In der Kaserne

Hier wurden einst Soldaten und Wächter der Hauptstadt ausgebildet. Nun dient die Kaserne als Sklabenunterkunft und Richtplatz.
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Re: In der Kaserne

Beitrag von Erzähler » Sonntag 25. April 2021, 08:56

Im Gegensatz zu ihr sah man ihm nicht auf den ersten Blick an, wie gespannt jede einzelne Faser seines Körpers war. Auf den Zweiten hingegen und wenn man ihn schon etwas länger erleben durfte, konnte man es durchaus feststellen. Nicht offensichtlich, aber diese beständige, unerschütterliche Ruhe, beinahe schon bewusste Entspannung war sein äußeres Zeichen für absolute Konzentration. Er konnte einschätzen, wie gefährlich sein Gegenüber war und trotz allen Spotts und Überlegenheit hatte er im Moment wenig Lust auf weitere Narben. Ganz besonders, weil diese durchaus lebensbedrohlich wären, davon war er überzeugt. Außerdem wollte er erreichen, dass sie seinem Willen folgte, da musste jedes Wort und jede Bewegung bedacht sein.
Dass er hingegen zu keinen wahren Gefühlen mehr fähig wäre... Nun, wahrscheinlich stimmte das, solange er nicht in eine Situation geraten würde, die alles auf den Kopf stellen würde. Irgendwo in ihm schlummerte es noch, denn bislang hatte er nicht seine gesamte Seele geopfert. Doch bis man darauf stoßen würde, könnte man wirklich ordentlich graben mit viel Ausdauer und Feingefühl.
Denn er hatte seine Erfahrungen gemacht, aus seinen Fehlern gelernt und würde sich hüten, seine Empfindungen derart auf der Zunge zu tragen wie sie. Sonst hätte er nicht überlebt und darum wusste er. Dennoch wäre er nicht vollkommen innerlich tot, obwohl er sich gerne so gab.
Wenigstens war er trotz allem nicht übermäßig grausam, wie er bewies, da er den Gefangenen nicht noch weiter unnötig malträtierte. Ob er sich zu fein dafür wäre? Nein, er war gewiss jemand, der tat, was getan werden musste, ganz gleich, wie diese Notwendigkeit aussehen mochte. Wie weit er in Wahrheit zu gehen bereit wäre? Wären auch Intimitäten für ihn opportun oder würde er zumindest sein Begehren nicht spielen, sondern ehrlich meinen? Möglich war beides, ihm war schlichtweg alles zu zutrauen, auch wenn er es als Mann in der Hinsicht sicherlich schwieriger hatte. Er allerdings mit seinem Können und seiner Erfahrung würde sicherlich auch das bewältigen.
Und wie war es vorhin bei ihr gewesen, mit all diesen Andeutungen und körperlichen Reaktionen? Würde sie jemals die Wahrheit dahinter herausfinden können? Wollte sie das überhaupt noch, jetzt, da klar war, dass ihr Leben durchaus in seiner Hand lag?
Langsam bewegte er sich und holte die kleine Botschaft heraus, die ihr helfen sollte, mehr Informationen aus dem Gefolterten herauskitzeln zu können. Auf eine Art und Weise, die jedes noch so effektive Instrument wohl kaum erreichen könnte. Er warf sie ihr zu, deutete damit an, dass er die Distanz zwischen ihnen respektierte. Nur, um sie im nächsten Moment zu überbrücken, kaum, dass sie sich rührte und flüchtig abgelenkt war.
Trotzdem reagierte sie schnell und er nahm es in Kauf. Deutlich spürte er den kühlen Stahl an seinem Hals und wusste um die Schärfe der Waffe. Es gab hier viele, die mit Absicht stumpf gehalten wurden, allerdings hatte sein Gegenüber sich eine der wenigen ausgesucht, die im Gegensatz zu den anderen wirklich scharf und spitz war.
Laogh rührte sich nicht, sah lediglich zu ihr herab und einen Moment lang funkelte es amüsiert in seinen Augen. Ja, sogar der Spott schien zurück zu kehren. "Wieso kommt mir diese Position gerade bekannt vor?", raunte er ihr in diesem verdächtig schwach machenden Timbre zu, das ihr schon mehr als einmal weiche Knie beschert hatte. Dennoch rührte er sich ansonsten um keinen Millimeter, um ihr keinen Grund zu geben, die Waffe austesten zu wollen. Zumindest nicht an ihm!
Sie sprach wieder mit ihm und irgendetwas hatte sich verändert, mal wieder, denn er war nicht mehr ganz so ruhig wie zuvor. Nein, Tatsache war, dass der Spott in seine Mimik zurückkehrte! Wie war das möglich? Nahm er sie jetzt, da sie ihm mit Leichtigkeit seine Hauptschlagader durchtrennen und so in den Harax befördern könnte, etwa nicht mehr ernst?! Oder wollte er einfach erreichen, dass sie in ihren aufkommenden Gefühle erst recht Fehler beging und ihm somit Angriffsfläche bot?
Jedenfalls kehrte das Feuer in seinen Blick zurück, nicht so heftig und ungehemmt wie noch in seinem Zimmer, jedoch mochte das allein der Umgebung geschuldet sein. "Ich hätte da so einige Ideen, bei denen du nicht einmal dein Spielzeug weglegen müsstest. Ich fürchte nur..." Er legte eine bewusste Kunstpause ein, um sie zu ärgern, davon war auszugehen. Seine Mundwinkel zuckten leicht, was bei der Nähe zwischen ihnen gut ersichtlich war.
Ohne sich um die Gefahr zu kümmern, kam er ihr mit seinem Gesicht ganz nahe und sein Raunen wurde noch leiser, verlockender. "Aber ich fürchte, die wären allesamt unangebracht." Er ließ seinen Atem anstatt seiner Lippen über die ihren streichen wie eine Liebkosung.
Dann richtete er sich abrupt auf und trat einen Schritt zurück. Dabei nahm er in Kauf, dass die Klinge seine Haut ritzte und ein kleiner Blutstropfen austrat. Ein kurzes Nicken deutete an, dass er ihr Raum zum Lesen gäbe, wenn sie es nun machen wollen würde, während der Tropfen langsam seinen Hals entlang hinunter kroch.
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Re: In der Kaserne

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Sonntag 25. April 2021, 22:04

Wenn Eleyna etwas mehr aus ihren Erfahrungen lernen würde, wäre sie längst nicht mehr die, die sie sein wollte. Sie wäre ihm sicher nicht unähnlich und vermutlich wäre ihr Zusammentreffen völlig anders abgelaufen. War es denn gut so, wie es war? Eleyna stellte sich die Frage, seit sie ihm das erste Mal ‚entkommen' war. Seit sie in ihr Zimmer zurückkehrte und Mühe hatte, sich selbst in ihren Träumen, von ihm zu lösen. War das gut? Vermutlich nicht, in Anbetracht der Situation, in der sie nun steckte. Insgeheim zerfleischte sie sich dafür, dass er es schaffte, ihr so nahe zu kommen, ohne wirklich viel dafür zu tun. Oder besser: Das Gegenteil zu tun. Er war frech, forsch und in mancher Hinsicht grob. Und sie? Sie war wie Butter und schmolz dahin. Töricht nannte sie sich selbst und wusste längst nicht mehr, ob sie sich dem jemals wieder entziehen konnte. Doch ändern würden ihre Gedanken erstmal ohnehin nichts mehr. Sie war gefangen in seiner Welt und sie ahnte, dass er nur mit dem Finger zu schnipsen brauchte, um ihre Welt einstürzen zu lassen. Dass er alles wusste, davon ging sie derweil nicht aus. Dafür, das hatte sie bereits für sich entschieden, war er zu ruhig, auch wenn man meinen konnte, dass das bei ihm die Anspannung ausmachte. Eleyna musste einfach vorsichtiger sein bei ihm, als sie es bisher gewesen war. Nur… wie könnte sie das? Wenn er ihr nahe kam, sie einhüllte in seine Wärme, seine Nähe nach ihr griff und er mit ihr sprach, als wäre jedes Wort, egal welcher Inhalt, pure Verheißung? Wie schaffte er es, dass er diesen Umstand wann er wollte projizieren konnte? Die Spionin wusste darauf keine Antwort oder besser, keine andere als eben die, dass er alles aus Berechnung tat. Nur so konnte sie sich erklären, dass er es immer wieder schaffte, an ihrer Standhaftigkeit zu kratzen. Eleyna beobachtete ihn ganz genau, während er das Röllchen hervorzog und sogleich zu ihr warf. Im Bruchteil einer Sekunde, hatte sie ihrerseits reagiert und nun standen sie, dicht an dicht, voreinander in einem Moment, der so unpassend war, dass ihr eigentlich hätte die Lust vergehen müssen. Auch sie wurde an ihren ersten Moment erinnert und hatte diesen Umstand mit einem flüchtigen Lächeln quittiert, während er ebenfalls zugab, daran zu denken. So surreal das ganze auch sein mochte, es passierte und das, obwohl hier garantiert nicht der Ort oder die Zeit war. Eleyna musterte Laogh dann wieder ernst und fragte ihn indirekt, ob er sich benehmen würde, wenn sie das Röllchen lesen würde. Er antwortete ihr auf seine Weise, was ihr ein Anheben ihrer Augenbrauen entlockte. Seine Doppeldeutigkeit überraschte sie leicht, denn die Situation war vor ihrer körperlichen Nähe, noch eine ganz andere gewesen. Dennoch schnalzte sie mit der Zunge, immer noch die Speerspitze an seinem Hals und keinen Millimeter davon abweichend und meinte: „Wenn du auf Schmerzen stehst, dann ist dies wohl der am besten geeignete Ort dafür…“. Ihre Tonlage verriet, dass sie es nicht wirklich ernst meinte. Es war der halbherzige Versuch, seine Stimmfarbe und den folgenden, liebkosenden, Atem nicht so wirken zu lassen, wie die Male zuvor, doch es gelang ihr nur mittelmäßig, sich nicht davon angezogen zu fühlen. Trotz dessen, dass hinter ihr vermeintlich Arrond an Ketten hing. Was war eigentlich los mit ihr? Hatte sie es denn wirklich so nötig, dass sie selbst hier nicht die Gedanken in Zaum halten konnte? Selbst jetzt, wo einer ihrer Freunde in Lebensgefahr schwebte und sie sich überlegen musste, wie sie diesen Umstand ändern konnte? Sie schämte sich dafür, doch als der Schatten sich augenblicklich zurückzog, nahm er auch ihre aufkommende Lust mit sich. Eleyna wäre sicher nicht gänzlich schwach geworden, an so einem Ort und sicherlich nicht, nachdem er ihr so viele Dinge offenbarte. Doch sie konnte nach wie vor nicht leugnen, was er in ihr aufwühlte, sobald er die höfliche Distanz überbrückte. Ihr Blick fiel auf die kleine, blutende Wunde die sich kurz darauf selbstständig machte. Bluten kann er wenigstens…, dachte sie zynisch. Dann richtete sie ihren Blick zurück in sein Gesicht. Sie wartete einen Moment, beobachtete seine Mimik, ob er verräterische Anzeichen zeigte. Sie musterte seine Körperhaltung, ob seine Anspannung darauf lauerte, dass sie achtlos wurde und atmete kurz durch, um im nächsten Moment eine Entscheidung zu treffen, indem sie den Speer sinken lies. Eleyna argwöhnte ihm zwar noch, das stand außer Frage, wandte sich dann aber trotzdem etwas seitlich, um den Speer wegzulegen. Ihre Ohren lauerten auf Geräusche seinerseits, bevor sie sich zurückdrehte und sich ihm wieder zuwandte. Sie warf ihm noch mal einen prüfenden Blick zu und löste danach das kleine Bändchen, an dem Pergament, um den Brief zum Lesen zu entrollen. Währenddessen, lauschte sie gleichzeitig auf Laogh. Sie traute ihm derweil nicht mehr so blind, wie noch in seinem Zimmer und würde das vielleicht nie wieder. Sie war lernfähig, das hatte sie bewiesen und doch, würde sie in seiner Nähe wohl niemals aus dem Lernen herauskommen.

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Re: In der Kaserne

Beitrag von Erzähler » Dienstag 27. April 2021, 10:07

Wusste der Schatten eigentlich selbst noch, wer er wirklich war? Oder hatte er sich schon derart viele Masken zugelegt und sie glaubhaft mit Leben gefüllt, dass auch er nicht mehr zwischen Schein und Sein unterscheiden könnte? War er auch einmal ehrlich oder ein solch perfekter Lügner, dass man ihm alles abkaufen würde, ganz gleich, Hauptsache, es käme von ihm?
Und was steckte überhaupt dahinter, dass er sich mit ihr beschäftigte, sie um den sprichwörtlichen Finger wickelte und sich dazu herabließ, sie weiterzubilden und zu formen? War das sein eigener Auftrag oder hatte er ihn von jemand anderes bekommen, der diese Gelegenheit nutzte, die sich durch ihren Versetzungswunsch geboten hatte? Und wenn ja... wer könnte das sein und zu welchem Zweck?
Ob man Laogh womöglich betrunken machen könnte, um Informationen aus ihm heraus zu bekommen, die auch Hand und Fuß hätten? Nein, darauf würde er sich gewiss nicht einlassen, weil es einen Kontrollverlust bedeuten würde. Aber ob man ihn dafür austricksen könnte, irgendwie zumindest? Vielleicht eine Überlegung wert... zu einer anderen Zeit, an einem anderen Ort, wenn sie nicht mehr befürchten musste, gleich selbst angekettet und gefoltert zu werden.
Es sei denn zu Zwecken, die er ihr mit jeder Faser seines Körpers zu versprechen schien, und die ihr durchaus gefallen könnten. Nun ja, wenigstens dann, wenn es tatsächlich Vertrauen zwischen ihnen hätte geben können.
Jetzt allerdings nutzte er die Gunst der Stunde und kam ganz dicht an sie heran, ohne sie dabei zu berühren. Wollte sie das denn? Oder wäre ihr mehr Abstand wieder lieber, vor allem, um sich konzentrieren zu können? Wie konnte er an solch einem Ort auch nur einen Moment lang an dieses Thema denken? Oder tat er es gar nicht, sondern brachte lediglich sie dazu, es zu tun?
Auf jeden Fall kam seine spöttelnde Maske wieder zum Vorschein und unbeeindruckt ihrer Waffe an seinem Hals behandelte er sie ein weiters Mal so, als könne sie ihm gar nichts tun. Ihre Bemerkung entlockte ihm sein amüsiertes Hüsteln und in seinen Augen blinzelte es herausfordernd. "Wenn du willst, zeige ich dir, wie sehr dir Fesseln und Schmerzen gefallen können.", raunte er ihr in seinem speziellen Timbre zu, das nichts anderes war als die pure Verheißung. Hätte sie sein Bett nicht gesehen, wäre es gerade alles andere als abwegig gewesen, sich vorzustellen, dass er solche Möbelstücke mit Möglichkeiten der Fixierung bevorzugen würde.
Doch dieses Mal war er es, der das Knistern zwischen ihnen unterbrach, indem er zurück trat und ihr ein wenig Freiraum ließ. Weniger als zuvor und dennoch ausreichend, um ihr zu signalisieren, dass sie auch in seiner Gegenwart die Nachricht lesen könnte. Schließlich wäre sie nicht unerheblich für ihre weitere Vorgehensweise und Erfüllung seiner Forderung.
Schweigend beobachtete er sie und ließ ihr Zeit, um sich zu entscheiden, was sie nun tun würde. Als sie die Waffe weglegte und das Röllchen öffnete, sah sie wieder zu ihm und er deutete ein knappes Nicken an. Trotzdem achtete er auf jede Regung in ihrer Miene.
Konnte es sein, dass er neugierig war? Oder wollte er lediglich vorbereitet sein auf alles, was da kommen mochte, um seine Pläne mit ihr nicht durch Unachtsamkeit zu gefährden?
Er würde wissen, welche Worte geschrieben worden waren, davon war auszugehen. Es wäre also an der Zeit, die Nachricht zu lesen, um diese für ihre Aufgabe auch einsetzen zu können.

Überbringer Botschaft vertrauenswürdig. Handelt in meinem Auftrag. Halte durch! Lysanthor schütze dich!
A.V.
Schriftrolle Fuss
Nun ja, das war nicht sonderlich viel und dennoch für jemanden, der damit vertraut war, sehr viel wert. Denn die Nachricht war kaum von Belang, umso mehr jedoch die Handschrift, in der sie verfasst worden war. Ein Schriftbild, das ihr bekannt sein durfte, da auch sie es schon oft zu Gesicht bekommen und durchaus seine markanten Eigenheiten hatte. Und erst diese Initialen!
Laogh war höchst aufmerksam und behielt ihre Miene derart genau im Auge, als könne er dadurch ihre Gedanken lesen. Wahrscheinlich konnte er das sogar! Konnte nachvollziehen, welche Schlüsse sie ziehen würde... oder eben nicht. Konnte er das überhaupt? Schließlich wusste er ja nichts über ihre Verbindungen zu den Pelgarern, denen sie sich angedient hatte. Oder vielleicht doch...?
Aber noch wichtiger war der Hintergrund dieses Schriftstücks. Woher hatte er es und wieso kam er in dessen Besitz? Oder war es nichts weiter als eine geschickte Fälschung, eben um den Delinquenten zum Reden zu bringen? Nur... woher sollte er das wissen, dass sie beide sich zu kennen schienen? Irgendwie musste er etwas herausgefunden haben, wie sonst hätte er solch ein Röllchen genau im richtigen Moment für sie parat haben sollen?
Warum, bei den Göttern, warf er mit seinem Handeln nur schon wieder derart viele Fragen auf, anstatt endlich einmal Antworten zu liefern?!
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Re: In der Kaserne

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Dienstag 27. April 2021, 22:20

Wenn Eleyna irgendwann mal in Ruhe Zeit hatte, über alles nachzudenken, was seit ihrer Ankunft in Pelgar geschehen war, würde sie sich vielleicht tatsächlich die Frage stellen, ob dieser ganze Umstand wirklich nur dem Zufall geschuldet war oder, ob sich da jemand im Hintergrund einmischte, den sie bisher noch nicht kannte. Doch jetzt, mitten in dieser Situation, hatte sie die Gedanken auf das Hier und Jetzt gerichtet und erfasste derweil lediglich den nächsten Rahmen, nicht aber den über- und übernächsten. Ihr war bewusst, dass Laogh mehr wusste, als er ihr offenbarte und doch glaubte sie nicht daran, dass er alles wusste. Er hätte sich all das Geplänkel sparen, sie gleich ans Messer liefern und hier nun nach seinen Vorlieben drangsalieren können. Ihr war aufgefallen, dass er dem Gefangenen, trotz seiner überlegenen Position, nichts antat und ihn in Ruhe in seiner Ohnmacht zurückließ, doch vielleicht war ihm einfach nicht danach? Allerdings und auch das war ihr aufgefallen, hatte er sie dazu angehalten, lediglich so zu tun, als hätte sie ihn gefoltert, wenn er und der Foltermeister wieder hereinkommen würden. Sprach das nun für eine ethisch vertretbare Art oder passte es ihm einfach derzeit nicht anders ins Konzept? Eleyna ergründete sein Verhalten bisher nur rudimentär und bruchstückhaft, doch sie arbeitete daran, das Puzzle auf die eine oder andere Art zu lösen. Ihr kam der Gedanke, ob sich Laogh soweit gehen lassen konnte, dass er Geheimnisse ausplauderte. Es war ein allzu beliebtes Mittel in ihrer Branche, den Gegenüber durch alkoholische Getränke redselig zu machen und sie hatte es in der Vergangenheit oft erfolgreich angewandt. Doch sie bezweifelte stark, dass der Schatten von Pelgar sich so einfach überrumpeln ließ. Ob er sich verführen ließ? Auch eine Taktik, die des Öfteren funktionierte. Die Basis wäre ja da, doch würde er sich öffnen und ihr Geheimnisse anvertrauen, wenn er dachte, sie würde Gefühle für ihn haben? Die kleine Narbe, die sie vor einiger Zeit hatte sehen können, verriet ihr, dass er vielleicht an so einem oder so ähnlichem Punkt bereits gewesen war und auch hier konnte sie sich indes nicht vorstellen, dass er dem so einfach erliegen würde. Eleyna schob die Gedanken in diese Richtung erstmal beiseite und konzentrierte sich wieder, auf das was vor ihr lag: Sie musste die Nachricht lesen und er gab ihr die Gelegenheit dazu. Nicht, wie sie wusste, aus Höflichkeit, sondern aus gewisser Neugierde, wie sie dabei reagieren würde. Sie hatte inzwischen gelernt, dass Laogh ihr nichts schenkte und sie nichts tun konnte, ohne ihm etwas dabei zu verraten. Doch hier wappnete sie sich innerlich, bevor sie mit ruhigen Fingern, das Pergament entrollte. Ihre Augen huschten über die wenigen Worte und nachdem sie sie gelesen hatte, hob sie den Kopf und sah Laogh unvermittelt an. „Das ist alles?“, fragte sie verwundert und drehte das Pergament in ihrer Hand. Sie schien offenbar verwirrt zu sein, denn ihre Stirn legte sich in Falten. „Ist das eine Fälschung?“. Ihre Stimme war kaum mehr, als ein Flüstern, damit der Pelgarer hinter ihr, sie nicht hören konnte. „Wenn das eine Fälschung ist, wie soll ich sicher sein, dass er das verifizieren kann? Und wenn es keine ist – wo ist der echte Besitzer dieser Nachricht?“, setzte sie nach und verdeutlichte, dass sie keinen Bezug zu den Worten hatte. Vordergründig. In Eleyna sah es allerdings ganz anders aus. Die Worte hatten sie völlig erschüttert, hatten sie verwirrt und mit einem dumpfen Gefühl in der Magengegend zurückgelassen. Die Handschrift… Sie war ihr so vertraut und die Initialen gaben ihr Hoffnung, dass es Arrond gut ging, doch darüber hinaus musste sie hier die perfekte Ahnungslose abgeben, denn sie wusste, der Schatten lauerte nur auf sie und ihre Mimik, ihre Haltung, ihre Gestik. Sie gab ihm derweil nichts. Nichts von dem, was in ihrem Inneren wie ein Sturm tobte, was sie augenblicklich in die Knie gezwungen hätte, stünde sie nicht ihrem Feind in einem Folterkeller gegenüber. Sie hätte die Tränen kaum zurückhalten können, über die Erleichterung, die sie im ersten Moment verspürte, als sie erkannte, dass das Schriftstück Arrond geschrieben hatte. Doch das würde sie dem Dunklen nicht geben. Sie würde ihm keine Angriffsfläche bieten, nicht so, nicht hier. Sie gab Laogh gar nichts, außer der Frage nach der Echtheit. Sie wollte wissen, wie sicher dieses Schriftstück war und was sie wirklich davon zu halten hatte. Es könnte ebenso sein, betrachtete man das Vergilbte, dass die Dunklen eines von Arronds Röllchen, bei ihrer Eroberung und Durchsuchung der Militärräumlichkeiten, gefunden hatten. Ein gewiefter Spion wie Laogh, könnte indes durchaus vorausschauend gehandelt und das Pergament für irgendeinen Zweck, der eventuell eintrat, aufbewahrt haben. Alles war möglich in ihrem Metier und Eleyna hatte gelernt, nicht allem Vordergründigen zu vertrauen. Natürlich war dieses Spiel eine schmale Gratwanderung. Sie könnte ihrem eigenen Misstrauen zum Opfer fallen und sich in etwas verrennen, was mehr Paranoia, als Wahrheit entsprang, doch Laogh hatte ihr deutlich gezeigt, dass sie nicht vorsichtig genug sein konnte – schon gar nicht in seiner Gegenwart. Die dunkelhaarige Spionin blickte kurz über die Schulter zum Gefangenen. Sollte das nicht Arrond sein, wer war er dann? Jemand, dem sie hier mal begegnet war? Sie hatte kaum Kontakt zu jemand anderes, als ihren Verbindungsmann, um die Verknüpfungspunkte zu Pelgar so gering wie möglich zu halten. Sicher, gesehen hatten sie hin und wieder einige, doch in der Regel ritt sie nie einfach zum Haupttor herein, um sich in die Kaserne zu begeben. Arrond und sie, trafen sich stets etwas außerhalb, heimlich und unter höchsten Verschwiegenheitsvereinbarungen. Es wäre viel zu gefährlich, hier einfach ein und aus zu gehen. Eleyna sah zurück zum Schatten und wartete dann auf ihre Antwort. War das Pergament echt? Wem gehörte es dann ursprünglich und wo war dieser jemand? Und wenn es nicht echt war, wo war dann Arrond? Und wer hatte die Möglichkeit, seine Handschrift – auf den ersten Blick im Zwielicht des Kellers - perfekt zu fälschen? Eleyna gab immer noch keinen Hinweis, äußerlich, darauf, was sie wirklich dachte. Sie gab sich unbeteiligt und wartete nur auf die Antwort, die er ihr präsentieren würde. Sie würde dann vermutlich anfangen, den Gefangenen zu wecken, um die Befragung, wie von Laogh gewünscht, durchzuführen. Ob sie seinem Spiel folgte, bis er ihr mehr anvertrauen würde? Käme es überhaupt dazu, dass sie in der Position sein würde, in seine Pläne eingeweiht zu werden? Und was war mit der Aussage seinerseits, dass sich nach dem Kerker alles weise würde? Wohin wollte er? Wollte er gleich mit der Information, die sie eventuell erhalten würde, lospreschen? Sie mitnehmen? Es gab so viele Fragen und Eleyna stellte sie alle nicht, aus Gewissheit, ihm viel zu viel Angriffsfläche zu geben. Dann kam ihr dennoch eine Frage, die sie ihm, bevor er den Keller verlassen würde, stellte: „Was ist, wenn ich nichts aus ihm herausbekomme?“. Ihre Stimme, ihr Blick waren ruhig und fest, gaben keinen Hinweis darauf, wie sehr es in ihrem Inneren rumorte.

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Re: In der Kaserne

Beitrag von Erzähler » Freitag 30. April 2021, 19:15

Wie lange kannte er sie jetzt eigentlich schon? Nicht unbedingt persönlich, sondern ihren Werdegang, ihre Aufträge, ihre Erfolge, ihr Scheitern,... ihren Verrat? Was wusste er alles und warum sollte er sich überhaupt für sie interessieren? Dass dem schon vor ihrer Ankunft so gewesen sein musste, stand fest, sonst wäre sich sicherlich nicht auf ihn getroffen.
Noch weniger befände sie sich nun hier, in dieser Folterkammer und er hätte wohl kaum diese winzige Schriftrolle bei sich mit der Botschaft darauf, die so viel aussagen mochte... und doch auch nichts, wenn sie gefälscht wäre. Das war sie, bestimmt, das musste sie sein! Oder...? Wie konnte er sonst daran gelangen? Und... was wäre mit dem eigentlichen Träger geschehen, wenn...?! Hatte er ihn in die Finger bekommen, ihn persönlich gefoltert?
Oder überließ er diese... Drecksarbeit lieber anderen, anstatt sich die eigenen Finger schmutzig zu machen? Wäre ihm glatt zu zutrauen, dass er, sobald es ums Vergnügen ging, alles zur Chefsache erklären würde und die anderen Aufgaben nur zu gerne delegierte. Oder war das wieder eine falsche Einschätzung, die er mit seinem Verhalten bewusst nährte, um unterschätzt zu werden? Und wieso bestand er darauf, dass dem Gefangenen kein zusätzliches Leid zugefügt wurde?
Wie passte das zusammen mit ihm, seinem Verhalten, seiner Profession und seiner Herkunft? Dunkelelfen waren grausam, oftmals herzlos. Warum sollte dann gerade jemand wie Laogh aus der Art geraten? Vielleicht... nein, wahrscheinlich war das wieder nur ein Trick von ihm. Ja, so musste es einfach sein, alles andere würde zu weit führen!
Da war es sicherlich klüger, endlich die Nachricht zu lesen, so kurz sie auch gehalten sein mochte. Ihre überraschte Frage sorgte dafür, dass er leise schnaubte und skeptisch eine Augenbraue anhob. "Was hast du erwartet? Ein Roman passt kaum zu diesem Format.", bemerkte er mit einem Hauch Ironie in der Stimme.
Schon wieder eine neue Facette, verdammt noch mal! Aber wieso? Hatte sie ihn verärgert? Enttäuscht, weil sie eine falsche Frage gestellt hatte?
Danach sank seine Braue wieder an ihren Platz zurück und er zuckte mit den Schultern auf ihre weiteren Worte. "Mehr gibt es nicht. Es liegt an dir, das Beste daraus zu machen.", erwiderte er ruhig und sachlich. Gut, das war eine Prüfung, jetzt war es amtlich!
Und er hatte ihr keine Antwort gegeben, sondern offen gelassen, was nun stimmte. Wenn es eine Fälschung wäre, dann von einem Profi angefertigt worden, denn diese Schrift erinnerte deutlich an eine Person mit den festgehaltenen Initialen. Aber nach welcher Vorlage? Oder war es echt und hatte weitere Opfer gefordert, um in die Hände des Schattens gelangen zu können? War es alt oder aktuell?
Welche Bedeutung mochte der Gequälten darin spielen, dass sie es ihm als Vertrauensbeweis zeigen sollte? Und welche Information besaß er, die Laogh unbedingt haben wollte? Er hatte einen Vorgesetzten erwähnt... war dieser A.V.?
Dann... dann müsste sie den Gemarterten eigentlich kennen, oder? Gewiss hatte sie sich vertraut gemacht mit jenen Personen, mit denen sich Arrond umgeben hatte. Oder hatte sie sich davon ferngehalten, wie ein Schatten agiert, um wirklich nur von ihrem Vertrauensmann gesehen und gesprochen werden zu können?
Während es in ihr arbeitete, beobachtete er jegliche Regung in ihrem Gesicht, schien ausschließlich auf sie fokussiert zu sein, ohne sie wiederum erkennen zu lassen, was hinter seiner Stirn vorging. Was wusste er, wie viel wusste er von ihrem Handeln in Pelgar? Warum lebte sie noch, wenn er auch nur irgendeinen Verdacht hegen könnte? Wollte er sie lieber zuerst in sein Netz weben, sie um den Finger wickeln, bis sie abhängig von ihm wäre, um umso tiefer zu fallen, sobald er sie verriet? Wäre er derart niederträchtig?
Oder ginge es ihm tatsächlich lediglich um den Vorgesetzten dieses Menschen? Und wenn ja, warum? Was war an diesem A.V. so bedeutsam, dass sich jemand wie der Schatten an seine Fersen heftete?
Schweigen herrschte zwischen ihnen, bis sie es wieder unterbrach. Erneut zuckte er mit den Schultern. "Dann wird es mühsamer.", erwiderte er schlicht und überbrückte erneut die Distanz zu ihr.
Ohne sich vor einem möglichen Angriff ihrerseits scheinbar zu fürchten, griff er nach ihrem Kinn und drückte es in die Höhe. Die Berührung war sanft, aber bestimmt, ein Entkommen nicht gerade einfach. Selbst dann nicht, wenn der Blick aus seinen violetten Augen nicht plötzlich wieder voller Feuer und absolut fesselnd gewesen wären.
Er beugte sich zu ihr, langsam und die Zeit sich bewusst nehmend, um ihren Puls damit in die Höhe treiben zu können. Würde er sie küssen? Das wäre viel zu unpassend an diesem Ort! Und dennoch...
Dicht vor ihrem Gesicht hielt er inne, berührte mit seiner Nasenspitze wie ein Hauch die ihre und ließ seinen warmen Atem über ihre Lippen streichen. Dabei sah er ihr weiterhin direkt in die Augen. "Zeige, was du kannst, das ist alles, was ich erwarte, mein Kätzchen...", raunte er ihr mit seinem speziellen Timbre zu und stupste sie mit seiner Nasenspitze leicht an. Seine Lider senkten sich ein wenig, als müsse er die Flamme seines Blicks dämpfen, um sie nicht damit zu versengen.
Ein leises Stöhnen und Kettenklirren drang in diese Stimmung, schien ihn jedoch nicht zu berühren. Ohne seine Haltung oder seine Ausstrahlung zu ändern, fuhr er fort und bewies dabei, dass er seine Umgebung nicht vergessen hatte. "Er wird wach. Nutze die Zeit, aber nicht zu lang, um Verdacht zu erregen." Damit ließ er ihr Kinn los und wollte sich von ihr entfernen, um sie allein mit dem Opfer zu lassen.
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Re: In der Kaserne

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Samstag 1. Mai 2021, 13:26

Seine flapsige Antwort, es würde nicht mehr auf die kleine Rolle aus Pergament passen, nahm sie stumm hin. Ihm war sicher bewusst, dass es ihr keinesfalls um die Anzahl der Worte ging, als vielmehr um den Inhalt. Er hatte trotzdem beschlossen, sie im Unklaren zu lassen und das musste sie, wenn sie nicht mehr Aufmerksamkeit als ohnehin schon auf sich ziehen wollte, hinnehmen. Eleyna schaute abermals auf die geschriebenen Worte und die Initialen, ebenso wie die charakteristischen Bögen der Serifen, ließen sie erschaudern. Es wäre eine verdammt gute Fälschung, wenn es eine wäre. Was würde ihr denn lieber sein? Diese Frage drängte sich unweigerlich in ihre Gedanken und sie schaffte es nicht, sie wegzuschieben. Eine Fälschung wäre ihr lieber. Es würde bedeuten, dass sie sich im intriganten Spiel eines Dunkelelfen befand, das sie nur lernen musste zu spielen. Es gäbe keine Beteiligung Arronds an dem Ganzen und er wäre eventuell in Sicherheit. Hatte er vielleicht fliehen können? Aber wieso hatte er dann nicht Kontakt zu ihr aufgenommen? Eleyna fürchtete sich vor der zweiten Möglichkeit, dass das Geschriebene echt war. Denn das würde bedeuten, dass Arrond entweder aufgeflogen war und man nun nach ihm suchte und sie tatsächlich das Zünglein an der Waage sein könnte oder – und auch diese Möglichkeit durchdrang ihren Geist – er war übergelaufen und es ging um jemand ganz anderen. So oder so, würde Laogh hier vorerst nicht der Schlüssel zu all diesen Rätseln sein, weshalb sich die Spionin entschloss, sein Spiel mitzuspielen. Sie gab dem Dunklen keinen Hinweis auf ihr Innerstes und er schien das hinzunehmen. Er gestand, dass er sie prüfen wollte, auch wenn er nie die direkten Worte wählte. Sie erkannte es in dem Moment, als er ihr mehr Informationen verweigerte. Die Halbelfe rollte das Pergament wieder zusammen, knotete das Band wie es vorher gewesen war und steckte dann das Röllchen in ihre Hosentasche. Es dauerte nur einen Wimpernschlag, dann bewegte sich Laogh erneut in ihre Richtung, um die Distanz zu verringern. Eleyna hätte fast auf dem Tisch hinter sich Platz genommen und stützte sich mit beiden Händen links und recht neben ihren Hüften auf der Platte ab, was die Waffen etwas klirren ließ. Sie folgte seiner sanften Berührung etwas unwillig und sah ihm dann in das Violett seiner Augen. Sie suchte darin nach Antworten, die sie natürlich nicht fand. Sie wollte wissen, was Laogh tatsächlich bewog diese Spiele mit ihr zu spielen, doch sie bekam keine Antwort. Eleyna hielt still, während er ihr näher kam und fast hätte sie die Lippen geöffnet, um einen Kuss zu erwidern, doch blieb sie im Gesicht ruhig und hörte aufmerksam zu, was er ihr zu sagen hatte. Sein Timbre bewirkte, dass ihr Puls schneller schlug, als zuvor doch löste es dieses Mal nicht die Lust aus, die sie sonst verspürte. Auch sie hörte den Gefangenen, der sich langsam aus der Bewusstlosigkeit hochkämpfte, blieb aber mit ihrer Aufmerksamkeit bei dem Schatten. Dieser berührte sie leicht, strich wie eine flüchtige Brise über ihr Gesicht und sie schluckte trocken. War es genau das, was ihn so faszinierend machte? Dieses Spiel, das er spielte? Die Gefahr, die dahinter lauerte? Eleyna war nicht besser oder schlechter als andere Frauen und sie hatte auch nie den Anspruch daran gehabt. Sie zierte sich nicht, wenn sich die Gelegenheit ergab und doch… Bei ihm war es etwas anderes. Hier würde sie nicht eine Nacht voller Lust und Ekstase haben und dann wäre sie am Morgen darauf verschwunden. Sie war sich sicher, dass er sie solange nicht gehen ließ, bis er alles von ihr hatte, was er wollte. Was auch immer das war, dahinter kam sie noch, doch sie spürte, dass sie vorsichtig sein musste. So schwer es, aufgrund seiner Wirkung auf sie, auch sein würde. Sie ließ seine Berührungen zu, auch wenn er in seinem Griff an ihrem Kinn, spüren konnte und sollte, dass sie angespannt war. „Dann wäre das wohl geklärt“, raunte sie ihm zu und lockerte sich etwas, als er von ihr abließ. Sie ließ ihn gehen, als er sich zur Kellertür wandte und sah ihm, ohne ihren Platz zu verlassen, nach. Bevor er durch die Tür verschwinden konnte, erhob sie doch noch mal das Wort: „Pass auf, dass du das Hemd knitterfrei zurückbekommst.“. Es war belanglos und das wusste sie. Sie wollte ihm lediglich mit ihrem Sarkasmus zeigen, dass sie sich ihm nicht vor die Füße werfen würde und stoisch jede Aufgabe ausführte, ohne nachzufragen. Eleyna wartete, bis Laogh endlich die Tür hinter sich geschlossen hatte und lauschte noch einen Moment, ob sich seine Schritte entfernten. Erst dann erlaubte sich die Halbelfe, auszuatmen und ihren angespannten Körper zu entspannen. Sie öffnete die verschränkten Arme und bewegte sich etwas vom Tisch weg. Hinter ihr, klirrten erneut die Ketten und sie musste sich schleunigst auf die Aufgabe konzentrieren. Ihr Blick glitt einmal mehr durch den Keller und sie suchte diesen nach etwas Trinkbaren ab, das sie dem Gefangenen anbieten konnte. Wenn sie etwas fand, würde sie es holen, ansonsten drehte sie sich gleich zum Gefolterten um und musterte ihn aus blauen Augen. Ihr Blick war… Vorsichtig. Nach allem, was Laogh ihr hier präsentierte, zog sie immer noch die Möglichkeit in Betracht, dass dies hier eine Finte war. Sie musste einfach alle Möglichkeiten im Hinterkopf behalten, denn sie war hier in einem Spiel, dass nur einer zu spielen verstand. Die Dunkelhaarige näherte sich langsam dem Mann in Ketten und ließ den Blick abermals über seinen geschundenen Körper wandern. Vorsichtig legte sie ihm eine Hand auf die Schulter, um ihn gänzlich aus seiner Bewusstlosigkeit zu holen. Sie wartete, bis er sich etwas akklimatisiert hatte und sich der neuen Situation, mit ihr hier alleine zu sein, bewusst wurde. Das Gesicht, welches sich nun etwas besser präsentierte, kam ihr weiterhin bekannt vor, aber Arrond war es nicht. Sie fühlte sich erleichtert, auch wenn sie dem armen Tropf, das Schicksal ebenso wenig wünschte. Etwas unter der ausgemergelten Oberfläche, sprach ihre Sinne an. Sie erinnerte sich daran, dass Arrond stets einen Vertrauten gehabt hatte, der ihm bei der Kontaktaufnahme zu Eleyna geholfen hatte. Sie selbst hatte diesen Kurier nur ein paar Mal gesehen und noch weniger mit ihm gesprochen, doch er war es, der Nachrichten hinterließ, wenn sie sich treffen sollten. Die meiste Zeit lief es so ab, dass Arrond, oder eben jener Kurier, eine kleine Rolle Pergament, ebenso wie die in ihrer Tasche, an einem bestimmten Ort deponierte oder ihr per Brieftaube eine Nachricht zukommen ließ, wenn er wusste, sie würde eine größere Stadt aufsuchen. Diese Orte konnten Bäume sein, markante Steine, Flussläufe, ganz egal, sie fanden eine Möglichkeit zu kommunizieren. Darin standen dann, in einer nur ihnen bekannten Verschlüsselung, Ort und Zeit zu denen sie sich trafen, um alles weitere persönlich zu besprechen. Arrond kannte die Geheimgänge in der Stadt wie seine Westentasche und es war ein Leichtes für ihn, diese ungesehen zu verlassen oder Eleyna auch mal ungesehen, hinein zu schmuggeln. Arrond selbst, hatte seine Vertrauten selber verifiziert und Eleyna diesem Urteil vertraut. Sie musste es, denn sie hatte die lange genug Zeit, sich mit den Leuten in Arronds Nähe genauer auseinander zu setzen. Es gab zu viele und doch betrachtete sie jeden mit Argusaugen. Der Mann hier vor ihr, schien tatsächlich eben jener Kurier zu sein, doch das würde das Gespräch eventuell klären. Ihre Augen ruhten auf dem Gesicht und sie wartete noch einen Augenblick, bevor sie die Stimme erhob. „So. Wir sind alleine. Du kannst offen sprechen, woher du mich kennst, wieso du der Meinung bist, ich sei eine Verräterin und was zum Harax passiert ist, dass du hier drinnen gelandet bist.“, begann sie. Sie brauchte Informationen, sie musste wissen, womit sie es zu tun hatte. „Und, bevor du loslegst, wir haben keine Zeit für wüste Beschimpfungen. Sie kommen bald zurück und ich brauche Antworten, also – rede!“. Es war vielleicht herrisch und vielleicht auch nicht sehr feinfühlig, doch Eleyna würde die gegebene Zeit brauchen und sie würde sie nutzen. Ihre Körperhaltung war indes ruhig und nicht aggressiv. Sie hoffte, der Mann würde etwas zugänglicher sein, wenn er merkte, dass sie ihm nichts antun wollte.

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Re: In der Kaserne

Beitrag von Erzähler » Montag 3. Mai 2021, 10:37

Er beobachtete sie genau und versuchte mittels höchster Konzentration, jede noch so kleine Regung an ihr wahrzunehmen. Da blieb es nicht aus, dass das leichte Schaudern auch ihm auffiel. Es war kaum der Rede wert und gerade deswegen umso deutlicher für ihn.
Flüchtig hob sich seine Augenbraue minimal an und war sofort wieder zurück an ihrem Platz, sodass nichts in seiner Mimik darauf hinwies, ob und was er bemerkt hatte und wenn ja, welche Gedanken er sich dazu machte. Diese würden ohnehin ausschließlich die seinen bleiben, solange, wie er das wollte.
Wenig später war ohnehin die Zeit der Ruhe vorbei und es hieß, nun endlich etwas zu tun. Trotzdem kam er ihr noch einmal gefährlich nahe und wenn man ihm echt empfundene Gefühle zutrauen würde, könnte man glatt glauben, er würde es genießen, sie jedes Mal aufs Neue mit Leichtigkeit um den Finger wickeln zu können. Ehe er sie zappelnd fallen ließ, um nach einer kurzen Phase der Abkühlung sie erneut zu ködern.
Dicht vor ihr stand er und sorgte dafür, dass sie gar nicht anders konnte, als zu ihm aufzuschauen. Ob es ihm eigentlich gefiel, dass sie kleiner war als er und das nicht nur um ein paar Millimeter? Bestimmt genoss sein Ego diesen Umstand! Auch wenn er wohl kaum so töricht wäre, diese Tatsache mit Schwäche oder ähnlichem zu verbinden. Er reizte sie und es musste ihm einfach Genuss bereiten, warum sonst sollte er das dauernd mit ihr tun?
Als sie schluckte, zuckte es um seinen Mundwinkel, nicht viel und für weniger geübte Beobachter gewiss lediglich ein Trugbild, ausgelöst von einer unruhigen Flamme. Amüsierte er sich über seine Wirkung oder eher über ihre Unfähigkeit, ihm zu widerstehen? Wahrscheinlich wäre es eine Mischung aus beidem, je nachdem, was ihm in jenem Moment besser gefiel.
Doch dieses Mal war dieses Intermezzo zeitlich begrenzt, denn der Gemarterte sollte nichts davon mitbekommen. Also löste er sich von ihr und ging zur Tür, um ein zuvor vereinbartes Klopfzeichen zu machen, woraufhin ihm von außen geöffnet wurde. Von demselben Wachmann, den er nicht viel früher mit einigen wenigen Worten ihr gegenüber vernichtet hatte. Dieser fühlte sich in der Umgebung noch immer sichtlich unwohl, war aber klug genug, seine Aufgabe darüber nicht zu vernachlässigen.
Ehe der Schatten jedoch hinaus trat, vernahm er ihre Stimme. Mit einem feinen, spöttischen Grinsen im Mundwinkel drehte er ihr den Kopf zu, soweit, bis er sie über die Schulter hinweg sehen konnte. "Damit du allein für jede einzelne Falte verantwortlich sein kannst?", gab er herausfordernd zurück und es blitzte in seinen Augen regelrecht auf.
Wenn sie es nicht besser wüsste, müsste sie befürchten, sie ihn gerade auf eine Idee gebracht zu haben. Oder wäre es eine, die sie selbst gerne umsetzen würde...?
Dann wandte er sich ab und trat hinaus. Hinter ihm wurde die Tür geschlossen und ließen kein Geräusch von draußen mehr durchdringen, zumindest nicht, wenn es sich lediglich um normal und gemäßigt gesetzte Schritte handeln würde. Würde er gehen und den Soldaten zurück lassen oder würde er selbst den Wachposten beziehen, nur für den Fall der Fälle? Was wäre ihr lieber?
Das war etwas, das sie wohl besser nicht jetzt überdachte. Sie musste sich auf etwas anderes konzentrieren und tatsächlich gab es einen weiteren Tisch, auf dem sich ein Becher und ein tönerner Krug befanden, die sicherlich nicht für den Delinquenten bestimmt waren. Oder doch, um ihm Kräfte zurück zu geben und ihn länger foltern zu können, wenn es notwendig wäre?
Sobald sie die Flüssigkeit in den Becher gießen würde, würde sie anhand von Farbe und Geruch feststellen, dass es sich um Rotwein handelte. Sicherlich kein besonders teurer oder gar mundender, wie ein Schatten ihn trinken würde, aber er könnte eine kleine Stärkung darstellen und zumindest den ärgsten Durst löschen, um der Kehle etwas von der Rauheit zu nehmen.
In der Zwischenzeit kam der Bewusstlose immer mehr zu sich und fand sich allmählich wieder in jener Welt aus Schmerz zurecht, in der ihn der Foltermeister zurückgelassen hatte. Ein leises Stöhnen zeugte davon, dass es mit seinen Kräften nicht weit her sein konnte.
Bei der leichten Berührung seiner Schulter fuhr er mit einem Zischen zusammen, soweit seine klirrenden Fesseln das zu ließen, und stieß einen gekeuchten, kaum verständlichen Fluch aus. Es dauerte etwas, bis sich seine schneller gewordene Atmung beruhigen konnte, und diese Zeit gab sie ihm.
Doch er sah sie weiterhin nicht an, solange, bis sie zu Ende gesprochen hatte. Mit einem fast nicht mehr menschlichen Knurren blickte er unter seinen verdreckten Strähnen mit blutunterlaufenen Augen zu ihr hoch. "Verräterin!", zischte er und schien nicht gewillt, ihr auch nur eine Silbe zu glauben oder ihr gar entgegen kommen zu wollen. "Bist ja schnell zum dunklen Pack zurück gekehrt, häh?! Hast es gar nicht abwarten können, uns alle ans Messer zu liefern! Aber du wirst nichts kriegen, ich sag dir gar nichts! Lysanthor soll dich und deinesgleichen endlich zur Asche verbrennen und uns erlösen!", geiferte er und steigerte sich immer weiter rein in seine Wut, die eine Schuldige gefunden zu haben schien.
Erschöpft sackte er nach diesem Ausbruch zusammen und schüttelte leicht seinen Kopf. Oder ließ ihn eher so locker hängen, dass er auch ohne sein Zutun hin und her pendelte. So ganz eindeutig erkennbar war das in seinem Zustand nicht.
"Habs gesagt... habs ihm immer gesagt... halt dich von so einer fern! Wollt nicht auf mich hören... wollt einfach nicht...", brabbelte er kaum verständlich vor sich hin und begann dann unvermittelt zu schluchzen. Ein trockener Laut, der sich immer wieder wiederholte und seinen gesamten Körper durchzuschütteln schien.
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Re: In der Kaserne

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Dienstag 4. Mai 2021, 01:39

Seine kleine Herausforderung quittierte Eleyna mit einem feinen Lächeln und dem Anheben ihrer Schultern, während sie die Arme verschränkt hielt. Alles an ihr wollte, dass Laogh endlich den Raum verließ. Dass sie selber mal in der Lage war, durchzuatmen. Und dann… dann endlich fiel die schwere Kerkertür ins Schloss und sie harrte einen Moment aus, um eventuelle Schritte zu vernehmen, doch konnte sie nichts dergleichen vernehmen. Nachdem sie für einen Moment gewartet hatte, entspannte sie ihre Körperhaltung und atmete erleichtert aus. Es war, als hätte man ihr einen Schleier abgezogen – oder wohl eher, einen Schatten von der Seele genommen-, denn sie fühlte sich mit einem Mal leichter. Laogh's Persönlichkeit, so wie sie war, reichhaltig an Masken und falschen Fährten, nahm ihr viel von ihr selbst. Seine Wirkung auf die Halbelfe war gezielt und gewollt und sie wusste, dass er das sehen konnte. Sollte sie etwas dagegen unternehmen? Nun, sicherlich wäre es besser, doch das würde ihr noch mehr Konzentration abverlangen. Eleyna war gut in dem was sie tat, doch der Schatten war unerreichbar und sicher nicht nur von ihr. Wie war es dazu gekommen, dass er so geworden war? Hatte er dieses Streben schon immer besessen oder kam das erst, als er schon mittendrin war? Und wie alt war er eigentlich? Kam er aus Morgeria? Er kannte ihre Mutter- hatten sie sich schon einmal gesehen? Eleyna und er? Nein, sie würde sich mit Sicherheit erinnern. Nachdem sie einen Moment gewartet hatte, flog ihr Blick suchend durch den Raum. Sie fand, was sie wollte auf einem Tisch, der sicher nicht für den Gefangenen galt, doch der steinerne Krug enthielt etwas Flüssiges. Sie schenkte etwas davon ein und roch kurz daran. Billiger Wein, soviel stand fest, doch es würde reichen, um ihm etwas Linderung zu verschaffen oder um seine Zunge zu lösen, sollte er nicht reden wollen. Die Dunkelhaarige widmete sich dem Mann in Ketten. Ihre Augen glitten über seinen geschundenen Körper und Mitleid kroch ihre Nervenbahnen entlang. Es war nicht so, dass Eleyna diesen Anblick nicht kannte. Im Gegenteil, sie kannte es sogar sehr gut und Bilder zuckten auf, die sie selber in Ketten zeigten, ebenso zerschunden, wie er selbst. Sie berührte den Malträtierten an der Schulter. Viel Druck brauchte es nicht, wie sie sich erinnerte, da zuckte er auch schon panisch zusammen und brauchte einen Moment, den sie ihm gab, bis er sich gefangen hatte. Eleyna stand ungefähr eine Armlänge von ihm entfernt und musterte ihn intensiv. In ihrem Händen hielt sie den Becher, der nur darauf wartete, an ihn gereicht zu werden, beziehungsweise, an seine Lippen gesetzt zu werden. Eleyna versuchte, den wüsten Beschimpfungen Einhalt zu gebieten, indem sie ihm gleich den Wind aus den Segeln nahm. Davon ließ er sich jedoch nicht beirren und so sagte er, was er sagen musste und sie nahm es stumm hin. Nachdem er geendet und seine nachgeschoben Worte genuschelt hatte, blieb sie für eine kleine Weile ruhig. Dann atmete sie tief ein. „Du bist Rodrick.“, stellte sie schlicht fest und nickte, als müsse sie sich selber bestätigen. Seine Worte, seine Stimme, nachdem sie etwas geschmiert war durch die vielen Worte, ließen den Verdacht erhärten. Sie erinnerte sich an den Pelgarer, der Arrond nie von der Seite wich. In ihrer Zeit, nachdem sie überlaufen wollte, war er es, der stets im Raum in der Ecke gestanden und sich Notizen zu ihren Befragungen gemacht hatte. Später, als klar war, dass sie als Doppelspionin genutzt würde, kam Arrond selten ohne ihn zu einem Briefing. Natürlich gab es auch Treffen, die ohne Rodrick stattfanden, doch entweder hatte er diese geplant oder befand sich in nicht so weiter Ferne, um im Falle des Falles einzugreifen. Er war der Kämpfer, der Arrond nie gewesen war. Arrond war intelligent, vorausschauend, hatte gute Instinkte und wusste charismatisch auf die Leute ein- und zuzugehen, doch war er auch beinahe schon eine Art Pazifist. Er selber umging jegliche körperliche rohe Gewalt und überließ das eben Leuten wie… Eleyna. Rodrick sorgte für Arronds Sicherheit. War im Schwertkampf bewandert und konnte ordentlich austeilen, aber auch einstecken. Eleyna schauderte, dass die Dunklen ihn hatten.„Hör mir zu, Rodrick. Unser Verhältnis war nie einfach, das weiß ich und trotzdem kannst du nicht leugnen, dass ich immer(!) Arrond geschützt habe. Ich habe nie auch nur einen eurer Namen verraten und war stets loyal- bin es noch!“, sie war näher an ihn herangetreten und ihre Stimme war nicht mehr, als ein Flüstern.„Was Pelgar passiert ist, war nicht aufzuhalten. Ich hätte da gar nichts tun können und wusste selber keinerlei Details.“, sie atmete tief durch und sammelte sich gleichzeitig wieder. Sie schweifte ab und sie musste und wollte sich nicht rechtfertigen. Sie hatte jetzt keine Zeit:„Hier, trink das, das wird dir etwas helfen", sagte sie und setzte den Becher bei seinen Lippen an. „Rodrick- bitte, ich habe nicht viel Zeit. Sag mir wo Arrond ist, ich muss ihn finden und in Sicherheit wissen. Deshalb bin ich hier, unter ihnen!“, versicherte sie ihm und hoffte, dass er einlenken würde. Leider keimte in ihr zeitgleich mit ihrem Mitleid für den Mann, dass er sehr viel wusste. Zu viel, wenn man bedachte, wie nahe Laogh ihr bereits gekommen war, was ihre Geschichte anging. Würde sie sich selber schützen müssen? Wäre das ein übergeordnetes Ziel oder rettete sie nur ihre Haut? Eleyna wälzte ihre Optionen. Sie wollte Arrond sicher wissen- doch was war mit den unzähligen Pelgarern, die hier ihr Dasein fristeten? Hatten die es nicht verdient, gerettet zu werden? Die Spionin hätte jetzt selber gerne einen starken Tropfen gehabt. Wenn Rodrick ihr die Information geben sollte, die auch die Dunklen haben wollten, wie würde sie weiter machen? Was würde folgen? Sie führte Laogh zu ihm und dann? War sie dabei, wenn sie ihn holten? Würde sie Arrond in die Augen sehen, während er von Laogh malträtiert würde? Wie konnte sie dem Schatten Arrond vorenthalten? In Eleyna drehte sich alles und ihr Verstand arbeitete auf Hochtouren. Sie stellte den Becher ab, ob Rodrick getrunken hatte oder nicht und spürte das kleine Röllchen in ihrer Hosentasche. Sie ignorierte es vorerst und versuchte es anders:„Du weißt, wieso ich mich damals entschieden habe, herzukommen. Du weißt, dass ich keine vollständige Dunkelelfe bin und ich andere Wurzeln habe. Glaube mir, Rodrick- ich bin den Menschen loyal- immer gewesen.“. Eleyna sah dem Mann in die Augen. Sie waren sich nie grün gewesen und würden das vermutlich auch nicht mehr nachholen können. Trotzdem hoffte sie, dass er einlenken würde. Sie verwahrte das Röllchen noch und würde es als letztes herausholen, sollte er gar nicht kooperieren wollen. Doch noch gab sie nicht auf. Sie erinnerte sich an die Worte Laogh’s und sagte dann: „Ich kann Arrond eine Nachricht überbringen. Irgendetwas, was helfen könnte einen Widerstand zu etablieren, ich weiß es nicht… Ist dir etwas aufgefallen? Etwas Wichtiges?“, abwartend ruhten die Augen auf ihm. Irgendetwas musste er ihr sagen, sie wusste nicht, wie lange man ihr Zeit geben würde. Doch sollte all das Gerede nichts bringen, würde sie das Pergament vorzeigen und ihn versuchen, auf diese Weise zum Reden zu bewegen.

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Re: In der Kaserne

Beitrag von Erzähler » Dienstag 4. Mai 2021, 10:36

Ob sich er noch etwas zu dem feinen Lächeln dachte? Und wenn ja, was wäre das? Obwohl... war das überhaupt wichtig? Er würde es so oder so zu seinen Gunsten zu drehen verstehen, sobald er ihrer wieder habhaft wäre. Da waren ihre eigenen Gedanken eher weniger bedeutsam.
Außer, sie wollte sich wappnen und Vermutungen anstellen, wie er reagieren könnte. Nur... lag das denn im Bereich des Möglichen? Konnte irgendjemand, außer ihm selbst, vorhersahen, wie der Schatten handeln würde, solange er es nicht getan hatte? Nein, wahrscheinlich nicht...
Viel zu gut und zu erfahren war er, als dass er sich in die Karten schauen ließ. Außer er wollte es und selbst dann wäre es fraglich, wie viel Wahrheit hinter dem Gesehenen stecken würde. Im Moment hatte sie ohnehin eine andere Aufgabe zu erledigen, die sich zufällig zum Teil mit Laoghs Wunsch deckte.
Oder steckte auch dahinter wieder einer seiner Pläne? Wusste... oder ahnte er, was die Beiden verbinden könnte? Möglich... und zugleich auch nicht. Denn wieso war sie noch am Leben und in vermeintlicher Freiheit, wenn es ruchbar geworden wäre? Um sie in trügerischer Sicherheit zu wiegen und zu Fehlern zu verleiten? War sie bereits zu misstrauisch, über das gesunde Maß hinaus?
Die gefolterte Person in den Ketten, die leise vor sich hin stöhnte und offensichtlich große Qualen litt erforderte ihre ganze Aufmerksamkeit. Später, wenn es eine Gelegenheit für sie geben würde, wäre es Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, doch nicht jetzt.
Ewig würde sie nicht allein mit ihm bleiben und zumindest der Schatten war durchaus des Garmischen mächtig. Da war es äußerst ratsam, alles wichtige zu bereden, bevor er wieder hier wäre. Wobei er nicht den Eindruck erweckte, wirklich mit ihr reden zu wollen. Im Gegenteil, er machte keinen Hehl aus seiner Abneigung und schließlich brach sich auch die Verzweiflung Bahn.
Er war immer an der Seite seines Vorgesetzten gewesen, hatte alles gegeben, um ihn zu beschützen, ihn zu Vorsicht und Misstrauen zu mahnen, alles und jedem gegenüber. Und dennoch hatte er nicht verhindern können, dass sich eine Verräterin sein Vertrauen erschlich. Ja, er gab allein ihr die Schuld, obwohl er es ebenfalls besser wissen müsste. Doch in seinem derzeitigen Zustand, nach all dem, was er hatte erdulden müssen, schien er nicht zu einem wirklich klaren Gedanken fähig zu sein.
Trocken schluchzend, mit dem Wissen, versagt zu haben, das viel quälender als jeglicher körperlicher Schmerz war, hing er in seinen Ketten. Bis sie, nach einem kurzen Schweigen, seinen Namen aussprach. Sein Kopf ruckte in die Höhe und er spuckte ihr imaginären Speichel entgegen, denn sein Mund war längst ausgedörrt. "Und du eine Verräterin!", warf er ihr erneut vor.
Um nach diesem kurzen Ausbruch wieder geschwächt da zu hängen, als hätte es ihn das letzte Quäntchen an Kraft gekostet. Lange würde er diesen Ort nicht mehr überleben. Es sei denn, jemand würde es wollen. Doch der Schatten hatte bereits zuvor klar gemacht, dass sie ihn nicht würde retten können. Es wäre auch äußerst unklug, es zu versuchen, oder...? Gäbe es womöglich einen Weg, um ihn hier irgendwie raus zu bekommen, ohne sich selbst an seine Stelle dabei zu bugsieren? Das musste gut überlegt sein, auch wenn ihr dazu eigentlich die Zeit fehlte.
Aber es war nicht oberste Priorität. Nein, die besaß die Information, die er ihr hoffentlich geben könnte... würde.
Eindringlich sprach sie mit ihm und obwohl er sich nicht rührte, hörte er tatsächlich zu. Es war nicht offensichtlich und sie konnte es wohl eher nur hoffen, bis er reagieren würde, denn seine Haltung hätte auch Ausdruck einer erneuten Ohnmacht sein können. Der Kopf hing ihm hinunter und bis auf ein gelegentliches, schwaches Atmen tat sich gar nichts bei ihm.
Wie lange er schon hier hing? Was hatten sie davor alles mit ihm gemacht? Was würden sie noch mit ihm tun, sobald sie weg wäre?!
Wie auch immer, noch war sie bei ihm und er zuckte zusammen, als er etwas an seinen Lippen fühlte. Unter den verfilzten Haaren riss er die Augen auf, ohne hochzusehen, und ein Zittern durchlief seinen Körper. Warum? Rechnete er mit Gift oder einer anderen Folter, die sie ihm einflößen wollte? Hatte er derart große Angst? Ja, das wäre nur natürlich.
Und dennoch öffnete er die Lippen und nahm ein wenig von dem sauren, billigen Wein auf, den er hastig schluckte. Das meiste allerdings lief daneben und tropfte verschwendet zu Boden. Keuchend hing er da und leckte sich mehrmals die rissigen, aufgesprungenen und zerbissenen Lippen, als wolle er auch noch das letzte Bisschen an Flüssigkeit aufnehmen.
In der Zwischenzeit drang sie weiter in ihn, kämpfte gegen seine innere Gegenwehr, die er gegenüber allen Widrigkeiten aufgebaut hatte wie eine robuste Mauer. "Widerstand...", wisperte er schließlich kraftlos und schüttelte mit einem gequälten Laut den Kopf. "Zu spät... alles zu spät...", murmelte er erschöpft und auch resigniert.
Was hatte er unter der Folter an Wissen weiter gegeben? Was hatte er verschweigen können? Was wusste er alles?! Stammte das Röllchen womöglich gar von ihm? Sollte sie es überhaupt verwenden oder wäre es lediglich eine Falle, die Laogh ihr gestellt hatte? Zuzutrauen wäre es ihm ja... Wie auch immer, ihr lief die Zeit davon, sie musste endlich mehr erreichen. Nur... wie?
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Re: In der Kaserne

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Dienstag 4. Mai 2021, 13:04

Eleyna brauchte einen Plan. Ihr fiel auf, dass sie mehr als kopflos in diese ganze Unternehmung gestolpert war. Sie hatte sich lediglich vergewissert, dass niemand an ihrer Geschichte das sprichwörtliche Haar in der Suppe finden konnte, doch wie stand es wirklich damit? Hatte Laogh nicht gesagt, dass er wusste, dass sie sich hier eingeschlichen hatte? Ihr wäre bei seinen Worten fast das Herz aus der Brust gesprungen, doch anscheinend ging er davon aus, dass sie dies im Auftrag der Dunklen getan hatte. Woher kam diese Annahme? Die Dunklen wussten ursprünglich nichts davon. Wie hatte sie das übersehen können? War sie vielleicht dem Ganzen nicht gewachsen ? Hatte sie zu schnell gehandelt und zu viele Fehler gemacht? Offenbar. Nun war ihre Lage mehr als aussichtslos. Sie hatte keine Chance völlig unbeschadet herauszukommen. Sie steckte viel zu sehr im Morast der Spionage und war nun selber Ziel und Teil davon und das ausgerechnet von jemanden, dem sie schlicht unterlegen war. Eleynas Felle schwammen davon und winkten nicht mal zum Abschied. Sie hatte es verbockt. Nun musste sie zu sehen, ob sie wenigstens die Scherben aufheben und irgendwie zu etwas Sinnvollem retten konnte. Worum ging es ihr wirklich? Ganz offenbar war ihr Ziel die Rettung Arronds. Sie hatte kaum bis gar nicht an sich oder jemand anderes gedacht. Und das kam sie nun teuer zu stehen. Wieso hatte sie sich nicht besser vorbereitet? Eleyna spürte in sich, wie eine höhnische Stimme zu ihr sprechen wollte, die hämisch die Zähne zeigte und ihr klar machte, dass sie versagt hatte. Der Strudel, in dem sie seit Eintreffen in Pelgar, steckte, drehte sie durch die Mangel und entließ sie danach nicht. Die junge Spionin stellte den Becher ab und ging, während Rodrick sich gierig die spröden Lippen leckte, zum Krug zurück. Sie nahm ihn mit sich, füllte den Becher erneut und setzte abermals an seinen Lippen an. Wenigstens das konnte sie für ihn tun. Danach jedoch, nahm sie sein Kinn in die Hand und hob es vorsichtig, aber bestimmend, an, damit er sie ansehen musste. „Rodrick, du verschwendest wertvolle Zeit.“, begann sie mit ernstem, aber nicht bettelndem Tonfall. „Die Lage ist nur aussichtslos, wenn wir zulassen, dass es so ist! So lange wir nicht aufgeben, besteht Hoffnung.“. Sie ließ ihn los, achtete darauf, dass sein Kopf nicht ungebremst hinabfiel und trat wieder etwas zurück. Eleyna schloss in einem ungesehenen Moment die Augen, versuchte ihre eigenen Bilder niederzuringen und gleichzeitig ihre lauter werdenden Gedanken im Zaum zu halten. Alles drehte sich. „Ich bin nur hier, weil Arrond sich nicht mehr gemeldet hat. Ich bringe mich in allerhöchste Gefahr und stehe kurz davor entdeckt zu werden. Und trotzdem muss ich versuchen, Arrond zu finden und zusehen, was ich für ihn tun kann.“. Sie öffnete die Augen wieder und wandte sich ihm wieder zu. „Du weißt, dass ich ihn nie verraten würde", appellierte sie an ihn. Es war die Wahrheit, natürlich, doch konnte er das überhaupt noch erkennen, hinter all seiner Peinigung? Sie würde mit ihm tauschen. Sie würde sich statt seiner in Ketten legen lassen, wenn es etwas an seinem Schicksal geändert hätte. Doch das würde es nicht. Eleyna's Gedanken stoben in sämtliche Richtungen. Aufopferung für die Rasse, die sie liebte, Befreiungsmission, ohne Rücksicht auf Verluste und… Erlösung für ihn. Doch bevor sie sich weiter damit auseinandersetzte, erhob sie abermals das Wort: „Der Spion wird gleich wieder da sein, Rodrick. Du musst mir erzählen, was du ihnen gesagt hast und du musst mir sagen, so Arrond ist. Wir beide lieben ihn auf unsere Weise und das weißt du. Wir waren uns nie sympathisch und trotzdem stehe ich hier und bitte dich eindringlich. Nimm nicht uns beiden die Chance, ihn zu retten.. oder ihn zu warnen, dass die Dunklen auf seiner Spur sind. Was wissen sie? Was hast du erzählt?“. Ihre Stimme war klar und wirkte nicht ansatzweise unsicher. Er musste ihr antworten. Was sollte sie tun, wenn Laogh und der Foltermeister wieder eintraten? Sie konnte Rodrick nicht so zurücklassen und sie konnte nicht riskieren, dass er noch mehr sagte. Gleichzeitig war es vielleicht eine Erlösung für sein Martyrium. Eleyna schaute sich abermals im Kellergewölbe um. Hier gab es keine Fenster. Keine geheimen Türen, wieso auch, um die Gefahr einer Flucht zu erhöhen? Oder gab es doch eine? Für den Fall der Fälle? Und wie sollte das aussehen, wenn es eine gäbe? Sie befreite ihn, ließ sich vermeintlich überwältigen und er, der Malträtierte, floh durch eine von Spitzeln verseuchte Stadt? Eleyna schüttelte den Kopf, als hätte sie ihre Gedanken laut ausgesprochen. Dann keimte eine andere Idee in ihrem Kopf. Sie wandte sich Rodrick wieder zu und näherte sich abermals.„Was wenn wir uns Zeit verschaffen? Sag mir, wo Arrond sich aufhält. Wir behalten diese Information für uns. Ich als Druckmittel, falls ich eines brauche und du für dein Leben. Wir lassen es so aussehen, als hätte ich dich gefoltert, um die Antwort zu erpressen und tun so, als ob das nichts gebracht hätte. Ich werde meine Erkenntnisse mitteilen, dass du bereit bist, uns zu deinem Anführer, Arrond, zu führen und dafür die Bedingung aushandelst, am Leben zu bleiben. Wir können uns dann in Ruhe überlegen, wie wir weiter vorgehen.“, schloss sie zügig und schaute ihn eindringlich an. Würde er sich darauf einlassen? Würde das etwas bringen? Offenbar hatten die Dunklen ihn bereits seit langem gefoltert und nicht die gewünschten Informationen erhalten. Es würde einleuchtend sein, dass auch ihre vermeintliche Folter, keinen Erfolg brächte. Aber sie konnte ihn ja vordergründig dazu gebracht haben, zu kooperieren. Es war ihre einzige Idee sein Leben vielleicht doch noch zu retten. Ob sich Laogh darauf einließ? Es war riskant, sollte er es tun und würde ihr Leben in das eines Mannes legen, der sie offenkundig hasste. Doch was sollte sie tun? Ihr blieb nicht viel und sie stand beinahe mit dem Rücken zur Wand. Sie konnte jetzt nur noch zusehen, dass sie vielleicht etwas Wiedergutmachung leistete. Vielleicht hatte Rodrick auch Recht mit dem, was er ihr vorwarf. Vielleicht hätte sie besser aufpassen müssen, was die dunklen Völker planten, auch wenn sie nie Zugang zu Höherem erhalten hatte. Doch ihre Mutter hatte gewiss einiges erfahren… vielleicht hätte sie diese Quelle mehr anzapfen müssen, als ihr seltsame Vorgänge auffielen. Doch das war alles zu spät und auch wenn sie nicht davon aushing, dass sie jemals diese Fehler gutmachen konnte… sie musste es zumindest versuchen.

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Re: In der Kaserne

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 5. Mai 2021, 13:22

Noch einmal bekam der Gepeinigte zu trinken und dieses Mal gelang es ihm etwas besser, die Flüssigkeit aufzunehmen. Solange, bis sie ihm den Becher wieder entzog und nach seinem Kinn griff, um ihn zu zwingen, sie anzusehen. Sein Blick war vieles, wütend, enttäuscht, verzweifelt, aber nicht gebrochen. Seinen Willen besaß er noch und er wirkte alles andere als jemand, der seinem Foltermeister jegliche gewünschte Information gab, um dem Leiden ein Ende zu bereiten.
Nein, Rodrick war ein Sturkopf sondergleichen und loyal bis in den Tod. Er würde seinen Vorgesetzten niemals verraten, selbst im Angesicht des Todes nicht. Doch wie war es in Gegenwart einer Person, die eine Zeit lang als vertrauenswürdig eingestuft worden war? Würde er sich ihr gegenüber öffnen oder ihren Argumenten weiterhin unzugänglich sein?
Im Gegensatz zum Schatten konnte man seiner Mimik ganz genau ablesen, wie widerwillig er ihr zuhörte und sich überhaupt mit ihr beschäftigte. Leise und abfällig schnaubte er bei ihren eindringlichen Worten und scherte sich nicht darum, dass sie ebenfalls unzählige Mittel in der Hand hätte, um ihn zu quälen. Was sie ja gewiss auch tun würde, wäre sie eine Verräterin, wie er es von ihr behauptete. So jemanden an seiner Seite konnte man sich wirklich nur wünschen!
Für die junge Frau hingegen war es fatal, dass er auf stur schaltete. Auch die nächsten Worte schien er ihr offensichtlich nicht zu glauben, seine Mundwinkel zuckten verächtlich. Dieses Gefühl war auch seiner Stimme anzuhören, trotz deren Schwäche aufgrund vergangener Schmerzensschreie. "Das weiß ich, ja? Für mich ist dein Verrat viel klarer. Du bist hier, unter deinesgleichen und man lässt dich allein mit mir reden. Wie laut soll diese Situation noch nach Falle schreien?", erwiderte er sarkastisch.
Nein, so leicht wäre er nicht umzustimmen, das machte er wieder deutlich. Sein ungebrochener Wille war sicherlich etwas zum Aufatmen, im Moment allerdings nichts weiter als hinderlich. Auf der anderen Seite müsste man ihn auch verstehen. Was und wie viel er bislang gesagt hatte, war offensichtlich nicht genug gewesen. Warum sonst sollte Laogh sie auf ihn angesetzt haben? Oder wusste er von ihrer Bekanntschaft...?
Wie auch immer, auf jeden Fall half die Pein allein nicht, um ihm sein Wissen entlocken zu können. Jeder in der Position der Dunkelelfen, auch Pelgarer und andere Menschen, hätten ähnlich reagieren können, um es anders zu versuchen. Eine vertraute Person, die gegen Information das ein oder andere Positive in Aussicht stellte. Nein, er würde weiterhin nichts verraten, das stand für ihn unumstößlich fest!
"Ich muss gar nichts!", spuckte er ihr entgegen und schüttelte leicht den Kopf... oder ließ ihn hängen und auf diese Weise von einer Seite hin und her pendeln, denn sie von seiner gefesselten Position aus anzusehen, war mühsam.
"Er ist in Sicherheit, es geht ihm gut... es muss ihm gut gehen. Das ist es, was zählt!", murmelte er vor sich hin und es schien, dass er das wirklich glaubte. Oder sich lange genug eingeredet hatte, um es für die Wahrheit zu halten.
Als sie ihn drängte, ihr zu erzählen, was er schon verraten hatte, erklang ein Laut, der nur mit viel gutem Willen als ein freudloses Lachen erkannt werden konnte. Obendrein endete es in einem Husten, der seinen gesamten Körper durchschüttelte und den Schmerzen alles andere als abträglich war. Gequält stöhnte er auf, als er wieder halbwegs atmen konnte, und hing schlaffer in den Ketten. Er war nicht bewusstlos, jedoch viel bis dahin würde wohl nicht mehr fehlen.
Noch einmal schaffte ihre Stimme es, ihn in der bitteren Realität zu halten. Von unten rauf sah er sie mit seinen blutunterlaufenen Augen an und wirkte aus diesem Blickwinkel wie aus einem Alptraum entstiegen. "Du hältst mich für vollkommen verblödet, häh?", krächzte er ihr entgegen.
In diesem Moment wurde in ihrem Rücken die Tür geöffnet. Rodrick musste es bemerken, er könnte es sicherlich sehen, aber es war auch deutlich zu hören. Dennoch... oder gerade deswegen sprach er weiter, ehe sie ihn davon abhalten konnte:"Niemals werd ich einer wie dir was verraten!"
"Das habe ich befürchtet.", kam es seufzend von der Tür her. Der Schatten, gefolgt vom Foltermeister, trat ein und hatte wieder seine absolut ruhige Miene aufgesetzt. Eigentlich hatte er ihr ein Zeichen geben wollen, damit sie so tun könnte, als würde sie auch zur Folter greifen, oder?
Warum hatte er das nicht getan? Oder hatte es nicht in seiner Macht gelegen? Nein, das lag außerhalb des Möglichen. Viel eher könnte sie es überhört haben, oder? Oder... wollte er sie ins offene Messer laufen lassen? War das noch von Belang?
Die beiden Männer traten ein und obwohl sich der Foltermeister im Hintergrund hielt, war er definitiv präsent. Nicht so sehr wie Laogh, das konnte niemand, doch eine stumme Warnung an jeden Unvorsichtigen.
Der Schatten indes sah nachdenklich zu dem Gefangenen hin, der wieder in seiner Fesselung hing, als wäre er ohne Bewusstsein. "Hm... das ist bedauerlich, wahrlich bedauerlich.", murmelte er nachdenklich und ließ es zugleich mit Absicht auch seine Umstehenden hören, ohne dabei zu offenbaren, was hinter seiner Stirn dabei vorging.
Sollte sie es jetzt noch wagen, ihren Plan trotz allem in die Tat umzusetzen? Oder wäre ihr Versagen noch hinnehmbar, solange sie sich nicht für den Menschen einsetzte?
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Re: In der Kaserne

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Mittwoch 5. Mai 2021, 17:02

Es war zum Haare raufen. Eleyna starrte den sturen Bock an und auch wenn sie seine Situation kannte und um die Qualen wusste, sie hätte ihn am Liebsten geschüttelt für seine Sturheit. Ja, er würde Arrond beschützen, bis zum Tod, das hatte sie schon früher geahnt. Aber auch sie wollte ihn beschützen und er ließ sie hängen wie ein Stück gejagtes Tier, das noch um das letzte Quäntchen Leben in sich zappelte. Verzweiflung kroch in ihr hoch und wollte sie zu allerlei Fehlern verdammen. Sie wollte ihn anschreien, er möge endlich reden. Ein Teil von ihr wollte sogar tatsächlich mit Folter drohen doch sie hielt sich im Zaum. Eleyna hatte die Arme verschränkt und bedachte Rodrick mit einem kühlen Blick. Er würde sie alle in den Tod schicken, nur um einem falschen Ideal zu folgen, das längst keinen Bestand hat. Dann sagte er etwas, was sie aufhorchen ließ. Er wusste gar nicht, wo Arrond Vesuve sich aufhielt. Er hatte gesagt, er müsste in Sicherheit sein. Redete er sich das nur ein? Hatte er keinen Schimmer, was mit ihm passiert war, nachdem die Dunklen Pelgar einnahmen? Eleynas Herz sank ein Stück tiefer. Das würde bedeuten, dass ihre Spur völlig kalt war. Dass sie mit ihm niemanden hatte, der ihr helfen konnte, nicht nur wegen seines Sturkopfes, sondern weil er diese Information nicht kannte. Eleyna überlegte, wie sie weiter vorgehen sollte. In ihr keimte der Plan, die Dunklen zu hintergehen, dass er frei sein könnte und sie sich gemeinsam später etwas überlegten, wie sie ihn heil aus der Gefangenschaft bekamen. Sie trug ihm ihre Idee trotz der vorangegangenen Worte vor, doch er beharrte weiter darauf, ihr nicht einen Tropfen Vertrauen zu schenken. Sie öffnete den Mund, um es ein letztes Mal zu versuchen, als ihr das Blut in den Adern gefror. Sie hörte die Tür und die beiden ungleichen Schritte. Sofort griff eine kalte Hand nach ihrem Nacken. Sie wandte sich nicht den Eintretenden zu, sondern verharrte in ihrer Position und schloss für einen Moment die Augen. Was hatte der Schatten gehört? Hatte er alles gehört? Rodricks Stimme durchschnitt ihre Resignation und sie öffnete die Augen wieder. Kälte kroch an ihr hoch. Ihr Körper versteifte sich augenblicklich, als Laogh das Wort ergriff und sie wappnete sich für alles, was kommen sollte. Doch konnte sie das überhaupt? Nur langsam und höchst Widerwillig drehte sich Eleyna um, um die beiden Männer zu betrachten. Sie ging jedoch keinen Zentimeter von dem Gefangenen weg , blieb, die Arme vor dem Bauch verschränkt, stehen und hielt den Blick kurz auf dem Foltermeister der sich im Hintergrund hielt. Er kannte sicherlich die allergrausamsten Methoden, jemanden sämtliche Informationen zu entlocken- und zur Not auch mal das ein oder andere falsche Geständnis, da war sie sich sicher. Dann ließ sie den Blick zu Laogh wandern. Hatte er sie gehört? Sie hatte leise gesprochen, auch wenn Rodrick das nicht immer getan hatte. Und welche Schlüsse würde er ziehen? Für Rodrick war Eleyna die Dunkle die zu den Menschen kam, um sie zu verraten. Für Eleyna war klar, dass sie den Menschen diente, um die Dunklen zu verraten. Und für Laogh? Wer war sie für ihn? Die Halbelfe, die er für seine Machtspielchen missbrauchte? Doch ganz egal wie sie nun da stand, sie würde Rodrick nicht ohne weiteres dem Foltermeister übergeben. Sie hätte ein letztes Mal alles auf eine Karte gesetzt, wenn er ihr nicht derart in die Parade gefahren wäre. Seine giftigen Worte, er würde nie etwas verraten, zerstörten auch ihren letzten Plan, zu lügen, ihm beizuspringen und zu behaupten, er würde sie hinführen. Eleyna wurde schlecht. Sie konnte nicht wissen, ob Laogh sie belauscht hatte und ob er über das Gespräch Bescheid wusste. Und was jetzt? Sollte sie jetzt ihre eigene Haut retten? Sollte sie schweigen und abwarten, oder sollte sie es doch riskieren und ihren Plan vorantreiben? War sie nicht sowieso schon dem Untergang geweiht? Sie könnte Widergutmachung leisten, wenigstens ein kleines Bisschen. Die Worte und die Ablehnung Rodricks, hatten sie nachdenklich gestimmt. Sie fragte sich, ob sie etwas hätte tun können. Ob sie es gewesen war, die Arrond und Rodrick ihrem Schicksal überlassen hatte? Eleyna ließ sich indes nichts anmerken, außer, dass sie angespannt war. Ihre Zähne pressten sich aufeinander und sie fühlte sich von Laogh ins offene Messer gestoßen. Nicht nur laufen lassen hatte er sie, er hatte mit viel Schwung ausgeholt und sie hinein geschubst. Ihr Blick heftete sich auf ihn. „Er wird uns hinführen“, hörte sie sich sagen und konnte selbst nicht glauben, was sie da tat. Doch manchmal, musste man den Vorstoß wagen. Sie erinnerte sich, dass sie keine Schritte hatte hören können und demnach hätte er ihre leisen Worte auch nicht hören können. Zumal es draußen klagende Gefangene gab und es generell nicht totenstill war. Und Rodrick… tja, sie hoffte einfach, dass er jetzt endlich etwas Verstand bewies und den Mund hielt. „..im Austausch für sein Leben.“, fügte sie an und reckte etwas das Kinn. Eleyna setzte den höchsten Einsatz den sie hatte -ihr eigenes Leben- für das eines Mannes, der sie nie hatte leiden können. Doch sie konnte ihn auch nicht hier verfaulen lassen, nur weil er den Idealen folgte die sein Leben prägten. Vielleicht besänftigte das sein Gemüt etwas und er spielte mit. Wenn nicht… nun, sie hatte Sarma überlebt. Sie würde auch diesem Foltermeister widerstehen oder ihr Leben dabei verlieren. Sie war bereit.

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Re: In der Kaserne

Beitrag von Erzähler » Dienstag 11. Mai 2021, 11:32

Es war ihm egal, was sie mit ihm taten. Zumindest vermittelte er in seiner Sturheit diesen Eindruck, denn er brauchte diese Selbsttäuschung, um seinen eigenen Ansprüchen auf seine Loyalität gerecht werden zu können. Ja, er traute auch dieser Doppelspionin, diesem Mischling vor sich keine fünf Zentimeter weit und würde sich lieber die Zunge abbeißen, als ihr auch nur den geringsten Hinweis zu geben, nach dem sie so bettelte.
Er war taub für ihre Verzweiflung, die sie definitiv reiten musste bei ihrem Drängen, und er war blind für ihre Mimik, denn den Kopf zu heben kostete unnötig viel Kraft, die er für sein Durchhalten dringender brauchte. Und er würde durchhalten! Mochten sie ihn foltern, bald vermutlich auch dauerhaft verstümmeln oder am Ende auch endlich gnädigerweise umbringen, nichts und niemand würde von ihm zu hören bekommen, was sie wollten.
Tatsächlich wusste er selbst nicht mit absoluter Gewissheit, wo sich Arrond im Moment aufhielt, dazu waren sie schon zu lange voneinander abgeschnitten. Aber er wusste, wo die Spur aufzugreifen wäre und diese Gelegenheit würde er niemandem geben wollen. Dass er jedoch diesen Umstand verraten hatte, das war ihm nicht klar.
Umso mehr hingegen wehrte er sich gegen die Vorstellung, dass es klug wäre, sich ihr anzuvertrauen, um seinem Vorgesetzten tatsächlich noch ein letztes Mal eine Hilfe sein zu können. Er war viel zu sehr davon überzeugt, dass sie ihn verraten und dem Verderben zuführen würde. Oder es mit ihm tun würde, sollte er auf ihren Vorschlag eingehen, mit dem sie ihm eigentlich helfen wollte.
Wenngleich sie nicht mehr zu viel mehr Drängen kam, denn just, als er ihr Ansinnen völlig ausschlug, wurde ihre Zweisamkeit unterbrochen. Laogh und der Foltermeister kehrten zurück, ohne eine Vorwarnung an sie. Die Miene des Schattens war wieder von absoluter Ruhe geprägt, seine Haltung zeugte von seiner typischen Gelassenheit, die an ein Raubtier denken ließ, das im nächsten Moment zuschlagen würde, wenn es denn wollte.
Seinem Begleiter hingegen sah man eine gewisse Unzufriedenheit an, obwohl auch das durchaus eine Maske sein konnte, angelegt durch seine Aufgabe und dazu geeignet, Gefolterte zu noch mehr Redseligkeit zu animieren, um irgendwann nicht mehr suggeriert zu bekommen, sie hätten noch zu wenig gesagt. Das flackernde Licht der Fackeln verstärkte diesen Eindruck noch, sodass es umso bewundernswerter war, dass Rodrick bislang geschwiegen hatte.
Während sie sich nun umdrehte, sackte der Delinquent wieder mehr in sich zusammen und schien diese Pause auch bitter nötig zu haben. Schließlich war nicht gesagt, wann es für ihn wieder weiter gehen würde mit all seinen Qualen.
Laogh blickte ruhig, viel zu ruhig, zu ihr und schien nichts anderes im Raum mehr wahrzunehmen, so direkt traf sein Blick den ihren, sobald sie soweit war. Was natürlich nicht sein konnte, er würde all seine Sinne stets nutzen, um jegliche Aktion mit einer Reaktion kontern zu können. Ja, nicht einmal in seinem Rücken wäre er schutzlos, davon war auszugehen. Nun wartete er ab, was von ihr kommen würde, da er die letzten Worte des Menschen sehr gut verstanden hatte.
Und wie sah es mit dem Foltermeister aus? War dieser ebenfalls des Garmischen mächtig? Oder könnte man ihm ihre Ausrede als glaubhaft verkaufen? Sie nahm ein hohes Risiko auf sich, als sie ihre Behauptung von sich gab.
Während sich bei dem Schatten nach ihren Worten lediglich die Augenbraue leicht anhob, vielmehr spöttisch, denn zweifelnd, gab der Foltermeister einen entrüsteten Laut von sich. War sie zu weit gegangen? Hatte sie sich getäuscht und er hatte ebenso wie sie beide alles verstanden, vor allem den Widerspruch, dass der Mensch genau das nicht tun würde?
Unaufgefordert trat der Dunkelelf heran und plusterte sich ein wenig auf. "Niemals, das lasse ich nicht zu! Sein Leben ist verwirkt und ich werde alles aus ihm herauspressen, was in seinem jämmerlichen Hirn drinnen ist! Als ob so eine kleine, dahergelaufene Mischlingselfin..."
"Der Vorschlag entbehrt nicht eines gewissen Reizes.", kam es ruhig und erstaunlich leise von Laogh, doch die Wirkung war immens.
Dem Foltermeister klappte die Kinnlade ein wenig herunter und er wirkte derart entgeistert, als hätte man ihn aufgefordert, sein Opfer zu befreien, gesund zu pflegen und zu bedienen. Der Schatten hingegen... half ihr? Verteidigte sie?!
Der andere schnaubte verächtlich. "Das ist nicht Euer Ernst!", beschwerte er sich.
Der Angesprochene beachtete ihn nicht länger, sondern trat gemächlich auf sie zu... und an ihr vorbei bis zu dem Gefangenen, der inzwischen das Bewusstsein erneut verloren hatte. Oder war er schlichtweg eingeschlafen? Nun, einen wirklichen Unterschied machte es nicht, solange es nur bedeutete, er könne ihr nicht in die Parade fahren. Verstand Rodrick eigentlich Lerium?
Laogh beugte sich ein wenig vor, nahm das verdreckte Kinn mit zwei spitzen Fingern und hob den Kopf etwas an, um ihn zu betrachten. Dabei regte sich nichts in seiner Miene und warum er das tat, blieb, wie so vieles, allein sein Geheimnis.
Schließlich ließ er los und während der Gefolterte leise gequält stöhnte, richtete er sich zu seiner vollen Größe auf. "Wir nehmen ihn mit.", verkündete er und drehte sich um, die Lider halb gesenkt, als wäre er in seinen eigenen Gedanken versunken.
"Was?!", stieß der Foltermeister ungläubig aus und gab einen noch verächtlicheren Laut als vorhin von sich. "Habt Ihr jetzt völlig den Verstand verloren?! Das werde ich nicht zulassen! Und außerdem..."
"Und außerdem macht der's sowieso nicht mehr lang und ich erspare Euch die Entsorgung. Er wird den Weg kaum überleben, gibt aber vielleicht noch Nützliches von sich und sobald er verreckt ist, können wir ihn den Vögeln zum Fraß vorwerfen.", gab der Schatten mit betont freundliches, nachsichtiger Stimme von sich, die absolut deplatziert und dafür umso eindrucksvoller wirkte.
Sein Gegenüber hingegen besänftigte das keineswegs. Im Gegenteil, seine Augen begannen wütend zu funkeln und er plusterte sich immer mehr auf. "Ihr werdet gar nichts tun! Was bildet Ihr Euch eigentlich ein?! Hier unten habe ich das Sagen, hier ist mein Reich und wenn ich auch nur eine Silbe dem Kommandanten zukommen lasse..."
Er kam nicht mehr dazu, seine Drohung vollkommen auszusprechen, denn mit einem Mal sauste eine Pfeilspitze derart dicht an seinem Ohr vorbei, dass sich ein Blutstropfen dort zu sammeln begann. Das Scheppern, als die Waffe zu Boden fiel, war ohrenbetäubend.
Der Schatten indes, der an dem Tisch stand, den seine Begleitung zuvor noch als Halt gebraucht hatte, stellte weiterhin seine ruhige Miene zur Schau, als wäre er nicht derjenige gewesen, der gerade geworfen hatte. Genauso wenig zeugte seine Körperhaltung von der gerade geleisteten Meisterleistung. Er hatte ja schließlich absichtlich daneben gezielt... oder? "Ihr solltet etwas an die frische Luft und einmal richtig durchatmen. Hjórvaldr hat mir freie Hand zu lassen. Ich an Eurer Stelle würde ihn nicht mit einer derartigen Kleinigkeit wie einen Halbtoten belästigen.", bemerkte er und trat langsam an den anderen heran, mit auffordernd ausgestreckter Hand. "Den Schlüssel.", forderte er und ein feines, scheinbar freundliches Lächeln erschien in seinem Mundwinkel.
Sein Gegenüber stieß so einige Flüche aus, war aber nicht lebensmüde genug, um noch einmal einen Machtkampf heraufbeschwören zu wollen.
Als Laogh den Schlüssel in der Hand hielt, deutete er mit der freien an sein Ohr. "Ach, übrigens, Ihr habt da was.", wies er überaus freundlich auf das Blut hin.
Trotz der dunklen Haut und des schlechten Lichts war erkennbar, wie der Foltermeister hochrot anlief und wortlos den Raum daraufhin verließ, ohne die Tür zu schließen. Der Schatten hüstelte leise, dann bewegte er sich in dieselbe Richtung.
Um plötzlich über die Schulter den Schlüssel in ihre Richtung zu werfen, scheinbar sich nicht darum scherend, ob sie ihn würde fangen können oder nicht. "Da hast du deinen Willen. Kümmere dich drum, du hast eine Stunde, keine Minute länger. Auf den Knien dankend kannst du mir bei unserer ersten Rast.", gab er von sich und wollte sie ebenfalls wieder allein lassen, sollte sie ihn nicht aufhalten.
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Re: In der Kaserne

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Dienstag 11. Mai 2021, 20:47

Eleyna wagte es nicht, sich zu rühren, während sie Laogh musterte. Sein Blick traf sie so direkt, so klar, dass sie diesem gar nicht hätte ausweichen können, selbst wenn sie es gewollt hätte. Sie achtete auf jegliche Nuance, die ihr zeigen würde, was der nächste Schritt war. Sie hielt auch ihren Fokus in seinen Augen, ruhig atmend, lauernd und berechnend. Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie ihn zu lesen versuchte und zeigte ihm deutlich, dass sie keine Angst hatte. Eleyna hatte sich entschieden, dieses Wagnis einzugehen. Letztendlich wusste bisher keiner der Männer, was der Gepeinigte vor ihrem Eintreten gesagt hatte. Und er meinte nur, dass er ihr nichts erzählen würde- dass er es ihnen nicht zeigen könnte, sagte er indes mit keiner Silbe. Es kam ihr zu Gute, dass er in ihrem Rücken erneut zusammensackte. Mit ihren Worten, setzte sie das in Gang, was sie ihr Leben kosten könnte. Sie wusste nur sehr gut, dass der Spion Rodrick verstanden hatte und trotzdem wählte sie den Weg. Aus Kühnheit? Aus Naivität? Eleyna hatte in diesem Moment lediglich improvisiert. Sie musste die rechte Hand Arronds zumindest versuchen zu schützen. Alles was nun folgen würde, würde auf sie niedergehen, ohne dass sie etwas davon geplant hätte. Von nun an, schwamm sie ohne Aussicht auf einen rettenden Anker. Die Augenbraue, die Laogh hob, entging ihr nicht. Sie erwiderte diese Gestik, indem sie ihrerseits beide Brauen hob und ihn fast schon herausfordernd anblitzte. Doch der Laut, den der Foltermeister machte, war es, der sie aus den Fängen der violetten Augen entriss und sie den Kopf wandte, um den Herr der Qualen, direkt anzusehen. Ihre Mine war kalt und abschätzig. Nach wie vor, änderte sie jedoch nichts an ihrer Körperhaltung oder -Spannung. Die Worte, die nun folgen sollten, würden zeigen, ob Eleyna eine unsichtbare Barriere durchstoßen und somit ihr Todesurteil persönlich unterzeichnet hatte. Der Foltermeister fuderte und spie Gift und Galle in ihre Richtung, die sie völlig unbeeindruckt ließen. Nein, Beleidigungen konnten ihr nichts anhaben, sie lächelte sogar milde, als er sie eine „dahergelaufene Mischlingselfe" nannte. Sie hatte schon Luft geholt, um sich dem verbalen Schlagabtausch zu stellen, doch war es die Stimme des Schattens, die leise und düster zu ihnen herüber schwappte. Eleyna stutzte. Er pflichtete ihr bei? Kurz runzelte sie die Stirn. War das ein perfides Spielchen, das sie in Sicherheit wiegen sollte? War er wirklich der Meinung? Eleyna wartete ab, wollte mehr wissen, bevor sie eine Reaktion, sichtbar für alle anderen, zeigte. Die Worte des Spions, brachten die Rage des Folterknechts erst Recht in Wallung. Sie verstand das sogar, wären die Rollen vertauscht und sie anstelle des Folterers, würde sie auch so reagieren. Ihre Worte waren eine dreiste Lüge und entbehrten in Wahrheit jeglicher Grundlage. Das wusste sicher auch Laogh und trotzdem ging er darauf ein. Wie passte das alles zusammen? Erst sagte er ihr, dass sie ihn nur zum Schein foltern sollte. Dann sprang er ihr bei ihrer aberwitzigen Planung bei. Eleyna ließ ihren Blick für einen Moment zu ihm wandern, als er sich näherte, um den Gefangenen zu betrachten und versuchte zu ergründen, was hinter dem ansehnlichen Gesicht vorgehen mochte. Welchen Vorteil hatte er, wenn sie bekam, was sie wollte? Sie sah, als er an ihr vorbei getreten war, zum Anderen zurück. Die Worte des Spions, in ihrem Rücken, ließen sie höchst achtsam werden. Der Foltermeister verlor etwas die Fassung, als Laogh ihrem Plan entsprach. Der Meister der Qualen, hätte sich den Atem sparen können, den er benutzte, um Laogh davon zu überzeugen, dass er auf dem Holzweg war. Eleyna konnte ein feines Lächeln nicht unterbinden und verengte kurz ihre Augen, als der Mann, der ihr gegenüber stand, immer noch dagegen hielt. Laogh in ihrem Rücken zu wissen, ließ sie jedoch nicht unachtsam ihm gegenüber werden. Sie lauschte auf jede Bewegung, die er tat. Doch der Spion gab sich ganz dem verbalen Machtkampf hin und hatte damit alle Hände voll zu tun, sodass Eleyna die Platzhirsche streiten ließ. Erst als die Waffe binnen Millisekunden gezogen und wohl gezielt wurde, öffnete Eleyna ihre Arme und wandte sich halb zum Schatten um. Ihr Blick glitt von ihm, zum Folterer und fast hätte sie geglaubt, dieser hätte sich zum letzten Mal echauffiert. Doch lediglich ein feines Tropfen an seinem Ohrläppchen verriet, was soeben passiert war. Es zeigte die gewünschte Wirkung und der Mann behielt seine Wut endlich für sich. Die Zurechtweisung durch Laogh, schürte das Feuer im Blick des Mannes, doch Eleyna wunderte sich, über den Einsatz des Schattens. Sie hatte damit gerechnet, dass er ihr die Hölle heiß machen würde. Nicht dem Anderen. Was für ein Spiel, spielte er bloß mit ihr? Dass Laogh derweil nicht laut wurde, sondern eine gewisse Ruhe und Abgeklärtheit, trotz der Situation, an den Tag legte, verwunderte sie jedenfalls nicht. Anders wäre es definitiv befremdlich gewesen, auch wenn sie seinen Zorn bereits zu spüren bekommen hatte und auch wenn er durchaus Feuer in sich trug. Doch jetzt, in diesem Moment, wäre es seiner Natur, die sie bisher kennengelernt hatte, nicht gerecht geworden, wenn er sich mit dem Foltermeister angeschrien hätte. Eleynas Augen folgten dem hochroten Kopf, bis er ihrem Blick entschwunden war. Erst dann richtete sie ihn wieder auf den Schatten. Dieser wollte ebenfalls gehen, zumindest deutete er die Richtung an und Eleyna ließ ihn. Der plötzlichen Bewegung, als er den Schlüssel warf, verdankte sie es, dass sie eben jenen fing. Sie befühlte den Schlüssel für einen Moment und konnte nicht glauben, dass sie es tatsächlich geschafft haben sollte. Sie blickte dem Spion hinterher, hatte sich nur minimal bewegt und schien daran auch jetzt nichts ändern zu wollen. Eleyna hörte, was der Schatten sagte und für einen Moment lächelte sie sogar ehrlich amüsiert. Seine Worte verrieten ihr so vieles und sie fragte sich, ob Laogh, Meisterspion in Pelgar, nicht vielleicht doch etwas anderes im Sinn haben könnte, als sie bisher annahm. Warum sonst, sollte er ihr ihren Willen lassen? War die Stimmung nicht noch vor ein paar Minuten völlig anders gewesen? Hatte er ihr nicht gedroht, ihr indirekt zu verstehen gegeben, dass er ihr Leben in der Hand hielt und mit einem Fingerschnippen beenden konnte? Wieso sollte er es nicht wollen, wo er doch augenscheinlich dachte, dass sie eine Verräterin sein könnte? Was passte ihm an ihrer Lüge in den Kram, dass er sich darauf einließ und sich sogar vor sie stellte , als der andere Dunkle sie anging? Ihr Miene verlor das Lächeln nach kurzer Zeit wieder. „Eine Stunde reicht völlig“, gab sie zur schlichten Antwort und entließ ihn damit, ohne mehr zu sagen. Sie ging mit Kalkül nicht auf seine Spitze ein und sie würde es auch vorerst nicht. Eleyna hatte sich in diesem Keller geschworen, dass sie mehr aufpassen musste. Und das würde sie tun und es ihm gehörig schwer machen, ihr seinen Willen aufzudrängen. Doch jetzt, als sie ihm nachsah, kroch eine gewisse Erleichterung in ihr hoch. Sie hatte es -vorerst- geschafft. Im Moment hatte sie einen Teilsieg errungen, doch nun galt es, diesen in einen ganzen zu verwandeln. Nachdem der Meisterspion den Folterkeller hinter sich gelassen hatte, drehte sich Eleyna auf dem Absatz um und überbrückte die knappe Distanz zu Rodrick. Flink hatte sie den Schlüssel im Schloss der Ketten gedreht und mit einem leisen ‚Klick', öffneten sich die Schellen. Eleyna stützte Rodrick so gut sie konnte, damit er nicht zu Boden fiel und für eine Elfe ihrer Statur, hatte sie trotzdem Kraft. Sie sank mit dem Gefangenen leicht zu Boden, hielt seinen Kopf und schickte dann nach dem Soldaten, der hoffentlich noch an der Tür stand. „Bringt mir etwas Wasser, er muss etwas gesäubert werden und trinken.“, sagte sie ihm und murmelte dann: „So wird er uns nicht begleiten können. Holt auch etwas Brot, oder was ihr aufbringen könnt, bitte.“. Sie wählte mit Absicht die höfliche Form, hatte sie diese auch zuvor bei ihrem Eintreffen an den Tag gelegt. Eleyna würde auf den Soldaten warten und Rodrick dann versuchen etwas zu säubern. Für ein richtiges Bad war keine Zeit und entspräche auch kaum ihrem augenscheinlichen Verhältnis zueinander. Die Mischlingselfe lief ohnehin Gefahr, für zu weich gehalten zu werden, doch das kümmerte sie nur bedingt. Zeit ihres Lebens kämpfte sie mit diesem Vorurteil und das käme ihr hier gerade recht. Sie hoffte, dass der Kerkermeister sich Laogh's Worte zu Herzen nahm und hier nicht noch mal auftauchen würde. Sie wollte Rodrick etwas aufpäppeln, damit er zumindest ansatzweise reisefertig gemacht werden konnte. Kleidung würde er auch benötigen. Um seine Wunden könnte sie sich auf dem Weg kümmern, wohin es auch immer ging. Sobald der Vertraute von Arrond zu sich käme, würde Eleyna das Wort an ihn richten: „Du wirst uns eine Richtung weisen und ich sehe zu, dass wir dich heil aus der ganzen Misere herausholen. Das ist deine und auch Arronds letzte Chance. Verspiel sie nicht.“, warnte sie ihn, bevor er wieder aufbegehrte. Sie selber musste sich ebenfalls noch umziehen, da die Hilfe für Rodrick ihre Tunika beschmutzt hatte, doch das würde sie zügig erledigen können. Ihre Satteltasche hatte sie nicht ausgepackt und müsste nur geholt werden. Während Eleyna Rodrick stützte, fragte sie sich, wohin sie nun gehen würden. Sie fragte sich ebenso, was Laogh so wichtig hielt, dass er selber die Reise antrat und sie dazu mitnahm. Er brauchte sie im Grunde nicht, das wusste sie. Wollte er sich ihrer ebenso entledigen, wie er Rodrick prophezeit hatte? Und wie sollte sie es schaffen, dass die Rechte Arronds entkam? Gut, auch hier musste sie improvisieren und das gelang ihr mitunter ganz gut, die Zeit würde es zeigen. Jetzt aber, verschaffte sie sich einen Überblick über den allgemeinen Zustand des Gefangenen in ihren Armen.

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Re: In der Kaserne

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 12. Mai 2021, 09:04

Was hatte ihn dazu bewogen, ihre waghalsige Idee zu unterstützen? War es, weil sie selbstmörderisch war und er das auch, dank seiner Sprachkenntnisse, erkannt hatte? Wollte er sie nur noch tiefer ins Verderben stürzen, als sie es womöglich ohnehin schon war? Oder zollte er damit Anerkennung, dass sie derart todesmutig war und sich, wider besseren Wissens, für jemand anderes einsetzte? Nein, wohl kaum, schließlich galt Egoismus unter Dunkelelfen als erstrebenswert, nicht Mitgefühl. Aber sie sollte wiederum keine echte Folter zur Antwortfindung einsetzen...
Oder hatte er generell ganz andere Pläne und amüsierte sich lediglich darüber, wie schwach sie war? Doch dann verteidigte er sie... oder griff zumindest ein, als der Foltermeister verbal auf sie losging. Warum das schon wieder? War es ähnlich wie bei dem Soldaten, alles, was man ihr antun könnte, durfte lediglich von ihm ausgehen?
Oder... mochte er sie womöglich? War er dazu überhaupt fähig bei all seinen Masken? Wieso war dieser Mann ein derartiges Mysterium, dass alles, was er tat, stets eine Menge an Fragen aufwarf, anstatt auch mal endlich Antworten zu liefern?!
Immerhin zeigte er in diesem kurzen, verbalen Schlagabtausch wieder einmal, dass er sich sowohl seines Könnens, als auch seiner Position und der damit verbundenen Macht deutlich bewusst war. Oder überschätzte er sich gerade? Nein, das passte nicht zu ihm.
Wem auch immer er in Wahrheit unterstand, dieser jemand hatte viel zu sagen und ein Teil davon konnte auf den Schatten übergehen. Und, wie er deutlich machte, war diese Person nicht der Kommandant der Kaserne, auch wenn der ebenfalls ein hohes Tier sein mochte. Nur schien Laoghs Vorgesetzter oder Auftraggeber ein noch Höheres zu sein.
Ob er wohl dem Dunklen Herrscher selbst diente? Wäre nicht auszuschließen... und würde ihn mitsamt seinem Wissen umso gefährlicher machen, als er es ohnehin schon war.
Denn, dass er körperlich ebenfalls äußerst tödlich sein könnte, bewies er, als unvermittelt die Pfeilspitze durch den Raum sauste und scheppernd zu Boden fiel, ohne ernsthaften Schaden angerichtet zu haben. Die Warnung war allerdings äußerst deutlich gewesen.
Als sie sich daraufhin in seine Richtung wandte, blitzte es flüchtig spöttisch in seinen Augen auf. Was fand er denn jetzt schon wieder komisch? Dass er nicht getroffen hatte oder dass sie überrascht war?
Jedenfalls war der Eindruck scheinbar zu seiner Zufriedenheit und er setzte seinen Willen damit endgültig durch. Nein, diesen Mann wollte man definitiv nicht zum Feind haben, solange man keine Todessehnsucht hegte. Und selbst wenn man des Lebens müde wurde, wäre ein feindlicher Kontakt zu ihm alles andere als anzuraten, da er gewiss kein schnelles Ende bescheren würde... wenn er es überhaupt gewähren würde.
Der Foltermeister, offensichtlich körperliche Übergriffe auf sich selbst nicht wirklich gewohnt, trat die Flucht an, wenngleich äußerst schäumend vor Wut. Fehlte nur noch das sichtliche Geblubber auf seinen Lippen, das man sich bei der Zornesröte gut vorstellen konnte.
Als sie wieder unter sich waren, war auch Laogh drauf und dran zu gehen, denn seine Aufgabe in diesem Raum war beendet. Ihre Reaktion auf seinen Köder ließ ihn leise hüsteln, jedoch gab er keine weitere Antwort darauf und ließ sie ebenfalls allein. Nun lag es an ihr, die Zeit sinnvoll zu nutzen. Und, sofern möglich, sich nicht in weitere Schwierigkeiten zu bringen.
Ob er sich Sorgen um sie machen würde? Blödsinn, das war nicht von Bedeutung! Und dennoch konnte solch ein Gedanke, solch eine Möglichkeit es einem eine Spur weit wärmer ums Herz werden lassen.
Sobald sie sicher sein konnte, dass sie keine unnötigen Blicke auf sich ziehen würde, kümmerte sie sich um den Gefolterten. Dieser befand sich noch immer in seinem Dämmerzustand, aber er hatte sich auch im Wachzustand nicht selbstständig auf den Beinen halten können.
Wie lange er wohl hier hatte hängen müssen? Wie lange er von dieser Zeit gequält wurde und wie sehr schon davor? Ob er selbst das noch einzuschätzen wusste? Immerhin schien er noch sämtliche Gliedmaßen zu besitzen und vielmehr dehydriert sowie ausgehungert zu sein. Abgesehen von einigen Brandwunden und dem starrenden Dreck, der an ihm geruchsintensiv haftete.
Ein gequältes Stöhnen kam ihm über die Lippen, als er befreit war und in sich zusammen sackte, nun anderweitig gehalten. Die Worte bekam er nicht mit, dafür jener Soldat, der tatsächlich als Wachposten zurück gelassen worden war. Mit Absicht als Hilfe? Oder damit sie keine Dummheiten beging oder um ihn ebenfalls zu quälen? Letzteres könnte sie Laogh durchaus zutrauen, nachdem er eindrucksvoll bewiesen hatte, dass er keine Konkurrenz um ihre Aufmerksamkeit schätzte.
Noch so ein Punkt des Unverständnisses, dem sie womöglich niemals würde auf den Grund gehen können. Es war im Moment auch nicht wichtig.
Ein ungläubiger Blick in den Folterkeller zeugte davon, dass er sie gehört hatte. Nach kurzem Überlegen zuckte er mit den Schultern und stapfte tatsächlich davon. Hoffentlich würde er sich nicht zu viel Zeit lassen, um auch wirklich alles in einer Stunde unterbringen zu können! Minuten verstrichen, dehnten sich zu kleinen Ewigkeiten, in denen eine schaurige Kulisse von Ächzen, Stöhnen, Wimmern und dem ein oder anderen Schrei sie umgab, während sie den Malträtierten stützte.
Wie wollte sie ihn eigentlich auf der Reise transportieren? Zu zweit auf einem Pferderücken, das kostete das Tier mehr Kraft. Auf der anderen Seite wären sie dennoch schneller, als wenn sie selbst zu Fuß nebenher gehen würde. Oder wäre es möglich, ein weiteres Reittier besorgen zu können? Hatte sie ausreichend Geld für ein Leihpferd bei sich? Und würde Rodrick sich überhaupt im Sattel halten können mit all seiner Schwäche und seinen Verletzungen?
Die junge Frau hatte ausreichend Zeit, um ihre Gedanken zu wälzen, bis der Soldat endlich wieder erschien. Sich sichtlich unwohl in seiner Haut fühlend, kam er rein und stellte, etwas unsanft, ein Holztablett auf den Boden, da die Tische belegt waren. Danach sah er kurz zu ihr, nickte und beeilte sich, den Raum wieder zu verlassen, um auf dem Gang erneut Stellung zu beziehen.
Nun hatte sie die Gelegenheit die Ausbeute betrachten zu können, ein nicht mehr völlig sauberer Lappen, etwas Wasser in einer Holzschüssel und ein Kanten Brot, der danach aussah, als würde er jedem Stein Konkurrenz in der Härte machen wollen. Doch wenigstens hatte er sich noch nicht verfärbt und mit etwas Flüssigkeit würde er wohl wieder essbar werden. Genießbar war ein Anspruch, den sie im Moment nicht stellen konnte.
Während sie nun dazu kam, den ärgsten Dreck auf Rodrick zu bekämpfen, stöhnte dieser leise und seine flatternden Lider zeugten davon, dass sein Geist allmählich wieder ins Bewusstsein zurück kehrte. Ob er ihre Worte hören und begreifen konnte? Sein neuerliches Stöhnen konnte vieles bedeuten.
Trotzdem schien sie es geschafft zu haben, denn er murmelte, leise wie ein Hauch:"Warum bringst du es nicht gleich hier zu Ende?" Er vertraute ihr noch immer nicht und glaubte weiterhin nicht, dass sie ihm und seinem Vorgesetzten ernsthaft helfen wollte. Da würde sie definitiv noch viel Überzeugungsarbeit leisten müssen!
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Re: In der Kaserne

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Mittwoch 12. Mai 2021, 12:41

Die Spionin konnte sich um das Vordergründige kümmern, während ihre Gedanken sich um all das Nebensächliche drehten. All die Nuancen, die kleinen versteckten Hinweise, das Gebaren und Auftreten eines jeden hier. Ihr entging selbstverständlich nicht, dass der Soldat nach wie vor nicht hier sein wollte und, dass er nur widerwillig ihrer Bitte nachkam. Doch das störte sie nicht, er musste sich nicht wohlfühlen, um ihr Wasser und Brot zu bringen. Was sie viel mehr beschäftigte, als es sollte, war die Tatsache, dass sie nicht ganz glauben konnte, diesen Sieg errungen zu haben. Noch vor einigen Minuten war sie überzeugt davon, ihr eigenes Grab geschaufelt zu haben und war bereit gewesen, die Konsequenzen dafür zu tragen. Sie hatte sich entschieden gehabt, den Versuch zu unternehmen, den Mann, den sie nun wusch und versorgte, zu retten und hatte sich selber dabei außer Acht gelassen. War sie nun töricht deswegen? Ganz sicher, denn sie hätte sich selber vollständig enttarnen und Arrond womöglich hängen lassen können. Doch die schlichte Tatsache, die ihr selber so viel bedeutete, dass ihr einstiger Verbindungsmann nicht hier in Pelgar war, gab ihr Hoffnung, dass es ihm gut ging. Oder zumindest den Umständen entsprechend. Während Eleyna den Lappen mit Wasser tränkte und auswrang, musste sie daran denken, wie Rodrick und sie früher zueinander gewesen waren. Sie erinnerte sich, während sie den Lappen über sein Gesicht, seinen Hals und seine Arme zog, dass von Anfang an kühle Distanz geherrscht hatte und sie nie daran aktiv gearbeitet hatte, ihn von sich zu überzeugen. Es war nicht nötig gewesen, da Arrond ihr vertraute. Die Spionin musterte das gequälte Gesicht Rodricks, während sie erneut den Lappen tränkte. Das was sie hier tat, konnte man beinahe fürsorglich nennen. Sie war vorsichtig und sanft, als wären sie alte Freunde die sich um einander kümmerten, doch ihre Motivation war aus Schuld geboren. Während des Gesprächs, oder wie man es auch nennen wollte, hatte die Rechte Hand ihr zu denken gegeben und sie auf einen Pfad geschickt, auf dem sie sich nun verantwortlich fühlte , für das Schicksal Rodricks, Arronds und all der anderen Menschen, die zu Sklaven und schlimmerem gemacht wurden. Sie holte tief Luft bei dem Gedanken daran, sie hätte vielleicht etwas ändern können. Als plötzlich Leben in den Mann vor ihr kam, hielt sie kurz inne und lächelte dann sogar milde, als er ihr wieder mit Misstrauen entgegnete. Sie fuhr dann mit der Waschung fort, ungeachtet, ob er sich wehren wollte. „Wir werden uns nie vertrauen, Rodrick. Das ist in Ordnung so, aber ich werde dir zeigen, dass ich nicht die bin, für die du mich hältst. Und wenn es soweit ist, erwarte ich keinen Dank oder deine Freundschaft. Ich erwarte, dass du dich weiterhin so aufopferungsvoll um Arrond kümmerst, wie du es bisher getan hast. Ich möchte sicher gehen, dass er dich weiter an seiner Seite weiß und dass du auf ihn aufpasst. Mehr verlange ich nicht.“, schloss sie leise und legte den Lappen beiseite. Ihr kühler Blick, geboren aus der hellen Farbe, suchte seinen Körper ab und stellte fest, dass er weniger Blessuren hatte, als zuvor befürchtet. Offenbar setzten die Dunklen vermehrt auf Entzug, als auf körperliche Folter. Also versuchte sie, den Gepeinigten etwas aufzusetzen und reichte ihm das Brot, dazu einen Becher Wasser. Stumm forderte sie ihn auf, zu essen. Er müsste ausgehungert genug sein, dachte sie und beobachtete ihn dann einige Sekunden. Sie nahm ihm nicht übel, dass er ihr nicht traute. Das was sie taten, was sie waren, führte dazu, dass sie einsam wurden und paranoid. Eleyna musste nicht nicht so weit gucken. Sie selber wusste derzeit nicht, wohin sie ihre Gedanken lenken sollte. Laogh spielte mit ihr, seit sie angekommen war. Und sie durchschaute es einfach nicht. Schlimmer als das war jedoch, dass sie sich eingestehen musste, dass der Spion sie zu interessieren begann. Sein perfides Spiel zeigte Wirkung und sie begann sein Verhalten zu hinterfragen, als könne sie verstehen, dass er für all das einen Grund hatte. Einen guten Grund. Das war es eigentlich, was sie umtrieb. Dass der Schatten nicht so kalt und abgrundtief böse sein könnte, wie sie anfangs dachte. Das was er hier gezeigt hatte, ließ sie mit diesen Gedanken zurück. Sie wollte ihm misstrauen, wollte in ihm die Personifizierung des Bösen erkennen und konnte es nicht. Er zeigte ihr etwas anderes, etwas was sie nicht nachvollziehen konnte. Hatte er sich nun für sie aus dem Fenster gelehnt, ihrer Lüge entsprochen? Ging es um sie persönlich? Eleyna zweifelte daran und doch… der Gedanke übte einen Charme aus, den sie nicht zulassen durfte. War sie denn ein kleines Mädchen, dass sich bei jeder Aufmerksamkeit, sofort sabbernd auf jemanden einschoss? Die Antwort war nein und das machte es sehr viel schlimmer für sie. Er durfte nicht sein und war es doch. Nur ganz leise, klammheimlich und selbstverständlich nicht über jeden Zweifel erhaben, aber er war in ihr. Er hatte sie neugierig gemacht und das behagte ihr in ihrer derzeitigen Lage nicht, sie wusste noch gut, dass man auch die Kunst der Verführung gelehrt bekam und dass man sich Informanten, potentielle Quellen, willens machen konnte. War sie das für ihn? War sie sein Feind und er versuchte, sie willens zu machen für etwas, was er haben wollte? Eleyna's Gedanken flogen von einer Theorie zur nächsten und sie verlor etwas die Zeit aus den Augen. Als sie aus dem Sumpf wieder auftauchte, räusperte sie sich und sah Rodrick wieder an. „Wirst du reiten können?“, fragte sie und erhob sich. Sie reichte ihm die Hand, um ihm aufzuhelfen.„Wache?“, rief sie dann knapp und wartete, bis der Soldat wieder ins Sichtfeld trat. „Gebt ihm Reisekleidung und habt ihr ein Pferd, das ich leihen könnte? Was würde es kosten?“. Ihre Tonlage war geschäftsmäßig und ihre Miene verbarg gekonnt, die zuvor gemachten Gedanken. Jetzt musste sie zusehen, dass Rodrick sich halbwegs im Sattel halten konnte und unterwegs nicht erfror. Der Wind war eisig gewesen zuletzt. Viel Geld besaß sie nicht, doch vielleicht würde es reichen. Sonst würde sie ihn auf ihr Pferd nehmen und lieber einen Tag länger nach-wohin auch immer-, einplanen. Sie fühlte sich ohnehin verantwortlich für ihn, daher würde sie zur Not auch eine Weile zu Fuß gehen, wenn er nicht reiten konnte. Sie selber musste sich ebenfalls noch anziehen und Proviant sollte sie auch aufstocken. Sie sah abermals zu Rodrick. „Wo werden wir hinreiten?“, sie fragte einfach. Irgendwann musste er sowieso reden, ob nun mit ihr oder mit Laogh und der wäre sicherlich nicht so zimperlich. Vielleicht war das auch der entscheidende Punkt. Oder hatte der Spion selber schon eine Ahnung oder ein Ziel, wohin es gehen konnte? Zuzutrauen wäre es ihm allemal.

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Re: In der Kaserne

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 12. Mai 2021, 14:11

Der Delinquent war geschwächt und sicherlich näher am Tode als am Leben. Dennoch war er nicht grob verstümmelt worden, sodass mit brandig werdenden Wunden zu rechnen wäre. Sofern man die Brandverletzungen an seinem Rücken außer Acht ließ, deren Blasen durchaus aufplatzen und eitrig werden könnten. Im Moment war er zumindest noch nicht fiebrig und das war ein gutes Zeichen... aber eben nur für jetzt. In ein paar Stunden oder gar nach einem langen Ritt könnte das ganz anders aussehen.
Dennoch war da die Schwäche durch die Entbehrungen, die er hatte erleiden müssen und die dafür sorgten, dass sich seine Arme derzeit vollkommen taub anfühlten. Er rührte sich auch kaum, ächzte und stöhnte lediglich, wenn sie ihn wieder einmal berührte und den ärgsten Dreck versuchte runter zu bekommen.
Was alles andere als leicht war, da er bereits seit Wochen an ihm zu haften schien. Ob er wirklich so lange durchgehalten hatte? Oder... was noch schlimmer wäre, noch länger? Könnte er ihr sagen, seit wann er sich in der Gefangenschaft befand und wie es überhaupt dazu gekommen war? Würde er es denn wollen, wenn sie danach fragte? In seiner jetzigen Haltung ihr gegenüber wohl kaum, ein anderer Zeitpunkt wäre besser. Die er noch einmal mit seinen schwachen Worten unterstrich.
Ihre Antwort entlockte ihm ein leises Schnauben, das nicht eindeutig erkennbar war. War es verächtlich oder amüsiert, zustimmend oder ablehnend? Aber immerhin, er widersprach nicht und rührte sich weiterhin nicht mehr als das Nötigste, während sie sich um ihn kümmerte. Soweit konnte man also von einer gewissen... Akzeptanz ihrem Handeln gegenüber sprechen. Vielleicht wäre bei ihm noch nicht gänzlich Hopfen und Malz verloren!
Als sie nach ihm griff und ihm beim Aufsetzen helfen wollte, zuckte er mit einem schmerzhaften Laut zusammen, als sie eine der Brandblasen dabei berührte, die sich unter den Fetzen seines Oberteiles verbargen. Er wurde blass und einen Moment lang wirkte er etwas grünlich um die Nase, als würde er sich gleich übergeben. Doch entweder war er zäher, als einem Menschen gewöhnlich zugetraut wurde, oder es war nicht ganz so schlimm, denn es kam nichts von der sauren Galle hoch, obwohl er mehrmals instinktiv zu schlucken versuchte.
Dann reichte sie ihm die Nahrung und er deutete ein kleines Kopfschütteln an, als sie es ihm lediglich hinhielt. Allerdings war es keine Ablehnung per se, da sich in seinem Mund der letzte Rest Speichel bei dem Anblick zu sammeln begann. Es gab vielmehr ein anderes, gravierendes Problem bei dieser Sache.
"Ka... kanns nicht...", stammelte er und wandte den Blick von dem Brot ab, das seinen Magen zusammen krampfen ließ. Er schämte sich für seine Schwäche, das stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Er hätte auch gerne gegessen und getrunken! Nur... er spürte seine Arme immer noch nicht, denn seine Haltung war viel zu lange unnatürlich gewesen, sodass das Blut erst wieder richtig zirkulieren und die damit verbundenen, neuen Qualen abklingen mussten. Jetzt hingegen war er unfähig, auch nur seine Finger zu bewegen!
Die Zeit verging und als sie sich räusperte, seufzte er gequält, weil sie ihn damit wieder aus seinem Dämmerzustand holte. Bei ihrer Frage sah er sie tatsächlich einen Moment lang an, direkt und mit beinahe keinem Misstrauen ihr gegenüber, ehe er langsam den Kopf schüttelte. Zwar fühlten sich seine Beine bei weitem nicht so taub an wie seine Arme, jedoch auch dort fehlte ihm die Kraft ein Ross für länger zu lenken.
Hinzu kam, dass sie sich erhob und ihm die Hand zum Aufstehen reichte, was ihn wiederum in seinem Stolz traf, sodass sich seine Miene verschloss. Auch wenn es in seinen Fingerspitzen zu kribbeln begonnen hatte, in einem äußerst schmerzhaften Ausmaß, konnte er seine Arme weiterhin nicht anheben. Ob irgendwelche Bänder in seinen Schultergelenken in Mitleidenschaft gezogen worden waren? Bestimmt, nur ausgekugelt schien nichts zu sein. Dennoch war in seinem Körper so einiges im Argen.
In der Zwischenzeit hatte sie sich abgewandt und den Wachsoldaten erneut gerufen, der kurz darauf auch erschien. Bei ihren Worten hingegen verdüsterte sich sein Gesicht und sein Blick musterte flüchtig, allerdings mit deutlicher Verachtung den Menschen. "Ihr mögt bei anderen ja Forderungen stellen können, doch das geht zu weit! Ich bin kein Dienstbote und Kleidung könnt Ihr am Markt kaufen. Für so einen tut's auch eine flohverseuchte Pferdedecke! Und Leihpferde gibt's hier nicht, jedes hat seinen Besitzer.", wies er sie kühl zurecht.
"Schafft den auch endlich hier raus, ich hab noch anderes zu tun, als mir hier die Beine in den Bauch zu stehen!", fuhr er fort. Nun ja, sein Posten bestand hauptsächlich aus Wache schieben, zumindest gestern war das seine Aufgabe gewesen.
Warum er jetzt derart unfreundlich zu ihr war, obwohl er ihr zuvor gerade erst geholfen hatte? Lag es an ihrem Tonfall? Oder war er letzten Endes doch ein ganz gewöhnlicher Kerl, der sich nur so lange um Nettigkeiten bemüht hatte, wie der Schatten ihn nicht zurecht gestutzt hatte?
Als sie sich wenig später wieder direkt an den Menschen wandte, schreckte ihre Stimme ihn aus seinem Dämmerschlaf. Verwirrt blinzelnd sah er sich um und wirkte einen Moment lang desorientiert. Um daraufhin, wenig geistreich ein "Häh?" auszusprechen.
Das musste die Schwäche sein, denn einen Schlag auf den Kopf schien er nicht erhalten zu haben. Obwohl... ausschließen sollte man das auch nie. Trotzdem hatte er bislang nicht den Eindruck von Stumpfsinnigkeit gemacht. Besser wohl, sie schaffte ihn erst einmal raus aus Pelgar und gewährte ihm eine ausgiebige Mütze voll Schlaf, ehe sie ihn die Richtung weisen ließ.
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Re: In der Kaserne

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Mittwoch 12. Mai 2021, 17:54

Eleyna betrachtete den Gefolterten und erkannte, dass er nicht in der Lage war, selbstständig zu essen. Seine Arme schienen unbeweglich und in Anbetracht dessen, dass er für einen sehr langen Zeitraum an Ketten hing, war das nur logisch. Sie tunkte daraufhin das Brot in etwas Wasser und führte es ihm zu, sodass er abbeißen konnte. Dass sie gegen seinen Rücken kam und ihm damit Schmerzen bereitete, tat ihr leid, doch es war in dieser Situation auch kaum möglich ihn nicht irgendwie falsch anzufassen oder ihm, wie so eben geschehen, auf den Schlips zu treten. Eleyna seufzte innerlich, denn sie ahnte, dass Rodrick viel Hilfe brauchen würde. Doch das hinderte die Spionin nicht daran, sich die Hände schmutzig zu machen. Sie half ihm, ungeachtet seiner Missbilligung, so gut sie konnte und als sie der Wache Bescheid gab, richtete sie sich auf. Während seiner Worte, verschränkte sie ihre Arme und blickte ihn zunehmend kühler an. Ihre Augen verengten sich, bevor sie im schneidenden Tonfall erwiderte: „Ich hab euch nichts aufgetragen, was ihr nicht hättet delegieren können. Es war lediglich eine Vermutung, dass ihr vielleicht Zugriff auf einige alte Kleidungen der Armee hättet.“. Sie neigte sich etwas vor und zischte: „Dann geht euren Pflichten nach ind schert euch weg. Bevor euch noch alles aus dem Gesicht fällt vor Angst.“. Eleyna wandte von ihm ab und war nicht mehr bereit, ihn überhaupt wahrzunehmen. Sie griff dann beherzt unter den Arm Rodricks, um ihm beim Aufstehen zu helfen. Er musste sich zusammenreißen, durfte sich jetzt nicht so sehr hängen lassen, denn sie würde ihn alleine stützen, damit sie vielleicht erstmal den grausamen Ort hinter sich lassen konnten. Eleyna legte einen der tauben Arme um ihren Nacken, umfasste Rodrick dann im Rücken und stütze ihn so einigermaßen. Der Mann war schwer, weil er sich kaum auf den Beinen halten konnte, doch ihr Wille war stark, es alleine zu schaffen. Schritt für Schritt, quälend langsam, bemühte sich Eleyna, Rodrick aus dem Kellergewölbe zu bugsieren. Draußen würde sie endlich etwas frische Luft und für einen Moment die Ruhe empfangen, die es in dem Keller der Qualen nicht gegeben hatte. Die Spionin wollte den einstigen Gefangenen zu sich ins Zimmer bringen, dich sie ahnte, dass der Weg zu weit sein würde. Auch ihre Haltung behagte ihm nicht, kein Wunder bei den Brandblasen. Doch was konnte sie tun? Sollte sie ihn hier lassen, schnell ihre Habe holen und zurückkehren? Konnten sie von hier aus zu den Ställen gelangen, um den Gepeinigten auf ihr Pferd zu setzen? Eleyna sah sich kurz um. Sie hatte den Soldaten weggeschickt, damit er sich ihr nicht noch mal so verbalisierte, denn sie ließ sich nicht so angehen, um dann noch einmal nach Hilfe zu fragen. Dafür war sie dann doch eine Spur zu stolz. Während Eleyna mit Rodrick im Hof stand und er sicher langsam zu frieren begann, fragte sie sich, wie viel Zeit bereits verstrichen war. Es dürfte nicht mehr lange dauern, bis sich Laogh wieder zeigen würde und sie hatte keine Lust, ihn um Hilfe bitten zu müssen. Eleyna entschied sich, Rodrick weiter zu treiben, damit sie hier nicht nicht festfrieren konnten. Als sie die nächste Tür zum Gang erreichten, ließ sie ihn behutsam zu Boden sinken und hockte sich kurz vor ihn. „Rodrick, ich komme gleich wieder. Ich hole meine Tasche und helfe dir dann.“. Sie musterte ihn und ahnte, dass er vor Erschöpfung kaum klar denken konnte. Sie musste sich beeilen, damit er ihr nicht noch vorher ohnmächtig werden konnte. „Halte durch, ja?“, sagte sie und ließ ihn dann dort an der Mauer sitzen, um sich schnell um ihre Sachen zu kümmern. Eleyna hatte sich den Weg einprägen können, den sie zuvor mit Laogh und dem Soldaten gegangen war und fand schnell ihr Zimmer. Hier fingerte sie aus ihrer Satteltasche eine baugleiche Tunika, zog sich eilig aus, wusch sich noch mal kurz die Hände und das Gesicht, bevor sie sich neu anzog. Jetzt allerdings auch die Lederweste, die Wurfmesser dorthin, wo sie hingehörten und zog einen Reisemantel darüber. Sie hatte keine weitere Hose dabei, doch die leichten Flecken musste sie dann unterwegs auswaschen. Sie kramte ihre Sachen zusammen, prüfte noch mal den letzten Blick, bevor sie das Zimmer verließ und eilig zurück zur Rodrick lief. Sie hoffte, dass er unbehelligt geblieben war und vor allem noch bei Bewusstsein. Weglaufen hätte er eh nicht können. In ihrer Hosentasche fühlte sie noch das kleine Röllchen, doch das würde sie aufbewahren. Vielleicht war es noch mal nützlich. Eleyna kehrte also mit Satteltasche und Reisemantel zurück und würde dann den Weg zum Stall einschlagen, um den Mann mithilfe des Stalljungen auf ihr Pferd zu setzen. Den Sattel ließ sie entfernen, damit sie hinter Rodrick Platz nehmen konnte. Sie wäre bereit, Pelgar hinter sich zu lassen, sollte sich nichts weiteres zutragen

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Re: In der Kaserne

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 13. Mai 2021, 09:35

Es war ihm peinlich und äußerst unangenehm, gefüttert werden zu müssen und dann noch dazu von einer Verräterin. Aber sein Körper hatte nun einmal seine Bedürfnisse und diese siegten in diesem Moment über seinen Stolz. Es war nicht einfach, von dem harten Kanten abzubeißen, obwohl das Wasser es wenigstens nicht vollkommen unmöglich machte. Der Teig war trocken und äußerst geschmacklos und dennoch hatte er das Gefühl, noch nie so etwas Gutes gegessen zu haben!
Rodrick zwang sich dazu, langsam zu kauen und nicht zu schlingen, weil er wusste, dass dies sonst nur zum Erbrechen führen würde. So nahm er sich, notgedrungen, die Zeit und aß, solange sie ihm half, ungeachtet der Schmerzen, die ihre Berührungen ihm dabei zufügten. Irgendwann war sein Magen jedoch gefüllt, obwohl er lediglich ein paar Bissen zu sich genommen hatte, sodass er ein leises "Genug!" aussprach. Noch zwei oder drei kleine Schluck Wasser, danach konnte er nicht mehr, um sich nicht zu übernehmen.
Seufzend vor Erschöpfung sackte er in sich zusammen, sodass sie die Gelegenheit ergriff, noch ein paar Dinge zu klären. Das gelang ihr auch, wenngleich nicht so, wie sie es wohl gerne gehabt hätte. Dem Soldaten reichte es nämlich und er wies sie ab.
Ob Rodrick etwas von dem Wortgefecht verstand? Beherrschte er denn Lerium und wenn ja, wie gut? Sie würde ihn fragen und auf eine ehrliche Antwort hoffen müssen. Doch im Moment war nicht der rechte Zeitpunkt dafür.
Dabei beging sie allerdings einen Fehler, der sich ihr offenbart hätte, wenn sie sich nicht sofort danach von dem Dunkelelfen abgewandt hätte. Seine Miene verfinsterte sich nämlich und in seinen Augen loderte ein kleines, unheilvolles Feuer auf, das sie hätte warnen müssen. "Kleine, dahergelaufene Mischlingshure!", zischte er, wandte sich ab und stapfte tatsächlich davon. Nun hatte sie sich noch einen Feind gemacht und was auch immer er vorhatte, er würde ihr wohl oder übel weitere Steine in den Weg legen, solange sie sich hier in der Kaserne aufhielt. Auch wenn sie einen vermeintlich mächtigen Schutzherrn zu haben schien, täte sie gut daran, nicht mehr allzu lange an diesem Ort zu verweilen.
Sie hingegen kümmerte sich längst wieder um den Gequälten, der den ein oder anderen Schmerzenslaut von sich gab, als sie ihm beim Aufstehen half. Er war schwach und konnte sich kaum auf den Beinen halten, aber sein Stolz war dieses Mal von Vorteil, weil er ihm den letzten Rest an Kraft gab, um nicht vollständig von ihr hinaus geschleift werden zu müssen. Mühsam war jeder Schritt, den er vor den anderen setzte und dennoch gelang es ihm, schlurfend, doch beständig. Allzu bald trat ihm der Schweiß auf die Stirn und er wurde blass, wenngleich er die Zähne knirschend zusammen biss und sich weiter vorwärts kämpfte.
Draußen angekommen, machten sie eine Pause, die ihm half, Atem zu schöpfen. Jedoch auch dafür sorgte, dass er recht rasch zu zittern begann vor Kälte, denn der Wind war weiterhin schneidend. Es musste eine Schneise sein, denn am Vortag war es bei weitem nicht so kalt gewesen. Und die Wolkenberge am Himmel waren auch alles andere als einladend für eine Reise.
Jedenfalls zog sie ihn klugerweise weiter bis ins andere Gebäude hinein, wo sie ihm schließlich dabei half, sich wieder hinzusetzen. Verschwitzt, keuchend, zitternd und schon mit dem ein oder anderen Husten sackte er zu Boden und machte einen noch elenderen Eindruck als vorhin. Sie brauchte definitiv eine warme Decke und saubere Kleidung für ihn, wollte sie ihn keiner Lungenentzündung aussetzen, die ihn tatsächlich umbringen würde, so geschwächt, wie sein Körper war.
Wirkte es nur aufgrund des spärlichen Lichts so oder hatten seine Augen einen leicht fiebrigen Glanz? Nun ja, ungewöhnlich wäre es ja nicht, allerdings überaus hinderlich für ihr Vorhaben.
Obwohl es ihm Schmerzen bereiten musste, lehnte er sich mit dem Rücken an die Wand, auch den Kopf, und schloss erschöpft die Augen. Hörte er sie noch, als sie ihm erklärte, was sie vorhatte? Oder döste er schon wieder weg? Eine Reaktion jedenfalls erhielt sie nicht mehr, ehe sie ihn allein da sitzen ließ. Was wiederum ebenfalls gefährlich war und dennoch sinnvoller, als wenn sie ihn zwang, sich auch noch bis zu ihrer Kammer zu schleppen.
Wie viel Zeit verging, bis sie wieder bei ihm war, wusste er nicht, aber es hatte ihm gut getan. Zumindest besaß er ausreichend Kraft, um erneut in die Höhe gehievt werden zu können und weiterhin einen Schritt vor den anderen zu setzen. Trotzdem atmete er etwas schneller und seine Haut fühlte sich eine Spur wärmer an, obwohl der Schweiß klebrig getrocknet war.
Der Weg bis zu den Stallungen kam ihm ewig vor und er hoffte inständig, dass er es bald überstanden hätte. Doch sie sollten nicht bis ans Ziel kommen, denn als sie den Eingangshof in etwa zur Hälfte gemeistert hatten, rief eine befehlsgewohnte Stimme plötzlich und äußerst barsch:"Halt!"
Im nächsten Moment erschienen mehrere Dunkelelfen aus verschiedenen Richtungen und mit ihren Piken bewaffnet, die sie warnend in ihre Richtung senkten. Sie waren innerhalb von Sekunden eingekreist und es wäre ratsam, sich nicht mehr zu rühren. Rodrick stöhnte leise auf und wurde allmählich schwerer, da ihn die Kräfte zu verlassen drohten.
Beim Gebäude, dort, woher sie gerade erst gekommen waren, öffnete sich indes der Kreis eine Spur weit und machte Platz für drei weitere Dunkelelfen, dem Soldaten, dem Foltermeister und... dem Kommandanten! Nur... wo war der Schatten? Wusste er, was hier gerade vor sich zu gehen drohte? Hatte er das veranlasst oder jemand anderes? Nun ja, zumindest letzteres könnte sich anhand der äußerst selbstzufriedenen Miene des Foltermeisters beantworten lassen. Die anderen Fragen hingegen...
"Was wird das, wenns fertig ist?", bellte Hjórvaldr und musterte den Menschen verächtlich, ehe er, mit scheinbar noch herablassenderer Miene die Spionin ins Visier nahm. "Ihr seid noch nicht mal einen ganzen Tag lang hier und macht schon Ärger?!" Jetzt war guter Rat teuer!
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Re: In der Kaserne

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Donnerstag 13. Mai 2021, 11:52

Nachdem Eleyna ihr Zimmer hinter sich gelassen und zum Häufchen Elend zurückgekehrt war, betrachtete sie dieses eingehend. Sie hatte sich vor ihn gehockt und erkannte, dass er leicht schweißig aussah, seine Haut fahl wirkte und sie musste ernsthaft überlegen, ob er die Reise überstehen würde. Würde er den Tod in einem freiheitsähnlichem Zustand vorziehen? Ganz bestimmt, doch was war mit einer Familie? Hatte er eine? Eleyna hatte diese Information nie erhalten und nun, da er dem Tode näher aussah, als dem Leben, kam ihr diese Frage in den Sinn. Eleyna entschied sich, noch einen Moment den Schein von Pause zu wahren und gönnte ihm die Rast, auch wenn sie garantiert nichts zu seinem Wohlbefinden beitragen würde. Erst nach einigen Augenblicken, griff sie wieder unter seinen Arm, um ihm aufzuhelfen. Sie ging auch jetzt behutsam vor, versuchte zumindest, es ihm nicht noch schwerer zu machen und passte sich einmal mehr seinem Tempo an. Eleyna wartete, bis der Mann sich aufgerappelt hatte und setzte dann ihren Weg fort. Sie hatte das dumpfe Gefühl, dass sie aus Pelgar bald verschwinden musste. Sowohl der Soldat, als auch der Foltermeister, waren keine Verbündeten ihrer Unternehmung und jetzt, als sie sich mit dem Soldaten überworfen hatte, hatte sie keine Lust, dass dieser ihr weitere Steine in den Weg legen würde. Eleyna stieß mit dem Fuß die Tür auf, bugsierte sich und Rodrick hindurch und überquerte den Hof, immer die Ställe als Ziel im Auge. Erneut pfiff der Wind kalt durch ihr schwarzes Haar, das sie zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammengeflochten hatte und bei dem ihr grundsätzlich einige widerspenstige Strähnen ins Gesicht fielen. Ob der Wind Unheil ankündigte für ihre Reise? Wenn sie abergläubisch wäre, sähe sie es sicher so und hätte Recht behalten, wie sie nur wenige Schritte später, herausstellen sollte. Plötzlich trug der Wind nicht nur Kälte mit sich, sondern auch eine Stimme die befehlend und harsch an ihr Ohr drang. Eleyna hob den Blick, hielt inne und erkannte binnen Sekunden, dass ihre Lage sich nicht gerade verbessert oder vereinfacht hatte. Die hellen Augen wanderten einmal die Runde, zählten die Wachen, die Piken und musterten mit gekonntem Blick, wie viele von ihnen andere Waffen, als die Stangen, trugen. Das geschah schon automatisch und sollte ihr gleich einen Überblick über ihre Chancen verschaffen. Die Spionin beendete ihren Blick, bei den drei Männern, die ihr durch eine Schneise der Wachen, entgegen standen. Sie erkannte den Foltermeister, den Soldaten und den Kommandanten Hjórvaldr. Eleyna straffte sich etwas und sah die Männer mit festem Blick an.„Ich wüsste nicht, was Ihr meint, Kommandant Hjórvaldr.“, antwortete sie mit klarer Stimme, die keinen Rückschluss darauf zuließ, wie sie die Situation empfand. „Ärger?“, sie lächelte sogar etwas, man könnte sagen, zuckersüß wenn man wollte, doch das war gar nicht ihre Absicht. Eleyna versuchte es vorerst mit dem Nichtwissen. Sie gab sich locker und schien sich keiner Schuld bewusst zu sein. Manchmal war es besser, auf Nummer sicher zu gehen. Sie bot weder den Umstehenden, noch einem der drei Männer, eine Gelegenheit, sich ihr auf tödliche Weise zu nähern, da sie keine hektischen Bewegungen machte oder aufmüpfig wurde. Innerlich bereitete sie sich jedoch durchaus vor. Während sie vordergründig plauderte, erfasste ihr analytischer Verstand kleinere Details. War einer der Wachen nervös? Wie war die grundsätzliche Stimmung? War es vorerst nur Geplänkel, um sie in Sicherheit zu wiegen und das Ende stand schon lange fest? Oder wollte der Kommandant tatsächlich erstmal nur nach dem Rechten sehen? Wie war die Körperhaltung von Folterer, Soldat und Kommandant? Waren sie nur ablehnend oder selbstgerecht, zufrieden, weil alles was gesagt wurde, nur dem einen Zweck diente, sie in Sicherheit zu wiegen? Eleyna malte sich geistig eventuelle Szenarien aus, auf sie sie unterschiedlich reagieren würde. Sollte dieser Hinterhalt darauf aus sein, sie gefangen zu nehmen oder gar zu töten, würde sie keine Sekunde zögern und sich verteidigen. Auch bis zum Äußersten. Wollte der Kommandant indes nur sein Machtspielchen spielen, ihr noch mal eines reinwürgen, würde sie entspannt bleiben, demütig und sich versuchen, aus der Situation herauszureden. Es gab öfter in ihrem Leben, solche Situationen. Sie war Profi genug, sich auf mögliche Szenarien einzustellen und trotzdem möglichst unversehrt aus dem Ganzem hervorzutreten. „Habt ihr denn nicht die Nachricht erhalten, dass wir den Gefangenen zur Führung benötigen?“, tat sie weiter so, als ob sie sich keiner Schuld bewusst wäre. Im Grunde war sie sich dessen auch nicht bewusst. Sie war davon ausgegangen, dass der Schatten die Autorität besaß, diese Entscheidung zu treffen. War dem nicht so? Eleyna würde es gewiss jeden Augenblick erfahren. Oder ging es nicht um Rodrick? War sie es, die hier aufgehalten wurde und nicht nur, weil sie den Gefangenen hielt? Während sie auf die nächsten Worte wartete, versuchte sie einen eventuellen Fluchtweg zu finden, eine Schwachstelle in der Reihe der bewachenden Soldaten. Jemand der kleiner war, zierlicher, schwächer. Dem es vielleicht nicht so gut ging, irgendetwas, was ihr helfen könnte, die Wand aus Waffen und Brustpanzer zu durchbrechen, wenn es nötig wurde. Mit Rodrick wäre eine Flucht unmöglich. Der Mann wurde schwerer und schwerer und Eleyna ahnte, dass sie würde hier kämpfen müssen, sollte es dazu kommen. Sie würde die Rechte Arronds beschützen müssen, denn weglaufen war für ihn keine Option. Und gleichzeitig musste sie dafür sorgen, dass ihm nicht doch noch das Leben genommen wurde. Ihre Situation war durchaus vertrackt, doch sie würde sich nicht kleinkriegen lassen.

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Re: In der Kaserne

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 13. Mai 2021, 15:11

Hätte sie ihm Fragen gestellt, ganz gleich, welche, er wäre im Moment wohl zu keiner wirklichen Antwort fähig. Im Gegenteil, Rodrick musste jegliche Kraft darauf verwenden, um nicht wieder das Bewusstsein zu verlieren und sich obendrein auch noch bewegen. Wenngleich nicht sonderlich viel, denn seine Schritte waren klein und schlurfend, der Großteil seines Gewichts hing vielmehr an ihr, als dass er sich selbst hätte tragen können.
Stellte sich die Frage, wie lange er sich auf dem Pferderücken würde halten können, selbst mit ihr hinter sich, die ihm durch diese Position weitere Schmerzen zufügen würde. Oder wäre es besser, ihn wie einen Sack darüber zu hängen? Nun, es würde zumindest die Qualen verringern und zugleich das Gleichgewicht etwas leichter stabiliseren. Wobei ein Karren oder ähnliches sogar noch besser und sicherer wäre für seinen Transport. Nur... der stand ihr bedauerlicherweise nicht zur Verfügung.
Ob der Mensch eigentlich eine Meinung dazu hätte? Vermutlich nicht mehr in seinem Zustand.
Zu allem Übel kam noch hinzu, dass sie nicht einmal bis zu den Stallungen gelangen konnten. Schwer, keuchend, zittrig und verschwitzt hing er in ihrem Griff, als sie umstellt und mit Waffen in Schach gehalten wurden, bis sich die Verantwortlichen dafür zeigten. Der Foltermeister wirkte zufrieden mit dem, was er bewirkt hatte, während der Soldat ihr lediglich feindlich-arrogant entgegen starrte. Und der Kommandant? Der war alles andere als erfreut, das war offensichtlich.
Welche Variante der Begebenheiten man ihm wohl erzählt hatte mit wieviel Wahrheitsinhalt? Sicherlich nicht alles, sonst würde er Laoghs Entscheidung nicht infrage stellen, oder? Schließlich hatte er nicht so gewirkt, als hätte Hjórvaldr ihm viel zu sagen. Oder war das wieder einmal ein Teil seines Spiels gewesen, um sie in trügerischer Sicherheit zu wiegen? Hatte er sie getäuscht, um sie jetzt wieder und dieses Mal endgültig ans Messer zu liefern?
Eine Windböe fegte über den Hof, zerrte an Stoff und Haar und ließ Rodrick leise mit den Zähnen klappern. Der Kommandant indes bildete die Spitze eines unheiligen Dreiecks und sein Blick verfinsterte sich bei ihren Worten. "Verkauft mich nicht für dumm, Ihr wisst haargenau, was Ihr anstellt! Das dort..." Er wies auf den knapp vor der nächsten Bewusstlosigkeit stehenden Menschen und schnaubte verächtlich. "... ist mein Gefangener, er soll in Ketten hängen und verrecken, sobald er alles preisgegeben hat!", konterte er mit einer kalten Stimme, wie es nur Dunkelelfen vermochten.
Doch sie ging nur mäßig darauf ein und servierte ihm die nächste Frechheit. Hjórvaldr zog geräuschvoll auf und spuckte seinen Schleim in ihre Richtung auf den Boden, um seine Verachtung auf diese Weise zum Ausdruck zu bringen. "Hier bin allein ich derjenige, der bestimmt und meine Anweisungen waren klar und deutlich. Legt ihn wieder in Ketten!" Der Befehl galt den umstehenden Soldaten, die daraufhin den Kreis in Gleichschritt enger zu ziehen begannen.
Der einzelne Soldat indes zeigte, dass er die Eisenfessel in den Händen hielt und in seinen Augen glitzerte es diabolisch auf, weil er die Rolle zugewiesen bekommen hatte, Gefangene zu machen. Wobei er, für sich, beschlossen hatte, zuerst die Verräterin zu überwältigen, denn er glaubte in seinem verletzten Ego, dass ihm das mit Leichtigkeit gelingen würde.
Das Schnauben eines Pferdes scholl über den Hof und wirkte derart deplatziert, dass sich die Soldaten einen Moment lang davon aufhalten ließen. "Darf ich mal durch? Achtung, nicht bewegen, er keilt sonst vor Schreck!", erklang eine bekannte, männliche Stimme in ungewohnter Freundlichkeit. Und bewirkte dadurch, dass seinen Worten tatsächlich widerstandslos Folge geleistet wurde.
Eine erneute Schneise tat sich in ihrem Rücken auf und der Schatten trat mit ihrem Reittier an der Hand in den Kreis hinein. Verdutzt blinzelte er und sah sich um, als bemerke er erst jetzt die Waffen und die feindselige Stimmung, die sich aufgebaut hatte. "Na nu? Was ist denn hier los?", miemte er den Ahnungslosen und kam langsam näher, bis er mit ihr auf einer Höhe stand.
Das Tier am Zügel schnaubte und tänzelte etwas unruhig, sodass er ihm den Hals beruhigend tätschelte. Die Ohren des Pferdes zuckten nervös und drehten sich beständig, aber seine Behandlung zeigte Wirkung. Es wäre wohl verwunderlich gewesen, wenn er sich mal mit etwas nicht ausgekannt hätte!
"Ihr haltet Euch da raus, am besten schert Ihr Euch endlich fort! Ich hätte mich niemals dazu überreden lassen sollen, Euch einen Gefallen zu tun!", knurrte der Kommandant und erreichte damit... ein mildes, nachsichtiges Lächeln bei dem Angesprochenen.
Dieser legte seine freie Hand auf die Nüstern des Tiers und murmelte noch ein paar beruhigende Worte, dann ließ er den Zügel los, um vorzutreten. War das Absicht? Wollte er sie aus dem direkten Blickfeld haben und sie... beschützen? Oder passte es ihm gerade in den Kram und er wollte nur ungestört Hjórvaldr ansehen können? Käme jetzt der Todesstoß für sie?!
"Ach, jetzt seid doch nicht so voller Gram und Zorn! Was ist schon Schlimmes passiert?", plauderte er jovial und verschränkte die Arme in seinem Rücken. Warum? Er machte sich damit verletzbar, denn weiterhin schien er keine schützende Rüstung zu tragen. Obwohl... irrte sie sich oder lag seine schwarze Tunika nicht mehr so frei auf seinem Oberkörper auf wie zuvor? Ob er Leder darunter trug, das wenigstens ein bisschen Schutz liefern konnte?
Und... wieso begannen die Finger seiner rechten Hand sich zu bewegen? War das Zufall? Oder wäre er nervös? Nein, das sicherlich nicht. Vielleicht... ja, vielleicht gab er ihr Zeichen damit? Nur... welche? Etwa... dass sie Rodrick auf das Pferd hieven sollte? Oder machte sie sich etwas vor?
"Pah, treibt nicht Eure Spielchen mit mir, hebt Euch das lieber für Eure Betthäschen auf!", kam es sofort angriffslustig von dem Kommandanten.
"Ja, oder für Eure Sklavinnen!", entfuhr es dem Soldaten, der die Kränkung von vor einigen Stunden scheinbar noch lange nicht verdaut hätte.
Hjórvaldr warf ihm einen bitterbösen und der Foltermeister einen irritierten Blick zu, während Laogh amüsiert hüstelte. "Oh, keine Sorge, meine Spielarten für meine Bettschätze... Er sah den Soldaten direkt an mit einem derart freundlichen Blick, dass dieser hochrot anlief. ... oder Sklaven sind gänzlich anderer Natur, als Ihr sie sehen wolltet."
Er legte eine kurze Pause ein, in der ein paar der umstehenden Soldaten tatsächlich verhalten lachten, denn sie waren sexuell viel zu ausgehungert, um auf solche Andeutungen nicht anzusprechen. Der finstere Blick ihres Kommandanten brachte rasch wieder Ruhe ein, in der Laoghs Ohren leicht zuckten, weil er zugleich darauf lauschte, was in seinem Rücken geschah.
Hatte sie es endlich geschafft? Ganz gleich, wie sie den Menschen auf den gesattelten Pferderücken bekommen hatte, Hauptsache, es wäre ihr gelungen. Wieder deutete er ihr, diesmal etwas zackiger, dass sie endlich aufsteigen sollte. Wurde er ungeduldig? Oder ahnte er, dass er den Angriff nicht mehr lange würde hinauszögern können?
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Re: In der Kaserne

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Donnerstag 13. Mai 2021, 17:06

Der Wind zerrte unerbittlich an ihrer Kleidung und würde für Rodrick ein weiteres Todesurteil bedeuten, wenn sie den Mann nicht schleunigst in warme Kleidung hüllte. Doch das würde leider noch warten müssen, denn hier in der Kaserne und Pelgar allgemein, würde sie sich nicht länger, als unbedingt notwendig aufhalten. Sie wusste, dass sie nur ein schmales Zeitfenster hatte, um Rodrick vor einer Infektion zu bewahren und mit jedem Schritt, den er quälend langsam tätigte, wurde dieses kleiner. Als sie plötzlich, aber nicht gänzlich unerwartet, aufgehalten wurde, schwand die Chance weiter und Rodrick drohte erneut das Bewusstsein zu verlieren. Das Gewicht auf ihren Schultern lastete schwer im wörtlichen und sprichwörtlichen Sinne. Eleyna wandte sich dem unheilvollen Dreieck der Männer zu und bemühte sich, Rodrick nicht zu verlieren. Sie fasste kurz nach, stand dann still da, umringt von den Wachen, die ihre Piken auf sie richteten. Der Kommandant richtete das Wort an sie, doch ihr Blick ruhte für einen Moment auf dem Soldaten, der sich offenbar entschlossen hatte, sie für alles was er auch durch Laogh erdulden musste, verantwortlich zu machen. Der Hass in seinem Blick war ihr nicht fremd und ließ sie kalt. Eleyna wandelte seit Jahren unter den Dunklen und hatte, aufgrund ihrer Mischlingsnatur, viel damit zu tun. Rassenhass war unter diesen Elfen weit verbreitet. Schon ihre Mutter zeigte, nachdem sie sie zur Rede gestellt hatte, was sie wirklich von Andunie und seinen Bewohnern gehalten hatte. Und indirekt auch von ihr. Ihre Mutter wollte immer, dass sie sich als Spionin machte, fädelte früh diesen Lebensweg ein und nun stand sie hier: Pelgar war früher Feindesgebiet, als sie noch ausschließlich für die Dunklen spionierte. Dann war es gefährlich, die Stadt aufzusuchen und nun war sie wieder in Feindeshand. Eleyna behielt die Nerven, trotz der Wachen und deren Waffen. Sie richtete den Blick wieder auf Kommandant Hjórvaldr, als er sie zurechtwies. Die Spionin ahnte, dass sie hier nicht würde mit Worten weiter kommen, da sich der Befehlshaber schon einige Stunden zuvor äußerst unwillig ihr gegenüber gezeigt hatte. Als er dann jedoch vor ihr auf den Boden spuckte, reichte es der hübschen Mischlingselfe. Sie verdrehte die Augen, völlig offen, und deutete auf den Fleck an Boden. „Oh kommt, Kommandant, ist dies das Niveau, das man in der Hochburg der dunkelelfischen Riege zu erwarten hat?“, schnurrte sie in seine Richtung und lächelte missbilligend. Dann nahm sie langsam den Arm Rodrick's von ihrem Nacken und ließ ihn sanft zu Boden sinken. Sie seufzte gespielt, als sich die Wachen auf sein Geheiß hin zu nähern begangen und sie schob demonstrativ ihre Ärmel etwas höher. „Und ich dachte, ich wäre unter Kavalieren.“, ließ sie abschätzig fallen und gab sich betont unbeeindruckt davon, dass sie sich ihr näherten. In Wahrheit, achtete sie auf alles, was ihr im gleich folgendem Kampf helfen konnte, als sie eine mehr als vertraute Stimme vernahm. Eleyna drehte den Kopf und richtete sich wieder etwas auf, nachdem sie eine angespannte Kampfhaltung angenommen hatte. Das Schnauben des Pferdes kam ihr bekannt vor und tatsächlich, als der Schatten durch die Reihen trat, als ob er ein heißes Messer wäre, das durch Butter glitt, konnte sie nicht umhin festzustellen, dass sie ehrlich froh darüber war, ihn zu sehen. Sie blickte zu den anderen, um deren Reaktion zu erkennen, als der Kommandant auch Laogh entgegen säuerte und keinen Hehl daraus machte, ihn hier nicht haben zu wollen. Eleyna folgte seiner Bewegung, als er sich vor sie schob und griff dann die Zügel des Pferdes. Der Spionin fiel, als sich Laogh betont lässig gegen die Worte des Kommandanten wehrte, auf, dass er offenbar eine Rüstung trug, oder zumindest eine zweite Lage Kleidung. Dann fiel ihr Blick tatsächlich auf das Zucken an seinen Fingern. Erst tat sie es als Tick ab, doch dann erkannte sie ein Muster und sie verstand augenblicklich. Eleyna ließ das Tier los, während Laogh sich mit Hjórvaldr unterhielt und griff beherzt Rodrick unter die Arme. Jetzt war sie nicht zimperlich, sondern hievte ihn mit aller Unterstützung die sie aufbringen konnte, auf das Tier. In ihrer Nähe, blieb der schwarze Rappe ruhig und ließ sich nicht dazu hinreißen, ihr das Vorhaben zu erschweren. Eleyna trat dann neben den Kopf des Tieres, griff die Zügel und stützte Rodrick mit ihrer anderen Hand, damit er nicht fiel. Sie lugte unter dem Hals des Pferdes durch, während die Richtung des Gesprächs wieder das unterste Niveau erreichte. Selbst der Soldat mischte sich ein und zeigte deutlich, aus welchem Holz er geschnitzt war. Sie hätte sich eingemischt, wenn es der Sache genutzt hätte, doch so dachte sich Eleyna ihren Teil und nahm das nächste Zeichen des Schattens wahr. Ihr Blick glitt kurz hinter sich, was die Soldaten im ihrem Rücken machten, doch diese warteten auf Befehle, die nicht erfolgten, da die Männer sich wie Goblins auf der Suche nach Schätzen ablenken ließen. Eleyna bewegte sich flüssig zur Flanke des Tieres, tätschelte sanft den Hals und brauchte keine große Anstrengung, sich hinter Rodrick, auf den Rücken des Tieres zu schwingen. Sie ergriff die Zügel und dankte stumm dafür, dass das Pferd keinen Sattel trug, sonst wäre der Platz reichlich eng geworden. Sie selber nahm gar nicht fiel davon ein, sodass sie ihre Satteltasche noch zwischen sich und Rodrick legen konnte. Dann hielt sie das Tier ruhig und blickte auf Laogh’s Rücken. Sie räusperte sich scheinbar zufällig, als Signal für ihn, dass sie verstanden hatte und seinem Wink gefolgt war. Auch wenn der Schatten nicht vertrauenswürdig war und auch wenn er ihr gefährlich wurde, würde sie ihn nun nicht seinem Schicksal überlassen. Er war gut, das wusste sie und doch würde auch er zu kämpfen haben, wenn er sich allen Umstehenden stellen musste. Nein, sie konnte ihn später immer noch verurteilen, jetzt galt es zusammen zu arbeiten und sie würde seinem Plan folgen, wie auch immer dieser aussah. Er war ihre beste Chance zurzeit, so ungerne sie ihm das auch eingestehen würde.

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Re: In der Kaserne

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 13. Mai 2021, 18:37

Dass er ihr mit Verachtung begegnete, mochte noch durchgehen. Als er ihr diese allerdings auch mit seiner Spucke zeigte, war es für sie offensichtlich zu viel. Natürlich kannte er als Kommandant auch gesellschaftliche Gepflogenheiten, nicht umsonst hatte er sich hochgedient. Doch er war auch durch und durch Soldat, rau und wusste um die einfachen Ausdrücke, die seine Untergebenen ebenfalls beherrschten. Und die obendrein deutlich machten, wie wenig er von der Person hielt, der er es zukommen ließ.
Ihre Worte sorgten für einen verächtlichen Zug um seinen Mund, als er die Arme demonstrativ vor der Brust verschränkte. "Das ist das Niveau, das eine wie Ihr verdient!", knurrte er ihr entgegen.
Der Mensch hingegen stöhnte gequält auf, als sie ihn behutsam in eine sitzende Position beförderte. Was wiederum gut für ihn war, da er sich nicht mehr lange auf den Beinen hätte halten können, nicht einmal mehr mit ihrer Unterstützung.
Der Zug um Hjórvaldrs Mund wurde noch verächtlicher bei ihren abschätzigen Worten, die ihn nicht im Mindesten zu kratzen schienen. Stattdessen deutete er mit dem Kinn auf den Delinquenten, für dessen Qualen offensichtlich im Endeffekt er verantwortlich gewesen war. "Solcher Abschaum, wie das da, passt viel besser zu Euch.", schoss er die nächste Beleidigung in ihre Richtung und der Foltermeister lachte leise sowie hämisch.
Allein sein Blick konnte einem einen unwohlen Schauer über den Rücken jagen. Entsprang das nur ihrer Einbildung oder malte er sich bereits aus, wie er auch sie in seiner Folterkammer die Schmerzen lehren würde? Umso genervter wurde seine Mimik, als sich eine weitere Person einmischte.
Auch der Kommandant schien alles andere als erfreut über diese neuerliche Begegnung mit dem Schatten, der sich mit ihrem Pferd in den Kreis aus Soldaten begab. Wie immer gab er sich ungerührt ob der Gefahr und schien keinen einzigen Gedanken daran zu verschwenden, dass diese Männer ihre geschärften Waffen auch einsetzen würden. Warum tat er das? Wieso half er ihr... schon wieder? Es wäre ihm schließlich ein Leichtes gewesen, sie ihrem Schicksal zu überlassen und sich allein aus dem Staub zu machen. Wieder einmal waren seine Gründe zu hinterfragen.
Und dennoch tauchte er genau im rechten Moment auf und sorgte dafür, dass sich die Aufmerksamkeit auf ihn lenkte. Darin war er ebenso gut wie in der Tatsache, sich regelrecht unsichtbar zu machen, wenn es die Situation erforderte. Dies war derzeit ja nicht der Fall, sodass er das Gespräch übernahm und in seinem Rücken ihr wiederum Zeichen gab.
Anfangs blieb durch seine Ablenkung naturgemäß verborgen, was sie begann. Die Soldaten, auch wenn sie es sahen, reagierten indes nicht, denn dazu fehlten ihnen die Befehle. Außerdem lauschten auch sie neugierig den Worten, die einige von ihnen zum verhaltenen Lachen und entsprechenden Vorstellungen reizten. Die ein oder andere Pike sank sogar ein Stück weit, was nicht für einen sofortigen Angriff mehr sprach.
Das leise Räuspern in dem flüchtigen Moment der Stille ließ seine Ohren zuckten und ein weiteres Zeichen seiner Finger deutete an, dass er verstanden hatte. Trotzdem drehte er sich nicht zu ihr um, sondern wandte sich erneut direkt an den Kommandanten, mit einem vermeintlich unverbindlichen Lächeln auf den Lippen. "Nun, wo wir dies also geklärt haben, sollten wir..."
"Sie versucht zu türmen!", mischte sich der Foltermeister mit einer Stimme wie giftige Galle ein.
Hjórvaldr sah sofort direkt zu ihr, holte Luft und würde im nächsten Moment seinen Befehl zum Angriff bellen. Laoghs Nackenmuskeln spannten sich leicht an, ansonsten schien er vollkommen gelassen zu sein. "Ach was, was Ihr wieder behauptet.", wiegelte er ab, löste seine Hände und wedelte mit der einen sogar, als wolle er eine lästige Fliege verscheuchen. "Als ob ein Mischling... ein Weib mit einem Halbtoten in der Lage wäre, durch den Ring an Soldaten davon zu preschen!", spottete er, drehte sich ein wenig und trat zu dem Reittier mitsamt seiner Last.
Kurz hob er seinen Blick zu ihr und zwinkerte flüchtig, ehe er die Hand hob und ihren Oberschenkel tätschelte. Dabei sah er zurück zu dem unheilvollen Dreieck, wobei er sich hauptsächlich mit seinen Worten an den Kommandanten wandte. In seinem Mundwinkel lag ein spöttisches, überhebliches Grinsen, das durchaus auf eine herablassende Haltung gegenüber Frauen hinweisen könnte, wenn man es so deuten wollte. "Nein, nein, ich bin sicher, sie sitzt einfach nur gerne oben. Bei mir jedenfalls hat sie dabei den Spaß ihres Lebens.", fuhr er fort und lenkte die Aufmerksamkeit der Soldaten gezielt erneut in eine vollkommen unpassende Richtung. "Wollt Ihr sie nicht auch einmal probieren? Glaubt mir, sie ist das Reiten gewohnt und kann Euren Schwengel aussaugen, wie Ihr es noch nie erlebt hat!", betonte er ihre Qualitäten im Bett, als hätte er sie längst ausgekostet.
Die erhoffte Wirkung trat ein, denn die Männer rundherum begannen zu grinsen, der ein oder andere lachte auch leise und bei dem Soldaten des Dreiecks spannte sich mit einem Mal die Hose etwas. Auch sein Blick ging deutlich in Richtung ihrer gespreizten Schenkel und es würde wohl nicht viel fehlen, er hätte sich genussvoll die Lippen geleckt.
Nur Hjórvaldr und der Foltermeister waren damit nicht abzulenken. Nicht einmal dann, als sich Laoghs Finger zu bewegen begannen und die Innenseite ihres Oberschenkels zärtlich mit Linien überzogen, gedankenverloren, als erinnere auch er sich an die Nacht mit ihr. "Was soll der Unsinn, Schatten? Ich hab keinen Bedarf an solch unreinen Weibern wie der! Aber..." Der Kommandant begann schweinisch zu grinsen und deutete in die Runde. "Ich sollte sie am besten von meinen Männern runterholen und rannehmen lassen, nicht wahr? Vor aller Augen, auch vor Euren. Das würde Euch Spaß machen, wie? Alle drüberrutschen lassen, hm... ja... dann wäre sie erst einmal beschäftigt und käme nicht mehr auf so dumme Ideen, mir meine Gefangenen klauen zu wollen. Und danach..." Er sah zu dem Foltermeister hin und grinste bösartig. "... würde ich sie Euch überlassen. Dann könnt Ihr Euch um die ungestopften Löcher sorgen, oder was auch immer Ihr machen würdet."
Laoghs Finger, die noch immer ihren Oberschenkel streichelten, drückten einen flüchtigen Moment lang fester in ihr Fleisch, ehe er sich wieder im Griff hatte und weiter zeichnete. Hm... irgendwie wiederholte er beständig seine Linien, kam einmal ihrer Mitte und danach wiederum ihrem Knie näher. Was sollte das? Wollte er ihr Blut nur in Wallung bringen oder hatte es... einen anderen Sinn? Ja, unter diesem Gesichtspunkt... mochte das womöglich eine Wegbeschreibung sein? War es richtig zu verstehen, mit all den Ecken und Richtungen? Aber... wozu? Was hatte er vor?!
Noch zweimal zog er dieselben Linien, während er wieder das Wort ergriff. "Hm... ja... ja, das klingt verlockend. Und ich bin sicher, Ihr hättet den ersten Freiwilligen sofort zur Hand.", bemerkte er und deutete mit dem Kinn zu dem einen Soldaten, der allein schon bei dem Gedanken zu sabbern begann.
Unbemerkt löste sich Laogh indes von ihr und trat Millimeter für Millimeter weiter zurück. "Aber Ihr solltet am besten eine Reihenfolge ausmachen, damit es keine Streitereien gibt. Wäre doch schade, wenn jemand in seinem Ungestüm plötzlich losprescht und..." In diesem Moment flog seine Hand laut klatschend gegen die Pobacke des Rappen.
Dieser wieherte protestierend auf, stieg leicht und galoppierte dann kurzerhand los. Die abgelenkten Soldaten reagierten instinktiv... und wichen aus. Schon konnte das Tier ungehindert auf das Tor zurasen und war im nächsten Atemzug hindurch. Hjórvaldrs Gesicht verfinsterte sich vor Zorn. "Fangt sie ein! Sofort!", brüllte er laut wie ein wütender Stier.
Seine Männer brauchten einige Sekunden, bis sie sich fassen konnten und in der allgemeinen, plötzlichen Aufregung war es Laogh ein Leichtes, seinem Beinamen alle Ehre zu machen.
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Re: In der Kaserne

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Freitag 14. Mai 2021, 00:00

Die dunkelhaarige Spionin hatte sich geistig auf das eingestellt, was nun folgen sollte. Sie hatte sich Szenarien zurechtgelegt, wer sie wie angreifen würde, hatte beobachtet, wer den Finger nervös am Abzug hatte, wie man so schön sagte und wer vielleicht sogar Skrupel besaß. Sie wusste die Schwachstellen auszunutzen, die sich ihr offenbart hatten, ohne dass die Personen es wussten. Sie ahnte, dass es dem Soldaten aus dem Kerker sehr gefallen würde, wenn er es wäre, der sie in Ketten legte und so kam es dann, dass er auf sie zutrat. Doch nichts, was in ihrem Kopf stattgefunden hatte, bekam die Chance Realität zu werden, denn es war der Schatten, der seinem Namen alle Ehre machte und plötzlich die Angriffslust auf beiden Seiten störte. Eleyna hätte sehr gerne ein paar Dunkelelfen gezeigt, was in einer Mischlingshure, wie der Soldat sie nannte, steckte. Doch es gab Momente im Leben, in denen man sein Ego zurückstellen und zum Mitspieler werden sollte. Und auch wenn Eleyna durchaus noch nicht ihr volles Potential ausgeschöpft hatte, ebbte ihre Kampflust langsam ab. Sie sah zu, wie es dem Schatten gelang, so viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, dass niemandem, außer ihr, auffiel, wie er sie insgeheim anwies. Sie hatte nie Probleme damit gehabt, ihr Ego hintenan zu stellen und so folgte sie seinem Wink. Eleyna hatte einige Mühe, den Gefolterten auf ihr Pferd zu schaffen, doch schlussendlich, saß sie hinter ihm und hatte die Zügel in den Händen. Es fiel nicht mal sonderlich auf, so gut beherrschte Laogh also die Ablenkung. Sie würde sich diesen Umstand merken müssen. Und noch etwas kroch in ihren Verstand: Wieso war er hier? Wieso kam er ihr zur Hilfe, wo er sie hätte einfach loswerden können. Wollte er nur Rodrick, um den Hintermann zu finden? Wohl kaum, dafür hätte er sich nicht derart anstrengen müssen. Ging es ihm um ihre Person? Hatte er mehr für sie übrig, als er zugeben wollte? Auch das verneinte sie innerlich. Es musste etwas geben, wofür er sie benutzte. Wofür er sie brauchte. Jemand wie Laogh tat nichts aus einem Gefühl heraus, alles war wohl kalkuliert und strategisch geplant. Sie durfte das nicht vergessen, denn sie war da völlig anders. Im Kerker hatte sie einfach aus Instinkt gehandelt. Aus dem Bauch heraus. Weiter hatte sie nicht gedacht und trotzdem war das Improvisieren ihre Stärke. Sie lief zu Höchstformen auf, wenn sie ihrem Instinkt vertraute. Eleyna saß auf ihrem Pferd und hörte aufmerksam zu, als sich die Männer weiter unterhielten. Obwohl, Unterhaltung konnte man das nicht nennen, eher als Schlagabtausch aus einer der unteren Schubladen. Doch sie wollte vielmehr den Schatten im Auge behalten, für den Fall, dass er ihr weiter Zeichen gab. Plötzlich gab es einen Aufschrei und ihre Augen erfassten den Foltermeister, der sie der Flucht bezichtigte. Eleyna spannte ihre Schenkel an, das Pferd tänzelte kurz, doch sie beruhigte es augenblicklich, als Laogh erneut sprach und die Situation auf seine Weise rettete. Seine Worte drangen an ihr Ohr und sie biss kurz die Zähne aufeinander, blieb jedoch ruhig stehen, als er sich näherte. Sie erwiderte seinen Blick, sah sein Zwinkern und blieb stumm. Sie überließ ihm vorerst das Feld und wartete ab, um ihm nicht in die Parade zu grätschen. Als er ihren Oberschenkel berührte, spannte sie diesen erneut an. Was bezweckte er damit? Doch die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Jetzt wurde es richtig schmutzig und Eleyna musste sich zusammenreißen, ihnen nicht allen das dämliche Grinsen aus dem Gesicht zu wischen. Sie war trotzdem Profi genug, um sich nichts anmerken zulassen. Sie harrte auf dem Rücken des Tieres aus, ließ den verbalen Dreck der Umstehenden über sich ergehen und unterstützte dieses Spiel, indem sie scheinbar zufällig, über ihren Schenkel strich, den Laogh nicht als Malblatt für sich auserkoren hatte. Sie wusste, was der Spion tat und es schien zu funktionieren. Sie konnte die Reaktionen der Männer in ihrem Rücken hören und sehen, dass der Soldat aus dem Kerker nicht ganz dem Hass verfallen war. Sie leckte sich unauffällig über die roten Lippen, als würde sie das, was Laogh erzählte, unterstreichen. Dann spürte Eleyna jedoch, wie die Finger des Schattens sich auf ihrem Oberschenkel zu bewegen begannen. Sie senkte den Blick darauf und rutschte kurz und nur minimal auf dem Tier hin und her, da sie ein wohliger Schauer überzog. Sie ließ ihren Blick zum Gesicht des Mannes wandern, dem die Finger gehörten, doch er widmete sich dem Kommandanten, der sich gerade beliebt bei seinen Männern machte, als er sie anbot und in Aussicht stellte, was sie mit ihr machen durften. Auch der Folterer käme auf seine Kosten und dann geschah etwas, was Eleyna tatsächlich stutzen und für einen flüchtigen Moment, ehrliche Überraschung in ihrem Gesicht, erkennen ließ. Bei den Worten Hjórvaldr’s, drückte er kurz ihr Bein und es dauerte eine Sekunde, die sie sehr viel länger wahrnahm, bis er sich fing und wieder weiter mit seinem Finger ‚malte'. Eleyna schluckte unbemerkt und ihr Herz klopfte einige Schläge schneller. Was war das denn? Doch bevor sie sich darüber Gedanken machen konnte, fiel ihr etwas anderes auf: Die Linien, die Laogh ihrem Oberschenkel schenkte, dienten nicht dazu sie anzuheizen, was auf eine gewisse Art trotzdem dazu führte, sobald er sie berührte, doch sie erkannte langsam ein Muster darin. Während die Worte der Männer für sie im Hintergrund verschwanden, prägte sie sich die Wegbeschreibung ein, die sie dahinter vermutete. Gedanklich wiederholte sie diese und fragte sich gar nicht erst, wofür das war. Sie ahnte, was der Schatten plante und so nahm sie scheinbar unbeteiligt die Zügel fester zwischen die Finger und stützte Rodrick mit ihren Unterarmen. Und noch bevor sie den Gedanken fertig formuliert hatte, klatschte es auf den Hintern des Pferdes und der schwarze Rappe stieg protestierend. Eleyna spannte die eben noch bewunderten Schenkel an, hielt sich und Rodrick mühelos auf dem Rücken des Tieres und preschte dann los. Die Soldaten, völlig verdattert, sprangen ihrem Instinkt folgend, zur Seite und sie hatte freie Bahn. Eleyna hatte augenblicklich alles vergessen, was eben gesagt wurde, was sie gefühlt hatte. Einzig und alleine die Linien auf ihrem Oberschenkel, zeigten ihr vor ihrem geistigen Auge den Weg, den sie durch Pelgar nehmen musste. Sie fragte sich in dem Moment nicht, ob die Flucht nur für sie und Rodrick geschaffen wurde oder, ob Laogh ebenfalls entkam oder wie er das tat. Sie hatte den Weg im Kopf und musste lediglich aufpassen, weder von Wachen aufgehalten zu werden, noch unschuldige Sklaven niederzureiten oder Rodrick zu verlieren. Das Tier folgte ihren dezenten Anweisungen, während der kühle Wind an ihren Ohren sauste und sie immer mal wieder lauschte, ob sich Verfolger auf den Weg machten. Wenn dem so war, musste sie entweder schneller reiten, oder sie musste eine Finte legen und den direkten Weg vermeiden. Eleyna erinnerte sich, dass es einen breiteren Tunnel aus der Stadt gab, den man durchaus zu Pferd nutzen konnte, wenn man etwas den Kopf einzog. Dieser Tunnel war der allerletzte Ausweg, wenn Pelgar angegriffen wurde und vielleicht war das der Weg, den Laogh für sie geplant hatte. Durchs Haupttor wäre völlig idiotisch, wäre sie dahinter, selbst wenn sie das Haupttor erreichen und durchdurchqueren würde, einem schier endlosen Lager an Soldaten ausgeliefert. So oder so, musste sie schnellsten aus Pelgar fliehen. Sobald sie Wachen aufhielten, wäre sie dem Tod geweiht.

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Re: In der Kaserne

Beitrag von Erzähler » Freitag 14. Mai 2021, 09:33

Ob sich der Schatten auch ausgemalt hatte, wie diese Szenerie ablaufen würde? Lief es nach seinen Plänen und wenn ja, wie sahen diese denn eigentlich aus? Konnte und würde er wirklich alle in Schach halten können, bis sie in Sicherheit wären? Warum machte er das überhaupt? Was versprach er sich davon? Würde sie jemals Antwort darauf erhalten, wenn sie das hier überleben würde und Gelegenheit zum Fragen bekäme?
Und wo waren überhaupt seine Waffen, mit denen er sich würde verteidigen können, sollte es körperlich werden? Immerhin... er schien seinen Oberkörper etwas mehr zu schützen. Aber sonst? Zeichnete sich irgendetwas in seiner Hose ab, die auf einen Dolch, Messer oder irgendwas Spitzes hinwies? Er würde sich doch nicht etwa allein auf seine Redekunst verlassen? Oder... war er wirklich derart von sich eingenommen...?! Zuzutrauen wäre es ihm.
Immerhin, im Moment schien ihm sein Handeln auch Recht zu geben. Die Soldaten jedenfalls fielen darauf rein und sprangen auf die Bilder auf, die er sponn. Wenngleich es einen unter ihnen gab, der sich nicht darauf einließ und lautstark bekannt gab, was eigentlich offensichtlich war. Doch auch hier schien der Schatten damit gerechnet zu haben, denn nichts wies darauf hin, dass ihn die Entdeckung nervös machte.
Im Gegenteil, er griff den Faden auf und... zog ihn zurück in jene ablenkende Richtung, die er zuvor schon eingeschlagen hatte. Dabei näherte er sich ihr und berührte sie auf eine Weise, die ihm unter normalen Umständen vermutlich die ein oder andere Ohrfeige eingebracht hätte. Oder sabbernde, dahinschmelzende Liebschaften, die das Mehr danach gar nicht erwarten könnten.
Ob ihm das gefallen würde? Bestimmt, denn seine Finger und die Wahl ihres Körperteils wären dazu angeregt, sie auf wohlige Art foltern zu können, wenn sie nicht gerade um ihr Leben bangen müsste. Aber ob es in diesem Moment ihm Freude bereitete...? Zumindest ein bisschen wäre denkbar.
Trotzdem beachtete er vordergründig nicht, was er mit seinen Fingern tat und wie ihre körperliche Reaktion darauf war. Er konzentrierte sich auf seine Worte und darauf, wie seine derzeitigen Feinde darauf ansprachen. Jedoch würde er sich sicherlich denken oder sonstwie registrieren, was er bei ihr auslöste mit seinen Fingern. Alles andere wäre seiner nicht würdig, denn er war ein Meister seines Fachs und es war schlichtweg unmöglich, dass er seine Aufmerksamkeit ausschließlich auf eine Tätigkeit richten könnte.
Schließlich schien allerdings auch er so etwas wie Gefühle zu zeigen. Oder lag es eher daran, dass er sie als seine Beute auserkoren hatte und nicht teilen wollte? Ja, das war wahrscheinlicher als die Vermutung, es könnte ihm etwas an ihr liegen. Nein, er würde sich immer nur um seinen eigenen Vorteil kümmern. Oder...? Der Ausbruch blieb von allen anderen unbemerkt und im nächsten Moment zeichnete er bereits wieder weiter auf ihrem Oberschenkel, wiederholte seine Linien mal für mal.
Sie müsste es nur erkennen und sich merken. Traute er es ihr zu? Ja, das musste er wohl, sonst würde er es kaum auf diese Art machen. Er zeichnete eine Wegbeschreibung für sie und wiederholte es derart oft, dass es schon offensichtlich für sie sein musste. Sollte sie es nicht begreifen, dann... dann wäre ihr nicht mehr zu helfen und er wäre durchaus enttäuscht darüber.
Doch verbot er sich jeglichen Gedanken daran, um sich nicht von seinem Plan ablenken zu lassen. Und dieser sah vor, ihr tatsächlich zur Flucht zu verhelfen. Es klappte besser als gedacht, denn diese Männer schienen ausgehungerter zu sein, als er geahnt hatte. Oder es lag an dem Kommandanten, der diese Idee selbst begierig aufgriff und weiter ausschmückte.
Bis es soweit war, er den rechten Moment abpasste und dem Pferd einen kräftigen Klaps gab. Wie erwartet, erschrak der Rappe, stieg und galoppierte wie von Sinnen davon. Die Soldaten reagierten instinktiv und der Tumult daraufhin half ihm, seinerseits zu verschwinden. Er würde einen anderen Weg nehmen, als er ihr gewiesen hatte, und, sofern alles klappen würde, würden sie sich an einem bestimmten Punkt treffen.

Eleyna galoppiert nach Treffpunkt
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