'Mortimers Nadelkunst'

Auf dem Marktplatz tummeln sich fast ebenso viele Händler wie Kaufwillige. Manches ehemalige Wohnhaus an diesem Platz wurde schon zum zweistöckigen Laden umfunktioniert. Jorsans Markt bildet einen wichtigen Treffpunkt in der Stadt.
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Erzähler » Sonntag 20. August 2017, 16:25

Delilahs Miene verriet viele ihrer Emotionen, doch nicht den Zusammenhang. Ob sie sich nun vor der Offenbarung fürchtete, dass ein Dunkelelf im Laden Mortimers stand, oder doch die Erinnerungen an die grausamen Geschichten, die sie als Kind gehört hatte, man konnte es nicht erkennen. Leider bekam Chasin auch nichts von ihren Gedanken oder jene ihres Freundes Zanfar mit, denn sie war durch die Knappin abgelenkt. So entging ihr auch die emotionale Reaktion ihres Freundes, der durchaus betroffen wirkte.

Aber auch Leon runzelte die Stirn und fixierte die verhüllte Gestalt noch einmal mir einer anderen anderen Sicht auf die Dinge. Dann nickte er aber Zanfar zu, so wie man es eben mit einem Verbündeten tat und hieß ihn damit in für seinen Teil willkommen in ihrer kleinen Gemeinschaft. Wenn ein jorsanischer Lichtmagus das konnte, dann gab es vielleicht noch Hoffnung, dass diese Geschichte gut ausgehen konnte.
Andererseits war Leon auch nicht nur Lichtmagus, sondern auch Erbe einer anderen schweren Bürde und somit wahrscheinlich offener Veränderungen gegenüber, da er selbst in seinen eigenen Problemen steckte. Aber wie es nun mal manchmal das Schicksal so wollte, überschlugen sich gerade die Ereignisse und vieles was vor Stunden noch wichtig gewesen war, war jetzt gerade in den Hintergrund gerückt. Vielleicht würde auch einiges vergessen werden, aber das wäre auch nur zu menschlich.

Darna und Chasin waren noch vertieft in ihr Gespräch gewesen, doch die junge Knappin überschlug sich langsam so sehr in Gedanken und Worten, dass die Tha'Roon ihr nicht mehr recht folgte. Zum einen war es eine Mischung aus übereilten Schlussfolgerungen, zum anderen ausufernde Forderungen an die Diplomatin, die Chasin leicht die brauen Zusammen ziehen ließen. Was für die Knappin nur ein grübelnder Gesichtsausdruck sein dürfte, war für Zanfar ein sicheres Zeichen, dass Chasin langsam eine gewisse Form des Wiederwillens entwickelte, wie wenn sie zu lange zu viel erklären musste und die Menschen um sie herum vom Hundertsten uns Tausendste gerieten und sich nicht zufrieden gaben, mit dem was ihnen das Schicksal gab. Zu häufig hatte Chasin das schon erlebt. Immer wenn sie hilfreich mit ihrem Wissen und Rat zur Seite stand, gab es jene, die sie gnadenlos wie einen Schwamm ausquetschten und sie danach sogar manchmal noch böse anstarrten, wenn sie nicht auf alles sofort eine zufriedenstellende Antwort hatte. Auch ihr Wissen war begrenzt und sie selbst litt am meisten darunter, da sie nicht mehr die Verbindung zu ihrem Volk hatte. Wenn die Menschen sie dann auch noch an diese Grenzen erinnerten, dann wurde sie manches mal sogar depressiv und verschloss sich dann, meist beginnend mit diesem Gesichtsausdruck.
Als nun Darna mit ihren Zwischenfragen begann, wie:
"Aber warum habt nur Ihr dieses Geräusch gehört?"
bemerkte ausschließlich Zanfar, wie kurz ihre Kiefer malmten. Die Knappin reagierte wie jedes Wesen, dass sich mit einer Gefahr konfrontiert sah und begann unbewusst auszuteilen und das leider auf einer Ebene, die ausschließlich diejenige traf, die ihr zur Zeit am meisten helfen konnte. Wenigstens unterbrach sie sie nicht bei den Ausführungen über den „Sündenstern“, wie sie die Zeichnung getauft hatten. Dann begann die Knappin mit sich zu ringen und natürlich gab es noch etwas hinzuzufügen:
"Ich stimme Euch zu, soweit ich es selber überhaupt beurteilen darf."
, nahm sie innerlich Anlauf und suchte nach einer verbalen Einleitung,
"Aber …“
Zanfar konnte fast körperlich die leise Änderung in Chasins Haltung fühlen. Wie hatte sie einmal gesagt? Alles was vor einem Aber kam, wird ins Gegenteil verkehrt.
„Ihr solltet dennoch wissen, was ich vorhin bereits angedeutet habe: ..."
Anscheinend entschied sich die Knappin ihren Bericht nur vervollständigen zu wollen. Entwarnung! Chasin entspannte sich wieder und lauschte Darnas Worten.
"Es kam zu einem Kontakt, während das Stichwort 'Angst' an der Reihe war. Ich beginne von vorn: In dem Versuch, mich in die gewünschte Angst hinein zu steigern, erinnerte ich mich also an die Ereignisse in Pets Hütte zurück und wunderte mich etwas darüber, dass ich vor dieser Präsenz in Pet mehr Angst hatte, als später vor dem Untoten."
Die Knappin klang wieder ziemlich sachlich, die Hände wanderten auf den Rücken und Chasin entwickelte sogar ein entspanntes Lächeln, da sie die sachliche Ader an dieser Frau sehr zu schätzen wusste.
"Dabei stolperte ich plötzlich darüber, dass bei all den Heilungen mithilfe der Seelenrose der Hauch immer zu Asche zerfallen ist - als wäre er verbrannt worden... Ich konnte mir aber nicht vorstellen, dass Florencia eine Krankheit ausgerechnet verbrennt, und plötzlich schienen sich lauter... Bruchstücke von Informationen zusammen zu fügen, ich erinnerte mich, dass Leon mich als 'kleines goldenes Leuchten, umhüllt von Grün' beschrieben hatte und fragte mich, warum er mich überhaupt als 'Leuchten' wahr nahm, ob das bei Basil..ius auch so gewesen wäre?"
Sie sah für einen Moment Leon an - ob er ihr gleich sagen würde, dass sie einem Irrtum unterlegen war. Dass diese Wahrnehmung nichts weiter bedeuten würde. Doch so, wie sie nach Antworten jagte, kam auch er nicht dazu mit einer entsprechenden Reaktion sie zufrieden zu stellen und zuckte nur unbedeutend mit den Schultern.
"Und es kam mir völlig abwegig vor, dass Florencia die Kraft eines Dämons benutzt hätte, um eine Krankheit zu heilen"
, führte sie weiter aus - es klang rechtfertigend, die distanzierte Selbstsicherheit schwand.
Chasin beobachtete die arme Frau wie sie sich immer tiefer in den Sumpf ihrer Schlussfolgerungen verrannte und es tat ihr fast leid, dass sie sie durch ihre Erinnerungen geführt hatte. Notwendig war es gewesen, doch der Verstand des Mädchens schien sich immer mehr in Details zu verlieren.
So ist das, wenn man seine eigenen Schlussfolgerungen als Wahrheiten deklariert und sich nicht an die Fakten hält. Es ist ihre Empfindung gewesen, ihre Deutung, dass es „völlig abwegig“ sei...kein Fakt. Sie interpretiert. Ob ihr Urteil nun richtig oder falsch ist, ist für mich nicht relevant. Aber... SIE möchte wissen, was mit ihr passiert. Sie hat Angst... nur kann ich ihr da nicht helfen. Wenn sie das begreift wird ihr Herz sich gegen mich wenden, ...wie es immer geschieht. Ich würde ihr so gerne ...
"Plötzlich... schien sich in meinen Erinnerungen und Gedanken alles nur noch um Feuer zu drehen. Und was es mit mir zu tun hat - haben könnte. Bis... ich es endlich wagte, mich an die Verbrennung zurück zu erinnern. Die auf dem Marktplatz.“
Als sie Kind war.
„Und mir fiel etwas wieder ein, was ich, glaube ich, verdrängt oder vergessen habe: Ich fand das Feuer damals unglaublich faszinierend. Ich sah die ganzen Farben und erinnerte mich daran, dass der Körper des Magiers kurz vor dem völligen Verbrennen vollständig von rein blauen Flammen umhüllt worden war."
Das war dieses dämonische Feuer, nicht? Die Verbrennung hat überhaupt nicht bewirkt, was die Inquisition hatte erreichen wollen. Nichts mit 'Läuterung', reinigender Flamme... Sie haben ihn verloren.
, glaubte die Knappin nebenher zu begreifen.
Mutmaßungen... selbst wenn sie eine gewissen Anteil an Realismus haben. Sollte ich sie unterbrechen? Nein, das würde sie als unhöflich oder als Arroganz meinerseits interpretieren.
Chasin schien es fast, als suche die Knappin bei jeder ihrer Äußerungen bei ihr nach Bestätigung. Etwas das sie ihr unmöglich geben konnte. Und dies war ein Umstand der sie mehr und mehr frustrierte.
"Und was dann passierte, war eine Flut von Eindrücken, eine ganze Szenerie, aber es schien im Hier und Jetzt kaum ein paar Lidschläge gedauert zu haben."
Aha, jetzt kommen also die neuen Erkenntnisse.
Wieder ging ein fragender Blick in die Runde und die Knappin hob angedeutet die Schultern.
"Ich schien... den 'Raum' zu wechseln, ich kann es schlecht beschreiben. Es war, als wäre ich mit meinen Gedanken im wahrsten Sinne des Wortes woanders: bei ihm - dem Dämon. Beziehungsweise, in einer Art Raum, der eine Grenze darzustellen schien. Ich auf der einen, er auf der anderen Seite... Alles wirkte düster, und an meiner Seite war zunächst einer dieser dämonischen Hunde."
Rakh Fauthar...
"Er... sah mich an, und vermittelte den Eindruck, mir absolut treu ergeben zu sein."
Interessant.
Nun hatte sie wieder Chasins ungeteilte Aufmerksamkeit, doch ihre Gefühle dominierten gleich wieder ihre Aura, so dass es der Tha'Roon schwer fiel alle Informationen für sich zu sichten und in sich aufzunehmen. Erste Anzeichen der Anstrengung machten sich wieder bei ihr bemerkbar, während sich Darna innerlich bei dieser Schilderung vor Scham, Schuldgefühl, Wohlgefühl und Faszination und sogar Verlangen wand.
War das überhaupt ich? Oder kann ER meine Gefühle ändern - fälschen? Nein... das war ich, irgendwie, aber... ich WILL es nicht.
Konzentriere dich. Bleib beim Wesentlichen!
"Immer wieder war dieses fremdartige Blau zu sehen, dieses seltsame 'Feuer', es war kühl, nicht heiß. Vor einer Art düsterem Spiegel hing es wie ein Vorhang, und ER... war auf der anderen Seite. Unsere Bewegungen schienen synchron, ich konnte ihn sehen - und er sah mich. Er... ist ein Kriegsfürst, er trug eine schwarze Rüstung mit verwirrenden Verzierungen, er trägt einen furchtbar großen Zweihänder, einen Helm mit schwarzem Haarbusch, einen zerfetzt aussehenden Umhang aus diesem speziellem Blau, wie Seide, einen Helm, unter dem sein Gesicht nicht zu sehen war, und er...
er..."

ER...???
Geduld ist wahrlich heute nicht meine größte Stärke.
Er war mir ähnlich. Ich ihm. Ich hatte... Wie sag ich das?
In seinen körperlichen Merkmalen? So wie bei einem nahen Verwandtschaftsgrad?
"Ich hatte den Eindruck, als würde er... etwas in mir sehen, das seiner würdig wäre. Nicht körperlich."
Also nicht...
Wirklich nicht?
Jetzt verwirrt sie mich. Ich dachte sein Gesicht war nicht zu sehen?!
Schon wieder färbte Scham ihre Aura und Chasin musste sich arg konzentrieren um nicht von den ständigen Wechseln und der Intensität abgelenkt zu werden.
"Sondern ich hatte... das Gefühl von Macht. Und es tut mir wirklich leid! - ich kann, konnte nicht auseinander halten, ob das seine Macht war, die er mich spüren ließ, sie... fühlte sich an, wie meine. Als ich an mir herunter sah, trug ich eine schwarze Rüstung, die seiner glich... Ich will das nicht.“
Hmhmm... genau. Und ein Mensch ist noch nie in Versuchung geraten bei dem Gefühl von Macht! ...hui, ich bin sarkastisch! Ha! Wenn Zanfar das doch hören könnte. Er wäre so stolz auf mich. Ich mache Fortschritte.
Fast hätte die Tha'Roon an vollkommen deplatzierter Stelle gelächelt, aber die Knappin fuhr zum Glück für sie nahtlos fort.
„Ich weiß noch, dass sich endlich Widerwille regte, dass ich.. nicht mehr nur Zuschauer war, als träume ich von mir selbst. Ich will keine Schreckensgestalt sein."
Ich war sie schon für Pepe. In einer verdammten schwarzen Rüstung!
, dachte sie mit einem Anflug tiefer Melancholie und Traurigkeit.
Was hat sie nur gegen Schwarz. Steht ihr doch ausgezeichnet. Es ist ein hübscher Kontrast zu ihren hellen Haa...
"Er wandte sich ab. Ging wieder weg von dem Vorhang. Ich blieb zurück, eingehüllt in diese blaue Seide.“
Also dann keine Rüstung mehr. Ein Kleid? Ein Umhang? Eine Tunika?
„Ich habe nicht gehört, wie und wann der Hund mich verlassen hat, ich hörte nur ein Knurren und hatte gesehen, wie der Vorhang sich bewegt hat. Ich begriff, dass er mir nicht dient, höchstens mit der gleichen Loyalität, wie ich Ritter Hagen diente, ohne dass der Graf deswegen weniger mein Herr gewesen wäre."
Eine Beschreibung, die sicher kaum jemand außer Basil verstand, und ihn sah sie auch in diesem Moment an, blickte dann wieder zu Chasin.
Ah, ein Detail, dass nur dieser junge Mann versteht und hoffentlich nicht zu wichtig ist.
"Ich kehrte ins Hier und Jetzt zurück, und Ihr nanntet das nächste Stichwort, als wäre nichts gewesen. Aber Ihr versteht jetzt vielleicht, was mich verunsichert, wenn Ihr meint: 'Das Feuer mache mich stärker' - wenn Ihr diesen Eindruck in genau dem Moment gewonnen habt, in dem ich die Macht des Dämons in mir zu spüren glaubte, wurde in mir womöglich gar nichts stärker, sondern Ihr wurdet getäuscht. Wenn Ihr sagt: 'Das Feuer mache mich stärker', frage ich mich gerade...: wessen Feuer?"
, warnte sie eindringlich und trotzdem irritierend sachlich im Ton, befremdend erwachsen.
Wortklauberei! Ihr Feuer...sein Feuer... als wenn das etwas ausmachen würde.
Und trotzdem muss da irgend etwas sein...Warum war er so selbstverständlich überzeugt davon, ich könne Pet besiegen? Warum war er erst so wütend auf mich und sieht mich nun so... anders an?
Darna erinnerte sich der Worte des Dämons:
WAS ICH VON DIR WILL ...VON DIR?... NICHTS!!! ICH WOLLTE NIE ETWAS VON DIR!
Es scheint, als hätte er seine Pläne geändert? Oder doch gelogen. Irgend etwas stimmt hier nicht, irgend etwas passt hier nicht. Warum hätte er Ravingers Körper haben wollen? War das wirklich das, was er gemeint hat?
Chasin war versucht den Kopf zu schütteln über so viel unsinnige Gedankenfetzen. Sie hatte eindeutig das junge Menschenkind überfordert, so „schlussfolgerte“ sie zumindest in diesem Moment. Sie hatte zwar selbst eine tief in ihr aufsteigende Vermutung zu dem unschlüssig formulierten Geschehen, aber diese würde sie tunlichst unterlassen zu äußern! Schließlich brauchte sie die Knappin noch, bzw. sie sie um den König über die drohenden Gefahren zu informieren. DANACH könnte sie Darna ganz vielleicht noch einen kleinen Gedankenstoß in eine spezielle Richtung geben, aber nicht vorher!
Und plötzlich setzte diese an einer völlig anderen Stelle wieder an:
"Er ist ein Kriegsfürst, und er erwähnte bereits etwas von anderen Dämonen, die seine Widersacher seien, aber ich weiß nicht, wofür oder auf wessen Seite er kämpft - wenn das überhaupt eine Rolle spielt"
, dozierte sie noch eine Spur nüchterner.
"Und er scheint so etwas wie ein 'Gefolge' zu haben, einen Teil davon hat vermutlich Basilius bei dem Kampf auf dem Feld gesehen: Diese Hunde gehören dazu. Ich vermute, dieser erwähnte 'Dämon mit einem Teller' hielt kei.." ..n Küchengeschirr "..keinen Teller, sondern das könnte ein Schild gewesen sein. Ich will das Wort in diesem Zusammenhang eigentlich nicht in den Mund nehmen, aber er wirkte auf.. dämonisch verdrehte Weise wie eine Art... Ritter?"

Basilius sah gerade nicht glücklich aus und zuckte nur mit den Schultern und sprach leise:
„Für mich sah es aus wie ein großer Teller... aber ja, er kämpfte auch damit.“
Manchmal lobe ich mir seine einfachen Gedankengänge.
, sinnierte Chasin, als sie ihn betrachtete und dabei auch keine weiteren Gedanken zu hörte. Dann sah sie wieder zu Darna zurück.

Chasin straffte die Schultern und versuchte noch einmal das Thema zu einer taktischen Unterbrechung zu führen.
„Wie dem auch sei, ich bin nun der Ansicht, dass wir euch helfen können.“
„… es sind Spiegel.“

Sagte Zanfar leise, noch halb in den unangenehmen Erinnerungen gefangen und sie wandte ihm den Kopf zu. Seine während des Berichts angewachsene Sorge umwölkte seine Gestalt.
Kann es sein …
Sein Blick schweifte zu den beiden Lichtmagiern. Unweigerlich sah er Delilah an und musterte ihre schlanke Gestalt. Sie wirkte ein wenig grauer. Zanfars Nachdenklichkeit ließ Chasin aufhorchen und ebenfalls genauer hinsehen.
Habe ich etwas übersehen?
Das Gefühl von Macht und Zugehörigkeit … der Dämon hatte schweres Geschütz aufgezogen. Wer dürstete insgeheim denn nicht nach mindestens einem der zwei Dinge? Es waren keine auformulierten Gedanken, aber sie kannte ihren Freund gut genug um auch in seiner Haltun lesen zu können, dass ihn etwas beschäftigte. Fragend sah sie ihn an.
Kluger Zug … die Moralpredigt kann ich mir wohl sparen … du weißt, wie gefährlich und unklug es wäre, dem Dämon nach zu geben.
Chasin verstand nur Bruchstücke der Gedanken in seiner Heimatsprache, aber irgendwie schien Zanfar dem Dämon oder Knappin Respekt zu zollen. Als Darna das Gespräch auf die „Ritterschaft“ der Harax-Kreaturen gelenkt hatte hatte Zanfar nur einmal zynisch gelacht. Nun aber kommentierte er seine Reaktion:
„Ein niederer Dämon wäre ja auch langweilig gewesen, oder? Ich bin in der Rangfolge der Dämonen nicht sehr bewandert, aber Eure Theorie klingt Schlüssig.“
Oh jeh... ist das ansteckend?
Chasin war schon fast geneigt zu intervenieren, doch Zanfars Meinung war ihr zu wichtig und sie vertraute seiner einschätzenden Erfahrung mehr als allen anderen, wenn er etwas über das Böse in der Welt zu sagen gab. ...selbst wenn es Mutmaßungen beinhaltete.
„Und das Feuer, das ihr beschreibt, kenne ich auch aus Erzählungen. Dämonenfeuer – ich schätze, wenn ihr in der Lage wärt, das Feuer herauf zu beschwören, würden wir leicht sehen können, ob es Eures oder seines ist. Aber vielleicht besser nicht hier im Laden.“
Chasin ließ die schultern hängen, schnaufte leise, was fast einem bockigen Kind glich und nicht wirklich zu ihrem sonstigen Auftreten passte. Offensichtlich gefiel ihr etwas ganz und gar nicht. Trotzdem unterbrach sie ihn nicht und Zanfar legte den Kopf etwas schräg und verschränkte erneut die Arme vor der Brust.
„Und ich denke es waren Spiegel, die da im „Stern der Sünden“ zu sehen waren. Mächtige Dämonenbeschwörer können damit die Ebenen wechseln. Sicher können sie auch als Brücke zwischen den Dimensionen dienen.“
Oh... natürlich!
Schon war sie wieder Feuer und Flamme. Zanfar musterte nochmals Delilah und Leon.
„Ihr seht beide erschöpft aus … ist dieser Zustand für Euch Normal, oder seid ihr angestrengter als ihr solltet? Der Rakh Fauthar kann bei direkter Berührung Magie unterbinden, aber seine bloße Anwesenheit kann dafür sorgen, dass Wirker mehr Kraft verbrauchen, als sie es für gewöhnlich täten. Nach Knappin Darnas Ausführungen könnte es sein, dass er von der anderen Ebene hier herüber reichte ...“
Oder womöglich hier ist?
Oh...!!!

Chasin erstarrte in der Bewegung. Eben hatte sie noch etwas sagen wollen, doch jetzt überflutete sie ihre eigene Emotionalität. Wenn einer dieser Jäger aus der Dunkelheit hier wäre...
Aber dann müssten die Lichtmagier ihn doch irgendwie wahrnehmen?! Außer... Spiegelbilder...natürlich.
„Spiegelbilder...“
, flüsterte sie nachdenklich und blinzelte ein paar Mal.
„Warum bin ich nicht gleich darauf gekommen!“
Die Tha'Roon schüttelte über sich selbst den Kopf und strich sich mit beiden Händen die Haare aus dem Gesicht. Bevor ihr leuchtend rotes Haar gleich wieder zurück fiel und damit ihre Gesichtshälfte verdecken konnte, war aber gut die grässlich dicke und wulstige Narbe über ihrem linken geschlossenem Auge zu sehen. Dann begann sie auf und ab zu gehen, leider zum Leidwesen ihrer Verbündeten, behielt sie ihre Erkenntnisse jedoch noch ein paar zähe lange Momente für sich. Für Ungeduldige war dieses Verhalten fast unerträglich, aber dessen war sich Chasin gerade nicht bewusst. Sie musste die Puzzleteile zusammenfügen und brauchte dafür halt ihre Zeit. Nach gefühlten Stunden, aber eigentlich nur wenigen Minuten blieb sie stehen und meinte, als würde man sie selbstverständlich sofort verstehen:
„Spiegel!“
Sie sah in fragende Gesichter und wiederholte:
„Spiegel! Das würde erklären, warum Darna nie auffällig geworden ist, oder auch Lichtmagier in ihrer Umgebung keinerlei Anzeichen für Dämonische Aktivitäten wahrnehmen, oder ich sein Knistern nur ihn ihrem Geist hören kann. Es wäre alles nur in Darnas Kopf. – auch der Hund.“
„Ein Spiegelbild ihrer Vorstellung. … Also, ein Spiegelbild hat nur wenig eigene Präsenz... gar keine um genau zu sein. Die Wesenheit, die in ihrer Kindheit an sie gebunden wurde könnte eine Art Spiegelwesen sein. Etwas, dass die Portale zwischen den Ebenen bewacht oder zumindest Macht darüber besitzt....oder beides. Wenn wir schon die ganze Zeit theoretisieren, dann tu ich das jetzt auch!!“
Sie wirkte fast verärgert über ihre letzte Aussage, wedelte fahrig mit den Händen durch die Luft, aber fuhr sofort weiter zu sinnieren, auch wenn sie gereizt klang.
„Also wenn wir es hier mit einer Art „Portal/Wächter/Dämon“ zu tun haben, der an ein Kind dieser Welt gebunden wurde, wohl ohne dass er es wollte, vorausgesetzt dass er in diesem Punkt die Wahrheit sagte und „Nichts von Darna wollte“...dann würde das erklären, warum die anderen „Sündenfürsten“ sich Darna bemächtigen oder zerstören oder was auch immer mit ihr anstellen wollen. Dies würde ein durchaus mächtiges Potenzial beinhalten, dass sicher einige gierige Gemüter vermutlich sogar auf beiden Seiten erregen dürfte, habe ich Recht mein Freund?“
Sie sah kurz zu Zanfar und fuhr aber schon fort zu sprechen:
„Wenn Dämonen nicht freiwillig ihre Dimension verlassen, stellt so ein Kind für sie eine echte Gefahr dar, da sie durch Darna vielleicht sogar Kontrolle über jenen „Spiegelfürsten“ erlangen könnten....theoretisch gesprochen! Kein Wunder also, dass er versucht sie zu schützen.“
Dann schien sie kurz den sprichwörtlichen Faden zu verlieren und sah Daran eindringlich an. Sie tippten ein paar mal mit dem Zeigefingern in der Luft herum.
„Frage: Habt ihr Darna von Eibenau jemals „EIGENES“ Feuer besessen? Habt ihr jemals eine eigene Form der Magie gewirkt oder irgendwelche Anzeichen dafür in euch beobachtet? Nein. - Nach euren bisherigen Aussagen ist dem nicht so. Also gehen wir mal davon aus, dass dem auch wirklich so ist, sollte jegliches Feuer das aus euch heraus wirkt, seinen Ursprung in IHM haben, ABER durch die „Spiegel“ in unserer Welt für euch transformiert werden. Quasi von blau zu rot. Von links nach rechts, von hell nach dunkel, von kalt zu heiß. Somit sollte die Frage nach eurem oder seinem Feuer geklärt sein, denn beides ist das selbe eben nur ein verkehrtes Bild von einander.“
Genervt verschränkte sie die Arme vor der Brust und sah zu Boden, was sonst nicht ihre Art war, vor allem wenn sie die Gedanken von Anwesenden auffangen wollte. Man merkte eben langsam doch, dass sie an ihre Grenzen geriet.
„Auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen. Ich bin bereit euch zu helfen und sehe keine akute Gefahr. Ich - bin – nicht - in der Lage alle Fragen zu eurer Zufriedenheit zu beantworten.“
Dieses Geständnis schien ihr fast körperlich weh zu tun.
„Ich würde das hier gern zu einem Abschluss bringen, denn der Tag schreitet voran und wenn ihr eine Audienz bei seiner Majestät haben wollt, dann sollten wir bald aufbrechen.“
Am liebsten hätte sie noch pampig wie eine der Hofdamen, die sie deutlich zu oft beobachtete hatte hinzugefügt, dass sie „ja sonst nichts besseres zu tun hätte“, aber das erschien ihr dann doch nicht richtig und Sarkasmus war ihr noch nicht so sehr zu eigen. Nervös tippte ihr Zeigefinger auf ihrem linken Ellenbogen auf und ab und mit einem tiefen Atemzug versuchte sie sich wieder zu zentrieren. Die ganze Emotionalität der letzten Stunde hatte sie aufgewühlt und dünnhäutig gemacht, wie man wohl sagen würde. Seltsamer Weise sehnte sie sich gerade nach einem kleinen Löffel Honig. Damals hatte sie so viel schneller denken können. Das würde ihr im Moment zu Gute kommen, aber Honig war gerade nicht greifbar.

Ausgerechnet Leon war es in diesem Moment, der sich langsam erhob und mit langen Schritten sich der Tha'Roon näherte. Er blieb vor ihr stehen und schien zu warten, dass sie ihn ansehen würde, was aber nicht geschah. Also legte er seine Hand auf ihre Hand mit dem zuckenden Finger und Chasin kam zurück ins hier und Jetzt. Irgendwie waren in diesem Augenblick doch ein paar Ähnlichkeiten zwischen den beiden bemerkbar. Beide waren groß und hager, feingliedrig und „kopflastig“. Leon führte die Diplomatin zu einem der Sessel und sprach dann zu den Anderen:
„Sie hat Recht. Auch wenn dies hier alles sehr wichtig ist zu hinterfragen, so haben wir doch nur diese eine Chance seine Majestät zu informieren und das sollte Vorrang haben. Wenn später noch Zeit sein sollte, wäre es natürlich wünschenswert, wenn wir noch eine Weile zusammen über die Problematiken diskutieren könnten. Vielleicht bei einem Becher Wein?“
, versuchte er wie immer zu vermitteln. Auch wenn er müde aussah und seine Augenringe wieder an Dunkelheit gewonnen hatten, hielt er sich aufrecht und ging mit gutem Beispiel voran. Er wandte sich Zanfar zu und reichte ihm seine Hand.
„Ich wäre für eure Hilfe sehr dankbar.“
Es war offensichtlich, dass er eben nicht nur die Diplomatin als Entscheidungsträger in dieser Sache für wichtig hielt. Es war ihm wohl klar geworden, dass Chasin Halona de Mondragil, so selbstsicher sie die meiste Zeit wirkte, ohne ihren Begleiter keinen einzigen Schritt unternehmen würde. Hoffend und abwartend stand er vor dem vermummten Dunkelelfen und hielt ihm die Hand hin.

Basilius stand zurückhaltend im Hintergrund und beobachtete die Szenerie. Darna hatte noch immer das Gefühl nicht ganz so allein zu sein, wie es sein sollte und Delilah fühlte sich durch das Verhalten der Tha'Roon gerade an eine Nachbarin ihrer Moma erinnert, die kurz darauf einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte.
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Zanfar Aval'athil
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Zanfar Aval'athil » Sonntag 27. August 2017, 14:33

Seitdem Zanfar Chasin kannte, versuchte er, ihre emotionale Seite zu stärken und hervor zu locken. Das hatte er natürlich nur versucht, weil sie selbst schon damit begonnen hatte, ansonsten wären sie einander wohl nie so nahegekommen.
Und trotzdem vergaß er manchmal, was dies alles für sie Bedeutete. Viele mochten die Rote Dame wohl als zerbrechlich wahrnehmen, weil sie Körperlich sehr angreifbar war, aber er hatte ihren Geist kennen gelernt und war von ihrer Stärke überzeugt.

Aber selbst ein so großartiger Geist wie der Chasins kannte Grenzen und langsam legte der stetige Druck, der auf ihr lastete, ihre Nerven bloß. Wäre sie ganz und gar die nüchterne Tha’Roon hätte sie wohl schlichtweg aufgehört zu Reden und den Raum verlassen, aber jetzt zeigte sich, wie sehr es der schlanken Rothaarigen am Herzen lag, zu helfen – selbst wenn sie am Ende ihrer Kräfte war.
Aber es bedeutete auch, dass die dünne Schicht aus Emotionen, die sie besaß, ihre unangenehmen Seiten zeigte.
Da sie eben sie war, bemerkte kaum jemand etwas, aber erkannte den Trotz und den Wiederwillen in ihren filigranen Zügen. Der Großteil dieser Gefühle spielte sich nur in ihrem Innersten ab und würde sich niemals für Außenstehende zeigen, aber es würde ihr trotzdem zu schaffen machen. Mit Sorge hoffte er, dass es wie für jeden Menschen sein würde und sie sich mit genug Ruhe und abstand besser fühlte, aber es konnte auch sein, dass sie es länger mit sich herumtragen würde.
Wenn er letzteres bemerkte, würde er mit ihr reden, aber erst einmal hoffte er auf das Beste.

„Spiegel!“
Sie sah in fragende Gesichter und wiederholte:
„Spiegel! Das würde erklären, warum Darna nie auffällig geworden ist, oder auch Lichtmagier in ihrer Umgebung keinerlei Anzeichen für Dämonische Aktivitäten wahrnehmen, oder ich sein Knistern nur ihn ihrem Geist hören kann. Es wäre alles nur in Darnas Kopf. – auch der Hund.“
„Ein Spiegelbild ihrer Vorstellung. … Also, ein Spiegelbild hat nur wenig eigene Präsenz... gar keine um genau zu sein. Die Wesenheit, die in ihrer Kindheit an sie gebunden wurde könnte eine Art Spiegelwesen sein. Etwas, dass die Portale zwischen den Ebenen bewacht oder zumindest Macht darüber besitzt....oder beides. Wenn wir schon die ganze Zeit theoretisieren, dann tu ich das jetzt auch!!“
Sie wirkte fast verärgert über ihre letzte Aussage, wedelte fahrig mit den Händen durch die Luft, aber fuhr sofort weiter zu sinnieren, auch wenn sie gereizt klang.


Schon allein bei dem Gedanken an das, was Chasin beschrieb drehte sich Zanfar der Kopf. So viel er auch von Dämonen in Morgheria erfahren hatte, dass Spiegel solche Möglichkeiten eröffneten, wäre ihm nie in den Sinn gekommen. Aber er hatte auch nicht Jahrzehntelang die Magie erforscht, so wie die Tha’Roon es getan hatte. So sehr es sie ärgerte, nichts 100% fundiertes zu formulieren, so dankbar war er auch dafür, dass sie es aussprach. Wenn jemand hier eine halbwegs zutreffende Idee haben konnte, dann sie.

„Also wenn wir es hier mit einer Art „Portal/Wächter/Dämon“ zu tun haben, der an ein Kind dieser Welt gebunden wurde, wohl ohne dass er es wollte, vorausgesetzt dass er in diesem Punkt die Wahrheit sagte und „Nichts von Darna wollte“...dann würde das erklären, warum die anderen „Sündenfürsten“ sich Darna bemächtigen oder zerstören oder was auch immer mit ihr anstellen wollen. Dies würde ein durchaus mächtiges Potenzial beinhalten, dass sicher einige gierige Gemüter vermutlich sogar auf beiden Seiten erregen dürfte, habe ich Recht mein Freund?“
Sie sah kurz zu Zanfar und fuhr aber schon fort zu sprechen:
„Wenn Dämonen nicht freiwillig ihre Dimension verlassen, stellt so ein Kind für sie eine echte Gefahr dar, da sie durch Darna vielleicht sogar Kontrolle über jenen „Spiegelfürsten“ erlangen könnten....theoretisch gesprochen! Kein Wunder also, dass er versucht sie zu schützen.“


Zanfar nickte.
„Wenn das Stimmt, dann ist es ein gänzlich anderer Schlamassel, als wir erwarteten … aber ein noch Schlimmerer als Gedacht … denn dann ist der ‚Wächter‘ bei weitem nicht das einzige Problem – sondern vielmehr diejenigen, die seine Schwachstelle ausnutzten oder ausmerzen wollen.“

Dann schien sie kurz den sprichwörtlichen Faden zu verlieren und sah Daran eindringlich an. Sie tippten ein paar mal mit dem Zeigefingern in der Luft herum.
„Frage: Habt ihr Darna von Eibenau jemals „EIGENES“ Feuer besessen? Habt ihr jemals eine eigene Form der Magie gewirkt oder irgendwelche Anzeichen dafür in euch beobachtet? Nein. - Nach euren bisherigen Aussagen ist dem nicht so. Also gehen wir mal davon aus, dass dem auch wirklich so ist, sollte jegliches Feuer das aus euch heraus wirkt, seinen Ursprung in IHM haben, ABER durch die „Spiegel“ in unserer Welt für euch transformiert werden. Quasi von blau zu rot. Von links nach rechts, von hell nach dunkel, von kalt zu heiß. Somit sollte die Frage nach eurem oder seinem Feuer geklärt sein, denn beides ist das selbe eben nur ein verkehrtes Bild von einander.“
Genervt verschränkte sie die Arme vor der Brust und sah zu Boden, was sonst nicht ihre Art war, vor allem wenn sie die Gedanken von Anwesenden auffangen wollte. Man merkte eben langsam doch, dass sie an ihre Grenzen geriet.


Diese Geste beruhigte Zanfar, denn es bedeutete, dass Chasin, bewusst, oder unbewusst, auf sich selbst konzentrierte und ihre Kräfte nicht länger schwächte indem sie sich auf alles im Raum konzentrierte.

„Auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen. Ich bin bereit euch zu helfen und sehe keine akute Gefahr. Ich - bin – nicht - in der Lage alle Fragen zu eurer Zufriedenheit zu beantworten.“
Dieses Geständnis schien ihr fast körperlich weh zu tun.
„Ich würde das hier gern zu einem Abschluss bringen, denn der Tag schreitet voran und wenn ihr eine Audienz bei seiner Majestät haben wollt, dann sollten wir bald aufbrechen.“
Am liebsten hätte sie noch pampig wie eine der Hofdamen, die sie deutlich zu oft beobachtete hatte hinzugefügt, dass sie „ja sonst nichts besseres zu tun hätte“, aber das erschien ihr dann doch nicht richtig und Sarkasmus war ihr noch nicht so sehr zu eigen. Nervös tippte ihr Zeigefinger auf ihrem linken Ellenbogen auf und ab und mit einem tiefen Atemzug versuchte sie sich wieder zu zentrieren. Die ganze Emotionalität der letzten Stunde hatte sie aufgewühlt und dünnhäutig gemacht, wie man wohl sagen würde. Seltsamer Weise sehnte sie sich gerade nach einem kleinen Löffel Honig. Damals hatte sie so viel schneller denken können. Das würde ihr im Moment zu Gute kommen, aber Honig war gerade nicht greifbar.


Unter der Maske zogen sich Zanfars Augenbrauen zusammen. Jetzt gerade würde er die Tha’Roon gerne schützend in die Arme nehmen und sie weit weg von allen äußeren Einflüssen bringen, wie nur möglich. Aber wenn sie die Audienz beim König wollten, mussten sie aufbrechen.
Sie hat ihr Versprechen gehalten, sie gibt auf sich acht und zieht Grenzen! Und vermutlich wäre aus unserer Diskussion nicht viel mehr als wilde Theorien entwachsen … aber es gibt noch so viel, dass ich den Kindern auf den Weg mit geben muss … aber später. Sie hat schon Recht, wir müssen den König warnen.

Ausgerechnet Leon war es in diesem Moment, der sich langsam erhob und mit langen Schritten sich der Tha'Roon näherte. Er blieb vor ihr stehen und schien zu warten, dass sie ihn ansehen würde, was aber nicht geschah. Also legte er seine Hand auf ihre Hand mit dem zuckenden Finger und Chasin kam zurück ins hier und Jetzt. Irgendwie waren in diesem Augenblick doch ein paar Ähnlichkeiten zwischen den beiden bemerkbar. Beide waren groß und hager, feingliedrig und „kopflastig“. Leon führte die Diplomatin zu einem der Sessel und sprach dann zu den Anderen:
„Sie hat Recht. Auch wenn dies hier alles sehr wichtig ist zu hinterfragen, so haben wir doch nur diese eine Chance seine Majestät zu informieren und das sollte Vorrang haben. Wenn später noch Zeit sein sollte, wäre es natürlich wünschenswert, wenn wir noch eine Weile zusammen über die Problematiken diskutieren könnten. Vielleicht bei einem Becher Wein?“
, versuchte er wie immer zu vermitteln. Auch wenn er müde aussah und seine Augenringe wieder an Dunkelheit gewonnen hatten, hielt er sich aufrecht und ging mit gutem Beispiel voran. Er wandte sich Zanfar zu und reichte ihm seine Hand.
„Ich wäre für eure Hilfe sehr dankbar.“


Einen Moment lang sah Zanfar auf die ihm gereichte Hand hinab. Diese Geste bedeutete ihm viel – vermutlich um einiges mehr, als der junge Lichtmagier ahnte. Es bedeutete, dass jemand über seine Rasse hinweg seine Person anerkannte – und ihm eine Chance gab, sich selbst zu beweisen. Nun ja, eigentlich bedeutete es nur, dass der junge ihm die Hand reichte, obwohl er wusste, dass Zanfar ein Dunkelelf war.
Die dramatisch hoffnungsvolle Interpretation hatte sich wohl der einsiedlerische Nichtgenannte dazu Gedichtet.
Er ergriff die dargebotene Hand und Schlug ein. Nicht zu fest, da der junge vor ihm aussah, als würde er gleich in Ohnmacht fallen, aber doch entschlossen.
„Ihr könnt darauf zählen, Leon Milagros, genauso wie Eure Freunde.“
Er ließ den Blick über die Anwesenden schweifen.
„Es ist sicher nicht einfach, das hier so abprubt zu unterbrechen, aber die Dame Halona De Mondragil hat recht, diese Informationen müssen so schnell wie möglich von der richtigen Instanzen gehört werden und ich schließe mich an, fürs erste scheint ihr keine Gefahr für den König dar zu stellen, Darna von Eibenau.“
Er löste sich von Leon und stellte sich wieder hinter seiner Schutzbefohlenen auf, wobei er ihr stützend eine Hand auf den Rücken legte. Er war bereit zum Aufbruch.

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Darna von Eibenau » Samstag 2. September 2017, 00:15

Keine Antworten. "Aber warum habt nur Ihr dieses Geräusch gehört?" - was Chasins langsam überanstrengten Sinne unterbewusst als 'austeilen' klassifizierten, war tatsächlich noch einer fast wissenschaftlichen Neugier geschuldet gewesen, die sich darum bemühte, die Phänomene um sich herum zu verstehen und einzusortieren. Aber die Knappin überschritt mit ihrem Fragenhagel die Grenze, bis zu der man gewillt oder auch nur fähig war, ihr Antworten zu geben... so gut man es eben vermochte. Und so kippte Darna selber guten Willens all ihre Informationen in den Raum und hinterließ einen Heuhaufen, in dem der eine so und der andere so nach Körnern scharrte.
Die Tha'roon schätzte die sachliche Art der Knappin, doch in anderen Belangen der Denkweise unterschieden sie sich vollkommen und vermutlich auch unvereinbar: Darna war keine Wissenschaftlerin, die ihre Erkenntnisse auf wenige Fakten zu stützen vermochte. Darna neigte dazu, absolut alles zu zerzweifeln und in Frage zu stellen. Aber wäre dies alleine das gewesen, was sie lenkte, wäre die Knappin absolut unfähig gewesen, Entscheidungen zu treffen. Sie hätte dann im wahrsten Sinne des Wortes 'ver-zweifelt' nur noch gelähmt in einer Ecke gesessen. Stattdessen akzeptierte sie leicht Hierarchien und Leute, die sie als Vorgesetzte betrachtete, denn sie nahmen ihr Entscheidungen ab.
Und sie brauchte das Gefühl, dass um sie herum alles erklärbar und damit gewissermaßen 'seine Ordnung' hatte, und so suchte sie zwar wahrheitsliebend nach Gesetzmäßigkeiten und belastbaren Fakten, hatte sich aber genau so sehr angewöhnt, sich den Rest irgendwie zusammen zu reimen - darauf verließ sie sich selten in vollem Umfang und formulierte es für gewöhnlich auch erst recht nicht als 'Wahrheit', sondern wenn überhaupt, eben als ihre Vermutung, aber es gab ihr das Gefühl, dass also alles erklärbare Gründe haben konnte.
Das half ihr, Entscheidungen zu treffen - auch wenn sie dann falsch waren... wie bei Pet.

Hier im Laden hatte Darna eben noch das Gefühl gehabt, nach der Begegnung mit diesem dunklen Kriegsfürsten endlich Erklärungen zu finden. Bruchstücke von Informationen, Gefühlen, verwirrenden Eindrücken hatten endlich scheinbar zueinander gepasst. Sie hatte wieder fußend auf wenigsten Tatsachen eines ihrer mögliche-Erklärungs-Kartenhäuser gebastelt und dadurch so etwas wie Selbstsicherheit gewonnen, auch wenn noch dutzende offene Fragen wie lose Enden in der Gegend herum hingen.
Es reichte sogar, um den Anblick des Maskenträgers zu ertragen, ja sogar zu suchen.
Zanfar lachte einmal zynisch auf.
„Ein niederer Dämon wäre ja auch langweilig gewesen, oder? Ich bin in der Rangfolge der Dämonen nicht sehr bewandert, aber Eure Theorie klingt Schlüssig. Und das Feuer, das ihr beschreibt, kenne ich auch aus Erzählungen. Dämonenfeuer – ich schätze, wenn ihr in der Lage wärt, das Feuer herauf zu beschwören, würden wir leicht sehen können, ob es Eures oder seines ist. Aber vielleicht besser nicht hier im Laden.“

'Eure Theorie klingt schlüssig' - was in Chasin ein innerliches Stöhnen auslöste, war für Darna Balsam auf dieses schmerzende Knäuel lauter ungelöster Fragen, auch wenn sie selber es eigentlich war, die ihn in diese Denkfalle lockte: ihre Vermutungen und Herleitungen klangen meistens 'schlüssig', denn sie hatte Übung darin, sich alles zurecht zu begründen. Und sein fast schon beiläufig klingender Vorschlag, selber zu versuchen, 'Feuer herauf zu beschwören'... war der ernst gemeint? Allein die Vorstellung jagte ihr einen heftigen Schauer über den Rücken.
Die Tha'roon schnaufte leise und der Blick der Knappin huschte kurz irritiert zu ihr, aber sie konnte die Reaktion nicht einordnen.
Als aber Zanfar Delilah und Leon nach dem Grund ihrer Erschöpfung fragte, erstarrte auch sie.

„Spiegelbilder...“, flüsterte Chasin nachdenklich und blinzelte ein paar Mal. „Warum bin ich nicht gleich darauf gekommen!“
Spiegel.
Da war das Wort schon wieder. Irgendwas schien wichtig daran zu sein. Mit irritiert, gespannt abwartend gefurchter Stirn verfolgte die Knappin die Bewegungen der Diplomatin und Darnas Augen weiteten sich für einen Moment deutlich, als sie die dicke Narbe im Gesicht der blauhäutigen Frau entdeckte. Götter! Das war das also vorhin! Kein Wunder, dass sie sie verdeckt - aber warum hat sie das? Die Tha'roon begann, auf und ab zu gehen, und statt ungeduldig zu werden, beobachtete die Knappin sie abgelenkt und teils mit Anflügen von Mitleid. Das sieht nicht nach einer dünnen Klingenspitze aus... dagegen sind meine ja kleine Kratzer. Ihr linker Mundwinkel verzog sich kurz wie angewidert, aber das Mitleid im Blick blieb. Warum trägt sie keine Augenklappe? Das wär sicherer, wenn das Haar doch mal beiseite rutscht. Ästhetischer? Naja... es sähe wohl verwegener aus.
Gruselig.
Ich kann froh sein, dass er mein Auge nicht wirkl...
Sie senkte den Blick ab, als ihr klar wurde, dass es wieder einmal sein mochte, dass sie der Gedankenleserin ungebeten Dinge mitteilte, auch wenn diese gerade deutlich mit sich selber beschäftigt zu sein schien.
'Dein Wort, Eibenau...' - Mistkerl. Aber nein, ich verrate es nicht.

„Spiegel!“ Chasin sah in fragende Gesichter und wiederholte:
„Spiegel! Das würde erklären, warum Darna nie auffällig geworden ist, oder auch Lichtmagier in ihrer Umgebung keinerlei Anzeichen für Dämonische Aktivitäten wahrnehmen, oder ich sein Knistern nur ihn ihrem Geist hören kann. Es wäre alles nur in Darnas Kopf. – auch der Hund.“

Darnas Gesichtsmuskeln zogen sich, die Mimik verschließend, nach hinten. Was?
„Ein Spiegelbild ihrer Vorstellung. … Also, ein Spiegelbild hat nur wenig eigene Präsenz... gar keine um genau zu sein. Die Wesenheit, die in ihrer Kindheit an sie gebunden wurde könnte eine Art Spiegelwesen sein. Etwas, dass die Portale zwischen den Ebenen bewacht oder zumindest Macht darüber besitzt....oder beides. Wenn wir schon die ganze Zeit theoretisieren, dann tu ich das jetzt auch!!“
Was?! Wie kam die Diplomatin von einem Spiegel-Bild, was Darna noch halbwegs nachvollziehen konnte, darauf, dass es sich bei 'ihrem' Dämon um ein Spiegel-Wesen handelte? Wie kam sie auf einen Portaldämon?? Mit einer fast vollständig grauen Aura, begleitet von ein wenig Ablehnung, hörte die Knappin weiter zu, wie die Tha'roon ihr bisheriges Kartenhaus umschmiss und durcheinander warf:
„Also wenn wir es hier mit einer Art „Portal/Wächter/Dämon“ zu tun haben, der an ein Kind dieser Welt gebunden wurde, wohl ohne dass er es wollte, vorausgesetzt dass er in diesem Punkt die Wahrheit sagte und „Nichts von Darna wollte“...dann würde das erklären, warum die anderen „Sündenfürsten“ sich Darna bemächtigen oder zerstören oder was auch immer mit ihr anstellen wollen. Dies würde ein durchaus mächtiges Potenzial beinhalten, dass sicher einige gierige Gemüter vermutlich sogar auf beiden Seiten erregen dürfte, habe ich Recht mein Freund?“
Sie sah kurz zu Zanfar und fuhr aber schon fort zu sprechen:
„Wenn Dämonen nicht freiwillig ihre Dimension verlassen, stellt so ein Kind für sie eine echte Gefahr dar, da sie durch Darna vielleicht sogar Kontrolle über jenen „Spiegelfürsten“ erlangen könnten....theoretisch gesprochen! Kein Wunder also, dass er versucht sie zu schützen.“

Darnas Brauen wanderten steil in die Höhe. Nun waren es Chasins Worte, die in sich schlüssig klangen, aber wie sie darauf kam, konnte Darna gerade nicht im Mindesten nachvollziehen. Der Dunkelelf schien ihr zuzustimmen, aber sie verstand es immer noch nicht. Und wenn die fremde Frau Recht hatte, sollte es also auch noch schlimmer sein als vorher sowieso schon... und sie verstand nichts. Ganz toll.

„Frage: Habt ihr Darna von Eibenau jemals „EIGENES“ Feuer besessen?" Bei der verhörerischen Direktheit der Frage zuckte die Knappin kurz zusammen und dachte eigentlich tatsächlich gar nichts, war zu überrumpelt. Chasin beantwortete die Frage analytisch auch selbst, und Darna musste ihr zustimmen... in der Sache. Ihr Bauchgefühl versuchte ihr nur gerade immernoch etwas anderes zu sagen, und sie hatte keinen plausiblen Grund dafür.
"Also gehen wir mal davon aus, dass dem auch wirklich so ist, sollte jegliches Feuer das aus euch heraus wirkt, seinen Ursprung in IHM haben, ABER durch die „Spiegel“ in unserer Welt für euch transformiert werden. Quasi von blau zu rot. Von links nach rechts, von hell nach dunkel, von kalt zu heiß. Somit sollte die Frage nach eurem oder seinem Feuer geklärt sein, denn beides ist das selbe eben nur ein verkehrtes Bild von einander.“
Was???
Sie verstand es nicht mehr, und ihr Gesichtsausdruck gewann etwas Gequältes. Die spiegelbildliche Umkehr von Dingen hätte sie noch nachvollziehen können, aber Chasin erklärte etwas für 'dasselbe', was Darna immernoch strikt zu trennen versuchte.
Zudem wirkte die Diplomatin irgendwie... verärgert? Als sie die Arme vor der Brust verschränkte, fühlte Darna sich abgewiesen wie von einem Lehrer, der sie gerade getadelt und für den Moment aufgegeben hatte. In ihren Augen drohten Tränen aufzusteigen. Der Satz:
"Auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen" stach zunächst in genau diese Wunde und die Knappin zog sich unter dem Gefühl der Schelte in sich selbst zurück, während sie still weiter zuhörte:
"Ich bin bereit euch zu helfen und sehe keine akute Gefahr. Ich - bin – nicht - in der Lage alle Fragen zu eurer Zufriedenheit zu beantworten.“ Darna konnte nicht nachvollziehen, wie sich die langgliedrige Frau unter ihren eigenen Worten wand, wie sie ihr leid taten. Sie verstand nur, dass die losen Enden lose Enden bleiben würden. Für den Moment hatte sie das Gefühl, eigentlich GAR NICHTS zu wissen. Es war seltsam still in ihr.
„Ich würde das hier gern zu einem Abschluss bringen, denn der Tag schreitet voran und wenn ihr eine Audienz bei seiner Majestät haben wollt, dann sollten wir bald aufbrechen.“

Ausgerechnet Leon war es in diesem Moment, der sich langsam erhob und mit langen Schritten sich der Tha'Roon näherte. [...]
„Sie hat Recht. Auch wenn dies hier alles sehr wichtig ist zu hinterfragen, so haben wir doch nur diese eine Chance seine Majestät zu informieren und das sollte Vorrang haben. Wenn später noch Zeit sein sollte, wäre es natürlich wünschenswert, wenn wir noch eine Weile zusammen über die Problematiken diskutieren könnten. Vielleicht bei einem Becher Wein?“, versuchte er wie immer zu vermitteln. Auch wenn er müde aussah und seine Augenringe wieder an Dunkelheit gewonnen hatten, hielt er sich aufrecht und ging mit gutem Beispiel voran.

Mit weiterhin leergefegtem Kopf und zugeschnürter Brust beobachtete Darna die Szenerie. Alles fühlte sich falsch an, absolut alles. Sie hatte das Gefühl, dass die anderen gerade den Haraxhund doch aus den Augen zu verlieren drohten - aber sie, Darna, bildete ihn sich also gerade nur ein, oder was? 'nur in Darnas Kopf. – auch der Hund.'
Der Blick der Knappin ging zu Boden.
Ich werde also doch verrückt, machte sich Bitterkeit in ihr breit, aber sie versuchte es herunter zu schlucken. Die anderen hatten recht, der König MUSSTE gewarnt werden, und wenn sie also keine Gefahr war, wie Chasin sagte... zumindest keine akute... na schön.
Etwas in ihr brach und begann, wieder wie gewohnt mit dem Strom zu schwimmen. Es war wohl besser so. Dass sie sich auf die Begegnung mit seiner Majestät freute, konnte ihr jetzt wenigstens nicht mehr so schnell passieren.
„Es ist sicher nicht einfach, das hier so abrupt zu unterbrechen, aber die Dame Halona De Mondragil hat recht, diese Informationen müssen so schnell wie möglich von der richtigen Instanzen gehört werden und ich schließe mich an, fürs erste scheint ihr keine Gefahr für den König dar zu stellen, Darna von Eibenau.“
Na immerhin etwas, dachte sie abgestumpft und nickte etwas, den Blick immernoch weitgehend abgesenkt.
"Ich werde tun, was nötig ist und was immer ihr wünscht... Ich danke euch für eure Hilfe", erklärte sie mit gerade so dem nötigen Nachdruck in den letzten Worten, dass die abgestumpften Silben nicht völlig bleiern und bedeutungslos klangen.

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Delilah » Sonntag 17. September 2017, 03:20

Auf die Theorien der anderen reagierte Delilah mit einer kleinen Ergänzung, bezüglich ihres Erlebnisses. "Ich hatte vorhin das Gefühl, dass sich etwas bei Darnas Beinen befindet... oder... nicht befindet. Es war wie ein... blinder Fleck? Obwohl es der Ausdruck auch nicht trifft..."

Ausgerechnet Leon war es in diesem Moment, der sich langsam erhob und mit langen Schritten sich der Tha'Roon näherte. „Sie hat Recht. Auch wenn dies hier alles sehr wichtig ist zu hinterfragen, so haben wir doch nur diese eine Chance seine Majestät zu informieren und das sollte Vorrang haben. Wenn später noch Zeit sein sollte, wäre es natürlich wünschenswert, wenn wir noch eine Weile zusammen über die Problematiken diskutieren könnten. Vielleicht bei einem Becher Wein?“ Auch wenn er müde aussah und seine Augenringe wieder an Dunkelheit gewonnen hatten, hielt er sich aufrecht und ging mit gutem Beispiel voran. Über ihm war heute eine Welt zusammengebrochen, doch beugen tat ihn das nicht. Delilah bewunderte seine Stärke über alle Maßen. Woher zog er die Kraft, die ihn weitergehen ließ, trotz all der Verantwortung und der Last seines Erbes?

In ihr selbst lebte wieder die Zuversicht ungezählter sonniger Tage, das Lächeln der Menschen dieser Stadt und das Wissen, dass sie eine Heimat hatte und Menschen, die sie liebten und geliebt hatten. Sie trug die Gewissheit der Jugend, die daran glaubte, dass es überall und in jedem etwas Gutes gab, alles irgendwie ein gutes Ende fand und man die Welt zu einem besseren Ort machen konnte, wenn man das nur wollte. All das begleitete sie bei jedem Schritt, gab ihr Kraft und Zuversicht und Stärke und Freude. Sie spürte diese Sicherheit und diese Bilder wie ein warmes, wohliges Gefühl in ihrer Brust, das sie nie ganz verließ und sie stets daran erinnerte, wie schön das Leben sein konnte. Auch jetzt, trotz all der Dunkelheit, verließ sie die unbestimmte Sicherheit nicht, dass am Ende alles gut werden würde... gut werden musste! Darnas Spiegeldämon und der Einfluss den er auf sie und sie auf ihn hatte ... Leons Zukunft, Basils Schwester ... der Hauch, die Dunkelelfen, Rugta... sie würden Wege finden.

Ihr Blick wanderte auch über die Tha’Roon und ein besorgter Ausdruck fand seinen Weg in ihre braunen Augen. Etwas unbeschwingter als sonst, noch erschöpft von ihrer Magie erhob sich Delilah um der Diplomatin einen Becher Wasser zu holen. Der Krug musste ja von vorher noch in der Nähe sein. Delilah war sich unsicher wie ein Beruhigungstee auf die rote Dame wirken würde, auch wenn so einer jetzt ihre erste Maßnahme bei jedem anderen gewesen wäre. Die hohe Dame sah aus, als stünde sie kurz vor einem Nervenzusammenbruch! Leon wandte sich derweil Zanfar zu und reichte ihm seine Hand. „Ich wäre für eure Hilfe sehr dankbar.“ Der Dunkelelf schlug ein. „Ihr könnt darauf zählen, Leon Milagros, genauso wie Eure Freunde.“ Der Nichtgenannte ließ den Blick über die Anwesenden schweifen. Delilah schob gerade vorsichtig den Wasserbecher auf das kleine Beistelltischchen neben Chasin. „Es ist sicher nicht einfach, das hier so abrupt zu unterbrechen, aber die Dame Halona De Mondragil hat recht, diese Informationen müssen so schnell wie möglich von der richtigen Instanzen gehört werden und ich schließe mich an, fürs erste scheint ihr keine Gefahr für den König dar zu stellen, Darna von Eibenau.“

„Gut. Dann sollten wir uns möglichst bald auf den Weg machen. Ich wäre nur froh, wenn wir vorher noch eine Möglichkeit fänden, uns um den Wagen und Mortimer kümmern zu können. Er sollte ja bald wieder da sein...“ Dann könnte sie ihn auch gleich darum bitten, ihrer Großmutter Bescheid zu geben. Delilah wollte kein zweites Mal einfach so spurlos aus dem Leben ihrer Moma verschwinden.

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Erzähler » Dienstag 26. September 2017, 20:13

Unter der Maske zogen sich Zanfars Augenbrauen zusammen. Jetzt gerade würde er die Tha’Roon gerne schützend in die Arme nehmen und sie weit weg von allen äußeren Einflüssen bringen, wie nur möglich. Aber wenn sie die Audienz beim König wollten, mussten sie aufbrechen und das hier zu Ende bringen. Nachdenklich verfolgte er das Geschehen und sah seine Schutzbefohlene an.
Sie hat ihr Versprechen gehalten, sie gibt auf sich acht und zieht Grenzen! Und vermutlich wäre aus unserer Diskussion nicht viel mehr als wilde Theorien entwachsen … aber es gibt noch so viel, dass ich den Kindern auf den Weg mit geben muss … aber später. Sie hat schon Recht, wir müssen den König warnen.
Auch wenn seine Gedanken nicht direkt an sie gerichtet waren, so huschte doch Chasins Blick über seine Augen und nickte kurz. Seine Wortwahl ließ sie kurz schmunzeln. Sie selbst nannte die Menschen auch häufig „Kinder“ da sie so wenig Zeit für ihr Leben hatten. Gleichzeitig überraschten eben diese Menschenkinder sie immer wieder durch die Intensität mit der sie das Leben anpackten. Sie lächelte ihren besten und einzigen Freund in dieser Welt warm entgegen. Sie verstand seine Sorge um sie und riss sich zusammen. Gemeinsam beobachten sie die Reaktionen der anderen.

Auf die Theorien der anderen reagierte Delilah mit einer kleinen Ergänzung, bezüglich ihres Erlebnisses.
"Ich hatte vorhin das Gefühl, dass sich etwas bei Darnas Beinen befindet... oder... nicht befindet. Es war wie ein... blinder Fleck? Obwohl es der Ausdruck auch nicht trifft..."
Also war das „Schattengespinst“ in Darnas Kopf vielleicht doch nicht ganz nur dort zu Hause?
Auch Leon untersuchte nun mit angestrengter Miene Darnas Beine, aber schüttelte dann nur resignierend den Kopf und zuckte mit den Schultern. Offenbar hatte er nichts gefunden.
Wenn man nicht wusste wonach man suchen musste, würde man es wohl immer übersehen, oder Delilah hatte einfach eine andere Sicht auf ihre Umwelt, so wie Leon es schon angedeutet hatte. Die junge Novizin servierte derweil der aufgebrachten Diplomatin in Wasser, was diese dankbar nickend annahm, während Leon und Zanfar sich nach ihrem Gespräch die Hände reichten.

Darna starrte derweil starr vor sich hin und Chasin lauschte ihren Gedanken.
Na immerhin etwas.
, dachte die Knappin abgestumpft und nickte etwas, den Blick immer noch weitgehend abgesenkt.
Resignation? Wo ist dein Kampfgeist hin!
Am liebsten hätte sie sie geschüttelt... und im gleichen Moment verbat sie sich diese vollkommen unbegründete aufkeimende Wut.
"Ich werde tun, was nötig ist und was immer ihr wünscht... Ich danke euch für eure Hilfe"
, erklärte sie mit gerade so dem nötigen Nachdruck in den letzten Worten, dass die abgestumpften Silben nicht völlig bleiern und bedeutungslos klangen. Chasin runzelte kurz die Stirn und überlegte, ob die Knappin nun „schmollte“ weil sie von ihr nicht ausreichend mit Informationen gefüttert worden war, oder weil sie sich über ihr durchschnittliches Unvermögen ärgerte selbstkritisch Schlussfolgerungen zu ziehen. Es könnte aber auch durchaus sein, dass dieses Menschenkind schlicht überfordert mit der Situation war, wie fast alle hier im Raum. Einzig von ihrem Begleiter Zanfar empfing sie stets diese gelassene Grundstimmung, die sie so sehr beruhigte. Sein Pragmatismus war etwas an ihm, dass sie sehr schätzte....mochte...liebte... Versonnen betrachtete sie ihn und wünschte sich in jene Zeit zurück, als das Wissen um ihre Kräfte und dessen Auswirkungen ihn noch nicht erreicht hatte.
Vielleicht bin ich wirklich nicht für ein Leben in einer Gemeinschaft geschaffen.
, stellte sie sachlich sich selbst die Frage ihrer Daseinsberechtigung. Da war kein Selbstmitleid, kein Bedauern, keine Trauer - nur das reine analytische Abwägen von den Vor- und Nachteilen ihrer Fähigkeiten, die nun mal nicht nur positiv ihr Leben bereichert hatten. Durch ihren Wissensdurst hatte sie ihre Familie, ihr Volk verloren und nun sogar fast Zanfar. Ob der Riss in ihrer Beziehung wieder zu kitten war, war fraglich, aber sie würde wirklich ALLES tun, damit er glücklich wäre! Immer wieder huschte ihr Blick kurz zu ihm und sie glaubte einmal mehr ein gewisses Interesse bei ihm für die anwesenden Personen zu beobachten... Für manche mehr als für andere.

Delilah hob noch einmal ihre zarte Stimme und Chasin sah sie aufmerksam an:
„Gut. Dann sollten wir uns möglichst bald auf den Weg machen. Ich wäre nur froh, wenn wir vorher noch eine Möglichkeit fänden, uns um den Wagen und Mortimer kümmern zu können. Er sollte ja bald wieder da sein...“
Dann könnte sie ihn auch gleich darum bitten, ihrer Großmutter Bescheid zu geben. Delilah wollte kein zweites Mal einfach so spurlos aus dem Leben ihrer Moma verschwinden, auch wenn das sicher nicht von ihr geplant gewesen war. Beim letzten Mal hatte Leon den Informationsboten gespielt, aber dieses Mal war er schließlich selbst involviert. Wenn sie alle plötzlich abberufen würden, dann wollte sie, dass ihre Moma Bescheid wusste, denn manchmal war das Schicksal ein dreckiges Miststück und Delilah hatte es schon von seiner gemeinsten Seite kennen gelernt. Es lauerte hinter jeder Ecke und die Zeit die man in diesem Leben hatte war schließlich begrenzt. Mortimer und ihre Moma waren nicht mehr die Jüngsten und bald würde sie allein zurecht kommen müssen, auch wenn sie solche Gedanken sicher immer weit von sich schob.

Ein Moment des In-Sich-Gehens setzte ein und die einzelnen Personen machten sich bereit für ihren Aufbruch durch die Stadt zum Palast des Königs. Chasin ließ sich von Zanfar helfen ihren Mantel wieder anzulegen, Leon zuckte leicht, als Basilius ihn leicht an der Schulter berührte und ihm seine Jacke reichte. Man sah ihm einfach an, dass er immer wieder seinen düsteren Gedanken nach hing. Als dann alle soweit fertig waren und Delilah auf die kleine Gasse vor der Schneiderei blickte, sah sie Mortimer mit zwei älteren Damen sprechen, die aus seiner Sicht sicherlich junge Hüpfer für ihn waren. Er lächelte charmant und eine brach in schallendes Gelächter aus, was man sogar noch hin drinnen leise hörte. Die andere grinste nur breit und stupste ihrer Freundin verlegen in die Seite. Ihre Wangen waren gerötet vom kalten Wind und dann gingen sie mit einem verabschiedenden Winken weiter. Mortimer sah ihnen hinterher, machte einen Diener und wandte sich dann seinem Landen zu.

Das Ladenglöckchen läutete den Aufbruch ein.
Delilah informierte Mortimer, dass sie ihre Freunde in den Palast begleiten würde und er bitte nach seinem Feierabend noch einmal bei Resa vorbei schauen sollte, falls sie bis dahin nun vielleicht doch nicht zurück sein sollte um ihr zu berichten. Woher sollte sie auch wissen, wie lange ihr vorhaben andauern würde, also war es besser ihn zu schicken. Natürlich erklärte er sich sofort dazu bereit und schien wirklich gerne die Pflicht mit dem Angenehmen zu verbinden. Er betrachtete die Herren und auch die seltsam große Dame noch einmal und flüstere Delilah ins Ohr:
„Mach dir keine Sorgen, ich kümmer mich um alles. Ich pass schon auf mein Mädchen auf.“
Das er damit Resa meinte, war klar. Irgendetwas glitzerte bei seinen Worten in seinen lustigen Augen und Deli ahnte, dass der alte Schneider einen riesigen Schalk im Nacken hatte. Als sie sich dann verabschiedeten und er ihr noch die Worte:
„Lass dir Zeit!“
, hinterher rief, schwante, dass Resa heute Abend eine Überraschung bevor stand. Hoffentlich eine angenehme.

Die Kutsche, die Chasin und Zanfar vom Palast gestellt bekommen hatte, beherbergte nun plötzlich nicht mehr zwei, sondern sechs Personen, womit es etwas kuschelig wurde. Da Zanfar nicht von Chasins Seite wich, saßen die beiden zusammen mit Delilah auf der einen Seite und Leon, Darna und Basilius auf der anderen. Holpernd ging es in Richtung Palast.

(weiter bei: Der rote Salon)
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 13. Januar 2022, 10:31

(Earane kommt von: Kontrolle!)

Vier Stufen führten zu einer Eichentür mit einem kleinen Butzenglasfenster hinauf, hinter der noch Licht brannte. Es gab noch einen Keller, der ein kleines vergittertes Fenster aufwies und ein Obergeschoss, was beides im Dunkeln lag. Darüber thronte ein mit Schindeln gedecktes Spitzdach. Das alte Fachwerkhaus stand etwas schief eng gedrängt zwischen zwei anderen und lehnte sich mit dem Giebel an das Linke an. Trotzdem war es hübsch. Schnitzereien von feiner Hand verzierten auch hier das Bild. Es gab sogar ein Schaufenster unter einem kleinen hervorstehenden Balkon unter dem das Schild baumelte. Die Auslage im Fenster zeigte eine Schneiderpuppe ohne Kopf und Beine. Der Rumpf trug eine fein bestickte Weste, die im Schein der Straßenlampen seidig schimmerte. Die Farben waren rot und golden gehalten, ganz nach dem Wappen der Stadt.
Earane fühlte, dass sie richtig war. Jetzt musste sie nur noch den Mut aufbringen den nächsten Schritt in ein neues Leben zu gehen.
Vier Stufen trennten sie von der Tür, hinter der ein Schneider mit Namen 'Mortimer' seinen gut bürgerlichen Laden betrieb. Die Feinheit der Auslage ließ sie vielleicht einen Moment zögern und den Schmutz der Straße und der langen Wanderung abklopfen. Oder hätte sie doch erst in der Schenke Halt machen, vielleicht baden und etwas frischen anziehen sollen? Jetzt stand sie schon hier und Wolf sah abwartend zu ihr auf.
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Kunai (als Wurfmesser) [rudimentär]
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Lebensenergie:

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Ausrüstung: Persönliches/ aus ihrer Heimat:
[*] 1 Halskette mit einer Fee als Anhänger
[*] 1 Rucksack
[*] 1 Toilettenbesteck
[*] 1 Holzkamm
[*] 1 Wolldecke
[*] 1 Essstäbchen (Kupfer)
[*] 1 Napf (Kupfer)
[*] 1 Kessel (1 l, Kupfer)
[*] 1 Feuerstein und Stahl
[*] 1 Köcher mit Pfeilen
[*] 1 Jagdbogen
[*] 1 Jagdmesser
[*] 4 Kunai

Im Nachtelfenreich erworben:
[*] 1 Nachtelfenbekleidung [- 32 F]
[*] 1 Gürtel (Leder) [- 2 F]
[*] 4 Gürteltaschen [- 16 F]
[*] 1 Kernseife [- 2 F]
[*] 1 Handtuch [- 8 F]
[*] 1 starkes Hanfseil [- 6 F]
[*] 1 Wetzstein [- 1 F]
[*] 2 Zunderschwämme [- 10 F]
[*] 1 Provianttasche [- ?]

Aus vorigem Abenteuer:
[*] 1 Schattenkristall (Medallion)/ Schmuckstück
[*] 1 Reichsplakette Pelgars
[*] 1 Phönixfeder
[*] 1 grobe Stadtkarte von Pelgar (Lederfetzen)
Tierische Begleiter: Wolf [weißer Wolf]
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Eáránë Fëfalas » Donnerstag 13. Januar 2022, 17:09

“Eáránë Fëfalas.” Stellte diese sich dann auch dem jungen Mann vor, den sie nun als Jan Wintermorgen kannte. Fasziniert beobachtete die Nachtelfe den Mann, der gerade dabei war einer der Straßenlaternen anzuzünden. Erst dann fielen ihr auch die anderen Personen auf, die dieser Aufgabe ebenfalls nachgingen, sodass die Straßen beleuchtet waren noch ehe es zu dunkel wurde. “Wow…” Kam es leise von ihr. Wolfs Worte ließ sie wieder zu den beiden anderen schauen.
Schmunzelnd sah sie, dass der junge Mann und Wolf sich gut nonverbal verstanden. “Ihr scheint ein Händchen für Wölfe zu haben.” Merkte die Frau erfreut an. Da entsann sie sich der Worte, dass sein Großvater von dessen Verwandten in Mantron erzählt hatte, die mit Wölfen zusammen lebten. Womöglich wurde es ihm in die Wiege gelegt. Zumindest war dies die Schlussfolgerung der Jägerin. Für sie jedenfalls war es schön zu sehen. “So wie es aussieht hast du deinen ersten Freund hier gewonnen. Und er musste dir nicht einmal was zu Essen geben.” Gluckste die Nachtelfe leise und und streichelte ihrem engsten Vertrauten kurz über den Kopf.

Sie folgte mit ihrem Blick Jans Finger, der auf Straßenschilder zeigte. Leicht legte sie den Kopf zur Seite, hob etwas ihre Brauen und gleichzeitig ihre Schultern. “Wenn man lesen kann, dann ja.” Kommentierte sie leise und doch behielt sie dies im Hinterkopf. Immerhin war es keine unwichtige Information. Sollte sie irgendwann lesen können und etwas suchen müssen, so konnte sie eben darauf zurückgreifen.
Und dann ging es dann auch schon direkt weiter. All die Eindrücke, die auf sie und Wolf herab prasselten waren schier überwältigend. Sie staunte nicht schlecht was die Vielfalt an Personen betraf. Der Mann in der Kutte erinnerte sie irgendwie an den Hohen Rat in Pelgar. Jedoch verdrängte sie diese Gedanken sofort wieder. Da sie sonst drohten schnell düster zu werden. Lieber wollte sie all dies hier auf sich wirken lassen. Es schien als käme sie weder aus dem Staunen noch aus dem Lächeln heraus. Jan’s Stimme war es, die die Frau aus ihren Gedanken riss. Erst blinzelte sie ihn leicht verwundert an, ehe sie zur Schenke schaute. “Das klingt sehr gut.” Lächelte Eáránë breit und schaute sich kurz um, damit sie sich die Umgebung besser einprägen konnte, bevor es dann weiterging. Mit einem Nicken folgte sie den Gardisten, lange war die kleine Gruppe aber nicht mehr unterwegs. Da standen sie auch schon vor… Einer Schneiderei?
“Dank Jan, für Eure Hilfe.” Während er tief nickte, deutete auch sie eine leichte Verbeugung an. Er schien es etwas eilig zu haben, weshalb sie ihn nicht weiter aufhalten wollte. “Ich wünsche Euch ebenfalls einen schönen Abend. Und auf wiedersehen.” Wenige Augenblicke später war der hochgewachsene junge Mann auch schon in der Masse verschwunden.
Da standen die beiden Reisenden nun. Kurz sah Eáránë zu Wolf, ehe sie die Tür musterte und sich die Schaufenster betrachtete. “Was sich Akái wohl dabei dachte, mich in die Obhut eines Schneiders zu bringen? Hm…” An Kontakten mangelte es den Nachtelf gewiss nicht. Und sie konnte sich nicht vorstellen, dass er sich hierbei nichts gedacht hatte. Wobei ihr dies eher ein Schmunzeln entlockte. Eáránë atmete tief durch. “Dann lass uns mal…” Murmelte sie leise und ging die Stufen hoch, hob die Hand und klopfte beherzt gegen die Eichentür. Wohl etwas sehr feste, denn ihre Fingerknöchel taten nun weh. Weshalb sie kurz ihre Hand schüttelte und das Gesicht leicht verzogen hatte. “Au…” Nun hieß es warten. Kurz kam ihr tatsächlich der Gedanke, dass sie vielleicht doch erst die Nacht in einem Wirtshaus verbringen sollen. Ein Bad täte gewiss unsagbar gut, ihre Kleidung aber hätte sie wohl kaum reinigen lassen können. Nun diese wäre nicht bis zum nächsten Morgen schon trocken gewesen und genug Wechselkleidung hatte sie auch nicht dabei. Und so klopfte die Jägerin ihre Jacke und Hose nun ab. Vielleicht ging da das Gröbste heraus. Da kam ihr auch der Geistesblitz, ihre Kapuze gegenenfalls abzustreifen. Inzwischen war es schon dunkel und es konnte ihr kein Sonnenlicht mehr schaden. Ja, dies wäre wohl besser. Am Ende machte sie einen eher zwielichtigen Eindruck, so ganz vermummt. Nachdem sie ihre Kleidung geordnet und ihr Gesicht preisgegeben hatte, holte sie schon mal den Brief aus ihrer Jacke, um diesen gegebenenfalls sofort übergeben zu können.

[Edit, ooc: Ich hab den letzten Part noch mal ein wenig ergänzt o.o]
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 20. Januar 2022, 11:32

“Wenn man lesen kann, dann ja.”
, kommentierte die Elfe leise und Jan ließ durch ein Heben der Brauen kurz erkennen, dass er die Aussage durchaus bemerkt hatte, aber zu höflich war sie zu kommentieren. Dann ging es dann auch schon direkt weiter. All die Eindrücke, die auf sie und Wolf herab prasselten waren schier überwältigend. Sie staunte nicht schlecht was die Vielfalt an Personen betraf. Der Mann in der Kutte erinnerte sie irgendwie an den Hohen Rat in Pelgar. Jedoch verdrängte sie diese Gedanken sofort wieder. Lieber wollte sie all dies hier auf sich wirken lassen. Es schien als käme sie weder aus dem Staunen noch aus dem Lächeln heraus. Jan’s Stimme war es, die die Frau aus ihren Gedanken riss, als er die Taverne beschrieb.
“Das klingt sehr gut.”
Mit einem Nicken folgte sie dann weiter dem Gardisten. Dann standen sie auch schon vor einer Schneiderei.
“Dank Jan, für Eure Hilfe.”
Während er tief nickte, deutete auch sie eine leichte Verbeugung an. Er schien es etwas eilig zu haben, weshalb sie ihn nicht weiter aufhalten wollte.
“Ich wünsche Euch ebenfalls einen schönen Abend. Und auf wiedersehen.”
Wenige Augenblicke später war der hochgewachsene junge Mann auch schon in der Masse verschwunden. Da standen die beiden Reisenden nun. Kurz sah Eáránë zu Wolf, ehe sie die Tür musterte und sich die Schaufenster betrachtete.
“Was sich Akái wohl dabei dachte, mich in die Obhut eines Schneiders zu bringen? Hm…”
Auf diese Frage wusste Wolf wohl genauso wenig Antwort und er schnüffelte auch gerade lieber an den Stufen. Earane klopfte sich die Kleidung ab, zog sich die Kapuze vom Kopf und atmete tief durch.
“Dann lass uns mal…”
Sie ging die Stufen hoch, hob die Hand und klopfte beherzt gegen die Eichentür.
TockTock...
Wohl etwas zu fest, denn ihre Fingerknöchel taten nun weh. Weshalb sie kurz ihre Hand schüttelte und das Gesicht leicht verzogen hatte. Auch Wolf mochte ihr lautes Klopfen nicht und hatte die zuckenden Ohren nach hinten verdreht. Ja in der Stadt war es notwendig etwas lauter zu sein, aber mögen tat es Wolf deswegen nicht mehr. Er war nun mal ein Geschöpf der stillen Wälder.
Derweil holte Earane schon mal den Brief aus ihrer Jacke, um ihm der Gestalt entgegen zu strecken, die dann die Tür vor ihr etwas zu schwungvoll öffnete und hinaus stürmte. Die beleibte Frau hätte wohl die Elfe umgerannt, wenn Wolf nicht warnend geknurrt hätte. Sofort quiekte sie auf und riss ihren Stoffbeutel an die Brust, als könnte dieser sie vor einer Attacke schützen. Earane stand noch eine Stufe unter ihr, so dass die blond gelockte Dame auf sie hinunter blickte.
„IIAAAHHhaawwWaaas ist das denn???!!!“
Wolf legte abermals die Ohren an. Direkt hinter der Sirene erschien nun ein einst schwarzhaariger alter Mann mit distinguiert ergrauten Schläfen und betont vornehmen Anzug aus schwarzer Seide und langen Schößen. Auch seine Brauen hoben sich und er starrte auf den geduckten Wolf. Wenigstens fand er schneller als die in lindgrün gerüschte Gewandung gehüllte Frau seine Fassung wieder. Das dies der Schneidermeister Mortimer sein könnte, war an dem langen Maßband um seinen Hals und dem Nadelkissen an seinem Handgelenk gut zu erraten. Da Earane nicht gerade wie eine Zofe oder hohe Dame gekleidet war und auf den ersten Blick recht jung wirkte, fragte er:
„Mädchen, was machst du denn mit diesem... deinem Hund hier? Schau, dass du weiter kommst. Du vergraulst mir noch die Kundschaft.“
Er sprach es nicht unfreundlich, aber doch bestimmt aus. Die Linden-Dame hielt immer noch schützend das Täschchen vor der Brust und schüttelte den Kopf.
„Was für ein riesiges Tier! Ist denn sowas hier erlaubt? Husch...“
Sie wedelte mit den Fingerspitzen, dass Earane die Treppe frei geben musste und ließ sich dann vom Schneider hinunter führen.
„Ich wünsche einen schönen Abend, Hochdame Sonnenklee. Bitte grüßen sie die Familie.“
Die Verabschiedete huschte erstaunlich flink für ihre Fülle am brav da liegenden Wolf vorbei und eilte mit einem pikierten Seitenblick auf die Elfe dann davon. Earane wandte sich wieder dem Schneider zu, der sie bereits ansah:
„Und nun zu dir...“
Er richtete seinen Kragen.
„Was machst du hier? Hattest du geklopft?“
Die Elfe bekam die Chance noch einmal ihr Schreiben vorzuzeigen und tat dies auch. Mortimer ging zwei Schritte auf sie zu, griff nach dem Umschlag und betrachtete das Siegel, als dann plötzlich Erkennen in seinen Augen aufleuchtete.
„Oh...also...“
Sofort musterte er das ungleiche Paar noch einmal intensiver und winkte ihr dann ihm zu folgen. Sie gingen die vier Stufen hinauf und er schloss hinter ihnen die Tür. Ein beschriftetes Schild wurde umgedreht und dann baute er sich nachdenklich an die Unterlippe tippend vor den beiden auf. Ein Moment der Stille entstand in der sich auch Wolf gemustert fühlte. Auch wenn er neugierig war und sich umsehen wollte, so blieb er an der Seite seiner Elfe.
„...Rinderfleisch und Bohnen... Salbe... alt.“
, winselte er leise seine Eindrücke hervor. Auch die Nachtelfe sah sich nun sicher im Laden um. Nach dem Eintreten kam man gleich in einen gemütlichen Verkaufsraum mit einigen bekleideten Schneiderpuppen, einer ganzen Wand mit Regalen voller Stoffballen bis unter die Decke und einem Tresen davor, der tatsächlich eine gläserne Platte besaß. Darunter waren einige besonders kostbare Knöpfe und Bänder zur Ansicht ausgestellt. Hutnadeln und kunstvolle Borten vervollkommneten den gehobenen Eindruck. Die Wände waren mit Holz vertäfelt und ein großer mehrarmiger Leuchter mit kleinen Öllampen hing von der Decke und spendete angenehmes Licht. Gegenüber des Eingangs befand sich ein zur Hälfte aufgezogener dunkelroter Vorhang. Dahinter war eine Treppe nach oben, eine weitere Tür, eine geschlossene Umkleide, ein Sofa und ein Mannshoher Spiegel zu sehen. Allerlei Tischchen mit Utensilien standen herum und alles wirkte sehr teuer, aber trotzdem gemütlich. Als Earane ihren Blick wieder zu Mortimer schwenken ließ, las dieser gerade das Schreiben.
„... Dein Name ist also Earane Fefalas...“
Sein garmischer Akzent veränderte den Klang ihres Namens ein wenig, aber nicht unangenehm. Er späht immernoch mal wieder zu Wolf, aber da dieser sich wirklich gut benahm, entspannte sich auch Mortimer langsam und las weiter, während er zu einem Sessel schritt und sich darauf nieder ließ. Ihm gegenüber wies er auf das Sofa, wo sie sich wohl setzten sollte. Wolf blieb liegen wo er war.
„...blablabla... er bedauert dir keine Nachtelfenseide mitgeben zu können und verweis darauf, dass wir schon eine Bezahlung für meine Dienste aushandeln werden... hm...“
Ganz der Händler, der er war wiegte er den Kopf hin und her und schien abzuwägen, was er wohl für seine Dienste, was auch immer die wären, verlangen sollte. Sein Blick flog weiter über die Zeilen und hoben sich dann zu den großen Elfenaugen vor sich.
„Nun gut. Ich bin durchaus gewillt dir bei deinem Start hier unter die Arme zu greifen, dir ein paar Leute vorzustellen, die dir gewiss helfen werden, aber dafür musst du ein paar Botengänge für mich machen.“
, sagte er mich Nachdruck, der keine Diskussion zu ließ, hob dabei kurz fragend die Brauen, ob er auf Wiederworte stoßen würde, aber fuhr dann fast 'nahtlos' fort, was ihm als Schneider wohl gut zustand:
„Aber vorerst kannst du bei mir bleiben. Ich habe eine kleine Wohnung unter dem Dach, da ist genug Platz.“
Klang das einsam?
„Du kannst hier die ersten Tage verbringen, bis du ...wie schrieb er?...“
Der alte Schneider öffnete noch mal den Brief.
„...ach ja, ...bis du einen neuen Schicksalsfaden gefunden hast. Hmhmhmhm...und er empfielt eine Ausbildung zur Kundschafterin, so so.“
Mortimer hob den Kopf und betrachtete Earane.
„Dafür müssen wir dich dann ein bisschen her richten, denke ich. Aber das hat Zeit. Es ist spät und du bist sicher müde von deiner Reise, oder?“
Der offizielle Teil war wohl beendet und er lehnte sich tiefer in die Polster seines Sessels. Sich selbst hatte er nicht vorgestellt, was wohl daran lag, dass sein Name ja über dem Laden stand und sie zu ihm gewollt hatte. Er klatschte sich in einer aufbrechenden Geste auf die Oberschenkel und stand auf. Wolf hob ob der schnellen Bewegung den Kopf und Mortimer sah ihn leicht zweifelnd an.
„Dein Begleiter ist doch zahm und gut erzogen oder? Er wird nichts anknabbern oder schlimmeres?!“
Wolf hechelte:
„Ich könnte das weiche Ding aufreißen und aus der Füllung ein gemütliches Nest für uns bauen.“
Grinsend die Lefzen hoch ziehend sah er das Sofa hungrig an. Die Lust es sich hier gemütlich zu machen, stand ihm in den Augen, aber tatsächlich würde er immer auf Earane hören und ihr keine Schwierigkeiten machen wollen. Mortimer beobachtete die Elfe im 'Zwiegespräch' mit ihrem Wolf und ging noch mal zur Eingangstür um sie für die Nacht zu verschließen, sofern Earane nicht doch noch hinaus wollte.
Insgesamt war der alte Mann ganz nett, wenn gleich er streng und fast ein wenig Erhabenheit ausstrahlte. Solange Kundschaft da war, würde er wohl noch strenger sein, aber hinter verschossenen Türen war er ein bisschen wie ein Verwandter, den man noch nicht kannte, aber besuchte. 'Onkel' Mortimer wies dann einladend die Treppe hinauf, sofern Earane beschloss sein Angebot anzunehmen.
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Eáránë Fëfalas » Donnerstag 20. Januar 2022, 17:29

Leicht zog die junge Nachtelfe ihren Kopf zwischen die Schultern als eine, zumindest in diesem Augenblick, nicht sonderlich angenehme Stimme in die Straße hinein hallte. Kurz zuvor musste sie der Eingangstür und dem zur Stimme zugehörigen Leib ausweichen. Die Jägerin musste wohl kaum Garmisch verstehen können, um zumindest zu erahnen was in etwa diese Frau ihr entgegen geblökt hatte. Eáránë schob sich schützend vor Wolf, wer wusste auf welche Ideen dieses Goldlöckchen noch käme. Jedoch richteten sich die gelben Augen auf den Mann hinter dieser fein gekleideten Dame. Auch dieser machte einen ziemlich edlen Eindruck, wie die Reisende fand. Gerade wollte sie ihm antworten, da unterbrach diese Frau die Nachtelfe auch schon, noch bevor sie den Mund öffnen konnte. “Offensichtlich ja.” Ließ sich das Wolfskind es sich nicht nehmen endlich auch mal das Wort zu ergreifen. Ihre Stimme klang neutral, beinahe schon stoisch. Dabei hob sie leicht ihre schmalen Schultern. “Es sind auch Pferde und Zugtiere erlaubt.” Ihre Hände hatten sich ebenfalls leicht gehoben und die Handflächen waren nach oben gedreht. Die fein geschwungenen Augenbrauen hatten sich auch leicht hochgezogen. Ohne Kontext war sah es eher aus wie eine Geste der Ratlosigkeit. Streit wollte Eáránë zwar keinen haben, aber wieso nicht dennoch das Offensichtliche auszusprechen? Immerhin durften Bauern auch mit ihren Zugtieren in die Stadt hinein. Und auch solche Tiere konnten gefährlich werden, obwohl diese keine Raubtiere waren. Wolf war gewiss wohl erzogener als so manch kleiner Hund. Außerdem schien er mehr Manieren zu besitzen als diese piekfeine Frau, die sich auch die vier Stufen hinunter begleiten ließ. Die Jägerin machte Platz und hielt sich zurück. Sollte die Andere sie ruhig echauffiert ansehen. Dieser wurde ein freundliches Lächeln geschenkt und zum Abschied zugenickt, als der Herr sich bei dieser verabschiedete. Unangenehm… Ausgesprochen unangenehm…

“Ja, das hatte ich.” Bestätigte die junge Elfe mit dem weißen Haar und übergab dem Schneider auch schon den Brief. “Akái Samtnacht schickt mich, um Euch diesen Brief zu überreichen.” Erklärte sie auch schon, während der Mann den Umschlag musterte. Wenige Sekunden später wurde den beiden Reisenden auch schon deutlich gemacht, dass sie ihm folgen sollten. Kurz wechselte Eáránë den Blick mit Wolf, lächelte ihn erleichtert an und trat mit ihm in die Schneiderei. Ihr Blick wanderte dann auch schon umher. Es wirkte sehr gemütlich auf sie, kurz blieben ihre Augen am großen Spiegel hängen. Ihr war anzusehen, wie beeindruckt sie war. Es war Mortimers Stimme, die ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihn lenkte. “Genau.” Bestätigte sie ihm und nickte auch kurz. Ihr Blick folgte dem älteren Herrn zum Sessel. Zögernd setzte sich die Frau in Bewegung, als dieser ihr deutete sich auf das Sofa zu setzen. So ging sie der stillen Aufforderung nach.
Eáránë saß eher vorne am Rand und lehnte sich nicht nach hinten, ihre Beine lagen aneinander und waren leicht zu einer Seite abgeknickt. Die behandschuhten Hände lagen locker auf ihrem Schoß. Die Haltung der Jägerin war gerade, der Rücken durchgestreckt und die Schultern etwas nach hinten gezogen. Und dennoch zeigte ihre Körperhaltung deutlich, dass sie nicht angespannt war. Sie schien nur keine Person zu sein, die sich irgendwohin fläzte und alle Vieren von sich streckte.
Aufmerksam lauschte sie den Worten des ihr fremden Mannes, in dessen Obhut sie nun sollte. Ihre Augen weiteten sich vor Freude, als er kundtat ihr helfen zu wollen. “Gerne doch.” Botengänge? Das klang doch nicht schlecht. Ebenso wie die Wohnung unter dem Dach. Moment? Eine eigene Wohnung? Eigentlich hatte sie eher mit einem Zimmer gerechnet. Und ihrem Gesicht war anzusehen, dass er ihr nun gerade mehr anbot, als sie erwartet hätte. Dieses schien nun zu leuchten, wie eine aufblühende Manthala Blüte unter klarstem Vollmond.
“Ja, das schon. Es war eine ziemlich lange Reise.” Und nicht ungefährlich. Doch wollte Eáránë gerade keinen Gedanken an Morgeria verschwenden. Das Klatschen der Hände auf die Oberschenkel holte sie wieder zurück. Leicht war sie zusammengezuckt. Ihre Schultern senkten sich etwas, als Mortimer sich nach der Erziehung ihres Begleiters erkundigte. “Das ist er.” Beteuerte sie, ihre Lippen pressten sich aber leicht aufeinander. Es war nicht schön, dass man Wolf sehr oft sämtliche Dinge unterstellte. Er war ein großer Wolf, ja. Aber er wusste sich offensichtlich zu benehmen. Eigentlich verhielt er sich beinahe so, als wäre er nicht da. Gerne hätte sie etwas zu dieser Dame von eben gesagt, doch wäre es nicht nett über eine Kundin von dem Schneider etwas Freches zu sagen. Auch wenn diese es in den Augen der Nachtelfe verdient hätte. Immerhin waren weder sie noch Wolf es gewesen, die sich respektlos verhalten haben.
Wobei Wolf durchaus gerne mal seinen Senf dazu gab. Eáránë schaute diesen an. “Neeeeiiin, das wirst du nicht.” Warf sie ein und schüttelte leicht den Kopf. Sein Grinsen wurde mit hochgezogenen Brauen geantwortet. “Wir werden uns wohl schon noch unser Nest bauen können. Mal davon abgesehen denke ich, dass das Sofa nicht sonderlich schmecken wird.” Antwortete sie ihm schmunzelnd. Das Klicken des Schlosses ließen ihre Ohren kurz zucken und sie schaute nun wieder zu dem Mann, der sie nun bei sich aufnahm. Erneut folgte sie seiner stillen Aufforderung und nickte Wolf zu.
“Herr Mortimer, richtig?” Fragte die Jägerin vorsichtig nach, während sie ihm die Treppen hinauf folgte. “Darf ich fragen, woher Ihr Akái kennt?” Tatsächlich taten sich ihr so einige Fragen auf. “Ehrlich gesagt hat er mir kaum etwas erzählt. Er legte mir nahe eine Lehre als Kundschafterin zu beginnen und bis eben dachte ich, dass ich von Euch ausgebildet werden würde.” Bis sie vor seinem Laden gestanden hatte und sah, dass es sich um eine Schneiderei handelte. “Er schickte mich mit nichts weiter als diesem Brief und einer Adresse auf einem Zettel fort, den ich nicht lesen konnte.” Und während Eáránë diese Worte aussprach fiel ihr etwas auf. “Das klingt ja, als hätte ich mich voller Naivität in die weite Welt schicken lassen.” Oder dass sie einfach großes Vertrauen in diesen Mann legte, der ihr einst das Leben gerettet hatte. Ein Seufzen entkam ihr. “Akái mag zwar viel reden können, jedoch offenbart er nur das, was er andere wissen lassen möchte…”
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Erzähler » Freitag 21. Januar 2022, 12:41

Die Augen der Nachtelfe weiteten sich vor Freude, als er kundtat ihr helfen zu wollen.
“Gerne doch.”
Botengänge? Das klang doch nicht schlecht. Auch Mortimer nickte erfreut, als er ihre Reaktion sah. Ebenso wie die Unterbringung in seiner Wohnung unter dem Dach. Er hatte gesagt:
...Aber vorerst kannst du bei mir bleiben. Ich habe eine kleine Wohnung unter dem Dach, da ist genug Platz...
In ihrem Gesicht war anzusehen, dass er ihr nun gerade mehr anbot, als sie erwartet hatte. Dieses schien nun zu leuchten, wie eine aufblühende Manthala Blüte unter klarstem Vollmond.
“Ja, das schon. Es war eine ziemlich lange Reise.”
Das Klatschen der Hände auf die Oberschenkel holte sie wieder zurück. Ihre Schultern senkten sich etwas, als Mortimer sich nach der Erziehung ihres Begleiters erkundigte.
“Das ist er.”
Beteuerte sie, ihre Lippen pressten sich aber leicht aufeinander. Es war nicht schön, dass man Wolf sehr oft sämtliche Dinge unterstellte. Er war ein großer Wolf, ja. Aber er wusste sich offensichtlich zu benehmen. Eigentlich verhielt er sich beinahe so, als wäre er nicht da. Gerne hätte sie etwas zu dieser Dame von eben gesagt, doch wäre es nicht nett über eine Kundin von dem Schneider etwas Freches zu sagen. Das hätte sicher auch Ärger gegeben, wenn sie ihm gleich die Kundschaft vergrault hätte. Auch wenn diese es in den Augen der Nachtelfe sicher verdient hatte, so war zu offen dargestellte Direktheit nicht immer der beste Weg. Weder sie noch Wolf waren es gewesen, die sich respektlos verhalten hatten, aber so war das nun mal im Gefälle der Hierarchien. Nicht jeder reiche Adelige war auch ehrenvoll...sondern eben nur reich. Hatte sie je sich mit diesem schwierigen Parkett beschäftigt? Respekt war etwas das man sich verdienen musste, sei man nun Adeliger oder auch nur einfache Jägerin mit einem Wolf. Aber Wolf gab durchaus gerne mal seinen Senf dazu und erinnerte damit an seine jüngeren Tage voller Spieltrieb und Schabernack. Eáránë schaute diesen an.
“Neeeeiiin, das wirst du nicht.”
Warf sie ein und schüttelte leicht den Kopf. Sein Grinsen wurde mit hochgezogenen Brauen geantwortet.
“Wir werden uns wohl schon noch unser Nest bauen können. Mal davon abgesehen denke ich, dass das Sofa nicht sonderlich schmecken wird.”
Antwortete sie ihm schmunzelnd. Wolf ließ seine lange rote Zunge hechelnd aus dem Maul hängen und jaulte leise:
„...aber das Knacken wäre ein Hochgenuss zwischen meinen Zähnen!“
Er zog sie auf. Eigentlich eine schon fast sehr menschliche Eigenschaft, aber sie waren ja auch schon sehr lange ein eingespieltes Team. Das Klicken des Schlosses ließen ihre Ohren kurz zucken und sie schaute nun wieder zu dem Mann, der sie nun bei sich aufnahm. Erneut folgte sie seiner stillen Aufforderung und nickte Wolf zu.
“Herr Mortimer, richtig?”
, fragte die Jägerin vorsichtig nach, während sie ihm die Treppen hinauf folgte.
„OH! Hatte ich vergessen mich vorzustellen? Mortimer... Mortimer Mendular, aber für alle nur Mortimer. Und für dich bitte Meister Mortimer, wenn Kundschaft da ist.“
Er zwinkerte.
“Darf ich fragen, woher Ihr Akái kennt?”
Tatsächlich taten sich ihr so einige Fragen auf. Der alte Mann zog die Brauen leicht hoch, während er nun begann die steilen Stufen nach oben zu erklimmen.
“Ehrlich gesagt hat er mir kaum etwas erzählt. Er legte mir nahe eine Lehre als Kundschafterin zu beginnen und bis eben dachte ich, dass ich von Euch ausgebildet werden würde.”
Bis sie vor seinem Laden gestanden hatte und sah, dass es sich um eine Schneiderei handelte.
“Er schickte mich mit nichts weiter als diesem Brief und einer Adresse auf einem Zettel fort, den ich nicht lesen konnte.”
Und während Eáránë diese Worte aussprach fiel ihr etwas auf.
“Das klingt ja, als hätte ich mich voller Naivität in die weite Welt schicken lassen.”
Oder dass sie einfach großes Vertrauen in diesen Mann legte, der ihr einst das Leben gerettet hatte. Ein Seufzen entkam ihr.
“Akái mag zwar viel reden können, jedoch offenbart er nur das, was er andere wissen lassen möchte…”
Sie hörte ein leises Glucksen, als der rüstige Schneider am oberen Ende der Treppe angelangt war. Dann legte er eine Hand an das Geländer und atmete einmal tief durch, holte einen Schlüssel aus seiner Weste und schloss die Tür vor sich auf.
„Komm erst mal herein....und du auch...“
Damit winkte er den Wolf heran.
„Wie heißt er denn? ER hat doch einen Namen oder?“
Nachdem Earane der Wolf als 'Wolf' vorgestellt hatte, schritten sie hintereinander in die kleine Mansardenwohnung. UND WIE GEMÜTLICH es hier war!!!
Warme dicke Teppiche dämpften jeden Schritt und es wäre sicher herrliche auf ihnen barfuß herum zu laufen und die Zehen in die dichten weichen Fasern zu versenken, so wie es ihr Begleiter gerade tat. Mortimer ging voraus und entzündete eine Öllampe. Es gab noch einen Kamin, in dem ein kleiner Rest Glut schimmerte und Wärme abgab. Die Möbel waren deutlich weniger imposant als unten im Verkaufsraum, aber dafür waren sie Zeitzeugen eines ganzen Lebens. Das dunkelbraune dick gepolsterte Sofa unter dem schrägen Fenster war auf der linken Seite ganz ausgesessen und ein Buch lag aufgeschlagen mit dem Buchrücken nach oben auf der Lehne. Auf dem Fensterbrett stand eine kleine Pflanze in einem Topf. Sie wirkte etwas trocken, vor den Eiskristallen, die die Ecken des Glases verzierten. In der Nacht konnte es noch recht empfindlich kalt werden, auch wenn die Zeit des Wandels nicht mehr weit weg war. Earane sah sich weiter um und auch ihr Wolf schnupperte mal hier mal da, verhielt sich aber ausgesprochen brav und zurückhaltend. Ein großer glatt polierter Tisch mit erstaunlicher weise nur zwei Stühlen und einem großen Ohrensessel daran standen mitten im Raum, der fast das ganze Obergeschoss einnahm. Hinter einem ausladenden Wandschirm, der mit Seide bespannt war, lugte das Ende eines Bettes und die Ecke einer Kleidertruhe hervor. Hohe Möbel gab es hier nicht, denn jede Wand war eine Schräge. Es gab auch eine Kochnische und eine kleine Tür, die vermutlich den Abort verbarg. Die niedrigen Wände waren mit feiner Stofftapete überzogen, die einst wunderschön geschimmert haben musste, aber mit den Jahren stumpf geworden und an einigen Stelle sich löste. Die Dachbalken hingen recht tief, aber für Mortimer, der hier sicher blind umher gehen konnte, war das sicher kein Problem. Earane war auch nicht so hoch gewachsen, dass sie sich gleich überall stoßen würde und 'Wolf' ebenfalls nur, wenn er sich auf die Hinterbeine stellen würde. Wolf fand auch gleich sein 'Plätzchen' und rollte sich vor dem Kamin zusammen, steckte die Nase unter den Schweif und schloss die Augen. Der Anblick ihres schnell ein schlummernden Freundes, erinnerte die Elfe daran, wie schrecklich müde sie ebenfalls war. Ein Gähnen wollte ihren Kiefer sprengen, aber sie benahm sich sicherlich. Mortimer wies mit einer Geste auf sein Reich und zeigte auf das einladende Sofa.
„Wenn du nichts dagegen hast, dann kannst du erst mal dort schlafen, bis wir morgen dein Zimmer nebenan hergerichtet haben. Es müsste noch etwas Eintopf im Kessel sein, wenn du Hunger hast.“
Er wies erst auf eine Tür, die fast genauso aussah wie der Rest der Wand und dann auf die Küchennische, wo ein kleiner Ofen stand mit besagtem Kessel.
„Fühl dich wie Zuhause, wenn du möchtest. Meine Geheimnisse hüten sich selbst. Apropo...Sagen wir einfach, ich schulde Akai etwas... und es wäre ihm sicher nicht recht, wenn ich aus seiner Vergangenheit erzähle, wenn er nicht selbst entscheiden kann, was davon in deine Ohren gehört. Belassen wir ihn also als den Mann der er ist, der viel redet, aber selten etwas berichtet.“
Mortimer lachte leise auf. Ein angenehmes Geräusch: tief und voll tönern.
„Aber da er dich in meine Obhut gesandt hat, so will ich mein bestes tun um dir zu helfen. Wie du vielleicht schon erahnst, bin ich nicht mehr der Jüngste und viele Dinge kann und will ich auch nicht mehr unterrichten. Kundschafterin willst du also werden? Ich kenne aber sehr viele gute Leute, die dazu in der Lage sind, dir das beste Handwerkszeug dafür mitzugeben.“
Damit offenbarte er zumindest, dass er ebenso wie manch anderer jüngerer Spion wohl über ein gutes Netzwerk an Informationen und Helfern verfügte. Auch sein Beruf als Schneider war dafür hilfreich. Er musterte sie einen Moment lang nachdenklich und fügte dann hinzu:
„Dir ist bewusst, dass man als Kundschafterin eben nicht nur dort draußen seinen Weg finden muss? Du siehst aus wie jemand der sich in der Natur zurecht findet, aber weist du auch, wie du deine gesammelten Informationen in einem anständigen Bericht vortragen kannst, wenn zu zum Beispiel vor einem Adeligen stehst, der dich beauftragte eine Gegend auszuspähen? Ich glaube vorhin verstanden zu haben, dass du auch noch nicht lesen und schreiben kannst. Ist das richtig?“
Sein Blick war etwas zweifelnd, aber wartete geduldig auf eine Antwort.
„Setzt dich zu mir. Dann können wir uns noch ein wenig unterhalten. Oder möchtest du lieber dich gleich hinlegen und wir vertagen unser Kennenlernen auf morgen?“
Er saß in dem großen roten Ohrensessel am Tisch und schob ein paar Skizzen von Kleidern zusammen, damit sie Platz hatten. So ordentlich es unten gewesen war, so sehr sah man hier, dass ihm eine helfende Hand fehlte. Das Geschirr vom Mittagessen stand noch da und überall lagen Stifte und Papiere herum. Sogar sein Nähkorb stand geöffnet an einer Seite des Sessels und ein begonnenes sehr feines Kleidungsstück hing über die Armlehne. Der Eindruck den man unten gewann, setze sich hier oben nicht fort. Hier war er ein einfacherer Mann. Unten war er der Schneidermeister Mortimer und beschäftigte sicher noch einige Schneiderinnen, aber die wohnten hier nicht. Nur Earane nahm er bei sich auf und des wegen eine Schreibens eines alten Freundes.
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[*] 1 Gürtel (Leder) [- 2 F]
[*] 4 Gürteltaschen [- 16 F]
[*] 1 Kernseife [- 2 F]
[*] 1 Handtuch [- 8 F]
[*] 1 starkes Hanfseil [- 6 F]
[*] 1 Wetzstein [- 1 F]
[*] 2 Zunderschwämme [- 10 F]
[*] 1 Provianttasche [- ?]

Aus vorigem Abenteuer:
[*] 1 Schattenkristall (Medallion)/ Schmuckstück
[*] 1 Reichsplakette Pelgars
[*] 1 Phönixfeder
[*] 1 grobe Stadtkarte von Pelgar (Lederfetzen)
Tierische Begleiter: Wolf [weißer Wolf]
Zum Vorzeigen: [br][/br]

Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Eáránë Fëfalas » Freitag 21. Januar 2022, 18:00

Nicht wenige erstaunte der Umgang zwischen der Nachtelfe und Wolf. Sie war zwar der Rudelführer und doch gingen die beiden… Familiär miteinander um. In ihrer Heimat war dies nicht ungewöhnlich, seitdem sie aber durch die Weltgeschichte reiste musste sie aber feststellen, dass dies nicht die Norm für viele zu sein schien. Besonders für die Menschen schien es etwas befremdlich zu sein. Eáránë aber störte sich nicht sonderlich dran. Es änderte nichts daran, dass sie auf die Neckereien ihres besten Freundes einging. Er wusste, wie er sie aufziehen konnte. Und in diesem Moment fühlte sich die junge Elfe wohl genug, um sich normal mit ihm unterhalten zu können.
Bei den Wachen war sie sich nicht sicher gewesen, ob es eine gute Idee gewesen wäre in deren Gegenwart auf der Sprache der Wölfe zu reden. Jan schien weitaus entspannter gewesen zu sein, doch musste sie selbst erst mal all die Eindrücke verarbeiten, weshalb sie Wolfs Worte zwar wahrgenommen aber kaum darauf reagiert hatte. Der Vierbeiner aber wusste sein Rudelmitglied einzuschätzen. Ihre Mimik und ihre Körpersprache zu deuten. So wie es umgekehrt der Fall war. Auf dem ersten Blick mochten sie ein ungleiches Paar sein, jedoch dürfte schon bald auffallen, dass die beiden Reisenden doch einiges gemeinsam hatten. Etwas mehr als lediglich die gelben Augen und das weiße Fell, beziehungsweise das weiße Haar. “Vielleicht kann ich die Tage einen Knochen für dich organisieren.” Gluckste die Jägerin beinahe schon unbeschwert.

Die Situation war entspannt, wobei sich nun immer mehr Fragen auftaten. Obwohl Eáránë dabei war ihren vorigen Lehrmeister hinter sich zu lassen, so wollten die Geheimnisse um ihn nicht weniger werden. Aber sie war es irgendwie gewohnt kaum bis keine Antworten zu erhalten. Da die Jägerin sich ein paar Stufen hinter Mortimer befand, musste sie zu dem Mann hinauf sehen, als sie ein Glucksen von ihm vernahm. “Er hört auf ‘Wolf’” Stellte sie dann ihren Gefährten vor, zu diesem sie kurz schaute indem sie über ihre Schulter blickte. “Wolf mochte den Klang des Wortes und entschied so genannt werden zu wollen.” Eáránë hob leicht die Schultern, als sie wieder zu dem Schneider die Treppen hoch sah. Dieser hatte inzwischen die Tür zur Wohnung geöffnet und betrat diese nun. Die Nachtelfe folgte ihm und konnte nicht anders als ihrem Blick schweifen zu lassen. Mit einem leichten Lächeln ließ sie Wolf an sich vorbei laufen und schloss die Tür hinter sich. Hier wirkte es wahrlich heimelig, sodass sie sich sofort wohl fühlte. Wolf hatte auch schon ein Plätzchen für sich gefunden. Schmunzelnd sah sie zu ihm. Ein Gähnen unterdrückte sie aber, als sie die Müdigkeit in ihren Gliedern spürte. Zwar war sie das Reisen gewöhnt, mochte es gar draußen unterwegs zu sein und doch tat es unsagbar gut vier Wände um sich herum und ein Dach über dem Kopf zu haben. Erst dann merkte sie, wie anstrengend es doch sein konnte.
Eáránë nahm ihren Bogen von den Schultern, lehnte diesen an eine Wand und löste auch schon die Gurte von ihrem länglichen Rucksack, der zunächst eher an einen etwas größeren Köcher erinnerte. Auch dieser wurde an die Wand gestellt, daneben wurde der Köcher platziert, den die Jägerin von ihrem Gürtel löste.
Sie zog sich ihre Handschuhe aus und ließ ihre Hand kurz über die Tapete fahren. Sie mochte schon stumpf sein und doch war sie noch schön anzusehen. Und unter ihren Fingerkuppen fühlte sie sich sehr fein an. Lange verweilte Eáránë aber nicht. Ihr Blick wanderte weiter durch den Raum, bis sie bei Mortimer hängen blieb. Dieser bot ihr einen Schlafplatz auf dem Sofa an. “Das macht mir nichts aus.” Lächelte sie ihn breit an. “Es ist gewiss gemütlicher als der nackte Boden, oder nasses Laub und Äste.” Oh ja, sie war ganz andere Schlafsituationen gewöhnt. “Danke.” Erwiderte sie auf das Angebot, etwas vom Eintopf nehmen zu dürfen. Jedoch hatte sie gerade keinen so großen Hunger. Eher wurde ihr langsam wirklich warm, weshalb sie ihre Jacke öffnete. Diese besaß aber keine Knöpfe, sondern wurde um den Oberkörper gewickelt und festgebunden. Nachdem die Nachtelfe sich dieser und den Armschienen entledigte, legte sie das Kleidungsstück über die Lehne des freien Stuhls und setzte sich an den Tisch.
“Da habt Ihr recht. Wenn er gewollt hätte, dass ich mehr über ihn wüsste, dann hätte er mir davon erzählt.” Stimmte die Frau mit dem weißen Haar dem Schneider zu. Und ja, sie akzeptierte dies. Ihre Mundwinkel zuckten leicht und deuteten ein eher zurückhaltendes Lächeln an. Die hellen Wangen wurden ein wenig rot, den Blick hatte sie auf ihre Hände gerichtet, die in ihrem Schoß lagen und noch immer die Handschuhe und die Armschienen hielten. Es war wohl kaum zu leugnen, dass sie den Spion mochte. Sehr sogar und nun versuchte dieses Kapitel für sich abzuschließen.

Nun begann für sie ein Neues, in das nun der ältere Schneider sie einleiten und gewiss ein Stück weit begleiten würde. Und so richteten sich ihre Augen wieder auf ihn, während er sprach. Eáránë fragte sich, wen er sie wohl alles vorstellen würde. Und was ihr wohl noch alles bevorstand. Das war alles überaus aufregend und es fühlte sich wie ein neues Abenteuer an. Nur dass ihr Leben nicht zwingend am seidenen Faden hängen mochte. Interessiert lauschte sie den folgenden Worten des Mannes, nachdem er sie gemustert hatte. “Das ist richtig.” Gab sie offen zu, unangenehm schien ihr dies nicht zu sein. “Bisher war dies auch nicht erforderlich gewesen.” Erklärte sie mehr oder weniger genau. Mortimer würde sich aber gewiss denken können, dass man in der Wildnis anderes Handwerk brauchte, als Schriften entziffern und selbst welche verfassen zu können. “Nun ich stand schon zwar sowohl dem Hohen Rat von Pelgar, als auch der Herrscherin des Nachtelfenreiches gegenüber… “ Ihre brauen hoben sich leicht und die Stimme kam etwas gedrückt aus ihr heraus. Die angenehmsten Begegnungen schienen es wohl nicht gewesen zu sein. Und gerade wirkte sie wie eine Heranwachsende, die sich davor drückte offen auszusprechen, dass sie… Alles andere als zurückhaltend gewesen war. “...und da mein Kopf noch auf meinem Hals sitzt, scheine ich zumindest etwas Glück gehabt zu haben. Dennoch kenne ich nicht wirklich die Gepflogenheiten bei den entsprechenden Kreisen.” Gab sie offen zu. Alleine schon weil sie Mortimer damit helfen wollte einzuschätzen, was sie erst mal alles lernen musste. Was gewiss nicht wenig war. “So viel habe ich aber schon mitbekommen: Sie wollen nicht zwingend das hören was ist, sondern einfach was sie hören möchten. Verlangen nicht selten Respekt, ohne selbst welches übrig zu haben.” Einer ihrer Augenbrauen erhob sich in die Höhe und sie zeigte deutlich, was sie von solchen Charaktereigenschaften hielt. Ja, Respekt hatte man sich zu erarbeiten. Auch das der Nachtelfe. Leise seufzte sie und schaute auf den Tisch. Sie erhaschte einen Blick auf die Zeichnungen des Schneiders und staunte nicht schlecht. “Wow… Wie beeindruckend…” Murmelte Eáránë fasziniert. Dass es in der Wohnstube etwas weniger aufgeräumt war als unten im Laden, störte sie nicht sonderlich. Zumal sie von anderen Dingen abgelenkt wurde.
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Erzähler » Freitag 21. Januar 2022, 23:12

Auf Earanes:
“Vielleicht kann ich die Tage einen Knochen für dich organisieren.”
, reagierte der Wolf mit blanken...und etwas überspitztem Entsetzen, denn das konnte sie unmöglich ernst meinen!!!
„...die Tage??? MORGEN! Ganz sicher MORGEN, sonst fress ich die Möbel! ALLE!“
, winselnd legte er sich hin und 'schlief' vor dem Kamin ein. Auch er hatte sich eine Pause verdient. Auf ihrer langen Reise, war er es gewesen, der wann immer seine Alpha schlafen musste ein Ohr halb offen und ein Auge stets wachsam gehalten hatte. Menschen waren da nicht so belastbar wie ein Tier und er konnte auch lange Strecken im Wolfstrab zurück legen ohne müde zu werden. Menschen hatten nun mal nur zwei Beine und brauchten vor allem tieferen Schlaf. Er konnte nur oberflächlich schlummern und war bei dem kleinsten Geräusch hellwach. Seine Nase warnte ihn viel früher vor Gefahren. 'Seine Elfe' hatte aber auch ein paar tolle Sachen drauf! Sie konnte ihm Dornen aus den Pfoten ziehen, die er selbst nicht mal mit den spitzen Eckzähnen erreichte. Sie konnte auf Bäume klettern und die köstlichen Eier aus den Nestern der Vögel stibitzen, die er so liebte. Und sie war eine treue Gefährtin... auch wenn er sich manchmal nach einem Weibchen für sich sehnte. Eine Zeit lang hatte er die Triebe sich fortzupflanzen stärker gefühlt, hatte sogar mal darüber nachgedacht fort zu laufen, aber es nie ausgesprochen, aber jetzt kam er langsam in die Jahre. Er war ein großer erfahrener Wolf und seine Welpen würden sicher herrlich werden. Mit fast geschlossenen Augen beobachtete er scheinbar schlafend seine Elfe und den alten Mann. Sie wirkte vollkommen entspannt in seiner Gegenwart, also vertraute sie ihm wohl.
Dann kann ich das auch...
, dachte er und überließ sich seinen Träumen vom Jagen, Laufen und Jagen.

Für die meisten sah es tatsächlich so aus, als wäre der Wolf sofort eingeschlafen, aber Earane kannte ihn zu gut. Er ruhte noch eine Weile während des Gesprächs in diesem Halbschlaf -ähnlichen Zustand und erst als sie selbst sich vollkommen entspannte, schlief er wirklich ein. Nach einer Weile drehte er sich sogar auf den Rücken und streckte seinen Bauch der verlöschenden Glut entgegen. Vielleicht sollte jemand Holz nachlegen?
“Das ist richtig.”
, gestand sie offen zu, als Mortimer sie nach ihren Lesefähigkeiten indirekt fragte.
“Bisher war dies auch nicht erforderlich gewesen...“
Und bezüglich ihrer höfischen Etikette...
„Nun ich stand schon zwar sowohl dem Hohen Rat von Pelgar, als auch der Herrscherin des Nachtelfenreiches gegenüber… “
Ihre Brauen hoben sich leicht und die Stimme kam etwas gedrückt aus ihr heraus. Die angenehmsten Begegnungen schienen es wohl nicht gewesen zu sein. Und gerade wirkte sie wie eine Heranwachsende, die sich davor drückte offen auszusprechen, dass sie… Alles andere als zurückhaltend gewesen war. Mortimer hob ebenfalls die Brauen, aber ließ sie aussprechen.
“...und da mein Kopf noch auf meinem Hals sitzt, scheine ich zumindest etwas Glück gehabt zu haben. Dennoch kenne ich nicht wirklich die Gepflogenheiten bei den entsprechenden Kreisen.”
Gab sie offen zu. Alleine schon weil sie Mortimer damit helfen wollte einzuschätzen, was sie erst mal alles lernen musste. Was gewiss nicht wenig war.
“So viel habe ich aber schon mitbekommen: Sie wollen nicht zwingend das hören was ist, sondern einfach was sie hören möchten. Verlangen nicht selten Respekt, ohne selbst welches übrig zu haben.”
Einer ihrer Augenbrauen erhob sich in die Höhe und sie zeigte deutlich, was sie von solchen Charaktereigenschaften hielt. Ja, Respekt hatte man sich zu erarbeiten. Auch das der Nachtelfe. Leise seufzte sie und schaute auf den Tisch. Mortimer musterte sie ein wenig eindringlicher und wirkte einen Moment lang...leicht verstimmt? Seine Strenge kam wieder durch. Fehler waren wohl bei ihm etwas, das man nur einmal machen durfte. Dann war er aber wieder ganz der nette 'Onkel'.
„Nun wir werden sehen...“
Sie erhaschte einen Blick auf die Zeichnungen des Schneiders und staunte nicht schlecht.
“Wow… Wie beeindruckend…”
, murmelte Eáránë fasziniert. Während sie einige seiner kunstvollen Skizzen betrachtete, betrachtete der Schneidermeister den Wolf.
„Ich möchte dich etwas fragen.“
Er wartete bis sie ihn wieder ansah.
„Du kannst mit deinem Begleiter sprechen, ist das richtig?“
Er erkannte sofort, dass er richtig vermutete und lächelte.
„Ich habe von solchen Verbindungen gehört. Ist das bei Elfen häufig? Du sprichst richtig seine Sprache... das ist überaus interessant. Versteht er denn auch das was er von uns hört? Also wenn wir uns unterhalten? Also Celcianisch? Der Gedanke kam mir gerade... Es wäre ein merkwürdiger Gedanke, wenn ein Tier … Entschuldige, ich möchte ihn nicht klein reden, nur kenne ich mich damit nun wirklich nicht aus. Es ist eine seltsame Vorstellung, dass ein Wolf zum Beispiel vorm Kamin liegt, jedes Wort versteht was er hört und wieder geben könnte...“
Mortimer musterte Earane. Seine Frage war aus seiner Sicht gewiss verständlich. Hatte sie selbst je 'Wolf' als Spion betrachtet? Denn diese Frage stand versteckt im Raum. Das der alte Mann über so etwas nachdachte, zeigte, dass auch er vielleicht eine Vergangenheit in dieser Richtung hatte. Er wartete höflich auf ihre Erwiderung, dann lenkte er das Thema in eine andere Richtung:
„Earane... darf ich Era nennen? Also nur, wenn du magst und auch nur wenn wir allein sind, wenn du das bevorzugst. Das Alter macht mich da ein bisschen gemütlich, Ha ha.“
Sein Lachen war verschmitzt und angenehm. Das E in Era, sprach er ein bisschen wie ein Ä aus, was den garmischen Klang seines Dialektes unterstrich.
„Was hältst du davon, wenn ich dir das Lesen und Schreiben beibringe, während du mir bei meinen Besorgungen hilfst. Wenn du magst, kannst du bei mir auch Rechnen lernen und sogar Garmisch. Hättest du daran Interesse? Für alle anderen Dinge, würde ich dich bei Zeiten dann zu anderen Lehrmeistern schicken.“
Er schmunzelte, als hätte er da schon eine Idee, die vielleicht ein bisschen brisant sein könnte. Der alte Mann hatte einen kleinen versteckten Schalk im Nacken.
„Ich kenne sogar jemanden, der dich in deiner Kunst der Schatten weiter unterrichten könnte.... JA, Akai hat auch dies in seinem Brief erwähnt. ABER! - dafür ist noch Zeit und für diesen Kontakt bist du noch nicht bereit. Wir werden dich ein wenig 'ausformen' bis es soweit ist.“
Er runzelte wieder leicht die Stirn, wie an der Stelle, wo Earane zuvor ihre Meinung zu Respekt geäußert hatte.
„Das höfische Parkett ist eine Notwendigkeit, die du beherrschen solltest wenn du als Kundschafterin Aufträge erhalten willst. Was denkst 'Du' denn, was du für Fähigkeiten benötigst?“
Und schon durfte sich die Nachtelfe wie bei einem Test fühlen. Mortimer lächelte milde, vielleicht auch wegen der Müdigkeit, die man ihr langsam wirklich ansah. Was sie auch sagte, er würde es erfassen und gegebenenfalls später darauf zurück kommen.
Dann erhob er sich mit einem leisen Knirschen seines Rückens und dehnte dann den Kopf.
„Wir sollten nun zu Bett gehen. Dort hinten ist der Abort. Da findest du auch einen Krug Wasser. Geh nur. Ich mach mich danach fertig.“
Er sortierte noch kurz ein paar Zeichnungen, eine davon fiel dabei unbemerkt unter den Tisch und trug sie hinter den Wandschirm, wo sein Bett stand. Es raschelte und nachdem die Nachtelfe aus dem kleinen Bad zurück kam, da fand sie auf der Couch ein langes weiches Nachthemd aus feiner Baumwolle. Es war mit feinen Stickereien an Kragen und Armbündchen versehen, schlicht und schön. Kaum hatte sie es angezogen, da überkam sie eine innere Ruhe und das Gefühl, Zuhause angekommen zu sein. Mortimer hatte sich inzwischen in einen langen Hausmantel gekleidet und verschwand seinerseits im Bad. Earane ergriff die Müdigkeit und sobald sie sich auf das Sofa legte, versank sie in den weichen Polstern, versank in weiche Träume.

((ooc: wenn du magst, kannst du hier einen schönen Traum nach deinem Ermessen einfügen.))



„Era, wach bitte auf.“
Etwas berührte sie an der Schulter. Hatte sie geschlafen? Ja musste sie wohl, denn irgendwie wurde sie ja wach.
„Steh bitte auf und zieh das hier an.“
Meister Mortimer stand vor ihrer Schlafstätte, gestriegelt und geputzt und wies auf die Armlehne auf der ein verschwommenes Kleid und ein merkwürdig verspielter kleiner Hut mit Schleier lag. Waren das weiße Eulenfedern? Irgendwie war ihr Körper der Meinung noch Schlaf zu brauchen. Auch ihre Augen waren noch nicht ganz offen, aber anscheinend galt es wohl den Tag nicht ungenutzt verstreichen zu lassen.

((ooc: bei dem Kleid überlass ich dir freie Hand. Es liegt noch eine Schürze und ein Mantel dabei.))

„Ich habe Wolf auf den Hinterhof gelassen, damit er … Er winselte und kratze an der Tür. Ich würde dich nur bitten, gegebenenfalls dort später nach seinem Unrat zu suchen und zu beseitigen. Die Lieferanten sollen nicht aus Versehen hinein treten. Ich habe ihm auch eine Schale Wasser hingestellt, über die er sich sehr gefreut hat, glaube ich. Ach ja, Frühstück steht auf dem Herd. Bitte komm dann in den Laden, wenn du fertig bist. Die Tür zum Hinterhof befindet sich hinter der Treppe. Du wirst sie finden. Ich gehe dann.“
Er neigte den Kopf, als sei sie eine hohe Dame, lächelte überaus charmant und höflich und wandte sich dann zum gehen. Seine langen Frackschöße waren stärkt und saßen perfekt. Er war ganz das Sinnbild eines Edlen, jedoch ohne den Prunk, den manch Adliger zur Untermalung seiner Macht trug. Mortimer war ein Diener dieser gehobenen Gesellschaft, aber mindestens genauso ehrenhaft. Von ihm konnte sie in der Tat noch einiges lernen, wenn sie sich Mühe gab.
Das versprochene Frühstück bestand aus einer Scheibe dickem frischen Brot, goldener Butter, Honig, einem Winterapfel und Rührei. Sogar ein paar kleine Speckwürfel waren knusprig gebraten darin enthalten und Earane war sicher erstaunt, wie der alte Mann das alles gezaubert hatte, ohne das sie wach geworden war. Sobald sie aus dem Nachthemd geschlüpft war, durchfloss sie neuer Tatendrang und sie fühlte sich erfrischt wie lange nicht mehr. So gut hatte sie lange nicht mehr geschlafen! Dann galt es den Tag zu beginnen. Ein Blick aus dem Fenster, zeigte ihr dichte graue Wolken, worüber sie vielleicht ganz dankbar war. Ihre Ankunft in Jorsa hatte sich sicher bisher ganz angenehm gestaltet. Nach Pelgar und einigen anderen unschönen Erfahrungen, war dies gewiss eine Abwechslung und sicher auch willkommen. Sicher hatte sie einiges vor und vielleicht auch eigene Ideen, wie sie sich für Mortimer nützlich machen könnte, schließlich nahm der Schneidermeister sie in Lehre... wenn auch nicht als Schneiderin und hatte sie in seinem Haus einquartiert. So konnte sie den Tag in einer neuen Stadt beginnen und ihre Aufmerksamkeit auf ihre Zukunft richten.
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[*] 1 Essstäbchen (Kupfer)
[*] 1 Napf (Kupfer)
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[*] 1 Feuerstein und Stahl
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[*] 1 Jagdbogen
[*] 1 Jagdmesser
[*] 4 Kunai

Im Nachtelfenreich erworben:
[*] 1 Nachtelfenbekleidung [- 32 F]
[*] 1 Gürtel (Leder) [- 2 F]
[*] 4 Gürteltaschen [- 16 F]
[*] 1 Kernseife [- 2 F]
[*] 1 Handtuch [- 8 F]
[*] 1 starkes Hanfseil [- 6 F]
[*] 1 Wetzstein [- 1 F]
[*] 2 Zunderschwämme [- 10 F]
[*] 1 Provianttasche [- ?]

Aus vorigem Abenteuer:
[*] 1 Schattenkristall (Medallion)/ Schmuckstück
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Eáránë Fëfalas » Samstag 22. Januar 2022, 18:51

Leise lachte die Nachtelfe auf die entsetzten Worte ihres vierbeinigen Freundes. “Nicht, dass du dich dadurch noch selbst ausstopfst.” Schmunzelnd schüttelte sie leicht den Kopf. Er sollte sich nun ausruhen. Die Jahre im Schattengebirge waren unbeschwert gewesen, doch die letzten anderthalb bis zwei Jahre haben Eáránë zu denken gegeben. Für Wolf wünschte sie sich Schöneres als während des Krieges an ihrer Seite zu bleiben. Er hatte ein friedliches Leben verdient. Zwar hatte sie schon ein ganzes Menschenleben hinter sich, doch hatte sie noch so viele mehr vor sich. Sie hatte… Zeit. Viel mehr als ihr wölfischer Vertrauter. Es war ein beruhigender Anblick ihn dösend vor dem Kamin liegen zu sehen. Gleichzeitig weckte es auch die Sehnsucht nach einem sicheren Leben. Zumindest ihm wollte sie versuchen dies zu gewähren. Umso dankbarer war sie dafür, dass er sie bisher nicht einfach verlassen hatte. Im Schattengebirge hatte er gewiss schon ein Weibchen für sich finden können. Unter den Menschen aber gestaltete sich dies als eher schwierig. Dies war aber etwas, worüber sich die Jägerin noch zu einem etwas späteren Zeitpunkt Gedanken machen konnte. Erst einmal hieß es hier ankommen und Mortimer ein Bild von der Person geben, die nun vorerst unter seinem Dach lebte.
Kurz hatte die junge Nachtelfe das Gefühl, ein eher schlechtes Bild von sich preiszugeben. Oder? Nachdem sie vom Tisch aufsah erkannte sie den strengen Blick des Mannes auf sich. Hatte sie etwas falsches gesagt? Sie hatte doch lediglich ihre bisherigen Eindrücke zu Wort gebracht. Zuvor hatte sie sich gegenüber der Dame zurückgehalten und redete auch jetzt nicht schlecht über diese. Eáránë hatte einfach einiges über solch streng hierarchisch geregelte Gesellschaften zu lernen. Hoffentlich würde sie keinen hoffnungslosen Fall abgeben…
Ihre Unsicherheit verflog wieder, als sie die Zeichnungen erblickte. Doch lenkte der Schneider ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich. Auf seine Frage hin lächelte sie ihn breit an. “Ja, das kann ich.” Die Mundwinkel senkten sich langsam wieder, als Mortimer seine Gedanken näher ausführte. Für sie war es alles andere als ein seltsamer Gedanke. Jedoch schienen viele Menschen eine etwas andere Verbindung zu den Tieren um sich herum zu haben. Ausnahmen gab es gewiss. Eáránë hatte eine Hand leicht gehoben und den Knöchel des angewinkelten Zeigefingers sachte auf ihre Unterlippe gelegt. “Zumindest ist es dort wo ich herkomme üblich die Sprachen der Tiere zu lernen. Besonders jene, mit denen man intensiv zu tun hat. Sie sind ein Teil unseres Lebens, unsere Freunde und Teil der Familie.” Erklärte die Elfe ruhig und geduldig. Versuchte die richtigen Worte zu finden, um es den Mann nachvollziehbar zu machen. “Und ja, Wolf kann uns verstehen und da er unter Nachtelfen aufwuchs versteht er auch Herendia. Meiner Erfahrung nach können viele Tiere Celcianisch verstehen. Manche mögen zwar mehr oder weniger intelligent sein, jedoch sind auch sie Lebewesen mit Verstand und Gefühlen. Auch sie haben ihre Vorlieben und Abneigungen, charakterliche Eigenarten. Und ebenso wie die Menschen, Elfen, Zwerge, Echsen sind auch sie sehr unterschiedlich und sprechen auch andere Sprachen. Mit Wölfen kann ich am einfachsten kommunizieren, weil ich es durch Wolf gelernt habe. Theoretisch könnte ich auch mit Hunden reden, weil diese den Wölfen bis zu einem gewissen Grad ähnlich sind. Wobei ich nicht garantieren kann, ausnahmslos mit ihnen reden zu können. Bei anderen Tieren wird es schwieriger. Da greife ich eher auf meine Erfahrung als Jägerin zurück und kommuniziere über die Körpersprache.” Tatsächlich aber dachte die junge Frau nicht an Spionage. Nicht im geringsten und kam somit auch nicht darauf, dass eben diese Frage unausgesprochen im Raum stand. Jedoch gab sie wohl ganz gut einen Teil ihrer Weltsicht preis. Es war deutlich herauszuhören, dass sie tiefen Respekt den anderen Lebewesen gegenüber hegte. “Im Prinzip könnt Ihr auch die Sprache der Wölfe lernen. Oder eine andere Tiersprache.” Fügte sie noch mit einem breiten Lächeln hinzu. Unbedarft und offen hatte sie auf seine Frage geantwortet. Konnte sie ihm einige seiner Sorgen nehmen? Oder hatte sie dies nur noch… Angefacht?

“Das dürft Ihr.” Erlaubte die angehende Kundschafterin den Spitznamen und stimmte mit einem leisen Lachen in seines ein. “Oh ja!” Reagierte sie wohl etwas sehr heftig und freudig auf sein Angebot, ihr das Lesen und Schreiben und sogar Garmisch beizubringen. Für diesen Augenblick schien ihre Müdigkeit wie verflogen zu sein, da ihre Freude überschwänglich über sie kam. Doch errötete sie auch schon und zog ihren Kopf leicht zwischen die Schultern. “Bitte verzeiht…” Entschuldigte sie sich prompt. “Es wäre mir eine große Freude, von Euch unterrichtet zu werden.” Nahm sie das Angebot nun etwas ruhiger an und deutete auch eine leichte Verbeugung an. “Wie wäre es, wenn ich Euch als Gegenleistung im Haushalt helfe?” Bot sie dann ihrerseits an. “Ich kann putzen und Ordnung halten. Kochen kann ich ebenfalls und ich würde gerne die Einkäufe erledigen, so kann ich auch die Stadt besser kennenlernen.” Sprudelte es auch schon aus der Nachtelfe heraus. Zwar mochte sie noch vieles über höfische Etikette lernen müssen, aber sie war gewiss keine nutzlose junge Frau. Nur galt es herauszufinden, welche ihrer Fähigkeiten auch in einer Stadt alltagstauglich waren. Auf dem Markt würde sie sich wohl nicht ganz so leicht übers Ohr hauen lassen können, was gewisse Produkte betraf. Zum Beispiel im Bezug auf Fleisch, Leder, Kräuter und anderes, das sie aus der Wildnis oder weiter verarbeitetes aus ihrer Heimat kannte. Gewiss kam es schon mal vor, dass Dinge für etwas verkauft wurden, das sie nicht waren. Schlechtere Qualität für zu hohe Preise an den mann gebracht wurden. Auch wenn sie spontan nicht den Eindruck hatte, dass dies hier in Jorsa der Fall sei. Und doch gab sich Eáránë gewiss nicht der naiven Illusion hin, dass es hier keinerlei Betrüger gäbe.
“Wenn ich etwas kann, dann ist es geduldig zu sein.” Lächelte sie zuversichtlich und freute sich schon auf die Bekanntschaften, die sie wohl machen würde. Aber auch darauf, endlich mehr zu lernen. Alles aber zu seiner Zeit, wie Mortimer auch schon andeutete.

Höfische Etikette wieder… Jedoch wurde nach ihrer Einschätzung gefragt, was sie wohl können müsse. Eárànë nahm sich einige Sekunden Bedenkzeit. “Nun… Ich muss wissen, wie ich gewisse Personen anzusprechen habe. Dazu sollte ich praktischerweise wissen, wen ich dann auch vor mir habe. Letztendlich muss ich sämtliche Informationen über die entsprechenden Personen und deren Beziehungen zueinander haben. Über die Politik sollte ich bescheid wissen…” Kurzum ganz viel Hintergrundinformationen einverleiben und diese sich behalten und nicht durcheinander bringen. “Mehrere Sprachen können… Bestimmt auch redegewandt sein…” Zählte sie die Dinge, die ihr spontan einfielen. Doch merkte sie gerade wieder deutlich ihre Müdigkeit. Bestimmt gab es da viel mehr, doch wollte ihr nichts mehr weiter einfallen. Ob sie das Richtige gesagt hatte? Hoffentlich.
Zum richtigen Augenblick leitete der ältere Herr nun das Ende des Gesprächs ein. Müde stimmte die Jägerin ihm mit einem leichten Nicken zu. Sie legte sie Handschuhe und die Schienen auf den Tisch und erhob sich. Dann legte sie ihre Arme links und rechts an ihre Körperseiten und verbeugte sich leicht. “Habt Dank, Herr Mortimer!” Dann richtete sie sich wieder auf. “Wenn Ihr mehr über mich wissen möchtet, könnt Ihr mich gerne fragen.” Immerhin wollte sie keine völlig Fremde für ihn sein. “Und gerne greife ich Euch unter die Arme, wo ich nur kann.” Sie war ihm unsagbar dankbar dafür, dass er sie bei sich aufnahm und ihr half. Und sie wollte ihm kein Klotz am Bein sein. Welches Licht würde dann auch auf Akái fallen?
Dann aber verließ sie den Raum, um sich für das Bett fertig zu machen. Lange brauchte sie tatsächlich nicht, jedoch lag schon alles für sie bereit, als sie wieder heraus kam. Der Stoff des Nachthemdes fühlte sich sehr angenehm an. Sie nahm es in die Hände und ihre Sicht wurde leicht verschwommen. Tränen kamen ihr hoch, doch blinzelte sie diese wieder weg. Erleichterung überkam Eáránë. Beinahe unaussprechliche Erleichterung, die sich in diesen wenigen Tränen zeigte. Tief atmete sie durch und zog sich um. Ordentlich legte sie ihre andere Kleidung beiseite, sodass diese nicht im Weg lag. Die Schuhe stellte sie zu ihrem Rucksack. Dann begab sie sich zum Sofa und legte sich auch schon hin. Nur noch nebenbei bekam sie mit, wie der Schneider ins Bad ging. “Gute Nacht.” Murmelte sie schon einschlafend. Kurz hatte sie noch zu Wolf gesehen. Doch da wurde sie auch schon von beruhigender Dunkelheit empfangen. Der Schlaf holte sie schnell ein, war tief und traumlos. Zumindest würde sie sich nicht daran erinnern können. Vielleicht hatte sie am nächsten Morgen etwas geträumt. Denn die Stimme des Mannes, der die Nachtelfe bei sich aufgenommen hatte hörte sich etwas anders an. Vertraut aber nicht genau bestimmbar.

Müde blinzelte Eáránë den Schlaf von ihren Augen, als sie geweckt wurde. Schlaftrunken rieb sie sich ihre Augen und richtete sich halb auf. “Ist es schon spät?” Murmelte sie leise und setzte sich langsam auf. So gut sie konnte lauschte sie den Anweisungen des Schneiders. “Das mache ich. Mit was und wohin soll ich seinen Unrat entsorgen?” Erkundigte sie zum Glück noch geistesgegenwärtig. Sie nickte leicht, als ihr dies erklärt wurde und sah dem älteren Herren hinterher.
Erst dann gähnte sie während sie sich ausgiebig streckte. Die Müdigkeit wich allmählich aus ihren Gliedern und sie ging zuerst zu ihrem Rucksack. Da packte sie ihr Toilettengeschirr und ihre Seife aus und würde sich erst einmal waschen und zurechtmachen. Nur weil sie oft in der Wildnis lebte hieß es nicht, dass sie ungepflegt sein musste. Penibel achtete Eáránë auf ihre Sauberkeit. Ebenso aber versuchte sie gleichzeitig darauf zu achten sich nicht zu viel Zeit zu lassen. Sauber und in neuer Frische kam die Frau aus dem Bad heraus, nachdem sie ihre Utensilien ordentlich beiseite gelegt hatte und zog sich die frische Kleidung an - und dies tat so unsagbar gut!
Die filigranen Finger der Jägerin knöpften das hellblaue Kleid zu. Im Nacken schloss sie den Kragen, der aus weißem Stoff bestand und mit Spitze verziert war. Dieser lag aber nicht zu eng an ihrem Hals an. An ihrem Dekolletee wölbte sich der Stoff ein wenig, da sie das Medaillon mit dem tiefschwarzen Stein darunter verbarg. Die silberne Halskette mit dem Feenanhänger hingegen trug sie offen. Der Stoff des Kleides war dick genug, um sie bei den kälteren Temperaturen warm zu halten. Die Ärmel waren an den Oberarmen breiter geschnitten, ab kurz über den Ellenbogen aber verliefen sie sehr schmal zu. Der Saum beider Ärmel war ebenso mit weißer Spitze geziert. Der Stoff ging ihr bis zu den Handballen, doch konnte sie diesen leicht nach oben ziehen, sodass sie die Ärmel nicht einsauen würde. Ab der Taille waren weite und leichte Falten genäht, die die schlanke Figur der vermeintlich jungen Frau nur noch mehr betonten. Das recht schlichte aber doch sehr schöne Kleid reichte ihr bis zu den Waden. So würde sie nicht beim Treppensteigen darüber stolpern.
Nachdem sich die Nachtelfe eingekleidet und sich auch die Schürze umgelegt hatte, widmete sie sich ihren Haaren. An beiden Seiten begann sie geschickt zwei Strähnen zu flechten und band sich einen Dutt, den sie mit einer ihrer vielen Bändern zusammen band. Natürlich lösten sich einige ihrer Haarsträhnen, die sich nicht bändigen lassen wollten. So aber machte ihre Frisur einen weniger strengen Eindruck. Hatte gar etwas leicht Verspieltes. Dass legte sie wieder ihr Diadem an, das sie zuvor im Bad abgenommen hatte. Gekonnt befestigte sie es mit ihrem Haar.
Eáránë gab sich einige Augenblicke Zeit und schaute an sich herab. Alles passte wie angegossen. Mortimer hatte wahrlich ein Auge für sowas. Der Schnitt schmeichelte ihr und die Farbe passte ausgezeichnet zu ihr und biss sich nicht mit ihrem Schmuck. Ein Indigo mit einem Hauch von dunklem Blau hätte gewiss auch beeindruckend an ihr ausgesehen. Doch passte das helle Blau mit den weißen Akzenten ebenfalls zur Jahreszeit und wirkte aber gleichzeitig recht fröhlich und weniger bedrückend. Sie schob nun ihre Ärmel hoch und genoss erst einmal das Frühstück. Es mochte einfach sein, doch war es unfassbar köstlich! Dieses schien ihr Energie zu geben, um voller Tatendrang in den Tag starten zu können. Nachdem sie fertig war, räumte sie das Geschirr weg und begann dieses sauber zu machen. Da sie eh schon dabei war hole sie auch aus ihrem Rucksack die Essstäbchen, die Schale und den kleinen Kessel heraus und begann auch diese ordentlich zu reinigen. Nachdem der Tisch abgeräumt war, wischte sie diesen mit einem Lappen sauber und begann danach ihre Schlafsachen ordentlich zusammen zu legen und auf das Ende des Sofas zu legen, das nicht durchgesessen war. Ihre getragene Kleidung und alles andere, das sie noch waschen musste legte sie ebenfalls zusammengelegt zu ihren Rucksack - also möglichst aus dem Weg. Dann widmete sie sich ihren Stiefeln, die sie auch sauber machte, bevor sie diese anzog.
Ein letzter prüfender Blick ging durch den Raum, dass sie diesen auch bloß sauber und aufgeräumt hinterließ. Dann zog sie sich die Mütze auf, die sie für einen Augenblick bestaunte. Auch dieser passte farblich und von der Form her zur Nachtelfe und rundete ihre Erscheinung nur noch ab. Die Frau griff dann nach ihren Gürtel, den sie sich - vor allem aus Gewohnheit - umschnallte. Außerdem befand sich ihr Geld und die wichtigen Papiere in den Taschen. Weniger dachte sie an das Jagdmesser. Ebenso mehr aus Gewohnheit nahm sie die Kunai an sich, verstaute zwei in einen Stiefel, den dritten im anderen und den vierten in ihren Gürtel. Gerade wollte sie nach ihrem Köcher greifen da entsann sie sich, dass sie ihren Bogen wohl kaum bräuchte. Weshalb sie diesen an der Wand gelehnt stehen ließ. Ihre Handschuhe nahm sie aber noch an sich. Es mochte zwar bewölkt sein, jedoch wollte sie ihr Glück nicht herausfordern. Sicher war sicher. Und so zog sie diese an und holte auch schon den Mantel. Immerhin musste sie noch in den Hof, wo Wolf hingemacht hatte. Apropos… Wo war er denn? Bestimmt unten, oder?
Noch einmal schaute Eáránë in die Wohnstube um sich zu vergewissern, dass sie auch nichts vergessen hatte. Sie öffnete die Tür und trat auf die Treppen, schloss die Wohnung hinter sich und begab sich dann doch mit eher zurückhaltenden Schritten nach unten…
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Erzähler » Sonntag 23. Januar 2022, 14:15

Mortimer hatte am Abend zuvor der Elfe aufmerksam zugehört, als diese ihre Verbindung zu ihrem Begleitertier genauer erklärte. Als sie dann sagte:
“Im Prinzip könnt Ihr auch die Sprache der Wölfe lernen. Oder eine andere Tiersprache.”
, winkte er jedoch ab und meinte nur lächelnd:
„Ich denke nicht, dass sich das für mich lohnen würde. Bei meiner Tätigkeit sind die meisten Tiere eher hinderlich. Es ist nicht so, dass ich sie nicht mögen würde...“
Er sah lächelnd zum schlafenden Wolf.
„...es passt nur einfach nicht so recht.“
Er zuckte mit den Schultern. Er schien sich weniger zu sorgen, mehr zu interessieren und fragte deshalb nach. Dann folgte sein Angebot, ihr Garmisch beizubringen und er schmunzelte erfreut über ihren Enthusiasmus.
“Es wäre mir eine große Freude, von Euch unterrichtet zu werden.”
, nahm sie das Angebot an und deutete auch eine leichte Verbeugung an, was er seinerseits mit einer nickenden Verbeugung annahm. So war es also abgemacht.
“Wie wäre es, wenn ich Euch als Gegenleistung im Haushalt helfe?”
Bot sie dann ihrerseits an.
“Ich kann putzen und Ordnung halten. Kochen kann ich ebenfalls und ich würde gerne die Einkäufe erledigen, so kann ich auch die Stadt besser kennenlernen.”
„Das würde mir sehr entgegen kommen. Leider ist vor kurzem eine gute alte Freundin verstorben, die mir hin und wieder im Haushalt geholfen hatte. Seit dem bin ich wohl etwas... verwahrlost.“
Allein das Wort 'verwahrlost' passte so gar nicht und nicht im geringsten zu diesem Mann! Zwar mochte sie noch vieles über höfische Etikette lernen müssen, aber sie wusste, dass er darin sicher ein Meister war und anders herum, war sie ganz gewiss keine nutzlose Frau. Auch, dass sie wohl wahrscheinlich von mehreren Personen ausgebildet werden sollte, nahm sie gut auf – Was wiederum Mortimer erfreute.
“Wenn ich etwas kann, dann ist es geduldig zu sein.”
Lächelte sie zuversichtlich und freute sich schon auf die Bekanntschaften, die sie wohl machen würde. Aber auch darauf, endlich mehr zu lernen. Alles aber zu seiner Zeit, wie Mortimer auch schon andeutete. Dann stellte er ihr Wissen in höfischer Etikette auf die Probe. Earane nahm sich einige Sekunden Bedenkzeit.
“Nun… Ich muss wissen, wie ich gewisse Personen anzusprechen habe. Dazu sollte ich praktischerweise wissen, wen ich dann auch vor mir habe. Letztendlich muss ich sämtliche Informationen über die entsprechenden Personen und deren Beziehungen zueinander haben. Über die Politik sollte ich Bescheid wissen…”
Im Grunde genommen Informationen sammeln, wie ein Spion...nur das der Zweck ein etwas anderer war. Als Spion wollte man seinem Gegenüber oft Schaden und suchte nach Schwachstellen. Jetzt änderte sich etwas in ihrem Leben. Nun galt es zu lernen, wie man Informationen nutzbringend zusammen stellte und vielleicht sogar positiv verwertete. Diese Kunst war ihr noch fremd.
“Mehrere Sprachen können… Bestimmt auch redegewandt sein…”
Dabei Schmunzelte Mortimer eher. Langsam dachte sie in die richtige Richtung. Er fügte nur einen kleinen Tipp an, damit sie ihre Gedankengänge besser in die neuen Pfade lenken konnte:
„...und man muss sich selbst auch gut darstellen können.“
Doch dann bemerkten beide ihre Müdigkeit. Zum rechten Augenblick leitete der ältere Herr nun das Ende des Gesprächs ein und sie machten sich Bett-fertig.
“Gute Nacht.”
Kurz hatte sie noch zu Wolf gesehen. Doch da wurde sie auch schon von beruhigender Dunkelheit empfangen. Der Schlaf holte sie schnell ein, war tief und traumlos.

Penibel achtete Earane am Morgen auf ihre Sauberkeit, nachdem sie Mortimer geweckt und dann sich schnell entfernt hatte. Ein Bad wäre noch schöner gewesen, aber auch mit einer Schüssel konnte man sich gründlich waschen. Hatte sie schon mal ein richtiges Badehaus besucht? Jorsa war bekannt und berühmt dafür! Vielleicht würde sie irgendwann dafür Zeit finden. Sie zog sich die frische Kleidung an - und dies tat so unsagbar gut! Das Kleid passte perfekt und schmiegte sich warm und weich an ihre Haut. Plötzlich kam sie sich regelrecht fein vor. Wie sagte man? „Kleider machen Leute?!“ Den Blick auf die feine Spitze geheftet, sah man ihr die Jägerin kaum noch an. Auf dem Markt würde man sie gewiss als eine gut bürgerliche Dame ansehen. Mortimer hatte genau das richtige für sie ausgesucht. Nachdem sich die Nachtelfe also eingekleidet, frisiert und sich auch die Schürze umgelegt hatte, widmete sie sich erst einmal dem Frühstück. Es mochte einfach sein, doch war es unfassbar köstlich! Nachdem sie fertig war, begann sie die Stube des Schneiders aufzuräumen und war dabei sehr gründlich. Ihr Blick fürs Detail half ihr nichts zu vergessen. Mehr aus Gewohnheit nahm sie die Kunai an sich, verstaute zwei in einen Stiefel, den dritten im anderen und den vierten in ihren Gürtel. Handschuhe und Mantel waren schnell gegriffen, dann öffnete sie die Tür und trat auf die Treppen, schloss die Wohnung hinter sich und begab sich dann doch mit eher zurückhaltenden Schritten nach unten.
Im Laden hörte sie schon bevor sie eintrat ein reißendes Geräusch und als sie um die Ecke kam, da sah sie Mortimer am Tresen stehen, das Sakko abgelegt und mit aufgekrempelten Hemdärmeln, wie er Seide mit einer winzigen Schere einschnitt und dann der Faserrichtung folgend hindurch riss. Das Geräusch war für ihre Ohren etwas unangenehm, aber zu ertragen. Ein Tier würde es nicht mögen, aber zu eben jenem Tier war sie ja auch gerade unterwegs. Mortimer winkte ihr zu und wies mit einem Nicken unter die Treppe, wo die Tür zum Hinterhof sich befand. Earane wurde von Wolf wie gewohnt überschwänglich begrüßt! Er beschnupperte ihre neuen Sachen und leckte ihre behandschuhten Hände.
„Langschläfer!“
, neckte er sie.
„Was machen wir heute? Kann ich mitkommen? Hast du nun viel für ihn zu tun?“
Gute Fragen, auf die es noch keine Antwort gab. Erst einmal verriet er ihr auf nachfragen, wo er sich erleichtert hatte und sie fand auch den erwähnten Eimer mit Sand, der eigentlich Streugut für eisige Tage beinhaltete und eine Schaufel. Schnell war der Unrat entsorgt und ihr Wolf quengelte nach etwas zu Fressen:
„Du hast Ei gefressen! Mit Schwein! Ich will auch! Hunger!“
, kläffte er schon fast drängend. Ja, sie musste auch für seinen Unterhalt sorgen, solange sie in der Stadt waren. Er schnupperte wieder an ihr und schob seine Nase unter ihren Rochsaum.
„Muss ich jetzt auch Stoff tragen?“
Noch so eine gute Frage. Wenn man ihren Eindruck mit feinen Kleidern verändern konnte, konnte man das vielleicht auch bei ihm???
Mortimer erschien in der Hintertür und rief den beiden zu:
„Kommt rein. ...Oder willst du ihn hier lassen?...“
Er überlas es ihr. Drinnen wartete er wieder hinter dem Tresen und winkte die Nachtelfe zu sich. Auf dem polierten glatten Holz lagen ein paar Zettel.
„Ich übertrage dir ein paar Besorgungen. Es ist nicht schlimm, wenn davon nicht alles klappen sollte, dann kümmer ich mich später selbst darum. Ich erwarte gleich einen hochwohlgeborenen Herrn zur Anprobe und derweil könntest du dich etwas umsehen und wir sehen auch gleich wie gut du zurecht kommst.“
Er schob ihr zewi Listen zu.
„Hiermit gehst du zur Bibliothek und lässt dir die aufgeschriebenen Bücher heraus suchen. Die brauchen wir für dein Studium. Danach gehst du auf den Markt und kaufst etwas zu Essen für uns drei ein. Hier steht auch die Adresse des Fleischers, wenn du nach dem Weg fragen musst. Es ist nicht weit von hier, aber mach das auf jeden Fall zum Schluss, damit alles frisch bleibt.“
Er lächelte ihr aufmunternd zu, als wäre Einkaufen das größte Abenteuer ihres Lebens. Er gab ihr einen Beutel, in dem einige Münzen klimperten.
„Das sollte reichen. Schau dich ruhig um. Es gibt viel in Jorsa zu entdecken. Ich würde mich freuen wenn du zum Nachmittag wieder da wärst, da s reicht. Lass dir Zeit und pass nur etwas in der Nähe der Kaserne auf. Manche der jungen Burschen würden dich wohl in diesem Aufzug glatt vom Fleck weg heiraten!“
Er sah sie fast mit so etwas wie väterlichem...oder großväterlichem Stolz an. Sie machte einen guten Eindruck und das war es, was er gewollt hatte. Jetzt musste sie nur noch lernen, sich auch entsprechend zu benehmen...zu gehen, zu sitzen und zu handeln, damit ein Dienstherr sich ihrer nicht schämen würde, wenn er sie aussandte. So langsam verstand sie vielleicht Mortimers Ansinnen und fügte die Puzzleteile zusammen. Eine Kundschafterin war auch häufig die Repräsentantin ihres Auftraggebers und musste dem entsprechend 'glänzen'. Es ging eben nicht nur um Beobachten und das Sammeln von Details - Das korrekte und der Etikette entsprechende Überbringen von Nachrichten war mindestens genauso wichtig. Niemand empfing einen Vagabunden, wenn den Kundschafter eines hohen Herrn erwartete. Zu anderen Fähigkeiten musste Earane nun auch lernen, repräsentativ zu sein.
„Era?“
Der alte Schneidermeister lächelte.
„Immer schön höflich sein und mach mir keine Schande.“
Das fasste es wohl gut zusammen. Sie arbeite nun für ihn und wenn sie etwas tat, dann fiel es auf ihn zurück. Es war vielleicht ein wenig merkwürdig, wie er mit er umging und sprach. Als wäre er ihr Opa. Ähnelte er ihr an Jahren doch bestimmt, so war er vielleicht sogar jünger als sie. Er war noch rüstig, aber Elfen alterten auch ganz anders. SIE wirkte wie eine junge Frau und er war schon im Herbst seines Lebens. Aber Menschen lebten ihr Leben auch oftmals um einiges intensiver als die langlebigen Völker. Noch intensiver gelang dies wohl nur Tieren.

So stand es ihr nun frei ihren Tag zu planen. Wo wollte sie hin, was wollte sie sich ansehen und nahm sie Wolf mit?
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Spuren-/ Fährtenlesen [durchschnittlich]
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(Nah)Kampf [rudimentär]
Kunai (als Wurfmesser) [rudimentär]
Lesen & Schreiben [gar nicht]
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L, 33F
Ausrüstung: Persönliches/ aus ihrer Heimat:
[*] 1 Halskette mit einer Fee als Anhänger
[*] 1 Rucksack
[*] 1 Toilettenbesteck
[*] 1 Holzkamm
[*] 1 Wolldecke
[*] 1 Essstäbchen (Kupfer)
[*] 1 Napf (Kupfer)
[*] 1 Kessel (1 l, Kupfer)
[*] 1 Feuerstein und Stahl
[*] 1 Köcher mit Pfeilen
[*] 1 Jagdbogen
[*] 1 Jagdmesser
[*] 4 Kunai

Im Nachtelfenreich erworben:
[*] 1 Nachtelfenbekleidung [- 32 F]
[*] 1 Gürtel (Leder) [- 2 F]
[*] 4 Gürteltaschen [- 16 F]
[*] 1 Kernseife [- 2 F]
[*] 1 Handtuch [- 8 F]
[*] 1 starkes Hanfseil [- 6 F]
[*] 1 Wetzstein [- 1 F]
[*] 2 Zunderschwämme [- 10 F]
[*] 1 Provianttasche [- ?]

Aus vorigem Abenteuer:
[*] 1 Schattenkristall (Medallion)/ Schmuckstück
[*] 1 Reichsplakette Pelgars
[*] 1 Phönixfeder
[*] 1 grobe Stadtkarte von Pelgar (Lederfetzen)
Tierische Begleiter: Wolf [weißer Wolf]
Zum Vorzeigen: [br][/br]

Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Eáránë Fëfalas » Dienstag 25. Januar 2022, 19:43

Verwahrlost? Nein so wirkte weder er noch seine Wohnstube. Jedoch schaute die Elfe ihn mitfühlend an. “Mein herzlichstes Beileid.” Wollte sie ihr Mitgefühl ausdrücken, ohne aber zu sehr auf seinen Verlust einzugehen. Zumal es sie nichts anging und das Gespräch auch schon weiter ging. Aber es wurde nicht mehr zu lange weitergeführt. Immerhin war es schon spät und die Müdigkeit überkam zumindest Eáránë allmählich. Mortimer musste am nächsten Tag gewiss auch pünktlich seinen Laden öffnen.
Erst am nächsten Morgen spürte die Nachtelfe in ihren Gliedern, wie sehr sowohl ihr Körper als auch ihr Geist sich nach solch einer Ruhe gesehnt hatten. Sie hätte noch etwas länger auf dem Sofa liegen bleiben können, doch sollte der Tag nicht tatenlos verstreichen. Nachdem sie vom Schneider geweckt worden war und dieser die Wohnstube verließ raffte sie sich auf und machte sich nach und nach fertig. Stärkte sich für den Tag und erledigte schon mal einen kleinen Teil der Hausarbeit, ehe sie hinunter ging um weitere Anweisungen zu erhalten.
Für wenige Sekunden beobachtete die Nachtelfe die Szene, die sich ihr bot. Wie Mortimer dabei war einen Stoff zu schneiden, ehe er auf sie aufmerksam wurde und dorthin nickte, wo sie die Tür zum Hof finden würde. “Guten Morgen.” Grüßte sie zuvor noch den Mann, als dieser zu ihr geschaut hatte.
Sofort ging sie dann nach draußen und fand dort auch Wolf. “Offenbar habe ich etwas zu gut geschlafen.” Erwiderte sie seine Begrüßung mit einem Grinsen, beugte sich zu Wolf und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. “Erst einmal muss ich deine Hinterlassenschaften entsorgen. Noch weiß ich aber nicht, was ich heute erledigen soll. Und natürlich darfst du mitkommen, wenn du möchtest.” Was sie aber noch früh genug erfahren würde. Die erste Aufgabe war schnell erledigt und ihr vierbeiniger Freund schnupperte dann auch schon an ihr herum. “Hab ein wenig Geduld, du bekommst was.” Das sie erst einmal würde besorgen müssen. Nur konnte sie nicht eben mal mit ihm auf die Jagd gehen. Hoffentlich reichte das bisschen Geld, das sie hatte. Verhungern würde er aber nicht müssen. Lachend klopfte sie dem großen Tier sachte auf die Seite vom Hals. “Ich denke nicht. Welchen Sinn hätte es, dir Stoff anzuziehen?” Vielleicht ein Schleifchen in sein Fell flechten. Aber seine vierbeinige Begleiter gänzlich ankleiden war etwas, das der jungen Elfe völlig fremd war. Entsprechend absurd fand sie den Gedanken. Wenn auch ein wenig amüsant, sich Wolf in Stoffen vorzustellen.

Eáránë drehte sich dann auch schon zu Mortimer, als er beide zu sich rief. Ohne Wolf los zu ziehen war für die Jägerin beinahe undenkbar. Wieso sollte er nicht auch diese Stadt kennenlernen? Zudem brauchte er auch Auslauf. Den ganzen Tag und die ganze Nacht vor dem Kamin zu lungern täte ihm gewiss nicht gut. Und so folgte sie gemeinsam mit Wolf dem älteren Mann und schaute dann auf die Zettel, die auf dem Tresen lagen.
Ihre Finger legten sich auf die zwei Listen, die ihr zugeschoben wurden, während sie aufmerksam zuhörte. Auch wenn sie nicht lesen konnte was drauf stand, schaute sie kurz auf diese, ehe sie wieder Mortimer ansah und leicht nickte. Den Beutel verstaute sie in einer der vier Gürteltaschen.
Dann werde ich gleich meinen Rucksack holen.
Es wäre wohl etwas viel zum tragen, zumal sie sich noch umsehen wollte. Und offenbar sollte sie sich auch Zeit lassen. Das Einkaufen würde wohl kein so großes Abenteuer darstellen. Immerhin befand sie sich nicht zum ersten Mal in einer größeren Stadt. Sie mochte zwar recht weltfremd sein, doch waren ihr nicht alle Aspekte des Lebens fremd. Jedoch fachten die Worte und das Lächeln des Mannes ihren Tatendrang an. Die Freude, durch die Straßen Jorsas zu gehen und zu erfahren was es hier so alles gab war groß.
Und dies war an ihrem strahlenden Gesicht deutlich zu erkennen. Mit einem breiten Lächeln verstaute sie auch die Zettel, die ihr mitgegeben wurden. “Meister Mortimer, was genau soll ich einkaufen?” Fragte sie nun genauer nach, auch wenn er ihr dies aufgeschrieben hatte. “Ich habe ein gutes Gedächtnis.” Was auch zwangsläufig notwendig war, wenn man sich keine Merkliste schreiben konnte. Und sie wollte auch beweisen, dass sie von Nutzen war.
Konnte sie aber schon in seinen Augen einen Hauch von Stolz erkennen? Dabei hatte sie doch noch nicht viel getan. Auf seine Worte hin, in der Nähe der Kaserne etwas aufzupassen, musste sie leise lachen. “Nicht viele werden sich wohl in meine Nähe trauen, mit Wolf an meiner Seite.” Scherzte sie amüsiert.

Und ja allmählich fügten sich ihr die Puzzleteile zusammen. War dies auch Teil einer Aufgabe heute? Sich anständig zu präsentieren, während sie die Stadt erkundete? Dies war gewiss kein schlechter Anfang. Und wohl angenehmer, als wenn sie die sofort mit der hohen Kundschaft des Schneiders konfrontiert werden würde. Da war gewiss viel mehr Feingefühl erforderlich, das sie für den entsprechenden Umgang noch lernen musste. Es gehörte auch mehr dazu als einfach hübsch auszusehen und sich elfengleich bewegen zu können.
“Ja, Meiser Mortimer?” Erwiderte sie erwartungsvoll, als er sie bei ihren Spitznamen nannte. Gerade hatte sie sich aufmachen wollen, um erst mal ihren Rucksack aus der Wohnstube zu holen. “Verstanden.” Lächelte die vermeintlich junge Frau und deutete eine leichte Verbeugung an. Da fiel ihr ein… “Oh Meister Mortimer? Ich bräuchte einen Riemen für Wolf. Mir wurde gestern von den Wachen nahegelegt, dass ich Wolf einen Riemen ums Maul legen soll, wenn ich mit ihm auf den Markt gehe. Und… Ich besitze keinen. Habt Ihr eventuell etwas, das ich dafür nutzen kann?” Der Gedanke war ihr unangenehm. Sehr sogar. Aber so waren die Regeln und sie wollte keinen Ärger machen. Zumal sie inzwischen schon mitbekommen hatte, wie man auf ihren vierbeinigen Begleiter teilweise reagierte.

Nachdem dies geklärt war, ging sie noch einmal hoch in die Wohnstube. Bei ihrem Rucksack ging sie in die Hocke und packte alles größere heraus, das die nicht benötigte. Um somit Platz für die Bücher und später auch die Einkäufe zu machen. Die Wolldecke, das Handtuch und ein paar ihrer wenigen Kleidungsstücke zum Wechseln legte sie ordentlich beiseite. Aber auch Dinge wie der Wetzstein und andere Sachen legte sie heraus.
Während sie auch kleinere Taschen an den innenseiten kontrollierte, hatte sie den Lederfetzen aus Pelgar in der Hand. Die grobe Karte aus der Bibliothek. Kurz hielt sie inne und klappte diese auf. Darin hatte sie das Ehrenabzeichen der Stadt eingewickelt. Es glänzte, als hätte sie es erst erhalten. Mit dem Daumen strich sie über das Abzeichen, das sie als Ehrenbürger Pelgars auszeichnete. Oder eher ausgezeichnet hatte… Ihre Lippen haben sich kurz aufeinander gepresst, bevor ihr ein schweres aber leises Seufzen entkam. Es war nicht mehr wichtig. Nichts davon. Eáránë umwickelte das Abzeichen wieder mit dem Lederfetzen und legte es auf die Wolldecke. Erneut durchsuchte sie den Rucksack und erblickte die Feder, die sie von Akái geschenkt bekommen hatte. Wie es ihm wohl ging? Diese ließ die Nachtelfe genau dort wo sie war. Dann klappte sie den Rucksack oben zu, verschloss diesen und erhob sich mit ihm in der Hand. Sie legte die Riemen um ihre Schultern und kontrollierte auch, dass ihre Kleidung nichts verrutschte. Der Mantel wurde zurecht gezupft, dieser verdeckte ihren Gürtel mit dem Geld und den wichtigen Papieren. Schützte all dies praktisch. Und den verspielten Hut mit den weißen Eulenfedern rückte sie zurecht, obwohl es nicht notwendig war. Der Schleier an diesem, der ihr Gesicht ein wenig verhüllte, verlieh ihr etwas Mysteriöses.
Nun wirklich fertig, verließ die Nachtelfe die Wohnstube wieder und trat die treppen hinunter. Ihre Bewegungen waren nun selbstsicherer und so elegant, wie es den Elfen angeboren war. Sie war bereit für ihr neues Abenteuer. Wieder unten im Laden widmete sie sich dem älteren Herren. “Meister Mortimer, ich mache mich nun auf den Weg. Bis heute Nachmittag.” Verabschiedete sie sich bei ihm. Dabei hob sie ihre rechte Hand, die Finger waren leicht angewinkelt. Die Knöchel der Finger führte sie zu ihren Lippen, mit denen sie diese sachte berührte. Dann hob sie ihre Hand ein Stück höher zu ihrer Stirn und deutete eine Berührung an, dann öffnete sie ihre Finger und die Bewegung ging in die Richtung des Mannes. Eine Geste des Abschieds, wohl aus ihrer Heimat.
“Magst du mitkommen Wolf?” Fragte sie ihren treuen Freund und überließ ihm die Wahl. Und was genau wollte sie nun unternehmen? Vielleicht zuerst in die Bibliothek gehen, um die entsprechenden Lehrbücher für sich zu holen. Dann hätte sie dies schon mal erledigt. Und dann? Vermutlich würde sie sich einfach ungezwungen die Stadt ansehen. Womöglich in der Bibliothek nachfragen, was für Sehenswürdigkeiten es so gab. Es war wie ein kleines Abenteuer für sie. So genau wusste sie nicht, was noch auf sie zukommen würde und es gab vieles zu entdecken. Wenn sie sich zu den berühmten Badeanlagen veirren sollte würde sie gewiss nachfragen, ob auch vierbeinige Begleiter erlaubt wären. Wobei sie diese Bäder eher einen anderen Tag aufsuchen würde. Gefallen hätte sie aber allemal daran und würde womöglich etwas an ihre alte Heimat erinnern... Der Tempel wäre gewiss auch einen Besuch wert. Welchem Gott heute wohl gewürdigt wurde? Der Gedanke des Gleichgewichtes war etwas, das großen Anklang bei Eáránë fände, da auch sie ähnlich dachte. Und auch wenn der Eindruck Jorsas bisher vorwiegend positiv war, so wohnte ihr dennoch eine leise Unsicherheit bei. Aber die Nachtelfe versuchte keinerlei Gedanken daran zu verschwenden, ob und wann sie eher Negatives erfahren würde. Jorsa war gastfreundlicher als Pelgar. Gewiss musste sie nicht damit rechnen einfach in die Kerker gesperrt zu werden, weil... Ja weil aus Gründen. Und doch hatte entsprechende Erfahrung in der Schwesternstadt die junge Elfe geprägt. Aber diesbezüglich hatte sie doch nichts zu befürchten, immerhin hatte sie ihre Papiere bei sich, die sie am Abend zuvor von den Wachen erhalten hatte. Apropos Wachen... Ob sie Jan gegebenfalls über den Weg laufen würde? Irgendwie tat es ihr leid, dass sie nicht ganz so gesprächig gewesen war.
Nun, sie würde schon sehen was der Tag ihr und eventuell auch Wolf bringen würde. Die Freude war jedenfalls groß, als sie dabei war Mortimers Laden zu verlassen.
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Erzähler » Montag 31. Januar 2022, 17:33

“Meister Mortimer, was genau soll ich einkaufen?”
, fragte sie nun genauer nach, auch wenn er ihr dies aufgeschrieben hatte.
“Ich habe ein gutes Gedächtnis.”
„Such dir einen Fleisch- und einen Gemüsehändler und zeig ihnen die Liste.“
, kürzte Mortimer aber leider doch über seine Arbeit versunken ab. Er hatte sich die Mühe gemacht alles aufzuschreiben und die Listen mit ihr nun auswendig zu lernen, auch wenn sie ein gutes Gedächtnis hatte, dafür hatte er gerade keine Zeit. Er war zwar freundlich, aber auch sein Handwerk musste weiter voran schreiten. Erst als Wolf dann noch einmal zur Sprache kam, sah er noch einmal auf.
“Oh Meister Mortimer? Ich bräuchte einen Riemen für Wolf. Mir wurde gestern von den Wachen nahegelegt, dass ich Wolf einen Riemen ums Maul legen soll, wenn ich mit ihm auf den Markt gehe. Und… Ich besitze keinen. Habt Ihr eventuell etwas, das ich dafür nutzen kann?”
Der Gedanke war ihr unangenehm. Sehr sogar. Der Schneidermeister blinzelte, als hätte sie ihn aus einem tiefschürfenden Gedankengang geweckt und betrachtete dann den weißen Wolf eingehender. So sehr, dass Wolf die Ohren nach hinten drehte und etwas unruhig wurde.
„Ich denke, ich habe da etwas passendes.“
, sagte Mortimer und verschwand für ein paar Momente im hinteren Teil des Ladens. Es rumpelte und Earane konnte ein zufriedenes Lachen hören. Dann kam er wieder und hielt einen ...Sattel... In der Hand? Nein, er breitete das gute Stück auf dem Tresen aus und es entpuppte sich als zwei in der Mitte verbundene Taschen = Satteltaschen - allerdings waren diese aus hübscher grüner Rohseide und wahrscheinlich für ein kleines Pony gedacht gewesen. Wolf legte den Kopf schief und grummelte:
„Soll ich jetzt doch Stoff tragen?“
Das ausgerechnet sein eigener Einfall sich nun doch erfüllen sollte, war schon fast lustig.
„Das hier dürfte ungefähr passen und dir bei den Einkäufen nützlich sein. Ein paar Bänder sind auch dabei. Hier.“
Mortimer schob alles über den Tresen und so konnte Earane Wolf sein neues 'Gewand/Geschirr' anlegen. Er hielt auch brav still und sah vor allem gleich bei weitem nicht mehr so wild aus. Kleider machten Leute... oder in diesem Fall, Wolf zu einem Helfer. Die einzelnen Gurte mussten auf Dauer noch ein wenig angepasst werden, aber insgesamt würde es gehen. Wolf war auch eher neugierig als irritiert und benahm sich wirklich vorbildlich.
Nachdem danach auch Earane ihren Rucksack oben umgepackt hatte, um somit Platz für die Bücher und später auch die Einkäufe zu machen, konnten sie bald los. Der Mantel wurde zurecht gezupft, dieser verdeckte ihren Gürtel mit dem Geld und den wichtigen Papieren.
“Meister Mortimer, ich mache mich nun auf den Weg. Bis heute Nachmittag.”
, verabschiedete sie sich wieder unten bei ihm. Dabei hob sie ihre rechte Hand, die Finger waren leicht angewinkelt. Die Knöchel der Finger führte sie zu ihren Lippen, mit denen sie diese sachte berührte. Dann hob sie ihre Hand ein Stück höher zu ihrer Stirn und deutete eine Berührung an, dann öffnete sie ihre Finger und die Bewegung ging in die Richtung des Mannes. Eine Geste des Abschieds, wohl aus ihrer Heimat. Mortimer lächelte kurz, wiederholte die Geste wie er es bei seinem alten Freund Akim gelernt hatte, fügte eine weitere hinzu, indem er eine imaginäre Hutkrempe berührte, nickte und ihr einen erfolgreichen Tag wünschte. Plötzlich hielt er noch einmal den Zeigefinger in die Höhe und bat sie damit zu warten. Er griff unter seinen Tresen und holte ein grün gefärbtes Pergament hervor, dass ein rot und goldenes Wappen der Stadt in der Kopfzeile trug. Mortimer schrieb etwas sehr ordentlich darauf, pustete die Tinte trocken und faltete es sorgsam. Dann steckte er es in eine kleine Seidenhülle mit dem Logo seines Ladens darauf.
„Hier, trage das immer bei dir. Deine Arbeitserlaubnis für Jorsa. Zeig sie vor, falls jemand danach fragt, oder wenn du in Schwierigkeiten kommen solltest, was ich nicht hoffe! Und nun... husch husch...“
Zu weiteren Lektionen in den Wirren der Benimm-Regeln kam es jedoch erst einmal nicht. Mortimer ließ seine neue Hilfe erst einmal ziehen und widmete sich eilig wieder dem aktuellen Auftrag eines hohen Herren.

“Magst du mitkommen Wolf?”

, fragte Earane ihren treuen Freund und er hechelte erfreut, dass es jetzt endlich los gehen konnte. Auch die Nachtelfe war ein wenig aufgeregt. Vielleicht sollte sie zuerst in die Bibliothek gehen, um die entsprechenden Lehrbücher für sich zu holen? Dann hätte sie dies schon mal erledigt. Und dann? Vermutlich würde sie sich einfach ungezwungen die Stadt ansehen. Womöglich in der Bibliothek nachfragen, was für Sehenswürdigkeiten es so gab. Es war wie ein kleines Abenteuer für sie. Wenn sie sich zu den berühmten Badeanlagen verirren sollte würde sie gewiss nachfragen, ob auch vierbeinige Begleiter erlaubt wären. Wobei sie diese Bäder eher einen anderen Tag aufsuchen würde. Gefallen hätte sie aber allemal daran und würde womöglich etwas an ihre alte Heimat erinnern. Der Tempel wäre gewiss auch einen Besuch wert. Welchem Gott heute wohl gewürdigt wurde? Der Gedanke des Gleichgewichtes war etwas, das großen Anklang bei Earane fand, da auch sie ähnlich dachte. Und auch wenn der Eindruck Jorsas bisher vorwiegend positiv war, so wohnte ihr dennoch eine leise Unsicherheit bei. Aber die Nachtelfe versuchte keinerlei Gedanken daran zu verschwenden, ob und wann sie eher Negatives erfahren würde. Jorsa war gastfreundlicher als Pelgar. Gewiss musste sie nicht damit rechnen einfach in die Kerker gesperrt zu werden, weil... Ja, weil aus Gründen. Und doch hatte entsprechende Erfahrung in der Schwesternstadt die junge Elfe geprägt. Aber diesbezüglich hatte sie doch nichts zu befürchten, immerhin hatte sie ja ihre Papiere bei sich. Letztendlich dachte sie noch einmal kurz an den Wächter vom Vorabend und auch Mortimer hatte die Kaserne erwähnt, aber mit einer gewissen Vorsicht. Ob sie Jan gegebenenfalls über den Weg laufen würde? Irgendwie tat es ihr leid, dass sie nicht ganz so gesprächig gewesen war, was vielleicht der Aufregung in der neuen Stadt begründet war. Nun, sie würde schon sehen was der Tag ihr und eventuell auch Wolf bringen würde. Die Freude war jedenfalls groß, als sie dabei war Mortimers Laden zu verlassen, als das Abenteuer prompt begann...

Era, wie sie nun liebevoll von ihrem neuen Gastgeber genannt wurde, öffnete die Tür und wäre um Haaresbreite fast in eine wirklich beeindruckende Erscheinung hinein gerannt! Wolf war es, der sie gerade noch rechtzeitig mit einem beherzten Biss in den Saum ihres Rockes vor einem Zusammenstoß bewahrte. Leider brachte sie dies jedoch so sehr aus dem Gleichgewicht, dass sie sich in ihrem eigenen Unterrock verfing und stolperte. Doch der Schatten, der sich über sie legte war nicht so unangenehm, wie vielleicht befürchtet. Der Mann, der da vor ihr stand, ließ eine Hand gerade in dem Moment vorschnellen, bevor sie die Stufen hinunter purzeln konnte. Seine Finger schlossen sind bestimmt aber sanft wie bei einem Tänzer um ihr Schulterblatt und hoben sie gekonnt wieder in die Senkrechte. Eine halbe Drehung war auch noch dabei gewesen und so taumelte die Welt für die Nachtelfe noch einen Atemzug hinterher, als der hohe Herr, den Mortimer wohl erwartete leise sprach:
„Na hoppala... Immer langsam mit den jungen... Oh!“
Letzterer Laut galt wohl Wolf und nicht ihr, denn der hoch gewachsene Mann mit den blonden langen Haaren, die er in einem fast lässigen Zopf im Nacken zusammen gebunden hatte, schaute von ihr zu ihrem Begleiter runter und schmunzelte beeindruckt. Seine Brauen hoben sich dabei tanzend. So nah wie sie ihm kurz war, konnte sogar sie den leichten Duft nach Zeder und Amber wahrnehmen. Seine strahlend blauen Augen waren mit kleinen grünen Sprenkeln versehen, die seinen Blick in etwas mystisches verwandelten. Es ähnelte einem hellen Türkis am Meer im Sommer. Seine Nase war aristokratisch gerade und glich ein klein wenig einem Schnabel, mit dem kleinen Haken. Seine Lippen waren schmal, aber zu einem freundlichen Lächeln verzogen. Kinn und Wangen waren frisch glatt rasiert. Das kantige Kinn hingegen gab ihm etwas leicht verwegenes, was durch seine gepflegte und sicher sehr teure Kleidung wieder wett gemacht wurde. Nachdem er sie wieder auf die Beine gestellt hatte, machte er einen kleinen 'Diener'. Die Verbeugung fiel zwar nicht all zu tief aus, aber erfüllt ihren Zweck und 'hofierte' sie somit als Dame. Er hielt ihr noch einen Moment lang die Tür auf, wartete bis auch Wolf an ihm vorbei geschritten war und sah ihr noch einen Augenblick länger hinterher, bevor er dann Mortimers Schneiderei betrat.

Nach diesem kleinen Beinahe-Unfall gleich zu Beginn ihres Abenteuers schlenderte die Nachtelfe geschützt von einer dichten Wolkendecke und ihrer guten Kleidung Richtung Marktplatz, denn von diesem zentralen Ort in Jorsa konnte man jeden anderen erreichen. Doch bevor sie diesen auch nur überqueren konnte, wurde sie mal hier mal da auch schon nickend gegrüßt und ein paar mal sogar angesprochen:
„Guten Morgen! Habt ihr Interesse an frischen Eiern?“
, fragte eine ältere Frau mit einem Huhn auf der Schürze.
„FRISCHER SEEFISCH! Fangfrisch aus Serna! GERADE ANGEKOMMEN!“
„Kartoffeln! Schöne dicke Kartoffeln!“
„Das deine dick sind, wissen wir alle Bernd!“

Jemand lachte laut und das Handeln in Garmisch ging munter weiter. Die Landessprache klang durch und durch freundlich und die Händler machten ihr alle Ehre in dem sie sich sie kreuz und quer laut über den Markt zu riefen. Es wurde gelacht, gejohlt und gerufen, aber nichts davon klang unfreundlich. Da es noch recht früh war, waren die Stände noch voll bestückt, aber man sah auch hier, dass der Krieg das Land langsam auszehrte. Einst mussten diese Straßen wohl nie geschlafen haben und das Angebot wohl unermesslich gewesen sein. Heute sah man Lücken die wohl einst fahrenden Händlern frei gestanden hatten um ihre Wahre feil zu bieten. Jetzt beschränkte man sich auf das Zentrum des freien Platzes und ließ so einen Ring aus Freiraum drum herum frei. Sobald jemand durch Earane jedoch heraus gefunden hätte, dass sie kein Garmisch sprach, wechselten sie ins Celcianische und schienen nur für sie den Lobgesang auf ihre Wahren neu anzustimmen.
Doch ihre Kundschaft hatte ein anderes Ziel sich auserkoren und brach somit manch Händlerherz. Einen freundlichen Rat wo es zur Bibliothek ging, erhielt sie aber trotzdem.

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 9. Februar 2022, 21:35

(Earane kommt von: Menschen, Waren und täglich neue Eindrücke)

Er lächelte das Schild an und schaute dann zu Earane.
„Ich hoffe, ich konnte dienlich sein.“
Er machte eine kleine salutierende Geste und nickte ihr noch mal zu.
„Dann einen schönen Tag noch.“
Sah er ihr einen Moment noch nach, als sie die Stufen hinauf ging? Sicher war es nur seiner Höflichkeit geschuldet.
Als Earane dann die Tür öffnete, hinein huschte und hinter sich schloss, bereute sie es kurz, nicht daran gedacht zu haben, dass sie vielleicht den Hintereingang benutzt zu haben. Der Monolog von Leutnant Wetterstein hatte sie einfach zu sehr abgelenkt. Der Hohe Herr war noch da und stand auf einem kleinen Podest vor dem hohen Spiegel. Er hatte einen Gehrock an, an dem die Nähte noch aus abgesteppten hellen Fasern bestanden und noch vernäht werden mussten. Es war wohl die letzte Anprobe vor der Fertigstellung, aber schon jetzt sah der Mantel sehr schick aus. Die Farbe harmonierte mit seiner gebräunten Haut. Es war ein ungewöhnlicher Farbton, irgendetwas zwischen einem dunklen Braun oder einem Violett? Die Musterung des Materials war sehr subtil und man müsste ihn wohl berühren um sie zu erkennen. Auch die dezenten goldfarbenen Applikationen passten hervorragend zum Stil des Waffenrocks. Insgesamt eine elegante aber trotzdem schlichte Arbeit von höchster Qualität, die Mortimer da gerade absteckte. Der alte Schneider war gerade so hoch konzentriert, dass er sie noch nicht bemerkt hatte, aber der Mann auf dem Podest beobachtete Earane eingehend über sein Spiegelbild. Ein kleines wieder erkennendes Lächeln umspielte seine Lippen.
Konnte sie sich mit Wolf vorbei schleichen, oder würde er sie verraten? Sollte sie es versuchen?
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[*] 1 Napf (Kupfer)
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[*] 1 Gürtel (Leder) [- 2 F]
[*] 4 Gürteltaschen [- 16 F]
[*] 1 Kernseife [- 2 F]
[*] 1 Handtuch [- 8 F]
[*] 1 starkes Hanfseil [- 6 F]
[*] 1 Wetzstein [- 1 F]
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[*] 1 Provianttasche [- ?]

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Eáránë Fëfalas » Freitag 11. Februar 2022, 20:04

Es war so herzerwärmend wie der alte Timon von seiner Lebensgefährtin sprach. Wobei es zusätzlich auch der liebevolle Tonfall und die nun erröteten Wangen waren, das ihn…. Niedlich wirken ließ. Indiskret? Wunderte sich die Nachtelfe über diese Worte. Hätte sie das Lob nicht aussprechen sollen? Die warmherzigen Worte seiner Gemahlin gegenüber schienen nicht zu intim gewesen zu sein. So ganz verstand sie nicht, was eben indiskret gewesen sein sollte. Doch lächelte sie den Mann einfach an. “Oh.” Kam es leise über ihre Lippen, als er sie darüber informierte, welche Tätigkeit seine Frau ausübte und dass diese sogar im Tempel anzutreffen war. Eáránë erwiderte den Abschied und bedankte sich beim Bauern.
Lange blieb sie aber nicht mit Wolf alleine. Jemand kam auf sie zu, mit dem sie nun wahrlich nicht gerechnet hatte. Auch ohne Rüstung hatte dieser Mann eine autoritäre Ausstrahlung. Die jorsanische Gastfreundschaft lag ihm wohl aber mehr als nur im Blut. Er hatte am Vorabend einen seiner Untergebenen zurechtgewiesen und die junge Elfe auch offen verteidigt. Und nun war er bereit ihr ein wenig die Stadt zu zeigen, während sie wieder zur Schneiderei zurückkehren wollte. Sie musste doch wahrlich von Glück gesegnet sein, oder? Ob die Feder von Akái tatsächlich Glück bringt? Fragte sie sich in diesem Moment. Was es auch war… Die freundliche Art der Bewohner hier gaben ihr das Gefühl… Angekommen zu sein. Und als Leutnant Wetterstein sie gar ...unsere neue Bürgerin… nannte, leuchteten ihre Augen wie zwei große gelbe Vollmonde auf. Es mochte zwar gerade erst ihr zweiter Tag in dieser Stadt sein, doch wollte sie ihren Aufenthalt gerade mit nichts anderem missen. Vielleicht machte sie schon bald neue Freunde? Was sie hier auch erwarten würde, sie fühlte sich bereit.

Etwas überrascht schaute Eáránë zu Wetterstein, als dieser seine Ärmel hochkrempelte. Als würde er sich für etwas vorbereiten wollen. Die Narben fielen ihr auf, doch wunderte sie sich nicht sonderlich darüber. Immerhin war er gewiss im Kampf trainiert. Und als Soldat blieb es gewiss nicht aus, dass der Körper gezeichnet wurde. “M-meine Tasche?” Wiederholte die Frau mit dem weißen, zusammengebundenen Haar wenig geistreich aber doch recht verwundert. “Schon gut, also… I-ihr müsst nicht…” Wollte sie widersprechen, doch fiel es ihr schwer, da der hochgewachsene Mann darauf bestand. Und so überließ sie ihm den Rucksack. “Danke sehr, Leutnant Wetterstein.” Deutete sie eine leichte Verbeugung an. Diese Hilfsbereitschaft war ein wenig überfordernd.
Doch überkam sie schnell Freude darüber, dass sie nun etwas genauer in die Hauptstadt des Königreich Jorsan eingeführt würde. Kurz schaute sie Wolf, wobei sie ihm nicht sagen musste mitzukommen. Ihre behandschuhte Hand fuhr kurz durch sein Fell, ehe die Jägerin versuchte mit Wetterstein mitzuhalten. Sein Schritt war sehr stramm, aber er schien zu entsinnen, dass er gemächlicher gehen konnte. Wofür sie insgeheim dankbar war.
Eáránë folgte mit ihrem Blick dorthin, wo der Leutnant hindeutete und lauschte neugierig seinen Erklärungen. Als dieser über den König sprach sah die Elfe zu Wetterstein hinauf. Das leuchten in seinen hellblauen Augen und die aufrichtige Treue, die ihm anzusehen war ließen die Mundwinkel der Frau nach oben zucken. Einiges hatte sie schon zuvor in den Dörfern aufschnappen können, dennoch hörte sie diesen Worten gerne zu. Nahm sie in sich auf wie ein trockener Schwamm das Wasser. Die Lobpreisungen klangen in den langen und spitzen Ohren aber nicht nach einem verklärten Bild, das man ihr nun verkaufen wollte. Eher wurden ihre positiven Eindrücke in dieser kurzen Zeit bestätigt. Es war anders als im Nachtelfenreich. Dort war sie von dem ein oder anderen Brauch verzückt gewesen. Die Anwesenheit Akáis hatte sie zunächst nicht die Armut und teilweise auch das Leid des Volkes sehen lassen. Diese Erkenntnisse kamen erst mit der Zeit. Das Königreich Jorsan war da anders. Den Bewohnern ging es gut. Der Herrscher schien sich wahrlich um das Wohl seiner Untertanen zu bemühen. Und dies spiegelte sich in so vielem wieder. Es war schön mitzubekommen, dass nicht jeder Herrscher auf dem Thron saß nur um des Herrschens und des Reichtums Willen, sondern auch die Verantwortung übernahm, die mit diesem Amt einherging.
Hellhörig wurde sie aber, als er die Badeanlagen kurz erwähnte. Doch hakte Eáránë nicht nach, da dies gewiss näher erläutert werden würde. Zumal sie kaum zu Wort kam. Tatsächlich störte sie sich aber nicht so sehr daran primär die Zuhörerin zu sein. Denn es war sehr erfrischend den lebendigen Erklärungen zuzuhören. “Hier fühlt man sich wirklich sehr wohl. Die Gastfreundschaft gibt einem auch das Gefühl… Irgendwie zu Hause zu sein.” Nutzte die vermeintlich junge Frau eine kurze Atempause, um den Leutnant an ihren Gedanken teilhaben zu lassen. Gerne teilte sie ihre positiven Gefühle, die sie hier empfand. Sie vermisste das Schattengebirge sehr. Und zum ersten Mal, seitdem sie dieses verlassen hatte, empfand sie das warme und vertraute Gefühl von Heimat.
“Es gäbe wahrlich schlimmeres als hier in dieser Stadt bleiben zu müssen.” Grinste die Nachtelfe und stimmte sogar in das Lachen mit ein. Wenn auch nicht ganz so laut wie der Mann neben ihr und auch nicht weniger herzlich. Der ausladenden Geste folgend ließ die Frau ihren Blick über den Marktplatz schweifen. Hier fanden gewiss tolle Feste statt. Dies konnte sie sich zumindest sehr gut vorstellen, bei der Lebensfreude der Bewohner hier. Für den Bruchteil einer Sekunde versetzte ihr dieser Gedanke einen leichten Stich ins Herz. Kurz glitten ihre Erinnerungen zu den farbenfrohen und fröhlichen Feste ihrer Sippe, dessen Symbol unter ihr linkes Auge tätowiert war. Jedoch versuchte sie sich nicht der Sehnsucht hinzugeben. Wetterstein half dabei. Seine starke Stimme hielt sie im Hier und Jetzt. Und so behielter ihre Aufmerksamkeit für sich. “Jan zeigte mir gestern die Schenke und empfahl sie ebenfalls.” Ging Eáránë auf den Leutnant ein, ehe dieser weiter sprach. Erneut richtete sich ihr Blick auf ihn. Seine markanten Gesichtszüge mochten zwar meistens eher streng sein, gerade aber etwas weniger, aufgrund des Stolzes über diese Stadt und wohl die Freude die Vorzüge eben dieser präsentieren zu können. Es war schön zu beobachten, wie sehr er deswegen strahlte. Und als dieser vom Wohnviertel erzählte, staunte sie nicht schlecht. “Das ist tatsächlich möglich?” Fragte die Jägerin erstaunt. Immerhin war in einer ummauerten Stadt doch nur begrenzt Platz. Und doch schafften sie es Wohnhäuser zu bauen, die den verschiedenen Geschmäckern und Kulturen gefielen? Jorsa war durch und durch eine faszinierende Stadt. Ich werde bestimmt irgendwann Zeit finden, auch dort spazieren zu gehen. Machte sich Eáránë eine kleine Randnotiz, was sie definitiv mal besuchen gehen wollte.
“Das klingt beinahe schon danach, als könnte ich zur Asche zerfallen, sollte ich versuchen die Akademie zu besuchen.” Versuchte sie sich an einen selbstironischen Scherz. Ein Glucksen entkam ihr, da sie es nicht so ernst meinte. Ob ihr Begleiter dies etwas ernster sah? “Es klingt aber wirklich überaus beeindruckend.” Fügte sie noch hinzu. Lyrien hätte es bestimmt gefallen. Entwichen ihre Gedanken zu ihrer besten Freundin, die den Lichtkristall getragen hatte. Ihr Herz wurde wieder etwas schwer. Ihre Gedanken schweiften wieder ein wenig ab. Bei der Erwähnung des Kottenhauses musste sie an Eldar und dessen Bewohner denken. Ihre Lippen pressten sich kurz aufeinander. Ob es ihnen gut ging? Bestimmt… Phaun wacht über diese Wälder und dessen Bewohner. Beruhigte sie wieder ihre Gedanken und musste lächeln, als sie Wettersteins Worte vernahm, die an Wolf gerichtet waren.
Ihre feinen Gesichtszüge erhellten sich wieder deutlich. Als die Kaserne zur Sprache kam musste die Nachtelfe leicht schmunzeln. Mortimers kleine ‘Warnung’ hallte in ihrem Kopf wieder. Doch konzentrierte sie sich wieder auf Wetterstein, dessen Herzblut an diesem Ort zu liegen schien und die Soldaten in Ehre hielt. Bei der Bibliothek nickte die Frau dann leicht. “Dort war ich heute. Sie ist wirklich sehr beeindruckend.” Pelgar… “Ja… Pelgars Bibliothek… War ebenfalls sehr bemerkenswert…” Wurde ihre Stimme dann etwas leiser. Ihre Brauen zogen sich leicht zusammen. Sie schluckte aber die eher düsteren Gedanken hinunter. Erneut war es der Leutnant, der ihre Gedanken ablenken konnte. Die Badeanlagen. Horchte sie auf. Dies klang wirklich hervorragend! Gerade wollte sie dem Mann eine Frage stellen und schaut zu ihm. Da erblickte sie die erröteten Wangen. Doch schenkte sie ihm ein beinahe schon entwaffnendes Lächeln, auf seine Worte hin. Es gab diesbezüglich nichts, für das er sich schämen musste. “Sind dort auch vierbeinige Begleiter erlaubt?” Wollte sie wissen. Ja, sie unternahm ungerne etwas ohne Wolf. Vor allem wenn es darum ging es sich gutgehen zu lassen. Warum sollte nicht auch er verwöhnt werden?
Interessant war auch allemal die Information über den Tempel. Überstürzte sie es, wenn sie zur Erkenntnis kam, dass Jorsa ihrer Heimat in so manchen Dingen nicht unähnlich war? Auch sie war damit aufgewachsen, das Gleichgewicht zu wahren. Kurz hielt sie inne und schaute in die Richtung der Allee. Ein leises aber schweres Seufzen entkam ihr, in dem sie ihre Sehnsucht nicht zu verbergen vermochte. Lange hielt sie sich aber nicht auf und folgte wieder Wetterstein. Und dann standen sie auch schon kurz darauf vor der Schneiderei. Diese war ihr zu Hause und sie fühlte sich unsagbar wohl. Jedoch hätte sie gerne dem Leutnant länger zugehört. “Es war mir wirklich eine Freude, Leutnant Wetterstein. Und ja, das konntet Ihr!” Trotz des Schleiers vor ihrem Gesicht war zu sehen, wie sehr sie strahlte. “Danke, ich wünsche Euch ebenfalls einen schönen Tag. Und auf wiedersehen!” Letzteres meinte sie vom ganzen Herzen, denn der Spaziergang war angenehm gewesen. Sie hatte sich sehr wohl gefühlt und die anfängliche Angespanntheit war wie verflogen. Nachdem sie ihren Rucksack wieder entgegen genommen und geschultert hatte, verbeugte sie sich dankend vor ihm, ehe sie auch ihm zum Abschied ihre Geste aus der Heimat präsentierte.

Gemeinsam mit Wolf trat sie die Treppen hinauf. Noch einmal drehte sie sich um und winkte lächelnd, ehe sie vorsichtig die Tür öffnete. Erst ließ sie Wolf hinein traben, bevor sie ihm dann in den Raum hinein folgte und die Tür leise hinter sich schloss. Immerhin wollte sie keinen unnötigen Lärm machen und Herrn Mortimer bei der Arbeit stören.
Kaum hatte sie die Ladentür hinter sich geschlossen, nahm sie den Hut vorsichtig ab und zog ihre Handschuhe aus. Beides Hielt sie in ihrer rechten Hand fest. Ihre großen gelben Augen sahen sich um und erblickten Mortimer, der gerade in seine Arbeit vertieft war. Für wenige Augenblicke beobachtete sie fasziniert die Szene. Die Augen wanderten am Gehrock entlang, dessen Farbe sie sich eindeutig zu bestimmen vermochte. Sie sah an der Gestalt hinauf und… Schaute dann in die gesprenkelten Augen des Herren, der sie direkt ansah. Eáránë erstarrte kurz. Ihr Herz fühlte sich an als rutschte dies in ihren Bauch hinunter. Gleichzeitig aber stieg das Blut in ihre Wangen und Ohren, sodass sie leicht errötete. Und doch wendete sie ihren Blick nicht ab. Sie blinzelte, aber langsam. Obwohl sie sich wie ertappt fühlte waren ihre Bewegungen nicht hastig. Ihre linke Hand war zu ihren Haarsträhnen gewandert, um diese hinter das geschmückte Ohr zu streichen. Wie sonst auch fielen diese aber wieder zurück. Es war eher aus leichter Nervosität, als nervige Strähnen beiseite zu schaffen. Beobachtet er mich, seitdem ich hinein gekommen bin? Fragte sich die Nachtelfe unweigerlich und erwiderte das Lächeln. Es fühlte sich wie ein kleines Geheimnis an, das sie gerade miteinander teilten.
„Immer schön höflich sein und mach mir keine Schande.“
Erinnerte sie sich an die Worte des Schneiders. ...einen hochwohlgeborenen Herrn zur Anprobe… Entsann sie sich seiner anderen Worte. Und sie fasste einen Entschluss. Ihre rechte Händ, in der sie den Hut und die Handschuhe hielt legte sie auf ihre Oberschenkel, die freie Hand legte sie über den Handrücken der anderen. In einer langsam bedachten, aber geschmeidigen Bewegung verbeugte sie sich tief. “Die Götter zum Gruße, Euer Hochwohlgeboren.” Dies war doch richtig, oder? Dann richtete sie sich kurz auf, um sich nun dem älteren Schneider zu widmen. “Ich bin zurück, Meister Mortimer.” Kündigte sie ihre Rückkehr höflich an und verbeugte sich auch vor ihm. Welchen Eindruck hätte sie denn nun hinterlassen, sich in die Wohnstube des Schneidermeisters zu schleichen? Dies schickte sich gewiss nicht. Und erst recht nicht in der Gegenwart eines Kunden, der sie zudem auch noch bemerkt hatte. Eine gutbürgerliche Dame, wie sie nun gerade aussah, schlich sich nicht herum. “Soll ich den Herren etwas zu trinken bringen?” Obwohl ihr Herz nun bis zu ihrem Hals zu schlagen schien und sie sich fragte ob man erkennen konnte, dass ihre Ohrenspitzen gewiss etwas gerötet waren, sprach sie in einem recht ruhigen Ton. Ihre Stimme war sanft, aber war auch ein wenig ihrer Nervosität heraus zu hören? Irgendwie hoffte sie, dass Mortimer sie nun sofort hoch schicken würde. Ob es Ärger geben würde? oder hatte sie eben die richtige Entscheidung getroffen? Ihre Gedanken rasten ob dieser Unsicherheit und unter dem beobachtenden Blick des jungen Mannes. Was dieser wohl dachte? Hatte sie einen schlechten Eindruck hinterlassen? Ein schlechtes Bild auf Mortimer geworfen?
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Erzähler » Freitag 25. Februar 2022, 14:16

“Sind dort auch vierbeinige Begleiter erlaubt?”
, wollte Earane von Leutnant Wetterstein wissen. Dieser sah kurz sie und dann Wolf an und schüttelte entschuldigend den Kopf, bevor er sich weiter in seinen Erzählungen verlor. Am Ende ihres gemeinsamen Spaziergangs standen sie dann vor Mortimers Laden und verabschiedeten sich voneinander.
“Es war mir wirklich eine Freude, Leutnant Wetterstein. Und ja, das konntet Ihr!”
Trotz des Schleiers vor ihrem Gesicht war zu sehen, wie sehr sie strahlte.
“Danke, ich wünsche Euch ebenfalls einen schönen Tag. Und auf wiedersehen!”
Letzteres meinte sie vom ganzen Herzen, denn der Spaziergang war angenehm gewesen. Sie hatte sich sehr wohl gefühlt und die anfängliche Angespanntheit war wie verflogen. Nachdem sie ihren Rucksack wieder entgegen genommen und geschultert hatte, verbeugte sie sich dankend vor ihm, ehe sie auch ihm zum Abschied ihre Geste aus der Heimat präsentierte. Auch hier wurde kurz irritiert eine Braue gehoben, aber dann einfach freundlich ihr noch einmal zu gewinkt.
Gemeinsam mit Wolf trat sie dann die Treppen hinauf. Erst ließ sie Wolf hinein traben, bevor sie ihm dann in den Raum hinein folgte und die Tür leise hinter sich schloss. Ihre großen gelben Augen sahen sich um und erblickten Mortimer, der gerade in seine Arbeit vertieft war. Für wenige Augenblicke beobachtete sie fasziniert die Szene. Die Augen wanderten am Gehrock entlang, dessen Farbe sie nicht eindeutig zu bestimmen vermochte. Sie sah an der Gestalt hinauf und… Schaute dann in die gesprenkelten Augen des Herren, der sie direkt ansah. Eáránë erstarrte kurz. Ihr Herz fühlte sich an als rutschte dies in ihren Bauch hinunter. Gleichzeitig aber stieg das Blut in ihre Wangen und Ohren, sodass sie leicht errötete. Und doch wendete sie ihren Blick nicht ab. Sie blinzelte, aber langsam. Obwohl sie sich wie ertappt fühlte waren ihre Bewegungen nicht hastig, dazu war sie eine zu erfahrene Jägerin. Hastige Bewegungen lagen ihr nicht. Trotzdem... Ihre linke Hand war zu ihren Haarsträhnen gewandert, um diese in einer leicht nervösen Geste hinter das geschmückte Ohr zu streichen. Wie sonst auch fielen diese aber wieder zurück. Vorsichtig erwiderte sie das Lächeln. Es fühlte sich wie ein kleines Geheimnis an, das sie gerade miteinander teilten. Auch – und vielleicht auch gerade WEIL Mortimer noch nichts bemerkt hatte.
...Immer schön höflich sein und mach mir keine Schande...
,e rinnerte sie sich an die Worte des Schneiders.
...einen hochwohlgeborenen Herrn zur Anprobe…
, entsann sie sich seiner anderen Worte und fasste einen Entschluss. Ihre rechte Hand, in der sie den Hut und die Handschuhe hielt legte sie auf ihre Oberschenkel, die freie Hand legte sie über den Handrücken der anderen. In einer langsam bedachten, aber geschmeidigen Bewegung verbeugte sie sich tief.
“Die Götter zum Gruße, Euer Hochwohlgeboren.”
Oh weh... Mortimers stille Reaktion zeigte, dass sie den Titel nicht nur knapp verfehlt hatte. Er zuckte leicht zusammen, sah noch nicht mal hinter sich, sondern hob den Blick entschuldigend zu dem Gesicht des Herrn.
“Ich bin zurück, Meister Mortimer.”
, kündigte sie ihre Rückkehr höflich an und verbeugte sich nun auch vor ihrem Meister. Eine gutbürgerliche Dame, wie sie nun gerade aussah, schlich sich auch nicht herum und so bot sie an:
“Soll ich den Herren etwas zu trinken bringen?”
Ihrer Hoffnung folgend, schickte er sie mit einem kleinen Wedeln seines Handrückens hinauf und fügte verbal hinzu:
„Nein danke. Bring bitte alles nach oben und warte dort bis ich dich rufe.“
Dabei machte er einen kleinen Schritt beiseite, wobei er eine Nadel neu fest streckte und den Stoff des Gehrocks glatt zog. Hinter ihm stand ein Tischchen mit einer Karaffe und einem halb geleerten Glas darauf. Natürlich hatte Mortimer seinen Kunden bewirtet. Ihre Gedanken rasten ob ihrer Unsicherheit und unter dem beobachtenden Blick des jungen Mannes, der sie immer noch ansah. Was dieser wohl dachte? Hatte sie einen schlechten Eindruck hinterlassen? Ein schlechtes Bild auf Mortimer geworfen? Wenigstens hatte sie den Herrn nicht nackt erwischt, was durchaus auch im Bereich des Möglichen gelegen hätte. Als sie sich dem Gebot Mortimers folgend zur Treppe wandte, bemerkte sie, dass der Blick des Mannes ihr folgte und er damit seinen Oberkörper ihr zu wandte. Meister Mortimer räusperte sich entschuldigend und meinte vorsichtig:
„Eure Durchlaucht, ...würdet ihr bitte den rechten Arm heben?“
und lenkte seine Aufmerksamkeit damit wieder auf die Anprobe und weg von seinem neuen Mündel. Der Mann sah für einen Moment auf ihn nieder, als würde er ihn heute zum ersten Mal entdecken und blinzelte. Dann nickte er hoheitsvoll und sah wieder steif nach vorne. Auch sein Verhalten unterlag gewissen Regeln - mehr wohl als jeder Bürger es tat. Ob dieser Mann wohl je eine unbedachte Entscheidung getroffen hatte oder einfach nur in den Tag hinein spaziert war, wie sie gerade eben? Ihn zu betrachten war schon so, als würde man ein Kunstwerk bewundern. Trotzdem funkelte es kurz in seinen Augen. Daran erinnert zu werden, dass er Earane nicht nachstarren sollte, gefiel ihm anscheinend seinem Unterbuswestsein nicht wirklich, aber er war äußerst ...perfekt... in jeder seiner Haltungen. Selbst das scheinbar 'gelangweilte nach vorne Sehen' schien perfekt einstudiert, während er langsam den rechten Arm hob.
„Habt Dank.“
, kam es leise von Mortimer und ein bisschen klang da eine Entschuldigung für Earanes Unterbrechung mit durch. Dieses Spiel zwischen den Zeilen zu lesen war äußerst diffizil und heikel, aber auch irgendwie ...spannend.
Earanes Füße trugen sie die Treppe hinauf, wo sie den schweren Rucksack abstellte und auch Wolf von seiner Last befreite, der sich daraufhin ausgiebig schüttelte und dann mit der Hinterpfote sich an der Schulter kratzte. Nachdem sein Fell wieder schön verwurschtelt war, brummte er leise:
„Der Mann riecht paarungsbereit. Sei vorsichtig.“
Irgendwie klang Wolf sogar ein bisschen grummelig dabei. Außer bei Akai hatte Earane noch nicht wirklich viel Erfahrungen mit interessierten Männern gemacht (oder?) und jetzt tummelten sich auf einmal eine ganze Menge davon in ihrer Umgebung herum. Allerdings konnten solche Gefühle und Begehrlichkeiten auch schnell mal zu einem Problem werden, wenn das gesellschaftliche Gefälle zu groß war. Es gab einige Geschichten, ganze Romane, sogar Legenden um großen Liebe und deren leidvollen Verlauf, wenn die Welt und ihre Regeln Hürden den Paaren in den Weg stellten. Und Earane war gerade erst in dieser neuen aufregenden Stadt angekommen, musste noch viel lernen und sich eigentlich auf andere Dinge konzentrieren... eigentlich. Aber das Herz machte manches Mal selbst dem standhaftesten Willen einen Strich durch die Rechnung, wenn es scheinbar vollkommen spontan wird zu hüpfen begann und der Atem einem schon beim Anblick eines glühendes Blickes stockte. Aber Earane war... willensstark! Jawohl! Nur ihre Neugierde war vielleicht größer als ihre Vorsicht. Die Menschen waren hier so anders, so freundlich, ehrenhaft und hilfsbereit. Diese neue Welt schien sie mit ausgebreiteten Armen empfangen zu wollen und herzlich an sich zu drücken. Durfte man da nicht einfach mal den Moment genießen?
Wolf legte seinen großen Kopf auf ihren Oberschenkel und spähte so zuckersüß wie ein zwei Wochen alter Welpe zu ihr hoch.
„Fressen?“
Auch er wollte sie anscheinend etwas ablenken – fast wie Mortimer es bei seiner Durchlaucht getan hatte. '´Durchlaucht' … was sich wohl für ein Titel hinter der Anrede verbarg? Aber erst einmal musste sie warten. Diese Zeit konnte sie aber nutzen um ihre Einkäufe auszuräumen und ein anständiges Mittagessen auf den Tisch zu bringen. Wolf musste leider noch auf seinen Anteil warten, denn die Verabredung mit dem Fleischer stand noch aus. Sie musste ihn also noch ein bisschen vertrösten und Wolf rollte sich etwas brummelig vor ihrem Schlafsofa. Mortimer hatte von einem Nachbarzimmer gesprochen, was sie sich zurecht machen könnte... Wenn sie lieber das tun wollte, statt sich um das Essen zu kümmern, ging das auch. So oder so klang irgendwann Mortimers Stimme von unten herauf:
„Era! Komm bitte hinunter.“
Falls sie gerade kochte, musste sie nun alles stehen und liegen lassen, aber wenigstens den Topf vom Herd nehmen. Falls sie das angrenzende Zimmer gerade aufgeräumt hatte, dann würde sie mit Spinnweben im Haar hinunter eilen müssen.
Mortimer schloss gerade die Eingangstür des Ladens und wandte sich zu ihr um, als sie die Stufen hinab kam. Er sah sich kurz im Laden um und dirigierte sie mit kurzen Anweisungen ihm beim Aufräumen zu helfen. Ein Stoffballen, der sehr schwer war, musste in eines der Regale gehievt werden, was sie gemeinsam vollbrachten und kleine Fusseln am Boden mussten sorgfältig eingesammelt werden. Als sie fertig war und Mortimer zufrieden, setzte er sich leise schnaufend in den Sessel, der sonst für Kunden reserviert war und seufzte.
„Puh... dich schickt der Himmel, Mädchen. Ich werd alt!“
Er lächelte und sah dann Earane offen in die Augen.
„...aber hatte ich nicht gesagt, du sollst erst später zurück kommen? Na egal. Was geschehen ist geschehen.“
Er wischte sich die leicht feuchte Stirn und schien sie wirklich nicht ausschimpfen zu wollen. Trotzdem waren seine Worte ernst:
„Erste Lektion! Wenn du auf einen Adeligen triffst vermeide es von dir aus das Wort an ihn ..oder sie zu richten. Lass ihm das Vorrecht zu entscheiden, ob er eine Konversation wünscht oder nicht.“
Mortimer wirkte gerade wie ein alter Lehrer, der sein Wissen gerne teilte. Seine Stimme war angenehm und weich.
„Zweite Lektion... Wenn du nicht weist, WEN du vor dich hast und ob der Adelige zur Königlichen Familie gehört, dann ist es immer sicherer die Anrede 'Eure Hoheit' zu wählen. Vom einfachen Ritter bis zum Herzog wirst du damit niemanden beschämen. Ein Ritter oder Junker würde dich vielleicht darauf aufmerksam machen, dass 'Hochwohlgeboren' reicht, denn das ist bei ihnen die rechte Anrede. Ein Kurfürst, Großherzog oder König... nun ja... die würden degradiert, aber die Chance einem solchen außerhalb des Palastes zu begegnen sollten für dich bisweilen eher gering sein. Da ich aber dir sagte, dass ich einen 'hochwohlgeborenen' Gast erwarte, liegt der Fehler wohl bei mir und da sollte ich dir keine Vorhaltungen machen, haha.“
Er lachte etwas peinlich berührt, rieb sich den Nacken und erklärte:
„Das Volk spricht vom Adel ganz allgemein als 'hochwohlgeboren', aber dies ist nicht die korrekte Anrede um einen adeligen zu begrüßen.“
Er sah zu dem halb geleerten Weinglas und seine Gedanken wanderten sichtlich zu dem jüngst gegangenen Kunden.
„Seine Hoheit...oder 'Durchlaucht', Lando Dion Valerius von Reichenbach der Dritte, Landgraf zu Ganda ...(atmen) ...befindet sich immer mal wieder in der Stadt. Er ist ein hoch angesehener Händler mit viel Einfluss und nicht nur ein geborener Adeliger, der sich im Glanze seines Titels sonnt.“
Man sah Mortimer an, dass er den Mann schätzte und irgendwie bewunderte. Noch im Plauderton fügte er hinzu:
„Er verfügt über die besten Stallungen im ganzen Land. Seine Tiere werden hoch geschätzt und teuer gehandelt.“
Dann schien er sich wieder Earanes Blick gewahr zu werden.
„Aber lass uns nach oben gehen. Wenn du lesen gelernt hast, dann werde ich dir eine Übersicht erstellen, welche Rangfolgen und Titel und welche Anreden du lernen solltest. Meine Füße sehnen sich nach einer Pause. Hast du die Bücher bekommen?“
Das lange Stehen, auch in gebückter Haltung war für einen Mann seines Alters sicher nicht mehr ganz leicht, auch wenn er es sich nicht anmerken ließ, solange Kunden da waren. Sie stiegen gemeinsam die Treppe hinauf und Mortimer freute sich zu sehen, dass Earane sicher während ihres Wartens nicht untätig geblieben war. In der kleinen Wohnung wurde es sogar ohne Herdfeuer jetzt angenehm warm, denn es war späte Mittagszeit und der graue Himmel riss sogar für ein Weilchen auf und die Sonne heizte die Schindeln des Daches auf.

((ooc: Kannst gern selbst ein bisschen beschreiben, was sie gemacht hat, ggf. auch das Nachbarzimmer mit einfachen Möbeln. Nur dran denken: entweder kochen, oder aufräumen. ;) Mehr Zeit hatte sie nicht.))
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Ausrüstung: Persönliches/ aus ihrer Heimat:
[*] 1 Halskette mit einer Fee als Anhänger
[*] 1 Rucksack
[*] 1 Toilettenbesteck
[*] 1 Holzkamm
[*] 1 Wolldecke
[*] 1 Essstäbchen (Kupfer)
[*] 1 Napf (Kupfer)
[*] 1 Kessel (1 l, Kupfer)
[*] 1 Feuerstein und Stahl
[*] 1 Köcher mit Pfeilen
[*] 1 Jagdbogen
[*] 1 Jagdmesser
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[*] 1 Gürtel (Leder) [- 2 F]
[*] 4 Gürteltaschen [- 16 F]
[*] 1 Kernseife [- 2 F]
[*] 1 Handtuch [- 8 F]
[*] 1 starkes Hanfseil [- 6 F]
[*] 1 Wetzstein [- 1 F]
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[*] 1 Provianttasche [- ?]

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Zum Vorzeigen: [br][/br]

Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Eáránë Fëfalas » Montag 28. Februar 2022, 00:28

Würde man Personen ganz schlicht in Raubtiere und Beute unterteilen, so würde Eáránë gewiss zu Ersteren zählen. Ihre Bewegungen, die Art und Weise wie sie Augenkontakt hielt, ihre ruhige Reaktion darauf, wenn sie beobachtet wurde… All die Jahrzehnte als Jägerin hatten sie entsprechend geformt. Nichts anderes verriet ihre Körpersprache: Bei dieser vermeintlich jungen Dame handelte es sich nicht um… Eine ‘Beute’. Und da Wolf sich an ihrer Seite befand fiel einem aufmerksamen Beobachter gewiss die Parallelen zu eben jenen großen Tier auf. Und doch signalisierte sie eine gewisse Nervosität. Woher aber kam diese? Nicht durch die beobachtenden Blicken des Mannes, dessen Bewegungen bis zur Perfektion einstudiert worden schienen. Dieser war es bestimmt gewohnt, dass die jungen Damen vor Verzückung erröteten und schüchtern, wie unschuldige Lämmer, den gesprenkelten Seelenspiegeln kaum Stand halten konnten. Oder rief vielleicht sogar in so manchen selbstbewussten Frauen die Reaktion hervor, sich bewusst distanziert zu geben, um keine zu leichte Beute sein zu wollen. In beiden Fällen konnte es gewiss zu… Interessanten und spannenden Spielchen kommen. Und obwohl sie beide für wenige Sekunden einen Moment geteilt hatten, ließ sich die Nachtelfe zu keinen nonverbalen Spielereien ein.
Damit rechnend einen Fehler zu begehen, hatte sie ihre Rückkehr offen angekündigt. Dies fühlte sich aber weitaus richtiger an als… Das was zuvor war - was auch immer dies gewesen sein mochte. Es hatte sich beinahe schon angefühlt, als würde etwas Verbotenes hinter dem Rücken des älteren Mannes stattfinden. Ein Gedanke, der ihr nicht sonderlich gefiel. Zumal sie keinen Grund hatte sich wie eine Diebin durch die Schneiderei, hinauf in die Wohnstube zu stehlen. So riskierte sie es lieber gerügt zu werden. Womit Eáránë nun auch fest rechnete. Denn Mortimers Reaktion auf ihre Worte hin, die durch den Raum zu ihn hin drangen, sprach Bände. Was ihre Unsicherheit nur noch mehr befeuerte, sodass sie sich insgeheim wünschte sofort hoch geschickt zu werden und sie kaum merklich schluckte. Dennoch ließ sie sich Zeit für alle Höflichkeit und bot auch an, die Herren zu bewirten, sollte dies gewünscht sein. Was zu ihrer Erleichterung aber verneint wurde.
Das gibt nachher bestimmt Ärger…
Kamen ihr unweigerlich diese Gedanken. Der Adelige aber sprach kein einziges Wort. Er hatte sie nicht einmal auf ihren Fehler hingewiesen und sie korrigiert. Und es geschah so viel mehr, das nicht ausgesprochen wurde. Gewiss fiel der Jägerin so einiges auf, doch konnte sie sich auf so einiges kaum einen Reim machen. Ein letztes Mal trafen ihre Augen auf seinen undurchdringlichen Blick. Ehe sie auf Mortimers Anweisung hin leicht nickte und sich daraufhin tief verbeugte. In höflicher Zurückhaltung hüllte sich die junge Elfe in Schweigen und setzte sich in Bewegung, kurz nachdem sie sich wieder aufgerichtet hatte. Wolf musste sie nicht zu verstehen geben, dass er ihr folgen sollte. Noch immer bemerkte die Frau, wie sie beobachtet wurde. Unterbewusst aber wurde der Herr nicht als Gefahr eingestuft, weshalb sie keinen Augenkontakt mehr zu ihm aufnahm. Gewiss hatte auch sie sehr viel über sich selbst preisgegeben. Nicht zuletzt auch, dass ihr offensichtlich die Etikette und die Gepflogenheiten in der Gegenwart von Adeligen nicht bekannt waren. Dass sie nicht wusste, wie sie sich zu verhalten hatte und somit auf ihre Erziehung zurückgriff und schlicht und ergreifend höflich blieb. Ob dies reichte und in Ordnung war, stand natürlich auf einem ganz anderen Blatt geschrieben. Und so trat sie die Treppenstufen hinauf. Sie hörte noch, wie Mortimer die Aufmerksamkeit des anderen Mannes wieder auf sich lenkte. Hatte es einen Moment gegeben, in dem er sie nicht angestarrt hatte?

Wie dem auch sei, in der Wohnstube angekommen seufzte Eáránë erleichtert, nachdem sie die Tür hinter sich zugemacht und den Rucksack abgestellt hatte. “Das wird nachher bestimmt Ärger geben…” Sprach sie ihren vorigen Gedanken nun aus, ehe sie das Geschirr von Wolf nahm. Dieses legte sie dann auf den Tisch, zu der Mütze und ihren Handschuhen, die sie zuerst dort platziert hatte. Ihre Finger knöpften den mantel auf, den sie von ihren Schultern streifte und ordentlich über die Lehne des Stuhls legte.
Eáránë schaute zu ihrem Vertrauten, als dieser zu ihr sprach. Sein brummeliges Gemüt und die Warnung ließen sie leise auflachen. “Dies erklärt zumindest, warum er mir etwas zu lange hinterher gestarrt hat.” Die Elfe kniete sich vor das große Tier und streichelte ihn mit beiden Händen am Hals entlang. Wuschelte durch sein Fell und drückte ihm einen zarten Kuss auf die Stirn, als sie sich wieder erhob. “Ich werde vorsichtig sein.” Wobei sie ehrlich gesagt nicht wirklich damit rechnete ihm oft zu begegnen. Dessen Starren hatte sie primär darauf gemünzt, dass sie zum einen ein neues Gesicht in der Schneiderei war und zum anderen darauf, dass sie noch lernen musste sich angemessen in der Gegenwart des Adeligen zu verhalten. Und auch darauf, dass diese vermeintlich gutbürgerliche Dame mit einem verdammt großen weißen Wolf unterwegs war. Nur hatte sie sich durchaus gewundert, dass dem Herr eben bei der zweiten Begegnung kein einziges Wort über dessen schmalen Lippen gekommen war. Es gab wahrlich noch vieles, das sie zu lernen hatte.
Wolfs Eifersucht sah die Jägerin aber recht locker. Alleine schon, weil er es nicht gewohnt war seine Elfe vor Männern zu bewahren, die sie umwarben und versuchten sie mit ihrem Balzverhalten zu beeindrucken. In ihrer Heimat war sie für die meisten eher der kumpelhafte Typ gewesen. Eher selten gab es mal die ein oder andere Verliebtheit, oder die Neugierde sich mal etwas auszuprobieren. Womöglich lag es auf der einen Seite daran, dass sie niemals dem Druck ausgesetzt wurde sich einen Partner suchen und eine Familie gründen zu müssen. Auf der anderen Seite wohl auch, weil sie für eine Elfe noch jung war. Die Zeit schien für die langlebigen Völker ein wenig anders zu verlaufen. Und entsprechend schritt auch die Lebensplanungen voran.
Der nachtelfische Spion Akái war es, der es schaffte sowohl romantische als auch lustvolle Gefühle in ihr zu wecken. Nun, er hatte es geschafft. Und so endete eine Beziehung, die nicht einmal die Chance gehabt hatte zu erblühen. Schweren Herzens seufzte die Frau, als sie an ihren ehemaligen Lehrmeister dachte und die Einkäufe gedankenverloren auspackte. Dieses bittersüße Gefühl zwischen Schmerz, Sehnsucht und Wohlwollen war so verwirrend. Zum einen wollte sie nicht noch einmal solch eine Pein erfahren, gleichzeitig aber war diese Zeit… Aufregend. Und diese Geborgenheit bei jemanden zu erfahren war etwas so unsagbar schönes gewesen. Dies war wahrlich ein Gewitter an Emotionen, das den Verstand auch gleichzeitig benebelte. Warum sich dem nicht auch mal ab und zu hingeben? Dass sie sich dem Nachtelfen so annähern konnte war womöglich auch dem Umstand geschuldet, in dem sie sich befunden hatten. Die Flucht aus Pelgar, die gemeinsamen Reisen und heiklen Situationen, in denen sie sich wiedergefunden hatten. Und die schönen Momente, die sie zwischen all dem Schrecken des Krieges hatten teilen können. Dies alles schweißte zusammen.

Wolfs Kopf auf ihrem Oberschenkel holte sie wieder aus ihrer Gedankenwelt heraus. Verzückt lächelte zu ihm hinunter, als sie seinen Welpenblick sah. Zu gerne erinnerte sie sich daran, als er noch so klein war. Mit seinem großen Kopf und wie tapsig er damals lief. Eins musste sie ihrem Vertrauten lassen: Er war nach wie vor zuckersüß. Wie er sie in diesem Moment daran erinnerte. “Nachher.” Musste sie ihn leider weiter vertrösten. Entschuldigend sah sie ihm hinterher, wie dieser sich vor dem Sofa zusammen rollte, auf dem sie letzte Nacht geschlafen hatte. Da entsann sie sich, dass Mortimer ihr das Nachbarzimmer angeboten hatte. Doch warum wollte sie sich später kümmern.
Bestimmt steht da ein Bett mit Freiraum unten drunter.
Die Nachtelfe war es gewohnt auf dem Boden zu schlafen. Und das nicht nur in der Wildnis. In ihrer Heimat war es alles andere als ungewöhnlich, da dort die Betten sehr flach und dem Boden nahe waren. Und da sie seit dem Verlassen des Schattengebirges auf Reisen war, hatte sie eher selten in den hier üblichen hohen Betten geschlafen. Etwas Unbehagen bereiteten ihr diese Schlafstätten schon. Denn irgendwie kam ihr der Gedanke auf, es könne sich jemand darunter verstecken… Leicht schüttelte sie sich. Nein, daran wollte sie nicht denken. Immerhin war sie hier sicher. Niemand trachtete hier nach ihrem Leben, dafür war sie zu unbedeutend.
Stattdessen sollte sie sich Gedanken um das Essen machen. Weshalb sie zuerst ihre Hände wusch, ehe sie sich dann die Zutaten genauer ansah und an manchen auch roch. So kam ihr allmählich eine Idee, was sie zubereiten wollte. Als sie das Töpfchen mit der Petersilie erblickte, fiel ihr sofort wieder ein, dass sie die Erdbeere dort hinein gelegt hatte! Eigentlich hatte Eáránë sofort nach dieser schauen wollen. Bei den Göttern! Das hatte sie ja total vergessen, nach dem kleinen Ereignis im Verkaufsraum. “Oh bitte, sei nicht kaputt…” Murmelte die Frau leise und holte die kleine rote Frucht heraus. Gleich ob diese den Transport überstanden hätte oder nicht, würde diese erst einmal beiseite gelegt werden. Eara wäre aber mehr oder weniger erfreut darüber, je nachdem wie der Zustand des kleinen roten Wunders im Winter sein mochte. Immerhin hatte sie vorgehabt diese dem Fleischermeister Pedro zu schenken.
So aber machte sie sich auch schon drauf und dran das Essen allmählich vorzubereiten. Vor allem wollte sie nicht riskieren, dass das Fleisch schlecht werden könnte. Dieses packte die Jägerin aus, nachdem sie nach einem Brett und einem scharfen Messer gesucht hatte und würde es zurecht schneiden. Nach und nach begann sie auch das Gemüse zu schneiden und schon mal alles so vorzubereiten, dass sie dann nur noch mit dem Kochen beginnen musste. Aber sie schaffte es gerade die Zutaten für das Essen fertig zu schneiden, als sie dann auch schon Mortimer nach ihr rufen hörte. Sie drehte sich zur Tür und wusch sich schnell die Hände und trocknete diese auch ab, ehe sie die Treppen hinunter kam. Der feine Herr von vorhin war schon gegangen. Gerne hätte sie erfahren, wie sein Verhalten bei der dritten Begegnung gewesen wäre. Aber es wunderte sie auch nicht, dass er nicht mehr zugegen war. gewiss um… Weitere Fehler ihrerseits zu vermeiden.

Unten angekommen sah sie zu Mortimer, der gerade die Tür schloss und sie dann anwies ihm zu helfen. Eáránë nickte knapp und tat wie ihr geheißen. Das Lächeln, das ihre Lippen umspielte schwand augenblicklich, als der ältere Mann sie darauf ansprach, dass sie zu früh zurückgekehrt war. “Bitte verzeiht, Meister Mortimer. Es hatte sich irgendwie so ergeben, dass ich einkaufen gegangen bin. Und dann traf ich auf Leutnant Wetterstein, wir begannen ein Gespräch und er führte mich ein wenig herum und erklärte mir grob wo sich was in der Stadt befindet und dann… Stand ich auch schon vor Eurer Schneiderei…” Leicht errötete sie und sah auf ihre Finger, mit denen sie ‘spielte’.
Gerade traute sie sich kaum ihrem Mentor in die Augen zu schauen. Was recht ungewöhnlich für sie war. Es hatte bisher eine wirklich nennenswerte Situation gegeben, in der dies ebenfalls der Fall gewesen war: Als die junge Elfe sich ihrer Mutter gestellt hatte, kurz nachdem ihr Bruder umgekommen war. Die Enttäuschung und den Schmerz in den Augen ihrer Mutter hatte sie kaum ertragen können. Was, wenn sie den alten Schneider nun auch enttäuscht hatte? Tatsächlich… Fürchtete sie sich etwas davor. Dass er sie wegschicken würde, wenn sie sich zu viele oder zu große Fehler erlaubte. Nein, sie durfte ihm keine Schande bereiten. Oder setzte sie sich gerade zu sehr selbst unter Druck? Verlor sie sich gerade in diesen Gedanken?
„Erste Lektion!-”
Eara zuckte leicht zusammen, ob des ernsten Tonfalls. Und doch war seine Stimme weich… Sodass die Nachtelfe nun langsam dem Mann ins Gesicht sah. Zuvor musste sie wohl wie ein Wolfswelpe gewirkt haben, der Ärger erwartete. Nun aber erwiderte sie den Blick mit ernstem Gesichtsausdruck und nickte zwischendurch.
Das Gespräch nicht anfangen. Vom Ritter oder Junker, Hochwohlgeboren. Ansonsten sicherheitshalber immer Eure Hoheit.
Hielt sie für sich in Gedanken fest. Und vielleicht war es vorerst ganz gut, dass die Wahrscheinlichkeiten für sie, auf Adelige höheren Ranges zu stoßen, eher gering war. Bei diesen Worten streifte sie sich die altbekannten weißen Strähnen hinter das Ohr, sie so oder so nicht dort blieben. Mit einem zurückhaltenden Lächeln und etwas geröteten Wangen sah sie zu ihren Mentor und rieb sich kurz durch den Nacken, ehe ihre Hand sich wieder senkte. “E-es tut mir wirklich leid, Meister Mortimer. Sollte es Ärger für Euch geben, so werde ich die vollste Verantwortung dafür tragen wollen!” Ergriff die junge Jägerin schnell das Wort und verbeugte sich tief vor dem Schneider. Es lag ihr fern, dass er für ihre Fehler belangt werden würde. Aber da er sich gerade recht entspannt verhielt, schätzte sie es so ein, dass es keine zu tiefgreifenden Konsequenzen für ihn haben würde, oder? Langsam richtete sie sich wieder auf und Mortimer sprach weiter und kam dann auf den jungen Herren zu sprechen, dessen vollen Namen und Titel sie nun erfuhr. Und auch weitaus mehr. Oh er war Händler und kam öfters mal in die Stadt? Oh je, oh je... Dies war gerade kein so angenehmer Gedanke, nachdem sie jegliche Regeln der Etikette gebrochen hatte - was in diesem Moment tatsächlich ihre Hauptsorge war und weniger die kleine Warnung ihres Wolfes, dessen klitzekleine Information sie nun schon beinahe wieder vergessen hatte. Warum sollte sie sich auch schon groß über die... Paarungsbereitschaft, wie Wolf es so schön ausdrückte, eines adeligen Herren Gedanken machen?
Die Bewunderung war in den warmen Gesichtszügen des Schneiders deutlich zu sehen, die sich ebenso in seiner Stimme widerspiegelte. Was durchaus interessant war. Nicht, dass die vorherrschende Schweigsamkeit der beiden Herren eine kühle Distanz vermittelt hätte - so ganz und gar nicht! - aber es hatte auf dem ersten Blick nicht so sehr vertraut gewirkt. Eher wie eine professionelle Distanziertheit. Dieses gesellschaftliche Zwischenspiel der unterschiedlichen Schichten war wahrlich… Faszinierend. Und soeben wurde ihr gewahr, dass ihr womöglich das ein oder andere an Beobachtungen entgangen war. Oder sogar nicht richtig deutete?
“Darf ich fragen, wer die Dame vom gestrigen Abend war? Wie ist sie anzusprechen?” Zumindest war es nicht unwahrscheinlich ihr an der Türschwelle der Schneiderei ein weiteres mal zu begegnen. Zumal die Jägerin ein ‘Talent’ dafür zu haben schien, den Kunden Mortimers regelrecht in die Arme zu laufen - was zumindest im Falle von Lando Dion Valerius von Reichenbach im wörtlichen Sinne zutraf. “Meister Mortimer?” Erhob Eara vorsichtig das Wort, nachdem ihr Mentor sich ihrer wieder gewahr wurde. “Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich den Fehler begangen habe, seine Durchlaucht als erstes angesprochen und dann noch die falsche Anrede benutzt zu haben.” Nun wagte sie es ihm direkt in die Augen zu sehen. Unsicherheit, Schuldgefühl… Furcht...? Ihre Seelenspiegel verrieten ihren Gemütszustand, wie ein offen liegendes Buch. “Ich hätte mich gewiss auch mit Wolf in Eure Wohnstube schleichen können… Doch hatte mich seine Durchlaucht schon durch den Spiegel gesehen und es kam mir falsch vor, mich wie ein Dieb davon zu stehlen. Ich ginge davon aus, dass dies einen weitaus schlechteren Eindruck hinterlassen würde… Weshalb ich mich dazu entschloss, meine Rückkehr anzukündigen. Und… Und da der Herr mich nicht nur gesehen, sondern mir auch zugelächelt hatte… Empfand ich es nicht als falsch, ihn zuerst zu grüßen…” Versuchte die Elfe ihre Situation zu erklären. Ob ihr Verhalten für ihren Mentor nun nachzuvollziehen war? Ihre Ohren wurden ebenfalls etwas rot und erneut spielte sie mit ihren Fingern. “Bitte glaubt mir, ich wollte Euch keinerlei Schande bereiten!” Offenbarte sie ihre Sorgen. Zumindest einen Teil davon.

Bei der Aufforderung nach oben zu gehen, lächelte die angehende Kundschafterin dem Schneider zu und nickte leicht. Sie ließ ihm den Vortritt und folgte ihm die Treppen hinauf. “Ja, das habe ich. Fräulein Sophia richtet auch Grüße an euch aus. Sie wird ihre Robe später abholen, da sie derzeit zu beschäftigt ist.” Informierte sie ihn über die Nachricht der Bibliothekarin. “Ich habe übrigens angefangen das Essen vorzubereiten. Nur kam ich bisher dazu alles zurecht zu schneiden. Habt Ihr Wünsche, wie ich die Mahlzeit zubereiten soll?” Fuhr sie dann nach einer kurzen Pause fort.
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Erzähler » Sonntag 13. März 2022, 13:12

Mortimer hatte sich die Schuhe ausgezogen und rieb sich seinen linken Ballen, den er sich leise stöhnend auf das Knie des rechten Beines abgelegt hatte. Er sah zu Earane hinüber und antwortete:
„Wenn es nach mir ginge, dann hätte ich das Fleisch gern schön scharf und kross gebraten, aber der Medikus im Kottenhaus meinte, dass ich das lassen soll. Mein Magen verträgt die Würze nicht mehr so gut.“
Mortimer kräuselte dabei lustig den Mund und fuhr fort:
„Am besten wäre wohl ein einfacher Eintopf. Kannst du sowas? Brühe, Gemüse und Fleischeinlage. Und währenddessen erzähl ich dir noch ein bisschen was...“
Er griff dabei über den Tisch und schob die mitgebrachten Bücher hin und her um sie zu begutachten.
„Gut, gut. Alles dabei. Und Fräulein Sophia kommt heute noch vorbei. Das ist gut.“
Er schlug ein Buch auf, blätterte darin, überflog auch mal kurz ein paar Zeilen zwischendurch und beantwortete gleichzeitig noch weitere der aufgekommene Fragen ohne aufzusehen:
„Also... was war da noch? Ach ja, die Frau von heute Morgen... Das war 'Hochdame' Penelopp Sonnenklee, die Gattin eines Ritters bei Hofe und die Kammerzofe von ihrer Majestät Lilris von Trutzingen. Frau von Sonnenklee ist der Schwester des Königs stets zu Diensten.“
Earane erinnerte sich an das lindgrüne gerüschte Kleid der kleinen, aber gut beleibten blond gelockten Frau. Sie hatte sich vor Wolf erschreckt. Ihr Ersteindruck mochte nicht rosig, sondern eher verstört gewesen sein, doch bösartig hatte sie auch nicht gewirkt. Mortimer redete weiter:
„Die Bezeichnung 'Hochdame' ist hier wohl die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Durch ihre einflussreiche Stellung nennt man sie so, auch wenn sie nicht von gebürtigem Adel ist. 'Hochwohlgeboren' wäre auch richtig und 'Hoheit', wenn man ihr schmeicheln möchte.“
Mortimer sah zu ihr hinüber um sich zu vergewissern, ob Earane auch gut zuhörte und wirkte zufrieden.
„Ach ja...und mach dir keine Vorwürfe wegen seiner Durchlaucht. Du sagtest, dass er dich ja über den Spiegel gesehen und angelächelt hat?“
Ein kleiner Atemzug Pause folgte in dem Mortimer keine Antwort erwartete, sondern eher über dieses kleine Detail nachsann.
„Dann war es auch richtig sich nicht vorbei zu schleichen. Das nächste Mal sprich halt einfach nicht ihn direkt an. Ihr seid einander nicht vorgestellt, wie es unter seinesgleichen üblich wäre. Du bist mein Müdel und somit wäre es an mir dich ihm vorzustellen, aber auch nur, wenn er danach fragen würde. ...Das mag alles sehr verwirrend für dich klingen.“
Mortimer sah sie mitfühlend an und lächelte dann, als ein Einfall seine Mundwinkel in die Höhe schnellen ließ.
„Und wir sollten dir unbedingt beibringen, wie man höflich hierzulande knickst. Die Grüße des Nachtelfenreichs mögen schön und fremdländisch sein, aber ...hm... sie könnten hier und da zu viel Aufmerksamkeit auf dich lenken und womöglich nicht in jener Art, die ich mir für dich wünsche.“
Damit verpackte er sehr vorsichtig eine kleine Warnung, dass es auch in Jorsa gewisse Gruppierungen gegeben könnte, die einer Nachtelfe nicht immer nur einen 'guten Tag' wünschen würden, wenn sie eine erkannten. Era hatte schon selbst bemerkt, dass Gastfreundschaft in Jorsa großherzig gelebt wurde, aber sie hatte schon selbst angenommen, dass es auch hier Schatten zwischen all dem Licht geben würde. Vielleicht waren die Schatten in dieser freundlichen Stadt sogar tiefer gerade WEIL es so viel Licht gab. Als angehende Spionin hatte sie sicher gelernt ein Gefühl für diese Feinheiten zu entwickeln und nicht arglos zu sein. Jetzt musste sie aber lernen, all ihr Wissen und ihre Gefühle hinter einer Fassade zu verbergen, die ihr erlauben würde, zwischen all diesen 'Lichtern' zu wandeln, die lange Schatten warfen. Mortimer war da der beste Lehrer, den man sich wünschen konnte. Akim hatte ihn gut ausgewählt für diese Aufgabe. Das hinterhältige Morden war nie wirklich ein Teil von Earane geworden, aber sie war auch nicht naiv. Ganz im Gegenteil! Jetzt diesen neuen Weg in ein Leben als Kundschafterin zu beschreiten, war etwas wobei sie noch viel lernen musste, aber dafür war sie gewappnet. Eine neue Sprache wartete auf sie, Lesen und Scheiben, der Umgang mit dem Adel und sicher noch mehr, von dem sie jetzt noch nichts ahnte. Mortimer war nur der erste Schritt auf ihrer Reise, aber auch ein Anker, an dem sie sich festhalten konnte. All das stand lautlos zwischen ihr und dem alten Schneider im Raum. Es war wie ein Baum, dessen Äste wie Pfade so vielen unterschiedlichen möglichen Zukünpften entgegen strebten. Mortimer war der Stamm, der alles zusammen hielt. Hier her konnte sie immer wieder zurück kehren, selbst wenn es einmal schwierig werden würde. Sein Blick, der Glanz seiner Augen, das milde Lächeln versprachen dies und Earane wusste, sie würde ihm vertrauen könnte.
Schmunzelnd klopfte er mit dem Rand seines Stiftes gegen seine Tasse.
„Hast du geträumt?“
Er gluckste leise und sie bereitete weiter das Essen zu. Während der Eintopf gemütlich vor sich hin köchelte, zog Mortimer zwei der Bücher aus dem Stapel, schlug beide auf und sah von einem zum anderen, als er mehr mit sich selbst sprach, als zu ihr:
„Hm... Erst Garmisch oder erst Lesen und Schreiben in Celcianisch...?“
Er tippte sich an sein Kinn, und zwirbelte den kleinen spitzen Kinnbart zwischen den Fingern.
„Beides ist wichtig..., aber ich denke wir fangen mit dem Lesen an.“
Er rückte eines der beiden Bücher beiseite und zog das andere vor sich. Er sah ernst hinein, als müsste er sich selbst an ein paar einfache Lektionen neu erinnern. Dann nickte er und griff nach den Papierheften, die Earane ebenfalls mitgebracht hatte. Mit äußerster Sorgfalt übertrug er ein paar 'Zeichnungen' in das Heft und schob es dann auf ihre Seite des Tisches.
„Hier... Deine erste Aufgabe. Das sind die Buchstaben Aa, Bb, Cc, Dd und Ff. Kopiere sie so genau wie möglich. Übe und versuch es so lange, bis deine Hand sich dabei locker und leicht der Bewegung erinnert.“
Er wies auf den ersten Buchstaben und seine kleine Zeichnung daneben, die ein Auge darstellte. Dann blätterte er um und tippte auf das 'B' und einen Mann mit einem dicken Bauch. Bei dem Buchstaben 'C' war im kein Bild eingefallen, da tippte er auf seine sanft gerippte schwarze Weste und sprach als ganz der Schneider der er war:
„Cord.“
Es folgte der 'Daumen' und ein 'Fächer' und stellte ihr zu jedem Beispiel die Frage, ob sie noch andere Worte kannte, die mit dem gleichen Buchstaben-Klang begannen.
So begann dann schon neben dem Essen also Earanes Unterricht und fast hätten sie beide vollkommen die Zeit vergessen, wenn es dann unten im Laden nicht die Türglocke geschellt hätte. Mortimer zuckte regelrecht zusammen und rückte seine Sachen zurecht. Er wies Era an die Tür wieder aufzuschließen und den Kunden einzulassen.
„Sag ich bin gleich da.“
So eilte sie hinunter und konnte erfreut feststellen, dass das Gesicht vor der Tür ihr nicht unbekannt war. Sophia, die Schreiberin in der Bibliothek war gekommen um ihre Robe abzuholen. Sie lächelte Earane ehrlich und offen an und trat ein.
„Da bin ich wie versprochen. Ist Herr Mortimer nicht...“
Von oben erklangen schon seine Schritte und er kam lachend und in ein etwas legeres Wams gekleidet die Treppe hinunter.
„Ah, Fräulein Sophia. Einen wunderschönen Tag wünsche ich. Ihr seid hier um eure Robe zu holen, hörte ich schon. Einen kleinen Moment, ich hole sie.“
Damit ließ er Earane und Sophia ein Weilchen allein und verschwand im hinteren Lager des Ladens. Die Bibliothekarin wandte sich lächelnd an die Elfe:
„Und...ähm...haben sie sich schon ein bisschen einleben können?“
Sie wirkte zwar ein bisschen schüchtern, aber ganz so, als würde sie sich über ein bisschen Konversation und Gesellschaft freuen. Im Tageslicht, dass durch das große Außenfenster fiel, wirkte sie fast so blass wie die Nachtelfe selbst. Sophia kam anscheinend nicht viel an die Sonne. Trotzdem war sie auf ihre Art sehr hübsch, eben wie eine zarte Pflanze, die im Schatten wuchs.
„Ich hoffe, die Bücher helfen, die ich ihnen geliehen habe.“
Das meinte sie ehrlich.
„Wenn sie Fragen haben, können sie mich jederzeit gern in der Bibliothek besuchen. Ich bin fast immer da.“
, meinte sie ein wenig verlegen und musterte Earane blinzelnd unter ihren hellen Wimpern hervor. Sehnte sie sich nach einer Freundin? In diesem Moment kam Wolf nicht ganz so lautlos die Stufen herunter gepoltert und erinnerte mit einem Winseln an seinen:
„Hunger!“
und Earane damit an ihre Verabredung mit dem Fleischer Pedro. Auch Mortimer kam gerade wieder und stieß fast mit Wolf zusammen, den er unter dem Paket in seinen Armen fast nicht gesehen hatte.
„Huch... ach verfl... Wolf, troll dich! Fräulein Sophia, möchten sie sie noch einmal anprobieren? Era könnte euch behilflich sein. Es macht ihr sicher nichts aus und ich könnte noch den Sitz prüfen...“
Wolf 'trollte' sich unter die Treppe und sah von dort aus still mit geneigtem Kopf zu. Warum wohl die Angesprochene wurde ein klein bisschen rot um die Wangen wurde?
„Äh... Ich bin mir sicher, sie wird perfekt passen wie immer.“
„Das hoffe ich. Aber ein letzter Feinschliff kann nicht schaden, nicht war. Era?“
Mortimer hielt den Vorhand zu der Umkleide auf. Era sah, dass die Bibliothekarin sich ein wenig 'wand' und Wolf meinte leise:
„Sie ist nervös... nicht meine Schuld!“
Die Situation war ein bisschen merkwürdig. Mortimer freute sich sichtlich nun eine weibliche Assistentin zu haben, die bei der Anprobe der Damen helfen konnte, aber irgendetwas ließ Sophia nervös werden. Was konnte sie tun? Was wollte sie tun? Oder was sollte sie tun? Mortimer schien nichts von den Befindlichkeiten der schüchternen Frau zu merken und ging ganz in seinem Tatendrang auf.
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[*] 4 Kunai

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Eáránë Fëfalas » Dienstag 15. März 2022, 21:20

Ein leichtes Schmunzeln stahl sich auf die Züge der Elfe, als Mortimer seine Unverträglichkeit von stu starken Gewürzen erwähnte. So erfuhr sie auch gleich, worauf sie in Zukunft beim Kochen zu achten hatte. Leicht nickte sie auf die Frage hin, ob sie einen einfachen Eintopf machen könne. Während sie begann das Essen zuzubereiten beantwortete ihr Mentor nun nach und nach ihre Fragen. Zu den Informationen über die Hochdame Sonnenklee nickte die Frau mit den weißen Haaren ein wenig und sah kurz zu dem älteren Schneider hinüber. “Was genau sind die Aufgaben einer Kammerzofe?” Wollte sie wissen, um sich ein genaueres Bild von der Rolle dieser Dame machen zu können. Wie gut, dass Eáránë ihrem Unmut am gestrigen Abend in der Gegenwart der Kammerzofe keine Luft gemacht hatte. Als Unterstellte des Königs Schwester, hatte sie doch gewiss genug Macht jemanden nach Belieben in die Kerker werfen zu lassen. Bei diesem Gedanken wurde der Nachtelfe unwohl. Wobei sie Penelopp Sonnenklee solcherlei Handlungen nicht unterstellen wollte. Oder ihr eine schlechte Persönlichkeit andichten wollte. Es waren wohl die eher… Schlechteren Erfahrungen seitens der vermeintlich jungen Frau, die sie zu solch eher düsteren Gedanken verleiteten.
Mortimer aber schaffte es sie wieder abzulenken, als er auf ihre Worte über den Landgraf zu Ganda einging. Etwas unsicher hatte sie sich wieder leicht zu dem älteren Mann gedreht und sah mit ihren großen gelben Augen über ihre Schulter. Ein offensichtlich erleichtertes Seufzen entkam ihr, als er Entwarnung gab. Gerade wollte sie seine Worte bestätigen, doch schien er keine Antwort zu erwarten. Für einige Augenblicke hatte Eáránë innegehalten und den Kopf leicht schief gelegt. Kurz öffnete sich ihr Mund etwas, so als wollte sie etwas fragen. Doch legten sich ihre Lippen wieder aufeinander und sie widmete sich wieder dem Essen zu. “Das alles klingt wahrlich sehr verwirrend!” Stimmte sie ihrem Mentor offen zu. “Wieso darf ich mich nicht selbst vorstellen? Ich meine… Ich habe einen Mund, kann reden und bin mit meinen über siebzig Sommern gewiss doch alt genug.” Das konnte sie nun wirklich nicht nachvollziehen. Eara hatte sich während sie sprach wieder kurz zu Mortimer umgedreht und die Verwirrung über dieses Konzept war ihr mehr als nur deutlich anzusehen. Eine Hand hatte sie gar in ihre schlanke Hüfte gestemmt. Sie war doch kein kleines Kind mehr, das sich davor scheute sich selbst anderen vorzustellen. Welchen Sinn diese Verhaltensregel wohl hatte?

Die Jägerin wollte sich wieder zum Eintopf drehen, da stutzte sie kurz über die nächsten Worte des Mannes. “Meister Mortimer…” Begann sie ruhig, schien aber kurz zu zögern. “Ich stamme nicht aus dem Nachtelfenreich.” Ließ sie ihn wissen. “Dort herrschen gänzlich andere Sitten, als die ich von meiner Heimat kenne. Dort war es für mich nicht weniger befremdlich…” Kurz presste sie ihre Lippen aufeinander und drehte sich wieder dem Herd zu. “I-ich wuchs im Schattengebirge auf. Wir blieben unter uns und pflegten keinerlei Kontakt zu anderen Völkern. Auch nicht zu den Nachtelfen im Aurus. Erst vor…” Für wenige Sekunden hielt sie in ihren Bewegungen inne und musste überlegen wie lange es nun schon her war, dass sie ihre Heimat verlassen hatte. “... Knapp… Anderthalb oder zwei Jahren… Ve-verließ ich… Meine Heimat.” Ihre Stimme begann etwas zu zittern und sie musste eine kurze Pause machen, um sich wieder zu fangen. Es schien ihr nicht leicht zu fallen darüber zu sprechen. “Dann kam Eines zum Anderen und jetzt… Jetzt bin ich hier.” War wohl die kürzeste Kurzfassung der Abenteuer und all dem Erlebten der letzten zwei Jahre. Erneut schaute Eara über ihre schmale Schulter zu ihren Mentor herüber. Beinahe schon wie ein scheuer Welpe. Tiefer Schmerz war in ihren Augen zu erkennen. In diesem Moment ließ sie durchblicken, dass sie wohl sehr viel erlebt haben musste. Doch rang sie sich zu einem leichten Lächeln. “Aber Ihr habt Recht. Ich sollte mich mehr… Anpassen. Immerhin sind die Waldelfen bekannter, somit auch deren Gebräuche. So wird man sehr schnell darauf kommen, dass ich eine Nachtelfe bin, indem die anderen Möglichkeiten ausgeschlossen werden können.” Gab sie recht nüchtern wieder und blickte auf den Eintopf, der inzwischen vor sich hin köchelte. Ein schweres Seufzen war von ihr zu hören. Mit ihren Händen stützte sie sich an der Arbeitsplatte ab und es wirkte, als trüge sie eine schwere Last auf ihren Schultern, von der sie versuchte nicht erdrückt zu werden. “Ich weiß, dass mir nicht alle wohlgesonnen sein werden.” Gab sie Mortimer zu verstehen, dass sie seine Warnung wahrgenommen hatte. Und der Schneider konnte sich gewiss ausmalen, dass sein Mündel schon die ein oder anderen Erfahrungen gemacht haben musste. So viel verriet ihr Satz, ihre Haltung… Und die Stimme, in der etwas Hoffnungslosigkeit mitschwang. Es musste offenbar noch so viel mehr geben, dass in diesem Moment unausgesprochen zwischen ihnen stand und vorerst lieber unausgesprochen bleiben sollte. Und in diesem Moment wirkte sie eher reif und weniger wie ein flügge gewordenes Küken, das nun die Welt neu für sich entdeckte.

„Hast du geträumt?“
Eáránë blinzelte. Sie hatte sich wohl in ihren Gedanken verloren. Etwas verwundert schaute sie zu dem Schneider. Und die Last, die noch eben auf ihr zu ruhen schien, fiel nun allmählich von ihr ab. Ihre feinen Gesichtszüge erhellten sich wieder. Das Lächeln erreichte ihre Augen, die den Blick des älteren Herren erwiderten. Auch wenn sie kaum zwei Tage nun bei ihm war, so fühlte sie sich wie… Zu Hause. Als hätte sie in ihm einen sicheren Halt gefunden und jemanden, der sie durch die recht verwirrende Welt geleitete. Es war wohl kaum in Worte zu fassen, wie dankbar sie ihm war.
Eara löste sich von der Kochstelle und trat an den Tisch heran, um ebenfalls in das Buch zu schauen. Still formten ihre Lippen die Laute der Buchstaben, die sie nun sah. Als Mortimer ihr Beispiele nannte, wurden die Anfangsbuchstaben in ihren Gedanken bildlich dargestellt, durch die ‘gemalten’ Formen eben dieser Laute. “Ameise…. Apfel… Birke… Blatt…” Überlegte die junge Nachtelfe und tippte sich mit ihrem Zeigefinger gegen ihr Kinn. “...Kind-” Da begann wohl auch schon die nächste Lektion, dass manche Buchstaben sich unter Umständen sehr ähnlich anhören mochten. Es würden gewiss noch genug Situationen geben, in denen Eáránë von solchen Beispielen verwirrt werden würde.

Das Klingeln ließ auch die Nachtelfe deutlich zusammenzucken. Mit diesem Geräusch hatte sie gerade so gar nicht gerechnet. Eine Hand legte sich auf ihre Brust, während sie erst einmal durchatmete. Ihr Herz schlug einige Takte schneller, doch war sie schon dabei sich zu beruhigen. Bei den Göttern! Eara nickte ob der Anweisung des Schneidermeisters und ließ auch schon die Treppen hinunter und lief mit zügigen Schritten zur Tür, die sie dann öffnete. Immerhin sollte der Kunde nicht zu lange warten! Auch wenn die Bibliothekarin erwartet wurde, so freute sich die Jägerin das blasse Gesicht der schüchternen Frau zu sehen. “Seid gegrüßt.” Wurde die Blondine freundlich empfangen und mit einer Geste auch schon herein gebeten. Sophia kam nicht mal dazu ihre Frage ganz auszusprechen, da kam Mortimer auch schon in den Verkaufsraum. Eara hatte die Tür unterdessen wieder geschlossen und schenkte der jungen Frau ein sanftes Lächeln. “Ich bin gerade dabei mich einzuleben. Und Dank der vielen Unterstützung und Gastfreundschaft fällt dies auch leicht.” Führte die ältere Frau ihre Antwort etwas weiter aus. Ein Lachen entkam ihr und erfüllte den sonst stillen Raum. Es war aber nicht laut oder schallend. Mit einer Hand fuhr sich Eara über den Nacken und ihre blassen Wangen wurden ein wenig rot. In der Gegenwart der anderen Frau fühlte sie sich wohl genug, um etwas lockerer aufzutreten. “Das hoffe ich auch. Eben war ich dabei die ersten Buchstaben zu lernen.” Teilte sie der Jüngeren voller Freude mit. Aber wollte sie dies überhaupt so genau wissen? Zumindest kam es der vermeintlich jungen Frau nicht so vor, als hätte die Andere aus purer Höflichkeit nachgefragt. Zumal sie ihre Hilfe anbot. Die gelben Augen der Nachtelfe schienen ein Stück größer zu werden und funkelten wie zwei gelbe Sterne. “Habt vielen Dank! Das ist wirklich sehr lieb von Euch!” Freute sich Eara ehrlich darüber und würde es kaum erwarten können, Sophia aufzusuchen. “Oh da fällt mir ein… Kennt Ihr das kleine Mädchen namens Alice? Ist sie oft in der Bibliothek?” Entsann sie sich dem kleinen Sonnenschein. Immerhin hatte die Kleine auch nachgefragt, ob sie und Wolf öfter da seien. Besonders Wolf würde sich gewiss über weitere Streicheleinheiten freuen.

Apropos Wolf… Dieser arme… Aaaaaaarme musste seine Elfe natürlich daran erinnern, dass dieser soooooo sehr am verhungern war! Immerhin war dieser vor unsagbarem Hunger so abgelenkt, dass er sich Mortimer in den Weg stellte, der auch schon wieder kam.
Eáránë prustete los, hielt sich aber schnell die Hand vor den Mund. Zwar war es nur ein kurzer Moment gewesen, aber es hatte etwas… Unbeschwerliches gehabt. Ein kurzer Moment eines leicht chaotischen aber lebhaften Alltags. “Wir müssen auch bald zu Pedro.” Sprach sie zu ihrem Vertrauten, als sie auch schon die Worte des Schneidermeisters mitbekam. Und die leicht nervöse Reaktion der Frau. Kurz schaute Eara zwischen dem Mann und Sophia hin und her. Letztere wurde entschuldigend angesehen. Mortimer war wohl gerade etwas sehr enthusiastisch. “Es wäre mir gewiss eine Ehre Euch behilflich zu sein, Fräulein Sophia.” Sprach sie ruhig zur blonden Frau. “Aber wenn es Euch zu unangenehm sein sollte, dann müsst Ihr Euch nicht umziehen.” Immerhin sollte die Bibliothekarin sich nicht bedrängt fühlen. “Es ist wohl der Enthusiasmus eines Künstlers, sein Werk im Gesamten betrachten zu dürfen.” Eáránë zwinkerte Sophia, als sie ein wenig leiser zu ihr gesprochen hatte und hoffte somit irgendwie vermitteln zu können. Immerhin kam Mortimers Werk erst an den Personen, die seine Kleidung trugen erst wirklich zur Geltung und bildeten mit eben diesen das Gesamtwerk.
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Erzähler » Dienstag 22. März 2022, 16:36

Mortimer kommentierte auch zwischendurch mal die ein oder andere Frage von Earane:
„Die Aufgaben einer Kammerzofe...Tja... alle kenne ich wohl nicht, aber es geht vor allem darum der Dame der man dient bei Dingen des Leibes zu helfen. Eine Zofe kleidet ihre Herrin ein, sie badet sie, weis um ihre Speisegewohnheiten und Vor- und Abneigungen, sie begleitet sie überall hin und erleichtert ihr das Leben wo sie kann. Sie muss mit Dienstboten sprechen und der Küche Anweisungen geben. Sie ist für die Wäsche, Kleidung und auch für die Frisur zuständig. Man muss viel Handwerksgeschick in den Bereichen Nähen und Frisieren haben und ein gutes Verständnis dafür, was gerade modern ist und für den jeweiligen Anlass passend ist. Sie muss alle Namen der Gäste auf einem Fest kennen, damit ihre Herrin sich nicht verplappert, also muss sie auch ein halber Heraldiker sein... jemand der die Ränge und Titel des Adels versteht. Es ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe, denn lässt eine Zofe ihre Herrin schlecht da stehen... Nun ja...ist sie schnell arbeitslos. Eine gute Zofe ist viel wert und wird vom Adel oft regelrecht hofiert, denn sie ersetzt das Wissen um die Etikette, gibt Tipps für den guten Benimm und ist eine treue Begleiterin in allen Lebenslagen und Hüterin vieler Geheimnisse ihrer Herrschaften.“
Er nickte ein paar mal wiederholt sich selbst bestätigend.
„Man sollte sich mit den Zofen, bzw. den Kammerdienern immer gut stellen. Sie sind es die einem Schneider wie mir die Türen öffnen, die uns weiter empfehlen und unseren guten Namen bewahren. Sie sind das Bindeglied zwischen dem Adel und dem Volk.“
Dann fuhr er fort mit seinen Erklärungen zu Verhaltensregeln und Earane stellte prompt eine Frage die ihn etwas die Brauen heben ließ:
“Wieso darf ich mich nicht selbst vorstellen? Ich meine… Ich habe einen Mund, kann reden und bin mit meinen über siebzig Sommern gewiss doch alt genug.”
Mortimer lachte und meinte leise mit tadelnd gehobenen Zeigefinger, doch aber mit einem Lächeln auf den schmalen Lippen:
„JETZT - klingst du gerade wie ein bockiges Kind.“
Sie konnte es nicht nachvollziehen. Wie auch. Eine Hand hatte sie gar in ihre schlanke Hüfte gestemmt. Mortimer stellte die Ellenbogen auf und tippte die Fingerspitzen zusammen.
„Warum liegt die Gabel links und das Messer rechts bei Tisch? Warum knickst man vor der Königin und kniet vor dem König? Warum schaust du nach beiden Seiten, wenn du die Straße überquerst, oder warum suchst du einen Unterstand, wenn dunkle Wolken aufziehen?...“
Mortimer atmete einmal tief und seufzte leise:
„Verhaltensregeln haben viele Gründe und meistens entstanden sie aus einer Notwendigkeit heraus, doch manchmal verändern sie sich auch mit der Zeit. Manche haben mit Respekt zu tun, manche sind einfach überliefert und gehören zum 'guten Ton' oder der 'Sitte und Moralvorstellung' eines Volkes. So wie du deine Art hast dich zu verbeugen, so ist es hier halt anders und Regeln erleichtern uns das Leben. In einem Land kann es Sitte sein den Teller stets leer zu essen, wo in einem anderen Land es als Affront angesehen würde. Manches davon mag höchst albern erscheinen, aber Regeln und Traditionen geben den Menschen Handlungssicherheit. Das darf man ihnen nicht weg nehmen! Würde man das Geknickse abschaffen und ein herrschaftlichen Besuch empfangen, wäre dieser gekränkt, da demjenigen das Gefühl gegeben würde, der Hofstaat würde den Respekt verweigern. Also... Sich selbst vorzustellen...hm... Ich erkläre es dir anders.“
Er breitete in einer weiträumigen Geste seine Arme auf dem Tisch aus und zeigte auf kleine Dinge die auf der Platte standen.
„Das ist der König... oder ein anderer beliebiger Herr... Daneben stelle ich seine Dame, dann den Haushofmeister, Diener und so weiter. Siehst du, wie der Raum sich füllt? Dann noch ein paar Gäste, die schon vor dir da waren...“
Er stellte immer mehr Dinge auf dem Tisch zurecht.
„Jetzt stell dir vor, du betrittst den Saal und stellst dich ungefragt vor. Du würdest damit in jedem Fall irgendetwas unterbrechen. Ein Gespräch zwischen der Königin und ihrer Zofe, Verhandlungen zwischen dem König und einem Herzog, oder auch nur ein leises Flüstern, dass durch deinen Zwischenruf nicht gehört werden würde, aber wichtig war. Du siehst hoffentlich, dass es nicht darum geht, ob du dich selbst vorstellen 'kannst' oder nicht, nicht mal wenn dein Rang höher als der meisten im Raum wäre, sondern um den rechten Zeitpunkt und eben jenen wählt nicht der der eintritt, sondern der der bereits da ist. ...Ich glaube, ich habe mal davon gehört, dass es bei den Mantronern eine Sitte gibt, da stellt sich der Gast an den Bug seines Schiffes bevor er an Land geht und wartet dort so lange, bis er 'gesehen' wurde … damit der Gastgeber nicht denkt, er sein ein Geist... Man wartet, bis man aufgefordert wird zu sprechen und das kann viele Gründe haben.“
Der Schneidermeister schob die kleinen Habseligkeiten wieder zusammen, in der Hoffnung, dass Earane nun verstanden hatte.
„Es ist schlau von dir eine Regel zu hinterfragen. Ich erkläre dir alles soweit ich kann, aber anpassen solltest du dich auch wenn du sie einmal nicht verstehst.“
Dann kamen sie zum Thema 'Nachtelfenreich' und Era korrigierte den älteren Mann, der es nicht besser wusste, aber er hörte aufmerksam zu:
“Meister Mortimer…Ich stamme nicht aus dem Nachtelfenreich...Dort herrschen gänzlich andere Sitten, als die ich von meiner Heimat kenne. Dort war es für mich nicht weniger befremdlich…I-ich wuchs im Schattengebirge auf. Wir blieben unter uns und pflegten keinerlei Kontakt zu anderen Völkern. Auch nicht zu den Nachtelfen im Aurus. Erst vor... knapp anderthalb oder zwei Jahren… ve - verließ ich… meine Heimat.”
Ihre Stimme begann etwas zu zittern und sie musste eine kurze Pause machen, um sich wieder zu fangen. Es schien ihr nicht leicht zu fallen darüber zu sprechen.
“Dann kam Eines zum Anderen und jetzt… Jetzt bin ich hier.”
War wohl die kürzeste Kurzfassung der Abenteuer und all dem Erlebten der letzten zwei Jahre, dich auch nichts über ihre Erfahrungen preis gab. Erneut schaute Eara über ihre schmale Schulter zu ihren Mentor herüber. Beinahe schon wie ein scheuer Welpe. Tiefer Schmerz war in ihren Augen zu erkennen. In diesem Moment ließ sie durchblicken, dass sie wohl sehr viel erlebt haben musste. Doch rang sie sich zu einem leichten Lächeln und der alte Mann rückte etwas näher um seine von der harten Arbeit schwielige Hand auf ihren Unterarm zu legen.
“Aber Ihr habt Recht. Ich sollte mich mehr… Anpassen. Immerhin sind die Waldelfen bekannter, somit auch deren Gebräuche. So wird man sehr schnell darauf kommen, dass ich eine Nachtelfe bin, indem die anderen Möglichkeiten ausgeschlossen werden können... Ich weiß, dass mir nicht alle wohlgesonnen sein werden.”
Mortimer erwiderte nichts, aber senkte kurz seinen Blick auf die Tischplattte und damit bestätigte er ihre Worte. Es gab IMMER jemanden der Vorurteile hatte und einem etwas in den Weg legen würde, wenn man ihm oder ihr die Möglichkeit zu einer Angriffsfläche bot. Genau das war es aber, das der alte Mann der Elfe beibringen wollte. Er wollte ihre Angriffsflächen glätten, sie schleifen bis die Boshaftigkeit der Welt an ihr abgleiten würde. Und dafür gab es ein Werkzeug: 'gutes Benehmen'.
Und er gab ihr noch ein anderes Werkzeug an die Hand. Er lehrte sie lesen...
“Ameise…. Apfel… Birke… Blatt…”
, überlegte die junge Nachtelfe und tippte sich mit ihrem Zeigefinger gegen ihr Kinn.
“...Kind -”
„Warte... Kind wird mit einem 'K' geschrieben, wie in ...Kuckuck. C und K sind schwer auseinander zu halten und mach dir keine Gedanken, wenn du da am Anfang noch Fehler machst. Sie klingen ähnlich, sind aber doch anders. Ein C wir auch wie der Name Cesar ausgesprochen, wohingegen ein K immer hart und klackernd klingt. Ein C gefolgt von einem H wird sogar wie ein weiches Zischen ausgesprochen... Chhhhh...“
, machte er vor.
„Aber nun weiter...“
Die Lektionen wurden tiefer und schwieriger, aber Earane war sicher fleißig und würde üben und wenig später fanden sie sich unten im Laden im Gespräch wieder mit ihrer Kundin Sophia der Bibliothekarin:
“Oh da fällt mir ein… Kennt Ihr das kleine Mädchen namens Alice? Ist sie oft in der Bibliothek?”
Entsann Earane sich dem kleinen Sonnenschein. Sophia lächelte spontan:
„Oh sicher! Sie ist eine meiner besten Schülerinnen. Sehr fleißig und ein großes Talent in Sprachen. Wenn ihr euch gut versteht, könntet ihr vielleicht sogar zusammen üben... also... ähm... wenn euch das gefallen würde nur natürlich.“
Schon wieder verstummte sie etwas schüchtern. Aber Earane freute sich sicher und Wolf würde sich gewiss auch über weitere Streicheleinheiten von dem kleinen Mädchen freuen. Dieser arme… aaaaaaarme musste seine Elfe natürlich daran erinnern, dass dieser soooooo sehr am verhungern war! Die kurzen Momente des leicht chaotischen aber lebhaften Alltags häuften sich.
“Wir müssen auch bald zu Pedro.”
, sprach sie zu ihrem Vertrauten, als sie auch schon die Worte des Schneidermeisters mitbekam und die leicht nervöse Reaktion der Frau. Sophia hob die Brauen und meinte leise:
„Oh... ich höre, ihr seid auch ein Sprachtalent ...nur in anderen Bereichen?“
Aber mehr wagte sie nicht zu fragen, auch wenn sie Wolf nun genauer betrachtete. Wissensdurst durchdrang die Bibliothekarin. Dann bot der Schneidermeister an, die letzte Anprobe sofort durchzuführen und brachte seine Kundin damit irgendwie in Bedrängnis. Kurz schaute Eara zwischen Mortimer und Sophia hin und her. Letztere wurde entschuldigend angesehen. Mortimer war wohl gerade etwas zu enthusiastisch.
“Es wäre mir gewiss eine Ehre Euch behilflich zu sein, Fräulein Sophia.”
, sprach sie ruhig zur blonden Frau, die spontan errötete.
“Aber wenn es Euch zu unangenehm sein sollte, dann müsst Ihr Euch nicht umziehen...Es ist wohl der Enthusiasmus eines Künstlers, sein Werk im Gesamten betrachten zu dürfen.”
Earane zwinkerte Sophia zu, als sie ein wenig leiser zu ihr gesprochen hatte und hoffte somit irgendwie vermitteln zu können. Dabei hatte sie sich auch gewiss ein wenig ihr angenähert. Immerhin kam Mortimers Werk erst an den Personen, die seine Kleidung trugen erst wirklich zur Geltung und bildeten mit eben diesen das Gesamtwerk. Das Zwinkern würde mit heftigem Blinzeln erwidert und Sophia sah kurz zu Boden. Dann schluckte sie und straffte die Schultern.
„Nun ja... also ich denke es wäre besser, als noch mal kommen zu müssen wenn etwas nicht passt. Hm... nur logisch.“
Das klang sehr rational und irgendwie durchaus passend aus ihrem Mund. Also stolperte sie fast in die gewiesene Richtung zur Umkleide und sah etwas nervös über die Schulter, ob Earane ihr folgen würde.
Mortimer reichte Earane das Paket mit der Robe und als die beiden Frauen sich dann hinter den Vorhang zurück zogen hatte, öffnete sie dieses. Unvermittelt sah sich die Elfe nun in der Position einer Kammerzofe, zumindest was das Ankleiden anging. Es blieb spannend, denn diese Art von Robe hatte sie gewiss noch nie gesehen. Sie bestand aus mehreren Lagen Stoff, die unterschiedliche Schichten bildeten und auf unterschiedliche Weise geöffnet und geschlossen wurden. Es gab Bänder, Schlaufen und auch Knöpfe. Das Kleidungsstück wies auch einige, teils gut versteckte, teils offenkundige Taschen auf. Doch erst einmal musste Earane Sophia aus ihrem Mantel und der derzeitigen Kleidung helfen, was sich als nicht ganz so einfach heraus stellte. Der weite Mantel war leicht, hatte er nur eine Schließe, doch darunter erkannte die Elfe die strenge Arbeitskleidung der Bibliothekarin wieder. Die weiten Ärmel hatten im Innenfutter versteckte enge Manschetten, so dass sie auch beim Heben der Arme nicht über die Ellenbogen rutschen konnten. Der weite Kragen, der auch als Kapuze fungieren konnte, war abnehmbar und darunter gab es ein Reihe von kleinen Knöpfen im Nacken um das Oberteil der ersten Lage Stoff zu lösen. Als das getan, half Era das Ganze über den Kopf zu ziehen und darunter offenbarte sich das Untergewand mit einigen Schnürungen. Da Sophia sich ja auskannte und anscheinend sich sonst allein an und auskleidete, wies sie zögerlich aber doch hilfreich die Elfe an, jeweils eine Seite zu übernehmen, während sie die jeweils andere übernahm. So musste Earane nur genau zusehen und mitmachen. Was ihr dabei anfänglich entging, war die zunehmende Nervosität der Bibliothekarin. Erst als das Untergewand sich dann hob und der weiche Stoff in Eras Armen landete und die Frau mit roten Wangen und Ohren in Unterwäsche vor ihr stand, bemerkte sie es. Sophia konnte nicht mehr aufsehen und blinzelte in einem Fort. Ihre blasse Haut war fast so fahl wie die der Nachtelfe und ihr Körper mit wenig Weiblichkeit gesegnet. Sie hielt die Arme vorm Körper verschränkt und der kleine Brustwickel war fast mehr Zierde, als eine Notwendigkeit. Über jenem trug sie noch ein winziges Leibchen, was knapp den Bauch bedeckte und eine lockere Unterhose mit etwas zu weiten Bündchen, so dass sie schief auf ihren knochigen Hüften saß. Die Beine der Hose endeten knapp über dem Knie, unter denen ihre langen Wollstrümpfe endeten. Ihre Füße steckten noch in den kleinen Stiefeletten, die sie trug und zögerlich wies sie mit einem Finger auf die neue Robe, als schämte sie sich hier selbst vor Earane so 'halbnackt' und doch recht angezogen zu sein. Schüchternheit und Nervosität sprachen ihr aus jeder Pore. Vielleicht konnte Earane ihr die ungewohnte Situation etwas angenehmer machen? Auch für sie war das sicher neu hier. Vielleicht versuchte sie es und hatte sogar damit Erfolg?
Jedoch schob sich plötzlich eine dunkle mit weißem Pelz umrandete Nase unter den Vorhang und hob ihn auf Kopfhöhe des Wolfes an und Sophia quiekte hell auf und wich instinktiv vor der Bewegung erschrocken zurück. Wolf hechelte und ließ die rote Zunge weit heraus hängen.
„...riecht lecker hier. Nervös, aber lecker Mädchen.“
Er zog die Lefzen ein bisschen hoch, was ihn 'grinsen' ließ und Sophia fragte prompt:
„Er ist ein Männchen. Was sagt er? Was will er? Er soll weg gucken.“
„Sie ist nervös. Sie riecht gut. Ich mag nervöse Mädchen.“
Wolf machte Anstalten weiter herein zu kommen, wicht dabei Earanes Bemühungen aus, dieses zu verhindern und stupste mit seiner großen feuchten Nase die Bibliothekarin an ihrem Hintern an. Diese quikte lauf auf und rotierte um die eigene Achse und um die Elfe um ihm auszuweichen. Schnell entstand ein hektischer Knoten aus Armen und Beinen und es kam wie es kommen musste...
*PLUMPS!*
Wolf hatte Earane gegen Sophia geschubst und beide landeten auf ihren Hintern. Draußen hörte man Mortimers gequälte Frage, ob alles in Ordnung sei, während Wolf erst Sophias Gesicht und dann Earanes ableckte.
„Iiiihhhh....hihihiiihhiiiiiii!“

Sophia...

Sie lachte!
Wolf leckte munter weiter und Sophia lachte! Laut und gelöst brach der Bann ihrer Zurückhaltung und sie wand sich zwar unter ihm, aber doch lachte sie ...wie noch nie in ihrem Leben!
„Jetzt riecht sie glücklich!“
, kommentierte Wolf nach einer Weile und wenn Earane nichts unternahm, machte er einfach weiter. Rote Wangen standen der Bibliothekarin ausgesprochen gut und ihre Augen, die sie immer wieder zusammen kniff vor lachen leuchteten vor Vergnügen und Begeisterung. Das hier war weder geplant noch entsprach es irgendeiner Etikette, aber es fühlte sich ...richtig an. Trotzdem konnte es nicht ewig so weiter gehen, da Wolf definitiv keinen 'Anstand' besaß und das 'Spiel' sonst vielleicht zu weit gehen konnte. Sophia versuchte gerade lachend ihre Arme zwischen seiner Zunge und ihr Gesicht zu bekommen, drehte sich dabei ein wenig von ihm weg, da begann er einfach die entblößte gehobene Innenseite ihres Oberarmes abzulenken und dann auch ihre Seite. Sophia bekam kaum noch Luft vor Lachen!
„Meine DAMEN! BITTE! Ähm...“
Mortimer klang fast etwas verzweifelt, da er es nicht wagte hinter den Vorhang zu sehen, aber sich auch Sorgen machte, ob alles in Ordnung war. Es wurde wirklich Zeit, dass Wolf etwas anderes vor die Nase gesetzt bekam, als lecker Bibliothekarinnen.
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[*] 1 Halskette mit einer Fee als Anhänger
[*] 1 Rucksack
[*] 1 Toilettenbesteck
[*] 1 Holzkamm
[*] 1 Wolldecke
[*] 1 Essstäbchen (Kupfer)
[*] 1 Napf (Kupfer)
[*] 1 Kessel (1 l, Kupfer)
[*] 1 Feuerstein und Stahl
[*] 1 Köcher mit Pfeilen
[*] 1 Jagdbogen
[*] 1 Jagdmesser
[*] 4 Kunai

Im Nachtelfenreich erworben:
[*] 1 Nachtelfenbekleidung [- 32 F]
[*] 1 Gürtel (Leder) [- 2 F]
[*] 4 Gürteltaschen [- 16 F]
[*] 1 Kernseife [- 2 F]
[*] 1 Handtuch [- 8 F]
[*] 1 starkes Hanfseil [- 6 F]
[*] 1 Wetzstein [- 1 F]
[*] 2 Zunderschwämme [- 10 F]
[*] 1 Provianttasche [- ?]

Aus vorigem Abenteuer:
[*] 1 Schattenkristall (Medallion)/ Schmuckstück
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Eáránë Fëfalas » Montag 4. April 2022, 21:49

Eáránë war dabei die ihr gegebenen Informationen zu verarbeiten. Und ein System, in dem es Untergebene und Bedienstete gab, schien ihr fremd. bei Festlichkeiten half man sich natürlich gegenseitig bei dem Ankleiden, Frisieren und bei der Körperbemalung. Aber dafür gab es keine speziellen Bedienstete. “Ist die Herrin… Beeinträchtigt, dass sie Hilfe beim Baden benötigt?” Fragte sie vorsichtig nach. Einen anderen Grund konnte sie sich nicht vorstellen, weshalb beim Baden geholfen werden sollte. Dieses Konzept, das Mortimer der Nachtelfe aus dem Schattengebirge gerade malte wirkte für sie offensichtlich befremdlich. Generell, dass die Gesellschaft in Adelige und weniger privilegierte bewohner unterteilt war.
“Trägt sie etwa täglich festliche Kleidung?” Brannte auch diese Frage ihr auf der Zunge. Es schien zunächst wohl nicht zu überraschen, dass sie als Jägerin doch sehr selbstständig war. Doch war dies recht selbstverständlich in ihrer Heimat, um sich selbst kümmern zu können. Bedienstete in dem Sinne, gab es nicht. Jedoch half man sich untereinander und war weniger egoistisch, als es im Nachtelfenreich der Fall war.
Da war ein Gefühl in ihrer Magengegend, das sie nicht ganz zu bestimmen vermochte. Sie würde es als mulmig beschreiben, obwohl es nicht ganz zustimmte. Unwohl war ihr nicht, aber auch nicht gänzlich wohl. Was war dies nur? Irgendwie wirkte all dies, als hätte jeder eine Rolle zu spielen. Die Zofe an der Seite ihrer Herrin, Meister Mortimer als Schneider, der junge Herr von Reichenbach… Ja sogar Pedro und die Jorsaner auf dem Markt. Die fein geschwungenen Brauen kräuselten sich leicht zusammen. Jeder hatte seine Rolle… Und sie? Für Eara kam es eher so vor, als beobachte sie alles und befände sich nicht mittendrin.
Gehöre ich hier hin?
Stellte sie sich selbst diese Frage und wurde von Unsicherheit erfüllt, die man ihr sogar ansah. Ihre Finger spielten miteinander und mit ihren Schneidezähnen biss sie sich leicht auf ihre Unterlippe, während ihre Gedanken kreisten. Aus diesen sie aber auch schon heraus geholt wurde. Und ihre vermeintlichen Sorgen schienen wie weggeblasen. Stattdessen blickte die junge Nachtelfe etwas trotzig drein. Und die Worte ihres Mentors ließen sie ihn zunächst verdutzt anblinzeln, ehe sie auflachte. Verlegen legte sie einer ihrer Hände in den Nacken. Dabei glitten die Finger unter den Stoff des hellblauen Kragens. “Da muss ich Euch recht geben.” Kicherte sie amüsiert über die Erkenntnis, sich eben wie ein bockiges Kind gegeben zu haben. Aber es hatte das flaue Gefühl vorerst vertrieben und mit Neugierde verfolgte sie Mortimers Erklärung.
Dabei setzte sie sich zu ihm und nickte leicht. “Dass man sich nicht anderen aufdrängt oder gar seinen Namen ungefragt herum posaunt steht denke ich außer Frage.” Griff die vermeintlich junge Frau das Beispiel auf. “Nur klang es eben so, dass ich praktisch überhaupt gar nicht sprechen darf bis ich von Euch vorgestellt wurde.” Versuchte sie zu erklären, wie sie es zuvor aufgenommen hatte. “Oder wenn ich gefragt werde selbst nicht antworten dürfte.” Ob dies nun ihren vorigen Einwand besser beleuchtete? “Dennoch…” Eara seufzte leise. “Ich weiß nicht… Sollten Regeln das Zusammenleben nicht erleichtern? Gerade kommt es mir so vor, als gäbe es all dies um… Alles noch mehr zu verkomplizieren.” Speziell was die Adeligen betraf, kam es ihr jedenfalls so vor. Und da kehrte dieses flaue Gefühl wieder zurück, nicht so wirklich dazuzugehören…
Und für einige Augenblicke wurde die Stimmung bedrückter. Es war gewiss nur eine Frage der Zeit, bis jemand der Nachtelfe wirklich Probleme bereiten wollen würde. Da machte sie sich nichts vor. Bis dahin wollte sie aber die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft, mit denen sie bisher aufgenommen wurde aufsaugen. Es war nun mal ein schönes Gefühl einfach… Gut behandelt zu werden. Die Menschen hier sprachen sie sogar auf Garmisch an und behandelten sie bisher nicht wie ein Fremdkörper.
Und doch gab es wohl kaum einen besseren Start in die ihr eher befremdliche Welt der Städte, Könige, Adlige, einfache Bevölkerung und alles dazwischen und außerhalb, als Jorsan. Und es gab wohl kaum einen geeigneteren Mentor als Mortimer, der ihr nun die ersten Lektionen zum Lesen beibrachte. Bis Eáránë in den Verkaufsraum gehen und einen Kunden empfangen sollte.

Nun eine Kundin. Sophia wurde ein breites Lächeln geschenkt. “Zu zweit lernt es sich gewiss leichter!” Dies klang wahrlich nach einer guten Idee. “Und es klingt danach, als könne ich sehr viel von Alice lernen.” Nickte die junge Elfe leicht und der Gedanke, von dem Mädchen etwas lernen zu können, schien sie keineswegs zu stören. Eara gehörte nicht zu jenen, die sich in der Position sahen schon sehr vieles oder gar alles zu wissen - wie denn auch, wenn sie offensichtlich gerade dabei war sehr vieles beigebracht zu bekommen?
Und obwohl sie in der reinen Anzahl ihrer erlebten Sommer sogar ihren Mentor übertraf, so stellte sie sich weder über ihn noch über das junge Mädchen. Im Prinzip sah sie ihre Mitmenschen in gleicher Augenhöhe an. Respektierte diese, sofern man auch ihr entsprechend gegenüber trat. “Ich traf Alice heute und sie fragte, ob Wolf und ich öfters in die Bibliothek kämen.” Erklärte Eáránë weshalb sie nach dem Sonnenschein gefragt hatte. “Die beiden haben sich sofort angefreundet.” Schmunzelte die Frau mit dem weißen Haar bei dem Anblick, den Wolf vor der Bibliothek geboten hatte. Und eben dieses große Tier war es nun, das nun ein wenig mehr Chaos in den Laden brachte. Auch wenn dieser brav auf Mortimer hörte und sich zuerst zurückzog.
„Oh... ich höre, ihr seid auch ein Sprachtalent ...nur in anderen Bereichen?“
Sophia wurde etwas verwundert angeblinzelt. “Oh… Ach… Es wird sich wohl noch zeigen, ob ich tatsächlich ein Talent für Sprachen habe.” Gluckste die Ältere der Frauen amüsiert. Immerhin musste sie erst noch Garmisch lernen! Was Alice wohl schon für Sprachen beherrschte? Oder Fräulein Sophia? Doch kam die Nachtelfe nicht dazu diese zu fragen. Die Robe sollte wohl doch noch einmal anprobiert werden.

Es bedurfte nicht viel, dass die Bibliothekarin sich doch dazu rang in die Umkleidekabine zu gehen. Doch hoffte Eara, dass sie die Jüngere nicht zu sehr bedrängt hatte? Denn die Nervosität war nicht zu übersehen. Dem Blick über die Schulter erwiderte die Nachtelfe mit einem aufmunternden Lächeln. Dann übergab der Schneider ihr auch schon die Robe.
Der Vorhang wurde zugezogen, nachdem beide Frauen die Kabine betreten hatten. Und Eáránë staunte nicht schlecht bei dem gefühlten Wirrwarr der Arbeitskleidung Sophias. Festliche Kleidung mit mehreren Schichten, die auf eine bestimmte Art und Weise angezogen wurden waren ihr nicht fremd. Aber… Das hier wirkte auf die Jägerin bei weitem komplizierter. Überfordert beobachtete die Frau mit den gelben Augen den geschickten Handgriffen der zierlichen Frau, die sich gekonnt entkleidete. So gut sie konnte, versuchte sie der Anderen zu helfen. Darin vertieft bekam sie nicht mit, dass sich die blonde Frau nicht wirklich wohl fühlte. Erst als diese in Unterwäsche vor der Weißhaarigen stand, bemerkte Letztere die eindeutige Körpersprache. “Bei Phaun… Für diese Gewänder muss man doch ein Studium abgelegt haben, oder?” Wollte Eara die Aufmerksamkeit auf etwas anderes lenken. Und die Überforderung stand ihr noch immer ins feine und längliche Gesicht geschrieben.
Nacktheit war persé nichts Unangenehmes für die Jägerin des Schattengebirges. Die zierliche Statur der Jüngeren wirkte gar auf die junge Elfe recht dürr. Jedoch wirkten die eher androgynen Formen vertraut. Immerhin waren die meisten Elfen auch sehr schlank und die Frauen eher weniger mit stark ausgeprägten Rundungen ausgestattet. Fülligkeit wäre da mehr ein ungewohnter Anblick. Doch überraschte die sehr bleiche Haut. Da kam kurz die Frage auf, ob vielleicht sogar etwas Nachtelfenblut in den Adern dieser Dame floss? Wobei Menschen eine sehr weite Spannweite an verschiedenen Hautfarben aufwiesen. Weshalb dieser Gedanke auch schon wieder im Hinterstübchen verschwand.
Ob es Sophia ein wenig die Nervosität nahm, wenn Eáránë einfach nicht auf das einging, was ihr unangenehm schien? Und sich einfach… Normal verhielt? Insgeheim hoffte die Ältere dies. Das Untergewand hatte sie auch schon beiseite gelegt, um dann die Robe zu greifen. “Hoffentlich wird das jetzt nicht annähernd so kompliziert…” Mit gekräuselten Brauen blickten die bernsteinfarbenen Augen auf das neue Kleidungsstück und es schien als graute es ihr ein wenig davor, dass es mindestens so aufwendig sein würde wie die Arbeitskleidung. Und nein, Eara schämte sich nicht davor zuzugeben, wenn sie etwas nicht wusste oder sie überfordert war. In diesem Fall tat sie es auch etwas um mit etwas Selbstironie ihre neue Bekanntschaft abzulenken. Ob dies funktionierte, würde sich ja noch zeigen.

Wolf hingegen schien ein Naturtalent darin zu sein das Eis zu brechen. Wobei Eáránë zunächst verzweifelt versucht hatte ihn aus der Umkleidekabine fern zu halten. “Wolf! Duuuuuuu~” Dieser Frechdachs! Sophia könnte Angst vor ihm bekommen. Außerdem war hier nicht genug Platz! Und doch schaffte der halbe Eisbär - auch wenn dies eine Übertreibung war - sich seinen Weg an seiner Alpha vorbei zu drücken und fand Gefallen an der armen Bibliothekarin. Deren Frage die Nachtelfe nicht beantworten konnte, da auch schon das Chaos seinen Lauf nahm. Ein weiteres Quieken und einem großen Gewusel weiter fanden sich beide Frauen auf dem Boden wieder. “Bitte verzeiht Fräulei-” Wollte sich die Nachtelfe prompt entschuldigen, während sie sich den Hintern rieb. Da… Erfüllte auch schon das helle, aber wohlklingende Lachen den Raum. Verdutzt wurde diese angeschaut, ehe auch Eara in das Lachen einstimmte. Doch fing sie sich schnell wieder, als sie mitbekam, dass Wolf nicht aufhörte die arme Frau weiter abzuschlecken und diese aus dem Lachen nicht mehr heraus kam. “Das reicht jetzt Wolf.” Wurde sie etwas ernster, nachdem sie sich erst einmal räuspern musste. Armer Mortimer… Seine Worte wirkten ein wenig überfordert… Die Jägern schob ihren Arm zwischen Sophia und ihren Vertrauten und schob ihn nun etwas weg. “Je schneller wir mit dem Umziehen fertig werden, desto eher können wir zwei zu Pedro. Wenn du Fräulein Sophia jetzt in Ruhe lässt, bekommst du schneller was zu fressen.” Wenn das nun kein Grund für ihn war von der Blonden abzulassen…
Jedoch freute es Eara von dem ewig Hungernden gehört zu haben, dass die Bibliothekarin nun glücklich war. Seine Eindrücke, die er mit ihr teilte, half ihr wirklich sehr andere einschätzen zu können. So konnte sie relativ schnell lernen Gestik und Mimik unter Umständen deuten zu können - sofern es nicht zu eindeutig war. “Bitte verzeiht Fräulein Sophia. Wolf kann manchmal ein ziemlicher Rabauke sein.” Entschuldigend wurde die blasse Frau angesehen und wie selbstverständlich wurde wieder auch aufgeholfen. “Er mag Euch und sagte, dass Ihr gut riecht. Und lecker.” Griff sie dann auch schon die unbeantworteten Fragen auf. “Ihr… Ihr könnt ruhig seine Speichel an mir abwischen, bevor Ihr die Robe anzieht.” Bot sie der anderen an. Ein Taschentuch hatte sie keines zur Hand und Eara roch gewiss so oder so nach Wolf. Das bisschen Sabber würde nicht mehr so viel ausmachen. Dass es ein etwas seltsames Angebot sein könnte, daran dachte sie tatsächlich nicht.
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 7. April 2022, 11:17

Earane stellte sich die Frage, ob sie hier hin gehörte – in die Welt des Adels und der Etikette. Hätte sie Mortimer gefragt, so hätte er ihr dazu sicher auch etwas erklärt, aber sie tat es nicht. Sie hin ihren Gedanken nach und versuchte sich in dieser 'neuen Welt' zurecht zu finden. Sie war in einer ganz anderen Gesellschaft geboren worden, war aber auch viel gereist und hatte auch nicht wenig Erfahrungen sammeln können. Das Prinzip sich 'fein zu machen', ein Fest zu besuchen oder schlicht sein Gegenüber zu ehren in dem man sich gut benahm sollte ihr nicht fremd sein. Sie hatte auch schon in Pelgar und auch im Nachtelfenreich ihre Erfahrungen gemacht. Also war sie kein unbeschriebenes Blatt in diesen Dingen, aber jetzt ging es in den Feinschliff. Nun war es aber an der Zeit nicht nur einfach mit dem Strom zu schwimmen um zu überleben, sondern die Fische darin kennen zu lernen, auch ihre Sprache zu sprechen, sie zu verstehen und dafür musste sie selbst kein Fisch sein. Era musste lernen sich an diese Welt anzupassen – nicht ein Teil von ihr werden.
Die schönen Kleider Motimers waren wie farbenfrohe Korallen im Meer der Etikette. Die adligen Fische schmückten sich mit prächtigen Schleier-schwänzen und bunten Flossen so kostbar und so schön, dass sie schillerten. Eleganz und Aristokratie waren noch Fremdworte für die Elfe und weckten kurz den Funken des Wiederstandes, der sie wie ein kleines Kind ergriff. Ihr Verhalten war wie ein kleiner Stein, der ins Wasser geworfen Wellen schlug, doch Mortimer verstand es sie bei der Hand zu nehmen und zu zeigen, wie sie 'schwimmen' lernen konnte. Als Nachtelfe und angehende Kundschafterin würde sie lernen müssen sich den Strömungen anzupassen, damit sie nicht zu hohe Wellen schlug. Aufzufallen war in diesen Kreisen nicht gut, erst recht nicht für eine Nachtelfe. Aber sie musste sich auch selbst gut darstellen können, mit ihren Auftraggeber reden können, ohne wie ein Stein im Wasser den Strom zu verändern. Vielleicht konnte sie lernen, kein Fisch zu sein, sondern eine elegante Wasserpflanze die in der Strömung tanzte? Bildlich gedacht war wohl der jorsanische Königs-Hof ein Haifischbecken. Gehörte sie dort hinein? Sicher nicht. Wer wollte das schon. Sie musste aber lernen dort heil hinein und wieder hinaus zu kommen und Mortimer war ein guter Lehrmeister.
Eine erste Lektion bot das Schicksal gleich in Form einer Kundin an, die Earane bedienen sollte. Sophia war sozusagen eine 'Verbündete' und nicht von hohem Adel, aber sie war eine Probandin um ihre Fähigkeiten zu verbessern. So wie Mortimer erst kurz zuvor die Aufgaben einer Kammerzofe beschrieben hatte, so ging Earane der Bibliothekarin in der Umkleide zur Hand.
...zumindest, bis Wolf eingriff und alles durcheinander brachte.
“Wolf! Duuuuuuu~”
Der Frechdachs schaffte es sich seinen Weg an seiner Alpha vorbei zu drücken und fand Gefallen an der armen Bibliothekarin. Das Chaos nahm seinen Lauf. Ein weiteres Quieken und einem großen Gewusel weiter fanden sich beide Frauen auf dem Boden wieder.
“Bitte verzeiht Fräulei-”
Wollte sich die Nachtelfe prompt entschuldigen, während sie sich den Hintern rieb. Da erfüllte auch schon das helle, aber wohlklingende Lachen den Raum. Verdutzt wurde diese angeschaut, ehe auch Eara in das Lachen einstimmte. Doch fing sie sich schnell wieder, als sie mitbekam, dass Wolf nicht aufhörte die arme Frau weiter abzuschlecken und diese aus dem Lachen nicht mehr heraus kam.
“Das reicht jetzt Wolf.”
Wurde sie etwas ernster, nachdem sie sich erst einmal räuspern musste. Armer Mortimer… Seine Worte wirkten ein wenig überfordert… Die Jägerin schob ihren Arm zwischen Sophia und ihren Vertrauten und schob ihn nun etwas weg.
“Je schneller wir mit dem Umziehen fertig werden, desto eher können wir zwei zu Pedro. Wenn du Fräulein Sophia jetzt in Ruhe lässt, bekommst du schneller was zu fressen.”
Wenn das nun kein Grund für ihn war von der Blonden abzulassen. Wolf setzte sich hechelnd mit weit heraus hängender Zunge auf seinen Hintern.
„Fressen...“
Jedoch freute es Eara von dem ewig Hungernden gehört zu haben, dass die Bibliothekarin nun glücklich war. Seine Eindrücke, die er mit ihr teilte, half ihr wirklich sehr andere einschätzen zu können. So konnte sie relativ schnell lernen Gestik und Mimik unter Umständen deuten zu können.
“Bitte verzeiht Fräulein Sophia. Wolf kann manchmal ein ziemlicher Rabauke sein.”
Entschuldigend wurde die blasse Frau angesehen und wie selbstverständlich wurde wieder auch aufgeholfen.
“Er mag Euch und sagte, dass Ihr gut riecht. Und lecker.”
Griff sie dann auch schon die unbeantworteten Fragen auf.
“Ihr… Ihr könnt ruhig seine Speichel an mir abwischen, bevor Ihr die Robe anzieht.”
Bot sie der anderen an. Ein Taschentuch hatte sie keines zur Hand und Eara roch gewiss so oder so nach Wolf, obwohl das nicht stimmte. Era trug Mortimers neues feines Kleid und hatte sich auch frisch gemacht. Sie war sehr vorzeigbar und das Angebot den Speichel an ihr abzuwischen war etwas unüberlegt, doch auch sehr passend für eine unbedarfte Jägerin. Dass es ein nicht nur etwas seltsames Angebot sein könnte, daran dachte sie nicht. Von draußen erklang ein erstickter Laut und hätte sie Mortimers Gesichtsausdruck sehen können, so hätte sie sofort gewusst, wie sehr sie ihn mit dieser Aussage förmlich quälte. 'Sabber - Speichel ab an ihr abwischen...' Mortimer litt Haraxqualen und stöhnte leise auf. Seine Stimme klang hektisch und gepresst:
„Bitte... Ich hole euch ein feuchtes Handtuch, damit ihr euch reinigen könnt. Einen Moment Geduld bitte, und Era.... BITTE schick Wolf hier raus!“
Das war keine Bitte, eher ein Flehen, damit der arme Mann nicht noch einen Herzinfarkt erleiden musste. Era hörte die Schritte des alten Schneiders fort eilen und bald darauf plätscherte es irgendwo. Sophia hielt sich noch leicht bebend an einer Stuhllehne fest und starrte Wolf an. Sie flüsterte:
„Er findet mich lecker?“
Ihre Augen waren groß und glasig vom Lachen und ihre Wangen und Lippen zart gerötet, was ihr ein frischeres Aussehen verlieh. Die Situation hatte sich wieder etwas beruhigt, aber würde jetzt sie so jemand sehen, könnte sonst was angenommen werden. Ihr Haar war zerzaust, sie nur in Unterwäsche, das Leibchen verrutscht, als hätte sich jemand an ihr vergangen. Sie musste sich in der Tat etwas sammeln und ordnen. Für Sophia war der kleine Zwischenfall gerade ein zweischneidiges Schwert geworden. Eine Schneide hatte sie glücklich gemacht und sie aus ihrem Schneckenhaus geholt, aber die andere brachte sie auch in Gefahr. Was wenn sie so jemand anders sehen würde als Earane? Was hier entspannt und komisch gewesen war, was ein glückliches Lachen hervor gelockt hatte, das barg auch seine Risiken. Vielleicht erkannte auch Earane in diesem Moment, dass Wolf nicht in eine Umkleide gehörte. Sein Verhalten war eben das eines Tiers und Benehmen kannte er nun einmal nur im Rahmen des Umgangs mit seiner Gefährtin, die selbst nicht all zu viel Ahnung davon hatte. Wäre Sophia eine andere Kundin gewesen, eine 'Hochwohlgeborene', oder sie hätte einfach nur anders reagiert, oder Angst bekommen, so hätte er hier einen waschechten Skandal ausgelöst. Mortimers Kunden abzuschlecken war keine gute Idee. So viel stand fest.
Ein Wolf, so folgsam er auch war, gehörte nicht in eine Schneiderei. Earane schickte ihn hinaus auf den Hinterhof, wo er ohne zu murren hin trottete. Jetzt war noch einmal alles gut gegangen, aber er war nun mal ein Wildtier und kein Kuschelhund. Seine Instinkte waren stark und setzten sich halt immer wieder durch. Er mochte Sophia. Er mochte auch das Mädchen Alice, aber was würde er tun, wenn er mal jemanden nicht mochte? Auf lange Sicht musste Earane sich für ihren Aufenthalt in Jorsa hier einen Kompromiss ausdenken. Doch jetzt war dafür nicht der rechte Augenblick. Mortimer kam mit einer Schale lauwarmen Wasser und weichen Tüchern zurück, kommentierte dies mit den Worten:
„Ich hab etwas für die Reinigung vor den Vorhang gestellt, die Damen.“
und entfernte sich wieder respektvoll einige Schritte. Earane holte die Schale hinein und Sophia tauchte eines der Tücher ins Wasser und wischte sich vor dem hohen Spiegel dann das Gesicht, Hals und die entblößten Schultern sauber. Sie blinzelte auch immer wieder schnell, als müsse sie sich von dem 'glücklichen' kleinen Vorfall erholen. Ihre Selbstdisziplin war mit einem herzlichen Lachen unterwandert worden.
Dann sah sie Earane über ihr Spiegelbild an und sagte leise:
„Mach dir keine Sorge. Ich bin nicht böse deswegen. Es war... lustig.“
Sie lächelte verlegen, aber wurde dann etwas ernster.
„Vielleicht lassen wir ihn zukünftig besser nicht hier hinein... aber... ich... ich würde gern mal mit euch ...äh...Gassi...nein, einen Spaziergang ...vielleicht im Wald machen? Wäre das nicht schöner?“
Der Vorschlag war vielleicht wirklich besser. Wolf konnte Earane in der Stadt begleiten, Abends bei ihr sein, von ihr gefüttert werden, aber er würde auch sicher irgendwann wieder selbst jagen wollen. In der näheren Umgebung gab es bestimmt Orte, wo sie spazieren gehen und er seine Triebe ausleben konnte. Doch das waren Pläne für die Zukunft. Heute musste Era Sophia fertig einkleiden und sich noch mit dem Fleischer treffen. Nachdem also Sophia sich gewaschen hatte, half die Nachtelfe ihr die neue Robe anzulegen, die erstaunlicher Weise nicht ganz so kompliziert war, wie die alte. Die Schnürungen für den perfekten Sitz waren dafür in schmalen Stofffalten verborgen und alles wirkte wie aus einem Guss. Kaum eine Naht war zu sehen und das Material musste unglaublich teuer sein so fein wie es war. Rieb man es zwischen den Fingern, war es glatt wie eine zweite Haut. Die Robe war wirklich ausgesprochen fein, aber wirkte durch den schlichten Schnitt nicht übermäßig edel. Eleganz gab es auch in schlichten Linien. Sophia stand bald fertig vor ihrem eigenen Spiegelbild und betrachtete sich kritisch. Außer der Haut an ihren Händen und Gesicht war nichts zu sehen. Trotzdem war die neue Robe leicht und luftig und für einen warmen Frühling und selbst einen heißen Sommer wie gemacht. Sie nickte zufrieden und schob dann den Vorhang beiseite um hinaus zu gehen. Mortimer erblickte sie und sein Lächeln war fast wie eines Vaters der seine Tochter im Brautkleid vor dem Altar betrachtete, so gerührt.
„Sophia, ihr seht ...bezaubernd und sittsam...und durchaus eloquent und belesen aus!“
Die junge Bibliothekarin senkte ebenfalls gerührt den Blick, bekam dann von ihm ihren Mantel gereicht.
„Habt Dank. Ihr habt wieder hervorragende Arbeit geleistet, Meister Mortimer.“
„Ich lasse euch die alte Robe nach Hause liefern, wenn ihr es wünscht.“
„Das wäre gut, dann kann ich gleich weiter arbeiten.“
Sophias Beruf war anscheinend auch ihre Berufung, wenn sie auch Abends noch einmal zur Bibliothek zurück wollte, wie es klang.
„Era kann euch noch ein Stück begleiten, wenn ihr wollt. Ich glaube, sie hatte heute noch etwas vor.“
Mortimer sah zu Earane, nickte aufmunternd und Sophia meinte:
„Gern, wenn sie Zeit hat?“
Hatte Earane alles?

(Earane weiter bei: Menschen, Waren und täglich neue Eindrücke)
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