Gemeinschaftsraum

Der Zugang in die festungsartige Verwahrungsanstalt sind nur Priestern und anderen Geistlichen gestattet, denn hier sind geistig Verwirrte untergebracht. Besucher verboten!
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Kazel Tenebrée
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Re: Gemeinschaftsraum

Beitrag von Kazel Tenebrée » Montag 21. April 2008, 13:53

Kazel betrachtete sich die Lettern auf den Buchrücken der Bänder im Regal. Er hatte von seiner Mutter Lesen und Schreiben gelernt, doch beides nur in Lerium, daher erhoffte er sich nicht das Glück, welches ihm nun zu Teil wurde. Die Bücher waren – zumindest einige Exemplare – auf celcianisch verfasst. Jedenfalls ihre Titel konnte er lesen. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt, zu schmökern, doch jetzt fasste ihn gewisse Neugier, vor allem als er <i>Die Kunst des Kots – von einem anonymen Latrinenputzer verfasst</i> zwischen einigen alten Wälzern entdeckte.

<b>Das kann doch nicht ... Bronko kann schreiben?!</b>

Kazel riss das Buch aus dem Regal und schlug es auf. Er blätterte durch die Seiten, las eine Weile darin und legte es dann wieder weg. Bronko musste der Verfasser sein, darin bestand wohl kein Zweifel. Kazel fragte sich insgeheim nur, warum ein Buch über Ausscheidungen, noch dazu geschrieben von einem Latrinenputzer, im Regal einer Irrenanstalt stand. <b>Vermutlich sind die Verrückten die einzigen, die verrückt genug sind, ein solches Buch zu lesen ... <i>Junge, du <u>hast</u> gerade darin gelesen!</i></b> Angewidert wich Kazel einen halben Schritt vom Regal zurück, da fiel ihm ein anderer Einband ins Auge: <i> Ode an die breite Frau der Heilerkraft – ein Bittschreiben an die Liebe</i>.

Eigentlich blieb ihm keine Zeit mehr. Eigentlich musste Kazel dringend zu Babs und eigentlich sollte er dafür sorgen, dass sie endlich fliehen konnten. Doch sein geplagtes Herz, verlassen und verraten von Shantih, sehnte sich nach ein wenig von dem, was er bis vor kurzem noch als Liebe bezeichnet hatte. Es sehnte sich nach Heilung von dem Schmerz, den er durch Liebe – falsche Liebe – hatte erfahren müssen. So griff Kazel nach dem Buch, schlug auch dieses auf und las einen Moment darin. Nicht lange, denn im Hinterkopf behielt er, dass sie nur wenig Zeit hatten.

Irgendwann stellte er das Buch zurück ins Regal. Der Inhalt half ihm jetzt nicht weiter. Er schlich in den Gang, suchte sein Bündel und tappte anschließend weiter zu Babs' Zelle. Sie trat gerade durch die Tür. Interessant, dass die Wärter ihre Zelle nicht abschlossen ... war Kazel denn mutmßalich gefährlicher als eine Waffe, die wusste, wie sie die – wenn auch hängenden – Waffen einer Frau einzusetzen hatte. Er schauderte kurz, wollte nicht allzu lange über hängende Verhältnisse von Babs nachdenken.

sie freute sich und zeigte sich überglücklich, dass Kazel die gewünschten Dinge hatte stehlen können. Sofort erklärte Babs, sie würde Mutter Rurviera, Kapitän Jack und Erdilin abholen, während Kazel zu den Duschräumen aufbrechen sollte – mit dem Dicken Heinrich und ... Kazel fühlte, wie ihm das Herz in die Hose rutschte ... dem Eh Eh Mann. "Babs, warte mal ..." Doch zu spät, sie tänzelte bereits voller Tatendrang davon.

Wieder stand Kazel allein da. Er blickte den Gang hinauf, der in den Gemeinschaftsraum zurückführte. Dort irgendwo zeigte ein weiterer Gang zur Zelle des Eh Eh Mannes. Der arme Kerl hatte geweint und gewimmert ... <b>Ja! Deinetwegen!</b> ... und sich in seine eigenen vier Wände verkrochen. In Kazels Hals setzte sich soeben ein Kloß fest, den er auch dann nicht fortbekaml, als er trocken schluckte. Und obwohl die Zeit drängte, schlurfte der Mischling langsam in den Gemeinschaftsraum zurück und weiter, bis er vor der Eh Eh-Mann-Unterkunft stand. Die Tür war nur angelehnt.

Sicher, er hätte vorher erst Heinrich holen können, um gewissen seelischen Beistand mitzunehmen, aber Kazel glaubte, dass das Band zwischen dem Dicken und dem Eh Eh Mann stabiler war als das seinige. Vermutlich wäre es dann noch unangenehmer geworden, müsste er sich plötzlich auch noch vor einem Brocken von Mann rechtfertigen, der den Eh Eh Verrückten sicherliche bei jeder Mahlzeit mehr beleidigte als Kazel es getan hatte. Aber ebenso wahrscheinlich war, dass der Eh Eh Mann es sich von Heinrich gewohnt war. Kazel aber ... hatte er angelächelt.

Dieser Gang war ein schwerer, doch der Mischling nahm seinen Mut zusammen. Vorsichtig schob er die Türe auf und spähte in die Zelle hinein. "Eh Eh Mann?", rief er halblaut und trat einfach ein. Sie waren hier alle Verrückte, dann brauchte er auf ein höfliches "Herein" nicht zu warten.
"Wir ... äh ... bereiten jetzt alles für die Flucht vor. Ich komme, um dich abzuholen. Du kommst doch mit, oder?"
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Re: Gemeinschaftsraum

Beitrag von Erzähler » Sonntag 11. Mai 2008, 13:12

Das Buch von dem „Anonymen Latrinenputzers“ war passend zum Thema in einen kotbraunfarbenen Einband gefasst und war erstaunlich dick. Offensichtlich war Bronkos Muse dieses Buch zu schreiben nicht nur Durchfall gewesen. Kazel schlug eine beliebige Seite auf und blickte auf das:

<b>“Kapitel III – Gärungsprozesse von dunkelelfischen Stuhlgang und deren Verwendung als Brennstoff.“</b>

<b><u>Einleitung:</u></b>

<i>“…Lysanthor sei Dank kann ich mit stolz als Verfasser behaupten dass meine Arbeit im pelgarischen Gefängnis mir beinahe eine unglaubliche Anzahl verschiedenrassiger Kotspender einbringt. Dabei achte ich darauf dass sich die zu untersuchenden Exkremente nicht untereinander mischen obwohl ich natürlich bereits bestens das eine vom anderen unterscheiden kann wie in Kapitel I bereits erwähnt.

Kommen wir also nun zum dunkelelfischen Stuhlgang. Interessant dabei ist die dunkle Sprenkelung des Kots welche bei den männlichen Artgenossen etwas ausgeprägter auftritt als bei den weiblichen. Die Musterung ähnelt jener eines getigerten Katers. Anhand des Stuhlganges dieser Rasse lassen sich vermutlich auch verschiedene Krankheiten diagnostizieren doch dies soll nicht Schwerpunkt dieses Kapitels sein. Nein. Durch intensive Experimente habe ich nämlich entdeckt, dass sich besonders der Dunkelelfische Stuhlgang als Heiz und Brennstoff eignet. Mischt man etwa zu 3 Kilogramm Kot ca. 500 Gramm trockenes Heu bei ergibt sich dadurch eine äusserst brennbare Mischung. Bevorzugt ist diese Rasse zu verwenden weil sie im Gegensatz zu anderen Rassen (Besonders Orks, Goblins und Zwerge) einen relativ neutralen Geruch – wenn auch ziemlich intensiven Geschmack haben…“</i>

Kazel übersprang beim Blättern durch die Seiten einige Kapitel ohne wirklich noch darin zu lesen. Wer wollte DAS überhaupt lesen? Das einzige was wohl auffallen mochte war, dass Bronko über einen erstaunlich guten Schreibstil verfügte. Würde man diesem schmierigen Kerl wohl gar nicht zutrauen.

Obwohl die Zeit drängte liess sich Kazel dazu hinreissen noch eine Ode zu lesen. Er schlug den Einband auf.

<i><b>Ode an die breite Frau der Heilerkraft – ein Bittschreiben an die Liebe. </b>
Oh du meine Geliebte!
Wo ich die Grösse bin, bist du die Breite.
Wo ich der Stille bin, bist du die Laute.
Wo ich den Schmerz bringe, bist du jene die ihn lindert.

So verschieden sind wir, dass es doch nur passen kann!

Oh du meine Geliebte!
Wo ich mich nach dir sehne, ignorierst du mich.
Wo ich mich dir hingebe, drehst du dich ab.
Wo ich dich beschenke, weichst du von mir.

So unerreichbar erscheinen wir einander, dass es doch nur passen kann!

Oh du meine Geliebte!
Ich möchte der Speck auf deinem Brot sein.
Das Fett auf deinen Rippen, damit ich deinem Herz nahe bin!
Lass mich einer deiner wundervollen Hautringe für dich halten!
Ich möchte auf deinem Kakao die Sahne sein!
Der Zucker für deinen Dibibates oder wie du dies nennst.

So viel möchte ich für dich sein… und du bist so viel! SOOOO Viel, dass es doch nur passen kann!

Lass mich die Härte für deine Weiche sein!
Lass mich die Decke zu deinen Kissen sein!
Lass mich bei dir sein oh du, meine Geliebte!

Bitte sieh mich. Heile mein Herz das nach dir schreit!
Lass mich nicht bluten.
Sonst bin ich nicht mehr, als die welche du zusammenflickst.

Nur ein Nichts.
Lass mich jemand sein, ich flehe dich an!
Keine Folter ist schlimmer als von dir nicht geliebt zu werden!</i>

Kazel kannte wohl noch eine schlimmere Folter. Von seiner Liebe die noch sagte sie würde es bei ihm auch tun – aufs schändlichste mit dem eigenen Erzfeind betrogen zu werden.

Doch nun galt es erst aus dieser Hölle hinaus zu kommen. Babs wirkte dabei aufmunternd zuversichtlich. Sie übernahm sofort die Führung und wies Kazel an was er zu tun hatte. Von den Pflegern war noch immer keine Spur zu sehen. Babs verschwand im Zimmer von Kapitän Jack so dass Kazel ziemlich schnell mit seinem Auftrag – der so einfach schien – aber für ihn so unendlich kompliziert wurde, allein.

Mit einem unguten Gefühl näherte er sich dem Zimmer des Eh-Eh-Manns. Die Tür war nur angelehnt. Dahinter war es ganz still. Auf seinen Ruf erfolgte keine Antwort und als Kazel das Zimmer betrat bot sich ihm das gleiche ernüchternde Bild wie bei seiner eigenen Zelle, nur mit dem Unterschied, dass hier noch ein paar persönliche Gegenstände ihren Platz gefunden hatten, schliesslich wohnte dieser Mann hier. Doch auf den ersten Blick erschien das Zimmer leer. Kazel war sich aber sicher dass sie alle in ihre Zellen geschickt worden waren. Schliesslich rührte sich etwas und zog unweigerlich den Blick des Mischlings auf sich. Da lag er. Zusammengerollt unter seinem Bett in der Dunkelheit die er sich so geschaffen hatte. Er reagierte nicht. Die hochdosierten Medikamente aber auch die Verletzung die er erlitten hatten, raubten ihm die Lust zu sprechen. Er konnte es ja ohnehin nicht. Dachte er düster.
Zuletzt geändert von Erzähler am Sonntag 11. Mai 2008, 13:13, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Gemeinschaftsraum

Beitrag von Kazel Tenebrée » Dienstag 13. Mai 2008, 10:26

Als Kazel die Zelle des Eh-Eh-Mannes betrat, glaubte er zuerst, vollkommen allein dort zu sein. <b>Aber ich habe ihn hier hinein gehen sehen!</b> Bis auf ein paar persönliche Habseligkeiten, die der Zelle überraschenderweise mehr Leben einhauchten als man annehmen konnte, und die Pritsche war der Raum leer. Doch Halt! Hatte sich da nicht eben etwas in den Schatten bewegt?
Kazel hatte schon immer ein Händchen dafür, Bewegungen rasch auszumachen. Wie lange war er endlos angespannt und aufmerksam gewesen, aus einer inneren Angst heraus, noch immer von seiner dunkelelfischen Tante Starle und ihren Häschern verfolgt zu werden. Selbst, nachdem er knapp zwei Jahre unbehelligt in der Stillen Ebene umher gewandert und dort gelebt hatte, war sie nicht aufgetaucht. Doch Kazels Anspannung und seine übertriebene Wachsamkeit hatten nicht nachgelassen – erst mit Shanti, ihn überkam ein leises Knurren bei der Erinnerung an sie, war er vertrauensseliger geworden. Nun, aus diesem Fehler hatte er gelernt.

Trotzdem handelte er mit den Verrückten der Anstalt zusammen, ganz so als vertraute er ihnen. Vielleicht musste dies in jenem Moment auch so sein. Allein kam er niemals hier heraus. All seine Fluchtversuche waren bisher gescheitert. Kazel war praktisch gezwungen, zumindest Babs zu vertrauen und wenn es nach der alkoholkranken Frau ging, hatte er auch allen anderen gegenüber vertrauenswürdig zu sein. So auch dem Eh-Eh-Mann. Aber wo war das Kerlchen?

Wieder erinnerte sich Kazel an den Schatten, der sich eben bewegt hatte und so warf er einen Blick unter die Pritsche. Dort lag er, in sich zusammengerollt wie ein lebendiger Ball, klein und unglücklich. Es war ihm anzusehen, ob er nun beruhigende Mittel bekommen hatte oder nicht.
Kazel wagte es nicht, in sein Reich vorzudringen. Dieser kleine dunkle Platz unter der Pritsche gehörte ihm, hier durfte selbst ein Wahnsinniger wie er allein für sich sein. Wobei Kazel bezweifelte, dass der Eh-Eh-Mann überhaupt wirklich verrückt war. Er konnte sich nur nicht richtig verständigen. <b>Und du hast lang genug auf dieser Tatsache, dieser Schwäche, herumgehackt ... verdammt!</b> Ja, irgendwann brach wohl jede dicke Panzerung, wenn man immer und immer wieder mit einem Rammbock an Gemeinheit darauf einstürmte. Kazel fühlte sich schlecht ... weil der Eh-Eh-Mann sich schlecht fühlte. Und weil in ihm die Erkenntnis heranwuchs, dass er ihn – aber auch die anderen Verrückten, mal abgesehen von diesem unheimlichen Nachtelfen – bereits irgendwie in sein verkümmertes Herz geschlossen hatte. Er bemerkte, dass er nicht aus Stein war. Auch ein Mischling brauchte jemanden ... und Shantih und Luziver waren nicht diejenigen, an die er sich in Zukunft wenden konnte. <b>Aber besser, du bleibst allein. Woher weißt du denn, dass die Irren hier nicht auch mit deinen Gefühlen spielen? Sie sind verrückt! Also <i>noch</i> unberechenbarer ...</b> Er schluckte. Sein Gewissen hatte Recht. Wem konnte er schon noch wirklich trauen? Derzeit war es ein Art Zweckvertrauen, aber auch dies würde vergehen.

Kazel seufzte. Wie sollte er jetzt nur dieses Kerlchen dazu bringen, mitzukommen. Ohne den Eh-Eh-Mann würde Babs den Plan wohl kaum weiter verfolgen. Sie mochte ihn, mehr wohl als alle anderen in diesem Haus. Vielleicht, weil er sie auch mochte? Ohne dass zwischen beiden ein Alkohol- und Gefälligkeitenhandel stattfinden musste ...?

Der Mischling ließ sich auf die Pritsche nieder, ganz so, als hätte er alle Zeit der Welt. Er atmete tief durch, bereitete sich mental auf eine Entschuldigung vor. Dies war für Kazel nicht leicht. Nie zuvor hatte er sich wirklich entschuldigen müssen – außer für sein Mischblut, immer und immer wieder, während die Peitsche seinen Rücken malträtiert hatte. Und nie war ihm verziehen worden.
"Es ...", brachte er beinahe keuchend hervor, aber dann nahm er sich ein Herz. "Eh-Eh-Mann, es tut mir leid. Ich ... hab lange Zeit vollkommen allein gelebt. Es fällt mir noch schwer, auf die Gefühle anderer einzugehen. Ich ... bin das nicht gewohnt." <b>Und beim ersten Versuch seit deiner Flucht aus Morgeria wurdest du enttäuscht!</b> "Ich wollte dich nicht kränken, sondern die Pfleger nur in Sicherheit wiegen. Außerdem ... du kannst doch mit einem freundlichen Lächeln viel mehr ausdrücken als mit deiner Stimme." Ja, ein Lächeln. Kazel erinnerte sich daran wie der Eh-Eh-Mann ihm zugelächelt hatte – freundlich, kameradschaftlich ... verzeihend. Es war eine der wenigen guten Erinnerungen, die er besaß und für ihn daher durchaus kostbar.
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Re: Gemeinschaftsraum

Beitrag von fremder Mann » Sonntag 18. Mai 2008, 16:48

Wie klein doch der Lebensbereich des Eh-Eh Mannes nur war. Wenn man bedachte wie lange er wohl schon hier drin lebte. Der Mensch schien eine faszinierende Anpassungsgabe zu haben. Oder aber der Patient hier war ziemlich bescheiden. Musste man dies nicht werden, wenn es einem entsagt wurde in der Gesellschaft draussen Leben zu dürfen? Aufgrund einer Auffälligkeit die einem zum Kranken machte?

Doch nun hatte er sich in seiner kleinen Welt an einen noch winzigeren Punkt zurückgezogen. Der letzte Schutz der diesem Mann noch blieb und dabei war es doch nur das Bettgestell welches genau diesen ihm bot. Viel war von dem Verrückten nicht zu sehen denn er hatte sich wahrlich gut zusammengekauert. Die Beine hielt er eng angezogen. Er lag auf der Seite. Traurige Augen funkelten Kazel entgegen. Traurig.. und dumpf. Geweitet von den Medikamenten die man ihm verpasst hatte. Ein unheimlicher und so schwerer Anblick.

Er starrte auf die Füsse die sich nun vor das Bett stellte und hörte wie sich Kazel darauf setzte. Tief durchatmete und seine Worte suchte. Gab es überhaupt richtige Worte für einen Menschen der selbst nichts weiteres als Eh in seinem eigenen Wortschatz verfügte? Doch man konnte sich inzwischen sicher sein, dass der Mann durchaus verstand was man sagte. Doch wie war seine Fähigkeit dieses Gesprochene einzuordnen? Wusste der Eh-Eh-Mann was es hiess wenn sich jemand entschuldigte? Was dies bedeutete?

<i> "Eh-Eh-Mann, es tut mir leid. Ich ... hab lange Zeit vollkommen allein gelebt. Es fällt mir noch schwer, auf die Gefühle anderer einzugehen. Ich ... bin das nicht gewohnt."</i> Unter dem Bett blieb es still. Keine Reaktion. Doch der Eh-Eh-Mann lauschte… und er tat es aufmerksam. <i>"Ich wollte dich nicht kränken, sondern die Pfleger nur in Sicherheit wiegen. Außerdem ... du kannst doch mit einem freundlichen Lächeln viel mehr ausdrücken als mit deiner Stimme."</i>

„…“ Keine Antwort folgte darauf nur ein leises schluchzen.

Das Lächeln von welchem Kazel erzählt hatte... blieb aus.

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Re: Gemeinschaftsraum

Beitrag von Kazel Tenebrée » Montag 19. Mai 2008, 10:02

Waren die Medikamente Schuld oder hatten Kazels Worte den Eh-Eh-Mann wahrlich so tief getroffen, dass er nun nichts auf die Entschuldigung gab, die sich der Mischling wirklich nur schwer abgerungen hatte? Jedenfalls kamen weder ein Lächeln wie vor einiger Zeit im Gemeinschaftsraum noch ein "Eh" als Antwort. Nichts, nur Stille.
Kazels Seufzen durchbrach selbige.

Er beugte sich vor und schaute nochmals unter die Pritsche. Am Bild des Verrückten hatte sich nichts geändert. Traurig und mit getrübtem Blick, aber geweiteten Pupillen schaute der Eh-Eh-Mann ins Nichts. Die Beine hielt er angezogen und auch sonst machte er sich ganz klein. Wie ein Häuflein Elend.

Kazels Brust verpasste ihm einen Stich. Wie konnte ein von Gefühlen verkrüppeltes und misshandeltes Herz noch dermaßen Schuldgefühle in ihm hervorrufen? Aber es tat es und auch sein Gewissen redete zu ihm. <b>Schau ihn dir an! Du bist immer wegen deinem Mischblut, deiner unreinen Herkunft, gehänselt worden! Und nun gehst du mit gleichermaßen geschärften Waffen vor, nur weil er nicht mehr als ein "eh" herausbringt! Du bist nicht besser als deine Peiniger!</b>
Kazel hielt sich die Brust. Dieser Gedanke schmerzte, wie es die Wahrheit nun einmal so oft tat. Sie schmerzte. Jetzt endlich bekam der Mischling eine genauere Vorstellung, was er dem Eh-Eh-Mann wirklich angetan hatte.

"Wir sind uns nicht unähnlich, du und ich", gab er zu und setzte sich von der Pritsche auf den Boden. Er schaute dabei in die unglücklichen Augen des für irr Erklärten. "Es tut mir leid", gab Kazel noch einmal von sich und meinte es jetzt sogar noch ernster als zuvor. Wenn man sich erst einmal überwunden hatte, war ein erneutes Entschuldigen gar nicht mehr so schwierig.
"Ich hätte das nicht sagen sollen, schon gar nicht, weil wir uns ähneln. Mich hat man ...", er musste tief durchatmen. Offen über <i>dieses</i> Thema zu sprechen, fiel noch deutlich schwerer aus als er geglaubt hätte. Immerhin vertraute er sich hier gerade jemandem an, eine Sache, die man von Kazel nicht gewohnt war. Aber es handelte sich nur um den Eh-Eh-Mann. Er konnte keine Geheimnisse ausplaudern. Kazel konnte ihm etwas Vertrauen schenken.
"Meine Rassenzugehörigkeit ist es, weshalb man mich immer gehänselt hat. Ich habe eine Hautfarbe, die zu dunkel für Waldelfen und zu hell für Dunkelelfen ist. Ich habe keine Heimat, verstehst du? Schau, wie man mich gehänselt hat."

Und nun ging Kazel gar so weit, dass er sein Hemd über den Kopf zog und dem Eh-Eh-Mann offenbarte, was er damals nicht einmal hatte Shantih zeigen wollen. Er ließ zu, dass der Verrückte einen Blick auf das Blitzgewitter aus Narben auf seinem Rücken werfen werfen konnte. "Nicht mit Worten, mit der Peitsche haben sie mich verspottet." Er seufzte, zog das Hemd wieder herunter und drehte sich erneut zum Eh-Eh-Mann um.
"Wir sollen wohl beide nicht Teil der Welt sein. Trotzdem ... leben wir immer noch in ihr. Jemand will uns eine Chance geben. Gib du mir auch eine. Vergeben und vergessen, in Ordnung? Vebrrüdern wir uns und ... zeigen wir allen, dass wir dazugehören. Egal ob mir anderer Hautfarbe oder Sprachfehler. Die können uns nicht wegsperren und mit Medikamenten ruhig stellen! Bitte." Kazel streckte seine Hand aus und hielt sie dem Eh-Eh-Mann entgegen. <i>Komm mit</i>, rief sie, aber der Mischling konnte nicht sagen, ob der Eh-Eh-Mann ihn überhaupt verstanden, geschweige denn verziehen hatte.
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Re: Gemeinschaftsraum

Beitrag von fremder Mann » Freitag 23. Mai 2008, 22:59

Was mochte wohl in dem Kopf des Eh Eh Mannes vorgehen. Wie war es wohl in einer Welt zu leben wo man sein Wissen, seine Gedanken, sein Wesen… nicht verstand und er kaum eine Möglichkeit hatte sich auszudrücken, weil er es eben auf eine Weise machte wie es nicht üblich war. Die Gesellschaft machte es sich leicht, sie stempelten ihn als Verrückten ab und entledigten sich so des Problems. Aber das Individuum welches sich nicht wirklich entfalten konnte… blieb. Er lebte in seiner einsamen Welt in der er alleine war… und da sagte Kazel:

<i>"Wir sind uns nicht unähnlich, du und ich"</i>

Verwirrt blickende Augen musterten Kazel. Der Eh Eh Mann horchte. Man merkte dass er zuhörte. <i> "Es tut mir leid"</i> Es war nicht leicht dies zu sagen wenn man so angeschaut wurde. Schwere Blicke. Trüb und glasig. So traurig und getroffen. Tief Verletzt… und irgendwo auch resigniert. Von Feinden Beleidigungen zu hören, erwartete man, es von Freunden gesagt zu kriegen… tat entsetzlich weh. Denn jeder wusste, dass im Scherz oder im Gestellten… meist etwas ernst gemeintes dahinter steckte.

<i> "Ich hätte das nicht sagen sollen, schon gar nicht, weil wir uns ähneln. Mich hat man ...",</i> Es war unglaublich mit welcher Geduld der Eh-Eh-Mann zu horchen schien bis Kazel endlich dazu bereit war sich weiter zu öffnen und man merkte auch, dass genau dieses Verhalten vermutlich der Schlüssel in das gekränkte und getroffene Herz des Wortlosen war.

<i> "Meine Rassenzugehörigkeit ist es, weshalb man mich immer gehänselt hat. Ich habe eine Hautfarbe, die zu dunkel für Waldelfen und zu hell für Dunkelelfen ist. Ich habe keine Heimat, verstehst du? Schau, wie man mich gehänselt hat."
</i>

Da kam der Moment den Kazel sicherlich gefürchtet hatte. Die Augen des Eh-Eh- Mannes glitten über seinen Körper. Musterten seine Haut. Diese helldunkle, Bastardenhaut. Die ihn als Unrein läuterte. Dafür war er auch bestraft worden. Immer und immer wieder aufs neue und er hatte es selbst nicht ändern können – auch wenn er es vielleicht in gewissen Momenten sehnlichst gewollt hatte. Genau so musste es wohl dem Eh Eh Mann ergangen sein und was für Kazels Rücken die Peitschenhiebe waren, so wirkten wohl auch die spitzzüngigen Bemerkungen auf des Eh Eh Manns Gemüt. Eine grauenhafte Zerstörungskraft und doch… vielleicht hatte Kazel in jenem Moment seiner Untat… auch eine gewisse lockende Macht verspürt über jemand anderen zu dominieren. Dieses böse aber doch herrliche Gefühl der Überlegenheit welche wohl auch seine Peiniger gehabt hatten.

Ein unheilvolles Verständnis vielleicht gar, für das Motiv dieses unfassbaren Leids welches ihm angetan worden war. Der Verrückte zog scharf die Luft ein als Kazel ihm den Blick auf die Narben offenbarte. „Eh..“ Drang leise – Mitfühlend aus seiner Kehle. Der Eh-Eh-Mann wirkte ehrlich bestürzt. Er krabbelte unter dem Bett hervor. Musterte sich die wirren Furchen welche die Haut in verschiedene Abschnitte unterteilten. Der Mann streckte seine Hand aus und obwohl er die Haut des Mischlings nicht berührte – die Narbe, so konnte Kazel doch deutlich die Anwesenheit seiner Fingerkuppen spüren allein durch die natürliche Wärme die sie ausstrahlten.

Der Eh Eh Mann seufzte.

<i> "Wir sollen wohl beide nicht Teil der Welt sein. Trotzdem ... leben wir immer noch in ihr.“</i> Müde starrte der Mann vor sich her. Nickte dann aber schliesslich. Wirkte dabei etwas schwermütig. Er lebte schliesslich an einem Ort, wo dieses Leben auch in ihrer Abnormität toleriert wurde… da draussen, war er Vogelfrei. Wie jeder Narr.

<i>“ Jemand will uns eine Chance geben. Gib du mir auch eine. Vergeben und vergessen, in Ordnung? Vebrrüdern wir uns und ... zeigen wir allen, dass wir dazugehören.“</i> Es dauerte bis der Eh Eh Mann matt lächelte. „Eh.“ Meinte er zustimmend und kroch gänzlich unter dem Bett hervor. <i>“Egal ob mir anderer Hautfarbe oder Sprachfehler. Die können uns nicht wegsperren und mit Medikamenten ruhig stellen! Bitte."</i>

Und ob sie dies konnten, dies machten sie ja schon seit Jahren hier in diesen Gemäuern. Dem EhEh Mann war diese grosse weite Welt da draussen eine, welche mit vielen Ängsten behaftet war.

Plötzlich wurde der Verrückte abgelenkt. Er lauschte. Dumpf war aus dem Gemeinschaftsraum etwas zu hören.

<i> „Ja… Kazel kommt auch gleich sei jetzt still.“
„Aye Lady!“
„Pssst“
„AYE“
„Ach halt die Klappe!“
„Jaaaaaaaaaaawoooooooooohl harr harr harr“
„Vergiss es!“
„Aye.“
„Schnell gehen wir in die Dusche bevor die Pfleger kommen.“
„Willst du meinen Mast sehen?!“
„NEIN!“
„Psst!“</i>

Vom Gespräch zwischen Erdilin und Vana… hörte man nichts, denn diese beiden sprachen im Vergleich zu den anderen Blashörnern… leise.

„EH!“ Der Verrückte schien überzeugt. Er streckte Kazel die Hand entgegen sah ihn aber nochmals eindringlich an und hatte ein „Tu mir bitte nie wieder so weh“ Blick auf, dass es einem nur schaudern konnte.

Der Eh Eh Mann trat an die Tür. Wartete auf Kazel. Er schien noch immer etwas geknickt und nachdenklich aber wenigstens machte er mit.

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Re: Gemeinschaftsraum

Beitrag von Kazel Tenebrée » Sonntag 25. Mai 2008, 13:04

Der Eh-Eh-Mann schaute unter seiner Pritsche, aus diesem kleinen Loch, das er Versteck nannte, hervor. Sein Blick war noch immer leicht getrübt, die Pupillen größer als üblich, aber Kazel zählte nicht zu jener Sorte Celcianer, die der Heilung bemächtigt waren oder irgendwelche Kenntnisse über Auswirkungen von Medikamenten hatten. Schon gar nicht wie man jene erkannte. Ihm fiel ohnehin nur das verwirrte Funkeln in den Augen seines Gegenübers auf, kaum dass er behauptet hatte, sie seien sich ähnlich.

Er rang sich eine weitere Entschuldigung sowie eine Erklärung für seine Behauptung ab, ehe er sich umdrehte und dem Eh-Eh-Mann seinen vernarbten Rücken zeigte. Kazel spürte, wie sich die Hand nach dem weißen Blitzgewitter ausstreckte und obwohl sie niemals darauf zu liegen kam, zuckte er unwillkürlich zurück. Diese Schmach, das Resultat einer Strafe für seine Herkunft, zu zeigen, war für ihn schon schwer genug. Aber berühren sollte es niemand. Niemand mehr.
<b>Shantih hat zuletzt über diese Narben gestrichen ... ich hasse sie!</b> Kazel unterdrückte ein Knurren, presste die Augen zusammen. An sie zu denken und dabei immer wieder das Wissen herauf zu beschwören, dass sie ihn betrogen und mit seinen Gefühlen gespielt hatte, schmerzte mehr als jeder Peitschenhieb, den er von seiner Mutter je erhalten hatte.
Er unterdrückte den Impuls, Tränen zu vergießen, auch wenn sie bereits heiß in seinen Augenwinkeln brannten. Schnell blinzelte Kazel das Feucht fort. Er wollte nicht mehr wegen ihr weinen ... um sie ... ihre einst gemeinsame Liebe, von der er geglaubt hatte, sie würde alles überstehen. Er musste sich zusammenreißen. Wenn er Shantih – oder auch Luziver – das nächste Mal anträfe, würde er sie töten. Dieser Gedanke beruhigte ihn.

Das hauchdünne, leise "eh" jenes Mannes, der für diese Silbe seinen Namen erhalten hatte, holte ihn zurück aus seinen Gedanken. Noch immer spürte Kazel die Wärme, die von dessen Fingerkuppen ausging, an seinem Rücken. Er berührte ihn nicht, aber es brannte für Kazel fast wie Feuer.
"Das reicht", brachte er krächzend hervor. Sein Hals war trocken und er schluckte mehrmals leer, als er das Hemd wieder überstreifte und somit den Blick auf seinen Rücken erneut verbarg. Anschließend drehte er sich zum Eh-Eh-Mann um. "Halb so schlimm", meinte Kazel und sah ihn an. Wie gut er doch lügen konnte, so einfach aus dem Bauch heraus. "Lass uns jetzt gehen, die anderen warten. Einverstanden?"

Ein mattes Lächeln stahl sich auf die Züge des anderen Mannes und erneut erfüllte ein "eh" den Raum. Kazel hatte es geschafft, irgendwie erfüllte ihn dieses Wissen mit Zufriedenheit.
Inzwischen kroch der Eh-Eh-Mann aus seinem Versteck, erhob sich, doch er schaute Kazel auch mahnend an. Dieser konnte aus seinem Blick lesen, was er sagen wollte. Mehr noch als wenn er es plötzlich wirklich gesagt hätte. <i>Tu mir bitte nie wieder so weh</i>, sagte er. Kazel nickte. <b>Oh, du kannst SO gut lügen, mein Freund! <i>Halt die Klappe! Ich muss zusehen, dass er mitkommt.</i> Und kaum aus der Anstalt draußen, wirst du ihn fallenlassen und verraten wie du es bisher mit allen getan hast, außer mit Shantih! Es geschieht dir recht, dass SIE dich verraten hat, Idiot! <i>Sei still! Lass mich in Frieden!</i></b>
Wenn man sein Gewissen nur hätte ablegen können, aber dazu war Kazel nicht imstande. Wie gut für ihn, denn so redete ihm wenigstens jemand zu. Auf diese Weise blieb er ... menschlich und das unterschied ihn von den Dunkelelfen Morgerias, die scheinbar allesamt kein Gewissen besaßen. Handelten sie deshalb so skrupellos?
Er seufzte leise, weil er wusste, dass sein Gewissen Recht behielt. Er würde den Eh-Eh-Mann verraten und ihm wehtun – wie er beispielsweise diese Morticia-Vana-Priesterin schon verraten hatte, nur um seine eigene Haut zu schützen. Vielleicht war er doch mehr Dunkelelf als angenommen ...

Etwas lenkte ihn ab. Stimmen! Kazel lauschte, seine spitzen Elfenohren zuckten und aufgrund der für die Elfenrassen vorteilhaft geformten Ohrmuscheln entging ihm kein Ton des Gesprächs.
"Das sind Babs und Kapitän Jack. Sie machen sich bereits auf zu den Duschen." <b>Und ich muss dem dicken Heinrich und Erdilin noch Bescheid geben.</b> Kazel hatte viel zu viel Zeit vergeudet, er hätte nicht in dieser Ode an die Liebe lesen sollen. Aber jetzt war es nun einmal zu spät. Er musste das Beste daraus machen. So wollte Kazel den Eh-Eh-Mann einfach packen und mitziehen, aber der ... streckte ihm bereits mit einem bereitwilligen "eh" die Hand entgegen – auch wenn seine Augen noch immer die Warnung aussprachen, ihm nie wieder weh zu tun.

Kazel ergriff die Hand des anderen. "Ich ..." <b>Tut mir leid.</b> Eine unausgesprochene Entschuldigung für kommende Taten. Dann machte er sich zusammen mit dem Eh-Eh-Mann auf, um dessen Raum zu verlassen. Sie mussten vorsichtig und leise sein. Hoffen, dass kein Pfleger sie entdeckte. Schon schlich Kazel zur nächsten Zelle, in der er Heinrich oder Erdilin vermutete.

Dass jemand ganz anderes so nahe war und sich ebenfalls an seinen Verrat erinnerte, davon hatte Kazel Tenebrée nicht den Hauch einer Ahnung. Aber vermutlich würde er noch auf Vana treffen – sobald er Erdilin fand.
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Re: Gemeinschaftsraum

Beitrag von Vana Erendis Morgaine » Donnerstag 29. Mai 2008, 00:17

Wenn Vana gedacht hatte, dass sie einen armen Irren oder einen einfältigen Narren vor sich hatte, den sie nach ihrem Gutdünken für sich einsetzen konnte, so wurde sie schwer enttäuscht. Nicht genug, dass der Kerl sie einfach so wahrnehmen konnte, zuckte er nicht einmal mit der Wimper, als sie ihm ihre Geschichte auftischte. Ganz im Gegenteil lachte er und meinte dann, nachdem er sich als Erdilin vorgestellt hatte, noch immer erheitert:
“Ich lüge im Gegensatz zu dir nicht, was meine Aussagen betrifft. Wo liegt die Wurzel deines ungebändigten Zorns?“

Vana verschlug es für einen Moment die Sprache. Wie war das gleich noch mal gewesen? Sie würde lügen! Bei Manthala, wie konnte er wissen, dass ihre Geschichte von vorn bis hinten erstunken und erlogen war? Erdilin wurde ihr langsam unheimlich, zudem fragte sie sich, ob er wirklich verrückt war oder es nicht eher so war, dass er wegen seiner Fähigkeiten als verrückt angesehen wurde.
Was war er überhaupt für ein Wesen? Er konnte sie sehen oder besser spüren, obwohl sie nicht sichtbar war, er konnte spüren, dass sie log und ihre Gefühlsregungen schien er ebenso erspüren zu können.
Egal ob verrückt oder nicht, er war gefährlich, denn er war dazu in der Lage, sie auffliegen zu lassen, sofern man ihm denn glaubte.

Das war es, man würde ihm sicher nicht glauben, wenn er behauptete, jemand wäre im Flur, wo dieser jemand doch nicht zu sehen war. Sofort kehrte Vanas Sicherheit, die für eine Sekunde gebröckelt hatte, zurück und damit auch ihre Wut. Ihre Wut auf Kazel, auf diesen kuttentragenden Priester, auf die Menschen und Dunkelelfen, die sie wegen ihres Anteils der jeweils anderen Rasse verdammten und verstießen. Und zu allem Überfluss öffnete sich gerade die Tür eines Patientenraumes und, sie traute ihren Augen nicht, heraus trat genau derjenige, der ihr im Moment am besten nicht begegnen sollte, Kazel. Es war der berühmte Tropfen, der ihre Selbstbeherrschung zusammenbrechen ließ.

Erdilin wollte wissen wo die Wurzel ihres Zorns lag? Oh, das konnte er haben und Vana ließ ihrem Zorn freien Lauf, wobei sie immer lauter wurde, bis sie ihn am Ende regelrecht anschrie:
„Die Wurzel meines Zorns? Ich werde dir sagen, was die Wurzel meines Zorns ist! Es sind die verdammten Menschen, die mich verfolgen, nur weil mein Vater ein Dunkelelf war. Es sind die verfluchten Dunkelelfen, die mich verachten, nur weil meine Mutter ein Mensch war. Es ist die Einsamkeit, die dich irgendwann befällt, weil du als Mischling von deinen Stammvölkern verstoßen wirst. Doch damit nicht genug, ist es am Ende auch noch der Verrat den deines Gleichen an dir begehen, während du ihnen dein Vertrauen geschenkt hast. Wenn du die Wurzel meines Zorns wissen willst, DANN FRAG DOCH EINFACH IHN!!!“ Ein Arm ragte auf einmal ausgestreckt in die Luft und ein Finger wies anklagend auf Kazel Tenebree.
Wenn Kazel sie nicht schon an der Stimme erkannt hatte, so wusste er spätestens jetzt, wer da bei Erdilin stand.

Und dann ging alles sehr schnell. Vanas Blut kochte und Erdilin bekam ihre ungezügelte Wut als erster zu spüren. Er erhielt einen kraftvollen Stoß vor die Brust, der ihn von Vana weg schleuderte und ihn vor die Tür des Wachraumes krachen ließ. Im nächsten Augenblick, waren Schritte auf dem Boden zu hören, die sich schnell in Kazels Richtung bewegten.
Zuletzt geändert von Vana Erendis Morgaine am Donnerstag 29. Mai 2008, 00:39, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Gemeinschaftsraum

Beitrag von Kazel Tenebrée » Samstag 31. Mai 2008, 14:44

Kazel konnte Vana nicht sehen und auch Erdilin im ersten Moment nicht. Er stand in einem der Gänge, die vom Gemeinschaftsraum aus zu den Unterkünften – beziehungsweise Zellen – der Verrückten führten. Und noch weiter, wie Kazel wusste, war er doch an einem der Durchgänge von einem Gitter und anschließend von den Wärtern aufgehalten worden.

Doch diese würden sie bei ihrem eigentlichen Fluchtplan nicht behindern, sofern es Kazel nun gelang, Erdilin und Heinrich rechtzeitig und vor allem leise in die Duschräume zu bringen.
Er gab dem Eh-Eh-Mann ein eindeutiges Zeichen, sich ruhig zu verhalten und zog ihn dann an der Hand hinter sich her. Wären beide wesentlich jünger gewesen, hätte es einen überaus niedlichen Eindruck hinterlassen, wie sie da gemeinsam durch den Korridor schlichen. Jetzt aber gebot es zu allergrößter Vorsicht. Dieser Plan durfte nicht schief gehen. <b>Wie soll ich sonst jemals hier heraus kommen und es <i>ihnen</i> heimzahlen?</b> Gemeint waren natürlich weiterhin Shantih und Luziver.
Obwohl schon länger nicht mehr ihrer Anwesenheit direkt ausgesetzt, wirkte Landrias Gedankenmanipulation weiterhin. Die falsche Wahrheit, Shantih hätte Kazel mit dem Kommandanten betrogen und Luziver hinterging seine Freundschaft zu ihm – verriet ihn – hatte sich wahrlich in sein Hirn eingebrannt. Würde er überhaupt jemals wieder auf einen anderen Gedanken kommen?

Die Antwort lautete ja. Denn mit Vanas Wutausbruch und den lauthals durch den Gemeinschaftsraum hallenden Worten "DANN FRAG DOCH EINFACH IHN" war Kazel mit einem Schlag abgelenkt.
Verwirrt und in seiner alten, instinktiven Wachsamkeit aufblühend wandte er den Kopf herum, entdeckte schließlich den Nachtelfen. <b>Das war doch nicht Erdilin? Diese Stimme ... sie ... ich kenne sie. Vana?</b>

Kazels Tintenaugen flogen über die Wände, den Gang und Boden, doch nirgends eine SPur von ihr. Es trug nicht gerade zum Glauben bei, nicht verrückt zu sein, wenn man plötzlich Stimmen von Personen hörte, die gar nicht zugegen waren.
Gehetzt blickte Kazel sich um. Das konnte doch nicht sein. "Ich werd hier noch verrückt!", knurrte er leise vor sich her, als Erdilin plötzlich von den Füßen gerissen und gegen die Tür gestoßen wurde, hinter der die Pfleger vorhin zum Rapport verschwunden waren. "So ein verdammeter ..."

Kazel unterbrach seinen Fluch selbst, als er auf einmal Schritte hörte – diese jedoch nicht zuordnen konnte, denn niemand kam auf ihn zu. Seine Augen weiteten sich und er wich einen halben Schritt zurück, sein Griff um des Eh-Eh-Mannes Hand festigte sich. Er starrte den Gang hinab.
"Was soll das?", rief er, ohne direkt jemanden anzusprechen. Leise brauchte er nun ja auch nicht mehr zu sein. Erdilins Sturz gegen die Wachetür würde selbige ohnehin gleich auf den Plan rufen. "Wer ist da? Zeig dich, Feigling!"

Wenn er doch nur seine Wurfsterne oder den Tenebrée-Dolch noch bei sich trüge. Kazel kam sich hilflos vor – und langsam zweifelte er an seiner Zurechnungsfähigkeit. Er hörte Vanas Stimme und Schritte, ohne jemanden laufen zu sehen. Wurde er tatsächlich langsam, aber sicher wahnsinnig?!
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Re: Gemeinschaftsraum

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 4. Juni 2008, 21:05

Erdilin stand ähnlich angespannt da wie Vana. Oder sogar genau gleich? Er presste seine Zähne aufeinander was seinen Kaumuskel hervortreten liess. Ganz offensichtlich hatte dieser Nachtelf unheimliche Fähigkeiten. Ja sogar sehr unheimliche. Doch Hellseher schien er nicht zu sein. Er starrte Vana entgegen ohne sie sehen zu können. Seine Ruhe bröckelte. Auch er wurde zunehmend unruhiger. Wirkte ebenfalls Aggressiv. Er ballte seine Fäuste.

<i> „Die Wurzel meines Zorns? Ich werde dir sagen, was die Wurzel meines Zorns ist! Es sind die verdammten Menschen, die mich verfolgen, nur weil mein Vater ein Dunkelelf war. Es sind die verfluchten Dunkelelfen, die mich verachten, nur weil meine Mutter ein Mensch war. Es ist die Einsamkeit, die dich irgendwann befällt, weil du als Mischling von deinen Stammvölkern verstoßen wirst. Doch damit nicht genug, ist es am Ende auch noch der Verrat den deines Gleichen an dir begehen, während du ihnen dein Vertrauen geschenkt hast. Wenn du die Wurzel meines Zorns wissen willst, DANN FRAG DOCH EINFACH IHN!!!“</i> „JA DAS WERDE ICH WOHL TUN!“ Brüllte er ihr entgegen. Schnaubte zornig. Welchen Grund hatte Erdilin denn so wütend wie Vana zu sein?! Er keuchte auf. Hielt seinen Kopf. Genau in jenem Augenblick ging Vana zu ihrem Angriff über. Erdillin wurde wuchtig gegen die Brust gestossen so dass es ihn für einen Moment gar den Atem raubte. Er knickte in sich zusammen und taumelte nach hinten bis er hart gegen die Wand krachte. Schmerzhaft keuchte er auch und sank zu Boden.

Noori fauchte unruhig. Bewegte sich unter dem Mantel und peitschte ihren Schwanz aufgeregt hin und her. Dieser ominöse Katzenschwanz tauchte also wieder scheinbar wie aus dem nichts heraus im Gang auf. Da er unter dem Unsichtbarkeitsmantel hervorlugte. Plötzlich verschwand er aber auch wieder. Es musste grotesk aussehen.

Der Eh Eh Mann folgte Kazel aus dem Zimmer hinaus. Er wirkte deutlich aufgehellter als noch vor wenigen Minuten… und doch reichte es noch lange nicht an diese unbeschwertheit heran die er vor der Beleidigung ausgestrahlt hatte. Ja der Mann hatte zufrieden mit seiner Welt gewirkt. Kazel drohte diese einzureissen, indem er sie „befreite“… und dann? Entlaufene Narren waren praktisch freiwild. Ahnte Kazel in welche Gefahr er seine Truppe da eigentlich brachte? Von den Insassen konnte man kaum erwarten dass diese Wissen um diese Dingen hatten. Die Aussenwelt existierte für sie ja nur vom sehen her. Sie hatten keine Ahnung wie sich Pelgar entwickelt hatte. Die ganze Politik der Stadt zog unberührt an ihnen vorbei. Sie waren schon seid Jahren von der Umwelt abgeschnitten. Wie konnten die sich nur zurecht finden ausserhalb der schützenden Mauern Burgsteins?

Plötzlich rief jemand durch die Gänge. Der Eh Eh Mann wandte sich ähnlich schnell um wie Kazel. Er erblickte 2/3 von Nooris Katzenschwanz. Seine Augen wurden gross. Er zeigte darauf. „EEEHHH!“ Genau im selben Moment wurde Erdilin zurückgeschleudert. Er fand sich am Boden wieder. Fasste sich an die schmerzende Brust und keuchte auf. Blickte düster in Vanas Richtung. Wirkte wütend und erschrocken sowie irritiert zugleich.

Der Verrückte kriegte Angst. „EHHH!“ Keuchte er panisch. Wich hastig zurück.

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Re: Gemeinschaftsraum

Beitrag von Vana Erendis Morgaine » Donnerstag 5. Juni 2008, 23:31

Auf halbem Wege zwischen Erdilin und Kazel blieb Vana plötzlich stehen, so als wäre sie vor eine Wand gerannt. Es war Nooris Fauchen und ihr wild peitschender Schwanz, der ihre Wut mit einem Schlag zügelte und sie wieder zu kaltem, rationalem Denken brachte.
Ihr wurde sofort klar, dass sie mit Noori auf der Schulter trotz ihrer Unsichtbarkeit in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt war. Ein weiterer Grund, weswegen sie unbedingt ihre Sachen wieder haben musste, dann könnte sie Noori in ihrem Reisebeutel tragen.

Was jedoch viel wichtiger war, Noori lieferte ihr mit ihrer Gereiztheit einen möglichen Grund, warum Erdilin sie spüren konnte. Er schien die Fähigkeit zu besitzen, die Gefühle anderer selbst zu fühlen und widerzuspiegeln. Bis eben war er z. B. ebenso wütend gewesen wie Vana selbst und hatte sich auch so gebärdet. Genauso wie Noori, die in ähnlicher Weise auf ihre Wut reagiert hatte.
Zumindest ein Gutes hatte der ganze Aufruhr, denn der Kerl neben Kazel zog sich auf einmal ängstlich von ihm zurück, was ihr die Möglichkeit gab dicht an Kazel heran zu kommen, ohne größeres Aufsehen zu erregen.

Die erste Wut war verraucht und ihr klares Denken gewann wieder die Oberhand. Leise trat sie an Kazel heran und zischte ihm mit kalter, emotionsloser Stimme ins Ohr:
<span style="color:1A365E;">“Warum? Warum hast du mich verraten? Was habe ich dir getan, dass du mich so hintergangen hast? Von Menschen und Dunkelelfen bin ich das ja gewöhnt, aber bei dir ... ich war mir sicher, dass uns unsere Herkunft verbindet. Doch egal, sei dir gewiss, dass du diesen Verrat noch büßen wirst. Nicht jetzt und nicht hier, aber irgendwann, wenn du es am wenigsten erwartest, werde ich da sein und dich für deinen Verrat zur Rechenschaft ziehen. Du sollst dich keine Minute mehr sicher fühlen können.“</span>

Genauso leise wie sie an ihn heran getreten war, entfernte sie sich nun auch wieder. Sie war sich nicht sicher, ob sie ihre Drohung je wahr machen würde, jedoch die Gewissheit, dass Kazel von nun an in ständiger Angst vor ihr leben würde, war ihr für den Moment Genugtuung genug.
Nun galt es erst einmal sich wieder ihrer Ausrüstung zu bemächtigen, weswegen sie ihre Aufmerksamkeit erneut Erdilin zuwandte. Dabei fragte sie sich, wo denn die Wachen blieben, schließlich musste sie der Lärm doch aufgeschreckt haben.

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Re: Gemeinschaftsraum

Beitrag von Kazel Tenebrée » Montag 9. Juni 2008, 01:28

<i>"EHHHH!"</i>, rief der Mann, dessen einziges Wort ihm seinem Namen gab und zeigte auf den Gang, wo soeben etwas Geschmeidiges und Schwarzes wie eine Schlange hin und her wippte. Jedoch war es wesentlich haariger als jenes Reptil von Wald und Flur, außerdem vernahm Kazel Dank seiner elfisch angepassten Spitzohren das leise Fauchen. Trotzdem war er irritiert, immerhin sah man nicht jeden Tag einen Katzenschwanz mitten in der Luft schwebend.

Doch kaum dass Erdilin gegen die Wachetür geschleudert worden war und Kazel diese Stimme gehört hatte, wunderte er sich über fast gar nichts mehr. Er lauschte den Schritten, ließ dabei aber Eh-Eh-Manns Hand nicht los. Nein, der Plan durfte jetzt nicht schiefgehen, auch wenn Erdilin mit seinem Sturz wohl die Wachen schon auf sie aufmerksam gemacht haben mochte. Bisher war keiner der Wärter erschienen. Noch besaßen sie eine Chance und Kazel würde nicht zulassen, dass er noch mehr Zeit mit dem Zusammentreiben der Irren – seiner Gefährten – verschwendete, nur weil Schritte, eine Stimme und ein schwebender Katzenschwanz den Eh-Eh-Mann zurück in seinen Raum flüchten ließen.
Er war fest entschlossen.

Und dann zuckte der Mischling sichtbar zusammen, als eine leise und mehr als gefühlskalte, strenge Stimme, die ihm nur allzu vertraut war, in sein Ohr wisperte. Wie hatte Vana ihn aufspüren und sich ihm so nähern können?! Er schielte aus den Augenwinkeln zur Seite, aber er sah sie nicht.
<b>Sie ist Morticia, die legendäre Mörderin! Vielleicht weiß niemand, dass sie Magie anwenden kann!</b> Er schluckte. Wenn sich diese Frau unsichtbar machen konnte, war sie wirklich gefährlich. <b>Wie Landria es mir gesagt hatte. Ich muss sie beschützen!</b>
Die Gehirnwäsche wirkte noch überraschend gut. Landrias Worte mussten sich in Kazels Geist gebrannt haben wie das heiße Eisen in die Flanke des Pferdes. Und dabei war es doch genau jene tragischen Worte Landrias, die ihn glauben ließen, Vana wäre der Feind. Worte, die ihn auf seinen eigenen Instinkt vertrauen und Shantih zum nächsten Mordopfer des Mischlings machen sollten.

Kazel konnte Vana immer noch nicht ausmachen. Vielleicht war sie auch gar nicht unsichtbar, sondern hatte ihm nur eine Art magische Stimmbotschaft geschickt? Funktionierte das denn? Kazel beherrschte keinerlei Magie, er kannte sich mit diesen Künsten ungefähr so gut aus wie ein Ork mit pelgarischen Tanzbällen.
Dennoch hätte Vana ihm diese Nachricht, diese Fragen, niemals zukommen lassen, wenn sie sich keine Antwort darauf erhoffte. Und eben solche wollte er ihr geben, allerdings würde Kazel wie die Priesterin schon auf Lerium sprechen. Allein schon um den Eh-Eh-Mann nicht noch mehr zu verschrecken.

<span style="color:1A365E;">"Warum ich dich verraten habe? Liegt das nicht klar auf der Hand? Warum wohl hast DU mich überhaupt aus dem Käfig holen und mich retten wollen? Sicherlich nicht aus Nächstenliebe oder weil auch du ein Mischling bist! Ha! Morticia, die Mörderin, wird auf einmal zur heiligen Samariterin! Oh nein, jetzt kenne ich deine Motive. Mein Li... Landria hat mich vor dir gewarnt und jetzt weiß ich, dass ihre Warnung mehr als berechtig war. Du hast mich ausnutzen wollen, um an sie heran zu kommen. Aber du wirst Landria kein Haar krümmen, solange ich es verhindern kann!
Und wenn du glaubst, mir mit deinen Worten Furcht einjagen zu können, dann hast du dir ins eigene Fleisch geschnitten!"</span>
So ganz der Wahrheit entsprachen die letzten Worte Kazels nicht. Immerhin bedeutete die Drohung, dass ihm eine Person mehr auf den Fersen war. Er wusste nicht, ob seine dunkelelfische Tante Starle – letzte der Tenebrées, wenn man Kazel nicht hinzu zählte – noch immer Jagd auf ihn machte. Vermutlich nicht, wahrscheinlich glaubte sie, er sei längst in der Wildnis umgekommen. Wobei sie schon ziemlich rachsüchtig war und vielleicht noch immer durch die Lande streifte, auf der Suche nach ihm.
Dann war da noch Pelgar selbst. Irgendwie hatte er sich hier ungewollt viele Feinde geschaffen, allen voran der Kommandant Protos Wehrm. Kazel wusste nichts davon, dass dieser inzwischen längst seines Amtes enthoben worden war, hatte er doch lang genug im Kerker und jetzt in Burgstein Zeit verbringen müssen.

Aber jetzt kam auch noch Vana, respektive Morticia, hinzu. Ihr traute er gar am meisten zu, dass sie ihre Drohung in die Tat umsetzen würde. Und dies schürte wahrlich Furcht in ihm, er kannte Legenden von der kaltblütigen Morticia, die nie ein Opfer ausließ.
Eisig kalt lief es Kazel den Rücken herunter, aber er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. <span style="color:1A365E;">"Ich habe so viele Feinde, die meisten davon hier und in Morgeria. Eine mehr oder weniger, was macht das schon aus? Außerdem ... bist du erstens hinter Landria und nicht hinter mir her und zweitens: Du hättest deine Rache längst ausüben können, anstatt mich noch mit Fragen zu löchern. Im Grunde bin ich es, der sich verraten fühlen müsste. Du hast mich hintergangen und benutzt. Doch ich bete zu Manthala – ja, ganz recht, zu deiner Göttin! –, dass jegliche Versuche deinerseits, mein Licht zu vernichten, scheitern werden. Und jetzt verschwinde hier."</span> Der letzte Satz kam leise knurrend über seine Lippen. Kazel hatte nun wirklich keine Zeit, länger mit jemandem zu sprechen, der scheinbar nicht einmal anwesend war – oder in seinen Augen zu feige, sich zu zeigen.

Er stapfte den Gang ein Stück weiter, zog den Eh-Eh-Mann ohne jegliche Vorwarnung mit sich und warf einen flüchtigen Blick in Heinrichs Zimmer. "Heinrich, es geht los. Folge mir!" Schon wandte er sich ab. Es musste jetzt alles schnell gehen, noch immer von den Wärtern keine Spur. Kazel trat an Erdilin heran. "Du weißt genau so gut wie ich, dass ich dir nicht wirklich vertraue. Aber jetzt sollten wir zusammen arbeiten. Wenn die Pfleger uns sehen, plappern wir etwas von einer Meinungsverschiedenheit und dann spucken wir uns gegenseitig an. Daraus folgend wandern wir beide zu den Duschen, weil wir verrückt genug sind, uns sofort waschen zu müssen. Was Besseres fällt mir jetzt nicht ein, also machen wir es auf diese Weise. Komm schon. Vielleicht haben wir Glück und müssen gar nicht schauspielern."
Kazel setzte sich erneut in Bewegung, durchquerte mit dem Eh-Eh-Mann den Gemeinschaftsraum Richtung Waschräume. Mit schmerzlichen Gedanken warf er einen Blick in die Ecke, in der er vorhin den Mann an seiner Seite so tief verletzt hatte. Sein Magen verkrampfte sich und in seinem Hinterkopf kicherte das Gewissen, während es schlechte Gefühle aussendete.
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Re: Gemeinschaftsraum

Beitrag von Vana Erendis Morgaine » Montag 16. Juni 2008, 21:10

Wann kamen denn nun endlich die Wachen aus ihrem Zimmer? Vana war der Ansicht, dass inzwischen schon genug Aufruhr herrschte. Anscheinend waren im Moment sämtliche Trantüten Burgsteins in dem Zimmer versammelt.
An Kazel verschwendete sie schon keinen Gedanken mehr, doch dann wurde ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihn gelenkt, als er ihr auf ihre Fragen antwortete.
Was er da von sich gab ließ ihr Blut erneut in Wallung geraten und sie musste sich ungemein zusammenreißen, nicht den Umhang abzuwerfen und ihm den Dolch in den Leib zu stoßen. Hätte Landria ihn nicht manipuliert und geistig unterworfen, so wäre er jetzt zweifellos ein toter Mann. So fuhr sie ihn nur zornig an:

<span style="color:1A365E;">„DU KENNST MEINE MOTIVE?! Was weißt du denn schon von mir? Nichts! Rein gar nichts! Nein, zur Samariterin werde ich bestimmt nicht, was du jedoch vergisst, auch Morticia ist nur ein fühlendes Wesen. Was weißt du schon von meinen Wünschen, Sehnsüchten, von meinen Motiven? Schau in dein Herz und vielleicht wirst du einen Zipfel davon erahnen.
Eins lass dir aber gesagt sein, noch nie, niemals, habe ich ohne einen Grund getötet. Ich töte nur aus drei Motiven: Zum eigenen Schutz, aus Rache oder wenn ich dafür bezahlt wurde. Und nun sage mir aus welchem Grund ich Landria hätte töten sollen.

Nur damit du es weißt, ich wollte sie nicht töten, sondern versuchte sie zu heilen.
Wahrscheinlich wäre mir das auch gelungen, wenn ich nicht wegen deines Verrats hätte aus der Klinik fliehen müssen.
Tja, Ironie des Schicksals, du bist Schuld daran, dass Landria noch immer nicht gesund ist.
VERDAMMTER NARR, VERSTEH DOCH ENDLICH, DASS ICH DIR WIRKLICH HELFEN WOLLTE“</span>

Es war hoffnungslos, das konnte sie an seinen Augen sehen, als er den Gang entlang dicht an ihr vorbei kam. Landrias Manipulation saß einfach zu tief. Resigniert seufzte sie leise auf. Welche Ironie, dass derjenige, den sie hatte retten wollen, am Ende zu ihrem Verräter wurde.
Schließlich wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Wachzimmer zu, irgendwann mussten ja selbst die letzten Trantüten merken, dass auf dem Flur nicht alles so ruhig zuging, wie es hätte sein sollen.
Zuletzt geändert von Vana Erendis Morgaine am Montag 16. Juni 2008, 21:13, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Gemeinschaftsraum

Beitrag von Kazel Tenebrée » Mittwoch 18. Juni 2008, 19:35

Der für verrückt erklärte Mischlingself – welcher im Übrigen langsam selbst Zweifel an seiner Zurechnungsfähigkeit hegte – hatte bereits den halben Gemeinschaftsraum durchquert, als sich erneut diese Stimme meldete, die nur Vana gehören konnte. Sogleich blieb Kazel stehen, dass der ihm folgende Eh-Eh-Mann beinahe in ihn hineingerannt wäre.
Von dem dicken Heinrich war übrigens noch nichts zu sehen, hoffentlich hatte er Kazels Aufforderung überhaupt mitbekommen. Und ob ihm Erdilin folgte, darauf achtete der Mischling derzeit schon garnicht mehr. Seine Aufmerksamkeit galt einzig und allein einer einzigen Stimme: Vanas.
Er lauschte ihr amüsiert – zunächst. Sehen konnte er sie ja immer noch nicht. <b>Ist sie überhaupt da oder ... bilde ich mir das nur ein? Oh, Manthala, ich werde wohl wirklich langsam verrückt!</b>

Dass Zorn in Vanas Stimme mitschwang, hörte er sofort heraus, da brauchte sie nicht auch noch zu brüllen. Es erheiterte ihn, dass sie so wütend reagierte, denn sie hatte doch keinen Grund dazu. Und dann auch noch die Sache, Morticia sei ein fühlendes Wesen. Ha! Er kannte Legenden von dieser weitgesuchten Mörderin. Die war nur eines: eiskalt und berechnend, außerdem eine sehr gute Schauspielerin. Kazel war ja ebenfalls auf ihr falsches Spiel hereingefallen. <i>Sie</i> war es doch, die ihn verraten hatte und nun Landria ein Leid zufügen wollte! Und sie hatte ihn dazu benutzt, um nur nah genug an sein Licht heran zu kommen. Bei diesem Gedanken kam ihm fast die Galle hoch. Vana war ein genauso gefühlskaltes, mörderisches und bösartiges Monster wie Morticia. Er sah keinen Unterschied zwischen beiden. Sie waren abgrundtief böse – dunkelelfisch.
Zumindest dachte Kazel dies bis zu einem jenen Punkt. <i>Nur damit du es weißt, ich wollte sie nicht töten, sondern versuchte sie zu heilen. Wahrscheinlich wäre mir das auch gelungen, wenn ich nicht wegen deines Verrats hätte aus der Klinik fliehen müssen. Tja, Ironie des Schicksals, du bist Schuld daran, dass Landria noch immer nicht gesund ist.</i>

Die nächsten Worte, gerade jene wichtigen, die beteuerten, dass Vana ihm wirklich nur hatte helfen wollen, hörte Kazel schon nicht mehr. Nur der Eh-Eh-Mann schien in jenem Moment zu spüren, was in ihm vorging. Schmerz und Schrecken – Ersteres vor allem, weil Kazel die Hand des Eh-Eh-Mannes mit aller Kraft zusammendrückte, schon beinahe krampfartig.
Seine Haltung hatte sich ebenfalls verkrampft. Ungläubigkeit stand ihm sprichwörtlich ins Gesicht geschrieben, seine Augen waren geweitet und die sonst so meeresblaue oder tintenfarbene Iris – je nach Stimmung bei ihm – flackerte vor Entsetzen. Kazel keuchte, er ließ endlich die Hand des Eh-Eh-Mannes los. Seine Finger zitterten und er starrte vor sich ins Nichts.
"I-ich bin ... schuld?!" Einen Moment lang geschah scheinbar gar nichts, dabei war dies eine Lüge. Es passierte recht viel, allerdings für niemanden außer Kazel wirklich bemerkbar. In seinem Kopf brach eine Welt zusammen. Sein Herz versetzte ihm messerscharfe Stiche, dieses kleine verkümmerte und von seinen ehemals Liebenden misshandelte Ding. Schweiß brach auf seiner Stirn aus, und jegliche Farbe wich ihm aus dem Gesicht. Die Knie fühlten sich auf einmal ziemlich wackelig an, als ging er auf Pudding. Tränen quollen aus den Augenwinkeln, waren heiß ganz im Gegensatz zu den Schweißperlen, die salzig auf seiner Stirn glänzten. "Ich bin schuld", wiederholte er die Worte heiser krächzend wie ein Todesurteil, denn nichts Anderes bedeuteten sie für ihn.

<b>Ich habe Landria krank gemacht. Ich habe ... mein Licht krank gemacht!!! <i>Allerdings. Wahrscheinlich liegt sie wegen dir in der Klinik.</i> Sei still! Sie ... ich ... ich brauch sie doch! Sie ist das einzige, was ich noch habe, nur sie! Ich muss ihr doch ... ich muss ihr von meinem Erfolg berichten, dass ich mich an Shantih und Luziver gerächt haben werde!</b> "NEIN!" Kazel brüllte wie er zuletzt wohl in den Kerkerverliesen seiner Mutter geschrieen hatte. Qualvoll und voller Pein tat er der Welt kund, welches Chaos in ihm herrschte. <b>Ich wollte sie doch beschützen ... vor Vana ... der richtigen Vana und nicht vor einer Einbildung ihrer Stimme!!!</b> Wut brodelte in ihm hoch, gepaart mit Verzweiflung und Angst um jene Elfe, die ihm das alles durch ihre manipulierenden Fähigkeiten eingebrockt hatte. Aber Kazel wusste dies ja bedauerlicherweise nicht.

Er sprang vor, an das nächstbeste Regal. Sein ganzer Körper bebte vor Zorn und er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Trotzdem reichte seine Kraft aus, um sämtliche Bücher aus dem Regal zu Boden zu schleudern. "GEH WEG!!! DU BIST DOCH NUR EINE EINBILDUNG!!! LANDRIAAAA, ICH RETTE DICH, ICH SCHÜTZE DICH!!! <b>Einbildung? Wohl kaum ... <i>Was sonst?!</i> Idiot, du bist nur endlich verrückt geworden.</b> "Ver...nein ... NEIN! <b>Doch! Eindeutig, du gestehst es dir nur nicht ein. Bist wahnsinnig, verrückt, plemplem, hast nicht mehr alle Zacken in der Krone ...</b> "Hör auf, nein, HÖR AUF! AUFHÖÖÖREN!"

Kazel wirbelte herum und fegte wie ein Orkan durch den Gemeinschaftsraum. Er taumelte zwar, aber das hielt ihn nicht auf. Speichel rann gleichermaßen wie Tränen, beides flog in einem feuchten Reif hinter ihm her, während er auf Möbel zusteuerte und alles demolierte, was ihm in die Quere kam.
"Nein ... ich bin nicht verrückt! Vana, sie muss hier sein ..." Er hielt beim Eh-Eh-Mann und starrte ihn an. "Du hast sie auch gehört, oder? Ihre Stimme und die Schritte. Du hast den Katzenschwanz gesehen!" Er packte seinen Gegenüber an den Schultern. Es stand so viel Angst und Verzweiflung in seinen Augen, dass man einen Ozean damit hätte füllen können. "Du hast sie auch gehört!", klagte Kazel wehleidig. Er war nicht verrückt, nein, er durfte es nicht sein! Er musste doch hier heraus und zu ... "Landria, mein Licht. ARGH!"
Es riss ihn erneut herum, dieses Mal jedoch, weil Kazel nicht mehr Herr der Lage war. Sein Körper spielte dieses Spiel nicht mehr mit, machte sich eigenständig und ... krampfte. Schaumig troff ihm der Speichel aus dem Mund und heftig bebend und zitternd, die Glieder krampfend an den gekrümmten Körper gezogen, stürzte er zu Boden. Dort wand sich der Mischling, blickte starr vor sich her und umschlang sich selbst mit zu Klauen verdrehten Händen. Er rollte von einer auf die andere Seite, krächzte, weil seine Stimme nicht mehr hergab: "Landriaaaaa!" Und dann verfiel er in einen monotonen Singsang, den er mindestens acht Mal wiederholte, ehe der Krampfanfall ihn erneut in Beschlag nahm.

"Ich hab sie krank gemacht. Bin schuld, bin schuld, Landria ... ist krank. Bin schuld ... nicht du, Vana, hörst du?! ... Ich, ICH ... ARGH!" Dahin war wohl jetzt der Plan einer Flucht aus Burgstein. Aber warum auch sollte Kazel Tenebrée nun noch fliehen wollen? Hier konnte er derzeit nicht zu seinem Licht gelangen und ihr noch mehr Schaden zufügen. Vana hatte vermutlich die Wahrheit gesagt. Nicht sie war es, die Landria töten wollte. Er tat es bereits. Er hatte sie krank gemacht! Deshalb musste Kazel in Burgstein bleiben, musste in eine sichere Zelle gesteckt und von den Pflegern beaufsichtigt werden; von Dr. Memeratio Einläufe verpasst kriegen.

Hier war er sicher und gut aufgehoben ... als Verrückter unter Verrückten.
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Re: Gemeinschaftsraum

Beitrag von Erzähler » Montag 23. Juni 2008, 12:54

Zeit. Ein seltsames Konstrukt. Wie konnte es sein, dass in einer Minute, gemessen an einer Sanduhr manchmal… nichts geschah… und manchmal sich das gesamte Weltgefüge veränderte. Genau so schnell wie ein Vulkan ausbrechen konnte, ein Sturm über das Land fegen, ein Blitzschlag einen Baum spalten oder ein Erdbeben eine ganze Stadt verschlingen, ist es auch möglich einen Verstand, eine Persönlichkeit und einen Geist derart zu zerrütten, dass er sich in mehrere unheilsamen Fragmente splitterte. Wie bei Kazel just in dieser Sekunde. Was einst als unanfechtbare Wahrheit gegolten hatte, schien nun ein mit misstrauen besetztes Gedankengut zu sein. Die Liebe, einst so rein und unverwundbar, war mit dem Gefühl der Falschheit gekoppelt worden. Ein Geist der manipuliert worden war und durch Morticias Interventionen gänzlich nun im Chaos versank.

Denn so sehr sein Gewissen Kazel auch rügte, ihn beschimpfte und schlecht machte, so sehr hielt es auch immer an seiner Rationalität, an seinem Sinn für die Realität fest… bis jetzt… in dieser Sekunde… wo die Realität, die Wahrheit des Wahrnehmens… unsicher wurde. Denn plötzlich sah der Elf Katzenschwänze in der Luft baumeln und hörte Stimmen von beängstigenden Personen in seiner nähe die ihn bedrohten. Eigentlich war es nur eine Stimme doch die vermochte ihm einen kalten Schauer über den Nacken jagen. Morticia. Die von ihm verratene Mörderin.

Welche gerade eben viele Probleme und nur wenig…. Zeit… hatte. Der Inquisitor von Pelgar, was für ein kranker Kerl der auch immer sein mochte, hatte ein ganz spezielles Auge auf sie geworfen, ob Landria ihre Botschaft wahrlich erhalten hatte stand in den Sternen, ganz Pelgar war hinter der flüchtigen Patientin aus der Reichsklinik her – und ebenfalls hinter Morticia, deren Identität aufgedeckt wurde. Keine guten Vorraussetzungen also für ruhige erholsame Nächte, besonders wenn man bedachte dass es nur eine Frage der… Zeit… war, bis der verschwundene Wächter entdeckt und das Personal auch hier in Burgstein alarmiert werden würde. Ohnehin bestand die Möglichkeit dass… jederzeit… die Pfleger aus dem Stationszimmer eilen könnten.

Ja… die Zeit spielte offensichtlich gegen sie.

Der Eh-Eh Mann war mit der Situation die sich ihm hier bot völlig überfordert. Ja, auch er hörte Vanas Stimme und versuchte Kazel dies mit einem Aufgebrachten „EEEH!“ Und dem fuchtelnden deuten seines Zeigefingers auf die Stelle wo die Stimme herkam zu verdeutlichen. Doch kam diese Geste bei dem Mischling auch wirklich an der im Moment so viel auf einmal verarbeiten musste? Er wollte Kazel folgen doch dieser schien plötzlich jegliches Interesse daran zu verlieren zu fliehen. Die Worte welche dieses Geisterwesen für alle hörbar sprach, waren irritierend und verstörend zugleich wenn man bedenkt, dass sie von einem wütenden und nervösen herumpeitschen eines plötzlich auftauchenden Katzenschwanzes unterstrichen wurden.

Der dicke Patient Heinrich reagierte auf den kurzen Ruf Kazels indem er sein rundes Salbengesicht aus der Tür streckte. „Was habt ihr hier für einen Tumult los?!“ Fragte er und starrte just in jenem Moment Erdilin an, der sich keuchend in seiner Ecke wand und von Sekunde zu Sekunde unruhiger wurde. Ähnlich wie Kazel. Der Mischling sprang auf wie eine Furie und machte sich daran das Regal umzuwerfen welches diese kostbare Literatur enthielt von welcher er ja hatte kosten dürfen. Erdilin schrie im selben Moment auf, kriegte glasige Augen die er weit aufriss. Er starrte in den Gang als sehe er einen Geist und ja… Vana mochte ja wohl wissen dass er sie tatsächlich irgendwie hatte lokalisieren können. Er brüllte etwas in einer völlig unverständlichen Sprache herum und raste auf den Dicken Heinrich zu der ja nur seinen Kopf in die Situation rausstreckte. Erdilin rammte ihn und begann unkontrolliert auf den Mann einzuprügeln. Der Eh Eh Mann schrie von Panik ergriffen auf und flüchtete zu den Duschräumen.

Die Tür des Stationszimmer flog wuchtig auf und fünf Pfleger stürmten hinaus bewaffnet mit knolligen Holzknüppeln. Diese wurden gerade gezückt und sie schritten drohend auf Kazel und Erdilin zu, doch dann wichen die Pfleger zurück als es den Mischling umwarf und er sich in einem fürchterlichen Krampf zu winden begann. „Verflucht schnell, holt Dr. Memeratio!“ Keuchte einer der Pfleger. Die anderen kümmerten sich um den noch immer tobenden Erdilin. Man zog ihm einen Knüppel über den Schädel so dass er bewusstlos mitten auf dem Gang zusammenbrach. Eine gewaltige Platzwunde am Hinterkopf sorgte dafür dass sich der Boden schnell mit klebrigem Blut benetzte.

Zwei der Wächter erschienen schliesslich mit einer Trage. Einer von ihnen rempelte gar Vana an… schien aber nicht die Zeit zu haben sich dessen wahrlich bewusst zu werden. Als Kazels Krampf nachliess packten sie den Mischling und hoben ihn auf die Trage. Fixierten ihn schnell mit ein paar robusten Ledergurten darauf und transportierten ihn ohne Umweg ins Zimmer. Sie legten ihn auf sein Bett und fixierten ihn auch dort. Einer der Pfleger blieb bei ihm und beobachtete ihn bis Dr. Memeratio eintreffen würde.

Die anderen Pfleger schleiften den ebenfalls kampfunfähig gemachten Erdilin in seine Zelle. Das Stationszimmer war vergessen gegangen und stand offen. Einzig Dr. Legler befand sich noch darin und schlief. Sie schien die Sitzung welche eben gerade stattgefunden hatte und den ganzen Tumult nicht mitbekommen zu haben. Was auch kaum verwunderlich war, schliesslich forderte ihr unermüdlicher Einsatz an der Front dieser Anstalt nun seinen Tribut.

Der Gang war plötzlich wieder leer. Noori wetzte sich die Krallen schmerzhaft auf Vanas Schultern als wollte sie die Elfe rügen. Dann jedoch schnurrte sie und strich mit ihrem Köpfchen an ihrer Wange entlang.

Leise waren jedoch vorsichtige Schritte zu hören. Ein Mann – jener von vorhin. Der immer nur Eh Laute von sich gegeben hatte lugte um die Ecke und spähte in den Gang hinein. Plötzlich wurde er nach vorn geschubst so dass er beinahe stolperte. Eine alte – bestimmt einmal sehr hübsch gewesene – doch nun vom Alkoholgezeichnete Frau kam hinterher. „Da ist nichts ausser Unordnung!“ Meinte sie gereizt. „Wo ist Kazel?!“ „EHH!“ Versuchte der andere sich verständlich zu machen.

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Re: Gemeinschaftsraum

Beitrag von Kazel Tenebrée » Dienstag 24. Juni 2008, 21:03

Dass Erdilin im Hintergrund schrie, stachelte Kazel nur noch mehr an. Seltsamerweise waren die Schreie das einzige, das derzeit zu ihm durchdrang – und sie ließen ihn panisch werden. Der Körper übernahm die Kontrolle, vom Geiste war augenmerklich ohnehin nicht viel übrig. Kazel war wie von Sinnen.
Und dann begann er zu krampfen, lag am Boden, die Finger in den Teppich gekrallt. Er keuchte gegen den Boden, brüllte zusammen mit dem Eh Eh Mann auf, als dieser fluchtartig Richtung Duschräume rannte. Das Ziel, an dem sie sich alle hatten treffen wollen.
<b>Hab's vermasselt!</b> Der Mischling ächzte. Ja, der Fluchtplan war wohl dahin, aber darum ging es ihm nicht. <b>Landria ...</b> Allein ihren Namen zu denken, ließ Vanas Worte erneut in ihm auflodern, zusammen mit Schmerz und Scham. Er war schuld, er hatte dafür gesorgt, dass Landria noch immer nicht zurück war. <i>Er</i> allein war ihre einzige Gefahr.

"AAAAAAHHHHHAAAAAARRRRRGGGGGHHHH!" Wild schlug Kazel mit seiner zur Klaue gekrümmten Hand auf den Boden. Schmerz durchfuhr seine Finger, aber es war ihm egal. Die Pein in seinem Herzen, die unheilvolle Erkenntnis in seinem Kopf, all das konnte das bisschen Schmerz in seinen Fingern nicht überlagern.
Ein weiterer Krampf holte ihn ein, just als die Wärter der Anstalt aus dem Stationszimmer strömten und einige von ihnen auf Erdilin einprügelten, um ihn ruhig zu stellen. Bei Kazel war dies glücklicherweise nicht notwendig, aber sein Zustand schien bedenklich.

Langsam verlor Kazel an Kraft, er fühlte sich ausgelaugt und schwach. Die Krämpfe zogen sich durch jeden Körperteil wie ein andauernder Muskelkater. Er nahm kaum noch seine Umgebung wahr, obwohl seine Augen offen waren. Er sah Schuhe, die an ihm vorbei hechteten und andere, die bei ihm zum Stehen kamen. Es kümmerte Kazel nicht.
"... Schuld ... ich ...", brabbelte er kaum hörbar vor sich her und krümmte sich wieder zusammen, als der nächste Krampf eintraf. Es war wie bei einer Frau kurz vor der Entbindung, nur dass Kazels "Wehen" nicht sehr regelmäßig kamen. Atemübungen würden auch nicht helfen, er konnte kaum keuchen. Am liebsten wäre er derzeit ohnehin an seiner eigenen Zunge erstickt. <b>Landria ...</b> Tränen hingen schwer in seinen Augenwinkeln und tropften auf seine Wangen, als die Pfleger ihn auf die Trage hoben.

Seine Hände und Füße wurden mit Riemen fixiert. Kazel wehrte sich nicht, er schaute nur leer vor sich ins Nichts. "Schuld", brachte er erneut hervor. Seine Augen bewegten sich, flackerten. Das Licht der Kerzen, an denen sie vorbeikamen, verschwamm zu hellen Ovalen und er schrie lauthals auf, als er sie bemerkte. "Nein", japste er atemlos und wäre wohl von der Trage gefallen, hätten die Wärter nicht vorgesorgt. So blieben Kazel liegen und petzte jedes Mal die Augen zusammen, wenn ein erneutes Symbol seiner Landria – wenn Licht an ihm vorbei huschte.

Endlich kam man in seiner Zelle an. Ja, Zelle. Aber auch ein Hort für Kazel. Hier war er gut aufgehoben, hier konnte er Landria nicht noch mehr verletzen. Bei dem Gedanken daran wurde er überraschend ruhig, doch gleichzeitig schmerzte es. Er würde sein Licht nicht mehr sehen dürfen, um ihr nicht weh zu tun. Sein Licht, seine Elfe. Die einzige, die übrig geblieben war, nachdem Shantih und Luziver sein Herz zum Krüppel geschlagen hatten.
Mit einem so ruhigen Wahnsinnigen war es ein Leichtes, ihn von der Trage auf seine Pritsche zu legen und dort von neuem zu fixieren. Kazel ließ im Augenblick alles mit sich machen. Selbst Dr. Memeratio hätte nun seine persönlichen Vorlieben an ihm auslassen können – nein! Wir sprechen hier nur von Einläufen!

Kazel atmete durch. Langsam bekam er ein besseres Verständnis für die Verrückten innerhalb dieser Mauern. In seiner Zelle fühlte er sich auf einmal ... irgendwie geborgen. <b>Ein Platz für jemanden, der nirgends hingehört.</b> Wahrlich. Hier konnte er keinem schaden, nicht einmal sich selbst. Die Pfleger würden schon aufpassen.
Der Blick des Mischlings glitt zusammen mit seinem Kopf zur Seite. Ein Pfleger war bei ihm geblieben, erwiderte seinen Blick. Jedenfalls schaute er in Kazels Richtung.

Der Mischling seufzte. "Meine Schuld", gab er erneut von sich, aber wenigstens steigerte er sich nicht erneug in Krämpfe hinein. Sein Körper war zu erschöpft. Wie dieser verfiel er nun in Schweigen. Totenstille herrschte in der Zelle. Kazel starrte auf das Holz der Pritsche und auf die Gurte, die ihn daran festhielten. Ja. So war es gut. So würde es gut sein.

Wie lange hielt ein Wahnsinniger diese Monotonie aus? Kazel sehnte sich nach den Sternen.
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Re: Gemeinschaftsraum

Beitrag von Vana Erendis Morgaine » Dienstag 24. Juni 2008, 21:59

Hätte sie geahnt, was sie mit ihren Worten bei Kazel anrichtete, sie hatte sich auf die Zunge gebissen und ihn in seinem Wahn belassen. So aber war es nun zu spät und sie konnte nur noch wortlos zusehen, wie Kazels Geist vollkommen zusammenbrach. So sehr sich vorher ihr Zorn und ihre Wut gegen ihn gerichtet hatten, so tat er ihr nun, wo er wimmernd vor ihr am Boden lag, leid. Tief in ihr fühlte sie anscheinend doch noch so etwas wie Verbundenheit zu seiner gequälten Seele. Auch Noori bemerkte wohl die Veränderung in Vanas Verhalten, denn hatte sie eben noch fauchend ihre Krallen an ihrer Schulter gewetzt, so schmiegte sie sich auf einmal wieder schnurrend an ihre Wange. Sie war wirklich ein außergewöhnliches Kätzchen.
So sehr Vana nun doch wieder bereit war, Kazel trotz seines Verrats zu helfen, es war ihr nicht mehr möglich, denn just reagierten endlich die Wachen. Sie kamen aus dem Raum gestürmt und räumten ohne viel Federlesens den Flur auf. Sie waren so rabiat dabei, dass einer von ihnen sie gar anrempelte, es aber glücklicherweise im Eifer nicht bemerkte.

Nach und nach kehrte Ruhe ein und Vana stellte zu ihrer Freude fest, dass die Wachen die Tür zum Ruheraum offen gelassen hatten.
Schnell nutzte sie die Gunst der Stunde und schlich sich in den Raum, keine Sekunde zu früh, denn soeben waren die Stimmen des einen Verrückten, es war der, welcher bei Kazel gewesen war, und die einer Frau zu hören. Wenn Vana gedacht hatte, dass der Ruheraum leer war, so sah sie sich getäuscht. Auf einer Liege lag eine junge Frau, die sie schnell als Dr. Legler erkannte. Zum Glück schlief sie, was Vana jedoch dazu zwang, den Raum leise zu durchsuchen. Irgendwo, so hoffte sie, sollten sich doch die Schlüssel zu den Isolierzimmern befinden. Vorausgesetzt, die Wachen hatten sie nicht mitgenommen.
Vorsichtig öffnete sie die Schränke im Zimmer, schaute auf Kommoden, dem Tisch und den Stühlen nach, kurz gesagt, sie stellte das Zimmer auf den Kopf, konnte die Schlüssel aber nicht finden.
Einzig die schlafende Fr. Doktor hatte sie noch nicht inspiziert. Was, wenn sie die Schlüssel bei sich trug? Oder sollte es doch noch eine Ecke des Zimmers geben, die sie noch nicht untersucht hatte. Vielleicht hatte Noori ja mehr Glück. Das Kätzchen hatte schon in dem Lagerraum bewiesen, dass mehr in ihm steckte, als es auf den ersten Blick schien.

Vorsichtig nahm Vana Noori von ihrer Schulter und streichelte ihr sanft über das Fell, ehe sie sie auf dem Boden absetzte.
<span style="color:1A365E;">“Ich weiß nicht, ob du verstehst was ich will, aber wenn ja, dann hilf mir bitte, die Schlüssel zu den Isolierzimmern zu finden, damit ich endlich an meine Waffen und den Reisebeutel komme. Ohne diese Sachen haben wir keine Chance Pelgar lebend zu verlassen.“</span> Sanft gab sie Noori einen kleinen Stups und sah zu, wie sich das Kätzchen daran machte, das Zimmer zu durchstreifen.

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Re: Gemeinschaftsraum

Beitrag von Asmodeus » Donnerstag 26. Juni 2008, 15:43

[Für Kazel weiter in Isolationszimmer A]

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Re: Gemeinschaftsraum

Beitrag von Erzähler » Freitag 27. Juni 2008, 01:53

Das absolute anarchische Chaos welches soeben noch vorgeherrscht hatte wandelte sich allmählich in ein kontrolliertes. Die Pfleger gewannen rasch den Überblick, was nicht weiter verwunderlich war, schliesslich sahen sie sich immer wieder mit solchen Ausnahmezuständen konfrontiert und wussten wie sie diese konsequent niederschlagen konnten. Nicht umsonst war die Architektur von Burgstein ähnlich einer Festung und die Zimmer gleichzusetzen mit Zellen die von aussen verriegelt werden konnten. Das genial erdachte Glockensystem ermöglichte gar die Anforderung von Verstärkung innerhalb der Zelle. Denn die Mauern waren so dick – und dies natürlich aus voller Absicht… dass Schreie verschluckt wurde und im Gang nur selten zu hören waren. Dr. Memeratio pflegte auf der Visite seinen Studenten zu sagen: Dass der Gang die Ruhe und Sicherheit bedeutete, während in den Zimmern die Unsicherheit und das Chaos herrschte. Der Gesunde wandelte auf dem Gang, der Kranke drehte seine Runde im Zimmer. Dies münzte er auf die Gesellschaft. Dem Gesunden standen grössere Kreise zu in denen er sich bewegen konnte… wo der Kranke in welcher Form auch immer, sei es durch Geisteskrankheit, Siechentum oder Verkrüppelung in seinem Bewegungsspielraum beschnitten war. So kurios wie die Gestalt von Dr. Memeratio – bezeichnend für sein wippendes Warzenhaar auch sein mochte, er wusste viel über die Auswirkungen einer Geisteskrankheit. Das Problem war nur, er hielt Einläufe für die einzige gewinnbringende Therapie…

Eine junge Frau, welche Dr. Memeratios Meinung über die Wirkung von Einläufen kapital ablehnte, war Dr. Legler. Unter den pelgarischen Ärzten nannte man Frauen wie sie aber auch Dr. Sinal als Neudenker und medizinrebellen. Man sprach ihnen nach, dass dieses Verhalten und dieses andere Denken nur daraus herrührte weil die Frauen glaubten den Männern irgendwas beweisen zu müssen. Fachlichkeit traute man ihnen öffentlich nicht wirklich zu – obwohl sie im Stillen bewundert wurden und als wahre Vorbilder galten. Doch auch eine Dr. Legler oder eine Dr. Sinal waren nur Menschen… oder Elfen. Auch ihre Kräfte waren nicht unendlich. Die junge Ärztin hatte während Landrias Abwesenheit viel geleistet, doch nun forderte die Erschöpfung ihren Tribut.

Friedlich schlief sie in sitzender Position am Tisch. Vermutlich hatten die Pfleger sie schlafen lassen und nicht geweckt weil sie genau wussten wie hart die letzten Tage für sie gewesen waren.

Vana war erfahren genug um zu wissen dass die Wahrscheinlichkeit gross war, den Schlüsselbund bei Dr. Legler zu finden. Schliesslich musste die junge Frau jederzeit Zugang zu den Patientenzimmern haben. Wenn es einen Notfall geben würde wäre es schlieslich mehr als verwerflich wenn kostbare Zeit verloren ginge weil ein Schlüssel organisiert werden musste.

Noori sträubte sich erst und wollte anscheinend ihren Platz auf Vanas Schultern nicht verlassen, doch schliesslich landete sie sanft auf ihren Tatzchen auf dem Boden. Die Katze streckte sich ausgiebig und schien keinen Grund zur Eile zu kennen. Sie leckte sich die Vorderpfote ab und putzte sich so die Ohren indem sie darüber strich. Als sie angestupst wurde setzte sie sich gemächlich in Bewegung. Es schien so als wollte Noori Vana klarmachen dass die Katze nur gehorchte wenn sie denn wollte und wann sie wollte. Zielstrebig tapste Noori auf die Schlafende zu und strich der Frau Doktorin aufreizend um die Beine. Blickte dabei Vana herausfordernd an als wollte sie die Mörderin fragen ob sie an den Doktorinnen Füssen mal die Krallen wetzen sollte.

Draussen waren die Pfleger noch immer mit den Patienten beschäftigt. Doch für wie lange noch? Oder würde gar Dr. Legler selbst im dümmsten Moment aufwachen und Alarm schlagen?

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Re: Gemeinschaftsraum

Beitrag von Vana Erendis Morgaine » Mittwoch 2. Juli 2008, 23:26

Noori zeigte keine große Lust, nach den von Vana so sehr benötigten Schlüsseln zu suchen. Ganz im Gegenteil streckte sie sich, leckte sich die Pfoten und strich Dr. Legler um die Beine. Vana vermeinte in ihren Augen etwas wie Schalk blitzen zu sehen, so als wollte sie ihre Krallen an den Beinen der Doktorin wetzen War das ihre Art zu sagen, dass die Frau Doktorin die Schlüssel hatte? Auf jeden Fall sah Vana ein, dass Noori in diesem Fall ihren eigenen Willen hatte und sie wohl selbst nachsehen musste.
<span style="color:1A365E;">“Du bist mir ja eine schöne Hilfe!“</span>, zischelte sie Noori zu. <span style="color:1A365E;">“Und untersteh dich, deine Krallen an der guten Frau Doktorin zu wetzen. Wir wollen sie doch nicht aufwecken. Es sei denn, du möchtest, dass man mich entdeckt und in den Kerker wirft.“</span>
Noori schien zu verstehen, strich aber weiter schnurrend um Dr. Leglers Beine. Seufzend trat Vana hinter die schlafende Frau.

<b>Manthala! Leih mir die ruhige Hand eines Taschendiebs.</b>, schickte sie ein kleines Stoßgebet an ihre Schutzgöttin. <b>Morgeria für eine ruhige Hand. Ich bin alles andere als eine gute Diebin.</b>
Komischerweise meldete sich ihre innere Stimme diesmal nicht, worüber sie nicht unbedingt traurig war. Schließlich atmete sie nochmals tief durch und begann damit, vorsichtig die Taschen des Kittels der Doktorin zu durchsuchen. Noori hatte inzwischen genug davon, um Dr. Leglers Beine zu streichen und sprang derweil geschmeidig auf den Tisch und beobachtete interessiert Vanas Treiben.

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Re: Gemeinschaftsraum

Beitrag von Erzähler » Sonntag 6. Juli 2008, 02:08

Die Katze blickte Vana an. Maunzte vorwurfsvoll. Hob dann ihren Kopf an und strich weiter um Doktor Leglers Beine. Katzen waren eigenwillige Kreaturen. Halfen dann wann sie wollten. Sie konnten treuste Freunde sein – aber auch einem kalt im Stich lassen wenn es sein musste. Unter den Tieren waren sie die Dämonen. Doch liebte man sie nicht gerade deshalb? Für einen Moment schien es so als würde die Katze tatsächlich darüber nachsinnen ob sie wollte dass Vana in den Kerker geschmissen wurde – doch offenbar entschied sich das Tier dagegen, denn die Füsse der Doktorin blieben unversehrt. Stattdessen sprang sie leichtfüssig auf den grossen Tisch im raum. Putzte sich ausgiebig und musterte die Szene aufmerksam.

Dr. Legler war völlig arglos. Ahnte nicht dass eine Mörderin hinter ihr stand und gerade drauf und dran war sie nach Schlüsseln zu durchfummeln. Sie schlief den Schlaf der Erschöpften und regte sich nicht – bis Vana in ihren Taschen kramte. Die Doktorin war kitzlig. Sie begann sich daher leicht gegen ihre Berührungen zu winden und versuchte eine bequemere Lage in ihrem Stuhl zu finden – was nicht gerade leicht war.

Noorie spitzte die Ohren und richtete sie zu der Tür. Blickte dahin. Unter dem Kittel war etwas hartes – Schlüsselförmiges. Volltreffer. Doch die Tasche befand sich auf der Innenseite. Dr. Legler hockte halb darauf. Es würde nicht leicht sein an diese Stelle zu kommen. Ohne die Frau zu wecken.

Noorie maunzte unruhig und peitschte aufgeregt ihren Schwanz hin und her. Sie schien etwas zu hören. Schritte? Pfleger? Wächter? Andere Patienten? Egal wer es war – es war niemand der Vana wohl helfen würde. Die Mörderin war noch immer durch den Umhang geschützt – Noori hingegen nicht. Auch Vanas Hände waren zu sehen da diese ja nach den Schlüssel fischten und sich so aus dem Umhang bewegten.

Schritte kamen näher – eilten aber an der Tür vorbei. „In die Reichsklinik mit ihm bevor er wieder krampft! Ich sende die Akte nach!" Meinte eine ältere Stimme. ! "Jawohl!“ Hörte man entfernte Stimmen. Dann herrschte wieder Stille. Doch nur für kurze Zeit. „Mhrrm..“ Machte die Ärztin und rührte sich. Öffnete ihre Augen. Sie bemerkte Vana nicht die flink genug war ihre Hände zurück zu ziehen. Dr. Legler rieb sich die noch immer müden Augen. Musterte verdutzt das Kätzchen welches vorsichtig näher kam und begann zu schnurren. Dr. Legler runzelte die Stirn. „Wie kommst du denn hier rein?“ Fragte sie sich laut und versuchte die Katze zu locken. Noori liess sich dabei auffallend Zeit. Gab sich misstrauisch und lenkte so die Aufmerksamkeit der Frau auf sich.

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Re: Gemeinschaftsraum

Beitrag von Vana Erendis Morgaine » Samstag 12. Juli 2008, 23:50

Natürlich, wie konnte es auch anders sein, die Schlüssel, schon zum greifen nah, waren auf einmal wieder so fern wie nie zuvor. Es hatte sich gerächt, dass Vana zwar eine hervorragende Killerin und Meisterin der Täuschung war, sich aber nie bemüht hatte, auch den Diebstahl zu erlernen. Sie hielt nicht viel von den Diebesgilden oder einzeln arbeitenden Taschendieben. Dies wurde ihr nun zum Verhängnis, denn kaum hatte sie damit begonnen in Dr. Leglers Taschen zukramen, bewegte sich diese so, dass sie halb auf den Schlüsseln zu sitzen kam. Vana konnte nur noch erfühlen, dass sie tatsächlich den Schlüssel hatte.
Aber wie schon erwähnt, befanden sich diese in für Vana unerreichbarer Nähe, in einer Innentasche von Dr. Leglers Kittel. Stimmen näherten sich und Vana hielt erschrocken inne, atmete dann aber auf, als die Männer am Wachraum vorbei gingen, ohne einen Blick hinein zu werfen. Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie sich jetzt den Schweiß von der Stirn gewischt, aber dazu hätte sie ihre Suche nach dem Schlüssel unterbrechen müssen. So atmete sie nur auf und begann erneut nach dem Schlüssel zu fingern. Nicht lange jedoch, denn zu allem Ungemach wurde Dr. Legler durch Vanas Tätigkeit am Ende doch noch geweckt. Schnell zog sie ihre Hand aus der Tasche und trat einen Schritt zurück. Die Doktorin hatte sie jedoch nicht bemerkt, war sie doch von Noori, die vor hr auf dem Tisch saß abgelenkt.

<i>„Wie kommst du denn hier rein?</i>, vernahm Vana Dr. Leglers verschlafene Stimme. <b>Wie kommst du denn hier rein?</b>, äffte sie im Geiste die Stimme der Doktorin nach. <b>Und warum bei allen Dämonen der Finsternis musst du gerade jetzt aufwachen? Dämliches Weib, so machst du alles nur noch schlimmer.</b> Schweigend betrachtete sie ihre Hände, die sich gerade immer wieder zusammen krampften und erneut öffneten. Es würde ihr wieder einmal keine andere Wahl bleiben, als mit Gewalt an ihr Ziel zu kommen. Sie bedauerte die Doktorin, die nichtsahnend auf Noori starrte und diese mit einschmeichelnder Stimme zu locken versuchte, sah aber keine andere Möghlichkeit an die von ihr begehrten Schlüssel zu kommen.
So trat Vana direkt hinter Dr. Legler, legte ihr blitzschnell ihren Arm um den Hals und drückte fest zu, schnürte ihr mit dem Arm die Luft zum atmen ab.
Sie wollte sie nicht töten, sondern nur bewusstlos machen und so auf den Tisch legen, dass jeder glauben musste, die Doktorin würde noch immer schlafen.
Letztendlich war es Vana aber egal, ob Dr. Legler dabei umkommen würde oder nicht, sobald sie im Besitz ihrer Waffen war, hatte sie ungefähr 6 Stunden Zeit, um aus der Anstalt heraus kommen, so lange würde der magische Schutz ihres Kampfstabs reichen.

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Re: Gemeinschaftsraum

Beitrag von Erzähler » Freitag 18. Juli 2008, 12:50

„Na komm her mietz mietz mietz.“ Lockte Dr. Legler weiter. So eine Katze konnte sie jetzt gut gebrauchen. Einwenig geborgenheit. Ein bisschen kuscheln. Damit sie sich nicht so allein mit all der Verantwortung fühlen würde. Noori ziemte sich kam nur zögerlich näher. Die Katze schreckte zurück als plötzlich Vanas Arme unter dem Umhang schossen und sich um Dr. Leglers Hals legten. Sie hatte nicht mal Zeit gehabt um zu schreien. Keuchend versuchte sie den Arm um ihre Kehle zu lösen der ihr die Luft abschnürte, doch dies war beinahe unmöglich. Vana hatte viel mehr Kraft zum zudrücken als die Frau Doktor um den Würgegriff zu lösen. Ausserdem hatte sie keinerlei Kampferfahrung und wusste nicht wie man sich aus solchen Situationen rang.

Ihre Augen waren weit aufgerissen als ihr langsam aber sicher die Luft ausging. Die junge Ärztin gab erstickende Laute von sich. Begann am ganzen Leib zu zittern vor angst. Bis ihr Körper begann zu zucken ehe sie die Augen verdrehte und bewusstlos in ihren Armen zusammensackte.

Noori putzte sich in der Zwischenzeit die Vorderpfote. Erst als sie sah dass Vana ihr Werk offensichtlich beendet hatte und sich den Schlüssel gerade aneignete sprang sie über Dr. Leglers Schulter hinweg und juckte an Vanas Bein empor. Krabbelte mit spitzen Krallen ihrem Rücken entlang hoch bis sie wieder ihr Plätzchen auf der Schulter von Vana fand. Vermutlich hätte dieses Biest diese Distanz auch mit einem kräftigen Sprung überbrücken können doch es schien diesem durchtriebenen Tierchen zu gefallen Vana einwenig zu reizen. Der Schlüsselbund welcher Vana hatte einstecken können war schwer. Schien eine Art Generalschlüssel zu sein. Das Problem war dass mindestens 10 verschiedene an dem Ring hingen.

Die Tür zum Stationszimmer stand einen Spalt weit offen. Draussen im Gang herrschte stille.
Auch Dr. Legler rührte sich nicht… sah wahrlich schlafend aus. Sie atmete sogar. Also wohl keine Seele die auf ihrem Gewissen lasten würde.


"MAuau" Protestierte die Katze auf ihrer Schulter und wollte für ihre Arbeit belohnt werden.

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Re: Gemeinschaftsraum

Beitrag von Vana Erendis Morgaine » Sonntag 20. Juli 2008, 00:34

Endlich, Dr. Legler lag wie schlafend auf dem Tisch. Kurz fühlte Vana nach ihrem Puls und der Atmung und stellte mit Genugtuung fest, dass die Frau Doktorin noch lebte. Kurzerhand griff sie nun in die Innentasche des Kittels und angelte ein Schlüsselbund mit einer Menge verschiedener Schlüssel hervor. Noori sprang inzwischen über die auf dem Tisch liegende Doktorin hinweg auf den Boden und kletterte wieder an Vanas Beinen und Rücken hinauf auf deren Schulter, was wiederum einige schmerzhafte Kratzspuren an ihrem Frauchen hinterließ. Oben angekommen rieb sie wie immer schnurrend ihren Kopf an Vanas Hals und forderte so ihre Streicheleinheiten als Belohnung ein. Im Moment dachte Vana jedoch nicht daran, denn sie rieb sich die Kratzspuren und meinte leicht verärgert: „Sag mal, dir scheint das Spaß zu machen, mir immer diese elenden Kratzspuren zu verpassen. Weißt du, du bist ein ganz schön hinterhältiges kleines Biest.“, und schon wieder grinsend fügte sie noch an: „Aber das gefällt mir, wir zwei passen gut zusammen. Du bist mir vom Wesen her wirklich sehr ähnlich Noori.“ Kurz kraulte sie ihrer kleinen Begleiterin das Fell, hielt dann aber inne und meinte entschuldigend: „Genug der Schmuserei, wir haben nicht viel Zeit, meine Sachen zu finden und diese Menge an Schlüsseln macht es nicht einfacher.“

Vorsichtig schielte Vana auf den Flur, erst als sie niemanden entdeckte, trat sie auf den Korridor und wandte sich der ersten Tür zu. Bevor sie die Schlüssel probierte, warf sie erst einen Blick durch die kleine Sichtklappe der Tür, durch welche die Wärter die Zelleninsassen beobachte konnten. So ersparte sie sich einiges an Zeit, da sie nicht an jeder Zelle die Schlüssel probieren musste, sondern nur an der, in der ihre Sachen aufbewahrt wurden.
So ging sie Zelle für Zelle ab und grummelte jedes Mal vor sich hin: „Wieder nichts! Möchte mal wissen, wo der Kram nur liegt.“
Schließlich entdeckte sie die Zelle, in der ihre Sachen lagen. „Na endlich, jetzt muss ich sie nur noch auf bekommen Noori“ Behände probierte sie einen Schlüssel nach dem anderen durch. Schließlich drehte sich das Schloss mit einem leisen Klacken und die Tür sprang auf. Vana war so konzentrier bei der Sache, dass sie nicht bemerkte, dass sie mittlerweile nicht mehr allein auf dem Korridor war.

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Re: Gemeinschaftsraum

Beitrag von Erzähler » Samstag 26. Juli 2008, 23:21

<i> „Sag mal, dir scheint das Spaß zu machen, mir immer diese elenden Kratzspuren zu verpassen.“</i> Als wollte sie diese Aussage bestätigen wetzte Noori kurz ihre Krallen auf Vanas Schultern. Könnten Katzen grinsen sie hätte es bestimmt getan. Ihre haarige Zunge leckte anschliessend über Vanas Ohrläppchen. Die Katze schnurrte fühlte sich offenbar wohl.

<i>“Weißt du, du bist ein ganz schön hinterhältiges kleines Biest.“ Das Biest peitschte angeregt mit ihrem Schwanz herum und leckte weiter an Vanas Haut herum. Sie gab ganz schön viel wärme auf ihre Schulter ab. „Aber das gefällt mir, wir zwei passen gut zusammen. Du bist mir vom Wesen her wirklich sehr ähnlich Noori.“</i> Noori schien dies nicht unbedingt als Kompliment zu sehen. Katzen sahen sich allen und jedem überlegen. Sie wollten einzigartig sein… nicht ähnlich. So wurde Vana auch gleich mit einem kurzen schnappenden Biss in den Hals gestraft. Ehe die Katze wieder ruhe gab. Ruhig war es hinter ihr nicht mehr. Während die Priesterin einen Schlüssel nach dem anderen ausprobierte wurde in der Zwischenzeit ein Pfleger auf Dr. Legler aufmerksam. Er rüttelte die Frau wach und diese gab verwirrt kund dass sie wohl überfallen worden sein… und eine Katze gesehen habe. Alarmiert – es könnte ja ein Insasse versuchen auszubrechen riefen sie nach dem für diesen Trakt zuständigen Wächter. Genau dieser kam nun angelaufen. Er blieb aber erstarrt stehen. Starrte auf die aus dem Nichts erscheinenden Hände die mit einem Schlüsselbund an einer Tür rumfummelten. Es war der gleiche Söldner der bereits Katzenschwänze gesehen hatte. Er rieb sich die augen. Es war wirklich nicht gerade sein Tag heute... so viele Seltsame Dinge hatte er bereits gesehen... und dies an nur einem Tag!„W…er….ist…da?!“ Vielleicht glaubte dieser Mann ja an Geister. „G…e-bt… euch zu erkennen!“ Meinte er unsicher und trat langsam näher.

Die Tür sprang auf und gab den Weg zu ihren Sachen frei.

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