hatte. Bislang hatte sie nicht das Gefühl gehabt, dass Kazel seinen weitaus höheren Rang ihr gegenüber ausspielte.
Erst, als er sich vorhin mit der Herrin unterhalten hatte, über ihren Kopf hinweg von möglicher Heirat und dergleichen gesprochen hatte, hatte sie sich wieder wie damals in ihrem Elternhaus gefühlt, vorhanden und dennoch nicht ernst genommen. Sie hatte sich, soweit sie es gekonnt hatte, dagegen gewehrt und im Endeffekt auch erreicht, was sie gewollt hatte, nämlich Beachtung. Seit ihr nun klar geworden war, dass der Mischling dabei lediglich eine Rolle versucht hatte zu spielen, hatte sie gar nicht mehr daran gedacht.
Nun jedoch wollte er schon wieder über ihren Kopf hinweg bestimmen und das verletzte sie erst recht, eben weil ihr dabei klar war, dass das kein Spiel von ihm war. Dieses Mal nicht! Also begehrte sie auf, wollte auf diese Weise klar machen, dass sie einen eigenen Willen und eine eigene Meinung besaß.
Von der sie auch nicht so ohne weiteres abrücken würde, nicht einmal dann, als die übelriechende Wolke der alten Vettel erneut in ihre Richtung wehte und sie blass um die Nase werden ließ. Instinktiv legte sie die Hand auf ihren Bauch, als könne sie auf diese Weise ihren rebellierenden Magen beruhigen. Doch das viel schlimmere, weil vollkommen übertriebene, kam erst noch, als sie den Mund aufmachte und ihre Behauptungen aufstellte.
Sofort ruckte Janays Kopf zu ihr und ihr Blick wurde regelrecht böse. "Ich kann sehr wohl auf mich aufpassen und dabei auch noch allemal besser riechen als du!", fauchte sie angriffslustig und mehr einem schmollenden Kind gleich, als ihr vermutlich lieb war. Dabei ignorierte sie die Augenpaare, die ihr auf den flachen Bauch mit dem Geheimnis darin starrten. Sie schien stattdessen die Alte mit ihren Blicken erdolchen zu wollen.
Erst das Gemurmel der anderen Dunkelelfen ließ ihre Ohren zucken und mit einiger Willensanstrengung konnte sie ihren Kopf drehen, um zu ihnen hinüber sehen. "Kommt jetzt ja nicht auf die Idee, mich wie ein rohes Ei zu behandeln!", zischte sie sofort, als ahne sie, was in ihren Köpfen bald vor sich gehen würde, und sah auch zu Kazel hin, um ihn stumm in diese Mahnung mit einzubeziehen.
Ja, sie hatte schon einmal diesen Verlust durchmachen müssen und ihn, wenn sie ehrlich zu sich selbst wäre, bei weitem noch nicht verwunden. Aber damals hatte sie sich in bei weitem schonenderen Situationen befunden als jetzt und dennoch war es geschehen.
Eine weitere Stimme ließ sie indes aufhorchen, ehe sie in ihre Erinnerungen versinken konnte, weil sie, so gänzlich untypisch an diesem Ort, leise und gutmütig klang. Sie sah zu der Schildkröte hinab und zuckte mit den Schultern. "Da ist noch nichts zu fühlen.", erklärte sie bemüht ruhig, wehrte sich allerdings nicht gegen die leichte Berührung. Lediglich ihre Schultern zeugten von der Anspannung, die ihren Körper dabei instinktiv erfasste.
Was auch immer diese Alte sich von dieser Berührung erhoffte, ein Hauch von Neugier hatte Janay durchaus erfasst. Solange, bis die Vettel wieder das Wort ergriff. "Manthala, beschütze uns!", murmelte sie instinktiv bei der Erwähnung von gewissen Körperfunktionen und allein die Vorstellung davon, verdarb ihr gründlich den Appetit.
Obwohl ihr Magen leer war, absolut leer, graute ihr davor, irgendetwas zu sich zu nehmen. Später vielleicht, wenn sie irgendwann ein heißes Bad hinter sich und viel frische Luft um sich hätte!
Eine süßliche Mädchenstimme mischte sich auch wieder ein und die junge Frau sah zu ihr hinunter, die noch immer ihre Hand hielt und streichelte. Schon öffnete sie ihren Mund, wollte etwas sagen und klarstellen, doch dann schloss sie ihn unverrichteter Dinge wieder, als sie den Ausdruck in den fremden, dunklen Augen bemerkte.
Aha, hatte sie da gerade ein Geheimnis entdeckt? Nun, selbst wenn... Sie wollte nichts von ihm, na ja, zumindest nicht das, was das Hasen-Mädchen gerne zu haben schien. Er hatte viel eher durch sein Auftreten ihr Interesse geweckt, weil er so ungewöhnlich wirkte und sich auf eine Weise verhalten hatte, die wenigstens spaßige Unterhaltung versprach.
Als Mann hingegen war er für sie nicht von Belang, höchstens, um sich von ihm bewundern zu lassen. Mochte sie auch mit Menschen und Mischlingselfen das Bett geteilt haben, vielleicht auch den ein oder anderen Elf hinein lassen, wenn es einen guten Lohn versprechen würde, von Hybriden und anderen Rassen hielt sie sich da lieber fern. Es war für sie schon das Ork-Mädchen grenzwertig gewesen und hatte sie Überwindung gekostet!
Indes ging das Gespräch auf einer anderen Ebene weiter. Plötzlich ruckte der Kopf der jungen Frau wieder herum und sie nickte eifrig. "Und steckt die da..." Sie deutete ungalant mit dem Daumen auf die alte Vettel. "... in einen Zuber und schrubbt sie so lange, bis das Wasser nicht mehr vor Schreck zu giftigem Dampf wird!", bestimmte sie nun ihrerseits über den Kopf der Betroffenen hinweg.
Denn sie hatte keine Lust, sich weiterhin diesem Gestank aussetzen zu müssen! Und irgendjemand würde sich dafür schon finden, dessen Riechzellen sowieso längst vernichtet waren, nahm sie an.
Daraufhin sprach Kazel sie, endlich, direkt an und dieses Mal reagierte sie nicht mit Ablehnung oder Rebellion. Nein, er fragte sie tatsächlich nach ihrer Meinung und das ließ sie leise seufzen. Sie deutete hinter sich in den Raum, in den er sie zuvor mehr oder weniger alle geschickt hatte, und meinte ein wenig besänftigt:"Lass uns das unter vier Augen bereden." Das wollte sie wirklich lieber in Ruhe und nur mit ihm allein besprechen, ohne lästige Zwischenrufe oder zu neugierige Ohren.
Außerdem befand sich in dem anderen Raum ein Bett, das recht einladend wirkte, und das offene Fenster ließ beständig frische Luft herein, die allmählich den Gestank vertreiben konnte.
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