Ein Funke in der Dunkelheit

Fackeln säumen den Aufstieg zur Akademie und zeigen sofort, dass das Licht hier vorherrscht. Symbolisch nach außen hin in dunkelm Stein gehalten, zeigen die Magier, dass magisches Licht nur im Innern ihrer Bauten zu finden sein soll.
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Re: Ein Funke in der Dunkelheit

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 4. Dezember 2013, 19:24

(Delilah, bitte setze vor deinem nächsten Post deine Gesundheit wieder auf "grün".
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Danke)
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Delilah
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Re: Ein Funke in der Dunkelheit

Beitrag von Delilah » Montag 20. Januar 2014, 23:45

Und die Monate vergingen, flossen an Delilah vorüber und die Strömung formte ihre Seele neu. Sie glätteten die Kanten, verliehen ihr neuen Glanz und rundeten Vorhandendes auf natürliche Weise ab.
Das Lernen, Arbeiten und Leben erfüllten sie mit etwas Neuem. Etwas Wunderbaren.
Es gab ihrem Leben endlich einen wirklichen Sinn. Und das war etwas, wonach sie sich unbewusst schon immer gesehnt hatte. Wenn sie einem Fiebernden ein schwaches Lächeln auf die Lippen zaubern konnte, wenn sie Wunden – ob äußerer oder innerer Natur – heilen konnte, wenn sie einen neuen Zauber zu meistern gelernt hatte, wenn sie es schaffte eines der heilenden Kräutern auf die genau richtige Art zu ziehen... immer dann fühlte sie sich stärker, gereifter und mehr und mehr nach dem Menschen der sie sein wollte. Sie hatte das Gefühl mehr und mehr sie selbst zu werden.

Das Meer ihrer Gefühle wogte, bekam neue Winde zu spüren bis es schließlich – bis auf wenige, kleinere Stürme- zur Ruhe kam. Der Alltag, die Arbeit... Nova ging in alldem auf. Sie erblühte mit jeder neuen Aufgabe, die man ihr zuteilte. Auch kleine Reibereien mit gewissen Zimmernachbarn konnten die eifrige Schülerin nicht aus ihrem neugewonnenen Gleichgewicht bringen. Zielstrebig arbeitete sie, lernte sie, lebte sie.

Ihr erster Tag im Trakt der Hoffnungslosen war hart gewesen. Mit großen, schreckgeweiteten Augen war sie hinter der Magi durch die Reihen sauberer Betten geschritten. Der Tod starrte sie aus jedem Gesicht an. Es gab auch einen weiteren, noch einmal gesonderten Trakt, den man erst betreten durfte, hatte man mindestens neun bitter-schmeckende Blätter verzehrt, die verhinderten dass man sich mit den dortigen Krankheiten ansteckte. Alles in dem jungen Mädchen hatte sich dagegen gesträubt ihrer Lehrerin auch dorthin zu folgen. Alles hier war so... grausam anzusehen. Schmerzverzerrte, ausgemergelte Gesichter, ...zitternde Hände, ...hoffnungslose, gebrochene Blicke. Schreckliche Wunden, unbekannte Leiden im Inneren und leise schleichende Vergiftungen der besonders grausigen Art. Es gab keinen Albtraum, den man hier nicht fand. Delis erster Impuls war es fortzulaufen, umzudrehen, kehrt zumachen, … einfach nur weg von diesen Bildern! Magi Sixtema schien erneut Delis Gedanken zu lesen und machte sie auf etwas Anderes aufmerksam. Auf die Heilerinnen, die ruhigen Schrittes von Bett zu Bett gingen, Trost spendeten, Schmerzen linderten... auf das Licht zwischen all dieser Dunkelheit. Den Funken.
Nova erblickte schwache Freude in müden Augen, Lächeln auf blassen Lippen, … Leben an dem Ort, den der Tod regierte. Dort wo es den Kranken an Kraft fehlte, bekamen sie diese von den Magiern gespendet. Wo es an Hoffnung fehlte, brachten sie Lachen. Wo es Schmerzen gab, linderten sie diese. Licht, Licht... überall konnte man es in der Dunkelheit entdecken! Und im sanften Schimmer dieser guten Seelen, schämte sich das Mädchen für die Angst die sie hatte.
Abends in der Stille ihres Zimmers ließ sie das Gesehene, das Erlebte nicht schlafen. Sie sah die Gesichter, hörte das unterdrückte Stöhnen, spürte die ungesunde Wärme eines Fiebernden Menschen unter ihren Fingern. Ihr Herz klopfte schnell und ängstlich in ihrer Brust wie ein gefangener Vogel. Sie wollte helfen! Doch graute es ihr vor den Bildern, vor den Gerüchen, Geräuschen... und es graute ihr vor dem Gedanken, dass sie den Menschen vielleicht nicht würde helfen können.
Aber ihr Willen war stärker als ihre Angst und so ging sie am nächsten Tag wieder in den Trakt. Zögerlich und ein wenig unsicher übernahm sie erste, kleinere Aufgaben. Reichte hier und da ihre helfende Hand. Und mit jedem Tag lernte sie mehr, mit jeder Überwindung wuchs ihre Kraft und ihre Überzeugung. Ihre Arbeit mit den Kranken brachte ihr mehr und mehr Freude und auch sie schien den Genesenden Freude zu bereiten. Auch sie wurde zu einer jener guten Seelen, die ihr Licht an diesen trostlosen Ort brachten. Ihr Lachen klang oft über die Betten hinweg, sie dachte sich Dinge aus um den Jungen und Alten eine Freude bereiten zu können und nie wirkte sie betrübt auf die Kranken. Auch wenn es nun häufiger vorkommen konnte, dass Deli etwas betrübte, denn es gab immer wieder Seelen, die nicht gerettet werden konnten und jeder Tod ging der jungen Schülerin schrecklich nah. Doch sie musste jedes einzelne Gesicht stillschweigend in ihrem Herzen begraben, um am nächsten Tag mit dem selben Lächeln zwischen den Betten entlang schreiten zu können. Die alte zahnlose Edna, die so viele wunderschöne Geschichten gekannt hatte und ihre langen weißen Haare zu erstaunlichen Kunstwerken hatte flechten können und Nova sogar einige Kniffe beigebracht hatte. Der kleine Jon mit den himmelblauen Augen und dem vorwitzigen Lächeln, der sie immer von hinten auf Bauchhöhe umarmt hatte und sie tausendmal und mehr darum gebeten hatte, ihm erneut ein Lied vorzusingen. Sie hatte oft gesungen und auch die anderen im Trakt lauschten gerne ihren Liedern. Dann war da noch Rodwin gewesen, ein griesgrämiger, respekteinflößender Mann mit schlohweißen Bart und narbigem Gesicht. Es hatte lange gedauert, doch mit ihrer stetig fröhlichen und offenen Art war sie in seinen liebenswürdigen Kern vorgedrungen. Eigentlich war der Ältere ein herzensguter Mensch gewesen, an Arbeit und Kampf gewöhnt doch von der ruppigen Sorte, jedoch nicht in der Lage einer Fliege etwas anzutun... außer es war eine grandessanische Fliege. Er hatte quasi sein Leben lang in der Armee gedient, doch dann fraß ihn diese schleichende Lungenkrankheit langsam von innen auf. Deli hatte es schockiert wie diese starke Persönlichkeit daran zerbrochen war. Sie war anwesend als er starb und so war es die prägendste der schrecklichen Erinnerungen. Immer wieder vermischten sich die Bilder. Rodwin, wie er das erste Mal laut und schallend lachte seit sie ihn gekannt hatte, weil sie ihn ausschimpfte... sie wusste gar nicht mehr, warum sie sich so aufgeregt hatte. Er hatte die Zeit vorher mit seiner unfreundlichen Art stetig an ihren Nerven gezerrt und an dem Tag war ihr der Kragen geplatzt. Das hatte ihm imponiert und gleichzeitig belustigt. Dann Bilder, Erinnerungsfetzen, davon wie er ihr von der Front erzählte, von den „grandessanischen Schweinen“, die ihre Männer abschlachteten. Doch am häufigsten kam das Bild, wie er ununterbrochen Blut hustete und sich unter Krämpfen und Schmerzen krümmte, sie unfähig etwas gegen das Leiden zu tun und hilflos. Auch die anderen anwesenden Heilerinnen hatten ihm schließlich nur die Schmerzen ersparen können. Plötzlich hatte sich sein Körper entspannt und dann lag er da... das Weiß des Bartes befleckt vom eigenem Blut.

So hatte es gute und schlechte Tage gegeben, traurige und fröhliche Stunden, neue Freunde und Feinde. Zu ihren neuen Freunden zählte sie neben Brit und einigen Mädchen der Akademie auch Grimmog, einen Troll mit dem sie sich ganz gerne mal unterhielt. Er erzählte ihr in seiner eigentümlichen Art von dem Urgeist, seiner Gottheit und seiner Pilzzucht, zeigte ihr stolz seine „magischen Fähigkeiten“ und Deli hörte lächelnd zu, stellte Fragen und war einfach... freundlich. Grimmog schien nur äußerst selten eine so offene Behandlung genießen zu dürfen und so hatte sie bald einen ungewöhnlichen Freund gewonnen. Er zeigte ihr Geheimgänge, verborgen hinter Säulen und Vorhängen und war auch sonst ein sehr netter Umgang.

Leon hätte Nova auch gerne zu ihren Freunden gezählt, doch leider bekam sie ihn nur noch an wenigen Tagen zu sehen und auch sonst kam sie kaum noch ins Gespräch mit ihm. Allerdings erfuhr sie interessante Dinge über ihn und den geheimnisvollen Verwandten, dem sie vielleicht begegnet wäre. Wie viel von den Geschichten jedoch nur erfunden und was Fakt war, blieb Nova noch unklar. Es gab einige Augenblicke in diesen ersten Wochen und Monaten an der Akademie, in denen es Delilah sehr nach ihrer Großmutter verlangte und sie oft kurz davor war zu Leon zu stürmen um ihn um ein Treffen zu bitten. Doch jedes mal rief sie sich zur Ordnung, befahl sich Ruhe und konzentrierte sich auf neue Aufgaben. Es gab so viel um sich abzulenken. Der Garten, die Kranken im Heilertrakt, ihr eigentliches Studium... immer wenn sich die kalten Ärmchen um Delis Hals schlangen, schüttelte Nova sie ab und begrub die Gestalt unter all diesen Tätigkeiten... und es half. Nach einiger Zeit konnte sich das Kerlchen nicht mehr unter diesem Berg hervorkämpfen. Außerdem halfen die Besuche des Grauen... oder Raphael, wie sie ihn nun nannte. Er hatte mit seinem ersten Besuch viel Erleichterung und Antworten gebracht... aber auch Fragen. Nun wusste Deli, dass Omniel dem Arm der Inquisition entrungen war, sie konnte ihrer Moma und auch Rebecka Briefe schicken und sie verstand sich auch mit dem ruhigen Herren selbst sehr gut.

Ach liebste Moma!

Es ist so schön von dir zu hören! Es scheint mir die Wogen haben sich vorerst wieder geglättet in unserer kleinen Welt, Moma. Wir werden beide unseren Alltag finden oder haben ihn bereits gefunden. Ich erlebe jeden Tag viel Schönes hier und Neues, doch ich vermisse dich noch immer sehr...


....
Schriftrolle Fuss


Geduldig wartete er, bis sie ihre Briefe beendet hatte und als er die Umschläge in das Innere seines Mantels steckte entdeckte sie ein Siegel, an seinem Gürtel befestigt und kunstvoll zur Gestalt eines Löwen geformt. Ein Lichtstrahl fiel darauf und ließ es golden aufblitzen. Einen Augenblick blendete es Nova und ihr kam das Bild eines flammenden Löwen in den Sinn, mit züngelndem Fell und warmer Stimme. Sie blinzelte gegen die Bilder an, erinnerte sich ihres Traumes und sah den Grauen einen Moment mit großen Augen an. War er es dem sie folgen sollte? War sie ihm nicht schon indirekt in die Akademie gefolgt? Neue ungestellte Fragen, versiegelt hinter ihren Lippen. Doch eines musste sie diesem, ihrem Retter, noch sagen bevor er erneut davon zog.
„.... ich bin sehr glücklich hier. Danke, dass du mich hergebracht hast, Raphael.“

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Re: Ein Funke in der Dunkelheit

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 22. Januar 2014, 10:17

Es war eine gute Zeit.
Delilahs Leben hatte sich verändert und sie war nicht mehr das kleine Mädchen, das zur Schule ging, der Großmutter half und mit Freunden spielte. Jetzt war sie die junge Novizin, eine glühende Knospe die erblühte, eine junge Frau die ernsthaft ihre Ziele verfolgte, studierte und für andere da war. Während ihrer Ausbildungszeit hätte sie gern öfters mit Leon zusammen gelernt, seine Nähe war immer angenehm und manchmal regelrecht prickelnd, doch er war in den vergangenen Monaten selten da gewesen. Immer wenn sie ihn gesehen hatte, war er sehr beschäftigt, da er seine Fehlzeiten aufarbeiten musste. Nur einmal war es ihr durch ihren enormen Fleiß gelungen in der gleichen Lerngruppe zu landen. Eines Abend saßen sie plötzlich alleine noch in einem der Studierzimmer und lasen jeder in seinem Buch. Er hatte vielleicht vergessen, dass sie noch da war oder sie einfach nicht bemerkt, als Nova einen schweren Seufzer aus seiner Ecke hörte. Das Knistern von Papier ließ sie aufsehen und dann beobachtet sie einen vollkommen veränderten Leon, der mit tiefen Sorgenfalten über einem Brief saß. Sein Gesicht war so ernst, dass es fast schmerzte ihm zuzusehen. Immer wieder schüttelte er den Kopf und knurrte sogar einmal richtig. Was dort stand musste ihm größte Sorgen bereiten. Deli fühlte sich plötzlich wie eine Spionin, die etwas sah, was sie nicht sehen sollte, also räusperte sie sich und Leon zuckte regelrecht zusammen. Er starrte sie an.
„Wie lange bist du schon hier?“
Er hatte sie wirklich nicht bemerkt. Delilah antwortete wahrheitsgemäß mit circa drei Stunden.
„Entschuldige … ich … „
Offensichtlich war es ihm unangenehm, dass sie ihn in dieser Situation gesehen hatte. Ihre Blicke kreuzten sich und plötzlich, als wenn ihr Kontakt die Tore geöffnet hatte, brach es aus ihm hervor, als müsse er sich ihr erklären:
„Ich … Ich mach mir Sorgen. Ein naher Verwandter ist mal wieder in Schwierigkeiten … und ich muss ihn dann immer wieder heraus boxen. Kannst du dir vorstellen wie es ist, einem Menschen, den du ALLES verdankst, ständig helfen zu müssen? Immer dieses schlechte Gewissen und das Gefühl etwas schuldig zu sein. Weist du, ich mag ihn wirklich sehr, aber er hat ein Talent sich in ...“
Er stockte und ein paar Atemzüge vergingen, bevor er sich wieder gefangen hatte. Er sah sie immer noch an und blinzelte zweimal langsam. Dann lächelte er wieder.
„Du hast auch ein Talent, kleine Nova! Du löst einem die Zunge ohne dafür jegliche Gewalt anwenden zu müssen. Du solltest Spionin, nicht Heilerin werden, ha ha.“
Man merkte deutlich, dass er bewusst etwas albern klang, aber sein Lachen war ansteckend. Er grinste breit und seine Augen funkelten. Er war ihr nicht böse, ganz im Gegenteil, doch weiter würde er sich so ohne Weiteres ihr nicht offenbaren.
„Entschuldige, ich wollte dich nicht mit meinen Problemen belasten. Lerne ruhig noch weiter, ich gehe jetzt schlafen.“
Damit erhob er sich und ging. Die folgenden Tage war Leon wieder verschwunden und Delilah wurde von ihren Studien abgelenkt. Der Kräutergarten verlangte ihre Aufmerksamkeit, das Training ihrer inneren Stärke, das Lernen von Zaubern und auch Brit verlangte immer mal wieder nach sozialer Interaktion. Grimmog war ein genügsamer Freund, den man auch mal ein paar Wochen vergessen konnte und der glücklich über jede Zuwendung schien. Brit war da anders. Sie holte auch mal Nova mitten aus einer Übung und entführte sie zu kleinen Zerstreuungen, die ihr aber gut taten. Ich der ganzen Zeit kam es zum Glück nur zu einem negativen Vorfall und der kostete Brit nur ein blaues Auge und ein paar ebenso blaue Flecken. Eine vermeintlich hohe Dame der Gesellschaft hatte sich selbst eingewiesen und verlangte unverhältnismäßig viel Zuwendung. Ihr Gezeter hallte durch die Gänge des Krankentrakts und verstörten die anderen Patienten. Alle versuchten sie zu beruhigen, dass ihr angeknackster Fuß sie zwar vom Tanzen auf dem baldigen Ball abhalten könnte, was sie zu einem regelrechten Wutausbruch veranlasste, aber dass es keine bleibenden Schäden geben würde. Die Dame, die sogar ihren persönlichen Diener mitgebracht hatte, verlangte die Behandlung des obersten Magi und eschoffierte sich über ALLES! Auch Delilah versuchte zu vermitteln und wurde prompt angeschrien.
„Ich lass mir doch von keiner Anfängerin den Verband wechseln! Du dummes Ding bringst es fertig und knotest ihn noch um den falschen Fuß! Wo ist der Magus Unus? Ich will ihn sprechen! SOFORT!!“
Sie stieß Deli so heftig von ihrer Seite, dass sie versehentlich gegen einen Instrumentenwagen stieß. Der Gesamte Inhalt verteilte sich mit lautem Scheppern über den Boden und Brit kam angeflitzt. Als sie dazu ansetzte, der Dame erklären zu wollen, dass der Magus sich im Moment nicht in der Stadt befand, wurde die Dame hysterisch und begann irrwitzig herum zu schreien und drohte damit nicht aufzuhören, bis er sich zu ihr bequemte. Brit verpasste ihr eine Ohrfeige und dann kam eins zum anderen. Der Wächter, ihr Diener, schritt sofort ein und eine heftige Prügelei entbrannte. Magus Tresus beendete das ganze durch einen sehr wirkungsvollen Zauber, in dem er alles Licht im Raum mit einem Schlag in sich auf sog. Die plötzliche Finsternis war erschreckend und seine karrende Stimme befahl alle zur Ruhe, so dass selbst die Dame endlich aufhörte zu schreien. Brit ging aus diesem Erlebnis mit ein paar kleinen Blessuren hervor und Delilah mit der Erkenntnis, dass auch die Kriegerischen Zauber der Lichtmagie manchmal hilfreich sein konnten.
Die folgenden Wochen machte sie sich Gedanken darüber, welche Zauber sie nun perfektionieren sollte und welche noch Zeit hatten. Delilah lernte mit Eifer und Ausdauer und sperrte das kleine „Monster“ Heimweh tief in ihre Seele ein. Sie wollte sich verändern und spürte, dass dies der richtige Weg für sie war.

(Melde dich mal bei mir um die einzelnen Zauber, die du beherrschen möchtest durchzugehen.)

Der Wandel hatte sich schleichend vollzogen. Er hatte Spuren auf ihrer jungen Seele hinterlassen. Nova lernte auch den Tod in diesen Mauern kennen. Eine Tod, den man so konzentriert nur an wenigen Orten so gut beobachten konnte, denn in die Lichtakademie brachte man die hoffnungslosesten und schlimmsten Fälle. Manch ein sterbendes Gesicht würde sie wohl nie vergessen, aber auch der Tod, so hatte sie lernt, gehörte mit zum Leben. Waren die Gesichter alt, so war es noch gut zu ertragen, doch gerade die jungen Gesichter, die ihr Leben noch vor sich hatten, verfolgten Delilah bis in ihre Träume. Manchmal, wenn keine Heilkunst der Welt mehr etwas ausrichten konnte, dann war es auch die Aufgabe der Heiler, dem Leben die Qualen zu nehmen. Und noch viel seltener, war es sogar ihre Aufgabe, das Leben selbst zu beenden, damit die Seele Frieden finden konnte. Doch derlei Patienten, wo solche Entscheidungen zu treffen waren, um die kümmerten sich nur die hohen Magi.

Vor einigen Tagen hatte Delilah mitbekommen, wie ein Mann eingeliefert wurde. Die Symptome seiner Krankheit waren zuerst noch unklar. Er wirkte stark ausgetrocknet, hatte eingefallene Augen und seine Lippen wurden von Stunde zu Stunde dünner und rissiger. Magi Sixtema tat was sie konnte um den Prozess zu verlangsamen, doch zu mehr war auch sie nicht in der Lage. Sie konnte ihn wenigstens für ein paar Stunden stabilisieren und ihm die Schmerzen nehmen. In dieser Zeit berichtete er in Panik, dass er an der Grenze zu Grandessa, zwischen Jersa und Troman die Kampfplätze nach brauchbaren Sachen abgesucht hatte. Dabei sei er über eine schon fast komplett verweste Leiche gestolpert. An der Rüstung habe er gesehen, dass es sich um einen Dunkelelfen handeln musste und wollte ihn nach Waffen untersuchen. Er trug eine metallene Maske, die wertvoll aussah, also nahm er sie ab. Als er sich über sie beugte, bewegte sich plötzlich die Leiche und vergrub ihre Zähne in seinem Oberarm. Dann fiel sie aber reglos in sich zusammen. Der arme Mann berichtete, dass der Leib sich unter seinen Augen in Staub aufgelöst hätte. Er hatte sich gegriffen, was er kriegen konnte und war nach Hause gerannt. Dort hatte er seiner Frau und seinen Kindern davon berichtet und war notdürftig versorgt worden. Am nächsten Tage hatte er einen Durst verspürt, den kein Wasser stillen konnte und kurz darauf war er ernstlich erkrankt. Seine Frau hatte geboten zu Hause zu bleiben um sich um die Kinder und die Tiere zu kümmern, während er nach Jorsa hinein reiste. An der Stadtgrenze war er schon vollkommen geschwächt von Wachen aufgegriffen worden und so war er zur Lichtakademie in den Krankentrakt gebracht worden. Nach eingehender Untersuchung stand das Ergebnis fest:
Zombiefäule!
Magus Quaturus, der Magi Sixtema bald zur Hilfe kam, lieferte eine eingehende Beschreibung der Krankheit:
"Diese Krankheit wird von Zombies und anderen Untoten übertragen. Wenn eine Person von einem Untoten verletzt wird und dieser ein Wirt dieser Krankheit ist, steckt er sich in der Hälfte aller Fälle mit dieser Krankheit an. Die Betroffenen dieser Krankheit werden oft mit Zombies verwechselt, obwohl sie noch leben. Die Symptome breiten sich wie folgt aus:
Die Augen des Betroffenen ziehen sich tief in die Augenhöhlen, die Lippen ziehen sich zurück und geben damit den Blick auf das Zahnfleisch und die Zähne frei. Er verdorrt und große Hautlappen hängen herunter, außerdem kann der Kranke auch ledrige Haut haben, aus der, wenn sie aufbricht, eine stinkende Flüssigkeit austritt. Erstaunlicherweise lebt der Kranke noch bis zu ca. 5 Jahren. In diesem Zustand ist der Patient fast immun gegen andere Krankheiten, doch durch Waffen und Magie kann man ihn stärker verletzten. Diese Krankheit ist nur sehr schwer zu behandeln, geschweige denn zu heilen. Linderung ist nur durch die stärkste Lichtmagie gegeben. Diese Zauberei jedoch kann einen Infizierten nicht heilen, sie verlangsamt nur die Fäule und befreit etwas von den Schmerzen."
Letzteres quälte den armen Mann heftigst. Die Heiler hatten ihn nur soweit stabil halten können, bis er seinen Bericht abgegeben hatte, doch dann brach die Krankheit mit ungewöhnlicher Härte erneut durch. Von so einem heftigen Fall von Zombiefäule war noch nie etwas bekannt geworden. Schnell war überall das Raunen der verhaltenen Stimmen zu hören, die von einem mächtigen dunkelelfischen Nekromanten flüsterten. Auch wenn der Patient isoliert untergebracht war, so erfüllten seine Schmerzensschreie den ganzen Krankentrakt. Schnell bat er ganz von selbst um Erlösung. Die Entscheidung, seinem Wunsch nachzukommen, war schnell getroffen. An diesem Tag fühlte sich Delilah Herz besonders schwer an, denn sie wusste, dass er eine Frau und zwei kleine Kinder zurück ließ. Man entschloss der Hinterbliebenen eine großzügige Spende zukommen zu lassen und noch am selben Abend wurde Delilah zu ihrem ersten Außeneinsatz gebeten. Die Aufgabe war einfach.
„Delilah, ich denke du bist so weit, dass du dein Licht hinaus zu den Seelen tragen kannst, die seine Wärme benötigen.“
Magi Sixtema hatte sie zu sich gerufen und auch Raphael Cinzento „der Graue“ war anwesend.
„Der ehrenwerte Templer Raphael wird dich begleiten. Er weiß wo der arme Mann gewohnt hat. Es ist deine Aufgabe der Witwe die Nachricht vom Tod ihres Mannes und unsere Spende zu überbringen. Auch diese schweren Aufgaben gehören zu unserer Pflicht. Ich weiß, du wirst die richtigen Worte finden und ihr Trost spenden. Plane was du vielleicht sonst noch brauchst und sei zum Sonnenuntergang zurück.“
Sie hielt Delilahs Hand und drückte sie sanft.
„Und wenn ihr auf dem Rückweg etwas Zeit übrig habt, habe ich auch nichts dagegen, wenn du deine Großmutter besuchst.“
Ihr Lächeln war sanft und freundlich und der Graue nickte bestätigend. Magi Sixtema ließ sie allein und Deli wusste, dass sie nur den Tag hatten um dort hin zu gelangen, ihre Pflicht zu erfüllen und zum Sonnenuntergang wieder hier zu sein.
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Re: Ein Funke in der Dunkelheit

Beitrag von Delilah » Freitag 7. Februar 2014, 19:47

Ja, es hatte sich viel verändert in Delis Leben. Das Spektrum ihrer Welt hatte sich vergrößert, es kamen wundervolle Erlebnisse und Begegnungen hinzu, die in den wundervollsten Farben leuchten konnten... doch es gab auch Tage, die Nova Abgründe zeigten, die Farben trugen, die ihr noch völlig unbekannt waren. Düster, dunkel, tiefschwarz...
Der Tag heute kleidete sich in graue Wirbel. Sie war aufgeregt, denn seit langem würde sie die Akademie wieder verlassen, doch der Anlass ließ ihr keinen Grund zur Freude. Noch immer wuchs dem Mädchen ein Kloß im Hals, wenn sie an die gequälten Schreie des Mannes dachte. Laut hatten sie durch die Gänge geschallt. Und das Bild seines Gesichtes ging ihr auch nicht aus dem Kopf. Tot hatte er ausgesehen, obwohl das Leben in ihm sich wehrte. Nun war der Tod wirklich und leibhaftig durch die Gänge gewandelt. In Gestalt dieses gequälten Mannes. Unbehagen und Angst spreizten ihre schwarzen Flügel in Novas Herz. Sie hatte einmal von den wandelnden Toten gelesen und auch damals war ihr allein bei dem Gedanken ein kalter Schauer über den Rücken gewandert. Tote, leblose Augen, eingefallene Haut und doch eine unnatürliche Art des Lebens in diesen Körpern. Falsch, falsch, falsch. So hatte es in ihr geschrien bei dem Bild, das sich in ihrem Kopf gebildet hatte. Nicht richtig, unnatürlich, ungewollt, unheimlich, unheilig...
Aber der Mann war keiner von diesen Kreaturen gewesen, er war ein Opfer. Er war einem dieser Wesen begegnet und Delis Herz flatterte ängstlich bei dem Gedanken, dass so etwas aus jorsanischem Boden seine Fußabdrücke hinterließ.
Doch im Moment hatte sie andere Sorgen. Sie war auf dem Weg zur Familie des Mannes. Des Mannes, dessen Leiden sie in den letzten Tage hatte miterleben müssen. Des Mannes, dessen Leben sie auf seinen Wunsch hin beendet hatten um ihm weitere Schmerzen und Qualen zu ersparen. Sie sollte die Nachricht übermitteln. Doch wie tat man sowas? Unter sich spürte sie den rhythmischen Schritt des Pferdes und hinter sich die beruhigende stille Anwesenheit Raphaels, ihres Beschützers. Er hatte sie kurzerhand vor sich in den Sattel gehoben und nun ritten sie schon eine Weile schweigend die Landstraße entlang. Ab und zu waren ihnen noch Karren und Wanderern begegnet, doch je weiter sie sich von Jorsa entfernten, umso seltener wurde dieser Anblick. Die Händler waren in den letzten Monaten immer öfter fortgeblieben und das merkte man in der Bevölkerung. Alles wurde knapp und die Not querte ein im verblühenden Reich. Der König hatte es mit einem Feind zu tun, gegen den keine Mauer schützen konnte. Es wurde schwerer, seine Familie ordentlich ernähren zu können und nun musste sie einer Mutter erklären, dass der Ernährer der Familie wegbleiben würde. Dass sie ihren geliebten Mann nicht wiedersehen würde, den Vater ihrer Kinder. Sie seufzte. Was sollte sie nur sagen? Wie konnte sie trösten? Was konnte sie tun? Halt suchend lehnte sie sich an Raphael.

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Re: Ein Funke in der Dunkelheit

Beitrag von Erzähler » Montag 10. Februar 2014, 08:56

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