Der Apotheker

Nur wenige Stände sind hier zu entdecken, die meisten Händler bauen ihre Waren direkt auf ausgebreiteten Tüchern auf dem Boden auf. Überall riecht es nach Vieh und gammligem Stroh. Aber hier macht auch kaum einer sauber.
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Der Apotheker

Beitrag von Erzähler » Dienstag 11. November 2014, 10:28

Roac kommt von: Hehlerladen "Zur schwarzen Feder"

Die Türglocke verklang, nachdem Roac eingetreten war.
„Was kann ich für sie tun?“
Der Apotheker und Heiler der Gegend, ein älterer Mann mit leichtem Bauchansatz und angegrauten Haaren, stand hinter seinem Tresen, der mit Gläsern, Tiegeln und Bündeln von getrockneten Kräutern nur so überhäuft war. Seit dem die Besatzungsmacht in Grandessas Straßen patrouillierten, hatten sich viele Geschäftsmänner angewöhnt die Sprache der Gemeinen zu nutzen. Ihre Heimatsprache Garmisch hörte man immer seltener in der Öffentlichkeit, da das dunkle Volk ihrer oft nicht mächtig war und es nicht mochte, wenn es nichts verstand. Und man sollte sie schließlich nicht unnötig verärgern. Die Stadt begann sich schon seit langem zu verändern und passte sich den Umständen an, egal wie schlecht diese auch waren.
„Arnika für das kaputte Knie?“
Roac und der Heiler kannten sich. Nicht so gut, dass man Namen ausgetauscht hatte, aber eben doch so gut, dass der Mann sich an seine Beschwerden erinnerte. Er war ein recht gesprächiger Kerl und wenn man sich etwas Zeit nahm für einen Klatsch, war er manches Mal eine Fundgrube an Neuigkeiten gewesen, wobei er sich aber nie über seine Patienten verquatschte. Die waren ihm heilig wie Roac seine Kollegen.
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Re: Der Apotheker

Beitrag von Roac » Freitag 28. November 2014, 00:28

Nachdem er sich mit einem raschen Blick über die Schulter vergewissert hatte, dass niemand anderer den Anschein machte ihm in die Apotheke zu folgen, stieß Roac den angehaltenen Atem mit einem erleichterten Zischen aus. Er schloss die Ladentür hinter sich und sofort wich der beißende Gestank von Urin und verdorbenem Fisch von der Straße, dem würzigem Geruch von frischen Kräutern. Mit leicht zittrigen Fingern strich er sich die lederne Kapuze aus dem Gesicht, während er an eingelegten Rosmarin, Liebstöckel, Bilsenkraut und Stechapfel vorbei Richtung Tresen hinkte. Er war nicht mehr als ein halbe Stunde unterwegs gewesen, dennoch protestierte sein Bein gegen die ungewohnte Anstrengung, als wolle es ihn für seinen raschen Schritt tadeln. Es fühlte sich an als würden tausend glühende Metallsplitter in seinem Knie stecken, die bei jeder Bewegung aneinander rieben. Er hasste sein Bein, hasste es wegen den Schmerzen, hasste es wegen dem greisähnlichen Humpeln, hasste es wegen den Blicken die es auf ihn zog. Doch am allermeisten hasste er es dafür, dass es ihm all sein Geschick und seine Gewandheit geraubt hatte. Vor drei Jahren hätte er sich keine Sorgen machen müssen verfolgt zu werden, beim Harrax, er hätte sich auf dem Weg zur Apotheke vermutlich nebenbei gleich das Kleingeld für die Heilkräuter beschafft! Doch heute... heute konnte er sich glücklich schätzen es unbehelligt bis hierher geschafft zu haben.
„Was kann ich für Sie tun? Arnika für das kaputte Knie?“
Der Apotheker hatte seinen Kopf hinter einem Büschel Ringelblumen hervorgestreckt und nahm ihn in Augenschein. Als er seinen Kunde erkannte, hellte sich sein Gesicht leicht auf. Roac runzelte kurz die Stirn. Es war fremdartig unter Landsleuten das gemeine Celcianisch zu sprechen, es fühlte sich falsch an, wie ein Theaterspiel, dessen Figuren von unglaubwürdigen Darstellern verkörpert wurden. Nicht dass Roac jemals ein Theater besucht hatte. Trotzdem fügter er sich dem Willen des Alten und tat ihm den Gefallen, schließlich war es sein Laden. Er gab sich jedoch keine Mühe seinen Akzent zu verbergen.
„Guten Morgen. Diesmal nicht, danke. Aber wenn Sie zufällig irgendwo ein Beil rumliegen haben...“
Roac dachte an die Lagerhalle zurück, in die ihn Lares nach seinen Unfall gebracht hatte. Der bärbeißige Sanitäter, der sein Bein nicht allzu zimperlich abgetastet hatte, während Roac sich unter dem festen Griff seines Mentors schreiend wand, war bald zu dem Schluss seiner Untersuchung gekommen: „Ich nehms ihm ab. Zu viele Knochenbrüche, is die Arbeit nicht wert“ Roacs Augen hatten sich ungläubig geweitet, durch Schmerz und Schock unfähig zu handeln. Doch Lares hatte nur in seine Tasche gegriffen und dem Mann einen weiteren Lysanthemer zugesteckt. „Das Bein bleibt dran.“ Der Sanitäter, der bereits zu seiner Axt gegriffen hatte, hatte in der Bewegung innegehalten. Mit einer spöttischen Verbeugung hatte er die Münze entgegengenommen. „Na gut... pack ich ihm die Knochen wieder rein. Wollt ihm nur ne Menge an Schmerz ersparen...“ Das darauf folgende Knacken würde Roac nie vergessen.
Bis heute ließ ihn der Gedanke nicht los, dass er ohne Bein vielleicht besser drangewesen wäre. Was nicht da war, konnte nicht weh tun, so dachte er zumindest. Doch auch wenn ihn eine Krücke nicht mehr behindern würde als sein zerschmettertes Bein, ertappte er sich immer noch ab und zu bei dem Hoffen auf eine Heilung. Er war kein Idiot - sein Bein war hinüber und nach all der Zeit würde selbst der Leibarzt des Königs es nicht mehr so hinkriegen wie es früher war. Doch immer noch irgendwo tief in ihm drin schlummerte diese kindliche Hoffnung, für die er sich schämte und die ihn über sich selbst ärgern ließ - ganz aufgeben konnte er sie aber scheinbar immer noch nicht.
„Nein, ich bin eigentlich nicht wegen dem Bein hier...“
Er strich sich über den Hinterkopf und überlegte angestrengt, wie er wohl um die richtigen Kräuter bitten könnte ohne dem Apotheker etwas von dem Straßenjungen zu verraten. Auch wenn er den Mann vor sich insgeheim als vertrauensvoll einschätzte, wollte er nichts riskieren. In jedem Fall wollte er ihn nicht in die Sache mitreinziehen.
„Ich dachte mir, es wäre vielleicht an der Zeit einen kleinen Vorrat an Kräutern anzulegen. Die dunklen Tage ziehen sich so lang dahin, es ist oft kalt und ich kann mir nicht leisten krank zu werden. Etwas gegen Fieber wäre gut...“
Er gab sich Mühe seiner Stimme einen beiläufigen Ton zu geben, während sein Blick über die Pflanzen und Tinkturen in den Regalen streifte. Der Apotheker kannte ihn gut genug, dass er wusste, dass Roac kein Mann war, der sicherheitshalber Vorkehrungen für seine Gesundheit traf. Aber der Hehler zweifelte daran, dass er deswegen nachfragen würde, schließlich würden ihm die paar Füchse mehr doch auch nicht unbedingt stören.
„...und etwas gegen Entzündungen. Ein Umschlag oder sowas, ich hab mich gestern beim Aufräumen des Lagerraums geschnitten...“
Er sagte bewusste nicht wo er sich geschnitten zu haben glaubte. Er hoffte, dass der Alte nicht darauf bestand die Wunde zu begutachten. Während der Apotheker also die verschiedensten Blätter und Gräser für ihn heraussuchte, lehnte sich Roac an die Theke und sah ihm zu. Er war noch immer ein wenig nervös, dass er verfolgt worden war und einer der Dunkelelfen auf der Straße nur darauf warten würde bis er den Laden verließ. Wie auch immer, solange er hier drinnen war, konnte er genauso gut einige Nachforschungen anstellen. Er kam so gut wie nie nach draußen, das letzte Mal, das er die Feder verlassen hatte, lag schon eine gute Woche zurück.
„Wie läuft das Geschäft? Ich hoffe nicht so gut wie bei mir?"
Und nachdem er sich mit schnellen Blicken hinter den Regalen noch einmal versicherte, dass er zurzeit der einzige Kunde war, setzte er nach und zwar diesmal auf garmisch:
„Ärger mit den Dunklen?"

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Re: Der Apotheker

Beitrag von Erzähler » Freitag 28. November 2014, 15:57

„Guten Morgen. Diesmal nicht, danke. Aber wenn Sie zufällig irgendwo ein Beil rumliegen haben...“
Der Apotheker, ein älterer Mann mit angegrauten Haaren, strich sich über den Bauch und grinste.
„Nein, ich bin eigentlich nicht wegen dem Bein hier...“
Ein abwartender Blick folgte.
„Ich dachte mir, es wäre vielleicht an der Zeit einen kleinen Vorrat an Kräutern anzulegen. Die dunklen Tage ziehen sich so lang dahin, es ist oft kalt und ich kann mir nicht leisten krank zu werden. Etwas gegen Fieber wäre gut...“
Der aufmerksame Mann runzelte etwas die Stirn, aber zuckte nur mit den Schultern, begann langsam umher zu gehen und hier und da ein paar Gläser und Tiegel zu öffnen und Roac ein Sortiment an Heilmitteln zusammen zu packen. Schnell lagen alle möglichen Beutel mit gestickten Abbildern der jeweiligen Pflanze und kleinen Schildchen mit Anweisungen auf dem Tresen.
„...und etwas gegen Entzündungen. Ein Umschlag oder sowas, ich hab mich gestern beim Aufräumen des Lagerraums geschnitten...“
Er nickte langsam, musterte Roac von oben bis unten.
„Wie läuft das Geschäft? Ich hoffe nicht so gut wie bei mir?"
„Oh, es lief schon besser. Kranke gibt es ja nie genug. Luxusgegenstände gehen derzeit wohl gut, was?“
Es war ein fast mitfühlendes Zwinkern, dass er Roac zu warf. Seine Worte hingegen trieften nur so vor Ironie.
„Ärger mit den Dunklen?"
„Nicht mehr und nicht weniger wie immer.“

Er packte alles zusammen in einen Jutebeutel, legte seine Hand oben auf und beugte sich nach vorne.
„Hast du gehört, dass sie den Glaser umgebracht haben?“
Roacs Miene musste ihm verraten haben, dass er diese Nachricht noch nicht kannte, denn er fuhr gleich flüsternd fort zu berichten:
„Man erzählt sich, dass er einen Auftrag für sie angenommen haben sollte, der wohl schief gegangen ist. Mitten in der Nacht rumste es das es das halbe Viertel wach gemacht hatte. Die Flammen schlugen hoch und höher und einer der Dunklen stand vorm Laden und hat niemanden hinein gelassen. Zu unserem Schutz, hat es geheißen. Zum Glück hat das Feuer nicht über gegriffen. Es ist wie von selber ausgegangen. Der alte Fleischer sagte, er hätte noch Schreie gehört. Später grassierte das Gerücht, das es ein Unfall gewesen sein sollte, dass die Esche in die Luft geflogen sein soll … Ich glaub das nicht so recht. Schon eine merkwürdige Geschichte, aber seid die Dunkelelfen hier sind, passieren ja nur merkwürdige Dinge!“
Er strich sich eine Haarsträhne aus den Augen und presste die Lippen aufeinander. Die allgemeine Stimmung im Volk war wirklich nicht die beste, seid dem der König … schwachsinnig geworden war. Es gab böse Zungen die sogar noch schlimmeres über ihn verlauten ließen, aber alle verstummten schnell, sobald einer dieser schwarzen Spitzohren in der Nähe war. Mit normal lauter Stimme fuhr der Apotheker fort:
„Gut, das macht dann für die gemahlene Eichenrinde-Wacholdermischung und den Weidentee jeweils sechs Füchse. Zehn weil du es bist.“
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Re: Der Apotheker

Beitrag von Roac » Montag 1. Dezember 2014, 01:24

Während er den über den Tresen hinweg leise geraunten Worten des Apothekers lauschte, verfinsterte sich Roacs Miene. Mit der linken massierte er gedankenverloren sein schmerzendes Knie, doch es war nicht das dumpfe Pochen des Beines, dass ihn die Stirn runzeln ließ. Des alten Mannes Spott über seine Profession überging er ebenfalls kommentarlos. Er war sich fast sicher, dass der Apotheker über ihn und den Laden Bescheid wusste. Dass er längst verstanden hatte, dass Roac kein Dummkopf war und aus freien Stücken ein Geschäft mit Edelwaren betrieb - nicht hier im Armenviertel Grandessas. Nein... was ihn so beunruhigte, war die Tatsache, dass er in den Worten des Mannes die selbe Beklommenheit wiedererkannte, die er draußen auf der Straße vernommen hatte. Auf dem Weg hierher hatte er sie gespürt, eine Furcht, ungebändigt und allgegenwärtig, dass man sie förmlich in der vom Unrat verpesteten Luft schmecken konnte. In den Gassen hatte er nur vereinzelte Bettler gesehen, viel zu wenige für diese Tageszeit. Auch der sonst so lebhafte Marktplatz war ungewöhnlich still, fast als würden die Händler nicht mehr den Mut fassen, ihre Stimmen zu erheben um ihre schäbigen Waren öffentlich anzupreisen. Grandessa hatte sich in den vergangenen Wochen und Monaten verändert, war Roac fremd geworden, obwohl es keinen anderen Ort in Celcia gab, den er so gut kannte. Um ehrlich zu sein, war es der einzige Ort, den er kannte. Die Stadt war sein Zuhause, seine Heimat. Zwar verschlang sie ohne Gnade Tag für Tag ihre Bewohner wie eine ungezähmte Bestie, trotzdem war sie seine Heimat. Doch eine unscheinbare Macht, die das Land wie im Sturm erobert hatte, hatte nun anscheinend auch die Hauptstadt erfasst - und die Bestie in Ketten gelegt, die sie langsam aber sicher zu ersticken drohten.
„Der Glaser? Was für einen Auftrag könnten die Dunklen für einen unserer Handwerker gehabt haben? Sie tun doch immer so, als währen wir zu nichts nütze...“
Er schüttelte den Kopf und kniff die Augen zusammen, dann beugte er sich näher zum Apotheker.
„Und das mit dem Unfall... kaufst du ihnen doch auch nicht ab, oder?“
Roac wusste, dass niemand außer ihnen im Raum war. Bei der Lautstärke ihrer Stimmen müsste ein Spion schon direkt neben ihnen stehen, um das Gesprochene überhaupt verstehen zu können, vom Übersetzen ins Celcianische mal abgesehen. Dennoch konnte er nicht anders, als einen nervösen Blick über die Schulter zu machen, während sich die feinen Haare in seinem Nacken aufstellten.
„Uns ging es ja immer schon beschissen... aber gegen diese... gegen die Dunklen wirkt selbst die Wache harmlos...“
Die Worte waren heraus, bevor der Hehler genauer darüber nachdenken konnte. Doch im Nachhinein wusste er, dass er es Ernst meinte. Beim Harax, wenn es jemanden gab, der die Wache hassen musste, dann war er das. Zu viel hatten sie ihm genommen, zu viel verlangten sie immer noch von ihm. Seit seiner Kindheit hatte er gelernt, die Männer in Purpur mit ihren schimmernden Rüstungen zu verachten, sie waren zu seinen eingeschworenen Feinden geworden. Sie waren allesamt Bastarde, die wahren Mörder, Diebe und Volksverräter, entgegen aller Behauptungen die sie dem Volk weismachen wollten. Auf Befehl des Königs - möge dem alten Sack die Syphilis das Hirn zerfressen - hatten sie den Grandessanern nichts außer Leid gebracht. Doch nach all den Jahren der Auseinandersetzungen und der gegenseitigen Gewalt, konnte er ihnen zumindest eines nicht absprechen: Sie waren Menschen, wie er einer war, zwar korrupt und verdorben, doch innerlich nicht allzu verschieden als diejenigen, die sie unterdrückten. Das Dunkle Volk aber war... anders.
Sie schwiegen beide einen Moment, dann überreichte der Apotheker ihm den Beutel mit Kräutern. Roac starrte ihn verwundert an, erst dann rief er sich ins Gedächtnis, aus welchem Grund er eigentlich hier hergekommen war. Er nickte dankbar für den Preisnachschlag - der Alte konnte nicht ahnen wie nötig er ihn im Moment hatte - und kramte zehn Kupferstücke aus seinem Geldbeutel hervor, die er auf den Tresen legte.
„Danke dir.“
Er spähte kurz in den Jutebeutel, in der sich ein in Pergament gewickelter Breiklumpen sowie ein halbes Dutzend grünlicher Teeblätter befand. Der Geruch war leicht süßlich und so intensiv wie, der der restlichen Bestände im Laden. Roac war zuversichtlich, dass er den kranken Hase damit wieder aufpäppeln konnte.
„Dann werd ich mich wieder auf den Weg machen...“
Er zögerte kurz, dann streckte er dem Apotheker seine Hand hin. Es war schon merkwürdig, dachte er, als er dessen schwielige Hand schüttelte und sich zum Gehen wandte. Einer der wenigen Menschen, die freundlich zu ihm waren - und er kannte nicht mal seinen Namen. Die Türklingel läutete hell hinter ihm als er auf die Straße trat, sich die Kapuze zurechtrückte und sich rasch einer Gruppe Waschweiber anschloss, die in Richtung Hehlerladen unterwegs waren. Sein Bein begann bald wieder zu schmerzen, doch das nahm er in Kauf. Er versuchte sich so zu bewegen, wie er es damals getan hatte, rasch, ohne Nachzudenken. Wie ein Schatten durch die Gassen zu gleiten. Doch als die Apotheke hinter einer Ecke verschwand, konnte er nur an den Dunkelfen mit dem Schwert denken. Vor seinem inneren Auge, stand er dämonisch grinsend, die Hände verschränkt vor der Feder, die lodernd in Flammen stand.

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Re: Der Apotheker

Beitrag von Erzähler » Montag 1. Dezember 2014, 17:56

„Der Glaser? Was für einen Auftrag könnten die Dunklen für einen unserer Handwerker gehabt haben? Sie tun doch immer so, als währen wir zu nichts nütze...“
Der Apotheker zuckte nur nichtssagend mit den Schultern.
„Und das mit dem Unfall... kaufst du ihnen doch auch nicht ab, oder?“
Die Mimik des Mannes sprach Bände. Das dieses Gerücht nur unter die Leute gestreut worden war um die Leute zu beruhigen, war offensichtlich. Aber wie so oft glaubte der durchschnittliche Bürger was man ihm erzählte und hielt den Mund. So lief es schon immer und seid dem das dunkle Volk hinter dem Rücken des Königs die Fäden zog, war es noch schlimmer geworden.
„Uns ging es ja immer schon beschissen... aber gegen diese... gegen die Dunklen wirkt selbst die Wache harmlos...“
Für einen Moment lag finsterste Stille im Laden. Das niederdrückende Gefühl von Trostlosigkeit und unterdrückter Angst, vielleicht sogar Wut lag im Raum. Der junge Dieb verstand wie kein anderer, dass das Land und auch seine Leute sich verändert hatten. Vielleicht, aber nur vielleicht bargen diese schweren Zeiten in sich aber auch den zarten Keim der Hoffnung, denn um so schlimmer es wurde, um so dichter rückten die Menschen zusammen.
„Danke dir.“
Er kannte noch nicht mal seinen Namen, aber das freundliche Nicken des alten Mannes verband sie für einen kostbaren Moment. Es machte sie zu Verbündete gegen den größeren Feind.
„Dann werd ich mich wieder auf den Weg machen...“
Die Stadt war sein Zuhause, seine Heimat. Zwar verschlang sie ohne Gnade Tag für Tag ihre Bewohner wie eine ungezähmte Bestie, aber früher hatte sie nie mehr verspeist, als sie zum Leben brauchte. Heute war alles anders geworden. Selbst die Bettler verschwanden aus den dunklen Nischen und wo sonst die Waschfrauen munter singend die Gassen entlang liefen, ihre Zeit mit Schwatzen vertrödelten, da eilten heute nur ängstliche Weiber von einem vermeintlich sicherem Hafen zum nächsten. Grandea hatte sich wie das Land verändert. Nicht nur der ständig Krieg hatte es ausbluten lassen, nun labte sich auch noch eine dunkle Macht an den Knochen. Ein eisiger Windstoß erfasste Roacs Kapuze und bläht sie leiht auf. Der kalte Wind dieser Tage stach auf der Kopfhaut und machte wach. Es brachte nicht in düsteren Gedanken zu schwelgen, er hatte vorrangigere Probleme. Er musste nach Hause und das kam ihm im Augenblick wie ein Himmelfahrtskommando vor. Mit jeder Hausecke die er sich näherte, mit jeder Gasse die er kreuzte, sah er sich dem Schwert des Dunkelelfen näher. Aufmerksam beobachtete er seine Umgebung, ohne sich auffällig zu verhalten. Er wusste wo der Elf seinen Posten bezogen hatte, doch es war auch nicht auszuschließen, dass er sich bewegt hatte, also war er auf der Hut. Er versuchte flink und leicht wie früher zu gehen, doch ein zerschmettertes, schief zusammen gewachsenes Bein tat nicht immer seinen Dienst so wie es sollte, egal ob mit oder ohne Schmerzen. Vielleicht hätte er sich vom Apotheker noch ein Fläschchen mit Mohnsaft geben lassen sollen, aber er hatte mit dieser Droge schon seine Erfahrung gemacht und er war zu schlau um noch einmal diesen leichten Weg zu gehen. Wieder einmal wünschte er sich tief in seinem Herzen, dass sein Leid ein Ende haben möge. Aufrecht, doch immer leicht humpelnd setzte er einen Fuß vor den andern und spähte um die letzte Hausecke.

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