'Mortimers Nadelkunst'

Auf dem Marktplatz tummeln sich fast ebenso viele Händler wie Kaufwillige. Manches ehemalige Wohnhaus an diesem Platz wurde schon zum zweistöckigen Laden umfunktioniert. Jorsans Markt bildet einen wichtigen Treffpunkt in der Stadt.
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Erzähler » Dienstag 3. Mai 2022, 10:55

(Earnae kommt von: Menschen, Waren und täglich neue Eindrücke)

Pedro hatte sich mit einem einfachen Nicken und einem tiefen Brummen von ihr und Wolf verabschiedet und war dann wieder aufgebrochen. Mortimer hingegen empfing sie wortreich:
„Guten Abend, meine Beste. Alles erledigt? Ich hatte dich etwas früher zurück erwartet? Gab es Schwierigkeiten? Hm..nein, du siehst...entspannt aus. War es nett mit dem Fleischer? Ich hab ihn von oben weg schlendern sehen. Pedro... ach ja, sein Bruder ist letztes Jahr im Krieg gefallen. Traurige Geschichte...“
Die er aber nicht gedachte zu erzählen.
„Komm setzt dich. Ich hab den Herd wieder angemacht und warte schon mit dem Essen. Hast du gut gemacht.“
Er schöpfte zwei Kellen in jeweils zwei tiefe Schalen und schob eine dann an Eras Platz. Mortimer hatte schon sein Nachtgewand an und den alten aber guten Hausmantel darüber. Das Männer in dieser Gegend Nachthemden trugen, war ein seltsamer Anblick.
„Außer eine Lieferung habe ich morgen nichts weiter für dich zu tun. Der Mantel des Herrn von Reichenbach ist fertig. Den Rest des Tages könntest du dir frei einteilen... Hast du eine Idee, was du vielleicht morgen alles machen willst?“
Während sie gemeinsam aßen und er noch ein paar kleine Handarbeiten, sowie eine Stickerei vollendete, sprachen sie über die Pläne. Danach gab er ihre eine Bürste zum groben Reinigen ihrer Reisekleidung und meinte, dass die Wäsche bis morgen warten könne. Lieber ließ er sie noch einmal die bereits bekannten Buchstaben üben und aufmalen. Zufrieden mit sich und ihr und auch ein wenig müde nickte er ihr dann zu und wünschte eine gute Nacht. Dann zog er sich hinter seinen Vorhang zurück und auch Earane konnte sich Bett-fertig machen. Draußen begann es zu regnen und das leise Rauschen und Tropfen an dem kleinen Fenster begleitete sie hinüber in die Traumwelt.
((ooc: Traum kannst du nach eigenem Ermessen einfügen, wenn du magst.))

Dieses Mal erwachte Earane früher als Mortimer, denn Wolf leckte ihr die Hand und winselte leise:
„Pinkelnpinkelnpinkeln.“
Da musste jemand dringend raus.
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Eáránë Fëfalas
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Ausrüstung: Persönliches/ aus ihrer Heimat:
[*] 1 Halskette mit einer Fee als Anhänger
[*] 1 Rucksack
[*] 1 Toilettenbesteck
[*] 1 Holzkamm
[*] 1 Wolldecke
[*] 1 Essstäbchen (Kupfer)
[*] 1 Napf (Kupfer)
[*] 1 Kessel (1 l, Kupfer)
[*] 1 Feuerstein und Stahl
[*] 1 Köcher mit Pfeilen
[*] 1 Jagdbogen
[*] 1 Jagdmesser
[*] 4 Kunai

Im Nachtelfenreich erworben:
[*] 1 Nachtelfenbekleidung [- 32 F]
[*] 1 Gürtel (Leder) [- 2 F]
[*] 4 Gürteltaschen [- 16 F]
[*] 1 Kernseife [- 2 F]
[*] 1 Handtuch [- 8 F]
[*] 1 starkes Hanfseil [- 6 F]
[*] 1 Wetzstein [- 1 F]
[*] 2 Zunderschwämme [- 10 F]
[*] 1 Provianttasche [- ?]

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[*] 1 Schattenkristall (Medallion)/ Schmuckstück
[*] 1 Reichsplakette Pelgars
[*] 1 Phönixfeder
[*] 1 grobe Stadtkarte von Pelgar (Lederfetzen)
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Eáránë Fëfalas » Sonntag 15. Mai 2022, 20:15

“Ja, Meister Mortimer nahm mich freundlicherweise bei sich auf. Er hilft mir… Hier zurecht zu kommen. Und ich bot ihm als Gegenleistung an ihn beim Haushalt zu unterstützen.” Erklärte Eáránë die Situation. Und ja, das Auftreten des Fleischermeisters unterschied sich doch etwas vom Mittag. Hatte es vielleicht daran gelegen, dass sie mit Wolf in seinen Laden gekommen war? Gewiss musste er regelmäßig streunende Hunde verscheuchen. Pedros Reaktion war wohl eher Macht der Gewohnheit gewesen. Wobei er sich nicht unhöflich ihr gegenüber verhalten hatte, obwohl er nicht ganz so förmlich mit ihr gesprochen hatte. Da wirkte er aber auch etwas lockerer, weniger nervös. Aber woher kam dies?
Die Nachtelfe selbst freute sich sehr darüber so freundliche Bekanntschaften an ihren ersten Tag gemacht zu haben. Ihr Terminkalender würde wohl sehr schnell voll werden. Definitiv hegte sie Interesse daran Kontakte zu knüpfen, auch in der Hoffnung Freundschaften zu schließen. Ihr Herz musste aber erst noch heilen. Und die junge Elfe begann erst sich selbst in dieser Welt zu finden. Eher vorsichtig tastete sie sich heran. Schlug sie einen Weg ein, der eine Beziehung zulassen konnte? Oder würde es ähnlich ausgehen wie mit Akái, dass ihr bevorstehender Lebensstil nichts Festes zulassen würde? Was war zudem in dieser Gesellschaft erlaubt und was nicht? Auch in Sachen Liebe gab es hier bestimmt Regeln. Wobei sie sich darüber noch keine Gedanken machte, da sie noch nicht damit konfrontiert wurde. Zumal sie auch nicht aktiv auf der Suche nach einem Partner derzeit war. Eher ließ sie vieles auf sich zukommen und beschäftigte sich mit Dingen, wenn es soweit war.
Jedenfalls wollte sie Pedro sehr gerne näher kennen lernen. Seine Gesellschaft war sehr angenehm und es gab das ein oder andere, das ihn als Mensch interessant machte. Nicht nur die Vorliebe für Tätowierungen, sondern auch seine Ansicht auf die Tiere, die ihre Leben ließen um in seinem Laden verkauft zu werden. Eine Ansicht, womit sich die Jägerin identifizieren konnte. Dies hatte diesen großen Mann gleich sympathischer gemacht.
„Dann bringich euch nach Hause.“
Eáránë nickte leicht. Auch wenn sie es nicht als notwendig empfand, so schätzte sie die Geste. Und so erhob sich die vermeintlich junge Frau und lief neben Pedro. Nun wurde sie schon das zweite Mal zu Mortimer begleitet. Zu ihrem neuen Zuhause. Ein Gedanke, woran sie sich wohl noch gewöhnen musste. Aber sie war erst den vorigen Abend hier angekommen und Zeit hatte sie gewiss genug.
Die Dämmerung und einkehrende Dunkelheit waren wahrlich eine Wohltat für ihre Augen. Zwar konnte sie sich an den Tagesrhythmus der Menschen gewöhnen - immerhin war dies bei ihren Reisen mit Miriel und ihren anderen Freunden nicht anders gewesen - aber sie war schlicht und ergreifend ein Wesen der Nacht. Der Name ihres Volkes kam ja nicht von ungefähr. Schnell waren sie beid er Schneiderei angekommen. “Vielen Dank Pedro. Dann komme ich morgen wieder zur gleichen Uhrzeit bei Euch vorbei.” Und ja, sie freute sich schon darauf. Und scho verabschiedete sie sich auf ihre eigentümliche Art und Weise bei dem Metzger und wünschte ihm eine gute Nacht.

Kaum betrat Eáránë gemeinsam mit dem gesättigten Wolf die Schneiderei, wurde sie auch schon von Meister Mortimer empfangen. “Bitte Verzeiht Meister Mortimer, Pedro und ich hatten uns ein wenig verquatscht.” Informierte sie den älteren Herren, der auch schon etwas über den Metzger preisgab, das doch ziemlich bedrückend war. Er hatte seinen Bruder im Krieg verloren… Die roten Lippen pressten sich leicht aufeinander und sie musste an das traurige Lied auf dem Marktplatz denken. Die Atmosphäre von Schmerz und Trauer über den Verlust geliebter Menschen.
Doch atmete die Nachtelfe kurz durch und nahm sowohl Hut als auch ihren Mantel ab, bevor sie ihre vom heutigen Morgen gespülten Essstäbchen nahm und sich an den Esstisch setzte. Mortimer war schon dabei die Schalen für sich und sie zu füllen. Dankend nahm sie ihre Schale entgegen, die sie in der Hand hielt und zuerst das Gemüse und das Fleisch, das sie alles mundgerecht geschnitten hatte, mit den Stäbchen nahm und zu ihren Mund führte.
Erst jetzt bemerkte sie ihren Appetit. Aufmerksam vernahm sie die Worte des Meisters und nickte leicht. Und kurz überlegte sie. “Hmmm… Dann würde ich den morgigen Tag dafür nutzen, meine schmutzige Kleidung und die Wolldecke ordentlich zu waschen. Ich könnte dann auch mein Zimmer richtig putzen und noch das ein oder andere im Haushalt erledigen. Hmmmmmm…” Eáránë schien noch über etwas anderes zu grübeln. “Vielleicht… Kann ich das nutzen, um die ersten Worte Garmisch zu lernen. Indem ich die Wörter zu den entsprechenden Gegenstände lerne. Vielleicht schaffe ich es auch, die ein oder andere Handlung auf Garmisch zu äußern.” Teilte sie ihrem Lehrmeister voller Tatendrang ihre Idee mit. Ob sie sich da für den Anfang nicht vielleicht etwas viel zumutete? Aber lernen wollte sie auf jeden Fall auch noch!
Jedenfalls erzählte sie dem Schneidermeister von ihrem restlichen Tag. Teilte ihm ihre Eindrücke mit. Sie hatte viel erlebt für ihren ersten Tag und das musste alles raus. Es mochte beinahe so wirken, als würde sie sonst explodieren. Und so teilte sie ihm auch von ihrer Verabredung mit Pedro mit. “Ich werde Euch Euer Abendessen noch vorbereiten, aber Ihr müsst nicht auf mich warten.” Auch wenn sie nicht vorhatte erst in der Nacht nach Hause zu kommen, immerhin musste sowohl sie als auch Pedro am nächsten Morgen früh aufstehen. Aber Mortimer musste wenigstens nicht mit dem Essen auf sie warten.

Allmählich klang der Abend ab. Grob putzte sie mit der Bürste über ihre Reisekleidung, ehe sie sich noch an ein paar Schreibübungen setzte. Die Müdigkeit schlich sich nun auch in ihre Knochen. “Gute Nacht, Meister Mortimer.” Erwiderte sie seine Worte und räumte dann ihre Sachen ordentlich zusammen. Zuerst ging sie ins Bad um sich zu waschen, bevor sie sich mit ihren Sachen in ihr neues Zimmer zurück zog. Dort zog sie sich um, machte noch ein paar Dehnübungen zur Entspannung ihrer Muskeln und kümmerte sich noch etwas um Wolf, indem sie ihn streichelte und Knuddeleinheiten schenkte.
Deutlich müde legte sie sich dann in ihr frisch gemachtes neues Bett. Zu erschöpft, als dass sie sich nun darüber Sorgen machen konnte, dass sich die Matratze nicht direkt auf dem Boden befand und zwischen ihr und dem Boden deutlich Platz war. Der Regen, der gegen die Fensterscheibe fiel hatte etwas Beruhigendes.

”Was meinst du, was sich hinter den Bergen verbirgt?”
Richtete sich eine vertraute Stimme an Eáránë. “Mmmhhh…” Hörte sie sich selbst und schaute in das Antlitz ihres Bruders, das vom sanften Schein des Lagerfeuers beleuchtet wurde. Sie saßen am Rand eines Felsvorsprungs, im Schutz vor dem Regen mitten in der Nacht. Sein silbriges Haar war zusammengebunden, einzelne Strähnen hatten sich frecherweise aus dem Zopf gelöst. Die Augen so tiefschwarz wie die Seen im Schattengebirge bei Nacht. “Ich würde eher sagen, dass wir diejenigen sind, die sich verbergen.” Das Grinsen in ihrem Gesicht war beinahe schon zu hören. “Der Rest der Welt.” Sprach sie dann etwas ernster. “Ich frage mich wie groß sie ist. Wie weit man reisen kann… Was es alles zu entdecken gibt?” Rätselte die Nachtelfe und sah in das grinsende Gesicht ihres Bruders. Die Schatten tanzten über seine freundlichen und jugendliche Züge, die sich immer mal wieder leicht… Veränderten? Aber zu anderen ihr bekannten Gesichtszügen. Und mit jedem tanzenden Schatten grinste ihr Jan, der Soldat entgegen. Im Traum selbst aber wunderte sich die Nachtelfe nicht wirklich darüber, es wirkte so… Natürlich. Alleine waren sie aber nicht. Bei ihnen saßen weitere Nachtelfen, die wohl ebenfalls zur Jägergruppe gehörten. Auch deren Züge veränderten sich im Tanz der Flammen. Ein jeder von ihnen nahm jeweils die Gesichtszüge einer Person an, die Eáránë kennengelernt hatte. Die Hofdame Penelopp, Meister Mortimer, Leutnant Wetterstein, Pedro der zärtliche Metzger, der alte Bauer Timon, Sophia, sogar die kleine Alice und der junge Herr Lando. Gemeinsam lauschten sie dem Knistern des Feuers und dem prasseln des Regens zu. “Mehr… Es gibt so viel mehr zu entdecken… Und wir alle sind so viel mehr…” War es ihre Stimme? Oder die von einer der anderen? Sicher ließ es sich nicht sagen. Zumal die Dunkelheit sie auch schon empfing.

An diesen Traum konnte sich die Nachtelfe aber nicht mehr erinnern, als sie von Wolf geweckt wurde. Ihre Hand zuckte von Bettrand weg und sie verzog leicht ihr Gesicht. “Ja… Ich lass dich raus…” Murmelte sie im Halbschlaf und musste erst einmal richtig wach werden. Gefühlt noch fast im Delirium richtete sich die Frau auf und setzte sich an den Bettrand. Wie spät war es denn eigentlich? Hatte sie wieder zu lange geschlafen? Gähnend stand Eáránë auf und schlurfte zur Tür. “Na komm…” Brummte sie leise vor sich hin und verließ die Wohnstube, trat die Treppen hinunter, um Wolf dann im Hinterhof raus lassen zu können. Ob es noch immer regnete? Es schien schon recht früh zu sein. Hatte sie vielleicht Zeit ein Bad zu nehmen?
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 18. Mai 2022, 08:49

Ein schöner Traum voller Sehnsüchte, Hoffnungen, sowie alten und neuen Gesichtern versüßte Era die Nacht. An diesen Morgen konnte sich die Nachtelfe aber nicht mehr erinnern, ob sie geträumt hatte. Ihre Hand zuckte von Bettrand weg, da sie von Wolf geweckt wurde und sie verzog leicht ihr Gesicht.
“Ja… Ich lass dich raus…”
, murmelte sie im Halbschlaf und musste erst einmal richtig wach werden.
„Pinkelnschnellpinkelnschnell!“
Gefühlt noch fast im Delirium richtete sich die Frau auf und setzte sich an den Bettrand. Die Reise steckte ihr zwar nicht mehr so in den Knochen wie den Morgen zuvor, aber die Aufregung und die Erlebnisse hatten doch ihren Geist ermüden lassen. Und nun musste sie erst einmal wieder warm laufen, denn frisch war es im Raum. Es war noch sehr früh. Ein Blick aus dem Fenster verriet, dass sie wohl heute keine Sonne zu befürchten hatte. Es regnete in Strömen. Gähnend stand Eáránë auf, legte sich ein Tuch um die Schultern und schlurfte zur Tür.
“Na komm…”
, brummte sie leise vor sich hin. Ein leises Rascheln hinter dem Vorhand, der sie von Mortimers Bettstadt trennte, verriet, dass sie ihn zwar nicht geweckt aber etwas unruhig hatte werden lassen. Leise verließ sie die Wohnstube, trat die Treppen hinunter, um Wolf dann im Hinterhof raus lassen zu können.
Wirklich lange hatte die Nachtelfe nicht geschlafen. Es war noch so früh, dass die Sonne noch nicht aufgegangen war. Der Himmel war schwarz und verhangen, ergoss sich in dichten Tränen und das kontinuierliche Rauschen hüllte die Welt in sanftes Schweigen. Es war kein schönes Wetter um vor die Tür zu gehen, aber ein durchaus schöner Anblick. Blieb zu hoffen, dass es im Laufe des Tages aufklarte, sollte sie doch noch eine Lieferung übernehmen. Earane hatte kaum die Hintertür geöffnet gehabt, da war Wolf hinaus geschlüpft und im dichten Regen verschwunden. Trotz ihrer an die Dunkelheit gewohnten Augen konnte sie nicht weit sehen. Wie musste es da erst einem Menschen ergehen? Ihr Blick wanderte über die vom Regen schemenhaft gewordenen Umrisse. Ganz in der Nähe blubberte es in einer Regentonne. Die Luft roch sauber und klar und sie sog sie tief in ihre Lungen. Sie schmeckte sie klar und rein auf ihrer Zunge.
Und wie stand es um sie selbst? Earane hob den Arm an ihre Nase. Sie roch nicht ganz so sauber. Hatte sie vielleicht Zeit ein Bad zu nehmen? In der kleinen Wohnung über der Schneiderei war nicht genug Platz für einen Zuber und es wäre auch sehr mühsam Eimer für Eimer warmes Wasser die Treppe hinauf zu tragen. Das kleine Bad im ersten Stock des etwas windschiefen Fachwerkhauses bot gerade Platz für den Toilettenstuhl und die Waschschüssel. Es gab noch ein Klohäuschen auf dem Hinterhof, das tatsächlich Zugang zur Kanalisation hatte. Dieses zu reinigen, damit auch die Gäste zur Not ein Örtchen hatten, gehörte gewiss nun auch zu ihren Aufgaben. Genauso wie den Haufen ihres Wolfes dort hin zu entsorgen, den er gerade gesetzt hatte. Was in der Natur selbstverständlich war, dass wurde in der Stadt zu einer nicht ganz so angenehmen Aufgabe. Vielleicht konnte die Nachtelfe aber trotzdem den Moment genießen, dem Regen lauschen und sogar mit Spaß das ganze angehen. Vielleicht musste sie selbst schnell austreten, dann eilig das Geschäft ihres Begleiters entfernen und durch den Regen wieder zurück ins Haus hechten. Das Tuch um ihre Schultern bot einigen Schutz und diente dann auch als Handtuch um Wolf trocken zu reiben, damit er keinen Schmutz in den Laden trug. Das Rubbeln seines Fells gefiel dem Wolf ausnehmend gut und er rollte sich 'schmunzelnd' und hechelnd wie nur er es konnte über den Boden des hinteren Flurs. Als Earane damit fertig war, hatte sie selbst wohl wirklich ein Bad nötig. Überall an ihr klebten nasse Haare, denn da es bald Sommer wurde, verlor Wolf büschelweise Unterfell. Im Wald würde er es sich einfach im dichten Unterholz abstreifen, aber hier? Eine Bürste musste her! Nur wollte sie dazu ihre eigene verwenden oder ihm eine eigene kaufen? All die Kleinigkeiten des Alltags musste sie noch für das Leben hier adaptieren, aber es würde ihr sicher gelingen. Der Wunsch ein Bad zu nehmen, wurde stärker und das Badehaus in Jorsa würde ihn ihr sicher erfüllen. Ob es so früh schon auf hatte? Da Mortimer noch schlief könnte sie unten im Laden etwas aufräumen und putzen, aber oben würde sie ihn damit aus den 'Federn' jagen. Oder sie nahm sich ihre Bücher und lernte noch bis zum Sonnenaufgang leise. Das war wohl die beste Lösung, denn schlafen konnte sie jetzt nicht mehr. Leise schlich sie die Treppe hinauf, holte ihre Lernutensilien und setzte sich dann unten wieder in den Umkleidebereich, wo sie auch ungesehen von draußen eine Lampe entzünden konnte. Mehr brauchte sie nicht. Die Buchstaben tanzten noch teilweise ohne Sinn vor ihren Augen, aber sie konnte weiter üben sie abzumalen. Das Lernen einer neuen Sprache kostete Zeit und würde sie gewiss noch einige Monate begleiten, aber sie war fleißig und motiviert. Herendia klang ähnlich dunkel und kalt wie Lerium und Garmisch fühlte sich dagegen weich und warm an ihrer Zunge an, wenn sie leise versuchte die Laute zu formen. Die Handelssprache war dazu ausgelegt die Menschen miteinander zu verbinden und Mortimer hatte ihr zu jedem Buchstaben ein Wort in das Heft gemalt. Natürlich war Celcianisch immer eine Lösung um Beispielsweise mit einem Fremden zu kommunizieren, da sie jedem Wesen in die Wiege gelegt worden war, aber 'höflicher' war es sich in der jeweiligen Landessprache zu unterhalten. Wenn Earane also Kundschafterin werden wollte, so war es sicher durchaus sehr hilfreich Garmisch zu können. So saß sie noch gut eine zwei Stunden im Schein einer einzelnen Lichtquelle im Laden und lernte, bis sie dann oben erste Schritte und leise fragend ihren Namen hörte. Schnell klappte sie ihr Übungsheft zu und lief nach oben.
„Oh, da bist du ja.“
Mortimer musterte sie.
„Oh? Ähm. Era, möchtest du als erste ins Bad?“
Dem ordnungsliebenden Schneider waren natürlich gleich als erstes die Haare auf ihrem Nachtgewand aufgefallen. Durch die Tür hindurch konnten sie sich weiter unterhalten, während beide sich abwechselnd frisch machten und anzogen.
„Konntest nicht recht schlafen was? Bei dem Regen bin ich auch immer unruhig. Hm... das wird die Kundschaft eine Weile fern halten. Außer natürlich die Dienstboten, die man trotzdem manchmal los schickt... Sag, was hast du heute vor? Die Lieferung kann noch etwas warten. Vielleicht klart es noch auf, dann kannst du am Nachmittag raus zum Anwesen laufen. Meine Beine sind nicht mehr so flink und dein Wolf will sicher auch mal etwas laufen.“
Es stellte sich jetzt einfach die Frage, was sie als nächstes tun wollte. Lernen? Den Vormittag zum einrichten und putzen ihres Zimmers nutzen? Das Badehaus besuchen, trotz Regen, was sicher auch nützlich und bestimmte eine schöne Erfahrung war? Sophia in der Bibliothek, oder Pedro in der Metzgerei besuchen? Etwas anderes?
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[*] 2 Zunderschwämme [- 10 F]
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Eáránë Fëfalas » Freitag 20. Mai 2022, 22:58

Ungewohnt war es, sicher vor den Witterungen schlafen zu können. Hier musste sie sich keine Sorgen machen, ob sie auch trocken wach werden würde. oder darüber, nicht im Schlaf zu ertrinken. Selbst das Gewitter war außerhalb des Gebirges weniger gefährlich. Dort spürte man die Spannung deutlich auf der Haut kribbeln. Hier musste sie das Wetter stetig im Auge behalten, da ihr Leben derzeit nicht davon abhing. Würde sie sich daran gewöhnen können, in einer Stadt zu leben? Zumindest schien sie sich bisher anpassen zu können. Und genoss die Vorzüge.
Müde richtete sich die vermeintlich junge Frau auf, um Wolf in den Hof lassen zu können. Auf leisen Sohlen verließ sie ihr Zimmer und die Wohnstube. Kurz schweifte ihr Blick zu der Schlafecke ihres Lehrmeisters. Dieser schien aber weiter zu schlafen. Erleichtert ihn nicht geweckt zu haben schlich sie die Treppen hinunter. Wolf drückte sich an sie vorbei, kaum war die Tür zum Hof einen Spalt geöffnet. Die bernsteinfarbenen Augen blickten in die Dunkelheit hinein. Diese fühlte sich ebenso vertraut an wie der Regen beinahe schon heimisch roch. Aber nur beinahe. Ein Nachteil bot für die Jägerin nun in der Stadt zu leben, sie sah sich nun Dingen konfrontiert, die bisher kein Problem zu sein schienen. Nicht nur, dass Wolfs Bedürfnisse nicht immer vollkommen befriedigt werden konnten. In der Wildnis hätte sie zum, Beispiel nun den starken Regen genutzt um sich zu reinigen. Aber… Dies ließ sie lieber mal sein. Zumal es in Jorsa ein Badehaus gab, das sie noch besuchen gehen wollte.
Aus ihren Gedanken gerissen machte sich Eáránë daran die Hinterlassenschaften des Wolfes aufzusammeln und zu entsorgen, ehe sie selbst das Örtchen aufsuchte. Bereitwillig ging sie aber ihren neuen Aufgaben nach. Auch die eher weniger angenehmen.
Die Müdigkeit war unterdessen aus ihren Gliedern verschwunden. Jedenfalls würde sie sich nicht mehr hinlegen können. Als sie Wolf trocken rubbelte fiel ihr auf, dass sie dringend eine Bürste für ihn brauchte. Gewiss würde sie auf dem Markt eine geeignete für sein Fell finden.

Es war noch zu früh um Meister Mortimer zu wecken. Und um dies möglichst zu vermeiden nutzte sie die frühen Morgenstunden, um weiter zu lernen. Die Nachtelfe wollte noch ein wenig warten, ehe sie letztendlich das Badehaus aufsuchen würde. Immerhin wollte sie auch nicht ‘umsonst’ dorthin gehen, nur um verschlossenen Türen zu stehen. Das Lernen half zudem, dass auch ihr Geist allmählich wach wurde. Konzentriert schrieb sie die Buchstaben, sodass ihre Hand irgendwann die Bewegungen wie von selbst verübten. Formte leise mit ihrem Mund die Laute, die sie schon kannte. Immer und immer wieder.
Die spitzen Ohren zuckten leicht, als sie in der Wohnstube Schritte vernahm. Und die Stimme des Schneidermeisters. Rasch nahm sie das Lehrmaterial und lief wieder nach oben. “Guten Morgen, Meister Mortimer.” Grüßte sie ihn mit einem Lächeln und legte das Übungsheft auf den Esstisch. Abwechselnd suchten sie dann das Bad auf. Wobei Eara ihrem Lehrmeister gerne den Vortritt ließ. Auch wenn sie wohl so aussah, als hätte sie es etwas nötiger.
„Konntest nicht recht schlafen was? Bei dem Regen bin ich auch immer unruhig. Hm... das wird die Kundschaft eine Weile fern halten. Außer natürlich die Dienstboten, die man trotzdem manchmal los schickt... Sag, was hast du heute vor? Die Lieferung kann noch etwas warten. Vielleicht klart es noch auf, dann kannst du am Nachmittag raus zum Anwesen laufen. Meine Beine sind nicht mehr so flink und dein Wolf will sicher auch mal etwas laufen.“
“Tatsächlich hat der Regen etwas sehr Vertrautes…” Antwortete Eáránë etwas nachdenklich und versuchte sich an den Traum zu erinnern, den sie gehabt hatte. Abgesehen von dem Gefühl der Sehnsucht, war da nichts mehr. Sie konnte sich einfach nicht mehr danach entsinnen. “Also… Ich würde sehr gerne das Badehaus aufsuchen.” Informierte sie den älteren Mann über ihre Idee. “Zumal ich es inzwischen wohl ziemlich nötig habe…” Fügte sie noch verlegen grinsend hinzu. Zwar stank sie noch nicht wie ein Iltis, aber ihr war Hygiene wichtig. Und wenn man solch eine Gelegenheit hatte, wieso nicht? “Kostet es, das Badehaus zu besuchen? Könnt Ihr mir vielleicht sagen, wie viel es kostet?” In den Städten war selten etwas umsonst. So viel wusste die Jägerin schon.
Jedoch horchte sie auf, als Mortimer die Lieferung erwähnte. Ja… Sie erinnerte sich. Der Schneider hatte schon am Vorabend erwähnt, dass der Gehrock des jungen Herrn Lando fertig sei und zu ihm gebracht werden sollte. Oh je… Oooooooh je…. Ob das eine gute Idee war? Eara schluckte leicht ob dieser Erkenntnis. “M-Meister Mortimer… Meint Ihr, dass es eine gute Idee ist mich zu seiner Durchlaucht zu schicken?” Nicht, dass sie keinerlei Aufgaben für Mortimer erledigen wollte. Nur erinnerte sie sich zu gut daran, dass sie den Herrn falsch angesprochen hatte! Und generell hatte sie wohl kaum einen guten Eindruck hinterlassen, oder? Mit großen Augen schaute sie zu dem älteren Herrn. Sie sorgte sich noch immer darum, einen großen Fehler gemacht zu haben. Ihre Wangen und spitzen Ohren waren leicht gerötet. Oder machte sie sich gerade zu viele Sorgen? Würde er ihr nicht vertrauen können, würde er sie doch wohl kaum mit dieser Aufgabe betrauen?
Jedenfalls versuchte sich Eara nicht zu sehr hinein zu steigern. “Soll ich das Frühstück vorbereiten?” Bot sie dann auch schon an.
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Erzähler » Dienstag 24. Mai 2022, 15:24

“Also… Ich würde sehr gerne das Badehaus aufsuchen.”
, informierte sie den älteren Mann über ihre Pläne.
“Zumal ich es inzwischen wohl ziemlich nötig habe…”
Fügte sie noch verlegen grinsend hinzu. Zwar stank sie noch nicht wie ein Iltis, aber ihr war Hygiene wichtig und die an ihr klebenden Wolfshaare erinnerten sie nur zu gern mit stetigem Jucken daran, dass es nötig war. Außerdem, wenn man solch eine Gelegenheit hatte, wieso nicht?
“Kostet es, das Badehaus zu besuchen? Könnt Ihr mir vielleicht sagen, wie viel es kostet?”
„Mit deinem Bürgerpass, der auch als Passierschein am Stadttor nach Einbruch der Dunkelheit gilt, kannst du auch im Badehaus umsonst rein. Er spart dir den Eintritt. Drinnen ist es dann etwas anderes. Es gibt dort viele Zusatzleistungen: Handtücher, Dampf-saunen, Massagen, spezielle Öle und Seifen zu kaufen und so weiter. Auch ist der Zugang zu bestimmten Räumlichkeiten beschränkt. Es gibt Bereiche, da kommt man nur gegen Vorkasse rein. Aber das öffentliche Bad sollte dir bestimmt vollkommen ausreichen. Denk nur daran, dass dein Wolf da nicht mitkann. Dann lass ihn lieber hier bei mir. Heute Vormittag wird eh nicht viel los sein. Da kann ich auf ihn aufpassen.“
Mortimer sah zu Wolf und lächelte. Dann erwähnte er die Lieferung. Der Gehrock des jungen Herrn Lando war fertig und sollte ihm gebracht werden.
“M-Meister Mortimer… Meint Ihr, dass es eine gute Idee ist mich zu seiner Durchlaucht zu schicken?”
Mit großen Augen schaute sie zu dem älteren Herrn. Ihre Wangen und spitzen Ohren waren leicht gerötet. Mortimer musterte sie einen Augenblick lang.
“Soll ich das Frühstück vorbereiten?”
, bot sie dann auch schon an. Er nickte, schaute hungrig zu der Anrichte und sinnierte kurz über ihre Frage.
„Nun... Meine Beine sind bei weitem nicht so jung wie deine, also denke ich, dass es in der Tat eine gute Idee ist. Vermutlich wirst du seine Durchlaucht nicht mal sehen.“
, versuchte er ihre Bedenken zu zerstreuen und fixierte sie wieder.
„Es besteht natürlich eine gewisse Chance, dass er dich bittet zu warten, bis er den Gehrock anprobiert hat und ggf. die Möglichkeit, dass er unzufrieden ist und das gute Stück dir wieder mitgibt, was ich nicht hoffe. Solle es irgendwelche Fragen geben oder etwas zu klären, dann verweist du höflich an mich. Ich gehe von keinen Schwierigkeiten aus und dies ist nun mal deine Aufgabe. Du musst lernen mit dem Adel umzugehen, wenn du Kundschafterin werden willst und nirgends geht das besser als beim Handeln.“
Dann sah Mortimer Earane einige Augenblicke lang schweigend an, aber seinem Gesicht war anzusehen, dass es hinter seiner Stirn noch weiter arbeitete. Vielleicht war das auch ein Test?
„Kannst du rechnen? Her-je, ich hoffe es! ...Also! Ich veranschlage für den Mantel aus Brokat... und der speziellen Färbung... 30 Lysanthemer Materialkosten. Das sind 1,5 Drachmen. 0,5 Drachmen sind 10 Lysanthemer. Meine Arbeit kostet eine Drachme und er hatte auch noch Sonderwünsche, also lass dich nicht unter 2 Drachmen und 10 Lysanthemern abspeisen. Alles was er mehr zahlt, dass... darfst du dann behalten.“
Mortimers Schalk war gut verborgen aber funkelte doch ein klein wenig aus seinen Augen. Earane würde also heute Abend mit mindestens 2,5 Drachen allein nach Hause laufen müssen. Hatte sie schon einmal so viel Geld in der Tasche gehabt? Für die meisten Menschen waren dies Beträge, für die sie lange und hart arbeiten mussten und manch einer wurde sicher in manch anderer Stadt schon für weniger getötet. Der Nachmittag versprach spannend zu werden, aber bevor sich darüber auch nur nachdenken konnte, ob sie dem Landgrafen etwas aus seinen Taschen ziehen konnte, musste sie wirklich dringend baden. Zerzaust und definitiv zu haarig auf der Brust, konnte sie nicht bei ihm erscheinen. Also zog sie sich ihr Kleid von gestern an und machte sich unter Mortimers Anleitung für das Bad fertig. Um Geld zu sparen, gab er ihr nach ihrem gemeinsamen Frühstück noch eine Tasche mit zwei Handtüchern und einem schon deutlich geschrumpftem kleinen Seifenstück mit. In eine andere Tasche mit langem Tagegurt faltete er sorgfältig ein frisches Unterkleid und tat noch Unterwäsche hinein. Das Oberkleid würde noch reichen müssen, bis er die letzten Änderungen an einem Weiteren für Era vollendet hätte, sagte er noch und winkte ihr zum Abschied, als sie das Haus verließ. Gehüllt in Mantel und Kapuze huschte sie in den noch immer leichten Regen hinaus, der aber schon etwas nachgelassen hatte.

(Earane weiter bei: Das Bürgerbad)
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Erzähler » Samstag 18. Juni 2022, 11:41

(Earare kommt von Das Badehaus)

...und entschied sich, erst zu Mortimer zurück zu kehren um Wolf dort abzuholen. Sicher wollte sie ihn mitnehmen und wenn es nach ihrem Verständnis von Florencia und Phaun ging, dann würde man ihren Begleiter sicher am Tempel nicht abweisen. So wurde sie von einem freudigen Winseln begrüßt:
„Gehen wir heute jagen?“
Natürlich fragte er das sofort, als sie den Hinterhof durch das große Tor dort betrat. Noch bevor sie antworten konnte kam Mortimer zur Hintertür:
„Era? Bist du das?“
Er hatte wohl Wolfs Winseln auch gehört.
„Komm bitte kurz rein, ja.“
Sie folgte und drinnen zeigte er auf den fertigen Gehrock seiner Durchlaucht.

(Mantel für den Hohen Herrn)


„Bevor du gehst... Willst du ihn schon mitnehmen? Dann bist du vielleicht flexibler. Ich packe ihn noch in Seidenpapier und einem dichten Leinentuch ein, dann ist er geschützt.“
, meinte der Schneidermeister und tat wie geheißen. Das Paket war kleiner als erwartet und würde in ihrer Tasche oder in einer der Satteltaschen von Wolf Platz finden.
„Gut, gut... Ich mach mich wieder an die Arbeit. Wünsch dir einen schönen Tag.“
Damit verschwand er wieder in seiner Nische und Era konnte sich auf den Weg zum Tempel machen...

(Weiter bei: Zu früher Stunde im Tempel)
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 2. November 2023, 10:13

(Era kommt von: Menschen, Waren und täglich neue Eindrücke)

Die Türglocke erklang und Era trat in das inzwischen vertraute Ambiente ein. Mortimers Stimme erklang von oben, denn er hatte das Schellen vernommen.
„Bin gleich da. Einen Augenblick bitte.“
Man hörte Schritte über leise knarrende Bodendielen, wie er hin und her lief. Era sah sich kurz um, erkannte hier im Ladenbereich keinerlei Schäden, rief ihm kurz zu, dass sie es wäre und ging die Treppe hinauf. Mortimer stand in der Tür und wirkte etwas verschwitzt. Aber er lächelte erfreut sie zu sehen und trat dann beiseite. Sofort fiel ihr Blick auf ein paar Eimer, die am Boden standen.
„Oh jeh... tja... da kann ich nicht viel machen. Ähm...“
Der Sturm musste ein paar Schindeln vom Dach gerissen haben und irgendwo war Wasser eingedrungen und hatte sich unter dem Dach seinen Weg gesucht. Etwas oberhalb des Giebelfensters neben dem Era ihre erste Nacht auf der Couch verbracht hatte, hatte es eine Schwachstelle gefunden und tropfte nun knapp neben ihrer Schlafstätte auf den Boden, bzw. in die bereit stehenden Eimer. Mortimer legte ihr eine Hand auf die Schulter:
„Schau nicht so betrübt. Das lässt sich bestimmt leicht richten. Ich muss nur einen Dachdecker finden, der auf Dach geht. Ich selbst bin zu alt und noch nicht lebensmüde genug um das zu tun. Das Problem ist...“
Er bückte sich um einen neuen Eimer unter die tropfende Stelle zu schieben und Era nahm ihm ganz automatisch den ¾ vollen Eimer ab um ihn aus dem Fenster zu leeren.
„Es wird wohl nicht leicht werden jetzt einen Dachdecker zu finden.“
Er sah aus dem Fenster hinaus und deutete zum Nachbardach. Die Nachtelfe brauchte nur seinem Blick zu folgen um zu erkennen, dass der Sturm in der Stadt wohl doch einige kleinere Schäden hinterlassen hatte. Mortimers Wohnung lag oberhalb des Ladens und so hatten sie einen guten Ausblick über die meisten Dächer im Marktplatzbereich. Hier und da sah man Lücken in den Schindeln und in der Ferne, gut sechs oder sieben Häuser weiter kraxelte ein Junge an einem Seil angeleitet von seinem Vater am Fenster über ihm über ein recht flaches Vordach. Era hob den Blick und schwenkte ihn ein wenig. Weiter zum Stadtinneren, dort wo die Villen der Adeligen begannen, schien der Sturm weniger Schäden angerichtet zu haben. Zumindest sah man niemand auf den Dächern, was daran liegen könnte, dass das Material, aus dem deren Schindeln gemacht worden war, wohl stabiler war.
Jorsas Bürger hatten viel zu tun dieser Tage. Es würde ein bisschen dauern, bis alles wieder flüssig lief. Noch rann der Regen durch die Rinnen und verebbte. Die Straßen trockneten langsam und die Leute strömten aus ihren Häusern. Überall war Gewusel zu erkennen und die Leute halfen einander wo sie konnten. Aber natürlich gab es auch Probleme, die man nicht allein lösen konnte. Pedro konnte sie helfen. Aber ein Dach reparieren? Wie viel traute sich Earane zu? Ein Dach zu erklimmen um sich ein Bild von dem Schaden zu machen lag in ihren Möglichkeiten.
Mortimer hatte sich auf seinen Stuhl fallen lassen und sah müde aus. Sicher hatte er die ganze Nacht nicht geschlafen und ständig aufgepasst, ob nicht plötzlich noch irgendwo Wasser durch kam. Seine edlen Stoffe durften nicht ruiniert werden. Der alte Mann kritzelte gerade eine Nachricht auf ein Stück Papier.
„Hier... nimm das bitte und bring es zu Samuel. Er ist Dachdecker und wird bestimmt viel zu tun haben, aber ein Versuch ist es wert. Vielleicht hat er eine Warteliste. Er hat seine Werkstatt in der Nähe des Stadttors. Ach und wenn du Leutnant Wetterstein begegnen solltest, dann grüße ihn und sag ihm von mir, dass bei uns soweit alles in Ordnung ist. Er sorgt sich immer um alle. Dann muss er nicht extra bei uns vorbei kommen.“
Dann betrachtete er die Decke mit einigem Misstrauen.
„Ich werde hier so lange die Stellung halten.“
Sein Blick wanderte müde umher.
„Zum Glück hat es endlich aufgehört. Es wird bald aufhören zu tropfen, dann kann ich den Laden ein paar Stunden zu machen und etwas schlafen. Falls du jemanden helfen willst... diese Zeiten sind immer gut um neue Kontakte zu knüpfen... mach es einfach. Pass aber auf dich auf. Ich geh kurz runter in den Laden und hänge ein Schild draußen an, dass wir heute geschlossen haben. Ich hoffe du findest jemand, der nach meinem Dach sehen kann.“
Manchmal waren die alltäglichen Abenteuer garnicht so leicht zu bewältigen. Earane hatte in ihrem Leben schon so viel erlebt, hatte den Kristallkrieg überlebt und nun? Nun kämpfte sie mit Eimern gegen wässrige Rinnsale, damit ein alter Meister seinen Frieden fand? Manch einer hätte vielleicht dieses Leben langweilig gefunden, doch es hatte auch ein gutes. Era lernte die Menschen und ihre Großherzigkeit kennen. Sie lebten so schnell, so intensiv in allem was sie taten. Mortimer hatte sie in sein Heim und auch in sein Herz aufgenommen, ohne Fragen zu stellen. Der alte Mann war einem Vater oder Großvater nicht unähnlich.
„Era, ich bin froh, dass du heil wieder hier bist. Sobald wir etwas Ruhe haben würde ich mich freuen, wenn du mir erzählst, was du erlebt hast.“
Er nahm sie kurz in den Arm, so dass sie sich wie eine Heimgekehrte, wie eine Tochter, fühlen durfte. Er roch leicht nach Rosmarin und Lavendel, vermutlich ein Rasierwässerchen das er benutzte. Dann nahm er sie bei den Schultern und lächelte sie an.
„Ein bisschen zerknautscht siehst du ja schon aus. Ich hoffe, bei dir war alles gut? Hat der Graf dich gut behandelt?“
Hoffentlich wurde sie nicht gleich rot.
„Wie auch immer.“
, wiegelte er beiläufig ab und drehte sich zur Treppe.
„Ich mach den Laden zu und du nimmst den Schlüssel mit. Nicht verlieren. Wenn du Hilfe fürs Dach bekommst, dann weck mich bitte.“

Earane musste nun für sich entscheiden, ob sie selbst sich dem Problem annehmen wollte, das Dach selbst untersuchen und dann oder gleich professionelle Hilfe suchen wollte. Auch Pedros Schlachthaus stand noch auf ihrer Liste. Es gab immer viel zu tun, wenn man die kleinen Dinge des Lebens schätzte. Aber auch andere Dinge kratzten gewiss noch in ihrem Hinterkopf.
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