Delilah hielt es für möglich, dass die Krankheit durch vorausgegangene Ansteckungen doch noch existieren könnte? Innerlich wollte sich sofort Widerspruch in der Knappin regen. Delilah hatte nicht die Hütte gesehen - wie sie anders gewirkt hatte. Nicht den Funkenflug gesehen und nicht Leons Gewissheit gehört, dass es vorbei war. Darna war ja selber anfangs mehr als skeptisch gewesen, dem Frieden zu trauen, und dann... hatte es sich einfach doch richtig angefühlt, gewirkt.
Ach. Sie, Darna von Eibenau, drohte sich schon wieder auf ihr Bauchgefühl zu verlassen, nicht wahr? Wie dumm.
Delilah tat gut daran, auf das Beibehalten der Sicherheitsmaßnahmen zu drängen. Was, wenn sie - Darna und Leon - sich doch irrten? Wozu bräuchte es sonst noch die Kerne im Tempel, zwei potentielle neue Pflanzen? Ein Gedanke irrlichterte in Richtung einer anderen Idee, aber sie verdängte diesen Gedanken sofort, noch bevor er wirklich Form annehmen konnte. Und trotzdem beruhigte sich der innere Widerspruch nicht so recht, aber sie schwieg vorerst dazu. Es wäre vollkommen unhöflich gewesen, Deli offen zu widersprechen, und es hätte den Wert ihrer aller Worte geschmälert, wenn sie sich nicht einmal untereinander einig zeigten.
Die Knappin hörte den Ergänzungen ihrer Kameraden und des Dunkelelfen aufmerksam zu und war dankbar für die fast nahtlosen Übergänge, für die sinnvollen Beiträge. Auch wenn sich bei der Erwähnung dieses Nekromanten namens Tausendtod ein kalter Schauer über ihren Rücken schlich. War der Name ein Spaß? Wohl kaum. So etwas wie eine Art Wappenname? Ein gruseliger Gedanke. Hm. Wie der Dunkelelf wohl hieß, der hier mit in diesem Raum stand?
Zanfar... - und weiter? Ihre Gedanken irrlichterten ein bisschen und sie fand es für einen flüchtigen Moment kurios, dass sie scheinbar gerne Namen 'nachjagte'? Dem von Eisenfaust, jetzt dem des - ha ha - "Nicht-Genannten"... Wobei sie dem nicht wirklich nachjagen würde. Das erschien ihr so sinnlos wie unhöflich. Es ergab sich durch die Beiträge aber ein stimmiges Gesamtbild und in ihr regte sich etwas wie warmer zufriedener Stolz: sie war stolz, zu diesen Menschen zu gehören. Mit ihnen hier zu stehen und von etwas berichten zu können, was sie alle zusammen geleistet hatten, selbst unabhängig voneinander.
Umso widersprüchlicher schien es, dass sie trotzdem auch unruhiger wurde. Ihre üblichen Zweifel versuchten vehement, nicht einmal den Zustand von Zufriedenheit lange gelten zu lassen.
Hatte sie sich zu kurz gefasst?
War es doch unhöflich gewesen, sich nicht selbst vorzustellen? Ja, ihr Name schien bereits bekannt zu sein, was sie ungemein ehrte und so hatte sie zugunsten eines zügigen Berichtes auf eine also unnötige Floskel verzichtet. Warum also trotzdem diese zunehmende Unsicherheit? Ihr Kiefer verschob sich ein mal und sie schluckte trocken, während sie zuhörte, ansonsten ließ sie sich äußerlich nichts anmerken. Es galt, Ruhe zu bewahren!
"...Eine Ausbreitung über die umliegenden Dörfer konnte verhindert werden.“
Und dann hörte sie Basils Stocken förmlich, ohne dass sie sein Gesicht sehen musste. Im Unterricht folgten meist Momente, in denen er jetzt irgend einen gedanklichen Anschubser brauchte, um nicht doch den Faden zu verlieren und Dinge zu vergessen, aber dieses Mal glaubte Darna den Grund besser einschätzen zu können:
Sollte er die Hergänge in Serna weiter ausbreiten und sich damit in ein besseres Licht rücken? Sein Ritterschlag konnte davon abhängen und so überraschte es Darna fast etwas, dass den Worten gar nichts folgte.
Ihr Blick glitt während der Sprechpause durch den Raum, um die Reaktionen einzuschätzen. Hatte... die Diplomatin da gerade leicht den Kopf geschüttelt? Erst diese Sekunde später begriff Darna in größerem Ausmaß, was für sie gerade doch auf dem Spiel stehen könnte - sie hatte die Angst, dass Basil von den Dämonen erzählen könnte, für sich bereits abgehakt gehabt. Jemand, der sie eindringlich davor gewarnt hatte, sich selbst an die Inquisition zu verraten, konnte sie dann doch nicht hier vor dem König bloßstellen, ans Messer liefern!
Dass jemand von Gernots Schlag exakt so agieren könnte, um seinen eigenen Ruhm nur im richtigen Moment und vor den richtigen Leuten zu mehren, dafür war sie nicht einmal theoretisch durchtrieben genug.
Aber Basil schwieg.
Egal, was er hatte sagen wollen, er schwieg.
Und seine Kameradin fand es einfach nur ungerecht, dass sein eigener Beitrag zur Heldentat damit so blass blieb, gerade hier, gerade jetzt...
Leon begann, seinen Anteil zur Audienz beizutragen und machte dabei eine tadellose Figur, trotz seiner Erschöpfung. Ein Anblick, der Darnas Blick wieder eine gewisse Wärme, ihrer Aura zartes Weiß verlieh. Doch die Worte, die seine Lippen verließen, führten den Bericht schnell in eine unerwartete Richtung und offenbarten mal wieder Informationen, die ihr völlig neu waren. 'Erbe des weißen Ritters'? Was war das nun wieder? Etwas, was dem General mehr zu sagen schien als seiner Majestät. Seine Worte hoben ihre und Basils Verdienste derart lobend hervor, dass es ihr schmeichelte, und sie war erleichtert, dass nun doch die Seelenrose direkt zur Sprache kam. Das Interesse des Königs schien vollkommen ausreichend befriedigt, dass die Erklärungen gerechtfertigt waren und sie hatte dafür nicht wieder einen Berichtmonolog halten müssen. Perfekt.
Sie furchte nur flüchtig irritiert die Stirn, als Leon sich für Delilahs Aussage verbürgte. Hatte er wirklich so viel politisches Gewicht, dass das eine ernstzunehmende Äußerung war? Es schien irgendwie so.
Dieser Junge - Mann - faszinierte und irritierte sie immer wieder gleichermaßen. Für Momente wirkte er ihr so nah, so ähnlich, und dann... wieder irgendwie so seltsam fremd, unbekannt. Wie aus einer anderen Welt.
Nun ja, eigentlich entsprach das ja auch durchaus den Tatsachen, bemerkte ihre Stimme aus dem Hinterstübchen nüchtern.
Umso aufmerksamer hörte sie dem General zu, als er anfing, ein Bündnis zwischen Jorsa und Leons Familie zu erwähnen. Chasin reagierte... irgendwie seltsam.
„Das ist seltsam, denn ich erhielt vor einigen Stunden Nachricht, dass ein Verano Milagros, Graf von Weißenfels eine Audienz beim König wünscht. Meines Wissens nach wartet er im blauen Salon mit ein paar anderen Bittstellern seines Ranges. Also sagt mir, wer ist dann der Mann, der vor gibt, euer Vater zu sein?!“
... Was?! ...
Ihre Augen weiteten sich aufs Maximum. Sie wurde nicht weiß, aber ihr war klar, was diese Aussage an Leons Fassung hämmern musste! Leon griff nach der Lehne eines Stuhls und Darna folgte unwillkürlich seiner Bewegung, stand quasi sofort direkt daneben und hätte ihn gestützt, hätte ihn die Nachricht wortwörtliches von den Füßen gerissen. Aber er hielt sich. Bei den Göttern, er hielt sich! Aus weiterhin großen Augen beobachtete sie ihn, während er tief durchatmete und seine Vermutung äußerte:
"Er ist häufig in Kontakt mit mächtigen Geistern gewesen... Ich bin mir sicher, dass die Nachricht seines Todes der Wahrheit entspricht, doch wenn sein Leib hier aufgetaucht ist... dann wird es nicht sein Geist sein.“
Ihre Stirn furchte sich langsam.
'Nicht sein Geist'...?, betrat eine neue düstere Ahnung ihr Gedankenhaus und machte es sich bequem. Argwohn regte sich prompt:
Deli hat doch erzählt, Verano sei mit irgendwelchen dieser anderen Begleiter nach Rugta aufgebrochen - und später habe er ihr - in einem Traum? - zu verstehen gegeben, dass er tot sei? Wenn er an... bei... Rugta gescheitert ist... Bei den Dunkelelfen... Konnte es sein, dass der Feind von Veranos Körper Besitz ergriffen hatte - und jetzt im Schloss war?!
„Ihr werdet euch dieser Sache annehmen und mit berichten. Ich möchte wissen, mit wem ich nun ein Bündnis habe, von dem ich bis eben nichts wusste. Wir werden noch darüber sprechen, von Pappelhain!“
Richard war verstimmt!
Und Darna irritiert! Regte sich seine Majestät gerade ernsthaft bloß über mangelhafte Kenntnis irgendwelcher Bündnisse auf? Ach nein, er wusste ja nicht... Oh! War von Pappelhain klar, was...? Oh, verdammt!
Die Gedanken der Knappin hüpften mal wieder im Dreieck und bölkten 'ALARM! ALARM! ALARM!' Das Schloss wurde von einem durch die Dunkelelfen nekromantisch beseelten Spion im Grafenrang unterwandert! Was sollte das heißen, der saß da auch noch mit weiteren 'Bittstellern seines Ranges'?!
Sie musste...
"Kommen wir zu dieser schrecklichen Krankheit...“
Damit wandte er sich Richard an Darna und seine Miene wurde wieder etwas offizieller.
...stillstehen! Augen zum König! Haltung!
„Ihr wurdet wiederholt lobend erwähnt und seid schon eine Weile Knappin im Dienste Aarenhorsts. Ich werde euren Ritterschlag in Erwägung ziehen und euch informieren lassen. Eure Taten sollen gewürdigt werden.“
Gesichtsfarbe vom Boden aufsammeln! Nicht ohnmächtig werden!
Der Blick seiner Majestät wanderte zu Zanfar. Und ihr Blick starrte noch ein zwei Momente geradeaus, während die weiteren Worte für eine Weile hinter einem Vorhang aus Rauschen verblieben. Er hatte 'Ritterschlag' gesagt? 'In Erwägung ziehen'... Ihr wurde schwindelig und einzig ihre Erziehung verhinderte, dass ihre Knie nachgaben, während das emotionale Chaos über ihr zusammenschlug. Was sie befürchtet hatte, war eingetreten - oder kurz davor. Es war gut, dass sie sich gedanklich bis zu einem gewissen Grad für diesen Moment bereits gewappnet hatte, denn es half ihr, hier jetzt nicht völlig planlos den Kopf zu verlieren, aber...
Verdammtundbeiallentiefendesharaxverflucht, da kam ihr Traum in greifbare Nähe. Ihr Traum, seit sie als kleines Mädchen vor einer ehrwürdig einstaubenden, einfachen Ritterrüstung gestanden hatte.
Und sie musste...
einen kühlen Kopf bewahren. Jetzt war sie es, die tief durchatmete und ihr Blick stumpfte ab, ihre Aufmerksamkeit gelangte wieder in Hier und Jetzt:
Einladung. Feiern? Jetzt? Ihr war überhaupt nicht nach feiern zumute.
Na gut, das war ihr eigentlich nie, aber... jetzt??
Der Krieg tritt gegen Jorsans Türen, und sie .. feiern?
Ist das sowas wie eine Henkersmahlzeit?, ging es ihr überkritisch durch den Kopf.
Sie verneigte sich protokollgemäß, als seine Majestät den Raum verließ und war danach regelrecht dankbar, als ihnen Papier und Schreibutensilien ausgehändigt wurden. Man zog nicht sofort los, um den Körper von Leons Vater zu stellen, Pappelhain blieb noch hier und seine Majestät schien erst recht nicht jetzt direkt da hin zu wollen - gut! Das mochte theoretisch gefährlich für diejenigen sein, die sich nun in Veranos Nähe aufhielten, aber wenn er auf eine Audienz wartete, würde er kaum schon vorher irgendwelche Massaker anrichten.
Hoffentlich.
Berichte?! Wie sollte sie sich jetzt auf Berichte konzentrieren? Sie griff zur Feder. Berichte. Doch, Berichte waren gut! Schriftliches zwang sie, ihre Gedanken zu fokussieren, und nach kurzen Besinnungsmomenten flog die Feder über die weiße Seite, als gelte es, mit der Tinte als Waffe die Leere dort zu besiegen. Eine angenehm leicht lesbare, für eine Frau vielleicht etwas zu schnörkellose Schrift begann, Zeile um Zeile zu fertigen. Sie hatte das Geschehen mehrfach berichtet, sie hatte sich sogar schon erste Gedanken darum gemacht, wie sie Details weglassen konnte, ohne zu lügen...
"Seine Majestät und meine Wenigkeit werden später noch weiter darüber beraten und gegebenen Falls auf den ein oder anderen Punkt zurück kommen." - ja, genau deswegen! Der Bericht durfte keine Fragen offen lassen, die dem Nachvollziehen der Hergänge dienten und durfte... auch am besten gar keine Fragen dort aufwerfen, wo es sonst zu pikanten Details gekommen wäre.
"Deshalb ist seine Einladung auch unbedingt anzunehmen.", fuhr von Pappelhain fort und sie schenkte dem General die gebotene Aufmerksamkeit,
"Euch werden Räumlichkeiten und angemessene Garderobe gestellt, sofern ihr wünscht, aber es geht heute etwas legerer zu."
Darnas Stirn furchte sich leicht und sie sah skeptisch an ihrer eigenen Kleidung herunter. Egal, ob leger oder nicht, sie fühlte sich letztlich unwohl in diesen Sachen - bis auf die Stiefel.
Wir haben ein paar fahrende Leute im Palast die die Regeln der Etikette etwas zu lockern vermochten. Es gibt ein kleines Fest mit Verkleidungen, Masken und natürlich einer erlesenen Auswahl an Köstlichkeiten. Es wird erwartet, dass ihr erscheint.“
Damit sah er zu Leon. „Und es ist eine gute Möglichkeit für euch, herauszufinden, wer den Körper eures Vaters 'spazieren' führt“. Der junge Lichtmagus sah nicht auf und nickte nur, während er seine Feder führte.
Darna nutzte die Chance, um mit etwas eher Belanglosem das Wort zu ergreifen:
"Wir danken euch sehr für die Einladung, Euer Erlaucht. Wo Ihr die Garderobe erwähnt: Im Laufe der Ereignisse wurden wir fast alle genötigt, einen Gutteil unserer Ausstattung zu verbrennen und uns anderweitig zu behelfen. Herr von Gudenberg und ich hatten bisher nicht einmal Gelegenheit, am Grafenhof vorstellig zu werden und uns zurück zu melden. Wäre es vielleicht möglich, jemanden dorthin zu entsenden, um von uns Nachricht zu überbringen und einige Sachen von uns mitzunehmen oder herschicken zu lassen? Sofern es die Zeit zulässt, könnten wir natürlich auch selber gehen" - der letzte Satz war lediglich der Höflichkeit halber angefügt, um klarzustellen, dass sie und Basil natürlich nicht zu faul waren, um selber zu gehen. Aber die bisherigen Äußerungen hatten eigentlich genügend nach einem 'Ihr bleibt erstmal hier!' geklungen, und das von höchster Stelle. Was Darna betraf, wusste sie aber wenigstens, dass am Hof des Grafen der Wehr noch genügend Kleidung von ihr liegen müsste. Hosen, die ihr passten, ohne Männerschnürung am Schritt! Und unter anderem auch Blusen und eine längere livreeartige Weste in ihren Familienfarben, die weder zu protzig noch zu bieder war - und in der sie sich hier wesentlich wohler fühlen würde.
Sollte sie jetzt wegen Leons Vater...? Nein. Nachher schmiss das alles wieder um und sie hätte hierfür schon wieder keine Zeit! Sie konzentrierte sich nun verbissen auf die Berichte und sah zu, dass alles fertig wurde.
Ein
Bericht zur Nachverfolgung und Bekämpfung des "Hauch Morgerias"
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- Maßgeblich Beteiligte:
Leon Milagros, Adept der Lichtakademie unter Magus Quaturus
Basilius Wolff von Gudenberg, Knappe des Grafen der Wehr Widumar von Aarenhorst
Darna von Eibenau, Knappin des Grafen der Wehr Widumar von Aarenhorst
Elli Bromer, Tochter der Besitzer der Herberge "Roseneck" in Serna
Nach Beendigung der Knappenprüfung an Bord der "Niemand" finden die drei genannten Personen in Serna Quartier im Gasthaus "Roseneck", das von Familie Bromer betrieben wird. Im Verlauf des Abends begibt sich Knappin von Eibenau von akutem Unwohlsein (nicht durch den Hauch bedingt) geplagt vor die Tür. Ein dort zufällig anwesender Fischräucherer namens Harri bietet ihr gegen den galligen Geschmack im Mund einen Schluck Rum aus seinem Trinkbehälter an, den die Knappin annimmt.
Knappe Basilius folgt nach draußen und wird ebenfalls Zeuge, wie der Fischräucherer aufgrund eines drohenden Missverständnisses vor beiden zurück-/ausweicht und in einen Stapel Kisten stürzt.
Auch Leon Milagros betritt den Ort des Geschehens und hält die Knappin davon ab, dem Räucherer aufzuhelfen: er entdeckt schwarze beulenartige Geschwüre und diagnostiziert Morgerias Hauch. Unverzüglich stellt er die Seitengasse und die Taverne unter Quarantäne, veranlasst die Errichtung eines behelfsmässigen Lazaretts und eine Befragung der Gäste.
Beide Knappen werden ebenfalls unter Quarantäne gestellt, da Knappin von Eibenau den Trinkschlauch, um dem Räucherer zu helfen, Knappe von Gudenberg in die Hand drückte und somit beide damit in Berührung kamen.
Nach dem ersten Schock formuliert Knappe von Gudenberg als erster den Entschluss, die Spur der Krankheit zurückverfolgen zu wollen, sollte man das Ganze hier überleben und packt tatkräftig beim Aufbau des Lazaretts und allen weiteren nötigen Tätigkeiten mit an.
Nach einer ersten Operation des Fischräucherers durch Herrn Milagros übernimmt von Eibenau die Nachtwache und beobachtet eine Sternschnuppe. In dem volkstümlichen Glauben, sich etwas wünschen zu können, formuliert die Knappin im Stillen: "Ich wünsche mir, dass diese Krankheit möglichst bald für alle ein gutes Ende nimmt und ganz aufhört!"
Der Fischräucherer erwacht und wird von der Knappin nach seinem vorigen Aufenthalt und Kontakt zu anderen Personen befragt. Es lässt sich anhand seiner Angaben zurück verfolgen, dass er sich bei einem Jungen fragwürdiger Herkunft(*) eine halbe Tagesreise vor Serna in Richtung Troman angesteckt haben dürfte. Bedauerlicherweise schickte der Räucherer den Jungen, der eine seltsame Kupfermaske tragen soll, zu einem befreundeten dort lebenden Landarbeiter, um ihm zu einer warmen Mahlzeit zu verhelfen. Seitdem hatte er glücklicherweise mit niemand anderem Kontakt, doch drei durch ihn danach hergestellte Kisten Sprotten sind mit Sicherheit verseucht und im Umlauf.
In derselben Nacht beobachtet die Knappin, wie die etwa vier Jahre alte Tochter der Bromers in den Garten herab klettert, um dort, wie sie selber mitteilt, nach einem Stern zu suchen. Zielgerichtet findet das Kind ein unregelmäßig geformtes dickliches Objekt, das sie wie ein Samenkorn behandelt. Sie gibt einen Kuss darauf, pflanzt es in einen Blumentopf mit Erde und scheint von dem Gebilde eine Botschaft zu erhalten: sie richtet der Knappin aus, sie solle die Pflanze nach Jorsa bringen und sich um Elli keine Sorgen machen, ihr werde es gut gehen.
Danach lässt das Kind offensichtlich eine große Menge magische oder göttliche Kraft in den Blumentopf fließen, die sich durch grünes Licht äußert und fällt danach in tiefen Schlaf.
Die Knappin weckt Herrn Milagros, um über das Geschehene zu berichten. Sie übergeben das Mädchen wieder seiner Familie, davon ausgehend, dass sie durch Florencia geschützt nicht infiziert sein wird. Aus dem Samenkorn entwickelt sich mit immenser Geschwindigkeit ein Gewächs, das Adept Milagros als "Seelenrose" identifiziert, eine Pflanze von wundertätiger Heilkraft. Die Seelenrose reagiert positiv auf Milagros und von Eibenau, was sich zum Beispiel darin äußert, dass die Blätter sich um einen berührenden Finger legen und sich ihnen der Blütenkopf zuwendet. Einer Eingebung folgend wirkt der Adept einen einfachen Lichtzauber, der der Pflanze sichtlich gut zu tun scheint.
In Selbstversuchen lernen Milagros und von Eibenau die Eigenschaften der Pflanze besser kennen: Die Seelenrose heilt von sich aus undifferenziert alles, von verheilten Narben oder schweren Organleiden bis hin zum Hauch. Im ersten Versuch an Knappin von Eibenau gibt die Pflanze der Knappin zu verstehen, dass eine Anomalie an ihrem Herzen existiert, deren Heilung die Seelenrose zur Gänze aufbrauchen würde. Die Knappin lehnt ab.
Es lässt sich nachverfolgen, dass die Pflanze zwanzig Kerne besitzt, die mit jeder Heilung in einen abgestorbenen Zustand wechseln. Die reguläre Heilung eines Patienten verbraucht dabei im Schnitt einen ganzen Kern.
Es wird in der Folge festgestellt, dass die Knappin in der Lage ist, durch Berührung der Pflanze den Heilprozess mit zu verfolgen und der Rose dabei Anweisungen zu geben, was geheilt werden soll und was nicht. Angesichts des scheinbar erfüllten Wunsches an die Sternschnuppe werden die Heilungen auf die gezielte Bekämpfung des Hauchs reduziert.
Auch der Fischräucherer Harri und Knappe von Gudenberg werden von diesem geheilt und der örtliche Ausbruch der Krankheit damit beendet.
Unter Anleitung von Adept Milagros werden sämtliche eventuell verseuchten Gegenstände durch Feuer vernichtet, die Quarantäne aufgehoben.
Basilius von Gudenberg erklärt sich bereit, in Serna nach den infizierten Fischkisten zu suchen und die notwendigen Stellen über die Geschehnisse zu informieren. Ihm gelingt es, sich der Unterstützung des Bürgermeisters zu versichern und schafft es, selbst eine bereits an Bord eines Schiffes verladene Kiste noch rechtzeitig zu bergen und auch die anderen beiden Kisten unschädlich zu machen. Da das Schiff bereits zum Auslaufen bereit gemacht wurde und der Fisch als Proviant vorgesehen war, ist davon auszugehen, dass diese Maßnahme der gesamten Mannschaft das Leben gerettet hat.
Währenddessen befinden sich Adept Milagros und Knappin von Eibenau bereits auf dem Weg zu besagtem Landarbeiter Pederto Dopulus, genannt "Pet", um die Spur der Krankheit zurück zu verfolgen und den infizierten Menschen zu helfen. Durch Herrn Bromer bekommen sie dafür alle benötigte Ausrüstung kostenfrei gestellt.
Mit Knappe von Gudenberg wurde vereinbart, dass er ihnen folgt, was auch passiert.
Beim Landarbeiter angekommen, stellt sich heraus, dass Herr Dopulus bereits schwerst erkrankt darniederliegt und von seiner Verlobten, einer Winzerstochter namens Rosa Burgund, gepflegt wird. Auch sie zeigt, wesentlich schwächer ausgeprägt, Anzeichen der Krankheit.
Beim Versuch, Herrn Pet aus der Hütte zu tragen, erblickt Knappin von Eibenau, dass der eigentlich Bewusstlose sie plötzlich mit den milchig weißen Augen eines Toten anstarrt und sie von ihm ein "Verschwinde" nur in ihrem Kopf hört. Der Erkrankte verfällt draußen in eine Starre, die ihm die Luft abzuwürgen droht und ein sofortiges Handeln erzwingt.
Im Innern des Landarbeiters sieht sich Knappin von Eibenau, die Rose begleitend, mit einer massiven Präsenz der Krankheit konfrontiert, die sich in Schwärmen von schwarzen Käfern in Ohrenkneifern ähnlicher Erscheinungsform äußert und eine Art bösartige Intelligenz aufzuweisen scheint.
Morgerias Hauch scheint in Pet derart stark auftreten zu können, weil der Landarbeiter anhand einer Schädigung in seinem Gehirn ohnehin dem Tode nahe zu sein scheint. Es gelingt unter großen Mühen, bei denen auch Adept Milagros einen Großteil seiner Magiekraft beisteuert, Herrn Dopulus sowohl vom Hauch als auch der Hirnschädigung zu heilen.
Dabei findet auch ein Vorgang statt, bei dem Knappin von Eibenau die zuvor unabsichtlich geheilten Narben in ihrem Gesicht wieder in Kauf nimmt, um der Seelenrose diesen Teil ihrer Kraft zurück zu geben und auch damit zur vollständigen Heilung des Landarbeiters beizutragen.
Bereits deutlich ermüdet nimmt die Knappin danach auch die Heilung von Fräulein Burgund vor, um eine gegenseitige Wiederansteckung zu verhindern. Gänzlich erschöpft versäumt die Knappin es danach, sich um Dinge wie Wacheinteilungen zu kümmern, welche durch den Zustand der vorhandenen Personen auch kaum zu leisten gewesen wären.
Im Schlaf wird die Knappin über Traumbilder erneut mit dem unnatürlichen, als dämonisch erkennbaren Einfluss der Krankheit konfrontiert, als sich der infizierte Junge nähert und ihr die Seelenrose entwendet. Durch den Vorgang erwachend, weckt sie den Adepten, setzt dem Dieb nach und stellt ihn auf einem nahegelegenen Feld.
Der Junge gibt zunächst vor, die Seelenrose für seine eigene Heilung entwendet zu haben, trägt sie aber nicht bei sich. Er zeigt sich äußerst misstrauisch und aggressiv und zwingt die Knappin in einen Nahkampf. Dabei stellt sich heraus, dass Teile seines Körpers bereits bis auf den Knochen verfault sind und der Junge eigentlich nicht mehr unter den Lebenden weilt. Hinter der kupfernen Maske, die er trägt, sind die Augen weiß wie zuvor bei Pet.
Die Knappin gewinnt nach einem kurzen, aber heftigen Kampf, in dem der dämonisch besessene Untote alles daran setzt, sie erneut zu infizieren.
Adept Milagros findet die Seelenrose, die irreparable Schädigungen aufweist und nur noch zwei verbliebene, heile Kerne besitzt.
Die völlig mit schwarzem Schmodder besudelten oder im Kampf zerstörten Ausrüstungsteile der Knappin werden zusammen mit dem Leichnam des Jungen und allem, was noch infiziert sein könnte, in einem großen Feuer verbrannt. Die Kupfermaske, die der Junge trug, wies im Inneren seltsame Linien auf, der schwarze Schleim darin versuchte bei näherer Betrachtung aber sogar, den Adepten 'anzuspringen'. Eine Mitnahme des Objektes schien unmachbar und unverantwortlich, weshalb sie mit verbrannt wurde. Im Feuer schmilzt das Material schneller als für Kupfer üblich und vergeht umgeben von grünem Rauch vollständig.
Von Eibenau spricht während der Verbrennung ein Gebet an Lysanthor und die gnädigen Götter, sie mögen sich der Seele des Jungen annehmen, worauf sich aus dem Feuer goldene Funken lösen und sich entgegen üblicher Beobachtungen von Funkenflug in alle Himmelsrichtungen verteilen.
Adept Milagros erhält während dieses Geschehens Einblicke, die ihm Zuversicht geben, dass der Hauch endgültig besiegt ist.
Noch in der Nacht trifft Knappe von Gudenberg am Ort des Geschehens ein und berichtet, dass er sämtliche Kisten aufspüren konnte und in Serna alle wohlauf seien.
Die Gruppe kehrt zurück nach Jorsa und bringt die sterbende Seelenrose in den Tempel zur leitenden Priesterin Florencias, Mutter Ferra Seramisondra. Die verbliebenen zwei Kerne können von ihr in ihre Obhut genommen werden.
(*) - Durch Fräulein Delilah Tesséras kann später ermittelnd die Verbindung gezogen werden, dass es sich bei dem Jungen um einen Bauerssohn namens Pepe handelte, dessen Vater die Kupfermaske auf einem Schlachtfeld fand, daran erkrankte und so in die Lichtakademie gelangte.
Darna setzte ihre Unterschrift unter den Bericht und holte aus ihrer Gürteltasche das Beurteilungsschreiben von der Niemand, das inzwischen zwar etwas plattgedrückt und geknittert, aber so sorgfältig wie möglich behandelt worden war und legte es weiterhin geschlossen dazu. Mit steinerner Mimik schaute sie noch einmal auf das nachträglich angebrachte Kreuz auf der Außenseite.
Und begann auf eine weitere Seite zu schreiben, während ihre Lippen immer schmaler wurden. Manchmal setzte sie die Feder ab und massierte sich mit verkrampften Fingern der Linken die Stirn, rang mit sich um die Worte.
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| Euer königliche Majestät,
Eure Ankündigung, meinen Ritterschlag in Erwägung ziehen zu wollen, versetzt mein Herz in helle Aufruhr und ewig werde ich Euch schon allein für die kostbare Zeit, in der Ihr uns Eure Aufmerksamkeit geschenkt habt, dankbar sein.
Es ist stolze Tradition meiner Familie seit meinem ehrenwerten Herrn Großvater Leonbrand von Eibenau, als Ritter Jorsan und seinen Königen zu dienen und nichts wünsche ich mir seit meiner frühesten Kindheit sehnlicher, als dieser Tradition ebenfalls zu folgen, aus Liebe zu unserem Vaterland und voller Stolz, einen solch edlen König wie Euch über uns wissen zu dürfen.
Egal, wie Euer Urteil ausfällt, es wird richtig sein. So Ihr befindet, dass es noch nicht für mich an der Zeit sei, werde ich dies in Demut hinnehmen und weiter an mir arbeiten, um es eines Tages wert zu sein, als Ritter in Eure Dienste treten zu dürfen.
Doch sollten die Ereignisse Euch zu dem Urteil gelangen lassen, dass die Zeit für mich schon jetzt gekommen sein mag, muss ich Euch untertänigst bitten, Eurem Ansinnen Aufschub zu gewähren:
Ein Ritter sollte frei von Makeln sein, die man ihm zur Last legen könnte, und ich bin dies leider nicht. Wie ich erst durch den Kontakt mit der Seelenrose und die Geschehnisse um den Hauch erfahren habe, bin ich selbst Opfer finsterer Magie, ohne dass der Grund dafür zuvor aufgefallen wäre. Im Alter von sechs Jahren verriet ich durch eine zufällige Begegnung einen Ritualmagier und Spion aus Grandessa an die Inquisition, welche ihn auf den Scheiterhaufen brachte. Ich wohnte seiner Hinrichtung bei und wurde dabei unbemerkt Opfer eines letzten Fluchs von ihm. Die sichtbaren Folgen (das Fehlen von Freude und Humor) konnten nicht damit in Zusammenhang gebracht werden, woraus ich niemandem einen Vorwurf mache. Doch die Macht dieses grandessanischen Magiers scheint selbst nach seinem Tod nicht letztgültig gebrochen zu sein, und durch den Kontakt mit den magischen Phänomenen in den letzten Tagen haben wir Grund zu der Annahme, dass dem Ganzen komplexere Strukturen zugrundeliegen, deren mögliche Konsequenzen es erst noch zu erforschen gälte.
Da Adeptus Leon von seinem Vater weiß, dass Graf von Weißenfels sich auch mit diverser Bannmagie beschäftigte, war beziehungsweise ist es unser Ansinnen, sein Wissen dazu in Anspruch zu nehmen, sollte nicht bereits die Akademie der Lichtmagie helfen können.
In jedem Fall aber möchte ich es vermeiden, Euren Ruf oder den des ehrenwerten Ritterstandes zu beschmutzen, indem übelwollende Zungen, so sie davon Kenntnis erlangen, behaupten könnten, es sei ein Mädchen zum Ritter geschlagen worden, das unter schwarzmagischem Einfluss stünde!
So bitte ich Euch untertänigst um Gnade, mir Zeit zu gewähren, mich von diesem möglichen Vorwurf reinzuwaschen und diesem unsäglichen Zustand ein Ende zu bereiten.
Ich weiß, ich strapaziere Eure Geduld und werde die Konsequenzen tragen, doch möchte ich, sofern ich es noch anbringen darf, ein gutes Wort für meinen Kameraden Basilius von Gudenberg einlegen: Auch er stand während seiner Zeit am Grafenhof unter schädlichem Einfluss, auch wenn dieser rein weltlicher Natur war. Hätte ich ihn noch zu Beginn der Knappenprüfung eher als meinen Feind denn als meinen Freund betrachtet, würde ich ihm heute mein Leben anvertrauen, ohne mich wankelmütig schimpfen lassen zu müssen.
Er hat sich unter den Strapazen der Ereignisse als unerwartet mutig und geradlinig erwiesen, hat uns treu zur Seite gestanden und in Serna auf sich allein gestellt alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Bevölkerung vor weiterer Ansteckung zu bewahren. Danach ist er uns auf einem unzugerittenen Pferd bei Nacht hinterhergeeilt, um uns weiter beistehen zu können.
Bei dem Ausmaß der Geschehnisse könnte drohen, dass seine Taten gering wirken - sie sind es nicht.
In Euch und Jorsan treuester Ergebenheit,
Darna von Eibenau | |
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Hatte sie zwischenzeitlich beim Erklären ihrer eigenen Lage mithilfe ihres Ärmels wischenderweise verhindern müssen, dass Tränen auf das Papier tropften, fasste sie sich am Ende kurz, weil sie emotional nicht mehr konnte und nicht mehr wusste, was sie noch weiter schön hätte formulieren können. Sie legte das Schreiben unter den Bericht und das Beurteilungsschreiben, wissend, dass vor seiner Majestät sowieso von Pappelhain das Papier überfliegen würde. Wäre es nicht angemessen, würde König Richard es ohnehin nicht persönlich vor die Augen bekommen.
Seltsamerweise hatte sie mit dem Beenden des Schreibens und dem Schreiben über Basilius irgendwie halbwegs damit abgeschlossen, dass sie den Ritterschlag also nicht erhalten würde. Wenn sie Glück hatte, würde es nur ein 'Aufgeschoben' sein, kein 'Aufgehoben'. Sie streifte die Tinte von der Feder, streute Löschsand über das Geschriebene und legte ihren Stapel sorgsam beiseite, dass er von anderen entgegengenommen werden konnte.
Wenn... Du meinst, wenn seine Majestät es nicht als Affront ansieht, dass du dir auch nur anmaßt, ihn zu 'vertrösten' und dich nicht einfach abschreibt? Pfh... 'Wenn'...
Egal.
Im Schloss befand sich eine Person, die potentiell gefährlich sein mochte ohne dass man sich dessen scheinbar ausreichend bewusst war?
"Wenn ich noch etwas zu seiner Hochgeboren von Weißenfels anmerken darf...", stellte sie diesmal vorsichtiger ihre Stimme wieder auf die Probe, während sie pendelnd Blickkontakt zu Delilah, Leon und auch dem General suchte, "Fräulein Tesséras, erwähntet Ihr nicht, Graf von Weißenfels habe sich, als Ihr ihn das letzte Mal gesehen hattet, Richtung Rugta begeben?" Nun suchte sie direkt den Blick der lockigen Schönheit und meinte leiser: "Und danach von seinem Ableben erfahren? Wisst Ihr genauer, ob der in Rugta ansässige Feind dafür verantwortlich ist? Könnte sein Körper in die Hände eben dessen geraten sein? Was, wenn er von etwas kontrolliert wird, das abermals von den Dunkelelfen herrührt?"
Sie sah zu Leon und in ihrem Blick stand ein einziges stummes 'Es tut mir leid!' Es musste so schrecklich für ihn sein! Es tat ihr leid, dass sie schon wieder am Herumunken war, aber die Sicherheit der im Schloss befindlichen Personen war ihr wichtiger. Nicht auszudenken, was drohen mochte, wenn ein falscher Graf von Weißenfels bis vor den König oder andere hohe, wichtige Würdenträger gelangte...