Das neue Heim

Die Gebäude hier zeigen deutlich den Stand eines Bürgers in Morgeria. Niedere leben in heruntergekommen Barracken, Krieger & Söldner in bunkerartigen Unterkünften oder Zelten. Mächtige Familien leben in finsteren Anwesen, die kleinen Schlössern gleichen.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Freitag 2. April 2021, 11:40

Janay warf einen letzten, fast schon nach Zuspruch flehenden Blick in Richtung des Pfaus. Und was tat dieser? Er drückte ihr gestenreich die Daumen, sein Gesicht ein einziges Lächeln voller Mitleid und Wohlwollen. Er nickte ihr sogar aufmunternd zu und winkte, bevor er aus ihrem Blickwinkel verschwand. Ob sie ihn je wieder sehen würde?
Dann schloss sich geräuschvoll das Portal hinter ihnen und der Tanz konnte beginnen.

Kazels Ängste spielten verrückt, aber dies taten sie hinter einer perfekten Fassade aus Jahrzehnte langer, ja vielleicht sogar schon Jahrhunderte Langer Beherrschung... Selbst Sademos wusste nicht mehr wie alt er war. Die Begegnung mit seiner Tante, die bei seinen Folterungen stets dabei gewesen war, die Werkzeuge seiner Pein angereicht hatte, aber nie selbst die Peitsche oder Ketten geführt hatten, die seine Haut vom Körper geschält hatten, sie ließ Sademos Rückenmuskulatur zucken, als wenn Kazels Narben sich allein durch seine Erinnerungen dort wieder verewigen wollten. War das möglich? Es fühlte sich fast so an. Kazels Gedanken waren mächtig und stark und sein Wille ungebrochen. Um so mehr ließen seine Erinnerungen diesen perfekten Körper zucken. Hätte in diesem Moment jemand seinen Rücken berührt, so wäre vielleicht sogar ein Sademos ausgewichen und beiseite gesprungen. Doch sie teilten sich diesen Körper und wenn auch Sademos Wesen vergangen war, so war seine Selbstbeherrschung, sein Wissen und seine Erinnerungen geblieben. Kazel nutzte diese Fähigkeit und gewöhnte sich langsam daran und so gelang es ihm, seine Gäste zu täuschen.
"Vielen Dank, dass Ihr uns etwas Zeit erübrigt."
Beim Klang ihrer Stimme kam Kazel dann doch ein bisschen Galle hoch. Sademos Körper schluckte sie herunter, ehe sie einen widerlichen Geschmack im Mundraum einnehmen konnte. Stattdessen sprach er choral mit Starle den Namen des Mündels aus, weil er es immer noch nicht fassen konnte, dass sie vor ihm stand. Mit der Kette seiner Mutter um den Hals! Jener Kette, die er immer mit Schmerz, dem Gefühl nichts wert zu sein und abgrundtiefster Erniedrigung in Verbindung brachte. Das kostbarste Juwel in ganz Morgeria, das selbst der dunkle Herrscher begehrte und für geboten hatte, das in Blut getauft und von Faldor höchst persönlich in seinem Tempel gesegnet worden war, ...wie Sademos wusste. ER hatte es einst Preia für einen kleinen erwiesenen Gefallen geschenkt. Doch bevor Kazel tiefer in diese Gedanken vordringen konnte, riss Starles Stimme ihn wieder ins Jetzt und zu Janay!
"Dies ist mein Mündel Ja~"
"~nay."
Er nickte und kehrte mit eleganten automatisierten Schritten zu seinem Lehnstuhl zurück. Er setzte sich.
"Ich kenne ihren Namen"
, erwiderte er. Er demonstrierte Macht und es wirkte. Starles Gesicht zuckte kurz. Der Sammler besaß zuverlässige Informationsquellen, wie es schien. Sie konnte ja nicht ahnen, woher er Janays Namen wirklich kannte. Vermutlich ahnte nicht einmal Janay, dass der gesuchte Geliebte direkt vor ihr saß.
"Sie wird das neue Oberhaupt der Tenebrées?"
, erkundigte er sich mit einem Unterton in der Stimme, der in Höflichkeit förmlich badete. Aber Starle hatte sein Starren bemerkt. Er war interessiert. Sie räusperte sich und ließ sich einen Moment Zeit. Auch sie konnte mit Pausen spielen um die Dramatik zu erhöhen. Und hier war Janay der dramatische Dreh und Angelpunkt, den sie nun leicht lächelnd ansah.

Janay hatte sich gerade auf ihren Weg zum nächsten Sitzplatz in ihrer Nähe gemacht, als der Gastgeber erneut die Stimme erhoben hatte und nach ihrer Zukunft fragte. Augenblicklich erstarrte sie ein weiteres Mal mitten in der Bewegung und sah, entgegen all ihrer Vernunft, auf, direkt in sein Gesicht.
Nein, niemals würde sie danach streben, das Oberhaupt einer der reichsten und mächtigsten Familien dieser Stadt zu werden! Das war nicht nur vermessen, das wäre irrwitzig! Natürlich würde es ihr restliches Dasein absichern, zumindest in finanzieller Hinsicht. Allerdings würde sie um nichts in der Welt den Platz der Herrin einnehmen wollen. Dafür war sie nicht geschaffen und wollte es auch gar nicht. Wie viele Sekunden sie so direkt in das Gesicht des Sammlers starrte, wusste sie nicht zu sagen, bis es ihr selbst auffiel und sie sich soweit zusammen reißen konnte, um rasch den Blick wieder zu senken und sich endlich zu setzen. Dabei bemühte sie sich, sich wieder zu beruhigen nach dem Schrecken, der diese Frage in ihr ausgelöst hatte. Auch wenn ihre Gedanken nicht unbedingt eine für sie angenehmere Richtung einschlugen. Der kurze Moment hatte ausgereicht um ihr zu verraten, dass er durchaus interessiert war. Sie kannte diesen Blick...den Hunger darin. Er musste sie wohl anziehend finden. Aber anders herum, so attraktiv er auch sein mochte, dieser hochgewachsene, dunkle, aristokratische Dunkelelf mit diesen direkten, violetten Augen, war ihr alles andere als geheuer. Hatte sie nicht selbst noch darüber nachgedacht in sein Bett zu steigen um die Verhandlungen von dort aus zu führen? Jetzt gerade schien der Gedanke wie verflogen. Irgendetwas ging von ihm aus, das ihr ehrliche, tiefe Angst einjagte. Wieso nur hatte der Mischling sich an diesen Ort verschleppen lassen?! Ach ja, sie wusste es... um ihn zu töten, hatte sie aus ihrem Besuch beim Gevatter vermutet. Kazel hatte einen Todesauftrag bekommen. Irgendetwas... musste wohl schief gegangen sein.

Aber dann geschah das unvermeidliche und Starle antwortete auf die gestellte Frage:
„Oh JAAaaa, natürlich! Mein Freund, ihr seid gut informiert! Ich bin erstaunt, aber natürlich nicht überrascht, dass ihr eurem Ruf gerecht werdet. Es gibt wohl nichts, dass euch in dieser Stadt entgeht. Also wisst ihr, dass ich nach einem würdigen Vertreter für meinen Sitz im Rat suche. Ich will bald heiraten und mein Mündel hier...“
Sie lächelte Janay an.
„Sie wird mit ein bisschen Übung bestimmt dem Namen Tenebrée alle Ehre machen, nicht war?“
Nun war es eigentlich Janays Aufgabe zu nicken. Nur tat sie das? Es war allerdings obligatorisch, denn Sademos und Starles Blick waren gerade aufeinander und nicht auf sie gerichtet. Starle hatte es wirklich gesagt!
JANAY sollte das Oberhaupt der Familie Tenebrée werden! Und was war mit Kazel? Er war bisher mit keinem Wort erwähnt worden. Aber das änderte sich:
„Es freut mich, dass ich die Möglichkeit bekommen habe, sie euch vor allen Anderen vorzustellen, auch wenn ich gestehe...“
Starle fuhr sich hüstelnd durchs Haar.
„...dass ich eigentlich aus einem weit aus trivialerem Grund hier bin.“
Sie lachte leise und scheinbar vollkommen ungezwungen.
„Ich will eure wertvolle Zeit nicht vergeuden...“
Sademos nickte zustimmend, als wenn seine Zeit das wichtigste überhaupt wäre.
„... Ich habe gehört, ihr habt vor kurzem eine Neuerwerbung getätigt. Einen jungen Mann, nur eine Kanalratte, aber eben ein Vogel-Hybrid und eher minderwertig. Und da ich um eure Leidenschaft weis, bin ich natürlich bereit euch einen angemessenen Gegenwert zu bieten. Ich würde euch nicht um diese Trivialität bitten, wenn er nicht für ein paar äußerst delikate Arbeiten an meinem Anwesen notwendig wäre. Meine Hausdame versicherte mir, dass es ohne ihn nicht weiter ginge... ihr versteht. Liederliches Pack, aber ihr wisst ja, gutes Personal ist schwer zu finden.“
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Montag 5. April 2021, 08:00

Nicht nur Kazel erkannte das tenebréesche Schmuckstück wieder. Eine fremde Erinnerung schob sich an die Oberfläche und teilte das Wissen mit ihm, dass das Juwel in der Fassung in Faldors heiligen Hallen einer Bluttaufe unterzogen worden und deshalb selbst beim dunklen Herrscher persönlich begehrt war. Es galt als der kostbarste Edelstein in ganz Morgeria, ein Geschenk von Sademos an Kazels Mutter! Unter Janay trug ihn um den Hals.
Die Erkenntnis hätte ihn mehr erschüttert, wäre die Trägerin eine andere gewesen. Was bedeutete dieses Symbol an ihr? Er musste nachfragen, tat dies aber im Deckmantel von Sademos' Selbstbeherrschung, so dass die Frage nach dem nächsten Oberhaupt seiner eigenen Familie eher einen Akt der Höflichkeit darstellte und das echte Interesse verbarg. Aber auch seine Tante Starle war eine aufmerksame Beobachterin. Sie hatte sein Starren bemerkt. Sie wusste, dass er an der Antwort interessiert war. Mit Janay besaß sie eine Trumpfkarte im Blatt und war bereit, sie nun auszuspielen. So holte sie auch Kazels volle Aufmerksamkeit ein, die eben noch bei seiner Liebsten lag. Ihre Reaktion überraschte ihn insgeheim. Sie schien nicht zu wissen, welche Symbolgewalt der Schmuck um ihren Hals besaß und wie Kazel auch traf sie die Antwort der Tante unvorbereitet. Dabei kam ihre Bestätigung so schlicht herüber und war bisweilen auch logisch. Sie würde heiraten. Gerüchten aus Sademos' Erinnerung zufolge bändelte sie mit Mandavar dem Blauen aus dem Herrscherhaus Amraén an. Wäre sie erfolgreich, würde sie in die Reihen des dunklen Herrschers einheiraten und so auch das Haus Tenebrée mächtiger machen. Dann aber brauchte es eine Nachfolge, die die Familie führte. Das Überraschende daran war, dass sie Janay dafür auserkoren hatte.
Warum? Sie ist sichtbar keine reine Dunkelelfe. Auch ich hab sie nicht als solche erkannt... Es sprach gegen Kazels Erwartungshaltung gegenüber den Prinzipien seiner eigenen Familie. Immerhin hatte sein Rücken mit tiefen Furchen und er selbst mit einer schmerzhaften Einkerkerung bezahlt, nur weil er nicht rein dunkelelfisch aussah. Was machte Janay so besonders, über diesen Makel aus Tenebrée-Sicht hinweg zu sehen? Dass seine Tante vielleicht eine andere Perspektive auf die Dinge besaß als damals seine eigene Mutter kam dem Mischling im Dunkelelfenkörper nicht in den Sinn. Sie hatte neben Preia gestanden, ihr die Peitsche gereicht und zugesehen, wie Kazels Haut unter den Hieben aufgeplatzt war. Sie hatte damals nicht ein Wort der Auflehnung gegenüber ihrer Schwester ausgesprochen, geschweige denn versucht, ihm zu helfen. Sie war in seinen Augen nicht weniger skrupellos und bösartig als die Frau, die ihn auf die Welt gebracht hatte.
Und so entschied Kazel, dass es eben jene skrupellosen Wege sein mussten, die sie zu der Entscheidung bewogen. Irgendetwas brächte einen Vorteil für sie, Janay in der Position des Familienoberhauptes zu haben. Oder war es anders? Sah Kazel in der Frau seines Herzens zu viel ihrer Liebe für ihn? War diese echt oder spielte auch sie nur ein boshaftes Spiel, das am Ende nichts als ihren eigenen Vorteil erbringen sollte? Wollte sie sich sicher an der Spitze wissen, ganz gleich was aus ihm oder ihrem gemeinsamen Kind würde? Wollte sie das neue Leben im Haus Tenebrée aufziehen, zu einem Dunkelelfen mit morgerianischen Werten erziehen?
Kazel lief es kalt den Rücken herunter.
Fressen wir sie, ehe es dazu kommt...
Nein. Noch nicht. Janay sah nicht danach aus, als sei sie in die Pläne eingeweiht.
Wie du willst. Aber unseren Hunger kannst du nicht ewig unterdrücken.

Kazels Blick - nein, Sademos' Blick, denn nichts von dem tiefen Meerblau seiner Augen war hier vorhanden - lastete noch einen Moment lang auf Janay, bis sie sich eher unelegant setzte und die Hände so fest aneinander presste, dass er das Weiß ihrer Knöchel noch heller hervortreten sehen konnte. Anschließend wandte er sich wiederholt Starle Tenebrée zu, wenn auch mit Widerwillen. Es fiel ihm schwer, seiner Tante in die Augen zu schauen. Kazel dankte in dieser Hinsicht Sademos für seine Selbstbeherrschung. Ihn hätte es Welten gekostet und irgendwo ganz tief verborgen hielt er einen Wunsch in Ketten, ihr die Kehle zu zerfetzen.
"Erstaunt es Euch wirklich, dass ich mich angesichts Eurer ... einflussreichen Pläne bezüglich Eurer Familie auf dem Laufenden halte?", erwiderte Kazel kühl und sank auf seinen Lehnstuhl zurück, eine Hand locker neben dem Polster ruhend. So könnte er jederzeit das dort verborgene Messer erreichen. Nicht dass er vor hatte, hier ein Blutbad anzurichten. Das hätte fatale Folgen und er besaß nicht mehr Raxtians unnatürliche Waffen, um sich einen Weg aus Morgeria freizukämpfen. Mit den Wachen dieses Hauses und jenen der Tenebrées im Nacken würde er erst Recht versagen, selbst wenn er die Zeit anhielt. Das konnte er sich ohnehin nicht erlauben, der Wurm hatte schon so viel gefressen.
Lass uns das Gefäß einfach mit neuer Zeit bestücken.
"Eine Information habe ich bislang nicht einholen können", überbrückte er die Gedanken seines Parasiten, die versuchten, ihn auf seinen inneren Hunger zu lenken. Dafür war nun keine Zeit - ha, welch Ironie! Er hätte doch mithilfe von Nebhasmhorachd genug Zeit für alles... Das Gespräch war ihm nun aber wichtiger. "Warum sie?" Er nickte in Janays Richtung. "Sie erscheint ... unrein. Es ist keine klassische Dunkelelfe, mit der sich das Haus Tenebrée ansonsten schmückt." Er lehnte sich etwas zurück und da drang Sademos' Ader der Erinnerungen an die Oberfläche. Dieses Mal half es, ihn zu imitieren, als Kazel die Fingerspitzen aneinander legte, die Beine erneut überschlug und so wie der dunkle Herrscher persönlich auf seinem Thron erschien, der über das Schicksal eines unliebsamen Sklaven entschied. "Sie muss ein besonderes Sammlerstück für Euch sein, wenn Ihr bereit seid, das Haus in die Hände einer Nichtreinblütigen zu geben. Ihr wisst, dass der Ruf Eurer Familie dadurch Schaden nehmen könnte. Ein Skandal - sofern Ihr Euer Mündel der Stadt präsentiert."
Er war mehr interessiert an dieser Antwort als an dem Grund für Starles Besuch. Bisher kannte er diesen aber auch noch nicht. Erneut kostete es einen Teil von Sademos' Selbstbeherrschung, die Fassung zu wahren, sobald Starle jenen Grund nannte. Sein Blick huschte zu ihr zurück und er suchte nach Anzeichen für ihre wahren Motive.
Sie sucht ... mich? Die Kanalratte. Kuralla will mich auch zurück haben. Was geht hier vor? Hat Firlefitz sich verplappert? Ist etwas schief gelaufen? Oder...? Ein Wimpernschlag glitt zu Janay herüber. Wie gern hätte Kazel sie direkt gefragt, aber das würde alles auffliegen lassen. Außerdem wusste er noch immer nicht mehr mit Sicherheit zu sagen, auf welcher Seite sie nun wirklich stand. Sie mochte nichts über die Nachfolgeschaft wissen, mit der sie betraut werden sollte, aber als offizielles Mündel trat sie dennoch auf. Wieviel davon war ein Spiel ihrerseits, wieviel war echt?
Kazel musste es irgendwie in Erfahrung bringen und welcher Weg wäre besser gewählt als der des mutmaßlich gut informierten Sammlers? Er konnte so vieles aus den Reaktionen seiner Gegenüber ablesen, also sollte er diese auch hervor locken. Es war Zeit mit sich selbst als Trumpfkarte zu spielen, so wie Starle es offensichtlich mit Janay tat. Nach welchen Regeln spielten sie hier überhaupt? Der Einsatz war klar: Es ging um eine heile Flucht aus dieser schrecklichen Stadt. Es ging um ihr aller Seelenheil.
Es geht um Zeit. Oh, kostbare Zeit!
"Ihr sprecht von Kazel - Eurem Neffen", sprach er nun offen seinen eigenen Namen aus. Das Synonym des Sturmadlers wollte er vor Starle irgendwie nicht nennen. Sie schien es nicht zu kennen und das wäre vielleicht noch nützlich. Umso mehr interessierte ihn nun ihre Reaktion auf die Tatsache, dass er die Person hinter der Kanalratte kannte. Er legte kein Schmunzeln auf, doch in seinen violetten Augen funkelte es.
"Habt Ihr ihn endlich gefunden, was?", säuselte er und lehnte sich zurück. "So nah und doch so fern. Ich habe einen weiteren Gast, der an ihm interessiert ist. Ich frage Euch, was Ihr mir anbieten könnt, damit ich Euch Euren verlorenen Verwandten überlassen sollte ... und Euch Euer Lügenspiel verzeihe."
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Montag 5. April 2021, 09:34

Sie wäre jetzt definitiv lieber im Hof und bei dem Gecken mit dem freundlichen Auftreten gewesen als hier in diesem Raum mit seinen unheimlichen Bewohnern! Nicht nur, dass ihr die Einrichtung und deren Herkunft zu schaffen machte, fühlte sie sich auch in Gegenwart dieser beiden Dunkelelfen alles andere als wohl. Bei der Herrin war sie ohnehin zwiegespalten, denn Momente von Nettigkeit und scheinbarer Ehrlichkeit wechselten sich viel zu rasch mit jenen ab, in denen sie Angst, Wut und sogar Hass verspürte.
Aber während diese Person schlichtweg wankelmütig war, wie ihr schien, war dieser Sammler das sprichwörtliche Grauen für sie. Ein Mann, attraktiv und dennoch von einer derartigen Kälte, dass sie alles andere als Freude darüber empfinden würde, wenn er sie für ihre Dienste in Anspruch nehmen bezahlen würde. Ganz gleich wie fürstlich dieser Lohn ausfallen würde, wäre sie davon überzeugt, dass sie diese Begegnung nicht unversehrt an Leib und Seele überstehen würde.
Und trotzdem war sie hier und würde sich ihm anbieten, um Kazel befreien zu können. Zumindest in der Theorie... Denn mit ihrer Beherrschung, so hoch sie diese auch bislang eingeschätzt hatte, war es bei weitem nicht so weit her wie bei den anderen Beiden.
Diese führten ein geradezu perfektes Spiel auf, wie ihr schien, vor allem im Vergleich zu ihr. Lediglich der Hausherr hatte sie etwas zu lange im Auge behalten, als dass er das Interesse an ihr leugnen konnte. Worin dieses auch immer bestehen mochte...
Sie selbst jedoch war auf seine Frage zu ihrer Rolle und möglichen Nachfolge nicht vorbereitet gewesen, ja, sie hatte diesen Umstand nicht einmal im Ansatz bedacht! Ja, sie hatten über Erbe und keine Kinder und dergleichen gesprochen, nur hatte sie viel zu viele Eindrücke zu verarbeiten gehabt, als dass die richtigen Rädchen in ihrem Kopf hätten greifen können. Außerdem hätte sie niemals gedacht, dass die andere die Zügel aus der Hand geben wollen könnte.
Obwohl... selbst wenn sie, Janay, deren Position einnehmen würde, hieß das noch lange nicht, dass sie tatsächlich etwas zu sagen hätte. Denn jemand wie die Herrin war niemand, der etwas aus den Augen verlieren würde, nur, weil sie physisch nicht anwesend wäre.
Trotzdem wurde sie davon überrumpelt und ihre Reaktion war absolut ehrlich, das hätte sie niemals besser spielen oder unterdrücken können. Zuerst ihr Starren, dann kämpfte sie sich bis zu ihrem Sitzplatz und darum, nicht vollkommen bäurisch zu wirken, als sie sich niederließ und ihre Hände ineinander verkrampfte.
Die Antwort der Herrin indes war nicht mehr so völlig überraschend treffen wie die Frage selbst, da sie irgendwie... auf der Hand lag? Nein, nicht wirklich, allerdings war diese Darstellung vorteilhaft, um ihren Wert zu steigern. Nicht, dass die junge Frau ernsthaft an die Wahrheit dahinter glauben mochte. Doch absolut verblödet war sie auch noch nicht, um den Sinn dahinter nicht erkennen zu können.
Dennoch rieselte es ihr eiskalt den Rücken hinunter bei der Vorstellung, sie könnte einem reichen Haus vorstehen und besäße Macht. Was andere verlockend finden mochten, jagte ihr erst einmal Angst ein, vor allem, weil es sich dabei um ihre Stellung in Morgeria handeln würde. Jene Stadt, die sie verlassen und die sie eigentlich nie wieder hatte sehen wollen. Auf der anderen Seite könnten ihr dann ihre Eltern wohl nicht mehr wirklich etwas anhaben... oder?
Die Gedanken rasten in ihrem Kopf und begannen sich immer mehr zu drehen, dass es ihr zunehmend schwerer fiel, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Bis das Gespräch auf den eigentlichen Grund ihres Besuchs kam. Janay horchte auf und fragte sich, ob es an ihr lag, dass es recht rasch gegangen war, bis die Herrin auf den Kern ihres Anliegens gekommen war, oder es sich tatsächlich so begeben hatte.
Schwer schluckte sie und spähte unter ihren gesenkten Lidern hervor zu dem Sammler. Doch ehe sie eine Antwort darauf bekamen, machte der Sammler andere Ausführungen. Solche jener Art, die sie kränkten und an den Spott erinnerten, den sie oft von ihren Eltern oder deren Kontakten ob ihres Aussehens zu hören bekommen hatte. Die hilflose Empörung von damals drohte in ihr aufzusteigen und sie musste dagegen ankämpfen.
Fest presste sie die Lippen aufeinander und knirschte leise mit den Zähnen. "Lieber unrein als...", nuschelte sie in sich hinein und verschluckte im letzten Moment zu ihrem eigenen Glück eine passende Bezeichnung für den Hausherrn, die ihr einfallen mochte. So leise man auch sprach, Elfenohren waren äußerst empfindlich, das wusste sie selbst. Und es wäre nicht klug, ihn wirklich zu verärgern, solange sie Kazel nicht befreit hätten.
Fest biss sie erneut die Zähne zusammen, damit es ihr nicht trotz aller Bemühung doch noch entschlüpfen konnte, und versuchte, sich auf ihren eigentlichen Grund wieder zu konzentrieren. Das half ihr, zumindest für den Moment.
Solange, bis der Sammler ein weiteres Mal sprach und dafür sorgte, dass sie zusammen zuckte. Dieses Mal konnte sie sich allerdings nicht zurück halten. Stattdessen sah sie von unten her auf und bemühte sich um einen demütigen Blick, als sie leise und dennoch so, dass man sie hoffentlich nicht einfach überhören könnte, fragte:"Was wäre denn Eure Vorstellung des Preises?"
Dabei besann sie sich auf ihre bisherige Vergangenheit und die Art jener Bezahlung, die sie kannte. Nicht, dass sie es wirklich tun wollte, nein, in Wahrheit hatte sie höllische Angst davor! Trotzdem, er hatte Interesse an ihr gezeigt...
Also griff sie wie zufällig nach dem Rock ihres Kleides und tat, als würde es gleich unverzeihlich zerknittern, wenn sie es nicht sofort anders legen würde. Dabei blitzten die Spitzen ihrer Stiefel unter dem Saum hervor und würden mit ihrer hellen Farbe sicherlich einen unerwarteten Farbtupfer erzeugen. Zwar wirkte er nicht so, als würde er rasch die Konzentration verlieren können, aber einen Versuch war es wert...
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Montag 5. April 2021, 12:17

"Erstaunt es Euch wirklich, dass ich mich angesichts Eurer ... einflussreichen Pläne bezüglich Eurer Familie auf dem Laufenden halte?"
, erwiderte Kazel kühl und sank auf seinen Lehnstuhl zurück. Starle lächelte zuckersüß.
„Natürlich nicht.“
Es klang aus ihrem Munde, wie etwas das selbstverständlich war. Man lotete eben nur aus, wie viel das Gegenüber halt wirklich wusste. Sademos Hand ruhte locker neben dem Polster. Er konnte jederzeit das dort verborgene Messer erreichen. Verlockend war es, denn Kazels geschundene Seele gierte in einer dunklen Ecke nur zu verständlich nach Rache. Nicht dass er wirklich vor hatte, hier ein Blutbad anzurichten. Das hätte fatale Folgen und er besaß nicht mehr Raxtians unnatürliche Waffen, um sich einen Weg aus Morgeria freizukämpfen. Mit den Wachen dieses Hauses und jenen der Tenebrées im Nacken würde er erst Recht versagen, …
...Sie dienen UNS!... Sie kämpfen und lassen ihr Leben für ihren Herrn! Sie schmecken so köstlich...
Ja da war Kazel wohl ein Gedankenfehler unterlaufen. Selbst wenn er Starle hier und jetzt tötete, ein Blutbad anrichtete, Sademos hatte eine kleine Armee hinter sich... mehr Männer in Morgeria als der dunkle Herrscher derzeit hier hatte. Der residierte in Pelgar und wenn Sademos noch seine Verbündete aktivieren würde... Nein, ER würde hier nicht verfolgt werden, egal was er tat. Morgeria war seine Stadt. Aber was wenn er... selbst wenn er die Zeit anhielt... Moment?!? Konnte er das überhaupt noch? Kazel hatte es noch nicht versucht. Seine Seele steckte in der Sanduhr eines Anderen. Aber selbst wenn... Das konnte er sich ohnehin nicht erlauben, der Wurm hatte schon so viel gefressen. Kazel hatte nur noch diese eine Sekunde und die brauchte er, damit sein Dasein nicht verging. Anderseits hatte Sademos, bzw.
Nebhasmhorachd... wir haben Zeit!
…, fast unbegrenzten Zugriff auf Zeit. Er müsste sie sich nur nehmen. Doch das hatte er nicht. Die freie Zeit war zurück in den Kristall gegangen. Im Moment trug er nur die Sademos schon zuvor unnatürlich lange am Leben erhaltende Zeit in sich. Noch mehr blauen Sand gab es zu genüge..., aber an dem war irgendetwas falsch...er war nicht rein. Wie würde sich das auf Kazels Magie auswirken, wenn er die blauen Sandkörnchen zum anhalten der Zeit benutzen würde? Das waren Experimente, die noch nicht geschehen waren. Wie verhielt sich der blaue Sand?
Er war lecker als ich ihn verdaut habe... Wir könnten sie alle fressen! Wir könnten SIE fressen!
Kazels unterschwelliger Hass richtete auch die Aufmerksamkeit des Wurmes vermehrt auf seine Tante.
Lass uns das Gefäß einfach mit neuer Zeit bestücken.
"Eine Information habe ich bislang nicht einholen können"
, überbrückte Kazel die Gedanken seines Parasiten. Das Gespräch war wichtiger.
"Warum sie?"
Er nickte in Janays Richtung.
"Sie erscheint ... unrein. Es ist keine klassische Dunkelelfe, mit der sich das Haus Tenebrée ansonsten schmückt."
Sademos wusste sehr wohl um die Wirkung seiner Worte. Er lehnte sich etwas zurück, legte die Fingerspitzen aneinander, die Beine erneut übereinander schlagend und so wie der dunkle Herrscher persönlich auf seinem Thron erschien, der über das Schicksal eines unliebsamen Sklaven entschied.
"Sie muss ein besonderes Sammlerstück für Euch sein, wenn Ihr bereit seid, das Haus in die Hände einer Nichtreinblütigen zu geben. Ihr wisst, dass der Ruf Eurer Familie dadurch Schaden nehmen könnte. Ein Skandal - sofern Ihr Euer Mündel der Stadt präsentiert."
Erneut kostete es einen Teil von Sademos' Selbstbeherrschung, die Fassung zu wahren, sobald Starle jenen Grund nannte. Sein Blick huschte zu ihr zurück und er suchte nach Anzeichen für ihre wahren Motive.
Sie sucht ... mich? Die Kanalratte. Kuralla will mich auch zurück haben. Was geht hier vor? Hat Firlefitz sich verplappert? Ist etwas schief gelaufen? Oder...?
Ein Wimpernschlag glitt zu Janay herüber, die gerade kurz davor stand zu explodieren. Fest presste sie die Lippen aufeinander und knirschte leise mit den Zähnen.
"Lieber unrein als..."
, nuschelte sie in sich hinein und verschluckte im letzten Moment zu ihrem eigenen Glück eine passende Bezeichnung für den Hausherrn, die ihr einfallen mochte. Kazel/Sademos sah sie ungerührt an. Hatte sie da eben sogar eine kleine bösartige Erwiderung auf der Zunge gehabt? Nein, niemals!!! ... Starle hüstelte und selbst wenn Janay eine Beleidigung für Sademos bereit gehabt hätte, er hätte sie nicht vernommen, da sie dazwischen fuhr:
„Sie ist durchaus etwas besonderes! Aber wie ihr wisst, sind bestimmte Juwele nicht immer als solche auf den ersten Blick zu erkennen. Sie wird ihren Wert noch beweisen. Da bin ich mir sicher.“
, antwortete Starle ausweichend auf die zuvor gestellte Frage. Einen Moment hing eine gewisse drohende Stimmung in der Luft. Die Kontrahenten starrten sich an, wogen ab und taktierten. Es war Zeit für Kazel mit sich selbst als Trumpfkarte zu spielen, so wie Starle es offensichtlich mit Janay tat. Nach welchen Regeln spielten sie hier überhaupt? Gab es überhaupt welche? Der Einsatz war klar: Es ging um eine heile Flucht aus dieser schrecklichen Stadt. Es ging um ihr aller Seelenheil.
Es geht um Zeit. Oh, kostbare Zeit!
"Ihr sprecht von Kazel - Eurem Neffen"
, sprach er nun offen seinen eigenen Namen aus und Stille legte sich über den Raum. Er legte kein Schmunzeln auf, doch in seinen violetten Augen funkelte es.
"Habt Ihr ihn endlich gefunden, was?"
, säuselte er und lehnte sich zurück.
"So nah und doch so fern. Ich habe einen weiteren Gast, der an ihm interessiert ist. Ich frage Euch, was Ihr mir anbieten könnt, damit ich Euch Euren verlorenen Verwandten überlassen sollte ... und Euch Euer Lügenspiel verzeihe."
Konnte eine Dunkelelfe blass werden? Tja... Starle bewies es gerade. Die eingetretene Stille war schlicht erdrückend. Starle hatte sich zwar soweit im Griff, dass ihr nicht die Kinnlade auf den Boden knallte, aber ihre Hautfarbe ließ erahnen, dass ihr gerade eine Menge Blut aus dem Kopf gewichen war. Sie wirkte etwas … gräulich. Der Schock dauerte aber nicht ewig an. Gerade wollte sie den Mund öffnen, da erklang überraschender Weise Janays Stimme:
"Was wäre denn Eure Vorstellung des Preises?"
Sie brachte mit dieser einen Frage die Verhandlungen auf eine ganz neue Ebene! Sie bestätigte damit sogar, dass Sademos richtig lag, selbst wenn er nur gepokert hätte und Starle starrte sie einen Moment lang fassungslos an. Dann schloss sie eine Sekunde lang die Augen. Janay tat sogar just noch etwas anderes um die Verhandlungen voran zu treiben. Sie griff wie zufällig nach dem Rock ihres Kleides und tat, als würde es gleich unverzeihlich zerknittern, wenn sie es nicht sofort anders legen würde. Dabei blitzten die Spitzen ihrer Stiefel unter dem Saum hervor und würden mit ihrer hellen Farbe sicherlich einen unerwarteten Farbtupfer erzeugen. Zwar wirkte Sademos nicht so, als würde er rasch die Konzentration verlieren können, aber einen Versuch war es wert und Bewegungen dieser Art zogen nun mal Aufmerksamkeit an. Janay spielte das lockende Weib für den Herrscher dieses Anwesens. Sie spielte mit Sademos. Sie flirtete mit dem Feind, lockte sich selbst in sein Bett. Zumindest wäre es da privater...

((ooc: mir ist grad aufgefallen, dass Sademos und Starles Dialog nicht in Lerium-farbe gekennzeichnet war und ist... ist aber nicht schlimm, denk ich. Sollte klar, sein dass sie die ganze Zeit in Lerium sprechen. Und wenn nicht, is auch nicht schlimm.))
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Mittwoch 7. April 2021, 09:02

Hier fand ein Ränkespiel der Mächte verschiedener Häuser - oder in Kazels Fall: Persönlichkeiten - statt. Dabei griff er vordergründig auf das Wissen und Gebaren des einstigen Besitzers seines Körpers zurück. Kazel mochte in jungen Jahren hier und da ein solches Gespräch aufgeschnappt haben, ohne sich aber der Tragweite bewusst zu sein. In Morgeria konnten solche Konversationen über Aufstieg und Fall, Leben und Tod entscheiden. Sademos besaß da deutlich mehr Erfahrung. Kazel suchte in seinen Erinnerungen, wobei er gezielt nach Ausdrucksweisen und Körpersprache stöberte. Die Inhalte vergangener Gespräche interessierten ihn im Moment nicht. Sie lenkten nur ab, genauso wie...
Ja, sie dienen uns, ich weiß! Das heißt nicht, dass ich sie einfach so opfere.
Nebhasmhorachd musste lernen, dass er es hier nicht mit einem skrupellosen Charakter zu tun hatte, welcher über Leichen ging. Er strebte nicht nach Macht und er würde nicht einmal einstige Feindbilder für seine Ziele einsetzen, wenn es deren Tod bedeuten könnte. Aber das lag nicht an seinem ewig guten Herzen, wenngleich Kazel sich auch hier von den klassischen Stereotypen der Dunkelelfen abhob. Etwas Anderes trieb ihn hierbei. Er konnte nicht einmal selbst die Quelle nennen. Irgendwo in seinem Hinterkopf wusste er einfach, dass nicht er es war, der einen vorzeitigen Tod herbeiführen sollte. Nicht, wenn er nicht selbst den Auftrag dazu erhielt.
Aber von wem...?
Er erhielt keine Gelegenheit zu grübeln. Das blasser werdende Gesicht seiner Tante zog Aufmerksamkeit auf sich. Oh, wie befriedigend dieser Anblick doch war. Es bereitete Kazel innere Zufriedenheit, auch in ihrem Antlitz einmal die blanke Furcht zu entdecken. Sie bangte um ihr Leben. Sademos musste mehr Einfluss in Morgeria haben als der Träger seines Körpers angenommen hatte, wenn selbst Tante Starle ihre Worte bereute.
Da konnte Kazel nicht umhin, schief zu schmunzeln und sich im Licht ihrer Blässe zu baden. Er verlagerte sein Gewicht und stützte nun den Unterarm auf seiner Stuhllehne ab. Diesen Hochgenuss musste er sich ausnahmsweise einmal gönnen. Es war wie Balsam für seine gefolterte Seele und Tante Starle würde darüber hinweg kommen.
Es gäbe noch andere Möglichkeiten, die mehr Wonne versprechen.
... Wir werden sie nicht töten...
Nein, aber wir könnten ihre Zeit stehlen. Sie schmeckt bestimmt gut. Kraftvoll, selbstbewusst ... mächtig!

"Hm", entkam es Sademos Lippen. Kazel tippte mit einem Finger dagegen. Es war eine passende Reaktion auf Janays Eingreifen. Er lenkte den Blick in ihre Richtung, konzentrierte sich. Was hatte sie eben gesagt? Er ließ den Nachhall der Worte noch einmal auf sich wirken. Oh, das kannte er schon von ihr: Keine direkte Antwort geben und die Entscheidung auf andere abwälzen. In diesem Fall war es klug, so vorzugehen. Klüger jedenfalls, als wenn Starle dem mutmaßlich mächtigen Sammler nun ein Angebot offerierte, mit dem er nicht zufrieden wäre. Denn dann könnte er entscheiden, ihrer überdrüssig zu sein.
"Zeugt es von Unerzogenheit oder Wagemut, dass sie sich ungefragt einmischt?", galt seine erste Frage dennoch Starle. Nicht, um Janay in ein schlechtes Licht zu rücken, sondern um die Tante hoffentlich noch ein wenig blasser zu machen. Kazel würde den Hals seiner Liebsten gleich wieder aus der Schlinge ziehen. Er fügte nämlich nach einer ausgesuchten Kunstpause an: "Ihre ersten Schritte, sich zu beweisen. Sie reißt Euch das Zepter aus der Hand, Starle Tenebrée. Das verdient ... meine Aufmerksamkeit." Kazel ließ den Blick auf Janay ruhen. Sie würde ihn gewiss nicht erkennen, so wie er sich gab. Sie besaß doch keinerlei Hinweise darauf, wer in diesem trügerischen Körper steckte. Oh, wie gern würde er sich mit ihr unterhalten, aber glaubte sie ihm dann auch? Er brauchte Zeit.
Ja - holen wir sie uns!
Nicht die Art von Zeit...

Innerlich seufzte Kazel auf. Dann aber kam ihm eine Idee. Nur ungern beschritt er diesen Pfad, denn es hieß, Janay wieder in die Fänge der verhassten Tante zu schicken. Sei es nur für eine Weile, es widerstrebte ihm. Dennoch sah er im Moment keine andere Möglichkeit, ohne Sademos so darzustellen, als ließe er sich auf Janays Worte ein. Das wäre ein Zeichen von Schwäche, zu dem er sich nun nicht überreden lassen durfte. Seine Tante würde nach jedem Strohhalm greifen. So erhob er sich, täuschte sogar ein Gähnen an, ehe er die Hände im Steiß faltete.
"Meine Damen, ihr verschwendet meine Zeit und diese ist außerordentlich kostbar für mich. Soll ich nun wirklich eure Arbeit abnehmen und mir Gedanken machen, was ich möchte? Ihr erhofft euch hier einen Handel mit einem durchaus guten Stück meiner Sammlung. Aber ihr seid nicht die einzigen, die Kazel haben wollen." Er machte einige Schritte gen Tür. "Ich höre mir nun das Angebot meines anderen Gastes an. Ihr erhaltet Gelegenheit, das eure noch einmal zu überdenken ... sofern ihr überhaupt eines habt. Ich kehre bald zurück und wäge dann ab, ob ich überhaupt bereit bin, diese begehrte ... Ware einem anderen zu überlassen. Ich bin wirklich gespannt, was ihr zu bieten habt."
Alsdann ließ er nach Vranyk schicken, der ihn zu Kuralla bringen sollte. Kazel hoffte, seine Möglichkeiten voll ausgeschöpft zu haben. Er bekäme nun Gelegenheit, einige Worte mit der Goblinfrau zu wechseln und sie hoffentlich erfolgreich in den Plan einzuweihen. Vielleicht könnte er sie und die Hybriden gar in Sicherheit bringen ... oder sicher hier im Anwesen einquartieren, sofern sie das mit sich machen ließen. Kazel konnte sich noch nicht gewiss sein, ob Schlange und die anderen ihm trauten. Er musste es versuchen. Ihm blieb keine Wahl. Das einzige Rädchen in seinem Plan, über das er nun keine Kontrolle besaß, ließ er mit Starle im Blauen Salon zurück. Er war wirklich gespannt, welches Angebot die beiden Sademos nachher machen würden. Er selbst wusste, was er wollte: Janays Sicherheit. Noch grübelte er, wie er diese am besten erlangen könnte. Einfach sie zu wählen, wäre schwierig, denn er konnte sich selbst - Kazel! - unmöglich hergeben. Sein Körper war wieder einmal frei von einer Seele. Dieses Mal schwebte er sogar mit einem letzten Körnchen Zeit zwischen den Welten. Oh, er hatte gar nichts anzubieten! Aber wie sollte er die Situation zu Ende bringen? Seinen Tod verkünden? Kuralla als bessere Käuferin für den Mischling präsentieren und somit zu Kanonenfutter machen? Es brachte nicht viel, Pläne zu schmieden, wenn entscheidende Faktoren noch nicht reagiert hatten. Er gab ihnen Gelegenheit, nachzudenken und sich selbst etwas Zeit, mit den erhofften Verbündeten zu sprechen-
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Mittwoch 7. April 2021, 10:32

Die junge Frau fühlte sich äußerst unwohl in ihrer Haut. Allein ihre Umgebung hätte dafür schon ausgereicht und der Wunsch nach Flucht wurde mit jedem Atemzug stärker. Doch dann kam noch dieses Gespräch der Mächtigen zurück. Es handelte sich dabei um waschechte Dunkelelfen, das schien jedes einzelne Wort zu untermalen und jagte ihr entsprechend Angst ein.
Sie bekam schon Schweißausbrüche bei der Erinnerung an den Einfluss ihrer Eltern auf ihr Wohlbefinden, noch schlimmer war es bei der Erinnerung an die Androhung ihrer Verstümmelung. Aber nichts schien sie auf das vorzubereiten, was noch folgen mochte... Damit jedoch nicht genug, war ihr bewusst, dass der Wille jedes einzelnen der Beiden ausreichen würde, um sie, das kleinste Licht in diesem Raum, auf eine Art und Weise zu vernichten, die weitaus qualvoller wäre als ein schlichter Tod.
Es kostete sie Mühe, nicht schützend und somit äußerst verräterisch die Hand auf ihren Bauch zu legen. Wenigstens saß sie, das sparte ihr die Kraft, sich auf den butterweichen Knien halten zu müssen.
Würde sich diese Angst jemals geben, sollte sie tatsächlich irgendwann in eine bessere Position als Erbin treten? Wollte sie das überhaupt wissen?! Janay schluckte und versuchte, sich zusammen zu reißen und der Unterhaltung zu folgen.
Ob das sonderlich vorteilhaft für sie war... nun ja, das wusste und wollte sie sich lieber nicht beantworten. Immerhin schaffte sie es, ihren Ärger soweit hinunter zu würgen, dass sie keine äußerst unwillkommene Bemerkung über ihre Lippen drängen ließ, die ihr Leiden gewiss verstärkt hätte.
Trotzdem musste sie mit ihrer Wut ringen und sich im Stillen beruhigen, um nur ja keinen Fehler zu machen. Es ging hier nicht um ihren Stolz, so wichtig er ihr auch wäre, sondern um Kazels Leben!
Das machte ihr auch die Herrin bewusst, ohne sie direkt darauf anzusprechen, als sie... mal wieder auf ihre mangelnde Bearbeitung hinwies. Leise knirschte sie mit den Zähnen und starrte auf die eigenen Knien, um die Gereiztheit in ihrem Blick zu verbergen. Oh, wie gerne hätte sie jetzt mit den Augen gerollt! Nur durfte sie das nicht... Nein, sie musste Haltung wahren und sich auf das Wichtige konzentrieren.
Was sie auch tat, wenngleich sie sich damit wahrscheinlich ihrem Todesurteil aussetzte. Allerdings konnte sie einfach nicht mehr länger warten und schweigen! Also erhob sie ihre Stimme in einer Stille, die drückend zu werden drohte, und noch ehe es der anderen gelang. Wobei sie sich nicht mit Floskeln und dergleichen aufhielt, die sie sowieso aufgrund ihrer Herkunft nicht angemessen beherrschen würde.
Dennoch hatte auch sie Mittel und Wege, Ungesagtes anzudeuten und mit ihrem Körper zu arbeiten. Das Herz schlug ihr schneller in der Brust und sie hatte ordentlich Angst davor, dass er ihr Angebot annehmen würde. Aber... was hatte sie für eine andere Wahl? Er hatte definitiv Interesse gezeigt und für die Freiheit des Mischlings würde sie es schon überstehen... irgendwie...
Es kostete sie trotzdem Kraft, neben dieser kleinen Geste um die Spitze ihres Schuhwerks zu zeigen auch den Blick soweit zu heben, dass er an das Helle ihrer Augen erinnert wurde, was durchaus anziehend sein mochte. Zumindest war es ungewöhnlich genug unter Dunkelelfen, dass sie davon ausging, dass es männliches Interesse wecken würde. Vor allem, wenn sie sich um einen vielversprechenden Blick bemühte, einen Moment lang nur, um dann wieder zu Boden zu sehen.
Wobei sie sich auf die Unterlippe biss, um den unguten Schauer zu unterdrücken, der ihr Rückgrat hochkriechen wollte. Flüchtig hatte sie seine Augen zu sehen bekommen, wie er diese direkt auf sie gerichtet hatte. Eigentlich genau das, was sie hatte erreichen wollen. Wenn da nicht diese beständig größer werdende Angst vor ihm gewesen wäre...
Wieder wurde es ruhig, bis er erneut das Wort ergriff. Obwohl er dabei genauso ruhig klang wie noch vorhin, war ihr, als hätte er schon jetzt Vergnügen daran, sie zu quälen. Dem wahrscheinlich auch so war...
Jedenfalls konnte sie sich dieses Mal nicht beherrschen, als er sprach, und zuckte leicht wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Schwer schluckte sie auch, doch zumindest die Tränen kamen ihr nicht, noch nicht. Gerne hätte sie etwas erwidert, hätte sich sofort selbst verteidigt und wusste zugleich, dass dies endgültig zu ihrem Versagen geführt hätte. Stattdessen biss sie die Zähne hörbar knirschend zusammen und starrte ein weiteres Mal auf ihre Knie, bis ihr die Augen brannten.
Um im nächsten Moment die Lider weiter aufzureißen, als er fortfuhr. Beinahe hätte sie sogar abrupt den Kopf gehoben, dieses Mal allerdings hatte sie sich noch etwas mehr im Griff. Wenngleich sie auch schon wieder schwer schlucken musste. Aus ihrer devoten Haltung heraus versuchte sie, zu der Herrin zu schielen. Nein, sie wollte kein Szepter an sich reißen, weder jetzt, noch später und schon gar nicht das der anderen!
Nur durfte sie das natürlich nicht sagen. Ob die Herrin es dennoch ahnte? Oder würde es ihr nächstes Todesurteil bedeuten, was sie getan hatte, nachdem der Sammler mit ihr fertig wäre? Vielleicht würde sie am Ende sogar darum streiten, wer ihr zuerst welche Qualen antun dürfte, um sie zurecht zu stutzen...
Lautlos seufzte sie und schloss die Augen, um durchzuatmen und sich wieder fangen zu können. Jedoch wurde ihr selbstverständlich dazu keine Zeit gelassen, denn anscheinend waren sie nicht interessant genug. Denn der Hausherr stand auf und... verabschiedete sich?
Janays Kopf ruckte in die Höhe und sie sah ihn entsetzt an, unfähig, auch nur ein Wort über die Lippen zu bekommen oder sonst etwas zu tun, um ihn zum Bleiben zu bewegen. Es wäre ein Betteln gewesen und hätte ihre Position zusätzlich geschwächt, wenn nicht sogar vernichtet. Da war es vermutlich ganz gut, dass sie zu überrumpelt dafür war.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 8. April 2021, 19:01

"Hm"
, entkam es Sademos Lippen. Er tippte mit einem Finger dagegen.
"Zeugt es von Ungezogenheit oder Wagemut, dass sie sich ungefragt einmischt?"
, galt seine erste Frage dennoch Starle. Nicht, um Janay in ein schlechtes Licht zu rücken, sondern um die Tante hoffentlich noch ein wenig blasser zu machen und für einen Moment funktionierte es, dann wurde sie jedoch eher ein bisschen rot. Er fügte nämlich nach einer ausgesuchten Kunstpause an:
"Ihre ersten Schritte, sich zu beweisen. Sie reißt Euch das Zepter aus der Hand, Starle Tenebrée. Das verdient ... meine Aufmerksamkeit."
Kazel ließ den Blick auf Janay ruhen. Sie würde ihn gewiss nicht erkennen, so wie er sich gab. Sie besaß doch keinerlei Hinweise darauf, wer in diesem trügerischen Körper steckte. Nur ungern beschritt er jetzt jenen Pfad, denn es galt, Janay wieder in die Fänge der verhassten Tante zu schicken. Sei es nur für eine Weile, es widerstrebte ihm. Dennoch sah er im Moment keine andere Möglichkeit, ohne Sademos so darzustellen, als ließe er sich auf Janays Worte ein. Das wäre ein Zeichen von Schwäche, zu dem er sich nun nicht überreden lassen durfte. Seine Tante würde nach jedem Strohhalm greifen. So erhob er sich, täuschte sogar ein Gähnen an, ehe er die Hände im Steiß faltete.
"Meine Damen, ihr verschwendet meine Zeit und diese ist außerordentlich kostbar für mich. Soll ich nun wirklich eure Arbeit abnehmen und mir Gedanken machen, was ich möchte? Ihr erhofft euch hier einen Handel mit einem durchaus guten Stück meiner Sammlung. Aber ihr seid nicht die einzigen, die Kazel haben wollen."
Er machte einige Schritte gen Tür.
"Ich höre mir nun das Angebot meines anderen Gastes an. Ihr erhaltet Gelegenheit, das eure noch einmal zu überdenken ... sofern ihr überhaupt eines habt. Ich kehre bald zurück und wäge dann ab, ob ich überhaupt bereit bin, diese begehrte ... Ware einem anderen zu überlassen. Ich bin wirklich gespannt, was ihr zu bieten habt."
Damit hatte er nicht nur Janay sprachlos zurück gelassen. Auch Starle starrte ihm etwas irritiert hinterher. Das Sademos nicht leicht zu knacken war, dass hatte sie geahnt, aber das er so kalt war? Der Hausherr war einfach aufgestanden und gegangen. Janays Kopf sah ihn entsetzt nach, unfähig, auch nur ein Wort über die Lippen zu bekommen oder sonst etwas zu tun, um ihn zum Bleiben zu bewegen. Es wäre ein Betteln gewesen und hätte ihre Position zusätzlich geschwächt, wenn nicht sogar vernichtet. Da war es vermutlich ganz gut, dass sie zu überrumpelt dafür war. Starle rutschte etwas näher an Janay heran und nahm ihre Hand.
„Anscheinend sind wir sie nicht interessant genug...“
, fasste Starle in Worte, was Janay dachte.
„Das müssen wir ändern!“
Ja, das mussten sie! Kazel drohte hier in diesen Mauern ein derart endgültiges Ende, dass nicht einmal sein Arbeitgeber der Gevatter ihn zurück holen könnte....könnte Janay mit ihrem Wissen vermuten. Starle stand auf, sobald Sademos den Salon verlassen hatte und lief nervös hin und her.
„...ich hatte gehofft... Ich hatte wirklich geglaubt, Du würdest ihm besser gefallen. Es wäre der leichte Weg gewesen... jetzt muss ich...“
Sie rieb sich die Arme und ging zur Tür, öffnete sie und sah in zwei dort wartende Gesichter. Das eine gehörte Keona, das andere ...dem Foltermeister. Die beiden standen sich gegenüber und starrte sich an, wechselten dann zu Starle den Blick und diese sprach:
„Ah...schön, dass du Freunde findest, meine Liebe. Bitte komm doch einen Moment herein.“
Damit wandte sie sich an Dry'ol und lächelte ihn strahlend an.
„Damensache... ihr versteht schon.“
Damit nahm sie ihre Dienerin am Arm und zog sie von ihm weg. Starle zog die Tür hinter sich zu und kurz war das misstrauische Gesicht des Foltermeisters zu sehen gewesen, bevor sich das Holz der Tür davor schloss. Sie ging mit Keona zur Couch und sie setzten sich zu Janay.
„So, meine Lieben! Keona...“
Sie streckte die Hand aus und die Dienerin holte den Dolch, das Horn des Einhorns hervor und legte ihn die die Hände der Herrin.
„Ich hatte gehofft, ihm dieses Kleinod nicht anbieten zu müssen. Aber ich weiß, dass er danach giert. Janay...“
Sie sah die Angesprochene an.
„Bitte versuch noch einmal sein Interesse auf deine Art zu wecken. Vielleicht musst du etwas ...mehr in Aussicht stellen, als nur einen Blick auf deine Beine. Wenn er nicht darauf anspringt, dann sollte dies hier...“
Damit strich sie liebevoll über die Windungen des Horns, dessen Oberfläche daraufhin magisch schimmerte.
„...die letzte Möglichkeit sein.“

Kazel bekam nun gewiss Gelegenheit, einige Worte mit der Goblinfrau zu wechseln. Vielleicht könnte er sie und die Hybriden gar in Sicherheit bringen ... oder sicher hier im Anwesen einquartieren, sofern sie das mit sich machen ließen. Kazel konnte sich noch nicht gewiss sein, ob Schlange und die anderen ihm trauten. Das einzige Rädchen in seinem Plan, über das er nun keine Kontrolle besaß, ließ er mit Starle im Blauen Salon zurück. Er war wirklich gespannt, welches Angebot die beiden Sademos nachher machen würden. Er selbst wusste, was er wollte: Janays Sicherheit. Aber es brachte nicht viel, Pläne zu schmieden, wenn entscheidende Faktoren noch nicht reagiert hatten. Er gab ihnen Gelegenheit, nachzudenken und sich selbst etwas Zeit, mit den erhofften Verbündeten zu sprechen. Vranyk schritt voran, öffnete ihm beflissentlich die Tür und ließ seinen Herrn vorgehen, was im Nachhinein gesehen ein Fehler war. Sademos geschulter Blick sah sofort, dass etwas nicht stimmte, aber da war es schon zu spät. Unglaublich schnelle Greifklammern spannten sich schmerzhaft um seinen Körper, rissen ihn von seinen Füßen in die Höhe. Ein sich nach dem Ende sehnender Blick bohrte sich Nase an Nase in seine Augen. Der Unterkiefer von Schabe hatte sich geöffnet und seinen Hals zu einem tödlichen Kuss umschlossen. Aber das war noch nicht das merkwürdigste, denn HINTER seinem kargen Haarschopf lugte ein so derart hässlicher Kopf hervor, dass Kazel ihn unmöglich hätte verwechseln können. Kuralla saß auf Schabes Schultern und ritt ihn wie eine Rodeomeisterin. Sie lachte sogar:
„HAHA haha, da staunste was?!“
Vranyk hatte plötzlich zwei schmale Klingen in den Händen und wollte schon nach vorne stürmen, doch da quitschte die Alte:
„HHAHAaiiiiiilt! Sonst ist dein Meister seinen Kopf los!“
Vranyk blieb tatsächlich stehen, sah aber zu Sademos, als wenn er auf etwas wartete. Und natürlich wusste dieser worauf sein Diener wartete. Sademos wusste nur zu gut, dass es ein leichtes wäre, Schabes letzten Rest an unverfälschter Lebensenergie zu nehmen, sie den Wurm zum Fressen zu geben um ihn dann wie eine Marionette tanzen zu lassen...
Ja, lass und endlich tanzen!
Aber das würde Sademos tun... Was tat Kazel? Kuralla bemerkte das Zögern und runzelte...ging das???..ja es ging! Die runzlige Stirn warf Falten und irgendetwas krümelte auf den Boden! Nicht drüber nachdenken!
„Was?! ...willst du mir etwas sagen? Bist du...hm... wenn du es bist, dann sag mir: Was fragte ich dich, als du erwacht bist?“
Auch Schlange stand abwartend im Hintergrund, hatte sich mit einer Art Kerzenleuchter bewaffnet. Sogar Hopp hatte etwas in den Händen... das Buch. DAS Buch! Sie hielt es zwar an sich gepresst, aber stand in der Nähe des Kamins... die Drohung dahinter war offensichtlich. 'Komm näher und ich verbrenne es!' , schrie die Situation.

(ooc: ihr könnt grad wieder unabhängig von einer Reihenfolge von einander antworten.)
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Samstag 10. April 2021, 06:42

Kazel nahm nur am Rande wahr, dass jenseits des Blauen Salons eine weitere Dunkelelfe vor der Tür wartete. Er erkannte nicht einmal, dass es sich um Keona handelte. Dafür wurde er zu sehr von Dry'ols Anblick abgelenkt. Was machte denn der Foltermeister hier? Ehe er sich dazu genauere Gedanken machen konnte, führte Vranyk ihn auch schon zurück zu seinen Privatgemächern. Er wappnete sich innerlich für ein möglichst schnelles, dennoch klärendes Gespräch mit der alten Goblinfrau. Kazel hoffte, dass Schlange und die anderen sie inzwischen eingeweiht hatten ... und dass sie ihnen glaubte. Womit er nicht rechnete, war die scherenartige "Begrüßung" der Schabe, welche ihn binnen winzigster Zeitkörnchen in Lebensgefahr beförderte.
Der Hybrid umklammerte seinen Hals und hob ihn von den Füßen. Allein Sademos' Selbstbeherrschung war es zu verdanken, dass Kazel nicht sofort zu zappeln begann. Er bemerkte, dass er selbst in dieser Situation die Ruhe bewahrte. Dass dies nicht unbedingt zum Vorteil gereichte, erkannte er allerdings ebenso. Man würde ihm nur schwer glauben, der Sturmadler zu sein, wenn er sich vollends wie Sademos benahm. Doch noch befand er sich in Vranyks Gesellschaft und der Diener war bereit, hier ein Massaker anzurichtern, um seinen Herrn zu beschützen. Kazel hörte das Sirren gezogener Klingen im Rücken. Sehen konnte er den Diener jedoch nicht, ohne sich - vermutlich tödlich - beim Drehen des Kopfes den Hals an Schabes Greifzangen aufzuschlitzen. Er wollte es nicht riskieren. So schaute er nach vorn und entdeckte eine reitfähige Kuralla auf den Schultern des Insektoiden. Sademos hob die Brauen an. Sie besaß hier eindeutig die Oberhand und das wusste sie, denn sie nutzte sofort Sademos' Leben als Druckmittel, um Vranyk aufzuhalten.
Kazel konnte die Stille hinter sich hören. Der Diener zögerte noch. Er musste eingreifen, bevor sich das Zögern in Risikobereitschaft wandelte. "Steck die Klingen fort, Vranyk", brachte Kazel hervor. Er konnte nur hoffen, dass sein Diener dem nachkam. Denn nach wie vor sprach er zu Schabes offenem Maul. Außerdem meldete sich seine wurmige Flüsterstimme im Geiste, die ihn zusätzlich ablenkte. Das Wesen - er selbst? - wollte fressen. Es verlangte danach, Schabe den letzten Wunsch zu erfüllen und ihn von seiner restlichen Lebenszeit zu befreien. Allerdings würde der Hybrid auf diese Weise ebenso ein willenloser Sklave werden wie Otter, Fuchs und Dachsjunge.
Noch wird nicht getanzt. Wir haben doch andere Pläne.
Achja? Wir wollten doch fressen...
... unsere Zeit kommt schon noch.

"Vranyk", zischte Kazel und versuchte dabei, sich so wenig wie möglich zu bewegen. Die Beißklammern waren deutlich am Hals zu spüren. "Du bist mir loyal, bis in den Tod. Zeige es! Pack die Klingen fort und kehre zurück zum Blauen Salon. Schick Dry'ol fort. Er ... ist entlassen und wenn er das Anwesen nicht binnen Minuten verlässt, wird es die letzte Spur Zeit sein, die er mir gestohlen hat." Sademos gelang es, trotz seiner Situation Schärfe in den Tonfall zu bringen. Er wartete darauf, dass Vranyk ihm Folge leistete. Erst dann erlaubte er sich, langsam aber tief durchzuatmen und eine Hand auf die Greifzangen der Schabe zu legen.
Sein Blick galt Kuralla. "Du hast mich gefragt, ob ich bereits verwese." Er versuchte, sich nun auch mit der anderen Hand festzuhalten. "Ich bin es wirklich. Ich habe es geschafft. Der Sammler ist tot, aber ... dabei ist etwas schiefgelaufen und ich stecke nun in seinem Körper." Der Blick wanderte weiter, zurück zu dem nach Todessehnsucht starrenden Insektenhybriden. "Schabe - bitte - lass mich herunter. Janay ist hier und ich muss sie aus den Fängen meiner T... sie muss hier heraus, ebenso wie ihr alle. Wir müssen nun rasch einen Plan schmieden, um die verlorenen Hybriden zu befreien und ihnen..." Er zögerte, ahnte schon, dass es gleich Widerstand aus dem Inneren geben sollte. Dennoch sprach Kazel es nun offen an: "Wir müssen jedem die gestohlene Lebenszeit zurückgeben, die sich noch aus dem Kristall ziehen lässt. Schabe - diese letzte Aufgabe und ich erfülle dir deinen Wunsch, sofort danach. Du hast genug gelitten, aber hier sind noch viele Hybriden, die ebenfalls leiden. Bitte."
Dass Hopp im Hintergrund damit drohte, das Buch zu verbrennen, hatte Kazel noch gar nicht wahrgenommen. Andernfalls hätte er vielleicht noch einige Worte an sie gerichtet. Oder zunächst auf die Reaktion aus seinem Inneren gewartet, denn irgendetwas in ihm - er selbst? - wäre vielleicht dagegen.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Samstag 10. April 2021, 09:35

Hatte sie es jetzt vermasselt? War sie zu weit gegangen oder nicht weit genug? Die Gedanken in ihrem Kopf drehten sich im Kreis und vereitelten dadurch jegliche Reaktionsfähigkeit ihrerseits, die ihn womöglich doch noch hätte zurückhalten können.
So war die Chance vertan und sie blieb zurück mit der Herrin, die wahrscheinlich ihr allein dieses Versagen anlasten würde. War dem auch nicht so? Schließlich hatte sie sich ungefragt eingemischt und seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, obwohl sie keine wirkliche Ahnung von den Spielregeln hier hatte.
Würde sie es überleben, dass er sie mit der anderen nun allein ließ? Würde sie es denn in einem Stück überstehen, sollte der Plan trotz allem noch irgendwie gelingen, ihre Liebesdienste im Tausch gegen Kazels Freilassung erfolgreich anzubieten?
Schwer schluckte sie, als die Frauen allein waren, und wagte es nicht einmal mehr zu atmen. Ergeben in ihr Schicksal schloss sie die Augen und wollte gar nicht sehen, wann die Strafe kommen und wo sie sie treffen würde. Umso heftiger zuckte sie zusammen, als sich langgliedrige Finger um die ihren schlossen, in Erwartung von Schmerz, der... nicht kam?
Blinzelnd wagte sie es, ihre Lider anzuheben und den Kopf zu drehen, um die andere verständnislos anzustarren. Es dauerte wahre Ewigkeiten, bis sie begriff, dass sie keine Schelte bekam. Noch nicht... Warum? Wollte die Herrin sie in Sicherheit wiegen oder würde es lediglich solange so bleiben, bis feststünde, dass er doch kein Interesse an ihr und ihrer Unversehrtheit für seine Zwecke hätte?
Schwer schluckte sie und wagte weiterhin kaum zu atmen, während die andere sich erhob und zu jener Tür trat, durch die sie gekommen waren. Was sollte das jetzt wieder werden? Fragend wurde allmählich ihr Blick, als auch die Haushälterin herein geholt wurde und sie sich zu ihr setzten. Würde jetzt die Bestrafung folgen? Sollte sie dafür festgehalten werden oder wollte sich die Herrin an ihr schlichtweg nicht die Finger schmutzig machen?
Janay spürte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann und ihre Knie noch weicher wurden. Wenn das nicht bald ein Ende hätte, würde sie es niemals auf den eigenen Beinen dieses Anwesen verlassen können! Zumindest, sollte sie überhaupt eine Möglichkeit dazu bekommen und diese Situation überleben!
Erneut erklang die Stimme der älteren Dunkelelfe und die junge Frau blinzelte, in dem Versuch, sich ein bisschen wenigstens zu konzentrieren. "A... aber... ich dachte... wir erwähnen das Monster aus dem Untergrund...", stammelte sie verwirrt und vermutlich kaum hilfreich.
Im nächsten Moment galt jedoch ihr wieder die Aufmerksamkeit und unwillkürlich hob sie fröstelnd die Schulter an. Es graute ihr davor, sich in sein Bett zu manövrieren und solange es nur in der Theorie geschah, konnte sie ihre Angst vor ihm noch bezähmen mit dem Wissen, dadurch Kazel retten zu können. Wenn sie nun hingegen ernsthaft ihn umgarnen und sich anbieten sollte... Würde sie das wirklich durchziehen können? Hatte sie denn eine andere Wahl?!
Schwer schluckte sie und senkte wieder den Blick auf ihre Hände. Mehrmals musste sie sich über die Lippen lecken, ehe sie ihre Stimme nutzen konnte. "I... ich... ich ver... versuchs...", murmelte sie und überdeutlich stand ihr das Unbehagen einen Moment lang ins Gesicht geschrieben. Zeitgleich wanderte ihre Hand nun doch verräterisch zu ihrem Bauch und legte sich flüchtig darauf.
Dann atmete sie tief durch und bemühte sich darum, tatsächlich ihre Haltung zurück zu gewinnen. Dabei sah sie im Augenwinkel ein ungewöhnliches Licht, kaum wahrnehmbar und trotzdem so überdeutlich, dass es sie von sich selbst ablenkte. Janay drehte ihren Kopf und blinzelte. "Was ist das?", gab sie leise und kaum verständlich von sich, während ihre Hand sich wie von selbst danach auszustrecken begann.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Montag 12. April 2021, 10:00

bei Janay:
Das ihrem Liebsten im falschen Körper gerade ein sehr endgültiges Ende drohte, dass ahnte die Elfe nicht. Janays Kopf arbeitete fieberhaft an einem Plan Kazel hier heraus zu kaufen und das der Hausherr noch einmal verschwunden war, konnte sie sich mit Starle beraten.
"A... aber... ich dachte... wir erwähnen das Monster aus dem Untergrund..."
, stammelte sie verwirrt und vermutlich kaum hilfreich.
Im nächsten Moment galt jedoch ihr wieder die Aufmerksamkeit und unwillkürlich hob sie fröstelnd die Schulter an. Es graute ihr davor, sich in sein Bett zu manövrieren, obwohl es ja ursprünglich ihre Idee gewesen war sich anzubieten. Das war es was sie konnte, was sie gelernt hatte und was ihr sonst auch Spaß machte. Und auch wenn Sademos gegangen war, auch sie hatte den durchaus interessierten Blick bemerkt. Vor allem anderen erhoffte sie sich aber dadurch Kazel retten zu können. Würde sie das wirklich durchziehen können? Hatte sie denn eine andere Wahl?!
Schwer schluckte sie und senkte wieder den Blick auf ihre Hände. Mehrmals musste sie sich über die Lippen lecken, ehe sie ihre Stimme nutzen konnte.
"I... ich... ich ver... versuchs..."
, murmelte sie und überdeutlich stand ihr das Unbehagen einen Moment lang ins Gesicht geschrieben. Zeitgleich wanderte ihre Hand nun doch verräterisch zu ihrem Bauch und legte sich flüchtig darauf. Wenigstens konnte sie von Sademos nicht schwanger werden... das war sie ja schon. Denn ein Kind von diesem Mann...???... Das war sicher kein Gedanke, den sie weiter verfolgen wollte. Sie atmete tief durch und bemühte sich darum, tatsächlich ihre Haltung zurück zu gewinnen. Dabei sah sie im Augenwinkel ein ungewöhnliches Licht, kaum wahrnehmbar und trotzdem so überdeutlich, dass es sie von sich selbst ablenkte. Janay drehte ihren Kopf und blinzelte.
"Was ist das?"
, gab sie leise und kaum verständlich von sich, während ihre Hand sich wie von selbst danach auszustrecken begann, jedoch nie erreichte. Janay hatte schon in Starles Schlafzimmer den Dolch gezeigt bekommen, deshalb ging diese auch nicht mehr so richtig auf ihre Frage ein.
„Das ist etwas das er will...“
Sie steckte ihn zwischen die Stoffbahnen ihres Kleides und wies Keona mit einem Handzeichen an, wieder draußen zu warten.
„...und die letzte Möglichkeit, wenn dein Plan nicht fruchtet. Die Geschichte mit dem Monster … die war in dem Moment unwichtig geworden, als du ihn nach dem Preis für Kazel gefragt hast. Ich befürchte, die können wir jetzt vergessen. Sie könnte maximal noch ein kleines Bonbon für ihn sein. Er weis jetzt, was wir wollen und wird den Preis ordentlich hoch treiben. Ich bin immer noch der Meinung, dass er dich interessant findet, aber irgendetwas... vielleicht das andere Angebot...“
Starle grübelte und ihr gefiel offensichtlich nicht, dass es noch jemand anders gab, der für Kazel bot. Es gab eine dritte Partei, die auch Janay nicht kannte. Das brachte einen Unsicherheitsfaktor in die Verhandlungen, den sie nicht kontrollieren konnte. Sie mussten also einfach die besseren Argumente haben. Janays Ängstlichkeit war da nicht hilfreich, also fragte sie:
„Du hast doch Spaß am Sex....und er ist ein gutaussehender Mann. Ich wollte ihm einen Sklaven zum Tausch anbieten... und jetzt zierst du dich plötzlich so? Es war doch deine Idee ihn zu verführen. Was ist los?“
Ihre Worte klangen sehr direkt und scharf, aber die Zeitnot drängte Starle schnell heraus zu bekommen, was Janay so zittern ließ. Der Hausherr würde bald zurück kommen und bis dahin mussten sie etwas vorzuweisen haben.
„ICH würde es machen, wenn er an mir Interesse gezeigt hätte...“
Starle hätte sich am liebsten die Haare gerauft, aber dieses Kunstwerk zu zerstören...nein. Da kaute sie lieber nervös auf ihrer Unterlippe. Starle wollte Kazel wohl genauso aus diesem Haus heraus haben, wie Janay und wie sagt man: Gleiche Ziele können vereinen.

bei Kazel:
Und Sademos hing derweil in zwei Beißwerkzeugen, die ihm mit einem Happs mühelos den Kopf von den Schultern trennen konnten.
"Steck die Klingen fort, Vranyk"
, brachte Kazel hervor. Sein Diener sah ihn an, aber kam dem Wunsch seines Herrn sofort nach. Er wusste, dass Sademos sich durchaus selbst schützen konnte.
"Vranyk"
, zischte Kazel und versuchte dabei, sich so wenig wie möglich zu bewegen. Die Beißklammern waren deutlich am Hals zu spüren.
"Du bist mir loyal, bis in den Tod. Zeige es! Pack die Klingen fort und kehre zurück zum Blauen Salon. Schick Dry'ol fort. Er ... ist entlassen und wenn er das Anwesen nicht binnen Minuten verlässt, wird es die letzte Spur Zeit sein, die er mir gestohlen hat."
Sademos gelang es, trotz seiner Situation Schärfe in den Tonfall zu bringen. Sein Diener runzelte zwar fragend die Stirn, weil er sich vermutlich fragte, warum nun plötzlich sein Bruder entlassen wurde, aber er würde sich niemals auflehnen. Vranyk nickte und ging. Erst dann erlaubte sich Kazel, langsam aber tief durchzuatmen und eine Hand auf die Greifzangen der Schabe zu legen.
Sein Blick galt Kuralla.
"Du hast mich gefragt, ob ich bereits verwese."
Er versuchte, sich nun auch mit der anderen Hand festzuhalten, was nicht einfach war, denn die irre Alte grinste und begann freudig auf Schabes Schultern auf und ab zu hüpfen, was Sademos Kopf in eine gefährliche Lage brachte. Besser er legte beide Hände auf die Greifzangen, damit er sich nicht durch das Gewackel der Goblinoma aus „Versehen“ selbst den Kopf abtrennte.
"Ich bin es wirklich. Ich habe es geschafft. Der Sammler ist tot, aber ... dabei ist etwas schiefgelaufen und ich stecke nun in seinem Körper."
„Wie ulkig!!!“
War ja klar, dass sie das lustig fand. Kazels Blick wanderte wieder hinunter, zurück zu dem nach Todessehnsucht starrenden Insektenhybriden.
"Schabe - bitte - lass mich herunter. Janay ist hier und ich muss sie aus den Fängen meiner T... sie muss hier heraus, ebenso wie ihr alle...“
Kuralla patsche Schabe zwei mal leicht auf den Hinterkopf, was Sademos Hals ein paar Tropfen Blut abverlangte, etwas das er bei weiteren Verhandlungen vielleicht verbergen sollte, außer er wollte behaupten sich schnell rasiert und dabei geschnitten zu haben.
„Lass ihn runter... Er ist es.“
, plapperte sie munter und machte sich selbst schaukelnd daran den Rücken des Insektoiden hinunter zu rutschen.
„... Wir müssen nun rasch einen Plan schmieden, um die verlorenen Hybriden zu befreien und ihnen..."
, sprach Kazel schon, als Schabe ihn langsam wieder auf die Füße stellte. Er zögerte, ahnte schon, dass es gleich Widerstand aus dem Inneren geben sollte. Dennoch sprach Kazel es nun offen an:
"Wir müssen jedem die gestohlene Lebenszeit zurückgeben, die sich noch aus dem Kristall ziehen lässt...“
NEIN!
„... Schabe - diese letzte Aufgabe und ich erfülle dir deinen Wunsch, sofort danach. Du hast genug gelitten, aber hier sind noch viele Hybriden, die ebenfalls leiden. Bitte."
„Wundervoll!“
Kuralla klatschte in die Hände und man musste sich fragen, was sie nun genau so „wundervoll“ fand, aber just in diesem Moment, fiel Kazels Blick auf das Buch das viel zu nah am Feuer zwischen schmächtigen Fingern hing und zu verbrennen drohte. Etwas in Sademos krampfte sich zusammen. Das Buch war wichtig! Sademos Wissen warnte Kazel schneller als der doofe Wurm sprechen konnte. Es enthielt nich nur den Namen des Wurms...
**...Nebhasmhorachd...** - Unsterblichkeit -
Es enthielt auch den Namen des Dämons mit dem Sademos paktierte und der ihm diese Macht vor langer Zeit über antwortet hatte.
Mers... Nicht die ganze leckere Energie zurück geben! Nebhasmhorachd würde verhungern... Nein! Nein! Nein!... Das ist Lebenszeit für Jahrhunderte. Nein, nicht gute Idee. Wir müssen fressen, mehr fressen, damit wir Unsterblichkeit bleiben!
Und noch etwas stand in dem Buch...
Wir müssen fressen und die Schuld begleichen.
Es stand darin, wie Sademos Magie genau funktionierte, das Ritual war darin festgehalten und...
Wir müssen fressen und verdauen, unseren Teil dem Meister geben, damit wir ewig leben!
...wie man das alles wieder umkehren konnte. Diesen Teil hatte Sademos vor Jahrhunderten das letzte Mal gelesen und halb vergessen, aber er wusste, dass es auf diesen Seiten stand. Informationen, die er nie hatte benutzen wollte, aber die Kazel vielleicht jetzt helfen könnten.
PATSCH!
Das Schicksal konnte gemein sein! Kuralla hatte ihm gegen den Oberschenkel geschlagen, da er Hopp wohl zu lange angegafft hatte. Diese hatte sich erschrocken und das Buch fiel wie in Zeitlupe den Flammen entgegen. Doch dann war da eine schnelle Bewegung und Schlange fing es auf. Neben Kazel erklang nun wieder die knarrende quietschende Stimme der Alten und leider muffelte es auch aus ihrem Mund zu ihn herauf, da sie sehr nah stand:
„Wir befreien die Hybriden... Wundervoll! Ähm... hast du vielleicht eine alte Schildkröte gesehen?“
Auch die anderen im Raum sahen nun Kuralla an.
„Was? Sie ist mir weggelaufen.“
Was war merkwürdiger? Dass eine Schildkröte einer Goblinfrau „weg-lief“ oder dass Kuralla Nessaja kannte? Schlange antwortete:
„Ja, sie ist drüben, wo wir schlafen.“
Kuralla strahlte. - Schabe nicht. - Er hatte, nachdem er Sademos abgesetzt hatte, sich wieder zu seiner Kette begeben. Anscheinend hatte jemand ihn davon befreit und nun hielt er sich „daran fest“ als bräuchte er sie noch. Abermals klatsche etwas gegen Sademos Bein, aber streichelte dieses Mal seinen Schenkel hinauf bis zum Hintern um diesen zu kneten, wenn Kazel nicht schnell einen Schritt beiseite machte.
„Na, mein Großer?“
Sie zwinkerte.
„Wie geht es jetzt weiter? Hast du einen Plan?“

bei Janay UND bei Kazel:
vor dem blauen Salon, unweit auch von Sademos Arbeiszimmer war eine aufgeregte Stimme durch das dicke Holz zu hören:
„...WIESO?!?“
Dry'ol brüllte. Eine deutlich leisere Stimme antwortete etwas unverständliches und dann war wieder der Foltermeister zu hören:
„ICH BIN IHM IMMER TREU GEWESEN!“
Vranyk versuchte seinen Bruder zu beruhigen, aber bei dem war wohl gerade die sprichwörtliche Sicherung durchgebrannt. Dann hörte man es rumpeln und Vranyk rief lauter:
„WARTE! NEIN!“

Was wohl die anderen Personen in diesem Haus so gerade taten, als sich die Geschehnisse zu überschlagen begannen?
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Freitag 16. April 2021, 10:37

Kazel musste zugeben, dass Sademos seinen Körper bis zur Perfektion der Selbstbeherrschung unterworfen hatte. Ihm selbst wäre in senem eigenen Körper wohl mehr als das Herz in die Hose gerutscht. Trotzdem vermisste er ihn irgendwie. Perfektion war schwer zu tragen.
Wieder mit beiden Füßen auf dem Boden rieb er sich die angeschlitzte Stelle am Hals und wunderte sich, welche kurze Erinnerung an sein Ableben - nein, Sademos' Ableben! - sie auslöste. Er ignorierte es schnell. Der Sammler war tot und sie alle würden ihm folgen, wenn nun etwas schief ging. Beispielsweise wie das Ritualbuch ins Feuer zu werfen. In dem Moment, da Kazels Blick zu Hopp herüber huschte und sie vor Schreck den Einband losließ, hatte er Zugriff auf all das Wissen, das mit dem Buch zusammenhing.
Fast hätte der Mischling im Körper eines Dunkelelfen den Namen des Dämons gedacht, mit dem Sademos offensichtlich vor langer, vor sehr langer Zeit einen Pakt geschlossen hatte. Einen Handel, um Unsterblichkeit zu erlangen. Gewissermaßen war es ihm gelungen, aber der Handel besaß ein bitteres Beiwerk. Unsterblichkeit kam in Form dieses Parasiten. Ein weiterer Dämon? Kazel hörte in sich hinein. Er suchte das Viech, konnte es aber nicht gezielt aufspüren, denn...
Wir sind eins. Wir müssen fressen und die Schuld begleichen.
Nur weil Schlange im letzten Moment das Buch auffing, konnte Kazel sich überhaupt auf ein geistiges Gespräch mit seinem Wurmparasiten von Dämon und die Erkenntnis einlassen, wahrlich besessen zu sein. Allei, dass er nun wusste, dass ein Teil von ihm ein Haraxwesen war, reichte aus, um eine gewisse Distanz zu ihm zu schaffen. Sie waren nicht eins, so lange er es nicht zuließ. Er durfte das nicht wieder vergessen. Er durfte dem Wesen nicht noch mehr Platz in seinem Selbst einräumen. Diesem Wesen, das sich von Zeit ernährte - auch seiner Zeit!
Du - wir - sind also Unstebrlichkeit. Deshalb ist unser Hunger so groß? Aber diese Schuld ... ist nicht meine. Sademos muss sie begleichen, aber er ist nicht mehr. Ich bin nicht an diesen Vertrag gebunden.
Die Außenstehenden ahnten sicherlich nicht, welchen Konflikt Kazel im Inneren ausfocht, solange Nebhasmhorachd den Körper nicht in irgendeiner Weise missbrauchte. Kazel erwartete Schmerz und versuchte, sich davor zu wappnen, während er Sekunden lang regungslos im Raum stand mit fokussiertem Blick auf das Buch.
Ich lasse mir etwas für uns einfallen, in Ordnung? Aber die Lebenszeit der Hybriden kann ich nicht opfern. Sie haben genug gelitten. Wir finden einen Weg. Dass Kazel bereit war, freiwillig einem Dämon zu helfen, stand für seine jugendliche Naivität oder aber ein eigentlich gutes Herz, das manchmal fragwürdige Wege ging. Dämonen waren jenseits vom Guten. Er sollte ihn loswerden. Deshalb war das Buch weiterhin wichtig. Er wusste, dass es Rituale enthielt, Nebhasmhorachd wieder loszuwerden. Doch dieser hatte bereits einen anderen Ausweg erläutert. Keine Lebenszeit und er würde verhungern ... die Unsterblichkeit verlieren?
Kazel würde sich später mit der Frage befassen, ob er sich selbst opfern müsste, um auch Celcia vor dem Dämon zu schützen. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt. Er hatte noch zu tun. Hybriden retten. Janay retten. Danach konnte er sich selbst oder Celcia retten. Seine Schultern wogen mit einem Mal sehr schwer. Wann hatte er sich diese Bürde eines Helden auflasten müssen? Er war keiner und wollte keiner sein. Er wollte doch nur aus Morgeria heraus und einen friedlichen Platz für sich, Janay und ihre künftige Familie finden...
Alle Helden wollten das. Ihr persönliches, glückliches Ende. Ihm schauderte es. Oder waren das Nachwirkungen des Schreckmoments, da das Buch beinahe Opfer der Flammen geworden wäre? Er streckte die Hand aus, viel zu spät. Aber Schlange hatte Schlimmeres verhindert. Dankbar nickte er ihm zu. "Diesem Buch darf nichts passieren", sagte er. "Es enthält Informationen zu..."
Sollte ich ihnen von dir - uns - erzählen?
Vielleicht, aber noch nicht jetzt. "Ich weiß, dass es wichtige Informationen enthält, wie ich den Körper wieder loswerde. Ich vertraue es dir deshalb an, Schlange. Achte gut darauf ... und nutze es, falls ich mich seltsam verhalte." Er gab dem Hybriden somit einen Vertrauensvorschuss und sicherte sich selbst ab, sollte Nebhasmhorachd in irgendeiner Weise die Oberhand gewinnen. Vielleicht beruhigte es Schlange auch zu wissen, dass er etwas in Händen hielt, das er möglicherweise gegen Sademos einsetzen könnte - falls sie sich alle irrten und gar nicht der Sturmadler in diesem Leib steckte. Wahrscheinlicher war, dass sie Kazel jedoch glaubten. So benahm sich Sademos schließlich nicht. Außerdem wollte er sie alle befreien. Nicht nur die hier Versammelten, sondern auch...
"Sie heißt Nessaja."
"Sie ist mir weggelaufen."
Kazel mischte sich in die Runde zweifelnd verblüfft Dreinschauender. So musste es einer der anderen sein, der ihr antwortete. Kurallas Meldung zu Nessaja hatte ihn vollkommen aus dem Konzept gebracht. Dass sie ihn hingegen begrabschte und sogar an seinem Hintern herum tastete, störte Kazel da weniger. Er empfand es als seltsam, aber nicht einmal belästigend. Warum auch? Es war nicht sein Körper. Kuralla konnte diesen Hintern gern haben, wenn er aus dem Leib wieder heraus wäre. Wahrscheinlich würde sie ihn zu einem Kopfkissen verarbeiten und den Rest für Firlefitz und Gäste einkochen. Genau das traute Kazel ihr zu.
"Wie geht es jetzt weiter? Hast du einen Plan?" Kazel nickte. "Den habe ich." Er schaute zu Schabe herüber, winkte ihn dann wieder heran. "Versteck dich nicht, wir brauchen dich hier. Du bist auch Teil dieser Rettungsaktion." Obwohl gerade jener Hybrid ihm eben noch die Klammern um den Hals gelegt hatte und Kazel sich immer noch den leichten Schnitt hielt, fürchtete er Schabe immer weniger. Er bemitleidete ihn. Es wurde ihm ein drängendes Bedürfnis, dieser Kreatur zu helfen, doch dazu müsste sie zuvor etwas für ihn - für sie alle - tun. Ehe Kazel den Plan, die Ketten des Kristalls mit Schabes Beißwerkzeugen zu durchtrennen, noch einmal für Kuralla ausführen konnte, wurde er unterbrochen.
Von draußen waren Flüche und Wüten zu hören. Gedämpft drangen sie durch die Tür hindurch. Kazel erkannte Dry'ols Stimme. Es missfiel ihm, dass dieser nun zum Problem wurde. Kazel hatte ihn durch die Entlassung abziehen wollen. Der Kerl war ihm nicht geheuer. Dass er Vranyks Bruder war, dieses Wissen sickerte erst jetzt zu ihm durch und seine Augen weiteten sich etwas. Oh, dieser Plan ging nach hinten los. Dry'ols Zorn explodierte gerade. Würde er ihn beruhigen können?
Ich wüsste einen Weg... stillen wir unseren Hunger...
Ich fürchte, darauf muss ich wirklich zurückgreifen, wenn er sich nicht beruhigen lässt. Das ... möchte ich eigentlich nicht tun.
Doch, du möchtest. Wir wollen es. Wir wollen fressen!

"Dry'ol ist nicht begeistert von der Neuigkeit. Fürchtet ihr ihn oder traut ihr euch zu, ihn mit mir aufhalten zu können?" Kazel musste seine Pläne verlagern. Er öffnete die Tür. "Jeder, der Angst vor ihm hat, bleibt zurück. Ich will niemanden in Gefahr bringen." Dann schritt er durch die Tür und rief mit Sademos' gefasster, wie gleichermaßen fester Stimme: "Dry'ol! Wage es nicht, mein Eigentum zu beschädigen! Vranyk! Beruhige ihn, sofort!"
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Freitag 16. April 2021, 12:55


Das ... möchte ich eigentlich nicht tun.
Doch, du möchtest. Wir wollen es. Wir wollen fressen!

Kazels innerer Streit ging nur ihn und sich an. Nebhasmhorachd war von der Idee, dass er offenbart wurde nicht begeistert gewesen, als Kazel Schlange fast den Inhalt des Buchse offenbart hatte. Aber er hatte es nicht... vorerst und so schwieg der Wurm in ihm...vorerst. Dann überschlugen sich die Ereignisse und Lärm war von draußen zu hören. Eine Kündigung war ausgesprochen worden und der „Angestellte“ begehrte auf.
"Dry'ol ist nicht begeistert von der Neuigkeit. Fürchtet ihr ihn oder traut ihr euch zu, ihn mit mir aufhalten zu können?"
Schlange und die Anderen tauschten kurze Blicke und Hopp war es die antwortete:
„Wir fürchten ihn alle, aber er handelt immer auf Befehl.“
Kazel musste seine Pläne verlagern. Er öffnete die Tür.
"Jeder, der Angst vor ihm hat, bleibt zurück. Ich will niemanden in Gefahr bringen."
Sie blieben alle stehen und Kuralla schritt frei von solchen Emotionen voran. Dann schritt Sademos erhaben durch die Tür und rief mit seiner gefasster, wie gleichermaßen fester Stimme:
"Dry'ol! Wage es nicht, mein Eigentum zu beschädigen! Vranyk! Beruhige ihn, sofort!"
Was Vranyk auch schon versuchte. Mit ausgebreiteten Armen stand er zwischen seinem Bruder und seinem Herrn und hätte sich wahrscheinlich von seinem Bruder umbringen lassen, aber es kam anders. Vranyk schrie:
„Dry'ol, NICHT!“
Dann ging alles ganz schnell. Eine Sademos gänzlich unbekannte Dunkelelfe in einem schlichten hoch geschlossenen Kleid, dass sie als Hausdame kennzeichnete, sprang Dry'ol in den Rücken, warf ihn damit um und hatte blitzschnell, sein Kinn ergriffen, es zur Seite gedreht, so dass der Foltermeister im Fallen rotierte. Krachend landete er auf dem Boden und besagte Elfe auf ihm, die Knie auf seinen Oberarmen, sie so am Boden haltend und mit einer Haarnadel sein linkes Augenlicht bedrohend. Die scharfe Spitze funkelte einen winzigen Augenblick. Sie schwebte nur einen Fingerbreit über seiner Pupille und würde ihn die Wimpern kämmen, wenn er auch nur blinzelte. Fassungslos starrte er zu ihr hinauf und...
...verliebte sich!
Dry'ols Gesichtsausdruck ließ keine andere Schlussfolgerung zu. Er grinste derart dämlich, dass nur ein spontaner Aufguss von Verliebtheit das erklären konnte. Sademos mentale Reaktion auf solche Emotionen war interessant – als er noch lebte, hätte er sich wohl geekelt. Ein paar lose Erinnerungsfetzen von angewidertem Mitleid huschten durch Kazels Hirn, als er das Bild vor sich betrachtete. Sademos hätte „den verlorenen Mann“ zutiefst für seine Gefühle gescholten. Liebe war ein Konzept, das er nicht kannte. Es war sogar etwas, dass er verachtete. Sich von einer Frau, oder sonst wem aus einem Gefühl heraus auch noch unterjochen zu lassen, besiegen zu lassen, war etwas das nicht in sein Weltbild gepasst hatte. Frauen, wie gelegentlich früher einmal auch Männer, waren für ihn Werkzeuge um seine körperlichen Bedürfnisse zu befriedigen. Andererseits war ihre emotionale Intelligenz zuweilen recht hilfreich, wenn man mit ihnen zusammen arbeitete, so wie er es mit Kazels Mutter getan hatte...
Dry'ol versuchte zu seinem Herrn hinauf zu schielen, was ihn fast ein Auge kostete und seine weit abgespreizten Hände flatterten aufgeregt.
„HERR! Ich habe immer eure Wünsche erfüllt.... warum... Warum entlasst ihr mich??!!“
Auch das war wahr. Sademos war es gewesen, der diesen Mann in seiner Bosheit gelenkt hatte und das Leid über jede Seele hier im Haus gebracht hatte. Auch Dry'ol war ein Werkzeug. Ein ausgesprochen williges und scharfes, aber er hatte die beiden Jungen damals von der Straße geholt und sie zu seinen verlängerten Armen gemacht. Dry'ol war nur eben seinem Temperament entsprechend aufbrausend, blutig und manchmal ein wahrer Hitzkopf. Er stand auch auf Schmerzen und Schläge, bis zu einem gewissen Maß und er verteilte sie auch gern. Er war ein Naturtalent, wenn es darum ging, jemanden zu brechen. Und nun saß eine Elfe auf ihm und er ...verliebte sich? Unverschämt! Sie verdarb ihn noch!
Wir könnten sie zur Strafe fressen!
Vranyk war langsam näher gekommen und hielt die Hände beschwichtigend hoch. Er wagte für seinen Bruder zu bitten, aber stellte dabei nicht mal Sademos Anweisung in Frage:
„Herr, bitte lasst ihn gehen.“
Sicherlich hatten sie inzwischen noch andere Zuschauer gewonnen, denn die Tür zum blauen Salon war nicht weit und Keonas Herrin schaute neugierig, was den Tumult auf den Flur verursacht hatte. Als sie sah, dass ihre Hausdame, den hiesigen Foltermeister „besetzt“ hielt, schmunzelte sie und fragte keck:
„Mein Herr, soll sie ihm ein Auge ausstechen für seine Dreistigkeit?“
Dry'ol starrte weiterhin zu der umwerfenden Dunkelelfe hinauf. Jetzt lang es an Kazel eine Entscheidung zu treffen. Jeder Weg hatte seine Vor- und Nachteile. Befahl er dem Gast in seinem Haus seinen Diener zu verunstalten untermalte dies sicherlich seine Grausamkeit und würde gut passen, aber gleichermaßen degradierte es ihn, in dem er dem Vorschlag eines Gastes so viel Gewicht bei wog und Starle damit zu viel Raum auf seinem Spielbrett einräumte. Sie war ohnehin schon zu wichtig in diesem Spiel geworden. Andererseits war es schändlich, dass sein Foltermeister sich derart hatte gehen lassen. Eine Strafe musste her! Eine, die ihn wirklich treffen musste.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Samstag 17. April 2021, 13:39

Auf der einen Seite war sie überaus froh darüber, dass der Hausherr sie verlassen hatte, ohne darauf zu bestehen, dass sie ihm in sein Bett, oder wo auch immer es ihn danach gelüsten würde, folgen zu müssen. Denn das hätte das Unausweichliche nur in nahe Zukunft gerückt. Auf der anderen Seite indes bedeutete das nicht allein weitere Ungewissheit für sie, wie es um Kazels Verbleib und Gesundheit stand.
Nein, sie musste weiterhin in dieser unheimlichen Umgebung bleiben und schlimmer noch, sich überlegen, wie sie sich als Preis für die Freilassung besser und erfolgreicher anbieten konnte. Nichts, was sie nicht schon unzählige Male getan hatte, aber eben noch nie in Morgeria. War ihr schon bei ihrer Begegnung in Kosral mit ihrem sogenannten Onkel angst und bange gewesen, so übertraf dieser Sammler diese Gefühle um ein x-faches schon mit seiner Anwesenheit.
Wäre der ranghohe Soldat schlichtweg brutal gewesen, wie sie befürchtete, so wäre der Hausherr bestimmt unvorstellbar grausam in allem, was er täte. Vielleicht würde sie mit dem Leben davon kommen, nur... wie zerstört wäre sie innerlich danach? Wären sie und der Mischling doch nie in Morgerias Untergrund gelandet! Das hätte ihnen so viel ersparen können...
Die Herrin indes lenkte sie ab mit der Waffe, die sie nun in der Hand hatte und der sie vorhin in dem anderen Anwesen in ihrem Zorn so wenig Beachtung geschenkt hatte. Das rächte sich nun, ohne dass sie sich dessen wirklich bewusst war. "Warum?", fragte sie somit, beinahe schon eine Spur weit dümmlich.
Was hatte dieser Dolch denn an sich, dass er den Sammler interessieren könnte? Er sah hübsch aus und funkelte ein wenig, vielleicht wohnte auch so etwas wie Magie in ihm, aber... sonst? Was war an ihm besonders, dass er nicht leicht und kostengünstiger nachzumachen wäre?
Die nächsten Worte erklangen und sorgten dafür, dass sie sich auf die Unterlippe biss und den Anstand besaß, eine schuldbewusste Miene zu machen. Was hätte sie denn anderes tun sollen? Das Gespräch war, in ihren Augen, nicht gut verlaufen und das ganze Drumherum war ihr viel zu fremd, als dass sie ausreichend Geduld hätte beweisen können. Da war es ihr nicht länger möglich gewesen, den Mund zu halten. Sie hatte sich ja sowieso ordentlich bemüht und lange durchgehalten!
Und schon kam der nächste Vorwurf, der dafür sorgte, dass ihre Wangen zuerst heiß und dann eisigkalt wurden. Ihre Hände ballten sich wie von allein zu Fäusten und sie wandte das Gesicht ab vor aufsteigenden Unmut. Es ging ihr ja selbst nahe, dass sie hin- und hergerissen war zwischen dem Wunsch, Kazel zu retten, und dem Bedürfnis, einfach wegzulaufen.
"I... ich...", stammelte sie und bohrte sich die stumpfen Fingernägel ins Fleisch, um sich wenigstens ein bisschen zusammen reißen zu können. Dennoch war es ihr nicht möglich, die Herrin anzustehen. Stattdessen starrte sie auf den Sitz, auf dem sich der Sammler zuvor befunden hatte.
"Mir graut vor seiner Berührung. Irgendetwas... stimmt nicht mit ihm.", murmelte sie und musste gegen die Erinnerung an ihr Traumbild von diesem leblosen Mischling ankämpfen, das in ihr aufzusteigen drohte.
Janay war drauf und dran zu verlieren, als von draußen plötzlich Lärm erscholl, der die gesamte Situation veränderte. Sie fuhr wie unter einem Peitschenhieb zusammen und sah mit blassem Antlitz zu jener Tür, hinter der dieser Schrei erklungen war, dem schon der nächste folgte. Was ging hier vor sich?!
Aus großen, runden Augen sah sie zu der Herrin hin, ehe sie sich erhob und, wie von jemanden gezogen, zu der Tür huschte. Diese war unversperrt und deren Bänder gut geölt, sodass sie sich leicht zu einem winzigen Spalt aufziehen ließ. In Erwartung eines Dramas, vor dem sie hastig würde fliehen müssen, spähte sie hinaus, während ihr das Herz regelrecht im Hals schlug.
Sie konnte erkennen, dass, nicht weit von ihnen, eine weitere Tür geöffnet wurde. Zuerst kam eine alte, hässliche Gnomin, Zwergin oder was auch immer sie war heraus und erinnerte sie flüchtig an den Kleinen mit dem Ork, der sie aus der Kanalisation geholt hatte. Doch der Gedanke war zu rasch wieder vorbei, als dass sie ihn hätte greifen können.
Danach trat der Hausherr auf und... war verletzt?! Die junge Frau sog scharf die Luft ein und blinzelte. Ja, kein Zweifel, trotz dessen aufrechter Haltung war etwas Rötliches an seinem Kragen zu erkennen und aufgrund des Höhenunterschieds bezweifelte es sie, dass es von der Alten stammte. Nur... wie? Von ihrem Standpunkt aus konnte sie nicht erkennen, wer sich noch hinter der anderen Tür befand, solange dieser jemand nicht heraus kommen würde, sodass es ihr ein Rätsel blieb, wer so viel Lebensmüdigkeit besessen hatte, ihn anzugreifen.
Was sie hingegen sehen konnte, war jener Diener, der zuvor mit der strengen Vertrauten der Herrin zusammen gestanden hatte, und der zweite, der sie hierher gebracht hatte. Noch ehe sie auch nur irgendetwas begreifen oder sich einen wirklichen Reim darauf machen konnte, erklang die Stimme des Hausherrn und ließ sie heftig erschauern.
Damit nicht genug, überschlugen sich die Ereignisse danach. Plötzlich war die gestrenge Hausdame da und... beschützte den Sammler! Janay keuchte leise, ein Laut, den sie nicht unterdrücken konnte, selbst, wenn es ihre Entdeckung bedeuten würde. Ihre Augen wurden so groß und rund wie Wagenräder und ein Gedanke schoss ich durch den Kopf: Genial! Ja, diese Aktion war ein grandioser Einfall, sollte der Hausherr auch nur einen Funken Anstand im Leib haben, obwohl das bei Dunkelelfen wohl kaum zu erwarten wäre. Trotzdem hoffte die junge Frau darauf und sandte ein inbrünstiges Stoßgebet zu Manthala.
"Jetzt ist er ihr was schuldig.", wisperte sie unbewusst und schlug sich hastig die Hand vor den Mund. Hatte das jemand gehört? Hätte sie sich nun endgültig verraten, dass sie gerade spionierte?
Sie wollte sich gerade zurück ziehen und in Sicherheit bringen, als die Tür kurzerhand geöffnet wurde. Ein leiser Laut des Schreckens drang über ihre Lippen, als sie nach hinten stolperte und gegen einen warmen, weichen Körper prallte, der ihr ein unüberwindbares Hindernis zu sein schien. Ja, sie fühlte sich sogar ein wenig voran geschoben.
Doch noch ehe sie sich befreien und davon stehlen konnte, wie alles in ihr schrie, erhob jener Leib die Stimme der Herrin, die laut und deutlich machte, dass sie sich nicht mehr sitzend im Raum befanden und so taten, als bekämen sie nichts mit. Janay schluckte hart und spürte, wie ihr die Knie weich zu werden drohten. Warum musste in Morgeria immer alles in Gewalt und Blut enden?!
Die Bedeutung der Worte sickerte allmählich in ihr Bewusstsein und mit einer kleinen Verzögerung setzte ihr Würgreiz ein. Hastig presste sie sich die Hand vor den Mund, die andere auf ihren Bauch und wandte sich ab, während sie darum kämpfte, nichts von ihrem restlichen Mageninhalt heraus kommen zu lassen. Sie wollte hier weg!
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Sonntag 18. April 2021, 04:14

Auf Befehl. Kazel erhielt Zugang zu neuem Wissen. Erinnerungen an eine Zeit, in der Sademos zwei Seelen von der Straße holte, um sie für seine Zwecke zu nutzen, drangen in seinen Geist vor. Er konnte weder Dry'ol für sein Handeln verantwortlich machen noch Vranyk. Beide damals noch Kinder hatten nur um ihr Überleben gekämpft und unter den Fittichen des Sammlers eine Zuflucht gefunden. Sie hatten ihm ihre Seelen auf andere Weise gegeben als die erstandenen Hybriden, aber das bewahrte die beiden davor, zu leeren Hüllen zu werden. Ihre Gewissen mussten lange Zeit arg gelitten haben, bis nur noch dumpfes Handeln auf Befehl Linderung hatte verschaffen können. Kazel presste die Lippen aufeinander. Sie handelten nach Befehl, wie Hopp es gesagt hatte. Nein, er konnte keinen von beiden dafür büßen lassen. Die Entlassung auszusprechen war ein Fehler gewesen und jetzt drohte alles im Chaos zu versinken. Er musste handeln. Er musste wie Sademos handeln...
Kazel ließ jeden im Raum zurück, der es nicht wagte, sich Dry'ol zusammen mit ihm entgegenzustellen. Er nahm es keinem der Hybriden übel, nicht mitzukommen. Vielleicht war es angesichts der Szene im Gang auch besser so, wenn Sademos sich nun nicht wie der Herr eines optischen Kuriositätenkabinetts präsentierte. Schlimm genug, dass Schabe ihn verletzt hatte und nun sein Kragen etwas Blut gesprenkelt war. Im Gehen löste Kazel die Hand von dem kleinen Halsschnitt und zog den Kragen darüber. Das musste reichen. Er trat an Kuralla vorbei und schob sie leicht mit der Ferse nach hinten. Ihren Mut bewunderte er, aber auch sie durfte hier nicht zu dreist auftreten, solange er die Rolle des Hausherrn spielte.
Jener starrte nun Dry'ol und die fremde Dunkelelfe an, an deren Kleidung Kazel die Hausdame der Tenebrées erkannte. Er musste nicht schauspielern, um seine Entgeisterung ob des Bildes, das beide boten, zu zeigen. Lediglich seine Emotionen unterschieden sich von denen des Sammlers. Sademos hatte nur angewidertes Mitleid für sein Werkzeug übrig, denn etwas Anderes sah er in Dry'ol nicht. Kazel hingegen zeigte sich empathischer. Vor allem als Keona eine Nadelspitze direkt auf sein Auge richtete, dankte der Mischling dem Körper seines ehemaligen Zielobjektes dafür, den kalten Schauer nicht sichtbar zu präsentieren. Was für eine Selbstbeherrschung!
"Habe ich dich aufgefordert zu sprechen, Dry'ol? Oder dich, Vranyk?", säuselte Kazel. Er gewann die Aufmerksamkeit seines Dieners, eben weil er leise sprach. Dieser musste sich zwangsläufig beruhigen, um ihn hören zu können. So wie alle anderen. Sademos hatte in seiner Zeit als Sammler gelernt, dass er mit leisem Gebaren mehr Macht zur Schau stellen konnte als wenn er gebrüllt hätte. Allein dadurch, dass es rings um ihn herum verstummte, um seine Worte zu hören. Diese Macht ergriff Kazel nun ebenfalls, denn sie nützte ihm vielleicht, die Situation unter Kontrolle zu bringen. Schwieriger war es, den eiskalten Dunkelelfen zu geben, denn es entsprach nicht seinem eigenen Herzen. Aber da mussten sie nun alle durch, um sich nicht zu verraten.
Er öffnete den Mund nur einen Spalt breit, um etwas zu sagen, da zuckten die elfischen Ohren einmal auf. Ihnen folgte ein Blick gen Tür. Janay hatte gesprochen. Zwar kam es ebenso leise von ihr wie seine Worte, aber man hatte es ob der eingetretenen Stille auch als Nichtelf gut vernehmen können. Er engte die violetten Augen.
Oh Janay, nicht! Das war nicht gut. Wie biege ich das nun wieder gerade, ohne dass Sademos sein Gesicht verliert?
Wir könnten sie alle fressen...

Er befürchtete schon, man könne seinen Kopf qualmen sehen, so siedend heiß wie Kazel nachdachte. Er musste sich beeilen. Hier gab es nicht genug Zeit, eine ausgeklügelte Entscheidung abzuwägen.
Doch, die gibt es. Holen wir sie uns...
Er spürte einen sanften Druck in seiner Handinnenfläche. Keinen, der von seinem Körper ausging. Es war Sademos' Sanduhr, in der der Wurm - Nebhasmhorachd - sich tummelte. Sein Dämon. Tatsächlich könnte er wohl auf etwas Lebenszeit zurückgreifen und sich so genug Zeit holen ... oder brachte er hier gerade etwas durcheinander? Waren es seine oder Sademos' Erinnerungen? Kazel wusste, dass er Zeit verlangsamen konnte, aber das hatte der Sammler nicht beherrscht. Er lebte von der Zeit anderer, er beeinflusste sie nicht wie es der Mishcling getan hatte. Aber woher stammte diese Macht?
Nein! Keine Zeit, darüber nachzudenken!
Dir macht es Spaß, schlecht Zeitwitze zu machen, oder?

"Genug!", sprach Sademos nun ein Machtwort und das auf Celcianisch. Zum einen, um seinen Dämon erneut zum Verstummen zu bringen. Zum anderen, um seine Machtposition als Hausherr zu festigen. Niemand durfte sich hier dreist aufspielen, weder Dry'ol noch Vranyk, die Hausdame und ... auch nicht Janay. Er sah gezielt zu ihr herüber.
"Ich bin niemandem etwas schuldig, der unaufgefordert mein Eigentum attackiert - ganz gleich wie schändlich es sich verhalten hat." Oh, jeder Eismagier hätte ihn für die Kälte seiner Worte gelobt. Kazel dankte seinem Körper, dass ihm die Galle nicht hochkam. Aber für Sademos war es wohl nicht annähernd so widerlich, diese Dinge auszusprechen wie für ihn. "Alles, was ich sehe, ist ein Mangel an Selbstdisziplin im Hause Tenebrée. Vielleicht sollte ich Dry'ol euch überlassen. Er ist nicht besser." War das ein Hoffnungssignal an Vranyk, dass sein Bruder mit dem Leben und einem neuen beruflichen Werdegang bei den Tenebrées davon käme? Oder war es eine Dorhung? "Wir sprechen gleich darüber. Dry'ol ... in meine Privatgemächer und ich warne dich: Berührst du auch nur eines meiner Sammlerstücke - mit Fingern oder unflätigen Worten - verfüttere ich dich an die Schabe. Jetzt geh mir aus den Augen. Sofort!"
Er schenkte seinem Diener keinerlei Beachtung mehr im Wissen, dass der es nicht wagte, ihn anzugreifen. Sademos wusste es. Kazel hoffte es. Jener musste nun überlegen, wie mit Keonas Tat und Janays vorlauten Worten zu handhaben war. Und überhaupt mit der ganzen Situation, dass sie und seine Tante ihn freikaufen wollten unter dem Deckmantel einer Lüge. Außerdem musste er herausfinden, wie tief das Gift des Tenebrée-Netzes schon in ihren Körper vorgedrungen war, das sich wie eine Fessel um ihren Leib geschlungen hatte. Janay - Oberhaupt seiner Familie.
Oder... aber...
"Ich bin bereit, diesen Umstand zu vergessen, sofern man mir etwas als Entschuldigung anbietet. Da ich bereits bemerken musste, wie schlecht das Haus Tenebrée mit Angeboten ist, übernehme ich einmalig diese Aufgabe ... und erwarte bei einem erneuten Treffen auch dafür Entschädigung." Kazel sprach zur Tür, durch dessen Spalt er Janay noch immer anschauen konnte. Er sprach nun etwas lauter, schließlich sollte Starle ihn hören. Sie nicht zu sehen, kam ihm zu gute. Zum einen ließ es Sademos in seiner Selbstherrlichkeit erstrahlen, sich würdig und hochgestellt genug zu sehen, nicht einmal Starle für das Gespräch unter Augen treten zu müssen. Nein, es machte den Anschein, als erwarte er, sie käme angekrochen, um ihm zuhören zu dürfen! Zum anderen fiel es Kazel leichter, derartig zu sprechen, wenn er nicht gegen ihren boshaften Blick ankämpfen musste, der die Wogen seiner Erinnerungen in ihm zum Bodeln brachte.
"Ich spiele mit dem Gedanken, das künftige Oberhaupt zu meiner Braut zu machen. Natürlich nur, wenn sie mir auch gefällt. Gewährt mir den restlichen Tag und eine Nacht mit ihr um sie ... zu testen. Das soll Eure Bitte um Verzeihung für das Vorgreifen Eurer Hausdame sein. Tags drauf können wir dann weiter verhandeln. Vielleicht gewinnt Ihr so sogar ein geeignetes Oberhaupt mit einer ... für Euch ansprechenden Mitgift. Und natürlich den verlorenen Neffen Kazel, an dem Ihr so hängt. Das Angebot entspricht Eurem Sinn, Starle Tenebrée? Fasst Euch kurz, Ihr beansprucht bereits genug meiner Zeit."
Ihm rutschte das Herz in die Hose. Sademos schielte kurz zu Vranyk. Es blieb zu hoffen, dass diese indirekte Schelle auch die Hausdame Keona etwas zur Zurückhaltung lenkte. Nicht, dass sie ihn gleich noch angriff. Dann würde Vranyk hoffentlich noch immer loyal genug sein, ihn zu beschützen. Die Sache mit Dry'ol könnte das Verhältnis zwischen Diener und Herrn angekratzt haben. Oh, alles versank im Chaos. Und tief im Innern gierte ein Wurm nach Nahrung.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Montag 19. April 2021, 09:43

Genial!
Ja, diese Aktion war ein grandioser Einfall, sollte der Hausherr auch nur einen Funken Anstand im Leib haben, obwohl das bei Dunkelelfen wohl kaum zu erwarten wäre. Trotzdem hoffte Janay darauf und sandte ein inbrünstiges Stoßgebet zu Manthala.
"Jetzt ist er ihr was schuldig."
, wisperte sie unbewusst und schlug sich hastig die Hand vor den Mund. Natürlich hatte es jemand gehört. Sie war unter Elfen. Und natürlich antwortete nicht Manthala, sondern der Hausherr. Starle trat an ihr vorbei hinaus auf den Gang und bot so wenigstens etwas Schutz vor seinen bohrenden Blicken. Sademos sah gezielt zu ihr herüber.
"Ich bin niemandem etwas schuldig, der unaufgefordert mein Eigentum attackiert - ganz gleich wie schändlich es sich verhalten hat."
Oh, jeder Eismagier hätte ihn für die Kälte seiner Worte gelobt. Kazel dankte seinem Körper, dass ihm die Galle nicht hochkam. Aber für Sademos war es wohl nicht annähernd so widerlich, diese Dinge auszusprechen wie für ihn.
"Alles, was ich sehe, ist ein Mangel an Selbstdisziplin im Hause Tenebrée. Vielleicht sollte ich Dry'ol euch überlassen. Er ist nicht besser."
Der erwähnte sah plötzlich hinter sich und damit Starle und Janay abwechselnd an. Er blinzelte ungläubig. Wurde er gerade verschachert? War das ein Hoffnungssignal an Vranyk, dass sein Bruder mit dem Leben und einem neuen beruflichen Werdegang bei den Tenebrées davon käme? Oder war es eine Drohung?
"Wir sprechen gleich darüber. Dry'ol ... in meine Privatgemächer und ich warne dich: Berührst du auch nur eines meiner Sammlerstücke - mit Fingern oder unflätigen Worten - verfüttere ich dich an die Schabe. Jetzt geh mir aus den Augen. Sofort!"
Allein, dass er anscheinend doch noch nicht gänzlich entlassen worden war, dass Sademos ihm noch befehligte, ließ Dry'ol strahlen. Er verschwand so schnell er konnte und rannte fast den Gang hinunter zu Sademos Privatgemächern, wo er bis zu seinem Ende warten würde, wenn der Herr es so wünschte. Sademos hingegen schenkte seinem Diener keinerlei Beachtung mehr. Jener musste nun überlegen, wie mit Keonas Tat und Janays vorlauten Worten zu handhaben war. Ihre Unterstellung war kaum zu überbieten! Keona hatte die Situation vollkommen falsch verstanden. Aber es hatte wirklich so ausgesehen, als ob Dry'ol seinen Herren hatte angreifen wollen. Und überhaupt mit der ganzen Situation, dass sie und seine Tante ihn freikaufen wollten unter dem Deckmantel einer Lüge. Außerdem musste er herausfinden, wie tief das Gift des Tenebrée-Netzes schon in ihren Körper vorgedrungen war, das sich wie eine Fessel um ihren Leib geschlungen hatte. Janay - Oberhaupt seiner Familie. Starle trat einen Schritt vor und neigte ihr Haupt:
„Verzeiht bitte das Vorschnelle Handeln meiner Hausdame. Es möge ihr verziehen werden, denn sie meinte sicher euch in Gefahr. Auch euer Diener würde gewiss so handeln.“
Da musste er ihr sogar Recht geben. Ein gewisses Maß an Milde war hier vielleicht angebracht.
Oder... aber...
"Ich bin bereit, diesen Umstand zu vergessen, sofern man mir etwas als Entschuldigung anbietet. Da ich bereits bemerken musste, wie schlecht das Haus Tenebrée mit Angeboten ist, übernehme ich einmalig diese Aufgabe ... und erwarte bei einem erneuten Treffen auch dafür Entschädigung...Ich spiele mit dem Gedanken, das künftige Oberhaupt zu meiner Braut zu machen. Natürlich nur, wenn sie mir auch gefällt. Gewährt mir den restlichen Tag und eine Nacht mit ihr um sie ... zu testen. Das soll Eure Bitte um Verzeihung für das Vorgreifen Eurer Hausdame sein. Tags drauf können wir dann weiter verhandeln. Vielleicht gewinnt Ihr so sogar ein geeignetes Oberhaupt mit einer ... für Euch ansprechenden Mitgift. Und natürlich den verlorenen Neffen Kazel, an dem Ihr so hängt. Das Angebot entspricht Eurem Sinn, Starle Tenebrée? Fasst Euch kurz, Ihr beansprucht bereits genug meiner Zeit."
Nicht nur Kazel rutschte bestimmt das Herz bei diesem Vorschlag in die Hose.
Sademos schielte kurz zu Vranyk, der gerade seinem Bruder hinterher sah, sich dann seinem Herrn zuwandte und seinen Blick bemerkte. Echte aufrichtige Dankbarkeit, dass er ihn nicht gleich zum Tode durch Verstümmelung oder dergleichen verurteilt hatte las Sademos in diesem Gesicht. Vranyk kniete sich sogar nieder und legte seine Hand auf die Brust zum Zeichen seiner Ehrerbietung. Auch die Hausdame Keona zeigte nun Zurückhaltung und war hinter ihre Herrin getreten, die heraus gekommen war. Die Idee Dry’ol in dieses Haus zu „verbannen“, wo er dieser Hausdame nahe sein konnte, hatte seinen Reiz. Er könnte dort arbeiten und vielleicht sogar noch etwas lernen... etwas das ihm vollkommen fehlte, nämlich die Tücken und Kanten eines verliebten Herzens zu ertragen. Starle rang mit den Händen und versuchte mit Janay kurz Blickkontakt zu suchen, aber diese war gewiss ob des Vorschlages Sademos zu heiraten gerade zur sprichwörtlichen Salzsäule erstarrt. Von da kam gerade keine Hilfe. Sie wog das für und wieder ab.
„Nun... euer Vorschlag hört sich nicht uninteressant ab und ihr wisst, dass wir seit langem ein Bündnis unserer beiden Häuser anstreben. Bereits meine Schwester hatte dies zu ihren Lebzeiten im Sinn...“
Nur gab es da nur einen Bastard-Sohn, den man schlecht hatte an Sademos verheiraten können.
„Natürlich erwarte ich, dass ihr sie unbeschadet und gern auch in perfekterem Zustand wieder zurück gebt.“
Sie lächelte sogar ein wenig anzüglich.
„Ich bin gespannt, ob ihr sie ein wenig „schleifen“ könnt. Janay ist ein rechter Rohdiamant. Brilliert sie unter euch, stünde einer solchen Verbindung nichts im Wege, sofern ich dafür meinen Neffen auch zurück erhalte.“
Sie nickte zustimmend und trat vor.
„Gebt mir euer Wort, sie gründlich bis morgen um diese Zeit zu testen und wohl behalten zurück zu geben, dann gebe ich euch oben drauf noch ein Kleinod, dass ihr seit langem begehrt.“
Damit zog sie das Horn aus ihrer Tasche und legte auf ihre offenen Handflächen.
Sademos/Kazel fühlte sofort die Erinnerung von Gier in sich aufsteigen, als er das schimmernde Objekt betrachtete. DAS war wahrlich ein Angebot, mit dem er leben konnte. Das Horn eines Einhorns! In seinem Hinterkopf war es die Lösung für all seine Probleme, obwohl er nicht mal bewusst darüber nachdachte, wie genau es seine Probleme lösen konnte, oder was es überhaupt bewirkte. Daran konnte er sich später erinnern. Jetzt musste er Verhandlungen führen und weiterhin „cool“ erscheinen, auch wenn Sademos Körper, fast mit Erregung auf diesen Anblick reagierte.

Ritualdolch-Einhorn

Die wie feinstes Perlmutt schimmernde Oberfläche weckte eine Begierde in ihm, die dieser Körper lange nicht mehr gespürt hatte. Er musste es haben!
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Dienstag 20. April 2021, 13:43

Sie hatte ein vorlautes Mundwerk, eindeutig und das stritt sie auch gar nicht ab. Nur... warum musste es immer im äußerst ungünstigsten Moment sich selbstständig machen? Gerade jetzt war es umso wichtiger, um Kazels Willen, dass sie den Mund hielt oder wenigstens so lautlos wurde, dass sie eben nicht gehört werden konnte.
Hatte sie zu lange unter Menschen gelebt, dass sie nicht mehr derart auf der Hut war? Ja, vielleicht... Das Problem war, dass ihr das nichts half oder sie rechtzeitig vor ihrem Fehler bewahrte. Die Worte entschlüpften ihr viel zu laut, als dass sie nicht die Ohren des Hausherrn erreichen konnten.
Und wie dieser reagierte, sorgte dafür, dass ihr das Herz regelrecht stehen blieb vor Schreck. Wäre sie nicht schon von heller Hautfarbe, nun würde sie jeder Nachtelfe alle Ehre machen, derart stark erbleichte sie. Selbst wenn sie hätte weglaufen wollen, um sich des drohenden Unheils zu entziehen, waren ihre Knie viel zu weich, als dass sie sie hätten tragen können. Von dem Gefühl, zu einer Salzsäule erstarrt zu sein, ganz zu schweigen.
Als er zu ihr sah, schlug sie hastig die Augen nieder und erschauderte unter diesem Blick. Wie gut, dass sie an der Tür gelauscht hatte, denn nun konnte sie sich an dem teuren Material festhalten, um nicht zu Boden zu sacken und sich vor Angst zu winden.
Ja, sie wagte es kaum noch zu atmen, selbst dann nicht, als die Aufmerksamkeit weiter zu dem ungehorsamen Diener wanderte. Dieser hätte ihr leid getan, wenn sie sich nicht gerade mit sich selbst beschäftigt hätte. Wie hatte sie nur so dumm sein können? Ach, hätte sie doch niemals auch nur eine Zehenspitze auf den Grund und Boden des Sammlers gesetzt!
Sie fürchtete um ihr Leben, das ihres Würmchens... und um das des Mischlings. Allein letzteres hielt sie tatsächlich noch soweit aufrecht, dass sie nicht zu einem winselnden Bündelchen Angst verkümmerte.
Wie machte die Herrin das nur, dass sie weiterhin handlungsfähig blieb und sogar einen kühlen Kopf bewahrte?! Nun... wahrscheinlich lernte man das schon von klein auf in ihren Kreisen, zu denen die junge Frau definitiv nicht gehörte! Und im Prinzip wollte sie das auch gar nicht, ganz gleich, wie reich und mächtig diese Familien sein mochten... Das Schlimmste schien ihr allerdings noch bevorzustehen, ohne dass sie davon ahnte.
Nach dem kurzen Wortwechsel war es erneut der Hausherr, der seine Stimme erhob. Nicht in Hinsicht von Lautstärke, doch so raumfüllend, dass jeder der Anwesenden gewiss gut daran tat, ihm aufmerksam zu lauschen. Auch Janay bildete da keine Ausnahme, obwohl es in ihr unangenehm zu rumoren begann.
Ihr war, als würde eine Faust in ihrem Bauch ihren Magen umklammern und mit jedem hastiger werdenden Atemzug fester zudrücken, dass ihr übel und schwindelig wurde. Auch das Luftholen fiel ihr zusehends schwieriger bei der aufkeimenden Panik, die sie zu übermannen drohte.
Und dann war es heraus... und sie konnte kaum noch klar denken. Braut... Tag und Nacht bei ihm... allein! Ohne, dass sie es verhindern konnte, entkam ihr ein piepsiger Laut des Entsetzens, während sie zurück zu weichen versuchte. Zu spät schlug sie die Hand vor den Mund, um ihn zu dämpfen, und auch die andere legte sich nun für alle offensichtlich schützend auf ihren Bauch. Eine Geste, die von Nichteingeweihten falsch aufgefasst werden konnte, schließlich war ihre Schwangerschaft viel zu frisch, um auch nur das geringste Zeichen aufzuweisen. Ihre Augen waren kugelrund geworden und ihre Haut hatte binnen kürzester Zeit schon wieder alles an Farbe verloren, als wolle sie mit dem silbrigen Netz ihres Kleides konkurrieren.
Doch wenn nicht bald etwas geschah, würde sie höchstwahrscheinlich irgendeine Dummheit begehen, die all ihr Bemühen mit einem Schlag zerstören würde. Das Geringste darunter wäre wohl ein Fluchtversuch, der schon vor seinem Beginn zum Scheitern verurteilt wäre.
Aber was wäre, wenn sie die Existenz des Würmchens, das sie so unbedingt schützen wollte, verraten würde? Was würde der Sammler dann mit ihr machen? Im besten Falle das Interesse an ihr verlieren, im schlimmsten hingegen... Nein, nicht auszudenken, was ein Dunkelelf seines Ranges und Alters täte, wenn er eine junge Frau an seiner Seite hätte, die ihm ein Kind gebären könnte, das auch tatsächlich seines wäre.
Während sie selbst überhaupt nicht mehr zu einem klaren Gedanken fähig war, sprang die Herrin sofort auf diese Möglichkeit an... und verschacherte sie regelrecht. Nein, schlimmer noch, sie sprach über sie, als wäre sie nichts weiter als ein Haustier oder eine sonstige Sache, ohne eigenen Willen oder dem Wunsch nach Selbstbestimmung. So... wie ihr Vater es einst getan hatte...
Erinnerungen blitzten vor ihrem inneren Auge auf, das Wissen darum, dass sie so etwas nie, nie wieder mit sich machen lassen wollte. All die Gefühle von damals schossen in ihr hoch und schafften es tatsächlich, kurzfristig die Angst vor dem Kommenden zu überlagen, vor allem ihre Empörung war da in vorderster Reihe.
Die Hand vor ihrem Mund sank herab und ballte sich zur Faust, während die andere bewahrend blieb, wo sie war. Ihre allmählich von blass zu rot wechselnde Miene wurde entschlossen, ihr Blick funkelte wütend. Während sich alle Augen auf die Waffe richteten, die dem Sammler gerade präsentiert wurde, befeuchtete sie ihre Lippen und öffnete diese im Anschluss, um etwas sehr, sehr Törichtes zu sagen.
Würde es niemand verhindern, würde sie vermutlich in der nächsten Sekunden zerstören, was sie beinahe erreicht hätten und Kazel in seinen Untergang schicken. Aber, bei Manthala, so ließ sie sich nicht behandeln, von niemandem!
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Dienstag 20. April 2021, 18:11

Starles Ohr zuckte leicht, als Janay quiekend zurück wich. Sonst hatte sie sich vollkommen unter Kontrolle. Sie hielt den Dolch präsentierend und war scheinbar die Ruhe selbst. Es ging um einen Tag. Nicht um ein ganzes Leben und das Janay höchstwahrscheinlich versagen und dann eben NICHT die Braut des Sammlers werden würde, war ohnehin mehr als wahrscheinlich. Niemand würde es mehr überraschen als Starle, wenn ausgerechnet Janay die Braut des Königsmachers werden würde, dem begehrtesten aber auch gefährlichsten Junggesellen Morgerias. Selbst wenn sie sich ihm vor Angst vor die Füße erbrechen würde, es wäre gleich. Starle sah stur nach vorne, lächelte den Hausherren an und wusste, dass Janay der Situation nicht gewachsen war, aber das hatte sie auch nie von ihr erwartet. Das einzige was gerade in Aussicht gestellt worden war, war das was sie ohnehin geplant hatten. Janay sollte eine Nacht mit Sademos verbringen. Sie war Teil des Handels und genau das hatte sie selbst vorgeschlagen. Was drum herum noch für Fallen und Stricke aufgebaut wurden, war nebensächlich. Ob sie ihn nun heiraten würde oder nicht, stand noch nirgends geschrieben. Es war ein Test und Janay drohte schon bei der Erwähnung eben eines Solchen zu versagen. ...dabei musste sie sich nur möglichst „daneben“ benehmen um sein Interesse zu zerstören. War das so schwer? Aber vielleicht sollte es gerade auch so die Waage halten, damit sie Kazel frei bekamen. Das war schwer! Aber wenn sie es nicht versuchte, dann war es unmöglich.

Auch Keona und Vranyk standen still da. Niemand rührte sich, bis der Hausherr eine Reaktion zeigen würde.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Donnerstag 22. April 2021, 12:28

Kazel fühlte sich schlecht. Er fühlte sich ungemein unwohl dabei, Janay durch seine Worte einen solchen Schrecken bereiten zu müssen, aber es ging nicht anders. Er durfte seine Tarnung nicht aufgeben, solange die beiden nicht allein wären. Ob Janay ihm dann ebenfalls glaubte wie Kuralla und die Hybriden es taten, stand auf einem anderen Blatt geschrieben. Aber wenn alles gut ging, hätten sie eine ganze Nacht Zeit. Dafür und für die Rettung der Hybriden. Anschließend musste nur noch ein Plan her, der verhinderte, dass Kazel sich selbst seiner Tante verschrieb. Außerdem war noch nicht klar, ob er bis dahin auch seinen alten Körper wiederhaben würde.
Oder ob das im Moment die beste Entscheidung wäre.
Ist es nicht. Deine alte Hülle hat überhaupt keine Zeit mehr. Wer will schon dieses eine winzige Körnchen davon? Suchen wir uns lieber andere, neue Hüllen aus. Janay ... das Würmchen ... oder deine Tante Starle...

Letzteres wäre eine Möglichkeit, sich ihrer zu entledigen, aber auch wenn Kazel diesen Gedanken in Erwägung zog, so fühlte er eine ähnliche Form von Unwohlsein. Er konnte den Grund nicht genau benennen, spürte jedoch, dass es irgendwie falsch war.
Es ist nicht an mir, Richter über Leben und Tod zu spielen. Nicht bei ihr und nicht jetzt. Warum denke ich das?
Er hatte keine Zeit, darüber zu grübeln. Es brächte ihm ohnehin keine Antworten und der einzige, der darauf reagierte, würde ihm nur weitere Verlockungen zusprechen, die das Fressen fremder Lebenszeit beinhalteten. Entstand bereits eine Spaltung zwischen Kazel und Nebhasmhorachd? Er wusste jetzt, dass er einen Dämon beherbergte, aber waren sie nicht eins? Oder reichte das Wissen allein, sie wenigstens gedanklich zu trennen? Auch solche Überlegungen musste er verschieben, denn hier überschlugen sich seine Pläne gerade und wo er ansonsten auf der Seite der Frau seines Herzens gewesen wäre, drohte Janays vorlauter Mund nun, alles zu vernichten.
Allein mit Sademos' selbstbeherrschter Ruhe und dunkelelfischer Überheblichkeit gelang es ihm, diese ausgesprochene Schuldigkeit zu seinen Gunsten zu lenken. Innerlich atmete er tief durch. Äußerlich zuckte er nicht einmal mit der Wimper. Sademos' Körper war ein Spiegel, an dem keine Emotion Halt fand. Sie alle rutschten von der blanken Fläche seiner Macht einfach ab und dahinter sah man nur das eigene, verzweiflete Spiegelbild. Selbst seine Tante schien es zu sehen und versuchte nun, Sademos wieder für sich zu gewinnen. Nicht nur, dass sie ihm die Nacht mit Janay zusprach, was ihn innerlich Jauchzen ließ, sie bot ihm auch noch etwas an. Einen Gegenstand, bei dem er erstmals spürte, dass Sademos' Beherrschung ins Wanken geriet. Es zog ihn in den Lenden und er nahm ein Kribbeln der Begierde in jeder Faser dieses Körpers wahr. Sademos war beinahe erregt, so sehr lechzte er nach diesem ... Ding. Das Horn eines Zauberwesen. Einhorn ... ich habe nie zuvor so etwas gesehen. Gebannt schaute er auf das Artefakt, das Starle ihm anpries. Er wusste, dass Sademos es besitzen wollte. Den Grund kannte er nicht und war gerade auch nicht in der Lage, in fremden Erinnerungen danach zu suchen. Sademos' Begehren für dieses Objekt lebte in jeder Pore seines Körpers weiter. Dieses Mal war es Kazels Geist, der die Beherrschung halten musste, damit er nicht einfach vorschnell nach dem Horn griff.
Allerdings streckte er die Hand bereits danach aus und auch seine Lippen teilten sich, um den Handel zwischen beiden Häusern Morgerias zu besiegeln. Doch es sollte wohl ein anderer Mund sein, der sprechen wollte. Janay entkam ein vor Angst erfülltes Aufpiepsen und noch ehe sie die Hand vor den eigenen Mund schlagen konnte, hafteten die violetten Augen auf ihr. Kazel sah sie an. Er bemerkte die Hand ... auf ihrem Bauch. Er konnte ihre Angst um das Ungeborene fast riechen und glaubte gar, eine gewisse Abscheu bei ihr zu entdecken.
Es machte ihn froh, auf zweierlei Art. Sademos' war verzückt darüber, dass sie ihn so fürchtete und so abstoßend fand. Es würde ihm Kurzweil bereiten, sie dieses Gefühl weiter auskosten zu lassen ... in dem letzten bisschen Zeit, das er ihr ließ, bevor er alles Übrige davon nehmen würde.
Ja. Fressen!
Kazels Anteil war ebenfalls froh, dass sie ihn fürchtete. Er war kein Sadist, aber fühlte eine innere Wärme, dass Janay diesen Mann nicht anziehend fand. Das hieß doch, dass sie ihn immer noch liebte? Dass eine Chance bestand, sie nicht in das Verderben einer Tenebrée-Erbin zu verbannen. Er hatte sie noch nicht verloren. Sie würde ihm nur glauben müssen, wer hier wirklich vor ihr stand. Doch noch nicht jetzt. Noch durfte er nichts davon preisgeben. Stattdessen wäre es vielleicht erneut von Vorteil, seine Macht als Sademos zu präsentieren ... seiner Tante vorzugaukeln, dass er überall Augen und Ohren besaß. Dass sein Wissen weitreichend war und niemand ihm entkommen konnte. Dass er - Sademos! - dieses wunderbare Horn eines Einhorns verdiente!
"Was ist?", fragte er daher mit einem kühlen Säuseln, das keinerlei Mitleid für Janay übrig hatte. "Fürchtest du um das wachsende Leben unter deiner Brust, wenn ich mich an dir versuche?" Er reckte das Kinn etwas an. "Keine Sorge. Wenn du artig und besonders nett zu mir bist, werde auch ich behutsam mit dir umgehen. Dann sollte dem Kind in deinem Leib nichts geschehen." Noch einen Schritt weiter? Sollte er noch weiter gehen? Wie viel wusste Starle? Die Schwangerschaft war ausgesprochen, aber ahnte sie auch, dass er selbst der Vater war? Sollte er Janay dadurch in Gefahr bringen? Ein weiteres Mischlingskind ... doch Starle wollte sie zum neuen Oberhaupt machen, obgleich auch Janay keine reine Dunkelelfe war. Galt das nur solange, bis er - Kazel - ihr einen dunkelelfischen Neffen gezeugt hätte? Besaß sie keine Söhne für ein Erbe?
Aber Mischlinge bringen keine reine Blutlinie hervor...
"Sagt mir eines, Starle Tenebrée: Warum wollt Ihr Euren Neffen zurückhaben? Er ist nur ein Mischling, minderwertig. Unperfekt. Nahezu wertlos, außerhalb meiner Sammlung." Sein Blick huschte für einen Lidschlag zu Kuralla herüber. "Und diese Goblinfrau bietet ebenfalls um ihn. Ich möchte nun von Euch wissen, was Ihr so Wertvolles an ihm erachtet, dass Ihr bereit seid, das Einhorn-Horn dafür zu opfern?"
Ohja, das Horn. Kazel fühlte, wie Sademos' Körper erneut von dem kostbaren Artefakt angezogen wurde. Er wollte es haben, wollte es sein Eigentum nennen. Er würde über Leichen gehen, um es zu kriegen. Kazel fühlte, wie die Beherrschung seinem Geist entglitt. Sademos gierte nach diesem kostbaren Stück. Er wollte es. Jetzt.
Innerlich kämpfte Kazel dagegen an. Sademos durfte sich diese Blöße nicht geben, aber er würde nachgeben. Er würde das Horn ergreifen und jedem Angebot zustimmen, nur um es endlich sein eigen nennen zu können. Wenn jetzt nichts geschah, das ihn aufhielt, hätte Starle ihn in der Hand. Eine Lösung musste her und zwar schnell!
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Freitag 23. April 2021, 18:05

Wenn sie gewusst hätte, wie die Herrin in Wahrheit über sie dachte und schon davon ausging, dass sie versagen würde, wäre ihre Wut wahrscheinlich sofort hervor gebrochen. Denn diese Überheblichkeit zeigte nur zu deutlich, dass sie trotz allem niemals die Chance hätte, irgendwie ihren Platz in dieser ihr unbekannten Welt finden zu können. Nein, tatsächlich würde es nur um Kazel und ihr Kind gehen, während Janay maximal ein hübsches Beiwerk wäre, das in einigen Monaten seine Pflicht getan hätte, sofern nicht noch mehr Nachwuchs gewünscht wäre.
Wie gut, dass sie nicht in der Lage war, Gedanken zu lesen... Auch so brodelte es schon genug in ihr und war drauf und dran, die Erwartungen der anderen bereits vor Beginn des eigentlichen Handels im Übermaß zu erfüllen.
Es war der Sammler selbst, der mit seinen Worten für einen Aufschub sorgte, so kurz dieser auch sein mochte. Allein der Blick dieser violetten, kalten Augen ließ sie verstummen, ehe etwas über ihre Lippen hatte dringen können, und ein kalter Schauer schüttelte sie. Eine Regung, die sie weder verhindern, noch verbergen konnte.
Aber trotz allem war dieser Zorn in ihr und sorgte dafür, dass sie ihre Augen nicht niederschlug. Nein, dieses Mal nicht! Sie war kein Gegenstand oder Pferd oder sonstigen Besitz, den man einfach verhökern konnte! Hätte sie das gewollt, hätte sie bei ihren Eltern bleiben und auf ihre Hochzeit warten können, um danach an einen wohl ebenfalls grausamen Dunkelelfen verschachert zu werden.
Jedoch zerrte seine säuselnde Stimme, die sich direkt an sie richtete, an ihrer Haltung, mehr, als es ihr lieb sein konnte. Ihr entkam ein Keuchen, als er so tat, als wisse er von ihrem Zustand. Wie konnte das sein?!
Unwillkürlich huschte ihr Blick zu der Herrin hin. Nein, unmöglich! Sie waren die gesamte Zeit über beisammen gewesen, sie hatte jedes Wort gehört und nichts, absolut gar nichts davon hatte auf ihre Schwangerschaft hingedeutet. Und dennoch... Woher?! Oder konnte er... Gedanken lesen?
Ihre Augen weiteten sich ein wenig, da sprach er weiter... und nährte wieder ihre Wut. Tatsächlich so sehr, dass sich ihre Miene verfinsterte. Nun, sollte er hören können, was in ihrem Kopf vorging, dann... Du abartiger, arroganter Raritätenhamster! Du elender, verlogener Erzgalgenschwengel!, dachte sie und bemühte sich ernsthaft darum, dass er es auf jeden Fall vernehmen müsste, sollte er dazu in der Lage sein.
Die Hand vor ihrem Mund senkte sich und ballte sich zur Faust, die andere hingegen blieb weiterhin schützend auf ihrem Bauch liegen. Schon wandte er sich wieder von ihr ab und... zog nun über den Mischling her. Das war jetzt aber wirklich zu viel! Noch ehe sie jemand daran hindern konnte, zischte sie:"Doppelzüngler!" Dabei blieb sie zwar leise und trotzdem laut genug, dass sie auf jeden Fall von dem Hausherrn gehört werden musste. Wenn er ihre Worte zuvor vernommen hatte, dann diese erst recht!
Doch sie war noch lange nicht fertig, denn jetzt brach es aus ihr heraus und der Zorn machte ihre Zunge schneller, als ihre Vernunft diese im Zaum hätte halten können. "Hohn, alles nur Hohn und Spott, was Ihr sagt!", fuhr sie fauchend fort und verfestigte ihre Faust derart, dass sie leicht zitterte. Spürbar bohrte sie sich die eigenen Nägel ins Fleisch und konnte dadurch wenigstens ihre Stimme in ihrer Lautstärke bremsen, um eine bessere Wirkung damit zu erzielen. Ja, auch sie kannte solche Kniffe!
"Woher wollt Ihr wissen, was und wer minderwertig ist oder nicht, häh? Ihr wisst nichts über ihn oder mich oder sonst jemanden außerhalb dieser Mauern, in die Ihr Euch verkriecht wie ein Plagegeist! Nur, weil sein Blut nicht ganz rein ist, besitzt er gerade umso mehr Wert als Ihr, der Ihr Euch so viel auf Eure Abstammung einbildet, die so unwichtig ist, dass ich sie nicht einmal kenne! Ja, schaut ruhig wie ein Muli, meine Erziehung war solide und hat sich mit Wichtigem beschäftigt, aber sicher nicht mit Euch! Und wenn Ihr glaubt, dass ich für Euch die Beine breit mache und auch nur eine Sekunde lang glaube, dass Ihr mir nichts tut, nur weil ich brav bin, dann seid Ihr ein größerer Intelligenzverweigerer, als Ihr uns allen weißmachen wollt! Ich werde gar nichts tun, solange wir nicht vorher Kazel sehen und Ihr ihn an uns übergebt, damit wir ihn hier rausbringen können!" Sie tippte sich gegen die Stirn und zeigte ihm damit den Vogel. "Und Euch heiraten werde ich sicher auch nicht, solange der Preis nicht stimmt, das könnt Ihr Euch schon mal hinter Eure Spitzohren schreiben! Da müsst Ihr schon selbst zeigen, dass Ihr kein geistiger Tiefflieger seid und etwas meinem Wert entsprechend bieten! Holt also endlich Kazel oder ich schwöre Euch, ich werde ihn gleich suchen gehen und niemals in Euer Bett steigen, damit Ihr Eure Nudel an mir reiben könnt, sondern Euch diesen blöden Dolch in Euer verkniffenes Hintergestell schieben, dann will den bestimmt kein anderer mehr! Wenn der Stock, den Ihr dort schon stecken habt, Euch nicht schon genug ausfüllt!"
So, das musste jetzt reichen, um ihm endlich mal zu zeigen, dass sie so nicht mit sich umspringen ließ! Ja, sie besaß sogar ausreichend Dreistigkeit und Stärke, um ihre Arme vor der Brust zu verschränken, ganz egal, ob sie damit wie ein bockiges Kind wirken würde im Vergleich zu den viel älteren Dunkelelfen hier oder nicht. Sie wollte ihre Ablehnung nur verdeutlichen, Punkt!
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Freitag 23. April 2021, 21:51

Stille trat ein! Und wirklich ALLE starrten Janay an!
Starle hatte sogar, ganz und gar nicht ihrer guten Erziehung entsprechend, den Mund leicht geöffnet, wo hingegen als einzige ausgerechnet die stark müffelnde kleine Goblinoma zustimmend nickte und zwischen Janay und Kazel grinsend hin und her schaute. Ihre Fingerspitzen tippte sie in einem Fort gegeneinander, dass es einem Klatschen gleich kam, nur eben fast lautlos. Sie war begeistert von dem Schauspiel und wippte neugierig auf den knirschenden Fersen auf und ab, neugierig auf das was passieren würde. Vranyk und Keona waren eher ...erstarrt, als hätten sie Angst vor dem was kommen könnte.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Montag 26. April 2021, 01:36

Die Welt stand still und zwar, ohne dass Kazel die Zeit angehalten hatte. Er wusste nicht einmal, ob er dazu noch in der Lage wäre. Für den Moment aber hätte er es nicht angezweifelt. Niemand rührte sich. Keiner wagte auch nur zu blinzeln. Es war schlagartig so still geworden, dass man meinen mochte, die ausgesprochenen Worte noch als Nachhall aus den Mauern seines Anwesens hören zu können. Sie hingen auf jeden Fall noch als schwer wiegende Erinnerung in seinem Gehörgang und nicht einmal die melodische Stimme seiner Liebsten konnte den Inhalt kaschieren.
Oh, was hast du getan?
Die Tirade aus Widerstand, Flüchen und einem Reportoire an Beleidigungen, welche Janay Sademos an den Kopf geworfen hatte, machten Kazel so perplex, dass er nicht einmal auf die Beherrschung seines neuen Körpers zurückgreifen musste, um sich nicht zu rühren. Er konnte nicht. Er wusste im ersten Moment überhaupt nicht, mit der Situation umzugehen. Es waren nicht die unhöflichen Worte, die ihn in eine Starre trieben. Es war nicht ihre Forderung, ihn freizugeben und auf der Stelle auszuliefern.
Sie liebt mich und sie verteidigt mich. So sehr, dass sie alles ruiniert. Was soll ich jetzt nur tun? Er ertappte sich dabei, den Blick nach rechts zu richten und so Kurallas zufriedene Fratze zu erhaschen. Beinahe wäre sein eigener von Hilfe suchender Sehnsucht erfüllt worden. Beinahe. Nein, eigentlich nicht. Sademos' Körper hatte sich auch ohne Kazels innere Entgleisungen perfekt unter Kontrolle. So wanderten die von violetter Kälte umgebenen Pupillen weiter zu seinem Diener. Sein loyaler Diener, dessen Bruder mit seinem Schicksal noch immer in der Schwebe stand.
Was soll ich nur tun?
So ruhig wie Sademos blieb, so viel Unruhe und Unsicherheit baute sich in seinem Inneren auf. Kazel unterdrückte den Wunsch, einfach flüchten oder auf seine Tante losgehen zu wollen, um diese Farce zu beenden. Auch hier half das unerschütterliche Nervenkostüm des Körpers, den er trug, weiter. Er blieb standhaft. Vermutlich würde Sademos noch ungerührt da stehen, wenn um ihn herum ganz Morgeria in Trümmern läge, inklusive von Kazels geistiger Unversehrtheit.
Bleib ruhig. Du hast keine Wahl. Du bist Sademos.
... in dem Fall trägst du seine Schuld weiter. Dann sollten wir fressen...
Nein! So meine ich es nicht.
Kazel richtete den Blick wieder nach vorn. Seine Bewegungen waren so langsam, dass eine Spinne derweil ein Netz um sie alle herum hätte aufspannen können. Was sollte er tun? Er durfte sich keine Blöße geben. Er musste wie Sademos handeln, um ihn zu imitieren und keinen Verdacht aufkommen zu lassen, dass er längst nicht mehr unter ihnen weilte. Das aber würde unweigerlich Janays Ende bedeuten. Nicht einmal schnell, aber qualvoll, um sie diese Sekunde von unbeherrschter Wut bis zu ihrem erlösenden Ende bereuen zu lassen. Seine mentalen Nackenhaare sträubten sich bei der Vorstellung, die durch Sademos' Geist ging. Oh, er wusste, was er mit ihr anstellen würde. Er hatte einige Experimente bereits an Hybriden gewagt - selbst oder als Befehl an Dry'ol.
Dry'ol...
"Vranyk." Kazel sprach den Namen vollkommen ungerührt aus. Er überprüfte nicht einmal, ob sein Diener darauf reagierte. Er wusste, der Scherge würde es tun. Er würde hier und jetzt für ihn sterben, wenn er nur das kleinste Anzeichen einer Aufforderung dazu gab. Doch seine Pläne nahmen eine andere Richtung an und Kazel hoffte inständig, sie würden Janay damit in Sicherheit bringen.
Er nickte in Richtung des Horns, das Starle nach wie vor darbot. Vranyk würde verstehen, dass er es ergreifen sollte. An die Tenebrée gewandt sagte er mit giftigem Säuseln in der Stimme: "Dies ist dann wohl meine Entschädigung, damit ich Euch und Euer Mündel nicht sofort vernichten lasse. Und wälzt dieses entgangene Schicksal nicht als Strafe auf dieses unhöfliche Weibsbild ab, Starle Tenebrée. Auch Ihr - nein, besonders Ihr - tragt die Verantwortung, dass Euer künftiges Oberhaupt nicht daher redet wie eine goblinische Gossenhure. Von anderen hätte ich das erwartet..." Sein Kopf drehte sich nur eine Nuance in Kurallas Richtung, aber er sah sie nicht direkt an. Als Symbolik dürfte es allerdings ausreichen. "Nur nicht von der Frau, die dem Blauen schöne Augen macht und an eine Fusion mit meinem Haus gedacht hat, während sie mir ... das dort ... vorsetzen will." Er nickte in Janays Richtung und sein Blick könnte nicht verachtender ausfallen. Kazel tat es unendlich leid, ihr das antun zu müssen. Zugleich gefror ihm fast das Blut in den Adern vor Angst. Nie zuvor hatte er so mit seiner Tante gesprochen. Er war froh, sich in Sademos' Körper verstecken zu können, denn nach wie vor fürchtete er ihren Zorn.
Seine Stimme hörte man es allerdings nicht an. "Ihr kommt hierher, lasst zu, dass Euer Mündel so mit mir spricht und glaubt offenbar nach wie vor noch, ich wäre bereit, Euch Euren Neffen auszuhändigen? Nach diesem Auftritt? Zumal Ihr mir immer noch nicht geantwortet habt, was Euch dieser Mickerling wert ist? Ich gebe zu, in meinen Augen ist sein Wert gerade gestiegen - das wird es Euch schwer machen, auch nur noch an ihn zu denken."
Kazel atmete durch. Es war nicht nur eine Kunstpause. Er brauchte Kraft für die nächsten Befehle. "Vranyk. Du darfst deinem Bruder gleich mitteilen, dass er Teil meines Haushalts bleiben wird. Über seine neuen Aufgaben spreche ich später mit ihm. Halt, geh noch nicht! Ich bin noch nicht fertig. Ich nehme mir das Recht heraus, die Strafe für das missratene Fräulein selbst zu wählen. Das gestattet Ihr mir doch, Starle? Nach diesem Ausbruch dürftet Ihr Euch wohl glücklich schätzen, wenn ich sie am Leben lasse. Was Euch selbst und Eure angriffslustige Dienerin betrifft, wird Vranyk Euch gleich hinaus geleiten. Ihr habt mir genug meiner Zeit gestohlen. Nein, nicht nur das. Ihr habt zugelassen, dass sie durch Unwahrheiten und Beleidigungen beschmutzt wurde, aber darum kümmere ich mich nun selbst." Er faltete die Hände im Steiß zusammen, da die Wunde am Hals nicht mehr so immens blutete. Selbst wenn Starle es nun sah, es war ihm gleich. Seine Gedanken waren bei Janay und der Hoffnung, sie vor einer Strafe dieser Dunkelelfe zu bewahren. So richtete er den Blick erneut auf Janay. "Du ... bleibst hier. Wachen!"
... nein, ich darf nicht zu weit gehen. Wenn ich den Befehl gebe, sie zu töten, falls sie flieht, habe ich mich zu sehr von Sademos' Erinnerungen leiten lassen. Ich muss hier einen Schlussstrich ziehen. Oh, der Grat, auf dem er wanderte, war so erschreckend dünn geworden und Kazel kam sich vor, als besäße er riesenhafte Plattfüße.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Montag 26. April 2021, 09:46

Kazels geborgtes Hirn arbeitete auf Hochtouren! Die Verbaldiaroe, die oralen Fäkalergüsse seiner Liebsten, brachten Sademos nicht nur auf neue Folterideen, sondern brachten auch alte Erinnerungen hervor, denen er sich in der erstarrten Minute widmen konnte, wo alle auf seinem Urteil bangten.
Das Horn gehörte wahrlich nicht in seinen Arsch, es gehörte in das tote Herz eines Dämons! Denn nur so könnte Sademos sich nach Jahrhunderten der Knechtschaft befreien! Andererseits war er ja nicht mehr Sademos. Jetzt war er Kazel in Sademos Körper und dieser hatte somit den Vertrag übernommen, der seinem Körper Unsterblichkeit geschenkt hatte. Als Kazel jedoch seine Sanduhr zerbrach und die des Hausherren besetzte, bekam er auch gleich einen Pakt mit dem Harax dazu. Unwissentlich hatte sich Kazel also einen Wurm eingefangen, einen haraxischen Parasiten.
Aber das Horn war für den Dämon bestimmt, mit dem er einen Vertrag geschlossen hatte. Mers... Dessen Tod würde ihm alle Macht über ..Nebhasmhorachd... seine Unsterblichkeit geben und er müsste nie wieder auch nur eine Seele der dunklen Macht hinter dem Vorhang opfern! ALLE würden IHM gehören und ihn nähren, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Und tatsächlich gab es hier im Haus einen Vorhang... hinter der eben jene dunkle Macht zu sehen war, wie Sademos wusste. Er war gar nicht weit weg und was sich dahinter verbarg, stellte die Verbindung zum Harax her... zu Mer-se-rin!!!

Rufen wir den Meister?

Einmal erinnert, brannte sich der Name auch in Kazels Seele. Einmal ausgesprochen und das wollte der Wurm sooo sehr!, würde der Name ihn herbei rufen. Fast konnte er schon den eisigen Wind in seinen Haaren spüren, der seine Flügelschläge stets begleitete. ER hatte seinen Namen in Sademos Gedanken schon vernommen. Allein ann ihn zu denken, verschaffte IHM eine gewisse Macht über ihn.
Lass uns ihn rufen, den Meister! Er wird sie alles fressen!

Starle war so blass geworden, dass man meinen könnte, sie wäre von einer Dunkelelfe spontan zu einer Nachtelfe mutiert. Ihr sonst perfekter Hautton wies zu dem auch noch einige nervöse Flecken auf die ihr tiefes Dekolletee verunstalteten. Das etwas hätte schief gehen können in ihrem Plan, wenn sie Janay mitnahm, damit hatte sie ja gerechnet, aber dass sie gleich ihnen beiden quasi den Totenschein unterschrieb, DAS war dann doch etwas zu viel für die gestandene Hochadelige.
Solche Worte hatte sie teilweise noch nie gehört! Aber was es noch schlimmer machte, war die Reaktion des Hausherren. Für einen Moment hatte sie gehofft, das alles mit einem herzlichen Lachen als Witz abtun zu können, doch dann sah sie in Sademos Augen. Auch wenn seine Mimik nicht die kleinste Regung zeigte, so war sie sich sicher, dort einen Schimmer Emotion gesehen zu haben und das machte ihr mehr Angst, als alles andere.
Janay hatte es geschafft Sademos aufzuregen!
Das war nicht gut!
Nicht gut!

"Vranyk."
Kazel sprach den Namen vollkommen ungerührt aus. Er nickte in Richtung des Horns, das Starle nach wie vor darbot. Vranyk würde verstehen, dass er es ergreifen sollte. Doch diese, so wusste er selbst, musste es übergeben, sonst wäre es unwürdiger Raub und es musste freiwillig übergeben werden, also musst er Starle überzeugen. An die Tenebrée gewandt sagte er mit giftigem Säuseln in der Stimme:
"Dies ist dann wohl meine Entschädigung, damit ich Euch und Euer Mündel nicht sofort vernichten lasse....“
Starles Miene gefror und dann trat so etwas wie eine Mischung aus Übelkeit und Widerwillen kurz in ihre Augen. Eine Sekunde lang huschte ihr Blick zu Janay. In ihren Blick stand die kaum verhaltene Drohung: **Oh, warte, bis wir wieder zu Hause sind!** Aber auch vor ihre schönsten Rachegelüste schob Sademos einen Riegel:
„... Und wälzt dieses entgangene Schicksal nicht als Strafe auf dieses unhöfliche Weibsbild ab, Starle Tenebrée. Auch Ihr - nein, besonders Ihr - tragt die Verantwortung, dass Euer künftiges Oberhaupt nicht daher redet wie eine goblinische Gossenhure. Von anderen hätte ich das erwartet..."
Sein Kopf drehte sich nur eine Nuance in Kurallas Richtung, die daraufhin strahlte wie ein frisch geficktes Eichhörnchen. Für SIE war solch ein Ausbruch hier wie ein Austausch von Zärtlichkeiten. Sie faltete sogar ganz ergriffen von seinem Kompliment die knochigen Hände vor der Brust und seufzte mit offenen Mund, entließ dabei ein kleines Bäuerchen was nach Verwesung roch.
Sademos Symbolik reichte aus:
"Nur nicht von der Frau, die dem Blauen schöne Augen macht und an eine Fusion mit meinem Haus gedacht hat, während sie mir ... das dort ... vorsetzen will."
Verachtung! Das war es was Janany mit ihrem Handeln von Sademus erntete.
Midleid! Wenn sie einen Blick von Keona erhaschte.
Bewunderung! Das war es, was in Kurallas Augen stand.
"Ihr kommt hierher, lasst zu, dass Euer Mündel so mit mir spricht und glaubt offenbar nach wie vor noch, ich wäre bereit, Euch Euren Neffen auszuhändigen? Nach diesem Auftritt? Zumal Ihr mir immer noch nicht geantwortet habt, was Euch dieser Mickerling wert ist? Ich gebe zu, in meinen Augen ist sein Wert gerade gestiegen - das wird es Euch schwer machen, auch nur noch an ihn zu denken."
Starle knirschte recht unfein mit den Zähnen und Kazel atmete tief durch. Es war nicht nur eine Kunstpause. Er brauchte Kraft für die nächsten Befehle.
"Vranyk. Du darfst deinem Bruder gleich mitteilen, dass er Teil meines Haushalts bleiben wird. Über seine neuen Aufgaben spreche ich später mit ihm.“
Dankbarkeit! Denn Janay hatte gerade Vranyks Bruder den Job gerettet und wahrscheinlich war sie gerade dessen nächstes Folterobjekt geworden.
„... Halt, geh noch nicht! Ich bin noch nicht fertig.“
Sademos wandte sich wieder ganz seinen Gästen zu.
„... Ich nehme mir das Recht heraus, die Strafe für das missratene Fräulein selbst zu wählen. Das gestattet Ihr mir doch, Starle?“
Starle sah Janay an.
Neid! Denn Starle gierte nach Macht und Sademos personifizierte diese. SIE würde die Gelegenheit nutzen, wenn sie hier bei ihm bleiben dürfte und ihm zu Diensten sein, sich ihm anbieten und so verführen, dass er sie nicht mehr gehen lassen würde. Aber nicht sie wollte er, sondern Janay und ihr freches Mundwerk.
„Nach diesem Ausbruch dürftet Ihr Euch wohl glücklich schätzen, wenn ich sie am Leben lasse.“
Starle zuckte leicht zusammen und in ihren Blick huschte etwas Misstrauen. Er würde doch nicht Hand an SIE legen? Sie die den Schutz der Herrscherfamilie genoss? Hatte Kazel es übertrieben? Er verlangte den Dolch, Janay und gab auch Kazel nicht heraus. Die Waagschale schlug etwas ZU deutlich zu seinen Gunsten aus. Er musste auch etwas geben.
„... Was Euch selbst und Eure angriffslustige Dienerin betrifft, wird Vranyk Euch gleich hinaus geleiten.“
Starle entspannte sich wieder etwas.
„... Ihr habt mir genug meiner Zeit gestohlen. Nein, nicht nur das. Ihr habt zugelassen, dass sie durch Unwahrheiten und Beleidigungen beschmutzt wurde, aber darum kümmere ich mich nun selbst."
Er faltete die Hände im Steiß zusammen.
"Du ... bleibst hier. Wachen!"
Der Gang auf dem sie standen war zwar lang und leer, aber im nächsten Moment erklang ein hoher Pfiff aus Vranyks Mund und binnen Sekunden standen fünf weitere schwer bewaffnete Männer bei ihnen und weitere kamen noch dazu. Zwei der Wachen hatten gar nicht weit reglos wie Staturen in kleinen Nischen auf ihre Befehle gewartet. Dieses Haus war voller dienstbarer Geister, denn so benahmen sie sich teils auch. Kaum eines der Gesichter zeigte Emotionen. Sademos wusste, dass einige seiner Hauswachen, schlicht Marionetten waren. Den letzten Rest an Seelenenergie, die er ihnen gelassen hatte um zu leben, der war vergiftet, verwandelt, blauer Sand in seinen Händen. Sie waren mehr als loyal. Sie waren seine Werkzeuge. Und er besaß viele davon! Über Morgeria verteilt, waren es aktuell 185 Seelen, eine kleine Armee aus Kriegern, Spionen, Prostituierten, Adeligen, Dienern und auch Sklaven, denn diese beachtete niemand. Sie waren ja nicht plötzlich strunz dumm, nur weil er ihnen ihre Zeit nahm. Sie waren schlicht seelenlose Sklaven seiner Macht. Sie gehörten einfach ihm. Ihm und dem Meister! 185 Seelen die dem Meister dienen würden, wenn Sademos versagte. Er brauchte diesen Dolch! Starle riss Kazel aus seinen Erkenntnissen in dem sie in scheinbar vollkommen gefasstem Ton sprach:
„Ich kann mich nicht für das Verhalten meines Mündels entschuldigen, aber für mein eigenes Versagen in ihrer Erziehung. Ich bitte um Verzeihung.“
Das mal aus Starles Mund zu hören? Irgendwo drehte sich jemand in seinem Grab auf den Bauch und weinte in seine Totenkissen.
„Ich verlasse euch nun und überlasse euch Janay, wie abgemacht.“
Damit unterstrich sie noch einmal ihren Wunsch nach Unversehrtheit, aber sprach ihn nicht mehr als Teil der Abmachung aus. Blieb zu hoffen, dass Janay die Nacht in einem Stück überlebte. Den Dolch übergab sie mit einem winzigen Zögern dem Diener Vranyk und sprach:
„Nehmt dies als Dank und ersten Teil unserer Verbundenheit. Eine Beleidigung mag mit Taten immerhin besser aufgewogen werden, als mit blassen Entschuldigungen. Ich hoffe, ihr wisst das zu schätzen.“
So gesehen schlug nun die Waagschale ihrer Verhandlungen sogar etwas zu ihren Gunsten aus. Sademos sollte vielleicht noch ein wenig gönnerisches Entgegenkommen zeigen zum Abschied, sonst könnte Starle ihm am Ende doch noch Ärger machen. Auch sie hatte, Teils durch sein Zutun, an Macht gewonnen und der „Blaue“ war ihr hörig. Sollte sie sich gegen ihn stellen, wäre das nicht schlimm, aber es wäre doch ein Ärgernis. Mit ihr zusammen zu arbeiten hatte vor allem den Vorteil, dass er seinen Einfluss auf die Herrscherfamilie festigte.
„Ich lasse Janay morgen um die Mittagszeit wieder abholen.“
Damit knickste sie knapp und so wie es der Etikette entsprach. Ihr Blick glitt noch einmal zu Janay und sie schüttelte leicht den Kopf. Diese konnte das Zeichen deuten wie sie wollte.
Enttäuschung! Über ihr Verhalten? ...oder war es eine...
Warnung! Das sie sich zusammen reißen sollte?
Starle würde sich von den Wächtern hinaus begleiten lassen, aber wenn sie morgen Janay nicht wieder bekam, oder etwas anderes, dann würde auch Sademos keine Nacht mehr Ruhe finden. Sie war eine mächtige Verbündete. Sie zum Feind zu machen, wäre...hinderlich!

Sobald Sademos Starle verabschiedet und die Verhandlungen vertagt, ein paar Befehle noch verteilt und sie sich zurück gezogen hätten, trat Kuralla an ihn heran, tätschelte seinen stocksteifen Arsch:
„So, Schnuckelchen! Und nun zu UNSEREM Geschäft!“
Sie grinste ihn mit ihren schiefen Zahnstumpen an.
„Ich hab den vereinbarten Preis gezahlt.“
Äh...nichts hatten sie vereinbart...ah ja...und „nichts“ hatte sie gezahlt.
„Wo ist er denn nun?“
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Janay » Dienstag 27. April 2021, 15:53

Der Ausbruch hatte gut getan, oh ja, definitiv! Es dauerte einige Sekunden, bis ihr allmählich klar wurde, dass sie sich dabei um Kopf und Kragen geredet und höchstwahrscheinlich ihren Untergang herauf beschworen hatte. Ja, das war blöd von ihr gewesen, aber... sie hatte diese Explosion schlicht und ergreifend nicht zurückhalten können!
Was bildeten sich diese Leute hier eigentlich ein?! Sie konnten gerne ihre Ränke schmieden und was sie sonst noch so alles taten, um sich die Zeit zu vertreiben, wenn sie schon nichts Sinnvolles arbeiten mussten. Doch das konnten und sollten sie gefälligst tun, ohne sie da mit hinein zu ziehen!
Janay wollte einzig und allein ihrem Liebsten helfen, ihn befreien und mit ihm so schnell wie nur möglich von hier weg. Konnte sich die Herrin ihren Reichtum und Einfluss sonst wohin stecken, sie würden es auch ohne deren Hilfe schaffen, das Krümelchen aufzuziehen und zu versorgen. Na ja... sofern es denn leben würde dürfen, nachdem sie sich beide gerade derart grandios in Gefahr gebracht hatte.
Leise ließ sie die Luft aus ihren Lungen entweichen. Damit sanken auch ihre Arme herab, die Hände ballten sich allerdings zu Fäusten. Ja, sie war immer noch wütend und ja, der kleinste Funke würde wahrscheinlich die nächste Entladung bringen. Dennoch hatte sie erst einmal genug gesagt und die anderen sollten sie jetzt wenigstens mal ernst nehmen.
Während sie alle noch schwiegen, war es der Hausherr, in den wieder Leben kam. Er wandte sich nicht an sie, natürlich nicht, dafür war sich der Kerl sowieso viel zu fein. Stattdessen widmete er seine Aufmerksamkeit seinem Diener. Eigentlich sollte die junge Frau froh darüber sein, jedoch irgendetwas in ihr sagte ihr, dass dies nur der Anfang ihres Endes sein würde. Ja, sie würde hier so einfach nicht mehr rauskommen und würde sich glücklich zu schätzen wissen, wenn sie in einem Stück bleiben würde.
Kalt rieselte es ihr den Rücken hinunter und erinnerte sie daran, dass sie lieber mit sehendem Auge in ihr Verderben rennen würde, um ihm nicht die Genugtuung ihrer Angst zu geben. Noch gelang ihr diese aufrechte Fassade. Die Frage war, wie lange noch...
Fest grub sie sich ihre stumpfen, ungepflegten Fingernägel in ihre Handballen, um sich halten zu können. Seine Worte ließen die Gefährlichkeit hinter seiner Stimme deutlich erkennen und sorgten dennoch nicht dafür, dass sie endlich klüger wurde. Nein, sie knurrte sogar leise bei seiner Beleidigung. Lediglich die passenden Worte, die konnte sie gerade noch vermeiden, sonst hätte er ihr vermutlich auf der Stelle den Kopf abgeschlagen. Obwohl... dafür wäre sich dieser Pinkel viel zu fein, die Dreckarbeit würde er anderen überlassen, ganz bestimmt!
Aber er war noch nicht fertig, jedes Wort sollte noch mehr auf ihr Haupt drücken, bis sie mit dem Gesicht tief unter dem Staub seiner Stiefel, wenn er denn welche an seinen Füßen hätte, stecken würde. Wogegen sie selbstverständlich so einiges einzuwenden hatte! Nicht mit ihr, sie hatte sich das lange genug angetan von einem Kerl, der so gefühlskalt wäre, dass selbst während eines Brandes die Flammen allein bei seinem Anblick zu Eis erstarren würde.
In ihr hingegen brannte ein anderes Feuer und auf ihrer Miene zeichnete sich als erstes ab, dass bald das nächste hausgemachte Unglück über sie herein brechen würde. Da konnte ihre Vernunft noch so dagegen anschreien, einfach still zu sein, es würde ihr nicht gelingen. Fest presste sie die Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen, ihre Augen funkelten vor Wut und ihr Atem wurde schneller. Noch konnte er seinen Monolog halten, aber der Ausbruch kündigte sich bereits an.
Zuerst kam ihr ein verächtlicher Laut über die Lippen, als anmerkte, er würde sie am Leben lassen. Als ob sie solch eine Lüge glauben würde! Doch sie hatte ihn verärgert, anscheinend hatte sie es geschafft, irgendetwas hinter dieser Fassade anzukratzen und das verschaffte ihr die Kraft und den Mut, noch mehr Schaden anrichten zu wollen. Sie würde untergehen, höchstwahrscheinlich, allerdings würde sie ihm davor noch einiges an den Kopf werfen, dass ihm hören und sehen vergehen sollten!
Erneut gab sie einen verächtlichen Laut von sich, als er sie direkt ansah. Die Angst ließ sie beinahe zu einem Wurm zusammen schrumpfen, wenn ihr Zorn sie nicht derart aufrecht hätte halten können. "Nein, wie großzügig. Soll ich vielleicht noch meinen Hofknicks üben, damit Ihr zumindest daran nichts auszusetzen habt?", zischte sie abfällig, obwohl ihr Herz wie wild in ihrer Brust trommelte.
Er hatte nach den Wachen gerufen und an Flucht war für sie nicht länger zu denken. Wie denn auch? Nicht nur die Stiefel an ihren Beinen würden einen Erfolg verhindern, sie kannte sich hier nicht aus und wenn sie ehrlich war, wollte sie nicht in irgendwelche Räume hinein schlüpfen, um sich dort zu verstecken, ehe sie einen Weg hinaus suchen könnte. Besser, sie sah, was auf sie zukommen würde, als sich hetzen zu lassen. Alles andere hätte ja doch keinen Sinn...
Erst recht nicht, als die Wachen auf der Bildfläche erschienen. Janay sah ihnen entgegen und nun musste sie trotz aller Beherrschung schlucken, während sie blass um die Nase wurde. Das lag nicht so sehr an den Waffen, die sicherlich jede für sich tödlich wären, sondern an den ausdruckslosen Gesichtern. Sie... erinnerten die junge Frau an jene Bilder, die all das hier erst ins Rollen gebracht hatten und die auch mit der verstrichenen Zeit ihr Herz noch verkrampfen ließen.
Während sie dagegen ankämpfte, war es die Herrin, die nun wieder das Wort ergriff. Ihr Kopf ruckte zu der älteren Dunkelelfe hin, kurz weiteten sich ihre Augen vor Schreck über diese Kapitulation, ehe sie sich zu schmalen Schlitzen verengten. Sie begriff nicht, dass die andere trotz allem noch versuchte, sie zu beschützen und vor zu großem Schaden zu bewahren. Nein, sie hörte nur das Offensichtliche und dass sie damit im Stich gelassen wurde. Solch eine falsche Schlange!
Janays Fingernägel gruben sich noch tiefer in ihr Fleisch und eine kleine Spitze durchbrach sogar ihre Haut, ohne dass sie den heraustretenden Blutstropfen bemerkte. Stattdessen bemühte sie sich um jene kühle Haltung, die von ihresgleichen erwartet wurde. Und dann... ging sie mit ihrer Dienerin, ließ sie allein in einer Welt, die sie nicht kannte und der sie lebend wohl kaum würde entrinnen können.
Mit dem Mut der Verzweiflung griff sie also ihre ursprüngliche Idee von vorhin wieder auf und wandte sich an den Sammler, als wäre sie jetzt nicht vollkommen allein unter Feinden. Und was habt Ihr nun vor, häh? Wollt Ihr mich genauso zu einem seelenlosen Ding machen wie Eure Sammlung?", gab sie ihr Wissen preis, das letzte Mittel zu ihrer eigenen Wertsteigerung, das sie noch hatte, auch wenn sie davon bis vor ein paar Stunden noch nicht einmal eine Ahnung gehabt hatte. Doch sie war noch nicht fertig, ganz egal, wie sehr sie auf verlorenem Posten stand.
"Habt Ihr das Kazel auch schon angetan und wollt ihn deswegen nicht mehr rausrücken? Lasst Ihr ihn schon mit einem Eurer anderen Stücke vögel, weil Ihr selbst zu alt dafür seid, noch einen hoch zu kriegen und jemanden zu besteigen?!", fuhr sie fort und redete sich derart in Rage, dass sie nicht einmal bemerkte, dass sie schon wieder derber und konkreter wurde. Vier Jahre als Prostituierte hinterließen eben ihre Spuren, selbst, wenn sie sich noch so sehr um ein gewisses Maß an Manieren bemühte.
Schließlich schnaubte sie leise und breitete die Arme aus, öffnete sogar die Hände und war sich nicht bewusst, dass sie dabei ihre halbmondförmigen Male und die kleine, blutende Wunde präsentierte, Zeichen ihrer Anspannung. "Los, fangt schon an, Eure Lakaien habt Ihr ja schon gerufen. Ihr redet doch dauernd von Eurer vergeudeten Zeit, also, hört auf damit und legt los, damit ich nett zu Euch sein kann.", fauchte sie angriffslustiger, als sie sich fühlte. Sie wollte nicht schweigen, ja, sie wagte es nicht, denn sonst hätte sie womöglich zum Nachdenken begonnen und die Kraft ihres Zorns verloren, um vor Angst zu zittern zu beginnen.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Kazel Tenebrée » Freitag 30. April 2021, 09:01

Erkenntnis durchflutete ihn. Zunächst plätscherte sie nur, aber mit jeder weiteren Beleidigung, die Janay ihm an den Kopf warf, wuchs sie heran, bis sie einen reißenden Strom bildete, der ihn umspülte, dass Kazel beinahe daran ertrank. Schlagartig kannte er die Einzelheiten um das Schicksal Sademos, seinen Pakt mit einem Dämon, seinen Wunsch nach Unsterblichkeit und den Plan, sich mit Hilfe des Einhorn-Horns von diesem Pakt zu lösen, um nicht enden wollende Ewigkeit zu erleben. Dabei ließ sich erstmals nicht verhindern, dass der Name eben jenes Dämons in seinem Geist vollständig ausgesprochen wurde. Merserin.
Und sogleich meldete sich sein Wurm, eindeutig ein Diener dieses Haraxwesens. Kazel suchte mit aller Kraft, dagegen anzugehen, aber dieses Mal war es schwerer. Das lag nicht am verbalen Brechdurchfall seiner Liebsten, sondern an der greifbaren Nähe des von Sademos so lange ersehnten Artefaktes. Es brachte sogar dessen Selbstkontrolle an die Grenzen seiner Macht.
N .... nein ... noch nicht...., versuchte Kazel, den Wurm zu beschwichtigen, damit der Name nicht erneut fiel. Er spürte bereits die Anwesenheit des Wesens. Merserin lauerte hinter einer Mauer, die durch seine Nennung Risse bekam. Würde er jetzt hervorbrechen, könnte Kazel für nichts garantieren. Dann gab es keinen Plan mehr, weder zur Rettung der Hybriden, noch seiner, noch Janays. Alles wäre verloren.
Noch nicht, aber wir rufen ihn. Sobald ich dazu bereit bin. Das musste genügen, um den Wurm und auch Merserin selbst zu beschwichtigen. Sie waren doch Unsterblichkeit oder nicht? Dann konnten sie auch warten. Er hoffte es inständig, denn er musste sich jetzt auf andere Dinge konzentrieren. Janay wanderte auf einem schmalen Grat und er selbst ebenso, wenn er sich nicht weiterhin wie Sademos benahm. Aber wie weit konnte er noch gehen, ohne ihr Ende unabwendbar zu machen? Er war nicht Ziel von Starles Blick. Dieser galt Janay, aber er wusste, dass sie ihr eine bösartige Strafe aufbürden würde, wären die beiden Frauen wieder allein. Es handelte sich schließlich um die Schwester seiner Mutter Preia. Seine Mutter, die ihn für eine hellere Hautfarbe Monate lang eingekerkert und ausgepeitscht hatte. Starle war in Kazels Augen keinen Deut besser und somit eine Gefahr für Janay. Er musste sie vor diesem Schicksal bewahren, doch wie?
Ihm fiel nur eines ein. Eine Sache, die ihn selbst aus Starles Schusslinie ziehen und Janays vielleicht mit einer falschen Strafe retten würde. Vorausgesetzt, alles funktionierte so, wie er spontan plante. Oh, dabei war er nicht gut darin. Was ihm half, war der Ruf, den Sademos sich offenbar im Laufe seines - und vieler Hybridenleben auf seine Kosten - aufgebaut hatte. Nach wie vor schien Starle höchsten Respekt oder Verachtung vor ihm zu haben. Aber sie fürchtete ihn auch. So unterwarf sie sich seinen Forderung, bat sogar um Verzeihung. So gewann sie Kazels volle Aufmerksamkeit. Er richtete Sademos' Blick auf die eigene Tante. Dann nickte er ihr zu. Sie durfte gehen. Janay würde bleiben - vorerst. Und er erhielt endlich das von Sademos so sehr ersehnte Horn. Kazel spürte das Begehren im Körper, den er bewohnte. Es kribbelte überall. Sademos' Erinnerungen kümmerten sich nicht um Janays Schicksal. Er dachte auch als Nachhall seiner selbst nur an sich.
"Ich werde Euer Mündeln nach den Maßstäben strafen, die für Euer Haus bekannt sind, Starle Tenebrée", verabschiedete Kazel sich mit einer ganz knappen Verbeugung. "Ich weiß darum, dass Seelenfolter mehr wiegt. Und auch eine Strafe, die andere trifft, während man dabei zusehen muss. Sie wird leiden, aber unversehrt bleiben - physisch." Innerlich spuckte er Gift und Galle für diese Worte. Sie würden Janay Angst machen. Sie machten ihm selbst Angst, aber sie klangen vertraut auf morgerianischem Boden. Orks quälten gern, indem sie körperliche Schmerzen zufügten. Da überraschte es Kazel im Nachhinein beinahe, dass seine Mutter auch diesen Weg gewählt hatte. Aber es war ja nur ein Teil seiner Strafe damals gewesen. Um sich vor dem eigenen Haus zu beweisen, hatte er nicht sich körperlich schaden sollen, sondern seinem Vater. Die Seelenfolter war das schlechte Gewissen, ihn in den Tod geschickt zu haben. Er krallte die Finger in sein Handgelenk. Niemand - außer vielleicht Kuralla - würde es sehen, da seine Arme nach wie vor im Steiß lagen. Aber nur so gelang es Kazel, nicht vor Ekel zu würgen.
Welches Schicksal Sademos für Janay wirklich bereit hielt, sprach er im Beisein Starles nicht mehr aus. Er wartete, bis man sie und die Hausdame hinaus geleitet hatte, während verbliebene Wachen Janays Rückseite umringten wie eine leblose, aber loyale Eisenmauer. Eine deutlich weniger beeindruckende, aber im Dunst alles verheerende, kleine Runzelmauer baute sich hinter Kazel auf, um seinen Hintern zu klopfen. Es kümmerte ihn nicht, es war nicht sein Hintern. Kuralla mochte den Körper wohl mehr als er selbst.
Er blickte auf die Alte nieder. Dann schaute er wieder zu Janay. Und ehe er antworten konnte, passierte es. Janay wurde erneut laut, aber dieses Mal wog der Inhalt ihrer Worte mehr als ihre Stimme. Sie offenbarte, dass sie von der Seelenlosigkeit seiner Sammlung wusste oder zumindest etwas ahnte. Wie sie es bemerkt hatte, war Kazel nicht klar, aber vielleicht zog sie die richtigen Schlüsse. Sie hatte ihn selbst ja gesehen, als Raxtian damals seine Seele in die Kugel seines Stabes gebannt hatte. War es hier nicht ähnlich?
Außer, dass dort Lebenszeit ruht...
Aber Kazel und Janay hatten ihn befreien können, indem die Kugel zerstört worden war. Das war sein einziger Plan, wie er mit der Zeit der Hybriden umgehen könnte. Den Kristall zerstören, anschließend sich irgendwie gegen den Dämon absichern, ihn rufen und Sademos' Körper aus dem Pakt befreien ... und vom Wurm. Doch wieviel Zeit blieb ihm dann noch? Am liebsten hätte er nach seiner Sanduhr geschaut. Wieviel von deren Inhalt schimmerte bereits blau? Wieviel hatte der Wurm gefressen? Kazel war fest entschlossen, so viele wie möglich hier zu retten. Schlange, Hopp, Schabe, Janay ... aber was war mit ihm selbst?
Auch Kuralla hatte das gefragt. Wo ist er denn nun? Es war Zeit, zu antworten. Ihr und Janay.
"Es reicht", gemahnte er Janay mit ruhiger, aber scharfer Stimme. Er nickte den Wachen zu, damit sie die Furie von Mischlingselfe hinter ihm her brachten. Sademos hingegen wandte sich ab. Er sprach Kuralla nicht einmal mehr an. Die Alte würde ihm schon folgen, gewiss. Und auch Vranyk, dem er ebenfalls zunickte. Es war Zeit für Erklärungen, aber er wollte alle Eingeweihten dabei haben, gleichermaßen wie jene, die er einweihen wollte. So kehrte er in seine Privatgemächer zurück, wo Schlange, Hopp und Schabe noch sein mussten. Dry'ol wartete dort auch noch, hoffentlich ohne einen der Hybriden angegangen zu sein.
Damit jene ihn beim Eintreten auch verstanden, wechselte Kazel wieder ins Celcianische. "Vranyk, sieh zu, dass du deinen Bruder unter Kontrolle hältst. Ich weiß um seine aufbrausende, gewaltbereite Art, aber wenn er sich gleich auch nur den kleinsten Fehltritt leistet..." Was dann passierte, erwähnte er nicht. Das machte es umso gefährlicher.
Sobald Kazel wieder in seinen Räumlichkeiten war, gab er den Befehl, Janay loszulassen. Anschließend entließ er die Wachen, ging allerdings davon aus, dass sie noch irgendwo in der Nähe blieben, um auf sein Rufen hin einzugreifen. Nur im Raum selbst wollte er sie nicht haben. Hier sollten sich nur Kuralla, die Hybriden und Janay befinden ... und ...
Sein Blick fiel auf Vranyk, auf Dr'yol - sofern er da war. Sollte er auch die beiden einweihen? Ja. Er dachte nicht lange darüber nach. Sie waren Sademos treu, weil er sie von der Straße geholt hatte. Obgleich sie nicht alles befürworten konnten, was er getan hatte. Nicht einmal ein Aggressionsbeutel wie Dry'ol handelte aus reiner Freude heraus. Auch er musste Angst haben. Sademos' Welt war auf Angst aufgebaut. Das sollte sich heute ändern, wenigstens im kleinen Kreis.
"Kuralla", erhob er die Stimme und wandte sich an die Alte. "Du wolltest wissen, wo Kazel ist." Er sah zu Janay herüber. Endlich trat etwas Emotion in Sademos' Stimme. Sehnsucht und Hoffnung, sie würde ihm auf Anhieb glauben. Bedauern, dass er sich ihr nur so präsentieren konnte. "Ich bin genau hier." Er sprach in diesem Moment nur zu ihr allein. "Ich bin so froh, dass du lebst. Bei mir ... ist einiges schief gelaufen. Mein Körper ist nicht greifbar. Er ... ich weiß nicht genau, was passiert, sollte ich ihn dir zeigen können. Ihm bleibt nur ein einziges Sandkorn an Zeit. Das klingt verwirrend, ich weiß. Ich verstehe es ja selbst nicht, aber ..." Und damit ließ er den Blick über die Anwesenden schweifen. Einigen hatte er es ja schon einmal gesagt. Doch die Worte mussten alle hören, mussten sich in allen festigen. Sie mussten ihm glauben. "Sademos, der Sammler, ist nicht mehr. Alles, was von ihm geblieben ist, trage ich - Kazel, der Sturmadler - als Körper. Das und seine Macht, versucht also nicht, euch aufzulehnen. Das braucht ihr nicht. Ich bin nicht euer Feind, im Gegenteil. Wir alle werden frei sein." Er sah dabei auch Vranyk an. "Dazu brauche ich aber eure Hilfe - als Verbündete für dieses gemeinsame Ziel. Lasst uns einen Plan schmieden, damit Janay nicht zurück in die Fänge von Starle Tenebrée gelangen muss. Anschließend kümmern wir uns darum, alle Hybriden von ihrem Schicksal zu erlösen und..."
Er glaubte, den Widerstand des Wurmes ins sich bereits zu spüren und versuchte, ihn durch einen einzigen, mahnenden Gedanken schon vorab zum Schweigen zu bringen. Ich lasse uns verhungern, wenn du dich auflehnst. Ich bin bereit dazu. Erst dann wagte er, seinen gesprochenen Satz zu beenden: "... die Zeit anderer, mit der Sademos sich bei Kräften hält, freizugeben." Bewusst erwähnte Kazel nicht, was dann aus ihm selbst würde, sollte er es schaffen, die Lebenszeit aus dem Kristall zu holen. Er wusste es nicht, aber im besten Fall blieb ihm dann wohl noch ein Körnchen Zeit im eigenen Körper.
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Re: Das neue Heim

Beitrag von Erzähler » Sonntag 2. Mai 2021, 13:46

Janays Logorrhoe bewirkte mehr als man auf den ersten Blick erkennen konnte. Sademos äußerliche Fassade blieb makellos und ihre dreckigen Worte perlen einfach von ihm ab, wie Fäkalschleim an einem Lotosblatt. Allein dieser Umstand könnte so manchen wiederum zur Weißglut treiben und Janays Gemüt war in letzter Zeit ohnehin nur für zwei Erregungszustände zugängig. Entweder sie war erotisch erregt oder aggressiv erregt. Etwas anderes schien kaum noch in ihr Platz zu finden. Emotionen wie Entspannung, Wohlsein oder Freundlichkeit waren in weite Ferne gerückt. Aber was blieb ihr auch anderes übrig? Sie lebte in Angst und die ständige Bedrohung für sie, ihr ungeborenes Leben, oder Kazel ließen sie langsam aber sicher jede Vernunft vergessen. Patzig, ungezogen, flegelhaft und durchaus hoch begabt in den Feinheiten der Gossensprache, hatte sie den Hausherren nach Strich und Faden beleidigt! Aber zeigte es Wirkung?
Nö.
...
Als Starle dann endlich das Haus verlassen hatte wurde der Schauplatz ihres Untergangs gewechselt. Sie wurde in ein angrenzendes Zimmer gebracht, wo weitere Personen... nein, Hybriden warteten. Sobald Sademos wieder in seinen Räumlichkeiten war, gab er den Befehl, Janay loszulassen. Anschließend entließ er die Wachen. Nur die kleine Goblinoma, die Hybriden, Janay, Vranyk und sogar der scharf zurecht gewiesene Dry’ol waren noch mit im Raum in dessen Mitte hoch oben an der Decke, von Ketten gehalten ein gewaltiger Kristall baumelte.
"Kuralla"
, erhob Sademos die Stimme und wandte sich an die Alte.
"Du wolltest wissen, wo Kazel ist."
Er sah zu Janay herüber. Endlich trat etwas Emotion in Sademos' Stimme. Sehnsucht und Hoffnung, sie würde ihm auf Anhieb glauben. Bedauern, dass er sich ihr nur so präsentieren konnte.
"Ich bin genau hier."
Er sprach in diesem Moment nur zu ihr allein.
"Ich bin so froh, dass du lebst. Bei mir ... ist einiges schief gelaufen. Mein Körper ist nicht greifbar. Er ... ich weiß nicht genau, was passiert, sollte ich ihn dir zeigen können. Ihm bleibt nur ein einziges Sandkorn an Zeit. Das klingt verwirrend, ich weiß. Ich verstehe es ja selbst nicht, aber ..."
Und damit ließ er den Blick über die Anwesenden schweifen. Einigen hatte er es ja schon einmal gesagt. Doch die Worte mussten alle hören, mussten sich in allen festigen. Sie mussten ihm glauben.
"Sademos, der Sammler, ist nicht mehr. Alles, was von ihm geblieben ist, trage ich - Kazel, der Sturmadler - als Körper. Das und seine Macht, versucht also nicht, euch aufzulehnen. Das braucht ihr nicht. Ich bin nicht euer Feind, im Gegenteil. Wir alle werden frei sein."
Er sah dabei auch in Vranyks erstarrtes Gesicht, wo hingegen Dry’ol eher ungläubig, ja fast fassungslos drein schaute und immer wieder den Kopf zwischen Sademos und seinem Bruder hin und her wandern ließ, als wenn ihm noch erklärt werden musste, was hier vor sich ging.
"...Dazu brauche ich aber eure Hilfe - als Verbündete für dieses gemeinsame Ziel. Lasst uns einen Plan schmieden, damit Janay nicht zurück in die Fänge von Starle Tenebrée gelangen muss. Anschließend kümmern wir uns darum, alle Hybriden von ihrem Schicksal zu erlösen und..."
Er glaubte, den Widerstand des Wurmes ins sich bereits zu spüren und versuchte, ihn durch einen einzigen, mahnenden Gedanken schon vorab zum Schweigen zu bringen.
Ich lasse uns verhungern, wenn du dich auflehnst. Ich bin bereit dazu.
Die Stille die sich in ihm ausbreitete, war leider nicht von der Qualität, wie wenn sich jemand geschlagen gab. Da war dieses Gefühl, als wenn jemand in die Schatten zurück trat und lauernd einen beobachtete. Das war nicht gut...
Nicht gut.
Erst dann wagte er, seinen gesprochenen Satz zu beenden:
"... die Zeit anderer, mit der Sademos sich bei Kräften hält, freizugeben."
Bewusst erwähnte Kazel nicht, was dann aus ihm selbst würde, sollte er es schaffen, die Lebenszeit aus dem Kristall zu holen. Er wusste es nicht, aber im besten Fall blieb ihm dann wohl noch ein Körnchen Zeit im eigenen Körper. Als er somit seine Ansprache beendet hatte und sich umsah, sah er ganz unterschiedliche Reaktionen in den Gesichtern der umstehenden Personen. Seine primäre Aufmerksamkeit richtete sich als erstes auf die eventuelle Gefahr. Dry'ol sah immer noch immer mal wieder zu ihm, aber hatte seine Aufmerksamkeit auf seinen Bruder gerichtet, der etwas tat, das man bei Dunkelelfen für gewöhnlich für UNMÖGLICH hielt!
...
Er WEINTE!
...
Vollkommen reglos sah er Sademos an und aus beiden Augen rann ein stetiger Strom aus Tränen. Dry’ol war sicher genauso verunsichert von diesem Anblick wie manch anderer. Weinte er weil er um Sademos trauerte, oder vor Erleichterung. So ganz war das in diesem Moment nicht sicher. Dry'ol berührte seinen Arm, aber Vranyk reagierte kaum. Er blinzelte nicht einmal. Glaubte er Kazel? Glaubte er, dass sein Meister ihn verlassen hatte oder spielte er einfach nur mit und hielt das alles hier für einen wirklich makaberen Plan seines Herrn? Beides war durchaus möglich. Ohne direkte Ansprache würde er wohl keine Reaktionen hervor bringen.
...
Ganz im Gegensatz zu der Goblinoma. Kuralla grinste von einem Ohr zum anderen und entblößte damit das braun-schwarz-gelbe Ruinenfeld ihres Gebisses.
„Fein, fein!“
Sie klatsche in die Hände, dass einige regelrecht zusammen zuckten. Vor allem Hopp (Kaninchenhybrid mit honigbraunem flauschig süßen großen Ohren und Puschelschwanz) und Schlange (Schlangenhybrid, sehr schmal gebaut, Echsenhaut, -Augen und -Zunge) waren sehr angespannt. Schabe (Insektenhybrid, sehr groß mit wenig humanoiden Anteilen, obere Schädelhälfte noch entfernt menschlich, Oberkörper, aber mit Chitinplatten, Hinterleib ähnlich einer Ameise mit unter Platten verborgenen Flügeln) starrte Sademos die ganze Zeit nur an, als erwarte er, dass dieser endlich sein Versprechen einlöste.
„Weis jemand wo Nessaja ist?“
Schlange sah sie an und wirkte etwa irritiert, deutete dann aber aus dem Fenster hinüber zu dem anderen Gebäude, aus dem zuvor das Brüllen erklungen war.
„Ich hol sie mal her. Hab sie so lange nicht gesehen. Ach Kazilein... oder soll ich Sadischnuff sagen? Gib mir doch bitte... ach ich nehm Dry'ol mit. Sonst muss ich alle Nase lang deinen Wächtern erklären, dass sie die Türen aufmachen sollen.“
Dry'ol sah entgeistert die Goblinfrau an und zu Sademos.
„Herr, bitte... soll ich wirklich...?“
Ein Nicken genügte und er verbeugte sich vor seinem Herrn. So ganz verstand er wohl noch nicht, was geschehen war, aber wenn Sademos etwas sagte, dann war das Befehl für ihn. Er hatte durch seinen Ausbruch einiges wieder gut zu machen und das tat er dann auch. Er folgte der merkwürdigen Oma.
„Fein, fein. Wir sind gleich wieder da. Fangt nicht ohne uns an, ja?!“
Damit tapste sie watschelnd voran und Dry'ol schritt mit langen Schritten hinterdrein.

Vranyk weinte immer noch.

Hopp setzte sich in Bewegung und kam mit leicht nach hinten gelegten Ohren etwas näher und reichte Sademos das Buch. Dann blieb sie zögernd bei ihm stehen, als wenn sie erwartete, von ihm den Kopf gestreichelt zu bekommen, weil sie brav gewesen war. So ganz konnten selbst die noch nicht vom blauen Sand verdorbenen Hybriden nicht aus ihrer Haut. Sie waren zu lange in Gefangenschaft gewesen und der Prozess ihrer Befreiung dauerte noch an. Vor allem ihren Geist zu befreien war nicht ganz einfach. Schlimmer war es jedoch für die andern Hybriden, jene die bereits „tot“ waren und nur noch funktionierten. Sie waren fast vergessen und standen etwas abseits bei den Regalen beisammen, starrten leblos vor sich hin, bis ihr Herr ihnen wieder einen Auftrag gab. Erst dann würden sie ihn nach bestem Bemühen ausführen und wieder zu diesem unwürdigen Leben erwachen, dass Kazel selbst so grausam gut aus eigener Erfahrung kannte. Das Fuchsmädchen war noch von den dreien noch am aufmerksamsten. Ihre angeborene Neugierde hatte auch nach der Verwandlung ihr eine gewisse Aufmerksamkeit erhalten. Sie war es gewesen, die Kazel von Vranyk angeboten bekommen hatte, als er gebadet werden sollte und sie sah ihn immer noch an, als wartete sie darauf, dass er sich umentschied und sie sich nahm.
Eben jenen Hybriden wie ihr war es vollkommen gleichgültig wer Sademos Körper bewohnte... sie gehorchten dem Ringträger.
...
Insgesamt waren also sechs Hybriden hier versammelt, drei davon etwas „leerer“ als die anderen. Irgendwo in vergessenen Kellern und Kerkern gab es vielleicht noch ein paar mehr, aber damit hatte sich Sademos lange nicht beschäftigt. Seine Diener waren für derlei Dinge zuständig. Vranyk be- und entsorgte für gewöhnlich die Hybriden für ihn. Doch Vranyk weinte... Dry'ol war mit Kuralla zu Nessaja unterwegs und Sademos/Kazel stand bei Janay. Welch merkwürdige Truppe die da zusammen gekommen war unter noch merkwürdigeren Umständen. Kazel musste, dass er nun einige der wichtigsten Puzzleteile beisammen hatte, vielleicht noch nicht alle, aber mit etwas Ruhe und Konzentration …

„RRROOOOAAAAAAAAAARRRR!“
, brüllte der Bär im Nachbar Gebäude und es klang wie ein Befreiungsschrei! Ob es eine gute Idee von Kuralla gewesen war ausgerechnet den Foltermeister mitzunehmen um die restlichen „unverdorbenen“ Hybriden aus ihren Käfigen zu lassen???
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