'Mortimers Nadelkunst'

Auf dem Marktplatz tummeln sich fast ebenso viele Händler wie Kaufwillige. Manches ehemalige Wohnhaus an diesem Platz wurde schon zum zweistöckigen Laden umfunktioniert. Jorsans Markt bildet einen wichtigen Treffpunkt in der Stadt.
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Erzähler » Samstag 25. März 2017, 20:14

Unter der Maske lächelte Zanfar ihr zu. Sie sah es an der leichten Schrägstellung seiner Augen und liebte die winzigen Falten, die sich dabei in den äußersten Winkeln zeigten. Seine Gedanken erreichten sie:
Manchmal vergesse ich, dass du auch niemand Anderen hast …
Ich habe dich! Und du hast mich.
...vermutlich wären wir auch so aufgebracht wie sie, wären wir in ihrer Lage...
Vermutlich... vielleicht sogar noch mehr. Sie haben Familie...

Einen winzigen Moment lang huschte ein Gedanke über Trennungsangst durch den schwer gewordenen Kopf der Tha’Roon, aber sie ließ ihn nicht zu. Zanfar war hier und sie war bei ihm. Es mochte egoistisch sein, aber sich jetzt in entfernt möglichen Eventualitäten zu ergehen, war wenig logisch.
... Ich weiß nicht, ob mich Pflichtgefühl davon abhalten könnte, dich zu retten. Lass uns um das Schicksal deines Volkes willens hoffen, dass ihres mehr Wert ist als meines.
Was?

Ihr wunderschönes rotes Auge lag ganz in seinem Blick versunken. In diesem einen kleinen Augenblick liebte Chasin wirklich und wahrhaftig! Sie liebte seine Intelligenz, seinen schlau versteckten Witz, seine Treue, seine Wortwahl, sein Lächeln und sein Herz, dass all diese Schönheit hervor brachte. Sie liebte ihn, weil er bei ihr war und weil er sie gerade über das Wohl von vielen gestellt hatte, sie damit empor hob, sie auf eine ihr unvorstellbare Weise wert schätzte. Sie liebte ihn, weil er sie als Individuum sah, nicht als ein assimiliertes Konstrukt eines größeren Ganzen. Chasin speicherte diesen kleinen Moment in ihrer inneren Bibliothek unter den Dingen, die sie als besonders wertvoll erachtete und die sie nie wieder vergessen wollte. Sie blinzelte einmal langsam, dann wandte sie sich wieder dem Gespräch mit Darna zu. Die ganzen Punkte abzuarbeiten erforderte einiges an Konzentration und mentaler Kräfte, aber das hier war wichtig. Chasin sehnte sich nach ein paar Zügen an ihrer Pfeife, aber nur ein kleines langsam steigendes nervöses Reiben ihrer ineinander verschenkter und versteckten Fingerspitzen war Zeuge davon, dass es ihr zunehmend Kraft raubte. Oft hatte sie stundenlang solchen Gesprächen beigewohnt, aber dort hatte sie Trinken und Rauchen können. Hier – hier drohte sie auf Dauer zu verdorren wie eine Pflanze die man ohne Wasser in den Schatten gestellt hatte. Trotzdem war dies hier ein sehr wichtiger Augenblick in der Geschichte der Menschenkinder und Chasin war glücklich dabei sein zu dürfen. Als nächstes stand ihre Frage zu Darnas 'Dämonen' auf dem Plan.
Danach kann ich hoffentlich kurz vor die Tür ein paar schnelle Züge nehmen...
Was die Diplomatin aber nicht bedacht hatte, war Zanfars Beschützerinstinkt, der sofort ansprang, als er eine Bedrohung witterte. Schnell blinzelnd beobachtete sie, wie er sich vor der jungen Knappin aufbaute und Erklärung verlangte. Schon wollte sie aufstehen und ihn sanft zurück ziehen, da sackte sie wieder in die weichen Polster des Sessels zurück. Ihr war ein wenig schwindelig. Sie rieb sich erneut die Schläfe und zwang sich die Szenerie weiter zu beobachten.
Sie ist besessen... nicht willentlich, soweit ist durchaus klar! Kein Beschwörer!...denke ich.
Merkwürdiger Weise schien das Missverständnis, eine Dämonenbeschwörerin zu sein, bei Darna auf fruchtbaren Grund zu stoßen. Chasin begriff zwar schnell, dass ihre Worte in ihrer aufgebrachten unruhigen Seele dies so aufnehmen hatte können, aber trotzdem war sie doch etwas überrumpelt, dass ihre Aura sogar die Farbe von Zustimmung als Orange-Variante, umwölkt von sich zusammen ballenden Blau annahm. Ihre Gedanken wurden so leise, dass Chasin sich nach vorne beugte um den Blickkontakt besser halten zu können.
Eigentlich... hätte er mich vorhin bedrohen müssen, und nicht ich ihn...
Chasin begann als geringe Beimengung zum Ganzen eine für sie neue Farbe zu sehen, die sie entfernt an Walsings grün verfärbtes Gelb erinnerte, wenn Niklas seine kruden Scherze machte.
Sarkasmus? ...nein...irgendwie anders...
Das hier... sah noch viel ungesunder aus und grenzte an Selbstgeißelung. Darnas Augen hingen fixiert an dem Kupfer der Maske und als Zanfars Bewegung ganz zum vorläufigen Stillstand kam, sah er bei der Knappin derart große Pupillen, dass das Grau ihrer Iris nur noch ein dünner Ring drum herum war. Ihre Mimik hatte sich bei seinen Worten asymetrisch nach rechts verzogen, als hätte sie gerade eine heftige Ohrfeige erhalten.
Erklären! Kein Detail...?! Das wird aber lang!
Lachte sie gerade etwa?! Das waren seltsame Geräusche, die er von ihr hörte, aber dieses rasche mehrmalige Auskeuchen schien eher etwas an der Grenze zum Weinen zu sein, auch wenn sich noch keine Tränen zeigten. Nein, so reagierten keine Dämonenbeschwörer und Chasin ahnte, dass das arme Mädchen kurz davor stand über zu schnappen. Zanfar hatte seine ganze Aufmerksamkeit auf die vermeindliche Bedrohung gelegt und bekam deshalb nicht mit, wie sich hinter ihm die Tha'Roon schwankend erhob. Seltsamer Weise war es Basilius, der sie in diesem Moment beobachtete und ihr seinen Arm anbot, den sie geistesabwesend annahm. Sein Blick war besorgt zu Darna und den Maskierten gerichtet, aber seine sehr leise geflüsterten Worte flehten sie an:
"Bitte ruft euren Begleiter zurück. Ich möchte nicht gegen ihn kämpfen müssen."
Chasin hatte genau das vor, aber ihr kleiner Schwächeanfall machte es ihr gerade etwas schwer zu handeln. Ihr Plan Zanfar sanft die Hand auf die Schulter zu legen, wie sie es immer tat, der musste wohl neu überdacht werden. Sie wollte gerade stattdessen zu ihm sprechen und öffnete die Lippen, als Delilah und Leon den Laden betraten und Leon mit einer fast prophetisch schlechten Botschaft heraus platzte:
„Mein Vater ...ist tot.“
Was? ...oh!...
Zanfars Aufmerksamkeit war noch immer ganz auf Darna konzentriert. All das Mitgefühl und der Respekt, den er für die Knappin entwickelt hatte, wurden durch die Andeutung, dass sie mit Dämonen im Bunde war, getrübt und hatte auch seine Aura verändert. Chasin wollte es gerade klar stellen, da sprach Delilah:
„Was ist hier los?“
Chasins Blick wanderte wieder zu Darna und fing einen Gedanken auf.
Ich will zu ihm.
Die Diplomatin drückte die Beine durch, löste sich von Basil und machte einen seltsam schwingenden, langen Schritt auf Zanfar zu, wo sie sich sofort an ihm fest hielt und immernoch Darnas Augen fixierte.
Lass mich durch.
Chasins Hände legten sich in gewohnter Manier an seine breiten Schultern und sie sprach leise, etwas atemlos:
"Lass sie. - Bitte."
Basilius stand in der Nähe ihres Sessels und sagte:
"Wir sollen uns alle hinsetzen. Es bringt niemanden etwas, wenn das hier eskalieren sollte."
Er sah fragend zu Delilah.
"Gibt es hier vielleicht etwas zu trinken? Ein Glas Wasser für die edle Dame?"
Auch Leons Blick glitt jetzt, angestoßen von Basils leicht besorgtem Unterton, über Zanfars Schulter hinweg zu der Tha’Roon.
„Geht es ihnen nicht gut?“
Chasin lächelte gewohnt höflich und winkte ab, doch Zanfar würde wissen, dass dem nicht so war.
Die Diplomatin wandte sich an Delilah:
„Fräulein Delilah, wäre es vielleicht möglich, dass ich in der offenen Tür ein Weilchen stehen dürfte, oder schadet das den Stoffen? Mein Körper verlangt nach ein wenig frischer Luft und auch ein Glas Wasser wäre mir sehr gelegen.“
Das mit der 'frischen Luft' war eine Floskel, die sie am Hof übernommen hatte. Genau genommen, verlangte ihr Körper genau nach dem Gegenteil, aber das zu erklären, würde den Rahmen sprengen.
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Zanfar Aval'athil
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Zanfar Aval'athil » Sonntag 2. April 2017, 22:11

Er hatte die Maske vergessen – dabei hatte er sie doch erst einen Augenblick zuvor in der Hand gehabt!
Es ging ihm auf, als er, statt leichter Einschüchterung, den Schrecken in den Zügen der Knappin sah. Wut stieg in ihm auf, als er daran dachte, dass diese offenbar hatte verschweigen wollen, dass sie von einem Dämon besessen wurde.
Als ob ich an ihrer Stelle anders gehandelt hätte! Nur eine Gedankenleserin konnte das ans Tageslicht zerren!
Als Darna an ihm vorbei Richtung Leon stolperte, wich er einen Schritt zurück, um ihr den Weg frei zu machen. Allerdings weniger als geplant, denn er spürte Chasins Hände auf seinen Schultern und stoppte abrupt, um sie nicht weg zu stoßen. Die junge Frau rempelte ihn so also leicht an, bevor sie ‚in Sicherheit‘ laufen konnte.
Schon das zweite Mal in kurzer Zeit, dass ich einschüchternder bin, als ich wollte. Vielleicht sollte ich damit einfach aufhören … offensichtlich ist es nicht das präzise Werkzeug, dass ich mir erhofft hatte.
"Lass sie. - Bitte."
Er holte tief und zischend Luft, noch immer leicht verärgert und nicht wenig besorgt. Hält sie mich für ein solches Monster, dass sie glaubt so deutlich ein greifen zu müssen?!
Ging es ihm durch den Kopf, aber die Müdigkeit in ihrer Stimme wischte seinen ärger hinfort.
Basilius stand in der Nähe ihres Sessels und sagte:
"Wir sollen uns alle hinsetzen. Es bringt niemanden etwas, wenn das hier eskalieren sollte."
Er sah fragend zu Delilah.
"Gibt es hier vielleicht etwas zu trinken? Ein Glas Wasser für die edle Dame?"
Auch Leons Blick glitt jetzt, angestoßen von Basils leicht besorgtem Unterton, über Zanfars Schulter hinweg zu der Tha’Roon.
„Geht es ihnen nicht gut?“
Chasin lächelte gewohnt höflich und winkte ab, doch Zanfar würde wissen, dass dem nicht so war.
Die Diplomatin wandte sich an Delilah:
„Fräulein Delilah, wäre es vielleicht möglich, dass ich in der offenen Tür ein Weilchen stehen dürfte, oder schadet das den Stoffen? Mein Körper verlangt nach ein wenig frischer Luft und auch ein Glas Wasser wäre mir sehr gelegen.“

Zanfar hatte sich um gewandt um Chasin stützen zu können. Er ignorierte Basilus, der eigentlich nur helfen wollte, geflissentlich und griff stattdessen nach einem Stuhl. Dann öffnete er die Tür und bugsierte die Sitzgelegenheit nach draußen und leitete Chasin, damit sie sich setzen konnte. Dabei achtete er darauf, dass diese NICHT ins Innere des Schneider Ladens blicken konnte.
„Jetzt ist erst einmal Schluss mit dem Gedankenlesen.“
Grollte er leise und nur für Chasins Ohren bestimmt. Er war weniger verärgert als vielmehr besorgt. Er half ihr dabei, die Pfeife vor zu bereiten und an zu zünden und hielt Ausschau danach, ob einer der jungen Menschen beschlossen hatte, etwas Wasser auf zu treiben.
Neben all der Sorge um Chasin schaffte er es jedoch noch, einen Blick in den Raum zu werfen und eindringlich zu verdeutlichen.
„Dieses Gespräch ist nicht beendet. Ich warte noch immer auf eine Antwort über euer … Problem. Sammelt Euch, ihr habt etwas Zeit, bis wir weiter reden.“
Eine Entschuldigung der verängstigten Knappin gegenüber konnte er nicht über die Lippen bringen. Einem Teil von ihm tat sie Leid … aber verdammt … sie war von einem Dämon besessen? Das konnte er nicht auf sich beruhen lassen.
Dann ging er wieder hinaus, wobei er die Türe angelehnt ließ. Wahrscheinlich hatten die jungen Menschen genug zu bereden, auch ohne Dämonen und ähnliches. Vielleicht war es besser, wenn sie etwas Zeit hatten, über Leons Verlust zu sprechen – fast unter sich. Besorgt besah er sich seinen Schützling. Sie hatte schon längere Verhandlung durchgestanden, aber dabei hatte sie immer geraucht, und nicht die Gedanken SÄMTLICHER im Raum anwesenden Personen gelesen – und das war vermutlich genau, dass, was sie getan hatte. Nichts Anderes hätte die Erschöpfung erklären können.

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Delilah » Dienstag 4. April 2017, 11:25

"Lass sie. - Bitte."
Delilah war froh um die Worte der Diplomatin, denn Darna sah aus, als wenn sie in einen Schockzustand gefallen war. Aus welchem Grund auch immer hatte ihr der Leibwächter der Tha’Roon erneut eine schreckliche Angst eingeflöst, die diesmal nicht die Verteidigungsinstinkte der Knappin geweckt hatten, sondern sie dazu brachten sich rückwärts in Richtung Leon zu bewegen.

Basilius stand in der Nähe ihres Sessels und sagte:
"Wir sollen uns alle hinsetzen. Es bringt niemanden etwas, wenn das hier eskalieren sollte."
Seine nächsten Worte waren an Delilah gerichtet: "Gibt es hier vielleicht etwas zu trinken? Ein Glas Wasser für die edle Dame?"
Er sah fragend zu Delilah, die sich gerade Darna hatte zuwenden wollen und nun das Gesicht dem dunkelhaarigen Knappin zuwandte. Ihre Augen brauchten einen Moment um sich auf ihn zu fokussieren, sie war mit den Gedanken noch bei ihrer Sorge um Leon und Darna hängengeblieben und es dauerte einen Wimpernschlag lang bis sie seine Worte begriffen hatte. Sie blickte zur Roten Dame hinüber. Auch Leons Blick glitt jetzt, angestoßen von Basils leicht besorgtem Unterton, über Zanfars Schulter hinweg zu der Tha’Roon.
„Geht es ihnen nicht gut?“ Ja, das fragte sich auch die Schülerin der Lichtmagi, denn die rothaarige Tha’Roon sah aus, als wenn sie kaum mehr stehen konnte. Was hatte sie so erschöpft?
Chasin winkte ab und wandte sich an Delilah:
„Fräulein Delilah, wäre es vielleicht möglich, dass ich in der offenen Tür ein Weilchen stehen dürfte, oder schadet das den Stoffen? Mein Körper verlangt nach ein wenig frischer Luft und auch ein Glas Wasser wäre mir sehr gelegen.“

Sie wollte rauchen? Delilah antwortete schnell;
„Nein, ich denke, das sollte kein Problem sein. Achtet nur vielleicht darauf, dass der Rauch nicht ins Innere des Ladens zieht. Bitte.“
War das etwas, das die Tha’Roon brauchten? Das Rauchen? Einen Moment lang tat es Delilah leid, dass sie es der großen Dame vorhin verwehrt hatte, doch sie musste auch an Mortimers Interessen denken, waren sie doch nur Gast in seinem Laden.

Sie drehte sich wieder Darna zu und warf ihr einen besorgten Blick zu. Sie hatte jetzt hoffentlich erstmal einen Moment um sich zu beruhigen. Sie war hier in der Obhut zweier junger Männer, denen sie sehr wichtig war, also konnte sie sich selbst sicher einen kurzen Moment lang einer anderen Aufgabe zuwenden.

Die blonde Jorsanerin war Basilius sehr dankbar, dass er so schlichtend und um alle besorgt eingegriffen hatte. Er war ein sehr umsichtiger und herzensguter Mensch. Wenn er und Darna erst einmal Ritter waren, würden sie wunderbare Dinge für das Land tun. Wenn sie die Möglichkeit hätte, wollte Delilah später gerne noch einmal mit Basilius reden, ihn fragen, was es mit seiner Schwester auf sich hatte und sich bei ihm bedanken, dass er auf sie alle achtete.

Im Moment jedoch sah sie sich im Laden nach Wasser um. Vielleicht hatte Mortimer ja einen Krug für seine Gäste irgendwo bereitstehen. Eventuell hinten im Laden, wo er sonst Maß nahm? Wenn nicht, würde sie kurz hochgehen um dort nach einem Krug oder dergleichen zu sehen, aber eigentlich wollte sie nur ungern in seine privaten Räumlichkeiten eindringen.

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Darna von Eibenau » Dienstag 4. April 2017, 23:28

Lass mich durch.
Es klappte. Darna setzte an, sich aus der Greifweite des Unto.. Nichtgenannten heraus zu schieben, und es gelang. Basil stand im Hintergrund bei der Fremden, diese legte dem Maskierten beschwichtigend die Hände an die Schultern, aber sie schien ihn auch nicht großartig zurück halten zu müssen.
Lass mich durch..., hallte es nur noch einmal durch ihren von Adrenalin eingeengten, fokussierten Geist, ehe sie sich in der näheren Umgebung von Leon und Delilah sicherer wähnte und erst ein mal wieder tiefer durchzuatmen wagte, die kampfbereit geduckte Haltung verließ und sich streckte. Es war die Diplomatin, die in den Fokus rückte und Probleme zu haben schien. Darna war dankbar darum, dass sie nicht mehr Zentrum aller Aufmerksamkeit war. Aber was war los?
Hat der Dämon ihr was getan? Hatte das Auffangen SEINER Gedanken ihr etwa geschadet? Nein. Oder? Darnas üblicher Wunsch, helfen zu wollen, kam auf, aber sie sah sich gerade außerstande, etwas sinnvolles zu tun außer, sich selber wieder in den Griff zu bekommen.

Sie stand an einem der Tische und beobachtete, wie die Tha'roon zur Tür geleitet wurde. Den Maskierten dabei zu beobachten, wie er fürsorgend das fragile Wesen stützte, half dabei, Darnas eigenen Blick zu klären, die widerwärtigen Bilder der Erinnerung wieder zurück an ihren Platz zu drängen: den von etwas Vergangenem. Für einen kurzen Moment fühlte sie sich elend, als sich ihr erneut aufdrängte, wie viele Umstände sie mit ihrem 'Problem' verursachte, aber es war eigentlich gerade kein Platz für Selbstmitleid, und auch nicht für Selbstvorwürfe, dass sie gerade - wieder - den Leibwächter einer hohen Person bei Hofe bedroht hatte oder dergleichen:
ein Blick zur Seite ordnete ihre Prioritäten.
Die Trauer umwölkte Leon weiterhin, dass sie keine Aurasicht brauchte, um zu ahnen, wie mies es ihm ging, und ihre eigene Situation rückte damit in den Hintergrund. Delilah löste sich gerade, um nach etwas Wasser zu suchen, und ohne näher darüber nachzudenken, versuchte Darna behutsam, Leons Hand, die herabhing, an den Fingerspitzen mit ihren leicht zu umschließen, während sie bekümmert seinen Blick suchte. Er war so blass, dass allein sein Zustand schon fast reichte, ihr Tränen in die Augen zu treiben!
"Es tut mir leid", sagte sie leise und suchte nach einer Reaktion von ihm.
Eine Stimme drang in den Raum und zu ihr durch:
„Dieses Gespräch ist nicht beendet. Ich warte noch immer auf eine Antwort über euer … Problem. Sammelt Euch, ihr habt etwas Zeit, bis wir weiter reden.“
Die Knappin schloss nur kurz die Augen, um die Worte über sich hinweg wehen zu lassen - er hatte ja recht. Aber... nicht jetzt. Sie schluckte alles herunter, was sie gerade dazu drängen wollte, Leon abgelenkt aus dem Blick zu verlieren.

Ihre Stimme blieb leise und sacht und an Leon gerichtet: "Hör zu, es ist... mir egal, was mit mir ist, verstehst du?" Ihr egal?! Wohl kaum! Wie sag ich das? Ihre Finger verstärkten kurz leicht den Druck und sie schüttelte angedeutet den Kopf, wurde noch leiser:
"Zweitrangig - solange es das für dich ist. Ich möchte dir helfen.
Es tut mir leid, was mit deinem Vater geschehen ist."
Ein Teil ihres Verstandes wollte sich fragen, ob es denn der Geist oder der Körper war, der gestorben war, aber auch diese Haarspaltereien schob sie gerade beiseite, wollte eigentlich etwas Wichtigeres sagen. Sie suchte seinen direkten Blick, suchte nach Hinweisen, was ihn gerade bewegte, wofür er sich womöglich schon entschieden hatte, während ihr Herz vor Aufregung ganz dumpf in ihrer Brust wummerte. Dieses stumpfe Grau in seinen Augen, es tat ihr so leid!
Ich will meine Sterne wieder!
Eindringlich starrte sie ihn an - selber mit Trauer im Blick, doch auch irgend etwas energischem. Wäre sie ein einfacher gestrickter Mensch gewesen, sie hätte ihn mit der anderen Hand an der Schulter gefasst und sacht gerüttelt, aber schon die Berührung seiner Finger war ja etwas, was sie sich unter geregelten Umständen nie erlaubt hätte.
"Egal, wofür du dich entscheidest, ich will dir beistehen."
Ich will dir beistehen.
Ich will bei dir sein.
Jede Note ihrer dumpfen leisen Stimme schien zu vibrieren vor Nachdruck, um diesen Mantel aus Trauer zu durchbrechen.

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 6. April 2017, 13:57

"Lass sie. - Bitte."
Zanfar holte tief und zischend Luft, noch immer leicht verärgert und nicht wenig besorgt.
Hält sie mich für ein solches Monster, dass sie glaubt so deutlich ein greifen zu müssen?!
Ging es ihm durch den Kopf, aber die Müdigkeit in ihrer Stimme wischte seinen Ärger hinfort.
Chasin hatte ein paar kleine Bruchstücke seiner Gedanken in seinem Augenwinkel mitbekommen und konnte nur hoffen, dass er naträglich erkennen würde, dass ihr Handeln und ihre Worte nicht gegen ihn sondern an ihre Umwelt gerichtet waren. Sie hielt ihn nicht für unbeherrscht, aber die Situation hatte ein Eingreifen von außen erfordert um der Knappin klar zu machen, dass ihr nichts geschehen würde. Basilius Stimme erklang:
"Wir sollen uns alle hinsetzen. Es bringt niemanden etwas, wenn das hier eskalieren sollte. ...Gibt es hier vielleicht etwas zu trinken? Ein Glas Wasser für die edle Dame?"
Auch Leons fragte nun:
„Geht es ihnen nicht gut?“
Chasin lächelte gewohnt höflich und winkte ab, doch Zanfar wusste, dass dem nicht so war.
Die Diplomatin wandte sich an Delilah:
„Fräulein Delilah, wäre es vielleicht möglich, dass ich in der offenen Tür ein Weilchen stehen dürfte, oder schadet das den Stoffen? Mein Körper verlangt nach ein wenig frischer Luft und auch ein Glas Wasser wäre mir sehr gelegen.“
Zanfar hatte sich um gewandt um Chasin stützen zu können. Er ignorierte Basilus, der eigentlich nur helfen wollte, geflissentlich und griff stattdessen nach einem Stuhl. Dann öffnete er die Tür und bugsierte die Sitzgelegenheit nach draußen auf das kleine Podest, zu dem die Stufen hinauf führten. Er leitete Chasin, damit sie sich setzen konnte und sie nahm dankbar seine Hilfe an. Dabei achtete er darauf, dass diese NICHT ins Innere des Schneider Ladens blicken konnte.
„Jetzt ist erst einmal Schluss mit dem Gedankenlesen.“
Grollte er leise und nur für Chasins Ohren bestimmt. Chasin zuckte leicht zusammen und betrachtete intensiver seine Aura.
Er ist nicht wütend oder?... weniger verärgert als vielmehr besorgt, gut.
Einen Moment hatte sie sich Sorgen gemacht, aber entspannte sich dann wieder in der Wärme seiner Nähe. Sie ärgerte sich selbst darüber, dass sie ihre Kräfte nicht gut eingeschätzt hatte und sich etwas übernommen hatte. Wann immer sie derart intensiv dem Gedankenlesen gefröhnt hatte, war dies in einer entspannten Atmosphäre mit ausreichend Taback und Getränken geschehen. Jetzt fühlte sie sich schwach und zittrig wie eine Süchtige und sie mochte ihre Schwäche nicht. Genausowenig wie Zanfar, sie mochte, aber es war seine Aufgabe sie zu schützen, - eben auch vor sich selbst. Deshalb lächelte sie ihn an und setzte sich brav auf den Stuhl. Sobald das Feuer den Taback entzündete nahm sie einen teifen Zug und schloss eine Weile die Augen.
Zanfar hatte ihr geholfen die Pfeife vor zu bereiten und an zu zünden und hielt Ausschau danach, ob einer der jungen Menschen beschlossen hatte, etwas Wasser auf zu treiben.
Neben all der Sorge um Chasin schaffte er es jedoch noch, einen Blick in den Raum zu werfen und eindringlich zu verdeutlichen.
„Dieses Gespräch ist nicht beendet. Ich warte noch immer auf eine Antwort über euer … Problem. Sammelt Euch, ihr habt etwas Zeit, bis wir weiter reden.“
Dann kam er wieder hinaus zu Chasin, wobei er die Türe angelehnt ließ. Besorgt besah er sich seinen Schützling. Sie hatte schon längere Verhandlung durchgestanden, aber dabei hatte sie immer geraucht, und nicht die Gedanken SÄMTLICHER im Raum anwesenden Personen gelesen – und das war vermutlich genau, dass, was sie getan hatte. Sie hatte sich überfordert.

"Lass sie. - Bitte."
Delilah war froh um die Worte der Diplomatin gewesen, denn Darna sah aus, als wenn sie in einen Schockzustand gefallen war. Aus welchem Grund auch immer hatte ihr der Leibwächter der Tha’Roon erneut eine schreckliche Angst eingeflöst, die diesmal nicht die Verteidigungsinstinkte der Knappin geweckt hatten, sondern sie dazu brachten sich rückwärts in Richtung Leon zu bewegen.
"Gibt es hier vielleicht etwas zu trinken? Ein Glas Wasser für die edle Dame?"
Basilius sah fragend zu Delilah und es dauerte einen Wimpernschlag lang bis sie seine Worte begriffen hatte. Sie blickte zur Roten Dame hinüber. Der Leibwächter brachte sie zur Tür und entzündete für sie ihre Pfeife. Sie wollte rauchen? Delilah antwortete schnell;
„Nein, ich denke, das sollte kein Problem sein. Achtet nur vielleicht darauf, dass der Rauch nicht ins Innere des Ladens zieht. Bitte.“
Die blonde Jorsanerin war Basilius sehr dankbar, dass er so schlichtend und um alle besorgt eingegriffen hatte. Er war ein sehr umsichtiger und herzensguter Mensch. Wenn er und Darna erst einmal Ritter waren, würden sie wunderbare Dinge für das Land tun. Wenn sie die Möglichkeit hätte, wollte Delilah später gerne noch einmal mit Basilius reden, ihn fragen, was es mit seiner Schwester auf sich hatte und sich bei ihm bedanken, dass er auf sie alle achtete. Im Moment jedoch sah sie sich in dem Laden, der fast ihre zweite Heimat geworden war nach Wasser um. Mortimer hatte immer einen Krug für seine Gäste irgendwo bereitstehen. Sie musste nur hinter dem Vorhang schauen, wo er sonst bei seinen Kunden Maß nahm.

Lass mich durch...
, hallte es nur noch einmal durch ihren von Adrenalin eingeengten, fokussierten Geist, ehe sie sich in der näheren Umgebung von Leon und Delilah sicherer wähnte und erst ein mal wieder tiefer durchzuatmen wagte, die kampfbereit geduckte Haltung verließ und sich streckte. Es war die Diplomatin, die in den Fokus rückte und Probleme zu haben schien. Darna war dankbar darum, dass sie nicht mehr Zentrum aller Aufmerksamkeit war. Aber was war los? Hatte der Dämon ihr was angetan? Hatte das Auffangen SEINER Gedanken ihr etwa geschadet? Nein. Oder? Man könnte darüber theoretisieren, wie weit ein Gedanke wohl aus dem Harax reisen musste und wie viel Energie es benötigen würde ihn aufzufangen, aber Darnas üblicher Wunsch, helfen zu wollen, kam auf und sie sah sich gerade außerstande, etwas sinnvolles zu tun außer, außer sich selber wieder in den Griff zu bekommen. Sie stand an einem der Tische und beobachtete, wie die Tha’Roon zur Tür geleitet wurde. Den Maskierten dabei zu beobachten, wie er fürsorgend das fragile Wesen stützte, half dabei, Darnas eigenen Blick zu klären, die widerwärtigen Bilder der Erinnerung wieder zurück an ihren Platz zu drängen. Die Trauer umwölkte Leon weiterhin, dass sie keine Aurasicht brauchte, um zu ahnen, wie mies es ihm ging, und ihre eigene Situation rückte damit in den Hintergrund. Delilah löste sich gerade, um nach etwas Wasser zu suchen, und ohne näher darüber nachzudenken, versuchte Darna behutsam, Leons Hand, die herabhing, an den Fingerspitzen mit ihren leicht zu umschließen. Etwas unerwartetes geschah. Leon drehte leicht sein Handgelenk und ließ seine Finger mit einer fließenden schnellen Bewegung zwischen ihre gleiten, um klammerte sie fast. Der Druck, der folgte, ließ vermuten, dass er sich gerade vielleicht etwas von ihrer Stärke leihen wollte. Ja, auch ein Leon, zukünftiger Graf von Weißenfels konnte schwach sein. Darna sah zu ihm auf. Er war so blass, dass allein sein Zustand schon fast reichte, ihr Tränen in die Augen zu treiben!
"Es tut mir leid"
, sagte sie leise und er schluckte trocken. Sein Adamsapfel wanderte dabei verkrampft seinen Hals hinauf und sein Kiefer spannte sich. Eine Stimme drang in den Raum und zu ihr durch:
„Dieses Gespräch ist nicht beendet. Ich warte noch immer auf eine Antwort über euer … Problem. Sammelt Euch, ihr habt etwas Zeit, bis wir weiter reden.“
Die Knappin schloss nur kurz die Augen, um die Worte über sich hinweg wehen zu lassen - Er hatte ja recht. Aber... nicht jetzt. Sie schluckte alles herunter, was sie gerade dazu drängen wollte, Leon abgelenkt aus dem Blick zu verlieren. Ihre Stimme blieb leise und sacht und an Leon gerichtet:
"Hör zu, es ist... mir egal, was mit mir ist, verstehst du?..."
Ihre Finger verstärkten leicht den Druck und sie schüttelte angedeutet den Kopf, wurde noch leiser als sein Gesicht mit halb geschlossenen Lidern sich ihrem zuwandte und sein Daumen langsam über die Außenseite ihres Handrücken strich. Er hörte ihr zu, was diese kleine Reaktion zeigte, auch wenn es gerade nicht von außen so aussehen mochte.
"...Zweitrangig - solange es das für dich ist. ...“
Er nickte so schmal, dass man das Wippen seines Kopfes auch für ein Echo seines Herzschlages halten konnte.
„...Ich möchte dir helfen. ...Es tut mir leid, was mit deinem Vater geschehen ist."
Darna suchte seinen direkten Blick, suchte nach Hinweisen, was ihn gerade bewegte, wofür er sich womöglich schon entschieden hatte, während ihr Herz vor Aufregung ganz dumpf in ihrer Brust wummerte. Er öffnete seine Lippen um etwas zu sagen, aber es kam nichts. Ein dumpfe Vorahnung ließ die junge Frau wissen, dass das was hier verschwiegen blieb, ihr nicht gefallen würde. Der Moment zog sich ins unendliche. Dieses stumpfe Grau in seinen Augen, es tat ihr so leid! Sie wollte ihre Sterne wieder! Eindringlich starrte sie ihn an, gegen den Vorhang aus Trauer ankämpfend.
"Egal, wofür du dich entscheidest, ich will dir beistehen."
Ich will dir beistehen.
Sein Blick hob sich und fiel auf ihre Lippen. Lippen die er einmal hatte küssen wollen... vor so unendlich langer Zeit!!! Das alles schien so fern! Einer Zeit die ihm jetzt wie das Paradies erschien. Es war nur ein Atemzug, ein Blick, dieser kleine Augenblick zwischen zweimal Blinzeln, die alles in ihm heraus brechen ließ. Eine Welle von Zweifeln brach über ihm zusammen. Hatte er sein Leben bis jetzt verschleudert? Hatte er all die Momente, die ihm geschenkt worden waren einfach vergehen lassen, weil er gefürchtet hatte, dass sie ihm ohnehin irgendwann genommen werden würden? War seine Angst alles zu verlieren so groß gewesen, dass er sich nicht hatte erlaubt zu leben? Hatte er immer gehofft, dass der Moment niemals kommen würde, da sein Schicksal ihn einholen würde?
Ich habe in einem Paradies gelebt und muss nun in die Realität zurück kehren! ...

(Inspirationsmusik: evernessence lost in paradise)

Ich habe an etwas so entferntes geglaubt.
Wie wenn ich menschlich wäre, wie wenn ich eine Chance auf ein normales Leben hätte...
Und ich habe dieses Gefühl der Hoffnungslosigkeit geleugnet.
In mir, in mir...
Er sah auf Darna hinunter und die Trostlosigkeit schaute auf sie nieder.
All die Versprechen die ich gemacht habe
Nur um dich im Stich zu lassen
Du hast an mich geglaubt, aber ich bin innerlich zerbrochen...
Ich habe nichts übrig.
Alles was ich fühle, ist dieses grausame Verlangen gehen zu müssen.
Wir sind alle in diese Zeit gefallen.
Und jetzt bin ich verloren im Paradies.
So sehr ich auch will, dass das die Vergangenheit nicht existiert.
Sie existiert immer noch.
Und so sehr ich auch fühlen will, dass ich hier her gehöre.
Ich bin so ängstlich wie du.
Ich habe nichts übrig...nichts dür dich, für uns...keine Zeit.
Alles was ich fühle, ist dieses grausame Verlangen das mich fort treibt.
Wir sind all diese Zeit lang gefallen, ohne es zu wissen, haben sie vergeudet.
Und jetzt bin ich verloren im Paradies.
Sein Blick bekam etwas gequältes.
Renn weg, renn weg. Du musst mir nicht folgen! Es wäre besser...
Eines tages werden wir diesen Schmerz nicht mehr spüren.
Nimm es alles weg-
diese Schatten von dir, diese Erinnerungen...
Weil sie mich nicht gehen lassen werden.
Ich habe also nichts übrig.
Alles was ich fühle, ist dieses grausame Verlangen.
Wir sind all diese Zeit lang gefallen.
Und jetzt bin ich verloren im Paradies.
Allein, und verloren im Paradies.

Ich will bei dir sein.
Jede Note ihrer dumpfen leisen Stimme schien zu vibrieren vor Nachdruck, um diesen Mantel aus Trauer zu durchbrechen. Leon blinzelte. Hatte er das eben wirklich gehört? Er starrte auf ihre Lippen, die sich nicht bewegt hatten. Begann der Geist schon seine Mächte nach ihm auszustrecken? Er hatte nie wirklich Gedanken lesen können, aber war schon immer sehr empfänglich für die Stimmungen, für die Auren seiner Umwelt gewesen. Ein kleiner Anflug von Panik ergriff ihn. Ging es schon los? Drang er schon in ihn ein? Lief seine Zeit ab?
NEIN! - - - NOCH NICHT!
Die Worte kamen ohne nachzudenken über seine Lippen:
„Noch nicht!...“
Er schien verwirrt, das er es laut gesagt hatte, auch wenn es nur ein Flüstern gewesen war. Er sah in ihre glänzenden Augen und seine Mundwinkel wollten ein Lächeln vortäuschen.
„Ich... ich meine, ich muss noch nicht gehen. Noch nicht...“
Der Druck seiner Finger sagte, dass es vielleicht eine Lüge war, aber er sagte auch, dass er noch nicht gehen wollte!
„Die Geister können warten! Sie sind schon tot! Da kommt es nicht auf ein paar Tage an... Wir werden uns um ein Problem nach dem anderen kümmern.“
Er presste die Kiefer aufeinander und Darna sah seinen Willen wieder aufleuchten. Er würde so lange kämpfen, wie er den Willen aufbrachte, sich gegen seinen Ruf zu stellen und irgendwo in ihrem Hinterkopf ahnte sie vielleicht, dass es ihre Stärke gewesen war, die ihn dazu antrieb.
„Seine Majestät muss von Rugta erfahren und von dem Ausgang Morgerias Fluch. Er muss wissen wie nah die Gefahr wirklich ist und war. Es ist für unser aller Sicherheit wichtig. Das Vermächtnis meines Vaters muss warten!“
So nah wie sie beieinander standen, konnte man gut erkennen, dass sie sehr vertraut miteinander waren. Man könnte sich fragen, ob das mehr war als bloße Freundschaft, ob das darüber hinaus ging. Der geneigte Beobachter könnte in diesem Moment einen schmerzvollen Gesichtsausdruck bei Basil auffangen. Sein Augenmerk lag auf den ineinander verschlungenen Fingern der beiden und kurz ruckte sein Kopf herunter. Seine Brauen zogen sich schmerzvoll zusammen, als hätte ihn jemand geschlagen, nur das dieser Schmerz sein Herz traf.... den er aber schnell durch Haltung und eine emotionslose Miene verbarg. Auch er konnte die Haltung der edlen Ritter perfekt. Mit leicht gespreizten Beinen stand er sicher da, hatte die Hände hinter seinem Rücken verschränkt und die Brust stolz geschwellt. Eine perfekte Fassade die nur tief in seinen Gedanken hätte bröckeln können. In seinem Herzen wand sich etwas anderes...
Dort sah es anders aus!
Wie um sich mit etwas anderem zu beschäftigen trat er auf Delilah zu und nahm ihr das Tablett mit der Karaffe Wasser ab, die sie im Ankleidebereich gefunden hatte. Er nahm ihr das, woran sie sich vielleicht gerade hatte festhalten wollen, machte sich nützlich, beschäftigte seine Hände damit, dass sie Gläser mit Flüssigkeit befüllten um nicht … Er trug alles zum Eingang und übergab ein Glas Zanfar für die Tha’Roon, die mit geschlossenen Augen da saß und ihre Pfeife rauchte. Dann wandte er sich wieder dem inneren des Ladens zu.
„Möchtet ihr auch etwas trinken?“
Das Gesicht halb abgewandt bot er auch Darna und Leon etwas an. Leon löste seine Hand.
„Ja gerne. Danke.“

Derweil griff Chasin nach Zanfars Hand um sanft ihre Finger in seine Handfläche zu schieben. Sie brauchte ihn jetzt und flüsterte:
"Ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor. Ich denke nicht, dass sie Dämonen beschwöhren kann. Sie mag besessen sein, aber nicht willendlich. Und selbst da bin ich mir noch nicht sicher..."
Dann ließ sie ihren Kopf in den Nacken fallen und lehnte ihn damit gegen die Rückenlehne des Stuhls. Kleine Rauchringe stiegen von ihren Lippen auf.
„Danke... danke, dass du auf mich Acht gibst. Ich hab es etwas übertrieben. Gib mir ein paar Minuten, dann geht es wieder.“
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Zanfar Aval'athil » Donnerstag 6. April 2017, 23:03

Zanfar nickte Basil dankend zu, als dieser ihm das Wasserglas reichte. Der junge sah äußerst niedergeschlagen drein und der Dunkelelf ahnte, dass die vier nicht nur mit Dämonen und Dunkelelfen-Übergriffen zu kämpfen hatten. Was auch immer für ein Beziehungsgeflecht sich da an bahnte, es bot das potential ein paar gebrochene Herzen zu hinterlassen.
Nicht mein Problem ... aber vielleicht biete ich meine Schulter dem Sonnenschein an ...

Die offene Türe erlaubte, ein paar Fetzen der Unterhaltung im inneren zu lauschen, aber Zanfar versuchte so viel wie möglich zu überhören. Ihm war es nur wichtig, auf etwaige Überraschungen reagieren zu können (immerhin hatten sie es mit einer Dämonenbesessenen zu tun). Dem sehr persönlichen Gespräch der vier wollte er nicht lauschen, auch wenn es ihn alles andere als kalt ließ.
Stattdessen betrachtete er besorgt die zerbrechlich wirkende Tha’Roon vor sich.
"Ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor. Ich denke nicht, dass sie Dämonen beschwöhren kann. Sie mag besessen sein, aber nicht willendlich. Und selbst da bin ich mir noch nicht sicher..."
Dann ließ sie ihren Kopf in den Nacken fallen und lehnte ihn damit gegen die Rückenlehne des Stuhls. Kleine Rauchringe stiegen von ihren Lippen auf.
„Danke... danke, dass du auf mich Acht gibst. Ich hab es etwas übertrieben. Gib mir ein paar Minuten, dann geht es wieder.“

„Ich wünschte, ich wäre aufmerksamer gewesen, dann hätte ich dich gestoppt …“
Er klang verstimmt – aber Chasin kannte ihn lange genug, um auch ohne Gedankenlesen oder ihr Auge zu wissen, dass er auf sich selbst wütend war.
„Natürlich gebe ich auf dich Acht … davon ab, dass ich dein Leibwächter bin und dir mein Leben Schulde …“
In seinen Ton schlich sich leichte Belustigung, aber der zweite Teil seines Satzes war Ernst.
„… bin ich dein Freund. Ich bin für dich da, genauso wie du für mich.“
Er umfasste ihre Hand mit sanftem Druck.
„Wenn sie nicht von einem Dämon besessen ist, warum hat sie dann so defensiv reagiert? Ich weiß, die Maske hat ihr Angst eingejagt, aber ich glaube nicht, dass sie vergessen hat, es ab zu streiten. Und ich glaube nicht unbedingt, dass sie ihn eingeladen hat … leider ist das aber auch Egal, es ist und bleibt ein Dämon – und damit eine Gefahr für sie und ihr Umfeld.“
Flüsterte er mit einer gewissen Eindringlichkeit.

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Delilah » Donnerstag 6. April 2017, 23:46

Delilah kam mit einem Tablett mitsamt Wasserkaraffe und Bechern zurück aus dem Ankleidebereich, als ihr Blick als erstes auf Darna und Leon fiel, die eng beieinander standen. Ein kleines Stolpern schlich sich in ihre Schrittfolge, als wenn sie kurz überlegt hatte, zurück hinter den Vorhang zu verschwinden. Doch sie fing sich recht schnell wieder, senkte blinzelnd den Blick auf ihr Tablett und wollte hinaus zu der Roten Dame und ihrem Begleiter gehen… die Zweisamkeit der beiden hier drinnen nicht stören, sich einer Aufgabe widmen. Es war gut, dass die beiden sich gegenseitig stärkten. Sowohl Darna als auch Leon konnten in ihrer jetzigen Lage die Unterstützung von Freunden gut brauchen. Woher kam nur plötzlich der Schmerz in ihrer Brust?

Vielleicht hätte Delilah so schnell keine Antwort auf diese Frage gefunden, wenn sie stoisch ihrer Aufgabe hätte nachgehen können…. doch ehe die junge Jorsanerin ihren Fluchtplan durchsetzen konnte, nahmen ihr zwei kräftige Hände das Tablett aus den Armen. Als sie nach oben blickte, sah sie in das steinerne Gesicht von Basilius. Dahinter glaubte Delilah denselben Schmerz zu entdecken, der ihr die scharfen Krallen ins Herz schlug und erst da begriff sie, woher der ihre stammte.
Basil war verliebt in Darna… der Anblick der beiden quälte ihn wohl… aber sie selbst? Sie warf Leon einen überraschten Blick zu, als könnte sie nicht fassen, wie es kam, dass seine Zuneigung zu Darna ihr so wehtun konnte. Wie konnte das Glück anderer, die Nähe, die sie teilten, das Vertrauen der beiden… wie konnte etwas so Schönes sie so schmerzen?

Delilah schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter und wandte sich Basilius zu. Sie versuchte sich an einem Lächeln, das ihr kläglich misslang. „Danke für deine Hilfe, Basilius.“, sagte sie leise, um die anderen nicht zu stören.

Als der Knappe sich der Tha’Roon draußen zuwandte, grimmig auf seine selbst gewählte Aufgabe fixiert, fühlte Delilah wie ihr Fokuspunkt verschwand. Mit keiner Aufgabe, die sie ablenken konnte, wurde sie sich der Anwesenheit der beiden anderen im Raum sehr bewusst. Sie hatte das Bedürfnis Leon und Darna ihre Ruhe zu lassen, damit sie reden konnten. Das wäre sicher gut für beider Wohlbefinden. Sie störte hier nur. Delilah zog sich ein wenig zurück und lehnte sich in die Schatten eines beladenen Regals.

Zittrig atmete die Magie-Schülerin aus, starrte auf den Boden. Sie brauchte einen kurzen Moment für sich. Was war nur mit ihr los?
Warum hämmerte ihr Herz so fest in ihrer Brust, als würde es sich gegen schwere Fesseln werfen? Als wollte es dem Körper entfliehen um dem Schmerz zu entgehen…

Weil du ihn liebst. , kam leise die Antwort. Und er dich nicht.

Einen Moment lang starrte Delilah auf eine Stecknadel, die ihren Weg zu Boden gefunden hatte, und wusste nicht, was sie mit dieser Antwort anfangen sollte.
Was war denn daran schlimm, wenn er Darna gerne hatte? Gar nichts… Freundschaft und Liebe zwischen Menschen war doch etwas Wunderschönes, etwas Kostbares… er konnte ja nichts für die Entscheidungen ihres Herzens… und außerdem hatte sie es doch schon gewusst, geahnt als sie sah, wie besorgt er sich um sie gekümmert hatte in den letzten Tagen. Warum also kam der Schmerz jetzt zu ihr?

Weil ein Herz nicht darüber entscheidet, wann es bricht.

Weil du deines an ihn gehängt hast, als er sich damals in der Akademie schützend vor dich stellte… und das Band seitdem stetig enger geknüpft wurde. Weil er bald fort sein wird… und du nicht diejenige bist, die er für den Rest des Weges an seiner Seite sehen will.
Delilah starrte weiter auf die Stecknadel zu ihren Füßen, während ihr Inneres versuchte die Gefühle zu sortieren, die sie nicht verstand. Wie sollte sie mit dieser Erkenntnis umgehen? Ihr Herz schmerzte nun wieder, warf sich aber nicht mehr gegen seine Fesseln. Denn dort waren keine. Das Band war gekappt…

Darna war perfekt. Hatte Basilius nicht sowas in der Art vorhin gesagt? Sie trug einen Dämon in sich, und war trotz allem gut, stark, ehrlich und treu. Die adelige Knappin strahlte eine ruhige Kraft aus, wie ein Fels der einer starken Brandung trotzt. Delilah mochte sie, sehr sogar.

Was war sie dagegen? Ein Sonnenschein, jedermanns Freund. Ein Lächeln, das vorübergeht. Ein Sonnenstrahl, der dich an der Nase kitzelt, zum Lachen bringt und vergessen ist, sobald er hinter einer Wolke verschwunden ist.
Sie liebte diese Rolle, liebte es den Menschen ein Lächeln zu entlocken, ihren Tag heller zu machen. Sie liebte es zu heilen und zu helfen. Doch blieben dabei die meisten Menschen nicht lange, sie kamen und gingen, hinterließen ihre Bilder in ihrem Herzen. Ein freundliches Zwinkern, ein Lächeln, eine Geschichte. Delilah hatte viele solcher kleinen und großen Momente, Menschen und Orte, die sie sich in ihrem Herzen bewahrte.
Und auch wenn all diese Lichter sie warm und fröhlich hielten, frei und froh… so sehnte sie sich doch nach einem Licht, das nicht kam und ging, sondern bei ihr blieb. Nach jemandem, der sie so anblickte, wie Basilius Darna ansah. Sie sehnte sich nach einem Stern.

Aber Leon war nicht ihr Stern. Diese Erkenntnis tat weh, aber ein Schnitt musste wohl schmerzen. Und obwohl das Band, das sie geknüpft hatte, zerschnitten war… der Faden der Freundschaft blieb und den wollte sie bewahren.
Delilah bückte sich und hob die gefallene Nadel auf.

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Darna von Eibenau » Samstag 8. April 2017, 00:10

Etwas unerwartetes geschah. Leon drehte leicht sein Handgelenk und ließ seine Finger mit einer fließenden schnellen Bewegung zwischen ihre gleiten, um klammerte sie fast.
Für einen Moment drohte er sie schon allein damit aus dem Konzept zu bringen. Es war ja nicht so, dass er sie das erste Mal berührte, aber alles bisher war... einem medizinischen Zweck oder einer freundlich fürsorgenden Regung geschuldet gewesen. Nicht wahr?
Der Tanz: er hatte ihr nur helfen wollen.
Ein Streichen über ihre Haut: das Suchen nach Anzeichen der Krankheit.
Ihr Kopf auf seinem Schoß: naja, damit er nicht gegen den Wagen schlug.
Der Kuss...
"Ich wollte etwas versuchen..." - Nur ein Experiment, für was auch immer. Es schmerzte sie noch immer.

Aber jetzt, jetzt suchte er sie, ihre Nähe. Für Darna gefühlt das erste Mal, auch wenn jeder ihr das als totalen Unsinn bescheinigt hätte. Und etwas in ihr stürzte sich darauf wie ein Verhungernder auf einen harten Kanten Brot.
Als sein Daumen über ihren Handrücken strich, hinterließ es ein nachhallendes Kribbeln auf ihrer Haut. Darna suchte seinen direkten Blick, suchte nach Hinweisen, was ihn gerade bewegte, wofür er sich womöglich schon entschieden hatte, während ihr Herz vor Aufregung ganz dumpf in ihrer Brust wummerte. Er öffnete seine Lippen um etwas zu sagen, aber es kam nichts. Ein dumpfe Vorahnung ließ die junge Frau wissen, dass das was hier verschwiegen blieb, ihr nicht gefallen würde. Der Moment zog sich ins unendliche.
Warum such ich mir ausgerechnet ihn aus?, fragte sie verzweifelt ein leiser Rest ihrer Vernunft. Lauf weg! Du kannst doch nur verletzt werden! Als hättest du nicht genug Probleme! Lass ihn gehen!
Aber dieses stumpfe Grau in seinen Augen, es tat ihr so leid! Sie wollte ihre Sterne wieder!
Ich habe all seine Kraft gefordert, hab ihn mit Dämonen konfrontiert, er hat mir zur Seite gestanden, wo andere mich getötet hätten und jetzt, wo er selber einem schweren Schicksal entgegen sieht, soll ich ihn alleine ziehen lassen?!

Nein.

Eindringlich starrte sie ihn an, gegen den Vorhang aus Trauer ankämpfend.
Ich lass dich so nicht in diesen Kampf gehen! Du würdest nur verlieren.
"Egal, wofür du dich entscheidest, ich will dir beistehen."
Ich will dir beistehen.
Es war mehr als Kameradschaft, mehr als das Zurückzahlen eines Gefallens, sie leugnete es nicht weiter vor sich selbst; sie ahnte, dass sie es auch sonst nicht würde rechtfertigen können, warum sie die Probleme, die sie selbst betrafen, hintenan stellen sollte, um ihn auf seinem Weg zu begleiten.
Er sah auf Darna hinunter und die Trostlosigkeit schaute auf sie nieder. Für einen grausamen Augenblick schien er vor ihr zu zerbrechen, ihr förmlich zwischen den Fingern zu verrinnen wie Sand und sie verstärkte den Druck. Nein!
Ich will bei dir sein.
Jede Note ihrer dumpfen leisen Stimme schien zu vibrieren vor Nachdruck, um diesen Mantel aus Trauer zu durchbrechen. Leon blinzelte. Er starrte auf ihre Lippen, die sich nicht bewegt hatten. Worte kamen ohne nachzudenken über seine Lippen:
„Noch nicht!...“

Sie blinzelte irritiert. Wie bitte? Was 'noch nicht'? Ihm noch nicht beistehen?
Er schien verwirrt, das er es laut gesagt hatte, auch wenn es nur ein Flüstern gewesen war. Er sah in ihre glänzenden Augen und seine Mundwinkel wollten ein Lächeln vortäuschen.
„Ich... ich meine, ich muss noch nicht gehen. Noch nicht...“
Der Druck seiner Finger sagte, dass es vielleicht eine Lüge war, aber er sagte auch, dass er noch nicht gehen wollte!
Langsam glaubte sie zu lernen, zu ahnen, wann Leon ihr Sachen verschwieg, wann er... log, und zwischen ihren Brauen bildete sich eine feine kritische Furche.
„Die Geister können warten! Sie sind schon tot!"
Und was ist mit den Lebenden?, fragte sich besorgt der Teil in ihr, der nie für solche aufgesetzt 'leichten' Beschwichtigungen empfänglich gewesen war.
"Da kommt es nicht auf ein paar Tage an..."
Sicher? Was ist mit Nebulis? Ein Teil ihrer Gedanken begann, Puzzlestücke zusammen zu setzen: Delilah hatte von Dunkelelfen im Nebel erzählt. Verano hatte Rugta befreien wollen - und war also gefallen? Was war mit dem Inquisitor? Und mit der Quelle - die nun schutzlos war?
"Wir werden uns um ein Problem nach dem anderen kümmern.“
Das allerdings war eher etwas, dem sie sich gefühlt anschließen konnte.
„Seine Majestät muss von Rugta erfahren und von dem Ausgang Morgerias Fluch. Er muss wissen wie nah die Gefahr wirklich ist und war. Es ist für unser aller Sicherheit wichtig. Das Vermächtnis meines Vaters muss warten!“
Warum? Vielleicht können wir beides miteinander verbinden. Durch ihre Vorstellungen huschten Gedankenfetzen wie die Hoffnung, dass seine Majestät vielleicht einen kleineren Trupp wenigstens nach Rugta entsenden mochte, um die Lage zu prüfen - und vielleicht die Quelle zumindest vor direktem feindlichen Zugriff zu schützen. Wenn man den Grafen von Weißenfels in Jorsan schon anerkannte, dann womöglich, weil man sich in informierten Kreisen seiner Wichtigkeit bewusst war? So oder so konnte das Königreich seine westliche Flanke nicht mehr völlig ungeschützt lassen. Und vielleicht konnten sie diesen Trupp dann begleiten...

Unausgegorene Gedanken, die nicht mehr als einen diffuses mögliches Ziel formten, eine Richtung, die es sich testenderweise vielleicht anzuvisieren lohnte.
Was mit Basil und Delilah in diesen Momenten geschah, registrierte sie nicht. Wichtiger war ihr gerade, dass sie mit seinen Worten in Leons Augen wieder einen Willen aufleuchten sah, und diese kostbare schillernde Seifenblase wollte sie in diesem Augenblick auf gar keinen Fall durch ihr nüchternes Herumgekrittel kaputt machen!
Sie war sich nicht sicher, ob Leon gerade in eine Richtung zu steuern gedachte, die 'für alle das Beste war'... aber korrigieren konnte sie ihn immer noch.
Kann ich das? 'Egal, wofür du dich entscheidest', meinst du das ernst? Was, wenn er vor seiner Verantwortung wegläuft?
Schhhh. Ich sagte 'beistehen'. Nicht... 'unkritisch mitlaufen'.
Du willst ihn wirklich begleiten, damit er dich... letztlich verlässt...?
....
....

„Möchtet ihr auch etwas trinken?“ - Sie zuckte regelrecht zusammen.
„Ja gerne. Danke.“ Wie konnte er jetzt etwas trinken?! Sie brauchte noch einen halben Lidschlag, sich zu orientieren, dann nahm sie nur um der Höflichkeit willen ein Glas und ließ ein leises "Danke" über ihre Lippen huschen. Leon weiterhin aufmerksam im Blick, begann sie wieder mehr von ihrer Umgebung wahrzunehmen, vor allem lotete sie aus, wie viel Zeit sie noch haben mochte, bevor der Nichtgenannte seine 'Drohung' wahr machte.
Wie erklär ich das bloß alles?
Ihr Blick huschte wieder zu Leon. Sie konnte und wollte von ihm nun nicht erwarten, dass er irgendwie als Vermittler auftrat, also musste sie das mehr oder weniger allein hin kriegen. Wieder registrierte sie die Anwesenheit Basils und die von Delilah... sie war ja nicht allein. Ein mal atmete sie durch, sah gedankenverloren auf ihr Wasser, ihre Mimik wieder nüchterner, ernster.
Ich krieg das irgendwie hin.

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Erzähler » Montag 10. April 2017, 09:34

„Danke... danke, dass du auf mich Acht gibst. Ich hab es etwas übertrieben. Gib mir ein paar Minuten, dann geht es wieder.“
„Ich wünschte, ich wäre aufmerksamer gewesen, dann hätte ich dich gestoppt …“
Er klang verstimmt aber Chasin wusste, dass er auf sich selbst wütend war.
„Natürlich gebe ich auf dich Acht … davon ab, dass ich dein Leibwächter bin und dir mein Leben schulde …“
In seinen Ton schlich sich leichte Belustigung, aber der zweite Teil seines Satzes war Ernst.
„… bin ich dein Freund. Ich bin für dich da, genauso wie du für mich.“
Er umfasste ihre Hand mit sanftem Druck und sie erwiderte die Zuwendung, die er ihr gab. Chasin lächelte still und überdachte kurz Zeit, in der sie nun schon gemeinsam ihren Weg beschritten. Sie war noch nie von dem Konzept der Lebensschuld überzeugt gewesen, da sie unlogisch war, aber sie wusste auch, dass es für ihn wichtig war, also war es das auch für sie. Der leichte Druck seiner Hand bewirkte aber auch noch etwas anderes in ihr und sie lehnte sich sanft in dieses Gefühl hinein, ein Gefühl von Vertrautheit.
Er ist mir so wichtig! Ich vertraue ihm.
„Wenn sie nicht von einem Dämon besessen ist, warum hat sie dann so defensiv reagiert?..."
Weil sie Angst vor sich selbst hat.
"...Ich weiß, die Maske hat ihr Angst eingejagt, aber ich glaube nicht, dass sie vergessen hat, es ab zu streiten. Und ich glaube nicht unbedingt, dass sie ihn eingeladen hat … leider ist das aber auch Egal, es ist und bleibt ein Dämon – und damit eine Gefahr für sie und ihr Umfeld.“
, flüsterte er mit einer gewissen Eindringlichkeit und Chasin schmulte kurz zu Darna hinüber, erwischte sich selbst bei dem Wunsch wieder voll dabei zu sein, schmunzelte ertappt zu Zanfar hinauf und schloss wieder die Augen. Sie lehnte den Kopf zurück an die Lehne und sprach leise:
"Es war merkwürdig... Er sprach zu ihr... in ihren Gedanken, aber es klang so ...fern...! Ich würde sie gern studieren...“
Chasins Wortwahl war mal wieder „furchtbar“, aber es war die Wahrheit. Wenn sie begreifen wollte, warum diese junge Menschenfrau sich so fürchtete, was mit ihr geschehen war, dann bedürfte es eingehender Studien. Basilius kam mit einem Glas Wasser und Chasin bedankte sich höflich und musterte kurz das schmutzige Rosa, dass ihn umhüllte wie eine schleimige Aura von Krankheit. Sie hatte es schon ein paar Mal bei Hof gesehen, aber hier erblühte es gerade ganz frisch und beschmutzte die Freude, in die er sich eben noch gekleidet hatte. Chasin zog eine Braue hoch und sah zu Zanfar, ob ihm die Veränderung auch aufgefallen war. Das hatte er und somit konnte sie sich wieder entspannen und sich den langen Zügen ihrer Pfeife widmen.


Woher kam nur plötzlich der Schmerz in ihrer Brust? Delilah hatte so schnell keine Antwort auf diese Frage gefunden. Als sie nach oben geblickt hatte, in das steinerne Gesicht von Basilius gesehen hatte, da erkannte sie sich selbst. Derselbe Schmerz, der ihr die scharfen Krallen ins Herz schlug, wohnte auch in ihm. Basil war verliebt in Darna… der Anblick der beiden quälte ihn wohl… aber sie selbst? Sie warf Leon einen überraschten Blick zu, als könnte sie nicht fassen, wie es kam, dass seine Zuneigung zu Darna ihr so wehtun konnte. Wie konnte das Glück anderer, die Nähe, die sie teilten, das Vertrauen der beiden… wie konnte etwas so Schönes sie so schmerzen?
Als der Knappe sich der Tha’Roon draußen zuwandte, grimmig auf seine selbst gewählte Aufgabe fixiert, fühlte Delilah wie ihr Fokuspunkt verschwand. Delilah zog sich ein wenig zurück und lehnte sich in die Schatten eines beladenen Regals. Zittrig atmete die Magie-Schülerin aus, starrte auf den Boden. Sie brauchte einen kurzen Moment für sich.
Einen Moment lang starrte Delilah auf eine Stecknadel, die ihren Weg zu Boden gefunden hatte.
Was war denn daran schlimm, wenn er Darna gerne hatte? Warum kam der Schmerz jetzt zu ihr?
Weil ein Herz nicht darüber entscheidet, wann es bricht.
Weil du deines an ihn gehängt hast, als er sich damals in der Akademie schützend vor dich stellte… und das Band seitdem stetig enger geknüpft wurde...

War es das wirklich? Hatte er ihr jemals Andeutungen in diese Richtung gemacht oder hatte sie sich da vielleicht nur etwas erhofft, weil sie sich in der Einsamkeit ihres Heilungsprozesses danach gesehnt hatte? Es war gleich. Wann immer es geschehen war, es war geschehen und ließ sie nun mit diesem Schmerz in der Brust zurück. Trotzdem suchte ihr Verstand nach einer Erklärung.
... Weil er bald fort sein wird… und du nicht diejenige bist, die er für den Rest des Weges an seiner Seite sehen will.
Delilah starrte weiter auf die Stecknadel zu ihren Füßen, während ihr Inneres versuchte die Gefühle zu sortieren, die sie nicht verstand. Wie sollte sie mit dieser Erkenntnis umgehen? Ihr Herz schmerzte nun wieder, warf sich aber nicht mehr gegen seine Fesseln. Denn dort waren keine. Das Band war gekappt…
Für den Bruchteil eines Herzschlages lang fühlte sie etwas dunkles. Aber ihre Gedanken waren zu beschäftigt um bestimmen zu können, ob es aus ihr kam oder von irgendwo anders her. Sie schaute auf die Nadel. Darna war perfekt. Hatte Basilius nicht so etwas in der Art vorhin gesagt? „Sie ist gut so wie sie ist.“, erinnerte sie sich an seine Worte. Sie trug einen Dämon in sich, und war trotz allem gut, stark, ehrlich und treu. Die adelige Knappin strahlte eine ruhige Kraft aus, wie ein Fels der einer starken Brandung trotzt. War das nicht ungerecht? Da war diese Frau, die vielleicht wirklich gefährlich war und um die sich jeder kümmerte...und da war sie, das Mädchen das immer lächelte. Delilah mochte Darna, sehr sogar. Aber trotzdem war da diese giftige, kleine, stechende Dunkelheit, dieser Schmutz, der ihrem Selbstmitleid Nahrung gab und schürte wie eine winzige Flamme. Was war sie gegen die Knappin? Ein Sonnenschein, jedermanns Freund. Ein Lächeln, das vorübergeht. Ein Sonnenstrahl, der dich an der Nase kitzelt, zum Lachen bringt und vergessen ist, sobald er hinter einer Wolke verschwunden ist. Sie liebte diese Rolle, liebte es den Menschen ein Lächeln zu entlocken, ihren Tag heller zu machen. Sie liebte es zu heilen und zu helfen. Doch blieben dabei die meisten Menschen nicht lange, sie kamen und gingen, hinterließen ihre Bilder, ihre Lichter in ihrem Herzen. Und auch wenn all diese Lichter sie warm und fröhlich hielten, frei und froh… so sehnte sie sich doch nach einem Licht, das nicht kam und ging, sondern bei ihr blieb. Nach jemandem, der sie so anblickte, wie Basilius Darna ansah. Sie sehnte sich nach einem Stern. Aber Leon war nicht ihr Stern. Diese Erkenntnis tat weh, aber ein Schnitt musste wohl schmerzen. Und obwohl das Band, das sie geknüpft hatte, zerschnitten war… der Faden der Freundschaft blieb und den wollte sie bewahren.
Delilah bückte sich und hob die gefallene Nadel auf. Es war nur eine kleine Handlung, aber sie verscheuchte die Schatten, die sich in ihrem Nacken hatten festsetzten wollen. Neid, Eifersucht, das waren dunkle Gefühle, die selbst in den winzigsten Mengen sich wie Gift in einem reinen Herzen einnisten konnten. Das erste Mal in Delilahs jungem Leben bekam sie eine kleine Ahnung davon. Und wie immer wenn man selbst in einer Situation steckte, die man noch nicht ganz verstand, da sah man auch nicht das, was einen selbst betraf. Delilah hatte die Veränderung der Schatten nicht bemerkt, die fein wie Nadeln sich angeschlichen hatten und das nicht nur metaphorisch. Sie hätte sie vielleicht bemerkt, wenn es bei einem anderen gewesen wäre, doch bei sich selbst blieben ihre Fähigkeiten blind. Als sie wieder von der Nadel aufsah, sie mit ihren zarten Fingern von den dichten Fasern des Teppichs aufhob, sich selbst der Freundschaft verschrieb, die sie nicht verlieren wollte, da zerfaserten auch die dunklen Einflüsse. Sie lösten sich auf, wie der Schatten, den das kleine Ding in ihren Händen warf und suchten sich neue Ziele...


Etwas unerwartetes war geschehen. Leon zeigte Darna seine Zuneigung und drohte sie damit aus dem Konzept zu bringen. Es war ja nicht so, dass er sie das erste Mal berührte, aber alles bisher war... einem medizinischen Zweck oder einer freundlich fürsorgenden Regung geschuldet gewesen.
Ein Tanz: er hatte ihr nur helfen wollen.
Ein Streichen über ihre Haut: das Suchen nach Anzeichen der Krankheit.
Ihr Kopf auf seinem Schoß: naja, damit er nicht gegen den Wagen schlug.
Der Fast-Kuss... "Ich wollte etwas versuchen..." Das waren seine Worte gewesen, sie erinnerte sich. Nur ein „Experiment“, für was auch immer. Es schmerzte sie noch immer. Aber jetzt, jetzt suchte er sie, ihre Nähe. Für Darna gefühlt das erste Mal, auch wenn jeder ihr das als totalen Unsinn bescheinigt hätte. Und etwas in ihr stürzte sich darauf wie ein Verhungernder auf einen harten Kanten Brot. Als sein Daumen über ihren Handrücken strich, hinterließ es ein nachhallendes Kribbeln auf ihrer Haut. Er sah sie nicht direkt an, aber er war ihr in diesem Moment noch nie näher gewesen.
„Noch nicht!...“
Sie blinzelte irritiert.
„Ich... ich meine, ich muss noch nicht gehen. Noch nicht... Die Geister können warten! Sie sind schon tot! ...Da kommt es nicht auf ein paar Tage an... Wir werden uns um ein Problem nach dem anderen kümmern. Seine Majestät muss von Rugta erfahren und von dem Ausgang Morgerias Fluch. Er muss wissen wie nah die Gefahr wirklich ist und war. Es ist für unser aller Sicherheit wichtig. Das Vermächtnis meines Vaters muss warten!“
Durch ihre Vorstellungen huschten Gedankenfetzen, die Leon nicht mehr erreichten. Die Intensität ihrer Gefühle hatte durch seine Worte wieder ihr gewohnt chaotisches Level angenommen, wie die Hoffnung, dass seine Majestät vielleicht einen kleineren Trupp wenigstens nach Rugta entsenden mochte, um die Lage zu prüfen - und vielleicht die Quelle zumindest vor direktem feindlichen Zugriff zu schützen. Wenn man den Grafen von Weißenfels in Jorsan schon anerkannte, dann womöglich, weil man sich in informierten Kreisen seiner Wichtigkeit bewusst war? So oder so konnte das Königreich seine westliche Flanke nicht mehr völlig ungeschützt lassen. Und vielleicht konnten sie diesen Trupp dann begleiten. Das alles waren unausgegorene Gedanken.
Was mit Basil und Delilah in diesen Momenten geschah, registrierte sie nicht. Darna hatte gerade nur Augen für Leon.
„Möchtet ihr auch etwas trinken?“
Sie zuckte regelrecht zusammen.
„Ja gerne. Danke.“
Wie konnte er jetzt etwas trinken?! Sie brauchte noch einen halben Lidschlag, sich zu orientieren, dann nahm sie nur um der Höflichkeit willen ein Glas und ließ einen Dank über ihre Lippen huschen. Ihr Blick huschte wieder zu Leon. Jetzt registrierte sie die Anwesenheit Basils und die von Delilah... sie war ja nicht allein, auch wenn die junge Lichtmagi sich in eine weit entfernte, dunkle Ecke des Raumes zurückgezogen hatte und etwas in ihrer Hand betrachtete.


Die junge Lichtmagi war in der Kunst der Verstellung nicht kundig und so sah man ihr in diesem Moment ihre „entrückte“ Gefühlslage an. Das Lächeln war aus ihrem Gesicht verbannt und auch Basilius war niemand der diplomatisch gut eine gute Miene machen konnte. Er sah Leon an und sein Gesicht war unübersehbar wütend, wenn auch kontrolliert. Leon reagierte, in dem er etwas mehr Haltung annahm und das Glas abstellte.
„Ich werde werde dem Ruf meines Blutes folgen, so wie es sein muss. Ich werde gehen, aber es gibt jetzt erst einmal wichtigeres zu klären...“
Es klang fast, als wollte er sich mit diesen Worten bei Basil für etwas entschuldigen. Der Moment verging aber schnell und Leon sah zu Delilah. Ein besorgter Blick trat in seine Augen.
„Bitte sorgt euch nicht. Ich oder mein Schicksal... ich bin nicht so wichtig...denke ich. Ich muss irgendwann meine Position als … als Wächter einnehmen, aber...“
So stockend hatte Leon noch nie gesprochen und man spürte deutlich, dass er sich bei dem was er da so sagte, selbst nicht sicher war. Er war sehr aufgewühlt und brauchte noch einen Atemzug um sich langsam zu sammeln.
„... aber erst einmal müssen wir zum König und Bericht erstatten.“
Sein Blick wanderte wieder zu Darna.
„Dazu gehört auch, dass wir diese Chance, die uns sich hier bietet nutzen und der Diplomatin zeigen, dass wir nicht gefährlich sind... wir alle. Sie kann uns Türen öffnen... Darna, ich kann mir nicht mal vorstellen, was du für Ängste ausstehen musst, aber ich bin mir sicher, wir schaffen das – gemeinsam! Wir sind alle für dich da und wenn du das Gefühl hast, etwas stimmt nicht, dann kannst du auf uns vertrauen. Wir werden nicht zulassen, dass ER etwas tut. Denk daran, auch wenn du dich nicht erinnern kannst, wir haben schon gegen... diese Auswirkungen gekämpft. Vertrau uns bitte. Wir helfen dir... tun wir doch!?!“
Er sah auffordernd in die Runde und suchte nach Unterstützung. In Basil fand er sie erstaunlich schnell, denn der sagte:
„Natürlich! Ich weiche Darna nicht von der Seite!“
Nur eine Spur leiser, aber mit genauso viel Bedeutung, fügte er hinzu:
„...solange sie mich dort haben will!“
Leon nickte und Basilius erwiderte die Bewegung. Sie sahen sich einen Moment schweigend an, dann schauten sie zu Delilah.
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Zanfar Aval'athil
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Zanfar Aval'athil » Dienstag 11. April 2017, 23:37

"Es war merkwürdig... Er sprach zu ihr... in ihren Gedanken, aber es klang so ...fern...! Ich würde sie gern studieren...“
Basilius kam mit einem Glas Wasser und Chasin bedankte sich höflich und betrachtete Basilius. Sie zog eine Braue hoch und sah zu Zanfar.


„Vorsicht … auch wenn es sicherlich Klug ist, diesen Dämon und Dämonen im Allgemeinen zu studieren … die spielst mit dem Feuer, Chasin. Und ich befürchte in einem Dämonen würden selbst deine Geistigen Kräfte ihren Meister finden. Versprich mir … neben dem, dass du deine Kräfte etwas schonst … halte Abstand und sei übervorsichtig! Ich will dich nicht an das böse dort drinnen verlieren.“
Er strich sanft über ihre schlanke Hand.
„Und verkauf es der Knappin als Hilfe, sie ist sicherlich nicht begeistert, zu deinem Studienobjekt zu werden.“
Zanfar zwinkerte der Tha’Roon zu und strich eine verirrte Strähne aus ihrem Gesicht.
„Geht es jetzt wieder etwas besser? Ich will ihr nicht zu viel Zeit geben um sich zu fangen. Etwas aus dem Gleichgewicht gebracht werden ihre Antworten weniger überlegt sein und hoffentlich aufschlussreicher … und Chasin … ich weiß, du stehst ihr nicht so kritisch gegenüber wie ich, aber lass mich sie etwas unter Druck setzen, ich bin auch vorsichtig.
Wenn sie mir nicht standhalten kann, dann wird sie es auch im Palast schwer haben. Lass uns vorher feststellen, ob ihr zu trauen ist.“
Der Dunkelelf wartete auf Chasins Bestätigung und gab ihr und sich ein paar extra Momente der Ruhe. Dann machte er sich auf, den Raum wieder zu betreten. Er ließ die schlanke hochgewachsene Frau vor gehen und schloss die Türe hinter sich, dabei hörten seine scharfen Ohren Leons letzten appellierender Satz an seine Freunde.

„Dazu gehört auch, dass wir diese Chance, die uns sich hier bietet nutzen und der Diplomatin zeigen, dass wir nicht gefährlich sind... wir alle. Sie kann uns Türen öffnen... Darna, ich kann mir nicht mal vorstellen, was du für Ängste ausstehen musst, aber ich bin mir sicher, wir schaffen das – gemeinsam! Wir sind alle für dich da und wenn du das Gefühl hast, etwas stimmt nicht, dann kannst du auf uns vertrauen. Wir werden nicht zulassen, dass ER etwas tut. Denk daran, auch wenn du dich nicht erinnern kannst, wir haben schon gegen... diese Auswirkungen gekämpft. Vertrau uns bitte. Wir helfen dir... tun wir doch!?!“
Er sah auffordernd in die Runde und suchte nach Unterstützung. In Basil fand er sie erstaunlich schnell, denn der sagte:
„Natürlich! Ich weiche Darna nicht von der Seite!“
Nur eine Spur leiser, aber mit genauso viel Bedeutung, fügte er hinzu:
„...solange sie mich dort haben will!“
Leon nickte und Basilius erwiderte die Bewegung. Sie sahen sich einen Moment schweigend an, dann schauten sie zu Delilah.


„Ich bin wirklich gespannt, wie ihr uns weis machen wollt, dass eine Knappin, die von einem Dämon besessen ist, nicht gefährlich ist.“
Stellte der Nichtgenannte zynisch fest. Und ganz offensichtlich nicht im Mindesten beschämt, einen Teil ihrer Unterhaltung belauscht zu haben.
„Aber ganz offensichtlich seid ihr wohl alle der Meinung die Situation unter Kontrolle zu haben und im Zweifelsfall gegen einen entfesselten Dämonen an kommen zu können.“
Und ein paar sind nicht minder Eifersüchtig und vermutlich mehr mit ihren Gefühlen als dem Dämon im Raum beschäftigt.
Er ließ den Blick prüfend über die jungen Menschen wandern, bis er an der Knappin hängen blieb.
„Darna von Eibenau, ich hatte Euch um eine Erklärung gebeten. Fühlt ihr Euch nun dazu in der Lage?“
Statt eine Antwort von Seiten der Knappin ab zu warten, fuhr er fort.
„Wie kommt es, dass ihr einen Dämon in Euch tragt? Und seit wann tut ihr das? Seit wann wisst ihr es? Hat das Geschöpf bereits Kontrolle ausgeübt? Spricht es mit Euch?“
Der Nichtgenannte verschränkte die Arme vor der Brust und starrte die junge Frau abwartend an.

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Delilah » Mittwoch 12. April 2017, 13:14

Delilah drehte die Nadel zwischen ihren Fingern. Man sah den Schmerz in ihren Augen, der nur langsam wich und dass sie in ihre eigenen Gedanken vertieft war. Der jungen Frau waren ihre Gefühle immer ins Gesicht geschrieben und besonders in ihren Augen konnte man ihre Gedanken lesen. Wo man sonst fast ausschließlich Freude und Licht fand, verdunkelten gerade graue Wolken ihr Gesicht, die sich nun jedoch langsam zu lichten schienen. Aber war das nicht verständlich bei den Nachrichten, die in diesem Laden gerade ausgetauscht worden waren? Leon würde fortgehen…

Sie war sich schon seit einer Weile bewusst gewesen, dass das Band einseitig geknüpft worden war, aber das Herz entschied selbst, wem es folgen wollte. Vielleicht war es ganz gut, dass es jetzt aus seinem Wunschtraum erwacht war, vor dem die Vernunft es schon lange gewarnt hatte. So konnte sie sich wieder auf die realen und wichtigen Dinge konzentrieren und diese egozentrischen Gedanken beenden. Irgendwie hatte Delilah das Gefühl, dass etwas Schmutziges an ihr haftete und mit einer unbewussten Geste wischte sie mit der Hand über ihr Kleid um den Staub oder was auch immer es war abzustreifen. Was ihr wundes Herz jetzt brauchte, war Zeit… und die konnte sie auch damit verbringen, ihren Freunden zu helfen und die Nachrichten über Rugta weiter zu tragen.

Ihre Gesichtszüge entspannten sich, doch als sie endlich aufblickte, das glatte Metall der Nadel noch immer zwischen den Fingern, sah sie direkt in Leons besorgte Augen. Delilah blinzelte kurz und beruhigte ihr wundes Herz, ließ es an schöne Dinge denken wie Frühlingsblumen und Sommerregen. Hatte sie etwas verpasst? Leon sah aus, als wenn er etwas gesagt hatte… vielleicht sollte sie besser aufpassen.

„Bitte sorgt euch nicht. Ich oder mein Schicksal… ich bin nicht so wichtig, denke ich. Ich muss irgendwann meine Position als… Wächter einnehmen, aber…“ Delilah wollte dem vehement widersprechen und trat einen Schritt vor, verließ die schattige Ecke, in die sie sich zurückgezogen hatte. Nicht wichtig?! Delilah hatte in ihrem ganzen Leben noch keinen einzigen Menschen getroffen, der >nicht wichtig< gewesen war! Und so stockend wie Leon sprach, schien er sich bei der ganzen Sache selbst nicht sicher zu sein. Er war aufgewühlt und sah selbst unsicher aus, was Delilah die aufgebrachten Worte im Halse stecken bleiben ließ. „… aber erst einmal müssen wir zum König und Bericht erstatten.“ Da hatte er wohl recht. Zum König…

.
.
.

„… solange sie mich dort haben will!“
Delilah war beeindruckt von den beiden und besonders Leon. Trotz der eigenen Situation ging er mit solcher Kraft und Überzeugung an die jetzigen Probleme heran… oder vielleicht gerade deswegen? Jedes neue „wichtige“ Problem bedeutete mehr Zeit für ihn. Die beiden Herren sahen sie abwartend an, doch bevor Delilah antworten konnte, durchschnitt eine andere, dunklere Stimme die Stille.

„Ich bin wirklich gespannt, wie ihr uns weiß machen wollt, dass eine Knappin, die von einem Dämon besessen ist, nicht gefährlich ist.“ Die Tha’Roon und ihr Begleiter hatten den Laden wieder betreten und der Maskierte schien nicht im Geringsten beschämt, dass er ihre Unterhaltung belauscht hatte. Zumindest im Ansatz schien er Garmisch zu verstehen, denn er hatte wohl einiges von Leons letzten Sätzen aufgeschnappt und sich den Sinn erschlossen. „Ganz offensichtlich seid ihr wohl alle der Meinung die Situation unter Kontrolle zu haben und im Zweifelsfall gegen einen entfesselten Dämonen ankommen zu können.“ Der feindliche Unterton in seiner Stimme gefiel Delilah ganz und gar nicht.

„Wir sind uns der Gefahr der Situation sehr wohl bewusst, werter Herr.“ Ihre helle, zarte Stimme war das krasse Gegenteil zu seiner, doch man hörte deutlich den Widerspruch, der darin lag. Sie kehrte nun endgültig aus ihrem kleinen „Exil“ zurück und ging mit ruhigen Schritten durch den Raum. Sie legte die Nadel behutsam auf einem Regal ab. „Wir sind uns aber auch bewusst, dass der Feind hier der Dämon ist und nicht Darna.“ Ihre Stimme war nicht aufgebracht und sie erhob sie auch nicht, aber ein Hauch unterdrückter Wut ließ sich nicht verbergen. Es machte sie zornig, wie er mit Darna umging, sie ständig unter Druck setzte und sie anfeindete. Das war nicht gerecht! „Ich weiß, dass ihr euch nur Sorgen macht, aber nichts von alledem ist in irgendeiner Art Darnas Schuld. Sie hat in der letzten Zeit mehr als einmal bewiesen, dass sie alles tun würde um ihrem Volk und den Menschen um sich herum zu helfen und sie verdient unsere Unterstützung.“ Delilah stellte sich mit verschränkten Armen neben Darna und Leon und warf ihren drei Gefährten kurz einen Blick zu, ehe ihre rehbraunen Augen fest die Augen hinter der Maske fixierten. Ihre Antwort auf Leons Frage war klar.

Der Elf, welcher Art auch immer er angehörte, wandte sich wieder an Darna als Delilah etwas auffiel, dass ihren Zorn auf den Leibwächter nicht gerade schmälerte. Er hatte den Stuhl draußen auf der Straße stehen lassen?! Am Ende kam Mortimer noch wieder und jemand hatte ihn mitgenommen… Delilah verschwand für einen kurzen Augenblick wieder von Darnas Seite, öffnete die Ladentür und hob den Stuhl mit einiger Mühe wieder hinein. Sie bemühte sich dabei nicht wirklich darum leise zu sein. Mit einem Klingen der Ladenglocke schloss sie die Tür wieder hinter sich und stellte den Stuhl an seinen Platz.

Sie stand nun seitlich hinter der roten Dame und ihrem maskierten Begleiter und musterte kurz die hohe, schlanke Frau. Ob es ihr nun besser ging? Sie hatte vorhin wirklich nicht gut ausgesehen und Deli gab sich ein wenig die Schuld dafür, hatte sie sie doch vom Rauchen abgehalten. Die Sorge ließ den Zorn der jungen Jorsanerin rasch verwehen. Delilah trat an die Diplomatin heran und fragte mit leiser, nun wieder ruhiger Stimme: „Wollt ihr Euch vielleicht wieder setzen, werte Dame?“ Sie überlegte, ob sie ihr einen Arm anbieten sollte, um sie zu einem der Sessel zu begleiten, entschied dann jedoch, dass das aufgrund des enormen Größenunterschiedes nicht wirklich Sinn machte.

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Darna von Eibenau » Mittwoch 12. April 2017, 18:56

Es war eine seltsame Stimmung im Raum. Delilah stand abseits, selbst sie wirkte gerade ernst und nachdenklich. Basil schien - wütend? - und sich mit einer Aufgabe abzulenken, dieses Verhalten kannte Darna bestens, aber den Grund für seinen Ärger verstand sie nicht. Fühlte er sich ausgegrenzt? War er zornig auf das, was Leon bevorzustehen schien?
Vielleicht.
„Ich werde dem Ruf meines Blutes folgen, so wie es sein muss. Ich werde gehen.." - Darna versetzte es einen dumpfen Schlag vor die Brust; Erleichterung und emotionaler Schmerz prallten einmal mehr aufeinander und verbanden sich zu einem dieser komplexen, fast chaotischen Zustände, die Chasin so faszinierten. Äußerlich schloß die Knappin nur einmal langsamer die Augen und atmete tiefer ein.
„Bitte sorgt euch nicht." Blödsinn. Natürlich sorgen wir uns. "Ich oder mein Schicksal... ich bin nicht so wichtig...denke ich." Noch viel größerer Blödsinn! Sie schaute auf, eine tiefe kritische Furche auf der Stirn. Ich muss irgendwann meine Position als … als Wächter einnehmen, aber...“
So stockend hatte Leon noch nie gesprochen und man spürte deutlich, dass er sich bei dem was er da so sagte, selbst nicht sicher war. Er war sehr aufgewühlt und brauchte noch einen Atemzug um sich langsam zu sammeln.
„... aber erst einmal müssen wir zum König und Bericht erstatten.“

Hrmpf. Ja, müssen wir. Aber du musst nicht 'irgendwann' nach Hause, sondern am besten sofort!

Sein Blick wanderte wieder zu Darna.
„Dazu gehört auch, dass wir diese Chance, die uns sich hier bietet nutzen und der Diplomatin zeigen, dass wir nicht gefährlich sind... wir alle. Sie kann uns Türen öffnen... Darna, ich kann mir nicht mal vorstellen, was du für Ängste ausstehen musst, aber ich bin mir sicher, wir schaffen das – gemeinsam! Wir sind alle für dich da und wenn du das Gefühl hast, etwas stimmt nicht, dann kannst du auf uns vertrauen. Wir werden nicht zulassen, dass ER etwas tut. Denk daran, auch wenn du dich nicht erinnern kannst, wir haben schon gegen... diese Auswirkungen gekämpft. Vertrau uns bitte. Wir helfen dir... tun wir doch!?!“
Er sah auffordernd in die Runde und suchte nach Unterstützung. In Basil fand er sie erstaunlich schnell, denn der sagte:
„Natürlich! Ich weiche Darna nicht von der Seite!“
Nur eine Spur leiser, aber mit genauso viel Bedeutung, fügte er hinzu:
„...solange sie mich dort haben will!“

Darna hatte Leons Worten mit zunehmender trauriger Skepsis zugehört - sie stimmte ihm nicht zu. Wie wollt ihr das schaffen, das 'nicht zuzulassen'? Adligen ins Wort fallen, wenn sie mich loben? Einen Ritterschlag verhindern? Wenn ich mich freue, wenn auch nur ansatzweise das geschieht, was bei Pet passiert ist... bin ich tot, und ihr seid erledigt - mindestens. Sie folgte Leons Bewegung Richtung Basil, um wenigstens ihm ihre Einwände verständlich zu machen, als sein Zuspruch - die Art, wie er es sagte, und was er anfügte - sie vor den Kopf stieß.
Ihr Blick wurde wärmer, ihre Mimik milder. Sein unerschütterlicher Beistand wärmte sie gerade bis in Innerste. Und dass er dabei nicht einmal einfach von sich ausging, sondern ihr die "Entscheidungsgewalt" darüber zusprach... war alles, aber nicht selbstverständlich, so viel war ihr klar. Sie sah zu ihm, hielt seinen Blick, und für einen Moment legte sich Ruhe über ihr Innerstes wie eine mollig schwere, warme Decke.
Ich bin so dankbar, dass du da bist...

Die anderen sahen zu Delilah, und ihr Blick wollte sich gerade dem folgend von Basilius lösen, als eine andere, dunklere Stimme die Stille durchschnitt:
„Ich bin wirklich gespannt, wie ihr uns weiß machen wollt, dass eine Knappin, die von einem Dämon besessen ist, nicht gefährlich ist.“
Das weiß ich nicht. Ich fürchte, sie haben Unrecht, dachte sie nüchtern, mit zurück kehrender Traurigkeit und dieser seltsamen Zustimmung, die sich kritisch gegen sie selber richtete. Die Knappin drehte sich zu der Diplomatin und ihrem Leibwächter um, wobei der Anblick des Leibwächters unwillkürlich eine Reaktion auslöste, zu ihrer Waffe greifen zu wollen - sie hatte aber nach wie vor kein Rapier an der Hüfte und in der Rechten nur das Wasserglas, was angedeutet ins Kippen geriet; sie bremste sich und nahm das Glas in die Linke. Die Rechte schwebte einen Moment unschlüssig in Hüfthöhe vor ihrem Bauch, ehe Darna sie auf den Rück zwang - Zanfar oder andere mochten aber noch beobachten, wie sich die Hand kurz vor ihrem Verschwinden zur Faust ballte...
Die Haltung insgesamt wirkte durch dieses Arangement sehr souverän, sie hätte so problemlos Modell stehen können - aber die Körperspannung und ihr Blick verrieten zu deutlich, dass dieser ordentlich wirkenden Fassade jegliche Lässigkeit fehlte.
Sie konnte den Anblick der Maske einfach nicht ignorieren, wie ihr langsam bedauernd klar wurde; sie würde in irgend einer Art und Weise überreagieren, käme ihr das Ding noch ein mal zu nahe - mit Flucht oder Angriff. Ihr Blick drohte wieder, an der Maske hängen zu bleiben und sie zwang sich für den Moment, auf einen unbestimmten Punkt zwischen ihm und der Diplomatin zu sehen und atmete tiefer durch.
„Ganz offensichtlich seid ihr wohl alle der Meinung die Situation unter Kontrolle zu haben und im Zweifelsfall gegen einen entfesselten Dämonen ankommen zu können.“
'Einen'...?
Ihr Blick stumpfte sichtlich ab, bevor sie die Augen schloß: Götter, wenn er erfährt, dass das mehrere werden können, schleppt er mich wirklich auf den Scheiterhaufen! - Und löst eine Katastrophe aus...

„Wir sind uns der Gefahr der Situation sehr wohl bewusst, werter Herr.“ Ihre helle, zarte Stimme war das krasse Gegenteil zu seiner, doch man hörte deutlich den Widerspruch, der darin lag und Darna öffnete leicht überrascht die Augen, um zu ihr zu sehen.
„Wir sind uns aber auch bewusst, dass der Feind hier der Dämon ist und nicht Darna.“
Erneut atmete die Knappin ein mal tiefer, kontrollierter ein und aus. Du bist so lieb... Du hast ja recht, aber... wen interessiert das, wenn im Schloss ein riesiges Heptagramm aus Feuer auftaucht?! - Lysanthor bewahre! Sie schluckte. Und ihr fiel wieder ein, was sie gerade außer acht ließ: die Gedankenleserin. Es fiel ihr wirklich schwer, sich daran zu gewöhnen, aber nun versuchte sie ein mal, direkten Augenkontakt herzustellen:
Ich werde alles erklären, wirklich. Was immer Ihr wollt. Nur...
Es ist so viel.
Ihr Blick konnte den Kontakt nicht lange halten, denn die eingetrichterten Prinzipien, nicht 'dazwischen zu reden', zwangen ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Wortwechsel zwischen dem Nichtgenannten und Delilah:
„Ich weiß, dass ihr euch nur Sorgen macht, aber nichts von alledem ist in irgendeiner Art Darnas Schuld. Sie hat in der letzten Zeit mehr als einmal bewiesen, dass sie alles tun würde um ihrem Volk und den Menschen um sich herum zu helfen und sie verdient unsere Unterstützung.“ Delilah stellte sich mit verschränkten Armen neben Darna und Leon und warf ihren drei Gefährten kurz einen Blick zu, ehe ihre rehbraunen Augen fest die Augen hinter der Maske fixierten. Ihre Antwort auf Leons Frage war klar.
Darna rührte dieser Beistand und er weckte wieder die Wärme, die zuvor schon durch Basil hervor gerufen worden war. "Danke", wisperte sie leise dem Mädchen mit den blonden Locken neben sich zu, und es kam aus vollem Herzen, von einem satten warmen Orange in ihrer Aura begleitet.

Als sie sich daraufhin wieder mit ihrer Aufmerksamkeit dem Nichtgenannten 'stellte', hallte etwas von diesem Rückhalt in ihr nach und verlieh der körperlichen Haltung tatsächlich mehr Festigkeit, Ruhe.
Der Nichtgenannte ließ den Blick prüfend über die jungen Menschen wandern, bis er an der Knappin hängen blieb. „Darna von Eibenau, ich hatte Euch um eine Erklärung gebeten. Fühlt ihr Euch nun dazu in der Lage?“ Nein, aber ich muss wohl, dachte sie in einem Anflug von graubeigen* Fatalismus.
Statt eine Antwort von Seiten der Knappin ab zu warten, fuhr er fort.
„Wie kommt es, dass ihr einen Dämon in Euch tragt? Und seit wann tut ihr das? Seit wann wisst ihr es? Hat das Geschöpf bereits Kontrolle ausgeübt? Spricht es mit Euch?“
Der Nichtgenannte verschränkte die Arme vor der Brust und starrte die junge Frau abwartend an.

Diese blinzelte kurz bei der blanken Anzahl der Fragen, aber sie drehten sich ja alle um das gleiche Kernthema. Witzigerweise half ihr der Nichtgenannte mit seiner Strenge mehr, als ihm wohl bewusst gewesen wäre: Darna war es gewohnt, unter Druck Rede und Antwort zu stehen - egal, ob es in einer mündlichen Prüfung vor Priester Talarion war, oder bei einem der furchtbaren "Petzen"-Berichte, wenn Gernot und seine Kumpanen wieder etwas angestellt hatten; dem dann ihre Rechtfertigungen gegenüber ihren wütenden 'Kameraden' folgten. Selbst die mehrfache Befragung durch die Inquisition, als sie ein kleines Kind gewesen war, steckte ihr noch in den Knochen. Sie war es durch und durch gewohnt. Es klärte ihren Geist, sich auf die saubere Beantwortung der Fragen zu konzentrieren. Es half ihr sogar ein wenig, dabei die Maske zu ignorieren, während sie mit unfixiertem Blick auf einen Punkt auf Höhe seines Brustbeins schaute.

"Wie es dazu kommt, ist bisher eine in Details strittige Frage, Herr, denn ich habe dazu eigentlich nur die Informationen, die der Dämon selber mir gab - und ich traue seinem Wort nicht", begann sie also überraschend sachlich und betonte den Zusatz mit Nachdruck. Ihr Blick ging dabei kurz hoch - sie hätte Zanfar in die Augen gesehen, aber das Kupfer stieß sie ab und mit nervös zuckendem Augenlid sank der Blick wieder aufs Brustbein. Prompt war danach ihre Stimme eine Spur tönerner:
"Aber ich war sechs Jahre alt, als ich durch einen Zufall in meinem Heimatort Ganda einen grandessanischen Magier bei den Vorbereitungen einer Beschwörung störte und ihn an die Priesterschaft Lysanthors verriet. Man fasste ihn und ver-..."
Ihr Redefluss stockte völlig abrupt, während sie sich blinzelnd zwingen musste, weiter zu reden:
"Ver... ver-brannte ihn hier auf einem der Marktplätze." Verbrannt. Und ich hab zugesehen... Er hat mich angestarrt... und nicht geschrien...
"Dabei..." - sie musste sich zunächst noch zu jedem Wort zwingen, ehe es wieder flüssiger wurde, "hat er... mich wohl... verflucht, und damit zusammenhängend, einen Dämon an mich sozusagen 'weiter vererbt', der ansonsten bei der Verbrennung hätte frei gesetzt werden sollen." Ihre letzten Worte hatten einen unterschwelligen, aber eindeutlig warnenden Beiklang.

Sie atmete einmal tiefer durch und versuchte wieder, sachlich-distanzierter zu wirken, was ihr mässig gelang:
"Die Antwort auf ein 'wie lange?' lautet also: 'Elf Jahre', aber ich weiß davon erst seit gestern... Abend." Sie musste kurz ihren inneren Kalender wieder sortieren: "Da bin ich aus einer zweitägigen Ohnmacht erwacht, während der sich der Dämon das erste Mal - ausführlicher mit mir unterhalten und sich mir als Dämon offenbart hat." Vorher war da nur diese Flammengestalt... Aber er ist so kalt.
Sie blinzelte wieder und nickte: "Also ja, er 'spricht mit mir'." Tötet mich dabei fast... "Und ich verstehe selber nicht, warum erst seit dem Vorfall mit Morgerias Hauch." Seit Pet. "Es sind so viele Fragen offen, dass bis zu diesem Aufeinandertreffen unser Plan bisher lautete, zuerst die Akademie aufzusuchen, und zunächst nur mit einem einzelnen, uns als vertrauenswürdig bekannten Inquisi.. - Verzeihung, Templer - Kontakt aufzunehmen." Bevor Gernot mich umbringt.
Sie atmete ein und hob etwas den Blick, beließ ihn wieder zunächst zwischen dem Nichtgenannten und der Tha'roon. Ihr lag alles mögliche auf der Zunge, aber sie erwartete Zwischenfragen, die mit Sicherheit kommen würden. Hab ich alles beantwortet?, grübelte sie kurz und schreckte auf - da war noch die Frage nach der Kontrolle! Auf ihrer Stirn bildete sich eine leicht unsichere Furche.
"Was... die Kontrolle angeht... kann ich das verneinen - glaube ich." Das schafft nicht gerade Vertrauen... Ihr Blick huschte hilfesuchend zu Basil. Er müsste es doch wissen, wenn! Was weiß ich schon? Hab ich mich je so verhalten? Aber das wäre doch aufgefallen... - Du meinst, seltsamer verhalten, als sowieso schon? Ein innerliches Seufzen.

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Erzähler » Freitag 14. April 2017, 12:37

„Vorsicht … auch wenn es sicherlich klug ist, diesen Dämon und Dämonen im Allgemeinen zu studieren … die spielst mit dem Feuer, Chasin. Und ich befürchte in einem Dämonen würden selbst deine geistigen Kräfte ihren Meister finden. Versprich mir … neben dem, dass du deine Kräfte etwas schonst … halte Abstand und sei übervorsichtig! Ich will dich nicht an das böse dort drinnen verlieren.“
Er strich sanft über ihre schlanke Hand und wärmte sie mit seiner Fürsorge. Chasin nickte feierlich!
Oh, ich werde vorsichtig sein!
Aber gleichzeitig freute sich sich auch maßlos, dass Zanfar ihr nicht abgeraten hatte, ihre Wissbegierde zu zügeln. Er erkannte also auch, wie wichtig es für sie war, alles zu ergründen und zu erforschen, bis ins kleinste Detail zu sezieren.
„Und verkauf es der Knappin als Hilfe, sie ist sicherlich nicht begeistert, zu deinem Studienobjekt zu werden.“
Zanfar zwinkerte der Tha’Roon zu und strich eine verirrte Strähne aus ihrem Gesicht. Für einen Moment lehnte sie sich in die Berührung und genoss es einfach nur, dass er für sie da war. Dann setzten sich die Informationen seiner Worte in ihrem Kopf zusammen und hob den Kopf.
„Oh … ja, da hast du sicher Recht. Das habe ich nicht bedacht.“
Ein Eingeständnis, dass er sicher sonst von kaum einer Frau, geschweige denn keinem normalen Tha’Roon zu hören bekommen würde. Chasin musste ihm wirklich vertrauen!
„Geht es jetzt wieder etwas besser?“
Sie nickte und löschte die Pfeife.
„... Ich will ihr nicht zu viel Zeit geben um sich zu fangen. Etwas aus dem Gleichgewicht gebracht werden ihre Antworten weniger überlegt sein und hoffentlich aufschlussreicher … und Chasin … ich weiß, du stehst ihr nicht so kritisch gegenüber wie ich, aber lass mich sie etwas unter Druck setzen, ich bin auch vorsichtig.“
Interessanter Weise stand Chasin der Knappin tatsächlich aus irgendeinem Grund freundlicher gesonnen gegenüber. Irgendwann würde sie auch diese Regung erforschen.
„Wenn sie mir nicht standhalten kann, dann wird sie es auch im Palast schwer haben. Lass uns vorher feststellen, ob ihr zu trauen ist.“
Der Dunkelelf wartete auf Chasins Bestätigung, die sofort mit einem zustimmenden Nicken folgte und gab ihr und sich ein paar extra Momente der Ruhe. Dann machte er sich auf, den Raum wieder zu betreten. Er ließ die schlanke hochgewachsene Frau vor gehen und schloss die Türe hinter sich, dabei hörten seine scharfen Ohren Leons letzten appellierender Satz an seine Freunde.


Irgendwie hatte Delilah das Gefühl, dass etwas Schmutziges an ihr haftete und mit einer unbewussten Geste wischte sie mit der Hand über ihr Kleid um den Staub oder was auch immer es war abzustreifen. Was ihr wundes Herz jetzt brauchte, war Zeit… und die konnte sie auch damit verbringen, ihren Freunden zu helfen und die Nachrichten über Rugta weiter zu tragen.
„Bitte sorgt euch nicht. Ich oder mein Schicksal… ich bin nicht so wichtig, denke ich. Ich muss irgendwann meine Position als… Wächter einnehmen, aber…“
Delilah wollte dem vehement widersprechen und trat einen Schritt vor, verließ die schattige Ecke, in die sie sich zurückgezogen hatte.
„… aber erst einmal müssen wir zum König und Bericht erstatten.“
Da hatte er wohl recht. Zum König… Irgendwie setzen ihre Gedanken eine Weile aus, bis sie Basils Stimme wieder wahr nahm:
„… solange sie mich dort haben will!“
Delilah war beeindruckt von den beiden und besonders Leon. Trotz der eigenen Situation ging er mit solcher Kraft und Überzeugung an die jetzigen Probleme heran… oder vielleicht gerade deswegen? Jedes neue „wichtige“ Problem bedeutete mehr Zeit für ihn. Die beiden Herren sahen sie abwartend an, doch bevor Delilah antworten konnte, durchschnitt eine andere, dunklere Stimme die Stille:


„Ich bin wirklich gespannt, wie ihr uns weiß machen wollt, dass eine Knappin, die von einem Dämon besessen ist, nicht gefährlich ist.“
Das weiß ich nicht. Ich fürchte, sie haben Unrecht.
, dachte sie nüchtern, mit zurück kehrender Traurigkeit und dieser seltsamen Zustimmung, die sich kritisch gegen sie selber richtete. Die Knappin drehte sich zu der Diplomatin und ihrem Leibwächter um.
„Ganz offensichtlich seid ihr wohl alle der Meinung die Situation unter Kontrolle zu haben und im Zweifelsfall gegen einen entfesselten Dämonen ankommen zu können.“
'Einen'...?
Ihr Blick stumpfte sichtlich ab, bevor sie die Augen schloss. Chasin hob kurz eine Braue, bevor die junge Lichtmagi heroisch einschritt:
„Wir sind uns der Gefahr der Situation sehr wohl bewusst, werter Herr. Wir sind uns aber auch bewusst, dass der Feind hier der Dämon ist und nicht Darna.“
Du bist so lieb... Du hast ja recht, aber... wen interessiert das, wenn im Schloss ein riesiges Heptagramm aus Feuer auftaucht?! - Lysanthor bewahre!
Sie schluckte. Und ihr fiel wieder ein, was sie gerade außer acht ließ: die Gedankenleserin. Es fiel ihr wirklich schwer, sich daran zu gewöhnen, aber nun versuchte sie ein mal, direkten Augenkontakt herzustellen.
Ich werde alles erklären, wirklich. Was immer Ihr wollt. Nur... Es ist so viel.
„Ich weiß, dass ihr euch nur Sorgen macht, aber nichts von alledem ist in irgendeiner Art Darnas Schuld. Sie hat in der letzten Zeit mehr als einmal bewiesen, dass sie alles tun würde um ihrem Volk und den Menschen um sich herum zu helfen und sie verdient unsere Unterstützung.“
Darna rührte Delilahs Beistand und er weckte wieder die Wärme, die zuvor schon durch Basil hervor gerufen worden war.
"Danke"
, wisperte sie leise dem Mädchen mit den blonden Locken neben sich zu, und es kam aus vollem Herzen, von einem satten warmen Orange in ihrer Aura begleitet, das Chasin lächeln ließ. Zanfar fuhr mit seiner Befragung fort:
„Darna von Eibenau, ich hatte Euch um eine Erklärung gebeten. Fühlt ihr Euch nun dazu in der Lage?“
Nein, aber ich muss wohl.
, dachte sie in einem Anflug von graubeigen* Fatalismus.
„Wie kommt es, dass ihr einen Dämon in Euch tragt? Und seit wann tut ihr das? Seit wann wisst ihr es? Hat das Geschöpf bereits Kontrolle ausgeübt? Spricht es mit Euch?“
"Wie es dazu kommt, ist bisher eine in Details strittige Frage, Herr, denn ich habe dazu eigentlich nur die Informationen, die der Dämon selber mir gab - und ich traue seinem Wort nicht"

, begann sie also überraschend sachlich und betonte den Zusatz mit Nachdruck.
"Aber ich war sechs Jahre alt, als ich durch einen Zufall in meinem Heimatort Ganda einen grandessanischen Magier bei den Vorbereitungen einer Beschwörung störte und ihn an die Priesterschaft Lysanthors verriet. Man fasste ihn und ver-...Ver... ver-brannte ihn hier auf einem der Marktplätze."
Verbrannt. Und ich hab zugesehen... Er hat mich angestarrt... und nicht geschrien...
Mitleid regte sich in der Diplomatin.
Sechs Jahre! ...
"Dabei...hat er... mich wohl... verflucht, und damit zusammenhängend, einen Dämon an mich sozusagen 'weiter vererbt', der ansonsten bei der Verbrennung hätte frei gesetzt werden sollen."
Ihre letzten Worte hatten einen unterschwelligen, aber eindeutig warnenden Beiklang.
Der Scheiterhaufen muss für sie ...für den Fluch eine besondere Bedeutung haben!
"Die Antwort auf ein 'wie lange?' lautet also: 'Elf Jahre', aber ich weiß davon erst seit gestern... Abend... Da bin ich aus einer zweitägigen Ohnmacht erwacht, während der sich der Dämon das erste Mal - ausführlicher mit mir unterhalten und sich mir als Dämon offenbart hat."
Vorher war da nur diese Flammengestalt... Aber er ist so kalt.
"Also ja, er 'spricht mit mir'."
Tötet mich dabei fast...
"Und ich verstehe selber nicht, warum erst seit dem Vorfall mit Morgerias Hauch."
Seit Pet.
"Es sind so viele Fragen offen, dass bis zu diesem Aufeinandertreffen unser Plan bisher lautete, zuerst die Akademie aufzusuchen, und zunächst nur mit einem einzelnen, uns als vertrauenswürdig bekannten Inquisi.. - Verzeihung, Templer - Kontakt aufzunehmen."
Bevor Gernot mich umbringt... ...Hab ich alles beantwortet?
"Was... die Kontrolle angeht... kann ich das verneinen - glaube ich."
Das schafft nicht gerade Vertrauen...
Ihr Blick huschte hilfesuchend zu Basil. Er müsste es doch wissen, wenn!
Was weiß ich schon? Hab ich mich je so verhalten? Aber das wäre doch aufgefallen... - Du meinst, seltsamer verhalten, als sowieso schon?
Basilius wirkte einen Moment irritiert, aber schien dann zu begreifen.
„Ich kann bestätigen, dass Darna von Eibenau, seit wir gemeinsam unsere Knappenausbildung begonnen haben, keinerlei Anzeichen für irgendeine wie auch immer geartete Bösartigkeit gezeigt hat! Selbst unter größtem Druck... hat sie immer Stand gehalten!“
Sicher dachte er gerade an die schlimmen Dinge, die Gernot und somit auch er ihr zum Teil angetan hatten. Man sah ihm an, dass er litt und sich dafür schämte. Die Tha’Roon zog wieder einmal eine Braue hoch, als sie den stillen Moment in seinem Geist betrachtete und sah dann wieder zu Darna.
„Das einzige was man ihr zur Last legen konnte war, dass sie kein fröhlicher Mensch ist, sondern immer alles gewissenhaft betrachtet und detailliert wieder gibt.“
„Was wahrlich nichts negatives ist.“
fügte die Tha’Roon hinzu und Basil nickte. Chasin bemerkte nur kurz:
„Ihr habt eine gewisse Ambivalenz zu Feuer und Scheiterhaufen, nicht wahr? Dieses solltet ihr vermeiden, wenn ihr in der Nähe seiner Majestät seid. Schaut in keine Flamme, das sollte zumindest in dieser Richtung helfen. Und dieses Heptagramm, das würde ich gerne näher beschrieben haben. Oder könnt ihr es aufzeichnen?“
Dann überließ die Diplomatin wieder ihrem Begleiter das Feld der Befragung.
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Zanfar Aval'athil
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Zanfar Aval'athil » Donnerstag 20. April 2017, 22:28

„Wir sind uns der Gefahr der Situation sehr wohl bewusst, werter Herr.“ Delilahs helle, zarte Stimme war das krasse Gegenteil zu Zanfars, doch man hörte deutlich den Widerspruch, der darin lag. Sie kehrte nun endgültig aus ihrem kleinen „Exil“ zurück und ging mit ruhigen Schritten durch den Raum. Sie legte die Nadel behutsam auf einem Regal ab. „Wir sind uns aber auch bewusst, dass der Feind hier der Dämon ist und nicht Darna.“ Ihre Stimme war nicht aufgebracht und sie erhob sie auch nicht, aber ein Hauch unterdrückter Wut ließ sich nicht verbergen.
„Ich weiß, dass ihr euch nur Sorgen macht, aber nichts von alledem ist in irgendeiner Art Darnas Schuld. Sie hat in der letzten Zeit mehr als einmal bewiesen, dass sie alles tun würde um ihrem Volk und den Menschen um sich herum zu helfen und sie verdient unsere Unterstützung.“ Delilah stellte sich mit verschränkten Armen neben Darna und Leon und warf ihren drei Gefährten kurz einen Blick zu, ehe ihre rehbraunen Augen fest die Augen hinter der Maske fixierten.


Unter der Maske wanderten die Augenbrauen des Nichtgenannten in die Höhe, als das zierliche Frauenzimmer, dass sich selbst Nova genannt hatte, eine zornige Energie um sich sammelte. Nicht nur verteidigte sie ihre Freundin zwar höflich aber äußerst entschieden, sie räumte auch den Stuhl ins Zimmer, den er draußen achtlos stehen gelassen hatte – und das nicht wenig verärgert.
Was für ein köstlicher Anblick. Sie ist einfach hinreißend wenn sie wütend wird.
Etwas Hungriges blitzte in den Augen des Nichtgenannten auf.
„Natürlich ist Eure Freundin Darna nicht die Gefahr … der Dämon, der in ihr wohnt ist es. Und genau das könnte Euch das Genick brechen. Ich zweifle nicht an Eurer Aufrichtigkeit – und auch nicht an Euren Fähigkeiten. Nicht einmal …“
Wenn ich jetzt sage: an Darnas Redlichkeit, dann enttarne ich mich als Lügner.
„… an dem Willen Eurer Freundin, sie selbst zu bleiben! Wohl aber zweifle ich daran, dass sie ewig gegen den Dämon ankommt. Und auch daran, ob ihr Euch gegen diese junge Frau wenden könntet, wenn der Dämon die Kontrolle übernimmt.“
Er begegnete wieder Delilahs eindringlichem Blick.
„Und genau das müsst ihr früher oder später wahrscheinlich tun – was Euch Euer Verstand sicher bereits verraten hat – es ist nur die Frage, ob es in Eurem Herzen angekommen ist.“
Einen Moment lang erlaubte der Nichtgenannte sich, sich im Rehbraun von Delilahs Augen zu verlieren – unabhängig von dem wütenden Funkeln das mehr als klar machte, dass sie ihm alles andere als gewogen war.

Die weitestgehend gefasste und gesammelte Antwort der Knappin überraschte ihn. Sie schien, statt verschüchtert, fokussierter als zuvor. Wie als würde ihr das Verhör Sicherheit geben – was den Dunkelelfen nicht minder irritierte.
Und sie war schonungslos Ehrlich, nicht nur gegenüber ihren Zuhörern. Es bedurfte auch der Ehrlichkeit sich selbst gegenüber, eine Schwäche ein zu gestehen.
Davon ab, dass er ihr nicht geglaubt hätte, hätte sie behauptet, den Dämon zu beherrschen. Aber an allem, was Darna sagte, haftete eine Aufrichtigkeit, die die Zweifel des Dunkelelfen weg wischte. Natürlich konnte es auch sein, dass der Dämon diese Aura erzeugte und sie alle täuschte … aber würde ihm das in Anwesenheit von Lichtmagiern gelingen?
Basils Versicherung bekräftigte Darnas Aussage ebenfalls und bestätigten, was Zanfars Instinkte ihm schon eine Weile sagten: Die junge Frau war ein guter Mensch. Und ein überaus korrekter und präziser, denn zusammen mit ihrer vormaligen Erzählung machte ihre Geschichte Sinn und ließ kaum Fragen offen.
Und doch … wenn ich weiter darauf herum reiten würde, wie gefährlich die Situation ist … ganz sicher würde Delilahs Zorn weiter auflodern und das wäre ein lohnenswerter Anblick … allerdings alles andere als Konstruktiv.

Dann sprach er Darna an:
„Danke Euch für die klare Ausführung – und Eure Aufrichtigkeit. Es scheint so, als würdet ihr an einer Lösung arbeiten … ich hoffe für Euch, dass der Ansatz des Inquisitoren genug von Euch übriglässt, damit ihr den Rest Eures Lebens noch genießen … oder zumindest verbringen könnt.“
Merkte er zynisch an.
„Aber wenn das Problem schon so lange besteht … vielleicht habt ihr Glück und ihr haltet noch etwas aus, bevor ihr die Kontrolle gänzlich verliert.“
Er fuhr sich nachdenklich mit der Hand über das Kinn der Maske.
„Auf jeden Fall halte ich ein treffen mit dem König für zu Gefährlich … aber vielleicht kann sich unser ‚Schelmischer Freund‘ das ganze einmal anhören …“
Er blickte bei der Erwähnung des ‚schelmischen Freundes‘ in Chasins Richtung und dachte, vermutlich unnötiger weise: San Walsing..
„Und möglicherweise kann auch die Dame de Mondragil Euch helfen. Zumindest wird sie einen Außergewöhnlichen Blickwinkel bieten können ... sofern sie und auch ihr dazu gewillt seid, sie helfen zu lassen.“
Und du dich in Acht nimmst!

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Delilah » Dienstag 25. April 2017, 01:14

"Danke", wisperte Darna leise, als Delilah sich neben sie gestellt hatte und ihrem leisen Zorn über die, in ihren Augen ungerechte, Behandlung gegenüber ihrer Freundin eine Stimme verliehen hatte. Für einen kurzen Augenblick verschwand der Zorn aus Delilahs Gesicht und der Ausdruck darin wurde weich und freundlich, aufmunternd. Sie wandte den Blick von dem Mann ohne Namen ab und blickte stattdessen zu Darna. Auf ihren Lippen ließ sich sogar ein sachtes Lächeln sehen. Sie würde der Knappin zur Seite stehen so gut sie es vermochte!

Das Lächeln hielt sich jedoch nur einen kurzen Moment, denn dann bemerkte Delilah, dass Mortimers halbes Mobiliar draußen auf der Straße stand…
Als Deli sich wieder an die Seite ihrer Freunde gesellte und sich eine verrutschte Strähne aus dem Gesicht strich, wandte sich der Elf an sie. Irgendwie erinnerte er sie entfernt an ein lauerndes Raubtier.
„Natürlich ist Eure Freundin Darna nicht die Gefahr … der Dämon, der in ihr wohnt ist es. Und genau das könnte Euch das Genick brechen. Ich zweifle nicht an Eurer Aufrichtigkeit – und auch nicht an Euren Fähigkeiten. Nicht einmal … an dem Willen Eurer Freundin, sie selbst zu bleiben! Wohl aber zweifle ich daran, dass sie ewig gegen den Dämon ankommt.“

Wieder trat in Delilahs Blick ein zornig abwehrendes Funkeln. Darna war stark und würde es schaffen sich gegen den Einfluss zu wehren, sie hatte 11 Jahre mit dem Dämon gelebt und nun hatte sie Freunde an ihrer Seite, die bereit waren alles zu tun um ihr zu helfen. Sie würden es schaffen. Wenn sie daran nicht glaubten, war von Anfang an alles verloren.
Ihre Gedanken schweiften gerade zu Omniel und dass sein Dämon nicht ihn, sondern die Menschen ins einer Umgebung beeinflusst hatte, als ihr Blick wieder dem des Leibwächters begegnete… einen Wimpernschlag lang lag ein neugieriger Ausdruck in ihren Augen. Waren seine Augen etwa rot? Im Schatten der Kapuze war sie sich nicht sicher… es könnte auch braun sein… welche Elfen hatten rote Augen? Ihr Gedankengang wurde jedoch vom Rest seiner Rede unterbrochen:

„Und auch daran, ob ihr Euch gegen diese junge Frau wenden könntet, wenn der Dämon die Kontrolle übernimmt. Und genau das müsst ihr früher oder später wahrscheinlich tun – was Euch Euer Verstand sicher bereits verraten hat – es ist nur die Frage, ob es in Eurem Herzen angekommen ist.“ Diese Aussage festigte sie jedoch nur in ihrer Unterstützung. Sie hatte Omniel nicht helfen können und umso mehr wollte sie nun Darna zur Seite stehen. Gute Menschen wie die beiden hatten es verdient, dass man für sie kämpfte solange es ging. Sie würde niemandem am Wegesrand zurücklassen. Nicht schon wieder.

Darin bestärkte wurde sie auch als sie erneut Darnas Geschichte hörte. Zu einem geeigneten Zeitpunkt wollte die Schülerin der Lichtmagie nur noch etwas ergänzen:
„Eine Information halte ich noch für wichtig. Bevor ich meine Ausbildung an der Akademie begonnen habe, bin ich einem Soldaten von der Front begegnet, der ebenfalls von einem Dämon verfolgt wurde. Ich weiß nicht, was mit ihm geschehen ist, nachdem sich unsere Wege trennten, die Inquisition war ihm auf den Fersen… Aber mit dem Träger des Hauchs und dem verbrannten Beschwörer ist das schon der dritte Fall von Dämonen, die von grandessanischer Seite oder der Nähe der Front stammen. Und das sind nur die, die alleine in dieser kleinen Gruppe bekannt sind.“

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Darna von Eibenau » Dienstag 25. April 2017, 22:21

„Natürlich ist Eure Freundin Darna nicht die Gefahr … der Dämon, der in ihr wohnt ist es. Und genau das könnte Euch das Genick brechen. Ich zweifle nicht an Eurer Aufrichtigkeit – und auch nicht an Euren Fähigkeiten. Nicht einmal … an dem Willen Eurer Freundin, sie selbst zu bleiben! Wohl aber zweifle ich daran, dass sie ewig gegen den Dämon ankommt. Und auch daran, ob ihr Euch gegen diese junge Frau wenden könntet, wenn der Dämon die Kontrolle übernimmt.“
Darna hörte abgesenkten Blickes zu.
So etwas hat 'ER' dir auch gesagt, nicht wahr? 'WAS GLAUBST DU, WER WIRD WOHL DEINE BUSSE LEITEN WOLLEN, DAMIT DU NICHT ZU SEHR ZU LEIDEN HAST? LEON! WIRD ER DANN AUCH DIE NÖTIGE KRAFT AUFBRINGEN MICH AUSZUTREIBEN? EHER NICHT! ALSO GESETZT DEN FALL, DASS ER DICH WIRKLICH SO SEHR MAG UM DAS ALLES AUF SICH ZU NEHMEN, ES ZU ERTRAGEN, WIRD ER SEHR WAHRSCHEINLICH VERSAGEN, ODER DICH TÖTEN MÜSSEN.' Mit leeren Augen huschte ihr Blick ein mal zu Deli - ja, auf sie mochte wohl das Gleiche zutreffen. Leon schied schon aus: er würde sie verlassen, bevor es zu irgend so etwas käme. Und sie traute ihm so in diesem Zustand nicht einmal mehr die Kraft für so ein Unternehmen zu. Der Nichtgenannte sprach gerade Dinge an, die so ähnlich der Dämon ihr bereits ausgemalt hatte - und schlug damit unwissend in die gleichen Kerben, die Schläge hallten durch ihr Inneres, hinterließen noch etwas mehr an Leere und Schmerz.
Sie klammerte sich an die erlernten Mechanismen, um jenseits aller drohenden Verzweiflung oder Angst trotzdem einen sauberen Rapport abliefern zu können.

"Was... die Kontrolle angeht... kann ich das verneinen - glaube ich." Ihr Blick huschte hilfesuchend zu Basil. Er müsste es doch wissen, wenn! Basilius wirkte einen Moment irritiert, aber schien dann zu begreifen.
„Ich kann bestätigen, dass Darna von Eibenau, seit wir gemeinsam unsere Knappenausbildung begonnen haben, keinerlei Anzeichen für irgendeine wie auch immer geartete Bösartigkeit gezeigt hat! Selbst unter größtem Druck... hat sie immer Stand gehalten!“

'Unter größtem Druck'... Nicht nur Basil dachte in diesem Moment an diverse Dinge, auch Darnas Lippen wurden schmal und ihr Blick senkte sich von der Schulterhöhe ihrer Gegenüber eher in Richtung der Füße. Keine Bösartigkeit? Das stimmte nicht. Ihre Gedanken wanderten unwillkürlich wieder zu dem Duell, und Schuldgefühl mischte sich mit Wut. Warum nicht?, kam ein weiteres Mal Verwunderung auf, dass der Dämon sich so lange in nichts eingemischt zu haben schien, Ich hätte ihn getötet - wenn ich gekonnt hätte, dachte sie mit kalter Wut feststellend und der Ernüchterung, mit der sie die Niederlage gegen Gernot vor zwei Jahren längst hingenommen hatte. Aber warum hatte das den Dämon nie interessiert, sondern schien für ihn unter 'langweilig' zu fallen? Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, als Angst aufkam, was sie ansonsten womöglich schon alles hätte anrichten können...
HÄTTE ER DICH NICHT VERFLUCHT, HÄTTEN WIR WENIGSTENS EIN BISSCHEN SPASS HABEN KÖNNEN! ABER NÖÖÖ...
Ihre Augen wurden schmaler, taxierender, obwohl sie weiterhin nur auf einen unbestimmten Fleck sah. Der Fluch schränkt ihn wirklich ein, ja? - das war kurios... denn sie war für diesem Umstand, also quasi dem Fluch, für einen Moment dankbar.

„Das einzige was man ihr zur Last legen konnte war, dass sie kein fröhlicher Mensch ist, sondern immer alles gewissenhaft betrachtet und detailliert wieder gibt.“
„Was wahrlich nichts negatives ist.“

Oh doch. Basilius nickte, doch die Knappin atmete wieder tiefer durch, und das seltsame Gemisch aus Schuldgefühl und Wut tanzte weiter in ihr, denn die Erinnerungen wurden immer lebhafter:
'Ihr seid eine elende Petze, Eibenau! Wie ein Mädchen! 'Kameradenschwein' nennt man das, kennt Ihr das Wort? Wie kann man glauben, wir würden nachts wirklich in sein Zimmer gehen?! Wie BLÖD muss man sein?!' Diese vernichtenden Blicke! Sie hatte seine Gnaden Talarion nur warnen wollen, hatte kaum gewusst, was sie tun sollte... aber es hatte in ihren Augen nicht recht sein können, dass die Jungs zuvor diskutiert hatten, man müsse es doch nachts mal prüfen, ob dem Lysanthorpriester nicht die Sonne aus dem A...llerwertesten scheine.
'Spielverderberin!'
'Du versetzt auch jedem Spaß den Gnadenstoß!'
'Hallo! Verdammt noch eins, das war ein SCHERZ!'
'Wenn du so ein Gesicht machst, wird in deiner Gegenwart die Milch sauer!'

'Wahrlich nichts negatives'? Und Basil nickte brav... Die fremde Frau hatte leider keine Ahnung - oder machte einen dieser Scherze, die Darna nicht verstand.

„Ihr habt eine gewisse Ambivalenz zu Feuer und Scheiterhaufen, nicht wahr? Dieses solltet ihr vermeiden, wenn ihr in der Nähe seiner Majestät seid." Darna schaute auf, mit herunter hängenden Mundwinkeln und einem düsteren, abgestumpften Ernst im Blick, dass das mit der Milch womöglich tatsächlich stimmen konnte. Was? 'Ambivalenz'? Irritation machte sich breit. Warum Ambivalenz? 'Zwiespältig'? Was sollte an einem Scheiterhaufen schon gut sein? Wie kam die Frau jetzt auf Feuer? Weil du von der V.. Verbrennung erzählt hast.
...und du verbrannt bist...

"Schaut in keine Flamme, das sollte zumindest in dieser Richtung helfen. Und dieses Heptagramm, das würde ich gerne näher beschrieben haben. Oder könnt ihr es aufzeichnen?“
Darna merkte es schlicht und ergreifend selber nicht: sie wich einen kleinen Schritt zurück, auch wenn sich in ihrer Mimik nichts zu bewegen schien.
Das 'Schaut in keine Flamme' löste in ihren Gedanken einen ähnlichen Effekt aus wie ein 'Denk nicht an rosa Elefanten!': sie hatte prompt bildlich das große Feuer vor Augen, in dem sie die Reste von Pepe verbrannt hatten. Und das Bild der schwarzen Flammengestalt, die im Traum aus diesem Feuer heraus nach ihr gegriffen hatte. Oder wie sie sich am Lagerfeuer den Umhang aus Flammen angelegt hatte... Der Geruch nach Asche in Pets Hütte... Sie sah Puzzlestücke und bekam sie noch immer einfach nicht zusammen.
Was hatte die Frau für Wissen, dass sie einen Rat zu haben schien, wie Darna damit umgehen konnte? WARUM sollte sie in kein Feuer gucken? Provozierte sie etwas damit? Sie dachte auch an die wundervolle Schönheit der Kerzenflamme, vor der sie mit Elli gebetet hatte... das Licht, das den Raum ausgefüllt hatte - und plötzlich griff eiskalte Angst nach ihr: Hab ich sie etwa in Gefahr gebracht?!
Nur weil sie in eine Kerze schaute????
Die Frage der Diplomatin nach dem Heptagramm rückte für den Moment in den Hintergrund. Darna konnte ihr diese Frage ja eh nicht beantworten, sie war ja bewusstlos gewesen. Und noch immer wollte sie sich an das andere Heptagramm von damals aus dem Wald auch gar nicht erinnern - der Verdrängungsprozess schob dieses Problem unbewusst zu Leon.
Leise klang nur nach, dass sie ja aber versprochen hatte, alles lückenlos aufzuklären, und die Sache mit dem Heptagramm hatte sie bisher komplett ausgelassen. Sie kaute noch darauf herum, wie sie dieses zutiefst unangenehme Thema anfassen sollte, als der Nichtgenannte sich wieder direkt an sie wandte:

„Danke Euch für die klare Ausführung – und Eure Aufrichtigkeit. Es scheint so, als würdet ihr an einer Lösung arbeiten … ich hoffe für Euch, dass der Ansatz des Inquisitoren genug von Euch übriglässt, damit ihr den Rest Eures Lebens noch genießen … oder zumindest verbringen könnt“, merkte er zynisch an.
Im ersten Moment war Darna zufrieden, dass das, was sie hatte vermitteln wollen - dass sie alle vor diesem Problem nicht wegliefen - genau so auch angekommen war, aber die nachfolgenden Worte waren ein brutal offener Schlag ins Gesicht, und von dem Zynismus darin kam nichts bei ihr an - außer, dass etwas in seinem Tonfall sie irgendwie an Gernot erinnerte.
Sie schaute ihn an, mit einem befremdlich ausdruckslosen Blick, der nun auf Höhe seiner Maske war, ohne diese wirklich anzusehen, mit leergefegtem Kopf, durch den erinnernd nur wieder fremde Worte hallten: DANN BIST DU MICH LOS UND WIRST GEBRANNTMARKT FÜRS LEBEN. WAS MICH ZUR NÄCHSTEN FRAGE BRINGT: HAST DU JEMALS VON EINEM RITTER IM DIENSTE DES KÖNIGS GEHÖRT, DER DAS BÜSSERMAL TRÄGT? NEIN!
„Aber wenn das Problem schon so lange besteht … vielleicht habt ihr Glück und ihr haltet noch etwas aus, bevor ihr die Kontrolle gänzlich verliert.“
Die Knappin verlor allmählich die Gesichtsfarbe.
'Bevor Ihr die Kontrolle gänzlich verliert.' Die Worte verloren sich in einem Rauschen. Wie nüchtern er das sagte! Es würde passieren, nicht wahr? Es war wie ein Gesetz. Warum hatte der Dämon so lange geschwiegen? Warum ausgerechnet jetzt?
'..Treffen .. König zu gefährlich...'
Kein König. Kein Ritterschlag.
...
Ich darf mich ja auch nicht freuen.
Nicht noch mal verbrennen...
...
Ich will die Kontrolle nicht verlieren
, dachte sie lahm, doch es hatte etwa so viel Kraft wie das 'Lass mich in Ruhe', das sie zuletzt zum Dämon gesagt hatte.

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Erzähler » Sonntag 30. April 2017, 20:40

Delilah räumte auch den Stuhl ins Zimmer, den der Elf draußen achtlos stehen gelassen hatte – und das nicht wenig verärgert. Chasin folgte lauschend dem Gespräch und der Bewegung ebenso wie Zanfar und dabei kreuzten sich kurz ihre Blicke.
... köstlicher Anblick. Sie ist einfach hinreißend wenn sie wütend wird.
Etwas hungriges blitzte in seinen Augen auf und Chasin zog überrascht schmunzelnd eine Braue hoch. Hatte ihr Begleiter etwas vor mit diesem kleinen Wirbelwind zu flirten wie es die edlen Herren bei Hof gerne taten um sich zu vergnügen?
Wünscht er sich eine körperliche Vereinigung mit ihr?
Eine andere Frau als Chasin wäre vielleicht verunsichert oder sogar eifersüchtig geworden, doch da ihr dieses besitzansprüchliches Denken fehlte überlegte sie kurz, wie sie Zanfar helfen könnte die junge Lichtmagie für sich zu gewinnen, damit sie ihren familiären Fortbestand sichern konnten. Sie hatte zwar eben ein schönes Beispiel für diese schmutzig rosafarbene Aura geboten bekommen, aber sie noch nicht verarbeitet, oder in ihr eigenes Repertoire übertragen. Interessiert beobachtete Chasin ihren Freund und evaluierte die Chancen durch sein Verhalten ihren Freundeskreis zu vergrößern. Zanfar erlaubte sich, sich im Rehbraun von Delilahs Augen zu verlieren – unabhängig von dem wütenden Funkeln das mehr als klar machte, dass sie ihm alles andere als gewogen war.
Einfach wird das nicht werden...
„Eine Information halte ich noch für wichtig. Bevor ich meine Ausbildung an der Akademie begonnen habe, bin ich einem Soldaten von der Front begegnet, der ebenfalls von einem Dämon verfolgt wurde. Ich weiß nicht, was mit ihm geschehen ist, nachdem sich unsere Wege trennten, die Inquisition war ihm auf den Fersen… „
Darüber könnte Niklas vielleicht etwas wissen... ganz bestimmt, sogar.
„Aber mit dem Träger des Hauchs und dem verbrannten Beschwörer ist das schon der dritte Fall von Dämonen, die von grandessanischer Seite oder der Nähe der Front stammen. Und das sind nur die, die alleine in dieser kleinen Gruppe bekannt sind.“
Die Dunkelziffer sollte höher angesetzt werden.
Zanfar übernahm wieder die Gesprächsführung und Chasin war dankbar, dass sie sich noch ein wenig zurück halten durfte.
„Natürlich ist Eure Freundin Darna nicht die Gefahr … der Dämon, der in ihr wohnt ist es. Und genau das könnte Euch das Genick brechen. Ich zweifle nicht an Eurer Aufrichtigkeit – und auch nicht an Euren Fähigkeiten. Nicht einmal … an dem Willen Eurer Freundin, sie selbst zu bleiben! Wohl aber zweifle ich daran, dass sie ewig gegen den Dämon ankommt. Und auch daran, ob ihr Euch gegen diese junge Frau wenden könntet, wenn der Dämon die Kontrolle übernimmt.“
Chasins Blick wanderte zu Darna und forschte dort in ihren Gedanken.
So etwas hat 'ER' dir auch gesagt, nicht wahr? 'WAS GLAUBST DU, WER WIRD WOHL DEINE BUSSE LEITEN WOLLEN, DAMIT DU NICHT ZU SEHR ZU LEIDEN HAST? LEON! WIRD ER DANN AUCH DIE NÖTIGE KRAFT AUFBRINGEN MICH AUSZUTREIBEN? EHER NICHT! ALSO GESETZT DEN FALL, DASS ER DICH WIRKLICH SO SEHR MAG UM DAS ALLES AUF SICH ZU NEHMEN, ES ZU ERTRAGEN, WIRD ER SEHR WAHRSCHEINLICH VERSAGEN, ODER DICH TÖTEN MÜSSEN.'
Das wäre nun schon mal nur zum Teil richtig... nur ausgebildete Inquisitoren oder seltener ein Templer mit den entsprechenden magischen Fähigkeiten führen gewöhnlicher Weise die Austreibung eines Dämons durch und kein gewöhnlicher Schüler der Lichtakademie.
Trotzdem schien Zanfar hier den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf zu treffen, denn Darna reagierte mit emotionalem Schmerz. Ihr Blick huschte hilfesuchend zu Basil der dann antwortete:
„Ich kann bestätigen, dass Darna von Eibenau, seit wir gemeinsam unsere Knappenausbildung begonnen haben, keinerlei Anzeichen für irgendeine wie auch immer geartete Bösartigkeit gezeigt hat! Selbst unter größtem Druck... hat sie immer Stand gehalten!“
Darnas Blick senkte sich von der Schulterhöhe ihrer Gegenüber eher in Richtung der Füße und war damit kaum noch zu lesen.
Ärgerlich...
Verwunderung, Wut und so etwas wie Ernüchterung und dann Angst färbten ihre Aura. Ihre Augen wurden schmaler, taxierender, obwohl sie weiterhin nur auf einen unbestimmten Fleck sah, aber wenigstens nicht mehr auf den Boden.
Der Fluch schränkt ihn wirklich ein, ja?
Ihr Aura klarte sich bei diesem Gedanken auf, aber Chasin verstand leider den Zusammenhang nicht, so aus dem Kontext gerissen. Wie sollte ein Fluch einen Dämon einschränken?

„Das einzige was man ihr zur Last legen konnte war, dass sie kein fröhlicher Mensch ist, sondern immer alles gewissenhaft betrachtet und detailliert wieder gibt.“
„Was wahrlich nichts negatives ist.“
, reagierte Chasin spontan.
Oh doch.
Die Knappin atmete wieder tiefer durch, und das seltsame Gemisch aus Schuldgefühl und Wut tanzte weiter über ihre Aura.
'Ihr seid eine elende Petze, Eibenau! Wie ein Mädchen! 'Kameradenschwein' nennt man das, kennt Ihr das Wort? Wie kann man glauben, wir würden nachts wirklich in sein Zimmer gehen?! Wie BLÖD muss man sein?!'
'Spielverderberin!'
'Du versetzt auch jedem Spaß den Gnadenstoß!'
'Hallo! Verdammt noch eins, das war ein SCHERZ!'
'Wenn du so ein Gesicht machst, wird in deiner Gegenwart die Milch sauer!'

Man sah Darna die Ablehnung deutlich an.
Diese Knappin könnte mit dieser Einstellung zu sich selbst ernsthafte Probleme mit ihrer Prüfung kriegen. Sie bezieht jede Äußerung auf ihre persönlichen Erfahrungen, selbst wenn ihr Fokus auf das Thema gerichtet sein sollte. Ihre Rapportfähigkeiten sind außergewöhnlich gut entwickelt, aber sie verfängt sich immer wieder in Erinnerungen, wo sie in der Gegenwart verweilen sollte. Wie kann man ein Kompliment nur so verdrehen...
Chasin schüttelte darüber nur leicht den Kopf und konzentrierte sich wieder ganz auf die aktuelle Problematik.
„Ihr habt eine gewisse Ambivalenz zu Feuer und Scheiterhaufen, nicht wahr? Dieses solltet ihr vermeiden, wenn ihr in der Nähe seiner Majestät seid."
Was? 'Ambivalenz'?
Weil du von der V.. Verbrennung erzählt hast.
...und du verbrannt bist...

Furcht und einen Funken Faszination...
"Schaut in keine Flamme, das sollte zumindest in dieser Richtung helfen. Und dieses Heptagramm, das würde ich gerne näher beschrieben haben. Oder könnt ihr es aufzeichnen?“
Chasin wusste, dass Darna nun an Feuer denken würde, es unbewusst sogar suchen würde. Die einzigen offenen Flammen wären ein paar Öllampen gewesen, die den Laden am Abend erhellen konnten, doch da der Tag noch strahlend war, war keine im Raum entzündet. Trotzdem reichte die Vorstellung der Knappin aus um das leise Geräusch, das Chasin bei ihr gelegentlich hörte wieder anschwellen zu lassen.
Also hatte ich Recht.
Hab ich sie etwa in Gefahr gebracht?!
Wen? Deine Freunde?
„Danke Euch für die klare Ausführung – und Eure Aufrichtigkeit. Es scheint so, als würdet ihr an einer Lösung arbeiten … ich hoffe für Euch, dass der Ansatz des Inquisitoren genug von Euch übriglässt, damit ihr den Rest Eures Lebens noch genießen … oder zumindest verbringen könnt“
, merkte Zanfar in diesem Moment zynisch an. Darnas Kopf erinnerte s ich nur an fremde Worte:
DANN BIST DU MICH LOS UND WIRST GEBRANNTMARKT FÜRS LEBEN. WAS MICH ZUR NÄCHSTEN FRAGE BRINGT: HAST DU JEMALS VON EINEM RITTER IM DIENSTE DES KÖNIGS GEHÖRT, DER DAS BÜSSERMAL TRÄGT? NEIN!
Da hat er wohl recht.

, gab die Diplomatin innerlich zustimmend zu.
„Aber wenn das Problem schon so lange besteht … vielleicht habt ihr Glück und ihr haltet noch etwas aus, bevor ihr die Kontrolle gänzlich verliert.“
Die Knappin verlor allmählich die Gesichtsfarbe, dafür leuchte ihre Aura um so stärker.
Kein König. Kein Ritterschlag.
...
Ich darf mich ja auch nicht freuen.
Nicht noch mal verbrennen...
...
Ich will die Kontrolle nicht verlieren

, dachte sie.
Ersteres scheint ein Wunschtraum von ihr zu sein, den sie nun schwinden sieht... Dass sie sich nicht freuen darf, ist also so etwas wie der Kern der Sache, interessant... Letzteres will sie nicht, ...wird sie aber kaum Einfluss darauf haben, wenn nicht alle Faktoren bekannt sind.
Alles in allem war Chasin mit der Zusammenfassung, den Hintergrundinformationen und den sozialen Gefügen, die hier entstanden waren durchaus zufrieden. Blieb nur noch eins zu tun.
„Ich hätte einen Vorschlag, der uns allen entgegen kommen... nun ja, nicht uns allen, aber der sicher stellen sollte, dass der Besuch bei seiner Majestät ohne unschöne Störungen verlaufen sollte.“
Chasin sah sich um, ob sie auch von allen die Aufmerksamkeit hatte und fuhr dann fort.
„Es verhält sich meiner Ansicht nach so, dass ihr, Darna von Eibenau nicht garantieren könnt, dass der Dämon, der an euch gebunden ist, nicht zu einem ungünstigen Zeitpunkt ausbricht. Aber ...ihr habt Freunde, die schon einiges an Erfahrungen sammeln konnten....“
Basil hob in diesem Moment seine Hand wie zu Schulzeiten und die Tha’Roon schmunzelte leicht wegen der etwas plötzlichen Unterbrechung.
„Bitte?“
„Ich werde ihnen das Zeichen aufmalen! Hab ich schon mal... aber diesmal besser... Ich bräuchte nur etwas...“
Er sah hilfesuchend zu Delilah. Diese wusste sofort wo Mortimer seinen Skizzenblock aufbewahrte und holte ihn unter dem Tresen hervor.
„Danke. Bitte versucht es so groß wie möglich zu gestalten, da ich vorhabe einige Randnotizen ggf. hinzu zufügen.“
Basil nickte und machte sich fleißig an die Arbeit.
„Zurück zu meinem Vorschlag... Um das Risiko so klein wie möglich zu halten, würde ich gerne Fräulein Eibenaus Reaktionen testen...“
((ooc: ist die Anrede Fräulein richtig? Falls nicht, bitte stattdessen gedanklich „Darna's“ einfügen.))
Chasin gab ihren Zuhörern einen Moment, das Gesagte sacken zu lassen. Das ganze klang schon stark nach Experimenten am lebenden Proband, aber wann und wenn nicht jetzt waren die Parameter besser? Mit einem Haufen Freunden im Hintergrund; würden die äußeren je Umstände besser sein?! Eher nicht.
„Ich traue mir durchaus zu ein frühzeitiges Herannahen des Dämons zu bemerken, zumal ich schon erste Zeichen von ihm erkannt habe, um dann den Stimulus zu unterbrechen. Wenn ihr damit also grundsätzlich einverstanden seid, würde ich dann gern ins Detail gehen und erhoffe natürlich von allen Unterstützung nach Kräften.“
Mit übereinander geschlagenen Beinen und ebenso gekreuzten Händen saß die Tha’Roon aufrecht da und erwartete gespannt die Reaktionen.
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Zanfar Aval'athil » Dienstag 2. Mai 2017, 23:03

„Eine Information halte ich noch für wichtig. Bevor ich meine Ausbildung an der Akademie begonnen habe, bin ich einem Soldaten von der Front begegnet, der ebenfalls von einem Dämon verfolgt wurde. Ich weiß nicht, was mit ihm geschehen ist, nachdem sich unsere Wege trennten, die Inquisition war ihm auf den Fersen… Aber mit dem Träger des Hauchs und dem verbrannten Beschwörer ist das schon der dritte Fall von Dämonen, die von grandessanischer Seite oder der Nähe der Front stammen. Und das sind nur die, die alleine in dieser kleinen Gruppe bekannt sind.“
Merkte Delilah an. Ihre Züge waren entschlossen und auch wenn sie nicht auf Zanfar einging, stand in ihrem Gesicht geschrieben, dass sie den Kampf für ihre Freunde nicht aufgeben würde.
Schade, sie springt nicht darauf an … aber vielleicht ist das ja auch besser so.
Darna reagierte gänzlich anders auf seine Provokation. Je länger er sprach, desto blasse wurde ihre Gesichtsfarbe, bis ihre Haut mehr an Kalk als etwas Durchblutetes erinnerte und er halb befürchtete, sie würde Ohnmächtig werden.
Schade, dabei wirkte sie am Anfang so gefestigt … was in ihrem Kopf jetzt vor gehen muss, dass sie so erschreckt hat …
Interessiert lauschte er Chasins Vorschlag und ihrem kurzen Austausch mit Basil. Was sie vor schlug klang … auf der einen Seite Gut, auf der Anderen Gefährlich. So oder so, er hatte genug gesagt und genug gesehen, jetzt gehörte die Bühne seiner Freundin und er trat zurück in den Schatten als ihr Leibwächter. Er deutete ihr gegenüber nur noch ein zustimmendes Nicken an.
Gib auf dich Acht. Chasin.

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Delilah » Sonntag 7. Mai 2017, 13:22

Delilah stand mit verschränkten Armen und zornig funkelndem Blick neben ihren Freunden und zeigte sehr deutlich, dass sie kein Interesse an einer „körperlichen Vereinigung“ hatte, besonders nicht mit dem Elfen, der Auslöser des wütenden Funkelns war. Sie war nicht auf seine Aussagen eingegangen, denn sie war der Meinung, dass sie ihren Standpunkt bereits zuvor klargemacht hatte. Er hatte daran nichts ändern können.

Die Blicke der beiden ungleichen Gestalten irritierten die junge Lichtmagie für einen Moment. Während der Elf auf sie immer noch wie ein lauerndes Raubtier wirkte, schien die Tha’Roon sie neugierig zu mustern, wie… wie… Delilah fand keinen Vergleich. Sie wusste nur, dass es sie sich unwohl fühlen ließ.

„Aber wenn das Problem schon so lange besteht … vielleicht habt ihr Glück und ihr haltet noch etwas aus, bevor ihr die Kontrolle gänzlich verliert.“
Delilah machte diese Aussage wütend, doch Darna sah blass aus. Während der Elf sprach verlor ihr Gesicht immer mehr an Farbe, wie Delilah besorgt bemerkte. Ihr Blick sagte, dass sie mit den Gedanken weit weg war, verworren in unangenehmen Erinnerungen oder Gedankengängen. Delilahs Gesicht verlor den Funken Zorn, der ihre Wangen rötlich gefärbt hatte und sie streckte sachte die Hand nach Darna aus. Vorsichtig strichen ihre Finger am Arm der Knappin entlang, als wolle Delilah sie die Wege zurückführen, die ihr Geist gegangen war. Die junge Lichtmagi war vorsichtig mit ihrer Berührung, man wusste nie wie jemand reagierte, der aus Gedanken gerissen wurde und Darna war da nochmal anders als viele andere Menschen. „Darna…?“, flüsterte Deli. „Du schaffst das.“

„Ich hätte einen Vorschlag, der uns allen entgegen kommen... nun ja, nicht uns allen, aber der sicherstellen sollte, dass der Besuch bei seiner Majestät ohne unschöne Störungen verlaufen sollte.“
Delilah blickte die Tha’Roon zweifelnd an. Was hatte die Nebelbraut vor?
„Es verhält sich meiner Ansicht nach so, dass ihr, Darna von Eibenau nicht garantieren könnt, dass der Dämon, der an euch gebunden ist, nicht zu einem ungünstigen Zeitpunkt ausbricht. Aber ...ihr habt Freunde, die schon einiges an Erfahrungen sammeln konnten..“ Delilah fragte sich, von welchem Nutzen diese Erfahrungen hier sein würden.
Basil hob in diesem Moment seine Hand.
„Bitte?“
„Ich werde ihnen das Zeichen aufmalen! Hab ich schon mal... aber diesmal besser... Ich bräuchte nur etwas...“

Er sah hilfesuchend zu Delilah. Mit wenig Mühe konnte sie ihm den Skizzenblock von Mortimer überreichen, der genau wie früher unter dem Tresen deponiert war. Es war wirklich nett von ihm, dass er ihnen den Laden überlassen hatte… sie würde sich später noch irgendwie bedanken wollen.
„Danke. Bitte versucht es so groß wie möglich zu gestalten, da ich vorhabe einige Randnotizen ggf. hinzu zufügen.“ Basil nickte und machte sich fleißig an die Arbeit.
„Zurück zu meinem Vorschlag... Um das Risiko so klein wie möglich zu halten, würde ich gerne Fräulein Eibenaus Reaktionen testen...“

Was? Delilah verstand im ersten Augenblick nicht, wie sich die Tha’Roon das vorstellte.
„Ich traue mir durchaus zu ein frühzeitiges Herannahen des Dämons zu bemerken, zumal ich schon erste Zeichen von ihm erkannt habe, um dann den Stimulus zu unterbrechen. Wenn ihr damit also grundsätzlich einverstanden seid, würde ich dann gern ins Detail gehen und erhoffe natürlich von allen Unterstützung nach Kräften.“

Delilah war hin und her gerissen. Sie wollte nicht, dass Darna unter noch mehr Druck gesetzt wurde, oder in unnötige zusätzliche Gefahr gebracht wurde. Die Rote Dame wollte den Dämon willentlich reizen und hervorlocken?!? Das Risiko, das entstand, weil der Dämon immer in Darna war, war das eine... aber ihn nun auch noch absichtlich an die Oberfläche bringen? Niemand wusste, was das für Folgen haben könnte… nicht nur Darna wäre in Gefahr, sondern auch alle hier im Schneiderladen. Sie blickte in die Gesichter ihrer Begleiter. Andererseits wären sie so etwas besser vorbereitet für den Fall, dass er sich seinen Weg bahnte, wenn sie es nicht erwarteten. Jetzt und hier könnten sie sich vorbereiten und… üben für den Notfall.

Delilah atmete hörbar aus. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie die Luft angehalten hatte. „Es geht um Darna, also soll sie entscheiden. Wenn sie diesen Weg gehen will, stehe ich ihr zur Seite.“
Nach einem kurzen Augenblick führte sie an. „Wir sollten den Schneiderladen nicht in Flammen aufgehen lassen… das wäre reichlich unhöflich.“

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Darna von Eibenau » Montag 8. Mai 2017, 01:45

Ich will die Kontrolle nicht verlieren - sie fühlte sich so unendlich müde. Was der Dämon ihr an die Wand gemalt hatte, schien von außen erste Bestätigungen zu erfahren und alles ihr wie Sand durch die kraftlos werdenden Finger zu rinnen. Was alles Gutes um sie herum war: Helfende Hände, Freunde, ihr gewogenes Interesse, schien sie alles auszublenden.
Als Etwas doch an ihrer Aufmerksamkeit zupfte, zarte Finger, die sie genauso sacht berührten wie die Worte: "Darna...?
Du schaffst das."

Die Worte tropften in einen dunklen See aus Traurigkeit. Woher willst du das wissen? Wie in Zeitlupe wanderte der Blick der Knappin zu den schlanken hellen Fingern, die über ihrem Handgelenk ruhten und schien zunächst durch sie hindurch zu blicken.
Ich kann nicht mehr.
Ein Fluch UND ein Dämon! Das war einfach zu viel.
Ich will nicht mehr. Es quälte sich zäh und extrem leise, vage, durch ihr Empfinden, denn sie traute sich eigentlich nicht einmal, diese fürchterlichen Worte auch nur zu denken. Aufzugeben.
'Wenn du aufgibst, hast du verloren.'
Ganz einfach. Ganz brutal. Meister Roderich hatte es ihr ins Gesicht gesagt, unverblümt und leidenschaftslos, denn es war ein Gesetz. Wenn sie aufgab, dann hatte sie verloren, denn dann brauchten die anderen sich nicht ein mal mehr anzustrengen, nicht wahr?
'Du schaffst das' - aber woher glaubte Deli, das zu wissen? War es nur eine Floskel?
Die stumpfen grauen Augen wanderten hoch zu den rehbraunen und starrten ausdruckslos hinein.

Götter, da war so viel freundlich übersprudelnde Kraft, so viel an schlichter Zuversicht, so viel...
Unschuld.
„JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!!! Iiii wede ITTER!!!“ - und damit beschleunigten die kleinen dreckigen Füße und das Kind sprang einfach vom Tisch, im Göttervertrauen, dass Darna sie auffing - und sie glaubte fast den kleinen weichen Körper wieder zu spüren, als Elli sicher in ihren kräftigen Armen landete. Ein vorbehaltloses Vertrauen in den jadegrünen Kinderaugen, das Darna... hier just wieder fand.

Nein, das war keine Floskel von Delilah. Warum auch immer, sie verstand es nicht. Aber sie hätte sich gerade ein Bein ausgerissen, um dieses Vertrauen nicht zu enttäuschen!
"... uns allen... ... nicht uns allen, aber.... .e.uch bei sei.. Majestät ohne unschöne Störungen verlaufen sollte." - Was?
Halbwegs wieder ins Hier und Jetzt zurück findend, drehte Darna den Kopf, um zu der Tha'roon zu sehen und hoffte, dass ihre Unaufmerksamkeit nicht zu sehr aufgefallen war - Unwahrscheinlich. - oder aus irgendwelchen Gründen gebilligt wurde. 'Unhöflich, nicht die ranghöchste Person im Raum zu beachten.'
Sie blinzelte schwerfällig und konzentrierte sich, zumal Chasin sie nun auch noch direkt ansprach:
„Es verhält sich meiner Ansicht nach so, dass Ihr, Darna von Eibenau nicht garantieren könnt, dass der Dämon, der an Euch gebunden ist, nicht zu einem ungünstigen Zeitpunkt ausbricht.
Ja.
"Aber ...ihr habt Freunde, die schon einiges an Erfahrungen sammeln konnten..“
Ähhhh... aha? Ja? Irritation schlich sich in die Aura. Was für Erfahrungen meinte sie?
Basil hob in diesem Moment seine Hand.
„Bitte?“
„Ich werde ihnen das Zeichen aufmalen! Hab ich schon mal... aber diesmal besser... Ich bräuchte nur etwas...“ Er sah hilfesuchend zu Delilah.


Darna folgte dem Vorgang mit zunehmend gefurchter Stirn. 'Hab ich schon mal'? Er meinte das Heptagramm? Chasin auch? Ihr Blick wanderte zwischen beiden hin und her, verfolgte, wie Basilius den Notizblock bekam und anfing, zu zeichnen. Wollte Leon das nicht irgendwie... wenn seine Magie...?
„Danke. Bitte versucht es so groß wie möglich zu gestalten, da ich vorhabe einige Randnotizen gegebenenfalls hinzu zufügen.“
Moment, dann geht es aber nicht um den Dämon. Die Knappin blinzelte mehrfach, um die Gedanken klar zu kriegen, denn etwas drohte in ihren Augen hier gerade irgendwie schief zu laufen.
Das Heptagramm hat ja nicht den Dämon gerufen. Eher anders herum. Wobei, nein, der Fluch... Sie holte Luft, um etwas einzuwenden, aber sie wusste nicht, wie sie das sagen sollte. Warum erklärte keiner der Diplomatin den Fehler? Sie, Darna, hatte ihnen gestern doch alles erzählt!
Aber die waren doch selber müde!
Ein unwilliges und ratloses, leises Stöhnen kam grollend aus ihrer Kehle.
„Zurück zu meinem Vorschlag... Um das Risiko so klein wie möglich zu halten, würde ich gerne Fräulein von Eibenaus Reaktionen testen...“
Was?! Darna verstand im ersten Augenblick nicht, wie sich die Tha’Roon das vorstellte - und im zweiten und dritten auch nicht! Ihre Augen wurden weiter.
„Ich traue mir durchaus zu ein frühzeitiges Herannahen des Dämons zu bemerken, zumal ich schon erste Zeichen von ihm erkannt habe, um dann den Stimulus zu unterbrechen. Wenn ihr damit also grundsätzlich einverstanden seid, würde ich dann gern ins Detail gehen und erhoffe natürlich von allen Unterstützung nach Kräften.“
Die Knappin blinzelte mehrfach in rascher Folge und versuchte, das gerade stattfindende Geschehen für sich irgendwie auf die Reihe zu bekommen, aber eine Gewissheit wuchs, während Basils Kohlestift über das Papier kratzte: Hier bahnte sich ein möglicherweise fatales Missverständnis an!
'Überlasst es Eurem Gegenüber, zu entscheiden, welche Details wichtig sind...', oder so ähnlich hatte die Diplomatin es formuliert. Aber sie kannte nicht alle Details! Längst nicht alle! Ich hab doch versprochen, es zu erklären!
"Erklärt Euch sofort und lasst kein Detail aus!“
Aber...
Nein, nichts 'aber'!

Sie presste die Zähne so fest zusammen, dass es weh tat und die Mimik verhärtete sich.

Delilah atmete hörbar aus. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie die Luft angehalten hatte. „Es geht um Darna, also soll sie entscheiden. Wenn sie diesen Weg gehen will, stehe ich ihr zur Seite.“
Erst muss ich noch was klären.
Nach einem kurzen Augenblick führte die junge Magierin an. „Wir sollten den Schneiderladen nicht in Flammen aufgehen lassen… das wäre reichlich unhöflich.“
Ein leises Stöhnen erklang von der Seite als Antwort. 'Un-höf-lich'?! Meint sie das ernst?! Wenn hier etwas Flammen fängt, sind wir geliefert! Hier war nichts als Stoff und Holz...
Aber diesmal wollte sie sich nicht ablenken lassen.
"Ihr wisst aber nicht alles!", stellte sie warnend und mit düsterem Ton in der Stimme an die Diplomatin gewandt fest.
"Nicht alles, was nötig sein wird, um... den Dämon und das Heptagramm in richtigen Bezug zueinander zu setzen. Denn sie haben nur indirekt etwas miteinander zu tun. Ich habe gesagt, dass ich alles erklären werde, aber es ist so entsetzlich viel, dass es Stunden dauern würde, versteht Ihr?"
Gestern hatte sie alles im Kontext der Ereignisse berichten können, aber jetzt...
Sie holte tiefer Luft und ihre Gesichtsmuskeln zogen sich ablehnend nach hinten - sie mochte selber nicht, was sie jetzt vorschlug, aber es schien ihr ernst zu sein:
"Könnt Ihr es in meinen Gedanken lesen?" Ein vorsichtiger Blick huschte zum Leibwächter, denn ihr war klar, dass sie ihn damit weitgehend ausschließen und im Dunkeln lassen würde - was womöglich gefährlich war. Aber er hatte sich gerade auch zurückgezogen und der Tha'roon mehr als deutlich das Feld überlassen...
"Es würde schneller gehen", schob sie entschuldigend nach. Auch der Gedanke, dass Mortimer von seiner Mittagspause zurückkehren und sie von all dem erzählen hören könnte, war ihr zutiefst unangenehm. Es dauerte so schon lange genug.

Chasin Halona de Mondragil wäre kaum eine Tha'roon gewesen, wenn sie sich nicht an 'mehr Informationen' interessiert gezeigt hätte, allerdings mochte sie in diesem Moment auch noch nicht ahnen, was sie mit einem Einverständnis losträte:
Die Knappin war tatsächlich bereit, ihr ALLES auf gedanklichem Wege zu erklären, was nach ihrer Erfahrung mit dem Dämon, dem Fluch und dem Heptagramm zu tun hatte. Und das leider trotz ihrer Rapportfähigkeiten in einer weit weniger strukturierten Form als die Unterhaltungen, die Chasin mit Zanfar zu führen gepflegt hatte. Zum Einen hatte die Knappin weniger Routine im verbalen Ausformulieren ihrer Gedanken und drohte oft bloß in erinnernden Bildern zu denken, zum Anderen würde das komplette wieder Durchkauen ihres Leidensweges sie zweifellos durch einen weiteren emotionalen Spießrutenlauf jagen, den nur der Umstand milderte, dass sie sich gestern ja schon einmal ihren Freunden offenbart hatte.

Doch Chasin würde Details erfahren können, die nicht einmal die anderen Drei so bisher gehört hatten. Darna war gewillt, ihr von dem grauen Klumpen zu berichten, den die Seelenrose entdeckt hatte und was es für die Pflanze bedeutet hätte, ihn zu heilen. Sie würde die leise Vermutung 'hören', dass es sich hierbei um den Fluch handeln mochte, womit die Knappin aber nicht so recht etwas anfangen konnte. Von Pet würde Chasin erfahren, von der ersten deutlichen 'Wortmeldung', mit der der Dämon sich offenbart hatte - und leider auch in grausamen Details von den Käfernmassen, durch die der Dämon sie erst gelotst und irritierenderweise diese scheinbar später auch vernichtet hatte. Oder?
Es gab Vieles, was der Knappin selber noch völlig unklar schien und sie verwirrte:
Die Käfer waren zu Asche zerrieselt (Und überhaupt, Asche: dieser Geruch in der Hütte...); aber der Dämon schien sich doch nur in Form von Kälte zu zeigen?
Was hatte es mit dieser Flammengestalt auf sich, von der sie hinterher geträumt hatte? Warum hatte sie Darna an der Schulter berührt, zwar verletzt aber auch warnend geweckt, wenn das der 'personifizierte Fluch' wäre, der sie doch eigentlich quälen sollte?
Mehr und mehr erfuhr Chasin nicht nur von den ganzen magischen Hergängen und Begleiterscheinungen (und schmoddergefüllten schwarzen Darmschlingen und ausgerissenen Armen und schwarzverfaulten Ungeborenen) der letzten Tage, sondern die Knappin schüttete der Diplomatin ihr Herz aus in der fast blinden Hoffnung, endlich vielleicht die eine oder andere Antwort zu erhalten. Warum hatte die Frau aus den Nebeln ihr geraten, nicht in Flammen zu schauen?

Und: DEIN FLUCH UND ICH SIND NICHT EIN UND DAS SELBE! - Chasin konnte fast das gesamte Gespräch Darnas mit dem Dämon nachverfolgen, von dem so viele Worte sich der Knappin fest ins Gedächtnis gebrannt hatten. Die Dunkelheit, die Einsamkeit, Kälte, Furcht und Schrecken, der Moment, in dem der Dämon Darnas Kehle gepackt und sie daran hoch gehoben hatte, mochte selbst für die emotionsvernarrte Tha'roon sehr belastend sein - allein schon die Intensität der Einsamkeit erinnerte Chasin unliebsam an ihre eigenen Erfahrungen... Aber am schlimmsten war vermutlich das Begreifen, was die Knappin mit 'Nicht noch mal verbrennen' wirklich gemeint hatte! Chasin hatte selber unsägliche Schmerzen erfahren, ins Kollektiv weitervermittelt, und fand hier eine neue Spielart von Agonie, wenn sie Darna nicht rechtzeitig stoppte.
Und zwischen all diesem seelischen Ballast die Diamanten der Informationen: Die Erwähnung der Ritualgegenstände, von denen der Dämon gesprochen hatte, zum Beispiel. Und endlich die komplette chronologische Erklärung, wie es zum Heptagramm bei der Hütte des Landarbeiters gekommen war. Die Offenbarung, dass sich dort mehrere Dämonen gezeigt hatten, die von Leon geäußerte Befürchtung, dass es ein Portal gewesen sein mochte - und, wo sie wieder so darüber nachdachte, ein irritiertes Stutzen der Knappin:
Aber wenn... wenn das ein Portal war - warum ist der Dämon dann nicht einfach gegangen? Er wollte sie doch ohnehin verlassen? Stattdessen schien er Leon und Basil dabei geholfen zu haben, die drohende Katastrophe zu beenden.

Selbst wenn Gedanken schneller waren, als alles formuliert auszusprechen... dies alles würde Zeit in Anspruch nehmen, gezieltere Nachfragen von Chasin inbegriffen.

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Erzähler » Montag 8. Mai 2017, 21:17

Zanfar trat zurück in den Schatten. Er deutete Chasin gegenüber nur noch ein zustimmendes Nicken an.
Gib auf dich Acht. Chasin.
Dankbar erwiderte sie sein Nicken. Seine Sorge rührte sie an und gab ihr Kraft, sich dem zu stellen, was sie nun vor hatte.

Die leise gesprochenen Worte der jungen Lichtmagi holten ihre Aufmerksamkeit zurück zum Geschehen.
"Darna...? ...Du schaffst das."
Woher willst du das wissen?
Ich kann nicht mehr.

Ich will nicht mehr.
'Wenn du aufgibst, hast du verloren.'

Aus unterschiedlichsten Erinnerungen fügten sich Darnas Gedanken zu einem wirren Knäuel zusammen. Sie sah Delilah an und dachte plötzlich:
„JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!!! Iiii wede ITTER!!!“
Ihre Aura flackerte zwischen den unterschiedlichsten Farben hin und her und leuchteten bei dem Blickkontakt in einem wunderschönen orangem, vorbehaltlosem Vertrauen.
Delilah hat etwas ganz besonderes an sich... ich kann es noch nicht genau benennen, aber es ist... stark!
Sogar der verwirrte Geist der Knappin schien wieder neues Vertrauen zu schöpfen und fokussierte sich auf die Lichtmagi. Chasin fuhr mit ihrer Rede fort und hoffte, dass nun wieder etwas bei Darna davon ankommen würde.
"...Majestät ohne unschöne Störungen verlaufen sollte."
Halbwegs wieder ins Hier und Jetzt zurück findend, drehte Darna den Kopf, um zu der Tha'roon zu sehen und hoffte, dass ihre Unaufmerksamkeit nicht zu sehr aufgefallen war -
Unwahrscheinlich...
Sie blinzelte schwerfällig und konzentrierte sich, zumal Chasin sie nun auch noch direkt ansprach:
„Es verhält sich meiner Ansicht nach so, dass Ihr, Darna von Eibenau nicht garantieren könnt, dass der Dämon, der an Euch gebunden ist, nicht zu einem ungünstigen Zeitpunkt ausbricht."
Ja.
"Aber ...ihr habt Freunde, die schon einiges an Erfahrungen sammeln konnten..“
Ähhhh... aha? Ja?
Irritation schlich sich in die Aura. Was für Erfahrungen meinte sie? Basil hob in diesem Moment seine Hand.
„Bitte?“
„Ich werde ihnen das Zeichen aufmalen! Hab ich schon mal... aber diesmal besser... Ich bräuchte nur etwas...“

Wollte Leon das nicht irgendwie... wenn seine Magie...?
, dachte sie und sah kurz zu Leon, aber der wirkte irgendwie etwas apathisch. Er verfolgte zwar entfernt interessiert die Dinge, die um ihn herum geschahen, aber war wohl zum einen mit seinen Gedanken gerade wo anders, zum anderen noch immer etwas blass um die Nase.
„Danke. Bitte versucht es so groß wie möglich zu gestalten, da ich vorhabe einige Randnotizen gegebenenfalls hinzu zufügen.“
Darnas Aufmerksamkeit rutschte wieder zu der Tha’Roon und Basil zurück. Ein unwilliges und ratloses, leises Stöhnen kam grollend aus ihrer Kehle und Chasin sah nun auch wieder Darna an.
„Zurück zu meinem Vorschlag... Um das Risiko so klein wie möglich zu halten, würde ich gerne Fräulein von Eibenaus Reaktionen testen...“
Was?!
„Ich traue mir durchaus zu ein frühzeitiges Herannahen des Dämons zu bemerken, zumal ich schon erste Zeichen von ihm erkannt habe, um dann den Stimulus zu unterbrechen. Wenn ihr damit also grundsätzlich einverstanden seid, würde ich dann gern ins Detail gehen und erhoffe natürlich von allen Unterstützung nach Kräften.“
Die Knappin blinzelte mehrfach in rascher Folge und wieder überschlugen sich ihre Gedanken.
'Überlasst es Eurem Gegenüber, zu entscheiden, welche Details wichtig sind...'
Ich hab doch versprochen, es zu erklären!
"Erklärt Euch sofort und lasst kein Detail aus!“
Aber...
Nein, nichts 'aber'!

Delilah atmete hörbar neben ihr aus.
„Es geht um Darna, also soll sie entscheiden. Wenn sie diesen Weg gehen will, stehe ich ihr zur Seite.“
Erst muss ich noch was klären.
„Wir sollten den Schneiderladen nicht in Flammen aufgehen lassen… das wäre reichlich unhöflich.“
Ein leises Stöhnen erklang von der Seite als Antwort.
'Un-höf-lich'?! Meint sie das ernst?! Wenn hier etwas Flammen fängt, sind wir geliefert!
"Ihr wisst aber nicht alles!...Nicht alles, was nötig sein wird, um... den Dämon und das Heptagramm in richtigen Bezug zueinander zu setzen. Denn sie haben nur indirekt etwas miteinander zu tun. Ich habe gesagt, dass ich alles erklären werde, aber es ist so entsetzlich viel, dass es Stunden dauern würde, versteht Ihr?"
Sie holte tiefer Luft und ihre Gesichtsmuskeln zogen sich ablehnend nach hinten.
"Könnt Ihr es in meinen Gedanken lesen?"
Chasin nickte selbstverständlich.
"Es würde schneller gehen"
, schob sie entschuldigend nach.
Chasin Halona de Mondragil ahnte noch nicht, was sie nun für eine Flut an Details erfahren würde. Mehr, als die anderen Drei so bisher gehört hatten. Schon der erste Blick in die Augen der Knappin ließ die drohende Flutwelle an Informationen über sie hinweg rollen. Ein leises stöhnen entwich ihr und sie hob kurz unterbrechend die Hand.
„Dafür...brauche ich Ruhe! Eine eins zu eins Situation... Kommt mit!“
, dirigierte sie Darna eilig in das kleine Hinterzimmer, wo nur die Kleiderpuppe sie ablenken konnte und zum Glück dachte die nicht al zu viel. Chasin hatte noch schnell ihr Glas in einem Zug gelehrt, Zanfar mit einem Blick gebeten zu bleiben wo er war und dann die Knappin bei der Hand genommen, bevor diese ihre Gedanken vergaß. Wenn es noch etwas gab, das sie vorher wissen musste, dann musste sie es eben vorher wissen! Egal, ob Zanfar sie danach vielleicht zur Kutsche tragen müsste.
Er ist stark, ich wiege nichts. Er wird das schaffen.
, dachte sie noch leicht amüsiert und setzte sich dann mit Darna in die beiden kleinen Sessel des Hinterzimmers. Sie gebot mit einigen wenigen Handbewegungen er Knappin, dass sie sich gegenüber sitzen mussten und rückte dann so nah, dass sich ihre Knie leicht berührten.
„Lasst die Augen offen, blinzelt so wenig wie möglich, versucht in Worten, nicht in Bildern zu denken und lasst mich euch führen.“
Das war leicht gesagt, aber schwer, wenn man es nicht gewohnt war, mit einer Tha’Roon so zu kommunizieren, doch Darna war gewillt, mitzuarbeiten, also ließ sie es zu, dass Chasin den Vorhang zur Hälfte schloss, damit sie nicht von Bewegungen aus dem Augenwinkel abgelenkt wurde. Dann nahm die Diplomatin vor ihr Platz und legte ihre Fingerspitzen, sanft und angenehm kühl an ihre Schläfen. Auch ihr Gesicht kam deutlich näher, so dass sie auch keine andere Möglichkeit mehr hatte, wo anderes als in das rote Auge zu sehen.
Dann rollte auch schon die Flutwelle an.
Hier und da brachte Chasin die wirren Gedankenfetzen der Knappin wieder auf Kurs, wenn sie zu sehr in Bilder abdriftete, stellte kleine Fragen, lotste sie zurück zu Einzelheiten, die sie abgekürzt oder Lücken, wo ihre Gedanken keinen Sinn ergaben. Es gab Vieles, was der Knappin selber noch völlig unklar schien und sie verwirrte. Mehr und mehr erfuhr Chasin nicht nur von den ganzen magischen Hergängen und Begleiterscheinungen der letzten Tage, sondern die Knappin schüttete der Diplomatin ihr Herz aus in der fast blinden Hoffnung, endlich vielleicht die eine oder andere Antwort zu erhalten.
DEIN FLUCH UND ICH SIND NICHT EIN UND DAS SELBE!
Chasin konnte fast das gesamte Gespräch Darnas mit dem Dämon nachverfolgen, von dem so viele Worte sich der Knappin fest ins Gedächtnis gebrannt hatten. Die Dunkelheit, die Einsamkeit, Kälte, Furcht und Schrecken, der Moment, in dem der Dämon Darnas Kehle gepackt und sie daran hoch gehoben hatte, war selbst für die emotionsvernarrte Tha'roon sehr belastend! - allein schon die Intensität der Einsamkeit erinnerte Chasin unliebsam an ihre eigenen Erfahrungen. Aber am schlimmsten war das Begreifen, was die Knappin mit 'Nicht noch mal verbrennen' wirklich gemeint hatte! Chasin hatte selber unsägliche Schmerzen erfahren, und schlimmer noch, ins Kollektiv weitervermittelt! Und fand hier eine neue Spielart von Agonie, wenn sie Darna nicht rechtzeitig stoppte. Dafür tat sie etwas, dass sie im Umgang mit den Menschen und ihren Reaktionen auf ihre Art gelernt hatte. Sie hielt Darnas Blickkontakt fest und flüsterte leise, aber in bestimmtem Ton:
„Atme tief ein!... gut... ganz langsam...!“
Damit nähert sie sich noch ein wenig und blies ihr sanft ihren Atem über den Mund. Danach atmete sie tief ein und trank Darnas Odem, der ihren Mund verließ, was ein guter Ersatz für die Pfeife war. Es war ein etwas seltsamer Moment, sehr nah, aber er erfrischte Darnas Geist, genauso wie die Tha’Roon dadurch etwas an Kraft zurück gewann. Zwischen ihren Lippen war für einen kurzen Moment kaum als drei Finger breit Abstand, aber dann zog sie sich auch schon wieder zurück, und hielt Darna weiter in ihrem Bann. Zwischen all dem seelischen Ballast hatte sie währenddessen die Diamanten der Informationen heraus gesammelt: Die Erwähnung der Ritualgegenstände, von denen der Dämon gesprochen hatte, die sie als Kind unbewusst gesehen hatte und endlich die komplette chronologische Erklärung, wie es zum Heptagramm bei der Hütte des Landarbeiters gekommen war. Die Offenbarung, dass sich dort mehrere Dämonen gezeigt hatten, die von Leon geäußerte Befürchtung, dass es ein Portal gewesen sein mochte - und, wo sie wieder so darüber nachdachte, ein irritiertes Stutzen der Knappin:
Aber wenn... wenn das ein Portal war - warum ist der Dämon dann nicht einfach gegangen?
„Das ist eine gute Frage... und so merkwürdig dieser Rat klingen mag, wenn ihr das nächste Mal mit dem Dämon sprecht solltet ihr ihn danach fragen. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass er euch … beschützt.“
Chasin nahm ihre langen schlanken Finger von Darnas Gesicht und streichelte ihr dabei sanft über die Wangen.
„Ich danke euch, für eure offenen Gedanken!“
Sie legte die Hände in den Schoß und schloss das Auge.
„Ich möchte nun einen Moment allein sein. Bitte geht zu euren Freunden. Ich komme bald nach.“
Damit begann sie die Informationen zu archivieren, Querverweise zu recherchieren und Statistiken und Chancen zu berechnen und Analysen zu erstellen. Dabei saß sie regungslos und etwas steif wirkend in ihrem Sessel. Fast könnte man meinen, sie sei zu Stein erstarrt. Nichts regte sich an ihr und auch die Atmung ging sehr flach. Zanfar kannte diesen Zustand bei ihr. Sie jetzt anzusprechen wäre sinnlos. Chasin hatte sich tief in ihrer inneren „Bibliothek des Wissens“ vergaben.

Während Darna und Chasin leise hinter dem halb geschlossenen Vorhang weilten, stellte Basil die Zeichnung fertig und beriet sich mit Leon, ob das ein oder andere Detail auch stimmte. Leon erwachte bei dieser Tätigkeit wieder etwas und war sichtlich froh, sich auf etwas anderes als seine eigenen Probleme konzentrieren zu können. Gemeinsam hingen sie über dem Heptagramm und fügten immer noch Details hinzu, als Darna nach nur gefühlten zehn Minuten wieder heraus kam. Zanfar schaute kurz nach seinem Schützling und erkannte sofort ihren Zustand. Ihre Hautfarbe war normal und nicht bedrohlich hell, wie kurz zuvor. Die Konzentration auf eine einzelne Person hatte Chasin also nicht weiter ausgezehrt. Sie hatte sogar leicht violett verfärbte Wangen, wie als sie sich... Erinnerte er sich noch an ihre Nähe? Auf jeden Fall verhielt sie sich, auf sein Anraten hin, wirklich vorsichtiger. Trotzdem könnte es nicht schaden, ihre Pfeife erneut zu stopfen und ein Glas Wasser bereit zu stellen, wenn sie erwachte. Erst einmal war er also allein mit diesen Menschen und für eine kleine Weile beachteten sie mehr die Zeichnung als ihn und er konnte sie eingehender beobachten. Der Magus, der sich Leon nannte, wirkte irgendwie matt, aber er hielt sich wacker aufrecht. Sein Schicksal hatte auch Zanfar nicht kalt gelassen und sicher wäre es spannend diesen Verlauf weiter zu verfolgen, aber er und Chasin hatten ihren eigenen Auftrag angenommen. Die Prinzessin war immernoch verschwunden und musste gefunden werden. Aber wer wusste schon, wie das Schicksal sich weiter entwickeln würde, wenn die Informationen die diese Leute hier zusammen gesammelt hatten, den Hof und des Königs Ohr erreichen würden? Niemand wusste was die Zukunft bringen würde. Die Mächtigen würden sich sicher zusammen setzen und beraten, was zu tun sei. Er und Chasin würden dann ihren Weisungen folgen.
Der andere Knappe, Basilius, er war aus einem anderen Holz geschnitzt, aber er war stark und treu. Und auch seine Ausstrahlung hatte sich in kurzer Zeit hier sehr verändert. Hin und wieder huschte ihm ein kleines Lächeln über die Lippen. Er war hoch motiviert und er mochte die Knappin Darna wohl sehr. Die zwischenmenschlichen Beziehungen hier im Raum waren ohnehin sehr interessant, aber ihr aller Hauptaugenmerk lag zur Zeit auf der Bedrohung durch den Dämon. Sollte sich heraus stellen, dass Darna von Chasin als eine zu große Gefahr eingestuft wurde, würden sie die Informationen irgendwie anders weiter leiten müssen. Delilah war da eine gute Quelle und wenn man sie sprechen hörte, allein wenn man sie ansah, dann mochte man ihr blind vertrauen. Es war schon fast ...auffällig wie stark sich alle in ihrer Nähe veränderten. Darna hatte sie mit nur einer Berührung aus ihrer Starre gelöst. Leon riss sich in ihrer Gegenwart noch mehr zusammen und lächelte sogar ab und an. Basil schien sich eher unbewusst gern in ihrer Nähe aufzuhalten und er selbst? Er Zanfar, der Dunkelelf in dieser Runde musste immer wieder ihr Lächeln bewundern. Sie war eine ...Kraftquelle in diesem Raum und er war sich sicher, dass auch Chasin etwas in dieser Richtung bemerkt hatte. Vielleicht sollte er sie in einem ruhigen Moment danach befragen.

Delilah stand mit Basilius und Leon am Tresen und betrachtete die Zeichnung. Die jungen Männer hatten ihre ganze Konzentration auf das Erstellen des Heptagramms fokussiert und Delilah hatte mit Handwerkszeug wie Winkel und Maßband geholfen, damit es perfekt wurde. Sie hatte auch mitgedacht und eine Lederhaut unter die Zeichnung gelegt, damit sie später darin eingerollt sicher transportiert werden konnte. Sie hatte Leon einmal sanft die Hand auf seine gelegt, als diese zu zittern begann und danach war es ihm deutlich besser gegangen. Ja, ihre Freundschaft war ihr wichtig, genauso wie ihm. Das hatte sie in seinem dankbaren Blick gesehen. Auch Basil war ihr mehr als nur höflich zugewandt. In der kurzen Zeit, die sie sich kannten, war er so etwas wie ein Freund geworden. Er war aufmerksam und zuvorkommend, merkte sich Kleinigkeiten die andere manchmal übersahen, aber drängte sich niemals in den Vordergrund. Er war eine gute Seele und sie wusste, dass er sehr lange unter großem Druck gestanden haben musste. Jetzt wirkte er um so gelöster und seine Motivation war fast mitreißend. Er lächelte sie auch immer wieder mal an und sie wusste warum. Er hatte mit ihr einen sehr intimen und persönlichen Moment geteilt. Das verband.
Und sie merkte noch etwas. Sie fühlte den Blick des Nichtgenannten auf sich. Nicht unangenehm, nur aufmerksam. Aber damit bemerkte sie auch, wie gut er in seiner Rolle war. Er war ein Beobachter und wenn man ihn nicht beachtete, verschwand er regelrecht aus der Wahrnehmung seiner Umgebung. Er war gut. Eben wie jene Diener und Leibwächter, die da waren, ohne das man sie bemerkte. Eine Weile hatten sie ihn wohl alle vergessen, dann kam aber auch schon Darna hinter dem Vorhang hervor und der Nichtgenannten schaute nach der Tha’Roon. Die Bewegung ließ ihn wieder in den Fokus ihrer Aufmerksamkeit rücken. Basil und Leon diskutierten gerade noch über eine Ecke der Zeichnung und was wohl die ganze Symbolik zu bedeuten hatte. Einige Theorien hatten sie ja schon zuvor zusammen gewürfelt. Doch stimmte das alles? Keiner von ihnen wollte und würde je einen Dämonen beschwören wollen, also woher sollten sie es wissen.
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Zanfar Aval'athil » Montag 8. Mai 2017, 22:41

Delilah strahlte, gleichgültig ob voller Freundlichkeit, oder voller Zorn. Und von letzterem hatte sie gerade eine wahre Korona um sich.
Vielleicht ist ihre Starrsinnigkeit genug, um Darna zu retten.
Die Knappin rang mit ihrer Selbstbeherrschung und die Umstände drohten sie in die Knie zu zwingen. Und trotzdem machte sie weiter. Das lag sicher auch an ihren Freunden, die sie bedingungslos schützten, aber sie war auch selbst adamant in ihrem Durchhaltevermögen.
Er hatte es schon eine weile Gedacht, aber es erhärtete sich immer mehr. Da stand eine Gruppe aufsteigender Helden vor ihm – sofern sie die Dämonen Besessene Freundin überstanden. Die Welt ein Ort voller Ungerechtigkeit.
Schweigend und mit wachsamen Blick beobachtete, wie die Knappin Chasin einen Blick in ihr Innerstes Gewährte. Als Walsing dies getan hatte, war er zornig geworden, aber jetzt sah er die Nötigkeit und den Nutzen der Aktion ein. Alles, was es an wichtigen Informationen zu wissen gab, würde ihm Chasin später mitteilen.
Er war durchaus besorgt, aber ihre gesunde Gesichtsfarbe und ihre Haltung verrieten, dass es ihr gut ging. Wie selbstverständlich stellte er Wasserglas und Pfeife auf, um ihr Beides nach Bedarf nach ihrem Erwachen zu reichen. Dann stelle er sich bewegungslos in Reichweite und beobachtete den Raum. Die jungen Menschen um ihn würden ihn früh genug unterhalten, dafür gab es genug Zwischenmenschliche Konflikte zwischen ihnen.
Und er hatte schon genug Unruhe in die Gruppe gebracht. Es machte keinen Sinn, Darna weiter unter Druck zu setzen. Chasin hatte sie gänzlich gelesen. Und so viel Freude es ihm machte, die hübsche Lichtmagie zu provozieren, er wusste im Grunde genommen, dass es falsch war. Und früher oder später würde das Spiel ernsthafte Probleme auslösen und so verschmolz er abwartend mit dem Hintergrund.

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Delilah » Montag 8. Mai 2017, 23:47

Während der Ausführungen der Tha’Roon kam von Darnas Seite das ein oder andere Stöhnen, dass Delilahs Blick wieder besorgt auf ihr ruhen ließ. Sie überlegte, ob sie der Knappin erneut die Hand reichen sollte, doch diese schien zu sehr auf ein Ziel fokussiert.

"Ihr wisst aber nicht alles!", stellte sie warnend und mit düsterem Ton in der Stimme an die Diplomatin gewandt fest. "Nicht alles, was nötig sein wird, um... den Dämon und das Heptagramm in richtigen Bezug zueinander zu setzen. Denn sie haben nur indirekt etwas miteinander zu tun. Ich habe gesagt, dass ich alles erklären werde, aber es ist so entsetzlich viel, dass es Stunden dauern würde, versteht Ihr?" Darna holte tiefer Luft: "Könnt Ihr es in meinen Gedanken lesen? Es würde schneller gehen", schob sie entschuldigend nach. Die Tha’Roon stimmte zu, wollte dafür aber in eine ruhige Umgebung wechseln und die beiden verschwanden hinter dem Vorhang zum Hinterzimmer.

Delilah sah ihr einen Moment lang nach und sorgte sich um die Knappin, doch dann wandte sie sich zusammen mit den anderen der Zeichnung des Heptagramms zu. Sie wollten gegen den Dämon vorgehen und dazu war jede Information wichtig, also auch, dass sie das hier richtig machten. Für Delilah bestand kein Zweifel, dass sie alle zusammen den vor ihnen liegenden Aufgaben gewachsen waren. Die blonde Jorsanerin brachte Winkel und Maßband, denn auch wenn sie bei der Zeichnung des Heptagramms an sich nicht helfen konnte, so konnte sie doch wenigstens etwas dazu beisteuern, dass die Zeichnung genauer wurde. Ihr war außerdem eingefallen, dass man die Zeichnung später besser transportieren würde können, wenn man eine Lederhaut darunterlegte und so hatte sie rasch eine herangebracht.
Es war spannend zu sehen, wie fokussiert Leon und Basil an dem Heptagramm arbeiteten. Leon schien es gut zu tun, sich auf etwas zu konzentrieren, das abseits seiner eigenen Probleme lag, aber er sah immer noch blass aus… und seine Hand zitterte. Sachte legten sich ihre warmen Finger auf die viel größere ihres Freundes und sie blickte ihn aus warmen brauen Augen an. Der Schmerz, den ihr Herz kurz zuvor gespürt hatte, hallte immer noch in ihr wieder wie ein leichtes Echo, doch die Freundschaft, die sie spürte, legte sich warm und tröstend um sie. Er erwiderte ihren Blick dankbar und Delilah schenkte ihm ein Lächeln dafür. Diese Freundschaft war ihr gut und teuer und sie wollte sie hegen. Leon würde in seiner nächsten Zukunft die Unterstützung seiner Freunde brauchen. Und das waren sie wohl, sie vier. Freunde.

Die tapfere Knappin mit dem kleinen Dämonenproblem. Der Lichtmagier mit dem Vaterkomplex der besonderen Art. Der verliebte Knappe mit dem Geheimnis. Und sie selbst.

Auch Basil hatte sie längst ins Herz geschlossen. Sein offenes Lächeln, das er ihr immer wieder schenkte, seine Hilfsbereitschaft, seine Treue. Man sah ihm in die Augen und sah das Gute in seinem Herzen. Es tat gut auf die eigene offene, frohe Art eine ebenso offene und frohe Antwort zu erhalten. Und irgendetwas war da in seiner Vergangenheit… etwas, das ihn lange geplagt und bedrückt hatte und sich vorhin in einem wilden Freudentaumel gelöst hatte. Er hatte mit ihr einen sehr intimen und persönlichen Moment geteilt. Das verband. Und egal was es war, das dort in seiner Vergangenheit lag… es hatte dem Guten in ihm nicht geschadet, nicht ein bisschen und das war ganz wundervoll und machte ihn in Delilahs Augen zu einem wunderschönen Menschen.

Während Delilah auf die beiden jungen Männer blickte und sich warm die Freundschaft, die sie empfand, über ihr ergoss, spürte sie plötzlich etwas anderes. Sie blickte zur Seite, wo der Nichtgenannte stand, der perfekt aus ihrer Wahrnehmung verschwunden war. Sein Blick hatte auf ihr geruht, nicht unangenehm wie zuvor… sondern ganz einfach aufmerksam, sowie ein Leibwächter es eben war. So recht wusste Delilah noch nicht, was sie von ihm halten sollte… er ging nur seiner Aufgabe nach, indem er die Tha’Roon beschützte, aber dennoch nahm die junge Lichtmagi ihm die Härte immer noch übel, mit der er Darna angegangen war. Da setzte der Beschützerinstinkt ein, der sich ziemlich schnell auf den kleinen Kreis der drei Jugendlichen ausgeweitet hatte.

Darna kam nach zehn kurzen Minuten hinter dem Vorhang hervor, hinter dem fast sofort der Elf verschwand, vermutlich um nach der Diplomatin zu sehen. Basil und Leon diskutierten gerade noch über eine Ecke der Zeichnung und die Bedeutung der Symboliken, doch mehr als Theorien konnten sie auch nicht aufstellen. Keiner von ihnen wollte oder würde je einen Dämonen beschwören wollen. Woher also sollten sie es wissen?

Währenddessen ging Delilah auf Darna zu und blickte ihr forschend ins Gesicht. Sie streckte die Hand nach ihr aus und schenkte ihr ein Lächeln. „Wie geht es dir? Hast du ihr nun alles gezeigt?“
Wenn sie die Knappin anblickte, sah sie eine starke, junge Frau mit einer großartigen Zukunft vor sich und sie hoffte, die zukünftige Rittersfrau ein Stück auf ihrem Weg begleiten zu dürfen.

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Darna von Eibenau » Dienstag 9. Mai 2017, 12:36

Die Bitte, sich in das kleine Hinterzimmer zurück zu ziehen, kam überraschend, aber war Darna alles andere als unangenehm. Es vermittelte ihr das Gefühl, dass die Diplomatin die Sache seriös ernst nahm und gewährte so etwas wie einen Zufluchtsort. Auch die körperliche Nähe war ungewohnt: die Tha'roon legte ihr die Fingerspitzen sanft und angenehm kühl an die Schläfen. Auch ihr Gesicht kam deutlich näher, so dass sie auch keine andere Möglichkeit mehr hatte, wo anders als in das rote Auge zu sehen. Unwillkürlich suchte die Knappin bei dieser Distanz den Blick in beide Augen ihres Gegenübers, doch fast dauernd waren die roten Haare davor - störte die Tha'roon das nicht? Chasin konnte die Irritation und aufkommende Neugier sehen, sowohl in der Aura als auch den Gedanken: Was ist das? Irgend etwas glänzte zwischen den Haaren, was alleine schon durch den Umstand irritierte, dass da etwas anderes war, als das, was man erwartete: ein zweites Auge, vielleicht auch eine Augenklappe - wogegen die Frisur und das Fehlen entsprechender Bänder sprachen - aber die Knappin registrierte stattdessen verschobene Haut, was ihr von ihren eigenen Narben nur zu bekannt war und ein merkwürdiges Glitzern, als wäre da Schmuck?

Dann forderten auch schon die Umstände ihre volle Aufmerksamkeit zurück, und kurz darauf rollte die mentale Flutwelle auf die Diplomatin zu...
...selbst meine Augen... verbrannten... platzten, trockneten aus, zerfielen zu Asche, ich konnte es fühlen... - der Blick in Chasins glutrote Iris, umrahmt von den hell- bis dunkelroten Haarsträhnen, die sich wie Feuer über das fremdartige Gesicht ergossen, drohten es für die Knappin nicht besser zu machen, als die Stimme der Diplomatin den Sturz in die entsetzliche Erinnerung bremste:
„Atme tief ein!... gut... ganz langsam...!“
Darna tat es unwillkürlich gehorchend, und kam zu Atem, im wahrsten Sinne des Wortes - der Odem aus Chasins Mund war wie eine frische Brise, die die Hitze der Flammen milderte, den Schmerz linderte... fast wie eine Mutter, die tröstend über die Verletzung ihres Kindes pustete; es tat einfach gut, und sie beruhigte sich wieder, fand die nötige Kraft und Ruhe für die Schilderung der weiteren Schrecken und Erkenntnisse, auch wenn sich irgendwann während der ganzen Vorgänge Tränen aus ihren Augen zu lösen begannen und über die Wangen liefen. Es war kein unkontrolliertes Brechen eines emotionalen Dammes, es war das regulierende Abfließen von sich sonst zu groß anstauendem Druck.

Aber wenn... wenn das ein Portal war - warum ist der Dämon dann nicht einfach gegangen?
„Das ist eine gute Frage... und so merkwürdig dieser Rat klingen mag, wenn ihr das nächste Mal mit dem Dämon sprecht solltet ihr ihn danach fragen. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass er euch … beschützt.“
Ein Eindruck, den auch Darna durchaus hatte, doch in die Zustimmung zu dieser Wahrnehmung mischte sich sofort Widerstreben: Aber ich will das nicht! Es ist ein Dämon! Darna traute ihm nicht, das war während sämtlicher Berichte immer wieder deutlich geworden. Dass sie trotzdem Dankbarkeit für solcherlei Ereignisse empfand und die Nähe zu ihm in der Dunkelheit fast so etwas wie... Vertrautheit... hervorgerufen hatte, entwickelte sich zu einem von mehreren inneren emotionalen Widersprüchen, in denen die Knappin steckte.
'Ambivalenz'... langsam schien dieses Wort auf die ganze junge Frau in hohem Maße zuzutreffen. Nur ihre Gesinnung, die schien über jeden Zweifel erhaben.

Chasin nahm ihre langen schlanken Finger von Darnas Gesicht und streichelte ihr dabei sanft über die Wangen. Die Kuppen berührten dabei kaum die Schnitte, waren diese doch noch immer in einem Zustand von 'gerade frisch geschlossen', und das Salz der Tränen brannte leicht darin. Einen Teil der Feuchtigkeit wischte die Tha'roon fort. Chasin wusste nun um die Hergänge, wie die Narben vor wenigen Tagen zwischenzeitlich verschwunden und bei Pets Heilung wieder aufgebrochen waren. Und Darna stellte fest, dass die Berührung der empfindsamen Stellen nicht mehr den starken Widerwillen in ihr auslöste wie davor. Das leichte Zucken war mehr dem instinktiven Schutz vor Berührung bei Verletzungen geschuldet als der endlosen Scham, die sie zuvor gequält hatte. Es war gut so. Die Striemen hatten einen neuen Sinn erhalten - einen, auf den sie im Innersten sogar ein bisschen stolz war...
„Ich danke euch, für eure offenen Gedanken!“
Ich hab's geschafft, dachte sie mit erschöpfter Erleichterung und erwiderte leise und sehr ernst:
"Was immer Ihr mit diesen Dingen anzufangen gedenkt, hohe Dame: ich habe Euch zu danken."

Ob die Diplomatin es nun doch für angemessen halten würde, die Knappin sofort an die Inquisition 'weiter zu empfehlen'? Es spielte keine Rolle. Darna hatte ihr Schicksal in diese fliederfarbenen Hände gelegt, sie als Entscheidungsträgerin akzeptiert und konnte von sich selbst behaupten, selber alles dazu beigetragen zu haben, die Umstände der vorherrschenden Verhältnisse aufzuklären.
„Ich möchte nun einen Moment allein sein. Bitte geht zu euren Freunden. Ich komme bald nach.“
Darna nickte nur in höflicher Geste und verließ still den Raum.

Im Hauptraum des Schneiderladens standen ihre Freunde und der Nichtgenannte, welcher sich gleich mit ruhigen Bewegungen daran machte, nach seiner Schutzbefohlenen zu sehen. Die Knappin machte ihm Platz, wie es eben die Höflichkeit gebot, aber sie vermied es auch wieder, ihm 'ins Gesicht' zu sehen.
Delilah auf Darna zu und blickte ihr forschend ins Gesicht. Sie streckte die Hand nach ihr aus und schenkte ihr ein Lächeln. „Wie geht es dir? Hast du ihr nun alles gezeigt?“
"Ja, das habe ich", bestätigte Darna nickend und mit recht leiser, leicht kehliger Stimme. Sie blickte sich um und versuchte, einzuschätzen, wieviel Zeit vergangen war - viel weniger offensichtlich, als sie erwartet hätte. Sie atmete einmal tief aus und ließ dabei die Anspannung ihrer Haltung fallen, blinzelte nachdenklich. Kleine dunkle Flecken auf ihrer Kleidung und die restlichen feuchten Spuren im Gesicht sagten Delilah genug darüber, was passiert war, aber eigentlich wirkte Darna recht gefasst - müde, aber erleichtert, oder besser gesagt: ent-lastet.
Das Loslassen der Eindrücke führte zu einem ähnlichen Effekt, wie es nach einer Beichte oder einem ausgiebigen Ausweinen zu fühlen war: der akute Schmerz verblasste und konnte endlich so etwas wie Frieden finden.
"Es war weniger schlimm, als befürchtet", bestätigte sie da mit ruhigen Worten auch schon selber den Eindruck. "Ich bin..." neugierig? nein. "gespannt, wie Frau de Mondragil über all das nun befinden wird. Sie erbat sich einen Moment, wohl um das Ganze zu überdenken."

Die Knappin wandte den Blick zu dem Tresen, wo Leon und Basilius konzentriert über letzte Details der Zeichnung debattierten. Sie warf kaum einen Blick wirklich auf das Papier, schon die erste Ahnung der Linien schreckte sie ab und sie blieb unbewusst gezielt in Delilahs Nähe. Sie hatte sehr wohl registriert, dass der Dämon sich prompt wieder verkrümelt hatte, als Leon und Delilah in den Raum zurück gekehrt waren...
Bevor nicht jemand mit entsprechenden Kenntnissen ihr einwandfrei erklären würde, dass dieses Heptagramm 'harmlos' gewesen war oder was auch immer, würde sie nicht einmal einer Zeichnung davon zu nahe kommen! Noch immer traute sie sich nicht, das vergrabene Wissen, das in der Erinnerung von damals aus dem Wald wartete und lockte, wirklich anzurühren. Auch Chasin hatte sie gesagt, dass sie dieser scheinbaren detaillierten Erinnerung nicht traute: Sie war sechs gewesen, hatte damals nur einen Bruchteil der Szenerie gesehen und noch weniger verstanden, sie KONNTE sich gar nicht selber so gut erinnern, dass sie das ohne fremde Hilfe hätte vergleichen können! Darna nahm an, dass diese Erinnerungen vom Dämon beeinflusst waren - und er ihr damit vorgaukeln konnte, was immer er wollte.
Trotzdem mussten sie irgendwann erfahren, was das da war... und sei es nur, um seine Pläne, sich womöglich nicht im Harax, sondern hier in dieser Welt ganz zu manifestieren, rechtzeitig zu vereiteln.

So wartete sie im Großen und Ganzen einfach, dass die Tha'roon mit ihrer Sichtung der gewonnenen Informationen fertig werden würde, und holte sich bis dahin selber ein Glas Wasser.

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Erzähler » Dienstag 9. Mai 2017, 19:23

Chasin entspannte sich zusehends und fühlte mehr, dass Zanfar nach ihr sah, als dass sie es bewusst wahrnahm. Sie fühlte sich einfach sicher in seiner Gegenwart und das war nicht nur seiner körperlichen Präsenz geschuldet. Es war die Aura seiner Freundschaft, die sich schützend um sie legte und sie ruhig werden ließ.
Sie resümierte die vergangenen Minuten und war froh, dass Darna auf den „Beinahe-Kuss“ so gut reagiert hatte. Sie hatte sich bemüht sanft zu sein und keine missverständlichen Signale zu senden, die das arme gebeutelte Wesen noch mehr irritieren hätte können. Es war gelungen und das trotz der körperlichen Nähe. Sie war zufrieden und tatsächlich ein bisschen stolz auf sich, aber vor allem auf Darna, die tapfere junge Knappin, die an ihrem Schicksal so schwer zu tragen hatte. Das gesamte Ausmaß konnte wahrscheinlich niemand je gänzlich überblicken und auch wenn Chasin Monate Zeit gehabt hätte sie kennen zu lernen, alle Fakten aus allen Quellen zur Verfügung gehabt hätte, so wäre es immernoch schwer ein genaues Bild zu extrahieren, denn ein entscheidender Faktor würde immer fehlen:
Das Motiv des Dämons und seine Sicht auf die Dinge.
Das Wenige was sie über ihn wusste, passte gerade mal auf eine einzelne Seite ihrer mentalen Manuskripte, doch sie musste mit dem wenigen arbeiten, was ihr zur Verfügung stand. Einmal schmerzte kurz ihre einsame Seele, als sie sich wieder einmal eingestehen musste, dass ihr die Verbindung zum Kollektiv ihrer Rasse fehlte. Einfach mal schnell einen Gelehrten ihrer Rasse, einen Fachmann für Dämonen befragen zu können, wäre nun sehr hilfreich gewesen, aber nun blieb ihr nur ihr eigenes, für sie als viel zu gering eingestuftes Wissen.
Nach der Sichtung der ganzen Informationen konnte sie nun ein paar Dinge mit Gewissheit sagen, doch an anderer Stelle waren wieder neue Fragen aufgeworfen worden. Viele von Darnas Fragen konnte sie schlicht weg nicht beantworten, aber einige neue Erkenntnisse vielleicht hinzufügen. Doch vorher galt es abzuwägen, was der Knappin mehr schaden würde und was ihr helfen könnte. Ungefilterter Informationsfluss war schon immer eine gefährliche Sache gewesen und im Moment traute sie einzig Zanfar zu objektiv zu bleiben, auch wenn er wie genau die anderen größte Abwehr und Abneigung gegen Dämonen im allgemeinen gezeigt hatte. Würde sie also ihre Vermutung ungefiltert in den Raum stellen, so würden sich vermutlich erst einmal alle gegen sie stellen, was eher kontraproduktiv wäre und in Zanfars Fall sie tief verletzen würde. Also sondierte Chasin ihre Erkenntnisse und dosierte sie so gut es eben ging, bereitete sie auf und beherzigte den guten Rat ihres Freundes behutsam vorzugehen. Langsam öffnete sie die Augen, sah das Glas neben sich stehen, lächelte Zanfar dankbar zu und trank.

„Die sieben ist eine wichtige Zahl im Harax, da sind wir uns aber einig?“
, fragte Leon gerade Basil und der nickte.
„Ja... aber ich habe immernoch das Gefühl, dass da was fehlt. Als die sieben Ecken aufleuchteten...“
Er griff sich an den Schädel, schüttelte ihn, klopfte dagegen, als würde es helfen sich zu erinnern. Leon presste die Lippen zusammen, ergriff unbewusst Delis Hand und meinte nur kurz zu Basil:
„Vertrau mir! Ich wirke einen kleinen Zauber auf dich, dann erinnerst du dich vielleicht.“
Basil nickte und sah den Lichtmagus ernst an. Leon hob seine Hand und berührte den Knappen damit einmal konzentriert zwischen den Augen. Dabei flüsterte er leise:
„... Licht der Erinnerung...“
Anscheinend half es tatsächlich, denn Basil begann leise, mit geschlossenen Augen vor sich hin zu sinnieren:
„... ich... habe etwas unter ihr gesehen...unter ihr im Boden, wie in einem Spiegel. Da war nicht nur der eine Schatten. Ich meinte kurz etwas zu sehen, bevor dieses kalte Feuer wie sein Umhang sich darüber legte und Darna umschloss. Da waren weitere Gestalten, die ihm halfen, die dann die anderen Dämonen angriffen, sie zurück zerrten. Es waren... ein paar waren irgendwie menschlich, aber da waren auch welche mit vier Beinen und etwas sehr großes, dass einen großen Teller in der Hand hatte. Die Tiere, denke ich, …. sie habe ich noch am deutlichsten gesehen. Sie waren schneller als die anderen Schatten. Sie haben... gegen die anderen Dämonen gekäpft... Himmel, kann das sein?!? Alles ging sehr schnell, aber eines glaube ich deutlich gesehen zu haben, bevor die Flammen mir die Sicht nahmen. Es war groß, ich meine richtig groß! Höher als ein Wolf, aber auch ähnlich wie eine Katze und es...oh Mann... ich glaub, ich spinne, aber es hatte Schuppen und einen Dornenkamm auf dem Rücken. Da waren diese Klauen und eine einzelne sehr große hinten an den Pranken. Und die Augen...“
Er zitterte einmal heftig.
„Die Augen waren wie Spiegel und das Feuer leuchtete darin.“
Leon löste die Verbindung und legte Basil freundschaftlich die Hand auf sie Schulter.
„Das war gut.“
Delilah hatte dem ganzen gespannt gelauscht und wieder einmal fest gestellt, dass kein Lichtmagus dem anderen ähnelte. Der Zauber „Licht der Erinnerung“ war ihr fremd, aber anscheinend für Leon einer der nicht viel Kraft gekostet hatte und seinem Ziel half, verborgene Erinnerungen an die Oberfläche zu holen. Trotzdem sorgte sie sich um ihn, da er ohnehin noch immer sehr geschwächt war. Vielleicht fragte sie sich auch, wie sie ihm oder Delilah mit ihren eigenen Fähigkeiten oder Zaubern helfen konnte. Irgendetwas konnte sie sicher tun und wenn es nur zur Unterstützung war. Keiner würde von ihr erwarten, dass sie den Fluch brach, der schon so lange auf Darna lag, aber irgendetwas konnte sie sicher tun! Leon sah auf ihre miteinander verbunden Hände hinunter und hob etwas erstaunt die Augen. Er blinzelte und meinte leise:
„Entschuldige... Ich hoffe ich habe dich nicht... habe ich?“
Er löste seine Hand von ihr und sah sie einen Moment nachdenklich an.
„Ich kann den Fluch nicht brechen.“
Chasin stand im Durchgang zum Hinterzimmer und hielt den Vorhang offen.
„Aber mit eurer Hilfe, könnte es gelingen ihn zu stabilisieren, bzw. eine Weile so zu fixieren, dass er keinen Zugriff auf den Harax nehmen kann. Wenn ihr also nichts dagegen habt, würde ich nur ein einziges kleines Experiment wagen um eine These zu festigen, aber vorher möchte ich noch einmal nach draußen. Ein Stuhl ist nicht nötig. - Zanfar?“
Sie sah zu ihrem Begleiter und hoffte, dass er sogleich verstand. Sie hielt ihre fertige Pfeife in der Hand und hoffte er würde ihr den Arm anbieten. An seiner Seite machte sie ein paar lange Schritte durch den Raum und als sie an den jungen Männern vorbei kam meinte sie noch:
„Versucht eure Erinnerung zu zeichnen, bevor sie wieder erlischt.“
Draußen vor dem Laden sah sie einmal die Straße hinauf und hinunter und streckte sich dann einmal zu voller Größe, als sie niemand beobachte. Dann entzündete sie die Pfeife und genoss sie in vollen Zügen. Leise, aber lächelnd flüsterte sie Zanfar zu:
„Ich glaube, wir kommen der Sache näher. Ich habe ein paar sehr interessante Erkenntnisse gewonnen.“
Mehr sagte sie erst einmal nicht und zog abermals tief an ihrer Pfeife. Beim ausatmen formte sie aus dem Rauch kleine Ringe, die sie in die noch kühle Luft blies. Der Tag war schon ein wenig voran geschritten und der Mittag näherte sich mit seinen ersten warmen Frühlingsdüften.

Basil machte sich sofort daran, seine Eindrücke zu Papier zu bringen. Ab und an stöhnte er und verwarf die Skizzen wieder um erneut zu beginnen, aber er versuchte es weiter hartnäckig. Gab man ihm ein bisschen Zeit, so entwarf er das Abbild einer Bestie, die wohl nur im Harax so existieren konnte... hoffentlich!
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Die andern hatten derweil noch ein wenig Zeit sich zu besprechen und letzte Erkenntnisse zusammen zu tragen.
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