Das neue Heim

Die Gebäude hier zeigen deutlich den Stand eines Bürgers in Morgeria. Niedere leben in heruntergekommen Barracken, Krieger & Söldner in bunkerartigen Unterkünften oder Zelten. Mächtige Familien leben in finsteren Anwesen, die kleinen Schlössern gleichen.
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Janay
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Donnerstag 29. Dezember 2022, 17:36

Es war für sie auch nach den wenigen Wochen, die sie inzwischen gemeinsam erlebt hatten, stets auf Neue ungewohnt und verunsichernd für sie, wie fürsorglich er sich ihr gegenüber verhielt. Er war so... so... nett! Und es war viel zu schön, als dass sie diesem Ausdruck gegenüber nicht mit Misstrauen begegnen musste.
Noch immer suchte sie dem Haken an der ganzen Sache und versuchte instinktiv, sich vor der Enttäuschung zu schützen, die zwangsläufig käme, sobald er sie satt hätte. Denn dass dem früher oder später so wäre, davon war sie überzeugt. Sie hatte einiges zu bieten, zumindest solange, wie sie sich bewegen konnte, und dessen war sie sich vollends bewusst. Doch darüber hinaus...?
Bislang hatte sie noch kein einziges Herz auf Dauer für sich gewinnen können und bei dem einen Mal, bei dem sie es versucht hatte, hatte sie den schlimmsten Rückschlag ihres bisherigen, kurzen Lebens erhalten. Wen wunderte es da, dass sie übervorsichtig war, vor allem, weil auch sie Gefühle entwickelte? Sie hatte Angst und nie gelernt, auch mal etwas Schönes von einem Mann annehmen zu können.
Und mit jemandem darüber reden, der ihr Mut machen könnte, konnte sie auch nicht! Zissus hätte ihr sicherlich zugehört, aber obwohl sie ihn mochte und ebenfalls als etwas ansah, das einem Freund durchaus nahe kam, war da auch stets diese lauernde Eifersucht. Hopps war zwar niedlich und immer freundlich... und ebenfalls schwanger, wie sie inzwischen wusste, nur darüber hinaus...? Nein, so leicht konnte Janay sich nicht öffnen. Einzig bei Arina wäre es vielleicht möglich gewesen... Die jedoch war für sie nicht greifbar und auch diese Beziehung war mit so viel Schuld ihrerseits aufgeladen, dass sie hier ebenfalls gezögert hätte, sich anzuvertrauen.
Also musste sie zwangsläufig alles mit sich allein ausmachen und das war noch nie gut gegangen. Und jetzt spitzte sich die Lage zwischen ihnen beiden gerade zu, als sie auf ihre vorsichtige und zugleich unbeholfene Art versuchte, Kazel Mut zu machen, dass sie etwas für ihn empfand und er mit Geduld dies weiter zum Keimen bringen konnte, während er das komplett missverstand.
Diesmal allerdings zog sie sich nicht innerlich zurück und schwieg, sondern es kochte die Wut regelrecht in ihr hoch und entlud sich, ehe sie sich beherrschen konnte. Was vermutlich gar nicht so verkehrt war...
Kaum war es jedoch vorbei, kehrte die Angst zurück, dass dieser kurze Traum von Zuneigung seinerseits jetzt beendet wäre, nachdem sie sich einmal... daneben benommen hatte. Woher auch sollte sie wissen, was er von einer Frau erwartete, abgesehen davon, dass sie ihn befriedigte und ihm gesunden Nachwuchs schenkte? Wie sollte sie sich in seinen Augen benehmen, was durfte sie, was stieß ihn ab? Was sollte sie wissen, was ginge sie überhaupt nichts an?
Während sie sich wegdrehte und die Arme um sich selbst schlang, in der Erwartung, dass er sie nun abweisen würde, da... überrumpelte er sie seinerseits, indem er sanft nach ihr griff und sie in eine neue Position beförderte. Behutsam, wie eh und je, als wäre sie zerbrechlich wie dünnes Glas, was sie einerseits durchaus rührte und andererseits... auch ungeheuer nervte.
Oh, wie gerne würde sie sich auf ihn stürzen und mit ihm wild herumbalgen können, um am Ende verschwitzt und erschöpft nur noch schlafen zu wollen?! Wobei das nicht einmal rein sexuell sein müsste... Früher, als kleines Kind, hatte sie durchaus gerne mit ihrem Bruder gerauft und war dabei wenig empfindlich gewesen, fast schon wie ein Junge, hatte sie sich oft von ihrer Schwester anhören müssen. Wie Kazel wohl diese Seite an ihr fände...?
Ein leichtes Zittern durchlief sie, während er sie auf seinen Schoß gezogen hatte und nun auch mit seinen Armen umschloss. Noch während sie dabei war, diese neue Nähe verblüfft zu begreifen, sprach er viel zu ruhig auf sie ein. Sein Streicheln ließ sie erneut erschauern und obwohl sie es nicht wollte, schloss sie mit einem leisen, wohligen Seufzen die Augen, während sie seiner Stimme lauschte. Wie von allein räkelte sie sich leicht in seiner Umarmung, bis sie mit ihren Fingerspitzen seinen Unterarm entlang streichen konnte, um ihm seine eigene Wohltaten zu vergelten.
"Ach, Kazel...", hauchte sie leise und spürte ein Kribbeln in ihrem Rücken, als er von seinen Narben sprach und wie diese zustande gekommen waren, weil sie diese Linien inzwischen gut kennen gelernt hatte. Es tat ihr weh, dass er diese von seiner Mutter verpasst bekommen hatte, weil er im Gegensatz zu ihr niemanden gehabt hatte, der diese Rolle besser ausgefüllt hatte. Und weil sie so dumm gewesen war zu glauben, was seine Tante ihr alles erzählt hatte.
"Und ich hab sie direkt zu dir geführt... Wer weiß, was sie getan hätte, wenn du nicht in diesem anderen Körper gesteckt hättest? Oder wenn ich nicht... nicht gesehen hätte..." Sie stockte und schluckte schwer bei dem Gedanken. Aber auch, da die Erinnerung in ihr hochkroch und ein Detail dabei in den Vordergrund trat, das ihr bislang entgangen war, und jetzt umso bedeutender sein könnte.
Nur... wie sollte sie das erwähnen, ohne zu verraten, dass sie ihn letzte Nacht belauscht hatte? Die junge Frau entschloss sich für die direkte Informationsweitergabe, nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. "Sie hat so getan, als würde sie unser Kind aufziehen und als Erbe haben wollen. Aber in Wahrheit..." Sie senkte ihren Blick, um sich dadurch nicht zu verraten. "... wollte sie uns nach Andunie schicken." So, nun war es raus und sie konnte es auch nicht mehr zurück nehmen.
Trotzdem gab es da noch etwas, das ihr auf der Seele lastete, sodass sie noch einmal betonte, wie sehr sie ihren Liebsten vor einem unbedachten Fehler bewahren wollte, so sehr er auch seine Liebe beteuerte. Unsicher und beinahe schon mit verdächtig feuchten Augen sah sie wieder zu ihm hoch. "Ich weiß doch gar nicht, was du von mir erwartest. Wie ich mich benehmen, wie ich mich anziehen oder sonst was tun soll! Na ja, außerhalb vom Schlafzimmer eben..."
Was schlussendlich zu jenem letzten Ausbruch führte, bei dem sie deutlich machte, dass sie untenrum vollkommen gefühllos war. Bei seiner Feststellung deutete sie ein Kopfschütteln an. "Musst du auch nicht... Obwohl ichs dir gern beigebracht und mit dir geübt hätte...", murmelte sie und konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen.
Solange, bis er nach ihrer Hand griff und sie auf seine Haut legte, dass sie seinen kräftigen Herzschlag spüren konnte. Blinzelnd hob sie den Kopf zu ihm hoch und hörte seine erneute Liebesbekundung, dass sie sich seufzend an ihn lehnte und mit der Nasenspitze seinen Hals entlang strich, als wolle sie ihn kitzeln.
In dieser Haltung kam die Sprache auf ihre Schwester und obwohl er versuchte, ihr Hoffnung zu machen, konnte sie diese nicht wirklich empfinden. Zu lange dauerten ihre Verletzung und deren Folgen inzwischen... Dennoch wollte sie ihn nicht erneut vor den Kopf stoßen, sondern ihn lieber necken, um sich selbst aus dieser betrübten Stimmung zu holen.
Also piekste sie leicht mit dem Finger gegen seine Brust. "Keine Sorgen worum? Dass ich dich lange, lange Zeit an mir üben lasse?", gurrte sie und schnippte sanft gegen sein Kinn.
Danach allerdings wurde sie wieder ernst, denn Arinas Befreiung war wichtig und sollte so rasch wie möglich passieren. Endlich stimmte er auch ihrer Idee zu, sodass sie ihm lächelnd einen Kuss auf die Wange hauchte.
Nur, um im nächsten Moment mädchenhaft zu kichern. "Angst? Ausgerechnet dir? Hm... ich glaube, während du in die Lehre bei mir gehst, werde ich mich auch oft mit ihnen beraten.", neckte sie ihn erneut und biss sich auf die Unterlippe.
Nein, lieber nicht... obwohl... die Beiden hätten sicher ihren Spaß daran, an Janay als Übungsobjekt vorzuführen, was Kazel tun könnte und sollte, um sie... Ach nein, bloß nicht daran denken! Solange sie da unten absolut tot war, würde das sowieso keinen Sinn machen. Besser, sie blieb bei dem Wichtigen.
Also nickte sie. "Natürlich rede ich mit ihnen. Ich bin sicher, sie helfen uns.", gab sie sich zuversichtlich und wollte ihn schon bitten, sie gleich zu den Frauen zu bringen, um keine Zeit mehr zu verlieren.
Da lenkte er das Thema in eine andere Richtung, die ihr Unbehagen bereitete, sodass sie ihre freie Schulter ein wenig hochzog. Während sie den Kopf schüttelte. "Ich habe keine Ahnung.", gestand sie ehrlich. "Ich habe diese... diese Bilder erst, seit wir in Morgeria zurück sind... und sie kommen und gehen, wie sie wollen. Es ist auch nicht regelmäßig oder so, dass ich weiß, wann es passiert. Mal ist es ein Traum, mal... überlagert es das Jetzt. Keine Ahnung, was ich davon halten soll. Ich weiß ja nicht mal, ob das alles stimmt, was ich glaube zu sehen... Es ist so... so... komisch, verwirrend..."
Die Unsicherheit kehrte zurück und ließ sie den Blick senken. "Ich bin da keine wirkliche Hilfe...", redete sie ihre eigenen Gaben erneut klein.
Ob es eigentlich Sinn machen würde, nach jemandem zu suchen, der ihr damit besser umzugehen helfen könnte? Würde sie das denn überhaupt wollen? Bislang hatte sich diese Art von Gabe nie bei ihr gezeigt und sie hatte sehr gut damit leben können. Wieso also jetzt? Es machte ihr durchaus Angst und eigentlich wollte sie darüber lieber gar nicht erst nachdenken. Und noch weniger darüber... Wobei...
"Woher weißt du eigentlich davon?", kam es ihr dann doch noch über die Lippen und sie konnte Kazel wieder ansehen.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Freitag 30. Dezember 2022, 01:29

Kazel gab sein Bestes, Janay entgegen zu kommen. Er selbst war ein gebranntes Kind, ebenso wie sie. Beide hegten Misstrauen und öffneten sich nur sehr langsam. Wenn es dann mal passierte, geschah es mit Vorsicht aus Angst, doch wieder nur enttäuscht zu werden. Denn jede weitere davon stieß die eigene Seele in einen nur noch tieferen Abgrund und das Herausklettern wurde bei jedem weiteren Mal schwerer und schwerer. Vor allem, wenn neben den metaphorischen Knochen auch noch die Seele gebrochen war.
Der Mischling schien hier allerdings schon einen Schritt weiter zu sein als Janay. Denn er öffnete sich ihr. Er hatte ihr seine Liebe gestanden, ihr sogar einen Antrag gemacht - wenngleich viel zu früh. Und tatsächlich bemühte er sich darum, sie in all dem Chaos seiner Aufgaben, seiner Pflichten und nicht zuletzt seiner einzigartigen Lehre nicht zu vernachlässigen. Er sorgte sich sehr um sie, vielleicht etwas zu stark, so dass es bei Janay nur für erneuts Misstrauen sorgte. Sie suchte den Haken, fand ihn in der Ungleichheit ihrer beider gesellschaftlichen Positionen. Doch Kazel versuchte auch hier, ihr ein um das andere Mal klar zu machen, dass er selbst sich nicht als so wertvoll in seinen Kreisen erachtete. Als Mischling war man eben nur Mittel zum Zweck, wenn reines Blut nicht mehr vorhanden wäre.
Beide verband über ihr Blut und das gemeinsame Kind unter Janays Herzen hinweg noch mehr. Beides mussten nur lernen, einander zu vertrauen. Kazel war auf dem besten Weg dorthin. Janay brauchte noch etwas Zeit und er würde sie nicht drängen. Aber er wollte an ihrer Seite sein und ihr zeigen, dass sie schon längst auf diesem Weg ging - mit ihm zusammen.
Endlich entspannte Janay sich ein wenig in seinen Armen und spätestens, als sie seinen Unterarm ebenfalls streichelte, entlockte sie Kazel ein erleichtertes Lächeln. Wie gern hätte er sich jetzt einfach mit ihr schlafen gelegt, eng zusammengekuschelt unter der warmen Decke und so dicht verschlungen, dass man ihre Körper nur noch als eins hätte sehen können. Streicheln, küssen, liebkosen, bis Manthala ihren Schleier über sie senkte. Die Göttin, die mit ihm einen Handel eingegangen war, auf dass er endlich nachts wieder Schlaf fände. Er hoffte, es würde dieses Mal gelingen. Während Kazel so seinen Gedanken nachging und einfach nur Janays Nähe genoss, unabhängig davon wie sehr ihr Herz für ihn schlagen mochte, da focht auch sie ihren eigenen Konflikt aus. Die Nachricht, die sie ihm schließlich überbrachte, ließ seine Augen im allerersten Moment funkeln. Na endlich vertraute sie sich ihm auch an! Er würde Verständnis zeigen, für sie da sein, ihr Trost und Beistand spenden! Er würde...
"Sie hat so getan, als würde sie unser Kind aufziehen und als Erbe haben wollen. Aber in Wahrheit ... wollte sie und nach Andunie schicken."
Er erstarrte und es lief ihm eiskalt den Rücken herunter. Die feinen Härchen auf seinen Unterarmen und im Nacken richteten sich auf. Er spürte eine Kälte, die nicht vom Gevatter stammte und ihn deshalb alles andere als beruhigte. Janays Worte stachen sich durch seinen Gehörgang bis tief in sein Hirn und hinterließen dort sofort keimende Schreckensbilder einer Zukunft, die so hoffentlich nie stattfände. Sie, seine Liebte, ohne Gliedmaßen und mit dickem Bauch in einer Kettenhalterung, einen Schlauch in den blutigen Mund gestoßen und die Augen entfernt. Er keuchte.
"Andunie..." Er glaubte schon fast, an dem Wort zu ersticken. Mit Schreck geweiteten Augen schaute er sie an. Der Sturm in seinen Iriden türmte sich auf, dieses Mal aber nicht aufgewühlt von Zorn oder Leidenschaft, sondern von Sorge um sie, vermischt mit dem Trauma, an dem auch Zissus zu nagen hatte.
Kazel atmete tief durch, schob Janay erneut in eine Position, in der sie es hoffentlich bequem hatte und dennoch verstand, dass sich das Gespräch in eine ernstere Richtung begeben würde. "Zissus hält es für keine gute Idee, dich damit zu konfrontieren, weil ... es sind einfach keine guten Informationen. Und du bist schwanger und ... es ..." Er wusste gar nicht, wie er es ihr beibringen sollte. "In Andunie hätten dich Dinge erwartet, wie Zissus und ich sie in Sademos' Kerkern haben entdecken müssen. Es sind ... wirklich keine ... schönen Dinge. Gar nicht." Er bemerkte gar nicht, dass ihm der Schweiß ausbrach und seine Haut gleichzeitig ganz blass geworden war. Das Erlebte saß noch immer tief. Der Pfauenelf hatte Recht behalten: Wer in die Katakomben des Sammlers ging, veränderte sich. Es würde dauern, bis er sich davon erholt hätte und die Bilder ertragen konnte, ohne sich selbst dadurch zu sehr zu belasten. Vergessen wollte Kazel sie ja nicht.
"Ich muss dich bitten, nicht nach Einzelheiten zu fragen. Mich nicht und Zissus nicht. Ich verspreche dir, ich werde dir mehr erzählen, wenn ich glaube, dass ..." Sie musste doch sehen, wie sehr es an ihm selbst zehrte. Er schüttelte den Kopf. "In Andunie wartet etwas, das ich verhindern muss. Damit niemand das Schicksal teilt, das Starle auch ... für ... dich... oh, bei Manthala, ich sollte sie einfach töten oder schlimmer noch: dorthin bringen. Damit sie ihr unsgabr langes Leben, das ihr noch bevorsteht, in dieser Folterkammer..." Kazel brach ab, als er merkte, wie sehr er mit seinen Worten den Hass auf seine Tante erneut schürte. Aber Janay konnte zuhören und er hatte bereits zu viel gesagt. "Entschuldige. Ich möchte dir mehr sagen, aber ich kann nicht ... noch nicht. Ich ertrag das kaum selbst. Niemand sollte dieses Wissen haben. Es sollte gar nicht existieren."
Er lehnte sich etwas zurück, sichtlich erschöpft, obwohl er Janay letztendlich kaum etwas verraten hatte. Mit geschlossenen Augen wartete er ab, bis sein Innersten wieder etwas Ruhe fand. Durch diese Pause kamen sie auf andere Themen zu sprechen. Dinge, die nun Janay betrafen und sie ihrerseits verunsicherten. Noch immer glaubte sie, dass Kazel Erwartungen an sie stellte. So richtete er auch erneut den Blick mit einem reichlich verdutzten Ausdruck auf sie, als sie sprach: "Ich weiß doch gar nicht, was du von mir erwartest. Wie ich mich benehmen, wie ich mich anziehen oder sonst was tun soll. Naja, außerhalb vom Schlafzimmer eben..."
Er blinzelte. Dann entgegnete Kazel trocken: "Ich erwarte natürlich, dass du für mich kochst und putzt wie eine Sklavin, mich nur auf Knien kriechend begrüßt und dir einen Sack über den Kopf stülpst, damit ich deinen Anblick nicht ertragen muss." Er konnte diese durchaus etwas bösartige Neckerei nicht lange aufrecht erhalten. Plötzlich gluckste er, dann lachte er sogar ein bisschen. Das Thema Andunie geriet in den Hintergrund und es tat gut, auch mal etwas albern zu sein. Verliebt neigte er sich dann dicht zu Janays Gesicht und sah ihr tief in die Augen.
"Du meinst deine Fragen hoffentlich nicht ernst. Ich schreibe dir nichts vor, ich bin doch mehr als zufrieden mit dem wie du bist. Vergiss einfach, dass ich in ein Adelshaus geboren wurde. Wir sind gleich, Janay. Was erwartest du denn von mir? Das ist viel wichtiger."
Was bei beiden hohe Priorität besaß, war hingegen Arinas Befreiung. Schnell einigten sie sich darauf, dass die Nachtelfenzwillinge sich dieser Aufgabe annehmen sollten, auch wenn Kazel hoffte, Janay würde die beiden darum bitten. Kazel waren sie unheimlich und das amüsierte seine Liebste. Dass er ausgerechnet vor zwei Nachtelfen Angst hatte, während er als Lehrling des Todes bereits einen Dämon von der Welt getilgt hatte, wollte ihr nicht so in den Kopf gehen. Sie gluckste und Kazel schmunzelte verlegen.
"Sie sind so selbstbewusst ... das schüchtert mich ein. Ich weiß ja schon, wie du reagieren kannst, wenn du richtig in Rage bist. Die beiden kommen dem bestimmt nahe." Er grinste und rächte sich für das Kinnschnippen mit einem leichten Knuff gegen ihren Arm. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten balgten sie sich schon ein wenig und es tat gut, unsagbar gut. Wie die Kinder neckten sie sich, nur um dann wieder wie Liebende zueinander zu finden und gemeinsam die Probleme anzugehen, die ihnen bevorstanden. Kazel schätzte das ungemein an Janay. Sie konnte mit ihm albern, ihn necken und war doch für ihn da, wenn es ernste Dinge zu besprechen galt. Er wollte für sie dasselbe sein. Er wollte ihr eine Stütze sein, ein Rettungsanker und ein Zuhörer, damit sie ihre eigenen Schlachten nicht allein auszukämpfen hätte. Eine davon war ihre visionäre Gabe. Erneut kam Kazel darauf zu sprechen. Er versuchte, es sachlich anzugehen. Je mehr er wusste, wie sie ihre Fähigkeit einsetzen konnte, desto besser ließe sich damit umgehen und vielleicht nahm er ihr dadurch auch ein wenig die Angst davor. Hatte Kuralla nicht erwähnt, dass Janay diesen Weg erst noch entdecken und lernen müsste?
Ihre Worte bestätigten es. Sie besaß die Gabe noch nicht lange und empfand sie als verwirrend, sowie schwer zu deuten. Kazel konnte es sich kaum vorstellen wie es war, die Zukunft zu sehen. Oder eine mögliche Zukunft. Wenn es ähnlich der Bilder seines Traumas waren, so kämpfte Janay auch schwer mit sich selbst. Aber vielleicht sah sie auch schöne Momente ... ihre Kinder beispielsweise oder dass sie irgendwann und irgendwo ein friedliches Leben würden führen können. Eines, bei dem es nicht auf ihre Herkunft ankäme und man sie einfach respektierte.
"Woher weißt du eigentlich davon?"
"Ich hab die liebe Kuralla letzte Nacht besucht. Sie hat es mir gesagt." Die liebe Kuralla. Sie mochte stinken wie die letzte Jauchegrube des Harax und unter ihrem Lumpengewand auch danach aussehen - Kazel würde niemals den Anblick ihres Bauches vergessen! Seltsam, dass ihn dieses Bild nicht einmal ansatzweise so heim suchte wie die Gebärmaschinen von Frauen. Und doch sprach er nun etwas anders von ihr.
"Die verstorbene Schildkrötenhybridin Nessaja war auch in der Lage, zu sehen. Ich habe ihr einmal in die Augen geblickt und ... oh, ich weiß gar nicht mehr, was ich darin erkannt habe. Aber sie besaßen so einen Schimmer. Und sie schien immer zu wissen, was auf uns zukam. Sie fragte mich, welchen Weg ich gehen wollen würde." Er hob die Schultern. Er hatte ihr nie eine Antwort geben können, weil er ihre Frage nicht einmal verstanden hatte. Auch jetzt wäre er dazu nicht in der Lage gewesen, obgleich sich doch langsam ein klarer Pfad abzeichnete. "Wie auch immer. Kuralla meinte, du würdest es mit der Zeit schon lernen. Und ich möchte einfach nur, dass du weißt, dass ich dir dabei zur Seite stehen werde, auch wenn ich absolut nicht weiß, wie ich dir da helfen kann. Hmm ... vielleicht sollten wir auch etwas Geld aus dem tenebrée'schen Reichtum abzwacken, um jemanden zu finden, der dich auf diesem Gebiet etwas ausbilden könnte. Das heißt, falls du das möchtest." Und erneut bot er ihr Möglichkeiten an. Er überhäufte Janay damit. So viele Optionen hätte sie sich wohl in ihrem bisherigen Leben nicht ausgemalt und Kazel ratterte sie einfach so herunter, als könne er sofort binnen Tagen einen Experten im visionären Sehen hierher bringen. Das war ihm natürlich nicht möglich. Er wollte Janay einfach nur glücklich machen, wonach immer ihr Herz sich sehnte. Sogar dann, wenn es nicht er selbst wäre.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Freitag 30. Dezember 2022, 14:15

Ob die junge Frau eigentlich eine romantische Saite in sich barg? Nun... wenn, dann hatte sie diese selbst noch nicht gefunden oder sie war durch ihre Erfahrungen längst verschüttet. Doch während er durch seine neuen Gefühle sich öffnen wollte, blieb sie aus Vorsicht verschlossen und hatte ständig das Gefühl, unzureichend zu sein. Etwas anderes hatte sie schließlich kaum gelernt, zuerst die Einschränkungen durch ihre Eltern, weil sie nur ein Mädchen war, und dann das Interesse von Männern lediglich so lange, wie sie deren Gelüste zu befriedigen wusste.
Einen Weg, den sie durchaus selbst gewählt hatte. Und dennoch hallte all das in ihr nach und sorgte dafür, dass sie in Bezug auf ihre dauerhaftere Wirkung wenig Selbstvertrauen besaß. Erst recht, wenn sie denjenigen nicht verlieren wollte, der sie verlassen könnte. Somit tat sie sich schlicht und ergreifend schwer und die Angst war entsprechend groß. Seine Geduld hingegen auch und das kam ihr in einem Ausmaß zugute, von dem sie nichts ahnte. Aber es half ihr Schritt für Schritt, obwohl es auch zu vielen Missverständnissen führte.
Für sie stand sogar noch viel mehr als ihr halbwegs geflicktes Herz auf dem Spiel, denn sie war obendrein schwanger und würde sich in absehbarer Zeit um ein lebendiges Würmchen kümmern müssen, sofern es leben durfte. Er wollte das auch tun, doch es war für Männer ja generell einfacher, sich der Verantwortung zu entziehen und so zu tun, als hätten sie diese Verpflichtung nicht. Sie hingegen als Mutter... Bis zur Geburt wäre sie auf jeden Fall daran gebunden und wie ihr Körper danach noch einsetzbar wäre... Das wussten nur die Götter! Von ihrer derzeitigen Lähmung ganz zu schweigen...
Und trotzdem war Kazel noch hier und bemühte sich um sie, unbeholfen und niedlich, aber manchmal auch so, dass ihr die Hutschnur riss. Wenngleich es in diesem speziellen Fall ganz gut war, da sie dadurch endlich einmal das ein oder andere aussprach, was sie sonst tunlichst vermieden hatte, anstatt es zu klären.
Aber entgegen ihrer Befürchtungen stieß er sie dadurch nicht von sich, sondern... zog sie zurück in seine Arme. Es dauerte seine Zeit und machte wieder einmal ihre Defizite offenkundig, irgendwann jedoch war es geschafft und am Ende konnte sie sich sogar soweit entspannen, dass sie damit begann, seine Haut auf seinem Unterarm sanft zu streicheln und zu kraulen.
Auch sie hätte gern ausschließlich so ihre Zeit mit ihm verbracht, allerdings war diese kostbar und es gab viel zu viel zu bereden. Unter anderem auch eine Information, die in all dem Trubel untergegangen war und nun wieder hervor trat, dass sie diese auch weitergeben wollte. Wenngleich unter dem Anschein, dass sie von anderen Dingen nichts wusste.
Sie spürte, wie er erstarrte, und konnte zusehen, wie sich die Härchen auf seinem Arm aufstellten. Leise hörbar schluckte sie und fühlte sich unwohl, weil sie dieses Thema zur Sprache brachte. Aber es war wichtig, das wusste sie.
Als er den Namen der Stadt wiederholte, nickte sie leicht und sammelte ihren Mut, um zu ihm hoch zu sehen. "Ja, sie... sie hat irgendwelche Verbindungen dorthin. Glaub ich... Genaueres weiß ich aber nicht." Ohne es zu wollen, wurde ihr Blick entschuldigend, denn so ganz die Wahrheit war es nicht. Besser gesagt, sie war es schon, doch in der Vision war auch ein Name gefallen, das spürte sie. Sie konnte sich nur nicht mehr daran erinnern, das war das Problem daran!
Da bemerkte sie, wie viel Furcht auf einmal in seinen Augen zu lesen stand, und es schnürte ihr das Herz zusammen. Sofort hob sie ihre Hand und legte sie sanft auf seine Wange, in dem Versuch, ihn zu beruhigen, denn das hatte sie gewiss nicht erreichen wollen! Er hingegen... schob sie ein wenig von sich weg, ohne den Kontakt gänzlich zu unterbrechen, was sie fragend blinzeln ließ.
Während er damit begann, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. Bei seiner Einleitung schnaubte sie leise und hob eine Augenbraue zweifelnd an. Hätte nicht viel gefehlt und sie hätte die Arme trotzig vor der Brust verschränkt. "Nur, weil ich schwanger bin, bin ich kein Püppchen aus Glas!", maulte sie und schickte noch ein fast unhörbares "Männer!" hinterher.
Dann allerdings hörte sie erst einmal zu und griff nach der Hand des Mischlings, um sie mit ihren beiden umschlossen zu halten, ihn zu wärmen und ihn spüren zu lassen, dass sie bei ihm war. Es kam nicht viel über seine Lippen, doch das Wenige machte ihr klar, dass es um das gehen musste, das sie heimlich belauscht hatte in der Nacht. Das heftig gewesen sein musste und beide Männer sehr beschäftigte, ohne, dass sie wirkliche Einzelheiten kannte, weil ihre eigenen Gedanken zu schnell abgedriftet waren.
Dennoch erleichterte es sie, dass ihr Liebster zumindest den Versuch wagte, sich ihr in dieser Hinsicht anzuvertrauen. Und es reichte ihr... vorerst tatsächlich aus, um ihr das Gefühl zu geben, dass er es nicht ewig vor ihr geheim halten wollte.
Schließlich lehnte er sich zurück und schloss die Augen, sodass sie die Gelegenheit bekam, ihm etwas hoffentlich Gutes zu tun. Janay zog sich mit den Armen ein wenig höher zu ihm, griff nach der dünnen Decke, die sie zuvor im Schlaf gebraucht hatte, und tupfte ihm damit Stirn und Wangen wieder trocken. "Ich weiß nicht, ob es so schlimm ist, dass du es mir nicht sagen kannst, weil ich schwanger bin. Aber es tut dir nicht gut und wie es aussieht, bist du noch nicht bereit, darüber zu reden. Aber wenn du es bist..." Sie reckte sich noch etwas mehr und hauchte ihm einen Kuss aufs Kinn, mehr erreichte sie trotz allem nicht. "... höre ich dir zu.", vollendete sie daraufhin ihren Satz.
Natürlich verspürte sie auch Neugier und ein kleines Teufelchen würde sie vermutlich in nächster Zeit des Öfteren kitzeln, um mehr zu erfahren. Jedoch sah sie auch, wie sehr es Kazel im Moment quälte, und das wollte sie instinktiv lindern. Indem sie ihn damit jetzt in Ruhe ließ und ihr Gespräch besser auf andere Themen lenkte.
Zwar war das für sie auch nicht wirklich angenehmer, aber... es war zumindest etwas, zu dem wiederum sie endlich den Mut fand. Und was tat er? Nahm sie nicht für voll! Zuerst war da diese eine Antwort, Worte, die dafür sorgten, dass sie ihn einen Moment lang sprachlos und mit leicht geöffnetem Mund anstarrte, ehe er zu lachen anfing und sie begriff, dass er sie gerade auf den Arm genommen hatte. Nun, das konnte sie aber auch!
"Und wie soll ich mit dem Sack über dem Kopf deine Füße küssen? Von der großen Zehe zur kleinen und rückwärts? Oder an einem gewissen Körperteil lutschen, das diese Behandlung so gern hat?", stichelte sie und berührte ihn wie zufällig mit dem Ellenbogen in der Nähe besagten Körperteils, um zu verdeutlichen, was sie meinte. Sie konnte es eben nicht lassen!
Er allerdings kam ihr wieder näher und seine folgenden Worte klangen viel zu schön, um wahr zu sein. Und sie waren ihr irgendwie auch... unangenehm, weil sie das Gefühl hatte, dass es da irgendetwas geben musste. Wie sonst sollte sie es schaffen, seine Gefühle zu erhalten? Aber... wenn er es schon darauf anlegte...
"Hm... lass mich mal überlegen!", sprach sie gedehnt und tippte sich mit dem Zeigefinger aufs Kinn, während sie einen nachdenklichen Gesichtsausdruck aufsetzte. "Natürlich sollst du mich auf Händen tragen und mich wie eine Göttin anbeten, mir jeden Wunsch von den Augen ablesen und mich endlos verwöhnen, damit ich es besser ertragen kann, dass ich bald dick und fett wie eine Kuh sein und herumrollen und unglaublich starke Schmerzen haben werde. Woran du Schuld bist, natürlich!", gab sie ihrerseits seine Neckerei zurück... und zeigte ihm im Anschluss daran sogar fech die Zunge.
Danach widmeten sie sich einem eigentlich ernsteren Thema und dennoch... schafften sie es, dem Ganzen auch ein gewisses Augenzwinkern zu verleihen. Kazel stieg darauf ein und brachte sie dazu, erneut ihre Augenbraue leicht anzuheben, ehe sich ein feines, hintergründiges Grinsen auf ihre Lippen stahl. Sie zog sich an seiner Schulter ein Stück dichter zu ihm und verringerte den Abstand, um seinen Blick mit dem ihren zu fesseln. "Oh, du hast ja keine Ahnung, wie sehr du dich noch vor mir fürchten wirst! Sobald ich mich wieder vollständig bewegen kann, werde ich dich foltern ohne Ende und du wirst mich um Erlösung anbetteln, dass sogar Zissus um Gnade für dich winseln wird!", drohte sie ihm in ihrem verruchtesten Tonfall an, der ihr zur Verfügung stand. Und da könnte ihr Liebster sie getrost beim Wort nehmen!
Denn sie würde dafür sorgen, dass sie beide so rasch das Bett... oder eher das riesige Schlafgemach hier nicht früher verlassen würden, bevor sie nicht vollends befriedigt und erschöpft wäre! Oh ja, darauf freute sie sich jetzt schon!
Bedauerlicherweise blieben sie nicht bei diesem Thema und sie selbst war schuld daran, doch ihre Neugier war manchmal kaum zu zähmen. Bei seiner Antwort verzog sie unwillkürlich das Gesicht. "Und ich hab mich schon gewundert, warum du nach der Sickergrube einer ganzen Orkfamilie stinkst!", murmelte sie und es schüttelte sie leicht bei der Erinnerung.
Dann hörte sie ihm zu und schüttelte leicht den Kopf. "Was ist mit... mit... Nessaja? Was ist mit ihr eigentlich passiert?" Schließlich fehlte ihr von damals das ein oder andere Puzzlestück an Wissen.
Daraufhin jedoch winkte sie mit den Händen ab. "Nein, lieber nicht... zumindest jetzt noch nicht. Zuerst geht's jetzt einmal um Arina und vielleicht... na ja, vielleicht weiß sie ja mehr... oder will mir einen Rat geben..." Auf den sie hören könnte... oder eben auch nicht. Solange es nicht heißen würde, sie solle mit ihrer leiblichen Mutter reden, denn das würde sie definitiv nicht tun!
Außer vielleicht, wenn Kazel in seine adelige Position schlüpfen und damit so richtig kräftig angeben würde... Der Gedanke, ihren Eltern vorzuführen, welch hochrangigen Mann sie sich geangelt hatte und sein Kind bekäme... er war nicht ganz frei von einem gewissen Reiz. Nur... nein, lieber nicht... also... theoretisch... Nein, erstmal an Arina denken! Ja, das war gut, das war richtig!
"Wie spät ist es eigentlich? Meinst du, sind die Beiden noch hier und schlafen noch nicht? Oder ist Rinal bei ihnen? Wer weiß, ob wir da stören sollten." Sie kicherte leise bei dem Gedanken daran, wie peinlich berührt Kazel wahrscheinlich reagieren würde bei diesem Anblick. Es war einfach putzig, wie schüchtern er manchmal noch reagierte!
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Samstag 31. Dezember 2022, 13:54

Als Mischling stand man zwischen zwei Welten, in der Mitte zweier Kulturen. Als Mischling von Dunkel- und Waldelfen war es noch einen Deut schlimmer, denn beide Kulturen lehnten einander irgendwie ab, weil sie so gegensätzlich waren. Ein Mischling passte weder in die eine, noch in die andere Welt. Er stand immer dazwischen, vollkommen unzugehörig. Aber das machte ihn aus. Ein Mischling war anders in seinem Denken und Fühlen. Er ging anders mit seinen Mitgeschöpfen um. War Kazel deshalb so ... nett, wie Janay ihn empfand? so schrecklich liebevoll und fürsorglich, dass es sie manchmal zur Weißglut trieb? So bedindungslos liebend? Irgendwo musste es doch einen Haken geben!
Wo sie aber nach genau diesem Haken suchte, das kümmerte Kazel sich keineswegs darum. Wenn er mit Janay zusammen war, fand er seinen Haken. Sie war es. Ein Haken, an dem er sich festhalten und mit der Welt verbinden konnte. Sie schenkte ihm ein kleines bisschen Zugehörigkeit und sei es nur für ihre eigene Welt, die sie beide bereit waren zu schaffen. Er freute sich darauf und würde alles tun, um es zu ermöglichen. Es war ihm gleich, wie diese Welt im Detail aussehen mochte. Er hoffte nur, dass sie möglichst frei von Leid, Schuld oder anderen negativen Emotionen war. Deshalb bemühte er sich, Janays Leid zu lindern so gut er konnte. Sie mussten ihre Schwester befreien, damit die Aussicht bestand, dass sie ihren Unterkörper wieder würde nutzen können. Aber er bereitete sich auch auf einen Fehlschlag vor. Es waren so viele in seinem Leben geschehen, dass er grundsätzlich vom Scheitern ausging. Das hinderte ihn nicht daran, aufzugeben. Er versuchte es. Er wappnete sich nur innerlich, um von einer möglichen Enttäuscung nicht in den Abgrund gestoßen zu werden. Jeder ging mit solchen Situationen anders um und bei jedem spielte das Erlebte eine wesentliche Rolle für Entscheidungen.
Eine davon war die Frage, ob und wieviel er seiner Liebsten über das Schicksal all der Frauen in Sademos' Katakomben und die Schrecken, die in Andunie warten sollten, erzählen würde. Dabei war es eigentlich nicht einmal das Problem, dass er ein Geheimnis daraus machen wollte. Er war bereit, ihr gegenüber offen zu sein. Zissus' Einwand ließ ihn zögern. Es stimmte, Janay war schwanger. Sie damit zu konfrontieren, dass Schwangere wie Geburtenobjekte behandelt und auf's grausamte gequält worden waren und in Andunie vielleicht noch wurden, könnte ihren Körper und ihren Geist zu stark belasten. Er spürte es ja schon an sich selbst, wie schwer es ihm fiel, überhaupt darüber zu sprechen. Es stellte sich heraus, dass er es tun wollte, aber nicht konnte. Er brachte es nicht über die Lippen, ohne in sich dieses Unwohlsein zu fühlen, das er beim ersten Anblick der Frauen verspürt hatte. Diese Übelkeit, dieses Entsetzen, den eiskalten Hass für Sademos und seine Taten...
Ihm war schlecht und er schwitzte. War das schon einer der Tagträume, den er mit Manthala ausgehandelt hatten oder würden diese noch schlimmer ausfallen wie das Traumbild der halb metallischen Frau, die sich unnatürlich gekrümmt auf ihn zubewegt hatte? Er spürte Panik in sich hochsteigen und kniff die Augen fester zusammen.
Da beürhrte ihn etwas an Hals und Stirn. Janay! Sie tupfte ihm den Schweiß ab, ehe sie einen Kuss an sein Kinn setzte. Oh, gütiger Haken! Ein Ankerhaken, der ihn aus den wilden Fluten einer grausamen See rettete. Es half. Er wurde ruhiger. Janays Versprechen, ihm zuzuhören, war Balsam und Ansporn. Obwohl seine Zunge schwer in seinem Mundraum lag, der viel zu trocken erschien, als dass er mehr als ein heiseres Krächzen herausbringen könnte, öffnete er den Mund nach einer Weile und sprach langsam: "Wenn jemand die Lebenszeit von Kindern abzapfte und sie zu seelenlosen Hüllen machte, um selbst die Ewigkeit überdauern zu können ... und ... wenn ... wenn er einen Weg fände, einen nahezu unendliche Zahl von ... solchen Kindern ... wenn er ... sie züchten könnte ... wie Hühner ... nur ..." Er brach wieder ab. Er schaffte es nicht. Vielleicht genügte es schon, um Janay ahnen zu lassen, was Sademos getan hatte. Vielleicht brauchte er gar nicht ins Details gehen, um ihr klar zu machen, was geschehen war und was er gesehen hatte. "In Andunie geschieht es auch. Ich muss es aufhalten."
Kazel angelte blind nach Janays Hand. Er umklammerte sie, spielte mit ihren Fingern und verflocht sie mit den seinen. Andere sprachen Worte wie ein Mantra herunter, um ihre innere Waage wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Kazel suchte Janays Nähe. Als die Bewegungen seiner eigenen Finger weniger hektisch ausfielen und er nicht länger schwitzte, sondern auch wieder ruhiger atmen konnte, fanden sie zu einem neuen Thema. Die Stimmung lockerte gar ein wenig auf, da sie einander neckten. Es brachte Kazel zum Schmunzeln, was irgendwie wieder furchtbar selten geworden war binnen kürzester Zeit. Umso bedeutsamer schien es, wenn Janay es aus ihm heraus kitzeln konnte. Es verlor sich jedoch, als sie weitersprach. Seine Miene wurde wieder ernster.
"Natürlich sollst du mich auf Händen tragen und mich wie eine Göttin anbeten, mir jeden Wunsch von den Augen ablesen und mich endlos verwöhnen, damit ich es besser ertragen kann, dass ich bald dick und fett wie eine Kuh sein und herumrollen und unglaublich starke Schmerzen haben werden. Woran du Schuld bist, natürlich!"
Es war weiterhin eine Spielerei. Ihre herausgesteckte Zunge zeigte es, aber hinter allen Worten steckte doch immer auch ein Körnchen Wahrheit. Kazel blieb ernst. Er drückte Janays Hand. "Schmerzen?", fragte er und starrte an ihr herab, ob er bereits Anzeichen davon sehen konnte. Sie wirkte entspannt. Es war wohl noch nicht soweit. "T-tut mir leid ... natürlich werde ich all das für dich tun. Außer das mit der Göttin vielleicht, das wäre Blasphemie und ... ich muss in der Gunst von Göttern bleiben, die ich gar nicht kenne, weil ich nur wegen ihnen weiterleben darf. Ich will sie nicht erzürnen. Aber bis auf das werde ich alles tun."
Es stimmte. Er war zu nett, zumindest bei Janay. Wie sehr sie Kazel im Grunde in der Hand hatte, eröffnete sich ihr vielleicht erst jetzt, aber dass sie mehr Macht über ihn besaß als der Gevatter, kristallisierte sich deutlich heraus. Er behandelte sie bereits wie eine Göttin. Und er war schon lange bereit, alles für sie zu tun. Er wollte Arina befreien, ihr zuliebe und auch um ihrer Schwester Willen. Trotzdem wirkte Kazel erleichtert, als Janay sich der Aufgabe annahm, den Auftrag an die Nachtelfenschwestern abzugeben. Er fürchtete sie, weil sie im Doppelpack und um einiges selbstbewusster waren als Janay schon in ihren besten Zeiten. Und auch da war er von ihr etwas eingeschüchtert gewesen. Jetzt jedoch...
"Oh, du hast ja keine Ahnung, wie sehr du dich noch vor mir fürchten wirst! Sobald ich mich wieder vollständig bewegen kann, werde ich dich foltern ohne Ende und du wirst mich um Erlösung anbetteln, dass sogar Zissus um Gnade für dich winseln wird!" Bei jedem anderen wäre Kazel sofort negativ darauf angesprungen. Mit ihm Scherze über Folterei zu machen, war im Grunde keine gute Idee. Aber Janay hatte es bereits anders gebraucht, nachdem ihr Mund ihn so kunstvoll verwöhnt hatte. Er sog die Luft tief durch die Nase ein, als Erinnerungen daran in ihm hochkamen. Seine Augen nahmen einen vorfreudigen Glanz an. Er war eben auch nur ein Mann, darüber hinaus einer, der diese Freuden langsam in seinen Alltag aufnahm. Immerhin hatte Janay sich schon mehr als einmal an ihm vergangen und das war fast ein neuer Rekord! Er hatte seine Erfahrungen gemacht, aber sie waren bisher eher so ausgefallen, dass er in all die vielen Gewässer nur seinen Zeh eingetaucht hatte. Janay lud ihn ein, in ihrem See zu baden und Kazels Gesichtsausdruck verdeutlichte, dass er sich schon seiner Kleider entledigte.
Er nickte langsam, während sich erneut ein feines Schmunzeln über seine Lippen zog. "Zissus muss nicht jedes Mal dabei sein", murmelte er dann plötzlich. Er schätzte seinen Freund und er hatte Spaß mit ihm und Janay zusammen, aber es würde Momente geben, da er sie für sich allein haben wollte. Nach wie vor war er dem Pfau auch still dankbar, dass jener sich an seine Bitte gehalten hatte, Janay nicht zu küssen. Er betrachtete ihre Lippen, neigte sich ihnen und forderte einen solchen Kuss stumm ein, als wolle er sein alleiniges Privileg dadurch noch einmal verdeutlichen. Zissus war nicht im Raum. Er konnte es gar nicht sehen.
Aber nicht nur hierbei wollte Kazel ihn heraus halten. Der andere Elf sollte nicht in all die Probleme involviert wären. Nicht, dass Kazel ihm die Bewältigung nicht zutraute! Zissus war wesentlich kompetenter als er selbst und genau da lag das Problem. Er wollte ihm nicht zu viel aufbürden, um diese Kompetenz nicht zu zerstören. Einer allein konnte nicht das Gewicht der ganzen Welt auf seinen Schultern tragen, er selbst auch nicht. Und so gab er Aufgaben ab. Er lernte, es zu tun. Kanina und Nikani würden sich Arina schon annehmen und sie sicher herausholen. Aber zunächst mussten sie von dem Auftrag erfahren.
Ebenso wie Janay erfahren musste, dass es Nessaja nicht mehr gab. "Ich weiß selbst nicht genau, wann es geschehen ist. Irgendwann als ... ich nicht ich selbst war. Als wir Sademos besiegten. Ich fand später nur noch ihren Panzer und Kuralla bestätigte mir im Gespräch, dass sie ihren Frieden gefunden hat. Seltsam ... mein Meister hat mich gar nicht gerufen, um sie wegzubringen. Ich schätze, ich werde nicht für jeden Tod geholt." Das war im Grunde gut, sonst würde er Janay keine Sekunde seines Lebens mehr widmen können. Der Gevatter wollte sich durch Kazel etwas entlasten, aber auch er bürdete ihm nicht sofort alles auf. Auch er gab Teilaufgaben ab.
"Wie spät ist es eigentlich? Meinst du, sind die beiden noch hier und schlafen oder nicht? Oder ist Rinal bei ihnen? Wer weiß, ob wir da stören sollten."
Röte schoss in Kazels Wangen mit der Geschwindigkeit wie das Blut sich bei manchem Mann sonst eher in untere Gefilden zusammenfand. Er blinzelte und starrte Janay an. "R-Rinal?! Meinst du, er ... ich hatte nicht den Eindruck, dass ... oh ... OH! Äh ... ja ... es ist Nacht, dann werden sie ... also ... vielleicht hört man es ja, wenn wir herausfinden, in welchem Zimmer sie ... oh, aber was, wenn sie sehr leise sind? Ohje!" Kazel rutschte auf dem Sofa etwas herab, so dass Janay nun eher halb auf ihm zum Liegen kam, falls sie sich vorher nicht von ihm abdrückte. "Vielleicht warten wir bis morgen?", schlug er vor, ohne dass die Röte seine Wangen verlassen wollte. "Ich würde vorher gern ... etwas ausprobieren ... äh, ich meine. Ich möchte mit dir die Nacht durchschlafen." Ohne Hintergedanken. Ohne Erotik. Er sehnte sich danach, neben Janay die Augen zu schließen und sie erst am Morgen wieder zu öffnen, wenn er endlich einmal Erholung gefunden hätte. Ob es diese Nacht noch klappen würde oder wollte seine Liebste ihn statt der Albträume nun vom Schlaf ablenken?
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Mittwoch 4. Januar 2023, 21:11

Janay selbst war familienintern niemals mit der Beleidigung bezeichnet worden, ein Mischling zu sein. Ihre beiden Eltern hatten obendrein reinrassig ausgesehen, sodass lediglich offiziell etwas von irgendeinem Nachtelfenblut vor mehreren Generationen, das sich hinein geschlichen hatte, gemunkelt wurde. Für sie hatte es kaum eine Rolle gespielt, da Arina sie nie abgelehnt hatte wegen ihres Äußeren und sie ansonsten abgeschirmt genug aufgewachsen war, um kaum Gelegenheit und Bedürfnis nach Anerkennung anderer zu verspüren. Nun ja, zumindest nicht in dieser Hinsicht.
Jedoch war ihre Familie bei weitem nicht von genügend Bedeutung gewesen, dass sich tatsächlich jemand um ihre helle Haut geschert und Probleme deswegen gemacht hätte. In den höchsten Kreisen des Adels hingegen schien das ein gänzlich anderes Gewicht zu haben. Natürlich... wie sollte das für sie auch selbstverständlich sein, sie, die gesellschaftlich so viel tiefer aufgewachsen war?
Doch sie kümmerte sich ihrerseits nicht wirklich darum, sonst hätte sie auch die letzten vier Jahre nicht unter anderen Elfen und sogar Menschen verbringen und an sie ihren Körper verkaufen können. Nein, für sie war Kazel attraktiv, so, wie er war. Dass er obendrein spitze Ohren und zum Teil Dunkelelfenblut besaß, war ein netter Bonus obendrauf, mehr auch nicht. Wenn er dagegen ein Mensch gewesen wäre, hätte es sie ebenso wenig gekümmert im Moment. Lediglich die Sache mit dem Altern hätte auf Dauer zum Problem führen können.
So aber wüsste sie nichts, das sie in Bezug auf seine Erscheinung negativ benennen könnte. Zumindest in der Hinsicht müsste er sich bei ihr niemals Sorgen machen. Dafür wiederum hatte sie mehr Schwierigkeiten damit, ihm ihr Herz so weit zu öffnen, wie er es im Gegenzug bereits zu tun schien. In dem Punkt war sie eben ein gebranntes Kind und brauchte Zeit, um allmählich denselben Weg zu gehen wie er. Vor allem musste er Geduld mit ihr haben, erst recht, seit sie ihren Körper kaum noch so benutzen konnte, wie sie es gerne wollen würde.
Inwieweit ihre mögliche Genesung etwas daran ändern könnte, wusste nicht einmal sie selbst. Sie wollte auch lieber gar nicht daran denken, um die Sehnsucht nach einem funktionierenden Unterleib so gering wie möglich zu halten und auf diese Weise zu unterdrücken.
Sowieso entwickelte sich das Gespräch in eine andere Richtung und sie schreckte nicht davor zurück, als er sich darum bemühte, ihr ein wenig mehr von dem zu erzählen, das sie in Wahrheit bereits in Auszügen gehört hatte. Wenngleich er es nicht sonderlich weit schaffte, war sie für ihn da und spürte instinktiv, dass er jetzt kein Drängen brauchte, um reden zu können. Stattdessen wollte sie ihm Ruhe und Geborgenheit vermitteln, tupfte ihm sogar ohne zu zögern den Schweiß von der Haut, der sich gebildet hatte und in dem Kerzenlicht glitzerte.
Als sie damit fertig war, konnte sie sich einen Kuss nicht verkneifen, auch wenn sie durch ihre Unfähigkeit lediglich bis zu seinem Kinn heranreichen konnte. Dabei konnte sie spüren, wie er sich allmählich wieder entspannte und sein Atem ruhiger wurde. Sie beobachtete seine Mimik und wartete, ob noch etwas kommen würde oder nicht.
Diese Haltung wurde belohnt, denn nach einiger Zeit sah sie ihn mehrfach schlucken und schließlich den Mund öffnen, um ihr ein bisschen mehr zu erzählen. Fest presste sie ihre eigenen Lippen aufeinander, als er von Kindern sprach und was diesen geschehen sein sollte. Auch ballte sich eine Hand zur Faust, denn dieser Punkt war tatsächlich eine kleine Schwäche bei ihr. Obwohl sie genug Leid von Frauen gehört und miterlebt hatte, selbst auch nicht immer sanft angefasst wurde, sobald es um Kinder ging, empfand sie viel schneller die Ungerechtigkeit von fremden Taten.
"Wie grausam...", murmelte sie und war noch gar nicht soweit zu verarbeiten, dass er von einer Art Zucht sprach und dass es dabei nicht nur um die Kinder gehen konnte, sondern auch um Frauen, die das hatten erdulden müssen. Doch ihr Zugang dazu war ein ganz anderer und es würde vermutlich noch dauern, bis diese Information sie erreichte. Und noch etwas länger, inwiefern das mit ihrem eigenen Zustand zusammen hängen sollte und wieso die Männer dachten, dass das zu viel für sie sein könnte.
Schließlich nickte sie langsam bei seinem Nachsatz und sah ihn dabei fragend an. "Und wie?", hakte sie nach, so wie schon so oft in den vergangenen Tagen, wenn er ihr seine Vorhaben erzählt hatte.
Sie spürte, wie er nach ihrer Hand griff, und schmiegte sich etwas enger an ihn, während sie ihr Fingerspiel machten, bis er sich beruhigt hatte und sie sich einem anderen Thema zuwandten. Wobei sie sich nicht lumpen ließ und ihm seinen Scherz sogleich vergelten wollte. Bedauerlicherweise ging er nur nicht so darauf ein, wie sie es beabsichtigt hatte.
Plötzlich drückte er ihre Hand und seine erste verbale Reaktion ließ sie leise seufzen. Ein schiefer Blick folgte, wenngleich sie es unterließ, ihn darauf aufmerksam zu machen, dass jede Geburt schmerzhaft für die werdende Mutter war. Schmerzhaft, blutig und äußerst unschön, aber das Ergebnis sollte einen angeblich für all das entschädigen. So hatten es ihr die anderen Huren erzählt, die es sich nicht hatten nehmen lassen bei solch einem Unfall, zumindest das dafür vorgesehene Leben zu schenken.
Ob es ihr auch so ergehen würde, wenn es soweit wäre? Sofen sie bis dahin wieder etwas fühlen könnte... und die ganze Prozedur auch überlebte. Janay wollte sich nicht diesen Gedanken hingeben und nutzte es, dass ihr Liebster indes fortfuhr und sie leise schnaubte. "Jetzt bin ich aber beleidgt!", maulte sie und schob ihrer Unterlippe betont vor.
Bis sie sich einem anderen Thema widmeten. Sie hatte kein Problem damit, mit den Zwillingen zu reden und sie um weitere Hilfe zu bitten, von daher zögerte sie auch nicht, diese Aufgabe zu übernehmen. Wenngleich sie es nicht lassen konnte, ihn schon wieder zu necken damit und dieses Mal fiel seine Reaktion schon eher so aus, wie sie es haben wollte.
Sein scharfes Einatmen ließ sie hintergründig grinsen und nicht gerade zufällig erschien flüchtig ihre Zunge zwischen ihren Lippen, damit er sie sehen und sich an deren Können erinnern konnte. Bei seinem Gemurmel musste sie kichern, während er sich ihr bereits näherte.
Bevor er sie jedoch küssen konnte, was sie auf jeden Fall haben wollte, raunte sie ihm noch herausfordernd entgegen:"Eifersüchtig?" Sie konnte es sich einfach nicht verkneifen, obwohl im Grunde ja sie es war, die dieses Gefühl stets empfand, wenn die beiden Männer vor ihren Augen miteinander intim wurden. Eben, weil sie derzeit nicht ebenbürtig war mit ihrer Behinderung.
Schon spürte sie seine Lippen auf den ihren und erwiderte es mit jener Hingabe, die sie inzwischen bei ihm gelernt hatte zu teilen, da dies der einzige intime Bereich war, in dem sie kaum Übung hatte. Es war jedes Mal aufs Neue schön, denn es war etwas, das wirklich nur sie beide miteinander hatten. Dass er auch Zissus schon geküsst hatte, war ihr damals schließlich entgangen in dem Rausch der Lust und seitdem hatte sie es nicht mehr miterlebt, sofern es noch einen solchen Moment gegeben hatte. Somit glaubte sie, diesen einen Punkt nur für sich beanspruchen zu können und das ließ ihr wohlig warm in der Magengegend werden.
Zu schade, dass sie nicht bei diesem angenehmen Teil blieben. Stattdessen erhielt sie eine neue Information, die sie langsam nicken ließ. Mehr kam in dieser Hinsicht nicht von ihr, denn sie hatte mit der Alten kaum etwas zu tun gehabt und die wandelnde Stinkmorchel war ohnehin ein eigenes Kapitel für sich.
Daraufhin stellte sie noch ein paar Fragen, um sich ein Bild darüber zu machen, wann sie mit den Zwillingen über Arina sprechen könnte. Plötzlich wurde der Mischling rot, sodass sich ihrer Augenbraue anhob, ehe sie zu grinsen begann. Das am Ende in ein leises, wissendes Kichern überging. "Und selbst wenn sie leise wären, ich bezweifle, dass ein Mann das bei ihnen bleiben könnte!", stichelte sie und musste einen Moment lang daran denken, wie intensiv die Beiden bei ihr die Säfte zum Fließen gebracht hatten!
Ein kleiner, wohliger Schauer rieselte ihr Rückgrat entlang und endete... im Nichts, das sie prompt in die grausame Realität zurück holte. Sie biss sich auf die Zunge, um keinen Ton von sich zu geben, während Kazel seine Position veränderte, bis sie halb auf ihm lag. Blinzelnd bei seinem Vorschlag sah sie wieder zu ihm auf und verdrängte ihre Gedanken, damit er sie nicht mitbekam. "Mhm...", meinte sie zustimmend und hob im nächsten Moment die Augenbraue, als er fortfuhr.
Schon funkelte es neugierig in ihren Augen, doch er sprach weiter und machte konketer, was er im Sinn hatte. Erneut schob sich ihrer Unterlippe vor. "Wie schade!", säuselte sie und tippte ihm auf die Nase. "Aber gut, dann werde ich dir jetzt beim Schlafen zusehen, zuhören, wie du schnarchst und mir dabei ausmalen, was ich alles mit dir anstellen werde.", verkündete sie mit gespieltem Ernst und schmiegte sich grinsend an ihn, indem sie ihren Kopf auf seiner Schulter ablegte.
Das war in ihrer derzeitigen Position die bequemste Lage und dennoch... Ihre Unterlage war relativ schmal und eine falsche Bewegung... Nein, lieber nicht!
Also hob sie ihren Kopf noch einmal an, um zu ihm aufzusehen. "Ich denke, im Bett verbringt sich die Nacht besser. Trägst du mich hinüber?" Damit schlang sie die Arme um seinen Nacken, soweit es bei seiner noch liegenden Position ging, und ließ sich zum neuen Zielort bringen.
Dort kuschelte sie sich wieder an ihn, ließ sich zudecken und schloss ihrerseits trotz ihrer Worte vorhin die Augen in dem Versuch, einzuschlafen. Müdigkeit verspürte sie zwar keine, doch wollte sie ihn auch nicht wach halten, nachdem er in der Nacht zuvor kaum bei ihr gewesen war. Lediglich, wenn er etwas Hilfe brauchen würde, würde sie ihm mit ihrer Hand noch jene Erleichterung verschaffen, die für gewöhnlich schlaffördernd wirkte, vor allem bei Männern. Ansonsten aber gab sie erst einmal Ruhe und wollte einfach nur seine Umarmung und seine Nähe genießen.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 5. Januar 2023, 10:23

Es war einige Zeit verstrichen und die beiden Liebenden fühlten, was 'relativ' lang und kurz bedeuten konnte. Was wie ein endloser Marsch über Berge von Problemen anmutete, konnte sich binnen Sekunden zwischen den Fingern der Liebsten auflösen, wenn sie ihn streichelte, wenn sie ihn liebkoste und dann zog sich der Wunsch nach Stillstand der Zeit ins Unendliche...

Zwei Herzen schlugen für einander, doch das Leben hatte sie mit seinen Krallen beide gezeichnet. So zogen und ziepten die alten Narben, gewann Misstrauen und Unsicherheit mal hier mal da die Oberhand und sogar Eifersucht war nicht gänzlich erloschen. Das Leben liebte sein Drama und rieb sich still die Hände, lachte sich ins Fäustchen und pfiff seine eigene Melodie zum Leid der Sterblichen. Der Tod hingegen liebte seinen Frieden, seine Gleichheit und die Gewissheit, dass alles endlich war. Doch nicht nur Leben und Tod spielten mit den Seelen der Sterblichen. Es rangen noch andere Mächte um ihren Glauben. Es gab noch die Götter und eben mit einer von jenen war soeben ein Pakt geschlossen worden. Das Resultat... der Wunsch nach Schlaf würde erst erfüllt werden, wenn Kazel auch die Augen schloss und... los ließ.


(Hintergrundmusik)


Erst dann würde der Sternensammler seine Seele hinüber in Manthalas Reich führen.
Jede Nacht fuhr er über den Himmel, tauchte seinen Stab in die Tiefen des Himmelszeltes und sammelte all die verlorenen Sterne ein. Nicht nur er fuhr seinen Kahn durch die Weiten des Vorstellbaren. Wenn er in das Spiegelbild unter sich blickte, dann schimmerte dort auch manchmal eben jener Fährmann zu ihm hinauf, der die Seelen über den Fluss des Todes brachte. Styx und er waren Brüder in Funktion und Schicksal. Sie brachten eben jene Geister ohne ein Wort vom Hier ins Dort. Und Dort....
...Dort wartete für Kazel seit langem LANGEM laaaaaaaaaangem einmal wieder seliger Friede.
---
Friede.
---
Schlaf ohne Träume, ohne den Albdruck des Lebens, das war Friede, das war Heilung.
Es war einströmender Atem, der den Körper reinigte.
Es war Stille, in der die Schreie verklingen konnten.
Es war Ausatmen und Loslassen aller Probleme, aller Gedanken.
Tief und frei verborgen vom Leben lag Kazel in Manthalas Armen und sie streichelte seine Stirn, wie eine Mutter, küsste sie sanft und ließ ihn dann los, damit er zwischen den Sternen treiben konnte..........



Für Janay sah sein Schlaf in dieser Nacht schon fast ein bisschen merkwürdig aus. Kazel hatte sie ins Bett hinüber getragen, zugedeckt und sich dann auf der anderen Seite hin gelegt. Er hatte sie noch einmal angesehen und vielleicht hätte es noch einen Kuss geben können, doch da waren ihm schon die Augen zu gefallen. Sein Körper erschlaffte auf so vielen Ebenen, dass es aussah, als würde man Flüssigkeit aus einem Wasserschlauch ablassen. Seine Muskeln hielten nichts mehr und sein Gesichtsausdruck entspannte sich. Selbst wenn Janay ihre kundigen Hände an ihn legte um natürliche Reaktionen hervorrufen zu wollen, ihn wach zu halten, oder auch in der Vorstellung, dass er danach besser schlafen würde, so blieb alles schlaff. Kazel war eingeschlafen. Manthala hatte ihn fort genommen. Sein Atem ging gleichmäßig und nicht mal seine Lider zuckten.
Janays Körper fand aber auch schnell in den Schlaf. Jeden Tag kam irgendwann die Heilerin und sandte warme Heilmagie in sie um den Status zu erhalten, in dem sie gerade schwebte. Es wurde nicht besser dadurch, aber auch nicht schlechter. Bis sie keinen Blutspender hatten würde Janay ausharren müssen in ihrer Krankheit, die sie jeden Tag einiges an Energie kostete. Jeden Abend fühlte sie sich, als ob sie Morgeria im Lauf umrundet hatte. Es zehrte an ihr, an ihr und ihren Nerven. Doch trotz aufsteigender Eifersucht und Selbstzweifel – Kazel blieb an ihrer Seite.

...

Manthala und der Gevatter hatten auch dies gemeinsam: sie bewahrten vor der Last des Lebens. Kazel hatte geschlafen! Er hatte tief geschlafen! Einen heilenden Schlaf, traumlos und friedlich. Erwachen war anstrengend und mühsam, wenn mit der Realität kehrte auch der Druck des Lebens wieder.
Aber sein Körper war nun erholt, wenngleich ein wenig steif, wie wenn er sich kaum bewegt hätte. Aber auch sein Geist hatte geruht und die Pause genossen. Ein klein wenig von diesem Frieden konnte er also auch in den Alltag mitnehmen. Es fühlte sich ja so gut an, wenn man richtig gut geschlafen hatte! Ein klein wenig, wie wenn man im Sonnenschein tanzte und die Liebste herum wirbelte. Endorphine lockerten seine Gelenke und sein Herz wog gefühlt ein paar Kilo weniger, als er die Augen auf schlug, wenigstens für einen Moment.
Sein Blick erfasste, dass er auf der Seite lag und über den Rand der Matratze aus dem Bett hinaus sah. Dort saß eine Frau. Die Gestalt hatte ein Baby im Arm und wiegte es. Sie war gehüllt in eine Decke und als sie aufsah, just in dem Moment, wo Kazel sie erblickte, da sah er auch das Metall, das ihren Schädel umhüllte. Sie sah ihn an und doch war es unmöglich. Sie nickte und löste sich zerfasernd in kleine Schlieren aus Luft auf. Es war ein Traumbild ...aus Grausamkeit geboren...und doch hatte es etwas Friedliches gehabt, so wie sie da gesessen hatte. Kazel blinzelte und dann war da rein gar nichts mehr.

Der Tag konnte beginnen und prompt
klopfte es:
„Guten Morgen!“
Hopp brachte das Frühstück. Sie stellte ein großes Tablett im Nebenraum ab und fragte mit stillem aber, bekannt gewordenem Blick, ob Janay bei gewissen Tätigkeiten ihres Körpers Hilfe brauchte. Auch wenn das immer unangenehm war, so waren sie doch ein eingespieltes Team geworden und alles wurde schnell erledigt. Danach konnten sie gemeinsam Frühstücken und Pläne für den Tag schmieden. Hopp fragte bevor sie ging:
„Kann ich noch etwas tun?“
Sicher erinnerte sich einer der beiden daran, dass sie mit den Zwillingen hatten reden wollen und gaben ihr auf, die beiden zu suchen. So waren sie noch einen Moment allein, biss dann gut eine halbe Stunde später es erneut klopfte:
„Ihr wolltet uns sprechen?“
Kanina und Nikani steckten ihre Köpfe herein und lächelten beide fröhlich und ausgelassen. Vielleicht hatte diese Nacht einigen in diesem Haus gut getan. Sie sahen erholt aus.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Donnerstag 5. Januar 2023, 13:03

Die Thematik Andunie ließen sie beide alsbald hinter sich. Kazel hatte Janay so viel verraten, wie er konnte, ohne sie zu stark zu beunruhigen und wie es ihm auch selbst möglich war. Sie sollte nun ahnen können, warum er so mit sich haderte und es selbst kaum über die Lippen brachte. Spätestens als er eine Zucht andeutete, ohne ins Detail zu gehen, war nachvollziehbar, weshalb die beiden Männer ihr das hatten verschweigen wollen. Kazel war in Sachen Nachwuchs auch noch vollkommen unwissend. Dass er Vater würde, beflügelte ihn zwar, stellte ihn aber auch vor neue Herausforderungen, für die er sich bei einer bewussten Kinderplanung sicher als noch zu jung angesehen hätte. Aber nun war es geschehen und er wäre der Letzte, der es abwenden wollen würde. Ein solcher Elf war er nicht. Andere mochten geschaffenes Leben noch im Leib der Mutter ausmerzen, um sich der Verantwortung zu entziehen oder weiterhin ein Leben zu leben, das ihren Wünschen entspräche. Kazel dachte nur daran, dass er es mit seinem Kind - seinen Kindern! - besser machen könnte und wollte als seine Eltern es getan hatten. Ein Grund, weshalb er niemals von Janay verlangen würde, einen Abbruch zu wagen. Nicht, wenn sie seine Nachkommen austragen und auf die Welt bringen wollte. Er erwartete nicht einmal von ihr, dass sie sich im Anschluss um die Kleinen kümmerte. Er wünschte es sich, würde ihr aber wie auch schon bei ihren eigenen Sehnsüchten alle Freiheiten schenkten, die sie haben wollte. Er fände schon eine Möglichkeit. Aber bis dahin war noch Zeit, ebenso wie sich für das Problem ungewollter Kinderzucht Gedanken zu machen. Wie er die Schrecken in Andunie aufhalten wollte, darüber hatte Kazel sich noch keine größeren Gedanken gemacht. Dass er erneut Leben beenden wollte, sollte er wieder Frauen ohne Extremitäten aufgehängt vorfinden, stand für ihn bereits fest. Aber alles andere entsprang Spekulationen. Er konnte keine Pläne schmieden, ohne die Ausgangssituation zu kennen. Das einzige, was er bisweilen wusste, war, dass es noch ein solches ... Nest ... in Andunie gab. Deshalb musste er in die Stadt an der östlichen Küste reisen. Das war sein Plan. Einer für die Zukunft, denn wann es soweit wäre, hing auch davon ab, wann Arina frei wäre und ob man mit ihrer Hilfe Janay retten könnte. Darauf mussten sie alle sich jetzt erst einmal konzentrieren, während sie andere Aufgaben an Verbündete und Freunde abgaben.
Somit erhielten sowohl Janay als auch Kazel Zeit zum Durchatmen und letzterer sogar endlich - endlich! - etwas Frieden.
Die Aussicht auf Schlaf sorgte dafür, dass er Janay kaum noch richtig zuhörte. Wenn der Pakt mit Manthala auch nur halbwegs zustande käme wie er es sich erhoffte, dann sehnte er sich schon nach tiefer Ruhe. So sehr, dass er bereit gewesen war, sie direkt auf dem viel zu schmalen Sofa einzufordern. Janay aber war das verständlicherweise zu unbequem und auch gefährlich. Würde sie stürzen, könnten alle Verletzungen nur verschlimmert werden. Kazel raffte ein letztes Mal seine Reserven zusammen und trug seine Liebste in das gemeinsame Schlafgemach. Kaum aber dass er im Bett lag, fielen ihm die Augen zu. Selbst mir einem Willen aus Stahl, hätte er nicht länger wach bleiben können. Die Nacht zuvor war schon kurz und nicht erholsam gewesen. Wie fühlte sich hingegen die jetzige an! Kazel lernte wieder kennen, was Schlaf eigentlich bedeutete und wie gut es tat, einfach nur zu liegen und den Körper ruhen zu lassen. Keine Träume, vor allem keine düsteren, suchten ihn heim. Es war einfach nur still mit der Geborgenheit, als läge er in den Armen einer anderen Person, die sich um ihn sorgte. Es fühlte sich wunderbar an und doch konnte er gar nicht darüber nachdenken, denn alles an ihm schien sich für die Zeit des Schlafens abzuschalten. Dass sein Körper nicht auch noch die grundlegenden Funktionen einstellte, war das einzige Indiz, um ihn von einem Toten zu unterscheiden. Der Mischling rührte sich überhaupt nicht mehr. Er drehte sich nicht einmal in der Nacht, atmete ruhig udn tief. Kein Feuer, keine Schreie, vermutlich nicht einmal Schmerz hätten ihn noch wecken können. Eine wichtige Sache, die er vielleicht im Moment seines Paktes nicht bedacht hatte, falls fortan jede Nacht so intensiv und tief sein würde. Kazel wurde zum Stein und er regte sich auch erst wieder, als sein Körper entschied, genug geruht zu haben.
Langsam lockte die Welt ihn zurück in die Realität. Seine Lider fühlten sich schwer an, als er sie vorsichtig anhob. Das Licht eines neuen Morgens wanderte durch die Schatten und spaltete sie auf. Es färbte nächtliche Schwärze in den Gewändern der Morgendämmerung und würde bald nur noch heller werden. Kazel spürte wieder die Schwere seines eigenen Leibes, fühlte sich von ihr aber um Längen nicht so erdrückt wie in der letzten Zeit.
Gerade wollte er sich strecken, als er direkt auf die Gestalt einer Frau mit einem Bündel im Arm blickte. Nein, nicht im Arm, sondern in etwas Metallischem, das in der Form aber Armen entsprach. Das einzig Natrürliche an ihr schienen Rumpf und Kopf zu sein, wobei auch statt Augen Metall um ihren Schädel gelegt war wie eine zweite Haut.
Kazel erstarrte, als der Kopf sich auf ihn ausrichtete. Die Gestalt aber nickte nur und löste sich anschließend in Wohlgefallen auf. So sahen die geschändeten Frauen nun also als Tagesvisionen aus? Es war nicht allzu unheimlich, in jedem Fall nicht mit den schrecklichen Bildern zu vergleichen, die ihn des nachts heimgesucht hatten. Jsut hatte er auch vergessen, auf den Rat des Gevatters zu hören. Er hatte die Gestalt direkt angesehen und die Erinnerung an sie hing ihm noch ein wenig nach, als er sich aus dem Bett löste.
Mit einem ausgiebigen Strecken schüttelte er die Steifheit von seinen Gliedern ab. Dann suchten seine Augen Janay. Er lächelte, als er sie neben sich vorfand. "Ich liebe dich", säuselte er und verließ das Bett, um sich im nahen Waschraum für den Tag vorzubereiten. Sauber und neu eingekleidet, heute in eine von Sademos' alten Roben aus purpurnem Stoff, die er mit einem Gürtel zu einer knielangen Tunika gerafft und sich darunter eine Stoffhose angezogen hatte, kehrte er zu seiner Liebsten zurück.
Hopp war auch schon anwesend, grüßte und brachte das Frühstück. Kazel half ihr mit Janay, wo er konnte, ließ beiden Frauen aber die Privatsphäre bei intimeren Dingen, die ein Mann nicht mitkriegen musste. Sobald Janay aber für den Morgen ebenso bereit wäre wie er, fand er sich wieder an ihrer Seite ein. Oh und wie gut ihm der Schlaf getan hatte, merkte sie bestimmt jetzt auch.
Kazel lächelte unnatürlich häufig in ihre Richtung, mit verliebtem Blick und entspannteren Zügen. Er machte sich einen Spaß daraus, etwas von ihrem Frühstück zu stibitzen und ihr anschließend ein Stück von seinem eigenen mit den Lippen zu reichen, in der Hoffnung auf einen morgenldichen Kuss. Er summte sogar eine spontane Melodie, während er sich Wasser nachschenkte. Ihm ging es ausgesprochen gut. Da war er aber nicht der einzige.
Schnell kündigten sich die beiden Nachtelfen Kanina und Nikani an und auch sie wirkten sehr munter an diesem Morgen, als sie Kazel und Janay ihre Aufwartung machten. "Ihr wolltet uns sprechen?"
"G-guten Morgen!", grüßte Kazel. Ihm lag die Frage nach Rinals Befinden auf der Zunge, aber er traute sich nicht, sie zu stellen. Selbst der beste Schlaf konnte nicht gegen die leichte Nervosität wappnen, die er noch immer in Gegenwart beider Elfen verspürte. Sie schüchterten ihn nach wie vor etwas ein. Kazel fragte sich, ob sie mit Waffen ebensolche Schärfe bewiesen wie mit ihrem selbstbewussten Verstand. Oh, er war durchaus neugierig auf die beiden, aber brachte nichts Hilfreiches heraus. Zum Glück hatte er sich mit Janay in der Nacht zuvor abgesprochen. Sanft berührte er sie am Arm, um auf sich aufmerksam zu machen.
"Ich überlasse das dir", sagte er nur. Er vertraute darauf, dass sie ihren Teil wunderbar meistern würde. Jetzt lag es einmal an Janay, das Führungszepter in die Hand zu nehmen und ein wenig damit zu dirigieren und zu delegieren.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Freitag 6. Januar 2023, 20:49

Sie war bereits einmal schwanger gewesen und hatte den Verlust ihres Kindes damals nie wirklich aufarbeiten können, da sie trotz all der Umstände dieses Leben hatte schenken wollen. Nicht auszudenken, wie es ihr ergangen wäre, hätte Kazel auch nur im Ansatz das Thema eines Abbruchs angerissen! Zum Glück wollte er zu seiner Verantwortung stehen, sodass ihm dies nicht einmal im Traum eingefallen war und die entstehende Beziehung zwischen ihnen nicht belastete.
Dass er hingegen so wenig Ahnung davon hatte, was eine Schwangerschaft für die werdende Mutter bedeutete, allen voran die Geburt... Nun, da hätte sie ihn aufklären können, soweit sie selbst es überhaupt schon gehört hatte. Die wirklichen Mühen hatte sie persönlich bislang kaum kennen gelernt, das würde alles erst noch kommen, und was am Ende all der Monate stehen würde, war hauptsächlich ein Konstrukt aus oftmals alptraumhaften Geschichten.
Ausreichend, um diesen Umstand tunlichst auszuklammern aus ihren Gedanken, um sich selbst davor zu schützen. Es war schließlich noch viel Zeit bis dahin! Sofern sie in dieser Zukunft überhaupt etwas fühlen würde können... Das war im Moment viel dringlicher, nervte sie und machte ihr zugleich Angst. Deswegen auch war sie bereit, um Hilfe zu bitten, nachdem sie auf dem bisherigen Pfad nicht zum Ziel gelangt waren.
Dass sie sich indes um ihr Kind kümmern würde, stand auch für sie fest, wenn sie die Geburt überleben würde. Es würde schließlich monatelang in ihr heran wachsen und sie wollte dem Würmchen eine Mutter sein, so, wie sie diese selbst nie gehabt hatte. Ob sie dazu fähig wäre, stand allerdings auf einem anderen Blatt geschrieben. Doch dafür war jetzt nicht der rechte Moment und es gab einiges, das wohl besser war, auf sich zukommen zu lassen.
Viel lieber wollte sie den Mischling jetzt necken und wäre sogar dazu bereit gewesen, ihm noch einmal sinnliche Freuden zu schenken, ohne eine Gegengabe dafür erhalten zu können. Allerdings war er merklich zu erschöpft dafür und so gelang es ihnen gerade noch, dass er sie beide ins Bett verfrachtete.
Wenig später, während sie sich an ihn kuschelte und die richtige Position für ihren Kopf auf seiner Schulter noch suchte, konnte sie hören, dass er eingeschlafen war. Sein Atem wurde tiefer und ruhiger und ab und zu vermeinte sie einen leisen, niedlichen Schnarchlaut zu vernehmen, der sie leicht grinsen ließ. So schloss auch sie die Augen und versuchte, sich eine schöne Szenerie von Kazel mit einem kleinen Kind vorzustellen, um dadurch ebenfalls irgendwann in den Schlaf hinüber zu gleiten.
Wie lange sie beide wohl schliefen in dieser Nacht? Janay wusste es nicht, sie kehrte lediglich langsam in die Wirklichkeit zurück, als er sich neben ihr rührte. Im Gegensatz zu ihm jedoch ließ sie die Augen geschlossen und tasteten nach seinem Arm, um ihn wieder um sich zu legen, weil sie noch weiter schlafen wollte.
Aber diesen Gefallen tat er ihr nicht, sondern streckte sich und schälte sich aus ihrer Umklammerung, um ihr etwas zu zusäuseln und dann endgültig aufzustehen. Die junge Frau bewegte sich kaum, weil sie es nicht konnte, sonst hätte sie sich bestimmt demonstrativ auf die andere Seite gerollt. So blieb ihr nur, die Decke zu greifen, die er runtergeschoben hatte, und sie bis über ihren Kopf zu ziehen. Dabei könnten feine Elfenohren in ihrem Gebrummel mit Leichtigkeit ein "Blöde Lerche!" erkennen. Sie war eindeutig nicht von dieser frühen Unterbrechung am Morgen begeistert!
Obwohl ihr die eine Seite bereits ein wenig schmerzte, so ungewohnt war es gewesen, die gesamte Nacht über in derselben Position zu verbleiben. Aber auch das half ihr nicht dabei, den Willen zu finden, schon jetzt aufzustehen.
Das Klopfen wenig später war indes von einer Art, die sie inzwischen gut kennen gelernt hatte, sodass sie zu ihrem großen Leidwesen wusste, dass in diesem Fall ein Ignorieren zwecklos wäre. Mit reichlich zerknautschtem Gesicht lugte sie unter der Decke hervor, konnte Kazel jedoch noch nicht wieder entdecken.
Also gab sie Hopp jenes Zeichen, das sie sich gemeinsam ausgemacht hatten dafür, dass sich ihr Körper entleeren musste. Rasch und viel zu routiniert war es dann auch schon erledigt, ehe ihr Liebster zurückkam, und mithelfen konnte, sie umzuziehen. Zwar war sie es jahrelang gewohnt gewesen, tagelang in dem bisschen an Stoff herum zu laufen, den sie am Leib trug, jedoch hatte sie hier den Vorteil einer umfangreicheren Garderobe zu schätzen gelernt. Obwohl es mühsam und oft auch ein Kampf war mit dem Unbehagen, zufällig falsch bewegt zu werden, so wollte sie jeden Morgen und Abend ihr Gewand wechseln.
Nachdem es einige Körperfunktionen gab, die freie Bahn benötigten, trug sie weiterhin lange Tuniken, die es in diesem Anwesen zu Hauf gab, wenngleich sie alles andere als schmeichelhaft für ihren Geschmack waren. Dabei hätte sie gerne einmal etwas anderes angezogen und einen Atemzug lang schielte sie fast schon neidvoll auf die Hose, die sich Kazel ausgesucht hatte.
Dann aber seufzte sie und schüttelte gedanklich über sich selbst den Kopf. Besser, sie war unten rum frei und rasch zu säubern, wenn ein Malheur passierte, als dass sie noch vor allen Leuten Kleidung einsaute und gänzlich zurück gebracht werden musste, um die Prozedur des Umziehens zusätzlich über sich ergehen lassen zu müssen.
Schließlich war es geschafft und bis auf den Kampf mit ihren Haaren, die von dem vielen Liegen ständig verknotet und unentwirrbar waren, hatten sie alles erledigt, sodass das Hasenmädchen das Frühstück aus dem Nebenraum bringen konnte. Daraufhin wollte sie sich verabschieden und Janay nutzte die Gelegenheit zu ihrer Bitte, die Zwillinge zu sprechen, wenn sie denn schon wach und verfügbar wären.
Als sie wieder zu zweit waren, konnten sie gemeinsam frühstücken und die junge Frau erlebte einen beflügelten Mischling, der zum kindlichen Schalk neigte. Beim ersten Mal sah sie verdutzt auf die fremden Finger, die plötzlich etwas von ihrem Essen stahlen. Beim zweiten Mal hingegen... schlug sie ihm sanft auf den Handrücken und schnappte sich jenes Stück, das er gerade anvisiert hatte... um es ihm persönlich zwischen die Lippen zu schieben. Dabei grinste sie ihrerseits verschmitzt und neigte sich zu ihm, als er ihr von seiner Portion etwas anbot und dafür offensichtlich einen Kuss haben wollte. Das bekam er auch, wenngleich mitsamt einem leichten Knabbern an seiner Unterlippe gewürzt.
Auf diese Weise konnten sie sich wie verliebte Kinder verhalten und ihre Umgebung mit allem, was dazu gehörte, einfach ausblenden. Bis es an der Tür klopfte und die Zwillinge tatsächlich erschienen. Auch sie wirkten ausgeruht und guter Laune, während der Mischling mit einem Mal irgendwie... nervös wirkte.
Janay warf ihm einen flüchtigen Seitenblick zu und musste sich auf die Unterlippe beißen, um nicht loszukichern. Stattdessen grinste sie und widmete sich wieder den beiden großen Frauen. "Guten Morgen. Waren die Betten in Ordnung?", fragte sie betont harmlos und hoffte insgeheim auf die Berichtigung, dass sie lediglich ein Bett benötigt hätten.
Mehr würde es vermutlich nicht brauchen, um die Phantasie ihres Liebsten anzuregen. Wie seltsam, dass sie in der Hinsicht kaum Eifersucht empfand oder Angst, er könnte sich vorstellen, wie es mit diesen Beiden wäre anstatt mit ihr. Vielleicht käme es ja noch... oder auch nicht, das wäre durchaus wünschenswert.
Sie hatten ohnehin anderes zu bereden, wie er sie erinnerte, als er sie berührte und ihr ein paar Worte zuraunte. Sie nickte ihm zu und deutete zugleich zu der gemütlichen Sitzgruppe, die sich in dem großen Raum ebenfalls befand. Dort, wo auch das Sofa war, auf dem sie beide sich am vergangenen Abend unterhalten hatten. "Lasst uns dorthin gehen, dann müsst ihr nicht stehen.", bot sie an und reckte die Arme nach Kazel, damit er sie rüber brachte.
Sobald sie halb liegend, halb lehnend an ihrem Ziel angekommen wäre und alle anderen es sich soweit gemütlich gemacht hatten, holte sie Luft und sah die Frauen nacheinander an. "Es gibt da etwas, bei dem ich..." Ihr Blick glitt zu dem Mischling und dieses Mal war sie es, die nach seiner Hand tastete, um die Finger mit den seinen zu verflechten. "... wir eure Hilfe brauchen. Es geht um meine Schwester, Arina. Wir suchen sie oder eher, wir versuchen, sie herzubekommen, aber das klappt nicht wirklich. Rinal hat uns geholfen, sie zu finden und ihr eine Nachricht von mir zu bringen, aber ihr Ehemann tut alles, um das zu verhindern." Unbewusst drückte ihre Hand etwas fester zu, als sie gegen die Bilder ihrer Träume oder Visionen ankämpfen musste, die sich ihr aufdrängen wollten.
"Es geht ihr nicht gut dort, sie wird gefangen gehalten, da sind wir uns sicher. Und ich glaube fest daran, dass sie fliehen würde, wenn sie könnte. Darum haben wir uns überlegt, ihren Mann aus dem Haus zu locken, damit sie die Möglichkeit dazu hat. Nur wird das nicht so einfach gehen, befürchte ich, auch mit Rinals Hilfe nicht. Drum seid ihr mir eingefallen. Was hält einen Mann besser fern von seinem Zuhause als eine Frau? Ich meine nicht unbedingt, dass ihr das tun sollt, wenn ihr nicht wollt, aber vielleicht wisst ihr eines der anderen Mädchen? Es muss nur eine sein, die einen Mann zu händeln weiß, ich fürchte, er ist der Typ Schläger, den keine als Kunden haben will. Noch besser wäre es natürlich, wenn diejenige ihn so weich kriegt, dass er Geheimnisse ausplaudert. Über ihn weiß ich nichts oder wo seine Schwachpunkte sind, mich interessiert vor allem, was er meiner Schwester angetan hat und antun will, damit er das büßen wird. Und in der Zwischenzeit könnte jemand Arina bei ihrer Flucht helfen.", skizzierte sie im Groben ihre Bitte, weil sie sich so genau über die Details auch noch nicht sicher war und außerdem den Zwillingen Freiheiten lassen wollte, sollten diese darauf einsteigen. "Was sagt ihr dazu? Würdet ihr uns helfen? Es wäre mir wirklich sehr wichtig! Arina hat viel besseres verdient als diesen Schläger!"
Ihre Miene verfinsterte sich bei dem Gedanken daran, was er ihr wahrscheinlich schon alles angetan hatte, während sie selbst in der Welt herumgereist war, anstatt ihrer Schwester beizustehen. Auch wurde ihr Griff um Kazels Finger noch viel fester und die freie Hand ballte sich ebenfalls zur Faust.
Dann war der Moment vorbei, sie seufzte tief und ließ den Kopf hängen so wie sie ihre Hände lockerte. "Ihr habt es ja vorhin gerade selbst gesehen... ich bin grad nicht in der Lage dazu, ihr zu helfen." Sie schluckte und sah erneut von der einen zur anderen.
"Also bitte, helft mir!" Das klang nicht nur ehrlich verzweifelt, das war es auch, und damit absolut untypisch für einen Ort wie Morgeria. Was umso deutlicher machte, dass sie ebenfalls nicht gerade typisch für ihre Herkunft sich verhielt.
Blieb nur die Frage, ob die Beiden darauf eingingen... und was sie als Lohn dafür erwarten würden. Janay selbst hätte nämlich außer ihrem Dank derzeit keine Idee dafür und konnte nur hoffen, dass es etwas wäre, das sie auch geben könnte.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Samstag 7. Januar 2023, 11:46

Was für ein Morgen!
Die Sonnen blinzelte durch ein paar kleine langsam dahin ziehende Schäfchenwolken, der Morgentau hatte den Garten in ein Juwelenfeld verwandelt und Kazel hatte seit langem wieder richtig gut geschlafen

Was für ein Morgen!
Der Kerl neben ihr war ein Bettflüchter, raubte ihr die Wärmequelle und sie hatte viel zu lange in ein und der selben Postion gelegen.

Als Hopp für die morgendliche Routine kam, huschte sie umher, als ginge es zwei unterschiedlichen Wetterfronten auszuweichen. Ihre Arbeit war schnell erledigt und Janay und Kazel konnten sich zu warmen Düften des Frühstücks gegenseitig füttern. Hier war das Tief verschwunden. Wie frisch Verliebte neckten sie einander und testeten ob kleine dunkelblaue Beeren von Lippen zu Lippen wandern konnten. Dann kamen auch schon die Zwillinge vorbei.
"Ihr wolltet uns sprechen?"
"G-guten Morgen!"

, grüßte Kazel. Sanft berührte er Janay am Arm, um auf sich aufmerksam zu machen.
"Ich überlasse das dir"
, sagte er nur. Ganz offensichtlich sahen nun die beiden Frauen von ihm zu Janay. Der Höflichkeit halber und weil man unter Freunden war, sagten sie kurz:
„Wir verstehen Lerium.“
Kazel hatte seine Liebste zu der Couch hinüber getragen und setzte sich dazu. Die beiden musterten ihn bei dieser Tätigkeit und offenbar hatte sie noch keiner in Janays derzeitigen Zustand eingeweiht, was durchaus FÜR ihre neuen Freunde hier sprach. Hier wurde nicht getratscht. Diskretion war nicht selbstverständlich, aber alle in diesem Haushalt warten sie. So war ein fragender Blick in ihren Gesichtern zu sehen, aber sie setzten sich ihnen gegenüber auf je einen Sessel und waren sichtlich gespannt was nun kommen würde.
"Es gibt da etwas, bei dem ich..."
Janays Blick glitt zu dem Mischling und dieses Mal war sie es, die nach seiner Hand tastete, um die Finger mit den seinen zu verflechten.
"... wir eure Hilfe brauchen. „
Kurz hoben sich die Brauen der Schwestern und sahen von einem zum anderen. Eine Sekunde lang fragte eine kleine Geste der Finger, ob es vielleicht um etwas aus dem Bereich Beischlaf ginge, aber, da Janay gleich weiter redete, ergab sich kein Raum für Missverständnisse.
„Es geht um meine Schwester, Arina.“
Die Brauen sanken wieder und Neugierde trat in ihre Blicke.
„Wir suchen sie oder eher, wir versuchen, sie herzubekommen, aber das klappt nicht wirklich. Rinal hat uns geholfen, sie zu finden und ihr eine Nachricht von mir zu bringen, aber ihr Ehemann tut alles, um das zu verhindern... Es geht ihr nicht gut dort, sie wird gefangen gehalten, da sind wir uns sicher. Und ich glaube fest daran, dass sie fliehen würde, wenn sie könnte. Darum haben wir uns überlegt, ihren Mann aus dem Haus zu locken, damit sie die Möglichkeit dazu hat. Nur wird das nicht so einfach gehen, befürchte ich, auch mit Rinals Hilfe nicht. Drum seid ihr mir eingefallen. Was hält einen Mann besser fern von seinem Zuhause als eine Frau? Ich meine nicht unbedingt, dass ihr das tun sollt, wenn ihr nicht wollt, aber vielleicht wisst ihr eines der anderen Mädchen? Es muss nur eine sein, die einen Mann zu händeln weiß, ich fürchte, er ist der Typ Schläger, den keine als Kunden haben will. Noch besser wäre es natürlich, wenn diejenige ihn so weich kriegt, dass er Geheimnisse ausplaudert. Über ihn weiß ich nichts oder wo seine Schwachpunkte sind, mich interessiert vor allem, was er meiner Schwester angetan hat und antun will, damit er das büßen wird. Und in der Zwischenzeit könnte jemand Arina bei ihrer Flucht helfen."
, skizzierte sie ihre Bitte.
"Was sagt ihr dazu? Würdet ihr uns helfen? Es wäre mir wirklich sehr wichtig! Arina hat viel besseres verdient als diesen Schläger!"
Ihr Griff um Kazels Finger wurde fester und dann ließ den Kopf hängen so wie sie ihre Hände lockerte.
"Ihr habt es ja vorhin gerade selbst gesehen... ich bin grad nicht in der Lage dazu, ihr zu helfen."
Sie schluckte und sah erneut von der einen zur anderen.
"Also bitte, helft mir!"
Kanina und Nikani sahen sich einen Moment lang an und nickten dann synchron. Es war die Schwester mit der goldenen Haarsträhne die antwortete:
„Das übernehmen wir persönlich!“
und Kanina fügte mit einem gewissen bösartigen Funkeln in den Augen hinzu:
„Es wäre uns eine wahre Freude, so einen Decksack aufzumischen. Eine Frage wäre dabei aber zu klären...“
Die andere übernahm wieder und ihr Lächeln hatte ebenfalls etwas finsteres angenommen.
„Er ist der Mann deiner Schwester. Aber WENN etwas schief gehen sollte, egal was wir planen, es kann IMMER etwas schief gehen, wäre es für dich zu verschmerzen, wenn er dabei drauf gehen würde?“
„Kurz: ist es schlimm wenn er stirbt, oder brauchst du ihn noch? Wobei das nicht heißt, dass das ein Attentat werden soll.“
„Wir haben Übung in solchen Ablenkungsmanövern und du meintest Rinal hat schon ein bisschen vor spioniert. Wir würden ihn noch mal dazu befragen und das Haus auskundschaften, wenn nötig. Aber es ist ein echter Vorteil, wenn beispielsweise eine Dame zum Verlustieren erwartet wird und ein und die selbe Person an zwei Orten gleichzeitig sein kann.“
„So kann eine von uns ihn ablenken, während die andere das Personal beschäftigt oder deine Schwester sucht. Am besten wäre es jedoch, wenn wir ihn außer Haus schaffen könnten. Könnten wir vielleicht auf Rinal oder noch ein oder zwei weitere starke Hände für die Durchführung zugreifen? Manchmal muss man schnell umdenken und ein Eingreiftrupp wäre dann sinnvoll.“
Es wurde deutlich, dass Starle diese Frauen nicht nur fürs Bett ausgebildet hatte und ein etwas mulmiges Gefühl wäre vielleicht nicht ganz unnatürlich. Vielleicht hatte Kazel zu Recht ein bisschen Angst vor den beiden? Es war auf jeden Fall gut, sie auf IHRER Seite zu wissen. Die Professionalität, mit der sie an diese Sache gingen, zeugte von Erfahrung und Raffinesse.
„Als Kontaktperson dürfen wir niemanden von hier nehmen, den er schon kennen könnte. Das würde sonst auf unsere Zusammenarbeit hinweisen.“
„Oliv könnte die Blume spielen.“
„Kein Mann kann in einem Strauß Rosen nur an einer Knospe riechen.“
Was das genau bedeutete, war nicht ganz klar, aber die Schwestern nickten einander entschlossen zu. Dann meinten sie:
„Wir helfen euch!
„Wir helfen euch!“
„Die Feinheiten können wir mit Rinal klären?“
„Wo steckt der eigentlich?“
„Hab ihn nicht gesehen.“
Anscheinend war die Annahme, die beiden würden das Bett mit ihm teilen nicht ganz richtig. Und die Zwillinge wirkten auch, jetzt da sie sie außerhalb des Schlafzimmers langsam kennen lernen durfte, nicht wirklich so, als wollten sie unbedingt ständig dahin zurück. Der Befeiungs-Plan lockte mit dieser Möglichkeit, aber ein Vorspiel konnte lang und ausgiebig gefeiert werden, bis dann ihr Opfer im Bett landete und wenn alles glatt liefe, dann wäre Ariane bis dahin längst frei und keine der beiden müsste das tun, zu was Starle sie gemacht hatte.
„Eine Bitte hätten wir...“
Sie sahen einander noch einmal intensiv an. Wenn Zwillinge das taten, hatte man stets das Gefühl, es würde so etwas wie eine mentale Absprache geben.
„Lohn wollen wir keinen, denn diese Konstellation unserer Zusammenarbeit, wirft nun wahrlich genug für alle ab.“
„Wir hätten gern auf Dauer ein Zimmer hier im Anwesen – nur für uns!“
„Also was niemand sonst betreten darf. Ein Rückzugsort, den wir manchmal besuchen.“
„Im Anwesen der Tenebrées …“
„...ist jeder Raum mit Erinnerungen besudelt.“
„Wir brauchen auch mal Abstand von allem...“
„... und Ruhe zum Schlafen.“
Ein Moment der Stille trat ein, in dem beide zu Boden sahen. Dann schauten sie wieder auf:
„Und? Haben wir eine Abmachung?“
Die beiden hatten es mit ihren 'Abmachungen', aber sie waren nun mal Nachtelfen und die waren oft Manthala sehr gefällig. Der letzte Kommentar könnte sogar etwas in Kazel anrühren, denn auch er suchte die Stille in den Armen der Mondgöttin. Vielleicht hatten sie doch mehr gemeinsam, als man auf den ersten Blick annahm? Janay musste nun entscheiden, was ggf. aus dem Gatten ihrer Schwester werden sollte, wenn etwas theoretisch schief lief. Alle Möglichkeiten mussten vorher abgeklärt werden, wenn wenn sich die Zwei und vielleicht noch ein paar Andere in diesem Plan für sie in Gefahr brachten, dann mussten sie auch wissen, wie weit Janay bereit war zu gehen. Hier sollte keiner sein Leben aufs Spiel setzten und es musste klar sein, dass eher dieser Mann sterben würde, als sonst ein Beteiligter, auch wenn sie es zu vermeiden suchten.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Samstag 7. Januar 2023, 22:20

Bisher war der Pakt mit Manthala die beste Entscheidung, die Kazel seit langem getroffen hatte. Der Anblick dieser Kreatur mit den Metallarmen empfand er nicht als so schrecklich wie die Erinnerungen an sie ohne Gliedmaßen in seinen Träumen. Sie hatte ein Kindchen im Arm. Das Bild war immer noch gewöhnungsbedürftig, aber es besaß etwas Friedliches, fast so wie sein Schlaf. Der war aber vor allem eines, nämlich erholsam und so fühlte Kazel sich seit sehr langer Zeit endlich wieder richtig lebendig.
Der Spaß mit Janay und Zissus hatte zwar auch seinen Reiz gehabt und natürlich hatte er es genossen, aber körperliche Freuden strengten an. Jetzt fühlte er sich, als könnte er es noch mehrmals mit solche Herausforderungen aufnehmen. Zunächst blieb es aber bei einer kleinen Spielerei während des Frühstücks. Der Mischling fühlte sich munter. Seine geweckten Lebensgeister ließen eine kindische Seite an die Oebrfläche. Eine verliebte Ader, die ihn dazu verleitete, Janay ein wenig zu necken und sie anschließend mit von süßen Beeren gespickten Küssen zu entlohnen.
Das könnte jeden Morgen so sein, träumte er noch immer mit ihrem Geschmack an seinen Lippen. Erst die Ankunft der Zwillinge vermochte es, ihn schlagartig aus diesen Gedanken zu reißen. Sie schafften es nach wie vor, dass er sich ihnen gegenüber wie eine Witzfigur vorkam und war es nicht auch so? Du bist lustig..., diese Formulierung huschte durch seinen Geist, machte ihn auf's Neue nervös, mit den Nachtelfen zu sprechen und so überließ er Janay voll und ganz das Feld. Er wollte ohnehin nicht für sie über Arinas Schicksal entscheiden. Er hatte bereits gelernt, dass Janay sich ungern bevormunden ließ und hier ging es um ihre Schwester. Kazel hielt sich zurück. Alles, was er tat, war es, seine Liebste von ihrem gemeinsamen Frühstückstisch hinüber zum Sofa zu bringen. Dort lag noch immer die Decke, mit der sie ihm in der Nacht zuvor den Schweiß abgetupft hatte. Mit dem Fuß schob Kazel sie beiseite und setzte Janay bequem auf dem Sofa ab, ehe er den Platz neben ihr einnahm.
Er sagte kein Wort zu ihrem Zustand, sondern schenkte den Nachtelfen nur einen eindeutigen Blick. Wenn sie neugierig waren, mussten sie Janay fragen und es oblag auch hier allein ihrer Entscheidung, wieviel sie den beiden anvertrauen wollte. Da sie auch nicht von sich aus auf das Thema einging, blieb es zunächst dabei. Es gab ohnehin Wichtigeres zu besprechen und im Grunde streifte Janay sogar noch einmal ihren Zustand, als sie erwähnte, dass sie so nicht in der Lage wäre, Arina zu retten.
Kurz überlegte Kazel, ob er darauf hinweisen sollte, dass er zur Verfügung stünde. Ein Blick auf die beiden Schwestern und ihre stille Art miteinander zu kommunizieren, genügte ihm aber. Er würde sie nicht begleiten, wenn sie ihn nicht dazu aufforderten. Sie waren ein eingespieltes Duo. Kazel würde sie nur behindern und das sah er rein objektiv. Sie kannten ihn nicht, sie wussten nicht, wie er Dinge anging. Es könnte Planungen bereits an Idealen scheitern lassen. Das stellte sich spätestens dann heraus, als sie nachfragten, ob ihnen das Leben von Arinas Gatten etwas wert sei.
Kazel presste die Lippen aufeinander. Er lehnte sich zurück, ohne Janay seine Hand zu entziehen. Selbst wenn sie ihm bereits reichlich Schmerzen zugefügt hatte, so fest wie sie zugedrückt hatte. Er nahm es hin. Das Thema ging nicht spurlos an ihr vorbei und sie brauchte seine Unterstützung, um es durchzustehen. Niemals würde er jetzt seine Hand fortnehmen! Nur mit den Gedanken schweifte er kurz ab, hinüber zu seinem Lehrmeister. Er musste es wissen.
Ich kann keinen Blick auf sein Stundenglas werfen, aber ... ist es überhaupt erlaubt, dass ich durch die Nachtelfen Einfluss auf das Überleben dieses Mannes nehme? Sei es, dass ich ihnen die Erlaubnis erteile, Arinas Gatten zu töten oder am Leben zu lassen? Bitte, Meister, weise mich an. Sag mir, wie ich in einer solchen Situation zu entscheiden habe ... als dein Schüler.
Das machte deutlich, dass Kazel versuchte, eigene Emotionen zurückzuhalten. Er wollte versuchen, es wie ein Gevatter zu sehen. Irgendwann würde er diesen Weg einschlagen oder vor einer Entscheidung auf dieser Ebene stehen und dann durfte und wollte er keinen Fehler machen. So bekam er kaum Weiteres vom Gespräch zwischen Kanina, Nikani und Janay mit. Er horchte in sich hinein, wartete auf eine Antwort des Gevatters. Das Skelett hatte es wirklich nicht leicht mit seinem Mischling. Wissbegierig war er ja, aber sicherlich lenkte er auch ab mit all seinen Fragen.
Als Kazel seine Aufmerksamkeit endlich wieder auf die Unterhaltung richtete, waren die Zwllinge bereits an einem Punkt angekommen, an dem es um Rinal ging. Sie fragten nach ihn. Demnach wussten sie nicht, wo er letzte Nacht gewesen war. Sofort stieg Kazel die Röte von den Wangen bis in die Ohrspitzen, weil er tatsächlich angenommen hatte, die drei hätten sich letzte Nacht miteinander vergnügt. Er wagte es nicht, die Schwestern anzuschauen. Plötzlich waren Janays und seine verflochtenen Finger viel ineressanter. Erst als sie ihre Bitte nach einem Zimmer äußerten, schaute er doch wieder auf. Das war keine Frage, die Janay beantworten konnte, auch wenn sie natürlich ihre Meinung dazu äußern könnte. Aber er war der Verwalter des Anwesens.
"Da Zimmer ist nicht Teil der Abmachung. Es ist ein Geschenk. Das Anwesen ist groß und ihr werdet bestimmt einen Raum finden, der euren Bedürfnissen entspricht. Ich habe nichts dagegen, wenn ihr euch sogar jeder ein eigenes Zimmer auswählt." Er nickte ihnen wohlwollend zu. "Solange ihr keinen der anderen Bewohner von irgendwo verdrängt, fühlt euch frei, das Anwesen wie euer eigenes Heim zu nutzen, denn nichts Anderes soll es sein. Ihr seid hier Willkommen." Außerdem würden sie ihn auf diese Weise hoffentlich niemals hintergehen, wie sie es mit seiner Tante getan hatten. Ohja, Kazel fürchtete die beiden noch immer etwas.
"Für Einzelheiten solltet ihr euch vermutlich wieder an Nar'Zissus de Quis wenden - den schönen, extravaganten Dunkelelfen. Er ist neben Janay mein nächster Vertrauter und hilft mir, die Übersicht zu wahren. Seht ihn als meinen direkten Vertreter an, falls ihr uns nicht erreicht." Das sagte Kazel bereits im Vorfeld, weil er wusste, dass er irgendwann würde nach Andunie gehen müssen. Und weil Zissus hier zurückblieb. Sein Herz blutete ein wenig bei dem Gedanken.
Er schaute zu Janay herüber. "Von meiner Seite aus ist alles geklärt. Gibt es sonst noch etwas, das die beiden wissen müssen?" Er wandte sich ein wenig mutiger geworden wieder an die Elfen. "Braucht ihr noch bei irgendetwas Hilfe? Äh ... nach Rinal lasse ich rufen. Er hat ein wachsames Auge. Ich möchte, dass er die Begleiter aussucht, die ihr noch benötigt, um unseren Plan in die Tat umzusetzen." Damit war alles gesagt. Fast alles. "Ich danke euch."
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Sonntag 8. Januar 2023, 13:41

Obwohl sie dem Mischling nur zu gerne den Hals dafür umgedreht hätte, dass er sie dermaßen früh geweckt und allein in dem zu großen Bett zurück gelassen hatte, konnte auch sie dem Drang nicht widerstehen, ihn beim Frühstück seine Neckereien zu vergelten. Noch nie hatte sie solch einen Moment erleben dürfen und es tat ihrer Seele äußerst wohl. Es war auf jeden Fall etwas, das sie zu wiederholen gedachte!
Und wenn dann auch noch ihr Körper wieder vollkommen funktionstüchtig wäre... Oh ja, da wäre der gesamte Tag im Bett verlebt, das könnte sie ihm garantieren, auf dass er gar nicht mehr auf die Idee käme, jemals wieder wo anders sein zu wollen!
Leider war es aber noch bei weitem nicht so weit und so wurden sie unterbrochen, noch ehe es überhaupt in eine intimere Richtung gehen konnte. Wenngleich gewollt gestört, denn die Zwillinge waren genau jene Personen, die sie beide gerade hatten sehen wollen. Nachdem sie einander gegrüßt hatten, wollte Janay einen kleinen Ortswechsel, weil sie sich nicht sonderlich wohl dabei fühlte, von den Frauen im Bett beobachtet zu werden bei diesem ernsten Thema. Erst recht, weil sie mit ihnen schon ganz andere Momente geteilt hatte.
Also ließ sie sich mit Kazels Hilfe zum Sofa bringen und bot auch den Beiden Plätze in bequemen Sesseln an. Dabei fiel kein Wort zu ihrem Zustand, von dem die Zwillinge anscheinend noch nichts wussten und wovon Janay jetzt auch nicht reden wollte. Ihr war es wichtig, endlich ihrer Schwester Hilfe zukommen lassen zu können. Alles andere konnte im Moment warten.
Erst recht, solange sie auch noch den Mut dazu besaß, denn trotz allem machte sie sich große Sorgen und tat sich schwer damit, sich den Frauen derart offenbaren zu müssen. Wie gut, dass Kazel an ihrer Seite blieb und sie nach seiner Hand angeln konnte, um dieses Mal ihrerseits Halt dabei zu finden. Dass sie dabei mitunter zu fest zudrückte, merkte sie nicht, denn er gab keinen Laut von sich oder zeigte ihr sonst wie, dass sie lockerer lassen sollte.
So war es rasch überstanden, sodass sie den Atem anhielt und die Zwei flehend ansah. Zum großen Glück für sie waren sie keine Dunkelelfen und ließen sie auch nicht lange zappeln, sondern offenbarten recht schnell ihre Meinung. Und die fiel positiv aus!
Die junge Frau atmete hörbar auf, entspannte ihre Finger und lächelte erleichtert. "Ich danke euch, ihr glaubt gar nicht, wie sehr!", hauchte sie und brauchte ein paar Atemzüge, um sich wieder sammeln zu können und aufmerksam zu sein. Blinzelnd sah sie von einer zur anderen und musste die Worte erst sortieren, die beinahe an ihr vorbei gerauscht waren.
Als sie den Inhalt begriff, verdüsterte sich ihre Miene und auch ihr Griff wurde wieder fester. Nach allem, was sie in der letzten Zeit erlebt hatte, schreckte sie jedoch nicht die Aussicht darauf, den Tod eines anderen in Auftrag zu geben. Oh nein, gewiss nicht bei diesem Dreckskerl! Aber... nein, das wollte sie trotzdem nicht zulassen, jedenfalls jetzt noch nicht!
"Er sollte am Leben bleiben...", erwidete sie etwas verspätet und hob ihre freie Hand ein wenig als Zeichen, dass sie bei diesem Thema noch nicht fertig war. "Aber er darf sich gerne wünschen, lieber tot zu sein! Wenn ihr versteht, was ich meine. Dieser Schmierfink hat meine Schwester gequält und ich weiß noch nicht einmal, wie sehr und wie lange. Dafür soll er bluten, soll leiden wie ein Hund und jämmerlich zugrunde gehen! Und wenn er dann am Boden ist, um Gnade winselt oder wenigstens um Erlösung fleht... Dann werde ich Arina die Entscheidung lassen, was weiter mit ihm geschehen soll.", offenbarte Janay, dass auch sie eine durchaus düstere, dunkelelfische Seite an sich besaß.
Was Kazel wohl davon hielt? Ob es ihn abschreckte und sein träumerisches Bild von ihr zerstörte? Bei diesem Gedanken musste sie erneut blinzelnd und kehrte aus der Welt von Düsternis und Brutalität, Rachsucht und Blutdurst zurück in die Wirklichkeit. Flüchtig sah sie zu ihm hin, verunsichert, wie er darauf reagieren würde. Doch er blieb stumm, wirkte in sich gekehrt. Ob er es überhaupt mitbekommen hatte? Sie schluckte leer und senkte den Blick auf die ineinander verflochtenen Finger.
Er hatte sich nicht von ihr gelöst und dafür war sie ihm dankbar. So sehr, dass sie sanft mit dem Daumen über seinen Handrücken strich, ehe sie ihre Aufmerksamkeit erneut den Zwillingen widmete. "Wendet euch wirklich am besten an Rinal und besprecht das alles mit ihm. Er kennt sich aus, weiß sicher noch jemanden, der helfen kann. Ihr macht das schon! Nur bitte... beeilt euch. Sie ist schon viel zu lange dort gefangen!" Und je eher Arina frei und hier wäre, desto schneller würde sich zeigen, ob auch Janay noch hoffen durfte...
Im nächsten Moment blinzelte sie erneut, als nach ausgerechnet jenem Mann gefragt wurde. "Wo er...? Ich dachte, er wäre bei euch, weil ihr euch kennt?", entkam es ihr ehrlich, wenngleich sie im Gegensatz zu Kazel nicht automatisch daran dachte, dass er gleich das Bett mit ihnen hatte teilen müssen. Nein, das war eigentlich nur dazu gewesen, um ihren Liebsten zu necken. Sie selbst hatte eher ans Reden gedacht, da die Drei irgendeine Beziehung zueinander hatten. Welche genau allerdings, wusste sie nicht.
So zuckte sie schließlich mit den Schultern. "Hm... wir können Zissus fragen oder Hopp, die Beiden wissen am besten Bescheid, wo sich wer aufhält. Oder er..."
Ein Gedanke kam ihr in den Sinn und sie sah den Mischling an. "Oder kümmert er sich gerade um meinen Bruder? Er wollte ihn noch einmal ködern, wenn ich mich richtig erinnere. Hat er mit dir noch irgendwas besprochen?", fragte sie ihn direkt und offen, obwohl die Zwillinge das hören und sich merken würden. Aber war es denn verkehrt? Nachdem sie ihnen wegen Arina helfen würden, konnten sie ruhig wissen, dass sie auch noch einen Bruder besaß.
Indes kümmerten die anderen sich um ein neues Thema, das wiederum nicht in Janays Bereich fiel, sodass sie es Kazel überließ zu antworten. Sie selbst nickte lediglich stumm dazu und streichelte weiterhin seinen Handrücken.
Schließlich spürte sie seinen Blick und erwiderte ihn. "Nein, ich glaub ni... Oh, warte, da war noch was, das Rinal erwähnt hat. Diese... diese Sklavin!" Sie sah zwischen den Dreien hin und her, ehe sie mit den Schultern zuckte. "Er meinte, sie hätte versucht, etwas rauszuschmuggeln. Vielleicht ist sie ja eine Vertraute von Arina? Ich weiß es nicht, aber wenn... Na ja, vielleicht ergibt es sich, dass sie mitkommt, wenn Arina das will? Sie soll nach ihrer Flucht keinen Grund haben, zurück gehen zu müssen."
Nicht so, wie es wegen ihr gewesen war damals... damit wenigstens sie fliehen konnte aus ihrer Geburtsstadt. Das wollte sie ihrer Schwester nicht noch einmal antun! Das letzte Mal war schon eines zu viel gewesen... Leise seufzte sie und versuchte, die Erinnerungen und damit verbundenen Gefühle zurück zu drängen.
Es gelang leidlich, sodass ihr Lächeln eine Spur zu wehmütig ausfiel, das sie den Beiden schenkte. "Das ist jetzt wirklich alles, glaub ich. Also... danke.", schloss auch sie mit diesem Thema für den Moment ab.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Gevatter Tod » Sonntag 8. Januar 2023, 17:31

Kazel dachte hin zu Tod und formulierte seine Fragen:
Ich kann keinen Blick auf sein Stundenglas werfen, aber ... ist es überhaupt erlaubt, dass ich durch die Nachtelfen Einfluss auf das Überleben dieses Mannes nehme? Sei es, dass ich ihnen die Erlaubnis erteile, Arinas Gatten zu töten oder am Leben zu lassen? Bitte, Meister, weise mich an. Sag mir, wie ich in einer solchen Situation zu entscheiden habe ... als dein Schüler.
…und einmal mehr gefror die Zeit und es wurde kalt.
„Garnicht.“
, kam die erst einmal wenig informative Antwort seines Meisters hinter ihm. Kazel wandte sich um und der Gevatter schritt langsam durch den Salon. Er betrachtete die Zwillinge, blieb zwischen ihren beiden Sesseln stehen und grinste.
„Sie werden an ein und dem selben Tag sterben. Witzig oder?“
Nein, war es nicht, aber naheliegend, da sie eben Zwillinge waren. Tod kam aber gleich auf das eigentliche Thema zurück:
„Als mein Schüler? - Garnicht! So wie ich das sehe, ist es auch nicht deine Entscheidung. Es kann so viel passieren... Wenn alles gut geht, dann stirbt niemand, wenn doch dann vielleicht weil, ER einen Fehler macht, wie zum Beispiel eine der Schwestern zu bedrohen, oder er stolpert beim die Treppe hinunter gehen, noch bevor sie überhaupt ankommen. WIR – sprich DU hast keinen Einfluss auf das Wann oder wie, AUSSER du fügst es selbst willentlich zu. Und DANN ist es natürlich deine 'Schuld' und dein 'Vergehen' am Leben. Aber bis dahin hat das nichts mit unserer Tätigkeit zu tun, mein Bester. ---
Aber ich glaube, ich sollte deine Frage allgemeiner beantworten. … Selbst wenn du dich aktiv ins Geschehen einmischen würdest, sei es nun um dieses oder ein anderes Leben zu nehmen, wie das deiner Tante - nur so theoretisch - , so ist es ein Teil deines 'Lebens' den du dann beeinflusst.“
Tod schüttete leicht den Kopf und kratze sich an der aufgesetzten Kapuze, so dass der Stoff über seinen blanken Schädel rutschte.
„Deine Frage nach 'Erlaubnis' musst du also nur dir selbst stellen. Ich sagte doch, mach mit deinem Leben, was du willst. Töte, erschaffe neues Leben, liebe... was du willst, ABER...“
und dabei hob er den knöchernen Zeigefinger.
„...mach es ohne meine Gaben! Solange du die Kutte nicht trägst, bist du ein Sterblicher wie jeder andere. Das war die Abmachung. Wenn du jemanden töten willst, dann ist das eben so. Das ist... das Leben. Geh morden, wenn du willst. MIR gegenüber musst du dich nicht rechtfertigen. ICH richte nicht über deine Seele, das tun nur die Götter und dein eigenes Gewissen.“
Er verzog dabei jedoch leicht den Mund, wobei seine Zähne trocken auf einander rieben.
„Ich fange langsam an zu glauben, ich habe dir noch nicht richtig erklärt was du eigentlich zu tun hast... oder besser... ich sollte dir ZEIGEN was eigentlich deine Aufgabe ist!!! DAS ist eine gute IDEE!“
Verdammt! Hätte Kazel doch nicht gefragt! Tod trat zu ihm und berührte seine Schulter. Plötzlich hatte Kazel seine Kutte an.
„Na dann mal auf zur ersten Lehrstunde.“

(Kazel weiter bei: XXX)
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Sonntag 8. Januar 2023, 17:39

(Kazel kommt von: XXX)

Janay hatte da diesen Moment bei Kazel bemerkt, in dem er etwas in sich gekehrt wirkte. Doch dann war er wieder ganz da und folgte ihrem Gespräch mit den Zwillingen in dem es gerade um Rinal ging. Sie fragten nach ihm. Demnach wussten sie nicht, wo er letzte Nacht gewesen war. Sofort stieg Kazel die Röte von den Wangen bis in die Ohrspitzen, weil er tatsächlich angenommen hatte, die drei hätten sich letzte Nacht miteinander vergnügt. Sich so etwas in der Phantasie auszumalen, war leicht in Janays Anwesenheit und sie hatte ihn dort hin geleitet. Janays laszive Neckereien hatten ihn da aufs sprichwörtliche Glatteis geführt, aber im wahren Leben drehte sich nicht immer alles um Sex. Der peinliche Moment verflog aber schnell, da ihn außer Kazel anscheinend auch keiner empfand.
Erst als sie ihre Bitte nach einem Zimmer äußerten, schaute er doch wieder auf und fand ganz in seine Rolle zurück.
"Das Zimmer ist nicht Teil der Abmachung. Es ist ein Geschenk. Das Anwesen ist groß und ihr werdet bestimmt einen Raum finden, der euren Bedürfnissen entspricht. Ich habe nichts dagegen, wenn ihr euch sogar jeder ein eigenes Zimmer auswählt... Solange ihr keinen der anderen Bewohner von irgendwo verdrängt, fühlt euch frei, das Anwesen wie euer eigenes Heim zu nutzen, denn nichts Anderes soll es sein. Ihr seid hier Willkommen."
Die beiden nickten glücklich.
"Für Einzelheiten solltet ihr euch vermutlich wieder an Nar'Zissus de Quis wenden - den schönen, extravaganten Dunkelelfen. Er ist neben Janay mein nächster Vertrauter und hilft mir, die Übersicht zu wahren. Seht ihn als meinen direkten Vertreter an, falls ihr uns nicht erreicht...Von meiner Seite aus ist alles geklärt. Gibt es sonst noch etwas, das die beiden wissen müssen? Braucht ihr noch bei irgendetwas Hilfe? Äh ... nach Rinal lasse ich rufen. Er hat ein wachsames Auge. Ich möchte, dass er die Begleiter aussucht, die ihr noch benötigt, um unseren Plan in die Tat umzusetzen...Ich danke euch."
Janas setzte ein:
"Ich danke euch, ihr glaubt gar nicht, wie sehr!"
Da gab es aber noch die Frage nach dem vermeintlich prügelnden Gatten zu klären.
"Er sollte am Leben bleiben..."
, erwiderte Janay auf die Frage hin, ob sein Ableben Problem bereiten würde. 'Sollte' war wohl dabei annehmbar für die Schwestern. Sie hatten ja keinen persönlichen Rache-Grund, weswegen es hier nur um Möglichkeiten für den Notfall ging.
"Aber er darf sich gerne wünschen, lieber tot zu sein! Wenn ihr versteht, was ich meine. Dieser Schmierfink hat meine Schwester gequält und ich weiß noch nicht einmal, wie sehr und wie lange. Dafür soll er bluten, soll leiden wie ein Hund und jämmerlich zugrunde gehen! Und wenn er dann am Boden ist, um Gnade winselt oder wenigstens um Erlösung fleht... Dann werde ich Arina die Entscheidung lassen, was weiter mit ihm geschehen soll."
, offenbarte Janay, dass auch sie eine durchaus düstere, dunkelelfische Seite an sich besaß. Die Schwestern hatten aufmerksam zugehört und die Brauen leicht erhoben. Sie grinsten synchron und nickten. Danach wurden noch die organisatorischen Details zu ihrem Plan besprochen.
"Wendet euch wirklich am besten an Rinal und besprecht das alles mit ihm. Er kennt sich aus, weiß sicher noch jemanden, der helfen kann. Ihr macht das schon! Nur bitte... beeilt euch. Sie ist schon viel zu lange dort gefangen! … Hm... wir können Zissus fragen oder Hopp, die Beiden wissen am besten Bescheid, wo sich wer aufhält. Oder er... Oder kümmert er sich gerade um meinen Bruder? Er wollte ihn noch einmal ködern, wenn ich mich richtig erinnere. Hat er mit dir noch irgendwas besprochen?"
, fragte sie Kazel direkt, aber da gab es noch ein weiteres Detail, dass vielleicht wichtig werden könnte und nicht unerwähnt blieb:
„... Oh, warte, da war noch was, das Rinal erwähnt hat. Diese... diese Sklavin!...Er meinte, sie hätte versucht, etwas herauszuschmuggeln. Vielleicht ist sie ja eine Vertraute von Arina? Ich weiß es nicht, aber wenn... Na ja, vielleicht ergibt es sich, dass sie mitkommt, wenn Arina das will? Sie soll nach ihrer Flucht keinen Grund haben, zurück gehen zu müssen. ...Das ist jetzt wirklich alles, glaub ich. Also... danke."
„Gut.“
„Wir wenden uns wegen der Organisation an Rinal und Zissus.“
„Und danke für das Zimmer.“
Beide nickten synchron und erhoben sich. Es konnte also los gehen und Janay, sowie Kazel hatten etwas sehr ungewöhnliches ausgerechnet in Morgeria gelernt: Sie hatten gelernt jemand anderen so weit zu vertrauen, dass sie ihnen wichtige Dinge anvertrauten und damit weg delegieren konnten. So wie sie langsam endlich einander vertrauten, so fanden sie die Stärke in sich auch andern etwas zuzutrauen und nicht alles alleine machen zu müssen.

Sobald die beiden Nachtelfenschwestern das Zimmer verlassen hatten, da war der gewaltige Berg an Aufgaben wieder etwas kleiner geworden. Leider bedeutete das jetzt aber auch, dass sie weiter vertrauen mussten und WARTEN mussten. Sie hatten wieder etwas Zeit gewonnen, die sie für sich nutzen konnten und im Moment schien niemand mit neuen Nachrichten an ihre Tür zu hämmern, die Heilerin schlief gewöhnlich lange um dann sich wieder an Janays Körper zu verausgaben, Zissus organisierte den Haushalt in seinen Feinheiten und Rinals Talente würden den Plan zur Befreiung Janays Schwester beitragen.

Janay und Kazel konnten einmal durchatmen.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Dienstag 10. Januar 2023, 19:26

Die Antwort des Gevatters auf seine gedachte Frage hin fiel anders aus, als Kazel es sich vorgestellt hatte. Er sollte als Lehrling und künftiger Kuttenträger sich überhaupt nicht in das Weltengeschehen einmischen, dass es das Leben in eine Richtung beeinflussen könnte. Allerdings meinte sein Meister es anders. Er durfte sich einmischen. Er durfte beeinflussen, solang er noch am Leben war. Danach zählte es nicht mehr zu seinen Aufgaben. Er würde andere Pflichten erfüllen müssen. Welche das waren, das zeigte ihm der Gevatter direkt und riss ihn mit sich durch Zeit und Raum. Noch immer konnte Kazel sich nicht an das Springen gewöhnen. Wo auch immer sie plötzlich ankamen, er taumelte, hielt sich den Magen und verspürte eine Übelkeit, dass ihm das Frühstück am liebsten wieder hochkommen würde. Der Brechreiz ließ sich gerade so unterdrücken, denn er wurde von Schreckensbildern abgelenkt.
Die Zeit stand still. Tod und er fanden sich offenbar in einem Schankraum irgendeiner Taverne wieder. Sie war rustikal und sehr dunkel gehalten, aber für Morgeria hatte sich der Sprung zu weit angefühlt. Als er zu Kuralla gereist war, ging das binnen des Gedanken an einen Wimpernschlag. Nun glaubte er, diesen Wimpernschlag in der Zeit auch ausgeführt zu haben. Das war bizarr, denn sein Meister hatte erneut Celcias Fluss gestoppt. Die Gestalten im Raum standen still in ihren Bewegungen. Das war gut für die eine Frau, die ansonsten vielleicht noch Bekanntschaft mit dem Boden gemacht hätte, ehe zwei nahe stehende Männer sie erreichten. Aber wie schaute sie aus?!
Kazels Blick glitt fragend zum Gevatter, doch jener verneinte. Diese nicht, sie wäre eine Ausnahme. Es gab also noch mehr Geschöpfe auf Celcia, auf die Tod sein Auge hielt und die er offenbar - wie Kazel und Kuralla - davor bewahrte, ein normales Schicksal anzunehmen. Die Frau sah nämlich mehr als tot aus. Ihre Haut war grau und an einigen Stellen hatte sich die Fäulnis schon bis zum Knochen durchgefressen. Dass ihr keine Maden aus den Augen krochen, war hingegen beruhigend. Trotzdem wirkte sie mehr tot als lebendig.
Der Mischling wandte rasch den Blick ab, aber die Szenerie machte es nicht angenehmer. Leichen, neben einer Wand aufgereiht. Alles Dunkelelfen und einer fehlte der Kopf. Dann waren da noch zwei Orks, die auch betrunken auf ihrem Tisch hätten in sich zusammengesunken sein können, würden die gewaltigen Blutlachen nicht anderes behaupten.
Was war hier nur passiert? Kazel wusste instinktiv, dass es dem Gevatter nicht darum ging, ihm das Geschehen zu erklären. Sie waren aus anderen Gründen hier und er zeigte seinem Schüler endlich, was er eines Tages von ihm erwartete. Der Gevatter besaß noch einen Namen. Er war der Seelensammler. Er löste das Verbliebene eines jeden Geschöpfes von dessen Hülle und führte es in eine andere Welt. Das Jenseits, das Reich der Götter, einen haraxähnlichen Ort ... unbedeutend. Er führte sie nur fort. Doch zunächst musste er sie von ihrem Gefäß, dem Leib des Lebens, lösen. Tod zeigte Kazel wie es funktionierte. Er schwang die Sense durch das sanft schimmernde Blau, das zumindest in der Form jenem Körper glich, an dem es hing. Der Geist schrumpfte daraufhin zu einem kleinen Glühen zusammen, um das Gevatter seine bleichen Finger legte, damit es nicht entkam. Anschließend war es an Kazel, sich im Seelensensen zu versuchen. Er hatte nie zuvor Feldarbeit betrieben und wusste überhaupt nicht, wie man ein Werkzeug wie die Sense zu schwingen hatte. Er würde es lernen. Die Ewigkeit würde ihm genug Gelegenheiten geben, ebenso wie Kriege, das natürlich Altern, Krankheit oder Hungersnot. Gestorben wurde immer.
Sein erster Versuch fiel allerdings noch etwas unbeholfen aus. Kazel musste zwei- bis dreimal durch die Seele sensen, bis sie sich vollständig von ihrem einstigen Körper gelöst hatte. Er vermeinte sogar, einen schaurigen Klagelaut als Zeichen von Verärgerung zu hören und die leeren Augen des Geistes schauten ihm für einen still stehenden Herzschlag lang bis in die Seele. Beinahe vergaß er, nach dem blauen Licht zu greifen. Tod übernahm es und reichte ihm das kleine Seelenlicht, ehe es entkommen konnte. Endlich erklärte er ihm sehr offen und mit Geduld, was er denn im Grunde zu tun hätte. Kazel lauschte artig und nickte immer wieder unter seiner Kapuze hervor. Ob er darunter auch bereits so bleich aussah wie die Tote mit Sondergenehmigung? Oder stachen bereits seine Schädelknochen hervor, wenn er seine "Arbeitskluft" trug? Gern hätte er sich jetzt in einem Spiegel betrachtet, aus reiner Neugier heraus. Aber dafür blieb - es war irgendwie lachhaft - keine Zeit. Obwohl der Gevatter wie kein anderer über diese Konstante verfügen konnte, schien sie ihm stets auszugehen. Er hielt sich knapp in Worten, blieb aber dennoch in seiner Lehrerrolle, bis Kazel alles verinnerlicht hatte, was eines Tages seine Pflicht sein würde.
"Das ist es schon. Mehr mache ich nicht. Einsammeln und weiter leiten. Aufpassen, dass so wenig wie möglich entwischen oder keiner mit ihnen Schindluder treibt, wie zum Beispiel irgendwelche Dämonen. Ist nicht schwer, oder?"
Kazel schüttelte den Kopf. "Es klingt machbar", meinte er und betrachtete noch einmal die Szenerie. Das Bild war schrecklich. So viel Tod, so viele Tote ringsum. Es sah nach einem kleinen Massaker aus. Und dennoch verspürte er kaum das Leid, das vorherrschte. Denn er als Geselle des Todes würde jene, die kurz oder lang gelitten hatten, in einen anderen Zustand überführen, wo sie hoffentlich Frieden fänden. Aus dieser eher romantischen Sicht klang es sogar sehr schön, was er zu tun hatte. Dennoch gab es etwas, das Kazel unter den Nägeln brannte.
"Wenn man sehr viel Zeit mit dieser Tätigkeit verbringt und das hat du sicher getan, wird es dann nicht irgendwann sehr ... eintönig und langweilig? Ich verstehe langsam, warum du dir einen Lehrling an die Seite geholt hast, allein schon um einer gelegentlichen Abwechslung Willen und für etwas ... Gesellschaft." Er schaute zum Schädel unter der Kapuze empor. Gerade wollte Kazel den Mund erneut öffnen, um Tod anzubieten, ihm Gesellschaft zu leisten, wenn er sich etwas allein oder gelangweilt fühlte. So wie er für Janay oder Zissus oder die anderen neuen Verbündeten da sein wollte, galt das auch für seinen Meister. Gerade für ihn, dem er im Grunde verdankte, überhaupt noch am Leben teilhaben zu dürfen. Tod aber war schneller und meinte unter einem Grinsen: "Das nächste Mal können wir uns etwas mehr Zeit nehmen. Manchmal unterhalte ich mich auch noch ein bisschen mit ihnen."
"Oh. Das ist ... in Ordnung?" Kazels Miene hellte sich etwas auf. Er lächelte. "Ich schätze, das werde ich oft in Anspruch nehmen - wenn die Zeit da ist." Jetzt musste er glucksen. Es war so seltsam, das zu sagen, während man dem Zeitlosen persönlich gegenüber stand. Der Kutte, keine Zeit besaß, denn plötzlich ging es ganz schnell. Tod musste weiter und überließ es Kazel, allein zurück nach Hause zu springen. Bevor er verschwand, offenbarte er aber noch indirekt den Ort, an dem sie sich befanden.
Andunie?!
"Andunie!", ächzte Kazel heraus und Speichel entkam ihm, um seinen Mundwinkel herab zu tropfen. Wenigstens übergab er sich nicht sofort, als er sich wieder in seinem Körper fand und die Zeit voranschritt. Die Übelkeit ließ ihn noch nicht ganz los. Er blinzelte, schaute sich um. Beinahe schien es, als sei nichts geschehen. Janay, Nikani und Kanina saßen sich noch immer in der Sofaecke gegenüber, unterhielten sich und besprachen das Schicksal von Arinas grausamem Ehemann.
Der Mischling fand nur langsam in das Gespräch zurück, lächelte aber erleichtert, als Janay wünschte, man solle den Mann am Leben lassen. Seit er zum Lehrling des Todes ernannt worden war, gab er jeglichem Leben irgendwie einen anderen Stellenwert.
Jeglichem Leben? Und deine Tante?
Er stutzte, überhörte dadurch beinahe Janays alternativen Vorschlag zur Option, jemanden am Leben zu erhalten. Arinas Mann sollte ein Schicksal zuteil werden, das er sich selbst auch schon über seine eigene Tante überlegt hatte: am Leben lassen, mit allen Mitteln, damit er lange leiden könnte. So lange, bis der Tod nur noch die rettende Erlösung darstellte und man ihn sich mit jeder Faser seines Körpers herbei sehnte. Es aus Janays Mund zu hören, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. War sie denn auch eine Spur so skrupellos, so ... kaltherzig wie er? Dann schluckte Kazel. Natürlich war sie das und es war nachvollziehbar. Auch sie war ein Mischling, sogar aus weniger guten Verhältnissen als er. Ihr Leben musste weitaus härter verlaufen sein. Er wusste so wenig von ihr! Aber was er wusste, genügte, dass er sich ihren Worten eher verbunden fühlte denn abgestoßen. Sie waren gebrannte Kinder, sie teilten einen Wunsch nach Rache für all das, was man ihnen angetan hatte - ob direkt an ihnen selbst oder an jenen, die sie liebten. Er drückte Janays Hand und suchte ihren Blick, um ihn mit einem warmen zu erwidern. Er unterstützte sie, selbst bei einem so bösartigen Vorhaben. Es schreckte ihn nicht ab, nicht in diesem Fall. Kazel wusste, dass Janay dies keinem x-beliebigen Wesen zuteil werden lassen wollte. Es gab Ausnahmen. Arinas Gatte und auch Kazels Tante waren diese Ausnahmen.
In ihm wuchsen zwei Bedürfnisse heran, um die er sich nach dem Gespräch kümmern wollte. Lange musste er nicht mehr warten. Janay und die Nachtelfen besprachen das meiste im Grunde ohne ihn. Lediglich beim Angebot eines Zimmers im Anwesen des Sammlers war es an Kazel in der Rolle des Verwalters, eine Entscheidung zu treffen. Die Zwillinge zeigten sich zufrieden. Sie würden eines oder mehrere Zimmer in Sademos' Haus beziehen, in die nur sie Eintritt erhielten. Zissus würde sich gewiss darum kümmern.

Nachdem auch das besprochen war, verabschiedeten Nikani und Kanina sich. Janay und Kazel waren erneut allein. Eine Last weniger lag auf ihren Schultern. Es fühlte sich gut an. Kazel hatte den Eindruck gewonnen, dass die Nachtelfenschwestern Arinas Rettung sogar besser bewältigen könnten als er und Janay es je zustande gebracht hätten. Außerdem brachte er seine Liebste dadurch nicht noch mehr in Gefahr. Dass er sich selbst einer ebenso brenzligen Situation ausgesetzt hätte, blendete er vollkommen aus.
"Ich weiß so wenig von dir", sprang der Mischling plötzlich komplett im Thema. Er lehnte sich zurück, hielt Janays Hand aber immer noch. Ihre Fingernägel hatten gewiss Spuren auf der seinen hinterlassen. Es kümmerte ihn nicht. Er genoss es einfach, dass sie ihm hielt. Dass sie stillen Beistand bei ihm suchte. "Janay Maclyn. Wer ist diese Frau, dich ich über alles liebe und die ich erneut fragen werde, ob sie mich heiraten will, sobald ich glaube, dass sie soweit ist?" Er lächelte mit rosigen Wangen. Diesen Plan gab er nocht nicht auf. Sein Herz schlug schließlich für sie. "Du hast in der letzten Zeit, glaube ich, nahezu alles über mich erfahren, was es zu wissen gibt. Ich weiß im Gegenzug kaum mehr. Du heißt Maclyn, hast zwei Geschwister, von denen zumindest einer kein Interesse hat, dich oder Arina wiederzusehen, wie es scheint. Du besitzt viosionäre Fähigkeiten, von denen du selbst aber noch kaum etwas weißt." Er winkte ab, wollte nicht erneut tiefer in das Thema tauchen, sondern es nur in die Liste seiner Kenntnisse über seine Liebste einreihen. "Du bist unendlich schön." Das musste auch gesagt werden! "Und du wirst die Mutter unserer Kinder werden. Du möchtest etwas Neues lernen, um dir damit vielleicht Geld zu verdienen, anstatt deinen Körper an andere..." Er presste kurz die Lippen aufeinander. "Tja ... das war's. Im Grunde weiß ich nicht einmal, was dir gefällt, dich zum Lachen bringt oder glücklich macht. Dabei würde ich alles drei so gern erfüllen."
Kazel erhob sich. Jetzt ließ er Janays Hand los, um den fahrbaren Stuhl zu holen. Er war bereit, sie vom Sofa dort herüber zu heben. "Willst du mir all das erzählen, bis wir den Salon erreichen, in dem meine Tante untergebracht ist? Ich glaube, es wird Zeit, mit ihr zu sprechen." Seine Miene wurde ernst. "Ein letztes Mal im Leben, wenn es nach mir geht. Aber ich möchte es nicht allen tun und ich weiß nicht, ob Zissus aktuell die Zeit findet, mich zu unterstützen. Du ... denkst ähnlich über Arinas Ehemann wie ich über Starle. Das heißt, du kannst nachvollziehen, was in mir vorgeht, wenn ich an sie gerate. Ich brauche dich an meiner Seite, wenn ich zu ihr gehe. Und nein ... ich töte sie nicht."
Weder mit, noch ohne deine Gaben, Meister. Ich ... will niemanden mehr töten, wenn ich die Wahl habe.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Dienstag 10. Januar 2023, 20:52

Die junge Frau bekam nicht mit, dass sich die Seele ihres Liebsten für den Bruchteil einer Sekunde, der ihm tatsächlich viel länger erschien, verabschiedete. Lediglich die feinen Härchen in ihrem Nacken stellten sich ein wenig auf, doch hielt sie diese plötzliche Kühle für einen Luftzug und sonst nichts.
Also unterhielt sie sich währenddessen weiter mit den Zwillingen und offenbarte dabei einen Teil ihrer selbst, den sie tief in sich begraben hatte. Sie wollte keine typische Dunkelelfe sein und das gelang ihr größtenteils auch. Aber bei dieser einen Person, auch wenn sie viel wahrscheinlich nur befürchtete und sich zusammen gesponnen hatte, machte sie eine Ausnahme.
Trotzdem befürchtete sie, dass Kazel deswegen eine schlechtere Meinung von ihr gewinnen könnte, sodass sie instinktiv zu ihm sah, als er ihre Hand drückte. Der Ausdruck in seinen Augen jedoch ließ sie überrascht blinzeln, denn er wirkte nicht abgestoßen von ihr, sondern irgendwie... verständnisvoll? Sie wagte es kaum zu hoffen und klammerte sich umso stärker an seine Hand, um diesen allerletzten Halt nicht zu verlieren. Zumindest während des Gesprächs ließ er ihn ihr noch und da das Wichtigste geklärt war, gab es vorerst keinen Grund mehr für die Zwillinge, länger zu bleiben.
Das war Janay nur recht, zu viele Details wollte sie auch gar nicht erfahren, um nicht doch noch zu einem Hindernis zu werden. Außerdem spürte sie, dass die Zeit drängte, da wollte sie niemanden aufhalten. So fanden sich die beiden Mischlinge allzu bald wieder allein miteinander.
Leise seufzend strich sie sich mit der freien Hand übers Gesicht. "Geschafft... hoffentlich geht alles gut!", murmelte sie mehr zu sich, denn zu ihrem Liebsten.
Da drang seine Stimme zu ihr und ließ sie fragend blinzeln. "Wie?", kam es wenig geistreich von ihr, während er sich zurück lehnte und sie ansah. Sie biss sich auf die Unterlippe und musste schlucken, als sie an ihre neu gezeigte Seite denken musste, die sie nicht hatte verstecken können vorhin. "Bist... bist du... enttäuscht? Weil ich will, dass der Mistkerl leiden soll?", fragte sie zaghaft und wagte es kaum, auf ihre noch immer miteinander verschlungenen Finger zu sehen, um sich zu vergewissern, dass sie richtig fühlte und nicht mehr lediglich eine Erinnerung. Sie wollte ihn nicht darauf aufmerksam machen und dazu verleiten, den Kontakt abzubrechen.
Kazel indes sprach weiter und überraschte sie ein weiteres Mal mit seinen Worten. Seine Frage sorgte nicht nur bei ihm für leicht gerötete Wangen, auch die ihren färbten sich und ein Hauch von Hoffnung darauf, dass sich dieses romantische Bild irgendwann tatsächlich realisieren lassen würde, leuchtete in ihrem Blick auf. "Du meinst, die Frau, die dich um den Verstand bringen will?", versuchte sie zu kokettieren, um zu verbergen, dass er auch ihr Herz immer mehr zum schneller Schlagen brachte.
Dann fuhr er fort und sorgte dafür, dass sie mehrere Gefühle durchströmten. Es war schön, dass er sich für sie interessierte, dass er damit begann, Fragen zu stellen und ihr Gutes tun wollte. Es wärmte sie, brachte sie zum Lächeln und am liebsten hätte sie sich daraufhin einfach an ihn gekuschelt. Doch es beunruhigte sie auch ein wenig, denn sie befürchtete, je mehr er über sie und ihre Herkunft erfahren würde, desto eher würde sein Interesse an ihr verblassen.
Was würde ihm denn nicht gefallen an ihr? Was würde ihn abschrecken oder vertreiben? Damit sie das auf keinen Fall machen würde... sofern sie es denn könnte!
Wobei... ganz richtig lag er nicht bei seiner Behauptung und das ließ es in ihren Augen aufblitzen, während sie betont ruhig und gleichmütig mit den Schultern zuckte. "Über mich gibt es nichts, das sich zu erzählen lohnt. Und was meinen Bruder betrifft..." Sie seufzte leise und schüttelte den Kopf. "Wäre er nicht der Erbe unseres Vaters wäre er wahrscheinlich ein netter Kerl... halt für morgerianische Verhältnisse."
Damit sah sie ihm entgegen, wie er das Gefährt herbei fuhr und ihr dabei half, sich halbwegs bequem darauf zu positionieren. Bei seinen nächsten Worten warf sie ihm einen fragenden Blick zu, eine Augenbraue leicht erhoben. "Du meinst, ich soll dich auf dem Weg dorthin jetzt wirklich langweilen?", meinte sie betont skeptisch und piekste ihn, mal wieder, mit einem Finger gegen die Brust.
"Außerdem stimmt es nicht, was du gesagt hast. Ich weiß auch nicht, was du gelernt hast, was dir gefällt, abgesehen von meinem Mund, und was du haben willst, um glücklich zu sein.", hielt sie dagegen und zeigte ihm flüchtig grinsend die Zunge.
Ehe sie wieder ernst wurde und mit den Schultern zuckte. "Mal sehen, vielleicht erzähle ich dir ein bisschen etwas. Aber zuerst will ich wissen, warum wir zu deiner Tante gehen. Was willst du dort erreichen?", fragte sie, wieder ernst geworden.
Sie wollte ihn nicht verhören oder ihm gar vorschreiben, was er tun sollte oder eben nicht. Aber sie wollte, zumindest in dieser Hinsicht, wenigstens wissen, was das theoretische Ziel dieses Treffens sein sollte. Damit sie ihn bestmöglich unterstützen könnte... oder ihn nicht vollständig blamierte, sondern einschätzen könnte, wann es besser wäre, den Mund zu halten.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Mittwoch 11. Januar 2023, 19:57

Kazel schaute zu Janay herüber, als diese sich unter einem Seufzen ebenfalls etwas zurücksinken ließ und mit der freien Hand durch ihr Gesicht fuhr. Er beobachtete, wie ihr Haar wieder vor das Spitzohr fiel. Er betrachtete ihr Profil, die Form ihrer Nase, die Dichte ihrer Wimpern und bemerkte gar nicht, dass er immer mehr lächelte dabei.
"Geschafft... hoffentlich geht alles gut!"
"Das wird es", beruhigte er sie und drückte ihre Hand. Noch immer hatte er nicht losgelassen. "Es mag ... seltsam klingen, aber vergiss nicht, dass ich beim Tod persönlich in der Lehre stehe. Gesetzt dem Fall, dass ... etwas furchtbar ... also wirklich schrecklich schief gehen sollte, dann ... erfahre ich das sicher sehr schnell."
Du würdest mir Bescheid geben und mich das machen lassen, oder? Zur Übung?
Kazel wusste, dass es sicherlich alles andere als einfach würde, sollte er jemals jemandes Seele vom Körper trennen müssen, den er gekannt hatte. Aber sollte etwas mit Arina oder den Zwillingen geschehen, dann wünschte er sich irgendwo auch, der Letzte zu sein, der sie sah. Immerhin hatte er diese Gelegenheit dazu, dann wollte er sie nutzen, vielleicht auch um eine letzte Botschaft an Janay zu überbringen oder sich zu entschuldigen, eine unmögliche Aufgabe an die Nachtelfen übertragen zu haben. Zunächst ging er aber nicht vom Schlimmsten aus. Er dachte lediglich an seine Optionen. Er war zu allem entschlossen. Das bezog sich auch auf Andunie und was dort auf ihn wartete. Er musste aufhalten, dass noch ein Nest wie das in Sademos' Katakomben entstand.
Janays Frage nach dem Wie riss ihn aus seinen Gedanken. Er hob die Schultern an. "Das weiß ich nicht, aber ich kann nichts unversucht lassen. Ich ... kann nicht zulassen, dass ... es darf nicht so bleiben." Noch immer konnte er mit Janay keine Einzelheiten besprechen. Vielleicht würde er das nie können, solange er diese Aufgabe nicht bewältigt hätte.
Ein zweites Mal hielt sie ihn davon ab, in seinen Gedanken abzudriften und die Realität zu vergessen. Ein zweites Mal zuckte Kazel auf, betrachtete Janay. Dieses Mal aber runzelte er die Stirn. Dann schüttelte er den Kopf. "Enttäuscht? Nein." Das kam schnell, denn er meinte es ehrlich. "Ich kann nachvollziehen, wie du fühlst und somit auch deine Entscheidung. Es ist nur ... etwas seltsam, solche Rachegedanken von dir zu hören. Das ist neu, aber ich verstehe sie. Räche dich nur niemals an mir, ja?" Er schmunzelte ihr entgegen, ehe er sich löste, um ihren Rollstuhl heranzufahren. Für ihn hatte sich nichts geändert, im Gegenteil. Er wollte ihre Beziehung nur noch mehr vertiefen und so fragte er Janay nach ihren Vorlieben, ihren Eigenheiten und Wünschen. Er wollte mehr von ihr erfahren, um ihr mehr geben zu können. Es war ihm ein tiefes Bedürfnis, sie glücklich zu sehen.
Ihre Denkweise über Arinas Mann aber hatte auch bei ihm etwas geweckt, zusätzlich mit dem neuen Wissen, das der Gevatter ihm binnen eines Wimpernschlages vermitteln konnte und das sich so viel länger angefühlt hatte. Kazel wollte seiner Tante gegenübertreten. Nicht um sie zu töten, sondern aus einem anderen Grund. Auch Janay fragte danach, als er ihren fahrbaren Untersatz bereits Richtung Tür schob.
"Ich will ... mich verabschieden. Mit etwas Glück wird es das vorletzte Mal sein, dass ich sie sehe und das letzte Mal lebend. Ich will ihr klar machen, dass ich der letzte Elf sein werde, der ihr gegenüber tritt. Und dass sie dann tot sein wird. Ihr ist ein langes Leben beschert worden, ich weiß es. Der Gevatter hat mir gezeigt, wie ich es herausfinden konnte. Deshalb ... kann ich sie nicht töten. Ich werde nicht zerstören, was ihr gegeben wurde, das macht mich nicht besser als sie. Aber ich will, dass sie ihr Leben mit dem Gedanken verbringen muss, dass sie mich ansehen wird, bevor sie in das Jenseits tritt ... oder zu den Göttern oder ... wohin auch immer eine schwarze Seele wie die ihre gelangt." Kazels Griff um die Halterung des Stuhles war so fest, dass seine Knöchel hervortraten. Falls Janay noch immer Zweifel daran hatte, dass er ihren Wunsch nicht verstünde, was Arinas Ehegatten betraf, so würde sie spätestens jetzt jeden Zweifel von sich streifen können. Kazel hatte wie sie seine Nemesis, eine Person, bei der nichts galt, was ihn zu einem herzensguten Mischlingselfen machte. Starle Tenebrée war wie eine eitrige Wunde, die Jahre lang seinen Körper und seine Seele belastet hatte. Sie hatte ihn kraftlos gemacht, sobald er an sie erinnert wurde und diese Wunde hatte nie heilen können. Er musste sich von der Krankheit befreien, damit er endlich erlöst wäre. In Kazels Fall sollte dies nur noch symbolisch stattfinden, aber ihr zu sagen, dass nichts und niemand als ihr verhasster Mischblutneffe am Ende ihres Lebens auf sie wartete, würde ihm Balsam sein. Seine Worte sollten den Eiter aus der Wunde spülen und den Jahre lang klaffenden Riss endlich versiegeln. Er wollte heilen, aus eigener Kraft und ohne Schaden an anderen anzurichten. Das würde Starle mit sich schon selbst tun und mit etwas Glück wären seine Worte kleine Nadelstiche, die sie ihr ganzes, langes Leben über pieksen könnten.
"Und ja, bitte erzähl mir von dir. Langweile mich! Langweile mich jeden Tag, den wir gemeinsam verbringen können. Dann will ich dir auch erzählen, was ich mag ... oder mir etwas überlegen, denn eigentlich ... weiß ich es gar nicht." Er starrte einen Moment lang vor sich ins Leere, durch den Stuhl und Janays Hinterkopf hindurch. Er wusste es tatsächlich nicht. Er hatte ja nie Gelegenheit gehabt, es selbst herauszufinden.
"Ich ... mag dich. Nein, das stimmt nicht. Ich liebe dich! Ich mag es ... Lehrling des Gevatters zu sein. Es ist etwas, das sonst niemand sein kann. Es gibt mir Bedeutung und es ist sogar spannend. Er ist gar nicht so unheimlich wie ihn die meisten halten. Eigentlich hat er ziemlich viel Sinn für Humor."
Er muss etwas mehr Feingefühl im Umgang mit mir und anderen entwickeln. Dass Tod seine Gedanken jederzeit mithören konnte, vergaß Kazel in Augenblick eben jenes Gedankens, der ihm durch den Kopf huschte.
"Ich mag auch Wiesen und Wälder. Natur im Allgemeinen. Die Stille Ebene war immer sehr schön, wenn sie saftig grün vor mir lag oder ich in warmen Nächten über mir den Sternnehimmel betrachten konnte. Ich weiß nicht, was ich sonst noch mag. Deinen ... Mund ... ja..." Er bekam erneut rote Ohrspitzen. "Ich würde gern mehr sehen und lernen, damit ich herausfinden kann, was mir alles gefällt. Ich glaube, das mag ich am meisten."
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Freitag 13. Januar 2023, 12:59

Zweifel und Sorgen drohten in ihr hochzusteigen, nachdem die Anspannung des Gesprächs mit den Zwillingen nachlassen konnte. Es war ihr äußerst wichtig und vor allem wollte sie Arina endlich etwas Gutes tun können. Ob dies nun der richtige Weg gewesen war? Sie wusste es nicht, aber im Moment war es für sie die einzige Lösung. Trotzdem zeigte sich auch, wie sehr sie sich Kazel gegenüber schon geöffnet hatte, als sie nun etwas zusammen sackte und ihre Gedanken offen aussprach.
Seine Reaktion entlockte ihr ein kleines, dankbares Lächeln. Solange, bis er fortfuhr und von seinem anderen Dasein sprach. Leicht schüttelte sie den Kopf und musste unwillkürlich frösteln. "Hoffen wir, dass du nichts erfährst, weil es nichts gibt.", murmelte sie und lenkte das Gespräch in eine andere Richtung.
Denn sie wollte gar nicht darüber nachdenken, nicht einmal im Ansatz, wie es sein könnte, sollte ihrer Schwester etwas zustoßen bei dem Versuch, sie zu retten. In dieser Hinsicht war es wahrscheinlich sogar das Beste, was der anderen passieren konnte, dass sie selbst nicht eingreifen und zur Tat schreiten konnte, derart tollpatschig, wie sie sich in letzter Zeit erwiesen hatte.
Oder wie talentiert dafür, Dinge falsch zu verstehen oder den Faden zu verlieren. Während sie selbst nämlich in Gedanken war und mit ihrer kleinen Frage eigentlich auf seine Worte reagierte, da schien auch er mit seinem Fokus ganz wo anders gelegen zu haben und ihr, vermutlich inzwischen automatisch, darauf geben zu wollen. Blinzelnd sah sie ihn an und suchte in ihrem Gedächtnis nach eben jenem Faden, den er mit ihr gesponnen zu haben schien, ohne, dass sie es mitbekommen hatte.
Sie fand ihn nicht, beschloss aber, ihn nicht darauf aufmerksam zu machen, um ihn nicht glauben zu lassen, sie hätte ihm womöglich nicht zugehört. Stattdessen deutete sie lediglich ein Nicken an, als Zeichen, dass sie verstanden hatte. Hatte sie zwar nicht direkt, aber die Botschaft, dass er nicht tatenlos bei was auch immer bleiben wollte, war angekommen.
Ob es sich auf Arina bezogen hatte? Oder auf die Sache mit Andunie? Hm... Wenn es wieder Thema werden würde, würde sie es vermutlich schon noch erfahren.
Dafür griff er einen anderen Punkt auf, der wiederum ihr Sorge zu bereiten drohte und den er recht rasch zu relativieren wusste. Tatsächlich atmete sie hörbar auf und Erleichterung trat bei seiner Verneinung in ihren Blick. Ja, sie war sehr erleichtert darüber, mehr wahrscheinlich, als sie sich bewusst war. Denn es zeigte nicht nur, dass er Verständnis für sie aufbrachte, sondern auch, dass er trotz dieses eher unüblichen Zuges an ihr, wie er selbst betonte, seine Meinung über sie nicht sofort änderte.
Und während sie ihm zuhörte, spürte sie, wie sich ihre Wangen leicht färbten. Sie zuckte mit den Schultern. "Na ja, seltsam... Er hat es verdient, glaub mir...", murmelte sie und schob den Gedanken an ihren unwillkommenen Schwager lieber beiseite, um sich lieber der Bitte des Mischlings zu widmen.
Prompt verschwand die Röte wieder, dafür begann sie fein und hintergründig zu grinsen. "Ach, weißt du...", begann sie gedehnt, während er ihr den fahrbaren Untersatz holte. "Es gibt da ein paar Arten der Rache, die könnten dir durchaus gefallen!", versprach sie und bemühte sich dabei um ein rauchiges Timbre, um keinen Zweifel zu lassen, in welcher Lebenslage sie das einsetzen wollen könnte. So versuchte sie ihn auch ein wenig zu kitzeln und zu necken mit ihren Fingern im Nacken und bei den Ohren, als er ihr von dem Sofa rüber in die weiche Polsterung ihres Gefährts half.
Nur leider war gerade nicht der richtige Moment dafür, sodass auch sie rasch wieder ernster wurde, als er darüber sprach, warum sie sich überhaupt zu seiner Tante aufmachten. Leise seufzte sie und griff nach hinten, um ihre Hand auf die seine zu legen, auch wenn sie sich dafür ein wenig verrenken musste. "Sie war sehr grausam zu dir, hm?", fragte sie sanft und drehte den Kopf, um ihn wenigstens aus dem Augenwinkel sehen zu können.
"Sei nur vorsichtig. Sie weiß mit Worten viel zu gut umzugehen.", fügte sie hinzu, eingedenk dessen, wie sehr auch sie sich hatte täuschen lassen.
Wobei... in Wahrheit war sie ja auch noch jung und dumm, wenn man es genau betrachten wollte, während Starle gewiss schon viel Erfahrungen hatte sammeln können. Da war es ihr sicherlich leicht gefallen, sie um den Finger zu wickeln, denn trotz gelegentlicher Ausbrüche hatte Janay nichts geahnt von den dunklen Beweggründen. Doch auch Kazel war noch nicht sehr bewandert im Umgang mit anderen, vielleicht sogar noch weniger misstrauisch als sie selbst, und das war nicht gut.
"Wie alt bist du eigentlich?", entkam es ihr, noch ehe sie sich dieser Frage bewusst wurde. Eigentlich etwas sehr Naheliegendes und dennoch... irgendwie hatte es sich bislang noch nie ergeben. Und ansehen konnte man Elfen ihr Alter sowieso nur rudimentär.
Indes fuhr er fort und entlockte ihr damit ein Kichern. "Pass bloß auf, was du von mir willst. Du könntest es kriegen!", foppte sie ihn ein wenig und merkte, dass er gar nicht recht darauf ansprang, sodass sie sich noch etwas mehr verdrehte, um sein Gesicht besser sehen zu können.
Doch noch bevor sie fragen konnte, was los war, sprach er schon weiter. Ihre Augenbraue hob sich ein wenig an und noch weiter, als er von seinem Dasein als spezieller Lehrling anfing, während sie sich wieder gerade hinsetzte. Das war der Nachteil an diesem Gefährt, entweder konnte sie denjenigen, der sie schob, nicht ansehen, oder sie musste sich beständig derart unangenehm verdrehen, dass es erst wieder zu unbequem wurde ein längeres Gespräch zu führen.
"Für mich hast du auch viel Bedeutung.", murmelte sie in sich hinein und besah sich kurz äußerst intensiv ihre Hände.
Dann fuhr er fort und sie nickte leicht. "Nächte mit vielen Sternen mag ich auch. Oder verschneite Winterlandschaften, wenn es nachts so schön oben und unten funkelt. Überhaupt der Schnee...", seufzte sie und musste dann schief grinsen. "Es sei denn, ich muss auf einem Warg durch diese Eiseskälte reiten, um einem gewissen Elf seinen hübschen, kleinen Arsch zu retten, um ihm diesen danach versohlen zu können.", kicherte sie in Erinnerung daran, dass sie ihm tatsächlich nachgeritten war.
Wie es Terror wohl ergangen war, seitdem sie verschwunden waren? Ein leiser Schreck gepaart mit einem großen schlechten Gewissen durchfuhr sie, weil sie so lange nicht an den eigentlich treuherzigen Warg gedacht hatte, den sie im Wald zurück gelassen hatten. "Er wird schon klar kommen... hoff ich...", nuschelte sie ihre Gedanken vor sich hin und deutete ein kleines Kopfschütteln an.
Es war müßig, über das Tier nachzudenken, das sie wahrscheinlich sowieso nie wieder zu sehen bekäme. Nicht nur, dass inzwischen viel zu viel Zeit vergangen war, war der Wald groß, in dem sie sich vor ihrer unfreiwilligen Reise hierher nach Morgeria befunden hatten. Da gäbe es ausreichend Beute für ihn, um überleben zu können. Er wäre nicht auf sie angewiesen, sondern besaß ja seine Instinkte! Die hoffentlich nicht vollkommen verkümmert waren... Janay schnaubte leise und bemühte sich, ihre Gedanken zurück in die Gegenwart zu lenken und sich auf Kazel zu konzentrieren, immerhin würden sie nicht ewig unterwegs sein und bei dem Gespräch mit seiner Tante brauchte er ihre Aufmerksamkeit!
Davor allerdings wollte sie ihm noch etwas sagen, bei dem sie ihm gleichzeitig nur zu gerne auch gegen den Arm oder sonst wohin gepiekst hätte. "Was ich übrigens nicht mag, sind Bettflüchter, die mir in aller Herrgottsfrühe und noch vor richtigem Sonnenaufgang die Wärme und meinen Kuschelpolster wegnehmen, weil sie meinen, unbedingt schon aufstehen zu müssen!", beschwerte sie sich eingedenk seines Verhaltens an diesem Morgen.
Erneut drehte sie ihren Kopf und zeigte ihm kindisch die Zunge. Das musste reichen, wenn sie ihn schon nicht direkt zu fassen bekam.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Samstag 14. Januar 2023, 02:23

Eigentlich hatte er sie mit der Erinnerung an seinen Berufsstand - konnte man es denn so nennen? - beruhigen wollen. Es ging gehörig nach hinten los, denn er schürte mit seiner Aussage nur noch mehr die Sorgen in Janay. Natürlich hoffte auch Kazel, dass er niemals vom Gevatter angesprochen würde, um die Schwester seiner Liebsten auf gleiche Weise vom Körper zu trennen wie er es beim Tod gesehen hatte. Aber wenn die Rettungsaktion schief ginge, würde er es wohl schnell genug erfahren.
Glücklicherweise wechselten sie beide das Thema sehr schnell. In Bezug auf Arina konnten sie jetzt ohnehin nicht viel mehr tun als abzuwarten. Janay wären aber sicherlich einige Dinge eingefallen, die Wartezeit zu überbrücken. Sie hatte bereits bewiesen, dass ein funktionsfähiger Unterleib nicht unbedingt vonnöten wäre. Da sie aber schon wieder eine Anspielung in diese Richtung machte, wurde sie von Kazel sehr lange gemustert. Schließlich bremste er den fahrenden Untersatz ab und umrundete ihn. Auch ihn störte es, dass Janay sich jedes Mal zu ihm umdrehen musste, wenn sie mit ihm sprach. Er ging neben dem Gefährt in die Hocke, damit sie einander anschauen konnten.
"Janay ... du weißt, dass ich das nicht von dir erwarte, oder? Wie soll ich sagen... natürlich würde ich wohl keine Gelegenheit auslassen, mit dir zu sein. So nah, meine ich. Und sicherlich gibt es mehr als eine Hand voll Dinge, die du mir noch beibringen könntest. Wahrscheinlich noch mehr, sobald du wieder gesund bist." In dieser Hinsicht gab er nicht auf. Sie würden Arina befreien, man würde Janay einer Operation unterziehen und sie würde sich wieder spüren können ... und vielleicht auch ihn eines Tages. "Und ich freue mich, all das mit dir kennen lernen zu dürfen. Ich bemerke nur, dass du sehr häufig solche ... Anspielungen machst. Du musst dich wirklich nicht darauf reduzieren." Er legte seine Hand auf ihre, strich mit einem Finger über ihre Haut und lächelte ihr dabei entgegen. "Du bedeutest mehr für mich als Sex. Viel mehr. Fühl dich bitte nicht verpflichtet, mir in jeder freien Minute miteinander etwas anbieten zu müssen. Ich ... bin auch so unglaublich gern mit dir zusammen. Selbst, wenn wir überhaupt nichts machen."
Er konnte es irgendwo nachvollziehen, in seinem jugendlichen naiven Weltbild. Janay hatte nichts Anderes gelernt als ihren Körper zu verkaufen. Männer, die sie aufsuchten, kamen nur aus einem Grund zu ihr. Ja, es war verständlich, wenn sie dadurch in nahezu jedes Gespräch ihre zweideutigen Spielereien einfließen ließ und irgendwo reizte es Kazel auch. Nein, sie reizte ihn, denn sie schaffte es immer wieder ihn in Verlegenheit zu bringen. Aber er wollte sie wissen lassen, dass sie nun auch einen anderen Weg einschlagen konnte, wenn sie es wollte. Einen an der Seite eines Mannes, der alles Körperliche mit ihr mehr als genoss, aber nicht dafür allein ihre Nähe suchte. "Ich bin keiner deiner Kunden. Zumindest hoffe ich das." Er schmunzelte leicht. "Ich liebe dich, Janay. Und falls du jemals keine Lust hast oder glaubst, eine Pflicht erfüllen zu müssen, dann lass es mich genauso wissen. Ich verlange nicht von dir, bei jedem Gespräch anzubieten, für mich die Beine b... ähm ... du weißt, was ich meine! Ich wollte dich das nur wissen lassen. Du bist mehr."
Ohne eine Antwort von ihr zu erwarten erhob Kazel sich wieder und trat zurück hinter den Rollstuhl. Er setzte ihren gemeinsamen Weg fort, schob Janay vor sich her und schaute dabei immer wieder auf sie herunter, anstatt nach vorn. Die Aussicht war einfach besser. Auch, weil er sich ein nicht gerade freudig erwartetes Ziel für ihren kleinen Rundgang ausgesucht hatte. Doch es war seine Entscheidung und jetzt würde er es durchziehen. Es sollte sein vorletzter Besuch bei Tante Starle sein. Danach wollte Kazel nur noch einmal wiederkommen, in Kutte und Sense.
"Sie war sehr grausam zu dir, hm?" Er schwieg und das sagte bereits alles aus. "Sei nur vorsichtig. Sie weiß mit Worten viel zu gut umzugehen."
"Sie hatte mehr Zeit, es zu perfektionieren."
"Wie alt bist du eigentlich?"
Kazel stutzte. Erneut hielt Janays Stuhl auf Rädern an. Erneut umrundete ihr Liebster das Gefährt. Die Position, die er einnahm, glich jener von vorhin. Nur dieses Mal legte er Janay keine Hand auf, sondern musterte sie. Er betrachtete ihr Züge, die Kontur ihrer Nase und des Kiefers. Er versuchte, bei ihr das Alter einzuschätzen. Bei Kazel war es schwierig, wie bei allen Elfen. Da machte es auch keinen Unterschied, dass er ein Mischling war. Seine Züge waren glatt und straff. Er konnte also noch sehr jung sein oder in seinen besten Jahrzehnten. Beim spitzohrigen Volk hieß das optisch wirklich gar nichts. Die Lebenserfahrung machte es auch und da hatte Janay bereits erkennen dürfen, dass ihr Gegenüber eher etwas naiv und ideologisch in die Welt schaute. Das Leben mochte ihn geprägt haben, aber es fehlte Zeit, um eine Bitterkeit entstehen zu lassen, die vieles Kindliche aus der Seele vertrieb. "Es erschreckt mich gerade, aber ich bin schon über 25 Jahre alt ... ich weiß, das ist sehr jung für einen Elfen! Aber ich war 21, als ich aus Morgeria floh und 23, als ich mich entschloss, von der Stillen Ebene wieder in das Leben anderer zu treten." Für einen Moment senkte Kazel die Lider und wirkte etwas nachdenklich. Dann schaute er ruckartig auf. "Das ist hoffentlich kein Problem für dich! Also ... dass ich so jung bin. Wie alt bis du denn?" Erneut lächelte er schwach. "Mir fällt gerade auf, dass ich mich nicht erinnern kann, jemals meinen Geburtstag gefeiert zu haben. Als Kind vielleicht noch. Ich hab zwar in einem großen Anwesen gelebt, aber sehr viel für mich und meine Familie neigt nicht dazu, diese Art von Feierlichkeiten auszurichten. Ich glaube, das würde ich gern mit dir nachholen, irgendwann."
Ihre Warnung war vergessen. Starle Tenebrée war vergessen, zumindest für den Augenblick. Kazel war nun seinerseits neugierig, Janays Alter zu erfahren. Ob sie ihm gleich eine Belehrungsstunde hielt, weil sie möglicherweise Jahrzehnte älter sein könnte als er? Im Grunde war er ja nicht viel mehr als ein morgerianisches Kind. Erwachsen genug, um Nachwuchs zu zeugen, aber es fehlte die Reife, um im Ränkespiel der Adelshäuser mitzumachen. Trotzdem würde er sich gleich mit einer hervorragenden Spielerin messen.
Wenig später setzten sie ihren Weg fort. Dabei unterhielten sie sich weiter. Es wurde über Belangloses gesprochen, aber für beide hatte es seine Berechtigung. Es war wichtig, auch die Kleinigkeiten des jeweils anderen zu erfahren. Vorzüge, Abneigungen. Nur so konnte man später mit etwas Freude machen oder Situationen vermeiden, die Unbehagen hervorriefen. Dabei wurden sie sich nicht nur schnell einig, dass der Sternenhimmel unter Mischlingen offenbar sehr beliebt war. Kazel hörte auch erneut, dass er für Janay bedeutsam war. Er antwortete zuerst mit einem velriebten Blick, führte diesen jedoch aus: "Ich werde geduldig warten, bis es mehr als das ist. Und dann frage ich dich wieder, ob du mich heiraten willst. Rechne damit. Ich werde oft fragen." Es war ihm schließlich ernst. "Und vielleicht kann ich auch Schnee organisieren, damit du ja sagst. Danach gelobe ich auch, nicht mehr vor dir das Bett zu verlassen!" Er grinste auf. Dann ließ er den Rollstuhl ein wenig schneller fahren, hopste beinahe wie die Hasenhybridin hinterher und gluckste amüsiert. Die Stimmung war beinahe ausgelassen. Zu arglos, wenn man bedachte, wo der Stuhl wieder zum Stehen kommen sollte.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Sonntag 15. Januar 2023, 09:04

Sie empfand es nicht als besonders positiv, welche Aufgabe ihr Liebster übernommen hatte, und sie war sich auch nicht sicher, ob sie tatsächlich alles verstanden hatte, was damit zusammen hing, soweit er es ihr erzählt hatte. Dadurch vermied sie es auch, zu oft darüber nachzudenken. Dennoch akzeptierte sie es, weil sie es als Teil von Kazel anzusehen versuchte. Es war nicht immer leicht, aber mit jedem Tag gelang es ihr ein bisschen besser, hatte sie das Gefühl.
Oder wollte es zumindest haben, denn sie käme nicht im Traum darauf, ihm irgendwelche Vorschriften diesbezüglich machen zu wollen. Darüber reden jedoch... Nein, das wollte sie lieber nicht, erst recht nicht, wenn es um Arinas Lebensende gehen könnte.
Also wechselte sie das Thema und er ging darauf ein. Wobei sie nicht mit seiner Reaktion rechnete. Plötzlich blieb Kazel stehen und kam an ihre Seite, damit sie sich beide in halbwegs bequemer Position direkt ansehen konnten. Fragend blinzelte sie ihn an bei seiner Handlung und wartete auf das, was kommen mochte.
Als er zu sprechen begann, wanderte ihre Augenbraue wie von allein in die Höhe, ehe sich ihre Lippen allmählich zu kräuseln begannen. "Oh ja, da gäbe es noch so einiges, dass ich dir...", raunte sie verheißungsvoll und wollte lediglich eine Kunstpause einlegen, in der sie sich zu ihm lehnte und nach seinen Lippen haschen könnte.
Der Mischling allerdings nutzte es, um fortzufahren, und das ließ sie innehalten. Ihre Mimik wurde fragend und erneut blinzelte sie. "Aber...", setzte sie an und verstummte wieder, weil er seine Hand auf die ihre legte. Sie sah darauf hinunter und konnte spüren, wie sich ihre Wangen rot und immer röter färbten, bis sie regelrecht brannten.
Mehrmals musste sie schlucken, ehe sie den Mut fand, ihren Blick zurück in sein Gesicht zu heben. Meinte er das ernst? Wirklich? Unsicher suchte sie bei ihm nach Anzeichen, dass er im Grunde doch so war wie all die anderen Männer, die sie als Kunden gehabt hatte und die am Ende eben trotz aller schönen Worte lediglich das eine hatten haben wollen.
Nur... sie fand nichts oder glaubte zumindest, nichts außer Ehrlichkeit zu finden und das ließ ihr Herz schneller schlagen. Es war schließlich das eine, von ihm oftmals jene schönen drei Worte zu hören und seine Beteuerungen, dass er tatsächlich so fühlte, wie er ihr schön tat. Aber es war eine ganz andere Sache, wenn er so etwas erwähnte.
"Bist... bist du dir wirklich... sicher? I... ich... ich meine..." Sie zuckte ein wenig unbehaglich mit den Schultern und ein kleines, schiefes Grinsen stahl sich auf ihre Lippen. "Ist das denn dann nicht zu... zu langweilig...?", fuhr sie fort und meinte es nicht so positiv, wie sie zuvor noch darüber gescherzt hatten.
Daraufhin hörte se ihm wieder zu und biss sich auf die Unterlippe, weil sie kaum zu hoffen wagte, dass er das wirklich ernst meinen könnte. Vielleicht auch nur jetzt und in einiger Zeit, wenn er mehr von ihr kennen würde, würde sich seine Ansicht noch ändern. Wenn sie ihm sonst nichts anderes mehr bieten könnte. Ja, vermutlich würde es sich in diese Richtung entwickeln, immerhin war auch er am Ende eben ein Mann. Doch bis dahin... bis dahin wollte sie es versuchen und genießen, nicht ständig auf die Möglichkeiten ihres Körpers hinweisen zu müssen, um ihn zu ködern. Sofern sie nicht Lust dazu hätte...
Eine Bewegung ihres fahrbaren Untersatzes ließ sie blinzelnd aufmerken und sie musste erkennen, dass sie verpasst hatte, wie er seinen vorherigen Platz eingenommen hatte, damit sie weiter gehen konnten. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie endlich reagieren konnte, indem sie ihren Arm anhob und so drehte, dass sie ihre Hand hinter sich auf seine legen konnte als Zeichen ihres Dankes und dass sie ihn verstanden hatte. Ob sie es umsetzen könnte, war eine andere Frage, jedoch hatte es gut getan, das von ihm zu hören, ganz egal, wie lang es Bestand haben würde.
Bald danach allerdings kamen sie auf ein ernsteres Thema zu sprechen, was zu einer plötzlichen Frage von ihr führte, mit der sie selbst nicht gerechnet hatte. Er scheinbar auch nicht, denn ein weiteres Mal blieb er stehen und kam zu ihr nach vorne. Abwartend sah sie ihn dabei an.
Bei seiner Antwort war sie überrascht und amüsiert zugleich. "Jetzt weiß ich, warum du noch keinen Bart hast!", spöttelte sie kichernd und zwinkerte ihm zu, damit er nicht glaubte, sie würde sich daran stören. Schließlich kratzte so etwas ständig und wer diese Form von Haarwuchs nicht pflegte, sah rasch schmuddelig aus. Nein, da war es ihr dann doch lieber, wenn er bartlos blieb.
Bei seiner Gegenfrage zuckte sie mit den Schultern. "Ich mochte Ältere schon immer.", begann sie und tippte ihm auf die Nase. "Ich bin 18. Aber wehe, du bezeichnest mich als Kind!", neckte sie ihn und hatte auch schon eine Anzüglichkeit auf den Lippen, eingedenk seiner Bitte von vorhin jedoch ließ sie es bleiben.
Um daraufhin noch etwas zu hören zu bekommen, was das schiefe Grinsen bei ihr zurück brachte. "Ich weiß gar nicht, wie man so etwas feiert.", gestand sie ihm und seufzte leise, während sie ein weiteres Mal ihre Schultern anhob. "Wir... na ja, wir haben das nicht wirklich gemacht, glaub ich. Außer... oh, warte..."
Ihr kam gerade ein Gedanke, die Erinnerung an etwas, das sich manchmal wiederholt hatte und das vielleicht damit zusammen gehängt hatte, obwohl sie sich dessen nicht bewusst gewesen war. "Oh ja, ich glaube schon... oder zumindest so was in der Art. Weißt du, wir haben fast nie etwas Süßes gehabt, aber ab und zu da hat Arina... mir etwas gemacht. Wenn ich jetzt so drüber nachdenke, war das in etwa einmal im Jahr und immer für mich. Und wehe, Vacláv hat davon genascht, bevor ich nicht dran war!" Sie musste kichern bei der Erinnerung daran.
Doch auch eine andere stieg in ihr hoch und entlockte ihr ein beinahe schon wehmütiges Lächeln. "Einmal... weißt du, da... da hab ich das auch versucht. Keine Ahnung mehr, wie alt ich war, aber ich wollte auch so was machen, für Arina. Na ja... es war eine Katastrophe! Ich hoffe, du kannst kochen, weil ich bin dazu definitiv nicht fähig, absolut kein Talent. Ich bin sicher, bei mir würde sogar Suppe anbrennen! Und damals... Ich weiß gar nicht mehr, wie das geheißen hat, was ich für sie machen wollte. Aber ich weiß noch, dass sie herein gestürzt ist, weil es nach Feuer gerochen hat, voller Angst und in Alarmbereitschaft. Und ich hab geheult wie ein Schlosshund mit der Pfanne vor mir und dem schwarzen, undefinierbaren Inhalt darin. Ich hab mich so, so, sooo sehr geschämt, weil ich es nicht geschafft hab. Aber Arina... Sie hat gelächelt und geweint und ganz tapfer ein Stück probiert, nachdem ich ihr alles erzählt hatte." Sie wischte sich rasch über die Wange, weil sie etwas kitzelte, und musste feststellten, dass ihr eine Träne herunter gelaufen war.
Verhalten schniefte sie und schenkte Kazel ein schiefes Grinsen. "Also, wenn wir einmal deinen Geburtstag feiern, beschränke ich mich lieber auf andere Fähigkeiten, als dir etwas zu backen!", schloss sie ihre Erzählung ab und hoffte, den Bogen zu mehr Heiterkeit damit spannen zu können.
Als sie weiter fuhren, hatte sie sich wieder gefangen und ihre Sehnsucht nach ihrer Schwester zurück gedrängt, um sich auf ihren Liebsten zu konzentrieren. Dabei entkam ihr ein Gemurmel, auf das er reagierte. Sie biss sich auf die Unterlippe und hoffte irgendwie allmählich auch, dass es irgendwann noch mehr werden könnte.
Doch als er fortfuhr, musste sie schließlich lachen, weil er auf ihre Neckerei einstieg. "Und wenn ich dich eigenhändig fesseln muss, ich werde dafür sorgen, dass du dieses Versprechen hältst!", kicherte sie und freute sich sogar darauf.
Mit hoffentlich voll funktionstüchtigem Körper, denn dann hätten sie wirklich, wirklich viel Spaß im Bett und er käme gar nicht auf die Idee, es verlassen zu wollen... geschweige denn, noch Kraft dafür aufbringen zu können!
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Sonntag 15. Januar 2023, 11:32

Du würdest mir Bescheid geben und mich das machen lassen, oder? Zur Übung?
Kazel wusste, dass es sicherlich alles andere als einfach würde, sollte er jemals jemandes Seele vom Körper trennen müssen, den er gekannt hatte. Aber sollte etwas mit Arina oder den Zwillingen geschehen, dann wünschte er sich irgendwo auch, der Letzte zu sein, der sie sah.
Sehr weit entfernt, aber doch irgendwie in seinem Hinterkopf hörte er den Gevatter:
„Ich würde mir an deiner Stelle das noch mal überlegen. Jene zu holen, die man kennt und lieb gewonnen hat, stellt dich selbst vor eine große Prüfung. Ich denke nicht, dass ich dich das jetzt schon machen lassen sollte... Wenn es soweit ist, also wenn jemand stirbt, den du kennst, kann ich dir bescheid geben, du könntest dann entscheiden, ob du dabei sein willst, ob du ihn begleiten willst, aber den Faden durchtrenne ich. Solange du noch lebst, solange solltest du nicht diese Last auf deine Schultern laden... denn ich denke, du könntest es am ende als Schuld empfinden...“
Und wenig später meinte Kazel noch:
Er muss etwas mehr Feingefühl im Umgang mit mir und anderen entwickeln.
„...muss ich das? Das muss ich wohl...“
Ein Moment Stille herrschte.
„Ja... vielleicht... Ich habe das Feingefühl für die Menschlichkeit vor langem aus den Augen verloren. Du hingegen stehst noch ganz am Anfang dieses Prozesses und wenn es um jene geht, die deinen Weg kreuzten, muss ich dich noch schützen. Wir werden sehen, wie du damit umgehen wirst... Wir werden sehen.“
Gen Ende hin war seine Stimme in Kazels Kopf wieder leiser geworden und etwas anders lenkte den Mischling ab... das Leben.
Sein Leben mit Janay war turbulent, wild, chaotisch, holprig und voller Missverständnisse, aber auch aufregend, sinnlich und vor allem liebevoll.

Janay durfte eine ihr neue Erfahrung machen. Ein Mann beschränkte sie nicht auf das körperliche und wollte einfach nur mit ihr zusammen sein, mit ihr reden, sie kennen lernen und sich auch mit ihr langweilen. Das war neu und auch ein bisschen beängstigend und so ganz traute sie Kazel dabei noch nicht, aber vor allem traute sie sich selbst nicht. Das alles würde Zeit brauchen um sich nicht nur in Worten, sondern auch in Tagen und Erfahrung auszudrücken. Aber das hier nahm eine durchaus positive Richtung und mit dem Herumalbern kamen auch die schönen Kindheitserinnerungen zurück... wie jene, die Janay als kleines Mädchen selbst geschaffen hatte, in dem sie für ihre große Schwester zu backen versucht hatte. Es was so gründlich in die Hose gegangen, dass sie bis heute noch sich an keinen Herd traute, aber das Gefühl, Arinas glückliches und angerührtes Gesicht... DAS waren Erinnerungen, die ihr Herz mit Wärme füllten. Solche Erinnerungen wollte sie auch mit Kazel sammeln. Langsam begann sich ihr beider Schicksalsfaden fester miteinander zu verknüpfen und was sie trennte rückte mehr und mehr in den Hintergrund. Ihre Gemeinsamkeiten hoben sich hervor und ihre Ziele gingen sie zusammen an.
So nun auch den Gang zu Kazels Tante Starle.

Kazel und Janay hatten noch ein wenig herum gealbert. Es nahm dem Vorhaben die Schärfe, doch nur bis zu jenem Moment, in dem sie um die letzte Ecke bogen und Kazel den Blick hob. Ein langer Flur lag vor ihnen. Prunkvoll wie alle in diesem Anwesen, doch für ihn verlor das Bild jede Farbe. Der Anblick des Wächters vor dem Zimmer reichte aus um ihn an sein Vorhaben zu erinnern. Mit einem Mal war alles wieder da...
Seine Kindheit, seine Mutter, der Keller, die Peitsche, Starles kaltes Gesicht, wie sie neben ihm stand, als er sich vor Schmerzen einmachte. Auch das schadenfrohe Lachen seiner Mutter, die Geräusche wenn Leder Haut zerreißt und die Farbe ihres Blutes, als er den Dolch...
Allein Janays Hand auf seiner holte ihn zurück und gab ihm die nötige Gelassenheit um weiter zu gehen. Der Wächter wandte seinen Kopf und nickte ihnen entgegen, trat zur Seite und verbeugte sich knapp. Er kannte den Mann nur entfernt vom Sehen und wusste inzwischen, dass er ein enger Bekannter von Vranyk war, der ihn als 'unbestechlich' beschrieben hatte - eine Eigenschaft die im Umgang mit Starle sicher enorm wichtig war. Der Sammler mochte auf schier unerschöpfliche Mittel zurück greifen können, aber Starle hatte Verbindungen zum Palast und war auch nicht gerade arm. Es war anzunehmen, dass dieser Mann sicher schon einige ihrer Versprechungen gehört hatte, aber er stand immernoch hier und hielt Wache. Er nickte auch Janay zu und wirkte einen Moment besorgt.
„Herrin, soll ich mit rein kommen?“
, fragte er sie leise. Konnte sie nachvollziehen, was er vielleicht andeutete? Wenn Kazel sich mit Starle beschäftigen musste, war sie in ihren fahrbaren Liegestuhl sehr angreifbar. Er stellte sich auch noch schnell vor:
„Mein Name ist Sakarion.“
Er war kein dunkelelfischer Riese, sondern eher schmal gebaut, aber die beiden gekreuzten Klingen auf seinem Rücken sprachen eine eigene Sprache. Wie alle die in diesem Haushalt lebten, hatte auch er eine Besonderheit. Sein Gesicht war mit ungewöhnlichen kleinen Punkten bedeckt. Man nannte das bei Menschen Sommersprossen, doch bei ihm waren es hellere graue Flecken auf schwarzem Grund, die seiner Haut den Anblick eines Sternenhimmels verliehen und sich auch über seinen kahlen Schädel zogen. Vielleicht hatte er diese Muster auch überall an seinem Körper.
Kazel hatte jedoch keinen Blick für den Wächter. Er musste sich mental auf sein vorletztes Treffen mit seiner Tante vorbereiten. Die Hand am Griff der Tür wurde die Vergangenheit auf seinen Schultern noch einmal sehr schwer...

„Oh, ...wie schön, dass du mich endlich mal besuchen kommst. Hab schon gedacht du hättest mich vergessen. Aber war wohl nicht anders zu erwarten...“
Starles Stimme durchschnitt scharf die Luft und erfüllte sie mit Anklagen, noch bevor Kazel hatte Luft holen können. Ohne ihn anzusehen, stand sie seitlich vor einem sehr gemütlich aussehenden Bett und hatte wohl gerade ihr Nachtgewand zum Lüften dort ausgebreitet. Leichte Stoffe boten rund um die Schlafstätte Schutz und Intimität. Ein kleiner Tisch mit einem fast leer gegessenen Teller bewies, dass sie 'gut' versorgt worden war – besser als sie es wohl verdient hatte. Sie wandte sich ihm zu:
„...Seit Tagen spricht hier niemand mit mir ein Wort!“
, ließ sie weinerlich verlauten.
„Gehst du so mit deinem Fleisch und Blut um? Kazel, also wirklich! Bist du so nachtragend? Den kleinen Ausrutscher musst du mir doch verzeihen. Ich dachte Sademos spiele mit mir und hätte mir eines seiner Liebchen geschickt... Ich hätte nie gedacht... na ist ja auch egal. Jetzt sind wir wieder zusammen, also hab dich nicht so und schließe deine Tante in die Arme. Wir sind doch eine Familie...“
Sie hatte sogar die Arme leicht ausgebreitet, wie als wolle sie ihn ernsthaft umarmen.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Montag 16. Januar 2023, 06:27

Er erzielte mit seinen Worten genau die Wirkung, die er hatte erreichen wollen und das brachte Kazel zum Lächeln. Dass Janay rot anlief wie eine Tomate, erwärmte sein Herz. Außerdem bestätigte sich für ihn, was er befürchtet hatte. Sie ging jedes Mal so schnell auf Tuchfühlung, weil sie es gewohnt war. Sie glaubte, er wäre einer von vielen Kunden, die es nur auf ihren Körper abgesehen hätten. Es ließ sich keineswegs abstreiten: Er hatte sich nicht nur in ihre Art verliebt, sondern zu allererst in ihren Leib. Janay wusste aber auch mit diesem zu spielen. Nicht umsonst war Kazel ihr vor gefühlt schon so langer Zeit am Sternensee verfallen. Er hatte sich von ihren Blicken, ihren Bewegungen und weiblichen Reizen locken lassen und nun würde er Vater werden. Aber er hatte sich seither auch wirklich verliebt, Stück für Stück. Mittlerweile war er an einem Punkt angelangt, an dem er erkannte, dass es sogar durchaus seinen Reiz besaß, mehr miteinander zu erleben als nur körperliche Zweisamkeit. Natürlich könnte Janay ihn weiterhin damit ködern. Natürlich würde er auf ihre Verlockungen eingehen, ihnen verfallen und sich - wie sie so gern sagte - voller Sehnsucht nach Erlösung foltern lassen, bis er nie wieder von allein aus dem Bett herauskäme. Es waren schließlich höchste Wonnen, die Janay ihm da versprach. Kazel aber wollte mehr als das und wenn er ihr es nur verdeutlichen konnte, indem er ihr mitteilte, das Sex für ihn nicht das Hauptattribut ihrer Beziehung war, so würde er sie regelmäßig daran erinnern.
Dass er sich dabei sicher war, ließ er Janay spüren, indem er zum einen ihre Hand drückte und zum anderen ihr Haar streichelte, als er sich wieder hinter den fahrbaren Stuhl begab. Oh, er meinte es sehr ernst. Sie würde es auch noch erkennen. Leider meinte er es ebenso ernst damit, seine Tante aufzusuchen; ein vorletztes Mal, wie er behauptete.
Der Weg dorthin fiel ihm alles andere als leicht. Er spürte, wie versteift er ging, je näher er dem Ende des Ganges kam. Seine Muskeln fühlten sich hölzern an und er verwünschte sich, vorher nicht genug getrunken zu haben. Seine Kehle war wie ausgedörrt. Kazels Blick fiel zuerst auf den postierten Wächter. Er wusste nichts darüber, wie unbestechlich dieser war. Darüber machte er sich tatsächlich keine Gedanken. Er vertraute Zissus und auch Vranyk, den richtigen Mann für diese wichtige Position ausgesucht zu haben.
"Lass uns Geburtstag feiern, wenn wir das hier hinter uns haben", raunte Kazel an Janays Ohr. "Dann finde ich auch heraus, ob ich Kuchen backen kann." Das wusste er nämlich gar nicht. Nie zuvor hatte er sich in der Notwendigkeit gesehen, es zu versuchen. In der Küche wäre er allerdings wohl geschickter als seine Liebste. Er hatte zwei Jahre in der Stillen Ebene verbringen müssen, auf sich allein gestellt. Da hatte er sich nicht nur von Beeren ernährt. Manchmal war ihm auch ein Kaninchen in eine Falle getappt. Das hatte er häuten und ausweiden müssen. Mit den Monaten war es leichter geworden und er hatte gelernt, welche Teile des Körpers er wie schneiden musste, um einen möglichst großen Teil des Essbaren zu ergattern. Er hatte gelernt, Nahrung über offenem Feuer zu braten. Aber ein Kaninchen war kein Kuchen. Irgendwie freute Kazel sich darauf, diese Herausforderung anzugehen. Mehr zumindest als die jetzige.
Janays vordere Stuhlräder hielten einen Arm breit vor der Tür zu Starle Tenebrées Unterkunft. Kazel starrte die Tür an. Bilder schwappten vor sein geistiges Auge, brachten Erinnerungen an so vieles zurück, was er erfolgreich hatte in den Hintergrund seiner Existenz hatte drängen können. Jetzt brach alles über ihn herein wie eine Flutwelle. Sie umspülte ihn mit Eiseskälte, dass er glaubte, den Schmerz auf der Haut spüren zu können. Er roch Schweiß, Blut und Urin. Er roch sich selbst inmitten einer Lache aus Leid. Er schmeckte Metall, wie immer wenn Blut auf der eigenen Zunge lag. Er hörte das vertraut gewordene Klirren von Ketten, die sich Monate lang um seine Gelenke geschnürt und seine Bewegungen eingeschränkt hatten. Er fühlte das kalte Metall und das kontrastreiche Reißen seiner Haut unter einem weiteren Peitschenknall, wenn kurz darauf sein eigenes Blut den Rücken erwärmte. Er erinnerte sich an die Tiraden seiner Mutter, die ihm hatte einbläuen wollen, gefälligst reinblütig zu bleiben, als sei es eine Lektion, welcher er nicht lernte. Er sah den Blick seiner Tante, die wortlos dabei stand und nicht eingriff, was erneuten, dieses Mal seelischen Peitschenhieben gleichkam.
Er rührte sich nicht, bis der Wächter Janay ansprach. "Herrin, soll ich mit rein kommen? Mein Name ist Sakarion."
"Was?" Kazel schreckte aus seinem Albtraum einer Vision auf. Er blinzelte und brauchte geraume Zeit, um zurück in die Realität zu finden. Falls Janay bis dahin schon geantwortet hatte, überhörte er es. Langsam kam sein Bewusstsein zurück. Er sah die Tür. Kein Kerker, nur Holz. Gutes Holz, das seine Tante gefangen hielt. Und ein guter Dunkelelf, der seine Aufgabe ernst nahm.
"Sakarion", wiederholte Kazel den Namen und schaute zu dem anderen empor. Er war so viel größer als er selbst. Leicht schüttelte er den Kopf. "Nein, wir brauchen dich hier. Sie darf nicht heraus." Dann tat er etwas in Morgeria vermutlich Ungewöhnliches. Kazel legte seine Hand auf den gerüsteten Unterarm des Wächters. "Ich danke dir, dass du das hier tust. Deine Position ist eine der wichtigsten dieses Hauses. Lass es Zissus wissen, wenn du mit etwas unzufrieden bist."
Kazel zog die Hand weg und legte sie zurück auf die Führergriffe des Rollstuhls. Die kurze Distanz zwischen ihr und dem Arm des Wächters hatte sich so gefährlich angefühlt, als befände er sich im freien Fall und unter ihm nur ein Agbrund mit herauf ragenden Pfeilspitzen, auf die er kontinuierlich zu raste. Er schluckte. "Also dann...", murmelte er und ließ sich die Tür öffnen.
Sofort änderte sich seine Stimmung. Er sah sie. Sie stand beim Bett und hatte ein Kleidungsstück zum Lüften ausgelegt. Natürlich reagierte sie sofort auf die Eintreffenden. Sie bekam schließlich keinen Besuch, von jenen abgesehen, die das Essen brachten. Sie würde nie wieder Besuch erhalten!
Sofort wandte Tante Starle sich um, breitete die Arme aus und begrüßte ihn zunächst mit einem indirekten Vorwurf. Nicht anders zu erwarten sei es gewesen, dass er sich jetzt erst blicken ließ. Kazel spannte sich an. Sie grüßte ihn, wenn auch so. Aber sie grüßte ihn. Nur ihn. Sie ignorierte Janay vollkommen und das regte seinen Hass auf diese Frau beinahe stärker an als ihr Gebaren. Kazels Muskeln waren zum Zerreißen angespannt. Er umklammerte den Griff des Stuhles so fest, dass nicht nur seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Darunter lugten auch die Adlerkrallen heraus. Vollkommen in Vergessenheit geraten angesichts all der Dinge, um die er sich hatte kümmern müssen, zeigten sie sich jetzt und doch war nicht er das unnatürlich entstellte Monster hier im Raum. Nein, jenem schaute er direkt in die falschen Augen.
„...Seit Tagen spricht hier niemand mit mir ein Wort!“
Keine Sorge, ich halte mich kurz. Danach wirst du erleben wie es ist, wenn niemand mit dir spricht. Gern hätte er ihr die Worte entgegen geschleudert, aber er war so angespannt, dass sein Kiefer sich einfach nicht lösen wollte. Er presste die beiden Anteile so hart aufeinander, dass er glaubte, gleich würden seine Zähne unter dem Druck bersten. So brachte man kein Wort heraus. Dafür plapperte seine Tante fast schon weiter vor sich her. Das Gift ihrer Worte lief in Kazels Gehörgänge und verätzte alles darin. Jeder Silbe war ein Nadelstich in sein Herz, jeder Satz brannte auf seiner Seele und ließ die Narben im Rücken noch einmal vor Schmerzen aufschreien. Mittlerweile klammerte Kazel sich nicht nur aus Wut an Janays Stuhl fest, sondern auch um Halt zu finden. Er rang um Beherrschung, sich nicht auf diese Frau zu stürzen und ihr die Kehle zu zerfetzen.
Warum nur besaß sie eine so volle Sanduhr? Warum nur konnte er nicht tun, was alle in dieser gottlosen Stadt taten? Nein, nicht gottlos. Faldor begrüßte die kalte Blutrünstigkeit hier. Faldor feierte ihre schwarzen Herzen. Diese Erkenntnis beruhigte ihn ein wenig. Er wollte nicht so sein wie Morgeria. Er wollte nicht wie diese Frau sein, die ihm gegenüberstand und in eine falsche Umarmung locken wollte. Die es wagte, ihn Familie zu nennen!
"D-du..." Mehr brachte Kazel zunächst nicht heraus. Es war schwer genug, den Kiefer überhaupt zu lösen. Seine Arme zitterten, rangen darum, er mochte seine Beherrschung fallen lassen und sich einfach auf sie stürzen. Ein Mord ginge doch so schnell. Schmutzig, blutig, aber dann wäre es vorbei.
Kazel sog die Luft unter einem Zischen ein. Er setzte noch einmal an. "Du ... erhältst viel Zeit, um über Sademos nachzudenken. Meinen Herren", fügte er an. Starle wusste nichts über dessen Ableben und er würde es ihr auch nicht offenbaren. Sollte sie glauben, Kazel wäre weiterhin sein Besitz. Das stellte ihn in ihren Augen auch nicht an die Spitze des Haushalts. Wenn er ihr hier getroffene Entscheidungen mitteilte, wäre er somit nur der Bote und nicht jener Mann hinter den Entscheidungen. Ach, sollte sie glauben, was sie wollte! Er scherte sich nicht darum. Er war nicht hier, um mit ihr zu reden. Tatsächlich war er hier, weil er sein eigener Bote war. Er hatte eine einzige Nachricht für Starle.
"Das ist das vorletzte Mal, dass ich dich besuchen werde und das letzte Mal, dass es im Leben geschieht. Bei unserem nächsten Wiedersehen hole ich dich ab und nur höhere Mächte werden wissen, wohin es dich führt. Ich bin hier, um dich wissen zu lassen, dass meine Augen das letzte sein werden, das du erblickst. Und dass sich mein Hass auf dich dann hoffentlich in Gleichgültigkeit gewandelt hat, aber versprechen kann ich es nicht. Das hier ..." Er hätte gern die Hand vom Rollstuhl gelöst, um sie in einem unterstreichenden Bogen durch das Zimmer wandern zu lassen. Es gelang ihm nicht. Er war wie zu Eis erstarrt. Er konnte nur sprechen, also beließ er es dabei. "... das ist der Anfang von deinem Ende."
Und ein jeder stirbt für sich allein. Nicht dein Leben wird lang andauern, sondern dein Sterben. Hier. Allein. Sehr, sehr lang. Er zog ein wenig am Rollstuhl, um auch Janay zu signalisieren, dass es das war. Mehr hatte er von Anfang an nicht unternehmen wollen. Seine Tante würde an diesen Worten knabbern dürfen. Sie würde sich davon ernähren und sie zerdenken dürfen. Und sie würde hier Gast sein ... bis es endete. Dann käme er zurück, in seiner schwarzen Gesellenkutte und vielleicht auch mit einer eigenen Sense, damit er die Lektionen seines Meisters umsetzen könnte. Er würde Starle mitnehmen, wohin auch immer eine so verdorbene Seele wie die ihre hin käme. Er wusste nicht, was er dann fühlen würde. Er wusste nur, dass er mit seinen Worten eben ein Versprechen gegeben hatte. Er wollte das letzte Wesen Celcias sein, dass ihr einen Blick schenkte. Er wär ihr Ende.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Montag 16. Januar 2023, 14:04

Sie hatte sich nach ihrem Fortlaufen aus Morgeria rasch abgewöhnt, schnell zu erröten. Zwar mochte es Kunden geben, die gern so taten, als hätten sie eine Unschuldige im Bett, die sie wie eine Jungfer zum Erglühen bringen konnten, doch sie hatte solche kaum angezogen. Und wenn, dann hatte sie an Dinge gedacht, die ihr peinlich genug gewesen waren, um einen sanften rosafarbenen Schimmer in ihre Wangen zaubern zu können. Das war es aber auch schon gewesen.
Seit sie jedoch ihr Herz für Kazel Schritt für Schritt öffnete, kam es immer wieder vor, dass ihm dieses Kunststück gelang. So auch jetzt, sodass ihr Gesicht regelrecht brannte vor lauter Röte. Wobei sich das Ganze noch verstärkte, weil sie ahnte, dass es ihrem Liebsten gefiel. Nun ja... wenn sie ehrlich war, so amüsierte sie sich auch stets darüber, wenn sich seine Scham derart sichtbar zeigte, dass sie es umso lieber herausforderte. Von daher war es nur gerecht, dass es ihm ebenfalls bei ihr gelang. Und dennoch... sie hatte es lieber, wenn es umgekehrt war!
Trotzdem war es schön, was er zu ihr gesagt hatte, diese Vesicherung, dass er mehr von ihr wollte als nur das Eine. So ganz konnte sie es ihm nicht glauben, schließlich war auch er letzten Endes eben ein Mann. Die Vorstellung jedoch, es könnte der Wahrheit entsprechen, die ließ ihr Herz schneller schlagen und ein wohliges Gefühl in ihrer Magengegend entstehen. Dazu trugen auch seine Gesten bei, die er ihr zukommen ließ.
Was wiederum dafür sorgte, dass sich auch ihr Geist etwas entspannte und es ihr ermöglichte, eine Erinnerung aus längst vergessenen Tagen zurück zu gewinnen und ihm sogar zu erzählen. Zwar war es für sie auch mit Wehmut verbunden, schürte es schließlich die Sehnsucht nach ihrer Schwester und vor allem deren Verzeihen dafür, allein in Morgeria zurück geblieben zu sein. Aber alles in allem war es etwas Schönes, an dem sie ihn teilhaben lassen wollte.
Leider konnten sie es nicht so wirklich auskosten, da sie sich unweigerlich ihrem Ziel näherten. Auch sie sah den Wächter am Ende des Ganges und auch ihr behagte dieser Weg nicht. Obwohl sich ihre Umgebung kaum von der restlichen unterschied, kribbelte es unangenehm in ihrem Nacken und die feinen Härchen auf ihren Unterarmen stellten sich auf. Deswegen auch schluckte sie mehrmals, als plötzlich seine Stimme dicht bei ihrem Ohr erklang und sein Atem sie dort kitzelte.
Es dauerte einen Moment länger als sonst, bis sie seine Worte begreifen konnte, die sie dazu brachten, sich noch einmal auf ihrem Gefährt zu verrenken. Janay bemühte sich um ein freches Lächeln und hoffte, dass es nicht gänzlich misslang. "Ja, das sollten wir machen. Und besser so, als dass wir testen, wie feuerfest du bist, wenn ich am Herd stünde.", erwiderte sie und musste selbst hören, wie wenig heiter ihre Stimme dabei klang. Es war eher ein gepresster Tonfall und das ließ sie seufzen.
Wie gern hätte sie jetzt seine Hände genommen und fest gedrückt, um ihm die Anspannung etwas zu nehmen, die sie ebenso verspürte. Doch das war nicht möglich, sodass sie innerlich lediglich zu Manthala beten konnte, dass diese Begegnung keine vollkommene Katastrophe werden würde.
Viel zu schnell erreichten sie jene eine Tür mit dem Wächter davor, dessen Gesicht auf seine Weise faszinierend war. Die junge Frau hatte ihn noch nie zuvor gesehen, wodurch sie ihn einen langen Atemzug lang regelrecht anstarrte und sie sich fragte, woher all diese Flecken kamen, die sie an den Nachthimmelt erinnerten. Ganz so, wie sie zuvor noch mit Kazel darüber gesprochen hatte.
Bis seine Stimme den Bann brach. Blinzelnd kehrte sie in die Realität zurück und biss sich verlegen auf die Unterlippe. Es war ihr unangenehm, dass sie sich von seinem Äußeren derart in Bann hatte schlagen lassen, obwohl anzunehmen war, dass er das gewohnt wäre. Trotzdem machte es das Ganze nicht besser. Hinzu kam allerdings auch seine Anrede, an die sie sich einfach nicht gewöhnen konnte. Außerdem war sie sich bei der Antwort nicht sicher.
Leicht hob sie ihre Schultern hoch. "Ich weiß ni...", begann sie zögerlich, als Kazels Stimme hinter ihr erklang und das auf eine Weise, als hätte er sich tief in Gedanken befunden.
Sie sah zu ihm auf. "Alles in Ordnung?", fragte sie ehrlich besorgt.
Erst nach seiner Antwort wollte sie sich erneut dem Wächter zuwenden, doch auch hier übernahm der Mischling es, eine Entscheidung zu treffen. Dieses Mal hatte sie nichts dagegen, denn was auch immer hinter dieser Tür besprochen werden könnte, sollte erst einmal unter ihnen bleiben, bis sie soweit wären, sich anderen anzuvertrauen. Zu viel sollte nicht nach draußen dringen, das hatten sie sich mehrmals schon in der letzten Zeit bewusst gemacht, um sich alle zu schützen.
Trotzdem war ihr nicht ganz wohl bei dem Gedanken, allein mit den beiden Adeligen da drinnen zu sein und nicht wirklich eingreifen zu können, sollte etwas sein. Während Kazel dem Wächter somit näher kam und ihm sogar dankte, beschloss sie, dass es gut wäre, sich abzusichern. Also nickte sie dem Dunkelelfen zu. "Sollte sich daran aber etwas ändern, werde ich dich rufen,... Sakarion." Sie zögerte kurz, ehe sie den Namen aussprach, weil es ungewohnt für sie war, diesen zu bilden.
Bislang hatte sie ihn nicht gehört, sodass er ihr vollkommen fremd war. Doch Kazel vertraute ihm dermaßen, dass er ihn als Aufpasser für seine Tante bestimmt hatte, also wollte sie es ebenfalls versuchen. Schließlich war bisher alles gut gegangen. Blieb nur zu hoffen, dass Starle diesen Mann nicht längst geködert hatte und er ihnen alsbald in den Rücken fallen würde...
Unwillkürlich schluckte sie und seufzte lautlos. Sie hätten Zissus Bescheid geben sollen, wo sie beide waren, davon war sie schlagartig überzeugt. Allerdings wollte es der Mischling rasch hinter sich bringen, sodass sie nicht mehr dazu kam, ihn noch einmal zum Umdrehen zu bringen. Nein, es würde schon alles gut gehen, daran musste sie glauben! Und bald würde sie auch Arina wieder sehen, diese würde ihr verzeihen und ihr helfen, gesund zu werden, damit sie sich endlich wieder so bewegen könnte wie zuvor. Hoffnung... sie durfte nicht immer die Hoffnung aus den Augen verlieren!
Dennoch blieb ein Rest Unbehagen zurück, als sie durch die Tür geschoben wurde und zuhören konnte, wie die Tante ihren Neffen vorwurfsvoll begrüßte. Janay zuckte leicht zusammen und presste die Lippen fest aufeinander, um keinen Ton darüber kommen zu lassen. Hier ging es um Kazel und sein Anliegen, da wollte sie sich nicht einmischen und das Treffen unnötig in die Länge ziehen. Auch wenn sie bei dem Wort Ausrutscher so einige andere Bezeichnungen dafür finden würde, die der Wahrheit um einiges näher kamen.
Sie blieb still. Der Mann ihres Herzens allerdings auch, so, als wolle er sie ausreden lassen. Oder als hätte es ihm im Angesicht seiner Nemesis die Sprache verschlagen. Nun ja, nicht ganz, irgendwann, nach gefühlten Ewigkeiten, kam zögerlich das erste Wort über seine Lippen.
Die junge Frau atmete erleichtert aus und drehte einen Arm so, dass sie ihn hinter sich berühren konnte. Wo genau, das war ihr gerade nicht wichtig. Für sie bedeutend war lediglich, dass sie ihn erwischte und ihn spüren ließ, dass sie bei ihm war. Sie wollte ihm Kraft geben für das, was er erreichen wollte.
Wie als Antwort erklang hinter ihr ein leises Zischen und dann endlich konnte er sprechen. Obwohl es sie einiges an Beherrschung kostete, nicht auf den Namen des Mannes zu reagieren, der längst tot war und dessen Körper sie auf dem Gewissen hatte... mehr oder weniger. Warum erwähnte er diesen Dunkelelf?
Es dauerte bei ihr ein wenig, bis ihr der Grund klar wurde, weil sie so selten darüber nachdenken musste und keinen Kontakt zur Außenwelt hatte zur Zeit. Um den Schein zu wahren, allein darum. Damit niemand Verdacht schöpfen könnte, dass hier so einiges nicht mit rechten Dingen zuging, ließen sie Sademos offiziell noch am Leben sein. Kazel war sein Stellvertreter und er selbst wurde vertreten durch Zissus. So war die Hierarchie, das hatte sie sich nach einigen Tagen und Gesprächen endlich merken können. Und so sollte es vorerst bleiben, um keine unnötigen Fragen aufkommen zu lassen.
Die nächste Botschaft hingegen verwirrte sie nicht im Geringsten, schließlich hatten sie zuvor erst darüber gesprochen. Mehr indes gab es danach nicht mehr zu sagen von ihrer Seite aus.
Ein leichter Ruck ging durch ihr Gefährt und sie deutete ein Nicken an als Zeichen ihres Einverständnisses. Auch sie hatte mit dieser Frau nichts zu bereden, denn durch ihre Erfahrungen mit ihr könnte sie niemals sicher sein, inwieweit eine Antwort auch Wert besaß. Und für irgendwelche Spitzen oder Ränke war sie nicht geschaffen. Somit wäre es ihr nur recht, wenn sie schnell wieder draußen wären.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 19. Januar 2023, 13:33

"D-du..."
Mehr brachte Kazel zunächst nicht heraus, aber es reichte wohl um Starle wenigstens zum stehen bleiben zu bringen. Das – oder sein Gesichtsausdruck. Es war schwer genug, den Kiefer überhaupt zu lösen und vielleicht irritierte Kazel auch kurz etwas, dass sich dabei in seinem Gaumen veränderte. Zwei erhabene Rillen bildeten sich über seiner Zunge und wollten heraus drängen. Aber vielleicht bemerkte er es nicht einmal. Sein Körper stand derart unter Spannung, vielleicht waren es nur sehr harte Adern, die sich da bildeten, da er so sehr HASSTE, es aber unterdrückte. Alles in ihm schrie nach ihrem Tod. Seine Arme zitterten, rangen darum, er mochte seine Beherrschung fallen lassen und sich einfach auf sie stürzen. Ein Mord (ein Biss?) ginge doch so schnell. Dann wäre es vorbei. Kazel sog die Luft unter einem Zischen ein, dass etwas merkwürdig aus seiner Kehle klang. Er setzte noch einmal an. Er hatte sich wieder gefangen und die zwei Stränge in seinem Mund waren wieder verschwunden.
"Du ... erhältst viel Zeit, um über Sademos nachzudenken. Meinen Herren."
, fügte er an. Starle wusste nichts über dessen Ableben und die Tatsache, dass Kazel gerade DAS aussprach, ließ ihr linkes Augenlid zucken. Kazel war Sademos Besitz. Das stellte ihn in ihren Augen auch nicht an die Spitze des Haushalts, aber machte ihn auch unerreichbar. Was auch imemr sie gerade vor gehabt hatte, sie ließ die Arme wieder sinken. Er war der Bote und nicht jener Mann hinter den Entscheidungen.
"Das ist das vorletzte Mal, dass ich dich besuchen werde und das letzte Mal, dass es im Leben geschieht. Bei unserem nächsten Wiedersehen hole ich dich ab und nur höhere Mächte werden wissen, wohin es dich führt.“
Die Augen seiner Tante zogen sich leicht irritiert zu schmalen Schlitzen zusammen.
„... Ich bin hier, um dich wissen zu lassen, dass meine Augen das letzte sein werden, das du erblickst. Und dass sich mein Hass auf dich dann hoffentlich in Gleichgültigkeit gewandelt hat, aber versprechen kann ich es nicht. Das hier ... das ist der Anfang von deinem Ende."
Ein leichter Ruck ging durch Janays Gefährt und sie deutete ein Nicken an als Zeichen ihres Einverständnisses. Auch sie hatte mit dieser Frau nichts zu bereden, denn durch ihre Erfahrungen mit ihr könnte sie niemals sicher sein, inwieweit eine Antwort auch Wert besaß. Und für irgendwelche Spitzen oder Ränke war sie nicht geschaffen. Somit wäre es ihr nur recht, wenn sie schnell wieder draußen wären.
„KAZEL TENEBRÉE!“
, donnerte scharf Starles befehlsgewohnte Stimme hinter ihnen her, noch bevor sie die Tür erreicht hatten.
„DU WIRST MICH HIER NICHT SO EINFACH STEHEN LASSEN! DU WIRST GEFÄLLIGST...“
**Wums**
Die Tür war von Sakarion hinter Kazel und Janay geschlossen worden und er lehnte sich mit einem minimal gehobenen Mundwinkel entspannt dagegen. Hinter ihm wummerten plötzlich Fäuste gegen das massive Holz. Nur noch gedämpft hörte man Starles Stimme:
„...Kazel! KAZEL! DU DECKIGER BASTARD! DU MÖRDER!!! ICH WERDE...“
Sakarion trat einmal kräftig mit der Ferse seiner Stiefel gegen das Holz, dass es nur so schepperte. Daraufhin hatte sich Starle wohl erschreckt, denn war war kurz still. Der Wächter nickte Kazel und Janay höflich, aber auch zufrieden grinsend zu und beide konnten sich außer 'Fluchreichweite' bringen. Einige Meter weiter den Flur hinunter war auch schon nichts mehr von ihrem Gekreische zu hören und Kazel...
...hatte wieder etwas von seiner Liste an unerledigten Dingen geschafft!
Etwas in seinem Körper fühlte sich plötzlich gelöster an. Er konnte sich jetzt wirklich erlauben, los zu lassen. Er durfte Starle vergessen! Vielleicht wollte er sie sogar vergessen. Jetzt endlich war das Kapitel 'Tenebrée' abgeschlossen. Vielleicht sollte er sich auch einen neuen Nachnamen ausdenken? Einen, den Janays und seine Kinder auch mit Stolz tragen konnten und nicht mit seiner Vergangenheit behaftet war? Plötzlich war es, als wäre eine drückende Hand von seiner Schulter genommen, die er vorher nicht bemerkt hatte, das sie je da gewesen war. Er dufte sich leichter fühlen, befreit von seinem Erbe. Er hatte sich endlich los gesagt und seine Zukunft saß direkt vor ihm. Er hatte noch ein ganzes Leben mit Janay vor sich. Und in seinem Fall, war sogar schon das 'danach' geregelt. Jetzt war er frei!

Das leise schabende Geräusch der Räder begleitete die beiden den Gang hinunter, der plötzlich breiter erschien, weiter, oder hatte jemand ein Fenster geöffnet, so dass man leichter atmen konnte? Die Luft war frischer, der Körper leichter und das Leben freier.
Auf zu neuen Taten!
Was stand jetzt auf der Agenda?
Sie hatten nun Zeit. Das Warten auf Nachricht von Janays Schwester musste sie nicht zermürben. Sie konnten sie nutzen um sich besser kennen zu lernen, ein paar Kleinigkeiten noch zu erledigen oder auf den Weg zu bringen, oder einfach was zu Essen, baden, die aufsuchen, die hier leben würden. Es gab viele Möglichkeiten, aber die schwersten und 'schlimmsten Pflichten' waren erledigt. Alles weitere würde auch ohne sie sich mit der Zeit finden.

Da trat die Heilerin um die Ecke und lächelte höflich, aber auch erfreut darüber, sie gefunden zu haben:
„Ah, da seid ihr.“
Sie verneigte sich kurz.
„Ich hätte da vielleicht noch ein paar Kleinigkeiten zu besprechen, was die Nachbehandlung betrifft. Hättet ihr gerade Zeit? Mein Bruder könnte es auch zu einem späteren Zeitpunkt übernehmen, wenn es gerade nicht passt.“
Abwartend stand sie da und musterte Janay mit ihrem gewohnt durchdringenden Blick.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Freitag 20. Januar 2023, 10:08

Es ging überraschend einfach vonstatten und weitaus schneller als erwartet. Kazel hätte sich längst mit seiner Tante auseinandersetzen sollen, allerdings wäre der Ausgang sicherlich anders abgelaufen, wenn er sie früher aufgesucht hätte. Jetzt fühlte er sich dem gewachsen und dass es so war, zeigte ihre Reaktion. Vorbei war das Angebot einer Umarmung und ebenso dahin waren auch ihre unterschwellig vorwurfsvollen Versuche, eines familiären Wiedersehens. Sobald Kazel andeutete, dass er der letzte Elf sein würde, der einen Blick auf sie warf, zeigte Starle Tenebrée ihr wahres Gesicht. Janay und Kazel suchten rasch das Weite und Sakarion sorgte dafür, dass ihnen die verhasste Tante nicht würde folgen können. Kazel glaubte, die Druckwelle zu spüren, die das Zuschlagen der Tür bei ihm auslöste. Sie gab ihm zusätzlichen Schwung, so dass er nur mit einem Dank auf den Lippen an den Wächter schnell den Korridor hinunter ging. Dabei schob er Janays Rollstuhl vor sich her und wusste nicht, ob er das überhaupt vorgehabt hatte oder sich jetzt nur daran festhielt. Seine Füße bewegten sich von allein, legten aber eine hohe Geschwindigkeit an den Tag. Er schaute nicht einmal zurück, versuchte die leiser werdenden Schreie und den Inhalt der Worte zu ignorieren. Er hatte sich nichts vorzuwerfen. Dass er seiner Tante überhaupt noch einmal mitgeteilt hatte, was ihr letztendlich bevorstünde, war ein Entgegenkommen an sie und unterschied ihn deutlich von den klassisch kaltherzigen Morgerianern.
Ich hab sie nicht getötet.
Er hatte seinen Meister nicht enttäuscht. Starle Tenebrée würde leben. Sie würde ein langes Leben haben, nur die Zeit in ihrem Stundenglas nicht voll auskosten können. Wenn es nach Kazel ginge, würde sie ihren Salon nie wieder verlassen und Sonnelicht nur noch durch die Scheiben vergitterter Fenster wahrnehmen. Sie würde versorgt sein, aber in Einsamkeit vor sich hin vegetieren, bis er der Letzte wäre, um ihr gegenüberzutreten. Und Kazel entschied sich in diesem Moment, ihr dann die Hand zu reichen, um ihre mit der Sense abgetrennte Seele an einen Ort zu geleiten, den sie sich durch ihre Taten im Leben verdient haben würde. Der Gedanke fühlte sich unsagbar befreiend an.
Er wusste nicht wie weit er Janays Gefährt vor sich her getrieben hatte. Irgendwann aber legte sich sein Adrenalinrausch und seine Schritte wurden langsamer. Und so wie sein Geist endlich realisierte, dass er all seine Vergangenheit nun hinter sich lassen und endlich damit abschließen konnte, so forderte auch sein Körper den Tribut des vorhergegangenen Lösens. Kazels Knie schlotterten. Seine Beine nahmen die Konsistenz von Pudding an. Er konnte sich nicht länger auf den Beinen halten. Dennoch fiel es ihm schwer, seine Hände von den Griffen zu lösen. Er hatte in Starles Anwesenheits Janays Stuhllehne so fest umklammert, dass die Adlerkrallen jetzt nur widerwillig unter seine Haut zurückkehrten, wohingegen es richtig schmerzte, die Finger in eine andere Position zu bringen. Mit Knacken, als bräche er sich gerade sämtliche Knochen, zog er seine Hände zurück. Dann ging das Schlottern seiner Knie auf den gesamten Körper über. Kazel taumelte zurück, kippte zur Seite und konnte sich gerade so mit dem Unterarm von der Wand des Korridors abstoßen. Der Schwung schleuderte ihn fast schon nach vorn, so dass er neben Janay, aber in ihrem Sichtfeld, auf die Knie herab stolperte. Jetzt klammerte er sich am Rand ihrer Sitzfläche fest. Er fühlte sich blutleer, aber frei. Ein entsprechendes Bild trug er auch nach außen. Kazel war bleich, zitterte wie unter einer heftigen Erkältung, aber ein friedvolles Lächeln zog sich über sein Gesicht und die meerblauen Augen strahlten, dass sie einen Blick auf den Horizont seiner Seele boten, der von der Weite der gewonnenen Freiheit geküsst worden war.
Er schnaufte amüsiert auf und suchte Janays Blick. "Jetzt musst du mich heiraten. Damit ich einen Familiennamen erhalte. Die Linie der Tenebrées endet hier und jetzt." Es klang wunderbar. Kazel kroch auf die Knie und dichter an Janay heran. Er griff nach ihren Händen. Seine waren kalt. "Danke, dass du mir Kraft gegeben hast, das durchzustehen. Ich schulde dir mehr als meine Liebe." Er legte seinen Kopf auf ihrem Schenkel ab, ganz gleich, ob sie es spüren konnte oder nicht. Nie zuvor suchte er so sehr ihre Nähe.
Er hätte nun ewig so knien können, dermaßen glücklich war er. Dass die Situation aber viel zu schnell unterbrochen wurde, ließ ihn aufsehen. Die Geräusche sich nähernder Schritte beendete den Moment. Die Heilerin erschien. Kazel wollte ihr Name nicht mehr einfallen. Er wusste nur, dass er ihren Bruder freundlicher in Erinnerung hatte. Das milderte allerdings nicht die Kompetenz der Elfe.
Sie verneigte sich und Kazel winkte mit einer schlaffen Hand ab. Am liebsten hätte er jegliche Etikette mit seinem alten Namen ebenfalls von sich geworfen. Er brauchte das nicht und hätte sich eher vor dieser Frau verneigen sollen, die so viel tat, um Janays Zustand zu bessern. Dass sie nun aber mit ihnen über eine Nachbehandlung sprechen wollte, ließ ihn blinzeln.
"Nachbehandlung? Muss Janay nicht erst operiert werden? Wir brauchen doch auch noch Blut eines Verwandten. Ist es nicht zu früh, dann schon über das Danach zu sprechen?" Erneut winkte er ab. Die Heilerin würde schon wissen, was sie tat. Er setzte sich etwas zurück, blieb aber auf den Kacheln des Ganges. So musste er nicht hinter Janay stehen und konnte den Körperkontakt zu ihr halten. Seine Aufmerksamkeit galt jedoch der Elfe vor ihnen und was sie nun zu sagen hätte.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Freitag 20. Januar 2023, 13:16

Sie hielt sich zurück bei dieser Begegnung und versuchte lediglich, ihrem Liebsten durch ihre Anwesenheit und durch ihre leichte Berührung Kraft zu geben. Ansonsten blieb sie still, auch, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Zeitgleich aber lauschte sie in sich hinein, versuchte herauszufinden, ob dieses leicht unwohle Gefühl in ihrer Magengegend allein von ihrer Sorge vor einem weiteren Hinterhalt herrührte oder ob sich eine erneute Vision anbahnte.
Schließlich wusste sie noch immer nicht, wann sich so etwas zeigte und vor allem eben, wie es sich ankündigte. Oder ob sie so etwas bewusst herbei rufen könnte...
Wie gut, dass diese Begegnung rasch wieder vorbei war, denn dadurch konnten sie der Gefahr in Gestalt von Kazels Tante entfliehen, und sie selbst sich obendrein gedanklich in nichts verrennen, das sie hätte unaufmerksam werden lassen. Dennoch kribbelte es ungut in ihrem Nacken, als die Aristokration auf einmal zu brüllen begann, und sie zuckte auch leicht zusammen.
Aber es kam nicht zum Eklat, noch dazu, dass die Gefangene aussprechen konnte, denn plötzlich wurde die Tür von außen geschlossen und sperrte alles in den Raum dahinter. Auch wenn ihrer aller empfindlichen Elfenohren nur allzu deutlich die gedämpfte Stimme vernehmen und verstehen konnten, bis ein kräftiger Tritt gegen das Holz für kurzfristige Ruhe sorgte.
Janay blinzelte irritiert und merkte, dass ihr etwas dazu auf der Zunge lag, doch sie brachte es nicht bis über ihre Lippen. Nein, es war definitiv besser, so wenig wie möglich über diese Person zu sprechen, ganz gleich, was sonst noch zu sagen wäre, solange es nicht überaus wichtig wäre. Also verbiss sie sich ihre Bemerkung lieber und erwiderte stattdessen das höfliche Nicken des Wächters, ehe sie weiter geschoben wurde. Weg, einfach nur weg von der Tobenden.
Als sie nichts, absolut gar nichts mehr von ihr hören konnte, entkam ihr ein langer, seufzender Atemzug und sie sackte ein bisschen in ihrer sitzenden Position zusammen, weil sich nun auch bei ihr die Anspannung löste. Zugleich lehnte sie ihren Kopf nach hinten in die Polsterung und schloss einen Moment lang sogar die Augen.
Geschafft... es war geschafft und nichts Schlimmes war passiert! Die junge Frau war unendlich erleichtert darüber, dass ihr Misstrauen sich nicht bewahrheitet hatte und tatsächlich nichts weiter als ein Gefühl gewesen zu sein schien. Es hatte also nichts mit diesen Bildern zu tun, die sie plötzlich zu sehen bekam. Und von denen sie noch immer nicht sicher war, wie viel Wahrheit dahinter stecken mochte.
Ob ihre Mutter das eigentlich genauso erlebt hatte? Bis zu ihrer Rückkehr nach Morgeria hatte Janay stets daran geglaubt, dass diese Frau, die sie geboren hatte, einfach eine talentierte Lügnerin gewesen war mit ihrer Wahrsagerei. Vielleicht war sie das auch tatsächlich gewesen und es hatte nichts weiter als gute Beobachtungsgabe und schöne Reden gegeben.
Oder aber... sie hatte ebenfalls Visionen gehabt und sie ihr somit vererbt. Dann müsste sie diese jedoch bewusst herbei gerufen haben können, um ihre Kunden zufrieden zu stellen. Ob sie das mit einer gehörigen Portion Übung auch können würde? Und wie das wohl wäre, einfach immer und überall nachsehen zu können, was passieren würde und für wen? Nein, das wollte sie lieber nicht tun, denn instinktiv spürte sie, dass das der falsche Weg wäre.
Es könnte sie zwar vor Fehlern bewahren... oder eben Leben retten, so wie bei Kazel. Allerdings bedeutete das neue Folgen und wenn diese auch nur im Ansatz immer so wären wie die derzeitige, dann würde sie definitiv lieber darauf verzichten!
Zu ihrem Beruf wollte sie es ebenfalls nicht machen, das stand für sie genauso fest. Schon als Käufliche war sie zwar häufig aufgesucht, doch hinter ihrem Rücken oftmals beschimpft und verachtet worden, obwohl sie sich nicht darum gekümmert hatte. Als Frau mit dem zweiten Gesicht wäre sie kaum besser dran und müsste außerdem auch ständig lügen, sollte eine Vision nicht verheißen, was sich ihr Kunde erwünschte. Nein, lieber wollte sie sich lediglich soweit mit ihrer Gabe auseinander setzen, bis sie wusste, wann sich solche Bilder ankündigten und wie sie diese unterdrücken könnte. Alles andere wäre ihr zu heikel!
Mit dieser Erkenntnis kehrte sie gerade in die Realität zurück, als ihr Gefährt plötzlich angehalten wurde. Alarmiert riss sie die Augen auf und sah sich hastig um, ob sie etwas Todbringendes verpasst hatte. Doch sie waren allein, niemand wollte sie überfallen, auf welche Art und Weise auch immer. Warum also...?
Eine Bewegung in ihrem Augenwinkel sorgte dafür, dass ihr Kopf zur Seite ruckte, sodass sie sehen konnte, wie der Mischling neben ihr plötzlich zu Boden ging und sich heftig zitternd an ihrer Sitzfläche anzuhalten versuchte. "Kazel! Was ist los?!", stieß sie entsetzt und kalkweiß im Gesicht aus.
Schon beugte sie sich, soweit ihr Körper es zuließ, nach vorn und versuchte, seine Hände mit den ihren zu umschließen. Instinktiv suchten ihre Augen dabei seinen Körper ab nach der Waffe, deren Stoß ihn zu Boden hatte gehen lassen und die dazu angetan wäre, ihm das Leben zu stehlen, jetzt, nachdem er mit seiner Tante gebrochen hatte.
Sie war noch nicht einmal halbwegs damit fertig, als er sie auf einmal lächelnd ansah und hörbar schnaufte. Sofort kehrte ihr besorgter, furchtsamer Blick zu ihm zurück und wollte mit der Suche in seinem Gesicht weiter machen.
Doch seine Worte ließen sie inne halten und erneut blinzeln. Es dauerte ein wenig, bis der Sinn seiner Bemerkung allmählich zu ihr durchdrang und offenbarte, dass es kein Hinterhalt gewesen zu sein schien. "Und wieso musst du mich dann zu Tode erschrecken?!", entkam es ihr keuchend voller Vorwurf und sie zuckte zusammen, als eisigkalte Finger nach den ihren griffen und sie umschlangen.
Sofort und ohne darüber nachzudenken, zog sie daran, um sie zwischen ihre Beine klemmen zu können. Wenn sie dort nichts spürte, wäre es wohl nicht so schlimm wie bei ihren eigenen Händen und sie würde womöglich weniger frieren, während sie ihn wärmte. So zumindest ihr Gedanke. Ob es klappte, würde sich erst herausstellen.
Er konnte sie auch hervorragend davon ablenken, als er weiter sprach und seinen Kopf auf ihr ablegte. "Ach, Kazel...", seufzte sie nun und entspannte sich allmählich nach diesem großen Schrecken. Sanft legte sie ihm eine Hand auf seinen Kopf und begann damit, ihm übers Haar zu streichen, bis sie zu seinem Ohr gelangte und ihn dort berührte, langsam seine Kontur nachfuhr, wie er es auch so gern bei ihr tat.
"Ich hab doch gar nichts gema...", begann sie schließlich etwas verspätet und kam nicht mehr dazu, ihren leisen Protest zu Ende zu formulieren, als sich nähernde Geräusche sie ebenfalls aufmerksam werden ließen. Schneller als er konnte sie sehen, woher diese stammten, da sie dafür in die passende Richtung gewandt war.
Der Moment der Innigkeit verflog so rasch, wie er entstanden war, als sie die Heilerin sah, die offenbar nach ihr gesucht hatte. Lautlos seufzte sie und gab ihren Liebsten frei, auch wenn dieser keine Anstalten machte, aufzustehen. Ob mit ihm wirklich alles in Ordnung war?
Einen Atemzug lang abgelenkt davon, strich sie ihm nochmals übers Haar, als auch schon die andere von ihrem Anliegen sprach. Irritiert sah die junge Frau auf, aber es war der Mischling, der seine Sprache zuerst fand. Er stellte die Fragen, die auch ihr auf der Zunge lagen.
Dem hatte sie nichts mehr hinzu zu fügen, außer eines:"Und ich habe mich nicht überanstrengt!" Das war ihr wichtig zu betonen, um darauf hin zu weisen, dass die sonst so gern geäußerte Drohung der Heilerin dieses Mal keine Grundlage hätte. Sie hatte deren magische Fähigkeiten, um die Wunde zu stabilisieren, nicht torpediert, indem sie sich zu viel bewegt oder anderes angestellt hätte. Es gäbe also keinen Grund, vor Arinas Eintreffen zu verschwinden und sie damit allein zu lassen.
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