Das Fest der Masken

Beinahe schlicht und dennoch prachtvoll ist der Palast Jorsans. Er wirkt fast wie eine kleine Stadt inmitten der Stadt mit all seinen Anbauten und häuserartigen Türmen.
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Das Fest der Masken

Beitrag von Erzähler » Samstag 21. Oktober 2017, 19:45

(Darna, Delilah und Zanfar kommen von: Die Gemächer der roten Dame)

Hintergrundmusik
(Faun - Federkleid – Fest der Masken)
(ooc: Ich empfehle die Musik in eine Schleife zu legen, bis zum nächsten Lied.)

Schon von weitem hörte man den Klang von Flöten, Hörnern, Klampfen und Harfen, der die Gänge des Schlosses erfüllte. Immer wieder waren sie verkleideten Menschen begegnet, die lachend sich eilten dem Tanz hinzu zu strömen. Trommeln lockten im Takt zu gehen, zu wippen und schnell breitete sich eine gelöste Stimmung unter den Gästen aus. Hund, Katze, Maus liefen Hand in Hand an ihnen vorbei und die Regeln der Etikette schienen für diesen Abend tatsächlich außer Kraft gesetzt worden zu sein, sonst würde es niemand wagen hier zu rennen. Ein Falkenmann sprintete fast an der kleinen Gruppe vorbei, streifte Chasin, drehte sich entschuldigend einmal um die eigene Achse. Seine weit gespreizten Flügel luden sie zum Fliegen ein und er ergriff ihre Hand. Ein schneller Blick zu Zanfar hielt seinen Beschützerinstinkt im Zaum und sie drehte sich hier und jetzt mit dem Falken im Tanz. Der Flur wurde weit und sein frohes Lachen bereitete sich über sie aus. Chasins Kleid flog hoch und entblößte ihre seidige Haut. Der Anblick ließ so manch einem Mann das Herz aufgehen. Es war als würde Wind durch die Gänge steifen und die Gäste zum Tanze jagen. Der Wanderfalke zog jedoch nach zwei Drehungen weiter, und ließ einen sanft schmunzelnden Phönix zurück, der an Zanfars Arm wieder zu Ruhe fand. Mit jedem Schritt wurden Stimmen und Gesang lauter und das Fest der Masken hatte schon begonnen.
Verfolgt von Schmetterling, Biene und Salamander betrat die Gruppe den Festsaal. Bunte Girlanden waren überall aufgehängt worden, Laternen brannten flackernd und die Musikanten spielten auf. Etwas unübersichtlich tummelten sich viele Gäste mal hier mal da. Tanzende Paare kreisten umeinander. Es dauerte ein bisschen bis man ein Buffet an einer Wand ausmachen konnte. Vereinzelt verteilten Diener mit schlichten rot goldenen Masken Speisen und Getränke, aber man konnte sich auch selbst bedienen. Ein Mann mit einem Stab neben der Tür klopfte im Takt der Trommeln auf den Boden. Seinen Kopf schmückte eine mächtige Löwenmaske mit Mähne und er klatschte erfreut von Delilahs Kostüm in die Hände. Ein Diener näherte sich den Neuankömmlingen und servierte kleine Krüge mit Getränken. Unabhängig ob man sich kannte oder nicht, man prostete sich zu. Der Diener servierte und schon hielten alle einen kleinen Becher in der Hand. Selbst Chasin prostete einem Keiler zu, setzte den Tropfen an die Lippen und tauschte kurz danach heimlich mit ihrem Raben den noch vollen Krug.
Das Fest begann schnell rauschend zu werden und hier und da sah man schon die ersten „Unsittlichkeiten“ angespornt durch uralte Lieder, die in den Mündern der Gäste wieder klangen. Die Minnesänger gaben ihr bestes und bald kannte jeder die Texte:


Hintergrundmusik
(Tanz mit mir)

„Ach komm du schöne bring den Wein zu mir
Bring den Wein zu mir ich verdurste hier
Ach komm du Schöne bring den Wein zu mir
Denn mir ist nach Wein und Weib

Ich schenk dir ein nur wenn du tanzt mit mir
Wenn du tanzt mit mir dann komm ich zu dir
Ich schenk dir ein nur wenn du tanzt mit mir
Dann bekommst du Wein und Weib

Oh komm du Schöne auf den Tisch hinauf
Auf den Tisch hinauf komm wir tanzen drauf
Oh komm du Schöne auf den Tisch hinauf
Denn es soll jeder sehn

Ich komm hinauf für einen Kuss von dir
Einen Kuss von dir ja denn wünsch ich mir
Ich komm hinauf für einen Kuss von dir
Will ich oben bei dir stehn

Die Sünde lockt und das Fleisch ist schwach so wird es immer sein
Die Nacht ist jung und der Teufel lacht komm wir schenken uns jetzt ein

Ich schenk dir ein nur wenn du tanzt mit mir
Wenn du tanzt mit mir und zwar jetzt und hier
Ich schenk dir ein nur wenn du tanzt mit mir
Ich will tanzen Leib an Leib

Ich schenk dir ein nur wenn du tanzt mit mir
Wenn du tanzt mit mir dann komm ich zu dir
Ich schenk dir ein nur wenn du tanzt mit mir
Dann bekommst du Wein und Weib"


Es gab noch eine weiter Zeilen des Liedes, aber die war nicht jedem bekannt und wurde nur in den abgedunkelten Nischen leise weiter gesungen:


„Und später Schöne teil das Bett mit mir
Teil das Bett mit mir dass ich frier
Und später Schöne teil das Bett mit mir
Es soll nicht dein Schaden sein

Doch nur wenn du heut keine andre küsst
Keine andre küsst wenn treu mir bist
Doch nur wenn du heut keine andre küsst
Sonst schläfst du wohl allein

Die Sünde lockt und das Fleisch ist schwach so wird es immer sein
Die Nacht ist jung und der Teufel lacht komm wir schenken uns jetzt ein.“
(ooc: Entschuldigt den „Teufel“, aber es passt so schön.)

Eine dieser Nischen, an denen sie vorbei kamen, wurde gerade mit einem Hengst besetzt der tatsächlich Schweif UND Schwanz eines Pferdes besaß. Eine Hündin und ein Täubchen führten ihn an seinem fast zwei Schritt langen Gemächt lachend hinein. Eilig gingen sie weiter.

Hintergrundmusik
(instrumental)

Immer wieder kamen die Diener mit den kleinen Bechern vorbei und die Stimmung wurde ausgelassener. Am Buffet wurde plötzlich lauter gelacht und sie sahen hinüber. Drei Strauchdiebe, gewandet in dunkle Roben und mit schwarzen Elstermasken vor die Augen gebunden, gaben eine kleine Einlage ihres Könnens und „stahlen“ reichlich überzogen von dem feinen Essenstischen. Eine etwas füllige Dame mit undefinierbarer Vogelhalbmaske erschrak sich wahrhaftig als einer der Diebe hinter ihr auftauchte und ihr das Hühnerbein aus dem Munde klaubte. Eilig warf er es seiner Komplizin rücklings zu, die es sich zwischen die Zähen steckte und unter dem Tisch verschwand. Der erste Dieb stand nun „unschuldig“ die leeren Hände zeigend vor der Dame und zuckte übertrieben mit den Schultern. Der zweite Dieb kam dazu, ließ seinen Mantel aufblähen und darunter verschwanden beide dann nur seeehr scheinbar spurlos. Bald nach diesem kleinen Schauspiel sah man die Strauchdiebe mal hier, mal da hinter einer Säule hervor schauen und die Gäste zu deren Belustigung erschrecken. Die weibliche Elster schien an dem Raben der Gruppe Gefallen gefunden zu haben, denn sie kam häufiger in seine Nähe und flatterte lockend mit ihrem Gefieder, was einzig aus einem hautengen dünnen Leibchen unter dem weiten Mantel zu bestehen schien, dass kaum ihre Schenkel bedeckte. Dafür war ihr ganzer Körper mit Federn bemalt, was sicher auch seinen Reiz hatte.
Durch die Musik, den Wein und die gute Gesellschaft angespornt und beflügelt wurde manch einer mutiger und forderte zum Tanze auf. Basilius war ohnehin sehr ausgelassen und knurrte hier und da mal eine Maid an. Da Darna jedoch nicht ganz so schnell auftaute, nahm er kurzerhand Delilahs Hand um den Auftakt zu begehen. Die Schritte waren einfach und schnell zu lernen und Basilius ein überraschend geduldiger Tanzlehrer, wenn man auch merkte, dass er selbst etwas aus der Übung war. Leon forderte als erstes Chasin zum Tanz auf. Die beiden machten zusammen kein schlechtes Bild, da er ebenfalls sehr groß gewachsen war und sie ihn nicht zu sehr überragte. Mit langen gemächlichen Schritten bewegten sie sich sogar zwei Tänze lang synchron über das Parkett, biss ein goldenes Einhorn abklatschte und den Tanz des Phönix für sich forderte. Eine Luchsdame nahm sich sofort dem verwaisten Leon an. Ein Stier trat gemächlich an Darna heran und schaute sie neugierig an.
„Ich nehme an, Füchse tanzen auf Auen wo Eiben gedeihen?“
Fragte er gerade, ob unter der Fuchsmaske eine von Eibenau steckte? Ihre Reaktion musste wohl Bestätigung genug gewesen sein, denn der General forderte Darna höflich zum Tanz. Strategisch näherten sie sich recht bald dem König und die Partner wurden gewechselt, sodass Darna mit seiner Majestät, dem goldenen Einhorn tanzte und Chasin dem Stier die Ehre gab. Kaum hatte der König ihre Hand ergriffen sprach er auch schon mit gedämpfter Stimme, damit die anderen Tänzer nichts mitbekamen:
„Schön, dass ihr her gefunden habt.“
Seine Stimme klang etwas hohl unter der Maske, aber so, als ob er lächelte.
„Ich entspreche eurem schriftlich geäußertem Wunsch und werde auf weitere Berichte von euch warten. Bitte lasst alle zukünftigen Nachrichten ausschließlich Generals von Pappelhain persönlich zukommen. Doch jetzt solltet ihr und eure Freunde etwas trinken... Ich habe einen besonderen Tropfen erhalten und würde gerne eure Meinung dazu hören. Kommt in ein paar Minuten zu mir in den kleinen Salon.“
Damit sah er in eine Richtung in der Darna ein paar Schwere Vorhänge erkannte, die vermutlich besagten Raum etwas abteilten. Dann hatte er sie schon in Delilahs Nähe gelotst, die gerade mit Basil tanzte und klatschte ab. Basil stolperte fast im Angesicht seines Herrschers, fing sich aber, gab aber ab und nahm zögerlich Darnas Hände.

Delilah tanzte mit dem König. Oh jeh... zum Glück hatte sie schon mit Basilius üben können, aber trotzdem waren manche Schritte noch unvertraut und gingen fehlt. Seine Majestät nahm es gelassen, ja sogar eher mit einem leisen Lachen unter der Maske hin. Sie glaubte ein leises:
„Vertraut mir.“
von ihm zu vernehmen und schon zog er sie etwas fester an sich, so dass sie kaum noch den Boden berührte. Die Musikanten spielten auf ein Handzeichen ein neues Lied, mit einem langsameren Takt.

Hintergrundmusik
(Lif-Soundtrack)

Schwingend und taumelnd drehte sich die Welt im Kreise. In seinen Armen wirkte die Musik ein bisschen intensiver, der Tanz ein wenig berauschender und das Funkeln unter der Maske galt nun ihr.

Chasin sah Zanfar an und ganz Frau wie sie war, forderte sie ihn zum Tanz auf. Die langsamen Klänge waren für ihren Körper wie gemacht, da sie dann kleiner, weicher wirkte und sich besser anpassen konnte. Ihr eleganter Körper schmiegte sich fest in seine Hände und sanft dirigierte sie ihn mit winzigen Hinweisen in die Richtung, wo sie meinte, dass er gerade am dringendsten gebraucht werden würde. Ihr Gesicht war dem Seinen kurz sehr nahe:
„Rette sie!...sei schnell, wenn ich das Zeichen gebe.“
Dann,bevor er jedoch handeln konnte tat die Diplomatin etwas unerwartetes. Sie löste sich und tippte dem König auf die Schulter.
„Darf ich bitten?“
„Bitte?“
„Darf ich bitten!“
Etwas widerwillig gab er Delilah frei und wollte sich gerade der Diplomatin zuwenden, als diese leicht abwehrend die Hand hob.
„Entschuldigt, aber wir hatten schon das vergnügen. Ich meinte die junge Löwin. Mit ihr möchte ich tanzen.“
Ein sehr unkönigliches:
„Äh...“
, erklang. Chasin nahm Delilahs Hand und führte sie galant in ihre Arme. Grinsend ließen sie die Männer stehen, die nun tatsächlich nur einander hatten oder den Platz räumen mussten. Das Einhorn zuckte plötzlich. Das zucken wurde immer stärker und plötzlich brach schallend Gelächter aus dem Mann. Einige umliegende Paare gerieten ins Stocken und sahen ihn erstaunt an. Unwillkürlich stimmten einige mit ein und der Reigen ging weiter. Eine andere Dame für seine Majestät fand sich schnell und lachend ging es weiter. Chasin war schon derweil auf dem Rückweg zu Zanfar, genoss den Moment mit dem jungen Mädchen in ihren Armen und sah ihr tief in die Augen. Ein verlockender Augenblick entstand, ihre Macht einzusetzen, aber das würde Zanfars Bemühungen voraus greifen und sie war neugierig, was er anstellen würde um sein Ziel zu erreichen. Zu Hilfe konnte sie ihm immer noch kommen, wenn nichts funktionierte... oder?
Nur ein winziges Tröpfchen Elfenbein in diesen reinen Geist... nicht mehr...
Als sie Zanfar das Zeichen gab und er übernahm fließend. Lächelnd fiel die Tha'Roon in eine kleine Verbeugung, zwinkerte Delilah mit ihrem funkelnden Auge zu.
„Ich überlasse dich seinen kundigen Händen.“
, und entfernte sich. Nun war Zanfar am Zug.
(ooc: Ich hab bewusst es so offen klingen lassen. Entscheide selbst, ob Delilah ein bisschen „romantisch“ beeinflussbar ist, oder nicht.)

Leon war derweil in Begleitung einer ...tatsächlich!...Miezekatze!...zum Rand der Tanzfläche verschwunden, die sich wohl am liebsten an ihm reiben würde. Ihr Kostüm war mehr als nur ein wenig aufreizend, es war schon fast schamlos und Leon konnte sich anscheinend nicht entscheiden wo er hin sehen sollte. Nein, nicht wegen der Verlockungen, eher wegen dem Ekel. Er entschied sich für den tiefen endlosen Grund seines Bechers und kippte ihn hinunter. Schnell wurde nach geschenkt und die Mieze kroch fast unter sein Hemd. Das war ihm dann doch wohl etwas zu viel und er nahm ihre Hand wohl etwas grob und bewegte sie beiseite. Sie fauchte ihn doch tatsächlich an und verschwand brüskiert, sich das Handgelenk haltend. Tief seufzend stand er am Buffet und beobachtete die Tanzfläche. Sein Blick fiel auf Darna und Basil, dann wanderte er weiter zu Zanfar und Delilah und weiter über die wogende Menge. In diesem Moment schien sein Blick etwas zu erfassen, was ihn interessierte und er lächelte und setzte sich in Bewegung. Manchmal verlor man ihn zwischen den Tänzern aus den Augen, doch bald fand man ihn am Eingang stehend, bei zwei neuen Gästen die gerade frisch dazu gestoßen waren. Der Mann war etwas zu gut genährt aber trug seine Leibesfülle mit Stolz vor sich her. Er war als Hirsch maskiert und trug sonst sehr elegante Kleidung, die auch zu einem offizielleren Anlass gepasst hätte. Irgendetwas kam vielleicht Darna an der Kleidung vertraut vor, aber sie entsann sich nicht sofort was es war.
Der Mann hatte eine vollendete Schönheit in schneeweiß neben sich, die einem Schwan alle Ehre machte. Ihr dunkles fast schwarzes Haar reichte in langen großen Wellen bis über ihre Hüften, war mit feinem Silberschmuck und weißen Feder geschmückt und die Federn in ihrem Gesicht schienen irgendwie auf ihrer Haut zu haften. Die grazile Gestalt ließ einige Herren hungrig schauen und einige Damen giftig. Das Kleid war ärmellos, schmal, lang an ihrem Körper, wie eine zweite Haut und eine Schleppe aus Federn hing seitlich an ihrem Handgelenk. Die Arme waren mit weißen Mustern bemalt und gaben ihr etwas von einer verwunschenen Prinzessin. Die Korsage zierten feine silberweiße Federn, die hoch bis zu ihrem schlanken Hals verliefen und doch einen sehr schmalen, aber dafür sehr tiefen Ausschnitt offen ließen, der bis unter ihren Nabel reichte. Sie war Reinheit und Versuchung in einer Person und knickste gerade vor Leon in einer formvollendeten Bewegung, als würde sie gar keinen Bodenkontakt brauchen. Er nickte ihr zu und hielt ihr den Arm hin. Sie sah zu dem Hirsch, der nickte und folgte Leon auf die Tanzfläche. Weiß und Weiß tanzten sie miteinander und zogen so manchen Blick auf sich. Harmonie in Perfektion!
Leon dirigierte sie langsam zu Basilius und Darna und passte ihren Tanz an den der beiden an, wohl damit sie sie gut sehen konnten, was natürlich unnötig gewesen wäre. Plötzlich geriet Basil ins Straucheln und stoppte abrupt. Mit offenem Mund starrte er den Schwan an, der natürlich hinreißend lächelte. Auf einmal standen sie zu viert still auf der Tanzfläche und Leon ergriff in einem unbeobachteten Moment Darnas Hand um sie weg zu ziehen. Da schien Basilius zu begreifen, wer da vor ihm stand und umarmte den armen Schwan so fest, dass sie einen ganz uneleganten roten Kopf bekam. Sie tippte ihn ein paar Mal auf die Schulter, bis er sie los ließ und sich von ihr in einen Tanz führen ließ. Wolf und Schwan sahen sogar fast noch besser zusammen aus als das das weiße Einhorn und der Vogel. Was vielleicht daran lag, dass sie sich irgendwie einander ähnlich waren. Basils Lächeln unter der Halbmaske war auf jeden Fall nicht mehr von dieser Welt.

Leon tanzte mit Darna. Er führte, wie er es schon damals in der kleinen Taverne getan hatte und seine berechenbare Perfektion gab ihr Halt und Sicherheit. Kein Denken mehr, keine Schritte zählen, keine Figuren an der falschen Stelle, sie konnte sich ganz fallen lassen, denn er würde sie halten. Seine Muskeln unter dem dünnen Hemd fühlten sich so gut an. Seine blanke Brust war ihrem Gesicht so nahe, als lud er sie ein sich daran zu lehnen um die Welt einen Moment lang zu vergessen. Wenn nur nicht diese dumme Maske wäre. Ihre Herzen schlugen wie eines, aber auch der schönste Tanz endete irgendwann...
In diesem Fall war es ein Mann der seine Hand auf Leons Schulter legte und „abklatschte“.
Alles geschah so schnell, dass Darna fast schwindelig wurde. Der Mann hatte sich unbemerkt von hinten genähert und ohne ein Wort ihren Körper aus Leons Griff entwunden und dem seinen hinzugefügt, als wäre es das natürlichste der Welt. Sie konnte in der Bewegung des Mannes keinerlei Unterschied zu Leons ausmachen! Wie er führte, ohne Zwang und doch so perfekt. Sie schaute auf eine muskulöse Männerbrust, die Leons sein könnte, wenn da nicht ein paar Narben mehr gewesen wären. Eine schien sogar recht frisch und nur dürftig verschorft. Ein seidenweißes Hemd bedeckte seine Schultern und als sie zögerlich aufsah, sah sie in silberne Augen hinter einer silbernen Drachenmaske.
Kurz fühlte sie einen leichten Druck in ihrem Kopf und hörte SEINE flüsternde Stimme:
Oha! …
Mehr war es nicht. Fast hätte sie geglaubt es sich nur eingebildet zu haben, aber ihr Dämon reagierte auf diesen Mann. Der Mann tanzte unverändert weiter mit ihr und es war leicht ihm zu folgen, wenn seine Augen so strahlten und einen gefangen hielten. Fast hätte sie glauben können, in den tiefen Schatten der Maske geschlitzte Pupillen zu sehen, aber da täuschte sie sich sicher. Sie waren rund, ganz sicher!
Sie fühlte sich seltsam. Es war, als lehnte ein Teil von ihr sich gemütlich zurück um den Rest von ihr aus sicherer Entfernung zu beobachten. Aus dem Augenwinkel nahm sie Leon wahr, wie er wie angewurzelt still da stand und ihrem Tanz beiwohnte. Warum tat er nichts? Diesem verwirrenden Umstand verdankte sie es, dass sie endlich den Blick von den auf sie gerichtete Augen nehmen konnte. Leon starrte den Mann an, in dessen Armen sie tanzte. Im nächsten Augenblick öffneten sich die sinnlichsten schmalen Lippen, die sie je bei einem Mann gesehen hatte. Oder doch nicht? Leon hatte auch solche Lippen, die sie fast einmal hatte Küssen dürften. Warum musste sie jetzt gerade darüber nachdenken? Warum beschäftigte sie plötzlich die Frage, sie sie zu Leon stand? Sie konnte sich vorstellen ihn zu begleiten, in sein Reich, um an seiner Seite zu bleiben... Himmel, war das warm hier! Die Lippen verzogen sich auf einer Seite leicht nach oben und gaben einer Leon nicht unähnliche aber irgendwie seltsam klingende Stimme Ton. Seltsam, weil es sich anhörte, als ob er mit einem gewissen Nachhall sprach, oder vielleicht mit zwei übereinander gelagerten Stimmen? Warum konnte sie gerade nicht darüber nachdenken, sondern nur den Takt seines großen schlanken Körpers mitfühlen. Er stellte sich vor und sie wusste schon was kommen würde:
„Verano Milagros, der Erste, Graf von Weißenfels zu Rugta. Man nennt mich auch den weißen Ritter. Mit wem habe ich die Ehre?“
Seine Nasenflügel bewegten sich minimal. Roch er gerade an ihr. Es wirkte so, wie er ein klein wenig den Kopf ihrem Hals annäherte und ihn dann genüsslich wieder aufrichtete. Warum waren ihre Knie so weich? Warum ihre Knochen aus Butter? Warum sah dieser Mann, der doch Leons Vater sein sollte so unverschämt jung und anziehend aus? Er war dem äußeren Anschein nach keine 30 eher jünger. Nur das Silber dieser vor Macht sprühenden Augen war viel älter und wirkte irgendwie fremdartig. Darna hörte wie jemand ihren Namen sagte. War sie das? Klang ihre Stimme immer so unsicher?
„Darna von Eibenau, ein adeliges Mädchen also. Aber nicht bei Hof eingeführt, wie ich meine. Dafür seid ihr zu ungeschliffen. Ihr habt Interesse an meinem Sohn... “
Das war eine Feststellung, keine Frage und Darnas Magen machte unwillkürlich einen Hüpfer, stand Leon doch in Hörreichweite.
„Das freut mich, ist er doch nun so allein. Ihr fragt euch, warum ich hier bin und ihr glaubt mir nicht, dass ich sein Vater bin. Sicher tut ihr das. Damit liegt ihr sogar zum Teil richtig. Ich bin hier um mich zu verabschieden, so wie ich mein Wort gegeben habe. Das macht man in der Menschenwelt doch so.“
Damit glitt sein Blick zu dem versteinerten Leon hinüber. Die Drehungen des Tanzes klangen aus und fast, ganz kurz, fühlte Darna Bedauern. Es fühlte sich vielleicht nicht ganz wie ihres an. Als würde sie etwas kostbares aus der Hand legen müssen. Gleichzeitig atmete der Dämon in ihr erleichtert auf. Verano, bzw. sein Leib blieb mit ihr stehen und sah sie noch einmal kurz an.
„Ich hoffe, ihr verweilt noch einen Moment auf diesem Fest. Vielleicht können wir noch einmal miteinander tanzen. Bitte lauft nicht vor mir davon... das könnte meinen Jagdtrieb wecken.“
Ja, klar! Was? Wieso? Leon hatte es anscheinend endlich geschafft seine Starre zu durchbrechen und näherte sich.
„Ah, sehr schön. Mit dir wollte ich sprechen. Folge mir.“
Leon tat tatsächlich wie geheißen, auch wenn seine Fäuste geballt an seinen Seiten waren und er sichtlich litt. Da war sein Vater gestorben und nun trieb irgendein Geist erneut die Klinge in die noch blutende Wunde. Erst als Verano mit Leon fast die Tanzfläche verlassen hatte, fiel die Verwirrung von Darna ab. Allein stand sie zwischen den Tanzpaaren und wurde interessiert beäugt. Auch Delilah und Zanfar waren aus einiger Entfernung Zeuge dieser Vorstellung geworden und noch etwas war geschehen. Auch sie hatten den Sog gespürt, den dieser Mann auf alles und jeden hier auszuwirken schien. Als er ging, war es als würde eine gewaltige Präsenz mit ihm verschwinden und wieder Platz zum Atmen schaffen. Auch Chasin stand wie gebannt, ungewöhnlich blass am Rand und starrte Verano hinterher. Am liebsten wären sie alle den beiden wohl hinterher gerannt doch plötzlich fiel Darna wieder ein, dass auch seine Majestät auf sie im kleinen Salon wartete. Leon konnte sie entschuldigen, da er der Spur seines Vaters nachging wie befohlen, aber wenn sie alle nicht erschienen, könnte das doch unangenehm auffallen, zumal er sie persönlich eingeladen hatte und dies einem Befehl glich.
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Re: Das Fest der Masken

Beitrag von Delilah » Montag 23. Oktober 2017, 08:48

Schon von weitem hörte man den Klang von Flöten, Hörnern, Klampfen und Harfen, der die Gänge des Schlosses erfüllte. Immer wieder waren sie verkleideten Menschen begegnet, die lachend sich eilten dem Tanz hinzu zu strömen. Delilahs Füße wurden unruhig und ihre Neugier wollte sie noch schneller zur Quelle des bunten Treibens locken. In ihren Augen spiegelte sich ihre eigene Begeisterung wieder und das Lächeln auf ihren Lippen war breit und unschuldig.
Endlich erreichten sie den Saal, in dem das Fest stattfand! Delilah konnte kaum alles auf einmal in sich aufnehmen. Bunte Girlanden waren überall aufgehängt worden, Laternen brannten flackernd und die Musikanten spielten auf. Etwas unübersichtlich tummelten sich viele Gäste mal hier mal da. Tanzende Paare kreisten umeinander. Es dauerte ein bisschen bis man ein Buffet an einer Wand ausmachen konnte. Vereinzelt verteilten Diener mit schlichten rot goldenen Masken Speisen und Getränke, aber man konnte sich auch selbst bedienen. Ein Mann mit einem Stab neben der Tür klopfte im Takt der Trommeln auf den Boden. Seinen Kopf schmückte eine mächtige Löwenmaske mit Mähne und er klatschte erfreut von Delilahs Kostüm in die Hände. Diese machte einen neckischen Knicks vor ihrem Artgenossen und lief dann aufgeregt weiter. Ein Diener näherte sich den Neuankömmlingen und servierte kleine Krüge mit Getränken. Delilah prostete den anderen zu und nahm einen kleinen Schluck, ließ den Krug aber bald links liegen. Sie war kein Freund des Alkohols, der stieg ihr viel zu schnell zu Kopf und ihre Großmutter hatte sie mehr als einmal ermahnt, vorsichtig damit zu sein.

Deillah war begeistert und ausgelassen. Die Musik, der Tanz, die Masken und all das Essen! Gelächter überall und fröhliche Gesichter. Es war wie ein Traum. Allein die Anzüglichkeiten, die sich in manch dunkler Ecke abspielten, schreckten die junge Frau eher ab. So benahm sich also der Adel? Das widersprach allem, was sie durch ihre Erziehung gelernt hatte und sie war etwas überfordert wie sie darauf reagieren sollte, also machte sie es wie die anderen: ignorierte es und hatte ihren Spaß.

Ein mitreißendes Lied spielte auf und Delilah war froh, als Basilius ihre Hand ergriff und mit ihr auf die Tanzfläche verschwand. Die Schritte waren einfach und schnell zu lernen und Basilius ein überraschend geduldiger Tanzlehrer, wenn man auch merkte, dass er selbst etwas aus der Übung war. Ab und an konnte man Delilahs Lachen hören, wenn ein Schritt daneben ging. „Gibt es hier oft solche Feste?“ Die Welt drehte sich und war wunderschön. Wann hatte sie je so in ihrem Leben getanzt? Nie! Das letzte Mal, dass sie sich auf einer Tanzfläche wiedergefunden hatte, war auf dem Anwesen Weißenfels gewesen, als sie auf dem Geisterball mit ihrem Vater getanzt hatte und das war ganz anders gewesen. Sie grinste Basilius breit an. Da tippte jemand ihrem Freund auf die Schulter und Basilius stolperte beim Anblick der Person. Delilah sah sich um und sah Augen so blau wie der Himmel im Frühling und eine goldene Einhornmaske. Während Basilius nun die Gelegenheit hatte mit Darna zu tanzen, fand sie selbst sich plötzlich in den Armen ihres Königs wieder.

Oh je. Eben mit Basilius war sie noch ganz gelöst und entspannt gewesen… aber das hier war etwas ganz anderes! Das Herz schlug ihr bis zum Hals... zum Glück hatte sie schon mit Basilius üben können, aber trotzdem waren manche Schritte noch unvertraut und gingen fehl. Seine Majestät nahm es gelassen, ja sogar eher mit einem leisen Lachen unter der Maske hin. Das ließ Delilah sich ein wenig entspannen und das Lächeln auf ihren Lippen wurde wieder breiter. Sie glaubte ein leises: „Vertraut mir.“ von ihm zu vernehmen und sie schluckte leicht. Schon zog er sie etwas fester an sich, so dass sie kaum noch den Boden berührte. Die Musikanten spielten auf ein Handzeichen ein neues Lied, mit einem langsameren Takt. War sie je einem Mann so nah gewesen, der nicht zur Familie gehörte? Ihre Wangen röteten sich. Verano… aber das war etwas anderes gewesen. Für einen irrwitzigen Moment fragte sich Delilah, was ihre Großmutter wohl sagen würde, wenn sie sie jetzt so sehen könnte. Uff… War es hier vorhin schon so warm gewesen? Sie spürte seinen Körper an ihrem, nahm seinen Duft wahr. Schwingend und taumelnd drehte sich die Welt im Kreise. In seinen Armen wirkte die Musik ein bisschen intensiver, der Tanz ein wenig berauschender und das Funkeln unter der Maske galt nun ihr.

Als schlanke lange Finger dem König auf die Schulter tippten, war Delilah sich nicht sicher ob sie enttäuscht oder erleichtert sein sollte, dieser merkwürdigen Spannung zu entrinnen. „Darf ich bitten?“, fragte die Tha’Roon und erntete ein etwas verwirrtes „Bitte?“. „Darf ich bitten!“ Aus Delilahs Richtung kam ein leises Lachen. Etwas widerwillig gab ihr König sie frei und wollte sich gerade der Diplomatin zuwenden, als diese leicht abwehrend die Hand hob. „Entschuldigt, aber wir hatten schon das Vergnügen. Ich meinte die junge Löwin. Mit ihr möchte ich tanzen.“ Delilahs Grinsen wurde breiter und noch als das eher unkönigliche „Äh…“ erklang, nahm Chasin Delilahs Hand und diese begab sich lachend in die Arme der großen Frau. Sie tanzten ein Stück und Delilah bemerkte leise: „Danke für die Rettung!“ Sie waren schon ein sehr ungleiches Paar, die junge Löwin war knapp über 1,60m groß und damit schon für jorsanische Verhältnisse recht zierlich, aber neben der Tha’Roon wirkte sie erst recht wie ein Zwerg. Sie musste den Kopf in den Nacken legen um ihrer Tanzpartnerin in die Augen zu sehen. Das ungleiche Augenpaar machte es zu einem sehr interessanten Unterfangen. War das wirklich ein Schmuckstein? Aber zu welchem Zweck… Währenddessen konnte sich wenigstens ihr Herz ein wenig von der Aufregung von eben beruhigen. War das ein Funkeln in dem diamantenen Auge? Ein plötzlicher Schauer fuhr Delilahs Rücken herunter und sie fand sich auf einmal in den Armen des Dunkelelfen wieder. Überrascht blinzelte sie die roten Augen an, als sie eine wohlige Gänsehaut ihre Arme entlanglaufen spürte. Was war da gerade passiert? „Ich überlasse dich seinen kundigen Händen.“, hörte sie Chasin sagen und etwas verwirrt sah Delilah der Tha’Roon hinterher.

Ihr Blick wandte sich wieder dem Nichtgenannten zu, der einen guten Kopf größer als sie war und sie spürte wie ihr bei seinem Anblick erst heiß und dann kalt wurde. Wieder blinzelte sie. Das war neu! Ihr Tanzpartner kam ins Stolpern und die beiden stießen zusammen und machten eine schnelle Drehung, die Welt wirbelte wieder einmal im Kreis und die Farben verschwammen. „Verzeihung. Ich bin etwas aus der Übung. Ich hoffe ich habe Euch nicht wehgetan.“ Die tiefe Stimme des Raben gefiel ihr noch immer, hatte ihr schon beim ersten Mal sehr gefallen.

„Überhaupt nicht!“, meinte Delilah leise lachend. „Es ist mein erster Tanzabend dieser Art, ich bin also nicht sehr geübt. So können wir zusammen Fehler machen.“ Sie lächelte den Elfen an. „Dann wollen wir hoffen, dass unser beider Füße den Abend überstehen, während wir tanzen.“ Er zwinkerte ihr zu. „Ich bin sehr froh, dass ihr von dem weißen Vogel Kostüm abgesehen habt. Es wäre Euch nicht gerecht geworden. Die Löwin passt viel besser zu Euch.“

Falls es möglich war, wurde Delilahs Lächeln noch ein wenig breiter. Er hatte das andere Kostüm bemerkt, dass sie sich angesehen hatte? „Es freut mich, dass es Euch gefällt.“ Zum Glück sah man unter der Maske nicht, dass sie ein wenig rot geworden war. Es fühlte sich gut an mit ihm zu tanzen, sehr gut sogar! „Ich hatte das Gefühl, es wurde Zeit für Veränderung. Nicht immer das wählen und sein, was von einem erwartet wird.“ Das verstand er doch sicher. Sie genoss seine Nähe und etwas Kleines, etwas Neues in ihr freute sich darüber, dass sie durch den anfänglichen Fehltritt etwas näher miteinander tanzten, als es wohl sonst der Fall gewesen wäre. "Euer Kostüm steht euch übrigens auch hervorragend!", fügte Delilah etwas verspätet an.
Ihr Kompliment ließ ihn seinerseits grinsen. „Danke sehr. Ich befürchte ich bin nicht so gut darin gewesen, meinem Klischee zu entfliehen …“ Er zog Delilah etwas näher an sich und vollführte eine weitere Drehung mit ihr. Sie genoss die Nähe, die der Tanzschritt erforderte. Merkwürdig wie jeder Tanz anders sein konnte. Mit Basilius hatte sie sich lachend und ungezwungen im Kreis gedreht, zwei Freunde, die einander bei den Händen nahmen. Bei dem Tanz mit dem König war sie überrumpelt und eingeschüchtert gewesen, schon beinahe froh dem Druck und dem Einfluss entronnen zu sein. Das hier… war leicht und schön, fließend. Seine Nähe machte sie nicht nervös, sondern sie genoss sie. Seine Berührung wärmte sie tief in ihrem Innersten. Sie hatte das Gefühl ihm vertrauen zu können und so übergab sie sich seinen starken Armen. „Ja, etwas in der Art hatte ich mir gedacht … seltsam wie schnell man in die Verlegenheit kommt, Erwartungen zu erfüllen, statt man selbst zu sein – oder herauszufinden, wer man ist.“ Delilahs Blick wurde weicher. „Der Weg, der Euch hierher gebracht hat, war sicher lang.“ Und vielleicht keine Geschichte, die man gerne hörte. Das Lächeln kehrte auf ihr Gesicht zurück. „Ich denke, es ist immer besser auf das zu schauen, was ist, anstatt auf das was war.“ Ein Vorsatz, den sie sich selbst vielleicht auch zu Herzen nehmen sollte.

Der Nichtgenannte verzog bei ihrem ersten Satz etwas den Mund und dann lachte er bitter auf. „In der Tat ein guter Ratschlag. Wenn Euch das Gelungen ist, verratet mir den Trick, ich denke das würde mein Leben um einiges leichter und angenehmer machen!“ Für einen Moment senkte sie den Blick und biss sich auf die Lippe. Sie hatte ihn nicht verärgern wollen und es tat ihr leid, dass sie das Thema in diese Richtung gelenkt hatte. Jaa… der Trick. Was war der Trick? „… ich schaue auch sehr viel auf das, was sein wird oder sein könnte.“, sagte sie leise, den Blick noch immer auf seine Brust gesenkt. Diese Gewissheit in ihrem Herzen, dass nach jedem dunklen Tag irgendwo ein lichter wartete… dass es immer vorwärts ging und nichts in Stein gemeißelt war… dass man immer eine bessere Version seiner selbst sein konnte, wenn man es versuchte. Selbst wenn man in ein Loch gefallen war, man konnte wieder hinaus. Aber… Wie sollte man das in Worte fassen? Wie jemand anderem diese Gewissheit schenken? Er sah zu ihr herab und legte den Kopf schief. „Ich denke ich bin ein gänzlich schlechtes Gesprächsthema für einen angenehmen Abend. Erzählt mir etwas von Euch, Nova. Lichtnovizin aus bescheidenem Hause, aufopferungsvolle Heilerin, Gast des mysteriösen Grafen von Weißenfels und Tanzpartnerin des Königs, was tut ihr so, wenn ihr keine Heldin seid?“

Heldin?“ Sie lachte leise auf und hob ihren Blick wieder. Er wollte ablenken. Nun gut, sie würde nicht weiter nachbohren. „So würde ich mich nicht nennen.“ Unvorsichtig, ungeübt, … und mit einer Fähigkeit dafür, den richtigen Personen zu begegnen. Raphael, Verano, Brockhardt, Baltos, Herr von Eibenau, Leon, Darna, Basilius, Chasin und dem Nichtgenannten, dem König. Ihr Leben war von glücklichen Zufällen geprägt. Ob sie auch so einen Schutzgeist bei sich trug wie Leon? Ihre Gedanken huschten zu ihren Vater, aber dieser war nun gegangen. Sie hatte einen Moment geschwiegen und fuhr nun fort. „Wenn ich mich nicht gerade wegen meiner eigenen Unvorsicht an den Rand des Todes getrieben habe, dann… lerne ich. Heilerin zu sein ist mein großer Traum. Den Menschen zu helfen, meinem Land zu helfen. Etwas von dem Glück, das ich im Leben hatte weitergeben zu können.“ Während sie sprach hellte sich ihr Gesicht langsam wieder auf. „Und ich singe gerne.“, fügte sie beiläufig hinzu. „Ihr singt? Das würde ich gerne hören.“ Delilah lenkte schnell ab, in dem sie das Thema wieder von sich weg lenkte. „Womit verbringt Ihr denn Eure Zeit?“

Seine Antwort kam nur zögerlich. „Was ich tue? Ich widme mich der verantwortungsvollen Aufgabe meine Herrin vor wildgewordenen knöchelhohen Bestien, auch unter dem furchteinflößenden Titel Schoßhund bekannt, zu verteidigen. Und natürlich nehme ich unzählige Chancen wahr, dekorativ, aber möglichst unauffällig, in einer Ecke zu stehen.“ Delilah lachte leise. Ja, das Leben als Leibwächter stellte einen vor große und… kleine Herausforderungen. „Aber letzthin ist meine Zeit wohl etwas aufregender geworden. Denn ich habe da so eine faszinierende junge Frau und ihre Freunde kennen gelernt.“ Er beugte sich verschwörerisch zu ihr herab, während sie unter ihrer Maske erneut rot wurde. „Aber der Höhepunkt meiner Zeit ist, dass diese faszinierende und kluge junge Frau jetzt mit mir tanzt.“ Sie spürte seinen Atem an ihrem Hals und ein wohliger Schauer durchlief ihren Körper. Sie wandte den Kopf ab, verunsichert und unerfahren wie sie auf so etwas antworten sollte, als sie plötzlich aus dem Takt kam und stolperte. Jedoch war nicht Zanfars Geständnis an diesem Missgeschick schuld, sondern derjenige an dem Delilahs Blick hängen geblieben war. Etwas hatte ihre Aufmerksamkeit fortgezogen, die vorher ausschließlich dem Tanz, der dunklen Stimme, dem Kribbeln auf ihrer Haut und den tiefroten Augen gehört hatte. Ihr erster Gedanke beim Anblick der Gestalt war „Leon.“ gewesen, doch der stand stocksteif mit seiner Einhornmaske daneben. Auch etwas in Delilahs Innerem schien aus dem Takt gekommen zu sein. Sie hatte seit dem Traum vor ein paar Tagen nicht mehr damit gerechnet, diese Gestalt je wieder zu sehen. Doch wer steckte unter der Drachenmaske? Die … Präsenz die von ihm ausging war jedenfalls gewaltig. „Der…“ Die junge Jorsanerin musste sich räuspern und erneut ansetzen. „Der… Graf ist da.“

Zanfar fing ihren Stolperer auf und sie hörten einen Fetzen des Gesprächs zwischen der Füchsin und dem Drachen. „…Bitte lauft nicht vor mir davon... das könnte meinen Jagdtrieb wecken.“ Delilah schluckte. Sie tanzten noch ein paar Schritte, dann murmelte der Nichtgenannte zu ihr: „Ich denke, mir ist gerade etwas die Lust am tanzen vergangen.“ Die junge Jorsanerin konnte dem nur zustimmen und war froh, als sie gemeinsam die Tanzfläche verließen. Am Rand der Tanzfläche blieben sie stehen und Delilah hielt sich nah bei Zanfar, als wenn sie unbewusst Schutz suchte. Sie blickten beide auf das ungleiche Tanzpaar aus Fuchs und Drachen. „Ich gehe davon aus, dass der Graf nicht immer so einen … erinnerungswürdigen Auftritt hat.“
Das war „etwas“ untertrieben. Delilah holte kurz tief Luft, riss sich los und wandte den Blick wieder dem Dunkelelfen zu. „Er war schon immer… besonders… aber das da drüben… übersteigt das um Längen.“ Sie blickte wieder hinüber zu dem Mann mit der silbernen Drachenmaske und einen Moment schwieg sie. „Kennt Ihr die Legende vom Drachen, der unter dem Eisreich schlummern soll?“, fragte sie dann etwas geistesabwesend.

Zanfar sah Delilah entgeistert an, doch sie bekam das nur am Rande mit. Sie war in ihre eigenen Überlegungen verstrickt. „Neiiiiin … ?“, hörte sie seine tiefe Stimme an ihrer Seite. Ein nervös klingendes Kichern folgte seinen Worten. „Wollt ihr damit sagen, er könnte einen wahrhaftigen Drachengeist in sich haben?!“ Er klang mehr als ungläubig … und etwas verunsichert. Dracheneis, Drachenmaske. Ja, der Gedanke war Delilah gekommen. "Vielleicht...", murmelte Delilah. "Eine Freundin meiner Großmutter, eine Eiselfe, hat mir in meiner Kindheit die Geschichte unzählige Male erzählt. Die Geschichte vom "Beginn des Winters". Dem Beginn des Winters." Sie sah zu dem Nichtgenannten hinüber. Sie sprach leise, darauf bedacht, dass nur er sie hören konnte. "Demnach sei vor einigen hundert Jahren ein Drache in ihren immergrünen Landen aufgetaucht. Sie konnten ihn nicht bekämpfen, also überlegten sie sich eine List. Mit einem magischen Instrument versetzten sie den Eisdrachen in Schlaf. Dieser Schlaf wärt bis heute. Dieser Drache soll dem Eisreich den ewigen Winter gebracht haben und dort tief im Eis liegen. Sie spielen noch heute dreimal am Tag auf der Flöte, damit der Drache nicht erwacht." Delilah sah wieder hinüber zu Verano, der gerade mit Leon die Tanzfläche verließ. Die Löwin war eher ruhig. Als wäre es nicht das erste Mal, dass sie in das Reich der Geschichten und Legenden vordrang.

Zanfar beugte sich zu Delilah herunter, um ihr zu lauschen. „Hrm. Ich schätze, dann hat jemand sein Flötenspiel vers… verpasst, was?“ Die Lichtmagi runzelte ein wenig Stirn. Hundertprozentig war sie von ihrer Theorie auch noch nicht überzeugt. "Ich glaube nicht, dass es am Flötenspiel liegt. Vermutlich schläft der Eisdrache noch immer... oder nur sein Körper. Ich weiß nur, dass der Nebel in den Dunsthügeln von Dracheneis stammt... deshalb vermute ich, dass Verano... oder dieses >verlorene Kind< vielleicht mit dem Geist des Drachen in Kontakt war. Vielleicht weiß er daher, wie man das Eis nutzt... und nun hat er ihn ... eingelassen... nur wofür? Rugta? Und jetzt taucht hier diese Präsenz mit einer Drachenmaske auf... aber... aber das sind alles nur Vermutungen." Sie wurde von Zanfar aus ihren gemurmelten Überlegungen gerissen, als der sie auf das Buffet aufmerksam machte. „Etwas sagt mir, dass wir jede Sekunde, die uns noch bleibt, nutzen sollten. Mit solchen Gästen ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Hölle losbricht. Ob er nun ein Drache ist, oder nicht. Die Horsd’œuvre sahen lecker aus, wollen wir uns einen Teller holen? Mit Häppchen sind Familiendramen und erwachte Eisdrachen viel unterhaltsamer.“ Er war ihr immer noch sehr nah und Delilah musste instinktiv lächeln, als sich ihre Blicke wieder trafen. Ihre angespannte Haltung lockerte sich ein wenig. "Das klingt gut." Etwas in ihr wollte Leon zur Seite stehen, doch etwas Größeres sträubte sich davor in die Nähe von "Verano" zu gehen. Momentan schien er nicht in direkter Gefahr zu schweben. Da bevorzugte sie dann doch eher die Häppchen.

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Zanfar Aval'athil
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Re: Das Fest der Masken

Beitrag von Zanfar Aval'athil » Montag 23. Oktober 2017, 19:00

Schon von weitem hörte man den Klang von Flöten, Hörnern, Klampfen und Harfen, der die Gänge des Schlosses erfüllte. Immer wieder waren sie verkleideten Menschen begegnet, die lachend sich eilten dem Tanz hinzu zu strömen. Trommeln lockten im Takt zu gehen, zu wippen und schnell breitete sich eine gelöste Stimmung unter den Gästen aus. Hund, Katze, Maus liefen Hand in Hand an ihnen vorbei und die Regeln der Etikette schienen für diesen Abend tatsächlich außer Kraft gesetzt worden zu sein, sonst würde es niemand wagen hier zu rennen.

Die Musik ließ auch den Dunkelelfen nicht kalt. Besonders, da er gedachte, sich bei diesem Fest einmal nicht als Leibwächter der roten Dame im Hintergrund zu halten.
Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte er es genossen Feste zu feiern und sich ausgelassen mit Wein Weib und Gesang zu vergnügen. Sicher würde er sich derlei Entgleisung heute Abend nicht leisten, aber zumindest würde er nicht als Zaungast am Rand stehen bleiben.

Ein Falkenmann sprintete fast an der kleinen Gruppe vorbei, streifte Chasin, drehte sich entschuldigend einmal um die eigene Achse. Seine weit gespreizten Flügel luden sie zum Fliegen ein und er ergriff ihre Hand. Ein schneller Blick zu Zanfar hielt seinen Beschützerinstinkt im Zaum und sie drehte sich hier und jetzt mit dem Falken im Tanz.

Verärgert darüber, dass er seine Wachsamkeit einen kurzen Moment hatte schleifen lassen, hätte er dem Falken fast den Flügel dafür gebrochen, Chasin anzurempeln. Einzig ihr Blick ließ ihn innehalten und er löste die zu Fäusten geballten Hände wieder.
Ausgelassener, als er sie je gesehen hatte, drehte sie sich im Kreis mit dem Falken. Ihren federleichten Bewegungen wohnte eine Sinnlichkeit an, die nicht allein mit ihrer knappen Garderobe zu erklären war. Vielleicht war es, weil sich die Tha’Roon bewusst oder unbewusst anstecken ließ von der ausgelassenen Stimmung im Raum.
Als der Phoenix an seine Seite zurück schwebte schmunzelte er zu ihr hinauf.

Mit jedem Schritt wurden Stimmen und Gesang lauter und das Fest der Masken hatte schon begonnen.

Kelche fanden in leere Hände um trockene Kehlen zu ölen und Fremde in allerlei bunten Gewändern prosteten einander zu.
In der Gewissheit, das Chasin bald einen leeren Kelch brauchen würde, hob er den seinen in schnellem Gruß und leerte das Gefäß dann in einem Zug. Der Wein hätte für seinen Geschmack etwas mehr verwässert sein dürfen und er hoffte, dass die Tha’Roon dies nicht allzu oft wiederholen würde. Er hatte nämlich bis jetzt nicht allzu viel gegessen, was eine gänzlich schlechte Vorbereitung für viel Alkohol war.
Unauffällig tauschte er mit der Roten Dame den Kelch und hielt sich nun an seinem vollen fest, von dem er nicht allzu schnell wieder etwas trinken würde.
Um sie herum war die Stimmung – ohne Zweifel auch dank der großzügig ausgeschenkten Getränke - bereits äußerst aufgelockert und grenzte an den Status ‚skandalös‘, zumindest für jorsanische Verhältnisse. Der am ‚Schwanz‘ geführte Hengst ließ ihn Schmunzeln.
Am Buffet mischten ein paar Schausteller, die als Elstern verkleidet waren, die Gäste auf und neckten und ‚stahlen‘ während die ‚Opfer‘ ihrer Streiche mehr oder minder erheitert waren.

Die weibliche Elster schien an dem Raben der Gruppe Gefallen gefunden zu haben, denn sie kam häufiger in seine Nähe und flatterte lockend mit ihrem Gefieder, was einzig aus einem hautengen dünnen Leibchen unter dem weiten Mantel zu bestehen schien, dass kaum ihre Schenkel bedeckte. Dafür war ihr ganzer Körper mit Federn bemalt, was sicher auch seinen Reiz hatte.

Es juckte Zanfar in den Fingern ihr Spiel zu erwidern und sie seinerseits etwas zu necken, aber er hielt sich zurück, auch wenn ihn die Elster einige Momente sehr erfolgreich ablenkte. Für den Anfang lag sein Augenmerk auf einer anderen Frau. Einer, die gerade vom Wolf ihrer Gruppe auf die Tanzfläche entführt wurde.
Entgeistert und einen leisen Fluch auf den Lippen sah er der schönen Löwin dabei zu, wie sie, fürs erste, aus seiner Reichweite schlüpfte.
Ehe er sich versah hatte Leon Chasin ebenfalls auf die Tanzfläche geführt. Etwas entgeistert und überrumpelt sah er sich Darna gegenüber, die Ebenfalls noch ohne Tanzpartner dastand.
Seit wann bin ich so eine verdammte Schnarchnase?! Statt die Initiative zu ergreifen stehe ich hier wie der letzte Depp!
Während er noch überlegte, was die junge Frau mehr entsetzen würde – von ihm aufgefordert zu werden oder alleine da zu stehen, Schneite von Pappelhein aka der Stier vorbei und entführte die Füchsin auf die Tanzfläche.
Völlig entgeistert blieb Zanfar an Ort und Stelle stehen und sah sich nach der Elster um – die schon einen anderen Interessierten gefunden hatte, den sie necken konnte.

Der Abend begann großartig!

Ganz offensichtlich hatte er das Spiel am Hofe völlig verlernt und war zusammengeschrumpft auf die Statistenrollen des schweigsamen Leibwächters. Erste Zweifel kamen ihm, ob er auch nur einen Hauch einer Chance hatte, überhaupt jemals Delilahs Aufmerksamkeit zu erhaschen.
Und jetzt hatte das Einhorn auch noch seinen Weg zu der Löwin gefunden und wirbelte sie über die Tanzfläche.
Zanfars Blick wanderte zum Buffet. Vielleicht hatte er auch einfach zu lange nichts gegessen und war deswegen so schlecht gelaunt.

Chasin sah Zanfar an und ganz Frau wie sie war, forderte sie ihn zum Tanz auf. Die langsamen Klänge waren für ihren Körper wie gemacht, da sie dann kleiner, weicher wirkte und sich besser anpassen konnte. Ihr eleganter Körper schmiegte sich fest in seine Hände und sanft dirigierte sie ihn mit winzigen Hinweisen in die Richtung, wo sie meinte, dass er gerade am dringendsten gebraucht werden würde.

Noch immer etwas verstimmt folgte er den wünschen seiner Freundin. Ihrer Beider Bewegungen mühelos und harmonisch von der Routine und dem stillen Einverständnis, dass die lange Freundschaft zwischen ihnen geschaffen hatte. Wiederwillen begann er den Tanz mit ihr zu genießen – auch wenn er erstaunlich kurz wehrte.

Ihr Gesicht war dem Seinen kurz sehr nahe:
„Rette sie!...sei schnell, wenn ich das Zeichen gebe.“
Dann,bevor er jedoch handeln konnte tat die Diplomatin etwas unerwartetes. Sie löste sich und tippte dem König auf die Schulter.
„Darf ich bitten?“
„Bitte?“
„Darf ich bitten!“
Etwas widerwillig gab er Delilah frei und wollte sich gerade der Diplomatin zuwenden, als diese leicht abwehrend die Hand hob.
„Entschuldigt, aber wir hatten schon das vergnügen. Ich meinte die junge Löwin. Mit ihr möchte ich tanzen.“
Ein sehr unkönigliches:
„Äh...“
, erklang. Chasin nahm Delilahs Hand und führte sie galant in ihre Arme. Grinsend ließen sie die Männer stehen, die nun tatsächlich nur einander hatten oder den Platz räumen mussten. Das Einhorn zuckte plötzlich. Das zucken wurde immer stärker und plötzlich brach schallend Gelächter aus dem Mann. Einige umliegende Paare gerieten ins Stocken und sahen ihn erstaunt an.


Zanfar tauschte einen überraschten und etwas überrumpelten Blick mit dem König und stimmte etwas leiser mit dem Gelächter des Königs ein. Mit einem Kopfschütteln zog er sich wieder zurück und überließ dem Einhorn seiner neuen Tanzpartnerin.
Was plant sie jetzt wieder?

Chasin war schon derweil auf dem Rückweg zu Zanfar, genoss den Moment mit dem jungen Mädchen in ihren Armen und sah ihr tief in die Augen. Ein verlockender Augenblick entstand, ihre Macht einzusetzen, aber das würde Zanfars Bemühungen voraus greifen und sie war neugierig, was er anstellen würde um sein Ziel zu erreichen. Zu Hilfe konnte sie ihm immer noch kommen, wenn nichts funktionierte... oder?
Nur ein winziges Tröpfchen Elfenbein in diesen reinen Geist... nicht mehr...
Als sie Zanfar das Zeichen gab und er übernahm fließend. Lächelnd fiel die Tha'Roon in eine kleine Verbeugung, zwinkerte Delilah mit ihrem funkelnden Auge zu.
„Ich überlasse dich seinen kundigen Händen.“
, und entfernte sich. Nun war Zanfar am Zug.


Noch immer etwas aus der Balance nahm er die Hand der Löwin vor sich entgegen und deutete eine Verbeugung an.
Was war dass den nun schonwieder?! Manchmal begreife ich diese Frau nicht… sie wird doch nicht ihre Kraft …
Misstrauisch sah er zu Chasin und musterte dann forschend Delilah. War irgendetwas an ihr anders? Nicht ganz bei der Sache kollidierte er mit seiner Tanzpartnerin, als sie Beide etwas aus dem Tritt kamen. Geschickt glich er den Fauxpas noch aus und fing das stolpern mit einer Drehung, die Delilah und ihn einmal schnell um die eigene Achse drehte.
„Verzeihung. Ich bin etwas aus der Übung. Ich hoffe ich habe Euch nicht weh getan.“
Glückwunsch – Fehler eins bei der Umwerbung von Frauen … niemals entschuldigen, niemals schwäche zeigen.

„Überhaupt nicht!“, meinte Delilah leise lachend. „Es ist mein erster Tanzabend dieser Art, ich bin also nicht sehr geübt. So können wir zusammen Fehler machen.“ Sie lächelte ihn an.
Zanfar konnte gar nicht anders als das Lächeln zu erwidern und ihm wurde etwas wärmer. So hinreißend auszusehen sollte verboten werden. Nicht einmal die Möglichkeit sich zum Narren zu machen störte ihn noch.
„Dann wollen wir hoffen, dass unser Beider Füße den Abend überstehen, während wir tanzen.“
Er zwinkerte ihr zu.
„Ich bin sehr froh, dass ihr von dem weißen Vogel Kostüm abgesehen habt. Es wäre Euch nicht gerecht geworden. Die Löwin passt viel besser zu Euch.“
Falls es möglich war, wurde Delilahs Lächeln noch ein wenig breiter und Zanfar hätte vor Vergnügen am liebsten geschnurrt.
„Es freut mich, dass es Euch gefällt. Ich hatte das Gefühl, es wurde Zeit für Veränderung. Nicht immer das wählen und sein, was von einem erwartet wird.
Euer Kostüm steht euch übrigens auch hervorragend!"
, fügte Delilah etwas verspätet an.

Mit ihr zu tanzen hatte etwas magisches und entgegen seiner Behauptung eingerostet zu sein glitten sie Beide mühelos über die Tanzfläche.
Bei ihrem Kompliment musste er grinsen.
„Danke sehr. Ich befürchte ich bin nicht so gut darin gewesen, meinem Klischee zu entfliehen …“
Er zog Delilah etwas näher an sich und vollführte eine weitere Drehung mit ihr. Eigentlich hatte er sich nur etwas Zeit erkaufen wollen, aber jetzt genoss er das Gefühl ihres schlanken Körpers an seinem. Zu seiner Überraschung huschten ein paar Schmetterlinge durch seinen Bauch.
Die junge Frau machte ihn sprachlos und gab ihm das Gefühl, wieder grün hinter den Ohren zu sein.
Was ist denn jetzt mit mir los?
Er fuhr sich über die Lippen, weil ihm der Mund plötzlich trocken wurde.
Komm schon, Kopf, spuck etwas geistreiches verführerisches aus!
„Ja, etwas in der Art hatte ich mir gedacht … seltsam wie schnell man in die Verlegenheit kommt, Erwartungen zu erfüllen, statt man selbst zu sein – oder herauszufinden, wer man ist.“
Stellte er fest. In seiner Stimme schwang ein trauriger Unterton mit, so als spräche er aus Erfahrung. In seinem Innersten verbarg der dunkelelfische Casanova das Gesicht verzweifelt in den Händen.

Delilahs Blick wurde weicher. „Der Weg, der Euch hierher gebracht hat, war sicher lang.“
Ihre Anspielung auf seinen Lebensweg ließ ihn den Mund etwas verziehen.
Du hast ja keine Ahnung …
Aber auch ihr Gesicht war kurzzeitig ernst geworden, vielleicht ahnte sie es ja doch. Zu seiner Überraschung merkte er, dass er nicht abgeneigt war, es ihr zu erzählen – nur sicher nicht hier auf dem Ball.
Sie fuhr fort:
„Ich denke, es ist immer besser auf das zu schauen, was ist, anstatt auf das was war.“
Er lachte bitter auf.
„In der Tat ein guter Ratschlag. Wenn Euch das Gelungen ist, verratet mir den Trick, ich denke das würde mein Leben um einiges leichter und angenehmer machen!“
Für einen Moment senkte Delilah den Blick und biss sich auf die Lippe.
„… ich schaue auch sehr viel auf das, was sein wird oder sein könnte.“, sagte sie leise, den Blick noch immer auf seine Brust gesenkt.

Ich habe sie verschreckt…
Bedauernd blickte er zu herab. Sie schien nachzudenken und schwieg einen Moment. Etwas verunsichert ging er auf ihre erste Bemerkung ein:
„Ich denke ich bin ein gänzlich schlechtes Gesprächsthema für einen angenehmen Abend. Erzählt mir etwas von Euch, Nova. Lichtnovizin aus bescheidenem Hause, aufopferungsvolle Heilerin, Gast des mysteriösen Grafen von Weißenfels und Tanzpartnerin des Königs, was tut ihr so, wenn ihr keine Heldin seid?“
„Heldin?“ Delilah lachte leise auf und hob ihren Blick wieder.
„So würde ich mich nicht nennen.“
Sie blickte Nachdenklich drein und Zanfar wünschte sich Chasins Fähigkeit des Gedankenlesens. Wie gern hätte er gewusst, was jetzt in ihrem Kopf vorging. Nichts allzu Gutes, denn das Licht der Freude, dass sonst aus ihren Augen strahlte, hatte sich gedämpft.

„Wenn ich mich nicht gerade wegen meiner eigenen Unvorsicht an den Rand des Todes getrieben habe, dann… lerne ich. Heilerin zu sein ist mein großer Traum. Den Menschen zu helfen, meinem Land zu helfen. Etwas von dem Glück, das ich im Leben hatte weitergeben zu können.“
Das mit dem ‚Glück weiter geben‘ gelingt dir gut, Delilah. Mir hast du gerade welches Geschenkt.
Während sie sprach hellte sich ihr Gesicht langsam wieder auf. „Und ich singe gerne.“, fügte sie beiläufig hinzu.
„Ihr singt? Das würde ich gerne hören.“
Beteuerte er ehrlich. Offensichtlich war Delilah nicht geneigt, näher auf ihren Gesang einzugehen und stellte ihm stattdessen eine Gegenfrage.
„Womit verbringt Ihr denn Eure Zeit?“

Ihre Frage nach dem, was er tat, war nicht überraschend, aber es erwischte ihn trotzdem auf dem falschen Fuß.
„Was ich tue?“
Wiederholte er ihre Frage und sah etwas entgeistert ins Leere über Delilahs Kopf hinweg.
Messer nach dem Spionage Meister werfen, meine Schutzbefohlene verführen, den Auftrag bekommen, die Schwester des Königs zu retten…
Er sah nach einer Pause wieder zu ihr herab.
„Ich widme mich der verantwortungsvollen Aufgabe meine Herrin vor wildgewordenen knöchelhohen Bestien, auch unter dem furchteinflößenden Titel Schoßhund bekannt, zu verteidigen. Und natürlich nehme ich unzählige Chancen wahr, dekorativ, aber möglichst unauffällig, in einer Ecke zu stehen.“
Verkündete er mit einer großen Spur Sarkasmus in der Stimme.
Delilah lachte leise.
„Aber letzthin ist meine Zeit wohl etwas aufregender geworden. Denn ich habe da so eine faszinierende junge Frau und ihre Freunde kennen gelernt.“
Er wackelte vielsagend mit den Augenbrauen und beugte sich verschwörerisch zu ihr herab.
„Aber der Höhepunkt meiner Zeit ist, dass diese faszinierende und kluge junge Frau jetzt mit mir tanzt.“
Himmel hoffentlich war das nicht zu viel…

Sie wandte den Kopf ab und die röte an Hals und Dekolleté verriet ihre Verlegenheit, als sie plötzlich aus dem Takt kam und stolperte. Gekonnt fing Zanfar ihren fehlschritt ab. Etwas überrascht darüber, sie so sehr aus dem Takt gebracht zu haben, musterte er sie besorgt und bemerkte, dass etwas ihre Aufmerksamkeit gefangen hielt. Darnas Tanzpartner hatte gewechselt. Statt dem Einhorn tanzte nun ein Drache mit ihr, Leon in Körperbau und Bewegungen nicht unähnlich.
„Der…“ Die junge Jorsanerin musste sich räuspern und erneut ansetzen. „Der… >Graf< ist da.“
Leon stand unterdessen erstarrt am Rand der Tanzfläche und starrte auf seinen Vater – oder das, was gerade den Körper seines Vaters dirigierte.
„…Bitte lauft nicht vor mir davon... das könnte meinen Jagdtrieb wecken.“
Schnappte er einen leisen Wortfetzen der recht einseitigen Unterhaltung zwischen Fuchs und Drache auf.
Die Härchen auf seinen Armen richteten sich auf und seine Instinkte rieten ihm, einige Meter zwischen sich und das Fabelwesen zu bringen.
Kein Wunder das Delilah aus dem Takt geraten ist.

Steifer als zuvor tanzte er noch ein paar Schritte und murmelte zu der Löwin gewandt.
„Ich denke, mir ist gerade etwas die Lust am Tanzen vergangen.“
Er führte sie von der Tanzfläche, immer ein halbes Auge auf den Drachen gerichtet. Delilahs stellte sich dabei dicht neben ihn, so als suche sie instinktiv Schutz. Noch etwas zu erschüttert von der machtvollen Aura Veranos verpasste er allerdings die Gelegenheit, seinen Arm Schützend um sie zu legen.
Heilige Scheiße, was ist das?!
Darna jedenfalls wirkte nicht wie sie selbst, dafür waren ihre Bewegungen viel zu gefügig. Selbst als sie mit Leon getanzt hatte, für den sie ganz offenbar etwas empfand, waren ihre Bewegungen etwas zu steif und überkorrekt gewesen. Unter der Führung ihres neuen Tanzpartners schien sie förmlich zu fließen … und er bezweifelte, dass sie das freiwillig tat.
„Ich gehe davon aus, dass der Graf nicht immer so einen … erinnerungswürdigen Auftritt hat.“
Er sah seine Tanzpartnerin fragend an.
Delilah holte kurz tief Luft, riss sich los und wandte den Blick wieder dem Dunkelelfen zu. „Er war schon immer… besonders… aber das da drüben… übersteigt das um Längen.“ Sie blickte wieder hinüber zu dem Mann mit der silbernen Drachenmaske und einen Moment schwieg sie. „Kennt Ihr die Legende vom Drachen, der unter dem Eisreich schlummern soll?“, fragte sie etwas geistesabwesend.

Zanfar sah seine Tanzpartnerin entgeistert an.
„Neiiiiin … ?“
Er zog das Nein in die Länge und stieß ein nervös klingendes leises Kichern aus.
„Wollt ihr damit sagen, er könnte einen wahrhaftigen Drachengeist in sich haben?!“
Er klang mehr als ungläubig … und etwas verunsichert.
"Vielleicht...", murmelte Delilah. "Eine Freundin meiner Großmutter, eine Eiselfe, hat mir in meiner Kindheit die Geschichte unzählige Male auf Esera erzählt. Die Geschichte vom Beginn des Winters. Dem Beginn des Winters." Sie sah zu dem Nichtgenannten hinüber. Sie sprach leise, darauf bedacht, dass nur er sie hören konnte. "Demnach sei vor einigen hundert Jahren ein Drache in ihren immergrünen Landen aufgetaucht. Sie konnten ihn nicht bekämpfen, also überlegten sie sich eine List. Mit einem magischen Instrument versetzten sie den Eisdrachen in Schlaf. Dieser Schlaf wärt bis heute. Dieser Drache soll dem Eisreich den ewigen Winter gebracht haben und dort tief im Eis liegen. Sie spielen noch heute dreimal am Tag auf der Flöte, damit der Drache nicht erwacht." Delilah sah wieder hinüber zu Verano, der gerade mit Leon die Tanzfläche verließ.
Zanfar hatte sich, während Delilah sprach, zu ihr heruntergebeugt. Seine Augen wurden größer und größer, während sie ihm von der Geschichte erzählte. Dann folgte er ihrem Blick, der Leon und seinem Vater galt.

„Hrm.“
Äußerte sich der Rabe Eloquent. Die Löwin nahm diese Information beängstigend gelassen auf.
„Ich schätze, dann hat jemand sein Flötenspiel vers… verpasst, was?“
Hielt er sich im letzten Moment davon ab, ausfallend zu werden. Natürlich gab es bis jetzt überhaupt keinen Beweis dafür, dass Delilahs Theorie stimmte. Allerdings sah Chasin recht blass um die Nase aus und es gab wenig, dass der Tha’Roon Angst machte…
Die Lichtmagi runzelte ein wenig die Stirn.
"Ich glaube nicht, dass es am Flötenspiel liegt. Vermutlich schläft der Eisdrache noch immer... oder nur sein Körper. Ich weiß nur, dass der Nebel in den Dunsthügeln von Dracheneis stammt... deshalb vermute ich, dass Verano... oder dieses >verlorene Kind< vielleicht mit dem Geist des Drachen in Kontakt war. Vielleicht weiß er daher, wie man das Eis nutzt... und nun hat er ihn ... eingelassen... nur wofür? Rugta? Und jetzt taucht hier diese Präsenz mit einer Drachenmaske auf... aber... aber das sind alles nur Vermutungen."
Er verzog unter der Maske nachdenklich den Mund. Ja, das waren alles nur Theorien, aber für seinen Geschmack machten sie beweintem zu viel Sinn. Und er hatte nicht einmal etwas gegessen … er warf einen Blick zum Buffet und stellte fest.
„Etwas sagt mir, dass wir jede Sekunde, die uns noch bleibt, nutzen sollten. Mit solchen Gästen ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Hölle losbricht. Ob er nun ein Drache ist, oder nicht.
Die Horsd’œuvre sahen lecker aus, wollen wir uns einen Teller holen? Mit Häppchen sind Familiendramen und erwachte Eisdrachen viel unterhaltsamer.“
Er sprach dabei leise und war noch immer etwas zu Delilah herabgebeugt, um nicht den Rest der Gäste zu beunruhigen.
"Das klingt gut."
Zanfars Herz geriet ins stolpern, als sich ihrer beider Blicke trafen und sie ihm ihr bezauberndes Lächeln schenkte. Unfähig zu sprechen nickte er nur bestätigend und bot ihr seinen Arm an, um zum Buffet zu gehen.

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Re: Das Fest der Masken

Beitrag von Darna von Eibenau » Dienstag 24. Oktober 2017, 17:07

Schon von weitem hörte man den Klang von Flöten, Hörnern, Klampfen und Harfen, der die Gänge des Schlosses erfüllte. Je fröhlicher die Stimmung ihrer Umgebung wurde, desto stiller, verunsicherter und defensiver wurde Darna und erwies sich damit einmal mehr als das komplette Gegenteil von Delilah. Als Chasin gelöst mit dem 'Wanderfalken' durch den Flur wirbelte, trat sie instinktiv ein Stück zurück und registrierte nahezu fassungslos, wie das Kleid der Diplomatin hoch flog und freizügig noch mehr Haut erblicken ließ, als ohnehin schon.
Das Fest hatte für sie zunächst nur einen Vorteil: es war so überladen und unübersichtlich, dass es nicht so auffiel, wie sie sich möglichst dezent wegduckte und um alles herum manövrierte, was ihr zu dicht auf den Pelz zu rücken drohte. Einen der kleinen Krüge nahm sie entgegen, nippte von Zeit zu Zeit daran, vor allem, wenn ihr andere zuprosteten und es die Höflichkeit also gebot, und behielt das Gefäß wohlweislich in der Hand, damit sie so schnell kein neues bekam.

'Da sitzen die feinen Herrschaften oben im Schloss, saufen und huren auf unsere Kosten!' - solche und ähnliche Sprüche kannte Darna trotz ihres wohlbehüteten Lebens am Grafenhof zur Genüge, und so reagierte sie nicht nur aus moralischen Gründen pikiert auf das Geschehen in den dunklen Nischen, es machte sie in einem gewissen Maß auch wütend. Das einfache Volk war bei seinen Feiern ja oftmals wohl keinen Deut besser, aber es ärgerte sie, wenn Lästereien auch noch stimmten.
Aber wer war sie, seiner Majestät oder dem hohen Adel vorzuhalten, wann - und wie - sie zu feiern hatten und wann nicht? Also versuchte sie sich mit der Rolle des stillen Zuschauers zu arangieren. Das Buffett war bald einer ihrer ersten Anlaufpunkte, denn das Frühstück heute war gut gewesen, aber deutlich zu lange her und sie hatte einiges nachzuholen, was eine anständige Ernährung betraf. Zumal sie die Warnung kannte, dass man auf leeren Magen besser erst recht keinen Alkohol trinken sollte.
Plötzlich wurde nicht weit von ihr lauter gelacht und sie sah herüber, noch lose in der Gesellschaft ihrer Freunde. Was machten diese .. 'schrägen Vögel' da?? Der eine hatte gerade einer hohen Dame glatt das Essen aus dem Mund geklaut! Verständnislos betrachtete sie die Szenerie. Es schien harmlos zu sein, was sie taten, aber Darna hätte sich nicht gewundert, wenn es lediglich die Einstimmung oder eine Ablenkung war, bevor bald der erste Schmuck fehlte... Sie sah sich bei nächster Gelegenheit unauffällig um: hier in all dem Getümmel, in dem sich selbst seine Majestät befand, waren doch sicher auch Wachen postiert, die man zumindest beiläufig einmal fragen konnte, ob diese Elstergruppe wirklich hier her gehörte? Sie rechnete mit einer Bestätigung, aber sicher war sicher...

Basilius wusste, dass mit Darna mal wieder nichts heiteres anzufangen war und schnappte sich kurzerhand Delilah, um den Auftakt zum Tanzen zu begehen. Als Darna merkte, was begann, sah sie sich nach Leon um: er hatte Chasin als erstes aufgefordert. Die beiden machten zusammen kein schlechtes Bild, da er ebenfalls sehr groß gewachsen war und sie ihn nicht zu sehr überragte. Mit langen gemächlichen Schritten bewegten sie sich sogar zwei Tänze lang synchron über das Parkett, biss ein goldenes Einhorn abklatschte und den Tanz des Phönix für sich forderte. Eine Luchsdame nahm sich sofort dem verwaisten Leon an.
Darnas Bewegungsansatz, ob sie Leons Aufmerksamkeit einfangen konnte, erstickte damit im Ansatz und ihre Lippen kräuselten sich unter der Maske allmählich verstimmt.
Ein Stier trat gemächlich an Darna heran und schaute sie neugierig an.
„Ich nehme an, Füchse tanzen auf Auen wo Eiben gedeihen?“ Fragte er gerade, ob unter der Fuchsmaske eine von Eibenau steckte?
Oh je. Musste sie jetzt irgendwie verschlüsselt antworten? Ihr Kopf neigte sich leicht, um Zustimmung zu signalisieren, aber sie fischte erfolglos nach Worten. Musste sie jetzt irgendwelchen Unfug mit Stieren zusammenreimen?

Ihre Reaktion musste wohl dennoch Bestätigung genug gewesen sein, denn der General forderte Darna höflich zum Tanz. Strategisch näherten sie sich recht bald dem König und die Partner wurden gewechselt, sodass Darna mit seiner Majestät, dem goldenen Einhorn tanzte und Chasin dem Stier die Ehre gab. Kaum hatte der König ihre Hand ergriffen sprach er auch schon mit gedämpfter Stimme, damit die anderen Tänzer nichts mitbekamen:
„Schön, dass ihr her gefunden habt.“
Seine Stimme klang etwas hohl unter der Maske, aber so, als ob er lächelte.

Ihr Körper deutete in einem passenden Moment eine Verneigung an, ohne die Tanzbewegungen aus dem Takt zu bringen. "Danke für die Einladung.." - 'Euer Majestät' hätte sie anfügen wollen, aber zögerte. Man sollte ja Unwissenheit vortäuschen. Oder? Oh, sie hasste dieses Getue!
„Ich entspreche eurem schriftlich geäußertem Wunsch und werde auf weitere Berichte von euch warten. Bitte lasst alle zukünftigen Nachrichten ausschließlich Generals von Pappelhain persönlich zukommen. Doch jetzt solltet ihr und eure Freunde etwas trinken... Ich habe einen besonderen Tropfen erhalten und würde gerne eure Meinung dazu hören. Kommt in ein paar Minuten zu mir in den kleinen Salon.“
Damit sah er in eine Richtung in der Darna ein paar Schwere Vorhänge erkannte, die vermutlich besagten Raum etwas abteilten
und nickte. "Sicher, wie Ihr wünscht. .. Ich danke Euch", sagte sie mit einem Nachdruck zum Schluss und einem Aufschauen, dass sie sicher nicht die Einladung zum Umtrunk damit meinte.
Die Tanzpartner wechselten, und sie registrierte eher nur am Rande, dass es Basil war, der den Platz des Königs übernahm. Sie brauchte einen Moment, um die Botschaft zu verdauen, was Basilius in den bisher einzigartigen Genuss brachte, mit Darna zu tanzen, ohne dass sie auf die Schrittfolgen achtete und ihn zu korrigieren drohte.

Der König hatte... nicht verstimmt geklungen! Im Gegenteil, er wollte offensichtlich sogar auf dem Laufenden gehalten werden und hatte ihr das Privileg eingeräumt, sich mit weiteren Nachrichten direkt an einen seiner engsten Berater wenden zu dürfen! Ihr fiel ein Stein vom Herzen. Es bestand noch Hoffnung!
"Ich habe es geschafft, Basil", platzte es mit eindeutig freudigem Unterton leise aus ihr heraus und sie schaute in die Augen hinter der Wolfsmaske, "Er schlägt mich nicht zum Ritter!"
Wie zum Harax konnte sie das sagen und dabei klingen, als wäre das die beste Nachricht des Tages?!
Die Musik wechselte in einen langsameren Takt und bot die Gelegenheit, dem vermutlich verwirrten Basil alles Nötige zu erklären - sorgsam darauf achtend, dass keine ungebetenen Ohren es ebenfalls mithörten. Wieder erwähnte sie das Stichwort 'Dämon' nicht einmal, aber vermittelte, dass sie in ihren Erklärungen des Warums wohl nicht zu weit gegangen war. Und Richard hatte es akzeptiert, juchu! Sie bekam gar nicht mit, weswegen der König irgendwo anders plötzlich zu lachen begann.

Als ihre Aufregung abklang, begann sie aber doch wieder, während der Drehungen nach jemand anderem Ausschau zu halten. Das sorgte für ein schlechtes Gewissen, als das wiederum Basil scheinbar auffiel, aber...
was oder wer war das da neben Leon und was hatte ihre Hand unter seinem Hemd zu suchen?! Darnas Augen wurden schmal und giftig. Mit Genugtuung bekam sie gerade noch mit, wie der Lichtmagus sich des zu anschmiegsamen Frauenzimmers entledigte, dann verlor sie ihn wieder für ein paar Momente aus den Augen. Er bewegte sich? Wohin? Zum Eingang, schien es. Was sie dann erblickte, ließ Darna fast den Tanz unterbrechen. Der Hirschmaskenträger irritierte sie irgendwie, aber mehr beschäftigte sie die Frage, warum Leon die beiden - und vor allem diese Grazie dort - so zielgerichtet angesteuert hatte, während er sie bislang kaum eines Blickes zu würdigen schien? Als die Schwanenprinzessin vor Leon knickste und er sie auf die Tanzfläche führte, stockte der Knappin das Herz.
Gegen diese fleischgewordene Schönheit hatte sie nicht die geringsten Chancen!
Ein Teil von ihr begriff plötzlich, warum so viele Fräulein ein derartiges Gewese darum machten, ihre Garderobe der ihres Auserwählten anzupassen. Die beiden sahen einfach... wundervoll zusammen aus. Der schwarze glatte Stoff im Innern der Fuchsmaske wurde etwas feucht.

Leon dirigierte sie langsam zu Basilius und Darna und passte ihren Tanz an den der beiden an, wohl damit sie sie gut sehen konnten, was natürlich unnötig gewesen wäre. Plötzlich geriet Basil ins Straucheln und stoppte abrupt. Mit offenem Mund starrte er den Schwan an, der natürlich hinreißend lächelte. Auf einmal standen sie zu viert still auf der Tanzfläche und Leon ergriff in einem unbeobachteten Moment Darnas Hand um sie weg zu ziehen.
Was passierte hier?
Mit geweiteten Augen beobachtete Darna, wie Basil der Schwanendame plötzlich um den Hals fiel - und begriff endlich: Das war seine Schwester! Götter! Und der beleibte Adelige... Fürst von Kelterburg? Gernots Vater?! Etwas in ihrer Haltung verkrampfte allein bei dem Gedanken, und noch mehr bei der alarmierten Frage, ob sein missratener Sohn etwa auch hier irgendwo war, bislang unerkannt unter einer der Masken. Aber woher hatte Leon von dem Fürsten und seiner Begleitung gewusst und die beiden so schnell erkannt?
Er weiß viel mehr Dinge, als du nur erahnen kannst. Hör endlich auf, so viele Sachen falsch zu interpretieren!, schalt sie sich selbst, aber war einige Augenblicke noch etwas durch den Wind. Die Erkenntnis, dass es doch einfach wohl diverse Damen gab, gegen die sie sich chancenlos wähnte, steckte trotzdem noch schmerzend in ihr fest. Ein vager Schmerz darüber, wie kampflos sie das Feld räumen würde, selbst wenn sie etwas wie die Mieze von vorher mit Bissen und Fauchen vertrieben hätte...

Aber es war Basils Schwester. Was für eine ausgemachte Schönheit! Sie gönnte ihm die Freude von Herzen, als sie sein entrücktes Lächeln sah. Fast war es ansteckend, zumindest wurde ihr Blick viel milder. Und endlich... sie sah auf, suchte die Augen hinter der Einhornmaske. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie sie sich schon gleich auf seine Bewegungen eingelassen hatte und jetzt, als ihre Gedanken sich auf ihn konzentrierten, war ihre einzige Reaktion zunächst nur, dass etwas mehr Schwung in ihre Bewegungen gelangte. Leon tanzte mit ihr! Er führte, wie er es schon damals in der kleinen Taverne getan hatte und seine berechenbare Perfektion gab ihr Halt und Sicherheit. Kein Denken mehr, keine Schritte zählen, keine Figuren an der falschen Stelle, sie konnte sich ganz fallen lassen, denn er würde sie halten. Seine Muskeln unter dem dünnen Hemd fühlten sich so gut an. Seine blanke Brust war ihrem Gesicht so nahe, als lud er sie ein sich daran zu lehnen um die Welt einen Moment lang zu vergessen. Sie fühlte sich wohl, wie die Seelenrose sich in seinem Innersten wohlgefühlt hatte - oder so ähnlich musste es sich wohl anfühlen. Ein tief empfundenes Hier gehöre ich hin. Hier möchte ich sein beruhigte sie und schien ihrer beider Herzen wie eines schlagen zu lassen. Sie rückte näher, so weit es der Anstand gerade noch zuließ und erlaubte es sich sogar, für mehrere Schritte genießend die Augen zu schließen.
Kein Rechnen, kein Schritte zählen. Es war ihr egal, ob die restlichen Paare da draußen irgendwelchen Symetrien folgten, solange er sie nur hielt und führte. Links herum, rechts herum... Die Welt drehte sich, und ihr Zentrum war Leon.
Aber ob er sich wieder so quälte wie in der Taverne? Sie wollte seine Erschöpfung am liebsten fortwischen, damit er dies hier ebenso genießen konnte wie sie! Ob er das tat? Wieder suchte sie seinen Blick und wollte ihm zumindest mit ihren Augen ein Strahlen schenken, denn viel war von ihrem Gesicht ja sonst nicht zu sehen - auch nicht die fuchsrot geschminkten Mundwinkel, die sich gefährlich vertieft bis gehoben hatten...

...als ihr Körper aus Leons Griff entwunden und einem anderen hinzugefügt wurde, als wäre es das natürlichste der Welt. Alles geschah so schnell, dass Darna fast schwindelig wurde. Sie konnte in der Bewegung des Mannes keinerlei Unterschied zu Leons ausmachen! Wie er führte, ohne Zwang und doch so perfekt. Sie schaute auf eine muskulöse Männerbrust, die Leons sein könnte, wenn da nicht ein paar Narben mehr gewesen wären. Eine schien sogar recht frisch und nur dürftig verschorft. Ein seidenweißes Hemd bedeckte seine Schultern und als sie zögerlich aufsah, sah sie in silberne Augen hinter einer silbernen Drachenmaske.
Ihre Pupillen wurden größer. Sterne... Das ist...!
Kurz fühlte sie einen leichten Druck in ihrem Kopf und hörte SEINE flüsternde Stimme:
Oha! …
Mehr war es nicht. Fast hätte sie geglaubt es sich nur eingebildet zu haben, aber ihr Dämon reagierte auf diesen Mann.
Und es verwunderte sie nicht wirklich. Bei Leon hatte sie das silbrige Funkeln bereits gesehen und wusste inzwischen, was es war. Sein Vater war deutlich älter, mächtiger, und wenn er für einen anderen Geist den Platz geräumt hatte, dann musste es wohl einen im wahrsten Sinne des Wortes gewichtigen Grund dafür gegeben haben... allerdings fiel es ihr gerade irgendwie schwer, klar zu denken.
Etwas in ihr wollte sich darüber empören, wie dieser Mann ihr Leon entwendet hatte oder anders herum, aber dafür ... war ...
... war ...
Ihre Stirn furchte sich wie in einem Traum gefangen. Waren das gerade geschlitzte Pupillen gewesen? Nein, ihr träger Geist vervollständigte gerade sicher nur das Bild der Drachenmaske. Die Eindrücke flogen im Rausch vorbei: wie Leon wie angewurzelt neben der Tanzfläche stand, wie sie vor sich plötzlich diese unglaublich anziehenden Lippen sah, die in ihr Träume und Sehnsüchte auslösten, während ein Teil von ihr es sich vergeblich strikt verbitten wollte, ausgerechnet den Vater von Leon körperlich anziehend zu finden!
Die Lippen verzogen sich auf einer Seite leicht nach oben - amüsierte er sich gerade etwa auf ihre Kosten? Und brüskierte seinen Sohn??
Aber das Gefühl von Empörung blieb aus. Nicht einmal ihr Verstand spielte mit, wie sie wollte. Er stellte sich vor und sie wusste schon was kommen würde:
„Verano Milagros, der Erste, Graf von Weißenfels zu Rugta. Man nennt mich auch den weißen Ritter. Mit wem habe ich die Ehre?“

Seine Nasenflügel bewegten sich minimal. Roch er gerade an ihr. Es wirkte so, wie er ein klein wenig den Kopf ihrem Hals annäherte und ihn dann genüsslich wieder aufrichtete.

Ihr kroch ein Schauer über und durch den ganzen Körper und bündelte sich zu einem Ziehen im Unterleib, während der Drang, durch diesen lähmenden Nebel hindurch Angst und Ärger verspüren zu wollen, immer größer wurde. Sie wollte sich jetzt aber nicht fragen, ob ihm das Parfüm gefiel, von dem sie wenige Tropfen genutzt hatte - ausgerechnet an ihrem Hals! Und wieso drängte sich so intensiv der Verdacht auf, dass es nicht ein Geruch nach Sandelholz und Vanille war, der ihn interessierte? Er war dem äußeren Anschein nach keine 30 eher jünger. Nur das Silber dieser vor Macht sprühenden Augen war viel älter und wirkte irgendwie fremdartig. Bei Leon hatte diese Funken von Silber genossen, ungemein faszinierend gefunden - dieses Silber hier war zweifellos ebenfalls faszinierend, aber es machte ihr Angst. Was immer sie hier über das Parkett wirbelte, es war ihr eindeutig einige Nummern zu groß!
Darna hörte wie jemand ihren Namen sagte. War sie das? Klang ihre Stimme immer so unsicher? „Darna von Eibenau, ein adeliges Mädchen also. Aber nicht bei Hof eingeführt, wie ich meine. Dafür seid ihr zu ungeschliffen. Ihr habt Interesse an meinem Sohn... “
Das war eine Feststellung, keine Frage und Darnas Magen machte unwillkürlich einen Hüpfer, stand Leon doch in Hörreichweite.
Der gedeckelte, betäubte Ärger wuchs. Was sollte das heißen: 'ungeschliffen'?! Sie mochte kein Burgfräulein sein wie das Schwanenfräulein, aber... ... und ... so eine Frechheit!
„Das freut mich, ist er doch nun so allein. Ihr fragt euch, warum ich hier bin und ihr glaubt mir nicht, dass ich sein Vater bin. Sicher tut ihr das. Damit liegt ihr sogar zum Teil richtig. Ich bin hier um mich zu verabschieden, so wie ich mein Wort gegeben habe. Das macht man in der Menschenwelt doch so.“
'In der Menschenwelt'?, hallte es in ihrem Kopf nach. Er zählte sich selber also nicht dazu, soviel war ihr selbst ohne klaren Verstand bewusst, und auch dies war nicht wirklich überraschend, aber was bei allen Göttern war das da im Körper von Leons Vater?

Die Drehungen des Tanzes klangen aus und fast, ganz kurz, fühlte Darna Bedauern. Es fühlte sich vielleicht nicht ganz wie ihres an. Als würde sie etwas kostbares aus der Hand legen müssen. Gleichzeitig atmete der Dämon in ihr erleichtert auf. Verano, bzw. sein Leib blieb mit ihr stehen und sah sie noch einmal kurz an.
„Ich hoffe, ihr verweilt noch einen Moment auf diesem Fest. Vielleicht können wir noch einmal miteinander tanzen. Bitte lauft nicht vor mir davon... das könnte meinen Jagdtrieb wecken.“
Ja, klar! Was? Wieso? Leon hatte es anscheinend endlich geschafft seine Starre zu durchbrechen und näherte sich.
„Ah, sehr schön. Mit dir wollte ich sprechen. Folge mir.“
Leon tat tatsächlich wie geheißen, auch wenn seine Fäuste geballt an seinen Seiten waren und er sichtlich litt. Da war sein Vater gestorben und nun trieb irgendein Geist erneut die Klinge in die noch blutende Wunde. Erst als Verano mit Leon fast die Tanzfläche verlassen hatte, fiel die Verwirrung von Darna ab. Allein stand sie zwischen den Tanzpaaren und wurde interessiert beäugt.

'Jagdtrieb'?, hallte es nach, und sobald die Verwirrung wirklich nachließ, schlugen die angestauten Gefühle über ihr zusammen und rangen darum, als erste ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Sie hatte Angst vor diesem Kerl! Aber er war faszinierend. Sie würde auf KEINEN Fall anfangen, mit dem Vater von Leon zu flirten! Gewissermaßen ihrem Schwiegervater, wenn... also.... - ihre Gedanken kamen kurz ins Stolpern und räusperten sich. So hatte sie sich das erste Treffen mit Graf von Weißenfels wirklich nicht vorgestellt. Und sie hasste es, die Kontrolle zu verlieren! Und überhaupt, was tat er Leon scheinbar vollkommen gleichgültig und nur aufgrund irgendwelcher Versprechen an? Was erdreistete sich dieser Kerl eigentlich? 'Ungeschliffen'... pah!
Und was täte er, wenn seine Versprechen abgegolten waren?!
'Jagdtrieb'...
Kein Mensch...
Er hatte genüßlich an ihrem Hals gerochen...

Sie steuerte den Rand der Tanzfläche an, ihr Blick geistesabwesend. Als irgend ein anderer junger Herr die Fuchsdame auffordern wollte, die gerade so seltsam mit dem Zentrum allen Interesses getanzt hatte, lehnte sie höflich, aber entschieden ab: "Verzeiht - danke. Aber ich denke, es reicht fürs Erste, bitte."
Die Knappin steuerte zwischen den Menschen hindurch auf einen Diener zu, der Getränke verteilte. Ich glaube, jetzt brauche ich so einen dieser kleinen Krüge, oder?! Ihre Hand zitterte, fast verschüttete sie etwas.
Tief einatmend sah sie sich, die Lage sondierend, um.
Delilah wendete sich mit Zanfar dem Buffet zu. Etwas abseits stand die Diplomatin und wirkte noch ziemlich blass - sie war Darnas eigentliches Ziel, aber es sollte nicht zu sehr auffallen, weswegen sie sich erst etwas zu trinken geholt hatte.
"Geht es Euch gut?", fragte sie leise und eindringlich, sobald sie zu Chasin gelangt war, obwohl ihr andere Fragen drängender auf der Zunge lagen. Sie war sich nicht sicher, ob Chasin trotz der Maske die Gedanken lesen konnte, weswegen sie die Situation besser einzuschätzen versuchte. War die Phönixdame überhaupt ansprechbar? Lieber in eine ruhige Ecke - die es hier nur bedingt gab? Den Dunkelelfen holen?

"Habt Ihr sehen können, was das für ein Geist in seinem Körper ist?", fragte Darna die Tha'roon von hastiger Sorge gedrängt, sobald es angemessen war, "Ist er gefährlich? Also: könnte er dem Schloss gefährlich werden?"
Sie würde es nicht zulassen, dass dieser Geist, sobald er vielleicht seinen Anteil an der Abmachung erfüllt sähe, hier für eine Katastrophe sorgte! Er war verletzbar, wie die Wunde an seiner Brust deutlich gezeigt hatte...
und in der jungen Fuchsdame, der das Rabengewand wohl genauso gestanden hätte, schwelte ein furchtbarer Verdacht: könnte das, was da in Verano steckte, etwa... ein Vampir sein?
Ein Teil ihrer Gedanken machte sich bereits auf die Suche nach einer Waffe und erinnerte sich, dass sie meinte, bei der warm gehaltenen Suppe vom Buffet auch einen Kochlöffel gesehen zu haben. Wenn sie den abbrach, dass er eine Spitze bekam...

Aber welcher 'weiße Ritter' ginge bittschön einen Pakt mit einem mächtigen Vampirgeist ein?, summten genauso mal wieder erste Zweifel an ihren eigenen Gedankenkonstrukten. Was aber war es dann? Die Maske wollte die Antwort 'Drache' aufdrängen, aber das wäre ja viel zu offensichtlich und war sicher nur Ablenkung.
Ihre Hoffnung lag schon wieder einmal bei der Tha'roon, die sie aber auch nicht zu sehr bedrängen oder gar in Verlegenheit bringen wollte.
Die Einladung des Königs... musste erst ein wenig warten. Wenn seine Majestät vor der Wahl stand, ob die jungen Leute zu ihm einen saufen kamen oder lieber sein Schloss vor einer veritablen Bedrohung bewahrten, wäre die Antwort wohl klar. Andererseits schien es keine akute Bedrohung zu geben? Und, so vermutete zumindest Darna, mit 'Ihr und Eure Freunde' waren im engeren Sinne wohl Delilah, Basil und Leon gemeint - so dass es vermutlich eher machbar war, Chasin und ihren Raben zu bitten, den Grafen im Auge zu behalten, wenn nötig.
Aber zu all dem brauchte sie zuerst Chasins Einschätzung der Lage.

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Re: Das Fest der Masken

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 25. Oktober 2017, 19:07

Basilius und seine Schwester waren irgendwo in der Menge verschwunden und hatten von den weiteren Vorgängen anscheinend nichts mitbekommen. Nur mit einigem Suchen könnte man sie in einer der angrenzenden Nischen des Saals finden, wo sie sich leise unterhielten.

Delilah und Zanfar standen an den ausladend gedeckten langen Tischen, gefüllt mit leckeren Speisen und Häppchen und beobachteten, wie Leon und sein „Vater“ sich zum Rand des Saals bewegten. Eben noch gefangen in ihrer leichten, fast spielerischen Zweisamkeit, da rissen sie die Ereignisse auch schon wieder auseinander. Vielleicht bedauerten sie auch, dass der Tanz schon so bald beendet wurde, aber so richtig Lust hatten sie nach dem Geschehenen wohl beide nicht mehr. Zanfar war eben auch nicht ganz privat hier und sah sich schnell nach seiner seinem Schutz befohlenen Freundin um. Sie war blass und starrte, etwas dass sie sonst nicht tat. Er selbst richtete ebenfalls seine Aufmerksamkeit auf Leon und Verano. Aus einiger Entfernung war es interessant zu beobachten wie die Menschen in einem gewissen Radius um den Grafen herum auf seine Gegenwart unbewusst reagierten. Selbst wenn sie ihn nicht kommen sahen, so schien seine Präsenz irgendetwas mit ihnen zu machen. Es war zu subtil, als dass man es an etwas fest machen konnte, aber Zanfar war ein geschulter Beobachter in diesen Dingen und solange er sich nicht sicher war, ob dieser Mann eine Bedrohung war oder nicht, war es sicher besser ihn im Auge zu behalten. Darna, die in seiner unmittelbaren Nähe, sprich in seinen Armen getanzt hatte, hatte sich wirklich merkwürdig verhalten, fast zu anschmiegsam. An dem guten Aussehen des Mannes alleine lag es gewiss nicht. Auch die anderen Menschen um ihn herum schienen in seiner Nähe einfach zu... gab es dafür ein Wort? Wenn ja, fiel es ihm nicht ein. Es war zu wenig greifbar. Hier ein kleiner Fehltritt im Tanze, wenn der Graf sich näherte, da ein verstohlener Blick. Ein Mann rieb sich den Nacken, eine Dame begann etwas hysterisch zu kichern. Und dann war da noch diese Adelige mit dem kleinen Hund auf dem Arm, vor dem er Chasin schon häufiger gerettet hatte. Der Köter war sonst ein wahrhaftiges Ungeheuer, verzogen, ein Kläffer und biss jeden, der ihm zu nahe kam und hatte nicht nur einmal Chasins Gesundheit bedroht. Doch just in diesem Augenblick war er vollkommen verängstigt und versuchte tatsächlich sich im ausladenden Ausschnitt des Kleides seines Frauchens zu verstecken, die darüber nur mäßig begeistert war. Zanfars Blick glitt weiter über die unbewussten „Zuschauer“ des Geschehens und sein eigenes Unterbewusstsein riet ihm, dass man das Interesse bestimmter Wesen besser nicht suchte. Etwas tief verborgen in seinem Hinterkopf zitierte eine Kindergeschichte aus längst vergangenen Tagen: Sieh ihm nicht in die Augen und laufe niemals vor etwas unsterblichem davon, denn damit könntest du seine Aufmerksamkeit erregen.
Aber vielleicht war dies auch das falsche Märchen gewesen.

Delilah erzähle Zanfar leise die Geschichte vom Beginn des Winters und hing dann ihren Theorien nach:
"Ich glaube nicht, dass es am Flötenspiel liegt. Vermutlich schläft der Eisdrache noch immer... oder nur sein Körper. Ich weiß nur, dass der Nebel in den Dunsthügeln von Dracheneis stammt... deshalb vermute ich, dass Verano... oder dieses >verlorene Kind< vielleicht mit dem Geist des Drachen in Kontakt war. Vielleicht weiß er daher, wie man das Eis nutzt... und nun hat er ihn ... eingelassen... nur wofür? Rugta? Und jetzt taucht hier diese Präsenz mit einer Drachenmaske auf... aber... aber das sind alles nur Vermutungen."
„Etwas sagt mir, dass wir jede Sekunde, die uns noch bleibt, nutzen sollten. Mit solchen Gästen ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Hölle losbricht. Ob er nun ein Drache ist, oder nicht.
Die Horsd’œuvre sahen lecker aus, wollen wir uns einen Teller holen? Mit Häppchen sind Familiendramen und erwachte Eisdrachen viel unterhaltsamer.“

Zanfar sprach dabei leise und war noch immer etwas zu Delilah herabgebeugt, um nicht den Rest der Gäste zu beunruhigen. Seine Nähe war für die junge Lichnovitzin sicher tröstlich.
"Das klingt gut."
Er bot ihr seinen Arm an, um zum Buffet zu gehen. Die langen Tische bogen sich unter den all den Köstlichkeiten. Da gab es duftenden Braten vom Wild mit Preißelbeeren, gebackener Fisch in einer Kräuterkruste, Kalbsbreet mit Raosmarin, ganze Brathähnchen und verschiedene feinste Gemüsebeilagen und sündhafte Desserts, die jeden Gaumen freudig mit Wasser füllten. Etwas abseits fanden sie sogar einen Koch, der ganz frisch Früchte in einer süß duftenden Marinade flambierte, so dass sie hinterher kandiert, süß und knackig am Gaumen explodierten um ihren köstlichen Geschmack zu entlassen.

Darna hatte, nachdem der Druck nachgelassen hatte zielstrebig den Rand der Tanzfläche angesteuert. Irgend ein Herr hatte die Fuchsdame auffordern wollen und war höflich, aber entschieden abgeblitzt:
"Verzeiht - danke. Aber ich denke, es reicht fürs Erste, bitte."
Die Knappin steuerte zwischen den Menschen hindurch auf einen Diener zu, der Getränke verteilte.
Ich glaube, jetzt brauche ich so einen dieser kleinen Krüge, oder?!
Ihre Hand zitterte, fast verschüttete sie etwas, aber es gelang ihr zu trinken. Warm und süß breitete sich der Tropfen in ihrem Bauch aus und schenkte ihr etwas mehr Mut. Tief einatmend sah sie sich, die Lage sondierend, um. Delilah stand mit Zanfar am Buffet. Etwas abseits stand die Diplomatin und wirkte noch ziemlich blass. Sie war ihr Ziel.
"Geht es Euch gut?"
Die Phönixdame wirkte kaum ansprechbar. Chasin starrte urverwandt in Richtung des Grafen. Was an ihrem Blick etwas seltsam wirkte, waren ihre zuckenden Augen und dass sie nicht ihn selbst fixierte, sondern alles in seiner Nähe, alles um ihn herum zu betrachten schien. Was sie da wohl sah?
"Habt Ihr sehen können, was das für ein Geist in seinem Körper ist?"
, fragte Darna die Tha'Roon von hastiger Sorge gedrängt. Chasin schien wie aus einem Traum gerissen und ihr Kopf ruckte zu der Knappin herum, als höre sie sie jetzt erst. Sie schien Darna zu erkennen, aber sah sofort wieder in Richtung des Grafen. Ihre Pupillen waren stark geweitet und ihre Hand suchte die der jungen Frau. Als ihre Finger sich um Darnas schlossen, fühlte die Knappin wie unglaublich zart sich ihre Haut, ja ihr Fleisch anfühlte. Unglaublich war auch, dass Chasin anscheinend gerade eine Art „Anker“ brauchte und ihn in Darna fand. Die Tha'Roon war außer sich, dass könnte jeder sehen, wenn sie sich jetzt nicht beruhigt. Die konzentrierte Art der Knappin war im Moment ihr Fokus.
"Ist er gefährlich? Also: könnte er dem Schloss gefährlich werden?"
„Ja und ja... und nein und nein.“
Sie schüttelte leicht den Kopf um zu sich zu kommen und wurde sich gewahr, dass sie nicht alleine waren. Eine Eichkatzendame schaute bereits viel zu neugierig zu ihnen hinüber. Sich hier offen zu unterhalten, war keine gute Idee.
„Ich weiß es nicht!...“
, hauchte das große zarte Wesen an ihrer Seite, aber da war keine Furcht in Chasins Auge. Es war blanke Faszination und der Griff, der Darnas Hand hielt wollte sie wohl eher SIE abhalten zu diesem Wesen zu rennen und etwas unüberlegtes zu tun.
Darna wusste, sie würde nicht zulassen, dass dieser Geist, sobald er vielleicht seinen Anteil an irgendeiner Abmachung erfüllt sähe, hier für eine Katastrophe sorgte! Er war verletzbar, wie die Wunde an seiner Brust deutlich gezeigt hatte...
Würde sie ihn töten? Dachte sie tatsächlich darüber nach, obwohl er doch nichts getan hatte, außer ihr ein bisschen weiche Knie zu bescheren? War sie schon so blutrünstig geworden? Ja, er hatte sie manipuliert, da war sie sich fast sicher. Es ärgerte sie. Auch wenn der Druck aus ihrem Geist gewichen war, so fühlte sie noch immer seine Hände auf ihrem Körper. Das Funkeln seiner Augensterne war tiefer in sie eingedrungen, als sie wahr haben wollte, also suchte sie nach Gründen ihn zu hassen, oder?... Aber gleich nach Schwachstellen für sein Ableben zu suchen? Hatte Delilah nicht gesagt, dass Verano so etwas wie einen Vertrag mit dem Grafen eingegangen war? Was wenn er ein Verbündeter war? Nein, sicher nicht... oder? Viel wahrscheinlicher war es, dass es sich hier um einen Vampir handelte! Genau! Ein Teil ihrer Gedanken machte sich bereits auf die Suche nach einer Waffe und erinnerte sich, dass sie meinte, bei der warm gehaltenen Suppe vom Buffet auch einen Kochlöffel gesehen zu haben. Wenn sie den abbrach, dass er eine Spitze bekam gäbe er einen hervorragenden Pflock ab. Aber seit wann jagte Darna Märchengestalten? Schließlich gab es auf Celcia keine Vampire. Sie waren eine Erfindung irgendeines verrückten Schreiberlings aus Dessaria. Erste Zweifel schlichen sich in ihre Gedankenkonstruktionen. Was aber war es dann? Die Maske wollte die Antwort 'Drache' aufdrängen, aber das wäre viel zu offensichtlich und war sicher nur eine Ablenkung.
Die Einladung des Königs... musste erst ein wenig warten, entschied die Knappin wieder besseren Wissens. Wenn seine Majestät vor der Wahl stand, ob die jungen Leute zu ihm einen saufen kamen, ...sofern das der Grund war, warum er sie zu sich befohlen hatte, ...oder lieber sein Schloss vor einer veritablen Bedrohung bewahrten, wäre die Antwort wohl klar. Andererseits schien es keine akute Bedrohung zu geben? Und, so vermutete zumindest Darna, mit 'Ihr und Eure Freunde' waren im engeren Sinne wohl Delilah, Basil und Leon gemeint - so dass es vermutlich eher machbar war, Chasin und ihren Raben zu bitten, den Grafen im Auge zu behalten, wenn nötig.
Aber zu all dem brauchte sie zuerst Chasins Einschätzung der Lage. Ihre Hoffnung lag schon wieder einmal bei der Tha'Roon, die sichtlich neben sich stand. Ob sie vielleicht auch etwas zu trinken brauchte? Darna hatte der schnell herunter gestürzte Becher geholfen. Einer Eingebung folgend winkte sie einen Diener heran und nahm sich zwei der kleinen Becher von seinem Tablett. Sie reichte einen der Tha'Roon und die setzte schon zum trinken an und hielt dann inne.

Just in diesem Moment meldete sich in Darnas Unterbewusstsein wieder eine vertraute Stimme:
Dieser Geruch, der Duft von Sandelholz,Vanille und... erhitzter Haut. Dein Duft war es der ihn auf dich aufmerksam gemacht hat.
Darna wurde das Gefühl nicht los, dass er in der kleinen Pause etwas anderes hatte sagen wollen. Sie hörte sein leises Lachen, dass sich dieses Mal aber irgendwie bitter anhörte. Einen Moment folgte Stille und sie vermutete schon, dass es das wieder gewesen wäre, als er unvermittelt weiter sprach:
Vermutlich wirst du mir nicht glauben. … … … Aber du hast gerade mit einer weiteren Möglichkeit getanzt, um mich loszuwerden. … Interesse? Willst du mehr wissen? Dann komme nach der Feier zu mir. Du weißt wie du mich findest.
Damit schwieg er wieder. Verdammt. Wusste sie, wie sie ihn fand? Und warum starrte sie die Tha'Roon schon wieder so komisch an?
„Spiegel.“
, war ihre schlichte Antwort auf die stille Frage ihrer Gedanken und ja, die Tha'Roon konnte auch natürlich unter Masken Gedanken lesen. Wie sonst hätte sie mit ihrem Begleiter kommunizieren können, dem Nichtgenannten mit seiner Maske. Die Knappin dachte über Spiegel nach. Darna befand sich im Moment am dem Ort, der wohl im ganzen Königreich am meisten Spiegel besaß. Allein, dass in den Gemächern der roten Dame einer dieser silberplattierten Kunstgegenstände stand, war ihr gewiss aufgefallen, ein richtig großer noch dazu. Und ebenfalls fiel ihr gerade auf, dass sich die Dame de Mondragil wieder soweit gefangen hatte um sie anzusehen. Die Tha'Roon winkte gerade eben Zanfar unauffällig zu, der sich sofort mit Delilah am Arm auf den Weg machte. Die Geste, wie ihre Hand auf seinem Arm ruhte, wirkte fast vertraut. Sobald die beiden in der Nähe waren, dirigierte Chasin die kleine Gruppe in eine ruhigere Ecke und flüsterte:
„Fräulein von Eibenau hatte mich gerade gefragt, was ich gesehen habe und ich wiederhole mich nicht gerne unnötig, deshalb habt Dank, dass ihr euer Mahl unterbrochen habt.“
Ihr Blick fiel auf einen Klecks süßer Soße, die an Delilahs Wange klebte und ihr Sauberkeitsdrang gewann die Oberhand. Sie trat recht flott an die Lichtmagi heran, hielt ihren Kopf und strich ihr mit der freien Hand über Lippe und Wange. Es war eine etwas merkwürdig intime Geste.
„Gut so. Und nun zum wesentlichen.“
Während sie ohne Zögern weiter sprach, machte sie einen Schritt zurück, nickte dem Mädchen zu und lächelte kurz, was nicht ganz zu ihren folgenden Worten passte:
„Ein Drache hat den Grafen besetzt. Ich sehe seine Umrisse. Delilah, ihr seid Lichtmagierin. Was sagte euch eure Wahrnehmung?“

Delilah traf die Frage etwas unerwartet. Sie hatte sich von Zanfar so gern entführen lassen, dass sie nicht mal auf die Idee gekommen war, ihre Magie einzusetzen. Aber das konnte man nachholen, also wandte sie sich ab, beschwor den Blick der 'Kinderaugen' in sich hinauf und taumelte nach hinten in Zanfars Arme. In einem so vollem Raum, mit so vielen Menschen hatte sie noch nie ihre Sicht versucht. Himmel, war das hell hier! Jeder hatte seine ganz eigene Aura. Die meisten hielten sich in blauen bis blaugrauen Tönen, doch was sie auch schnell erkannte, dass diese 'Gesinnungen' schnell mal wechseln konnten, je nach dem mit wem der jeweilig Mensch gerade sprach und ob er demjenigen gut oder schlecht gesonnen war. So mochte die Grundfärbung blau sein, doch wenn sich violette Schlieren in die Aura mischte, fühlte sich Delilah sofort unwohl und ein schlechter Geschmack trat auf ihre Zunge, als wäre ihr übel und ihr käme die Galle hoch. Ganz und gar dunkel violette Persönlichkeiten schien es tatsächlich nicht zu geben (dafür hatte Chasin in ihrer Zeit bei Hofe zuvor gesorgt.) Aber sie sah auch einige goldene Spuren von Magie und als sie dann in die Richtung aufsah, in der die beiden Grafen verschwunden waren, da stockte ihr der Atem!
Die goldenen Funken der Magie hatten sich wie eine dünne Haut über etwas gelegt, dass aussah, als wäre es ihren Märchenbüchern entsprungen! Da lag doch tatsächlich ein riesiger halb durchsichtiger Drache zusammengerollt an der gegenüberliegenden Wand des Saals und nahm trotzdem noch fast die Hälfte des Raumes ein. Dabei war sein ganzer Körper noch nicht einmal hier im Raum. Es sah für Delilah eher so aus, dass er nur für 2/3 hier war und der Rest vermutlich im Nachbarsaal. Stören schien ihn dieser Umstand wohl nicht, denn so träge wie er sich umsah, war er offensichtlich in einer eher entspannten Stimmung. Arroganz lag in seiner Haltung. Was konnten ihn die Sterblichen auch schon groß stören. In seinem Innern, dort wo sie Leon und Verano vermutete, dort schienen sich die Funken zu bündeln, aber noch etwas anderes fiel ihr als Heilerin dann doch auf.
Was sie erst vielleicht für Gleichgültigkeit gehalten hatte, dass wirkte bei genauerem hinsehen, wie Müdigkeit. Fasziniert betrachtete sie die schimmernden Umrisse und als das gewaltige Wesen seinen Kopf hob, da sah sie es. An einer Stelle über seinem Herzen, schien der Funkenregen, der ihre Sicht bildete, immer wieder zu brechen und Magie aus ihm heraus zu rinnen. Im übertragenen Sinne...blutete er also.
Der Geist eines Drachen, so groß, in seinem Leib größer als das Haus ihrer Moma, blutete hier den Saal mit seiner Magie voll. Dort wo das immaterielle Blut auf den Boden traf, verdampfen die Funken einfach, so dass es wohl keine Sauerei geben würde, die womöglich sie noch weg machen dürfte. Im Kottenhaus hatte sie zu Beginn oftmals derlei Tätigkeiten übernommen, während die fortgeschrittenen Heiler sich um das Leben der Kranken bemühten. Doch was war mit diesem Wesen geschehen, dass es so schwer verletzt worden war? War der Kampf um Rugta vielleicht verloren worden? Wie stand es dort zum besten? Und welche Klinge konnte einem solchen Wesen überhaupt Schaden zufügen, war es doch ein Geist.

Zanfar behielt derweil die Umgebung im Auge. Dabei fiel ihm ein Stier auf, der sich suchend durch die Menge bewegte. Wollte der General vielleicht zu ihnen? Hier und da wurde er aufgehalten, aber er sah sich immer wieder suchend um. Der alte Mann hatte es auch nicht leicht auf solch einem Fest. Jeder wollte mit jedem anstoßen und so manch junges Ding fand Gefallen an seinen Hörnern. Da die kleine Gruppe aber abseits halb in einer Nische stand, entdeckte er sie vorerst nicht, wenn sie niemand verriet und auf sich aufmerksam machte.
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Re: Das Fest der Masken

Beitrag von Darna von Eibenau » Freitag 27. Oktober 2017, 00:38

"Geht es Euch gut?"
Die Phönixdame wirkte kaum ansprechbar. Chasin starrte urverwandt in Richtung des Grafen. "Habt Ihr sehen können, was das für ein Geist in seinem Körper ist?", fragte Darna die Tha'Roon von hastiger Sorge gedrängt. Chasin schien wie aus einem Traum gerissen und ihr Kopf ruckte zu der Knappin herum, als höre sie sie jetzt erst. Sie schien Darna zu erkennen, aber sah sofort wieder in Richtung des Grafen.Ihre Pupillen waren stark geweitet und ihre Hand suchte die der jungen Frau. Als ihre Finger sich um Darnas schlossen, fühlte die Knappin wie unglaublich zart sich ihre Haut, ja ihr Fleisch anfühlte.

Darnas Blick pendelte kritisch und besorgt über die Erscheinung und die Reaktionen der Tha'roon. Dauernd sah sie zum Grafen, was ihr nicht unbedingt gut zu tun schien, gleichzeitig merkte Darna, dass sie die Diplomatin nicht einfach so irgendwo anders hin lotsen konnte - also schob die Knappin kurzerhand ihren eigenen Körper als Barriere in die Sichtlinie, verbaute Chasin damit den direkten Blick auf den Grafen in der Hoffnung, dass das half.
"Ist er gefährlich? Also: könnte er dem Schloss gefährlich werden?"
„Ja und ja... und nein und nein.“
Sie schüttelte leicht den Kopf um zu sich zu kommen und wurde sich gewahr, dass sie nicht alleine waren. Eine Eichkatzendame schaute bereits viel zu neugierig zu ihnen hinüber. Sich hier offen zu unterhalten, war keine gute Idee.
„Ich weiß es nicht!...“, hauchte das große zarte Wesen an ihrer Seite, aber da war keine Furcht in Chasins Auge.

Darnas Lippen pressten sich missmutig zusammen. Mit einer Antwort ähnlicher Art hatte sie fast schon gerechnet, genauer gesagt: ähnliches befürchtet. Es wäre sonst ja auch zu einfach gewesen. Aber offenbar war die Tha'roon anfangs nicht genügend bei Sinnen gewesen, um ihr wirklich zuzuhören, also wiederholte sie die ihr wichtige Frage so leise, wie es ging, oder besser noch: suchte Chasins Aufmerksamkeit und wiederholte sie klar in Gedanken:
Wisst Ihr, was für ein Geist, was für eine Kreatur das da im Körper des Grafen ist? Es ist kein Mensch!

Dieser Umstand machte der Knappin wirklich Sorgen! Sie war nicht gerade der Typ, im Beisein von mächtigen, alten nichtmenschlichen Wesenheiten, die in der Lage waren, mal eben im Handumdrehen ihren eigenen Willen zu lähmen und in ihrem Kopf herumzuforschen, andächtig staunend ruhig zu bleiben und erstmal davon auszugehen, dass das ja Verbündete sein könnten... Menschen, die sich so verhielten, würde sie eine durchweg erstaunliche Gemütsruhe - und eine ebenso erstaunliche Lebensmüdigkeit - attestieren. Darna hatte nicht (mehr?) das Grundvertrauen, beim Anblick von etwas Fremden, das potentiell ihr Leben bedrohen könnte, einfach abzuwarten, wie sich dieses Fremde weiter verhielt. Vermutlich hatte schon die Begegnung im Wald mit dem Ritualmagier Ravinger da gehörig einiges in Unruhe gebracht, so dass böswillige Gemüter sogar in Frage stellen konnten, warum sie so unbedingt Ritter werden wollte: um andere zu schützen? Oder eher sich selbst?
Es traf wohl beides zu.
So wehrhaft und stark die junge Frau manches Mal auftrat, kundige Blicke konnten vielfache Formen von Unsicherheit an ihr feststellen. Die Gewissheit, in irgend einer Form an einen Dämon gebunden zu sein, der jederzeit ihre Gedanken durchforsten und ihre Wahrnehmung in eine Art andere Sphäre lenken konnte, trug nicht eben dazu bei, ihre Gemütsruhe und Selbstsicherheit zu stärken.

Es war schon erstaunlich gewesen, dass Darna Chasins Fähigkeiten des Gedanken und Gefühle lesens so schnell akzeptiert und zu ihren Gunsten genutzt hatte, sich sogar eingehenden Prüfungen ihrer Gefühlswelt hatte unterziehen lassen.
Dass jetzt aber SCHON WIEDER irgend etwas angestiefelt kam und ihr Innerstes nach Gutdünken durchstöberte, ihre intimen Gefühle vor Leon blossstellte, sie wie eine Puppe über die Tanzfläche schob nachdem er sie aus ausgerechnet Leons Armen 'entrissen' hatte und dann noch was von 'Lauf nicht weg, sonst jag ich dich' faselte, REICHTE JETZT WIRKLICH! Genug!
Darna von Eibenau jagte keine Märchengestalten. Und wenn, war sie selbst bereits längst Teil eines Märchens. Sie war Trägerin einer Seelenrose gewesen. Sie hatte erst vor drei oder vier Tagen einem dämonisch kontrollierten Untoten den Arm abgerissen. Dabei hörte sie eine fremde Stimme in ihrem Kopf, ohne dass man sie für verrückt erklären musste. Seit heute Mittag schien sich herauszustellen, dass diese Stimme zu einer Art mächtigem Portaldämon zu gehören schien, der sie ungebetenerweise und mit nicht absehbaren Konsequenzen ausgerechnet beschützte. Der Junge, in den sie sich verguckt hatte, hatte sich bereits seinen Körper mit einem Geist geteilt, sollte einen noch mächtigeren Geist aufnehmen, auf diese Weise ein Volk beschützen, das fast nur in Legenden existierte und würde dafür ein übernatürlich langes Leben leben. Der Körper seines Vaters beherbergte nun seinerseits einen anderen Geist, und ob das nun ein Vampir war, ein Drache, ein Dämon oder ein Wurzelgnom... es lag für die Knappin bereits alles, nahezu alles im Bereich des Möglichen, was sie vor wenigen Wochen noch für Fantasiegespinste gehalten hätte.
Ihr Leben war verrückt geworden.
Aber Darna von Eibenau war trotzdem noch weit davon entfernt, blutrünstig zu sein. Sie war dünnhäutig und leicht reizbar, was unter den gegebenen Umständen, wenn man es genau betrachtete, kein Wunder war. Man durfte sich wohl am ehesten bei Menschen wie Gernot von Kelterburg bedanken, dass ein ansonsten durchweg hilfsbereiter und gutmütiger Charakter wie die Knappin von Eibenau sich in Stresssituationen längst ein 'Angriff ist die beste Verteidigung!' für eine gute Handlungsoption hielt.
Und so war Chasins Geste, ihr beruhigend die fragile Hand auf den Arm zu legen, nicht die schlechteste. Aber sie brauchte nicht zu fürchten, dass Darna sich gleich ohne weiteren Anlass mit einem angebrochenen Kochlöffel auf den Körper von Leons Vater stürzen würde.

Zu all dem brauchte sie zuerst Chasins Einschätzung der Lage. Ihre Hoffnung lag schon wieder einmal bei der Tha'Roon, die sichtlich neben sich stand. Ob sie vielleicht auch etwas zu trinken brauchte? Darna hatte der schnell herunter gestürzte Becher geholfen. Einer Eingebung folgend winkte sie einen Diener heran und nahm sich zwei der kleinen Becher von seinem Tablett. Sie reichte einen der Tha'Roon und die setzte schon zum trinken an und hielt dann inne.

Just in diesem Moment meldete sich in Darnas Unterbewusstsein wieder eine vertraute Stimme:
Dieser Geruch, der Duft von Sandelholz,Vanille und... erhitzter Haut. Dein Duft war es der ihn auf dich aufmerksam gemacht hat.
Darna wurde das Gefühl nicht los, dass er in der kleinen Pause etwas anderes hatte sagen wollen.
Aber jedenfalls würde sie dieses Parfum sicher nicht nochmal verwenden. Sie hörte sein leises Lachen, dass sich dieses Mal aber irgendwie bitter anhörte. Einen Moment folgte Stille und sie vermutete schon, dass es das wieder gewesen wäre, als er unvermittelt weiter sprach:
Vermutlich wirst du mir nicht glauben. … … … Aber du hast gerade mit einer weiteren Möglichkeit getanzt, um mich loszuwerden. … Interesse? Willst du mehr wissen? Dann komme nach der Feier zu mir. Du weißt wie du mich findest.
Damit schwieg er wieder. Verdammt. Wusste sie, wie sie ihn fand?

Auf sich allein gestellt hätte Darna im ersten Moment vermutet, sie müsse sich wieder freuen, verbrennen und in diese Ohnmacht fallen, was sie wirklich nicht als erstrebenswert ansah. Oder sich auf ein Feuer konzentrieren? Das klang schon verlockender.
Und warum starrte sie die Tha'Roon schon wieder so komisch an?
„Spiegel“, war ihre schlichte Antwort auf die stille Frage ihrer Gedanken.


Oh. Ja gut, Spiegel... wären hier im Schloss wohl tatsächlich das kleinste Problem. Das Problem war eher, dass Darna wenig bis keine Lust verspürte, mal wieder den Dämon als erste Informationsquelle zurate zu ziehen. Aber ihn loswerden? Natürlich weckte das ihr Interesse!
Die Tha'Roon winkte gerade eben Zanfar unauffällig zu, der sich sofort mit Delilah am Arm auf den Weg machte. Die Geste, wie ihre Hand auf seinem Arm ruhte, wirkte fast vertraut. Sobald die beiden in der Nähe waren, dirigierte Chasin die kleine Gruppe in eine ruhigere Ecke und flüsterte:
„Fräulein von Eibenau hatte mich gerade gefragt, was ich gesehen habe und ich wiederhole mich nicht gerne unnötig, deshalb habt Dank, dass ihr euer Mahl unterbrochen habt.“

Darna nickte angedeutet - einen solchen Grund konnte sie problemlos akzeptieren und so beruhigte sich ihre Hartnäckigkeit, abermals nachzufragen, schlagartig. Irritiert beobachtete sie, wie die Diplomatin Delilah plötzlich in glatt mütterlicher Geste einen Kleks Soße vom Gesicht wischte und ging nicht weiter darauf ein, um Delilah nicht womöglich noch mehr in Verlegenheit zu bringen.
„Ein Drache hat den Grafen besetzt. Ich sehe seine Umrisse. Delilah, ihr seid Lichtmagierin. Was sagte euch eure Wahrnehmung?“

Darnas Pupillen weiteten sich nur kurz. Der Vorteil an der Schwarzseherei war, dass man kaum negativ überrascht werden konnte. Ein Drache also. Der Kochlöffel wurde gedanklich verworfen, auch wenn ein abgebrochener fingerdicker Holzstab im Herzen nicht nur für einen Vampir eine lästige Angelegenheit war.
Ich entwickle ein Talent dafür, mich falsch zu bewaffnen, stellte sie mit einem beiläufigen Gedanken an Zanfar und die Schneiderelle fest.
Ein Drache.
Prompt waren in ihrem Kopf die Bilder von Rittern mit Schilden, die zu Pferde mit einer Lanze gegen Drachen anritten. Und hinter den Drachen hing in einem Käfig die zu rettende Prinzessin. In Darnas Kopf hatte die Prinzessin prompt ein hübsches Puppengesicht, rehbraune Augen und goldene Locken. Ritter waren sozusagen die natürlichen Feinde eines Drachen! Ob er das mit 'Jagdtrieb' gemeint hatte?
Aber ich bin ja gar kein Ritter. Hrmpf. Na, noch nicht!
Ich muss nur aufpassen, dass ich...
- ihre Mimik gefror. Dass sie...? Dass sie nicht an Delilahs Stelle geriet. Weil sie ja auch noch Jungfrau war.
Und sie hatte ihren Ritterschlag gerade selber abgelehnt.
...
Verdammt!

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Re: Das Fest der Masken

Beitrag von Zanfar Aval'athil » Dienstag 31. Oktober 2017, 17:09

Mit größerem Widerwillen, als er es je erwartet hätte, sah Zanfar Chasins bittende Geste.
Er hatte gehofft, sich mehr Momente für sich stehlen zu können, länger in der angenehmen Gesellschaft Delilahs schwelgen zu können bis er zurück zu den Rockschößen seiner Herrin eilen musste.
Er stolperte über die Formulierung in seinen Gedanken … Chasin war seine Freundin, keine Bürde! Warum nur fühlte es sich also in diesem Moment so an? Wie ein Bürde, eine Pflicht, der er partout nicht folgen wollte?
Und trotzdem fanden seine Füße ganz Automatisch ihren Weg zu ihr. Gewohnt jeder noch so kleinen Geste zu folgen. Und Delilah riss er mit sich. Immerhin sah sein Körper ein, dass es eben wichtigeres als sein Vergnügen gab, so wie es zu sein hatte. Einzig das sanfte Gewicht der zierlichen Hand an seinem Arm machte das ganze erträglich.

Darna hatte Chasin offenbar aus ihrer Starre lösen können und auch wenn die Tha’Roon erschüttert – oder fasziniert – von dem zu sein schien, was sie gesehen hatte, ging es ihr gut. Genauso wie der jungen Knappin, die sich wieder etwas gefangen hatte.

Nur mit halbem Ohr folgte er der Konversation. Der Widerwille, der ihn gepackt hatte, überraschte ihn. Nicht nur, weil er sich fast wie ein Jüngling gegen gegebene Aufgaben sträubte, sondern auch, weil die hübsche Delilah ihn mehr aus dem Gleichgewicht brachte, als er es für möglich gehalten hätte. Was war aus seinem Plan geworden, mit ihr zu spielen und sich zu vergnügen? (Nun, letzteres hatte er definitiv getan – aber es ging ihm entschieden zu nah)

Als Chasin Delilah fast mütterlich einen kleinen Soßenfleck von der Wange wischte, erwachte sein Geist kurzzeitig. Die Geste war extrem ungewöhnlich für die Tha’Roon, die sich ansonsten von allem, was dreckig sein, oder im Zusammenhang mit Körperflüssigkeiten stehen könnte, fernhielt - davon ab, dass sie auch ansonsten stets Takt- und Respektvoll mit Anderen umging.
Unter gewöhnlichen Umständen hätte er entweder eine sehr mütterliche Geste darunter verstanden – oder eine Demütigung.
Eines wie auch das Andere passten überhaupt nicht zu Chasin, weswegen er vermutete, dass sie eine gänzlich andere Motivation haben musste, die er in diesem Moment nicht verstand.
Aber sie waren schließlich auch nicht am Hof Morgherias, wo jede noch so kleine Geste einen Katalog an Demütigungen beinhaltete – was nahelegte, dass er seine langjährige Begleiterin mal wieder nicht im Entferntesten durchschaute.
Und hoffentlich war es der jungen Lichtmagierin nicht zu unangenehm.

Er erwachte erst gänzlich aus seinen eigenen Grübeleien, als Delilah überwältigt nach hinten stolperte. Reflexartig – aber ganz sicher nicht unwillig – stoppte er sie und hielt sie stützend. Nur beließ er seinen Arm, den er um ihre Schultern gelegt hatte, auch nachdem sie längst das Gleichgewicht wiedergefunden hatte.

Erst, als er von Pappelhain suchend durch die Menge schreitend sah, löste er sich schweren Herzens und leitete den Mann, der offenbar nach ihnen suchte, zu ihnen.
Auch wenn er es um einiges unterhaltsamer gefunden hätte, ihn suchend weiter stolpern zu lassen … aber irgendetwas sinnvolles musste er ja beitragen, nicht wahr?


(Editiert um Passage (4. Absatz) hinzu zu fügen)

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Re: Das Fest der Masken

Beitrag von Delilah » Samstag 11. November 2017, 06:43

Zanfar hatte ein Zeichen von seiner Herrin erhalten und so bewegte sich das ungleiche Pärchen durch den Saal um sich zu ihren Freunden zu gesellen. Delilah war ein wenig traurig, dass die zweisame Zeit mit dem Dunkelelfen so schnell verflogen war. Sie fühlte sich bei ihm wohl und aufgehoben. „Fräulein von Eibenau hatte mich gerade gefragt, was ich gesehen habe und ich wiederhole mich nicht gerne unnötig, deshalb habt Dank, dass ihr euer Mahl unterbrochen habt.“, begrüßte sie die rote Dame und dann wurde Delilah von der merkwürdig intimen Geste der Tha’Roon überwältigt. Die junge Jorsanerin registrierte verwirrt, dass das heißkalte Kribbeln von vorhin zurückgekehrt war, als wenn sich ihr Körper erinnert hatte, wer es ausgelöst hatte. Ein Schauer, ausgehend von der Berührung der großen Dame, der erneut durch ihren ganzen Körper gegangen war und sich in unbekannten Tiefen sammelte. Was IST das? Delilah blinzelte. Es war als wenn sie Kontrolle über ihren Körper verlor und das konnte sie nicht gebrauchen… nicht schon wieder. „Gut so. Und nun zum wesentlichen.“
Während sie ohne Zögern weiter sprach, hatte sich Delilah noch nicht wieder ganz gefangen und als die Tha’Roon einen Schritt zurück machte, wollte Delilah ihr unwillkürlich folgen. Doch sie blieb stehen. Irgendwas war anders als sonst. Das Lächeln der Tha'Roon war wirklich fesselnd …hatte sie das gerade wirklich gedacht?

„Ein Drache hat den Grafen besetzt. Ich sehe seine Umrisse. Delilah, ihr seid Lichtmagierin. Was sagte euch eure Wahrnehmung?“
DAS holte sie nun wieder zurück in die Wirklichkeit, als ihr Blick gerade festgestellt hatte wie perfekt Chasins Kleid ihre körperlichen Vorzüge betonte und wie neckisch unten das Bein herausblitzte... am liebsten wäre sie mit ihrer Hand dort... ABER JA, DER ZAUBER! Beinahe hätte sich die junge Frau mit der flachen Hand vor die Stirn geschlagen, aber die Maske wäre im Weg gewesen. Sie hatte auf dem Anwesen die Geister mit ihren Kinderaugen wahrnehmen können… warum war sie da nicht selbst drauf gekommen? Vielleicht weil sie ein dunkles Paar roter Augen abgelenkt hatte.

Delilah wandte sich dem Saal zu und beschwor ihren liebsten Zauber in sich hinauf um ihren Blick für die Magie des Raumes zu öffnen. Überwältigt taumelte sie zurück und fand Halt in Zanfars Armen, in denen sie verweilte während sie das blendende Bild des Maskenballs verarbeitet. Kurz hatte sie die Augen geschlossen und blinzelte nun gegen das ganze Licht an, während sie sich daran gewöhnte. Bei Lysanthor, war das hell hier! So viele Auren hatte sie noch nie auf einem Haufen gesehen… kein Wunder, dass die großen Magi meistens in der Akademie blieben. Ein Meer aus blauen und blaugrauen Tönen ergoss sich vor ihr, in das hier und da leichte violette Schlieren gemischt waren, die den Anblick trübten und einen fahlen Geschmack auf der Zunge hinterließen. Sie wandte den Blick schnell von diesen Personen ab, sie hatte das Gefühl, dass jene Übelkeit auslösten. Einige Spuren goldener Magie waren zu erkennen und dahinten müssten die beiden…

Oha.

Delilahs Hand fuhr hoch zu Zanfars Arm, als wenn sie noch mehr Halt suchte. Sie schluckte.

„Er ist gewaltig…“, hauchte die junge Schülerin der Lichtmagie ehrfurchtsvoll und war so überwältigt, dass sie nicht bemerkte, dass sie in ihre Muttersprache verfallen war. Ihr Blick huschte fasziniert über die riesige Gestalt des Drachen, der durch die Präsenz der Magie aussah als wenn er mit Goldpuder bestreut worden war und ihr wie eine Märchenfigur aus ihren Büchern erschien. Die Menschen reagierten unbewusst auf seine Präsenz, doch ihn schien ihre Anwesenheit im Gegenzug überhaupt nicht zu scheren. Träge sah er sich um, als wenn ihn die Sterblichen nichts angingen… aber war das wirklich Gleichgültigkeit? Irgendwie sah er eher … erschöpft aus. Wie ein Mensch nach einem langen Tag der Arbeit oder ein…. Soldat nach einem Kampf. Als er den Kopf hob entdeckte sie es. An einer Stelle über seinem Herzen, schien der Funkenregen, der ihre Sicht bildete, immer wieder zu brechen und Magie aus ihm heraus zu rinnen. Im übertragenen Sinne...blutete er also. Delilahs Körper versteifte sich und sie löste sich aus Zanfars schützenden Armen um einen Schritt nach vorne zu machen. „Er ist verletzt…“, stellte sie mit Sorge in der Stimme fest. Das musste sie sich genauer ansehen… Was war mit diesem Wesen geschehen, dass es so schwer verletzt worden war? War der Kampf um Rugta vielleicht verloren worden? Wie stand es dort zum besten? Und welche Klinge konnte einem solchen Wesen überhaupt Schaden zufügen… war er kein Geist? Ein unsterblicher Drache?

Aber egal was es war… er brauchte Hilfe! Brauchte Heilung! … aber ob sie ihm die geben konnte? Sie durfte sich nicht wieder übernehmen... und bei einem Wesen dieser Größe... Aber sie wollte sehen, was sie tun konnte. Delilah hatte ihre Entscheidung getroffen und drehte sich nun zu den anderen um. Sie fasste kurz zusammen. „Er ist groß, sehr groß. Größer als dieser Saal. Und er ist verletzt. Wisst Ihr wie man Geister heilen kann?“ Sie sah fragend die rote Dame an. Ob die Tha’Roon darüber Informationen hatte? Delilah wartete gespannt auf Antwort.

„Ich will mir das jedenfalls mal aus der Nähe ansehen.“ Damit wandte sie sich an Darna und plötzlich bekam Delilahs Stimme den bestimmenden Ton, den nur Heilerinnen innehatten, die ihre Patienten schützen wollten. „Du wirst ihn nicht angreifen. Du wirst ihm nicht drohen. Das würde eh nichts bringen und so ein Wesen möchtest du zum Freund, nicht zum Feind haben. Verano hat ihm so sehr vertraut, dass er ihn in seinen Körper gelassen hat, also ist er keine direkte Bedrohung. Ich vertraue da Verano, er hat viel Erfahrung im Umgang mit Geistern sammeln können. Der Drache ist verletzt, vermutlich vom Kampf in Rugta. Einem Kampf zur Befreiung Unschuldiger und zum Schutze unseres Vaterlandes! Das verdient Respekt. ER verdient Respekt.“ Bürgerliche, Adel. Delilah hatte das vollkommen beiseite geschoben. Die rehbraunen Augen hinter der Löwenmaske blickten streng und überprüften, ob ihre gegenüber verstanden hatte. „Achja… du solltest so einem Wesen besser nicht direkt in die Augen schauen, nach dem, was ich so gehört und gelesen habe.“ Bei dieser Aussage war die gewohnte Sanftheit in Delis Stimme zurückgekehrt.

Und damit drehte sie sich um ... und verschwand sie in der Menge, den Blick fest auf die Brust des Drachen fixiert und halb blind für ihre Umwelt. Sie hatte ja sonst nichts Wichtiges vor auf diesem Ballabend. Blinzelnd und ein wenig die Augen zukneifend bahnte sich Delilah ihren Weg um die blaugräulich-leuchtenden Tanzenden herum und langsam auf den Drachen zu, auch wenn ihre Instinkte ihr anderes rieten. Sie wollte sich das unbedingt genauer ansehen, herausfinden wie sie helfen konnte…

Außerdem … wenn der Drache verletzt war… war Verano dann auch verletzt? Oder… zumindest Veranos Körper? Vielleicht konnte sie an der physischen Hülle heilen und so... War dies dort wirklich nur eine leere Hülle, nun bewohnt von dem Drachen oder war doch etwas von Verano übrig? Wie viel von ihm war das verlorene Kind gewesen, wie viel er selbst. Wie viel von Leon war sein Schutzgeist gewesen? Wie eng waren diese Symbiosen, die diese außergewöhnlichen Männer mit ihren Geistern eingingen? Das war alles sehr schwierig und verwirrend. Und da half es nicht, dass sich in ihrer Brust auch noch schmerzhaft etwas zusammenzog, je näher sie der vertrauen Gestalt des Grafen kam. Sie hatte viel mit diesem Mann durchgemacht… oder zumindest dem Mann, dem damals dieses Gesicht gehört hatte. Wie viel würde der Drache davon wissen? Bilder schossen durch ihren Kopf von der langen Zeit ihrer Genesung, von dem Eis und den Berührungen die sie zurück ins Leben geholt hatten. Diese Erinnerungen waren nicht unbedingt angenehm. Sie blieb stehen. Das war nah genug.
… um sich die Wunde aus „sicherer“ Entfernung zu betrachten. Denn dafür war sie ja hier. Um zu helfen.

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Re: Das Fest der Masken

Beitrag von Erzähler » Montag 13. November 2017, 21:56

Darna war nicht gerade der Typ, im Beisein von mächtigen, alten nichtmenschlichen Wesenheiten, die in der Lage waren, mal eben im Handumdrehen ihren eigenen Willen zu lähmen und in ihrem Kopf herum zu forschen die Ruhe behielt. Die Gewissheit, in irgend einer Form an einen Dämon gebunden zu sein, der jederzeit ihre Gedanken durchforsten und ihre Wahrnehmung in eine Art andere Sphäre lenken konnte, trug nicht eben dazu bei, ihre Gemütsruhe und Selbstsicherheit zu stärken. Nein, ihre Erfahrungen hatten sie in dieser Hinsicht geprägt und so war es eine durch und durch natürliche Reaktion ihres Wesens und dass sie nicht in Panik geriet, war ihr hoch anzurechnen. Doch leider neigte eben durch ihre Erfahrungen auch ein wenig zu übertriebener Vorsicht und Zurückhaltung und auch zu Vorurteilen, denn hatte das Wesen wirklich ihren Willen gelähmt? Nein, es hatte sie überrascht und Darna war seinem „Zauber“ ganz von selbst erlegen. Es war der Moment gewesen, der Übergang vom Tanz mit dem Sohn, zum Tanz mit dem Vater, der sie verwirrt hatte und sie ließ sich so ungern verwirren. Er hatte sie überrumpelt. Sie hätte sich losreißen können, doch da war auch immer die Neugierde, die sie in solchen Situationen ausharren ließ... und interessante Augen hatte er auch gehabt... so faszinierend, dass man darin versinken könnte. Aber das jetzt aber SCHON WIEDER irgend etwas an gestiefelt kam und ihr Innerstes nach Gutdünken durchstöberte, ihre intimen Gefühle vor Leon bloßstellte, sie wie eine Puppe über die Tanzfläche schob nachdem er sie aus ausgerechnet Leons Armen 'entrissen' hatte und dann noch was von 'Lauf nicht weg, sonst jag ich dich' faselte, REICHTE JETZT WIRKLICH! Genug! Aus Faszination wurde Empörung, aus Interesse, Widerwillen.
Darna von Eibenau jagte keine Märchengestalten! Nur leider war ihr Leben verrückt geworden. Sie war dünnhäutig und leicht reizbar, was unter den gegebenen Umständen, wenn man es genau betrachtete, kein Wunder war. Und so war Chasins Geste, ihr beruhigend die fragile Hand auf den Arm zu legen, nicht die schlechteste. Sie brauchte nicht zu fürchten, dass Darna sich gleich ohne weiteren Anlass mit einem angebrochenen Kochlöffel auf den Körper von Leons Vater stürzen würde um ihn wie einen Vampir zu pfählen. Zu all dem brauchte sie zuerst Chasins Einschätzung der Lage. Just in diesem Moment meldete sich in Darnas Unterbewusstsein wieder eine vertraute Stimme:
Dieser Geruch, der Duft von Sandelholz,Vanille und... erhitzter Haut. Dein Duft war es der ihn auf dich aufmerksam gemacht hat... Vermutlich wirst du mir nicht glauben. … … … Aber du hast gerade mit einer weiteren Möglichkeit getanzt, um mich loszuwerden. … Interesse? Willst du mehr wissen? Dann komme nach der Feier zu mir. Du weißt wie du mich findest.
Natürlich weckte das ihr Interesse!
Dann kamen die anderen der Gruppe zusammen und man besprach die Eindrücke.
„Fräulein von Eibenau hatte mich gerade gefragt, was ich gesehen habe und ich wiederhole mich nicht gerne unnötig, deshalb habt Dank, dass ihr euer Mahl unterbrochen habt. Ein Drache hat den Grafen besetzt. Ich sehe seine Umrisse. Delilah, ihr seid Lichtmagierin. Was sagte euch eure Wahrnehmung?“
Darnas Pupillen weiteten sich nur kurz. Der Vorteil an der Schwarzseherei war, dass man kaum negativ überrascht werden konnte. Ein Drache also. Der Kochlöffel wurde gedanklich verworfen, auch wenn ein abgebrochener fingerdicker Holzstab im Herzen nicht nur für einen Vampir eine lästige Angelegenheit war.
Ich entwickle ein Talent dafür, mich falsch zu bewaffnen.
, stellte sie mit einem beiläufigen Gedanken an Zanfar und die Schneiderelle fest und Chasin konnte sich eine gewisse Reaktion kaum verkneifen. Die Relation des Kochlöffels zum auserkorenen Opfer müsste auch noch angepasst werden. Der Löffel bräuchte die Größe eines Zaunpfahls um überhaupt die Haut zu durchdringen.

Mit größerem Widerwillen, als er es je erwartet hätte, hatte Zanfar Chasins bittende Geste gesehen und war ihr gefolgt. Seine Aura verriet es und Chasin schrieb es auf den Widerwillen, den Tanz zu beenden. Aufmerksam und mit Sorge beobachtete sie seinen Abzug aus der Reichweite des Drachen. Er hatte sicher gehofft, sich mehr Momente für sich stehlen zu können, länger in der angenehmen Gesellschaft Delilahs schwelgen zu können bis er zurück zu den Rockschößen seiner Herrin eilen musste. Er stolperte über die Formulierung in seinen Gedanken …
Herrin?
Die Tha'Roon stolperte ebenfalls über diesen ungewohnten Titel in seinen nicht ausformulierten Gedankenkonstruktionen. Auch nicht ausformulierte Gedanken waren lesbar. Weitere Tänzer versperrten ihr die Sicht auf seinem Weg zu ihr. Zanfar ordnete derweil weiter sein Innenleben. Chasin war seine Freundin, keine Bürde! Warum nur fühlte es sich also in diesem Moment so an? Wie ein Bürde, eine Pflicht, der er partout nicht folgen wollte? Und seit wann nannte er sie in Gedanken "Herrin"? Darna hatte Chasin aus ihrer Starre lösen können und auch wenn die Tha'Roon erschüttert – oder fasziniert – von dem zu sein schien, was sie gesehen hatte, ging es ihr gut. Genauso wie der jungen Knappin, die sich wieder etwas gefangen hatte. Nur mit halbem Ohr folgte er der Konversation. Der Widerwille, der ihn gepackt hatte, überraschte ihn. Nicht nur, weil er sich fast wie ein Jüngling gegen gegebene Aufgaben sträubte, sondern auch, weil die hübsche Delilah ihn mehr aus dem Gleichgewicht brachte, als er es für möglich gehalten hätte. Was war aus seinem Plan geworden, mit ihr zu spielen und sich zu vergnügen? Als Chasin Delilah fast mütterlich einen kleinen Soßenfleck von der Wange wischte, erwachte sein Geist kurzzeitig. Die Geste war extrem ungewöhnlich für die Tha'Roon, die sich ansonsten von allem, was dreckig sein, oder im Zusammenhang mit Körperflüssigkeiten stehen könnte, fernhielt - davon ab, dass sie auch ansonsten stets Takt- und Respektvoll mit Anderen umging. Unter gewöhnlichen Umständen hätte er entweder eine sehr mütterliche Geste darunter verstanden – oder eine Demütigung. Eines wie auch das Andere passten überhaupt nicht zu Chasin, weswegen er vermutete, dass sie eine gänzlich andere Motivation haben musste, die er in diesem Moment nicht verstand. Vielleicht störte der Fleck sie auch einfach nur? ... Er erwachte erst gänzlich aus seinen eigenen Grübeleien, als Delilah überwältigt von ihrer eigenen Wahrnehmung nach hinten stolperte. Reflexartig – aber ganz sicher nicht unwillig – stoppte er sie und hielt sie stützend. Nur beließ er seinen Arm, den er um ihre Schultern gelegt hatte, auch nachdem sie längst das Gleichgewicht wiedergefunden hatte. Erst, als er von Pappelhain suchend durch die Menge schreitend sah, löste er sich schweren Herzens und leitete den Mann, der offenbar nach ihnen suchte, zu ihnen. Von Pappelhain machte sich aufgefordert durch Zanfars Winken auf den Weg durch die Menge.

Zanfar hatte ein Zeichen von seiner Herrin erhalten...
Wieso nannte nun Delilah Chasin in Gedanken nun auch seine "Herrin"?
Das ungleiche Pärchen bewegte sich durch den Saal um sich zu ihren Freunden zu gesellen. Auch Delilah war ein wenig traurig, dass die Zeit mit dem Dunkelelfen so schnell verflogen war, was sich in ihrer Aura wieder spiegelte. Fast bereute die Tha'Roon ihren Freund zu sich gerufen zu haben, aber das was hier vor sich ging, schien ihr von größerer Wichtigkeit. Sie hoffte still, dass auch Zanfar und Delilah das so sehen würden, sobald sie miteinander gesprochen hatten.
Doch gibt es etwas wichtigeres als jeden Wesens persönliches Glück? Sind wir nicht alle stets bemüht und kämpfen wir nicht um unser dummes Herz zufrieden zu stellen?....Diese Worte hab ich gelesen...nur wo? Sie erscheinen mir der Situation angemessen.
„Fräulein von Eibenau hatte mich gerade gefragt, was ich gesehen habe und ich wiederhole mich nicht gerne unnötig, deshalb habt Dank, dass ihr euer Mahl unterbrochen habt.“
, begrüßte sie die rote Dame und dann wurde Delilah von der merkwürdig intimen Geste der Tha'Roon überwältigt. Ihr Aura erstrahlte in der schimmernden Farbe des Elfenbeins.
Merkwürdig...ich hatte ihre Aufmerksamkeit auf Zanfar lenken wollen, nun wirkt es als ob sie mir diese Emotion entgegen bringt. Eine interessante Beobachtung, in der Tat. Nun gut, kommen wir zum Thema...
„Ein Drache hat den Grafen besetzt. Ich sehe seine Umrisse. Delilah, ihr seid Lichtmagierin. Was sagte euch eure Wahrnehmung?“
Delilahs Blick hatte gerade festgestellt, wie perfekt Chasins Kleid ihre körperlichen Vorzüge betonte und wie neckisch unten das Bein heraus blitzte... am liebsten wäre sie mit ihrer Hand dort... ABER JA, DER ZAUBER!
Chasin nickte der jungen Novizin bei diesem Gedanken bestätigend zu. 'Kinderaugen' … Warum war sie da nicht selbst drauf gekommen? Vielleicht weil sie ein dunkles Paar roter Augen abgelenkt hatte. Delilah wandte sich dem Saal zu und beschwor ihren liebsten Zauber in sich hinauf um ihren Blick für die Magie des Raumes zu öffnen. Überwältigt taumelte sie zurück und fand Halt in Zanfars Armen, in denen sie verweilte während sie das blendende Bild des Maskenballs verarbeitet. Kurz hatte sie die Augen geschlossen und blinzelte nun gegen das ganze Licht an, während sie sich daran gewöhnte.
Oha.
Delilahs Hand fuhr hoch zu Zanfars Arm, als wenn sie noch mehr Halt suchte. Sie schluckte.
„Er ist gewaltig…“
, hauchte die junge Schülerin der Lichtmagie ehrfurchtsvoll und war so überwältigt, dass sie nicht bemerkte, dass sie in ihre Muttersprache verfallen war. Ihr Blick huschte fasziniert über die riesige Gestalt des Drachen, der durch die Präsenz der Magie aussah als wenn er mit Goldpuder bestreut worden war. Träge sah er sich um und irgendwie sah er … erschöpft aus. Wie ein Mensch nach einem langen Tag der Arbeit oder ein…. Soldat nach einem Kampf. Als er den Kopf hob entdeckte sie es. An einer Stelle über seinem Herzen, schien der Funkenregen, der ihre Sicht bildete, immer wieder zu brechen und Magie aus ihm heraus zu rinnen. Im übertragenen Sinne...blutete er also. Delilahs Körper versteifte sich und sie löste sich aus Zanfars schützenden Armen um einen Schritt nach vorne zu machen.
„Er ist verletzt…“
, stellte sie mit Sorge in der Stimme fest. Das musste sie sich genauer ansehen. Was war mit diesem Wesen geschehen, dass es so schwer verletzt worden war? War der Kampf um Rugta vielleicht verloren worden? Wie stand es dort zum besten? Und welche Klinge konnte einem solchen Wesen überhaupt Schaden zufügen? Aber egal was es war… er brauchte Hilfe! Brauchte Heilung! Delilah hatte ihre Entscheidung getroffen und drehte sich nun zu den anderen um. Sie fasste kurz zusammen.
„Er ist groß, sehr groß. Größer als dieser Saal. Und er ist verletzt. Wisst Ihr wie man Geister heilen kann?“
Sie sah fragend die rote Dame an, aber die schüttelte nur verneinend den Kopf.
„Ich will mir das jedenfalls mal aus der Nähe ansehen.“
Damit wandte sie sich an Darna und plötzlich bekam Delilahs Stimme den bestimmenden Ton, den nur Heilerinnen innehatten, die ihre Patienten schützen wollten.
„Du wirst ihn nicht angreifen. Du wirst ihm nicht drohen. Das würde eh nichts bringen und so ein Wesen möchtest du zum Freund, nicht zum Feind haben. Verano hat ihm so sehr vertraut, dass er ihn in seinen Körper gelassen hat, also ist er keine direkte Bedrohung. Ich vertraue da Verano, er hat viel Erfahrung im Umgang mit Geistern sammeln können. Der Drache ist verletzt, vermutlich vom Kampf in Rugta. Einem Kampf zur Befreiung Unschuldiger und zum Schutze unseres Vaterlandes! Das verdient Respekt. ER verdient Respekt.“
Bürgerliche, Adel. Delilah hatte das vollkommen beiseite geschoben. Die rehbraunen Augen hinter der Löwenmaske blickten streng und überprüften, ob ihre gegenüber verstanden hatte.
„Ach ja… du solltest so einem Wesen besser nicht direkt in die Augen schauen, nach dem, was ich so gehört und gelesen habe.“
Bei dieser Aussage war die gewohnte Sanftheit in Delis Stimme zurückgekehrt. Und damit drehte sie sich um ... und verschwand sie in der Menge, den Blick fest auf die Brust des Drachen fixiert und halb blind für ihre Umwelt. Sie hatte ja sonst nichts Wichtiges vor auf diesem Ballabend. Blinzelnd und ein wenig die Augen zukneifend bahnte sich Delilah ihren Weg um die blau gräulich-leuchtenden Tanzenden herum und langsam auf den Drachen zu, auch wenn ihre Instinkte ihr anderes rieten. Sie wollte sich das unbedingt genauer ansehen, herausfinden wie sie helfen konnte. Wenn sie einen Moment darüber nachdachte, dann fiele ihr vielleicht auch wieder ein, dass ihr das Werkzeug für diese Aufgabe bereits vermittelt worden war. Sie kannte einige Zauber, die man einer Heilung voran stellen konnte. Es gab solche, die den Patienten analysierten und solche die den Magier stärkten. Beides wäre sicher sinnvoll, sollte der "Patient" mitspielen und sich nicht gegen ihre Magie wehren. Normaler Weise drang Delilah zu jedem Wesen mit einem Lächeln durch und stellte selbst den grummeligsten Opa ruhig. Doch wie wirkte sich sich ihr angeborenes "Leuchten" bei einem Drachen aus? Sie war bereit es herauszufinden. Außerdem war es eine Möglichkeit heraus zu finden, ob Verano vielleicht doch noch irgendwo dort drinnen existierte.
Leider half es nicht, dass sich in ihrer Brust auch noch schmerzhaft etwas zusammenzog, je näher sie der vertrauen Gestalt des Grafen kam. Sie hatte viel mit diesem Mann durchgemacht… oder zumindest dem Mann, dem damals dieses Gesicht gehört hatte. Wie viel würde der Drache davon wissen? Bilder schossen durch ihren Kopf von der langen Zeit ihrer Genesung, von dem Eis und den Berührungen die sie zurück ins Leben geholt hatten. Diese Erinnerungen waren nicht unbedingt angenehm. Sie blieb stehen. Das war nah genug um sich die Wunde aus „sicherer“ Entfernung zu betrachten. Denn dafür war sie ja hier. Um zu helfen.

Da stand sie nun allein, inmitten tanzender Paare und starrte am Leib des Drachen hinauf. Sie war ihm so nah, dass sie eigentlich nur noch ihre Hand ausstrecken brauchte. Für Zanfar, Darna und Chasin hatte die kleine Novizin kaum noch Interesse. Sie hatte sie mit ihrer Dominanz regelrecht überrumpelt und war davon gestürmt. Ihre Augen glänzten golden unter ihrem Zauber, aber das wusste sie nicht. Der Glanz war das Spiegelbild dessen was sie sah und der Goldstaub war ein Zeichen für Magie. Die Gesinnungsfarbe im Innern des Drachen hielt sich in einem neutralen graublau. Sie war nicht weit entfernt von der Stelle, wo seine Essenz aus ihm heraus rann, wie Wasser aus einer Quelle. Eine Pranke lag im Weg und die Wunde war ungefähr doppelt so hoch wie sie selbst. Da kam sie ohne die Mithilfe des Patienten nicht heran, doch der saß noch einige Schritt entfernt in einer Nische und unterhielt sich mit seinem Sohn. Vielleicht war er auch durch Leon abgelenkt genug, dass Delilah ihre Untersuchung auch unbemerkt angehen könnte? Delilah sah zu Leon und just in diesem Moment kreuzten sich kurz ihre Blicke. Leider war Leon kein so begnadeter Schauspieler wie manch anderer Adeliger. Er wahr wohl immer gut erzogen und konnte seine Mimik gut kontrollieren, aber Delilahs Anblick so nah an dem Drachen, entblößte seine Sorge und seine Brauen zuckten kurz, bevor er sich wieder seinem Gesprächspartner zuwandte. Verano legte den Kopf zur Seite, sah sich dann plötzlich suchend um und so nahm das Schicksal seinen Lauf. Delilah hatte noch ihren eigenen Rat im Kopf und vermied es tunlichst in seine Richtung zu blicken, auch auf die Gefahr hin, sein Kommen nicht rechtzeitig zu sehen. Als sie das nächste Mal aufsah, sah sie wieder Leon der noch am gleichen Platz saß und in eine unbestimmte Richtung starrte. Aus dem Augenwinkel nahm sie ihre Umgebung war, suchte Verano, aber sah auch nicht auf. Die tanzenden Paare um sie herum lachten und machten es schwer sich zu konzentrieren. Mal glaubte sie sein Gewand zwischen den zuckenden Leibern erblickt zu haben, dann war er wieder fort.

Chasin murmelte sehr leise, fast wie zu sich selbst:
„Er hat den Kopf gehoben und scheint etwas zu suchen. Er bewegt sich... langsam. Er zieht einen Kreis... Ich sehe Neugierde und … und Schmerz. Auch Spuren von Trauer färben seine Aura.“

Die Tanzfläche verwandelte sich in ein Labyrinth aus lachenden Gesichtern, nur ab und an sah Delilah den silbernen Glanz der Drachenmaske. Die Fratzen der Tiere schienen sie ebenfalls zu suchen, aber sie wussten nicht wonach. Die Musik hielt seine Schritte verborgen und Delilah erahnte die Berührung seines Hemdes, das sie streifte, als er an ihr vorüber schritt. Sie sah zu Boden und wusste, dass er hinter ihr war.

Aus der Ferne konnten die anderen das Treiben verfolgen. Der Graf zog seine Bahnen durch die tanzende Menge, schwenkte hier und dort eine Dame im Kreis und gab sie zurück. Er suchte sie. Delilah hielt den Blick gesenkt und stand ganz still. Er schien sie nicht zu sehen. Er lief direkt an ihr vorbei, streifte ihre Schulter und blieb nach ein paar Schritt hinter ihr stehen. Einander den Rücken zugewandt standen sie still da und ahnten nur einander. Dann riss er seinen Kopf zu Leon und folgte kurz darauf seinem Blick um sein Ziel zu finden.

„Delilah...“
Seine Stimme floss mit seinem zu kühlen Atem über die bloße Haut ihrer Schulter.
„Bitte... Ich...“
Seine Hand berührte ihre verkrampften Finger, aber wagte nicht sie zu ergreifen.

(Hintergrundmusik)

„Ich erinnere mich an dich. Du... du bist das Mädchen, dem sein Herz gehörte. Das Mädchen, dem er alles gegeben hat, … und das gegangen ist. Ich erinnere mich an einen stillen, blauen Himmel und an weiße, feenhaft Glieder, von Haar wie Gold gemacht und er war bang die Stunde deines Lebens ende wieder, bevor sie auch nur begonnen hat.“
Verano stand hinter ihr, war ihr so nah und doch schon lange gegangen. Sie fühlte seine Präsenz durch jeder Pore dringen, aber sie konnte nicht fliehen. Seine Finger wanderten endlos langsam ihren Arm hinauf.
„In allen Dingen sah er deine Kunde, doch dein Bild verschwand im Morgengrau. Ich erinnere mich an manche Stunde und weiß nicht ob sie jemals wahr. Deine Schönheit weht durch die Zeiten. Dein roter Mund wird mich ewig begleiten.“
Langsam drehte er sie zu sich um und hob einen Finger unter ihr Kinn. Sanfter Druck wollte ihren Blick heben.
„Ich erinnere mich an seine Gedanken, an seine Gefühle, daran, dass sein Herz brach als du ihn zurück gelassen hast. Ich danke dir, schönes Kind. Wenn du bei ihm geblieben wärest, hätte er mir sicher nicht seinen Leib geschenkt, dann hätte er mehr Sinn in seinem Dasein gefunden. Ich muss mit den Tagen weiter ziehen, doch du bleibst alt bekannter Traum. Unvergessen wird dein Antlitz sein, unsterblich in der Seele eines Drachen.“
Er sah aus wie Verano, aber er war es nicht. Auch wenn seine Stimme noch nach ihm klang, so waren die Worte fremd und drang aus alten Zeiten zu ihr. Nein, das war nicht Verano. Als spürte er ihren Widerwillen, ließ er plötzlich von ihr ab.
„Schweigen wir der so eben genannten Prosa, die nun tief verborgen wird. Dein Weg führte dich zu mir, ich suchte und ich fand dich. Kind der Sonne, willst du die Schuld abtragen, die dich begleitet? Oder was willst du von einem Wesen wir mir?“
Wagte es Delilah dem Drachen offen im Blick zu begegnen? Wagte sie es ihn anzusehen? Vertraute sie ihm genug um ihm ehrlich gegenüber zu stehen? Wo war der Mut, wenn man ihn brauchte?

Zanfar, Darna und die Tha'Roon beobachten aus der Ferne, wie Delilah in die Fange der silbernen Drachenmaske geriet. Sie hielt sich bisher tapfer. Sie starrte zu Boden und Verano schien auch keine Gewalt anzuwenden. Er wagte es kaum sie zu berühren, wirkte es aus der Distanz. Fast als könnte sie ihn verletzen.
„Eine Stimmungen überwiegt: Trauer, aber sie wird von Interesse überlagert.“
Zanfar bemerkte es als erstes. Von Pappelhain näherte sich von der Seite und gesellte sich zu der kleinen Gruppe. Er sah so aus, als wolle er eben den Phönix ansprechen, doch er folgte ihrem eindringlichen Blick. Er wandte sich an den Raben in der Runde und flüsterte:
„Wer ist das? … Ist das der Graf? Der Herr, der mit der kleinen Löwin tanzt.“
Auf den ersten Blick mochte es wie ein Tanz wirken, was sie dort sahen.

Darna hingegen bemerkte, dass Leon sich zwischenzeitlich erhoben hatte und in einem gewissen Bogen die Tanzfläche umrundete, um zu ihnen zu gelangen. Von Pappelhain wandte sich ihr zu:
„Aber was mich zu euch führt: Jemand wartet schon geraume Zeit auf eure Gesellschaft. Es ist nicht höflich, ihn warten zu lassen. Es gibt noch einiges zu besprechen und eure Anwesenheit ist dringlich erwünscht und erforderlich.“
Natürlich war die Einladung seiner Majestät nicht nur zum Verköstigen eines edlen Tropfens ausgesprochen worden. Solche Einladungen hatten nie nur zu einem einzigen Zweck. Politische Geschicke wurden auf solchen Festen entschieden, Bekanntschaften von Wichtigkeit und Macht geschmiedet und Schicksale neu geordnet.
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Re: Das Fest der Masken

Beitrag von Darna von Eibenau » Donnerstag 16. November 2017, 00:45

„Er ist gewaltig…“
Wie hatte der Dunkelelf das im Schneiderladen noch ausgedrückt gehabt? 'Ein niederer Dämon wäre ja auch langweilig gewesen, oder?' Ja. Und einem kleinen Drachen hätte Verano wohl kaum seinen Körper überlassen. Die Knappin begann relativ zügig, nachdem sie den ersten Schreck, die erste überraschende Begegnung abgeschüttelt hatte, die weiterführenden Informationen mit einer gewissen Abgebrühtheit aufzunehmen. Ansonsten hätte sie hier auch wie ein aufgescheuchtes Huhn panisch durch den Saal laufen müssen - indiskutabel.
'Bitte lauft nicht vor mir davon...' Pfh! Na warte. Das werden wir noch sehen, wer vor wem davonläuft und wessen 'Jagdtrieb' geweckt wird. Die absurd anmutenden Gedanken, die ihr leise durch den Kopf huschten, während sie weiter Deli beobachtete, waren von herzlich wenig echter Aggression untermalt, sondern eher von Trotz, veletztem Stolz. Darna war zur Ritterlichkeit erzogen worden und da waren solche Worte eher eine Provokation, fast schon eine Beleidigung. Und das ausgerechnet von einem Drachen!
„Er ist groß, sehr groß. Größer als dieser Saal. Und er ist verletzt." Werden verletzte Tiere - Lebewesen - nicht auch aggressiv?, huschte es ihr kommentierend mit mal wieder aufkeimender Sorge durch den Sinn - umso seltsamer war es vielleicht, dass dennoch auf Delilahs direkt anschließende Frage "Wisst ihr wie man Geister heilen kann?" ebenso prompt ein sachlich nüchternes
"Eine Seelenrose könnte es sicher" kam, während Chasin den Kopf schüttelte.

Ob das möglich war? Was die Fähigkeiten der Heilung betraf, war Darna restlos von der umfassenden Macht der Seelenrose überzeugt. Und zwei Kerne hatten es immerhin in den Tempel geschafft... Zufall? Den Gedanken, dass sie selber ein weiteres Mal eine 'Trägerin' wie man es scheinbar nannte, werden könnte, hatte Darna nicht, das wäre in ihren Augen glatte Anmaßung gewesen.
Aber ob sie sich Delilah als Trägerin vorstellen konnte? Ohne Probleme. Auch für Leon hielte sie es für möglich, schließlich ginge es um den Körper seines Vaters. Alles in allem waren dies lediglich Gedankenansätze, die ihr durch den Sinn huschten und wenig bis keine Zeit zur Entfaltung hatten, denn Knappin Goldlöckchen beschloss gerade, sich das aus der Nähe anzusehen, was Darnas Brauen besorgt-skeptisch in die Höhe rucken ließ.
Und sie hoben sich prompt nochmal, begleitet von einem mehrfachen irritierten Blinzeln, als Delilah begann, ihr Anweisungen an den Kopf zu werfen:
„Du wirst ihn nicht angreifen. Du wirst ihm nicht drohen. Das würde eh nichts bringen und so ein Wesen möchtest du zum Freund, nicht zum Feind haben."
Gilt das auch für Dämonen?
"Verano hat ihm so sehr vertraut, dass er ihn in seinen Körper gelassen hat, also ist er keine direkte Bedrohung."
Aha.
"Ich vertraue da Verano, er hat viel Erfahrung im Umgang mit Geistern sammeln können."
Und wieviel Zeit hatte er für seine Entscheidung?
"Der Drache ist verletzt, vermutlich vom Kampf in Rugta. Einem Kampf zur Befreiung Unschuldiger und zum Schutze unseres Vaterlandes! Das verdient Respekt. ER verdient Respekt.“
.... hrrrrrm ....
Bürgerliche, Adel. Delilah hatte das vollkommen beiseite geschoben. Darna nicht so sehr. Weniger, weil Delilah "nur" eine Bürgerliche gewesen wäre, diesen Standesdünkel hatte sie aufgrund ihrer eigenen 'geringen' Herkunft - und dem Umstand, dass Gernot sie ständig daran auch erinnert hatte - nie entwickelt. Aber in ihrer trotzdem hierarchiendominierten Welt hatte sie das kleine, hübsche zarte Fräulein vor sich sofort als "zu Beschützendes" einsortiert, und dass eben dieses ihr gerade ohne formelle Berechtigung dazu Anweisungen erteilte, mischte Lila (Ablehnung) in die Irritation, lustigerweise umrahmt von einer schwachen Orangevariante, weil sie Delilah in der Sache trotzdem im Groben zustimmte.
Die rehbraunen Augen hinter der Löwenmaske blickten streng hinter die Fuchsmaske und schienen auf ein unnachgiebiges zurück Starren der graublauen Augen zu treffen. Die diffuse Ablehnung wandelte sich in ähnlich diffusen Ärger. Ob Deli zu weit gegangen war?
"Ich greife niemanden ohne guten Grund an", stellte die Knappin gedämpft, aber unmissverständlich entschieden klar. Die Artikulation ihrer Worte erinnerte an scharfkantige Glasscherben. Der Ärger wuchs.
Ärger über sich selbst, darüber, welches Bild sie durch ihre Drohungen und ihren Argwohn vermittelt hatte, aber viel mehr Ärger darüber, dass man sie trotz ihrer guten Absichten fehleinschätzte? Oder hatten sie etwa auch noch recht?
Für was halten sie mich, für eine Furie? Der Ärger kochte - und blieb hinter einer federbedeckten Maske, einer steinernen Mimik und gnadenloser Selbstdisziplin gedeckelt.

„Ach ja… du solltest so einem Wesen besser nicht direkt in die Augen schauen, nach dem, was ich so gehört und gelesen habe.“ Bei dieser Aussage war die gewohnte Sanftheit in Delis Stimme zurückgekehrt. Ihre Worte lösten wieder Überraschung aus:
Nicht?! Warum?? Hab ich schon.
Sie sind schön...
und... geschlitzt?
Echsenaugen. Doch, der flüchtige Eindruck von vorhin schien nun doch zu passen. Und da war... noch etwas gewesen...
Blinzelnd sah sie Deli hinterher, wie diese in der Menge verschwand. Aber...!
Und Ihr solltet nicht als Jungfrau in seine Nähe gehen! Äh - Ihr seid doch eine? Ja, oder?
Darna würgte die Gedanken runter - das konnte sie Delilah schlecht durch den halben Saal hinterher rufen. Prompt rutschte Delilah doch wieder in die Rolle von etwas, das Darna beschützen müsste und das bekannte Sorge-Petrol kehrte den vorigen Gefühlsstrudel unschuldig pfeifend unter den Teppich, als wäre nie etwas geschehen. Aber folgen konnte sie ihr auch nicht.
Das Unbehagen lief ihr als Schauer einmal über den Rücken und ließ die Knappin für den Moment hilflos zurück.

Chasin murmelte sehr leise, fast wie zu sich selbst:
„Er hat den Kopf gehoben und scheint etwas zu suchen. Er bewegt sich... langsam. Er zieht einen Kreis... Ich sehe Neugierde und … und Schmerz. Auch Spuren von Trauer färben seine Aura.“

Darna neigte den Kopf eine Spur, während sie dicht bei der Diplomatin stehend sich ebenfalls bemühte, das Geschehen zu verfolgen, und hörte aufmerksam zu. Trauer? Warum Trauer? Mit gefurchter Stirn nahm sie die Informationen zunächst schlicht zur Kenntnis.
Wie schaffte Delilah es bloß, so unbedarft auf ein solches Wesen zuzugehen?! Das Urteil 'naiv' lag nahe, aber die Knappin hatte mehr als eine Ahnung, dass das dem Sachverhalt nicht gerecht wurde. Die junge Magierin hatte einfach eine völlig andere Art, an die Dinge heranzugehen, als sie. Ob sie damit noch auf die Nase fiele?
Vielleicht.
Sie wollte es ihr nicht wünschen.
Aber ein Teil von ihr begann, auch mit Bewunderung den Weg der Löwin zu beobachten.

Etwas anderes begann sie zu beschäftigen, wo sie so neben einer Frau stand, die Gefühle sehen konnte, wie auch immer das gehen sollte.
Jetzt, wo sie ein wenig Abstand und ein paar Momente Zeit zum Rekapitulieren hatte, beschäftigte sie nochmal ein Eindruck, den sie zum Schluss bei dem Veranodrachen gehabt hatte:
Die Drehungen des Tanzes klangen aus und fast, ganz kurz, fühlte Darna Bedauern. Es fühlte sich vielleicht nicht ganz wie ihres an. Als würde sie etwas kostbares aus der Hand legen müssen. Gleichzeitig atmete der Dämon in ihr erleichtert auf.
So langsam schien sie zu lernen, was in ihr dem Dämon zuzuschreiben war und was nicht. Aber was war dieses Bedauern gewesen? Ihr eigener Eindruck? Ganz ohne Frage, der Drache war gewissermaßen etwas 'kostbares', war faszinierend - ähnlich hätte sie bei der Seelenrose empfinden können. Aber war sie selbst die Quelle dieses Gefühls gewesen? Oder war es etwas gewesen, was vom Drachen ausgelöst worden war? Oder hatte sie etwa wahrgenommen, was der Drache gefühlt hatte?? Innerlich irritiert schüttelte sie den Kopf. Wieso und woher sollte sie auch?
Mit gefurchter Stirn beobachtete sie dabei die Bewegungen im Saal und versuchte mal wieder mit vermutlich mässigen Erfolgsaussichten, sich selbst und das Geschehen um sie herum zu analysieren, Ordnung in das Chaos zu bringen. Ihr drängte sich der Eindruck auf, sie könnte bald einen Plural für das Wort 'Chaos' gebrauchen.

Zanfar bemerkte es als erstes. Von Pappelhain näherte sich von der Seite und gesellte sich zu der kleinen Gruppe. Er sah so aus, als wolle er eben den Phönix ansprechen, doch er folgte ihrem eindringlichen Blick. Er wandte sich an den Raben in der Runde und flüsterte:
„Wer ist das? … Ist das der Graf? Der Herr, der mit der kleinen Löwin tanzt.“
Auf den ersten Blick mochte es wie ein Tanz wirken, was sie dort sahen.

Darna hingegen bemerkte, dass Leon sich zwischenzeitlich erhoben hatte und in einem gewissen Bogen die Tanzfläche umrundete, um zu ihnen zu gelangen.
Ein leises, aber tiefes und erleichtertes Ausatmen quittierte den Umstand, dass er wieder zur Gruppe - und in ihre persönliche Nähe - kommen würde. Von Pappelhain wandte sich ihr zu:
„Aber was mich zu euch führt: Jemand wartet schon geraume Zeit auf eure Gesellschaft. Es ist nicht höflich, ihn warten zu lassen. Es gibt noch einiges zu besprechen und eure Anwesenheit ist dringlich erwünscht und erforderlich.“

Darnas Lippen formten sich zu einem stummen 'Oh!' - war schon so viel Zeit vergangen?! Aber du liebe Güte, ja!

Den König warten lassen!

Ihr Herz verwandelte sich spontan zu Eis und fiel ihr in Klumpenform in die Magengrube. Gleichzeitig begann sich ein ganzer Rechtfertigungskatalog zu formieren:
Erst hatte Basil seine Schwester getroffen...
und der König hatte ja 'in ein paar Minuten' gesagt, da war der Tanz mit Leon legitim gewesen... und...
Drache...
da stand ein Drache...!
Das hatte ja wohl Vorrang vor einer Alkoholverköstigung, selbst wenn es mit seiner Majestät war, aber...
es war seine Majestät!
Und verdammt, es WAR nicht nur um einen kleinen Umtrunk gegangen, wie hatte sie so kurzsichtig sein können?! Natürlich war die Einladung seiner Majestät nicht nur zum Verköstigen eines edlen Tropfens ausgesprochen worden. Solche Einladungen hatten nie nur zu einem einzigen Zweck. Politische Geschicke wurden auf solchen Festen entschieden, Bekanntschaften von Wichtigkeit und Macht geschmiedet und Schicksale neu geordnet. Das hier war der Königshof! Sie hatte diese Sprache gelernt!!
- Und in dem Trubel vergessen, es für sich auch zu übersetzen. Ein kaum hörbares Ächzen erklang unter der Maske.
Sie hörte Gernot, wie er synchron mit dem Veranodrachen sprach: "..nicht bei Hof eingeführt, wie ich meine. Dafür seid ihr zu ungeschliffen."
Woah! Eine rote Stichflamme schoss einmal durch ihre Aura und zersplitterte das eisige Entsetzen, während sie mit einem halben Knicks eine langgezogene Verbeugung andeutete und zurück in eine fast tadellose Rolle fiel:
"Ich muss Euch und seine Majestät um Vergebung bitten, Euer Durchlaucht. Es schien zunächst, als wäre noch Zeit und ich hatte die anderen noch nicht informiert, als sich durch das Eintreffen seiner Hochgeboren die Ereignisse und Informationen etwas überschlugen", leitete sie eine höfliche Erklärung und Entschuldigung ein.

Ein kurzes Umblicken musste ergeben, ob noch immer zu viele neugierige unbefugte Ohren in der Nähe waren, doch das geschlossen beieinander stehende Grüppchen, das in den letzten Momenten nur in die Menge zu blicken schien, schien nicht mehr so spannend gewesen zu sein. Schon dieses Umblicken wiederum reichte, um von Pappelhain noch etwas näher treten zu lassen, so dass Darna noch leise, aber sauber artikuliert zu erklären wagte:
"Seine Hochgeboren ist offenbar einem Drachengeist veritabler Größe und Macht begegnet." Diese Information ließ sie mit einer Kunstpause sacken, denn den Schluss, dass dieser Geist also im Körper des Grafen steckte, musste der General selber ziehen, die dafür nötige Information hatte er ja - und dieses Detail wollte die Knappin nicht einmal jetzt leise aussprechen! Nicht hier! Eindringlich sah sie ihn lediglich an und verfluchte ein weiteres Mal die Masken, die es ihr noch zusätzlich erschwerten, das Mienenspiel anderer Personen zu deuten. Nach einem kurzen Moment der Stille fuhr sie noch ein wenig leiser aber umso eindringlicher fort:
"Seine Informationen, wie es in Rugta aussieht, dürften aus erster Hand sein und neuer, als unsere. Allerdings ist er verletzt. Fräulein Tesséras beschloss, sich darüber ein genaueres Bild zu verschaffen, in der Absicht, zu helfen."
Und hoffentlich übernimmt sie sich nicht... - ihr kam plötzlich eine Idee und sie legte den Kopf leicht schief, als sie höflichen Tons fragte:
"Hier bei Hofe sind doch sicher ebenfalls Vertreter der Lichtakademie zugegen? Könnte man jemanden hinzuziehen, wenn sich die Notwendigkeit ergäbe?"
Ähnlich, wie Leon sie bei Pet unterstützt hatte, mochte ein erfahrenerer Lichtmagier vielleicht im Notfall Deli unterstützen - hätte, wäre, wenn. Aber etwas in Richtung Vorsorge und Absicherung anstoßen, vorschlagen, konnte sie jedenfalls.

"Aber nein, es lag natürlich nicht in meiner Absicht, seine Majestät warten zu lassen!", vollendete sie endlich die Knicksbewegung und wagte es, sich wieder aufzurichten, "Wenn es recht ist, werde ich noch unverzüglich Herrn von Gudenberg aufsuchen und informieren, damit er sich ebenfalls einfindet."
Ihr Herz schlug ihr mit den letzten Worten wieder bis zum Hals. Sie hatte noch überhaupt niemanden informiert, dabei hätte sie bei jedem Gelegenheit gehabt, verflucht!
Aber jetzt lag es bei von Pappelhain, wie er die Lage einschätzte - und wie wichtig der 'Umtrunk' wirklich war.

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Re: Das Fest der Masken

Beitrag von Delilah » Donnerstag 16. November 2017, 03:08

Da stand sie nun allein, inmitten tanzender Paare und starrte am Leib des Drachen hinauf. Um sie herum erklang noch immer die Musik, aber sie schien die junge Lichtmagi nicht mehr zu berühren. Vor ihr baute sich die gewaltige Gestalt des Drachen auf und Delilah war kurz, als wüsste sie wie sich sein Flügelschlag anhören würde, wie seine Silhouette den Himmel verdunkeln konnte. Aber woher sollte sie dieses Geräusch kennen, woher kam das Bild? Ihr war, als wenn sie diese Dinge damals im Nebel gesehen und gehört hatte… zusammen mit roten Tränen auf Veranos Wangen.

Sie war dem Drachen so nah, dass sie eigentlich nur noch ihre Hand ausstrecken brauchte und tatsächlich war die Versuchung groß. Er war gewaltig, mächtig, uralt und schien unsterblich. Eine gewisse Faszination ließ sich nicht abstreiten, besonders nach all den Geschichten des Eisreiches, die sie gehört hatte. Schimmernd bedeckte die Magie seinen Leib. Ihre Augen glänzten golden unter ihrem Zauber, aber das wusste sie nicht. Der Glanz war das Spiegelbild dessen was sie sah. Die Farbe im Inneren des Drachen war von einem neutralen Graublau. Gut… damit konnte man arbeiten. Sie war nicht weit entfernt von der Stelle, wo seine Essenz aus ihm heraus rann, wie Wasser aus einer Quelle. Eine Pranke lag im Weg und die Wunde war nicht in ihrer Reichweite. Sie lag definitiv zu hoch und ohne die Mithilfe des Patienten war kein Herankommen. Der jedoch saß in einer Nische und unterhielt sich mit seinem „Sohn“. Vielleicht war er auch durch Leon abgelenkt genug, dass Delilah ihre Untersuchung unbemerkt angehen könnte? Aber der Drache würde es vermutlich spüren, wenn sie ihren Analyse-Zauber auf ihn wirkte, oder? … außerdem wäre ein ruhiger Ort besser für ihre Konzentration… nicht dieses bunte Treiben, das sie umgab. Aber traute sie sich, den Drachen direkt anzusprechen? Delilah sah zu Leon und just in diesem Moment kreuzten sich kurz ihre Blicke. Er war seinem Stande entsprechend erzogen und konnte seine Mimik gut kontrollieren… doch… Delilah hob einen Mundwinkel, um zu zeigen, dass alles in Ordnung war, aber ihr Anblick so nah an dem Drachen, entblößte seine Sorge und seine Brauen zuckten kurz, bevor er sich wieder seinem Gesprächspartner zuwandte. „Verano“ legte den Kopf zur Seite, sah sich dann plötzlich suchend um, während der jungen Jorsanerin ihr Herz in die Röcke rutschte. Delilah biss sich leicht erschrocken auf die Unterlippe und senkte rasch den Blick, ihren eigenen Rat noch im Kopf.

Irgendwie gab ihr ihre Maske ein Gefühl von Sicherheit, sie verbarg wenigstens teilweise ihre Gefühle, die ihr immer ins Gesicht geschrieben zu stehen schienen. Und momentan war das ein wilder Haufen durcheinanderwirbelnder Emotionen. Furcht, Trauer, Faszination, Schmerz, Nervosität, etwas das sie nicht näher entziffern konnte und der feste Wille sich den nahenden Herausforderungen zu stellen. Ob der Nichtgenannte... Zanfar... deshalb eine Maske trug? Als sie das nächste Mal aufsah, sah sie wieder Leon der noch am gleichen Platz saß und in eine unbestimmte Richtung starrte. Sie zwang sich, nicht seinem Blick zu folgen. Sie stand immer noch an ein und derselben Stelle. Um sie herum bewegte sich das tobende Leben, doch sie wurde davon umspült wie ein Stein vom Ozean. Aus dem Augenwinkel nahm sie ihre Umgebung war, suchte Veranos Gestalt, aber sah auch nicht auf. Die Maske erschwerte das Ganze jedoch ... ein wenig. Die tanzenden Paare um sie herum lachten und machten es zusätzlich schwer sich zu konzentrieren, auch wenn ihre Kinderaugen längst wieder erloschen waren. Mal glaubte sie sein Gewand zwischen den zuckenden Leibern erblickt zu haben, dann war er wieder fort.

Die Tanzfläche verwandelte sich in ein Labyrinth aus lachenden Gesichtern, nur ab und an sah Delilah den silbernen Glanz der Drachenmaske. Er schien sie nicht gesehen zu haben… oder sie nicht zu erkennen? Die Fratzen der Tiere schienen sie ebenfalls zu suchen, aber sie wussten nicht wonach. Sie lauschte auf seine Schritte, ein Geräusch ihr so vertraut wie der eigene Atem, doch die Musik hielt sie verborgen. Da spürte sie die leichte Berührung seines Hemdes und war das sein vertrauter Duft, der zu ihr herüberwehte? Ihre Sinne waren nicht mehr so ausgeprägt, seitdem sie ihr Augenlicht wiederhatte, doch sie hätte schwören können... Ihr Blick war auf den Boden geheftet, doch sie wusste auch so, dass er hinter ihr stand. Ihre Hände verkrampften an den Seiten ihres Körpers.
Einige ewig lange Momente schienen zu vergehen und der Mann hinter ihr, schien sie noch immer nicht zu … sehen… Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Wie sollte sie reagieren? Ein Drache… Wie würde er reagieren? Sie wusste, warum sie zu ihm gekommen war… aber was wollte ER von IHR??

„Delilah...“
Seine Stimme floss mit seinem zu kühlen Atem über die bloße Haut ihrer Schulter. Sie schloss die Augen und biss sich auf die Lippe. Schmerz verzog ihr Gesicht. Seine Stimme. Seine Stimme und die Dunkelheit gehörten für sie einfach unabdingbar zueinander. In manch einem Augenblick war es allein diese Stimme gewesen, die verhindert hatte, dass sie in der Dunkelheit verging.
„Bitte... Ich...“
Seine Hand berührte ihre verkrampften Finger, aber wagte nicht sie zu ergreifen.

„Ich erinnere mich an dich. Du... du bist das Mädchen, dem sein Herz gehörte.“ Wie bitte…?! „Das Mädchen, dem er alles gegeben hat, … und das gegangen ist. Ich erinnere mich an einen stillen, blauen Himmel und an weiße, feenhaft Glieder, von Haar wie Gold gemacht und er war bang die Stunde deines Lebens ende wieder, bevor sie auch nur begonnen hat.“ War er sicher, dass er SIE meinte und nicht vielleicht jemand anderen? Delilah konnte sich erinnern, dass Lucil die Situation ähnlich beschrieben hatte... blau und weiß, ein Mädchen wie ein gefallener Engel. Aber trotzdem... sein Herz? Ihre Gedanken huschten zu der Mutter von Leon, von der sie nichts wusste, als dass Verano sie einen gefallenen Stern genannt hatte. Verano stand hinter ihr, war ihr so nah und doch schon lange gegangen. Es war nicht Verano. Sie fühlte seine Präsenz durch jeder Pore dringen, aber sie konnte nicht fliehen. Wollte sie fliehen? Seine Finger wanderten endlos langsam ihren Arm hinauf. Sie schrak nicht zurück, ihr Körper war die Berührung dieser Finger sehr bekannt.

„In allen Dingen sah er deine Kunde, doch dein Bild verschwand im Morgengrau. Ich erinnere mich an manche Stunde und weiß nicht ob sie jemals war. Deine Schönheit weht durch die Zeiten. Dein roter Mund wird mich ewig begleiten.“
Langsam drehte er sie zu sich um und hob einen Finger unter ihr Kinn. Sanfter Druck wollte ihren Blick heben. Auch diese Geste war ihr vertraut, noch vor wenigen Tagen hatte Verano ebenso ihr Gesicht angehoben und eine Träne von ihrem Gesicht gewischt, als sie sich so zerrissen, so nutzlos und verloren gefühlt hatte, wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Danach hatte er sie in die Arme genommen und ihr Kummer war ein wenig verschwunden. Es fühlte sich an, als wenn dies inzwischen einem anderen Leben angehörte. Sie hatte in sich eine neue Stärke gefunden und das Gefühl der Zerrissenheit war vergangen. Die Löwin folgte seiner Geste nicht so leicht wie das Mädchen auf dem Anwesen es getan hatte.

„Ich erinnere mich an seine Gedanken, an seine Gefühle, daran, dass sein Herz brach als du ihn zurück gelassen hast. Ich danke dir, schönes Kind. Wenn du bei ihm geblieben wärest, hätte er mir sicher nicht seinen Leib geschenkt, dann hätte er mehr Sinn in seinem Dasein gefunden. Ich muss mit den Tagen weiter ziehen, doch du bleibst alt bekannter Traum. Unvergessen wird dein Antlitz sein, unsterblich in der Seele eines Drachen.“
Delilah war, als hätte man ihr einen eiskalten Eimer Wasser über dem Kopf ausgeschüttet. Er war wirklich fort, ganz und gar … und sie war schuld daran, dass Verano seinen Körper aufgegeben hatte? Weil sie gegangen war?! Sie hatte ihn UND Leon verdammt, als sie den Heimweg angetreten war? Nein ... Sie hatte doch noch nicht einmal gewusst, dass er sein Herz an sie gehangen hatte! "Meinst du, weil ich dich gerettet habe, hättest du jetzt ein Anrecht auf mich? Oh, da gibt es deutlich ältere Rechte." Der Schock ließ sie ihre Augen öffnen und sie sah seine Hand und den Palastboden. Wäre sie doch nur dort geblieben… Leon hätte sein Leben weiterleben können, hätte mit Darna leben können (!) und Verano wäre noch da. Oh Leon, es tat ihr so unendlich leid, dass er dort hineingeraten war.

Doch dann regte sich Widerstand in ihr gegen die Worte des Drachen und die Schuld, die sich in ihrer Brust bilden wollte. Nein. Ihre Entscheidung zu gehen war ja nicht unbegründet gewesen. Woher hätte sie es wissen sollen? Er hatte sie mit seinen Worten fortgeschickt, wieder und wieder! Hatte gedroht, gebeten, gewarnt! Wieso hätte sie zu dem Zeitpunkt entscheiden sollen, dort zu bleiben? Sie wäre dort eingegangen! Wäre vertrocknet wie die Seelenrose, die Darna gerade noch so nach Jorsa retten hatte können. Auch sie hatte sich in ihre Heimat gerettet. Ja, es stimmte, Verano hatte ihr wohl wirklich alles gegeben, was er hatte. Und sie würde ihm auf ewig dankbar dafür sein, mit all ihrem Sein und aus tiefstem Herzen. Aber ihr Licht war vom Nebel beinahe erstickt worden. Sie hatte die Schatten gesehen und von ihnen gelernt, gelernt auch in der Dunkelheit das Licht zu finden, doch auf ewig hätte sie nicht dort verweilen können. Ihr Kopf war dort voller Zweifel und Ängste gewesen, sie war sich vorgekommen wie ein zersprungenes Spielzeug, als wenn sie all seine Erwartungen nicht erfüllen konnte. Unzählige Male hatte sie das Gefühl gehabt, dass er jemanden in ihr sah, der sie nicht war, dass er jemanden suchte, aber nicht fand. Dass er jemanden aus ihr machen könnte, der sie nicht sein wollte.
Wenn sie sich ihm öffnen wollte oder ihm helfen wollte, hatte er sie fortgestoßen, wenn sie die Hand nach ihm ausgestreckt hatte, die Mauern aufgebaut… um dann wiederum, wenn sie sich halbwegs damit abgefunden hatte, plötzlich ihre zarten Barrikaden einzurennen und sie völlig zu überrumpeln. Ihre Verbindung war eng gewesen, aber er hatte alles in seiner Macht stehende getan, um sie gleichzeitig auf Abstand zu halten. Die Stunde ging, und sie hatte fliehen müssen.

Hatte fliehen müssen, um ihr Innerstes wiederzufinden, um nicht zu zerbrechen oder wenigstens Zerbrochenes wieder flicken zu können. Trotz all dem Neuen und Unvorhergesehenen der letzten Tage, so ging es ihr doch viel, viel besser. Sie war stärker. Zum ersten Mal seit langem fühlte sie sich wieder stark, fühlte sich sicher in sich selbst. Ein Schritt über die Schwellen ihrer Heimatstadt hatten ihr mehr Glück und innere Sicherheit gebracht, als alle Kammerzofen und teuren Kleider dieser Welt es vermochten. Auch ihr geheimnisvoller Gastgeber wäre kein Ersatz gewesen für das, was sie nun stärkte und leuchten ließ. Sie hatte ihr Leben, eine Aufgabe, Freunde und ihre Familie.

Nein. Sie hatte wirklich nicht bleiben können, nicht ohne sich selbst aufzugeben. Und letzten Endes hatte er sie fortgeschickt. Sie hatte ihn nicht so alleine zurücklassen wollen, das hatte sie ihm deutlich gesagt. Und seine Antwort? "Verstehst du denn immernoch nicht! Es ist … Es ist nicht deine Aufgabe!" Gefolgt war ein warer Redeschwall aus Wut und Warnungen. Es war seine Entscheidung gewesen. Die Mauern, die er gebaut hatte. Die Abwehr. Der Drache, den er hinein gelassen hatte. Der Tod, der ihn deswegen geholt hatte. Leons Schicksal, dass er damit gleichzeitig besiegelt hatte. Seine Entscheidung. Die hatte nicht sie für ihn getroffen. Es war nicht ihre Schuld. Egal was der Drache sagte.

Aber… gab es in dieser Frage überhaupt einen Schuldigen? Waren sie nicht einfach ihre Wege gegangen…? Würde sie anders entscheiden, mit ihrem heutigen Wissen? … vielleicht. … vermutlich. Ihr Glück für das zweier geliebter Menschen… diesen Tausch würde sie wohl jeden Tag eingehen. Doch wie glücklich wäre Verano gewesen, wenn sein Glück im Umkehrschluss ihr Unglück und ihren Untergang bedeutet hätte? Hätte er sie überhaupt anders entscheiden lassen? "Delilah, du musst gehen! Sicher nicht sofort, aber weg von mir. Ich tue dir nicht gut, glaube mir. Schon jetzt ist es meine Schuld, dass du einen wichtigen Teil deines Strahlens hier verloren hast. Ich könnte es nicht noch einmal ertragen ... mir nicht verzeihen noch einen Stern fallen zu sehen. Geh mit den anderen..."

Als spürte der Drache ihren Widerwillen, ließ er plötzlich von ihr ab. Er war nicht Verano. Sein Körper, seine Stimme, aber nicht sein Geist. „Schweigen wir der so eben genannten Prosa, die nun tief verborgen wird. Dein Weg führte dich zu mir, ich suchte und ich fand dich. Kind der Sonne, willst du die Schuld abtragen, die dich begleitet? Oder was willst du von einem Wesen wie mir?“

Schuld… Sie schwieg einen Moment. Wo war der Mut, wenn man ihn brauchte? Ihre Stimme war leise, als sie sprach, aber wenigstens zitterte sie nicht. „Ich sehe keine Schuld… nur Entscheidungen.“ Eine davon hatte dafür gesorgt, dass nun ein Drache diesen Körper bewohnte und damit zwei geliebte Menschen auf einen Streich ihren Platz in dieser Welt verloren. Sie erinnerte sich daran wie wütend sie auf Verano gewesen war, dass er sie diese Nachricht hatte an Leon tragen lassen. Nun doch etwas zittrig atmete die Magi tief aus, um ihre inneren Wogen etwas glätten. Sie hatte den Drang ihrem Gegenüber in die Augen sehen zu wollen… sie sah Menschen immer in die Augen, wenn sie mit ihnen redete. Aber er war ja kein Mensch. Sie hatte erlebt welche Wunder das Dracheneis bewirken konnte… Wer wusste schon, wie viel Macht in den Augen eines Drachen lag? Sie waren bei allen das Tor zur Seele und zu einem gewissen Grad hatte jeder „Kinderaugen“ und könnte seinen Gegenüber lesen. Man konnte ganze Gespräche über die Augen führen ohne auch nur ein Wort zu verlieren. Augenkontakt knüpfte Verbindungen. Delilahs „Leuchten“ funktionierte meistens genauso über ihre klaren, ehrlichen Augen und das Lachen, das sie begleitete. Was würde sie sehen, wenn sie in seine Augen sah? Würden sich die Türen für sie überhaupt öffnen oder würde alleine er den Weg zu ihrer Seele gehen, alleine er in ihren Gedanken wühlen? Würde sie die fremde Seele in den vertrauten Augen erkennen? Würde auch ihr letzter Sinn bestätigen, was die restlichen ihr bereits sagten; dass Verano fort war?

„Ich will nichts. Ich will nichts in dieser Welt für mich.“, begann sie seine zweite Frage zu beantworten. Sie hob tatsächlich den Kopf, doch ihr Blick war nicht auf die Gestalt vor sich gerichtet, sondern in die Richtung aus der sie gekommen war und wo sie die anderen vermutete. Leon hatte sich sicher wieder zu den anderen, insbesondere Darna, gesellt. Aber es waren so viele Menschen in diesem Saal und die große Mehrheit davon war größer als sie, sodass Delilah die anderen kaum ausmachen konnte. Leon… Ihr Herz zog sich bei den Gedanken an das Schicksal ihres Freundes zusammen.

Die Löwin atmete wieder hörbar aus. „Ich bin nur hier, weil ich Eure Wunde gesehen habe… und Euch gerne helfen würde, so gut ich es vermag.“ Sie war eingeschüchtert und fasziniert von der schieren Größe und Macht des Drachen, aber Angst … Angst hatte sie direkt keine. In ihr saß eine feste Gewissheit, dass ihr nichts geschehen würde. Unterschiedliche Menschen würden unterschiedliche Worte dafür finden. Ja, sie vertraute ihm wirklich. Und ein Hauptgrund dafür war, dass sie ein tiefes Vertrauen in Verano und seine Geisterkenntnis hatte. Ihr Kopf wandte sich dem Drachen zu. Der rehbraune Blick glitt über die menschliche Gestalt und ihre Brauen zogen sich besorgt zusammen, als er an der frischen Narbe hängen blieb. Ihr Fokus verweilte einen Wimpernschlag dort, doch dann huschte er über die Maske nach oben.

Silber…

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Re: Das Fest der Masken

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 16. November 2017, 19:42

"Wisst ihr wie man Geister heilen kann?"
Ebenso prompt kam von Darna ein sachlich nüchternes:
"Eine Seelenrose könnte es sicher"
Dies war der Gedanke, die sie zum Thema „Drachenheilung“ von sich gab. Dann folgte die „Zurechtweisung“ der Novizin, die wohl doch am Stolz der Knappin mehr kratzte als vermutet.
"Ich greife niemanden ohne guten Grund an"
, stellte die Knappin gedämpft, aber unmissverständlich entschieden klar. Die Artikulation ihrer Worte erinnerte an scharfkantige Glasscherben. Der Ärger wuchs.
Ärger über sich selbst, darüber, welches Bild sie durch ihre Drohungen und ihren Argwohn vermittelt hatte, aber viel mehr Ärger darüber, dass man sie trotz ihrer guten Absichten fehleinschätzte? Oder hatten sie etwa auch noch recht?
Für was halten sie mich, für eine Furie?
Der Ärger kochte - und blieb hinter einer federbedeckten Maske, einer steinernen Mimik und gnadenloser Selbstdisziplin gedeckelt. Für Chasin hätte Darna auch mit hoch gerissenen Armen, laut schreiend umherrennen können und mit den Fäusten wedelnd um sich schlagen können. Es hätte den gleichen Effekt gehabt. Sie rückte ein Stückchen ab und positionierte unauffällig Zanfar zwischen sich und das wütende Menschenkind, dessen Zorn jedoch nicht lange vor hielt.

„Ach ja… du solltest so einem Wesen besser nicht direkt in die Augen schauen, nach dem, was ich so gehört und gelesen habe.“
Nicht?! Warum?? Hab ich schon.
Sie sind schön...

Schön? Interessante Einschätzung.
...und... geschlitzt?
Darnas flüchtiger Eindruck beim Tanz schien nun doch zu passen. Und da war... noch etwas gewesen... Blinzelnd sah sie Deli hinterher, wie diese in der Menge verschwand.
Und Ihr solltet nicht als Jungfrau in seine Nähe gehen! Äh - Ihr seid doch eine? Ja, oder?
Darna würgte die Gedanken runter - das konnte sie Delilah schlecht durch den halben Saal hinterher rufen, aber Chasin hatte ihn aufgefangen und starrte sie nun leicht entgeistert an.
Jungfrauen... da war doch was... wenn ich doch nur Verbindung zum Kollektiv hätte... dann könnte ich ihr Wissen... Ach, vergebens! Konzentration auf das aktuelle Geschehen!
Chasin sah wieder zum Drachen und murmelte sehr leise, fast wie zu sich selbst:
„Er hat den Kopf gehoben und scheint etwas zu suchen. Er bewegt sich... langsam. Er zieht einen Kreis... Ich sehe Neugierde und … und Schmerz. Auch Spuren von Trauer färben seine Aura.“
Darna neigte den Kopf eine Spur, während sie dicht bei der Diplomatin stehend sich ebenfalls bemühte, das Geschehen zu verfolgen, und hörte aufmerksam zu. Trauer? Warum Trauer? Mit gefurchter Stirn nahm sie die Informationen zunächst schlicht zur Kenntnis.
Wie schaffte Delilah es bloß, so unbedarft auf ein solches Wesen zuzugehen?! Das Urteil 'naiv' lag nahe, aber die Knappin hatte mehr als eine Ahnung, dass das dem Sachverhalt nicht gerecht wurde. Die junge Magierin hatte einfach eine völlig andere Art, an die Dinge heranzugehen, als sie. Ob sie damit noch auf die Nase fiele? Vielleicht. Vielleicht war sie das auch schon. Delilah hatte von ihrer Zeit als Blinde in den Händen des Grafen berichtet und wie es dazu gekommen war. Schon einmal hatte sie sich gnadenlos selbst überschätzt und fast mit ihrem Leben dafür bezahlt. Hoffendlich hatte sie aus ihren Fehlern gelernt und veränderte dem entsprechend ihr Handeln. Darna konnte jedoch dem mutigen Voranstürmen auch etwas positives abringen. Ein Teil von ihr begann, auch mit Bewunderung den Weg der Löwin zu beobachten. Etwas anderes begann sie nebenbei auich noch zu beschäftigen, wo sie so neben einer Frau stand, die Gefühle sehen konnte, wie auch immer das gehen sollte. So langsam schien sie zu lernen, was in ihr dem Dämon zuzuschreiben war und was nicht. Aber was war dieses Bedauern gewesen? Dieses 'kostbare', ließ ihr keine Ruhe. Hatte sie etwa wahrgenommen, was der Drache gefühlt hatte? Innerlich irritiert schüttelte sie den Kopf. Sie war keine gute Menschenkennerin, warum sollte es ihr dann also bei einem Drachen gelingen? War es unmöglich, dass auch sie etwas wahrnahm oder war diese Eingebung doch eher ihrem "Untermieter" zuzuschreiben? ER hatte schießlich ganz schön gestöhnt, als der Drache auftauchte und ihr etwas von neuen Möglichkeiten erzählt. Kostbar... was war für einen Drachen kostbar... und auch für einen Dämon? ...
- Junfrauenblut? -
Ihr Duft kam ihr wieder in den Sinn, den ER so nebebei erwähnt hatte. Hatte er das sagen wollen, bevor er von warmer Haut gefaselt hatte? Die Junfräulichkeit einer Seele hatte in vielen Welten und Dimensionen eine besondere Bedeutung. Mit gefurchter Stirn beobachtete sie die Bewegungen im Saal und versuchte sich selbst und das Geschehen um sie herum zu analysieren, Ordnung in das Chaos zu bringen. Ihr drängte sich der Eindruck auf, sie könnte bald einen Plural für das Wort 'Chaos' gebrauchen.
Chaose? Chaosses? Chaossis?
Dann trast von Pappelhain von der Seite heran und gesellte sich zu der kleinen Gruppe.
„Wer ist das? … Ist das der Graf? Der Herr, der mit der kleinen Löwin tanzt..."
Zanfar nickte nur schweigend und behielt weiter den Grafen genau im Auge.
"...Aber was mich zu euch führt: Jemand wartet schon geraume Zeit auf eure Gesellschaft. Es ist nicht höflich, ihn warten zu lassen. Es gibt noch einiges zu besprechen und eure Anwesenheit ist dringlich erwünscht und erforderlich.“
Den König warten lassen!
Drache...
Seine Majestät!
Und verdammt, es WAR nie nur um einen kleinen Umtrunk gegangen, wie hatte sie so kurzsichtig sein können?! Das hier war der Königshof! Sie hatte diese Sprache gelernt und in dem Trubel vergessen, es für sich auch zu übersetzen. Ein kaum hörbares Ächzen erklang unter der Maske.
"Ich muss Euch und seine Majestät um Vergebung bitten, Euer Durchlaucht. Es schien zunächst, als wäre noch Zeit und ich hatte die anderen noch nicht informiert, als sich durch das Eintreffen seiner Hochgeboren die Ereignisse und Informationen etwas überschlugen"
, leitete sie eine höfliche Erklärung und Entschuldigung ein.
"Seine Hochgeboren ist offenbar einem Drachengeist veritabler Größe und Macht begegnet."
Der General winkte ab. Die aktuellen Geschehnisse schienen ihn ebenso wie Darna mehr und mehr in seinen Bann zu ziehen. Dann sickerte verzögert die volle Tragweite der Information in sein Gehirn und er drehte langsam den Kopf zu Darna und weiter zu der Tha'Roon. Chasin nickte nur zur Bestätigung und der Adamsapfel am faltigen Hals des Generals hüpfte beim Schlucken.
"Seine Informationen, wie es in Rugta aussieht, dürften aus erster Hand sein und neuer, als unsere. Allerdings ist er verletzt. Fräulein Tesséras beschloss, sich darüber ein genaueres Bild zu verschaffen, in der Absicht, zu helfen."
Und hoffentlich übernimmt sie sich nicht...
Darna kam plötzlich eine Idee und sie legte den Kopf leicht schief, als sie höflichen Tons fragte:
"Hier bei Hofe sind doch sicher ebenfalls Vertreter der Lichtakademie zugegen? Könnte man jemanden hinzuziehen, wenn sich die Notwendigkeit ergäbe?"
Von Pappelhain nickte mechanisch, schüttelte dann aber sofort den Kopf. Offenbar hatte die Nachricht über einen Drachen im Festsaal ihn etwas aus dem Konzept gebracht und er fing sich gerade wieder. Er sprach etwas zu schnell und starrte den Grafen noch etwas ungläubig dabei an. Unbewusst ratterte er seine Antwort und folgend seine Gedanken geradewegs herunter:
„Ja...nein... also gerade nicht. Viele Heiler der Lichtakademie befinden sich derzeit noch im Einsatz. Es gab noch weitere Fälle der Zombifäule um die Stadt herum. Die meisten wurden ab geordert um den Betroffenen Linderung zu verschaffen. Magus Unus, der oberste Heiler und Leibarzt seiner Majestät ist derzeit auf einer Fortbildungsreise und die weiteren Magi der Schule sind weit verteilt. Wir haben noch einen begabten Alchemisten bei Hof, der vielleicht beratend oder helfend hinzugezogen werden könnte. Er sollte auch hier sein..“
Der General tauchte nun langsam aus seiner Erstarrung auf und sah wieder Darna an. Er blinzelte, als erinnerte er sich wo er eigentlich war und meinte:
„Ach ja, seine Majestät ...“
"Aber nein, es lag natürlich nicht in meiner Absicht, seine Majestät warten zu lassen!... Wenn es recht ist, werde ich noch unverzüglich Herrn von Gudenberg aufsuchen und informieren, damit er sich ebenfalls einfindet."
Von Pappelhain nickte.
„Tut das und dann kommt zu uns.“
Er schluckte noch einmal und man sah, dass sich unter seiner Maske die Augen zu schmalen Schlitzen verengten. Seine buschigen Brauen senkten sich so weit, dass sie in den Löchern sichtbar wurden. Mit einem erneuten schnellen Blickwechsel zu der Diplomatin fragte er:
„Kann er dem König gefährlich werden?“
Natürlich meinte er den Drachen. Die Tha'Roon antwortete wie zuvor:
„Ja und nein. Seine Absichten bestimmen sein handeln. Wir sind noch dabei diese zu ergründen, deshalb wäre es sicher ratsam, das Treffen mit seiner Majestät noch etwas aufzuschieben. Wenigstens solange, bis wir wissen, was er hier will.“
„Da könntet ihr Recht haben. Ich werde seine 'Majestät über die Verzögerung informieren und erwarte dann einen detaillierten Rapport.“
Er sah zu Darna:
„Meint ihr, die Anwesenheit des Alchimisten wäre taktisch erwünscht? Zur Unterstützung? … Beziehungsweise... Gibt es etwas, das man 'gegen' Geister benutzen kann? Schutz? Magie? Ich muss das Wohl seiner Majestät im Auge haben.“
Man merkte einfach, das selbst einem alten gestandenen General die Anwesenheit eines Drachen im Palast, selbst wenn er unsichtbar war, nicht kalt ließ. Chasin gab natürlich sachlich Antwort:
„Schamanische Magie ist der natürliche Gegenspieler der Geistermagie.“
Von Pappelhain ließ die Schultern hängen.
„Nur kenne ich keine Schamanen. Wie schade.“
„Die aggressive Form der Lichtmagie vermag sicher auch einiges zu bewirken. Ihr könntet hierzu einen Inquisitor befragen. Manche Geister, nicht alle, können einen Verstand wie ein Dämon besetzen. Die Austreibung solle ähnliche Wirkung haben, zumindest vermute ich das. Hinreichende Studien habe ich darüber nicht betrieben. Meine Fähigkeiten der Geistermagie gehen nicht über das Sehen ihrer bloßen Präsenz hinaus.“
„Hm...“
Das schien ihm erstmals zu genügen und so stapfte er wieder von dannen, als Leon sich gerade dem Buffet näherte und nun nicht mehr weit von Darna, Zanfar und Chasin entfernt war.


„Schweigen wir der so eben genannten Prosa, die nun tief verborgen wird. Dein Weg führte dich zu mir, ich suchte und ich fand dich. Kind der Sonne, willst du die Schuld abtragen, die dich begleitet? Oder was willst du von einem Wesen wie mir?“
Schuld war etwas das niemand gerne empfand und so gingen auch bei Delilah alle Abwehrmechanismen hoch.
„Ich sehe keine Schuld… nur Entscheidungen.“
Eine davon hatte dafür gesorgt, dass nun ein Drache diesen Körper bewohnte und damit zwei geliebte Menschen auf einen Streich ihren Platz in dieser Welt verloren hatten und darüber empfand sie so etwas wie Schuld, da hatte er recht. Aber es war auch nicht ihre Entscheidung gewesen, da war sie im Recht, wenn es darum gehen würde. Der Drache hatte vor allem etwas darüber gesagt, dass Verano ihr viel gegeben hatte und was hatte sie im Umkehrschluss ihm gegeben? ...ihre Dankbarkeit. Dankbarkeit einem Toten gegenüber kostete nicht viel. Dann war da aber noch seine Frage nach dem, was sie wollte. Warum war sie also zu ihm gekommen?
„Ich will nichts. Ich will nichts in dieser Welt für mich.“
Sie hob tatsächlich den Kopf, doch ihr Blick war nicht auf die Gestalt vor sich gerichtet, sondern in die Richtung aus der sie gekommen war und wo sie die anderen vermutete.
Leon…
Ihr Herz zog sich bei den Gedanken an das Schicksal ihres Freundes zusammen. Der Körper vor ihr straffte sich leicht, wobei das Hemd sich ein wenig weiter öffnete. Die Löwin atmete wieder hörbar aus.
„Ich bin nur hier, weil ich Eure Wunde gesehen habe… und Euch gerne helfen würde, so gut ich es vermag.“
Sie war eingeschüchtert und fasziniert von der schieren Größe und Macht des Drachen, aber Angst … Angst hatte sie direkt keine. In ihr saß eine feste Gewissheit, dass ihr nichts geschehen würde. Unterschiedliche Menschen würden unterschiedliche Worte dafür finden. Ja, sie vertraute ihm wirklich. Und ein Hauptgrund dafür war, dass sie ein tiefes Vertrauen in Verano und seine Geisterkenntnis hatte. Dieses Urvertrauen hatte er ihr ebenfalls geschenkt und sie konnte sich nicht im geringsten vorstellen, dass er sie dabei betrogen haben könnte. Das war ein Ding der Unmöglichkeit. So war es ihr Vertrauen in die Vergangenheit die ihren Kopf hob um der Gegenwart ins Auge zu sehen. Ihr Kopf wandte sich dem Drachen zu. Der rehbraune Blick glitt über die menschliche Gestalt und ihre Brauen zogen sich besorgt zusammen, als er an der frischen Narbe für einen Atemzug lang auf seiner Brust hängen blieb. Der Schorf, oder besser die verrußte Kruste, war noch nicht ganz geschlossen und an zwei kleinen Stellen nässte die Wunde darunter. Er hatte die Wunde ganz offensichtlich kauterisiert. Die Haut am Rand war gespannt und leicht purpur verfärbt, vermutlich im Innern entzündet. Ihr Fokus verweilte einen Wimpernschlag dort, doch dann nahm sie allen Mut zusammen und schaute über die Maske nach oben. Silber glänzendes Metall, Dornen und Schuppen kamen in ihr Sichtfeld und gingen fast nahtlos hinter der Maske in funkelnde Iriden über.
Silber…
Sie sah, wie sein Brustkorb sich hob und senkte, wie sein Blick sich weitete. Dieses Wesen trug noch die Erinnerungen eines Menschen in sich, der geliebt hatte. Sie sah, wie sein Adamsapfel sich bewegte und sein Kinn sich hob, wie wenn man die Zähne zusammen biss. Delilah konnte seine Mimik kaum sehen, aber sie wusste trotzdem, dass er sich gegen die Vergangenheit wehrte und von ihrem Mut überrascht war, genauso von ihrem Vertrauen in ihn. Er zögerte...traute ihrer Ergebenheit nicht... und trotzdem schien ihn etwas anzuziehen. Langsam, als fürchte er, er könnte sie verschrecken oder zerbrechen hob er noch einmal die Hand an ihr Kinn. Vorsichtig drehte er ihren Kopf leicht zur Seite und verfolgte gespannt ob sie trotzdem ihren Blick nicht abwendete. Sehr langsam beugte er sich zu ihr hinab, so dass es aus der Ferne fast so aussehen musste, dass er sie gleich küssen würde. Doch Delilah wusste, das dies nicht geschehen würde. Da war etwas in seinen Augen, dass ihre Erlaubnis brauchte, ihr Einverständnis und er war zu neugierig auf ihre Reaktion auf seine machtvolle Nähe, als dass er diesen Moment zerstören würde. Die Verbindung die sie hatten, die sie teilten, die sie über diese Brücke aus Silbernem Licht gehen ließ funktionierte also doch in beide Richtungen. Sie sah Leid und Trauer in diesen Augen, aber auch Neugierde und eine Art Hunger, die sie noch nie gefühlt hatte. Und aus irgendeinem Grund den sie nicht verstand, fand der Drache dies alles interessant genug um es zuzulassen. Er sah sie aus anderen Augen an, als je ein Wesen es getan hatte. Er streifte mit der freien Hand ihre Maske nach oben und tat es dann ebenso mit seiner. Beide ließ er achtlos neben ihnen auf den Boden fallen. Er sah noch aus wie Verano, aber auch irgendwie nicht. Sein Haar war länger und heller, fast silbern. Seine Haut war blasser als zuvor. Die Farben hätten ihn älter wirken lassen können, wenn da nicht diese zeitlose Macht unter seine Haut gekrochen wäre. Er war schon früher ein ansehnlicher Mann gewesen, aber nun... strahlte er etwa aus, dass man nicht in Worte fassen konnte. Seine Lippen waren nah und als er sprach, streifte sie sein Atem:
„Und doch ...trägst du Schuld in dir. Nicht die, die ich dir nannte. Jene, die du dir selbst gibst. ...Du kannst mein Leid spüren, meine Absichten sehen. Und doch stehst du hier und willst mir 'helfen'?“
Er legte zweifelnd den Kopf schräg.
„Deine Erinnerung an ihn lässt dich glauben, dass ich dir nichts antun werde...“
Irgendwie wusste Delilah, dass es JETZT gerade wichtig war NICHT weg zu sehen! Sein Blick war scharf wie Klingen, doch sie musste Stand halten. Seine Berührung wurde etwas härter und hob ihren Kopf noch weiter an. Mit der Kante seines runden Daumennagels strich er ihr über die Wange. Einmal..zweimal... wanderte vom Kinn hinauf bis zur Schläfe und zur Stirn und wieder hinab, als erforsche er ihr Gesicht. Die Stellen die er berührt hatte brannten ganz leicht, mehr ein Prickeln, als würden sich ihr die Schuppen aufstellen. Seine Macht floss wie silberne Schatten über ihre Haut, in ihre Augen und verknüpften ihren Geist mit seinem, damit sie IHN sehen konnte. ---
(- Bild Inspiration: - 'er weis es' --- für den intensiven Blick in der Verbindung)
Das erste was sie fühlte war... Leid... Schuld... so groß, dass er nicht gehen konnte, dass er nicht diese Welt verlassen konnte ohne Vergebung erhalten zu haben. DAS hielt ihn hier. Eine Schuld, die älter war als sieben Menschenleben. Der Drache der er war, war ein Wächter seiner Königin gewesen und er hatte versagt. Er hatte versucht seine Schuld wieder gut zu machen, hatte sich im Streit von seiner Reiterin, seiner Schattenrose, getrennt und war alleine auf die Suche nach der Vermissten gegangen. Bei seinem Versuch war er 'gefallen' und hatte seinen Auftrag, die Königin und ihr ungeborenes Kind nach Hause zu bringen, so nie vollenden können. Er war zu stolz, zu arrogant gewesen in seinen Entscheidungen. Reue, Trauer und Schuld zerfraßen seine Seele klangen in Delilahs wieder wie ein fernes Echo. Seine Arroganz tropfte noch immer aus jeder Pore, aber er hatte schmerzlich lernen müssen. So war er nicht mehr. Er hatte für diesen Körper gekämpft und geblutet, für sein Versprechen. Jetzt wollte er in seine Heimat zurück kehren, den Tagen folgen und endlich Frieden in Vergebung finden. Dann könnte er endgültig sterben und dieser Körper wäre wieder frei. Als spürte er ihre aufkommende Frage, kam auch schon die Antwort.
Nein, dein Graf ist nicht mehr, aber sein Leib kann immer noch Leben tragen und seine Aufgabe erfüllen. Du willst wissen, ob der Geist der Quelle, das vergessene Kind in ihn fahren kann? Verano würde dies bejahen. Sein Wissen ist auf mich über gegangen, aber es verblasst langsam. Du sehnst dich nach seinem Sohn und möchtest ihn glücklich sehen. Gibt es einen Weg? ...
Der Drache löste sich langsam wieder aus Delilahs Geist und ließ ein fast schon erschütterndes Gefühl von Leere zurück.
„Es gibt einen Weg, aber er ist lang und gefährlich. Er endet mit meinem Tod und beginnt mit einem Geschenk, das freiwillig gegeben werden muss.“

Aus der Ferne sah das ganze furchtbar romantisch aus. Anders konnte man es kaum beschreiben. Die intensiven Blicke, das Streicheln ihres Gesichtes und sie scheute nicht zurück. Hatte er sie verzaubert, die Jungfrau in Nöten? War Delilah in Not? Der Drache schien sie mit seinen Blicken auszufressen und Chasin zitterte vor Anspannung. Sie flüsterte:
„Er... er ist … seine Emotionen wechseln ständig. Sie Überlagern sich mit Delilahs! Er ...sie ..er...beide zeigen Zuneigung, Vertrauen, Interesse, Scham und Schuldgefühl, Trauer, Schmerz, Liebe und positives sexuelles Verlangen und dann wieder Irritation, Gleichgültigkeit ...es wechselt ständig. Aber keine Wut, keine Aggression. Ich habe nur ein Wort aufschnappen können: glücklich.“
Chasin wandte den Blick ab und petzte die Augen zu. Die Tanzfläche war immernoch voller Paare und ständig wurde ihre Sicht unterbrochen.
„Ich brauch eine Pause.“
Halt suchend suchte ihre Hand Zanfar, in der Hoffnung, dass er noch da war.

Der Drache entließ Delilah aus seiner Umarmung und trat einen Schritt zurück. Mit einer leichten Verbeugung forderte er sie dann erneut zum Tanz auf. Seine Arme legten sich gekonnt an ihren Leib.
„Eines noch, Sonnenkind. Du hast meine Gedanken gesehen und ich einen kleinen Teil der deinen. Ich mag die Motivation, die dahinter steckt. Mir helfen zu wollen... ist nicht möglich, aber … Der Weg den ich vor mir habe ist weit und dieser Körper ist zerbrechlich. Du weist, ich bin verletzt auf mehr als nur eine Art. MICH wirst du nicht heilen, aber diesen Körper... Die Wunde bricht immer wieder auf, da mein Geist zu stark verwundet wurde. IHN kannst du heilen... auch wenn es nicht lange halten wird.“
Jetzt wirkte er wirklich traurig und fast hoffnungslos verloren. In seinen Augen glänzte die Trauer.
„Vielleicht werde ich es nicht in meine Heimat schaffen...weil dieser Körper stirbt. Und wenn er stirbt, dann gibt es keinen Leib für das vergessen Kind. So oder so...“
Er sah von ihren blauen Augen auf und richtete seinen Blick in eine unbestimmte Höhe. Dabei drückte er sie sanft an sich.
„Solange ich noch da bin, werde ich diesen Körper genießen. Es ist... es ist eine interessante Erfahrung so sehr Mensch zu sein. Wo steckt eigentlich mein 'Sohn'?“
Suchend sah sich Verano um und entdeckte Leon bei einer ungewöhnlich großen Frau in Rot mit Vogelmaske, einem Raben und einer Füchsin mit der er schon getanzt hatte.
„Wollen wir?“
Damit deutete er an, zu den Anderen zu gehen.

Leon war bei Darna, Zanfar und Chasin angekommen. Er wirkte gefasst, aber die Anwesenheit seines 'Vaters' lastete wie Blei auf seinen Schultern. Er sah in die Runde der besorgten Gesichter und log:
„Mir geht es gut.“
Dann sah er zu dem tanzenden Paaren und kniff die Augen zusammen.
„Er ist ... anstrengend!!“
„Und sie kommen auf uns zu.“
, meinte Chasin leise. Noch war Zeit sich zu besprechen. Die halbe Tanzfläche lag noch zwischen ihnen und vielleicht lockte auch noch das Buffet?
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Re: Das Fest der Masken

Beitrag von Darna von Eibenau » Freitag 24. November 2017, 12:05

Darna von Eibenau war fast "blind", was das Bemerken und Deuten der Gefühle ihrer Mitmenschen anging - warum sollte es ihr also ausgerechnet bei einem Drachen gelingen? War diese Eingebung also doch eher ihrem "Untermieter" zuzuschreiben? Aber irgendwie kam ihr das ähnlich abstrus vor. Der Dämon hatte aufgestöhnt, als er den Drachen registriert hatte und hatte sich in eine Ecke ihres Geistes verkrümelt, um sich das Ganze aus größerer Distanz anzusehen. Der Drache schien selbst für ihn eine Nummer zu groß zu sein, so deutete die Knappin es jedenfalls. Auch, dass ER ihr danach eröffnet hatte, dass der Drache eine Möglichkeit darstelle, ihn loszuwerden, unterstrich diesen Eindruck.
'Ich teile nicht gern' - dieses Motto des Dämons würde sie so leicht nicht vergessen. Warum aber sollte der Dämon sie dann dieses Bedauern mitbekommen lassen, dass der Drache sie als 'kostbar' wahrnehmen könnte, wenn er sie selber eigentlich für sich beanspruchte?
War es eine unbeabsichtigte Nebenwirkung gewesen? So, wie sie schon mal SEINE Gedanken gehört hatte, die er sie nicht hätte hören lassen wollen? War es so schwer, IHN von ihr zu trennen, dass etwas von SEINER Magie auf sie 'abfiel'? Aber wie hätte sie das dann ausgelöst? Sie hatte das doch gar nicht gewollt? Wie funktionierte das? 'Funktionierte' da überhaupt etwas, denn: hatte sie denn tatsächlich etwas getan?!
"Somit sollte die Frage nach eurem oder seinem Feuer geklärt sein, denn beides ist das selbe eben nur ein verkehrtes Bild von einander."
Ich versteh das aber nicht!!!
Der Widerwille gegen diese Gedankenspielereien, die in ihr wie ein wildgewordener Flummi herum hopsten und trotzdem zu nichts führten oder sie womöglich wieder gar in eine falsche Richtung lotsten, erreichte einen Höhepunkt und sie schüttelte einmal unwirsch den Kopf, als könne sie es damit beenden.
Schluss! Es war zu verwirrend! Ihr drängte sich der Eindruck auf, sie könnte bald einen Plural für das Wort 'Chaos' gebrauchen.

Wenigstens lenkte General von Pappelhain sie sehr erfolgreich von weiterer spekulativer Grübelei ab. Im ersten Moment erfasste Ernüchterung sie, als er auf ihre Erwähnung des Drachens nur abwinkte und es wollte sie schon Ärger darüber einstellen, dass er ihr nicht zuhörte oder sie nicht ernst nahm, als verzögert die volle Tragweite der Information in sein Gehirn sickerte und er langsam den Kopf zu Darna und weiter zu der Tha'Roon drehte. Chasin nickte nur zur Bestätigung und der Adamsapfel am faltigen Hals des Generals hüpfte beim Schlucken.
Wäre sie nicht Darna von Eibenau gewesen, hätte sie gegrinst. So aber reichte es immerhin für eine tiefe Zufriedenheit, die einen Hauch von - Schadenfreude? - aufwies. Sie schlug mit weiteren wohldosierten Informationen in die Kerbe, als ihr plötzlich die Idee kam, nach potentieller Unterstützung für Deli zu fragen.
Doch die Erklärungen, die folgten, waren ernüchternd.
Weitere Fälle von Zombiefäule. Ach ja, da war ja was gewesen, womit Morgerias Hauch 'angefangen' hatte... Ein kalter Schauer lief Darna über den Rücken. Zombiefäule war ohne jede Frage allemal noch furchtbar genug, auch wenn zu hoffen war, dass ohne die dämonische Verstärkung hier wenigstens noch auf weltliche Heilung zu hoffen war. Ob es deswegen die zwei Kerne noch gebraucht hatte?
Ich muss Mutter Seramis noch unbedingt fragen, was aus den Kernen geworden ist!
Und ihr von Elli erzählen...

Ihre Augen wurden hinter der Maske starrer und schmaler - die Florenciapriesterin hatte gesagt, sie sei am ehesten abends zu sprechen, es war jetzt abends, und sie, Darna, würde hier vor dem nächsten Morgen höchstwahrscheinlich nicht weg kommen! Grr. Nicht, dass es ihr missfiel, sich im Einflussbereich des Königs aufzuhalten, ihm gar noch einmal zu begegnen, aber sie hätte sich gerade gerne zweigeteilt.
Und dass das Schloss also nur einen 'hoch begabten' Alchemisten vorzuweisen hatte, gefiel ihr auch nicht. Leon und Delilah waren also die einzigen Magiere hier? Na hervorragend.
Aber immerhin ist dann auch die Gefahr geringer, dass man über mich 'stolpert'. Hm.

„Kann er dem König gefährlich werden?“
Natürlich kann er das! Er konnte einer ganzen Stadt voller Dunkelelfen gefährlich werden! Schätze ich! Fragt ihn mal!
Zum Glück war und blieb Chasin da diplomatischer: „Ja und nein. Seine Absichten bestimmen sein handeln. Wir sind noch dabei diese zu ergründen, deshalb wäre es sicher ratsam, das Treffen mit seiner Majestät noch etwas aufzuschieben. Wenigstens solange, bis wir wissen, was er hier will.“
„Da könntet ihr Recht haben. Ich werde seine Majestät über die Verzögerung informieren und erwarte dann einen detaillierten Rapport.“

Das war mal eine Entscheidung nach ihrem Geschmack! Endlich mal jemand, der so dachte wie sie! Und ein detaillierter Rapport war immer gut. Der General wurde Darna spontan ein ganzes Stück sympathischer und sie nickte unwillkürlich militärisch knapp.
Er sah zu Darna: „Meint ihr, die Anwesenheit des Alchimisten wäre taktisch erwünscht? Zur Unterstützung?"
Was soll er denn machen? Mit Flaschen nach ihm werfen?, dachte die Knappin kurz irritiert, schwieg aber zum Glück, und die verdutzte Miene sah man ihr unter der Maske nicht an.
" … Beziehungsweise... Gibt es etwas, das man 'gegen' Geister benutzen kann? Schutz? Magie? Ich muss das Wohl seiner Majestät im Auge haben.“
Ja, natürlich, das war ja löblich, aber... Ähhh...
Chasin gab natürlich sachlich Antwort: „Schamanische Magie ist der natürliche Gegenspieler der Geistermagie.“
Von Pappelhain ließ die Schultern hängen. „Nur kenne ich keine Schamanen. Wie schade.“

Ich könnte einen Dämon anbieten, dachte Darna im hilflosen Versuch, behilflich zu sein. Wobei der schon sagte, dass der Drache ihm wohl über ist. Sozusagen. Aber...
Sie blinzelte und wurde eine Nuance blasser, als ihr mit erschreckender Leichtigkeit wieder der Rakh Fauthar einfiel, und dass der Nichtgenannte erklärt hatte, er könne die Magie eines ausgesuchten Opfers schwächen? Viel zu leicht und doch fast wider Willen streckte sie in Gedanken ihre rechte Hand wie einen Fühler aus, griff im Geiste an ihre Seite wie man nach der Bauchseite seines Hundes tastete, um diese beruhigend zu klopfen. Ihre rechte Hand zuckte, wollte unwillkürlich der gedachten Bewegung folgen. Bist du da...?
Sie zitterte innerlich vor plötzlicher Anspannung und ihr Verstand versuchte, sich selber irgendwie zu stoppen. Sie konnte hier keinen Dämon gebrauchen! Außerdem war da keiner, da hatte keiner zu sein!

„Die aggressive Form der Lichtmagie vermag sicher auch einiges zu bewirken. Ihr könntet hierzu einen Inquisitor befragen."
Darna wurde eiskalt. Das war ja jetzt ein hervorragender Vorschlag! Sie konnte hier nicht nur keinen Dämon gebrauchen, sondern erst recht auch keinen Inquisitor! War das gerade ein versteckter Seitenhieb von Chasin?! Nein, vermutlich tat sie gerade einfach nur ihre Pflicht. Darna hätte ja selber gerne besser geholfen, aber die weiteren Worte:
"Manche Geister, nicht alle, können einen Verstand wie ein Dämon besetzen. Die Austreibung solle ähnliche Wirkung haben, zumindest vermute ich das. Hinreichende Studien habe ich darüber nicht betrieben. Meine Fähigkeiten der Geistermagie gehen nicht über das Sehen ihrer bloßen Präsenz hinaus.“
„Hm...“
, ließen sie erstarren. Wenn von Pappelhain jetzt rein aus Vorsicht dafür sorgte, dass Leute von der Inquisition herkamen, dann wurde es womöglich nicht nur für den Drachen gefährlich!
Es waren ekelhafte zwei Sekunden, in denen ihr diese Ängste und Gedanken durch den Kopf rasten und in denen von Pappelhain begann, sich abzuwenden. Ihr Mund klappte auf:
"Euer Durchlaucht... Je nach 'Eifrigkeit' der Inquisition könnte die Lage aber auch leicht eskalieren, sollten sie einfach beschließen, gegen ihn vorzugehen", sprach sie den General noch einmal an und wunderte sich selber darüber, wie höflich-gefasst ihre Warnung klang. Ein Teil ihrer Angst schimmerte in der Stimme durch, aber das konnte man problemlos auf die Vorstellung schieben, dass Geistdrache und Inquisition sich hier im Schloss einen Kampf liefern könnten. "Wenn seine Absichten sein Handeln bestimmen, wie die hohe Dame de Mondragil sagt, dann sollten wir ihm einfach keinen Grund geben, seiner Majestät gefährlich zu werden - ohne ihm deswegen Narrenfreiheit einzuräumen, versteht sich."
Darna hatte selber aufgrund des Kleides die Hände sittsam vor sich aufeinandergelegt, doch es war die gleiche korrekte bis verkrampfte Geste, als hätte sie sie wie üblich hinter den Rücken befördert. Die Haltung kerzengerade, was die Anspannung verbarg, und hinter der Federfuchsmaske war eine sachlich, ernste, nichtssagende aus Stein. Die Mechanismen verschafften ihr die nötige Ruhe, um ihre eigene Angst zu überspielen. Keine Inquisition!
Auch wenn gerade das 'keine Narrenfreiheit' zum Problem werden mochte. Wenn der Drache sich weiterhin so aufführte, wie er es bisher tat, indem er sich einfach nahm, was er wollte, dann würde er auf diesem Parkett binnen ziemlich kurzer Zeit böse anecken.
Ablenken, kam ihr als Handlungsmöglichkeit in den Sinn, Er wollte doch noch mit mir tanzen...
Aber seine Majestät wartet... grrr. Irgend jemand muss ihn beschäftigen. Positiv beschäftigen.

Während der General ihre Worte zur Kenntnis nahm und schließlich von dannen stapfte, blickte Darna ein mal im Groben in die Richtung des Drachen kaute missmutig auf dem Gedanken herum, dass sie nun irgendwie einen Drachengeist 'bespaßen' mussten, damit es hier keinen Ärger gab? Auch wenn sie irgendwie gerne nochmal mit ihm tanzen würde - sie war trotzdem immernoch unheimlich neugierig auf diese Kreatur, trotz des anfänglichen Ärgers über das ungebetene Eindringen in ihre Intimsphäre.
Drache.
König.
Drache.
König...
Sie atmete tief durch. Im Moment sah es eher danach aus, dass Delilah äußerst erfolgreich darin war, die Aufmerksamkeit von 'Verano' auf sich zu ziehen. Es sah furchtbar romantisch aus, wie die beiden da standen. Wie heißt der Drache eigentlich selber, wer ist er?

Leon streunte noch in der Nähe des Buffets herum, und Chasin behielt die Szenerie selber im Blick, flüsterte:
"Er... er ist … seine Emotionen wechseln ständig. Sie Überlagern sich mit Delilahs! Er ...sie ..er...beide zeigen Zuneigung, Vertrauen, Interesse, Scham und Schuldgefühl, Trauer, Schmerz, Liebe und positives sexuelles Verlangen und dann wieder Irritation, Gleichgültigkeit ...es wechselt ständig. Aber keine Wut, keine Aggression. Ich habe nur ein Wort aufschnappen können: glücklich.“
Still leicht vor sich hin nickend nahm Darna die Worte zur Kenntnis. Im Moment betrachtete sie selber die Situation fast militärisch nüchtern: es schien gut zu laufen. Auch wenn Worte wie 'positives sexuelles Verlangen' sie irritierten - aber sie konnte sie leider auch nachvollziehen, in beide Richtungen. Nun ja, aber sie schienen keine größere Rolle zu spielen. Was die Knappin mehr sorgte, waren die Fragen, ob tatsächlich unvorhersehbare Einflüsse wie die Inquisition einträten, und wie man damit umgehen sollte, dass sie den Drachen absehbar bald wohl irgendwie eine zeitlang sich selbst überlassen mussten, weil seine Majestät wartete. Warum konnte man nicht an mehreren Orten gleichzeitig sein, verflixt!

Leon war bei Darna, Zanfar und Chasin angekommen. Er wirkte gefasst, aber die Anwesenheit seines 'Vaters' lastete wie Blei auf seinen Schultern. Er sah in die Runde der besorgten Gesichter und log:
„Mir geht es gut.“

Diese Lüge war so offensichtlich, dass sogar Darna sie durchschaute. Leon hatte noch alle Gliedmaßen, war körperlich unversehrt, aber das war vermutlich auch schon fast alles. Die Notwendigkeit, dass er sich trotzdem zusammenriss, bis weit über diverse emotionale Schmerzgrenzen hinaus, konnte sie vollkommen nachvollziehen und weckte ihre tiefste Bewunderung. Er würde dies alles hier durchhalten und trotzdem seiner Pflicht nachkommen, selbst wenn er innerlich auf dem Zahnfleisch ging - und dafür hielt er sich hervorragend. Er sah schön aus wie immer und hatte sogar noch 'nebenher' Basil einen wundervollen Gefallen getan. Ihr wurde klar, dass nicht nur sie eine doppelte Maske trug, und sie glaubte für diesen Moment, dahinter blicken zu können. Leon zu verstehen.
Wenn ein großes Scheit auf einer Glutstelle lag, dann sah es lange Zeit so aus, als würde es nicht helfen, als würde es nicht angenommen werden... und plötzlich knisterte es, und Flammen schlugen hoch und verbreiteten Wärme.
Als Leon sich genähert hatte und Darna die Bewegung registrierte, war da wieder dieses kleine Weiß gewesen, das sie wohlbehütet und etwas verschämt für Leon zu hegen schien. Aber jetzt breitete es sich auf einmal aus wie die Flamme im Holz und wärmte ihre ganze Aura, vorbehaltlos, mild und schön.
Ein Handschuh aus rostrotem Samt streckte sich Leon in einer weichen Geste entgegen; äußerlich lediglich ein damenhaftes Angebot, sie bei der Hand zu nehmen.

„Er ist ... anstrengend!!“
"Ja."
Oh ja! Noch nie hatte in einer schlichten, ruhigen Silbe von ihr mehr Mitgefühl und Verständnis gelegen. „Und sie kommen auf uns zu“, meinte Chasin leise. Noch war Zeit sich zu besprechen. Die halbe Tanzfläche lag noch zwischen ihnen.
"Wir werden uns rasch etwas überlegen müssen, wie wir ihn beschäftigt und von Ärger fern halten", meinte Darna in erstaunlich gelassenem und sachlich fokussierten Tonfall, "Denn die Leute scheinen sich zwar irgendwie von ihm fern zu halten oder etwas in der Art, aber wenn er auch auf andere Personen als uns so .. 'forsch' zugeht, bezweifel ich, dass es nicht doch bald zu irgendwelchen Problemen kommt."
Kurz sah sie Leon einschätzend an, ob er zu dieser Prognose irgend eine eigene, bessere Einschätzung hatte. Schließlich hatte er sich bereits mit ihm unterhalten.
"Weißt du, was er vorhat, wenn er hier.. alles für erledigt hält?", fragte sie behutsam, weiter auf die Situationsanalyse konzentriert, um nicht an Leons emotionalen Dämmen zu kratzen. Wenn sie wüssten, was die Absichten des Drachen waren, könnte man vielleicht entsprechend planen.
"Wir werden nämlich in Kürze bei seiner Majestät erwartet, dort im Salon." Sie deutete dezent kurz auf den Vorhang. "Ich war erst zu abgelenkt, um zu begreifen, dass es dabei um mehr gehen wird als eine nette Einladung zu einem Umtrunk, Verzeihung. Aber von Pappelhain verschafft uns immerhin noch ein wenig Zeit, die Lage gründlicher einzuschätzen und will einen detaillierten Bericht. Niemand hier hat ein Interesse daran, dass er doch zu einer Gefahr werden könnte."
Ja, das schloss sogar Mademoiselle Kochlöffel ein, auch wenn ihre letzten Worte schon wieder irgendwie ziemlich herzlos klangen. Ihr Blick glitt nochmal einschätzend über den Raum und desinteressiert über das Buffet - dort hatte sie sich bereits genügend versorgt, das würde wohl auch eine Weile vorhalten. Abwartend sah sie danach Leon an, was er über seinen 'Vater' berichten mochte oder ansonsten vorhatte.

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Re: Das Fest der Masken

Beitrag von Erzähler » Sonntag 26. November 2017, 15:06

Das Thema kam recht schnell auf die Frage, wie man einen Geist bekämpfen könnte und Darna blinzelte. Sie wurde eine Nuance blasser, als ihr mit erschreckender Leichtigkeit wieder der Rakh Fauthar einfiel, und dass der Nichtgenannte erklärt hatte, er könne die Magie eines ausgesuchten Opfers schwächen? Viel zu leicht und doch fast wider Willen streckte sie in Gedanken ihre rechte Hand wie einen Fühler aus, griff im Geiste an ihre Seite wie man nach der Bauchseite seines Hundes tastete, um diese beruhigend zu klopfen. Ihre rechte Hand zuckte, wollte unwillkürlich der gedachten Bewegung folgen.
Bist du da...?
Sie zitterte innerlich vor plötzlicher Anspannung und ihr Verstand versuchte, sich selber irgendwie zu stoppen. Sie konnte hier keinen Dämon gebrauchen! Außerdem war da keiner, da hatte keiner zu sein und doch fühlte sie etwas an ihrem Bein entlang streifen. Der weite Rock hätte sich bauschen müssen, doch das was ihre Augen in diesem Moment sahen stimmte nicht mit dem überein, was sie fühlte. Da war etwas unter ihrer Hand gewesen... ein Rücken mit glatten angelegten Dornen und Schuppen wie bei einer Schlange, warm und irgendwie anschmiegsam... deutlich höher als bei einem gewöhnlichen Hund, denn ihre Hand hatte sich in Höhe ihrer Taille befunden. Allein dies hätte sie auf die Idee bringen können, dass es ein Fehler sein könnte die Inquisitoren hinzuzurufen. In ihrem Sinne, zu ihrer eigenen Sicherheit war das bestimmt kein guter Einfall aber da war ja auch die Drachenthematik.

"Euer Durchlaucht... Je nach 'Eifrigkeit' der Inquisition könnte die Lage aber auch leicht eskalieren, sollten sie einfach beschließen, gegen ihn vorzugehen...Wenn seine Absichten sein Handeln bestimmen, wie die hohe Dame de Mondragil sagt, dann sollten wir ihm einfach keinen Grund geben, seiner Majestät gefährlich zu werden - ohne ihm deswegen Narrenfreiheit einzuräumen, versteht sich."
Von Pappelhain hatte Darnas Einwänden zu einem fraglichen, inquisitorischen Hinzuziehen vernommen, nickte nachdenklich. Die Diplomatin musterte ihn und fügte hinzu:
„Wir werden ihn eine Weile sicher zu beschäftigen wissen, ihr solltet genug Zeit haben.“
Wofür genau war dem Kontext nicht zu entnehmen, aber von Pappelhain sah die Tha'Roon kurz an, als erinnerte er sich, dass sie seine Gedanken lesen konnte und sah dann etwas unangenehm berührt zur Seite. Kurz drauf entfernte sich der General. Er war sicher kein Mann der unüberlegt handelte. Leon war inzwischen bei Chasin, Zanfar und Darna angelangt. Ein Handschuh aus rostrotem Samt streckte sich Leon in einer weichen Geste entgegen; äußerlich lediglich ein damenhaftes Angebot, sie bei der Hand zu nehmen.
„Er ist ... anstrengend!!“
Zaghaft ergriff er ihre Hand und sah einen Moment lang nachdenklich auf ihre verhüllten Finger.
"Ja."
Noch nie hatte in einer schlichten, ruhigen Silbe von ihr mehr Mitgefühl und Verständnis gelegen.
„Und sie kommen auf uns zu.“
, meinte Chasin leise und leider zerstörte sie damit unbeabsichtigt den flüchtigen Moment zwischen Leon und Darna. Der Grafensohn nahm wieder Haltung an und entzog sich so er sanften Berührung, jedoch nicht ohne einen dankbaren Blick der Knappin zuzuwerfen. Vielleicht brauchte er genauso wie Darna, die Disziplin und Strenge um jetzt zu funktionieren.
"Wir werden uns rasch etwas überlegen müssen, wie wir ihn beschäftigt und von Ärger fern halten...Denn die Leute scheinen sich zwar irgendwie von ihm fern zu halten oder etwas in der Art, aber wenn er auch auf andere Personen als uns so .. 'forsch' zugeht, bezweifle ich, dass es nicht doch bald zu irgendwelchen Problemen kommt."
Darna sah Leon einschätzend an, ob er zu dieser Prognose irgend eine eigene, bessere Einschätzung hatte. Schließlich hatte er sich bereits mit ihm unterhalten.
"Weißt du, was er vorhat, wenn er hier.. alles für erledigt hält?"
Eine kleine senkrechte Falte entstand auf seiner Stirn, als sich seine Brauen zusammen zogen und hoben. Die Lieder seiner Augen zuckten kurz. Vielleicht dachte er an etwas das ihm unangenehm war, oder er hatte 'Bauchschmerzen. Darna war sich da nicht so sicher.
"Wir werden nämlich in Kürze bei seiner Majestät erwartet, dort im Salon."
Sie deutete dezent kurz auf den Vorhang.
"Ich war erst zu abgelenkt, um zu begreifen, dass es dabei um mehr gehen wird als eine nette Einladung zu einem Umtrunk, Verzeihung. Aber von Pappelhain verschafft uns immerhin noch ein wenig Zeit, die Lage gründlicher einzuschätzen und will einen detaillierten Bericht. Niemand hier hat ein Interesse daran, dass er doch zu einer Gefahr werden könnte."
Abwartend sah sie danach Leon an, was er über seinen 'Vater' berichten mochte oder ansonsten vorhatte. Leon nickte zustimmend, dann setzte er leise sprechend an:
"Ich weiß leider nicht was er vor hat, wenn er von hier wieder verschwindet... ich habe leider versäumt ihn danach zu fragen. Wir hatten andere Dinge zu besprechen. Aber das,... Das was ihn hier her geführt hat, das hat er erledigt."
Letzter Teil klang etwas gepresst. Vielleicht war das Essen des königlichen Büfettes doch nicht so gut, oder Leon litt unter etwas anderem. Sein Blick huschte zu seinem 'Vater' und sprach so leise, dass es wohl eher laute Gedanken waren als eine bewusste Information für die Anderen:
"Er hat mir den letzten Willen meines Vaters übermittelt... sein letzten Worte."
Mehr schien er diesbezüglich hier und jetzt nicht sagen zu wollen. Chasin hatte den Kopf leicht schräg gelegt und beobachtete den jungen Mann. Mitleid lag in ihrem Blick und dann auch ein Hauch Überraschung, den sie aber schnell verbarg, in dem sie sich wieder ganz dem Drachen zuwandte. Ihr Interesse an diesem Drachengeist war vielleicht ein wenig zu viel als gut für sie war, aber das ahnte wenn dann nur Zanfar. Die Tha'Roon war das neugierigste Wesen das er kannte, ihr Wissensdurst kam manchmal fanatischen Ausmaßen gleich, da sie ja von ihrer Gemeinschaft getrennt war. Es hier mit einem sehr alten Drachen zu tun zu haben, seinem Geist, musste für sie wie Honig für die Bienen wirken. Das Problem für den Dunkelelfen bestand vor allem darin, dass hier alle Masken trugen und er sich auf Gestik und Körperhaltung konzentrieren musste. Frühzeitige Regungen wie Aggression war er durch sein Vorleben geschult sofort zu erkennen, Gefahren konnte er abschätzen und er war ein fast ebenso guter 'Menschenleser' wie Chasin, wenn man ihre magischen Tricks weg ließ. Während er also 'Graf Drako' beobachtete, kam ihm vielleicht der Gedanke, dass Chasin für ihre Fähigkeiten Augenkorntat brauchte und es in diesem Fall eben vielleicht von Nachteil für seine Freundin sein könnte, so neugierig zu sein. Langsam sah er Delilah am Arm des Grafen näher kommen. Sie wollte er beschützen... Chasin, fühlte er sich vielleicht eher durch Lebensschuld verpflichtet... und durch Freundschaft. Doch konnte er beide gleichzeitig im Auge behalten? Sowie auch Darna und selbst Leon? Wo steckte Basil und seine Schwester?Unversehens war er in eine Art Gemeinschaft geraten, die mehr als nur bloße Bekanntschaft war. Was genau, war noch nicht zu sagen und Zanfar begann zu ahnen, dass dieser Abend noch ein ganz schöner Tanz auf der Klinge werden könnt. Einen Drachengeist zu 'bespaßen' war sicher nicht jedermanns Sache. Um so näher der Graf mit der Lichtnovizin kam, um so deutlicher konnte er ihn beobachten. Auf den ersten Blick wirkte alles ganz normal, aber es waren die kleinen Details, die ihn verrieten, dass dieser Mann vor ihm nicht das war, was er vorgab zu sein. Die Haltung war etwas zu gerade, selbst für einen Adeligen und sie befanden sich auf einem Fest. Dieser Mann strahlte Arroganz aus, als wäre alles und jeder um ihn herum nur 'Futter', obwohl er im gleichen Atemzug so neugierig und sogar naiv wirkte wie ein Kind, dass zum ersten mal unter Erwachsenen spielte. Wie fühlte also ein alter Drachengeist, der im Körper eines Menschen saß? Was würde ihn interessieren? Da fiel sein Blick auf die Wunde, die dunkel verschorft unter dem offenstehenden Hemd hervor blitzte. Irgendetwas irritierte Zanfar daran und dann erinnerte er sich an eine längst vergangene Zeit in der er selbst, nach seinen heutigen Maßstäben 'böse' gewesen war.

„Zanfar, halt das mal.“
Er griff zu und bereute es sofort. Zischend brannte sich etwas in seiner Handfläche. Er fluchte. Wie oft hatte seine Schwester einen dieser 'Scherze' bei ihm angewandt, seit sie klein waren. Gefühlt hundert mal. Aber das? Mit diesem Gift hatte sie eine Grenze überschritten. Er fühlte die klebrige Flüssigkeit unter seinen Fingern und wusste, dass er jetzt nur Stunden hatte um zum Heiler zu kommen, oder das Gift der tanzenden Knochen von seiner Haut herunter zu schneiden, bevor es anfing sich tiefer zu fressen.
„Das hat ein Nachspiel!“
Sie zuckte nur mit den Schultern und grinste ihn neckisch an.


Die Erinnerung verblasste schnell und Zanfar wusste auch nichts darüber woraus dieses Gift gemacht wurde, aber es war hinterhältig... wie seine Schwester, die ihr alchimistisches Hobby gern an ihm ausprobiert hatte, als sie noch Jugendliche waren. Er musste sich konzentrieren, jedoch hatte er die purpurne Verfärbung am Rand der Wunde bemerkt, die mit der Vergiftung einher ging. Da dieses Gift sehr zähflüssig ist, konnte es auf Waffen gestrichen werden und war daher ein sehr beliebtes Gift bei Attentätern in Morgeria. Es verursachte schwere Verätzungen auf der Haut und fraß sich langsam bis zum Knochen durch, wenn man es nicht schnell von der Haut wischte. Traf es jedoch auf die Knochen, begannen diese zu vibrieren und sich zu zersetzen. Die folgenden Schmerzen waren unvorstellbar und solche Verletzungen waren dann nur noch mittels starker Lichtmagie heilbar. In Morgeria waren Lichtmagier Mangelware und die Behandlungen teuer. Wie also war der Graf zu einer Wunde gekommen, die mit einer vergifteten Klinge geschlagen worden war? Als Verano fast vor ihm stand erkannte er auch, dass der Graf die Wunde ausgebrannt hatte. Nach seiner Erfahrung würde das eine Weile halten und das Fortschreiten verzögern, aber nicht aufhalten... zumal er ein wenig 'verdorbenen Fleisches' übersehen hatte.
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Re: Das Fest der Masken

Beitrag von Delilah » Sonntag 17. Dezember 2017, 23:41

Der rehbraune Blick glitt über die menschliche Gestalt und ihre Brauen zogen sich besorgt zusammen, als er an der frischen Narbe für einen Atemzug lang auf seiner Brust hängen blieb. Ja, diese Narbe machte ihr Sorgen, irgendetwas daran gefiel ihr ganz und gar nicht. Der Schorf, oder besser die verrußte Kruste, war noch nicht ganz geschlossen und an zwei kleinen Stellen nässte die Wunde darunter. Er hatte die Wunde ganz offensichtlich kauterisiert. Die Haut am Rand war gespannt und leicht purpur verfärbt, vermutlich im Innern entzündet. Ihr Fokus verweilte einen Wimpernschlag dort, ehe sie sich den silbernen Augen stellte.

Doch sie schlug sich nicht schlecht. Sie schrak nicht zurück und stellte sich dem Strom der Gefühle, der auf sie einstürzte. Sie lief nicht davon, weder mit ihren Füßen noch mit ihrem Geist.

Der Geist des Drachen verband sich mit ihrem, ein Weg geebnet, der nicht nur in eine Richtung führte, wie sie befürchtet hatte. Das erste was sie fühlte war... Leid... Schuld... so groß, dass er nicht gehen konnte, dass er nicht diese Welt verlassen konnte ohne Vergebung erhalten zu haben. DAS hielt ihn hier. Eine Schuld, die älter war als sieben Menschenleben. Der Drache der er war, war ein Wächter seiner Königin gewesen und er hatte versagt. Er hatte versucht seine Schuld wieder gut zu machen, hatte sich im Streit von seiner Reiterin, seiner Schattenrose, getrennt und war alleine auf die Suche nach der Vermissten gegangen. Bei seinem Versuch war er 'gefallen' und hatte seinen Auftrag, die Königin und ihr ungeborenes Kind nach Hause zu bringen, so nie vollenden können. Er war zu stolz, zu arrogant gewesen in seinen Entscheidungen. Reue, Trauer und Schuld zerfraßen seine Seele klangen in Delilahs wieder wie ein fernes Echo. Seine Arroganz tropfte noch immer aus jeder Pore, aber er hatte schmerzlich lernen müssen. So war er nicht mehr. Er hatte für diesen Körper gekämpft und geblutet, für sein Versprechen. Jetzt wollte er in seine Heimat zurückkehren, den Tagen folgen und endlich Frieden in Vergebung finden. Dann könnte er endgültig sterben und dieser Körper wäre wieder frei. Als spürte er ihre aufkommende Frage, kam auch schon die Antwort.
Nein, dein Graf ist nicht mehr, aber sein Leib kann immer noch Leben tragen und seine Aufgabe erfüllen. Du willst wissen, ob der Geist der Quelle, das vergessene Kind in ihn fahren kann? Verano würde dies bejahen. Sein Wissen ist auf mich übergegangen, aber es verblasst langsam. Du sehnst dich nach seinem Sohn und möchtest ihn glücklich sehen. Gibt es einen Weg? ...

Der Drache löste sich langsam wieder aus Delilahs Geist und ließ ein fast schon erschütterndes Gefühl von Leere zurück. Sie war wieder allein in ihrem Kopf, nur eine Stimme, ein Herzschlag…

„Es gibt einen Weg, aber er ist lang und gefährlich. Er endet mit meinem Tod und beginnt mit einem Geschenk, das freiwillig gegeben werden muss.“
Ein Geschenk, das freiwillig gegeben werden muss… Veranos Opfer? Oder etwas völlig anderes, etwas, das er noch brauchte… suchte? Aber … ein Weg… ein Weg tat sich auf, wo es vorher keinen gegeben hatte. Ein Weg, auf dem Leon gehen konnte, wie es ihm beliebte. Ein Licht zeigte sich dort, wo vorher Dunkelheit geherrscht hatte und Delilahs Herz wurde leicht und schwer zugleich. Denn noch erschloss sich ihr nicht vollends, welche Opfer dieser Weg kosten würde. Sie kosten würde. Noch wollte sich ihr nicht eröffnen, was der Drache von ihr wollte, außer Heilung, der Neugier und den Gefühlen eines Toten, die ihn trieben. Aber sie wusste, dass sie gewillt war große Schritte zu gehen, um ihren Freunden Glück schenken zu können.

Der Drache entließ Delilah aus seiner Umarmung und trat einen Schritt zurück. Die junge Jorsanerin musste das Gefühl unterdrücken nach Luft japsen zu müssen. Er ist anstrengend. Hätte sie Leons Worte gehört, hätte sie dem wohl vehement zugestimmt. Man fühlte sich schon beinahe erdrückt von dieser Präsenz. Mit einer leichten Verbeugung forderte er sie dann erneut zum Tanz auf und nach einem tiefen Atemzug, begab sich die junge Jorsanerin in die Arme des Drachen.
„Eines noch, Sonnenkind. Du hast meine Gedanken gesehen und ich einen kleinen Teil der deinen. Ich mag die Motivation, die dahinter steckt. Mir helfen zu wollen... ist nicht möglich, aber … Der Weg den ich vor mir habe ist weit und dieser Körper ist zerbrechlich. Du weißt, ich bin verletzt auf mehr als nur eine Art. MICH wirst du nicht heilen, aber diesen Körper... Die Wunde bricht immer wieder auf, da mein Geist zu stark verwundet wurde. IHN kannst du heilen... auch wenn es nicht lange halten wird.“

Jetzt wirkte er wirklich traurig und fast hoffnungslos verloren. In seinen Augen glänzte die Trauer.
„Vielleicht werde ich es nicht in meine Heimat schaffen...weil dieser Körper stirbt. Und wenn er stirbt, dann gibt es keinen Leib für das vergessene Kind. So oder so...“
Er sah von ihren blauen Augen auf und richtete seinen Blick in eine unbestimmte Höhe. Dabei drückte er sie sanft an sich.

„Solange ich noch da bin, werde ich diesen Körper genießen. Es ist... es ist eine interessante Erfahrung so sehr Mensch zu sein.“ In Delilahs Hinterkopf gingen alle Alarmglocken ihrer guten Erziehung an.

„Natürlich werde ich die Wunde versorgen, so gut ich es vermag. Ich brauche dafür nur einen ruhigen Ort.“ Nun war Delilah doch erleichtert, dass sie vorhin nichts von dem Alkohol getrunken hatte. „In gewisser Weise bin ich wohl wirklich etwas schuldig, nicht nur Verano, sondern auch den Drachen. Er hat mich mit Dracheneis geheilt.“ Ein paar Fragen sprudelten aus ihr hervor. „Seid ihr der Eisdrache? Wie ist Euer Name? Wo liegt Eure Heimat?“ Vielleicht war es aber auch ein Versuch den Drachen von diesen >Erfahrungen< abzulenken, die er unbedingt genießen wollte.

„Wo steckt eigentlich mein 'Sohn'?“
Suchend sah sich Verano um und entdeckte Leon bei einer ungewöhnlich großen Frau in Rot mit Vogelmaske, einem Raben und einer Füchsin mit der er schon getanzt hatte.
„Wollen wir?“
Damit deutete er an, zu den Anderen zu gehen. Delilah nickte.

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Re: Das Fest der Masken

Beitrag von Erzähler » Montag 18. Dezember 2017, 19:22

„Solange ich noch da bin, werde ich diesen Körper genießen. Es ist... es ist eine interessante Erfahrung so sehr Mensch zu sein.“
In Delilahs Hinterkopf gingen alle Alarmglocken ihrer guten Erziehung an.
„Natürlich werde ich die Wunde versorgen, so gut ich es vermag. Ich brauche dafür nur einen ruhigen Ort.“
Nun war Delilah doch erleichtert, dass sie vorhin nichts von dem Alkohol getrunken hatte.
„In gewisser Weise bin ich wohl wirklich etwas schuldig, nicht nur Verano, sondern auch den Drachen. Er hat mich mit Dracheneis geheilt.“
Ein paar Fragen sprudelten aus ihr hervor.
„Seid ihr der Eisdrache? Wie ist Euer Name? Wo liegt Eure Heimat?“
Mit jeder Frage wanderten die Brauen des Grafen ein wenig höher und plötzlich lachte er leise. Es war ein tiefes wohlklingendes Geräusch, dass von überallher zu kommen schien.
"Ich bin für euch wohl ein Rätsel, das ihr lösen wollt. Auch ich weiß gelegendlich ein gutes Rätsel zu schätzen."
Er neigte seinen Kopf nachdenklich und betrachtete das neugierige Funkeln in den rehbraunen Augen.
"Eine eurer Fragen werde ich beantworten. Ein Geheimnis werde ich euch verraten, dafür, dass ihr mit mir getanzt habt... alles andere wird euch etwas kosten. - Nein, ich bin kein Eis-Drache. Ich bin keiner dieser unterkühlen Gesellen, ich bin durchaus deutlich leidenschaftlicher und nehme mir, was ich will... Nun ja, zumindest war es früher so."
Der Drache wirbelte sie noch einmal im Kreis und sie gingen weiter zwischen den tanzenden Paaren hindurch, weiter zu ihren Freunden.
„Wo steckt eigentlich mein 'Sohn'?“
, wechselte er das Thema. Suchend sah sich Verano um und entdeckte Leon bei einer ungewöhnlich großen Frau in Rot mit Vogelmaske, einem Raben und einer Füchsin mit der er schon getanzt hatte.
„Wollen wir?“
Damit deutete er an, zu den Anderen zu gehen. Delilah nickte. Alsbald kamen sie bei der kleinen Gruppe an und stellten sich den neugierigen Blicken.
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Re: Das Fest der Masken

Beitrag von Zanfar Aval'athil » Sonntag 7. Januar 2018, 21:27

Zanfar hielt sich im Hintergrund, während von Pappelhain mit Darna sprach.
Kopfschmerzen. Er bekam Kopfschmerzen vom Drachen. Es wäre so eine schöne Feier geworden, wenn er nicht aufgetaucht wäre. Aber nein, schön und entspannt war aus und jetzt stand er vor so glorreichen Entscheidung wie: rette ich meine beste und einzige Freundin vor ihrer Neugierde oder doch lieber die unschuldige Lichtmagierin vor ihrem Wunsch zu helfen?
Der Trick war wohl, es einfach nicht soweit kommen zu lassen. Auch wenn er jetzt schon wusste, wie seine Entscheidung ausfallen würde. Nicht nur, weil sie sein Leben war. Auch, weil Chasin die deutlich gefährdetere war, denn der Blick der Lichtmagi verriet ihm, dass sie sich sehr wohl der Gefahren bewusst war.
Bei der Tha’Roon zweifelte er noch. Sie war es gewohnt, in mentalen Dingen die Überhand zu haben – und irgendwie konnte er sich vorstellen, dass sie sogar in Betracht zog, dass ein Drache da keine Ausnahme war. Aber selbst wenn sie sich doch der Gefahr bewusst war… wenn Chasin eine Achillesferse hatte, dann ihre Neugierde.
Die Erinnerung an Ulyne vertrieb die Gedanken an die Beiden Frauen aus seinem Geist und ließ ihn mit einem jucken in der Hand zurück. Alarmiert erinnerte er sich an Chasins Warnung, dass der Drache im Anmarsch war. Er griff an ihren Ellenbogen und zog sie etwas zu sich herunter, so dass er ihr ins Ohr flüstern konnte.
„Sieh dem Drachen auf gar keinen Fall in die Augen und versuch nicht, seine Gedanken zu lesen.“
Grollte er und ließ sie wieder los, dann ging er ein paar Schritte von ihr weg in Richtung des ankommenden Pärchens.

Der Drache – oder auch nur der Körper, in dem er wohnte – war vergiftet. Ob der Unsterbliche das wohl wusste? Delilah war höchstwahrscheinlich aufgebrochen, um ihm zu helfen und er bezweifelte, dass sie mit dem Gift vertraut war – geschweige denn jemals damit in Berührung gekommen war. Nun, er konnte zur Abwechslung ja mal eine Information sofort streuen, nachdem sie ihm zugeflogen war.
„Werter Drache, welch eine Ehre, dass ihr uns mit Eurer Gesellschaft erfreut.“
Er deutete Verbeugung an, die kaum dem Begriff nicht gerecht wurde.
„Ein hübsches Lila habt ihr da auf Eure Narbe aufgelegt, ist das nicht das Gift der tanzenden Knochen? Betont Eure Augen.“
Augen deren Farbe er nicht kannte, weil er vehement auf die Kinnpartie das Drachen starrte.
„Ich würde es aber an Eurer stelle entfernen, ich habe gehört, wenn es erst den Knochen erreicht hat, tut es höllisch weh – von den tödlichen Folgen ganz abgesehen… aber vielleicht gilt das auch nur für sterbliche.“
Er war bemüht, nicht zu laut zu reden. Die unbeteiligten Anwesenden mussten ja nicht unbedingt belästigt werden.

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Re: Das Fest der Masken

Beitrag von Darna von Eibenau » Samstag 13. Januar 2018, 20:39

Leon antwortete leise sprechend auf Darnas Frage, was seinen Vater noch hier halten mochte: "Ich weiß leider nicht was er vor hat, wenn er von hier wieder verschwindet... ich habe leider versäumt ihn danach zu fragen. Wir hatten andere Dinge zu besprechen. Aber das,... Das was ihn hier her geführt hat, das hat er erledigt."
Unter der Fuchsmaske schürzten sich grübelnd die Lippen. Das ist schlecht. Das hieße also, er würde gehen, wann immer er will. Ihre Stirn furchte sich. Aber warum war er dann überhaupt hier im Schloss, wenn es nur Leon gewesen wäre, nach dem er gesucht hat?
Leons Blick huschte zu seinem 'Vater' und sprach so leise, dass es wohl eher laute Gedanken waren als eine bewusste Information für die Anderen:
"Er hat mir den letzten Willen meines Vaters übermittelt... seine letzten Worte."

Die emotionale Tiefe dieser Worte schien Darna ungerührt zu lassen, sie kaute für den Moment auf einem anderen Detail herum, das nicht ins Bild zu passen schien:
Ja, aber dann hätte er dich doch eher in der Akademie suchen müssen? Er hatte hier doch schon gewartet, zusammen mit anderen Bittstellern, hieß es... Wollte er über Rugta berichten?
Doch es schien keinen Sinn zu machen, dieses Detail nun Leon unter die Nase zu halten, er wüsste dazu vermutlich genauso wenig.

Der Drache näherte sich, Delilah am Arm mit sich führend, und Fragezeichen um Fragezeichen schlang sich in Darnas Augen um seine Person:
Wer oder was war er wirklich?
Wie stand es um Rugta?
Welche Vereinbarung war mit Verano getroffen worden - gab es eine Möglichkeit, diesen Körper anstelle von Leons abermals zur Verfügung zu stellen?
Auf welche Weise mochte er Darna bei ihrem "Problem" helfen können? Und zu welchem Preis?
Er hat keinerlei Grund, warum er mir helfen sollte, stellte ein leidenschaftslos nüchterner Gedanke von ihr fest und ihre Augen verengten sich, das seltsame Pärchen fixierend, Er scheint kein herzensgutes Wesen zu sein, dass einfach mal so Leuten hilft, ihre Dämonen los zu werden, weil es eine gute Tat wäre...
Aber da war Delilah. Und wollte ihm helfen. Sie war vielleicht ein Schlüssel.
Und allein die Frage, wie es um Rugta stand und ein rascher Gedanke an von Pappelhain ließen die Idee aufkommen, dass es womöglich weder eine einfache noch eine sehr gute Lösung, aber zumindest die einfachste und beste zur Verfügung stehende Lösung wäre, wenn sie den Drachen 'einfach' mit sich mit nahmen? Zu seiner Majestät?
Sie alle wussten wenigstens, was er war und mochten so eine bessere, sicherere Gesellschaft darstellen als die versammelte Gästeschar hier im Saal...
Und wenn er doch zu wüten anfinge, spielt das vermutlich keine Rolle, ob er das nun hier tut oder nebenan, folgte der nächste pessimistisch-trockene Kommentar.
Brrr.
Die blanke Vorstellung, den Drachen noch näher zu seiner Majestät auch noch hin zu bringen, jagte ihr einen kalten Schauer über den Rücken und gefiel ihr eigentlich überhaupt nicht. Von Pappelhain würde sie auch nicht gefallen, womöglich gäbe das sogar Ärger. Also wurde weiter auf dem gedanklichen Dilemma herum gekaut, während sie nebenher ganz praktisch überlegte, wie sie Delilah unterstützen könnte. Was, wenn sie viel magische Kraft brauchen würde? Es war in mehrfacher Hinsicht nicht gut, wenn sie sich 'leer zaubern' sollte.
Hilfe durch Leon?
Der war selber erschöpft.
Alchemist.
Der General hatte einen Alchemisten erwähnt.
Konnten die nicht Tränke herstellen, die magische Kraft schneller wieder herstellten oder solches Zeug? Verflixt, wieso hatte sie nicht doch gefragt, welche der maskierten Gestalten hier das war!

Der Nichtgenannte setzte sich plötzlich in Bewegung, zischte der Tha'roon etwas Warnendes zu, was wieder mit dem Drachen zu tun zu haben schien und ging auf eine Art Abfangkurs, um die beiden anzusprechen, bevor sie direkt zur Gruppe kamen.
Was hatte er jetzt denn vor?
Egal...
In Darnas Haltung geriet ebenfalls eine gewisse Spannung, denn sie begann die nähere Umgebung zu sondieren, wo eine der Wachen oder Bediensteten herumschwirren mochten, die ihr helfen konnten, Hinweise auf den Alchemisten zu erhalten.
"Leon? Was meinst du, könnte der Hofalchemist, der hier irgendwo sein soll, über Tränke verfügen, die eure magische Kraft wieder auffüllen könnten oder etwas in der Art? Gibt es sowas?", fragte sie leicht abgelenkt klingend gedämpft in Richtung des jungen Magus.
Zudem, wo steckte Basil? Er musste noch über die Audienz beim König informiert werden.
Sobald der Wortwechsel beim Drachen den Anschein erweckte, länger zu dauern als ein minimales Rede und Antwort, wollte die Knappin zumindest Leon bescheid geben, dass sie kurz Basil (und den Alchemisten) suchen wolle, und sich für den Moment absetzen.
Oder doch lieber warten?
'Bitte lauft nicht vor mir davon...'
Haarch pfhr! Ich lauf ja nicht weg, verflixt noch eins!!
Wieso war immer alles so kompliziert!

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Re: Das Fest der Masken

Beitrag von Erzähler » Montag 15. Januar 2018, 09:30

Chasin spürte Zanfars Hand an ihrem Ellenbogen und hörte seine warnenden Worte:
„Sieh dem Drachen auf gar keinen Fall in die Augen und versuch nicht, seine Gedanken zu lesen.“
Dann ließ er sie wieder los, dann ging er ein paar Schritte von ihr weg in Richtung des ankommenden Pärchens.
Ein paar habe ich schon über die Entfernung hinweg aufgefangen und sie haben mir nicht geschadet...
, dachte die Tha'Roon mit einem Anflug von Trotz und strich sich unbewusst über den Ellenbogen. Die Neugier brannte wie ein Strohfeuer in ihr und drohte jede Vernunft zu verzehren, aber die Worte ihres Freundes, mehr noch seine besorgte Aura holten sie ein gutes Stück zurück in ihr logisches Denken. Die Gefahren die mit einem solchen Aufeinandertreffen einhergingen waren schwer zu berechnen. Sie musste mehr Informationen gewinnen, um die Lage besser einschätzen zu können.
Doch wie soll ich das tun, ohne seine Gedanken zu ergründen?
Chasin fühlte sich für den mentalen Schutz der Gruppe verantwortlich, so wie Zanfar für den Leiblichen. Das war zumindest ihr Verständnis für die Situation. War es nicht ihre Aufgabe dieses Wesen zu durchleuchten und auch seine Majestät zu warnen, falls er doch irgendwelche Hintergedanken hegte? Hin und her gerissen, zwischen Warnung und Neugierde verschränkte sie die Arme vor der Brust und ließ die Dinge vorerst ihren Lauf nehmen. Es fiel ihr schwer nicht in das Gesicht des näher kommenden Grafen zu blicken, also heftete sie ihre Konzentration auf seinen Körper. So entging ihr ebenfalls nicht, dass sein Leib eine Verletzung hatte.

Zanfar setzte sich in Bewegung und ging auf eine Art Abfangkurs, um die beiden anzusprechen, bevor sie direkt zur Gruppe kamen. In Darnas Haltung geriet ebenfalls eine gewisse Spannung, denn sie begann die nähere Umgebung zu sondieren, wo eine der Wachen oder Bediensteten herumschwirren mochten, die ihr helfen konnten, Hinweise auf den Alchemisten zu erhalten. Diener gab es zu Hauf, die höflich lächelnd die kleinen Tabletts mit den Bechern umher schleppten.
"Leon? Was meinst du, könnte der Hofalchemist, der hier irgendwo sein soll, über Tränke verfügen, die eure magische Kraft wieder auffüllen könnten oder etwas in der Art? Gibt es sowas?"
, fragte sie leicht abgelenkt klingend gedämpft in Richtung des jungen Magus.
Leon neigte seinen Kopf zu ihr herunter und raunte zurück:
„Vielleicht gibt es so etwas, nur weiß ich auch nicht unter welcher Maske sich ein Hofalchemist verbergen könnte. Weist du etwas darüber?“
Darna erwähnte sicher, dass die Information von Pappelhain stammte und erinnerte sich vielleicht auch, dass es sich nicht um den Hofalchemisten handelte, sondern um seinen Lehrling, weil der Meister, sowie der Hofheiler in der Stadt waren und sich um die letzten Ausbrüche der schrecklichen Krankheit zu kümmern. Und zudem, wo steckte Basil? Er musste noch über die Audienz beim König informiert werden, aber er war nirgends zu sehen. Vermutlich hatte er sich mit seiner Schwester für eine Wiedersehensfeier abgesetzt. Verständlich sollte es sein, zumal sie sich sehr lange nicht gesehen hatten. Pappelhain entdeckte sie am Durchgang, der zu seiner Majestät führte und nur durch einen dünnen Vorhang abgeteilt wurde. Ab und an sah er zu ihr, aber nicht zu auffällig. Ein dralles als plüschiger Hund verkleidetes Weib, dass wie er schon ein wenig in die Jahre gekommen war und einen ebenso merkwürdig plüschig wolligen kleinen Hund auf dem Arm trug, versuchte eben seine Aufmerksamkeit zu gewinnen, scheiterte jedoch kläglich.

Dann nahm Zanfar das Zepter in die Hand und sprach den Grafen an:
„Werter Drache, welch eine Ehre, dass ihr uns mit Eurer Gesellschaft erfreut.“
Er deutete Verbeugung an, die kaum dem Begriff nicht gerecht wurde und Veranos Brauen wanderten ein Stück in die Höhe.
„Ein hübsches Lila habt ihr da auf Eure Narbe aufgelegt, ist das nicht das Gift der tanzenden Knochen? Betont Eure Augen.“
Augen deren Farbe er nicht kannte, weil er vehement auf die Kinnpartie das Drachen starrte.
„Ich würde es aber an eurer Stelle entfernen, ich habe gehört, wenn es erst den Knochen erreicht hat, tut es höllisch weh – von den tödlichen Folgen ganz abgesehen… aber vielleicht gilt das auch nur für Sterbliche.“
Er war bemüht, nicht zu laut zu reden. Die unbeteiligten Anwesenden mussten ja nicht unbedingt belästigt werden. Verano, bzw. der Drache deutete eine ebenso geringe Verbeugung an und spielte den Ball jedoch ungedämpft zurück:
„Werter Dunkelelf, ihr seid ein aufmerksamer Beobachter und mitteilsam noch dazu. Ob Lila meine Augen betont, dürftet ihr nicht beurteilen können, deshalb nehme ich an, dass diese Aussage einem gewissen Sarkasmus entspringt. Ich freue mich eure Bekanntschaft zu machen und hoffe auch weiterhin auf solch sprühenden Witz.“
Das schien er wirklich ernst zu meinen, denn auch ohne ihn direkt in die Augen zu sehen, konnte man ein freudiges Lächeln erkennen. Zum Glück waren gerade die meisten vorbei streifenden Feiernden mit andern Sachen beschäftigt, als dass sie der förmlichen, enttarnenden Anrede Beachtung geschenkt hätten. Ob Zanfar mit seiner Anrede rein die Maske gemeint hatte, oder ihn tatsächlich zeigen wollte, dass er wusste was er war, war in diesem Augenblick unklar. Der Drache hatte es offensichtlich als Aussprache der Wahrheit betrachtet und entsprechend zurück gegeben.
Chasin beobachtete sofort die Auren der Umgebung und dann wieder seine Aura und nickte nur leicht, was einer Bestätigung gleich kam, dass er die Wahrheit sprach und auch sonst keine Gefahr drohte. Sonst hielt sie sich so gut es eben mit ihrer Größe ging im Hintergrund.
„Ihr sprecht von einem Gift. Habt Dank, das war mir tatsächlich entgangen und würde auch einiges an Ungemach erklären.“
Er wandte seinen Kopf Delilah zu:
„Dann werde ich wohl wirklich euer Hilfeangebot annehmen...“
Er sah wieder Zanfar an:
„...denn dieser Leib ist sterblich. Interessant, dass ihr annehmt, dass es nicht so wäre.“
Er sah zu Darna und nickte ihr zu. Dann musterte er Chasin.
„Auf welch eine Ansammlung von Kostbarkeiten ich hier treffen darf! Mann kommt nicht oft in den Genuss, solch Konzentration von Reinheit bewundern zu dürfen.“
Dabei legte er seine Handflächen verschränkt aneinander und hob sie in begeisterter Geste auf Herzhöhe.
„Ist eine der Damen vielleicht noch zu haben?“
Leon gab einen gepressten Laut von sich, der stark nach einem aufkommenden Hustenanfall klang. Chasin hob erstaunt den Kopf und ihre Arme sackten fassungslos an den Seiten herunter. Verano schaute in die teils verdutzten Gesichter.

„...ich meinte, für einen Tanz.“

Wenn Zanfar sich umdrehte und Chasin ansah, erkannte er, dass es nun doch passiert war. Sie sah dem Drachengeist ins Gesicht. Ihre zögerlich nach oben wandernden Bauen verrieten eine Spur Überraschung, dann verfärbten sich ihre Wangen dunkler, was ihrer Haut diesen ganz besonderen Schimmer verlieh, den er schon einmal an ihr gesehen hatte. Und das war in einem sehr privaten Moment gewesen! Chasin erbebte leicht und schlug die Augen nieder. Brav! Wenigstens reagierte sie noch. Dann erklang ihre nun leicht bebende leise Stimme, fast wie zu sich selbst:
„...meint … ihr nicht!...nicht nur!!!“
Veranos breites Lächeln verwandelte sich in ein fast verwegenes schmales Schmunzeln.
„Interessant. Eine Tha'Roon... sieht man außerhalb von Nebulis nur sehr selten. Würdet ihr mir diesen Tanz gewähren?“
Chasin schüttelte leicht den Kopf.
„Nun gut, dann vielleicht später einen Anderen.“
Das der Drache von sich selbst sehr überzeugt war, stand damit außer Frage. Welche Absichten er hegte, was die Damen anbelangte, war nun auch etwas klarer geworden. Sein Blick fiel auf seinen Sohn, der sich tatsächlich während dieses kleinen Geplänkels etwas vor Darna geschoben hatte. Sein rechter Arm war leicht abgespreizt, als wolle er sie hinter seinem Leib verbergen. Seine Hand berührte dabei leicht den Stoff ihres Mieders an der Taille. Der Blick des Sohnes sagte aber ebenfalls deutlich, dass auch Delilahs Gegenwart an seiner Seite ihm missfiel. Verano hob in beschwichtigender Geste die Hände und lächelte:
„Beruhige dich, Sohn.“
Wobei der Klang des letzten Wortes irgendwie merkwürdig anmutete.
„Ich verspreche, ich werde keinem Wesen hier im Raum... gut in der Stadt ein Leid antun. Aber wenn sie von selbst zu mir kommen, ist es ihr Wille.“
Damit sah er wieder in die Runde und machte eine formvollendete Verbeugung.
„Da wir das nun geklärt hätten, wüsste ich gerne mit wem ich die Ehre habe.“
Er lächelte wieder charmant und endete mit einem:
„Vor ihnen steht leibhaftig Verano Milagros, der Erste, Graf von Weißenfels zu Rugta. Der weiße Ritter, wie man ihn auch nennt... und wahrhaftig ... Fiddatan nun der Vergangene, Drache im Bund von Lyn, Herrscherin über Drachma. Ein Silberdrache einst, jetzt nur noch im Geiste.“
Chasin hob abermals erstaunt den Kopf.
„Ihr verratet uns euren Namen?“
„Ja, warum denn nicht. Habt ihr denn nicht zugehört? Ich bin gebunden.“
Chasin klappte den Mund wieder zu und besann sich auf ihre guten Manieren.
„Chasin Halona de Mondragil, Tochter des Nebels, Gesandte des Friedens und der Weisheit, Diplomatin der Tha'Roon.“
Leon kniff nur die Lippen aufeinander, denn ihn kannte der Drache schon zu genüge.
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Re: Das Fest der Masken

Beitrag von Zanfar Aval'athil » Donnerstag 25. Januar 2018, 23:11

Während Darna sich mit Leon besprach und Vorkehrungen für die Wiederherstellung der Kräfte ihrer Mitstreiter traf, ‚vergnügte‘ sich Zanfar mit dem Drachen.

„Werter Dunkelelf, …“

Eis lief angesprochenem Angehörigen des dunklen Volkes über den Rücken und ein flattern der Angst fuhr ihm durch den Magen.

„…ihr seid ein aufmerksamer Beobachter und mitteilsam noch dazu. Ob Lila meine Augen betont, dürftet ihr nicht beurteilen können, deshalb nehme ich an, dass diese Aussage einem gewissen Sarkasmus entspringt. Ich freue mich eure Bekanntschaft zu machen und hoffe auch weiterhin auf solch sprühenden Witz.“

War es Mangel an Wissen, dass den Drachen dazu brachte, ihn so anzusprechen oder eine Brutale Warnung, sich nicht so weit vor zu wagen?
Nervös huschten seine Augen über die sie umgebenden Gäste, halb in der Befürchtung, den erstbesten ‚Mörder‘ und ‚Feind‘ brüllen zu hören.
Auch Chasin teilte seine Sorge und ließ ihren Blick über die Menge schweifen, aber niemandem schien die Anrede aufgefallen zu sein.

„Ihr sprecht von einem Gift. Habt Dank, das war mir tatsächlich entgangen und würde auch einiges an Ungemach erklären.“
Er wandte seinen Kopf Delilah zu:
„Dann werde ich wohl wirklich euer Hilfeangebot annehmen...“
Er sah wieder Zanfar an:
„...denn dieser Leib ist sterblich. Interessant, dass ihr annehmt, dass es nicht so wäre.“


Interessant, das du denkst, ich wüsste etwas über diesen Unsterblichkeits-Seelenwanderungs-Geister Kram… und noch interessanter zu wissen wie verletzlich du bist!

Der Drache sah zu Darna und nickte ihr zu. Dann musterte er Chasin.
„Auf welch eine Ansammlung von Kostbarkeiten ich hier treffen darf! Mann kommt nicht oft in den Genuss, solch Konzentration von Reinheit bewundern zu dürfen.“
Dabei legte er seine Handflächen verschränkt aneinander und hob sie in begeisterter Geste auf Herzhöhe.
„Ist eine der Damen vielleicht noch zu haben?“
Leon gab einen gepressten Laut von sich, der stark nach einem aufkommenden Hustenanfall klang. Chasin hob erstaunt den Kopf und ihre Arme sackten fassungslos an den Seiten herunter. Verano schaute in die teils verdutzten Gesichter.


Meine Rede aber … was zum Henker?!
Auch Zanfar starrte den Unsterblichen im sterblichen Körper empört und fassungslos an. Gerade hatte er letzteres wieder gewonnen und wollte Einspruch erheben, da ergänzte der Drache:

„...ich meinte, für einen Tanz.“

Nach reiflicher Überlegung und Beobachtung als urm … Rezipient stelle ich fest, dass diese Art von Humor doch nicht so erheiternd ist, wie ich dachte. Vor allem nicht, wenn es möglicherweise gar kein Scherz war…
Die Starre seiner Begleiterin verhieß nichts gutes und je länger er Drache und Tha’Roon beobachtete, desto klarer wurde, dass sie dem Unsterblichen in die Augen gesehen hatte.

Ihre zögerlich nach oben wandernden Bauen verrieten eine Spur Überraschung, dann verfärbten sich ihre Wangen dunkler, was ihrer Haut diesen ganz besonderen Schimmer verlieh, den er schon einmal an ihr gesehen hatte. Und das war in einem sehr privaten Moment gewesen! Chasin erbebte leicht und schlug die Augen nieder.

Hey! Meine! Lass die Finger von ihr.
Hätte der Kontakt länger als die wenigen Sekunden gedauert, hätte er vermutlich etwas sehr törichtes getan – wie zum Beispiel den Drachen ins Gesicht zu Schlagen.

Brav! Wenigstens reagierte sie noch. Dann erklang ihre nun leicht bebende leise Stimme, fast wie zu sich selbst:
„...meint … ihr nicht!...nicht nur!!!“
Veranos breites Lächeln verwandelte sich in ein fast verwegenes schmales Schmunzeln.
„Interessant. Eine Tha'Roon... sieht man außerhalb von Nebulis nur sehr selten. Würdet ihr mir diesen Tanz gewähren?“
Chasin schüttelte leicht den Kopf.
„Nun gut, dann vielleicht später einen Anderen.“


Kluges Mädchen … nicht mit dem Bösen Drachen spielen.
Wäre Zanfar nicht so aufgebracht, hätte er sicher Anerkennung für die ‚Darstellung‘ des Drachen empfunden. Den mysteriösen durchtriebenen Verführer hatte er wirklich perfektioniert… nur das der Drache sich vermutlich nicht im mindesten Verstellte, sondern einfach die ‚Jagd‘ genoss.
Nur um sicher zu gehen, dass der Drache nicht doch Probleme mit einem ‚Nein‘ hatte … oder Chasin es sich anders überlegte, schob er sich zwischen die Tha’Roon und den Unsterblichen.

Der Blick des Drachen fiel auf seinen Sohn, der sich tatsächlich während dieses kleinen Geplänkels etwas vor Darna geschoben hatte. Sein rechter Arm war leicht abgespreizt, als wolle er sie hinter seinem Leib verbergen. Seine Hand berührte dabei leicht den Stoff ihres Mieders an der Taille. Der Blick des Sohnes sagte aber ebenfalls deutlich, dass auch Delilahs Gegenwart an seiner Seite ihm missfiel. Verano hob in beschwichtigender Geste die Hände und lächelte:
„Beruhige dich, Sohn.“
Wobei der Klang des letzten Wortes irgendwie merkwürdig anmutete.
„Ich verspreche, ich werde keinem Wesen hier im Raum... gut in der Stadt ein Leid antun. Aber wenn sie von selbst zu mir kommen, ist es ihr Wille.“


Freier Wille? Wirklich? Rede dir das nur weiter ein. Heute bleibst du jedenfalls ohne weibliche Begleitung, ich besuche dich höchstens mit zwei scharfen Kurzschwertern und teste wie Sterblich du bist! … Nein warte, das darf ich nicht. Wenn er ein Geist ist und mit einem halbtoten Körper herumläuft, ist er dann nicht Untot? Dann wäre es okay, wenn ich ihm ‚auf dem Weg helfe‘ nicht?

Damit sah der Drache wieder in die Runde und machte eine formvollendete Verbeugung.
„Da wir das nun geklärt hätten, wüsste ich gerne mit wem ich die Ehre habe.“
Er lächelte wieder charmant und endete mit einem:
„Vor ihnen steht leibhaftig Verano Milagros, der Erste, Graf von Weißenfels zu Rugta. Der weiße Ritter, wie man ihn auch nennt... und wahrhaftig ... Fiddatan nun der Vergangene, Drache im Bund von Lyn, Herrscherin über Drachma. Ein Silberdrache einst, jetzt nur noch im Geiste.“
Chasin hob abermals erstaunt den Kopf.
„Ihr verratet uns euren Namen?“
„Ja, warum denn nicht. Habt ihr denn nicht zugehört? Ich bin gebunden.“


Gebunden? Was soll das nun wieder heißen?

Chasin klappte den Mund wieder zu und besann sich auf ihre guten Manieren.
„Chasin Halona de Mondragil, Tochter des Nebels, Gesandte des Friedens und der Weisheit, Diplomatin der Tha'Roon.“
Leon kniff nur die Lippen aufeinander, denn ihn kannte der Drache schon zu genüge.


Ärger kochte in Zanfar hoch. Das Wesen flößte ihm Angst um seine Gefährten und sich selbst ein und brachte ihn ordentlich aus dem Tritt. Einer der Gründe, warum er so ‚frei‘ durch Jorsas Hauptstadt geschritten war, war dass er sich heimlich zusicherte, dass am Ende doch er das gemeinste und gefährlichste Monster im ‚Ring‘ war.
Eine Annahme die ihn für Gewöhnlich in die mentale Selbstkasteiung trieb, aber auch etwas war, dass ihm Sicherheit gab. Schließlich konnte niemand einem Monster etwas antun, nicht wahr?
Nur dass er sich absolut sicher war, wer in diesem Raum das größere und gefährlichere Monster war – und dessen Darstellung des ‚Bösewichts‘ spielte den reuigen Dunkelelfen mit dem kleinen Finger an die Wand.
Liebend gerne hätte er dem Drachen seine ehemaligen Titel entgegen geschleudert, aber den Wettbewerb hätte er ohnehin nicht gewonnen.
„Nichtgenannter, Mitglied des gleichnamigen Ordens, vor Minuten selbstberufener Beschützer der Jungfern und Knappen.“
Entgegneter er zynisch und deutete eine Verbeugung an. (Wobei er die Anwesenden wohl auch alle unter ‚Jungfrauen‘ hätte fassen können … wobei, Leon vielleicht nicht.)

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* (nur noch) ein Satz Winterkleidung
* feine schwarze Schaftstiefel mit hervor ragenden Nähten und Zierrunen am Schaft
* Reiseausrüstung
* kl. Tiegel mit Perlmuttdeckel (Hautcreme)
* Kinderholzschwert von Elli
Tierische Begleiter: Varukaaz (Feuerdrache, Entwicklungsstufe: Kleinkind)
Zum Vorzeigen: Badass Darna (by Zanfar)
Portrait Feuer-Darna (by Kazel)

Re: Das Fest der Masken

Beitrag von Darna von Eibenau » Sonntag 28. Januar 2018, 00:12

Während Zanfar sich mit dem Drachen "vergnügte", traf Darna Vorkehrungen für die Versammlung und Wiederherstellung ihrer Streitkräfte.
Oder so ähnlich.
Mit dem unangenehmen Gefühl, dass sie hier gerade schlecht weg konnte, musste sie sich erst einer der Grundregeln wieder bewusst werden, die in Adelskreisen für gewöhnlich galten: man erledigte 'niedere' Dinge wie Laufereien für Nachrichten oder das Aufsuchen von Leuten nicht selbst, sondern man ließ andere dies erledigen. Diener halt. Bisher hatte Darna als Knappin stets selbst in diese Gruppe gehört, so wie es für ihren angestrebten Stand üblich war: 'Wer befehlen will, muss gehorchen können'. Doch just gab es diesen Moment, wo sich die Positionen verschoben. Sie war jetzt Gast hier, gehörte zur 'gehobenen Gesellschaft', und hier liefen genug Diener herum, die ihr das grausame Schicksal, sich zweiteilen zu müssen, ersparten.

Ihr Blick pendelte kurz und sie löste sich ein, zwei Schritt von Leon, um einen der livrierten Diener mit dezenter Geste anzuhalten, der den Gästen auf einem Tablett Süßigkeiten anbot. Sein Tablett wies so weit Lücken auf, dass Darna wusste, er würde es bald austauschen, also seine vorgeschriebene Runde durch den Saal unterbrechen.
Mehr als Vorwand nahm sie sich dabei eines der kleinen Gebilde mit leicht grünlicher Zuckerkruste. Kandierte Weintrauben, wie sie vermutete. "Guter Mann, tut mir bitte einen Gefallen - oder sorgt dafür, dass jemand dies erledigt", leitete sie ihren Auftrag in einem ruhigen, höflichen, aber leicht distanzierten Tonfall ein, wie man ihn in solchen Situationen gebrauchte und machte eine leicht schweifende Geste, die durch den Saal deutete:
"Der junge Herr Basilius von Gudenberg, als Wolf verkleidet, wird sich irgendwo hier in der Nähe mit seinem Fräulein Schwester, einer .. wunderhübschen Schwanendame, zum Gespräch zurück gezogen haben. Lasst ihm ausrichten, dass es mir herzlich leid tut, ihn zu stören, doch wir werden in absehbarer Bälde bei seiner Majestät zu einer Audienz erwartet." Den letzten Worten verlieh sie den nötigen unterschwelligen Nachdruck, um klarzumachen, dass es hier nicht um irgendwelches belangloses Zeug ging, die man mal 'aus Versehen vergessen' konnte. Sie steckte sich die Weintraube in den Mund und wartete die Reaktion des Dieners ab, um sicherzustellen, dass sich darum gekümmert werden würde.
"Er soll sich bitte bei uns oder General von Pappelhain einfinden", schloss sie den Auftrag ab, während die Zuckerkruste in ihrem Mund leichter nachgab, als sie erwartet hätte.
Huch, das war ja gar keine Weintraube!
Unter der dünnen süßen Wand befand sich eine Cremefüllung, die stark nach Pfefferminz schmeckte und etwas, was sie nicht recht einsortieren konnte. Es füllte den Mundraum wie eine kalte, aber angenehme Brise und rann kühl die Zunge runter, dass sie es bis in den Magen zu spüren glaubte. Unter der Maske hatten sich überrascht die Brauen gehoben. Das war unerwartet - aber lecker!
"Ach, und könnt Ihr mir vielleicht sagen, woran ich gegebenenfalls den Lehrling des Herrn Hofalchemisten erkennen kann? Hält er sich hier unter den Gästen auf?"
"Meinen Dank." Flugs, bevor der Mann sich ganz abwandte, pickte Darna sich noch die letzten zwei dieser 'Weintrauben' vom Tablett und übersah die Mimik des Dieners, der ansetzte, einen warnenden Einwand hervorzubringen.
Aber Moment: mindestens eine der Spezereien schien die Fuchsdame dem jungen Herrn mit der Einhornmaske anbieten zu wollen, und die zweite war vielleicht auch für wen anders... schon gut. Er wandte sich ab.

Darna trat wieder zu Leon und fing gerade die Geste des Drachen auf, der ihr zunickte. Sie erwiderte den Gruß verhalten, aber im Rahmen der gebotenen Höflichkeit. Mehr Enthusiasmus lag direkt danach in ihrer lediglich in der Lautstärke gedämpften Stimme:
"Hier Leon, koste das mal! Die sind wirklich lecker!", empfahl sie ihm gutgelaunt klingend im Brustton der Überzeugung und brachte ihm die 'Traube' so dicht vor die Maske, dass er sie zwar noch selbst ergreifen, sich aber genausogut füttern lassen konnte. Im gleichen Moment steckte sie sich selbst die zweite Süßigkeit zwischen die rotgeschminkten Lippen und ließ sie animierend verschwinden, rollte die Zuckerkugel über die Zunge und zerdrückte sie, genoss das sich ergießende Geschmackserlebnis.
Sind die lecker! Schade, dass das alle war.
Ihr Enthusiasmus hätte sich sicher in Grenzen gehalten, wenn ihr klar gewesen wäre, dass das keine harmlosen Süßigkeiten waren. Dem Pfefferminzlikör, der es alleine schon in sich hatte, waren Substanzen beigemengt, die in Grandea sicher noch höher dosiert gewesen wären, aber naja, auch der Hof von Jorsan war kein Konzil aus Heiligen... *

„Ist eine der Damen vielleicht noch zu haben?“
Ihre Aufmerksamkeit wanderte wieder nach vorne, wo 'Verano' inzwischen vor der Diplomatin stand. Wie bitte?, dachte sie, eher in dem Bemühen, den Faden des Gespräches dort aufzugreifen, als in Empörung. Leon gab einen gepressten Laut von sich, der stark nach einem aufkommenden Hustenanfall klang. Prompt drehte sich besorgt Darnas Kopf zu ihm. Chasin hob erstaunt den Kopf und ihre Arme sackten fassungslos an den Seiten herunter. Verano schaute in die teils verdutzten Gesichter.
„...ich meinte, für einen Tanz.“

Achso.
Ja, später. Oder? Ihr Blick schweifte aufmerksam. Er wollte gerade sicher eher eine andere auffordern, nicht? Es herrschte kurz eine seltsame Stille. Irgend etwas... entging ihr hier gerade, war seltsam. Ihre Augen verengten sich forschend.
Chasin erbebte leicht und schlug die Augen nieder. Brav! Wenigstens reagierte sie noch. Dann erklang ihre nun leicht bebende leise Stimme, fast wie zu sich selbst:
„...meint … ihr nicht!...nicht nur!!!“

Oha? Nicht? Was denn sonst? Blinzelnd ließ Darna für sich die gerade gehörten Worte noch einmal Revue passieren. Ob sie noch 'zu haben' war... - oh! Aber... das wusste er doch: Nein. Ihr Blick pendelte nochmal zu Leon, der seitlich von ihr stand. Seltsamerweise geriet sie gerade weniger in Unruhe als andere hier, weil Darna, was sie betraf, die 'Zugehörigkeiten' schon abgeklärt wähnte.

Veranos breites Lächeln verwandelte sich in ein fast verwegenes schmales Schmunzeln. „Interessant. Eine Tha'Roon... sieht man außerhalb von Nebulis nur sehr selten. Würdet ihr mir diesen Tanz gewähren?“ Chasin schüttelte leicht den Kopf. „Nun gut, dann vielleicht später einen Anderen.“
Dass der Drache von sich selbst sehr überzeugt war, stand damit außer Frage. Welche Absichten er hegte, was die Damen anbelangte, war nun auch etwas klarer geworden. Sein Blick fiel auf seinen Sohn, der sich tatsächlich während dieses kleinen Geplänkels etwas vor Darna geschoben hatte. Sein rechter Arm war leicht abgespreizt, als wolle er sie hinter seinem Leib verbergen. Seine Hand berührte dabei leicht den Stoff ihres Mieders an der Taille. Der Blick des Sohnes sagte aber ebenfalls deutlich, dass auch Delilahs Gegenwart an seiner Seite ihm missfiel.

Die Fuchsmaske senkte sich in Richtung der Geste, als sie die Berührung registrierte.
Du brauchst mich nicht zu beschützen, kommentierte sie gedanklich, doch der sonst gewohnte Ärger blieb aus, wenn jemand sie 'wie eines dieser Burgfräulein' behandelte. Die gute Laune, die sich seit den Zuckertrauben eingestellt hatte, hielt sich hartnäckig - oder drohte sie sich tatsächlich darüber zu freuen, dass Leon damit so etwas wie ein 'Die gehört zu mir!' signalisierte?
Verano hob in beschwichtigender Geste die Hände und lächelte:
„Beruhige dich, Sohn.“ Wobei der Klang des letzten Wortes irgendwie merkwürdig anmutete. „Ich verspreche, ich werde keinem Wesen hier im Raum... gut in der Stadt ein Leid antun. Aber wenn sie von selbst zu mir kommen, ist es ihr Wille.“

Einerseits beruhigte Darna sich prompt ungemein, dass er seine Friedensbekundung auf das Gebiet der ganzen Stadt ausweitete. Und sie traf aufgrund dieser Worte die Entscheidung, dass sie Verano mit zu der Audienz nehmen wollte, wenn es nach ihr ginge. Das glaubte sie nun verantworten zu können, und immernoch schien ihr das sicherer, als ihn hier zwischen all den ahnungslosen Leuten zu lassen.
Andererseits konnte sie sich trotzdem eine Spitzfindigkeit nicht verkneifen: Und wenn sie von selbst zu Euch kommen, dann tut Ihr ihnen aber ein Leid an...? Sie legte leicht den Kopf schief und sah in einer grundzufriedenen Stimmung neugierig wieder zu dem Drachenmaskenträger, sich keine Gedanken um Blickkontakt oder nicht machend. Deli hatte sie ja gewarnt, aber ihm danach selber in die Augen gesehen - und wie! Jetzt stand sie neben ihm und schien guter Dinge zu sein. Chasin sah fast die ganze Zeit und immer wieder zu ihm, bis jetzt auf die letzten Momente, wo sie etwas schüchterner wirkte.
Es schien nur so eine Redensart zu sein oder so.

Damit sah er wieder in die Runde und machte eine formvollendete Verbeugung.
„Da wir das nun geklärt hätten, wüsste ich gerne mit wem ich die Ehre habe.“ Er lächelte wieder charmant und endete mit einem:
„Vor ihnen steht leibhaftig Verano Milagros, der Erste, Graf von Weißenfels zu Rugta. Der weiße Ritter, wie man ihn auch nennt... und wahrhaftig ... Fiddatan nun der Vergangene, Drache im Bund von Lyn, Herrscherin über Drachma. Ein Silberdrache einst, jetzt nur noch im Geiste.“

Jetzt sagt er seinen richtigen Namen!, stellte sie hochzufrieden fest und ihre Neugier stürzte sich auf das aufgefangene Futter: Diese 'Lyn', das ist ein anderer Drache - eine Drachin?, vermutete sie erstmal das naheliegendste, Aber was ist 'Drachma'? Sie atmete ein mal durch. Die Frische, die der Pfefferminzlikör im Kopfbereich verbreitet hatte, schwand langsam und sie vermisste sie ein bisschen, dafür breitete sich aber in ihren Eingeweiden langsam die Wärme des starken Alkohols aus.
Ein Silberdrache..., ließ sie sich ehrfürchtig das Gehörte nochmal auf der Zunge zergehen, ihre Haltung neben Leon entspannte sich und sie schob beiläufig in anschmiegsamer Geste ihre rechte Hand unter Leons Oberarm, umschlang mit ihrem Arm glatt seinen, in deutlich vertraulicher statt höfischer Geste.
Chasin hob abermals erstaunt den Kopf. „Ihr verratet uns euren Namen?“
„Ja, warum denn nicht. Habt ihr denn nicht zugehört? Ich bin gebunden.“

Weiter interessiert lauschte die Knappin dem leicht seltsamen Wortwechsel. Wieso? Dürfen Drachen ihren Namen nicht sagen? Wie bei Dämonen? Was sie nebenher daran erinnerte, dass sie 'ihren' Dämon noch nach seinem Namen fragen wollte. Oder? Sie war sich noch nicht sicher, ob das so eine gute Idee war. Naja, egal.
Chasin klappte den Mund wieder zu und besann sich auf ihre guten Manieren.
„Chasin Halona de Mondragil, Tochter des Nebels, Gesandte des Friedens und der Weisheit, Diplomatin der Tha'Roon.“

Darna schürzte nachdenklich die Lippen. Das meint sie wirklich ernst, oder? Dieses 'Gesandte des Friedens und der Weisheit'... Klingt furchtbar salbungsvoll. Aber das ist keine Floskel..., glaubte sie die seltsame Frau langsam ein wenig besser einschätzen zu können.
Leon kniff nur die Lippen aufeinander, denn ihn kannte der Drache schon zu genüge.

„Nichtgenannter, Mitglied des gleichnamigen Ordens, vor Minuten selbstberufener Beschützer der Jungfern und Knappen“, entgegnete der schwarze Rabe zynisch und deutete eine Verbeugung an.
Im Schatten der rostroten Federmaske blitzte es mit fast amüsierter Spitzfindigkeit auf, oder flackerte da doch gerade ganz kurz ganz flüchtiger Ärger auf? 'Selbstberufener'. So so. Ich brauche aber nicht beschützt zu werden! Auch wenn ich es jetzt doppelt wäre? 'Jungfer' und Knappin. Sie nahm die Worte letztlich gelassen hin, geriet aber kurz darauf ins Stolpern, ob sie sich noch einmal vorstellen sollte?
Darna von Eibenau.
Ja, das hatte sie ihm gesagt, aber das war ein bisschen wenig, nicht?
Je nachdem, ob Delilah es noch als notwendig erachtete, sich vorzustellen, löste sie sich nach ihr schweren Herzens nochmal von Leon, um sich in bewusst so gewählter Geste auf ritterliche Art zu verbeugen, statt zu knicksen:
"Verzeiht, wenn es bislang nur beim Namen blieb", leitete sie galant floskelhaft ein, "doch ist meiner Wenigkeit kaum etwas hinzu zu fügen." Es klang tatsächlich demütig, doch in ihrem Hinterstübchen rumorte es ungewohnt gelöst und frech nebenher kommentierend.
"Darna von Eibenau, wie erwähnt." Die Leibhaftige!
"Ich bin Knappin in Diensten des Grafen der Wehr von Jorsan, seiner Hochgeboren Widumar von Aarenhorst." Der Dienstherr kriegt mehr Raum in der Vorstellung als der Knappe, wie gewöhnlich. 'Hey, mein Herr ist wichtiger als deiner!' - Äh, ich glaube, in diesem Fall nicht. Was immer 'Herrscherin über Drachma' ist.
Sie richtete sich wieder auf und endete trocken gefasst: "Auch wenn dieser Status so oder so nicht mehr von langer Dauer sein dürfte."
Hast du gerade wirklich 'so oder so' gesagt? Moah...!
Sie schwieg wieder. Äußerlich.
Ist 'Ehemalige Trägerin einer Seelenrose' ein Titel? Wohl nicht. 'Zerfetzerin der Untoten' - ha! Naja, eines Untoten. Und sie äffte in Gedanken die Formulierung des Drachen nach: 'Mädchen im Bund mit 'keine-Ahnung-wie-er-heißt', Fürst über keine-Ahnung-welches Dämonen-Fürstentum. Das schindet wohl keinen Eindruck. Ich glaube nicht mal, dass das ein richtiges Lehen ist.
Achso, apropos Dämonen, Portal und so...

Ihr Kopf ruckte leicht vor, als ihr mit loser Zunge eine Frage über die Lippen schoss:
"Teilt Ihr das Wissen des Grafen von Weißenfels?"


(#ooc: * = Maru, du hast freie Hand, was genau da für ein Zeug mit im Likör war und wie das wirkt. Wenn du willst, Aufklärung auch über PN möglich, hihi ^^)

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Re: Das Fest der Masken

Beitrag von Delilah » Freitag 2. Februar 2018, 21:03

Delilah schien von allen Anwesenden am wenigsten über die Anwesenheit des Drachen und seine Motive besorgt zu sein. Auch wenn seine Nähe… anstrengend war, sie fürchtete sich nicht vor ihm. Irgendetwas in ihr war sich sehr sicher, dass er ihr nichts tun würde … und nicht ohne ihre Zustimmung. Sie waren gerade auf dem Weg zurück zu der Gruppe, in Delilahs Kopf schwirrten noch Reste der Gedanken, die der Silberne mit ihr geteilt hatte. Erinnerungen an seine Schuld, seine Reue, seine Trauer und seinen Wunsch nach Hause zurückzukehren. Außerdem war da dieses kleine Licht, diese Hoffnung, dass Leons Schicksal doch einen anderen Weg einschlagen konnte, als bisher befürchtet. Delilah wurde von einer vertrauten Stimme aus ihren Gedanken gerissen.

„Werter Drache, welch eine Ehre, dass ihr uns mit Eurer Gesellschaft erfreut.“ Ein Hauch Spott, gut getarnt, schien in den Worten und der … Verbeugung mitzuschwingen und die Lichtmagi konnte sich ein leichtes Zucken des rechten Mundwinkels nicht verkneifen. Der Nichtgenannte zeigte kein Anzeichen davon, eingeschüchtert zu sein. Veranos Brauen wanderten ein Stück in die Höhe.
„Ein hübsches Lila habt ihr da auf Eure Narbe aufgelegt, ist das nicht das Gift der tanzenden Knochen? Betont Eure Augen.“
Spätestens mit diesen Worten hatte er die ungeteilte Aufmerksamkeit der blonden Frau. „Ich würde es aber an eurer Stelle entfernen, ich habe gehört, wenn es erst den Knochen erreicht hat, tut es höllisch weh – von den tödlichen Folgen ganz abgesehen… aber vielleicht gilt das auch nur für Sterbliche.“ Ihr Augen glitten erneut über die Wunde, bevor der Drache eine ebenso geringe Verbeugung andeutete wie der Dunkelelf.

Gift also… das Ausbrennen hatte sicherlich geholfen, aber dennoch sollte sie sich der Wunde wohl lieber früher als später annehmen. In ihrem Kopf ging Delilah gerade mögliche Vorgehensweisen durch, als sie die nächsten Worte des Silbernen erschrocken aufschauen ließen. „Werter Dunkelelf, ihr seid ein aufmerksamer Beobachter und mitteilsam noch dazu. Ob Lila meine Augen betont, dürftet ihr nicht beurteilen können, deshalb nehme ich an, dass diese Aussage einem gewissen Sarkasmus entspringt. Ich freue mich eure Bekanntschaft zu machen und hoffe auch weiterhin auf solch sprühenden Witz.“
Delilahs Augen schimmerten leicht golden, als sie mit Kinderaugen nach einem plötzlichen Aufflammen violetter Farbe in der Umgebung suchte. Solche unbedachten Worte konnten schnell Größeres auslösen und so penibel wie der Nichtgenannte jeden Flecken Haut bedeckte, war sich Delilah ziemlich sicher, dass der Hof nichts von seiner Rasse wusste. Sie blinzelte erneut gegen das plötzliche Licht, doch dieses Mal wusste sie wenigstens, was auf sie zukam.
„Ihr sprecht von einem Gift. Habt Dank, das war mir tatsächlich entgangen und würde auch einiges an Ungemach erklären.“ Er wandte seinen Kopf Delilah zu, deren Augen gerade den letzten goldenen Schimmer wieder verloren: „Dann werde ich wohl wirklich euer Hilfeangebot annehmen...“ Die Augenbrauen der Jorsanerin zuckten kurz. Hatte daran etwa ein Zweifel bestanden?!

„...denn dieser Leib ist sterblich. Interessant, dass ihr annehmt, dass es nicht so wäre.“ Delilah entdeckte ein kurzes, gefährliches Glitzern in den roten Augen hinter der Maske, doch es war schneller verflogen, als dass sie es genauer benennen konnte. Doch jetzt, wo der Drache es nochmal so betonte… wie sterblich… wie „normal“ war sein Körper?
„Wie steht es bei euch bezüglich Nahrung und Schlaf und anderweitiger Notwendigkeiten?“, fragte die Lichtmagi, als sie ihren Blick wieder auf den „Grafen“ richtete. „Es wäre gut solche Dinge zu wissen, falls wir dementsprechend eure Reise vorbereiten sollten. Wie weit ist eure Heimat eigentlich entfernt?“

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„Auf welch eine Ansammlung von Kostbarkeiten ich hier treffen darf! Mann kommt nicht oft in den Genuss, solch Konzentration von Reinheit bewundern zu dürfen.“
Dabei legte er seine Handflächen verschränkt aneinander und hob sie in begeisterter Geste auf Herzhöhe. Delilah hob eine Augenbraue. Er war etwas zuuu begeistert.
„Ist eine der Damen vielleicht noch zu haben?“
Leon gab einen gepressten Laut von sich, der stark nach einem aufkommenden Hustenanfall klang. Chasin hob erstaunt den Kopf und ihre Arme sackten fassungslos an den Seiten herunter. Verano schaute in die teils verdutzten Gesichter. Delilahs zweite Augenbraue hob sich.

„...ich meinte, für einen Tanz.“

Delilah wusste nicht ganz weshalb, aber irgendwie bezweifelte sie das. Eine leicht er…dunkelte Chasin bestätigte diese leichte Vermutung mit einem atemlosen: „...meint … ihr nicht! ...nicht nur!!!“
Veranos breites Lächeln verwandelte sich in ein fast verwegenes schmales Schmunzeln.
„Interessant. Eine Tha'Roon... sieht man außerhalb von Nebulis nur sehr selten. Würdet ihr mir diesen Tanz gewähren?“ Chasin schüttelte leicht den Kopf.
„Nun gut, dann vielleicht später einen Anderen.“

Das der Drache von sich selbst sehr überzeugt war, stand damit außer Frage. Welche Absichten er hegte, was die Damen anbelangte, war nun auch etwas klarer geworden. Delilah stellte fest, wie Leon und Zanfar ihre jeweiligen Besitzansprüche geltend machten und beschloss dass ihre eigenen Besitzansprüche auf sich selbst genug Versicherung waren. Sie war sich ihrer Sicherheit an der Seite des Drachen wirklich erstaunlich sicher. Ein wenig erstaunte es sogar sie selbst. „Beruhige dich, Sohn.“ Wobei der Klang des letzten Wortes irgendwie merkwürdig anmutete.
„Ich verspreche, ich werde keinem Wesen hier im Raum... gut in der Stadt ein Leid antun. Aber wenn sie von selbst zu mir kommen, ist es ihr Wille.“

Damit sah er wieder in die Runde und machte eine formvollendete Verbeugung. Delilah fühlte sich nicht angesprochen.

„Da wir das nun geklärt hätten, wüsste ich gerne mit wem ich die Ehre habe.“
Er lächelte wieder charmant und endete mit einem:
„Vor ihnen steht leibhaftig Verano Milagros, der Erste, Graf von Weißenfels zu Rugta. Der weiße Ritter, wie man ihn auch nennt... und wahrhaftig ... Fiddatan nun der Vergangene, Drache im Bund von Lyn, Herrscherin über Drachma. Ein Silberdrache einst, jetzt nur noch im Geiste.“
Hah… leibhaftigt und wahrhaftig. …Fiddatan wusste wirklich mit den Worten und ihren Bedeutungen zu spielen. Drache im Bund von Lyn, Herrscherin über Drache. War Lyn die Königin, die er hatte schützen sollen? Drachma seine Heimat in die er zurückkehren wollte? So wie er sich momentan vorgestellt hatte, klang es, als wenn Lyn am Leben war… doch hatten seine Erinnerungen nicht von Trauer gesprochen? Er hatte sie nicht zurückbringen können… aber hieß das, dass sie nicht vielleicht auf anderem Wege heimgelangt waren? Wie lange lebten Drachen?

Chasin hob abermals erstaunt den Kopf. „Ihr verratet uns euren Namen?“ Nun war Delilah erstaunt. War das etwas Ungewöhnliches?
„Ja, warum denn nicht. Habt ihr denn nicht zugehört? Ich bin gebunden.“ Wieder zogen sich die fein geschwungenen Augenbrauen zusammen. Hieß das, dass der Name eines ungebundenen Drachen einem Macht über ihn gab? Und wenn ja, warum änderte die Verbindung diesen Zustand?
Chasin klappte den Mund wieder zu und besann sich auf ihre guten Manieren.
„Chasin Halona de Mondragil, Tochter des Nebels, Gesandte des Friedens und der Weisheit, Diplomatin der Tha'Roon.“
„Nichtgenannter, Mitglied des gleichnamigen Ordens, vor Minuten selbstberufener Beschützer der Jungfern und Knappen.“
Ein leichtes Zucken ihrer Mundwinkel verriet die junge Lichtmagi.

Delilah sah nicht die Notwendigkeit sich vorzustellen. Fiddatan hatte einen ganzen Kopf voller Erinnerungen an sie, er wusste wer sie war. Bei dem Gedanken an all die Dinge, die der Drache potentiell über sie wusste, verkniff sich Delilahs Mund für einen Augenblick auf eine ähnliche Art wie Leons. Irgendwie fühlte sich das wie ein verheerender Eingriff in ihre Privatsphäre und Beziehung zu Verano an. Als hätte jemand Geheimnisse… als hätte jemand ihre Geschichte gestohlen.

„Darna von Eibenau, wie erwähnt. Ich bin Knappin in Diensten des Grafen der Wehr von Jorsan, seiner Hochgeboren Widumar von Aarenhorst. Auch wenn dieser Status so oder so nicht mehr von langer Dauer sein dürfte.“ … Darna benahm sich irgendwie merkwüridg… viel gelöster… frech geradezu. Hatte sie der Tanz mit Fiddatan vorhin so beeinflusst oder… hatte sie vielleicht einen Becher zu viel getrunken?

Delilah Blick glitt über Darnas Arm zu Leon und ihr Gesichtsausdruck wurde weicher. Sie wollte ihm wirklich dieses Glück schenken. Ihnen beiden. Sein Gesicht zeigte immer noch die Spuren der Last, die er trug wie ein weiterer Schatten, der über ihn gefahren war. Nicht nur hatte er seinen Schutzgeist verloren, sondern auch seine Zukunft. Aber vielleicht ließe sich das eine ja ändern.

„Fiddatan hat mir gerade anvertraut, dass er sich bald auf den Weg in seine Heimat machen möchte. Sollte er die Reise gut überstehen und sein Ziel erreichen, wäre er bereit seine derzeitige Behausung zu verlassen und einem alten Bewohner wieder Platz zu machen. Habe ich das so richtig verstanden?“ Sie warf einen fragenden Blick zu ihrem letzten Tanzpartner und dann wieder zu Leon. Ob er begriff, was das bedeutete?

Aber bevor es dazu kommen konnte, würden sie noch einiges erledigen müssen. Als Erstes zum Beispiel das Gift aus dem Körper des Grafen holen. Das wäre doch ein guter Anfang.

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Re: Das Fest der Masken

Beitrag von Erzähler » Sonntag 4. Februar 2018, 18:30

„Wie steht es bei euch bezüglich Nahrung und Schlaf und anderweitiger Notwendigkeiten?“
, fragte die Lichtmagi, als sie ihren Blick wieder auf den „Grafen“ richtete, nachdem die Frage nach dem Gift aufgekommen war und Zanfar sich unversehens als Fachmann in diesen Dingen heraus gestellt hatte. Delilah ahnte bereits jetzt, dass sie wohl mehr als Fragen stellen müsste um eine ausreichende Diagnose zu stellen. Wenn sie in ihren Fähigkeiten „kramte“ fiel da bestimmt ein passender Zauber für die genauere Befunderhebung ein.
„Es wäre gut solche Dinge zu wissen, falls wir dementsprechend eure Reise vorbereiten sollten....“
„Immer noch so viele Fragen....Nahrung, Schlaf, gute Gesellschaft, das sind wohl alles Notwendigkeiten die wohl jedes Wesen braucht, auch dieser hier.“
, antwortete der Graf ohne groß nachzudenken, dass er eigentlich für jede Frage seitens der jungen Lichtmagi etwas hatte verlangen wollen. Sie hatte einfach dieses einnehmende Wesen, dem man sich gerne öffnete und nichts in ihrer klaren reinen Erscheinung ließ auf Hinterlist schließen. Ja er hatte sich auch ihr öffnet und nun wirkte ihre Macht auch auf ihn.
„Wie weit ist eure Heimat eigentlich entfernt?“
Veranos Lippen verzogen sich zu einem offenen Lächeln und sein Blick glitt kurz in eine unbestimmte Ferne (für den Beobachter nach Nordwest).
„Ein paar Flugstunden...“
Dann begann die Vorstellungsrunde.

Während sich Zanfar an den Grenzen der verbalen Diplomatie rieb, dass es nur so Funken sprühte,
Darna sich mit liquidem Alkoholpralinen die Grenzen ihrer eigenen Moral erweiterte
und Delilah den diplomatischen Kontakt zu drakonischen Geistern suchte,
stand Chasin still da und versuchte noch die Eindrücke zu verarbeiten, die Verano in ihren Kopf gepflanzt hatte. Ihr deutlich dunklerer Teint verriet jedem aufmerksamen Beobachter, dass die die Gedanken des Grafen nicht kalt gelassen hatten. Manchmal war es wirklich eher ein Verhängnis, als eine Gabe, die sie da hatte. Allein Zanfars wechselnde Aura, seine flüchtig aufgefangenen Gedanken:
Kluges Mädchen … nicht mit dem Bösen Drachen spielen.
, ließen sie die Kontrolle wieder gewinnen.
...aber mit dem bösen Dunkelelfen durfte ich „spielen“... Na ja, jetzt nicht mehr... irgendetwas hat sich zwischen uns geändert... und doch...
Chasin war sich ihrer eigenen Gefühle nicht mehr ganz sicher. Zanfar hatte Wünsche in ihrem Körper geweckt, die sie nicht geglaubt hatte empfinden zu können, doch dann war das alles ...verpufft wie eine Seifenblase in der Wüste. Trotzdem hatte sie seine Wut gesehen, als der Drache sie angesehen hatte und glaubte, dass ihr Freund noch etwas für sie empfand. Aber was war das? Sie wusste es nicht mehr mit 100%tiger Sicherheit und alles was unter 98% lag war nicht relevant. Einzig ihre Freundschaft zählte! So verscheuchte sie ihre grübelnden Gedanken und wäre Zanfar nicht so aufgebracht und hätte Chasin nicht ernsthafte Konsequenzen befürchtet, so hätte sie ihrerseits vielleicht eine Dummheit begangen, größer noch als jene, die Zanfar in den Farben von drohender Gewaltbereitschaft um sich trug wie einen Mantel. So stand sie nur leicht beben da und rechnete sich ihre Chancen aus, diesen Abend heil zu überstehen. Das Berechnen alleine würde einige Zeit in Anspruch nehmen und Tha'Roon neigten sowieso nicht zu übereiltem Handeln, Spontanität oder Flexibilität, also war von ihr erst mal eine Weile kein Beitrag zu erwarten.
In diesem stillen Moment war sie sehr glücklich darüber, dass kein weiterer Tha'Roon anwesend war, so dass die Farbe ihrer eigenen Emotionen geheim blieb. Hätte Zanfar geahnt, was genau der Drache in jenem privaten Moment, sich unter „Tanzen“ vorgestellt hatte und was er Chasin kurz darauf mental zuflüsterte, als sie sich in die Augen sahen, so wäre dieser Abend wohl doch blutiger geworden, als er jetzt so glimpflich eine gute Wendung nahm. Noch immer schwangen seine Worte in ihr nach:
**… mir so viel Zeit lassen, dass du nicht einmal bluten würdest! …**

Nachdem die Vorstellung also unblutig vorüber gegangen war und die Grenzen des Anstandes abgesteckt schienen, begann Darna Leon mit ihren verhängnisvollen Pralinen zu füttern, die der Diener samt seinem Tablett freundlicher Weise da gelassen hatte, als er von ihr fort geschickt worden war um Basilius und seine Schwester zu suchen. Zum Alchimisten hatte er nichts sagen können. Die vermeintlichen „Trauben“ waren also unbewacht und Leon ließ sich tatsächlich geistesabwesend füttern. Mit seinen Lippen pflückte er aus ihren Fingern die süßen Perlen. Seine Maske hob er dafür hilfreich ein kleines Stück an und behielt die meiste Zeit seinen „Vater“ im Auge. Wäre Verano nicht gerade Ziel seines Fokus gewesen, hätte er vielleicht der möglichen Sinnlichkeit des Moments mehr Aufmerksamkeit geschenkt. So hatte er nur etwas zu eilig Darnas Hand umfasst, die Süßigkeit gekostet, sacht genickt und sie wieder frei gegeben. Nicht einmal, als der erste Geschmack der ersten Perle auf seiner Zunge explodierte, verlor er seine Konzentration. Erst als sich ein wohlig warmes Gefühl in seinem Magen ausbreitete, blinzelte er ein paar Mal und sah dann Darna etwas verwirrt an. Da hatte sie ihn schon mit drei gefüttert. Manche von den Dingern schmeckten etwas anders als andere. Da gab es auch welche, die hatten ein eher fruchtiges Aroma, irgendwie wie Kirschen im Sommer...
„Sag...wie viel hast du schon davon gegessen? ...Ach, nicht so wichtig....“
, fragte er sie flüstern und mit leicht besorgtem Unterton, doch erwartete keine Antwort. Praline Nummer Vier nahm er dann jedoch schon mit einem leichten Lächeln aus ihren Fingern und seine Aufmerksamkeit begann unstet umher zu wandern.

Derweil spukten in allen möglichen Köpfen nicht gestellte Fragen umher, manche sinnvoller als andere, aber alle durchaus gerechtfertigt. Nur war der Graf entweder nicht in der Stimmung auf Gedanken einzugehen, oder er konnte oder wollte es schlicht nicht im gleichen Maße wie Chasin es oft tat. Er lächelte nur höflich, schmunzelte vielleicht an der ein oder andere Stelle ein wenig und offenbarte damit nicht viel, oder eben nur so wenig, dass es für Spekulationen reichte. Seine Aufmerksamkeit wanderte ebenfalls zu den Pralinen, die fleißig in Leons Mund ihren Weg fanden und seinen „Sohn“ langsam auftauten. Die Knappin war also hier die Verführerin im Schafspelz, sinnierte er schmunzelnd und stahl sich kurzerhand ebenfalls eine der kleinen runden Köstlichkeiten.

"Darna von Eibenau, wie erwähnt... Ich bin Knappin in Diensten des Grafen der Wehr von Jorsan, seiner Hochgeboren Widumar von Aarenhorst."
Sie richtete sich wieder auf und endete trocken gefasst:
"Auch wenn dieser Status so oder so nicht mehr von langer Dauer sein dürfte."
Leon sah sie etwas verdutzt an, als ob er die Anspielung nicht ganz verstanden hätte.
Hast du gerade wirklich 'so oder so' gesagt? Moah...!
Sie schwieg wieder. Äußerlich.
Ist 'Ehemalige Trägerin einer Seelenrose' ein Titel? Wohl nicht. 'Zerfetzerin der Untoten' - ha! Naja, eines Untoten.
Und sie äffte in Gedanken die Formulierung des Drachen nach:
'Mädchen im Bund mit 'keine-Ahnung-wie-er-heißt', Fürst über keine-Ahnung-welches Dämonen-Fürstentum. Das schindet wohl keinen Eindruck. Ich glaube nicht mal, dass das ein richtiges Lehen ist.
Irgendwo sehr sehr weit im Hintergrund versteckt in Darnas Gedanken prustete ein Dämon seinen imaginären Wein an eine imaginäre Wand. Fassungsloses Starren bohrte Löcher in Darnas Hinterkopf, ob der bodenlosen Frechheit und gleichzeitig durchströmte sie ein Gefühl von Überraschung und ungewöhnlichem ...Stolz...ja Stolz! Ihre Frechheit schien IHM sehr wohl zu gefallen und seinen lächelnden Blick konnte sie fast körperlich auf sich fühlen.
Achso, apropos Dämonen, Portal und so...
Ihr Kopf ruckte leicht vor, als ihr mit loser Zunge eine Frage über die Lippen schoss:
"Teilt Ihr das Wissen des Grafen von Weißenfels?"
Der Graf öffnete seine zuvor vor Begeisterung, angesichts der Menge an anwesender Unschuld verschränkten Hände und machte eine vage Geste.
„Durchaus... in Teilbereichen, jene die mein Interesse erwecken. - Wieso? Habt ihr Interesse am Innenleben des Grafen?“

Delilah war sich ihrer Sicherheit an der Seite des Drachen wirklich erstaunlich sicher. Ein wenig erstaunte es sogar sie selbst. Sie wusste einfach mehr, als die anderen. Er mochte sich nach außen hin kalt und arrogant geben, aber sie wusste es besser! Sie hatte seine Gedanken geteilt. Er war nicht so „böse“ wie er sich gab. Er stichelte gerne, provozierte und neckte, aber im Grunde genommen war er durchaus ehrenhaft. Die ganze Zeit hatte sie ihn beobachtet und der Vorstellung gelauscht. Sie hatte nicht die Notwendigkeit sich vorzustellen gesehen, denn Fiddatan hatte einen ganzen Kopf voller Erinnerungen an sie, er wusste wer sie war. Bei dem Gedanken an all die Dinge, die der Drache potentiell über sie wusste, verkniff sich Delilahs Mund für einen Augenblick auf eine ähnliche Art wie Leons. Irgendwie fühlte sich das wie ein verheerender Eingriff in ihre Privatsphäre und Beziehung zu Verano an. Als hätte jemand Geheimnisse… als hätte jemand ihre Geschichte gestohlen. Dennoch konnte sie selbst das dem Drachen nicht vorhalten, denn es war in gegenseitigem Einverständnis abgelaufen. Verano war nicht einfach übernommen worden, er hatte den Drachengeist vertraglich an sich gebunden. Im Grunde viel es ihr sowieso schwer ihm irgendwie böse zu sein. Woran das lag? Weil sie immernoch neben ihm stand und er seine Ausstrahlung auf sie ausübte? Weil er im Grunde doch ein „Guter“ war? Weil SIE nun mal einfach so war? War das wichtig?
Dann hatte sich Darna vorstellt und Delilah fiel auf, dass sie sich irgendwie merkwürdig benahm… viel gelöster… frech geradezu. Hatte sie der Tanz mit Fiddatan vorhin so beeinflusst oder… hatte sie vielleicht einen Becher zu viel getrunken?
Delilah Blick glitt über Darnas Arm zu Leon und ihr Gesichtsausdruck wurde weicher. Sie wollte ihm wirklich dieses Glück schenken. Ihnen beiden. Sein Gesicht zeigte immer noch die Spuren der Last, die er trug wie ein weiterer Schatten, der über ihn gefahren war. Nicht nur hatte er seinen Schutzgeist verloren, sondern auch seine Zukunft. Aber vielleicht ließe sich das eine ja ändern, also erhob sie ihre Stimme:
„Fiddatan hat mir gerade anvertraut, dass er sich bald auf den Weg in seine Heimat machen möchte. Sollte er die Reise gut überstehen und sein Ziel erreichen, wäre er bereit seine derzeitige Behausung zu verlassen und einem alten Bewohner wieder Platz zu machen. Habe ich das so richtig verstanden?“
Sie warf einen fragenden Blick zu ihrem letzten Tanzpartner, der mit dem Kopf nickte und dann wieder zu Leon. Ob er begriff, was das bedeutete? Aber bevor es dazu kommen konnte, würden sie noch einiges erledigen müssen. Als Erstes zum Beispiel das Gift aus dem Körper des Grafen holen. Das wäre doch ein guter Anfang.

In diesem Augenblick näherte sich ein bekanntes Gesicht, zumindest wirkte es auf Darna grob bekannt, denn es war der Diener den sie fort geschickt hatte.
„Wehrte Dame, ich habe den Schwan und den Wolf eure Nachricht überbracht und sie werden kommen. Des weiteren konnte ich in Erfahrung bringen, dass besagter alchimistischer Schüler heute als Dachs zugegen ist. Ich glaube, ich habe ihn vorhin in den Separees gesehen. Soll ich ihm eine Nachricht von euch überbringen?“
Die recht formlose Anrede „werte Dame“ war dem Fest der Masken geschuldet. So blieben alle Gäste auf einer Rangstufe und man konnte gelassener miteinander umgehen. Die „Trauben“ die Darna gegessen hatten ließen noch zusätzlich die Grenzen aufweichen, so dass sie den beiden dicht beieinander stehenden Diener, die sicher Zwillinge waren, so ähnlich wie sie sich sahen, sicherlich eine passende Antwort gab.
Leon hatte dabei ihren linken Arm bei sich unter gehakt und sann gerade darüber nach wie unglaublich warm es Darna doch in ihrem mit Fell besetzten Kleid haben musste. Etwas geistesabwesend zupfte er nämlich an ihrem Fellkragen herum.
„Ist dir nicht warm da drinnen?...“
Sicher hatte er recht, denn ihre Wangen waren gerötet. Er nahm sich eine der Pralinen vom Tablett, eine die diese leckeren Brand-Kirschen innen drin hatten und hielt sie Darna vor die Maske. Sein kleiner Finger war dabei weit abgespreizt und hob so den unteren Rand ihrer Maske an. Jetzt schien er die Rolle des Verführers angenommen zu haben.
„Probier mal die...“
Seine Sprache war zwar noch nicht verwaschen, aber doch etwas verlangsamt. Seine Stimme klang etwas rauer und sein Blick wirkte schon leicht gläsern.

Chasin war zu diesem Zeitpunkt bei 32% ihrer Berechnungen angelangt und hatte als einzige Handlung sich bei Zanfar unter gehakt um sich von ihm ggf. führen lassen zu können. Noch war sie in der Sichtungsphase der Informationen. Wie Belege musste jeder einzelne Fakt chronologisch abgelegt werden um zur späteren Analyse bereit zu stehen. Für eine Entscheidungsfindung war es noch viel zu früh und vielleicht würden im Laufe des Abend noch weitere Fakten in ihr Wissen wandern. Sie hörte aufmerksam zu, aber Zanfar kannte ihren Gesichtsausdruck, wenn sie innerlich eigentlich in ihrer Bibliothek der Gedanken umher wanderte. Dann war sie nicht mehr ganz Teil dieser Welt.

Hintergundmusik
(Die wilde Jagd)

Die Barden spielten zu einem neuen Lied auf und das Fest der Masken nahm seinen Lauf. Paare tanzten und lachten. Im Reigen der Gäste klangen die Stimmen vielfältig und froh. Tänzer kamen in den Saal. Schwalben flohen tanzend vor Falken, Rösser drehten sich im Kreise und die Tänzer zurrten ihre Sättel fest und weiße Hasen huschten lachend vor Füchsen davon.
Im Rausch des Festes winkte der General von Pappelhain der Gruppe. Nun war es wohl soweit. Der König wartete und letzte eilig gesprochene Worte konnten getauscht werden. Nahmen sie den Grafen mit? Und vergaßen sie die Pralinen? Oder anders herum?
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Re: Das Fest der Masken

Beitrag von Delilah » Donnerstag 15. Februar 2018, 03:10

Leon und Darna schienen vom Fest und anderen Dingen berauscht zu sein und begannen sich gegenseitig mit Schokolade zu füttern und an Pelzkrägen herumzuzupfen… und die Diplomatin war nicht mehr anwesend, jedenfalls nicht im Geiste. Still und stumm hing sie am Arm des Dunkelelfen, den Blick ins Nirgendwo gerichtet.

„Guuut.“, sagte Delilah und wandte sich an Zanfar, der ihr die einzig noch zurechnungsfähige Person der Runde zu sein schien, abgesehen von Fiddatan vielleicht. „Dann werde ich mich jetzt um die Wunde kümmern. Das scheint mir gerade das Wichtigste zu sein. Ich würde dich eigentlich fragen, ob du mitkommen möchtest, aber…“ Ihr Blick glitt zu der langen Gestalt an seinem Arm. „Aber vielleicht kennst du einen Ort, wo wir einen Moment Ruhe haben könnten? Die Separees scheinen mir nicht geeignet, die Gefahr, dass ich da unterbrochen werde, ist doch recht groß. Vielleicht eure Gemächer?“

Kaum, dass sie ihre Antworten hatten, wandte sie sich Fiddatan zu und streckte mit einem leicht neckischen Lächeln die Hand aus. „Wollen wir uns auf den Weg machen?“

Ein neues Stück begann und Delilah spürte wie das Lied sie umspülte wie ein Fluss, sie mit sich reißen wollte. Sie war so anders als die Klänge die sie von den Volksfesten und der heimatlichen Stube kannte und die Stimmung im Saal war auch so fremd. Delilah hatte schon ihr Leben lang die Musik geliebt und ihre Zunge sehnte sich danach den Instrumenten eine Krone aus Gesang zu schenken, doch sie musste sich auf ihr Ziel konzentrieren. Ihre Füße begannen trotzdem dem Takt zu folgen, während sie sie doch eigentlich zu einem Rückzugsort tragen sollten. Eine weiße Gestalt rauschte an ihr vorbei und drückte der Lichtnovizin lachend einen Kranz aus Blumen in die Hand, ehe sie weiterhuschte um dem Fuchs zu entkommen, der ihr dicht auf den Fersen war. Belustigt sah Delilah dem Spiel kurz hinterher, dann setzte sie sich den Kranz aufs Haar und sah sich nach ihrer Begleitung um, ehe sie weiterlief.

Im Kopf ging sie die Zauber durch, die sie anwenden wollte. Die Sonnenaura wäre an einem Ort wie diesem zu gefährlich, die Wahrscheinlichkeit, dass ihre Konzentration von einem Störenfried unterbrochen würde war einfach zu hoch. Die Lichte Innenschau würde definitiv helfen gezielter zu heilen, …. Ob sie genug Zeit für den Verstand des Heilers hätte? Zum Glück wurde sie gerade nicht woanders erwartet.

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Re: Das Fest der Masken

Beitrag von Zanfar Aval'athil » Donnerstag 15. Februar 2018, 22:39

Die Entdeckung der offenbar reichlich mit Alkohol gefüllten Pralinen sorgte innerhalb kürzester Zeit dafür, dass die ach so Steife Knappin plötzlich frech und äußerst unterhaltsam wurde.
Irgendein unterbewusster Impuls in der jungen Frau sorgte sogar dafür, dass sie etwas unbeholfen aber durchaus reizend mit dem Objekt ihrer Begierde ‚flirtete‘. Wie bedauerlich das Leons Aufmerksamkeit so sehr von Fiddatan eingenommen wurde, dieser seltene Moment musste eigentlich ausgenutzt werden.

Aber da Darna offenbar nicht vorhatte, mit dem essen der Pralinen aufzuhören, boten sich sicher noch mehr Chancen für den jungen Mann - der entschieden zu anständig war.
Chasin hin dessen stand dicht an seiner Seite, ihr Körper dicht an seinem. Und sie vibrierte förmlich vor Erregung – wie auch immer diese geartet war. Auch die röte auf ihren Wangen verriet ihm nicht den genauen Grund für ihre Aufgebrachtheit – aber bedachte man Fiddatans Andeutungen ließ sich die Richtung erahnen.

Ein Auge zuckte unter der Maske und er brodelte leise vor sich hin. Auch wenn der Dunkelelf sich fest vorgenommen hatte, seine und Chasins Beziehung auf einer rein platonischen Ebene zu belassen – zu ihrer Beider Schutz – er konnte einfach nicht aus seiner Haut. Für ihn war ganz klar, dass ein Drache – noch dazu ein halb toter – kaum der Richtige für das ätherische, wunderschöne Wesen an seiner Seite war. Zu groß befand er das Risiko, dass der (nicht ganz mehr so) Unsterbliche der Tha’Roon das Herz brach, dass sie gerade erst zu entdecken begann. Ganz von ihrem zerbrechlichen Körper abgesehen.
Als Ruhe in den schlanken Körper neben sich eintrat und ein bekannt entrückter Gesichtsausdruck auf ihre Mine trat beruhigte der Nichtgenannte wieder. Natürlich tat Chasin nichts Unbedachtes und erstickte jede Spontanität und jeden Impuls in Rationalität und langwierigen Überlegungen.

Fast tat es ihm für sie Leid. Insgeheim wünschte er ihr genau das: Ausgelassenheit, Abenteuer und Freude. Die Emotionen, denen sie so sehr hinterher jagte und die sie zu begreifen suchte, zu Erleben.
Aber vielleicht nicht mit einem Drachengeist im sterbenden Körper eines Menschen auf dem Ball des Jorsanischen Königs.
Wo er schon an ihn dachte … die Unterhaltung mit dem König, die Darna zu führen Gedacht würde sicher sehr witzig werden … er wusste nur nicht, ob er dabei sein sollte. Wenn ihm ein Haufen angesäuselter Teenager präsentiert würde, hätte er die ‚Erwachsenen‘ danach gefragt, wie so etwas hatte passieren können.

Und die etwas Weltfremde Tha’Roon konnte wohl kaum zur Rechenschaft gezogen … blieb also der Dunkelelf. So Formuliert konnte er wohl einmal den schlechten Ruf seines Volkes nutzen. Im ernst, wer erwartete denn, dass ein Dunkelelf eine gute Anstandsdame abgab?!
Außerdem hatten die Teenager schon Morgherias Hauch und Zombies bekämpft, da war es doch zu erwarten, dass sie mit dem Saufen warteten bis sie den König gesehen hatten!
Er zuckte innerlich mit den Schultern.
Nicht mein Problem.

Delilah – die leider keine Pralinen gefunden hatte, um sich in etwas lockerere Stimmung zu versetzen – brachte Stattdessen hoffnungsvolle Neuigkeiten mit sich! (Und war beruhigender Weise offenbar nicht so vom Drachen beeinflusst wie Chasin)
Leon hatte ihm ernsthaft Leid getan und die Andeutung der Lichtmagierin ließ auf ein freieres Schicksal für den jungen hoffen – solange die Kinder es denn schafften, an den Fersen des Drachen kleben zu bleiben, immerhin brauchten sie den Körper noch!
Er nahm sich vor, etwas in dieser Art zu erwähnen, sollten die Jugendlich nicht selbst darauf kommen.

„Guuut.“, sagte Delilah und wandte sich an Zanfar, der ihr die einzig noch zurechnungsfähige Person der Runde zu sein schien, abgesehen von Fiddatan vielleicht. „Dann werde ich mich jetzt um die Wunde kümmern. Das scheint mir gerade das Wichtigste zu sein. Ich würde dich eigentlich fragen, ob du mitkommen möchtest, aber…“ Ihr Blick glitt zu der langen Gestalt an seinem Arm. „Aber vielleicht kennst du einen Ort, wo wir einen Moment Ruhe haben könnten? Die Separees scheinen mir nicht geeignet, die Gefahr, dass ich da unterbrochen werde, ist doch recht groß. Vielleicht eure Gemächer?“

Kaum, dass sie ihre Antworten hatten, wandte sie sich Fiddatan zu und streckte mit einem leicht neckischen Lächeln die Hand aus. „Wollen wir uns auf den Weg machen?“


Hrm … musste sie eigentlich auch zum König? Weis sie eigentlich, das der um eine Audienz gebeten hat?

Etwas verstimmt sah er die vertraute Geste Delilahs gegenüber dem Drachen. Er mochte den Unsterblichen wirklich nicht – und er sollte sich dringend einmal in einem stillen Moment mit dem Thema Eifersucht beschäftigen… vielleicht etwas reflektierter als jetzt gerade.

Den Drachen in sein Quartier zu lassen, gefiel ihm überhaupt nicht, und wenn möglich, würde er sich eine alternative einfallen lassen. Aber am Ende galt es, den Körper des Drachen wieder zusammen zu flicken, so dass dieser nicht starb, und Delilah hatte Recht, sie brauchten private gut beleuchtete Räume dafür.
Aber er wollte Fiddatan wirklich nicht auch noch zeigen, wo man Chasins Schlafzimmer fand!!!

„Ich werde dir helfen ein paar geeignete Räumlichkeiten zu finden und dir im Zweifelsfall assistieren. Niemand möchte, dass Vernao - Verzeigung Fiddatan - weiterhin Leck schlägt.“
Bemerkte er, noch immer eingeschnappt und wenig darauf bedacht, dem Drachen vorsichtig zu begegnen.

Vorsichtig sah er zur Tha’Roon an seiner Seite hoch. Noch immer arbeitete es hinter ihrer Stirn. Sein Blick wanderte weiter zu dem angeheiterten Pärchen – Leon schien daran zu arbeiten, Darna davon zu überzeigen, dass sie zu viel Kleidung trug. Nicht gerade die besten Wächter für eine Tha’Roon im ‚Verarbeitungs‘ Modus. Allerdings erhöhte das die Chancen, dass die Beiden nicht weiter am Thema ‚Kleidungsentledigung in der Öffentlichkeit‘ arbeiteten.
So Betrunken können sie doch nicht sein, oder?
„Leon, seid so gut, habt bitte ein Auge auf Chasin, ja?“
Er stellte sicher, dass der Knappe sich nicht länger auf das Dekolleté in Reichweite konzentrierte und ihn verstanden hatte, dann wandte er sich der anderen zurechnungsfähigen Person im Raum zu (Fiddatan war Grundsätzlich raus, auch wenn dieser ohne Zweifel zurechnungsfähig war).
„Gehen wir.“
Stellte er fest und ging los.
Etwas spät fiel ihm wieder ein, dass er Delilah vielleicht hätte sagen sollen, dass der König sie erwartete… allerdings fand er das Problem mit dem Drachen gerade wichtiger und so zuckte er ein weiteres Mal Mental mit den Schultern.
Nicht mein Problem.

Währenddessen ging das Fest unbehelligt vonstatten. Die Musiker erwiesen sich als einem König angemessen und die Musik ließ selbst den steifsten Gast ein wenig mit dem Fuß wippen. Und auch das Mädchen mit dem goldenen Haar und der Löwenmaske ließ sie nicht kalt. Man merkte Delilah an, dass sie sich zu beherrschen versuchte, aber ihrer Körpersprache sah man an, wie gern sie den Klängen mit Leib und Seele gefolgt wäre. Das leichte wippen ihrer schlanken Glieder weckten Neugierde darauf, wie sie sich wohl bewegen mochte, wenn sie sich nicht im Zaum hielt.
Der Blumenkranz in ihren Händen – und dann auf ihrem Haupt – setzte dem förmlich ‚die Krone auf‘. Unweigerlich lieferte Zanfars Phantasie die schlanke Jungfer barfuß im weißen, leicht durchscheinenden Kleid in wildem Tanz über Frühlingswiesen…

Nicht, dass ihre leicht geröteten Wangen und die wachen strahlenden braunen Augen nicht genug gewesen wären, um ihn zu bezaubern. Wie gern hätte er sie jetzt über die Tanzfläche gewirbelt…
Später … oder Irgendwann.
Er blinzelte ein paar Mal, um sich selbst wieder in den Griff zu bekommen. Misstrauisch wanderte sein Blick in Richtung Fiddatans.

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