Das weiße Kaninchen mit dem verfilzten Fell, den abgewetzten Ohren und nur noch einem Auge, das dämonisch rot aus seiner Höhle leuchtete, verweilte still im Arm des jungen Blondschopfs, der ihn trug. Es zeigte sich anderen Passanten als hässliches Kaninchen, mümmelte trotz allem mit der Nase und gab ansonsten keinen Laut von sich. Nur dann, wenn es hieß, Tahmo die Straßen entlang zu lotsen, sagte es etwas, denn Maurice war in der Lage zu sprechen. Das bedeutete nicht, dass er es auch mit jedem tat. Bei Tahmo aber redete er, wollte diesem sogar helfen - schließlich bewohnte den Burschen die Windsbraut, ein gefährlicher Dämon, der unbedingt ausgetrieben werden musste.
Genau aus jenem Grund begaben sich beide - den Anweisungen des Alchemisten Blassmer zunächst nicht folgend - zu einem der Zugangstore, die in den Innenring Grandeas führten. Vorausgesetzt, man kam an den Torwachen vorbei.
"Halt!", schnalzte ein Wächter und trat aus dem Wachhäuschen, das in die Mauer des Innenrings eingearbeitet war. Die Mauer selbst ragte mindestens drei Meter über ihre Köpfe hinweg, besaß keine Kanten oder vorstehenden Steine, an denen man hätte hochklettern können. Oben hinaus ragten spitze Eisenpfeiler empor, um einen noch bedrohlicheren Eindruck zu hinterlassen. Das Zugangstor selbst war geschlossen. Es bestand aus dunklem Eichenholz, verstärkt durch mehrere Metallriemen, die spitze Nieten besaßen für all jene tumben Leute, die sprichwörtlich "mit dem Kopf arbeiten" wollten. An einigen Stellen wies das Tor dunkle Flecken auf - Rückstände von Blut? Es sah in jedem Fall nicht so gut aus wie der Wächter, der über Zutritt oder nicht zu entscheiden hatte.
Er war ein großer Mann, dessen speckiger Bauch von der Rüstung verdeckt wurde, die er trug. Über den goldenen Plattenpanzer stülpte sich ein Wappenrock, auf dessen purpurner Farbe die goldene Lilie als Emblem von Grandessa prangte. Der Helm besaß einen Federbusch, ebenfalls in Purpur und der Wachmann war mit einer Hellebarde ausgerüstet. Dennoch hing an seinem Waffengurt eine Axt, die scharf im Licht des Tages schimmerte. Der Wachmann musterte Tahmo aus seinem Helm heraus, welcher nur Nase und Wangen schützte, die Augen aber relativ frei ließ. Sein Blick war ein strenges Grau. Überhaupt zeigte er eine grimmige Mimik. Man konnte vermuten, dass der Mann braunes Haar besaß, da auch seine Brauen diese Farbe aufwiesen. "Hier wird nicht rumgelungert, Bursche und nimmt deinen Flohball da mit!", knurrte er Tahmo an, die Hellebarde bereits etwas erhoben.