Gestorben ...

Wie die Todesinsel aussieht, weiß man nicht. Wie man lebend zu ihr gelangt, ist ebenfalls unbekannt. Nur die Toten kennen sie, denn nur sie finden sich dort wieder. Aber was ist mit diesen blinden Wesen, die hier hausen?
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Re: Gestorben ...

Beitrag von Asmodeus » Mittwoch 28. Mai 2008, 01:07

Aurelius Mut schwand mit jeder Sekunde die er doch noch so stark Wahrnahm. Selbst hier in dieser scheinbar zeitlosen Welt wo es weder Tag noch Nacht, weder Jahre noch Jahrzehnte gab ja vermutlich nicht einmal ein richtiges hier und jetzt… den dies hier war eine Welt fernab jeglicher celcianischen Regelungen und Grundstrukturen. Dies hier war Kata Mayan. Wo die Toten hausten… und die Anks. Jene unheimlichen Wesen die nicht davor zurückschreckten die Körper von verstorbenen, diese geistigen Hüllen zu stehlen und sie auszuschlachten.
Gut.. viele dieser Toten wussten vermutlich nicht einmal etwas von der blossen Existenz dieses Körpers. Dieser Hülle, der nicht mit der physiologischen, welche aus echter Haut und Knochen bestand zu vergleichen war, sondern eher die noch so lebendig wirkende Erinnerung an das einstige Aussehen beinhaltete. Vermutlich war dieses in einer Welt des Formlosen… nicht mehr wichtig, so dass Problemlos darauf verzichtet werden konnte – wenn man wahrhaftig keinen Weg mehr zurück ins Leben suchte. Doch genau dies tat Aurelius und was er dafür brauchte war sein Körper.

Er blickte dem ihm am nächsten stehenden Ank entgegen. Musterte diese gesichtslose Maske die ihm erst das Trugbild von echten Augen gegeben hatte. Doch da war nichts. Keine Sehschlitze.
Der Medicus fühlte sich plötzlich elendig klein und ausgeliefert. Was wusste er schon von den Gesetzen dieser Welt und von den Möglichkeiten… und Fähigkeiten dieser Wesen. Er wusste noch nicht mal ob sie Bösartig waren… das einzige Fakt war, dass sie die Verlorenen Seelen genannt wurden. Sie Styarx Lampe hatten… und seinen Körper. Was er beides von ihnen einfordern musste. Doch allein schon die Nachfrage betreffend seines Körpers stiess bereits auf eine Reaktion die nicht gerade von Kooperation gekennzeichnet war, noch von der Bereitschaft zeugte es jemals zu werden.

Der männliche Ank kam näher. Aurelius fühlte… ja fühlte sich unwohl. Es brannte auf seiner schimmernden Hülle. Er wich einen Schritt zurück. <i> "Du wagst dich weit vor"</i> Er senkte sein Haupt. „Würdet ihr nicht das gleiche tun wenn ihr die Chance hättet zurück ins Leben zu gelangen?“ Fragte er mit ehrlichem Interesse. Gerade die Anks, die anscheinend ebenfalls verzweifelt nach dem selben Ziel strebten wie er… mussten doch ein gewisses Verständnis dafür aufbringen können. Aber was war schon Müssen… in dieser Welt. Instinktiv zog er das was er glaubte wäre noch als Nase vorhanden kraus. Er rümpfte sie und atmete Flacher. Er war sich das Atmen noch so gewöhnt dass er nicht einfach damit aufhören konnte.

Er versuchte sie davon zu überzeugen dass sein Körper ihnen nichts bot… doch er wurde jäh unterbrochen. <i> "Du irrst!"</i> Er blickte auf. Starrte die Ankrfrau an die dort in der Menge hockte. Ihren Kopf schief gelegt. Lauschend und lächelnd. So verschmitzt irgendwie dass es schon fast provokativ wirkte.
“Augen? Oh… nein… ich habe keine Augen… ich war physisch betrachtet Blind.“ Versuchte er sich zu erklären. Wie sollte er ihnen nur weiss machen dass er nicht mit Augen im eigentlichen Sinne gesehen hatte, sondern direkt durch seine Seele hindurch?

„Ich habe meine Augen in meinem Leben verloren.“
<i> "Wir werden dir den Körper nicht überlassen. Er ist wichtig für uns. Noch ist nicht geklärt, wer die Augen bekommen soll, aber du kannst an dieser ... Auktion ... gern teilnehmen"</i> „Aber dies ist mein Körper! Ihr könnt doch nicht einfach so über ihn verfügen als wäre er euer! Genau so wie ihr Styarx Lampe nicht einfach so für euch beanspruchen könnt… dass ist…Diebstahl!“
Toll. Welcher Richte sollte die Anks denn zu was für eine Strafe verurteilen? Sie konnten ja nicht mal „Lebenslänglich“ für das Aufessen von Geisterkörper kriegen. Es war nicht unbedingt gerade der scharfe Verstand der da Sprach sondern seine wachsende Verzweiflung.

<i> "Vielleicht hast du Glück und unser Rak gibt dir wenigstens deine Augen wieder. Der Rest des Körpers wird ausgeschlachtet, damit wir essen können. ER zwingt uns dazu und noch hat Yrrn uns nicht die Erlösung gebracht."</i> Der Ank sprach seltsame Dinge. Dennoch wurde Aurelius hellhörig. „Wer… wer zwingt euch dazu? Tod? Ihr esst diese Körper nicht freiwillig`?“ Aurelius witterte einen hauch einer Chance. Er trat näher an den Ank heran.

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 28. Mai 2008, 23:32

Aurelius stand – zumindest geistig – noch immer zu sehr mit einem Bein im Leben. Er war es sich noch nicht gewöhnt, gewisse Verhaltensweisen oder Gefühle für immer abzulegen. Warum? Weil er noch auf eine Chance hoffte, wieder zurück zu kehren. Würde sie sich ihm offenbaren?
Er konnte nur alles riskieren. Noch mehr zu verlieren hatte er wohl kaum noch.

Aurelius schaute den Ank an, musterte sein Erscheinungsbild. Er war groß gewachsen, die Muskeln seiner Arme waren trainiert, er schaute kräftig aus – dennoch kränklich. Sie alle wirkten so, irgendwie krank. Es musste teilweise an diesen dunstigen Dämpfen liegen, die um sie herum waberten. Sie besaßen eine unheimliche Konsistenz und ihre Farbe erinnerte an Gift und Galle.
Man könnte sich durchaus wundern, warum die Ank nicht einfach tot umfielen. Wenn man den Wunsch verspürte, weiterhin Gerüche wahrzunehmen, so dachte man garantiert an ein giftiges und fauliges Gemisch, das einem die Übelkeit in Erinnerung rief. So in etwa roch es, wenn man einem Ank gegenüber stand, wobei dieser selbst überhaupt keinen eigenen Geruch mehr besaß. Nur dieser wabernde Nebel um ihn herum stank bestialisch – wirkte gefährlich.
Unheimlich hingegen waren die Masken und Helme aus Metall, die lediglich Sicht auf Nase, Mund und Kinn freigaben. Die obere Gesichtshälfte war bei allen Ank verborgen, bei niemandem erkannte man Augen. Besaßen sie jene Organe überhaupt?
Ihre übrigen Sinne mussten auf jeden Fall ziemlich ausgeprägt sein, denn sie hatten Aurelius bemerkt, obwohl dieser sich ihnen nicht gerade laut genähert hatte.

Als der Ank-Mann näher kam, wich der Medicus wie aus einem Reflex heraus zurück. Die Nähe seines Gegenübers war ihm unangenehm, außerden glaubte er, ein Brennen zu verspüren. Und ja, dies spürte er wirklich, auch wenn er es nicht wollte. Dieses Gefühl ließ die Insel – Kata Mayan – bewusst zu. Ein Schutzmechanismus?
Doch trotz des kleinen Rückzugs von Seiten Aurelius beharrte er auf seiner Bitte.

<i>"Würdet ihr nicht das gleiche tun, wenn ihr die Chance hättet, zurück ins Leben zu gelangen?"</i>
"Nein." Kurz und bündig. Die Antwort kam schnell und kühl, aber sehr entschlossen ausgesprochen. Diese Wesen ... wollten nicht von der Insel herunter? "ER lässt uns nicht, wir haben ein Abkommen."
"Aber wir wollen auch nicht zurück ... ins Leben. Es war grässlich, was sollte uns dazu bewegen, dieses Leben erneut zu wählen?", fragte die Ankfrau von ihrem Felsenplatz aus und wippte leicht mit dem Kopf hin und her. Die anderen Ank stimmten ihr murmelnd und raunend zu. Keiner von ihnen schien erpicht, eine solche Chance zu ergreifen.

Wenigstens schienen sie darüber sprechen zu wollen. Zumindest hatten sie bislang alle Fragen des Medicus' beantwortet. Waren sie demnach keine Feinde? Noch konnte man dies nicht sagen, denn sie wollten partout nicht den Körper oder Styxars Lampe heraus rücken. Bei ersterem sprachen sie von einer Auktion, bei der man die Augen erhalten konnte.
Schnell musste Aurelius die Ank aufklären. Er hatte schon zu Lebzeiten keine Augen mehr besessen. Sie waren verloren gegangen und er hatte durch seine Seele geschaut – Asmodi durch Finsternis. Wie es dem Dämon wohl derzeit erging? Und Mallahall? Kam sie mit ihm zurecht?

"Wieder irrst du. Hat ER dir denn nicht gesagt, dass nach dem Tode sämtliche Leiden oder Behinderungen verschwinden? Lahme können im Tode gehen, Blinde wieder sehen. Alles ist da und die Organe funktionieren ordnungsgemäß."
"Daher sind sie bei uns auch so beliebt", fügte die Ankfrau an. "Besonders die Augen."

<i>"Aber dies ist mein Körper! Ihr könnt doch nicht einfach so über ihn verfügen als wäre er euer! Genau so wie ihr Styxars Lampe nicht einfach so für euch beanspruchen könnt ... das ist ... Diebstahl!"</i>
Die Ank lachten. Es klang kalt und dennoch waren sie erheitert ob der Worte des Fremden, der sich einfach so in ihre Reihen geschlichen hatte und sie nun belehren wollte. Dann auch noch Ansprüche stellte! Wie konnte er es wagen?!

"Die Lampe kannst du haben", meinte der Ankmann. "Wir nutzten ihr Licht, um den Weg zu finden. Die Insel hatte mit deiner Ankunft neue Gestalt angenommen und unsere Höhlen hatten sich verändert. In solchen Momenten brauchen wir die Lampe, sie hilft uns zu sehen."
"Wir sind schließlich die einzigen, deren Probleme sich durch den Tod nicht gelöst haben!", knurrte die Ankfrau.
"Wir sind auch nicht tot", entgegnete ihr männlicher Gegenpart nüchtern. Daraufhin nickte sie und verfiel in Schweigen.

<i>"Wer ... wer zwingt euch dazu? Tod? Ihr esst diese Körper nicht freiwillig?"</i>

Die Ank nickten. "Ja. Tod. ER. Wir haben eine Vereinbarung. Er hat unser Volk gerettet, indem er uns hierher brachte. Dafür ... hüten wir die Insel. Wir sorgen dafür, dass alles sauber bleibt. Seelenkörper, die niemand mehr braucht, verwerten wir. Unsere Körper, die es nicht mehr geschafft haben, durchzuhalten, verwerten wir. Nenn uns meinetwegen Kannibalen, aber wir gehen einer wichtigen Funktion nach. Wir räumen auf. In SEINEM Namen und er akzeptiert es. Es ist die Vereinbarung."

Ein Ank tauchte plötzlich auf. Er trug eine kleine Laterne mit sich, in der ein Licht erstrahlte, das wie ein Wegweiser mitten im tiefsten Labyrinth schien. Er schimmerte hell und weiß, doch konnte man es ansehen, ohne geblendet zu werden. Weiches, angenehmes Licht ... wie am Ende eines Tunnels.
Der Ank näherte sich Aurelius. Er überreichte ihm nicht die Laterne, sondern stellte sie auf den Boden. Dann zog er sich zurück.

"Hier. Styxars Licht", sagte der Sprecher der Ank zu Aurelius. "Nimm es mit und dann kannst du gehen. Oder du nimmst an der Auktion teil. Mehr werden wir dir nicht anbieten, Seele."

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Asmodeus » Mittwoch 4. Juni 2008, 19:43

Das entschiedene Nein des Anks überraschte Aurelius. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Sie wollten nicht zurück nach Celcia? Aber was taten sie denn die ganze Zeit? Fressen? Wirklich verstanden hatte er die Arbeit der Anks noch nicht.

<i> ""ER lässt uns nicht, wir haben ein Abkommen."</i> Offenbar hatte der Gevatter Tod nicht gerade den besten Ruf bei den Anks. Oder meinten sie mit „Ihm“ diesen… Yarrrk was immer das war? Dieser seltsame Name hörte sich eher nach einer Erkältung an als einen Anführer… oder war er noch mehr? Ein Götze vielleicht? Brauchten die Wesen des Jenseits überhaupt die Götter noch? Was konnte man sich im Jenseits denn noch wünschen was die Anwesenheit von Göttern erforderte? Na ja… diese Frage konnte er sich wohl selbst beantworten. Man wünschte sich vielleicht wieder leben zu dürfen. So wie er selbst. Doch die Anks beteuerten, dass dieses Anliegen bei ihnen nicht vorhanden war. Obwohl Aurelius dies nicht sorecht glauben wollte, hatte er doch von Tod gerade das Gegenteil vernommen. Warum sollte der Gevatter lügen? Welchen Grund sollte er schon haben, er, der Zeitlose. Die Anks hingegen wirkten mit ihrer giftgrünen Aura nicht gerade sehr vertrauenswürdig.

<i>"Aber wir wollen auch nicht zurück ... ins Leben. Es war grässlich, was sollte uns dazu bewegen, dieses Leben erneut zu wählen?"</i>

“Oh…“ Meinte Aurelius knapp. War seines nicht auch grässlich gewesen? Im Grunde ja. Asmodi hatte ihm schliesslich alles genommen was ihm einst lieb und teuer gewesen war. Doch besonders kurz vor seinem Tod. Diese Zeit welche er mit Mallahall, Etelin und Zanraia hatte verbringen dürfen aber auch mit Meister Adelmund… ja jene Zeit war sehr schön gewesen. Sein Leben hätte in neue Bahnen gelenkt werden können… doch dann war er gestorben. Er seufzte. Ob Asmodi sich überhaupt noch an seinen Ehemaligen Wirt erinnerte? Ob Zanraia noch trauerte? Ob sie ihn schon beerdigt hatten? Er wusste es nicht. Der Gedanke daran war aber auch wahrlich zermürbend.

<i> Wieder irrst du. Hat ER dir denn nicht gesagt, dass nach dem Tode sämtliche Leiden oder Behinderungen verschwinden?</i> Aurelius blickte den Ank verwundert an. <i>Lahme können im Tode gehen, Blinde wieder sehen. Alles ist da und die Organe funktionieren ordnungsgemäß."</i>

„Oh.“ Hauchte er. „Mein Körper.“ Ja. Rein. Nicht vom dämonischen Manipuliert. Aber sein Körper war über 150 Jahre alt gewesen an seinem Todestag! „Ist…mein… Körper noch jung?“ Fragte er deshalb.

<i> "Daher sind sie bei uns auch so beliebt. Besonders die Augen."</i> „Warum die Augen? Weil ihr nicht sehen könnt?!“ Fragte er offen und wusste nicht ob er da vielleicht gerade in ein Wespennest stach. Sie waren auch tot… und doch schienen sie ihre Behinderungen nicht losgeworden zu sein.

<i>"Die Lampe kannst du haben"</i> Na wenigstens etwas. Dachte er düster. Er nickte. „Vielen dank.“ Hauchte er leise. Er wusste nicht recht wie er sich den Anks gegenüber Verhalten sollte schliesslich rückten sie noch immer nicht mit seinem Körper raus der angeblich ersteigert werden sollte! Wie makaber! Er seufzte.

<i> "Wir nutzten ihr Licht, um den Weg zu finden. Die Insel hatte mit deiner Ankunft neue Gestalt angenommen und unsere Höhlen hatten sich verändert. In solchen Momenten brauchen wir die Lampe, sie hilft uns zu sehen."</i> „Zu sehen?!“ Brachte er ungläubig hervor. Aber sie hatten doch nicht mal Augen dafür! Oder doch?! Was verbarg sich hinter diesen Masken? Die Anks waren definitiv sehr seltsame und widersprüchliche Wesen.

<i> Wir sind auch nicht tot",</i> „Warum seid ihr dann im Totenreich?“ Seltsam. Wahrlich seltsam.

Da offenbarten die Anks dem toten Medicus ihre Arbeit als… na ja… Müllschlucker des Jenseits.

„Was hat euer Volk den verschuldet?“ Die Anks schienen ein grosses Bedürfnis zu haben reden zu können und Aurelius zeigte sich interessiert –weil er hoffte so eine Beziehung aufbauen zu können die seinen Körper rettete.

Da tauchte ein weiterer Ank auf. Mit der Laterne. Aurelius sah auf. Der Fremde stellte die Lampe ab und entfernte sich davon. Aurelius trat vor und nahm sie entgegen. „Ihr könnt nicht mit mir in Kontakt treten richtig?“ Bemerkte er leise. Er schätzte die Anks nicht als feindselig ein. Dafür verhielten sie sich zu… na ja… angepasst. Hätten sie ihn als Feind gesehen wäre er wohl schon längst verspeist, eingepfercht oder in seine seelischen Einzelteile zerlegt worden.
Er trat einen Schritt vor und nahm die Lampe an sich. Musterte sie neugierig. Wofür die sonst noch gebraucht wurde?

„Vielen Dank“ Hauchte er.

„Dann nehme ich bei der Auktion teil! Was bietet ihr denn für den Körper?“ Ja wohl kaum Gold…

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Erzähler » Sonntag 8. Juni 2008, 17:20

Das Leben der Ank auf Celcia musste weitaus anders abgelaufen sein als jenes des Medicus. Auch wenn er schlimme Dinge erlebt hatte, vor allem seit der Einnistung Asmodis in seinem Körper, mussten sich seine Erfahrungen von Leben deutlich von denen der Ank unterscheiden. Wer wollte schon hier auf Kata Mayan bleiben? Wer wollte schon <i>nicht</i> leben? Hier war es schrecklich trostlos. Kein Wesen zog eine solche Welt einer lebendigen wie Celcia vor – außer jenen, die noch immer um Aurelius versammelt waren und ihn mit ihren verdeckten Teilen des Gesichts anschauten. Sahen sie ihn oder spürten sie vielmehr seine Anwesenheit?
Rein medizinisch betrachtet wäre dies ein mehr als interessantes Phänomen gewesen, an welches sich sicherlich Hunderte Medici gern heran gewagt hätten, um Forschung zu betreiben. Doch dafür hatte Aurelius jetzt keine Zeit, auch wenn er sich an einem Ort der Ewigkeit befand.
Er musste seinen Körper finden, mitnehmen und wieder zurück in jenes Leben kehren, das die Ank so zu verabscheuen schienen. An dieser Stelle trat von beiden Seiten Missverständnis für den jeweils anderen auf.

Dann kam man wieder auf seinen Körper zu sprechen und erstmal erfuhr der Medicus, dass es auf der Todesinsel keine Verletzungen sterblicher Art zu geben schien. Sein Körper war wiederhergestellt? Rein ... kein Tröpfchen dämonischer Macht wirkte mehr auf ihn. Doch eine erschreckende Erkenntnis, eine Frage, die er dringend beantwortet haben musste, wuchs daraus hervor.
<i>"Ist ... mein Körper noch jung?"</i>

Die Ank schwiegen. Bedeutete dies ein Nein? War seine Hülle bereits mehr als am Welken? 150 Jahre, die ein menschlicher Körper hatte existieren müssen, gingen nicht spurlos an jenem vorbei. Falten, runzeln ... ach, wenn er überhaupt noch in der Lage war, sich einwandfrei zu bewegen.
Erst jetzt bemerkte Aurelius wohl, welch Geschenk ihm Asmodi trotz seiner Einnistung gemacht hatte. 150 Jahre leben ... ohne jegliche Gebrechen. Er hatte weder gelahmt, noch war er senil geworden. Dennoch war der Preis immer sehr hoch gewesen, vor allem jetzt, da er – Aurelius – tot war und Freunde und Familie sich mit dem Dämon herum schlagen mussten. Kamen sie zurecht?

Endlich meldete sich einer der Ank. "Dein Seelenkörper liegt immer in der Gestalt vor, die sich die Seele hat erhalten wollen. Ich gehörte zu einem meiner Rasse, die ihn hierher getragen haben. Er fühlte sich nicht alt an."
Beruhigend? Auf jeden Fall war die Antwort schon einmal nicht schlecht. Doch seinen Körper zu sehen, wäre Aurelius wohl noch lieber gewesen. Wie gut, dass die Ank ihn zur Auktion einluden. Vielleicht könnte er den Körper sogar ergattern. Aber wie? Was zahlte man auf einer Auktion wie dieser?

Wenigstens erhielt er die Lampe von Styxar ohne weitere Probleme. Die Ank erklärten sogar, warum sie das einfach aussehende Stück gebraucht hatten. Es half ihnen ... <i>"Zu sehen?!"</i>
"Ja", meinte ein Ank, der bislang geschwiegen hatte. Mehr sagten sie nicht dazu. Seltsam. Sie schienen bereit, Aurelius über sich zu erzählen, doch rückten sie nicht gleich mit allen Geheimnissen heraus, die es zu lüften gab. Offenbar war es ihnen nicht wichtig, Dinge von sich preiszugeben. Aber ebenso unnötig schienen sie es zu erachten, sie vollkommen geheim zu halten. Sie sprachen Dinge einfach an und schoben die Themen dann unvollendet beiseite.

Weitere Fragen drängten sich dem Medicus auf und er konnte nicht anders, als sie zu stellen. Warum lebten die Ank, obwohl sie im Totenreich waren? Warum waren sie überhaupt hier?
"Wir haben ein Abkommen. ER hat uns hierher gebracht. Wir sind dankbar dafür."
"ER hat uns nicht einmal unsere Leben genommen. Wir leben, wir sind die Ausnahme auf Kata Mayan", meldete sich eine Ankfrau, die ein kleines Kind auf dem Arm trug. Selbst das Mädchen besaß eine metallische Platte, welche ihre Augen hinter sich verbarg. Kein einziger Ank hier konnte sehen?

<i>"Was hat euer Volk denn verschuldet?"</i> "Die Notwendigkeit, uns retten zu lassen", lautete die Antwort. Wieder kam sie von der Ankfrau mit dem Kind. "Wir wären gestorben, doch das wollten wir nicht. Auch wir haben Anrecht auf leben, doch wollen wir es nicht. Nicht auf Celcia. Dort war es nicht gut. Hier ist es besser."
"Wir sind dankbar", raunten die Umstehenden und es klang ernst zu nehmend.

Endlich wurde die Laterne gebracht. Jemand stellte sie vor Aurelius ab und trat zurück. Die ganze Zeit über hielten die Ank Abstand zu ihm und der Medicus hatte selbst schon zu spüren bekommen, dass der um die Wesen wabernde Nebel – oder was immer es war – auf seiner halbdurchsichtigen Haut brannte, ob er dies spüren wollte oder nicht.
<i>"Ihr könnt nicht mit mir in Kontakt treten, richtig?"</i>
"Wir könnten schon", antwortete der Ank, der ihm bisher alles erklärt hatte. "Aber du hast bereits den Wunsch geäußerst wieder leben zu können. Wir wollen nicht, dass sich deine Seele aufgrund unserer Dämpfe auflöst. Wir sind giftig für alle außer den Gevatter. Selbst seine Schwester kommt uns selten nahe. Dennoch ... sind wir dankbar, dass ER uns aufgenommen hat."
"Dankbar", gaben die übrigen Ank im Chor zurück. Sie lächelten.

<i>"Dann nehme ich bei der Autkion teil! Was bietet ihr denn für den Körper?"</i>

Wieder einen Moment des Schweigens. Dann: "Nichts."
Nichts? Nichts?! Was war das denn für eine seltsame Auktion?!
"Derjenige unter uns, der den Körper am dringendsten benötigt, wird ihn erhalten. Viele hoffen, dass unser Rak Angold ihr Flehen bemerken wird. Wir alle streben nach Augen."
"Augen, die funktionieren", gab eine Ankfrau sehr leise und mit bitterem Unterton von sich. Lediglich Aurelius schien sie gehört zu haben, jedenfalls reagierten die Übrigen nicht auf ihre Aussage.

"Folge uns", meinte der Anksprecher und zeigte zu einem kleinen Pfad, der sich zwischen den Felsen entlang schlängelte. Dann gingen diese seltsamen Wesen voraus. Es bestand keine Notwendigkeit, auf Aurelius zu warten. Entweder, er käme mit oder er blieb zurück. Für die Ank machte es keinen Unterschied, so setzten sie sich einfach in Bewegung.

Am Ende des Weges befanden sich die zerklüfteten Berge, in denen viele Höhleneingänge zu erkennen waren. Am Fuß des Gebirges hatte jemand einen großen Haufen aus alten Metallteilen aufgetürmt. Darauf stand ein weiterer Ank. Auch seine obere Gesichtshälfte verdeckte eine Haube aus Metall. Vor ihm – Aurelius mochte es wohl nicht glauben – lag sein Körper, aufgebart auf einem rechteckigen Steinquader.
Er sah gut aus, sein Seelenkörper. Gesund und kraftvoll, wie zu Aurelius' Blütezeiten seines Lebens. Noch bevor Asmodi Teil seines Lebens geworden war. Nur das Leben fehlte. Der Körper war eine leere Hülle, ohne Leben und ohne Seele. Die Augenlider waren geöffnet, der Blick leer. Tot.

Er war so nah. Doch wie sollte Aurelius zeigen, dass er diesen Körper am nötigsten brauchte?

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Asmodeus » Montag 9. Juni 2008, 12:27

Welche Form würde sein Körper haben? War er alt und runzlig geworden? Von Muskel und Knochenschwund geplagt? Unfähig feste Speisen zu kauen? Ihm schauderte. Er hatte sich nie Gedanken über das Altwerden gemacht. Weil er es ja nicht wurde. Dank Asmodi. Er seufzte. Ja dies war wohl ein Geschenk des Dämons gewesen. Er erhielt seinen Körper und offenbar hatte jener von Aurelius ihm gefallen, sonst hätte er doch längstens dafür gesorgt dass er an einen neuen Wirt gekommen wäre. Er seufzte. Asmodi war nicht mehr da. Genauso wie auch seine Freunde nicht mehr da waren. Hier hatte er niemanden. Selbst Meister Adelmund schien nicht in dieser Welt zu verharren. War Kata Mayan nur eine übertrittswelt in jene der Götter die folgen würde? Wurde hier zwischen Faldors Höllenloch oder dem Paradies entschieden?

Die Anks schwiegen. Aurelius spürte Unruhe. Weil er diese wohl spüren wollte. Was war mit seinem Körper? Hatten sie ihn etwa bereits entstellt? Am liebsten hätte er diese Wesen angeschrieen sie mögen endlich sprechen.

<i> "Dein Seelenkörper liegt immer in der Gestalt vor, die sich die Seele hat erhalten wollen. Ich gehörte zu einem meiner Rasse, die ihn hierher getragen haben. Er fühlte sich nicht alt an." </i> Er atmete hörbar aus. Zu sehr war er noch daran gewöhnt es zu tun obwohl hier auf dieser Insel vermutlich nicht mal Sauerstoff vorhanden war. Seine Seele hatte wohl kaum einen alten Körper den er nie hatte erhalten wollen. Diese Nachricht war beruhigend doch was nützte sie ihm? Wenn sie seinen Jungen Körper ausschlachteten… war er auch weg. Er musste zu dieser verfluchten Auktion.

Die Anks waren – er musste es nochmals denken – wahrlich ein seltsames Volk. Sie schienen Kommunikativ zu sein… aber nur bis zu einem gewissen Grad. Es schien so als wären Gespräche für sie ohnehin bedeutungslos… und vielleicht entsprach dies sogar der Realität. Es überraschte Aurelius dass er die Lampe problemlos kriegte. Er betrachtete sie und nahm sie in die Hand. Er konnte sie sogar halten… interessant. Für sein Wissenschaftlergeist war diese Welt wohl eine wahre Fundgrube von faszinierenden Phänomenen, doch dafür blieb keine Zeit. Er spürte instinktiv dass je länger er hier war die Möglichkeit der Rückkehr kleiner wurde.

<i> "ER hat uns nicht einmal unsere Leben genommen. Wir leben, wir sind die Ausnahme auf Kata Mayan",</i> Der Medicus runzelte die Stirn. Also waren die Anks sterblich. „Und wohin kommt ihr wenn ihr sterbt?“

Aurelius wurde aus den Äusserungen der Anks nicht wirklich schlau. Ausserdem konnte er sich aus Angst um seinen Körper nicht wirklich konzentrieren.

„Ja der Gevatter ist schon ein feiner Kerl.“ Mehr als diese dämliche Aussage kam ihm nicht in den Sinn. Dann wurde das Gespräch auf die Auktion gelenkt.

„NICHTS?“ Sein Körper war nichts wert? Wurde mit nichts bezahlt? Er hatte viel nichts zu vergeben…

<i> "Derjenige unter uns, der den Körper am dringendsten benötigt, wird ihn erhalten. Viele hoffen, dass unser Rak Angold ihr Flehen bemerken wird. Wir alle streben nach Augen."</i> „Warum braucht ihr unbedingt Augen?“ Für Aurelius waren diese nicht mehr wichtig gewesen. Er hatte direkt mit der Seele gesehen, seine Augen waren ausgelaufen und er hatte sie nie vermisst, obwohl er seit dem Turm die Welt anders wahrgenommen hatte. Seelen sahen auch anders. Wie Asmodi anders sah.

Überrascht sah er zu der Ankfrau welche diesen bitteren Laut von sich gab. Hatten die alle den Grauen Star? „Was ist mit euren eigenen Augen geschehen?“ Wollte er wissen und folgte der Gruppe die einfach losmarschierte. Er kam sich komplett fehl am Platze vor, wie ein Anhängsel das einfach folgte. Er betrachtete den Pfad. Die Hohen spitzen Berge die gefährlich emporragten. Das Kies – er hoffte es war wahrlich Kies knackte unter seinen Füssen. So gewohnt war er sich noch an solche im Leben unscheinbar wirkenden Geräusche. Da Leben ihn mit einem Kuss gesegnet hatte waren diese Erinnerungen auch noch stark ausgeprägt. Ihre Markierung, von ihm nicht wahrgenommen war doch für Aussenstehende deutlich erkennbar.

Sie erreichten schliesslich ihr Ziel. Das ganze sah aus wie eine Stadt. Gewisse Strukturen waren durchaus zu erkennen. Dies hier schien eine Art Ratsaal… oder Arena zu sein. Ein Ort der Zusammenkunft. Vielleicht sogar das Zentrum dieser seltsamen Stätte.

Er erstarrte als er seinen aufgebahrten Körper erblickte. Er schluckte leer. Schliesslich hatte er sich selbst noch nie… tot gesehen. Er trat näher heran. „Mein Körper!“ Keuchte er. Er stellte sich direkt davor und betrachtete sich. Keine Spuren von Asmodi. Keine Verletzungen. Ein reiner Körper. Sein Körper. Damals war er noch ein junger Mediziner gewesen. Da war er noch nicht im Militärdienst gewesen. Die Schrecken der Front hatten sich noch nicht in sein Wesen gezeichnet. Er lächelte. Seine Haare… nicht blau, sondern schwarz über seinen ganzen Schädel bewachsen. Er hatte wohl gestutzte Kotletten. Er musste schmunzeln. Damals war diese Art des Bartwuchses bei den Krankenschwestern sehr beliebt gewesen und jeder Mediziner wollte diese doch beeindrucken.

„Mein Körper.“ Hauchte er wieder. Er brauchte ihn. Er wollte doch leben! „Ich muss ihn haben!“ Tat er bereits kund.

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Erzähler » Montag 9. Juni 2008, 23:11

<i>"Und wohin kommt ihr, wenn ihr sterbt?"</i>

Die Ank drehten die Köpfe choral in Aurelius' Richtung. Es entstand ein seltsames Geräusch und auch wenn nicht ein Augenpaar ihn anschaute, so wusste der Medicus doch, dass ihm derzeit alle Aufmerksamkeit galt.
Aber die Ank schwiegen. Wieder einmal. Brauchten sie immer eine Weile, um sich eine Antwort zu überlegen? Vielleicht wägten sie ihre Worte nur sehr gern ab, ehe sie welche gebrauchten.
"Yrrn hat uns von Celcia erlöst, aber ER will uns nicht von Kata Mayan erlösen. Unser Abkommen, wir wissen, welchen Preis wir zahlen. Wir sterben nicht wie du es getan hast. Wir gelangen weder zu den Göttern, noch können wir Geister werden. Wir tauchen wieder hier auf. Immer wieder aufs Neue. Das geht schon viele Jahrhunderte so. Aber wir sind dankbar und erwarten geduldig die endgültige Erlösung. Yrrn wird sie uns bringen und Anxarte uns das Zeichen geben."
Die anderen Ank nickten entschlossen. Ihr Glaube an ihre eigens geschaffenen Götter, die Aurelius unmöglich so kennen konnte, war stark und gut gefestigt. Er wurde von alten an junge Ank weitergegeben und immer aufrecht erhalten wie eine alte Tradition. Wären die Ank noch auf Celcia existent, wären ihre Götter wohl in aller Munde.

Was weder sie noch Aurelius wussten: das waren sie bereits. Zumindest einer von beiden, denn Yrrn war fast gleichzusetzen mit dem Gevatter. Dieser war zwar kein Gott, doch selbst auf Celcia mächtiger als die höheren Glaubenswesen von Menschen, Zwergen, Orks und Elfen.
Und Leben? Galt sie als Anxarte? Vielleicht ... die Ank schwiegen darüber.

<i>"Ja, der Gevatter ist schon ein feiner Kerl."</i> Die Ank nickten. Schwiegen. In der Ewigkeit war jedes Wort bedeutend. Die Ank plauderten nicht grundlos vor sich her. So waren selbst die leise gesprochenen Worte einer einzigen Frau bedeutsam, auch wenn niemand außer Aurelius auf diese Aussage reagierte.
<i>"Was ist mit euren eigenen Augen geschehen?"</i>

Wieder wandten sich alle Ank ihm zu. Oh, er spürte wohl auf einmal wie die seltsamen Dämpfe höher schwelten. Er spürte diese drückende Stimmung, die Muskeln der meisten Ank spannten sich an. Einer schnaubte. Dann drehten sie sich wieder um, machten sich auf den Weg zur Auktion. Niemand blickte zu Aurelius zurück – mit welchen Augen auch? Danach strebten sie schließlich. Deshalb würde Aurelius seinen Körper nicht einfach so zurück erhalten wie er Styxars Laterne bekommen hatte.

Niemand wartete auf Aurelius. Niemand außer der Ankfrau, die gesprochen hatte. Sie ging deutlich langsamer als die anderen, bis der Medicus zu ihr aufholen konnte. "Frag Angold, unseren Rak, nach unseren Augen. Wenn du die Antwort ertragen kannst." Dann beschleunigte sie ihre Schritte.

Es ging zwischen den Bergen hindurch. Kies bedeckte den Boden und knirschte unter Aurelius' Schritten. Weil er es so wollte. Weil er es sich gewöhnt war, Kies knirschen zu hören, wenn er darüber hinweg ging. Wieviel von der Todesinsel war überhaupt real? Nun, die Ank schienen zu existieren, aber die Geräusche um sie herum?
Was davon entstand nur bei Aurelius im Kopf, weil die Insel es zuließ? Die Insel ... wie ein Eigenleben ... unheimlich.

Vor den Höhlen der Ank auf einem Berg aus Metallteilen befand sich ein kleines Plateau. Man gelangte hinauf, indem man einer Treppe folgte, die in den Haufen aus gesammelten Überresten gearbeitet worden war. Und dort oben wartete er auf ihn: Aurelius' Seelenkörper. Er lag auf dem Quader.
Die Ank versammelten sich rundum den rechteckigen Klotz, hockten sich auf vorstehende Metallstücke oder einfach auf den Boden. Aber alle richteten sie ihre Aufmerksamkeit zur Mitte des Plateaus. Ein einzelner Ank, der Rak – Begriff für Anführer unter dem Volk der Ank – stand vor dem Quader, welcher nun den Eindruck eines Altars erweckte.

Aurelius trat bedächtig näher, kaum dass er seinen eigenen Körper entdeckt hatte. <i>"Mein Körper! Mein Körper. Ich muss ihn haben!"</i>
"Ich spüre, dass Ihr keiner der unseren seid", richtete sich der Ank vor dem Altar an Aurelius. Dann trat er näher an ihn heran, hielt aber genug Abstand, dass der wabernde Dunst die Seele nicht berührte. Der Ank legte den Kopf schief. "Euer Körper? Ist das Eure Hülle? Mitnichten", gab er ruhig, aber mit Festigkeit in der Stimme zurück, als sei es Fakt.
"Wir haben ihn eingesammelt. Derjenige, der ihn am nötigsten braucht, bekommt ihn." Damit wandte er sich mit hochgereckten Händen an alle Anwesenden. "Meine lieben Freunde und verwandten! Seht, wir haben wieder einen neuen Körper für euch. Wir können weiter experimentieren!" Jubel aus dem Publikum. "Die Auktion läuft wie jedes Mal ab. Wer möchte also eine Bitte an mich richten und mir Gründe nennen, warum er oder sie diesen Körper bekommen sollte?"

Sofort meldeten sich mehrere Ank. Sie hoben die Arme und winkten. Wie konnte der Rak sie auf diese Weise wahrnehmen? Angold, der Rak, streckte den Kopf in den Wind. Dämpfe wehten zu ihm hinüber. "Ja ... Antrala, sprecht zuerst."
Eine Ankfrau erhob sich. "Ich möchte die Augen für meine Tochter. Ich will es versuchen, sie soll sehen. Den Rest des Körpers brauche ich nicht, nur die Augen." Viele stimmten murmelnd bei, anscheinend ging es den Ank bevorzugt um die Sehorgane.

Doch Angold schüttelte den Kopf. "Tur mir leid, Antrala, das ist nicht genug. Du möchtest nur die Augen. Ich vergebe aber den ganzen Körper. Also, wer braucht ihn?"

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Asmodeus » Dienstag 24. Juni 2008, 21:50

Aurelius kam sich gewaltig fehlplaziert vor in den Reihen der Anks und dies war er offensichtlich auch. Er kannte weder die Sitten noch die Bräuche oder den Glauben dieser merkwürdigen und unheimlichen Wesen. Es war unangenehm von ihnen so genau gemustert zu werden, schliesslich hatte er keine Ahnung was sie in ihm sahen. Einen Störenfried? Eine verirrte Seele vielleicht? Ein törrichter Narr der glaubte der Todesinsel entfliehen zu können? Oder aber ein Mann… eine Seele… ein Leben, welches Hoffnung in sich trug?

Was waren sie eigentlich für ihn? Kreaturen ohne Sinn… und Ziel. Wahrlich verlorene Seelen und doch schienen sie ja auf ihre ganz eigentümliche Art, liebenswert zu sein. Obwohl… wie Liebenswürdig sie effektiv sein würden, dies würde sich wohl erst noch herausstellen müssen, kam dies schliesslich ganz darauf an was sie mit seinem Körper zu tun gedachten – er hoffte einfach, dass sein Anliegen dem obersten Ank… den Rak… als am wichtigsten erscheinen würde.

Die Anks versuchten ihm ihre Lage verständlich zu machen, doch sie war kompliziert und stützte sich grösstenteils auf eine primitive Glaubensform wie man sie von Urvölkern kannte. Sie schienen nicht so hoch entwickelt zu sein wie die Pelgarer oder Zyraner die ein ganzes sozialsystem an Götter kannten. Doch es wäre wohl äusserst unklug in seiner Situation nun eine religiöse Diskussionsrunde zu lancieren.

Es war unheimlich es schien so dass er mit gewissen Worten die Aufmerksamkeit des ganzen Volkes auf sich zog wie ein Magnet seinen Gegenpol. Dies geschah wieder, als er auf ihre Augen zu sprechen kam. Instinktiv trat er einen vorsichtigen Schritt zurück. Er hörte förmlich wie sich einige Muskeln anspannten. Sich die Sehnen dieser Kreaturen verhärteten. Vereinzelt war gar ein Zähneknirschen zu vernehmen. Eine gewaltige Aura stieg auf, gleichwohl auch die giftigen Dämpfen die ihn beinahe komplett umgaben und doch nicht berührten – noch nicht. Dafür kamen sie ihm noch nicht nahe genug.

Niemand schien sich zu einer Antwort oder Bemerkung durchringen zu wollen und so ging die Gruppe schweigend weiter, durch diese klippenartigen Gebirge. Aurelius folgte ihnen vorsichtig. Langsam und zog es vor nichts mehr zu sagen bis er vor seinem eigenen Körper stand – und erst gar nichts mehr sagen konnte. So sehr nahm ihn dieser ungewohnte Anblick ein.

<i> "Ich spüre, dass Ihr keiner der unseren seid",</i> Aurelius schreckte zusammen und starrte den Rak an. Der ihn soeben angesprochen hatte. „Ja… ich meine nein… bin ich nicht. Ich bin keiner von euch… ich bin ein Mensch.“ Sagte er nervös.

<i> "Euer Körper? Ist das Eure Hülle? Mitnichten",</i> Aurelius verspürte einen gewaltigen Drang zu protestieren doch er schwieg. Denn dies war keine Aussage die eine Antwort voraussetzte. Sie schien eher wie ein Tatsachenbericht zu gelten. Er wollte sich schliesslich mit dem Rak Gutstellen… da dieser hier in dieser Welt offenbar – so makaber und absurd es klingen mochte – über seinen Körper verfügte.

<i>"Wir haben ihn eingesammelt. Derjenige, der ihn am nötigsten braucht, bekommt ihn."</i> Für Aurelius stand es ausser frage wer diesen Körper am dringendsten brauchte! Ungeduldig wartete er die Ansprache ab. Hörte sich an was die anderen Anks denn zu sagen hatten. Er traute sich nicht als erster zu sprechen und wollte auch nicht… unhöflich erscheinen. Es war ihre Auktion auch wenn es um sein Körper ging.

<i> „Meine lieben Freunde und verwandten! Seht, wir haben wieder einen neuen Körper für euch. Wir können weiter experimentieren!"</i> Diese Worte gefielen ihm ganz und gar nicht. Nicht nur weil er sich keineswegs als Freund oder Verwandter angesprochen fühlte, noch aufgrund der Tatsache dass sie mit seinem Körper experimentieren wollten. Er schluckte leer. Hörte aber weiterhin aufmerksam zu. Sein Körper schien ziemlich begehrt zu sein denn es meldeten sich gleich mehrere der Anks.

Er beobachtete die Anks und merkte dass der Rak nicht auf deren Winken sondern auf deren Ausdünstungen reagierte – toll – er hatte selbst ja keine… hoffte er zumindest. „Hallo! Ich möchte auch bieten! Hallo?!“ Versuchte er irgendwie auf sich aufmerksam zu machen als das begehren der ersten Ankfrau vorerst abgelehnt wurde. „Ich brauche den gesamten Körper! Bitte! Hört mich an!“

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fremder Mann
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Re: Gestorben ...

Beitrag von fremder Mann » Samstag 28. Juni 2008, 22:34

Angold war ein Ank von Größe und damit war nicht nur seine körperlich Statur gemeint. Dieser Ank strahlte neben den nebelartigen Dämpfen auch noch Autorität aus. Die Haut unter seinem auch von einer Metallplatte verdeckten Gesicht war fahl und eingefallen. Seine kantigen Züge stachen deutlich hervor. Dünn wie eine einzelne Haarsträhne zog sich ein Bärtchen über die Mitte seines Kinns. Es war ebenso schwarz wie sein langes Haar, welches wie ein Vorhang vor sein Gesicht fiel und selbst die Metallplatte größtenteils verdeckte.
Dazu trug er weite Umhänge aus schwarzem Stoff. Woher er diese Gewänder hatte, konnte Aurelius nicht sagen. Vielleicht würde er es herausfinden, wenn er fragte. Doch jetzt war nicht der passende Augenblick dafür.
Angold, der Rak der Ank, mochte wie alle anderen blind sein, doch seine übrigen Sinne waren geschärft. Er hörte die befremdlichen Schritte unter seinen vertrauten Artgenossen – geistige Schritte, die sich noch immer physischer Präsenz gewohnt waren. Er roch das Aroma eines Geistes. Schwach nur, denn der giftige Dunst der Ank überdeckte ihn stark, doch als Aurelius direkt bei seinem eigenen Seelenkörper stand, da nahm Angold ihn wahr.

<img src="http://i140.photobucket.com/albums/r21/ ... angold.png">

Sofort wandte er sich an den Medicus, gab eine Feststellung darüber ab, dass Aurelius keiner der seinen wäre. <i>"Ja ... ich meine nein ... bin ich nicht. Ich bin keiner von euch ... ich bin ein Mensch."</i> Angold bedachte ihn mit einem schiefen Lächeln. Er streckte seine Hand aus, berührte Aurelius jedoch nicht, sondern zeigte auf die Versammelten. "Viele von uns waren auch einmal Menschen. Mehr jedoch Orks und Dunkelelfen, aber selbst zwergische und goblinische Blutlinien fließen in das Volk der Ank ein. Aber ich verstehe, was du meinst. Du bist keiner von uns."

Schließlich begann die Auktion und Rangold hielt eine kurze Ansprache. Dann begann er, die Bittsteller anzuhören. Die erste Ankfrau lehnte er als neue Besitzerin des Menschenkörpers ab. Offenbar war Rangold ein weiser Mann. Jedenfalls wollte er mit Bedacht wählen und überlegte sich seine Worte genau.

Während er also die Bitte der Ankdame ablehnte, drehte er den Kopf zum Altar hinüber, auf dem Aurelius' Körper augebahrt lag. Oder schaute er nur in die Richtung des Medicus, ohne seine Augen zu nutzen? Dort hatte Aurelius gestanden, als sich beide unterhalten hatten.
Was ging im Rak vor? Sicher hätte jeder nun gern seine Gedanken gelesen, besonders Aurelius.

Und dann meldete sich der Medicus zu Wort: <i>"Hallo! Ich möchte auch bieten! Hallo?!"</i> Er wurde erhört. Angold hob seine Hand einladend und drehte dann erneut den Kopf in Aurelius' Richtung. <i>"Ich brauche den gesamten Körper! Bitte! Hört mich an!""</i>
Schon genoss er wieder aller Aufmerksamkeit. Tuscheln und Raunen ging durch die Reihen, vermischte sich mit den giftigen Dämpfen des Volkes.
"Den ganzen Körper?"
"Er will mehr als die Augen!"
"Was hat dieser Fremde vor?"

Angold gemahnte alle mit einer einzigen Handbewegung zum Schweigen. Zugleich erhob er sich und rief: "Ruhe! Jeder soll die Möglichkeit erhalten, eine Bittstellung zu äußern, wenn er denn eine verlauten lassen will." Der Rak tat zwei Schritte auf den Altar zu und lehnte sich anschließend an selbigen.
"Wozu brauchst du den Körper?", richtete er die Frage offen an Aurelius. "Glaubst du, mit ihm kämst du ins Leben zurück? Ist es dir denn so wichtig und hold gewesen, dein Leben?" Echte Neugier schwang in den Worten Angolds mit.

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Asmodeus » Montag 30. Juni 2008, 15:35

Für einen kurzen Moment erstarrte der Medicus und musste sich erst einmal der imposanten Gestalt des Ankanführers gewahr werden. Eine beeindruckende Persönlichkeit – ja eine solche besassen sie nämlich durchaus. Jeder einzelne von ihnen war gezeichnet von einem ganz eigenen Charakter. Was erahnen liess wie… menschlich sie doch einst gewesen sein mussten.

<i> "Viele von uns waren auch einmal Menschen. Mehr jedoch Orks und Dunkelelfen, aber selbst zwergische und goblinische Blutlinien fließen in das Volk der Ank ein. Aber ich verstehe, was du meinst. Du bist keiner von uns."</i> Aurelius wäre wohl errötet wenn er dies noch hätte tun können. Aber der Rak schien wohlwollend und geduldig zu sein und verzieh die etwas unglückliche Formulierung des Medicus. Dieser Atmete erleichtert aus –auch wenn dies nicht mehr nötig gewesen wäre. Ohnehin hätte er sich überlegen können ob es sich hier inmitten all dieser Dämpfe lohnte zu atmen. Doch der Medicus entschied sich dafür, er wollte sich so lebensnah wie möglich halten. Wer wusste schon was geschehen würde wenn er solche natürlichen Dinge des Lebens vergass?

Die Auktion begann kurz darauf. Ein mulmiges Gefühl umschlang ihn. Wer war schon bei der Versteigerung seines eigenen Körpers oder gar nur Teile davon dabei? Es hatte etwas ziemlich bizarres an sich. Nervös lauschte er den Worten des Raks und der Bietenden bis er sich selbst meldete. Er trat einen unsicheren Schritt zurück als die Anks begannen zu tuscheln. Hatte er etwas falsches gesagt? Offenbar hatten es diese Wesen wahrlich ausschliesslich auf die Augen abgesehen. Vielleicht konnte er sich diesen Umstand noch zum Vorteil machen. Der Rak gemahnte seine Artgenossen zur Ruhe. Aurelius war nervös… und bibberte gar leicht. Man erkannte es an seinem Seelenschimmer welches flackerte. Nun gings für ihn um alles oder nichts. Leben oder Tod. Unruhig klammerte er sich an die Lampe als wäre sie sein Anker.

<i> "Wozu brauchst du den Körper? Glaubst du, mit ihm kämst du ins Leben zurück? Ist es dir denn so wichtig und hold gewesen, dein Leben?"</i>

Der Medicus schwieg einen Moment. Bedachte seine Worte. „Ja… Gevatter Tod hat mir selbst gesagt damit gelange ich ins Reich der Lebenden zurück. Leben selbst wünscht dies so. Es… ist nicht so dass mein Leben, meine Existenz auf Celcia sonderlich schön gewesen ist… ich habe viel fürchterliches erlebt, doch ich habe auch Freunde gewonnen, eine Familie gegründet… ich habe einen Sohn den ich leider nie zu Gesicht bekommen habe. Doch dies wären alles bescheidene Belange von einem kleinen Stückchen Glück die so viele Menschen wohl in sich tragen welche ebenfalls hier im Totenreich landen und den Weg nicht wieder zurück finden.“ Er machte eine kurze Pause.

„Mein Leben war gekoppelt mit einer anderen Existenz. Ihr seht es meinem Seelenkörper wohl nicht mehr an. Aber auf ihm lastet ein alter Fluch eines Beschwörers. Meine Seele wurde an einen Dämon gebunden. Ich habe damit über ein Jahrundert überlebt. Dafür war ich aber auch der physische Wirt des Dämons. Nun aber… da ich tot bin. Hat sich dieses Wesen entfesseln können und hat sich im Körper meiner besten Freundin und der wohl liebsten Frau Celcias eingenistet. Er zerstört sie. Er wird vielleicht auch seine eigene Familie zerstören und viel Leid über die Welt bringen.“

Er seufzte. „Es ist die Verantwortung für dieses Wesen welches mich so sehr zurück ins Leben drängt. Ich kann ihm ein Gefäss bieten. Wo er existieren kann… ohne grösseren Schaden anzurichten.“

Er schwieg einen Moment. „Dafür brauche ich den Körper. Um meine Familie und meine Freunde zu schützen. Um zu verhindern dass der Dämon der eigentlich gar nicht nach Celcia gehört im Zaum zu halten und um auch ihm eine Existenz zu ermöglichen… egal wie bösartig und verdorben er auch sein mag.“ Aurelius erhoffte sich dass die Anks sich einwenig mit Asmodi identifizierten. Auch sie waren verstossene. Ungeliebte wesen die dennoch Hilfe gefunden hatte. In Gevatter Tod.

„Wenn ihr die Augen so dringend braucht… dann nehmt sie euch. Doch überlasst mir den Körper.“ Was waren schon Augen? Wenn man dafür das Leben zurück kriegte?

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 2. Juli 2008, 13:55

Rak Angolds schiefes Grinsen von vorhin schwand und sein Mund formte sich zu einer schmalen Linie. Der Gevatter persönlich hatte diesem Mann eine Rückkehr ins Leben zugesagt, wenn er nur seinen Seelenkörper zurück bekäme? Und die Schwester des Todes, welche den Ank nur vom Namen her bekannt war – sie maßen ihr eine ganz andere Bedeutung zu als beispielsweise Menschen es taten – sie wollte es so.
"Will Leben Euch damit strafen?", murmelte der Rak und schüttelte dann den Kopf. Nein, Aurelius machte ja offensichtlich den Eindruck als wünschte er, wieder nach Celcia zurück zu können. Er <i>wollte</i> leben. Seines musste wesentlich angenehmer gewesen sein als das eines jeden einzelnen Ank. Wenn auch nur einer von ihnen einen Wunsch frei hätte, würde keiner in seiner jetzigen Situation sich für das Leben entscheiden. Niemand von ihnen wollte nach Celcia zurück, denn dort würden sie nur leiden. Hier hatten sie eine Existenz, die zwar nicht die beste war, aber sie gaben sich zufrieden. Sie war allemal besser als Celcia.

Und dann ließ Aurelius Worte verlauten, die den Rak stutzig machten. <i>"Es ... ist nicht so, dass mein Leben, meine Existenz auf Celcia, sonderlich schön gewesen ist ..."</i> Angold schob sich ein Stück weit vor, bis ihn nur noch wenige Zentimeter vom Medicus trennten. Der Dunst umwaberte ihn gefährlich und drohte nun, auch Aurelius zu berühren. "Warum willst du dann zurück?", fragte der Ank, wurde endlich der Nähe zur verstorbenen Seele gewahr und zog sich noch rechtzeitig zurück.
<i>"Ich hab viel Fürchterliches erlebt, doch ich habe auch Freunde gewonnen, eine Familie gegründet ... ich habe einen Sohn, den ich leider nie zu Gesicht bekommen habe. Doch dies wären alles bescheidene Belange von einem kleinen Stückchen Glück, die so viele Menschen wohl in sich tragen, welche ebenfalls hier im Totenreich landen und den Weg nicht wieder zurück finden."</i> Dann zählte Aurelius weitere Gründe auf, warum es so wichtig für ihn war, weiterhin leben zu dürfen. Er musste den Dämon zügeln, musste sein Wirt sein, denn nur er kannte Asmodi. Außerdem und das erschien ihm noch wesentlich bedeutender, musste er Mallahall beschützen. Wenn sie nicht von Asmodi loskäme, würde sie vermutlich sterben. Etwas, das Leben einen heftigen Schlag versetzen könnte, denn Mallahall war ihr teuer. Zwar durfte Leben als solches keinen Unterschied zwischen Individuen machen, sondern sollte alles gleich hoch schätzen, aber wer konnte schon von sich behaupten, so unparteiisch zu sein? Nicht einmal Leben schaffte dies. Ihr Bruder war ihr da womöglich einen Schritt voraus, denn er holte sie alle zu sich, Könige wie Bettler, Menschen wie Elfen, Zwerge und Orks. Tod machte keine Unterschiede und er würde wohl sogar Amsodi holen, wenn dieser denn auf natürliche Weise sterben könnte.

Angold wandte sich ab. Er schritt einmal um den Altar herum, ohne sein Gesicht nach dem Medicus auszurichten. Man sah ihm an, dass er nachdachte.
Die anderen Ank lauschten. Es herrschte eine Stille, wie sie nur im Totenreich möglich war, denn Stille war nicht mit Stille zu vergleichen. Eine Stille auf Celcia wurde noch immer von Lauten durchdrungen, wie etwa einem kaum venrehmbaren Windhauch oder dem Schnaufen einer Ameise, die ihre schwere Last zum Bau zurück schleppt. Auf Kata Mayan herrschte absolute Stille, wenn die Insel dies wünschte.

<i>„Wenn ihr die Augen so dringend braucht… dann nehmt sie euch. Doch überlasst mir den Körper.“</i>
Angold schüttelte den Kopf und das schiefe Schmunzeln kehrte auf sein Gesicht zurück. Er blieb schließlich stehen. Es war wenig überraschend, dass er genau neben Aurelius stoppte und seinen Kopf in seine Richtung neigte, als könne er ihn sehen. "Nehmt es nicht persönlich, wenn ich Euch nicht die Hand reiche und gratuliere für diese überaus tiefe Ansprache." Spielerisch ließ er den giftigen Dunst durch seine Finger gleiten. Seine Stimme klang sanfter, als er erneut zum sprechen anhob: "Nehmt den Körper mit."
Unter seinem Volk erhob sich ungläubiges Raunen. Angold drehte sich in die Richtung der Felsen, auf denen sich die Ank versammelt hatten. "Ruhe! Seid ihr alle denn nicht nur blind mit den Augen, sondern auch mit dem Herzen, dass ihr euch erdreistet, meine Entscheidung zu kritisieren? Dieser Mann handelt nicht aus Eigennutz wie alle, die um einen Körper bitten und von mir abgelehnt werden. Er verpflichtet sich, zum Opfer von Familie und Freunden zu werden, ja gar von Feinden. Um diese vor sich selbst zu bewahren. Wer könnte einen solchen Körper nicht mehr verdient haben, frag ich euch?"
Das Raunen wandelte sich in kleinlautes Murmeln und erstickte schließlich im Keim. Die anderen Ank sahen es ein. Deswegen war Angold ihr Rak, weil er die Weisheit besaß, abzuwägen und sich dann richtig zu entscheiden. Angold wandte sich erneut an Aurelius: "Nimm ihn mit und behüte jene vor jenem, der nicht nach Celcia gehört. Vielleicht findet ER eines Tages einen Weg, ihn zu uns zu schicken. Wir alle ähneln diesem Dämon und wir würden ihn aufnehmen. Nimm ihn, mit Haut und Haaren. Ganz oder gar nicht, die Augen sind ein Teil des Körpers, du sollst alles haben. Geh nun und erfülle dein Schicksal."
Angold trat vom Altar zurück, damit Aurelius sich seinem Leichnam nähern konnte.

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Asmodeus » Sonntag 6. Juli 2008, 00:42

Die Seele des Medicus war so paradox es klingen mochte zum zerreissen angespannt. Wie konnte dies überhaupt gehen? Bei einer Wesenheit die nur eine schemenhafte Gestalt hatte? Er spürte und sah, indem er seine eigene schimmernde Hand musterte, dass die Ähnlichkeit mit seinem Seelenkörper langsam schwand. Es war als nabelte sich sein Geistiges, sein seelisches langsam ab und begann sich an die Gepflogenheit des Tot seins anzupassen. Was tut war, brauchte diese einstige Gestalt nicht mehr welche es im Leben besessen hatte. Vielleicht sehnte sich die unsterbliche Seele ja im Tode sogar danach – nicht mehr ans verblichene Leben erinnert zu werden – den Gewöhnlicherweise gab es ja kein zurück mehr. Doch gerade hier lieg der Haken. Bei Aurelius gab es ein mögliches zurück. Er stierte seinen Körper an und rief sich ins Gedächtnis wie es war zu leben um seine Form zu erhalten.

Dies alles – was eine nicht unerhebliche Konzentration erforderte tat er – während der Rak nachdachte. Er schien ein gründlicher Mann zu sein der nicht leichtsinnige Entscheide traf. Ein Führer musste wohl diese Fähigkeit besitzen. Er musste nüchtern und rational Denken können trotz aller Emotionalität die ihm entgegen geworfen wurde. Dies war die Aufgabe des Anführers. Einen kühlen Kopf zu bewahren. Aurelius hatte als junger, ehrgeiziger Mediziner praktisch immer einen kühlen Kopf bewahrt.

Jede Chirurgenhand zitterte, doch nicht jede vermochte dennoch gezielte Schnitte auszuführen. Seine schon. Damals. In einem anderen Leben. Dachte Aurelius bitter. Sein Leben vor Asmodi… war ein anderes gewesen. Ob er jemals geheiratet hätte? Kinder gehabt hätte? Ob er friedlich seinen Ruhestand hätte geniessen können? <b>Nein</b> Dachte er und wusste es – denn der Gevatter hatte einst gesagt, dass ein früher Tod für ihn bestimmt gewesen war – wäre Asmodi nicht gewesen. Dieses Dämonenviech besass also die Frechheit den Tod um eine Seele zu betrügen. Obwohl es sich wohl kaum mit der Macht dieses Zeitlosen und über allem stehenden Wesen messen könnte. Schon beeindruckend wie frevelhaft Dämonen doch waren. Auf ihre ganz eigene Art – auch faszinierend.
Es herrschte Stille. Stille die es ihm erlaubte über solche Dinge nachzudenken. Doch mit dem Kopfschütteln des Rak wurde er jäh in die Realität zurück geholt. Sofern die Insel sich überhaupt noch in der realen Welt befand. Vielleicht war sie nur ein unendlicher Traum, eine waghalsige Illusion – geschaffen aus den Fantasien und Vorstellungen verstorbener – und aufrechterhalten von jener, die noch lebten.

Aurelius schluckte bitter. Weil er wollte. Das Schütteln des Kopfes bedeutete eigentlich überall auf der Welt das gleiche – nicht aber auf der Todesinsel – wie er zu seiner Erleichterung feststellen durfte.

<i> "Nehmt es nicht persönlich, wenn ich Euch nicht die Hand reiche und gratuliere für diese überaus tiefe Ansprache."</i> Der Medicus sah auf. Blickte den grünen Dunst an. Schauderte dabei. Sein Instinkt – welcher mit Seele überlebt hatte warnte ihn vor diesem Dunst.

<i>"Nehmt den Körper mit."</i> Aurelius stand wie angewurzelt da. Starrte den Rak an. Es dauerte bis seine Worte sich in seinem Geiste setzten. Er begriff, dass er seinen Seelenkörper wiederhatte.

Die übrigen Anks schienen die Entscheidung des Anführers nicht gerade zu billigen. Sie bettelten um einzelne Körperteile – und nun kam ein Fremder und holte sich den ganzen Körper. Nun gut… das Detail dass es ohnehin sein Körper war – wurde ohnehin nicht beachtet. Doch der Rak liess diese Unruhe nicht aus den Fugen geraten. Er griff sofort ein.

<i> "Ruhe! Seid ihr alle denn nicht nur blind mit den Augen, sondern auch mit dem Herzen, dass ihr euch erdreistet, meine Entscheidung zu kritisieren?“</i> Der Medicus blickte zu seinem Seelenkörper. Was würde dieser noch alles durchstehen müssen um den Dämon zu halten? Er sah so jung.. und unverbraucht aus. Gereinigt. Er würde erneut in die Fängen eines alten Fluchs gelegt werden. Aurelius seufzte. Dann aber lächelte er. Dies war sein Leben. Es war richtig so. Sein Schicksal – er zweifelte nie an der Gerechtigkeit davon, dass es ihn ereilt hatte.

<i>“Dieser Mann handelt nicht aus Eigennutz wie alle, die um einen Körper bitten und von mir abgelehnt werden. Er verpflichtet sich, zum Opfer von Familie und Freunden zu werden, ja gar von Feinden. Um diese vor sich selbst zu bewahren. Wer könnte einen solchen Körper nicht mehr verdient haben, frag ich euch?"</i>

Aurelius war gerührt von Angolds Worten. Er hatte dieses Volk völlig falsch eingeschätzt. Hatte es für primitiv und zurückgeblieben gehalten… welch Narr er doch war. Doch dies würde ihm eine Lehre sein. Die er mitnehmen würde – so hoffte er.

<i> "Nimm ihn mit und behüte jene vor jenem, der nicht nach Celcia gehört. Vielleicht findet ER eines Tages einen Weg, ihn zu uns zu schicken. Wir alle ähneln diesem Dämon und wir würden ihn aufnehmen. Nimm ihn, mit Haut und Haaren. Ganz oder gar nicht, die Augen sind ein Teil des Körpers, du sollst alles haben. Geh nun und erfülle dein Schicksal."</i> Der Medicus legte seinen Kopf schief. Er kannte Asmodis tiefste Ängste. Sie waren ihm offen gestanden wie ein dicker Einband. Er hatte nie darüber gesprochen, weil es der Dämon als Demütigung empfunden hätte und er sich erbost hätte.

Er lächelte. Blickte den Rak an. „Ihr seid ein weiser und gütiger Mann. Ich bin euch zu tiefsten Dank verpflichtet.“ Hauchte er. „Ihr seid anders als der Dämon.“ Sagte er entschlossen. „Er könnte viel von euch lernen. Auf euch würde er vielleicht hören. Aber ich glaube…“ Und dabei seufzte er. „Die Insel.. .würde ihn nicht aufnehmen. Er sollte nicht in einem reich Hausen – wo Seelen wandeln. Er liebt es sie zu vernichten… ihr… könntet es tun, doch ihr… tut es nicht mutwillig. Ihr seid anders.“

Er deutete auf die Dämpfe. Dann blickte er zu seinem Körper. „Kann.. ich ihn tragen?“ Er machte sich insgeheim sorgen. Der Körper war die ganze Zeit den Anks ausgesetzt gewesen. Konnte dieser von den Dämpfen auch schaden nehmen?

Er trat an sich heran. „Ich…sollte mit ihm eins werden oder?“ Er wusste nicht recht wie er es anstellen sollte ihn zu Gevatter Tod zu bringen.

Dann hielt er inne. Richtete sich auf. Blickte den Rak an. Dann das Volk welches sich um ihn versammelt hatte.

"Wenn ich tatsächlich nach Celcia zurück kehre..." Er stockte. Wusste nicht ob er dies anbieten sollte. Ob sie dies überhaupt wollten. "Möchtet....ihr...eine Botschaft hinterlassen? Kann ich auf Celcia etwas für euch tun?"
Zuletzt geändert von Asmodeus am Sonntag 6. Juli 2008, 00:43, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Erzähler » Montag 7. Juli 2008, 03:06

Es war geschafft, er hatte tatsächlich seinen Wunsch erfüllt bekommen und dazu lief es wahrlich einfacher, als Aurelius es sich wohl gedacht hätte. Nicht nur, dass er Styxars Laterne mit zurück zum Gevatter würde bringen können ... nein, er bekam auch noch seinen Körper zurück. Rak Angold hatte so entschieden und der Medicus sich in dem seltsamen Volk der Ank sichtlich getäuscht. Wenigstens ihr Anführer schien zu verstehen, wie wichtig es für diese Seele war, ihr Gefäß zurück zu erhalten.

Die anderen Ank würden es auch noch begreifen ... mit dem Alter kam die Weisheit. Aber alterten diese Wesen überhaupt an einem Ort wie Kata Mayan? Vielleicht waren sie die große Ausnahme, die Gevatter Tod gestattete. Ein kleines Fünkchen seltsamen Lebens auf einer Insel des Vergangenen. Seine Schwester hatte mit Sicherheit ihre Hand im Spiel. Aber lebten die Ank?
Aurelius würde es nicht herausfinden, er musste seinen Körper zu Tod zurückschaffen und ins Leben – nach Celcia – zurückkehren. Was dort wohl gerade vor sich ging? Wie erging es seinen Freunden und was trieb Asmodi? Hoffentlich ging es Mallahall gut, die sich ja als neue Wirtin für den Dämon angeboten hatte.

Aurelius' Blick fiel auf seinen Körper. Wie gut er aussah. Ja, man konnte sagen, dass der Medicus durchaus ein attraktiver Mann gewesen war. Sein Haar dunkel und ordentlich, kein blauer Kamm Asmodis zierte seinen Kopf. Das Kinnbärtchen war nicht zerzaust von der ewigen Hatz, die der Dämon häufig von ihm forderte. Die Muskeln entspannt, nicht zu sehr trainiert, aber auch nicht weichlich und schlapp.
Seine Augen ... vorhanden. Derzeit blickten sie fahl und leer in die Welt. Nun, Kata Mayan war nichts für Menschenaugen. Er wollte Celcia wiedersehen ... seine Freunde ... seine Familie. Zanraia und Castus. Ja, er würde zurückkehren und vielleicht endlich seinen Sohn in Armen halten!

Und er würde erneut die Bürde auf sich laden, Wirt für ein Wesen zu sein, das weder im Harax noch auf Celcia Willkommen war. Hier bei den Ank bot man Asmodi einen Platz an, denn sie glaubten, ihm ähnlich zu sein. Doch würde der Dämon niemals diese Insel finden, sie gehörte sterblichen Wesen. Keinen, die es zu vernichten galt.

<i>"Ihr seid ein weiser und gütiger Mann. Ich bin Euch zu tiefstem Dank verpflichtet."</i> "Nein, das seid Ihr nicht", entgegnete Angold und lächelte, als Aurelius meinte, er sei anders als Asmodi.
<i>"Er könnte viel von euch lernen. Auf euch würde er vielleicht hören. Aber ich glaube ... die Insel ... würde ihn nicht aufnehmen. Er sollte nicht in einem Reich hausen, wo Seelen wandeln. Er liebt es, sie zu vernichten ... ihr ... könntet es tun, doch ihr ... tut es nicht mutwillig. Ihr seid anders."</i>
"Wir haben uns entwickelt", sprach Angold aus und sein nicht vorhandener Blick glitt in die Ferne. Er neigte den Kopf zu den Nebeln, die die kleine Anksiedlung umgaben. "Anfangs haben auch wir Seelen vernichtet. Unsere Giftdämpfe fressen sich durch sie hindurch und zerstören sie. Doch wir lernten, dass es falsch ist. Ihr wisst, dass es falsch ist. Der Dämon wird nicht hierher kommen können, wenn ER es nicht will und ER hatte noch nie einen Dämon in seinem Reich. Aber Ihr wisst, was Euer Wesen hier hätte lernen können ..." Der Rak verfiel in Schweigen. Er wirkte nachdenklich, wurde jedoch aus diesem Zustand gerissen, als der Medicus fragte, ob er den Körper denn tragen könne?

<i>"Ich ... sollte mir ihm eins werden, order?"</i> Angold nickte. "Nur zu, setzt Euch auf den Altar, verschmelzt und werdet Eins mit der Hülle. Ihr seid eine Seele und dazu in der Lage. Dann könnt Ihr gehen."

<i>"Wenn ich tatsächlich nach Celcia zurück kehre... Möchtet....ihr...eine Botschaft hinterlassen? Kann ich auf Celcia etwas für euch tun?"</i>

Die anderen Ank musterten ihn, ohne ihn direkt anzusehen. Ihre Köpfe neigten sich wie schwere Ähren auf reifen Weizenfeldern zur Zeit des Wandels. Sie lauschten und schwiegen. Angold würde für sie antworten, doch der Rak dachte nach. Schließlich nickte er. "Es ist wohl gut so, wenn man uns vergisst, aber die gemachten Fehler sollten in Erinnerung bleiben. Jede Rasse Celcias ist auf ihre Art besonders und jede Rasse sollte respektiert werden. Das wäre uns wichtig. Aber wenn Ihr wirklich etwas tun wollt, was jemandem zu Gute kommt, so ..." Er lächelte sein schiefes Grinsen. Irgendwie wirkte es freundlich. "... bringt Eurem Dämon bei, was wir ihn gelehrt hätten, könnte er zu uns gelangen. Ihr kennt die Werte, die er lernen sollte. Zeit Mut und Entschlossenheit, damit er Euch zuhört. Es ist wichtig, auf andere zu hören, doch ebenso wichtig, gehört zu werden."

Mit diesen Worten und einer leichten, höflichen Verneigung verabschiedete sich Rak Angold von Aurelius, trat vom Altar fort, damit sich der Medicus mit seinem Körper vereinen und wieder er selbst werden konnte. Die anderen Ank lauschten noch immer gespannt. Friedliche Stille herrschte auf der Todesinsel.

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Asmodeus » Dienstag 8. Juli 2008, 12:56

Zum ersten mal nach der Berührung durch Leben fühlte sich Aurelius wieder richtig wohl auf der Insel –vielleicht deshalb weil sich langsam die Hoffnung in ihm auftat sie bald verlassen zu können. Doch dann machten sich auch schon wieder erste Sorgen in ihm breit. Wo würde sein Körper… sein celcianischer Körper sein? Hatten sie ihn beerdigt? Oder war er noch immer an den Baum gefesselt? Hatten seine Freunde ihn bei den Namudus zurück gelassen? „Aber nein.“ Beruhigte er sich selbst. Etelin würde nach einem Weg suchen ihn zurück zu holen und seinen Körper konservieren – ausser Asmodi hätte ihn daran gehindert… aus welchen unerfindlichen Gründen auch immer. Die Gedanken und Handlungen des Dämons waren schon schwer zu begreifen gewesen als er die Hintergründe noch kannte, jetzt wo er sie nicht mehr wusste war dies noch schwierig und Aurelius traute seinem dämonischen Freund wirklich alles wüste zu.

Er blickte auf seinen Körper. Er sah kräftig aus. Jung. Zu neuen Taten bereit. Seine Hände ruhten. Es waren begabte Hände die vielen das Leben gerettet hatten. Er lächelte. Er war ein ganz hübsches Kerlchen gewesen. Schon fast hatte er vergessen wie er einst ausgesehen hatte – vor Asmodis besetzung.

Er bedankte sich bei dem Rak. Doch dieser winkte ab. <i> "Nein, das seid Ihr nicht"</i> Diese Rasse – dieses Volk war schon erstaunlich. Aurelius lächelte und nickte schliesslich. Am liebsten hätte er wirklich die Schulter des Raks gedrückt, doch dies wäre Selbstmord gewesen dies verriet ihm jeder seiner Instinkte.

<i> "Wir haben uns entwickelt"</i> „Mhmm.“ Dies Stimme Aurelius nachdenklich. Asmodi hatte sich im Grunde auch entwickelt. Er hatte gelernt zu lieben. Was eigentlich unmöglich gewesen war. Von daher hatte sich der Dämon schon stark verändert. Vielleicht war dies auch zu wenig gewürdigt woren weil die Rückfallsrate des Viechs so hoch war.

<i> "Anfangs haben auch wir Seelen vernichtet. Unsere Giftdämpfe fressen sich durch sie hindurch und zerstören sie.“</i> Aurelius schauderte bei der Erzählung und blickte sorgevoll auf seinen Seelenkörper. <i>“Doch wir lernten, dass es falsch ist. Ihr wisst, dass es falsch ist. Der Dämon wird nicht hierher kommen können, wenn ER es nicht will und ER hatte noch nie einen Dämon in seinem Reich. Aber Ihr wisst, was Euer Wesen hier hätte lernen können ..."</i>

Aurelius nickte. „Ja.“ Antwortete er knapp. Es musste dazu nicht mehr gesagt werden. <i> „Nur zu, setzt Euch auf den Altar, verschmelzt und werdet Eins mit der Hülle. Ihr seid eine Seele und dazu in der Lage. Dann könnt Ihr gehen."</i> Aurelius runzelte die Stirn. Er sollte sich also einfach auf sich legen? Eine andere Art der Verschmelzung konnte er sich mit seinem eigenen Körper nun wirklich nicht vorstellen. Er nickte. „Ja gut. Danke.“ Er hörte einfach nicht auf sich für alles mögliche zu Bedanken. Langsam trat er näher zum Altar. Zögerte jedoch weil der Rak noch immer davor stand.

<i> "Es ist wohl gut so, wenn man uns vergisst, aber die gemachten Fehler sollten in Erinnerung bleiben. Jede Rasse Celcias ist auf ihre Art besonders und jede Rasse sollte respektiert werden. Das wäre uns wichtig. Aber wenn Ihr wirklich etwas tun wollt, was jemandem zu Gute kommt, so ..."</i> Er nickte seufzte aber gleichzeitig schwer. „Die Welt auf Celcia… untersteht schwierigen Zeiten noch nie waren sich die Rassen so fremd und misstrauisch gegenüber“ Er musste an Zyranus denken. Dort begegneten sie der Dämonenrasse nur mit tiefster Abscheu und dem drang sie auszurotten – nun ja… dies war wohl kaum ein Wunder. Er seufzte und nickte. „Dies würde ein friedlicheres Zusammenleben förden.“ Meinte er nachdenklich und bedauernd weil er wusste dass dies wohl Wunschdenken war.

<i> "... bringt Eurem Dämon bei, was wir ihn gelehrt hätten, könnte er zu uns gelangen. Ihr kennt die Werte, die er lernen sollte. Zeit Mut und Entschlossenheit, damit er Euch zuhört. Es ist wichtig, auf andere zu hören, doch ebenso wichtig, gehört zu werden."</i> Aurelius lächelte. Dies war wirklich ein erstaunliches Volk. Er mochte die Anks. Er hatte selbst für sich gelernt nicht auf Vorurteile zu vertrauen. Er nickte. „Ich werde es schaffen. Mit der Hilfe meiner Freunde.“ Meinte er zuversichtlich und erwiderte die Verbeugung. „Ich werde euch und eure Worte nie vergessen und ich werde euch in guter Erinnerung behalten. So existiert ihr auf Celcia… unter einem anderen Licht weiter.“ Meinte er. Der Rak zog sich zurück. Aurelius bemerkte gar nicht mehr wirklich dass er noch von den anderen beobachtet wurde er hatte nur noch Augen für seinen Körper. Langsam bewegte er sich auf den Altar zu. Stellte die Lampe daneben kurz ab und legte sich darauf. In seinen Seelenkörper hinein. Er war aufgeregt wusste nicht was nun geschehen würde.

Sobald er seinen Körper wieder mit seinem Geist vereint hatte würde er zu Leben und Tod zurückkehren.

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Erzähler » Freitag 11. Juli 2008, 14:15

Aurelius war zuversichtlich und erste Sorgen wurden im Keim erstickt. Seine Freunde hatten sich gut um seinen richtigen Körper gekümmert, daran glaubte er. Etelin war vernünftig und würde ihn nicht so einfach aufgeben. Natürlich nicht. Er würde den Körper konservieren, notfalls mit Magie, und sei es nur aus dem Grund, Asmodi wieder darin "einzusperren". Je länger der Dämon sich Mallahall als Wirt zunutze machte, desto gefährlicher würde es. Lebens sorgenvoller Blick hatte Bände gesprochen. Normalerweise durfte sie das Leben eines Wesens nicht über die anderer stellen, aber in ihren zeitlosen Augen zählte Asmodi wohl nicht wirklich zum Leben. Er war kein Leben, sondern Existenz. Denn Leben fand sein Ende im Tod und nicht in der Vernichtung. So konnte sie Mallahall über ihn stellen, ohne auch nur den kleinsten Konflikt mit ihrem persönlichen Kodex zu haben.

Und auch Aurelius würde wieder leben, denn die Ank schenkten ihm seinen Seelenkörper, sein Gefäß, wieder. Er konnte zurückkehren, Mallahall retten und Asmodi vielleicht dazu bewegen sich zu entwickeln wie diese Wesen. Wobei ... auch der Dämon hatte sich bereits entwickelt. Er hatte lieben gelernt, wenn auch auf seine ganz eigene Art. Er hatte ... Leben geschaffen, mithilfe von Aurelius' Körper und Zanraia. So gesehen hatte er vollkommen gegen das dämonische Denken gehandelt.

Es war Zeit, die Insel zu verlassen. Doch dazu musste er zuerst mit seinem Körper eins werden. Aber wie sollte er dies anstellen? Sich einfach auf ... nun, auf sich legen? Würde er mit dem Seelenkörper verschmelzen? Probieren ging über Studieren, einen Versuch konnte er ja wagen.
Nachdem Angold vom Altar zurückgewichen war, hatte Aurelius freie Bahn. Er trat näher an seinen Seelenkörper heran. Doch noch einmal wandte er sich an den Rak: <i>"Die Welt auf Celcia ... untersteht schwierigen Zeiten, noch nie waren sich die Rassen so fremd und misstrauisch gegenüber."</i> Angold nickte. "Auch Celcia wird sich entwickeln müssen", gab er leise seufzend zurück. Es schien als hätte sich nicht viel getan, seit die Ank diese Welt verlassen hatten. Wie lange würde es dauern, bis sich alle Celcianer – oder wenigstens die meisten – gegenseitig respektierten?
<i>"Ich werde es schaffen. Mit der Hilfe meiner Freunde."</i> Mit diesen Worten entlockte er Angold ein erneutes schiefes Lächeln und ebenso ein erwiderndes Nicken. "Dann spute dich", sagte er und zeigte einladend auf den Altar. Ja. Es war Zeit.

Aurelius stellte die Laterne auf den Altar, erklomm selbigen und legte sich einfach auf seinen Seelenkörper drauf, erwartete ein Einsinken. Tatsächlich spürte er aber zunächst ein Kribbeln, überall auf der "Haut" seiner Seele. Es fühlte sich an, als würden abermillionen kleiner Insekten über ihn hinweg krabbeln, dann gesellte sich eine Wärme hinzu, die das Herz erweichte. Schließlich sank Aurelius wirklich etwas tiefer und ... spürte ... ja, er spürte wahrlich den Stein unter sich. Er fühlte jeden einzelnen Muskeln, die Kraft und Stärke seines gesunden Körpers. Vitalität durchströmte ihn auf sonderbare Weise, denn noch war er nicht lebendig.
"Es ist vollbracht", meinte Rak Angold. Er behielt Recht. Aurelius sah nun aus wie ein Mensch, der sich auf die Toteninseln verirrt hatte. Man könnte ihm abkaufen, dass er lebte, doch noch war die Prozedur nicht vorbei. Er musste zu Tod und Leben zurück.

Die Ank wandten sich mit einem Mal ab. Sie drehten sich ab und verließen den Platz. Es gab für sie hier nichts mehr von Belang. Lediglich Angold wartete noch einen Moment. "Viel Glück bei deiner Rückkehr. Vergiss die Laterne nicht." Er neigte den Kopf, das schiefe Lächeln war nicht aus seinem Gesicht gewichen. Aber nun wich er, schloss sich seiner Sippe an. Sie verließen ihren Versammlungsplatz, kehrten in die Höhlen ein, in denen sie lebten und ließen Aurelius allein zurück – aber vermutlich voller Hoffnung.

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Asmodeus » Samstag 12. Juli 2008, 14:47

Die Begegnung mit den Anks war unglaublich gewesen. Es war wundervoll von dem Wissen und den Meinungen dieses verstossenen Volkes zu konsumieren. Die Anks hatten Aurelius Denkweisen vermittelt auf die er wohl im Leben nie gekommen wäre. Besonders jene, die besagte dass es selbst für Asmodi irgendwo einen Platz geben musste wo dieser Willkommen war. Denn.. so leid es ihm auch tat aber der Medicus musste sich eingestehen dass der Dämon in seinem Körper auf Celcia nur eine Methodik zur Schadensbegrenzung war – nicht wirklich ein Zuhause für dieses Wesen.

Er seufzte. Ein schweres Thema. Warum wollte er überhaupt dass Asmodi es gut hatte? Weil er einzigartig war. Anders als andere Dämonen und weil er seine Ängste kannte, die so schlicht und verständlich waren. Ängste die viele verstossene Kinder hatten.

Das Gefühl nirgendwo willkommen zu sein und nicht geliebt zu werden… muss schrecklich sein.

Doch dann war es für den Medicus Zeit. Hier auf der Todesinsel war diese ein unwichtiger Begriff aber nicht auf Celcia und instinktiv wusste er, dass Mallahall die Zeit langsam durch die Finger rann. Ihm schauderte der Gedanke und er trieb ihn an sich zu beeilen. So legte er sich auf den Altar. Zu beginn geschah gar nichts, doch dann wurde er von einem Gefühl überwältigt dass er noch nie in seinem … Leben… gespürt hatte. Er seufzte tief durch und füllte seine Lungen mit Luft – die doch hier auf der Todesinsel gar nicht wirklich existierte. Er spannte seine Muskeln an. Hob seine Augenlider und sah endlich wieder aus seinen eigenen Augen. Er sah Farben und Formen. Er hatte seinen Freunden nie gesagt dass er durch seine Seelchenaugen eigentlich nur Licht wahrgenommen hatte. Alles was gelebt und geliebt hatte war eingetaucht gewesen in ein schimmerndes blaues Licht. Nun aber sah er Farben. Die Farben der Insel. Es war wunderschön.

Er lächelte und legte seine Hand auf seine Brust. Strahlte vor Glück. Wie überwältigend es doch war für eine Seele den eigenen Körper wieder zu finden. <i>Es ist vollbracht</i> Meinte der Rak und Aurelius nickte. „Ja es ist wundervoll.“ Hauchte er ergriffen und erhob sich schliesslich. Er fühlte sich dem Leben plötzlich so unendlich nah. Er musste sich nicht vorstellen wie es war auf dem Boden zu stehen… sondern er tat es wirklich. Er schwebte nicht mehr. Er sah auf zu den Anks die sich langsam von ihm abwendeten. „Vielen Dank euch. Ich werde euch in guter Erinnerung behalten.“ Meinte er lächelnd und blickte zu Angold. Trat auf ihn zu – wahrte aber den nötigen Abstand.

<i> "Viel Glück bei deiner Rückkehr. Vergiss die Laterne nicht."</i> „Danke für deine Hilfe und deine Worte Angold.“ Meinte Aurelius. Dann war es Zeit zu gehen. Er winkte dem Rak zu und wusste dass er i9hn irgendwie sehen würde. Dann drehte er sich ab. Nahm die Lampe zu sich und schritt zurück. Suchte nach dem Gevatter und seiner Schwester – besonders seine Schwester. Leben.

„Leben?“

Hauchte er und lächelte.

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Erzähler » Sonntag 13. Juli 2008, 18:15

Nun war Aurelius wieder allein. Er griff nach Styxars Laterne und wandte sich von der Siedlung der Ank ab. Schnell hatte er diese verlassen. Jetzt musste er nur noch zurück zum Gevatter und vor allem zu Leben.

Leise fragend hauchte er ihren Namen. An einem Ort wie Kata Mayan klang es so albern. Als würde hier Leben existieren. Doch sie tat es, Aurelius hatte sich selbst von überzeugen können. Die Schwester des Todes konnte, wenn sie denn wollte, hier eine Menge bewirken. Aber dies war Tods Reich, sein Platz. Auch er musste irgendwo sein können.

Niemand reagierte auf die Frage des Medicus und als er sich umschaute, musste er feststellen, dass sich die Insel verändert hatte. Wieder Ängste? Nein, jedoch war die Siedlung der Ank im Nichts verschwunden. Aurelius umgab ein rötlich-grauer Dunst, der ihn kaum eine Armeslänge weit sehen ließ. Über ihm türmten sich Wolkenberge, verdunkelten den ohnehin schon permanent dämmrigen Himmel. Unter seinen nackten Füßen knirschte der Sand und kleine Kieselsteine. Jetzt, da er seinen Körper wieder besaß, spürte er, wie sich die Steinchen in seine Sohle drückten.

Ansonsten blieb es ... nun ... totenstill. Ein lauer Wind wehte, gerade stark genug, dass es einem eine Gänsehaut verpassen konnte. Obwohl der Medicus noch nicht gänzlich ins Leben zurückgekehrt war, reagierte sein Seelenkörper auf diese Impulse. Die dünnen Härchen seiner Unterarme richteten sich auf, als die Brise darüber strich.

Wo sollte er jetzt nur hingehen? Leben war nirgends zu sehen und nicht einmal der Gevatter ließ sich blicken. Schwebte Aurelius zwischen Leben und Tod, wandte sich ihm deshalb niemand zu?
Aber die beiden hätten ihn doch wohl gewarnt, wenn er sich einer solchen Situation hätte aussetzen müssen. Dergleichen war nicht erwähnt worden.

So stand er wirklich mutterseelenallein im Nichts und niemand kümmerte sich um ihn. Selbst Gefahren schienen ihn zu meiden. Rings umher war alles wie ausgestorben. Todesinsel.
Nur Aurelius selbst war umgeben von einem kleinen Lichtkreis. Aus der Laterne drang ein Glimmen, anfangs nur schwach, doch irgendwie stärkte das Licht sich von allein. Wie oft hatte er schon von Sterbenden gehört, dass sie auf dem Weg zu den Göttern ein Licht gesehen hätten. Dann wäre es verblasst und sie seien durch ärztliche Hilfe wieder ins Leben zurückgekehrt.
Die Laterne erstrahlte heller. Ein matter Schein, ein einzelner Lichtstrahl wies in den Nebel hinein. Ihm antwortete dann ein Brummen in der Ferne. "Lämpchen?", knurrte eine Stimme, die dem Knarren einer Tür glich. Gleichzeitig aber knackte sie auch wie ein Scheit im Kamin, den das Feuer zerfraß.

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Asmodeus » Dienstag 15. Juli 2008, 13:26

Aurelius wandelte über die Welt der Toten bald würde er sie verlassen können. Hoffte er zumindest. Dieses Reich unterlag ohnehin befremdenden Gesetzen. Die Erinnerung an den Anblick seiner Ängste sass ihn noch tief im Nacken. Ihm schauderte – und dies genoss er. Denn es schauderte ihm wirklich – er stellte es sich nicht nur vor. Er ging den Weg zurück den er gekommen war, doch bald musste er stirnrunzelnd feststellen… dass dieser Pfad gar nicht mehr existierte. Er riss seine Augen auf. Er hatte sich verirrt?! Das konnte doch jetzt nicht wahr sein! Würde er nicht nach Celcia zurückkehren können weil er den Weg vergessen hatte?! „Was zur…“ Er keuchte auf. Rannte nach vorn. Er konnte sich an nichts mehr orientieren. Er blickte zurück. Die Siedlungen der Anks war verschwunden. Die Welt hatte sich verändert. „Oh nein.“ Keuchte er. Wie sollte er Leben und den Gevatter denn so nur finden? Leichte Panik machte sich in ihm breit.

<b>Ach was! Das ist die Welt des Todes! Er wird mich doch finden können! Er muss doch einfach!</b> Dachte er. Aurelius lief weiter und blieb mitten im Nichts stehen. Er sah sich um. Da war gar nichts. Nichts. Er keuchte. Welche Richtung sollte er einschlagen wenn alle ins Nichts führten?

Er blickte auf die Lampe die plötzlich heller wurde. Er schaute sie an. „Der Tunnel.“ Hauchte er. Ja. Der Tunnel ins Licht. Er kannte dieses unerklärliche Phänomen. Hielt er dieses Licht gerade? Die Pforte zwischen Todeswelt und Celcia? Das Licht erstrahlte.

<i> "Lämpchen?"</i> Aurelius erstarrte. Die Stimme dieses Wesens war ihm unheimlich – wie die Anks zu beginn. „J…ja“ Antwortete er nervös. „Ich… suche… Styxar… ich möchte ihm seine Lampe wiedergeben.“ Fügte er hinzu.

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Re: Gestorben ...

Beitrag von fremder Mann » Dienstag 15. Juli 2008, 22:13

Als Aurelius die Stimme hörte, alt und kratzig, lief ihm erneut ein Schauer über den Rücken. Er hätte wohl nie gedacht, dass ein so unheimliches Gefühl dennoch so ... lebendig wirken konnte. Er schien dem Leben näher als je zuvor, doch Leben selbst zeigte sich nicht. Stattdessen rief da irgendjemand nach seinem "Lämpchen". Ob es sich um Styxar handelte?

"Lämpchen?" Da! Schon wieder! Aurelius gefror praktisch zur Eissäule, antwortete dann aber doch noch, wenn auch stammelnd. <i>"J...ja. Ich ... such ... Styxar ... ich möchte ihm seine Lampe wiedergeben."</i> Sein Mut wuchs und ebenso der Schatten, der sich im rotgrauen Nebel auf ihn zu bewegte. Langsam kam er näher, beinahe so herum irrend wie der Medicus selbst vor noch gar nicht allzu langer Zeit.

"Seit wann kannst du reden, Lämpchen?", stellte der Schatten die Frage in den Raum. Das Licht der Laterne erstrahlte heller und heller, je näher der Fremde rückte. Als er nur noch wenige Meter von Aurelius entfernt sein konnte, erglühte die ganze Laterne in gleißendem, goldenen Licht. Beinahe lysanthorgefällig, mochte man meinen.
Und im nächsten Moment starrte Aurelius eine von Alter gegrämtes Gesicht an, dessen Haut dünner noch als Pergament schien. Sie spannte sich straff über die Knochen und wirkte trotzdem welk und ausgedehnt. Alt. Viel Fleisch zwischen ihr und den Knochen konnte nicht mehr existieren. Die Muskeln waren dürr, sehnig fast. Die Haut selbst schimmerte durchsichtig, zeigte die Bleiche der Knochen. Schwarze Pupillen wie Onyxperlen schauten Aurelius unter einer dunklen Kapuze entgegen.

<img src="http://i140.photobucket.com/albums/r21/ ... styxar.png">

"Du hast meine Lampe gefunden." Nun, in unmittelbarer Nähe, klang die Stimme des Fremden noch kratziger. Sie erinnerte Grabesruhe und die Vergänglichkeit des Seins. Manche Frischgestorbenen mussten diesen Mann wohl gar selbst für den Gevatter halten. Doch da ihm die Lampe wohl gehörte – bittend streckte er die spindeldürren, langen Finger danach aus – musste es sich um Styxar handeln. "Gib sie mir", hauchte er, als litt er unter einer tötlichen Krankheit, die ihn binnen weniger Sekunden genau hierher bringen sollte.

Ohne weiter auf Aurelius zu warten, glitten die bleichen Finger über dessen Hand und zu der Laterne, die sogleich den Fingern des Medicus entrissen wurde. Styxars Hände waren kalt. Kein bisschen Leben pulsierte in ihnen. Nun, in Aurelius selbst auch noch nicht, aber er bemerkte wohl deutlich, dass zwischen ihnen beiden ein Unterschied bestand. Wie lange war dieser Fremde schon auf Kata Mayan? Er wirkte wie eine ruhelose Seele, doch in dem Moment, da er seine geliebte Laterne zwischen den Fingern hielt, strahlte er Grabesstille aus. Ewiger Frieden, all das, was ein Neuer auf dem Friedhof finden würde.
"Ich bin Styxar, Seele", stellte er sich bei Aurelius vor, schaute ihn aber weiterhin nicht an. Seine Aufmerksamkeit galt der Lampe, die er wie ein Neugeborenes hielt und zärtlich über die gläsernen Fensterchen strich, die das Licht nach draußen reflektierten. "Ja, mein Liebstes, nun hab ich dich endlich wieder. Jetzt finden wir wieder den Weg, du und ich. Keine Ruhelosen mehr, wir geleiten sie."

Nun sah Styxar doch wieder auf. Langsam musterte er den Medicus. "Du hast deinen Körper noch nicht abgegeben. Das musst du tun, wenn du hier ankommst. Hat sich mein Herr noch nicht um dich gekümmert, Ruheloser?"

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Asmodeus » Mittwoch 16. Juli 2008, 00:41

Wie versteinert stand der tote Medicus da und starrte in die Ferne. Da von ihm, beziehungsweise der Lampe die er hielt das ganze Licht ausging konnte er nicht erkennen wer sich ihm da näherte. <i> "Seit wann kannst du reden, Lämpchen?"</i> „N..nein nein… ich halte die Lampe ich bin Aurelius…“ Erklärte er sich und blickte auf die Lampe. Diese schien von der eigenartigen Wesenheit angezogen zu werden. Sie reagierte auf ihn und erschien immer greller.

Seine Augen weiteten sich als er die Gestalt nun endlich zu Gesicht bekam. Wäre der Fremde ein Patient von ihm gewesen er hätte ihm nur noch wenige Stunden zu leben gegeben… dieser Mann hier schien sogar im Tode…kränklich. Aurelius legte seinen Kopf schief und musterte die Gestalt. Er wirkte auf ihn unheimlich… aber nicht unbedingt bedrohlich. Musste eine Seele hier in dieser Welt überhaupt eine Gefahr fürchten? Obwohl… von den Anks war eine ausgegangen in Form der giftigen Dämpfe.

<i> "Du hast meine Lampe gefunden."</i> „Ja… ich möchte sie euch zurückgeben.“ Meinte er steif und hielt ihm die Lampe entgegen. Plötzlich war er von einer seltsamen Angst ergriffen dass er die Lampe aus irgend einem dämlichen Grund fallen lassen könnte. Was für eine Schande dies doch wäre!

<i> "Gib sie mir"</i> Er starrte auf die Hände des Mannes. „Äh… ja hier.“ Stammelte er wieder. Aurelius war nervös. Diese Gestalt machte bei hm mehr Eindruck als der Gevatter selbst. Vielleicht… mhmm… weil er nicht so bekannt war wie Tod. Tod kannte man irgendwie. Mit dem wuchs man auf. Er gehörte dazu. Styxar hingegen… war ihm ein völlig Fremder. Als sich ihre Hände berührte spürte er diese leere. Dieses Tote. Ihm schauderte kurz als ihm bewusst wurde dass er im Grunde auch so war. Nur noch nicht so intensiv.

<i> "Ich bin Styxar, Seele",</i>

Aurelius nickte. Dies hatte er sich schon gedacht. „Ich bin Aurelius.“ Gab er zur Antwort und schluckte leer.

<i> "Ja, mein Liebstes, nun hab ich dich endlich wieder. Jetzt finden wir wieder den Weg, du und ich. Keine Ruhelosen mehr, wir geleiten sie."
</i>

Wäre Styxar so wie er sich genau jetzt in diesem Moment gat in der Reichsklinik gewesen hätte man ihn wohl nach Burgstein überwiesen. Er war ein alter Mann der mit Lampen sprach. Doch dies war nicht die Reichsklinik. Dies war nicht mal Celcia.

<i> "Du hast deinen Körper noch nicht abgegeben. Das musst du tun, wenn du hier ankommst. Hat sich mein Herr noch nicht um dich gekümmert, Ruheloser?"
</i>

Der Medicus blcikte auf. „N-nein… das heisst doch… ich war beim Gevatter. Ich hatte meinen Körper abgegeben…“ Es stimmte er war ein Ruheloser… ein Geist. Unheimlich. „Ich habe ihn zurückgeholt… der Gevatter und Leben.. möchten mich zurück nach Celcia schicken.“ Erklärte er. „Ich suche die beiden… habt ihr sie gesehen?“

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Re: Gestorben ...

Beitrag von fremder Mann » Mittwoch 16. Juli 2008, 10:17

Aurelius versuchte, sich zu erklären. Nicht das von Styxar so geliebte Lämpchen hatte gesprochen, sondern er selbst. Aber der bleiche Geselle nahm davon offensichtlich keine Notiz, ja nicht einmal auf die Tatsache, dass Aurelius sich bereits vorgestellt hatte, reagierte er. Für ihn stand einzig und allein seine kleine Laterne im Vordergrund, deren Licht ob der liebevollen Behandlung fröhlich flackerte.

Aurelius hingegen wirkte immer nervöser. Dieser Mann war ihm noch unheimlicher als der Gevatter. Natürlich, Tod schien schließlich auch jederzeit gegenwärtig. Er war das geduldsamste Wesen, das es überhaupt gab. Selig, schweigend und unparteiisch stand er am Rande, beobachtete die Welt und schritt erst zur Tat, wenn sonst niemand mehr etwas tun konnte. Und das jeden Tag, jede Stunde und jede Sekunde eines celcianischen Lebens – respektive zu dessen Ende.
Styxar hingegen ... nun, welche Aufgabe war diesem Bleichling gegeben worden? Passte er auf die Lampe auf? Schwenkte er damit Sterbenden vor dem Gesicht herum und simulierte das Licht am Ende des Tunnels?

Nun, wenigstens nahm er sich auf einmal einen Moment, um sich zumindest vorzustellen. Ja, er war tatsächlich Styxar. Aurelius hatte die Laterne nicht in falsche Hände gegeben. Einen Teil der Aufgaben des Gevatters hatte er somit erledigt. Nun musste nur noch er selbst zum Tod zurückkehren, um wieder ins Leben treten zu können.
Noch einmal stellte er sich dem seltsamen Kauz vor. Dieser grinste ihn breit an. Seine Haut war sogar noch bleicher als die Zähne. "Aurelius", wiederholte er säuselnd den Namen, doch aus seinem Munde klang es wie ein Todesurteil. "Golden ... wie mein Lämpchenlicht." Er lächelte, hegte offenbar Sympathie zum Medicus. War das nun gut oder schlecht?

Dann fiel Styxar etwas Anderes auf: Aurelius besaß noch seinen Seelenkörper. Er musste ihn abgeben, so seine Worte. Eine verstorbene Persönlichkeit brauchte keinen Körper mehr. Tod würde die Seele ins Paradies führen, je nach Glaubensrichtung, zur Not auch noch in Faldors Höllenreich, wenn die Seele es denn unbedingt anstrebte. Aber nicht, solange sie einen Körper besaß. Es galt zum Selbstschutz. Körper waren Hüllen, sie veränderten sich je nach Behandlung. Aß man zu viel, wurden sie fett und plump. Misshandelte man sie, blieben Narben zurück. Die Seele aber wurde auf Kata Mayan gereinigt von allen Sünden und jeglichem Schmerz, den sie im Leben erlitten hatte. Kein Wunder hatte Aurelius so gut ausgesehen, als er sich selbst auf dem Altar liegend entdeckt hatte. Es war ein Abbild seiner reinen Seele gewesen.

<i>"N-nein ... das heißt doch ... ich war beim Gevatter. Ich hatte meinen Körper abgegeben ... Ich habe ihn zurückgeholt ... der Gevatter und Leben ... möchten mich zurück nach Celcia schicken."</i>

Styxar legte den Kopf schief. Dann sog er zischend die Luft ein. Es pfiff leicht durch eine Zahnlücke und tönte wie die letzte Melodie vor Einkehr ins Reich der Toten. Manche armen Seelen verlangten oft, dass er auf diese Weise ihnen das Lied vom Tod spielte. Es war ein immer wiederkehrender Scherz, den Styxar inzwischen mehr als satt hatte. Aber jetzt achtete er nicht darauf, sondern glühte Aurelius aus seinen schwarzen Pupillen heraus an.
"Zurück nach Celcia schicken? Nein nein nein. Das ist nicht der Arbeitsplan. Wie kommt mein Herr dazu? Das ist nicht üblich! Das ist nicht die Regel!" Er steigerte sich immer tiefer in seine eigenen Worte hinein und schritt bereits ausholende Kreise um Aurelius herum. Die kleine Laterne baumelte heftig in seiner Hand, während Styxar immer wieder den Kopf schüttelte und todesbesorgt zu Boden starrte. "Nein nein nein", gab er klagend zurück und: "Das ist nicht die Regel." Nun war offensichtlich er zum Ruhelosen geworden. Es wirkte so bizarr und unheimlich. Dieser Mann hätte aus dem nächstbesten Irrenhaus ausgebrochen sein können. Er machte einen verwirrten und mehr als senilen bis gar totgeweihten Eindruck und doch ... er wanderte wie ein junger Bergsteiger um Aurelius herum, wurde dabei nicht langsamer.

<i>"Ich suche die beiden ... habt ihr sie gesehen?"</i> "Gesehen", wiederholte Styxar und hielt in seiner Wanderung an. Er schaute auf, blickte Aurelius lange und schweigend an. Dann nickte er. "Soso, mein Herr will dich also zurückbringen." Er ging nicht weiter auf die letzte Frage des Medicus ein. "Nun gut, seine Entscheidung. Aber ist es auch keine Lüge?!"
Der Bleichling kam näher, bedrohlich und beängstigend nahe. Er schien etwas zu suchen. Seine dürren Finger, die an bleiche Spinnenbeine erinnerten, hoben sich zu Aurelius' Gesicht hinauf. Dann weiteten sich die Augen, die Pupillen hingegen verengten sich. "Ohhhh", machte Styxar und berührte sacht jene Stelle, an der Leben ihre Spuren hinterlassen hatte. Der Kuss ... "Du hast das Zeichen!", sagte Styxar mit solcher Ehrfurcht, dass es Dutzende Schauer über den Rücken jagen konnte. Er ließ die Hand wieder sinken, schloss einen Moment lang die Augen und shcmunzelte dann mild.
Plötzlich holte er aus, seine Finger umklammerten Aurelius' Handgelenk mit ungeglaubter Kraft und rissen den Medicus mit sich. "Komm nur, komm!", rief Styxar und zog den wohl überraschten Verblichenen durch den rotgrauen Nebelschleier.

"Mein Herr will dich wirklich zurückschicken. Seine Schwester hinterlässt selten ihr Zeichen. Und ich habe die Ehre, dich zurück zu fahren. Gut, hast du mein Lämpchen geholt, es zeigt uns den Weg. Sonst wüsste ich nicht, wohin." Er schien eher mit sich selbst einen Dialog zu führen, auch wenn die Worte wie an Aurelius gerichtet waren. Schnellen Schrittes ging es über Stock und Stein, unter ihnen knirschte der schwarze Kies der Insel, bis er von Wellenrauschen abgelöst wurde.
Styxar und Aurelius erreichten einen seichten Strand. Dort, direkt am Ufer, hatte jemand einen Pfahl aus schwarzem Holz in den Boden gerammt. An jenem Pfahl war mit einem alten Seil ein kleines Boot vertäut. Es schwankte und tanzte auf den Wellen. Eine ins Boot gelegte lange Ruderstange rollte immer wieder von einer auf die andere Seite. Styxar lächelte, ließ das Handgelenk los und schlich sich an das Wassergefährt heran. Die Lampe hängte er an eine vorstehende Stange, so dass sie nun wie eine leuchtende Galionsfigur das vorderste Stück des Bootes bildete.

Der Bleichling drehte sich zum Medicus um. Seine schwarzen Pupillen blitzten und er nahm sich die Ruderstange, stützte sich wie ein alter Mann darauf. "Willkommen an Bord. Ich bin der Fährmann."

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Asmodeus » Sonntag 20. Juli 2008, 01:46

Als der alte Kauz seinen Kopf schief legte, scharf die Luft einzog und sich sichtlich anspannte machte sich ein sehr… sehr… SEHR unangenehmes Gefühl in ihm breit. Das war kein gutes Zeichen! Bestimmt nicht! Sein Herz dass gar nicht zu schlagen bräuchte raste. Er kriegte seelische Schweissausbrüche. Würde seine ganze Rückkehr am Irrsinn dieses… Wesens… scheitern?

<i> "Zurück nach Celcia schicken? Nein nein nein. Das ist nicht der Arbeitsplan. Wie kommt mein Herr dazu? Das ist nicht üblich! Das ist nicht die Regel!"</i> Aurelius wurde sichtlich nervös. „Ich weiss… dass dies nicht die Regel ist… aber es ist auch einwenig… na ja kompliziert! Leben und Tod haben es erlaubt!“ Er wirkte wie ein kleiner Junge der seinen zu Recht erworbener hart umkämpfter Honigkuchen verteidigte, den man ihm auf verdacht des Diebstahls versuchte streitig zu machen.

Es machte ihn nervös dass der Mann unbedingt um ihn herum gehen musste. „Bitte… BITTE könntet ihr DAMIT aufhören?!“ Aurelius rang um seine Fassung. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er den Alten an. „Entschuldigt.“ Es war bestimmt nicht sinnvoll einen Konflikt heraufzubeschwören.

<i> "Nein nein nein",</i> Jedes „Nein“ nagte an Aurelius Nerven.
<i> "Soso, mein Herr will dich also zurückbringen."</i> Das war eine gute Neuigkeit! Der Gevatter hatte das Sagen und somit auch das letzte Wort!
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Hoffte Aurelius zumindest.
„Ja… na ja eigentlich will mich Leben zurückhaben. Der Gevatter tut ihr wohl nur einen Gefallen.“ Gab Aurelius ehrlich zur Antwort. Schliesslich wäre es seltsam gewesen wenn der Gevatter plötzlich Partei für eine Seele ergriff. DAS wäre wirklich gegen alle Regel.

<i> "Nun gut, seine Entscheidung. Aber ist es auch keine Lüge?!"</i> „L—lüge?“ Was würde wohl mit einem Lügner auf der Toteninsel geschehen? Schon im Leben hatten die Menschen eine praktisch unerschöpfliche Fantasie was das Entwickeln und herstellen von Folterinstrumenten und Methoden betraf. Aurelius schluckte leer. Instinktiv wollte er zurücktreten als der Alte nach vorn trat. Wer wollte DEN schon in seiner Nähe haben? Es war Unfair dies stimmte… doch es war auch eine Realität. Als Medicus hatte er gelernt Menschen entgegenzutreten vor deren Kontakt eigentlich jeder gesunde Instinkt abriet. So blieb er auch jetzt stehen. Liess sogar zu dass der Mann seinen dürren Finger nach ihm ausstreckte. Würde Styxar noch leben hätte er ihm empfohlen mehr Fleisch zu essen. Dieser Mann bestand wirklich nur noch aus mit Haut überzogenen Knochen.

<i> "Ohhhh Du hast das Zeichen!",</i> Er sah sein eigenes Zeichen ja nicht. Aber es schien so auffällig zu sein. Denn auch die Anks hatten es bemerkt. Aurelius lächelte. Ihm wurde bewusst dass er von Leben persönlich gesegnet war. Vielleicht hatte sein Beruf… der viele Leben über noch längere Zeit erhalten hatte sie dazu veranlasst dies zu tun und nicht ausschliesslich die Liebe zu Mall. Schliesslich war auch er ein Heiler… ähnlich wie sie. Nur ohne magischen sondern mit irdischen Überzeugungen und Kräften.

Plötzlich scheinbar ohne Vorwarnung packte der Mann nach seinem Handgelenk. Aurelius schreckte sichtlich zusammen. Er keuchte auf als er mitgerissen wurde. <i> "Komm nur, komm!"</i> „J..aha.ha..“ Keuchte er erschrocken. Zum Glück konnte er hier keinen Infarkt kriegen.

<i> "Mein Herr will dich wirklich zurückschicken. Seine Schwester hinterlässt selten ihr Zeichen. Und ich habe die Ehre, dich zurück zu fahren. Gut, hast du mein Lämpchen geholt, es zeigt uns den Weg. Sonst wüsste ich nicht, wohin."</i> Diese Aussagen des wirren Mannes beruhigten ihn. Langsam schienen sich die Dinge wieder in die gewünschte Richtung zu entwickeln. Endlich fiel einwenig von der Spannung ab. Hoffentlich war Styxar nicht so Senil wie er ihn einschätzte. Er wollte einfach nicht dass er sich in diesen Nebelebenen verlor. Doch der Alte war zielsicher und steuerte auf ein Ufer zu. Wo dieses plötzlich her kam… so was fragte sich Aurelius gar nicht mehr. Er nahm es einfach als gegeben hin. Würden Leben und Tod nicht mehr mit ihm in Kontakt treten bevor er diese Welt wieder verliess? Würde er sich überhaupt an sein Tot sein erinnern können.

Er blickte auf das Boot. Der Fährmann bedeutete ihm einzusteigen. Vorsichtig ging Aurelius an Bord. Einen Moment lang schwieg er. Dann endlich erhob er sein Wort. „Wie… werde ich denn… nach Celcia gelangen?“ Fragte er vorsichtig und etwas schüchtern. Irgendwie stellte er sich dies nicht sonderlich angenehm vor… etwa ähnlich wie das sterben.

Einige Urvölker behaupteten zwar dass es die Aufgabe der Mutter sei bei der Geburt des Kindes beinahe tödliche Schmerzen zu verspüren, damit ihr Sprössling in Frieden würde sterben können. Dies wäre wohl ein sehr grosszügiges Geschenk. Nun… stimmte dies… hatte seine Mutter bestimmt eine sehr leichte Geburt gehabt…

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Re: Gestorben ...

Beitrag von fremder Mann » Montag 21. Juli 2008, 00:22

<i>„Bitte… BITTE könntet ihr DAMIT aufhören?!“</i> Wie herumwirbelnde Klingen flatterten die Lider des Fährmannes und er fixierte Aurelius mit seinem finsteren Blick. Oh, keine Leiche dieser Welt könnte toter ausschauen als dieser Kerl. Aber er lebte ... irgendwie. Nein, er war tot, er musste es sein. Jemand wie der Kerl da konnte nicht leben.
Ja, Styxar war tot, aber er würde niemals einen Weg zu den Göttern finden. Auf ihn wartete sowieso nur Faldor, so fürchtete er. Daher hatte er vor sehr langer Zeit – als Faldor noch nicht mal in solcher Form existierte, aber einen ähnlichen Vorfahren hatte – da hielt auch dieser Mann Einzug in Tods Reich. Doch im Gegensatz zu den anderen Seelen erwies er sich als besonders pfiffig und schlug dem Gevatter einen Handel vor. Er spielte mit ihm Karten und wenn Tod verlor, so würde Styxar ihm auf ewig als Fährmann der Toten dienen.
Der Zeitlose wusste, dass kein Sterblicher auf einfache Art gegen ihn gewinnen konnte. Aber er war das Ende allen Seins und durfte somit ab und an auch einmal Schicksal spielen. Einen Mitbewohner mehr auf der Insel zu haben, der für ihn arbeitete und ihm so seine Existenz erleichterte, war wirklich nicht schlecht. Tod ließ Styxar siegen, schenkte ihm Boot, Stange und Laterne sowie einen zeitlosen Arbeitsvertrag, der mit dem Hauch des Gevatters unterzeichnet war.
Styxar hat den Vertrag gegessen, damit er ihn niemals verlor. Er wusste bereits, dass nach dem Ableben gewisse Körperfunktionen nicht mehr nötig waren. Er würde diesen Vertrag niemals verlieren. Und so fuhr er regelmäßig Seelen ein, brachte sie nach Kata Mayan und legte sie dort am Strand ab.
Heute aber würde es anders sein. Heute brachte er eine Seele zurück.

<i>"Entschuldigt."</i> Styxar beäugte Aurelius. Es sah nicht danach aus, als wäre er bereit, eine Entschuldigung anzunehmen. Dann jedoch: "Was soll's, du hast mein Lämpchen zurückgebracht!"

Sie erreichten das Boot und der Medicus setzte sich hinein. Styxar hängte die Laterne auf, griff dann nach der Stange. Mit geschickten Schüben stakte er das Boot aufs Meer hinaus. Das Wasser war schwarz und jedes Mal, wenn die Wellen gegen das dunkle Holz des Bootes schwappten, hinterließen sie eine silbrige Spur auf der Oberfläche. Es erinnerte an Öl, auf dem sie fuhren, doch handelte es sich tatsächlich um Wasser. Fische würde man jedoch vergeblich suchen.

Sie ließen die Insel bereits hinter sich, als Aurelius plötzlich fragte: <i>"Wie ... werde ich denn ... nach Celcia gelangen?"</i>
"Ich fahr dich doch schon hin, Bursche. Nur nicht so ungeduldig. Diese Sterblichen heutzutage ..." Der Fährmann stakte weiter. Das Ufer war schon längst nicht mehr zu sehen. Das kleine Boot schwamm ruhig auf den Wellen, zugleich wirkte das Wasser um sie herum wie ein blank polierter Spiegel. Allerdings konnte man nicht wirklich weit sehen. Nebel umgab das kleine Boot. Eine schauerliche Stimmung kam auf.

Styxar zog die Stange ins Boot. Er drehte sich ab. "Ich muss mein Lämpchen justieren. Wohin wolltest du? Nach Celcia ... hm, ich erinnere mich. Mein Herr hat dich aus dem Wald geholt, den ihr inzwischen Sarius nennt. Schöner Flecken Erde." Er fummelte an der Laterne herum. Was immer er dort machte, hoffentlich verstand dieser Kauz sein Handwerk. Plötzlich jedoch hielt er inne. Er drehte sich erneut, kam über das halbe Boot gestrauchelt und fixierte Aurelius erneut. "Du wolltest wissen, ob es weh tut, wiedergeboren zu werden, nicht wahr? Ha! Ich hab dich vorhin vollkommen falsch verstanden!" Styxar jauchzte und klatschte sich auf den Oberschenkel, als hätte er mit einem mal einen guten Witz begriffen.
Dann kümmerte er sich aufs neue um seine Laterne. Selig flüsterte er ihr ein paar Worte zu und strich über das Glas. Das Lämpchen baumelte hin und her.

"Ich weiß nicht, ob es wehtut oder erschreckend ist oder ob man den Verstand verliert. Ich bin noch nie zurückgekommen, hab's nur ein paar Mal beobachtet. Die meisten reißen dann die Augen auf und japsen, ringen offenbar um Luft, als würden sie ertrinken. Jaja, scheinen jedes Mal doch irgendwie überrascht zu sein, plötzlich wieder zu leben. Nicht alle erinnern sich, tot gewesen zu sein. Ich würde dir raten, es auch nicht an die große Glocke zu hängen. Mein Herr musste jene, die es verkündeten, oft wieder abholen, weil man sie für Spinner hielt. Manche Kulturen hängen solche Leute, halten sie für ein schlechtes Omen oder so. Naja, dein Problem."

Styxars Lampe leuchtete plötzlich hell und lieblich. Es erinnerte an Lebens Lächeln, so sanft war das Licht. Der Fährmann warf einen kleinen Anker aus. Dieser war so winzig, er würde das Boot niemals halten können. Aber hier befand man sich in einer Welt des Unmöglichen. Immerhin ... Tod war an keinerlei Gesetze außer den Tod selbst gebunden – und ferner an Lebens Wünsche. Er war ihr ein guter Bruder.

"Wir sind da", meinte Styxar, schob sich die Kapuze in den Nacken und präsentierte eine Glatze, die so bleich schimmerte wie der Vollmond Celcias. "Du solltest aufstehen", sagte er und schaute auf die leicht verschwommene Oberfläche des Wassers.

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Asmodeus » Montag 21. Juli 2008, 23:31

Asmodi war ganz ergriffen von diesem seltsamen Ozean. Er zwang einem beinahe dazu über das Leben, den Tod und das Universum zu philosophieren. Befanden sie sich etwa am Horizont? Waren Sterne Seelen die gerade ins Totenreich eintauchten und darum plötzlich irgendwann verschwanden genau so wie sie gekommen waren? War das Gestirne, der Himmel und die Milchstrasse das einzig sichtbare Zeugnis von Kata Mayan? War die Insel der Schatten der Sonne und darum nur bei Nacht zu sehen wenn diese schlief? War der Silberne schweif der sich bildete wenn immer er seinen Stecken tief ins Wasser steckte und mithilfe dessen voranstakte etwa diese milchigen Erscheinungen die ab und an zu sehen waren? Befand sich die Todesinsel überhaupt… über Celcia? Er könnte Styxar fragen, dieser müsste wohl wissen wo sie waren… wie das Weltengefüge zusammengesetzt war… doch solch ein Wissen masste er sich nicht an. Er widerstand dem Impuls reinzufassen um zu fühlen wie sich dieses seltsame Wasser anfühlte. Ob es dicker war als jenes welches er kannte. Mit welchen Substanzen mochte es wohl gespickt sein? Ganz der Wissenschaftler…
„Ob ich mit dem Gevatter nochmals sprechen kann? Oder Leben?“ Hauchte er nun doch noch und blickte in die Ferne. Er hätte sich bedanken wollen. Warum tat er es nicht einfach? Hier in dieser Welt mochten sie ihn doch hören… wenn sie wollten hörten sie ihn ja sogar auf Celcia. „Danke.“ Murmelte er schliesslich und blickte nach oben. Ein Gestirne fehlte. Dies war nicht seine Welt und sie war schon gar nicht den Gesetzen seiner Welt unterworfen.

<i> "Ich fahr dich doch schon hin, Bursche. Nur nicht so ungeduldig. Diese Sterblichen heutzutage ..."</i> „Mhmm.“ Meinte Aurelius leise. Dies war nicht unbedingt die Antwort die er auf seine Frage erwartet hatte. Nun gut. Doch er konnte sich bei bestem Willen nicht vorstellend dass es auf Celcia ein Ufer für diesen Ozean gab. Wie überhaupt würde er seinen Körper finden? Wie würde sein Körper darauf reagieren? Als Medicus wusste er um die Verwesungsprozesse… waren Etelins Konservierungsmöglichkeiten wirklich so sicher und gut dass er nichts von seinem Ableben mehr würde spüren? Immer weiter Trieben sie in diesen endlosen schwarzen Spiegel hinein. <i> "Ich muss mein Lämpchen justieren. Wohin wolltest du? Nach Celcia ... hm, ich erinnere mich. Mein Herr hat dich aus dem Wald geholt, den ihr inzwischen Sarius nennt. Schöner Flecken Erde."</i> „Na ja.. ziemlich Sumpfig.“ Meinte er nur und beobachtete den Mann misstrauisch dabei wie er sein „Lämpchen“ justierte. Wusste dieser Kerl wirklich was er da tat? Sie waren schliesslich mitten im nichts!

Mit grossen Augen blickte er Styxar an und zuckte zusammen als dieser sich plötzlich umwandte. Dieser verfluchte Kerl erschreckte ihn doch immer wieder mit seinen unvorhergesehenen Handlungen! Aurelius hegte schon der Verdacht dass er dies absichtlich machte.

<i>"Du wolltest wissen, ob es weh tut, wiedergeboren zu werden, nicht wahr? Ha! Ich hab dich vorhin vollkommen falsch verstanden!"</i>

Aurelius blickte auf und nickte. „Ja…“ Meinte er unsicher und wartete angespannt auf die Antwort. Er befürchtete schon einiges. Aurelius teilte die Unbeschwertheit in Styxars Reaktion nicht wirklich mit ihm. Er blieb angespannt.

<i> "Ich weiß nicht, ob es wehtut oder erschreckend ist oder ob man den Verstand verliert.“</i> „Den … Verstand verlieren?“ Der Medicus wurde in seinem Seelenkörper blass. Was gab es wohl schlimmeres für ein Mann der Wissenschaft als seine Geistigen Fähigkeiten zu verlieren? Er konnte soch nicht auf die Erde zurückkehren nur um dann nicht mehr in der Lage zu sein sich zu erinnern was er eigentlich dort zu suchen hatte… owbohl… wer wusste schon was er wirklich auf der Welt zu suchen hatte?

<i>“Ich bin noch nie zurückgekommen, hab's nur ein paar Mal beobachtet. Die meisten reißen dann die Augen auf und japsen, ringen offenbar um Luft, als würden sie ertrinken.“</i> Aurelius starrte ins Wasser. Er kriegte eine ungute Ahnung und schluckte leer. Er mochte Wasser nicht. Dieses Wasser war ihm ohnehin nicht geheuer.

<i>“Jaja, scheinen jedes Mal doch irgendwie überrascht zu sein, plötzlich wieder zu leben. Nicht alle erinnern sich, tot gewesen zu sein. Ich würde dir raten, es auch nicht an die große Glocke zu hängen.“</i> Ja Aurelius konnte es sich denken weshalb und Styxar bestätigte ihn in seinen Befürchtungen nur.

<i>“Mein Herr musste jene, die es verkündeten, oft wieder abholen, weil man sie für Spinner hielt. Manche Kulturen hängen solche Leute, halten sie für ein schlechtes Omen oder so. Naja, dein Problem."
</i>

„Ich werde mich hüten.“ Gab er dünn zur Antwort.

Plötzlich warf der Mann den Anker aus. Aurelius sah sich um. Er konnte nicht erkennen was an diesem Ort nun speziell sein sollte. Er hob sich in keinster Weise von allen anderen dieses Ozeans ab. Fragend blictke er Styxar an und schielte dann mit wachsendem Unmut ins Wasser.

Er stand auf. Was blieb ihm anderes übrig als zu vertrauen? Er beugte sich leicht über den Bootsrand und blickte ins Wasser. „Ich verstehe nicht ganz.“ Gab er zu.

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Re: Gestorben ...

Beitrag von fremder Mann » Dienstag 22. Juli 2008, 00:38

<i>"Ob ich mit dem Gevatter nochmals sprechen kann? Oder Leben?"</i> Styxar lachte von seinem Platz aus kurz auf. "Ha! Die können sich nicht <i>nur</i> um dich kümmern, Bursche! Es gibt noch andere, die geboren werden oder sterben. Die Welt dreht sich nicht nur um eine einzelne Seele." Der senile Fährmann wandte sich wieder seinem Lämpchen zu. Aurelius hingegen hauchte ein leises Danke und meinte wohl, die Wellen leicht kräuseln zu sehen. Außerdem tanzte in der Ferne eine einzelne kleine Schaumkrone auf dem Wasser. Ein weißes Häubchen, weiß wie Lebens Gewänder.

Die Fahrt verlief recht ereignislos und beide Insassen des Bootes sprachen wenig. Überraschend war, dass ein Toter wie Styxar trotzdem mehr zu sagen hatte. Aurelius hielt sich da wortkarger, antwortete nur knapp, wenn er überhaupt etwas sagte.
Schließlich warf der Fährmann einen Anker aus. Noch immer trieben sie auf dem schwarzen Wasser, lediglich die kleine Laterne leuchtete nun wie ein winziger, aber greller Stern.

Aurelius wandte den Blick ab, schielte zum Wasser, beugte sich gar ein wenig über den Rand. "Pass ja auf, Bursche! Nicht, dass du reinfällst!" Styxar mochte solche Mitfahrer nicht. Seelen, die er vom Ufer des Lebens abholte, zeigten sich manchmal selbst im Tode immer noch so neugierig, dass er einige von ihnen schon über Bord hatte gehen sehen. Sein Herr war darüber selten begeistert, aber es war ja nicht Styxars Schuld. <i>Die lernen nicht mal nach dem Tod dazu, Herr</i>, sagte er dann und kratzte sich am kahlen Schädel. <i>Da meint man, ihre Neugier sei mit einem unglücklichen und vorzeitigen Ableben für immer getilgt, und dann fallen sie einfach aus dem Boot! Aber ich kann ihnen ja nicht hinterher springen!
Nein, das kannst du natürlich nicht, du hast einen Vertrag abgeschlossen</i>, antwortete Tod dann immer, reagierte gelassen und machte einfach weiter. Ja, sie alle mussten dann weitermachen. Für auf diese Weise verlorene Seelen konnten sie nichts mehr tun. Seelen, die nicht planmäßig dort ausstiegen, wo Styxar es ihnen sagte. Seelen, die dann als Geister zurückkehrten, weil sie ihren Körper nicht vorfinden würden.

"Stell dich hier hin!" Der Fährmann zeigte auf eine Stelle mitten im Boot und wartete, bis Aurelius gehorsam Position bezogen hatte. <i>"Ich verstehe nicht ganz."</i> "Musst du auch nicht, schließlich ist das meine Aufgabe! Im Grunde musst du nur ... japsen und atmen, genau."
Und schon stieß Styxar Aurelius mit einem gewaltigen Hieb der Ruderstange aus dem Boot. "Leb wohl!", rief er ihm noch nach, als der Medicus auch schon von der Schwärze des Wassers verschluckt wurde.


<i>weiter in Der Wald Sarius -> "Zurück ins Leben"</i>

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