Es gab noch so viel zu tun, so viele Probleme...
Das aktuellste Problem war der wartende Palastbote im grünen Salon.
Zissus riet zu einer offiziellen Erklärung, damit der Blaue keinen Verdacht schöpfte. Kazel blieb in dieser Hinsicht sehr kühl. Alles was seine Tante betraf ließ von einer Sekunde auf die nächste seine Miene versteinern, dass er Sademos als Verwalter alle Ehre machte mit seinem finsteren Blick. Aber was sollten sie tun? Kazel nutzte, was er von seiner Tante wusste. Dabei legte er seine Hand auf Janays, denn sie hatte ihn auf eine Idee gebracht:
"Wir spielen mit halbwegs offenen Karten. Ich kenne diesen Blauen nicht und weiß nicht, ob Starle ihm sein Geheimnis verraten hat. Aber wir werden es tun. Wir fassen selbst einen Brief. Ich will nicht das kleinste Risiko eingehen, dass sie in ihrer Formulierung eine geheime Nachricht hinterlassen könnte. Zissus, niemand kannte den Sammler so gut wie du. Ich möchte, dass du den Brief aufsetzt. Verfasse ihn mit seinen Worten und schreibe an den Blauen, dass Starle dich um Hilfe gebeten habe. Sie kann keine Kinder bekommen, das soll er erfahren - falls er es nicht schon weiß.“
Zissus nickte eifrig.
„... Möglich wäre hier, dass er mit der Information sogar das Interesse an meiner Tante verliert. Wichtig ist aber, dass wir das als Ausrede anwenden. Starle hat den Sammler um eine Lösung hybridischer Natur gebeten, sie fruchtbar zu machen. Das Experiment läuft noch und schwächt sie sehr, weshalb sie sich nicht in der Lage sah, selbst einen Brief zu verfassen.“
„Ich werd mich um die inhaltlichen Formulierungen kümmern. Ich glaube wir haben da eine passende Quelle.“
, meinte Zissus und schien im Kopf bereits die Akten des Sammlers durchzugehen.
„... Ihre Unterschrift, dass sie dennoch in guten Händen sei, muss ausreichen. Sofern der Blaue das schluckt, schicken wir ihm einige Tage später einen weiteren Brief, dass das erste Experiment fehlgeschlagen sei und Starle sich nun erholen müsse. Zudem müsse man den Sammler persönlich kontaktieren, damit er neue Anweisungen gibt, welche der Alternativen man noch versuchen könne. Halten wir den Blauen einfach damit hin, dass Experimente Zeit brauchen. Starle Kraft kosten und man den Sammler immer wieder nach außerhalb kontaktieren müsse. Schließlich ist er nicht im Hause. Den ersten Brief an den Blauen kann er ja vorab verfasst haben und mich als Verwalter beordert haben, ihn erst auszuhändigen, sollte jemand nach Starle fragen."
„Ich werde bei Zeiten einfügen, dass der Sammler ihre Betreuung in deine treuhänderischen und fürsorglichen Hände übergeben hat. Dann ist es einfacher, wenn sein Verwalter mal eine Frage beantwortet.“
, erwiderte Zissus. Kazel lehnte sich zurück und blickte in die staunenden violett-blau-grünen Augen seines Pfauenfreundes, der begeistert nickte. Die Gewitztheit seines Plans schien Zissus zu beflügeln und sein ehrliches Lächeln war wie ein Geschenk nach den Tagen seiner Trauer. Man sah es förmlich, wie es hinter Zissus Stirn zu arbeiten begann und er bereits Formulierungen wählte.
"Wenn das nicht funktioniert, hab ich im Moment auch keine Idee mehr. Freilassen will ich meine Tante nicht."
Verständnisvolles Nicken folgte. Wie man ihre Unterschrift erzwingen könnte, wäre das nächste Problem, aber Kazel wäre hier bereit, sogar mit Folter zu drohen oder diese selbst vorzunehmen. Bei Starle kannte er keine Gnade mehr und diesen unausgesprochenen Gedanken griff ausgerechnet Vranyk, Dry'ols Bruder auf, der wohl ähnlich dachte und das Gespräch so unbewusst in die richtige Richtung lenkte:
„Es braucht einen Lebensbeweis, oder zumindest eine Unterschrift... ein Siegel ihres Hauses oder etwas persönliches...“
Seid dem Tod seines Bruders, war der Dunkelelf noch ruhiger als zuvor geworden, aber in kleinen Dingen brachte er sich immernoch mit guten Tipps ein. Es war aber Janay die den entscheidenden Einwurf brachte und vielleicht so Starle vor der Folter bewahrte und es allen damit unendlich leichter machte:
"Sie ist eine wichtige Geschäftsfrau und hat sicher viele Briefe und Rechnungen geschrieben. Bleibt uns die Zeit, jemanden zu schicken und etwas davon zu holen, um die Unterschrift davon abzutrennen? Oder sie zu kopieren? Oder..."
Ihr Blick wanderte zu Zissus.
"Hat denn Sademos auch mit anderen geschrieben, wenn er etwas wollte, und sei es nur zum Schein? Vielleicht... ich weiß auch nicht..."
Sie zuckte mit den Schultern und verspürte wieder diese Unsicherheit in sich aufsteigen, obwohl sie sich dazu durchrang, wenigstens ihren Gedanken noch zu Ende zu sprechen.
"Deine Tante hat Mädchen gesammelt für ihr Haus. Wäre doch möglich, dass ihr dabei eine untergekommen ist, die der Sammler haben wollte?"
Zissus nickte langsam und meinte dann:
„Ob die beiden Schriftverkehr miteinander hegten, weis ich leider nicht auf die Schnelle, aber ich werde das prüfen. Aber gute Idee... Es wäre hilfreich, wenn wir eine Vorlage ihrer Unterschrift hätten... Das ist eine ausgezeichnete Idee! Deine Denkweise gefällt mir!“
Der Pfau sah Janay auf eine Weise dankbar an, die einem unter die Haut gehen konnte. Sie waren sich beide sehr wohl bewusst, wie sehr das 'Starle-Problem' an Kazels Nerven zerrte und Zissus war keine Möglichkeit eingefallen Kazel eine Konfrontation mit seiner Tante zu ersparen. Janay hingegen schon. Die Lösung hieß : Fälschen! Wenn sie einfach ihre Handschrift kopierten, oder schlicht ihre Unterschrift, bestenfalls noch ein Siegel bekamen, dann würde das nicht nur die Kommunikation mit dem Palast erleichtern sondern auch Kazels Leben!
Rinal war es, der den gedanklichen Faden dann kurz darauf wieder aufnahm:
„Ich habe ohnehin vor das Anwesen zu besuchen um die Zwillinge zu suchen. Vielleicht kann ich sie dazu bringen, Starle zu hintergehen und etwas entsprechendes besorgen. Stehen mir dafür finanzielle Mittel oder die Macht des Hauses Sademos zur Verfügung?“
Zissus nickte schlicht und Kazel ließ sich die Runde langsam auflösen, bis nur noch Janay, Zissus und das Funkelauge am Tisch saßen. Rinal berichtete dann von seinen weiteren Erkenntnissen, die ihm in seiner Tätigkeit als unauffälliger Wächter und Spion für Sademos Haus und jetzt für Kazel erlangt hatte. Auch hier hielt Kazel wieder Janays Hand und drückte sie, als die Nachrichten wenig erfreulich ihrer aller Ohren erreichten. Er musterte seine Liebste von der Seite, als man vom mutmaßlichen Schicksal ihrer Schwester erfuhr. Dass ihr Bruder offenbar wenig betroffen reagierte, war ein weiterer Dämpfer. Kazel presste bitter die Lippen zusammen.
"Wir müssen sie da rausholen."
, kommentierte er ohne zu zögern und auch Zissus nickte mit geballten Fäusten. Hier ging es schon längst nicht mehr ausschließlich darum, an ihr Blut zu gelangen. Er nickte Rinal zu.
"Informiere den Bruder. Frage ihn, ob er eine Möglichkeit sieht, seine Schwester aus dem Haus holen zu können ... oder sie zu besuchen. Vielleicht lässt man den Bruder ja vor. In diesem Fall muss er ihr eine Nachricht mitgeben, dass wir sie befreien werden."
Kazel zögerte, sah zu seiner Geliebten. Janay saß in ihrem luxuriösem Rollstuhl, der es ihr ermöglichte mobil zu sein und gleichermaßen etwas 'herrschaftliches' gab. Die hohe leicht geschwungene Rückenlehne krönte ihr Haupt, dass Hopp ihr gerade frisch gebürstet und geholfen hatte kunstvoll zu frisieren. Nur weil sie krank war, musste sie ja nicht so aussehen! Das Mädchen hatte in dieser Hinsicht talentierte Hände. Aber was Janay gerade wirklich beschäftigte, war etwas, dass ihr Unterbewusstsein aus der Dunkelheit eines Traumes weckte und an die Oberfläche zerrte, denn letzte Nacht hatte sie wieder von ihrer Schwester geträumt... In Gedanken versunken erinnerte sich Janay an den verblasst geglaubten Traum - aus Arinas Perspektive:
**Das Holz fühlte sich glatt an ihrer Wange an. Erst war es kühl, dann wärmte es sich, während sie ihre Wange dagegen presste um zu lauschen. Aber was sie hörte kühlte nicht nur ihre Wange, es ließ ihr Herz vereisen und in tausend Teile brechen:
„... hat mich auch nach ihr befragt.“
, hörte sie die Stimme ihres verräterischen Bruders. Dann antwortete die unverwechselbar grausame Stimme ihres Gatten:
„Ich danke dir, dass du damit zu mir gekommen bist. Familie muss zusammen halten, nicht wahr! Ich habe schließlich immer zu dir gehalten, auch als du...“
Ein unangenehm berührtes Räuspern erklang von ihrem Bruder und Arina wusste auf was ihr Gatte da nur zu bewusst anspielte. Er genoss es einfach zu sehr, ihm immer und immer Salz in die Wunde zu streuen. Ihr Magen zog sich zusammen, aber das Gespräch ging in eine andere Richtung und kam nicht auf die Verfehlungen ihres Bruders zu sprechen, wohl aber auf die Pläne ihres Gatten.
„Nun...verweilen wir nicht in der Vergangenheit und richten wir unseren Blick in die Zukunft. Diese ganze Situation lässt sich doch zu unserem Vorteil nutzen! Wir müssen nur heraus finden, wie SEHR nach ihr verlangt wird und für wie VIEL wir sie verkaufen können. Da sie dafür gesorgt hat, dass ihr Schoß für mich nutzlos geworden ist, soll wenigstens der Rest von ihr mir noch was nutzen. Lassen wir den hohen Herrn also noch ein wenig zappeln...“
Arina keuchte bei diesen Nachrichten auf und schlug sich die Hand vor den Mund, doch es war schon geschehen und sie hörte schnelle schwere Stiefel näher kommen. Stiefel deren Spitzen sie gleich wieder spüren würde...
Janay fühlte ihre Verwirrung, weil sie nicht wusste, worum es ging ...und ihre lähmende Angst.**
Kazels Stimme drang wider zu Janay durch:
"Und sie zu Janay bringen werden - falls du willst, dass wir es erwähnen. Ich halte es für eine gute Idee. Sie soll Hoffnung haben, dich wiedersehen zu können."
Kazel zweifelte nicht daran, dass Arina die Jüngere vermisste. Erneut wandte er sich an Rinal:
"Frag den Bruder, ob es etwas gibt, das er sich wünscht. Geld, Unterstützung ... selbst Janay zu sehen? Wir müssen ihn für uns gewinnen und wenn sich das durch materielle Dinge erreichen lässt, räumen wir Sademos' Prunkkammern."
Funkelauge nickte und machte sich bereit zum Aufbruch. Janay ließ leise seufzend den Kopf hängen, was ausreichte um die Aufmerksam auf sie zu lenken, als sie dann sprach:
"Es würde mich wundern, wenn Václav uns helfen wird. Er..."
Sie schnaubte verhalten.
"Entweder weiß er längst davon und hilft ihr nicht, oder er wäre auch dann nicht auf unserer Seite, wenn er es erfahren würde. Für ihn gehört es sich, dass die Frau dem Mann gehorcht, egal, wie sehr er sie verprügelt."
Tief seufzte sie und zuckte erneut mit den Schultern.
"Früher hätte er jeden eigenhändig bis aufs Blut zusammen geschlagen, der uns zu nahe gekommen wäre..."
, murmelte sie geknickt und hatte einfach keine Hoffnung, dass ihr Bruder ihnen irgendwie helfen wollen würde. Sie blinzelte und versuchte, sich wieder zu fassen und zu konzentrieren.
"Bietet ihm eine Stellung an mit Aussicht auf raschen Aufstieg. Ich glaub, das könnte ihn locken... Er wollte immer jemand sein, der etwas zu sagen hat, mehr, als er als Nachfolger unseres Vaters hätte werden können. Er hatte immer seinen Ehrgeiz, seine... Träume..."
Rinal nickte ernst und meinte:
„Danke! Das waren wichtige Informationen. Jetzt weis ich viel eher, wie ich ihn vielleicht knacken kann.“
Er deutete eine Verbeugung an und zog seinen Mantel an.
"Ich verlasse mich auf dich, Rinal. Vergiss über deine Aufgaben aber nicht, auch im Bordell Tenebrée wegen den Schwestern zu fragen."
Kazel hatte seine Bitte nicht vergessen, konnte nur im Moment keine oberste Priorität darauf setzen, aber allein, dass er es noch einmal erwähnte, handelte ihm einen dankbaren Blick seitens des so unscheinbaren Wächters ein, der immer mehr seine wahre Berufung als Spion fand.
Es gab noch so viel zu tun, aber einiges hatte sie auch schon erfolgreich auf den Weg gebracht.
Der erste Brief, der 'den Blauen' vertrösten sollte, war formuliert und dem Boten übergeben worden. Weitere Nachrichten, dann später auch mit einem Lebensbeweis, oder ggf. einem Siegel oder Unterschrift, wenn man Starle dazu brachte, oder notfalls eben fälschen würde, würden folgen. Es sollte eine Korrespondent entstehen, die den Palast auf längere Zeit fern hielt und der Plan fand bei allen Anklang. Denn auch andere Pläne wurden bereits umgesetzt und benötigten jetzt den Schutz der Heimlichkeit. Die Kellergewölbe wurden bereits ausgeräumt und gesäubert – es ging voran. Bald würde man dort unten Unterkünfte für neue Flüchtlinge einrichten können, die Morgeria verlassen wollten. Das man genau unter einem Anwesen des meist gefürchtetsten Mannes ein solches Lager errichtete, war die beste Tarnung und begeisterte Schlange zu Höhenflügen. Ein Tunnel war geplant. Er streckte bereits seine 'Fühler' aus um neue Hybriden aufzukaufen und auch Zissus half dort wo er konnte. Es wurden noch einige Details besprochen und jedem Raum für Einwände und Ideen gegeben und später am Abend gab es dann die Gelegenheit, dass Janay auch mal einen ruhigen Moment für das Gespräch mit Zissus fand:
"Zissus, wir wollten noch etwas mit dir bereden, also, dich etwas fragen..."
, begann sie deswegen und griff nach seiner Hand, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Dabei lächelte sie ihn so offen wie möglich an. Er streichelte ihre schlanken Finger.
"Weißt du, Kazel und ich haben heute darüber gesprochen, wie es mit dem Bordell weitergehen soll, das seine Tante aufgebaut hat. Es ist gut besucht und die Mädchen dort..."
Sie zuckte leicht mit den Schultern und grinste schief.
"Sagen wir es so, ich hatte in meiner kurzen Zeit dort nicht den Eindruck, dass sie sehr unglücklich wären."
Ihr Blick suchte kurz denjenigen ihres Liebsten, dann fuhr sie fort:
"Somit könnte es sein, dass es ihnen viel schlechter ergehen würde, wenn wir ihnen ihr Zuhause und ihren Verdienst einfach nehmen. Aber es fehlt ihnen die Führung, jetzt, wo wir 'Sie' eingesperrt halten. Deswegen hatten wir die Idee, dich zu fragen, ob du vielleicht eine Lösung weißt. Jemanden, der mit so einer Position umzugehen weiß und dem wir soweit vertrauen können, dass wir ihn... oder sie in das Anwesen lassen können."
Zissus blinzelte ein paar mal langsam und dachte nach, während Janay sich an Kazel wandte:
„Wobei wir gar nicht dazu gekommen sind... Bleiben wir eigentlich noch länger hier... oder willst du in dein altes Zuhause umziehen?"
Zissus war derjenige der als erster antwortete:
„Ich werde mir zu diesem Problem Gedanken machen. Du hast Recht, es könnte schnell Schwierigkeiten unter den Mädchen geben. Ihre Herrin ist nicht da, ihre Hausdame ebenfalls nicht. Es werden sich schnell Fragen ergeben: Wer leitet im Moment ihr Etablissement? Und... wie soll es in Zukunft geführt werden... Wie fühlen sich die Mädchen dort? Gibt es jemanden vor Ort, der das übernehmen könnte? Ich kenne mich mit derlei Vorgängen nicht aus. Pflanzen sind mir näher als ... aber... Ich lass euch mal allein. Ihr solltet vielleicht besprechen, wie ihr euch eure Zukunft vorstellt.“
Er zwinkerte Janay kess zu und übergab somit das Thema 'willst du in dein altes Zuhause umziehen' an Kazel weiter. Dieser angesprochene Gedanke mochte noch in der Zukunft liegen, wo noch so viel zu tun war, aber natürlich war es wichtig zu besprechen, was jeder von ihnen wollte und ob sie auf Dauer diesen Weg gemeinsam weiter beschreiten würden.
„Sagt mir nur bescheid, falls ihr vor habt über Nacht abzuhauen, damit ich mich dann noch von euch verabschieden kann.“
Subtext: Er würde wohl in Morgeria bleiben.
Zissus grinste frech, drückte beiden je einen Handkuss auf und zog sich dann gähnend in seine eigenen Gemächer zurück, die bisher noch keiner von ihnen besucht hatte.
...
Kazel wollte aber nun endlich Kuralla besuchen.
Er entschied sich dafür, es die darauf folgende Nacht in Angriff zu nehmen und die Fähigkeiten zu testen, die der Gevatter ihm vermacht hatte. Sobald Janay schlief, küsste er ihre Stirn und schlich sich wie so oft aus dem gemeinschaftlichen Bett. Dieses Mal jedoch wollte er eine Nachricht hinterlassen. So suchte er das benachbarte Büro des alten Hausherren auf, um einige Zeilen für Janay zu verfassen. Mit dieser in den Händen wollte er sich zurück zum Schlafzimmer machen, als plötzlich Zissus im Büro stand. Kazel musterte ihn.
"Was machst du hier? Kannst du nicht schlafen?"
Der Pfauenmann nickte. Er beäugte ihn genauer, dann seufzte er.
"Es tut mir leid. Ich weiß, dir geht es nicht besonders gut und ich vernachlässige dich ... und Janay. Es gibt so viel zu tun, dass ich kaum auch nur für einen von euch da sein kann. Ich gebe mein Bestes. Komm! Es ist ruhig. Ich höre dir zu. Reden wir."
Er wies einladend auf das Sofa im Büro, wo Nessajas Schildkrötenpanzer bereit lag. Keiner der beiden ahnte, dass sie von Janay belauscht wurden. Kazel war auch vom Anblick des Pfauen zu sehr eingenommen. Der etwas gequälte Gesichtsausdruck seines Freundes ließ vermuten, dass ihm etwas schwer auf der Seele lastete. Langsam ließ er sich neben Kazel in die Polster sinken und seufzte einmal tief, bevor er anfing zu sprechen:
„Kazel... es tut mir leid, dass ich dir noch mehr aufbürde... Ich wollte noch warten, aber ich halte es nicht mehr aus. Ich muss es mir von der Seele reden!“
Er strich sich eine seidig glänzende Haarsträhne aus der Stirn und senke den Blick. Die Muster der Teppiche schienen seine ganze Aufmerksamkeit zu fesseln.
„Ich... ich war so blind! Ich habe nicht gesehen... nein... Ich WOLLTE nicht sehen, was aus Sademos geworden war und ich fühle mich so … so DUMM! ...so ...hintergangen. Nein... hintergangen ist nicht das richtige Wort. ER hat versucht mich zu beschützen, vor dieser dunklen Seite von sich... aber … aber ANDERE hat er mit einbezogen...“
Zissus war aufgestanden und ging zum Schreibtisch des Sammlers, setzte sich und vollführte eine komplizierte Folge von Handgriffen, die dazu führten, dass sich ein Geheimfach unter der Platte öffnete. Daraus entnahm er eine in Haut gebundene große Mappe. Kazel überkam unwillkürlich eine Gänsehaut und Zissus stand Ekel ins Gesicht geschrieben. Er hielt die Hände auf dem bespannten Buchrücken und versperrte so Kazels Neugierde den Zugriff auf neue grausame Erkenntnisse. Zissus schüttelte langsam den Kopf, wenn sein Freund sich näherte:
„Vertrau mir bitte. Es reicht wenn ich es dir zusammen fasse, was ich entdeckt habe.“
Dann starrte er gerade aus auf das Leuchten einer einzelnen Flamme im Kerzenleuchter.
„Ich erinnerte mich vor kurzem an einen Brief aus Andunie, den Sademos vor einigen Jahren bekommen hatte und den er betont 'unauffällig' vor mir verbarg und ...mich schnell mit einem 'Schachspiel' ablenkte. Ich bedrängte ihn nicht weiter, weil ich glaubte, er würde einfach Zeit brauchen ...aber er erzählte es mit nie und es geriet wohl in mir in Vergessenheit.“
Er runzelte die Stirn und sprach mit tiefer Dunkelheit in der Stimme weiter:
„Ich erinnerte mich wieder daran, weil ich... die ...die Leichen....“
Er unterbrach sich und schluckte. Langsam schüttelte er den Kopf und atmete noch einmal durch.
„Ich begann vor kurzem gezielt nach Aufzeichnungen zu suchen, die mit den Katakomben zu tun haben könnten... und ...fand das hier! Es sind Anleitungen und technischen Zeichnungen für den Aufbau der Apparaturen, der Vorrichtungen, wie sie aufgehängt worden sind, sowie für die Operationen, die an den Fr... an den Versuchsobjekten vorgenommen wurden... technische Systeme, Versorgungsschläuche für die Nahrungsaufnahme, Hochrechnungen der Geburtenrate, etc. ...“
Das Grauen stand im ins Gesicht geschrieben und als Kazel näher kam um ihn vielleicht tröstend zu umarmen, da hob er um Verständnis flehend die Hand.
„Nein... bitte gerade nicht berühren... ich fühle mich... wie ein rohes Ei... als könnte ich jeden Moment zerspringen...“
Er ballte die Hände so fest zu Fäusten, dass die schwarze Haut über den Knöcheln hell grau wurde. Dann hob er die Mappe an und drehte sie um, als wolle er sie nie wieder öffnen.
„Ich dachte, er wäre … allein für dieses Grauen verantwortlich, aber … ich habe eine Verbindung zu einer der großen Familien in Morgerias Adel gefunden. Die Familie Belyal Sinth.“
Der Name sagte Kazel sicher etwas. Jeder in Morgeria kannte die Namen der großen alten Familien, die die Stadt erschaffen hatten und sich deswegen die 'Gründer' nannten.
„ ... Herr Ansrin ist zum Stadtherr in Andunie berufen worden und seine Nichte Amandin ist dort Faldors Hohepriesterin, ...aber die andere... Serunda ...sie ist... sie hat... es ist ein Zuchtprogramm zur Neubesiedlung der Stadt entworfen. Sie hat... sie hat diese...“
Seine Finger krallten sich an der Mappe fest. Die grauenhaften Pläne darin waren also nicht in Sademos Hirn entstanden. Er hatte sie kopiert - ermutlich von dieser Frau gekauft. Kazel wurde kalt! Tödlich kalt! Die vertraute Kälte, die ihn umfing wie ein eisiger Mantel und eine noch eisigere Stimme die in ihm in seinem Innern eine Tatsache zu raunte:
„Es gibt ein weiteres Nest.“
Keine Aufforderung! Kein Auftrag! Nur eine einfache Tatsache aus tödlich kaltem Mund gehaucht und sogleich wieder verklungen.
...
„Wer so etwas erschafft, der tut das zu einem bestimmten Zweck. Diese... diese Frauen wurden zu... 'Bruthöhlen' gemacht, so steht es hier drin bezeichnet. Dort steht auch etwas von 'Samenspendern' und wie sie...“
Zissus Stimme brach. Die Details wie genau die Bruthöhlen befruchtet worden waren brachte er einfach nicht heraus. Er petzte die Lider fest über seinen schmerzenden Augäpfeln zusammen und drückte sich die Fäuste darauf. Die Ellenbogen fixierten die Mappe darunter.
„Ich wünschte ich hätte das nicht gesehen... nicht gelesen...“
Tränen drangen zwischen seinen fest geschlossenen Fingern hindurch. Zissus war wirklich zu sanft für diese Stadt... für dieses Leben.
„Wie... Wiie konnte er.... *schluchzt*... Wie konnte ICH das all die Jahre nicht...“
Die Vorwürfe, die er sich selbst machte, fraßen an seiner Seele, drohten ihn aufzulösen.
„Kazel, versprich mir, dass du das hier nicht lesen wirst! Schwöre mir, dass du diese Beweise niemals ansiehst! Sonst verbrenne ich sie auf der Stelle! Ich lasse nicht zu, dass du deine Seele damit belastest! Du hast... du hast diese armen Opfer... hier ERLÖST! Das reicht!“
Es war fast wie ein Hilfeschrei und gleichermaßen befreiend, dass sie es voreinander aussprachen - dass es Zissus laut aussprach. Es vermochte das Leid der Frauen nicht ungeschehen zu machen, aber der Bann des Unaussprechlichem wurde damit gebrochen. Niemand hätte je von diesen Opfern erfahren, sie existierten einfach nicht. Und was nicht existierte, das konnte sich auch nicht erinnern. Aber jetzt wussten es zumindest schon mal zwei Seelen. Es gab Zeugen die das Geschehene nicht dem Vergessen anheim fallen lassen würden. Zissus verbarg die Mappe wieder an ihrem verstecken Ort und verschloss gründlich die komplizierten Mechanismen. Er achtete wie beim Öffnen sogar darauf, dass Kazel bestimmte Handgriffe nicht sah, verdeckte sie mit seinem Körper. Er dann konnte er wieder freier atmen und nach einem heftigen Aufschluchzen warf er sich Kazel bebend an den Hals. Seine Arme umfingen ihn und er drückte seine Stirn auf die Schulter der etwas kleineren Mannes.
„Ich... ich … es tut mir leid. Ich wollte dich nicht damit belasten... aber... ich kann dieses Wissen nicht allein... nicht allein tragen.“
Tränen befeuchteten Kazels Hals. Zissus bebte am ganzen Leib. Und wie ging es Kazel mit diesem neuerlichen Wissen? ...und Janay? Was hatte sie gehört? Was verstanden? Was vermutete sie nun zu wissen?
Diese Nacht bot aber noch weitere Überraschungen.
Nachdem Zissus irgendwann entkräftet von seiner Fassungslosigkeit auf der Couch eingeschlafen war, machte sich Kazel daran den nächsten Prunkt auf seiner Liste abzuarbeiten. Kuralla hatte den Dämonen gefressen, der diese verlorenen Seelen seinem Herrn hatte zuführen wollen und ein Besuch bei der alten Frau stand noch aus. Also kehrte er zu Janays Bett zurück und legte den Zettel auf das Kissen neben ihr:
| Ich besuche Firlefitzens Oma. Sucht mir dort, falls ihr mich braucht. Ich versuche, bis zum Morgen zurück zu sein. | |
Dann hob er die Kapuze über seinen Kopf und verschwand zwischen den Zeiten.
…
...zu Kuralla...
In die Gerümpel-Werkhalle des Goblins Firlefitz...
Das waren Dinge, die Kazel vertraut waren und die ihn leiteten. Er hatte mit seinem ersten Ziel für die Probe gut gewählt. Die Herrschaft über die Zeit war schon eine 'besondere' Macht, die ihm Tod da gewährt hatte, aber er war auch Herr über den Raum, denn wie sonst konnte er überall und zu jeder Zeit gleichermaßen sein um die Seelen der Verstorbenen zu holen.
Nur ein weiteres mystisches Wesen konnte diese Kräfte sein eigen nennen... nun ja... eigentlich waren es mehrere kleine Wesen mit roten Zipfelmützen, die Celcias Herzen beschenkten und sie hatten diese Kräfte auch nur für eine Nacht im Jahr, aber doch war es ähnlich. Und sie trugen beide Zipfelmützen!...na ja... fast ähnliche...
…
Kazels Kopfbedeckung bot vor allem einen Vorteil! Sie nahm ihm im entscheiden Augenblick die Sicht, was gut war, sonst hätten die Eindrücke selbst dieses 'kurzen' Sprungs ihm das Gehirn zerrissen! Schon einmal war Kazel von Ort zu Ort gereist, aber damals war es ihm wie der lange Flug eines Raben über weiter Landschaften vorgekommen. Diese Reise hier war wie ein Blinzeln und verkürzte das ganze enorm. Praktisch, wenn man bedachte, dass Tod sonst jedes Mal bei jedem Ortswechsel die Reise erneut in sich aufnehmen musste. So war es einfacher. Der Unterschied bestand in der Erfahrung. Tod war in seiner unendlichen Daseinsform schon überall gewesen – und er war überall gewesen. Kazel konnte ebenfalls nur an Orte reisen, an denen er schon einmal gewesen war – so einfach war das. Das Reisen an sich kostete seinen noch lebenden Körper allerdings einiges an Kraft. Wenn er später einmal 'gänzlich' tot wäre, dann würde dies leicht werden. Doch jetzt riss der 'kleine' und auch erste Sprung noch an seiner sterblichen Konstitution.
((Kazel ist: leicht verletzt))
Er blutete nicht, aber sein lebendiger Körper war schlicht nicht dafür ausgelegt solche Entfernungen binnen eines Wimpernschlages zu bewältigen und so blieb zu vermuten, dass weitere Reisen auf größere Enterungen auch noch mehr von ihm verlangen würden. Als er dann also die Augen öffnete und Kurallas buckligen Rücken vor sich sah, durchfuhr ihn ein kurzer reißender Schmerz, der ihn für einen Atemzug die Luft raubte und Sterne sehen ließ. Doch es wurde bald besser...
Bis er Kurallas tätschelnde Hand an seiner Wange spürte und ihren stinkenden Atem im Gesicht hatte:
„Na? ….verwest du schon?“
Wenn er doch nur schon tot wäre, dann müsste er diesen Odem nicht ertragen! Das glucksende und leicht brodelnde Lachen in ihren Bronchien ließ sie husten und sie spuckte neben Kazel auf den Boden. ...kroch da gerade was weg? Nein! Der Speichelpfropfen zuckte nur kurz und blieb dann als feuchter, verendeter Fleck am Boden liegen. Dann nahm sie den Panzer ihrer Freundin in ihre kurzen Arme, den Kazel wohl wissentlich mitgebracht hatte.
„Dankeschön mein Bester!“
, freute sie sich ehrlich und wischte sich eine Träne der Rührung aus dem Augenwinkel. Das sich dabei auch ein bisschen alte runzlige Haut...nein...Dreck löste war Nebensache. Darunter kam tatsächlich eine recht glatt wirkende Oberfläche zum Vorschein. Was wohl geschehen würde, wenn Kuralla baden würde?
„Hab mich schon gefragt, ob du mich vergessen hast. Aber siehst gut aus... also bist du noch unter den Lebenden, ja?“
Diese Alte wusste anscheinend mehr als als man ihr zutraute. Schon damals als Kazel das erste Mal vor ihr tot herumgelegen hatte, hatte sie ihn immer wieder gefragt, ob er schon verwese. Und nun musterte sie ihn ganz offen.
„Schau nicht so verdutzt. Tod und ich haben ein ganz 'besonderes' Verhältnis zueinander, hehehh. Aber dazu werd ich dir nur verraten, das nicht ER seinen Finger auf mich gelegt hat!!! Ja! Ja! Staunst was?! Genauer gesagt, war es dieses kleine, dreckige, versiffte...*Koprolalie-Anfall-Sondergleichen:*... arschkrämpige Nervensäge, bucklige Brotspinne, verkalkte Gesichtsgrätsche, …“
Kuralla machte es wahre Freude ihren dreckigen Wortschatz alle Ehre zu machen und ihrem dreckigen Aussehen hinzu zu fügen.
„... diese schimmlige Bratzenprinzessin, wechselbalgige Gewitterziege, hasenhirnige Vettel...“
Es folgten noch weitergehende akrobatische Wortschatz verderbende eitrige Ergüsse, bis Kuralla zum Punkt fand:
„...sprich, das LEBEN hat mich gesegnet, dieses verfluchte Miststück! WAS!?! Dachtest du, ich wäre schon immer so... SCHÖN gewesen?! Ha! Das kommt davon, wenn einem ihr Segen zuteil wird! Glaub mir, hätt ich damals gewusst, was auf mich zukommt, ich wäre schreiend über die nächste Reling gesprungen um mich selbst zu ertränken!“
Tod und Leben standen sich immer gegenüber. Sie tanzten den ewigen Kreis. Kazel hatte 'Sie' bisher nicht kennen gelernt. Aber wenn sie ähnlich wie sein jetziger Arbeitgeber war, dann war es vielleicht wirklich nichts gutes vom Leben gesegnet worden zu sein. Kuralla schien nicht besonders begeistert.
„Aber... zugegebener maßen, … es hatte jetzt endlich auch mal einen Vorteil und irgendwann musste ja mal der Fall eintreten, dass es hilfreich wäre... schon dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit nach. Also... mjammjam, hab ich deinen Dämon gefuttert und verdaut. Willst lauschen?“
Fast hätte sie ihre Bluse gehoben, damit Kazel an ihrem Bauch lauschen konnte, aber es war besser ihr da einfach zu vertrauen, wollte er nicht gleich wieder einen Tod sterben. Außerdem war es wirklich still um sie geworden – die Stimme von Nebhasmhorachd war verklungen.
„Er hat am Anfang ganz schön gejammert, kann ich dir sagen. Hat mir sonst was versprochen, aber das einzige was ich mir wünsche, konnte er mir nicht anbieten.“
Kazel begann vielleicht zu ahnen was das war, als Kuralla die Lippen kräuselnd zusammen zog und ihre alten Augen leer auf ein viel zu langes Dasein zurück blickten. Aber dann nahm sie den Panzer ihrer verstorbenen Freundin und lächelte Kazel an.
„Danke, dass du mir dieses Andenken an sie gebracht hast. Es ist schön zu wissen, dass sie jetzt wahren Frieden gefunden hat.“
Ihre knorrigen Finger streichelten den rissig gewordenen Schild.
„Es ist gut so.“
Eine Weile saßen sie so beieinander und schwiegen. Dann stand sie auf und legte den Panzer auf ein mit Perlen besticktes Kissen, dass sie eigens dafür aus einer Kommode holte. Es wirkte in dieser Umgebung vollkommen deplatziert. Sie tätschelte ihn noch mal liebevoll und meinte dann zu Kazel:
„Mach dir keine Sorgen. Es kommt alles so wie es kommen soll – Das hat Nessaja immer gesagt. Sie hat ...zu viel gesehen! Ihre Visionen waren ihr Fluch und ihr Segen. Deine Liebste hat dieses Schicksal auch zu tragen. Frag sie danach. Sie wird deine Hilfe und Unterstützung brauchen. Nessaja hatte mich, bis Sademos sie mir geraubt hatte. Jetzt... jetzt ist ihr Leiden vorbei. Zu 'Sehen' kann einen Verstand leiden lassen... sie quälen. Und denk immer daran, es sind nur Möglichkeiten, die sie sieht. Manches davon wird bereits Geschehenes sein, anderes was vielleicht noch passiert. Es ist nicht immer leicht, das auseinander zu halten und die Zukunft lässt sich im Gegensatz zur Vergangenheit ändern. Nessaja hat das auch nicht immer geschafft, aber manchmal hatte sie durch ihre Gabe Wege gefunden, die ich sonst nie gegangen wäre. Auch sie war vom Leben gesegnet. Das Leben berührte auch meine Freundin und schenkte ihr die Sicht auf all die Wege im Schicksalsgeflecht... hätte sie das doch nie getan... nie dieses Geschenk angenommen! Aber sie wollte mir helfen, wollte bei mir bleiben, mich nicht allein zurück lassen. In den letzten Jahren kam sie mich nur noch in meinen Träumen besuchen, wenn ich Manthala etwas geopfert hatte... Wir haben uns viel zu selten gesehen, aber ich hab sie sehr geliebt!... Seher brauchen sehr viel Liebe, damit sie im Hier und Jetzt einen Anker haben – sich real fühlen... ...Ich hab sie sehr geliebt.“
Kuralla nickte nachsinnend vor sich hin, bis es es den Eindruck machte, sie hätte Kazel vergessen. Vielleicht war dem auch so. Ihre Worte hatten ihm sicher einiges zum Nachdenken gegeben. In dieser Nacht bekam er nichts mehr aus der Goblinoma heraus, die um ihre Freundin trauerte und den Panzer ihrer Freundin mit Wachsmalstiften bunt anmalte, also kehrte er zurück in sein 'neues Heim' in dem Janay fest schlief und träumte.
Rinal brachte am nächsten Morgen erstmals gute Nachrichten in dieses gebeutelte Haus: Die Zwillinge wollten sich bei Kazel vorstellen, bevor sie weiter ziehen wollten, wie er ihr Vorhaben ankündigte. Die beiden Frauen waren auf den ersten Blick als kriegerische Nachtelfen zu erkennen.
„Ich heiße Nikani.“„Und ich Kanina.“
Erstere war die mit der Goldsträhne im Haar, zweite mit der Roten. Sonst waren sie wirklich identisch. Zwillinge mit silbergrauen Haut und Haar. Kriegerinnen der Nachtelfen, tödlich und schnell mit der Klinge... und beim Rasieren, wie Janay sich nur zu gut erinnerte, da sie bei der Aufwartung dabei war. Seit ihrer Rasur waren einige Tage vergangen und nun sprossen wieder kurze Haare auf ihrem flaumigen Venushügel. Als die beiden Janay erblickten breitete sich synchron ein anzügliches Lächeln auf ihren Gesichtern aus:
„Talimée! Was machst du denn hier?“
Ach ja, Janay hatte sich ja bei ihnen noch unter falschem Namen vorgestellt, kurz bevor sich die kundigen Zungen dieser Frauen in ihrem Schoß verirrt hatten. Das Janay nicht aus ihrem Gefährt aufstand, wäre noch mit einer kleinen Ausrede zu vertuschen, wie zum Beispiel, dass sie sich den Fuß verstaucht hätte, aber die Zwillinge waren ohnehin viel zu aufgewühlt.
„Wir wollten auch nicht lange stören!“ „Wir wollten uns nur persönlich bedanken.“
Sie verbeugten sich tief, wobei jeweils ein Knie den Boden berührte. Eine kriegerische Geste, die ihre wahre Bestimmung verriet. Sie waren beide keine Lustsklaven, auch wenn Starle sie dazu gemacht hatte.
„Wenn es etwas gibt, dass wir für euch tun können, dann sagt es.“ Wir schulden euch was.“
Das klang von Grund auf ehrlich. Weder Kazel noch Janay wussten genau was die beiden durchgemacht hatten, oder was sie in Starles Fängen gehalten hatte. Rinal hatte vielleicht dazu Wissen, aber es war eine Geschichte, die eigentlich nur diesen beiden Frauen gehörte. Er hatte auch verraten, dass sie aus Morgeria fort wollten. Trotzdem boten sie ihre Dienste als Dank an, was von ehrlichem und ehrenhaften Verhalten zeugte.