Niras Heim

Die Waldelfen aus Eldar leben in hölzernen Baumhäusern, die in den Kronen der Bäume oder rund um die Stämme gebaut und über hölzerne Brücken miteinander verbunden sind. Oft sind Äste und Stamm Teile des Hauses und der Einrichtung.
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Re: Niras Heim

Beitrag von Sarion » Mittwoch 12. September 2007, 18:31

Immer noch beschämt lief der Goblin los, nicht übertrieben hastig, aber nicht gerade langsam. Nach einer Minute kam er mit einem Gesichtsausdruck zurück, der Erleichterung ausdrückte. Dann schnupperte er kurz den Geruch der Suppe ein. Er verbreitete sich erst leicht und sanft im Raum, wurde aber zunehmend stärker und markanter. Auch hörte er schon ein leichtes Brodeln. Die Suppe war noch nicht am Kochen, aber würde dies bald tun. Sarion setzte sich auf einen der Sitzsäcke, hörte Niras Summen und Buffs Bellen und erzählte:

"Mir fiel heute eine Idee für eine Geschichte ein, wahrscheinlich aufgrund der Geschehnisse gestern Nacht... Sie ist leider nicht so geistreich, wie die Geschichte von gestern, aber ich hoffe, sie gefällt euch trotzdem:



<i>Vor langer Zeit gab es mal eine große Stadt am Meer. In dieser großen Stadt gab es sehr viele Kriminelle. Das Fangen war kein Problem, aber die Gefängnisse wurden immer überfüllter und sie waren so voll, dass es irgendwann unmöglich war, weitere Gefangene einzuweißen, denn die Verbrecher standen schon wie Schlachtvieh auf engstem Raum gedrängt in den Zellen. Also kam man auf die Idee, ein Gefängnis auf einer großen Insel vor der Stadt zu errichten. Von dort konnte niemand abhauen und die Gefängnisse der Stadt wurden entlastet.
Der Stadtrat beschloss, dass die Gefangenen Arbeit verrichten mussten, damit sie nicht auf dumme Gedanken kamen und damit die Stadt sogar Geld damit verdiente, das sie für gute Zwecke einsetzen konnten. Deshalb mussten die Gefangenen KISSEN herstellen. Sie mussten Stroh oder Wolle in Leinensäcke stopfen und sie zunähen. Weil die Produktion so billig war – denn die Verbrecher brauchten nicht bezahlt zu werden – konnte man mit dem Verkauf einen riesigen Profit erzielen. Bald schon schlief jeder Bewohner der Stadt auf einem Kissen, das von den Insassen des Inselgefängnisses gemacht wurde und die Gefängniskissen wurden sogar noch an andere Städte verkauft.
Zwischen der Küstenstadt und der Insel fuhr ständig ein Schiff. Am Vormittag brachte es die Kissen zur Stadt und am Nachmittag brachte es die Materialien und neue Häftlinge zur Insel. Eines wunderschönen Vormittags – die Sonne schien warm, der Wellengang war ruhig und ein jeder auf dem Schiff hatte gute Laune - erblickte der Kapitän ein Schiff, das genau auf sie zusteuerte. Er griff nach flink seinem alten Fernrohr, polierte die verstaubte Linse, schaute hindurch und was sah er? Die schwarze Totenkopfflagge!
„Piraten!“, rief er, worauf seine ganze Mannschaft in Panik geriet. Waffen hatten sie keine an Bord, denn es wäre fatal, wenn einer der Häftlinge, die am Nachmittag transportiert werden, eine Waffe in die Hand bekäme und diese ins Gefängnis schmuggelte. Außerdem wurden Piraten zu dieser Zeit von der Kriegsflotte der Stadt gejagt, sodass die Gewässer eigentlich als vollkommen sicher galten – eigentlich…
Nun hatten sie den Salat: Ohne Waffen und mit einer vollkommen aufgelösten Mannschaft war das Schiff den Piraten ausgeliefert. Der leichte Segler der Seeräuber kam immer näher und der Kapitän war am Verzweifeln, bis ihm schließlich eine Idee kam, die sein Leben und das seiner Besatzung rettete.

Ein paar Stunden später erzählte er die Geschichte dem Hafenmeister der Stadt bei einem großen Glas Met und einem deftigen Mittagessen.
„Machs doch nicht so spannend! Wie habt ihr die Piraten besiegt?“, drängte der Hafenmeister den Kapitän. Dieser nahm noch einen guten Schluck Met und erzählte dann die Geschichte zu Ende:
„Ja, ich habe dann doch meine Mannschaft beruhigen können. Wir sind danach alle zu den Lagerräumen des Schiffes gegangen und haben uns Kissen geholt.“
„Und was habt ihr damit gemacht? Sie den Piraten als Tribut überlassen? Das kann ich mir nicht vorstellen…“
„Nein! Hast du als Kind noch nie eine Kissenschlacht veranstaltet? Wir sind wieder aufs Deck gegangen und das nicht zu früh. Das Piratenschiff war nur noch ein paar Meter von unserem Backbord entfernt. Wir beeilten uns und rannten auch nach Backbord. Als dann die beiden Schiffe nur noch einen Abstand von zwei Metern hatten, sprangen die säbelrasselnden Seeräuber mit ihren Entermessern zwischen den Zähnen diese zwei Meter. Aber immer wenn einer von diesen Halunken auf unsere Seite landete, schlug einer meiner Matrosen mit dem Kissen nach ihm, sodass der Pirat von Bord fiel. Nach ein paar Minuten waren alle Piraten ins Wasser geplumpst und wir konnten weiterfahren, während diese dumm zu uns rauf schauten. Hahaha!“
Lachend bestellte der Hafenmeister noch ein Met für den einfaltsreichen Kapitän.

Dieser Tag ging dann in die Geschichte der Stadt ein, nämlich als der Tag der Kissen-Seeschlacht. </i>"
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Re: Niras Heim

Beitrag von Erzähler » Sonntag 23. September 2007, 19:30

Sowie der Goblin eine Geschichte ankündigte, huschten die beiden Frauen schnell zu einem Sitzsack und machten es sich bequem. Gespannt lauschten sie. Ebenso wie Buff, welcher sich direkt vor Nira gelegt hatte.

Hin und wieder war ein unterdrücktes Glucksen zu hören, als wollen die beiden die Geschichte nicht durch Lachen unterbrechen. Doch als er geendet hatte, brachen beide in fröhliches Gelächter aus. Es dauerte eine ganze Weile bis sie sich wieder etwas beruhigt hatten.

„Die Geschichte ist wunderbar. Du solltest sie dir unbedingt merken.“ Arianas Stimme schwankte noch vor Lachen. Leise kichernd stand sie auf und füllte drei Schüsseln mit dem fertigen Frühstück.

„Und so was fällt dir eben so ein? Meine Hochachtung.“ Niras Stimme war etwas ruhiger, leicht nachdenklich, wenn auch noch deutlich vom Lachen geprägt.

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Re: Niras Heim

Beitrag von Sarion » Mittwoch 26. September 2007, 17:48

Nachem Sarion die Geschichte fertig erzählt hatte, freute er sich über das Gelächter der beiden, denn das Lachen war ein hohes Lob und ein Zeichen, dass die Geschichte lustig war. Außerdem war es eine gute Sache, die Wirkung der Geschichten schon vorher auszutesten, denn es war schon ein paar Mal unschöner Weise passiert, dass Neue nicht sehr gut ankamen und die Zuhörer sich beschwerten, da er ihre kostbare Zeit für eine "sinnlose Geschichte" verschwendete.
Auf jeden Fall war die Geschichte es wert, im Gedächtnis behalten zu werden...

"Danke für das Lob. Die Geschichte fiel mir erst, kurz nachdem wir aufgeweckt wurden, ein. Wenn man genügend Übung im Geschichtenerzählen hat, dann braucht man nur eine gute Idee, der Rest läuft fast von alleine... Immerhin ist es mein Beruf."

, antwortete Sarion, während er die Hafer-Wurzel-Suppe löffelte.
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Re: Niras Heim

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 26. September 2007, 19:42

Nira zog eine Grimasse. „Na so was müsste mir mal passieren. Mir will nach dem Aufstehen einfach nie etwas Sinnvolles einfallen. Da ist mein Kopf irgendwie mit Federn gefüllt.“ Ihre Stimme bebte vor Kichern und Selbstironie.

Ariana lachte leise auf. „Das stimmt wohl.“ Neugierig musterte sie den Goblin erneut. „Du bist Geschichtenerzähler? Bei deiner Gabe eine wirklich gute Wahl.“ Wieder lag dieses hörbare Lächeln in ihrer Stimme. „Fallen dir die meisten Geschichten einfach so ein oder kennst du mehr die Bekannten ?“

Begeistert stimmte Nira in den Fragereigen mit ein. „Hast du eine Lieblingsgeschichte ? Magst du mehr die Lustigen oder Traurigen oder Wahren ?“ Verlegen verstummte sie. „Ups.“

Beide hatten offensichtlich ihre gefüllten Teller vollkommen vergessen.

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Re: Niras Heim

Beitrag von Sarion » Freitag 28. September 2007, 21:59

Sarion nahm einen großen Schluck aus der Schale und war nicht sehr verwundert, mit Fragen bombardiert zu werden. Das war aber sehr übertrieben, denn Nira hatte nur zwei Fragen gestellt. Kurz überlegte er die Antworten auf die einzelnen Fragen. Geschichtenerzähler zu werden war keine gute Wahl, aber die beste. Er hatte nichts gelernt, er war blind, ungeschickt und ungebildet. Eigentlich war es der einzige Beruf, den er hätte wählen können...
Etwas getrübt meinte er:

"Ja, eine gute Wahl..."

Als er merkte, dass er fast schon in Seufzen geriet, passte er seinen Ton wie bei einer Geschichte an und erklärte mit gespieltem Stolz:

"Die meisten meiner Geschichten habe ich mir selbst ausgedacht, aber ein paar andere sind nicht von mir. Geschichten und Legenden, die man eben so hört, übernehme ich, gebe ihnen aber einen völlig neuen Anstrich, verändere sie hier und da und kürze oder verlängere bestimmte Teile. Am Ende ist die Grundidee nicht von mir, aber die Umsetzung mein Werk."

Er wandte sich zu Nira und antwortete auch auf ihre Fragen, immer noch mit dem falschen Tonfall:

"Jede Geschichte mag ich, egal von wem sie stammt, oder worüber sie handelt. Es ist erstaunlich, in jeder Erzählung steckt ein bisschen Identität des Erfinders und gibt somit einen Blick auf dessen Seele frei. Allein das ist schon faszinierend.
Ich meine, der Beruf eines Künstlers, eines Malers, Dichters, Barden oder sonst jemand besteht daraus, den eigenen Gedanken Form zu geben. Und Leute bezahlen sogar dafür, nur um deren Gedanken wahrnehmen zu können. Erstaunlich, oder?
Lange Rede - Kurzer Sinn - jede Geschichte ist auf ihre Art einzigartig und alle sind gleich viel wert."

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Re: Niras Heim

Beitrag von Erzähler » Sonntag 30. September 2007, 17:39

Beide Frauen richteten sich mit leicht besorgten Mienen auf, als sie seine beinahe schon geseufzte Antwort hörten. Nira runzelte die Stirn und legte den Kopf schief. Irgendwie klang er danach nicht mehr so aufrichtig wie zuvor. Sie fluchte lautlos. Könnte sie doch nur seine Mimik sehen. Jene hätte ihr nämlich bestätigen können, dass ihr Gefühl sie nicht täuschte. So wie es Ariana konnte. Nachdenklich ruhte der Blick der Elfe auf dem Goblin.

Als er geendet hatte, herrschte ein paar Herzschläge lang Schweigen, bevor Nira zögernd das Wort ergriff. „Deine Worte künden von Stolz auf das, was du für dich erwählt hast.“ Sie biss sich kurz auf die Lippe, holte dann aber tief Luft und fuhr fort. „Deine Stimme jedoch verrät, dass du nicht zufrieden mit deiner Wahl bist. Wieso?“

Arianas Stimme klang warm und leise herüber. „Du hast eine Gabe, die nicht vielen zuteil wird. Doch manchmal ist es schwer, jene zu erkennen. Versuche deinen Wert zu erkennen –so wie wir es haben.“

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Re: Niras Heim

Beitrag von Sarion » Samstag 6. Oktober 2007, 01:06

Es war zum Mäuse melken, die beiden Frauen ließen sich scheinbar nichts vormachen... Aber was vormachen? Was hatte er überhaupt behaupten wollen? Dass er glücklich mit seiner Tätigkeit war? War er das vielleicht eigentlich schon, machte sich aber nur etwas vor? Ob er vielleicht glücklich mit seiner Fähigkeit war, aber sich ständig in dem Pessimismus einhüllte, der wie eine klebrige, kalte Masse sein Denken verlangsamte? War er vielleicht glücklich und wollte das nicht wahr haben?
All das stürzte Sarion in einem Strom von Gedanken. Er wurde mitgerissen und konnte sich nicht festhalten. Lag es vielleicht nur daran, dass andere Leute seine Arbeit nicht so sehr schätzten wie er selbst? Oder umgekehrt? Er versuchte die Gedanken zu ergreifen, was ihm auch nach und nach gelang und sie zu beantworten. Er kam nun zu dem Ergebnis, das vielleicht sogar der Grundstein für eine Selbstbetrachtung legte. Und ohne es zu merken, sprach er es aus, laut und deutlich.

"Es ist deprimierend, von der einzigen Fähigkeit, die man besitzt, sei sie noch so gut oder schlecht, nicht angemessen leben zu können."

Erst jetzt merkte er, was er gerade gesagt hatte und riss die Hände vor den Mund, doch die Worte waren gesprochen und gesprochene Worte konnten nicht zurück genommen werden. Schamerfüllt lief er rot an...

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Re: Niras Heim

Beitrag von Erzähler » Samstag 6. Oktober 2007, 20:37

Arianas Miene wurde sanft, aber auch nachdenklich bei seiner ehrlichen, aber wohl offensichtlich ungewollten Antwort. Schweigend ruhte ihr Blick auf dem anscheinend zutiefst verlegenen Goblin.

Niras Miene jedoch spiegelte noch mehr Sorge wieder. Als sie endlich anfing zu sprechen, klang eben diese Sorge auch deutlich in ihrer Stimme mit. „Wieso glaubst du, das Geschichtenerzählen das Einzige ist, was du kannst? Und wieso kann man davon nicht angemessen leben? Ich meine, ich kann von den paar Talismännern, die ich im Mondverlauf verkaufe leben...“ Ihr Gesicht bestand jetzt nur noch aus Runzeln und ließ sie deutlich älter wirken als sie war –oder eben nur deutlich nach Gnomin aussehen. „Was ist denn für dich angemessen?“ Die letzte Frage kam schon beinahe zögernd und entschuldigend. Bange, ob sie vielleicht zu weit gegangen war, biss sie sich auf die Lippe und schimpfte sich im Stillen aus.

Arianas Stimme klang nun leise und warm herüber. „Was auch immer du sagst, brauch dir nicht peinlich sein. Wir werden es nicht verraten. Dafür sind Freunde schließlich da.“

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Re: Niras Heim

Beitrag von Sarion » Freitag 12. Oktober 2007, 23:10

Er hatte die Worte gesprochen und zurücknehmen konnte er sie nicht. Der Goblin hörte die Worte und er war innerlich zerrissen. Was war angemessen? Lebte er angemessen? Seine Gedanken waren überfüllt von Stimmen, die kämpften und laut schrien. Bei einem sehenden Wesen, könnte man es in den Augen erkennen, die Zerteiltheit, die fast schon an eine gespalte Persönlichkeit erinnern. Seine verkrüppelten Augen waren starr nach vorne gerichtet, man konnte ihnen nichts ansehen. Sogar sein Körper wurde starr und bewegte sich nicht mehr, seine Miene war neutral und ohne Regung. Doch innerlich tobte der Kampf und eine andere Stimme als die vorherige ergriff die Macht. Die Depressivität, die alles Leben hasste, das in dem Körper war, den sie bewohnte. Die Depressivität wohnte im Körper wie eine Wühlratte in einem Erdhügel. Sie zersetze und zefrass ihn von innen. Sie wollte, dass der Hügel einstürzte und kaputt ging. Sie hatte schon ewig in Sarion gewohnt und wollte diesen vernichten.

Jedenfalls hatte sie es nun geschafft, Sarions Denken und seinen Körper zu übernehmen. Sie sprach durch seinen Mund:

"Es ist falsch, was ich sagte. Angemessen ist immer am Maß der Gesellschaft. Ein Bauer, ein Holzfäller, ein Jäger, ein Minenarbeiter, sie alle schaffen Werte. Ein Handwerker, ein Bäcker, ein Koch, ein Schmied, sie vermehren den Wert blanker Materie. Ein König, eine Wache, ein Händler, sie bewachen, schützen und handeln die Werte. Auch sie sind notwendig. Ich schaffe Worte, Gedanken haben keine Materie, Gedanken und Worte haben keinen Wert. Tiere können ohne Worte auskommen, Worte sind unnötig. Der Mensch benutzt Worte, aber sie sind keine Werkzeuge, sie schaffen keine Werte. ICH schaffe keine Werte. Ich bin nutzlos für die Gesellschaft."

Diese Worte waren von Sarion unbeeinflussbar. Er war verbannt worden. Die Depressivität hatte alles übernommen, seine Persönlichkeit war machtlos. Die Worte waren genauso gesprochen wie die vorhin. Gegen Sarions Willen und ohne Einfluss darauf. Jetzt aber konnte er nicht die Hände vor den Mund reißen wie vorhin. Er saß da wie ein Steinfigur, ohne Regung. Die Worte besaßen keine Gefühle, erst recht keine Trauer. Sie klangen objektiv und sachlich, ganz entgegengesetzt von Sarions echter Sprechweise.

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Re: Niras Heim

Beitrag von Erzähler » Samstag 13. Oktober 2007, 18:47

Sowohl Nira als auch Ariana erstarrte bei seinen Worten. Während die Elfe ruhig und mit tief nachdenklicher Miene sitzen blieb, sprang Nira jedoch kurz darauf bebend auf. Energisch ging sie zu Sarion und tastete nach seinem Gesicht... nur um ihm kurz darauf eine für ihre kleine Gestalt erstaunlich kräftige Backpfeife zu geben. „Wie kannst du sagen, dass wir Blinden keinen Wert haben? Denn das wolltest du doch ausdrücken, nicht wahr?“ Ihre Stimme bebte nun mindestens genauso wie ihr Körper. „Wie kannst du nur...“ Schluchzend sank sie vor ihm zusammen, schlang die dünnen Arme um sich und wiegte sich leicht vor und zurück.

Da erklang die sanfte Stimme der Elfe. „Weißt du Tiere reden auch miteinander. Nur die meisten können sie einfach nicht verstehen. Worte haben oft eine viel größere Macht, als wir wahrnehmen.“ Sie dachte einen Moment nach. „Nehme zum Beispiel den König, von dem du geredet hast. Welchen Wert hätte er, wenn seine Worte keine hätten? Niemand würde auf ihn hören, würde ihm folgen oder ihm dienen. Handwerker könnten ohne Worte nicht leben, denn die Worte geben ihren Waren Wert und dieser Wert in Gold wiederum sichert ihren Lebensunterhalt.“ Wieder eine nachdenkliche Pause. „Ich denke, dir wurde zu oft gesagt, das du keinen Wert hast.“ Ohne das man es gehört hatte, war sie aufgestanden und legte nun sowohl Sarion als auch Nira eine grazile, kühle Hand auf die Schulter. „Ihr habt Wert. Euer Wert ist nur so kostbar, dass viele ihn nicht erkennen. Doch das darf nie dazu führen, dass ihr selber euren Wert vergesst.“ Sacht strich sie Sarion über die gerötete Wange, worauf jeder Schmerz aus ihr wich. „Und ich weiß auch, wie wir deinen Wert für die Gesellschaft bemessen können.“

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Re: Niras Heim

Beitrag von Sarion » Dienstag 16. Oktober 2007, 18:59

Sarions Inneres war aufgewühlt. Ihm wurde schlecht, heiß und kalt. Er hatte keine Kontrolle mehr über seine Worte seine Taten. Sein Körper zitterte als würde er im eiskalten Wasser schwimmen, seine Stirn fieberte. Innerlich herrschte ein Kampf.
Er wurde erschüttert durch die Ohrfeige. Flüssternd sprach er einige unzusammenhängende Worte. Nach einer Weile ordnete sich dieses Wirrwarr und seine Stimme zitterte:
"Blinde haben Wert, wenn sie Werte schaffen. Wer keine Werte schafft, hat kein Wert."
Der Goblin hatte sich schon von der Umwelt abgekapselt. Kein Wort schaffte es zu ihm durch. Sie prallten ab. Er fühlte nur eine vertraute Wärme, als er umarmt wurde
"Mitesser braucht man nicht. Hat mein Vater damit Recht? Berechtigt das ihn dazu, Grausamkeit anzutuntun? Berechtigt das Patriachat ihn dazu?"
Die Wärme war gut, er gab sich ihr hin. Er löste sich von seinen Gedanken. Er warf sie einfach ab wie Ketten. Sarion lies sein Herz walten. Seine Augen tränten, es waren keine Kullertränen, nur ein seichter, leichter, dünner Fluss von Flüssigkeit, der aus seinen Augen glitt. Fast armsemlich.

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Re: Niras Heim

Beitrag von Erzähler » Dienstag 16. Oktober 2007, 19:37

Nira hatte die Knie vor ihre Brust gezogen und die Hände auf ihre Ohren gepresst. Noch immer wiegte sie sich vor und zurück. Es schien, als hätten seine Worte sie in eine andere Zeit katapultiert. Unaufhaltsam flossen ihre Tränen weiter... Als wäre sie nur körperlich anwesend. Eben so wie Sarion. Dabei flüsterte sie immer wieder beinahe lautlos. „Sie haben kein recht. Sie haben kein recht. Sie haben kein recht...“

Ariana sah besorgt von einem zum anderen. Lautlos verfluchte sie ihre Angehörigen, die ihnen solche Grausamkeiten gesagt und offensichtlich auch angetan hatte. Schließlich ließ sie sich auf die Knie sinken und zog Sarion energisch in eine sanfte, wärmende Umarmung. Leise summend strich sie ihm über Hinterkopf und Rücken, wie man wohl auch ein kleines Kind beruhigen würde. Reden würde ihr jetzt wohl eh nicht helfen. Die beiden waren in ihren Erinnerungen gefangen. So wob sie über die kleine Melodie ein Netzt aus Licht und Wärme um die beiden, ließ in ihre Umarmung ebenso Licht fließen, in der Hoffnung, so die Leere, die den Goblin offensichtlich quälte, etwas zu füllen.

Buff eilte an Niras Seite und legte seinen Kopf auf ihre Schulter. Traurig sah er die Elfe an, blieb jedoch erstaunlich ruhig.

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Re: Niras Heim

Beitrag von Sarion » Donnerstag 18. Oktober 2007, 20:39

Gefangen in einer dicken Blase aus Trostlosigkeit, Angst und Verzweiflung. Er wand sich herum, aber das erwies sich als zwecklos. Der Goblin konnte nicht entkommen. Er hörte Stimmen:
Die seines Vaters, die ihn nutzlos nannte.
Die seiner Mutter, die nichts dagegen unternahm.
Die der anderen Goblins, die ihn mieden, ausgrenzten und nicht beachteten.
Sie alle redeten ihn ein, er sei ein Wesen, das es nicht verdient hatte zu leben. Ein Produktionsfehler der Götter. Ein blindes Monster. Er war gefangen in diesen Stimmen. Er durfte sich nicht dem Schicksal preisgeben. Sein Körper würden vegetieren, während seine Seele verblich. Das sollte nicht so sein. Aber es war so schwer. Wie Ketten hielten die Stimmen ihn fest und zwangen ihn zu Boden. Kalte Ketten. Er konnte sich nicht bewegen, nicht handeln. Er konnte nur noch hören.
Aber hinter all den bösen, verletzenden Worten hörte er eine Melodie. Er erkannte sie wieder. Es war die Melodie im Wald, es war Niras Melodie. Nun hörte er sie auch. Ariana summte sie, es war dieselbe wie im Wald. Aber diese Melodie, so schön sie auch war, war weit weg. Sie konnte ihm nicht helfen, nur einen Weg weisen. Doch die Ketten, die Stimmen hielten ihn fest.

Sarion konnte nichts als zuhören. Aber warum sollte er weiter zuhören? Es war an der Zeit, selbst das Wort zu ergreifen. Zu SCHREIEN

"ICH HASSE EUCH ICH HASSE EURE WORTE SIE HABEN MEINEN VERSTAND VERGIFTET ABER ICH WERDE FREI SEIN FREI", schrie er. Die düsteren, kalten Gedanken wichen zurück, aber hielten ihn immer noch umhüllt. "NEIN IHR HABT MEIN LEBEN VERNICHTEN WOLLEN ABER DAS WIRD EUCH NICHT GELINGEN EURE WORTE HABEN KEINE MACHT AUF MICH" Die Ketten wichen zurück in die finstereste Ecke seiner Seele, aber Sarion wollte das nicht. Sie sollten entgültig fort sein und nicht nur für eine kurze Zeit. "ZU LANGE WAREN MEIEN WORTE NUR WERKZEUGE ABER ICH KANN SIE AUCH ALS WAFFEN VERWENDEN GEGEN EUCH UND EURE LÜGEN"

Die bösen Worte waren verschwunden, er war frei. Er folgte der Melodie und fühlte sich wieder in seinem Körper. Der Goblin richtete sich auf und hörte Niras Wimmern und ihre Worte. Schnell bückte er sich zu ihr und umarmte sie fest. Er beugte sich zu ihrem linken Ohr und flüsterte:

"Nicht weinen. Bitte. Niemand ist es wert, dass du weinst. Folge der Wärme, folge der Melodie. Nur du selbst darfst deinen Wert festlegen. Niemand sonst hat das Recht dazu."

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Re: Niras Heim

Beitrag von Erzähler » Montag 22. Oktober 2007, 19:03

Ariana zuckte noch nicht einmal zusammen, als Sarion in ihren Armen auf einmal zu schreien anfing. Nur ein kleines Lächeln umspielte ihre Mundwinkel und Erleichterung sprach aus ihrem Blick –doch das konnte der Goblin natürlich nicht wahrnehmen. Dafür merkte die Elfe, wie er sich der Melodie ergab. Sie auf sich wirken ließ. So gab sie ihn nur sanft frei, damit er sich um Nira kümmern konnte. Noch immer schwebte die Melodie sanft, heilend und wärmend durch den Raum...

Nira zuckte zusammen, als Sarion sie umarmte und versuchte sich aus seinem Griff zu winden, was sich dank des schweren Hundekopfes als ziemlich schwieriges und erfolgloses Unterfangen erwies. Bebend verharrte sie in der Umarmung. Noch immer drückte sie ihre Hände nahezu gewaltsam auf ihre Ohren, doch ihr Murmeln verstummte. Langsam ebbte ihr Schluchzen zu einem leisen Schniefen ab. Doch noch immer lockerte sich ihre Haltung nicht. Noch immer schwieg sie.

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Re: Niras Heim

Beitrag von Sarion » Montag 22. Oktober 2007, 20:25

Es war schon fast ironisch, auf eine tragische, traurige Weise. Der Goblin hatte sein Leben voller Depressionen geführt und Nira hatte sich mit den schönen Seiten des Lebens beschäftigt. Doch nachdem sie sich trafen, besiegte er seine eigenen kalten Gedanken, weckte aber ihre dabei auf. Er hatte es ungewollt getan, war aber trotzdem schuld daran. Nun aber war keine Zeit das in Gedanken zu analyisieren, sondern seiner Freundin - ein Wort, das er bisher in seinem Leben noch nie verwendet hatte - zu helfen.
Nira wollte ihn von sich wegschieben, doch Buff ließ das nicht. Noch immer presste sie die Hände auf ihre Ohren, sie wollte kein Wort durchlassen. Sie hatte wahrscheinlich in ihrer Vergangenheit erfahren, wie verletzend Worte sein konnten. Er wusste nicht, ob es ihr schadete, falls er ihre Hände wegzog. Würde er es überhaupt schaffen? Langsam fasste er ihre eine Hand und versuchte sie weg zu drücken, sanft aber bestimmt. Es war schwer, die Gnomin wehrte sich dagegen. Er konnte nur einen kleinen Spalt offen legen.
Schnell beugte er sich zu ihrem Ohr und sprach hinein:

"Worte können lügen, nicht jedes ist wahr. Lass aber bitte nicht zu, dass du dich selbst belügst, das ist schlimmer als jedes falsche Wort. Schau in dein Herz, folge der Melodie, der Wärme. Bitte, Nira, du hast mir geholfen mich zu befreien, du kannst es schaffen, auch dich selbst zu befreien. Du kannst es..."

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Re: Niras Heim

Beitrag von Erzähler » Dienstag 23. Oktober 2007, 14:45

Ariana lächelte warm bei seinen Worten. Mit einem kleinen Nicken forderte sie Buff auf, ihr zu folgen. Nach einem kurzen, scharfen Blick zu Sarion und Nira schien er zufrieden zu grinsen und trottete folgsam zu der Elfe, welche sich an den kleinen Basteltisch setzte. So konnte sie noch immer ihr schützendes Netz der Melodie weben und doch den beiden etwas Raum für sich geben.

Niras kleine Gestalt schien vollkommen zu erstarren, als Sarion ihre Hand wegzog. Bewegungslos und schweigend, beinahe einer Statue gleich, lauschte sie seinen Worten. Sie rührte sich auch nicht, als er geendet hatte. Drei... vier Atemzüge lang reagierte sie gar nicht, dann jedoch durchlief sie ein Schauder... Mit einem erneuten kleinen Schluchzen warf sie sich in Sarions Arme, schlang ihre dünnen Ärmchen um seinen Hals und versteckte ihr Gesicht an seiner Halsbeuge. Obwohl sie noch immer zitterte, liefen keine neuen Tränen über ihre Wangen, erklang kein neues Schniefen. Es schien, als würde sie langsam der Melodie lauschen und einfach nur Schutz suchen.

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Re: Niras Heim

Beitrag von Sarion » Freitag 26. Oktober 2007, 20:13

Sarion merkte, dass keine Worte mehr notwendig waren. Nira hatte das schlimmste überstanden und die Melodie würde ihr bis zum Ende helfen. Er umarmte sie auch und streichelte von hinten ihren Kopf.

<b>Die ärmste... Was hat sie nur durchgemacht, hat sie auch so eine Vergangenheit wie ich?</b>

Der Goblin hoffte, dass Nira auch ihren Weg finden würde, damit umzugehen. Er - soweit er es beurteilen konnte - hatte es schon geschafft. Es war der Weg des Zorns, ein demonstrativer Schlussstrich, der ein kaltes Kapitel in seinem Leben abschloss.
Sarion versuchte sich daran zu erinnern, was Nira ihm über sich erzählt hatte. Sie sei von Zuhause weggegangen, da sie von ihren Verwandtern ständig bemuttert und wie ein kleines Kind behandelt wurde, so hatte sie es jedenfalls erzählt. War es vielleicht anders gewesen? Hatte sie die Wirklichkeit verdrängt, um für diese "Wahrheit" Platz zu machen?
Er hörte immer noch die Melodie... Er wusste nicht genau, wo sich Ariana befand, aber sie war sicherlich noch im Raum und würde hören, was er nun sagte:

"Ist das Magie?"

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Re: Niras Heim

Beitrag von Erzähler » Samstag 27. Oktober 2007, 00:12

Nira kuschelte sich regelrecht in Sarions Arme und entspannte sich, ließ sich in der leisen Melodie treiben.

Ariana beobachtete die beiden mit einem kleinen Lächeln. Wie es schien, hatte der Wald wieder seine Magie entfaltet und zwei verwandte Seelen zusammen finden lassen. Sie unterbrach die Melodie, als Sarions Frage ertönte. „Ja, es ist eine Form eines Heilzaubers. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel... aber ich hatte das Gefühl, er würde euch beiden helfen.“ Einen Moment lang ertönte wieder die Melodie, dieses Mal jedoch leicht abgewandelt, etwas fröhlicher, heiterer. Doch wieder unterbrach Ariana sie. „Ich weiß nicht, ob ihr euch stark genug fühlt... aber ich hätte da einen Vorschlag wie du dein Talent als Geschichtenerzähler beweisen könntest.“ Sie schwieg kurz, um ihre Gedanken zu sammeln und als sie weiterredete schwang eine leise Vorfreude und deutliche Begeisterung in ihrer Stimme mit. „Heute morgen erreichte uns die Kunde von einem Turnier in Pelgar. Dort sind jedes Mal viele Leute verschiedener Rassen und Kulturen. Du, Sarion, würdest dort bestimmt ein interessiertes Publikum finden und du, Nira, könntest einige Talismänner verkaufen. Was meint ihr? Falls ihr nämlich interessiert seid, müssten wir uns beeilen. Das Turnier beginnt in einigen Tagen...“ Gespannt verstummte sie und ließ dafür wieder die sonnige Melodie ertönen.

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Re: Niras Heim

Beitrag von Sarion » Montag 29. Oktober 2007, 10:52

Der Goblin war erleichtert, dass es Nira besser ging. Sie hatte aufgehört zu weinen, zu zittern, zu schluchzen, sondern lag nur in seinen Armen, fast schon wie ein Engel. Er hoffte, dass auch ihr Inneres auch so ruhig war wie ihr Äußeres. Zufrieden über den "Erfolg" wiegte er sie in seinen Armen.

"Warum sollte ich es dir übel nehmen, dass du uns geholfen hast? Nichts wäre schlimmer, als in diesen Zustand zu verharren..."

,meinte Sarion auf Arianas Erklärung. Er hatte noch nie vorher etwas mit Magie zu tun gehabt, er hatte sie weder gespürt, noch auf andere Art erfahren. Magiern und Zauberern war er aber schon ein paar Mal begegnet. Ab und zu einmal in einer Taverne, wenn er den Gästen Geschichten erzählte. Die einen waren hochnäsige Gesellen, die sich über alles beschwerten und an deren Stimmen man schon erkennen konnte, dass sie sich für etwas besseres hielten, und die anderen waren ständig in Gedanken versunken und bemerkten überhaupt nicht, was um sie herum geschah. Ariana war jedenfalls weder hochnässig, noch gedankenversunken, also war seine bisherige Einteilung der Magiebegabten falsch...

Danach hörte er, dass sie von einem Tunier erzählte, dass in Pelgar stattfinden würde.
<b>Toller Zeitpunkt. Gerade von seelischen Traumata befreit, von dem wir uns erst einmal erholen müssten, kommt der Elfe nichts anderes in den Sinn, als uns so etwas zu fragen...</b>
Weniger unhöflich als in seinen Gedanken meinte er:

"Könnten wir das nicht etwas später bereden? Der Zeitpunkt scheint ein bisschen ungünstig zu sein."
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Re: Niras Heim

Beitrag von fremde Frau » Montag 29. Oktober 2007, 14:15

Nira kicherte leise bei seiner hoeflichen Ablehnung. "Ich denke, sie hat das nicht boese gemeint." Noch immer lag sie in Sarions Arme gekuschelt da. "Obwohl der Zeitpunkt wohl ziemlich ungluecklich ist, das stimmt wohl." Jetzt hob sie doch den Kopf und tastete sanft ueber seine Zuege. "Nur manchmal kann man sich seine Chancen nicht aussuchen. Bist du dir sicher, dass du diese nicht nutzen willst?" Besorgt legte sich ihr Gesicht in Falten.

Ariana laechelte. "Es freut mich, wenn ich helfen konnte." Sie legte den Kopf leicht auf die Seite und als sie weitersprach lag eine leise Entschuldigung in ihren Worten. "Nur spaeter schaffen wir es dann eventuell nicht mehr rechtzeitig zum Turnier... Ueberleg es dir einfach."

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Re: Niras Heim

Beitrag von Sarion » Mittwoch 31. Oktober 2007, 10:24

Erfreut hörte er Niras Kichern bei seiner Antwort. Es war gut, dass sie wieder bei Bewusstsein war und auch wieder kichern konnte. Das war zumindest ein Zeichen, dass auch sie die Vergangenheit verarbeitet hatte.
"Die Frage war weniger ungünstig als die Zeit.", meinte Sarion.
Als Nira sein Gesich abtastete, nutzte er die Gelegenheit, das auch zu tun. Ihre Züge waren rundlich und voller Lachfalten, ihre Haut war weich und zart. Nira würde sich gewiss ein inneres Bild von ihm machen, er konnte das leider nicht, aber er prägte sich trotzdem jene Einzelheiten ein. Zum Schluss lies er seine Hand durch ihre langen, weichen Haare gleiten. Lange Haare waren für Goblins etwas besonderes, da die Männer vollkommen kahl waren und es bei den Frauen auch nicht mehr als einen spärlichen Haarwuchs gab.
Sarion erwischte sich sogar, wie er ein bisschen mit Niras Haaren spielte.

"Wenn du möchtest, dann können wir zu dem Tunier gehen."
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Re: Niras Heim

Beitrag von fremde Frau » Samstag 3. November 2007, 10:53

Nira strahlte, was ihr Gesicht in Dutzende Falten legte. „Ich wuerde unheimlich gerne hingehen. Warst du schon einmal auf einem Turnier? Ich finde die Gerueche und Geraeusche unheimlich spannend.“ Ihre Stimme ueberschlug sich beinahe vor Begeisterung. „Danke.“ Sie streckte sich und druekte ihm einen kleinen Kuss auf die Wange, dann sprang sie auf und zog an seiner Hand, um ihm zum Aufstehen zu bewegen. „Auf gehts!“

Ariana lachte warm auf. „Woher wusstest du, dass ich bereits nach Drago geschickt hatte?“

Sie hatte die Frage gerade zu Ende gestellt, als vor der Tuer ein Tumult ausbrach. Kurz darauf klopfte es donnernd. Die Elfe eilte zur Tuer und oeffnete. „Wie immer genau zur richtigen Zeit.“ Froehlich funkelte sie den riesigen silbrigen Drachen mit den violetten Augen an.

„Du rufst, ich eile.“ Die Stimme klang sanft und doch leicht droehnend. „Bereit kleine Freundin?“

„Immer!“ Nira huepfte aufgeregt zur Tuer und zog Sarion mit sich.

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Re: Niras Heim

Beitrag von Sarion » Sonntag 4. November 2007, 10:23

"Ja, ich war schon ein paar Mal bei Tunieren.", antwortete Sarion. Tuniere und Feste waren notwendig für reisende Geschichtenerzähler, denn bei diesen konnte man einige Münzen verdienen, die man an schlechteren Tagen gut gebrauchen konnte. Weniger als die Kämpfe, welche er sowieso nicht sehen konnte, interessierten Sarion die anderen Barden, deren Geschichten und Tricks und Kniffe das Publikum interessiert zu halten.
Als sich Nira bedankte, fragte sich der Goblin zuerst, wieso, immerhin hätte er es der Gnomin doch überhaupt nicht verbieten können. Schließlich aber verstand er, dass sie ihn scheinbar dabei haben wollte und deswegen so froh bei seiner Zustimmung war.

Als er von Nira hochgezogen wurde, hatte Sarion gerade noch genug Zeit, seinen Blindenstock zu packen und sich zu fragen, wer dieser Drago war, von dem Ariana sprach. Plötzlich kam es zu einem regelrechten Tumult draußen und ein äußerst lautes Klopfen an der Tür zur Wurzelwohnung. Der Goblin hatte schon Angst, die Tür würde bei einem weiteren Schlag nachgeben, doch dann wurde diese von Ariana, die - ohne dass der Blinde es merkte - aufgestanden war, geöffnet.
Obwohl Sarion nicht sehen konnte, was das Wesen war, so hörte er doch das laute, dröhnende Schnauben, das sogar leicht den Boden vibrieren lies. Noch erschreckender war es, als Ariana anfing, mit diesem Wesen zu reden und dieses sogar antwortete...

Wo er es sich gestern nicht einmal hätte vorstellen können, im Laufe des Tages jemanden zu begegnen, der sogar sein Schicksal teilte, so wurde dies von der jetzigen Begebenheit meilenweit übertroffen. Gestern hatte er die Wasservorrichtung bestaunt und heute ein solches Lebewesen, das sein Erstaunen, aber wohl in erster Linie seine Angst, in einem noch nie dagewesenen Maße auf sich zog. Und am vorherigen Tag hatte er Angst davor gehabt, dass er im Walde einen Wolf begegnen würde, und jetzt das...
Seine Beine wurden weich wie Butter oder sogar noch weicher. Seine Gänsehaut würde man gewiss auf viele Meter wahrnehmen können und seine eine Hand umgriff den Blindenstock so fest, dass sie schneeweiß war. Jediglich der Angstschweiß und das Zittern blieb vollständig aus, so als wären sogar seine Körperfunktion von der Angst blockiert. Es war ein Wunder, dass er nicht umfiel, als Nira ihn auch noch mit sich zog. Im Gegensatz zu ihm Feigling, hüpfte sie sogar freudig dahin. Wie es schien, kannte sie den Drachen wohl.
Zuletzt geändert von Sarion am Sonntag 4. November 2007, 10:25, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Niras Heim

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 12. Dezember 2007, 17:39

„Nanu, wer ist denn dein neuer Freund? Möchte er auch mit?“

Fragte die tiefe Stimme des silbernen Drachen Nira und Ariana. Ein Windstoß entstand, bei jedem gesagtem Wort, jedoch klang die Stimme freundlich.

„Ja, möchte er. Das ist Sarion. Er ist ein ganz toller Geschichtenerzähler und mein Freund. Stell dich ihm vor. Keine Angst Sarion, das ist Drago. Er wird uns zum Turnier bringen. Stimmt doch Ariana, oder?“ plauderte Nira dem Drachen fröhlich zu. Ariana seufzte nur leise.

„Nira, vielleicht solltest du Sarion erst mal sagen, wer Drago ist.“

Nira hatte inzwischen Sarion nach draußen gezogen. Wo der silberne Drache auf dem Vorhof stand und sich neugierig den kleinen Kobold ansah. Das Tier war so groß, dass gerade mal der Kopf bei Schräglage in die Tür gepasst hätte. Auffällig war, dass er auf seinen Rücken eine Art Sattel hatte, wo man sich setzen und festhalten konnte.

Sie zog Sarion zu dem Drachen.
„ Weiß du Sarion, Drago ist ein Drache. Aber gaaaaannz friedlich. Er dient uns manchmal dazu Reisen zu anderen Orten zu machen. Wir fliegen dann. Das Gefühl ist einfach wunderschön. Ariana kann ihn durch Musik rufen, toll oder…ach ja, er mag tolle Geschichten. Er hört sie gerne. Stimmt doch Drago?“

Der Drache hatte gegrinst, wenn er es könnte und gab nur ein bestätigendes Grollen von sich.

„ Ich würde mich geehrt fühlen, wenn ihr mir eine Kostprobe eueres Könnens zeigen könntet. Die Reise dauert zwar nicht lange, wäre aber nett. Übrigens ihr braucht euch nicht zu fürchten“

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Re: Niras Heim

Beitrag von Sarion » Donnerstag 13. Dezember 2007, 06:41

Sarion konnte den Drachen nicht sehen, aber nahm ihn trotzdem wahr. Fast wie Wind fühlte es sich an, wenn Drago seine Flügel beim Sprechen bewegte. Selbst durch den Boden konnte man leicht seinen Herzschlag spüren, ein langsames, aber kräftiges Pochen. Und wenn er sprach, dann roch man den Geruch von Schwefel.
Gut - die erste Angst hatte sich als falsch erwiesen. Seine Vorstellung von Drachen war von Geschichten, Legenden und Mythen geprägt gewesen, die er gehört hatte. Dagegen schien Drago allles andere als ein solches Monster aus den Geschichten zu sein. Er kam dem Goblin sogar ein bisschen freundlich vor.
Er horchte dem Gespräch zu, während er sich gerade hinstellte. Es war nun keine geistige Angst mehr, sondern allein körperliche. Noch ein bisschen zitterte er, aber das legte sich nach kurzer Zeit wieder. Die Vorstellung, mit einem Drachen zu reisen, war trotzdem nicht beruhigend. Er hatte keinen Schimmer davon, wie es in solchen Höhen war, in denen Drachen zu fliegen pflegten. Aber er wusste, dass er sogar schon Höhenangst hatte, wenn er auf einem Baum kletterte. Die Alternative wäre ja, wieder tagelang durch den Wald Eldoras zu streifen, um zum Tunier in Pelgar zu gelangen. Es war zwar sicherer, aber es würde viel länger dauern und ihn als Feigling kennzeichnen. Es wäre sogar unhöflich Drago gegenüber... Es sprach also mehr für den Flug, als dagegen.
Er hörte am Ende noch, dass Drago Geschichten mochte. Was sollte er ihm für eine erzählen? Heldengeschichten, in denen dessen Rasse die Bösewichte waren? Nein, das wäre alles andere als nett. Dann schon lieber eine andere Geschichte. Die Geschichte mit dem Händler und dem Fischer? Nein, die hatte Nira schon einmal gehört und er wollte nicht, dass sie sich langweilte. Die Kissen-See-Schlacht hatte sie auch schon gehört und würde Drago genauso wie die beiden Frauen darauf reagieren - also ziemlich heftig lachen - dann würden sie ja noch am Ende runterfallen.
Sarion grübelte eine Weile weiter, die Angst war ihm vergangen.
Zuletzt geändert von Sarion am Donnerstag 13. Dezember 2007, 06:44, insgesamt 1-mal geändert.

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