Das Anwesen der Faelyns

Sämtliche Straßen Andunies sind gepflastert und von schönen kleinen Häusern gesäumt. Meist Fachwerkhäuser, aber auch mal eine prächtige kleine Villa. Nur die ärmeren Bezirke der Bettler und Halunken sollte man meiden.
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Madiha Al'Sarma
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Re: Das Anwesen der Faelyns

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Sonntag 11. Februar 2024, 22:58

Madiha wollte nichts für sich. Sie war in dieses Haus eingedrungen, weil sie für Corax herausfinden wollte, ob diese Familie seine war und er eventuell hier eine Zuflucht finden könnte. Sie war ebenso in dieses Haus eingedrungen, weil Caleb im Schwierigkeiten steckte und, weil Harm für seine Leute dringend Hilfe brauchte. Madiha war nicht für sich hier. Und das machte sie Kathar auch unmissverständlich klar. Sie schluckte dir Schmerzen, die seine Worte hinterließen hinunter. Sie verdrängte ihre Enttäuschung darüber, dass ein jeder sie immer und immer wieder auf etwas reduzierte, das andere ihr angetan hatten. Eine einzige Entscheidung… hatte sie für ihr Leben gezeichnet. Madiha straffte die Schultern und blickte Kathar ins Gesicht, während sie ihre Antwort auf seine barschen Fragen gab. Sie war keine Sklavin! Sie war eine Freundin, eine helfende Hand und sie würde das nicht aus dem Blick verlieren, weil der Greis sie als wertlos erachtete. So beendete sie ihren Monolog und präsentierte ihm ihr gesamtes Blatt. Sie sagte ihm, dass sie seinen verlorenen Sohn kannte und sie eine gute Freundin sein wollte. Madiha behielt ihren Weg bei und erteilte Kathar keine offensichtliche Macht über sich. Nachdem sie geendet hatte, musterten sie einander. Madiha wollte schon nervös werden, da er nichts sagte, da brach seine Mimik auf und schallendes Lachen drängte sich in ihren Gehörgang. Das Mädchen starrte Kathar fassungslos an. Er… lachte sie aus?! Es war blanker Hohn, während sein krächzendes Lachen über sie hinwegspülte. Madiha spürte, wie die Wut in ihr heraufkochen wollte. Da war noch immer das unkontrollierbare Feuer der Fackel und jetzt witterte es seine Chance. Das Mädchen spürte, wie ihr Herz schwer wurde. Es schmerzte und brannte unter dem Gelächter. Sie ballte sogar ihre Hände zu Fäusten, um sich ja zu beherrschen. Aber es fiel ihr so schwer. Immer wieder verkannte man sie.

Kathar’s Ausbruch wurde je unterbrochen, als erneut Husten seinen Körper schüttelte. Madiha schluckte ihren Ärger hinunter und half -ganz die brave Sklavin – mit dem Trinken. Dabei aber blieb ihr Gesicht ausdruckslos und sehr bemüht, sich nicht das unangenehme Gefühl in ihrem Innern anmerken zu lassen. Sie war etwas wert….! “Verzeih mir“, sagte er, nachdem er sich hatte beruhigen können. Das Mädchen nickte nur wortkarg. Was sollte sie auch anderes tun? Es ging nicht um sie. Nur um Corax. Für ihn ertrug sie diese Erniedrigung. "Ich habe dich mit meinen Worten verletzt, aber sie spiegeln nicht meine Sichtweise wider. Es ist das Bild der Gesellschaft, in der ich aufwuchs. Eine morgerianisch geprägte Gesellschaft, die nicht nach Andunie überschwappen soll, wenn das Haus Faelyn es verhindern kann. Ich habe Emmyth so gut es geht in eine offene Richtung erzogen und ... ich schweife ab." Madiha hörte kaum richtig zu, aus Selbstschutz vor noch mehr verletzenden Worten. So drang der eigentliche Sinn seiner Worte erst etwas verspätet zu ihr durch und ließen sie ihre Stirn runzeln. Madiha hob den Blick leicht fragend und zweifelnd. "Du sagst, du hast ... meinen Sohn gefunden. Meinen kleinen Jungen? Und ihr seid Freunde. Er lebt also. Er möchte nach Hause zurück?", die Hoffnung, die aus ihm sprach, ließ Madiha wieder mehr zuhören. Spielte er das nun? Weil sie Informationen hatte, die er wollte? Hatte er wirklich innerhalb seiner Familie dafür gesorgt, dass Emmyth in anderen Sichtweisen aufwuchs? Immerhin hatte er doch klargemacht, dass Sklaven nichts wert waren und wenn Corax so „einer“ wäre, könnte er nicht Teil der Familie werden.
Madiha betrachtete das faltige Gesicht. Tatsächlich aber fand sie keinen Hinweis darauf, dass Kathar sich erneut über sie lustig machte. Auch wirkte sein Blick längst nicht mehr ablehnend. „Ich weiß, wo er ist und ich kann ihn herbringen. So er denn will. Er weiß bisher nichts von euch.“, antwortete sie erneut wahrheitsgemäß. "Welch anderen Wert könnte ich jemanden wie dir ansonsten beimessen als den, den dein Name schon suggeriert? Madiha. Eine Frau, die es wert ist geliebt zu werden ... weil sie meinen Korundin zu mir zurückbringt. Ist er überhaupt in der Nähe? Wann könnte er hier sein?" Das Mädchen holte Luft als er erneut die Bedeutung ihres Namens erwähnte. Und wieder trat da ein Funkeln in ihre Augen. Madiha hätte ihm nun sagen können, dass sie keine Sklavin war! Dass sie nicht nötig hätte, ihm auch noch einen Wunsch zu erfüllen, weil sie ihm nicht diente! Aber… ihre Wut und ihre Verletzung verbargen sich unter einem dicken Truhendeckel in ihrem Seelenhaus. Diese Kiste hatte bereits viele jener Erinnerungen gespeichert und würde auch diese darin aufnehmen.

Damit Madiha weitermachen und helfen konnte, statt zu dienen. „Korundin…“, wiederholte sie und musterte Kathar, „er heißt nun Corax…“, weihte sie den Elfen ein und beobachtete, wie er darauf reagierte. „Ich kann ihn sofort aufsuchen und herholen… aber wie gesagt, er weiß nichts von euch und Emmyth. Er wird vielleicht etwas Zeit benötigen.“ Sie dachte kurz nach. „Er wird eventuell Beistand dabei haben… aber…“, sie stockte und dachte an Azura, die ja eventuell ebenfalls mitkommen wollte…, obwohl sie ja immer noch, wie eine Untote aussah. Madiha verwarf die sich verstrickenden Gedanken sofort wieder und fokussierte sich abermals. "Er muss herkommen, möglichst schnell. Bring ihn zu mir und ich verspreche dir, dafür zu sorgen, dass nicht nur ich dich mit gebührendem Respekt behandeln werde. Das und Gold soll dein sein. Hast du jemals eine Drachme in den Fingern gehalten, Madiha? Ich verspreche dir mehr als eine, wenn du Korundin nur hierher bringst!" Sie schluckte. Madiha brauchte nicht mal eine halbe Sekunde, um sein Angebot ablehnen zu wollen, doch dann blieb ihr das kurz im Halse stecken. Sie wollte das vielleicht nicht… aber sie könnte doch somit die Schulden von Caleb bezahlen? Und Harm noch mehr geben? Das Mädchen befand sich in einem Dilemma.
„Ich…“, sie hakte erneut. „Ich bringe euch euren Sohn. Aber ich bezweifle, dass Ihr dafür sorgen könntet, dass andere mehr in mir sehen, als … das“, sie deutete abermals auf ihr entstelltes Gesicht. Madiha schluckte das nun aber ebenfalls hinunter. „Und… ich will kein Geld von euch, deshalb bin ich nicht hier..“, hörte sie sich sagen und konnte nicht aus ihrer Haut. „Versprecht ihr mir trotzdem etwas? Behandelt Corax… Korundin gut… er … er hat so viel durchmachen müssen. Seid nachsichtig… bitte!“, versuchte sie ihm klarzumachen, dass es ihr wichtig war. Und das war es. Keine Hintergedanken, keine Bereicherung. Madiha würde Caleb anders helfen können… und Harm… und all jenen, denen sie zeigen konnte, dass sie wirklich Wert besaß. Madiha musste erkennen, dass sie noch lange nicht sein würde, wer sie sein wollte. Kathar hatte ihr gezeigt, dass andere auch weiterhin Macht besaßen, sie zu verletzen. Das würde wohl nie aufhören. „Woher kennt Ihr die Bedeutung meines Namens?“, wollte sie dann zum Schluss noch wissen, bevor sie das Krankenbett verlassen würde. An der Tür jedoch, blieb sie abermals stehen: „Ich…“, sie zögerte noch mal kurz, wandte sich aber dann zum Gehen. „Ich komme so schnell ich kann wieder. Versprochen.“, sagte sie noch aufrichtig und würde dann zur Tür hinaus wollen, Caleb finden und dann gehen wollen. Und dann… dann mussten sie Corax finden.
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Re: Das Anwesen der Faelyns

Beitrag von Erzähler » Montag 12. Februar 2024, 15:30

Kathars Gelächter besserte die Lage nicht. Madihe fühlte sich verhöhnt. Ob er sie wirklich verspottete, war nicht herauszuhören und ehe er sich dem heiteren Lachen weiter hingeben konnte, geriet der Alte erneut ins Husten. Madiha musste ihm wiederholt Wasser anbieten. Jetzt aber widerstrebte es ihr, dennoch tat sie es. Sie sprang oft genug über ihren eigenen Schatten, stellte sich, ihre Bedürfnisse und vor allem ihren Wert in den Hintergrund. Nein, Letzteres tat sie nicht! Das erledigten andere für sie und würden es immer tun. In den Augen anderer, die nicht ihre Freunde waren, würde sie auch dann nicht mehr als eine Sklavin und Gezeichnete sein, selbst wenn jene ihren Hintergrund nicht kannten. Kathar hingegen wusste doch reichlich von ihr. Es ließ sich nicht abstreiten, dass sein wachsamer Blick ihre Bewegungen studiert und schnell einzuordnen gewusst hatte. Er erkannte sie als Sarmaerin und wusste um die Bedeutung ihres Namens. Das beschäftigte sie, sogar so sehr, dass sie zunächst seine Bitte um ihr Verzeihen überhörte. Als es endlich zu ihr durchsickerte, hatte sie nur einen zweifelnden Blick für den Dunkelelfen übrig. Seine Worte standen im Widerspruch zu denen Emmyths. Kathar meinte, seinen Sohn offen erzogen zu haben. Dennoch hatte Emmyth im Gespräch sehr deutlich gezeigt, wie er über Sklaven dachte. Er fürchtete sogar, dass sein mutmaßlicher Bruder einer sein könnte. Die Frage blieb nun, ob das gespielt war - vielleicht, weil er Jivvin nicht als Verbündete einschätzen konnte - oder ob ein Vater gar nicht so genau wahrnahm, wie sich sein Sohn außerhalb des Schlafzimmers so gab. Kathar wirkte nicht wie jemand, der sein Krankenbett häufig verließ. Wie er es in seinem Zustand überhaupt bis nach Andunie geschafft hatte, blieb ein Rätsel. Madiha konnte jedoch gut abwägen, dass er wohl selten weiter als bis in den Garten seines neuen Hauses gehen würde und dann wohl auch nur, weil man ihn mit einer Sänfte dorthin getragen hatte. Sein Griff vorhin war fest gewesen, der Rest von ihm aber wirkte so gebrechlich, dass selbst sie sich zutraute, ihm spielend leicht das Leben auszuhauchen. Natürlich unter der Voraussetzung, sie wollte das. Madiha hingegen war keineswegs auf's Töten aus. Sie wollte doch nur sichergehen, dass Corax innerhalb seiner eigenen Familie Glück statt noch mehr Leid fände. Das wünschte sie sich für ihn und stellte dadurch erneut sich selbst in den Schatten.
"Er heißt nun Corax ... Ich kann ihn sofort aufsuchen und herholen ... aber wie gesagt, er weiß nichts von Euch und Emmyth. Er wird vielleicht Zeit benötigen." Madiha musterte die greisen Züge. Sie fand Nachdenklichkeit im Blick des Alten. Zeit war etwas, das Elfen vielleicht mehr als Menschen besaßen. Am Ende ihres Lebens aber wurde sie genauso rar und kostbar. "Corax also." Kathar nickte. Dann schaute er Madiha an. "Weißt du, was ein Korund ist?" Er wartete nicht auf ihre Antwort, sondern hob seinen Finger an. Die Haut war so blass, dass man ihn kaum noch für einen reinblütigen Dunkelelfen halten wollte. "Korunde sind das härteste Mineral Celcias, gleich nach dem Diamanten. In seiner reinen Form ist er farblos und nur wenn sich fremde Anteile untermischen, die ihn rot färben, wird er zum Rubin. Ansonsten bezeichnet man seine farbigen Varianten alle als Saphire. Aber Rubine sind etwas Besonderes ... so wie mein Junge." Kathars Mundwinkel zuckte. "Wir schenkten ihm den Namen Korundin in der Hoffnung, dass er unzerbrechlich würde. Unbezwingbar. Dass ihm der Name nun ein offenbar hartes Leben bescherte, war nicht meine Absicht." Der Elf ließ sie Hand wieder sinken und schaute auf seine knöchernen Finger herab. "Corax ... ich möchte erfahren, wie gut ihm der Name zu Gesicht steht." Kathar sagte Madiha sogar Geld dafür zu und das reichlich. Eine Drachme allein konnte das Leben eines Celcianers für immer verändern und er wäre bereit, ihr mehrere davon zu geben. Wie viele Drachmen war das Wiedersehen mit dem eigenen Fleisch und Blut wert?
"Ich ... Ich bringe Euch Euren Sohn. Aber ich bezweifle, dass Ihr dafür sorgen könntet, dass andere mehr in mir sehen als ... das." Kathars Blick folgte ihrem Fingerzeig auf die Narben, die ihr Gesicht entstellten ... oder ihm Charakter verliehen. Es kam immer auf die Perspektive an. Der Dunkelelf hatte in ihr zuerst eine Kriegerin gesehen, deren Kontrahent sie nicht hatte töten können. Erst später erkannte er die Sklavin, hatte seine Aussage über sie als Kämpferin aber nicht revidiert.
"Wenn du ein Freund meines ... Erstgeborenen bist, wird auch er sich das wünschen, weshalb ich hierher gekommen bin. Dass unterschiedliche Rassen einander mit Respekt begegnen und über ihre Herkunft hinwegsehen können." Er seufzte. "Auch in diesem Haus halte ich Sklaven, aber ich hoffe, sie dienen mir gern. Ich bin ein Hausherr ohne Peitsche", fügte er an. "Aber ich wäre dir dankbar, wenn du es sofort wieder vergisst, jedenfalls solange auch Dunkelelfen nach Andunie kamen, um die Menschen dort zu quälen. Ich hoffe, das macht dir nun klar, dass ich nicht nur vorhabe, Korundi... Corax gut zu behandeln. Auch seine Freunde sind mir Willkommen. Jederzeit!" Diese Information gab er Madiha noch mit auf den Weg, welche sich bereits gen Tür begeben hatte. Es wurde Zeit zu gehen. Sie hatte ihre Antworten erhalten. Jetzt musste sie Corax hierher bringen. Außerdem war sie schon viel zu lange von Caleb getrennt worden.
"Wenn du zurückkehrst, werden meine Leute wissen, wie sie dich zu behandeln haben. Damit fängt es an. Alles andere ... überlässt du mir und deinem Freund ... meinem ... Sohn." Madiha ließ einen alten Elfen zurück, in dessen Jahrhundert alten Augen seit Langem wieder Hoffnung glomm und sie fast rötlich schimmern ließ. In ihrem Herzen hingegen brannten die Flammen. Sie hatten ausbrechen wollen, als Madiha sich verletzt und gedemütigt gefühlt hatte. Nun waren sie verärgert darüber, dass sie sich ihnen nicht hingegeben hatte. Sie fühlte die Grenze zwischen ihrem magisch beschwörbarem Feuer und dem Natürlichen, das sie in sich aufgenommen hatte. Letztes war verstimmt und kurz davor zu rebellieren. Sie musste es irgendwie wieder loswerden oder einen anderen Weg finden, damit sie nicht die Kontrolle darüber verlor. Jetzt aber galten ihre Gedanken erst einmal Caleb. Ihn wollte sie zuerst finden, Lösungen für ihre eigenen Probleme waren zweitrangig.
Madiha fand den Weg aus dem Haus schneller als erwartet. Eine der Wachen vor dem Schlafzimmer des Hausherrn hatte einen Pagen gerufen. Hierbei handelte es sich um keinen andunischen Sklaven, sondern ebenfalls um einen Elfen. Seine Haut war heller als die von Emmyth, Corax oder der Wache neben der Tür und seine Augen schimmerten in einem lieblichen Braun. Er geleitete Madiha bis zur Haustür und war ganz überrascht, dass sie keinen Schirm besaß, den er ihr aushändigen konnte. Dafür erfuhr sie von ihm, dass man Caleb nicht vom Haus internen Heiler hatte behandeln lassen können, weil jener gar nicht anwesend war. Er besuchte gerade irgendein anderes Haus, um sich dort um einen verletzten Adelssohn zu kümmern. "Euren Begleiter wollte man nun zu -" Der Page brach ab, als sie beide den spitzen Schrei von draußen hörten. Mehr von Neugier als Not gepackt riss der Elf die Haustür auf und lief ein Stück weit hinaus in den Regen. Er und Madiha mussten jedoch bis zur Grundstücksmauer rennen und auch dort das Tor öffnen, um zu sehen, woher der Schrei gekommen war. Die Stimme war beiden vertraut. Madiha hatte sie nicht oft und nicht sehr laut gehört, erkannt darin aber sofort Kathars Dienerin. Sie war es tatsächlich und sie versteckte sich halb hinter Caleb. Der wiederum streckte seinen gesunden Arm vor, um "Messer" daran zu hindern mit einer echten Waffe des gleichen Namens auf die arme Frau einzustechen. Jene schrie erneut, als schwer gerüstete Schritte laut wurden und wenig später Hauswächter von beiden Seiten die Straße herunter gerannt kamen.
"Das hast du ja großartig hinbekommen, du Idiot!", maulte Caleb das Messerwiesel ungehemmt an. Es kümmerte die Wachen nicht. Sie erkannten im Trio nur die Magd des Herrn, folglich waren die beiden Männer eine Gefahr. Schon richteten sie ihre Klingen sowohl auf Harms Handlanger als auch Caleb. Messer wirbelte herum und glaubte wohl wirklich, sich mit seiner kleinen Klinge verteidigen zu können.
"Lebend kriegt ihr mich nicht", schnarrte er und Madiha konnte Calebs Augenrollen bis zum Tor erahnen. Ihr Dieb verpasste Messer einen leichten Schlag an den Hinterkopf. Erneut blaffte er Harms Mann an: "Das ist genau, was sie liebend gern tun würden. Nun fordere sie nicht noch dazu auf!" Anschließend hob er beschwichtigend seinen gesunden Arm und legte die Hand in den Nacken. "Ich bin sicher, wir können das besprechen. Wir haben nichts verbrochen."
"Ach nein? Und warum lugt da eine Flasche Wein aus deinem Gürtel? So ein edles Tröpfchen bekommt 'n mickriger Menschenabschaum wie du kaum von Herrn Faelyn geschenkt. DIEB!", schimpfte einer der dunkelelfischen Soldaten und hob die Klinge an. Caleb wich zurück, Messer versuchte dazwischen zu gehen und die verängstigte Magd wandte sich um, getrieben von Furcht. Sie stürmte an Madiha und dem Pagen vorbei, der sie sofort mit ins Haus begleitete, anstatt die Situation aufzulösen.
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Re: Das Anwesen der Faelyns

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Dienstag 13. Februar 2024, 12:05

Madiha würde noch viel lernen müssen. Sie war bisweilen ungestüm und vermutlich auch etwas ungeduldig. Immerhin wohnte in ihr das Element Feuer, das äußerst launisch werden konnte und heiß brannte. Dabei kollidierte dieses Feuer aber auch mit ihrer erlernten Demut. Es wäre gewiss spannend zu sehen, welcher Mensch Madiha geworden wäre, wenn sie einen anderen Lebensweg hätte einschlagen dürfen. Wenn Caleb sie damals zu den Dieben und nicht zu Abbas gebracht hätte. Es brachte jedoch nichts darüber nachzudenken, denn das Mädchen war nun mal, wie sie war. Kathar hatte ihr klar zu verstehen gegeben, dass sie nichts weiter als eine Sklavin war. Er hatte sogar über ihre Worte gelacht und sie damit tatsächlich verletzt. Obwohl sie sich geschworen hatte – bereits mehrfach! -, dass keiner sie jemals wieder verletzten können sollte. Aber es klappte einfach nicht. Madiha wollte so sehr an Wert gewinnen, dass sie kaum ertragen konnte, wenn sie verkannt wurde. Dass der alte Elf jedoch ganz anders dachte, zeigte sich in ihrem Abschied voneinander. Madiha stand an der Tür und wandte sich noch einmal um. Sie dachte noch über seine Worte bezüglich Corax‘ richtigen Namen nach und dass auch diese Bedeutung etwas… besonderes war. "…Ich hoffe, das macht dir nun klar, dass ich nicht nur vorhabe, Korundi... Corax gut zu behandeln. Auch seine Freunde sind mir Willkommen. Jederzeit!" Madiha blickte den Mann einen Moment abwartend an. Lachte er jetzt wieder? Das Mädchen runzelte leicht die Stirn und versuchte abzuschätzen, ob er aufrichtig war. Aber sie hatte keinen Grund festzustellen, dass dem nicht so wäre. Kathar schien einem anderen Denkmuster zu folgen als jenem, den man den Dunklen allgemein nachsagte. Madiha musste zugeben, dass sie mehr und mehr den Verdacht erhielt, dass die Dunkelelfen einen nicht unbedingt zutreffenden, schlechten Ruf hatten. Corax war… nicht so. Jivvin war nicht so, Emmyth schien nicht so zu sein und Kathar auch nicht. Das waren bereits so einige, die Madiha nicht vergessen würde. Konnte es denn sein, dass man die Dunklen einfach nur über einen Kamm scherte? Auch sie wollte das nicht. Nur, weil ihr Leben durch andere bestimmt worden war, war sie noch lange nicht nichts wert.
Sie war Madiha! Und sie wollte herausfinden, was das bedeutete. Madiha aus Sarma. Sicher, die Feuerhexe war ein Paradebeispiel für Grausamkeit, die Anhänger des Hauses Raservath waren ebenfalls schlechte Beispiele. Aber Khasib war auch ein ekelhafter Mensch! Und Palm, der dürre Junge aus Sarma, der sie schikaniert hatte. Es gab auf jeder Seite Gute und Schlechte. Man musste für sich entscheiden, wer man sein wollte. Und für sich entscheiden, ob man dem aufgezeigten Weg befolgen oder lieber davon abweichen wollte. Kathar hatte Madiha einiges zum Nachdenken gegeben und so ließ sie sich stumm von dem Pagen zu Caleb führen. Dabei warf sie ihm neugierig einen Blick zu, da er noch mal anders aussah als die Dunklen. Sie stutzte erst, als der Page ihr erläuterte, dass Caleb nicht länger hier wäre. Das machte sie mit einem Mal unruhig, weil sie sich nur sicher gefühlt hatte, weil sie ihn in ihrer Nähe glaubte.

"Euren Begleiter wollte man nun zu -" Der Schrei von vor der Tür, jagte Madiha einen Schauer über den Rücken. Und ehe sie verinnerlichen konnte, was eigentlich genau los war, stürmte der Page bereits hinaus. Sie folgte angestachelt durch die Situation und schirmte etwas ihre Augen vor dem Regen ab, der sie draußen empfing. Dann lief sie mit schmatzenden Schritten auf das Gartentor zu und fand nach dem Elfen die Situation vor. Sie erkannte Messer und Caleb, der sich schützend vor die Dienerin von Kathar stellte. Noch bevor Madiha etwas sagen konnte, verschärfte sich die Situation und Wächter des Hauses kamen von beiden Seiten, um sie einzukesseln. Das Mädchen trat hinter dem Elfenpagen vor. Ihr Blick galt Messer. Stumm fragte sie ihn, was er da eigentlich tat. Sie hatten einander einen Schwur geleistet! Madiha merkte gar nicht, wie der Regen ihre Haare und ihre Schultern benetzte. Diese Situation drohte gerade in eine völlig falsche Richtung zu laufen. Ihr Herz klopfte, denn erneut sah sie Caleb in Gefahr. Und das ertrug sie einfach nicht. Ihre Angst war echt. Angst, ihn zu verlieren. Was hatte sein Sprung nur angerichtet mit ihr? Madiha schluckte einen Kloß hinunter, damit sie ihre Stimme finden konnte, doch schon richteten die Wachen ihre Worte an Caleb und hatten ihn auf dem Kieker. „Nein..“, keuchte Madiha und schüttelte den Kopf unwillig über diese Entwicklung. Sie stellte sich sofort neben ihren Dieb und schirmte zusätzlich das Mädchen vor Messer ab, sodass jene mit dem Pagen zusammen ins Haus zurücklief. Madiha warf einen Blick zurück „Wartet!“, rief sie noch, denn das Mädchen hätte doch bestätigen können, was Madiha sagen wollte. Doch zu spät. Madiha blickte in die Runde.
„Hört auf! Kathar hat ihm den Wein gegeben, weil … weil wir seinen Sohn zu ihm bringen sollen!“, rief Madiha durch den Regen den Wachen entgegen. Sie wusste, es war gelogen. Caleb hatte gestohlen… Aber… Aber sollte er nun deshalb… Madiha wusste nicht mehr, was sie denken sollte. Die Situation sprach ihren Beschützerinstinkt gegenüber Caleb an. Sie konnte nicht zulassen und noch weniger etragen, ihn in Gefahr zu sehen. Dann stellte sie sich zwischen Messer und Caleb, damit der Dieb von Harm nicht auf dämliche Ideen kommen konnte. „Er hat die beiden angegriffen!“, rief sie, deutete auf Messer und hoffte einfach inständig, dass die Wachen ihr Glauben schenken würden. Sie spürte die Angst und die war nie gut. Zudem war da dieses Feuer, das sich sowieso schon rührte, weil sie es so lange einsperrte. „Bitte! Ich komme gerade von Kathar und soll seinen Sohn zu ihm bringen. Und er“, sie deutete auf Caleb, „gehört zu mir! Ihr verzögert die Anweisungen Eures Herrn nur!“, versuchte sie es diplomatisch. Madiha aber stand noch immer wie ein kleiner Schutzschild vor Caleb, wie er zuvor vor dem Mädchen. Sie schirmte Caleb vor Harm ab und hatte die Hände zu beiden Seiten der Wachen ausgebreitet, um sie ruhig zu halten. Ihr Blick glitt zu Messer. „Nimm es runter!“, knirschte sie ihn an. Wieso passierte das immer?! Wieso… es war nicht wichtig wieso. Madiha schloss kurz die Augen. Wenn sich das hier nur friedlich lösen ließ! Sie hatte Angst davor, dass etwas passierte, womit sie nicht umgehen konnte und sie dann alles nur noch schlimmer machte!
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Re: Das Anwesen der Faelyns

Beitrag von Erzähler » Dienstag 13. Februar 2024, 13:38

Wie hatte die Sache nur so aus dem Ruder laufen können - schon wieder?! Madiha verstand die Welt nicht mehr. Da war Caleb, begleitet von der Magd, die sich so fürsorglich um Kathar Faelyn gekümmert hatte. Da war Messer, der gleichnamige Waffe auf die junge Frau richtete, während Caleb zumindest mit seinem Körper dazwischen ging. Wenigstens rannte er nicht sofort in die Klinge hinein! Dafür kamen einige Wächter des Hauses um die Ecke und sie waren schnell. Das galt auch für falsche Sclussfolgerungen. Im Grunde aber hatten sie Recht, Caleb einen Dieb zu schimpfen. Er hatte den Wein ja wirklich aus dem Faelyn'schen Keller mitgehen lassen. Oh, wie konnte es nur dazu kommen?!
Schlimmer noch war die Furcht der Magd und die Feigheit des Pagen, der Erstere sofort mit einem Arm abschirmte, sie aber zurück ins Haus brachte. Sie hätte die Situation sicherlich aufklären können, aber in ihrer Angst vor Messer ließ sie Caleb im Stich. Madiha warf Harms Handlanger einen düsteren Blick zu. Als jener jedoch die Flucht der Hausthaltshilfe, sowie das Eintreffen der Wachen bemerkte, richtete er seine Messerspitze nicht länger auf Caleb aus. Er wandte sich um, war aber mit seinem vorlauten Mundwerk nicht hilfreich. Sogleich provozierte er die Wächter und erntete von van Tjenn einen Klaps gegen den Hinterkopf. Caleb versuchte zwar, sich herauszureden, doch man glaubte ihm nicht. Die Männer kämen nicht sicher aus der Lage heraus. Darüber hinaus war ihr Liebster bereits verletzt. Sein rechter Arm hing nach wie vor etwas nutzlos an seiner Seite.
Angst wanderte Madiha die Kehle empor. Angst, Caleb erneut zu verlieren und dieses Mal möglicherweise für immer. Aber in diese Furcht mischte sich auch noch etwas Anderes: Wut. Das Bedürfnis zu verbrennen und zu vernichten. Das fremde Feuer wirbelte durch ihre Seele und riss an den Zügeln, die sie ihm nur schwerlich hatte umlegen können. Es fraß sich hindurch. Sobald die Stricke rissen, würde es sich freisetzen, ohne Madihas Zutun. Davor fürchtete sie sich mindestens genau so sehr wie um den Verlust ihres liebsten Diebes. Dennoch konnte sie nicht anders. Wenn sie nicht eingriff, wer dann? Sie musste etwas unternehmen. So war es Madihas Körper, der plötzlich zwischen Caleb und Messer auftauchte, während sie mit ausgestreckten Armen den Zugriff der Wachen zu ihm etwas abschirmte.
"Bitte! Ich komme gerade von Kathar und soll seinen Sohn zu ihm bringen. Und er gehört zu mir! Ihr verzögert die anweisungen Eures Herrn nur!" Dass Madiha nicht Emmyth meinte, konnten die Wachen nicht ahnen, aber dass eben jener Sohn ständig von ihnen gesucht wurde und dass sie den Vornamen des Hausherrn kannte, ließ zumindest drei der vier Wächter stutzten. Der letzte von ihnen brummte jedoch abfällig, aber sofort redete sein Nebenmann auf ihn ein. Das Lerium war harsch. Es konnte den Wächter allerdings nicht überzeugen. Er schüttelte den Kopf.
"Wir haben keinerlei Beweise. Da könnte ja jeder dahergelaufen kommen ... und wenn dieser Bastard dort wirklich angegriffen hat, bekommt meine Klinge zumindest dessen Blut zu schmecken!" Der Dunkelelf gehörte zur Sorte, die Vorurteile schufen. Er war vom Schlag jener, die man für abgrundtief böse hielt. Er war einer dieser Dunkelelfen, die Andunie mit brachialer Gewalt eingenommen hatten, um zu plündern, zu morden und Schrecken zu verbreiten. Er war nicht wie Corax, Emmyth oder Kathar. Madiha sah den Blutdurst in seinem Blick. Er war ebenso kalt wie der Stahl, den er anhob, um Messer mit einem gezielten Schlag die Hand am Gelenk abzutrennen. Harms Halunke würde sie nicht rechtzeitig zurückziehen können. Schon holte der Dunkle zum Schlag aus. Seine Schneide ging auf Messer nieder und ... es klirrte, als träfe der metallene Schlagstock auf eine Triangel. Es klang beinahe schön. Vor Madihas Augen blitzte Silber auf, dann Gold. Sie schaute direkt in den prüfenden Blick von ...
"Jivvin!", entkam es Caleb und sie musterte auch ihn kurz. Die Dunkelelfe war lautlos und wie ein Geist vor ihnen erschienen, obwohl ihr Schatten zuvor noch den Himmel etwas mehr verdunkelt hatte, als sie mit einem gewagten Sprung von einem der Dächer auf die Straße gehechtet und zu der Gefahrenlage gesprintet war. Jetzt stand sie als zweite Abwehr zwischen Caleb, Madiha und den Wachen. Auch Messer schützte sie mit einem ausgestreckten Arm, in deren Hände die silbernen dicken Nadeln blitzten, die sie sind nutzte, um ihr Haar zusammenzuknoten. In der Rechten aber führte sie ihre schlanke Klinge, hielt mit der Breitseite gegen das Schwert des Dunkelelfenwächters und gewann die Konfrontation wohl nur, weil das Überraschungsmoment auf ihrer Seite war.
"Waffen herunter, sonst stelle ich Euch die Kosten meiner Sklaven in Rechnung." Wenn Jivvin auf Lerium sprach, war auch ihre Stimme eiskalt. Sie schnitt damit direkt in das Fleisch ihres Gegenübers, dass er mit dem Kopf zurückzuckte.
"Sturkopf! Das ist es nicht wert. Willst du deinen Posten verlieren?", setzte sein Kumpan erneut nach und endlich senkte der Elf das Schwert. Durch die anderen Wächter ging ein Aufatmen und auch Jivvin entspannte sich, vordergründig um zu signalisieren, dass die Situation sich von ihrer Seite aus beruhigt hatte.
"Brav", lobte sie die Wächter wie Hunde. Dann nickte sie fordernd die Straße herunter. "Nun setzt eure Patrouille fort, ehe das Haus von anderer Seite noch angegriffen wird. Ich bringe mein Eigentum heim und ... kümmere mich um das Problem." Dabei wandte sie den Kopf langsam um, fixierte Messer mit ihrem tiefgoldenem Blick, dass er wie das Kaninchen vor der Schlange erstarrte. Die Wachen zögerten, trollten sich aber schließlich. Jivvin wartete, bis beide Duos zu jeweils einer Seite der Straße um die Ecken gebogen waren. Anschließend fackelte sie jedoch nicht lange. Sie hatte Madihas Ausruf ebenfalls gehört, dass es Messer war, der versucht hatte, Caleb und die Magd anzugreifen. Blitzschnell riss sie die Hand mit den Nadeln empor und stach sie in Messers Oberarm.
"He! Was zum ... u-urhrhhhgh!" Er konnte kaum länger als zwei Herzschläge reagieren, schon kippte er seitlich zur Straße. Jivvin reagierte erneut mit der lautlosen Schnelligkeit einer Raubkatze und fing ihn mit einem Arm auf. Sie blickte Caleb kurz entgegen. Ihre Augen ruhten auf seinem Arm. Dann brummte sie: "Du benötigst offensichtlich einen Heiler. Als du mit Madiha in der Gasse noch wilden Sex hattest, war der noch heil." Dann schulterte sie Messer und nahm die Pose einer Frau ein, die darauf wartete, dass der Mann endlich zum Aufbruch bereit war. Caleb jedoch starrte sie nur an. Er war blass um die Nase, während seine Wangen und auch Ohren vor Scham knallrot angelaufen waren. Immer wieder klappte er den Mund auf und zu. Es gelang ihm nicht, auch nur ein Wort heraus zu bringen. Jivvin rollte mit den goldenen Augen und seufzte. Sie sah nun auch Madiha an. "Glaubt ihr, ich lasse euch einfach so in eine gefährliche Situation laufen? Caleb, ich habe dir gesagt, du sollst Estelle keien Sorgen bereiten! Ich wusste, es war das Richtige, euch zu beaufsichtigen und ja, ich habe euch gesehen, ebenso wie der kleine Quälgeist hier. Ich habe alles gesehen." Ihre Augen wanderten an Caleb entlang und ihr Blick veränderte sich. Plötzlich lag etwas Neues darin: Interesse. Sie blieb auf Höhe seines Schritts stehen, so dass der Dieb nahezu purpurrot anlief.
"Du bist ja enorm prächtig gewachsen. Jetzt habe ich gut und gern Lust, ebenfalls mit dir in einer Gasse zu verschwinden."
Caleb japste auf. Er stand kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren, weil sämtliches Blut in seinen Kopf gewandert war. Ehe das jedoch geschehen konnte, nickte Jivvin Madiha trocken, aber auffordernd zu. "Na, los, stütz ihn, bevor er uns umkippt. Männer! Halten wahrlich nichts aus. Kommt, ich nehme euch zu einem Heilkundigen mit und dann bringen wir diese Landplage zurück zu den Docks. Madiha, du entscheidest, ob ich ihn seiner Gruppierung ausliefere oder ins Meer werfe. Beides ist mir Recht."
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Beruf: Sklavin (ehem.)
Fähigkeiten: Durchhaltevermögen (sehr gut)
Feuermagie (rudimentär)
Schwimmen (rudimentär)
Lesen & Schreiben (rudimentär)
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L, 0F
Ausrüstung: Eine kleine Muschel mit Loch an einer Kette um den Hals
Tierische Begleiter: Keinen

Re: Das Anwesen der Faelyns

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Dienstag 13. Februar 2024, 14:34

Niemand konnte sich vielleicht vorstellen, wie es in Madiha aussah. Caleb war ihr einziger Anker in ihrem mehr als verkorksten Leben. Er war eine Konstante, ihr Ruhepol, ihr Halt. Das Mädchen liebte ihn mehr als ihr eigenes Leben und wollte nur, dass es ihm gut ging. Sie konnte nicht ertragen, wenn ihm etwas zustieß. Vielleicht konnte sie es nicht ertragen, weil sie dann auch allein zurückbleiben müsste. Ohne irgendjemanden. Madiha hatte doch nur Caleb und es machte ihr Angst, wenn er nicht mehr da sein sollte. Hinzu kamen ihre Gefühle. Gefühle, die sich im Grunde niemals hätten entwickeln dürfen, war er doch der Grund für die Entwicklung ihres Lebens gewesen. Aufgrund des Missbrauchs, hätte Madiha wohl für alle Zeit einer Keuschheit schwören können und jeder hätte es verstanden. Aber es kam eben anders. Sie verliebte sich in den Halunken, der für sie so viel mehr bedeutete. Wo andere nur einen Dieb sahen, jemanden, der sie verschmähte oder sich vor Verantwortung drückte, da sah Madiha die Freiheit in seinem Blick. Sie sah das Kind, das er geblieben war und wohl auf ewig bleiben würde. Madiha sah einen Mann, der sich aufrichtig freuen konnte, sich aufrichtig begeistern konnte. Jemanden, der ihr, dem Sklavenkind, keine leeren Versprechungen machen wollte. Er hatte sie ins Verderben gestoßen, aber er hatte sie auch daraus gerettet! Madiha liebte Caleb mit jeder Faser ihres Seins und das würde sich nicht ändern. Aber es tat auch weh jemanden so aufrichtig zu lieben, dass man alles für ihn tun und von sich aufgeben würde. Es war nicht gänzlich gesund, denn Caleb besaß alle Trümpfe, wenn es um sie ging. Jetzt stand das Mädchen wiedermal zwischen einer tödlichen Waffe und dem Körper des Diebes. Sein Leben würde sie wohl immer schützen, wenn sie es denn konnte. Sie hätte beinahe die Wasserakademie vernichtet, um ihn zu retten. Auch wenn sie das nicht hatte kommen sehen, wenn es ihm das Leben gerettet hätte… Madiha konnte den Gedanken nicht weiterspinnen, denn sie brauchte ihre Konzentration, als sich der letzte im Bunde der Wachen gegen eine friedliche Lösung entschloss.
Madiha hatte Messer ans… Messer geliefert. Sie hatte auf ihn gezeigt und ihn beschuldigt und das war ja nicht mal gelogen. Gelogen war aber, dass Caleb den Wein haben durfte. Und trotzdem sagte sie es. Denn andernfalls würde sie ihn wohl verlieren. Genau das war doch die Situation, die sie vermeiden wollte. Sie hatte Caleb gebeten vorsichtig zu sein. Aber schon zum zweiten Mal in dieser Unternehmung, brachte ihn seine sorglose Abenteuerlust in Bedrängnis. Und sie auch. Madiha versuchte noch zu beschwichtigen, da zog der Dunkelelf mit kaltem Blick seinen Stahl und wollte ihn soeben gegen Messer richten. Madiha zuckte erschrocken, riss die Augen auf und machte einen halben Schritt vor, als würde sie sich auch vor Messer werfen, um ihr Leben für seines zu geben. Das war nicht mal ihr Plan gewesen, eher eine instinktive Handlung. Vielleicht war auch sie furchtbar unvorsichtig… Doch bevor es zu einer Katastrophe kommen konnte, klirrte es.

Madiha zuckte zusammen, hob die Hände über ihren Kopf und lugte dann vorsichtig zu Messer und dem Elfen. Ihre Überraschung stand ihr ins Gesicht geschrieben, als Caleb bereits ihren Namen aussprach. Die Dunkelelfe aus dem Hause van Tjenn war zu ihrer Rettung erschienen und hatte sich wie ein Greifvogel aus dem Himmel hinabgestürzt, um das Blutvergießen zu verhindern. Das Mädchen konnte nur auf die schöne Elfe starren, die sogleich die Wachen zurechtwies. Und es tatsächlich schaffte, dass die Männer ihre Waffen wegsteckten. Sie trollten sich und Madiha sah ihnen immer noch sprachlos hinterher. Dann handelte Jivvin erneut blitzschnell und stach in den Oberarm des Diebes von Harms Bande. Madiha zuckte mit der schnellen Bewegung seitens der Dunklen, um Harm zu stützen. Das lief alles zu schnell für Madiha ab, die reichlich nutzlos dastehen konnte. "Du benötigst offensichtlich einen Heiler. Als du mit Madiha in der Gasse noch wilden Sex hattest, war der noch heil." DAS allerdings, rüttelte Madiha ordentlich wach. „Was?!“, japste sie und lief sofort rot an. Auch Caleb stammelte etwas und ein kurzer Blick verriet Madiha, dass auch ihm die Sache ordentlich peinlich war. „Du hast uns… hast uns…“, stammelte Madiha mit trockener Kehle und befeuchtete sich die Lippen. Sie schlang einen Arm um sich und rieb sich den Oberarm. "Glaubt ihr, ich lasse euch einfach so in eine gefährliche Situation laufen? Caleb, ich habe dir gesagt, du sollst Estelle keine Sorgen bereiten! Ich wusste, es war das Richtige, euch zu beaufsichtigen und ja, ich habe euch gesehen, ebenso wie der kleine Quälgeist hier. Ich habe alles gesehen." Der goldene Blick glitt an Caleb hinab und blieb auf seinem Schritt hängen. Madiha bemerkte es und sah zwischen ihr und Caleb hin und her. "Du bist ja enorm prächtig gewachsen. Jetzt habe ich gut und gern Lust, ebenfalls mit dir in einer Gasse zu verschwinden." Madiha presste die Lippen aufeinander und sofort glühten ihre Wangen. Sie senkte den Blick und wirkte verbissen. Es passte ihr nicht, was Jivvin sagte aber noch mehr passte ihr nicht, dass Caleb NICHTS sagte.
Ihr Blick suchte sein Gesicht, das ordentlich blass war. Offenbar hatte Jivvin eine Einladung ausgesprochen und Caleb verneinte nicht. Madiha schluckte. Er hatte eben alle Trümpfe in seinen Händen. Das Mädchen ballte die Hände zu Fäusten und ließ den Blick wieder sinken. Sie musterte Jivvin verhalten. Die Dunkle schien das ganze zu genießen und was sollte Madiha sagen? So, wie sie dastand, die goldenen Augen auf Caleb gerichtet, schlank und wunderschön, dazu schlagfertig und versiert… Madiha hasste es. Sie hasste es, dass sie immer danebenstand und im Schatten versank. Sie hasste es, dass sie nichts zu bieten hatte. Dass sie immer kämpfen sollte, während andere sich nahmen. In ihr brodelte es gehörig und das fremde Feuer nährte sich schamlos von ihren widerstreitenden Gefühlen. "Na, los, stütz ihn, bevor er uns umkippt. Männer! Halten wahrlich nichts aus. Kommt, ich nehme euch zu einem Heilkundigen mit und dann bringen wir diese Landplage zurück zu den Docks. Madiha, du entscheidest, ob ich ihn seiner Gruppierung ausliefere oder ins Meer werfe. Beides ist mir recht." Ihre Worte drangen verzögert zu Madiha vor und das Mädchen hob ein wenig den Kopf. Sie wirkte immer noch reichlich angespannt und noch immer sagte Caleb nichts. Er ließ es einfach stehen, als würde er sich noch überlegen müssen, Jivvin’s Einladung anzunehmen. Madiha’s Fingernägel gruben sich in ihre Handballen. Sie spürte eine Hitze, die auf ihrem Gesicht unangenehm brannte. Und ihre Augen wollten sich davor schützen und tränen, aber noch hielt sie diese zurück. Ihre Stimme war erstickt, weil sie ihre Wut so zurückhalten musste. Zurückhalten wollte. Sie durfte nicht aufbegehren. Das würde sie nur anstacheln und ihn… verschrecken. Trotzdem brauchte Madiha einige Anläufe. Dann räusperte sie sich leise, was das ganze aber nicht leichter machte.

„Du… Messer sollte zu Harm zurück.“, krächzte sie und fasste sich an die Kehle. Sie fühlte sich an, wie zugeschnürt. „Und…“, sie warf Caleb einen Seitenblick zu. „Nein.“, sagte sie dann fest und biss die Kiefer aufeinander. „Ich habe versprochen, Corax zu finden und zu Kathar zu bringen.“, erwiderte sie. „Macht… geht ihr allein zu einem Heiler.“, murmelte sie und konnte nicht fassen, dass sie das sagte. Aber es war auch nicht einfach. Es war kaum zu ertragen, dass Caleb immer noch nichts sagte und Madiha’s aufwallende Gedanken nicht entkräftete. Hatte er denn noch nicht verstanden, dass sie sich niemals sicher sein würde? Niemals sicher sein konnte? Dass sie immer glauben würde, es wäre nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn verlieren würde? Sie sah Caleb kurz an und ihre Augen schwammen bereits, aber sie hielt alles tapfer zurück. „Lass… dir helfen.“, hauchte sie immer noch erstickt. Gleichwohl war sie irgendwie sauer auf ihn. Nicht nur wegen Jivvin. Auch wegen des Pulvers und wegen des Weines. Beides hatte sie in schwierige Lagen gebracht, obwohl sie ihn gebeten hatte, vorsichtig zu sein. Wegen Wein und Glitzerstaub getötet werden? War es das wert? Vielleicht für ihn. Er konnte ja mit Jivvin darauf anstoßen, sobald sein Arm wieder in Ordnung wäre. Madiha brach den Blickkontakt zum stummen Caleb ab und interpretierte sein Schweigen auf ihre Weise. Dann warf sie Jivvin einen schnellen Blick zu. „Ihr schafft das auch ohne mich.“, murmelte sie verletzt und wollte sich dann ihren Weg suchen. Erstmal weg aus der Situation… und dann Richtung Akademie. Vielleicht war Corax dort. Vielleicht… vielleicht war irgendjemand dort. Sie jedoch spürte, dass die Wut nicht einfach abflaute. Im Gegenteil, sie reicherte sich an ihrem Schmerz an. Irgendwann musste sie das Feuer loswerden. Vielleicht ging es ihr dann besser… Vielleicht.
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Re: Das Anwesen der Faelyns

Beitrag von Erzähler » Freitag 16. Februar 2024, 17:29

Caleb war der Schrecken ganz schön in die Glieder gefahren, als Messer wie aus heiterem Himmel plötzlich vor ihm aufgetaucht war, wild mit einer solchen Klinge in der Luft herum gewirbelt und sowohl ihn als auch die andunische Sklavin angeblökt hatte. Beide Männer hatten sich verbal schnell in die Haare bekommen, aber Messer war nun einmal derjenige mit der gezogenen Waffe. Das hatte Kathar Faelyns Magd dazu bewogen, einen schrillen Angstschrei auszustoßen und die Wachen zu alarmieren. Aber nicht nur sie kamen zur Rettung. Plötzlich stand Madiha vor und zwischen den beiden Dieben. Caleb starrte auf sie herab und noch ehe er selbst handeln konnte, tauchte auch noch Jivvin auf. Die Dunkelelfe schien die Einzige zu sein, welche die Situation mit der nötigen Ruhe anging. Ihr scharfer Unterton aber sorgte dafür, dass sich die Wachen rasch trollten. Daraufhin rammte sie ohne zu zögern ihre übergroßen Haarnadeln in Messers Oberarm. Jener ging wie ein Sack Getreide zu Boden, wirkte benommen, aber nicht vollkommen bewusstlos. Seine Augen verdrehten sich immer wieder unter den halb geschlossenen Lidern und Speichel rann ihm aus einem Mundwinkel. Jivvin ignorierte ihn, als hätte er nie in Hindernis dargestellt. Tatsächlich sah sie ihn eher als Klotz am Bein an oder als Last, die sie sich nun auf die Schulter hievte. Vermutlich hätte sie Caleb dazu verdonnert, aber jener besaß einen ausgerenkten Arm und gehörte endlich in Behandlung. Das und noch mehr stellte die Dunkelelfe in kurzer, aber trockener Abfolge fest. Dass sie aber Madihas und Calebs Liebesspiel beobachtet hatte und noch dazu seine körperliche Statur mehr als positiv kommentierte, bewirkte das genaue Gegenteil bei der Sarmaerin. Madiha stieß es bitter auf, dass sie offenbar plötzlich Gefallen an Estelles Sohn fand. Mehr aber schmerzte sie, dass Caleb nichts dazu sagte. Wäre sie selbst weniger emotional gewesen, hätte sie es ihm vermutlich nicht übel nehmen können. Caleb war zur Salzsäule erstarrt, aber röter als ein gekochter Hummer. Sein Kopf drohte noch, unter dem Blutüberschuss zu zerplatzen. Seine Ohrspitzen nahmen bereits eine purpurne Farbe an und er japste. Er rang mehr um Atem als um Worte, denn jene brachte er gar nicht erst über die Lippen, so peinlich berührt war er. Anders als andere Männer, die man in flagranti erwischte, war Caleb schließlich noch überaus unerfahren auf seinem Gebiet. Dass er sich überhaupt in der Öffentlichkeit darauf eingelassen hatte, mit Madiha auf Tuchfühlung zu gehen, war ihrer beider Leidenschaft, dem Adrenalin und nicht zuletzt ihrer Liebe zueinander zu verdanken. Von Letzterer bekam Madiha nun allerdings reichlich wenig mit. Calebs Schweigen stach ihr tief ins Herz und Jivvins plötzliches Interesse an dem Dieb verschlimmerte es nur. Sie war durchaus schön, wie es schon Dunia gewesen war und sie beide konnte man als perfekten Fang bezeichnen. Wohlgeformt, athletisch oder in hohem Wissen begabt, zeichneten sie sich nur noch durch ihre exotische Anziehung aus. Madiha besaß nichts davon. Sie war dürr - nun, nicht mehr so schrecklich wie noch in Sarma, aber mit ausgeprägten Rundungen konnte sie nicht punkten. Sie war nichts Besonderes, eine ewige Sklavin, selbst wenn sie glaubte, dieses Stigma abgelegt zu haben. Aber offenbar trug sie es wie ihre Gesichtsnarben durch die Welt und es wollte niemals verschwinden. Selbst Caleb schien angesichts von Jivvins Interesse nichts mehr in ihr zu sehen. Sein Schweigen konnte Madiha sich ansonsten nicht erklären und ehe Rationalität ihren Kummer in die Schranken weisen konnte, breitete er sich über ihrem Herzen aus. Denn auch Madiha war unerfahren, was aufrichtige Liebe mit all ihren Tücken betraf.
Die Situation behagte ihr nicht. Sie fühlte sich beengt und geradezu erdrückt von Calebs Schweigen. Sie musste weg, suchte nach einem Ausweg und fand ihn wohl begründet darin, ihrem Weg zu folgen, wo er lieber einen Heilkundigen aufsuchen sollte. Und Harm! Ja, Harm musste von der Aktion seines Handlangers erfahren und wer könnte da den besseren Boten spielen als Caleb? Eine Meisterdiebin wie Madiha sie war ließ sich nicht auf das Niveau herab, sich um einfache Halunken zu kümmern. Harm sollte froh sein, dass sie Messer nicht hatte umbringen lassen! Ja, so müsste sie auftreten, aber ihr war nicht danach. Ganz und gar nicht. Jivvin und ihr neuer Schwarm Caleb würden das Problem schon gemeinsam lösen. Sie waren raffiniert und souverän genug dafür. Madiha war ... nur Madiha.
"Ich habe versprochen, Corax zu finden und zu Kathar zu bringen. Macht ... geht ihr allein zu einem Heiler. Lass ... dir helfen." Madiha presste die Worte aus sich heraus. Sie hörten sich fast so kratzig an, wie wenn Corax krächzte. Wie oft war seine Kehle zugeschnürt, wenn er litt? Erstmals wohl konnte Madiha es nachempfinden. Es tat weh, schrecklich weh. Gleich würde ihr ein schwarzes Federkleid wachsen oder ... möglicherweise eher ein brennender Umhang, der alles um sich herum verzehrte. Durch ihren Kummer ließ sich das Fremdfeuer in ihr immer schwieriger bändigen. Wenn sie es nun mit auch nur einem Funken Wut fütterte, würde es ausbrechen. Dann würde sie Caleb verletzen, Jivvin und Harm. Sie würde nur Asche übrig lassen. Das durfte nicht geschehen. Außerdem ... erwiderte Caleb nichts. Er ließ sie ziehen. Er wollte weder mit ihr gehen, noch sich gegen Jivvin auflehnen. Oh, die Bitterkeit schmeckte wie Galle auf ihrer Zunge.
"Versprechen sollte man einhalten", warf Jivvin ein und nickte Madiha auffordernd zu. "Geh! Wir treffen uns später wieder zu Hause." Zu Hause ... ihr neues Heim. Ihres und das der van Tjenns. Wieviel Platz war dort noch für das Mädchen aus Sarma? "Na los! Ich verschaffe der Tomate hier schon etwas ... Erleichterung." Sie grinste nicht auf, aber sie warf Caleb einen so vielsagenden Blick zu, dass man kaum noch von Zweideutigkeiten sprechen konnte. Jivvin hatte Interesse an Caleb und wenn es nur sexueller Natur war. Er gab noch immer keinen Ton von sich, so dass sie ihn an der Hand nahm und sanft mit sich zog. Madiha jedoch nahm eine andere Straße, zurück in Richtung Akademie der Wassermagie. Ihr Herz war schwer.
Was sie längst nicht mehr mitbekam, waren Calebs erste Worte nach der Bloßstellung. Sie kamen erst, als er bereits bei einem fachkundigen Heiler auf dem Untersuchungstisch saß, während jener seinen Arm untersuchte. Da fiepte der massige Dieb wie ein Mäuschen und starrte Jivvin erstmals direkt an. "D-du hast uns ... gesehen?!?!?!?!"
Die Dunkelelfe grinste schief und erwiderte: "Gesehen und mitgefiebert." Daraufhin verlor Caleb das Bewusstsein, als er hinterrücks vom Tisch kippte. Zu seinem ausgerenktem Arm kam nun noch eine Beule hinzu, aber das würde er erst erfahren, sobald er in die Realität zurückfände.


Für Madiha geht es weiter bei Die Wasserakademie -> In der Wasserakademie
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Re: Das Anwesen der Faelyns

Beitrag von Erzähler » Samstag 20. April 2024, 10:08

Azura kommt von Das Anwesen der Familie van Ikari

Als sandte die Göttin ein Omen für Azura und Corax aus, endete der tagelange Regenguss endlich mit ihrem Weg vom Anwesen der van Ikaris durch die noblen Straßen bis hin zum Haus, das die Faelyns nun für sich beanspruchten. Der Regen endete nicht nur, sondern vereinzelte Sonnenstrahlen brachen sich auch endlich Bahn durch die Wolkendecke. Corax klappte den großen Schirm zusammen, unter dem er mit Azura gegangen war, und schüttelte ihn aus. Die Straßen glänzten nun im schwachen Sonnenlicht. Die Pflastersteine wirkten schwarz, aber reingewaschen. Erste Köpfe, sowohl von Andunierin als auch dunklen Völkern, lugten aus geöffneten Fenstern. Alle begrüßten den Wetterwechsel. Spätestens als Azura und Corax das Haus Faelyn erreichten, fanden sich schon erste Bewohner auf den Straßen. Jeder wollte die Gelegenheit nutzen, wieder vor die Tür treten zu können, ohne nass zu werden.
Das Anwesen wartete mit einem ähnlich großen Gartengelände auf wie es Azuras Heim besaß. Eine hohe Mauer und direkt dahinter eine Hecke umgaben das meiste. Sie boten einen künstlich angelegten Sichtschutz auf zahlreiche Ziersträucher oder Gartenmobiliar, das man nun nur erahnen konnte. Das große Zugangstor stand einen Spalt weit offen. Wachen patrouillierten in Zweiergruppen um das Grundstück und zwar immer so, dass ein neues Duo an einer Ecke erschien, wenn das aktuell um die andere Ecke bog. Im Gleichschritt wären sie wohl auch an Corax und Azura vorbeigezogen, hätte eine der dunkelelfischen Wachen keinen Blick auf den Raben geworfen.
"Junger Herr, na endlich seid Ihr zurück!" Er neigte den Kopf unterwürfig und deutete dann auf das Gebäude. "Euer Herr Vater erwartet Euch schon seit langem." Dann marschierte der Wächter weiter, ohne Corax Gelegenheit einer Erwiderung zu geben. Jener blickte verwirrt hinter dem gerüsteten Dunkelelfen her. "Man erwartet mich schon", übersetzte er für Azura und nach erster Verwirrung trat Wärme in seine Züge. Er lächelte, konnte es noch immer nicht glauben, dass es Blutsverwandte gab, die ihn aufrichtig zu vermissen schienen. Er hing sich den Schirmgriff an den Arm und bot jenen dann seiner Begleiterin zum Einhaken an. Diese Form der Etikette beherrschte er gut, denn auch Sklaven musste noble Herrschaften gelegentlich zu ihren eigenen führen.
Gemeinsam schritten beide durch das Tür. Sie folgten einem Kiesweg, der sich wie eine graue Grenze durch den etwas vernachlässigten Rasen zog. Azura und Corax erkannten zahlreiche kleine Büsche, deren Blüten sich in den nächsten Stunden öffnen würden, sollte das Wetter so bleiben. Statuen aus hellem Stein zierten den Garten zusammen mit Heckenbüschen, die kunstvoll zu Tieren und anderen Figuren geschnitten worden waren.
Eine überdachte, schmale, aber entlang der halben Hauswand führende Veranda lud mit steinernen Sitzbänken zum verweilen ein. Doch jetzt war keine Zeit, die Füße hochzulegen. Corax steuerte die einzige Tür an, die er sehen konnte. Doppelflügelig und aus dunklem Kirschholz wies sie ein filigranes Muster von Rankengewächsen und Apfelblüten auf, die in das Holz selbst geschnitzt worden waren. Der auf Augenhöhe befindliche, goldene Türklopfer besaß die Form eines Apfels. Corax straffte die Schultern und schaute zu Azura herüber. "Jetzt ist es soweit", verkündete er, brauchte aber noch einen Moment, ehe er den Klopfer betätigte.
Es dauerte gerade lang genug, um zu verhindern, dass der Rabe es sich doch noch anders überlegen konnte. Da wurde die Tür auch schon hlab geöffnet und das faltige Gesicht eines betagten Hausdieners lugte heraus. Er trug schwarzen Samtanzug. Am Revers hatte man allerdings das Wappen des Hauses angebracht: die blaue Fee auf violettem Grund. Der Mann selbst besaß nicht so weibliche Kurven. Er wirkte so steif wie Corax sich fühlte und seine Halbglatze glänzte wie die regennassen Pflastersteine am Ende des Kiesweges. Die wenigen Haare, die sich noch als grauer Kranz um seinen Kopf zogen, waren kurz und glatt. Etwas abfällig musterte der Mann zunächst Azura, doch dann fiel ihm Corax auf. Schon verbeugte er sich in demütiger Haltung und zog in einer einzigen fließenden Bewegung die Haustür auf.
"Junger Herr, willkommen zurück. Verzeiht mein Zögern. Ich dachte, Ihr wäret längst wieder zu Hause."
"Vielleicht ist er erneut ausgebüchst", kicherte jemand aus dem Inneren. Eine goblinische Frau - vielleicht auch ein Mädchen, das war bei dieser Rasse oftmals schwer zu deuten, wenn man sie nur selten antraf - watschelte mit klappernden Holzschuhen durch die Eingangshalle. Sie trug die klassich schlichte Aufmachung einer Küchenhilfe: blaue Leinengewänder, darüber eine weiße Schürze und eine etwas schief sitzende Kochmütze. Mit beiden Händen umklammerte sie ein Tablett, auf dem sich schmutziges Geschirr stapelte. Keck grinste sie Corax entgegen. "Wieder ausgebüchst, Herr?", sprach sie ihn ungeachtet jeglicher Hierarchien einfach an. Dem Diener missfiel es, denn er räsuperte sich mit strengem Blick auf die Goblinin. Diese jedoch grunzte nur vergnügt auf. Dann bemerkte sie Azura und ihre Augen wurden groß. "Oh ... OHHHHHH!!!! Habt Ihr's endlich geschafft und Euch 'n Mädel angelacht, junger Herr? Gefällt mir. Für'n Menschen sieht sie schick aus. Ich mag deine Haare, Mädel."
"Deine Arbeit wartet", mischte sich der Diener ein und die Goblinin huschte weiter, eher sie sich noch einen Klaps einfing. "Bitte, Euer Hoheit, folgt mir unmittelbar zu Eurem Herrn Vater. Er wartet schon den ganzen Tag auf Euch. Eure ... Begleitung kann sich uns anschließen." Der Diener wartete, bis Corax und Azura eingetreten waren. Er nahm ihnen den Schirm ab, stellte ihn in eine Vase und führte beide dann durch den Eingangssaal und eine eich verzierte Treppe hinauf. Überall fanden sich Spuren Andunies wieder. Wem immer das Haus zuvor gehört hatte, die einstig Adligen hier mussten mit Apfelwein handeln oder mehrere Plantagen besitzen. Der Apfel und die Apfelblüte waren wiederkehrende Symbole, ob als große Gemälde an den vertäfelten Wänden oder aber direkt in das Geländer der Treppe geschnitzt. Jene nahm der Diener nun auch nach oben. Unterwegs erkundigte er sich bei vorbeiziehenden Wachen - dunkelelfisch - sowie weiterer Dienerschaft - Menschen - nach dem aktuellen Aufenthaltsort des Hausherrin. Offenbar beherrschte der Diener selbst kein Lerium, denn die Wachen ließen sich dazu herab, ihm auf Celcianisch zu antworten. So erfuhren Corax und Azura, dass der Vater des Raben Kathar Faelyn heißen musste. Eben jener sollte sich derzeit im Südflügel aufhalten, um die bessere Luft zu genießen. Die Bedeutung dieser Worte konnten Corax und Azura dem Bild des Raumes entnehmen, in den der Diener beide führte.
Es handelte sich um eine Art Wintergarten. Hohe Glasfenster boten einen weiten Blick auf den Garten des Grundstücks. Umrahmt war dieser von zahlreichen Pflanzen, die sich von der Fensterfront in zwei Bögen aus Keramiktöpfen und kleinen Statuen bis in die Mitte des Raumes zog. Der Boden war steinern und zwischen den Fugen wuchs hier und da etwas Unkraut hindurch. Es verschandelte den Anblick jedoch nicht, sondern untermalte alles. Zwei Zier-Apfelbäume, klein und knorrig, befanden sich in extra im Boden eingelassenen Beeten. Ansonsten fanden sich an den Wänden viele Regale mit noblen Staubfängern, Büchern, sowie ein gläserner Tisch mit Stühlen zum Verweilen. Ein Rollwagen stand im Zentrum. Auf ihm fand sich ein Teeservice, ebenfalls mit Apfelzierde. Der Trinkende ruhte in einem überaus breiten Stuhl mit abgerundeter Rückenlehne, die etwas schräg nach oben führte wie ein Blatt, das sich entrollte. Das Bizarre an dem Stuhl war jedoch, dass er keine Beine besaß, sondern große, messingfarbene Räder. Griffe hinter der Rückenlehne sorgten dafür, dass jemand den Sitzenden umher schieben konnte.
Als der Diener mit den Gästen den Wintergarten betrat, erschütterte ein trockenes Husten die Stille. "Herr? Euer Sohn ist zurück ... und er hat jemanden mitgebracht. Eine ... Menschenfrau." Jetzt legte sich erneut Stille auf den gesamten Raum. Wer immer in dem Rollstuhl saß, konnte sich nicht umwenden, um nach Corax und Azura zu sehen. Eine Weile geschah nichts. Dann erhob sich erst die Stimme eines hörbar älteren Mannes, sowie dessen Hand, an der die dunkle Elfenhaut bereits etwas blass und von Flecken geziert war.
"Madiha?" Es war das erste Wort, das fiel und welches Corax sofort stutzen ließ. Die greise Hand winkte fordernd. "Dann ... Emmyth? Oder bist du es? Schnell, zeig dich, Sohn!"
Der Diener war es, der dem Ruf folgte. Er deutete Corax und Azura an, sich dem Rollstuhl zu nähern und ihn zu umrunden, denn der Mann im Anzug tat es selbst. Er verneigte sich, deutete auf die Gäste und zog sich dann mit zwei langen Schritten in dne Hintergrund zurück. Corax umrundete nur zaghaft den Stuhl. Er schaute auf den Mann, der darin saß. Es handelte sich um einen Dunkelelfen, dem man sein hohes Alter ansehen konnte, obwohl man gerade dem spitzohrigen Volk nachsagte, ihnen nicht einmal gelebte Epochen anzusehen. Jener aber zeichnete sich durch eine dem Alter bedingt heller gewordene Haut aus. Sie musste in jüngeren Jahren so schwarz wie Corax' gewesen sein. Jetzt war sie etwas verblasst, wies Flecken aus und Schweiß stand den Mann auf der Stirn. Sein Haar - schwarz wie das des Raben - hing ihm in glatten Bahnen bis über die Schultern. Tatsächlich ähnelte er Corax immens, schien nur älter zu sein. Aber er besaß nicht dessen Augenfarbe. Der Blick war erkennbar mit dem des Raben verwandt, doch der Greis besaß graue Augen. Sie weiteten sich, als er seinen Blick mit dem von Corax kreuzte.
"Du bist nicht Emmyth", verkünderte er mit kratziger Stimme. Nicht nur jene wirkte schwach, der Elf schien es selbst auch zu sein. Er hing mehr schlaff in seinem Stuhl als dass er saß. Über seine Beine war eine grün karierte Decke gelegt worden und um seinen Rücken zu schonen, hatte man ihm ein großes, braunes Kissen untergelegt. Erneut hustete er, ließ sich davon aber nicht beirren. Er starrte Corax an, dann Azura. "Du bist nicht Madiha", stellte er fest. Dann kehrten seine Augen erneut zu Corax zurück. "Aber es besteht kein Zweifel. Sie ... hat dich gefunden. Du bist es, oder? Mein Junge. Mein verlorener Sohn ... Korundin?" Er schloss die Augen, runzelte die Stirn. "Nein, wie nannte sie dich? Co... Corax?"
"Das ... ist richtig. Ich heiße Corax, nicht Korundin ... V-Vater?"
"J-ja!" Der Alte lachte auf, herzlich und voller Freude. Dann aber rüttelte ihn ein heftigerer Husten. Corax reagierte sofort. Er griff zum Rollwagen, ehe der Diener aktiv werden konnte, schenkte Tee in eine bereitgestellte Tasse und hielt sie seinem mutmaßlichen Vater nach kurzem Pusten an die Lippen. Der Alte trank, legte anschließen aber seine zittrige Hand auf Corax' Unterarm, damit jener die Tasse senkte. "Du solltest dich nicht zu Arbeiten für Sklavschaft herablassen, wenn du mein Sohn bist. Aber Danke ... und wer ist deine Begleitung?" Er lugte an Corax vorbei. "Stellt Euch vor, Menschenmädchen. Seid Ihr die Sklavin meines verschollenen Sohnes?"
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Re: Das Anwesen der Faelyns

Beitrag von Azura » Dienstag 23. April 2024, 21:53

In den ersten Jahren ihres Lebens hatte sie ebenfalls alles andere als diese edlen Stoffe und teuren Schnitte tragen dürfen. Sie hatte zwar keine Lumpen am Leib gehabt, dafür hatte ihre Mutter stets gesorgt, allerdings waren ihre Sachen mehrfach geflickt gewesen. Oder gestückelt, weil sie mal wieder schneller gewachsen war, als Aquila Geld hatte erhandeln können. Und erst das Thema mit den Schuhen!
Nach der Heirat hingegen hatte sie eine Auswahl für ihre Garderobe gehabt, die sie ohne ihren Stiefvater sich niemals hätte erarbeiten können. Schnell hatte das Mädchen gelernt, sich in den erlesenen Kleidern zu bewegen und sie zu ihrem eigenen Vorteil zu nutzen.
Dennoch hatte sie nun ein Ensemble am Leib, das nicht ihr gehörte, einfach, weil es ihrem Status besser zu Gesicht stünde. Es zeugte von einem gewissen Reichtum und Geschmack, betonte ihre jugendliche Erscheinung und war zugleich nicht zu offenherzig, um wiederum billig zu wirken. So etwas konnte schließlich rasch geschehen, wenn ein zu tiefer Ausschnitt für einen Besuch untertags gewählt wurde, anstatt zu einem Fest oder Ball, bei dem sie umso mehr auffallen musste.
Trotzdem fühlte sie sich nicht ganz wohl in ihrer Haut. Nicht, weil sie ernsthafte Sorgen hätte, ihre Mutter könne ihr diese Leihgabe übel nehmen, denn sie würde gut darauf achten. Nein, irgendwie wurde sie das Gefühl nicht los, dass sie bald erneut alles verlieren und ihr gezeigt werden würde, dass sie nicht dorthin gehörte, wo sie gerne wäre.
Entsprechend zog sie sich ein wenig in sich selbst zurück und gab sich leiser, unauffälliger als gewöhnlich. Sie fügte sich vorerst in die Rolle, die sie zu spielen müssen glaubte. Dass es nun um Corax und seine Rückkehr in die eigene Familie ging, sie ihn dabei begleitete und für ihn da wäre, das machte sie von Herzen gern. Aber es bedeutete für sie eben, dass nicht sie im Vordergrund stand und sich so benehmen musste, wie der Adel es für unverheiratete, potentielle Heiratskandidaten sehen wollte: schön anzusehen, nichts weiter.
Zuerst jedoch war eine Entschuldigung angebracht und als ihre Mutter ihren Segen sprach, knickste die Tochter als Dank. Ansonsten blieb sie ungewöhnlich zurückhaltend und sah erst auf, als das Versteck des Schlüssels angesprochen wurde. "Ja, ich weiß es noch.", erwiderte sie und schluckte, als die Hausherrin die bevorstehenden Einkäufe erwähnte.
"Was... was brauchen wir denn? Vielleicht... na ja..." Sie zuckte etwas ratlos mit den Schultern, denn von solchen Dingen verstand sie eigentlich nichts. Auch hatte sie im Prinzip kein Geld. Aber sie wollte Aquila helfen. Deswegen glitt ihr Blick zu Corax. "... vielleicht können wir da helfen?", vollendete sie ihren Satz und dachte an die Akademie.
Ob sie von dort einige Vorräte bekommen könnten? Oder von dem Waldelfen...? Nein, dem wollte sie erst einmal lieber nicht über den Weg laufen, sofern er sich nicht schon aus dem Staub gemacht hätte, bis sie zu ihm gehen könnte. Ehe ihre Gedanken sich zu sehr mit diesem Themenkomplex beschäftigen und sie von dem eigentlich Wichtigen ablenken könnten, verfolgte sie einen anderen Einfall, der ihr noch gekommen war.
Kurzerhand ließ sie die beiden anderen mit einer knappen Entschuldigung stehen und eilte hinauf in ihr Schlafzimmer, um dort zu suchen, was sie zum Glück aus der Akademie mitgenommen hatte. Es war noch alles drin, an das sie sich erinnern konnte, sodass sie alsbald wieder hinunter eilen konnte.
Dort verabschiedete sie sich von ihrer Mutter und nachdem sie sich einen Mantel übergeworfen hatte, verließ sie an seiner Seite ihr elterliches Anwesen. Sie hatten erst wenige Schritte getan, als ihr etwas auffiel und sie noch einmal kurz stehen blieb. Als müsse sie sich vergewissern, hob sie ihre Hand mit dem Teller nach oben und wartete darauf, einen Tropfen auf ihrer Haut spüren zu können.
Da dies allerdings ausblieb, zuckten ihre Mundwinkel und ein Abglanz ihres sonst so herausfordernden, selbstbewussten Grinsens schlich sich auf ihre Lippen, als sie zu ihrem Raben sah. "Es scheint, als wäre Ventha dir nicht mehr ganz so zornig, weil du ihre Schriftrolle versteckt hast.", versuchte sie zu scherzen, um die Stimmung zu lockern.
Ob er schon sehr aufgeregt war? Oder angespannt? Ob er Angst hatte? Sie hatte es, auch wenn sie sich darum bemühte, es nicht zu zeigen, um ihm den Rücken zu stärken. Das hier war wichtig für ihn und sie wollte es nicht vermasseln!
Nachdem er den Schirm geschlossen hatte, gingen sie weiter, wobei sie mehrmals verstohlen durchatmete, in dem Versuch, ihr schneller schlagendes Herz zu beruhigen. Warum nur war sie so nervös? Rational gesehen war ihr bewusst, dass sie keine geeignete Partie mehr für ihn war und wenn er das erst durch diese Begegnung mit seinem Vater und seinem Bruder erkannt hätte, würde er sie verlassen. Es wäre besser für ihn und würde es ihm gewiss leichter machen, wenn er sie nicht länger als Klotz am Bein hätte. Doch ihr Herz wollte schreien und alles dagegen tun, um ihn nicht gehen lassen zu müssen. Zugleich wollte sie ihn glücklich sehen und dazu gehörte eben auch diese bevorstehende Begegnung. Also hielt sie durch und verbiss sich jedes mögliche Wort darüber, um ihm die Freude nicht zu nehmen, die sie ihm so wünschte.
Weit hatten sie es ohnehin nicht und als sie sich dem Ziel näherten, bemerkte sie die Wache. Fragend hob sie ihre Brauen, war aber klug genug, still und halb hinter ihrem Begleiter zu bleiben. Dieser wurde auch prompt angespochen und obwohl sie nichts verstand, signalisierte die Körpersprache des Fremden keine Gefahr. Im Gegenteil, als Corax für sie übersetzte, rang sie sich ein Lächeln ab und griff nach seiner Hand, um sie sanft zu drücken. "Dann lass das Warten ein Ende haben.", flüsterte sie ihm zu.
Kurz danach bot er ihr den Arm an, was sie nach einem flüchtigen Zögern annahm. Sie befürchtete, er könne ihr aufgeregt pochendes Herz spüren und das leichte Zittern bemerken, das sie nicht länger vermeiden konnte. Dennoch schmiegte sie sich an ihn, genoss noch einmal seine Wärme und seine Nähe, soweit sie es vermochte und solange sie es sich erlauben durfte. So beschritten sie zusammen den Weg und sie sah sich um, überlegte, mit wem sie diese Liegenschaft früher in Verbindung gebracht hätte. Doch kein verbliebenes Wappen half ihrer Erinnerung auf die Sprünge und die Zeit zum Überlegen wollte sie sich jetzt nicht nehmen.
Schließlich erreichten sie die Eingangstür und blieben davor stehen. Azura legte ihren freien Arm auf seinen und sah zu ihm hoch bei seinen Worten. "Ich bin bei dir.", versprach sie ihm und hob seinen Arm an, um einen Kuss auf seine Finger zu hauchen. Dann würde sie sich lösen, wenn er es wollte, um ihm den Freiraum zu geben, den er brauchen könnte. Oder bei ihm bleiben, um ihm den Halt zu geben, um den er sie gebeten hatte und den sie für ihn darstellen wollte.
Wenige Atemzüge später war es soweit, Corax klopfte an und die Tür wurde ihnen geöffnet. Die Begrüßung hingegen... Nun ja, die ließ zu wünschen übrig, vor allem, was diejenige für sie betraf.
Der abschätzige Blick sorgte dafür, dass sie ihre Gefühle tiefer in sich vergrub und dafür ihre Haltung straffte. Zwar wurde sie nicht vollkommen zu jener adeligen Arroganz, die sie für gewöhnlich in solchen Situationen zu zeigen vermochte, jedoch wollte sie demonstrieren, dass sie wusste, wessen Stand der höhere war. Auch wenn sie sich soweit zurück hielt, dass sie es lediglich auf diese Weise auslebte, ohne den Mund zu öffnen und eine Zurechtweisung erklingen zu lassen.
Dadurch störte sie auch nicht die Begrüßung für ihren Raben, die prompt sich ausweitete, als eine Goblinfrau erschien und plappernd davon zeugte, dass sie weit weniger steif war. Unwillkürlich zuckte Azuras Mundwinkel vor Belustigung, denn sie vermutete, dass es sich dabei um jemanden handelte, die wichtig genug war, um sich solch ein Verhalten erlauben zu dürfen. Eine Köchin... oder gar eine Amme wären wahrscheinlich gute Rollen für sie, sofern sie nicht sogar beide innehatte. Im Moment jedenfalls wäre sie wohl der Küche zu zuordnen, nach dem Tablett und der Kleidung nach zu schließen.
Schon sprach sie weiter und sorgte dafür, dass die Brauen der jungen Frau sich minimal anhoben. Ausgebüchst? Diese Information war interessant und ließ so einigen Spielraum für ihre Gedanken, die sie später dazu hegen wollte. Nicht nur, um Corax angemessen Halt zu geben, sondern auch, weil sie in den Fokus rückte. Blinzelnd konnte sie kaum glauben, was sie da zu hören bekam, während ihre Wangen sich bereits verräterisch röteten. Ehe es in ihren Augen herausfordernd aufblitzte, auch wenn es zu keiner Szene kam, da das kleine Plappermaul dem Ganzen ein Kompliment hinterher schob.
"Und ich mag deine Stimme.", konterte sie, ehe die andere außer Hörweite huschen konnte, um sich keinen Rüffel einzufangen. Zwar bezweifelte Azura, dass die Goblinfrau ernsthaft etwas für ihr vorlautes Mundwerk zu befürchten hätte, doch der Hausdiener musste wohl auf seinen Ruf achten und könnte in Anwesenheit anderer unverhältnismäßig reagieren. Da war ein Verschwinden sicherlich die beste Entscheidung. Trotzdem, sollte die junge Frau länger in diesem Anwesen verweilen, wollte sie sich diese Dienerin merken. Sie wirkte schließlich wie eine gute Quelle an Wissen, die sich gerne erschließen lassen wollte.
Ihre Belustigung verflog jedoch rasch bei dem Verhalten des Dieners und sie musste die Zähne zusammen beißen, um ihn nicht zurecht zu weisen. Sie hätte es nur zu gerne mit etwas Bissigkeit getan, aber wichtiger war ein guter Eindruck und somit musste sie es vorerst hinnehmen. Also schwieg sie und sandte lediglich einen bohrenden, verstimmten Blick gegen seinen Rücken, als er sie nach dem Eintreten und dem Ablegen zum eigentlichen Hausherren führte.
Ihre Aufmerksamkeit wurde allerdings rasch von ihrer Umgebung abgelenkt und stimmte sie erneut nachdenklich. War sie schon einmal hier gewesen? Bildete sie sich das ein oder kam ihr jenes Gemälde bekannt vor oder dieses Blumenarrangement? Vielleicht bei einem jener zahlreichen Feste, zu denen sie ständig geladen gewesen war?
Lautlos seufzte sie und warf im Vorbeigehen einen raschen Blick in den Spiegel, um ihre Erscheinung zu überprüfen. Die Frisur hielt, die Feder steckte gut fest. Auch das Kleid warf keine unschönen Falten oder offenbarte zu viel Haut. Wenigstens etwas...
Schließlich erreichten sie ihr Ziel und auch hier sah sie sich neugierig um, wenngleich ohne dem Gefühl, etwas zu kennen. Dazu war dieser Bereich viel zu intim, vermutete sie, und sah kaum fremde Festgäste. Dafür fiel der Hausherr rasch auf... oder besser gesagt, das Gefährt, in dem er saß. Azura schluckte leer und warf einen vorsichtigen Blick zu Corax, als das trockene Husten erklang.
Erneut griff sie nach seiner Hand und drückte sie, um ihm den Mut zu vermitteln, dass er das Richtige tat. Gerade wollte sie sich wieder lösen und ihm bedeuten, dass sie hinter ihm bliebe, er den Vorrang hatte, als der Name der Sarmaerin fiel. Sie konnte ein leichtes Zusammenzucken und Senken ihres Blicks als Reaktion nicht vermeiden. Wahrscheinlich hatte sie schon längst verloren und wäre hier überflüssig. Trotzdem blieb sie und würde es so lange tun, wie er sie bei sich haben wollte.
Ein weiteres Mal fanden ihre Finger zu seinen, griffen danach und zogen leicht daran, damit er sich überwand und den nächsten Schritt tat. Sobald er das machen würde, würde sie ihn jedoch loslassen, um in seinem Schatten zu bleiben. Sie hielt sich zurück, ihr Blick war artig gesenkt und dennoch lugte sie unter ihren Wimpern hervor, um den Mann in dem Rollstuhl zu mustern. Suchte nach Ähnlichkeiten zu Corax an sich, als auch zu der Szenerie, die sie einst im Traum gesehen hatte.
Er wirkte nicht nur alt, sondern auch sichtlich krank und schwach. Nein, vermutlich hatte er nicht mehr viel Zeit. Umso wichtiger war diese Begegnung und diese Chance für ihren Raben, ein wenig zu seinen Wurzeln zurück finden zu können.
Doch auch sie schien Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und der Alte sprach das Offensichtliche aus. Azura presste die Lippen aufeinander und bekam die Gelegenheit, ihre Gefühle zu zähmen, weil keine Antwort von ihr erwartet wurde. Nein, sollte es auch nicht, denn es ging hier nicht um sie.
Somit schwieg sie weiterhin, hörte zu und erschrak ebenfalls bei dem heftigen Husten. Corax reagierte schnell und half, auch wenn er dafür eine Rüge bekam, eine, die verständlich war aus Sicht des Alten.
Daraufhin allerdings kam erneut die Sprache auf sie und sie atmete lautlos aus, wappnete sich innerlich dafür, ihre Rolle auszufüllen. Dennoch konnte sie es nicht vermeiden, dass ihr Kopf hochruckte und ihr Blick fest direkt auf den seinen traf. "Nein.", erklärte sie bestimmt und mit dem üblichen Selbstvertrauen in der Stimme, das sie sonst zu zeigen wusste.
"Ich bin Azura van Ikari, Tochter des andunischen Händlers Alycide van Ikari und seiner Gattin Aquila. Wir gehören dem andunischen Adel an, edler Herr Faelyn.", stellte sie sich vor und machte in formvollendeter Eleganz einen Knicks der Höflichkeit, ohne zu devot zu wirken dabei. "Ich stehe als Freundin an der Seite Eures Sohnes und freue mich darüber, dass er Euch kennenlernen kann.", vollendete sie diesen Part und wandte sich daraufhin direkt an ihren Raben.
Leiser und mit weit mehr Unsicherheit im Blick raunte sie ihm zu:"Wenn du ungestört mit ihm reden möchtest, ziehe ich mich zurück." Nein, sie wollte ihn nicht im Stich lassen, sondern ihm vielmehr den Raum geben, den er für sich brauchen würde. Sollte er sie hingegen weiterhin dabei haben wollen, würde sie selbstverständlich bleiben.
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Re: Das Anwesen der Faelyns

Beitrag von Erzähler » Samstag 27. April 2024, 15:27

Aquila van Ikari würde sich selbst um den Einkauf kümmern. Sie ließ nicht nur eine Antwort an Azura unter den Tisch fallen, was denn genau gebraucht würde, sondern entsandte ihr Kind auch alsbald mit Corax zusammen zum Anwesen, das seine Familie offenbar bezogen hatte. Die Mutter wusste, dass ihre Tochter sich in ihrem ganzen Leben nicht darum gesorgt hatte, woher die Mahlzeiten auf ihrem Teller eigentlich herkamen und heute sollte sie sich darüber ebenfalls keine Gedanken machen. Es gäbe noch früh genug einen Anlass, sie in Hauswirtschaft, Finanzen und anderen gähnend langweiligen, aber mit reichlich Verwantwortung bezogenen Themengebieten zu unterrichten. Vermutlich geschähe es früher als später, so fürchtete die Hausherrin. Denn wenn Alycide nicht bald zur ihr zurückkäme und sie den Handel nicht wieder würden aufnehmen können, wären die Mittel bald erschöpft. Aber auch diesbezüglich ließ Aquila ihr Kind im Unklaren. Sie erkannte, dass Azura gerade weitaus wichtigere Dinge durch den Kopf gehen mussten. Selten benahm sich ihre Tochter nämlich dermaßen artig, geradezu devot. Ihr musste es wichtig sein, dass der Dunkelelf an ihrer Seite einen guten Eindruck bei der eigenen Familie machte und Aquila wäre es nur Recht. Wenn sie schon pragmatisch denken und notgedrungen ihr einzig Fleisch und Blut an eines dieser Spitzohren würde abtreten müssen, so wollte sie keine Hindernisse in den Weg legen. Im Gegenteil. Wenn es Azura gelänge, die Weichen richtig zu stellen, könnte sich das Haus van Ikari sogar in einem von Dunkelelfen regierten Andunie weiterhin einen Namen machen. Dementsprechend schwieg Aquila über mehr als sie eigentlich hätte verlautbaren lassen wollen. Sie riss sich zusammen und schickte ihr Kind zusammen mit Corax fort.
Die einstigen Bewohner des Anwesens, welches Corax nun ansteuerte, waren Azura nicht vertraut. Sicherlich war sie auf einem ihrer zahlreichen Spaziergänge durch die Stadt schon an dem Grundstück vorbeigekommen, aber sie konnte sich nicht einmal mehr an den Namen der ehemaligen Einwohner erinnern. Ein Grund könnte sein, dass das Haus keinen Erben besaß. Vielleicht hatte hier einst ein reiches, aber altes Paar gewohnt. Kinderlos und somit niemals Gast auf einem Ball, bei dem die Söhne und Töchter des andunischen Adels nicht nur einander vorgestellt, sondern schon fast wie auf einem Viehmarkt präsentiert, herumgereicht und über ihre Köpfe hinweg diskutiert wurde, welche Kombination wohl die ergiebigste "Zucht" hervor brächte. Azura hatte Glück mit ihren Eltern. Natürlich sahen Alycide und Aquila sich stets mit der Lage konfrontiert, die einzige Tochter möglichst an jemanden zu binden, bei dem mindestens Sympathien bestanden. Letztendlich hätten sie sich aber irgendwann den Umständen entsprechend fügen und den besten Kandidaten wählen müssen, der noch verblieben war. Sie hatten ihre Tochter oft genug an einer lockeren Leine geführt, sie ihre eigenen Entscheidungen treffen lassen. Doch mit den Jahren musste das Paar van Ikari erkennen, dass Azura bei jedem weiteren Ball doch nur mit den Galanen spielte. Sie umgarnte diese, nur um am Ende doch kein Interesse zu beteuern. Einige potenzielle Ehepartner hatten sich abgewandt. Andere gingen verschollen. Nun blieb angesichts der andunischen Eroberung durch die dunklen Völker kaum jemand Geeignetes übrig. Corax müsste es richten und wiederum war den van Ikaris das Glück hold, dass es sich seit jüngsten Erkenntnissen um den Spross des Adelshauses Faelyn handeln sollte. Das musste natürlich noch geklärt werden.
Die Weise lagen allerdings schnell und eindeutig auf der Hand. Als man Corax und Azura vor den Herrn des Hauses Faelyn führte, ließ sich kaum mehr abstreiten, dass beide Elfen nicht miteinander verwandt waren. Corax' Vater mochte alt und durch Krankheit etwas gebrechlich geworden sein, doch seine Züge ähnelten denen des Raben auf so vertraute Weise, dass nicht einmal das mangelnde Rot seiner Augen darüber hätte hinwegtäuschen können. Der alte Elf, der vor ihnen in diesem rollbaren Stuhl hockte, musste Corax' Vater sein!
So alt der Elf auch war und so oft ein Husten seinen Körper erschütterte, seine Augen blieben klar. Stahlgrau, aber bei weitem nicht so streng, musterte er jeden Aktivismus seines mutmaßlichen Sohnes. Er erkannte, wie schnell dieser dabei war, ihm Tee einzuschenken. Er sah die Art und Weise wie er ihn eingoss und darreichte. Ihm waren die Bewegungsabläufe vertraut, denn als Dunkelelf aus Morgeria besaß er durchaus viele Sklaven in einem Stand wie dem seinen. Nur deshalb und aus einem anerzogenen Weltbild heraus, das der Mann vielleicht bemüht war abzulegen, aber noch nicht ganz konnte, hielt er Azura auch gleichfalls für eine Sklavin an Corax' Seite und erkundigte sich auch danach. Die Höflichkeit gebot es, denn Gespräche zwischen Vater und Sohn würden trotz Azuras Anwesenheit unter vier Augen stattfinden. So verlegte man sie und widmete sich nun ihr.
Azura schluckte den ersten Impuls von Empörung hinunter, trotzdem ruckte ihr Kopf nach oben. Sie, eine Sklavin? Damit setzte der alte Elf sie automatisch auf gleiche Ebene wie die zuvor knapp erwähnte Madiha. Das Flämmchen in ihrem Inneren flackerte und das Wasser wagte nicht, den seichten Funkenflug zu erlöschen. Im Gegenteil, so tanzten die Wassermassen ihrer Magie um den glühenden Kern herum, schützten ihn von außen, ließen ihn im Inneren aber heiß auflodern. Trotzdem ließ Azura nur zu, dass sich dieser feurige Kern in ihre Stimme legte und ihr Selbstbewusstsein neu anfachte. Es war der devoten Haltung, dem gesenkten Blick und dem scheuen Maskenspiel genug! Mit fester Stimme nanne sie ihren Namen.
"Ich bin Azura van Ikari, Tochter des andunischen Händlers Alycide van Ikari und seiner Gattin Aquila. Wir gehören dem andunischen Adel an, edler Herr Faelyn. Ich stehe als Freundin an der Seite Eures Sohnes und freue mich darüber, dass er Euch kennenlernen kann."
"Freundin...?", wiederholte Corax das Wort, wobei nun seine Stimme eher dem bisherigen Verhalten Azuras entsprach, denn er wisperte es nur. Dafür betrachtete er sie lange und nachdenklich. Sein Vater tat es ihm gleich, ehe er sachte nichte.
"Ich bin Kathar, Oberhaupt des Hauses Faelyn, das seinen Sitz von Morgeria nach Andunie verlegte, um nicht nur die Grenzen des Drachengebirges zu überschreiten. Das Haus Faelyn neue Wege gehen und zwar mit offenen Augen. Dass diese Entscheidung wohl gewählt war, beweist ein der unerwartet zurückgekehrte Sohn." Er hob seine gebrechliche Hand. Die einzelnen Fingerglieder waren geradezu dürr und doch traute man ihm durchaus zu, dass er kraftvoll damit würde zuüacken können. Vieles an Kathar Faelyn schien von seiner Willenskraft getrieben und jene hielt ihn offenbar weiterhin am Leben. Er winkte Corax an sich heran. "Korundin - das ist dein richtiger Name, von Geburt an und ausgesucht durch deine liebe Mutter Ardrylle." Er seufzte. "Sie wirst du nicht mehr kennen lernen können. Faldor zog sie in sein nachtschwarzes Grab. Manthala wacht über ihre Gebeine. Wir aber haben nun die Chance, einander kennen zu lernen und ... wäre dein jüngerer Bruder hier, könntest du auch ihn-"
"Vater! Man sagte mir, ich solle unverzüglich zu dir kommen!"
Kathar wandte den Kopf in seinem Rollstuhl, auch wenn ihm von vornherein klar war, dass er den Quell der Stimme nicht ausmachen konnte. Dennoch war sie vertraut, auch für Azura. Sie hatte jene schon einmal gehört. Weniger kratzig unterschied sie sich kaum von Corax und doch war es nicht er, der seinen Vater hier gerufen hatte. Es handelte sich um...
"Emmyth. Seit wann folgst du meiner Weisung?"
Ein Lachen von der Tür, herzlich und amüsiert. Kathar in seinem Stuhl lachte nicht. Er hob die Hand über die Rückenlehne hinaus und winkte nun auch den zweiten Sohn heran. "Komm her zu mir. Wir haben Gäste!" Und Emmyth trat aus den Schatten. Sein Schritt war federnd wie das Gewand, das er trug. Als hätte er es aus Corax illusionen und Azuras Träumen gerissen hüllte sich der Dunkelelf in eine wahr gewordene Erinnerung. Mit der Optik ihres Raben, nur besser zurechtgemachtem, seicht kürzerem Haar, aber den gleichen Rubinaugen, der ascheschwarzen Haut, der schlanken und dennoch trainierten Statur näherte sich Emmyth Faelyn. Er trug keine Rüstung, wohl aber silberne Accessoires, die danach schrien. Eine Tunika, so violett, dass sie eigentlich eher schwarz wirkte und den Farbton nur im Schimmern einer Bewegung offenbarte, wurde von einem silbernen Gürtel zusammengehalten. Rubine und Saphire zierten die Ränder des Ledergurtes im Wechsel, wobei die Schnalle das Wappen des Hauses zeigte: die blaue Silhouette einer Fee auf violettem Gund. Darunter führten schwarze, eng anliegende Beinkleider in weiche Lederstiefel mit Innenfutter am Schaftumschlag aus silbernem Samt. Auch die Schnallen an den Schuhen waren silbern, ebenso jene, die den rabenartigen Umhang vor der Brust zusammenhielten. Federn, schwarz und schön, formten einen aufgebauschten Kragen um die Schultern des Jüngeren. Darunter ergoss sich ein schwerer Umhang in einem Verlauf aus Blutrot und Lila bis hinunter zum Boden, dass er bei jedem Schritt wie die Schleppe eines Brautschleiers nachgezogen wurde. Die Enden des Umhangs zierte ein Saum aus weiteren schwarzen Federn. An der Hüfte des Mannes hing ein schlankes Schwert in silberner Scheide zusammen mit einem kleineren Parierdolch und Azura konnte erkennen, dass der Beutel in ihrem Besitz wirklich Emmyth gehören musste. Der Elf trug weitere nämlich zu einem Bündel an seinen Gürtel geschnürt. Unter dem Arm klemmte ihm ein silbriger Helm mit schwarzen Prunkfedern. So ausgestattet wie der dunkle Prinz, den Azura gern in Corax sah, trat er vor Kathars Rollstuhl, verneigte sich in aller Eleganz und sprach: "Verzeiht meinen Aufzug, Vater. Ihr kennt das Spiel und Ihr habt mich selbst angewiesen, Präsenz zu zeigen."
"Erneut bin ich überrascht, dass du meiner Weisung Folge leistest." Kathar winkte ab. "Erhebe dich und wirf einen Blick auf unsere Gäste."
Emmyth wandte sich halb um. Seine Augen blitzten warmrot auf und eine Euphorie legte sich auf seine Züge, als er Azura ausmachte. Er erkannte sie wieder, wirkte allerdings überrascht ob ihrer zurückgekehrten Schönheit. Doch dann erstarrte er. Sein Blick kreuzte sich mit dem von Corax. Beide Elfen starrten einander an. Emmyth wagte einen Schritt auf den Raben zu. "Bei Manthala...", brachte er hervor und streckte schon eine Hand nach Corax aus.
"Das ist Corax ... oder Korundin, wie ihn eure Mutter mit Manthalas Segen taufen ließ. Es ist wahr, Emmyth. Er ist dein älterer Bruder und somit neuer Erbe des Hauses Faelyn. Die Pflichten, die so schwer auf deinen Schultern zu lasten drohten, fallen mit seiner Wiederkehr nach Hause nun von dir ab. Du bist befreit und darfst noch etwas länger Kind sein. Denn schau, dein Bruder bringt sogar jemanden mit. Eine ... Freundin, Azura aus dem Hause van Ikari. Wenn du dich bitte ein wenig um sie sorgen würdest? Ich möchte den Moment nutzen, mit meinem Erben zu sprechen."
"N-Natürlich, Vater", brachte Emmyth stockend hervor. Er konnte den Blick kaum von Corax nehmen, aber es traf auf Gegenseitigkeit. Die beiden unterschied nur, dass Emmyth weitaus frischer aussah. Das Leben hatte sein Erscheinen noch bei weitem nicht so gezeichnet. Sein Blick wirkte weniger von Kummer geprägt, ansonsten glichen sie einander wie ein Ei dem anderen.
Nur uner Zögern gelang es dem nunmehr jüngeren Sohn des Hauses Faelyn, sich ein wenig zurückzuziehen. Er baute sich vor Azura aus, während Kathar Corax erneut enger an sich heran winkte. Er flüsterte ihm etwas zu, woraufhin Corax einen Bremskeil vom Rad des Rollstuhls löste und jenen dann etwas dichter an die mit Pflanzen verwachsenen Fenster rollte. Emmyth blieb bei Azura stehen. Er grinste neckisch, bemerkte diesen kleinen Ausfall aus der Etikette und kaschierte ihn mit einer stattlichen Verbeugung.
"Emmyth Faelyn, er... zweiter Sohn aus dem Hause Faelyn", stellte er sich vor wie es das Protokoll erwartete. Dann kehrte er in eine gerade Position zurück, bereit, Azuras Hand für einen angedeuteten Kuss auf den Handrücken anzuheben. Sein Blick funkelte ihr entgegen. Er lächelte. "Ich sah Euch im Park, vor einigen Nächten. Vergebt meine Worte, aber ich hatte Euch nicht derart ... zauberhaft in Erinnerung. Ihr seid schöner als Manthalas Nachtrosen, wahrlich eine Augenweide. Erlaubt Ihr mir, Euch umher zu führen, während mein Vater und ... mein ... neuer Bruder ... sich unterhalten? Ich werde für Kurzweil sorgen, ich gelobe es!"
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