Krankenzimmer C12

Nicht zu verwechseln mit der Heil und Irrenanstalt, ist das große Reichshospital von Pelgar, welches hauptsächlich für die Streitkräfte bestimmt ist, jedoch in einem eigens angebauten Siechenhaus auch Zivilisten aufnimmt.
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Krankenzimmer C12

Beitrag von Erzähler » Sonntag 16. Dezember 2007, 13:07

<i> Shantih kommt von "Notfalltransport"</i>

Stille… Schwärze…Ruhe…

Dann Schmerz. Pulsierend. Ziehend. Unangenehm. Das Schlucken fiel ihr schwer, der Hals war trocken. Langsam kam sie zu sich. Konnte die Augen öffnen. Ihr war Übel. Aber, sie lebte!

Sie fand sich in einem hellen Raum wieder. Sah ihren Fuss, einbandagiert und hochgelagert auf einem speziellen Kissen liegend. Ihre Zehen lugten heraus. Sie waren dunkelviolett. Doch der Fuss, hatte wahrlich wieder die Form eines… Fusses. Doch um den Verband herum und um den Fuss war eine Art Gitter angebracht. Schrauben ragten aus dem Verband. Es sah… so unwirklich aus.

„Nun ich kann euch versichern, dass die Operation glänzend verlaufen ist. Wir konnten die Blutungen in eurem Kopf stoppen. Den Schlag welchen ihr erlitten habt, war doch stärker als man sich vielleicht hätte denken können. Was die Lähmungen betrifft… nun da muss ich euch leider gestehen, dass wir hoffen müssen. Ich bin jedoch guter Dinge, dass sie wieder verschwinden werden. Ihr seid Jung und kräftig.“ Meinte eine männliche – ältere Stimme nüchtern. Er sprach sehr zackig, leicht abgehakt. Wie ein Oberst in der Armee. Erst meinte Shantih es wäre mit ihr gesprochen worden – was sehr verwirrend gewesen wäre. Sie hatte doch nichts am Kopf?! Ein Blick zur Seite klärte die Lage auf. Neben ihr war noch ein Bett. Darin lag eine Frau. Sie schien müde zu sein. Ihr Schädel war kahl rasiert und eine grosse Naht ragte auf der Haut. Sie war blass. Ihre Augen gerötet. Ihr Körper von einer Decke bedeckt. Wie auch der von ihr selbst, auch sie war zugedeckt – bis auf den Fuss.

Um das Bett der Frau standen vier Personen. Eine Schwester und drei Ärzte. Zu erkennen an ihren Dienstabzeichen, denn sie alle waren Uniformiert. Die Patientin seufzte gerade. „Wann kann ich das Spital verlassen Herr Professor?“ Meinte sie müde. Sie hatte eine schöne Stimme, sanft, freundlich wirkte sympathisch.

Der Professor schmunzelte. „Aber Frau Kollegin.“ Meinte er schliesslich. „Bei eurem Beruf solltet ihr doch wissen, dass gewisse Dinge einfach Zeit brauchen! Für eine Operation mit diesem schweregrad, denke ich wird es noch einige Zeit beanspruchen!“ „Natürlich.“ Meinte die Frau bitter. „Aber ich bin wirklich guter Dinge.“ Meinte der Arzt beschwichtigend. Die Frau nickte nur. „Nun Fr. Dr. dann sehe ich euch Morgen wieder.“ „Ja, vielen Dank.“ Meinte sie noch. Dann schritt der ganze Zug zu Shantih herüber.

Der Professor war ein grosser, älterer Mann in einer eigenen weissen Rüstung. Er hatte Blondes Haar und einen Bart. Er war sehr gepflegt. Seine stechend blauen Augen musterten Shantih. Er lächelte.

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„Na wunderbar, ihr seid endlich wach!“ Meinte er gleich. Die Assistenten blickten auch auf. Es waren beides Männer, beide kleiner als der Professor und dünner. Sie wirkten auch viel unsicherer als ihr Mentor. Einer der beiden hatte schwarze kurzgeschorene Haare, der andere braune kurzgeschorene Haare. Sie sahen einfach irgendwie gleich aus, obwohl der schwarzhaarige viel feinere Gesichtszüge hatte als sein Kollege. Die Schwester – eine stämmige mollige Frau mit langem schwarzen Haar folgte den Ärzten und legte ihnen dienlich eine Akte vor. „Nun? Was habt ihr zu berichten?“ Meinte der Professor ohne auf Shantih einzugehen. Die Schwester stand ziemlich stramm, schien nervös zu sein. „Ihr Kreislauf ist stabil ich habe sie bisher halbstündlich überwacht. Sie hat kein Fieber. Die Infusion läuft. Der Verband ist trocken Herr Professor, keine Durchblutungen.“ Meinte sie mit einer etwas zittrigen Stimme. Der Arzt nickte zufrieden. Beugte sich zu Shantih vor. Musterte sie. Lächelte dann. „Willkommen zurück im Reich der Wachen.“ Meinte er grinsend. „Wie ihr bestimmt bemerkt habt seid ihr Notoperiert worden…. Und ich darf sagen, wir haben da ziemlich gute Arbeit geleistet.“ Mit diesen Worten wandte er sich auch gleich ihrem Fuss zu. Drückte daran herum – es tat weh. Er nickte vor sich her. „Ja… die Schrauben sitzen gut.“ Meinte er. „Nun ich habe leider nicht so viel Zeit.“ Meinte er schliesslich. Blickte zu seinen Assistenten. „Übernehmt die Patientin, ich werde später den Verband wechseln.“ Meinte er noch und stolzierte davon. Er schien sich mehr für ihr Bein als für sie selbst interessiert zu haben, es war so als hätte er Shantih gar nicht richtig wahrgenommen. So waren sie scheinbar… die werten Chirurgen. Dafür kümmerten sich nun die jüngeren Ärzte um sie. Der Schwarzhaarige lächelte ihr zu. „Wie geht es euch?“ Meinte er ruhig.

Erst jetzt bemerkte Shantih, dass auch ihre linke Hand eingebunden war. Daraus ragte ein Schlauch der nach oben zu einer Flasche führte und darin mündete, eine klare Flüssigkeit tropfte daraus.
Zuletzt geändert von Erzähler am Sonntag 16. Dezember 2007, 13:14, insgesamt 1-mal geändert.

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Shantih
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Re: Krankenzimmer C12

Beitrag von Shantih » Sonntag 23. Dezember 2007, 15:08

Nach einigen sehr langen Momenten in denen die junge Frau all ihr Bemühen in die Filterung von Schlaf und Wachen steckte, schlug sie die Augen auf. Wie aus weiter Ferne drangen verschiedene Empfindungen an sie heran. Müdigkeit, Schmerz und Übelkeit. Erst, als sie alle Eindrücke, die sie nun durch ihre wiederbelebten Sinne wieder aufnehmen konnte, eingeordnet hatte, spürte sie das Ausmaß der Gefühle, die durch ihren geschwächten Körper strömten.

Misstrauisch, so weit sie dazu in der Lage war, beäugte Shantih ihren Fuß. Schrauben? Schrauben in ihrem Fuß? Sie untedrückte ein schmerzerfülltes Seufzen als sie versuchte ihr Gewicht etwas zu verlagern.

Sie lauschte einer Stimme, es fiel ihr etwas schwer, den Sinn der Worte zu begreifen - der, als sie ihn dann verstanden hatte, eine leichte Verwunderung nach sich zog, die sich allerdings schnell klärte, in dem sie feststellte, dass gar nicht mit ihr gesprochen worden war. Sie kam nicht umhin die Frau zu mustern die ebenfalls in diesem Raum untergebracht worden war. Ihr eigener Fuß war wahrlich kein schöner Anblick, doch verglichen mit der Fremden... Andererseits - anscheinend wollte sie nach Hause.

<b>Nach Hause.</b> Diese Worte hatten für Shantih bereits seit Jahren jedes Bild verloren. Ihr zu Hause war der Wald geworden, die Natur, die Tiere, Ascar. Shantih wurde schmerzlich bewusst, wie sehr sie den Hengst vermisste, den sie bereits während der Vereinigung der Kristalle verloren hatte.

<b>Nach Hause.</b> Kazel, wenn er stillschweigend über einen Pfad huschte, wenn er, den Körper durchdrungen von einer unfassbaren Spannung nach einer möglichen Gefahr ausschau hielt. Kazel, wenn sich in seinen Augen der unmissverständliche Sturm regte, der sie immer so fasziniert hatte. Kazel, der ihre Hand ergiff, Kazel, der mit einem seltenen Lächeln eine gesamte Wiese zum blühen brachte... Ihr zu Hause hatte sie verloren, abermals.

Abwesend sah sie den Ärzten und Menschen in weißen Kitteln entgegen, die sich um ihr Bett gestellt hatten. Der Schmerz ihres Körpers erschien so bedeutungslos winzig, dass sie sich beinahe gewundert hätte, was man von ihr wollte. Sie besann sich. Bevor sie jedoch zu einer Erwiderung fähig gewesen wäre, die dem ehrwürdig wirkenden Heiler mit Sicherheit zugestanden hätte, war dieser bereits verschwunden.

Ein Schwarzhaariger, bedeutend jüngerer Mann sah ihr freundlich entgegen. Shantih gab sich die größte Mühe, die Scheu die sie in geschlossenen Räumen jedes Mal überfiel, nicht Herr über sie werden zu lassen und lächelte zaghaft, wobei der Blick der Rehaugen auf den Schlauch fiel, mit dem ihre linke Hand verbunden war.

"Mir würde es besser gehen, wenn ich nicht an Schläuchen hängen würde.", gestand sie und besah sich abermals ihren verfärbten Fuß. Ein Gedanke durchzog sie so heftig, dass sie beinahe zusammengezuckt wäre - warum hatte sie so lang gebraucht, um an ihre Freunde zu denken?

"Sie können mir nicht zufällig Auskunft über ein paar andere Patienten geben, oder? Meine Freunde, Luziver, eiin Mädchen mit schwarzen Haaren, Roxas, ein Löwenhybrid und Niniane, ebenfalls ein ädchen, sie sind mit mir hier eingeliefert worden."

Ernste Sorge klang in Shantihs Stimme mit, sie wusste nicht was mit ihnen geschehen war - wie lange hatte sie überhaupt geschlafen?

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Heiler
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Re: Krankenzimmer C12

Beitrag von Heiler » Sonntag 23. Dezember 2007, 22:35

Die Schwester schielte zu Shantih hinüber lächelte ihr aber freundlich zu. Ihre weisse Schoss welche sie über der Uniform trug war so hell dass man glauben konnte in die Sonne zu sehen, ihr Häubchen war steifgebügelt. Es schien hier einfach alles einer strengen Ordnung zu unterliegen, auch sah man im Zimmer keine Unordnung, Unordnung schien hier gar völlig inexistent zu sein, selbst die Instrumente zur Wundversorgung die im Raum bereitstanden waren parallel zueinander angerichtet. Ebenso wie Staub – etwas was zu jener Zeit beinahe überall vorhanden war, hier in der Reichsklinik nicht.

Auch ihr eigener Verband war äusserst genau gebunden worden, kein Fältchen nichts. Auf einem kleinen Tischchen neben ihr stand eine einsame Karaffe mit Wasser und ein einziges Glas, das Gefäss war genau bis zum 1.5 Liter strich aufgefüllt, nicht mehr – nicht weniger und ein blick auf das Nachttischchen der Zimmernachbarin bewies, dass es dort ebenso aussah. Das Leintuch welches die fremde Frau zudeckte war bei den Ecken säuberlich unter die Matratze gefaltet, ab all dieser Perfektion konnte man schon beinahe Angst kriegen sich zu bewegen – in der Sorge Unordnung zu stiften.

Der Assistenzarzt lächelte Shantih immer noch zu und wartete geduldig bis sie wirklich wach war. Natürlich, sie hatte eine schwere Narkose gekriegt und war beinahe sechs Stunden im Operationssaal gewesen. Dazu kam die Rauchvergiftung die sie ebenfalls hatten behandeln müssen, sie hatte einiges durch gestanden – und dafür ging es ihr den Umständen entsprechend sehr gut. Der Professor hatte mal wieder ganze Arbeit geleistet – welch Glück dass er bei einem Mann dieses Profils lehren durfte. Ja Prof. Dr. Med. Chir. Ehrbrandt war nicht nur Medicus, Mentor und Chefchirurg sondern auch… Gott in weiss. Niemand wurde in diesen Hallen wohl mehr verehrt wie er – ausser Lysanthor natürlich. So kam es dass Prof. Dr. Med. Chir. Ehrbrandt (Unter den Assistenzärzten ist die Nennung all seiner Titel stets Pflicht.) Ein sehr gefragter Mann in der Klinik war – alle bedurften seiner Aufmerksamkeit. Er war da wenn die schwierigsten und komplexesten Fälle eingeliefert wurden, leider waren dies momentan so viele, dass er kaum Zeit hatte sich den Patienten selbst vorzustellen. Seine aussergewöhnlichen medizinischen Talente wurden einfach zu sehr benötigt, als dass er die Kapazität gehabt hätte seine kostbare Zeit mit dingen wie… reden zu verbringen – was ihm Assistenten durchaus abnehmen konnten. In diesem Fall waren es namentlich – der schwarzhaarige Ernest Maximilianus und der braunhaarige Handor Vogt…beides absolute Grünschnäbel welche kaum die natürliche Anatomie einer Frau kannten – waren sie so sehr mit ihrem Studium beschäftigt gewesen. Doch nun nannten sie sich auch schon „Dr.“ und gaben vor allwissend zu sein wie ihr Mentor. Aber auch eifrigstes Studium konnte nicht über die mangelnde Erfahrung hinwegtäuschen.
So beugten sich beide sichtlich interessiert übers Bett und blickten auf ihre Patientin nieder.
<i> "Mir würde es besser gehen, wenn ich nicht an Schläuchen hängen würde."</i> Beide nickten. „Ahmm… mhm… ja ja…“ Meinte Dr. Maximilianus. „Nun im Moment werdet ihr die Infusion noch brauchen – schätze ich. Habt ihr Schmerzen?“ „Spürt ihr dies?“ Während Dr. Maximilianus nach Schmerzen fragte war nämlich sein Kollege zu ihrem Fuss gehuscht und strich mit einer kleinen Nadel über ihre Fusssohlen. Sie konnte es spüren, doch es fühlte sich seltsam taub an. „Handor, vielleicht sollten wir erst die Anamnese erheben bevor du die Sensorik prüfst!“ „Meinst du?“ „Ja meine ich!“ „Ja vielleicht hast du recht. Entschuldige.“ Ergab sich Handor schliesslich.

Ziemlich verwirrend die beiden. Die Schwester verdrehte die Augen. Seufzte laut. „Wenn ihr noch etwas von mir braucht, ich bin im Stationszimmer und macht mir keine Dummheiten.“ Meinte sie schliesslich wandte sich noch kurz an Shantih ehe sie wieder von den beiden Jungärzten belagert wurde. „Ihr könnt mit dem Glöckchen läuten wenn ihr etwas braucht.“ Meinte sie freundlich, legte ihr eine Glocke in die Hand und ging.

Die beiden Ärzte hatten die Zeit genutzt um sich Stühle zu beschaffen, nun hockten sie beide beim Kopfende von Shantih und schauten sie erwartungsvoll an, sie zogen beide ein absolut identisches schwarzes Notizbuch hervor, Dr. Vogt, spendierte das Tintefläschchen und zwei Federn damit sie schreiben konnten. Sie tunkten ihre Federn nacheinander und machten sich schreibbereit. Lächelten beide.

<i> "Sie können mir nicht zufällig Auskunft über ein paar andere Patienten geben, oder? Meine Freunde, Luziver, eiin Mädchen mit schwarzen Haaren, Roxas, ein Löwenhybrid und Niniane, ebenfalls ein ädchen, sie sind mit mir hier eingeliefert worden."</i> Die beiden guckten sich kurz an. Diesmal war es Dr. Vogt der antwortete. „Nun ihr müsst wissen der Schenkenbrand hat viele Verletzte gefordert die nun hier in der Klinik behandelt werden, wir hatten ziemlich zu tun, daher wissen wir dies natürlich nicht gerade auswendig, aber wenn ihr die Schwester ruft kann sie sich sicherlich darum kümmern. Sie kamen nicht auf den Gedanken dies selbst zu tun.

„Nun wir haben auch einige Fragen an euch.“ Begann Dr. Maximilianus. Sein Kamerad stiess ihn an. „Wir sollten uns erst vorstellen!“ „Ach natürlich… wie unaufmerksam von mir! Ich bin Dr. Maximilianus, und dies ist mein Kollege Dr. Vogt, wir sind die Assistenten von…“ Beide holten sie Luft. „Professor, Doktor, Mediziner und Chirurg, sowie Chefarzt Ehrbrandt.“ Sagten sie beide Synchron und man sah ihnen an wie stolz sie darauf waren. Dr. Vogt grinste. „Er hat sich persönlich um euch gekümmert!“ Er verschwieg dabei, dass dies eben voraussetzte dass man ein sehr komplexer oder riskanter Fall war. „Wir möchten gerne die Anamnese erstellen dazu brauche ich einige Daten von euch. Wie ist euer Name? Wo wohnt ihr? Habt ihr Angehörige die wir benachrichtigen sollten?“ „Wisst ihr überhaupt wo ihr seid? Was für ein Tag heute ist? Habt ihr Schmerzen? Fragen? Bedürfnisse? Ängste? Sonstige Beschwerden?“ Warf Dr. Maximilianus ein. „Habt ihr irgendwelche Krankheiten die ihr schon vorher hattet? Eine Erkältung vielleicht?“ „Oder Herzbeschwerden?“ „Ist der Blutdruck normal?“ „Wann hat man euch zuletzt Urin abgenommen?“ „Und wie sah er aus?“

Die beiden redeten so auf die arme junge Frau ein, dass sie erstens gar nicht mehr nachkam und zweitens schon kaum mehr wusste wer nun gerade sprach. Sie redeten so durcheinander.

„Meine…Herren.“ Unterbrach eine feine Stimme. Sie gehörte der Frau neben ihr. „Wenn ihr die Bemerkung erlaubt, aber ich denke ihr solltet die Dame erstmal Atmen lassen. So viele Fragen kann sich ja keiner merken!“ Sie lächelte freundlich, obwohl ihr Lächeln nur einseitig war, denn der eine Mundwinkel hob sich nicht.

Die beiden verstummten. „Natürlich… ihr habt Recht…“ Meinten sie schliesslich einsichtig. „Nun gut… noch mal von vorne… wie ist euer Name?“ Wollte Dr. Vogt nur noch wissen.

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Erzähler
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Re: Krankenzimmer C12

Beitrag von Erzähler » Freitag 11. Januar 2008, 00:03

@Shantih

<b><i>„Nun gut… noch mal von vorne… wie ist euer Name?“</i></b>

Eben hatte sie sich noch ganz wach gefühlt und nun?

<i>„Nun gut… noch mal… von vorne… wie ist euer… Name?“</i>

Die Frage widerhallte in ihrem Kopf. Sie verstand sie, doch ihr fehlte die Möglichkeit zur Antwort. Denn obwohl sie wollte, bewegten sich ihre Lippen nicht.

<i> „von vorne… wie ist euer… Name?“</i>

Schwarze Punkte tanzten um sie herum. Es wurden immer mehr, grössere, dickere. Sie verschleierten die Welt mit ihrer flimmernden Dunkelheit.

<i>….euer… Name?“</i>
Schwärze. Kein Blick mehr auf den jungen Arzt möglich. Ein Mantel aus tiefsten Schwarz umgab sie. Doch ein heftiges Rütteln durchfuhr ihren Körper. Es tat weh und doch kam es ihr so… unwirklich vor.

<i>“Hör….en…sie….m..ch?</i>

Nein.

Die Finsternis nahm sich ihrer an, liess keinen Platz mehr fürs Bewusstsein.

Ohnmacht.

[weiter in Notfalltransport – Thema kannst du erstellen]

Stumm tropfte die Infusion vor sich her, bis Vana daran herummanipulierte. Wusste sie eigentlich was sie da tat? Nun über das manuelle Geschick den Schlauch zu entfernen – die Nadelkanüle jedoch in ihrer Haut zu belassen. Sie kappte ihn. Blut sprudelte aus der Öffnung. Schliesslich drückte das Herz den roten Lebenssaft in die Peripherie. Vana kam nicht drum herum sich auch die Kanüle zu ziehen und die Blutung mit einem Tuch zu stoppen. Dafür würde sie sich wohl erklären müssen.

Sie lief zur Tür. Öffnete sie mit einer Lautlosigkeit wie sie nur begabten Meuchelmörderinnen und Wesen der Nacht möglich war. Sie trat in den Gang. Er war lang und sauber. Einige fahrbare Tischchen standen herum. Tücher deckten ab was darunter lag. Verbände… Instrumente. Schwesternsachen halt. Waltranlampen erhellten das Hospital bei Nacht. Spendeten spärliches, warmes jedoch flackerndes Licht. Sie kam an einem riesigen Ölgemälde vorbei welches matt beleuchtet wurde. Ein etwas grimmig, aber in allen Massen streng wirkender Mann war darauf abgebildet. Zumindest sein Kopf. Er war nicht mehr gerade der jüngste, seine Gesichtszüge zeugten von Erfahrung. Der Goldrahmen welcher das Gemälde umfasste hatte unten eine Plakette. „Ehre gebührt den Heilern, damit unsere Söhne ein zweites Mal in die Schlacht ziehen können… ihre Narben als Trophäe tragend – Oberst Ernesto Ordmann“ war wunderschön gefertigt darauf eingraviert.

Der Stolz einer ganzen Klinik spiegelte sich darin wohl wieder.

Wo Keine Nachtschwester zu sehen. Vermutlich war sie gerade in einem Patientenzimmer. Würde sie von Vanas kleinem Ausgang etwas mitkriegen? Sicher, wenn sie nach ihr sehen würde. Tat sie dies auch mehrmals? Die Priesterin konnte nur vermuten… nicht wissen. Schwestern hatten ihren eigenen Arbeitsplan. Manche Patienten bedurften mehr Aufmerksamkeit bei Nacht als andere. Zum Beispiel mussten viele umgelagert werden, damit sie nicht Wundlagen. Vereinzelt liefen auch Infusionen in der Nacht leer, so dass sie gewechselt werden musste. Wie bei Vana.

Das Treppenhaus war kolossal. Hier sah man eigentlich wie gross dieses Hospital war. Unten hörte Vana schwere Schritte. Eine Wache. Ja, diese Klinik war gespickt mit Soldaten. Doch sie befand sich wenigstens im öffentlichen Teil. Die Keller und der fürs Militär reservierte Trakt, waren deutlich besser bewacht. Zivilisten – ob Besucher oder Patient, hatten dort nichts verloren.

Die Chirurgie. Der grosse Trakt C, war noch ordentlicher als die Medizin. Hier standen nicht einmal Wägelchen im Gang herum. Nur eine einzige einsame Trage lehnte an der Wand. In einer kleinen Nische des Ganges entdeckte Vana schliesslich einen Wäschekorb. Einige der Kittel waren völlig unbrauchbar, da sie mit zu viel Blut besudelt waren. Andere hingegen waren beinahe sauber.

Vana fand einen, der nur zwei kleine Urintropfen am unteren Ende des Kittels aufwies. Sie griff danach. Der Stoff war leicht zerknittert. Bei der strengen Ordnung die ihm Spital herrschte war dies sicherlich auffällig. Aber in der Nacht… galten bestimmt andere Regeln. Ausserdem war heute ein merklich strenger Arbeitstag. Denn eine Schwester eilte gerade quer von einem Zimmer zum anderen. Vermutlich hatte sie Vana nicht einmal wahrgenommen.

Die falsche Schwester näherte sich der Tür. „Dr. L.S.“ Stand auf einem kleinen Schildchen. Den Namen von Shantih kannte man zu jenem Zeitpunkt noch nicht, darum stand ihrer auch nicht angeschrieben.

Sie drückte die Klinke hinunter. Trat ein. Es roch leicht nach Äther im Zimmer. Nur ein Bett stand darin. Der andere Platz war leer – jedoch nicht aufgeräumt. Als wäre die Patientin darin… ausgeflogen. Eine kleine Rundfahrt machen gegangen.

Es herrschte stille im Raum. Der Mond schien durchs grosse Fenster. Beleuchtete mit seinem matten Silber die Umrisse von Landrias Bettdecke, die weiss und leicht über ihrem schlanken Körper lag. Dr. Sinal lag auf dem Rücken und doch musste sie zumindest auf den ersten Blick wie eine Fremde auf Vana wirken. Ihr Atem ging tief und regelmässig. Sie schlief. Ihre Hände ruhten auf der Decke, beide eingebunden. Am linken hing ebenfalls ein Infusionsschlauch. Doch ihr kahl rasierter, verbundener Schädel zog unaufhaltsam den Blick auf sich. Ein Teil der langen Naht guckte unter dem weissen Verbandstuch hervor , war in diesem matten Mondlicht einfach als schwarzer unregelmässiger Strich zu erkennen. Sie war bleich. Blass. Ihre Wangen leicht eingefallen. Schwarze Augenringe waren selbst in der Dunkelheit deutlich sichtbar… und dann ihr rechter Mundwinkel. Er hing haltlos hinab. Verzerrte das schöne Gesicht der Ärztin. Zeugte stumm von einer Lähmung. Ihr Körper schien erschöpft zu sein.

Doch sie schlief ruhig. Ahnte nicht, dass jene Frau, die dafür Verantwortlich war. Unmittelbar in ihrer Nähe stand.

Das Morticia bei ihr war.

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Vana Erendis Morgaine
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Re: Krankenzimmer C12

Beitrag von Vana Erendis Morgaine » Samstag 12. Januar 2008, 00:06

Das Zimmer war glücklicherweise leer. Lediglich in einem der Betten lag eine Frau mit einer übel aussehenden Kopfverletzung. Der Verband verdeckte die Naht der Wunde nur dürftig, das Gesicht wirkte blass und irgendwie entstellt.
Trotzdem erkannte Vana die Frau sofort wieder, auch wenn der für sie typische Sleefageruch fehlte. Ja, dort in dem Bett lag Landria Sinal.
Leider war sie nicht wach und sie wirkte so geschwächt und erschöpft, dass Vana sie auch nicht wecken wollte. Leise trat sie an das Bett heran und blickte auf die schlafende Frau. Auch wenn Vana unter ihrer zweiten Identität als Morticia in fast allen Städten Celcias als Monster angesehen wurde und wenn es die Situation erforderte auch durchaus skrupellos sein konnte, so tat ihr die Frau fast ein bisschen leid.
<b>Sie sieht schlecht aus. Der Schlag war wohl schlimmer, als ich es beabsichtigt hatte. Solche Auswirkungen lagen nicht in meiner Absicht. Aber vielleicht kann ich etwas von dem, was ich angerichtet habe wieder gut machen.</b>

Interessiert schaute sie sich im Zimmer um, auf der Suche nach irgendeinem spitzen Gegenstand. Schließlich blieb ihr Blick an einem Federkiel hängen, die auf ein paar Blättern Pergament auf einem kleinen Beistelltischchen lag. Ja, genau das Richtige für das, was sie nun zu tun gedachte. Leise zog sie sich einen Stuhl heran, setzte sich an das Kopfende von Landrias Bett und nahm die Feder zur Hand.
Kurz warf sie noch mal einen nachdenklichen Blick auf die Schlafende, so als überlegte sie, ob sie auch das Richtigen tat, doch dann stach sie zu.

Sofort tropfte Blut aus dem Einstich in ihrem linken Zeigefinger auf Landrias Stirn. Ein, zwei, drei Tropfen. Aus jedem Tropfen zeichnete sie nun eine Rune. Aus dem ersten die Rune Baruth für das Element des Lebens und der Heilung, aus dem zweiten die Rune Nauthiz, zur Heilung bei Krankheit und Seelenschmerz, schließlich noch aus dem dritten die Rune Ehwaz, um der Lähmung ihres Gesichts entgegenzuwirken.
Nun legte sie ihre Hände auf Landrias Stirn, schuf so die notwendige magische Verbindung zwischen Rune und Runenmeister und aktivierte die Runen mit den Worten „Betra Bjar Galdar Baroth.“ Die Worte bewirkten, dass sie als erstes eine magische Verbindung von bemerkenswerter Stärke erschuf, was ihrem Ausbildungsgrad als Runenmeisterin der dritten Stufe entsprach. Weiterhin erzeugte sie damit magische Energie und bündelte diese, um ihr am Ende über die Rune des Elementes des Lebens heilende Wirkung zu verleihen. Den Zauber vollendete sie, indem sie durch die Nennung der Runen Nauthiz und Ehwaz die heilende Energie speziell auf Landrias Körper und Verletzungen abstimmte.
Zufrieden lehnte sie sich zurück. Sie hatte getan was in ihrer Macht stand, um den Schaden, den sie angerichtet hatte, wieder gut zu machen, doch nun musste sie schleunigst wieder auf ihr Zimmer, bevor die Schwester kam, um den Infusionsbeutel zu wechseln.

Bevor sie das Zimmer verließ, nahm sie eines der Pergamentblätter und schrieb darauf:
<i>Verzeiht, wenn ich euch zu sehr zugesetzt haben sollte. Ich schwöre euch, es lag nicht in meiner Absicht und ich hoffe, dass ich meine Schuld heute ein wenig abtragen konnte. Ich hoffe, dass mein Runenzauber zu eurer Gesundung beitragen konnte und die Lähmung eures Gesichts beseitigt hat. Ja, auch ich habe ein Gewissen, das sich hin und wieder meldet. Ich habe inzwischen einiges über eure Organisation heraus gefunden und frage mich, warum ihr eure Fähigkeiten zum Schaden derjenigen, denen ihr doch helfen solltet, einsetzt.
Gerne würde ich mich mit euch darüber unterhalten, doch fürchte ich, dass ihr mich dann verraten werdet. Wie dem auch sei, ich wünschte, wir könnten uns irgendwann einmal ungezwungen miteinander unterhalten, denn ich fühle, dass ihr ein Problem mit euch herumtragt und ich euch bei der Lösung dessen behilflich sein könnte.

Ich bitte euch nochmals um Verzeihung und hoffe, dass ihr mich nunmehr in einem anderen Licht betrachtet.

M.</i>

Vorsichtig, immer darauf bedacht, Landria nicht zu wecken, platzierte sie das Pergament, das sie vorher noch zusammengefaltet hatte, unter Landrias Kopfkissen. Erst jetzt verließ sie leise das Zimmer, legte den Kittel wieder in den Wäschekorb und machte sich auf dem gleichen Weg, auf dem sie gekommen war, wieder zurück in ihr Zimmer. Dort angekommen, legte sie sich wieder die Kanüle mit dem Zugang an, wobei ihr ihre Ausbildung bei der Elfenheilerin zugute kam. Nachdem sie auch den Infusionsbeutel angeschlossen hatte, legte sie sich wieder in ihr Bett, hoffte, dass die Schwester noch nicht nach ihr gesehen hatte. Eine Weile grübelte sie noch über Landria nach, fragte sich, ob sie auf ihr Angebot eingehen oder sie an das Militärpersonal verraten würde. Am Ende war es jedoch müßig, darüber nachzudenken und so drehte sie sich auf die Seite und versuchte noch ein wenig zu schlafen.

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Re: Krankenzimmer C12

Beitrag von Erzähler » Montag 14. Januar 2008, 22:53

Die Geisteswissenschaftlerin schlief ruhig und tief, bemerkte nichts von ihrem nächtlichen Besuch. Zurück im Zimmer musste sich Vana ein zweites Mal stechen damit sie die Kanüle überhaupt wieder platzieren konnte. Wenn die Nachtschwester auch nur halb so kompetent war wie hier alle vorgaben, würde sie sicherlich erkennen, dass an der Infusion manipuliert wurde.

Doch die Frau kam nicht…

Dumpfe Schritte hallten durch die leeren Gänge der Station. Nachtruhe herrschte und die Art und Weise wie sich der Mann fortbewegte, passte sich dieser vorherrschenden Dunkelheit vorzüglich an, als wäre er selbst direkt aus den Schatten der Nacht geboren worden. Doch in seinem fanatischem Geiste, war er dem Licht näher denn je. Bald würde die Ära des unheiligen Blutes anbrechen. Es würde in Bächen über Pelgars Strassen fliessen, verdorbenes so vom edlen Geblüt trennen und mit all dem ausströmenden unheiligen Lebenssaft würden allmählich die entsetzten und verwirrten Schreien der unbescholtenen Bürger verklingen… und dann…

Ein unheilsames lächeln zog sich über seine Mundwinkel. Seine eiskalten Augen glänzten

… und dann würde die Stille folgen. Eine neue Zeit anbrechen. Ruhe… und Ordnung, entstanden auf blutigem Fundament, welches dienlich sein würde als Mahnmahl für jedes bastardische Sündblut welches noch auf Celcia wandelte nicht einmal daran zu denken sich in die Nähe der „reinen Stadt Lysanthors.. der Stadt des Lichtes…“ zu begeben, wenn er nicht seines schändlichen Lebens überdrüssig war.

Er… dessen Namen nur Lysanthor selbst und sein eigenen Hirn kannte, würde herrschen. Doch noch war sein angestrebtes Reich klein… nur ein wundervoller Traum. Man durfte diesen nur flüstern, so zerbrechlich war er. Ein falsches Wort… ein zu lautes… und er würde Platzen. Denn seine Feinde sollten noch schlummern und nichts ahnen. Aber wenn die Zeit gekommen ist, dann würde er den Namen des neuen Pelgars in die Welt schreien und die Stadt jenem Gott opfern, der für alle seine Ideale stand. Lysanthor, Gott des Lichts, der Gerechtigkeit… und Reinheit.

Doch auch der Inquisitor selbst war nicht vor seinen eigenen Trieben gefeit. Auch er verspürte die Todsünde der Rachsucht und sie galt einem Dunkelblut welches ihn betäubt und Landria beinahe umgebracht hatte. Er stand vor der Tür. Atmete tief durch, überprüfte noch einmal das Schild mit dem Namen, ehe er langsam die Klinke niederdrückte…

….

Vanas Zimmertür ging leise auf, spärliches Licht drang vom Gang in ihr Zimmer. Auf leisen Sohlen schlich sich jemand an ihr Bett heran. Dann hielt die Gestalt inne. Stutzte. Eine zierliche Frauenhand fuhr sanft über Vanas Handrücken, darauf bedacht sie nicht zu wecken. Sie leuchtete die Stelle mit ihrer Lampe aus. Sie hatte bemerkt, dass die Infusion nicht richtig lief. „Sowas.“ Hauchte sie leiser als der Atem eines Spatzes war. Es wurde an ihr herumgefummelt. Dann spürte Vana die Hand auf ihrer Schulter. „Seid ihr wach?“ Fragte die Nachtschwester leise.

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Vana Erendis Morgaine
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Re: Krankenzimmer C12

Beitrag von Vana Erendis Morgaine » Mittwoch 16. Januar 2008, 22:57

So richtig schlief Vana dann doch nicht mehr, döste mehr oder weniger vor sich hin. So bemerkte sie auch sofort, trotzdem sich die Schwester alle Mühe gab, leise zu sein, wie ihre Zimmertür geöffnet wurde. Verhaltene Schritte, die sich ihrem Bett näherten und plötzlich inne hielten, dann eine leise, fast schon gehauchte Stimme: „Sowas?!“
<b>Mist!</b> Sie hatte es fast geahnt. Die Schwester hatte sofort bemerkt, dass etwas nicht so war, wie es sein sollte. Ihr erster Griff ging nämlich zu Vanas Handrücken, wo die Infusionsnadel steckte und schließlich wurde der Zugang wieder fachgerecht gelegt. Sicher hatte Vana genug Kenntnisse, um den Zugang einigermaßen gut zu legen, doch war es halt nicht fachgerecht gewesen , was der Schwester augenblicklich aufgefallen war..

Schließlich, nachdem sie die Infusionsnadel wieder ordnungsgemäß gelegt hatte, legte sie eine Hand auf Vanas Schulter und fragte mit leiser Stimme: „Seid ihr wach?“
<b>Na sicher doch, das müsste sie eigentlich merken, aber will ich es zeigen?</b> Kurz ging ihr dieser Gedanke durch den Kopf, doch dann öffnete sie die Augen und sah zu der Schwester auf.
„Ja, schon seit einiger Zeit. Ich konnte einfach nicht mehr schlafen. Warum fragt ihr? Stimmt irgendetwas nicht?“
Fragend und auch Besorgnis vorgebend schaute sie zu der Schwester. „Ehrlich gesagt, geht es mir sehr gut und ich fühle mich sehr viel besser als noch gestern Abend. Wisst ihr was mit meiner Ausrüstung ist? Wurde sie schon aus Burgstein geholt?“
Sie fragte nicht grundlos, hatte sie doch vor, von der Reichsklinik aus in die Stadt entlassen zu werden, um dann nach einer Möglichkeit zu suchen, Kazel aus Burgstein zu holen. Noch hatte sie die Hoffnung, ihn aus den Klauen Landrias zu befreien, nicht aufgegeben.

[ooc: @Asmo Machst du für Vana ein neues Thema auf? Sie ist ja nun nicht mehr in Landrias Zimmer.]

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Re: Krankenzimmer C12

Beitrag von Asmodeus » Sonntag 20. Januar 2008, 12:27

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Re: Krankenzimmer C12

Beitrag von Erzähler » Dienstag 29. Januar 2008, 22:50

<i>kommt von Notfalltransport</i>

Sie schlief und schlief...

Sie hörte nichts mehr. Tiefe Schwärze umgab sie. Irgendwann schwand auch der Schmerz. Sie verharrte in einem traumlosen Schlaf und kriegte nicht mit, was alles um sie herum geschehen war. Dafür war in den letzten geschlagenen fünf Stunden so vieles passiert.

Der unsichere Dr. Maximilianus war es gewesen der nachdem Shantih schon Bewusstlos gewesen war, auf die glorreiche Idee gekommen war, sich Hilfe zu holen. Natürlich war der Professor selbst für solche „unkomplexe Komplikationen.“ Nicht zu sprechen. Das wäre ja die Höhe! Einen Mann seines Namens, Standes und vor allem Gehalts konnte man so etwas nicht abgeben. Daher brachten die beiden Assistenten ihre Patientin kurz entschlossen zurück in die notfallabteilung. Wäre man dabei gewesen (nun ja… wach) hätte man die Fahrt dort hin durchaus als Halsbrecherisch beschreiben können. Den von ihrer eigenen Angst getrieben waren sie durch die Gänge gerast, hatten dabei gar einen Wachposten umgefahren. Welcher aufgrund verbeulter Rüstung seinen Posten verlassen musste um sie beim Schmied zurechthämmern zu lassen.

Sie waren gerast? Aber natürlich! Die Reichsklinik von Pelgar verfügte über eine beinahe revolutionäre Technik sie hatten bestimmte Betten wo Patienten drinlagen bei welchen Komplikationen befürchtet werden mussten mit kleinen Rädern ausgestattet. Dies ermöglichte die schnelle Bewegung eines Patienten ohne dass er erst auf eine Trage gehoben werden musste. Gerade bei jemandem wie Shantih dessen Fuss gerade neu zusammengeschraubt worden war – hätte eine solche Umlagerung wohl auch fatale Folgen für den weiteren Heilungsverlauf gehabt. So war heute dieser Vorzug, welcher von so manch anderem (bestimmt neidischen) Hospital als unnötiger Armeeluxus deklassiert wird – für sie gewiss ein lebensrettender Segen gewesen.


…..

All dies und noch viel mehr blieb Shantih verborgen.
Doch irgendwann drang etwas zu ihren Sinnen hindurch. Ein pochender, pulsierender Schmerz in ihrem operierten Fuss… und…

„Tut ihnen nichts an… ich bitte euch… ich werde euch nicht wieder enttäuschen“ Eine entfernte Stimme. Fein… jung… hatte sie diese nicht schon einmal gehört?“

Ein tiefes Lachen. Leise, jedoch nicht minder bösartig. Dieses Lachen war ihr bestimmt gänzlich unbekannt… denn an so eines erinnerte man sich gewöhnlich.

„Du hast mich nicht enttäuscht Landria… das weisst du. Du warst nur… ineffizient. Aber… ob du dir dies leisten kannst? Ineffizient zu sein?“ Fragte er freundlich. Doch man hörte genau heraus, dass an diese angebliche „freundlichkeit“ nur durch blanken Zynismus gespeist wurde.

Shantih wachte gänzlich auf. Fühlte sich benommen. Sie lag in ihrem Zimmer. Eine riesige, leicht gebückte Gestalt stand neben dem Bett ihrer Mitpatientin. Der Mann zerknüllte gerade mit seinen knochigen Händen einen Papier… oder Stofffetzen so gut war dies in dem fahlen Licht nicht zu erkennen.

„Lysanthor vergibt Unzulänglichkeiten… wenn man sich bemüht, es in Zukunft besser zu machen Landria. Ruh dich jetzt aus. Geschwächt, nützt du uns nichts.“ Meinte er schliesslich. Stand auf. Drehte sich zu Shantih um.

Er sah unheimlich aus. Eine spitze Hakennase bildete den markanten Kernpunkt seines fahlen und alten Gesichts. Die Wangenknochen standen deutlich hervor. Fahle, eiskalte und herzlose graue Augen mustern Shantih kurz. Ehe sie sich abwenden. „Möge Lysanthor mit euch sein.“ Meinte er zu beiden. Er sah aus wie ein Priester. Er war auch ein Priester. Wenn auch ein sehr unheimlicher. Die Stimmung im Zimmer wirkt gedrückt. Landria Sinal sah schlecht aus. Müde und noch immer war sie klar von der Halbseitenlähmung gezeichnet. Dennoch vermochte sied en Kopf zu drehen. Blickte Shantih an. „Wie geht es euch?“ Fragte sie besorgt… wirklich besorgt? Oder versuchte Landria gerade… effizient zu werden? „Man hat euch erst vor kurzem wieder hierhin zurück gebracht. Es haben sich alle sehr erschrocken.“ Sie lächelte freundlich – nun zumindest die eine Gesichtshälfte tat es, während die andere schlaf herunterhing. Landria sah müde aus und in diesem düsteren Licht wirkte sie mit ihrem kahlen Haupt irgendwie gespenstig.

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Re: Krankenzimmer C12

Beitrag von Shantih » Samstag 23. Februar 2008, 10:46

Auch nachdem Shantih die Augen aufgeschlagen hatte, schien das tiefe Lachen noch in ihrem Kopf zu verhallen. Es hinterließ ein Schauern. Der Mann, der bei ihrem Bett stand, sah aus, wie dieses Lachen. Dunkel und gefährlich. Shantih begriff den Sinn seiner Worte nicht, es dauerte eine Zeit, bis ihr Verstand aufnehmen konnte, dass er nicht mal mit ihr sprach.

Sie sagte nichts auf den Gruß des Mannes hin - sie hatte noch nie einen Gottesgruß erwidert, zumal sie sich nicht sicher war, ob sie schon wieder sprechen konnte. Ihr Kiefer, nein, eigentlich alles an ihr, war noch mit einer gewissen Taubheit belegt, die wohl von der Narkose kam - vielleicht auch von der Ohnmacht.

Eine helle Stimme sprach zu ihr. Shantih zögerte. Die Stimme war freundlich. Sie erinnerte sich an die Frau, mit der sie das Zimmer geteilt hatte - daran, wie mitgenommen sie ausgesehen hatte. Langsam drehte sie ihren Kopf und versuchte sich an einem Lächeln.

"Vielen Dank, ich denke es wird.", sagte sie schließlich.
Und sicher - es würde werden. Sie würde wieder gesund werden und dann würde man sie endlich aus diesem Zimmer lassen, aus diesem Gebäude mit seinen Mauern und Wänden und den Fenstern, durch die sie den Himmel kaum sah.

Aufmerksam, da ihr Geist nun etwas reger schien, blickte sie der Frau entgegen, deren Zustand wohl kaum besser sein konnte, als ihr eigener.

"Und euch? Ich erinnere mich, dass wir nicht viel Zeit hatten um uns kennen zu lernen, bevor ich wieder... verschifft wurde."

Aus reiner Selbstverständlichkeit brachte Shantih Landria Freundlichkeit zu - hätte sie die Worte des Priesters verstanden und einordnen können... - Shantih lächelte scheu über den Schmerz in ihrem Fuß hinweg.

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Re: Krankenzimmer C12

Beitrag von fremde Frau » Sonntag 24. Februar 2008, 15:22

Landria nickte auf Shantihs Aussage und schloss kurz ihre Augen, atmete tief durch. Dann musterte sie ihre Bettnachbarin. Das eingebundene Bein, ihre Infusion wo das Schmerzmittel vor sich hintropfte. Das Gestell in welches Shantihs Bein eingehakt war, wirkte in dem fahlen Licht gespenstisch denn es warf lange Schatten auf den Holzboden.

Irgendwie schien dieses Krankenzimmer ohnehin, trotz aller Ordnung äusserst trostlos. Kahle Steinwände die eine gewisse Kühle ausstrahlten. Ein grosses Fenster mit Blick auf den Park, doch so angelegt, dass man aus dem Bett heraus gar nicht richtig darüber blicken konnte. Besonders jetzt nicht, wo die dicken Vorhänge doch gezogen waren. Die Krankenbetten so angelegt dass sie jederzeit verschoben werden konnten. Die Infusionsständer die wie ein Wächter neben Shantihs und Landrias Kopf standen und den Beutel hielten welcher mithilfe des Schlauchs mit den Venen der Frauen verbunden waren.

Dies hier war selbstverständlich ein Zimmer wo durchaus geheilt wurde… aber vermutlich auch gestorben. Wie viele tote Augen wohl schon die Decke über ihnen mit ihrem leeren Blick angestarrt hatten? Wollte man sich solche Gedanken überhaupt machen wenn selbst in einem solchen Bett schlief und dem eigenen Ableben nahe gewesen war?

Das klare Wasser in den Karaffen auf ihrem und dem Nachttisch der Zimmergenossin funkelte wie flüssige Diamanten im licht spendenden Schein der hinter einer speziellen Wandvorrichtung eingelassenen Fackeln. Das Feuer zeichnete auch dunkle Schatten auf Landrias feines Gesicht und liess sie deutlich älter Wirken als sie wirklich war.

Die Frau winkte ab als Shantih sich nach ihrem befinden erkundigen. „Es wird wieder.“ Meinte sie ebenfalls lächelnd, doch dann seufzte sie. „Hoffe ich zumindest.“ Meinte sie bitter und blickte auf ihren reglosen Arm. Dann schüttelte sie leicht den Kopf und sah Shantih wieder an. Wechselte das Thema. „Ich bin Landria.“ Stellte sie sich vor. „Und ihr heisst Shantih richtig?“ Sie hatte den Namen schliesslich von den Ärzten gehört. „Ihr hattet einen Umfall?“ Fragte sie nun und deutete auf Shantihs eingebundenen Fuss.

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Re: Krankenzimmer C12

Beitrag von Shantih » Sonntag 24. Februar 2008, 16:04

Shantih beobachtete die Frau traurig, die ihren Blick durch den Raum schweifen ließ. Sie war sich ziemlich sicher, dass ihr der Gedanke, in diesem Käfig zu sitzen ebenso zusetzte wie ihr selbst. Trotz der Umgebung und der Offensichtlichkeit ihres Zustands schien diese Frau eine gewisse Stärke in sich zu haben. Ihre Augen waren wachsam, wenn auch getrübt von Medikamenten und dem Anblick kahler Wände. Shantihs Menschenkenntnis sagte ihr, dass diese Frau sich keine Sekunde länger in diesem Gebäude aufhalten würde, als nötig. Sie passte nicht in diese sterile Ordnung, genauso wie sich selbst hier fehl am Platz fühlte.

Der Arm auf den die Frau blickte, lag reglos an ihrem Körper, so wie ihre eine Gesichtshälfte kaum oder keine Mimik zuließ. Shantih besah sich ihren eigenen, von Schrauben durchzogenen Fuß und schätzte sich beinahe glücklich, so glimpflich davongekommen zu sein. Wieder regte sich der Gedanke an ihre Freunde in ihr, doch sie konnte schlecht umhergehen um sie zu suchen und ob sie das Personal deswegen hierherbeordern sollte... Sie würde warten, bis jemand kam um nach ihr zu sehen.

Shantih nickte auf Landrias erste Frage hin - Landria.. Kam ihr der Name bekannt vor? Sie war sich nicht sicher, in ihrem Kopf begann es laut zu summen, wenn sie einen Gedanken zu weit verfolgte. Auf die zweite zuckte sie mit den Schultern.

"Wie man es nimmt. Das Gebäude in dem ich mich befand brannte und dummerweise hatte ich einen Unfall mit einem ziemlich großen Stück Holz, das nicht begeistert schien von der Idee, mich raus zu lassen." Sarkastisch lächelte sie, sie hatte nicht vor den verstörenden Bilden nun einlass vor ihre Augen zu geben, stattdessen musterte sie Landria noch einmal genauer. Nein, sie kannte diese Frau nicht, aber der Name... Sie konnte sich genauso gut irren.

"Was ist mit euch passiert? Wenn ich fragen darf." Shantih wollte nicht aufdringlich erscheinen.
Zuletzt geändert von Shantih am Sonntag 24. Februar 2008, 16:52, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Krankenzimmer C12

Beitrag von fremde Frau » Samstag 1. März 2008, 11:35

Landria verzog mitfühlend das Gesicht. „Ein Brand also?“ Sie hatte nichts von dem Grossbrand in Pelgar mitgekriegt. Das Werk ihres… Geschäftspartners. Sie hätte sich wohl die Haare gerauft und wäre vermutlich an der Verzweiflung ihrer eigenen Lage beinahe zergangen. Ihre Situation hatte sich schliesslich seid dem Zusammentreffen mit Kazel und dieser Fremden nur verschlechtert. Auch der Inquisitor war immer fordernder geworden, ihm drängte es nach einer baldigen Endlösung. Das Turnier hatte hier in Pelgar bereits begonnen und so waren die Stadtleute abgelenkt genug um sich nicht auf das Treiben des Geheimbundes zu achten, welcher bestrebt war… die Regierung Pelgars zu kippen und in ihrem Sinne umzuformen.

Doch waren sie doch auch die Einzigen welche die Gefahr welche aus dem Reich Morgerias drohte ernst nahmen. Wie konnten diese selbstgefälligen pelgarischen Narren denn noch immer glauben, dass ihre Stadt uneinnehmbar ist? War Krosal doch im der Blüte seiner Zeit noch viel reicher und mächtiger, wenn auch zugegebenermassen an einem strategisch ungünstigeren Ort erbaut, auch beinahe uneinnehmbar gewesen… und dennoch ist die Stadt in der hässlichen Schlacht gefallen.

„Es war also nicht euer Haus?“ Fragte sie weiter. Dann schwieg sie. Lächelte bei der Gegenfrage von Shantih. „Ihr dürft mich alles fragen was euch interessiert. Schliesslich bietet das Gespräch hier wohl die einzige Möglichkeit sich irgendwie die Zeit zu vertreiben. Na ja… die Alternative ist wohl Kacheln zu zählen.“ Lächelte sie freundlich. „Oder darüber zu philosophieren warum man mir die Wasserkaraffe auf die Seite stellt an welcher ich aufgrund der Lähmung gar nicht hingelange.“ Sie seufzte, sie war definitiv schon zu lange in diesem Zimmer.

Sie drehte ihren Kopf leicht zu Shantih hin. „Ich wurde bei einem überfall niedergeschlagen und in den Folgetagen hat sich dann eine Hirnblutung ergeben worauf ich ins Spital gebracht und operiert werden musste.“ Meinte sie düster. „Pelgar ist ein sehr gewalttätiger Ort geworden.“ Fügte sie bedauernd hinzu. Dabei war sie doch nicht gerade unschuldig an dieser Tatsache.

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Re: Krankenzimmer C12

Beitrag von Shantih » Montag 3. März 2008, 14:32

Shantih seufzte leise, starkes Heimweh nach den freundlichen Wäldern Celcias überkam sie. Für die junge Frau war es eine Strafe, sich in dieser Stadt aufzuhalten, wo sie doch seit Jahren die Gesellschaft der Menschen weitestgehend gemieden hatte, bis sie auf die Gruppe um Kazel traf.

"Ihr habt Recht. Diese Stadt ist düster und gefährlich."
Ein Lächeln glitt über Shantihs Gesicht und blieb noch einen Moment, in dem ihr Blick durch das vergitterte Fenster fiel.

"Ich bin die Größe einer Stadt nicht gewohnt, die Menschen, den Lärm und die Art Geschäfte, wie sie hier gehandelt werden."
Die Erinnerung an die Monate, die sie allein durch Ceclia gestreift war, hinterließen einen Knoten in ihrer Brust - sie sehnte sich nach der Ruhe.

"Ich bin noch nie in Pelgar gewesen, bis ich mit meinen Freunden hierhergereist bin." Shantih wog ab, wie weit sie Landria von ihren Angelegenheiten erzählen wollte - sie wirkte freundlich und schließlich lagen sie beide recht hilflos in diesem Krankenzimmer und teilten somit etwa dasselbe Schicksal.

"...Ich hoffe, die Stadt bald wieder verlassen zu können.", schloss sie leise, doch das würde vermutlich noch dauern.

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Re: Krankenzimmer C12

Beitrag von fremde Frau » Dienstag 4. März 2008, 17:29

Landria versuchte sich mühsam im Bett zu drehen damit sie Shantih besser ansehen konnte, doch so leicht viel ihr dies nicht ausserdem schien ihr die Bewegung Kopfschmerzen zu bereiten. Die Geisteswissenschaftlerin seufzte. Es war nicht leicht unter solchen Umständen zu… arbeiten. Man gönnte ihr auch nie wirklich Ruhe. <b>Nein, nicht man – er.</b> Ihr Blickt verdüsterte sich etwas. <b>Dieser verfluchte Bastard</b>

Landria setzte wieder ihr gewohnt gewinnendes und überaus sympathisches Lächeln auf. Darin war sie wahrlich ein Naturtalent und aufgrund ihrer zierlichen Statur und ihren feinen Gesichtszügen sowie ihren wachsamen jedoch ruhigen Augen, wirkte sie wie ein Mensch der ohnehin keiner Fliege etwas zu Leide tun könnte. „Mit euren Freunden?“ Sie runzelte die Stirn. Lächelte dann. „Dann bekommt ihr sicherlich bald Besuch von ihnen hier in dieser Einöde. Es sei denn sie mögen keine sterilen Umgebungen und Hospitälter.“ Meinte sie schliesslich und schmunzelte. „Gibt ja viele solche Leute.“ Fügte sie im Plauderton hinzu.

Landria blickte aus dem Fenster. Es war dunkel. „Meine Güte hier in diesem Zimmer entgleitet einem das Gefühl für die Zeit.“ Bemerkte sie.

Von draussen her erklang plötzlich das polternde Geräusch schwerer Stiefelschritte welches sich langsam wieder entfernte. Offensichtlich keine herumflitzenden Schwestern, es war ja kaum zu übersehen daass hier überall Wachen herum patrouillieren aber diese wirkten gehetzt.

„Ihr wollt die Stadt verlassen? Habt ihr nichts was euch hier in Pelgar hält? Ihr seid wohl nicht wegen dem Turnier gekommen hier nicht wahr?“ Versuchte sie weiter an Informationen zu gelangen. „Die ganze Stadt spricht nur noch von dem Turnier ich glaube heute dürfte die Prozession beginnen.“ Sie seufzte. „Und wir liegen hier in diesem trostlosen Zimmer herum…“

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Re: Krankenzimmer C12

Beitrag von Shantih » Donnerstag 6. März 2008, 18:35

In Shantihs Kopf glitten Bilder vorbei - Die Wälder, Ascar, Luziver und Kazel. Auch Roxas, der erst später zu ihrer Gruppe gestoßen war, fand sich vor ihrem inneren Auge. Die Mundwinkel der jungen Frau zuckten kurz im Anflug eines Lächelns, als sie an die Abende dachte, die sie gemeinsam am Feuer verbracht hatten. Sicher, es war eine schwierige Zeit gewesen - immer waren sie auf der Suche gewesen, manchmal sogar auf der Flucht, doch sie hatten sich gehabt. Sie hatten zusammengehalten.

<b>Und dann, nachdem die Kristalle Celcia vor der Dunkelheit bewahrt hatten, war die Welt, wie ich sie kannte versunken.</b>

Als hätte Landria, so dachte Shantih kurz, ihre traurigen Gedanken gehört, verfinsterte sich der Blick der Zimmergenossin. Unaufällig sah Shantih dabei zu, wie die wachsamen Augen sich verengten um dann, als hätte Landria in ihre Rolle zurückgefunden, warm zu lächeln.

<b>Vermutlich hing sie auch gerade ihren Gedanken nach. Wer weiß, vielleicht hat sie Familie oder vermisst jemanden ebenso sehr wie ich.</b>

Shantihs Lächeln war traurig und schwach, als sie fühlte wie sehr Kazel ihr fehlte. Es war mehr als ein Stechen in der Brust. Es war fast, als würde dort nichts mehr schlagen.

"Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie dieses Hospital ebenso wenig leiden können wie ich, da sie auch hier festsitzen. Es war ein großer Brand und wir waren gemeinsam in dem Gebäude, als es passiert ist.", erwiderte sie sarkastisch, ohne jedoch schnippisch zu klingen.

<b>Ja</b>, dachte Shantih bitter. <b>Und die Schürer des Feuers scheint das nicht gestört zu haben.</b>

Aufmerksam hörte Shantih zu - vielleicht, hoffte sie, könnte sie durch Landrias Erzählungen über die Stadt und die aktuellen Geschehnisse leichter darauf schließen, wo sie Kazel suchen sollten. Auch wenn es äußerst unwahrscheinlich schien, dass er sich die Zeit auf einem Tunier vetrieb.

Die junge Frau mit den wilden, dunklen Haaren schüttelte den Kopf.

"Nein. Ehrlich gesagt, ist die Veranstaltung eines Tuniers vollkommen an mir vorüber gezogen. Nun, ich bin aber auch noch nicht sehr lange hier."
Sie seufzte leise.

"Ich mag die großen Städte nicht und wären wir nicht gemeinsam hierher gekommen, um uns um eine Angelegenheit zu kümmern, so hätten mich meine Füße niemals auf das graue Pflaster Pelgars getragen."

Vielleicht war es die Tatsache, dass sie der Stadt nicht vertraute, die Shantih über die Suche nach Kazel schweigen ließ. Zwischen den hohen Mauern und den dunklen Gestalten hatte man kaum Überblick über Vertrauen und Missgunst - auch im sterlien Krankenzimmer konnte Shantih das Gefühl des lauernden Verbrechens nicht abschütteln, so behielt sie den Grund ihres Daseins noch für sich.

"Aber ich kann mir vorstellen, dass es anders ist, wenn man hier geboren wird. Lebt Ihr hier?", fragte sie freundlich.

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Re: Krankenzimmer C12

Beitrag von fremde Frau » Montag 10. März 2008, 18:50

Landria lächelte matt. „Wer mag es schon in einem solchen Zimmer liegen zu müssen? Dabei kenne ich solche Einrichtungen nur zu gut.“ Meinte sie leise und winkte ab. Sie seufzte. Hoffentlich würde sich Isabelle mit ihrer Vertretungsaufgabe nicht all zu überfordert fühlen. <b>Das ist ein verdammtes Irrenhaus natürlich wird sie sich überfordert fühlen!</b> Dachte sie bei sich selbst. Dann seufzte sie erneut. Lächelte Shantih wieder zu und wechselte das Thema. „Pelgar ist eigentlich eine wundervolle Stadt. Gebaut auf einem massiven Fundament und durch die Mauern beinahe uneinnehmbar, bietet sie Schutz und Sicherheit für ihre Bürger. Es gibt kaum Arbeitslose oder Hungersnöte in der Stadt. Die Stadtgarde hält die Kriminalität auf einem Minimum. Die mächtige Bibliothek gewährt dem einfachen Volk Zugang zu fast grenzenlosem Wissen und vor nicht all zu langer Zeit standen die Tore der Stadt noch für jeden offen der einziehen wollte und keine bösen Absichten hegte…“ Sie schwieg wieder. Atmete tief durch. Nun klang ihre Stimme schwerer. „ Doch Angst vor einer Invasion machen die Menschen hier nervös und schüren den Rassenwahn. Pelgar ist bekannt dafür immer einen Schuldigen finden zu wollen. Wenn sich die Räder auf der Ebene der Verurteilten nicht drehen werden die Bürger bereits unruhig. Zu viele Kriege hat diese Stadt bereits erlebt und es ist doch des Volkes grösstes Begehr dass auch ihre nächsten Generationen hier in Frieden und Wohlstand verweilen können, eigentlich ein verständlicher Wunsch und ein glorreiches Ziel oder? Das jedoch dieser Wille Sicherheit zu gewährleisten manchmal etwas drastische und wunderliche Formen annimmt ist sehr bedauerlich.

<i> "Nein. Ehrlich gesagt, ist die Veranstaltung eines Tuniers vollkommen an mir vorüber gezogen. Nun, ich bin aber auch noch nicht sehr lange hier." </i> Landria schmunzelte. „Oh ja mir geht es da ähnlich ich hatte vor lauter Arbeit auch nicht die Zeit mich auch nur mit dem Turnier auseinanderzusetzen. Doch ich denke der Stadt tut es ganz gut, sowie den einzelnen Völker. Gemeinsame Feste schweissen zusammen.

<i>
"Ich mag die großen Städte nicht und wären wir nicht gemeinsam hierher gekommen, um uns um eine Angelegenheit zu kümmern</i> „Ich hoffe eure Angelegenheiten eilen nicht, nun da ihr hier liegt…“ Meinte sie nur. Liess aber Raum für eine Antwort.

<i> "Aber ich kann mir vorstellen, dass es anders ist, wenn man hier geboren wird. Lebt Ihr hier?",</i> Seid ich hier Studiert habe lebe ich hier ja. Geboren und aufgewachsen bin ich eigentlich im entfernten Sheyana Nelle. Eine wahrlich friedliche Stadt, ich hoffe ich kann bald dorthin zurückkehren und mein hier angelerntes Wissen an die dortigen Elfen weitergeben. Ihr müsst wissen ich bin selbst Geisteswissenschaftlerin und Ärztin und es ist wahr ich habe von der übertriebenen Rücksichtsnahme dieser jungen Assistenten hier langsam genug gehört.“ Meinte sie und lächelte wieder.

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Re: Krankenzimmer C12

Beitrag von Shantih » Samstag 22. März 2008, 13:56

Aufmerksam hörte Shantih Landria zu, als diese über die Stimmung sprach, die in Pelgar herrschte. Sie seufzte, als das Wort "Rassenwahn" fiel - nichts verabscheute sie mehr, aber kaum etwas war öfter der Grund für die Streitigkeiten und die Gewalt in Celcia. Und wieder glitten die Gedanken der jungen Frau zu Kazel - er war ein Mischling. Sie hatte erlebt, wie sein eigener Rassenwahn ihn an den Rand des Selbsthasses trieb. Shantih nickte zustimmend, als sie sich von den Bildern ihres inneresn Auges losgerissen hatte.

"Ja, dieses Tunier erfüllt vermutlich wirklich einen guten Zweck."

Seufzend legte sie ihren Kopf schief.
"Nunja, ich würde sagen, jede Minute in diese Kasten ist eine vergeudete. Jedoch fürchte ich, kommt weglaufen für mich kaum in Frage.", meinte sie mit einem Blick auf das Ungetüm von ihrem Fuß. Genau in diesem Moment riss in Shantih allerdings ein Geduldsfaden.

<b>Es ist wirklich so - vergeudet und unnutz. Ich muss unbedingt zu den anderen, wir müssen besprechen, wie es jetzt weiter geht. Außerdem brauche ich jemanden, der dafür sorgt, dass ich hier wieder raus komme.</b>

Während Landria noch mit ihr sprach, schälte sie sich mühsam aus der rein weißen Bettdecke.
<i>"...und es ist wahr ich habe von der übertriebenen Rücksichtsnahme dieser jungen Assistenten hier langsam genug gehört."</i> Shantih setzte sich aufrecht hin. Das dünne Krankenhauskleidchen was sie trug, gefiel ihr ganz und gar nicht, aber darum konnte sie sich jetzt schlecht auch noch kümmern, zumal sie so oder so in keine Hose kommen würde mit dem Fuß. Entschlossen sah sie zu ihrer Zimmernachbarin.

"Ich werde mit Sicherheit eh bald abgefangen und hierher zurückgetragen, aber ich werde mal versuchen irgendwen von meinen Leuten zu finden." Mit diesem Vorsatz fühlte sie sich gleich schon viel weniger hilflos, auch wenn die Prozedur ihr Bett zu verlassen, Shantih dumpfen Schmerz in die Knochen trieb. Sie überlegte, ihre Verbindung mit dem Tropf abzureißen, sah aber ein, dass das vermutlich die Wirkung der Schmerzmittel aufhörte und sie gar nicht erst loszugehen brauchte, also benutzte sie das rollende Teil als Stütze.

"Bis später.", sagte Shantih mit einem Blick zurück auf Landria. Sie tat ihr aufrichtig Leid - sie hatte sehr viel weniger Spielraum als Shantih mit ihrer Verletzung.

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Re: Krankenzimmer C12

Beitrag von Erzähler » Montag 24. März 2008, 11:57

Das Ungetüm welches Shantih an ihrem Fuss trug wog schwer und tat weh wenn sie ihr Bein bewegte. Die Decke rutschte auf der anderen Seite zu Boden. Landria runzelte die Stirn. „Was habt ihr vor?“ Sie lächelte matt als Shantih von ihrem „Ausbruchsversuch“ erzählte. „Als Ärztin würde ich wohl sagen, dass ihr ins Bett gehört und das Bein ruhig zu halten habt. Aber ich bin ja nicht im Dienst.“ Meinte sie schliesslich und lehnte sich wieder in ihrem Bett zurück. „Aber ihr müsst euch auf Ärger gefasst machen, die Schwestern hier sind militärisch streng.“ Fügte sie noch hinzu und schmunzelte leicht. Weil sie wusste, dass dies Shantih wohl kaum beeindrucken würde.

Das Krankenhauskleid welches sie anhatte besass noch einen zweiten Nachteil. Es war hinten offen und flatterte lustig vor sich her als Shantih sich erhob. Nur ein dünnes Bändchen welches schnell zugeknotet war schützte die Patientin vor gänzlicher rückenlastiger Blösse. Der Infusionsständer quietschte protestierend vor sich her als sie ihn verschob.

Die Ärztin und Mitpatientin wirkte müde und erschöpft. Sie winkte nur matt als Shantih sich verabschiedete und schloss dann ihre Augen.

Shantih schaffte es genau ihren Fuss und den Klumpen in den Gang zu setzen als sie dann auch schon entdeckt wurde und zwar von Oberschwester Waltraut persönlich. Schwester Waltraut strahlte wahrlich alles aus was mit Ordnung und Disziplin zu tun hatte. Sie war gross gewachsen, von schlanker Statur. Sie trug eine blonde Hochsteckfrisur auf welcher das steif gebügelte Schwesternhäubchen thronte. Ihr Gesicht war gepflegt, sie hatte klare blaue Augen denen nichts zu entgehen schien was irgendwie mit Dreck oder Flecken zu tun hatte. Ihre Gesichtszüge wirkten hart und streng. Kleine Grübchen bildeten sich bei ihren Wangen als hätte sie diese stets angesaugt und mit den Zähnen eingeklemmt. Ihre Körperhaltung ist gerader als jene eines manchen Söldners. Ihre Schwesterntracht ist selbstverständlich absolut korrekt angezogen und sauber. Ihre Schritte sind zügig und lassen auf einen disziplinierten Arbeitseifer schliessen. „JUNGES FRÄULEIN!“ Ereiferte sich die Schwester als sie die Patientin den Gang entlang humpeln sieht. „Aber nein! So geht das nicht! Ab zurück ins Bett und zwar zackig junge Dame! UNGLAUBLICH!“ Sie kommt wutschnaubend auf die Patientin zugeeilt. „Da gibt sich der Herr Doktor die grösste mühe ihren Fuss den man beinahe hätte Amputieren müssen zu retten und ihr setzt ihn so leichtsinnig aufs Spiel! Ihr jungen Mädchen heut zu tage wisst einfach nicht mehr wie mit eurer Gesundheit umzugehen ist! SKLANDALÖS!“ Sie gesellte sich neben Shantih. Umschlang – erstaunlicherweise ziemlich sanft – ihren Arm und unterstützte sie so, dass sie das kaputte Bein kaum belasten musste. „Und nun zurück ins Bett!“ Befahl die Schwester weniger sanft. „Was habt ihr euch dabei nur gedacht?!“ Innert weniger Minuten war Shantih wieder an Ort und Stelle. Die Schwester verschränkte anklagend die Arme und wartete auf eine Erklärung seitens der Patientin.

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Re: Krankenzimmer C12

Beitrag von Shantih » Samstag 19. April 2008, 19:56

Shantih war zusammengezuckt als sie den lauten Ausruf einer weiblichen Stimme im Flur hörte. Den hatte man auch schwerlich überhören können. Ihre Laune war innerhalb weniger Minuten auf den absoluten Nullpunkt gesunken. Nicht genug, dass sie die Angst um Kazel beinahe aufzufressen schien, nein, sie lag auch noch in einer Klinik, mit einem Bein so schwer als hätte man Eihre Knochen mit Eisenstangen ersetzt, mit Fenstern die vergittert waren. Sie wusste nicht wo ihre Freunde waren - sie vermisste Luzivers kindisches Lachen und Roxas stumme Anwesenheit, sogar seine kuscheligen Ohren! Ergeben drehte sie sich zu der Oberschwester um.

Wortlos ließ Shantih sich an die Seite der großen Frau nehmen. Ihr war fast, als müsse ihr von dieser perfekten Reinheit schlecht werden. Shantih spürte, wie sich ihre Hiflosigkeit zu einem Knäuel aus Zorn entwickelte. Unsanft schob sie den stützenden Arm der Schwester von sich. Unwillig spürte sie, dass sie Tränen in den Augen hatte.

"Danke, ich komme schon klar."
Shantih wurde in diesem Moment bewusst, dass das Nachthemd nicht besonders viel verhüllte und versuchte es mit einer energischen Geste ein wenig zu richten. Sie bemühte sich nicht allzu unhöflich zu klingen, was ihr erstaundlich schwer viel.

"Könnten Sie mir wohl Auskunft über drei Patienten geben? Es sind meine Freunde, ich bin mit ihnen zusammen eingeliefert worden - Niniane, Roxas und Luziver."

<b>Hoffentlich sind sie noch hier oder wenigstens... Ach was weiß ich - ich will hier endlich raus!</b>

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Re: Krankenzimmer C12

Beitrag von fremde Frau » Sonntag 27. April 2008, 01:01

Schwester Waltraut klopfte ungeduldig ihre Fussspitze auf den Boden und hielt die Arme eisern verschränkt als wäre sie schon so auf die Welt gekommen und hätte sich seit jeher nie wieder bewegt. Diese tadelnde und fordernde Körperhaltung passte einfach wie angegossen zu der Oberschwester und sie sah damit wie eine perfekte Statue aus die jedem ungehorsamen Patienten wohl das fürchten gelehrt hätte.

Allein schon die Perfektion und unheimliche Steifheit ihres Schwesterhübchen liess keinen Zweifel an dem militärisch geprägten Grundgedanken dieses Hauses zu. Sie runzelte die Stirn so wirklich zufrieden schien die Schwester nicht zu sein ab Shantihs Antwort… zog diese es doch vor über das Vorgefallene einfach hinwegzusehen und zu ihrem Anliegen zu kommen. Oberschwester Waltrauts Wangen verfärbten sich bei diesem Verhalten… nicht rot, dies wäre unkontrolliert gewesen… eher leicht rosa – was aber schon ein gewaltiges Zeichen ihrer Wut darstellte.

<i> "Könnten Sie mir wohl Auskunft über drei Patienten geben? Es sind meine Freunde, ich bin mit ihnen zusammen eingeliefert worden - Niniane, Roxas und Luziver."</i> Die Pflegefachfrau runzelte die Stirn. Was für Fragen hatte diese Patientin eigentlich um diese Uhrzeit?! Und dann nachdem sie SO eine Dummheit gemacht hatte! Sie schnaubte verächtlich. Natürlich konnte Schwester Waltraut Auskunft geben. Sie war die einzige Frau Pelgars, die wohl in der Lage war. Alle Patientenzimmer dem richtigen Patienten zuzuordnen, die wichtigsten und unwichtigen Termine ihrer Stationsärzte zu kennen und auch zu wissen wann er das Spital verlassen hatte. Ja. Auf ihrer Station herrschte Ordnung. Wie in ihrem Geist und Ordnung setzte voraus, dass niemals was vergessen wurde – nur anders verwahrt.

„Die besagten Inhaber dieser Namen sind bereits heute Nachmittag allesamt entlassen worden. Denen musste man auch nicht das halbe Bein wieder anschrauben wie ihnen! Die brauchten halt nicht so viel ruhe wie IHR! Die haben sich der Therapie angepasst und konnten so auch schneller entlassen werden nicht so wie BEI ANDEREN PATIENT<b>INNEN</b>.“ Betonte sie scharf und blickte sie vorwurfsvoll an.

„Ich glaube euch sind die Regeln dieses Hauses nicht ganz bewusst da ihr ohnehin wach seid…“ Sie stellte – wieder auffallend sanft – eine Kerzenlampe auf den Nachttisch und kramte dann ein sauber gefaltetes Pergament aus ihrer Schwesterntasche und reichte diese Shantih. „Könnt ihr euch ja auch mal mit der Spitalordnung vertraut machen! Ab jetzt… will ich euch NIERGENDWO sonst ausser im Bett sehen! Wenn ihr Schmerzen habt… dann klingelt mit der Glocke. Wenn ihr auf den Abort müsst… klingelt mit der Glocke… wenn die Welt untergeht… dann KLINGELT MIT DER GLOCKE… Verstanden?!“ Dies alles vermochte Waltraut in einem so scharfen unmissverständlichen jedoch dennoch gleichzeitig leisen Ton sagen, dass Landria im Nebenbett nicht erwachte.

Damit drehte sie auf dem Absatz um und verliess – die Türe kaum hörbar schliessend. Das Krankenzimmer.

Was blieb war das gefaltete Pergament.

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Re: Krankenzimmer C12

Beitrag von Shantih » Samstag 10. Mai 2008, 18:12

Der jungen Frau war die Gereiztheit der Oberschwester nicht entgangen, allerdings sah sie es in ihrem derzeitigen Geisteszustand überhaupt nicht ein, sich dafür zu entschuldigen in diesem verdammten Krankenzimmer keine Luft mehr zu kriegen. Als die ältliche Frau, die eher einem Oberbefehlshaber der pelgarischen Armee glich, mit ihrer Standpauke fertig war, stand Shantih reglos im Flur. Die anderen waren bereits entlassen worden. Und sie kam hier nicht raus. Ein kleiner Funken Verletzbarkeit schlich sich in ihre Gedanken - sie hatten ihr nicht einmal gesagt, wo sie hinwollten. Wie sollte Shantih sie in diesem grauen Häusergewirr je wieder finden? Doch sie ermahnte sich selbst mit dem Vorsatz hier so schnell wie möglich rauszukommen. Sie würde allein schon klar kommen, schließlich war sie nicht umsonst mehrere Monate allein durch Celcia gereist.

Nun wieder mit etwas Mut bestückt nahm Shantih das Pergament entgegen.
<i>"..dann KLINGELT MIT DER GLOCKE.. Verstanden?!"</i>
Shantih hob die Hand an die Stirn und parodierte ein Salut bevor sie sich wieder auf ihr Bett fallen ließ. Die Oberschwester war draußen, Landria schlief. Shantih griff umständilch nach ihrer ledernen Umhängetasche, die neben dem weißen Krankenhausbett lag, doch es fand sich kein Erinnerungsstück an Kazel oder Ascar darin, dass ihr hätte Kraft geben können. Resignierend und mit der Hoffnung, das Schlaf ihre Gedanken leichter machen würde, ließ sie sich in die Kissen fallen. ..Kam es ihr nur so vor, oder tat der Fuß schon gar nicht mehr so weh?

Nachdem sie ein paar Minuten halbwegs ruhig dalegen hatte, kam Shantih zu dem Schluss, dass sie nicht einschlafen konnte. Umständlich kramte sie das Pergament hervor, welches unter ihre Decke gerutscht war. Knisternd faltete sie den Zettel auseinander und konzentrierte sich auf das Geschriebene - dass sie lesen gelernt hatte war bereits eine Weile her und in der Wildnis hatte sie es nihct gebraucht.
Zuletzt geändert von Shantih am Freitag 16. Mai 2008, 11:33, insgesamt 1-mal geändert.

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Erzähler
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Re: Krankenzimmer C12

Beitrag von Erzähler » Samstag 17. Mai 2008, 22:26

Landria im Bett neben an schlief tief und rührte sich nicht. Nun wo sich alle Gesichtszüge entspannt hatten kam ihre Schönheit erst voll zur Geltung und wurde nicht durch das herabhängen des einen Mundwinkels gestört. Ihr Atem ging regelmässig und ruhig. Wenn Shantih doch nur gewusst hätte was für eine Person da gerade neben ihr lag und wie viel sie mit ihrem vermissten Kazel zu tun hatte, ja welch grässlicher Plan sie gar verfolgte…

Doch sie wusste es nicht. Vielleicht würde sie es irgendwann erfahren. Vielleicht sogar schon bald. Dies wussten wohl nur die Götter.

Das Pergament welches sie in den Händen hielt war sauber gefaltet und von guter Qualität.

<b>Willkommen in der Reichsklinik von Pelgar</b>

Hiess der eigentlich ziemlich nette Titel des Pergaments. Dann ging es in strikter Ordnung weiter.

<b>Die Hausordnung</b>

<li> Persönliche Gegenstände werden Beschriftet und im Zimmer aufbewahrt.
<li> Den Anweisungen der Ärzte, den Schwestern sowie den Söldnern ist stets folge zu tragen.
<li> Der Patient hat dafür zu sorgen dass er zur Visite um 9:00 Angezogen und gepflegt ist.
<li>Entlassungen werden durch die Ärzteschaft durchgeführt oder aber folgt auf eigenen Willen wobei die Klinik aber keine Haftung für Folgeschäden übernimmt. Ausserdem wird eine Administrationsgebühr von 25 Goldmünzen verhängt.

<li>Wer sich dem Klinikpersonal gegenüber Unzüchtig/Lüstern oder Beleidigend verhält wird aus der Klinik verwiesen – wenn sein Zustand stabil ist – oder aber medikamentös Ruhiggestellt und fixiert.
<li>Es ist nicht erlaubt auf den Fluren zu sterben.
<li>Es ist nicht erlaubt brennende Gräser/Hölzer/Stangen und Stoffe zu konsumieren.
<li>Es ist nicht erlaubt Haus oder Nutztiere ins Haus einzuführen.
<li>Es ist nicht erlaubt Klinikkleidung zu entwenden.
<li>Es ist nicht erlaubt nach 21:00 laut zu beten ausser zu Lysanthor.
<li>Es ist nicht erlaubt Bakterien/Viren oder andere Schädlinge zu verbreiten.
<li>Es ist nicht erlaubt die Bettflasche des Zimmergenossen zu benutzen.

<b>Allgemeine Hinweisen</b>

<i>Damit das Krankenhauseigentum keinen schaden nimmt wird auf folgende Dinge hingewiesen:</i>

<li>Die Bettlaken sind nicht als Kleidungsstücke zu verwenden.
<li>Bettpfannen sind nicht zum Kochen gedacht.
<li>Fiebermesser dürfen nicht für unzüchtige Zwecke missbraucht werden.
<li>Krankenschwestern dürfen nicht für unzüchtige Zwecke missbraucht werden.
<li>Den Gemälden der Klinik gilt Achtung und Sorge zu wahren.

Dieses Pergament könnte einem wahrlich das Gefühl geben… etwas verbrochen zu haben wenn man hier Patient war. Doch die Söldner und Pelgarer welche den grossteil der Patienten darstellten waren sich wohl solche Regelwerke bereits gewöhnt.

Landria rührte sich. Öffnete ihre Augen und drehte sich zu Shantih um. „Oh… schon von eurem Spaziergang zurück?“ Fragte sie müde. „Wie geht es euch?“

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Shantih
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Re: Krankenzimmer C12

Beitrag von Shantih » Freitag 13. Juni 2008, 14:40

Seufzend faltete Shantih den Zettel wieder zusammen und drehte sich zu Landria um, die soeben aufgewacht war. Die Rehaugen musterten die Frau traurig - sie beide lagen in diesem verfluchten Zimmer herum und sie beide hatten mit Sicherheit eigentlich etwas besseres zu tun. Sicher, überlegte Shantih kurz - sie könnte sich seblst entlassen,aber wie verflucht noch mal sollte sie sich mit diesem Klotz am Bein bewegen?!

"Müde? Eher resigniert. Die Spinatwachtel von Oberschwester hat mich halb zurückGETRAGEN und mir netter Weise noch die Klinikregeln mitgegeben."

Shantih hielt das kleine Stück Pergament hoch bevor sie es unachtsam auf ihr Nachttischchen schnipste. Ein Gutes hatte ihre Situation ja: Über ihren Ärger rückten die Schmerzen in den Hintergrund. Aufrecht im Bett sitzend begutachtete Shantih den monströsen Verband um ihren Fuß. ..Wenn sie doch nur genügend Heilmittel hatte, dann würde sie es sich vielleicht eher zutrauen, die Klinik auf eigene Gefahr zu verlassen, doch mit so einem komplizierten Bruch hatte sie es noch nicht zu tun gehabt und die Schrauben, die man ihr dort "angedreht" hatte, schüchterten die junge Frau doch etwas ein.

"Wenn ich nur hier raus könnte...", flüsterte Shantih verzweifelt mehr zu sich selbst als zu ihrer Zimmergenossin. Der Gedanke, in diesem Käfig festzusitzen während ihre kleine Luziver sich durch Pelgar schlug um Kazel zu finden, über dessen Aufenthaltsort Shantih so wenig wusste wie über seine Verfassung - nämlich gar nichts.

<b>Es ist zum verrückt werden!</b>, schrie sie innerlich. Hoffnungslos ließ sie sich auf die Matratze fallen und starrte an die Decke, bevor sie lautlose Tränen ihre Wangen hinab laufen spürte.

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fremde Frau
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Re: Krankenzimmer C12

Beitrag von fremde Frau » Donnerstag 26. Juni 2008, 15:39

Landria merkte dass Kazels Flamme im Grunde eine ziemlich nette Persönlichkeit war. Zu schade dass sie würde sterben müssen. Aber sie würde lediglich ein weiteres bitteres Opfer für eine viel grössere und bedeutendere Sache werden. Wenn man die Seelen einer Stadt retten könnte indem man einige davon Opferte, wäre dies dann nicht rechtens? Landria schnaubte. Dies waren die Floskeln des Inquisitors. Dieser war wohl ein verfluchter Deontologe der jedoch seine eigene Handlungsethik einwenig… manipulierte. Ein verflucht gefährlicher Kerl. Sie seufzte. Sie war es leid ein Teil dieser unheilsamen Maschinerie sein zu müssen. Doch was hatte sie schon für eine andere Wahl?

<i> "Müde? Eher resigniert. Die Spinatwachtel von Oberschwester hat mich halb zurückGETRAGEN und mir netter Weise noch die Klinikregeln mitgegeben."</i>

Landria lächelte. „Was hast du erwartet? Dies hier ist die Reichsklinik, die besteht praktisch nur aus Regeln.“ Sie drehte sich etwas zu Shantih um. Landria sah einiges besser aus als noch vor ein paar Stunden. Selbst die Lähmung in ihrem Gesicht schienen nachzulassen. <b>Morticia hat tatsächlich geheilt… warum nur? Wirklich nur aus schlechtem Gewissen heraus?</b> Dachte Landria. Sie hatten das Pergament gefunden worauf Vana ein Treffen mit ihr arrangieren wollte. Ja.. sie… der Inquisitor war ebenfalls dabei gewesen. Es folgten ein paar schwere Herzschläge. Doch dieses Thema war jetzt nicht Priorität! Die Ärztin blickte auf. Musterte Shantihs Fuss. Verzog ihr Gesicht. „Sieht wirklich unangenehm aus.“ Meinte sie leise.

<i> "Wenn ich nur hier raus könnte..</i> Mit diesem Satz lud Shantih geradezu ein um näheres über ihre Bewegziele zu erfahren. „Wo würdest du dann hingehen? Wenn du draussen bist?“ Fragte Landria ruhig. Sie sah die Tränen der jungen Frau und seufzte. Wie gerne hätte sie auch mal wieder geweint. Doch ihre Trauer und ihre Verzweiflung hatte sie mit der Zeit komplett wegrationalisiert. Ja… so was ging. Landria konnte dies. „Naa… ganz ruhig… du kommst hier schon raus. Manchmal… kommt das Ziel ja auch zu einem selbst… und man braucht nicht dahin zu gehen.“

Wie Recht Landria damit haben würde – wusste selbst sie nicht.

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