XXX

Die größte Handelsstadt Celcias besitzt auch den größten Hafen. Es liegen immer ein paar Handelsschiffe vor Anker und überall wimmelt es von Matrosen oder Fischern. Wer hier auf einem Schiff anheuern will, hat eine große Auswahl.
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Kazel Tenebrée
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Re: XXX

Beitrag von Kazel Tenebrée » Mittwoch 20. Dezember 2023, 01:53

Die Stimmung kippte. Nell hatte es eingeleitet, wollte aber gar nicht bei dem Thema bleiben. Kazel sah, wovor Zissus ihn gewarnt hatte. Nun sah er, was eine Zukunft für Janay darstellen könnte, hätte sie von all den Aufzeichnungen und Geheimnissen in Sademos' Katakomben erfahren. Er sah Nells Trauma und wie sie versuchte, diesem zu entgehen. Normalerweise hätte der Mischling sogar versucht, sie zu trösten, doch jetzt nicht. Dieses Mal konnte er es nicht tun. Weniger aus dem Wunsch heraus jemanden gefunden zu haben, der selbst Zeuge der Schrecken geworden war und ihn verstand. Nein, er suchte keinen Gesprächspartner, um seine eigenen Erlebnisse zu verarbeiten - nicht bewusst. Das hieß nicht, dass er einen solchen nicht brauchen könnte. Er behielt lieber alles für sich. Er wollte sein Leid nicht teilen. Er wollte es nicht mehren. Aber er musste mit Nell sprechen, denn sie hatte etwas gesehen. Sie war erster und vielleicht einziger Anhaltspunkt, wie er in Andunie die Suche nach dem Nest beginnen könnte. Er durfte sie jetzt weder schweigen, noch ziehen lassen. So ging Kazel auf Konfrontationskurs, auch wenn es ihm irgendwo absolut nicht gefiel. Er merkte selbst, dass es der Elfe Unbehagen bereitete.
"Nun mal langsam...", mischte sich ihr Begleiter, Bramo, ein. Bisher hatte er geschwiegen und auch nicht eingegriffen, als Kazel Nell an der Schulter berührte. Dass sie sich seinem Vorhaben nun aber doch zur Verfügung stellen sollte, passte ihm gar nicht. "Müssen ist ein großes Wort. Wir wollten selbst..."
"Ist es", bestätigte ihm der Mischling und kramte nach den Unterlagen aus dem Haus des Sammlers. Die Hoffnung ließ ihn nicht los. Janay hatte dran gedacht, ihm die Notizen zuzustecken und sie waren noch immer versiegelt. Seine Liebste vertraute ihm und hatte trotz möglicher Neugier keinen Blick darauf geworfen. In Kazels Herzen breitete sich eine Wärme aus, als hätte Nell erneut die Geige angestimmt. Wie oft war er in dieser Hinsicht schon getäuscht worden? Oft genug, dass auch er sich diese Verhaltensmuster unbewusst angeeignet hatte. Auch er hatte schon viele verraten. Dass ausgerechnet Janay ihm nun aufzeigte, dass es auch anders funktionierte, weckte erneut seine Liebe für diese Frau. Er lächelte und schaute auf, direkt in Bramos Gesicht. "Ich wünschte, ich müsste nicht..." Dann breitete er alles Schriftliche auf dem Tisch aus. Er zeigte Aufzeichnungen der Apparaturen mit allerlei Notizen, die viel zu stark ins technische Detail gingen, als dass ein Außenstehender die wahren Hintergründe würde verstehen können. Auch Kazel konnte sich nur ein grobes Bild machen. Angesichts seiner und Nells Beschreibungen genügten die Informationen jedoch, um zu ahnen, dass hier etwas absolut Grausiges vor sich ging.
Leider wollte Nell nach wie vor nichts mehr davon wissen. Sie hatte sich unbemerkt einen Weg in Sicherheit gebahnt und wühlte nun in Lumpen, Kisten und Schränkchen herum. Sie ging überhaupt nicht mehr auf Kazel ein, schmetterte seine Worte lapidar ab und schien sich auch nicht mehr an den Namen erinnern zu wollen, den sie im Ansatz bereits selbst und vor allem zuerst genannt hatte: Serunda Belyal Sinth. Jener Name, der als Unterschrift auf einigen der Briefe und Notizen zu finden war. Nell wusste mehr, davon war Kazel überzeugt. Dass sie und ihr Gefährte hier waren, während er und Kuralla den Sprung durch Raum und Zeit gewagt hatten, konnte kein Zufall gewesen sein! Er brauchte Antworten. Er musste sie erhalten. Er musste...
"Und ich muss baden!!!"
Kurallas Ausruf kam mit reichlich Mundgeruch, sowie an unpassender Stelle. Er lenkte zusätzlich vom Ernst der Lage ab, während der Gestank die Hoffnungsmelodie aus den Herzen jagte. Ohja, die Alte brauchte definitiv ein Bad. Man würde sie meilenweit riechen, aber ließ sich diese Schicht von ... Jahrhunderten? Wie alt mochte Kuralla sein? Ließ es sich überhaupt abwaschen? Nun, sie schien überzeugt. Außerdem nutzte sie das Offensichtliche bereits, um ihre Argumente zu festigen.
Kazel seufzte tonlos. Er stand hier auf verlorenem Posten. So beugte er sich allein über die Unterlagen, als könnte er ihnen plötzlich eine rettende Antwort entnehmen. Ich krieg das zur Not auch allein hin ... ich muss. Er würde sich nicht aufhalten lassen. Er konnte nicht. Er hatte bereits zu viel geopfert. Außerdem würde er die Bilder, die er nicht sähe, weniger ertragen können, denn Vorstellung war der beste Künstler. Auf seiner Leinwand zeichneten sich größere Schrecken als es die Realität in der Lage war zu präsentieren. Fantasie war stets mächtiger. Er wollte keine Bilder von Frauen malen, die keine Hoffnung mehr hatten. Er wollte ihre Hoffnung sein, ihr Leid beenden und ihre Bilder - ihre realen Bilder - als Erinnerung mit sich tragen, wenn es nicht anders ging. Alles war besser als das Wissen, sie ihrem Schicksal zu überlassen, wo er etwas hätte unternehmen können. Nein, das ertrug seine Seele nicht. Nicht mehr. Er war längst nicht mehr der selbst ernannte graue Elfenmischling, der neutrale aus der Ferne, der Wanderer der Stillen Ebene, welcher sich aus allem heraus hielt. Selbst wenn die Statistik bewies, dass ihm jegliche Einmischung seinerseits nur Ärger eingebracht hatte ... und eine neue Liebe ... er würde sich nicht abwenden. Sein Meister ließ auch keine verlorene Seele im Stich. Selbst der Tod hatte darum gekämpft, das Gleichgewicht wieder einzubringen und dem dämonischen Wurm sein Handwerk zu legen. Nicht einmal er war unparteiisch, auch wenn er Neutralität auszustrahlen versuchte. Kazel war der beste Beweis. Er war sein Geselle, seine ... Gesellschaft!
Kazel blickte auf, als Nell einen Laut der Ablehnung ausstieß und sich dann an ihn wandte. Verwirrt betrachtete er sie. Er hatte vollkommen den Fokus des Gesprächs verloren. "Nein! Versteh mich bitte nicht falsch, Kazel ... ich ... ehm..." Weiter kam sie nicht. Kuralla riss sich Bramo unter den Nagel und zerrte ihn mit sich. Er würde die Goblin-Oma baden müssen. Er trug von ihnen nun die schwerste Bürde. Vielleicht erlöste ihn ein Gott und ließ ihn vorab erblinden, aber Seife und Lappen müsste er dennoch führen. Blind würde er herausfinden müssen, ob er nur die Schmutzkruste aus einer Hautfalte kratzte oder sich in die falschen Gefilde verirrte. Wenn Kuralla gierig stöhnte, würde er seinen Fehler erkennen ... und sich dann die Finger abtrennen müssen. Doch es war zu spät. Nicht einmal Nells Protest hielt eine stinkende Vettel wie Kuralla noch auf.
Kazel schaute ihr und ihrer Beute noch nach. Dann waren Nell und er auch schon allein. Seine blauen Augen richteten sich auf die Elfe aus.
"Himmel! DU!"
Er zuckte zusammen und erwiderte das Grinsen dann mit einem verlegenen Schmunzeln. Gleichzeitig mit Nell stieß er eine Entschuldigung aus. Ihre nahm er mit einem Nicken an. "Ich war in Gedanken. Es ... gibt viel zum Nachdenken für mich und noch mehr zu erledigen." Sein Blick wanderte wieder auf die Notizen. Das schwache Lächeln verlor sich. Wem machte er etwas vor? Er war so unvorbereitet nach Andunie gesprungen, hatte keinen wirklichen Plan gemacht, wie er es hier angehen wollte und stand nun hier vor einem Haufen an Informationen, der ihm so fremd war wie Kuralla ein Duftwässerchen. Wie sollte das hier funktionieren?!
"Verdammt ... ich komm wohl nicht drumherum, was?"
Wie schaffte es eine fremde Elfe allein, ihm derart viel Hoffnung zu schenken? Erst mit der schönen Geige und ihrer noch schöneren Melodie und nun durch eine einzige Erkenntnis. Wiederholt sah er auf, als sie sich dem Tisch näherte. "Ich wünschte, ich könnte es dir abnehmen. Aber ich will versuchen, dich nicht mehr zu belasten als notwendig. Doch ohne deine Hilfe komme ich wohl nicht weiter." Immerhin schaute sie sich die Papiere nun selbst an, kommentierte einige Bilder davon. Die Aufzeichnungen, vor allem die Bilder der Apparaturen, gingen ihr sichtlich durch Mark und Bein. Sie schüttelte sich sogar.
"Das da ... sieht ... sieht ... ähnlich aus und ... oh mann ... ich glaube, die Nüsse waren schlecht, mir ist ... ich hab Bauchschmerzen." Kazel umrundete den Tisch, wollte schon nach ihr greifen, um sie im Fall der Fälle zu stützen. Er mochte mit seinen Worten vorhin sehr direkt gewesen sein, aber er war kein Unmensch ... kein Unelf. Dass es Nell dermaßen zusetzte, sorgte ihn. Doch sie behielt den Blick noch auf dem Papier. Außerdem erklärte sie, dass sie ähnliche Apparaturen gesehen hatte, aber keine amputierten Frauen. Sie beschrieb ihre Bewegungen und Verhaltensweisen wie eine Art Trance und der Mischling erstarrte. "Haben sie sich benommen wie wandelnde Tote ohne jeglichen Lebenswillen? Wie ... Hüllen ihrer selbst?", fragte er nach und man konnte ihm anhören, dass ihm diese Umschreibung ebenso vertraut schien wie die Schreckensbilder, mit denen er offenbar ebenso wie Nell zu kämpfen hatte. Er hatte noch mehr gesehen als sie. "Nell ... gab es da irgendwo einen Kristall? Oder irgendetwas, das wie ein Behältnis für ... Sand aussah? Hast jemand von einem seltsamen Wurm gesprochen?" Kazel unterdrückte aufsteigende Panik, sandte die mögliche Information aber sofort an seinen Meister. Selbst wenn der Gevatter aufgrund seiner üblichen Pflichten nicht sofort antworten könnte, so würde er ihn hören. Er hörte immer seine Gedanken, das hatte er zuletzt bei seinem vermasselten Stelldichein mit Janay bestens bewiesen. Gibt es mehr als einen Dämonenwurm? Der Mischling weigerte sich, seinen Namen jemals wieder auch nur zu denken. Könnte noch einer in Andunie sein? Stehlen sie hier ebenfalls Zeitensand? Dann ist es auch deine Angelegenheit. Dann habe ich ein Recht darauf, deine Gaben als Hilfsmittel zu nutzen - für das Gleichgewicht zwischen Leben und Tod. Nicht, dass er erpicht darauf war, die Macht des Todes einzusetzen, aber es wäre hilfreich, wenn er zwischendurch eigene Lebenszeit opfern könnte, um jene Celcias anzuhalten. Vor allem dann, wenn er erneut vierzig mal vierzig Frauen würde umbringen müssen... elf Minuten hatte es ihn gekostet. Elf Minuten seines eigenen Lebens.
Erneut lenkte Nell ihn ab, holte ihn zurück aus seinen Gedanken. Oh, er grübelte zu viel, aber die Situation war heikel und er fühlte sich von den neuen Erkenntnissen etwas in die Ecke gedrängt, fast machtlos. Das hieß nicht, dass er aufgab. Noch immer schwang ein Rest Hoffnung in seinem Geist, eine sanfte Melodie, die sich über aufkommende Ängste stülpen würde. Sie umarmte ihn und ließ ihn wissen, dass er nicht vollkommen allein war. Er hatte Hilfe.
Auch Nell wollte sich nicht alleingelassen fühlen. Sie ging mit ihrer Umwelt weitaus offener um als Kazel es tat. Sie besaß auch keinerlei Berührungsängste wie es schien. Sie brachte ihn sogar erneut knapp zum Schmunzeln, denn ihre Frage amüsierte ihn irgendwie. "Drückst du mich mal?"
"Du willst den Tod umarmen?", stellte er eine Gegenfrage. Natürlich war das viel zu hoch gestochen. Er war nicht der Gevatter - noch nicht. Noch war er nur sein Lehrling, der frisch beförderte Geselle. Aber eines Tages würde er seinen Platz einnehmen. Außerdem klang es geheimnisvoller, sich so vorzustellen als nur vom Gesellen zu sprechen. Obwohl sein Meister ihm ja geraten hatte, es besser gar nicht zu erwähnen, damit man ihn nicht für verrückt hielt. Andererseits machte Nell einen weitaus bekloppteren Eindruck als er selbst, auf eine liebenswert positive Art und Weise ... und Tods kuttenschwarzer Humor färbte offenbar langsam auf ihn ab.
Er breitete die Arme aus. Er konnte gar nicht der Tod sein. Jenen verband man immer mit Unbehagen und einer voranschreitenden Kälte. Kazel aber fühlte sich angenehm warm an. Er war nicht kräftig, nicht einmal sonderlich muskulös, aber besaß genug drahtige Muskeln, dass man ihm durchaus Geschick zusprechen könnte. Je nachdem wie Naella ihn umarmte, würde sie vielleicht die Narben auf seinem Rücken durch den edlen Stoff spüren können. Viele Narben. Sehr viele Narben. Kazel schien ein verworrenes Netz auf dem Rücken zu tragen. Glücklicherweise hatte man ihn von der Last dieses Stigmas bereits erlöst. Wo es früher bei jeder harten Konfrontation geschmerzt und ihn fast außer Gefecht gesetzt hatte, konnte er nun nur noch mit dem entstellenden Blitzgewitter leben. Der Tod hatte ihm die Schmerzen genommen. Allein deshalb stand er in dessen Schuld, aber mittlerweile diente er ihm sogar voller Eifer. Seltsam, dass er seine Empathie dadurch noch nicht verloren hatte. Der Gevatter gab sich da eher gefühllos. Kazel aber wollte das nicht verlieren. Emotionen waren gut, sie waren lebendig und Anteilnahme konnte so viel bewegen.
Sanft legte er seine Arme um Nell und schenkte ihr Brust und Schultern zum Anlehnen. "Wieder besser? Unten gab es einen Schankraum. Vielleicht finden wir Wasser oder Tee für deinen Bauch." Und sobald sie sich etwas beurhigt hätte, würde Kazel nochmal nach den Gärten fragen müssen. Dorthin führte ihn wohl sein Weg.
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Beitrag von Naella Federfall » Freitag 22. Dezember 2023, 19:42

Naella war gewiss niemand, der nicht half, wenn man auf sie zählte. Allerdings war sie auch schlicht darum bemüht, so viel Harmonie und harmonische Gefühle wie es ging zu empfinden. Niemand wollte, dass die Elfe in Tränen ausbrach. Bramo hatte es das erste Mal in alle den Jahren ihres bunten Lebens geschafft und sie hatte das Gefühl gehabt, kaputt zu sein. Nell wusste nichts von schrecklichen Dingen. Nun, sie wusste schon, aber sie verdrängte sie. Sie taten ihr nicht gut, buchstäblich und deshalb verschloss sie ihr buntes, reines Herz vor allem, das dunkel und fies war. Sie lachte dem Schmerz ins Gesicht, redete dem Unheil eine Frikadelle ans Ohr und sie verbarg sich vor belastenden Gefühlen. Natürlich war das nicht sonderlich gesund. Und natürlich war es auch nicht fair, denn das Leben war nun mal ein großer (oder kleiner) Klumpen stinkender Masse. Nell würzte diesen nur mit Frohsinn und Musik. Ganz viel Musik! Dass ihr kleines Stück der Hoffnung dafür sorgte, dass Kazel daran glaubte, endlich jemand Gleichgesinnten gefunden zu haben, ahnte Nell nicht. Sie kannte sein schweres Gemüt nicht, wusste nichts von seinen Kämpfen, die er ausgefochten hatte. Sie wusste gar nichts von ihm und trotzdem war sie aufgeschlossen, nah und vor allem auf ihre Art eine Bereicherung. Irgendwie. Naja, gut… vielleicht auch eine Last, aber gewiss mit viel Humor! Wo Kazel sich bereits wieder allein an der Front wähnte, da überraschte ihn Nell dann doch noch. Sie hatte sich längst mit anderen Dingen beschäftigt und ihn glauben lassen, dass sie nicht mehr zur Verfügung stünde, als sie das Thema doch wieder aufgriff. Nell war schlicht und ergreifend gut. Sie war chaotisch, vorlaut, frech und ungeniert. Aber sie war… gut. Ihr gutes Herz erkannte empathisch, was andere verborgen halten wollten. Und Nell bewies hier ein Näschen für die Lage des Mischlings. Also widmete sie sich den Pergamenten und versuchte ihren Teil beizutragen. "Ich wünschte, ich könnte es dir abnehmen. Aber ich will versuchen, dich nicht mehr zu belasten als notwendig. Doch ohne deine Hilfe komme ich wohl nicht weiter." Sie glaubte ihm das unbenommen und grinste unpassender Weise. „Ich bin ja auch super!“, gestand sie ihm nonchalant und blickte auf die Papiere. Ihre Erzählungen aber führten dazu, dass sich Nell an den Bauch fasste. Diese schrecklichen Dinge, setzten ihr tatsächlich körperlich zu. Sie zog eine Schnute und fühlte sich irgendwie kribbelig. "Haben sie sich benommen wie wandelnde Tote ohne jeglichen Lebenswillen? Wie ... Hüllen ihrer selbst?", fragte Kazel und sie schüttelte sich. Dann nickte sie langsam. "Nell ... gab es da irgendwo einen Kristall? Oder irgendetwas, das wie ein Behältnis für ... Sand aussah? Hat jemand von einem seltsamen Wurm gesprochen?" „Was? Sand? Kristall? Wurm?“, sie runzelte die Stirn.
In ihrer wilden Fantasie formte sich ein dicker Wurm auf einer Sandburg, der über und über mit Kristallen und Tand behangen war. Sie kicherte, ob ihrer blühenden Fantasie, wie er da so sein Wurmkönigreich befehligte. Dann wurde sie wieder ernst, denn durch Kazel’s Interesse und ihrem Instinkt, ihm helfen zu wollen, flammten die Erinnerungen wieder auf, die sie in den Gärten ausgesetzt gewesen war. Naella sah aus, als würde sie gleich Fieber bekommen. Irgendwie wirkte sie nicht gesund und dann stand sie vor dem Mischling und fragte nach einer Umarmung. "Du willst den Tod umarmen?" Nell’s Augen blitzten und dann erhellte sich ihr Gesicht. Sie lachte glockenklar, als hätte er den besten Witz seit langem gemacht. Die Elfe wurde durch das Öffnen seiner Arme angelockt, wie die Fliege vom Licht und sie sank in die warme Umarmung, die Kazel ihr gewährte. Noch immer lachte sie leise, ob seines Scherzes – wie sie glaubte – und schmiegte sich vollkommen ohne Berührungsängste an seinen Körper. Gleichzeitig drückte sie ihn aber auch und gab so einen Teil der wohligen Wärme wieder ab. Sie seufzte wohlig. Dann tasteten ihre Hände seinen Rücken ab und sie fühlte die Narben darauf. Ihr Kopf hob sich kurz, sie ließ ihn aber nicht los. „Man darf nur nicht seinen Humor verlieren.“, sagte sie ohne näheren Bezug zu etwas herzustellen. Dann wandelte sich ihr Gemüt wieder und sie sah besser aus. "Wieder besser? Unten gab es einen Schankraum. Vielleicht finden wir Wasser oder Tee für deinen Bauch." Sie nickte. „Viel besser! Jeder braucht mal eine Umarmung! Scheiß auf den Tee, wer mag schon Tee!“, plapperte sie, stellte sich kurzerhand auf Zehenspitzen und drückte Kazel doch tatsächlich einen Schmatzer auf die Wange, ehe sie ihn losließ und in die Hände klatschte. Nell verengte die Augen.

Sie hatte einen Plan. „In Ordnung! Du musst wissen, was ich weiß und … ich bin Darstellerin, nicht wahr?“ Ihre gelben Augen blitzten auf. Dann fegte Nell die Pergamentblätter von dem Tisch und suchte eilig einige Dinge zusammen, die sie in Form von Knöpfen, einem Fingerhut, einigen alten Socken und allerlei Gedöns fand. Sie verteilte diese Dinge auf dem Tisch und tippte sich geschäftig gegen die Lippen. Sie überlegte, dann aber baute sie aus dem, was sie finden konnte, tatsächlich eine Art Puppentheater nach. Dabei waren aber Fingerhüte und Knöpfe die ‚Puppen‘, während Socken, Schleifen und Anhänger die ‚Umgebung‘ darstellten. Dann ließ Naella ihre bunte Magie wirken und erweckte mit ihrer Fantasie dieses Puppentheater zum Leben. Dabei griff sie auf ihre Erinnerungen zurück und ließ Kazel in einer deutlich niedlicheren und improvisierten Form daran teilhaben, was sie in den Gärten erlebt hatte. Sie zeigte ihm, mit witzigen Stimmen und einer Inbrunst beim Nachstellen, wie die Männer in Lerium sprachen (diese Worte waren mehr Kauderwelsch, aber sie konnte ‚Doktor Laudahn‘ nennen). Sie führte ihm vor, wie immer drei Frauen in die Scheune im Garten gebracht wurden und dort diese Apparatur aufgebaut worden war. Wie die Münder der sich bewegenden, tranceähnlichen Frauen weit offenstanden, wie sie schwanger und willenlos folgten. Nell zeigte Kazel, was sie nicht in Worten wiedergeben konnte. Sie erschuf für ihn ein eigenes Puppentheater und half mit ihrer Magie nach, damit er einen Eindruck gewinnen konnte, was sie verbotener Weise gesehen hatte. Am Ende verbeugte sie sich vor ihrem Publikum und der Zauber verflog wieder. Nell aber wurde das Grinsen aus dem Gesicht gewischt. Sie schaute auf die verschiedenen Zubehörteile ihres Theaters und spielte damit etwas herum. Ihr Blick flackerte und wurde unstet. „Was… Was geschieht mit diesen Frauen, Kazel?“, wollte sie dann doch wissen und hob den Blick ernst. Es stand ihr nicht so gut, wenn die Sommersprossen nicht leuchteten, die roten Lippen nicht lachten. Sie sah traurig aus. „Was musst du tun, warum müssen sie das… erleiden?“, war es nun an ihr, dringende Fragen zu stellen.

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Re: XXX

Beitrag von Kazel Tenebrée » Samstag 23. Dezember 2023, 23:20

Er rechnete nicht mehr damit, Hilfe zu erhalten, zumindest nicht für den Moment. Dabei war er doch so nahe, hatte endlich eine erste Spur erhalten, an der er sich durch Andunie hangeln könnte. Ansonsten wäre Kazel wohl einfach erst einmal ziellos durch die Stadt gelaufen, um sich die dortige Lage anzuschauen. Dass die Hafenstadt erobert worden war, wusste er schließlich gar nicht. Dass ein Eroberungsfeldzug durch Celcia hielt, war ihm allerdings sehr wohl bekannt. Als Pelgar überfallen und eingenommen wurde, hatten Vertreter der Bruderschaft des Lichts ihn gerade aus der Irrenanstalt befreit, in die er grundlos eingewiesen worden war. Die Flucht von dort und auch aus der Stadt war geglückt, aber Kazel hatte nur wenig von den Schrecken mitbekommen. In dieser Zeit war sein erster Schwarm und aufkeimende Liebe in den Tod gestürzt. Wenig später hatte es auch ihn erwischt, doch der Gevatter hatte ihn verschont ... und nun diente er dem Knochenmann, bis er eines Tages einen gleichwertigen Platz an dessen Seite einnehmen würde. Gäbe es dann zwei Gevatter oder würde sein Meister in eine Art Ruhestand treten? Wenn man einen Arbeitsvertrag für die Ewigkeit hatte, wann begann ein solcher Ruhestand?
Dinge, über die Kazel nicht nachdachte. Er grübelte indessen über den mitgebrachten Pergamenten, wurde jedoch nicht schlau aus ihnen. Das hatte schon nicht geholfen, als er mit seinem Freund Zissus die Köpfe zusammengesteckt hatte. Nun aber war er allein. Nicht einmal Kuralla leistete ihm noch Gesellschaft. Von Bramo hatte er bis auf dessen Aussehen und einen Hilfe suchenden Blick wenig mitbekommen. Er konnte den Mann noch nicht einschätzen, war aber auch nicht erpicht darauf, sich ihm an den Hals zu werfen. Kazel war nicht hier, um Freundschaften zu bilden, sondern um Celcia vor einem Übel zu bewahren. Einzig Naelle hätte ihm da helfen können, denn sie wusste etwas. Doch die Elfe hatte den Rotschopf mehr in den Wolken als bei der Sache. Sie verdrängte und er konnte es nachvollziehen, weshalb er ihr auch keinen Vorwurf machte. Stattdessen versuchte er es eben wie so üblich allein. Janay war nicht hier, Zissus war nicht hier. Er hatte ursprünglich auch nicht vorgehabt, Kuralla mitzunehmen. Insgeheim rechnete er doch damit, alles in einzelkämpferischer Manier anzugehen - eben so wie immer. Doch dann erschien Nell wieder am Tisch, um ihrerseits die Papiere zu studieren. Kazel musterte sie überrascht, gestand ihr aber auch zu, ohne sie nicht weiterzukommen.
"Ich bin ja auch super!"
Der Mischling blinzelte und hob einen Mundwinkel an. Sie war so optimistisch und fromm eingestellt wie er grüblerisch war. "Du bist ... interessant." Das musste man ohne jeden Zweifel einfach anerkennen. Darüber hinaus bemerkte er jedoch, wie sehr allein der Anblick der Aufzeichnungen ihr zusetzte. Die Elfe hielt ihren Bauch und machte überhaupt einen unwohlen Eindruck auf ihn. Trotzdem teilte sie ihm Informationen mit, die weitere Fragen aufwarfen, welche hoffentlich zu mehr Informationen führten. Er konnte nun nicht anhalten. Er hatte ihr beteuert, sie nicht mehr als nötig zu belasten. Er versuchte es, aber die Last auf seinen Schultern war so massiv. Diese Sache war so groß. Andere zu schonen würde keineswegs leicht werden. Kazel atmete innerlich auf, Janay vor all dem bewahren zu können. Er wähnte sie sicher und das in Morgeria. Aber die Hybriden waren bei ihr, Zissus und natürlich auch ihre jüngst gerettete Schwester. Es ging ihr einfach besser dort, wo er sie zurückgelassen hatte und bald könnte er ja wieder zu ihr springen. Bei dem Gedanken, erneut durch den Raum zu reisen, stülpte sich ihm allerdings auch der Magen um. Hoffenltich erinnerte Janay sich daran, ihm einen Spuckeimer bereitzustellen.
Nell sah aus, als bräuchte sie einen. Kazel löste sich vom Tisch und umrundete ihn. Er wollte ih schon behilflich unter die Arme greifen, da nutzte sie den Moment, um ihn tatsächlich zu umarmen. Natürlich fragte sie vorab höflich und Kazel machte sich einen Spaß daraus, den schwarzen Humor seines Meisters in Ermangelung von eigenem anzuwenden. Das funktionierte. Nells Augen blitzten auf, ihr Gesicht hellte sich ebenfalls eine Spur auf und schon fand sie sich in einer Umarmung mit dem Mischling wieder. Kazel tätschelte sie ohne Scheu. Er war zurückhaltend, aber besaß keine Hintergedanken bei ihrer gemeinsamen Nähe, so dass er es auch nicht als abfällig gegenüber Janay ansah, eine andere Frau so zu berühren. Nebst einer Umarmung könnte ihrem Bauch allerdings wahrlich ein Tee helfen. So schlug er vor, den Weg hinunter in den Schankraum zu nehmen. Wenn sie sich in einer Taverne befanden, gäbe es garantiert auch nicht alkoholische Getränke zu finden. Doch Nell überraschte ihn auf's Neue mit ihrer Aussage: "Scheiß auf den Tee, wer mag schon Tee!"
"Äh .. ich trinke gern die Kräuterteemischungen von Kodiak - ein Freund, in Morgeria", setzte er nach. Nell konnte den Bärenhybriden unmöglich kennen. "Und ich muss sagen, ich habe selten Bauchschme....ähähähähähähäh-hääää?!?" Er erstarrte. Seine Umarmung besaß eine rein platonische Basis. Nell aber hatte wohl zu viel dort hinein interpretiert. Ihre Lippen drückten sich auf Kazels Wange. Zwar ließ sie ihn im nächsten Moment auch schon wieder los, aber er spürte immer noch die Haut dort kribbeln, wo sie ihn geküsst hatte. Röte stieg ihm in die Wangen und sogar hinauf bis in die Ohrspitzen. Er blinzelte unabwägig, verflocht seine Finger ineinander und wusste gar nicht so recht, wie er darauf reagieren sollte. "Äh, also ... weißt du", stammelte er drauf los. Wie sollte er ihr das nun beibringen? Doch es musste heraus, ehe sie sich unnötig Hoffnungen machte. "Es gibt da schon jemanden in meinem Leben. Sie kann mir zwar noch immer nicht sagen, dass sie mich liebt und ... sie ... hat beide meiner Anträge abgelehnt, aber ... sie ist schwanger und ... und ich liebe sie wirklich sehr." Dass seine Worte der Wahrheit entsprachen, bewies sein Lächeln. Es war warm, reichte bis in seine Augen hinein und erhellte jene, dass das Meerblau nicht ganz so von Kummer und Sorgen verdunkelt dahin schwappte. Es war erfüllt mit Hoffnung darauf, dass seine Liebste ihm eines Tages ihre Gefühle auf eben jene Weise würde erwidern können wie er sie empfand. Und dass sie irgendwann seine Frage nach einer Verbindung mit einem Ja beantwortete. Ja, er liebte sie. Er liebte Janay. Und er war treu. "Bitte, küss mich nicht mehr. Ich weiß nicht, wie sie dazu stehen würde. Gegen Umarmungen hat sie aber bestimmt nichts einzuwenden."
Nell schien sich gut damit abzufinden oder aber sie verdrängte es erneut. So langsam zeichnete sich ein Muster ab, glücklicherweise auch, was Informationen anging. Da Kazel ihr nun etwas gestanden hatte und sie helfen wollte, sah sie sich bemüht, ihm so viel wie möglich mitzuteilen von dem, was sie wusste. Damit es nicht zu noch größeren Bauchschmerzen käme, entschied sie sich, ihre Fähigkeiten einzusetzen. Sie war Darstellerin wie sie vorgab. Kazel zweifelte es nicht an. Sie war bunt, fröhlich, beherrschte die Geige wahrlich herausragend und sie zeigte sich offenherzig.
"Bist du Teil einer Schaustellergruppe?", fragte er neugierig, auch wenn es ihn gewiss bei seinem Vorhaben nicht weiterbrächte. Wie er schon erwähnt hatte, fand er Naella interessant und das bedeutete, dass er auch mehr von ihr wissen wollte. Sie jedoch suchte soeben alle möglichen Materialien zusammen, um ein kleines Puppentheater zu schaffen. Schleifen, alte Socken, Knöpfe, nichts entkam den kreativen Fingern dieser Frau. Kazel zog sich eine Kiste heran, um darauf Platz zu nehmen. Wenn sie ihm schon alles wie bei einem kleinen Theaterstück vorspielte, würde er als braver Zuschauer mitmachen und im Publikum sitzen.
Schon begann die Vorstellung. Bereits beim ersten Einatz ihrer Magie geriet Kazel in ihren Bann. Er hatte nie zuvor gesehen, dass man arkane Kräfte so einsetzen konnte. Welcher Magiebegabte in Morgeria nutzte sein Talent schon, um Zuschauer zu verzaubern? In seiner Welt gab es Magie nur, um anderen Leid zuzufügen. Schon beim ersten Einsatz von Lichtmagie, den Kazel erleben durfte, hatte er gestaunt. Doch das hier war noch einmal eine Ebene höher. Er machte große Augen und musste sich wirklich konzentrieren, um dem Stück selbst folgen zu können. All das Bunte und Zauberhafte lenkte ab, weil es zum Träumen einlud.
"Wer ist dieser Doktor Laudahn?", hakte Kazel nach, als er das gebrochene Lerium der Darstellerin hörte. "Doktor Laudahn", sprach er es anschließend in fließendem Lerium aus und um ihr einen Hinweis zu geben, was er meinte. Celcianisch hörte sich tatsächlich weniger düster, kantig und kalt an als seine Muttersprache. Nell musste wissen, was sie sagte und er ahnte nicht, ob sie die Worte nur vom Klang her wiederholte oder wirklich verstand. Dann aber führte sie Frauen in das Stück ein, bei denen Kazel ganz ruhig wurde. Er beobachtete die Bewegungen, mit denen Nell die kleinen Figuren über die Bühne wandern ließ. Auch wenn es nur Theaterpuppen waren, die ohnehin keine Seele besaßen, erkannte der Mischling nur allzu Vertrautes darin. Er keuchte und ließ den Blick mit aufgerissenen Augen durch den Raum wandern. Er sah nichts. Manthalas Pack hielt weiter an, aber sie verschonte ihn bisweilen vor den Bildern der Opfer, welche er mit dem Tod erlöst hatte. Zwar gewöhnte er sich an deren Präsenz, das machte ihren Anblick aber nicht viel erträglicher.
"Was ... Was geschieht mit diesen Frauen, Kazel?"
"Du siehst sie auch?" Er stutzte, schaute auf und blickte in die furchtsamen Augen der Elfe. Dann schüttelte er den Kopf, winkte ab. Er durfte nicht mittendrin loslegen. Andererseits ... Kazel musterte Nell nun länger. "Was musst du tun, warum müssen sie das ... erleiden?" Er seufzte. "Nell, ich ..." Er wischte sich einige der schwarzen Strähnen aus der Stirn. "Wie soll ich dir das erklären? Es ... es ist..." Seine Hand fuhr über seine Augen. Er beigte sich vor, stützte sich mit dem Ellenbogen auf seinem Knie ab. "Dieses Wissen sollte niemand haben. Es ist ... eine schwere Last. Sehr schwer." Er ächzte. Zwar bekam er keine Bauchschmerzen davon, in seinen Erinnerungen zu wühlen, aber dass es ihn traumatisiert hatte und arg zusetzte, ließ sich nicht abstreiten. Er schwieg eine Weile, brauchte die Zeit für sich, um sich zu sammeln.
"Ich bin losgereist, ohne Janay - die Frau, die ich liebe - einzuweihen, was ich vorhabe. Sie muss mir vertrauen und hoffen, dass ich wohlbehalten zurückkehre. Das werde ich! Da braucht sie sich nicht zu sorgen, aber ... ich kann ihr nichts Näheres erzählen. Das ist nichts, was irgendein lebendes Wesen wissen sollte." Er wusste es. Kazel hob den Kopf. Die Farbe war aus seinem Blick gewichen. Das Meerblau lag dunkel da, wie unter einem Nachthimmel, doch es waren andere Schatten, die ihren Schleier darüber warfen. "Ich hab zu Manthala gebetet, mich zu erhören und das hat sie getan. Damit ich im Schlaf wenigstens Frieden finde, sehe ich ... diese Frauen wie Geister durch den Tag wandeln." Er lachte gequält auf. "Wie leicht es mir doch fällt, dir das zu erzählen, dabei hört es sich wie die Geschichte eines Wahnsinnigen an. Ich ... bin nicht verrückt. Nur ... das ist schwere Kost, Nell. Nichts davon kann ich schonend erklären. Und du hast bereits Bauchschmerzen. Ich ..." Er holte tief Luft. "Ich werde es dir erzählen, aber nur, weil ich deine Hilfe tatsächlich brauche. Ich will es dir nicht erzählen. Ich will dich nicht quälen. Wenn es zu viel wird, dann gib mir ein Zeichen und ich breche ab. Du musst dir das wirklich nicht antun."
So würde er jederzeit aufhören, auch mitten im Wort, wenn er bemerkte, dass Naelle mit dem Folgenden nicht zurecht käme. Es würde sich zeigen, wieviel sie erfuhr. Falls sie bis zum Ende durchstand, so erfuhr sie das Ausmaß des Schreckens, das der Mischlingself sich zur Mission gemacht hatte - machen musste, weil er es sonst nicht ertrug.
"Ich kenne und verstehe nicht alles. Was ich aber weiß, ist, dass es in Morgeria einen Dunkelelfen gab - Sademos sein Name. Man nannte ihn allerdings eher den Sammler. Er war uralt und verbunden mit irgendeinem dämonischen Wesen, einem Wurm. Dieser arbeitet wiederum für ein anderes Monstrum. Es ist ... kompliziert, aber auch nicht so wichtig. Und ich werde den Namen dieser Bestie nicht aussprechen. Ich war schon einmal besessen. Sprich ihn nie aus, solltest du ihn jemals hören!" Er klang dabei so ernst, als ginge es um Leben und Tod. Nell ahnte ja nicht, dass dem genau so war. "Dieser Wurm frisst Lebenszeit. Er verdirbt sie, wandelt sie um, damit sie den Besessenen ewig leben lässt. Sadmeos war ... unsterblich. Der Tod konnte ihn nicht holen, er war unantastbar. Und er ... er sammelte Zeit. Die Lebenszeit anderer. Er stahl sie, bewahrte sie in einem Kristall auf, den er mit einem Ring kontrollierte." Kazel stutzte. Der Ring! Er hatte ihn bis eben vollkommen vergessen, dabei trug er ihn seit dem Tag, als Sademos sein Leben endgültig aushauchte. Der Elf streckte die Hand vor, an dessen Finger der Schmuck zu finden war. Ein einfaches Band aus Metall mit Fassung, in der ein schwarzvioletter, kantig geschliffener Stein im Licht schimmerte. Er sah schön, aber nicht besonders aus. "Ich konnte Sademos den Ring entreißen, den Kristall dazu zerstören. Auf diese Weise verlor er den Zugriff auf die gesammelte Lebenszeit. Er wurde ... sterblich.
Wie er an diese Zeit herankam, fragst du dich vielleicht und da ... da ... das ist ... es..." Mit beiden Händen fuhr er sich nun durch die Haare, sog Luft durch die Nase ein und blickte zur Decke des Raumes. Dort wähnte er keine der Geisterfrauen, von denen er bereits gesprochen hatte. Jetzt könnte er ihren Anblick nicht ertragen. Seine Augenwinkel brannten verräterisch, doch er riss sich zusammen. "Nell ... Sademos hat Frauen gefangen gehalten. Vierzig mal vierzig und noch mehr. Jene, die keine eigene Lebenszeit mehr besaßen, konnten nicht sterben. Denn die Zeit kehrte nicht in den Kreislauf Celcias zurück. Sie blieb im Kristall gefangen. So blieben die ... Hüllen ... am Leben. Nein, sie existierten. Sie lebten schon lange nicht mehr. Aber der Sammler ging einen Schritt weiter. Er fand einen Weg, um an Lebenszeit heranzukommen, die niemand vermissen würde. Wenn Frauen verschwanden, selbst wenn es nur morgerianische Sklaven waren, fiel das auf. Er hat also nur einen Teil von ihnen zu sich geholt. Vierzig mal vierzig Frauen ... gefangen ... in seinen Katakomben. Sie hingen ... in diesen Maschinen. Sie wurden über diese Schläuche ernährt, um als lebende Behältnisse für neues Leben herzuhalten. Sie ... waren nicht weiter als Gebärmaschinen mit Kindern im Leib, eingepflanzt ohne Liebe. Sie ... sie ... ihre Augen ... fort. Arme und Beine ... sie hatte nichts mehr. Sie mussten leben und gebären, damit er die Zeit unschuldiger Säug...linge..."
Kazel stieß einen Klagelaut aus. Es schmerzte. Es war so unendlich schwer, sich daran zu erinnern. Mehr noch, es laut auszusprechen. Er bemerkte weder, dass er beim Reden zu zittern begonnen hatte, noch dass ihm der Schweiß bereits in Rinnsalen das Gesicht herab lief. Er war blass. Er litt. Aber er war noch nicht fertig - vorausgesetzt, Naella hatte seinen Monolog nicht bereits vorher abgebrochen. Aber dann würde sie es nie erfahren. Er würde es nicht noch einmal vortragen können. Allein der Gedanke bereitete ihm Übelkeit oder war es, nun seine Tat zu gestehen? Seine ... "Helden"tat?
"Ich sah keinen anderen Ausweg. So wie sie waren ... so ... so kann doch niemand leben! Ich ... ich hab einen Teil meiner eigenen Lebenszeit geopfert, um ... um Zeit zu haben, sie ..." Er keuchte. "Elf Minuten. Ich habe elf Minuten gebraucht, um vierzig mal vierzig Kehlen aufzuschlitzen. Elf Minuten, um vierzig mal vierzig Frauen zu erlösen. Ich ... hab vierzig mal ... vierzig ... Morde ..." Jetzt brach er ab. Wenn in Kazel noch Hoffnung von Naellas Lied gekeimt hatte, so war diese nun verflogen. Er konnte nicht weitersprechen. Er umarmte sich selbst, hielt sich eng umklammert, wiegte immer wieder nach vorn und schluchzte. Denn er wusste, er würde es wieder tun müssen. Einmal noch, dieses Mal vielleicht mit mehr Frauen, mit mehr Unschuldigen. Wie konnte er nicht? Wie konnte er zulassen, dass dieser Schrecken auf Celcia geschah? Aber es belastete ihn ungemein und nur der Glaube daran, dass diese Geisterfrauen, die durch seine Träume wandelten, mit seinen Taten im Reinen waren, ihm verziehen. Nur das verhalf ihm dazu, es überhaupt durchziehen zu wollen und nicht selbst Opfer seiner Klinge zu werden. Er konnte keine dieser Frauen retten, aber er konnte ihr Schicksal beenden. Er musste. Wer sonst, wenn nicht er?
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Re: XXX

Beitrag von Erzähler » Sonntag 24. Dezember 2023, 10:57

Die Zeit verging und vielleicht waren es zu viel Informationen gewesen, zu wirr, zu...
...ich bin doch nur wegen Bramo hier. Er kommt doch aus Andunie und wollte nach diesem ganzen Belagerungs-Dingsda seine Eltern finden, dann waren wir auf einmal getrennt, weil er plötzlich meinte, mich zurücklassen zu müssen, aber nicht mit mir, weißt du?! Wir sind ja beste Freunde… naja nun also… da- damals noch. Und dann war da dieser Troll...
Nell hatte von Bramos Eltern hier in der gesprochen, die ihr Freund hatte befreien wollen, aber das hatte Kazel in der Aufregung überhört. Die politische Lage war noch nicht zu ihm durch gedrungen. Genauso waren ihm andere Details einfach nicht in den Sinn gekommen, die ihm das Leben hätte leichter machen können. Er reiste schließlich mit der Goblinoma, der Tante von Firlefitz, einem gnomischen Genie, der Brunnenpumpen entworfen hatte und sicher noch vieles mehr. Ihn hätte er ganz sicher zu den Plänen befragen können... WENN er sich mit den Plänen noch in Morgeria befasst hätte... hätte, wäre, wenn... aber was nicht gesehen war, konnte man auch mit aller Zeit der Welt nicht mehr zurück holen. Genauso war Wahrnehmung immer eine sehr subjektive Angelegenheit.
Auch mit Bramo wollte Kazel sich nicht so recht befassen oder eine Freundschaft eingehen. Kazel war hier um Celcia vor einem Übel zu bewahren. Er dachte, einzig Nell hätte ihm da helfen können, denn sie wusste etwas.... wobei auch ihr Freund, der sie bekannter maßen begleitet hatte, sicher dazu etwas zu sagen gehabt hätte, aber jenen hatten sie mit Kuralla in sein Verderben... ins Bad gehen lassen. Kazel konnte den Mann noch nicht einschätzen, war aber auch nicht erpicht darauf, sich ihm an den Hals zu werfen, stattdessen nahm er die Rothaarige in eine freundschaftliche Umarmung. Nun – die Wege des Schicksals waren oft verworren und unergründlich und Kazel neigte einfach dazu, alles in Einzelkämpfen zu betrachten.
...
Doch das half ihm bei einer 'Nell' im Raum so garnicht! Diese Frau verstand es zu verzaubern und ihre Umgebung einfach mit sich zu reißen! Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Sie zauberte ein Puppentheater aus dem Ärmel, aus Garnrollen und Fingerhüten und schaffte es damit dem Grauen einen Rahmen, eine Bühne zu geben, die man danach hinter dem Vorhang einfach wieder verschwinden lassen konnte. Aber die wichtigen Informationen blieben und hinterließen Eindruck:
"Doktor Laudahn"
, sprach Kazel den vernommenen Namen anschließend in fließendem Lerium aus. Er klang düster, kantig und kalt in seiner Muttersprache und verhieß Unheil, soviel war sicher.
"Was ... Was geschieht mit diesen Frauen, Kazel?"
"Du siehst sie auch?"

Wovon da Kazel da redete, konnte in diesem Moment nur er wissen.
"Was musst du tun, warum müssen sie das ... erleiden?"
Dann begann er zu erklären:
"Nell, ich ...Wie soll ich dir das erklären? Es ... es ist... Dieses Wissen sollte niemand haben. Es ist ... eine schwere Last. Sehr schwer. Ich bin los gereist, ohne Janay - die Frau, die ich liebe - einzuweihen, was ich vorhabe. Sie muss mir vertrauen und hoffen, dass ich wohlbehalten zurückkehre. Das werde ich! Da braucht sie sich nicht zu sorgen, aber ... ich kann ihr nichts Näheres erzählen. Das ist nichts, was irgendein lebendes Wesen wissen sollte. Ich hab zu Manthala gebetet, mich zu erhören und das hat sie getan. Damit ich im Schlaf wenigstens Frieden finde, sehe ich ... diese Frauen wie Geister durch den Tag wandeln...“
Nell sah keine albtraumhaften Frauen durch den Tag wandeln und wenn dann hätte dieser Anblick sie gebrochen und ihr die Magie gänzlich geraubt. Nell funktionierte durch Frohsinn, nicht durch Leid. Das was Kazel da beschrieb war... schlicht grauenhaft! Sie konnte sein Leid förmlich schmecken, so bitter kroch ihr die Galle die Kehle hinauf, ob sie wollte oder nicht. Dafür reichte allein der Klang seiner Worte.
„Wie leicht es mir doch fällt, dir das zu erzählen, dabei hört es sich wie die Geschichte eines Wahnsinnigen an. Ich ... bin nicht verrückt. Nur ... das ist schwere Kost, Nell. Nichts davon kann ich schonend erklären. Und du hast bereits Bauchschmerzen. Ich ...Ich werde es dir erzählen, aber nur, weil ich deine Hilfe tatsächlich brauche. Ich will es dir nicht erzählen. Ich will dich nicht quälen. Wenn es zu viel wird, dann gib mir ein Zeichen und ich breche ab. Du musst dir das wirklich nicht antun. ...Ich kenne und verstehe nicht alles. Was ich aber weiß, ist, dass es in Morgeria einen Dunkelelfen gab - Sademos sein Name. Man nannte ihn allerdings eher den Sammler. Er war uralt und verbunden mit irgendeinem dämonischen Wesen, einem Wurm. Dieser arbeitet wiederum für ein anderes Monstrum. Es ist ... kompliziert, aber auch nicht so wichtig. Und ich werde den Namen dieser Bestie nicht aussprechen. Ich war schon einmal besessen. Sprich ihn nie aus, solltest du ihn jemals hören! Dieser Wurm frisst Lebenszeit. Er verdirbt sie, wandelt sie um, damit sie den Besessenen ewig leben lässt. Sadmeos war ... unsterblich. Der Tod konnte ihn nicht holen, er war unantastbar. Und er ... er sammelte Zeit. Die Lebenszeit anderer. Er stahl sie, bewahrte sie in einem Kristall auf, den er mit einem Ring kontrollierte."
Kazel stutzte. Der Ring! Ihn hatte er nicht vergessen! Er streckte die Hand vor, an dessen Finger der Schmuck zu finden war. Ein einfaches Band aus dunklem Metall mit einer Fassung, in der ein schwarzvioletter, kantig geschliffener Stein im Licht schimmerte.
"Ich konnte Sademos den Ring entreißen, den Kristall dazu zerstören. Auf diese Weise verlor er den Zugriff auf die gesammelte Lebenszeit. Er wurde ... sterblich. Wie er an diese Zeit herankam, fragst du dich vielleicht und da ... da ... das ist ... es... Nell ... Sademos hat Frauen gefangen gehalten. Vierzig mal vierzig und noch mehr. Jene, die keine eigene Lebenszeit mehr besaßen, konnten nicht sterben. Denn die Zeit kehrte nicht in den Kreislauf Celcias zurück. Sie blieb im Kristall gefangen. So blieben die ... Hüllen ... am Leben. Nein, sie existierten. Sie lebten schon lange nicht mehr. Aber der Sammler ging einen Schritt weiter. Er fand einen Weg, um an Lebenszeit heranzukommen, die niemand vermissen würde. Wenn Frauen verschwanden, selbst wenn es nur morgerianische Sklaven waren, fiel das auf. Er hat also nur einen Teil von ihnen zu sich geholt. Vierzig mal vierzig Frauen ... gefangen ... in seinen Katakomben. Sie hingen ... in diesen Maschinen. Sie wurden über diese Schläuche ernährt, um als lebende Behältnisse für neues Leben herzuhalten. Sie ... waren nicht weiter als Gebärmaschinen mit Kindern im Leib, eingepflanzt ohne Liebe. Sie ... sie ... ihre Augen ... fort. Arme und Beine ... sie hatte nichts mehr. Sie mussten leben und gebären, damit er die Zeit unschuldiger Säug...linge..."
Kazel stieß einen Klagelaut aus. Es schmerzte. Er bemerkte weder, dass er beim Reden zu zittern begonnen hatte, noch dass ihm der Schweiß bereits in Rinnsalen das Gesicht herab lief. Er war blass. Er litt. Und Nell litt mit ihm, mehr als sie ahnte... mehr als beide ahnten, denn sie konnte sich nicht mehr rühren, selbst wenn sie gewollt hätte.
"Ich sah keinen anderen Ausweg. So wie sie waren ... so ... so kann doch niemand leben! Ich ... ich hab einen Teil meiner eigenen Lebenszeit geopfert, um ... um Zeit zu haben, sie ...Elf Minuten. Ich habe elf Minuten gebraucht, um vierzig mal vierzig Kehlen aufzuschlitzen. Elf Minuten, um vierzig mal vierzig Frauen zu erlösen. Ich ... hab vierzig mal ... vierzig ... Morde ..."
Jetzt brach er ab. Wenn in Kazel noch Hoffnung von Naella’s Lied gekeimt hatte, so war diese nun verdorrt. Er hatte jenes Lied mit seinem Leid zum schweigen gebracht... aber... es war notwendig gewesen und es fühlte sich für ihn auch irgendeinem Grund auch gut an, das alles einmal los geworden zu sein.... befreiend. Trotzdem... Er konnte gerade nicht weitersprechen. Kein Ton wollte seine und auch Nells Lippen verlassen und so breitete sich eine drückende Stille in dem kleinen Raum oberhalb der Taverne aus. Aber keine der Frauen aus seinen Träumen zeigte sich ihm gerade. Aber er wusste, dass diese Geisterfrauen, die durch seine Träume wandelten, mit seinen Taten im Reinen waren, ihm verziehen hatten, sonst hätte er mit seiner Tat nicht leben können. An mancher Stelle hatten sie ihm sogar schon mit kleinen Zeichen mal den Weg gezeigt... wenn er darauf geachtet hatte. Doch jetzt waren sie nicht da. Sogar der Wind vor dem Fenster schien für ein paar Sekunden die Luft anzuhalten...
Die Stille war fast unerträglich und das rothaarige Mädchen sah nicht gesund aus. Ihr Gesicht war blass! Atmete sie noch?

Inmitten dieser tonlosen Leere riss plötzlich eine Saite der Geige!
*!PENG!*
Der Laut knallte in ihren Ohren und ein Jaulen hallte in dem Geräusch nach. Es war ein furchtbar falscher Ton, der nur um so anschaulicher untermalte, was alles in der Welt nicht in Ordnung war!
...
Dann war alles wieder leise... nicht mehr still, nur leise. Das Rauschen des Regens war wieder zu hören und legte sich wie Balsam auf die Trommelfelle seiner Zuhörer. Nell starrte entsetzt auf die sich kunstvoll zu einer Spirale aufgerollte Saite am Hals des wunderbaren Instrumentes. Wie auch ihr eigenes klangvolles Herz, war das empfindsame Instrument erschüttert. In nächster Zeit würde es keine hoffnungsvollen Töne mehr von sich geben. Bis... bis Nell einen Weg gefunden hatte diesen klebrigen bitteren Klos in ihrem Hals los zu werden, ihre verdorrten Stimmbänder wieder zum Klingen zu bringen und all dieses furchtbare... FURCHTBARE!... oh ja sie hatte Furcht! ANGST! Kalte nackte ANGST!, dass sie nie wieder ...singen ...nie wieder spielen... NEIN!
NELL MUSSTE FROH SEIN! Sonst verdorrte sie wie eine Mimose auf dem Feld des Lebens.
Irgendwie musste sie aus diesem Sumpf wieder heraus kommen und dieser Kerl da vor ihr auch! Am besten die ganze Stadt! Aber vor allem anderen... mussten diese Frauen gerettet werden!... auch wenn die Frauen, die SIE gesehen hatten sich schon in einigen Details unterschieden. Kazel hatte seine Geschichte vor ihr ausgebreitet, hatte Offenheit bewiesen, ihr ein Geschenk...wenn auch ein bitteres... gemacht. Ihr blieb nichts anderes übrig, als es ihm zu vergelten.
Doch bevor sie das angehen konnte, drang ein gedämpftes aber doch sehr deutliches:
„NEIN!“
, durch die Tür, dann folgten energische Schritte und ein kalkweißer Bramo stand plötzlich in der Tür. Dünne Schweißfäden ließen sein Haar an der Stirn kleben und seine Schleimhäute um die Augen, Nase und sogar seine Mundwinkel wirkten leicht gerötet. Er schloss die Tür hinter sich und lehnte sich erschöpft dagegen.
„Nell, lass mich nie wieder mit dieser... dieser... nie wieder allein!“
Nell hatte sein Flehen ignoriert, hatte ihn von Kuralla entführen lassen und nun … wirkte er fürs...vom Leben geschädigt. Zielsicher fanden seine schnellen Schritte zu ihr und er nahm sie in den Arm. Einen Moment wirkte es, als ob ER das mehr brauchte als sie, dann ließ er sie jedoch los und starrte ihr fragend ins Gesicht. Sofort sah er zu Kazel und zischte leise und verwirrt:
„Was hast du mit ihr gemacht?!“
Sorge und auch ein kleiner Vorwurf klang in seiner Stimme mit. Bramo nahm Nell einfach auf den Arm und setzte sich mit ihr auf die Bettkante der abwesenden Wirtsfrau.
„Nell... weist du noch... der See in den ich gefallen bin. Du hast so sehr gelacht... Ich sah aus wie ein Monster mit all dem Schilf und den Algen...“
Er versuchte es noch mal und fand damit vielleicht irgend ein Thema, an dem sie sich festhalten konnte...
„...und Mikk hat sich tagelang über mich lustig gemacht.“
Ja, Mikk. Der musste auch noch gerettet werden!
„Himmel, der hätte es am liebsten der ganzen Welt erzählt, wenn du nicht...“
Er streichelte sanft ihren Rücken.
„...und weil du mich nicht raus holen konntest, hast du die ganze Zeit den Rhythmus geklopft, wie ich strampeln sollte... wie ein Trommler auf einem Drachenschiff hast du mich angetrieben, damit ich da raus komme!“
Jetzt begann er sanft mit der flachen Hand einen ruhigen Herzrhythmus auf ihren Rücken zu klopfen und tatsächlich: Nells Puls beruhigte sich. Sie bekam wieder Luft, konnte wieder sprechen.
...
Das Abenteuer konnte weiter gehen.
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[*]Kürbisfeldflasche mit Wasser
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Re: XXX

Beitrag von Naella Federfall » Mittwoch 27. Dezember 2023, 13:24

Nell besaß einen untrüglichen Instinkt, sich nicht mit schwerwiegenden Dingen zu befassen. Seit sie alleine denken konnte, hatte sie um alles einen großen Bogen gemacht, was ihr nur schwer auf der Leber gelegen hätte. Sie tänzelte leichtfüßig durch das Leben, zeigte trüben Tassen, dass nicht immer alles so furchtbar ernst zu nehmen wäre. Sie lachte der Gefahr ins Gesicht und schlug dem Schmerz ein Schnippchen. Sie war eine Frohnatur. Nicht nur ihr Gemüt war das, sondern auch ihre Magie machte sie dazu. Bei dieser Elfe war alles auf Farbe ausgelegt. Schwarz und Grau, Tristesse und Traurigkeit waren keine Dinge, die sie in ihrem bunten Leben erforscht hatte. Aber auch eine Nell musste lernen, dass nicht alles mit einem Augenzwinkern verschwand. Auch sie musste irgendwann lernen, dass es nicht immer mit einem Lachen und einem Lied getan war. Musste sie? Offenbar… Mit der Reise nach Andunie, die aus vollkommen anderen Gründen stattgefunden hatte, hatte eine Grundsteinlegung stattgefunden, die Nell nicht kommen sehen konnte. Andunie war besetzt worden und das Leid hatte hier einmal kräftig durchgewütet. Zwar befand sich Andunie inzwischen im Wiederaufbau und in einer neuen Phase, die ein Zusammenleben irgendwie ermöglichen würde, doch gab es noch immer genug Leid und Schrecken, die auf das frohe Gemüt nur warteten. Bisher war sie dem halbwegs gut entkommen, weil sie einfach das Talent besaß, jedem den Kummer ein wenig zu mopsen. Sie klaute ihn, verwandelte ihn durch ein Bisschen Spaß in das halbe Gewicht und schaffte es, dass sich die Welt um sie herum so weiterdrehte, wie sie es vertragen konnte. Bramo war ihr dabei die beste Stütze, die sie haben konnte. Er wusste, wie Naella tickte und er passte auf sie auf. Nun war Bramo allerdings fort und musste unter Einsatz seiner Geruchssinne und schierer Selbstaufgabe der stinkenden Goblinoma helfen. Nell war allein und das an sich stellte kein Problem dar. Aber sie war mit Kazel allein, der das ganze Leid dieser Welt geschultert zu haben schien. Allein. Die Frohnatur von Elfe erkannte, dass eben jener Mischling durchaus ein wenig ‚Nell-Magie‘ gebrauchen könnte und war Musik und Konfetti dafür, diese Sache anzugehen. Aber Nell verdrängte auch gerne mal gewisse Details. Sie musste sie verdrängen, weil sie es nicht ertragen konnte. Die Bauchschmerzen waren schon ein erster Hinweis und zeugten davon, dass sie nicht in der Lage war, schlimme Dinge besonders gut zu verdauen. Aber sie war nun mal nicht nur der Spaßvogel, sie war auch eine echte Freundin – egal, wie lange sie andere kannte. Dem Troll hätte sie auch schwimmen beigebracht, wenn sie es denn gekonnt hätte. Aber Nell schwamm nicht. Niemals – sie hatte Angst vor Wasser!
Und so fand sich Nell doch noch bei Kazel ein, erzählte ihm auf ihre Art, was sie wusste. Sie wollte ja helfen. Doch, wirklich, denn Nell verdrängte zwar unangenehme Parts, aber doch nicht wenn jemand ihre Hilfe nötig hatte! So wurde Kazel Zeuge ihrer wilden Magie und erhielt trotz der Niedlichkeit des Puppentheaters, sämtliche Informationen, die Naella ihm geben konnte. Und noch mehr. Der Mischling, der sich ganz allein auf weiter Flur wähnte, bekam sogar noch ihre Aufmerksamkeit. Nell wollte wissen, was es mit diesen Frauen auf sich hatte. Sie fragte nicht aus perfider Neugierde. Sie fragte aus dem Wunsch heraus, dem Elfen helfen zu wollen. Hätte sie doch nur Bramo bei sich gehabt…

Die Worte, die Kazel wählte, waren schnörkellos, klar und effizient. Sie beschrieben, was er hatte erfahren müssen, waren düster und an ihnen klebte das Leid, das er empfand. Ihre gelben Augen hafteten an ihm, beobachteten, wie es ihm selbst körperliches Unbehagen bereitete, ihr diese grauenvollen Dinge zu berichten. Nell hörte zu und spürte, dass alles Fröhliche aus ihr wich. Sie spürte, wie die Worte dazu führten, dass sie das Glück nicht mehr sehen konnte. Kazel’s Worte, die er Janay – der Frau, die er liebte – nicht sagen konnte, trafen Nell wie einzelne Peitschenhiebe. Das Puppentheater war vorbei. Ihre blühende Fantasie schaffte Bilder, passend zu seinen Worten. Sie sah sie in ihren Gedanken und sie lähmten sie. Kälte kroch ihr durch jene Pore und hüllte sie ein. Sie wurde blass. Je weiter Kazel sprach, desto ruhiger wurde Nell. Das Funkeln der vorwitzigen Augen verblasste, die Farbe der Sommersprossen verlor sich im kalkweiß ihrer Hautfarbe. Nell schwitzte, so wie er zu schwitzen begann. Er zitterte, doch Nell rührte sich nicht mehr. Sie starrte Kazel an, als wäre sie gebannt worden und sagte keinen Ton. Innerlich schmeckte sie die säuerliche Bitterkeit, die sich langsam ihre Kehle heraufschob. Sie fror und doch wieder nicht. Sie war nicht fähig zu zittern, daher legte sich die Kälte um ihr Herz und fror es ein. Nell hatte… Angst. "Ich sah keinen anderen Ausweg. So wie sie waren ... so ... so kann doch niemand leben! Ich ... ich hab einen Teil meiner eigenen Lebenszeit geopfert, um ... um Zeit zu haben, sie ...Elf Minuten. Ich habe elf Minuten gebraucht, um vierzig mal vierzig Kehlen aufzuschlitzen. Elf Minuten, um vierzig mal vierzig Frauen zu erlösen. Ich ... hab vierzig mal ... vierzig ... Morde ..." Naella schrie. Sie schrie, doch kein Ton kam über ihre Lippen. Innerlich saß die kleine Nell umrahmt von ihren frechen ‚Herzchen‘, die magisch ihr zur Seite standen, wenn es um Bramo ging, und verlor sich vollkommen in sich selbst. Dunkelheit warf grässliche Fratzen und wollte sie verschlingen. Nell kauerte klein und unbedeutend in sich drin und fand den Weg nicht mehr.
Nell hatte sogar aufgehört vernünftig zu atmen, denn sie bekam kaum noch Luft. Es erdrückte sie. Erdrückte ihre Seele. Jedes Wort, das Kazel unbedingt loswerden musste, weil er sonst daran ersticken würde, raubte Nell die Lebensfreude. Wie sollte sie auch weitermachen, wenn diese Frauen das alles erdulden mussten. Wenn Kazel das erdulden musste und ihm kein Lied der Welt helfen könnte? Wer war sie denn, dass sie glaubte, mit Witz und Neckerei wäre alles gelöst? Naella verlor ihren Glauben an das, was sie war. Und die Stille, die sie nicht nur empfand, sondern sich auch um sie herum ausbreitete, die erdrückte sie. Wollte sie in die Knie zwingen. Doch bevor es dazu kommen konnte, knallte es. Naella zuckte panisch zusammen und starrte mit wirrem Blick auf das Instrument. Sie starrte darauf und sah, wie sich zeitgleich mit dem jaulenden Ton, der scheinbar ihren Ohren für immer Schaden zufügen wollte, die Saite zusammenrollte. Nell’s Lippen bebten. Es war… hoffnungslos. “NEIN!“ Alles lief vollkommen verzögert ab und Nell schaffte es kaum, im rechten Moment zu reagieren. Sie spürte, dass sie sich bewegen könnte, doch alles war so langsam, so zeitverzögert, dass sie den Blick erst vom Instrument nehmen konnte, als Bramo sie bereits in die Arme schloss. Sie hatte nicht mal gehört, was er gesagt hatte. Sie wollte die Umarmung eigentlich erwidern, aber sie hob viel zu spät die Arme an, da flog sie bereits zum Bett herüber und wurde daraufgesetzt. Nell runzelte langsam die Stirn und ihr Blick fand keinen Fokus. Auf ihrer Stirn klebte der Schweiß. „Nell... weist du noch... der See in den ich gefallen bin. Du hast so sehr gelacht... Ich sah aus wie ein Monster mit all dem Schilf und den Algen...“

Keine Bilder. Keine Erinnerung. Nell reagierte mit einem Stirnrunzeln, auf das, was Bramo ihr erzählte. Sie erinnerte sich gar nicht so lebhaft... „...und Mikk hat sich tagelang über mich lustig gemacht.“ Mikk… Mikk… der… den haben wir vergessen… „Himmel, der hätte es am liebsten der ganzen Welt erzählt, wenn du nicht...“ …. Wenn ich nicht …. angefangen hätte, die Geschichte ….. zu erzählen, wie er sich ….. er sich…. vor dem Vogelbaby erschrocken hatte und…. Und …. Und…. wie ein Angsthase geschrien hatte… „...und weil du mich nicht rausholen konntest, hast du die ganze Zeit den Rhythmus geklopft, wie ich strampeln sollte... wie ein Trommler auf einem Drachenschiff hast du mich angetrieben, damit ich da rauskomme!“ Du sahst… so doof aus dabei…. Glaube ich… ich… ich sehe es nicht… Sie spürte mit einem Mal das Klopfen auf ihren Rücken und runzelte die Stirn. Dann aber bewegten sich ihre Finger, die auf ihren Knien lagen. Sie begannen den Rhythmus zu klopfen. Erst langsam… leise… doch dann, mit jeder Sekunde, die sich ihr Herz beruhigte, ihre Sinne sich wieder echt anfühlten, klopfte sie lauter, dann sogar im eigenen Rhythmus. Sie holte tief Luft, als wäre sie gerade aus einer Wasseroberfläche gestoßen, und konnte endlich wieder die Luft in ihre Lungen saugen. Nun zitterte sie am ganzen Körper und konnte es nicht aufhalten. Nell spürte, wie ihr furchtbar schlecht wurde. Und plötzlich wurde sie hektisch.
Naella erhob sich stürmisch, hatte ihr eigenes Gewicht unterschätzt und fiel mehr nach vorne, als dass sie es koordiniert hinbekam, sodass sie in eine Ecke des Raumen taumelte, dort auf die Knie fiel und sich ordentlich und herzlich erbrach. Immer wieder wurde ihr Körper geschüttelt. Aber die bittere Galle musste raus. Dieser furchtbare Klumpen Negativität musste aus ihrem Körper weichen, sonst würde er sich dort festsetzen und ihre Seele binden. Nell spuckte und spuckte, bis sie gar nichts mehr übrig hatte. Ihr ging es elend, doch kehrte anschließend die Farbe wieder zurück in ihr Gesicht. Viel gegessen hatte Nell nicht, sodass es mehr Galle war als alles andere, trotzdem wischte sie sich dem Mund mit einem Kleidzipfel von der Wäscheleine ab und erhob sich wankend. Sie sah aus, als hätte sie eine heftige, wirklich heftige Magenerkrankung durchgemacht. Oder wäre von den Toten auferstanden…

„Entschuldigung…“, murmelte sie und klang heiser. Nell glaubte noch immer nicht, dass sie ihre Stimme jemals wieder nutzen konnte. Doch dann blickte sie auf Bramo und empfand so viel Liebe für ihn, dass sie spürte, dass das allein sie schon wärmen konnte. Er war da. Er war für sie da. Wenn sie kaputtging, dann war Bramo da. Nell schaffte es noch nicht richtig wieder zu lächeln, aber ein schiefes bekam sie hin. Dann wanderte der gelbe Blick zu Kazel. Das Lächeln erstarb. „Niemals.“, sagte sie krächzend und hustete leise. Sie wischte sich abermals über das Gesicht und zerzauste ihre Haare dabei etwas. „Niemals wirst du das allein machen!“, sagte sie dann etwas kräftiger und sah kaum danach aus, dass sie das ernst meinte, aber Nell meinte es so. „Wie soll das einer alleine ertragen?“, fragte sie und blickte zu Bramo. „Wir… deine Eltern müssen warten Bramo…“, sie sah zu Kazel zurück und dann zur Geige. „Die Hoffnung stirbt…“, kam es leise von ihr und tatsächlich schwammen ihre Augen bei diesem Ausspruch. Das konnte sie nicht zulassen! Es würde jeden vernichten… Nell voran. Aber lieber sie, als dass alle anderen vergehen würden. In ihr wuchs etwas, das sie bisher nicht gekannt hatte: Ernsthaftigkeit. Sie war längst nicht vergleichbar mit dem, was ‚normale‘ Menschen und Elfen dieser Welt empfanden. Aber Naella schuf für sich eine Mission. Sie würde nicht zulassen, dass die Dunkelheit jemandem antat, was ihr angetan wurde. Sie war sich bewusst, dass sie das nicht aushalten könnte. Allein Worte hatten ihr bereits so schwer zugesetzt. Aber… Da war das Lied, das sie auf der Geige gespielt hatte.
Die Wirkung, die sich dadurch entfalten hatte, die hatte Nell noch abgespeichert. Sie erinnerte sich daran und sie war verdammt noch mal Naella Casili Federfall! Sie war eine bunte Naturgewalt und NICHTS würde sie daran hindern, dass sie lachte! Nell blickte erneut zu Kazel und dann Bramo. Sie nahm die kaputte Geige, legte sie in den Geigenkasten und schloss ihn. Dann griff sie nach dem Halter. „Diese verdammte Scheiße muss aufhören!“, sagte sie und ihr Blick glitt wieder zu Kazel. „Und du wirst uns dabei ertragen müssen, denn ich lasse nicht zu, dass du vergisst, wie man lacht!“, sie stampfte mit dem Fuß auf. Oh nein! Diesen Zustand wollte Naella nie wieder fühlen müssen. Sie wollte niemals mehr sich so hilflos fühlen. Und wenn die Geige kaputt war, dann musste SIE eben die Hoffnung weitertragen. Wozu hatte man eine blühende Fantasie, wenn man sie nicht auch nutzte?! Und wenn jedem hier das Licht abhandenkam, dann war sie noch immer da und würde sie daran erinnern!

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Re: XXX

Beitrag von Kazel Tenebrée » Donnerstag 28. Dezember 2023, 02:34

Kazel und Zissus hatten sich gemeinsam mit den Aufzeichnungen beschäftigt. Sie hatten beide kaum eine Ahnung gehabt, was sie sich dort ansahen. Kanäle hatte der Mischling mit Sicherheit nicht erkannt und selbst wenn: Wäre er zu Firlefitz, dem Goblin, gegangen, um Informationen einzuholen? Wohl kaum. Denn das hätte bedeutet, dass er ihn hätte einweihen müssen. So wie er Zissus mit eingeweiht hatte, aber sie beide hatten die Katakomben gesehen. Zissus hatte die Frauen nicht gesehen, nur von ihnen gehört. Aber Kazel hatte erlebt, was es mit seinem Freund machte. Er wollte das nicht für Janay und gewiss auch nicht für jeden anderen. Er wollte nicht, dass irgendjemand seine Seele mit dem Wissen belasten musste, das ihn beschäftigte. Er hatte schwer daran zu schleppen. Dieses Gewicht wollte er keinem aufbürden. So blieben Möglichkeiten ungenutzt, zum Besten all jener, die er in Morgeria hatte zurücklassen müssen. War es falsch? Hätte er sich darüber Gedanken gemacht, wäre die einzige Erkenntnis gewesen, dass er wieder einmal nicht den richtigen Weg ging. Was immer er anpackte, ging doch bekanntlich schief und selbst die Dinge, welche gelangen, wurden ihm nur mit einem Hinweis aufgezeigt, dass er im Grunde mehr Glück als Verstand gehabt hatte. Es funktionierte einfach niemals nur so. Seine Ideen waren niemals grundsätzlich ... richtig.
So auch die jüngste. Bereits während er sprach, bereute er instinktiv, überhaupt den Mund geöffnet zu haben. Die Worte sprudelten nun daraus hervor, ließen sich nicht aufhalten. Die Macht dahinter war einfach zu gewaltig. Außerdem musste er zugeben, dass es gut tat, sie sich einmal ein wenig von der Seele zu reden. Besser wäre es gewesen, sie in einem leeren Raum sich selbst vorzutragen, denn er nagte bereits daran. Nun musste Naella sich all das anhören. Ausgerechnet sie, die schon vorab ausweichend reagiert hatte. Er hätte die Zeichen erkennen müssen. Nein, das hatte er getan. Er hatte sie lediglich ignoriert, weil Kazel so erleichtert gewesen war, dass Nell etwas mit ihm teilte. Sie hatte Dinge gesehen, so wie Zissus. Es war schrecklich, seinen dunkelelfischen Freund leiden zu sehen, aber sie hatten die Dinge geteilt. Sie hatten einander Halt geben können. Kazels Hoffnung, in Nell eine ähnliche Verbündete gefunden zu haben, sowie die Hoffnung aus ihrem Lied bewegten ihn dazu, zu sprechen. Und nun? Alles drang aus ihm hervor, all die dunklen Bilder, die er gesehen hatte. All die Taten, die er begangen hatte. Er endete in einem Wimmern über die Morde an all den Frauen. Er bereute es nicht. Er wusste, dass diese eine Handlung ausnahmsweise wahrlich richtig gewesen war. Er litt nur unter dem Wissen, dass man es ihm abverlangt hatte. Dass er keine bessere Lösung für diese Seelen hatte finden können ... und dass es in Andunie mehr von ihnen gab. Sie warteten. Sie warteten auf ihn, damit er ihnen ein Leben nahm, das niemals lebenswert gewesen war, seit sie dieses Schicksal ereilt hatte. Kazel war heiß. Schweiß rann ihm von der Stirn und er zitterte. Er sehnte sich nach der Kühle seines Meisters. Sie umfing ihn, betäubte seine Zweifel und hielt ihn ruhig. Unter Tods Beistand konnte er einen kühlen Kopf bewahren. Er konnte erkennen, dass seine Taten wichtig waren und dass es manchmal eben keine Alternativen gab. Nicht, wenn er andere nicht länger leiden lassen wollte. Er hätte erkannt, dass er durchaus Dinge richtig anging. Sein Meister hatte ihn schon dafür gelobt. Gut gemacht, hatte Tod einmal gesagt und ihn dann vom Lehrling zum Gesellen befördert.
Es war gut, was Kazel tat. Es war nicht falsch, nur weil er Dinge anders anging, als man es möglicherweise erwartete. Auch er kam zu Ergebnissen. Und letztendlich hatte er ... alles richtig gemacht. Auch diese Worte waren von Tod gefallen. Für diese Worte allein kämpfte er schon weiter. Er wollte es gut machen. Wenn schon nicht im Licht des Lebens, dann unter dem bleichen Grinsen des Gevatters. Bei ihm fühlte er sich wohl. Bei ihm hatten seine Taten irgendwie Bedeutung. Denn es war wichtig, dass er verlorene Seelen auf ihrem letzten Weg begleitete. So wichtig...
Er würde es wieder tun müssen. Er würde es wieder tun und er würde am Tag nur noch mehr der Traumgestalten sehen, die mit schwangeren Bäuchen, metallischen Gliedmaßen oder geborenen Kindern ohne Chance umher wandelten. Schaurige Bilder für andere. Akzeptables Resultat für ihn. Er hätte die Chance gehabt, diese Bilder zu vergessen, so wie er etwas Anderes vergessen und gänzlich hinter sich gelassen hatte. Kazel dachte nicht darüber nach, denn er erinnerte sich schließlich nicht. Er wusste nur, dass Leben ihm etwas genommen hatte. Irgendetwas. Es war fort. Er erinnerte sich an Verlust, aber nicht an das, was verloren war. Es waren nur weder seine ungeborenen Kinder gewesen noch das kleine Leben, das unter Hopps Herzen heranwachsen wollte. Und das allein zählte für ihn.
Diese Erinnerungen hätte er nun brauchen können. Sie hätten ihm Halt geben können, aber Kazel war in seinen eigenen Erzählungen gefangen und Nell gab keinen Ton von sich, um ihm zu signalisieren, dass es zu viel für sie wäre. Dabei hatte sie ihre Grenzen wohl längst erreicht. Der Mischling hielt den Kopf gesenkt. Er hielt ihn sich. Er wiegte oder umschlang sich selbst. Es war mindestens so schwer, über seine Taten zu sprechen wie sie zu vollziehen. Es war düster und schwer. Nichts schien ihn herausholen zu können und langsam fand seine Seele einen erneuten Weg in den Abgrund dieses Traumas.
Plötzlich peitschte ein Knall durch den Raum. Er traf seine Ohren mit derartiger Wucht, dass es den Mischling durchzuckte und den Kopf hochreißen ließ. Mit verwirrtem Blick und Tränen nassen Augen starrte er umher. Hier war niemand, außer Nell, den Mund zum Schrei aufgerissen, doch Schreie klangen anders. Sie hielt noch immer die Geige mit der eingearbeiteten Narrenkappe, geformt aus drei Hölzern und mit silbern glänzenden Saiten. Eine davon hing lose und verdrillt neben ihren gespannten Geschwistern. Sie war gerissen wie ein letzter Streif silberner Hoffnung am Horizont.
Stille legte sich auf den Raum, dass man die Staubpartikel hätte hören können, wie sie im schwachen Licht durch das Zimmer schwebten, wären sie in der Lage gewesen, Geräusche zu verursachen. Aber es war ruhig. Totenstill. Jetzt fehlte nur noch die Kälte, um ihn zu empfangen, zu umarmen und ein wenig zu halten. Aber wer hielt Nell?
Er starrte die Elfe an, deren Haar so kontrastreich gesättigt glühte, verglich man es mit ihrem blassen Gesicht. Selbst aus ihren Augen schien alle Farbe gewichen. Hier war nicht nur die Saite einer Geige gerissen. Kazel hatte eine Seele gebrochen. Er schluckte. Nell rührte sich nicht. Sie atmete nicht einmal richtig. Sie würde an der Schwere des Erfahrenen ersticken. Kazel konnte es sehen! Zumindest bildete er sich ein, es sehen zu können. Er meinte, dieses Glimmen zu entdecken, das von Seelen ausging, deren Leib verstarb. Seelen, die Gevatter Tod mit der Sense und er mit dem Dolch von ihrem Leben abtrennten, um sie auf dem letzten Weg nach Kata Mayan zu üverführen, wo ihre Essenz zu einem Teil des schwarzen Sandstrands werden konnte, an dessen Ufer die Wellen der Ewigkeit schlugen. Starb Nell wirklich? Warum sah er ihr Seelenglühen oder bildete er es sich wirklich nur ein?
Für einen Moment war auch der Mischling wie gelähmt. Dass er jedoch handeln musste, schrie aus jeder Pore seines Körpers. Er hatte das zu verantworten. Er hatte sein Leid über Nell ausgeschüttet, ihre Seele wie ein Auffangbecken für seine Last genutzt und nun erstickte sie daran. Kazels Geist preschte vor, aber sein Körper gehorchte ihm nicht. Er rührte sich ebenso wenig wie die Elfe. Trotzdem erkannte er einen Schatten, der zu ihr herüber stürmte. Er hörte ihn rufen, dumpf erst, ehe die Worte seine Aura aus schwarzer Seelenlast durchstießen und klar wurden.
"NEIN!"
Es war nicht er selbst. Es war nicht Gevatter Tod. Bramo stürzte auf die Rothaarige zu, packte und hielt sie. Er trug sie zu einem Bett hinüber und redete auf sie ein. Kazel beobachtete ihn, wünschte sich, seinen Körper zu ihnen schicken zu können, aber er brachte es nicht einmal fertig, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Noch nicht. Er musste die Szene verarbeiten. Er musste die Erkenntnis verarbeiten, wozu sein Gerede geführt hatte. Das könnte Janay sein...
Hitze legte sich über ihn, dorrte ihn aus und brannte auf seinem Herzen. Jetzt sah Kazel, was geschehen würde, sollte Janay jemals von dem Schrecken in den Katakomben des Sammlers erfahren oder dass Kazel hier in Andunie einen weiteren solchen Ort aufsuchen und nochmal so viele würde töten ... erlösen müssen, weil ihnen nichts Anderes mehr blieb. Dennoch klebte am Ende das Blut all dieser Frauen an seinen Händen und er würde es, sowie ihre Bilder in seiner Seele mit sich tragen müssen. Für immer, weil sich ansonsten niemand an sie erinnerte. Dann wären ihre Existenzen endgültig umsonst gewesen. Nur deshalb nahm er doch das Leid und das Wissen um sie auf sich. Kazel wollte nicht, dass sich niemand an sie erinnerte. Sie durften nicht vergessen werden. Er würde mit ihren Bildern leben. Doch er sah auch, dass nicht jeder dazu in der Lage wäre.
"Was hab ich getan?", wisperte er und seine Kehle fühlte sich wie ausgetrocknet an. Endlich kam etwas Bewegung in Kazel. Jedenfalls genug, dass er sich dem Bett nähern konnte. Trotzdem blieb er auf Abstand. Er sah die Sorge in Bramos Zügen. Sie wich erster Erleichterung, als Nells Finger in einem Kazel unbekannten Takt auf ihre Schenkel klopften. Er beobachtete es und wagte nicht, in die Szene einzudringen. Er hatte schon genug angerichtet.
Die Erkenntnis schlich sich in seinen Geist wie das Leben zurück in die Elfe. Er musste es allein tun. Seine erste Entscheidung war richtig gewesen und mit dem Nachgeben gegenüber Janays Sorgen war er vom Weg abgekommen. Er hätte Kuralla niemals mitnehmen sollen. Sie mochte als Dienerin des Lebens nicht sterben können, aber das bedeutete auch, dass sie ihr Leben lang - die Ewigkeit lang - mit den Erinnerungen zu kämpfen hätte, die Kazel sich auflud. Das konnte er nicht zulassen. Es genügte, wenn er es durchmachte und er sah hier und jetzt, was es mit anderen anrichtete. Er musste allein gehen, auch ohne Kuralla. Er konnte niemanden mitnehmen. Nell ertrug nicht einmal seine Erzählungen. Wie sollte sie es schaffen, ihn zu begleiten? Nein, dass hatte er ohnehin nie vorgehabt. Er hatte nur Informationen gebraucht. In gewissen Rahmen hatte er sie erhalten. Ein Doktor namens Laudahn, ein Garten und unzählige weitere, seelenlose Hüllen von Frauen. Er musste die Gärten finden. Er musste Serunda Belyal Sinth finden. Dann käme er weiter. Er musste es tun - allein.
Entschlossenheit durchflutete ihn. Sie schien auch Nell zu erreichen, denn mit einem Mal sprang jene auf, schob Bramo und seine Fürsorge beiseite, nur um sich in der nächstbesten Ecke des Raumes zu übergeben. Kazel beobachtete auch das. Er schüttelte den Kopf. Es hatte keinen Sinn, andere derart leiden zu lassen. Er durfte das ebenso wenig zulassen wie das Fortbestehen der Nester.
Kazel holte Luft, befeuchtete seine Lippen. Er brauchte Kraft für die Worte, die ihm auf der Zunge lagen. Er würde sich nun verabschieden und gehen. Naella und Bramo kümmerten sich gewiss lange genug um Kuralla, bis auch diese ihren Weg fände. Notfalls würde er sie finden und dann mit ihr nach Morgeria zurückspringen. Dort könnte er sie zurücklassen und wieder aufbrechen, nachdem er Janay kurz davon überzeugt hätte, dass es ihm gut ging. Aber war das der Fall? Ging es ihm wirklich gut? Nein. Nicht, solange er seine selbst auferlegte Bürde nicht vollstreckt hätte. Er musste das tun. Er musste diese Leben retten, indem er sie nahm. Er musste es allein tun und sich nun auf den Weg machen. Er musste-
"Niemals."
Kazel hob den Blick. Gelbe Sonnen aus Nells Seelenspiegeln tauchten das Meerblau seiner eigenen in warmes, aber ebenso entschlossenes Licht. Er blinzelte, doch es löste sich nicht von seinen Iridenwellen.
"Niemals wirst du das allein machen!" Entweder konnte sie Gedanken lesen oder er trug sein Vorhaben wie eine in die Haut gestochene Nachricht auf der Stirn. Vielleicht blinkte dort in großen Lettern: Einzelkämpfer oder Alleingänger. In jedem Fall wusste Naelle sehr gut, andere zu lesen. Sie öffnete das Buch Kazel an der richtigen Stelle und drohte, die übrigen Seiten herauszureißen, wenn er nun auf stur stellte.
Er blickte sie weiterhin an und eine Traurigkeit legte sich über seine Augen. Er schüttelte sanft den Kopf. Er musste doch. Er durfte nicht zulassen, dass sie oder irgendjemand sonst litt. Es war so viel. Sie hatte es doch gehört. Das ertrug niemand. Er durfte nicht-
"Wie soll das einer alleine ertragen?"
"Ich muss", erwiderte er mit neutraler Stimme. Er klagte nicht über den Weg, den er gewählt hatte. Er akzeptierte ihn und würde ihn gehen. Es gab keinen anderen, der es tun könnte, weil es keinen anderen geben durfte, der das auf sich lud, was er bereits mit sich trug. Einer reichte. Er reichte. Es durfte nicht mehr geben. Nell hatte Recht. Die Hoffnung starb. Kazels Geschichte hatte eine Saite der Geige reißen lassen, die Lieder aus purer Hoffnung für ihn gespielt hatte. Sie hatte mit ihren letzten Atemzügen dafür gesorgt, ihm noch einmal Kraft zu spenden. Das durfte nun nicht verlorengehen. Er musste los und es beenden. Jetzt.
Aber nicht nur Kazel war stur. "Diese verdammte Scheiße muss aufhören!" Nells Blickt bohrte sich tiefgelb in den seinen. Ihr Aufstampfen mit dem Fuß ruckte durch seinen Körper, ließ seine Ohren zucken. Sie trat nicht an ihn heran und doch hatte Kazel plötzlich das Gefühl, sie stünde direkt vor ihm. "Und du wirst uns dabei ertragen müssen, denn ich lasse nicht zu, dass du vergisst wie man lacht!"
Die Schwere, all die Last auf seiner Seele ... schwand. Für den Moment, in dem die Worte ihn erreichten, verflog es. Mit der gerissenen Saite mochte die Hoffnung einer scheinbar von Feylin selbst gesegneten Geige zerrissen sein. Gestorben möglicherweise, aber fort war sie nicht. Naella nahm ihren Platz ein. Wo Kazel für andere die tödliche Erlösung sein musste, da würde die Rothaarige die Position sprühender Hoffnung einnehmen. Denn sie gab Hoffnung. Nell legte sie in Kazels Hände, überreichte sie mit entschlossenen Worten, denen er mehr abgewinnen konnte als sie ahnen mochte. Denn Kazel hatte schon einmal vergessen, wie es war zu lachen.
Gefoltert und ausgepeitscht von der eigenen Familie, nur weil er sich als Mischling optisch von ihnen abhob ... geflohen bis weit über das Drachengebirge hinweg und in die Stille Ebene hinein, wo er Jahre allein als Eremit gelebt hatte, ohne soziale Nähe ... aus Sehnsucht danach gen Pelgar gereist, nur um beim erstbesten Aufeinandertreffen mit Wachen als Dieb beschuldigt und in einen Hangkäfig geworfen zu werden, ohne dass man ihm überhaupt den Prozess gemacht hatte ... von dort in ein Irrenhaus gebracht, ohne dass er bis heute den Grund dafür kannte ... Kazel hatte mehr als nur sein Lachen verloren und mehr als einmal erlebt, wie zumindest seine Hoffnung gestorben war. Er hatte geglaubt, wieder unter anderen leben zu können. Wenn schon nicht unter Dunkelelfen, dann doch mit Menschen zusammen. Er war enttäuscht worden und die Hoffnung mit Füßen getreten. Aber dann war Shantih in sein Leben getreten und jung, naiv wie er war, hatte er sich sofort in das bisschen Freundlichkeit unsterblich verliebt, das sie ihm entgegenbrachte. Sie hatte ihm nicht zwar nicht das Lächeln beigebracht, wohl aber gezeigt, dass es in Ordnung war, Gefühle zu besitzen und sie auszuleben. Doch bevor er sich dessen wahrlich bewusst hatte werden können, starb Shantih durch einen tragischen Unfall. Und wieder starben mit ihr die Hoffnung, sowie Kazels Versuche, mehr als mit betäubter Neutralität und als Schatten durch Celcia zu streifen.
Und dann tauchte Janay auf. Janay, die ihn nie aufgegeben hatte und ihm sogar in Kriegsgebiet gefolgt war, nur um ihn dafür zu schelten, dass er sie zurückgelassen hatte - schwanger, so wie jetzt in Morgeria. Aber dieses Mal hatte er sie nicht verraten und heimlich verlassen. Er hatte sich unter Tränen, Liebe und Gefühlen von ihr verabschiedet und freute sich bereits darauf, in die Stadt des dunklen Volkes zurückzuspringen. Er freute sich auf die Übelkeit als Nachwirkung des Sprungs. Er freute sich darauf, garantiert ähnlich wie Nell eben in eine Ecke zu brechen. Er freute sich, Janay wiederzusehen, ihr zu sagen, wie sehr er sie liebte und von ihr wiederholt eine Ablehnung zu erhalten, falls er noch einmal um ihre Hand anhielt. Er freute sich darauf, sie glücklich zu sehen, wohlauf, lächelnd. Er freute sich, dieses Lächeln zu erwidern. Das Lachen, das sie ihm hatte schenken können, als sie seine Seele nicht nur ein um's andere Mal rettete und zusammensetzte, sondern auch hielt. Immer und immer wieder.
"Ja!", stieß Kazel aus und lachte dabei heiter auf. Er strahlte wie Lysantors Sonne selbst. Er nickte. "Ich will es nicht noch einmal vergessen. Das Lachen." Sein warmer Blick suchte Naellas. "Also gut. Ich ertrage euch und ich werde alles tun, damit ihr ertragen könnt, was uns bevorsteht. Und ich geleite euch auf dem letzten Weg, falls er uns nicht erspart bleibt." Leider würde er im Gegensatz zu ihnen zurückkehren können. Ihnen bliebe es verwehrt. Er würde Nell und mit ihr auch Bramo und natürlich Kuralla nicht davon abhalten, ihn zu begleiten. Aber Kazel wollte alles tun, um zumindest zwei von dreien nicht sterben zu lassen. Kuralla konnte auf sich selbst aufpassen. "Ich brauche etwas Hoffnung für unterwegs ... solange die Geige kaputt ist, kannst du vielleicht für mich singen, Nell?" Sein Lächeln war verschwunden, als wollte er seine Pläne Lügen strafen, aber die Hoffnung, die Nell ihm mit ihren Worten soeben gegeben hatte, glomm weiterhin in Kazels Augen. Er lächelte eben auf andere Weise, so wie er die Dinge auf andere Weise anging als man es erwarten mochte. Er ging seinen eigenen Weg und jetzt würde er Begleitung haben.
Aporpos Begleitung: Hatte Kuralla das Badewasser samt Zuber in ihrem Gestank vereinnahmt und beseitigte nun die Leichenreste oder hatte sie etwa eine Seife gefunden, die es schaffte, ihren Duft an der schrumpeligen Oma-Haut haften zu lassen? Länger im Bad zu bleiben würde nun auch nichts mehr bringen. Es wurde Zeit, aufzubrechen.
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Re: XXX

Beitrag von Erzähler » Montag 1. Januar 2024, 16:47

Was immer Kazel anpackte, ging doch bekanntlich schief und selbst die Dinge, welche gelangen, wurden ihm nur mit einem Hinweis aufgezeigt, dass er im Grunde mehr Glück als Verstand gehabt hatte. Es funktionierte einfach niemals nur so. Seine Ideen waren niemals grundsätzlich ... richtig.
… Wann war das im Leben schon mal so? …
Mit der Unendlichkeit kontriert, da würde sich so manch einer einer Überforderung gegenüber sehen, aber wenn das stimmen würde, hätte der Tod ihn wohl nicht als seinen Gesellen erwählt und dieses Schicksal gewiss einer anderen Seele zugedacht. Das sein Lehrling immer mal wieder an sich zweifelte, war ein Prozess, den jeder Sterbliche an seiner Stelle vermutlich durchlaufen hätte.
...
So endete Kazels Bericht in einem Wimmern über die Morde an all den Frauen, die er im Auftrag seines Meisters begangen hatte. Aber war es dann Mord, wenn er im Auftrag des Gevatters handelte, um jene Seelen zu erlösen und zu ihm zurück zu führen? Kazel bereute es auch nicht in seine Dienste getreten zu sein. Im Grunde genommen wusste er, dass dies das einzig wahrlich richtige gewesen war. Er litt nur unter dem Wissen, dass man es ihm abverlangt hatte, dass er keine bessere Lösung für diese Seelen hatte finden können. Dies bezüglich würde er vielleicht noch mit Tod diskutieren müssen. Aber unabhängig davon, war eins sicher: Dass es in Andunie mehr von diesen armen Frauen gab und Kazel musste einfach dagegen vor gehen! Das befahl ihm nicht der Tod, sondern sein eigenes Gewissen. Und so hatte der Geselle des Todes es auch offenbart. Er hatte das damit einher gehende Leid mit Nell geteilt, aber er konnte sich im Grunde sicher sein, dass er trotzdem Gutes für diese Welt tat und sie so im Gleichgewicht hielt. Es war gut, was Kazel tat. Es war nicht falsch, nur weil er Dinge anders anging, als man es möglicherweise erwartete. Auch er kam zu Ergebnissen. Und letztendlich hatte er ... alles richtig gemacht. Auch diese Worte waren von Tod gefallen. Für diese Worte allein kämpfte er schon weiter. Er wollte es gut machen. Wenn schon nicht im Licht des Lebens, dann unter dem bleichen Grinsen des Gevatters.
Fast konnte er es auf sich spüren. Es war wichtig, dass er verlorene Seelen auf ihrem letzten Weg begleitete. Es war von Bedeutung für diese Welt!
...
Plötzlich peitschte ein Knall durch den Raum. Hatte der Gevatter jetzt sein neunschwänzige Katze raus geholt, weil es ihm reichte? Tod war eben nicht mehr so sehr mit den Sorgen der Lebenden behaftet und neigte dazu seinen Schüler ins eiskalte Wasser zu schmeißen, wenn es um Erfahrungen ging, die er machen sollte. Aber nein. Es folgte kein Peitschenhieb... oder?
Mit verwirrtem Blick und Tränen nassen Augen starrte Kazel umher. Hier war niemand, außer Nell, den Mund zum Schrei aufgerissen, doch Schreie klangen anders. Sie hielt noch immer die Geige mit der eingearbeiteten Narrenkappe, geformt aus drei Hölzern und mit silbern glänzenden Saiten in ihren Händen. Eine davon hing lose und verdrillt neben ihren gespannten Geschwistern. Sie war gerissen wie ein letzter Streif silberner Hoffnung am Horizont. Gut, dass sie noch drei Geschwister hatte. Kazel befürchtete schon, er hätte eine Seele gebrochen. Er schluckte. Nell rührte sich nicht. Sie atmete nicht einmal richtig, aber das Seelenglühen bildete er sich wirklich nur ein.
Er erkannte den Schatten, der zu ihr herüber stürmte. Er hörte ihn rufen, dumpf erst, ehe die Worte seine Aura aus schwarzer Seelenlast durchstießen und klar wurden.
"NEIN!"
Es war nicht er selbst. Es war nicht Gevatter Tod. Bramo stürzte auf die Rothaarige zu, packte und hielt sie. Er trug sie zu einem Bett hinüber und wie er sich rührend um seine Liebste kümmerte, denn dass da Liebe im Spiel war, war kaum zu übersehen. Die beiden gehörten zusammen wie Pech und Schwefel oder andere explosive Gemische.
"Was hab ich getan?"
, wisperte er und dann kam etwas Bewegung in Kazel. Jedenfalls genug, dass er sich dem Bett nähern konnte. Trotzdem blieb er auf Abstand. Er sah die Sorge in Bramos Zügen. Sie wich erster Erleichterung, als Nells Finger in einem Kazel unbekannten Takt auf ihre Schenkel klopften. Aber hier und jetzt wurde er sich einer Tatsache gewahr: Seine erste Entscheidung war richtig gewesen, Janay nicht mitzunehmen. Hätte er Kuralla besser nicht mitnehmen sollen. Sie hatte gesagt, dass er sie her bringen 'sollte', als wenn es IHR Auftrag wäre...
Sie mochte als Dienerin des Lebens nicht sterben können, aber das bedeutete auch, dass sie ihr Leben lang - die Ewigkeit lang - mit den Erinnerungen zu kämpfen hätte, die Kazel sich auflud. Das konnte er nicht zulassen, aber das hatte wohl ER nicht zu entscheiden, da sie nun mal jetzt auch schon hier war. Trotzdem rutschen seine Gedanken wieder in seine für ihn typischen Bahnen des Einzelgängers. Er wollte allein gehen, ohne Kuralla. Er konnte niemanden mitnehmen. Nell ertrug nicht einmal seine Erzählungen. Wie sollte sie es schaffen, ihn zu begleiten?
Er hatte nur Informationen von ihr gebraucht, jetzt könnte er sie zurück lassen. Ein Doktor namens Laudahn, ein Garten und unzählige weitere Frauen warteten. Er musste nur die Gärten finden. Er musste Serunda Belyal Sinth finden. Dann käme er weiter. Genau so wollte er es tun – allein!
Nur das ihm da das Schicksal mit einem lauten **ÄTSCH** lachend ins Gesicht sprang und das nicht zu ließ. Nein, es schickte ihm eine Naturgewalt!
Eine
NELL!
"Niemals... Niemals wirst du das allein machen!"
Entweder konnte sie Gedanken lesen oder er trug sein Vorhaben wie eine in die Haut gestochene Nachricht auf der Stirn. Vielleicht blinkte dort in großen Lettern: Einzelkämpfer oder Alleingänger. Das musste es sein.
"Wie soll das einer alleine ertragen?"
"Ich muss."
"Diese verdammte Scheiße muss aufhören! Und du wirst uns dabei ertragen müssen, denn ich lasse nicht zu, dass du vergisst wie man lacht!"

Bramo grinste nur. Während Nell ihre ganze bunte Macht wie einen wohligen Kübel Eiswasser über Kazel ausschütte, ihn mit ihrem Willen zu Boden warf und lachend auf seinen Überzeugungen tanzte, da erhob sich ihr ruhiger Begleiter und sah sich die auf dem Tisch liegen gelassene Geige an.
Er strich die gerissene Saite glatt und meinte nur leise:
„...das lässt sich bestimmt reparieren.“
Eine Aussage, die so viel Hoffnung in sich trug, dass sie in ihrer Einfachheit den ganzen Raum zu füllen vermochte. Dann sah der hoch gewachsene Mann Kazel an, lächelte leicht und zuckte mit den Schultern, als Nell zeitgleich ihm mehr oder weniger versprach, sein Lachen zu beschützen. Bramos Lächeln war sanfter als das von Nell, aber nicht minder intensiv. Es war mehr wie das Lächeln, dass man in sich kitzeln fühlen konnte, wie wenn man einen Sonnenuntergang beobachtete, oder sich an guter Musik erfreute. Es ähnelte in winzigen Zügen dem von Zissus und war doch auch ganz anders. Bramo zuckte noch einmal mit den Schultern und meinte:
„An deiner Stelle würde ich aufgeben. Wenn Nell sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann bekommt sie es auch.... auf die ein oder andere Weise.“
Er schmunzelte zu ihr hinüber und begann dann vorsichtig die kaputte Saite der Geige zu lösen. Bramo war jemand, der gern reparierte, mehr mit Fingern, als mit Worten.
"Ja!"
, stieß Kazel aus und lachte dabei heiter auf. Er strahlte wie Lysantors Sonne selbst. Er nickte.
"Ich will es nicht noch einmal vergessen. Das Lachen. Also gut. Ich ertrage euch und ich werde alles tun, damit ihr ertragen könnt, was uns bevorsteht. Und ich geleite euch auf dem letzten Weg, falls er uns nicht erspart bleibt."
Bramo schaute ein wenig irritiert über die Formulierung, da er vieles nicht mitbekommen hatte, aber nahm es gelassen hin.
"Ich brauche etwas Hoffnung für unterwegs ... solange die Geige kaputt ist, kannst du vielleicht für mich singen, Nell?"
Kazel ging seinen eigenen Weg, aber jetzt würde er Begleitung haben. Just in diesem Moment, viel ihm Kuralla ein und als hätte man sie gerufen, tapste sie mit blanken Füßen aus der gegenüberliegenden Tür. Kazel blinzelte!
Konnte das sein?
Doch...
Ja.
Es war Kuralla, aber sie hatte sich verjüngt! Passierte das also, wenn man sie badete???
Zuvor hatte die Alte oft wie ein wandelnder Leichnam ausgesehen und mindestens nach 250 Jahren Fäulnis gerochen. Manche Teile ihrer Kleidung waren vielleicht noch älter gewesen und was sich unter ihren Röcken befand, sollte für immer ein Geheimnis bleiben! Doch die immernoch 'kleine' Frau in einem riesigen Handtuch und Turban gehüllt, die da durch die Tür gewackelt kam, die sah regelrecht 'anständig' aus. War Kuralla sogar durch das Baden etwas gewachsen? Kazel kannte die Oma gut! Zuvor hatte sie ihm nicht mal ganz bis zum Hinterteil gereicht und nun reichte ihr Schopf bis zum Hosenbund. Kuralla war etwas mehr als eine Hand breit gewachsen. Oder lief sie jetzt nur aufrechter?
Und das war noch nicht alles! Die Omi lächelte und ihre Zähne waren GEPUTZT! Natürlich waren sie noch krumm und schief, aber das Ruinenfeld war nicht mehr mit den Abfällen des Harax besudelt und wenn sie den Mund öffnete wehte nicht der kalte Atem des Todes...
...Nein, Tod hatte besseren Atem!
Aber das hier war definitiv eine Verbesserung! Kuralla wirkte 'FAST' wie eine ganz normale Oma von so 150 Jahren... ein paar Jahrzehnte mehr oder weniger und man hatte auch nicht mehr das Gefühl sich in ihrer Gegenwart die Nasenhaare spontan lang wachsen lassen zu müssen. Kazel musste gestarrt haben, denn sie fragte:
„Was? Noch nie ne alte Frau gesehen?“
Kuralla war nie 'nur' eine alte Frau gewesen, aber jetzt stellt sie eine dar. Sie schnappte sich sogar Nell und zog sie an der Hand zu dem Schrank der Wirtin.
„Gib mir das da mal runter.“
Nell sollte wohl nun helfen neue Kleidung für Kuralla heraus zu suchen und ggf etwas anzupassen.
„Ich brauch eine Schere oder ein scharfes Messer. Da muss ein Stück ab...und da auch.“
, kommandierte sie freundlich herum und hielt sich gerade ein hell grünes Leibchen vor das Handtuch.
„Und ihr Männer geht jetzt mal raus!“

Kaum das die beiden geflüchtet waren, zog Kuralla Nell zu sich hinunter:
„Nell! Lass nicht los!“
Meinte sie ihre Hand? Nein...
„Lass niemals deine Freude los! Ich brauche dein Lachen, deine Magie! Meine Aufgabe braucht ein gutes Ende mit Tanz, Gesang und glücklichen Gesichtern. Meinst du, du kannst dafür sorgen?“
Irgendwie klang da etwas kryptisches mit, was man kaum greifen konnte.
„Du bist ein tapferes Mädchen! Und du wirst geliebt, das kann ich sehen.“
Kuralla lachte leise auf und es klang in den Höhen als kratzte jemand über eine Tafel.
„Ich brauche dich.“
Die kleine Frau sah eindringlich zu der Buntschelmin auf.
„...dich und alle deine Freunde, ob bekannt oder jene die noch kommen werden. Meist du, du kannst eine kleine Truppe zusammen stellen für mich? Wir sind schon zu viert, aber wir werden noch mehr Verbündete brauchen, denke ich.“
Kuralla hielt Nell immernoch fest.
„Mein Kazel braucht ein bisschen Aufmunterung, dass hast du sicher schon erkannt. Aber er baucht noch mehr. Er braucht Freunde in diesem Kampf. Er kämpft immerzu und manchmal ...ist das ...nicht der einzige Weg. Ich würde mich freuen, wenn du ...deine Kreativität benutzt, deine Magie um ihm vielleicht noch andere Wege zu zeigen. Meist du, du kannst das?“
Jetzt ließ sie Nell los und zog an einer Bluse, die von der Länge her ein gutes Unterkleid her geben könnte.
„Was meinst du? Steht mir Gelb?“
Es unterstrich die Färbung ihrer Zähne, aber ließ auch anderes herum ihre dunklen lustigen kleinen Augen munter leuchten.

Bramo war mit Kazel dem Frauengespräch über Kleidung gerade noch entkommen und schob dem Mischling die Schale mit Nüssen über den Tresen entgegen, hinter dem er sich gerade zu schaffen machte.
„Also... du musst Eindruck auf Nell gemacht haben. Ich weis zwar nicht genau, was du ihr gesagt hast... was auch nicht wichtig ist, aber...“
Er stellte eine bauchige Flasche hart ab und zog zwei Becher näher. Seine Augen funkelten durchdringend.
„... Nell und mich gibt es nur im Paket. Also betrachte mich ...als deinen neusten Freund, wenn du magst. Ich bin da flexibel.“
Er zuckte mit den Schultern, eine Geste die langsam vertraut wirkte.
„Ach ja, was Nell vorhin vielleicht nicht ganz so 'klar' formuliert hat... ähm... Wir haben hier einen unterirdischen Tunnel, der bis in das Anwesen der Belyal'Sinth-Familie führt...in den Weinkeller. Er beginnt hier unten im Vorratskeller und hat auch eine Abzweigung, aber ich bin mir recht sicher den Weg zurück finden zu können, wenn es soweit ist.“
Bramo sah in aufmerksame Augen und nickte, da er wohl in Kazels Gesicht reges Interesse erkannte. Also erzählte er einfach munter und auch äußerst mitteilsam weiter:
„Das Anwesen ist erstaunlich groß. Ich glaube, es gehörte früher einem der hohen Magier der Wasserakademie. Zumindest hatte man uns das erzählt. Der hielt sich sogar eine Aquadin als Lustsklavin im einer unterirdischen Kaverne. Die neue Besitzerin, diese Amandin... Sie hat versucht sie auszuwildern, aber das klappte wohl nicht so gut. Echt komische Dinge gehen da vor. Im allgemeinen kann man wohl sagen, dass alle sehr... extrem freizügig sind, die im Haupthaus wohnen. Amandin mag ihre Liebesdiener wohl gern gefügig und leicht zugänglich. Aber nicht falsch verstehen... WIR sind das nicht. Nell und ich...“
Er sah kurz zu einem kleinen Haufen türkiser Seide, die er abseits hin gelegt hatte. Wohl Kleidung, die vielleicht dort getragen wurde?
„Wir wurden zum Vorspielen für einen größeren geplanten Auftritt eingeladen und sind da nur Gäste. Also Musikanten. Es gab sogar bereits einen kleinen Auftritt ...aber mit verbundenen Augen.“
Seine Wangen waren leicht gerötet, also war es ihm ein bisschen peinlich darüber zu sprechen.
„Aber das wichtigste und was ICH glaube am entscheidendste ist...“
Er neigte sich etwas näher.
„Ich glaube, diese Amandin und ihre Schwester sind sich nicht besonders ...grün.“
Bramo hatte nachdenklich die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen gezogen.
„Dieses ganze... 'nackiger Orgien Kram' ...scheint auch nur 'Privatsache' von Amandin zu sein. Ihre Schwester hält sich bestimmt von ihr deswegen Fern...vielleicht ist das sogar gewollt. Ich hatte den Eindruck...“
Bramo rieb sich die Schläfe..., da klappte oben eine Tür. Er sah auf und lächelte Kuralla und Nell entgegen. Die Gruseloma war zur Schnuckelomi mutiert und trippelte nun gespielt schwerfällig, wie Kazel wusste, die Treppe hinunter, jede Stufe einzeln mit nur einem Fuß nehmend, als wüsste sie, dass sie jemanden damit necken könnte. Die Zeit die sie bis unten brauchte zog sich und Nell blieb aber für den Moment an ihrer Seite. Als sie dann unten angekommen waren, drehte sich Kuralla einmal um die eigene Achse.
„Na wie sehe ich aus?“

((ooc: Nell, bitte beschreiben, was Kuralla an hat. Danke ;) Hast feie Wahl im Rahmen der Möglichkeiten, die eine Wirtin deiner Meinung nach hätte. Kleide sie bitte nach deinem Geschmack ein.))
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Re: XXX

Beitrag von Naella Federfall » Mittwoch 3. Januar 2024, 01:05

Nell konnte mitunter… überrollend sein. Wie eine kolossale Dampfwalze, die sich nicht darum schert, was sich unter ihr befand. Aber sie war niemals vernichtend. Nell war stets darauf bedacht, dass es anderen gut ging. Sie war mutig oder wahnsinnig, daran mochten sich die Geister scheiden. Aber sie war doch immer das Licht am Ende des Tunnels. Dass Kazel sie mit seiner Erzählung so verschreckte und ihr jegliches Gefühl für Freude nahm, lag gewiss nicht an ihm. Irgendetwas anderes war da geschehen und Nell brauchte einen Moment, sie brauchte Bramo, um da wieder herauszukommen. Sie würde dieses Gefühl kaum vergessen können und wusste auch noch nichts Näheres dazu zu sagen. Aber es hatte sich eingebrannt in ihre Gefühle. Diese kalte, nackte Angst. Dieses Gefühl von… Fühlte sich so sterben an? Naella wusste es nicht, denn sie hatte sich bisher darüber keine Gedanken gemacht. Sie wollte es auch eigentlich nicht, denn ihr lag es fern, das in nächster Zeit zu tun. Trotzdem war diese seltsame Stille, das Gefühl von Hilflosigkeit so einprägsam gewesen, dass es sie noch nicht ganz loslassen wollte. Auch nicht, nachdem sie diesen ganzen, giftigen Rotz losgeworden war. Aber das schmälerte nicht ihren Enthusiasmus. Sie würde doch einer Seele nicht verwehren, in den Genuss ihrer Freundschaft zu kommen, wenn sie es am nötigsten hatte! Naella stand da, wie ein – zugegeben etwas blasses – aber buntes Regenbogenmädchen und stellte sich dem Trübsal in den Weg. Und Kazel? Dem blühte das Herz auf. Nell durfte erneut Zeugin dabei werden, wie sie jemanden mit nur einfachen Worten so viel Hoffnung schenkte, dass ihr das Herz in schillernden Blumenbouqets überlaufen wollte. „...das lässt sich bestimmt reparieren.“, hörte sie dann von der Seite und wandte den Kopf. Neugierig trat sie an Bramo heran und schaute ihm über die Schulter. „Ja? Schaffst du das?“, ihre Stimme lief förmlich über vor Aufregung. „Oh, das wäre wundervoll. Ich… ich weiß nicht, wieso sie kaputtgegangen ist, aber irgendwie fühlt es sich an, als … hm, weiß auch nicht. Als wäre ich auch kaputtgegangen. Ich konnte gar nicht mehr reden… ich… fühlte gar keine…“, Nell brach ab. Das gefiel ihr ganz und gar nicht und so vermied sie das Thema lieber, wandte sich ab und summte leise.
Ihre Stimme aber klang kratzig und ungewohnt. Nell stutzte. "Ich brauche etwas Hoffnung für unterwegs ... solange die Geige kaputt ist, kannst du vielleicht für mich singen, Nell?", hörte sie dann wieder ihren Namen und blinzelte. Sie runzelte die Stirn und traute sich gar nicht recht, es auszuprobieren. Konnte sie singen? Sie räusperte sich und wagte dennoch nur ein lächelndes Nicken. Besser als nichts. Dann ging allerdings die Tür auf und bewahrte Nell davor, dass sie sich nun ausprobieren musste. Die gelben Augen fielen auf die deutlich jünger wirkende Kuralla. Ihre Augenbrauen hoben sich, ihr Mund klappte auf und sie schaute von Kuralla zu Bramo und noch fünf Mal hin und her. „DAS passiert, wenn du andere badest?“, fragte sie ihren andunischen Freund und pfiff anerkennend, bevor sie Kuralla angrinste. „Was? Noch nie ne alte Frau gesehen?“ „Na und WAS für eine!“, unterstützte Nell da gerne mal.

Dann wurde sie von der Alten am Arm mitgeführt und fand sich vor dem Schrank wieder. „Gib mir das da mal runter. Ich brauch eine Schere oder ein scharfes Messer. Da muss ein Stück ab...und da auch.“ „Spar dir die Mühe, Oma. Das wird nichts. Lass mich mal schauen!“, wandte Nell ein und verkroch sich kurz in dem bunten Kleiderschrank. Sie hatte nicht gemerkt, dass Bramo und Kazel das Zimmer verlassen hatten. Wenn jemand ihre Hilfe brauchte, dann musste er Nell nur fragen und sie war in ihrem Element. So zupfte und zerrte sie an einigen Kleidungsstücken herum und kam mit einem ganzen Arm voller Dinge zurückgekrochen. „Huch!“, machte sie, als Kuralla sie zu sich zog. Nell blickte fragend drein. „Nell! Lass nicht los!“ „Die Klamotten? Keine Sorge ich“- „Lass niemals deine Freude los! Ich brauche dein Lachen, deine Magie! Meine Aufgabe braucht ein gutes Ende mit Tanz, Gesang und glücklichen Gesichtern. Meinst du, du kannst dafür sorgen?“ Naella hob beide Augenbrauen und musterte das verjüngte Gesicht der Goblinoma. Kurz huschte ein Schatten über das Gesicht der Elfe, denn die Erinnerung an das soeben erlebte waren mehr als präsent. Konnte sie denn immer noch herzlich lachen? Sie wollte es, sie wollte auch singen und spielen… aber… ging das auch? Nell schloss kurz die Augen, dann war sie ganz die Alte. Mit breitem Grinsen, glühenden Augen und einem vorwitzigen Grübchen in der linken Wange. „Na hör mal! Klar kann ich. Ich werde Kazel höchstpersönlich den Marsch blasen, wenn er denkt, er müsste im Trübsal versinken. Haste dir den mal angesehen? Wer kann den so leben? Ohne Musik, ohne Frohsinn, ohne Freude?“, fragte sie die Alte grinsend und meinte es ernst. Auch wenn der Nachhall der kaputten Geige etwas mit ihr angestellt hatte. „Du bist ein tapferes Mädchen! Und du wirst geliebt, das kann ich sehen.“ Nun aber grinste Nell stolz und eine feine Röte zeichnete sich auf ihren Wangen ab. „Meinst du echt?“, fragte sie verschwörerisch und kicherte leise, als hätte sie in Kuralla eine Freundin.
Bramo und sie waren gar nicht so weit, doch es schmeichelte ihr immens, das Kuralla das sagte. „Voll lieb von dir!“, gab sie zu. „Ich brauche dich.“ „Mich? Also… ich bin super, klar. Aber… wieso brauchst du mich? Wofür?“, wollte die Elfe wissen und neigte den Kopf fragend. „...dich und alle deine Freunde, ob bekannt oder jene die noch kommen werden. Meist du, du kannst eine kleine Truppe zusammen stellen für mich? Wir sind schon zu viert, aber wir werden noch mehr Verbündete brauchen, denke ich.“ Sie nickte immer häufiger. "Eine Truppe? Wozu?" Das waren jetzt keine Aufgaben, die Naella Casili Federfall nicht wuppen könnte. Die Frage war nur, was Kuralla eigentlich meinte. Nell war flatterhaft, aber nicht doof. Sie ahnte, dass die Omi ihr gewisse Dinge nicht sagte. „Mein Kazel braucht ein bisschen Aufmunterung, dass hast du sicher schon erkannt. Aber er baucht noch mehr. Er braucht Freunde in diesem Kampf. Er kämpft immerzu und manchmal ...ist das ...nicht der einzige Weg. Ich würde mich freuen, wenn du ...deine Kreativität benutzt, deine Magie, um ihm vielleicht noch andere Wege zu zeigen. Meist du, du kannst das?“ „Öhm, ich weiß zwar nicht, ob ich da deinen Erwartungen entspreche, aber klar passe ich auf ihn auf!“, willigte Nell einfach so ein und feixte.

Für sie war das doch gar keine Frage! Nell war so, sie gab und gab und erwartete nichts für sich! „Ich werde ihm schon zeigen, dass er nicht immer nur schwarzsehen muss. Vielleicht holte ich ihm auch mal etwas anderes aus dem Schrank…“, sinnierte sie kurz abgelenkt und schaute auf die Farben auf ihrem Arm. „Vielleicht etwas Grünes… oder… Hellblau? Hmm…“ „Was meinst du? Steht mir Gelb?“ Nell verzog das Gesicht. „Nee! Das steht kaum jemanden. Du bist eher so der Flieder-Typ!“, nickte Nell und suchte ihr das fliederfarbene Sommerkleid heraus. Es hatte weiße, florale Applikationen am V-Ausschnitt und verwusch sich in sanftem Lila zum Saum hin, wo erneut florale Muster waren. Es war zu lang, aber das hatte Nell schnell gelöst. Den Saum steckte die Elfe kurzerhand mit Nadeln ab, dass ein hübsches Wellenmuster entstand. Dann verbarg sie die Nadeln mit einigen Blüten, die sie von Haarbändern abtrennte und band Kuralla schließlich noch eine weiße Schärpe um die Hüfte. „Das macht dich ein wenig größer!“, bemerkte Nell und besaß sich die Alte. „hmmm“, machte sie noch und zückte daraufhin einen Kamm und Bürste. Sie pflegte das Haar etwas, toupierte es auf, aber nicht zu sehr. Dann steckte sie Kuralle zwei Spangen hinein, dass ihr Gesicht freiblieb. Nell nickte zufrieden und grinste. Sie öffnete ihre Hand und pustete dagegen, während sie versuchte, Kuralla in ein Meer aus bunten, magischen Blüten zu baden. Wie Konfetti sollte es über sie niederregnen. „Grandios!“, bemerkte Nell und grinste stolz. „Du siehst toll aus! Richtig schick! Aber …“, sie verschwand noch mal im Schrank und warf einige Kleidungsstücke hinter sich. Bis sie fand, was sie wollte: „Hier! Die zieh noch über, es schüttet hier wie aus Kübeln in dieser Stadt!“, bemerkte sie und half Kuralla in ein kleines Jäckchen, das ihr tatsächlich länger über den Oberkörper hing, ob ihrer Größe, in mintgrün. „Damit du nicht krank wirst“, sagte Nell und reichte Kuralla daraufhin ihre Hand, damit sie gemeinsam zum Erdgeschoss gehen konnten. Nell half der Oma selbstverständlich und führte sie dann etwas nach vorne, damit sie sich präsentieren konnte. Grinsend wartete Nell auf das Urteil der Männer.

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Re: XXX

Beitrag von Kazel Tenebrée » Freitag 5. Januar 2024, 00:39

Sprach man von Mord, wenn man das Töten im Auftrag eines anderen beging? Galten Soldaten als Mörder, wenn sie ihre Heimat verteidigten, indem sie die Invasoren mit einem blutigen Schwertstreich richteten? Und wenn sie selbst die Eroberer waren? Es ging Kazel nicht um die Frage, ob er gemordet hatte. Das hatte er und zwar schon lange Zeit vor seinem Eintreffen in den Katakomben des Sammlers. Auch dort hatte er Leben genommen, dieses Mal im Auftrag des Gevatters. Er hatte eigene Lebenszeit dafür geopfert, um Leben zu nehmen, das keines war. Darum ging es. Es war nicht die Tat selbst, auch wenn Mord an sich jedem zu schaffen machte. Niemand war davor gefeit, nicht einmal die abgestumpftesten Seelen. Es hinterließ seine Spuren - immer. Bei Kazel waren es die Bilder. Er mochte sie im Schlaf nicht mehr sehen, aber sie drückten sich auch nicht jedes Mal als wandelnde Geisterfrauen mit Metallapplikationen aus. Manchmal waren es nur kurze Gedankenfetzen, ein Satz im Nachhall einer Erinnerung. Es war das Wissen um seine Taten. Es waren Narben, die sich auf seine Seele legten, aber die er trotz allem nicht loswerden musste. Gute Dinge konnten schlechte Spuren hinterlassen. Kazel würde sie nicht verwischen, nicht aus seinem Gedächtnis löschen lassen. Er hatte Gutes begangen, indem er all die schwangeren Frauen von ihrem Leidensleben erlöst hatte. Er wusste das. Er wusste, dass er hierbei vielleicht nicht den besten Weg gegangen war, wohl aber den richtigen. Trotzdem sorgte jede Aktion für eine Reaktion, hinterließ Konsequenzen. Er würde damit leben müssen. Das akzeptierte er. Das hieß nicht, dass es immer leicht war oder ihn nicht prägte.
Gleiches galt allerdings auch für neue Bekanntschaften. Auch diese hinterließen Spuren, dieses Mal in Form eines Lieds, das ihm hamonisch noch in den Spitzohren nachhallte, während es sich langsam wie ein Balsam auf die Narben seiner Seele legte. Es würde sie nicht heilen, wohl aber das Wissen um ihre Existenz erträglicher machen. Es lockte die positiven Aspekte zu Tage und schenkte ... Hoffnung.
Naella war eine solche Bekanntschaft. Ihr Lied hatte Hoffnung in Kazels Herz gepflanzt, aber ihre Worte wässerten das winzige Samenkorn darin, damit es keimen und knospen konnte. So ließ er sich überreden, sowohl sie als auch Bramo mitzunehmen. Beide hätten sich ohnehin nicht mehr umstimmen lassen.
"An deiner Stelle würde ich aufgeben. Wenn Nell sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann bekommt sie es auch...", meldete der Pirat oder was immer Bramo eigentlich darstellte zu Wort. Kazel aber gab nicht auf, gerade dieses Mal nicht. Dazu war er aktuell zu erfüllt. Vielmehr fasste er Mut darin, dass die beiden neuen Zwangsbegleiter ihn möglicherweise wirklich unterstützen könnten. Er durfte nur der Sorge um sie nicht verfallen, denn dann würde er sich Vorwürfe machen, sie mitgenommen zu haben. Doch die Hoffnung gab ihm auch das Vertrauen in sich selbst, dann eben besonders auf beide achten zu müssen. Vor allem Nell brauchte spezielle Zuwendung. Er hatte sie gehörig erschreckt. Das darf nicht mehr passieren, aber ich sorge schon dafür.
Zunächst sollte jedoch jemand Anderes einen großen Auftritt erhalten und das trotz der geringen Körpergröße. Auf nackten Füßen und nur mit einem Handtuch umwickelt tappte Kuralla in den Raum. Hier und da hinterließ sie einige Tropfen auf dem Boden, die sich mit einem Sprung von ihrem runzligen Körper hatten retten können. Doch halt! Kazel musterte die Goblin-Oma länger. Sie sah jünger aus, erheblich jünger. Als hätte das Wasser nicht nur den Schmutz von Äonen, sondern auch ihr Alter abgewaschen, strahlte ihnen eine verjüngte Form der Goblinvettel an. Sie sah glücklich und zufrieden aus.
"DAS passiert, wenn du andere badest?", staunte auch Naella nicht schlecht. Kazel konnte sich ein schiefes Grinsen nicht verkneifen, als die Elfe wie ein Fisch auf dem Trockenen immer wieder den Mund auf- und zuklappte. Es sah sehr albern aus. Der Mischling schnaufte sogar einmal amüsiert. Ohja, Nell hatte sein Herz berührt, es etwas leichter gemacht, wenigstens für den Moment. Doch die Schwere würde gewiss zurückkehren, so wie sich auch wieder Dreck in den Falten der Goblin-Oma bilden sollte. Aber noch nicht jetzt, nicht hier und nicht heute. Einmal durfte auch Kazel sich ein wenig von all den Pflichten - ob selbst auferlegt oder nicht - lösen, um etwas albern zu sein. Sogar der Gevatter scherzte unentwegt herum, warum also nicht auch sein Geselle? Nicht einmal im Tod lief alles trist ab. Das musste Kazel sich noch einverleiben, aber aktuell war er auf dem besten Weg dorthin. Würde ihm die Befreiung der andunischen Opfer des Nests gelingen, machte er vielleicht sogar einen weiten Sprung nach vorn.
"Hätte ich gewusst, wie gut du unter der Schmutzschicht aussehen kannst, hätte ich dich schon bei unserem ersten Treffen in einen Brunnen geworfen", neckte Kazel die Alte und verschränkte ausnahmweise gut gelaunt die Arme vor der Brust. Er beobachtete Kuralla, die an ihm vorbeizog und stutzte kurz. Ihm fiel recht schnell der Größeunterschied zu vorher auf. Entweder sorgte Stolz ob ihrer optischen Verbesserung dafür, dass sie aufrechter ging oder Bramos Zauberwaschhände hatten bewirkt, dass sie wie das beste Stück unter reichlich Schrubben und Reibung ebenfalls zu wachsen begann. Erneut stutzte der Mischling, als ihm dieser Gedankenvergleich durch den Kopf schoss. Seine Wangen färbten sich in ein seichtes Rosé und er wandte den Blick von Kuralla ab. Jene durfte sich in ihrer eigenen Interpretation von Kazels Verlegenheit suhlen.
Kuralla aber erwiderte nur den Scherz, ehe sie sich Nell näherte. Sogleich forderte sie nach frischer Kleidung. Vermutlich würde man die alten Sachen ohnehin nie wieder nutzen können. Falls Bramo klug genug war, hatte er sie aus dem nächstbesten Fenster geworfen oder direkt verbrannt. Wobei Letzteres nicht unbedingt klug wäre, denn es würde nur bestialische Giftdämpfe erzeugen, an denen sie dann alle zu Grunde gingen. Die Kleidung hatte verschwinden müssen, so wie Omma Goblin es nun von den Männern verlangte.
Kazel ließ sich nur zu gern von Bramo mitnehmen. So "schön" Kuralla sich nun auch gewandelt hatte, er musste sie nicht nackt sehen! Der Andunier schob ihn voran in Richtung des Schankraumes. Kazel mied es hier, dem Eingansbereich zu nahe zu kommen. Er hatte diesen Ort mit Tod schon einmal besucht, ansonsten hätte er nicht hierher springen können. Hier hatte er seine ersten Seelen von den Körpern der Verstorbenen gelöst und übergeleitet. Hier hatte er viel Blut und einige Leichen gesehen, darunter auch eine wandelnde Tote. Was wohl aus ihr geworden war? Was wohl aus der anderen jungen Frau und ihrem Begleiter geworden war, die der Mischling auch nicht zum ersten Mal beobachtet hatte? Nun, tot waren sie wohl allesamt noch nicht, sonst hätte es sich der Gevatter bestimmt nicht nehmen lassen, sie seinem Gesellen auch ein weiteres Mal vorzusetzen.
Was dieser nun vorgesetzt bekam, war eine Schale mit Nüssen. Bramo forderte ihn mit der Geste stumm auf, sich zu bedienen. Kazels Hunger fiel jedoch gering aus. Er griff einmal aus Höflichkeit zu, nahm sich jedoch reichlich Zeit, auf der Hand voll Nüssen herum zu knabbern. Er hatte zum einen gut gefrühstückt, zum anderen wähnte er noch immer eine leichte Übelkeit in der Magengegend. In den nächsten Stunden würde er nichts anrühren, was mehr als einem kleinen Imbiss gleichkäme.
"Also ... du musst Eindruck auf Nell gemacht haben."
Kazel schüttelte den Kopf. "Erschreckt habe ich sie und zwar gehörig. Das tut mir sehr leid. Es ... tat trotzdem gut, einmal darüber zu sprechen, aber ... ich werde es nicht wieder tun." Zissus' Gesicht tanzte vor den geistigen Augen des Mischlings. Auch ihn hatte er gehörig mit den Erkenntnissen von Sademos' Kellergewölben verstört. Es genügte. Nell würde noch genug Gelegenheit kriegen, ihre Seele zerstören zu lassen, wenn sie mit Kazel ging. "... Nell und mich gibt es nur im Paket. Also betrachte mich ... als deinen neusten Freund, wenn du magst. Ich bin da flexibel."
"Ich ... hab nicht viele Freunde. Eigentlich nur einen." Dafür huschte jedoch ein mehr als warmes Lächeln über sein Gesicht, als er erneut an Zissus dachte. "Aber ich habe viele Verbündete, ohne deren Hilfe in Morgeria ich vollkommen aufgeschmissen wäre." Tatsächlich hatte er vieles in die Hände eben jener Verbündeten gelegt. Ihm blieb nur übrig, ihnen zu vertrauen, was für einen Mann wie Kazel wohl die höchste Hürde war, die es für ihn zu überwinden galt. Aber er machte sich. Immerhin hatte er Janay in der Obhut eben jener Verbündeten zurückgelassen ... mit Zissus als letzten Strohhalm. Dem Dunkelelfen vertraute er. Er würde auf seine Liebste aufpassen, auf Arina und alle anderen. Hoffentlich achtete er auch auf sich selbst.
Kazel hingegen würde sein Bestes tun, hier in Andunie auf jene zu achten, die ihn begleiteten. Nun gehörten also Bramo und Naella dazu. Das war gut, denn sie brachten neben neuer Hoffnung auch weitere Vorteile mit sich. Bramo erwähnte einen Tunnel, den Nell in ihrer Plapperhaftigkeit nicht ganz offengelegt hatte. Mehr noch, jener Tunnel sollte doch tatsächlich direkt in das Anwesen der Familie Belyal Sinth führen. Kazels Augen weiteten sich vor Überraschung. Er schob die Schale mit Nüssen zur Tischmitte. Er war drauf und dran, von seinem Platz aufzuspringen. Nur Bramos weitere Erzählungen hielten ihn zurück. Kazel musste sich zusammenreißen, um so viele Informationen vorab mitzunehmen, wie es ihm möglich war. Aber es juckte ihm gewaltig unter den Fingern, sofort loszulegen. Ein Weg direkt ins Haus jener, die mit dem Nest zu tun hätten. Noch dazu in deren Weinkeller! Wenn sie es wie Sademos handhabten, wäre der Weg zu unterirdischen Katakomben näher dran, als wenn er einen Pfad durch fremde Gärten würde beschreiten müssen. Kazel rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum und hoffe, Bramo wäre mit seinen Ausführungen bald fertig. Er stellte keine Fragen, wenngleich er nicht wusste, was eine Aquadin war und ihn eigentlich wenig interessierte, ob diese Amandin mit ihrer Schwester im Zwist lag. Es ging ihm nicht darum, die Familienverhältnisse derer von Belyal Sinth für sich zu nutzen. Er würde das Nest ausheben, die versklavten Opfer von ihrem Leid befreien und ... vielleicht dann Celcia von dem Leid, das die Belyal Sinths der Welt antaten. Er würde wieder morden. Er würde sich mehr dunkle Bilder, mehr traumatisches Wissen aufladen. Und es würde richtig sein, genau das zu tun.
"Glaubst du, wir könnten uns besser im Anwesen fortbewegen, wenn wir wie Gäste gekleidet sind?" Kazel war dem Blick des anderen zu dem Haufen Seidenkleidung gefolgt. Türkis ... nicht unbedingt seine bevorzugte Farbe und vom Schnitt sah er noch nicht viel, aber freizügig klang wenig berauschend. Doch auch das würde er tun, wenn es nötig wäre. Blieb zu hoffen, dass niemand auf die Idee käme, ihn als Gast zu einer dieser Orgien einzuladen! Vielleicht sollte er die Idee, sich zu verkleiden, doch wieder ausschlagen.
Dass etwas Farbe allerdings Wunder bewirken konnte, zeigte sich nun erneut in Form von Kuralla. Schritte von der Treppe aus wurden laut. Dann watschelte die Goblin-Oma mit einer Hand am Geländer und der anderen von Nell gehalten die Stufen herab. Schritt um Schritt präsentierte sie sich mehr, so dass nach einer Weile die volle Blüte dieser neuen Kuralla ans Licht kam. Ein Blumentraum aus Flieder und Spitze stellte sich den Männern vor, dass es dieses Mal Kazel war, dem der Mund wie bei einem Fisch auf und wieder zu ging.
"Na, wie sehe ich aus?" Natürlich erwartete die Oma nun, von Komplimenten überhäuft zu werden wie es zuvor offensichtlich mit einem ganzen Eimer Blumen der Fall gewesen war. Aus jeder Runzel lachten florale Farben den beiden Männern entgegen. Jetzt hielt es Kazel nicht mehr auf seinem Stuhl. Statt sich aber sogleich zu dem geheimen Tunnel zu begeben, eilte er nach vorn, bis an die Treppe heran. Er erinnerte sich kaum an seine Erziehung, denn schon immer war er kein Mitglied der Tenebrées gewesen, das sich gern auf Galen oder Tanzbällen blicken ließ. Damals zu jung und später hinaus ohnehin verborgen, um im Kerker ausgepeitscht zu werden, war es für ihn nicht nötig gewesen, sich die ganze Etikette des Adels anzueignen. Das meiste davon hatte er in seinen Jahren in freier Wildnis ohnehin wieder vergessen, aber an ein paar Dinge erinnerte sogar er sich noch.
So nahm Kazel am Fuß der Treppe höflich Aufstellung, legte die Linke im Steiß ab und bot seine Rechte Kuralla an, damit diese sie ergreifen konnte. Die Etikette sähe anschließend vor, dass sie sich einhakte, aber dafür blieb sie einfach noch zu klein, selbst nach ihrem Bad. Kazel verneigte sich ein wenig. "Hohe Dame", hieß er Kuralla Willkommen. Dieses Mal grinste er nicht. Er war nicht der Typ dafür. Durch seine ernste Ader drückte es den Schalk aber auf eine ganz eigene Weise aus. "Ich wünsche mich gerade so sehr, dich schon vor Tagen gebadet zu haben", meinte Kazel und gab ein Versprechen ab. "Ich lasse dich nie wieder so verwahrlosen, Kuralla. Verabschiede dich von deinem Gestank."
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Re: XXX

Beitrag von Erzähler » Freitag 5. Januar 2024, 08:16

„Lila...ein letzter Versuch und ...Grün, wie die Hoffnung. Eine gute Wahl.“
Kuralla nickte anerkennend und strich sich eine klitzekleine weiße Locke aus der Stirn. Auch Nells Blütenregen hatte gut geklappt und hellere Tupfen aus kleinen Blättern auf ihr Kleid, die kleine weiße Schürze und auch den Mantel regnen lassen. Die Mischung aus hellerem und dunklerem Grün und Violett stand der kleinen immernoch uralten Frau sehr gut... nur, dass sie zuvor noch viel älter ausgesehen hatte und nun so etwas wie 'Lebensfreude' zeigte.
Was in diesem Bad genau passiert war, würde wohl von Bramos Seite aus, auf ewig ein Geheimnis bleiben, denn er hatte die Lippen aufeinander gepresst und starrte hochnotpeinlich berührt zu Boden. Er war glücklich gewesen mit Kazel verschwinden zu können und als die Alte dann 'verhandelt' mit Nell die Treppe hinunter stiefelte, da fiel auch ihm die Kinnlade herunter. Eine Reaktion die auch Kazel teilte und dabei war Kuralla nun wirklich keine Prinzessin, die in einem Schloss die Stufen hinab schwebte. Sie gab hier eher die liebe kleine Omi, die den Augen und nun auch der Nase wieder schmeichelte. Der UNTERSCHIED zu vorher machte, dass beide Männer vor Erstaunen den Mund nicht zu bekamen. Kazel reagierte sogar noch ausschweifender und verneigte sich ein wenig.
"Hohe Dame."
, hieß er Kuralla Willkommen und die Alte kicherte spontan los.
„Hoch?“
Kazel war nicht der Typ fürs Grinsen, aber gerade deswegen machte es das Schauspiel um so herzhafter. Durch seine ernste Ader drückte es den Schalk auf seine ganz eigene Weise aus.
"Ich wünsche mich gerade so sehr, dich schon vor Tagen gebadet zu haben."
, meinte Kazel und gab ein Versprechen ab:
"Ich lasse dich nie wieder so verwahrlosen, Kuralla. Verabschiede dich von deinem Gestank."
Kuralla hatte sich noch nicht ganz von dem 'Hohe Dame' erholt und wischte sich eine Freudenträne aus dem Augenwinkel.
„Herrlich! Hihihii...huuiihuuiiuiiui... lange nicht mehr so gelacht.“
Sie tätschelte Kazels Arm und schaukelte dann wie ein kleines Boot im Sturm auf einen Stuhl zu, hievte sich hinauf und schnaufte hörbar. Sie spielte ihre Rolle der ollen Omi gut, auch wenn Kazel wusste, dass sie die Treppen schneller laufen konnte als er.
Als sie saß und ihre schicke neue Schürze glatt gestrichen hatte, sah sie zu ihm auf:
„Tja, in Morgeria war der Gestank NOTWENDIG!“
Sie hob sogar einen Finger erklärend.
„Jetzt wird es notwendig, nett auszusehen und nett zu riechen. Also passt sich das Leben an die Gegebenheiten an... Das Leben findet immer einen Weg!“
Einzig Kazel verstand diese skurrile Ausdrucksweise in Gänze. Aber Kuralla wäre nicht sie, wenn sie nicht noch einen drauf setzten würde. Sie zwinkerte Nell zu und bedankte sich:
„Mein lila-leuchtendes-lachendes Kind. Ich danke für deine Gaben! So fein bin ich schon lange nicht mehr bezaubert worden, hab ich schon lange nicht mehr ausgesehen... oder gerochen.“
Und damit sah sie zu Bramo, der spontan den Grund seines Glases sehr interessiert anschaute.
„Und keine Sorge, dein Schatz hat nichts gesehen, was sich nicht ziemt... genauer gesagt, hat er erstaunlich lange ausgehalten und ist erst umgefallen, als ich meinen Mantel schon aus und meine Achsel gelüftet hatte...“
Bramos Ohren glühten.
„Danke auch dir, dass du mir das Bad bereitet hast.“
„...gern geschehen.“
, murmelte es leise vom Tresen her. Er war also in Ohnmacht gefallen. Kein Wunder.
Kuralla klopfte dreimal leise mit dem Finger auf die Tischplatte und neigte den Kopf nachdenklich.
„Nun denn... Was habt ihr vor?“
Was SIE vor hatte, dass hatte sie noch nicht gesagt. Einen richtigen Plan gab es auch noch nicht, aber wozu brauchte man einen Plan, wenn man eine 'Nell' hatte. Die Goblin- oder sehr kleine Menschen-Oma?- beugte sich nach vorne, legte ihre runzligen Hände gekreuzt auf der Tischplatte ab und schaute abwechselnd die drei Anwesenden an. Ein Funkeln voller freudiger Erregung lag in ihren kleinen Augen. Bramo traute sich als erster:
„Hattet ihr nicht gesagt, dass ihr einen Auftrag habt?“
Kuralla kicherte vergnügt, bei der förmlichen Anrede.
„Hab ich wohl!“
Sie ließ es sich genüsslich aus der Nase ziehen.
„Und der wäre?“
„Ich soll nach Andunie und mich um das ungeborene Leben kümmern!“
Damit sah sie zu Kazel und lächelte.
„... Wie das genau aussieht, weis ich selbst meist nicht, aber ich werde es wissen, wenn ich es sehe. Das ist oft so. Stimmt's nicht, mein Bester?!“
Kuralla spielte ihm gegenüber auf die mystischen Arbeitgeber an, die sich gern vage hielten mit ihren Aussagen. Bramo hingegen, sah man die Verwirrung an, die solche Aussagen mit sich brachten, aber er schaltete schnell.
„Dann ...dann geht es hier um die Schwangeren, die wir in dieser Scheune gesehen haben. Ihr seid wegen ihnen hier. Das... trifft sich gut. Nell und ich hatten ohnehin vor, sie zu befreien, denn egal was...oder warum...“
Man sah ihm an, dass ihn die Motive schon interessieren würden WARUM so etwas geschah. Wenn man nicht wusste, warum etwas passierte, dann konnte man auch nicht verhindern, dass es abermals geschah. Kazel hatte es selbst erlebt. Er hatte das Grauen gesehen und die Pläne gefunden, dass es sich auch in Andunie abspielte, oder abspielen sollte. Bei Sademos hatte er heraus gefunden, WARUM dieser es tat. Er ernährte damit einen Dämon. Aber die Antwort auf dieser Frage in Andunie, war noch nicht geklärt. Da hatte er nur Vermutungen.
„Irgendetwas großes geht in diesem Anwesen vor sich... und nicht nur dort. Auch auf der Baustelle hatten sie getuschelt. Wenn ich so drüber nachdenke... das... das könnte was miteinander zu tun haben...“
Er rieb sich die Schläfe. Bevor Nell ihn dort gefunden hatte, hatte er Kontakt zu den Steinmetzen, Hilfskräften und auch dem Architekten gehabt. Er wurde ein bisschen rot und schielte zu Nell, als er etwas unsicherer weiter sprach:
„Unter den Arbeitern gab es einige, die erzählten von ...nächtlichen Besuchen einer ganz besonderen Art... Sie hatten es wohl...ähm... genossen, aber auch als merkwürdig empfunden, was dabei passierte.“
Bramo wand sich etwas und lehnte sich auf den Tresen. Sein Unterarm polierte eine Stelle, damit er niemanden in die Augen sehen musste. Man sah ihm seine Scham an und dass er nicht gerade viel Erfahrung in diesen Dingen hatte und es ihm peinlich war darüber zu sprechen:
„Ihre Worte: Sie wurden ...'abgezapft'. - Mehr habe ich nicht belauschen können. Wenn wir da mehr über die Vorgänge wissen wollen, könnte ich noch mal zur Baustelle gehen. Die kennen mich ja da. Oder wir fragen diese Heilerin... Rubina, die beim dem Architekten im Zelt war um ...unter anderem sein kaputtes Bein zu behandeln. Vielleicht weiß die was.“
Irgendetwas beschäftigte ihn noch, dass konnte vor allem Nell sehen. Ihr bester und längster Freund grübelte immer viel, aber seit dem sie hier in Andunie waren, war sein Kopf immer so voll wie eine Seifenblase mit Konfetti. Jeden Moment, drohte er zu platzen. Auch Bramo hatte die Schrecken gesehen und verstand sie nicht. Aber er hinterfragte die Dinge, zerlegte sie in Einzelteile und suchte nach Motiven. Es nagte an ihm, dass er nicht verstand, was hier vor sich ging. Nells Herzchen begannen unsichtbar für Kazel bereits fleißig Pflaster auf seine Stirn, sein Haar, auf seinen ganzen Kopf zu kleben, überall dort, wo sich feine Risse zu bilden schienen. Bramo grübelte eindeutig zu viel. Er brauchte Hilfe... am besten in Form von Antworten, oder eben einer kleinen Ablenkung in Gestalt seiner Freundin.
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Re: XXX

Beitrag von Naella Federfall » Montag 8. Januar 2024, 09:04

“Hohe Dame“ Nell feixte. Diese Art von Humor gefiel der Elfe natürlich sehr. Und auch Kuralla schien darüber amüsiert zu sein. Dem Austausch von Versprechungen, wohnte Nell dann allerdings nicht mehr bei. Sie hüpfte die letzten Stufen der Treppe hinunter und kam zu Bramo, dem sie die Arme umlegte und ihm einen Kuss auf die Wange drückte, ehe sie auch schon weiterflog. Sie tänzelte um den Tresen herum und stellte sich dahinter als wäre sie diejenige, die hier arbeiten würde. Dann legte sie ihre Handflächen auf die Platte und betrachtete Bramo mit einem gewissen Blitzen in den Augen. Dem allerdings schien es nicht ganz so gut zu gehen, weshalb sie ihn anzischte, dass er sie ansah und ihn dann einfach nur anstrahlte. Tatsächlich hatte Naella ihre Freude bereits wiedergefunden und dachte (mit Absicht) nicht mehr an diese schreckliche Erfahrung, die sie eben hatte machen müssen. Das würde sie bestimmt irgendwann wieder einholen, aber Nell musste so handeln, sonst würde sie zerbrechen. Verdrängung war für viele eine willkommene Bewältigungsstrategie, für Nell aber war sie überlebenswichtig. Sie sah die Schrecken der Welt auch. Sie war nicht naiv in dergestalt, dass sie glaubte, alles wäre gut. Aber sie weigerte sich, das Leben nur noch in Schwarz und Grau zu sehen. Wenn das Leben nicht bunt sein konnte, dann musste sie es umso mehr sein! Ihr Blick fiel auf Kuralla, die sich soeben auf den Schemel hievte. Erneut grinste die Elfe über die schnuckelige Oma. „Tja, in Morgeria war der Gestank NOTWENDIG!“, schloss sie an ihr Gespräch mit Kazel an. „Jetzt wird es notwendig, nett auszusehen und nett zu riechen. Also passt sich das Leben an die Gegebenheiten an... Das Leben findet immer einen Weg!“ Nell runzelte leicht die Stirn und zog die Nase kraus. „Willst du damit sagen, dass du dich immer dem Anlass entsprechend verkleidest?“, fragte sie und tappte natürlich im Dunkeln, was Kuralla’s Aufgabe in dieser Welt anging. „Das ist ja klasse, vielleicht probiere ich das auch mal!“, grinste sie zu Bramo und ihr kam das Kleidchen in den Sinn, das sie hatte anziehen sollen, als sie ins Anwesen der Belyal Sinth‘s gingen. „Oh, warte… irgendwie tue ich das schon!“, lachte sie auf und ließ sie alle noch mal an ihrer Fröhlichkeit teilhaben.

Weg war der Schrecken, den Kazel ihr aufgebürdet hatte. Nell hatte ihn gehört und war erstarrt. Bramo aber hatte sie an die Hand genommen und daraus zurückgeführt. Und jetzt hatte sie es hinter sich gelassen. „Mein lila-leuchtendes-lachendes Kind. Ich danke für deine Gaben! So fein bin ich schon lange nicht mehr bezaubert worden, hab ich schon lange nicht mehr ausgesehen... oder gerochen. Und keine Sorge, dein Schatz hat nichts gesehen, was sich nicht ziemt... genauer gesagt, hat er erstaunlich lange ausgehalten und ist erst umgefallen, als ich meinen Mantel schon aus und meine Achsel gelüftet hatte...“ Nell strahlte sie an. „Jederzeit, Oma!“, zwinkerte Nell und wackelte mit den Fingern als würde sie so zaubern. Dann sah sie zu Bramo und musterte ihn genauer. „Danke auch dir, dass du mir das Bad bereitet hast.“
„...gern geschehen.“
Nell lehnte sich leicht rüber zu ihm, berührte seinen Arm und lächelte erneut offen in sein Gesicht. „Du hast ihr geholfen, Bramo. Auf nichts anderes kommt es an!“, munterte sie ihn auf. Dann rutschte ihr Blick prüfend über seine Statur. „Hast du dir wehgetan beim Fallen?“, wollte sie wissen, bevor Kuralla das Wort wieder an sie alle richtete. Naella wandte sich um und durchstöberte die Bar hinter dem Tresen nach irgendetwas Brauchbarem. Marmeladentoast wäre super, wenn sie es recht bedachte, aber das würde sie hier gewiss nicht finden. Nell lebte für Süßkram! In ihrem Rücken hörte sie Kuralla, Bramo und eventuell auch Kazel über ihre Pläne sprechen. Da war sie ohnehin raus. Pläne… würde Nell Pläne machen, hätte sie die Hälfte ihres Lebens nicht erlebt, weil sie ihre Pläne sofort wieder vergaß oder über den Haufen warf oder schlicht abgelenkt wurde davon. „Ich soll nach Andunie und mich um das ungeborene Leben kümmern!“, da drehte Nell sich neugierig um. „Ungeborene Leben?“, fragte sie und wuselte weiter durch das Regal. Vielleicht gab es ja einen Geheimvorrat an Schokolade oder so… Irgendwas Süßes musste her. Sie fühlte sich danach. Vielleicht hing das mit ihrem Erlebnis zusammen, trotzdem schnatterte sie weiter, während sie hier und dort auf Zehenspitzen stand, um obere Regalböden erreichen zu können. Dabei klemmte auch mal die Zungenspitze zwischen ihren Lippen. „... Wie das genau aussieht, weiß ich selbst meist nicht, aber ich werde es wissen, wenn ich es sehe. Das ist oft so. Stimmt's nicht, mein Bester?!“ „Du redest ja so, als wärst du so eine alte Schicksalsoma, die sich einfach auf den Weg macht und schaut, was passiert!“, plapperte Nell dazwischen.
Sie stutzte kurz und zog ihren Arm mit einer Wischbewegung des anderen wieder vom Regal. Staub hatte sich an ihrer Hand verfangen, den sie abklopfte. „Isst denn hier niemand Schokolade?!“, maulte sie kurz und kehrte mit ihrer Aufmerksamkeit wieder zu den anderen zurück. „Dann ...dann geht es hier um die Schwangeren, die wir in dieser Scheune gesehen haben. Ihr seid wegen ihnen hier. Das... trifft sich gut. Nell und ich hatten ohnehin vor, sie zu befreien, denn egal was...oder warum... Irgendetwas großes geht in diesem Anwesen vor sich... und nicht nur dort. Auch auf der Baustelle hatten sie getuschelt. Wenn ich so drüber nachdenke... das... das könnte was miteinander zu tun haben...“

„Ich lasse mich auch immer treiben und schaue, was kommt.“, griff sie das Gespräch noch mal auf und hielt die Handfläche Kuralla entgegen, damit die Omi abklatschen konnte. „Allerbestes Leben!“, feixte Nell. Sie ignorierte dabei Bramo nicht, aber die düsteren Details überließ sie lieber ihm. Sie wusste, dass sie damit manchmal ihr Umfeld wahnsinnig machte. Die Bewohner Celcia’s neigten eher dazu, einen Plan im Leben zu haben. Aber, wie Kuralla bereits erwähnte, war das Leben eben auch nicht planbar und Nell nahm das eben an. Chaos musste nicht immer etwas Negatives sein. Nicht für die Elfe. Sie begann die Nüsse ein wenig zu ‚sortieren‘, als ginge sie das Besprochene nichts an. Ihr waren die Frauen nicht egal – ganz und gar nicht – aber sie konnte das eben nur auf ihre Art angehen. „Ihre Worte: Sie wurden ...'abgezapft'. - Mehr habe ich nicht belauschen können. Wenn wir da mehr über die Vorgänge wissen wollen, könnte ich noch mal zur Baustelle gehen. Die kennen mich ja da. Oder wir fragen diese Heilerin... Rubina“ „Rubin hieß die!“ „die bei dem Architekten im Zelt war, um ...unter anderem sein kaputtes Bein zu behandeln. Vielleicht weiß die was.“, schmiedete Bramo weiter Pläne. Nell blickte zu ihm und musterte ihn genauer. Ihre Herzchen, die nur sie sehen konnte, hatten bereits eine eigene Baustelle auf seinem Kopf errichtet und versuchten ihn zu reparieren. Nell zog die Augenbrauen tiefer und klopfte sich das Salz der Nüsse von den Fingern. „Bevor wir hier unsere Köpfe kaputtdenken, schlage ich vor, wir hören auf damit!“, bestimmte die quirlige Elfe und sah in die Runde. Falls jemand nicht verstand, was sie meinte, führte sie aus: „Seht euch an! IHR wart ja überhaupt nicht geplant, nicht wahr. Und dass wir hier landen, war auch nicht geplant!“ Nell grinste wieder breit und die gelben Augen leuchteten warm. „Und schwupps, da sitzen wir, wie alte Freunde und schmieden Pläne.“, sie winkte ab, „die eh nichts bringen. Wie du sagtest, Kuralla – das Leben lässt sich halt nicht planen und deshalb… ich sage, wir lassen diese Taverne mal hinter uns, suchen uns auf dem Weg Schokolade – hier wird’s ja wohl Schokolade geben?! Oder Apfelkuchen… Sagtest du nicht, der Apfelkuchen wäre der legendärste aus Andunie, Bramo?“, lenkte sie seinen Denkapparat ganz nebenbei auf nichtige Dinge, „– und schauen mal, wer und was uns noch so über den Weg läuft. Wir müssen auf jeden Fall zu einem Geigenbauergeschäft!“, plapperte Nell. Manchmal mochte man glauben, dass das alles nur pures Chaos wäre, aber Nell hatte auch Methode. Sie sah, dass es Bramo schlecht ging und sie war für ihn da. Sie wollte seine dunklen Gedanken ablenken. Wollte sie auf seichtere Themen führen, damit er eine Verschnaufpause erhielt. „Selbst wenn du die Geige repariert bekommst, Bramo, brauchst du Material. Das finden wir wohl nicht ….“, sie sah sich bezeichnend um, „hier. Und wer weiß, wen uns das Leben an die Seite weht, nicht wahr?“, zwinkerte sie mit einer massigen Portion Zuversicht im Gepäck und strahlte jeden einzelnen an. „Danach können wir immer noch zur Baustelle oder direkt über den Tunnel in das Haus. Aber… SO, wie wir hier sitzen fehlt uns eine gehörige Portion Glück, um überhaupt etwas zu erreichen…“

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Re: XXX

Beitrag von Kazel Tenebrée » Sonntag 14. Januar 2024, 08:55

"Tja, in Morgeria war der Gestank NOTWENDIG!"
Kazel bezweifelte das. Gerade Kuralla musste sich vor niemandem in einer undurchdringlichen Dunstwolke verstecken und auch ihr Enkel Firlefitz kam ohne aus. Er hatte bisher ebenfalls überlebt, dabei sollte man meinen, seine Berufung führte für ihn zu nur noch mehr Geruch. Aber der Mischling war nicht auf eine Diskussion aus, also schwieg er zu dem Thema.
Auch Bramo wurde mit einem Mal wieder deutlich ruhiger. Nahezu schon peinlich berührt, starrte er bis auf den Grund seines Glases. Seine Ohren liefen rot an, als Kuralla weiter plapperte. Oh, sie machte es ihm nicht leicht. Kazel konnte ein Liedchen davon singen. Jetzt durfte er eine solche Szene ausnahmweise als Außenstehender beobachten. Schnell aber tat ihm der große, durchaus einschüchternd wirkende Mann mit dem Hauch Piraterie irgendwie leid. Kuralla ließ nicht einmal von ihm ab, das das Thema vom Baden ein wenig abkam. Sie fragte nach den Plänen der Runde. Kazel zog die Brauen zusammen und musterte die Alte. Hatte Bramo ihr beim Schrubben etwa auch Teile ihrer Erinnerung weggewischt. Sie musste doch sehr gut wissen, weshalb der Mischlingself hier war. Deshalb hatte er sie mitgenommen.
"Hattet ihr nicht gesagt, dass ihr einen Auftrag habt?", erkundigte Bramo sich ebenfalls ein wenig verdutzt. Kuralla klärte auf und doch wieder nicht. Sie blieb wie so oft kryptisch und langsam fragte Kazel sich, ob es nicht nur ihre Methode war, zu verbergen, dass sie selbst keine Ahnung hatte.
"Ich soll nach Andunie und mich um das ungeborene Leben kümmern! Wie das genau aussieht, weiß ich selbst meist nicht." Wusste ich's doch... "Aber ich werde es wissen, wenn ich es sehe. Das ist oft so. Stimmt's nicht, mein Bester?!"
"Du redest ja so, als wärst du so eine alte Schicksalsoma, die sich einfach auf den Weg macht und schaut, was passiert!"
, warf Nell ein. Sie war auf der Suche nach Süßigkeiten, durchstöberte alle Schränke und gab sich eigentlich eher unbeteiligt, aber selbst sie hörte zu.
"Das stimmt vermutlich irgendwo." Kazel hob die Schultern an. "Ich hingegen weiß nie, was ich tue", gestand er offen, aber auch etwas lässig. Er nahm es inzwischen hin, ständig das Gefühl zu haben, von einem Fettnäpfchen ins nächste zu tappen und letztendlich nur irgendwie lebend herauszukommen, dabei aber mit Glück genug Dinge nicht ganz so falsch angegangen zu sein, als dass Tod nicht mit ihm zufrieden wäre. Mit einem umgesetzten Plan hatte es wenig zu tun. Dabei wusste er, was er wollte oder auch wohin. Nur alles andere stand in den Sternen, der Willkür der Götter oder dem sadistisch spielerischen Zufall des Lebens. Kazel musterte Kuralla eine Weile.
"Wenn du dich um ungeborenes Leben ... kümmern musst, wirst du dich mir aber nicht in den Weg stellen, sobald es soweit ist, oder?" Das müsste er verhindern. Dafür hatte er sie nicht mitgenommen. Keines der ungeborenen Leben hätte eine echte Chance, aber wenn die Entität des Lebens Kuralla möglicherweise angewiesen hatte, dieses Leben in jedem Fall anhalten zu lassen, stand er vor einem Problem. Nach seiner Begegnung mit dem Leben selbst traute er diesem durchaus zu, so zu denken und zu entscheiden. Was kümmerte es dieses Wesen, ob es ein qualvolles Leben wäre wie das, welches die Mütter bis zu ihrem Ende durchstehen müssten, solange sie nur lebten? Ihm schauderte. Nein, sollte es dazu kommen, wären Kuralla und er ... Feinde. Dann müsste er sie frühzeitig hierlassen, bevor ihre Freundschaft brach, denn Kazel wollte eigentlich daran festhalten. Er würde die hilfsbedürftigen Frauen aber nicht im Stich lassen, nur weil Leben um ein paar leidlich gelebte Momente gebracht würde, an denen sie sich ergötzen konnte.
Sie hatte erwähnt, dass sie ihn liebte und er das Verbindungsstück zwischen ihr und Tod darstellte, aber so langsam fühlte sich der Mischling doch mehr zur Seite des Gevatters hingezogen. Er lebte, ohne Zweifel! Und er genoss es auch wieder, aber das machte seine Erfahrungen mit dieser Schöpfung nicht ungeschehen.
Bramo lenkte ihn ab, denn er kam erneut auf die Frauen zu sprechen. Es erleichterte Kazel, diesen Mann wohl wirklich auf seiner Seite zu haben, denn er schien erpicht darauf, zumindest die Schwangeren zu befreien. Noch erwiderte er nichts dazu, denn Kazel mutmaßte in den wandelnden Frauen nur noch Hüllen. Es würde schwer werden, Bramo zu erklären, dass sein Bemühen umsonst wäre. Doch er wollte auch nicht vorschnell sein. Sie mussten in diese Gärten gelangen, in diese Scheune oder wo auch immer sie eben die Leidenden fänden. Und dann würde er wieder töten.
"Irgendetwas Großes geht in diesem Anwesen vor sich ... und nicht nur dort. Auch auf der Baustelle hatten sie getuschelt. Wenn ich so darüber nachdenke ... das ... das könnte was miteinander zu tun haben..."
"Ich glaube nicht, dass wir den Kern des Problems auf der Baustelle finden", warf Kazel ein. "Zum einen müssen wir die Frauen von ihrem Schicksal ... erlösen. Das ... ich mache das." Er seufzte. Er wusste, dass er ihnen damit einen Gefallen tat. Das machte das Töten aber nicht leichter. Er besaß nicht diese Enttäuschung, nicht diesen Hass, der ihn Jahre zuvor angetrieben hatte, seine Mutter umzubringen. Es fühlte sich anders an. Trotzdem würde er es tun. Er würde sich dazu durchringen, für diese Frauen und ihren letzten Rest Seelenheil. Dass es damit aber nicht getan wäre, wusste er ebenso. Sademos hatte sich jederzeit neue beschaffen und mehr Zeitensand sammeln können. Auch in Andunie musste es einen dieser Steine geben. Es galt, diesen zu zerschlagen. Er war der Kern, nach dem Kazel suchte. "Ich schätze, wir müssen in das Anwesen gelangen. Dort muss ein großer Kristall sein, sicher aufbewahrt. Wir müssen ihn zerstören, um jeglichen dämonischen Mächten jene über Celcia zu entreißen. Zumindest glaube ich, dass sich etwas Derartiges hier abspielt."
Bramo weitere Ausführungen bestätigten ihm seine Annahme. Auch hier im Nest von Andunie ging es darum, neues Leben zu schaffen, aber nicht, damit es lebte. Auch hier wurde Zeit abgezapft, um sie zu sammeln. Es passte zusammen. Die Arbeiter, die ihren Samen zu geben hatten. Die Schwangeren. Nells Andeutungen, dass sie ebenfalls solche Maschinen gesehen hatte... Hier wurde ein Dämon mit Macht versorgt und seine Diener mit ewigem, aber pervertiertem Leben.
"Bevor wir hier unsere Köpfe kaputt denken, schlage ich vor, wir hören auf damit!" Überrascht schaute Kazel über die Schulter zurück zu Nell, aber jene näherte sich endlich dem Tisch. Sie suchte sich einen bequemen Platz bei Bramo, plauderte Worte in die Runde, dass alle davon überschwemmt wurden. Leider waren ihre Pläne - ja, auch sie machte gerade welche! - wenig nützlich, wenn es um die Rettung Andunies ging. Sie beinhalteten Schokolade, Apfelkuchen und den Weg zu einem Geigenbauer. Nichts davon würde den Schwangeren helfen. Wenn der Hoffnungsgeige bereits eine Saite riss, nur weil Kazel die Probleme ansprach, die er zu bewältigen hatte, würde sie in Tausend Splitter zerbrechen, sobald er an seinem Ziel ankäme.
"Danach können wir immer noch zur Baustelle oder direkt über den Tunnel in das Haus. Aber ... SO, wie wir hier sitzen, fehlt uns eine gehörige Portion Glück, um überhaupt etwas zu erreichen..."
Das klang in Kazels Spitzohren furchtbar negativ, denn er hatte mit nichts weiter als dieser kleinen Portion losziehen wollen. Er seufzte und erhob sich. Vielleicht war es Zeit, sich ein wenig treiben zu lassen, wie Nell sagte. Vielleicht war es gut, wenn er ihr und Bramo in Andunie das Ruder überließ und erst einmal folgte. "Dann lasst uns gehen", meinte er daher nur.
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Re: XXX

Beitrag von Erzähler » Sonntag 14. Januar 2024, 12:51

Nell war nicht immer so ganz bei der Sache und so tröpfelten ihre Kommentare eher, als dass sie einen fließenden Sinn ergaben. Bramo war da konzentrierter und ihr Ruhepol, auf den sie sich immer verlassen konnte. Ihr süßer Kuss auf seine Wange wurde mit einem neckenden kleinen Klaps auf ihren Hintern belohnt. Ja, ihr Freund war erwachsen und nach einigen Schubsern von ihr in die richtige Richtung mutiger in diesen Dingen geworden. Bei ihrer gemeinsamen Vergangenheit, hätte sie es auch einfach bemerken können, dass er zum Manne geworden war und so weiter machen wie bisher, aber... aus ihnen beiden war mehr geworden. Eines ihrer Herzchen saß meistens auf Bramos Schulter oder kuschelte sich in eine Haarsträhne, was sie daran erinnerte, wie ihre Magie auf ihn reagierte. Auf Kazel hatte ihr Magie 'anders' reagiert. Als gerade beide Männer da also zusammen stranden, hüpfte eines der Herzchen auf Kazels Schulter hinüber und verwandelte sich im Flug in einen silbrigen Stern. Kaum war er gelandet, sah es sich verwundert seine Zacken an und winkte damit seinem Kumpel 'Herzchen'. Das winkte dem 'Neuen' natürlich zurück, der ein bisschen wie ein sechszackiger Shuriken aussah.
Nell hatte eine Verbindung in diese Welt, die nur sie sah und erkennen konnte. Ihre Fähigkeit mitzuleiden, emphatisch sich einzufühlen und anderen helfen zu wollen, malten Bilder in ihre Phantasie und ließen sie lebendig werden. Selbst wenn Nell nicht über ihre Umwelt viel nachdachte, so reagierte ihre Magie manchmal ganz unbewusst auf sie. Sie hatte Kazel unbewusst ein kleines Herzchen geschenkt und es hatte sich auf seiner Schulter in etwas anderes verwandelt. Warum? Nun... man könnte interpretieren, dass Bramo sie von Herzen liebte und Kazel hier war für etwas... anders. Sein Leid zu umarmen war ein ...'piksiges' Gefühl für ihre Magie gewesen... aber vielleicht änderte sich da noch was. Wenn das jemand konnte, dann sie! Jeden Tag änderte sich was in dieser Welt und PLOPP standen da plötzlich zwei komische Leute... so wie diese kleine Omi! Also ließ Nell einige Tropfen ihrer Weisheit in den Pool der Gruppe fallen:
„Du redest ja so, als wärst du so eine alte Schicksalsoma, die sich einfach auf den Weg macht und schaut, was passiert!“
, plapperte sie dazwischen und Kuralla lachte quietschend auf.
„Und du, als wärest du ein junger Schicksalsspund, der sich auf den Weg macht und einfach erlebt was passiert.“
„Isst denn hier niemand Schokolade?!“
Kuralla zuckte nur mit den Schultern, während über den Köpfen der Männer sich kleine unsichtbare Gewitterwolken manifestierten.
„War lange nicht hier...“
„Schokolade ist selten und mancherorts recht teuer. Andunie ist besetzt, da wird der Handel mit dem Umland erst langsam wieder anlaufen müssen. Wenn sie HIER welche hatten, dann ist die bestimmt jetzt wo anders, bei irgendwelchen Besatzern oder bereits aufgegessen.“
, beantwortete Bramo nebenbei Nells Frage, auch wenn sie nicht entscheidend für die 'Planungsfindung' war. Bramo und Kazel steckten die Köpfe zusammen und tauschten Informationen.
So ging es eine Zeit lang hin und her. Als Kazel Kuralla dann ansprach:
"Wenn du dich um ungeborenes Leben ... kümmern musst, wirst du dich mir aber nicht in den Weg stellen, sobald es soweit ist, oder?"
Die kleine Frau blinzelte langsam und legte den Kopf auf die Seite. Kazel hatte schon seinen Plan fest im Kopf.
„Wir werden sehen, was kommt...“
Es würde sanfte Gewalt benötigen, diesen aufzubrechen, aber dafür hatte Kuralla ja das Mädchen mit den roten Socken finden sollen, die ihr auch gleich aus der Patsche half und dazwischen funkte:
„Ich lasse mich auch immer treiben und schaue, was kommt.“
, griff Nell das Gespräch auf und hielt die Handfläche Kuralla entgegen, damit die Omi abklatschen konnte, was sie auch feixend tat.
„Allerbestes Leben!“
„Bestes Allerleben!“
Kuralla sprach merkwürdig, aber sie und Nell verstanden sich superduper. Auf gewisse Weise waren sie sich sehr ähnlich und die Omi musterte sie immer mal wieder leicht verträumt, als erinnere sie sich an ein früheres Leben. Aber da gab es ja noch Kazel und Bramo, die zuvor etwas mehr nach gedacht hatten.
"Ich glaube nicht, dass wir den Kern des Problems auf der Baustelle finden"
, warf Kazel gerade ein und vielleicht hatte er damit Recht, oder Unrecht oder...
Kazel hatte bereits seine feste Vorstellung, von dem was hier los war und egal was passieren würde, so konnte er sich nur ...selbst enttäuschen. Selbst die kleinste Abweichung in seinem Denken, wenn etwas nicht so wäre wie in Morgeria, würde er sich als seinen Fehler zuschreiben. Das er abermals eben wieder einmal falsch gelegen hätte... ...Aber wenn er dieses mal falsch läge, wäre das nicht etwas Gutes? Noch war nichts in Stein gemeißelt und dieses Mal war er auch nicht allein. Dieses Mal war es auch nicht 'sein' Auftrag...
"Zum einen müssen wir die Frauen von ihrem Schicksal ... erlösen. Das ... ich mache das. ... Ich schätze, wir müssen in das Anwesen gelangen. Dort muss ein großer Kristall sein, sicher aufbewahrt. Wir müssen ihn zerstören, um jeglichen dämonischen Mächten jene über Celcia zu entreißen. Zumindest glaube ich, dass sich etwas Derartiges hier abspielt."
Durfte er denn überhaupt hoffen?
Nell erinnerte sich an keinen Kristall, aber sie waren auch nicht überall gewesen. Das Anwesen war nicht nur das Haupthaus. Es gab die Stallungen, die Scheune, ein Gewächshaus, das Nebenhaus...
Bramos weitere Ausführungen bestätigten Kazel derweil seine Annahme. Auch hier im Nest von Andunie ging es darum, neues Leben zu schaffen, aber nicht, damit es lebte.
„Bevor wir hier unsere Köpfe kaputtdenken, schlage ich vor, wir hören auf damit!“
, bestimmte die quirlige Elfe und sah in die Runde.

Bis zu dieser Sekunde, bis zu diesem Satz war der Lauf der Geschichte vielleicht gerade noch so in geraden Bahnen verlaufen... aber dann kam Nell und brachte alles durcheinander.
„Seht euch an! IHR wart ja überhaupt nicht geplant, nicht wahr.“
Kuralla kicherte. Treffender hätte man es überhaupt nicht ausdrücken können. Kazel und sie waren hier die 'Statisten' in der Geschichte, die schon sehr lange vor ihrer Ankunft begonnen hatte und dieser rothaarige Wirbelwind verstand es vortrefflich, alles durcheinander zu bringen. Manchmal war aber eben dieser Tropfen Chaos, der nötig war!
„... Und dass wir hier landen, war auch nicht geplant!...Und schwupps, da sitzen wir, wie alte Freunde und schmieden Pläne, die eh nichts bringen. Wie du sagtest, Kuralla – das Leben lässt sich halt nicht planen und deshalb… ich sage, wir lassen diese Taverne mal hinter uns, suchen uns auf dem Weg Schokolade – hier wird’s ja wohl Schokolade geben?! Oder Apfelkuchen… Sagtest du nicht, der Apfelkuchen wäre der legendärste aus Andunie, Bramo? – und schauen mal, wer und was uns noch so über den Weg läuft. Wir müssen auf jeden Fall zu einem Geigenbauergeschäft! Selbst wenn du die Geige repariert bekommst, Bramo, brauchst du Material. Das finden wir wohl nicht ….hier! Und wer weiß, wen uns das Leben an die Seite weht, nicht wahr?... Danach können wir immer noch zur Baustelle oder direkt über den Tunnel in das Haus. Aber… SO, wie wir hier sitzen fehlt uns eine gehörige Portion Glück, um überhaupt etwas zu erreichen…“
Bramo gluckste und Kuralla feixte lachend:
„Also Nells 'PLAN' besteht aus dem Sammeln von 'Glücksmomenten'. Einfach mal was schönes machen! Gefällt mir.“

"Bevor wir hier unsere Köpfe kaputt denken, schlage ich vor, wir hören auf damit!"
Dieser Rat sollte in die Geschichte eingehen!
Bramo fiel sogar ein wenig die Kinnlade runter. Auch Kazel schaute über die Schulter zurück zu Nell. Sie plauderte die Worte in die Runde, dass alle davon überschwemmt wurden.
Nells Pläne beinhalteten Schokolade, Apfelkuchen und den Weg zu einem Geigenbauer. Nichts davon würde den Schwangeren helfen.
„Schokolade hilft gegen alles, hab ich mal gehört.“
Kuralla grinste frech, als sie das dazwischen warf, als hätte sie sogar einen ähnlichen Gedanken wie Kazel gehabt... nur halt aus der anderen Richtung. Sie sah dabei nicht mal auf und kramte in ihren Taschen.
„Last uns Schokolade besorgen. Ich zahle, wenn...“
Damit begann sich Kuralla intensiv abzutasten und murmelte irgendetwas so leise, das es keiner verstand, außer der Elfe, die auch nur was von einer '...katze?' hörte. Aber Nell plauderte indes sowieso weiter:
"Danach können wir immer noch zur Baustelle oder direkt über den Tunnel in das Haus. Aber ... SO, wie wir hier sitzen, fehlt uns eine gehörige Portion Glück, um überhaupt etwas zu erreichen..."
Vielleicht war es Zeit, sich ein wenig treiben zu lassen, wie Nell sagte. Vielleicht war es gut, wenn er ihr und Bramo in Andunie das Ruder überließ und erst einmal folgte.
"Dann lasst uns gehen"
, meinte er daher nur. Bramo zuckte nur schicksalsergeben mit den Schultern, da er wusste, dass es nichts bringen würde sich gegen Nells Willen aufzulehnen, zu argumentieren. Sie ging am Ende eh ihren Weg. Das hier war ihr Abenteuer, auch wenn ER sie eigentlich hier her geschleppt hatte um etwas über das Schicksal seiner Eltern zu erfahren. So viele Menschen waren vermisst, oder in den Unruhen des Krieges gestorben. Viele Hinterbliebene suchten nach ihren Angehörigen in diesen Zeiten. Aber inzwischen war viel gesehen und alles hatte sich geändert. Bramo war Nell schon immer wichtiger gewesen, deswegen hatte er sie ja auch idiotischer Weise vor den Stadtmauern zurück lassen wollen – um sie zu schützten. Was eine vollkommen sinnlose Idee gewesen war! Natürlich war sie ihm gefolgt, hatte die dunkelelfische Stadtwache umwandert, war auf einem Troll in die Stadt geritten – kein Scherz! - und hatte ihn gefunden! Wenn sie sich etwas in den Kopf setzte, dann passierte das auch. Also würde sie nun nach Schokolade suchen!
Aufbruchstimmung machte sich langsam breit.
Nur...
Wo gings hier raus?
Aktuell hatten sie einen Zugang im Keller, der zum Anwesen führte und eine weiter Abzweigung hatte und einen auf dem Dachboden, der über die Dächer ins Freie führte. Die Eingangstür war verrammelt und vernagelt, so wie die Fenster, da es sich hier um einen Tatort handelte.
„Also wenn mich jemand Huckepack nimmt...“
Sie blinzelte zu Bramo, aber dieser schüttelte den Kopf.
„Ich rieche auch nur noch ganz wenig... Ihr wisst doch: Es ist nicht tot, was ewig stinkt, bis Seife den Geruch bezwingt.“
Die Omi wurde immer surrealer um so lebendiger sie wirkte. Kuralla witzelte herum und schien ihren neuen Auftrag regelrecht zu genießen. Also trat sie vor Kazel, streckte die Ärmchen nach oben und lächelte wie ein kleines liebes furchtbar runzliges Mädchen:
„Arm?“

Wohin es auch ging, Kuralla und Bramo waren dabei. Bramo, als gebürtiger Andunier könnte sie führen, wenn sie wollten, auch wenn nach der Eroberung sich einiges ein wenig verändert hatte. Auch waren sie für einen Ausflug in die Stadt passend angezogen. Gut, es regnete, aber nicht mehr ganz so stark. Vielleicht holte Ventha gerade Atem für ihren nächsten Wutausbruch. Ihr im Krieg geschändeter Tempel war geschliffen worden und nun bauten die Eroberer sogar auf den Ruinen, aus ihren heiligen Alabasterfarbenen Steinen einen neuen! Kein Wunder, dass die Göttin da schlechte Laune hatte.
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Re: XXX

Beitrag von Naella Federfall » Samstag 20. Januar 2024, 21:39

Die gelben Augen ruhten auf dem Herzchen, dass sich plötzlich mit tippeligen Schritten aufmachte, auf die Schulter des Elfenmischlings zu balancieren. Fasziniert betrachtete sie das Schauspiel und neigte gar etwas den Kopf. Dass nur sie diese Dinge sah, ahnte Nell tatsächlich. Manchmal war es wohl auch besser so, aber es machte sie eben auch ein wenig ‚schräg‘. Naella sah die Welt mit anderen Augen und gleichzeitig so bunt und naiv, dass es manchen wie Wahnsinn vorkommen musste. Aber das war sie nicht. Sie war voller Lebensfreude und konnte sich nicht vorstellen, das jemals aufzugeben. Und die Narretei des Lebens gab ihr ja auch recht! Sie sah zu, wie aus dem Herz ein zackiger Shuriken wurde und grinste. Ihr Blick glitt zu dem Herzen auf Bramo’s Schulter und wanderte dann prüfend zu Kuralla. Hatte sie auch ein verändertes Herzchen? Sollte sie in der Lage sein, anhand ihrer bunten Schelmenmagie erkennen zu können, wie sie zueinanderstanden? Dabei nahm sie Kazel nichts übel. Naella war zwar dafür bekannt, dass sie eher die bunte, statt die farblose Seite des Lebens sehen wollte, doch das bedeutete nicht, dass sie das auch anderen auferlegte. Bramo war auch nicht so, wie sie. Er war grüblerisch, manchmal viel zu steif und übervorsichtig. Kazel war… anders. Er wirkte so, als würde er das ganze Gewicht des Leides auf seinen Schultern tragen und Nell wollte ihm die Last etwas leichter machen. Sie wollte ihm zeigen, dass es manchmal etwas lockerer sein durfte. Dass man die Dinge mit einem Lächeln oftmals besser ertragen konnte.

Nell schnaufte amüsiert und verriet dennoch niemandem etwas von ihrer Entdeckung. Das waren eben Geheimnisse, die nur sie etwas angingen. Das Gespräch floss weiter dahin und sie widmete sich weiter der Suche nach Schokolade. Bramo’s nüchterne Erklärung kommentierte sie mit einem Anheben ihrer Augenbraue. „Kein Grund, keine zu finden!“, grinste sie und wusste genau, dass eben jene Sturheit manchmal dazu führte, dass man Nell genervt ansah. Nell aber klatschte kurze Zeit später mit der ‚Schicksalsoma‘ Kuralla ab und feixte vergnügt. Die schwere Kost, die Kazel ihr serviert hatte, schien sie tatsächlich verdaut zu haben. Zumindest redete Nell sich das derzeit ein, doch ihr Verlangen nach etwas Süßem, war noch immer da. Sie brauchte etwas für ihre Seele! Und gerade deshalb schlug sie eben auch vor, dass sie allesamt mal ihre Pläne einmotten konnten und sie einfach mal was… anderes machten. Dass sie dabei die geradlinigen Strukturen von Kazel’s Auftrag durcheinanderbrachte, ahnte Nell nicht wirklich. Es war zwar schon immer ihre Natur gewesen, Chaos zu veranstalten, aber doch nie aus böser Absicht. Ihr ging es nicht darum, jetzt ihren Willen zu bekommen. Aber sie spürte dennoch, dass dieses ganze Thema um die Frauen und das ganze, gruselige Zeug in dem Anwesen, die Stimmung trübte. „Also Nells 'PLAN' besteht aus dem Sammeln von 'Glücksmomenten'. Einfach mal was schönes machen! Gefällt mir.“ Nell grinste breit und strahlte die Oma an.
„Nicht wahr?“, nickte sie noch mal und strahlte ebenso Kazel und Bramo an. Ließen sie sich anstecken? Eher nicht. Kazel brummelte ein ‚Lasst uns gehen‘, Kuralla suchte ihre Katze und Bramo zuckte demütig die Schultern. Nell pustete sich einige Strähnen aus dem Gesicht. „Lahmer Haufen!“, murmelte sie und meinte es dennoch nicht ganz so ernst. Sie tänzelte um den Tresen herum und ließ von ihrer Schokoladen-Suche ab, bis sie vor dem Eingang stand. „Hm, hier geht’s ja nun nicht raus…“, sinnierte sie und stemmte die Hände in die Hüften. Ihre Fußspitze tippelte nachdenklich, da wollte Kuralla bereits auf den Arm. Nell wandte sich um und blinzelte bei dem Anblick, doch dann sah sie nach oben und ihr Blick funkelte auf. „Also über das Dach! Ich denke, wir drei können Kuralla helfen und dann lassen wir uns an der Dachkante hinunterbaumeln. Wird schon schiefgehen!“, nickte sie und summte eine kleine Melodie. Bevor sie aber erneut den ersten Stock aufsuchte, griff sie nach dem Geigenkasten. „Der muss mit…“, sie blickte ihn noch mal genauer an, ob sie ihn vielleicht auf den Rücken schnallen konnte, sonst trug sie ihn eben an der Seite. So oder so, würde sie dieses wertvolle Schmuckstück nicht mehr loslassen. Dann blickte sie die Truppe aufgeregt und mit leichter Wangenfärbung an. „Was soll das eigentlich heißen, ‚dämonisch‘ ?“, fragte sie Kazel mit einem Mal und bewies einmal mehr, dass sie nicht unbedingt geradlinig dem ganzen Thema folgte, aber trotzdem zuhörte. Die Worte fanden sie nur auf unterschiedlichen Wegen und manchmal brauchte sie diese Pause, um nicht doch noch für immer zu verstummen. Obwohl… hatte sie überhaupt wieder die Möglichkeit zu singen, wenn sie wollte? Kazel hatte sie darum gebeten und Nell hatte es seit dem schrecklichen Gefühl nicht mehr versucht. Irgendwie traute sie sich nicht. Was wenn… sie es nicht mehr konnte? Nein! Das war viel zu absurd. Lieber nicht darüber nachdenken. „Meinst du das jetzt als Synonym für ‚schrecklich‘, ‚finster‘, ‚fies‘ ? Oder meinst du wirklich d.ä.m.o.n.i.s.c.h?“ Ihr Blick suchte unsicher den seinen, denn das wäre mal etwas, was Nell wirklich traumatisieren könnte. Immerhin waren Dämonen das absolute Gegenteil von ihr. Obwohl sie gewiss manchmal haraxisch auf die Nerven ging. Sollten sie es also mit einem Dämon zu tun bekommen – würde sich wohl noch zeigen müssen, wer die größere Klappe und den längeren Atem bewies, um echten Wahnsinn zu verbreiten! „Also los, übers Dach und dann raus aus dieser Bude. Ich brauche dringend was Süßes und dann will ich die Stadt endlich mal erleben. Hier wird man ja ständig aufgehalten!“, grinste sie schon wieder und hatte die Dämonen und all das, was auf sie warten könnte… naturgemäß verdrängt.

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Re: XXX

Beitrag von Kazel Tenebrée » Dienstag 23. Januar 2024, 00:26

So wie Nell nur schwer begreifen konnte, was hinter den Erzählungen Kazels eigentlich steckte und was sie nur ertrug, indem sie es verdrängte, so schien auch der Mischling einige Informationen im massiven Schwall der Reize nicht bemerkt zu haben. Aber auch durch ein Schiff, das wankend auf einer solchen See darum kämpfte, in den sicheren Hafen einzulaufen, sickerte Wasser zwischen den Bohlen in den Laderaum hinein, sammelte sich in der Bilge, verdarb die Vorräte, lockte die Ratten aus ihren Verstecken und befeuchtete die Füße der Matrosen. Niemand blieb verschont. Irgendwann erfuhr sogar der Kapitän davon. Dann musste er handeln, das Wasser abpumpen, damit das Schiff nicht unterging.
In Kazels Verstand sickerte die Information hinein, die er schon aus vorherigen Gesprächsfetzen hätte ermitteln können. Jetzt kam sie an. Jetzt befeuchtete sie die Stiefel seiner eigenen kleinen Matrosen im Inneren, die lauthals nach seinem Verstand - dem Kapitän - riefen und um Aufmerksamkeit buhlten. Andunie war besetzt.
Er schaute zu den verrammelten Türen und Fenstern. Er rief sich seinen ersten Sprung in den Schankraum dieser Taverne ins Gedächtnis. Der Moment, da er mit dem Gevatter fern aller Wahrnehmung der Lebenden zwischen ihnen umher getanzt war und Seelen eingesammelt hatte. Die Seelen jener, die einer der Gruppe ausgelöscht hatte. Jenen Mann hatte er damals nicht gekannt und tat es auch heute noch nicht. Aber das eine Mädchen mit dem dunkleren Teint und den graublauen Augen, den Narben im Gesicht ... er erinnerte sich. Sie hatte um den Beinahe-Verlust ihres älteren Freundes geweint, aber das lag noch weiter zurück. Außerdem war es nicht in Andunie geschehen, als er sie das erste Mal gesehen hatte. Was ihr wohl inzwischen alles widerfahren war? Hatte sie die Übernahme der Hafenstadt miterlebt? Ob sie litt?
Besetzt...
Beschämt und verärgert senkte Kazel den Blick. Ein Teil von ihm war dunkelelfisch und dieser Teil hasste sich selbst, hasste seine Art. Die dunklen Völker brachten so viel Leid über ganz Celcia! Am liebsten würde er sie hier und jetzt aufhalten. Dass ihm das unmöglich war, wusste er. Früher wäre er blindlings sofort auf den nächstbesten Dunklen losgegangen und hätte vermutlich sein Leben verwirkt ... wie es vor all der Zeit geschehen war und woran er sich aufgrund seines Ablebens nicht erinnern konnte. Vermutlich war damals eingetreten, was nun sein Schicksal geworden war. Der Tod hatte ihn nicht mit sich genommen, sondern ihm eine weitere Chance gewährt. Kazel erinnerte sich nicht daran. In seinem Denken war er bewusstlos gewesen, bis seine damalige Gruppe ihn wiedergefunden hatte. Oh, sie mochten nun auch in alle Winde verstreut sein ... oder tot, so wie seine erste große Liebe, die sich doch eher als jugendlicher Schwamr entpuppt hatte. Verglichen mit Janay war es nicht mehr als das. Janay liebte er von ganzem Herzen und sehnte sich so sehr nach ihr zurück, wie er sich wünschte, das andunichen Nest auszuheben und Celcia etwas Sicherheit, den geplagten Frauen etwas Frieden zu bringen.
Aber seine Pläne standen denen einer Naella Federfall gegenüber und die wollte Schokolade, eine reparierte Geige und mehr. Sie wollte ihre Seele baumeln lassen, während Kazel nicht aufhören konnte, daran zu denken, dass andere Seelen am seidenen Faden baumelten und er ihre Zeit nur verlängerte, weil er sich selbst nun amüsieren ging! Es war schwer mit seinem Gewissen zu vereinbaren. Er ließ Janay und Zissus und die übrigen bereits in Morgeria zurück, aber sie schienen dort wenigstens sicher. Hier in Andunie litten Personen, denen er helfen könnte - helfen musste! Er presste die Lippen aufeinander, weil er dennoch nicht gegen Nells frohes Gemüt vorgehen konnte. Sie und Bramo würden ihn begleiten. Sie hatten versprochen, zu helfen und im Gegenzug musste er beide ertragen. Darauf hatte er sich eingelassen. Davon konnte er nun nicht abweichen. Also fügte er sich, wurde etwas stiller und trat als der dunkle Schatten, der er war, etwas in den Hintergrund. Bramo hielt es ähnlich. Die Männer befanden sich eben auf verlorenem Posten, wenn Frauen ein wenig einkaufen wollten. Sie waren dazu da, hinterher zu laufen, lange zu warten, die Einkäufe zu schleppen und auch zu bezahlen. Zwar hatte Kuralla angeboten, die Schokolade zu kaufen, doch ihr Abtasten des gebadeten Körpers schien nicht eine Münze zu Tage zu fördern.
"Ich zahle das schon", beruhigte er die Goblinoma. "Ich habe mir von Zissus genug mitgeben lassen, dass wir eine Weile auskommen werden ... und neue Verbündete auf Schokolade einladen können." Er ergab sich in das Schicksal, nahm es hin und versuchte, nicht daran zu denken, dass andere litten, während er sich amüsierte. Obwohl er das offenbar noch nicht tat. Kazel beklagte sich aber auch nicht, drängte auch zu nichts, selbst wenn es ihn unter den Nägeln juckte. Er sah ein, dass er jetzt nichts bewirken konnte. Zuerst mussten Nell und Kuralla zufriedengestellt werden. Dann könnte er einen neuen Versuch wagen. Dass es auch darum ging, ihn ein wenig von den Sorgen abzulenken, sah er nicht. Er hätte es nicht einmal annehmen können. Dazu gab er sich zu sehr seiner selbst erwählten Aufgabe hin. Er hatte sich zu lange vor der Welt versteckt, zu lange nirgends eingemischt, aber jetzt eroberten Teile seines Mischblutes Celcia. Er konnte all die Schrecken nicht zulassen. Kazel hatte sich ein Pflichtbewusstsein gegenüber Celcia aufgebaut, das er selbst nicht einmal überschauen konnte. Er spürte es nur wie ein Stechen im Hinterkopf, als das drängende Pochen seines eigenen Gewissens, das ihn ohnehin nie die Füße stillhalten ließ. Janay vermochte es, ihn eine Weile von Dingen abzulenken. Zissus war es auch schon gelungen, aber beide waren nicht hier. Kuralla mochte vielleicht mit ihrem Gestank sehr ... einnehmend sein und reichlich Nasen von allem ablenken, was der Rest des jeweiligen Geschöpfes eigentlich geplant hatte, aber zum einen hatte sie gebadet, zum anderen war sie mit Kazel nie so lange allein gewesen, dass sie sich einfach mal hätten amüsieren können. Es hatte stets etwas zu tun gegeben. Erst war er verletzt und sie hatte ihn geheilt, dann mussten sie Sademos finden, ihn töten, einen Dämon aus Kazel treiben, indem sie auch ihn vernichteten, sich der Tante des Mischlings stellen, eine Untergrundorganisation in Morgeria aus dem Boden stampfen, Hybriden retten... Man sollte meinen, Kazel wäre zum Arbeitstier mutiert, das sich niemals Freuden gönnte. Das stimmte nicht, aber er suchte sie auf seine Weise, in erotischen Momenten mit seiner Liebsten, bei Gesprächen mit seinem neuen Freund oder in der Ruhe einer Nacht, die er im Wintergarten des Adelshauses verbrachte, um die bunten Glasfenster zu betrachten und Tee zu trinken. Er zog nicht durch die Straßen, um zu trinken, zu feiern und Dummheiten zu begehen. Das hatte er nie getan. Dazu hatte er nie die Gelegenheit erhalten. War es für ihn zu spät? Nicht wenn es nach Nell und Kuralla ging! Die Weiber heckten etwas aus und die Oma Ich-hab-mal-richtig-hart-gestunken-Goblin setzte bereits Schritte in die Tat um, ihren Schützling einzubinden. Kazel sollte ihr nicht entkommen.
"Also, wenn mich jemand Huckepack nimmt..." Kuralla plante die Flucht über das Dach. Sie folgte den Dämpfen ihres eigenen Körpers. Warme Luft stieg nun einmal nach oben und da sie alle noch nicht erstickt waren - auch vor ihrem Bad nicht - musste es dort einen Ausweg geben. Über eine Dachluke, wie Nell und Bramo wussten. Die Vettel watschelte in ihrem beblümten Kleidchen zu Kazel herüber und streckte ihm zwei ihrer vier - hoffentlich nur vier! - Extremitäten entgegen. "Arm?"
Kazel ließ sich vielleicht nicht zu abenteuerlustigen Einkäufen und unsinnigen Spaßtouren hinreißen, aber wenn es darum ging, seinen Verbündeten zu helfen, konnte man sich auf ihn verlassen. Er scheute nicht davor zurück, Kuralla auf seinen Rücken zu heben. Das hätte er nicht einmal vor dem Bad abgelehnt, auch wenn er dann durchaus mit sich zu kämpfen gehabt hätte. Doch er wusste mehr als alle anderen. Er wusste, wie Kuralla unter ihrem eigenen Schicksal litt. Die Alte hatte vor kurzem erst eine Jahre lange Freundin verloren. Er wollte ihr einfach jemand sein, der für sie da war. Sie beide würden ewig sein, da bot es sich an, dass sie sich verstanden.
"Hoch mit dir und halt dich gut fest", knurrte er, als er sie empor hievte und über seine Schulter zum Rücken hin ... bewegte. Kazel war kein kräftiger Kerl. Für Kuralla reichte es jedoch, sie musste nur etwas mithelfen, ihn zu koordinieren. Irgendwann aber wäre es geschafft und aus dem Mischling wurde der Goblin-Transportesel. Wichtig blieb, dass sie sich mit Armen und Beinen fest an ihn klammerte. Kazel konnte sie nämlich nicht stützen, indem er ihre Schenkel hielt. Er würde schließlich selbst klettern müssen.
Auch Nell packte alles ein, was nicht zurückbleiben sollte. Vordergründig war das der Geigenkasten. Ihm wurde ein ähnliches Schicksal zuteil wie der goblinischen Vettel. Naella schnallte sich den Kasten auf den Rücken und fragte dann, vollkommen aus dem ursprünglichen Gespräch herausgegriffen: "Was osll das eigentlich heißen, 'dämonisch'?" Damit überraschte sie Kazel, der überhaupt nicht damit gerechnet hatte, dass sie ihm länger als zwei Minuten noch zugehört hatte, sobald das Bedürfnis nach Süßigkeiten in ihr hochgekommen war. Überrascht blinzelte er sie an. "Meinst du das jetzt als Synonym für 'schrecklich', 'finster', 'fies'? Oder meinst du wirklich d.ä.m.o.n.i.s.c.h.?"
"Ich meine es, wie ich es gesagt habe. Diese ... Dämonenwesen eben." Er seufzte. Es war wohl besser zu reden, aber den Namen würde er nicht nennen. "Da war dieses ... Geschöpf. Dieser Wurm. Er diente irgendeinem größeren Dämon, aber von dem haben wir alle glücklicherweise nichts mitbekommen. Ich glaube, wäre er auf Celcia losgelassen worden, dann ... gäbe es Celcia nicht mehr. Der Wurm fraß Zeit ... hm, wie erkläre ich das? Er ernährte sich von Lebenszeit. Vom Leben anderer." Dabei blickte er zu Bramo. "Beispielsweise von Neugeborenen. Wenn er alle Zeit .. gefressen hat, werden sie zu seelenlosen Hüllen. Sie funktionieren noch. Sie leben aber nicht mehr. Derweil hatte der Wurm eine dämonische Version der gefressenen Lebenszeit ausgeschieden. Davon konnte Sademos ... der bis dahin von diesem Viech besessen gewesen war ... ewig leben." Kazels Augen huschten zu Kuralla. "Wir konnten das verhindern. Wir haben ihn getötet. Und nachdem der Wurmdämon sich von mir gelöst hatte - ja, ich war besessen - hat Kuralla ... nun ... sie ... sie hat ihn verspeist und ... und ..." Kazels Wangen röteten sich. Er gluckste verlegen, kicherte dann. Er konnte es eben auch! Und im Grunde war dieser Teil der Geschichte sogar rehct komisch. "Kuralla hat einige Vorhänge verätzt und Wände mit einer fauligen Patina versehen, als ihr ein verdauender ... Wind entkam. Ein Sturm ... ein Orkan." Er lachte leicht, wenn auch mit hochrotem Kopf, dass es bis in die Ohrspitzen ging. "Wir konnten rechtzeitig fliehen, aber die meisten machen noch immer einen weiten Bogen um den Saal herum. Ich weiß nicht mal, ob man diese Dampfkammer jemals wieder betreten sollte."
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Re: XXX

Beitrag von Naella Federfall » Freitag 2. Februar 2024, 13:36

Kazel war eine gute Seele. Er war bemüht, seine Aufgabe zu schaffen und gleichzeitig wollte er auch nicht jeden verprellen, der sich an seine Seite stellte. Bramo hatte ihm gesagt, dass Naella nicht aufgeben würde, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte und das bedeutete, dass er sich leider jetzt ihrem Verlangen nach Süßem fügen musste. Die Buntschelmin verfolgte selten einen echten Plan. Sie ließ sich vom Glück treiben und in die richtige Richtung schubsen und meist gelang es ihr dadurch, auch an ein Ziel zu gelangen. Ob es dieses Mal genau so sein würde, müsste sich noch zeigen. Aber Nell war eben nicht für ihre grüblerischen Gedanken bekannt und so folgte sie dem Weg in den ersten Stock der Taverne, während Kazel ihr auf ihre bereits wieder verdrängte Frage antwortete: "Ich meine es, wie ich es gesagt habe. Diese ... Dämonenwesen eben. Da war dieses ... Geschöpf. Dieser Wurm. Er diente irgendeinem größeren Dämon, aber von dem haben wir alle glücklicherweise nichts mitbekommen. Ich glaube, wäre er auf Celcia losgelassen worden, dann ... gäbe es Celcia nicht mehr. Der Wurm fraß Zeit ... hm, wie erkläre ich das? Er ernährte sich von Lebenszeit. Vom Leben anderer.“ Nell drehte sich auf der Stufe zu ihm um und ruderte kurz mit den Armen, weil sie zu stürzen drohte, bevor sie elegant auf der nächsten Stufe landete und ihn anblinzelte. „Heiliger Schnickschnack, das … meinst du ernst? Klingt ja, wie eine Gruselgeschichte für Erwachsene!“, plapperte sie und folgte daraufhin wieder dem Weg. Oben angekommen, schritt sie forsch voran und fand schleunigst den Raum, von dem aus sie auf das Dach gelangen würden. "Beispielsweise von Neugeborenen. Wenn er alle Zeit .. gefressen hat, werden sie zu seelenlosen Hüllen. Sie funktionieren noch. Sie leben aber nicht mehr. Derweil hatte der Wurm eine dämonische Version der gefressenen Lebenszeit ausgeschieden. Davon konnte Sademos ... der bis dahin von diesem Viech besessen gewesen war ... ewig leben. Wir konnten das verhindern. Wir haben ihn getötet. Und nachdem der Wurmdämon sich von mir gelöst hatte - ja, ich war besessen - hat Kuralla ... nun ... sie ... sie hat ihn verspeist und ... und ..."

Naella schob gerade in dem Moment den Tisch, da Kazel von Kuralla’s mächtigem Furz sprach, sodass das knarzende Tischbein den äußerst passenden Sound dafür lieferte. Nell hob den Blick zu Kazel und ihre Augen blitzten auf bei seinem Glucksen. Das war doch Musik in ihren Ohren! "Kuralla hat einige Vorhänge verätzt und Wände mit einer fauligen Patina versehen, als ihr ein verdauender ... Wind entkam. Ein Sturm ... ein Orkan." Auch Nell feixte und lachte. "Wir konnten rechtzeitig fliehen, aber die meisten machen noch immer einen weiten Bogen um den Saal herum. Ich weiß nicht mal, ob man diese Dampfkammer jemals wieder betreten sollte." Sie prustete und kicherte bei ihrer blühenden Fantasie gar keine Kunst. Dann stellte sie den Stuhl auf die Tischplatte und schwang sich behände hinauf. Es dauerte nicht lange, da hatte sie den Geigenkasten wieder in das dunkle Deckenloch geschoben und war selbst hineingekrochen. Man sah noch die roten Socken verschwinden, bis es polterte und sie fluchte. „Verdammte Scheiße, nehmt euch Helme mit!“, zischte sie und schien sich den Kopf zu reiben, bevor man hören konnte, dass sie den Platz freimachte und schon mal durch das Gewirr aus altem Zeug zum Fenster schritt.
Dunkel war es! Dann aber öffnete sie die Luke, die sie bereits zuvor gefunden hatte und sog die Luft ein. Nell lächelte. „Herrlich! Los geht’s!“, trieb sie die anderen an und kletterte bereits ohne Hemmungen hinaus. Sie war akrobatisch genug, und das für sie keine Kunst. Den Geigenkasten hielt sie dabei fest auf dem Rücken und hatte die Hände somit frei. Nell suchte sich einen Weg und fand dann tatsächlich einen Rankenbewuchs, der früher gewiss mal die Fassade verschönert hatte. Jetzt waren die Pflanzen etwas welk, doch das Gestell wirkte noch fest genug. „Hier drüben!“, rief sie ihren Begleitern zu und machte sich an den Abstieg. Unten auf dem nassen Kopfsteinpflaster angekommen, landete Nell direkt neben einer großen Pfütze – Glück musste man haben! – und klopfte sich die Hände ab.

Sie blickte nach oben, ob die anderen ebenfalls nachkämen, und war auch behilflich, falls jemand Unterstützung bräuchte. Dann aber blickte sich Nell um, während sich die anderen eventuell noch sortierten. Ihr Blick fiel auf die dunklere Gasse, die nass und glänzend vor ihr lag. Sofort überkam sie ein leichtes Frösteln, denn auch wenn der Regen derzeit nicht Überhand nahm, war die Luft feucht und kühl. Die Elfe ging zwei Schritte weiter und erreichte dann direkt die Kaimauer, an der hier und dort die großen Schiffe festgemacht waren. Ihr Blick geriet ins Staunen, während sie einmal hoch und wieder runter blickte. „Ehm…“, machte sie und grabschte nach Bramo, um an seinem Ärmel zu zupfen. „Hattest du mir nicht mal erzählt, dass der Hafen von Andunie wunderschön sei?“, fragte sie zweifelnd und besah sich die düsteren Schiffe mit Fledermaus Emblem, die dunklen Gestalten, die sich in zweier oder Vierergruppen bewegten. Gerüstete Soldaten, Gesindel und Bettler. Ihr Blick glitt zum eigentlichen Eingang der Taverne, aus der sie eben kamen. Nell zuckte. „Was….?!“, schnappte sie nach Luft und deutete auf die abgetrennten Hände, die dort über dem Eingang hingen. Die Elfe presste die Lippen zusammen. Dann holte sie zitternd Luft und atmete sie stoßend wieder aus. „In Ordnung! Nicht ganz das, was ich erwartet hatte, aber…. Aber… das wird schon!“, hielt sie die Zuversicht hoch. Dann blickte sie auf ein Schiff, das mit den typischen Andunischen Farben ausgestattet zu sein schien. „DAS da ist hübsch! Was steht da?“, engte sie die Augen, wie eine alte Oma. „‘Blaue Möwe‘“, las sie die Lettern am Bug. „Sehr hübsch. Ist das ein andunisches Schiff, Bramo?“, fragte sie neugierig und folgte daraufhin einem Dunkelelfen mit den Augen, der an ihnen vorbeischritt. Nell war auf jeden Fall ein immenser Farbtupfer in dieser eher tristen Gegend! Auffällig bis zum Geht-nicht-mehr! „Also – wo geht’s zum Markt? Ich gebe nicht auf!“, grinste sie dann und wartete ab, ob jemand den Weg wusste.

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Re: XXX

Beitrag von Kazel Tenebrée » Montag 5. Februar 2024, 12:42

Kazel lenkte ein, gab nach. Vielleicht war es auch mal gut, das Ruder abzugeben, aber es fiel ihm schwer. Er musste sich schon bei vertrauteren Seelen überwinden, wie beispielsweise Janay, Zissus oder Kuralla. Er hatte es den Nachtelfenschwestern in Morgeria überlassen, Arina - Janays Schwester - aus einer von Gewalt getriebenen Ehe zu retten. Er hatte Zissus die Organisation des geheimen Widerstands und der Hybridenzuflucht zu übernehmen. Er hatte dem Dunkelelfen Vranyk das gesamte Erbe Sademos' überlassen, damit er selbst sich als Verwalter dessen zurückziehen konnte. Nur so war es ihm überhaupt möglich gewesen, die Reise nach Andunie anzutreten. Dennoch ... all das fiel ihm unglaublich schwer, wenn man seinen Lebtag bis dahin allein bestritten hatte. Kazel musste erst lernen, das Schicksal eines Einzelkämpfers abzulegen. Das galt auch für eher belanglose Dinge wie nun das weitere Vorgehen in Andunie, ehe man zu den ursprünglichen Plänen zurückkehrte. Er versuchte es und so überließ er Nell das Zepter. Es zeigte in jegliche Richtung, die am Ende Schokolade versprach. Und einen Geigenbauer und wahrscheinlich noch etwas, damit auch Kurallas Herz höher schlüge.
Er ließ sich breitschlagen, aber er verlor den Ernst der Lage nicht aus den Augen. Das gelang Nell hingegen umso besser. Nahezu nach einem gewissen Muster. Alles, was ihr nicht behagte, verdrängte sie mit lapidaren Dingen, die aber ausreichten, dass ihr eigenes Herz keinen Schaden nahm. Beiden täte es wohl gut, einige Anteile ihrer Eigenschaften zu tauschen. Kazel sollte häufiger mal entspannen. Das bedeutete schließlich nicht, dass ihm seine Aufgaben nicht bewusst wären. Aber er könnte sie mit mehr Zuversicht bewältigen, würde er vorab auch an sich denken. Naella hingegen blieb gewiss der muntere Quell purer Freude, auch wenn sie sich hin und wieder an Pflichten erinnerte, die man nicht einfach beiseite schieben konnte. Dinge, hinter denen wahrhaft etwas stand. Das Leben anderer war doch Grund genug, sich dessen bewusst zu werden. Doch die Schelmin zeigte erneut, dass ihr Herz so leicht und flatterhaft wie ein Zitronenfalter in einem Meer aus Blumen war. Sie konnte gar nicht alles erfassen und blendete die Blüten aus, deren Stempel nicht schwer von süßen Pollen herab hingen oder aus deren Kelchen der goldene Nektar nicht heraus tropfte. Sie ließ die Blumen, welche durchaus etwas Zuwendung brauchen, außer Acht. Sie würden auch ohne Nell zurechtkommen oder eben ... verwelken.
Auch wenn es nicht schön war, eine welke Blume bedeutete nicht gleich den Untergang Celcias, schon gar nicht aus Sicht eines Celcianers, der kein Pflanzenwesen war. Seinesgleichen jedoch... Kazel wollte "seine Blumen" in Form gefangener Andunierinnen nicht einfach vergessen. Schließlich könnte auch hier ein Dämon seine Klauen im Spiel haben. Auch hier könnte ein Wurm namens Nebhasmhorachd die Zeit anderer fressen und pervertieren.
"Heiliger Schnickschnack, das ... meinst du ernst? Klingt ja wie eine Gruselgeschichte für Erwachsene!"
Dem Mischling fielen beinahe die Augen aus den Höhlen. Seine Kinnlade klappte herunter und fast hätte er auch Kuralla fallen lassen, die er zwecks der Flucht über das Dach bereits Huckepack trug. Er starrte Nell ungläubig an. Dann schüttelte er den Kopf im Versuch, seine Fassung zurückzugewinnen. "N-natürlich meine ich das ernst!", stieß er etwas forscher heraus als beabsichtigt, aber er konnte nicht glauben, was er da hörte. Nach seinen Berichten und all den Dingen, die er ihr offenbart hatte, konnte ihre Reaktion unmöglich so ausfallen! Er begriff es nicht, dass sie nicht begriff. "Glaubst du, ich denke mir ... so etwas aus? Das ... welcher Verstand ist dazu in der Lage? Es ist ernst und ja, es ist eine Gruselgeschichte. Eine, die es in die Realität geschafft hat. Deshalb setze ich doch alles daran, es zu beenden - so schnell wie möglich." Er seufzte. Mit Naella war es eindeutig nicht leicht. Das erkannte er nun auch, aber er hatte sich auf sie und Bramo eingelassen. Bramo ... er würde hier vielleicht die Stimme der Vernunft sein. Er kannte seine Gefährtin zumindest besser und konnte vielleicht noch einlenken. Kazel hingegen seufzte nur aus. Es hatte wohl wenig Sinn, mit der fidelen Elfe zu diskutieren. Sie würde abblocken, sobald es unangenehm würde und wahrscheinlich lieber nach Keksen suchen oder einem Schmetterling nachjagen, den sie sich nur herbei träumte. Ihr Gemüt war leicht, Kazels nicht. Aber er würde die Last weiter tragen und sich durchbeißen. Er hatte es der Schelmin und dem piratigen Andunier zugesichert. Er würde sie ertragen und er schaffte es gar, ein wenig dabei über seinen Schatten zu springen. Kazel zeigte, dass auch er nicht todernst war, obwohl er für selbigen arbeitete. Aber sogar der Gevatter besaß Humor, grinste oft und setzte sich sogar vor einen Weltenspiegel, um das Geschehen wie ein Märchen zu betrachten. Er aß Puffmais dazu! Sein Geselle sollte sich diese Form von Humor auch aneignen, dann würde alles leichter. Dass er allerdings lachen konnte, bewies er. Nicht all seine Geschichten sollten die Hörer in Schock versetzen. Manche sorgten auch für ein Schmunzeln, bei ihm sogar für leichtes Gelächter, wenn auch unter hochrotem Kopf. Doch die Erzählung darüber, wie Kuralla einen Dämon verspeiste und nichts weiter als den tödlichsten Furz der celcianischen Geschichte produzierte, war gewiss einen Lacher wert.
Nell untermalte die Ausführungen durch ein geräuschlich passendes Stuhlrücken. Das Holz knatterte über den Boden wie die Luft aus der Kehrseite der Goblin-Oma, als sie Sademos' großen Ballsaal in einen lebensunfähigen Raum verwandelte. Die Augen der Schelmin und die des Mischlingselfen trafen aufeinander. Ihre Blicke kreuzten sich, tauschten den schalkhaften Moment aus. Für Nell war es wohl pure Freude, eine derartige Emotion in Kazels ansonsten hart gezeichneten Zügen zu finden. Am Ende standen sie gemeinsam da, kicherten, prusteten und Kazel hörte Kuralla erneut Blähgeräusche produzieren - zum Glück nur mit Luft gefüllten Wangen und prasselnden Lippen. Vom anderen Ende ihres Körpers her hätte es niemand überlebt, erst Recht nicht, weil hier jegliche Fluchtwege vernagelt zu sein schienen. Alle, bis auf jenen, der über das Dach führte.
Nell ging voran und somit als erste auf den Dachboden. Es polterte reichlich und sie fluchte sogar über die niedrige Decke, ehe ihr die anderen folgten. Kazel nahm hierbei Bramos kräftige Arme zur Hilfe, damit er zusammen mit Kuralla auf den Boden gelangen konnte. Auch er schlug sich den Kopf an, ging anschließend geduckt unter der Dachschräge entlang und bis hin zum Fenster, das durch Nells Ausstieg bereits offen stand. Die kalte Luft Andunies wehte ihm entgegen. Sie brachte eine salzige Brise von Seeseite her, zusammen mit der Nässe, die Göttin Ventha aus den Wolken herausschickte. Es roch ganz anders als in Morgeria: frisch und kalt. Der Regen klärte die Welt und reinigte auch Kazels Geist, als er auf das Dach kletterte. Dass er nass wurde, störte ihn nicht wirklich. Er genoss die Außenluft, streckte sogar für Sekunden den Kopf in den Wind und schloss die Augen. Gänzlich unbekannt war ihm der salzige Duft nicht. Er hatte Jahre in der Stillen Ebene verbracht, war dabei durchaus auch mal nahe an Andunie heran gekommen, näher jedoch noch an die Bucht von Kad Harat, wo Fischer aus dem Dorf am Fluss regelmäßig ihren Fang einholten. Von dort erreichte selbst den Mischling der Vergangenheit oft genug eine Brise Seeluft. Er stutzte über die Erkenntnis, dass er hier und jetzt ein größeres Gefühl von Heimat verspürte als in dem Moment, da er sich plötzlich wieder in Morgeria befunden hatte. Andunie wirkte ... leichter. Dieses Gefühl hellte sein Gemüt auf und das ließ sich nicht einmal durch die Szenerie vertreiben, die ihn unten in den Gassen erwartete.
Der Abstieg war leichter als erwartet, selbst mit Gepäck in Form von Kuralla. Kazel ließ die Alte natürlich nicht los, sondern kletterte mit ihr zusammen die Fassade herab, bis seine Füße das Kopfsteinpflaster der Stadt berührten. Es funktionierte, da er vorsichtig und bedacht kletterte. Sein Geschick kam ihm da zugute. Er konnte nur von Glück sprechen, dass er nicht noch mehr Stockwerke nach unten hatte nehmen müssen. Am Boden angkeommen brannten ihm nämlich die Muskeln und er schüttelte seine Arme aus. Erst dann warf er zusammen mit Nell, Bramo und Kuralla einen Blick auf die Umgebung.
Sie befanden sich am Hafen der Stadt. Einst Dreh- und Angelpunkt Andunies und Zentrum für Vielfältigkeit, zumindest wenn es um Warenhandel ging, zeigten sich die Docks nun nicht gerade von ihrer besten Seite. Als ersten Willkommensgruß winkten ihn schlaffe Hände von einer Strebe entgegen, von der ursprünglich das Tavernenschild herab baumelte. Jemand hatte es entfernt und durch einen Verbund vieler eindeutig nicht dunkelelfischer Hände ersetzt. Nicht einmal Venthas Regen konnte das Blut von den erstarrten, teils schon verwesenden Fingern abwaschen. Einigen von ihnen fehlten sogar die Nägel.
Kazel schauderte und ahmte Naellas Methode nach. Er verdrängte den Anblick, widmete sich dem Rest, was sein Sichtfeld geboten bekam und konzentrierte sich mit aller Kraft auf die Kleinigkeiten, die Andunies Hafen noch ein wenig erstrahlen ließen. Eines davon war ein Schiff, das vor Anker lag. Nell las soeben den Namen an der Bugseite vor: die Blaue Möwe. Jemand hatte das schiff reichlich mit Lampions geschmückt und irgendwie schien der Regen das Deck überhaupt nicht erreichen zu können. Seltsam war, dass just in dem Moment, da die Gruppe einen genaueren Blick auf das Schiff war, sämtliche Lampions erloschen. Dann setzte Prasseln ein, als der Regen doch noch das Holz der Bohlen traf. Und wo waren die Dekorationen plötzlich hin verschwunden? Die Blaue Möwe hatte binnen eines Wimpernschlags jeglichen Glanz verloren. Nun war sie ein simples, unbemanntes Schiff von vielen im Hafen und unterschied sich von den übrigen nur darin, dass sie nicht mit morgerianischen Emblemen geziert war.
"Seltsam", murmelte Kazel, sah sich ausnahmsweise aber nicht dazu berufen, dessen nachzugehen. Selbst wenn die Neugier lockte, er hatte genug zu tun. Von seiner eigenen Pflicht abgesehen hatte sich schließlich nun noch eine lange Liste an Heiterkeiten seitens der Schelmin hinzugefunden. Die wollte er zuerst abarbeiten. Wenn dann noch Zeit übrig blieb und das Schiff weiterhin vor Anker läge ... nun vielleicht ... vielleicht war es aber auch Schauplatz für die Abenteuer eines anderen.
Er wandte den Blick ab, doch ganz gleich, wo er hin schaute, hier zeigte sich der Schrecken einer Eroberung durch dunkle Völker. Nell zupfte an Bramos Hemdsärmel. "Hattest du mir nicht mal erzählt, dass der Hafen von Andunie wunderschön sei?"
"Das liegt wohl im Auge des Betrachters", kommentierte Kazel und schaute ebenfalls zu Bramo herüber. "Dir gefällt der morgerianische Stil?" Gerade weil Kazel dabei nicht lächelte, kam sein trockener Humor besonders an. Oh, vielleicht eignete er sich Gevatter Tods Lustigkeit auf eine ganz eigene Art und Weise bereits an. Doch ganz Unrecht hatte er mit seinem Scherz nicht. Morgeria hinterließ auch in Andunie bereits seine Spuren. Natürlich hatte man die Docks nun nicht mit schwarzen Zinnen und festungsartigen Schutzwällen versehen, aber auch am Hafen fanden sich zahlreiche purpurne Banner vor, von denen die schaurige Fledermausfratze als Wappentier der dunklen Stadt ihren Blick auf die Umgebung richtete. Es waren hingegen weniger klischeehafte Aspekte vorzufinden. Nirgends lagen Skelette herum, keine Ritualmagier beschworen Dämonen und morgerianischen Nekromanten veranstalteten mit ihren lebenden Leichen auch keinen Spaziergang durch die Straßen. Es war vielmehr die vorherrschende Stimmung innerhalb des Hafens, die eine Atmosphäre des Unbehagens erzeugte. Der Regen trug seinen Teil dazu bei, denn er verhinderte, dass sich viele auf die Straßen wagten. Was man sah, waren obdachlos gewordene, arme Seelen, die sich unter den Stegen zusammenfanden, um wenigstens trockene Köpfe zu behalten. Man hörte Weinen oder Schreie in der Ferne, gemischt mit dem bedrohlichen Bellen von Wargen oder zumindest sehr großen Hunden. Gruppen aus Dunkelelfen, meist zu zweit oder gleich zu fünft, marschierten umher. Die kleineren waren Patrouillen von Soldaten, mit denen man sich lieber nicht anlegte. Auch die größeren Grüppchen besaßen Gerüstete. Unter sie mischten sich dann aber meist ein oder zwei Dunkle, die offenbar die Herren jener Leibwachen darstellten oder sich wenigstens von ihnen sicher begleiten ließen. Was sie in den Hafen trieb, blieb unergründet. Man konnte anhand der zahlreichen roten Laternen vor einigen Gebäuden jedoch eigene Schlüsse ziehen. Der Hafen war zu einer Untergrundmeile verkommen. Bordelle und Kaschemmen, in denen man von einem Drogenrausch in den nächsten stolperte, reihten sich aneinander, wo einst Handelshäuser und Kontore ihren Sitz hatten. Aus offenen Fenstern hörte man sowohl Frauen als auch Männer stöhnen, dass es Kazel eiskalt den Rücken herunterlief. Er fühlte sich sofort an das Erbe seines eigenen Hauses erinnert. Starle hatte ebenfalls ein Bordell daraus gemacht und es würde weitergeführt, auch ohne sie. Aber der Name Tenebrée sollte bald verlorengehen. Niemand sollte sich mehr daran erinnern und Kazel? Er würde einfach nur Kazel bleiben, ohne Beinamen. Er hatte seine Vergangenheit abgelegt, trat lieber in die knöchernen Spuren von Gevatter Tod. Sie aber führten ihn jetzt nicht an. Das tat Nell, die sich nach wie vor vehement wehrte, Aspekte der Realität zu akzeptieren.
"Also - so geht's zum Markt? Ich gebe nicht auf!", verkündete sie frohen Mutes, entschied sich aber noch nicht dazu loszugehen. Kazel zuckte nur mit den Schultern. Inzwischen hatte er Kuralla auch wieder abgesetzt, hielt sie allerdings an der Hand, als wäre sie sein Großmütterchen, das eine kleine Stütze brauchte. "Mich darfst du das nicht fragen", meinte er zu Nell gewandt. "Ich habe Andunie nie diesseits der Mauern gesehen und den letzten Markt, den ich betreten habe, befand sich in Pelgar." Er verzichtete darauf, zu erwähnen, dass dort damals seine Reise begonnen hatte. Als er sich entschieden hatte, wieder Kontakt zur celcianischen Gesellschaft aufzunehmen und für seinen Versuch erst einmal unrechtmäßig im Gefängnis der Stadt gelandet war. Hoffentlich würde ihm das hier nicht passieren.
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Re: XXX

Beitrag von Erzähler » Dienstag 6. Februar 2024, 14:36

Das Rauschen des Regens bildete zusammen mit dem leisen Donnern der Brandung eine Klangkulisse, wie sie an die Kaimauern der Hafenstadt brandeten. Der Wind jaulte in den Schornsteinen und pfiff um die Ecken der schmalen Gassen. Feuchtigkeit kroch in jede Nische und sogar jene Gosse, die die kleine Gruppe gerade betrat wirkte wie sauber gespült. Viel Geruch hielt sich bei so einem Wetter nie lange in der Luft und es regnete seit Tagen. Weit schauen konnte man auch nicht und wenn dann sah man nur verwaschene Umrisse. Doch ein Schiff, über dem nicht ein Tropfen vom Himmel fiel - DAS viel auf! Die Lampions auf Deck malten lichte Punkte umrandet von schillernden Auren in die feuchte Luft und ließen die dahinter verborgene Schönheit so noch mystischer glauben. Nell fühlte einen merkwürdigen Nachhall bei der Betrachtung dieses Schauspiels in sich. Ihre Magie antwortete just in dem Moment, in dem das Licht erlosch und die Blaue Möse nur noch ein Schiff von vielen war... im verregneten Hafen Andunies.
Alle ihre Herzchen, alle ihre Sterne stöhnten leise auf und schauten traurig. Dann applaudierten sie aber spontan und auch als das leise Klatschen, was auch von Regentropfen auf Asphalt hätte her rühren können, verklungen war, da sammelten sie sich wieder auf Nells Armen. Lachend und singend verbanden sie sich mit den Mustern ihrer Kleidung, flogen umher, verpufften oder lösten sich anderweitig auf. Bramo ging an ihrer Seite und hielt ihre Hand.
„Es ist ein Andunisches Schiff, aber... Ich kenne es nicht. Mag daran liegen, dass ich zu lange nicht mehr hier war.“
, sprach er in Gedanken versunken. Kazel hatte Kuralla nach ihrem Gekraxel über die Dächer die alte Frau herunter gelassen und sie trat an Nells Seite. Ihrem Blick folgend hob sie die Brauen, nickte und wandte sich wieder ab. Die Umgebung war nicht sehr einladend um im Regen spazieren zu gehen und sie alle hatten auch nicht besonders wetterfeste Kleidung dabei, außer Kazel, dem der Regen nichts auszumachen schien. Sein Mantel, der ihm durch Janay umgelegt worden war, schütze ihn, hielt ihn warm und trocken. So viel Fürsorge hatten die anderen nicht erfahren und so war es verständlich, dass Bramo, Nell und Kuralla zum weitergehen drängten. Die Überhänge der nah beieinander stehenden Häuser bildeten schmale halbwegs trockene Korridore, durch die man sich fortbewegen konnte. Hinter jeder Ecke hofften sie ein besseres Bild der Stadt zu bekommen, doch...
...es blieb gleich.
"Hattest du mir nicht mal erzählt, dass der Hafen von Andunie wunderschön sei?"
, fragte Nell Bramo, aber Kazel antwortete:
"Das liegt wohl im Auge des Betrachters"
, kommentierte Kazel und schaute ebenfalls zu Bramo herüber.
"Dir gefällt der morgerianische Stil?"
Gerade weil Kazel dabei nicht lächelte, kam sein trockener Humor besonders gut an. Bramo lachte trocken auf, verpackte das Grauen in seine Art zu scherzen und erwiderte ironisch, ja sogar ein wenig sarkastisch:
„Klar... Ich liebe abgeschnittene Hände und die Aura von Tod und Gefahr in den Schatten. Wer hängt sich nicht gern die Ohren seiner Opfer um den Hals, wie der da...“
Dabei zeigte er auf einen Ork, der gerade um die Ecke einer Gasse kam. Seinen Hals zierte eine Reihe aus meist menschlichen Ohren und auch ein paar Finger konnte man auf der blanken Brust erkennen. Der grüne Mann trug sonst nur eine abgeschnittene Hose und eine gewaltige Streitaxt auf dem Rücken mit der er sogleich den Karren spaltete, der neben ihm stand und seinen Weg versperrte. Sein massiger Körper passte nicht an dem Gefährt vorbei, also half er nach. Der ältere Mann, der darauf gesessen hatte, war noch zum Glück rechtzeitig herunter gesprungen und duckte sich nun in die Trümmer seines Wagens. Ein anderer Ork in Begleitung einer dunkelelfischen Wache kam von der andern Seite näher und sie lachten, was gut den tief gesunkenen Stil der Gegend untermalte. Bramo zog Nell eilig weiter, bevor sie noch einen Witz über den gut genährten Ork machen konnte.
Sie gingen weiter den Hafen entlang und es fanden sich zahlreiche purpurne Banner vor, von denen die schaurige Fledermausfratze als Wappentier der dunklen Stadt ihren Blick auf die Umgebung richtete.
„Oh ja ...und Fledermäuse sind ja reinste Kuscheltiere... oder waren das Vampire? Wer malt sich bitte geflügelte Mäuse auf sein Banner!“
, setzte Bramo seine ironische Betrachtung auf seine Heimatstadt fort. Einige von Nells Herzchen warfen sich kleine Umhänge mit spitzen Kragen um und hatten plötzlich winzige Eckzähne mit denen sie sich gegenseitig mehr ablutschten, als bissen. In Nells Fantasie waren diese Zähne natürlich weich und kitzelten.
„Fehlen nur noch Skelette, Ritualmagier mit ihren beschworen Dämonen, Nekromanten die mit ihren lebenden Leichen Gassi gehen...“
Aber nein. Nichts davon begegnete ihnen. Es war vielmehr so, dass der Regen verhinderte, dass sich viele auf die Straßen wagten. Was man sah, waren obdachlos gewordene, arme Seelen, die sich unter den Stegen zusammenfanden, um wenigstens trockene Köpfe zu behalten. Man hörte Weinen oder Schreie in der Ferne, gemischt mit dem bedrohlichen Bellen von Wargen, für jene die den Unterschied kannten. Gruppen aus Dunkelelfen und Orks, meist zu zweit oder gleich zu fünft, marschierten umher. Die kleineren waren Patrouillen von Soldaten, mit denen man sich lieber nicht anlegte. Auch die größeren Grüppchen besaßen Gerüstete. Unter sie mischten sich dann aber meist ein oder zwei Dunkle, die offenbar die Herren jener Leibwachen darstellten oder sich wenigstens von ihnen sicher begleiten ließen.
„Von denen sollten wir uns fern halten.“
, raunte Bramo leise.
„Die tragen alle kein Zeichen der Priesterin.“
Nell und Bramo war schon bei ihrem Eintreffen in Andunie aufgefallen, dass es 'besonders' gekennzeichnete Wachen und Diener, sogar Sklaven gab. Amandin hatte ihre Gefolgschaft mit einem stilisierten 'A' markiert, was sie aus der Menge heraus hob und niemand kam ihnen zu nahe. Doch hier im Hafen war davon nichts zu sehen. Hier kam das Gesindel, Freier und herunter gekommene Arbeiter zusammen um sich in den Bordellen zu vergnügen.
Kazel erschauderte ein ums andere Mal, als sie an tieferen Fenstern vorbei huschten und dort eindeutige Laute vernehmen konnten. Er fühlte sich sofort an das Erbe seines eigenen Hauses erinnert.
"Also - wo geht's zum Markt? Ich gebe nicht auf!"
, verkündete Nell frohen Mutes. Kazel zuckte nur mit den Schultern.
"Mich darfst du das nicht fragen. Ich habe Andunie nie diesseits der Mauern gesehen und den letzten Markt, den ich betreten habe, befand sich in Pelgar."
„War das vor oder nachdem die dunkle Armee die Hauptstadt eingenommen hatte?“
, fragte Bramo mehr nebenbei und wandte sich in eine bestimmte Richtung. Die Gasse die vor ihm lag, wirkte irgendwie heller.
„Ich glaube, da müssen wir lang.“
Auch er war lange nicht mehr hier gewesen und eine florierende Stadt wie Andunie veränderte auch sein Bild manchmal. Ob Kazel antwortete oder nicht, er ließ Nells Hand nicht los und huschte mit ihr schnell durch den Regen unter ein gegenüber liegendes Dach. Dort warteten sie auf die beiden anderen und setzten dann ihren Weg fort.

(Nell und Kazel weiter bei: Ein musikalischer Fleck im tristen Schweigen des Krieges.)
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