Hafenratten

Die größte Handelsstadt Celcias besitzt auch den größten Hafen. Es liegen immer ein paar Handelsschiffe vor Anker und überall wimmelt es von Matrosen oder Fischern. Wer hier auf einem Schiff anheuern will, hat eine große Auswahl.
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Hafenratten

Beitrag von Erzähler » Freitag 10. November 2023, 14:57

Madiha Al'Sarma kommt von Wohnviertel Andunies -> Das Haus der Familie van Tjenn

Es war bereits früher Nachmittag, als Madiha und Caleb den Hafen erreichten. Das Wetter hatte nicht nachgelassen, im Gegenteil. Im Lauf der letzten zwei Stunden war aus einem sanften Nieseln richtiger Prasselregen geworden. Er drang gefühlt durch jede Kleidung und selbst die Kapuzenmäntel, in die der Dieb und seine Liebste sich zum Schutz gekleidet hatten, konnten nicht die klamme Kälte abhalten, die sich durch den Stoff bis auf die Haut fraß. Vor Feuchtigkeit blieben sie glücklicherweise geschützt. Und das war gut so, denn am Hafen gab es nur noch mehr Wasser. Alles roch salzig und wie kurz vor einem Sturm. Gewitterwolken türmten sich über der Stadt, gepaart mit dem grellen Zucken von Blitzen und dem orchestralen Donner göttlicher Pferdehufe, die oberhalb der Wolkendecke ein Wettrennen veranstalten mussten.
Vom andunischen Hafen hatte Madiha bislang am meisten gesehen, allerdings waren ihre Eindrücke eher negativ behaftet gewesen. Das sollte wohl auch so bleiben, denn sie hatten nicht vor, zur Blauen Möwe zurückzukehren. Nicht einmal in eines der fragwürdigen Etablissements an den Docks zog es sie. Dort waren jedoch bereits rote Laternen als deutliches Signal erleuchtet, was man hier neben Spirituosen und etwas Kaminwärme noch erhalten konnte, falls man die nötige Summe an Münzen bereithielt.
Caleb führte Madiha an einen ganz anderen Teil dieses Bezirks. Noch immer befanden sie sich bei den Docks, doch wandte der Andunier sich von den hölzernen Stegen ab, die zu den vertäuten Schiffen führten. Er lenkte ihre gemeinsamen Schritte auf die besser befestigten Bereiche. Docks aus Stein, aber der Weg führte nicht oben entlang. Caleb huschte rutschige Stufen hinunter, bis sie sich in einem steinernen Tunnel unterhalb dieser Dockgänge befanden. Vom Gestein tropfte das Hafenwasser. Algen füllten Ritzen am Boden und den Wänden. Ratten huschten furchtlos direkt vor ihren Füßen entlang. Sie konnten von Glück reden, wenn keines dieser Biester ihnen in die Stiefel biss.
Nebst einigen vergessenen Fässern, Bohlen für Reparaturen und einem aufgebockten Fischerboot fand sich hier auch der mutmaßliche Bodensatz der andunischen Gesellschaft. Keine der halb vermummten Gestalten, die sich zwischen die Fracht und andere Utensilien drängten, suchten Schutz vor dem Wetter. Jene Figuren wollten nicht gefunden werden. Früher nicht von den andunischen Ordnungshütern, heute nicht von den dunkelelfischen Patrouillen. Sie warteten, bis die Luft rein war. Sie versteckten sich oder waren nur hier zu finden, wenn man mit ihnen Geschäfte machen wollte.
Einige hingen wie halb tote Schatten zwischen gestapelten Kisten. Andere saßen auf Fässern oder lagen auf einem Bett armdicker Taue. Jemand in einer Nische bewässerte die Schmutzwände mit seinen eigenen Flüssigkeiten. Es stank, so dass Caleb Madiha schnell weiterzog. Ihn lockte es nicht in die widerlichsten Ecken, aber auch nicht an das einzige Fass, in dem ein Feuer brannte und um das sich Dutzende dieser Halunken scharten. Er schaute sich um. "Halt nach jemandem Ausschau, der..."
"Cal? Ernsthaft, bis du das?", rief plötzlich eine von Alkohol rau gewordene Männerstimme aus und wenig später schob sich dessen Besitzer auch aus den Schatten. Ihm folgten zwei weitere Figuren, der eine ein kugelrundes Schwergewicht mit dem Gesicht einer Bulldogge, der andere ein wiesehafter Halbstarker. Letzterer wirkte gefährlicher, weil er unentwegt ein Messerchen in die Luft warf und es immer wieder geschickt auffing, ohne jemals die Klinge zu treffen. Buldogge nahm neben dem Sprecher Aufstellung, wohingegen sich Messerfrettchen eher im Hintergrund und vor allem die Umgebung im Auge behielt.
Das Raubein jedoch hielt weiter auf Caleb und Madiha zu. Er blieb vor ihnen stehen, musterte beide, vor allem jedoch den Andunier. Caleb erwiderte den Blick und grinste dann in Erkennen. "Harm, das ist ja eine Ewigkeit her, seit i-" Mit ordentlich Wucht unterbracht ein Kinnhaken von rechts Calebs Begrüßung und brachte ihn ins Taumeln, bis er Halt an der Tunnelwand hinter sich fand. Harm, der seines Namens nach alles andere als harmlos war, massierte sich voller Genugtuung die Handknöchel. "Den schuldest du mir noch ... und mindestens eine halbe Drachme für dreizehn Jahre Verzug, Cal. Dreizehn Jahre, du kleiner Bastard! Ich hoffe, du hast mehr Geld als Schiss in deiner Hose, denn lebend kommst du ansonsten hier nicht mehr weg!"
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Madiha Al'Sarma
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Re: Hafenratten

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Freitag 17. November 2023, 20:03

Es war schon erstaunlich, wie sich alles, um den Raben zu drehen begann. Die meiste Zeit in seinem Leben, hatte Corax nur ein Sklave gewesen und hatte niemals mehr Aufmerksamkeit erfahren als die sadistische Ader eines Herrn oder Herrin. Er war nichts gewesen und auf einmal war er für viele sehr wichtig. Corax erfuhr eine Zuwendung, der er sich vermutlich nicht mal bewusst war. Was er wohl gerade trieb, als Madiha an ihn dachte? Ob er wusste, dass sie zusammen mit Caleb dabei war, sein Glück zu spinnen? In Madiha und Caleb hatte der Dunkle tatsächlich echte Freunde gefunden. Sie halfen ihm, ohne dass er es verlangte oder gar ahnte. Natürlich hatte Madiha zu Beginn ein wenig unbeholfen agiert, sodass Corax nie wieder an seine Eltern denken wollte, doch das würde sich schon ändern. Sie war voller Tatendrang, dass es so sein würde. Es musste sein. Es musste gut werden, denn sie selbst hatte den heimlichen Glauben, dass eine Familie immer etwas Gutes war.
Sie brauchte nur zu Caleb zu sehen. Er, der klar darüber gesprochen hatte, dass sein Vater ihn stets drangsaliert und niemals die Freiheit zum Atmen gewährt hatte. Er hatte am Grabe geweint und bereut, sich nie mit ihm versöhnt zu haben. Und Azura, die hier in Andunie noch ihre Mutter hatte. Auch sie sehnte sich nach ihrer Familie. Ihr war Familie sogar so wichtig gewesen, dass sie noch immer sauer auf Caleb war, weil er sie irgendwann einmal verschmäht hatte. Und Corax sehnte sich nach Geborgenheit, die er vielleicht bei seiner Familie finden könnte. Caleb hatte Recht… Sie mussten sich vergewissern, dass sie hier nicht das nächste Unheil beschworen. Corax durfte erst etwas davon erfahren, wenn sie beide sicher sein würden, dass es auch gut würde. Und bevor es soweit war, musste Madiha dafür sorgen, dass Caleb sich nicht wiedermal in Schwierigkeiten brachte. Denn in ein Haus einzusteigen – dafür fehlten Madiha deutlich die Kenntnisse. Und sie würde dafür sorgen, dass er nicht wieder an hinterhältige Fieslinge geriet, die ihm das Fell über die Ohren ziehen wollten. Spielerisch setzte sie ihre Magie in Form von Funken ein und warnte ihn, dass sie dabei sein würde, um ihn rauszuboxen, wenn es sein musste. Es war eine neue Seite an Madiha, die sie selbst auch noch nicht kannte. Das Leben in Freiheit war wie für sie gemacht, auch wenn sie immer mal wieder Rückschritte ging. Es dauerte eben seine Zeit, um zu lernen. Geduld… ein viel benutztes Wort, das Dunia gerne verwendet hatte. Geduld und Disziplin waren ihre Mittel zum Erfolg. Und Madiha wollte sie beherzigen. Seine Reaktion aber ließen sie überrascht schmunzeln. Nur zu gern ließ sie sich zu ihm ziehen und blickte auf, während das Feuer die Funken einstellte. "Es ist gut, jemanden bei sich zu wissen, der einem den Rücken deckt. Trotzdem sollten wir noch einen Trumpf parat haben." Sie lächelte leicht und nickte. „An was hattest du genau gedacht?“, fragte sie und legte ihre Handflächen an seine Brust. Caleb führte sie in die oberste Etage und blieb vor Jivvin’s Zimmer stehen. Das Mädchen blickte verwundert, sagte aber nichts. Er machte auf sich aufmerksam, doch es dauerte eine ganze Weile, bis sich die Bewohnerin des Zimmers blicken ließ. "Madi und ich gehen ... äh ... wir besuchen ein paar alte Freunde und ich bräuchte etwas in der Hinterhand, falls du verstehst."
"Dann sind es keine Freunde"
Die Elfe ließ sie eintreten, sodass Madiha folgte. Das Ambiente war doch eher düster, aber sie erlaubte sich darüber kein genaueres Urteil. Jeder so, wie er mochte. Madiha würde es anders mögen, sollte sie jemals ein eigenes Zimmer oder sogar eine Wohnung bewohnen. Doch das Mädchen wartete geduldig, bis Jivvin und Caleb ihr geschäftliches Miteinander ausgetauscht hatten. "Ich bräuchte eher etwas Unauffälliges für ... den Stiefel." Nun aber hob sie die Augenbrauen, als Jivvin’s Blick sich auf sie legte. „hm?“, fragte sie und ließ den Blick unsicher von der Elfe zum Dieb und zurückwandern. "Vergiftete Waffen sind nichts für euch, nehme ich an. Nein, ihr verletzt euch damit eher selbst." „Dann kannst du uns ja gleich das Gegengift…“, grinste Madiha kurz, als hätte sie vergessen, dass sie eigentlich schüchtern und zurückhaltend war. Etwas veränderte sich in dem Mädchen, was noch nicht recht greifbar war. Aber dass sie schnell lernte, stand außer Frage. So hielt sie wieder den Mund, als endlich die richtige Waffe gefunden wurde. Sie wollte schon beidrehen und das Zimmer verlassen, als der Blick der Elfe sie aufhielt. "Sie ist unauffälliger und somit besser versteckt bei jemandem, dem man keinen Angriff zutraut" Nun hoben sich die Augenbrauen der Sarmaerin und senkten sich sogleich wieder. Man traute Madiha sowieso nichts zu, dass wusste sie sehr gut. Aber der lange Blick, den Jivvin ihr gab, ließ sie zögernd nach der Klinge greifen. Madiha hatte noch nie bewusst eine Waffe in der Hand gehabt. Sie hatte noch nie etwas in der Hand gehabt, mit dem Ziel, jemanden ordentlich einzuschüchtern und im schlimmsten Fall zu verletzen. Das Mädchen war so nicht und es widerstrebte ihr irgendwie, sich damit nun auszustatten, obwohl sie gleichzeitig ein Gefühl von Stärke und Sicherheit verspürte. Trotzdem war sie sich nicht sicher bei dem Ganzen. Denn wenn es die Option erstmal gab… wie schnell würde sie sie dann auch ergreifen? Madiha zuckte zusammen, als Caleb einen Klaps auf den Hinterkopf erhielt. "Gib Estelle keinen weiteren Grund zur Trauer", forderte sie auf ihre Art und Madiha nickte leicht. „Werden wir nicht.“, versprach das Mädchen mit fester Stimme und folgte Caleb schließlich in unbekannte Gefilde.

Es regnete… Madiha spürte, dass dieser Regen nicht normal war. Was ihr anfangs noch gut gefallen hatte, störte sie plötzlich immer mehr. Es war, als zog sich etwas in ihr zurück, während sie dem ewigen Prasseln der Tropfen auf den Dächern der Stadt lauschten. Zumal ihre Kleidung immer wieder nass und schließlich auch klamm wurde. Sie trug einfache Hosen und ein einfaches Hemd, dazu Stiefel und einen längeren Mantel. Es war funktional und doch reichte es nicht, dass sie gänzlich vom Regen unberührt blieb. Auch fror sie mit einem Mal stärker als noch die Abende zuvor. Vielleicht hing es ja damit zusammen, dass sie ihre Magie besser annahm und jene nun mal das absolute Gegenteil zu Wasser waren. Andunie war in vielerlei Hinsicht nicht die perfekte Stadt für sie. Aber das würde sie nicht sagen. Zur Not würde sie eben ein Feuer entzünden, damit sie sich aufwärmen konnten. Das beherrschte sie ja inzwischen etwas. Ihre Gedanken aber halfen ihr auch nicht dabei, das olle Regenwetter zu vergessen. Sie folgte mit geducktem Kopf dem Dieb und achtete darauf, ihm alles gleichzutun, wenn sie das Gefühl hatte, dass es wichtig wäre. Caleb führte sie tatsächlich an äußerst dunkle Orte. Wo das Hafenviertel ohnehin schon anrüchig wirkte, war es dieses Plätzchen ganz bestimmt. Dunkelheit, Gerüche und Gesindel waren kaum zu ignorieren und so schloss Madiha etwas mehr auf, um ein minimales Gefühl an Sicherheit zu haben. Auch Caleb schien den gleichen Gedanken zu haben, denn er zog sie zügig weiter, als sich ein Schatten erleichterte. Kurz musste Madiha daran denken, wie ihr Leben wohl verlaufen wäre, wenn sie nicht an Abbas verkauft worden wäre. Sie blickte auf Caleb’s Hand, die ihre hielt, um sie fortzuziehen. Es war wie ein Symbol, als sie damals in Sarma allein auf dem Markt gewesen war und sich bereits einige Tage allein durchgeschlagen hatte. Damals hatte er sie ebenfalls fortgezogen und ihr zumindest ein Dach über dem Kopf beschert. Was wohl gewesen wäre, wenn sie nicht an ihn geraten wäre? Es war gewiss nicht das Leben gewesen, das sie hatte leben wollen. Bei weitem nicht! Aber es war auch nicht so gewesen, dass sie elendig auf der Straße dahingesiecht war. Es waren seltsame Gedanken, die sie hegte, denn ihr Leben war alles andere als angenehm verlaufen bisher. Sie wusste gar nicht, wo sie besser dran gewesen wäre. "Halt nach jemandem Ausschau, der...", riss Caleb sie aus ihren Gedanken und Madiha sah auf, doch wurden sie just in dem Moment unterbrochen. "Cal? Ernsthaft, bis du das?" Überrascht, dass jemand Caleb erkannte, blieb Madiha stehen. Sie musterte das Dreiergespann und legte ein wenig die Stirn in Falten. Keiner von ihnen sah aus, als ob er besonders freundlich wäre. Und der Messerwerfer schien mit seinen Kunststückchen eher ablenken zu wollen. Caleb aber erkannte den Raubeinigen in der Mitte offenbar wieder. "Harm, das ist ja eine Ewigkeit her, seit i-" Mit dem Schlag ins Gesicht von Caleb, zuckte Madiha augenblicklich zusammen und sah dem Andunier nach, wie er sich taumelnd an der Wand abstützte. „HEY!“, entfuhr es ihr und sie funkelte den Schläger wütend an. "Den schuldest du mir noch ... und mindestens eine halbe Drachme für dreizehn Jahre Verzug, Cal. Dreizehn Jahre, du kleiner Bastard! Ich hoffe, du hast mehr Geld als Schiss in deiner Hose, denn lebend kommst du ansonsten hier nicht mehr weg!". Seine Drohung hing klar und deutlich in dieser räudigen Ecke der Stadt. Madiha machte einen Schritt auf Caleb zu und legte ihre Hände an seinen Arm, um ihn anzusehen. „Geht es?“, raunte sie ihm zu und musterte besorgt sein Gesicht. Erst dann wandte sie sich um und blickte den Dreien entgegen. „Wenn du ihn tötest, bekommst du dein Geld auch nicht wieder. Und wenn du dreizehn Jahre auf sein Geld gewartet hast, dann scheint es deinem Geschäft ja schlecht zu gehen!“, fauchte sie zurück mit einer Schlagfertigkeit in der Stimme, die sie selbst etwas erschreckte. Madiha zuckte sogar leicht zurück, doch es war eben etwas anders. Sie war anders. Seit Kjetell’o sie dazu bekommen hatte, ihre Magie anzuerkennen und vor allem anzunehmen, waren die Blockaden in ihrem Innern verschwunden. Sie hatte ihrer Magie den Weg geebnet und jene war es auch, die ihr Stärke verlieh, ohne offenkundig aktiv sein zu müssen. Madiha hatte lange einen Teil von sich gar nicht gekannt. Jetzt aber, war er da und bei ihr. Sie war vollständig und das zeigte sich in einem neuen Selbstbewusstsein, das sie zumindest nicht mehr schreckhaft zurückzucken ließ. Natürlich war sie noch immer weltfremd und in vielen Dingen naiv. Aber gerade in solchen Situationen, Gefahrensituationen, spürte sie die Hitze in ihrem Innern aufwallen und aufkochen.
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Re: Hafenratten

Beitrag von Erzähler » Sonntag 19. November 2023, 08:34

Jivvin war nicht die einzige Frau mit einem besonderen Bezug zu Giften, die Madiha hatte kennen lernen dürfen. Schon bei Dunia zu Hause hatte sie in deren kleinem Schlafzimmer Bücher auf dem Wandregal entdeckt, die sich mit Giften beschäftigten. Dunia und Jivvin waren sich in mancher Hinsicht nicht einmal unähnlich. Auch die Dunkelelfe schien eine gewisse Form von Perfektion anzustreben. Diszipliniert war sie alle Mal. Sie beherrschte es, ihre Züge unter Kontrolle zu halten. Ihre Miene blieb unbewegt, als sie ein kleines, aber nützliches Stiefelmesser aushändigte - an Madiha. Sie reagierte auch kaum, als sie Caleb einen Klaps gegen den Hinterkopf verpasste. Lediglich ihre Warnung konnte nicht ganz verbergen, was sie fühlte. Die Elfe warnte den Dieb, seiner Mutter mit einem weiteren Tod - dem seinen - nicht noch mehr Kummer zu bereiten. Estelle van Tjenn hatte sich bereits in Jivvins Herz geschlichen.
In Madihas Herz gingen andere Vorgänge um. Noch nie hatte sie sich genötigt gefühlt, ein Messer auf eine andere Weise einzusetzen als damit Gemüse zu schneiden. Noch nie hatte sie eine Klinge gegen ein lebendes Wesen führen müssen. Ob sie es je herausfände? Da Caleb aber hatte vorsorgen wollen, schien eine geheime Waffe im Stiefel offenbar notwendig.
Spätestens als er Madiha erneut in den Hafenbezirk mitnahm, wusste sie auch, warum. Sie überquerten eine andere Schwelle Richtung Elend. Hier, unterhalb der Docks, stand die Luft. Nicht nur Salz schwängerte sie und auf die übrigen Ausdünstungen hätte die Sarmaerin am liebsten verzichtet. Unter den Docks lungerten Gestalten herum, denen man in ihrer Heimat sofort aus dem Weg ging, wenn man sie nur in der Ferne lauern sah. Caleb hingegen suchte sie gezielt auf. Nein, er suchte nach jemanden. Dass er ihn finden sollte, war wohl mehr Glück als Hoffnung geschuldet. Und dass der Gefundene - Harm - eindeutig einer von Calebs Kontakten war, zeigte sich schnell in seiner Reaktion einer physischen Wiedersehensfreude, als die Faust im Gesicht des Diebes landete.
Kanonenkugelkopf grunzte amüsiert auf, als Caleb fast den Halt verlor und nach hinten taumelte. Harm ließ seine Knöchel knacken. Blut tropfte von zweien herab. Der Schlag hatte gesessen. Madiha wandte sich sofort an ihren Begleiter. Caleb rieb sich das getroffene Kinn. Die Faust hatte aber auch einen Teil seiner Lippe erreicht. Von dort stammte das Blut. Die Haut war unter dem wuchtigen Schlag aufgeplatzt und ein kleines Rinnsal hing nun bis zu den Stoppeln an Calebs Kinn herab.
"Geht es?"
"Bestens", knurrte Caleb, ohne dass der Ärger Madiha galt.
"Was grunzt du da?", wollte Harm wissen. Er verstand folglich kein Sendli. Die Augen des Wüstendiebs blitzten auf. Er kehrte in den Stand zurück, um sich den alten 'Freunden' zu stellen, doch Madiha war schneller. Schon hatte sie sich zwischen die beiden Männer geschoben. Das Messerchen kam noch nicht zum Einsatz. Madiha brauchte es nicht - glaubte sie. Madiha spürte die Hitze ihrer Magie in sich. Sie trat nich unkontrolliert aus. Das würde nicht mehr geschehen. Das Feuer aber züngelte um ihr Herz, um ihre Seele herum. Es gierte nach Nahrung. Er wollte hervorbrechen, fressen, explodieren und verbrennen. Es wollte Rache für den Fausthieb.
"Wenn du ihn tötest, bekommst du dein Geld auch nicht wieder. Und wenn du dreizehn Jahre auf sein Geld gewartet hast, dann scheint es deinem Geschäft ja schlecht zu gehen!" Nicht nur Madiha zuckte vor ihrer eigenen Reaktion zurück. Harm stutzte, während er den Blick auf sie richtete. Seine Augen waren eiskalte, graue Stahlperlen in dem schartigen Gesicht. Trotzdem bewahrte er Ruhe, nachdem er Caleb eine erste Abreibung verpasst hatte. Wo der Glatzkopf nämlich schon nach vorn wollte, um Madiha für ihre Worte bluten zu lassen, da hielt Harm ihn nun zurück. Das Messerwiesel im Hintergrund hatte bislang überhaupt nicht reagiert. Es spielte weiter mit seiner Klinge, richtete seine Aufmerksamkeit aber eher auf die Gände des Tunnels.
"Wer ist die Kleine?", brummte Harm in Calebs Richtung. Er versuchte nicht einmal zu verbergen, dass er von Madihas Widerstand beeindruckt war. Caleb massierte noch immer sein Kinn. Er trat an Madihas Seite, um ihr eine Hand auf die Schulter zu legen - schwer, groß und warm.
"Beeindruckt?", erwiderte er. "Das ist Madi. Ich gehöre nun zu ihr, folge ihr. Sie ist eine Meisterdiebin, aber ihre wahren Stärken liegen in anderen Dingen." Caleb setzte sein vertraut spitzbübisches Grinsen auf. Harms Mundwinkel gesellten sich hinzu. Er betrachtete den alten Kameraden, dann Madiha. Die Wogen schienen mit einem Mal geglättet und das Raubein der Docks schien nicht an den Worten des Diebes zu zweifeln. Machte Madiha denn einen solchen Eindruck?
Harm winkte ihnen mit zwei Fingern zu und wandte sich um. Caleb schob Madiha an der Schulter, um ihr zu signalisieren, dass sie folgen sollten. Gemeinsam mit Kanonenkugel und Messerwiesel schoben sie sich an mehreren Kisten vorbei bis zu einer Bruchstelle im Gestein. Wasser von Seeseite aus schwappte hier herein, um ihre Stiefel zu küssen. Harm und seine Leute ignorierten es, ebenso wie Caleb. Er zögerte auch nicht, als es durch die Bruchstelle in düstere Gefilde hinein ging. Er schien diesen Ort bereits zu kennen.
Es war nicht allzu weit. Ein paar Abzweigungen führten unter dem steinernen Dock entlang und einmal auch an einer halb offenen Passage mit Holzpfählen hindurch, bei der sie erneut feuchten Grund überqueren mussten. Mit dem Labyrinth unter Sarmas Straßen war es jedoch bei weitem nicht zu vergleichen. Die Wege waren zwar etwas verschlungen, aber simpel genug zu merken, so dass Madiha notfalls auch allein wieder hinaus fände.
Am Ende des zuletzt eingeschlagenen Ganges erreichte die Gruppe einen kleinen Unterschlupf. Hier war es trocken und überraschend warm. Die Quelle bot ein kleines Feuerchen, über dem jemand ein Gitterstell aufgebaut hatte. Fisch und halb aufgeschnittene Zwiebeln lagen darauf, um zu braten. Über einem kleineren Feuer daneben stand ein Topf, in dem es ebenfalls köchelte. Eine kapuzierte Gestalt hockte vor beiden, rührte im Topf herum und drehte die Fische, wenn eine Seite braun genug geworden war.
"Was ist mit Fütter-uns-Friedrich passiert?", fragte Caleb, als sein Blick auf den Koch fiel. Harm hob nur die Schultern. "Falls du's noch nicht bemerkt hast: Andunie hat eine Belagerung hinter sich und gehört nun den Dunklen. Friedrich fütterte zuletzt die Fische." Damit war das Thema gegessen. Harm führte seine Gäste an den Kochfeuern in eine andere Ecke des Unterschlupfs. Dort hatte jemand versucht, eine Sitzrunde mit Kisten zu bilden, indem er Decken und Felle auf jenen ausgebreitet und sogar ein paar Säcke wie Kissen drapiert hatte. Aber es wirkte trotz allem gemütlicher als die Nische, welche den Halunken wohl als Schlafstätte diente. Dort lagen zwar mehr Decken herum, aber auch schmutzige Lumpen. Zwei Ratten hatten sich in die Laken gekuschelt, eine dritte tappte gerade über einen schlafenden Männerkörper hinweg und knabberte vorwitzig an dessen Ohr herum. Weitere Nager huschten immer wieder durch Lücken im Gestein durch den Unterschlupf. Niemand schien sich an ihnen zu stören.
"Setzt euch", forderte Harm seine Gäste auf, während er für den nötigen Platz sorgte. Er stieß mit seiner Stiefelspitze leicht gegen einen Haufen Lumpen auf einer Art Sofa, das aus Kisten zusammengeschoben worden war. Es kam Bewegung in die Kleidungsfetzen, so dass man erkannte, dass sie von jemandem getragen wurden. Die Gestalt war kleiner als Madiha und als sie unter dem Lumpenberg ein Gesicht ausmachte, erkannte sie große, braune Kinderaugen. Das Mädchen, das sie musterte, mochte nicht älter als neun oder zehn Jahre sein. Eine Narbe glitt ihr von einer Wange zur anderen, direkt über die Nase. Der unschuldige Glanz war aus ihrem Blick gewichen, aber die Seelenspiegel wirkten nicht von Furcht erfüllt. Trotz spiegelte sich in ihnen. Eine kämpferische Emotion, die Madiha von sich selbst zu kennen schien. Das Kind schob sich die Kapuze in den Nacken. Schwarzes, eher bubenhaft kurzes Haar kam zum Vorschein.
"Mach mal Platz für unsere Gäste, Krümelchen." Das Kind sprang auf und überließ Caleb und Madiha das Sofa. Harm setzte sich ihnen gegenüber auf eine Kiste und kurzerhand erklomm das Mädchen seinen Schoß. Sie lehnte unter einem Gähnen den Kopf an die Brust des Mannes, der ihr die Kapuze wieder überstreifte und dann einen Arm um ihren dürren Leib schlang. Die Geste wirkte väterlich.
Messerwiesel und Kanonenkugel verteilten sich im Raum. Beide strebten die Ecke mit den Kochfeuern an und schon bald hörte man den Klaps eines Kochlöffels auf blanker Haut, als der vermummte Koch dem Wiesel das Instrument überzog. Selbst im Untergrund herrschten Regeln.
"Es läuft mehr als schlecht", griff Harm das Gespräch von den Tunneln plötzlich wieder auf. "Wie ich schon sagte: Die Stadt gehört jetzt den Dunklen. Wir haben nicht nur unsere Leute verloren. Viele unserer Kontakte sind gefallen, Cal. Ich gebe zu, ich habe Probleme, die Gruppe über Wasser zu halten. Deine ausstehenden Schulden - plus Zinsen! - kommen also gerade Recht. Her damit, mein ... Freund."
Caleb hob sofort beschwichtigend die Hände. "Eine halbe Drachme ist eine Unsumme, Harm. So viel schulde ich dir nicht."
"Dreizehn Jahre, in denen ich sie nicht eingetrieben habe, sind eine Unsumme, Cal ... auf deinem Konto der Gnade, die ich dir entgegenbringe." Sein Ton wurde schärfer, drohte in ein Brüllen umzuschlagen, doch als das Mädchen an seiner Brust den Kopf hob, kehrte Selbstbeherrschung in Harm zurück. Deutlich ruhiger fügte er an: "Ich hab Mäuler zu stopfen, Cal. Deines nicht mehr, aber genug andere. Die Nächte sind kalt, die Docks sind nass. Verdammt, du kennst es. Aber jetzt fehlen mir Aufträge, um uns durch den Tag zu bringen. Dunkelelfen verhandeln ungern mit ... unserem Schlag. Sie versklaven lieber. So'ne Scheiße!" Wieder schaute das Mädchen auf. Harm tätschelte ihren Kopf. "Schlaf weiter, Krümel."
"Eine halbe Drachme ... ich weiß nicht, ob ich die sofort aufbringen kann, Harm." Caleb stieß Luft durch seine gepressten Lippen aus. Er schaute zu Madiha herüber. "Aber wir planen eine Kleinigkeit, vielleicht gibt's da was zu holen. Dafür benötigen wir jedoch Ausrüstung."
"Du kommst verschuldet hierher, um mich um neue Gefallen zu bitten, Cal?!"
Der Wüstendieb grinste schief und entwaffnend. "Du kriegst deine Zinsen nicht, wenn ich erwischt werde."
Daraufhin brummte Harm nur: "Als würde jemand Cal, den Grinser jemals erwischen. Flinker als unser Wiesel, gerissener als Fux - die Götter mögen seinen Rotschopf ruhen lassen. Du weißt, dass du der Beste unserer Truppe bist, gleich nach mir. Dich erwischt niemand so schnell."
"Mit der richtigen Ausrüstung." Harm lachte. Dann lehnte er sich auf der Kiste zurück, bis er andere davon im Rücken hatte, um sein Gewicht und das seines Krümelchens halten zu können. Er winkte auffordernd, nicht nur in Calebs Richtung. "Überzeugt mich, euch zu helfen. Du kennst das Spiel, Cal. Aber lass deine Meisterdiebin mal spielen." Er nickte Madiha zu. "Mach mir ein Angebot, Meisterin Madi, das ich nicht ablehnen kann. Warum sollte ich diesem treudoofen Halunken helfen? Seine Schulden bezahlt er nicht zeitig zurück, du musst mir also was bieten, damit ich Ja sage."
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Re: Hafenratten

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Freitag 24. November 2023, 13:18

"Geht es?"
"Bestens"
„Was grunzt du da?!“
Madiha wandte den Blick und spürte eine gewisse Wut in sich aufkommen. Den Zorn kannte sie bereits aus früheren Situationen mit Khasib aber dass sie jenen auch einfangen und kontrollieren konnte, war neu. Sie fuhr nicht sofort aus der Haut, sondern spürte lediglich die Wärme in ihrem Innern. Das Feuer war ein Teil von ihr geworden und sie hatte Kontrolle darüber. Sie hatte dem feurigen Hengst die Zügel angelegt, wie Kjetell’o es verlangt hatte. Sie war Herrin der Situation und konnte selbstbestimmen. Was aber nicht hieß, dass sie nicht ein wenig selbstbewusster antwortete, als sie eigentlich gewohnt war. Doch es stand ihr ganz gut zu Gesicht, sich etwas wehrhafter zu zeigen. Sie hatte sich noch nie unterkriegen lassen und all das, was sie überlebt und ertragen hatte, konnte ihr entweder den Boden unter den Füßen wegziehen oder aber es näherte ihre Stärke. Und Madiha hatte Glück gehabt, dass Caleb an ihrer Seite geblieben war. Dass der Dieb sein Herz für das Sklavenmädchen hatte öffnen können und sie in seinen Armen einen Schutz erfuhr, den sie sonst wohl niemals gehabt hätte. Madiha durfte wachsen. Und sie nahm es dankbar an. So straffte sie ihre schmalen Schultern wieder etwas mehr, nachdem sie vorerst zurückgezuckt war. Unter dem Blick von Harm aber spürte sie ihren angeborenen Trotz. Und er konnte ihn tatsächlich in ihren Augen erkennen. "Wer ist die Kleine?" Diesen Spruch hatte sie so oft zu hören bekommen, aber hier war wieder etwas anders. Harm war nicht anzüglich, geiferte nicht, sondern schien… beeindruckt.
Er verbarg es nicht, er war interessiert an ihr, wie kaum ein anderer. Er wollte scheinbar wissen, was sie zu sagen hatte. Und auch das half Madiha, sich etwas größer zu fühlen und gerader zu stehen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und reckte das Kinn. “Beeindruckt?“, hörte sie Caleb sagen und musste sich ein Grinsen verkneifen. Er legte einen Arm um sie und Madiha musste kurz das Gewicht verlagern, sonst wäre sie noch gegen ihn gekippt. "Das ist Madi. Ich gehöre nun zu ihr, folge ihr. Sie ist eine Meisterdiebin, aber ihre wahren Stärken liegen in anderen Dingen." Ihr wurde mit einem Mal schlecht. So schön das Hochgefühl auch gewesen war, das war eine Lüge der Extraklasse und Madiha war gewiss keine Meisterdiebin! Was tat Caleb da?! Dennoch versuchte sie sich nichts anmerken zu lassen. Ihr Herz klopfte, was sie aber durch ein betont lässiges Gesicht zu kaschieren versuchte. Auch das war eine Wirkung des Vertrauens, das Caleb in Madiha setzte und sie in ihm. Sie vertraute ihm, dass er wusste, wohin das führen sollte. Und sie würde ihn nicht verraten, indem sie ihn fragte, was das alles sollte. Und es schien tatsächlich zu funktionieren, denn Harm lächelte mit einem Mal und zweifelte nicht mal kurz an den Worten des Anduniers. Madiha schluckte trocken. Sollte denn jemand etwas anderes in ihr sehen können als das, was man sie gelehrt hatte? Abgesehen von Caleb natürlich. Konnte sie ihr Schicksal derart neuspinnen?

Ihr fiel auch Dunia ein in diesem kurzen Moment, wo die Männer ihren Klinsch beilegten für den Moment. Dunia, Jakub, Jivvin, Kjetell’o, Corax und Caleb. Sie alle sahen etwas anderes in ihr als ihr Schicksal es geplant hatte. Sie alle sahen, was Madiha sich jeden, verdammten Tag einzureden versucht hatte. Dass sie mehr war. Dass es mehr geben musste. Madiha musste an sich halten, nicht eine gerührte Träne zu verdrücken. Sie schluckte ihre Freude über diese Wendung herunter. Und sie spielte ihre Rolle weiter, die Caleb für sie ausgesucht hatte. Sie wurde von Caleb etwas angeschoben, weil sie verpasst hatte, dass sich die Diebe in Bewegung setzten und folge dann in das Versteck hinein. Der Weg war nicht schwer zu merken und instinktiv bemühte sie sich darum, sich gewisse Gabelungen oder Eckpunkte einzuprägen. Sie erinnerte sich kurz an das komplizierte System in Sarma, konnte aber keine ähnlichen Markierungen entdecken. Die Diebeshöhle dann aber war auch weitaus schmuckloser. Ihre Augen suchten den Unterschlupf ab und fanden so einige Dinge, die eher mitleiderregend statt beängstigen waren. Auch die Sitzecke war mehr notdürftig zusammengesucht. Madiha erkannte, dass es den Leuten unter Harm tatsächlich nicht gut ging. Die Belagerung brachte ein funktionierendes Gefüge aus dem Gleichgewicht. Sie setzte sich, wie aufgefordert und beobachtete dann, wie unter dem Lumpenberg ein Kind hervorgekrochen kam und sich auf den Schoß von Harm verkrümelte. Madiha folgte dem Mädchen mit den Augen und runzelte leicht die Stirn. Das schwarze Haar, die großen, glücklosen Augen, die Narbe, die Statur. Madiha konnte nicht verhindern Parallelen zu erkennen und sich in ihre eigene Kindheit zurückgesetzt zu fühlen. Sie beobachtet Harm, wie er sich scheinbar väterlich um das Kind kümmerte und musste erneut schlucken, um nicht vor Weichheit noch aufzufallen. Kurz schenkte sie dem Mädchen ein Lächeln, wenn jenes sie ansah, doch dann senkte sie den Blick und blieb weiterhin schweigsam. Nun war Caleb dran, denn es war sein Metier.
Er wusste, wie er mit diesen Leuten zu reden hatte und er wusste, wie er sie dazu bringen konnte das zu tun, was sie wollten. "Es läuft mehr als schlecht. Wie ich schon sagte: Die Stadt gehört jetzt den Dunklen. Wir haben nicht nur unsere Leute verloren. Viele unserer Kontakte sind gefallen, Cal. Ich gebe zu, ich habe Probleme, die Gruppe über Wasser zu halten. Deine ausstehenden Schulden - plus Zinsen! - kommen also gerade Recht. Her damit, mein ... Freund." Madiha ahnte, das Harm nicht aufhören würde, nach dem Geld zu fragen. Und sie war sich sicher, dass er sie nicht gehenlassen würde, wenn sie nicht einwilligten es zu beschaffen. Auch das erinnerte sie an die Diebeshöhle in Sarma. "Eine halbe Drachme ist eine Unsumme, Harm. So viel schulde ich dir nicht."
"Dreizehn Jahre, in denen ich sie nicht eingetrieben habe, sind eine Unsumme, Cal ... auf deinem Konto der Gnade, die ich dir entgegenbringe."
Die Situation war angespannt. Sie konnte erkennen, dass Harm das Wasser bis zum Hals stand. Und er kümmerte sich um seine Leute – sein Kind. Madiha spürte, wie Mitleid aufkommen wollte. "Ich hab Mäuler zu stopfen, Cal. Deines nicht mehr, aber genug andere. Die Nächte sind kalt, die Docks sind nass. Verdammt, du kennst es. Aber jetzt fehlen mir Aufträge, um uns durch den Tag zu bringen. Dunkelelfen verhandeln ungern mit ... unserem Schlag. Sie versklaven lieber. So'ne Scheiße!" Sie verstand es. Sie verstand es tatsächlich, denn Harm wollte seiner Pflicht nachkommen.

Ihr Blick wanderte noch mal über diejenigen, die ebenfalls in der Höhle waren. Er hatte ihnen ein Versprechen gegeben und konnte es nicht halten. Nicht mehr. "Eine halbe Drachme ... ich weiß nicht, ob ich die sofort aufbringen kann, Harm." Madiha war abgelenkt, doch bei den nächsten Worten schaute sie auf und starrte Caleb an. "Aber wir planen eine Kleinigkeit, vielleicht gibt's da was zu holen. Dafür benötigen wir jedoch Ausrüstung."
"Du kommst verschuldet hierher, um mich um neue Gefallen zu bitten, Cal?!"
Sie wollte ihm Einhalt gebieten, wollte, dass er das nicht sagte. Madiha’s Herz schlug schneller. „Caleb…“, raunte sie und schüttelte kaum merklich den Kopf. Sie konnten ihr Vorhaben nicht darauf verwenden, diesen Dieben das Geld zurückzuzahlen. Sie wollten doch nur gucken! Sie wurde nervös. Aber Caleb war die Ruhe selbst und folgte diesem Pfad. "Du kriegst deine Zinsen nicht, wenn ich erwischt werde." "Als würde jemand Cal, den Grinser jemals erwischen. Flinker als unser Wiesel, gerissener als Fux - die Götter mögen seinen Rotschopf ruhen lassen. Du weißt, dass du der Beste unserer Truppe bist, gleich nach mir. Dich erwischt niemand so schnell."
"Mit der richtigen Ausrüstung."
Caleb’s Ruf eilte ihm voraus und wurde auch nicht vergessen. Es erfüllte Madiha schon mit Stolz, aber hier ging es nicht um sie. Sie wollten etwas für Corax tun und wenn sie stehlen sollten, konnte das ungemein viele Probleme schüren. Madiha war nicht wohl dabei. "Überzeugt mich, euch zu helfen. Du kennst das Spiel, Cal. Aber lass deine Meisterdiebin mal spielen. Mach mir ein Angebot, Meisterin Madi, das ich nicht ablehnen kann. Warum sollte ich diesem treudoofen Halunken helfen? Seine Schulden bezahlt er nicht zeitig zurück, du musst mir also was bieten, damit ich Ja sage." Madiha hob den Blick und musterte Harm einen Moment. Dann sah sie zu Caleb und versuchte ihm nonverbal zu zeigen, dass sie doch keine Ahnung hatte. Madiha war niemand der stahl oder korrupte Geschäfte einfädelte. Ihr Herz pochte aufgeregt und sie wandte den Blick zurück zu Harm. Was nun? Sie spürte, dass sie bereits nervös zu werden drohte, aufgrund der Stille, die sich nicht zu lange ziehen durfte. Was sollte sie also tun? Ihr fiel nichts ein… Ihr Kopf wirkte wie leergefegt. Erneut schluckte sie und ihr Blick fiel auf das Kind. Madiha wusste, dass Harm ein Angebot brauchte. Ihm ging es schlecht und sie wollten kostenlos Equipment. Was konnte sie ihm anbieten, dass er auch tat, was sie wollten? Ihr Blick glitt zu Caleb und sie mochte es nicht, dass er sie in diese Lage drängte. Sie wollte auch nicht, dass dadurch ihr Vorhaben ins Schwanken geriet, dass Corax eventuell ein wenig Heimat zurückerhielt. Doch nun galt es zu Überzeugen – sich selbst und vor allem Harm. „Nun…“, begann sie und räusperte sich. Sie versuchte selbstbewusst zu klingen, wie eben, als die Wut über den Schlag sie dazu veranlasste. „Wir haben Informationen erhalten, dass es in einem der besetzten Häuser ordentlich etwas zu holen gibt. Wir haben aus zuverlässiger Quelle erfahren, dass es sich um äußerst wohlhabende Dunkle handelt.“, sprach sie und wurde ein wenig mutiger. Sie grinste nun sogar, als wäre es ihr ein innerstes Bedürfnis für die Armen und Schwachen, dem einfach Volk einzustehen.
Madiha setzte sich aufrecht hin und fand einen Zugang zu der Rolle der ‚Meisterdiebin‘, mit jedem Wort, das sie sprach. „Wenn wir uns davon überzeugen können, dass es der Wahrheit entspricht, was unsere Quelle verlauten ließ, wirst du deine Mäuler die nächsten Monate stopfen können.“, sie sah zum Fisch. „Ohne den weggeworfenen Fisch von anderen essen zu müssen.“, packte sie ihn – hoffentlich – bei seiner Verantwortung. Madiha versuchte zumindest so zu wirken, als würde sie dieses Spiel nicht gerade seit 2 Minuten spielen. „Ich bin auf Anraten von Cal“, sie benutzte mit Absicht den Spitznamen, den Harm verwendete, „hierher nach Andunie gekommen, um mich persönlich davon zu überzeugen, dass es hier noch etwas gibt, was ich noch nicht gesehen habe. Und wenn es stimmt, dann... bringen wir dir auch etwas Schönes mit. Wenn nicht... Nun, wir einigen uns dann schon.“, trug sie ein wenig dicker auf und räusperte sich. Vielleicht etwas zu viel, aber sie war eben eine Meisterdiebin. Und Harm hatte Caleb’s Fähigkeiten mehr als gelobt. Er folgte ihr, Madiha, also… Nun blieb abzuwarten, ob es auch Wirkung hatte.
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Re: Hafenratten

Beitrag von Erzähler » Sonntag 26. November 2023, 15:49

Es war eine Sache der Beherrschung. Seit Madiha erste Einblicke durch Kjetell'os Unterricht erhalten hatte, lernte sie vor allem, ihre Magie zu beherrschen. Dabei unterwarf die jene nicht und das machte für eine ehemalige Sklavin einen wichtigen Punkt aus. Sie suchte tief in ihrem Inneren den Kern für all die Kraft, welche sich oftmals in überemtionalen Situationen entfaltete. Sie fand dadurch zu ihrem inneren Feuer. Doch anstatt es unter einer Kuppel klein zu halten oder unkontrolliert ausbrechen zu lassen, spielte sie damit. Sie begrüßte es wie einen Freund, wärmte sich an ihm, wohingegen das Feuer geduldig wartete, genährt zu werden. Madihas Form von Beherrschung ging von gegenseitigem Respekt aus. Sie lenkte ihre Kräfte, weil sie darauf vertraute, dass sie ihr gehorchen würden. Im Gegenzug schenkte sie ihnen eben die Freiheit, nicht in ihrem Inneren eingesperrt und verborgen zu bleiben. Es war eine Art Handel, den sie nur zu gern eingegangen war und nicht mehr missen wollte. Durch diese Handhabung wurde sie belohnt. Auch das Feuer war bereit, sich an die unausgesprochene Abmachung zu halten. Es züngelte in ihr empor, aber nicht mehr mit dieser zerstörerischen Wut, sondern mit Wärme. Jene durchfuhr ihre Glieder, erinnerte die Sarmaerin nicht nur an den warmen Sand ihrer Heimat, sondern auch daran, dass sie sich nicht jedes Mal physisch oder mit Worten verteidigen müsste. Wenn es hart auf hart käme, brächen die Flammen aus und würden sich dennoch an ihre Anweisungen halten - vorerst jedenfalls. Denn bislang hatte es keinen Grund mehr für das Feuer gegeben, sich unkontrolliert und in alle Richtungen auszubreiten. Wahlloses Fressen führte zu Übersättigung und hinterließ Folgen, mit denen alle würden umgehen müssen, auch das Feuer selbst. Wenn die Hülle - Madiha - aufgrund seines Brandherdes mental instabil würde, könnte sie es nicht mehr rufen und die Flammen wären auf's Neue tief in ihr eingesperrt. Nein, so wie es aktuell lief, entwickelte sich etwas Neues und Besseres. Das Feuer spielte mit. Es ließ sich am Zügel führen und war bereit, einen Ritt mit seiner Leiterin zu wagen, sobald auch sie die Freiheit spüren wollte.
Madiha aber blieb beherrscht. Das schuf Selbstbewusstsein, mit Situationen umzugehen, bei denen sie früher in alte Schemata zurückgefallen wäre. Nun ließ sie nicht länger zu, dass man über ihren Kopf hinweg redete. Sie war keine Sklavin mehr und auch nicht mehr das dürre Mädchen, mit dem man anstellen konnte, wonach einem beliebte. Sie war nicht länger willenlos, im Gegenteil. Hier und jetzt, an Calebs Seite, zeigte sie ihren Willen.
Auch das wurde belohnt. Harm wirkte aufrichtig beeindruckt von ihr und hakte sofort bei Caleb nach. Nur der Dieb blieb wie er war, machte Madiha sofort zu einer Meisterin ihres Fachs und sich selbst zu ihrem treuen Gefolgsmann. Erstmals glaubte die junge Frau, die Kontrolle zu verlieren. Caleb war ein Feuer, das sie mit Wärme und hypnotischem Funkeln in den Augen anzog, aber das sie nicht kontrollieren konnte. Nicht durfte, denn dann würde er erlöschen, so fürchtete sie. Das führte allerdings auch immer wieder dazu, dass er gedankenlos seine Grenzen überschritt.
Madiha versetzte er innerlich in Panik. Selbst ihr Feuer schien für einen Moment wie erstarrt zu sein. Dafür schien ihr Magen sich zu verknoten. Was sagte Caleb denn da?! Sie und eine Meisterdiebin?! Wenn das nicht nach hinten losging...
Vor Harm gab sie sich jedoch keine Blöße. Nach außen hin spielte Madiha mit, verzog keine Miene, als sei zumindest für sie nichts Neues daran, plötzlich auf die Ebene einer meisterlich befähigten Diebin gestellt zu werden. Sie musste diese Rolle kaschieren. Alles andere hätte bedeutende Konsequenzen gehabt, wenn sie an den Faustschlag zurückdachte. Harm handelte schnell. Sie durfte aber ebenso erkennen, dass er eine weiche Seite besaß. Spätestens als sich das Krümelchen von ihrem Schlafplatz löste, um auf seinen Schoß zu klettern und sich dort neuerlich anzuschmiegen, sah Madiha es. Sie sah sich selbst. Haare, Haut und der dürre Körper wiesen hohe Parallelen zu ihr auf und auch sie hatte sich auf so manchem Schoß niederlassen müssen. Aber Harm war nicht Khasib, er war das, was Madiha nie kennengelernt hatte. Er zeigte sich dem Kind gegenüber so väterlich wie es ein Mann seines Alters nur sein könnte. Keine seiner Zärtlichkeiten besaß einen zweideutigen Charakter. Seine Pranken tätschelten fürsorglich den dunklen Schopf und legten sich beschützerisch um den kleinen Leib. So war auch die Reaktion des Mannes nachvollziehbar. Er sah sich in der Verantwortung, die kleine Bande am Leben zu erhalten. Leider tat er sich schwer damit, seit die dunklen Völker Andunie erobert hatten. Ihm schwammen die Felle weg. Dann jemanden wie Caleb wiederzusehen, der ihm offenbar einen ganzen Batzen an Geld schuldete, war für ihn ein Lichtblick hinaus aus seinem Dilemma. Dafür beförderte es den Wüstendieb und Madiha in ein neues hinein.
Ob eine halbe Drachme wirklich gerechtfertig war, blieb einmal außen vor. Madiha kannte die Bedeutung dieser Summe. Sie hatte niemals so viel Geld in ihrem Leben gesehen, aber wohl erinnerte sie sich an Handelsgespräche zwischen Abbas, Khasib und anderen reichen Pfeffersäcken. Wenn diese über Geld sprachen, wurden Füchse nicht einmal als existent angesehen, Lysanthemer verlacht. Nein, bei ihren Geschäften ging es immer nur um die großen Münzen, die goldenen Drachmen. Folglich schuldete Caleb seinem alten Freund wahrlich eine ganze Menge.
Die Faelyn-Familie hatte sich hier irgendwo breitgemacht. Sie besaßen ein Haus, hatten es beansprucht so wie Jivvin es mit dem Heim der van Tjenns getan hatte. Und wenn der Faelyn-Unterschlupf nur halb so gut ausgestattet war wie Calebs Heim, könnte man mit dem Verkauf einiger Bilder, Statuen oder anderer Schmuckstücke sicher an eine halbe Drachme herankommen. Das Problem bestünde darin, dass sie und Caleb diese Gegenstände entwenden müssten. Und falls sich wirklich herausstellte, dass Corax Teil der Faelyn-Elfen war, fühlte es sich an, als würde Madiha ihrem rabenhaften Freund die familiäre Grundlage unter dem Schnabel hinweg stehlen. Schlimmer ginge es wohl nur aus, falls sie erwischt würden. Dann wäre jeglicher Versuch, eine Verbindung zwischen Corax und Emmyth aufzubauen, dahin. Und trotzdem schlug Caleb vor, sich ausgerechnet in ihrem Haus zu bedienen.
"Caleb..."
Er hörte sie. Er schaute zu Madiha hin und bemerkte durchaus, dass sie marginal den Kopf schüttelte. Sie hingegen konnte etwas in seinem Blick finden. Sie kannte Caleb lange genug, um den Ernst darin zu erkennen. Oh, er wusste sehr gut, worum es ging. Ihm war bewusst, was er hier sagte. Es kam nicht gedankenlos, nicht arglos über seine Lippen. Vielmehr improvisierte er mal wieder und geriet mit sienem Hals nur enger in die Schlinge. Er redete sich um Kopf und Kragen. Allerdings verzweifelte Caleb nicht daran. Er würde sich eine Lösung einfallen lassen, wenn die Zeit dafür rief wäre. Das war seine Art, Dinge anzugehen. Jemand wie er nahm nun einmal jedes Fettnäpfchen mit. Aber er war oft genug damit davongekommen. Cal, der Grinser ... so nannte ihn Harm. Er hatte sich einen Namen gemacht, weil er gewisse Erfolge erzielte. Harm traute ihm auch jetzt noch, nach all den Jahren und trotz der Tatsache, dass er sich klammheimlich aus dem Staub gemacht hatte, um einem Schuldenberg zu entkommen. Andere hätten sofort mit dem Leben bezahlt. Caleb hingegen redete sich irgendwie immer wieder heraus.
Jetzt ging der Kelch jedoch an sie, an Madiha. Harm erwartete von ihr ein Angebot, weshalb er seine letzte Ausrüstung für diesen Bruch verleihen sollte. Da hatte Caleb ihr ja etwas eingebrockt. Natürlich musste sie als Meisterdiebin die Verhandlungen führen, wenn sie zugegen war. Sie ließ keine Handlanger für sich sprechen. Oh, Caleb hätte die Rollen tauschen sollen! Madihas Gedanken wirbelten panisch in ihrem Kopf umher. Ihr Herz drohte damit, sich ein Loch durch die Brust zu hämmern. Ihr Magen bildete Dutzende neue Knoten. Sie fühlte sich so unwohl wie lange nicht mehr. Nicht einmal Jivvin gegenüber hatte sie diese Unbehagen gespürt, ehe sie erkannte, wie gerecht die Dunkelelfe doch sein konnte. Aber auch Harm besaß seine guten Seiten. Daran musste sie ihre Strategie aufknüpfen.
Caleb unterstützte sie nahezu unbemerkt. Er drückte seinen Schenkel gegen ihr Bein und als Madiha noch einmal flüchtig zu ihm herüber schaute, begegnete sie einem entschlossenen Blick. Er verkündete ihr schweigend, dass sie nur die richtige Entscheidung treffen konnte und ganz gleich, wie diese aussähe, würde Caleb hinter ihr stehen.
Aber langsam musste sie reagieren. Die Stille dehnte sich schon einen Deut zu weit aus. Madiha fokussierte ihren Blick auf Harms Krümel von einem Mädchen. Ihr Aussehen verschaffte ihr die innere Ruhe, die sie nun brauchte. Sie musste an das Herz des Mannes appellieren. Er war ein guter Geselle. Das musste er sein, wenn Caleb nicht schlecht über ihn sprach. Das musste er angesichts dr Zuneigung sein, die das Krümelchen für ihn empfand. Das würde er sein, wenn Madiha mit ihm fertig war!
Manthala lächelte offenbar auf sie herab, denn Madiha ging geschickt vor. Sie gab Informationen über ein Zielhaus preis, ohne Namen zu nennen. Sie schenkte Harm nur so viel Wissen, wie er benötigte, um eine Entscheidung zu treffen. Ansonsten aber hielt sie sich zurück. Falls nichts aus ihren Geschäften würde, konnte der Bandenführer sich wenigstens nichts unter den Nagel reißen. Solche Taktiken wandten nur Anführer an. Madiha ging in ihrer Rolle als Meisterdiebin zumindest auf Verhandlungsbasis schon einmal auf. Und Harm schien diese Art des Gesprächs zu schätzen. Er musterte sie ruhig, streichelte den Kopf seines Kindes und wirkte alles in allem entspannt.
"Ist nicht das erste Mal, dass du dich verschuldest, Cal", wandte er nach Madihas Worten den Blick ab und richtete ihn auf den Dieb. Der Angesprochene hob die Schultern an und setzte ein entwaffnendes Lächeln auf. Harm erwiderte es mit einem breiten Grinsen. Dann hob er seine Hand vom Kopf des Krümels und deutete mit einem Finger samt Dreck unter dem Nagel auf seinen Gegenüber. "Aber du hast auch immer alles zurückgezahlt und dabei niemals einen Finger verloren."
"Man muss mir nur genug Zeit geben ... und Ausrüstung, Harm", konterte Caleb. "Du hast Madi gehört. Du kannst darauf bauen, dass sie weiß, was sie tut. Und sie hat ein Auge für wertvolle Dinge."
"Du meinst, weil sie nur die Besten um sich schart?" Beide Männer lachten kurz auf. "Es ist durchaus was dran", fuhr Harm schließlich fort. "Aber wenn dem so ist, will ich mit von der Partie sein. Ich bin einverstanden. Ihr bekommt Ausrüstung von mir. Cal, lass dich eindecken." Mit einem Pfiff signalisierte Harm dem Messerspieler, dass er ihn benötigte. Jener wuselte sofort heran, was dem Krümel zum Anlass gab, seinen Platz aufzugeben. Das Kind huschte davon in Richtung des Feuers, um sich neben die vermummte Gestalt zu setzen. Dem Klingenhalunken traute sie offenbar nicht.
"Messer, deck unsere Teilzeitverbündeten ein. Und hab ein Auge darauf, dass wir unsere Sachen wiederbekommen. Ich verlassem ich auf dich."
Der Halunke nickte nur und winkte mit seiner Klinge, ihm zu folgen. Caleb erhob sich und auch von Madiha wurde es erwartet. Weit kamen beide nicht. Es ging nur in eine andere Ecke des Unterschlupfes. Dort stapelten sich ein paar Kisten, Fässer und anderer Krimskrams. Messer durchsuchte gezielt einige Vorräte. Er drückte Caleb bereits einiges an Utensilien in die Hand, ohne dass dieser auch nur nennen musste, was er brauchte. Es gab offensichtlich eine Standardausrüstung, wenn man einen Einbruch plante.
Caleb und Madiha erhielten gleich zwei Seile. Eines war doppelt so lang, aber beide wirkten stabil. Außerdem legte Messer noch einen Kletterhaken hinzu, den man bei Bedarf an einem der Seile befestigen konnte. Darüber hinaus erhielten sie eine eiserne Brechstange und einen Satz Werkzeuge zum Schlossknacken. Madiha sah auf Anhieb, dass mindestens die Hälfte der fünf Dietriche rostige Stellen aufwiesen. Harm hatte nicht untertrieben mit seiner Sorge. Die Hafenratten pfiffen aus dem letzten Loch und vermutlich gaben sie gerade ihre beste Habe aus der Hand.
"Braucht ihr auch Waffen?", gab Messer zum ersten Mal seine Stimme preis. Sie war rau wie ein morsches Brett. Entweder liebte er Alkohol oder Tabak, vielleicht beides. In jedem Fall schien er jeglichen Gewinn an Beute in diese Richtung umzusetzen. "Mit Giften oder magischem Schnickschnack können wir nicht mehr dienen. Also seht zu, dass ihr was Anständiges mitbringt." Er bleckte die Zähne. Dann lehnte er sich an eines der Fässer. Caleb untersuchte die Ausrüstung, packte alles zusammen und ließ sich dann einen Rucksack reichen, um es zu verstauen. Der war inbegriffen, irgendwo musste er ja auch seine Beute packen. Also reichte Messer ihm auch noch einen Jutesack.
Caleb nickte Madiha zu. Mehr konnten sie wohl nicht erwarten. Es sei denn, seine Begleiterin brauchte noch etwas. Solange es nicht zu ausgefallen war, konnte sie darauf hoffen, dass Messer es aus einer der Kisten zauberte.
"Ihr geht heute noch?", rief Harm von seinem Platz aus. Caleb schaute Madiha an. Dann antwortete er: "Wir schauen uns den Zielort heute zumindest an. Drängel nicht, Harm. Du weißt, dann geht's schief."
"Aye, du besserwisserischer Bastard!" Wieder lachten beide Männer. Die Stimmung war trotz allem tatsäch weniger angespannt als der erste Schlag gegen Calebs Kinn vermuten ließ. Es sah auch nicht mehr schlimm aus. Ein Bluterguss würde sich bilden, aber wenigstens war nichts geschwollen und das kleine Rinnsal Blut von seiner Lippe war ebenfalls schon getrocknet. "Wollen wir los?", raunte der Wüstendieb Madiha zu. Den Weg zum Zielort kannten beide. Blieb zu hoffen, dass das Haus Faelyn auf zahlreiche Wachposten verzichtete.
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Re: Hafenratten

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Donnerstag 30. November 2023, 17:25

Es war schon ein gewagtes Spiel, dass Madiha sich mit einem Mal als Meisterdiebin aufspielte. Nun, zugegebener Weise nicht ganz freiwillig, denn Caleb hatte die Sarmaerin in diese Lage gebracht, doch sie wollten auch etwas erreichen. Und Madiha hatte in ihrem Leben nicht oft Gelegenheit gehabt, aktiv etwas zu einer Sache beizusteuern. Die letzte große Entscheidung, die sie traf, hätte sie fast alle getötet und sie durfte ihre Gedanken diesbezüglich nicht wieder zulassen, wenn sie jetzt Stärke demonstrieren wollte. Unsicherheit war gewiss etwas, das Harm sofort roch. Also straffte Madiha die Schultern und … war eine Meisterdiebin. Anfänglich noch ein wenig sparsam und zögerlich, doch mit jedem Wort, das ihre Lippen verlassen durfte und bei dem sie nicht unterbrochen wurde, wurde sie mutiger. Am Ende trug sie sogar etwas dicker auf, sodass sie sich fragen musste, ob es vielleicht zu viel gewesen war.

Harm’s Blick musterte Madiha einen Moment, doch er wirkte ganz und gar nicht verärgert oder so, als würde er ihr nicht glauben. Das Mädchen bemühte sich redlich, die vermeintliche Stärke aufrechtzuerhalten und nicht einzuknicken. Sie musste sich noch immer an die ungewohnte Haltung ihr gegenüber gewöhnen. Dass sie nicht mehr dominiert werden sollte oder anderweitig in ihre Schranken verwiesen. Keiner wies ihr den Platz zu, den andere sich für sie ausgedacht hatten. Madiha hielt also dem Blick der Hafenratte stand und ließ ihre Worte wirken. Bevor er also ein Urteil abgab, wandte sich Harm an Caleb. Madiha’s Blick zuckte zu ihrem Dieb herüber, der wie gewohnt charmant und leichthin antwortete. "Du hast Madi gehört. Du kannst darauf bauen, dass sie weiß, was sie tut. Und sie hat ein Auge für wertvolle Dinge." Sie hob leicht eine Augenbraue und lächelte minimal. Caleb war unverbesserlich, was auch Harm zu wissen schien. Doch dann lenkte er tatsächlich ein und Madiha’s Blick glitt zurück zu Harm. Sie starrte ihn beinahe entgeistert an, weil sie nicht glauben konnte, dass ihr Gerede tatsächlich etwas bewirkt hatte. Glücklicherweise kümmerte sich Harm gerade nicht länger um sie, weil er sein Augenmerk auf Caleb gerichtet hatte. Ihr Herz schlug schneller. Sie bekamen also ihre Ausrüstung? Das Mädchen spürte ein seltsames, warmes Gefühl in sich aufsteigen. Und das hatte nichts mit ihrer Magie zu tun. "Messer, deck unsere Teilzeitverbündeten ein. Und hab ein Auge darauf, dass wir unsere Sachen wiederbekommen. Ich verlasse mich auf dich." Ihr Blick glitt zu ‚Messer‘ und sie betrachtete den dürren Kerl, der bisher kein Wort gesagt hatte. Er begleitete sie also?? Madiha gefiel das weniger, denn das würde bedeuten, dass sie diese Scharade noch länger durchhalten musste. Das Mädchen erhob sich mit Caleb zusammen und folgte dem Dünnen zu den Lagerkisten. Sie betrachtete die Ausrüstung, die tatsächlich altbacken wirkte. Die Hafenratten schienen schon länger ein schlechtes Jahr zu haben. Sie wandte den Blick zum Mädchen zurück und seufzte innerlich. Armut war – in ihren Augen – keine Schande. Aber sollte sie dafür sich nun verantwortlich fühlen und ihre gespielte Scharade aufrechterhalten, damit die Ratten etwas zum Essen fanden? Madiha spürte einen gewissen Zwiespalt in sich aufkommen. Das Mädchen war bei weitem kein Dieb und hatte noch nie etwas gestohlen. – Jedenfalls nicht, seit sie in Diensten gestanden hatte. "Braucht ihr auch Waffen? Mit Giften oder magischem Schnickschnack können wir nicht mehr dienen. Also seht zu, dass ihr was Anständiges mitbringt." Die Stimme von Messer riss Madiha aus ihren Gedanken und sie kehrte zurück in die Situation. „Wir geben uns Mühe, euch ausreichend zu entlohnen – mit Zinsen!“, hörte sie sich sagen und verstummte dann. Sie schluckte… Hatte sie das gerade laut gesagt? Wieso? Madiha wollte gar nichts stehlen und gewiss nicht bei den Faelyns. Sie wirkte etwas durcheinander und schüttelte dann nur den Kopf, als man sie fragte, ob sie noch etwas brauchen würde. "Ihr geht heute noch?", hörte sie dann Harm rufen und wandte sich ihm zu. Ihr Blick glitt zu Caleb, der auch sie musterte. Madiha zögerte. Er musste einspringen, denn das Mädchen aus Sarma war ein wenig neben der Spur. "Wir schauen uns den Zielort heute zumindest an. Drängel nicht, Harm. Du weißt, dann geht's schief."
"Aye, du besserwisserischer Bastard!"
Sie lachten. Aber Madiha war nicht nach lachen zumute. Die Dunkelhaarige hob den Kopf und versuchte sich weiterhin in ihrer Rolle. "Wollen wir los?", hörte sie Caleb’s Stimme und sie nickte. „Lass uns gehen.“, bestätigte sie dann und würde ihm Folgen. Messer würde sie also begleiten? Madiha wollte mit Caleb reden, unter vier Augen, doch das war mit einem Zuhörer nicht möglich. Also verfiel sie in nachdenkliches Schweigen. Sie hatte leichthin ein Zugeständnis gemacht, das sie eigentlich nicht machen wollte. Sie wollte den Hafenratten helfen, weil sie sich mit dem Mädchen identifizierte. Aber das konnte doch nicht ihre Verantwortung sein? Was sollte sie tun? Sie konnte die Faelyn nicht bestehlen – das war nicht das, was sie vorhatte. Sie wollten doch nur mal sehen… Auf einmal war wieder alles etwas komplizierter und Madiha fand keine Lösung. Ihr Blick fiel auf den Ring, den Caleb ihr auf dem Schiff gegeben hatte. Er war viel wert, das musste er sein, denn er funkelte. Gedankenverloren drehte sie die Steine in ihre Innenhand, sodass sie nicht mehr so auffielen. Sie wollte keinen Reichtum präsentieren. Würde Messer sie denn auch beim Auskundschaften begleiten? Oder hatten sie noch einen Moment, um über alles zu sprechen? Madiha war beflügelt gewesen von ihrer Rolle und der Wichtigkeit ihres Tuns. Jetzt war sie sich dessen nicht mehr so sicher…
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Re: Hafenratten

Beitrag von Erzähler » Freitag 1. Dezember 2023, 22:43

Hatte Caleb wie so oft unüberlegt und vorschnell gehandelt, als er Madiha glatt zur Meisterdiebin machte, der er obendrein noch loyal folgte? Oder war es vielmehr so, dass er ihr eine solche Position wirklich zutraute und sie nur ermutigen wollte, endlich diesen Weg einzuschlagen, fort von ihrer Vergangenheit, fort von Sklaverei und Missbrauch? Wollte er ihr eine Kostprobe seiner Freiheit geben, damit auch sie von der Sucht ergriffen würde, die ihn selbst jetzt verführte, wo er in seinem Heim bei seiner Mutter sein und wieder ein normales Leben aufnehmen könnte?
Wie auch immer die Antworten aussahen, Madiha würde sie bekommen. Sie würde mit ihrem liebsten Dieb noch darüber sprechen, aber nicht jetzt. Noch war nicht der richtige Zeitpunkt dafür, denn sie befanden sich nach wie vor unter Hafenratten, in Harms Unterschlupf. Neben ihrem Anführer und dem Krümel von Mädchen, das Madiha so an sich selbst erinnerte, waren eigentlich nur noch "Messer" anwesend, sowie Kanonenkugelkopf, der am Eingang Wache hielt und der Vermummte beim Kochfeuer. Keine große Bande und nicht zu vergleichen mit dem Sarmaer Bund der Wüstendiebe. Das hier war nichts weiter als eine kleine, kriminelle Familie, die irgendwie versuchte, durchzukommen. Und nun erhofften sie sich einen Gewinn durch Calebs Schuldenausgleich, indem sie ihm genug Ausrüstung stellen wollten, damit er die Schulden ... eintreiben konnte.
Noch immer gefiel es Madiha kein bisschen, dass sie ausgerechnet ins Haus Faelyn einbrechen würden. Das konnte alles komplizierter machen und gerade Corax einen Weg verbauen, der sich eben erst vor ihm auftat. Ein Weg, von dem er noch nichts wusste. Es war besser so. Falls Madiha und Caleb scheiterten, würde sie den Raben wohl nicht Kontakt zu seinem möglichen Bruder aufnehmen lassen. Sie würde nicht riskieren, ihn einer Strafe auszusetzen, die sie selbst und der kopflose Dieb dann eher verdienten. Corax hatte genug gelitten. Sie würden vorsichtig agieren müssen, damit ihm nicht noch mehr Federn aus dem Nacken wuchsen, weil Madiha versagt hätte.
Leider entpuppte sich das von Messer gezeigte Sortiment alles andere als vielversprechend. Die Seile sahen stabil aus, die Dietriche nicht. Caleb strich dennoch alles ein. Auf Waffen verzichtete er jedoch mit einem Tippen gegen seinen Einhorndolch. Messers Augen zuckten, als sein Blick sich an den Griff heftete. "Sieh mal einer an ... elfische Machart", kommentierte er und wirkte mehr als interessiert. "Wenn du versagst, Grinser, kannst du einen Teil der Schuld vielleicht damit abbezahlen."
"Ich versage nicht", erwiderte Caleb rasch. Dann packte er die Ausrüstung ein und legte eine Hand auf Madihas Schulter. "Unter der Meisterdiebin gibt es nur Erfolge zu verzeichnen." Daraufhin musterte Messer Madiha beinahe ähnlich eingehend wie den Einhorndolch, jedoch mit weniger fasziniertem Funkeln in seinen rattenhaften Augen.
"Danke für die Sachen. Was heil bleibt, bringe ich zurück." Caleb schob Madiha nun Richtung Ausgang, damit sie dem muffigen Unterschlupf entkommen könnten. Doch einer folgte ihnen. Harm hatte es angedeutet: Messer sollte ein Auge auf die beiden haben. Der Wieselhafte schlich ihnen hinterher. Er bewegte sich nicht so lautlos wie Jivvin, er war schließlich keine Dunkelelfe. Aber er war schnell und dicht hinter Caleb, als jener die Gänge zurück in den Tunnel unter den Docks nahm. Dort angekommen wehte ihnen erst einmal eine Brise aus salziger Luft und dem Gestank von Urin entgegen, welcher sich zu lange in die Rillen zwischen den Steinen eingeätzt hatte. Dieser Geruch würde mit keiner Flut Venthas jemals wieder entfernbar sein. Trotzdem fühlte es sich hier draußen besser an. In dem Unterschlupf hatte die Luft gestanden, war zwar warm, aber auch sehr stickig gewesen.
"Machen wir uns sofort auf den Weg und-", begann Caleb, der Madiha bereits zu einer Seite des Tunnels weiterführen wollte, damit sie diesem Trauerspiel an den Docks endlich entkamen. Aber er hatte Messer nicht einmal bemerkt, bis jetzt. "Einen Moment", machte jener auf sich aufmerksam. Ehe Caleb den Kopf auch nur drehen konnte, fand sich dieses Wiesel von einem Mann vor ihnen beiden wieder. Er kratzte sich mit der Spitze seiner Klinge an der Wange, ehe er sie zurück in den Gürtel steckte. Er versuchte, einschüchternd und gefährlich zu wirken. Letzteres war in einem gewissen Rahmen auch der Fall, aber letztendlich schien der Kerl nicht so alt wie Caleb oder Harm zu sein. Er war kein Jüngling mehr, auch wenn seine Statur und die Haare es anmuten ließen. Seine dunkelblonden Fransen hingen ihm knapp über die Ohrmuscheln und erweckten einen jüngeren Eindruck als es der Wahrheit wohl entsprechen mochte. Seine Augen deuteten nämlich auf Erfahrung hin. Erneut musterte er Madiha, doch dann huschte der dunkelbraune Blick zu Caleb. "Du kennst es wohl noch von früher, was ich jetzt zu tun habe." Caleb nickte. Für Madiha führte er aus: "Du wirst uns begleiten, nicht einschreiten, aber genau beobachten, dass wir unseren Teil einhalten."
"Aye", nickte nun das Messer. Dann seufzte er, legte den Kopf in den Nacken und schaute zu einem grünlichen Fleck zwischen den Steinen. Bei dem labberigen Part, der herunter hing, wollte man hoffen, dass es sich nur um Algen handelte. "Ich mach im Grunde das, was Harm mir aufträgt, aber ich muss zugeben: Hab keine große Lust, euch hinterher zu jagen, wenn die Dunklen überall in der Stadt unterwegs sind. Hab keine Lust, mir meine Messer abnehmen zu lassen." Er kehrte in seine Ausgansposition zurück und verschränkte die Arme. "Harm hat'n bisschen was von dir erzählt, Grinser. Nicht nur Schlechtes, muss ich dazu sagen. Er meinte, du hältst den Rand, wenn's wichtig ist. Bist kein Verräter mit Worten." Messer blickte nach unten. "Nur mit deinen Füßen. Die sind schnell. Deshalb soll ich wohl hinter dir und deiner Freundin her. Hab aber wirklich keinen Brock drauf, verstehst du mich?"
"Du willst untertauchen und darauf vertrauen, dass ich die Klappe halte, falls Harm fragt. Dafür lässt du Madi und mir freie Hand", las Caleb zwischen den Zeilen. Er las gut, denn das Messer nickte erneut. "Abgemacht?", fragte er. "Kannst als kleinen Ansporn nach dem Bruch die Seile behalten. Ich komm schon an neue ran. Also, wie sieht's aus?" Er spuckte sich in die rechte Hand und streckte sie Caleb entgegen. "Mit Venthas Blut besiegelt?"
Caleb schaute auf die dargebotene Hand, ohne angewiderten Blick. Er schien an der Geste nichts Verwerfliches zu finden, zögerte dennoch. Seine eigene blieb auf Madihas Schulter liegen. "Sie ist die Meisterin, der ich folge. Madi entscheidet, was wir tun. Und ich tu's." Messer spähte erneut zu Madi. Er verbiss sich einen Kommentar. Harm hatte sie mit Respekt behandelt, so würde auch er es tun. Seine bespuckte Hand glitt in stiller Erwartung zu ihr herüber. Wenn sie auf den Handel mit Venthas Blut - Messers Speichel - einging, würde er sie offenbar nicht verfolgen und sie könnten sich freier bewegen. Allerdings durfte Harm das nicht herausfinden. Erneut lag es an ihr, wie es weiterging.
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Re: Hafenratten

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Dienstag 5. Dezember 2023, 07:19

Vielleicht war es ein Fluch und Segen zugleich, dass sich das kleine Sklavenmädchen Madiha in den abenteuerlustigen und draufgängerischen Dieb verliebt hatte. Sie wäre ohne Caleb niemals so weit gekommen, hätte sich niemals in der Geschwindigkeit entwickelt, wie sie es nun präsentierte. Aber er hatte ihr auch schon Unglück gebracht. Er handelte meist kopflos und verletzte am Ende sie. Aber er erkannte seine Fehler und lernte aus ihnen. Madiha wusste, dass Caleb niemals seinen Freigeist verlieren und bieder werden würde. Er würde sich niemals in die Lackschuhe der Adeligen zwängen lassen, um nach ihrer Pfeife zu tanzen. Madiha wusste, er würde sich stets dieses kleine Quäntchen Wagemut bewahren und es war genau das, was sie so sehr an ihm liebte. Er war anders. So schlicht und plump es klang, war er das kleine Etwas in ihrem Leben, das ihr dabei half, auch über ihren engen Horizont hinauszublicken. Das Wüstenmädchen kannte eben nur die staubige, trockene Einöde eines farblosen Daseins und er? Er schwang einfach den Pinsel! Er übermalte ihre Augen mit Farben, in denen sie nie sehen gelernt hatte. Und plötzlich war sie nicht nur der Schatten in zweiter Reihe sondern eine Meisterdiebin! Er überrumpelte sie damit und sie fühlte sich nicht sofort wirklich wohl, doch sie nahm seine Farben an und übertrug sie auf ihre Leinwand.
Madiha lernte das Sehen auf eine neue Weise und wurde auf einmal fähig, Möglichkeiten zu erkennen. Die Rolle annehmend und spürend, was in ihr stecken konnte, war eine ganz eigene Art, die Caleb dafür benutzte, ihr ihre Freiheit aufzuzeigen. Warum sollte sie nicht die nächtliche Prinzessin und wundervollen Abendkleid sein? Warum nicht die Frau von jemandem, der sie aufrichtig liebte? Wieso nicht seine Gefährtin an seiner Seite, wenn er Andunie rettete? Wieso nicht Meisterdiebin? Madiha gewann Vertrauen und wurde mutig. Sie ging in ihrer Rolle auf und am Ende… hatten sie doch tatsächlich die Zustimmung, dass sie erhielten, was sie brauchten. Ein schartiges Messer brauchte Madiha indes nicht, besaß sie doch noch das Messer von Jivvin im Stiefel. Außerdem gab es bei all den Möglichkeiten etwas, das Madiha gewiss nicht ausprobieren wollte: Den Mord an jemanden begehen. Sie war keine Verbrecherin, die sich über andere hinwegsetzte. Aber sie war bereit zu tun, was nötig sein würde. Es blieb abzuwarten, ob Madiha jemals in die Bredouille geraten würde, solche Entscheidungen treffen zu müssen..

Jetzt aber wollte sie mit Caleb darüber sprechen, wie er sich das alles vorstellte, gerade auch mit Messer im Rücken, der auf sie aufpassen sollte. Das Mädchen folgte Caleb aus den Gängen und sog die Luft in die Lungen. Auch hier roch es wenig angenehm, aber in der Höhle war es nur stickig. Caleb wollte sofort los, doch bevor Madiha ihm Einhalt gebieten konnte, war Messer bereits zur Stelle. Das Graublau ihrer Augen ruhte auf dem Wiesel und beobachtete ihn aufmerksam. Er wirkte tatsächlich recht einschüchternd, doch schien er das zumindest in diesem Fall gar nicht zu beabsichtigen. Due Männer tauschten Blicke und schienen sich bereits stumm zu verständigen, bevor Messer mit der Sprache herausrückte. Überrascht hob sich Madiha’s Augenbraue an als sie erfuhren, dass Messer lieber einen faulen Lenz machen wollte, anstatt der Anweisung seines Bosses nicht nachzukommen. Caleb verstand Messer blind und so waren sich die Männer schnell einig.
Wie vertrauenswürdig war denn jemand, der seinen Boss verriet? Madiha stellte die Frage nicht laut aber sie keimte in ihr auf. Plötzlich hielt das Messer-Wiesel ihr die vollgerotzte Hand hin. Erneut wollte Madiha überrascht dreinschauen, doch sie besann sich eines besseren. Sie war das Oberhaupt, sie war die Anführerin. Also hob die nicht die Augenbrauen in erlernter Unsicherheit, sondern lediglich den Blick in die Augen der Hafenratte. Für einen Moment geschah gar nichts, doch dann ergriff Madiha ohne Ekel oder auch nur mit der Wimper zu zucken, die Hand des Wiesels. Sie drückte zu und zog Messer sogar etwas heran. Mit festem Blick neigte sie sich etwas vor und sagte: „Es gilt. Aber sobald du deinen Teil nicht einhältst und vielleicht auf die Idee kommst, DEIN Wort zu brechen… werden wir uns zu revanchieren wissen!“ Sie schickte ihm eine Warnung mit. Warum? Weil Madiha die Anführerin war. Weil sie noch nie einfach blind vertraute, denn dafür war ihr Leben zu schlecht gewesen. Sie war vorsichtig und gerade in dieser Konstellation, musste sie auch dem Messer-Wiesel klarmachen, dass er eine Abmachung zu halten hatte. Was hielt ihn davon ab, bei Harm falsche Fährten zu legen? Sie kannte ihn nicht und Caleb ebenfalls nicht. Blind zu vertrauen, war einfach nicht angebracht. Nicht dort, wo sie hier standen und sich gerade aufhielten.

Nachdem Messer sich abgesetzt hatte, wischte Madiha ihre Hand etwas angeekelt im ihrer Kleidung ab. Sofern sie Andunies Wasser erreichen konnte, würde sie sich eilig die Hände abspülen, bevor sie sich mit Caleb auf sen Weg machte. Einige Schritte lang, schwieg die Sarmaerin. Sie musste das Erlebte noch etwas verdauen, darüber nachdenken, was sie soeben für eine Rolle gespielt hatte. Doch nach einer kleinen Weile, hielt sie an und wartete, dass Caleb es ihr gleichtun würde. „Verdammt, Caleb. Das hätte sowas von schiefgehen können!“, platzte es aus ihr heraus und auch wenn man durchaus Zorn erwarten konnte, war da viel mehr Erleichterung. „Du bist verrückt, mich so zu überrumpeln und einzusetzen. Du weißt doch, dass ich gar keine Ahnung von solchen Dingen habe!“, machte sie der Adrenalinflut Luft und strich sich kurz über die Haare. Erst dann setzte sie sich in Bewegung. „Was machen wir denn jetzt? Wir können einfach nicht das Haus der Faelyn dafür benutzen, Harms Forderung zu begleichen!“, warnte sie ihn und sah zu Caleb. „Das würde alles ruinieren.“, gab sie zu bedenken und seufzte unwillig. Einen Moment schwieg sie nachdenklich und ließ jeden Blick auf sie erkennen, dass sie hin- und hergerissen war. „Wie geht’s deinem Kinn?“, fragte sie schließlich und lenkte sich mit einem mitfühlenden Blick und einem leichten Lächeln zu ihm ab.
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Re: Hafenratten

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 6. Dezember 2023, 14:52

Caleb Tjenninger, Caleb van Tjenn, einfach nur Caleb besaß Charme. Das hieß nicht automatisch, dass er für jeden ein guter Umgang wäre, nicht einmal, wenn man sich Hals über Kopf in ihn verliebt hatte. Natürlich spendete sein Herz Geborgenheit, seine Liebe war einmalig, aber sie brachte auch Schwierigkeiten mit sich. Der ungestüme Freigeist dachte selten lange nach, bevor er handelte. Außerdem besaß er eine so lockere Zunge, dass er viele Ideen einfach sofort annahm und verkündete. Er spielte mit der Welt und tobte in ihr herum, nur weil es mehr Nervenkitzel brachte. Aber es war auch schön und ja, es war aufregend.
Madiha mochte noch immer nicht zustimmen können, das Haus Faelyn zu berauben, damit Harms Schulden beglichen werden konnten, aber der Gedanke, sich dort vorab einmal umzuschauen, blieb reizvoll. Gleiches galt für Calebs unbedachte Bemerkung, sie sofort in den Rang einer Meisterdiebin zu versetzen. Sie beherrschte diese Rolle doch überhaupt nicht! Dennoch musste sie nun zugeben, dass sie sich ganz gut schlug. Harm hatte sie zufriedengestellt und ihm sogar etwas Ausrüstung aus den Rippen geleiert, ohne verdächtig zu wirken. Und nun stand das Messerwiesel vor ihr, eine bespuckte Hand für einen Handel ausgestreckt, der verräterischer nicht sein könnte. Lief es so im Untergrund ab? Wenn sie an ihre Erfahrungen mit den Wüstendieben zurückdachte, könnte sich das bestätigen. Es ging um's Geschäft und ganz gleich, welches man einging, am Ende zahlte man seine Schuld ab. Wenn Madiha nun einschlug, wären sie und Caleb das Messer los. Andererseits störte sie sich mit diesem Handel auch nicht daran, indirekt Harm zu hintergehen, doch sein eigener Handlanger war da keinen Deut besser.
Ehe ihr Zögern zu lange dauern könnte, hob Madiha den Blick, um jenen des Messerburschen zu erwidern. Auch Caleb schien ihre Verunsicherung gespürt zu haben, aber nur, weil er sie kannte. Das galt jedoch auch im Gegenzug, so dass die Sarmaerin genau wusste, was sein leichtes Anlehnen gegen ihren Rücken bedeutete. Er beugte sich nicht vor, um eine bessere Sicht auf den zu schließenden Vertrag zu haben und dessen Zeuge zu sein. Es war ein stummer Appell, dass Madiha ihre Rolle auch weiterhin spielte. Caleb bestärkte sie, in kriminellen Bahnen zu denken. Er war charmant, jedoch kein guter Umgang. Vielleicht ging es ihm aber auch nicht darum, Madiha in die dunklen Kreise seiner selbst zu ziehen. Vielmehr traute er ihr zu, genau jene Meisterdiebin zu sein, die sie nun vorgeben musste. Er hatte schon damals in ihr das Feuer gesehen. Er hatte sie bewusst zu Cassandras Akademie der Feuermagie gebracht. Und nun ließ er sie einen trügerischen Handel nach dem anderen eingehen. Sie, die Meisterdiebin Madiha, der er folgte. Caleb - Cal - der Grinser.
Die junge Frau packte des Messers Hand, um einzuschlagen. Sein Speichel presste sich warm gegne ihre Handinnenfläche, blieb dort kleben, als sie sich von dem anderen löste. Es zog schmierige Fäden, leicht gelblich. Wenn Madiha sich das nicht schnell abwusch, könnte sie jegliche Krankheit von Messer mitnehmen. Vielleicht faulte ihr die Hand ab. Der Halunke musterte sie mit gehobener Braue. Dann aber wankte sein Kopf in ein Nicken und um er grinste schmal auf.
"Es gilt. Aber sobald du deinen Teil nicht einhältst und vielleicht auf die Idee kommst, DEIN Wort zu brechen..." Messer hob beschwichtigend die Linke. Seine rechte Hand wischte er an der Kleidung sauber. Speichelflecken gesellten sich zu älteren Überresten von fettiger Nahrung, Schmutz und vielleicht auch getrocknetem Blut. "... werden wir uns zu revanchieren wissen!"
"Das Übliche", erwiderte er und warf Caleb dabei einen Blick zu.
"Das Übliche", stimmte jener zu. Madiha stellte sich geschickt genug an, auf gut Glück jene Routinephrasen abzuarbeiten, die man in der Unterwelt wohl kannte. Wichtig war, dass Messer sie dabei ernst nahm und das tat er wohl, indem er sich weder herausredete noch lachte. Der Handel galt und ihr Gegenüber setzte ihn sofort in die Tat um, denn er huschte in die Schatten davon. Madiha und Caleb waren wieder allein. Nun, nicht ganz. Hier unterhalb der steinernen Docks fanden sich nach wie vor obdachlose und lichtscheue Gesellen ein, zusammen mit den Ausdünstungen ihrer Körper. Rasch eilte sich das Paar, an die frische Luft zu gelangen.
Es regnete immer noch, aber glücklicherweise nicht mehr so stark. Leider reichte es nicht aus, die vollgespuckte Hand einfach in den Regenguss hinein zu halten. Madiha musste schon direkt an den Kai treten und sich mit Meerwasser säubern. Caleb begleitete sie schweigend. Er wartete geduldig. Als sie fertig war, zog er sie jedoch mit sich zu einem Unterstand zwischen zwei Lagerhäusern. Hier waren Kisten gestapelt, welche die beiden nicht nur gut vor fremden Augen schützten, sondern wo sie sich auch ruhig unterhalten konnten. Und Madiha hatte etwas zu sagen!
"Verdammt, Caleb. Das hätte sowas von schiefgehen können!"
Er lehnte sich mit dem Rücken an einige, kleinere Kisten, von denen aus einer mehrere Taue heraushingen. Mit den Daumen in den kleinen Hosentaschen zuckte er nur mit den Schultern. "Aber es ist nicht schiefgegangen."
"Du bist verrückt, mich so zu überrumpeln und einzusetzen. Du weißt doch, dass ich gar keine Ahnung von solchen Dingen habe!"
Anstatt sich schuldig zu fühlen und reuig zu zeigen, schenkte der Dieb ihr das spitzbübische Grinsen, das schon ganz andere entwaffnet hatte. Seine Augen blitzten auf, als wollte er Madiha mit seinem Schalk verhöhnen. Das Gegenteil war der Fall. Caleb war bis in die letzte Faser seines Körpers elektrisiert. Madiha konnte die Erregung in seiner Stimme hören, als er verheißungsvoll gegenhielt: "Es hat funktioniert, oder nicht? Obwohl du keine Ahnung hattest. Jetzt stell dir vor, welche Wirkung du erzielen wirst, sobald du erfahren genug bist! Ohh, meine Meisterdiebin Madiha." Er lachte nicht. Er löste sich von den Kisten, um sich tief und übertrieben vor ihr zu verbeugen. Dann schnappte Caleb nach ihrer Hand, während er sich aufrichtete, um sie mit schneller Bewegung dicht an sich heranzuziehen. "Die Meisterdiebin unter den Meisterdieben", raunte er und küsste sie. "Mein Feuer..." Er besaß Charme. Deshalb konnte er ein Freigeist sondersgleichen sein. Dieser Taugenichts von Strauchdieb kam eben mit allem durch, wenn er seine Zunge einsetzte. Gerade jetzt schien sie sich am genau richtigen Ort zu befinden. Er küsste Madiha lang und innig.
"Ich kann's kaum erwarten", sagte er, als er sich endlich von ihr löste. Doch aus ihr sprach die Vernunft, an der es bei Caleb so mangelte, wenn sein diebisches Näschen Beute witterte.
"Wir können einfach nicht das Haus der Faelyn dafür benutzen, Harms Forderungen zu begleichen! Das würde alles ruinieren."
"Hab etwas mehr Vertrauen ins uns. Außerdem wollten wir zunächst ohnehin erst einmal nachschauen. Vielleicht hat Emmyth Faelyn sich auch nur aufgespielt und seine Familie besteht in Wahrheit aus einem Haufen armer Schlucker, die den Schein wahren wollen." Er winkte ab. "Wir finden das heraus. Falls sie aber so reich sind, dass die Drachmen ihnen beim Gang zum Abort schon aus dem Hintern rieseln, dann werden sie nicht merken, wenn eine halbe davon fehlt. Im Zweifelsfalls gibt es in Andunie noch genug andere Häuser ... und wir würden garantiert irgendeiner adligen Dunkelelfenfamilie den Besitz unter der Nase wegstehlen. Besitz, den sie sich mit ihrer skrupellosen Eroberung einfach von anderen genommen haben. Es ist ... gerecht, wenn wir für Gleichgewicht sorgen." Bei seinen letzten Worten war er ernster geworden. Caleb sah es offensichtlich nicht nur als spaßiges Abenteuer an, in fremder Leute Häuser einzusteigen. Bei ihm stand der Wunsch nach Gerechtigkeit dahinter. Er wollte nur zurückstehlen, was mit Blut genommen worden war. In wessen Taschen es anschließend landete ... nun, Harm hatte Mäuler zu stopfen. Der ältere Dieb konnte das Geld auf jeden Fall gebrauchen. Madiha würde abwägen müssen, denn am Ende hatte Caleb ihr beteuert, ihr zu folgen. Er hatte sie zur Anführerin gemacht, zur Meisterdiebin.
"Wenn es dir so wichtig ist, behalten wir bei den Faelyns unsere Finger in den Taschen. Aber dann kommst du nicht drumherum, mit mir ein andere Haus zu finden." Er zwinkerte. Anschließend deutete er auf sein Kinn, nach dem Madiha schon viel früher gefragt hatte. Dort bildete sich langsam ein bläulicher Fleck. "Oder willst du, dass Harm mir den beim zweiten Versuch bricht?" Er lachte. "Nur ein Spaß. Der alte Bastard schafft das nicht und wenn doch, zahl ich's ihm zurück." Verwegene Euphorie legte sich über den schlechten Umgang, den Caleb van Tjenn wie einen Mantel trug und der ihm jeglichen adligen Beinamen raubte. Jeglichen simplen Namen. Nicht van Tjenn, nicht van Tjenninger. Jetzt war er nur noch Caleb, der Grinser.
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Re: Hafenratten

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Dienstag 12. Dezember 2023, 15:13

Wenn man, wie Madiha in dem Glauben aufwuchs, dass man zu nichts anderem bestimmt war als das, was andere in einem sahen, dann fehlte einem auch die Vorstellungskraft, sich selbst im anderen Licht zu sehen. Bereits die kurze Zeit nach ihrem Entkommen aus der Sklavenschaft, hatte Madiha immer wieder damit kämpfen müssen, dass man sie als wertlos und unnütz betrachtete. Dass man in ihr die ewige Sklavin erkannte und sie auch für nichts anderes halten konnte. Das Stigma war deutlich in ihrem Gesicht zu sehen. Zum einen in ihren Augen, die zwar einen Willen besaßen, aber dennoch davon zeugten, dass sie nie viel Wertschätzung erfahren hatte und zum anderen in Form der Narben, die man ihr mutwillig beigefügt hatte. Sie würden sie auf ewig an Khasib und seine Männer erinnern. Würden sie auf ewig an die Zelle erinnern, in die man sie gesteckt hatte, nachdem sie aus Versehen das Schlafgemach des ‚Edelmannes‘ entzündete. Er wäre ihretwegen beinahe gestorben und Madiha hatte lernen müssen, dass da mehr in ihr schwelte, als nur die Wut und der Wunsch, sich endlich dem ganzen zu entsagen. Einige Wochen später war sie nun hier. In Andunie, der Stadt der Wassermenschen und fand sich zwischen Unterdrücker und jenen wieder, die sich durchschlagen wollten. Niemals hatte die Wüstenblume sich jemandem zugehörig gefühlt und erst in letzter Zeit erkannt, dass man das Wort ‚Freundschaft‘ auf mehrere Arten definieren konnte. Madiha blühte auf und das mehr als in einer Hinsicht. Sie fand in sich eine Wahrheit, einen tief verborgenen Schatz, den sie bisher nicht hatte sehen können. Noch bis vor einigen Tagen war sie felsenfest der Meinung gewesen, dass sie in ihre alte Rolle zurückfallen musste, damit sie nicht, ob ihrer Minderwertigkeit, verstoßen wurde. Denn sie glaubte, dass es eine Einbahnstraße gewesen war, die sie an die Gruppe band. Sie war bereit gewesen, sogar Azura eine Dienerin zu sein, wenn sie nur bleiben durfte. Es war herzzerreißend gewesen und gleichzeitig aufwühlend. Caleb hatte sie ein wenig aufheitern können, hatte ihr gezeigt, dass seine Liebe nicht an Bedingungen geknüpft war. Etwas, das Madiha ebenfalls ihr ganzes Leben lang erfahren musste. Nur deshalb war es auch Kjetell’o möglich gewesen, ihr ein wenig die Last ihrer eigenen Gabe zu nehmen. Madiha schaffte es mit seiner Hilfe, den Knoten zu lösen, der bis dahin ihre Magie gebildet hatte. Er hatte sich vergrößert, nachdem sie beinahe alle in tödliche Gefahr gebracht hatte und erst ein Regenguss göttlichen Ausmaßes hatte helfen können, dass sie nicht alles und jeden niederbrannte. Madiha hatte keine Ahnung gehabt, dass in ihr ein Potenzial steckte, das unbedingt Anleitung brauchte. Ohne sie, würde sie auf jeden Fall zu der Gefahr werden, die sie niemals sein wollte. Sie wollte lernen. Sie wollte beherrschen und sie wollte herausfinden, was in ihr steckte. Und jene Erkenntnis hatte sie nun letzten Endes auch hierhergeführt. Hatte sie Caleb’s Lüge leben lassen, sodass Harm und Messer tatsächlich glaubten, dass sie war, wer sie vorgab zu sein. Als sie in die feuchte Hand des Diebes einschlug, machte das etwas mit ihr. Ihr Blick wurde fest, als sie Messer warnte, sie nicht zu hintergehen und traf offenbar genau den richtigen Ton. Es war beeindruckend zu sehen, was Selbstvertrauen machen konnte. So verschwand der Dieb aus Harm’s Truppe und ließ sie allein. Madiha atmete bewusst durch, denn die Anspannung war groß gewesen.

Es war eben auch nicht nur einfach, dem Druck gerecht zu werden, auch wenn die Sarmaerin insgeheim fühlte, wie stolz sie war. Nachdem sie ihre Hand abgewaschen hatte, spürte sie einen Zug an ihrem Arm, bis sie hinter Kisten ein halbwegs sicheres Versteck fanden. Madiha nutzte die Chance, um Caleb zu schelten, dass er das mit ihr nicht machen sollte. Sie hatte doch keine Ahnung. Das Blitzen in seinen Augen, das Grinsen in seinem Mundwinkel entfachte etwas bei Madiha. Sie betrachtete Caleb fragend und spürte beim dunklen Raunen seiner Worte, wie sie eine Gänsehaut ergriff. "Es hat funktioniert, oder nicht? Obwohl du keine Ahnung hattest. Jetzt stell dir vor, welche Wirkung du erzielen wirst, sobald du erfahren genug bist! Ohh, meine Meisterdiebin Madiha." Es war eine neue Stimmung, die sich zwischen ihnen aufbaute und Madiha’s Herz zum Flattern brachte. Sie starrte mit dunklen Augen dem Dieb entgegen, als er sich von den Kisten abstieß, sich vor ihr in tiefer Demut verneigte und sie dann zu sich zog. Das Mädchen presste ihren Körper gegen den des Diebes und schaute zu ihm hinauf. "Die Meisterdiebin unter den Meisterdieben", er senkte sich ihren Lippen entgegen und Madiha konnte es kaum erwarten. Seine Erregung übertrug sich auf sie und alles in ihr flirrte vor Aufregung. Ihr wurde bewusst, was sie soeben getan hatte, was sie hatte tun können und durch seine Worte wurde der Traum von etwas, das sie bisher nicht in Erwägung gezogen hatte, ein Stück weit realer. “Mein Feuer…“, raunte er zwischen zwei Küssen und Madiha keuchte leise. Sie war im höchsten Maße elektrisiert und drückte sich seinen Lippen entgegen. Die Dunkelheit ihrer Augen übernahm einen Teil ihres Handelns und so intensivierte sie seine Küsse mit einer Erwiderung, die nach mehr verlangte. Es war aufregend. Es war dunkel und es war… erregend, belebend gar! Madiha hatte sich noch nie so gefühlt und lechzte danach, diesem Erleben mehr Nahrung zu geben. Caleb zog sie in seine Welt, auch wenn das vielleicht nicht vordergründig sein Bestreben war. Aber sie war formbar, wandelbar und unbeschrieben. Madiha würde niemandem ein Leid zufügen, niemals ein Leben nehmen wollen. Sie war in all der Grausamkeit ein guter Geist geblieben und für andere da. Aber sie war auch verliebt, voller Verlangen nach einer Aufgabe.
Die Küsse heizten dem kleinen Versteck ordentlich ein und sie wäre durchaus bereit gewesen, sich der Leidenschaft hinzugeben, die sich da zwischen ihnen aufbaute und abspielte. Beflügelt von ihren Emotionen. Dennoch löste sie sich widerwillig von ihm und rief sich die Stimme der Vernunft in den Vordergrund. Ihre Lippen brannten und waren leicht geöffnet, weil sie um Atem rang. "Ich kann's kaum erwarten", keuchte er ihr entgegen. Ihre Augen blitzten herausfordernd auf und ein leichtes Lächeln legte sich auf ihr Gesicht. Sie auch nicht. Nachdem sie sich jedoch hatte lösen können, strich sie sich verlegen einige Haarsträhnen zurück und fächelte sich ein wenig Luft zu. Sie bemühte sich um Vernunft und versuchte nicht darüber nachzudenken, was sie viel lieber mit ihm tun wollte, anstatt sich nun wieder gewissen Problemen zu stellen. "Hab etwas mehr Vertrauen ins uns. Außerdem wollten wir zunächst ohnehin erst einmal nachschauen. Vielleicht hat Emmyth Faelyn sich auch nur aufgespielt und seine Familie besteht in Wahrheit aus einem Haufen armer Schlucker, die den Schein wahren wollen. Wir finden das heraus. Falls sie aber so reich sind, dass die Drachmen ihnen beim Gang zum Abort schon aus dem Hintern rieseln, dann werden sie nicht merken, wenn eine halbe davon fehlt. Im Zweifelsfall gibt es in Andunie noch genug andere Häuser ... und wir würden garantiert irgendeiner adligen Dunkelelfenfamilie den Besitz unter der Nase wegstehlen. Besitz, den sie sich mit ihrer skrupellosen Eroberung einfach von anderen genommen haben. Es ist ... gerecht, wenn wir für Gleichgewicht sorgen." Madiha fand zur Ruhe zurück und musterte ihn. Seine Argumente waren nicht von der Hand zu weisen. Er hatte Recht und verstehen konnte sie das auch, ja, sogar nachvollziehen.

"Wenn es dir so wichtig ist, behalten wir bei den Faelyns unsere Finger in den Taschen. Aber dann kommst du nicht drumherum, mit mir ein anderes Haus zu finden. Oder willst du, dass Harm mir den beim zweiten Versuch bricht? Nur ein Spaß. Der alte Bastard schafft das nicht und wenn doch, zahl ich's ihm zurück." Sie grinste leicht und beobachtete seine Mimik. Er würde sich nicht ändern und Madiha war froh darüber. Sie hatten bereits einiges erlebt und auch einige Tiefen meistern müssen. Aber er verlor sein Lachen nicht. Warm wurde der blaue Blick der Sarmaerin als sie auf ihn zutrat und nun ihrerseits die Nähe aufbaute. Madiha’s Wangen glühten, während ihr Blick Funken zu sprühen schien. „Ich würde nicht zulassen, dass dir jemand etwas bricht.“, raunte nun sie und schob ihre Arme um seinen Körper. Sie sah zu ihm auf und lächelte verliebt. „Und wir werden uns das Haus Faelyn ansehen und spontan entscheiden, was wir tun. Wenn sich herausstellt, dass auch sie hier gewütet haben und jemandem das Haus enteignet, dann… zahlen wir ihnen das heim. Corax soll ein anständiges Heim bekommen aber gewiss nicht wieder in Blutdurst und Zwielicht versinken. Das kann er nicht gebrauchen…“, beschloss sie und löste eine Hand aus der Umarmung. Sie schob jene hoch und zog leicht an seinem Nacken, damit er ihr entgegenkam. Madiha hielt kurz vor seinen Lippen inne, zeigte ihm einen Augenaufschlag, der ein neues Selbstbewusstsein freisetzte. Sie biss sich leicht lächelnd auf die Unterlippe und strich mit ihrem Daumen über seine Wange. „Es ist aufregend…“, gestand sie ihm leise und ganz intim. „…es fühlt sich berauschend an… dein Leben. Ich… ich kann nicht leugnen, dass es mir gefällt…“, verriet sie ihm und ihr Herz klopfte erneut. „Ich spüre dieses Kribbeln in mir…“, sie raunte nur noch und ihr Blick lockte ihn, während er ab und zu auf seine Lippen fiel, „ich weiß nicht, wieso aber es ist… es macht etwas mit mir und ich …“, sie schluckte, es war unglaublich warm hier, wie sie fand, „…würde nun am Liebsten auf der ‚blauen Möwe‘ sein um…“, sie vollendete ihren Satz nicht, sondern presste sich ihm entgegen, um nun ihrerseits einen leidenschaftlichen Kuss zu verschenken, der ihre Erregung offenbarte und ihren Wunsch. Doch Madiha schaffte es, sich zu lösen, bevor sie die Kontrolle einbüßte und ihre Gefühle doch noch gewinnen ließ. Auch das war aufregend. Die Vorstellung, dass sie und Caleb verboten hinter ein paar Kisten… Madiha fächelte sich erneut Luft zu. „Wir sollten… los. Dringend“, grinste sie dann verlegen und mit hochrotem Kopf.
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Re: Hafenratten

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 13. Dezember 2023, 00:32

Nicht nur Madiha war von sich selbst beeindruckt. Bei ihr wirkte es nur mehr nach, durchdrang sie wie die Hitze ihrer Heimat, wenn sie einen Moment zu lange unter praller Sonne stand. Und Caleb unterstützte es. Das war auch das Mindeste, was er nun tun konnte, nachdem er sie ins kalte Wasser geworfen hatte, indem er sie bei Harm als die Meisterdiebin vorstellte, der er folgte. Nicht umgekehrt! Caleb gab sich nicht als der Anführer ihres Duos. Sie war es. Madiha war es und langsam sickerte die Erkenntnis ihres Erfolges auch durch sie hindurch. Es wurde für sie nachvollziehbar, warum Caleb der Hafenstadt den Rücken gekehrt hatte. Hier war er stets der Erbe van Tjenn gewesen. Der einzige Sohn, der somit auch die Blutlinie der Familie fortführen müsste. Der Taugenichts, welcher sich lieber bei den Docks und der Familienwerft herumtrieb, anstatt hübschen Damen wie Azura van Ikari den Hof zu machen. Aber mit seiner Flucht nach Sarma hatte er das Stigma ablegen können. Dort war er bei seiner Ankunft ein unbeschriebenes Blatt gewesen. Er konnte als Fremder durch die Straßen wandeln, ohne Konsequenzen in den höheren Gesellschaftschichten fürchten zu müssen, weil er sich hier mal einen Apfel stibitzte oder da eine unflätige Bemerkung hinterließ. Er konnte frei sein und hatte so seinen Weg in eine Nische gefunden, die ihm diese Freiheit weiterhin gestattete. Er hatte über sein Schicksal selbst entschieden.
Madiha befand sich nun ebenfalls auf diesem Weg. Sie hatte ihre Heimat verlassen, war mit Caleb nach Andunie gekommen und hatte sich von ihm die Freiheiten der Handelsstadt schmackhaft machen lassen. Er hatte ihre Neugier gewectk. Er hatte sie in seine Welt mitgenommen, ohne sie weiterhin an ihr Stigma zu binden. Nun gut, er hatte ihren Weg ein wenig vorgegeben, indem er sie sofort zur Meisterin der Diebesfähigkeiten betitelte und sich ihr unterstellte, aber seine Absichten dabei waren aufrichtig. Er wusste, was in ihr steckte, wo sie zweifelte. Er zeigte ihr den Pfad auf, den sie nicht wagte zu betreten. Wo sie sich in ale Schemata zurückflüchten wollte, schob er sie nach vorn, aber im Unterschied zu anderen behielt Caleb dabei seine Hand auf ihrer Schulter. Er war ihr Rettungsseil und ihr Anker. Er würde sie nicht loslassen, so unbedacht seine Pläne auch sein mochten. Er stünde sie fortan stets mit ihr durch, denn Caleb traute ihr. Er traute ihr mehr zu als das, was andere aus ihr hatten machen wollen. Die Narben könnte er nicht von ihrem Gesicht verbannen, aber er konnte sie diese vergessen lassen, weil er sie in die Schatten rückte, um die übrige Schönheit seiner Wüstenblume hervorzuheben. Und er wurde belohnt, denn Madiha erblühte.
Sie ließ sich von ihm mitreißen. Seine Stimmung streifte ihr Gemüt, bat es zum Tanzen und sie ließ sich auf's Parkett führen, so wie Caleb sie gerade hinter einen Stapel Kisten brachte. Dort konnte er nicht lange stillhalten. Sein Blut war in Wallung geraten. Es verteilte Adrenalin und Endorphine in seinen ganzen Körper. Das Seegras umwucherte Meer seiner Seelenspiegel glitzerte wild und verwegen. Wie könnte Madiha da nicht mitfiebern? Beide waren aufgeregt und erleichtert, dass bisher alles funktioniert hatte. Beide stachelten sich gegenseitig für den bevorstehenden Einbruch an. Beide küssten einander und Madiha konnte förmlich spüren, dass nicht nur sie ob des Freudenrausches erregt war. Calebs Begehren ließ sich kaum verbergen. Außerdem war er wieder so unsagbar nah. Sie schmeckte seine Lippen, sie spürte die Wärme und auch die Bereitschaft seines Körpers. Während er ihre Zunge mit der seinen liebkoste, zuckte immer wieder etwas hart gegen ihren Oberschenkel. Außerdem unterdrückte er das verlangende Stöhnen zwischen der Leidenschaft ihrer Lippenpaare. Auch Caleb hielt sich zurück und es war wohl besser so. Sie hatten schließlich eine Mission zu erfüllen. Eigentlich waren es sogar zwei, berücksichtigte man, dass sie ursprünglich nur bei den Faelyns einsteigen wollten, um zu schauen, ob die mutmaßlichen Blutsverwandten von Corax ihm auch ein Zuhause ohne Ärger und Leid bieten könnten. Jetzt würden Madiha und Caleb noch den Reichtum überprüfen und bei entsprechendem Stand genug mitgehen lassen, dass ihr geliebter Dieb seine Schulden bei Harm begleichen könnte. Schulden, mit denen der Halunke die Mäuler seiner Hafenratten würde stopfen können. Das Krümelchen hätte Überlebenschancen und vielleicht würde auch sie eines Tages eine Meisterdiebin werden...
Alles, womit Caleb argumentierte, klang plausibel. Doch Madiha wäre ihm vermutlich auch so gefolgt. Sie würde ihn nicht in sein Verderben rennen lassen, ohne nicht an seiner Seite zu stehen und vielleicht Schlimmeres zu verhindern. Oder mit ihm unterzugehen. Sie waren zusammen in diese Sache geraten, folglich würden sie es auch gemeinsam durchziehen. Außerdem klang es aufregend. Madihas Herz hämmerte in ihrer Brust, Hitze verteilte sich in ihrem Körper und sammelte sich zwischen ihren Beinen, um dort ein Verlangen zu hinterlassen, das sie vor Caleb nie verspürt hatte. Doch dann löste sie ihre Lippen von den seinen. Das Pochen in ihrem Schoß konkurrierte mit dem Prickeln und Brennen ihrer Lippen, welche durch das intime Küssen nun leicht angeschwollen waren. Trotzdem mussten sie beide jetzt einen klaren Kopf behalten. Madiha fächelte sich Luft zu, während Caleb sie betrachtete. Oh, was glühte doch das Feuer in seinen Augen, das er eigentlich in ihr sah!
Sie konnte sich diesem Anblick einfach nicht entziehen. Erneut näherte sie sich dem Dieb an, schlang ihre Arme um seinen Leib. Willige Härte drückten gegen ihren Schoß, zuckte in ihrem Gefängnis aus Stoff und wünschte sich Obhut in einer Zuflucht aus warmem, weichen Fleisch.
"Es ist aufregend ... es fühlt sich berauschend an ... dein Leben. Ich ... ich kann nicht leugnen, dass es mir gefällt..."
Caleb neigte sich zu ihren Lippen, berührte sie aber nur mit seinem Atem, als er Madiha entgegen raunte: "Unser Leben. Es ist jetzt auch deins, wenn du das willst. Was mein ist, ist dein." Sein Blick fing den ihren auf und er konnte sich ihrer Schönheit einfach nicht entziehen.
"... ich würde nun am Liebsten auf der 'Blauen Möwe' sein, um..."
"Ich auch", gurrte er wie ein liebestoller Kater und grinste ihr ebenso schief, aber verführerisch entgegen. Madiha kam ihm entgegen. Auch wie konnte nicht länger widerstehen. Ein Kuss, wenigstens das wollte sie haben. Doch noch während ihre Lippen erneut Calebs suchten, griff dieser unter ihre Schenkel und hob sie an. Auch ihre verlegene Anmerkung, dass sie nun dringend los sollten, hielt ihn nicht davon ab, Madiha bis zur Hauswand zu tragen und dort mit dem Rücken anzulehnen. Seine kräftigen Arme hielten sie. "Wir haben noch Zeit", säuselte er, während seine Lippen an ihrem Hals herabwanderten. Er keuchte erregten Atem gegen ihre Haut. Es fühlte sich warm an und willig. "Wir brauchen kein Schiff", fuhr er fort und schon presste er sein Becken an ihres. Er schob sich mit der geballten Macht seines eingepackten Schritts zwischen ihre Schenkel. Nur noch Stoff trennte sie beide voneinander. Das hinderte Caleb aber nicht daran, ihr einen Vorgeschmack dessen zu geben, wofür sie seiner Meinung nach noch alle Zeit der Welt hätten. Lüstern rieb er sich an ihrem Schoß, dass die Sarmaerin den Eindruck gewinnen konnte, jemand fuhr mit einer steinernen Faust an ihrer intimsten Stelle entlang. "Ich halt's nicht mehr aus", stöhnte Caleb auf und riss sie von der Wand los. Mit wenigen Schritten trug er Madiha hinüber zu der breitesten Kiste, die er finden konnte und setzte sie ab. Sobald seine Hände frei waren, friemelte er an seiner Hose herum. Er befreite sich aus dem engen Gefängnis. Strammes Fleisch streckte sich Madiha mit einem zuckenden Gruß und von Blut angedickten Adern entgegen. Gewiss hatte sie nicht vergessen, wie gut Caleb bestückt war, aber jetzt konnte sie einen noch besseren Blick auf ihn werfen als damals auf dem Schiff. Caleb beugte sich bereits über sie. "Zieh dich aus", flehte er. Er forderte es nicht. Wenn sie nicht wollte, würde er sie nicht zwingen, aber seine Lust auf ihren Leib war gewaltig. Er hatte sie einmal versuchen dürfen und zehrte die ganze Zeit davon. Alles an ihm sehnte sich nach einer Wiederholung, hier und jetzt. Harm und die Hafenratten konnten warten. Das Haus Faelyn konnte warten. Corax, der noch immer nicht von einem möglichen Bruder und weiterer Familie ahnte, konnte warten. Sicherlich vergnügte er sich gerade mit Azura, denn ihre untote Gestalt hielt ihn gewiss nicht auf. Auch Caleb wollte sich nicht länger aufhalten lassen, dabei wäre es so einfach. Ein einzigen Wort von Madiha genügte, um ihn an der kurzen Leine zu halten. Aber ebenso könnte sie mit einem Wort jene Leine von ihm lösen und die willige Bestie freilassen, die sie mit seiner Leidenschaft überfallen und ihr beweisen wollte, dass sie Zeit hätten. Zeit und alles, was sie brauchten, um jene mit Lust und Liebe zu füllen.
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Re: Hafenratten

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Sonntag 17. Dezember 2023, 00:59

Es war absolutes Neuland , auf dem sie sich bewegte. Nicht nur, dass Andunie tatsächlich neues Land für sie war und sie sich mehr als einmal staunend von den Gepflogenheiten hier hatte beeindrucken lassen, es war auch alles völlig neu, wie es sich entwickelte. Auf einmal war Madiha präsent. Sie wurde gesehen und zwar nicht nur als Objekt seltsamer Gelüste. Sie war tatsächlich ein Teil der Gesellschaft und nicht nur Caleb mochte ihre Gesellschaft. Auch Corax war inzwischen aufgeblüht, war freundlicher und zugänglich für die Sarmaerin. Kjetell’o sah in ihr ein hohes, feuermagisches Potenzial und bescheinigte ihr ganz ohne Häme, dass sie nur lernen müsste, um es weiter zu schaffen als sie je für möglich gehalten hatte. Noch in der Akademie der Feuerhexe, war sich Madiha überhaupt nicht sicher gewesen. Da hatte sie ihre ersten Schritte in einer Gesellschaft gewagt, die weder etwas für Frauen im Allgemeinen übrig gehabt hatte, noch für Madiha im Speziellen. Aber auch Estelle und Jivvin hatten sich ihr freundlich zugewandt gezeigt. Ja, mehr noch. Estelle war sogar ausgesprochen liebreizend und aufgeschlossen ihr gegenüber. Nun… vielleicht hätte sie noch anders gedacht, wenn sie einen Blick auf Madiha hätte werfen können, aber Madiha nahm es, wie es kam. Freundlichkeit erreichte das Mädchen, wohin sie auch sah und spülte alles Schlechte immer weiter fort. Das bedeutete nicht, dass Madiha nicht jederzeit wieder einbrechen konnte, doch nun war davon erstmal nichts mehr zu spüren. Ganz im Gegenteil… Caleb sah sogar so viel in ihr, dass er sie ins kalte Wasser warf, um sie direkt zu etwas zu adeln, dessen sie sich nicht mal in ihren Träumen gerühmt hätte. Madiha und eine Meisterdiebin? Lächerlich und doch… doch hatte sie soeben schwimmen gelernt und das beflügelte sie auf eine Weise, die gleichwohl neu war für sie.
Madiha spürte diese Aufregung in sich, dieses Kribbeln und die Hitze. Es war… warm hier in dem kleinem Versteck und sie kam nicht umhin festzustellen, dass Caleb mit seiner Ausstrahlung eine ganz besondere Faszination auf sie hatte. Dass sie das Bett geteilt hatten, war ein Wunder. Madiha hatte anfangs noch geglaubt, dass sie das für ihn gern tun würde. Dass sie sich dafür hergab, weil er es war, der es wollte. Für sie stand fest, dass sie ihm diesen Wunsch erfüllte und dann… dann stellte sie fest, wie sehr es sie erfüllte. Wie sehr er sie ausfüllte und ihr Gefühle bescheren konnte, die sie bisher nicht kennengelernt hatte. Madiha fand tatsächlich Gefallen daran, sich mit Caleb zu vereinigen und seither konnte sie ihn längst nicht mehr so unschuldig betrachten, wie zuvor. Immer war da ein leises Pulsieren, ein tonloses Verlangen. Caleb besaß ihre Liebe uneingeschränkt und das weit vor ihrer gemeinsamen Nacht.

Aber jetzt gab es da auch noch etwas anderes und gerade jetzt, während sie aufgeputscht von ihrem Abenteuer waren und sich in dieses enge Versteck verzogen, half die Umgebung mit, sich gewisse Dinge vorzustellen. Und Madiha konnte sich nicht freimachen davon. Sie war elektrisiert und sein funkensprühender Blick traf bei ihr auf entflammbaren Boden. Während Madiha allerdings noch versuchte, die Vernunft zu halten, war es Caleb, der dich dagegen auflehnte. Der erneute Kuss ihrerseits brachte ihn dazu, sie hochzuheben und zu versichern, dass sie noch genügend Zeit hatten. Madiha umschlang mit ihren Beinen seine Hüfte und ließ sich bereitwillig von ihm führen. Ihr Rücken drückte sich gegen die Hauswand und ihre Arme schlangen sich um seinen Nacken. "Wir brauchen kein Schiff", raunte er unter Küssen an ihrem Hals und sie schloss die Augen. Oh, wie sehr er sie doch lenken konnte. Allerdings war das nichts, was Madiha nicht auch wollte. Sie genoss dieses Spiel, diese Zärtlichkeit und das Verlangen, das ausgerechnet SIE auszulösen vermochte. Dabei war es nicht ein allgemeines Spiel, das sie gern spielte. Sie wollte nicht allgemein jeden reizen und locken. Madiha wollte nur einen locken und jener folgte ihren Reizen, ohne jemals zu viel verlangen zu wollen. Keuchend ließ sich Madiha von ihm küssen und strich mit ihren Händen über die hinter Stoff verborgene Brust.
Er rieb sein Becken gegen ihre Mitte und offenbarte bereits jetzt, dass er vollkommen bereit war für das, was auch sie gedanklich in diesem Moment beschäftigte. Dabei war ihre Haut heiß als würde ihr Feuer nach außen brennen. Doch jenes Feuer entzündete nur der Dieb und konnte es auch als einziger wieder löschen. "Ich halt's nicht mehr aus", stöhnte er nahe ihrem Ohr und Madiha nestelte an seinem Hemd herum, um es ein wenig aufzuschnüren und dann ihre Lippen gegen seinen Hals und auf sein Schlüsselbein zu drückten. Caleb aber änderte die Positon und setzte sie mühelos auf einer der Kisten ab. Madiha saß, breitbeinig, um ihn nahe bei sich zu haben, da und half ihm sogar ein wenig dabei, seine Hose zu öffnen. Ihr Atem ging erregt und ihre Lippen glänzten. Dann befreite Caleb seinen Mast und Madiha hielt ehrfürchtig inne. Sie starrte ihn an und… hob den Blick. Liebe bettete Caleb in einen warmen Glanz ein. Es war pure Liebe, die sie empfand und, die sie ganz benommen machte. “Zieh dich aus“, keuchte er flehend und beugte sich wie ein großer Schutzschild über sie. Madiha folgte seiner Bewegung und lehnte sich zurück. Sie hatte keine Angst. Keine Bedenken oder das Gefühl, dass dies nicht der Ort sein würde. Sie musste keine Kerzen haben, keine Musik oder wundervolles Ambiente. Madiha brauchte nichts. Nur ihn. Und so lächelte sie ihn warm an, ehe sie sich tatsächlich die Hose von den Beinen zog und gleichwohl das Oberteil auszog. Nackt und bereits vor Wärme glänzend, lag sie vor ihm und erhob sich langsam wieder. „Wir brauchen kein Schiff“, wiederholte sie heiser seine Worte flüsternd. Madiha drückte leicht gegen Calebs Brust und dirigierte ihn etwas. Dann saß sie wieder vor ihm, sodass er einen guten Blick auf alles haben konnte. Das Mädchen aber ließ ihren Blick fallen und berührte dann seinen strammen Soldaten, der sich ihr entgegenreckte. Sie rieb mit ihren Fingerspitzen zärtlich darüber, ehe sie ihn umschloss und einmal kräftig auf und abfuhr mit ihrer Hand. Sie beobachtete ihn dabei und sog seine Reaktionen in sich auf. Es war ein verdammt heißes Spiel, das sie nur mit Caleb bereit war zu spielen. Dann zog sie Caleb mit sich, während sie sich erneut rücklings auf der Kiste niederließ und ihn einlud, sie zu besuchen. Madiha war dieses Mal nicht angespannt. Sie war sich ihrer Leidenschaft bewusst und das Verlangen, das sie ihm gegenüber sogar verbalisiert hatte, erfüllte sie, ebenso wie er sie ausfüllte. Madiha stöhnte leise und schloss die Augen vor Lust. Caleb in sich zu spüren war etwas, das sie wohl niemals ganz begreifen könnte. Es war… unbeschreiblich schön, unfassbar erregend und löste in ihr eine Welle der Gefühle aus, die sie noch nicht zur Gänze erfassen konnte. Sie spürte seine Bewegungen und kam wieder etwas hoch, sodass sich der Winkel noch mal veränderte. Nun winkelte sie ein Bein etwas an und klemmte ihre Wade an seinem Hintern fest , ohne ihn zu behindern. Madiha stöhnte voller Hingabe, ehe sie den Kopf in den Nacken legte und ihm ihren schlanken Körper präsentierte. Sie verstand nicht, was geschah. Aber das musste sie auch nicht, denn das, was sie soeben fühlte und worin diese Gefühle gipfelten… Madiha genoss diese Wendung sehr und war überrascht davon, dass sie sich derart fallenlassen konnte.
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Re: Hafenratten

Beitrag von Erzähler » Dienstag 19. Dezember 2023, 11:20

Dass Madiha weitaus mehr Wert besaß als sie sich selbst zuschrieb, hatte ihr Umfeld eher erkannt als sie selbst. Manchmal benötigte es aber gerade den Respekt oder die Wertschätzung gänzlich Außenstehender, um noch einmal zu reflektieren. Sie wusste schließlich, dass Corax in ihr viel sah. Sie war ihm eine Herrin geworden, die ihn nicht nur gut behandelte, sondern ihm auch Freiheiten gab, ohne ihn gänzlich frei zu lassen. So hatte er eine Chance, an ihrer Hand geführt in ein Leben zu finden, das sie im Grunde auch erst noch entdecken musste. Von ihm aber würde stets nur Ehrerbietung entgegengebracht werden. Kjetell'o hingegen hatte Madihas Potenzial erkannt. Er sah viel in ihr, vor allem eine große feuermagische Macht und er wollte sie formen, damit sie jene zu beherrschen wusste. Das war schon ein erster Schritt in die richtige Richtung gewesen. Die kleinen Übungen und die Flämmchen, welche sie bereits recht gut zu führen verstand, zeigten ihr, dass mehr in ihr steckte als eine gehorsame Sklavin und kurzweil für die männliche LIbido. Aber Kjetell'o neigte auch dazu, andere für seine Zwecke zu lenken. Er hatte Caleb den Einhorndolch überlassen, damit jener Serpentis meuchelte. Nicht der Waldelf war hierbei aktiv geworden, er hatte nur die Mittel zur Verfügung gestellt. Wieviel Wert sah er über Madihas Feuermagie hinaus in ihr? War er wirklich an mehr interessiert? Er mochte sie auf der Ebene ihrer Talente aus ihrem Status herausheben, aber mehr war da auch nicht - noch nicht. Caleb hingegen sah inzwischen zu viel in ihr. Er liebte sie und ließ es sie spüren, wann immer sich eine Gelegenheit ergab. Natürlich hörte sie es gern, fühlte ihn gern, aber er würde ihr vielleicht sogar eher eine verliebte Lüge ins Ohr hauchen, anstelle ihre Seele mit der Wahrheit zu zerstören. Zumindest versuchte er es, ansonsten hätte er seine Probleme und Ängste um seine Anatomie nicht so lange vor ihr verheimlicht. Andererseits bemühte er sich auch, ehrlich mit ihr umzugehen. Vor allem aber schubste Caleb sie lieber in eiskaltes Wasser, weil er an sie glaubte, anstatt sie in ihrem Minderwertigkeitsdenken zu bestätigen. Trotzdem blieb das Wissen, dass er es war, der ihr Komplimente machte, sie lobte und eben mehr in ihr sah als nur eine Sklavin. Menschen - und Elfen - denen man vertraute, sollte man eigentlich glauben können. Letztendlich konnte es auch entgegenwirken, wenn man sich einredete, dass sie einem nicht wehtun wollten, auch seelisch nicht. Doch dann tauchte Harm auf und Caleb betitelte Madiha als Meisterdiebin. Dann war da Estelle, die nur auf ihr Verhalten Rückschlüsse auf Calebs Partnerwahl hatte ziehen können. Und nicht zuletzt gab es noch Jivvin...
Es tat einfach nur gut zu erkennen, dass man mehr war, mehr sein konnte. Es beflügelte und machte blind für all die Risiken, denen man sich plötzlich und so viel leichter auszusetzen bereit war. Madiha wusste, was ihre Mission auch bedeutete. Sie wusste, dass sie plante, mit Caleb in das Haus Faelyn einzusteigen. Ausgerechnet jenes dunkelelfische Haus, zu dem Corax eine Blutsverwandtschaft haben könnte. Sie wusste aber auch, dass sie es für ihn tat. Sie wollte nachschauen, ob er dort sein Glück fände. Währenddessen wollte Caleb das eigene finden, indem er sich von Schulden befreite. Alles in allem klang es aufregend genug, um die Gefahr in den Wind zu schlagen. Vor allem beim Anblick der tiefen, Schild umwucherten Fjorde im Gesicht ihres Liebsten versetzte die Stimmung Madiha in eine Leidenschaft, die auch den Dieb befiel. Schnell fand sie sich erst von ihm gegen eine Wand gedrückt, nur um anschließend auf einer der vergessenen Kisten abgesetzt zu werden, während er an seiner Hose herum fingerte. Madiha aber hielt es selbst ebenfalls nicht länger aus. Nie zuvor hatte sie dieses Verlangen gespürt, dieses willige Pochen ihres Schoßes und die Sehnsucht, noch einmal so von Caleb ausgefüllt zu werden wie auf dem Schiff. Sie wollte ihn so sehr wie umgekehrt und so streifte sie nicht nur sein Hemd über dessen Kopf, sondern auch ihre eigene Kleidung vom Leib. Nackt und breitbeinig saß sie vor ihm, präsentierte sich, dass sie Calebs Begehren nicht nur in seinem Blick oder an den geröteten Wangen ablesen konnte. Willig zuckte sein Fleisch. Dann beugte er sich schon über sie. Noch einmal war es ganz anders, ihn nahe zu haben. Denn dieses Mal fehlte die Sorge, es fehlte die Furcht. Caleb hatte sie bereits erobert. Es passte. Er musste nichts befürchten. Es würde erneut funktionieren. Madiha hatte ihm eine lebensschwere Last von den Schultern genommen und wurde nun mit seiner Selbstsicherheit belohnt. Er begann zu experimentieren. Er folgte nicht nur seinen Trieben, sondern auch seiner Leidenschaft. So angelte Caleb gierig nach ihren Lippen, als er seinen Unterleib schon zwischen ihre Schenkel schob. Wie ein großer, mit Samt überspannter Fels presste sich die vorderste Spitze seines Körpers gegen ihr südlichstes Lächeln. Es verbarg die Hitze der Wüste Sar, doch wurde es zugleich von einem Quell gewässert, der versprach mit Calebs Hilfe zu einer Oase zu wachsen.
Schon schickte er seine Karawane aus, an der Oase zu lagern. Oh und wie diese Nomaden sich breit machten. Sie rissen eine tiefe Kluft in ihr heimliges Paradies, aber es fühlte sich gut an. Sie siedelten sich an, gingen ein und aus und ein und aus und ein und aus... Es fühlte sich unsagbar gut an. Caleb fühlte sich gut an. Er war ganz bei der Sache, schickte warme Wüstendwinde über ihre Haut und wagte es sogar die Spitzen ihrer Sanddünen mit der Zunge zu befeuchten.
"Wir brauchen kein Schiff", seufzte Madiha erregt. Ihr Schoß bewies, dass es genug Gewässer zum befahren gäbe, aber dennoch behielt sie Recht. Das Glück dieser Welt fand nicht immer auf einem Deck statt. Wichtig war die Gesellschaft und Caleb nahm viel Platz in ihrem Raum ein. Er tanzte mit ihr, bewegte sich inzwischen etwas geübter, auch wenn durchaus noch häufiger mit ihr trainieren sollte. An seiner Kondition müssten sie noch arbeiten, denn er stöhnte sehr früh und sehr schnell etwas abgehackt. Madiha war hingegen kundig genug, um es zu erkennen. Sie wusste vielleicht nicht, es zu unterdrücken, denn Khasib hatte sich einfach genommen, wonach ihm beliebte und zielte nie darauf ab, auch sie in den Höhepunkt mit einzubeziehen, aber die Sarmaerin fühlte sich bei ihrem Dieb sicher. Das weckte ihre Experimentierfreudigkeit. Sie musste Caleb doch nur etwas ablenken. Mit heißen Küssen und sanften Streicheleinheiten erinnerte sie ihn daran, sich selbst etwas zu bremsen. Sie hatten Zeit und vor allem musste er ihr davon mehr geben, damit sie beide das erlösende Ende der Reise erreichen dürften.
Er folgte ihr, war Wachs in ihren Händen, während er ihren Schoß ebenso zu verflüssigen schien. Jeder Stoß schickte tiefe Impulse in ihren Leib und wenn er sich etwas zurückzog, hinterließ er eine Leere, die Madiha sofort wieder ausgefüllt wissen wollte. Sie dirigierte ihn und gemeinsam fanden sie bald einen Rhythmus, mit dem sie sich gegenseitig sowohl anzustacheln als auch etwas zu beruhigen wussten. Die Luft in der Gasse heizte sich auf. Madiha wusste schon nicht mehr, ob es Nebel war, der den regnerischen Tag begleitete oder ihre Körper, wenn die Tropfen von oben auf ihre erhitzten Leiber trafen. Sie sah nur Calebs bebenden Leib, der sich immer wieder gegen sie drängte. Sie sah seinen fiebrig glänzenden Blick. Lust funkelte darin, aber nicht auf die Weise, wie sie es in Sarma hatte erleben müssen. Er wollte sie nicht als Ventil nutzen, um Druck abzulassen. Er wollte sie. Er liebte sie und er suchte ihre Nähe. Er wollte sie so intensiv spüren wie sie ihn. Irgendwann kamen seine Stoßbewegungen nur noch abgehackt, dafür wuchtiger. Er näherte sich dem Ende. "Gleich...", stöhnte er auf. Er kämpfte, denn er wollte Madiha mitnehmen. Er achtete auf sie, wollte sie unter keinen Umständen zurücklassen. Immer wieder küsste er ihre Lippen, ihren Hals, ihre Brüste und Schultern. Doch irgendwann würde er einbrechen. Die Frage blieb, ob Madiha in ihrem gemeinsamen Rhythmus die Erlösung fände. Caleb entdeckte sie auf jeden Fall und schickte das Resultat tief in ihren Leib hinein. Das Gefühl erinnerte an ihre Heimat, heiß und schön. Es erinnerte sie an ein Bad in Milch und Honig, das ihr nie zugestanden hatte, wovon sie aber oft zu träumen wusste. Es war pfeffrig scharf wie die würzigen Gerichte der Sarmaer Märkte, zugleich süß wie gezuckerte Feigen. Es war alles, was Madiha brauchte.
Irgendwann würde sie die Augen öffnen. Caleb lag halb auf ihr, begrub ihre Nacktheit unter sich, aber stützte das meiste seines Körpergewichts mit einer Hand ab. Er atmete schwer. Seine Wangen glühten, seine Stirn und Brust standen in Schweiß. Er verströmte seinen kernigen Eigengeruch, an den sie sich nicht nur gewöhnt, sondern ihn auch zu lieben gelernt hatte. Ihre Nase würde Caleb immer finden. Er duftete nach ihrer gemeinsamen Liebe. Oh und wie er sie geliebt hatte! Sie hatten sich wirklich Zeit genommen. Der Tag war vorangeschritten. Es blieben noch einige Stunden bis zur Dämmerung, aber dennoch hatten sie sich ausgiebig und lang miteinander vergnügt, bis sie beide einfach vor Erschöpfung eingeschlafen waren. Jetzt fühlten sich ihre Körper ein wenig steif an von der Position und doch entspannt durch die körperliche Aktivität. Caleb hob den Blick und lächelte mit neuer Energie.
"Ich liebe dich, Madi", raunte er. Seine Stimme klang etwas kratzig. Dann erhob er sich, zog sich zurück. Er hinterließ eine kühle Brise, die vom Eingang der Gasse zu ihnen herüber drang. Caleb streckte sich. Dann reichte er Madiha ihre Kleidung, um sie vor neugierigen Blicken zu schützen. Es existierten keine offensichtlichen Beobachter. Irgendwo fiepte ein Nagetier, an anderer Stelle seufzte es oder waren das nur die Seile, die zwischen den Hauswänden gespannt und vom Wind bewegt worden waren? Wie auch immer, Andunie lag ruhig da, zumindest hier.
Caleb kleidete sich wieder ein und wartete, dass auch Madiha soweit wäre. Dann führte er sie nochmal zu den Docks, wo sie sich am Ufer etwas frischmachen konnten. Schließlich rieb er sich die Haare in den Nacken und grinste schief. "Wir haben uns doch reichlich Zeit gelassen. Nachts irgendwo einzusteigen ist manchmal nicht die beste Idee, dann sind die Wachen aufmerksamer. Lass uns mal schauen, welche Möglichkeiten das Haus Faelyn überhaupt zu bieten hat."
Gesagt, getan. Sobald auch Madiha soweit wäre, verließen sie die Docks. durch einen sanften Nieselregen und tiefer hinein ins Herz der Stadt.

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