Das Anwesen der Familie Belyal Sinth

Sämtliche Straßen Andunies sind gepflastert und von schönen kleinen Häusern gesäumt. Meist Fachwerkhäuser, aber auch mal eine prächtige kleine Villa. Nur die ärmeren Bezirke der Bettler und Halunken sollte man meiden.
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Re: Das Anwesen der Familie Belyal Sinth

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 28. Februar 2024, 15:29

(Nell und Kazel kommen von: Ein musikalischer Fleck im tristen Schweigen des Krieges)

Bramo führte die kleine Gruppe an Einheimischer sicher durch die Straßen des eroberten und besetzten Andunies. Ein paar Mal wichen sie kleineren Patrouillen aus, aber an sich kamen sie gut durch. An jeder Ecke gab es neues zu entdecken, aber besonders Kazel wollte sich von nichts mehr ablenken lassen. Seine Sorgen waren wie ein drängender Impuls, der ihn voran trieb und so drängte auch er die Gruppe voran und ließ sie nicht an jeder winzigen Kleinigkeit mehr anhalten. So standen sie bald vor dem geschlossenen Haupttor eines Anwesens, das an sich schon sehr beeindruckend war, doch es gab auch ein Detail, dass es von allen anderen herrschaftlichen Häusern des Viertels abhob.
Wie Bramo bereits beschrieben hatte, so fand sich zur Linken nah hinter dem Tor Stallungen und ein mit feinem Kies befestigter Weg führte zum Haupthaus, das er verstand den Blick gefangen zu halten. Selbst im Regen war es gut zu erkennen und die hell erleuchteten Fenster glühten einladend. Drei Stockwerke türmten sich mit langen hohen Fenstern übereinander und eine Doppeltreppe führte zu einer zwei Stockwerk messenden Eingangstür hinauf. Darüber befand sich ein filigran verzierter Balkon. Im Regen konnte man die kunstvollen Stuckarbeiten am Haus aus der Entfernung noch nicht sehen, wohl aber erahnen. Aber das alles machte es nicht besonders. Das Anwesen war aus einem hellen Gestein einst erbaut worden und wunderschön, jedoch... wuchs nun aus der Tiefe eine Dunkelheit im Stein herauf, die für jeden sichtbar war. Wie Ranken zogen sich tief schwarze Adern durch das Mauerwerk und hatten bereits fast das ganze Erdgeschoss eingenommen. Davon war nicht nur das Anwesen betroffen. Auch der Kiesweg war schwarz und sogar die Mauer, die das Anwesen umsäumte hatte bereits erste dieser Adern unten an ihren Wurzeln. Man konnte also schon von außen und auf den ersten Blick erkennen, dass hier starke Magie wirkte. Aber was genau???
Kuralla trat an die Mauer heran und legte ihre winzig wirkende Hand an eine Stelle wo Weiß und Schwarz zusammen trafen. Dann ging sie in die Hocke, so dass sie die Stelle auf Augenhöhe hatte und kratzte daran.
„Hm...“
Sie schnupperte an ihren Fingern.
„Ich bin kein Steinmetz, aber... guckt mal.“
Bei genauer Betrachtung hatte sich nur minimal etwas von dem hellen Stein abkratzen lassen. Der Schwarze musste um einiges härter sein. Vielleicht fiel auch Nell noch eine Anekdote zu diesem speziellen Stein ein? Sie hatte mal auf eben jenem Material gestanden...
Kuralla stand derweil wieder auf und spähte durch die dicken Gitterstäbe. Ein Stock weiter hinten lief kam gerade ein grau-grün-häutiger Kerl aus dem Stall. Er beugte sich zu einer Tränke hinunter und wusch sich darin die Hände. Der Anblick seines dabei hervor blitzenden halben Hinterns erinnerte Nell an jene Situation, wo sie ihn das erste Mal gesehen hatte und er sich zu der sehr viel kleineren Rubin hinab gebeugt und auf die Stirn geküsst hatte. Wie hatte sie ihn genannt? Viel ihr der Name ein? Dann könnte sie ihn rufen.
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Naella Federfall
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Re: Das Anwesen der Familie Belyal Sinth

Beitrag von Naella Federfall » Montag 4. März 2024, 10:26

Eine neue Idee wurde geboren und allgemein als besser geeignet betrachtet. Naella selbst spürte derweil dem Geschmack der Schokolade nach und säuberte mit ihrer Zunge ihre Zähne. Sie sah Geluka Suerte nach, während die bunte Mütze Schritt für Schritt im Gewühl verschwand, das sich allmählich auflöste. Hm. Eigentlich war sie sehr nett. War ich unfreundlich?, überlegte sie noch, während sich die anderen berieten, ob und wie sie genau nun in das Anwesen gelangten. Irgendwie ist es anders, seit Bramo und ich… Nell lächelte plötzlich und für niemanden ersichtlich, wieso. Sie dachte an das ganze Fiasko zurück, das sie im Anwesen erlebt hatten. Nicht alles davon war wahrlich schön gewesen, denn immerhin hatte es Bramo tatsächlich geschafft, dass sie am Ende in Tränen dastand. Aber dann haben wir geredet… Nell blickte von der bunten Mütze zu Bramo, der verschwörerisch bei Kazel und Kuralla stand, um sich mit ihnen zu beraten. Tatsächlich lag ihm das wohl sehr viel besser als ihr. Nell machte jeden Scheiß mit, das wusste er. Sie mussten ihr nur sagen, was sie tun sollte und sie würde die aller beste Vorstellung für immer und ewig vollführen. Doch das Pläneschmieden, das war nicht ganz ihre Stärke. Nell kannte sich schlecht mit Ernsthaftem aus. Hatte man daran gesehen, dass sie mal einer ganzen Räuberbande vorgespielt hatte und überhaupt nicht schnallte, dass das der denkbar schlechteste Weg gewesen war. Dass sie ihr nicht nur metaphorisch ans Leder wollten. Es war Bramo – und die anderen -, die ihr aus der Klemme geholfen hatten. Nell betrachtete Kazel und wie er die kleinen Ansteckblümchen von seinem Ohr genommen und an sein Haar geklammert hatte. Sie lächelte bei dem Anblick seines ernsten Gesichts, das es sich dennoch nicht hatte nehmen lassen, das Bisschen ‚Bunt‘ willkommen zu heißen. Auch betrachtete Nell Kuralla in ihrem fliederfarbenen Blümchenkleid. Sie war eine schnieke Oma und Nell stolz darauf, dass ein kleines Bisschen Farbe in die beiden gekommen war. Ihr Blick glitt zu Bramo, der sich wichtig und effizient an alles erinnerte, was nun hilfreich sein könnte. Ich bin froh, dass er hier ist…, dachte Nell mit aller Ehrlichkeit, die sie in diesem Moment fühlte.

Auch eine Buntschelmin wusste, dass es manchmal wichtigere Dinge gab. Allerdings wusste sie vor allem, dass man gerade bei jenen Dingen die Hoffnung nicht aufgeben durfte. Und Bramo war jemand, der manchmal ZU ernst agierte. Und auch Kazel wirkte wie jemand, der sich viel zu viel der Lasten seines Lebens angenommen hatte. Und das Schöne und Einfache übersah. Kuralla… war eine ganz andere Nummer. Vielleicht adoptiere ich sie. Dann wäre sie meine Oma und ich hätte wieder eine…, sinnierte Nell und achtete mal wieder so gar nicht auf den eigentlichen Plan. Sie vertraute eben darauf, dass man ihr schon sagte, wann ihr Auftritt begann. Irgendwas mit Kanal und Tunneln und… aber dabei braucht man dann doch kein Kostüm, oder?, dachte sie nun, obwohl Kazel das bereits gesagt hatte. Nell aber bekam dann mit, wie sich die Gruppe in Bewegung setzte. Sie folgte mit ihrem Blick einmal dem Stiel des Lollis, den Kuralla wegwarf und klappte den Mund auf. Heee! Das tut man aber nicht, das verschmutzt doch alles… wenn das alle machen würden, dann sähe das hier aber ganz schön schmuddelig aus! Voller… Lollistiele… Nell kicherte erneut für sich und mit ihren Gedanken allein. Sie musste sich vorstellen, wie allesamt hier in Andunie über einen Haufen von Stielen klettern oder drunter durchmussten. Das wäre eine sehr witzige Stadt! „Aber auch eine dreckige…“, plapperte sie, als führte sie eine Unterhaltung, die irgendwie Sinn für die anderen hätte ergeben können. Dann aber sprach sie den Geigenbauer noch mal an und als er verneinte, blitzten ihre Augen. „Bezahlt?“, fragte sie und wandte den Kopf zu ihrer Gruppe, die sich bereits in Bewegung setzte. Sie musterte jeden Hinterkopf und fragte sich, wer da so großzügig gewesen sein mochte. Immerhin hatten sie und Bramo nichts mitgenommen, außer ihrer leichten Kostümchen. Nell strahlte den Geigenbauer glücklich an, schmatzte ihm einen kleinen Schokoladenkuss auf die Wange, bevor er wieder in seinen Laden zurückging. Dann schwang sie den Geigenkasten auf ihren Rücken und eilte den anderen nach.

Bramo war ein guter Anführer und so brauchte Nell keinerlei Aufmerksamkeit auf die Richtigkeit des Weges zu verschwenden. Ob sie das ohnehin getan hätte, durfte man wohl anzweifeln. Jetzt aber, blieb sie immer wieder stehen und ließ sich von den kleinen Dingen der Stadt ablenken. Es lag offenbar an Kazel, die Gruppe weiterzutreiben und den Fokus nicht zu verlieren. Was sich ungefähr so äußerte: Nell fand etwas Spannendes und wollte sich sehr wohl ablenken lassen: „Ohhh schaut mal da“-, die Gruppe aber lief weiter. Bei Feylin, diese kleinen Figuren geschnitzter Ottsel hätte Mikk gefallen…, dachte sie und riss sich davon los. Sie hüpfte hinter ihnen her und blickte überall links und rechts, nur nicht auf den vor ihr liegenden Weg. „Schaut mal, da sind ja süße…“ Die Gruppe lief weiter. Nell sah den feinen Blumenkränzen nach, die eine Alte mit ihrer… Enkelin vielleicht gemeinsam vor dem Laden banden. Nell ließ ihre Finger wackeln und bescherte dem jungen Mädchen, das ein wenig traurig aussah, ein wenig buntes Blumenspiel in ihren Händen. Sie lächelte sie herzlich an und deutete an, dass sie lächeln sollte. Das Leben war viel leichter mit einem Lächeln! Dann folgte sie wieder Bramo, Kazel und Kuralla und summte in ihren Rücken eine leichte Melodie. Sie sah einige Jungen, die im leichter gewordenen Regen mit Stöckern und einem leicht lädierten Ball spielten. Nell blieb stehen, beobachtete, wie die Jungs grölten und jubelten, wenn einer von ihnen es schaffte mit einem gekonnten Stoß ihres Stocks in das dafür mit ausgedienten Helmen improvisierte Tor zu befördern. Beim zweiten Mal, riss auch Nell die Arme freudig empor und jubelte aus vollem Herzen. „Bravoooo!“, rief sie und erntete erst irritierte Blicke, dann stimmten die Jungs mit ein. Nell feixte. Sie winkte den Kindern und griff sich einen Stock, um es auch mal zu probieren. „Schaut mal!“, rief sie noch, doch ihre Gruppe verschwand gerade um eine Häuserecke. Nell aber beeilt sich, pflügte durch das Spielfeld und kickte den Ball zwischen die Helme hindurch. Der Jubel war gewaltig und Nell mittendrin.
Sie hüpfte etwas und umarmte dann die Jungs, die ihre Freude zu teilen wussten. Dann lachte sie lebensfroh in jedes, leicht schmutzige Gesicht und winkte ihnen, um sich schnell auf den Weg zu ihren Gefährten zu begeben. In ihrem Rücken brandete erneut Jubel auf und erfüllte das Herz der Elfe immens. So lief sie schleunigst durch einige Pfützen und schloss dann wieder an die Gruppe an. Jene stand bereits vor dem Anwesen und Kuralla betrachtete gerade die seltsamen, schwarzen Schlieren im Gestein. „Achtung, Oma. Was auch immer das ist, es …. Hat irgendwie einen eigenen Charakter“, sagte Nell und war etwas außer Atem. Sie aber strahlte und mit rosigen Wangen und glücklichen, gelben Augen, stand sie in der Gruppe. Was sie alles verpasst hatten auf ihrem Weg… „als ich darauf stand, in dieser Halle, wo wir vorspielen sollten, da hatte ich das Gefühl, dass mich etwas… befühlt? Untersucht? Hm, schwer zu beschreiben. Es war ganz eigenartig, als wollte etwas meine Magie untersuchen. Es kribbelte und ich hatte tatsächlich kurz das Gefühl, als würde ich beobachtet werden… Vielleicht sollten wir für unser Vorhaben vermeiden, darauf zu stehen. Obwohl dieser Raum da offenbar komplett damit überzogen war.“, zuckte Nell die Schultern. Ihr Blick fiel dann ebenfalls auf den Ork, der sich da gerade wusch und dann das Hinterteil präsentierte. Ohne nachzudenken, riss Nell den Arm hoch und winkte. „HE! Tuff!“, rief sie und strahlte dem Grau-Grünen entgegen.

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Re: Das Anwesen der Familie Belyal Sinth

Beitrag von Kazel Tenebrée » Freitag 8. März 2024, 14:04

Die Taverne zu nutzen, in der Kazel und Kuralla aufgeschlagen waren, kam dem Mischling aktuell nicht in den Sinn. Vielleicht dachte er daran, wenn es Zeit wurde, sich einen Platz für die Nacht zu suchen. Er ging ohnehin eher davon aus, dann wieder zu Janay zurück zu springen und hätte die Goblin-Oma wohl mitgenommen. Ob Sprünge durch Zeit und Raum für sie zu einem größeren Problem als reine Übelkeit werden könnten wie Kazel sie bei dieser Reisemethode jedes Mal empfand, blieb von ihm ebenfalls unberücksichtigt. Er ging das alles viel zu blauäugig an! Wenigstens nutzte er, was er besaß, um seinen Begleitern zu helfen. So zahlte er bei dem Geigenbauer die Reparatur von Nells neuem Instrument aus und schwieg auch, als jene sich mit einem sondierenden Blick nach dem Großzügigen in der Gruppe umschaute. Kazel hob lediglich die Schultern an. Es war schließlich nicht sein Geld, aber er führte es mit sich und er würde es nutzen.
So machte man sich wenig später auf den Weg. Auch Nell folgte, nun weniger abgelenkt durch den Drang, Schokolade zu finden. Diese Mission war erfüllt und fortan musste sie eher darum kämpfen, mit den anderen Schritt zu halten. Es drängte Kazel, nun sein Ziel zu erreichen. Sein Pflichtgefühl, das er gegenüber all den Lebenden, vor allem aber Leidenden empfand, nötigte ihn dazu, die Seele eben nicht baumeln zu lassen. Andernfalls würde ein Schuldgefühl ihn überschatten, mit dem er nicht umgehen konnte. Dass ihn diese Haltung automatisch zu einem düsteren Gesellen ohne jeglichen Humor stigmatisierte, stimmte jedoch nicht. Kazel konnte lachen - endlich wieder! Er lebte seine Gefühle sogar wieder mit einer Passion aus, die anderen fehlte. Er hielt es angesichts der Gefahrensituation aktuell jedoch für unangebracht. Wenn er bei Janay war, bei Zissus und den anderen Hybriden, dann gluckste auch er. Dann alberte er sogar mal herum. Mit Naellas offener Art ließ es sich zwar nicht vergleichen, doch selbst der Mischling war eigentlich eine gutherzige Frohnatur - auf seine Weise. Dass er beispielsweise die bunten Blumenspangen am Revers und im Haar behielt, bewies es. Ein strikt humorloser Mann hätte sie entfernt oder gar mit Verachtung im Blick in den Dreck geworfen. Kazel hingegen nahm sich beim Laufen die Zeit, sich die Spange am Mantel zu betrachten und immer wieder zwischen den Fingern hin und her zu drehen. Er nutzte es gleichermaßen aber auch als Übersprungshandlung. Je näher die Gruppe dem Anwesen der Belyal Sinths kam, desto nervöser wurde er. Zwar hießen die anderen seine Idee Willkommen, ihn als Kanalratte auszuweisen und Kuralla zur Großmutter seines verhinderten Kollegen zu machen, aber das bedeutete nicht, dass nicht immer noch etwas schiefgehen könnte. Außerdem wollte die Oma ihren Enkel nicht dabei haben. Kazel verstand es. Es war für die bereits Anwesenden schon gefährlich genug. Er wollte Firlefitz nicht mit hineinziehen. Im Gegensatz zu seiner resoluten Oma war jener schließlich nicht unsterblich.
"So könnten Nell und ich gegebenenfalls die Vorgänge im Haupthaus im Auge behalten und ihr beide könntet euch in den Kellern umsehen", schlug Bramo vor. Langsam wurden die beiden Männer der Gruppe miteinander warm. Kazel nickte ihm zu. Auch ihm war es Recht, wenn so wenig wie möglich ein Trauma mit sich nahmen, wie er es in Sademos' Kellern gesehen hatte. Er erinnerte sich an Nells Reaktion, als er nur davon erzählt hatte. Sie würde den Anblick selbst wohl nicht ertragen. Nein, da musste er sie heraushalten. Diese Verantwortung hatte er sich aufgeladen, als er zugestimmt hatte, sie mit in die Gruppe aufzunehmen. Er durfte nicht zulassen, dass ihre heitere Seele derart belastet wurde. Dann könnte sie nie wieder so mitreißende Melodien spielen.
Dem Mischling fiel nicht auf, dass er Nell beobachtete, wie sie sich immer wieder von den Farben der Welt ablenken ließ. Er beneidete sie ein wenig, weil sie die Welt so sehen konnte. Sie hatte in ihrem Leben wohl nur Gutes erlebt, dass ihr Herz so frei und leicht sein konnte. So sollte es bleiben. Kazel würde dafür sorgen. Er hegte aber auch keinen Zweifel daran, dass Bramo sich dies ebenfalls zur Aufgabe machte. Da der Andunier Nell natürlich näher stand, würde er als plötzlich erschienener Fremder nicht dazwischentreten. Er versuchte lediglich, seine Rolle in diesem großen Spiel zu halten und vor allem, so viele Leben wie möglich dabei zu retten. Seltsam, wenn man seine Profession bedachte. Als Geselle und Lehrling des Gevatter Todes stand Kazel dem Leben doch sehr viel näher. Er behandelte es mit dem größten Respekt, zumindest das anderer. Sein eigenes setzte er oft genug gedankenlos auf's Spiel. Jetzt aber dachte er ein bisschen mit. So wandte er sich an Bramo: "Sollten wir irgendeine Art Zeichen vereinbaren, wenn etwas schief läuft? Einen Erkennungssatz, den wir uns als Nachricht zukommen lassen, damit wir wissen, dass Hilfe benötigt wird oder die Situation brenzlig ist?" Er wiegte den Kopf hin und her. "Ich weiß nicht, vielleicht etwas wie ... äh ..." Kazel tippte sich nachdenklich gegen das Kinn. Es durfte kein allzu alltäglicher Satz sein, damit er nicht versehentlich fiel, obwohl alles in Ordnugn war. Auf der anderen Seite durfte er nicht zu ausgefallen sein, um keinen Verdacht zu erregen. Hilfe suchend schaute er von Kuralla zu Nell, sofern sie dem Gespräch überhaupt folgte. Der kunterbunten Elfe würde gewiss etwas einfallen. Sie sprühte vor Ideen wie vor Farben, aber schließlich ereilte auch das weniger bunte Spitzohr ein Geistesblitz. "Ganz gleich wie spät es wird, wir sollten nach dem Ganzen unbedingt noch einmal Schokolade essen." Das war Kazels Code für einen Hilferuf der Gruppe. Vielleicht wählte er jenen Satz aber auch als Versprechen auf eine Belohnung nach dem Selbstmordkommando, in das er sich und die anderen schicken würde. Irgendwie wärmte ihn der Gedanke, noch einmal einen Schokoladenlolli zu probieren, sollte er die Frauen aus dem Anwesen befreit haben. Er hatte wirklich köstlich geschmeckt!
Kuralla und Bramo rissen ihn aus seiner kleinen Euphorie eines Lohnversprechens. Er schaute auf, als der Name des Arztes fiel, den er beinahe schon wieder vergessen hatte. Doktor Laudahn. Aus seiner Sicht war der Grund, weil er ihn nicht für weiter nennenswert gehalten hatte, doch irgendetwas war nun anders. Die Stimmung. Der Mischling bemerkte die Anspannung, die von Kuralla ausging. Ihr Lid zuckte und so runzelte er seine Stirn.
"Den sollten wir nicht vergessen", sagte die Alte mit funkelnden Augen.
"Kennst du ihn", fragte Kazel direkt nach. Es war besser, solch offenbar wichtigen Dinge vorab zu klären und Kurallas plötlzicher Gemütswandel alarmierte ihn irgendwie. Ganz gleich, ob sie allerdings bereit war, ihm mehr zu verraten, zog die Gruppe weiter und schon bald erreichte man das Anwesen. Auch davon ging eine sonderbare Atmohsphäre aus.

An und für sich erweckte das Anwesen einen heimeligen Eindruck. Die erleuchteten Fenster versprachen Wärme und Schutz vor dem nach wie vor anhaltenden Regen. Die große Treppe zum Haupteingang, der sich im oberen Stockwerk befand, ließ das Gebäude selbst wie einen kleinen Palast wirken. Vor allem aber besaß er kaum etwas Morgerianisches, jedenfalls wenn man sich allein auf die Architektur konzentrierte. Das genügte schon, damit Kazel sich das Anwesen etwas länger betrachtete. Morgeria hatte er schon immer als sehr düster empfunden. Viele Gebäude dort besaßen diesen gotischen Stil mit dunklem Gestein, gruseligen Wasserspeiern und als Zierwerk gab es nur Manthalas schwarze Rosen zu sehen. Hier grünte alles und wirkte lebendig trotz des Regens. Einziger Wermutstropfen und Grund für die Beklemmung bot da nur dieser seltsame Wuchs. Er war nicht zu übersehen. Zwischen dem eigentlich hellen Gestein, für dessen Bauten Andunie bekannt war, gruben sich Adern aus Finsternis, als wäre ein Baum von giftigem Efeu befallen. Sie zogen sich parasitär durch das Mauerwerk und fraßen sich ihren Weg an dem Gebäude empor. Das Erdgeschoss war schon so sehr davon eingenommen, dass Kazel erneut nur an wucherndes Efeu denken konnte. Eine pervertierte, abartige Form von Efeu, die er lieber gar nicht erst berühren wollte. Wenn sie jedoch zum Anwesen gelangen wollten, müsste er sich wohl zwangsläufig dem aussetzen. Der Kiesweg, der zu den großen Treppen führte, hatte nämlich bereits eine schaurig schwarze Färbung angenommen, als läge eine Patina aus tödlichem Moos darauf.
Während er noch grübelte, ob es zu auffällig wäre, würden sie alle neben dem eigentlich Weg bis zur Pforte gehen, streckte sich eine kleine, runzlige Hand an Kazel vorbei und legte sich auf einen Teil der Mauer, wo weißes Gestein von schwarzem Was-auch-immer durchzogen war. "Kuralla, du kannst doch ni-", stieß er noch hervor, aber es war schon zu spät.
"Ich bin kein Steinmetz, aber ... guckt mal." Kazel guckte. Ihm fiel nichts auf, abgesehen davon, dass ihm der dunkle Anteil daran nicht gefiel. Er war wohl noch weniger Steinmetz als Kuralla. So zuckte er nur mit den Schultern und meinte: "Mir wäre lieber, du ziehst deine Hand zurück."
Auch Nell riet zur Vorsicht, was schon überraschend gneug war. Kazel blinzelte ihr entgegen. "Achtung. Oma. Was auch immer das ist, es ... hat irgendwie einen eigenen Charakter."
"Wasch deine Hände im Regen ab", bat Kazel eilig. Er vergaß vollkommen, dass nicht einmal ein Dämon in ihren Eingeweiden der Alten etwas hatte anhaben können. Es war seltsam, wenn ein berührter Stein mehr Unbehagen sorgte als Kurallas Haut selbst. Dass diese düstere Form im Stein jedoch keine Krankheiten zu verursachen schien, sondern anderweitig diente, darüber klärte nun Naella auf. Sie erzählte, dass es kribbelte, wenn man darauf stand, weil die Macht in dem Dunklen offenbar nach Magie abtastete.
Sind deine Gaben magisch?, fragte Kazel in seinen Gedanken und hoffte, der Gevatter würde ihm antworten. Wenn ja, könnte das zu einem gewaltigen Problem führen. Wo auf Celcia existierte schon jemand, der Todesmagie beherrschte? Nun, Nekromanten vielleicht, aber nicht auf die Weise, wie Kazel diese Gabe einsetzte. Er konnte kein totes Fleisch soweit beleben, dass es sich bewegte und ihm diente. Er manipulierte die Zeit - seine eigene und die anderer. Er trennte Seelen vom Körper der Verstorbenen. Hier aber würde und durfte er es nicht tun. Das hatte sein Meister ihm klar gemacht. Während der Rettungsaktion war er vollkommen auf sich und seine eigenen Fähigkeiten beschränkt. Dass er dennoch die Fähigkeiten des Gevatters mit sich trug, jederzeit die eigene Kutte rufen, seine Dolchsense erscheinen lassen oder die Sanduhren anderer betrachten könnte, um herauszufinden, wieviel Zeit ihnen noch blieb, war so sehr schon ein Teil von ihm selbst geworden wie sein eigenes Blut. Er konnte diese Dinge nicht einfach ausschließen. Blieb zu hoffen, dass das Schwarze im Gestein es nicht bemerken würde. Vielleicht wären seine Gaben doch noch von Vorteil und in absoluter Not würde er sich wohl über die Regeln des Gevatters hinwegsetzen. Wenn es darum ging, jemanden zu retten, wo die Zeit für ihn oder sie einfach noch nicht gekommen war. Ansonsten...
"HE! Tuff!"
"Was? Wer?" Kazel schreckte aus seinen Gedanken hoch. Er hatte sich so sehr darauf fokussierte, dass ihm der große Ork nahe der Stallungen vollkommen entgangen war. Jetzt jedoch sah er nebst eines breiten Rückens auch noch den größten, grünen "Mond" auf Celcias feuchter Erde, der ihm bislang begegnet war. Peinlich berürt räusperte er sich und bemerkte gar nicht, dass seine Hand sicht reflexartig vor Kurallas Augen schob, um ihr den Anblick zu ersparen.
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Re: Das Anwesen der Familie Belyal Sinth

Beitrag von Erzähler » Montag 11. März 2024, 10:19

Eben hätte man noch den Eindruck gewinnen können, Kazel, Bramo und Nell spazierten gemütlich durch Andunie. Fast hätten sie den sprichwörtlichen roten Faden verloren, der vom Schicksal lockend ausgelegt worden war, doch im nächsten Augeblick schon, konnten sich auch wieder die Ereignisse überschlagen.

Sie waren noch auf dem Weg zum Anwesen, da hatte Kazel noch eine andere schlaue Idee:
"Ganz gleich wie spät es wird, wir sollten nach dem Ganzen unbedingt noch einmal Schokolade essen."
„Schokolade ist ein gutes Sicherungswort! Den ganzen Satz merk ich mir nicht, der ist zu lang und da sag ich bestimmt was falsches, oder es passt nicht in die Situation. Schokolade kann man allein immer irgendwie einbinden. Schokolade geht immer!“
Kuralla grinste und nickte freudig mehrmals, als es dann weiter ging. Auch andere Themen beschäftigten Kazel, wie Doktor Laudahn. Der Mischling bemerkte die Anspannung im Gesicht der Alten. Ihr Lid zuckte und so runzelte er seine Stirn.
"Den sollten wir nicht vergessen"
"Kennst du ihn?"

, fragte Kazel direkt nach.
„Kennen im Sinne von begegnen? Dann nein.“
Ihre Antwort ließ einmal mehr recht viel Spielraum für Mutmaßungen, aber nach einer kurzen Atempause folgte doch noch etwas:
„Ich hab da etwas in Morgeria leise 'läuten' hören, aber hatte es für unwichtig erachtet und bin dem nicht weiter nachgegangen. Den Namen hier jetzt erneut zu hören... Hm. War vielleicht ein Fehler meinerseits.“
Kazel kannte das Gefühl sicher. Manchmal übersah man einfach winzige Details die einen dann später einholen konnten. Dieser Arzt war anscheinend so eines. Tiefer eingehen auf das Thema konnten sie jedoch nicht, denn sie waren am Tor und an den schwarzen Adern im Stein angekommen, die die Alte gerade untersuchen wollte. Nell schaltete sich ein:
„Achtung, Oma. Was auch immer das ist, es …. Hat irgendwie einen eigenen Charakter“
, sagte Nell und war etwas außer Atem. Sie aber strahlte und mit rosigen Wangen und glücklichen, gelben Augen, stand sie in der Gruppe. Was sie alles verpasst hatten auf ihrem Weg…
Kuralla sinnierte nachdenklich:
„Charakter sagst du...“
Kazel sah der Alten an, dass sie vielleicht das gleiche vermutete wie er. Eine Präsenz, die im Stein lebte? Ein Dämon? Ihre Neugierde war geweckt und Kampfeslust funkelte kurz auf in den kleinen schon leicht milchigen Augen der Alten.
„Als ich darauf stand, in dieser Halle, wo wir vorspielen sollten, da hatte ich das Gefühl, dass mich etwas… befühlt? Untersucht? Hm, schwer zu beschreiben. Es war ganz eigenartig, als wollte etwas meine Magie untersuchen. Es kribbelte und ich hatte tatsächlich kurz das Gefühl, als würde ich beobachtet werden… Vielleicht sollten wir für unser Vorhaben vermeiden, darauf zu stehen. Obwohl dieser Raum da offenbar komplett damit überzogen war.“
Nell hatte ihre Warnung ausgesprochen und Kuralla schien das leider eher noch mehr anzustacheln. Prompt legte sie ihre Hand auf das Schwarz.
"Kuralla, du kannst doch ni-"
, stieß Kazel noch hervor, aber es war schon zu spät. Der Starrsinn des Alters war schon manchmal lästig.
"Ich bin kein Steinmetz, aber ... guckt mal."
Kazel guckte. Ihm fiel nichts auf, abgesehen davon, dass ihm der dunkle Anteil daran nicht gefiel. Er war wohl noch weniger Steinmetz als Kuralla. So zuckte er nur mit den Schultern und meinte: "Mir wäre lieber, du ziehst deine Hand zurück."
Auch Nell hatte zur Vorsicht geraten, was schon überraschend genug war. Kazel blinzelte ihr entgegen.
"Wasch deine Hände im Regen ab."
, bat Kazel eilig und Kuralla schmunzelte und streckte die Hände vor sich aus.
„Nix passiert...“
Vielleicht hätte sie noch was gesagt, aber in diesem Moment geschah schon wieder etwas neues. Nell hatte einen 'alten Bekannten' entdeckt und rief laut:
"HE! Tuff!"
"Was? Wer?"

Kazel schreckte aus seinen Gedanken hoch. Er hatte sich so sehr darauf fokussierte, dass ihm der große Ork nahe der Stallungen vollkommen entgangen war. Jetzt jedoch sah er nebst eines breiten Rückens auch noch den größten, grünen "Mond" auf Celcias feuchter Erde, der ihm bislang begegnet war. Peinlich berürt räusperte er sich und bemerkte gar nicht, dass seine Hand sicht reflexartig vor Kurallas Augen schob, um ihr den Anblick zu ersparen. Die Alte lachte herzlich auf und schob seine Hand weg.
"Ich hab schon schlimmere gesehen, glaub mir."
, wisperte sie ihm mit gedämpfter Stimme zu, aber zu mehr kamen sie wieder nicht, denn Tuff drehte sich zu ihnen um. Der Ork war ...ein Ork, doch... er war ...wie konnte man den ersten Eindruck am besten beschreiben? Kullalla fand ein Wort:
"Der sieht ja lieb aus."
Lieb... nun ja. Tuff war auf gewisse Weise tatsächlich tuffig. Seine Haut war richtig grün, fast hell und strahlte ein wenig, als er Nell sah und seine Mundwinkel hoben sich. Er hatte eine Glatze... oder noch nicht? Ganz kurze graubraune Iro-Stoppeln waren zu erkennen, als er dann mit großen Schritten näher kam. Er war zwar muskulös, aber hatte auch ein klein wenig Speck um die Hüften, was ihn weicher wirken ließ. Mit einem Wink zu einem Wächter, der wohl im toten Winkel hinter der Mauer gestanden hatte, öffnete sich das Tor und Tuff stellte sich in den Durchgang. Da war kein Vorbeikommen.
"Nell... Was machst du hier draußen? Ich dachte, du und dein Freund ...seid bei den Proben?"
Der Ork hatte mit dem Daumen hinter sich auf das Haupthaus gezeigt und seine tiefe Stimme brummte in den Ohren nach. Er musterte Bramo und dann auch Kazel und Kuralla. Jetzt war es wohl Zeit für eine Erklärung, die von Nell erfolgen musste, denn sie kannte er. Die anderen weniger. Sein Blick huschte auch nachdenklich über ihre bunter Kleidung. Er selbst trug auch nur eine dieser extrem dünnen fast durchichtigen Haushosen, die benetzt vom Regen fast garnichts mehr verbargen. Kuralla hatte gerade eine hervorragende Aussicht auf Augenhöhe auf sein bestes Stück und nickte anerkennend. Dann hob sie wieder den Blick und musste dabei den Kopf in den Nacken legen. Tuff fragte gerade:
"Wer sind deine Begleiter?"
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Re: Das Anwesen der Familie Belyal Sinth

Beitrag von Naella Federfall » Mittwoch 13. März 2024, 10:08

Nell hatte die Hand in den Himmel gereckt und nach dem ‚Grünen Mond‘ gerufen, der sich gerade etwas erfrischen wollte. Im Regen. Sofort richtete sich die Aufmerksamkeit von Tuff auf die Gruppe am Eingang und schien sich zu fragen, was der Auflauf zu bedeuten hatte. Nell feixte ihm entgegen und mit der Verringerung seiner Distanz zu ihnen, ließ Nell ihren Arm langsam sinken. "Der sieht ja lieb aus." „Totaaal!“, pflichtete Nell der Oma bei und stemmte die Hände in die Hüften. So stand sie auch vor dem Ork, als jener das Eingangstor versperrte und ihnen allen einen Blick zuwarf. Nell legte den Kopf etwas in den Nacken, um Tuff ins Gesicht zu schauen und erwiderte das Lächeln, das er ihr zuteilwerden ließ. "Nell... Was machst du hier draußen? Ich dachte, du und dein Freund ...seid bei den Proben?" Sie drehte ihm den Rücken zu und deutete auf den Geigenkasten. „Ich hab was total Feines! Ich musste noch mal zum Geigenbauer und taadaaa, da sind wird wieder.“, plapperte sie und schob ihre Hand in die Tasche ihrer Hose. „Außerdem brauchten wir…“, ihr Blick glitt zu Bramo und auf einmal lief sie rot an, „Frische Luft?“, sie grinste breit und verbarg mal so gar nicht, woran sie da eigentlich dachte. Sie lachte wieder und kehrte zu Tuff zurück mit ihrer Aufmerksamkeit. „Wie auch immer“, kicherte sie und zwinkerte Tuff zu. Ihr Blick fiel auf seine spärliche Bekleidung und sie räusperte sich. „Weißt du, diese Kleidchen waren zwar ganz süß und so aber so recht warm waren sie hier draußen nicht. Daher haben wir uns umgezogen.“, plapperte sie sorglos und gleichzeitig aber mit Taktik. Sie schnatterte Tuff voll, damit er gar nicht viel ins Nachdenken rutschen konnte. "Wer sind deine Begleiter?" „GUT, dass du fragst. Ich wollte nämlich gerade sagen“, Nell stellte sich neben Tuff hin, der deutlich größer war als sie und sie noch zierlicher wirkte und deutete mit beiden Armen auf Kazel und Kuralla „DAS mein lieber Tuff, sind Mitarbeiter von… von.. ‚KAZKULLA‘ Kanalratten! Top Laden, sag ich dir! Wir haben gesehen, wie sie drüben am Markt einen Keller in Rekordzeit trockengelegt haben uuuhuuund, sie sind total nett!“, nickte sie. Nell war in ihrem Element. Sie sollte sie vorstellen? Dann aber auch richtig! „Bramo und ich dachten, weil dieser Regen ja mal so gar nicht aufhört, dass es vermutlich nicht schlecht wäre, wenn sie vielleicht auch hier mal nach dem Rechten sehen könnten, oder nicht? Ich meine, da laufen ja Wassermassen vom Himmel, als hätte Ventha alle Flüsse umgeleitet, korrekt? Und ‚Kazkulla Kanalratten‘ haben sich bereiterklärt, vorsorglich mal zu schauen, ob hier denn alles trocken im Untergeschoss ist!“, sie stutzte. Dann giggelte sie. „Auch wenn hier gewiss alles… äußerst geschmiert ist!“, feixte sie und blitzte Bramo an, ob er ihren Wortwitz verstand. Dann aber tippte sie Tuff gegen seine kleine Speckrolle, damit er sie ansah. „Schokolade?“, fragte sie und hob einen Lolli von Geluka hoch, den sie noch eingesteckt hatte. „Gibt einen super Laden hier, der die verkauft!“, sagte sie und schob den Lolli noch etwas höher. „Schenk ich dir, wenn du magst.“, meinte sie ehrlich und lächelte. Dann sah sie zu ‚Kazkulla‘ und zurück zu Tuff. „Dürfen wir rein? Ist ein echtes Sauwetter, oder?“, blinzelte Nell zuckersüß und zeigte ihr bestes Lächeln.

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Re: Das Anwesen der Familie Belyal Sinth

Beitrag von Kazel Tenebrée » Donnerstag 14. März 2024, 08:39

Kazel war sich nicht sicher, ob "Schokolade" allein als Codewort ausreichen würde. Er warf einen Blick über die Schulter zurück, konnte Nell aber nur noch anhand ihres Haarschopfes ausmachen. Sie jubelte gerade begeistert einigen Jungen zu, blieb dadurch jedoch zurück. Der Mischling verlangsamte seinen Schritt etwas. Da Bramo und Kuralla nun allerdings beschleunigten, durfte auch er nicht stehenbleiben, um mitzuhalten. Trotzdem schaute er jetzt etwas häufiger nach Nell. Es gab jedoch keinen Grund zur Sorge. Plötzlich tauchte sie wieder an der Seite ihrer Gruppe auf, die Wangen rot und das Herz nach wie vor als Strahlen in den Augen.
Kazel seufzte mit dieser Mischung aus Erleichterung und Verzweiflung. Naella Federfall war eben eine Klasse für sich. Aber ob sie das Codewort nicht im Übermaß nutzen würde, blieb zu bezweifeln. Plötzlich merkte er, dass sie davon ja noch gar nichts wusste. So weihte Kazel sie mit raschen Worten ein. "Wir haben ein Codewort ausgemacht, falls etwas schief läuft, während wir getrennt sind. Es ... es lautet Schokolade. Verwende es also nur dann." Die Idee war gut, aber es könnte so leicht schiefgehen! Doch jetzt war es zu spät. Sie hatten sich geeinigt, das Geheimwort stand fest. Und lieber eilte Kazel einmal unnötig wegen einem vor Freude gerufenen Schokolade aus überfluteten Kellern, als wenn er es ignorierte und dann Bramos und Nells Leichen fand. Er blinzelte kurz. Er würde so oder so erfahren, falls etwas schiefging. Sein Meister würde ihn doch sicher die Seelen seiner Verbündeten einsammeln lassen. Er musste es tun! Wenn etwas passierte, wollte Kazel die Gelegenheit erhalten, sich zu verabschieden und zu entschuldigen, dass er es nicht hatte verhindern können. Oh, er würde sich bei vielen für etwas entschuldigen, was nun einmal der Lauf der Dinge war. Aber er konnte es noch nicht so akzeptieren. Jeder unnatürliche Tod berührte noch immer sein Herz auf eine Weise, von der er lernen würde, loslassen zu müssen. Aber als Geselle eines Wesens, das ewig bestand, würde es ihm schon noch gelingen. Auch er würde eines Tages die Ewigkeit dafür Zeit haben. Jetzt war es wichtig, sich auf das Leben zu konzentrieren. Auf alle, die noch lebten und jene, die er retten musste.
Dass er damit nicht allein war, sich immer wieder auf die Realität und deren Ereignisse zu fokussieren, bewies ihm überraschenderweise Kuralla. Sie ließ ihm ihr Wissen um diesen Doktor Laudahn zuteil werden. Wirklcih kannte sie ihn nicht, aber sein Name schien in einer Angelegenheit gefallen zu sein, bei der die Alte bereute, nicht gehandelt zu haben. "Wir halten Augen und Ohren offen und falls er uns begegnet ... naja, wir werden sehen." Kazel konnte mit diesem Mann schließlich bisweilen nichts anfangen. Er hatte nur den Namen, konnte sich nicht erinnern, dass er in Morgeria gefallen war und so fiel es ihm schwer, ihn vorab zu verurteilen. Selbst wenn er nur auf Kurallas Wort vertraute, konnte auch sie sich irren. Er musste sich selbst ein Urteil bilden, aber dafür war ihm der unbekannte Doktor bisweilen nicht wichtig genug. Es gab andere Dinge mit höherer Priorität. Eine davon war ein grüner Hautmond, der Manthalas Antlitz am Nachthimmel offensichtlich Konkurrenz machen wollte. Kazel schob seine Hand vor Kurallas Sichtfeld, es war reiner Reflex. "Ich hab schon Schlimmeres gesehen, glaub mir", lachte sie und wischte die Geste beiseite. "Du bist eine Masochistin", murmelte Kazel nur, aber sein Mundwinkel hob sich in liebevoller Neckerei. Ja, auch er besaß Humor und zwischendurch trat dieser sogar sichtbar bis an die Oberfläche. Was ebenfalls sichtbar wurde, war die Erscheinung auf der anderen Seite des grünen Mondes. Ein wenig plump und für einen Ork geradezu pausbäckig präsentierte sich der von Nell liebevoll Tuff genannte Grünling. Er war wirklich sehr grün und hell. Es passte zu seinem Gesamteindruck, der ebenfalls die Gemüter zu erhellen schien. Tuff wirkte ... harmlos.
"Der sieht ja lieb aus."
"Totaaal!"

"Lasst euch bloß nicht täuschen." Kazel blieb nun einmal eher misstrauisch. Vorsicht war ein guter Wegbegleiter für ein längeres Leben. Letztendlich führten jedoch viele Pfade zum Ziel und auch eine naive Naella konnte bestehen, eben weil sie der Welt mit einem großen, offenen Herzen entgegensprang. Keine Methode war richtiger als eine andere. Sie waren unterschiedlich, so wie die Lebenden Celcias. Sie stimmten sich auf das jeweilige Individuum ab und gaben ihm die Möglichkeit, wirklich zu leben, ohne sich an Vorgaben halten zu müssen, für die sie nicht geschaffen wären. Die Götter hatten bei ihrer Schöpfung vieles berücksichtigt.
Während Kazel gedanklich ein wenig abdriftete, unterhielt seine Begleiterin sich mit dem Ork. Jener wunderte sich, warum sie und Bramo nicht bei den Proben seien und da zeigte Nell, wie gut sie doch glänzen konnte, ohne gleich ein von Feylin gesegnetes Instrument zur Hand zu nehmen. Sie präsentierte einen sagenhaften Auftritt, dabei stellte sie lediglich Kazel und Kuralla vor. Doch die Art und Weise, wie sie lose Fäden aufhob und zu einem kunterbunten Knäuel aus Logik, Erklärungen und Geplapper zusammenknotete, ließ jeglichen Verdacht in diesem Wollball ersticken. Auch Tuff erhielt keine Gelegenheit, tiefgründigere Fragen zu stellen - falls er überhaupt dazu in der Lage war. Er drückte sie nicht so minderbemittelt aus wie viele Orks in Morgeria, von denen sogar Kazel ein paar kannte. Aber er machte eben auch nicht den Eindruck eines hochintelligenten Exemplares, das man in eine Universität stecken wollte, damit er Lesungen hielt. So klug musste Tuff für seine Arbeiten eben nicht sein. Trotzdem konnte man sich überraschend gut mit ihm unterhalten. Nell tat es auf jeden Fall und sie übertrieb maßlos.
Als sie Kazel und Kuralla als Arbeiter für 'KAZKULLA Kanalratten' vorstellte, musste der Mischling sein schauspielerisches Können unter Beweis stellen. Es gelang nur mäßig. Er verschluckte sich und wandte sich halb ab, um sich unter leichtem Husten zu räuspern. Dann aber versuchte auch er sein Glück. Mit einem Aufblitzen seiner meerblauen Augen tauschte er einen Blick mit Nell. Der Schalk saß ihm im Nacken, als er sich erneut - dieses mal gespielt - räusperte und Tuff auf Krz'ner ansprach: "Wir gut Arbeit." Er beherrschte das Orkische verhältnismäßig schlecht. Tatsächlich waren ihm vom großen Kuchen aus Krz'ner nur ein paar Krümel bekannt. Doch selbst in jüngeren Jahren hatte er orkische Handwerker miterlebt, die im Tenebrée-Anwesen Reparaturen hatten durchführen müssen. Sie redeten viel. Vor allem brüllten sie einander oft an. Dem kleinen Kazel waren Kraftausdrücke geläufiger als eine gepflegte, orkische Unterhaltung. Aber was er in seinem Leben schnell in sich aufgenommen hatte, waren jene Worte, die beteuern sollten, dass seine Mutter oder Tante Starle stets gute Handwerker ausgesucht hatten. Er sprach jene Floskel nun gegenüber Tuff aus in der Hoffnung, ihn von Nells Geschichte zu überzeugen. Wenn ein Mischlingself und eine Goblin-Oma im Blümchenkleid sich als Kanalratten vorstellten, musste er ein wenig mehr ins Klischee hinein passen. Vielleicht funktionierte es, dass Tuff nun noch weniger Verdacht schöpfte. Vielleicht hielt er all die bunten Accessoires der beiden auch als eine Tat der elfischen Schelmin. Natürlich! Sie konnte unmöglich zulassen, dass Kanalratten ihre Pflichten in langweiligem Schwarz übernahmen. So langsam fand Kazel sich in seiner Rolle ein. Jetzt musste es ihm nur noch gelingen, dem eigentlichen Plan zu folgen, sobald sie im Anwesen wären. Mit dem gelangweilten Blick eines Mannes, der nur seine Arbeit machen will, stand er da und hielt seine erwartungsvolle Aufregung hinter dieser Maske verborgen.
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Re: Das Anwesen der Familie Belyal Sinth

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 20. März 2024, 15:43

„GUT, dass du fragst. Ich wollte es nämlich gerade sagen.“
Der Ork hatte nach den zwei neuen Gesichtern gefragt und beugte sich ein wenig vor um die beiden genauer in Augenschein zu nehmen. Sein Blick war neugierig und für einen Ork war er das sauberste Exemplar, dass jeder von ihnen je gesehen hatte. Es lag nicht nur am Regen, dass seine Haut glänzte, er schien sie auch regelmäßig einzuölen und seine Krallen waren abgefeilt. Auch sein Körper machte nicht wirklich den Eindruck eines Kriegers mit den kleinen Polsterchen, an den Stellen, wo sie ihn 'niedlich' machten. Er war auch nicht fett, sondern gemütlich und wirkte tatsächlich so, als ob er keiner Fliege was zu Leide tun konnte. Kazel blieb aber vorsichtig. Nell hingegen stellte sich vollkommen Angstfrei direkt neben Tuff, so dass er kurz zu ihr hinunter sah und deutete dann mit beiden Armen auf Kazel und Kuralla. Sodann ließ sie ihren spontanen Redefluss über dem armen Ork ergießen, der keine Chance hatte auch nur eine Zwischenfrage zu stellen:
„DAS mein lieber Tuff, sind Mitarbeiter von… von.. ‚KAZKULLA‘ Kanalratten! Top Laden, sag ich dir! Wir haben gesehen, wie sie drüben am Markt einen Keller in Rekordzeit trockengelegt haben uuuhuuund, sie sind total nett! Bramo und ich dachten, weil dieser Regen ja mal so gar nicht aufhört, dass es vermutlich nicht schlecht wäre, wenn sie vielleicht auch hier mal nach dem Rechten sehen könnten, oder nicht? Ich meine, da laufen ja Wassermassen vom Himmel, als hätte Ventha alle Flüsse umgeleitet, korrekt? Und ‚Kazkulla Kanalratten‘ haben sich bereiterklärt, vorsorglich mal zu schauen, ob hier denn alles trocken im Untergeschoss ist! Auch wenn hier gewiss alles… äußerst geschmiert ist!“
, feixte sie und blitzte Bramo an, ob er ihren Wortwitz verstand. Dann aber tippte sie Tuff gegen seine kleine Speckrolle, damit er sie ansah.
„Schokolade?“
, fragte sie und hob einen Lolli von Geluka hoch, den sie noch eingesteckt hatte.
„Gibt einen super Laden hier, der die verkauft!“
, sagte sie und schob den Lolli noch etwas höher.
„Schenk ich dir, wenn du magst.“
Seine Brauen ruckten nach oben und irgendwie war der Lolli plötzlich in seiner Hand – ganz schön flink für einen Ork.
„Dürfen wir rein? Ist ein echtes Sauwetter, oder?“
, blinzelte Nell zuckersüß und zeigte ihr bestes Lächeln. Tuff ragte der Stiel des Lollis aus dem Mund und hatte kurz die Augen geschlossen, die sich bei der Frage wieder öffneten. Er nickte nur abwesend und öffnete metaphorisch das Tor mit einer Handbewegung für sie, worauf zwei Wächter ihm diese Tätigkeit zeitgleich abnahmen. Tuff war so sehr auf den Geschmack des Lollis fokussiert, dass er wie ein treudoofer Hund neben ihnen her lief, als sie dann eintraten. Schokolade war nicht nur Nells und Kazels Passwort für Schwierigkeiten, es war auch das Schlüsselwort für Tuff. Anstatt irgendetwas zu sagen nuckelte er erst einmal an der Süßigkeit und wirkte ganz verzückt. Diesen Moment nutzte Kazel und hob den kunterbunten Faden aus Logik, Erklärungen und Geplapper auf, den Nell da gewoben hatte. Sie hatte es geschafft, den Ork in diesem Wollball einzuweben und mit dem Lolly den Rest gegeben. Tuff hatte keine Gelegenheit Fragen zu stellen, als sie Kazel und Kuralla als Arbeiter für 'KAZKULLA Kanalratten' vorgestellt hatte.
Jetzt aber musste der Mischling sein schauspielerisches Können unter Beweis stellen um die Geschichte zu vervollkommnen. Nach einem kleinen Hustenanfall, der wunderbar in seine Rolle als Kanalarbeiter mit vom Abwasser verätzten Lungen passte, räusperte er sich und sprach Tuff auf Krz'ner an:
"Wir gut Arbeit."
Er beherrschte das Orkische verhältnismäßig schlecht. Er hatte die Hoffnung, Tuff von Nells Geschichte zu überzeugen. Mit dem gelangweilten Blick eines Mannes, der nur seine Arbeit machen wollte, stand er da und hielt seine erwartungsvolle Aufregung hinter dieser Maske verborgen. Tuffs Mundwinkel wanderte in die Höhe und er lachte. Endlich nahm er den Lolli aus dem Mund, der schon halb geschmolzen war und meinte mit verschmierter Schnute:
„Is schon gut. Sprich lieber so. Aber danke für den Versuch.“
, amüsierte sich Tuff über Kazels Aussprache, jedoch ehrlich über den Versuch beeindruckt. Krzner war eine schreckliche Sprache für viele Ohren und man gewann schnell den Eindruck, dass sich Orks ausschließlich anbrüllten und wütend anschrien, selbst wenn sie in Wahrheit Liebesschwüre säuselten. Tuff musterte Kazel und zwinkerte ihm zu. Er war durch Nells Auftritt, durch den Lolli und nun auch durch Kazels Anerkennung seiner Muttersprache sehr gut auf sie alle zu sprechen. Der Einstieg in das Abenteuer war gelungen und nun kristallisierten sich erste rote Fäden im Dunst des Regens heraus. Tuff nickte auch Kuralla zu, die ihn nur breit angrinste. Dieses winzige Wesen war ihm etwas suspekt und er hielt vorsichtigen Abstand, um sie nicht aus Versehen kaputt zu machen.
„Kanalratten also...“
Tuff dachte nach und ließ sich damit Zeit. Zeit die er nutze um den Rest des Lollys in seinem Mund schmelzen zu lassen. Vielleicht sinnierte er gerade darüber nach, wie die kleine Frau durch die Rohre kroch? Dann betrachtete er mit einer Mischung aus Trauer und Verliebtheit den Rest des leeren Stiels.
„Ihr wart bei Geluka! Ich liebe sie!!! Ich würde sie heiraten, wenn sie mich erwählte und auf Händen tragen!“
Dabei ging es augenscheinlich weniger um das Mädchen, als mehr um seine Vorliebe für Schokolade. Dann schien er sich aber wieder der Fragen zu erinnern und der Thematik der voll gelaufenen Keller in Andunie. Sein Kopf hob sich zum Haupthaus und er grübelte laut vor sich hin:
„Soweit ich weis, ist bei uns nix kaputt und unser Keller war schon immer voller Wasser. Das gehört da hin.“
Er grinste kurz. Nell und Bramo hatten ihre eigenen Erlebnisse in diesen Höhlen gemacht und der gebürtige Andunier errötete. Tuff bemerkte das aber nicht, sondern schaute gerade rüber zu den Stallungen und dann zum Nebengebäude, wobei sich sein Blick leicht verdunkelte. Er hielt sich an dem Stiel seines Lollis fest und brabbelte:
„Wenn, dann werden eure Fähigkeiten da drüben vielleicht gebraucht. Ich kann nachfragen, aber es ist uns verboten dort hin zu gehen. Die Schwestern sind sich da einig. Jede hat ihr Reich und Amandin verbietet uns, uns Serunda's Reich zu nähern.“
Er wirkte auch nicht so, als ob er darüber traurig wäre. Tuff schien sogar eher ein bisschen ängstlich zu sein, als er die nass schimmernden Mauern des Nebengebäudes betrachtete. Vielleicht könnte man aus dem Ork noch ein paar mehr Informationen in Form von Gerüchten aus ihm heraus kitzeln?
„...Kommt erst mal mit ...raus aus dem Regen und dann lass ich nachfragen, ob sie Hilfe brauchen.“
Ein Blick hinüber zu den Nebengebäuden offenbarte, dass es dort noch keine schwarzen Verfärbungen im Stein gab. Es wirkte eher so, als ob sich die dunklen Ranken von dort fern hielten. Auch gab es dort kein Licht in den Fenstern, bis auf ein einziges recht weit oben unterm Dach. Tuff wandte sich ab und ging auf das einladend offen stehende Eingangsportal des Haupthauses zu, dass Amandin gehörte.
Sobald man eingetreten war, empfing einen warme mit Duftkräutern angereicherte Luft, die einem die Sinne ganz leicht vernebelten und das Herz ein wenig leichter machten. Der Boden war hier makellos schwarz und das gesamte Untergeschoss, jeder Stein hatte sich gewandelt. Eine geschwungene Treppe führte von zwei Seiten sich oben treffend hinauf in den ersten Stock. Ganz oben konnte man noch ein kleines Stück weißes Geländer erkennen, so wie es wohl früher ausgesehen hatte. Der Rest bestand nun aus spiegelndem Obsidian, wenn sich jemand damit auskannte. Diese Art von Gestein wurde besonders gern in Morgeria für magische Gefängnisse verwendet, da er gut zu bezaubern und extrem hart und feuerfest war. Er hielt extreme Temperaturschwankungen aus. Tuff stellte sich in den Weg, als die Gruppe staunend weiter gehen wollte.
„Bitte Schuhe ausziehen.“
Er guckte in teils verdutzte, teils fragende Gesichter. Bramo und Nell waren hier schon barfuß herum gelaufen und Bramo kam der Bitte auch gleich nach und klemmte sich seine Stiefel dann unter den Arm. Tuff kommentierte seine Bitte, die eher nach einer Anweisung der Hausordnung klang:
„Ich will nicht hinter euch her putzen müssen.“
Die nassen Fußabdrücke waren überdeutlich auf dem polierten Stein zu sehen. Nell hatte zwar von diesem 'betastenden Gefühl' gesprochen, aber den Kontext nicht erwähnt. Was auch immer sie da befühlt hatte, wirkte nicht die ganze Zeit. Auch Tuff, der draußen barfuß gewesen war, putze sich die Füße gründlich in einem dafür bereit stehenden kleinen Becken mit Wasser und einer Bank mit Tüchern davor ab. Es sollte wohl kein Schmutz herein getragen werden. Kuralla setzte sich zu ihm und zog ihre Schuhe aus. Tuff wirkte einen Moment irritiert, zuckte und starrte dann die kleine Oma neben sich an.
„Blauschimmel? Hast du Käse dabei?“
Kuralla kicherte und winkte etwas verlegen ab.
„Nein mein Großer. Das sind meine Füße. Der schützt meine empfindlichen Sohlen und es läuft sich herrlich weich darauf.“
Tuff starrte die teils bläulich zart bepelzten Füße der Alten an und blinzelte in schneller Abfolge. Ob das wegen Unglauben, oder eher wegen dem leichten Brennen in den Augen geschah? Dann schüttelte er sich und schaute nach, ob sich auch alle ihres Schuhwerks entledigt hatten. Da war er leider gründlich und der ablenkende Lolli war leider schon aufgegessen. Auch Kazel dufte jetzt erfahren, dass der Stein unter seinen Füßen erst einmal nur Stein war, wenn auch erstaunlich warm und durchaus angenehm zu laufen. Kein Tasten, kein magischer Zauber griff nach ihm. Der Gevatter hatte auch nicht reagiert, als er nach etwaigen Risiken und Nebenwirkungen, bzw. nach der Klassifizierung seiner Schnitter-Fähigkeiten gefragt hatte. Kazel war wie vorausgesagt hier auf sich gestellt und sein Meister hatte wohl zu viel tun.
„Ich bring euch zu Amethyst. Der wird wissen, ob eure Hilfe nötig ist.“
Damit marschierte er durch die große Empfangshalle, vorbei an zu Obsidian versteinerten Tischen mit Blumenvasen darauf, verzierten Emporen und trat unter die Treppe auf eine kleinere Tür, die in den Dienstbotentrakt führte, wie Nell und Bramo wussten. Gegenüber unter dem anderen Flügel der Doppeltreppe gab es eine identische Tür die in das unterirdische Bad und zu Lapislazuli führte. Gerade zu stand noch das Portal zum Ballsaal offen, der aber leer war und trotzdem schmuckvoll und gigantisch wirkte. Tuff ließ ihnen aber wenig Zeit sich genauer in diesem hochherrschaftlichen Anwesen umzusehen.
Sie traten in einen langen Flur, von dem viele Türen abgingen. Man hörte Lachen hier und da und ganz am anderen Ende rannte kurz jemand aus einer Tür heraus und gegenüber in eine hinein. Eine zweite Gestalt folgte in schnellem Schritt, blieb aber dann kurz stehen.
Der Verfolger, der Mann war ein Dunkelelf und --- wunderschön!!! --- und nackt, bis auf einen Quergurt um seine Brust, wo etwas metallisch glitzerte. Alles an ihm war so schwarz wie das Haus. Haut, Haar, Augen – alles an ihm schimmerte wie Glas, wie ein schwarzer Diamant... oder wie Obsidian. Insgesamt war seine Erscheinung schwer zu erkennen vor dem dunklen Hintergrund, der einzig von Öllampen verzaubert wurde, was seinen Anblick aber noch interessanter und mystischer machte. Tuff bemerkte ihn jedoch. Seine Nase zuckte und er rief ihm zu:
„Alles in Ordnung. Nell und Bramo sind zurück und haben Helfer mitgebracht. Ich kümmer mich um alles.“
Der Dunkle schien dem Ork zu vertrauen und ging langsam weiter und verschwand in der gegenüber liegenden Tür. Tuff grinste.
„Das war Obsidian unser Sicherheitsexperte. Er ist immer ein bisschen paranoid. Er passt auf uns auf ...also wenn ihn grad nicht Perlita ärgert.“
Tuff lachte über irgendetwas, was nur er wusste. Auf jeden Fall hatte die Schokoladenbestechung ihnen gerade die nähere Bekanntschaft mit diesem anderen Mann erspart. Tuff ging weiter voran und spähte in einen Türrahmen. Sein breites Kreuz blockierte die Sicht auf das Innere.
„Ist Amethyst hier?“
Eine weibliche Stimme antwortete:
„Soweit ich weiß, wollte er zu Amant. ...irgendwas mit der Baustelle.“
Tuff wandte sich wieder um.
„Dann ist er oben. Folgt mir.“
Es ging zurück in die Empfangshalle und die Treppe hinauf. Als sie schon fast oben waren, spähte eine rothaarige Frau in den 40igern aus der Tür zum Dienstbotentrakt. Nell erkannte Rubin und die spärlich mit einem durchsichtigen Stoff bekleidete Frau winkte ihr freundlich zu. Tuff führte sie weiter. Der Boden war hier mit dicken weichen Teppichen ausgelegt, in die die Zehen bei jedem Schritt einsanken. Das Mauerwerk war hier noch nicht gänzlich geschwärzt, aber schien fleißig zu wachsen. Die Adern hatten viele kleine Verästlungen ausgebildet und malten die wirrsten Formen an die Wände. Sie kamen an mehren nur angelehnten Türen vorbei. Eine davon war so hoch wie der Flur und schmal. Doppelflügel verbargen eine tiefe Dunkelheit dahinter. Tuff stoppte vor einer anderen verschlossenen Tür und klopfte. Es dauerte einen Moment...
„Wer ist da?“
„Tuff.“
„Komm rein.“
, hörte man dann von innen und Tuff wandte sich zu den Gästen um.
„Wartet hier bitte einen Moment.“
Dann ließ er die Gruppe allein und zog die Tür hinter seinem grünen Rücken zu. Stille breitete sich eine Weile aus. Bramo sah ratlos Nell an. Es geschah... nichts.
Hatte man sie vergessen?

Die Minuten vergingen.
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Re: Das Anwesen der Familie Belyal Sinth

Beitrag von Kazel Tenebrée » Donnerstag 21. März 2024, 15:48

Auch durch reines Beobachten erfuhr man viel, wenn man dabei nur wachsam blieb. Kazel spitzte die Ohren, hielt die Augen offen. Letztere waren nicht mehr so scharf wie einst, als er noch den Adlerblick besaß, doch konnte er sich an seine unnatürliche Wandlung nicht mehr erinnern. Leben hatte ihm diese ungewollten Gaben genommen, ihn davon befreit samt der Erinnerungen daran. Er brauchte allerdings keinen stechend scharfen Blick um das Glitzern in den Augen des Orks zu sehen, der irgendwie viel zu freundlich für diese Welt wirkte. Er mag Schokolade, dachte der Mischling. Das ist gut, um ihn zu bestechen, aber gefährlich, weil wir es als Signalwort nutzen. Wenn Tuff nach mehr Lollis verlangt, könnte es jemand von uns missverstehen, sollte der Begriff fallen. Daran war nun jedoch nichts mehr zu rütteln. Kazel konnte unmöglich das Codewort ändern, ohne dass Tuff es mitbekäme. Der Ork mochte geradezu niedlich erscheinen, aber so unterschätzte man ihn wohl auch schnell. Des Gevatters Geselle blieb misstrauisch, vorsichtig. Das war vielleicht auch besser so, denn sein Meister hatte ihm bisweilen nicht eine Frage gedanklich beantwortet. Er erkannte, dass er hier nun wirklich vollkommen auf sich allein gestellt war.
Da drückte Kuralla seine Hand und setzte sich mit dem übrigen Tross in Bewegung. Kazel schaute zu ihr herunter, dann auf Bramos breiten Rücken und schließlich die kunterbunte Gestalt, die Naella bot. Er war nicht allein.
Diese Erkenntnis galt auch für den Feind, sofern man alle im Hause Belyal Sinth so nennen konnte. Es gab reichlich Wachen, Bedienstete und vor allem Räumlichkeiten. Alles wirkte so ... groß, so weiträumig. Wie sollte er dort sein Ziel finden? Die Keller. Es muss in den Kellern sein, wie in Morgeria. Sademos besaß ein ganzes Labyrinth an unterirdischen Katakomben. Ich muss sie nur finden. Ein wenig nervös wurde er dabei schon, aber die Tarnung als arbeitsbereite Kanalratte bot sich mehr als an - wenn es geflutete Keller gegeben hätte. Tuff schenkte Kazel für seine kläglichen Versuch, Krz'ner zu sprechen, zwar Anerkennung und das war schon einmal ein Pluspunkt für die gesamte Gruppe, aber er machte mit seinen Überlegungen auch jeglichen Plan zunichte, wie sie sich ins Haus manövrieren wollten.
"Soweit ich weiß, ist bei uns nix kaputt und unser Keller war schon immer voller Wasser. Das gehört da hin." Kazel presste die Lippen zusammen. Kuralla und er hatten sich nun schon als Kanalratten vorgestellt. Wenn sie nicht gebraucht würden, setzte man sie wieder vor die Tür. Dann half wohl nur noch, sich irgendwie auf dieses schwer bewachte, mit offenbar magischem Stein durchzogene Anwesen zu schleichen und...
"Wenn, dann werden eure Fähigkeiten da drüben vielleicht gebraucht." Kazel folgte Tuffs Blick zu einigen Stallungen und einem Nebengebäude des Anwesenkomplexes. "Ich kann nachfragen, aber es ist uns verboten dorthin zu gehen. Die Schwestern sind sich da einig. Jede hat ihr Reich und Amandin verbietet uns, uns Serundas Reich zu nähern." Wieder Informationen, die Kazel sofort in sich einschloss. Das Nebengebäude und auch die Stallungen gehörten also Serunda, der ... umgänglicheren von beiden Schwestern, soweit er es noch richtig in Erinnerung hatte. Trotzdem wünschte sie keine ungebeten Gäste in ihrem Teil des Anwesens. Der Mischling räusperte sich. "Kein Krz'ner, verstanden", schlug er einen kleinen Bogen, um auch Tuff an seine eigenen Mühen zu erinnern, Respekt vor dem Ork zu haben. "Ihr dürft da nicht hin, aber Kanalratten betreten jedes noch so dunkle Loch. Wir waten in Scheiße, meine Kollegin und ich." Er hob Kurallas Ärmchen ein wenig empor. "Und bei all dem Regen sollten wir einen Blick drauf werfen, bevor etwas zu Bruch geht. Hinterher ist der Ärger immer größer - wir verlangen auch nicht viel! Sind billig, aber willig." Er biss sich auf die Unterlippe, da dies auch anders gesehen werden konnte. Kazel konnte nicht verhindern, dass ihm die Röte in die Wangen stieg. Erneut räusperte er sich. Es war wichtig zu erwähnen, dass sie sich auch für lau anheuern ließen. Dann ließ sich ein Skeptiker vielleicht überreden, wenn es nur um das Nachsehen ging. Irgendwie mussten sie in Serundas Bereich gelangen. Dort schienen sich die interessanten Dinge abzusppielen - die düsteren, welche er verhindern wollte.
Zunächst ging es allerdings erst einmal in das Hauptgebäude und kaum durch die Pforte, verlangte Tuff doch tatsächlich, dass sie ihre Schuhe auszogen. Kazel hob beide Brauen an, nickte im Anschluss. Er konnte nachvollziehen, dass niemand den glänzenden Stein ständig wischen wollte. Die Oberfläche eignete sich überhaupt nicht dazu, dass man auf ihr herumlief, auch wenn sie sich glatt und warm anfühlte. Selbst nackte Füße würden ihre Spuren hinterlassen, je nachdem wie sehr man an den Sohlen schwitzte. Kazel schlupfte aus seinen Stiefeln, klemmte sie sich ähnlich Bramo unter den Arm, behielt Kuralla aber an der Hand, als sei sie sein Kindchen und nicht etwa eine alte Goblin-Oma.
Gemeinsam und im Gänsemarsch ging es durch zahlreiche Gänge tiefer in das Anwesen. Dabei begegneten sie zahlreichen Fremden. Kazel fiel an ihnen nur eines auf: Sie alle besaßen Namen, die irgendwie mit Gestein in Verbindung gebracht wurden. Zumindest galt das für jene, von denen er die Namen mitbekam. Der Skurrilste unter ihnen war zusätzlich noch für die Sicherheit des Hauses verantwortlich ... und zeigte sich ihnen vollkommen nackt. Bei seinem nachtschwarzen, glänzenden Körper erkannte man jedoch recht wenig aus der Entfernung. Es war einfach nur schwarz und fließen. Jede Bewegung Obisidians erzeugte einen Schimmer auf seiner Haut. Janay hätte es bestimmt gefallen diese exotische Haut zu berühren, schoss es Kazel durch den Kopf. Er vermisste sie und hatte ein komisches Gefühl im Magen. Vielleicht würde das hier schwieriger als erwartet. Jetzt gab es jedoch kein Zurück mehr und alsbald erreichte die Gruppe im Windschatten des Orks den oberen Stock. Sie blieben vor einer schmalen, doppelflügeligen Tür stehen, an die Tuff anklopfte. Er allein wurde hereingebeten, die anderen mussten warten. Kazel atmete tief durch, nachdem Tuffs Gestalt durch die Tür verschwunden war. Er schaute sich um, tauschte auch einmal ernste Blicke mit den anderen. Er wagte jedoch nicht, mitten in der Höhle des Löwen offen zu sprechen, also unterließ zumindest er jegliche Konversation.
Als die Minuten sich hinzogen, wuchs jedoch seine Nervosität. Er ließ endlich Kurallas Hand los, um seine Finger etwas zu strecken und sich in alle Richtungen der Gänge länger umzuschauen. Dabei spitzte er wieder die Ohren. Elfen hörten von ihrer Anatomie her besser als viele andere celcianischen Völker. Kazel stellte sich näher an der Tür auf und lauschte, ob er nicht ein Geräusch oder Wortfetzen einfangen konnte. Was machten Tuff und dieser Amethyst - sofern er es war - so lange da drin?
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Re: Das Anwesen der Familie Belyal Sinth

Beitrag von Naella Federfall » Montag 25. März 2024, 13:13

Nell präsentierte ihre Kreativität auf unterschiedlichste Weise. Sie war versiert im Spielen von Instrumenten, vorzugsweise der Geige, und konnte gewiss ein ganzes Theater spielen, wenn sie erstmal loslegte. Sie konnte Artistik und Akrobatik und schließlich wandte sie einfach alles an, was ihr so gegeben wurde. Aber Nell dachte dabei auch nicht an Konsequenzen oder einem schamhaften Gefühl. Die Elfe lebte. Und sie überlebte vermutlich weitestgehend durch ihre freundliche Art. Niemand musste in ihr eine Gefahr sehen, weil Nell nicht so dachte. Sicher besaß auch sie ein rechtschaffendes Gemüt und sie würde gewiss nicht tatenlos bleiben, wenn sie Zeugin von Ungerechtigkeiten würde, aber sie regelte meistens auf andere Art und Weise. Und deshalb war es ein Leichtes für sie, Kazel und Kuralla als „Kazkulla Kanalratten“ vorzustellen. Sie warf dem Elfen der beiden einen zufriedenen Blick zu, als er sich offenbar zu amüsieren schien. Nell freute sich, wenn sie unterhalten konnte und so war es ihr ein wahrliches Bedürfnis, Kazel das Lachen zu schenken, das er auf seinem Weg bis hierher scheinbar verloren hatte. Und wenn sie ihm nur zeigen konnte, dass mit Humor vieles leichter wäre… Dann war ihr das Lohn genug. "Wir gut Arbeit.", stieg Kazel ein und machte wiederum Nell glücklich damit. Denn es zeigte, dass Kazel lediglich vergessen hatte zu ‚spielen‘, aber grundsätzlich dazu in der Lage war. Nell feixte und deutete überstolz auf seine Krz’ner Versuche. „Hääää?“, strahlte sie Tuff an, der sich kichernd überzeugen ließ. Auch wenn er das Krz’ner lieber nicht noch mal hören wollte. Nell reichte das. Sie nickte Kazel anerkennend zu und hob einen Daumen. Das konnte ja alles bedeuten, Nell freute sich einfach. „Ihr wart bei Geluka! Ich liebe sie!!! Ich würde sie heiraten, wenn sie mich erwählte und auf Händen tragen!“ Da blickte Nell zu Tuff und warf ein schlichtes, aber durchaus ernstgemeintes: „Frag sie doch einfach mal“, ein, als hätte der Ork um Beziehungstipps gebeten. Dann aber folgten sie alle endlich dem Ork raus aus dem Regen und hinein in das unheimliche Anwesen, das viel zu viel … Haut zeigte. Beim Überqueren des Kiesbodens, wandte Nell den Blick zu dem Haus, das noch nicht von den schwarzen Striemen korrumpiert war. Sie fröstelte kurz. Sie erinnerte sich unweigerlich an das Erlebnis mit Bramo und die Dinge, die sie hatte sehen müssen. In Verbindung mit dem, was Kazel ihr erzählt hatte, wollte sich ihre Fantasie so vieles ausmalen, das sie jetzt aber zu unterdrücken versuchte. Was aber, wenn er Recht hatte? Was, wenn unter ihren Füße ein Auswuchs des Harax darauf wartete, gefüttert zu werden? Was, wenn jener Auswuchs nach ihrer Magie getastet hatte? Was wenn die Frauen für etwas gebraucht wurden… Fraß der Dämon vielleicht nur … Säuglinge?

Nell’s Gedanken rauschten auf einmal und nahmen noch mehr Fahrt auf. Kreativ zu sein und Fantasie zu besitzen, war manchmal eben auch hinderlich. Während sie ins Haus gelangten und schließlich ihre Schuhe wieder auszogen, sah Nell vor sich die Frauen, die mechanisch und willenlos hereingeführt wurden. Sie sah ihre aufgerissenen Münder, die geschlossenen Augen, die dicken Bäuche. Sie bildete sich ein, wie sie ein furchtbar hässliches Wesen mit allerlei fettigen Armen und Beinen, Augen und Zähnen nach den Kindern jener Wesen geierte, um immer größer anzuschwellen und schließlich dem Untergrund zu entwachsen… Warum sollte jemand so etwas tun? Was … was versprachen sich denn diese Leute davon? Nell fröstelte erneut und das trotz des warmen Hauses. Sie verfing und verhedderte sich etwas in den Auswüchsen ihrer Fantasie, dass sie erst wieder anwesend war, als sich etwas besonders schokoladiges in ihr Blickfeld schob. Die gelben Augen glotzten tatsächlich etwas ungeniert auf den schönen Dunklen, der sich ihnen einfach so präsentierte. „Das war Obsidian unser Sicherheitsexperte. Er ist immer ein bisschen paranoid. Er passt auf uns auf ...also wenn ihn grad nicht Perlita ärgert.“ Nell hob die Hand „HALLO!“, rief sie und feixte. Doch dann fächelte sie sich Luft zu und wandte den Blick zu Bramo. „Da kommen mir gleich… ganz andere Ideen… ehm..“, sie wurde rot und zwinkerte Bramo dennoch zu. Es war nicht so, dass Nell jetzt Obsidian gerne gehabt hätte, aber er regte ihre Fantasie auf wieder andere Weise an und Bramo wäre derjenige, mit dem sie jene ausleben wollen würde. Aber dafür war keine Zeit, das wusste sogar Naella. Tatsächlich suchte Tuff offenbar jemanden, der ‚Amethyst‘ hieß. Und mit einem Mal dachte die Elfe an den Dunkelelfen vom Tor. „Ame…“, wollte sie nachfragen, doch Tuff wurde bereits zu jemand anderes geschickt. Nun folgte sie dem Ork wieder und stupste dabei immer mal wieder Bramo lächelnd an. Sie berührte wie zufällig seine Hand oder lächelte ihn entzückt an. Dieses Haus hatte seltsame Schwingungen, die irgendwie auf sie zu wirken schienen. Als sie Rubin kurz sahen, winkte Nell auch ihr freudig zu, bevor sie vor einer Tür abgestellt wurden. Tuff verschwand und Nell, sowie die anderen blieben zurück. Sie patschte etwas mit ihren Füßen auf dem Boden und lauschte dem Geräusch, bevor sie schließlich gelangweilt seufzte. Geduld war jetzt nicht so ihrs. „Was dauert denn da so lange?“, maulte sie etwas und spielte ein ‚Himmel-Harax-Spiel‘ in ihren Gedanken, während sie mal auf einem, mal auf zwei Beinen hüpfte. Dann stieß sie aus Versehen gegen Kazel und hielt sich an ihm fest. „Ups!“, machte sie und lächelte entwaffnend. Sie stellte sich schließlich neben Kazel und kopierte seine Haltung. Auch sie begann angestrengt zu lauschen. „Wenn mit ‚Amethyst‘ der gemeint ist, den ich denke, dass er gemeint ist, dann… uiuiui – ich habe ihn gefragt, ob er mich heiraten würde…“, lachte sie und räusperte sich dann. „Das war, als Teegor und ich Freunde wurden.“, plapperte sie.
Dann lauschte sie wieder. Allerdings bewies Nell weder die Geduld noch das Verständnis dafür, dass man sie warten ließ. Also wandte sie sich um und klopfte schließlich gegen die Tür. „Tuuuufff? Entschuldige bitte, aber… weißt du, wir sind echt nass vom Regen und irgendwie ist es schweinekalt so und meinst du, also… sag mal, dauert das noch länger? Wir könnten auch erstmal was essen und uns umziehen und so, ich könnte den Kanalratten alles zeigen, kenn‘ mich ja jetzt etwas aus hier, was meinst du Kumpel? Wäre das was?“, schnatterte sie bereits wieder und warf daraufhin Kazel einen Blick zu, der… anders war. Sie zwinkerte ihm zu und schenkte ihm ein kleines Stückchen Wahrheit hinter ihrem vorlauten Gemüt. Nell war gewiss eine Labertasche, aber genau das war es auch, was man ihr verzieh, wenn sie mal die Grenze überschritt. Sie wusste sehr wohl, dass ihre Art nicht immer angebracht war, aber sie nutzte das dann und wann durchaus aus Berechnung heraus. Denn jetzt musste eine Reaktion erfolgen und entweder, sie wurden vorgelassen oder aber, Nell hatte ihnen gerade ein wenig freie Hand verschafft. Wie auch immer – ihre forsche aber liebenswerte Art konnte nicht nur fatal sein… sondern manchmal gar hilfreich, wenn man vorankommen musste.

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Re: Das Anwesen der Familie Belyal Sinth

Beitrag von Erzähler » Montag 1. April 2024, 11:47

Die spärliche Kleidung begann Sinn zu machen. Im ersten Stock war es sogar noch wärmer als in der bodenwarmen Empfangshalle. Dafür sorgten sogar noch zusätzliche Kohlebecken. Jeder der mehr als einen Hauch von Seide auf der Haut trug begann bald zu transpirieren, sofern er nicht ebenfalls vom Regen so durchweicht wäre wie die kleine Gruppe....
...außer Kazel. In seiner Nähe blieb es immer angenehm kühl. Obwohl seine Kühle auch immer etwas von dem Gefühl hatte, das man auch dem Sprichwort zuschrieb: 'Da ist jemand über mein Grab gelaufen'. So oder so, es war in dieser Hinsicht etwas Gutes, wenn man für den Gevatter arbeitete. Kazel würde nicht mal in der glühenden Mittagssonne in der Wüste von Sarma schwitzten. Die knochige Umarmung des Gevatters hatte also auch seine Vorteile für den Gesellen.
Doch feuchte Kleidung und Umgebungshitze waren gerade ihr kleinstes Problem. Sie waren in einem Flur abgestellt worden und … vergessen.
Als die Minuten sich hinzogen, wuchs jedoch Kazels Nervosität. Er ließ endlich Kurallas Hand los, um seine Finger etwas zu strecken und sich in alle Richtungen der Gänge länger umzuschauen. Dabei spitzte er wieder die Ohren. Elfen hörten von ihrer Anatomie her besser als viele andere celcianischen Völker. Was seine Sinne dabei auffingen war manigfaltig.
Für ein paar Sekunden mischte sich alles und dann begann Kazel seinen Kopf mal hier mal da hin zu drehen um die Quellen der Geräusche besser ergründen zu können. Ein Anwesen wie dieses hier war nie vollkommen still. Aus der 'Suppe' aller Eindrücke konnte er einige Dinger heraus filtern. Da war ein 'Grund-Ton' der alles untermalte – ein Rauschen. Vielleicht stand das Gebäude auf einem unterirdischen Fluss? Dann gab es Geräusche die von weiter her zu ihnen klangen, ein entfernter Knall, wie wenn ein Stein von großer Höhe aufschlägt, aber das war so weit weg, dass es sogar aus der Stadt kommen könnte. Nähere Dinge waren interessanter. Da war ein stetes leises Tropfen aus einem der Zimmer mit den nur angelehnten Türen hinter ihnen zu hören. Ein zähes Geräusch, dass ihm irgendwie bekannt vor kam... träge, saftig und... rot. Der Gang war lang und einige Zimmer standen leer. Andere waren wohl besucht und Kazel hörte sogar ein leises Schnarchen irgendwo. Dann gab es da noch ein 'Gemurmel' aus vielen Stimmen, dass sich aber ein Stockwerk unter ihnen befand und als Kazel sich näher an der Tür aufstelle, vor der sie abgestellt worden waren und lauschte, ob er nicht ein Geräusch oder Wortfetzen einfangen konnte, da unterbrach Nell seine Konzentration. Die rothaarige Elfe quasselte los und dämpfte damit seine Sinne. In der Gruppe zu arbeiten hatte halt auch seine Nachteile.
Dass sie einem kleinen Irrtum auflag, wusste sie nicht. Viele Leute waren ihr über den Weg gelaufen, seit sie in Andunie angekommen war und so verwechselte sie den Dunkelelfen vom Stadttor, dem sie einen kleinen lustigen Zauber auf seinen rückwärtigen Umhang gelegt hatte, mit dem Dunkelelfen, der ‚Amethyst‘ hieß und hier im Haus der Haushofmeister war. Sie dachte mit einem Mal, er wäre der Elfe vom Tor.
„Wenn mit ‚Amethyst‘ der gemeint ist, den ich denke, dass er gemeint ist, dann… uiuiui – ich habe ihn gefragt, ob er mich heiraten würde…“
, lachte sie und räusperte sich dann.
„Das war, als Teegor und ich Freunde wurden.“
, plapperte sie weiter. Dann lauschte sie alle wieder. Hinter der Tür vernahmen sie in einiger Entfernung wischende und schabende Geräusche. Allerdings bewies Nell weder die Geduld noch das Verständnis dafür, dass man sie warten ließ. Also wandte sie sich um und klopfte schließlich gegen die Tür. Wenn man sich so auf seine Umgebung konzentrierte, dann klang ein Klopfen wie Donnerschläge und normale Stimmen wie das Brüllen des Windes.
„Tuuuufff? Entschuldige bitte, aber… weißt du, wir sind echt nass vom Regen und irgendwie ist es schweinekalt so und meinst du, also… sag mal, dauert das noch länger? Wir könnten auch erstmal was essen und uns umziehen und so, ich könnte den Kanalratten alles zeigen, kenn‘ mich ja jetzt etwas aus hier, was meinst du Kumpel? Wäre das was?“
, schnatterte sie bereits wieder und warf daraufhin Kazel einen Blick zu, der… anders war. Sie zwinkerte ihm zu und schenkte ihm ein kleines Stückchen Wahrheit hinter ihrem vorlauten Gemüt. Nell war gewiss eine Labertasche, aber genau das war es auch, was man ihr verzieh, wenn sie mal die Grenze überschritt. Sie wusste sehr wohl, dass ihre Art nicht immer angebracht war, aber sie nutzte das dann und wann durchaus aus Berechnung heraus. Denn jetzt musste eine Reaktion erfolgen und entweder, sie wurden vorgelassen oder aber, Nell hatte ihnen gerade ein wenig freie Hand verschafft. Wie auch immer – ihre forsche aber liebenswerte Art konnte nicht nur fatal sein… sondern manchmal gar hilfreich, wenn man vorankommen musste.
Schritte näherten sich der Tür und Tuff öffnete sie einen Spalt breit. Er spähte hinaus und verzog kurz den Mund. Dann hob er die Hand und einen Finger, damit Nell vielleicht leiser wurde. Mit gedämpfter Stimme wandte er sich an sie:
„Psssst... Amant braucht jetzt seine ganze Konzentration, sonst geht der Zauber schief. Wir müssen leise sein!“
, beschwor er die Wartenden und schob sich aus der Tür und drückte sie mit seinen Rücken wieder von außen zu. Dann redete er eilig weiter.
„Nell, du hast Recht. Ist doof, dass ihr warten müsst. Du kennst dich ja aus hier, also … ach ich werd dich einfach an deinem Geruch finden, wenn es soweit ist.“
Tuff schnupperte an ihrem Haarschopf. Orks sagte man einen guten Geruchssinn nach, so wie Elfen spitze Ohren. Ein ganzer Clan von ihnen schrieb man die Fähigkeit zu, Pilze unter der Erde erschnüffeln zu können. Tuff schien diese Fähigkeit zu besitzen und merkte sich wohl gerade Nells Witterung. Schnell und leise sprach er weiter:
„Ich kann euch leider gerade nicht zu Amethyst bringen und er kann grad nicht raus kommen. Er assistiert der Herrin und Amant. Da darf man nicht stören. Ich muss auch gleich wieder rein. Sie haben mich gebeten... Ach egal. Nell, du und Bramo, ihr habt hier ein Zimmer. Da findet ihr sicher was trockenes zum Anziehen und wo die Küche ist weist du auch. Ich vertrau euch mal, dass ihr keinen Unsinn macht und auf eure Gäste Acht gebt. Sobald Amethyst frei ist, bring ich ihn zu euch und dann geht ihr mit ihm rüber. Hier im Hauptgebäude gibt es für euch Kanalratten nichts zu tun.“
Dann öffnete er wieder die Tür hinter sich und kurz war noch etwas zu hören. Eine weibliche Stimme, angenehm tief für eine Frau, gab leise Anweisungen:
„...Amant! Pass auf, dass du die Rinnen nicht zu tief schleifst. Mann soll sehen wie es fließt.“
Sie sprach zu jemanden und das schleifende Geräusch änderte minimal seine Tonlage. Nell erkannte die Stimme von Amandin. Die andere Stimme, die antwortete, gehörte ihrem Schüler:
„Er ist bald fertig. Wie bekommen wir dann den Altarstein in den Tempel?“
„Dafür ist gesorgt.“

, antwortete die Hausherrin mit sanftem Tonfall und Tuff huschte wieder hinein. Sie waren wieder allein. Doch in Nell klang etwas nach...
Ihre Stimme klang so voller Wärme, wie jemand der zu seinem Liebsten sprach und auch Amants Tonfall war voller – Liebe. Diesen Tonfall so an einem Ort wie diesem zu hören war auch für Kazel sicher... absonderlich. Aber Nell hatte Amandin kennen gelernt und all ihre Diener sprachen gut von ihr. Ihre Schwester Serunda war da ganz anders. Nell erinnerte sich just in diesem Moment wie sie sie schon einmal belauscht hatte... getriggert vom Klang ihrer Stimme huschten vergangene Worte durch ihren Kopf und malten sich an die Wände des Flurs. Ihre Magie ging einmal mehr mit ihr durch und schrieben die Worte so wie sie entstanden auf den weißen Putz des Flurs.... Sie entstanden und gingen...
Ihre Magie half ihr sich zu erinnern. Es war ein bisschen so, als malten ihre Herzchen die Schrift an die Wände. Sie hörte die Stimme Amandins in einer Farbe und die ihrer Schwester in einer anderen. Damals hatte Amandin nicht liebevoll gesprochen! Sie war wütend gewesen, als Serunda sie fragte:
„...und dabei willst du mir echt nicht helfen?“
„Nein! Will ich nicht. Das ist dein Projekt nicht meines und meine Diener werde ich auf gar keinen Fall dort hinunter schicken! Ich weis sehr wohl, wofür du das tust! Das dir Onkel das erlaubt ….versteh ich aus SEINER Perspektive, aber ICH muss es trotzdem nicht gutheißen. Es gäbe andere Wege...“
„Du bist so prüde! Du bist zu feige zu tun was nötig ist!“
„Es ist nicht nötig. Ihr beide seid einfach nur...“
„Wir dienen dem gleichen Gott und DU bist seine Hohepriesterin!“
„Das nimmst du mir immernoch übel? Das ich erwählt worden bin und nicht du?“
„DUDUdu...immer nur du! Du baust den Tempel, du wirst ihn weihen...“
„Als wenn du DAS wollen würdest.“
Nell erinnerte sich an den Moment der gefählichen Stille zwischen den Schwestern.
„Nein. ...Das will ich in der Tat nicht. Aber ich werde hervorragend in deine Fußstapfen passen und den Dienst an Faldor fortführen... und zwar so wie es mir passt und wie Onkel es auch will!!! Ich werde Onkel sagen, dass du mir nicht geholfen hast! Dieser furchtbare Regen könnte meine ganze Produktionsreihe verderben. Ich kann sie doch nicht draußen rum laufen lassen, verflucht. Jemand könnte sie sehen.“
„Hör auf mich zu manipulieren, das klappt nicht. Du hast mich angelogen, als du mir sagtest, du machst das nur zur Reproduktion und um die Lücken zu füllen. Ich weis, dass dein Ziel ein ganz anderes ist. Du hast sogar meine Arbeiter angezapft!“
„Pah, als wenn die es nicht genossen hätten.“
„Du hättest mich fragen müssen!“
„Und was mach ich jetzt?!“
„Das ist mir egal! Das ist dein Mist! Halt dich fern von meinen Dienern! Halt dich fern von meinen Leuten!“
„Kann ich sie wenigstens in den Stall bringen lassen, solange die Pumpen laufen und wir aufräumen?“
„Nein!“
„Oder in den leeren Speicher hinter den Gärten?“
„Mach was du willst, aber halte sie vom Haus fern. Bei dem Wetter werde ich alle im Haus behalten, also mach schnell!“
„Ich 'danke' dir teure Schwester!“
„Geh! Verschwinde und beeil dich! ...dieser furchtbare Regen wird wenigstens dein Handeln verbergen.“

Bramo, Kazel und Kuralla starrten auf die verblassenden Buchstaben die sich wie im Streit mit einander duelliert hatten. Nell tauchte aus ihrer Erinnerung auf und blinzelte. Bramo nahm sie kurz in den Arm und streichelte ihre Schläfe. Dann ließ er gleich wieder ab von ihr und flüsterte:
"Wir können auf unser Zimmer gehen um uns zu besprechen..."
Er als Mensch hatte nichts von den kleinen Randinformationen mitbekommen und auch Kuralla schien nichts gehört zu haben. Die Omi war aber hell auf begeistert von Nells Magie und strahlte übers ganze Gesicht. Bramos Vorschlag stand im Raum... also im Flur zwischen den Räumen. Wollten sie zu ihrem Zimmer gehen, was garnicht so weit war, oder erst einmal andere Räume erforschen? Würden sie sich trennen? Es gab noch so viel zu entdecken. Bramo nahm Nell an die Hand. Sie wirkte noch etwas benommen, denn auch ihre Magie verlangte einen Preis. Der kleine Zauber hatte sie nicht ausgelaugt, aber doch seine Spuren hinterlassen. Ihr 'piratischer' Begleiter, der gar kein Pirat war, sondern ein Schausteller führte die Gruppe ein paar Türen weiter zu jenem Zimmer. Er öffnete die Tür und wies hinein. Bramo meinte:
"Das hier war mal laut Rubin das Zimmer von dieser Nephelin. Sie war eine weitere, von Amandins Leibdienern. Sie ist aber vor ein paar Wochen abgereist. Sie liebte Musik."
Das sah man vor allem an den Istrumenten, die überall herum standen. Nells Magie triggerte einem Echo gleich noch eine Erinnerung in ihr, aber dieses Mal wurde sie nicht zu Buchstaben auf den Wänden. So oblag es ihr, ob sie sie erzählte.
„Nepehelin?“
, flüsterte sie leise zu Bramo und blinzelte.
„Wohnen wir nicht in ihrem Zimmer?“
, fragte sie, ehe mit einem Mal ein kleines Mädchen aus dem Zimmer zum Vorschein kam. "Louisa, dein Papa wartet. Du willst ihn doch keinen Ärger machen. Die Herrin gibt ihm viel zu tun und er muss bald fertig werden..."
"Ich habe ihm aber ein Bild gemalt und finde es nicht."
"Dann gibst du ihm es das nächste Mal. Jetzt komm."

Die Elfe, die eigentlich laut Rubin doch garnicht da sein sollte, war mit dem Kind verschwunden. Setzten sich hier gerade ein paar Puzzleteile zusammen, oder verwirrte Nells Magie nur noch mehr?Bramo führte sie gerade zu der lang gezogenen Chaiselongue, setzte sich neben sie und hielt ihre Hand.
„Alles in Ordnung mit dir? Du bist ein bisschen blass.“
Kuralla war bei Kazel geblieben und hing wie ein Kind an seinem Rock...Mantelzipfel.
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Re: Das Anwesen der Familie Belyal Sinth

Beitrag von Naella Federfall » Mittwoch 3. April 2024, 16:14

Warten war noch nie Naella’s Stärke gewesen. Die Elfe konnte einfach nicht ruhig bleiben, wenn man sie zum Nichtstun verdammte. Außerdem mochte man es ihr nicht zutrauen, aber sie hatte durchaus das Anliegen des Elfenmischlings verstanden. Nur, weil sie andere Wege und flatterhaften Gedankensprüngen nachjagte, hieß das nicht, dass Nell vergaß, worum es eigentlich ging. So inszenierte sie ihre Ungeduld und ließ Kazel wissen, dass sie nun ganz bewusst die Nervensäge heraushängen ließ. Mit einem Zwinkern in den gelben von Sommersprossen gesäumten Augen, wartete sie auf eine Reaktion von hinter der Tür und gleich schlurfte Tuff heran. Nell schob die Unterlippe vor und blickte den Ork treudoof an. „Psssst... Amant braucht jetzt seine ganze Konzentration, sonst geht der Zauber schief. Wir müssen leise sein!“ „Welcher Zauber?“, fragte sie gleich mal und war schon wieder völlig fasziniert. Sie reckte etwas den Hals, als könnte sie hinter dem Ork spähen, was er ihr allerdings verwehrte, indem er die Tür zudrückte. „Manno..“, schmollte Nell und betrachtete Tuff daraufhin als er eine Entscheidung traf. „Nell, du hast Recht. Ist doof, dass ihr warten müsst. Du kennst dich ja aus hier, also … ach ich werde dich einfach an deinem Geruch finden, wenn es soweit ist.“ Er schnupperte an ihrem roten Haar und sie kicherte dabei.
„Na sag mal!“, tadelte sie ihn auf ihre Art und lächelte daraufhin. „Ich kann euch leider gerade nicht zu Amethyst bringen und er kann grad nicht rauskommen. Er assistiert der Herrin und Amant. Da darf man nicht stören. Ich muss auch gleich wieder rein. Sie haben mich gebeten... Ach egal. Nell, du und Bramo, ihr habt hier ein Zimmer. Da findet ihr sicher was Trockenes zum Anziehen und wo die Küche ist, weißt du auch. Ich vertrau euch mal, dass ihr keinen Unsinn macht und auf eure Gäste Acht gebt. Sobald Amethyst frei ist, bring ich ihn zu euch und dann geht ihr mit ihm rüber. Hier im Hauptgebäude gibt es für euch Kanalratten nichts zu tun.“ „In Ordnung, machen wir so. Viel Erfolg bei dem, was … - ‚nicht so wichtig‘ ist!“, zwinkerte sie und patschte mit ihrer Hand am Oberarm des Orks herum, um ihn zu tätscheln.

Dann nickte sie Kuralla und Kazel zu, dass sie ihr folgen sollten. Doch bevor sie nun auch tatsächlich losstiefeln konnten, wurde Nell mit einem Mal etwas sonderbar zumute und sie blickte an die Wand, die auf einmal eine Erinnerung in ihr wachrief und für jeden sichtbar projizierte. Nell glotzte auf die ineinander verschwimmenden Buchstaben und runzelte angestrengt die Stirn. Sie fröstelte etwas und fühlte sich ein wenig matt, sodass sie die Arme um sich legte. „Die können sich nicht leiden…“, murmelte Nell sich erinnernd und seufzte leise. Was ging hier nur vor sich? Die Elfe schüttelte sich, als das Spektakel zu Ende war und fasste sich kurz an den Kopf. Ihr war schwindelig. "Wir können auf unser Zimmer gehen, um uns zu besprechen...", hörte sie Bramo an ihrer Seite brummen und ließ sich bereitwillig stützen. Irgendwie verausgabte sich ihre Magie immer etwas mehr, wenn sie so plötzlich ihr Eigenleben entwickelte. Dann fühlte sich Nell ein wenig hilflos, doch sie führte die Gruppe bereitwillig zu dem ihr zugewiesenen Zimmer. Auf dem Weg zu ihrem Zimmer, verlief sich Nell nur zweimal. Das war schon eine gute Leistung! An der Tür angekommen, ließ Nell Kazel und Kuralla als erstes eintreten und folgte dann, während Bramo eine kleine Erklärung abgab:
"Das hier war mal laut Rubin das Zimmer von dieser Nephelin. Sie war eine weitere, von Amandins Leibdienern. Sie ist aber vor ein paar Wochen abgereist. Sie liebte Musik." Erneut erinnerte sich Nell an etwas und runzelte die Stirn. Da war, dieses Mädchen und die Frau, die doch eigentlich nicht anwesend sein durfte. Nell seufzte. Noch immer war ihr schwindelig und ein kleines Bisschen übel. Die Elfe folgte Bramo auf die Sitzbank und sackte dort ein wenig in sich zusammen. Sie legte den Geigenkoffer neben sich und schloss daraufhin für einen Moment die Augen. „Alles in Ordnung mit dir? Du bist ein bisschen blass.“ Sie öffnete ihre Augen wieder und sah Bramo ernst an. Dann schüttelte sie den Kopf. „Irgendwie ist mir das alles zu viel. Diese ganzen ‚Wenn und Abers‘, die in diesem Haus herrschen.“, begann sie und blickte auch Kazel und Kuralla kurz an. Nell seufzte unglücklich und lehnte sich daraufhin an Bramo, damit er sie mal in den Arm nahm.

„Was tun wir hier eigentlich, Bramo? Ich habe völlig den Faden verloren und… ich weiß, mir passiert das öfter, aber… so? Ich weiß nicht, was wir hier sollen, wohin wir gehen, an wen wir uns wenden sollen. Mir kommt es so vor, als überschwemme man uns mit Dingen, die uns gar nichts angehen. Ich… ich will hier weg und ich will das tun, weswegen wir hergekommen sind… Also, weswegen DU hergekommen bist. Du wolltest deine Eltern finden und jetzt sitzen wir in diesem Haus und laufen von Tür zu Tür, ohne uns zurechtzufinden. Ich weiß nicht, wieso sich Amandin und Serunda nicht mögen, ich weiß nicht, was sie hinter der Tür machen, wer Amant ist, warum Tuff seinen Zauber nicht stören soll. Es… es ist mir auch egal, weißt du?“, zuckte sie die Schultern und schniefte leise. Daraufhin blickte sie zu Kazel und Kuralla. „Aber mir ist nicht egal, was sie wollen.“, gab sie zu. „Bramo!“, sah sie zurück zum Menschen. „Lass uns Kazel und Kuralla helfen, ihren Auftrag zu erfüllen. Sie wollen die Frauen befreien und … das erscheint mir derzeit das einzig wichtige und richtige. Alles andere ist doch nebensächlich. Und was diese Leute hier treiben, ist irrelevant. Ich möchte, dass wir uns auf eine Sache konzentrieren…“, murmelte sie. „Meine Magie laugt mich aus und scheint hier immer wieder ausgelöst zu werden, ohne, dass ich wüsste, wieso… Ich…“, sie hob abermals den Kopf und blickte zu Kazel, um ihren Blick in seinem zu verankern. „Lasst uns etwas Neues anziehen, dann gehen wir zum Haus hinter den Gärten und befreien die Frauen. Durch den Regen hat man sie dorthin gebracht und niemand soll sie offenbar sehen. Amandin will damit nichts zu tun haben und Serunda scheint der Kopf dieser Experimente zu sein. Lasst sie uns finden, lasst es uns beenden… Und dann sehen wir zu, dass wir hier alle verschwinden…“, sie deutete auf den Mischling. „Er hat doch auch keine Lust, hier zu sein. Kannst du es nicht sehen, Bramo? Er wäre lieber zu Hause… bei seiner Familie.“, lächelte Nell in einer gewissen Naivität und nickte ihm verstehend zu. „Und ich wäre überall anders lieber als hier. Lass uns nicht hier sämtliche lose Fäden aufgreifen. Das… das ist nicht unsere Aufgabe, Bramo. Du willst deine Eltern finden – und … ich dir helfen. Also helfen wir zuvor Kuralla und Kazel, dann verschwinden wir von hier. In Ordnung? Wer ist dabei?“, fragte sie kämpferisch und lächelte schon wieder etwas mehr. Nell brauchte jetzt einen Fokus, sonst würde sie sich verlieren. So sehr sie auch das Chaos schätzte – sie wusste sehr wohl, wann es ihr nicht mehr guttat und im Moment schwirrte ihr Kopf nur und sie fand sich in dem ganzen Wirrwarr aus Namen und Personen, Absichten und Geheimnissen nicht mehr zurecht.

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Re: Das Anwesen der Familie Belyal Sinth

Beitrag von Kazel Tenebrée » Donnerstag 4. April 2024, 09:46

Kazel ließ sich vom Strom des Geschehens treiben. Viel mehr konnte er in der aktuellen Situation nicht tun, denn nach außen hin waren Kuralla und er nur zwei zufällig angeheuerte Kanalratten. Sie boten sich an, aufgrund der anhaltenden Regenfälle die Keller des Anwesens Belyal Sinth zu begutachten und gegebenenfalls trocken zu pumpen - nicht, dass er überhaupt ansatzweise wusste, wie das zu bewerktstelligen wäre. Aber in seiner selbst auferlegten Rolle hatte er hier und jetzt im Grunde am wenigsten zu sagen. So musste er zwangsläufig Naella und Bramo das Feld überlassen, doch plötzlich geschah etwas, womit der Mischling nicht rechnete. Nell zwinkerte.
Zwischen all ihrem Geplapper, bis Tuff endlich die Tür öffnete, ihrem weiteren wilden Gerede und dem übermäßigen Gebaren, sie alle würden trotz der langen Wartezeit im Gang nur schlecht trocknen, da erreichte ihn ihr Blick und dieses knappe, aber wohl positionierte Augenzwinkern. Kazel stutzte kurz, ließ sich ansonsten jedoch nichts anmerken. Es gab ihm allerdings reichlich zum Nachdenken. Während Nell noch auf den Ork einredete, der seinerseits von Zaubern sprach, die nicht gestört werden durften, da musterte er seine Begleiterin aus einer neuen Perspektive. War Nell vielleicht gar nicht so kopf- und arglos wie er angenommen hatte? War es lediglich ein Schauspiel für die Welt, sich unscheinbar und vollkommen harmlos zu geben? Hüllte sie sich in diese kindlich fröhliche Naivität, damit andere sie unterschätzten? Er kam zu dem Schluss, all diese Fragen zu bejahen. Naella Federfall nutzte Celcia selbst als Bühne, inszenierte sich dort als kunterbunte Frohsinnsgestalt mit viel Charme, aber wenig ernst zu nehmen. Auf diese Weise hüllte sie sich in den Glauben, dass jemand wie sie weder eine Gefahr darstellte, noch wusste, was sie tat. Sie wirkte so flatterhaft, dass man einfach nicht glauben wollte, dass ihr Geist ansatzweise Zusammenhänge verstand. Natürlich barg es gewisse Risiken. Niemand würde ihr bewusst Geheimnisse anvertrauen, denn man musste fürchten, das sprudelnde Plappermaul plauderte alles auf, was die Ohren jemals in sich aufgenommen hätten. Andererseit blieben die Leute in ihrer Gegenwart arglos. Niemand traute Nell zu, einem Gespräch aufmerksam zuzuhören. Man ging davon aus, dass ihr Geist Blumen an Wände zeichnete, während andere im Raum sich über Mordpläne unterhielten und so sprachen sie offen, in ihrer Gegenwart. Und Nell nahm alles auf wie ein Schwamm, barg es in sich, um es zum richtigen Zeitpunkt abzugeben. Das alles erkannte er jetzt, da sie ihm einfach kurz zugezwinkert hatte und Kazel ... war beeindruckt. Es wirkte so simpel, konnte so effektiv sein! Trotzdem wusste er, dass es niemals zu seiner Methode würde, ein Problem anzugehen. Dafür war er nicht extrovertiert genug. Er könnte nicht über seinen eigenen Schatten springen, plötzlich kunterbunt und laut auftreten, geschweige denn von dem wilden Redefluss. Ihn umgab eine andere Aura, aber sie war seinem Gemüt angemessen. Er war der Geselle des Gevatter Todes und ging Dinge auf seine Weise an. Dass ausgerechnet er und Nell zusammenarbeiteten, erschien ebenso unglaubwürdig wie der wache Geist hinter ihrer kunterbunten Präsenz.
Kazel gab sich ganz in seine Rolle - zumindest versuchte er den Anschein zu erwecken, dass man ihm die nicht ganz geduldige, aber zurückhaltende Kanalratte abkaufte. Er spazierte immer noch ein wenig im Gang herum, blickte mal hier-, mal dorthin und ergab sich scheinbar in sein Schicksal, heute keinen Keller mehr auspumpen zu dürfen. Tatsächlich war er auf seine Weise aufmerksam. Er lauschte, wo es Nell vielleicht gerade nicht so möglich war, da sie sich mit Tuff unterhielt. Schon vorher hatte der Mischling versucht, allerhand aufzuschnappen, was interessant sein könnte. Seine feinen Elfensinne waren dazu privilegiert, aber sie halfen ihm letztendlich nicht wirklich weiter. Er nahm hier und da Geräusche war, konnte sogar einigen Gesprächen wie durch einen dumpfen Schleier folgen, aber so richtig schlau wurde er aus dem Wahrgenommenen nicht. Ohnehin brach zu viel über ihn herein, seit er Andunie betreten hatte. Nicht nur Nells und Bramos Auftauchen samt ihrer eigenen Geschichten und dem viel zu alltäglichen Ausflug zum Geigenbauer samt Schokoladengenuss, auf das er sich in beiden Fällen angesichts seiner eigenen Verpflichtungen nicht hatte konzentrieren können. Das Anwesen der Belyal-Sinth-Familie war eine eigene Wagenladung an Überforderungen, doch noch hatte er die Sahnekirsche auf seiner gewaltigen Portion an Eis nicht erhalten. Trotzdem schien der Inhalt des metaphorischen Bechers bereits in alle Richtungen zu schmelzen. Genießen konnte er davon nichts. Vielmehr versuchte Kazel, mit einer Gabel den Fluss der gefrorenen Köstlichkeit aufzuhalten, aber das Besteck eignete sich nun einmal nicht zum Löffeln. So blieb er ohne Nachspeise zurück, obwohl man sie ihm auf dem Silbertablett präsentierte. Das Problem war: Er hatte nie ein Eis bestellt. Aber bevor er sich durch diese Metapher nur noch mehr selbst verwirrte, ließ er sie fallen. Er versuchte, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Er war hier, um das Nest auszuheben, wie er es schon in Sademos' Anwesen getan und dort auch die Pläne für Andunie gefunden hatte. Hier musste eines sein und darauf wollte er den Fokus legen. Es war jedoch erschreckend schwer bei allem, was wie eine eiskalte Welle über ihn hereinschwappte.
Dem Gespräch zwischen Nell und Tuff folgte er schon gar nicht mehr, da er bei all den vielen edelsteinnahen Namen den Überblick längst verloren hatte. Es waren einfach zu viele Eindrücke, die auf ihn hereinprasselten und die wenigsten schienen ihn direkt zu betreffen. Er versuchte nur, nicht darin zu ertrinken, während er seinen Weg halb blind nach vorn nahm und sich selbst vorkam, als stolperte er nur von einer Situation in die nächste. Würde er sich nicht immer wieder in Gedanken rufen, dass es hier irgendwo Frauen geben musste, die seine Hilfe ... oder seinen Willen, sie endgültig zu erlösen ... benötigten, er hätte sich längst in all dem verloren, was über ihn hereinfiel. Er konnte kaum mehr den Fokus finden. Es war sehr viel und er selbst ... verstand kaum etwas. Er kam sich vor wie ein unbeteiligter Zuschauer am Rande eines größeren Geschehen, der sich nun zwar voll einmischen sollte, aber überhaupt nicht einmal wusste, was geschehen war ... aber von dessen Entscheidung alles abhing. Es setzte ihn enorm unter Druck und darüber hinaus verlor er fast den Fokus, weshalb er eigentlich hier war.
Nell schien es ähnlich zu ergehen.
Als sie eigentlich schon weiter wollten, hin zum Zimmer, das Tuff ihnen gewiesen hatte, klatschte die nächste Portion Verwirrung an ihre mentalen Haustüren. Schrift bildete sich an der Wand des Korridors. Offenbar wurde hier ein Gespräch wiedergegeben zwischen zwei Parteien. Den Sinn dahinter konnte Kazel nicht nachvollziehen. Er verfolgte den Streit der beiden Personen und konnte daraus schließen, dass es sich wohl um die Geschwister Belyal Sinth handelte. Letztendlich war ihm aber nicht ganz klar, wer hinter welcher Zeile steckte. Es waren bereits jetzt zu viele Namen gefallen, zu viele Gestalten, die er nicht einordnen konnte und eigentlich ... kümmerte ihn der Streit nicht. Es kümmerte ihn nicht, welche Probleme diese Dunkelelfen besaßen. Ihn kümmerten die Frauen, die er retten wollte und darauf versuchte er erneut, seinen Fokus zu legen. So konnte er aus der abgebildeten Schrift wenigstens eine Sache mitnehmen. Anscheinend befand sich sein Ziel eingesperrt irgendwo, weil man sie ... nicht frei herumlaufen lassen konnte? War es dann überhaupt sein Ziel? Er suchte schließlich nach armen Seelen, denen man wohl erneut jegliche Überlebenschancen allein genommen hatte. In Morgeria besaßen die Frauen weder Gliedmaßen noch Augen, dafür war jede von ihnen zwangsgeschwängert worden, auch von seinem Freund Zissus. Es bereitete ihm einen kalten Schauer, daran denken zu müssen. Hier aber schienen die Frauen vielleicht noch körperlich intakt, waren kurz davor, Teil dieses Geburtenkreislaufs zu werden. Vielleicht ... könnte er sie noch retten! Dazu musste er aber ... Konzentriere dich! Es war schwierig. Es gab so viel zwischen den Zeilen zu lesen und so schrecklich viele Zeilen. So viele Details, mit denen er nichts anfzufangen wusste und wahrscheinlich gar nicht brauchte. Dafür war er offensichtlich nicht geschaffen, doch das Leben spielte nicht unbedingt fair und man konnte nicht immer auf Geradlinigkeit hoffen. Kazel versuchte, sich durchzubeißen. Konzentration!
Er gab sich alle Mühe, das Wissen, das man ihm in einem Meer präsentierte, so für sich zusammenzufassen, dass er seinen Weg gehen könnte. Tropfen für Tropfen pickte er sich die Informationen heraus, an denen er sich entlang hangeln könnte. Es gab also auch hier Seelen, die offenbar geschwängert werden sollten. Sie sollten Teil dieses Zwangsgeburtenprozesses werden und man hatte ihnen den Samen von irgendwelchen Arbeitern eingepflanzt, was eigentlich nicht erwünscht war. Doch das schien nebensächlich. Die Arbeiter kombinierte Kazel mit Bramos Anmerkung, dass seltsame Dinge auf irgendeiner Baustelle vonstatten gingen. Die Baustelle an sich interessierte Kazel nicht, die Arbeiter nur bedingt. Er war wegen der Frauen hier und sie schienen noch laufen zu können. Sie mussten aber aus ihm unerfindlichen Gründen irgendwo untergebracht werden, waren eindeutig noch nicht von ihren Gliedmaßen befreit und an Schläuche angeschlossen worden. Sie befanden sich... in einem Speicher hinter den Gärten.
Da war sie, die Information, die er brauchte. Zumindest hoffte er es. Kazel rieb sich den Kopf. Obwohl es Nell war, die im Moment alles andere als gut aussah, schwirrte auch ihm gewaltig der Schädel. Fast etwas unbeteiligt folgte er Bramo, der nun den Weg vorgab, kaum dass die Schrift an den Wänden sich wieder in Wohlgefallen aufgelöst hatte. Er blieb still, bekam auch nicht richtig mit, dass Kuralla sich an seiner Kleidung festhielt. Er schaute nur einmal flüchtig nach ihr, vergewisserte sich, nicht auch noch sie in diesem riesigen Komplex aus schwarzem Gestein, Edel- und anderen Steinen in Form von Dunkelelfen und schwammigen Geheimnissen zu verlieren, die ihn nichts angingen.
Letztendlich erreichte die Gruppe einen kleinen Raum und dort schien Naella plötzlich irgendetwas zuzustoßen. Nichts Körperliches, aber sie wirkte ... nein, Kazel konnte es nicht beschreiben, bis der Schwächeanfall sie ereilte. Schon war er drauf und dran, ihr zu Hilfe zu eilen, aber Bramo war schneller. So hielt der Mischling sich zurück und schloss lediglich die Tür. Es war, als schloss er alles, was zu viel war, einfach aus. Der kleine Raum erdete ihn etwas und er atmete durch. Hier erfuhr er nun auch, dass Nell ähnlich mit all den Eindrücken zu kämpfen hatte. Kazel dachte, sie könnte mehr mit allem anfangen - warum auch immer. Es fühlte sich nicht so an, als sei das meiste dieser Geschichte für ihn bestimmt. Als sie aber ihrer eigenen Hilflosigkeit Luft machte, da fühlte er sich der bunten Elfe ungemein verbunden. Er nickte ihr nur zu.
"Vielleicht ist es das Gestein. Dieses Schwarze", meinte er. "Vielleicht will das Haus, dass wir uns in Verwirrung verlieren. Vergesst nicht, weshalb wir hier sind."
"Was tun wir hier eigentlich, Bramo? Ich habe völlig den Faden verloren und..." Erneut nickte Kazel. Fast wünschte er sich die Albtraumbilder der mit Metall ausgestattetetn Frauen herbei in der Hoffnung, sie erinnerten ihn an seine Aufgabe. Er dachte schon beinahe krampfhaft an sie. Und an diesen Speicher ... bei den Gärten. Es war der einzige Strohhalm, nach dem er hatte greifen können.
"Bramo! Lass uns Kazel und Kuralla helfen, ihren Auftrag zu erfüllen. Sie wollen die Frauen befreien und ... das erscheint mir derzeit das einzig Wichtige und richtige."
"Die Frauen", wiederholte Kazel. Hier in dieser kleinen Kammer schien es leichter, die eigenen Gedanken zu ordnen. Trotzdem kämpfte nicht nur Nell darum, etwas Klarheit zu finden. Sie mussten nun füreinander da sein und sich gegenseitig Halt geben, damit sie sich ihrem Ziel stellen und es überhaupt erreichen konnten. Kazel und Nell schauten einander an. Sein meerblauer Blick wirkte aufgewühlt, aber nicht von dem üblichen Sturm an Emotionen, die ihn antrieben. Kazels Pupillen trieben wie einsame schwarze Boote auf diesen Wellen und hofften darauf, das rettende Ufer zu finden. Er suchte es in Naellas gelben Augen.
"Lass uns etwas Neues anziehen, dann gehen wir zum Haus hinter den Gärten und befreien die Frauen. Durch den Regen hat man sie dorthin gebracht und niemand soll sie offenbar sehen. Amandin will damit nichts zu tun haben und Serunda schein der Kopf dieser Experimente zu sein. Lass sie uns finden, lasst es uns beenden... Und dann sehen wir zu, dass wir hier alle verschwinden."
"Wenn ... Serunda, Amandin ... wie auch immer! Basalt, Rubin, Amethyst. Ich kann keinen von ihnen mehr auseinander halten." Kazel schüttelte kurz den Kopf. Er atmete durch. "Serunda also. Wenn sie hinter all dem steckt, müsste ich ... etwas unternehmen." Doch er fühlte sich mental so ausgelaugt wie Nell körperlich, obwohl ihm keine Magie innewohnte. Er schaute auf Kuralla herab und angelte nach ihrer Hand. "Der Speicher bei den Gärten scheint mir noch das einzige zu sein, was wir hier tun können. Offenbar ist in Andunie diese ... Planung noch nicht so weit fortgeschritten wie in Morgeria. Wir sollten nicht zögern. Hier könnten wir die Frauen wirklich noch retten." Er nickte noch einmal zu Nells Vorschlag. "Ich schließe mich all dem an, was du sagst. Allein schon, weil ich darüber hinaus das Gefühl habe, nicht mehr zu wissen, was ich selbst hier wollte. Gehen wir in die Gärten, suchen wir diese Frauen und dann..."
Aber Nell wandte sich in diesem Moment an Bramo. Ihre Worte ließen Kazel verstummen. "Er hat doch auch keine Lust, hier zu sein. Kannst du es nicht sehen, Bramo? Er wäre lieber zu Hause ... bei seiner Familie."
Kazel hatte gehofft, hier ein Zuhause zu finden. Hier in Andunie, weit weg von Morgeria und den dortigen Schrecken. Er hatte gehofft, Janay hierher holen zu können. Sie und ihre Schwester Arina, vielleicht auch die anderen Hybriden, seinen Freund Zissus... Diese Hoffnung begrub sich langsam unter einem Berg an Überforderung. Andunie war so verwirrend, Morgeria war schrecklich. Besaß Kazel überhaupt etwas, das er als Zuhause ansah?
Janay...
"Wir ziehen das durch. Dann kehre ich nach Hause zurück, aber nur, wenn ihr bis dahin in Sicherheit seid. Wir retten die Frauen und ... lassen dieses Haus hinter uns. Es ist gefährlich, zu lange hier zu sein. Also gut, ziehen wir uns um. Genug Zeit verschwendet!" Er schaute sich nach etwas um, das Kleidung beinhalten könnte. Ein Schrank, eine Truhe. Kazel wollte aus den alten Sachen heraus, in trockene schlüpfen und dann so schnell es ging zu den Gärten. Der Regen hatte offenbar immer noch nicht aufgehört. Sie würden erneut nass, aber wenigstens nicht mehr so, als hätten sie sich bereits in einem überfluteten Keller befunden.
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Re: Das Anwesen der Familie Belyal Sinth

Beitrag von Erzähler » Dienstag 16. April 2024, 09:08

Im Grunde war es gar nicht so schwer gewesen, ihr Ziel zu erreichen. Allen war klargewesen, um was es ging und für was sie sich auf den Weg gemacht hatten. Bramo hatte den Weg zielsicher zurückgefunden und sie allesamt zu dem Gebäude in den Gärten des Anwesens Belyal Sinth geführt. Hier hatte Serunda ihre ‚Produktion‘ herbringen lassen, damit sie vor dem Regen, Ventha’s Zorn, geschützt sein würden. Und hier hatte sich das Schicksal von Nell und Kazel miteinander vermischt. Dass das Leben nicht immer nach Plan verlief, war gewiss etwas, das Kazel inzwischen hinlänglich bekannt war. Spätestens aber nachdem er auf die bunte, rothaarige Elfe getroffen war. Nell stellte sich als jemand heraus, der das Leben mehr als schätzte und nicht aufgab, es auch anderen sichtbar zu machen. Sie hatte Kazel die Erinnerung an Schokolade zurückgegeben. Sie hatte in ihm durch ihre Musik ein warmes Gefühl geweckt und Zufriedenheit heraufbeschworen. Sie hatte ihm Zuversicht gezeigt, wo er nur den ganz persönlichen Auftrag hatte erkennen können. Nell garnierte die Probleme der Welt mit Konfetti und … ihrer Leidenschaft. Dass sich die Dinge anders entwickelten und schließlich zu anderen Ergebnissen führten, hatte gewiss auch etwas mit neuen Möglichkeiten zu tun. Dennoch stand Bramo am Rande des Geschehens und starrte auf das Resultat ihrer Entscheidungen. In seinem Kopf herrschte Chaos und … Unverständnis. Seine Sinne waren noch nicht in der Lage zu verarbeiten, was sich wenige Minuten zuvor zugetragen hatte. Der Andunier stand dort, wo zuvor das Haus in den Gärten gestanden hatte. Eben hatte er noch gemeinsam mit Nell und Kazel, sowie Kuralla, die Mitarbeiter von Serunda Belyal Sinth gestellt und sie zum Aufhören angehalten. Sie hatten das Überraschungsmoment auf ihrer Seite gehabt und die Mitarbeiter ihrer Forderung perplex entgegengestarrt. Einen Moment lang hatte die Welt den Atem angehalten. Einen Moment lang, hatte es so ausgesehen, dass sich alles zum Guten wenden könnte. Bramo holte tief Luft und blinzelte. Er schaute sich um. Hier war kein Stein auf dem anderen geblieben. Eine Träne bildete sich in seinem Auge und schwappte über. Er zitterte. Dann legte er den Kopf in den Nacken und schaute zum Himmel auf. Die Regenwolken verzogen sich im leicht aufkommenden Wind. Bramo sah die Gesichter seiner Freunde vor sich. Dann ging alles furchtbar schnell. Einer der Mitarbeiter löste sich als erstes aus der Starre und griff sie an. Kazel war es, der am schnellsten reagiert hatte und sich aus ihrer Gruppierung schälte, wie ein Prellbock, der alles und jeden aufhalten würde, damit den anderen nichts geschah. Der Mischling hatte sein gutes Herz bewiesen und seinem Ansinnen, dass alle in Sicherheit sein sollten, mehr als Ehre gemacht. Bramo schaute vom Himmel zur Seite. Er sah vor seinem geistigen Auge, wie der Elf sich nach vorne schieben und sie alle hinter sich schützen wollte. Es war ein edler Zug von ihm gewesen. Sie alle waren so auf die Befreiung der Frauen aus gewesen, dass sie vergessen hatten, dass man Widerstand leisten könnte. Dass sie ernsthaft in Gefahr sein könnten. Bramo seufzte schwer und blickte sich um. Er spürte, wie seine Hände zu zittern begannen und ballte sie zu Fäusten. Sie waren töricht gewesen! Keiner von ihnen war ein Kämpfer. Keiner von ihnen wollte Schaden anrichten. Sie hatten sich von diesem Haus und seinen Bewohnern blenden lassen.

Kazels beherztes Einschreiten zum Dank, schafften sie es, sich in Deckung zu begeben und der Angriff des Arbeiters schlug fehl. Kazel hatte ihnen Zeit verschafft und brachte sich selbst ebenfalls in tückische Sicherheit. Nun waren sie voneinander getrennt aber vorerst hinter den vielen Kisten verborgen. Lediglich durch Blicke hatten sie kommunizieren können. Bramo spürte erneut die Sorge, die er sich um Nell gemacht hatte aufkommen. Er lächelte schwach. Wie töricht von ihm, daran zu zweifeln, dass sie auf sich aufpassen konnte! Mit dem Angriff des ersten Arbeiters, hatten sich auch die anderen motiviert gefühlt und es hagelten magische, wie nichtmagische Angriffe auf sie nieder. Man verteidigte das Gut der Herrin Serunda und ließ nicht locker. Bramo ging einige Schritte und der nunmehr weiße Kies knirschte unter seinen Schuhen. Er blieb erneut stehen und hatte das Gefühl, dass seine Kraft nicht ausreichte, das zu überstehen. Erinnerungen fluteten seinen Verstand und er sah die Angst im Gesicht der Elfe, die er liebte. Nell war niemals in einer derartigen Situation gewesen, hatte sich niemals diesem Hass gegenübergesehen. Bei ihr saß die Goblin-Oma Kuralla. Auch ihr sah man an, wie angespannt sie war und doch wurde sie mit einem Mal ganz ruhig. Sie hatte sich zu Nell geneigt und ihr etwas ins Ohr geflüstert. Und… Bramo schluckte. Dieser Ausdruck der gelben Augen, den Nell ihm zugeworfen hatte. Den würde er nicht mehr vergessen. Auf einmal war sie zuversichtlich… Bramo selbst hatte es nicht verstanden. Und wurde auch abgelenkt, denn Kazel geriet in Bedrängnis, die er zu lösen hatte. Und Bramo war zwar kein Held, aber auch er besaß dieses kleine Gen und würde niemanden im Stich lassen, wenn er die Chance zum Handeln sah. Bramo hatte sich mutig auf zwei der Angreifer gestürzt, die Kazel ans Leder wollten und sie umgerissen. Er erinnerte sich daran und kreiste seine Schulter. Sie schmerzte, hatte sich dabei verletzt. Bramo’s blauer Blick wanderte über die Umgebung. Er konnte es nicht fassen. Es hätte gar nicht soweit kommen müssen. Aber die Arbeiter waren ihrer Herrin verpflichtet und letztendlich handelten sie auch nur aus einer gewissen Überzeugung heraus. Auch sie waren keine Kämpfer aber deutlich mehr daran gewöhnt, mit allen Mitteln zurückzuschlagen. Er spürte einen Kloß in seinem Hals.

Der Wind frischte etwas auf und war erstaunlich milde. Irgendwann im Gerangel war Serunda aufgetaucht. Die Schwester von Amandin hatte entsetzt in ihre Gesichter gestarrt und mit wütender Stimme eine Erklärung verlangt. Tuff stand an ihrer Seite und wechselte Blicke mit Bramo und Nell. Der etwas tumbe Ork schien zu bedauern, dass sie einander nun gegenüberstanden, statt auf der selben Seite. Nell hatte gelächelt… Bramo schnappte erstickt nach Luft. Seine Augen tränten, dann wischte er mit einer Bewegung darüber. An Serunda’s Seite standen auch die Wachen vom Tor. Sie waren definitiv gerüstet und versiert, Halunken, wie sie die Gruppe um Kazel und Nell betitelte, zur Strecke zu bringen. Einer von ihnen schien ein Magier zu sein, denn Bramo erinnerte sich noch an einen verheerenden Flammenstoß. Er stutzte. Bramo blickte an sich hinunter und befühlte seine Brust. „Komisch… sie hätte verbrannt sein müssen…“, murmelte er und runzelte die Stirn. Er erinnerte sich nur vage an die folgende Szene… Der Soldat schickte seinen Feuerstoß direkt auf ihn, Bramo, los und während Kazel sich gegen ihn werfen wollte, um den Menschen zu retten, da geschah auf einmal… gar nichts. Ein heller, bunter Ring erfüllte mit einem Mal den Raum. Es war, als breite sich eine immense Seifenblase um sie herum aus und schloss alle in sich ein. Hier herrschten keine Naturgesetze. Alles schien konfus und durcheinander zu sein. Er versuchte, die eigenartigen Bilder hervorzurufen und schloss die Lider. Irgendwo zwitscherten Vögel, doch er ließ sich nun nicht ablenken. Da war… eine furchtbar bunte Lichtgestalt, im Zentrum der Seifenblase. Sie hatte die Arme ausgebreitet und den Mund geöffnet, als würde sie einen stummen Schrei loslassen. Neben ihr hatte die Goblinoma Kuralla gestanden. Ihre Hand lag auf … „Nell“ keuchte Bramo und taumelte. Er erinnerte sich und verstand es trotzdem nicht. „Was ist mit Nell und woaaaah, verdammte Scheiße, wo… was… wie sieht es denn hier aus?!“, hörte man die eloquente Stimme eines kleinen Ottsels. Mikk, Nells vorlauter Begleiter, wuselte über den Kies und auf den Andunier zu. Bramo schaute auf und er lächelte: „Mikk! Ich bin so froh!“, stieß er aus und bot dem kleinen Kerl an, sich auf seine Schulter zu setzen. Er zögerte argwöhnisch, entschied sich dann doch dafür. „Heilige Scheiße, Bramo was ist passiert?!“, fragte Mikk und schaute sich gemeinsam mit Bramo um. Langsam wanderten die Augen über die Landschaft. Dort, wo einst ein Anwesen gestanden hatte, wo der schwarze Stein den Kies gefärbt hatte, dort war… nun ein Park. Es gab Bäume, Blumen und einen Weg aus weißem Kies. Vögel zwitscherten und genossen, dass der Regen endlich aufgehört hatte. Bramo schaute zu Boden. Neben seinen Füßen gab es einen kleinen Krater, wo einst das Haus stand, dass sie in den Gärten aufsuchten und die Frauen befreien wollten. Jetzt war es ein See, ein kleiner Teich, mitten in Andunie. Er schüttelte den Kopf. Er lächelte leicht, auch er verstand es nicht so recht. „Das war Nell… ich… ich weiß nicht, wie aber sie hat ihre Magie benutzt, um das hier… zu erschaffen.“ Er deutete ausladend auf die grüne und bunte Natur. Mikk staunte. „Sowas kann sie?!“, wollte er wissen. Bramo zuckte die Schultern.

Was beide nicht wussten war, dass Kuralla eine Dienerin des Lebens gewesen war. Und sie hatte ihre Magie mit der von Nell verbunden, just in dem Moment, da die Gefahr durch den Feuermagier am größten wurde. Nells Fantasie und Kurallas Lebensenergie hatten sich zu etwas neuem verbunden. Für eben jenen, einen Moment. Nell erschuf etwas neues. Sie schützte das Leben, schützte Kazel, Bramo und all die Frauen. Niemandem sollte ein Leid geschehen und Kuralla hatte erkannt, dass das Mädchen durchaus etwas Hilfe vom Leben erwarten durfte. Kazel hatte gesehen, wie sich die Goblin-Oma, die sich all die Zeit als Freundin entpuppt hatte, Nell genähert und ihr ihre Hand auf die Hüfte gelegt hatte. Er hatte gesehen, wie die Schelmenmagie sich mit Kuralla verbunden und etwas erreicht hatte, das wohl einmalig bleiben würde. Kuralla und Nell tilgten das Anwesen Belyal Sinth aus Andunie und veränderten das Leben derer, die in ihm lebten. Wandelte man durch den neuen Park, der Andunie nun zierte, würde man zahlreiche Vögel und Tiere sehen, die auffallend gewissen Edelstein-Farben ähnelten. Mal besaßen sie die Augen von Obsidian, mal rubinrotes Federkleid oder aber auch einen Schnabel, der im rechten Licht wie Amethyst leuchtete… Die Frauen, um die es Kazel immer nur ging und die ihn haben sich auf die Reise machen lassen, ohne je von Tod beauftragt worden zu sein, die waren ebenfalls verwandelt worden. Ihr Leben hatte sich geändert. Ihr Erlebtes hätte sie kein Glück empfinden lassen. Sie bildeten nun eine stolze Gruppe Rehe, die sich im Park hinter den Tannen und Birken ein neues Leben errichteten. Niemand kam zu Tode, dafür hatte das Leben in Form von Kuralla gesorgt.
Nell aber hatte ihre Leben verändert und daraus Frieden erschaffen. Bramo sah sich erneut um. „Wo ist Nell?“, fragte Mikk und Bramo graute es davor. „Ich… ich weiß es nicht… sie wurde immer heller und heller, während Kuralla immer dunkler wurde. Als würde… Nell sie aussaugen… alles veränderte sich um uns herum. Wir konnten nur starren. Kazel war an meiner Seite und … und dann schien Nell… sie … sie schien in den Farben dieser Welt zu vergehen… es knallte und regnete mit bunten Klecksen auf uns herab..“, keuchte er und seine Lippe zitterte. „Dieser Funkenflug tastete mich ab, als wäre sie es, die mich berührte… dann war sie weg ….“, Tränen rollten ihm über das Gesicht. Mikk klappte der Mund auf. „Aber wo ist sie?!“ wollte er eindringlich wissen. Auch ihm dämmerte es langsam… „Weg….“, antwortete Bramo. Mikk schwieg. Das kam wahrlich nie vor! „Und… Kazel?“, Bramo riss sich zusammen. Er schaute sich um. „Er hatte neben mir gestanden. Und auf einmal, kurz bevor Nell in tausend Farben… du weißt schon…. Da löste sich Kazel neben mir auf. Er… er wurde einfach so herausgerissen aus der…. Ich kann das alles nicht verstehen..“ „und Kuralla?“, fragte Mikk und Bramo seufzte leise. Er deutete auf einen kleinen Weg und schritt ihn entlang. Wieder knirschte der Kies. Dann, in der Mitte des Parks, stand ein weiß-schwarzer Stein. Es musste mal ein Altarstein gewesen sein. Allerdings wirkte er nun wie ein Denkmal. Auf dem Stein gab es eine Inschrift, die Bramo dem Ottsel vorlas:

„Dieser Stein symbolisiert das Leben. Er symbolisiert die Kraft des Guten über das Böse. Die Schwestern Amandin und Serunda Belyal Sinth versuchten Faldor zu huldigen und scheiterten am Leben selbst. Hier fanden ihre Vorhaben ein Ende.“

Mikk schaute zur Seite. „Ha!“, rief er und deutete auf eine kleine Skulptur, die in lässiger Pose neben dem Stein lehnte und triumphierend grinste. „Dann hat es Kuralla nicht überlebt?“, Bramo schüttelte den Kopf. „Und Nell hat das offenbar gewusst. Sie… sie ließ dieses Mahnmal und Kuralla’s Abbild hier, um der Welt zu zeigen, was die kleine Oma erreicht hatte…“, überlegte Bramo und legte der Statue eine Hand auf die Schulter. Der Wind erhob sich sanft und ließ eine Feder vor seinen Füßen zu Boden segeln. „Nell…“, Bramo bückte sich und hob die Feder auf. Er lächelte und küsste die Feder liebevoll, ehe er sie behutsam verstaute. Eine Träne glitzerte in seinem Blick, als er den Kopf in den Nacken legte und zum Himmel schaute. Sonne… endlich schien über Andunie wieder die Sonne. Das, was auch immer genau hier geschehen war… es hatte Ventha’s Zorn getilgt und der Stadt ein wenig Frieden zurückgebracht…


Kazel weiter bei: Schicksals Domäne

Für Nellist das Abenteuer vorerst beendet. Ob man noch mal von ihr hören wird, muss sich zeigen
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