'Mortimers Nadelkunst'

Auf dem Marktplatz tummeln sich fast ebenso viele Händler wie Kaufwillige. Manches ehemalige Wohnhaus an diesem Platz wurde schon zum zweistöckigen Laden umfunktioniert. Jorsans Markt bildet einen wichtigen Treffpunkt in der Stadt.
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Chasin Halona de Mondragil
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'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Chasin Halona de Mondragil » Sonntag 19. Februar 2017, 16:46

(Zanfar und Chasin kommen von: Die Gemächer der roten Dame)

Die Schneidere 'Mortimers Nadelkunst' lag unweit des Marktplatzes, von dem man noch das Stimmengewirr hören konnte, in einer kleinen Seitengasse. Das Schild, was an einer gusseisernen Kette baumelte zeigte den Namen des Geschäftes an und darunter eine Garnrolle mit zwei gekreuzten Nadeln. Zwei tiefe Stufen führten die kleine Treppe hinauf und eine leise Glocke ertönte , als Zanfar und Chasin den Laden betraten. Im vorderen Bereich gab es zwei kleine Bleiglasfenster die genügend Licht hinein ließen. An allen Wänden fanden sich hohe Regale bis unter die Decke, die mit Stoffballen gefüllt waren. Auf der rechten Seite standen zwei kleine Sessel und ein Tischchen, geradezu verdeckte ein Vorhang die Sicht auf den vermuteten Ankleidebereich und auf der linken Seite stand ein blank polierter Holztresen auf dem der Landeinhaber gerade etwas zuschnitt. Er hob lächelnd den Kopf und seine Augen wurden etwas größer als die beiden nicht ganz unauffälligen Gestalten sein Geschäft betraten.
„Guten Tag, die Dame, der Herr. Wie kann ich helfen?
Chasin trat in seinen Aufmerksamkeitsradius und ließ den ersten Eindruck erst einmal wirken. Das Er Celcianisch verwendete war wenig verwunderlich, sahen weder Chasin noch Zanfar aus wie Einheimische.
„Vielen Dank, ich möchte mich erst einmal umsehen.“
Mortimer lächelte über die einheimische Antwort und wandte sich wieder seinem zuschnitt zu. Das gab Zanfar die Möglichkeit sich in Ruhe umzusehen und etwaige Gefahren vielleicht auszumachen. Sie selbst beobachtete den Schneider aus dem Augenwinkel und ihr Mundwinkel zuckte einmal leicht. Vermutlich nahm er gerade 'Maß' und überlegte, ob sein Schemel für sie auch hoch genug war. Chasin hatte Zanfar schon einmal erzählt, dass der erste Schneider bei Hof, eine ähnliche Reaktion gezeigt hatte. Seine damaligen Gedanken waren: 'Himmel, wie soll ich da bloß ran kommen?' gewesen. Für passionierte Schneider war Chasin eine oft willkommene Abwechslung und Herausforderung.
Zanfar konnte derweil durch den Laden streifen und auch an dem halb geöffneten Vorhang vorbei gehen. Ein Blick dahinter, verriet, dass dort die Vermessungen von Mortimers Kunden statt fand. Ein kleines Podest war aufgebaut und ein Trittschemel, sowie jede Menge Nadeln und Kreide lagen bereit um die Änderungen zu kennzeichnen. In der hintersten Ecke gab es eine steile Stiege, die in den darüber liegenden Stock führte. Es gab also hier keinen Hinterausgang, nur ein weiteres Stockwerk und vermutlich einen kleinen Keller, wenn man die Bodenluke bemerkte, die sich halb verdeckt unter der Treppe befand. Das ganze wirkte wie ein normal Wohnhaus, dass im unteren Bereich zum Landen umgebaut worden war. Alles war sehr klein, aber gemütlich mit warmen Farben eingerichtet. Von Mortimer an sich ging auch keine Gefahr aus, sofern man Neugierde nicht für gefährlich hielt. Der lustige alte Mann hatte aufmerksame und funkelnde blaue Augen die seinen beiden Kunden immer hinterher huschten, aber er war schon deutlich in die Jahre gekommen. Die Falten um seine Augen verrieten, dass er gerne lachte und sein gezwirbelter Bart zeugte von einer gewissen Eitelkeit. Der Schnurrbart wölbte sich in zwei eleganten Schwüngen die Wangen hinauf, während der Bart sehr spitz zu lief und schon mehr Weiß als das frühere dunkle Braun aufwies. Auch sein Deckhaar war ein Zeugnis davon, dass Mortimer nicht nur Jorsanische Wurzeln hatte. In seiner Blütezeit musste er aber einmal ein wahrer Herzensbrecher gewesen sein.
Chasin hatte derweil den offenen Schrank entdeckt, in dem Mortimer sein Angebot an fertigen Kleidungsstücken lagerte.
„Hier sind wir richtig.“
, meinte sie an Zanfar gewandt und schaute über ihre Schulter hinweg zu ihm. Dabei zog sie eine Hose aus einem Stapel, die aus derbem Stoff gefertigt war und stark an die einfache Kleidung der hiesigen Arbeiter erinnerte. Dann wandte sie sich an Mortimer:
„Mein Herr, wir sind auf der Suche nach angepasster Kleidung für diese Gegend. Vielleicht könnten sie so freundlich sein uns da etwas empfehlen?“
Der fleißige Landeinhaber machte sich sofort auf den Weg zu ihr und Chasin verwickelte sich mit ihm in ein Gespräch.
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Erzähler » Sonntag 19. Februar 2017, 16:55

(Darna und Delilah kommen von: Wo alles beginnt...)

So sonnig der Tag begonnen hatte, so schneidend kalt war noch die Luft an diesem Morgen. Das Rumpeln des Wagens hatte eine leise Unterhaltung unmöglich gemacht, wollten sie nicht riskieren, dass man Details ihrer Gespräche in falsche Ohren gelangten. Es waren viele Leute unterwegs und mit dem Wagen kam man nur langsam voran. Die Gasse in der der Laden des Schneiders lag war zudem sehr schmal und hatte keine Wendemöglichkeit, sodass sie den Wagen vorne neben einer der kleinen Schlosskutschen parken mussten und den Rest des Weges die Päckchen tragen mussten. Jeder schnappte sich soviel er eben halten konnte und los ging es. Delilah ging vorneweg, da sie den Laden kannte und hopste die zwei Stufen hinauf. Mit der Hüfte drückte sie die Tür auf und drehte sich dann in den Laden, damit sie den anderen die Tür aufhalten konnte. Die beiden Männer kamen als nächstes und Leon grüßte höflich den Ladenbesitzer, einen älteren Mann mit lustig gezwirbelten Bart und grau melierten Haaren, die einst wohl einmal braun gewesen waren, der sogleich sich von dem Gespräch mit einer außergewöhnlich großen Frau los riss.
„Entschuldigen sie bitte, meine Liebe. Ich bin gleich wieder für sie da. Ich warte schon lange auf diese Lieferung...“
Darna kam als letzte voll beladen in den Laden. Mortimer war sofort bei ihnen und dirigierte die Pakete an die für sie vorgesehenen Stellen. Damit zog er einen Moment lang alle Aufmerksamkeit auf sich aber am Rande stellten sie natürlich fest, dass sie neugierig von der großen Dame und ihrem Leibwächter beobachtet wurden.

(Bitte Kurzbeschreibungen folgen lassen und ich wünsche euch ein phantasievolles Zwischenspiel!
Reihenfolge: Zanfar – Darna – Delilah und Erzähler, so wie es passt dazwischen. Achtet bitte auf Pm's.)
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Zanfar Aval'athil » Sonntag 19. Februar 2017, 20:50

Zanfar teilte Chasins Freude über den Ausflug – genauso, wie er es genoss, sie so nah an seiner Seite zu wissen. Die Kutsche ließ nicht viel Anderes zu, aber es war ihm auch nicht unrecht. Und das Beste war, Chasin war ein Sitzzwerg und so befand er sich ausnahmsweise in Augenhöhe mit ihr. Das Geschäftige treiben um sie herum tröstete darüber hinweg, dass sie in einer holprigen engen Kutsche saßen und erinnerte zugleich daran, dass es vernünftig gewesen war, darin zu Reisen. Es machte seine Aufgabe ungleich leichter.

Der Weg über den Marktplatz war schnell überstanden, waren er und Chasin doch inzwischen ein eingespieltes Team. Mortimers Nadelkunst erwies sich als ein geräumiger übersichtlicher Laden mit einigem Charme. Was ihm an Platz mangelte, machten Besitzer und Räumlichkeit durch Gemütlichkeit wett. Und die Begrüßung im Celcianischen sammelte bei Zanfar einige Pluspunkte, auch wenn er die Floskel in Garmisch inzwischen auch verstand.
Leider beschloss Chasin, dass es ihr wichtig war, dass der Schneider erkannte, dass sie Garmisch sprach. Er seufzte leise und hielt sein gewohntes Schweigen, er konnte früh genug verdeutlichen, dass er kaum Garmisch sprach. Jetzt gerade würde er erst einmal die Lage sondieren und sicherstellen, dass ihnen keine bösen Überraschungen winkte. So besah er sich die Umgebung, während die Tha’Roon einen Blick auf das Angebot warf.

„Hier sind wir richtig.“
, meinte sie an Zanfar gewandt und schaute über ihre Schulter hinweg zu ihm. Dabei zog sie eine Hose aus einem Stapel, die aus derbem Stoff gefertigt war und stark an die einfache Kleidung der hiesigen Arbeiter erinnerte. Dann wandte sie sich an Mortimer:
„Mein Herr, wir sind auf der Suche nach angepasster Kleidung für diese Gegend. Vielleicht könnten sie so freundlich sein uns da etwas empfehlen?“
Der fleißige Landeinhaber machte sich sofort auf den Weg zu ihr und Chasin verwickelte sich mit ihm in ein Gespräch.


Chasin konnte den leidenden Blick Zanfars unter der Maske nicht sehen, aber er suchte den Augenkontakt mit ihr und dachte deutlich:
Ich befürchte ich habe den zweiten Satz nicht verstanden…
Da betraten vier junge Menschen den Raum, allen voran eine hübsche zierliche Blondine mit rosigen Wangen und munteren rehbraunen Augen. Sie trug einen großen Stapel Kleidung im Arm und stemmte die Türe mit der Hüfte auf.
„Entschuldigen sie bitte, meine Liebe. Ich bin gleich wieder für sie da. Ich warte schon lange auf diese Lieferung...“
Unterbrach der Ladenbesitzer sein Gespräch mit Chasin und wandt sich den Neuankömmlingen zu. Sogleich begann er munter, die jungen Menschen zu dirigieren, um alles an Ort und Stelle zu platzieren.

Na sieh einer an, was für reizende Gesellschaft!
Die Art wie die junge blonde Frau sich bewegte und ihr offenes Gesicht ließen ihn sie schon als höchst angenehme aber unbedingt harmlose Ablenkung einordnen, da entdeckte er die drei Personen hinter ihr. Zuerst kamen da zwei muskulöse junge Männer herein und dann eine äußerst ernst aussehende hochgewachsene junge Frau mit einer auffälligen Narbe im Gesicht. Alle drei balancierten ebenfalls Kleidungsstücke auf ihren Armen, aber ihre Bewegungen und der selbstbewusste Gang verrieten ihm, dass sie nicht untrainiert waren. Er wollte sich schon wieder abwenden da entdeckte er die Schwerter an den Gürteln der beiden jungen Männer und stockte.
Schwerter?! Wozu brauchen sie Schwerter um Kleidungsstücke an zu liefern?! Das hier sind keine gewöhnlichen Lieferanten.
Ganz unbewusst rückte er die Beiden Wakizashi in seinem Gürtel zurecht, so dass er sie im Notfall schnell ziehen konnte. Als er sich selbst dabei ertappte, ließ er davon ab.
Ganz ruhig, niemand konnte so schnell erfahren, dass wir hier sind und nur weil sie Waffen tragen, heißt das nicht, dass sie sie benutzen wollen, du hast es doch gehört, der Inhaber klang nicht alarmiert und dirigiert sie schon umher, also kennt er sie und sie sollen hier sein. Wenn ich jetzt noch Garmisch besser sprechen könnte, wüsste ich vielleicht sogar, was genau er da gesagt hat....
Er atmete einmal tief durch und positionierte sich dann so, dass er Chasin im Notfall abschirmen konnte. Mit einem Blick besah er sich ihre Optionen: Der Weg nach draußen war versperrt, aber wenn er Chasin die Treppe hinauf schickte, konnte er den engen Gang gut gegen die Angreifer verteidigen, möglicherweise ließ sich im oberen Stockwerk auch eine Türe verbarrikadieren. Allerdings wären sie dann auch Gefangen …
Wenigstens die enge des Ladens würde ihm zum Vorteil gereichen.
Offenbar wollen sie nichts weiter, als die Waren abladen, wenn sie noch verweilen, werde ich sie nach den Schwertern fragen, ansonsten kann ich auch wunderbar damit leben, keine Bekanntschaft mit ihnen gemacht zu haben ... wobei, um die Gesellschaft des hübschen Mädchens wäre es sicher Schade.
Er suchte Augenkontakt mit Chasin:
Die Beiden Männer sind bewaffnet, aber bis jetzt scheinen sie mir harmlos, wenn ich mich jedoch irre: Zieh dich auf die Treppe oder in den anderen Raum zurück.

Was Delilah und Darna sehen, wenn sie den Laden betreten:
Ein hochgewachsener schlanker Mann steht mit im Rücken zusammengefalteten Händen im Raum. Er trägt einen hell-beigen etwas fadenscheinigen Mantel und darunter eine bauschige grauschwarze Hose die in kniehohen geschnürten braunen Lederstiefeln endet. Er hat einen breiten weißen Gürtel bestehen aus drei Kordeln die mit einer Bronze Schnalle zusammen gehalten werden und ein rotes breites Band darunter. Am Oberkörper trägt er ein weites, exotisch geschnittenes Hemd aus demselben Material wie die Hose. Alles scheint schon älter aber gut gepflegt. Die Kleidung ist an manchen Stellen geflickt aber sauber. Des weiteren hat er einen roten Schal um den Hals geschlungen und trägt eine weiße Kapuze über dem Kopf. Darunter sieht man eine Bronzene Maske die etwas finster drei blickt. Ein geübter Kämpfer könnte erkennen, dass der weiße Mantel an der Seite etwas ausgebeult ist, wie als hätte er Dolche oder lange Messer am Gürtel.
Als Delilah den Raum betritt, mustert er sie eingehend und lässt seinen Blick weiter über Darna und die Männer hinter ihr schweifen. Als sein blick Darna verlässt, erstarrt er kurz und rückt etwas unter seinem Mantel zurecht (er greift dabei nicht in seinen Mantel, sondern nur darüber). Dabei sieht man, dass er Lederhandschuhe trägt. Er fängt sich allerdings schnell wieder und lockert seine Haltung, ohne dass er zu einer Waffe oder ähnlichem gegriffen hätte. Danach bewegt er sich gelassen und langsam durch den Raum um näher bei der hochgewachsenen rothaarigen Frau zu stehen. Sein Blick gleitet kurz den Raum und bleibt dann an der rothaarigen Frau hängen. Das dauert ein paar Sekunden, dann mustert der Mann scheinbar gelassen den Raum, wobei er die jungen Menschen nie ganz aus dem Blick verliert. Der Mann wirkt wachsam aber scheint sich um eine entspannte Körperhaltung zu bemühen.

(ooc: wer ein Bildchen braucht: In etwa die Klamotte, nur ohne Hut und mit Schal und Kapuze: Bild

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Darna von Eibenau » Montag 20. Februar 2017, 01:06

"Es würde mich freuen, wenn wir uns duzen würden..." Darna nickte zurückhaltend und in knapper Geste. Sie wollte die Freundlichkeit nicht zurückweisen, tat sich mit diesem Umgang jedoch jedes Mal schwer, wenn sie die Person eigentlich noch nicht wirklich kannte, so wie zu Anfang bei Leon. Überhaupt hatte Delilah diese Art von unkomplizierter Fröhlichkeit an sich, dass Darnas Erfahrungen sie fürchten ließen, dass Delilah sich doch bald entnervt von ihr abwenden würde.
Das Mädchen fragte sie nach ihrer Meinung zu dem Kleid, und auch Darna warf nochmal einen eher uninteressiert kühlen Blick darauf. „Ich selbst fühle mich in einfachen Kleidern wohler und ich würde es gerne Leon wiedergeben, da ich es von seiner Familie bekommen habe…“ Sie warf Darna einen fragenden Blick zu und die Knappin nickte wieder.
"Dann bietet sich das wohl an, ja", erwiderte sie reserviert und meinte nach kurzem Zögern eine Spur nachdenklich: "Es sah vorteilhaft an Euch aus, aber auch mein Herr Vater hat stets betont, dass man in einer ehrlichen Gesellschaft auch nach außen repräsentieren sollte, was man vom Stande her ist. Ein Ritter muss als Ritter erkennbar sein. Und an der schlichten Kleidung einfacher Bürger ist nichts Schlechtes, denn sie ist ehrlich."
Darnas zuletzt zögerlich offene Lippen schlossen sich wie ein Buch, das wieder zuklappte, und sie senkte verlegen den Blick. Erläuterungen wie diese wurden ihr gerne als Besserwisserei oder als Standesdünkel ausgelegt. In diesem Falle konnte ihr jemand von Gernots Geiste sogar vorhalten, sie hätte Deli gerade Hochstaplerei vorgeworfen, und eigentlich wollte sie das freundliche Mädchen nicht verprellen.

Gunther Brockhardt. Raphael. Diesmal merkte sie sich die Namen und nickte bedeutsam, als Deli behutsames Vorgehen anmahnte. Sie furchte leicht die Stirn, als Deli gedankenverloren etwas murmelte, was Darna aber nicht ganz verstand. Kurz wollte sie nachfragen, als ihr klar wurde, dass es wohl nicht ihr gegolten hatte und wieder reserviert schwieg sie.
Sie grübelte gerade über Gernot, die Inquisition und die ominösen Beschwörungsutensilien, als Delilah leise zu singen begann. Die Knappin hörte zunehmend hin und kannte die Weise, aber die junge Lichtmagierin sang es irgendwie... anders. Es schien, als ergebe aus Delilahs Mund jede Zeile des Liedes einen tieferen Sinn, es wirkte fast wie ein Gebet, und das ganze Haus schien darauf irgendwie zu reagieren, sich mit innerem Licht zu fluten. Doch die Knappin stand wieder zunehmend wie ein Fremdobjekt im Zimmer und fühlte sich von der inhaltlichen Bedeutung des Liedes fast vollständig ausgeschlossen.
Sie konnte nicht viel damit anfangen. Das "frohe.. Jubilieren.. an Freude reich" war so gar nicht Darnas Natur und so hatte sie früher beim ersten Kennenlernen des Textes beschämt das Gefühl gehabt, sich an diesem Morgenchoral also nicht zu beteiligen und Lysanthor nicht recht zu grüßen?
Welch Unfug. "Und stimmt auf seine Art mit ein.." war der Schlüssel, der für jemanden wie Darna den Zugang gewährte, denn ihr Lob und Preis war wenig später nur in andere Worte gekleidet, etwas martialischere:
"... deine Macht erhebe meinen Arm,
der in Treue fechten soll für alle, die seiner bedürfen.
Herr Lysanthor, im Lichte deiner Gerechtigkeit danke ich dir für diesen Tag."

Doch kurz nachdem Delilahs leiser Gesang geendet hatte, trafen sich für einen scheuen Moment die Blicke, und Darna erweckte den Eindruck einer Steinwand, an der die Töne gerade langsam abperlten. Die Lichtmagierin war es gewohnt, bei anderen Menschen mit solchen Dingen ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern, doch hier blickte ihr nur eine ruhige und unheimlich ernste Miene entgegen. Holte man die Enthüllungen von gestern ins Bewusstsein zurück, zeigte sich hier zum ersten Mal in aller Deutlichkeit die Konsequenz des Ganzen:
Diese junge Frau konnte nicht lachen. Nicht mal lächeln.

"Ihr habt eine schöne Stimme", sagte die Knappin höflich und leise nach einem unangenehmen, verlegen stillen Moment und senkte den Blick, strich irgendwo ein paar Falten aus irgendwelchem Stoff.

Später, als sie draußen standen, unterzog Delilah Darna ihrer magischen Untersuchung, und mehr durch Zufall sah die Knappin in diesem Moment, wie ein kleiner heller Schimmer über Delis Augen huschte und zog ihre eigenen enger zusammen, beugte sich instinktiv vor.
Das ist doch Magie?, war sie sich nun fast sicher, denn der Effekt erinnerte frappierend an das Schauspiel, das sie an Leons Augen so fasziniert hatte. Was zauberte Delilah da? Sie prüfen mich, war die naheliegendste Vermutung und auch, wenn sie es selber nachvollziehen und kaum verübeln konnte, doch irgendwie ernüchternd.
Ihre Lippen wurden für einen Moment schmaler.
„Was meint ihr also? Wo sollten wir nach der Schneiderei zuerst hin? An wen sollten wir uns wenden?“, frage Leon in ihre Gedanken hinein und Darna antwortete prompt:
"Habt ihr dazu schon irgendetwas beratschlagt?"
Doch anstatt einer Antwort erhielten sie eine kleine Beobachtung. Leon und Basil sahen sich kurz an, Basil errötete leicht an den Ohrspitzen und verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust. Leon hingegen sah aus als wäre er vollkommen unschuldig und wüsste überhaupt nicht, was Darna meinte. Vielleicht hatten sie sich am Abend eher über ein anderes Thema unterhalten, das sie nicht mit den Damen erörtern wollten.

Darnas rechte Braue ruckte hoch. Basil kannte diesen Ausdruck. Es war ein kritisches bis verstimmtes 'Ich habe gemerkt, dass ihr mich von eurem Gespräch ausschließt, aber ich sage dazu jetzt nichts' und ihre Lippen wurden endgültig ein schmaler Strich.
Sie sollten einiges auch nicht mit mir besprechen, denn was ich weiß, weiß auch der Dämon, stellte ein gnadenlos strategisch-analytischer Gedanke nüchtern fest. Es schob sich etwas Paranoia hinterher: Vielleicht verraten sie dich doch an die Inquisition, wenn du es gerade nicht erwartest...
Sie überging selber kurz darauf die unangenehme Stille und sah niemanden mehr direkt dabei an.

"... auch wenn er ebenso bemüht ist immer das Richtige zu tun, auch abseits seiner Profession, weiß ich nicht, was mit dir passieren wird, wenn die Inquisition von deinem Problem erfahren sollte..."
Darna hörte zunehmend aufmerksam zu und warf mit ruhiger Stimme noch ein, nachdem Deli zuende gesprochen hatte: "Was den Kontakt zur Inquisition angeht, möchte ich betonen, dass es mir zunächst nur um Rugta geht! Da Euch Inquisitor Brockhardt wegen eben dieser Sache mit seinem Pferd losschickte, könnt Ihr genau dies aufgreifen. Und es gibt genügend Inquisitoren, die direkte Verbindungen zu Jorsans Militär pflegen und die Informationen entsprechend weiterleiten würden, da bin ich mir sicher.
Was... 'meine' Angelegenheit betrifft, wäre mir ein Erstkontakt über die Akademie nach wie vor lieber, um mehr Informationen zu erhalten. Wenn dann doch die Inquisition gefordert wäre - dann wäre das eben so."

Ob die Knappin diesem Gedanken wirklich so ruhig und gefasst die Stirn bot, wie sie gerade wirkte?
"Die Reihenfolge, um der Lage in Rugta gebührend Rechnung zu tragen wäre also: Ihr sprecht mit Templer Raphael darüber und lasst das andere Thema zunächst beiseite - sofern Ihr das könnt und wollt". Nun war es Darna, die Deli prüfend ansah. Vielleicht hatte die Lichtmagierin da ähnliche Probleme, wie Darna sie beim Lysanthorpriester Talarion hätte?
"Danach ginge es zur Akademie. Sähet Ihr Euch dazu nicht imstande, was vollkommen verstehbar wäre, sollten wohl Basilius und ich zum Hof des Grafen."
Sie krauste die Stirn und fügte leiser und nachdenklich zu Boden blickend an:
"Allerdings ist angesichts der Tatsache, dass wir wohl auch wegen der Knappenprüfung dort bereits erwartet werden, schwer absehbar, wie sich die Situation dann weiter entwickelt."

Pläne schmieden. Darna schien in ihrem Element. Nun, wo sie deutlich ausgeruhter als gestern war, zeigte sich eine ungemein gefasste Taktikerin, die in allen Ruhemomenten, während sie stand, die Hände auf dem Rücken hielt und dabei eine tadellos gerade Haltung präsentierte. Es war gerade egal, was für Kleidung sie trug, sie hätte auch in einem Laken wie ein General vor einem Kartentisch gewirkt. (Und dass sie die ganze Zeit Delilah weiterhin förmlich ansprach, schien sie gar nicht zu merken und sprach dabei in einem so selbstverständlichen Ton, wie andere sich eben duzenderweise unterhielten.)
Als alles Nötigste besprochen war, setzte sich der Wagen in Bewegung.

Als sie die Waren das letzte Stück zu tragen hatten, schnappte sich Darna einen Stapel, den man einer Dame niemals zugemutet hätte und war insgeheim heilfroh darüber, sich endlich wieder tatkräftig nützlich machen zu können.
"Danke", meinte sie leise nebenher, als Deli die Tür aufhielt, sagte vernehmlicher "Guten Tag" allgemein in den Raum, als sie aus dem Augenwinkel registrierte, dass da Kunden waren, konzentrierte sich aber zunächst gänzlich auf Herrn Mortimer und wo er die Pakete haben wollte.
Neben dem zarten Fräulein und den muskulösen jungen Herren wirkte sie, gerade was die Kleidung anging, etwas seltsam: Sie trug eine lederne Männerhose, aber eine Damenbluse mit Mieder, alles eher schlicht... die nagelneuen feinen Stiefel vervollständigten wunderbar den Eindruck, dass da gerade eine burschikose rumdetter Piratin mit frisch geklautem Schuhwerk den Laden betreten hatte. Die Narben im Gesicht - je eine auf jeder Wange, in unterschiedlichem Winkel - wirkten gerade mal frisch geschlossen und völlig gerötet, als wären sie erst zwei oder drei Tage alt. Die dunkelblonden relativ kurzen Haare waren völlig seltsam asymetrisch abgeschnitten. Das Einzige, was nicht in dieses Bild passte, waren ein etwas klobiger silberner Ring an der rechten Hand, der nach Siegelring aussah, aber sicher nicht beim ersten Blick auffiel (und ja vielleicht auch geklaut sein könnte) und die Selbstverständlichkeit ihrer Begleitung.

Als alles verstaut war, klopfte sie in gebührlicher Geste die Hände ab und schaute das erste Mal genauer in den Raum. Ihr Blick glitt über die Kleidung der hochgewachsenen Dame und auch, wenn Chasin eine relativ schmucklose Variante eines Mantels gewählt hatte, war die Güte der von ihr getragenen Stoffe unverkennbar. Adel, lautete die erste gedankliche Schublade, bevor der Blick an der Größe, der auffälligen Haarfarbe und vor allem der Hautfarbe hängen blieb und kritische Irritation die Stirn furchte. Was ist das?, fragte sie sich, ohne eine Antwort zu haben und suchte entsprechend binnen weniger Sekunden nach weiteren visuellen Informationen.
Das war der Begleiter. Wenige Indizien reichten, um trotz der fremdartigen Kleidung fast offensichtlich scheinen zu lassen, was für eine Position er bekleidete: bewaffneter Begleiter, womöglich Beschützer. Es war wenig naheliegend, dass zwei so fremdartige Gestalten unabhängig voneinander den Laden betreten hatten.
Zanfar hatte längst die dezent abschirmende Position schräg versetzt vor Chasin eingenommen und so wie der Leibwächter erst beim zweiten Blick die Schwerter bemerkt hatte, blieb Darnas Blick erst mitten während der Sondierung an... dem metallenen Gesicht unter der weißen Kapuze hängen. Sie hatte eine zu der Frau passende Hautfarbe gesucht und fand bei ihm keine. Nur diese Maske, aus der sie zwei Augen anstarrten.
Die Pupillen der Knappin weiteten sich ans Maximum, während im ersten Moment, im wahrsten Sinne des Wortes in der Schrecksekunde, der Kopf völlig leergefegt war.

...
...
Das ist nicht wahr.

Darna wich sichtbar die Farbe aus dem Gesicht und blankes Entsetzen schwappte hoch.
Was macht der hier? Warum hat die Stadtwache ihn rein gelassen?!
Der Hauch Morgerias hatte doch einen Weg in die Stadt gefunden!, lautete die Erkenntnis, die sie binnen weniger Herzschläge Richtung Panik trieb, allerdings bewahrte sie die helle Sorge um die Stadtbevölkerung davor, tatsächlich blind vor Angst den Kopf zu verlieren.
Sie versuchte mehr instinktiv zu erfassen, als den Blick wirklich von der Maske abzuwenden, wo ihre Begleiter waren und ob sie ebenfalls die Gefahr erkannten.
Nichts anfassen! Götter, hier war so viel Holz und Stoff... alles würde brennen...
Hat er schon was angefasst?!, jagte das Entsetzen ihre rasend schnellen Gedanken weiter, Bestimmt.
Sie zwang sich, ein mal tiefer die Luft in die Nase zu ziehen:
Nichts. Keine Fäulnis. Lebt noch? - und damit wurde auch die wenige Sekunden lange Starre gebrochen, in der sie sich bis dahin befunden hatte, doch immernoch starrte sie Zanfar an. In die Angst und Sorge mischte sich erste Feindseligkeit. Ihre rechte Hand setzte an, zu ihrer linken Hüfte wandern zu wollen, aber sie hatte ja ihre Waffe nicht, verflixt! Ihr Kopf ruckte nur leicht zuckend kurz nach links, als sie sich aus einem der Regale, bei denen sie stand, eine von mehreren Maßellen griff, die man als Schneider zum Stoff abmessen halt so brauchte und bewaffnete sich auf diese Weise.
Wie haben die einen zweiten Träger in die Stadt gekriegt?!
Ist das daneben etwa eine Dunkelelfe?!

Prompt wurde das "Gerät" auch auf den Maskenträger ausgerichtet, Darnas Hand am Griff war leicht gedreht, wie man eine Fechtwaffe eben hielt, und das Gewicht etwas verlagert, dass der Kämpfer die Grundhaltung erkennen konnte. Und sie holte Luft, um den anderen warnend zuzurufen.

Das Problem war natürlich... die 'Waffe' der jungen Frau war ein bisschen nett verziert, bloss etwas mehr als eine Unterarmlänge - eine Elle eben - lang,
gut daumendick...
und aus Holz...

Aber sie schien es ernst zu meinen!



Darna "ermuntert" Deli, das Kleid zurückzugeben. Auf ihr Lied hin scheint sie ungerührt zu bleiben. Draußen wecken die Beobachtungen der anderen leichten Missmut bei Darna, sie betont bei den Planungen zum Vorgehen, dass die Inquisition nur über Rugta informiert werden sollte, noch nicht über sie.
Im Laden bekommt Darna einen massiven Schreck, als sie Zanfars Maske sieht und "bewaffnet" sich mit einem Maß-Stock, einem sogenannten Ellenmaß aus Holz.

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Delilah » Montag 20. Februar 2017, 16:36

Die kühle Art Darnas schreckte Deli nicht ab. Besonders heute war ihre Laune dafür einfach viel zu gut. Die Sonne strahlte heute heller, die Farben waren kräftiger und die Vögel sangen noch lieblicher als sonst. Manche Bemerkung Darnas löste gar ein noch breiteres Lächeln aus und auf die Bemerkung, dass sie eine schöne Stimme habe, kam ein fröhliches „Dankeschön!“ zurück. Darna hatte also doch zugehört und das freute Delilah sehr.

Die junge Lichtnovizin entschloss sich, dass sie ein anderes Kleid anziehen wollte und wandte sich dafür an ihre Großmutter. Für die anstehenden Aufgaben war das feine Kleid der Weißenfels nicht geeignet, egal als wie nützlich und schön es sich in der Vergangenheit erwiesen hatte. Mit ihrer Moma ging sie schnell die Möglichkeiten durch. Ihre eigenen Kleider von früher waren ihr inzwischen alle zu klein, denn auch wenn sie sehr zierlich geblieben war, so spannten sie nun über der Brust. Da schien Resa etwas einzufallen und sie eilte kurz in ihr Zimmer, um dann mit einem kleinen Bündel zurück zu kehren. Es war ein Kleid von Delilahs Mutter, an das Deli sich nur noch dunkel erinnern konnte, aber sie erkannte es. Es war einfach und schlicht, aber trotzdem schön und das sanfte Hellblau des festen Tuches hatte damals ganz wunderbar zu den blauen Augen ihrer Mutter gepasst. Delilah zog es über das einfache weiße Unterkleid und zog die Schnürung über der Brust fest, die bis zum Bauchnabel verlief. Sie musste es enger schnüren, als ihre Mutter damals.

Darna klärte sie noch einmal über ihre Pläne bezüglich Inquisition auf und machte dabei eine ziemlich beeindruckende Figur. „Achso gut, dann habe ich da etwas falsch verstanden. Ich rede gerne mit Raphael… aber wäre es nicht besser, wenn dann jemand von euch mitkommt, um euren Teil der Geschichte zu erzählen oder wollt ihr den Beinahe-Ausbruch des Hauchs auch weglassen? Ich war ja nicht dabei und einer von euch dreien kann die Geschehnisse sicher besser wiedergeben als ich.“ Delilah hatte keine moralischen Probleme damit, Raphael nichts von Darnas Problem zu erzählen, schließlich kannte sie seine Einstellungen und es war ihr im Moment wichtiger Darna zu helfen. Außerdem wäre der Templer mit den anderen Problemen, von denen die vier Nachricht bringen würden, mehr als genug beschäftigt.

Delilah war wohl die am normalsten aussehende Figur in dem Vierergespann, was nicht schwer war neben zwei bewaffneten jungen Männern und einer kühl dreinblickenden jungen Frau die alle entweder noch Spuren von ihren Abenteuern auf den Kleidern hatten oder in Darnas Fall ein wildes Sammelsurium vom Dachboden der Familie Tesséras. Ihre blonden Locken trug Delilah heute wie so oft in einer lockeren Hochsteckfrisur, doch es hatten sich bereits wieder ein paar wilde Strähnen aus der Frisur befreit, sodass diese frech ihr Gesicht umspielten. Auf ihrem Gesicht lag das Glück der Heimkehr und das Lächeln auf ihren Lippen spiegelte sich in ihren braunen Augen.

Delilah hatte den Arm voller Waren und stieß mit der Hüfte die Tür auf, um dann den anderen die Tür aufzuhalten. Der bekannte Anblick des Ladens war ihr ein Genuss, mit all seinen Stoffen und Gewändern. Und irgendwie hatte sie das Gefühl, als könnte Omniel gleich hinter dem Vorhang hervor kommen… hier wo damals ihr Abenteuer begonnen hatte. Sie lächelte und hoffte, dass es dem Soldaten nicht schlecht ergangen war.

„Guten Morgen, Mortimer!“, begrüßte sie fröhlich den alten Schneider und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. Sie half die Waren abzulegen, während sie ein wenig mit dem Schneider plauderte. „Ich soll liebe Grüße von meiner Großmutter ausrichten und dass sie morgen kommt um die neuen Aufträge anzunehmen. Sie hilft noch Frau Immergrün mit den Socken.“ Sie lachte leise. „Ich habe sie mit meinem Besuch leider etwas von der Arbeit abgehalten, entschuldige bitte.“

Der Laden hatte sich kaum verändert, nur die Auslagen waren durch neue ersetzt worden. Und nicht der Soldat Omniel stand im Laden, aber doch zwei andere exotische Gestalten. Delilah schenkte ihnen ein freundliches „Guten Morgen!“. Auf den ersten Blick sah Delilah nur eine adelige Dame und ihren Leibwächter, dann blieb ihr Blick an den Besonderheiten des merkwürdigen Paares hängen. Die große Frau mit der interessanten Hautfarbe und den roten Haaren zog für einen Moment die gesamte Aufmerksamkeit Delilahs auf sich, als sie sich für einen Moment fragte welchem Märchen diese Gestalt wohl entsprungen war.
Da spürte sie wie ein Ruck durch Darnas Körper ging, die relativ nah neben ihr stand und als Delilah ihr ins Gesicht blickte, sah sie pure Panik auf ihrem Gesicht. Die Knappin stand stocksteif da und war aschfahl. Delilah folgte ihrem Blick, der an dem Begleiter der Adeligen hing… und seiner Maske.

Oh nein.

Delilah starrte den hochgewachsenen Mann einen Moment an, sie sah den klaren wachsamen und sehr lebendigen Blick dahinter… und sie hatte ihre Entscheidung gefällt. Darna neben ihr schien ihre eigenen Schlüsse gezogen zu haben, denn sie hatte neben sich aus dem Regal eine Holzelle gefischt und richtete diese „Waffe“ nun gegen den Leibwächter.
Die Lichtnovizin war sich klar, warum Darna so reagierte und nach den Erzählungen von den traumatischen Erlebnissen war es nicht überraschend, dass sie so extrem auf eine Maske reagierte… trotzdem stockte Delilah einen Moment lang der Atem. Für einen Augenblick war sie regungslos, blickte kurz zwischen Darna und dem Maskierten hin und her.

Dann machte sie zwei Schritte vorwärts und stellte sich vor Darna, die Hände nach vorne ausgestreckt, den Rücken dem Leibwächter und das Gesicht Darna zugewandt.
Sie sah die Knappin eindringlich aus ihren braunen Augen an und ausnahmsweise lag kein Lächeln auf ihrem Gesicht, sie war todernst.

„Nein, bleib ruhig! Die Stadt steht unter ständiger Beobachtung, glaubst du wirklich unter diesen Umständen kommt ein Dunkelelf in die Stadt? Wir sind hier gerade nicht in Gefahr…also bitte... tu nichts Überstürztes. Es gibt hier eine andere Erklärung.“

Ihre Stimme war ruhig, aber man spürte dennoch die Anspannung darin. Sie hatte gerade mehr Angst, dass Darna sich durch ihre Tat in Gefahr brachte, als alles andere. Wenn sie den Leibwächter einer Adeligen angriff…und sei es auch nur mit einem Stock... könnte es böse enden…

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Erzähler » Montag 20. Februar 2017, 21:38

Es war ein wundervoller Morgen.
Zanfar teilte Chasins Freude über den Ausflug und der Weg über den Marktplatz war schnell überstanden. Auch die Schneiderei machte einen soliden und gemütlichen Eindruck. Leider beschloss Chasin, dass es ihr wichtig war, dass der Schneider erkannte, dass sie Garmisch sprach. Er seufzte leise und hielt sein gewohntes Schweigen, er konnte früh genug verdeutlichen, dass er kaum Garmisch sprach. Jetzt gerade würde er erst einmal die Lage sondieren und sicherstellen, dass ihnen keine bösen Überraschungen winkte. So besah er sich die Umgebung, während die Tha’Roon einen Blick auf das Angebot warf und den Ladeninhaber in ein Gespräch vertiefte. Dabei wechselte sie wieder betont in Celcianische und der Schneider folgte ihrer sanften Führung. Der Sinn dahinter? Chasin hatte sich bei Hofe angewöhnt Begrüßungen und erste Worte in der jeweiligen Heimatsprache der Person zu formulieren, mit der sie sich gerade beschäftigte. Das zeigte Interesse und Akzeptanz und sie "spielte mit offenen Karten", wie sie es einmal formuliert hatte. Sie empfand es als höflich ihr Gegenüber wissen zu lassen, dass sie sein Sprache verstand, sofern sie es wirklich konnte. Längere Verhandlungen führte sie aber immer in Celcianisch.
"Dieser Stoff gefällt mir. Haben sie Blusen aus diesem Material?"
"Natürlich,einen Moment... und dazu würde ich ein Mieder wie dieses empfehlen."
"Sehr kleidsam."
"Diese kommt mir sogar für mich recht lang vor..."
"Das ist ein Unterkleid mit kurzem Saum."
"Ah."
"Es wird gern zu dieser Jahreszeit getragen, da es zusätzliche Wärme spendet."
"Sehr hübsch. Auch ihrem Laden muss ich Kompliment machen. Er ist sehr gemütlich."
"Vielen Dank edle Dame."
"Ich kam nicht umhin zu bemerken, dass dort hinten eine Treppe hinauf führt. Gibt es dort noch mehr zu bestaunen?"
"Nein. Dort oben wohne ich. Dies ist meine gesamte Auswahl, aber wenn sie etwas Zeit aufbringen können, kann ich ihnen innerhalb einer Stunde sogar etwas auf den Leib schneidern. Ich habe flinke Nadeln."
"Und demzufolge auch flinke Hände."
Die beiden ungleichen Wesen schienen sich schon vorsichtig einander anzunähern und der alte Mortimer machte dabei keine schlechte Figur.
Da betraten vier junge Menschen den Raum, allen voran eine hübsche zierliche Blondine mit rosigen Wangen und munteren rehbraunen Augen, die vor Wärme nur so strahlten, als sie die vertraute Umgebung in sich aufnahmen. Dieses Wesen war so unschuldig und rein, dass Chasin einen Moment lang ganz still stand und sie nur beobachtete. Ihre Aura war erfüllt von Freude und Liebe und die Tha’Roon sog diesen kurzen Moment in sich auf. Er war einfach zu köstlich.
„Entschuldigen sie bitte, meine Liebe. Ich bin gleich wieder für sie da. Ich warte schon lange auf diese Lieferung...“
Chasin hob nur bestätigend die Hand und lächelte dem freundlichen Wesen entgegen, welches jedoch gerade von zwei jungen Herren umrundet wurde. Der eine war vermutlich ein Knappe, oder ein junger Mann in der Ausbildung der Waffe. Sein Äußeres war ansehnlich und seine Aura mit grünen Schimmern durchzogen. Nachdem er seine Last, ein paar Pakete abgestellt hatte, sah er sich aufmerksam im Laden um entdeckte sie. Die Folge war ein Sammelsurium an Gedankenfetzen, die Chasin schon häufiger bei ihrem ersten Auftritt hatte lesen können und ein abschließendes:
Gibt es sie also wirklich?
Dabei schaute er seinen Nachfolger auffordernd an, als wollte er ihn auf Chasin aufmerksam machen. Der Blick der Tha’Roon wanderte zu dem zweiten jungen Mann und dabei übersah sie vorerst die letzte junge Dame, die ebenfalls gerade herein kam und hinter den beiden andern verschwand um ihre Last abzustellen. Mortimer begann schon zu dirigieren, wo alles hin sollte, während Chasin den zweiten Jüngling betrachtete. Irgendetwas an ihm war merkwürdig. Auch seine Aura hatte diesen Grünton, als er sich umsah, aber er wirkte anderes. Wo die meisten Menschen starke Farben um sich scharten, da wirkte er irgendwie ... stumpf? Seine Farben schimmerten nicht. Kein Schillern, keine Funken, nichts die gewohnte Intensität erwarten ließ. Er in seiner ganzen Präsenz wirkte fahl und matt. Ein wenig irritiert von dieser Beobachtung wanderte in fester Gewohnheit ihr Blick zu Zanfar um gegebenen Falls dort Anweisungen oder ähnliches zu erhalten.
Schwerter?! ...brauchen sie Schwerter... keine gewöhnlichen ...
Stimmt, sie sind bewaffnet.
Chasin sah kurz die Waffen an und so bekam sie wieder nur den letzten Teil seiner Gedanken mit.
...ich... Garmisch besser sprechen ...er da gesagt hat....
Er atmete einmal tief durch und positionierte sich dann so, dass er Chasin im Notfall abschirmen konnte. Chasin positionierte sich ganz automatisch hinter ihm. Dann suchte er Augenkontakt mit Chasin:
Die Beiden Männer sind bewaffnet, aber bis jetzt scheinen sie mir harmlos, wenn ich mich jedoch irre: Zieh dich auf die Treppe oder in den anderen Raum zurück.
Chasin nickte kurz und begann ihren langsamen schlendernden Gang in Richtung Vorhang.


Der Morgen war schön gewesen und informativ.
'Gunther Brockhardt. Raphael.'
Diesmal würde Darna die Namen nicht mehr vergessen. Der eine stand für die heilige Inqusisition Lysanthors in Pelgar und der andere war ein Templer, beides bekannt mit Delilah.
"... deine Macht erhebe meinen Arm,
der in Treue fechten soll für alle, die seiner bedürfen.
Herr Lysanthor, im Lichte deiner Gerechtigkeit danke ich dir für diesen Tag."

Ihr kleines Gebet wärmte ihr Herz, wie es sonst nur Freude hätte tun können, aber die war ihr verwehrt. Diese junge Frau konnte nicht lachen. Nicht mal lächeln, abe sie konnte beten!
Später, als sie die letzten Informationen zusammen trugen, meinte sie noch:
"Die Reihenfolge, um der Lage in Rugta gebührend Rechnung zu tragen wäre also: Ihr sprecht mit Templer Raphael darüber und lasst das andere Thema zunächst beiseite - sofern Ihr das könnt und wollt. Danach ginge es zur Akademie. Sähet Ihr Euch dazu nicht imstande, was vollkommen verstehbar wäre, sollten wohl Basilius und ich zum Hof des Grafen. Allerdings ist angesichts der Tatsache, dass wir wohl auch wegen der Knappenprüfung dort bereits erwartet werden, schwer absehbar, wie sich die Situation dann weiter entwickelt."
Pläne schmieden. Darna schien in ihrem Element und die Anderen schienen ihr in diesen Dingen zu vertrauen. Dann ging es zum Schneider-laden.
Als sie die Waren das letzte Stück zu tragen hatten, schnappte sich Darna einen Stapel, den man einer Dame niemals zugemutet hätte und war insgeheim heilfroh darüber, sich endlich wieder tatkräftig nützlich machen zu können.
"Danke"
, meinte sie leise nebenher, als Deli die Tür aufhielt, sagte vernehmlicher
"Guten Tag"
allgemein in den Raum, als sie aus dem Augenwinkel registrierte, dass da Kunden waren, konzentrierte sich aber zunächst gänzlich auf Herrn Mortimer und wo er die Pakete haben wollte. Als alles verstaut war, klopfte sie in gebührlicher Geste die Hände ab und schaute das erste Mal genauer in den Raum. Ihr Blick glitt über die Kleidung der hochgewachsenen Dame und auch, wenn Chasin eine relativ schmucklose Variante eines Mantels gewählt hatte, war die Güte der von ihr getragenen Stoffe unverkennbar. Adel, lautete die erste gedankliche Schublade, bevor der Blick an der Größe, der auffälligen Haarfarbe und vor allem der Hautfarbe hängen blieb und kritische Irritation die Stirn furchte.
Was ist das?
, fragte sie sich, ohne eine Antwort zu haben und suchte entsprechend binnen weniger Sekunden nach weiteren visuellen Informationen. Langes, dunkelrotes Haar mit hellroten Strähnen rann in kunstvollen weichen Wellen auf einer Seite aus dem Mantel und ergoss sich lang hinab bis zur Taille. Es verdeckte ein Auge. Die Haut hatte einen sehr hellen Fliederton und die Proportionen dieses Wesens war ein wenig seltsam anzusehen. Die Frau schien einfach unendlich lange Beine zu haben, denn ihr Gang wirkte ein wenig wie der einer Heuschrecke. Darnas Blick fiel auf den kleineren Mann, der sich vor sie schob. Das war der Begleiter. Wenige Indizien reichten, um trotz der fremdartigen Kleidung fast offensichtlich scheinen zu lassen, was für eine Position er bekleidete: bewaffneter Begleiter, womöglich Beschützer. Es war wenig naheliegend, dass zwei so fremdartige Gestalten unabhängig voneinander den Laden betreten hatten. So wie sie miteinander agierten, waren sie ein eingespieltes Gespann.
Dann blieb ihr Blick auf dem metallenen Gesicht unter der weißen Kapuze hängen. Sie hatte eine zu der Frau passende Hautfarbe gesucht und fand bei ihm keine. Nur diese Maske, aus der sie zwei Augen aus den Schatten heraus anstarrten. Die Pupillen der Knappin weiteten sich ans Maximum, während im ersten Moment, im wahrsten Sinne des Wortes in der Schrecksekunde, der Kopf völlig leergefegt war.
...
...

Das ist ungewöhnlich...
Chasin blieb in der Nähe des Vorhangs stehen und hatte gerade einen Blick auf die letze Person in der Schneiderei geworfen.
Das ist nicht wahr.
Der jungen Frau wich sichtbar die Farbe aus dem Gesicht und blankes Entsetzen schwappte durch ihre Aura.
Kennt sie Zanfar? Aber... das ist doch nicht möglich... oder?
Was macht der hier? Warum hat die Stadtwache ihn rein gelassen?!
Chasin drehte sich aufmerksam geworden der 'Piratin' zu und schob dabei ihren Körper ein Stück in den Ankleideraum. Der Vorhang bot gute Deckung vor Sicht, aber würde bei einem Kampf nicht viel her machen. Im Notfall würde sie die Treppe hinauf flüchten und Zanfar den die Diskussion der Klingen überlassen.
Der Hauch Morgerias hatte doch einen Weg in die Stadt gefunden!
, lautete die Erkenntnis, die sie binnen weniger Herzschläge Richtung Panik trieb und ihre Aura in Petrol, Lila und sattem Blau erstrahlen ließ.
Was? Morgerias Hauch? Hier? Diese furchtbare Krankheit würde in kürzester Zeit die ganze Stadt befallen, wenn man die Einwohnerzahl mit der Ansteckungsrate mutipli... Moment! Lass dich nicht von ihrer Panik anstecken, Chasin!
Nichts anfassen!... Hat er schon was angefasst?!...Bestimmt.
Man hörte, wie sie die Luft in die Nase zog.
Nichts. Keine Fäulnis. Lebt noch?
Dieses Menschenkind hatte schon einmal Kontakt zu Morgerias Hauch. Höchst interessant! Aber warum geht sie davon aus, das Zanfar ein Träger ist? Und was ist das für ein Geräusch?...
In die Angst und Sorge mischte sich erste Feindseligkeit. Das Lila gewann an Stärke und Chasin begriff, dass hier gerade die Stimmung kippte. Was ein einfacher Einkauf hatte werden sollen, verkomplizierte sich dramatisch schnell. Das Mädchen griff nach einer der Maßellen und bewaffnete sich auf diese Weise.
Wie haben die einen zweiten Träger in die Stadt gekriegt?!
Ist das daneben etwa eine Dunkelelfe?!

Chasin stieß instinktiv einen kurzen schnaufenden Laut aus.
Das ist lächerlich. Dunkelelfen und Tha’Roon könnten nicht unterschiedlicher sein. Wir sind viel...
Bevor sich sie sich jedoch in ihren mentalen Korrekturen ergehen konnte, wurde das "Gerät" auch auf den Maskenträger ausgerichtet.
Hopala! Sei vorsichtig, auf wen du das spitze Ende richtest... stumpfe Ende … wie auch immer.
Die Knappin holte Luft, um den anderen warnend zuzurufen, da stellte sich die 'Unschuld' ihr in den Weg.
Mutig... naiv aber mutig. Sie setzt sich für einen Fremden ein. Sie könnte Diplomatin werden.


Der Morgen hatte so schön begonnen, so sonnig, so voller Leibe und Hoffnung!
Delilahs Laune war heute einfach viel zu gut. Die Sonne strahlte heute heller, die Farben waren kräftiger und die Vögel sangen noch lieblicher als sonst. Die junge Lichtnovizin ein Kleid von ihrer Mutter bekommen und sie fühlte sich gut. Die letzten Detail wurden besprochen und Delilah gab noch etwas zu bedenken:
„Ach so, gut, dann habe ich da etwas falsch verstanden. Ich rede gerne mit Raphael… aber wäre es nicht besser, wenn dann jemand von euch mitkommt, um euren Teil der Geschichte zu erzählen oder wollt ihr den Beinahe-Ausbruch des Hauchs auch weglassen? Ich war ja nicht dabei und einer von euch dreien kann die Geschehnisse sicher besser wiedergeben als ich.“
Delilah hatte keine moralischen Probleme damit, Raphael nichts von Darnas Problem zu erzählen, schließlich kannte sie seine Einstellungen und es war ihr im Moment wichtiger Darna zu helfen.Vielleicht konnte sie ihm über Magi Sixtema sogar eine Nachricht zukommen lassen, denn die beiden kannten sich schließlich auch. Raphael hatte sie damals direkt zu ihr gebracht. Vielleicht konnte man sogar eines mit dem anderen verbinden? Wenn es möglich wäre, den Templer in die Akademie zu holen, wäre ihnen allen gedient.
Doch erst einmal ging es zu Mortimer.
Delilah hatte den Arm voller Waren und stieß mit der Hüfte die Tür auf, um dann den anderen die Tür aufzuhalten. Der bekannte Anblick des Ladens war ihr ein Genuss, mit all seinen Stoffen und Gewändern. Und irgendwie hatte sie das Gefühl, als könnte Omniel gleich hinter dem Vorhang hervor kommen… hier wo damals ihr Abenteuer begonnen hatte. Sie lächelte
„Guten Morgen, Mortimer!“
, begrüßte sie fröhlich den alten Schneider und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. Sie half die Waren abzulegen, während sie ein wenig mit dem Schneider plauderte.
„Ich soll liebe Grüße von meiner Großmutter ausrichten und dass sie morgen kommt um die neuen Aufträge anzunehmen. Sie hilft noch Frau Immergrün mit den Socken.“
Sie lachte leise.
„Ich habe sie mit meinem Besuch leider etwas von der Arbeit abgehalten, entschuldige bitte.“
Der Laden hatte sich kaum verändert und gab ihr ein Gefühl von Sicherheit, so oft war sie schon mit ihrer Moma hier gewesen. Heute waren zwei besonders exotische Kunden da, die sie sogleich neugierig begutachtete. Delilah schenkte ihnen ein freundliches
„Guten Morgen!“.
Auf den ersten Blick sah Delilah nur eine adelige Dame und ihren Leibwächter, dann blieb ihr Blick an den Besonderheiten des merkwürdigen Paares hängen. Die große Frau mit der interessanten Hautfarbe und den roten Haaren zog für einen Moment die gesamte Aufmerksamkeit Delilahs auf sich, als sie sich für einen Moment fragte welchem Märchen diese Gestalt wohl entsprungen war und ihr fiel sogar eines ein. Es hatte von den sogenannten Hügelgeistern gehandelt, die des Nachts ganz selten in den Nebellanden umher schwebten. Einen merkwürdigen Gang hatte die Frau auf jeden Fall und wenn ihre Beine unter dem langen Mantel nicht bis zum Boden reichten, dann war es vielleicht auch möglich, dass sie schwebte.
Delilah hatte sich kurz ablenken lassen, aber plötzlich spürte sie wie ein Ruck durch Darnas Körper ging, die relativ nah neben ihr stand und als Delilah ihr ins Gesicht blickte, sah sie pure Panik auf ihrem Gesicht. Die Knappin stand stocksteif da und war aschfahl. Delilah folgte ihrem Blick, der an dem Begleiter der Adeligen hing… und seiner Maske.
Oh nein.
Delilah starrte den hochgewachsenen Mann einen Moment an. Seine Haltung, die Stellung seiner Beine, die leichte Drehung seines Körpers, das alles vermittelte eine verhaltene Vorsicht, aber auch eine muskulöse Eleganz, die oft nur Elfen zu eigen waren und Delilah kannte Elfen...zumindest eine. Eine Eiselfe, die sie schon sehr lange nicht mehr gesehen hatte. Sie sah den klaren wachsamen und sehr lebendigen Blick dahinter… und sie hatte ihre Entscheidung gefällt. Darna neben ihr schien ihre eigenen Schlüsse gezogen zu haben, denn sie hatte neben sich aus dem Regal eine Holzelle gefischt und richtete diese „Waffe“ nun gegen den Leibwächter. Basil und Leon befanden sich gerade hinter dem Tresen bei Mortimer und konnten somit erst einmal nicht eingreifen und hatten die Reaktion ihrer Freundin noch nicht bemerkt. Man hörte nur Mortimers leises Gemurmel, als er sie anwies, mal hier mal dort etwas einzusortieren. Die Lichtnovizin war in dieser Situation auf sich allein gestellt und ihr war klar, warum Darna so reagierte. Für einen Augenblick war sie regungslos, blickte kurz zwischen Darna und dem Maskierten hin und her. Dann machte sie zwei Schritte vorwärts und stellte sich vor Darna, die Hände nach vorne ausgestreckt, den Rücken dem Leibwächter und das Gesicht Darna zugewandt. Sie sah die Knappin eindringlich aus ihren braunen Augen an und ausnahmsweise lag kein Lächeln auf ihrem Gesicht, sie war todernst.
„Nein, bleib ruhig! Die Stadt steht unter ständiger Beobachtung, glaubst du wirklich unter diesen Umständen kommt ein Dunkelelf in die Stadt? Wir sind hier gerade nicht in Gefahr…also bitte... tu nichts Überstürztes. Es gibt hier eine andere Erklärung.“
Ihre Stimme war ruhig, aber man spürte dennoch die Anspannung darin. Sie hatte gerade mehr Angst, dass Darna sich durch ihre Tat in Gefahr brachte, als alles andere. Wenn sie den Leibwächter einer Adeligen angriff…und sei es auch nur mit einem Stock... könnte es böse enden…und aus der Sicht einer Bürgerlichen war das vollkommen richtig. Wenn ein bürgerlicher einen Adligen angriff, endete das fast immer schlecht für den niederen Stand.

In diesem Moment erklang hinter Delilah und Darna die Stimme des Ladeninhabers:
„Mädchen, die Elle brauch ich noch. Leg sie bitte wieder hin.“
Delilah sah hinter Darna Mortimers Gesicht auftauchen und in seinem Antlitz stand deutlich die Frage danach, was hier eigentlich los sei. Im nächsten Moment drehten sich auch Leon und Basilius in ihre Richtung und auch die beiden wurden deutlich blasser um ihre Nasen. Auch sie hatten den Mann mit der Maske gesehen. Basil hatte ebenfalls seine Hand an den Griff seiner Waffe gelegt, was aber schlecht hinter dem Tresen zu sehen war und Leon starrte Zanfar nur in die Augen.
Spannungsgeladene Stille trat ein.
Oh, ...seine Augen... interessant. Ein Magier, vermutlich Licht. Ob er damit auch Auren sehen kann? Ich habe davon gelesen, dass... hm, nicht der Zeitpunkt. Ich bin etwas unkonzentriert heute. Zerbrechliche Situation und kein Fluchtweg. Aber das Mädchen mit den Locken scheint warum auch immer, an einer friedlichen Lösung interessiert zu sein... Diese jungen Menschen scheinen etwas schlimmes erlebt zu haben, besonders die mit diesem hübschen asymmetrischen Kurzhaarschnitt. Sie wird angreifen, wenn ich nichts unternehme. Ich muss sie in ein Gespräch verwickeln. Da hilft wohl nur die Flucht nach vorne...
Es war eine gefährliche Stille die dann durch die klassisch 'alt' und wohl gewählten Worte der Tha’Roon unterbrochen wurde.
„Ich wünsche ebenfalls einen guten Tag.“
Sie trat wieder ein kleines Stück in den Raum hinein um die Aufmerksamkeit mehr auf sich zu lenken und warf einen kurzen entschuldigenden Blick zu Zanfar, der ihr Vorgehen sicher nicht gut heißen würde. Aber er wusste eben nicht was sie jetzt schon wusste. Sie musste diese Situation irgendwie einschärfen. Sie machte noch einen kleinen Schritt und öffnete leicht den Mantel, damit man sehen konnte, dass sie nicht bewaffnet war. Das beruhigte die meisten angespannten Gemüter.
„Wenn ich mich vorstellen dürfte... Ich bin Chasin Halona de Mondragil, Tochter des Nebels, Gesandte des Friedens und der Weisheit, Diplomatin der Tha'Roon am Hofe Jorsas. Dies ist mein Begleiter und wir sind hier um Waren zu erwerben.“
Was ist das für ein Geräusch?
Chasin legte den Kopf leicht schräg und lauschte. Das Geräusch kam und ging uns sie versuchte den Ursprung auszumachen. Alle Menschen schwiegen und die Gedankenfetzen die sie empfing, vermischt mit den Eindrücken der Auren waren äußerst irritierend, wenn man sich nicht auf eine Person konzentrierte. Die Tha’Roon bewegte sich sehr langsam und näherte sich einem der Sessel, der nah dem Vorhang stand und für jene Gäste gedacht war, die auf ihre Gewandung warteten. Sie setzte sich, nahm somit auch die Bedrohlichkeit ihre Größe aus dem Raum und ihr Blick glitt von einem zum anderen ...und da erkannte sie den Ursprung. Sie wandte ihr Gesicht Darna zu und hätte am liebsten ihr zweites Auge geöffnet um sie intensivst zu erforschen, doch hier waren zu viele Zeugen, als dass ihr Geheimnis unbemerkt bleiben konnte.
Interessant – Das Geräusch kommt anscheinend aus ihr... Sieh mich an Mädchen! Es ist wie ...ich bekomme es nicht zu fassen.
„Verzeihen sie bitte meine Direktheit. Ich würde gern ihre Bekanntschaft machen.“
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Zanfar Aval'athil
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Zanfar Aval'athil » Montag 20. Februar 2017, 23:07

Zum Glück wechselte Chasin nach ein paar einleitenden Worten zurück ins Celcianische und so lauschte der Dunkelelf erheitert dem Gespräch der Botschafterin und des Schneiders. Die Tha’Roon hatte im Laufe der Jahre erheblich an Charisma gewonnen und er war sich nicht ganz sicher, wer da gerade wen um den Finger wickelte. Er hatte fast schon in Betracht gezogen, selbst etwas zu stöbern, da betraten die vier jungen Menschen den Raum.

Zanfar, noch immer recht erfreut über den Anblick der zierlichen blonden, freundete sich gerade auch mit dem kecken Aussehen der jungen Frau mit der Narbe an, da trat ein Ausdruck des Entsetzens auf ihre Züge. Fast hätte er einen Blick über die Schulter geworfen, um sicher zu stellen, dass kein schreckliches Monster hinter ihm stand. Selbst in seinen besten Zeiten hatte er selten eine solche Reaktion hervorgerufen. Und er hatte sich definitiv mehr dafür ins Zeug legen müssen.

Es kostete die junge Frau ein paar Momente um die Panik so weit unter Kontrolle zu bringen, dass sie wieder etwas tun konnte, doch dann griff sie … nach einem Ellenmaß?
Okay … keine Piratin und keine Räuberstochter … sonst hätte sie einen Dolch aus dem Stiefelschaft gezogen. Was denkt sie, mit dem Stock anfangen zu können? Hat sie nicht gesehen das ich bewaffnet bin, oder erscheine ich ihr so gefährlich, dass sie bereit ist, zu sterben. Ich meine … ich lasse mich doch nicht von einem Ellenmaß einschüchtern!
Ihre Bewegung ließ zweifelsohne auf eine gute Ausbildung und Übung schließen, aber der Dunkelelf war trotz allem wenig beeindruckt. Dafür behielt er die jungen Männer umso genauer im Auge. Ein Stock war eine Sache, zwei Schwerter eine Andere.

Die Lichtnovizin war in dieser Situation auf sich allein gestellt und ihr war klar, warum Darna so reagierte. Für einen Augenblick war sie regungslos, blickte kurz zwischen Darna und dem Maskierten hin und her. Dann machte sie zwei Schritte vorwärts und stellte sich vor Darna, die Hände nach vorne ausgestreckt, den Rücken dem Leibwächter und das Gesicht Darna zugewandt. Sie sah die Knappin eindringlich aus ihren braunen Augen an und ausnahmsweise lag kein Lächeln auf ihrem Gesicht, sie war todernst.
„Nein, bleib ruhig! Die Stadt steht #$%& §$%&#* Beobachtung, #$%& du §$#$%& unter diesen §$%&#* kommt ein Dunkelelf in die Stadt? Wir sind hier #$%& nicht in Gefahr…#$%& bitte... tu nichts §$%&##$%&. Es gibt hier eine #$%& §$%&#.“
Ihre Stimme war ruhig, aber man spürte dennoch die Anspannung darin.


Unwillkürlich zuckte der Nichtgenannte bei der Erwähnung ‚Dunkelelf‘ zusammen.
Woher … wie?!
Den Blondschopf hatte er völlig ignoriert und starrte sie verwundert an, als sie sich schützend vor ihn stellte.
Sie nimmt NICHT an, dass ich ein Dunkelelf bin … sonst würde sie mir nicht den Rücken zuwenden … aber die Andere offenbar schon?! Was für Erfahrungen hat sie mit den Dunkelelfen gemacht, dass sie solche Angst hat? Sind das die Spuren eines Traumas? Und wie kommen sie überhaupt auf die Idee das ich einer bin?! … Und ich habe auch noch gezuckt …
Ging es ihm durch den Kopf. Natürlich war die junge Frau im blauen Kleid ein hervorragender Puffer zwischen ihm und den Bewaffneten aber er fühlte sich schlecht damit, ihr Leben um seinetwillen zu gefährden. Immerhin war ER hier der wehrhafte.

In diesem Moment erklang hinter Delilah und Darna die Stimme des Ladeninhabers:
„Mädchen, die Elle brauch ich noch. Leg sie bitte wieder hin.“


Der Kopf des Ladeninhabers tauchte hinter der ‚Piratin‘ auf und es war ihm deutlich an zu sehen, dass ihn die Situation verwirrte. Zanfar ahnte, dass jedes Wort, das er sprechen würde, die Situation nur mehr aus dem Ruder laufen lasen würde … nun zumindest, wenn er aussprach, was ihm durch den Kopf ging:
Ja, leg bitte den Stock weg, der Mann braucht ihn noch und gegen mich hilft er dir ohnehin nicht.
Durch Mortimer aufmerksam gemacht sahen nun auch die beiden jungen Männer, einer davon offenbar ein Knappe, in seine Richtung und wurden blass.
Himmel, wo bin ich da hinein geraten?! Hoffentlich bringt sich Chasin in Sicherheit. Am liebsten würde ich ihr das Goldlöckchen und den Schneider noch mit geben.
Der Knappe fixierte ihn, den rechten Arm gesenkt, so dass seine Hand vermutlich verdächtig nah in Gürtelhöhe lag, wobei der Nichtgenannte nicht genau sagen konnte, ob der Junge wirklich schon nach der Waffe griff. Der Andere starrte ihm konzentriert in die Augen.
Nein, niederstarren funktioniert nicht. Aber mach ruhig weiter, wir können uns meinetwegen den ganzen Tag so in die Augen schauen. Lass nur dein Schwert stecken.

Es war eine gefährliche Stille die dann durch die klassisch 'alt' und wohl gewählten Worte der Tha’Roon unterbrochen wurde.
„Ich wünsche ebenfalls einen guten Tag.“
Sie trat wieder ein kleines Stück in den Raum hinein um die Aufmerksamkeit mehr auf sich zu lenken und warf einen kurzen entschuldigenden Blick zu Zanfar, der ihr Vorgehen sicher nicht gut heißen würde.


Was machst du da?! Ich kann dich jetzt unmöglich beschützen! Wenn ich mich zu schnell bewege brechen die Kinder hier sofort in Panik aus.

Sie machte noch einen kleinen Schritt und öffnete leicht den Mantel, damit man sehen konnte, dass sie nicht bewaffnet war. Das beruhigte die meisten angespannten Gemüter.
„Wenn ich mich vorstellen dürfte... Ich bin Chasin Halona de Mondragil, Tochter des Nebels, Gesandte des Friedens und der Weisheit, Diplomatin der Tha'Roon am Hofe Jorsas. Dies ist mein Begleiter und wir sind hier um Waren zu erwerben.“
Chasin legte den Kopf leicht schräg und lauschte. Die Tha’Roon bewegte sich sehr langsam und näherte sich einem der Sessel, der nah dem Vorhang stand und für jene Gäste gedacht war, die auf ihre Gewandung warteten. Sie setzte sich, nahm somit auch die Bedrohlichkeit ihre Größe aus dem Raum und ihr Blick glitt von einem zum anderen. Sie wandte ihr Gesicht Darna zu.
„Verzeihen sie bitte meine Direktheit. Ich würde gern ihre Bekanntschaft machen.“


Der Nichtgenannte knirschte verärgert mit den Zähnen. Was seine Freundin da tat war äußerst Klug – und Gefährlich. Er konnte die Situation schlecht klären, da die jungen Menschen im Raum ihn offensichtlich für eine große Bedrohung hielten und Chasin hatte zweifelsohne schon längst durchschaut, was sich hier abspielte.
Aber sie brachte sich trotzdem in große Gefahr! Angst machte Unberechenbar und ER war doch ihr Beschützer, wenn sich jemand in die Schussbahn warf, dann doch der Leibwächter!
Aber offenbar bin ich heute dran, mich Beschützen zu lassen.
Sein Blick fiel auf die junge mutige Frau vor ihm.
Ich mag dich auch, kleines goldgelocktes Engelchen. Wenn du mir deinen Namen nennst und etwas Zeit schenkst zeige ich mich dir erkenntlich.
Er verschränkt die Arme vor der Brust und warf einen unauffälligen Blick auf die Rückseite seiner ersten Retterin.
Dann rufe ich wohl das Schweigen wieder zu einer Tugend aus und bemühe mich, wie eine brave folgsame Jungfer in Nöten zu wirken und meinen Helden, Knappe Goldlöckchen und Ritter de Mondragil die Rettung zu überlassen. Vielleicht schafft die Tha’Roon es ja sogar, den Jugendlichen aus der Nase zu ziehen, was sie an mir so erschreckt.
Ungeachtet seiner Gedanken war er noch immer bereit, im Notfall sofort reagieren zu können um entweder die junge Frau vor sich aus dem Schussfeld zu stoßen oder Chasin irgendwie bei zu stehen.

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Darna von Eibenau
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Darna von Eibenau » Dienstag 21. Februar 2017, 15:19

Basil und Leon befanden sich gerade hinter dem Tresen bei Mortimer und konnten somit erst einmal nicht eingreifen und hatten die Reaktion ihrer Freundin noch nicht bemerkt.
Sie wollte ihnen warnend zurufen - nur was? Basil! Leon! Die Maske! Das hätte sicher gereicht, und ihre Lungen füllten sich mit Luft, da schob sich ihr Delilah in den Weg.
Es wäre eher Darna gewesen, die Delilah schützend hinter sich geschoben hätte, und obwohl die Knappin sich in diesem Moment noch kaum bewegte, war doch für gute Beobachter zu sehen, wie die Körpersprachen und -richtungen der beiden für den Moment 'kollidierten'. Das Narbengesicht war wirklich drauf und dran gewesen, etwas Dummes zu tun.
Ebenso kurz flammte ihr Blick wütend auf, als sie registrierte, dass Delilah ihr im Weg stand - da bremste sie der Ausdruck im Gesicht der jungen Lichtnovizin.
„Nein, bleib ruhig! Die Stadt steht unter ständiger Beobachtung, glaubst du wirklich unter diesen Umständen kommt ein Dunkelelf in die Stadt? Wir sind hier gerade nicht in Gefahr…also bitte... tu nichts Überstürztes. Es gibt hier eine andere Erklärung.“
Es währte nicht lange, dass Darnas Blick an Delis Antlitz hängen blieb, denn sie war geschult genug, nicht wegen solcher Ablenkungen den eigentlichen Feind aus den Augen zu lassen. Und ihre Augen wurden schmaler, als sie sehr wohl sah, wie der verhüllte Bewaffnete zusammen zuckte. Was Deli gerade ausschloss, drohte bei ihr so zur absurden Gewissheit zu werden, beruhend auf dem Irrtum, dass Chasin eine Dunkelelfe, Nachtelfe oder so etwas sein könnte. Darnas "Weltfremdheit" im wahrsten Sinne des Wortes drohte zur Stolperfalle zu werden: sie wusste einfach nicht, wie solche Elfen aussahen. 'Hochgewachsen', hieß es... ja, das passte! 'Schlank'... auch das war mehr als zutreffend. Vielleicht waren die Frauen in diesen Völkern größer als die Männer, oder was auch immer - es interessierte sie gerade auch nicht. Die Vernunft hatte ihren Platz noch nicht zurückerobert, und Angst war ein schlechter Ratgeber.

Die Lawine aus Angst und Entschlossenheit, gegen die vermeintliche Bedrohung anzugehen, war noch nicht ganz gestoppt: Die Stadtwachen können auch mal pennen!, dachte sie verächtlich und zurechtweisend als Konter auf Delis Worte - das wusste sie durch das Umfeld, aus dem sie kam, nur zu gut. Sie können heimlich eingedrungen sein. Oder sie sind schon länger hier, als die Kontrollen dauern.
Sie blinzelte.
Dann müssten sie aber in der Stadt krank geworden sein...
Und gehen... gemütlich einkaufen?
Wenn er ein Dunkelelf ist, widersteht er aber länger. Sie können auf diese Weise ganz in Ruhe die ganze Stadt infizieren!
Welcher Schneider bliebe ruhig, wenn zwei Dunkelelfen in seinem Laden stehen??
Oh Deli, ich HOFFE, du hast recht!

Die immernoch rasende, paranoide Gedankenkette begann, sich an Logik zu verheddern, während der Bewaffnete zwar Körperspannung behielt, aber gelassen blieb und eher darauf achtete, was die Jungs taten. Ja, was sollte sie auch mit einer Holzlatte? Ihre Lippen pressten sich frustriert zusammen und ihre Körperspannung ließ eine Spur nach. Das Goldlöckchen schien Erfolg zu haben.
In diesem Moment erklang hinter Delilah und Darna die Stimme des Ladeninhabers:
„Mädchen, die Elle brauch ich noch. Leg sie bitte wieder hin.“

Ihre bislang angespannte Mimik mit nach hinten gezogenen Gesichtsmuskeln veränderte sich für einen Moment in einen genervten Gesichtsausdruck und blanke Wut flammte kurz in ihrer Aura auf: Und nennt mich nicht 'Mädchen'!, fauchte sie in Gedanken Gernot entgegen. Ihr war im Alltag klar, dass sie den Begriff nicht ganz vermeiden konnte, schon gar nicht von Fremden - sie war eben ein Mädchen. Aber hier war kein Alltag.

Bin ich die Einzige, die DAS da nicht normal findet?!, schaute sie gequält wieder auf die Maske und war einmal mehr kurz davor, sich selbst wie eine Verrückte vorzukommen. Aber sie konnte ja nicht sehen, wie die Jungs reagierten. Wenn sie das schabende Geräusch von Schwertern, die aus der Scheide glitten, hören würde...
Es war eine gefährliche Stille die dann durch die klassisch 'alt' und wohl gewählten Worte der Tha’Roon unterbrochen wurde.
„Ich wünsche ebenfalls einen guten Tag.“
Chasin trat wieder ein kleines Stück in den Raum hinein um die Aufmerksamkeit mehr auf sich zu lenken und warf einen kurzen entschuldigenden Blick zu Zanfar, der ihr Vorgehen sicher nicht gut heißen würde. Aber er wusste eben nicht was sie jetzt schon wusste. Sie musste diese Situation irgendwie einschärfen. Sie machte noch einen kleinen Schritt und öffnete leicht den Mantel, damit man sehen konnte, dass sie nicht bewaffnet war. Das beruhigte die meisten angespannten Gemüter.

Die Augen der Knappin folgten ihr argwöhnisch lauernd und begannen zu huschen, um die Fremde und ihren Begleiter beide im Blick zu behalten. Langsam lehnte sie ihren Oberkörper ein wenig nach hinten und verließ eher symbolisch so die aggressive Spannung, die ein sofortiges Losstürmen zwingend vermuten ließ. Damit einhergehend versuchte sie in stiller Geste, Delilah etwas zur Seite zu 'bitten' oder mit sehr dezenter Berührung zu schieben, nach dem Motto:
'Nein, ich tue nichts Unüberlegtes. Aber geh beiseite.' Sofern Deli das mit sich machen ließ - denn genauso offensichtlich war die Gefahr in diesem Moment noch nicht wirklich vorbei.

„Wenn ich mich vorstellen dürfte... Ich bin Chasin Halona de Mondragil, Tochter des Nebels, Gesandte des Friedens und der Weisheit, Diplomatin der Tha'Roon am Hofe Jorsas. Dies ist mein Begleiter und wir sind hier um Waren zu erwerben.“
'Gesandte des Friedens und der Weisheit'? Die Irritation bei Darna wuchs, was wenigstens zu Lasten der akuten Aggressivität ging. Dunkelelfen stellten sich so vermutlich nicht vor. Ihre Mimik begann zu ernüchtern, als die Worte 'Diplomatin' und 'am Hofe' fielen.
Es kann aber auch nicht schlimmer kommen... Ihre Stirn furchte sich in einem gequälten 'Das ist nicht ernsthaft wahr, oder?', und sie erlaubte sich endlich einen kurzen Blick hinter sich zu Leon und Basil - und dem Schneider - zu werfen. Anspannung, aber keine offene Feindseligkeit. Sie war hier die Bedrohung, nicht die beiden Fremden. Innerlich ächzte sie. Ihre Lippen öffneten sich leicht, um einen langsamen, tiefen Atemzug zu ermöglich.
Ich habe mich restlos blamiert. Kurz schloss sie die Augen, während Chasin sich einem der Sessel näherte und Platz nahm und fremden Geräuschen nachforschte. Tha'roon... der Begriff ließ irgend eine Erinnerung sehr leise klingeln, aber sie hätte nicht einmal gewusst, ob das ein eigenes Volk oder ein bekanntes Haus bei den Dunkelelfen wäre - sie mochte zwar Heldengeschichten, hatte aber mit Spukgeschichten oder Märchen deutlich weniger anfangen können. Von einem nur möglicherweise existenten 'Volk im Nebel' hatte sie in Geographie nur wenig gehört.
Die hochgewachsene Fremde wandte ihr Gesicht Darna zu.
„Verzeihen sie bitte meine Direktheit. Ich würde gern ihre Bekanntschaft machen.“

Natürlich will sie das. Damit sie sich über mich beschweren kann. Das Narbengesicht ernüchterte vollends und kapitulierte. Ihre Hand zitterte leicht, als sie das Ellenmaß wieder in das Regal legte. Dann zog sie den unteren Saum des Mieders ordnend etwas nach unten und atmete noch einmal durch. Von tatsächlicher Erleichterung, dass ihre lockige Begleiterin Recht behielt, war keine Spur zu merken. Stattdessen wuchs die Scham über diesen entsetzlichen Fauxpax.
Diplomatin.
Es fiel Darna kurz schwer, ihre Stimme wiederzufinden. Ihre Worte klangen in den ersten Silben brüchig, insgesamt sehr bedacht und langsam, aber sauber artikuliert, mit einem kratzigen Unterton, die die beiden Fremden von gestern noch selber sehr gut kannten: Heiserkeit.
"Dazu habt Ihr natürlich alles Recht, hohe Dame de Mondragil und werter Herr." Sie neigte den Kopf in entschuldigender Geste auch in Zanfars Richtung und wandte ihr Gesicht im Gesamten Chasin zu, doch hielt meist den Blick demütig gesenkt, was das Lesen nicht unmöglich, aber unbequem machte.
Darna gewann derweil langsam ihre Haltung zurück und ließ die Hände nacheinander auf den Rücken wandern, räusperte sich leicht.
"Ich muss mich in aller Form entschuldigen, dass ich Euch auf derart unangemessene Weise begegnet bin.. und euch bedroht habe."
Mit einem Holzstock.
Spielt keine Rolle. Ich hätte sie angegriffen.
...
Sie wollen bestimmt eine Erklärung.

Ein 'Wir' lag ihr auf der Zunge, aber sie hielt es zurück. Lass die anderen da raus. Das hast du selbst verbockt.
"Wenn Ihr die Erklärung akzeptieren mögt: Ich komme von einem Einsatz zurück, bei dem..", sie fing an, mehrfach zu blinzeln, und ihre langsame Sprechgeschwindigkeit war ohnehin diejenige von Leuten, die sich ihre Worte eben zurechtlegten - und womöglich logen.
'Eine Maske'?
'Eine verhüllte Person'? Nein, das würde ihn nochmal direkt beleidigen. Ein Untoter...

"eine - leider - sehr ähnlich maskierte Person..."
Beides Kupfer, meine Güte... Es hätte dasselbe sein können!
"Ursache großer Gefahr war."
Ja, das trifft es.
Der Blick der Knappin klarte sich langsam und die förmliche Rede schien ihr Sicherheit zu geben.

"Das gestattet natürlich nicht, nun pauschal jeden Maskenträger zu bedrohen, verzeiht mir bitte." Der Tonfall klang aufrecht, auch wenn es in ihr immernoch rechtfertigend protestierte:
Auch wenn das reichlich seltsam ist, was der da an hat!
Sie endete vorerst und suchte bei Chasin Anzeichen, ob sie die Entschuldigung akzeptierte, wobei ein flüchtiger prüfender Blick auch zu Zanfar ging.
Ob sie sich trotzdem beschwert? Das wäre eine Rückkehr... Wieder ein innerliches Seufzen. Sie hat sich vollständig vorgestellt. Damit bot sich aus Darnas Sicht keine Möglichkeit, ihren eigenen Namen einfach aus dem Spiel zu lassen. Sollte die Diplomatin ein zweites Mal nachhaken, wäre das eine offene Ohrfeige.
"Und, da Ihr so freundlich wart, Euch vorzustellen, möchte ich nicht ein weiteres Mal unhöflich wirken..."
Sie legte die Rechte vor den Oberbauch und verneigte sich in tadelloser Kavaliersart, ungeachtet ihres eigentlichen Geschlechts,
"Mein Name ist Darna von Eibenau, Knappin" Hoffentlich bleib ich es "des Grafen der Wehr, seiner Hochgeboren Widumar von Aarenhorst. Ich bin Ritter Hagen von Weilenscheidt unterstellt."
Sie warf einen scheuen Blick zur Seite. Auch vorstellen? Lass sie da raus... Außerdem sähe es dann aus, als gäbst du hier den Ton an. Ausgerechnet. Sie senkte wieder den Blick, schob die Hände wieder auf den Rücken und fügte etwas verhaltener an:
"Da ich den anderen keineswegs im Rang vorstehe, können sie für sich selber sprechen, soweit Euch dies angenemessen scheint, hohe Dame." Hoffentlich kommen wir hier bald raus...

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Delilah » Mittwoch 22. Februar 2017, 01:12

Knappe Goldlöckchens einziges Anliegen in dieser Situation war es, Darna vor sich selbst zu schützen. Als bürgerliches Kind hatte sie gelernt vor den hohen Herren den Blick zu senken und respektvoll Abstand zu halten… und dass man immer das Nachsehen hatte, sollte ein Streit von Zaum brechen. Selbst in einer offenen Gesellschaft wie der Jorsans. Sie sah die Zweifel und Fragen in Darnas Gesicht. Die Knappin rang offensichtlich mit ihren Ängsten und der Logik die langsam wieder in ihr Bewusstsein tröpfelte.

„Ich wünsche ebenfalls einen guten Tag.“
Eine ruhige Frauenstimme erklang hinter Delilah und ihr Kopf drehte sich zur Seite, genauso wie ihr Blick von Darna fort huschte. Doch sie blieb in ihrer Position stehen, bereit die jeweils eine Seite vor der anderen zu schützen. Auch wenn die in ihrem Rücken bessere Waffen hatte.
Doch Darna ließ langsam ihre aggressive Haltung fallen und machte Delilah zu verstehen, dass sie bitte zur Seite gehen sollte… Die blondgelockte Jorsanerin schien von der Geste besänftigt, war Darna doch augenscheinlich ihrer ersten Panik entronnen und bereit die Situation neu wahrzunehmen. Delilah trat einen Schritt zur Seite, womit sie nun näher an dem Leibwächter als an Darna stand und besah sich die Frau noch einmal genauer, als sie sich den beiden anderen Kunden wieder zuwandte.

„Wenn ich mich vorstellen dürfte... Ich bin Chasin Halona de Mondragil, Tochter des Nebels, Gesandte des Friedens und der Weisheit, Diplomatin der Tha'Roon am Hofe Jorsas. Dies ist mein Begleiter und wir sind hier um Waren zu erwerben.“
Tharoon… Tochter des Nebels… Diplomatin am Hofe…
Einige Gedanken durchschwirrten Delilahs Kopf in einem schnellen Takt. Tochter des Nebels… ob sie also wirklich einer dieser „Hügelgeister“ ist? … aber wenn sie im Nebel leben… hat Verano nicht den Nebel erst entstehen lassen, durch das Eis von Brovi? Wie alt war dieser Mann, dass sich solche Legenden um die Nebellande ranken konnten und sogar ein ganzes Volk darin versteckt ist? Oder hat er diesen „Posten“ vielleicht von jemand anderem übernommen? Du und deine Geister gebt mir immer noch Rätsel auf, Herr Graf.

…. Wie alt ist eigentlich Leon?
Delilah scheuchte den flüchtigen Gedanken rasch wieder fort und wandte sich der derzeitigen Situation zu. Darna schien währenddessen vollkommen überzeugt worden zu sein, dass hier keine Gefahrensituation vorlag, und sich ihres Verhaltens langsam bewusst zu werden.

"Ich muss mich in aller Form entschuldigen, dass ich Euch auf derart unangemessene Weise begegnet bin.. und euch bedroht habe. Wenn Ihr die Erklärung akzeptieren mögt: Ich komme von einem Einsatz zurück, bei dem.. eine - leider - sehr ähnlich maskierte Person...Ursache großer Gefahr war.“
Delilah wandte dem Maskenträger während Darnas Entschuldigung wieder ihre Aufmerksamkeit zu und musterte sein Aussehen kurz. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt, als wenn ihn die ganze Situation nichts mehr angehe. Es wirkte ein wenig, als würde er sich fragen, wie er in eine solche Situation geraten war. Das mit der Maske ist aber auch ein dummer Zufall gewesen. Also ein Elf ist er auf jeden Fall, aber wo kommt er her? Eiselfen hab ich mir nach Fanjas Beschreibung anders vorgestellt… Einer aus dem Wald? Über die hat Fanja immer gelästert… oder ein Nachtelf… das würde die ganze Kleidung erklären, vielleicht muss er sich gegen Sonnenlicht schützen…

Während ihrer kurzen Musterung und ihrer gedanklichen Überlegungen zur Rasse des Unbekannten ließ Delilah auch ihre Kinderaugen kurz hinter die Maske sehen. Etwas, dass sie vermutlich schon früher getan hätte und Leon sicher bereits getan hatte, was sie jedoch bei der Sorge um Darna hinten angestellt hatte. Bei dieser Gelegenheit warfen die Kinderaugen auch einen raschen Blick auf die Tharoon und die drei Männer hinter dem Tresen.
Delilah blinzelte kurz, als sie den Zauber wieder erlöschen ließ. Sie war so dankbar für diese Kraft, die ihr das einzige Licht in die Dunkelheit gebracht hatte. Der Gedanke brachte sie fast zum Lächeln.

"Das gestattet natürlich nicht, nun pauschal jeden Maskenträger zu bedrohen, verzeiht mir bitte. Und, da Ihr so freundlich wart, Euch vorzustellen, möchte ich nicht ein weiteres Mal unhöflich wirken...“ Delilah musste leise schmunzeln, als Darna von >unhöflich< sprach…. Ja so konnte man das wohl auch nennen. Sie drehte den Kopf zu den beiden jungen Männern um zu sehen, was sie von der Situation hielten und lächelte den beiden bei der Gelegenheit aufmunternd zu. Ja, sie hatten so einen Ärger wirklich nicht noch zusätzlich brauchen können, aber wenigstens war das Ganze nicht weiter eskaliert. Hoffentlich wollte die Diplomatin Darnas Ausbruch nicht weiter verfolgen…

"Mein Name ist Darna von Eibenau, Knappin des Grafen der Wehr, seiner Hochgeboren Widumar von Aarenhorst. Ich bin Ritter Hagen von Weilenscheidt unterstellt."
Wieder so eine lange Vorstellung, dachte Delilah innerlich seufzend bei sich.
"Da ich den anderen keineswegs im Rang vorstehe, können sie für sich selber sprechen, soweit Euch dies angemessen scheint, hohe Dame."

Sollte Chasin in irgendeiner Weise deutlich machen, dass die anderen sich gerne vorstellen sollten, würde Delilah dies etwas zögerlich tun.

„Mein Name ist Nova, werte Dame, ich bin Novizin an der Akademie des Lichts.“

Hier wo alle mit ihren edlen Namen und Titeln und Posten umherwerfen konnten, war Delilahs Vorstellung doch auffallend kurz. Doch sie hätte nicht stolzer auf ihre Position und den Namen, den sie in diesen Kreisen trug, sein können. Die Möglichkeit an der Akademie zu lernen war eine hohe Ehre, gerade für eine Bürgerliche, und sie trug den Namen „Nova“ wie einen Adelstitel.


Oh, ihr Götter, dachte Delilah bei sich. Wir stehen doch unter Zeitdruck… hoffentlich kommen wir hier bald raus…

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Erzähler » Freitag 24. Februar 2017, 16:36

Zanfars Gedankengänge erreichten die Tha’Roon nicht, da sie halb hinter ihm befand, aber das war auch nicht wichtig. Wenn er ihr etwas mitteilen hätte wollen, so hätte er ihren Blick gesucht. Sie waren ein eingespieltes Team und Chasin war sich sicher, er würde ihr so oder so zur Seite stehen, selbst wenn sie jetzt einen Ausfall nach vorne wagte. Sie vertraute ihm und so trat sie hinter dem Vorhang hervor um sich auf einen der Sessel zu setzten.


Chasins Blick wanderte zu der jungen Frau, die in ihrer Panik gerade die größte Bedrohung darstellte. Angst und Entschlossenheit hatten sie noch fest im Griff.
Die Stadtwachen können auch mal pennen!...Sie können heimlich eingedrungen sein. Oder sie sind schon länger hier, als die Kontrollen dauern.
Sie blinzelte.
...müssten sie aber in der Stadt krank geworden sein... Und gehen... gemütlich einkaufen? Wenn er ein Dunkelelf ist, widersteht er aber länger. Sie können auf diese Weise ganz in Ruhe die ganze Stadt infizieren! Welcher Schneider bliebe ruhig, wenn zwei Dunkelelfen in seinem Laden stehen?? Oh Deli, ich HOFFE, du hast recht!
Chasin musterte die 'Piratin' eingehender und befand, dass an ihrer Aufmachung irgendetwas nicht ins Bild passte.
Deli heißt das Mädchen also... und sie hat Unrecht und ihr Recht, meine Liebe. Einen sehr scharfen und analytischen Verstand beherbergt ihr da in eurem Kopf. Sehr ...faszinierend ...fesselnd. Die Kleine hat einen Dunkelelfen hinter sich, sogar einen bewaffneten, der auch noch meisterlich mit seinen Klingen versteht umzugehen. Aber er ist auch der ehrenhafteste den ich kenne... aber ich kenne nicht viele. Mich würde aber noch viel mehr interssieren, wiso ihr glaubt, dass wir Morgerias Fluch mit uns tragen?
Die immernoch rasende, paranoide Gedankenkette begann, sich an Logik zu verheddern, während Zanfar zwar Körperspannung behielt, aber gelassen blieb und eher darauf achtete, was die Jungs taten. Die Lippen der jungen Frau mit der Narbe pressten sich frustriert zusammen und ihre Körperspannung ließ eine Spur nach. Das Goldlöckchen schien Erfolg zu haben.
In diesem Moment erklang hinter Delilah und Darna die Stimme des Ladeninhabers:
„Mädchen, die Elle brauch ich noch. Leg sie bitte wieder hin.“
Ihre bislang angespannte Mimik mit nach hinten gezogenen Gesichtsmuskeln veränderte sich für einen Moment in einen genervten Gesichtsausdruck und blanke Wut flammte kurz in ihrer Aura auf:
Und nennt mich nicht 'Mädchen'!
Stolz...
Bin ich die Einzige, die DAS da nicht normal findet?!
, schaute sie gequält wieder auf die Maske.
Was hat sie nur mit Zanfars Maske... Ich muss das Gespräch aufnehmen und es vorsichtig in diese Richtung lenken...
Es war eine gefährliche Stille die dann durch die klassisch 'alt' und wohl gewählten Worte der Tha’Roon unterbrochen wurde.
„Ich wünsche ebenfalls einen guten Tag.“
Langsam lehnte die frau ma Tresen ihren Oberkörper ein wenig nach hinten und die Situation schien sich ein wenig zu entspannen, also fuhr Chasin fort:
„Wenn ich mich vorstellen dürfte... Ich bin Chasin Halona de Mondragil, Tochter des Nebels, Gesandte des Friedens und der Weisheit, Diplomatin der Tha'Roon am Hofe Jorsas. Dies ist mein Begleiter und wir sind hier um Waren zu erwerben.“
'Gesandte des Friedens und der Weisheit'?
Die Irritation bei Darna wuchs, was wenigstens zu Lasten der akuten Aggressivität ging. Das Farbpekturum ihrer Gefühle war intensiv und wechselte schnell seine Farben.
Es kann aber auch nicht schlimmer kommen...
Sie sah kurz hinter sich, womit die Informationen abrissen.
„Verzeihen sie bitte meine Direktheit. Ich würde gern ihre Bekanntschaft machen.“
Sie sah wieder nach vorn.
Natürlich will sie das. Damit sie sich über mich beschweren kann.
Sie zog sie den unteren Saum des Mieders ordnend etwas nach unten und atmete noch einmal durch. Ein Hauch von Purpur (Scham) schlich sich in ihre Aura.
"Dazu habt Ihr natürlich alles Recht, hohe Dame de Mondragil und werter Herr."
Sie neigte den Kopf in entschuldigender Geste auch in Zanfars Richtung und wandte ihr Gesicht im Gesamten Chasin zu, doch hielt meist den Blick demütig gesenkt, was das Lesen nicht unmöglich, aber unbequem machte. Chasin beugte sich offensichtlich interessiert nach vorne, legte ihre Hände dabei auf den Knien ab um den Winkel zu verkürzen.
"Ich muss mich in aller Form entschuldigen, dass ich Euch auf derart unangemessene Weise begegnet bin.. und euch bedroht habe."
Mit einem Holzstock...Spielt keine Rolle. Ich hätte sie angegriffen...Sie wollen bestimmt eine Erklärung...Lass die anderen da raus. Das hast du selbst verbockt.
"Wenn Ihr die Erklärung akzeptieren mögt: Ich komme von einem Einsatz zurück, bei dem.."
, sie fing an, mehrfach zu blinzeln, und sprach langsamer.
...Maske'?... verhüllte Pers...Nein, das ...nochmal ...beleidigen. Ein Untoter...
"eine - leider - sehr ähnlich maskierte Person..."
... Kupfer... Es ... dassel... ...sein können!
"Ursache großer Gefahr war."
...trifft es.
Der Blick der Knappin klarte sich langsam und die förmliche Rede schien ihr Sicherheit zu geben.
"Das gestattet natürlich nicht, nun pauschal jeden Maskenträger zu bedrohen, verzeiht mir bitte."
Auch wenn das reichlich seltsam ist, was der da an hat!
Sie endete vorerst und suchte bei Chasin Anzeichen, ob sie die Entschuldigung akzeptierte. Die Tha'Roon musste sich zusammen reißen um die junge Frau nicht anzustrahlen. Unter all den Menschen, die ihr bisher begegnet waren, schien sie die erforschenswehrteste. Um die Form zu wahren ließ sie also ihre höfliche Maske wie sie war und legte nur ganz leicht den Kopf schief, als erwartete sie noch "etwas" mehr. Darna warf Zanfar einen flüchtigen prüfenden Blick zu und sah die Diplomatin dann wieder an.
Ob sie sich trotzdem beschwert? Das wäre eine Rückkehr... Sie hat sich vollständig vorgestellt.
"Und, da Ihr so freundlich wart, Euch vorzustellen, möchte ich nicht ein weiteres Mal unhöflich wirken..."
Sie legte die Rechte vor den Oberbauch und verneigte sich in tadelloser Kavaliersart, ungeachtet ihres eigentlichen Geschlechts,
"Mein Name ist Darna von Eibenau, Knappin"
Hoffentlich bleib ich es.
"des Grafen der Wehr, seiner Hochgeboren Widumar von Aarenhorst. Ich bin Ritter Hagen von Weilenscheidt unterstellt."
Sie warf einen scheuen Blick zur Seite.
Auch vorstellen? Lass sie da raus... Außerdem sähe es dann aus, als gäbst du hier den Ton an. Ausgerechnet.
Sie senkte wieder den Blick, schob die Hände wieder auf den Rücken und fügte etwas verhaltener an:
"Da ich den anderen keineswegs im Rang vorstehe, können sie für sich selber sprechen, soweit Euch dies angenemessen scheint, hohe Dame."
Hoffentlich kommen wir hier bald raus...
Sie hat eine ausgezeichnete Erziehung genossen, weis sich auszudrücken, besser als ich … nun sie ist hier geboren und sie ist Knappin. Sie will vermutlich Ritter werden. Sie scheint ein gutes Herz zu haben und Gerechtigkeit wird ihre Triebfeder sein...


Knappe „Goldlöckchens“ einziges Anliegen in dieser Situation war es, Darna vor sich selbst zu schützen. Als bürgerliches Kind hatte sie gelernt vor den hohen Herren den Blick zu senken und respektvoll Abstand zu halten… und dass man immer das Nachsehen hatte, sollte ein Streit von Zaum brechen. Selbst in einer so offenen Gesellschaft wie der Jorsans. Vielleicht würden sich diese Regeln in ein paar Jahrhunderten ändern, wenn Friede und Wohlstand die Kriege abgelöst hätten, aber heute war es nun einmal so. Wenigstens sah es so aus, dass hier und heute, in Mortimers Laden, doch kein Blut vergossen werden musste.
„Ich wünsche ebenfalls einen guten Tag... Wenn ich mich vorstellen dürfte... Ich bin Chasin Halona de Mondragil, Tochter des Nebels, Gesandte des Friedens und der Weisheit, Diplomatin der Tha’Roon am Hofe Jorsas. Dies ist mein Begleiter und wir sind hier um Waren zu erwerben.“
Tha’Roon… Tochter des Nebels… Diplomatin am Hofe…
Einige Gedanken schwirrten ungehört von der Tha’Roon durch Delilahs Kopf, da diese sich der Knappin zugewandt hatte. Zu schade, denn sie hätte vielleicht dazu einige Hinweise gehabt.
"Ich muss mich in aller Form entschuldigen, dass ich Euch auf derart unangemessene Weise begegnet bin.. und euch bedroht habe. Wenn Ihr die Erklärung akzeptieren mögt: Ich komme von einem Einsatz zurück, bei dem.. eine - leider - sehr ähnlich maskierte Person...Ursache großer Gefahr war.“
Delilah wandte dem Maskenträger während Darnas Entschuldigung wieder ihre Aufmerksamkeit zu und musterte sein Aussehen kurz. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt, als wenn ihn die ganze Situation nichts mehr angehe. Es wirkte ein wenig, als würde er sich fragen, wie er in eine solche Situation geraten war. Während ihrer kurzen Musterung und ihrer gedanklichen Überlegungen zur Rasse des Unbekannten ließ Delilah auch ihre Kinderaugen kurz hinter die Maske sehen. Etwas, dass sie vermutlich schon früher getan hätte und Leon sicher bereits getan hatte, was sie jedoch bei der Sorge um Darna hinten angestellt hatte. Mit diesem kleinen Zauber enthüllte sie seine grundsätzliche Gesinnung und war sich sofort sicher, das der verhüllte Krieger doch unmöglich ein Dunkelelf sein konnte! Seine Aura erstrahlte in einem zarten Hellblau, dass unmöglich einem bösen Wesen gehören konnte. Bei dieser Gelegenheit warf sie die Kinderaugen auf die Tha’Roon. Sie strahlte ebenso hellblau wie ihr Begleiter. Dann ließ Delilah ihren Blick auch zu den drei Männern hinter dem Tresen schweifen. Mortimer hatte ein so sattes Blau, dass es schon fast Royal wirkte, genauso wie das von Basilius, auch wenn dieser blasse Streifen in seiner Aura hatte. Leons Aura war hell, schwach, fast durchsichtig, aber auch er war in Hellblau gehüllt. Die dunklen und oft mit violett durchtränkten Fasern, die sie bei bösen Absichten schon gesehen hatte, waren bei niemandem von ihnen zu erkennen. Delilah blinzelte kurz, als sie den Zauber wieder erlöschen ließ. Sie war so dankbar für diese Kraft, die ihr das einzige Licht in die Dunkelheit gebracht hatte. Der Gedanke brachte sie fast zum Lächeln. Ein zurückgehaltenes Lächeln was auch Zanfar vielleicht nicht ganz unbemerkt geblieben war. Was er aber sicher gesehen hatte, das war das magische Schimmern in den Augen der beiden jungen Leute. Wo der junge Mann hinterm Tresen ihn nur kurz angestarrt hatte, da leuchtete es anhaltend aus Goldlöckchens Augen, als würde das Sonnenlicht sich in ihren Irriden brechen.
"Das gestattet natürlich nicht, nun pauschal jeden Maskenträger zu bedrohen, verzeiht mir bitte. Und, da Ihr so freundlich wart, Euch vorzustellen, möchte ich nicht ein weiteres Mal unhöflich wirken...“
Delilah musste leise schmunzeln, als Darna von >unhöflich< sprach…. Ja, so konnte man das wohl auch nennen. Sie drehte den Kopf zu den beiden jungen Männern um zu sehen, was sie von der Situation hielten und lächelte den beiden bei der Gelegenheit aufmunternd zu. Leon wirkte immernoch blass, aber hatte Basilius in beruhigender Geste die Hand auf die Schulter gelegt und so auch ihn vielleicht von einer großen Dummheit abgehalten. Der Lichtmagus sah kurz zu Delilah und sie wussten beide, dass hier nichts böses im Raum war...zumindest nichts, was sie nicht selbst mitgebracht hatten. Ja, sie hatten so einen Ärger wirklich nicht noch zusätzlich brauchen können, aber wenigstens war das Ganze nicht weiter eskaliert. Hoffentlich wollte die Diplomatin Darnas Ausbruch nicht weiter verfolgen…
"Mein Name ist Darna von Eibenau, Knappin des Grafen der Wehr, seiner Hochgeboren Widumar von Aarenhorst. Ich bin Ritter Hagen von Weilenscheidt unterstellt. Da ich den anderen keineswegs im Rang vorstehe, können sie für sich selber sprechen, soweit Euch dies angemessen scheint, hohe Dame."
Die Diplomatin wandte sich natürlich gleich weiter an Deli und sah sie fragend an.Etwas zögerlich stellte sie sich vor:
„Mein Name ist Nova, werte Dame, ich bin Novizin an der Akademie des Lichts.“
Der Blick der Tha’Roon wanderte nicht sofort weiter. Sie sah der jungen Frau kurz tiefer in die Augen und es war, als suche sie dort nach etwas, dass noch tiefer verborgen lag. Konnte diese lange dürre Frau ihr in den Kopf gucken? Nein, das war doch Unsinn und abergläubisches Geschwätz.
Und du trägst noch einen anderen Namen … Deli.
Oh, ihr Götter, ... Wir stehen doch unter Zeitdruck… hoffentlich kommen wir hier bald raus…
Chasin lächelte die junge Novizin an und nickte, als akzeptierte sie diese 'unzureichende' Antwort vorerst. Dann wandte sie sich an die Männer, die nun langsam hinter dem Tresen hervor traten. Nur Mortimer blieb wo er war und setzte sich auf einen Schemel um dem Geschehen beizuwohnen.
„Basilius von Gudenberg.“
„..von Gudenberg... Ich nehme an, ihr seid mit den von Kelterburgs bekannt?“
Basils Wange zuckte nervös als er antwortet:
„Ja, so ist es.“
„Ich glaube, ich habe vor einiger Zeit die Bekanntschaft eurer Schwerster gemacht. Eine sehr feine Erscheinung.“
Basilius hob den Kopf und starrte die Tha’Roon offen an.
„Ihr habt was?“
Der Klang seiner Stimme kippte zum Ende und er musste sich räuspern. Trotzdem war es schon recht unhöflich so zweifelnd nachzufragen. Drohte nun der Wolf von Gudenberg die Situation eskalieren zu lassen?
„Ich habe sie auf einem Empfang gesehen...“
Die Betonung lag dabei sehr kurz auf der Bestätigung, dass sie die Wahrheit sprach, dann fuhr sie aber im Plauderton fort:
„... Ich glaube der Herr von Kelterburg war bei ihr, ein älterer Mann. Sie war sehr zurückhaltend, aber ihr ging es gut.“
Irgendetwas in den letzten vier Worten schien Basil in sich zusammen sacken zu lassen. Seine Schultern fielen nach unten und er griff nach dem Tresen, als müsse er sich abstützen. Was mochte ihm nur gerade durch den Kopf gehen, dass ihn so sehr die Fassung verlieren ließ.
„Ich habe sie nicht persönlich gesprochen, aber sie wirkte den Umständen entsprechend … gut versorgt. Sie war eine Augenweide... rosige Wangen und einen leichten Gang. Ich sah sie tanzen.“
Die Formulierung klang wohl etwas seltsam, aber Basilius schien es nicht zu bemerken.
„Das... das ist gut. Das ist gut... danke. Das freut mich. Ich... ich gehe einen Moment vor die Tür. Entschuldigt mich bitte.“
Damit schob er sich eilig an Delilah vorbei und verschwand durch die Tür. Nur Deli konnte ihn draußen stehen sehen. Einen Moment stand er nur still da, dann kippte er im Rumpf nach vorne und stützte die Hände auf seine Oberschenkel. Sein Oberkörper krümmte sich ein paar mal kurz, dann schien er … zu … lachen? Während die Aufmerksamkeit der meisten wieder im Laden auf die Diplomatin wanderte, so konnte die Novizin einen Anfall von Glückseligkeit da draußen beobachten. Basil streckte sich nach dem ersten Schockmoment, riss die Arme in den Himmel und tanzte ein paar mal um sich selbst. Sein Gesicht wirkte auf einmal so leuchtend, so strahlend wie die Sonne und die ständig grüblerische Miene war wie weg gefegt. Er hopste tatsächlich noch ein zwei mal auf und ab, dann schien er sich zu beruhigen. Grinsend sah er zum Landen zurück und für einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke. Ja, er war glücklich! Erleichtert! Etwas an dem was die Diplomatin gesagt hatte, hatte ihm eine Last vom Herzen genommen, die man vorher nicht gesehen hatte. Er zwinkerte Delilah zu und zeigte freudig Zähne.

Inzwischen war Chasins fragender Blick weiter auf Leon gewandert.
„Entschuldigt die Unterbrechung. Der junge Mann schien erfreut von seiner Schwerster zu hören.“
Chasin schmunzelte ein wenig in sich hinein.
Jeden Tag eine gute Tat...
„ Aber ihr wolltet euch gerade vorstellen...“
Der Lichtmagus war hinter dem Tresen hervor getreten und verbeugte sich in ebenso perfekter Manier wie die Knappin. Dann sprach er:
„Wehrte Dame, Mein Name ist Leon Milagros. Ein Schüler der Lichtakademie zu Jorsa, wie meine Freundin hier.“
Wieder war da diese leichte Zweifeln im Blick der Diplomatin.
„Ihr kommt mir irgendwie bekannt vor. Haben wir uns schon einmal gesehen?“
Zanfar wusste, dass dem nicht so war, aber Chasin hatte diese Frage anscheinend aus einem bestimmten Grund so gestellt.
„Ich denke nicht.“
„Habt ihr Verwandte in der Nähe von Rugta?“
Leon zeigte kaum Reaktion, aber Darna kannte ihn inzwischen gut genug, dass ihr das winzige Zucken seiner Finger nicht entgangen war. Die Erwähnung von Rugta brachte auch Delilahs Aufmerksamkeit zurück in die Runde. Leons Zögern an sich war auffällig und sicher war Zanfar neugierig, was Chasin in diesem Moment wohl zwischen den Zeilen würde lesen können.
„...Bekannte vielleicht?“
Inzwischen wussten ja beide jungen Frauen, dass Leon nicht gern mit seinem Adelstitel hausieren ging. Seine Familienverhältnisse waren für beide noch immer ein Mysterium. Sicher wollte er nicht einer wildfremden Person auf die Nase binden, wer er war. Doch sein Schweigen zog sich nun langsam unangenehm in die Länge und wurde peinlich. Er senkte den Blick und starte auf die blank polierten Dielen. Da sagte die Frau etwas, dass so einige aufhorchen ließ:
„... irgendwelche Geister die wir vielleicht gemeinsam kennen? ...“
Leons Kopf ruckte hoch und seine Pupillen weiteten sich. -
Ertappt!
„Obwohl ich selbst nicht lange in dieser Gegend war. Rugta zu dieser Jahreszeit keine sehr einladende Gegend... sehr viel Nebel. Aber ich war schon eine Weile nicht mehr so nah der Heimat. … Ihr vielleicht?“
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Zanfar Aval'athil
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Zanfar Aval'athil » Freitag 24. Februar 2017, 22:27

Chasins Vorstellung zeigte Wirkung und als sie Endete, dämmerte der jungen Frau mit dem Stock in den Händen, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Das Zittern in ihrer Bewegung, als sie das Ellenmaß an seinen angestammten Platz legte, entging dem Dunkelelfen nicht, genauso wenig wie ihr bewegtes Mienenspiel. Zweifelsohne stand ihr das schlimmst mögliche Szenario vor Augen.
Eine grässliche Situation für die junge Frau … es ist ohnehin peinlich, einem solchen Missverständnis zu erliegen, aber wenn man dieses auch noch mit einer Botschafterin hat … wobei ich nicht glaube, dass Chasin ihr schaden wollen wird. Aber das weiß sie ja nicht.
Jedenfalls ist es besser, als eine Eskalation.

Die junge Frau nahm trotz ihrer Misere Haltung an und faltete ihre Hände im Rücken zusammen.
Hrmm … eine Militärische Ausbildung? Bei der Garderobe unerwartet.

"Ich muss mich in aller Form entschuldigen, dass ich Euch auf derart unangemessene Weise begegnet bin.. und euch bedroht habe."

Mit einem Ellenmaß … Aber sie scheint zu ihren Fehlern zu stehen. Respekt.

"Wenn Ihr die Erklärung akzeptieren mögt: Ich komme von einem Einsatz zurück, bei dem..", sie fing an, mehrfach zu blinzeln, und ihre langsame Sprechgeschwindigkeit war ohnehin diejenige von Leuten, die sich ihre Worte eben zurechtlegten - und womöglich logen.
"eine - leider - sehr ähnlich maskierte Person...Ursache großer Gefahr war."


Oha! Die Maske?! Aber … kein Nichtgenannter sollte eine solche Angst auslösen … oder war es eine andere Maske? Da muss ich nachhaken … vor allem da sie etwas zu verschweigen scheint.

"Das gestattet natürlich nicht, nun pauschal jeden Maskenträger zu bedrohen, verzeiht mir bitte."

Das ist richtig … aber offenbar hattest du auch wirklich große Angst vor dieser Maske …

"Und, da Ihr so freundlich wart, Euch vorzustellen, möchte ich nicht ein weiteres Mal unhöflich wirken..."
Sie legte die Rechte vor den Oberbauch und verneigte sich in tadelloser Kavaliersart, ungeachtet ihres eigentlichen Geschlechts,
"Mein Name ist Darna von Eibenau, Knappin des Grafen der Wehr, seiner Hochgeboren Widumar von Aarenhorst. Ich bin Ritter Hagen von Weilenscheidt unterstellt."
Sie warf einen scheuen Blick zur Seite. Dann senkte sie wieder den Blick, schob die Hände wieder auf den Rücken und fügte etwas verhaltener an:
"Da ich den anderen keineswegs im Rang vorstehe, können sie für sich selber sprechen, soweit Euch dies angenemessen scheint, hohe Dame.“


Hrm, sehr vorrauschauend von ihr gleich noch die passende Stelle für Beschwerden über ihre Person an zu merken … ich glaube, ich hätte es meinem potentiellen Ankläger schwerer gemacht. Oder versucht sie sich mit diesen Titeln zu retten? Aber sie scheint mir nicht der Typ dafür zu sein …
Während die Knappin sprach warf die junge blonde Frau, die zu seiner Freude ein Stück näher an ihn heran getreten war, einen neugierige Blick auf ihn, wobei ein unnatürliches Funkeln in ihre Augen trat.
Magie?! Aber was für eine? Was sie wohl sieht …
Was auch immer sich ihr offenbarte, es ließ sie sachte Lächeln. Zanfar wusste, dass ihre Heiterkeit höchst wahrscheinlich nicht ihm galt, aber es ließ ihn trotzdem ebenfalls Schmunzeln.
Es muss schön sein, der Grund für ihr Lächeln zu sein … es ist so absteckend und ehrlich.
Er blinzelte irritiert und zog die Nase kraus.
Werde ich jetzt Sentimental?!
Chasins Blick wanderte weiter über die Anwesenden und zur Knappin Goldlöckchen.

„Mein Name ist Nova, werte Dame, ich bin Novizin an der Akademie des Lichts.“

Nova also … wie ungewöhnlich! Und schön. Nun, Nova, jetzt wo ich deinen Namen habe, brauche ich nur noch deine Zeit.
Nicht nur er interessierte sich für die junge Frau. Auch Chasins Blick verweilte einen Moment, zweifelsohne, um die Gedanken der jungen Frau zu lesen.
Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf die beiden jungen Männer.

Der Knappe stellte sich zuerst vor:
„Basilius von Gudenberg.“
„..von Gudenberg... Ich nehme an, ihr seid mit den von Kelterburgs bekannt?“
Basils Wange zuckte nervös als er antwortet:
„Ja, so ist es.“
„Ich glaube, ich habe vor einiger Zeit die Bekanntschaft eurer Schwerster gemacht. Eine sehr feine Erscheinung.“
Basilius hob den Kopf und starrte die Tha’Roon offen an.
„Ihr habt was?“
Der Klang seiner Stimme kippte zum Ende und er musste sich räuspern. Trotzdem war es schon recht unhöflich so zweifelnd nachzufragen. Drohte nun der Wolf von Gudenberg die Situation eskalieren zu lassen?
„Ich habe sie auf einem Empfang gesehen...“
Die Betonung lag dabei sehr kurz auf der Bestätigung, dass sie die Wahrheit sprach, dann fuhr sie aber im Plauderton fort:
„... Ich glaube der Herr von Kelterburg war bei ihr, ein älterer Mann. Sie war sehr zurückhaltend, aber ihr ging es gut.“
Irgendetwas in den letzten vier Worten schien Basil in sich zusammen sacken zu lassen. Seine Schultern fielen nach unten und er griff nach dem Tresen, als müsse er sich abstützen. Was mochte ihm nur gerade durch den Kopf gehen, dass ihn so sehr die Fassung verlieren ließ.
„Ich habe sie nicht persönlich gesprochen, aber sie wirkte den Umständen entsprechend … gut versorgt. Sie war eine Augenweide... rosige Wangen und einen leichten Gang. Ich sah sie tanzen.“
Die Formulierung klang wohl etwas seltsam, aber Basilius schien es nicht zu bemerken.
„Das... das ist gut. Das ist gut... danke. Das freut mich. Ich... ich gehe einen Moment vor die Tür. Entschuldigt mich bitte.“


Hrmm … wenn mein Gedächnis jetzt noch genauso gut wie Chasins wäre … was ist damals vorgefallen? Und was hat sie jetzt mit dem armen Jungen angestellt?

Inzwischen war Chasins fragender Blick weiter auf Leon gewandert.
„Entschuldigt die Unterbrechung. Der junge Mann schien erfreut von seiner Schwerster zu hören.“
Chasin schmunzelte ein wenig in sich hinein.


Tzz … meine Liebe manchmal hast du ein wenig zu viel Freude daran, mehr als alle Anderen zu wissen. Nicht, dass es mir in deiner Situation nicht genauso ginge …

„ Aber ihr wolltet euch gerade vorstellen...“
Der Lichtmagus war hinter dem Tresen hervor getreten und verbeugte sich in ebenso perfekter Manier wie die Knappin. Dann sprach er:
„Wehrte Dame, Mein Name ist Leon Milagros. Ein Schüler der Lichtakademie zu Jorsa, wie meine Freundin hier.“
Wieder war da diese leichte Zweifeln im Blick der Diplomatin.
„Ihr kommt mir irgendwie bekannt vor. Haben wir uns schon einmal gesehen?“
Zanfar wusste, dass dem nicht so war, aber Chasin hatte diese Frage anscheinend aus einem bestimmten Grund so gestellt.
„Ich denke nicht.“
„Habt ihr Verwandte in der Nähe von Rugta?“
Leon zeigte kaum Reaktion, aber Darna kannte ihn inzwischen gut genug, dass ihr das winzige Zucken seiner Finger nicht entgangen war. Die Erwähnung von Rugta brachte auch Delilahs Aufmerksamkeit zurück in die Runde. Leons Zögern an sich war auffällig und sicher war Zanfar neugierig, was Chasin in diesem Moment wohl zwischen den Zeilen würde lesen können.
„...Bekannte vielleicht?“
Inzwischen wussten ja beide jungen Frauen, dass Leon nicht gern mit seinem Adelstitel hausieren ging. Seine Familienverhältnisse waren für beide noch immer ein Mysterium. Sicher wollte er nicht einer wildfremden Person auf die Nase binden, wer er war. Doch sein Schweigen zog sich nun langsam unangenehm in die Länge und wurde peinlich. Er senkte den Blick und starte auf die blank polierten Dielen. Da sagte die Frau etwas, dass so einige aufhorchen ließ:
„... irgendwelche Geister die wir vielleicht gemeinsam kennen? ...“
Leons Kopf ruckte hoch und seine Pupillen weiteten sich. -
„Obwohl ich selbst nicht lange in dieser Gegend war. Rugta zu dieser Jahreszeit keine sehr einladende Gegend... sehr viel Nebel. Aber ich war schon eine Weile nicht mehr so nah der Heimat. … Ihr vielleicht?“


Holla, was für ein Geheimnis trägst du in dir, dass die Rote Dame dich ins Kreuzverhör nimmt?! Und wovon spricht sie da? Ist er ein … getarnter Tha’Roon ... oder so?! Gibt es so etwas? Aber dann wäre er ihr nicht so ausgeliefert …
Zanfar legte den Kopf schräg und betrachtete neugierig den jungen Mann und die Reaktion seiner Freunde. Die unbändige Freude Basils war ihm bei dem Verhör Leons entgangen.
So interessant das ganze hier auch ist … ich möchte wissen, was es mit der Maske auf sich hat!!! Es schadet sicher nicht, wenn ich die Anderen ablenke, so dass sie ihrem Freund nicht beistehen können, während die Tha’Roon noch das letzte bisschen Information aus ihm heraus quetscht … mit Leon will ich gerade nicht tauschen.

Er wandte sich zu Darna.
„Ihr könnt mich mit ‚Nichtgenannter‘ ansprechen, Knappin Darna von Eibenau.“
Er deutete ein nicken an, das mit zugedrücktem Auge vielleicht eine Verbeugung hätte sein können. Seine Stimme war dunkel und melodisch, mit einem leicht heiseren Kratzen.
„Die Entschuldigung ist angenommen.“
Jetzt drehte er sich weiter zu Nova und verbeugte sich leicht.
„Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen, Novizin Nova. Ich danke Euch für Euer Vertrauen und Euren Einsatz. Wenige würden um des Friedens und eines Fremden willen riskieren in einen möglichen Konflikt Bewaffneter zu geraten – vor allem nicht, wenn eine ihrer Gefährtinnen diesen Fremden ansähe als wäre er ein Dämon aus dem Harax - “, die Erheiterung und der Sarkasmus in seiner Stimme waren unüberhörbar, „…das war überaus mutig von Euch.“
So distanziert die Worte auch formuliert waren, merkte man seiner Stimme das Lächeln an, dass dabei auf den Lippen des Nichtgenannten lag. Gerne hätte Zanfar sich weiter mit dem Blondschopf beschäftigt, aber es gab dringenderes.
Der Nichtgenannte richtete seinen Blick wieder auf die Knappin.
„Das muss eine überaus unangenehme Begegnung gewesen sein. Könntet ihr mehr ins Detail über diesen Vorfall gehen?“
Er wog einen Moment ab, ob eine weitere Erklärung angebracht war und entschied sich dafür, sich weiter zu erklären.
„Diese Maske.“
Er tippe mit dem behandschuhten Finger auf das Metall.
„Ist ein Symbol meines Ordens. Nicht viele von uns Reisen durch die weiten Celcias, aber die, die es tun, tragen eine solche Maske. Also ist es durchaus möglich, dass ihr die gleiche Maske gesehen habt, nicht etwa nur eine Ähnliche. Und DAS würde bedeuten, das einem meiner Brüder oder einer meiner Schwestern etwas zugestoßen sein muss. Denn bei einem bin ich mir sicher, keiner, der den Regeln meines Ordens folgt, würde solches Entsetzen inspirieren.“

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Darna von Eibenau » Sonntag 26. Februar 2017, 00:43

Darna beendete ihre Entschuldigung und suchte bei Chasin Anzeichen, ob sie diese akzeptierte. Doch da blieb nur eine höfliche Maske, die Dame legte den Kopf schief und schien mehr zu erwarten. Der kalte Knoten in ihren Eingeweiden löste sich nicht, während sie sich nach allen Regeln der Kunst, die sie gelernt hatte, vorstellte.
Danach folgte Delis Vorstellung, wobei sie ihren Akademienamen nutzte. Darna blinzelte nachdenklich vor sich hin. Das muss ich mir merken. Soll ich sie in der Öffentlichkeit auch so ansprechen, oder gibt es da besondere Umgangsformen? Warum hatte sie sich nicht mehr mit den Akademiegepflogenheiten beschäftigt? Vielleicht wegen der seltsamen 'Hierarchien', die ihr zu unsauber strukturiert erschienen waren. Vielleicht auch wegen des bloßen Umstandes, dass es da um Magie ging.
Weitere Vorstellungen würden folgen... Darnas Präsenz zog sich in die eines stillen, unbeteiligten Beobachters zurück, denn meistens war dieses ganze einander Vorgestelle zum Gähnen langweilig, wenn man den überwiegenden Teil der Personen sowieso schon kannte. Stattdessen begann sie, kleinere Details zu beobachten und zu registrieren, zum Beispiel die Bekleidung der Diplomatin vor sich im Vergleich zu der ihres Bewachers:
Keine Gemeinsamkeiten im Stil. Gar keine. Keine Embleme, Abzeichen, oder sonstwas, was ihn als ihr zugehörig kennzeichnen würde. Das war sie so nicht gewohnt. Es war nicht ungewöhnlich, dass Adelige Leibwächter hatten, aber dann trugen die Leibwächter wenigstens die Farben des Hauses, einen gewissen gemeinsamen Stil oder ähnliches. Wobei dieses schwarz-weiß-rot schon nach 'Signalfarben' aussieht. Ihr rotes Kleid dazu? Hm. Seltsam. Diese Personen hier wirkten beide fremdartig, aber jeder für sich.

Doch die Gelegenheit der Observierung blieb nicht lange, denn der schon bald fallende Name "von Kelterburg" zog ihre Aufmerksamkeit schnell wieder auf das Gespräch und ihre Stirn furchte sich leicht, die Mundwinkel zogen sich eine Spur weiter nach unten. Das Lila (Ablehnung) in ihrer Aura vergrößerte sich wieder und es mischte sich zunehmend Neugier (grün) dazu, allerdings konzentrierte sich Chasin ja gerade vornehmlich auf Basilius, die Mädchen standen nur 'im Weg', was den Sichtbereich anging.
„... Ich glaube der Herr von Kelterburg war bei ihr, ein älterer Mann." Darnas Augen verengten sich, dass sie das Gespräch lauernd mitverfolgte, war unübersehbar. Meint sie Fürst von Kelterburg? Dann begleitet seine Schwester wohl eher ihn und nicht anders herum. Aber warum? Armes Ding.
Sie wagte es, sich so weit zu drehen, dass sie das Gespräch zwischen Basilius und Chasin besser mitverfolgen konnte und den Maskenträger halb in ihren Rücken ließ, Delilah immernoch dazwischen. Die Stellung war nicht starr und im Moment hätte sie wohl gerne ihre Aufmerksamkeit in sämtliche Richtungen gelenkt, was natürlich nicht ging.
„Ich habe sie nicht persönlich gesprochen, aber sie wirkte den Umständen entsprechend … gut versorgt. Sie war eine Augenweide... rosige Wangen und einen leichten Gang. Ich sah sie tanzen.“
Die Formulierung klang wohl etwas seltsam, aber Basilius schien es nicht zu bemerken.

Basils Reaktionen ließen Darna erstaunt die Brauen heben, und was sie betraf, fand sie das Gespräch mehr als seltsam. 'Den Umständen entsprechend'?? Schwanger? Oder ist sie... in irgend einer Art Geiselhaft bei den Kelterburgs? Basils Erklärung, dass seine Freundschaft zu Gernot nicht freiwillig gewesen war, kam ihr düster wieder in den Sinn. Und über seine weiteren privaten Verhältnisse wusste sie nicht viel, wann fragte man seinen Feind schon mal nach seiner Familie? Nur, dass die Kelterburgs Basils Familie in den finanziellen Ruin getrieben hatten, war ein offenes Geheimnis gewesen.
Aber wenn sie sie schon ruiniert haben, was wollen sie auch noch mit der Schwester? Gab es da eine ältere Familienfehde, die die Kelterburgs gewonnen hatten und aus Rache noch weiter auf den Gudenbergs herum trampelten? Es würde ins bisherige Bild passen.
Während Basils Laune sich so sehr aufhellte, als würden ihm zehn Steine vom Herzen fallen, wurde Darnas Laune angesichts solcher Überlegungen und Erinnerungen schon wieder noch düsterer und mit Wut vermischt. Daneben beobachtete sie irritiert, wie Basil sich entschuldigte und für seinen Freudenausbruch den Laden verließ.
Die Höflichkeit gebot, dass sie sich wieder Chasin mehr zuwandte und dabei prüfte sie mit einem raschen Blick, dass der Leibwächter sich auch ja nicht von der Stelle gerührt hatte.

Was ging hier vor?
„Entschuldigt die Unterbrechung. Der junge Mann schien erfreut von seiner Schwester zu hören.“
Die verhalten gefurchte Stirn wich nicht. Sie treibt die Gruppe auseinander, stellte die Knappin argwöhnisch fest, Und das auch noch auf... nette Art, wie macht sie das?
Und jetzt schien sie sich Leon vorzuknöpfen. Dass Basil den Laden verlassen hatte, gefiel Darna überhaupt nicht, denn ihr war klar, dass er wohl als erstes ohne weitere Fragen an ihrer Seite stünde - mit einem Schwert bewaffnet -, sollte hier doch noch irgend etwas Unschönes passieren.
Aber der Gedanke, dass die fliederhäutige Fremde nun ähnliches mit Leon anstellen könnte, jagte ihr das Adrenalin kurzer Panik durch die Adern! Wieder hakte die Diplomatin nach der Vorstellung nach:
„Ihr kommt mir irgendwie bekannt vor. Haben wir uns schon einmal gesehen?“
Darnas Haltung versteifte sich kaum merklich - kaum merklich, weil es steifer eigentlich schon nicht mehr ging. Die Hände ruhten nicht auf dem Rücken, sie pressten sich dort ineinander, um sich zur Ruhe zu zwingen. Gleichzeitig mischte wieder Neugier mit - und in die Ablehnung mischte sich kurioserweise erste Bewunderung:
Die Frau muss ein wahnsinnig gutes Gedächtnis haben. Wenn sie sich daran erinnerte, welche unbedeutende Kleinadelige Fürst von Kelterburg begleitet hatte und hier womöglich Familienähnlichkeiten zu Leons Vater feststellte...?
„Ich denke nicht.“
„Habt ihr Verwandte in der Nähe von Rugta?“
Leon zeigte kaum Reaktion, aber Darna kannte ihn inzwischen gut genug, dass ihr das winzige Zucken seiner Finger nicht entgangen war.

Die Kieferknochen der Knappin waren durch das Anspannen der Wangen und Zusammenpressen der Kiefer gut zu sehen. Jemandem wie Zanfar musste längst klar sein, dass trotz ihrer Steifheit die Körpersprache der Knappin in etwas wie der dunkelelfischen Gesellschaft tödlich verräterisch war.
Wieder Volltreffer. Darna wusste, dass es Menschen gab, die in sowas einfach natürliche Begabungen hatten. Menschen, die Familienähnlichkeiten zwischen Cousins oder über Generationen hinweg erkannten, wo andere nur zwei nebeneinander stehende Personen sahen. Menschen, die aus der Art der Formulierungen treffsicher auf den Verfasser schlossen. Oder die ein mal ein Gesicht sahen und nie den dazu gehörenden Namen vergassen.
Diese Frau vor ihr war in diesem Gebiet entweder ein Genie, oder die Fremde wendete eine Form von Magie an, von der Darna noch nie etwas gehört hatte - was nicht schwer wäre. Es weckte bei allem kritischen Argwohn stille Faszination, und so verfolgte sie das Nachhaken für einen Moment gar nicht so sehr über das Stichwort "Rugta" stolpernd, sondern beobachtete ganz gebannt, mit welcher Unbarmherzigkeit die Diplomatin den schweigenden Leon an den Haken nahm, bis sie eine verräterische Reaktion hervorrief:
Leons Kopf ruckte hoch und seine Pupillen weiteten sich.

Ich möchte nicht bei ihr in einem Verhör sitzen, stellte Darna nüchtern fest und hob die Brauen bei der mehr als ungewöhnlichen Frage nach gemeinsam bekannten Geistern. Geistern?? Hm, sein Vater sollte sich mit Bannmagie beschäftigen, hatte Leon gesagt? Sie blinzelte, als die Feststellung zum Thema Verhör noch eine andere Assoziation auslöste:
Da war Gerede bei Hof gewesen, dass binnen weniger Wochen mehrere feindliche Spione und illoyale Bedienstete aufgespürt und verhaftet worden waren, dass im Schloss "ausgemistet" wurde, wie es hieß, und das mit untrügbar treffsicherem Gespür.
Eine Fremde sollte aufgetaucht sein, die sich ungewöhnlich schnell in die Gunst seiner Majestät geschlichen hatte, und wenn sie sich zwischen dem Hauptinformanten des Königs und der Inquisition, die ja normalerweise für solche Dinge zuständig waren, behaupten konnte, dann musste die Frau etwas Besonderes sein! Durch die ganzen Verhaftungen und Postenverschiebungen war ihr Dienstherr, der Graf der Wehr, eine zeitlang ungewöhnlich umtriebig und auf das Schloss konzentriert gewesen.
Und in der Küche hatten natürlich die Gerüchte gebrodelt!
'Eine hagere Bohnenstange', hatte es geheißen, und 'Die rothaarige Hexe'... und je länger das Gerede weiterging, desto absurder wurden die Behauptungen, also hatte Darna bald wieder weg gehört und sich um wichtigere Dinge wie das Stall ausmisten gekümmert.
Ist sie das etwa?, huschte es ihr nun durch den Kopf und jetzt war sie es, die Chasin forschend ansah. Ach, die Kutsche!, erinnerte sie sich an die kleine Kutsche aus dem Schloss, die genauso wie der Wagen an der Ecke hatte anhalten müssen.
Das könnte wirklich sein?
Sie überhörte von diesem schlagartigen Verdacht umgetrieben fast die weiteren Worte:
"...Rugta zu dieser Jahreszeit keine sehr einladende Gegend... sehr viel Nebel."
Und sehr viele Orks, dachte Darna trocken und ablehnend und rümpfte leicht die Nase, und zu viele Dunkelelfen..., wobei sich schon wieder der Argwohn zu regen versuchte.
"Aber ich war schon eine Weile nicht mehr so nah der Heimat. … Ihr vielleicht?“
'Heimat'?!? Was von Rugta sollte für diese Frau bitte Heimat sein? Sie war die Letzte hier, die wie eine Zwergin aussah!
Die Dunkelelfen haben die Stadt doch noch gar nicht so lange eingenommen, dass sie da geboren sein kann! Die Verwirrung war für den Moment komplett, und sie stand ihr auch ins Gesicht geschrieben.

Da wandte der Leibwächter sich an sie:
„Ihr könnt mich mit ‚Nichtgenannter‘ ansprechen, Knappin Darna von Eibenau.“
'Was?' - Sie konnte sich den dummen Ausspruch gerade so verkneifen und war offensichtlich völlig aus Gedanken gerissen. Zanfar hätte sich gerade wohl auch unbemerkt von vorne an sie heran schleichen können. "Verzeihung - Verzeihung, wie bitte?" - er musste den Satz wiederholen.
Er deutete ein nicken an, das mit zugedrücktem Auge vielleicht eine Verbeugung hätte sein können. Seine Stimme war dunkel und melodisch, mit einem leicht heiseren Kratzen.
„Die Entschuldigung ist angenommen.“

Eine gefurchte Stirn. Mit 'Nichtgenannter' ansprechen? Was ist denn das? Eine geheime Meuchelmörderorganisation? Ein Dunkelelfenbund? Sowas wie 'Die unaussprechlichen Schrecken'?
Ihre paranoiden Vorbehalte beschlossen, noch auf einen kleinen Umtrunk zu bleiben und das Nicken, mit dem sie sein Zunicken quittierte, konnte man mit zugedrücktem Auge als 'abgezirkelt' bezeichnen.
Jetzt drehte er sich weiter zu Nova und verbeugte sich leicht.
„Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen, Novizin Nova. Ich danke Euch für Euer Vertrauen und Euren Einsatz. Wenige würden um des Friedens und eines Fremden willen riskieren in einen möglichen Konflikt Bewaffneter zu geraten – vor allem nicht, wenn eine ihrer Gefährtinnen diesen Fremden ansähe als wäre er ein Dämon aus dem Harax - “, die Erheiterung und der Sarkasmus in seiner Stimme waren unüberhörbar,
und wenn Darna eines erkannte, dann Sarkasmus - und wann man sich über sie lustig machte. Was dies anging, war sie leider sogar überempfindlich und ihre Blicke wurden bohrende Dolche.
Wenn du wüsstest, wie recht du hast..., grollte sie innerlich und stellte sich wütend recht bildlich vor, wie sie ein zweites Mal ihr maskiertes Gegenüber zu schwarzem Mus verarbeitete. Ihr Verstand merkte leise an, dass sie vorher von diesem scheinbar zweihändig arbeitenden Kämpfer wohl in Scheiben geschnitten würde, aber vorstellen durfte man es sich ja wenigstens?
„…das war überaus mutig von Euch.“
So distanziert die Worte auch formuliert waren, merkte man seiner Stimme das Lächeln an, dass dabei auf den Lippen des Nichtgenannten lag. Gerne hätte Zanfar sich weiter mit dem Blondschopf beschäftigt, aber es gab dringenderes.
Der Nichtgenannte richtete seinen Blick wieder auf die Knappin.

Und schaute in die Mimik einer gereizten Würgeschlange, die er vorerst zumindest äußerlich zu ignorieren schien:

„Das muss eine überaus unangenehme Begegnung gewesen sein. Könntet ihr mehr ins Detail über diesen Vorfall gehen?“
Nein.

Er wog einen Moment ab, ob eine weitere Erklärung angebracht war und entschied sich dafür, sich weiter zu erklären.
„Diese Maske.“
Er tippte mit dem behandschuhten Finger auf das Metall.
Die junge Frau zuckte wieder zusammen, kaum noch merklich diesmal, aber man wusste ja nun, wann und wie man auf solche Signale zu achten hatte. Sie war wirklich empfindlich, was dieses Ding anging.
„Ist ein Symbol meines Ordens. Nicht viele von uns Reisen durch die weiten Celcias, aber die, die es tun, tragen eine solche Maske. Also ist es durchaus möglich, dass ihr die gleiche Maske gesehen habt, nicht etwa nur eine Ähnliche. Und DAS würde bedeuten, das einem meiner Brüder oder einer meiner Schwestern etwas zugestoßen sein muss. Denn bei einem bin ich mir sicher, keiner, der den Regeln meines Ordens folgt, würde solches Entsetzen inspirieren.“
Doch. Das kann ich mir bei einem Dunkelelfen SEHR gut vorstellen, erwiderte sie gedanklich nüchtern und unnachgiebig. Und bei einem Dunkelelfen, der mit grandessanischen Dämonenbeschwörern zusammenarbeitet.. - einem dämonisch verseuchten untoten Dunkelelfen! - kann ich mir das noch viel besser vorstellen!
Aber dem Leibwächter wehte verbal lediglich ein kühles und eigentlich schon wieder sehr provozierendes
"Was sind denn die Regeln Eures.. 'Ordens', wenn ich fragen darf?" entgegen.



(Zusammenfassung:
Darna hört schweigend aber aufmerksam den Wortwechseln zwischen Chasin-Basil und Chasin-Leon zu. Einiges, was sie kaum nachvollziehen kann wie die Hintergründe zu Basils Schwester verwirren sie. Chasins Verhörmethode lässt aber den plötzlichen Verdacht aufkommen, dass sie von der Fremden doch bereits am Grafenhof Gerüchte gehört haben könnte.
Zanfar reißt sie aus ihren Überlegungen und seine Vorstellung als "Nichtgenannter" lässt nur weiter ihren Argwohn wachsen, außerdem nimmt sie es sehr krumm, dass er sich indirekt durch seine Worte an Deli über sie lustig zu machen scheint. So begegnet sie ihm wieder mit allerlei gedanklichen paranoiden Vorbehalten und weicht seiner Frage mit einer Gegenfrage aus.)

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Delilah » Sonntag 26. Februar 2017, 04:10

„Mein Name ist Nova, werte Dame, ich bin Novizin an der Akademie des Lichts.“

Die Tha’Roon blickte ihr einen Moment tiefer in die Augen, als suche sie darin etwas. Delilah blinzelte mehrmals, der Blick verunsicherte sie ein wenig.
Was sucht sie? Kann sie etwa auch Auren lesen? … glaubt sie, ich lüge und will ihnen Böses?
Oh, ihr Götter, ... Wir stehen doch unter Zeitdruck… hoffentlich kommen wir hier bald raus…

Chasin lächelte die junge Novizin an und nickte, als akzeptierte sie diese 'unzureichende' Antwort vorerst. Dann wandte sie sich an die Männer, die nun langsam hinter dem Tresen hervor traten. Nur Mortimer blieb wo er war und setzte sich auf einen Schemel um dem Geschehen beizuwohnen. Es tat Delilah momentan schrecklich leid, dass sie ihm zusammen mit ihren drei Freunden so einen Trubel in den Laden gebracht hatte… schon wieder… bald würde sie der arme Mann nicht mehr in den Laden lassen.

„Basilius von Gudenberg.“
„..von Gudenberg... Ich nehme an, ihr seid mit den von Kelterburgs bekannt?“
„Ja, so ist es.“

Als sie Basilius' Namen nun in Verbindung mit dem Namen Kelterburg hörte, klingelte etwas in Delilahs Hinterkopf und sie wandte ihren Blick von Mortimer ab und ließ ihn erst über Basilus' nervöses Gesicht und dann zu der großen rothaarigen Dame wandern, wo er gedankenverloren verweilte. Dieses Klingeln im Hinterkopf wandelte sich zu einer nervenaufreibend hohen Stimme, die ohne Punkt und Komma vor sich hin redete…

„ …Bengel... Nichtsnutz. Keine Ziele mehr das junge Volk, keine Ziele! Man nennt ihn wohl jetzt sogar den Wolf von Gudenberg, aber ich finde den Namen ja viel zu klangvoll für jemanden vom verarmten Adel, der seinen Besitz an die Familie von den von Kelterburgs verloren hat. Wolf passt da gar nicht, nein. Eher Hund oder Streuner...“

Delilah verzog ein wenig das Gesicht bei der Erinnerung an die Frau, die sie Richtung Jorsan begleitet hatte und sie mit Tratsch und Klatsch vom Hofe amüsiert (oder vielmehr belästigt) hatte. Kein gutes Haar hatte sie an Basilius und seiner Familie gelassen und Delilah warf ihm kurz einen mitfühlenden Blick zu. Ja, Adel war nicht gleichbedeutend mit Sorglosigkeit, Basilius, Darna und Leon trugen genauso ihre Bündel wie ihre bürgerlichen Freunde… Auch wenn diese Bündel etwas anders aussahen…

Da fielen Delilah noch weitere Fetzen ein von dem Geplaudere der Dame aus der Kutsche, die der Novizin überraschenderweise im Kopf geblieben waren, obwohl sie nur sehr sporadisch gelauscht hatte um an den richtigen Stellen zustimmend zu nickend oder abwertend den Kopf schütteln zu können. Aber… hatte sie nicht auch etwas über eine langbeinige Frau in roten Gewändern erzählt? Grübelnd sah Delilah die Tha’Roon an.

„…diese Neue... Die ist immer in der Nähe des Königs... Eine echte Spielverderberin kann ich euch sagen! Herjeh, wenn ich so groß wäre wie diese Frau, würde ich doch die Beine brechen lassen und lieber im Rollstuhl sitzen! Und so dürr! Trägt nur Rot! Ohne Rüschen! Nicht eine! Irgendwie unheimlich und ich hab die Leute tuscheln hören, sie wäre ein Geist, was natürlich Unsinn ist, weil man sie ja dann nicht sehen könnte...“ Bei der Erinnerung an den letzten Satz musste Delilah leise schmunzeln. Obwohl ich ja auch an die Hügelgeister aus dem Nebel denken musste als ich sie das erste Mal gesehen hab… „Ohne Rüschen! Nicht eine!“ … als wenn das ein Verbrechen wäre.

Delilah, abgelenkt von der plötzlich aufgetauchten Erinnerung an die Tratschereien der Adeligen, bekam nur eher nebenbei mit, dass es bei dem gerade stattfindenden Gespräch irgendwie um Basilius‘ Schwester ging, weil die Rote Dame sie wohl getroffen hatte.
Wirklich aus ihren Gedanken gerissen wurde sie, als Basilius sich hastig verabschiedend an ihr vorbei schob um nach draußen zu gelangen. Der etwas verwirrte Blick der Novizin folgte dem jungen Mann automatisch nach draußen.

Nur Deli konnte ihn draußen stehen sehen. Einen Moment stand er nur still da, dann kippte er im Rumpf nach vorne und stützte die Hände auf seine Oberschenkel. Sein Oberkörper krümmte sich ein paar Mal kurz. Was war passiert? Hatte sie etwas verpasst? Hatte die rote Dame ihn verletzt mit dem was sie gesagt hatte? Hätte sie doch nur besser zugehört. Vielleicht sollte sie nach draußen gehen und nach ihm sehen… ihn trösten… Doch Basil schien plötzlich zu … zu … lachen?
Während die Aufmerksamkeit der meisten wieder im Laden auf die Diplomatin wanderte, so konnte die Novizin einen Anfall von Glückseligkeit da draußen beobachten und ihr eben noch besorgter Blick wandelte sich in ein warmes Lächeln, als sie Basils Ausbruch purer Freude mit ansah. Er schien wirklich, wirklich glücklich über die Nachricht, dass es seiner Schwester gut ging… Basil streckte sich nach dem ersten Schockmoment, riss die Arme in den Himmel und tanzte ein paar Mal um sich selbst. Sein Gesicht wirkte auf einmal so leuchtend, so strahlend wie die Sonne und die ständig grüblerische Miene war wie weg gefegt.
Warum er wohl so besorgt um seine Schwester gewesen war? Hatte er befürchtet, sie sei bei den Kelterburgs nicht gut aufgehoben? Sein Gesicht jedenfalls hatte sich auf erstaunliche Weise gewandelt… es war als hätte sich der Himmel nach einem grauen Winter zum Himmelblau des Frühlings aufgeklart. Diese Erleichterung auf seinem Gesicht zu sehen und wie er sich freute… ein warmes Gefühl breitete sich von Delilahs Herz in ihre Fingerspitzen aus und sie beobachte Basil mit fröhlich leuchtenden Augen. Mit all dem Glück auf dem Gesicht und im Herzen war Basilius wirklich… schön... und die Novizin freute sich sehr für ihn.
Er hopste tatsächlich noch ein zwei Mal auf und ab, dann schien er sich langsam zu beruhigen. Grinsend sah er zum Laden zurück und für einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke. Ja, er war glücklich! Erleichtert! Etwas an dem was die Diplomatin gesagt hatte, hatte ihm eine Last vom Herzen genommen, die man vorher nicht gesehen hatte. Er zwinkerte Delilah zu und zeigte freudig Zähne und Delilah konnte gar nicht anders; ihre Lippen verzogen sich zu einem noch breiteren Lächeln… was für ein ungewohntes Gefühl… war doch sonst sie diejenige, die andere zum Lächeln brachte.

„… Verwandte in der Nähe von Rugta?“ Delilahs Kopf fuhr herum, als sie durch diese Worte aus ihrer versonnenen Beobachtung gerissen wurde. Sie war wirklich unkonzentriert an diesem Morgen. Was war los? Die Novizin fand sich plötzlich in einem Verhör wieder… oder eher in Beobachtung eines solchen. Die Diplomatin schien sich auf Leon fixiert zu haben. Verwundert blickte Delilah erst zu Leon, dann zu der Frau vom Hofe. Was weiß sie von Rugta? Kennt sie Verano?!
„...Bekannte vielleicht?“

Warum durchlöchert sie ihn so? Delilahs Blick huschte zurück zu Leon. Leon, der heute sowieso noch nicht wieder komplett auf den Beinen war… Inzwischen wussten ja beide jungen Frauen, dass Leon nicht gern mit seinem Adelstitel hausieren ging. Seine Familienverhältnisse waren für beide noch immer ein Mysterium. Sicher wollte er nicht einer wildfremden Person auf die Nase binden, wer er war. Doch sein Schweigen zog sich nun langsam unangenehm in die Länge und wurde peinlich. Er senkte den Blick und starte auf die blank polierten Dielen. Da sagte die Frau etwas, dass so einige aufhorchen ließ:

„... irgendwelche Geister die wir vielleicht gemeinsam kennen? ...“
Nun hatte sie Delilahs ungeteilte Aufmerksamkeit. Was weiß sie über die Geister?! … kennt sie Rukulla? Gunther kannte sie ja auch… und meine Moma auch… mich würde nichts mehr wundern bei unserer Geisteroma… oder hat Verano sie als Geist besucht … so ähnlich wie bei mir? … nein… das sicher nicht… aber… Ihre Gedanken verhedderten sich immer mehr, wusste sie doch selber nur sehr wenig. … man nennt sie ja auch Hügelgeister… und wenn sie in den Nebeln leben… da waren so viele Geister… aber auf welche spielt sie hier an?? Woher weiß sie so viel? Über Basilius‘ Schwester… über Rugta. Als wenn sie einem die Geheimnisse an der Nasenspitze abliest.

„Obwohl ich selbst nicht lange in dieser Gegend war. Rugta zu dieser Jahreszeit keine sehr einladende Gegend... sehr viel Nebel. Aber ich war schon eine Weile nicht mehr so nah der Heimat. … Ihr vielleicht?“
Heimat… Sie würde ihre Heimat kaum wiedererkennen, wenn sie jetzt in die Nebel geht. Überall Dunkelelfen und Orks… ob ihre Familie da sicher ist? Rugta hat der Nebel nicht geschützt… und Verano auch nicht… Sie warf Leon wieder einen Seitenblick zu um zu sehen, wie er reagierte und auch wegen ihres schlechten Gewissens ob der Nachricht, die sie ihm noch bringen musste. Da bemerkte sie wie sich der Leibwächter bewegte um sich Darna zuzuwenden.

Delilah fragte sich immer noch, was für ein Elf er wohl war. „Ihr könnt mich mit ‚Nichtgenannter‘ ansprechen, Knappin Darna von Eibenau.“
Die junge blonde Frau hörte nur mit einem halben Ohr hin, ihre Aufmerksamkeit lag noch immer auf dem Gespräch zwischen Leon und der Tha’Roon, obwohl "Nichtgenannter" schon ein recht merkwürdiger ... Name war. Gehörte er irgendeinem Glaubensorden an? Wie die Templer?
"Verzeihung - Verzeihung, wie bitte?"
„Die Entschuldigung ist angenommen.“


Jetzt drehte er sich weiter zu Nova und verbeugte sich leicht. Diese löste ihren Blick nur schwer von Leon und der Tha’Roon um sich höflicherweise dem Elfen zuzuwenden.

„Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen, Novizin Nova. Ich danke Euch für Euer Vertrauen und Euren Einsatz. Wenige würden um des Friedens und eines Fremden willen riskieren in einen möglichen Konflikt Bewaffneter zu geraten – vor allem nicht, wenn eine ihrer Gefährtinnen diesen Fremden ansähe als wäre er ein Dämon aus dem Harax - das war überaus mutig von Euch.“
So distanziert die Worte auch formuliert waren, merkte man seiner Stimme das Lächeln an, dass dabei auf den Lippen des Nichtgenannten lag. Er hatte eine dunkle, melodische Stimme, die ein bisschen so klang als wenn sie zu oft genutzt worden war… oder zu wenig. Seine Stimme bestätigte ihr, dass er kein Eiself sein konnte… sein Akzent klang ganz anders als der ihrer Bekannten… nicht so scharf und kantig… sondern weicher… wie der Samt, den sie nur aus diesem Laden kannte.
Delilah fühlte sich bei seinen Worten ein wenig unwohl, hatte sie doch hauptsächlich aus Sorge um Darna gehandelt und nicht um ihn, sie hatte seine Messer auch gesehen… und mutig fühlte sie sich auch nicht. „Ihr müsst mir nicht danken… bitte… eine friedliche Lösung war im Interesse aller…“

Sie musterte ihn einen Moment und hätte ihn gerne nach seiner Herkunft gefragt, doch als hätte er das geahnt, richtete er seinen Blick wieder auf Darna und Delilah wandte ihren Aufmerksamkeitsradius wieder bestmöglich der Tha’Roon und Leon zu.

"Was sind denn die Regeln Eures.. 'Ordens', wenn ich fragen darf?"
Hinter Deli erklang Darnas Stimme schneidend wie Eis. Oh. Sie hätte vielleicht doch ihre Aufmerksamkeit besser bei diesen beiden belassen… Darnas Gemüt hatte sich anscheinend doch noch nicht so weit beruhigt, wie es Delilah gehofft hatte. Mit einem besorgten Blick wandte sie sich um und musterte Darnas Gesicht. Die Knappin wirkte äußerst gereizt und Delilah versuchte sich zu erinnern, was von dem Gesagten sie so aufbringen hätte können, doch es wurde ihr einfach nicht klar. Von Delilah kam ein leises Seufzen. Es nagte an ihren Nerven, dass ihrer Aufmerksamkeit ständig Dinge zu entgehen schienen. Auch wenn sie durch ihre Magie die Möglichkeiten hatte andere Dinge als andere wahrzunehmen, hatte sie Wahrnehmungsgrenzen, die sie für bestimmte Vorgänge unempfänglich machten. Und feindschaftliche Empfindungen hatte sie schon immer nur sehr schwer begreifen können.

„Du kannst mir glauben, dass uns in diesem Laden keiner etwas Böses will, Darna. Leon kann dir das auch bestätigten, wenn du ihn fragst, deshalb wäre es mir lieb, wenn wir das Gesprächsklima etwas wärmer gestalten würden. Danke!“

Wenn man es nicht besser wüsste, hätte man glauben können, eine leise Gereiztheit in Delilahs Stimme hören zu können. Aber das war sicher ein Irrtum, sowas gab es bei ihr nicht. Und so schnell wie dieser Moment gekommen war, so schnell war er auch wieder verflogen und das abschließende „Danke“ war wieder so farbenfroh wie eh und je.

Die Novizin vertraute darauf, dass Darna diesen deutlichen Hinweis auf ihre und Leons Magie damit verstanden hatte und in die Fähigkeiten der beiden vertrauen würde. „Ich werde kurz schauen, wie es Basilius geht.“, meinte sie dann in einem ruhigen Tonfall und hätte fast scherzend >Seid nett zueinander!“ hinzugefügt, dachte sich dann aber, dass sie der adeligen Darna mit ihrem ersten Kommentar schon reichlich über den Mund gefahren war… ob sie sich das vor ihrer Zeit mit Verano getraut hätte? Sicher nicht… aber wenn die ganzen „von“s und „zu“s im Umfeld langsam Gewohnheit wurden..

Sie überließ den Leibwächter und Darna sich selbst, lächelte Mortimer im Vorbeigehen entschuldigend zu (Er würde sie vermutlich wirklich irgendwann nicht mehr in den Laden lassen…) und schob sich dann langsam Richtung Tür. Basilius war schon eine Weile draußen und Delilah fühlte sich noch immer ein wenig wie eine Gastgeberin, womit sie das Wohlergehen der drei sicherstellen wollte… die Herde zusammenhalten… auch wenn er vorhin sehr glückselig gewirkt hatte. Außerdem war es ein schöner Vorwand um sich dem Gespräch zwischen Elf und Knappin wieder zu entziehen und noch einmal der Tha’Roon und Leon zu zuhören.

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Erzähler » Sonntag 26. Februar 2017, 17:27

Es passierte viel dieser Tage in Mortimers kleinem Laden. So viel, dass es schwierig war den Überblick zu behalten, wann wer, wann was, gesagt wurde. Jeder hatte seine ganz eigene Wahrnehmung auf die Dinge, aber langsam begannen sich die Schicksalsfäden neu zu ordnen.


Zanfar wandte sich zu Darna.
„Ihr könnt mich mit ‚Nichtgenannter‘ ansprechen, Knappin Darna von Eibenau...Die Entschuldigung ist angenommen.“
Natürlich - deshalb hatte die Tha’Roon auch nichts gesagt. Es lag nicht an ihr die Entschuldigung der Knappin anzunehmen. Es lag an der vermummten Gestalt, die als Nichtgenannter bezeichnet werden wollte, die sie bedroht hatte und die sich jetzt weiter zu Nova drehte:
„Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen, Novizin Nova. Ich danke Euch für Euer Vertrauen und Euren Einsatz. Wenige würden um des Friedens und eines Fremden willen riskieren in einen möglichen Konflikt Bewaffneter zu geraten – vor allem nicht, wenn eine ihrer Gefährtinnen diesen Fremden ansähe als wäre er ein Dämon aus dem Harax - “
, die Erheiterung und der Sarkasmus in seiner Stimme waren unüberhörbar. Er machte einen Scherz um die Situation aufzulockern, doch leider schien dieser nicht besonders gut anzukommen
„…das war überaus mutig von Euch.“
Als der Nichtgenannte wieder seinen Blick der Knappin zu warf, hatte die Spannung noch eher zugenommen.
„Das muss eine überaus unangenehme Begegnung gewesen sein. Könntet ihr mehr ins Detail über diesen Vorfall gehen?“
Er wog einen Moment ab, ob eine weitere Erklärung angebracht war und entschied sich dafür, sich weiter zu erklären.
„Diese Maske...“
Er tippe mit dem behandschuhten Finger auf das Metall.
„Ist ein Symbol meines Ordens. Nicht viele von uns Reisen durch die weiten Celcias, aber die, die es tun, tragen eine solche Maske. Also ist es durchaus möglich, dass ihr die gleiche Maske gesehen habt, nicht etwa nur eine Ähnliche. Und DAS würde bedeuten, das einem meiner Brüder oder einer meiner Schwestern etwas zugestoßen sein muss. Denn bei einem bin ich mir sicher, keiner, der den Regeln meines Ordens folgt, würde solches Entsetzen inspirieren.“


Darna schwirrten noch bevor der Krieger sie ansprach, andere Gedanken im Kopf herum und die die Diplomatin betrafen. Sie hatte schon von ihr gehört, da war sie sich inzwischen sicher. 'Eine hagere Bohnenstange', hatte es geheißen, und 'Die rothaarige Hexe'... und je länger das Gerede weiterging, desto absurder wurden die Behauptungen, also hatte Darna bald wieder weg gehört und sich um wichtigere Dinge wie das Stall ausmisten gekümmert.
Ist sie das etwa?
, huschte es ihr nun durch den Kopf und jetzt war sie es, die Chasin forschend ansah.
Ach, die Kutsche!
, erinnerte sie sich an die kleine Kutsche aus dem Schloss, die genauso wie der Wagen an der Ecke hatte anhalten müssen.
Das könnte wirklich sein?
Sie überhörte von diesem schlagartigen Verdacht umgetrieben fast die weiteren Worte:
"...Rugta zu dieser Jahreszeit keine sehr einladende Gegend... sehr viel Nebel."
Und sehr viele Orks...
, dachte Darna trocken und ablehnend und rümpfte leicht die Nase, was die Diplomatin dazu brachte kurz zu ihr hinüber zu sehen. Etwas in ihrer Aura hatte ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Vermutlich die Abneigung...
...und zu viele Dunkelelfen...
Was? Dunkelelfen... ich hab den Zusammenhang verpasst... Ich muss sie weiter dirigieren... sie müssen weiter durch diese Themen führen...Denkanstöße geben... Was ist mit Rugta? Hatte dieser Gedanke etwas der Stadt zu tun?
"Aber ich war schon eine Weile nicht mehr so nah der Heimat. … Ihr vielleicht?“
Wieder huschte ihr Blick zu Darna.
'Heimat'?!?
Immer hören sie nicht richtig zu... Ich sagte: NAH der Heimat...
Die Dunkelelfen haben die Stadt doch noch gar nicht so lange eingenommen, dass sie da geboren sein kann!
Die Verwirrung war für den Moment komplett, und sie stand ihr auch ins Gesicht geschrieben. Chasins Auge weitete sich für einen winzigen Moment, bei dem was sie da eben gehört hatte, da wandte ihr Leibwächter und Freund sich schon an die Knappin und ließ sie weg sehen.
„Ihr könnt mich mit ‚Nichtgenannter‘ ansprechen, Knappin Darna von Eibenau.“
"Verzeihung - Verzeihung, wie bitte?"

Die Dunkelelfen haben die Stadt doch noch gar nicht so lange eingenommen, dass sie da geboren sein kann! ...das hat sie eben wirklich gedacht... Das kann nicht sein! Dann sind sie Nebulis schon viel näher als ich gedacht habe... Als alle gedacht haben... Die Weisen... mein Volk! Sie muss sich irren! Darna von Eibenau, du musst mir sagen...
Chasin musste sich arg zusammen reißen um nichts von ihren Gefühlen nach außen dringen zu lassen! Normaler Weise war dies niemals ein Problem gewesen. Sie hatte selbst so schwache Emotionen, dass es ihr leicht fiel unter Menschen eine „Maske“ zu tragen, aber dies hier, diese kleine Information, die brachte sie ein wenig aus dem Tritt. Ihre aufkeimende Sorge zeigte sich in einem leichten Zucken ihres fast immer geschlossenen Augenlids, dass ihr größtes Geheimnis barg. Sie rieb sich kurz die Schläfe.
Ich könnte sie dazu bringen mir alles zu erzählen, mir zu vertrauen... Ich könnte sie zwingen...
Sie sah zu Zanfar und erinnerte sich daran, wie sehr ihre Macht ihn verletzt hatte.
Nein...nicht wenn es einen anderen Weg gibt! Versuchen wir es erst mit Ehrlichkeit.
Dieser kleine Gedanke ließ sie die Hand an ihren Mund führen, wo sie nachdenklich mit dem Rücken ihres Zeigefingers über ihre Unterlippe streifte. Chasin beobachtete die Knappin wie sie sich wieder verspannte und mehr und mehr in sich zurück zog.
Das wird nicht leicht werden... außer...
„Die Entschuldigung ist angenommen.“
Mit 'Nichtgenannter' ansprechen? Was ist denn das? Eine geheime Meuchelmörderorganisation? Ein Dunkelelfenbund? Sowas wie 'Die unaussprechlichen Schrecken'?
So negativ... und dieses Geräusch... ich würde so gerne...
Zanfar drehte er sich weiter zu Nova und verbeugte sich leicht.
„Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen, Novizin Nova. Ich danke Euch für Euer Vertrauen und Euren Einsatz. Wenige würden um des Friedens und eines Fremden willen riskieren in einen möglichen Konflikt Bewaffneter zu geraten – vor allem nicht, wenn eine ihrer Gefährtinnen diesen Fremden ansähe als wäre er ein Dämon aus dem Harax - “
Wenn du wüsstest, wie recht du hast...
Oha! Ein Dämon also...
„…das war überaus mutig von Euch.“
Der Nichtgenannte richtete seinen Blick wieder auf die Knappin und schaute in die Mimik einer gereizten Würgeschlange, die er vorerst zumindest äußerlich zu ignorieren schien:
„Das muss eine überaus unangenehme Begegnung gewesen sein. Könntet ihr mehr ins Detail über diesen Vorfall gehen?“
Nein.
Schlagfertig und willensstark! … für ihr Alter eine herausragende Leistung. Etwas muss sie stark gemacht haben. Für gewöhnlich sind das jedoch eher die schweren und dunklen Schicksalsschläge die so einen Charakter formen...
Zanfar fügte sich ungeahnt hilfreich in Chasins Pläne ein und machte sich hervorragend darin. Sie waren einfach ein gutes Team. Er zog die Aufmerksamkeit mir seiner folgenden Erklärung auf sich, was ihr die Möglichkeit bot, die Knappin weiter zu lesen.
„Diese Maske...“
Er tippte mit dem behandschuhten Finger auf das Metall. Die junge Frau zuckte wieder merklich zusammen. Sie war wirklich empfindlich, was dieses Ding anging.
„...Ist ein Symbol meines Ordens. Nicht viele von uns Reisen durch die weiten Celcias, aber die, die es tun, tragen eine solche Maske. Also ist es durchaus möglich, dass ihr die gleiche Maske gesehen habt, nicht etwa nur eine Ähnliche. Und DAS würde bedeuten, das einem meiner Brüder oder einer meiner Schwestern etwas zugestoßen sein muss. Denn bei einem bin ich mir sicher, keiner, der den Regeln meines Ordens folgt, würde solches Entsetzen inspirieren.“
Chasin wusste, das Zanfar die Wahrheit sprach, aber die Knappin vor ihm, hatte so ihre Zweifel.
Doch. Das kann ich mir bei einem Dunkelelfen SEHR gut vorstellen... Und bei einem Dunkelelfen, der mit grandessanischen Dämonenbeschwörern zusammenarbeitet.. - einem dämonisch verseuchten untoten Dunkelelfen! - kann ich mir das noch viel besser vorstellen!
Aber dem Leibwächter wehte verbal lediglich ein kühles und eigentlich schon wieder sehr provozierendes:
"Was sind denn die Regeln Eures.. 'Ordens', wenn ich fragen darf?"
entgegen.
Respekt! Diese noch recht junge Frau hat sich wirklich erstaunlich gut unter Kontrolle. Wenn sie so viel Grauen gesehen hat, wie durch die Erwähnung eines Dämons anzunehmen ist, dann ist es ein Wunder, dass sie ihm noch nicht die Kehle durchgeschnitten hat!


Auch Delilahs Aufmerksamkeit wurde einmal mehr abgelenkt, als sie daran war sich vorzustellen.
„Mein Name ist Nova, werte Dame, ich bin Novizin an der Akademie des Lichts.“
Die Tha’Roon blickte ihr in diesem Moment tiefer in die Augen, als suche sie darin etwas. Delilah blinzelte mehrmals, der Blick verunsicherte sie ein wenig.
Was sucht sie? Kann sie etwa auch Auren lesen? … glaubt sie, ich lüge und will ihnen Böses?
Oh, ihr Götter, ... Wir stehen doch unter Zeitdruck… hoffentlich kommen wir hier bald raus…

Geduld, freundliche, aufrichtige, kleine Deli... Geduld.
Chasin lächelte die junge Novizin an und nickte. Dann war Basilius mit seiner Vorstellung an der Reihe und lenkte damit die Aufmerksamkeit der Tha’Roon auf sich.
„Basilius von Gudenberg.“
„..von Gudenberg... Ich nehme an, ihr seid mit den von Kelterburgs bekannt?“
„Ja, so ist es.“

Als Delilah Basilius' Namen nun in Verbindung mit dem Namen Kelterburg hörte, klingelte etwas in Delilahs Hinterkopf. Dieses Klingeln im Hinterkopf wandelte sich zu einer nervenaufreibend hohen Stimme, die ohne Punkt und Komma vor sich hin redete…
„ …Bengel... Nichtsnutz. Keine Ziele mehr das junge Volk, keine Ziele! Man nennt ihn wohl jetzt sogar den Wolf von Gudenberg, aber ich finde den Namen ja viel zu klangvoll für jemanden vom verarmten Adel, der seinen Besitz an die Familie von den von Kelterburgs verloren hat. Wolf passt da gar nicht, nein. Eher Hund oder Streuner...“
Delilah verzog ein wenig das Gesicht bei der Erinnerung an die Frau, die sie Richtung Jorsan begleitet hatte und sie mit Tratsch und Klatsch vom Hofe amüsiert (oder vielmehr belästigt) hatte. Kein gutes Haar hatte sie an Basilius und seiner Familie gelassen und Delilah warf ihm kurz einen mitfühlenden Blick zu. Ja, Adel war nicht gleichbedeutend mit Sorglosigkeit, Basilius, Darna und Leon trugen genauso ihre Bündel wie ihre bürgerlichen Freunde… Auch wenn diese Bündel etwas anders aussahen… Da fielen Delilah noch weitere Fetzen ein von dem Geplauder der Dame aus der Kutsche, die der Novizin überraschenderweise im Kopf geblieben waren, obwohl sie nur sehr sporadisch gelauscht hatte um an den richtigen Stellen zustimmend zu nickend oder abwertend den Kopf schütteln zu können. Aber… hatte sie nicht auch etwas über eine langbeinige Frau in roten Gewändern erzählt? Grübelnd sah Delilah die Tha’Roon an, die sich gerade auf den männlichen Knappen eingeschossen hatte.
„…diese Neue... Die ist immer in der Nähe des Königs... Eine echte Spielverderberin kann ich euch sagen! Herjeh, wenn ich so groß wäre wie diese Frau, würde ich doch die Beine brechen lassen und lieber im Rollstuhl sitzen! Und so dürr! Trägt nur Rot! Ohne Rüschen! Nicht eine! Irgendwie unheimlich und ich hab die Leute tuscheln hören, sie wäre ein Geist, was natürlich Unsinn ist, weil man sie ja dann nicht sehen könnte...Obwohl ich ja auch an die Hügelgeister aus dem Nebel denken musste als ich sie das erste Mal gesehen hab… „Ohne Rüschen! Nicht eine!“ … als wenn das ein Verbrechen wäre...
Delilah, abgelenkt von der plötzlich aufgetauchten Erinnerung an die Klatschereien der Adeligen, bekam nur eher nebenbei mit, dass es bei dem gerade stattfindenden Gespräch irgendwie um Basilius‘ Schwester ging, weil die Rote Dame sie wohl getroffen hatte.
Wirklich aus ihren Gedanken gerissen wurde sie, als Basilius sich hastig verabschiedend an ihr vorbei schob um nach draußen zu gelangen. Der etwas verwirrte Blick der Novizin folgte dem jungen Mann automatisch nach draußen. Nun konnte Deli ihn draußen stehen sehen und dann einen Anfall von purer, reiner Glückseligkeit da draußen beobachten. Ihr eben noch besorgter Blick wandelte sich in ein warmes Lächeln, als sie Basils Ausbruch mit ansah. Er schien wirklich, wirklich glücklich über die Nachricht, dass es seiner Schwester gut ging. Es war als hätte sich der Himmel nach einem grauen Wintertag zum Himmelblau des Frühlings aufgeklart. Diese Erleichterung auf seinem Gesicht zu sehen und wie er sich freute… ein warmes Gefühl breitete sich von Delilahs Herz in ihre Fingerspitzen aus und sie beobachte Basil mit fröhlich leuchtenden Augen. Mit all dem Glück auf dem Gesicht und im Herzen war Basilius wirklich… schön... und die Novizin freute sich sehr für ihn. Er hopste tatsächlich noch ein zwei Mal auf und ab, dann schien er sich langsam zu beruhigen. Grinsend sah er zum Laden zurück und für einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke. Er zwinkerte Delilah ertappt zu und zeigte freudig Zähne und Delilah konnte gar nicht anders; ihre Lippen verzogen sich zu einem noch breiteren Lächeln… was für ein ungewohntes Gefühl… war doch sonst sie diejenige, die andere zum Lächeln brachte.
„… Verwandte in der Nähe von Rugta?“
Delilahs Kopf fuhr herum, als sie durch diese Worte aus ihrer versonnenen Beobachtung gerissen wurde. Sie war wirklich unkonzentriert an diesem Morgen. Was war los? Die Novizin fand sich plötzlich in einem Verhör wieder… oder eher in Beobachtung eines solchen. Die Diplomatin schien sich auf Leon fixiert zu haben.
„...Bekannte vielleicht?... irgendwelche Geister die wir vielleicht gemeinsam kennen? ...“
Nun hatte sie Delilahs ungeteilte Aufmerksamkeit und ihre Gedanken überschlugen sich. Leider, und das war in diesem Moment wirklich schade, leider konnte sich Chasin nur auf eine Person im Raum konzentrieren und im Augenblick war dies Leon. So entging ihr ein Großteil von Delilahs geistigen Ergüssen.
„Obwohl ich selbst nicht lange in dieser Gegend war. Rugta zu dieser Jahreszeit keine sehr einladende Gegend... sehr viel Nebel. Aber ich war schon eine Weile nicht mehr so nah der Heimat. … Ihr vielleicht?“
Chasin schaute kurz in die Runde und blieb kurz an Delilahs Augen hängen.
...berall Dunkelelfen und Orks… ob ihre Familie da sicher ist? Rugta hat der Nebel nicht geschützt… und Verano auch nicht…
Verano... dieser Name...hm... Diese scheint auch zu wissen was um Rugta vor sich geht.. gut, dann habe ich zwei Möglichkeiten an meine Informationen zu kommen... Auf jeden Fall ist das bei den Mädchen leichter, als bei diesem jungen Mann hier. Er starrt zu Boden und ich kann kaum einen vollständigen Satz erkennen... das ist... lästig!
Delilah warf Leon einen Seitenblick zu um zu sehen, wie er reagierte und auch wegen ihres schlechten Gewissens ob der Nachricht, die sie ihm noch bringen musste.
Ihre Aura...Purpur... Scham... Hat sie ein schlechtes Gewissen ihm gegenüber? Warum?
Die Aufmerksamkeit der Diplomatin wanderte mit dem Fokus des Gesprächs zurück zu Leon, da bemerkte Delilah wie sich der Leibwächter bewegte um sich Darna zuzuwenden.
„Ihr könnt mich mit ‚Nichtgenannter‘ ansprechen, Knappin Darna von Eibenau.“
"Verzeihung - Verzeihung, wie bitte?"
„Die Entschuldigung ist angenommen.“

Jetzt drehte er sich weiter zu Nova und verbeugte sich leicht. Diese löste ihren Blick nur schwer von Leon und der Tha’Roon um sich höflicherweise dem Elfen zuzuwenden.
„Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen, Novizin Nova. Ich danke Euch für Euer Vertrauen und Euren Einsatz. Wenige würden um des Friedens und eines Fremden willen riskieren in einen möglichen Konflikt Bewaffneter zu geraten – vor allem nicht, wenn eine ihrer Gefährtinnen diesen Fremden ansähe als wäre er ein Dämon aus dem Harax - das war überaus mutig von Euch.“
So distanziert die Worte auch formuliert waren, merkte man seiner Stimme das Lächeln an, dass dabei auf den Lippen des Nichtgenannten lag. Er hatte eine dunkle, melodische Stimme, die ein bisschen so klang als wenn sie zu oft genutzt worden war… oder zu wenig. Seine Stimme klang weich… wie der Samt, den sie nur aus diesem Laden kannte.
„Ihr müsst mir nicht danken… bitte… eine friedliche Lösung war im Interesse aller…“
"Was sind denn die Regeln Eures.. 'Ordens', wenn ich fragen darf?"

Hinter Deli erklang Darnas Stimme schneidend wie Eis. Darnas Gemüt hatte sich anscheinend doch noch nicht so weit beruhigt, wie es Delilah gehofft hatte. Mit einem besorgten Blick wandte sie sich um und musterte Darnas Gesicht.
„Du kannst mir glauben, dass uns in diesem Laden keiner etwas Böses will, Darna. Leon kann dir das auch bestätigten, wenn du ihn fragst, deshalb wäre es mir lieb, wenn wir das Gesprächsklima etwas wärmer gestalten würden. Danke!“
Wärmer? ...interessante Wortwahl bei einer so aufgeheiztem Atmosphäre.
Die Novizin vertraute darauf, dass Darna diesen deutlichen Hinweis auf ihre und Leons Magie damit verstanden hatte und in die Fähigkeiten der beiden vertrauen würde.
„Ich werde kurz schauen, wie es Basilius geht.“
Sie überließ den Leibwächter und Darna sich selbst, lächelte Mortimer im Vorbeigehen entschuldigend zu und schob sich dann langsam Richtung Tür. Basilius war schon eine Weile draußen und Delilah fühlte sich noch immer ein wenig wie eine Gastgeberin, womit sie das Wohlergehen der drei sicherstellen wollte… die Herde zusammenhalten… auch wenn er vorhin sehr glückselig gewirkt hatte.
Delilah öffnete die Ladentür und eine frischer Hauch kühle Luft wehte in die gereizte Stimmung des Schneiderlandens. Basilius hatte von draußen vermutlich auch die Ladenglocke gehört und wandte sich ihr zu. Sein Gesicht war immernoch ein Abbild reinster Freude und er machte ein paar schnelle Schritte auf sie zu. Er nahm ihre Hände, drückte sie und flüsterte erregt:
„Meiner Schwester geht es gut! Es geht ihr gut! Hört ihr?...“
Delilah nickte nur mit großen Augen, als er sie einfach in seinen Freudensturm mit riss.
„Es geht ihr gut und ich hab gedacht... Oh, entschuldigt... Delilah, verzeiht... ihr ...du … ähm, ihr könnte ja gar nicht wissen... Ich bin so froh!“
Ja, das war offensichtlich!
„Ich könnte die ganze Welt umarmen!“
Anstatt der Welt nahm er einfach Delilah und wirbelte sie einmal durch die Luft. Seine Arme umschlossen schnell ihren schmalen Brustkorb und schon hoben ihre Füße vom Boden ab. Es war ein Gefühl... es löste Erinnerungen an ihren Vater aus, wie er sie immer gern herum gewirbelt hatte, sobald er nach Hause gekommen war und Basilius hatte gerade ein ähnlich glückliches Gesicht, lachte so ausgelassen wie er, vielleicht sogar noch mehr. Die Welt verschwamm und rauschte an Delilah vorbei, bis sie dann wieder abgesetzt wurde und Basil zwar immernoch grinsen, aber etwas betreten eine zweite Entschuldigung heraus brachte:
„Verzeih mir bitte, ich... „
Seine Hände wedelten in der Luft um Worte zu malen, die sein Geist nicht ausdrücken konnte.
„Diese Frau da drinnen... Sie hat mir grade ...ganz nebenbei eine Last genommen, die schon seit... viel zu lange meine Seele schwer macht und ...“
Jetzt wurde er langsam erster und ein erstes Zögern schlich sich in seine Züge.
„...und sie hat mich mit ihren Worten von etwas befreit, dass ich … Aber das ist jetzt nicht wichtig! Ich bin befreit und ich bin glücklich! Alles andere... kann warten!“
In den Sturm seiner Freude hatte sich ein kleiner dunklerer Funken eingeschlichen, aber er verdrängte ihn erst einmal. Was konnte warten?
„Lasst uns wieder rein gehen, ja? Ich glaube, wir sollten sie nicht zu lange allen lassen. Ich kenne Darna, sie … sie ist wie sie ist und … Sie ist gut so. Nur manchmal ist es eben besser, wenn... Lass uns hinein gehen.“
Damit nahm er Delilah kurzerhand bei der Hand und geleitete sie die zwei Stufen hinauf, hielt ihr die Tür auf und trat ein.


Leon stand noch immer unbewegt am Tresen vor den Auslagen des Schneiders und hielt den Blick gesenkt. Nach außen hin mochte dieses Verhalten langsam schon etwas unhöflich wirken, aber seit der Vorstellung schien er nicht mehr so recht aufschauen zu wollen. Bei dem ganzen Durcheinander um ihn herum, wirkte er wie ein Fels in der Brandung, hoch konzentriert und fest verankert wo er war. Das Verhör der Tha’Roon schien ihm entweder zu viel zugesetzt zu haben, oder aber er hecke etwas aus. Vielleicht machte sich der ein oder andere sogar ein wenig Sorgen um ihn. Plötzlich wandte er sich zu Mortimer um und sprach leise aber eindringlich:
„Ich bitte jetzt schon um Entschuldigung, aber ich hätte ein Anliegen, dass euch betrifft. Es ist mir sehr unangenehm, aber ich möchte euch bitten uns für einige Zeit euren Laden zu überlassen. Ginge das? Für die Unkosten würde ich selbstverständlich aufkommen.“
Der Schneider Mortimer strich sich über seinen gezwirbelten Bart und lächelte Delilah zu, die gerade wieder mit dem zweiten Knappen herein kam.
„Schade... es wurde gerade so spannend, aber … Natürlich. Nur Geld möchte ich nicht. Passt mir gut auf den Laden auf, er ist mein ein und alles! - Delilah?“
Der Kopf der Lichtnovizin ruckte zu Mortimer.
„Du passt auf, dass hier deine Freunde keinen Unsinn anstellen!“
Er stand von seinem Schemel auf und griff nach seiner Jacke.
„Mach das Schild ran. Ich geh in die Mittagspause... wollte mir eh gerade was zu Essen holen, da deine Moma mir ja heute nichts bringt. Ihr habt eine Stunde.“
Leon verbeugte sich tief.
„Vielen Dank!“
„Gern geschehen.“
Der Schneider verbeugte sich noch einmal in Richtung der Diplomatin. Er überließ Delilah zwinkernd den Schlüssel für den Laden, deren Aufgabe es nun war abzusperren und das 'Bin bald zurück'-Schild für die Mittagspause aufzuhängen. Damit verschwand Mortimer mit einem Schmunzeln.
Chasin hatte das ganze mit etwas gemischten Gefühlen beobachtet, war sicherheitshalber wieder aufgestanden und man sah ihr den deutlich fragenden Blick an.
Wozu hat er den Mann hinaus gebeten? Ich hoffe doch, dass er seinen Wunsch berücksichtigt und keinen Unsinn anstellen will. Zanfar mag es sicher nicht, wenn die „gegnerische“ Seite den Schlüssel hat.
Leon drehte sich wieder um und richtete sich nun zu seiner vollen Größe von 1,96m auf. Er war schon immer sehr groß und schlaksig, aber gegen die 2,11m der Tha’Roon wirkte er immernoch klein.
„Edle Dame de Mondragil, ich würde gerne etwas probieren...“
Chasin sah ihn aufmerksam an.
...
Eine Weile geschah nichts.
...
Leon und Chasin standen nur voreinander und sahen sich in die Augen und der Lichtmagus neigte zum Ende hin den Kopf fragend zur Seite. Dann endlich nickte die Diplomatin und Überraschung machte sich auf ihrem Gesicht breit. Ein Ausdruck der bei ihr selten zu sehen war, aber ihr gut stand. Er erhellte ihr Gesicht und ließ ihr rotes Auge funkeln.
„Normaler Weise würde ich diese Geheimnisse nicht so offen preis geben, aber ...“
Sie breitete die Arme aus und ging auf Leon zu, als wolle sie ihn in die Arme nehmen. Dieser bekam große Augen.
„... aber du musst das verloren gegangene Kind sein! Du bist Tha'...“
„Nein!“
Leon hob abwehrend die Hände und Chasin stoppte verwundert.
„Ich bin es nicht... Es ist... Es ist mein Vater!“
Chasin legte nun ihrerseits den Kopf zur Seite.
„Interessant! Wo ist er? Ist er hier? In Jorsa? Ich habe so viele Fragen...“
„...die wir bitte ein andern Mal klären könnten.“
„Natürlich..wie du willst. Aber nichts desto trotz bist du... Familie. Egal wie weit entfernt...“
Chasin überbrückte den Abstand zu Leon mit einem langen Schritt ihrer unmöglich langen Beine und nahm in in die Arme. Alle im Raum konnten den verwirrten Blick Leons gut sehen. Er blinzelte ein paar mal heftig, trotz weit aufgerissener Augen. Erst hingen seine Arme gespannt am Körper herab, dann änderte sich langsam sein Gesicht zu etwas … etwas leidendem. Chasin ließ ihn sofort los, sah ihm suchend in die Augen und hielt ihn nur an den Schultern.
„Nein... ich werde mich nicht einmischen! Das ist deine Entscheidung!“
Leon schloss die Augen, wirkte aber erleichtert.
„Es wäre nett, wenn du das nicht machen würdest.“
Chasin ließ ihn nun ganz los.
„Oh...natürlich. Mein Begleiter mag das auch nicht immer....Darf ich es ihm erklären? Er bedeutet mir alles! Er wird schweigen!“
Leon nickte und sah seinerseits zu den anderen im Raum. Sein etwas leidender Blick blieb, da das ganze ihm hier anscheinend irgendwie peinlich berührte. Chasin sah zu Zanfar hinüber und lächelte breit. So breit, wie er es noch nie bei ihr gesehen hatte.
„Darf ich vorstellen... Das ist Leon Milagros, Sohn des Nebelerben. Sein Vater Verano Milagros, Graf von Weißenfels ist der Hüter einer der Quellen um meine Heimat Nebulis.“
Sie strahlte wieder und griff nach Leons Hand, der ganz offensichtlich noch nicht ganz warm mit seiner neuen 'Verwandtschaft' war. So groß und lang wie er war, passte er tatsächlich entfernt in das Bild eins Tha’Roon. Er passte sogar irgendwie gut zu Chasin. Die feinen geraden Linien seiner Wangenknochen, die gerade Nase, die Form seiner Augen... Oder bildete man sich das nur ein? Die Diplomatin begann mitreißend und enthusiastisch zu erzählen, wobei sie ein paar Schritte hin und her wanderte.
„Vor Jahrhunderten ging einst ein Kind im Nebel verloren, ein Kind, dass noch nicht in die Gemeinschaft aufgenommen worden war. Allein war es nicht lebensfähig und es starb sehr bald, doch sein starker Geist lebte weiter. Es wurde zum Wächter einer sehr mächtigen Quelle unserer Macht. Die Zeit verging und das Leben kam und ging um ihn herum. Er fühlte sich einsam und eines Tages brachte der Zufall einen Wanderer zu ihm. Sie verbündeten sich und erschufen so den ersten Grafen von Weißenfels. Sein Geist verpflichtete sich auf ewig die Quelle zu schützen und zu nähren. Die Grenzen verschoben sich, die Jahre vergingen und das Land, dass er bewachte trennte sich von Nebulis, meiner Heimat, doch die Nebel wallen noch heute weit. Das Blut der Weißenfels schwor immer einen Leib für den Geist bereit zu stellen. Das verloren gegangene Kind lebt noch heute um mein Land zu schützen und ich bin sehr froh den nächsten Träger kennen zu lernen.“
Leon wirkte eher zerknirscht, als sie das sagte.
„Nun ja... vielleicht den nächsten Träger, wenn du dich dazu entschließen solltest.“
Leon sah wieder zu Boden und Chasin ließ ihm seine Zeit. Sie gesellte sich zu Zanfar und hakte sich bei ihm unter.
„Da will man nur schnell einkaufen gehen und stolpert über eine Legende meines Volkes. Ich ahnte ja schon, dass der Name Weißenfels uns noch einmal begegnen würde, aber dass es so bald passieren würde... “
Sie betrachtete Leon, als sei er das sprichwörtliche Einhorn, dass dem Wald entstiegen war. Dann fiel ihr etwas wichtiges ein und sie drehte sich zu den Anderen im Raum.
„Ach... verzeiht. Ihr werdet euch sicher fragen, woher ich diese Informationen von ihm habe, zumal wir nicht gesprochen haben. Ich habe sie in seinen Gedanken gelesen. Leon hatte eben mit mir eine kleine, schnelle, 'gedankliche' Konversation, in der er mir seine Abstammung offen gelegt hat. Er hatte schon vermutet, dass ich ihn lese und hielt es für besser gleich ehrlich zu sein. Da erkannte ich, das er Wissen über mein Volk haben muss und dachte, er wäre vielleicht das verloren gegangene Kind.“
Das alles musste jetzt erst einmal sacken.
Leon tat es auf jeden Fall, indem er sich wieder gegen den Tresen lehnte und sich dort abstützte. Zanfar spürte deutlich Chasin Erregtheit, denn sie nestelte unbewusst am Stoff seines Mantels herum, dort wo sie sich bei ihm eingehakt hatte. Das ganze musste für sie sehr aufregend sein, wenn es bei ihr eine solche Reaktion hervor rief.
„Tatsächlich ist es so, dass wir sehr ...sehr weit entfernt sogar miteinander verwandt sind. Meine Familie hat den gleichen Urahn im Stammbaum, die auch das verlorene Kind hervor brachte.“
Waren sie damit wirklich verwand? Im menschlichen Sinne wohl eher nicht. Wenn das Kind gestorben war, dann gab es auch keine Blutlinie. Aber andererseits war einem Tha’Roon war der Geist schon immer wichtiger als das Blut. Chasin holte ihre Pfeife aus der Tasche und begann sie nebenbei zu stopfen. Delilah könnte eventuell der Gedanke kommen, dass Mortimer vielleicht keinen Tabakgeruch in seinen Sachen haben wollte.
„So aufregend das alles auch für mich sein mag, so vordringlich gibt es einige andere Dinge zu besprechen, wo ich denke, behilflich sein zu können. ...Ich weiß, dass Menschenkinder es im allgemeinen als unhöflich empfinden, wenn man ihre Gedanken ließt und möchte mich deswegen auch bei euch in aller Form entschuldigen....“
Sie sah in die Runde, verbeugte sich tief und setzte sich dann in einen der beiden Sessel zurück. Somit war sie wieder unter der Augenhöhe ihrer Zuhörer.
„... Für mich ist das etwas wie für euch das Atmen. Ich kann es auch nicht einfach abstellen. Deshalb bitte ich um Verständnis. Was mir aber viel wichtiger als die Wahrung meiner Geheimnisse, oder der Regeln der Höflichkeit erscheint, sind die Informationen die ihr mir ungewollt mitgeteilt habt. Der Fall von Rugta, die Eroberung durch die Dunkelelfen, durch Orks und der Vorfall mir einem Dämon mit einer Maske, der Hauch Morgerias... Ich möchte darüber mehr erfahren. Ich biete euch an, euch zu helfen. Wenn ihr mir einen kleinen Vertrauensvorschuss leistet bin ich es vielleicht, die euch zum König oder mindestens einer seiner inneren Berater bringen kann. Diese Informationen erscheinen mir zu wichtig um lange im Dunkeln zu bleiben.“
Sie legte eine Hand seitlich an Zanfars Arm und hoffte, er würde ihr fast schon aggressiv offenes Vorgehen verstehen. Sie sah kurz flehend zu ihm auf.
„Der König muss davon wissen!“
Sie rieb sich kurz den Nasenrücken und blinzelte ein paar Mal schnell um ihr Auge auf die bevorstehenden Aufgaben vorzubereiten. Dann sah sie wieder in die Gesichter der Menschen um sie herum. Das alles war viel zu verarbeiten, aber sie hoffte auf aufgeklärte Geister, die den Ernst der Lage erkennen würden.
„Ich bitte euch nur um eine kleine sachliche Zusammenfassung, damit ich erkennen kann, ob ihr die Wahrheit sagt. Ihr werdet verstehen, dass ich nicht auf kleine Gedankenfetzen reagieren möchte. Das wäre, als würde ich Gerüchte sähen. Ich brauche Fakten... - … Bitte!“
Das letzte Wort kam mit solcher Dringlichkeit, dass Chasin sich dabei in die Armlehne ihres Sessels krallte. Wartend sah sie in die Runde. Natürlich sah Basilius Darna an. Auch Leon schaute etwas müde wirkend in ihre Richtung.
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Delilah » Montag 27. Februar 2017, 08:38

Delilah öffnete die Ladentür und eine frischer Hauch kühle Luft wehte in die gereizte Stimmung des Schneiderlandens. Basilius hatte von draußen vermutlich auch die Ladenglocke gehört und wandte sich ihr zu.
Sein Gesicht war immer noch ein Abbild reinster Freude und er machte ein paar schnelle Schritte auf sie zu. Er nahm ihre Hände, drückte sie und flüsterte erregt:
„Meiner Schwester geht es gut! Es geht ihr gut! Hört ihr?...“

Delilah nickte nur mit großen Augen, als er sie einfach in seinen Freudensturm mit riss und sich automatisch ein breites Lächeln auf ihren Lippen bildete.
„Es geht ihr gut und ich hab gedacht... Oh, entschuldigt... Delilah, verzeiht... ihr ...du … ähm, ihr könnte ja gar nicht wissen... Ich bin so froh!“

Ja, das war offensichtlich!
Doch… was hat er gedacht?

„Ich könnte die ganze Welt umarmen!“
Anstatt der Welt nahm er einfach Delilah und wirbelte sie einmal durch die Luft. Seine Arme umschlossen schnell ihren schmalen Brustkorb und schon hoben ihre Füße vom Boden ab.
Die Welt verschwamm und rauschte an Delilah vorbei, was ein glockenhelles Lachen über ihre Lippen kommen ließ, bis sie dann wieder abgesetzt wurde und Basil zwar immer noch grinsend, aber etwas betreten eine zweite Entschuldigung heraus brachte:
„Verzeih mir bitte, ich...“ Doch Delilah wehrte ab. „Kein Grund für Entschuldigungen.“ Sie lächelte ihn breit an und freute sich schrecklich, das Glück auf seinem Gesicht sehen zu dürfen.

Seine Hände wedelten in der Luft um Worte zu malen, die sein Geist nicht ausdrücken konnte.
„Diese Frau da drinnen... Sie hat mir grade ...ganz nebenbei eine Last genommen, die schon seit... viel zu lange meine Seele schwer macht und ...“
Jetzt wurde er langsam erster und ein erstes Zögern schlich sich in seine Züge.
„...und sie hat mich mit ihren Worten von etwas befreit, dass ich … Aber das ist jetzt nicht wichtig! Ich bin befreit und ich bin glücklich! Alles andere... kann warten!“
In den Sturm seiner Freude hatte sich ein kleiner dunklerer Funken eingeschlichen, aber er verdrängte ihn erst einmal. Was konnte warten?


Ein prüfender Blick traf Basilius von der Seite. Sie würde in einem geeigneten Moment darauf zurück kommen.
„Lasst uns wieder rein gehen, ja? Ich glaube, wir sollten sie nicht zu lange allen lassen. Ich kenne Darna, sie … sie ist wie sie ist und … Sie ist gut so. Nur manchmal ist es eben besser, wenn... Lass uns hinein gehen.“ Die Lichtnovizin musste leise lächeln. Ob wohl irgendwann jemand so verliebt drein schauen würde, wenn er an sie dachte?
Damit nahm er Delilah kurzerhand bei der Hand und geleitete sie die zwei Stufen hinauf, hielt ihr die Tür auf und trat ein. „Lass uns doch beim >Du< bleiben.“, meinte diese lächelnd, als sie eintraten.


Leon stand noch immer unbewegt am Tresen vor den Auslagen des Schneiders und hielt den Blick gesenkt. Nach außen hin mochte dieses Verhalten langsam schon etwas unhöflich wirken, aber seit der Vorstellung schien er nicht mehr so recht aufschauen zu wollen. Bei dem ganzen Durcheinander um ihn herum, wirkte er wie ein Fels in der Brandung, hoch konzentriert und fest verankert wo er war. Das Verhör der Tha’Roon schien ihm entweder zu viel zugesetzt zu haben, oder aber er heckte etwas aus. Vielleicht machte sich der ein oder andere sogar ein wenig Sorgen um ihn, so wie Delilah zum beispiel. Sie warf ihm einen unsicheren Blick zu als sie zurück in den Laden getreten war und ihr eben noch fröhliches Gesicht wurde dunkel vor Sorge.

Plötzlich wandte er sich zu Mortimer um und sprach leise aber eindringlich:
„Ich bitte jetzt schon um Entschuldigung, aber ich hätte ein Anliegen, dass euch betrifft. Es ist mir sehr unangenehm, aber ich möchte euch bitten uns für einige Zeit euren Laden zu überlassen. Ginge das? Für die Unkosten würde ich selbstverständlich aufkommen.“
Der Schneider Mortimer strich sich über seinen gezwirbelten Bart und lächelte Delilah zu, die gerade wieder mit dem zweiten Knappen herein kam.
„Schade... es wurde gerade so spannend, aber … Natürlich. Nur Geld möchte ich nicht. Passt mir gut auf den Laden auf, er ist mein ein und alles! - Delilah?“


Der Kopf der Lichtnovizin wandte sich Mortimer zu und sie sah ihn fragend an.
„Du passt auf, dass hier deine Freunde keinen Unsinn anstellen!“
Die Lichtnovizin warf einen zweifelnden Blick zu dem Elfen und Darna, nickte dann aber entschlossen.
Er stand von seinem Schemel auf und griff nach seiner Jacke.
„Mach das Schild ran. Ich geh in die Mittagspause... wollte mir eh gerade was zu Essen holen, da deine Moma mir ja heute nichts bringt. Ihr habt eine Stunde.“
Leon verbeugte sich tief.
„Vielen Dank!“
„Gern geschehen.“


Leon drehte sich wieder um und richtete sich nun zu seiner vollen Größe von 1,96m auf. Er war schon immer sehr groß und schlaksig, aber gegen die 2,11m der Tha’Roon wirkte er immernoch klein.
„Edle Dame de Mondragil, ich würde gerne etwas probieren...“
Chasin sah ihn aufmerksam an.
...
Eine Weile geschah nichts.
...
Leon und Chasin standen nur voreinander und sahen sich in die Augen und der Lichtmagus neigte zum Ende hin den Kopf fragend zur Seite. Dann endlich nickte die Diplomatin und Überraschung machte sich auf ihrem Gesicht breit. Ein Ausdruck der bei ihr selten zu sehen war, aber ihr gut stand. Er erhellte ihr Gesicht und ließ ihr rotes Auge funkeln.


Delilah stand an der Tür, die sie eben abgeschlossen hatte, und starrte die beiden an. Sie war sich gerade ziemlich sicher, dass die beiden sich unterhielten… nur dass sie dabei den Umweg über die Ohren nicht machten. Das klang natürlich total verrückt… aber trotzdem…

„Normaler Weise würde ich diese Geheimnisse nicht so offen preisgeben, aber ...“
Sie breitete die Arme aus und ging auf Leon zu, als wolle sie ihn in die Arme nehmen. Dieser bekam große Augen. „... aber du musst das verloren gegangene Kind sein! Du bist Tha'...“

Tha…? Tha’Roon? Leon ein Tha’Roon? Delilahs Blick heftete sich auf Leons große Gestalt, während sich in ihrem Kopf Erinnerungen zusammensetzten.

„Nein!“
Leon hob abwehrend die Hände und Chasin stoppte verwundert.
„Ich bin es nicht... Es ist... Es ist mein Vater!“

Oh! ... Oh. Hatte man eben noch beinahe die Zahnräder in Delilahs Kopf arbeiten sehen können, so rastete dort gerade etwas ein. Verano…? Aber… er sah nicht aus wie ein Tha’Roon… doch… inzwischen war nichts mehr unmöglich. Diese Informationen jedenfalls schien das zu sein, was Leon so zu quälen schien, das ihm wehtat. Deli wollte einen Schritt nach vorne machen…

Chasin legte nun ihrerseits den Kopf zur Seite.
„Interessant! Wo ist er? Ist er hier? In Jorsa? Ich habe so viele Fragen...“

Deli hielt in ihrer Bewegung inne, als sich ein eiskalter Splitter in ihr Herz bohrte. … diese Fragen würde sie Verano nicht mehr stellen können….

„...die wir bitte ein andern Mal klären könnten.“
Nein… das könnt ihr nicht…. Außer du kannst sie beantworten, Leon., dachte Delilah bei sich und fühlte fast körperlichen Schmerz. Trauer und so etwas wie Panik schossen durch ihren Körper. Sie konnte es nicht länger aufschieben… sie musste es ihm sagen… Ihre aufgerissenen Augen lagen auf den beiden großen Gestalten vor ihr.

„Natürlich..wie du willst. Aber nichts desto trotz bist du... Familie. Egal wie weit entfernt...“
Chasin überbrückte den Abstand zu Leon mit einem langen Schritt ihrer unmöglich langen Beine und nahm in die Arme. Alle im Raum konnten den verwirrten Blick Leons gut sehen. Er blinzelte ein paar Mal heftig, trotz weit aufgerissener Augen. Erst hingen seine Arme gespannt am Körper herab, dann änderte sich langsam sein Gesicht zu etwas … etwas leidendem.

Delilah machte nun wirklich einen Schritt nach vorne, die Hand etwas nach Leon ausgestreckt, als wenn sie so sein Leiden lindern könnte, das sie beinahe selbst zu spüren glaubte, auch wenn sie den Grund noch nicht verstand… Sah die rote Dame denn nicht, wie sehr sie ihm zusetzte?!?!?
Doch Chasin ließ ihn sofort los, sah ihm suchend in die Augen und hielt ihn nur an den Schultern.
„Nein... ich werde mich nicht einmischen! Das ist deine Entscheidung!“

Entscheidung? Welche Entscheidung?

Leon schloss die Augen, wirkte aber erleichtert. Aha. Das war der Grund für sein Leiden.
Eine neue Information. Die Angespanntheit zwischen Vater und Sohn, der Ballast auf Leons Schultern… die Schwere einer Entscheidung, die Verano wohl von ihm verlangt hatte.

Die Fragmente, die Delilah seit ihrer Ankunft in der Akademie und ihrem Aufenthalt auf Weißenfels gesammelt hatte, setzten sich langsam vor ihren Augen zusammen.
„Es wäre nett, wenn du das nicht machen würdest.“
Chasin ließ ihn nun ganz los.
„Oh...natürlich. Mein Begleiter mag das auch nicht immer… Darf ich es ihm erklären? Er bedeutet mir alles! Er wird schweigen!“


Leon nickte und sah seinerseits zu den anderen im Raum. Sein etwas leidender Blick blieb, da das ganze ihm hier anscheinend irgendwie peinlich berührte.
Delilah konnte Leon nicht einmal zulächeln, wie sie es gerne getan hätte. In ihrem Kopf verbanden sich gerade Informationen miteinander, warfen sich Erinnerungen übereinander um vor ihren Augen aufzutauchen. Dünne Fäden spannen sich zu einem Bild zusammen. Geister, Nebel, verborgene Anwesen… ein langes, langes Leben…

„Darf ich vorstellen... Das ist Leon Milagros, Sohn des Nebelerben. Sein Vater Verano Milagros, Graf von Weißenfels ist der Hüter einer der Quellen um meine Heimat Nebulis.“



Delilahs Kopf war einen Moment lang leergefegt…
Doch dann verwoben sich die Fragmente die sie bisher gesammelt hatte… ein bloßer blasser Rahmen, wie sie nun feststellte… mit dem großen… dem gewaltigen Mittelstück des Bildes, das sie gerade bekommen hatte. Und nun lag die Wahrheit groß und schön vor ihr, als sich plötzlich wie durch ein Wunder all die gefragten und ungefragten Fragen in Luft auflösten.

Nebulis.

Da war eine Stadt… das war ein Ort in den Nebellanden, der verborgen bleiben sollte.
Denn dort lebten die Tha’Roon, Wesen wie die Diplomatin.
Und Verano, anscheinend einer von ihnen, war derjenige, der diese Stadt mit dem Nebel schützte.
Durch die goldene Quelle unter dem Anwesen… die mit dem Eis, das Brovi aus den Eislanden mitbrachte. … Dracheneis… verbunden mit dem schlafenden Drachen, von dem die Eiselfe Fanja ihr in ihrer Kindheit tausendundeinmal erzählen hatte müssen.

Sie musste ziemlich verdattert aussehen, wie sie dort stand, die Hände an den Mund geschlagen, mit großen Augen und die Einzelteile in ihrem Kopf zusammen fügend.
Chasin strahlte wieder und griff nach Leons Hand, der ganz offensichtlich noch nicht ganz warm mit seiner neuen 'Verwandtschaft' war. So groß und lang wie er war, passte er tatsächlich entfernt in das Bild eines Tha’Roon…. Nein…, dachte Deli. Er ist ein Mensch… er will dieses Erbe nicht.

„Vor Jahrhunderten ging einst ein Kind im Nebel verloren, ein Kind, das noch nicht in die Gemeinschaft aufgenommen worden war. Allein war es nicht lebensfähig und es starb sehr bald, doch sein starker Geist lebte weiter. Es wurde zum Wächter einer sehr mächtigen Quelle unserer Macht. Die Zeit verging und das Leben kam und ging um ihn herum. Er fühlte sich einsam und eines Tages brachte der Zufall einen Wanderer zu ihm. Sie verbündeten sich und erschufen so den ersten Grafen von Weißenfels. Sein Geist verpflichtete sich auf ewig die Quelle zu schützen und zu nähren. Die Grenzen verschoben sich, die Jahre vergingen und das Land, dass er bewachte trennte sich von Nebulis, meiner Heimat, doch die Nebel wallen noch heute weit. Das Blut der Weißenfels schwor immer einen Leib für den Geist bereit zu stellen. Das verloren gegangene Kind lebt noch heute um mein Land zu schützen und ich bin sehr froh den nächsten Träger kennen zu lernen.“

Ein krächzender Laut entfuhr Delilah und sie schlug erneut die Hand vor den Mund.

Oh. DAS war es was Leon bedrückte. Ein Schwur… sein Körper… ob er dann fort ist, wenn er den Geist aufnehmen müsste? Fort, so wie Verano es nun ist? Oder sind es dann zwei Seelen in einer Brust? … hatte Verano diese Entscheidung dereinst getroffen? … der Verano, den sie kennengelernt hatte… war er nicht derjenige, der in diesem Körper geboren war? War er der Geist, der von Körper zu Körper zog und damit Leon und seine Vorfahren wieder und wieder aus ihren Körpern und Leben drängte?
Delilah starrte einen Moment lang die Tha’Roon an.
... in ihrem Traum… sie hatte gedacht, er wäre gestorben… aber vielleicht… war sein Geist … der Geist des Tha’Roons nur… weitergezogen… so wie der ihres Vaters…
Sie schluckte. Die Luft über den Wolken hatte nach Wandel geschmeckt, nach der Verwandlung in etwas anderes. Sie hatte gedacht, es wäre sie selbst gewesen… aber vielleicht war es auch Verano gewesen… hatte nun ein anderer Geist Kontrolle über Veranos Körper? Sie glaubte nicht, dass derjenige, der darin geboren war zurück war… denn schließlich war er ja freiwillig gegangen.

Ohhh… aber nun verstand sie Leon so viel besser. Wer möchte nicht im Leben bleiben? Wer gab schon leicht seinen Körper, sein Selbst auf… für ein anderes Wesen, ein Volk, das man gar nicht kannte, einen uralten Schwur… den eigenen Vater. Und war dein Vater noch dein Vater, wenn ein uralter Geist in ihm lebte? Das waren wirklich außergewöhnliche Familienprobleme…

Leon wirkte eher zerknirscht, als Chasin von ihm als Träger sprach.
„Nun ja... vielleicht den nächsten Träger, wenn du dich dazu entschließen solltest.“


Nein… dachte Delilah, während sie Leon ansah. Ihr Geist war plötzlich ganz ruhig, als sie die hohen Wellen sah, die sich in Leons Innerem Auftürmten. Plötzlich hatte sie das Gefühl alles ganz klar zu sehen, als wenn sich ein Schleier vor ihren Augen gelüftet hätte. Du bist frei Leon… du musst dich nicht mehr entscheiden… Verano hat dich dieser Last enthoben als er gegangen ist… er hat dich sehr geliebt… Sie MUSSTE es ihm sagen.

Sie atmete durch, sortierte ihre Gedanken.
Die Familie Weißenfels lebte schon lange in den Nebeln. Sie bewachte die Quelle mit Dracheneis, sorgte dafür, dass die Nebel bestehen blieben und Nebulis beschützten. Doch dafür zahlten sie den Preis ihres… Bewusstseins, wenn sie den Geist des verlorenen Kindes … Verano… in sich einließen. Das klärte noch nicht alle Fragen, aber doch einiges. Tiefes Mitgefühl für Leon und seine Familie sprach aus Delilahs Herz. Das war ein schwieriges Los, das sie getragen hatten. Ob sie alles richtig zusammen gesetzt hatte? .. vielleicht nicht.

Aber auch Verano tat ihr leid. Abgeschnitten von seinem Volk, nur mit den Geistern und seiner Aufgabe zurückgelassen…

Leon sah wieder zu Boden und Chasin ließ ihm seine Zeit. Sie gesellte sich zu Zanfar und hakte sich bei ihm unter.
„Da will man nur schnell einkaufen gehen und stolpert über eine Legende meines Volkes. Ich ahnte ja schon, dass der Name Weißenfels uns noch einmal begegnen würde, aber dass es so bald passieren würde... “
Sie betrachtete Leon, als sei er das sprichwörtliche Einhorn, das dem Wald entstiegen war.
Für einen Moment flammte Zorn gegen die hochgewachsene Frau in Delilah auf. Leon ist doch keine Kuriosität!!! Ihr Beschützerinstinkt sprach aus ihr und gerne hätte Delilah Leon irgendwie vor der Dame ohne einen Hauch Empathie gerettet. Da drehte sich die Tha’Roon zu den Anderen im Raum.

„Ach... verzeiht. Ihr werdet euch sicher fragen, woher ich diese Informationen von ihm habe, zumal wir nicht gesprochen haben. Ich habe sie in seinen Gedanken gelesen. Leon hatte eben mit mir eine kleine, schnelle, 'gedankliche' Konversation, in der er mir seine Abstammung offen gelegt hat. Er hatte schon vermutet, dass ich ihn lese und hielt es für besser gleich ehrlich zu sein. Da erkannte ich, das er Wissen über mein Volk haben muss und dachte, er wäre vielleicht das verloren gegangene Kind.“

Die Novizin spürte immer noch eine spontane Abneigung gegen die Tha’Roon als sie so lapidar über diese Dinge redete, als hätte sie eine besonders interessante Antiquität gefunden, während Deli zusehen musste, wie das Ganze Leon zusetzte. Delilah war vom Gedankenlesen nach der ganzen Geschichte nicht mehr wirklich überrascht, war das doch ein Gedanke, den sie ganz zu Anfang des Gesprächs zwischen Leon und der Tha’Roon gehegt hatte. Warum sollte es das nicht geben... sie selbst konnte schließlich Auren sehen, die ihr sagten, ob ihr jemand etwas Böses wollte. Aber irgendwie war der Gedanke schon unangenehm, dass sie wusste, was in den Köpfen der Leute vorging. Obwohl sie selbst ja nichts zu verbergen hatte.

Aber das alles musste jetzt erst einmal sacken.
Leon tat es auf jeden Fall, indem er sich wieder gegen den Tresen lehnte und sich dort abstützte. Nun stand Deli wirklich neben Leon, streckte die Hand Hilfe anbietend aus, während sie ihm forschend ins Gesicht sah um zu ergründen, was in ihm vorging. Sie wollte ihm helfen, ihm aber gleichzeitig nicht zu nahe treten. Das war sicher ein großer Schock und Delilah verspürte leichte Wut gegen die rothaarige Tha’Roon. Sie war so sehr in ihrer freudigen Erregtheit über ihre „Entdeckung“ gefangen, dass sie keine Rücksicht darauf genommen hatte, wie es Leon dabei ging. Während sie auf Wolken wandelte, sah Leon aus, als würde er gleich zusammenbrechen.

„Tatsächlich ist es so, dass wir sehr ...sehr weit entfernt sogar miteinander verwandt sind. Meine Familie hat den gleichen Urahn im Stammbaum, die auch das verlorene Kind hervor brachte.“

Delilah hörte kaum hin. Sie rang mit sich. Sie musste Leon erzählen, was los war. Und sie hatte Fragen. Aber würde sie ihm damit jetzt noch mehr schaden? Würde er diese Nachricht nun obendrein noch verkraften?!?

Aus dem Augenwinkel sah Delilah wie Chasin ihre Pfeife rausholte und begann sie sich zu stopfen. Die Novizin atmete einmal tief durch, um den Zorn, den sie eben noch verspürt hatte von ihrer Stimme fern zu halten und sagte dann in einer ruhigen, aber bestimmten Art: „Es wäre mir lieber, wenn ihr hier drinnen nicht rauchen würdet. Das wäre sicher nicht in Mortimers Sinn und es ist sehr freundlich von ihm gewesen, uns seinen Laden zu überlassen.“ In ihren Augen funkelte immer noch die Wut über das fehlende Feingefühl der Tha’Roon.

„So aufregend das alles auch für mich sein mag, so vordringlich gibt es einige andere Dinge zu besprechen, wo ich denke, behilflich sein zu können. ...Ich weiß, dass Menschenkinder es im Allgemeinen als unhöflich empfinden, wenn man ihre Gedanken liest und möchte mich deswegen auch bei euch in aller Form entschuldigen...“
Sie sah in die Runde, verbeugte sich tief und setzte sich dann in einen der beiden Sessel zurück. Somit war sie wieder unter der Augenhöhe ihrer Zuhörer.
„... Für mich ist das etwas wie für euch das Atmen. Ich kann es auch nicht einfach abstellen. Deshalb bitte ich um Verständnis. Was mir aber viel wichtiger als die Wahrung meiner Geheimnisse, oder der Regeln der Höflichkeit erscheint, sind die Informationen die ihr mir ungewollt mitgeteilt habt. Der Fall von Rugta, die Eroberung durch die Dunkelelfen, durch Orks und der Vorfall mir einem Dämon mit einer Maske, der Hauch Morgerias... Ich möchte darüber mehr erfahren. Ich biete euch an, euch zu helfen. Wenn ihr mir einen kleinen Vertrauensvorschuss leistet bin ich es vielleicht, die euch zum König oder mindestens einer seiner inneren Berater bringen kann. Diese Informationen erscheinen mir zu wichtig um lange im Dunkeln zu bleiben.“
Sie legte eine Hand seitlich an Zanfars Arm und hoffte, er würde ihr fast schon aggressiv offenes Vorgehen verstehen. Sie sah kurz flehend zu ihm auf.
„Der König muss davon wissen!“


Uff. Direkt zum König. Ja, klar. Warum auch nicht? Delilah blinzelte selbst verwirrt über die ironische innere Stimme. Aber langsam wurde das ganze ziemlich absurd für sie und ihre Nerven waren gerade angespannt. Es war für ein Mädchen ihres Standes schon reichlich merkwürdig so viel Umgang mit blaublütigen Personen zu haben, wie sie ihn jetzt hatte, und jetzt sollten sie auch noch bis zum König vorgeladen werden.
Dabei war sie sich sehr wohl bewusst, dass das eine gute Nachricht war. Eine sehr gute Nachricht sogar!! Die Lage war ernst und je schneller die Nachrichten an die richtigen Stellen weitergetragen werden konnten, umso besser. So würden sie nicht tausend Umwege machen müssen, bis die Nachrichten ankamen… wertvolle Zeit, die sie nicht hatten… sondern sie würde gleich an ihrem Endziel ankommen… dem König…

Ihr nächster Gedanke war ein anderer. Ich werde bald keine wirkliche Möglichkeit mehr haben, Leon alleine von Verano zu berichten. Und es war ihr sehr wichtig, dies nicht hier vor den anderen zu tun. Die Tha’Roon hatte schon genug seiner Geheimnisse offenbart und wenigstens eine Trauernachricht wie diese sollte er alleine empfangen dürfen… aber wenn sie jetzt direkt ihr Wissen über Rugta und den Hauch weiterleiten konnten… danach würden die Ereignisse sich nur noch mehr überschlagen, wie sie es bereits heute Morgen vermutet hatten. Es würde keine ruhige Minute mehr geben… und es wäre auch unfair, wenn die anderen auf Hilfe von Verano hofften, wenn diese nicht kommen konnte. Sie MUSSTE es ihm jetzt sagen.

„Ich bitte euch nur um eine kleine sachliche Zusammenfassung, damit ich erkennen kann, ob ihr die Wahrheit sagt. Ihr werdet verstehen, dass ich nicht auf kleine Gedankenfetzen reagieren möchte. Das wäre, als würde ich Gerüchte sähen. Ich brauche Fakten... - … Bitte!“
Das letzte Wort kam mit solcher Dringlichkeit, dass Chasin sich dabei in die Armlehne ihres Sessels krallte. Wartend sah sie in die Runde. Natürlich sah Basilius Darna an. Auch Leon schaute etwas müde wirkend in ihre Richtung
und auch Delilahs Blick wanderte zu der Knappin.

Ja, sehr gut. Darna konnte ihre Informationen abgeben und sie selbst die Zeit nutzen um mit Leon zu reden. Sie sah die Tha’Roon an. Wie das mit dem Gedankenlesen wohl funktioniert?
„Entschuldigt bitte, ich würde gerne kurz mit Leon reden…“ Sie sah Darna an. „Ich kann nach deinem Bericht dann gerne meine Informationen ergänzen.“
Sie blickte wieder zur Tha’Roon. Es ist wichtig. Es geht um seinen Vater. Ob die hochgewachsene Frau das nun gehört hatte oder nicht… Delilah kümmerte es im Moment nicht wirklich.


Dann blickte sie Leon an und bat ihn knapp mit dem Wort „Komm.“ Ihr zu folgen. Ihre Stimme war sanft, aber etwas darin sagte ihm, dass es ihr gerade sehr ernst war.
Sie schloss die Ladentür wieder auf und trat hinaus ins Sonnenlicht. Sorgsam schloss sie die Tür, sah sich nach Personen in der Nähe um und als sie sich allein wägte, wandte sie sich Leon zu. Für ein paar zähe Momente sah sie Leon nur an, sich leise fragend, wie man so eine Nachricht überbringen sollte… und das auch noch nach so einer Situation wie eben. Außerdem konnte er sicher auch eine kleine Atempause gebrauchen, um sich zu fangen. Delilah fiel einmal wieder auf, wie ähnlich er seinem Vater sah... das war nicht gerade hilfreich.

„Wie geht es dir?“ Sie sah ihm kurz forschend in die Augen.

Als sie die unausgesprochene Frage darin sah, atmete sie kurz tief durch.
„Ich muss dir etwas Wichtiges sagen. Es geht dabei um Verano.“ Sie hielt erneut inne, als wüsste sie nicht, wie sie weiter sprechen sollte. In ihrer Stimme lagen viele Emotionen, Trauer, Mitgefühl und ein wenig die Furcht vor dem, was sie jetzt sagen würde.

„… du musst dich nicht mehr entscheiden…“, begann sie und hob die rechte Hand zu ihren Lippen um ihm zu signalisieren, dass sie nicht unterbrochen werden wollte. „Verano ... er hat dir die Entscheidung abgenommen… er ist fort.“

Ein Moment der Stille trat ein, ehe Delilah mit ihren Erklärungen fortfuhr. Ihre Stimme war ruhig, langsam und voller Mitgefühl… sie wog ihre Worte und so richtig wollten sie ihr nicht über die Lippen kommen. Sie beobachtete seine Reaktion, versuchte sanft weiterzusprechen ohne ihm mehr zuzumuten zu müssen als nötig war.
„Er ging mit den Zwergen, um ihnen in Rugta beizustehen… und dort muss etwas passiert sein… Er sprach zu mir im Traum, als ich bei Darnas Familie untergekommen war.
Er hat sich… er hat sich... verabschiedet… und mir aufgetragen, dir zu sagen… dass er dich liebt… "


Sie schwieg einen Moment.
"...und dann war er fort.“ Sie atmete tief aus.
Und eine hoffnungsvolle Stimme in ihr flüsterte:

Und du bist frei.

_______________________________________________________________________________________

Tldr: Delilah war kurz draußen bei Basil, sie will ihn später nochmal auf seine Schwester ansprechen. Sie kommen nach einem kurzen Gefühlsausbruch seinerseits wieder in den Laden. Nachdem Mortimer den Laden verlassen hat und Chasin mit ihren Eröffnungen beginnt, hört Delilah aufmerksam zu. Sie macht sich Sorgen um Leon, da ihm die ganze Situation zuzusetzen scheint, und tritt an ihn heran um helfen zu können. Sie ist wütend auf Chasin, weil diese in ihren Augen in dieser Situation zu wenig Feingefühl gezeigt hat und zu sehr auf ihre „Entdeckung“ fokussiert war. Delilah ist froh über die Nachricht, dass sie ihre Informationen direkt weiterleiten können, fasst aber den Entschluss, dass nun der einzig mögliche Zeitpunkt ist um mit Leon zu reden und verlässt nach einer kurzen Entschuldigung den Laden.

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Zanfar Aval'athil
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Zanfar Aval'athil » Montag 27. Februar 2017, 20:30

Der Scherz über den Dämon aus dem Harax schien nicht den Humor der Knappin zu treffen. Eher brachte er sie noch mehr auf.
Im Allgemeinen schrie ihre gesamte Körpersprache nach Anspannung und unterdrückter Angst und Wut. So kühl sie auf den ersten Blick auch wirkte, darunter lauerte ein Vulkan, der ausbrechen wollte. Sie war so verkrampft, dass sie später sicherlich schmerzen von den vielen Verspannungen haben würde.

An einem anderen Ort hätte er ihr angeboten, einen Übungskampf zu machen, um etwas Dampf ab zu lassen, aber weder kannten noch vertrauten sie einander gut genug um das überhaupt in Betracht zu ziehen.
Hrmm … gut dass du nur ein Ellenmaß in Reichweite hast, mit einem Schwert würdest du mich wohl jetzt aufspießen. Zumindest deinem Blick nach.

"Was sind denn die Regeln Eures.. 'Ordens', wenn ich fragen darf?"
Hinter Deli erklang Darnas Stimme schneidend wie Eis.
Mit einem besorgten Blick wandte Nova sich um und musterte Darnas Gesicht.
„Du kannst mir glauben, dass uns in diesem Laden keiner etwas Böses will, Darna. Leon kann dir das auch bestätigten, wenn du ihn fragst, deshalb wäre es mir lieb, wenn wir das Gesprächsklima etwas wärmer gestalten würden. Danke!“
Die Novizin vertraute darauf, dass Darna diesen deutlichen Hinweis auf ihre und Leons Magie damit verstanden hatte und in die Fähigkeiten der beiden vertrauen würde.
„Ich werde kurz schauen, wie es Basilius geht.“



Die Knappin schaute ihr aus schmalen Augen nach, wenn auch längst nicht mit einem so giftigen Blick, wie sie ihn zu dem Maskierten geworfen hatte. Ein 'wärmeres Gesprächsklima'?! Pfh! Einen Satz heiße Ohren kann er haben!, rebellierte sie und war für einen flüchtigen Moment sogar sauer, weil sie das Gefühl hatte, Deli falle ihr in den Rücken. Hatte die Lichtnovizin etwa nicht begriffen, wie der Kerl sie gerade benutzt hatte, um sich indirekt über seine Kontrahentin lustig zu machen?!
Bist du so naiv, oder...?
Darna atmete tief ein und bremste sich, während Delis Hand schon die Türklinke herunter drückte. Ihr Blick, ihre ganze Mimik stumpfte kurz ab und wirkte ernüchterter, trauriger.
Da geht sie. Ich habe es geahnt, dass ich sie verprellen würde... Warum werde ich hier eigentlich gerade nur der Buhmann? - sie sah zu dem Maskierten zurück und die Kühle kehrte wieder. Dabei wäre er dafür prädestiniert. Sie konnte sich gut vorstellen, dass beim Anblick dieser ohnehin grimmig und durch den fehlenden Mund unmenschlich wirkenden Maske kleine Kinder wohl spontan das Weinen bekämen. Was sie im Spezielleren damit dann noch erlebt hatte...

Aber hatte die Magierin Recht? Es war nicht so, dass Darna ihr nicht vertraute, und ebenso war sie ziemlich sicher, dass Leon sie gewarnt hätte, hätte es echten Grund zur Beunruhigung gegeben. Was störte sie also?
Es gehört sich nicht, eine Entschuldigung anzunehmen und sich dann über die betreffende Person lustig zu machen. Ihre Nase zuckte kritisch. Ja, das störte sie! Zum Beispiel.
Ihre Aufmerksamkeit galt wieder dem Maskierten.


Schade, dein Lächeln wird mir fehlen ‚Nova‘, aber du solltest wirklich öfter auch einmal ernst sein, energisch steht dir.
Zanfar musste sich ein höchst unkonstruktives Kichern verkneifen. Die Knappin schien ohnehin schon äußerst schlecht gelaunt, da wollte er das Feuer nicht noch weiter Schüren. Obwohl es ihn in den Fingern juckte, sich ein bisschen zu raufen … sie wäre ihm vermutlich im Waffenlosen Kampf hoffnungslos unterlegen, also hätte er leichtes Spiel und konnte schlimme Verletzungen bei ihr und ihm vermeiden. Und wann war ein Dunkelelf schon einmal traurig darüber, leicht zu gewinnen?
Selbst wenn sie im Schwertkampf ausgebildet war, würde sie wohl kaum Ahnung von Raufereien haben – im Gegensatz zu Zanfar. Selbst wenn ich weder einen signifikanten Reichweiten noch Gewichtsvorteil habe – ich kenne alle fiesen Tricks und ich wette in Sachen Flexibilität ist sie keine Heldin.
Eigentlich war ihre Frage, bedachte man ihre Stimmung, erstaunlich Sachlich. Natürlich hätte er es begrüßt, wenn sie einfach seine Frage beantwortet hätte.
Er spiegelte Darnas Haltung der im Rücken gefalteten Händen und rezitierte, etwas moduliert, zwei Absätze der Regeln der Nichtgenannten:
„Kein Nichtgenannter greift von sich aus jemals eine andere Schöpfung an. Nur aus der Verteidigung heraus ist es erlaubt, anderen Schaden zuzufügen.
Ebenfalls ist es jedem Nichtgenannten strengstens untersagt, jemanden umzubringen!
Das sind zwei unserer wichtigsten Grundsätze. Ebenfalls ist es erwünscht, dass wir Anderen in Not beistehen und unsere Fähigkeiten nutzen, denen, die sich nicht selbst verteidigen oder helfen können, bei zu stehen. Ihr versteht, dass solches Verhalten eher Dankbarkeit als Angst hervorruft?“
Er entspannte seine Haltung wieder und ließ die Hände locker an den Seiten herab fallen.
Na komm schon, mach es mir nach, entspann dich etwas. Mit mir funktioniert der vermaledeite Projektions-Trick auch immer.


Die Knappin hatte seiner Rezitation der Ordensregeln konzentriert und mit prüfend bohrendem Blick und nachdenklich oder kritisch gefurchter Stirn zugehört - viele, die sich in diesem Moment nur etwas ausgedacht hätten, wären sicher nervös geworden. Als er seine Haltung entspannte, nahm sie wieder den Oberkörper etwas nach hinten wie zu Anfang, nachdem Deli sich ihr in den Weg gestellt hatte, aber die Hände blieben da, wo sie waren... es schien der gewohnteste Platz, aber immerhin war ihre Haltung von einer Alarm-Spannung wieder in etwas Bequemeres übergegangen. Die Maßstäbe der jungen Frau, was 'bequem' war, mussten sehr unorthodox sein.
"Ihr versteht, dass solches Verhalten eher Dankbarkeit als Angst hervorruft?"
Wenn die Leute nicht vorher schon weglaufen..., kommentierte Darna nüchtern. Im Halbdunkeln in diese Masken zu blicken, musste wirklich gruselig sein. Prompt schoben sich wieder Bilder der Erinnerung vor ihr geistiges Auge. Besonders, wenn einem dann noch tote weiße Augen daraus entgegen blicken...
Ihren Körper durchfuhr ein sichtbares Schaudern.
Die Kerbe an der Stirnkante. Die abgewetzten Stellen. Kerbe. Von einem Kampf..? Ihr linkes Augenlid zuckte, als das alte Blut, was außen an der Maske geklebt hatte, nun noch mehr Sinn zu machen schien als zuvor, aber die Erinnerung so detailliert zuzulassen, war für sie eine Qual, und danach wieder in das 'Gesicht' ihres Gegenübers zu blicken, kaum zu ertragen. Von der projezierten Entspannung war schon wieder nichts übrig.


„Konnte diese Antwort Euer Misstrauen etwas abmildern, oder habt ihr weitere Fragen bezüglich meines Ordens oder meiner Person?“
Fragte er so sachlich wie möglich, wobei er eine gewisse Provokation und Erheiterung nicht aus seinem Ton verbannen konnte. Etwas an der jungen Frau forderten ihn heraus – wobei er keine Antipathie zu ihr verspürte.


Diesmal schien sie die Provokation nicht wahrzunehmen oder nicht auf sie einzugehen. Sie sah ihn mit einem Blick an, der halb durch ihn hindurch ging.
"Ich fürchte, Eurem Ordensbruder wird etwas Unangenehmes zugestoßen sein, der Herr", stellte sie entsetzlich förmlich, fassadenhaft, perfekt höflich und mit leicht bedauerndem Unterton fest, ohne irgend einen Anflug von Sarkasmus oder Provokation. Sie stellte eine Todesnachricht aus und schien mehr dazu nicht sagen zu wollen.


Fast hätte er frustriert geknurrt. Ja, so weit war ich schon einmal, deswegen wollte ich MEHR von dir wissen…
Aber unter dem Ärger lauerte Sorge. Denn so wenig überraschend ihre Worte waren, so erschreckend war es, eine Bestätigung seiner Befürchtung zu hören. Welchen seiner Brüder oder Schwestern hatte es erwischt? Wer war nicht zurückgekehrt? Aber wenn Darna weiter nichts verriet, würde er das nie herausfinden!!!

In diesem Moment betraten Delilah und Basil den Raum wieder und Leon bat Mortimer überraschender Weise, den Laden für sie zu räumen.
In die Mittagspause entlassen verließ der Schneider den Laden und sie waren alleine.
Von den Geschehnissen nicht unwesentlich abgelenkt richtete Zanfar seine Aufmerksamkeit fort von Darna, hin zu Chasin und Leon.
Als dieser Ankündigte, seine Geheimnisse zu enthüllen, beteuerte Zanfar:
„Was auch immer Euer Geheimnis ist, ich versichere Euch, ich werde es sicher bewahren.“

Voller Interesse verfolgte er Leons folgende Worte und staunte nicht schlecht, als er seine Ahnung von vor einigen Minuten in gewisser Weise bestätigt sah.
Seine Freundin dabei so freudig erregt zu sehen, ließ ihn Lächeln. Offensichtlich war die Tha’Roon überglücklich jemanden um sich zu haben, der eine Verbindung zu ihrem Volk hatte. Nach der langen Isolation kein Wunder – nur dass Leon offenbar gar nicht Glücklich über die Begegnung war. Oder besser Gesagt: Einfach unglücklich über die Umstände insgesamt. Er konnte es dem jungen Mann jedenfalls nicht verdenken, er wäre auch reichlich ungehalten darüber, seinen Körper um der Pflicht wegen zu teilen oder gar ab zu geben!
Natürlich konnte die düstere Stimmung des jungen Mannes Chasins Freude nicht trüben. Die Erregung, die sie erfasst hatte, verhinderte sicher, dass sie ihr Auge wirklich nutzte und Empathie war etwas, dass sie noch lernte. Als sie Freudig in seine Richtung sah, dachte er äußerst erheitert.

Hast du heimlich mit Honig gesüßten Tee getrunken?
Weiter erläuternd ging Chasin zu ihm und hakte sich bei ihm unter. Besänftigend tätschelte er ihr den Arm.
Der Nichtgenannte teilte Chasins Überraschung über die Umstände, wie sie einander begegnet waren. Aber er war des weiteren auch äußerst überrascht über die Geschichte, die die Beiden zu erzählen hatten! Hätte er die Tha’Roon nicht schon so lange gekannt, er hätte Schwierigkeiten gehabt, ihr zu glauben.
Die Rote Dame fuhr weiter mit ihren Erklärungen fort und kam dabei auch auf ihre Fähigkeit des Gedankenlesens zu sprechen. Das hingegen bereitete dem Leibwächter Sorge. Die Knappin war ohnehin aufgebracht gewesen, was würde sie wohl aus einer solchen Enthüllung machen?
Nervös begann Chasin an Zanfars Ärmel zu nesteln. Ein kleines Loch an der Naht eignete sich bestens dazu. Ungewollt schob sich der Stoff etwas in die Höhe, so dass einige Zentimeter dunkler Haut zwischen Handschuh und Mantel zu sehen waren. Zanfar hielt Chasins nervöse Hände auf und schob dann den Ärmel zurecht.

Durch die Aufregung getrieben begann die Tha'Roon ihre Pfeife zu stopfen. Zanfar nutzte seine gewonnene Freiheit dazu, sich so zu positionieren, dass er sie besser Schützen konnte. Vor allem, vor erschreckten Knappinnen.
Zanfars Kopf ruckte hoch als Chasin die schlechten Nachrichten, die sie aus den Köpfen der Jugendlichen gezogen hatte, verkündete und sah sie erschreckt an.
Rugta ist gefallen?! Dann sind die Dunkelelfen den Tha’Roon viel näher als wir dachen!!! Dieses Volk darf Morgheria auf GAR KEINEN FALL in die Hände geraten! … UND EIN DÄMON IN EINER MASKE?!?!?!
Ihm lief es kalt den Rücken herab. Als Chasin vor Schlug die Information schnellst möglich an höhere Stellen zu geben, nickte er energisch.

Als die Tha‘Roon darum bat, dass man ihr die Geschehnisse zusammen fassen sollte, wollte er beinahe Klatschen. Er brannte darauf, mehr zu erfahren! Nur eines bereitete ihm etwas Sorge.
Oh, das war ein unkluger Zug … du hast ihnen gerade damit verkündet, dass du ihnen nicht traust, Chasin!!! Und gleichzeitig noch angedroht in ihre Privatsphäre ein zu dringen. Irgendwie muss ich dir noch etwas mehr Empathie nahe bringen.
Chasin, in deren Erregung sich eine gewisse Dringlichkeit mischte, krallte ihre Hände in den Sessel und musterte die Anwesenden.

Delilahs Blick wanderte zu der Knappin und dann zur Tha’Roon.
„Entschuldigt bitte, ich würde gerne kurz mit Leon reden…“ Sie sah Darna an. „Ich kann nach deinem Bericht dann gerne meine Informationen ergänzen.“
Sie blickte wieder zur Tha’Roon.
Dann blickte sie Leon an und bat ihn knapp mit dem Wort „Komm.“ Ihr zu folgen. Ihre Stimme war sanft, aber etwas darin sagte ihm, dass es ihr gerade sehr ernst war.
Sie schloss die Ladentür wieder auf und trat hinaus ins Sonnenlicht.


Oh … nun, das war … unerwartet. Aber vermutlich keine schlechte Idee, der Junge scheint völlig neben der Spur.
Er hat Glück, eine so aufmerksame und freundlich Verbündete zu haben.

Eigentlich hatte er noch ein paar Worte über die Brisanz der hier geteilten Informationen sagen wollen, aber er würde warten, bis die Beiden zurückkehrten.
Nachdenklich sah er die Knappin an. Sie hatte tatsächlich einen Dämon erwartet, als sie die Maske gesehen hat – kein Wunder, dass der Scherz nicht ankam. Sie hält sich tapfer für das, was ihr passiert sein muss. Vielleicht sollte ich es einmal mit Empathie und Vorsicht versuchen. Die Maske macht ihr sicher noch immer Angst …

Einer Eingebung folgend drehte er sich ein Stück weg, so dass sein Gesicht zu Wand zeigte und zog die Kapuze tiefer ins Gesicht. Geübt löste er die Schnüre der Maske darunter und zog diese vorsichtig ab, um sein Gesicht niemandem zu offenbaren. Er klemmte sich diese unter den Arm, zog den Schal höher und die Kapuze noch ein Stück tiefer, dann wandte er sich zu Darna um.
„Werte Knappin von Eibenau, ich entschuldige mich für den unangebrachten Scherz, ich hätte nicht Gedacht, dass ich so nah bei der Wahrheit liegen würde. Ich kann Euch versichern, dass ich lediglich ein Mann aus Fleisch und Blut bin und nichts Dämonisches an mir habe.“
Er hob die Maske kurz an und legte sie dann auf eines der Regale.
„Diese Maske ist nur das, eine Maske, ohne jedwede Magie. Ihr könnt sie selbst ansehen, wenn ihr das wünscht. Oder ihr lasst sie, wo sie ist.
Ich lege sie für gewöhnlich niemals ab, aber ich denke, es wird die folgende Unterhaltung erleichtern, wenn ihr sie nicht länger ständig vor Augen haben müsst.“
Der Nichtgenannte warf einen Seitenblick zu Chasin und betrachtete dann wieder Darna.
„Ich weiß, die Dame Chasin de Mondragil bat nur um eine kurze Zusammenfassung, aber bitte, wisst ihr vielleicht, wie der Träger der Maske aussah? Welchem Volk er angehörte? Hatte er etwas Markantes an oder bei sich?“
Man hörte Sorge aus der Frage des Nichtgenannten heraus. Und ihm kam eine späte Erkenntnis: Wäre Darna dem ursprünglichen Träger der Maske begegnet, hätte allein Zanfars Kleidung sie verstört … also war sie dem Träger der Maske vermutlich niemals begegnet.



Tldr:
Zan nimmt die Maske ab und fragt Darna erneut nach dem anderen Nichtgenannten.

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Darna von Eibenau » Mittwoch 1. März 2017, 01:41

"Ich fürchte, Eurem Ordensbruder wird etwas Unangenehmes zugestoßen sein, der Herr", gab sie sachlich zu Protokoll, und fürs Erste blieb es ihr erspart, von ihrem Gegenüber weiter gelöchert zu werden, denn Delilah und Basil betraten wieder den Laden und die Dinge nahmen seltsame Wendungen.
Mit hin und her schwenkendem Blick beobachtete die Knappin das Geschehen und lauschte öfters mit gehobener Augenbraue den Erklärungen. Oder mit gefurchter Stirn und schon wieder fast kampfbereit alarmierter Haltung, als Chasin und Leon einfach nur einander gegenüberstanden und sich vielsagend anschwiegen. Was passierte hier?
Theoretisch hätte sie es sogar lustig finden können, wie Leon in der Umarmung der Diplomatin so hilflos und steif wirkte, wie sie es sicher auch getan hätte - theoretisch.

'Du'. Er duzte sie plötzlich. Sie und Leon - verwandt?! Das war mehr als irritierend, aber die Erklärung ließ tatsächlich zunehmend ihren Unterkiefer herunter klappen. Das Missverständnis um die Heimat der Tha'roon schob sich langsam gerade. Die Dunsthügel, oder auch Nebellande, da lebte ein ganzes eigenständiges Volk, von dem kaum jemand wusste?
"...Die Grenzen verschoben sich, die Jahre vergingen und das Land, dass er bewachte trennte sich von Nebulis, meiner Heimat, doch die Nebel wallen noch heute weit."
Akzeptieren sie deshalb seine Herkunft als Sohn eines Grafen? Ist das sozusagen ein 'ausländischer' Titel, den sie billigen?, grübelte Darna prompt für einen Moment wieder über den Umstand, dass Leon bei der Knappenprüfung als Grafensohn anerkannt gewesen war, aber die nächste Aussage fegte ihr ein weiteres Mal den Kopf leer:
"Das Blut der Weißenfels schwor immer einen Leib für den Geist bereit zu stellen. Das verloren gegangene Kind lebt noch heute um mein Land zu schützen und ich bin sehr froh den nächsten Träger kennen zu lernen."
... ...
Er wird sterben? Um...?

„Nun ja... vielleicht den nächsten Träger, wenn du dich dazu entschließen solltest.“
'Dazu entschließen solltest'?! Als hätte er eine Wahl! Er ist das einzige Kind!
Leon stritt sich mit seinem Vater darum... ob er leben durfte, Herr seines eigenen Geistes bleiben?! Und ich geb ihm noch gute Ratschläge! Da fragt er mich noch nach einer 'unvoreingenommenen Meinung'! Das Entsetzen ließ sie fast schwindelig werden und hätte Leon in diesem Moment vor ihr gestanden, sie hätte ihm beim Erschrecken über die Tragweite dieser Plauderei eine Ohrfeige gegeben!
Gut, dass du dich nicht verliebt hast..., höhnte ein leiser 'Gernot'-Kommentar in ihr. Ihr Herz pochte dumpf und schmerzend von innen gegen ihre Brust.
Aber tut er es nicht... Ihre Pupillen wurden größer, als sie in die andere Richtung dachte und sich Puzzlestücke zusammenfügten:
Tut er es nicht, ist womöglich dieser ganze Ort 'Nebulis' in Gefahr, von den Dunkelelfen entdeckt zu werden? 'Hüter einer der Quellen'? Wie wichtig sind... wie wichtig ist diese Quelle?

Leon sah wieder zu Boden und Chasin ließ ihm seine Zeit. Sie gesellte sich zu Zanfar und hakte sich bei ihm unter. Die Diplomatin wirkte gerade irgendwie seltsam euphorisch, während Darna sie noch von Entsetzen betäubt anstarrte.
Ich muss es ihr sagen. Sie muss ihre Leute warnen! Doch die Angst, was das für Leon bedeuten könnte, schnürte ihr die Kehle zu. Obwohl sie nun zu wissen meinte, worum der Streit im Hause Weißenfels ging, hielt sie es für möglich, dass Leon pflichtbewusst genug war, sich doch dieser Verantwortung zu stellen. Obwohl sie wusste, was für ihn auf dem Spiel stand.
„Da will man nur schnell einkaufen gehen und stolpert über eine Legende meines Volkes. Ich ahnte ja schon, dass der Name Weißenfels uns noch einmal begegnen würde, aber dass es so bald passieren würde... “
Sie betrachtete Leon, als sei er das sprichwörtliche Einhorn, dass dem Wald entstiegen war.
Für einen Moment war es nicht nur Delilah, die wütend auf die Tha'roon wurde.
Und ebenso wie für Delilah war es kurz darauf zunächst auch für Darna nicht wirklich überraschend, dass Leon und Chasin also auf gedanklichem Wege miteinander kommuniziert hatten.
"Ich weiß, dass Menschenkinder es im allgemeinen als unhöflich empfinden, wenn man ihre Gedanken ließt und möchte mich deswegen auch bei euch in aller Form entschuldigen.... Für mich ist das etwas wie für euch das Atmen. Ich kann es auch nicht einfach abstellen." - Aber der Umfang der Fähigkeit war der Knappin dann doch noch nicht so ganz klar gewesen.
Alle?! Sie las nicht nur Leons Gedanken, sondern aller Personen hier im Raum?
Darna wich unwillkürlich einen Schritt zurück, als Chasin aufzählte, was sie bereits alles aufgeschnappt hatte. Auch das mit Rugta. Wieso bleibt sie dann so ruhig?!
Alles an der Knappin schien momentan von Entsetzen immernoch dominiert oder zumindest eingefärbt zu sein.

"...Ich möchte darüber mehr erfahren."
Darnas Kopf ruckte einmal zu Leon. Während sie zunächst auf die Bewegungen der Tha'roon weiter reagiert hatte, hatte sie gar nicht wirklich realisiert, wie Delilah an Leons Seite getreten war, selbst dann nicht, als die Novizin darum bat, das Rauchen in diesen Räumen sein zu lassen.
Der Anblick versetzte ihr einen weiteren kurzen Stich, als es ihr wie ein Versäumnis erschien, nicht selbst zu ihm gegangen zu sein.
"Ich biete euch an, euch zu helfen. Wenn ihr mir..."
Warum war sie nicht zu Leon gegangen? Es war offensichtlich, dass er Beistand brauchte. Hör auf. Hör auf! Halt dich fern von ihm! Es ist besser, wenn sie da ist!, herrschte sie sich selbst an und versuchte ein weiteres Mal, ihre Gefühle der Situation unterzuordnen, weil es gerade einfach unpassend war!
Ihr Unterkiefer mahlte und ihre Hände quetschten einander hinter ihrem Rücken, während sie sich bemühte, der Diplomatin wieder zuzuhören:
"..zum König oder mindestens einer seiner inneren Berater bringen kann. Diese Informationen erscheinen mir zu wichtig um lange im Dunkeln zu bleiben."
Darna musste sich unwillkürlich an den vergangenen Abend erinnern: an ihre Bitte an die anderen, ihr nichts zu verschweigen und an Leons Plädoyer, auf die eigenen Geheimnisse diesmal keine Rücksicht zu nehmen.
Kurios, wie sich dieser Kreis erweitert, dachte sie nüchtern. Diese Frau musste die Fähigkeit des Gedankenlesens wirklich gut geheim halten, wenn es nicht in Jorsa schon die Spatzen von den Dächern pfiffen, dass der König eine Gedankenleserin an seiner Seite hatte... Die Brauen der Knappin zogen sich leicht zusammen. Ob das klug war?
Es war ja nicht so, dass sie ihren Kameraden hier nicht vertraut hätte, aber sie wusste, wie sich Geheimnisse manchmal trotz allem verbreiten konnten... Vielleicht erfährt sie von uns alles, was sie wissen will und lässt uns dann einsperren., sinnierte sie nüchtern und blendete so für ein paar Momente ihre eigene Angst über und kam etwas mehr zur Ruhe.
Delilahs tadelnde Worte schoben sich wieder nach vorne: "Du kannst mir glauben, dass uns in diesem Laden keiner etwas Böses will, Darna. Leon kann dir das auch bestätigten, wenn du ihn fragst" - sie schürzte nachdenklich die Lippen.

„Ich bitte euch nur um eine kleine sachliche Zusammenfassung, damit ich erkennen kann, ob ihr die Wahrheit sagt. Ihr werdet verstehen, dass ich nicht auf kleine Gedankenfetzen reagieren möchte. Das wäre, als würde ich Gerüchte sähen. Ich brauche Fakten... - … Bitte!“
Leicht erstaunt hoben sich kurz die Brauen. Diese Begründung, warum sie die aufgeschnappten Informationen zusammenhängend haben wollte, und vor allem die Selbstverständlichkeit und der Nachdruck, mit dem sie das sagte, machte die blauhäutige Frau glatt ein gutes Stück sympathischer. War hier tatsächlich der Weg, all diese wichtigen Informationen direkt ins Schloss zu bringen?
Wartend sah Chasin in die Runde. Natürlich sah Basilius Darna an. Auch Leon schaute etwas müde wirkend in ihre Richtung und auch Delilahs Blick wanderte zu der Knappin.
Der Blick der Knappin wanderte zu den Dreien und kurz darauf wurde ihr Blick so leidend wie der Leons bei Chasins Umarmung. Och nein, nicht schon wieder..., seufzte sie innerlich, Natürlich von mir. Sie brummte leise und sah zu Boden.
„Entschuldigt bitte, ich würde gerne kurz mit Leon reden…“ Delilah sah Darna an. „Ich kann nach deinem Bericht dann gerne meine Informationen ergänzen.“
Die Knappin zog fragend die Stirn kraus - was war jetzt? Der Blick wurde aber wieder grüblerisch bohrender, als ihr Delilahs Miene klar machte, wie ernst und wichtig es ihr sein musste. Das "In Ordnung...", kam ihr eher aus höflichem Reflex und etwas lahm von den Lippen.

Hinter den beiden schloss sich die Tür, Darna sah noch auf diese und holte einmal langsam tief Luft. Kurz und sachlich. Dann kann ich meinen Part vielleicht weglassen...
Ihre Zähne schoben sich knirschend ein mal ärgerlich übereinander.
Das ist gefährlich.
Und jetzt hast du auch schon daran gedacht. Verflixt!
Wenn sie dir nichts wollen...
Und wenn du es nicht verrätst, wird es ein anderer.
"...wir müssen irgendwen unterrichten, dass Gefahren für das Reich sich zusammen ballen und das an mehreren Fronten, genauso wie im Inneren."
Er hat mit 'Gefahren im Inneren' mich gemeint, oder?
Konzentrier dich. Es geht hier gerade gar nicht um dich!

Die Knappin stand, noch zur Tür sehend, kerzengerade und schien noch mit sich zu ringen, ob sie der Aufforderung der anderen wirklich nachkommen sollte, als Bewegungen in ihrem Rücken sie wieder zur Diplomatin und ihrem Leibwächter sehen ließen.
Der 'Nichtgenannte' entledigte sich gerade seiner Maske und mit gefurchter Stirn und unnahbar steif beobachtete die Knappin das Geschehen und wie er sich danach umständlich in seiner Kleidung verborgen ihr wieder zuwandte.
„Werte Knappin von Eibenau, ich entschuldige mich für den unangebrachten Scherz, ich hätte nicht Gedacht, dass ich so nah bei der Wahrheit liegen würde. Ich kann Euch versichern, dass ich lediglich ein Mann aus Fleisch und Blut bin und nichts Dämonisches an mir habe.“
Er hob die Maske kurz an und legte sie dann auf eines der Regale.
„Diese Maske ist nur das, eine Maske, ohne jedwede Magie. Ihr könnt sie selbst ansehen, wenn ihr das wünscht."

Nie im Leben.
"Oder ihr lasst sie, wo sie ist.
Ich lege sie für gewöhnlich niemals ab, aber ich denke, es wird die folgende Unterhaltung erleichtern, wenn ihr sie nicht länger ständig vor Augen haben müsst.“
Der Nichtgenannte warf einen Seitenblick zu Chasin und betrachtete dann wieder Darna.
„Ich weiß, die Dame Chasin de Mondragil bat nur um eine kurze Zusammenfassung, aber bitte, wisst ihr vielleicht, wie der Träger der Maske aussah? Welchem Volk er angehörte? Hatte er etwas Markantes an oder bei sich?“
Man hörte Sorge aus der Frage des Nichtgenannten heraus.

In der Aura der Knappin war nach erster Verblüffung Ruhe eingekehrt und hatte die fast ständig drohende Panik für einen Moment beiseite geschoben. Schlichtes Grau signalisierte, dass sie in den ersten Augenblicken wohl einfach nicht so recht wusste, was sie davon jetzt halten sollte. Mitleid regte sich, als ihr klar wurde, wie dringend der Mann darauf brannte, von seinem Ordensbruder - oder seiner Ordensschwester - zu erfahren.
Er legt tatsächlich die Maske ab? Auch wenn sie weiterhin sein Gesicht nicht sah... etwas in ihr honorierte die 'Offenheit' dieser Geste. Ihr Blick schweifte zu Chasin. Und sie verrät, dass sie Gedanken lesen kann...
Sie senkte nachdenklich den Blick.
'Niemand will dir hier etwas Böses, Darna...'

"Ihr könnt die Maske wieder aufsetzen, der Herr", erklang es schließlich ruhig und seltsam erwachsen klingend, mit einem immernoch etwas nachdenklichen Unterton. "Eure Geste ehrt Euch, und ich werde versuchen, den Anblick auszublenden."
'Verzeiht die irrationale Furcht, der Anblick... die Ereignisse...' - das brauchst du ihnen wirklich nicht nochmal zu sagen. Sie atmete durch, massierte sich mit der Rechten kurz die Nasenwurzel und ließ die Hand dann wieder auf dem Rücken verschwinden.
Sie drohte, wieder mit gesenktem Blick zu berichten, aber die Tha'roon verdeutlichte ihr mit sachter Geste, dass sie direkten Blickkontakt zu bevorzugen schien. Kurz drohte die Knappin deswegen aus dem Konzept zu geraten, und sie sah noch einmal direkter zu Zanfar:
"Ich fürchte, ich kann Euch aber nicht helfen, was den ursprünglichen Träger angeht. Die Maske wurde von einem jorsaner Bauern auf einem Schlachtfeld zwischen Jersa und Grandessa gefunden, wo sie ein toter... ein untoter Dunkelelf trug."
Kurz musterte sie ihn intensiver. Und ich glaube nicht, dass alle Eure Ordensleute Dunkelelfen sind, oder? Oder bist du ein Nachtelf? Egal. Was immer du bist, du scheinst aus dem Rahmen zu fallen. Sie atmete durch und wandte sich wieder mehr in Richtung der Diplomatin.

"Dieser untote Dunkelelf biss den Bauern. Ich kenne nicht alle Details der Hergänge" - und die wollt ihr jetzt ja auch gar nicht wissen - "aber der Bauer brachte die Maske zu seiner Familie und begab sich selber ohne sie dann hierher nach Jorsa, weil er an Zombiefäule litt. Es ist eigentlich Fräulein Delilahs Part der Geschichte - Fräulein Nova, ihr Akademiename - weil sie später entsandt wurde, nach der Familie zu sehen.
An der Heilung der Tochter übernahm sie sich leider und bedurfte selber der Pflege. Dies geschah bei Graf von Weißenfels, wo ein Inquisitor aus Pelgar, Gunther Brockhardt, auftauchte."
Darna rieb sich grübelnd die Stirn. Hatte Delilah von ihm dann von Rugta erfahren? Irgendwas war doch mit Zwergen... verflixt. Die Knappin schüttelte entschuldigend angedeutet den Kopf:
"Ihr werdet sie wirklich nach den Details fragen müssen, denn es ging mir nicht gut, als sie das alles erzählte und ich fürchte, ich habe einiges überhört oder vergessen. Aber sie hat aus zuverlässiger Quelle erfahren, dass Rugta an die Dunkelelfen und Orks gefallen ist. Sie haben mehrere Zwerge von dort über Rumdett an andere Orte verschifft, um ihnen bei weiteren Eroberungen zu helfen. Ich fürchte, Jorsan ist von Rumdett, Rugta und Grandessa eingekeilt und weiß noch nicht einmal davon!"
Ihre Stimme hatte einen drängenden Klang gewonnen und sie starrte Chasin gerade regelrecht an, so energisch, wie die Diplomatin zuvor zu ihnen gesehen hatte. Sie presste die Lippen zusammen. Natürlich wissen sie von Grandessa und Rumdett... Aber wohl nicht, dass der Ring sich geschlossen hat.

"Und wir befürchten, dass es höchst... gefährliche Zusammenarbeiten seitens der Feinde gegeben haben könnte. Wir können sie zumindest nicht ausschließen. Denn die Maske war der eigentliche Quell der Krankheit 'Morgerias Hauch', in die Maske war ein Dämon gebannt, der die Krankheit auslöste."
Der Redefluss der Knappin stockte für einen Moment. Gleich fragt sie mich, woher ich das weiß... Angst brandete mit dem Gedanken auf und wurde wieder nieder geschlagen. Sie atmete tief durch. "In der Maske waren Linien drin..." Das wird zu detailliert? Ach, verflixt!
Sie brummte kurz leise und starrte ihre Gedanken sortierend zu Boden.
"Verzeihung, ich muss neu ansetzen: Basilius, Leon und ich kamen ins Spiel, weil wir gemeinsam an einer seltsamen Knappenprüfung seiner Majestät teilnahmen. Wir landeten in Serna an und kamen im gleichen Gasthaus unter.
Durch einen Vorfall bei einer Feier wurde ich von einem Fischräucherer berührt, der mit Morgerias Hauch infiziert war und Leon stellte alles unter Quarantäne." Sie blinzelte und holte wieder Atem. Dann kam ein kleines Kind und schenkte mir eine Seelenrose... ja genau...
"Ich muss nochmals um Verzeihung bitten, dass es einfach wirr und an den Haaren herbei gezogen klingt, aber ich fasse mich wirklich kurz: Wir gelangten in den Besitz einer Seelenrose"
- sie schaute kurz prüfend, ob Chasin den Eindruck erweckte, mit dieser Bezeichnung etwas anfangen zu können -
"und waren damit in der Lage, die Krankheit zu heilen." Grauen Klumpen... "Und als in Serna die Lage wieder unter Kontrolle war, folgten wir der Spur der Erkrankung zu einem Landarbeiter nahe der Grenze zwischen Serna und Troman.
Auch dort heilten wir die Leute und trafen auf den Maskenträger: Es war der kleine Sohn des Bauern, den ich eingangs erwähnte. Vielleicht acht Jahre alt, oder zehn. Er hatte durch die Krankheit seine Familie verloren und wollte den Hauch zu den Grandessanern 'zurück tragen', aber ich vermute inzwischen, dass der Einfluss des Dämons ihn daran wiederum gehindert hat und er sich deswegen so lange entlang der Grenze bewegt haben könnte."

Sie atmete nochmal durch und war in einen leicht aufgeregten, aber doch recht sachlichen und raschen, aber gut artikulierten Redefluss verfallen. Das schnelle Reden schien zu verhindern, dass sie sich öfter mit abschweifenden Gedanken beschäftigte, so dass Rede und Denken fast deckungsgleich waren oder im wahrsten Sinne des Wortes keine Hintergedanken existierten.
"Denn der Einfluss... hat den Jungen benutzt. Als ich ihn traf... nein." Ausatmend sah sie einmal zur Seite und musste neuen Anlauf nehmen: "Er hat mir die Seelenrose aus den Armen genommen, als wir alle geschlafen haben, wir waren allesamt erschöpft."
Die Aura der Knappin war für einen Moment fast vollständig von Purpur dominiert.
"Ich bin aufgewacht" - geweckt worden... - "und habe ihn verfolgt, ihn gestellt. Aber er hat die Seelenrose zerstört, wir konnten nur noch zwei Kerne gestern in den Tempel bringen." War das gestern? Ja, gestern... meine Güte...
Nochmal atmete sie durch und schluckte. Ihr Blick drohte zunehmend gedankenverloren auf einen unbestimmten Punkt zur Seite abzuwandern, dass Chasin sie nochmal zurücklotsen musste und Darnas Blick stumpfte zunehmend ab, als sie ihre Gefühle hinter einer schützenden Fassade betäubte.
"Der Junge war tot, schon teils verfault, ein Zombie, aber viel zu intelligent und schnell dafür. Für einen gewöhnlichen Untoten." Als würde ich so viele Untote kennen...
"Er... versuchte mich erst noch anzulügen. Nutzte die Absichten des Jungen, um mich anzugreifen." Ihre Stimme war dumpfer geworden. Verdammte schwarze Rüstung.
Du wirst viel zu detailliert. Nichts mit Darmschlingen. Kürz ab!

Sie blinzelte, aus dem Tritt gebracht.
"Ich hab ihn zermatscht", sagte sie leise, fast etwas hilflos. Es klang nicht nach der Aufschneiderei einer Siegerin, es fehlten auch jegliche Einflüsse in ihrer Aura wie Triumph oder Erleichterung. Da war sogar schon wieder Purpur. Und jede Menge betäubter Ekel.

"Wir haben ihn verbrannt, ihn und alles, was er berührt hat, und die Maske natürlich auch. Der schwarze Schleim da drin hat zuerst sogar noch versucht, nach Leon zu... springen, zu äh, 'greifen'..." Sie verzog angewidert das Gesicht. "In der Maske glänzten seltsame Linien, und in dem Feuer zerschmolz sie für Kupfer unnatürlich schnell in grünem Rauch. Wir... hatten danach guten Grund, davon auszugehen, dass der Hauch besiegt ist.
Dann stieß Basil zu uns und berichtete, dass er in Serna auch alle Reste von infiziertem Material vernichten konnte, eine ganze Schiffsbesatzung hat er wohl gerettet..."
Sie schluckte und fuhr wieder hastiger fort: "Es tut mir leid, dass ich jetzt sicher zu ausführlich geworden bin, vor allem über Rugta müsst Ihr wirklich Fräulein Delilah befragen, bitte."
Ihr Blick schweifte und sie versuchte sichtlich, sich endlich aus dem Aufmerksamkeitsfokus heraus manövrieren zu können.



(Zusammenfassung: Darna ist entsetzt, dass Leon seinen Körper einem Geist überlassen könnte, fürchtet aber auch die Konsequenzen, wenn er es nicht tut. Sie honoriert Zanfars Geste, die Maske abzulegen und bietet ihm an, dass er sie wieder aufsetzen könne. Dann berichtet sie über Rugta und Morgerias Hauch, mit Fokus auf dem Hauch. (Versucht dabei zu vermeiden, das Thema ihrer eigenen Besessenheit zu verraten/anzuschneiden.) )

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Erzähler » Montag 6. März 2017, 22:06

Nichts konnte Chasins Freude trüben. Die Erregung, die sie erfasst hatte, verhinderte, dass sie ihr Auge wirklich nutzte und Empathie war etwas, dass sie noch lernte. Als sie freudig in Zanfars Richtung sah, dachte er äußerst erheitert.
Hast du heimlich mit Honig gesüßten Tee getrunken?
Honig? Nein, aber … meint er, weil ich so froh bin? Verhalte ich mich falsch?... Es fühlt sich doch so gut an... Ich muss weiter erzählen...

Weiter erläuternd ging Chasin zu ihm und hakte sich bei ihm unter. Besänftigend tätschelte er ihr die Hand und sofort entspannte sie sich an seinem Arm.

"...Die Grenzen verschoben sich, die Jahre vergingen und das Land, dass er bewachte trennte sich von Nebulis, meiner Heimat, doch die Nebel wallen noch heute weit."
Chasin schaute aufmerksam in die Runde und blieb einmal mehr an Darnas Gesicht hängen, dass zu ihr sprach wie ein offenes Buch, verfasst in feinster Schönschrift und von kalligrafischer Meisterhand.
Akzeptieren sie deshalb seine Herkunft als Sohn eines Grafen? Ist das sozusagen ein 'ausländischer' Titel, den sie billigen?
, grübelte Darna prompt für einen Moment wieder über den Umstand, dass Leon bei der Knappenprüfung als Grafensohn anerkannt gewesen war.
Die Knappin ist wirklich ein Quell an Informationen! Sehr interessant. Ich fragte mich schon, wie die Kinder der Weißenfels in diese Gesellschaft wohl integriert werden, wenn sie auf Blutlinien aufbaut...? Ich verzettel mich. Das hat Zeit...
"Das Blut der Weißenfels schwor immer einen Leib für den Geist bereit zu stellen. Das verloren gegangene Kind lebt noch heute um mein Land zu schützen und ich bin sehr froh den nächsten Träger kennen zu lernen."
... … Er wird sterben? Um...?
„Nun ja... vielleicht den nächsten Träger, wenn du dich dazu entschließen solltest.“
Chasin wandte sich bei diesen Worten an Leon und so entgingen ihr einige schöne Gedankenfetzen. Das Entsetzen der Knappin ließ sie jedoch bald wieder in ihre Richtung linsen, da Leons Kopf wie leer gefegt war und damit eher uninteressant.
Gut, dass du dich nicht verliebt hast...
Oh... in der Tat! Wenn dem so war... sehr interessant. Das Konzept der Liebe wäre in diesem Zusammenhang...
Aber tut er es nicht...
Darnas Pupillen wurden größer, als sie in die andere Richtung dachte und sich Puzzlestücke zusammenfügten:
Tut er es nicht, ist womöglich dieser ganze Ort 'Nebulis' in Gefahr, von den Dunkelelfen entdeckt zu werden? 'Hüter einer der Quellen'? Wie wichtig sind... wie wichtig ist diese Quelle?
...überaus scharfsinnig und ehrenhaft diese junge Dame! Sie nimmt auch die Details wahr. Sie denkt weiter als die meisten Menschen und ist in der Lage logische Schlussfolgerungen zu ziehen.
Ich muss es ihr sagen. Sie muss ihre Leute warnen!
Das hast du gerade.
Chasin wandte sich kurz wieder Zanfar zu und sprach weiter:
„Da will man nur schnell einkaufen gehen und stolpert über eine Legende meines Volkes. Ich ahnte ja schon, dass der Name Weißenfels uns noch einmal begegnen würde, aber dass es so bald passieren würde... “
Die Auren im Raum änderten sich hin zu wütender Verstimmtheit. Chasin sah sich um und sah aber unter dieser Wut auch viel Sorge. Diesen Effekt hatte sich schon häufig beobachtet. Wann immer Menschen schlechte Nachrichten zu verarbeiten hatten oder sich sorgten, kompensierten sie ihre Furcht vor der ungewissen Zukunft in dem sie ihre Angst in Wut verwandelten und nach einem Ventil suchten. Schuldzuweisungen wurden dann schnell Gewissheit, entbehrten sie auch jeglicher Grundlage. In diesem Fall war sie wohl das Ziel geworden, obwohl sie nur die Wahrheit gesagt hatte... wieder einmal. Ihre noch unausgebildete Emotionalität hatte sie nicht gewarnt, dass dies passieren könnte. Ihre sachliche Natur war sich keines Fehlers bewusst, aber ihre neugierige Seite, die die die Menschenkinder zu verstehen suchte, diese dachte:
Information ans Diplomatengedächtnis, Ablage 'rot' zu Interaktionen mit emotional verbündeten Gruppierungen: Wortwahl und emotionale Ausstrahlung korrigieren. Weniger Freude ist angebracht... ...oder einfacher: Verbirg deine eigene Freude, wenn die Nachricht den Freund betrüben könnte, - mag es auch eine Lüge sein. Es ist der Höflichkeit geschuldet.
"Ich weiß, dass Menschenkinder es im allgemeinen als unhöflich empfinden, wenn man ihre Gedanken ließt und möchte mich deswegen auch bei euch in aller Form entschuldigen.... Für mich ist das etwas wie für euch das Atmen. Ich kann es auch nicht einfach abstellen."
Die Diplomatin sah wieder in die Runde und Darna wich unwillkürlich einen Schritt zurück, als Chasin aufzählte, was sie bereits alles aufgeschnappt hatte. Auch das mit Rugta.
Wieso bleibt sie dann so ruhig?!
Würde meine Aufregung meinerseits irgendetwas an der Situation ändern? Nein. Eher im Gegenteil. Ein klarer Verstand arbeitet schneller ohne emotionale Belastung.
"...Ich möchte darüber mehr erfahren. Ich biete euch an, euch zu helfen. Wenn ihr mir...“
Chasin konnte selbst im Augenwinkel noch Darna flammende Aura bewundern, so intensiv waren ihre Gefühle. Es war wie ein Vollbad, nach einer langen Dürrezeit und die Tha’Roon fühlte fast das Knistern auf ihrer Haut.
„..zum König oder mindestens einer seiner inneren Berater bringen kann. Diese Informationen erscheinen mir zu wichtig um lange im Dunkeln zu bleiben."
Delilah zog in diesem Moment Chasins Aufmerksamkeit auf sich.
"Du kannst mir glauben, dass uns in diesem Laden keiner etwas Böses will, Darna. Leon kann dir das auch bestätigten, wenn du ihn fragst"
„Ich bitte euch nur um eine kleine sachliche Zusammenfassung, damit ich erkennen kann, ob ihr die Wahrheit sagt. Ihr werdet verstehen, dass ich nicht auf kleine Gedankenfetzen reagieren möchte. Das wäre, als würde ich Gerüchte sähen. Ich brauche Fakten... - … Bitte!“
Leicht erstaunt hoben sich kurz die Brauen. Diese Begründung, warum sie die aufgeschnappten Informationen zusammenhängend haben wollte, und vor allem die Selbstverständlichkeit und der Nachdruck, mit dem sie das sagte, machte die fliederhäutige Frau glatt ein gutes Stück sympathischer. War hier tatsächlich der Weg, all diese wichtigen Informationen direkt ins Schloss zu bringen? Chasin stellte mit Erleichterung fest, dass das Rot in ihrer Umgebung wieder abnahm. Sogleich entspannte auch sie sich wieder und schaute aufmerksam, aber nicht mehr vor Freude grinsend in die Runde, die alle die Knappin anschauten.
Interessant. Sie scheint also ihre Redeführerin zu sein.
Och nein, nicht schon wieder... Natürlich von mir.
Sie brummte leise und sah zu Boden.
„Entschuldigt bitte, ich würde gerne kurz mit Leon reden…“
Delilah sah Darna an.
„Ich kann nach deinem Bericht dann gerne meine Informationen ergänzen.“
Die Knappin zog fragend die Stirn kraus - was war jetzt? Der Blick wurde aber wieder grüblerisch bohrender, als ihr Delilahs Miene klar machte, wie ernst und wichtig es ihr sein musste. Das
"In Ordnung..."
, kam ihr eher aus höflichem Reflex und etwas lahm von den Lippen.
Das gibt allen etwas Zeit sich zu sammeln. Diese Deli hat das, was man ...Feingefühl nennt.
Hinter den beiden schloss sich die Tür, Darna sah noch auf diese und holte einmal langsam tief Luft.
...urz ...ann ich ...Part ... weg...ssen...
Ihre Zähne schoben sich knirschend ein mal ärgerlich übereinander und Chasin neigte den Kopf in ihre Richtung um ein Paar bessere Fetzen aufzuschnappen.
Und schon wieder rot... scheint ihre Lieblings-Aura zu sein.
...gefährlich. Und jetzt hast...gedacht. Verflixt! ...chts wollen... ...du es ni... es ein anderer.
'...wir müssen irg... dass Gefahren für ... ballen und d... n Fronten, genauso ...'
...mit 'Gefah... m Inneren' mich ...?
Konzerntrier... gerade gar ...

Die Knappin stand, noch zur Tür sehend, kerzengerade und schien noch mit sich zu ringen, ob sie der Aufforderung der anderen wirklich nachkommen sollte, als Bewegungen in ihrem Rücken sie wieder zur Diplomatin und ihrem Leibwächter sehen ließen. Der 'Nichtgenannte' entledigte sich gerade seiner Maske und mit gefurchter Stirn und unnahbar steif beobachtete die Knappin das Geschehen und wie er sich danach umständlich in seiner Kleidung verborgen ihr wieder zuwandte.
„Werte Knappin von Eibenau, ich entschuldige mich für den unangebrachten Scherz, ich hätte nicht gedacht, dass ich so nah bei der Wahrheit liegen würde. Ich kann Euch versichern, dass ich lediglich ein Mann aus Fleisch und Blut bin und nichts Dämonisches an mir habe.“
Er hob die Maske kurz an und legte sie dann auf eines der Regale.
„Diese Maske ist nur das, eine Maske, ohne jedwede Magie. Ihr könnt sie selbst ansehen, wenn ihr das wünscht."
Nie im Leben.
"Oder ihr lasst sie, wo sie ist.
Ich lege sie für gewöhnlich niemals ab, aber ich denke, es wird die folgende Unterhaltung erleichtern, wenn ihr sie nicht länger ständig vor Augen haben müsst.“

Der Nichtgenannte warf einen Seitenblick zu Chasin, die ihrem Begleiter gern die Führung überließ. Sie wusste wie wichtig ihm dieses Thema war und so schwieg sie und nickte ihm nur aufmunternd zu. Zanfar drehte sich wieder zu Darna.
„Ich weiß, die Dame Chasin de Mondragil bat nur um eine kurze Zusammenfassung, aber bitte, wisst ihr vielleicht, wie der Träger der Maske aussah? Welchem Volk er angehörte? Hatte er etwas Markantes an oder bei sich?“
Man hörte Sorge aus der Frage des Nichtgenannten heraus. In der Aura der Knappin war nach erster Verblüffung Ruhe eingekehrt und hatte die fast ständig drohende Panik für einen Moment beiseite geschoben. Schlichtes Grau signalisierte, dass sie in den ersten Augenblicken wohl einfach nicht so recht wusste, was sie davon jetzt halten sollte. Mitleid regte sich, als ihr klar wurde, wie dringend der Mann darauf brannte, von seinem Ordensbruder - oder seiner Ordensschwester - zu erfahren.
Er legt tatsächlich die Maske ab?
Auch wenn sie weiterhin sein Gesicht nicht sah... etwas in ihr honorierte die 'Offenheit' dieser Geste. Ihr Blick schweifte zu Chasin.
Und sie verrät, dass sie Gedanken lesen kann...
Sie senkte nachdenklich den Blick.
'Niemand will dir hier etwas Böses, Darna...'
"Ihr könnt die Maske wieder aufsetzen, der Herr"
, erklang es schließlich ruhig und seltsam erwachsen klingend, mit einem immernoch etwas nachdenklichen Unterton.
"Eure Geste ehrt Euch, und ich werde versuchen, den Anblick auszublenden."
'Verzeiht die irrationale Furcht, der Anblick... die Ereignisse...' - das brauchst du ihnen wirklich nicht nochmal zu sagen.
Sie atmete durch, massierte sich mit der Rechten kurz die Nasenwurzel und ließ die Hand dann wieder auf dem Rücken verschwinden. Sie drohte, wieder mit gesenktem Blick zu berichten, aber die Tha'roon verdeutlichte ihr mit sachter Geste, dass sie direkten Blickkontakt zu bevorzugen schien. Kurz drohte die Knappin deswegen aus dem Konzept zu geraten, und sie sah noch einmal direkter zu Zanfar:
"Ich fürchte, ich kann Euch aber nicht helfen, was den ursprünglichen Träger angeht. Die Maske wurde von einem jorsaner Bauern auf einem Schlachtfeld zwischen Jersa und Grandessa gefunden, wo sie ein toter... ein untoter Dunkelelf trug."
Und ich glaube nicht, dass alle Eure Ordensleute Dunkelelfen sind, oder? Oder bist du ein Nachtelf? Egal. Was immer du bist, du scheinst aus dem Rahmen zu fallen.
Sie atmete durch und wandte sich wieder mehr in Richtung der Diplomatin, die jetzt ebenfalls gerade ihren Kopf ihrem Begleiter zuwandte. Chasins Miene ließ ein gewisses Maß an Sorge erahnen. Ja, sie sorgte sich um Zanfar, denn seine Vergangenheit wurde hier zum Thema. Kannte er vielleicht den gefallenen Dunkelelfen? Einem untoten Dunkelelfen? Zanfars Erinnerungen an seine Zeit unter den Nichtgenannten, begannen bereits zu rotieren und sich auf ein Zeil einzuschießen, während die Knappin weiter sprach:
"Dieser untote Dunkelelf biss den Bauern. Ich kenne nicht alle Details der Hergänge... aber der Bauer brachte die Maske zu seiner Familie und begab sich selber ohne sie dann hierher nach Jorsa, weil er an Zombiefäule litt. Es ist eigentlich Fräulein Delilahs Part der Geschichte - Fräulein Nova, ihr Akademiename -“
Korrektur: Nicht Deli – Delilah. Nova ist also der Titel.
„...weil sie später entsandt wurde, nach der Familie zu sehen. An der Heilung der Tochter übernahm sie sich leider und bedurfte selber der Pflege. Dies geschah bei Graf von Weißenfels, wo ein Inquisitor aus Pelgar, Gunther Brockhardt, auftauchte."
Darna rieb sich grübelnd die Stirn.
Hatte Delilah von ihm dann von Rugta erfahren? Irgendwas war doch mit Zwergen... verflixt.
Die Knappin schüttelte entschuldigend angedeutet den Kopf:
"Ihr werdet sie wirklich nach den Details fragen müssen, denn es ging mir nicht gut, als sie das alles erzählte und ich fürchte, ich habe einiges überhört oder vergessen. Aber sie hat aus zuverlässiger Quelle erfahren, dass Rugta an die Dunkelelfen und Orks gefallen ist. Sie haben mehrere Zwerge von dort über Rumdett an andere Orte verschifft, um ihnen bei weiteren Eroberungen zu helfen. Ich fürchte, Jorsan ist von Rumdett, Rugta und Grandessa eingekeilt und weiß noch nicht einmal davon!"
Ihre Stimme hatte einen drängenden Klang gewonnen und sie starrte Chasin gerade regelrecht an, so energisch, wie die Diplomatin zuvor zu ihnen gesehen hatte. Sie presste die Lippen zusammen. Natürlich wissen sie von Grandessa und Rumdett... Aber wohl nicht, dass der Ring sich geschlossen hat.
Sehr interessant...
Nur leider war der Miene der Tha’Roon wenig mehr als aufrichtige Interesse anzusehen. Wenn Darna etwas anderes erwartete, dann wurde sie enttäuscht. Einzig Zanfar merkte an der Spannung ihrer Finger auf seinem Arm, dass sie für ihre Verhältnisse durchaus aufgeregt war.
Ich kann nur hoffen, das die Weisen bald einmal wieder mit mir in Kontakt treten...
"Und wir befürchten, dass es höchst... gefährliche Zusammenarbeiten seitens der Feinde gegeben haben könnte. Wir können sie zumindest nicht ausschließen. Denn die Maske war der eigentliche Quell der Krankheit 'Morgerias Hauch', in die Maske war ein Dämon gebannt, der die Krankheit auslöste."
Chasin sah Zanfar wieder mit Sorge an und behielt eine Weile ihr Auge auf ihn gerichtet.
Das klingt nicht gut. Er sorgt sich auch.
Sie sah es an seiner Aura.
"In der Maske waren Linien drin... Verzeihung, ich muss neu ansetzen: Basilius, Leon und ich kamen ins Spiel, weil wir gemeinsam an einer seltsamen Knappenprüfung seiner Majestät teilnahmen. Wir landeten in Serna an und kamen im gleichen Gasthaus unter. Durch einen Vorfall bei einer Feier wurde ich von einem Fischräucherer berührt, der mit Morgerias Hauch infiziert war und Leon stellte alles unter Quarantäne. ...Ich muss nochmals um Verzeihung bitten, dass es einfach wirr und an den Haaren herbei gezogen klingt, aber ich fasse mich wirklich kurz: Wir gelangten in den Besitz einer Seelenrose"
Darna schaute kurz prüfend, ob Chasin den Eindruck erweckte, mit dieser Bezeichnung etwas anfangen zu können. Die Diplomatin sah weiter Zanfar an, aber nickte leicht, während sie die entsprechenden Informationen in ihrer inneren Bibliothek auf rief.
Seelenrose – eine Legende der Naturmagier. Äußerst selten. Diese Pflanze wird auch als Heilige Rose bezeichnet. Eine Verbindung zu der Gottheit Florencia ist naheliegend. Sie soll angeblich eine Verbindung zwischen einem Lebewesen und der Natur schaffen indem sie die Seele des Betroffenen mit reiner Energie der Natur versorgt und ihm sehr viel Kraft zur Verfügung stellt. Naturmagier suchen sie vermehrt, jedoch erfolglos. Man munkelt, dass die Seelen-Rose sich ihren Besitzer selbst aussucht und ihm dann einfach erscheint. Züchtungen sind bisher immer gescheitert. Nur einmal gelang es einem diese Pflanze wachsen zulassen, aber sie zerfiel jedoch nach einem Tag wieder zu Staub, ohne dass sie ihm Energie gegeben hatte. Vorgang: Man drückt die Noppen der Blüte an sein Herz und der Energiestrom beginnt.
"...und waren damit in der Lage, die Krankheit zu heilen."
Chasin sah Darna wieder an.
Naheliegend.
Grauen Klumpen...
Wie bitte?
"Und als in Serna die Lage wieder unter Kontrolle war, folgten wir der Spur der Erkrankung zu einem Landarbeiter nahe der Grenze zwischen Serna und Troman. Auch dort heilten wir die Leute und trafen auf den Maskenträger: Es war der kleine Sohn des Bauern, den ich eingangs erwähnte. Vielleicht acht Jahre alt, oder zehn. Er hatte durch die Krankheit seine Familie verloren und wollte den Hauch zu den Grandessanern 'zurück tragen', aber ich vermute inzwischen, dass der Einfluss des Dämons ihn daran wiederum gehindert hat und er sich deswegen so lange entlang der Grenze bewegt haben könnte."
Ob Zanfar mit diesen Informationen etwas anfangen kann?
"Denn der Einfluss... hat den Jungen benutzt. Als ich ihn traf... nein."
Ausatmend sah sie einmal zur Seite und musste neuen Anlauf nehmen:
"Er hat mir die Seelenrose aus den Armen genommen, als wir alle geschlafen haben, wir waren allesamt erschöpft."
Die Aura der Knappin war für einen Moment fast vollständig von Purpur dominiert.
"Ich bin aufgewacht"
- geweckt worden... -
"und habe ihn verfolgt, ihn gestellt. Aber er hat die Seelenrose zerstört, wir konnten nur noch zwei Kerne gestern in den Tempel bringen."
War das gestern? Ja, gestern... meine Güte...
Nochmal atmete sie durch und schluckte. Ihr Blick drohte zunehmend gedankenverloren auf einen unbestimmten Punkt zur Seite abzuwandern, dass Chasin sie nochmal zurück lotsen musste und Darnas Blick stumpfte zunehmend ab, als sie ihre Gefühle hinter einer schützenden Fassade betäubte... Wenn das doch nur so einfach gelänge!
Sie hat vor etwas Angst. Sie verbirgt noch etwas. Ich könnte... Aber … ich darf sie nicht drängen. SIE muss es erzählen wollen. Keinen Zwang! Chasin, du lernst aus deinen Fehlern!
"Der Junge war tot, schon teils verfault, ein Zombie, aber viel zu intelligent und schnell dafür. Für einen gewöhnlichen Untoten."
Als würde ich so viele Untote kennen...
"Er... versuchte mich erst noch anzulügen. Nutzte die Absichten des Jungen, um mich anzugreifen."
Verdammte schwarze Rüstung. Du wirst viel zu detailliert. Nichts mit Darmschlingen. Kürz ab!
Sie blinzelte, aus dem Tritt gebracht.
"Ich hab ihn zermatscht"
Zermatscht?
"Wir haben ihn verbrannt, ihn und alles, was er berührt hat, und die Maske natürlich auch. Der schwarze Schleim da drin hat zuerst sogar noch versucht, nach Leon zu... springen, zu äh, 'greifen'...In der Maske glänzten seltsame Linien, und in dem Feuer zerschmolz sie für Kupfer unnatürlich schnell in grünem Rauch. Wir... hatten danach guten Grund, davon auszugehen, dass der Hauch besiegt ist. Dann stieß Basil zu uns und berichtete, dass er in Serna auch alle Reste von infiziertem Material vernichten konnte, eine ganze Schiffsbesatzung hat er wohl gerettet... Es tut mir leid, dass ich jetzt sicher zu ausführlich geworden bin, vor allem über Rugta müsst Ihr wirklich Fräulein Delilah befragen, bitte."
Ihr Blick schweifte und sie versuchte sichtlich, sich endlich aus dem Aufmerksamkeitsfokus heraus manövrieren zu können, doch Chasin kam ihr zuvor:
„Ihr entschuldigt euch zu viel... vor allem für Dinge, wie diesen Bericht, der mit meinem aufrichtigen Respekt, wirklich hervorragend vorgetragen und bemerkenswert sachlich formuliert war, obwohl ihr an den Geschehnissen beteiligt gewesen wart!“
Chasin neigte ihr Haupt zu einer ehrlichen Ehrerbietung.
„Meinen aufrichtigen Dank dafür! Jetzt bin ich mir sicher, dass ich euch helfen sollte, zum König vorgelassen zu werden. Verehrte Darna von Eibenau, ihr habt einen bemerkenswerten Verstand, eine geübte Zunge und wisst beides vortrefflich miteinander zu kombinieren. Schämt euch nicht für eure Stärken. Was ihr für 'zu ausführlich' erachtet, kann bei einem geneigten Zuhörer als wichtiges Detail angesehen werden. Überlasst es eurem Gegenüber zu entscheiden, welche Informationen wichtig sind und welche schnell vergessen werden können, so geratet ihr nicht in die missliche Lage, euch vorwerfen zu müssen, etwas verschwiegen zu haben. Mangelnde Informationen gereichten in der Geschichte oft zum Nachteil und führen zu Missverständnissen. Um so mehr man weiß, um so bessere Entscheidungen kann man treffen.“
Chasin nickte noch einmal bekräftigend.
„Während wir nun auf die beiden Anderen warten... “
Die Tha’Roon griff noch einmal in Gedanken nach ihrer Pfeife, aber steckte sie dann wieder weg. Zanfar allein wusste, dass dieses Gespräch sicher an Chasins Kräften zehren würde, selbst wenn sie nicht ihre wahren Mächte einsetzte. Sie war ein Wesen des Geistes und ihre Leistung mag dort hervorragend sein, aber es ermüdete sie auch zuweilen, wenn sie sich überforderte. Aber der Tag war noch jung und Chasin wirkte noch 'rosig'. Seine treue Freundin sah zu ihm auf und lächelte in fragend an:
„...hast du eine Verbindung zwischen dem Maskenträger und deinem Orden herstellen können?“

Hatte das Zanfar? Schon während des ausführlichen Berichtes der Knappin waren seine Gedanken immer wieder in die Vergangenheit abgedriftet um dort nach Hinweisen zu suchen. Er war auch fündig geworden, doch solange er mit einem halben Ohr noch zugehört hatte, setzten sich die Bilder nicht zusammen. Jetzt da Chasin ihn so direkt ansprach rasteten die kleinen Rädchen ein und ergaben einen Sinn. Es hatte 10 Jahre gebraucht, bis Zanfar wahrhaftig gelernt hatte ein Nichtgenannter zu sein und die Kunst des Schweigens, die Kunst des Zuhörens perfektioniert hatte. Und er hatte zugehört!
Vieles von dem was seine Mitbrüder so gesprochen hatten, hatte ihn nicht berührt. Da ging es um Gartenpflege, um den Klang des Windes und um den Schmerz der Welt. Doch ab und an hatten sich auch Worte aus vergangenen Leben zwischen die der anonymen Maskenträger geschlichen. Jene waren es gewesen, die ihn hatten aufhorchen lassen. Auch sein Freund und Mentor war einst ein Mann mit einer von Gewalt und Grauen erfüllten Vergangenheit gewesen. Doch die Worte die ihm jetzt in den Sinn kamen, gesprochen von einem alten Bruder, diese handelten von einem Dunkelelfen, der einst an ihrem Zufluchtsort erschienen war und nach seinem Bruder gesucht hatte. Damals hatte Zanfar sich natürlich sofort gefragt, ob es noch einen seiner Art unter ihnen gab. Eine Welle des Misstrauens hatte ihn umspült, da er seinen Frieden bedroht sah, aber hinter den Masken waren sie alle gleich. Er hörte weiter zu und erfuhr, es gab einst einen Dunkelelfen in seinen Reihen und es gab seinen Zwillingsbruder, so wie er einst eine Zwillingsschwester gehabt hatte. Die Erinnerungen stürzten auf ihn ein und drohten ihn von seinem Weg zu spülen - damals - wie heute auch noch vielleicht? Aber heute war er nicht mehr der gleiche Mann und eine zarte Hand drückte sanft seinen Arm. Chasin brauchte ihn. Sie alle... sie brauchten seine Erinnerungen. Er wurde gebraucht, also versuchte er sich zu fokussieren.
Zanfar holte alles aus der Tiefe hervor, jedes Wort, jede Beschreibung des Geschehen aus zweiter Hand: Der Zwilling hatte seinen Bruder gesucht, der zum meditieren ausgezogen war. Er wurde als großer Mann, mit schwarzer Haut und weißem Haar, mit einer grässlichen Narbe quer über das ganze Gesicht beschrieben, die seine Nase fast gespalten haben sollte. Er trug die Schädel der Toten als sein Wappen und spie Verderben aus seinem Mund. Seine Rüstung war Blutrot mit Gold und er drohte mit der Rache seines Meisters, wenn sie seinen Bruder nicht heraus gäben. Sein Meister, so schrie er, sei der Neffe eines Mannes mit Namen Tausendtod... Tausendtod...ein Name der Zanfars Erinnerungen noch in einem anderen Zusammenhang vielleicht zum klingeln brachte. Er richtete seine Aufmerksamkeit aber erst einmal wieder auf die Vergangenheit und was der Bruder noch bereichtet hatte: Immer wieder hämmerte der Mann an die Forte und grollte die schrecklichsten Flüche. Doch er erhielt keine Antwort. Er hätte nur warten müssen, aber das tat er nicht. Der eigentliche Bruder kehrte drei Tage später zurück. Er berichtete von einer Begebenheit in seiner Meditation, die seine Maske fast in zwei Hälften gebrochen hätte. Sie schmiedeten sie, aber es blieb eine Kerbe an der Stirn zurück und viele feine Linien, die wie Blitze im Innern verliefen. Sein Gesicht war unversehrt, aber er hätte den Schmerz eines Schwertes gefühlt. Die Ältesten berichteten ihm von seinem Bruder und er zog aus um ihn zurück zu holen. Er ging mit dem Wunsch ihn zu bekehren und mit ihm zurück zu kommen wenn es soweit war, doch er kam nie wieder. Die Geschichte ging noch weiter, aber die Erinnerungen vermischten sich mit Zanfars eigenen aus der damaligen Zeit. Nur ein Gerücht hielt sich hartnäckig: Jenes besagte, dass die Brüder einander gefunden hatten und der Nichtgenannte in sein altes Leben zurück gekehrt sei, zu seinem Bruder und zu jenem Neffen desjenigen, den sie Tausendtod nannten.

„Habt ihr vielleicht noch Fragen an uns“
Chasins Stimme durchbrach die eingetretene Stille. Sie sah zu Darna und dann zum Eingang, dorthin wo die beiden Anderen verschwunden waren. Bald würden sie wieder kommen.

Zuvor:

Delilah bat Leon ihr zu folgen:
„Komm.
Ihre Stimme war sanft, aber etwas darin sagte ihm, dass es ihr gerade sehr ernst war. Er schlug die Augen nieder und wirkte fast erleichtert, einen Moment hier raus zu kommen. Sie schlossen die Ladentür von außen und traten hinaus ins Sonnenlicht. Außer ihnen war gerade niemand in der kleinen Gasse. Für ein paar zähe Momente sah sie Leon nur an. Er konnte sicher auch eine kleine Atempause gebrauchen, um sich zu fangen. Delilah fiel einmal wieder auf, wie ähnlich er seinem Vater sah... das war nicht gerade hilfreich.
„Wie geht es dir?“
Sie sah ihm kurz forschend in die Augen. Als sie die unausgesprochene Frage darin sah, atmete sie kurz tief durch.
„Ich muss dir etwas Wichtiges sagen. Es geht dabei um Verano.“
Die Frage in seinem Gesicht wurde deutlicher.
„… du musst dich nicht mehr entscheiden…“
, begann sie und hob die rechte Hand zu ihren Lippen um ihm zu signalisieren, dass sie nicht unterbrochen werden wollte. Er hatte schon den Mund geöffnet, aber bei der Geste, kam dann doch kein Ton heraus.
„Verano ... er hat dir die Entscheidung abgenommen… er ist fort.“

Ein Moment der Stille trat ein in dem Leon sie einfach nur anstarrte.
„Er ging mit den Zwergen, um ihnen in Rugta beizustehen… und dort muss etwas passiert sein… Er sprach zu mir im Traum, als ich bei Darnas Familie untergekommen war.
Er hat sich… er hat sich... verabschiedet… und mir aufgetragen, dir zu sagen… dass er dich liebt…"

Sie schwieg einen Moment.
"...und dann war er fort.“
Sie atmete tief aus.
Und eine hoffnungsvolle Stimme in ihr flüsterte:
Und du bist frei.
Delilah beobachtete seine Reaktionen. Das Starren war zu Eis gefroren und in seinen silbergrauen Irriden schimmerte etwas tief aus seiner Seele herauf steigend.
Waren das Tränen?
Leon presste die Augen zu und wankte den Kopf schüttelnd nach hinten, bis er gegen die gegenüber liegende Mauer stieß. Dort hielt er sich fest und hob abwehrend die Hand als Delilah näher kam. Er brauchte einen Moment ohne ihre Zuwendung, da er sonst vermutlich schlicht zusammen gebrochen wäre. Er brauchte die kühle Luft, die Einsamkeit der Gasse, das Licht des Tages um hier und jetzt aufrecht stehen zu bleiben. Seine Lippen zitterten als er vor sich hin flüsterte:
„... er ist fort... Er hat ihr aufgetragen, mir zu sagen, dass er mich liebt. Das hat er noch nie... das bedeutet... Er ist...“
Sein Blick hob sich und seine Augen waren nun fast schwarz. Das sonst so strahlende Silber war angelaufen und wirkte nun fast so dunkel wie das Schiefer der Dächer.
„Er ist tot.“
Leon starrte weiter vor sich hin, als die Erkenntnis in ihr hinein sickerte. Dann begannen seine Hände zu zittern und dies war der Moment, wo er Delilahs Zuwendung wieder akzeptierte.
„...er ist tot. Das... das kommt zu früh!... Ich dachte, ich hätte noch mehr Zeit. Ich...“
Er sah in Delilahs warme braune Augen und sein Blick bekam etwas leidendes. Er sah zum Schneider-laden hinauf und starrte dann wieder auf seine Hände, die vermutlich schon längst von Delilahs gehalten wurden.
„Ich dachte, ich hätte noch mehr Zeit.“
Er sah seine Mitschülerin an, dann sprach er leise weiter:
„Du hast leider Recht, Delilah...“
Er sprach ihren Namen anders als sonst aus. Da lag Bedauern in seiner Stimme.
„Jetzt muss ich mich nicht mehr entscheiden... Die Entscheidung ist gefallen, als er gegangen ist.“
Er drückte ihre Hände und strich sanft mit den Daumen über ihren Handrücken.
„Es muss immer ein Weißenfels die Quelle beschützen.“
Leon ließ Delilahs Hände los und straffte seine Schultern. Er schüttelte sich einmal leicht, als bräuchte er das um seine Muskeln zu lockern und wandte sich dann wieder dem Laden zu.
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Delilah » Mittwoch 15. März 2017, 18:55

„... er ist fort... Er hat ihr aufgetragen, mir zu sagen, dass er mich liebt. Das hat er noch nie... das bedeutet... Er ist...“
Sein Blick hob sich und seine Augen waren nun fast schwarz. Das sonst so strahlende Silber war angelaufen und wirkte nun fast so dunkel wie das Schiefer der Dächer.
Ihm blickten zwei traurige braune Augen entgegen, in denen der Schmerz einer Person lag, die mit ihren Freunden leidet. Delilah stand dicht vor ihm, denn nur seine erhobene Hand hatten sie davon abgehalten noch näher zu kommen und ihre Hände waren vor ihrem Körper ineinander verkrampft… als müsste sie sich davon abhalten sie nach ihm auszustrecken… oder als wolle sie sich selbst zusammen halten. Ihr war als wenn sie seine Pein am eigenen Leib erlebte. Ihr Herz war schwer, ihr Atem zittrig… Sie wollte ihm helfen, ihm irgendwie den Schmerz erleichtern oder ihn aufmuntern… aber für so eine Wunde gab es kein Heilmittel. Jedenfalls keines, das sie in der Akademie kennenlernen würde.
„Er ist tot.“
Leon starrte weiter vor sich hin, als die Erkenntnis in ihn hinein sickerte. Dann begannen seine Hände zu zittern und dies war der Moment, wo er Delilahs Zuwendung wieder akzeptierte.
Ihre zarten Hände griffen nach seinen zitternden und ihr Daumen strich sachte über seine kampferprobten Finger.
„...er ist tot. Das... das kommt zu früh! ... Ich dachte, ich hätte noch mehr Zeit. Ich...“
Er sah in Delilahs warme braune Augen und sein Blick bekam etwas Leidendes. Er sah zum Schneiderladen hinauf und starrte dann wieder auf seine Hände,
die von ihren eigenen umschlossen waren soweit sie es vermochten.

„Ich dachte, ich hätte noch mehr Zeit.“
Er sah seine Mitschülerin an, dann sprach er leise weiter:
„Du hast leider Recht, Delilah...“
Er sprach ihren Namen anders als sonst aus. Da lag Bedauern in seiner Stimme.
In ihrer Brust öffnete der kalte Vogel der Furcht seine Flügel und stieg wie eine böse Vorahnung in ihr auf. Nein…
„Jetzt muss ich mich nicht mehr entscheiden... Die Entscheidung ist gefallen, als er gegangen ist.“
Er drückte ihre Hände und strich sanft mit den Daumen über ihren Handrücken.
Delilah spürte seine Berührung kaum, aus starren Augen sah sie ihn an. Nein…!

„Es muss immer ein Weißenfels die Quelle beschützen.“
Leon ließ Delilahs Hände los und straffte seine Schultern. Er schüttelte sich einmal leicht, als bräuchte er das um seine Muskeln zu lockern und wandte sich dann wieder dem Laden zu.
Er war so stark. Viel stärker als sie. Aber er hatte auch sein Leben lang Zeit gehabt, sich auf diesen Moment vorzubereiten…

Delilahs Finger hingen lose in der Luft, während sie darauf starrte, als hätten sie gerade etwas Kostbares fallengelassen. Und in ihr schrie eine einsame Stimme.
NEIN! Nein! NEIN! NEIN! Nein!

Doch diese Stimme schrie nicht um ihretwillen. Nicht, weil sie wusste, wie sehr sie ihn vermissen würde. Nicht, weil gerade erneut ein ihr wichtiger Mann aus ihrem Leben ging. Nicht, weil ihr Herz an ihm hing und sie ihn bei sich behalten wollte. Nicht, weil sie ihn liebte… Und auch nicht vor Wut, weil Verano sie hatte diese Nachricht überbringen lassen, weil er zu ihr gekommen war in dieser Nacht und nicht zu seinem Sohn. Nicht den Mumm gehabt hatte, es seinem SOHN direkt zu sagen, dass er ihn verurteilte und verdammte, sich nicht von ihm verabschiedet hatte!

Sondern die Stimme schrie, weil sie vor sich den vereinsamten, geplagten und verdunkelten Verano sah, auf dem nebeligen Anwesen, umgeben von nichts als Geistern und einer eifersüchtigen Zofe… und sich sein Gesicht in das von Leon wandelte. Das Gesicht, das immer zu leuchten schien, wenn er jemandem helfen konnte, wenn er seine wundervolle Magie spann… der Leon, der entspannt in einem Berg aus Kissen saß und in einem Buch blätterte, der voller Eifer lernte um den Menschen zu helfen… der Leon, der so viel Gutes für diese Welt und dieses Land tun könnte… und der nun eingesperrt im Nebel sein sollte… oder ganz fort… fort für immer… ohne überhaupt die Chance gehabt zu haben… ein richtiges Leben führen zu dürfen… und in diesem Bild war Leons Gesicht dunkel und hart und sein Blick stumpf und grau. Nichts mehr von dem Licht, das er in sich trug... getragen hatte... Es war das Gesicht eines Fremden.

NEIN! NEIN!

Dieses Los hatte Leon nicht verdient! Er durfte nicht… Er konnte nicht… nein…
Und dann schlossen sich zwei Arme von hinten um Leons Körpermitte, sie hielten ihn so fest sie konnten, auch wenn nach der langen Zeit der Bewegungslosigkeit noch nicht viel Kraft in sie zurück gekehrt war. Sie hielten ihn so fest, als könnten sie ihn alleine dadurch im Leben halten… diesem Leben. Und vielleicht erinnerte ihn das an eine Situation vor einer gefühlten Ewigkeit, als sie ihn vor Freude umarmt hatte, weil sie durch ihn vielleicht ihre Großmutter hätte wiedersehen können.
Doch dieses Mal war es keine Freude, die Delilah antrieb. Ein leichtes Zittern ging durch ihren Körper als sie erfolgslos versuchte die Tränen zu unterdrücken, die sich unaufhaltsam ihren Weg nach oben bahnten. Sie drückte ihr Gesicht in seinen Rücken und schloss die Augen, als sie die ersten Tränen auf ihren Wangen spürte.

Wieso er? Wieso konnte es nicht jemand anderes übernehmen… warum konnte sich dieses angeblich so kluge Volk nicht selbst verteidigen… warum sollte Leon dafür herhalten? Das war nicht gerecht! Und auch wenn eine zweifelnde Stimme in Delilah fragte, wer denn sonst diese Aufgabe erledigen sollte, wer das Volk beschützen, das mit seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten nicht in die Hände der Dunkelelfen fallen durfte… so überhörte sie sie gerade, ihre Emotionen ließen rationale Gedanken kaum zu. Sie wollte Leon nicht diesem Weg übergeben, wollte ihn im Licht halten, dass er so liebte… ER hatte doch den Schwur nicht geleistet, vor diesen hunderten Jahren… er hatte nicht entschieden, in dieses Los geboren zu werden!

Er konnte doch nicht alles zurücklassen, was … was ihn ausmachte… die Akademie, seine Ausbildung, seine Aufgabe, seine Magie… seine Freunde und Darna, für die er sich so aufgeopfert hatte… dass sie einen Platz in seinem Herzen war offensichtlich… wollte er sie auch einfach zurücklassen?

Und da war so viel, was sie ihm sagen wollte… so viel. Geh nicht! Bleib! Du hast es verdient, frei zu sein! Bitte… bitte, geh nicht! Verano darf dir so etwas nicht aufzwingen! Auch nicht diese Tha'Roon und ein verstaubter Schwur!! Bitte, bitte, bitte…
Doch als sie die Lippen öffnete, erklang nur ein leises Schluchzen in seinem Rücken und die blassen Arme im blauen Kleid hielten ihn noch ein wenig fester.

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 16. März 2017, 09:14

NEIN! NEIN!
Kein Wort war gesprochen worden, nicht ein Ton kam dort draußen über ihre Lippen. Nur der Wind hauchte über die Dächer Jorsas und brachte seine dunklen Vorahnungen mit sich. Dann schlossen sich zwei Arme von hinten um Leons Körpermitte, sie hielten ihn so fest sie konnten, auch wenn nach der langen Zeit der Bewegungslosigkeit noch nicht viel Kraft in sie zurück gekehrt war. Sie hielten ihn so fest, als könnten sie ihn alleine dadurch im Leben halten… diesem Leben, nicht in dem was ihn erwartete. Seine Augen Schlossen sich und er erinnerte sich an eine Situation vor einer gefühlten Ewigkeit, als sie ihn vor Freude umarmt hatte, weil sie durch ihn vielleicht ihre Großmutter hätte wiedersehen können. Damals war er steif geworden wie ein Brett, da ihre Emotionen ihn einfach unvorbereitet überschwemmt hatten. Doch heute war es keine Freude, die Delilah antrieb. Ihre Berührung verstärkte seine Sinne und das Band, dass ihre Freundschaft bedeutete. Ein leichtes Zittern ging durch ihren Körper als sie erfolglos versuchte die Tränen zu unterdrücken, die sich unaufhaltsam ihren Weg nach oben bahnten. Sie drückte ihr Gesicht in seinen harten Rücken und schloss die Augen, als sie die ersten Tränen auf ihren Wangen spürte. Kühle Nässe brannte sich ihren Weg über ihre Haut und benetzte das raue Leder, als wäre es seine Haut. Es war nur eine Hülle, aber auch ein Sinnbild für sein Schicksal. Delilahs Gedanken füllten sich mit ihren Ängsten und versponnen ihre Furcht zu Bildern. Er würde bald eine kalte raue Hülle sein... für einen Geist, den einst Verano erfüllt hatte. Leon fühlte ihren Schmerz noch stärker als den eigenen. Seine Lider zitterten vor Anstrengung, da sie diese Emotionen nicht raus lassen durften. Eben war er noch stark gewesen, sicher dass er das tun konnte, sicher dass er seiner Bestimmung folgen konnte ohne daran zu zerbrechen, aber jetzt...
Er schluckte trocken und all das Leid, dass Delilah fühlte drohte ihn in die Knie zu zwingen. Ein leises Schluchzen erklang in seinem Rücken und die blassen Arme im blauen Kleid hielten ihn noch ein wenig fester. Er wollte die Welt für sich, für Delilah aussperren und presste die Lider noch fester auf seine brennenden Augäpfel. Seine rechte Hand hob sich zu ihrer linken, die sein Herz berührte. Seine langen Finger umschlossen ihre mühelos, sein Daumen öffnete ihre Handfläche. Er ließ diesen einen Moment der Schwäche zu in dem sein Herz schwer schlug und sich an sie erinnerte und das was hätte sein können. Er brauchte sie nicht anzusehen um ihre warmen braunen Augen zu sehen, brauchte nicht ihr Lachen zu hören um ihr Licht zu spüren, selbst ihre Umarmung brauchte er nicht um zu wissen, dass sie für ihn da sein würde, wenn er es verlangen würde. Er würde es nicht verlangen, niemals! Seine Augen öffneten sich und er sah zu den Stufen, zu der Tür hinauf, die seine Freunde verbarg. All die Jahre war er allein gewesen. All die Zeit hatte er zurückgezogen gelebt, war einer unter vielen gewesen, ein kleines Rad in einem größeren Gefüge und sein Platz dort hatte ihm gefallen. Er hatte zu enge Bindungen gemieden, aber dann... Dann war er unvorsichtig geworden und ein junges Mädchen mit rehbraunen Augen und einem Lachen, dass sein Herz aufgeschlossen hatte, hatte all seine Barrieren überrannt. Er erinnerte sich an den Tag, als Veranos Nachricht ihn erreichte. Er erinnerte sich, wie sein Herz erst einen Augenblick wie für immer geschwiegen hatte und dann so schnell geschlagen hatte, dass es fast seinen Körper verlassen hatte. Er war zu ihr gereist, hatte zu ihr gewollt, hatte sich mit seinem Vater gestritten, geschrien und letztendlich hatte sein Flehen bewirkt, dass er ihm das zeigte, was sie so kurz nach ihrem Unfall gewesen war. Diese von innen verbrannte Hülle, die sie gewesen war. Er hatte ihre blinden Augen gesehen, ihren reglosen Leib und er hatte so sehr helfen wollen, dass es weh tat. Sein Vater hatte ihn zurück gezogen und alles erklärt. Lange hatte er nicht zuhören wollen, doch auch diese Phase ging vorbei und er wusste, er musste Vertrauen haben, Hoffnung, dass Delilah gesunden würde, damit er wieder ihr Lachen hören konnte. Er konnte nicht bei ihr bleiben. Es hätte ihn zerrissen. Der Wunsch zu helfen, war zu groß gewesen, zu machtlos er selbst und zu ohnmächtig sein Geist. Er musste vertrauen und er hatte niemals so tief für sie empfinden dürfen...
Und doch hatte sie sie sich in sein Herz geschlichen.
Seine Hände zitterten und er sah zu der Tür hinauf, wo ein junger Mann am Tresen gelehnt stand. Basilius hatte es ebenso geschafft. In nur wenigen Tagen hatte er einen Freund gewonnen, dessen Herz so edelmütig war, dass es selbst die größten Sorgen nicht verderben konnte. Seine Aura war so klar, wie die von Delilah und Leon beneidete sie ein wenig dafür. Kein Fleck, kein Streifen, nicht mal ein Schimmer von Niedertracht wohnte in ihren Seelen, selbst wenn die Welt sie zwang gegen ihre Art zu handeln und bei Basilius war es so gewesen. Um so mehr schätzte er diesen Mann, der es geschafft hatte sich einen guten Kern zu erhalten. Leon sah zum Fenster. Die kleinen bunten Splitter zwischen Blei eingegossen gaben kein Bild, aber das brauchte er auch nicht. Er wusste wo Darna stand.
Darna... sie hatte sich nicht in sein Herz geschlichen, sie hatte nicht seine Barrikaden übermannt, sie war in sein Leben getreten, wie eine Explosion. *Rums*, da war sie! Ihre Ehrlichkeit und ihre Stärke hatte ihn vom ersten Moment an gefesselt und mit jedem Moment waren sie sich näher gekommen. Er erinnerte sich an den Tanz in der Taverne. Sie war perfekt!
Er erinnerte sich an Basilius Worte, spät in der Nacht gesprochen: Ja, sie war perfekt, so wie sie war. Nicht einmal die Schatten, die sie verfolgten konnten daran etwas ändern. Ganz im Gegenteil, sie machten sie zu etwas besonderen. Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit drängten an die Oberfläche, aber es tat zu weh sie zuzulassen, wenn schon so viel anderes auf seine Seele drückte. Er war dankbar, dass er ihr begegnet war, aber in erster Linie war sie eine Freundin, selbst wenn es Momente gegeben hatte, wo er gedacht hatte, es hätte mehr daraus werden können... mehr.
'Mehr' war ein gefährliches Wort, wenn man wusste, dass man eines Tages alles was man erreicht hatte, jeden Menschen der einem am Herzen lag, verlieren würde. Verano hatte ihn immer davor gewarnt und er war doch in die Falle gegangen. Er hatte Freunde, ein Leben – Konnte er das alles jetzt hinter sich lassen? Jetzt da er von der Wärme gekostet hatte? Der Druck in seiner Brust wurde unerträglich und er musste Delilahs Hand von seinem Herzen lösen, da es sonst zersplittern würde wie Glas. Er löste sich langsam aus ihrer Umarmung
„Lass...“
und schluckte schwer.
„Lass uns hinein gehen.“
Er drehte sich seitlich zu ihr und seine Irriden hatten die Farbe von tiefsten Schiefergrau. Sie hatten jegliche Farbe verloren.
„Bitte... Ich... Ich kann das jetzt nicht. Nicht... Nicht mehr.“
Seine Finger lösten sich um ihre Hand und er bot ihr etwas steif den Arm an. Er versuchte sich sogar an einem Lächeln.
„Ein Problem nach dem anderen... Lass uns erst einmal dieses hier lösen. Mein Schicksal kann auch noch ein Weilchen auf mich warten!“

(Konnte es das?)
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Darna von Eibenau » Montag 20. März 2017, 18:51

"...Es tut mir leid, dass ich jetzt sicher zu ausführlich geworden bin, vor allem über Rugta müsst Ihr wirklich Fräulein Delilah befragen, bitte."
Darna hatte gehofft, damit irgendwie das Zentrum der Aufmerksamkeit rasch wieder verlassen zu können, doch daraus wurde so schnell nichts.
„Ihr entschuldigt euch zu viel...", erwiderte die Diplomatin recht prompt und ruhig und weckte damit bei der Knappin eine spontane, wachsame Aufmerksamkeit, die sich bei einem Hund darin äußerte, dass er die Ohren aufstellte und nach vorne drehte. Tadel oder Ermahnungen ließen die meisten Knappen so reagieren, auch wenn Darna diesen milden 'Vorwurf' tatsächlich nicht zum ersten Mal hörte. Die Aufmerksamkeit sorgte aber dafür, dass die anschließenden Worte durch eine offene Tür ins Haus traten:
"..vor allem für Dinge, wie diesen Bericht, der mit meinem aufrichtigen Respekt, wirklich hervorragend vorgetragen und bemerkenswert sachlich formuliert war, obwohl ihr an den Geschehnissen beteiligt gewesen wart!“
Chasin neigte ihr Haupt zu einer ehrlichen Ehrerbietung
und sah danach in eine ziemlich überrumpelte Miene, auch wenn der Knappin nicht wortwörtlich die Kinnlade herunter fiel. Hätte sie geahnt, was ein Lob in Belangen von Sachlichkeit und Ausdruck gerade bei einer Tha'roon bedeutete, wäre wohl auch das zu beobachten gewesen.
„Meinen aufrichtigen Dank dafür! Jetzt bin ich mir sicher, dass ich euch helfen sollte, zum König vorgelassen zu werden."
Zum König... Die junge, kerzengerade stehende Frau blinzelte ein mal, als müsse sie aus einem Traum aufwachen und hielt unbewusst die Luft an. Ich hab noch das Schreiben! Mit dem Kreuz drauf! Ein Kribbeln jagte über ihre Wangen und richtete die feinen Härchen auf, während ihre Mimik sich aufzuhellen schien. Ein Hoffnungsfunke begann wie ein irrwitziger Derwisch wild durch ihre Gedanken und Emotionen zu hüpfen: Ob sie etwa von seiner Majestät zum Ritter geschlagen würde, statt 'nur' vom Grafen? Und sie hatten es geschafft: ihre Informationen würden zum Hof gelangen! Direkt zum Hof!

In ihrer Aura begann, sich eine neue Farbe ausbreiten zu wollen: Gelb. Wie Frühlingsblütenblätter hinter eigentlich noch geschlossenen, gerade aufbrechenden Knospen blitzte die Farbe durch, die bei Deli die Grundfarbe zu sein schien, aber hier noch - wenn man es recht betrachtete, bislang nachvollziehbarerweise - überhaupt nicht aufgetreten war.
Ob dem armen Mortimer gleich drohte, dass er nach seiner Mittagspause zurück kam, um seinen Laden nicht von ein bißchen Tabakrauch behelligt, sondern von Dämonen verwüstet vorzufinden? Er würde Deli dann wohl tatsächlich nicht mehr rein lassen...

"Verehrte Darna von Eibenau, ihr habt einen bemerkenswerten Verstand, eine geübte Zunge und wisst beides vortrefflich miteinander zu kombinieren. Schämt euch nicht für eure Stärken."
Es war, als hätte die Knappin eben für einen Moment durch Chasin hindurch gesehen und richte nun ihren Fokus neu auf sie.
Lob. Mit einem dumpfen Warnton griffen seit langem antrainierte Mechanismen und ihr Blick stumpfte ab, ihre Mimik wurde entsetzlich nichtssagend höflich, so ausdruckslos, dass man ihr nicht einmal Unfreundlichkeit oder Desinteresse hätte vorwerfen können. Der flüchtige Eindruck von Gelb erstarb unter sachlichem Grau, und während Chasin fortfuhr:
"Was ihr für 'zu ausführlich' erachtet, kann bei einem geneigten Zuhörer als wichtiges Detail angesehen werden. Überlasst es eurem Gegenüber zu entscheiden, welche Informationen wichtig sind und welche schnell vergessen werden können, so geratet ihr nicht in die missliche Lage, euch vorwerfen zu müssen, etwas verschwiegen zu haben", walzten pflichtbewusstes purpurnes Schuldbewusstsein angesichts des kritischen Hinweises, diffuse unbestimmte Angst und auch flüchtiges Rot zur Sicherheit nochmal drüber. Ihr wolltet doch einen kurzen Bericht!, huschte es ihr verteidigend durch den Sinn.
"Mangelnde Informationen gereichten in der Geschichte oft zum Nachteil und führen zu Missverständnissen. Um so mehr man weiß, um so bessere Entscheidungen kann man treffen.“
Darnas Zähne pressten sich aufeinander.
Vielleicht sollte ich ihr gedanklich alles mitteilen. Das scheint schneller zu gehen?, ging es ihr aberwitzigerweise nüchtern durch den Kopf, motiviert durch den Teil von ihr, der durchaus an der Informationsmitteilung interessiert war, aber etwas anderes hielt sie immer noch zurück, und ihr Blick ging zu Boden, ohne dass sie ihren Kopf senkte, während Chasin bekräftigend nickte. Das Petrol von Sorge, und immer stärker Trauer-Braun tauchten auf, als ihre Gedanken, angestoßen durch die Worte und das eben Gefühlte, in eine andere Richtung abdrifteten:

Götter, das darf um Himmels willen nicht passieren! Ich würde mich freuen... und das mitten im Schloss... Nein. Ich darf da gar nicht hin.
...
...

In ihre Gedanken trat die Leere, wenn man nicht mehr weiter wusste und Chasin wandte sich für einen Moment abgelenkt an Zanfar, ob er mit den Informationen zum Maskenträger etwas hatte anfangen können, während Darna verschiedene Möglichkeiten durch ging und zunehmend frustriert erneut feststellte, dass ihr Ritterschlag in fast jeder erdenklichen Weise eine enorme Schwierigkeit darstellte.
Als Zanfar sprach, hob sie wieder den Blick:

[Zanfar]„Ich kann der Dame de Mondragil nur beipflichten. Euer Bericht war hervorragend. Davon ab habt ihr meinen größten Respekt für eure Tapferkeit und Besonnenheit bei den geschilderten Ereignissen.“
Er deutete eine Verbeugung an. Dann wandte der Nichtgenannte sich Chasin zu und antwortete auf ihre Frage.
„Ich habe tatsächlich eine Verbindung herstellen können, aber ich halte es für besser, sie vor zu tragen, wenn wir wieder Vollzählig sind.“[/Zanfar]

Sein Lob schien ebenfalls auf emotionaler Ebene an der Knappin abzuprallen, auch wenn sie formell tadellos dankend den Kopf zu seinen Worten neigte. Die Anspielung auf Delilah und Leon aber ließ sie kurz zur Tür sehen und lenkte ihre Gedanken abermals in eine andere Richtung, Petrol übernahm wieder die Vorherrschaft - hatte Chasin davor kurz Weiß gesehen?
„Habt ihr vielleicht noch Fragen an uns?“ Chasins Stimme durchbrach die eingetretene Stille. Sie sah zu Darna und dann zum Eingang, dorthin wo die beiden Anderen verschwunden waren. Bald würden sie wieder kommen.
"Ja. Bitte", entgegnete die Knappin ruhig. Viele! Sie atmete tiefer durch und wirkte zunehmend etwas verlegen, aber die Sorge schien sie voran zu treiben:
"Sagt: Wisst Ihr vielleicht Genaueres, was mit dem Geist, also der Identität des Betro.. Betreffenden passiert, wenn der Geist des.. Tha'roon-'Kindes' den Körper übernimmt?" Ein Kind ist er ja wohl kaum mehr. Kann ein Geist also ohne Körper altern? Interessant.
Sie hob den Blick, um Chasin hinter einer noch weitgehend höflich-sachlichen mimischen Fassade forschender direkt anzusehen.
"Verschwindet der Geist des Menschen? 'Stirbt' er sozusagen?" Darnas Ablehnung wuchs mit der vertiefenden Formulierung dieses Gedankens. Damit ein anderer Geist, der schon längst tot sein sollte, weiterleben kann. Das... Das wäre... Das klingt, verflixt noch eins, nach Nekromantie!

Die Knappin bemühte sich darum, im Ton sachlich und unvoreingenommen zu bleiben, aber man bemerkte die wachsende Anspannung in ihrer Haltung und wieder wählte sie ihre Worte möglichst bedacht:
"Ihr spracht davon, dass 'Grenzen' sich verschoben. Ich habe den Eindruck, dass diese Situation also schon ziemlich lange so gegeben ist, dabei kann sie bei ihrer Entstehung ja nur eine 'Notlösung' gewesen sein, denn wie es sich fügte, war ja Zufall. Aber das Volk von Nebulis weiß doch von dieser Gegebenheit?"
Sie holte einmal Luft, um den eigentlichen Vorstoß zu wagen, der als Affront aufgefasst werden konnte: "Warum überlässt es dann diese Quelle diesem wackligen Konstrukt des Erbschwures und dem Volk der Menschen, einen Körper bereit stellen zu müssen? Ihr erwähntet, es sei eine von mehreren Quellen... Wie wichtig ist sie?"
Die Wangen der Knappin begannen vor Aufregung zu glühen, und sie erwartete jederzeit, eine negative Regung der Diplomatin wahrzunehmen, Empörung oder gar Anfeindung. Aber gleichzeitig nahm der Fragenhagel an Fahrt auf:
"Was wäre, wenn Leon etwas zugestoßen wäre? Er ist der einzige Sohn!"
Kurz flammte emotionaler Schmerz auf und etwas in ihrem Blick wurde bitter: Es wundert mich, dass die Familie überhaupt noch Kinder hat. Welche Mutter ist bitte bereit, ihr erstes Kind als körperliche Hülle für... den Geist des... eigenen Vaters zu gebären?! Lässt man sie im Unklaren?!
"Was ist, wenn... er nicht freiwillig zu diesem Vorgang bereit wäre? Verzeiht, aber Ihr erwecktet den Eindruck, als hätte er eine Wahl..." Sie schüttelte angedeutet den Kopf, und ihre Mischung aus Abscheu, Sorge um Leon, Mitleid, das schon fast körperlich weh tun musste, nahm erstaunliche Intensität an. Ihre Stimme wurde leiser:
"Was, wenn er es einzig aus Pflichtgefühl täte? Er ist Lichtmagier. Und er liebt diese Berufung." Er würde alles zurück lassen, alles verlieren. Er will das nicht! Er will raus gehen. Helfen. Heilen.

Die Knappin senkte den Blick und atmete schon leicht zittrig aus. "Verzeiht", kam es ihr gewohnheitsmäßig, und doch ehrlich klingend über die Lippen und holte tiefer wieder Luft.
'Ihr entschuldigt Euch zu viel...', erinnerte sie sich an Chasins eigene Worte von eben und presste doch kurz die Lippen zusammen.
Nein, du bist zu weit gegangen. Du mischst dich hier in Angelegenheiten, die eine ganze Stadt betreffen, mit denen du überhaupt nichts zu schaffen hast...
"Bitte glaubt mir, es liegt mir absolut fern, die Sicherheit Eurer Heimat in Frage stellen zu wollen", beteuerte sie ernsthaft und mit weiten, offenen Augen, die Chasin wieder direkt entgegen blickten.
"Wenn es in meiner Macht liegt, werde ich selber gerne helfen, gegen die Orks und Dunkelelfen dort vorzugehen!" Du hetzt ihnen einfach die Dämonen auf den Hals... "Aber diese... Konstellation ist... unglückselig und... kommt mir... nicht richtig vor."
Hinter ihrem Rücken kneteten ihre ineinander gelegten Hände einander. Basilius stand ja noch mit im Raum und wusste, dass solche Sprechpausen bei Darna von größtem inneren Zwiespalt kündeten.
Wie viele Opfer soll das noch kosten? Wie viele hat es gekostet? Es wird irgendwann in die Brüche gehen. Hat man... überhaupt über Alternativen nachgedacht? Oder ruhen sie sich bequem auf diesem Schwur aus, wenn einer sich opfert, ist ja alles in Ordnung...?
Gleich bürstet sie mich zurecht, was ich wage...
Ist ganz gut, ich darf sowieso nicht ins Schloss...
Tagtäglich werfen sich hier Menschen aus Vaterlandsliebe 'freiwillig' ins Schwert des Feindes, wieso stellst du jetzt das Opfer eines Einzelnen in Frage?
, erklang erste gedankliche Selbstkritik. Die erste Antwort darauf war nur das kurze Aufflammen von Weiß, niedergemacht von Braun, fast Schwarz und Blau, ihr Blick richtete sich nachdenklicher nach innen. Es ist nicht mal sein Volk. Nichts von dem hat er sich ausgesucht. Das Einzige, was er sich ausgesucht hat und liebt, soll er bald aufgeben. Das kann nicht richtig sein!

Auch wenn Chasin erklärt hatte, dass sie Gedanken lesen konnte, schien die Knappin es im Moment schlecht zu realisieren oder hatte ihre Gedanken nicht genügend im Griff - was angesichts der emotionalen Aufgewühltheit nichts Ungewöhnliches wäre.

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 22. März 2017, 10:07

"Ja. Bitte"
, entgegnete die Knappin ruhig auf die Frage nach Fragen..
Viele!
Aha.
Die Tha’Roon faltete sorgsam ihre Hände im Schoß und sah Darna aufmerksam an.
"Sagt: Wisst Ihr vielleicht Genaueres, was mit dem Geist, also der Identität des Betro.. Betreffenden passiert, wenn der Geist des.. Tha’Roon'-Kindes' den Körper übernimmt?"
Ein Kind ist er ja wohl kaum mehr. Kann ein Geist also ohne Körper altern? Interessant.
Altern wohl nicht, aber an Erfahrung gewinnen. Warum fragt sie, wenn sie ihre eigenen Schlussfolgerungen zieht? Spekuliert sie nur?
"Verschwindet der Geist des Menschen? 'Stirbt' er sozusagen?"
Darnas Ablehnung wuchs mit der vertiefenden Formulierung dieses Gedankens.
Ja, sie spekuliert...gefährlich und in eine Richtung, die... und da ist noch mehr... sie ist wütend...ängstlich... Ihr liegt etwas an dem jungen Weißenfels.
Damit ein anderer Geist, der schon längst tot sein sollte, weiterleben kann. Das... Das wäre... Das klingt, verflixt noch eins, nach Nekromantie!
So viel Aggression, so viel Wut... Interessant. Auch das merkwürdige Geräusch wird lauter... Wäre sie ein einfacher Bauer ohne Bildung müsste ich mir Gedanken machen, ob sie sich nicht bald einen Scheiterhaufen für den Überbringer schlechter Nachrichten entzündet, sich ein Ventil für ihre Ängste sucht... Ich hoffe, sie hat das, von dem ich glaube, dass sie es hat.
Chasin bemerkte die wachsende Anspannung in Darnas Haltung und gab ihr durch ihre neutrale Haltung so wenig Angriffspunkte wie möglich.
"Ihr spracht davon, dass 'Grenzen' sich verschoben. Ich habe den Eindruck, dass diese Situation also schon ziemlich lange so gegeben ist, dabei kann sie bei ihrer Entstehung ja nur eine 'Notlösung' gewesen sein, denn wie es sich fügte, war ja Zufall. Aber das Volk von Nebulis weiß doch von dieser Gegebenheit?...Warum überlässt es dann diese Quelle diesem wackligen Konstrukt des Erbschwurs und dem Volk der Menschen, einen Körper bereit stellen zu müssen? Ihr erwähntet, es sei eine von mehreren Quellen... Wie wichtig ist sie?"
Intelligente Schlussfolgerungen, Spekulationen und Unterstellungen. Interessante Mischung, für einen Menschen.
'Nicht nur die Wangen der Knappin begannen vor Aufregung zu glühen. Ihre Aura leuchtete fast den ganzen Raum aus und sie erwartete anscheinend jederzeit, eine negative Regung der Diplomatin, Empörung oder gar Anfeindung, aber dem ihr gegenüberliegendem Gesicht war nichts von alle dem anzusehen. Chasin ließ sie einfach weiter reden und den Sturm der Fragen über sich hinweg rollen.
"Was wäre, wenn Leon etwas zugestoßen wäre? Er ist der einzige Sohn!"
Es wundert mich, dass die Familie überhaupt noch Kinder hat. Welche Mutter ist bitte bereit, ihr erstes Kind als körperliche Hülle für... den Geist des... eigenen Vaters zu gebären?! Lässt man sie im Unklaren?!
Noch mehr Rückschlüsse ohne jegliche Grundlage aus denen sie ihre negativen Gefühle nährt.
"Was ist, wenn... er nicht freiwillig zu diesem Vorgang bereit wäre? Verzeiht, aber Ihr erwecktet den Eindruck, als hätte er eine Wahl..."
Natürlich hat er eine Wahl... nur...
Darna schüttelte angedeutet den Kopf, und ihre Mischung aus Abscheu, Sorge um Leon, Mitleid, das schon fast körperlich weh tun musste, nahm erstaunliche Intensität an. In Chasins Wahrnehmung flutete allein Darnas Aura den gesamten Raum.
"Was, wenn er es einzig aus Pflichtgefühl täte? Er ist Lichtmagier. Und er liebt diese Berufung."
Er würde alles zurück lassen, alles verlieren. Er will das nicht! Er will raus gehen. Helfen. Heilen.
Dann würde er wohl helfen wollen.
Die Knappin senkte den Blick und atmete schon leicht zittrig aus.
"Verzeiht"
'Ihr entschuldigt Euch zu viel...'
, erinnerte sich die Knappin an Chasins Worte von eben und presste doch kurz die Lippen zusammen.
Nein, du bist zu weit gegangen. Du mischst dich hier in Angelegenheiten, die eine ganze Stadt betreffen, mit denen du überhaupt nichts zu schaffen hast...
Würdest du dann damit zu schaffen haben wollen?
Chasin hob bei der innerlich gewählten Frage nur minimal eine Augenbraue.
"Bitte glaubt mir, es liegt mir absolut fern, die Sicherheit Eurer Heimat in Frage stellen zu wollen...
Wenn es in meiner Macht liegt, werde ich selber gerne helfen, gegen die Orks und Dunkelelfen dort vorzugehen!"
Du hetzt ihnen einfach die Dämonen auf den Hals... "

Wie bitte?...
Fast hätte Chasin Darna unterbrochen, aber die Knappin war gerade in ihrem Rede und Gedankenfluss so vertieft, dass ihr da kurze Zucken in ihrem Gesicht nicht aufgefallen war. Zanfar kannte die kleinen Zeichen und spürte sicher, dass Chasin da eben etwas wichtiges mitbekommen hatte, etwas hatte fragen wollen. Darna sprach weiter und Chasin schien das dringliche vorerst hinten anzustellen.
„Aber …“
Da ist es... das Aber! Und damit stellt sie unsere Sicherheit doch in Frage und ordnet die Belange des einzelnen über das von vielen. Sie ist eben ein Individuum und denkt und handelt individuell.
„...diese... Konstellation ist... unglückselig und... kommt mir... nicht richtig vor."
Sie will ihn nicht verlieren...
Hinter ihrem Rücken kneteten ihre ineinander gelegten Hände einander. Basilius stand ja noch mit im Raum und wusste, dass solche Sprechpausen bei Darna von größtem inneren Zwiespalt kündeten.
Wie viele Opfer soll das noch kosten? Wie viele hat es gekostet? Es wird irgendwann in die Brüche gehen. Hat man... überhaupt über Alternativen nachgedacht? Oder ruhen sie sich bequem auf diesem Schwur aus, wenn einer sich opfert, ist ja alles in Ordnung...?
Gleich bürstet sie mich zurecht, was ich wage...
Ist ganz gut, ich darf sowieso nicht ins Schloss...
Tagtäglich werfen sich hier Menschen aus Vaterlandsliebe 'freiwillig' ins Schwert des Feindes, wieso stellst du jetzt das Opfer eines Einzelnen in Frage?

, erklang erste gedankliche Selbstkritik.
Ah...sie hat es doch...
, dachte die Tha'Roon etwas beruhigter und entspannte sich wieder. Doch nun betrachtete Chasin mit mitfühlendem Blick die sich schnell verändernden Farben der jungen Frau. Die erste Antwort auf den Gedanken, dass Leon ein Opfer sein könnte, war das kurze Aufflammen von Weiß, niedergemacht von Braun, fast Schwarz und Blau, ihr Blick richtete sich nachdenklicher nach innen.
Sie ist verliebt in ihn...
Es ist nicht mal sein Volk. Nichts von dem hat er sich ausgesucht. Das Einzige, was er sich ausgesucht hat und liebt, soll er bald aufgeben. Das kann nicht richtig sein!
Chasin überlegte kurz ob Darna damit den Weg der Lichtmagie meinte, den Leon für sein Leben gewählt hatte, oder vielleicht sich selbst. Vielleicht war es ein wenig von beidem, was ihre Emotionen so unglaublich stark machte. Die Tha'Roon mit der Passion Emotionen zu sammeln, badete regelrecht in ihrer Sorge und ein Teil von ihr konnte nun gut verstehen, warum sie so dachte wie sie es tat. Sie sah kurz zu Zanfar hinüber und versuchte den Gedanken zu verdrängen, der sich ihr näherte.
Was würde ich empfinden, wenn Zanfar mich verlassen müsste...?
Ja, sie konnte den Schmerz, das Leid, die Trauer und auch die Angst nachempfinden, die so ein Gedanke hervorrief; genauso wie die Liebe. Früher hätte sie das nicht gekonnt, zumal der eigentliche Auslöser der Furcht schließlich noch in weiter Ferne lag.
Ich bin glücklich, dass ich ihn habe.Ich würde überall mit ihm hin gehen.
Instinktiv steckte sie ihre Hand nach Zanfars Arm aus und strich einmal kurz darüber, bevor sie wieder Ordnung in ihr Innenleben brachte. Vielleicht hatte Zanfar ihre Reaktion und das Mitleid in ihrem Auge gesehen, vielleicht auch die tiefe Zuneigung und ahnte, was sie gedacht hatte. Sie kannten sich gut und auch wenn Chasin noch Emotionen lernte, so war sie doch ein fühlendes Wesen und ein sehr einsames, so ausgeschlossen aus ihrem Volk. Aber sie war auch eine Tha’Roon die ihre Selbstkontrolle über alles stellte und somit verging der Moment schnell und sie nahm wieder ihre natürliche neutrale Haltung an.
„Das waren viele Fragen.“
Das waren allerdings viele Fragen gewesen und in einem normalen Gespräch hätte man die Flut an Informationen vielleicht sogar als unhöflich gelten lassen können, was Darna normaler Weise niemals war. Doch dies war auch kein normales Gespräch und die Tha'Roon war keine normale Gesprächspartnerin. Sie hatte jedes dieser kleinen Details in ihrer inneren Bibliothek abgelegt katalogisiert.
„Beginnend mit der ersten, kann ich euch jedoch nur sagen, dass ihr einen Geistermagier benötigen werdet um eine erschöpfende Antwort zu erhalten. Meine eigenen Studien in dieser Materie waren nicht von langer Dauer und somit würden sich meine Aussagen nur auf rudimentäres Grundwissen stützen, was wieder zu Spekulationen führen würde und in euch nur noch mehr neue Fragen aufwerfen würde. Ich kann euch aber versichern, dass der Bund mit einem Geist, nichts mit Nekromantie zu tun hat. Nekromantie unterjocht und befielt auf dominierende Weise, wohingegen der Bund mit einem Geist ein Vertrag im gegenseitigen Einvernehmen ist. Ein Geist altert auch nicht wie im herkömmlichen Sinne, er gewinnt an Erfahrung. Wie es sich im Detail mit dem Bund des 'verlorenen Kindes' verhält, müsstet ihr wohl den Geist von Weißenfels fragen. Jeder Vertrag ist einzigartig, so wie jedes Leben und jeder Geist einzigartig ist. Was die Quelle und ihre Relevanz für mein Volk betrifft, so bin ich auch in dieser Frage nicht vollkommen involviert. Ich weiß, es gibt mehrere, aber ich vermag nicht vorauszusehen, was geschehen würde, wenn eine von ihnen versiegen würde – was so oder so, aber einer Katastrophe nach sich ziehen würde, denn die Quellen Celcias sind alle miteinander verbunden. Es würde ein Ungleichgewicht entstehen ...und wenn ich vermuten soll, dann könnte es an anderer Stelle zu verehrenden Folgen kommen.“
Damit hatte Chasin sich schon sehr weit aus dem sprichwörtlichen Fenster gelehnt, da sie sonst nicht 'Vermutungen' anstellte. Aber die Energieströme Celcias zu stören würde einiges erwecken, was besser ruhen sollte. Ihr Unterricht in Geistermagie war lange her, aber es gab Berichte über uralte Drachengeister die das Gleichgewicht der Mächte verschieben könnten, es gab andere Quellen der Macht, die am anderen Ende der Welt ausbrechen könnten und natürlich könnte das Weg-fallen der einen Quelle für Nebulis eine Schwächung darstellen, die dazu führen konnte, dass ihr ohnehin schon angeschlagener Schutz ganz in sich zusammen fiel. Chasin hörte auf sich in apokalyptischen Theorien zu ergehen und konzentrierte sich wieder auf Darna und ihre Fragen.
„Ich kann euch leider nicht beantworten, was mit dem Geist geschehen würde, wenn Leon etwas zustoßen würde. Ich kenne den Wortlaut des Vertrages nicht. Wie gesagt, dazu solltet ihr seinen Vater befragen. Es besteht durchaus die Möglichkeit einer Wahl...“
Chasins Blick wurde ernst und fast ein wenig traurig.
„..., aber manchmal gefallen uns die Möglichkeiten nicht.“
Sie schaute Darna fest in die Augen, als könnte sie ihr damit mehr sagen, als mit ihren schnöden Worten.
„Das Leben gibt uns Aufgaben. Manche erfüllen wir gerne, andere … nicht. Aber die Aufgaben bleiben...“
Chasin saß still und appellierte still an Darnas ritterliche Seele. Es galt hier nicht nur ein ganzes Volk zu schützen, es galt auch Leon zur Seite zu stehen, wenn er eine seiner schwersten Entscheidungen treffen musste. Und wenn die Magie des Kindes, so wie Chasin vermutete, im Laufe der Zeit gewachsen war, dann gab es sicher noch viel mehr, dass an diesen Bund geknüpft war.
„...Manche Aufgaben sind schwerer als andere. Ich weiß nur, dass die Quelle, die den Weißenfels zugeordnet ist, einst nicht nur den Nebellanden Kraft gab, sondern bis weit in das Jorsanische Reich hinein reichte. Die Grenzen der Lebenden mögen sich verschoben haben, aber das betrifft nicht die Geister. Ein Weißenfels wird immer sein Land schützen wollen... sein Vaterland.“
Das letzte Wort hatte sie nachgeschoben um Darna in ihrem Patriotismus zu stärken. Auch sie, und nicht nur als Knappin, sondern schlicht aus Liebe, wurde sich sicher gern opfern, wenn ihre Familie bedroht werden würde...zumal ihre eigene Heimat den Nebeln gar nicht so fern lang. Vielleicht sogar im Reich des Geistes? Chasin strich sich mit einem ihrer langen Finger eine Haarsträhne von der Schulter, ordnete sie zurück auf ihren Rücken, wohin sie gehörte. Es war eine langsame, kontrollierte Bewegung, die einmal mehr zeigte, wie konzentriert sie war.
„Vieles was wir tun müssen kommt uns nicht richtig vor, wenn es uns vielleicht die nimmt die wir lieben...“
Chasin sah zwar weiter Darna an, aber ihre Sinne richteten sich kurz in Zanfars Richtung aus. Er war ihr Lebensmittelpunkt, auch wenn sie sich das selbst noch nicht bewusst war. Er war ihr Anker in dieser einsamen Welt voller Individuen und Konzepte wie Liebe und Freundschaft, die die Menschen miteinander verbanden waren für sie noch neu und fremd. Trotzdem war das diese Verbindung, die sich zwischen ihnen beiden aufgebaut hatte und an die sie sich nun, genährt durch Darnas Liebe, erinnerte.
„... Aber ihr macht euch Sorgen über Dinge, die wahrhaftig in noch weiter Ferne liegen. Geht man von der üblichen Lebenserwartung eines Tha’Roon aus, die bei 450 Jahren liegt, so werden vermutlich eure Enkel in die Situation kommen, dieser Entscheidung beizuwohnen. Denn selbst wenn, der Körper des Wirtes menschlich ist, so bindet der Vertrag ihn an eine deutlich ältere Seele, die ihn nicht sterben lassen wird, was zu einer verlängerten Lebenserwartung führt, ausgenommen der Wirt verstirbt zum Beispiel durch Gewalteinwirkung... Ich gehe also davon aus, dass ihr noch viel Zeit miteinander verbringen könnt.“
Sie lächelte Darna und auch Basil kurz an. Dann fuhr sie fort:
„Eine Frage hätte ich jedoch nun auch … Ihr meintet: Wenn es in meiner Macht liegt, werde ich selber gerne helfen, gegen die Orks und Dunkelelfen dort vorzugehen!" und euren Gedanken konnte ich entnehmen, dass ihr 'ihnen einfach die Dämonen auf den Hals hetzen' wollt. Wäre das denn möglich? Habt ihr Kräfte die über Dämonen Macht ausüben können? Habt ihr sie schon erprobt?“
Chasin hatte interessiert die Brauen gehoben und betrachtete Darnas etwas 'entrücktes' Gesicht bei ihrer Frage und plötzlich erstarb auch das Geräusch, das sie hörte, wann immer sie in Darnas Augen sah. Die Stille in ihren Gedanken wurde für diesen Moment nur noch von ihrer Irritation und ihrer grauen Aura vervollkommnet.
„Ihr fürchtet euch in den Palast zu gehen, da ihr glaubt dort die Kontrolle zu verlieren... Bitte erklärt mir das. Ich möchte euch gewiss nicht beleidigen, aber ich würde gerne wissen, was ihr glaubt, dass passieren könnte. Ich möchte nur den König schützen.“
**Was ist denn hier los? Wer ist das? Wieso will sie so etwas wissen? Hast du... Bei den kochenden Strömen des Harax, du hast noch weitere in dein Geheimnis eingeweiht? Bist du denn...**
Darna hörte die samtene, aber verärgerte Stimme ihres Dämons in ihrem Innern und sah gleichzeitig wie die das Auge der Tha’Roon sich weitete. Sie hatte es auch gehört! Just in diesem Moment ging die Tür zum Laden auf und Leon, gefolgt von Delilah kamen wieder herein. Die Tha’Roon starrte immernoch Daran an und sah dann zu den beiden Neuankömmlingen. Sie schüttelte den Kopf und sah wieder Darna an. Chasin griff sich an ihre Schläfe und rieb sie in kleinen Kreisen. Jetzt war da wieder nur das merkwürdige Geräusch... dieses ferne, leise Knistern. Etwas irritiert sah sich im Raum um, als suchte sie den Auslöser für die Störung und blieb wieder an Leon und Delilah hängen.
Natürlich... so ergibt es einen Sinn! ...äußerst interessant!!! Aber ...warum leiden die beiden so?!? Ist etwas da draußen passiert?
Ihre Aufmerksamkeit blieb bei Leon, da seine Aura einem dichtem braunen Mantel glich, den sie fast nicht durchdringen konnte. Er trat in den Raum hinein, sah von ihr zu Darna und sagte:
„Mein Vater ...ist tot.“


[Darna hatte ganz kurz Kontakt zu ihrem Dämon, der aber sofort verwand, als Leon und Darna den Raum betreten. Chasin hat das anscheinend mitbekommen/ihn gehört.]
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Zanfar Aval'athil
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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Zanfar Aval'athil » Mittwoch 22. März 2017, 17:49

In dem kurzen Moment, in dem Darna sich erlaubte, Freude zu empfinden, schien sich ihr ernstes Gesicht auf zu hellen. Zanfar ließ es mit der Überlegung zurück, wie sehr ein Lächeln die strengen Züge der jungen Frau verändert hätte – aber heute war nicht der Tag, an dem er es erfahren würde. Bevor sich auch nur ein Mundwinkel wirklich hob, war ihre Ernsthaftigkeit zurück. Etwas traurig bemerkte er, dass er wohl nie erfahren würde, wie die junge Frau lächelnd aussah, denn sie würden sich hiernach wohl nicht wiedersehen – aber vielleicht würde je ein Treffen mit dem König ihre Stimmung aufhellen.
Im ganzen schienen gerade Chasins mahnende Worte bei Darna auf fruchtbaren Grund zu treffen, weswegen er selbst versuchte, so positiv wie möglich zu bleiben. Allerdings wogen seine Worte als Leibwächter – und vormals als Dämonen verwechselten – wenig.

Er hatte halb überlegt, die Maske trotz Darnas Worten weiterhin auf dem Regal liegen zu lassen, aber seine Vernunft siegte. Selbst wenn einer der Anwesenden vermutete, was er war – sie wussten es nicht mit Sicherheit und so sollte es bleiben. Also zog er die Maske wieder umständlich an.
Als Darna begann, ihre Fragen zu stellen, kam er nicht umhin, Mitleid mit ihr zu empfinden. Ganz offenbar lag ihr an Leon und sie Sorgte sich um ihn. Und insgeheim hatte es ihn auch interessiert, was genau das für ein Bund war, den der Junge eingehen sollte und so begrüßte er ihre Fragen.

Sie beherrschte sich, so gut es ging, aber Zanfar ahnte die Flut an Gefühlen, die unter der Oberfläche lauerten – und die Körpersprache seiner Schutzbefohlenen bestätigte ihn.
Etwas sagte ihm jedoch, dass die junge Frau trotz allem unterscheiden konnte, ob jemand eine Nachricht überbrachte, oder etwas tatsächlich tat – und auch beurteilen konnte, ob Gewalt angebracht beziehungsweise effektiv war oder nicht.
Ein seltsamer Schluss, bedachte man, dass sie ihn mit einem Ellenmaß bedroht hatte. Allerdings war sie zu diesem Zeitpunkt überzeugt gewesen, einem Dämon und Überbringer Morgherias Hauch gegenüber zu stehen. Auch wenn sie nichts gegen ihn hätte ausrichten können, sie hätte ihn lange genug von ihren Freunden ablenken können, dass diese Zeit hatten, zu reagieren.

Also blieb er ruhig neben seiner Schutzbefohlenen, in der Annahme, dass die Knappin nicht angriff, auch wenn sie in Rage geriet.
Während Darna Frage nach Frage stellte, verlor er langsam den Überblick, gerade auch, weil seine Aufmerksamkeit nicht gänzlich ihr galt. Die Quintessenz blieb ihm jedoch nicht verborgen. Sie suchte nach einem Weg, ihrem Freund zu helfen und war wütend darüber, welches Schicksal ihm blühte. Fast hätte er erwartet, dass Chasin diesen Dingen mit kälte begegnete – schließlich schien Selbstaufgabe zum Wohle aller eine fester Bestandteil ihres Volkes zu sein – aber in ihren Augen spiegelte sich Mitgefühl.

Sie hat begriffen, was der Schmerz für Darna bedeuten muss – denn sie weis jetzt, was es bedeutet, Angst um jemandem zu haben.
Unter der Maske lächelte er ihr zu.
Manchmal vergesse ich, dass du auch niemand Anderen hast … vermutlich wären wir auch so aufgebracht wie sie, wären wir in ihrer Lage. Ich weiß nicht, ob mich Pflichtgefühl davon abhalten könnte, dich zu retten. Lass uns um das Schicksal deines Volkes willens hoffen, dass ihres mehr Wert ist als meines.
Darna hatte kluge Fragen gestellt – gerade die, ob es wirklich Nötig war, einen Menschen den Geist des Tha’Roon tragen zu lassen. Auch ihn hatte es gewundert, warum niemand des Volkes der Tha’Roon die Aufgabe übernahm, auch wenn er eine Theorie hatte.

Die Menschen waren Robuster und so konnte ein Tha’Roon mit der Außenwelt kommunizieren, ohne dass man wirklich auf das Volk aufmerksam wurde. Aber sollte das der Grund gewesen sein, wäre dies doch jetzt nicht mehr nötig, oder?
Zum Glück hatte der Messerscharfe Verstand der Tha’Roon keine Probleme damit, sich die Fragen der Knappin zu merken und so Antwortete Chasin in gewohnt ausführlicher Manier.
Bedauerlicherweise stieß diese Ausnahmsweise an die Grenzen ihres Wissens und hatte unbefriedigend wenig ausführliche Antworten, was sicher auch Darna frustrieren mochte. Dabei fiel im auf, dass die Rote Dame nicht nur offen ausgesprochene Fragen beantwortet, sondern auch einige Gedankliche. Wie diese es schaffte, den Überblick zu behalten, blieb ihm ein Rätsel – aber es überraschte ihn nicht, seine Freundin war Meisterin darin, unerwartetes zu bewerkstelligen.
Allerdings hieß das auch, dass es sie Kraft kostete – vielleicht sollte er sie bald einen Moment hinaus führen, damit sie etwas an ihrer Pfeife ziehen zu können. Das schien ihr wieder Kraft zu geben.
Als die Tha’Roon auf Darnas Sorge und Schmerz um Leons Aufgabe ein ging empfand er stolz für sie. Es hatte Zeiten gegeben, da war es ihr unmöglich gewesen, die Misere ihres Gegenübers gut genug nach zu fühlen, um entsprechend darauf reagieren zu können. Jetzt aber waren Ton und Wortwahl gut getroffen und spiegelten – zumindest in Zanfars Augen – wieder, wie sehr sie verstand. Und auch, wie wichtig Leons Aufgabe war.

Trotzdem hoffte ein Teil von ihm, dass dem jungen Mann und der Knappin mehr Zeit vergönnt war zu leben bevor die Pflicht ihnen die Flügel stutze. Einen kurzen Moment machte ihn das Schicksal, dass dem jungen Menschen blühte, traurig und ließ ihm das Herz sinken.
Warum sollte jemand mit solch einem Potential dafür verschwendet werden, durch einen Geist ersetzt zu werden? Wäre es nicht besser, jemanden zu erwählen der … weniger ‚Wert‘ ist?
Ging es ihm durch den Kopf.
Und wer sollte es stattdessen sein? Du?!?
Mit einem Kopfschütteln vertrieb er den Gedanken. Er hatte andere Aufgaben. Und wie Chasin erwähnte – die jungen Menschen hatten noch Zeit!
Schon während Darna ihre Frage stellte, hatte es etwas in ihren Gedanken gegeben, dass Chasin aufhorchen ließ. Auch Zanfar war es aufgefallen, aber als seine Freundin es enthüllte, traf es ihn trotzdem unvorbereitet.

Sie lächelte Darna und auch Basil kurz an. Dann fuhr sie fort:
„Eine Frage hätte ich jedoch nun auch … Ihr meintet: Wenn es in meiner Macht liegt, werde ich selber gerne helfen, gegen die Orks und Dunkelelfen dort vorzugehen! Und euren Gedanken konnte ich entnehmen, dass ihr 'ihnen einfach die Dämonen auf den Hals hetzen' wollt. Wäre das denn möglich? Habt ihr Kräfte die über Dämonen Macht ausüben können? Habt ihr sie schon erprobt?“
Chasin hatte interessiert die Brauen gehoben und betrachtete Darnas etwas 'entrücktes' Gesicht bei ihrer Frage.


MACHT ÜBER DÄMONEN?! Das hat sie aufmerken lassen?! Warum bleibt sie so ruhig dabei – ist sie sich im Klaren was sie da gerade sagt?! Und wie kann ein Lichtmagier übersehen haben, dass er in Gegenwart eines Dämonenbeschwörers ist?
Zweifelnd hoffte Zanfar, sich verhört zu haben, während er versuchte, der Situation einen Sinn zu entlocken. Es gab einfach zu viele Teile, die im Zusammenhang nicht zusammenpassen wollten.

„Ihr fürchtet euch in den Palast zu gehen, da ihr glaubt dort die Kontrolle zu verlieren... Bitte erklärt mir das. Ich möchte euch gewiss nicht beleidigen, aber ich würde gerne wissen, was ihr glaubt, dass passieren könnte. Ich möchte nur den König schützen.“

Das Verhalten, dass Darna und ihre Gefährten an den Tag legten, passte nicht dazu, dass sie Dämonen beschwor, mutmaßte Zanfar. Allerdings passte es, wenn man ‚beherrschen‘ mit ‚beherrscht‘ oder ‚besessen‘ ersetzten. Ihm wurde kalt. Was, wenn der Dämon in der Maske in die junge Frau übergegangen war? Sie hatte davon erzählt, dass das Geschöpf versuchte, an zu greifen – was, wenn es sie erwischt hatte?! Dann war sie vielleicht jetzt noch bei sich, aber für wie lange noch? Einen Dämon KONNTE man nicht kontrollieren, zumindest nicht soweit er wusste und man den Geschichten und Sagen Glauben schenken durfte. Und es war auch kein Wunder, dass ihre Freunde sie zu Schützen versuchten, vielleicht gerade WEIL Lichtmagier unter ihnen waren. Immerhin hatte diese die Möglichkeit, ihr am besten zu helfen.

So oder so war Chasin hier in Gefahr – und ganz sicher würde die Knappin NICHT vor den König treten! Er bekämpfte mit aller Gewalt den Impuls, ihr das Schwert an die Kehle zu legen und sie zu bedrohen. Solcherlei Dinge würden die Lage nur Eskalieren und wenn sie noch Kontrolle hatte, wäre das genau die Art Situation, die sie ihr entreißen würde. Wer sagte nicht ja zu einem Dämon, wenn die Alternative der Tod war?
So ging er nur einige Schritte vor, um sich in Reichweite der jungen Frau zu wissen, und baute sich bedrohlich und näher als höflich war, vor ihr auf. Er war nur zwei Zentimeter größer als die junge Frau und auch seine Schultern waren nur eine klägliche Handbreite weiter als ihre, aber diesen Mangel an physischer Präsenz machten der Nachdruck und die Gewalt in seiner Stimme mehr als wett.
„Was habt ihr mit Dämonen zu schaffen?! Erklärt Euch sofort und lasst kein Detail aus!“
‚euer Leben hängt davon ab.‘ fügte er nicht hinzu, aber in seiner Stimme schwang genug Aggression und Drohung mit, dass er es nicht wirklich musste. Gerade war es nicht schwer, sich vor zu stellen, dass dort unter der Maske ein Dunkelelf lauerte.

Soviel zu seinem Versuch, die Lage NICHT zu eskalieren – und dem Versprechen, niemanden zu töten, aber noch hatte er nicht einmal seine Waffe gezogen.
Und dann kamen Leon und Delilah zurück und der junge Adlige Verkündete:
„Mein Vater ...ist tot.“
Zanfars Aufmerksamkeit war noch immer auf Darna konzentriert. All das Mitgefühl und der Respekt, den er für die Knappin entwickelt hatte, wurden durch die Andeutung, dass sie mit Dämonen im Bunde war, getrübt.
Allerdings begriff er, dass diese Enthüllung wenig Hoffnung für das Schicksal Leons bereit hielt.
Noch immer behielt er die Informationen über Raxtian Tausendtod im Hinterkopf – aber erst einmal musste er klären, ob die junge Frau vor ihm zu einer Bedrohung werden würde.

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Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Delilah » Donnerstag 23. März 2017, 21:46

„Lass...“
und schluckte schwer.
„Lass uns hinein gehen.“
Er drehte sich seitlich zu ihr und seine Iriden hatten die Farbe von tiefsten Schiefergrau. Sie hatten jegliche Farbe verloren.
„Bitte... Ich... Ich kann das jetzt nicht. Nicht... Nicht mehr.“
Seine Finger lösten sich um ihre Hand und er bot ihr etwas steif den Arm an. Er versuchte sich sogar an einem Lächeln.
„Ein Problem nach dem anderen... Lass uns erst einmal dieses hier lösen. Mein Schicksal kann auch noch ein Weilchen auf mich warten!“


Delilah sah ihnen einen Moment lang still an. „Kann es das?“, fragte sie leise, ihre Stimme noch belegt von den Tränen, deren Spuren sich auf ihren Wangen abzeichneten. Dann atmete die junge Jorsanerin einmal tief aus und schloss kurz die Augen. Sie verstand noch nicht genau, was dies alles nun für Leon und seine Zukunft… sein Leben bedeuten würde und sie hatte viele Fragen. Doch diese würde sie Leon nicht stellen. Nicht jetzt.

Sie allein war es, die sich nach Antworten sehnte und nach einem Weg ihn zu schützen, ihn vor diesem schweren Weg zu bewahren. Aber wenn es einen anderen Weg gäbe… hätten Leon und Verano ihn nicht schon gesehen, hätte Verano nicht versucht, diese Last von den Schultern seiner Erben zu nehmen? Oder wäre er wirklich so selbstsüchtig über so viele Jahre… nein… das glaubte Delilah nicht. Aber wie gut kannte sie ihn denn? Gar nicht. WER war er gewesen, dieser Mann… dieser Geist …(?), der sie zurück ins Leben gebracht hatte? War sein Name überhaupt Verano? Doch sie dachte an seine Umsicht mit ihr, daran wie dankbar er geklungen hatte, nachdem er ihr die Möglichkeit gegeben hatte mit ihrem Vater zu tanzen… und dieser dann seinen Frieden gefunden hatte. Vielleicht sehnte sich ja auch das Kind… Verano nach dem Frieden… doch wenn diese Aufgabe an der Quelle so wichtig war… dann blieb er vielleicht deswegen hier, alleine mit den Geistern, zu denen er selbst gehörte, und dem Schmerz der Erinnerungen.

Und so wenig Delilah von dieser ganzen Situation auch verstand, sie begriff, dass es eine schwere Entscheidung für Leon war und … dass er sie eigentlich schon gefällt hatte. Er war niemand, der seiner Verantwortung davon laufen würde und er schien dieses … Schicksal, was es auch sein mochte, als eben solche zu sehen. Seine Verantwortung.

Was Leon momentan also vermutlich am meisten helfen würde, war eine starke Freundin, die ihn auf seinem Weg begleitete, soweit es ging. Delilah atmete noch einmal tief ein und aus, dann öffnete sie die Augen und blinzelte in das helle Licht des Tages. Dieser Tag an dessen Morgen alle Farben heller gestrahlt und alle Töne schöner geklungen hatten… und immer noch war die Schönheit ihrer Heimatstadt um sie herum, wie ein tröstender Mantel.

Ihr kurzer Moment der Stille hatte nicht mehr als zwei Atemzüge gedauert, doch hatte er ihr neue Kraft geschenkt, denn sie wollte für Leon stark sein und ihm seinen Weg nicht noch schwerer machen. Sie sah ihm in die schwarzen Augen, ein schwaches Lächeln legte sich auf ihre Lippen und in ihren Augen lag nicht mehr der Ausdruck der Trauer. Es lag nun etwas Entschlossenes in diesem rehbraunen Blick. „Ich bin direkt hinter dir.“, sagte sie mit fester Stimme und deutete dann auf die Tür.




Sie betraten nacheinander den Laden, Delilah schloss wieder die Tür hinter sich und drehte sich dann zu den anderen um, als Leon gerade verkündete:
„Mein Vater ...ist tot.“

Einen kurzen Moment lang huschte so etwas wie Schuld durch Delilah, als wäre sie der Auslöser für diese schlechte Nachricht, dabei war sie nur Botin. Doch sie hatte noch bildlich Leons Blick vor sich, als er langsam die Schwere ihrer Worte begriffen hatte…
Sie hob den Blick und sah, wie dicht der Leibwächter der Tha’Roon vor Darna stand. Es sah aus als würde er sie bedrohen und eine merkwürdige Stimmung herrschte im Raum.

Delilahs Stimme erklang hinter Leon als sie mit angespannter Stimme fragte:
„Was ist hier los?“
Sie warf dabei dem Leibwächter einen prüfenden Blick zu und ließ nochmals ihre Kinderaugen die Situation überblicken. Hatte sie die Gefahr falsch eingeschätzt? Hatte Darna vielleicht etwas gesagt, dass den Zorn der beiden Fremden auf sie gelenkt hatte? Doch das war irrelevant. Egal, was los war, sie wäre auf Darnas Seite und bereit sie mit Wort und Tat zu verteidigen.

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Darna von Eibenau
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Ausrüstung: *
* (nur noch) ein Satz Winterkleidung
* feine schwarze Schaftstiefel mit hervor ragenden Nähten und Zierrunen am Schaft
* Reiseausrüstung
* kl. Tiegel mit Perlmuttdeckel (Hautcreme)
* Kinderholzschwert von Elli
Tierische Begleiter: Varukaaz (Feuerdrache, Entwicklungsstufe: Kleinkind)
Zum Vorzeigen: Badass Darna (by Zanfar)
Portrait Feuer-Darna (by Kazel)

Re: 'Mortimers Nadelkunst'

Beitrag von Darna von Eibenau » Freitag 24. März 2017, 21:29

„Das waren viele Fragen.“
Durch Darnas Miene huschte nur sehr flüchtige Verlegenheit, als Chasin ihre folgenden Kommentare zu dem Fragenkatalog einleitete. Es war ja aber auch dringend! Und ja, die Knappin hatte sich definitiv noch nicht wirklich darauf eingestellt, dass ihre Gedanken gelesen wurden - als die Tha'roon die Erwähnung der Nekromantie aufgriff, zuckte die junge Frau sichtlich zusammen und die Verlegenheit wuchs. Es waren Dinge, die sie nie im Leben laut ausgesprochen hätte! Oder wenn, dann nur in ausgesuchter vertrauter Runde. Sie hatte gelernt, dass ihre Worte auf die Goldwaage gelegt wurden; aber ihre Gedanken...?
Trotzdem lauschte sie höchst aufmerksam und einigermaßen gefasst, trotz all der Aufregung.

Eine Verbindung. Kein... Ersetzen. Kein Rausschmiss. Leon würde, sollte er sich dieser Aufgabe stellen, nicht der Leon bleiben, den sie kennengelernt hatte, so viel war klar. Seinem Vater vorgestellt zu werden, wäre irgendwie... sehr seltsam geworden, huschte es ihr etwas beiläufig durch den Sinn, als Chasin über den Geist von Weißenfels und seine Erfahrung sprach.
Ob es so weit hätte kommen können?
Sie schüttelte innerlich unwirsch den Kopf, um sich neu zu fokussieren, denn das war jetzt absolut irrelevant und sie drohte die Erklärungen über diese komische Quelle nicht zu verstehen - sie war davon ausgegangen, dass es wohl eine von mehreren Quellen für diesen berühmten Nebel sein mochte, oder ein anderer Schutz für Nebulis, aber es schien um mehr zu gehen.
Viel mehr.
Es zog ihr das Herz zusammen, denn Chasin musste schon eigentlich nicht mehr an Darnas Heimatliebe oder ihre Ritterlichkeit erinnern. Gerade letzteres war so hinfällig wie ein 'Vergiss nicht, zu atmen!'. Es ging hier einfach offensichtlich um große Dinge, die womöglich über das Schicksal einer Stadt noch sogar hinaus gingen. Sie sollte Leon eigentlich nur auf die Schulter klopfen, ihm ein 'Du schaffst das!' mitgeben und ihm zu seiner ehrenhaften Aufgabe gratulieren. Vielleicht sogar neidisch sein. So, wie es sich unter guten Kameraden gehörte.
Aber...
Leon war kein Kamerad.
Sie versuchte, schon während sie begriff, dass Leon aus dieser Sache nicht so einfach raus käme, es genau darauf gedanklich zu reduzieren, begriff aber genauso schnell, wie unmöglich es war. Es tat einfach weh!

„Vieles was wir tun müssen kommt uns nicht richtig vor, wenn es uns vielleicht die nimmt die wir lieben...“, schlug in diese Erkenntnis rein wie ein Kavallerieangriff in die offene Flanke. Darna starrte die Diplomatin an, als hätte sie gerade etwas Unerhörtes gesagt.
Wieso sprach das eigentlich jeder so offen aus, was sie sich gerade mal so eben just einzugestehen bereit war?! Den du so magst und der dich so mag... Hrmpf!
„... Aber ihr macht euch Sorgen über Dinge, die wahrhaftig in noch weiter Ferne liegen. Geht man von der üblichen Lebenserwartung eines Tha’Roon aus, die bei 450 Jahren liegt, so werden vermutlich eure Enkel in die Situation kommen, dieser Entscheidung beizuwohnen."
Die Knappin blinzelte ein mal träge und ihre Lippen öffneten sich wie ungläubig leicht, als sie ihr weiter zuhörte. Was?
"...was zu einer verlängerten Lebenserwartung führt, ausgenommen der Wirt verstirbt zum Beispiel durch Gewalteinwirkung... Ich gehe also davon aus, dass ihr noch viel Zeit miteinander verbringen könnt.“ Chasin lächelte Darna und auch Basil kurz an.
Wir...? Er...? Das...?
Ein silberklarer Tropfen Hoffnung fiel durch die Dunkelheit, zerplatzte wunderschön in tausend Funken und hinterließ ein seltsames Echo in ihr. Eine leise Stimme raunte in ihr, dass da doch aber die Orks und Dunkelelfen gerade waren. Trotzdem blinzelte sie noch ein paar Mal und begann, so etwas wie... Erleichterung zu verspüren. Echte Erleichterung. Es war so ähnlich, wie als sie endlich begriffen hatte und zu glauben anfing, dass der Hauch Morgerias tatsächlich gebannt war! Auch wenn etwas ihr immernoch hatte einreden wollen, dass es ja einen zweiten Krankheitsträger geben könnte.
Wir haben noch Zeit?
Wir haben Zeit!

Ihr Herz flatterte für einen Moment in ihrer Brust - einhergehend mit ihrer Erleichterung war es irgendwie ein schönes Gefühl, auch wenn es fast wehtat. Viel Beachtung schenkte sie dem nicht.

Mit einem aufreißenden Wolkenhimmel in den Augen sah Darna der Diplomatin entgegen, als diese weiterplauderte:
„Eine Frage hätte ich jedoch nun auch … Ihr meintet: Wenn es in meiner Macht liegt, werde ich selber gerne helfen, gegen die Orks und Dunkelelfen dort vorzugehen!" und euren Gedanken konnte ich entnehmen, dass ihr 'ihnen einfach die Dämonen auf den Hals hetzen' wollt. Wäre das denn möglich? Habt ihr Kräfte die über Dämonen Macht ausüben können? Habt ihr sie schon erprobt?“
...
Was?!
...

Chasin hatte interessiert die Brauen gehoben und betrachtete Darnas etwas 'entrücktes' Gesicht bei ihrer Frage und plötzlich erstarb auch das Geräusch, das sie hörte, wann immer sie in Darnas Augen sah. Die Stille in ihren Gedanken wurde für diesen Moment nur noch von ihrer Irritation und ihrer grauen Aura vervollkommnet.
„Ihr fürchtet Euch in den Palast zu gehen, da Ihr glaubt dort die Kontrolle zu verlieren... Bitte erklärt mir das. Ich möchte Euch gewiss nicht beleidigen, aber ich würde gerne wissen, was Ihr glaubt, dass passieren könnte. Ich möchte nur den König schützen.“

Ich doch auch..., huschte es ihr noch leise und mit dem ersten Anflug von Verzweiflung durch den Sinn, aber sie war zu überrumpelt und etwas anderes 'meldete' sich gerade:
**Was ist denn hier los? Wer ist das? Wieso will sie so etwas wissen? Hast du... Bei den kochenden Strömen des Harax, du hast noch weitere in dein Geheimnis eingeweiht? Bist du denn...**
Die Stimme des Dämons klang verärgert, aber ihm fauchte ein wesentlich wütenderes Halt den Mund! entgegen, während ihr klar wurde, was gerade geschehen war. Das war ungewohnt direkt, prompt und konfrontativ, doch dem 'Training' mit Gernot geschuldet: Sie würde sich von dem Dämon nicht vorwerfen lassen, dieses Thema an jemanden 'verraten' zu haben, der Gedanken lesen konnte! Dafür hatte sie sich vermutlich sogar noch gut gehalten!
Ein sehr kleiner Teil ihres Denkapparates war viel irritierter davon, dass sie das mit dem 'Dämonen auf den Hals hetzen' ja gar nicht ernst gemeint hatte. Selbst, dass sie dergleichen auch nur in unendlicher Schwarzseherei gedacht hatte, leise gedacht hatte, war glatt Ketzerei, die sie bei der nächsten Beichte gestehen und bereuen würde, ganz bestimmt - neben gewissen anderen Dingen wie der Beherbergung eines Dämons und so.

Aber für all das gab es keine Zeit: Die Tür zum Laden ging auf und Leon, gefolgt von Delilah kamen wieder herein. Die Tha’Roon starrte immernoch Darna an und sah dann zu den beiden Neuankömmlingen. Sie schüttelte den Kopf und sah wieder Darna an. Chasin griff sich an ihre Schläfe und rieb sie in kleinen Kreisen.
In die Mimik der Knappin trat Leid und etwas wie Zweifel. Da hatten sie die Bescherung. Aber kümmerte es die Tha'roon etwa nicht, wenn jemand mit... Dämonen...? Fast beruhigte es Darna, dass also selbst ihre Problematik bei dieser seltsamen Person nicht einmal großen Wirbel auslösen würde, aber Darnas eigener Einstellung entsprach das nicht, so dass sich ein ziemlich seltsamer Widerspruch ergab. Aber sie konnten in Ruhe auch darüber reden. Gut.
Da trat der Leibwächter in ihr Blickfeld.
DER hatte was gegen Dämonen!
Und erwischte sie mit dieser Konfrontation jetzt völlig unvorbereitet und auf dem falschen Fuss. Er war nur zwei Zentimeter größer als die junge Frau und auch seine Schultern waren nur eine klägliche Handbreite weiter als ihre, aber diesen Mangel an physischer Präsenz machten der Nachdruck und die Gewalt in seiner Stimme mehr als wett.
„Was habt ihr mit Dämonen zu schaffen?! Erklärt Euch sofort und lasst kein Detail aus!“‚'euer Leben hängt davon ab.‘ fügte er nicht hinzu, aber in seiner Stimme schwang genug Aggression und Drohung mit, dass er es nicht wirklich musste.

Er brauchte es auch nicht.
Instinktiv wich sie zurück, als er so auf sie zu kam und hob die Hände schützend dicht vor sich, hatte aber schnell eines der hohen Wandregale im Rücken. Die Knappin zuckte schmerzlich zusammen, als da Worte in einer Schärfe erklangen, die sie so etwa in der Art längst von der Inquisition oder ähnlichem erwartet hatte. Zanfar wirkte leicht noch größer, weil sie sich angedeutet zusammenkauerte.

Nur kamen die scharfen Worte nicht von einem Inquisitor, sondern von dem Leibwächter der Diplomatin, die ihnen gerade noch wohlwollend in Aussicht gestellt hatte, ihre Informationen an den Hof des Königs zu bringen. Zwei Personen, die sie etwas zwangsweise, aber doch als unglaublichen Glücksfall gerade zu dem Kreis derer hinzu gezählt hatte, die offen wie bei Frau Tesséras sich über alle Probleme austauschen und nach Lösungen suchen konnten.
Die Person, die ihr zuliebe eben noch die Maske angeblich gegen all seine Gewohnheiten abgenommen hatte, damit sie nicht so viel Angst hätte, baute sich mit eben genau dieser verfluchten Maske gerade bedrohlich vor ihr auf und brach damit für Darna gefühlt ein Versprechen, ihr mit dem blöden Ding nicht zu nahe zu kommen. Dass ihr Verstand wusste, dass es nicht dieselbe Maske war, war eine Sache. Die Erinnerung an den Kampf vor gerade mal drei, vier Tagen (durch die Bewusstlosigkeit für sie gefühlt gestern) war noch viel zu frisch, als dass sie sich nicht mit Leichtigkeit in den Vordergrund drängen konnte.
Die Gestalt da vor ihr warf ihr Verbindungen zu einem Dämon vor.
Womit der Nichtgenannte ja Recht hatte. Die Zustimmung war als Orange-Variante sogar in ihrer Aura zu sehen, umwölkt von sich zusammen ballenden Blau.
Eigentlich... hätte er mich vorhin bedrohen müssen, und nicht ich ihn...
Chasin begann - sofern ihr das Detail auffiel und sie es an Zanfar vorbei erblicken konnte - als geringe Beimengung zum Ganzen eine für sie neue Farbe zu sehen, die sie entfernt an Walsings grün verfärbtes Gelb erinnerte, wenn Niklas seine kruden Scherze machte. Aber das hier... sah noch viel ungesunder aus.
Darnas Augen hingen fixiert an dem Kupfer der Maske und als Zanfars Bewegung ganz zum vorläufigen Stillstand kam, sah er bei der Knappin derart große Pupillen, dass das Grau ihrer Iris nur noch ein dünner Ring drum herum war. Ihre Mimik hatte sich bei seinen Worten asymetrisch nach rechts verzogen, als hätte sie gerade eine heftige Ohrfeige erhalten.
Erklären! Kein Detail...?! Das wird aber lang!
Lachte sie gerade etwa?! Das waren seltsame Geräusche, die er von ihr hörte, aber dieses rasche mehrmalige Auskeuchen schien eher etwas an der Grenze zum Weinen zu sein, auch wenn sich noch keine Tränen zeigten.
Nein, so reagierten keine Dämonenbeschwörer.
Leider wusste er aufgrund seiner Vergangenheit nur zu gut, dass so eher Leute reagierten, die schicksalsergeben einer entsetzlichen Qual entgegen sahen und keine Kraft zum hysterischen oder panischen Schreien mehr hatten; bei der 'Kunst' der Dunkelelfen mussten das nicht einmal körperliche Schmerzen sein.
Die Vermutung von Besessenheit schien immer mehr zu passen, und Darnas bisherige Reaktion trug nicht dazu bei, unbedingt weniger Gefahr von ihr ausgehend zu erwarten, wenn von etwas wie 'Kontrolle verlieren' die Rede war?

Soviel zu seinem Versuch, die Lage NICHT zu eskalieren – und dem Versprechen, niemanden zu töten, aber noch hatte er nicht einmal seine Waffe gezogen.
Aber die hatte der Untote ja auch nicht gehabt. Außer der Darmschlinge, die er sich aus seinen eigenen Eingeweiden gerissen hatte, der schwarze Schmodder, der überall heraus getreten war, dieses Gluckern und Schmatzen... Diese Bestie hatte sie 'ausgelacht', als sie ihm den Hals durchtrennt hatte... hatte er gewusst, dass er ihr so 'wieder begegnen' würde?!
In ihr begann der Wunsch zu wachsen, ihm nachdrücklich nochmal den Kopf vom Rumpf zu reißen, und diesmal auf ihm rum zu trampeln, bis NICHTS mehr von ihm übrig wäre, das lachen konnte! Ihre rechte Hand zuckte angedeutet, als ihre Erinnerung nochmal den Druck durchspielte, mit der sie die Klinge auf und durch den brüchigen Hals gepresst hatte.
Sie starrte das Kupfer an, das fast makellos wirkte im Vergleich zu dem auf dem Feld. 'Ich will Euch keine Angst machen', hatte er vermittelt.
LÜGNER! Mistkerl!
Leon rief nach ihr... nein...
„Mein Vater ...ist tot.“
Götter, wie klang nur seine Stimme? War er das überhaupt? Ihr Kopf zuckte in die Richtung, aber sie wagte es nicht, die Maske aus dem Blick zu lassen, konnte es nicht.
Zanfars Aufmerksamkeit war noch immer auf Darna konzentriert. All das Mitgefühl und der Respekt, den er für die Knappin entwickelt hatte, wurden durch die Andeutung, dass sie mit Dämonen im Bunde war, getrübt.
Allerdings begriff er, dass diese Enthüllung wenig Hoffnung für das Schicksal Leons bereit hielt. Noch immer behielt er die Informationen über Raxtian Tausendtod im Hinterkopf – aber erst einmal musste er klären, ob die junge Frau vor ihm zu einer Bedrohung werden würde.


Ich will zu ihm. Zu Leon. Ihr zunehmend in den Hintergrund gedrängter Verstand extrahierte aus dem Gehörten nur noch, dass er sie also verlassen würde. Sie wollte ihm helfen. Ihn schützen. Sie hatte ihn auf diesem Feld geschützt.
Der Abgrund lockte, dass Leon sie hier also mit dieser Bestie allein lassen wollte. Ihr Hilfe in Aussicht gestellt hatte, sie beim Reinigungsritual unterstützen... nichts davon würde passieren. Lügner.
Aber gegen diesen Abgrund wehrte sie sich - Leon hatte ihr nie etwas Böses gewollt, im Gegenteil. Er hatte sie gerettet, Pet, Elli, mehr gegeben, als gut für ihn war, sie wollte zu ihm.
„Was ist hier los?“ - Delilah. Sie war bereits bei ihm, war mit ihm draußen gewesen. Eifersucht wollte sich regen, aber auch von diesem Abgrund hielt sie sich fern und verortete einfach schräg hinter sich die 'zu beschützenden Freunde'. Rosa war da ja auch gewesen. Und war Basil nicht auch irgendwo dort bei der Tür? Und vor ihr war...
Lass mich durch. Ihre Augen wurden enger und in die Knappin kam plötzlich doch zunächst langsame Bewegung: sie versuchte, sich seitlich an Zanfar vorbei zu manövrieren, ihn vor sich behaltend, um rückwärts gehend zu Leon zu gelangen.


(Zusammenfassung: Darna wird sowohl vom Entdecken des Dämons als auch Zanfars Konfrontation völlig überrumpelt und kommt in dem emotionalen Durcheinander vor allem wegen der Kupfermaske direkt vor sich seelisch ins Schleudern. Sie zeigt deutlich Anzeichen einer drohenden Panik und versucht, als sie Leon und Delilah hört, Zanfar auszuweichen und zu Leon zu kommen.)

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